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Einführung in die psychoanalytische Literaturwissenschaft

1991, J.B. Metzler eBooks

Dieses Werk einschliemich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. J ede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des U rheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimrnung des Verlages unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fUr Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Sammlung Metzler Band 259 Walter Schonau Einfiihrung in die psychoanalytische Literaturwissenschaft J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung Stuttgart CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Schonau, Walter: EinfUhrung in die psychoanalytische Literaturwissenschaft / Walter Schonau-Stuttgart: Metzler, 1991 (Sammlung Metzler; Bd. 259) ISBN 978-3-476-10259-1 NE:GT SM259 ISBN 978-3-476-10259-1 ISBN 978-3-476-02810-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-02810-5 ISSN 0558-3667 Dieses Werk einschliemich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des U rheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimrnung des Verlages unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fUr Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 1991 Springer-Verlag GmbH Deutschland Urspriinglich erschienen bei J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 1991 Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VIII I. Systematischer Teil 1. Konzepte des literarischen Schaffensprozesses . Zur psychoanalytischen Kreativitatstheorie. Vorbedingungen der Kreativitat. . . . Motivationen des kreativen Prozesses . Kreativitat und PrimarprozeB . Phasen des kreativen Prozesses . . . . Phantasien . . . . . . . . . . . . . . . Zur Psychoanalyse der literarischen Fortn. SchluBbemerkungen . Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 6 12 15 18 20 24 28 29 2. Ansatze einer psychoanalytischen Rezeptionstheorie 37 Zum Verhaltnis von Rezeption und Interpretation . . . . .. Skizzen des psychoanalytischen Wirkungsmodells. . . . .. Die unbewuBte Kommunikation: Heines Loreley als Beispiel N ortnan Hollands Rezeptionstheorie . Das Modell des Witzes. . . . . . . . . . Rezeption als Gegeniibertragung . . . . Identifikation, Projektion, Introjektion . Die milde N arkose des Lesens. . . . . . Gattungsspezifische Rezeptionsweisen . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 41 43 45 49 52 56 62 65 73 3. Zur Theorie der psychoanalytischen Interpretation literarischer Werke. . . . 81 Einleitende Bemerkungen . Deutungsaspekte. . . . Die Traum -Analogie. . Symbol und Metapher . 81 82 85 89 v Deutungsarten. . . . . . . . . . . . Deutungsverfahren . . . . . . . . . Zur autororientierten Interpretation Zur werkorientierten Interpretation. Zur leserorientierten Interpretation. Zum Problem der Figurenanalyse. . Oberpriifungsprobleme . . . . . . . Zur Praxis des Deutens: Didaktische Aspekte. Zur Interpretation der Interpretation oder: Deutung als Abwehr? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Kritik der psychoanalytischen Literaturinterpretation . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 92 94 100 101 102 105 108 11 0 111 113 II. Historischer Teil 1. Zur Geschichte cler psychoanalytischen Literaturwissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 2. Zur Geschichte cler cleutschen psychoanalytischen Literaturwissenschaft . Die Periode 1900-1933 . Die Peri ode 1945 bis heute . Literatur zur Geschichte der deutschen psychoanalytischen Literaturwissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . Wichtige Werke der deutschen Literaturpsychologie. . . . . . 128 128 132 135 136 3. Zur Geschichte cler franzosischen psychoanalytischen Literaturwissenschaft . 