Rauhigkeit Im Rad-Schiene System
Rauhigkeit Im Rad-Schiene System
Rauhigkeit Im Rad-Schiene System
Diplomarbeit
erstellt für
Leoben, 23.10.08
EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG
Inhaltsverzeichnis
Seite
1 EINLEITUNG ........................................................................................................4
3.1 Mikrorauhigkeit..............................................................................................37
3.1.1 Charakterisierung.............................................................................................37
3.1.2 Ursachen .........................................................................................................39
3.1.2.1 Ursachen beim Rad ..................................................................................39
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Inhaltsverzeichnis 2
4 SCHALL..............................................................................................................82
6 ZUSAMMENFASSUNG ....................................................................................126
7 VERZEICHNISSE .............................................................................................134
7.1 Literatur.......................................................................................................134
7.2 Abkürzungsverzeichnis ...............................................................................146
7.3 Tabellen ......................................................................................................147
7.4 Abbildungen................................................................................................147
ANHANG......................................................................................................................I
Fachwörterbuch.........................................................................................................I
Index ....................................................................................................................... V
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Kapitel 1 – Einleitung 4
1 Einleitung
Im Rad-Schiene System treten über mehrere Größenordnungen, vom µm bis zum Meter
Bereich, Abweichungen von einer eben gedachten Radbewegungslinie auf. Die Ursachen
dieser Unebenheiten gestalten sich vielfältig, sind jedoch hauptsächlich in den Kräften im
Rad-Schiene Kontakt, im Verschleiß und im Herstellungsprozess, zu finden. Je nach Art und
Ausmaß der Unebenheiten können diese auf unterschiedlichste Weise das Rad-Schiene
System beeinflussen und in der Folge sogar zu Schäden führen. Neben den Einflüssen auf
das System in Form von Verschleiß, plastischer Verformung und Anregung von
dynamischen Kräften, sind auch Auswirkungen auf die Umwelt durch die Abstrahlung von
Schall und Vibrationen von erblicher Bedeutung.
1.1 Problemstellung
Eine klare Übersicht und ein allgemeiner Überblick über die unterschiedlichen
Unebenheitserscheinungen im Rad-Schiene System sind derzeit nicht vorhanden. Aufgrund
der fehlenden Klassifizierung werden unter dem Begriff „Rauhigkeit“ oft völlig verschiedene
Unebenheiten zusammengefasst. Während beispielsweise im Bereich der Schallabstrahlung
über einen großen Wellenlängenbereich von Rauhigkeit gesprochen wird, wird im Bereich
der Instandhaltung und Wartung Unebenheitserscheinungen gleicher Wellenlänge als
Riffeln, Wellen oder im Englischen als corrugations bezeichnet. Jede dieser
Unebenheitserscheinungen zeichnet sich durch spezielle Einflussgrößen, Auftrittsursachen,
Auswirkungen und Maßnahmen zur Verminderung und Vermeidung aus. Ohne
umfangreichen Überblick können spezielle Ursachen oftmals nicht erkannt und
entsprechende Maßnahmen gesetzt werden. Da das Rad-Schiene System ein komplexes
und vielfältiges System mit zahlreichen Einflussgrößen und Wirkungsbereichen darstellt, ist
der Erfolg von Maßnahmen oft durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Die klare
Klassifizierung und Begriffsdefinition ist eine wichtige Voraussetzung um das Wissen aus
den verschiedenen Bereichen zusammenzuführen und daraus wichtige Schlussfolgerungen
für das Gesamtsystem ableiten zu können.
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Kapitel 1 – Einleitung 5
1.2 Zielsetzung
Das Ziel der Arbeit ist eine möglichst umfassende Beschreibung des Themas „Rauhigkeit“ im
Rad-Schiene System. Da es sich beim Thema „Rauhigkeit“ um eine sehr umfangreiche
Thematik handelt, wobei die einzelnen Teilbereiche als alleinige Themen ganze Bücher
füllen und die große Komplexität und umfassenden Zusammenhänge des Rad-Schiene
Systems eine zusätzliche Herausforderung darstellen, soll die Arbeit als Überblick und
Grundlage zum Verständnis des Themas „Rauhigkeit“ im Rad-Schiene System dienen und
zur weiteren Vertiefung in den Spezialbereichen anregen.
Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit ist die Klassifizierung und Definition der
unterschiedlichen Unebenheitserscheinungen sowohl am Rad als auch auf der Schiene. Im
Zuge dessen werden die wichtigsten derzeit bekannten Ursachen und Einflussfaktoren sowie
die Auswirkungen dieser Erscheinungen auf das System qualitativ wenn möglich auch
quantitativ beschrieben. Weiters werden mögliche Abhilfe- und Verbesserungsmaßnahmen
erarbeitet und ein Überblick über die derzeit vorhandene Messtechnik gegeben.
Aufgrund der hohen Relevanz der Schall- und Vibrationsabstrahlung aus dem
Schienenverkehr wird dieses Thema umfassender behandelt. Die Definition der wichtigsten
Begriffe der Akustik im Schienenverkehr, eine Beschreibung der wichtigsten Schall- und
Vibrationsquellen sowie die derzeit vorhandenen Abhilfemaßnahmen und rechtlichen
Grundlagen werden dargestellt.
Die Arbeit soll die Grundlage für ein besseres Verständnis des Themas „Rauhigkeit“
darstellen und in der Folge Verbesserungen im Rad-Schiene System zur Verlängerung der
Nutzungsdauer der Komponenten, Senkung der Instandhaltung und Verringerung der
abgestrahlten Schall- und Erschütterungsemissionen ermöglichen.
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 6
2.1 Rad
2.1.1 Radwerkstoffe
In der EN 13262:2004 [159] sind vier Stahlgüten für Radwerkstoffe im Schienenverkehr
spezifiziert. Es steht dem Betreiber frei andere Werkstoffe zu verwenden. Bei der
Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) werden hauptsächlich höherfeste Stahlgüten (gemäß
EN 13262:2004 ER7 – ER9) eingesetzt [142]. Die Laufflächen der Räder werden oftmals
einem Härtungsprozess unterzogen. Die chemische Zusammensetzung der Radwerkstoffe
gemäß EN 13262:2004 ist in Tabelle 1 zusammengefasst.
Oxidschicht
strukturlose WEL
Gefüge mit
it
zertrümmertem Zementit
stark verformtes
perlitisches Gefüge
Die Norm beinhaltet ebenfalls Werte für die minimale Brinell-Härte für die gesamte
Verschleißzone des Radkranzes. Die Werte sind in Tabelle 2 ersichtlich.
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 7
2.1.2 Profile
Die verwendeten Radprofile sind ebenfalls genormt. In EN 13715 [160] sind Definitionen der
Profile, Konstruktionsverfahren, Geometrische Eigenschaften und die zugehörigen
Profilbezeichnungen enthalten.
Wichtige Parameter stellen die Spurkranzhöhe (Sh) sowie die Spurkranzdicke (Sd) dar,
welche aus Abbildung 1 ersichtlich sind. Die Spurkranzhöhe ist vom Raddurchmesser
abhängig welcher in Österreich zwischen 28 bis 32 mm beträgt. Die Spurkranzdicke ist von
der Spurweite abhängig. Diese beträgt in Österreich zwischen 31.5 bis 32.5 mm im
Neuzustand der Räder, bei gebrauchtem Zustand beträgt der Bereich laut Norm 22 bis
33 mm. Eine Tendenz in Richtung unteres Grenzmaß der Spurweite ist zu erkennen [142].
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 8
2.1.3 Bremssysteme
Grundsätzlich muss zwischen kraftschlussabhängigen und kraftschlussunabhängigen
Bremssystemen unterschieden werden.
Bei kraftschlussabhängigen Bremsen wird die Bremskraft durch Abbremsen der Räder
erzeugt. Die Bremswirkung ist durch den möglichen Kraftschluss begrenzt. Je nach
Wirkungsprinzip wird zwischen verschleißfreien oder Reibungsbremsen unterschieden.
Kraftschlussunabhängige Bremsen wie Magnetschienen- oder Wirbelstrombremsen
übertragen die Bremskraft direkt auf die Schiene und werden oft als zusätzliche Bremsen
eingesetzt.
Bei mechanischen Bremsen oder Reibungsbremsen werden Bremsklötze oder –scheiben
auf das Rad gepresst. Dabei spielt die eingebrachte Energie und damit die thermische
Belastbarkeit eine erhebliche Rolle. Die gesamte Bremskraft ist möglichst gleichmäßig auf
die einzelnen Radsätze zu verteilen.
Je nach Art der Aufbringung der Anpresskraft wird zwischen Vakuum-, Druckluft-,
Elektrohydraulischen oder Elektromechanischen Bremsen unterschieden [27].
Bei verschleißfreien Bremsen wird die benötigte Bremskraft anstelle von Reibung durch der
Fortbewegungskraft entgegengesetzt Kräfte aufgebracht. Beispiele für verschleißfreie
Bremsen sind elektrodynamische Bremsen oder Wirbelstrombremsen.
Bei der elektrodynamischen Bremse werden die Antriebsmotoren als Bremse genutzt, die
entstehende Energie in das Versorgungsnetz zurückgespeist oder über Widerstände an die
Umgebung abgegeben. Bei Einsatz von elektrodynamischen Bremsen bei Lokomotiven
muss die Bremskraft begrenzt werden, um übermäßige Druckkräfte und somit
Entgleisungsgefahr zu vermeiden. Bei Triebwägen kann hingegen die volle Antriebsleistung
für den Bremsvorgang genutzt werden. Bei niedrigeren Geschwindigkeiten kann somit die
elektrodynamische Bremse als Betriebsbremse eingesetzt werden [27].
entstehende Hitze zur einer starken Belastung der Schiene führt. An viel befahrenen
Strecken kann die Erwärmung der Schiene bis zu 15 °C betragen [144].
Zur Erzielung einer optimalen Bremsleistung und Ausnützung der Vorteile der verschiedenen
Bremssysteme werden oft die Bremskräfte in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit auf die
unterschiedlichen Bremsmechanismen verteilt. Dieser Vorgang wird als Blending bezeichnet.
Der ICE 3 der Deutschen Bahn AG (DB) ist beispielsweise mit indirekten pneumatischen
Scheibenbremsen, Magnetschienenbremsen sowie Wirbelstrombremsen ausgestattet [144].
Der geforderte Bremsweg bei 160 km/h beträgt meist 1 km. Im Hochgeschwindigkeitsverkehr
(HGV) sind Bremswege von mehreren Kilometern keine Seltenheit [27].
Bei Scheibenbremsen wird die Bremskraft durch Anpressen einer Bremsscheibe an eine am
Rad oder an der Welle montierte Scheibe aufgebracht. Scheibenmaterial wie Belagsmaterial
variieren in Form und Zusammensetzung. Häufig im Einsatz sind Scheiben aus Grauguss,
Stahl oder Aluminium sowie Beläge aus organischen Materialien oder Sintermaterialien
[143]. Nachteilig sind der relativ hohe Verschleiß sowie die Beeinflussung durch
Witterungsverhältnisse [144].
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 10
Grauguss-Klotzbremsen (GG-Sohle)
Verbundsohlenblockbremsen
Der große Vorteil der Verbundsohlenbremsklötze liegt darin, dass sie die
Radlauffläche beim Bremsvorgang polieren, dadurch die Rauhigkeit und folglich
auch die Rollgeräuschemissionen vermindern.
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 11
K-Sohlen weisen bei hohen Geschwindigkeiten einen um ca. den Faktor 2.5
höheren Reibwert als Grauguss-Klotzbremsen [5]. Im Gegensatz zu Grauguss-
Klotzbremsen wo erst bei niedrigen Geschwindigkeiten eine hohe Bremswirkung
erzielt wird, ermöglicht der konstant geschwindigkeitsunabhängige hohe Reibwert,
dass bei K-Sohlen ähnlich wie bei Scheibenbremsen auch bei hohen
Geschwindigkeiten die zur Bremsung notwendige Bremskraft aufgebracht werden
kann. Probleme ergeben sich dadurch hauptsächlich im Mischbetrieb mit
herkömmlichen Grauguss-Klotzbremsen ausgestatteten Güterwägen, wo die Gefahr
des Überbremsens und des Verschleißes der K-Sohlen besteht [167]. Zusätzlich
erfordert die unterschiedliche Reibungscharakteristik eine Anpassung der
Bremsausrüstung bestehender Güterwägen, wodurch erhebliche Kosten entstehen
[146]. Bei der Neuanschaffung von Fahrzeugen mit K-Sohlen ergeben sich jedoch
keine gesteigerten Investitionskosten [167].
2.1.4 Instandhaltung
Für Räder sind Grenzwerte hinsichtlich der zulässigen Radienabweichung und
Abweichungen von der Profilgeometrie, also Unrundheiten und Polygonalisierungen,
vorgesehen. Diese variieren in Abhängigkeit von der Radsatzbauart und werden von den
Bahnen festgelegt. Die Instandhaltungsintervalle sind meist laufkilometerabhängig und bei
Fahrzeugen mit geringer Laufleistung zeitabhängig gestaltet und sind wiederum von
Radsatzbauart und Fahrzeuggattung abhängig. Im Netz der DB AG sind auch stationäre
Diagnoseanlagen zur Überwachung von Radienabweichungen, während der Überfahrt,
installiert [14].
Die Korrektur von Unrundheiten und Radprofilabweichungen erfolgt meist mittels
Unterflurdrehbank [142].
2.2 Schiene
2.2.1 Schienenwerkstoffe
Die Entwicklung der Schienenwerkstoffe geht wie bei den Rädern kontinuierlich in Richtung
höherfester Güten und damit höherer Verschleiß- und Rollkontaktermüdungsbeständigkeit
(RCF). Während in den 70er Jahren hauptsächlich naturharte perlitische Schienen der Güte
900A mit einer Festigkeit von über 880 MPa und einer Härte von über 260 HB zum Einsatz
kamen, konnte mit der Einführung der kopfgehärteten perlitischen Schienen (HSH®-
Schienen) ein Technologiesprung auf Festigkeiten von über 1170 MPa und Härten über 350
HB erreicht werden.
Die Erhöhung der Zugfestigkeit um 200 MPa entspricht einer Halbierung der Verschleißrate.
In Gleistests als auch beim regulären Betrieb im Gleis konnte gezeigt werden, dass
Verschleiß und Rollkontaktermüdung indirekt proportional zur Schienenhärte sind. Die Härte
des perlitischen Gefüges wird hauptsächlich durch den Lamellenabstand bestimmt [147]. Vor
allem bei Kurven mit kleinen Radien ist erhöhter Verschleißwiderstand von großer
Bedeutung [22].
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 13
2.2.2 Schienenprofile
In Kurven mit engen Radien zwischen 200 und 400 Meter wird oftmals zur Erhöhung der
Rollradiendifferenz und damit einer verringerten Belastung der Schiene ein asymmetrisches
Schienenprofil durch Schleifen des Schienenkopfes erzeugt [22] (siehe Kapitel 3.2.2.2,
3.2.3.2, 3.2.4.2).
2.2.3 Oberbau
Der Oberbau umfasst im Wesentlichen die Schienen, Schienenbefestigungssysteme und
Unterlagen, Schwellen und Schotterbett oder im Falle der Festen Fahrbahn Tragplatten und
elastische Zwischenlagen [30]. Der wesentliche Aufbau des Ober- und Unterbaus ist in
Abbildung 4 gezeigt.
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 15
2.2.3.1 Gleisbauarten
Hinsichtlich der Gleisbauarten ist grundsätzlich zwischen Schottergleis und Fester Fahrbahn
zu unterscheiden. Feste Fahrbahnkonstruktionen finden vor allem in Tunneln, bei
Hochgeschwindigkeitsstrecken und bei Brücken Anwendung.
Schottergleis
Das Schotterbett besteht aus einer Lage lockeren, grobkörnigem Schotter mit einer Dicke
von üblicherweise 25 bis 30 cm gemessen vom unteren Rand der Schwellen. Durch Reibung
zwischen den Körnern können erhebliche Druckkräfte absorbiert werden. Zugkräfte können
nicht aufgenommen werden. Das Schotterbett verteilt die Belastung, erhöht den Widerstand
in Längsrichtung und hat wasserableitende Funktion. Wichtige Parameter des Bettmaterials
sind ausreichende Härte und Verschleißwiderstand sowie optimale Größenverteilung der
Körner [8]. Unregelmäßige Setzungen des Schotterbettes führen zu verschlechterter
Gleislage. Das Setzungsverhalten wird stark von lokalen dynamischen Laständerungen in
Folge von eingefahrenen Schienenstößen oder Schweißfehler sowie
Steifigkeitsschwankungen des Schotterbettes oder Untergrunds aber auch durch die
verwendeten Schottermaterialien sowie der Schotterbettverschmutzung beeinflusst [22].
Die wichtigsten Vorteile des Schotteroberbaus sind die geringen Schallemissionen (siehe
Kapitel 4.1.4.1), die kurze Bauzeit sowie die niedrigen Baukosten, die mögliche Änderung
der Geometrie und Überhöhung sowie die automatisierte und mechanisierte Instandhaltung.
Bei Auflagerung des Schotterbettes auf einer Betonsohle, in Tunneln oder auf Brücken,
ergibt sich eine extrem hohe Belastung des Schotters. Durch Unterschottermatten kann die
Situation entschärft werden. Allerdings ergeben sich erheblich erhöhte Material- und
Umbaukosten [22].
Generell kommt es aufgrund der Belastung des Schotters zu einer mehr oder weniger
schnellen Zerstörung des Schottermaterials. Durch Abrieb des Schotters und in der Folge
entstehende Gleisgeometrieabweichungen und Drainageprobleme sind regelmäßige
Instandhaltungsmaßnahmen unerlässlich.
Feste Fahrbahnkonstruktionen bestehen aus Beton- oder Asphaltplatten auf welche die
Schienen entweder direkt durch elastische Befestigungen oder durch kontinuierliche
elastische Lagerung befestigt werden. Bei anderen Systemen werden die Schienen auf
Schwellen oder Blöcke befestigt, welche in oder auf die Platten eingebettet werden. Dieses
System wird beispielsweise auf neuen deutschen Hochgeschwindigkeitsstrecken
hauptsächlich verwendet. Bei allen Systemen existieren zahlreiche Ausführungsformen [8].
Grundsätzlich zeichnen sich Feste Fahrbahnsysteme durch hohe Lagebeständigkeit aus.
Allerdings sind die Anforderungen an einen setzungsfreien Untergrund aufgrund der
eingeschränkten Adaptierungsmöglichkeit nach Abschluss der Errichtung sehr hoch im
Vergleich zum Schottergleis. Während der Unterbau unter der Frostschutzschicht bei
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 16
Schotteroberbau nur bis zu einer Tiefe von 0.5 m erdbautechnisch abzusichern ist, beträgt
die abzusichernde Tiefe bei Fester Fahrbahn 2.5 m [22].
Der größte Vorteil der Festen Fahrbahn wird im geringeren Instandhaltungsaufwand
gegenüber dem Schotteroberbau gesehen. Es wird von 70 - 80 % geringeren
Instandhaltungskosten und einer verlängerten Liegedauer im Vergleich zu Schotteroberbau
von 20 bis 30 Jahren ausgegangen. Die Unterbindung von eventuellem Hochwirbeln von
Schotter oder festen Partikeln ist vor allem bei Hochgeschwindigkeitsverkehr von Bedeutung.
In Tunneln ist die geringe mögliche Bauhöhe ein erheblicher Aspekt. Bei Brücken erweist
sich das verminderte Gewicht der Festen Fahrbahnkonstruktion als vorteilhaft.
Demgegenüber stehen einige Nachteile wie höhere Luftschallemissionen (siehe Kapitel
4.1.4.1), höhere Baukosten, die eingeschränkte Innovationsmöglichkeit bei bestehenden
Trassen sowie die langwierigen und kostspieligen Ausfälle im Falle von Entgleisungen
aufgrund von weitgehend nicht automatisierter Instandhaltung und Reparatur. Weiters ist auf
bestimmten Trassen mit unzureichenden geologischen Bedingungen aufgrund der hohen
Untergrundanforderungen die Errichtung von Feste Fahrbahnsystemen nicht möglich [8][22].
