Reo Pro

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ReoPro® 2 mg/ml Injektionslösung oder Infusionslösung

2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung


ReoPro 2 mg/ml enthält 10 mg Abciximab in 5 ml Wasser für Injektionszwecke.
Abciximab ist das Fab Fragment eines chimären IgG1 monoklonalen Antikörpers, das in einer rekombinan-
ten Zelllinie mittels kontinuierlicher Perfusion gewonnen wird.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Injektionslösung oder Infusionslösung.
ReoPro ist eine farblose und klare Flüssigkeit.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
ReoPro ist bei Erwachsenen angezeigt zusätzlich zur Anwendung von Heparin und Acetylsalicylsäure:
– Bei perkutaner Koronarintervention
Zur Vermeidung ischämischer kardialer Komplikationen bei Patienten, die sich einer perkutanen Korona-
rintervention unterziehen (Ballondilatation, Atherektomie und Stentimplantation) (siehe Abschnitt 5.1).
– Bei instabiler Angina pectoris.
Zur kurzfristigen (1 Monat) Herabsetzung des Risikos eines Herzinfarktes bei Patienten mit instabiler An-
gina pectoris, die auf umfassende konventionelle Therapie nicht ansprechen und für die eine perkutane
koronare Intervention vorgesehen ist.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Erwachsene:
Die empfohlene Dosis von ReoPro beträgt 0,25 mg/kg Körpergewicht als intravenöse Bolusinjektion mit di-
rekt anschließender kontinuierlicher intravenöser Infusion von 0,125 Mikrogramm/kg Körpergewicht pro Mi-
nute (bis maximal 10 Mikrogramm/min).
Zur Stabilisierung von Patienten mit instabiler Angina pectoris sollte mit der Bolusinjektion und der anschlie-
ßenden Infusion bis zu 24 Stunden vor einem möglichen Eingriff begonnen und 12 Stunden nach dem Ein-
griff beendet werden.
Zur Vermeidung ischämischer kardialer Komplikationen bei Patienten, die sich einer perkutanen Koronarin-
tervention unterziehen und denen noch nicht ReoPro infundiert wird, sollte die Bolusinjektion 10 – 60 Minu-
ten vor dem Eingriff und anschließend eine Infusion über 12 Stunden gegeben werden.
Kinder und Jugendliche:
Die Sicherheit und Wirksamkeit von ReoPro bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist nicht erwie-
sen. Es liegen keine Daten vor.
Art der Anwendung
ReoPro ist zur intravenösen Anwendung bei Erwachsenen bestimmt.
ReoPro sollte nur angewendet werden, wenn die entsprechend spezialisierten medizinischen und Pflegeein-
richtungen vorhanden sind. Darüber hinaus muss die Möglichkeit zur Bestimmung hämatologischer Funkti-
onsparameter und zur Gabe von Blutprodukten bestehen.
Hinweise zur Verdünnung des Arzneimittels vor der Anwendung, siehe Abschnitt 6.6.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile
oder murine monoklonale Antikörper oder Papain. Spuren von Papain können aus dem Produktionsprozess
vorhanden sein.
Da die Hemmung der Thrombozytenaggregation das Risiko von Blutungen erhöht, ist ReoPro in den folgen-
den klinischen Situationen kontraindiziert: Aktive innere Blutungen, zerebrovaskuläre Ereignisse in der
Anamnese innerhalb der letzten 2 Jahre, intrakranielle oder intraspinale Operation oder Trauma innerhalb der
letzten 2 Monate, größere Operationen während der letzten 2 Monate, intrakranielle Tumoren, arteriovenöse
Missbildung oder Aneurysma, bekannte Blutungsneigung oder schwere, nicht ausreichend einstellbare Hyper-
tonie, vorbestehende Thrombozytopenie, Vaskulitis, hypertensive Retinopathie, schwere Leberfunktionsein-
schränkung.
Da nur eine begrenzte Anzahl von Daten zur Verfügung steht, ist die Anwendung von ReoPro bei hämodia-
lysepflichtigen Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.4, Abschnitt zu
Nierenerkrankung).
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Vor der Anwendung von ReoPro sollte für jeden Patienten eine sorgfältige Nutzen/Risiko-Abwägung vorge-
nommen werden. Für Patienten über 65 Jahre mit niedrigem Risiko konnte kein günstiges Nutzen/Risiko-
Verhältnis definiert werden.
Gleichzeitige Gabe von Acetylsalicylsäure und Heparin
ReoPro soll zusätzlich zur Anwendung von Acetylsalicylsäure und Heparin gegeben werden.
Gleichzeitige Gabe von Acetylsalicylsäure
Eine tägliche orale Dosis von ca. 300 mg Acetylsalicylsäure sollte nicht unterschritten werden.
Gleichzeitige Gabe von Heparin zur perkutanen Koronarintervention
Heparin Bolus-Gabe vor der PTCA
Beträgt die aktivierte Blutgerinnungszeit (ACT) des Patienten vor Beginn der PTCA weniger als
200 Sekunden, sollte entsprechend dem folgenden Schema eine initiale Bolus-Gabe Heparin erfolgen, so-
bald der arterielle Zugang liegt:
ACT <150 Sekunden: Gabe von 70 Einheiten Heparin/kg Körpergewicht
ACT 150 – 199 Sekunden: Gabe von 50 Einheiten Heparin/kg Körpergewicht
Die initiale Bolus-Gabe Heparin sollte 7000 Einheiten nicht überschreiten.
Die ACT sollte frühestens 2 Minuten nach der Bolus-Gabe von Heparin überprüft werden. Sollte sie unter
200 Sekunden liegen, erfolgen weitere Heparin-Bolus-Gaben von 20 Einheiten/kg Körpergewicht mit jeweils
anschließender ACT-Bestimmung, bis eine ACT ≥200 Sekunden erreicht ist.
Sollte eine Situation eintreten, in der trotz eines möglicherweise erhöhten Blutungsrisikos die Gabe einer
höheren Heparindosis klinisch notwendig ist, empfiehlt sich folgendes Vorgehen: Die Dosis des Heparinbo-
lus wird unter Berücksichtigung des Körpergewichtes vorsichtig gesteigert. Es ist darauf zu achten, dass die
ACT 300 Sekunden nicht überschreitet.
