Klausur WS1718 Loesungen

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Technische Universität Clausthal

Institut für Elektrische Informationstechnik


Prof. Dr.-Ing. Christian Rembe

Klausur Messtechnik I

ng
26. März 2018

Name:

su
Vorname:
Matrikelnummer:
Fachrichtung:
rlö
Aufgabe 1 2 3 4 5 Σ
Maximale a b c d e a b c d e a b a b c d e f a b c d e
Punkte 4 4 6 6 3 3 4 4 6 6 8 3 4 3 3 6 3 4 5 2 2 6 5
te

Σ 23 23 11 23 20 100
Erreichte
Punkte
us

Σ
M

Note:

• Lösungswege müssen nachvollziehbar sein!


• Benutzen Sie nur dokumentenechte Stifte! Passagen unter Verwendung von Rotstift oder Bleistift sowie
Korrekturstiften und -folien jeder Art können nicht gewertet werden!
• Schreiben Sie nur auf die ausgeteilten DIN A3 Bögen, nicht auf eigenes Papier! Schreiben Sie nur auf
die Aufgabenzettel, wenn Sie in der Aufgabenstellung dazu aufgefordert werden!
• Schreiben Sie gut leserlich, unleserliche Passagen können auch im Nachhinein nicht gewertet werden!
• Vereinfachen Sie Formeln grundsätzlich immer so weit wie möglich! Lösen Sie insbesondere Doppel-
brüche auf!
• Geben Sie Ihre Ergebnisse mit mindestens 2 Stellen nach dem Komma an und rechnen Sie in den
vorgegebenen Einheiten, falls es in der Aufgabe keine konkrete Anweisung gibt.
Name: Matrikel-Nr.:

Aufgabe 1: Statistik 23 Punkte


Mit einem Multimeter soll die Spannung einer Spannungsquelle gemessen werden. Der Hersteller gibt die
maximale Messabweichung des Multimeters im 2 V-Bereich mit ± (0,5 % der Messspannung + 2 mV) an. Da
Sie keine weiteren Angaben zur Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion haben, können Sie eine Gleichverteilung für
die Messabweichung annehmen.

a) Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion pU (U) für den Spannungswert bei einem Messwert
von U = 1,2 V in ein Diagramm (Achsenskalierung angeben).

Die Wahrscheinlichkeitsdichteverteilung ist als Gleichverteilung anzunehmen. Die Grenzwerte der Funktion
pU sind:

Umax = 1, 2 V + 1, 2 V · 0, 005 + 2 · 10−3 V = 1208 mV




Umin = 1, 2 V − 1, 2 V · 0, 005 + 2 · 10−3 V = 1192 mV




Die Gleichverteilung folgt allgemeine der Form:


(
C, für Umin ≤ U ≤ Umax
pU (U) = .
0, sonst

Für eine Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion muss


Z∞
pU (U) dU = 1
−∞

gelten. Daraus folgt

C (Umax −Umin ) = (1208 mV − 1192 mV) = 1


1
⇒C = mV−1 .
16
Die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion pU (U) eines Messwerts U mit Erwartungswert µU = 1, 2 V ist
(
1
mV−1 , für |U − µU | ≤ 8 mV
pU (U) = 16 .
0, sonst

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Name: Matrikel-Nr.:

0.07

1
C= mV−1 µU = 1200 mV
16

0.06

0.05
Wahrscheinlichkeitsdichte

0.04
PU (U ) in mV−1

0.03

0.02

0.01

0
1170 1180 1190 1200 1210 1220 1230
Spannung U in mV

b) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für die Verteilung aus a), dass der Messwert zwischen 1182 mV und
1202 mV liegt?