2.2.3.2 Schwellen
Schwellen stellen im Schotteroberbau die Auflagefläche für die Schiene her. Sie ermöglichen
die Befestigung der Schiene, übertragen die Kräfte im Rad-Schiene System möglichst
gleichmäßig in das Schotterbett, erhalten die Spurweite und Gleisneigung, dämpfen
Schwingungen und Verringern dadurch den Einfluss von Schall- und Vibrationen auf die
Umgebung und stellen eine ausreichende elektrische Isolierung zwischen den beiden
Schienen sicher. Weitere Anforderungen sind hohe Resistenz gegen mechanische und
meteorologische Einflüsse und somit lange Lebensdauer. Die wichtigsten Schwellenarten
unterschieden nach dem Material sind Holz- und Betonschwellen. Stahlschwellen werden
heutzutage kaum mehr verwendet und finden nur noch in Form von Y-Stahlschwellen für
besondere Bereiche Anwendung [22].
Holzschwellen
geringer sind. Schäden an den Schwellen entstehen hauptsächlich durch Einpressen der
Unterlagsplatte, Ausweiten der Befestigungslöcher und Längsrisse oder Fäule sowie
Schäden durch Rostwasser der Befestigungsmittel. In den USA wird hauptsächlich nach
dem Prinzip der zyklischen Einzelschwellenerneuerung gearbeitet. Dabei werden einzelne
beschädigte Schwellen ausgebaut und erneuert. Probleme ergeben sich durch erhöhte
Belastung der eingebauten Neuschwellen und folglich verkürzten Gebrauchsdauer. Zur
Vermeidung dieser Nachteile werden in Europa alle Schwellen eines Abschnitts ausgebaut,
noch brauchbare in Nebengleisen geschlossen weiter verwendet [22]. Vorteile der
Holzschwellen gegenüber Betonschwellen liegen in der höheren Elastizität und folglich der
geringeren dynamischen Belastung des Schotterbettes sowie im leichteren Handling
aufgrund des geringeren Gewichts [8].
Stahlbetonschwellen
klassischem Schotteroberbau und Fester Fahrbahn her. Die Schwellen bestehen sozusagen
aus zwei Schwellen welche im Bereich der Befestigung durch Querbalken miteinander
verbunden sind sodass sie die Form jene zweier aufeinander stehender H’s aufweisen.
Durch die größere Auflagefläche und zusätzliche Besohlung der Schwellen kann die
Schotterpressung um bis zu 50 % verringert werde. Das Rahmenschwellengleis weist zwar
höhere Errichtungskosten als klassischer Schotteroberbau mit Holz- oder Betonschwellen
auf, auf Teststrecken konnte jedoch sehr gute Lagebeständigkeit und Eignung für
Hochgeschwindigkeitsstrecken gezeigt werden. Andere Entwicklungen zur Verringerung der
Schotterpressung sind die in Japan entwickelte „Leiterschwelle“, eine Art Langschwelle,
sowie die in Deutschland entwickelte Breitschwelle. Eine andere Entwicklung zur
Verminderungen des Spitzendrucks im Bereich der Schottersteine unterhalb der
Betonschwellen stellen „besohlte Schwellen“ dar. Dabei werden die Schwellen an der
Unterseite mit elastischem Material überzogen. Erfahrungen in der Praxis zeigten beste
Ergebnisse bei Steifigkeiten der Besohlung von etwa 50 kN/mm. Die Strecken weisen hohe
Lagebeständigkeit, geringe Setzungen, um den Faktor 3 – 4 verringerte
Gleisverschlechterungsraten sowie eine reduzierte mittlere Schotterpressung von 15 – 35 %
auf [8][22]. Andererseits wurde in Verbindung mit besohlten Schwellen bevorzugt die Bildung
von kurzwelligen Schienenriffeln beobachtet (siehe Kapitel 3.2.1.2 und 3.2.2.2).
Stahlschwellen
Heutzutage werden Stahlschwellen hauptsächlich nur mehr in Form von Y-Schwellen auf
Nebenbahnen mit geringen Achslasten und Geschwindigkeiten oder bei Bahnen mit geringer
Bauhöhe und Breite hauptsächlich im innerstädtischen Verkehr benutzt.
Die Y-Schwelle besteht aus zwei S-förmigen Hauptträgern und zwei geraden Nebenträgern
die über Riegel an jedem Schwellekopf verschweißt werden.
Vorteile dieser Schwellenart sind das geringe Gewicht, die guten Recyclingeigenschaften,
geringe Bauhöhe, hoher Quer- und Längsverschiebewiderstand, gute Isoliereigenschaft und
hohe Torsions- und Rahmensteifigkeit. Nachteilig ist, dass Unterstopfen nur mit
Spezialmaschinen möglich ist und sowohl die Anschaffungskosten teuer als auch die
Instandhaltung aufwendiger ist [8].
2.2.3.3 Befestigungssysteme
Das Befestigungssystem der Schiene umfasst alle Komponenten, welche die Verbindung
zwischen Schiene und Schwelle darstellen [8].
Die Aufgabe des Schienenbefestigungssystems liegt in der Fixierung der Schiene in der
definierten Spurweite und Neigung, der elastischen Aufnahme und Übertragung der
einwirkenden Kräfte auf die Schwellen sowie der elektrischen Isolierung der Schienen von
den Schwellen vor allem bei Beton- und Stahlschwellen [8][22].
Eine wesentliche Unterscheidung ergibt sich zwischen direkten und indirekten
Befestigungssystemen. Bei direkter Befestigung wird die Schiene und eventuelle
Unterlagsplatten aus Stahl oder Kunststoff über ein einziges Befestigungssystem direkt mit
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 19
der Schwelle verbunden. Auch Befestigungssysteme auf fester Fahrbahn werden als direkte
Systeme bezeichnet. Bei indirekten Befestigungssystemen wird die Schiene auf der
Unterlagsplatte befestigt und diese wiederum mit eigenen Befestigungen auf der Schwelle.
Der Vorteil dieses Systems liegt in der separaten Ausbaumöglichkeit der Schiene ohne
Öffnung der Schwellenbefestigung.
Die Verwendung von Unterlagsplatten (Rippenplatten) ist optional bietet jedoch einige
Vorteile wie die Verteilung der vertikalen Belastung auf einen größeren Bereich, bessere
Absorption der horizontalen Belastung, höhere Steifigkeit sowie verringerte Belastung der
Befestigung in der Schwelle aufgrund des geringeren Kippmoments. Diesen Vorteilen
gegenüber steht jedoch ein relativ hoher Preis. Die klassische indirekte Befestigung mit
Clipbolzen auf Unterlagsplatten wird auch als K-Oberbau bezeichnet [8]. Der Schematische
Aufbau ist in Abbildung 5 gezeigt.
A) A) Schiene
B) Zwischenlage
C) Befestigungssystem
D) Unterlagsplatte, Rippeplatte
E) Befestigungssystem
C) F) Schwelle
B)
D)
E)
F)
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 20
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 21
Wichtig im Hinblick auf Schall- und vor allem Erschütterungsemissionen ist die Gestaltung
der Zwischenlagen. Zwischenlagen entkoppeln durch elastische Dämpfung Vibrationen von
der Schiene und verteilen durch, die mit der Elastizität verbundenen Einsenkung der
Schiene, die Last über mehrere Schwellen. Nach prEN 13481-2 [162] wird zwischen weichen
(statische Steifigkeit < 80 kN/mm), mittleren (statische Steifigkeit 80 – 150 kN/mm) und
harten (statische Steifigkeit 150 kN/mm) Zwischenlagen unterschieden [22].
Versuche von Müller-Boruttau et al. [141] ergaben durch den Einsatz von weicheren
Zwischenlagen im kritischen Frequenzbereich von 100 Hz eine Reduktion der Übertragung
der Schwellenschwingungen des Gleises auf das Erdplanum um ca. 50 %. Die
Gleissteifigkeit verringerte sich folglich um etwa 30 %.
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 22
2.2.4 Unterbau
Vor Errichtung des Unterbaus werden generell umfangreiche geotechnische
Untersuchungen durchgeführt um die Bodenstruktur sowie das Trageverhalten des Bodens
zu ermitteln. Dabei werden zumindest alle 50 Meter Bodenproben entnommen und analysiert
[8].
Schotteroberbau kann entweder mit oder ohne Planum ausgeführt werden. Das Planum stellt
grundsätzlich eine ebene verfestigte Bodenschicht dar auf welcher der Oberbau errichtet
wird. Eine Verbesserung der Tragfähigkeit kann durch eine Verdichtung des Planums sowie
eine effiziente Entwässerung durch ausreichend Quergefälle und gereinigte Seitengräben
sowie Drainagen erzielt werden. Bei unzureichender Tragfähigkeit des Untergrunds,
frostempfindlichen Böden, hohen Feinanteilgehalt im Boden, bei großen
Tragfähigkeitsunterschieden oder bei wasserempfindlichen Böden werden oftmals Planums-
sowie Frostschutzschichten eingebaut. Planumsschutzschichten bestehen meist aus Kies-
Sandgemischen. Sie verhindern ein Aufsteigen feiner Bodenteile aus dem Untergrund,
verbessern die Ableitung von Oberflächenwasser, sorgen für eine gleichmäßige Übertragung
der Gleiskräfte und wirken auch gleichzeitig als Frostschutz. Eine andere Form des
Frostschutzes stellen Wärmedämmschichten in Form von Hartschaumplatten bis zu einer
Dicke von 16 cm dar. Zusätzlich können noch Geotextilien aus Vliesstoffen, Geogitter oder
Geokunststoffe eingebaut werden. Diese trennen und filtern die Zone zwischen Planum und
Planumsschutzschicht und tragen so speziell bei geringer Tragfähigkeit des Bodens zur
Reduktion von Spannungen und Verformungen bei. Außerdem konnte eine positive Wirkung
von Frostschutzschichten in Kombination mit Geotextilien hinsichtlich Vibrationen und
Körperschallemissionen festgestellt werden (siehe Kapitel 4.1.6.2) [22].
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 23
2.2.5 Instandhaltung
2.2.5.1 Schienenbearbeitung
Schiene (Number of incidances per 100 m rail). Die Unterteilung der Klassen und die
zulässigen Abweichungen sind in EN 13231-3:2006 [163] festgelegt.
Schleifens eingesetzt. Nachteilig sind die relativ langsame Schleifgeschwindigkeit von etwa
300 – 400 m/h sowie dass aufgrund der Form der Schleifsteine keine Reprofilierung der
Schiene durchgeführt werden kann [135].
Neuschienenschleifen
Eine mögliche Erklärung der verzögerten Riffelbildung liegt in der Entfernung von
herstellungsbedingten Materialunterschieden wie beispielsweise durch Reste von
Zunder oder entkohlte Schichten im Bereich der Schienenoberfläche, welche
aufgrund ihrer geringeren Härte zu höheren Verschleiß und bei angeregten
Schwingungen zu Riffelbildung neigen.
Auf Neubaustrecken speziell auf jenen mit hohen Anforderungen wie den
französischen und deutschen Hochgeschwindigkeitsstrecken werden die Schienen
noch vor Aufnahme des regulären Betriebs geschliffen [20]. Ergebnisse hinsichtlich
möglicher Unterschiede der Effektivität von Neulagenschleifen zwischen dem
Schleifen sofort nach Einbau versus innerhalb von sechs Monaten liegen derzeit
noch nicht vor.
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 27
Akustisches Schleifen
Hochgeschwindigkeitsschleifen
Schienenhobeln
Schienenhobeln wird vor allem bei erforderlichem Materialabtrag von über 0.4 mm
eingesetzt. Dies tritt hauptsächlich bei Verschleißerscheinungen an der Fahrkante des
Außengleises sowie bei Überwalzungen am bogeninneren Gleis auf. Die Hobelaggregate
sind unmittelbar hinter dem hinteren Drehgestell der Hobelmaschine angeordnet und werden
hydraulisch betätigt. Anfallende Späne werden kontinuierlich mittels Magnettrommeln und
Förderbändern vom Gleis entfernt und in einen Sammelbehälter transportiert. Die
Vorschubgeschwindigkeit ist vom Schienenstahl, der Aufhärtung und dem abzutragenden
Spanvolumen abhängig und beträgt typischerweise 1 - 1.3 m/s [22].
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 28
Schienenfräsen
Größte Materialabtragraten können mittels Schienenfräsen erzielt werden. Bei einem Abtrag
von 0.3 – 0.4 mm/Maschine können bei kombiniertem Einsatz in einem Arbeitsgang bis zu
1.5 mm abgetragen werden. Pro Schiene werden zwei Fräsköpfe hintereinander eingesetzt.
Die Arbeitsgeschwindigkeit beträgt bis zu 1.5 km/h [22]. Vorteil dieses Verfahrens ist die
staub-, funken- und profilfreie Arbeitsweise sowie die sehr exakte Möglichkeit der
Querprofilanpassung von ± 0.1 mm. Möglicher Nachteil ist, dass kein Materialabtrag unter
0.2 mm pro Fräswerkzeug sowie die Reprofilierung seitlich stark verschlissener
bogenäußerer Schienen möglich sind [11].
Nach der Form der Anwendung kann zwischen mobiler wie z.B. durch schienenfahrtaugliche
Pickups (high-rail), stationärer (wayside) und on-board Applikation unterschieden werden
[23][179].
Bei mobiler Applikation erfolgt der Auftrag des Schmierfetts oder Reibwertmodifizierers durch
speziell ausgestattete Pick-ups und kommt hauptsächlich auf kurzen Frachtstrecken in
kleinen Streckennetzen zum Einsatz.
Bei on-board Applikation werden feste Stifte oder Sprühsysteme direkt auf der Lokomotive
oder den Wagons montiert. Die Stifte werden durch Federn auf die Radlauffläche gepresst.
Bei flüssigen Systemen wird der Film direkt auf die Fahrfläche des Rads, oder der Schiene
gesprüht.
Stationäre Einrichtungen bestehen entweder aus mechanischen, hydraulischen oder
elektronischen Systemen die bei Auslösung des Kontakts durch eine Zugüberfahrt
Schmiermittel auf die Schienenfahrkante pumpen. Die Applikation von Reibungsmodifizieren
erfolgt über Applizierungsbalken die direkt an der Schiene montiert sind und sowohl zur
Anwendung am Spurkranz als auch auf der Lauffläche geeignet sind [120].
(solid sticks). Grundsätzlich sind derzeit Produkte auf Öl- oder Wasserbasis am Markt
vertreten. Bei den wasserbasierenden Produkten wird ein dünner Film auf Schienen- oder
Radlauffläche gesprüht. Nach dem Verdampfen des Wassers verbleibt ein trockener dünner
Film aus Feststoffen zurück, der auf die Räder von passierenden Zügen übertragen wird und
sich im Bereich der Kurve wiederum auf die Schiene verlagert.
Bei Anwendung in fester Form werden Stifte am Rad montiert, welche den
Reibwertmodifizierer direkt auf die Radlauffläche applizieren. Beim Überrollvorgang wird ein
dünner Film auf die Lauffläche der Schiene übertragen [119].
Produkte auf Ölbasis bestehen aus synthetischen Estern, Fettseifen, Festschmierstoffen und
weiteren Additiven. Sie können ebenfalls in Form von Sprühsystemen oder in fester Form
aufgetragen werden [157].
Das grundsätzliche Anwendungsgebiet von Reibwertmodifizierern liegt in allen Bereichen in
denen Stick-Slip Vorgänge auftreten. Als Stick-Slip wird jener Zustand bezeichnet, bei dem
das System zwischen den Energiezuständen des Gleitens und der Haftung hin und her
pendelt. Durch den Einsatz von Reibungsmodifizieren können Stick-Slip Effekte durch
Erhöhung der Reibung vermieden werden, wodurch vor allem Verbesserungen beim
Kurvenquietschen und kurzwelliger Riffelbildung erzielt werden [119].
Reibungsverstärker besitzen sehr hohe Reibungskoeffizienten zwischen 0.5 bis 0.7. Sie
werden zur Verbesserung der Haftung während Beschleunigung und Bremsen eingesetzt.
Der am häufigsten eingesetzte Reibungsverstärker ist Sand. Da die Anwendung von Sand
jedoch erhebliche Nachteile, wie beispielsweise einen um bis zu zehnmal höheren
Verschleiß an Rad und Schiene, mit sich bringt, wird vermehrt die Modifikation der
Reibungsverstärkern durch Aluminium und speziellen Additiven diskutiert. Derzeit befindet
sich der Einsatz dieser modernen Reibungsverstärker im Entwicklungsstadium und erfolgt
noch nicht im regulären Betrieb [23].
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 30
Beim Modell des starren Kontaktes werden Rad und Schiene als starre Körper behandelt,
wobei keine Verformungen im Kontaktbereich auftreten.
Bei der Hertzschen Kontakttheorie werden Rad und Schiene als elastische Körper
betrachtet. Bei Anwendung dieser Theorie ergeben sich je nach Normalkraft in Größe und
Form unterschiedliche elliptische Kontaktflächen.
Kommt es zur Überschneidung zweier Berührellipsen weicht die Kontaktfläche von den
Hertzschen Ellipsen ab. Diese Form der Berührflächen kann mit elastizitätsorientierten
Ansätzen wie beispielsweise dem Ansatz von Kalker berechnet werden [151].
Vertikalkräfte
Vertikalkräfte sind als der Oberflächendruck in der Kontaktfläche definiert und werden durch
die Radaufstandskräfte verursacht. Typische Achslasten sind 22 – 23 t im Reiseverkehr und
35 t im Schwerlastverkehr. Vertikalkräfte verursachen Normal-, Schub- und
Zugeigenspannungen unter der Schienenoberfläche [22][149].
Die maximalen Normalspannungen im Kontaktpunkt sowie die Form und Größe der
Kontaktfläche können annähernd durch die klassische Theorie nach Hertz beschrieben
werden. Die Anwendung der Hertz Theorie ist unter den Voraussetzungen des elastischen
Verhaltens der Körper, Deformation der Körper in unbegrenzte Halbräume, einem großen
Krümmungsradius im Vergleich zur Kontaktfläche sowie konstanter Krümmung im
Kontaktpunkt zulässig. Bei Erfüllung der Voraussetzungen kommt es zur Ausbildung einer
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 31
elliptischen sowie flachen Kontaktfläche und einer halb-ellipsoiden Druckverteilung [23]. Die
Hertzsche Formel für den Kugel-Kugel Kontakt zur Berechnung der maximalen
Normalspannungen im Kontaktpunkt lautet wie folgt [116].
1 6 * QE 2
max *3 (1)
R2
Q = Radaufstandskraft
E = Elastizitätsmodul
R = Radradius
Aufgrund der sehr kleinen Kontaktfläche im Rad-Schiene System von ungefähr einem
Quadratzentimeter ergeben sich sehr hohe Flächenpresssungen, die wie in Abbildung 11
ersichtlich, schrittweise über die einzelnen Systemkomponenten bis zum Untergrund
abgebaut werden [22].
Abbildung 11: Abbau der Flächenpressung über die einzelnen Komponenten des Rad-
Schiene Systems [22]
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 32
Die maximalen Schubspannungen, die aufgrund der Vertikalkräfte entstehen, errechnet sich
über die Formel [116]
f = Kraftschlusskoeffizient, Reibungskoeffizient
Längskräfte (Tangentialkräfte)
Längskräfte in der Schiene können durch temperaturbedingte Längenänderung der Schiene,
durch Bremsen oder Beschleunigen, Schieneneigenspannungen oder Schrumpfspannungen
nach dem Schweißen ausgelöst werden [22].
Bei der Beschleunigung mit Hilfe von getriebenen Achsen kommt es durch die Haftreibung
zu Zugkräften vor und Druckkräften hinter der Achse. Die Höhe der Längsspannungskräfte
hängt von der Radkraft und dem Haftreibungswert ab. Der Haftreibungswert ist als Verhältnis
der übertragbaren Haftreibungskraft zur Normalkraft definiert [150]. Die Haftreibungskraft ist
jene Kraft, die zwei sich berührende Körper daran hindert, sich gegeneinander zu bewegen.
Die statische Reibungskraft (Haftreibung) entspricht der Tangentialkraft die notwendig ist, um
eine Gleitbewegung der Körper auszulösen [168]. Die kinetische Reibung (Gleitreibung) ist
die notwendige Tangentialkraft um diese Gleitbewegung aufrecht zu erhalten. Im
Kontaktbereich zwischen Rad und Schiene treten stets Bereiche mit Haft- wie auch mit
Gleitreibung auf. Diese werden als stick und slip Bereiche bezeichnet. Mit steigender
Zugkraft steigt der Anteil der Gleitreibung bis zum Sättigungspunkt wo keine Haftreibung
mehr auftritt und der Zustand reinen Gleitens eintritt. Der Übergang von Haft- auf
Gleitreibung kann stark durch die Anwesenheit von Zwischenschichten (third body layers)
beeinflusst werden [150]. Der Zusammenhang zwischen Zugkraft und Kraftschluss ist in
Abbildung 12 dargestellt.