Heparin Bolus-Gabe während der PTCA
Während der PTCA sollte die ACT alle 30 Minuten kontrolliert werden. Liegt sie unter 200 Sekunden, erfol-
gen weitere Bolus-Gaben von 20 Einheiten Heparin/kg Körpergewicht mit konsekutiver ACT-Überprüfung,
bis eine ACT von ≥200 Sekunden erreicht ist. Die ACT sollte vor und mindestens 2 Minuten nach jeder Bo-
lus-Gabe Heparin bestimmt werden.
Alternativ zu dem oben beschriebenen Vorgehen kann, nachdem durch die initialen Heparin-Bolus-Gaben
eine ACT von ≥200 Sekunden erreicht wurde, eine kontinuierliche Heparin-Infusion von 7 Einheiten Hepa-
rin/kg Körpergewicht/ Stunde für die Dauer des PTCA-Eingriffs erfolgen.
Heparin-Infusion nach der PTCA
Nach der PTCA wird das sofortige Absetzen von Heparin und das Entfernen der arteriellen Schleuse inner-
halb von 6 Stunden dringend empfohlen. Wird bei einzelnen Patienten eine verlängerte Heparin-Therapie
nach der PTCA oder eine spätere Schleusenentfernung aus klinischen Gründen für erforderlich gehalten,
wird für die weitere Heparingabe eine Infusion von initial 7 Einheiten/kg Körpergewicht/Stunde empfohlen
(siehe Abschnitt zu Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung von Blutungen – Femoraler arterieller Zugang). In
jedem Fall sollte Heparin mindestens 2 Stunden vor der Schleusenentfernung abgesetzt werden.
Gleichzeitige Gabe von Heparin zur Stabilisierung von instabiler Angina pectoris
Die Antikoagulation sollte mit Heparin begonnen werden, um eine aktivierte partielle Thromboplastinzeit
(aPTT) von 60 – 85 Sekunden zu erreichen. Die Heparingabe sollte während der Infusion von ReoPro auf-
rechterhalten werden. Die Handhabung der Heparinbehandlung nach einer PTCA ist im Abschnitt über die
gleichzeitige Gabe von Heparin zur perkutanen Koronarintervention dargestellt.
Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung von Blutungen:
Die Anwendung von ReoPro kann zu vermehrten Blutungen führen, selten zu Blutungen mit tödlichem Aus-
gang.
Potentielle Blutungsstellen
Besondere Aufmerksamkeit sollte allen potentiellen Blutungsquellen gewidmet werden, einschließlich arteri-
eller und venöser Punktionsstellen, Stellen, an denen Katheter eingeführt wurden, Inzisionsstellen und Ein-
stichstellen.
Femoraler arterieller Zugang
Die Anwendung von ReoPro ist mit einem Anstieg der Blutungsrate speziell an der arteriellen Einstichstelle
für die Platzierung der Einführschleuse für den Katheter verbunden. Die folgenden Empfehlungen gelten
speziell für die Versorgung der Eintrittsstelle.
• Platzierung der Einführschleuse für den Katheter in der Femoralarterie
– Wenn möglich, führen Sie die Einführschleuse für den Katheter nur in die Femoralarterie ein (vermei-
den Sie eine Einführung in die Femoralvene).
– Punktieren Sie nur die Vorderseite der Femoralarterie beim Einführen.
– Von einem Durchstechen des Blutgefäßes zur Identifizierung der Gefäßsituation wird dringend abge-
raten.
• Wenn die Einführschleuse für den Katheter in der Femoralarterie platziert ist.
– Überprüfen Sie die Einstichstelle und die distal gelegenen Pulse des betroffenen Beines in der ersten
Stunde alle 15 Minuten, dann stündlich in den nächsten 6 Stunden.
– Es ist eine strenge Bettruhe einzuhalten, die Kopfneigung des Bettes soll ≤30° betragen.
– Das betroffene Bein muss in gestreckter Position mittels leichter Fixierung ruhiggestellt werden.
– Rücken- oder Leistenschmerzen sollten, wenn notwendig, medikamentös therapiert werden.
– Klären Sie den Patienten über die notwendigen Verhaltensmaßnahmen nach der PTCA auf.
• Entfernung der Einführschleuse für den Katheter aus der Femoralarterie
– Die Heparingabe sollte mindestens 2 Stunden vor der Entfernung der Einführschleuse beendet wer-
den.
– Kontrollieren Sie die aPTT oder ACT vor der Entfernung der Einführschleuse: Entfernen Sie diese
nicht, sofern nicht die aPTT ≤50 Sekunden oder die ACT ≤175 Sekunden beträgt.
– Üben Sie mindestens 30 Minuten lang nach Entfernung der Einführschleuse einen Kompressions-
druck auf die Einstichstelle aus, entweder manuell oder mittels einer mechanischen Kompressionshil-
fe.
– Legen Sie einen Druckverband an, nachdem die Blutung gestillt ist.
• Nach Entfernung der Einführschleuse für den Katheter aus der Femoralarterie
– Kontrollieren Sie die Leistengegend auf Blutungen/Hämatome und distale Pulse alle 15 Minuten in der
ersten Stunde oder bis zur Stabilisierung, dann stündlich bis 6 Stunden nach der Entfernung der Ein-
führschleuse.
– Die strenge Bettruhe mit einer Kopfneigung von ≤30° und einer Fixierung des betroffenen Beines in
gestreckter Position muss nach Entfernung der Einführschleuse aus der Femoralarterie für weitere 6
bis 8 Stunden aufrechterhalten werden bzw. für 6 – 8 Stunden nach Beendigung der Gabe von Reo-
Pro oder 4 Stunden nach Beendigung der Gabe von Heparin (je nachdem, welcher Zeitraum länger
dauert).
– Entfernen Sie den Druckverband vor dem Aufstehen.
– Befindlichkeitsstörungen sollten medikamentös therapiert werden.
• Behandlung von Blutungen aus der Einstichstelle und entstehenden Hämatomen
Im Falle von Blutungen in der Leistengegend (mit oder ohne Hämatombildung) wird das folgende Vorgehen
empfohlen:
– Senken Sie die Kopfneigung des Bettes auf 0°.
– Üben Sie manuellen oder mechanischen Druck aus bis die Blutung sistiert.
– Die Größe eines jeden Hämatoms sollte bestimmt und eine mögliche weitere Ausdehnung sollte über-
wacht werden.
– Falls notwendig, wechseln Sie den Druckverband.
– Wird Heparin gegeben, bestimmen Sie die aPTT und passen Sie die Heparindosis entsprechend an.
– Erhalten Sie nach Entfernen der Einführschleuse einen intravenösen Zugang aufrecht.