Ansatz:
Die Wahrscheinlichkeit, dass der Messwert U innerhalb des Intervalls [1182 mV, 1202 mV]liegt, ist

P (1182 mV ≤ U < 1202 mV) = P (µU − 18 mV < µU + 2 mV)


+2 mV
µU Z −8 mV
µU Z +2 mV
µU Z

= pU (U) dU = pU (U) dU + pU (U) dU


µU −18 mV µU −18 mV µU −8 mV
+2 mV
µU Z +2 mV
µU Z
1
= 0+ pU (U) dU = mV−1 dU.
16
µU −8 mV µU −8 mV

Die Berechnung kann über eine geometrische Betrachtung erfolgen, da es sich hier um die Fläche eines
Rechtecks handelt.
1 5
P (1182 mV ≤ U < 1202 mV) = [µU + 2 mV − (µU − 8 mV)] mV−1 = = 62, 5 %
16 8

c) Welche Varianz σ 2 ergibt sich für die Verteilung aus a) und mit welcher Wahrscheinlichkeit liegt ein
Messwert der Spannung im Intervall [µU − √σ3 , µU + √σ3 ] mit der Standardabweichung σ und dem Erwar-
tungswert µU ?

Ansatz:

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Name: Matrikel-Nr.:

Die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion folgt der Form


(
1
mV−1 , für |U − µU | ≤ 8 mV
pU (U) = 16 .
0, sonst

Zur einfacheren Rechnung erfolgt die Substitution mit ∆U = U − µU :


(
1
mV−1 , für |∆U| ≤ 8 mV
pU (∆U) = 16 .
0, sonst

Mit der allgemeinen Definition der Varianz gilt

Z+∞ +8 mV
µU Z
2 1
2
σ = pU (U) (U − µU ) dU = (U − µU )2 dU
16 mV
U=−∞ U=µU −8 mV
Z mV
∆U=+8
1 dU d (∆U + µU )
= ∆U 2 d∆U mit dU = d∆U = d∆U
16 mV d∆U d∆U
∆U=−8 mV
!
+8 mV
1 1 3 1 1024 64
= ∆U = mV3 = mV2
16 mV 3 −8 mV 16 mV 3 3

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Messwert innerhalb des gegebenen Intervalls liegt
µU + √σ3 ∆U=+ √σ3
   
1 1
Z Z
σ σ + 8 mV
P µU − √ ≤ U < µU − √ = pU (U) dU = d∆U = ∆U|− 38 mV
3 3 16 mV 16 mV 3
U=µU − √σ3 ∆U=− √σ3

1 8 1
= · 2 · mV = ≈ 33, 33%
16 mV 3 3
unter erneuter Verwendung der Substitution.

Nun werden Messungen durchgeführt, wobei die Kontaktierung der Messspitzen für die Spannungsmessung zu
einem weiteren Unsicherheitsbeitrag führt, der in ein Schwanken der Messwerte unter Wiederholbedingungen
führt. Bei 6 Messungen der Spannung unter Wiederholbedingungen ergaben sich die folgenden Messwerte
(Angaben in mV):

1196 1202 1205 1203 1208 1204

Werten Sie die Messreihe der Spannung in den folgenden Teilaufgaben d) und e) als normalverteilte Zufallsvaria-
ble aus (Für die Lösung der folgenden Teilaufgaben stehen Ihnen die notwendigen Tabellen auf Seite 21 zur
Verfügung).

d) Berechnen Sie den Mittelwert und die empirische Varianz für diese Messreihe.

Mittelwert der Stichprobe:


1 6
Ū = ∑ Ui = 1203 mV
6 i=1

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Name: Matrikel-Nr.:

Empirische Varianz der Stichprobe:

1 6 2
sU2 = ∑ (Ui − Ū) = 16 mV2
6 − 1 i=1

e) Wie groß ist der Vertrauensbereich für ein Vertrauensniveau von 99 % für einen Messwert bei U = 1200 mV
der Messreihe?

Der Vertrauensbereich (Unsicherheit) des Einzelmesswerts Ui (bei unbekanntem Erwartungswert und


Standardabweichung und bei normalverteilter Zufallsvariable) für ein Vertrauensniveau von 99 % wird mit
dem Vertrauensfaktor t (siehe Tabelle 1: Studenten-t-Verteilung) folgendermaßen erweitert:

uUi = ±sU · t mit t = 4, 03 aus Tabelle für 5 Freiheitsgrade und n = 6:


⇒ uUi = ±4 mV · 4, 03 = 16, 12 mV

Somit ist der gesuchte Vertrauensbereich:

[Ui − uUi ;Ui + uUi ] = [1183, 88 mV; 1216, 12 mV]

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Name: Matrikel-Nr.:

Aufgabe 2: Temperaturmessung mit Widerstandsthermometer 23 Punkte


Ein Widerstandselement Ni100 hat einen temperaturabhängigen Widerstand
 
−2 1 −5 1 2 −11 1 4
R(θ ) = R0 1 + 0,5485 · 10 ◦ θ + 0,665 · 10 ◦ 2 θ + 2,805 · 10 ◦ 4 θ
C C C

mit dem Widerstand R0 = 100 Ω.

a) Wie groß ist die Empfindlichkeit der Widerstandskennlinie bei einer Temperatur von θ = 80 ◦ C?