Eigenspannungen in der Schiene entstehen sowohl durch den Prozess des Rollenrichtens
als auch im Fahrbetrieb beim Überrollvorgang durch die Räder.
Querkräfte
Querkräfte werden durch die Spurführung der Fahrzeuge erzeugt und können in einen
zentrisch wirkenden Anteil, ein Torsionsmoment und eine Führungskraft zerlegt werden. Die
Führungskraft wird durch Parameter wie Achskraft, Konstruktion des Drehgestells, Feder-
und Dämpfungskonstanten aber auch gleisgeometrischen Bedingungen und die
Geschwindigkeit bestimmt [22].
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 34
Das Zusammenspiel von statischen und dynamischen Kräften im Rad Schiene System führt
zu Verschleiß, Bildung von Weißen Schichten oder auch zu Rollkontaktermüdung und in der
Folge zu Schienenschäden.
Das allgemeine Charakteristikum von Weißen Schichten ist das schlechte Anätzvermögen
mit ca. 10%-iger alkalischer Salpetersäure. Weiße Schichten finden sich nicht nur auf
Schienenlaufflächen sondern auch auf Kugellagerschalen, Bearbeitungsflächen sowie bei
Laserbehandlungsflächen. Die Schicht zeichnet sich durch homogenes, nahezu strukturloses
Gefüge sowie sehr hohe Härte von über 1200 HV, verbunden mit hoher Sprödigkeit aus.
Weiters ist die Schicht thermisch stabil und zeigt daher schlechtes Anlassverhalten. Die hohe
Härte wird durch verschiedene Mechanismen beeinflusst. Einige der beschriebenen
Mechanismen sind die Härtung des Übergangsbereiches zwischen WEL und Perlit durch
Verkleinerung des Lamellenabstandes im Perlit aufgrund von plastischer Verformung, die
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 35
Im Bereich des Schienenverkehrs treten Weiße Schichten an der Oberfläche im Bereich der
maximalen Hertzschen Pressung auf und erreichen Dicken von 100 µm. Ab einer
Schichtdicke von 50 µm sind bereits feine Risse an der Oberfläche zu finden. Die Bildung
startet meist als schmale Längsstreifen im Fahrspiegel und führt im Zuge von Verriffelung oft
zu einem Zusammenwachen dieser Streifen. Die Lage der Bänder ist hauptsächlich
abhängig von der Profilgeometrie, Trassierung und eventuellen langwelligen Gleislagefehlern
[84][114].
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Kapitel 2 – Grundlagen des Rad-Schiene Systems 36
Oxidschicht
strukturlose WEL
Gefüge mit
it
zertrümmertem Zementit
stark verformtes
perlitisches Gefüge
Abbildung 14: Schematischer Aufbau einer Weißen Schicht und des darunter liegenden
perlitischen Grundgefüges im Querschnitt [114]
Head checks sind feine Oberflächenrisse, die in mehr oder weniger regelmäßigen
Abständen vor allem auf der bogenäußeren Schiene bei Radien zwischen 400 bis 1500 m
aber auch an der Fahrkante beider Schienen in der Gerade auftreten können. Die Risse
breiten sich ausgehend von einem Winkel von 35 – 70 ° immer steiler werdend ins
Schieneninnere aus und können schlussendlich zu Schienenbrüchen führen [22]. Bei
Zusammenwachsen von Head checks kann es zu Ausbrüchen kommen. Das Ausbrechen
kleiner Metallteile wird als Spalling bezeichnet [49]. Mit Hilfe von Wirbelstromverfahren
können Head checks bereits im Frühstadium erkannt werden [22].
Belgrospis sind Rissnester, die in einem Abstand von 20 – 100 mm vor allem auf
Hochgeschwindigkeitsstrecken stets in Verbindung mit Verriffelung auftreten (siehe Kapitel
3.2.3.2).
Squats zeigen sich als halbkreis- oder v-förmige zur Fahrkante hin offene Risse am
Schienenkopf mit gleichzeitiger Einsenkung der Fahrfläche. Sie treten vor allem auf geraden
Gleisen und Hochgeschwindigkeitsstrecken auf [22].
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 37
Geradheitsabweichung Wellenlänge 3 – 25 m
3.1 Mikrorauhigkeit
3.1.1 Charakterisierung
Mikrorauhigkeit sind alle Abweichungen von einer ideal glatten Oberfläche mit Wellenlängen
bis zu 1 cm bei Amplituden bis 10 µm. Bezeichnet werden Abweichungen im Bereich der
Mikrorauhigkeit auch als Riefen, Schuppen, Kuppen oder Rauhigkeitsspitzen auch genannt
Asperiten in der Gefügestruktur des Werkstoffes [1][17].
Zur direkten Bestimmung der Rauheit von Oberflächen im Bereich der Materialprüfung oder
Schleifkontrolle wird häufig der arithmetische Mittenrauhwert Ra (Abbildung 15) bestimmt.
Dabei wird zunächst das aufgenommene Profil einer Filterung hinsichtlich langwelliger
Anteile unterzogen um ein Rauheitsprofil zu erhalten. Daraus wird der arithmetische
Mittelwert der Beträge aller Profilwerte bestimmt.
1 n
Ra * yi (3)
n i1
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 38
Ein weiterer wichtiger Parameter im Zuge der direkten Bestimmung der Rauheit ist der
mittlere Abstand der Profilabweichungen Sm (Abbildung 16) [2].
1 in
Sm * Si (4)
n i1
Weitere Charakterisierungsparameter sind die maximale Profilhöhe oder –tiefe Rmax, als
größte Einzelrauhtiefe innerhalb der Gesamtmesstrecke, die Gesamthöhe des Profils Pt, als
Summe der Höhe der größten Profilspitze und Tiefe des größten Profiltals, sowie die Schiefe
Rsk, welche Aufschluss über die Verteilung der Profilhöhen gibt [3].
Im Bereich der Lärmmessung wird die Rauhigkeit oft in Form des logarithmischen
Rauhigkeitslevel Lr = 20 log (r/ro) dargestellt. Wobei r die Rauhigkeitsamplitude in einem
bestimmten Wellenlängenband und ro den Bezugswert mit 1 µm bezeichnet [4]. Für die
Lärmemission im Schienenverkehr ist vor allem die Rauhigkeit gemessen in Längsrichtung
von Bedeutung, da sie eine Anregungsquelle für Schwingungen beim Überrollvorgang
darstellt. Die Rauhigkeit gemessen in Querrichtung ist für die Lärmemission im Rad-Schiene
System von untergeordneter Bedeutung da sich die Unebenheiten beim Überrollvorgang in
der Bewegungslinie befinden und somit kaum zur Anregung von Schwingungen führen [11].
Im Falle des Kurvenquietschens, wobei Quer- und Längsgleitbewegungen bei der Anregung
eine Rolle spielen [53], scheint jedoch durchaus auch die Rauhigkeit in Querrichtung von
Bedeutung.
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 39
3.1.2 Ursachen
Hinsichtlich der Ursachen zur Entstehung von Mikrorauhigkeiten muss zwischen Rad und
Schiene unterschieden werden.
Herstellungsprozess
Bremssysteme
(siehe Kapitel 2.1.3)
Instandhaltung
Die Instandhaltung der Räder hinsichtlich Wiederherstellung von Rund- und Planlauf erfolgt
hauptsächlich durch den Einsatz von Unterflurdrehbänken. Nach der Entfernung von
Unebenheiten, Riffeln und eventuellen Ausbrüchen auf der Radlauffläche, werden wie beim
Herstellungsprozess für den Bearbeitungsprozess typische Rauheiten von bis zu 10 µm
erzielt.
Instandhaltung
Zur Instandhaltung von Schienen werden die im Kapitel 2.2.5.1 beschriebenen Verfahren
verwendet.
Beim Schienenschleifen mit rotierenden Scheiben verbleiben aufgrund der Anordnung und
der Arbeitsweise der Schleifscheiben nach der Bearbeitung Schleifriefen quer zur
Fahrtrichtung. Die Tiefe dieser Riefen ist abhängig von der Schleifgeschwindigkeit, der
Umdrehungsgeschwindigkeit der Schleifsteine, dem Spiel der Schleifmodule sowie der
Qualität der Schleifsteine hinsichtlich Körnung, und liegt normalerweise auf der Fahrfläche
und der –kante im Bereich von 2 - 10 µm (gemessen als Mittenrauhigkeit Ra in
Schienenlängsrichtung), im Außenkantenbereich werden auch Werte bis 15 µm gemessen
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 40
Durch Schienenfräsen wird eine typische Fräsoberfläche erzeugt. Die Rauhigkeit der
einzelnen Fräsfacetten liegt im Bereich von Ra < 1 µm, das insgesamte Fräsbild weist jedoch
eine Längswelligkeit von wenigen Hundertstelmillimetern im Bereich von Wellenlängen
zwischen 10 – 30 mm auf und erfordert eine zusätzliche Bearbeitung durch Schleifen [11].
Der Nachweis zur Einhaltung dieses Grenzwerts wird üblicherweise ein Mal pro
Schleifschicht gemessen und dokumentiert. Gemäß EN-ISO 4288 werden fünf
Einzelmessungen zur Berechnung des gemittelten Ra-Werts herangezogen. In der DB
Richtlinie 824.8310 ist eine Messung von Ra bei einer sichtbar starken Rauhigkeit und
Riefenstruktur vorgesehen. Dabei sind 6 Messungen im Bereich des Fahrspiegels in Abstand
von ca. 2 m, Messlänge der Einzelmessungen 2.5 mm, durchzuführen, und der Ra-Wert zu
bestimmen. Dabei darf gemäß EN Norm 13231:2006 ein Messwert oder maximal 16 % der
gemessenen Längen den Grenzwert von 10 µm übersteigen, gemäß deutscher Norm
müssen alle Messwerte unter 10 µm betragen.
Herstellungsprozess
Die Rauhigkeit aus dem Herstellungsprozess wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst.
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 41
Zunderbildung (Restzunder)
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 42
Walzhaut
3.1.3 Auswirkungen
Lärm und Vibrationen
Während der Überrollung der Schiene durch das Rad kommt es zu einer wiederkehrenden
Belastung und Entstehung von Spannungen an den Rauhigkeitsspitzen, den sogenannten
Asperiten. Bei überschreiten der Fließgrenze des Materials kommt es zu einer teilplastischen
Deformation einiger Bereiche des Kontaktpunktes, die jedoch immer an Zonen rein elastisch
deformierten Materials grenzen. Bei Entlastung entstehen dadurch Eigenspannungen, die in
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 43
Abbildung 20: Berechnung der Druckverteilung eines Rads (Radius = 43 cm) bei Druck
gegen eine raue Schienenoberfläche aus einem Shinkansen Gleisprofil [15].
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 44
Abbildung 21: Vergleich der Scherspannungen für den Kontakt von rauen und glatten
Oberflächen; Reibungskoeffizient = 0 [15].
In theoretischen Modellierungen von Bucher et al. [16] unter Berücksichtigung der Rauheit
von Schiene und Rad wurden aufgrund von Rauhigkeitsspitzen Normaldrücke von einem
zehnfachen des Hertzschen Flächendruckes berechnet. Die theoretischen Berechnungen
sind unter dem Vorbehalt zu sehen, dass rein elastisches Verhalten vorausgesetzt wurde. In
der Praxis würde bei den gemessenen Normaldrücken bereits eine plastische Verformung
auftreten, wodurch sich der Maximaldruck verringert. Die Autoren weisen jedoch darauf hin,
dass die Maximalwerte sehr stark von der Filterung (berücksichtigten Wellenlängen) der
Rauheiten abhängen und dass die rein linear-elastische Materialbetrachtung zu
Abweichungen führen kann. Ein Vergleich der Werte bei Anwendung unterschiedlicher Filter
sowie unterschiedlicher Betrachtungsmodelle ist in Abbildung 22 und Abbildung 23
dargestellt.
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 45
Abbildung 23: Vergleich der ermittelten Flächenpressung für einen Rad-Schiene Kontakt
mittels Finite Elemente Kalkulation nach linear-elastischer, Hertzscher oder elastisch-
plastischer Betrachtung [18].
Böhmer et al. [17] vertreten die Ansicht, dass trotz der hohen berechneten Spannungen raue
Oberflächen nicht zu fortgesetzter plastischer Deformation der Asperiten führen. Der oben
beschriebene Einspielprozess kann zu einer extremen Verfestigung der
Oberflächengrenzschicht führen, wodurch sehr hohe Spannungen ohne wesentliche weitere
plastische Deformationen ertragen werden. Ein wichtiger Bereich dieser Vorgänge ist die
„Weiße Schicht“ oder „white etching layer“ (siehe Kapitel 2.2.1). Die Autoren gehen deshalb
davon aus, dass Mikrorauhigkeiten einen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung von
Weißen Schichten haben können.
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 46
In Berechnungen von Daves et al. [18] wird gezeigt, dass aufgrund von rauen Oberflächen
eine Plastifizierung des Schienenmaterials bis in eine Tiefe von nahezu 0.5 mm bereits nach
dem ersten Belastungszyklus auftritt. Die Ergebnisse werden stark durch den
angenommenen Reibungskoeffizienten beeinflusst. Die Autoren kommen zu dem Schluss,
dass die berechneten Zugspannungen während normaler Belastung zu Oberflächenrissen
an Rauhigkeitsspitzen führen können. Die Berechnungen wurden mittels Finite Elemente
Methode unter Berücksichtigung der nicht linearen kinematischen Härtung für die Schiene
und eines rein elastischen Verhaltens des Rads durchgeführt und ergaben eine
Verdopplung des Normaldrucks im Bereich der Asperiten auf 2080 MPa. Die Autoren
beobachten ebenfalls die Ausprägung eines stady states der Deformationsrate und erwägen
die Entstehung von Weißen Schichten als mögliche Reaktion des Materials auf die
Beanspruchung zur Verhinderung weiterer Plastifizierung. Im Gegensatz zu Böhmer et al.
glauben sie dass durch die Sprödigkeit der weißen Schicht Oberflächenrisse entstehen
können.
In der Arbeit von Michael Steenbergen [26] wird bezüglich der Lärmentstehung davon
ausgegangen, dass Mikroasperiten des Schleifriefenmusters zwar eine Rolle spielen, jedoch
für die dynamische Interaktion von Rad und Schiene geringe Relevanz aufweisen, da sie
ohnehin durch plastische Deformation innerhalb weniger Überrollvorgänge geglättet werden.
In Messungen und Versuchen in Gleisen der DB AG konnten Hölzl und Werner [137] einen
Zusammenhang zwischen der Mikrorauhigkeit und der Bildung von Weißen Schichten sowie
letztendlich der Entwicklung von Riffeln feststellen. Sie konnten eine Entwicklung von
Weißen Schichten aus der Schleifriefenstruktur beobachten. Dabei äußern sie die
Vermutung dass die aufgetretenen „Weißen Flecken“ durch große unmittelbar nach dem
Schleifen auftretende Tangentialkräfte durch Bremsen oder Antrieb, vor Entfernung der
Schleifriefenränder durch Eindrückung aufgrund reiner Normalkräfte, entstehen können und
in der Folge einen Riffelbildungsprozess einleiten. Die Wellenlänge der entstehenden Riffeln
wird dann durch die Schleiriefenperiodenlänge oder das Doppelte davon bestimmt.
3.1.4 Abhilfemaßnahmen
Einsatz von Reibwertmodifizierern (friciton modifiers)
In einer Untersuchung von Eadie et al. [24] wurde die Auswirkung von Dünnfilm
Reibwertmodifizierer auf Verschleiß, Rollkontaktermüdung und plastische Deformation
untersucht.
In den Versuchen wurde ein Reibwertmodifizierer bestehend aus einer Suspensionen von
Feststoffen und Polymergemischen auf Wasserbasis (Keltrack® Hirail) verwendet. Der
Einsatz erfolgte nach der Top-of-rail Technologie.
Durch die Anwendung des friciton modifiers in Intervallen von 50 und 250 Zyklen konnte
nach 100.000 Überrollungen eine deutlich glattere Oberfläche sogar im Vergleich zu neuen
Schiene erreicht werden. Die Änderung der Rauheit ist in Tabelle 4 zusammengefasst.
Zur Abschätzung der maximalen Drücke und eventueller plastischer Verformung wurden
Kontaktmodellierung mittels Vampire® Software durchgeführt und daraus ein Shakedown
Diagramm für trockene Normalbedingungen und die Bedingungen unter Anwendung des
Reibwertmodifizierers erstellt. Zur Ermittlung des Maximaldrucks für die gesamte
Kontaktfläche wurde der Mittelwert aller Spitzen Hertzschen Flächenpressungen gebildet,
wodurch sich eine leichte Überschätzung des Maximaldrucks ergibt. Dennoch lagen die
auftretenden Maximaldrücke durch die Anwendung des Reibwertmodifizierers, wie in
Abbildung 24 ersichtlich, unter oder nahe der Einspielgrenze während für trockene
Normalbedingungen plastische Deformationen auftraten. Die erreichten
Reibungskoeffizienten lagen bei Anwendung des Reibwertmodifizierers zwischen 0.28 –
0.35, unter trockenen Normalbedingungen zwischen 0.5 – 0.6.
Abbildung 24: Shakedown Diagramm für trockene Normalbedingungen und Anwendung des
Reibwertmodifizierers [24].
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 49
3.1.5 Messtechnik
Zur Charakterisierung der Rauhigkeit wurden verschiedene Oberflächenkennwerte definiert,
die in Abschnitt 3.1.1 bereits näher erläutert wurden. Je nach Art der Kennwerte werden
diese aus dem ungefilterten Ist-Profil oder dem gefilterten Rauheitsprofil ermittelt. Da in einer
Oberflächenstruktur immer verschiedene Gestaltabweichungen überlagert vorliegen, müssen
die betreffenden Gestaltabweichungen von Interesse herausgefiltert werden. Die konkrete
Trennung zwischen Rauhigkeit und Welligkeit erfolgt meist mittels elektrischer Profilfilterung.
Diese Profilfilterung gleicht einer Trennung mittels Sieb. Grobkörniges wird von feinem
Material getrennt. Die Grenze wird durch die Siebmaschenweite, im Falle der
Oberflächenmessung der Grenzwellenlänge, bestimmt. Die Größe des Filters hat
erheblichen Einfluss auf die Messergebnisse. Weitere Einflussgrößen wie Art des Filters,
Messpunktabstand oder Art des Messgeräts haben demgegenüber geringe Bedeutung [126].
Derzeit liegt keine allgemein gültige Definition der Abgrenzung zwischen Welligkeit und
Rauhigkeit vor. Gemäß DIN EN ISO 11562 [164] sind fünf verschiedenen Wellenfilter mit
Grenzwellenlängen von 0.08, 0.25, 0.8, 2.5 und 8 mm vorgesehen [121].
Zur Messung des Oberflächenprofils stehen eine Reihe von Messverfahren zur Verfügung.
Zum einen basieren diese Verfahren auf berührungsloser Erfassung der Oberflächenstruktur,
zum anderen auf Tastgeräten, die die Oberfläche mittels Stiften abtasten.
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 50
Abbildung 25: Gegenüberstellung des Tastbereichs von Tastnadel und Laserstrahl [3]
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 51
3.2 Welligkeit
3.2.1 Charakterisierung
Als Welligkeit werden in dieser Arbeit alle Abweichungen von einer ideal glatten Oberfläche
mit Wellenlängen von 1 bis 300 cm bezeichnet. Die Amplituden betragen dabei von 0.1 bis
1 mm. Überschneidungen sind insofern gegeben, dass Amplituden im Bereich der
Mikrorauhigkeit bei Wellenlängen in Größenordnung der Welligkeit auftreten. Diese
Überschneidung tritt vor allem im Bereich der Radrauhigkeit durch Klotzbremssysteme auf.
Innerhalb der Welligkeit ergeben sich sowohl beim Rad wie auch bei der Schiene erneut
Unterklassen und zahlreiche spezielle Ausprägungsformen, die durch unterschiedliche
Wellenlängen, Entstehungsmechanismen, Auftrittsorte und Auswirkungen gekennzeichnet
sind.
Radriffeln sind durch Wellenlängen von ca. 3 bis 8 cm und Amplituden bis ca. 1 mm
gekennzeichnet. Sie treten hauptsächlich auf der Lauffläche von klotzgebremsten Rädern
auf [78].