Sollte die Blutung in der Leistengegend anhalten oder sich das Hämatom während der Infusion von ReoPro
trotz der genannten Maßnahmen vergrößern, ist die Infusion sofort zu beenden und die Einführschleuse aus
der Femoralarterie wie oben beschrieben zu entfernen. Nach der Entfernung der Einführschleuse sollte ein
intravenöser Zugang aufrechterhalten werden, bis die Blutung unter Kontrolle ist (siehe Abschnitt über die
Transfusion zur Wiederherstellung der Thrombozytenfunktion).
Retroperitoneale Blutungen
In Zusammenhang mit der femoralen vaskulären Punktion erhöht ReoPro die Gefahr retroperitonealer Blu-
tungen. Die Verwendung venöser Katheter sollte soweit wie möglich reduziert und lediglich die Vorderseite
der Arterie oder Vene sollte bei der Einführung der Einführschleuse punktiert werden (siehe Abschnitt zu
Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung von Blutungen, „Femoraler arterieller Zugang“).
Lungenblutungen (meistens alveoläre)
ReoPro stand selten im Zusammenhang mit Lungenblutungen (meistens alveolären). Diese machen sich im
Zusammenhang mit der Gabe von ReoPro durch folgende Befunde bemerkbar, die einzeln oder in Kombina-
tion auftreten können: Hypoxämie, Lungeninfiltrate nach Röntgenaufnahme des Brustkorbes, Hämoptyse
oder ungeklärter Hämoglobinabfall. Wenn dies zutrifft, muss die Verabreichung von ReoPro und allen ande-
ren Antikoagulantien und Thrombozytenaggregationshemmern sofort abgebrochen werden.
Prophylaxe von Gastrointestinalblutungen
Zur Vermeidung spontaner Gastrointestinalblutungen wird die prophylaktische Gabe eines H2-Histamin- Re-
zeptor-Antagonisten oder flüssiger Antazida empfohlen. Antiemetika sollten nach Bedarf angewendet wer-
den, um Erbrechen zu verhindern.
Allgemeine Behandlungshinweise
Unnötige arterielle und venöse Punktionen, intramuskuläre Injektionen, Routinegebrauch von Urinkathetern,
nasotracheale Intubation, pernasale Magensonden und automatische Blutdruckmanschetten sollten vermie-
den werden. Für einen intravenösen Zugang sollten keine nicht-komprimierbaren Venen (z.B. Subklavia-
oder Jugularvene) gewählt werden. Zur Blutentnahme sollten mit Kochsalzlösung oder Heparin offen gehal-
tene Zugänge verwendet werden. Die vaskulären Punktionsstellen sollen dokumentiert und beobachtet wer-
den. Das Abnehmen der Verbände sollte vorsichtig geschehen.
Überwachung des Patienten
Vor der Gabe von ReoPro sollten die Thrombozytenzahl, die aktivierte Blutgerinnungszeit (ACT), Prothrom-
binzeit (PT) und die aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT) bestimmt werden, um vorbestehende Stö-
rungen der Blutgerinnung zu identifizieren. Zusätzlich sollte 2 – 4 Stunden nach erfolgter Bolusinjektion und
nach 24 Stunden die Thrombozytenzahl bestimmt werden. Hämoglobin und Hämatokritbestimmungen soll-
ten vor der Gabe von ReoPro sowie 12 Stunden und 24 Stunden nach der Bolusinjektion von ReoPro erfol-
gen. Ein 12-Kanal-Elektrokardiogramm (EKG) sollte vor der Bolusinjektion von ReoPro, nach Verlegung des
Patienten aus dem Katheterlabor auf die Station sowie 24 Stunden nach der Bolusinjektion von ReoPro an-
gefertigt werden. Nach der Bolusinjektion von ReoPro sollten die Vitalzeichen (einschließlich Blutdruck und
Puls) in den ersten 4 Stunden stündlich sowie nach 6, 12, 18 und 24 Stunden kontrolliert werden.
Thrombozytopenie:
Thrombozytopenie, einschließlich schwerer Thrombozytopenie, wurde nach Anwendung von ReoPro beo-
bachtet (siehe Abschnitt 4.8). In klinischen Studien traten die meisten Fälle von schwerer Thrombozytopenie
(<50.000 Zellen/µl) innerhalb der ersten 24 Stunden nach Anwendung von ReoPro auf.
Um die mögliche Diagnose einer Thrombozytopenie zu stellen, sollte die Thrombozytenzahl vor der Behand-
lung, 2 bis 4 Stunden nach der Bolusinjektion von ReoPro sowie nach 24 Stunden bestimmt werden. Falls
ein akuter Abfall der Thrombozytenzahl festgestellt wird, ist die Bestimmung zu wiederholen. Das Blut für die
Bestimmung sollte in drei separate Röhrchen mit jeweils Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA), Citrat oder
Heparin gegeben werden, um eine aufgrund einer in vitro Antikoagulation ausgelösten Pseudothrombozyto-
penie auszuschließen. Sollte die Diagnose einer Thrombozytopenie verifiziert werden, ist die Behandlung mit
ReoPro sofort zu beenden und der Patient angemessen zu überwachen bzw. zu behandeln. Bis zu ihrer
Normalisierung sollte die Thrombozytenzahl täglich bestimmt werden. Fällt die Thrombozytenzahl unter
60.000 Zellen/Mikroliter, sind Heparin und Acetylsalicylsäure abzusetzen. Bei Thrombozytenzahl unter
50.000 Zellen/Mikroliter muss eine Thrombozytentransfusion in Betracht gezogen werden, besonders dann,
wenn der Patient blutet und/oder invasive Eingriffe gerade erfolgen oder geplant sind. Fällt die Thrombozy-
tenzahl unter 20.000 Zellen/Mikroliter, sind Thrombozyten zu transfundieren. Die Entscheidung, ob eine
Thrombozytentransfusion vorgenommen wird, sollte individuell auf Basis einer klinischen Beurteilung erfol-
gen. Thrombozytopenie wurde häufiger nach wiederholter Gabe beobachtet (siehe Abschnitt zur wiederhol-
ten Gabe).
Transfusion zur Wiederherstellung der Thrombozytenfunktion
Im Falle von schweren, unkontrollierten Blutungen oder der Notwendigkeit eines chirurgischen Not- Eingriffs
sollte ReoPro abgesetzt werden.