Für die Sensitivität bei einer Temperatur von θ = 80 ◦C gilt:


 
dR(θ ) −2 1 −5 1 −11 1 3 Ω
= R0 0, 5485 · 10 ◦ + 0, 665 · 10 ◦ 2 · 2θ + 2, 805 · 10 ◦ 4 · 4θ ≈ 0, 66 ◦
dθ θ =80 ◦C C C C C

Die Widerstandsänderung des Widerstandsthermometer wird mit folgender Messbrücke mit U0 = 10 V sowie
R1 = R0 und R3 = R4 = 0,5R0 ausgewertet.

b) Berechnen Sie für die Messbrücke die Kennlinie UUM0 = f (θ ) als Bruch mit einem Nenner und geben Sie
die Brückenspannung UM = U2 −U1 bei θ = 80 ◦ C an.

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Name: Matrikel-Nr.:

Für die Brückenspannung UM folgt mit den jeweiligen Spannungsteilern mit dem Ansatz UM = URθ −U4 :
 
R(θ ) R4
UM = − U0
R(θ ) + R1 R4 + R3
1 1 1
mit K(θ ) = 1 + 0, 5485 · 10−2 ◦ θ + 0, 665 · 10−5 ◦ 2 θ 2 + 2, 805 · 10−11 ◦ 4 θ 4
 C  C C
R0 K(θ ) 0, 5R0
⇒ UM = − U0
R0 (K(θ ) + 1) R0
1 K(θ ) − 1
= U0
2 K(θ ) + 1
UM K(θ ) − 1
⇒ f (θ ) = =
U0 2K(θ ) + 2
K(θ ) − 1 1 K(80 ◦ C) − 1
UM = U0 = U0
2K(θ ) + 2 2 K(80 ◦ C) + 1
1 1 + 0, 5485 · 10−2 · 80 + 0, 665 · 10−5 · 802 + 2, 805 · 10−11 · 804 − 1
= · · 10 V
2 1 + 0, 5485 · 10−2 · 80 + 0, 665 · 10−5 · 802 + 2, 805 · 10−11 · 804 + 1
≈ 0, 97182 V = 971, 82 mV

c) Wie groß ist die Empfindlichkeit der Messspannung UM bei θ = 80 ◦ C?

Für die Empfindlichkeit der Messspannung gilt:

dUM dUM dK(θ )


=
dθ dK(θ ) dθ
 
K(θ )−1 U0
d K(θ )+1 2 1 dR(θ )
=
dK(θ ) R0 dθ
" #
U0 K(θ ) + 1 − (K(θ ) − 1) 1 dR(θ )
=
2 (K(θ ) + 1)2 R0 dθ
dUM U0 1 dR(θ )
⇒ = 2
dθ θ =80 ◦ C (K(80 ◦ C) + 1) R0 dθ θ =80 ◦ C
10 V · 0, 5485 · 10−2 ◦1C + 0, 665 · 10−5 ◦1C · 2 · 80 + 2, 805 · 10−11 ◦1C · 4 · 803 100 Ω

= 2
(1 + 0, 5485 · 10−2 · 80 + 0, 665 · 10−5 · 802 + 2, 805 · 10−11 · 804 + 1) 100 Ω
V mV
≈ 0, 01072 ◦ = 10, 72 ◦
C C

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Name: Matrikel-Nr.:

Die Brückenspannung UM = U2 − U1 soll nun mit einem Messverstärker verstärkt werden. Die gesamte zur
Verfügung stehende Messverstärker-Schaltung ist in der folgenden Abbildung mit den sieben Widerständen
RG = 100 Ω, R1V = R2V = RA , R3V = R5V = RB und R4V = R6V = 2RB zu sehen.

d) Entwerfen Sie den Messverstärker so, dass bei einer Temperatur von 80 ◦ C am Messwiderstand eine
Ausgangsspannung UA = 4,4 V erzeugt wird. Falls Sie UM nicht bestimmen konnten, dann nehmen Sie
UM (θ = 80 ◦ C) = 1 V an (Ergebnis aus Teilaufgabe 2b kann abweichen).

