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Cichy 2008 - „Römerlager“ von Kneblinghausen - Horn_Theiss

Arch_Westfalen_Inhalt_korr 174 13.05.2008 19:11 Uhr Seite 174 Rüthen-Kallenhardt einige Einbauten in der Höhle. Später teils in Höhlensinter eingebackene Menschenreste könnten auf rituelle Handlungen hinweisen. Zudem diente die Höhle im 17. Jahrhundert als Münzfälscherwerkstatt. (Michael Baales/Barbara Rüschoff-Thale) Literatur: Baales 1996, 2006. Rüthen-Kneblinghausen, Kr. Soest Anfahrt: Das Römerlager Kneblinghausen liegt ca. 5 km östlich vom Ortskern Rüthen bzw. 1 km südlich vom Ortskern Kneblinghausen. Anfahrt von Rüthen über die B 516 in östlicher Richtung bis zum Abzweig Richtung Kneblinghausen (links). K 45 bis zum Parkplatz rechts der Straße, Beschilderung „Römerlager“. Auf gegenüberliegender Straßenseite einmündendem Feldweg folgen. Auf dem Gelände erklärende Hinweistafeln. „Römerlager“ von Kneblinghausen Römische Befestigungsanlage mit germanischer Vorgängersiedlung? Das sog. „Römerlager“ von Rüthen-Kneblinghausen gibt bis heute trotz ausgedehnter Ausgrabungen Anlass zu Diskussionen. Es bildet ein eindrucksvolles Bodendenkmal der frühen römischen Kaiserzeit, dessen besonderer Reiz nicht zuletzt darin liegt, dass Zweck, Erbauer und eine genaue Datierung bis heute nicht abschließend ermittelt werden konnten. Das Bodendenkmal befindet sich auf einem Nord–Süd verlaufenden Höhenrücken zwischen den Flüssen Alme und Möhne, der die Verbindung zwischen der Briloner Hochebene und dem nordöstlichen Ende des Haarstranges herstellt. Im Gelände ist heute über weite Strecken eine niedrige, wallartige Erhebung sichtbar, die eine ungefähr rechteckige Fläche von ca. 10 ha einschließt. Anscheinend wurde die Anlage später auf ca. 7,5 ha verkleinert. Beim Wall handelt es sich nach dem Grabungsbefund um die Reste einer Holz-Erde-Mauer, einer aus Bohlen gezimmerten Kastenkonstruktion, die mit Schutt oder Erde aufgefüllt wurde. Ihr war ein Spitzgraben von ca. 2,3 m Breite und 1,1 m Tiefe vorgelagert. Pfostengewirr an den Toranlagen Bei den seit 1902 an mehreren Stellen durchgeführten Ausgrabungen lag ein Schwerpunkt auf der Untersuchung des Walles und besonders der Toranlagen. Der Grabungsbefund der Tore ist nur schwer zu verstehen, da an allen Toren ein kompliziertes Gewirr von Pfostenspuren vorliegt, die vermutlich mehrere, derzeit kaum unterscheidbare Bauphasen repräsentieren. Bei aller gebotenen Vorsicht lässt sich jedoch feststellen, dass der jeweils links von der Tordurchfahrt gelegene Wallteil Arch_Westfalen_Inhalt_korr 13.05.2008 19:11 Uhr Seite 175 Rüthen-Kneblinghausen 175 Gesamtplan der Befestigungsanlage des Römerlagers Kneblinghausen mit Angabe der archäologisch untersuchten Bereiche und Detailansicht des Grabungsbefundes am westlichen Tor. etwa halbkreisförmig nach innen einschwenkte und dass dem am Tor unterbrochenen Hauptgraben ein kurzes Grabenstück als zusätzliches Hindernis vorgelagert war. Dadurch entstand ein verteidigungsfähiger Torhof, der einem bis zum Tor vorgedrungenen Gegner den direkten Durchgang verwehrte und eine Bekämpfung der Eindringlinge ermöglichte. Offene Fragen Die Tore werden entsprechend der Terminologie der antiken Militärschriftsteller als clavicula-Tore mit titulus