Polygonalisierung der Räder ist durch Wellenlängen zwischen 14 bis 300 cm und Amplituden
im Bereich der Mikrorauhigkeit kleiner 10 µm gekennzeichnet. Polygonalisierung tritt vor
allem bei scheibengebremsten Rädern auf [78].
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 52
Riffeln
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 53
Schlupfwellen
Eine häufig vor allem in der englischen Literatur anzufindende Bezeichnung für Welligkeiten
zwischen 4.5 und 6 cm, welche hauptsächlich im U-Bahnbereich auf Fester Fahrbahn mit
weichen Zwischenlagen und in engen Kurven mit Radien unter 400 Meter auftreten, ist jene
der „booted sleeper corrugation“ („Riffeln“ bei besohlten Schwellen) [78][79][80].
Die deutsche Bezeichnung ist widersprüchlich, da gemäß allgemeiner Konvention nur Wellen
im geraden Gleis oder großen Bogen als Riffeln bezeichnet werden. Aufgrund des
Auftrittsortes und der Charakteristik scheint diese Form von Welligkeit vielmehr eine
Spezialform von Schlupfwellen darzustellen und die Bezeichnung „Schlupfwellen“ bei
besohlten Schwellen würde aus dieser Sicht besser der allgemeinen Klassifizierung
entsprechen.
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 54
Kurze Wellen
Kurze Wellen weisen Wellenlängen zwischen 0.5 bis 3 Meter auf und Amplituden bis zu ca.
1 mm. Abweichungen im Bereich der kurzen Wellen werden oft auch allgemein als
„Ebenheitsabweichungen“ bezeichnet. Eine Sonderform von kurzen Wellen stellen
Leichtschienenriffeln dar, die überwiegend bei höheren Geschwindigkeiten, geringeren
Achslasten und entsprechend der Bezeichnung typischerweise bei leichten Schienen bis
etwa 50 kg/m auftreten. Ihre Wellenlänge reicht von 0.5 bis 1.5 Meter mit Amplituden bis 1
mm und mehr.
Als möglicher Hauptgrund für die Entstehung von Radriffeln wird in der Literatur
thermomechanische Interaktion zwischen Blockbremse und Radlauffläche postuliert.
Aufgrund der Ausdehnung des Materials infolge der Erwärmung kommt es zum Herausragen
an den betreffenden Stellen und damit einhergehend zu verstärktem Verschleiß während
dem Bremsvorgang. Zusätzlich treten Phasentransformationen und Materialtransfer in den
entstehenden „hot spots“ auf [5].
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 55
In Versuchen von Petersson [5] auf einem Rollenprüfstand wurde die Temperatur-,
Unebenheits- und Verschleißentwicklung eines Rades der Güte UIC-R7 (International Union
of Railways, Internationaler Eisenbahnverband) (siehe Tabelle 1) mit verschiedenen
Blockbremsmaterialien getestet. Bei Graugussklotzbremsen konnte wie erwartet die stärkste
Welligkeitsbildung mit Amplituden bis 50 µm und Wellenlängen hauptsächlich im Bereich von
3 – 8 cm festgestellt werden, wobei größtenteils eine Rauhigkeitsentwicklung aufgrund von
Materialtransfer vom Block auf die Radlauffläche beobachtet wurde. Eine Korrelation
zwischen „hot spots“ und Unebenheitsmaxima konnte nur teilweise beobachtet werden.
Allerdings traten die entstehenden „hot spots“ bei unterschiedlichen Bremsversuchen an der
gleichen Stelle auf, wodurch die Riffelbildung verstärkt wurde.
K-Block Bremsen zeigten eine starke Abhängigkeit der Welligkeit von der Temperatur mit
dominierenden Wellenlängen zwischen 3 bis 6 cm. Grundsätzlich zeichneten sich K-Block
Bremsen durch geringe Welligkeit aufgrund des fehlenden Materialtransfers aus.
Sinterblock Bremsen zeigten den geringsten Zusammenhang zwischen Temperatur und
Welligkeit, wahrscheinlich aufgrund des hohen Verschleißes. Dieser führt außerdem zu
extrem geringen Welligkeiten da entstehende Unebenheiten sofort abgetragen werden [5].
Bei Untersuchungen von Dittrich et al. [4] konnte die Unterscheidung der Bremssysteme
hinsichtlich Welligkeit bestätigt werden. Er stellte jedoch fest, dass im Gegensatz zu den
Simulationsergebnissen von Nielsen und Johansson [156], reine Graugussklotzbremsen
eher zu Radpolygonalisierung führen, während Räder mit Scheiben- und
Graugussklotzbremsen zu Verriffelung neigen. Dies wird in Abbildung 30 durch die
Rauhigkeitsprofile verdeutlicht.
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 56
Polygonalisierung
Die Ursachen zur Entstehung von Polygonalisierung gestalten sich vielfältig. Jedes Fahrzeug
entwickelt abhängig von z.B. Fahrgeschwindigkeit, Fahrzeugkonstruktion, Antriebs- und
Bremssteuerung und der dadurch bedingten Fahrdynamik, Polygone mit einer
charakteristischen Anzahl von Ausbuchtungen. Im Hochgeschwindigkeitsverkehr treten vor
allem Mehrfachpolygone auf [14]. In Simulationsergebnissen wurden die ersten beiden
Radsatzbiegemoden als entscheidende Einflussfaktoren bei der Entstehung von
Polygonalisierung identifiziert. Die Wachstumsrate wird durch größere Phasenverschiebung
der Polygonalisierung sowie höhere vertikale Gleissteifigkeiten beschleunigt. Als
wellenlängenfixierender Mechanismus wird einerseits die P2-Resonanz bei ca. 40 Hz und
andererseits die niedrigste Fahrwegantiresonanz mit ca. 165 Hz dargestellt [78]. Unter P2-
Resonanz wird die Resonanz der ungefederten Fahrzeugmasse mit Steifigkeit des Gleises
verstanden. Durch die Wechselwirkung der beiden Komponenten kommt es zur sogenannten
P2-Kraft. Aufgrund der geringeren Dämpfung der Kraft kommt es zur Frequenzverstärkung
[22].
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 57
Grundsätzlich existieren viele verschiedene Theorien zur Entstehung von Welligkeiten auf
der Schiene. Oft wird zwischen einem wellenlängenfixierenden Mechanismus und einem
Schadensmechanismus unterschieden. Als wellenlängenfixierender Mechanismus wird
verstanden, dass ausgehend von einer Anfangsrauhigkeit und –welligkeit von
unterschiedlichsten Wellenlängen, bei zahlreichen Überrollungen mit ähnlicher
Geschwindigkeit Unebenheiten mit bestimmten Wellenlängen bevorzugt verstärkt werden.
Eine Studie der DB ermittelte folgende Formel zur Beschreibung des Riffelwachstums:
In Fällen von sehr hohen Achslasten wurde in einer Studie der AREA (American Railway
Engineering Association) der Zusammenhang folgendermaßen definiert:
y 0,0005 * M 2 (6)
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 58
Aufgrund der zahlreichen Einflussgrößen und großen Unterschiede zwischen den einzelnen
Welligkeitsausprägungen haben wahrscheinlich viele Theorien ihre Richtigkeit und tragen je
nach Umgebungsbedingungen mehr oder weniger zur Welligkeitsentstehung bei. Im
nachfolgenden Abschnitt wird versucht, die derzeit gängigsten Theorien zur Entstehung der
einzelnen Welligkeitsausprägungen darzustellen und näher zu erläutern.
geringe dynamische Nachgiebigkeit des Gleises über den Schwellen wird als möglicher
Auslösemechanismus von Riffeln im Bereich der Schwellen gesehen [94][97]. Eine
besondere Riffelanfälligkeit wird daher von Knothe und Ripke [98] bei hoher vertikaler
Steifigkeit in Kombination mit hoher tangentialer Nachgiebigkeit gesehen.
Die Gegenüberstellung der beiden Maxima der mittels komplexer Rechnung ermittelten
Riffelwachstumsraten im Bereich der pinned-pinned Resonanz zwischen den Schwellen und
der Antiresonanz über den Schwellen ist in Abbildung 32 dargestellt.
Abbildung 32: Gegenüberstellung der Riffelwachstumsrate bei der Position des Radsatzes
über den Schwellen und zwischen den Schwellen in Abhängigkeit von der Erregerfrequenz
(f=v0/l) bei konstantem Querschlupf als Bezugsschlupf [98].
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 60
Tabelle 6: Gemessene Rauheiten [in µm] der Oberfläche in Riffelbergen und –tälern [84].
Andere Theorien sehen als Ursache die plastischen Verformung [94] sowie die
Reiboxidation, worunter plastische Verformung in Verbindung mit auftretender Erhitzung und
daraus folgender Aktivierung der plastischen Bereiche und Bindung des Luftsauerstoffs
verstanden wird. Die entstandenen Oxide führen zu größerer Reibung und folglich zu einem
weiteren anwachsen der plastischen Verformung und der Oxidschichtdicke. Bei ausreichend
hohen Tangentialkräften wird die Oxidschicht an manchen Stellen zerstört, wodurch die
ersten Riffelberge und –täler entstehen [85].
Eine völlig andere Theorie entwickelte Werner [96] aufgrund von Rollprüfstandsversuchen
mit Eisenbahnrädern. Er leitet die in Querrichtung in sehr kurzen Perioden auftretenden
getrennten Flecken oder äquidistanten Längsstreifenabschnitte auf hochfrequente
Ultraschallschwingungen von einigen hundert kHz, die beim Rollvorgang in der Schiene
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 61
angeregt werden, her. Als Sekundäreffekt würde dann der Rollvorgang und die Aufhärtung in
den Flecken zum Zusammenwachsen der Streifen in Querrichtung und zur Entstehung von
Riffelbergen führen [96]. In einem gemeinsamen Artikel mit Hölzl [137] relativiert er allerdings
seine Aussagen zum Teil dahingehend, dass sich zumindest teilweise die auftretenden
Flecken auch aus periodischen Schleifriefenfeldern entwickelt haben könnten.
Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von kurzwelligen Riffeln steigt bei überwiegendem
Verkehr mit leeren oder schwach beladenen Fahrzeugen [82]. Geringere Achslasten führten
in Simulationsmodellen von Hempelmann und Knothe auch zu höheren
Riffelwachstumsraten [97]. Bei Beobachtungen wurde festgestellt, dass abwärtsführende
Gleise geringere Riffelanfälligkeit zeigen als aufwärtsführende Gleise [82]. In Versuchen von
Schultheiß [85] wird auf einen Einfluss der Untergrundverhältnisse auf die Verriffelung
aufmerksam gemacht.
Weiters wurde von einigen Autoren ein Einfluss des Schienentyps auf die Riffelentstehung
vorgeschlagen. In Untersuchungen innerhalb der Teststrecke „FAST“ (Facility for
Accelerated Service Testing) nahe Pueblo im U.S. Bundesstaat Colorado, zeigten
kopfgehärtete Schienen mit Silizium und 1 % Chrom unter Bedingungen ohne
Schienenschmierung deutlich geringere Verriffelung als jene mit Chrom, Vanadium Zusatz
[91]. Die verminderte Riffelanfälligkeit infolge von höheren Mangan- und Siliziumgehalten
wurde auch in Untersuchungen von Spieker et. al. [95] auf Versuchsstrecken im
Streckennetz der DB festgestellt. Stickstoff zeigte riffelfördernde Eigenschaften. Bei niedriger
Belastung erwies sich eine höhere Zugfestigkeit, bei höherer Belastung eine niedrigere
Zugfestigkeit als vorteilhaft hinsichtlich Riffelbildung [95].
In einer umfassenden Studie von 18 Nordamerikanischen Transitagenturen konnte sowohl
eine verringerte Riffeltiefe wie auch geringere Auftrittswahrscheinlichkeit von Riffeln bei
kopfgehärteten Schienen festgestellt werden [92]. In zweijährigen Versuchen der DB AG und
der voestalpine Schienen GmbH konnten jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen
kopfgehärteten Schienen und Schienen der Güte 900A hinsichtlich Ausmaßes der
Verriffelung nachgewiesen werden [83].
Ebenfalls wurde ein Einfluss des Schienenoberbaus festgestellt. Während bei Holz- und
Betonschwellen auf Schotteroberbau eine höhere Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von
Riffeln auf Strecken des nordamerikanischen Transitnetzes festgestellt wurde, zeigten Riffeln
auf Fester Fahrbahn zwar eine geringere Auftrittswahrscheinlichkeit dafür eine größere
Riffeltiefe [92].
Ein leichter Anstieg der Wellenlänge ist bei zunehmender Fahrgeschwindigkeit festzustellen.
Zum eigentlichen wellenlängenbestimmenden Mechanismus liegen verschiedenste
Vermutungen vor. Diese reichen von Anregung im Bereich der pinned-pinned Resonanz
durch die Rauhigkeit des Rades bis zu Einflüssen der Längs- und Quer- bzw.
Vertikaldynamik des Gleises [79].
Bei der Schwingungsform der pinned-pinned Resonanz schwingt die Schiene im Mittelpunkt
des Abstands zwischen den Schwellen am stärksten, während sie sich über den Schwellen
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 62
kaum bewegt. Je nach Schienentyp und Untergrund bilden sich daraus Schwingfrequenzen
zwischen 1 und 3 kHz aus. Die Wellenlänge der daraus entstehenden Riffeln ergibt sich aus
dem Quotienten von Fahrgeschwindigkeit zu Frequenz [87].
Bei Geschwindigkeiten unter 100 km/h würden dadurch Riffeln mit Wellenlängen kleiner
1 cm entstehen. Die Bildung dieser Riffeln mit Wellenlängen kleiner als der Kontaktpunkt
wird jedoch aufgrund des im Kapitel 4.1.4.1 beschriebenen Kontaktfiltereffektes verhindert
[97].
In den Untersuchungen auf der Teststrecke „FAST“ wurde weiters gezeigt, dass niedrige
Eigenspannungen zu kürzeren Wellenlängen führen können. Das gleiche wurde für
Kopfgehärtete Schienen festgestellt. In Versuchen wurde eine durchschnittliche Wellenlänge
der Riffeln bei Kopfgehärteten Schienen zwischen 2 – 4 cm im Vergleich zu 4 – 6 cm bei
Schienen der Güte 900A festgestellt [91].
Schlupfwellen
Bei engen Bögen kann die Wegdifferenz zwischen äußerem und innerem Rad oftmals durch
die Konizität der Räder nicht mehr ausgeglichen werden. In diesem Fall kommt es zu
elastischen Verformungen in der Achse oder in den Längsverbindungen zwischen Achse und
Drehgestellrahmen. Werden die im Kontaktpunkt auftretenden Kräfte zwischen Rad und
Schiene größer als die Haftreibung des aufgrund der Fliehkraft weniger belasteten
Innenrades, kommt es zur Entspannung der Achse und zum Durchrutschen des Innenrads.
Am bogenäußeren Rad wirkt die Führungskraft als Querkomponente der Normalkraft. Diese
Führungskraft und die am bogeninneren Rad entstandene Querschlupfkraft wirken
entgegengesetzt, wodurch Biege- und Torsionsschwingungen der Radsätze hervorgerufen
werden. Diese Schwingungen führen zur periodischen Schwankung der vertikalen
Kraftkomponente. Der Vorgang wiederholt sich periodisch mit Frequenzen bis zu einigen
hundert Hertz und führt so zu periodischem Materialabtrag und Ausbildung der welligen
Verformungen an der Innenschiene [104][105]. Dabei muss zwischen vorlaufendem und
nachlaufendem Radsatz unterschieden werden. Der vorlaufende Radsatz ist jener, der als
erster Radsatz des Wagens in die Kurve einfährt, alle folgenden werden als nachlaufende
Radsätze bezeichnet. Während beim vorlaufenden Radsatz hauptsächlich Querschlupf eine
Rolle spielt, tritt am nachlaufenden Rad durch die wesentlich geringere seitliche
Verschiebung des Fahrzeuges und damit einhergehend einem geringeren Schräglauf
hauptsächlich Längsschlupf auf. Die Querschlupfkräfte des vorlaufenden, bogeninneren
Rades sind um einiges größer als die nachlaufenden Längsschlupfkräfte. Dieser Unterschied
wird mit Verkleinerung des Bogenradius verstärkt. Es wird daher davon ausgegangen, dass
Querschlupf und Biegeschwingungen des vorlaufenden Rades die ursprüngliche
Schlupfwellenbildung auslösen. Bei bereits vorhanden schwachen Wellen führen dann
zusätzliche Torsionsschwingungen durch den Längsschlupf der nachlaufenden Radsätze
und Radsatzschwingungen aufgrund der gebildeten Wellen zu einer Verstärkung der
Schlupfwellen [105][104].
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 63
In Gleistests der ÖBB und der voestalpine schienen GmbH konnte eine verminderte
Schlupfwellenbildung bei kopfgehärteten Schienen im Vergleich zu Schienen der Güte 900A
gezeigt werden. Während sich die Wellenlängen nur geringfügig unterschieden, zeigten die
kopfgehärteten Schienen um die Hälfte geringere Schlupfwellenamplituden. Weiters wurde
stärkere Schlupfwellenbildung bei Einsatz eines Rahmenschwellengleises im Vergleich zu
einem Standardbetonschwellengleis festgestellt [132].
Die Ursache der Ausbildung dieser Form von Welligkeit dürfte der kombinierte
schwankende Verschleiß aus Längsbewegung und lateralem sowie longitudinalem
Schlupf zwischen Rad und Schiene sein. Diese hohen Schlüpfe treten hauptsächlich
auf der kurveninneren Schiene enger Kurven sowie bei Drehgestellen mit fehlerhaft
eingebauten Radsätzen auf [22][80]. Die Wellenlängen werden durch die gering
gedämpfte Resonanz der Schwellen, die sich auf den weichen Zwischenlagen
befinden, bestimmt. Diese führen zu einer Antiresonanz am Schienenkopf und
einem Maximum in den auftretenden vertikalen Kräften. Zusätzlich treten
Radresonanzfrequenzen im gleichen Frequenzbereich auf. In der Folge bewirken
Veränderungen in der Normalkraft, aufgrund der aufgebauten Unebenheiten am
Schienenkopf, Vibrationen im gleichen Frequenzbereich und starke Änderungen in
Slip und Verschleiß [79].
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 64
Langwellige Schienenriffeln
RCF Riffeln
Charakteristikum dieses Riffeltyps ist das Auftreten von Schuppen auf der
Schienenlauffläche. Beim Wegbrechen der Schuppen entstehen muschelförmige
Bereiche, die späteren Riffeltäler.
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 65
Rutting Riffeln
Diese Form von Riffeln ist charakterisiert durch helle Riffelberge und dunkle
Riffeltäler in Form von Querfurchen, im Englischen „ruts“, welche sich über die
gesamte Breite des Schienenkopfes erstrecken [22][81].
Kurze Wellen
3.2.3 Auswirkungen
Ein unmittelbarer Effekt von unebenen, rauen Rädern ist die signifikante Lärmemission.
Räder mit Graugussklotzbremsen führen zu rauen Laufflächen und folglich zu bis zu 8 dB(A)
höheren Lärmemissionspegeln (siehe Kapitel 4.1.4.1) [4]. Auf längere Sicht gesehen
bewirken Radriffeln auch eine Verstärkung von Rollkontaktermüdungsschäden. Beitragende
Mechanismen sind dabei einerseits die Erhöhung der Kontaktspitzenkräfte auf den
Riffelbergen und der sich daraus ergebenden Einfluss auf die dynamische Rad-Schiene
Interaktion sowie andererseits die Verschlechterung der Kontaktgeometrie und die daraus
entstehende Verkleinerung des Kontaktpunkts [113].
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 67
Polygonalisierung
Unrunde Räder führen zu hohen Kräften im Rad-Schiene Kontakt. Dies hat stärkeren
Verschleiß und weiters eine verkürzte Einsatzdauer der Fahrzeuge und Gleiskomponenten
zur Folge. Zudem bewirken diese Kräfte eine Anregung von Strukturschwingungen des
Wagenkastens im mittelfrequenten Bereich von 30 bis 300 Hz, die sich durch
Brummgeräusche im Fahrgastraum äußern [112].
Die Erregerfrequenzen von 50 bis 150 Hz liegen im Bereich dem für die Betrachtung der
dynamischen Stabilität des Schotters große Bedeutung zukommt.