Masche R4V → R6V → UA :


UR4V = UR6V +UA

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Name: Matrikel-Nr.:

Spannungsteiler für R5V → R6V → UA :


R6V
U10 −UA

UR6V =
R5V + R6V
Spannungsteiler für R3V → R4V → UA :
R4V
UR4V = U0
R3V + R4V 2
Masche U1 → RG → U2 :
URG U1 −U2
URG = U1 −U2 ⇒ IRG = = = IR1V = IR2V
RG RG
Am Widerstand R1V :

(U1 −U2 ) (U1 −U2 )


UR1V = U10 −U1 = IR1V R1V = R1V ⇒ U10 = R1V +U1
RG RG
Am Widerstand R2V :

(U1 −U2 ) (U1 −U2 )


UR2V = U2 −U20 = IR2 R2V = R2V ⇒ U20 = U2 − R2V
RG RG

 
R4V (U1 −U2 )
⇒ U2 − R2V
R3V + R4V RG
  
R6V (U1 −U2 )
= R1V +U1 −UA +UA
R5V + R6V RG
  
R5V + R6V R4V R6V U2 −U1 R4V R6V
⇒ UA = U2 − U1 + R2V + R1V
R5V R3V + R4V R5V + R6V RG R3V + R4V R5V + R6V

mit R5V = R3V = RB , R6V = R4V = 2RB , R1V = R2V = RA


    
2 2 U2 −U1 2 2 2RA
⇒ UA = 3 U2 − U1 + RA + RA = 2 1+ (U2 −U1 )
3 3 RG 3 3 RG
(UA ist unabhängig von RB )
2RA 1 K(80 ◦ C) − 1
   
◦ 2RA ◦
⇒ UA (80 C) = 2 1 + ·UM (80 C) = 2 1 + U0
RG RG 2 K(80 ◦ C) + 1
1 1 + 0, 5485 · 10−2 · 80 + 0, 665 · 10−5 · 802 + 2, 805 · 10−11 · 804 − 1
 
2RA
= 2 1+ 10 V
100 Ω 2 1 + 0, 5485 · 10−2 · 80 + 0, 665 · 10−5 · 802 + 2, 805 · 10−11 · 804 + 1
= 4, 4 V ⇒ RA ≈ 63, 19 Ω

alternativer Lösungsweg:

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Name: Matrikel-Nr.:

Die rechte Seite eines Instrumentierungsverstärkers ist ein Subrahierer. Es gilt daher
R6V 0
U2 −U10

UA = für R4V = R6V und R3V = R5V
R5V
Bei einem Instrumentierungsverstärker mit vier gleichen Widerständen R3V = R4V = R5V = R6V und
R1V = R2V gilt es:  
0 0 2R1V
UA = U2 −U1 = 1 + (U2 −U1 ) .
RG
Da U10 und U20 von R3V , R4V , R5V und R6V unabhängig sind
 
R6V 0  R6V 2R1V
⇒ UA = U2 −U10 = 1+ (U2 −U1 )
R5V R5V RG
 
2R1V
= 2 1+ (U2 −U1 )
RG
2RA 1 K(80 ◦ C) − 1
   
◦ 2RA ◦
⇒ UA (80 C) = 2 1 + ·UM (80 C) = 2 1 + U0
RG RG 2 K(80 ◦ C) + 1
= 4, 4 V ⇒ RA ≈ 63, 19 Ω

Die Temperatur am Messwiderstand ändert sich nun sinusförmig mit einer Frequenz von 0,1 Hz und es ergibt sich
ein Spannungssignal uA (t) = 10 mV · sin(0,2π t) am Ausgang des obigen Messverstärkers. Diese Ausgangsspan-
nung wird mit folgender Schaltung an den Eingangsbereich eines Analog-Digital-Umsetzers (ADU) angepasst.
Es seien R1A = 200 Ω, R2A = 100 kΩ, R3A = R4A = R5A = R6A = 4 kΩ und U1 = −2 V.

