Hansa-Automobil

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Hansa-Automobil Gesellschaft m.b.H.

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Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1905
Auflösung 1914
Auflösungsgrund Fusion mit der Norddeutschen Automobil- und Motoren AG (NAMAG) zur Hansa-Lloyd-Werke AG
Sitz Varel, Deutschland
Leitung Robert Allmers (Direktor)
Branche Kraftfahrzeughersteller

Die Hansa-Automobil Gesellschaft m.b.H. war ein 1905 in Varel gegründetes deutsches Automobilbauunternehmen. 1914 wurde zu Hansa-Lloyd fusisioniert. Der Markenname Hansa wurde übernommen und bis in die 1960er-Jahre von mehreren Nachfolgeunternehmen als Fahrzeugmarke genutzt. Das Hansa-Werk in Varel wurde 1930 geschlossen.

Das Unternehmen wurde 1905[1] von August Sporkhorst (1871–1939) und Robert Allmers (1872–1951) in Varel gegründet und gemeinschaftlich geführt. Die ersten Voituretten entstanden 1906. Es wurden Einzylindermotoren eingebaut: Zedel/Zürcher[2] und angeblich De Dion-Bouton mit 724 cm³ Hubraum.[1] Es spricht vieles für Zedel/Zürcher-Motoren; Die ersten Hansa-Modelle von 1906 waren Kopien von Autos der Marke Alcyon.[3] Alcyon baute in seine Automobile vor dem Ersten Weltkrieg grundsätzlich Motoren der Firma Zürcher bzw. Zédel ein. Der Automobilbau in Varel wird erst 1906 (und nicht schon 1905) begonnen haben, da Alcyon vor dem Jahr 1906 nur Motorräder baute. Nach Zunahme der Produktion in Varel wurde im Jahre 1909 mit dem Bau des Hansa-Werkes im Bereich der Neumühlenstraße/Hansastraße begonnen. Das Werksgelände wurde zuvor von den 1842 gegründeten Eisenwerken Varel genutzt.

1913 kaufte Hansa das von Westfalia in Bielefeld errichtete Zweigwerk, um dort den neuen Kleinwagen Hansa L 6/18 PS zu bauen (dessen Entwurf ebenfalls von Westfalia stammte).[4])

Hansa fusionierte im Sommer 1914 mit der Norddeutschen Automobil- und Motoren AG (NAMAG) in Bremen-Hastedt zur Hansa-Lloyd-Werke AG, Direktor wurde wiederum Allmers. Die NAMAG hatte seit etwa 1906 Nutzfahrzeuge, darunter auch solche mit Elektroantrieb, konstruiert, Hansa brachte sich als Pkw-Hersteller in die neue Firma ein. Das Werk in Bielefeld wurde 1916 verkauft.[5] Das in Bielefeld entstandene Unternehmen Hansa Präzisionswerke AG fertigte etwa 1922–1928 Motorradmodelle. In der Folgezeit wurden die Pkw von Hansa-Lloyd weiterhin in Varel, die Nutzfahrzeuge in Bremen gebaut, bis das Hansa-Lloyd-Werk in Varel 1930 im Rahmen der Weltwirtschaftskrise schließen musste.

Typenübersicht

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Motorraum Hansa 8/35

Von 1905 bis 1914 baute Hansa folgende Automobiltypen, allesamt Pkw:

Typ von- Zyl. Bohrg. Hub Hubr. Leistg. Bemerkung
bis mm mm cm³ PS
A6 1906–1908 1 96 100 724 6 Motor Zürcher
A9 1906–1908 1 106 120 1059 10
A10 1907–1908 2 85 120 1362 10
A12 1906–1908 4 76 86 1560 12 Motor Fafnir?
B12 1908 4 76 86 1560 12 Motor Fafnir?, Nachf.: A14
A16 1908–1909 4 80 86 1729 16 Nachf.: A16(1909)
B20 1906–1910 4 85 110 2497 18 Nachf.: B22
C30 1908–1910 4 100 125 3927 30 Nachf.: C36
A14 1908–1911 4 76 86 1560 14 Nachf.: A16
A16 1909–1911 4 80 86 1729 16 Nachf.: B18
A18 1908–1911 4 80 104 2091 18 Nachf.: C20
B22 1910–1912 4 85 115 2610 22
C36 1910–1912 4 100 140 4398 36
A16 1911–1912 4 76 86 1560 16 Nachf.: A6/18
B18 1911–1912 4 80 90 1810 18 Nachf.: B7/20
C20 1911–1912 4 80 104 2091 20 Nachf.: C8/24
D30 1911–1912 4 80 130 2614 30 Nachf.: D10/30
A6/18 1912–1914 4 74 90 1548 18
B7/20 1912–1914 4 80 90 1810 20
C8/24 1912–1917 4 80 104 2091 24 Nachf.: F10/30
D10/30 1912 4 80 130 2614 30
G12/36 1912–1914 4 88 130 3163 36
E15/45 1912–1914 4 96 130 3764 45
F10/30 1912–1921 4 88 104 2530 30 Nachf.: HL. F10/32
L6/18 1914–1919 4 70 100 1540 18 Nachf.: HL. L6/20

Die meisten der o. g. Fahrzeuge waren auch mit Lieferwagen-Aufbau lieferbar, die Nutzlast wird bei den 6-Steuer-PS-Wagen mit 500 kg, bei den größeren mit etwa 1000 kg angegeben[6].

Im Jahr 1909 entstand ein leichter Lastwagen für 2 Tonnen Nutzlast nach dem Patent Nr.209254 des Kaiserlichen Patentamtes, ausgegeben am 26. April 1909:[7] Das Fahrzeug bestand aus einem Untergestell und einem Obergestell. Das Untergestell umfasste einen Rahmen mit Vorder- und Hinterachse mit Motor (des Typs Hansa B20) und Fahrersitzen, wobei der hintere Teil des Rahmens und Hinterachse relativ schmal gehalten waren. Der Motor befand sich vorne und trieb die Hinterräder an. Auf dieses Untergestell konnte ein Obergestell, bestehend aus einer Ladefläche mit 1,5 × 3 m aufgeschoben werden; die Last dieses Obergestells wurde von zwei großen Laufrädern getragen, die -ohne durch eine Achse verbunden zu sein- links und rechts der Hinterachse des Untergestells parallel zu den Hinterrädern des Untergestells liefen. Während der Fahrt war das Obergestell auf dem Untergestell so zu arretieren, dass die Radnaben von Obergestell und Hinterachse des Untergestells sich genau in einer Linie befanden, um ein Radieren/Scheuern der Räder des Obergestells bei Kurvenfahrten zu vermeiden. Am Zielort angekommen, konnte das Obergestell vom Untergestell getrennt werden: Das Obergestell konnte abgestellt und ent- bzw. beladen werden, während das Untergestell in Betrieb blieb und ein neues gleichartiges Obergestell holte. Das Patent wurde dem Bauunternehmen Friedrich Lüthke in Bremen erteilt, der damit manchmal (fälschlich) als Erfinder des Sattelzuges bezeichnet wird. Diese interessante Konstruktion, zumindest das Untergestell, blieb aber ein Einzelstück[8]. Ein anderer Autor ordnet dieses Fahrzeug irrtümlich der Firma Lloyd zu und zeigt ein Photo dieser interessanten Konstruktion[9].

Eine genaue Angabe, wie viele Autos welchen Typs gebaut wurden, ist nicht erhalten. Allerdings wurden die Chassisnummern nachweislich ohne Bezug zu den Einzeltypen in der Reihenfolge ihrer Fertigung fortlaufend in die Fahrgestelle eingeprägt. Dies ergibt sich aus der Hansa-Akte der Stadt Varel. Die Zulassungsdaten folgender Fahrzeuge sind überliefert:

Sommer 1906: Typ A9, Fahrgest.Nr.121
6. Okt. 1908: Typ B20, Fahrgest.Nr.301
10. Februar 1910: Typ A14, Fahrgest.Nr.451
31. Dezember 1914: Typ C8/20: Fahrgest.Nr.3500