Bei der Mehrzahl der Patienten normalisiert sich die Blutungszeit innerhalb von 12 Stunden. Wenn die Blu-
tungszeit weiterhin verlängert bleibt und/oder eine deutliche Hemmung der Thrombozytenfunktion bestehen
bleibt und/oder wenn eine schnelle Hämostase benötigt wird und/oder in dem Fall, dass die Hämostase nicht
adäquat wieder herstellbar ist, sollte in Erwägung gezogen werden, den Rat eines erfahrenen Hämatologen
zur Diagnose und Behandlung der Blutungsstörung zu suchen.
In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass eine Thrombozyten-Transfusion nach Verabreichung von Re-
oPro die Thrombozytenfunktion wieder herstellt und bei Menschen führte die Gabe von frischen Blutplättchen
empirisch (Thrombozytenkonzentrat) zu einer Wiederherstellung der Thrombozytenfunktion.
Zur Beurteilung eines möglichen Transfusionsbedarfs sollte das intravaskuläre Volumen des Patienten abge-
schätzt werden. Ist der Patient hypovolämisch, ist das intravaskuläre Volumen angemessen mit einer Infusi-
onslösung aufzufüllen. Bei asymptomatischen Patienten ist eine normovolämische Anämie (Hämoglobin 7-10
g/dl) in der Regel zu tolerieren; eine Transfusion ist nicht angezeigt, außer wenn eine Beeinträchtigung der
Vitalzeichen beobachtet wird oder der Patient entsprechende Symptome entwickelt. Bei symptomatischen
Patienten (z.B. beim Auftreten von Synkope, Atemnot, orthostatische Hypotonie, Tachykardie) ist das in-
travaskuläre Volumen mit einer Infusionslösung aufzufüllen.
Bei anhaltenden Symptomen sollte der Patient angemessene Transfusionen mit Erythrozytenkonzentrat oder
Vollblut erhalten; eine Einheit kann bereits ausreichend sein.
Wenn eine schnelle Hämostase benötigt wird, können therapeutische Thrombozytendosen (mindestens 5,5
x 1011 Blutplättchen) gegeben werden. Es kann eine Umverteilung von ReoPro von endogenen Thrombozy-
tenrezeptoren auf transfundierte Thrombozyten stattfinden. Eine einzige Transfusion kann ausreichend sein,
um die Rezeptorblockade auf 60% oder 70% zu reduzieren, was für die Wiederherstellung der Thrombozy-
tenfunktion ausreichend ist. Wiederholte Blutplättchen-Transfusionen können notwendig sein, um eine Hä-
mostase aufrecht zu erhalten.
Spezielle Anweisungen bei Blutungen an der Eintrittsstelle sind im Abschnitt über Vorsichtsmaßnahmen zur
Vermeidung von Blutungen – Femoraler arterieller Zugang zu finden.
Anwendung von Thrombolytika, Antikoagulantien und anderen Thrombozytenaggregationshemmern:
Da ReoPro die Thrombozytenaggregation hemmt, sollte die gleichzeitige Anwendung von anderen die Hä-
mostase beeinflussenden Arzneimitteln, wie z. B. Heparin oder Dextrane mit niedrigem Molekulargewicht,
orale Antikoagulantien (wie z. B. Warfarin), Thrombolytika und anderen Thrombozytenaggregationshem-
mern, außer Acetylsalicylsäure, wie P2Y12-Inhibitoren (z. B. Ticlopidin, Clopidogrel, Prasugrel und Ticag-
relor) und Dipyridamol, mit Vorsicht erfolgen (siehe Abschnitt 4.5).
Die vorliegenden Angaben zu Patienten, die thrombolytische Arzneimittel erhielten, deuten auf ein erhöhtes
Blutungsrisiko, wenn ReoPro bei Patienten angewendet wird, die Thrombolytika in einer für eine systemische
Fibrinolyse ausreichenden Dosierung erhalten. Eine Anwendung von ReoPro bei Rescue-PTCA darf bei Pa-
tienten, die eine systemische, thrombolytische Therapie erhalten haben nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-
Abwägung durchgeführt werden. Das Risiko von Blutungen und intrakraniellen Blutungen scheint umso hö-
her zu sein, je früher ReoPro nach Verabreichen eines Thrombolytikums eingesetzt wird (siehe Abschnitt 4.8
über sonstige Gefäßerkrankungen).
Falls aufgrund refraktärer Symptome eine dringende Intervention bei einem Patienten, der ReoPro erhält
oder in den vorhergehenden 48 Stunden erhalten hat, notwendig ist, wird empfohlen, zuerst eine PTCA zur
Beherrschung der Situation zu versuchen. Vor eventuellen weiteren chirurgischen Eingriffen sollte die Blu-
tungszeit bestimmt werden und 12 Minuten oder weniger betragen. Sollte die PTCA oder eine andere geeig-
nete Maßnahme erfolglos bleiben und mittels einer Angiographie eine Thrombose als Ursache festgestellt
werden, sollte eine zusätzliche thrombolytische Therapie auf intrakoronarem Wege in Betracht gezogen
werden. Eine systemische Fibrinolyse sollte, wenn überhaupt möglich, vermieden werden.
Überempfindlichkeit
Bei der Verabreichung von Proteinlösungen wie ReoPro muss mit Überempfindlichkeitsreaktionen gerechnet
werden. Adrenalin, Dopamin, Theophyllin, Antihistaminika und Corticosteroide sollten zum sofortigen Einsatz
verfügbar sein. Sollten Symptome einer allergischen oder anaphylaktischen Reaktion auftreten, sollte die
Infusion sofort gestoppt werden. Die subkutane Gabe von 0,3 – 0,5 ml einer wässrigen Lösung von Adrena-
lin (Verdünnung 1:1000), Corticosteroiden sowie Unterstützung der Atmung und andere Notfallmaßnahmen
sind dann notwendig.
Überempfindlichkeitsreaktionen oder allergische Reaktionen wurden selten nach Anwendung von ReoPro
beobachtet. Anaphylaktische Reaktionen (manchmal mit tödlichem Verlauf) wurden sehr selten berichtet und
können potentiell jederzeit während der Anwendung auftreten.
Wiederholte Gabe
Die Anwendung von ReoPro kann zur Bildung von humanen, antichimären Antikörpern (HACA) führen, die
möglicherweise eine allergische Reaktion oder Überempfindlichkeitsreaktion (einschließlich anaphylaktischer
Schock), Thrombozytopenie oder eine verminderte Wirkung bei wiederholter Gabe bewirken können (siehe
Abschnitt 4.8, Abschnitt zur wiederholten Gabe).
Vorhandene Daten lassen vermuten, dass humane Antikörper gegen andere monoklonale Antikörper nicht
mit ReoPro kreuzreagieren.