bezeichnet. Jedoch beziehen sich diese Begriffe auf Toranlagen von Feldlagern, die sich in der Regel deutlich von den Toren in Kneblinghausen unterscheiden. Diese Frage ist deshalb von Bedeutung, weil die Bauweise der Tore entscheidend für die Diskussion des Alters der Anlage und ihrer keineswegs endgültig gesicherten An- sprache als römische Befestigungsanlage ist. Römische Kleinfunde fehlen bisher fast völlig. Als gesichert kann daher wohl lediglich eine Datierung der Anlage in das erste nachchristliche Jahrhundert gelten. Während die ältere Forschung einen Zusammenhang mit kurzfristigen Militäraktionen vor allem von 78/83–85 n. Chr. Einer der wenigen römischen Funde aus der Befestigungsanlage ist ein Querdechsel mit Hammerkopf, der in der Südwestecke etwa 0,25 m unter dem Lagerwall gefunden wurde. Arch_Westfalen_Inhalt_korr 176 13.05.2008 19:11 Uhr Seite 176 Rüthen-Kneblinghausen annahm, scheint in letzter Zeit auch eine frühere Datierung in die Zeit der dauerhaften Besetzungsversuche unter Augustus bis 14 n. Chr. möglich. Auch die Frage nach dem Zweck der Befestigung, die einen wichtigen Verkehrsweg vom Rhein in das Innere Germaniens beherrschte, lässt sich erst beantworten, wenn eine zuverlässige zeitliche Einordnung gelungen ist. In der Nähe befindet sich die Briloner Hochfläche mit ihren Metallvorkommen (vor allem Blei), mit denen die Anlage ebenfalls in Zusammenhang stehen könnte. Germanen vor den Römern fanden sich Spuren einer älteren, offenen germanischen Ansiedlung mit Pfostenhäusern, Öfen, Grubenhäusern, Gruben und Brunnen. Aus dieser Zeit stammen zahlreiche Funde wie Keramik, Glasarmringbruchstücke, Spinnwirtel, Schleifsteine und Schlacken. Sog. elbgermanische Keramikformen datieren die Siedlung in die Zeit um Christi Geburt. Dadurch ist zumindest ein ungefährer Zeitpunkt gegeben, nach dem die Holz-Erde-Mauer errichtet worden sein muss. Fraglich bleibt, wie lange der Platz zwischen der Aufgabe der offenen Siedlung und dem Bau der Befestigungsanlage unbesiedelt gewesen ist. (Eva Cichy) Bislang ließ sich keine mit der Holz-Erde-Mauer gleichzeitige Bebauung innerhalb des Walles nachweisen. Stattdessen Müller 1995. Literatur: Eggenstein 2003, Kühlborn 1987, Sassenberg, Kr. Warendorf Anfahrt: Von Warendorf auf der B 475 Richtung Osnabrück. Nach 3 km rechts in die B 513 Richtung Gütersloh, dann die erste links nach Sassenberg. Nach ca. 800 m im Ortskern hinter der Kirche in die Schlossstraße. Nach 100 m das Schloss, das heute gewerblich genutzt wird (keine Innenbesichtigung). Zum Schlosspark zurück zur Hauptstraße, nach links abbiegen und nach 100 m links in die Brookstraße. Hier parken. Vor der Schule rechts, nach weiteren 100 m beginnt der Park. Schloss und Schlosspark Turmhügelburg unter barocker Pracht Die Bischofschroniken von Münster berichten, dass der Bischof Everhard von Diest Ende des 14. Jahrhunderts die Burg Sassenberg als Landesburg an der Ost- grenze seines Territoriums errichten ließ. Von der ehemals mächtigen Turmhügelburg ist heute nur noch ein kleiner Grabenrest hinter einem Fabrikgebäude zu sehen. Ein Plan des 17. Jahrhunderts zeigt aber noch, wie die Burg ursprünglich ausgesehen haben mag: Der Turmhügel war von einer doppelten Gräfte umgeben, die von der Hessel gespeist wurde. Die