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Name: Matrikel-Nr.:

e) Zeichnen Sie die Signale ue1 und uADC in das folgende Diagramm auf dem Aufgabenzettel.

10
9
8
7
6
5
4
3
Spannung in V

2
1
0
-1
-2
-3
-4
-5
-6
-7
-8
-9
-10
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Zeit in s

Seite 10 von 21
Name: Matrikel-Nr.:

Bei dieser Schaltung handelt es sich um einen invertierenden Spannungsverstärker gefolgt von einem
Subtrahierer. Für den invertierenden Spannungsverstärker gilt:
R2 R2 R2
ue1 = − uA (t) = − uM = − 10 mV · sin(0, 2π t)
R1 R1 R1
3
100 · 10 Ω
=− 10 · 10−3 V · sin(0, 2π t) = −5 V · sin(0, 2π t)
200 Ω
und für den Subtrahierer gilt:

uADU = U1 − ue1 = −2 V + 5 V sin(0, 2π t)

10
9
ue1
8
7
uADU
6
5
4
Spannung in V

3
2
1
0
-1
-2
-3
-4
-5
-6
-7
-8
-9
-10
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Zeit in s

Seite 11 von 21
Name: Matrikel-Nr.:

Aufgabe 3: Messbrücken 11 Punkte


Für die Bestimmung der Kapazität C4 und des Parallelwiderstands R4 eines realen Kondensators soll die folgende
Wechselspannungsmessbrücke verwendet werden. Die konstanten Bauelemente in der Brücke haben die Werte
R2 = 900 Ω und L1 = 27 µ H. Nach dem Abgleich gilt R1 = 540 Ω und R3 = 3000 Ω.

a) Bestimmen Sie C4 und R4 .

Ansatz:
Für die abgeglichene Messbrücke gilt
Z3 Z4
=
Z1 Z2
1
R4 jω C4
R4
R3 R4 + jω1C 1+ jω C4 R4
4
⇒ = =
R1 + jω L1 R2 R2
⇒ R3 R2 (1 + jω C4 R4 ) = R4 (R1 + jω L1 )

Der Vergleich der Imaginär- und Realteile beider Seiten ergibt die Gleichungen
R3 R2 3000 Ω · 900 Ω
R4 = = = 5 kΩ
R1 540 Ω
ω 6=0 L1 27 · 10−6 H
ω R3 R2C4 R4 = ω R4 L1 ==⇒ C4 = = = 10 pF
R3 R2 3000 Ω · 900 Ω

Betrachten Sie nun die folgende veränderte Brücke.

Seite 12 von 21
Name: Matrikel-Nr.:

b) Ist die veränderte Brücke für beliebige Werte der Bauelemente noch abgleichbar? Begründen Sie Ihre
Antwort.

Ansatz:
Für die abgeglichene Messbrücke gilt weiterhin

R3 R2 (1 + jω C4 R4 ) = R4 (R1 + jω L1 )

bzw.
R3 R2
R4 = und
R1
L1
C4 =
R3 R2
Es ist ein Abgleich möglich. Durch die Variation des Widerstands R1 können die Realteile abgeglichen
werden. Die Imaginärteile lassen sich durch die veränderliche Kapazität C4 ebenso abgleichen.

Seite 13 von 21
Name: Matrikel-Nr.:

Aufgabe 4: Digitalmesstechnik 23 Punkte


Gegeben ist der folgende Analog-Digital-Umsetzer (ADU) mit einer Referenzspannung Uref = 8 V, einem
Eingangsspannungssignal uE und einem Widerstand R = 10 kΩ. Die Komparatoren K1 bis K7 schalten zwischen
0 V und 5 V. Die Taktfrequenz beträgt fT = 50 MHz mit einem vorgeschalteten Aliasing-Filter mit einer
Grenzfrequenz von 20 MHz. Das Codiernetzwerk setzt die digitalen Werte in Dualzahlen um. Gehen Sie dabei
von idealen Komparatoren aus.

a) Wie heißt dieser ADU? Erläutern Sie die Funktionsweise des ADU. Welche Funktion haben die D-Flipflops?

Dieser ADU ist ein 3 Bit-Parallel (-Flash)-ADU (-ADC).