Thrombozytopenie wurde häufiger in einer Readministrationsstudie, als in der Phase III Studie zur ersten
Anwendung beobachtet. Dieses führt zu der Annahme, dass die wiederholte Gabe im Zusammenhang mit
dem vermehrten Auftreten und der Schwere der Thrombozytopenie steht (siehe Abschnitt 4.8, Abschnitt zur
wiederholten Gabe).
Patienten mit Nierenerkrankungen
Der Nutzen einer Behandlung mit ReoPro kann bei Patienten mit Nierenerkrankungen vermindert sein. Die
Gabe von ReoPro bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz darf nur nach sorgfältiger Nutzen- Risiko-
Abwägung erfolgen. Da das potentielle Blutungsrisiko bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz erhöht
ist, sollten diese Patienten häufiger hinsichtlich Blutungen überwacht werden. Tritt ein schweres Blutungser-
eignis auf, dann muss eine Thrombozytentransfusion in Betracht gezogen werden (siehe Abschnitt zu Vor-
sichtsmaßnahmen zur Vermeidung von Blutungen – Transfusion zur Wiederherstellung der Thrombozyten-
funktion). Außerdem sollten die oben beschriebenen Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung von Blutungen
berücksichtigt werden. Die Anwendung von
ReoPro bei dialysepflichtigen Patienten ist kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3).
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
In klinischen Studien wurde ReoPro als zusätzliche Therapie mit Heparin und Acetylsalicylsäure untersucht.
Bei gleichzeitiger Gabe von ReoPro kann Heparin zu einem Anstieg der Blutungshäufigkeit führen. Die in
begrenztem Umfang vorliegenden Erfahrungen mit ReoPro bei Patienten, die Thrombolytika erhielten, legen
ein erhöhtes Risiko von Blutungen nahe. Obwohl keine speziellen Untersuchungen mit ReoPro und anderen
üblicherweise verwendeten kardiovaskulären Arzneimitteln durchgeführt wurden, wurden in klinischen Stu-
dien keine unerwünschten Arzneimittelinteraktionen im Zusammenhang mit der Anwendung von Arzneimit-
teln zur Behandlung von Angina pectoris, Myokardinfarkt und Bluthochdruck oder mit den üblichen intrave-
nösen Infusionslösungen beobachtet. Die Begleitmedikation umfasste Warfarin (vor und nach, aber nicht
während der PTCA), Beta-Rezeptorenblocker, Calcium-Antagonisten, Angiotensin Converting Enzyme
(ACE)-Hemmer sowie intravenöse und orale Nitrate.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Es ist nicht bekannt, ob Abciximab fruchtschädigend wirkt, wenn es bei Schwangeren angewendet wird. Re-
oPro darf nicht während der Schwangerschaft verwendet werden, es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob die Substanz in die Muttermilch ausgeschieden wird. Daher sollte abgestillt
werden.
Fertilität
Es wurden keine Reproduktionsstudien an Tieren mit ReoPro durchgeführt. Es ist ebenfalls nicht bekannt, ob
Abciximab das Reproduktionsvermögen beeinträchtigen kann.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Nicht zutreffend.
4.8 Nebenwirkungen
Zusammenfassung des Nebenwirkungsprofils
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Blutungen, Rückenschmerzen, Hypotonie, Übelkeit, Brustschmerzen,
Erbrechen, Kopfschmerzen, Bradykardie, Fieber (Pyrexie), Schmerzen an der Punktionsstelle und Thrombo-
zytopenie. Selten wurde über Perikardtamponade, Lungenblutungen (meistens alveoläre) und Schocklunge
berichtet.
Tabellarische Auflistung der Nebenwirkungen
Die in Tabelle 1 aufgeführten unerwünschten Reaktionen basieren auf Erfahrungen aus klinischen Studien
und Spontanberichten aus weltweiten Erfahrungen nach der Markteinführung von Abciximab. Die Nebenwir-
kungen sind in den folgenden Häufigkeitsgruppen innerhalb der Systemorganklassen angegeben: sehr häu-
fig (≥ 1/10); häufig (≥ 1/100 bis < 1/10); gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100); selten (≥ 1/10.000 bis
< 1/1.000); sehr selten (< 1/10.000); nicht bekannt (kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeleitet wer-
den).
Tabelle 1
Tabellarische Auflistung unerwünschter Nebenwirkungen*
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Häufig: Thrombozytopenie
Erkrankungen des Immunsystems
Selten: Anaphylaktische Reaktion, Überempfindlichkeitsreaktionen/allergische Reaktionen
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: Kopfschmerzen
Herzerkrankungen
Häufig: Bradykardie
Selten: Perikardtamponade
Gefäßerkrankungen
Häufig: Blutungen; Hypotonie, periphere Ödeme
Gelegentlich: Intrakranielle Blutungen
Selten: letale Blutungen
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Selten: Schocklunge (adultes respiratorisches Distresssyndrom), Lungenblutungen
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Gastrointestinale Blutungen, Übelkeit, Erbrechen
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Häufig: Rückenschmerzen
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Häufig: Brustschmerzen, Fieber, Schmerzen an der Punktionsstelle, Abdominalschmerzen
* siehe Abschnitt 4.4
Beschreibung einzelner bestimmter Nebenwirkungen
Blutungen
In der EPIC-Studie wurde ein nicht körpergewichtsadaptiertes Heparin-Standarddosierungsschema verwen-
det. Dabei war die häufigste Komplikation bei der Anwendung von ReoPro das Auftreten von Blutungen in-
nerhalb der ersten 36 Stunden.
Die Häufigkeit von starken Blutungen, schwachen Blutungen sowie transfusionsbedürftigen Blutungen er-
höhte sich etwa um das Doppelte. Bei Patienten mit starken Blutungen traten die Blutungen zu 67% an der
arteriellen Punktionsstelle im Leistenbereich auf.
Schwere und schwache Blutungen sind wie folgt definiert:
Schwere Blutung: Abfall des Hämoglobins um mehr als 5g/dl
Schwache Blutung: spontane starke Hämaturie und spontanes Bluterbrechen sowie sichtbare Blutungen, die
mit einem Abfall des Hämoglobins um mehr als 3 g/dl einhergehen oder ein Abfall des Hämoglobins um
mindestens 4 g/dl ohne sichtbare Blutungsstelle.