Grundsätzlich sind Welligkeiten auf der Schiene immer mit erhöhten dynamischen Kräften
auf die Schiene verbunden. Jan Spännar, von der Schwedischen Bahnadministration
Banverket, definiert die maximale dynamische Kraft infolge einer einzelnen Sinuswelle durch
die Formel [103]
Amlitude * Geschwindigkeit 2
F Konstante * (7)
Wellenläng e 2
Der erhöhte Verschleiß im Bereich von Welligkeiten führt zu verringerter Lebensdauer von
Rad und Schiene sowie bei starker Intensität zu Sicherheitsproblemen und frühzeitig
notwendigen Erneuerungsmaßnahmen. Dies wiederum stellt einen erheblichen Kostenfaktor
dar. Die geschätzten Kosten zur Beseitigung von Riffeln in Europa betragen pro Jahr über
60 Millionen €. Ein weiters grundlegendes Problem von Welligkeiten stellen Lärmemissionen
dar [89].
Kurzwellige Schienenriffeln
Außerdem wurde ein Einfluss der Wellenlänge von Riffeln auf den Verschleiß festgestellt. So
führen kürzere Wellenlängen und eine Erhöhung der dynamischen Kontaktkräfte zu einer
Verstärkung des Verschleiß [93]. Jedoch zeigten Messungen von Daniels et al. [99] auf
Transitstrecken mit unterschiedlichen Gleis- und Fahrbedingungen generell geringere
dynamische Kontaktkräfte bei kurzwelligen Schienenriffeln im Vergleich zu langwelligen
Schienenriffeln.
der Riffelberge gezeigt werden [114]. Diese Rissnester werden auch als Belgrospis
bezeichnet. Aufgrund von Simulationsergebnissen wurde ein Zusammenhang zwischen den
maximalen Normalspannungen und dem Auftreten von Rissnestern ermittelt. Durch die
kleinere Kontaktfläche im Bereich des Riffelberges werden die Normalspannungen erhöht
und dadurch die Rissbildung verstärkt [154].
Nielsen et al. [100] sieht in den erhöhten Kontaktkräften sowie den verschlechterten
Kontaktbedingungen bedingt durch kurzwellige Schienenriffeln sogar einen möglichen
Auslösemechanismus für Rollkontaktermüdung. Seiner Ansicht nach sollten Riffeln im
Wellenlängenbereich von 4 bis 8 cm Amplituden von 50 µm nicht überschreiten.
Schlupfwellen
Langwellige Schienenriffeln
Langwellige Schienenriffeln führen zu einem deutlichen Anstieg des Lärmpegels vor allem im
Frequenzbereich der größten Empfindlichkeit des menschlichen Gehörs von 1000 Hz (siehe
Kapitel 4.1.4.1).
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 69
RCF Riffeln
Rutting Riffeln
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 70
Kurze Wellen
Die entstehenden Wellenlängen bewirken abhängig von der Geschwindigkeit eine Anregung
im Bereich der Eigenfrequenzen des Drehgestells sowie der Biegefrequenzen des
Wagenkastens zwischen 8 und 15 Hz. Durch die auftretende Resonanz kommt es zu
heftigen Bewegungen des Wagenkastens sowie zu starken dynamischen Belastungen des
Wagenmaterials [117].
a) b)
Wellenlänge 3 Meter Wellenlänge 3 m Wellenlänge 3 m Wellenlänge 3 m
Amplitude [mm]
0
Amplitude [mm]
0 0.1
0.1 0.2
0.2 0.3
0.3 0.4
0.4 0.5
0.5
Bei niedriger Geschwindigkeit von 50 km/h ist die Zunahme der Radaufstandskraft noch
erwartungsgemäß generell gering. Sie beträgt bei einer Wellenlänge von 3 Metern und den
betrachteten Störamplituden max. 0.7 %.
Bei Erhöhung der Geschwindigkeit auf 150 km/h (Reisezugniveau) kommt es bereits in etwa
zu einer Verachtfachung der vertikalen dynamischen Radkraftzunahme im Vergleich zu
50 km/h auf 3.3 % bei 0.3 mm Störamplitude und 3 Meter Wellenlänge der Störung. Wie aus
Abbildung 35 ersichtlich, führt die Vergrößerung der Störamplitude von 0.3 auf 0.5 mm bei
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 71
Im Hochgeschwindigkeitsverkehr mit 300 km/h ist eine weitere deutliche Erhöhung der
Radaufstandskraft zu verzeichnen. Bei Wellen mit 3 Metern Wellenlänge beträgt die
Zunahme der vertikalen dynamischen Radkraft ca. 12 % bei 0.3 mm Störamplitude und
durchschnittliche 20 % bei 0.5 mm. Im Falle einer einzelnen Störung oder der ersten Welle
bei Mehrfachstörungen ist aufgrund der plötzlichen Anregung des in Ruhe betrachteten
Systems sogar eine Zunahme der vertikalen Radaufstandskraft von bis zu 27 % bei 0.5 mm
Störamplitude errechnet worden (Abbildung 36).
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 72
Abbildung 36: Entwicklung der dynamischen Radkraft bei Störungen mit 3 Metern
Wellenlänge und unterschiedlicher Amplitude.
Vor Erreichen der Störung wird das System in Ruhe betrachtet, die dynamische
Radaufstandskraft beträft 0 N. Bei Durchfahren der ersten Störungswelle kommt es zu einer
starken Anregung des Systems und zum Anstieg der dynamischen Radaufstandskraft auf
ihren Maximalwert bei allen Störamplituden. Im Verlauf der weiteren Störwellen kommt es zu
einer Abschwächung der dynamischen Reaktion des Gesamtsystems und einem Absinken
der dynamischen Radaufstandskraft auf ein Durchschnittsniveau in etwa 4-5 kN unter dem
Maximalwert.
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 73
Ein Überblick der Ergebnisse bei Abweichungen mit 3 Metern Wellenlänge ist in
Abbildung 37 dargestellt.
30
25
Radaufstandskraft [%]
relative dynamische
20
50 km/h
15 150 km/h
300 km/h
10
0
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6
Störamplitude [mm ]
_________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 74
3.2.4 Abhilfemaßnahmen
Radriffeln
Erfolge wurden auch mit Metalleinschlüssen in den Bremsblöcken sowie dem Einsatz von
Reibwertmodifizierern erzielt. Diese vermindern die Wärmeentwicklung im Kontaktbereich
und wirken sich dadurch gemäß den Untersuchungen von Petersson auch positiv auf die
Riffelentwicklung aus [5].
Polygonalisierung
Kurzwellige Schienenriffeln
Grundsätzlich kann durch die Gestaltung der Federsteifigkeiten von Gleiskomponenten die
Eigenfrequenz des Gleissystems soweit verschoben werden, dass diese sich möglichst
deutlich von den Anregungsfrequenzen des Rad-Schiene Kontaktes und der Eigenfrequenz
des Radsatzes unterscheidet. In einem Computermodel von Battelle konnte gezeigt werden,
dass die Eigenfrequenz des Systems durch die Federsteifigkeit der Gleiskomponenten wie
den Schienenunterlagen bestimmt wird. Durch Vermeidung von Resonanzeffekten kann die
Bildung von kurzwelligen Schienenriffeln deutlich vermindert werden [92].
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 75
Da steife Strukturdynamik die Riffelbildung begünstigt, könnte weiters durch den Einsatz von
kontinuierlich gebettetem Gleis oder weicheren Schienenunterlagen, die Riffelentstehung
durch den Effekt der pinned-pinned Resonanz vermindert werden [97][93].
Schlupfwellen
Durch Erhöhung der Zugfestigkeit des Schienenstahls auf mindestens 1100 N/mm² kann das
Auftreten von Schlupfwellen verzögert und eine Verringerung der maximalen Amplituden
erzielt werden. Ebenso ergeben sich Verbesserungen beim Einsatz von kopfgehärteten
Schienen [105].
Generell kann durch eine Verminderung der vertikalen Steifigkeit des Gleises und der
Schienenquersteifigkeit eine Reduktion der Schlupfwellenbildung durch verringerte
dynamische Radlastschwankungen erzielt werden [104].
Dies konnte in Versuchsstrecken mit Holzschwellen, wo durch den Einbau von weichen
Zwischenlagen mit einer Dicke von 15 mm eine deutliche Verzögerung der
Schlupfwellenbildung erreicht werden konnte, bestätigt werden [105].
Wie bei Schlupfwellen erweisen sich außerdem alle Maßnahmen zur Vermeidung
von slip Effekten wie der Einsatz von Spurkranzschmierung oder
Reibwertmodifizierern (siehe Kapitel 2.2.5.2), verbessertes Lenkungsverhalten der
Radsätze und höherfeste eventuell kopfgehärtete Schienen als vorteilhaft [79].
Langwellige Schienenriffeln
RCF Riffeln
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 77
Rutting Riffeln
Bei „FAST“ wurde als wirkungsvollste Maßnahme zur Verminderung von Rutting
Riffeln der Einsatz einer Spurkranzschmierung auf der Außenschiene festgestellt.
Erfolge wurden auch durch Verwendung härterer Schienenstähle, Einsatz von
Reibwertmodifizierern (siehe Kapitel 2.2.5.2) sowie die Reduktion der vertikalen
Steifigkeit durch den Einsatz von weichen Schwellenunterlagen erzielt. Zur
Verbesserung der Kurvensteuerung erwiesen sich elastischere Schlingerdämpfer
oder gesteuerte Radsätze als vorteilhaft [79].
Kurze Wellen
Bereits bestehende Wellen können bis zu einer Länge von 2 Metern durch
Instandhaltungsmaßnahmen wie Schienenschleifen, -fräsen oder –hobeln beseitigt werden.
Wellenlängen über 2 Meter bis 4 Meter stellen aufgrund der derzeit fehlenden
Beseitigungsmöglichkeiten ein Problem dar und sollten schon in der Entstehung vermieden
werden [117]. Abweichungen aus dem Walzprozess können durch den Vorgang des
Schienenrichtens ausgeglichen werden.
3.2.5 Messtechnik
Die wichtigsten Einsatzbereiche der Welligkeitsmessung sind Messungen zur Validierung
von Lärmschutzmaßnahmen, Abnahmemessungen bei Schleifarbeiten, Messdatenerfassung
als Input für Vorhersagemodelle sowie die Überwachung der Entwicklung von Welligkeiten.
Jeder dieser Bereiche erfordert spezielle Anforderungen hinsichtlich Geschwindigkeit und
Genauigkeit der Messung [127].
Wie bei der Messung der Mikrorauhigkeit können auch zur Ermittlung des Welligkeitsprofils
berührende und berührungslose Systeme verwendet werden. Weiters wird vor allem im
Bereich der Welligkeitsbestimmung für Schallmessungen zwischen direkter und indirekter
Messung unterschieden.
Methoden werden oft bei leichten Messwagen oder Handmessgeräten eingesetzt. Sie
basieren wie bereits bei der Mikrorauhigkeitsmessung erläutert auf der mechanischen
Abtastung der Oberfläche und anschließender Transformation in ein elektrisches Signal.
Geräte dieser Art zeichnen sich durch geringes Gewicht und kleine Bauart aus und werden
hauptsächlich für städtische Gleisnetze sowie zur Stichprobenkontrolle eingesetzt [125].
Häufig eingesetzte Geräte dieser Art sind der „Corrugation Analysis Trolley“ (CAT) oder z.B.
das Gerät RM1200E der Firma Müller-BBM GmbH sowie das RSA Messgerät (Rail Surface
Analyser) der Firma APT. Beim RM1200E Gerät wird der Messschlitten mit 10 – 50 mm/s
über eine Abtastlänge von 1200 mm bewegt. Das Gerät verfügt über fünf Messbereiche von
0.1 bis 2 mm. Die Aufzeichnung der Daten erfolgt alle 0.5 mm [129]. Die Auflösung des
Signalumwandlers liegt bei unter 1 µm [130]. Der CAT ist ein Handmessgerät, welches
Messungen mit 0.5 – 1.5 m/s und die Aufzeichnung von Daten in 2 mm Intervallen mit einer
Genauigkeit von 1 µm ermöglicht [128]. Ein Benchmark Test [180] hatte zum Ziel, den
möglichen Einfluss der Analysenmethode oder der eingesetzten Rauhigkeitsmessgeräte auf
das resultierende Rauhigkeitsspektrum zu untersuchen. Bei Messungen verschiedener
Organisationen mit dem RM1200E unter Verwendung unterschiedlicher Analysenmethoden
ergab sich eine Streuung der Ergebnisse von ± 3 dB. Beim Vergleich der Messergebnisse
mit gleicher Analysenmethode traten zwischen CAT und RM1200E im Wellenlängenbereich
von 2 bis 25 cm Unterschiede kleiner 1 dB auf. Außerhalb dieses Bereiches ergaben sich
größere Unterschiede [127]. Ein etwas robusteres dafür leicht ungenaueres Messsystem
stellt das „Rail Corrugation Analysis“ (RCA) Gerät dar. Dieses Gerät erlaubt Messungen mit
Geschwindigkeiten von etwa 5 km/h simultan auf beiden Gleisen [131]. Bei
Vergleichsmessungen mit RCA und CAT ergaben sich Unterschiede von 0.5 µm im Bereich
des quadratischen Mittelwertes [101].
Ein großer Vorteil der berührenden Messsysteme ist der Wegfall der Notwendigkeit von
Referenzstrecken. Nachteilig ist die Sensitivität auf Vibrationen, der Einfluss der Tastspitze
auf das Messergebnis sowie die begrenzte Messgeschwindigkeit, welche meist nicht mehr
als 1 m/s beträgt [124].
Für die Messung von Radprofilen werden sowohl statische als auch dynamische Methoden
eingesetzt. Bei der statischen Methode handelt es sich um mechanisch-elektronische
Messsysteme die das Radprofil mechanisch abtasten. Die dynamische Messung basiert auf
dem Laserprinzip, wobei die Laser im Gleis eingebaut werden. Dies ermöglicht die
automatische Kontrolle von Geometriedaten und Erfassung der Wagenkennung im
laufenden Betrieb [125]. Bei Vergleichen innerhalb des Metarail Projektes (1998) der
Messergebnisse von zwei direkten Radrauhigkeitsmessgeräten (RMR1435 der Firma Müller-
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 79
BBM, Gerät des TNO Institut of Applied Physics der Universität Delft) wurden Unterschiede
von weniger als 5 dB im Wellenlängenbereich von 2 bis 20 cm festgestellt. Es wurde daraus
abgeleitet, dass dies Unterschieden von 1 bis 3 dB(A) auf einem glatten Gleis gemäß ISO
3095 entsprechen würde [127].
Indirekte Methoden basieren auf Schallmessungen im Bereich des Drehgestells oder der
Verwendung von Beschleunigungsmessern am Achslager oder auf der Schiene [123]. Dabei
wird die kombinierte effektive Rauheit von Rad und Schiene gemessen, was auch den
größten Vorteil dieser Systeme gegenüber den direkten Methoden darstellt [127]. Die
derzeitige empfohlene Geschwindigkeit während einer indirekten Rauhigkeitsmessung liegt
bei 80 km/h oder geringer. Fünf Messpunkte pro Schiene werden zur vollständigen
Charakterisierung empfohlen. Die Genauigkeit von indirekten Messsystemen liegt gemäß
TWINS (Track Wheel Interaction Software) Berechnungen bei ± 5 dB unter den
Vorraussetzungen von Radradien größer 35 cm, statischen Radlasten von über 50 kN und
aktualisierter Schienenvibrationsdämpfung [46].
In einem Ringversuch konnte gezeigt werden, dass direkte und indirekte Messmethoden im
Bereich von 1 bis 10 cm Wellenlänge eine gute Übereinstimmung zeigen [46]. Gemäß prEN
ISO 3095:2001 sind für Rauheitsmessungen für Geräuscherfassungen nur direkte
Rauheitsmessungen bzw. indirekte kombiniert mit direkten Messungen vorgesehen.
Zur Messung von kurzen Wellen wird häufig das Messprinzip der Wandersehnenmethode
eingesetzt. Dabei wird je nach zu messender Wellenlänge eine Stahlsehne bei manueller
Messung in entsprechender Länge angelegt und gespannt. In der Mitte der Sehne wird die
sogenannte Pfeilhöhe gemessen und die Sehne um eine halbe Sehnenlänge verschoben.
Aus der gemessenen Pfeilhöhe kann die Winkeldifferenz ermittelt werden [22].
In DIN EN 13674-1:2008 [161] ist die automatische Prüfung der Schiene auf Ebenheit
vorgesehen. Bei maschineller Messung kann das Wandersehnenverfahren kontinuierlich
angewandt werden, indem das Messsystem auf Fahrzeugen installiert oder die Schiene
unter der Sehne vorbeibewegt wird. Bei neueren Verfahren wird die Abtastung optisch
mittels Lasern durchgeführt [22]. Dabei werden mehrere Lasersensoren in entsprechendem
Abstand auf Bezugsgeraden angepasster Länge positioniert. Durch den Einsatz von
Doppelwandersehnen kann die Gefahr der Verstärkung eventueller Messfehler ausgeglichen
werden. Mit Hilfe des Verfahrens ist die Erfassung von horizontalen wie vertikalen
Abweichungen möglich [148].
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 80
3.3 Geradheitsabweichung
3.3.1 Charakterisierung
Unter Geradheitsabweichungen werden alle Unebenheiten mit Wellenlängen zwischen 3 bis
25 Meter und mehr und Amplituden bis 1 mm zusammengefasst.
3.3.2 Ursachen
Grundsätzlich werden Geradheitsabweichungen sehr stark durch den Ober- und Unterbau
bestimmt.
3.3.3 Auswirkungen
Durch angeregte Schwingungen im Bereich der Geradheitsabweichungen werden
hauptsächlich Resonanzfrequenzen des Wagenkastens angeregt. Dadurch kommt es zu
einer starken Schwingung des Fahrzeugkastens, was mit hohen dynamischen vertikalen
Kräften des Rades auf die Schiene sowie Einschränkung des Fahrkomforts verbunden ist [8].
2
2 v
Fz m* *z (8)
L
m = ungefederte Masse
v = Fahrgeschwindigkeit
L = Wellenlänge der Geradheitsabweichung
z = Störungsfunktion
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Kapitel 3 – Rauhigkeit im Rad-Schiene System 81
3.3.4 Abhilfemaßnahmen
Bestehende Geradheitsabweichungen können durch Schienenstopfen behoben werden.
Zur Vermeidung von Geradheitsabweichungen sollten Unebenheiten wie kurze Wellen oder
schadhafte Schweißstellen, die eine Anregung der ungefederten Masse bewirken, vermieden
werden [8].
3.3.5 Messtechnik
Die Messung von Geradheitsabweichungen ist mit der in Kapitel 3.2.5 erläuterten
Wandersehnenmethode möglich.
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Kapitel 4 – Schall 82
4 Schall
Bezogen auf das Hörvermögen des Menschen kann nach Frequenzbereichen in Hörschall
20 – 20.000 Hz, Infraschall unter 20 Hz und Ultraschall oberhalb von 20.000 Hz
unterschieden werden.
Zur Beschreibung der Schalleinwirkung auf den menschlichen Körper wird der Schalldruck p
verwendet. Die Schallintensität beschreibt die je Zeiteinheit durch eine Fläche transportierte
Schallenergie. Ein gesundes menschliches Ohr kann Schall ab einer Intensität I0 von
ca. 10-12 W/m² und einem Druck p0 von ca. 2.10-5 Pa wahrnehmen. Diese Grenze wird als
Hörschwelle bezeichnet. Ab einer Schallintensität Is von ca. 1 W/m² und einem Schalldruck
ps von ca. 20 Pa wird der Schall als schmerzhaft empfunden. Man spricht vom erreichen der
Schmerzschwelle. Aufgrund der näherungsweise logarithmischen Empfindlichkeit des
menschlichen Gehörs sowie zur Verkleinerung der zu operierenden Zahlenwerte wird heute
in der Akustik hauptsächlich mit dem logarithmischen Pegelmaß, dem Dezibel dB,
gearbeitet. Die Messgröße des Schalldrucks in Dezibel ist der Schalldruckpegel. Der
Hörbereich des menschlichen Ohrs ergibt sich somit von 0 – 120 dB. Das menschliche
Gehör weißt jedoch über diesen Bereich nicht immer gleiche Empfindlichkeit auf.
Die größte Empfindlichkeit liegt in etwa im Bereich zwischen 1000 Hz und 6000 Hz.
Eine Schalldruckpegelzunahme von +10 dB wird aufgrund des logarithmischen
Hörempfindens als Verdoppelung der Lautstärke empfunden [7].