Funktionsprinzip:
Bei Verwendung mehrerer Komparatoren kann die zu messende Spannung uE mit verschiedenen Referenz-
werten verglichen und verschiedenen Spannungsbereichen zugeordnet werden. Die zu messende Spannung
uE liegt an den parallel geschalteten plus-Eingänge der Komparatoren. Deren Vergleichsspannungen sind
aus einer gemeinsamen Spannungsquelle uref mit Hilfe eines Spannungsteilers gebildet worden. Je nach der
Höhe der zu messenden Spannung uE ist keiner der Schwellwerte, sind mehrere oder alle überschritten. Mit
7 einzelnen Komparatoren können 8 unterschiedliche Spannungsbereiche definiert werden (8 Binärstellen).
Bei Abtasttakt werden alle Komparatorwerte in Flip-Flops gespeichert und über das Codiernetzwerk in eine
Dualzahl umcodiert.

Funktion der D-Flipflops:


Die D-Flipflops speichert das Vergleichsergebnis aus dem vorgeschalteten Komparator in Binärcodes. Sein
Ausgang Q übernimmt jeweils mit der nächsten Taktflanke das am D-Eingang anstehende Signal aus dem
Komparator. Dadurch besteht eine Pufferzeit von genau einem Takt für den Speichervorgang.

b) Wie groß ist die Spannung des Least-Significant-Bits ULSB ?

Seite 14 von 21
Name: Matrikel-Nr.:

nKomparator = 2N − 1 = 7 ⇒ N = 3 Bit
nKomparator = 7 ⇒ nR = 6
Spannungsteiler:
R ULSB
2 2
=
R
2 + 6R + 3R
2
Uref
Uref 8 V
⇒ ULSB = = =1V
8 8

c) Wie groß sind die Spannungen u2 und uK2 bei einer Eingangsspannung von uE = 0 V, uE = 1 V und
uE = 4 V?

R
2 +R 3
u2 = R 3R
Uref = · 8 V = 1, 5 V (u2 ist unabhängig von uE )
2 + 6R + 2
16
uK2 (uE = 0 V < u2 ) = 0 V
uK2 (uE = 1 V < u2 ) = 0 V
uK2 (uE = 4 V > u2 ) = 5 V

Nun liegt es am Eingang ein Spannungssignal uE = Û sin (Ωt) +U0 vor. Die Amplitude beträgt Û = U0 = 2,5 V
und die Kreisfrequenz betragt Ω = 2π · 5 MHz.

d) Skizzieren Sie den Verlauf der Spannungen u2 und uK2 während des Digitalisierungsvorgangs des Span-
nungssignals uE über 10 Takte. Zeichnen Sie das Diagramm auf dem Aufgabenzettel so, dass das Taktsignal
und uE in Phase sind (d.h. bei t = 0 s genau eine steigende Flanke des Taktsignals passiert). Geben Sie
die Achsenskalierung an. Falls Sie u2 nicht bestimmen konnten, nehmen Sie u2 = 1 V an (Ergebnis aus
Teilaufgabe 2c kann abweichen).
Berechnen Sie außerdem die Schaltzeitpunkte des Komparators und geben Sie die Werte in Mikrosekunden
gerundet mit drei Nachkommastellen an.

Seite 15 von 21
Name: Matrikel-Nr.:

4.5 uE
u2
4
uK2
3.5
Spannung in V

2.5

1.5

0.5

0
0 0.02 0.04 0.06 0.08 0.1 0.12 0.14 0.16 0.18 0.2
Zeit in µs

Seite 16 von 21
Name: Matrikel-Nr.:

1
Ω = 2π · 5 MHz ⇒ T = = 0, 2 µ s
5 · 106 Hz
1, 5 V = 2, 5 V · sin 2π · 5 · 106 Hz · tS + 2, 5 V


−1 V
= sin 2π · 5 · 106 Hz · tS


2, 5 V
mit ϕ = 2π · 5 · 106 Hz · tS ∈ [0, 2π ]
(
2π · 5 · 106 Hz · tS,1 = 2π − arcsin 0, 4 = ϕ1

2π · 5 · 106 Hz · tS,2 = π + arcsin 0, 4 = ϕ2
ϕ 2π f t s ts
= =
2π 2π f T T
(
tS,1 = 2π T = 2π −arcsin
ϕ1

0,4
· 0, 2 µ s ≈ 0, 187 µ s
⇒ ϕ2 π +arcsin 0,4
tS,2 = 2π T = 2π · 0, 2 µ s ≈ 0, 113 µ s

e) Wird beim Abtastvorgang das Abtasttheorem erfüllt? Begründen Sie Ihre Antwort!