In einer nachfolgenden klinischen Prüfung, der EPILOG-Studie, in der die im Abschnitt 4.4 (Vorsichtsmaß-
nahmen zur Vermeidung von Blutungen) beschriebenen Hinweise zum Heparindosierungsschema, zur Ent-
fernung der Einführschleuse und zum femoralen Zugangsweg beachtet wurden, unterschied sich die Häufig-
keit von starken, nicht mit einer Bypass-Operation zusammenhängenden Blutungen bei Patienten, die mit
ReoPro behandelt wurden (1,1%), nicht von der bei Patienten, die Placebo erhielten (1,1%), und es gab kei-
nen signifikanten Anstieg der Häufigkeit intrakranieller Blutungen. Die in der EPILOG-Studie beobachtete
Abnahme des Auftretens der starken Blutungen wurde ohne Verlust der Wirksamkeit erreicht. Auch unter-
schied sich in der EPISTENT-Studie die Inzidenz von nicht mit einer Bypass-Operation (CABG) vergesell-
schafteten starken Blutungen bei Patienten, die ReoPro plus Ballonkatheter-Angioplastie (0,6%) oder Re-
oPro mit Stentimplantat (0,8%) erhielten, nicht signifikant von derjenigen bei Patienten, die Placebo mit Sten-
timplantat erhielten (1,0%). In der CAPTURE-Studie, in der Heparin nicht niedrig dosiert wurde, war das Auf-
treten starker Blutungen, die nicht im Zusammenhang mit einer Bypass-Operation (CABG) standen, bei Pa-
tienten, die mit ReoPro behandelt wurden (3,8%) häufiger als bei Patienten, die Placebo erhielten (1,9%).
Obgleich nur in begrenztem Umfang Daten vorliegen, war die Behandlung mit ReoPro bei Patienten, bei de-
nen eine Bypass-Operation (CABG) durchgeführt wurde, nicht mit einem Übermaß an starken Blutungen
verbunden. Einige Patienten mit verlängerten Blutungszeiten erhielten Thrombozytentransfusionen vor dem
Eingriff, um die Blutungszeit zu normalisieren (siehe Abschnitt 4.4 – „Transfusion zur Wiederherstellung der
Thrombozytenfunktion”).
Sonstige Gefäßerkrankungen
Klinische Studien legen nahe, dass die Anwendung des aktuellen gewichtsadjustierten Heparin-Therapie-
regimes mit einem geringeren Risiko für intrakranielle Blutungen verbunden ist als ältere Protokolle (höhere
Dosierung, nicht gewichtsadjustiert). Die gesamte Inzidenz intrakranieller Blutungen und nicht-hämor-
rhagischer Schlaganfälle war in den vier zentralen klinischen Prüfungen ähnlich, 9 von 3023 (0,30%) für mit
Placebo behandelte Patienten sowie 15 von 4680 (0,32%) für mit ReoPro behandelte Patienten. Die Inzi-
denzrate einer intrakraniellen Blutung betrug 0,10% bei Placebo-Patienten und 0,15% bei ReoPro-Patienten.
In der GUSTO V Studie wurden 16.588 Patienten mit akutem Myokardinfarkt in eine der folgenden Behand-
lungsgruppen randomisiert: ReoPro in Kombination mit der halben Dosis Reteplase oder Reteplase in der
normalen Dosierung als Monotherapie. Die Häufigkeit von mittelschweren und schweren nicht-intrakraniellen
Blutungen war bei Patienten, die ReoPro und Reteplase in der halben Dosierung erhielten gegenüber de-
nen, die nur Reteplase erhielten, erhöht (4,6% beziehungsweise 2,3%).
Thrombozytopenie
Bei mit ReoPro behandelten Patienten trat eine Thrombozytopenie (Thrombozytenzahlen unter 100.000 Zel-
len/Mikroliter) wahrscheinlicher auf als bei Patienten, die Placebo erhielten. In der EPILOG- und in der
EPISTENT-Studie war die Inzidenz bei ReoPro in der empfohlenen niedrigen Dosierung und mit gewichts-
angepasstem Heparin 2,8%, bei Placebo-behandelten Patienten 1,1%. Thrombozytopenie wurde häufiger
nach wiederholter Gabe beobachtet (siehe folgenden Abschnitt zur wiederholten Gabe).
Wiederholte Gabe
Die Bildung humaner, antichimärer Antikörper (HACA) trat – üblicherweise mit niedrigem Titer – bei 5 – 6%
der Patienten 2 – 4 Wochen, nachdem sie die erste Gabe von ReoPro in der klinischen Phase III Studie er-
halten haben, auf.
Die wiederholte Gabe von ReoPro an Patienten, bei denen eine PTCA durchgeführt wurde, wurde anhand
eines Registers bewertet, das 1286 Patienten mit 1342 Eingriffen erfasst. Die meisten Patienten erhielten
ihre zweite ReoPro Verabreichung; 15% wurden zum dritten oder weiteren Mal behandelt. Die Gesamtrate
der HACA Positiven lag vor der wiederholten Gabe bei 6% und stieg auf 27% nach wiederholter Gabe an.
In einer Readministrationsstudie, in der Patienten zum zweiten oder weiteren Mal ReoPro erhielten, betrug
die Häufigkeit von Thrombozytopenien 5%, mit einer Inzidenz von schwerer Thrombozytopenie (<20.000
Zellen/Mikroliter) von 2%. Faktoren, die zu einem erhöhten Risiko einer Thrombozytopenie führen, waren
das Auftreten einer Thrombozytopenie bei einer vorherigen Anwendung von ReoPro, eine wiederholte Gabe
innerhalb von 30 Tagen oder weniger und ein positiver HACA Nachweis vor der wiederholten Gabe.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermög-
licht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels.
Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das
nationale Meldesystem anzuzeigen:
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen
Traisengasse 5
1200 Wien
Österreich
Fax: + 43 (0) 50 555 36207
Website: http://www.basg.gv.at/
4.9 Überdosierung
Erfahrungen mit unerwünschten Wirkungen bei Überdosierung liegen nicht vor.
Im Falle akuter allergischer Reaktionen, Thrombozytopenie oder unkontrollierter Blutungen ist die Gabe von
ReoPro sofort zu beenden (siehe Abschnitt 4.4, Absätze zu Überempfindlichkeitsreaktionen und Thrombozy-
topenie). Im Fall einer Thrombozytopenie oder unkontrollierter Blutungen wird die Transfusion von Throm-
bozyten empfohlen (siehe Abschnitt 4.4, Absatz über Transfusion zur Wiederherstellung der Thrombozyten-
funktion).