141 Historischer Oberblick . Bachelards materielle Psychoanalyse Maurons Psychokritik. . . . . . . . Starobinskis kulturhistorische Studien Marthe Roberts Romanstudien . . . . Jacques Lacans strukturalistische Psychoanalyse . Zur Schizoanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . Zurfeministischen Literaturtheorie. . . . . . . . Julia Kristeva: Das Semiotische und das Symbolische . Literatur zur Geschichte der franzosischen psychoanalytischen Literaturwissenschaft. . . . . . . . . . . . . . . . Wichtige Werke der franzosischen Literaturpsychologie . VI 141 145 148 150 152 154 164 165 167 170 171 4. Zur Geschichte der amerikanischen und englischen psychoanalytischen Literaturwissenschaft. . . . . . Zur Rezeptionsgeschichte der Psychoanalyse in den USA Zur Geschichte der Anwendung der Psychoanalyse auf die Literatur in den USA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einige fuhrende amerikanische Literaturkritiker und Theoretiker . . . Edmund Wilson. . Kenneth Burke . . Frederick Hoffman Lionel Trilling. Harold Bloom. Ernst Kris . . . Simon Lesser . N onnan Holland Frederick Crews. >Myth criticism<: die mythisch-archetypische BetrachtungsweIse . . . . . . . . . . . . . . Einige fuhrende >Myth critics< . Philip Wheelwright NorthropFrye . . . . . . . . Leslie Fiedler . . . . . . . . . Zur englischen psychoanalytischen Literaturwissenschaft Einige fuhrende englische Literaturpsychologen und Kritiker Maud Bodkin . . . . . Herbert Read . . . . . Christopher Caudwell . Frank Lucas. . . . Anton Ehrenzweig. . . Elizabeth Wright . . . Literatur zur Geschichte der amerikanischen und englischen psychoanalytischen Literaturwissenschaft . . . . . . . . . . . Wichtige Werke der amerikanischen und englischen Literaturpsychologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 175 179 185 185 186 187 188 189 190 190 192 193 194 198 198 199 200 201 204 204 204 205 205 206 206 207 212 Namen-undSachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 VII Vorwort An wissenschaftlichen Publikationen zum Thema »Literatur und Psychologie« ist heute kein Mangel. Die Bibliographie von Joachim Pfeiffer (1989), welche sich auf den Zeitraum 1945-1987 beschrankt, verzeichnet 2 411 Titel, davon 1 292 zu einzelnen Autoren. Seit der Mitte der siebziger Jahre hat sich die Psychoanalytische Literaturwissenschaft als interdisziplinarer Forschungszweig einen eigenen Platz in Deutschland erobert und ist das Schrifttum allmahlich ins Uniiberschaubare angewachsen. Urn so groBer ist das Bediirfnis nach einer Hilfe bei der Orientierung, nach einem Dberblick iiber die Probleme der Forschung und nach einer knappen Darstellung des Forschungsstands, urn den Leser zur eigenen Arbeit hinzufiihren. Der Zielsetzung der >Sammlung Metzler, gemaB unterscheidet sich dieses Bandchen von anderen Einfiihrungen durch seine Aufteilung der Materie in einen systematischen und einen historischen Teil. Der systematische Teil behandelt psychoanalytische Thesen und Losungen zu den Grundfragen der Literaturwissenschaft, den Fragen nach der Entstehung, der Wirkung, der Aufnahme und der Deutung von Dichtung. Der historische Teil bietet Materialien und erste Ansatze zu einer Geschichte der Disziplin, wie sie sich unter sehr verschiedenartigen Bedingungen im deutschen, franzosischen und angloamerikanischen Kulturgebiet entwickelte. Trotz vielfaltiger Kontakte und Einfliisse zwischen ihnen schien mir doch diese Einteilung nach Kulturbereichen geboten: Allzu verschieden sind in diesen Landern die Wege der Psychoanalyse und die der Literaturwissenschaft, an deren Kreuzungen sich die Psychoanalytische Literaturwissenschaft etablierte. So wiinschenswert dieser zweifache Ansatz also erschien, urn die MiBverstandnisse zu beseitigen, psychoanalytische Literaturbetrachtung