Abtasttheorem:

fT = 50 MHz > 2 fg,max


⇒ fg,max = 25 MHz

Da die hier eingesetzte Grenzfrequenz fg = 20 MHz kleiner als die maximal erlaubte Grenzfrequenz fg,max
von 25 MHz ist, wird das Abtasttheorem erfüllt.

Das Spannungssignal am Eingang verändert sich nun nochmal auf uE = 1,5 V · sin (Ωt) + 1,5 V.
f) Bestimmen Sie das Signal-Rausch-Verhältnis (SNR) des Sinusanteils 1,5 V · sin (Ωt) nach dem Digitali-
siervorgang in dB.

Bei sinusförmigen Signalen gilt es für das Signal-Rausch-Verhältnis (SNR) eines ADUs

SNR = k · 6,02 dB + 1,76 dB,

wobei k die Anzahl der genutzten Bits ist.


Für ein Sinussignal am Eingang mit k = 1 gilt somit:

SNRk=1 = 1 · 6,02 dB + 1,76 dB = 7, 78 dB.


k 1
Die Amplitude dieses Sinussignals beträgt dabei ûk=1 = 22 ULSB = 22 · 1 V = 1 V
Das Leistungsverhältnis zwischen dem Sinusanteil des Eingangssignals ûE und dem Sinussiganl ûk=1 mit
k = 1 beträgt
û2E,eff ûE 2 1, 5 V 2
   
PE
= = =
Pk=1 û2k=1,eff ûk=1 1V
Bezogen auf das Signal-Rausch-Verhältnis bei eines Sinussignals mit k = 1 berechnet sich das SNR des
gefragten Signal zu
   
ûE 1, 5 V
SNR = SNRk=1 + 20 log10 = 1 · 6,02 dB + 1,76 dB + 20 · log10 ≈ 11, 30 dB
ûk=1 1V

alternativer Lösungsweg:

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Name: Matrikel-Nr.:

Unter der Annahme eines konstanten Quantisierungsintervalls liegt der Eingangsbereich des ADUs (Voll-
aussteuerung) bei
UE,max −UE,min = 2nULSB = 23 · 1 V = 8 V.
Bei sinusförmigen Signalen gilt es für das Signal-Rausch-Verhältnis (SNR) eines ADUs

SNR = k · 6,02 dB + 1,76 dB,

wobei k die Anzahl der genutzten Bits ist.

Die Anzahl der genutzte Bits k berechnet sich zu

2k 2ûE,sig 2 · 1,5 V
3
= = ⇒ 2k = 3 ⇒ k = log2 3
2 UE,max −UE,min 8V

Somit ist das SNR des digitalisierten Sinussignals

SNR = log2 3 · 6,02 dB + 1,76 dB ≈ 11,30 dB

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Name: Matrikel-Nr.:

Aufgabe 5: Kurzfragenteil 20 Punkte

a) Rechnen Sie die folgenden angegebenen Leistungsverhältnisse bei (1) und Amplitudenverhältnisse bei (2)
in dB um und geben Sie die Ergebnisse gerundet ohne Nachkommastellen an:
P1 P1 P1 P1
(1) = 8, = 0,5, = 500, = 80
P2 P2 P2 P2
A1 A1 A1 A1
(2) = 8, = 0,1, = 100.000, = 20
A2 A2 A2 A2

(1)

V1 = 10 dB log10 (8) ≈ 9 dB
V2 = 10 dB log10 (0, 5) ≈ −3 dB
V3 = 10 dB log10 (500) ≈ 27 dB
V4 = 10 dB log10 (80) ≈ 19 dB

(2)

A1 = 20 dB log10 (8) ≈ 18 dB
A2 = 20 dB log10 (0, 5) ≈ −20 dB
A3 = 10 dB log10 5 · 105 ≈ 100 dB


A4 = 10 dB log10 (20) ≈ 26 dB

b) Warum wird in Encodern für Inkrementalgeber besonders häufig der Gray-Code eingesetzt und wo liegen
hier die Vorteile?