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antithrombotische Mittel, Thrombozytenaggregationshemmer exkl. Hepa-
rin, ATC-Code: B01A C13
Wirkmechanismus
ReoPro ist das Fab-Fragment des chimären monoklonalen Antikörpers 7E3. Es ist gegen den Glykoprotein-
(GP) IIb/IIIa-(αIIbβ3) Rezeptor gerichtet, der sich auf der Oberfläche menschlicher Thrombozyten befindet.
ReoPro inhibiert die Thrombozytenaggregation, indem es die Bindung von Fibrinogen, von-Willebrand-Faktor
und anderer adhäsiver Moleküle an den GPIIb/IIIa-Rezeptor von aktivierten Thrombozyten verhindert. Reo-
Pro bindet sich ebenso an den Vitronectin Rezeptor (αVβ3) an Blutplättchen und Endothelzellen.
Der Vitronectin-Rezeptor vermittelt die koagulatorischen Eigenschaften der Plättchen und die Wachstumsei-
genschaften der Gefäßwandendothel- sowie der glatten Muskelzellen. Auf Grund seiner zweifachen Wirkung
verhindert ReoPro wirksamer den raschen Anstieg der Thrombinbildung, der einer Plättchenaktivierung folgt,
als Mittel, die nur GPIIb/IIIa alleine hemmen.
Klinische Wirksamkeit
In der Phase I Studie bewirkte die intravenöse Gabe einer einzelnen Bolusinjektion von ReoPro in Dosen
von 0,15 mg/kg bis 0,30 mg/kg Körpergewicht im Menschen eine schnelle, dosisabhängige Inhibierung der
Thrombozytenfunktion, die ex vivo durch die Thrombozytenaggregation als Reaktion auf Adenosindiphos-
phat (ADP) oder durch die Verlängerung der Blutungszeit gemessen werden kann.
In den zwei höchsten Dosierungen (0,25 und 0,30 mg/kg Körpergewicht) wurden zwei Stunden nach der In-
jektion über 80% der GPIIb/IIIa-Rezeptoren blockiert, eine Thrombozytenaggregation nach der Gabe von
20 µmol ADP wurde fast völlig verhindert. Veröffentlichte Studien zeigten, dass dieser Grad der Thrombozy-
tenaggregationshemmung innerhalb von 10 Minuten nach der Gabe erreicht wird. In der Phase I Studie stieg
die mittlere Blutungszeit auf über 30 min nach beiden Dosen, verglichen mit einem Ausgangswert von etwa 5
min. Der Mindestwert einer 80%igen Rezeptorblockade wurde als Zielgröße des pharmakologischen Effek-
tes gewählt, da in Tiermodellen mit hochgradiger Koronarstenose gezeigt wurde, dass die Thrombozytenin-
hibition bei diesem Ausmaß der Rezeptorblockade Thrombosen verhindert.
Am Menschen rief die intravenöse Gabe einer einzelnen Bolusinjektion von 0,25 mg/kg Körpergewicht, ge-
folgt von einer kontinuierlichen Infusion von 10 Mikrogramm/min über einen Zeitraum von 12 – 96 Stunden
bei den meisten Patienten eine anhaltende, hochgradige Blockade des GPIIb/IIIa-Rezeptors (≥80%) sowie
eine Inhibition der Thrombozytenfunktion für die Dauer der Infusion hervor (Thrombozytenaggregation ex
vivo nach 20 µmol ADP <20% des Ausgangswertes und Blutungszeit >30 min). Ähnliche Ergebnisse erhielt
man bei Patienten bis 80 kg mit einer gewichtsadaptierten Infusionsdosis (0,125 Mikrogramm/kg/min bis ma-
ximal 10 Mikrogramm/min). Die Ergebnisse bei Patienten, die eine Bolusinjektion von 0,25 mg/kg Körperge-
wicht, gefolgt von einer 24stündigen Infusion von 5 Mikrogramm/ min erhielten, zeigten eine ähnliche initiale
Rezeptorblockade und Inhibierung der Thrombozytenaggregation, aber dieser Effekt wurde nicht über die
gesamte Infusionszeit aufrecht erhalten. Obwohl im Anschluss an die Infusion eine geringgradige Blockade
des GPIIb/IIIa Rezeptors mehr als 10 Tage anhält, normalisierte sich die Thrombozytenfunktion üblicher-
weise wieder innerhalb eines Zeitraumes von 24 bis 48 Stunden.
In klinischen Studien zeigte ReoPro nach koronaren Eingriffen wie Ballondilatation, Atherektomie und Stent-
Platzierung sehr deutlich eine Verringerung der thrombotischen Komplikationen. Diese Wirkung konnte in-
nerhalb weniger Stunden nach dem Eingriff beobachtet werden und hielt in den Studien EPIC, EPILOG,
EPISTENT und CAPTURE 30 Tage lang an. In der EPIC-Studie (Hoch-Risiko-Angioplastie-Patienten) und in
zwei Interventionsstudien, in die zum größten Teil Hoch-Risiko-Angioplastie-Patienten eingeschlossen wa-
ren, EPILOG (36% niedriges Risiko und 64% hohes Risiko) und EPISTENT (27% niedriges Risiko und 73%
hohes Risiko), wurde die Infusion bis 12 Stunden nach dem Eingriff fortgeführt, wobei sich die Verringerung
in Bezug auf den zusammengesetzten Endpunkt bestehend aus Tod, Myokardinfarkt und Re-Interventionen
in den anschließenden Beobachtungsperioden von 3 Jahren (EPIC), 1 Jahr (EPILOG) und 1 Jahr
(EPISTENT) weiterhin zeigte. In der EPIC-Studie bezog sich die Verringerung vor allem auf Myokardinfarkt
und sowohl dringende wie nicht-dringende Revaskularisation, in den EPILOG- und EPISTENT-Studien vor
allem auf den Non-Q-Wave-Infarkt (nachgewiesen durch Anstieg der Herzenzyme) und Notrevaskularisation.