In Abbildung 38 ist zu erkennen dass sehr tief- oder hochfrequente Töne erst mit deutlich
höherem Schalldruckpegel gleich laut empfunden werden, wie Töne im mittelfrequenten
Bereich.
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Kapitel 4 – Schall 83
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Kapitel 4 – Schall 84
f0 3 2 * fu (9)
Der Einfluss des eingesetzten Filters auf das erhaltene Spektrum wird in Abbildung 40
gezeigt.
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Kapitel 4 – Schall 85
Abbildung 41: Vergleich Abnahme des Schalldurckpegels von Punkt- und Linienstrahler mit
dem Abstand r [7].
Hinsichtlich der Lärmüberwachung hat neben der Emission von Schall auch die Immission
der Schallwellen auf die Umgebung große Bedeutung. Bei der Schallemission ist nur das
Ausmaß des an der Quelle abgestrahlten Geräusches von Interesse, während bei der
Immission alle auf eine Person oder einen Ort einwirkenden Geräusche erfasst und bewertet
werden.
Dabei wird zwischen
Primärschall
Sekundärschall und
Erschütterungen (Vibrationen) unterschieden.
Primärschall ist die direkte Luftschalleinstrahlung und liegt im Frequenzbereich von 20 Hz bis
10 kHz. Bei Sekundärschall werden durch Schwingungen Gegenstände angeregt, welche
wiederum Luftschall abstrahlen. Der Anregungsfrequenzbereich liegt zwischen 16 Hz und
350 Hz. Erschütterungen und Vibrationen sind durch niedrige Frequenzen zwischen 1 – 80
Hz gekennzeichnet (Abbildung 42) [9].
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Kapitel 4 – Schall 86
Die Einwirkung von Schall auf den menschlichen Körper kann zu Störungen und Schädigung
der menschlichen Gesundheit führen. Die Grenzen ab wann eine Belästigung auftritt sind
stark subjektiv und werden von zahlreichen Parametern wie Frequenzzusammensetzung,
zeitliches Auftreten oder beispielsweise persönliche Einstellung zum Schallverursacher
beeinflusst.
Eine grundsätzliche Gliederung der gesundheitlichen Auswirkung durch Lärm ist in Tabelle 7
ersichtlich.
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Kapitel 4 – Schall 87
4.1.2 Begriffsdefinitionen
Akustik Lehre vom Schall und seinen Wirkungen
Schall Physikalische Druckschwankungen; Schwingungen im
elastischen Medium, physikalisch beschreibbar und messbar
Luftschall Ausbreitung von Schallwellen in Luft
Körperschall Ausbreitung von Schallwellen in festen Körpern
Ton Einzelnes sinusförmiges Schallsignal, Einzelfrequenz
Geräusch Regellos schwankendes Schallsignal mit kontinuierlichem
Frequenzspektrum
Frequenz (f) Schwingungen pro Zeiteinheit [Hz]
Resonanzfrequenz Frequenz die mit der Eigenfrequenz des angeregten Körpers
übereinstimmt.
Wellenlänge ( ) Abstand zwischen zwei Punkten gleicher Phasenlage;
Abstand von Wellental zu Wellental
= Schallgeschwindigkeit [m/s] / Frequenz [Hz]
Schallintensität (I) Je Zeiteinheit durch eine Fläche transportierte Schallenergie
[W/m²]
Schallleistung (P) Von einer Schallquelle je Zeiteinheit abgestrahlte
Schallenergie [W]
Schallleistungspegel (Lw) Logarithmisches Verhältnis des Messwert zur Schallintensität
an der Hörschwelle:
P
Lw 10 * log dB
P0
P = ermittelte Schallleistung [W]
P0 = Bezugsschallleistung 10-12 W
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Kapitel 4 – Schall 88
160a
8 f 80 Hz: K B
f
f = Frequenz in Hz
a = Beschleunigungsgeschwindigkeit in m/s²
Lautstärke Ist ein Maß dafür, wie laut ein Schall vom Menschen
empfunden wird. Die wahrgenommene Lautstärke ist eine
psychakustische Größe die von Faktoren wie
Schalldruckpegel, Frequenzspektrum und Zeitverhalten des
Schalls abhängig ist.
Lärm Gesundheitsschädigende, leistungsmindernde, unerwünschte,
belästigende Schallereignisse, subjektive Empfindung, nicht
objektiv messbar
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Kapitel 4 – Schall 89
Lautstärkepegel lt. DIN 1318 Maß für die empfundene Lautstärke eines
Geräusch, Bestimmung durch subjektiven Vergleich mit einem
Sinuston von 1000 Hz [phon]
Psychoakustik Quantitative Beschreibung der Beziehung zwischen
physikalisch definierten Schallreizen und hervorgerufenen
Hörwahrnehmungen
Lautheit Bewertungsparameter der psychoakustischen Lästigkeit von
Lärm; Einheit sone; 1 sone = Lautheit eines 1 kHz Ton mit 40
dB Schallpegel im freien Schallfeld
Schärfe Anteil von hohen Frequenzen im Geräusch
Rauhigkeit Psychoakustische Empfindungsgröße bei schnellen
Frequenz- und Amplitudenschwankungen
Tonhaltigkeit Hörbarkeit von Einzeltönen in einem Geräusch
Dämpfung Umwandlung von Schallenergie in Wärme durch Reibung
zwischen den schwingenden Teilchen
Geometrische Dämpfung Verteilung der Schallenergie auf eine mit dem Abstand zur
Schallquelle zunehmende Fläche
aus [7][9][63][71][77][168][181]
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Kapitel 4 – Schall 90
Abbildung 43: Emissionen und Immissionen von Schall aus dem Schienenverkehr [27].
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Kapitel 4 – Schall 91
Der abgestrahlte Luftschall des Rad-Schiene Systems weist ein ausgedehntes Spektrum auf.
Abgesehen von Spezialfällen wie beispielsweise dem Kurvenquietschen treten keine
ausgeprägten Einzeltöne auf, wodurch das Geräusch oft als einheitliches Rauschen und
weniger unangenehm als gleich laute anders spektral zusammengesetzte Geräusche
empfunden wird [28]. Im Vergleich zum Straßenverkehr wird der Schienenverkehrslärm bei
vorgegebenen Verkehrsaufkommen je Stunde und gleichem Mittelungspegel laut
Untersuchungen weniger störend empfunden [63]. Die Aspekte der geringeren Störwirkung
aufgrund von breiter spektraler Geräuschverteilung und geringeren Störwirkung im Vergleich
zum Straßenverkehr führte zur Einführung des oftmals in der Gesetzgebung erwähnten
Schienenbonus. So sind beispielsweise in der Richtlinie zur Berechnung der
Schallimmissionen von Schienenwegen (SCHALL03) in Deutschland sowie der
Schienenverkehrslärm-Immissionsschutzverordnung in Österreich ein Bonus von 5 dB
vorgesehen [63]. Dabei wird vom gemessenen Lärmpegel zur Ermittlung des
Beurteilungspegels der entsprechende Bonus abgezogen [168]. Dem Schienenbonus kommt
damit vor allem hinsichtlich der Einhaltung von vorgeschriebenen Immissionsgrenzwerten
Bedeutung zu. Die Anwendung des Schienenbonus ist allgemein umstritten und die
Abschaffung steht immer wieder zur Diskussion.
Bei einem Eisenbahnzug handelt es sich vereinfacht um eine linienförmige Schallquelle, die
aus einzelnen punktförmigen Schallquellen, den Radscheiben zusammengesetzt ist. Die
Schiene ist als linienförmige Schallquelle zu betrachten.
Daraus ergibt sich einerseits, dass die abgestrahlte Schallleistung proportional zur Anzahl
der Achsen, also zur Zahl der Schallquellen ist. Andererseits nimmt aufgrund des
Linienstrahlungsgesetztes der äquivalente Dauerschallpegel bei einer Verdopplung der
Entfernung um 3 dB(A) ab. Zur Halbierung der empfundenen Lautstärke, was durch eine
Pegelminderung 10 dB(A) erreicht wird, ist dadurch etwa eine Verzehnfachung der
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Kapitel 4 – Schall 92
Entfernung nötig [28]. Allerdings ist zu beachten, dass bei großen Entfernungen über ca.
200 m die Luftabsorption sowie der Boden- und Meteorologieeinfluss zu beachten sind, und
die Pegelminderung auf etwa 6 dB(A) pro Abstandsverdopplung zunimmt [28][29].
Verschiedenen Quellen tragen zur Entstehung von Luftschall im Rad-Schiene System bei.
Eine der Hauptemissionsquellen ergibt sich durch den Kontakt zwischen Rad und Schiene
und den daraus resultierenden Kräften und Vibrationen.
Zusätzliche Schallquellen ergeben sich in engen Kurven, bei hohen Geschwindigkeiten oder
aufgrund von sekundären technischen Einrichtungen des Zuges.
Im Rad-Schiene System werden im Wesentlichen folgende Geräusche unterschieden:
Rollgeräusch
Beim Rollvorgang des Zugs auf der Schiene entstehen Kräfte, die zu einer
Schwingungsanregung von Rad und Schiene aber auch anderer Komponenten des Systems
wie Schwellen oder, im Falle der Festen Fahrbahn, Fahrbahnplatten führt. Eine Übersicht der
wichtigsten Schwingkomponenten im Rad-Schiene-System zeigt Abbildung 45. Die
angeregten Schwingungen werden an die Umgebung direkt in Form von Luftschall
übertragen oder als Erschütterungen und Vibrationen im Boden weitergeleitet, wo sie in
Gebäuden als sekundärer Luftschall erneut abgestrahlt werden können (siehe Kapitel
Erschütterungen im Rad-Schiene System).
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Kapitel 4 – Schall 93
Das Rollgeräusch wird hauptsächlich durch den Oberflächenzustand von Rad- und
Schienenlauffläche bestimmt und ist in einem großen Geschwindigkeitsbereich von
50 – 250 km/h die dominierende Schallquelle.
Frequenzspektren von reinem Rollgeräusch haben keine ausgeprägten Spitzen sondern
vielmehr ein breitbandiges Spektrum [9].
Bei Stößen kommt es zu einer kurzzeitigen schnellen vertikalen Bewegung und Wechsel der
vertikalen Geschwindigkeit. Dies führt zu kurzen großen Kräften im Kontaktbereich zwischen
Rad und Schiene und ist oftmals mit Kontaktverlust verbunden.
Ihr Frequenzspektrum ist kurz und breitbandig, der Maximalpegel liegt im Durchschnitt
10 dB(A) über dem Rollgeräusch [28].
Kurvenquietschen
In engen Gleisbögen (Radius < 500 m) treten zusätzlich oft spezielle Geräusche auf, die als
Quietschen oder Rumpeln beschrieben werden. Kurvenquietschen wird als besonders
unangenehm empfunden, da ausgeprägte tonale Spitzen im Spektrum hervortreten und der
Frequenzbereich mit dem der maximalen Ohrenempfindlichkeit zusammenfällt [30]. Die
Maximalpegel können mehr als 30 dB(A) über dem des Rollgeräuschs liegen [28].
Bremsgeräusche
Aerodynamische Geräusche
Antriebsgeräusche
Unter Antriebsgeräuschen werden alle Anregungen aufgrund von Aggregaten wie Motoren,
Getriebe, Lüfter oder auch Hilfsantriebe wie Türschließeinrichtung oder Klimaanlagen
verstanden. Die Zusammensetzung und das Ausmaß von Antriebsgeräuschen ist stark von
der Art des Triebwagens, Diesel- oder elektrischer Triebwagen, sowie dem Betriebszustand
abhängig [9].
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Kapitel 4 – Schall 94
Rollgeräusch
Der Mechanismus zur Entstehung des Rollgeräusches beim Schienenverkehr ist eine
komplizierte Wirkungskette ausgehend von der Anregung durch die kombinierte Rad- und
Schienenrauhigkeit mit vielen Einflussgrößen wie Material, Geometrie, Geschwindigkeit und
Unterbau. Der Zusammenhang ist in Abbildung 46 graphisch dargestellt.
Das Rad fungiert im Rad-Schiene Kontakt als Resonanzkörper ähnlich einer Glocke.
Aufgrund des Kontakts mit der Schiene, wodurch Vibrationen an die Schiene weitergegeben
werden, erfährt es eine Dämpfung. Die Resonanzfrequenz des Rades wird zudem durch die
Tatsache beeinflusst, dass die Wellengeschwindigkeit zum und vom Kontaktpunkt
unterschiedlich ist. Dieser Prozess ist ähnlich dem Doppler Effekt für Schallwellen.
Die Schiene ähnelt einem unendlichen balkenförmigen Körper der an die Schwellen mittels
Befestigungen gebunden ist. Daraus ergibt sich eine erste Resonanzfrequenz im Bereich
von 100 Hz, die durch die Masse des gesamten Gleis und der Steifigkeit des Unterbaus
bestimmt wird. Die zweite Resonanzfrequenz liegt bei etwa 500 Hz und wird durch die
Unterlagensteifigkeit sowie der Masse von Schiene und Schwellen beeinflusst. Zwischen den
beiden Resonanzfrequenzen liegt ein Bereich der Antiresonanz, wo die Schiene als
Absorber fungiert. Die Resonanzfrequenzen werden stark von der Masse der Schiene, der
Unterlagensteifigkeit sowie anderen Faktoren beeinflusst [35].
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Kapitel 4 – Schall 95
Die natürliche Dämpfung entlang der Schiene ergibt sich aufgrund des Materials sowie von
Energieverlusten durch die Untergrundstruktur und Interaktionen zwischen Schiene und
Schwellen [36].
Für die Bestimmung des maximalen Schalldruckpegels ist die Richtwirkung der
Schallausbreitung von Bedeutung. Unter Richtwirkung wird die Ausbildung von
Schallabstrahlungsmaxima in bestimmten Bereichen aufgrund von Abschirmung und
Fokussierung der Schallwellen verstanden. Die Richtwirkung ist generell bei hohen
Frequenzen größer als bei niedrigen, da diese aufgrund der längeren Wellenlänge stärke um
die Quelle herumgebeugt und darum besser auch nach hinten abgestrahlt werde [165]. Bei
der Berechnung von Mittelungspegeln ist die Richtwirkung vernachlässigbar. Während die
Schiene in etwa gleichmäßig in der Ebene senkrecht zu seiner Achse schwingt, konnte Van
Ruiten einen Unterschied von bis zu 15 dB(A) +/- 60 ° von der Radachse feststellen [36].
Der Kontaktpunkt zwischen Rad und Schiene ist ein begrenzter Bereich mit etwa runder bis
elliptischer Form mit einem Durchmesser von ca. 10 mm. Aufgrund des sogenannten
Kontaktfilters werden Rauhigkeitswellenlängen kürzer als der Kontaktdurchmesser
herausgefiltert. Die Anregung in diesem Bereich ist dadurch geringer als aufgrund der
Rauhigkeit erwartet. Der Vorgang fungiert in Form eines Tiefenpassfilters. Dabei werden
hohe Frequenzen herausgefiltert, niedrige ungehindert abgestrahlt. Bei Geschwindigkeiten
von 40 – 150 km/h werden dadurch Frequenzen über 1000 – 4000 Hz gefiltert, wodurch sich
aufgrund der großen Empfindlichkeit des menschlichen Gehörs in diesem Bereich
signifikante Änderungen im Gesamtschallpegel ergeben. Im Hochgeschwindigkeitsbereich
verschiebt sich die Grenze auf über 8000 Hz und hat somit nur mehr geringere Relevanz
[36].
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Kapitel 4 – Schall 96
Abbildung 47: Schalldruckpegel gemessen in 2 m Entfernung aufgrund von vertikalen (a) und
horizontalen (b) Schwingungen von Rad und Schiene [34].
Grundsätzlich wird im niedrigen Frequenzbereich (bis ca. 2000 Hz) die Schallabstrahlung
von der Schiene und den Schwellen, im mittleren (2000 – 4000 Hz) vom Rad und im hohen
Frequenzbereich von beiden gleichermaßen beeinflusst [36][41]. In Versuchen wurde
festgestellt, dass das Gleis schalltechnisch überwiegend von der Schiene dominiert wird. Die
Schwelle hat nur bei hohen Unterlagensteifigkeiten und niedrigen Überrollgeschwindigkeiten
bis 80 km/h einen relevanten Einfluss auf das Gesamtsystem [38].
Während in den 90er Jahren noch Betonschwellen um 1-2 dB(A) lauter als Holzschwellen
bewertet wurden, konnte in Messungen von Krüger und Witte im Jahr 2005 hinsichtlich des
maximalen Vorbeifahrpegel in 7.5 m und 25 m Entfernung kein signifikanter Unterschied
zwischen Beton- und Holzschwellen festgestellt werden [40]. In der überarbeiteten Richtlinie
zur Berechnung der Schallimmissionen an Schienenwegen werden daher schon beide
Schwellenarten als gleichwertig eingestuft. Abbildung 48 zeigt den Beitrag von Rad, Schiene
und Schwelle zum Gesamtschallpegel.
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Kapitel 4 – Schall 97
Einen weiteren Einflussfaktor auf die Schallemissionen stellt der Oberbau dar. Aufgrund des
besseren Absorptionsverhalten von Schotter und einer weicheren Lagerung der Schiene in
der Festen Fahrbahn und somit einer erhöhten Schienenschwingung sowie einer verstärkten
Schallreflexion an der schallharten Betonplatte wurde bereits in den 70er Jahren ein 4 dB(A)
höher Schallpegel bei Fester Fahrbahn im Vergleich zum Schotteroberbau gemessen [43].
Während beim konventionellen Schotteroberbau der gesamte Oberbau Schwingungen
aufnimmt, ist dies bei der Festen Fahrbahn hauptsächlich auf die Schiene reduziert. Dadurch
wird die Rad-Schiene Dynamik und folglich die Luftschallabstrahlung erhöht [45].
Die Steifigkeit der Schienenunterlagen ist ein weiterer kritischer Parameter bei der
Lärmentstehung des Gleises. Sowohl in theoretischen als auch experimentellen Studien
wurde gezeigt, dass steife Unterlagen die Vibrationen der Schwelle aufgrund der besseren
Kopplung der Schiene an die Schwelle stark erhöhen und die Schallabstrahlung der
Schwelle signifikant zunimmt. Allerdings kommt es aufgrund des generell geringeren Anteils
der Schwelle am Gesamtemissionspegel dennoch zu geringeren Gesamtschallpegeln [44].
v
f (10)
In der Literatur wird ein Wellenlängenbereich von 5 bis 200 mm und Amplituden von 1 bis
50 µm als Hauptbereich für Rollgeräuschentstehung angegeben [35][44]. Der entscheidende
Wellenlängenbereich ist von der Fahrgeschwindigkeit abhängig. Im
Hochgeschwindigkeitsverkehr kommt es zu einer Verschiebung zu längeren Wellenlängen
[60].
Zahlreiche Autoren darunter Remington et al. [36] oder Munjal und Heckl [39] sehen bereits
in der Mikrorauhigkeit von Rad und Schiene eine entscheidende Einflussquelle auf die
Entstehung von Rollgeräuschen. Bei Messungen von verschiedenen Nahverkehrsbahnen
konnte durch das Schleifen nicht verriffelter Schienen und nach Ausbildung eines glatten
Fahrspiegels nach einigen Tagen eine Absenkung des Schalldruckpegels um 5 dB(A)
gezeigt werden [9].
In Untersuchungen von Thompson [33] konnte ein linearer Zusammenhang zwischen
Rauhigkeit und Lärmpegel zumindest im Bereich durchschnittlicher Rauhigkeit (Rmax = 0.5 –
50 µm) gezeigt werden. Der ermittelte Zusammenhang ist in Abbildung 49 dargestellt. Der
Autor weist jedoch darauf hin dass zahlreiche Faktoren wie Mess- und Analysemethode,
Position und Form des Kontaktpunktes sowie die verwendete statistische Methode das
Ergebnis stark beeinflussen können. Selbst bei korrekter Messung und Kalkulation der
Rauheit können gemäß den Ergebnissen von Thompson Unterschiede von 2-3 dB(A)
auftreten, wodurch Effekte unterhalb dieses Bereichs nicht verlässlich bestimmt werden
können. Für den Bereich von 800 bis 2000 Hz ist aufgrund der Kontaktfilters der
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Kapitel 4 – Schall 98
Bei Amplituden bereits im Welligkeitsbereich nimmt der Schallpegel mit etwa 6 dB pro
Verdopplung der Amplitude zu. Dies entspricht in etwa einer Verdopplung des empfundenen
Lärms [42]. Bei Riffeln mit Wellenlängen im Bereich von 4 bis 7 cm und Amplituden bis
400 µm werden gegenüber geschliffenen Schienen Schallpegelerhöhungen bis 20 dB(A)
gemessen. Abhängig von der Riffelwellenlänge und der Fahrgeschwindigkeit werden relativ
schmale Frequenzbänder angeregt [9].