beschranke sich auf Interpretation und habe sich seit Freud nicht wesentlich weiterentwickelt, so ergaben sich bei der Frage der Einteilung der Themen doch einige schwierige Entscheidungen. Angesichts der Tatsache, daB die sich u. a. von C. G. Jung herleitende mythisch-archetypische Literaturbetrachtung in den USA eine eigene, allgemein anerkannte Schule der Literaturinterpretation darstellt, wahrend sie im Deutschland der Nachkriegszeit eine verhaItnismaBig untergeordnete Rolle in den literaturwissenschaftliVIII chen Debatten spielt, habe ich mich entschieden, diese Richtung (wie auch in vergleichbaren Darstellungen iiblich) im Kapitel iiber die amerikanische Literaturpsychologie zu behandeln. Bei der Darstellung der neueren franzosischen Literaturpsychoanalyse unter dem EinfluB von Jacques Lacan habe ich mich entschieden, teils urn den systematischen Teil nicht zu iiberlasten, teils wegen der spezifisch franzosischen Voraussetzungen der strukturalistischen und poststrukturalistischen Psychoanalyse, dieses Kapitel in den Rahmen der Darstellung der Geschichte der franzosischen Literaturpsychologie zu stellen, natiirlich ohne es damit als der Vergangenheit angehorig einzustufen und ohne die Bedeutung Lacans auch fiir die deutsche literaturpsychologische Diskussion schmaIern zu wollen. Ein anderer Unterschied zu ahnlichen Einfiihrungen liegt in meinem Bestreben, nach Moglichkeit der Breite des Spektrums der heutigen Psychoanalytischen Literaturwissenschaft gerecht zu werden und daher zumindest durch zahlreiche Literaturhinweise einen Eindruck von ihrem Reichtum sowie von ihren Grenzverschiebungen zu vermitteln. Das ganze literaturpsychologische Spektrum, das bekanntlich noch andere, mehr oder weniger eigenstandige und produktive Forschungsrichtungen enthalt, auf die ich gelegentlich hinweise, laBt sich kaum noch iiberblicken und ist nicht Gegenstand meines Buches. Eine Einfiihrung wie die vorliegende kann nicht auch noch die Aufgabe einer Introduktion in die Psychoanalyse iibernehmen. Trotzdem wird es jedem Leser einleuchten, daB ein gewisses MaB an Vertrautheit mit den Theorien und dem Verfahren der Psychoanalyse eine unerlaBliche Vorbedingung fiir fruchtbares Arbeiten auf diesem Gebiet ist. Wer nicht iiber eigene Erfahrung mit der Analyse verfiigt, wird sich notgedrungen mit Lektiire behelfen miissen. Wer diese Erfahrung wohl besitzt, wird ohne Kenntnis der Theorie seine neuen Einsichten in die Dichtung schwerlich anderen vermitteln konnen. Es gibt viele empfehlenswerte Einfiihrungen in die Lehre der Psychoanalyse, wie die von Alexander Mitscherlich (1975) oder von Hans-Martin Lohmann (1986). Freuds eigene Vorlesungen, obwohl in der Theoriebildung natiirlich teils iiberholt, bilden noch immer eine faszinierende Lektiire und einen guten Einstieg in das analytische Denken. Peter Gays Freud. Eine Biographie fur unsere Zeit (1989) diirfte in der Handbibliothek des Literaturpsychologen nicht fehlen. Das Buch ist mehr als eine Lebensbeschreibung, es fiihrt auch auf allgemeinverstandliche Art in die Theorien Freuds und seiner Schiiler ein. Der bibliographische Essay am SchluB vermittelt einen kritischen, iiberaus informativen Uberblick iiber die IX Freud-Literatur. Das Vokabular der Psychoanalyse von Laplanchel Pontalis (1972) ist als Nachschlagewerk unentbehrlich. Ftir Kritik und RatschHige danke ich Pieter Brekhof, Dr. W. L. Ietswaart (Groningen) und meinen Kollegen Prof. Dr. Henk Hillenaar (Groningen) und Prof. Dr. Carl Pietzcker (Freiburg i. Br.). Viele Anregungen verdanke ich meinen Studenten und Kollegen, die meisten aber den Veranstaltern, den Referenten und den Teilnehmern der jahrlichen Freiburger Arbeitstagungen tiber Literatur und Psychoanalyse. Groningen, im Februar 1990 Walter Schonau x