Der Gray-Code ist ein einschrittiger Code. Bei einem derartigen Code ändert sich bei dem Übergang
von einer auf eine andere Position jeweils nur ein Bit. Dadurch können die durch nicht exakt genau
sitzende Schleifkontakte verursachten Auswertungsfehler vermieden werden, wobei mehrere Bits
gleichzeitig gewechselt werden müssen.

c) Wie sind die SI-Einheiten Kilogramm und Sekunde definiert?

1 Kilogramm = Masse des internationalen Kilogrammprototyps Platin-Iridium-Zylinder in Sèvres


bei Paris aufbewahrt (entspricht 1 Liter Wasser bei 4 ◦ C).

Nach der Definition von 1967 ist die Basiseinheit 1 Sekunde das 9.192.631.770-fache der Perioden-
dauer des Cäsium-Isotops 133 Cs beim Übergang zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des
Grundzustandes

d) Ein Sensor setzt die physikalische Messgröße x(t) gemäß der Formel

y(t) = a · log10 x2 (t) · x(t) + b sin (z(t))




um, wobei a und b konstante Koeffizienten sind. Außerdem gibt es eine Querkopplung durch eine weitere
zeitveränderliche Größe z(t). Bestimmen Sie die zeitabhängige Querempfindlichkeit SQ durch die Größe
z(t) sowie die Empfindlichkeit S durch die Messgröße x(t). Wie groß sind beide Empfindlichkeiten an den
Stellen x(t) = 1, z(t) = 0 und x(t) = x0 , z(t) = 0?

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Name: Matrikel-Nr.:

Querempfindlichkeit SQ von y(t) gegenüber z(t)

an der Stelle x(t) = 1 und z(t) = 0


∂ y(t)
SQ (x(t) = 1, z(t) = 0) = = b cos (0) = b
∂ z(t) x(t)=1,z(t)=0
an der Stelle x(t) = x0 und z(t) = 0
∂ y(t)
SQ (x(t) = x0 , z(t) = 0) = = b cos (0) = b
∂ z(t) x(t)=x0 ,z(t)=0

Empfindlichkeit S von y(t) gegenüber x(t)

an der Stelle x(t) = 1 und z(t) = 0


∂ y(t)
S(x(t) = 1, z(t) = 0) =
∂ x(t) x(t)=1,z(t)=0
" #
ln x2 (t)


= a x(t) + b sin (z(t))
∂ x(t) ln 10
x(t)=1,z(t)=0
 
a 1
2x(t)x(t) + ln x2 (t) · 1 + 0

=
ln 10 x2 (t) x(t)=1, z(t)=0
a 2a
2 + ln x2 (t)

= = ≈ 0, 87a
ln 10 x(t)=1, z(t)=0 ln 10
an der Stelle x(t) = x0 und z(t) = 0
∂ y(t)
S(x(t) = x0 , z(t) = 0) =
∂ x(t) x(t)=x0 ,z(t)=0
a
2 + ln x02

=
ln 10

e) Die folgenden Zahlen sind im Hexadezimalsystem angegeben: C, 9, 10, 2 und 1B. Geben Sie diese Zahlen
im Dualsystem an.

[C]16 = 12 · 160 = 12 = 0 · 20 + 0 · 21 + 1 · 22 + 1 · 23 = [1100]2


[9]16 = 9 = 1 · 20 + 0 · 21 + 0 · 22 + 1 · 23 = [1001]2
[10]16 = 1 · 161 + 0 · 160 = 16 = 0 · 20 + 0 · 21 + 0 · 22 + 0 · 23 + 1 · 24 = [10000]2
[2]16 = 2 = 0 · 20 + 1 · 21 + 0 · 22 + 0 · 23 = [10]2
[1B]16 = 1 · 161 + 11 · 160 = 27 = 1 · 20 + 1 · 21 + 0 · 22 + 1 · 23 + 1 · 24 = [11011]2

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Name: Matrikel-Nr.:

Tabelle 1: Vertrauensfaktoren der Student-t-Verteilung mit zweiseitigem Vertrauensbereich

Tabelle 2: Werte der Verteilungsfunktion Φ(z) der Standardnormalverteilung

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