Im Bereich des Rades beeinflusst vor allem das eingesetzte Bremssystem die Rauhigkeit
und dadurch den entstehenden Schalldruckpegel.
Dabei spielt eine Rolle dass durch die Wirkung von Bremsbacken eine in Längsrichtung
gerichtete Rauheit entsteht, was zu stärkerer Anregung als zufällig verteilte Rauheit in
Längs- und Querrichtung führt [35].
Höchste Rauhigkeiten weisen Räder mit Grauguss-Klotzbremsen auf. Eine deutliche
Verbesserung konnte durch die Einführung der K-Sohle erzielt werden, da dabei die
Lauffläche durch die Bremsblöcke zusätzlich geglättet werden. Bei Messungen von Kalivoda
und Jaksch [41] ergab sich ein mittlerer Vorbeifahrpegel in 7,5 m Entfernung bei 80 km/h auf
glatter Schiene (TSI-Teststrecke) für Güterwagen mit konventioneller Grauguss-Klotzbremse
von 90 – 95 dB(A). Bei Wägen mit K-Sohle sank der Wert auf 77 – 80 dB(A), bei
Scheibenbremsen auf 79 – 82 dB(A). LL-Sohlen sind derzeit noch in der Testphase, zeigen
jedoch in ersten Ergebnissen ähnliches Verbesserungspotential hinsichtlich der
Lärmemissionen wie K-Sohlen [54].
In Untersuchungen von Dings und Dittrich [48] wurden für Räder mit Scheibenbremsen
deutlich geringere Rauheiten der Lauffläche und dadurch um 6 – 8 dB(A) geringere
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Kapitel 4 – Schall 99
äquivalente Dauerschallpegel bei einer Geschwindigkeit von 140 km/h in 0.5 m Entfernung
als bei Grauguss-Klotzbremsen gemessen. Höchste Schallpegel und Rauhigkeiten wurden
jedoch für Räder mit Scheiben- und zusätzlichen Grauguss-Klotzbremsen festgestellt. Der
Vergleich ihrer Ergebnisse bei Rauhigkeitsprofilen von Rädern mit verschiedenen
Bremssystemen sowie den daraus resultierenden äquivalenten Dauerschallpegeln, ist in
Abbildung 50 und Abbildung 51 dargestellt. Als mögliche Erklärung für die weite Streuung
des Schallpegels von Scheibengebremsten Zügen und für den über weite Bereiche von der
Rauhigkeit unbeeinflussten Schallpegel von Zügen gebremst mit einer Kombination aus
Sinterblock und Scheibenbremse sieht der Autor im Kontaktfiltereffekt und dem
Beeinflussung der Ergebnisse aufgrund der A-Bewertung.
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Kapitel 4 – Schall 100
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Kapitel 4 – Schall 101
Kurvenquietschen
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Kapitel 4 – Schall 102
Am bogenäußeren Rad wird der Spurkranz gegen die Lauffläche gedrückt. Aufgrund der
unterschiedlichen Winkelgeschwindigkeit treten am Berührungspunkt zwischen Schiene und
Spurkranz Reibkräfte auf, welche Reibschwingungen hervorrufen. Diese Schwingungen
äußern sich in Form von Zischgeräuschen im oberen Frequenzbereich [9].
Aerodynamische Geräusche
Aerodynamische Geräusche werden bei hohen Geschwindigkeiten über 250 km/h durch
Verwirbelung des Luftstroms hervorgerufen. Verwirbelungsquellen stellen vor allem
Stromabnehmer, Einbuchtungen oder Aufbauten dar. Der auftretende Schalldruck ist stark
von der Geschwindigkeit abhängig und besteht vorwiegend aus hohen Frequenzanteilen. Je
nach Art der Verwirbelungsquelle schwankt die Geschwindigkeitsabhängigkeit von der 4. bis
8. Potenz [35].
Stoßgeräusche
Stoß- oder Schlaggeräusche treten durch Flachstellen an Rädern sowie kurzen, starken
Unregelmäßigkeiten in der Schienenoberfläche auf. Während früher häufig Stoßgeräusche
durch verlaschte Schienenenden hervorgerufen wurden, treten sie heute bei durchgehend
verschweißten Schienen hauptsächlich bei Isolierstößen, Herzstücken in Weichen,
unebenen Schweißverbindungen, Flachstellen am Rad, bei Ausbröckelungen an der Rad-
oder Schienenlauffläche oder starken Schienenriffeln auf [9].
Ausbröckelungen an der Schienenlauffläche können durch das Zusammenwachsen von
Head-checks hervorgerufen werden. Dieser Vorgang wird als „spalling“ bezeichnet [49].
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Kapitel 4 – Schall 103
Aktive Maßnahmen umfassen alle Maßnahmen um die Schallentstehung direkt an der Quelle
zu verhindern oder zu reduzieren. Die erzielbare Verbesserung ist stark vom ursprünglichen
Design von Rad und Schiene abhängig [62].
Rollgeräusch
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Kapitel 4 – Schall 104
Im Zuge des Besonders Überwachten Gleis (BÜG) wird bei der DB AG eine kontinuierliche
Überwachung der Rauhigkeit des Schienennetzes basierend auf einer regelmäßigen
Schallpegelüberwachung alle 6 Monate mittels Schallmesswagen durchgeführt. In der
Bundesimmissionschutz-Verordnung ist das Verfahren mit einem Pegelabschlag von 3 dB(A)
bewertet. Wird bei Messungen der Eingriffswert von 51 dB(A) unter Berücksichtigung des
Gleispflegeabschlags überschritten, wird innerhalb von zwei Monaten eine Schleifung
veranlasst [29]. Als Schleifverfahren sind Fräsen und Hobeln mit anschließendem Schleifen
mit oszillierenden Rutschersteinen sowie Schleifen mit rotierenden Scheiben und
anschließendem Bandschleifen zugelassen. Die erzielte Qualität der Oberflächenrauhigkeit
muss im Anschluss an das Schleifen mittels Riffelmessgerät (RMF-BÜG) nachgewiesen
werden [29]. Das System des BÜG befindet sich derzeit noch in der Testphase und umfasst
nur einen Bereich von 1 % des deutschen Eisenbahnnetzes [127].
Eine Verminderung der Radvibrationen und in Folge des abgestrahlten Schalls vom Rad
kann durch eine Veränderung der Radform erreicht werden. Je größer der Raddurchmesser
desto größer der Anteil der Radstegvibrationen am gesamten Radschall. Durch Optimierung
der Radform konnte eine Verminderung der axialen Radstegvibrationen und dadurch des
Radschalls von 3 – 6 dB(A) erreicht werden. Eine wichtige Einflussgröße bei der
Veränderung der Radform ist die Aufrechterhaltung der thermischen Anforderungen vor
allem bei blockgebremsten Rädern [62]. Allein durch die Veränderung der Form der
Radscheiben konnten Unterschiede im Gesamtschallpegel in 7.5 m Entfernung vom
Gleismittelpunkt bei 50 km/h von 3 dB(A) gezeigt werden [32].
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Kapitel 4 – Schall 105
Gesteuerte Radsätze, wie sie zur Vermeidung von Kurvenquietschen eingesetzt werden,
können aufgrund des verringerten Querschlupfes und daraus resultierend der Verzögerung
und Verminderung von Polygonalisierung der Räder die Emission von Rollgeräuschen
indirekt positiv beeinflussen [53].
Ein anderer Ansatzpunkt liegt im Bereich des Kontaktpunktes zwischen Rad und Schiene.
Durch die Vergrößerung des Kontaktbereichs ist eine Verschiebung des Kontaktfiltereffektes
und somit eine Frequenzverschiebung zu niedrigen Wellenlängen möglich. Die
Vergrößerung des Kontaktpunktes könnte durch eine verringerte Steifigkeit der Lauffläche
erreicht werden. Allerdings ergeben sich dabei Probleme hinsichtlich steigender
mechanischer Belastung und Verschleiß [35].
Die Schallabstrahlung lässt sich weiters durch die Steifigkeit der Schienenunterlagen
beeinflussen. Weiche Unterlagen dämpfen die Vibrationsübertragung auf die Schwellen und
wirken sich folglich positiv auf die Entwicklung der Schienenrauheit und die Belastung des
Oberbaus aus. Allerdings führen weiche Schienenunterlagen aufgrund der starken
Schwingungen der Schiene zu erhöhten Gesamtschallpegeln [166]. In Untersuchungen im
Zuge des europäischen Silent Track Projektes [52] wurde eine optimale Reduktion des
Gesamtschallpegels bei Unterlagen mit relativ hoher Steifigkeit von 2500 kN/mm festgestellt.
Da Steifigkeiten in diesem Bereich zu hoher Kraftübertragung in die Schwelle führen würden,
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Kapitel 4 – Schall 106
wurde als oberes Limit und Kompromiss der beiden Bereiche eine optimale vertikale
Unterlagensteifigkeit von 800 kN/mm definiert.
Zur Dämpfung der Schienenschwingung und folglich zur Verminderung des abgestrahlten
Luftschalls bestehen zahlreiche Möglichkeiten der Schienendämpfung.
Während in Untersuchungen des Silent Track Projektes [52] die Anwendung von
sogenannten „constrained layer dampers“ zu keiner signifikanten Reduktion im Bereich des
Rollgeräusches führte, konnte durch den Einsatz von „tuned absorbers“ bei einer
Unterlagensteifigkeit von 800 kN/mm eine deutliche Verbesserungen erzielt werden. Bei
„constrained layer dampers“ handelt es sich um aus verschiedenen Schichten aufgebaute
Absorber, die durch Reibung der Schichten untereinander die Schwingungsenergie in
Wärme umwandeln. „Tuned-absorbers“ werden im Deutschen oft als auf die
Resonanzfrequenz abgestimmte Absorber (Resonanz-Absorber) bezeichnet. Sie beruhen im
Wesentlichen auf dem Tilgerprinzip, wobei durch gegenphasiges Schwingen des Absorbers
Gegenkräfte gegen die Rad- oder Schienenschwingung aufgebaut werden [9]. Bei höheren
Unterlagensteifigkeiten sinkt die Effektivität der Absorber [52].
Durch Schienenstegbedämpfung, wobei Absorberelemente in den Schienensteg eingelegt
werden und dadurch das Schwingungsverhalten der Schiene beeinflussen, wurden
Pegelreduktionen des Vorbeifahrgeräusches um 3 dB(A) erreicht [29].
Bei Versuchen mit Schalldämmmatten mit 5 cm Dicke mit Bindemitteln aus einer
Kombination einer Kunststoffdispersion und Zement zur Erreichung einer hohen
mechanischen Dämpfung und verschiedenen Gummigranulaten und schweren
mineralischen Zuschlagstoffen zur Erhöhung des spezifischen Gewichtes konnte eine
Reduktion der Schallemissionen von 4.5 dB(A) über den gesamten Frequenzbereich erzielt
werden. Die beste Wirkung ergab sich im mittleren bis hohen Frequenzbereich, wodurch
Lärmbelastungen durch mögliche Radrauhigkeiten in eben diesem Frequenzbereich
abgefedert werden können [57].
aus Beton mit Dämmmaterialien oder offenporigem Asphalt als Dämmschicht. Dabei werden
ebenfalls Lärmpegel ähnlich dem Schottergleis erzielt [45].
Kurvengeräusch
Eine wirkungsvolle Möglichkeit zur Reduktion oder Vermeidung von Kurvenquietschen liegt
in der Minderung des Anlaufwinkels der Räder, wodurch das Quergleiten der Räder
vermieden wird. Der Anlaufwinkel kann mit Hilfe von radial einstellbaren, gesteuerten Rädern
beeinflusst werden. In Bögen mit sehr kleinen Radien können zur Vermeidung des
Längsgleitens auch Fahrwerke mit Losrädern zum Einsatz kommen. In Versuchen bei der
Sihltal Zürich Uetiberg Bahn (SZU) wurden Versuche mit Radsatzgesteuerten Wägen
(Navigator-Radsatzsteuerung) durchgeführt. Die Messung der äquivalenten
Dauerschallpegels in 7.5 m Abstand bei 20 und 40 km/h ergab um bis zu 25 dB(A) niedrigere
Schallemissionen des radsatzgesteuerten Triebwagens aufgrund der Unterbindung von
Kurvenkreischen [53]. Die Ergebnisse sind in Abbildung 54 dargestellt.
Eine weitere Möglichkeit zur Verringerung des Kurvenquietschens liegt in der Beeinflussung
des Reibwerts zwischen Rad und Schiene. Im einfachsten Fall kann bereits durch reines
besprühen mit Wasser das Kurvenquietschen deutlich verringert werden. Aufgrund der
begrenzten Einsatzmöglichkeit von Wasserberieselungsanlagen vor allem bei kühler
Witterung kommen zunehmend auch Reibwertmodifizierer (siehe Kapitel 2.2.5.2) zum
Einsatz. Bei Messungen von Eadie et al. [50] konnte eine deutliche Verringerung des
Kurvenquietschens sowie Spurkranzanlaufgeräusches sowohl im Metro- und
Straßenbahnverkehr als auch auf Schwerlasttransitstrecken durch den Einsatz eines
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Kapitel 4 – Schall 108
Der Reibwert kann auch durch die am Abrollprozess beteiligten Werkstoffe beeinflusst
werden. In Laborversuchen auf dem Prüfstand mit 2 Rollen, wurden Stahlkombinationen
gewählt, die eine geringe Differenz zwischen Haft- und Gleitwerten erwarten ließen und sich
durch Legierungsbestandteile mit Schmiereffekt (z.B. Kupfer, Blei) und geringer Neigung zur
Reiboxidation auszeichneten. Ergebnisse zeigten, dass geringere Reiboxidationsneigung der
Stähle zur Erhöhung des kritischen Anlaufwinkel führte. Legierungsbestandteile mit
Schmiereffekt zeigten hinsichtlich des Kurvenquietschens gewisse Erfolge, hatten jedoch
hohen Verschleiß zur Folge [9].
Hiensch et al. [51] führte Versuche hinsichtlich RCF Beständigkeit und Reduktion des
Kurvenquietschens mit Schienen die mittels Laserhüllverfahren mit Legierungen und
Keramikzusätzen überzogen wurden durch. In Laborversuchen konnte eine Vermeidung des
Stick-Slip Mechanismus aufgrund von durchgehend positivem Reibwert bei steigender
Belastung erreicht werden. Der daraus abgeleistete positive Effekt auf das Entstehen von
Kurvenquietschen konnte in Praxisversuchen im Netz der RATP aber nicht bestätigt werden
[51].
In einem Schweizer Projekt wurden Schienen mit einer dünnen Schicht einer Eisen-Chrom-
Aluminium Legierung besprüht und anschließend wärmebehandelt. Die magneto-elastischen
Eigenschaften des Stahls sollten zur Umwandlung von mechanischer Vibrationsenergie in
Wärme genutzt werden. Erste Versuche zeigten gute Ergebnisse [58].
Ein Großteil des bei Bogenfahrten abgestrahlten Schalls wird durch Resonanzschwingungen
der Räder hervorgerufen. Durch Resonanzabsorber und Beschichtungen der Radscheiben
können die Schwingungsamplituden in den Resonanzbereichen und folglich der abgestrahlte
Luftschall deutlich vermindert werden [9].
Durch die Anbringung von Radschallabsorbern wird der geringe Verlustfaktor von Stahl
drastisch erhöht und durch die dadurch erhöhte Dämpfung werden Schwingungen der
Radscheibe deutlich vermindert. In Testreihen mit Absorbern an Güterwägen konnte eine
Gesamtschallpegelreduktion des Quietschgeräusches um 9 dB(A) erreicht werden [37].
Krüger et al. führt in seinen Ergebnissen sogar Reduktionen bis zu 30 dB(A) durch ein
vollständiges Vermeiden von Quietschen an. Mit kunststoffbeschichteten Rädern kann das
Auftreten von Kurvenquietschen nicht vermieden nur um 3 – 10 dB(A) vermindert werden.
Gummigefederte Räder führten zu keinem eindeutigen Ergebnis [9].
Weitere Ansatzmöglichkeiten zur Reduktion und Vermeidung von Kurvenquietschen sind
Schienendämpfungselemente und asymmetrische Schienenprofile.
Asymmetrische Schienenprofile wirken durch eine Vergrößerung der Radiendifferenz und
folglich eine Verringerung des lateralen Schlupfes, Schienendämpfungselemente durch eine
Dämpfung der Schwingungen in der Schiene [9].
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Kapitel 4 – Schall 109
Aerodynamische Geräusche
Rollgeräusch
Die wichtigsten Maßnahmen in diesem Bereich stellen Schallschutzwände und –fenster dar.
Schallschutzwände sind jedoch oft mit einer Einschränkung des Fahrkomforts aufgrund von
Sichtbehinderung der Fahrgäste verbunden. Ein Ansatz zur Lösung dieses Problems liegt in
der Ausführung der Wände in durchsichtigen Materialien zumindest im Sichtbereich. Ein
anderer Lösungsansatz liegt im Einsatz von Niedrigschallschutzwänden. In Versuchen
konnten dabei mit Schallschutzwänden von 38 – 76 cm Höhe über der Schienenoberkante
Lärmpegelminderungen von ca. 5 dB(a) erzielt werden [29]. Ein grundlegender Nachteil von
Schallschutzwänden ist die erheblichen Kosten von bis zu 1.5 Mio. €/km [63].
Eine weitere Möglichkeit zur Abschirmung der Schallemissionen des Rades liegt in der
Abdeckung der Radscheibe mittels Radblenden. In Versuchen konnten
Geräuschminderungen von 2 dB(A) erzielt werden [9]. Radblenden in Kombination mit
Blenden entlang des Fahrwegs wurden im Projekt Silent Track untersucht. Dabei konnten
ebenfalls nur Geräuschminderungen von 3 dB(A) festgestellt werden [35]. Auf einer
Versuchsstrecke im Inntal konnte jedoch durch den kombinierten Einsatz von aktiven
Maßnahmen und Niedrigst-Schallschutzwänden mit Fahrzeugschürzen eine Senkung der
Schallemission um ca. 20 dB(A) erzielt werden. Der Beitrag der Fahrzeugschürzen und
Niedrigwände betrug etwa 8 dB(A) [9][43].
Aerodynamische Geräusche
Probleme bei aerodynamischen Geräuschen ergeben sich vor allem dadurch, dass die
Lärmquellen in Fahrzeugbereichen lokalisiert sind, die durch übliche Schallschutzwände
nicht mehr abgeschirmt werden können [27].
Spezielle Untersuchungen wurden deshalb zu diesem Thema von der Central Railway
Company Japan durchgeführt. In mehreren Testreihen konnte ein verbessertes Design der
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Kapitel 4 – Schall 110
Der Schutz der Anwohner und Umgebung vor Luftschallemissionen aus dem
Schienenverkehr ist durch zahlreiche nationalen Richtlinien und Gesetzte geregelt. Im Zuge
der Vereinheitlichung des Schienenverkehrs in der EU wurden im Rahmen der TSI und der
Richtlinie des Europäischen Parlamentes über die Bewertung und Bekämpfung von
Umgebungslärm ein EU weit gültiges Eisenbahnrecht mit Einbezug des Umweltschutzes
geschaffen.
von Krankenhäusern sowie der allgemeinen Annahme des erhöhten Ruhebedürfnisses bei
Nacht. Die Schienenstrukturunternehmen sind beim Neubau oder bei wesentlicher Änderung
eines vorhandenen Schienenweges verpflichtet sicherzustellen, dass keine schädlichen
Umwelteinwirkungen durch Verkehrsgeräusche hervorgerufen werden, die nach dem Stand
der Technik vermeidbar sind. Kosten und Nutzen müssen in angemessenem Verhältnis
stehen. Die Kommunen sind verpflichtet bei der Planung neuer Wohngebiete mögliche
Auswirkungen von Schienenwegen zu berücksichtigen und Lärmminderungspläne
aufzustellen. Anspruch auf Lärmvorsorge haben laut BImSchG nur Anwohner an
Neubaustrecken oder wesentlich geänderten Strecken. Unter wesentlichen Änderungen sind
beispielsweise eine Erweiterung um ein oder mehrere Gleise, eine Verschiebung der
Streckenachse um mehr als einen Meter oder der Höhenlage der Bahnstrecke um mehr als
einen halben Meter. Änderungen von Zugzahlen oder -geschwindigkeiten stellen keine
wesentlichen Änderungen dar. Anwohner an Strecken, die vor Inkrafttreten des BImSchG im
Jahre 1974 gebaut wurden haben grundsätzlich nach deutschem Recht keinen Anspruch auf
Schallschutz. Hier werden jedoch auf Basis des freiwilligen Lärmsanierungsprogrammes seit
1999 Schallschutzmaßnahmen durchgeführt.
In der Richtlinie zur Berechnung der Schallimmissionen von Schienenwegen (SCHALL03)
wird die Vorgehensweise bei der Berechnung von Lärmimmission dargestellt, eventuelle
Lärmzuschläge oder Abschläge wie beispielsweise der Schienenbonus von 5 dB(A) in
Deutschland werden dort festgelegt.