Bei der CAPTURE-Untersuchung an Patienten mit instabiler Angina pectoris, die auf Medikamente nicht an-
sprachen, wurde ReoPro als Bolus mit nachfolgender Infusion bis zu 24 Stunden vor und bis zu einer Stunde
nach dem Eingriff gegeben. Dieses Anwendungsschema zeigte eine Stabilisierung der Patienten vor der
Angioplastie, wie zum Beispiel eine Reduktion der Myokardinfarktrate. Diese Abnahme der Anzahl thrombo-
tischer Komplikationen hielt bis zu 30 Tage, nicht aber bis zu 6 Monate an.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Verteilung/Elimination
Im Anschluss an eine intravenöse Bolusinjektion von ReoPro fallen die freien Plasmakonzentrationen sehr
schnell ab. Die Halbwertszeit beträgt in der initialen Phase weniger als 10 Minuten und in der sekundären
Phase etwa 30 Minuten. Der Abfall des Plasmawertes ist wahrscheinlich verbunden mit einer schnellen Bin-
dung an den GPIIb/IIIa-Rezeptor der Blutplättchen. Die Thrombozytenfunktion normalisiert sich innerhalb
von 48 Stunden, obwohl ReoPro für 15 Tage oder länger in thrombozytengebundener Form im Blutkreislauf
verbleibt.
Die intravenöse Gabe einer Bolusinjektion von 0,25 mg ReoPro/kg Körpergewicht, gefolgt von einer kontinu-
ierlichen Infusion von 10 Mikrogramm/min (oder einer gewichtsadaptierten Infusion von 0,125 Mikro-
gramm/kg/min bis maximal 10 Mikrogramm/min) bewirkt eine verhältnismäßig konstante freie Plasmakon-
zentration während der Infusionsdauer. Am Ende der Infusionsperiode fällt die freie Plasmakonzentration
schnell über etwa 6 Stunden ab und verringert sich anschließend in langsamerem Maße.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Die verfügbaren nicht-klinischen Daten lassen keine spezielle Gefährdung für Menschen erkennen.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Wasser für Injektionszwecke,
Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat,
Natriumdihydrogenphosphat-Monohydrat,
Natriumchlorid,
Polysorbat 80.
6.2 Inkompatibilitäten
Das Arzneimittel darf, außer mit den unter Abschnitt 6.6 aufgeführten, nicht mit anderen Arzneimitteln ge-
mischt werden.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre.
Die chemische und die physikalische Stabilität während des Gebrauchs wurde für 24 Stunden bei Raum-
temperatur (25° C) nachgewiesen.
Aus mikrobiologischer Sicht sollte das Produkt sofort verwendet werden. Wird es nicht sofort verwendet, lie-
gen die Lagerzeiten und -bedingungen des gebrauchsfertigen Produkts vor dessen Anwendung in der Ver-
antwortung des Anwenders. Die Lagerzeit sollte nicht länger sein als 24 Stunden bei 2 – 8° C, es sei denn,
die Verdünnung wurde unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen durchgeführt.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Im Kühlschrank lagern (2° C – 8° C).
Nicht einfrieren. Nicht schütteln.
Lagerungsbedingungen des verdünnten Arzneimittels siehe Abschnitt 6.3.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
5 ml Lösung in einem Typ 1 Borosilikat-Glasfläschchen mit einem Teflon-beschichteten Gummistopfen und
einer Aluminiumbördelkappe, geschützt durch eine Kunststoffschutzkappe in einer Einzelverpackung.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Nicht schütteln. ReoPro enthält keine Konservierungsstoffe und ist für den Einmalgebrauch bestimmt. Zur
Handhabung siehe Abschnitt 4.2.
ReoPro ist zur intravenösen Anwendung bei Erwachsenen bestimmt.
Erwachsene:
Die empfohlene Dosis von ReoPro beträgt 0,25 mg/kg Körpergewicht als intravenöse Bolusinjektion mit di-
rekt anschließender kontinuierlicher intravenöser Infusion von 0,125 Mikrogramm/kg Körpergewicht pro Mi-
nute (bis maximal 10 Mikrogramm/min).
Hinweise für die Verdünnung:
1. Parenterale Arzneimittel sollten vor der Anwendung auf sichtbare Partikel geprüft werden. ReoPro-
Lösungen, die sichtbare, undurchsichtige Partikel enthalten, sollen nicht verwendet werden.
2. Wie bei allen parenteral anzuwendenden Produkten, muss bei der Anwendung von ReoPro auf asepti-
sches Arbeiten geachtet werden.
3. Vorbereiten einer Bolusinjektion: Ziehen Sie die für die Bolusinjektion benötigte Menge ReoPro in eine
Spritze auf. Filtern Sie den Bolus durch einen sterilen, pyrogenfreien Spritzenaufsatzfilter mit niedriger
Proteinbindungs-Kapazität und einer Porenweite von 0,2/0,22 µm oder 5,0 µm Die Bolusinjektion sollte
über einen Zeitraum von einer (1) Minute erfolgen.
4. Vorbereiten einer intravenösen Infusion: Ziehen Sie die für die Infusion benötigte Menge ReoPro in eine
Spritze auf. Injizieren Sie die aufgezogene Dosis in ein geeignetes Behältnis mit steriler 9 mg/ml
(0,9%iger) Kochsalzlösung oder 5%iger Glucoseselösung und infundieren Sie mittels einer Infusions-
pumpe kontinuierlich mit der errechneten Infusionsrate. Die Lösung zur kontinuierlichen Infusion sollte ge-
filtert werden, entweder bei der Zubereitung durch einen sterilen, pyrogenfreien Spritzenaufsatzfilter mit
niedriger Proteinbindungs-Kapazität und einer Porenweite von 0,2/0,22 µm oder 5,0 µm oder alternativ
bei der Anwendung durch einen in der Infusionslinie angebrachten sterilen, pyrogenfreien Filter mit nied-
riger Proteinbindungs-Kapazität und einer Porenweite von 0,2 oder 0,22 µm Unverbrauchte Lösung am
Ende der Infusion ist zu verwerfen.
5. Obwohl bisher keine Inkompatibilitäten mit intravenösen Infusionslösungen oder üblicherweise verwende-
ten kardiovaskulären Arzneimitteln beobachtet wurden, wird empfohlen, ReoPro, wann immer möglich, in
einer separaten Infusionslinie zu verabreichen und nicht mit anderen Arzneimitteln zu mischen.
6. Bisher wurden keine Inkompatibilitäten mit Glasflaschen, PVC-Beuteln und Infusions-Sets berichtet.
7. Nicht verbrauchte Arzneimittel oder Abfallmaterial sind entsprechend den nationalen Anforderungen zu
entsorgen.
7. Inhaber der Zulassung
Janssen Biologics B.V.
Einsteinweg 101
NL-2333 CB Leiden,
Niederlande
Vertrieb:
Janssen-Cilag Pharma GmbH
Vorgartenstraße 206B
1020 Wien
8. Zulassungsnummer
2–00176
9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung
21. Jänner 1997 / 22. März 2010
10. Stand der Information
Jänner 2017
Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht:
Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten.

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