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Fachkräftemangel

2020, CHEMKON

Liebe Leserinnen undLeser,der Fachkräftemangelist immer noch in allerM unde,b esonders im MINT-Bereich-u nd damitauchinder Chemie-f ehltesanJ ugendlichen, diesich fürt echnisch-naturwissenschaftlicheB erufei nteressieren. Davons indn icht nurd ie Studiengängea nU niversitätenu nd Fachhochschulen betroffen, sondernauchdie klassischenA usbildungsberufe.O bwohld ie Berufs-u nd Verdienstaussichten in diesen Bereichene xzellent sind,g elingt es offenbar nicht, einena usreichendenA nteild er Schülerinnen undS chülerf ür MINT-Berufezubegeistern. Das Problemi st seit Jahren auch aufh çchsterp olitischer Ebenea ngekommen, nebenv erschiedenenS tiftungenu nd Sonderprogrammen einzelnerB undesländer widmet sich nun auch eine BMBF-Fçrderlinie demMINT-Bereich. Unterstützt werden vondiesenInitiativen hauptsächlich hunderte vonoftmals ausgezeichnetenE inzelmaßnahmen (odera uchd eren Koordination undV ernetzung),d ie vielerorts mitv ielp riva-temE ngagementb etrieben werden.S chülerlabore, MINT-Ta ge,E xperimentierorte oder "Taged er offenenT ür" sind nureinigeBeispiele ausdieservielfältigen Projektlandschaft.

CHEMKON EDITORIAL DOI: 10.1002/ckon.201900079 Fachkr-ftemangel Richard Gçttlich ist Professor an der Justus-Liebig-Universit-t Gießen und Vorsitzender des Fachgruppenvorstands Chemieunterricht der GDCh ab 2019. Richard Gçttlich*[a] Liebe Leserinnen und Leser, der Fachkr-ftemangel ist immer noch in aller Munde, besonders im MINT-Bereich – und damit auch in der Chemie – fehlt es an Jugendlichen, die sich fgr technisch-naturwissenschaftliche Berufe interessieren. Davon sind nicht nur die Studieng-nge an Universit-ten und Fachhochschulen betroffen, sondern auch die klassischen Ausbildungsberufe. Obwohl die Berufs- und Verdienstaussichten in diesen Bereichen exzellent sind, gelingt es offenbar nicht, einen ausreichenden Anteil der Schglerinnen und Schgler fgr MINT-Berufe zu begeistern. Das Problem ist seit Jahren auch auf hçchster politischer Ebene angekommen, neben verschiedenen Stiftungen und Sonderprogrammen einzelner Bundesl-nder widmet sich nun auch eine BMBF-Fçrderlinie dem MINT-Bereich. Unterstgtzt werden von diesen Initiativen haupts-chlich hunderte von oftmals ausgezeichneten Einzelmaßnahmen (oder auch deren Koordination und Vernetzung), die vielerorts mit viel privatem Engagement betrieben werden. Schglerlabore, MINTTage, Experimentierorte oder „Tage der offenen Tgr“ sind nur einige Beispiele aus dieser vielf-ltigen Projektlandschaft. Leider greifen derartige Angebote zu kurz. Es ist lange be- kannt, dass der Besuch außerschulischer Lernorte kurzfristig Interesse weckt und Schglerinnen und Schgler sogar fgr ein Fach begeistern kann, mittelfristig aber derartige singul-ren Ereignisse kaum einen messbaren Einfluss auf die Berufswahl haben. Bençtigt wird viel mehr eine kontinuierliche Maßnahme gber Monate und Jahre. Das kann allerdings nur die Schule leisten, und so sind wir bei den Schulen und den Lehrkr-ften angekommen, die wieder einmal „die Kohlen aus dem Feuer holen“ sollen. Leider war das in letzter Zeit schon so oft die Erwartung an Schule, dass sich die Frage stellt, was Schule noch alles leisten kann und soll. N-herliegend w-re eventuell (anstelle zahlreicher Einzelmaßnahmen) einfach eine Stunde MINT-Unterricht mehr pro Schuljahr? Leider kçnnen wir von einer solchen einfachen Lçsung nur tr-umen, zumal es ja auch an qualifizierten Lehrkr-ften im MINT-Bereich mangelt. Bei der Frage des MINT-Unterrichts, und insbesondere bei haben die Lehre in den MINT-F-chern in den Blickpunkt der :ffentlichkeit und damit auch vieler Schulleitungen gergckt und auch fgr den Chemieunterricht gibt es Unterstgtzungsmçglichkeiten von verschiedenen Fçrderorganisationen. Innerhalb der GDCh gibt es diverse Angebote fgr Schulen, in unserer Fachgruppe werden diese insbesondere von den Arbeitsgruppen „Lehrpl-ne und Bildungsstandards“, „Experimentalunterricht“ und seit kurzem auch „Digitalisierung im Chemieunterricht“ erarbeitet. Besonders muss hier jedoch der Fonds der Chemischen Industrie als Fçrderorganisation genannt werden, der seit langer Zeit Schulen und Lehrkr-fte nicht nur mit aktuellen Unterrichtsmaterialien unterstgtzt, sondern auf Antrag auch finanzielle Mittel, insbesondere fgr den Experimentalunterricht, zur Verfggung stellt. Dies ist auch dringend nçtig, denn insbesondere durch Expe- rimente kçnnen Schglerinnen und Schgler von Chemie begeistert werden und zugleich sind Experimente, also die Umwandlung von Stoffen, auch der „Kern der Chemie“. Es ist daher von grçßter Bedeutung, dass im Chemieunterricht weiter experimentiert wird, auch wenn es den Anschein hat, als wgrde das der einzelnen Lehrkraft immer schwerer gemacht. Hiermit meine ich Betriebsanweisungen, Unterweisungen, Gef-hrdungsbeurteilungen und Ersatzstoffprgfungen, um nur einige der Dinge zu nennen, mit denen Chemielehrerinnen und -lehrer in letzter Zeit zu k-mpfen hatten. Diese Bestimmungen machen es zun-chst einmal schwieriger, zu experimentieren, aber lassen Sie sich dadurch nicht vom Experimentieren abhalten. Viele Dinge mgssen Sie (an einer Schule oder im Verbund mit anderen Schulen) nur einmal machen. Zugleich sichert Sie dies auch ab, falls es zu Unf-llen kommen sollte bzw. Unf-lle werden verhindert. Abschließend bleibt mir daher nur an alle Lehrerinnen und Lehrer zu appellieren, weiter interessanten und aktuellen experimentellen Chemieunterricht zu machen, dann haben Sie nicht nur begeisterte und interessierte Schglerinnen und Schgler, sondern leisten auch einen (den wesentlichen) Beitrag zur Behebung des Fachkr-ftemangels. der Frage des Chemieunterrichts, gibt es allerdings positive Entwicklungen und Maßnahmen. Programme wie „MINT ec“ [a] R. Gçttlich Justus-Liebig-Universit-t Gießen Fachbereich Biologie und Chemie Heinrich-Buff-Ring 17 35392 Gießen * E-Mail: [email protected] CHEMKON 2020, 27, Nr. 1, 5 T 2020 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 5