Demnach wären bis 31. Dezember 1914 insgesamt 3500 Fahrzeuge gebaut worden[10]. Diese Aufstellung lässt allerdings die Tatsache unberücksichtigt, dass viele Hersteller, die ihrem Produkt eine Seriennummer geben, die Produktreihe nicht mit 1, sondern mit 11 oder 101 beginnen lassen, um dem Kunden zu suggerieren, dass er nicht das erste gebaute Produkt gekauft habe (das natürlich erfahrungsgemäß noch mit zahlreichen Kinderkrankheiten behaftet ist). Auch bei Hansa sind Nummern unter 100 nicht nachweisbar, das Auftauchen der Nummer 121 im Sommer 1906 (kurz nach Beginn des Autromobilbaues) lässt die Vermutung zu, dass hier die Fahrgestelle erst ab Nr.101 nummeriert wurden. Dementsprechend würde sich die Stückzahl um 100 verringern.

Borgward-Konzern bis zum Konkurs 1961
Marke / Firma 1900er 1910er 1920er 1930er 1940er 1950er 1960er
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2
Borgward Bremer Kühler­fabrik Borgward & Co Fahrzeug­werke Borgward & Co.
„Goliath“ als Marke
Goliath-Werke
Borgward & Co.
Hansa-Lloyd und
Goliath-Werke
Borg­ward & Tecklen­borg
Hansa-Lloyd-Goliath Werke AG Carl F. W. Borgward Carl F. W. Borgward GmbH Dr. Carl F. W. Borgward Holding
Goliath Goliath-Werk GmbH
„Goliath“ und „Hansa“ als Marken
Dr. Carl F. W. Borgward Holding
Hansa Hansa Automobil Gesellschaft
&
Hansa-Werk
Hansa-Lloyd AG Kooperation in Gemeinschaft Deutscher Automobilfabriken (GDA) Mehr­heitlich an
Borg­ward und Tecklen­borg
NAMAG
&
Lloyd
Nord­deutsche Automobil und Motoren AG (NAMAG),
„Lloyd“ als Marke
Lloyd Maschinen­fabrik GmbH Lloyd Motoren Werke GmbH
NAG A.A.G. Neue Automobil GmbH Nationale Automobil AG Kooperation in Gemeinschaft Deutscher Automobilfabriken (GDA) an Büssing AG
als „Büssing-NAG“
Brennabor Brennabor-Werke
  •  Marke/Firma im Borgward-Konzern
  •  Marke/Firma, die später zum Borgward-Konzern gehörte
  •  Marke/Firma, die später zum Borgward-Konzern gehörte (in GDA-Kooperation)
  •  Unabhängige Firma (in GDA-Kooperation)
  •  Unabhängige Firma
    • Harro Neumann: Norddeutsche Automobilpioniere – Die Geschichte von Hansa und Hansa-Lloyd. Verlag H. M. Hauschild, Bremen 2005, ISBN 3-89757-239-7.
    • Wolfgang H. Gebhardt: Taschenbuch Deutscher LKW.Bau 1896–1918. Stuttgart 1989, ISBN 3-440-05997-9.
    • Wolfgang H. Gebhardt: Deutsche Lieferwagen und Transporter seit 1898. Stuttgart 2021, ISBN 978-3-613-04414-2.
    • Hans Christoph von Seherr-Thoss: Die deutsche Automobilindustrie. Eine Dokumentation von 1886 bis heute. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1974, ISBN 3-421-02284-4
    Commons: Hansa (Automarke) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

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    1. a b Hans Christoph von Seherr-Thoss: Die deutsche Automobilindustrie. Eine Dokumentation von 1886 bis heute. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1974, ISBN 3-421-02284-4, S. 21.
    2. Neumann S. 34, der mit Recht darauf hinweist, dass es von De Dion keinen Einzylinder-Motor mit 724 cm³ gab
    3. Neumann S.26
    4. Neumann S. 169ff
    5. Gebhardt, LKW bis 1918 S.137
    6. Gebhardt, Lieferwagen S.150
    7. Patent DE209254C: Gestellanordnung für Motorfahrzeuge. Veröffentlicht am 2. Mai 1908, Erfinder: Friedrich Lüthke, Bremen.
    8. Neumann S.91–101
    9. Gebhardt, Deutscher LKW-Bau 1896–1918, S. 134
    10. Neumann S. 176

    Koordinaten: 53° 23′ 53,1″ N, 8° 8′ 39,8″ O