Am Wochenende bastelte ich endlich die Schultüte vom kleinsten Kind fertig.
Eigentlich schwebte mir ja sowas wie eine Anna oder Elsa Schultüte vor, weil das Lieblingskind den Film 'Frozen' so schrecklich gerne mag und seit Karneval immer wieder mit ihrem Elsa Kostüm durch die Bude fegt.
Aber kurz vor ihrem Kindergartenauszug hing dann plötzlich ein Aushang vom Elternbeirat für ein Schultütenbasteln in der Infoecke der Kita und das kleinste Lieblingskind verliebte sich sofort in die Abbildung von der Meerjungfrauen Schultüte.
"Mama, die will ich haben! Die und keine andere!"
Noch nie hatte ich bis dahin eine Schultüte im Kindergarten gebastelt. Die ausgewählten Motive, die jedes Jahr zur Auswahl standen (immer 2 für Jungs und 2 für Mädels), fand ich immer langweilig und außerdem finde ich, dass es nichts Schlimmeres gibt, als wenn am ersten Schultag 20 Kinder mit ein und der selben Schultüte durch die Gegend rennen.
Deswegen bastelte ich für das große und kleinste Kind das was ihnen so vorschwebte und alle waren glücklich damit.
Aber was willste machen, wenn die zwei große goldbaune Augen anblitzen und sagen: "Mama, die und keine andere!"
Ich trug mich also in die Bastelliste ein und freute mich schon auf das gemeinsame Basteln. Nichts selbst besorgen müssen, sondern einfach hinsetzen und basteln. Wär ja beim letzten Kitakind auch mal was Feines.
Und dann kam sie, die Ernüchterung.
Auf dem Beispielbild war eine tolle Schultüte in türkisblau abgebildet, in perfekten Mädchenfarben (ja, ich geb ja zu, ich stehe manchmal total auf diesen Genderscheiß) und was hatte der Elternrat für die Schultüte des kleinsten Kindes besorgt? Einen blauen Schultütenrohling! So´n richtiges jungsblau, da gab es nichs zu beschönigen.
Eine Alternative gab es nicht, außer pink, aber das hätte weder zur Meerjungfrau gepasst, zudem waren die Rohlinge abgezählt und nicht für mich zum basteln bestimmt. Denn nur das kleinste Kind hatte sich aus der gesamten Kita für die Meerjungfrauentüte entschieden, also war die blaue für sie.
Das enttäuschte Gesicht hättet ihr mal sehen müssen.
"Mama, die sieht total anders aus! Und wann bastelst du meine?"
Die nächste Ernüchterung kam dann bei der Papierauswahl.
Das war total labberig und auch die Farben waren so naja.
Ich bastelte tapfer weiter, schnitt mir die Vorlagen aus, griff mir rosanes statt das vorgesehene blaue oder froschgrüne Krepppapier und wanderte 1 1/2 Stunden später ein wenig enttäuscht nach Hause.
Schon beim Ausschneiden in der Kita kamen mir aber schon die ersten Ideen, was ich mit dem Rohling so anstellen könnte, damit er trotzdem noch mädelstauglich und das kleinste Lieblingskind doch noch eine glückliche Meerjungfrauen-Schultüten-Besitzerin wird.
Am Wochenende war es dann soweit und ich verzog mich, während am Sonntag draußen ein Hitzegewitter nach dem anderen über uns hinweg fegte, in den kühlen Keller.
Für den blauen Rohling nähte ich eine Stoffumhüllung aus hellblauen Baumwollstoff mit weißen Pünktchen. Das sah schon mal nach Wasser aus, aber immer noch nicht perfekt.
Pefekt!
Also nähte ich aus ihm eine zweite Stoffhülle und zog sie über den gepunkteten Stoff.
Dann "bearbeitete" ich die schon im Kindergarten ausgeschnittenen und teilweise schon zusammengeklebten Papierzuschnitte.
Ich verstärkte sie von hinten mit festerem Papier, damit sie nicht so schnell kaputtgehen am Tag der Einschulung und benutzte andere Teile nur als Vorlage um sie aus glitzernden Mossgummi neu auszuschneiden.
Die ehemals kackbraunen Papierhaare der Meerjungfrau akzentuierte ich mit ein wenig goldener Stoffmalfarbe, so bekamen sie fast den gleichen Farbton wie die Haare vom kleinsten Lieblingskind.
Die Schwanzflosse erhielt einen Anstrich mit Glitzerfarbe und ein paar Straßsteinchen und den Rand der Flosse hob ich mit ein wenig dunkelblauer Stempelfarbe hervor.
Dann klebte ich alles gut mit Hilfe der Heißklebepistole fest und wählte für den Tütenverschluß neben dem rosa Krepppapier noch ein hellblaues aus.
Das beste, ich brauchte nicht ein einziges Teil zusätzlich besorgen, ich hatte tatsächlich alles zum basteln vorrätig.
Ich denke, der Rettungsversuch ist geglückt und das kleinste Kind ist total happy.
"Mama, die ist ja noch schöner wie auf dem Bild!" ♥
Jetzt muss sie nur noch gefüllt werden.
Die Sachen liegen schon bereit, aber in die Schultüte packen, das mache ich dann erst nach unserem Sommerurlaub.
Denn wer weiß, vielleicht finde ich ja doch noch was, dann müsste ich ja wieder umpacken.
Und das arme Ding hat ja jetzt schon genug Umgestaltung hinter sich, da ist jetzt auch erstmal Pause angesagt.