In der Verordnung über die Lärmkartierung ist die Erstellung von Lärmkarten über die Zahl
von lärmbelasteten Menschen, Flächen sowie Wohnungen, Schulen und Krankenhäusern in
Ballungsräumen von mehr als 250000 Einwohnern und an Eisenbahnstrecken über 60000
Zügen pro Jahr bis zum 30. Juni 2007 vorgesehen. Die Verordnung stellt die inhaltliche
Umsetzung der Umgebungslärmrichtlinie der EG (Richtlinie 2002/49/EG) dar. Die
Öffentlichkeit ist über die Lärmsituation zu informieren. Bis zum 18. Juli 2008 sind
Lärmaktionspläne zu erstellen.
Im Hinblick auf den Umweltschutz im Bereich der Lärmemission ist auf europäischer Ebene
die Richtlinie 2002/49/EG des Europäischen Parlamentes und des Rates über die Bewertung
und Bekämpfung von Umgebungslärm, die sogenannte Umgebungslärmrichtlinie, von
Bedeutung. Dabei sind für sämtliche Hauptverkehrseisenbahnstrecken Lärmkarten bis Juni
2007 auszuarbeiten und eine Beschreibung der Lärmbelastung anhand von Lärmindizes
durchzuführen. Bei Überschreitung der festgelegten Lärmkriterien sind
Lärmminderungspläne bis Juli 2008 zu erstellen.
Die Gewährleistung eines einheitlichen und verknüpfbaren Zugverkehrs in Europa wurde im
Zuge der technischen Spezifikationen für die Interoperabilität (TSI) und gemeinsamen
Vorschriften über die Bewertung der Konformität mit diesen Spezifikationen umgesetzt. Die
TSI sehen Grenzwerte für Lärmemissionen der europäischen Eisenbahnen im
Hochgeschwindigkeitsverkehr wie auch im konventionellen Eisenbahnverkehr vor und
beschreiben die Messbedingungen, mit denen die Einhaltung der Grenzwerte nachgewiesen
werden soll [64].
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Kapitel 4 – Schall 112
Die TSI Lärm für konventionelle Eisenbahnsysteme unterteilt sich in die Bereiche
„Fahrzeuge-Lärm“ und „Fahrzeuge-Güterwagen“ [64]. Im Bereich Fahrzeuge-Lärm sind
Grenzwerte für verschiedene Fahrzeugtypen vorgesehen. Im Bereich Fahrzeuge-
Güterwagen sind äquivalente Dauerschallpegel in Abhängigkeit von den Radsätzen pro
Länge über Puffer (LüP) für neue Güterwägen festgelegt. Die Grenzwerte sind in Tabelle 10
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Kapitel 4 – Schall 113
ersichtlich. Für erneuerte und umgerüstete Wagen ist ein Zuschlag von 2 dB(A)
vorzunehmen. Für alte Güterwägen sind keine einzuhaltenden Grenzwerte vorgesehen [67].
Tabelle 10: Grenzwerte für äquivalente Dauerschallpegel in 7,5 m Entfernung bei 80 km/h
und einer maximalen Geschwindigkeit von <= 190 km/h für neue Güterwagen gemäß TSI
Noise [67][182].
4.1.5 Messtechnik
Die Messung von Schallpegeln erfolgt mit Schallpegelmessern. Diese bestehen aus einem
Mikrofon, welches den Schalldruck in eine proportionale elektrische Spannung umwandelt,
einem Impedanzwandler und einem Verstärker. Anschließend erfolgen eine Frequenz- und
Zeitbewertung sowie die digitale Speicherung der Messdaten [7].
Zur Messung des Schallpegels an mehrer Orten oder Punkten im Fahrzeug werden mehrere
Schallpegelmesser in einem Messsystem integriert [9].
Für amtliche Messungen müssen die Schallpegelmesser den Normen DIN EN 60651
(Schallpegelmesser) sowie DIN EN 60804 (integrierende mittelwertbildende
Schallpegelmesser) entsprechen [9].
Zur Überwachung der Luftschallemissionen wurde in den letzten Jahren das mobile System
der akustischen Kamera zur schnellen und anschaulichen Darstellung der Messergebnisse
entwickelt. Dabei handelt es sich um mehrere je nach Anwendung in verschiedenen
Varianten angeordneten Mikrofonen, die in einer Auswerteeinheit mit der Software Noise
Image die empfangenen Messdaten sofort in bildhafte Darstellung umwandeln. Im
Bahnbereich kommen vor allem die in Abbildung 55 dargestellten Varianten des großen
Ringarrays sowie des Sternarrays zum Einsatz [134].
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Kapitel 4 – Schall 115
Grundsätzlich stellt jeder Zug eine rollende Last die einen zeitlich veränderlichen Druck auf
den Untergrund auswirkt dar. Dies führt unter jeder Achse zu einer geringen elastischen
Einsenkung des Untergrunds, die sich dann als seismische Schwingungen im Untergrund
ausbreiten. Die Größe hängt sowohl von der Höhe der Last als auch vom E-Modul der
tragenden Schicht ab.
Angrenzende Gebäude als auch der Untergrund stellen elastische Körper dar, die eine
definierte von den Materialeigenschaften, den Dimensionen und der Form abhängige
Eigenfrequenz besitzen. Bei einer Anregung im Eigenfrequenzbereich kommt es zu einer
Verstärkung der Schwingung und einer Verstärkung der Erschütterungen [73].
Als Anregungsfaktoren wirken Störungen im Kontaktbereich zwischen Rad und Schiene.
Die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Größe der ausgelösten Erschütterungen sind die
Zuggeschwindigkeit, der Zustand der Schienen- und Radlaufflächen sowie das
erschütterungsmäßig wirksame Gewicht. Darunter ist die maximal Achslast zu verstehen
[73]. Verschärft wird die Problematik bei schlecht gewarteten Rädern, verriffelten oder
gewellten Schienen oder bei Unebenheiten im Bereich von Isolierstößen und Weichen.
Dabei können die Pegelwerte um bis zu 10 bis 20 dB(A) über den Normalwerten liegen [72].
Im Hinblick auf den Zustand der Radlauffläche ist wiederum das verwendete Bremssystem
von vorrangiger Bedeutung. Durch Entstehung von abnützungsbedingten Abweichungen der
Radlauffläche infolge von Grauguss-Klotzbremsen kommt es zu viermal größeren
Amplituden im Frequenzbereich der Erschütterungen als bei Scheibengebremsten Rädern
[73]. Dies ist deutlich in den Radumfangsprofilen und Frequenzspektren in Abbildung 56
ersichtlich.
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Kapitel 4 – Schall 116
Andererseits ist ein wesentlicher Einfluss auf das Ausmaß der Erschütterungsemissionen
durch die Ausführung des Oberbaus gegeben. In einem Vergleich bei einem Gleis bei
Salzburg-Taxham traten beim Gleis mit Betonschwellen nur halb so große
Erschütterungsemissionen als beim Gleis mit Holzschwellen auf [73]. Der daraus abgeleitete
Zusammenhang zwischen Oberbau und Erschütterungsemission ist in Abbildung 57
ersichtlich.
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Kapitel 4 – Schall 117
Im Bereich tiefer Frequenz ist ein erheblicher Einfluss durch den Unterbau gegeben. Die
Feste Fahrbahn weist deutlich geringere Erschütterungen auf als der Schotteroberbau.
Mögliche Ursache ist die größere Gleislagestabilität der Festen Fahrbahn und damit
einhergehenden geringeren Fahrzeugbeschleunigung, die zu geringeren dynamischen
Radlasten führt [75].
Bei Weichen stellt das offene Herzstück eine erschütterungsverstärkende Störquelle dar. Bei
Zügen mit hoher Laufruhe ist diese Erschütterungsverstärkung oftmals besonders
ausgeprägt [73].
Die Größe der Erschütterungsimmissionen wird von der Emissionscharakteristik der Quelle,
den geodynamischen Ausbreitungsbedingungen im Untergrund sowie den
Schwingungseigenschaften der betroffenen Bauwerke beeinflusst.
Dadurch kann sich ein und dieselbe Maßnahme einmal erschütterungsmindernd und ein
andermal verstärkend auswirken [73]. Aktive Maßnahmen setzen direkt am Ort der
Erschütterungsemission an und versuchen dort eine Verminderung oder Vermeidung zu
erreichen.
Eine wichtige Maßnahme zur Vermeidung von Erschütterungsemissionen an der Quelle ist
erneut das Herstellen einer glatten Schienenoberfläche mittels Schienenschleifen und einer
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Kapitel 4 – Schall 118
Weiters ist hinsichtlich der Radlauffläche die Entstehung von Flachstellen durch Vermeidung
von Gleitbedingungen, eventuell durch Einsatz von eines Reibwertmodifizierers (siehe
Kapitel 2.2.5.2) möglichst zu vermeiden.
Im Bereich von Weichen ist eine Emissionsverminderung durch Einsatz von beweglichen
Herzstücken möglich. In Messungen konnte gezeigt werden, dass sich Weichen mit
beweglichem Herzstück hinsichtlich der Erschütterungsemissionen nicht mehr von normalen
Streckengleisen unterscheiden [73]. Verminderung der Erschütterungsemissionen um bis zu
40 % und des sekundären Luftschalls um 4 – 6 dB(A) können erzielt werden [9].
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Kapitel 4 – Schall 119
Ein wichtiger Ansatzpunkt zur Verminderung von Erschütterungen liegt in der Erhöhung der
Elastizität somit der Senkung der Steifigkeit und der Vergrößerung der Dämpfung des
Systems. Das Ziel ist im Zusammenspiel zwischen schwingender Masse und Elastizität
sowie Dämpfung eine möglichst große Aufnahme der Schwingungen sowie Absorption der
Energie durch Umwandlung in Wärme zu erzielen.
Die Möglichkeiten zur Erhöhung der Elastizität des Oberbaus gestalten sich vielfältig.
Angefangen bei elastischen Zwischenlagen unterhalb des Schienenfußes über elastische
Schienenlager bis zu elastischen Schwellenbesohlungen oder –schuhen und
Unterschottermatten haben alle Maßnahmen eine Erhöhung der Elastizität zum Ziel. Die
neuesten Entwicklungen gehen in Richtung der Ausführung des Oberbaus als Masse-Feder-
System, wobei der Gleiskörper die Form einer Gleistragplatte oder eines Gleistrogs aus
Beton besitzt und auf elastischen Einzelpunktlagern abgestützt ist. Je nach Art der
Beanspruchung und der geforderten Elastizität werden verschiedenste Materialien
verwendet. Allen gemeinsam ist ein hohes volumenkonstantes Deformationsverhalten.
Neben den seit jeher verwendeten Materialien wie Gummi und Kautschuk haben in den
letzten Jahren vermehrt auch elastomerähnliche Kunststoffe, geschäumte Werkstoffe wie
PUR und Verbundmaterialien Anwendung gefunden [9].
Durch Unterschottermatten kann vor allem eine Reduktion des für den Sekundärschall
relevanten Frequenzbereiches von 40 – 80 Hz erzielt werden. Bei hochleistungsfähigen
Unterschottermatten mit einem Bettungsmodul von 0.01 – 0.02 N/mm² kann eine Dämmung
bis zu 25 dB hinsichtlich des sekundären Luftschalls erreicht werden [72].
Grundsätzlich stehen drei Arten von Matten zur Verfügung: profilierte Gummimatten,
granulare Elastomermatten oder Schaummatten aus Polyurethanen. Die Matten sollten
grundsätzlich weich sein und Eigenschaften wie große Elastizität und hohe Dämpfung
aufweisen. Zu weiche Ausführungen führen jedoch zu erhöhter Schienenbelastung und
Destabilisierung des Schotterbettes [8].
Eine weitere Möglichkeit zur Reduktion von Vibrationen stellt die Verwendung von
superelastischen Befestigungssystemen dar. Spezielle Ausführungsformen wie z.B. das
„Kölner Ei“ der Firma Clouth oder „Vanguard“ der Firma Pandrol ermöglichen eine sehr
weiche vertikale Federsteifigkeit und somit die effektive Reduktion von Vibrationen.
Verbesserungen bis zu 18 dB(A) im Frequenzbereich zwischen 63 bis 80 Hz können
gegenüber Fester Fahrbahn erzielt werden. Andererseits beschränkt diese niedrige vertikale
Steifigkeit auch den Einsatz dieses Systems auf Rad-Schiene-Systeme mit geringen
Achslasten wie beispielsweise U-Bahnsysteme [8].
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Kapitel 4 – Schall 120
Im Bereich dieser niedrigen Frequenzen wurden Versuche mit passiver Isolierung durch
offene Gräben unmittelbar angrenzend zur Strecke durchgeführt. Da Erschütterungsenergie
hauptsächlich durch Oberflächenwellen mit einer Tiefe einer Wellenlänge transportiert wird,
kann durch Unterbrechung dieser Schicht die transportierte Energie verringert werden.
Versuche zeigten einen Isoliereffekt von bis zu 70 % bei einer Tiefe des Grabens von mehr
als der halben Wellenlänge. Probleme ergeben sich jedoch aufgrund der großen
Wellenlänge von Oberflächenwellen und den daraus resultierenden Schwierigkeiten in der
Erhaltung und Installation von Gräber des erforderlichen Ausmaßes [8].
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Kapitel 4 – Schall 121
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Kapitel 4 – Schall 122
4.1.7 Messtechnik
Im Zuge des Erschütterungs- und Körperschallschutz beim Schienenverkehr werden neben
Zugerschütterungsmessungen auch geodynamische Untersuchungen durchgeführt.
Schwingungsmessungen direkt an der Schiene oder Schwelle werden meist mit Hilfe von
Beschleunigungsaufnehmern durchgeführt. Dabei handelt es sich um
Schwingungsaufnehmer ohne Festpunkt, welche mechanische Schwingungen in elektrische
Signale umwandeln. Das Schwingungssystem besteht aus einer festen Masse und einer
Feder als Relativdämpfung zwischen Masse und Gehäuse. Schwingungen versetzen das
Gehäuse in Bewegung, welche über die Feder auf die Masse übertragen wird. Die Differenz
zwischen der Absolutbewegung der Masse und des Gehäuses ergibt die Relativbewegung
der Masse, welche unterhalb der Eigenfrequenz proportional der einwirkenden
Beschleunigung ist [133].
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Kapitel 5 – Ergebnisse / Diskussion 123
5 Ergebnisse / Diskussion
Durch umfassende Literaturrecherche sowie zahlreiche Gespräche mit Experten aus den
verschiedensten Bahn Bereichen konnte das oberste Ziel der Arbeit, einen Überblick über
das Thema „Rauhigkeit“ im Rad-Schiene System zu erarbeiten, erfüllt werden.
Die angestrebte einheitliche Begriffsdefinition gestaltete sich als schwierig, da in der Literatur
keinerlei Einheitlichkeit zu finden ist und vor allem die Übertragung von Begriffen aus der
Englischen Literatur oft zu großen Unterschieden führt. Aus diesem Grund wurde in der
Arbeit zunächst eine möglichst allgemein gültige grobe Klassifizierung hinsichtlich der
Wellenlänge der Unebenheiten in Mikrorauhigkeit, Welligkeit und Geradheitsabweichung
durchgeführt und diesen Hauptbereichen die unterschiedlichen speziellen
Unebenheitserscheinungen wenn möglich mit den in der Englischen Literatur verwendeten
Bezeichnungen zugeordnet.
Die Mikrorauhigkeit bei der Schiene im Neuzustand wird vor allem durch die Ausbildung
einer Walzhaut im Herstellungsprozess sowie der Ausprägung eines Schleifriefenprofils nach
dem Schienenschleifen bestimmt. Nach dem Einbau der Schienen beeinflussen RCF und
Verschleiß maßgebend die Mikrorauhigkeit der Schiene.
Die Entfernung der randentkohlten Schicht, welche generell eine geringere Härte zeigt,
sowie die Beseitigung von Unebenheiten aus Produktion und Einbau der Schiene sind
mögliche Ursachen für die nachgewiesene verzögerte Riffelbildung nach dem
Neulagenschleifen der Schienen.
Ob die Durchführung des Schleifens vor Aufnahme des Fahrbetriebs oder innerhalb von
6 Monaten einen Einfluss auf die Riffelbildung hat, wird noch diskutiert. Beide
Handhabungsformen finden derzeit Anwendung. Während bei der SNCF (Société nationale
des chemins de fer francais) auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken sofort geschliffen wird,
erfolgt das Neulagenschleifen in Österreich (ÖBB) und Deutschland (DB) spätestens
innerhalb von 6 Monaten. Da die ursprüngliche Mikrorauhigkeitsstruktur in einem Zeitraum
von 6 Monaten bereits drastisch verändert wird, sind Einflüsse durchaus möglich.
Untersuchungen zu dieser Thematik sind derzeit jedoch noch keine vorhanden.
Die Entstehung von Welligkeiten aus der verbleibenden Schleifriefenstruktur nach dem
Schleifen wird oftmals diskutiert. Hinweise sind in der Literatur, wie beispielsweise von Hölzl
und Werner [137], zu finden. Das Zusammenwirken mehrerer Faktoren wie die rasche
Bildung von Weißen Schichten infolge von unmittelbar nach dem Schleifen bei den ersten
Überfahrten auftretenden Tangentialkräften durch Bremsen oder Antrieb noch vor dem
Einebnen der Schleifriefen durch rein rollende Überfahrten, scheint jedoch Voraussetzung zu
sein [137].
Die Ausbildung von hohen Kontaktspannungen im Bereich der Mikrorauhigkeitsspitzen
wurde in zahlreichen Untersuchungen festgestellt. Oftmals wird in diesem Zusammenhang
die Bildung von „Weißen Schichten“ erwähnt. Aufgrund der hohen auftretenden
Kontaktspannungen ist Rissbildung im Nanobereich zu erwarten, Rissbildung im größeren
Strukturbereich wird zwar von einigen Autoren erwogen [18][19], scheint jedoch
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Kapitel 5 – Ergebnisse / Diskussion 124
hauptsächlich auf die Sprödigkeit der „Weißen Schichten“ zurückzuführen zu sein und nur
indirekt durch die Mikrorauhigkeit beeinflusst zu werden.
Im Bereich der Welligkeit am Rad sind vor allem Graugussklotzbremsen als Hauptursache
für die Verriffelung anzusehen. Radriffeln werden gleichzeitig als wichtige
Lärmentwicklungsursache angesehen. Durch den Ersatz der Grauguss-Bremsen durch
Verbundsohlenbremsen kann einerseits die Verriffelung drastisch reduziert werden [5], und
gleichzeitig eine Gesamtschallpegelreduktion von bis zu 10 dB [4][41] erreicht werden.
Probleme ergeben sich derzeit noch durch die thermische Überlastung der
Verbundsohlenbremsen im Mischbetrieb mit Graugussklotzbremsen aufgrund der
unterschiedlichen Reibungscharakteristik. Daraus resultiert ein weiteres Hemmnis zum
Einbau von Verbundsohlenbremsen, nämlich die hohen Umrüstkosten für bestehende
Wägen aufgrund der notwendigen Adaption des Bremssystems [145][167]. Weitere Anreize
seitens der Gesetzgebung scheinen notwendig, um eine flächendeckende Umrüstung und
somit eine merkbare Senkung der Lärmemission zu ermöglichen.
Bei Welligkeiten auf der Schiene sind vor allem kurz- und langwellige Schienenriffeln,
Schlupfwellen und kurze Wellen von Bedeutung. Zu den Ursachen für kurzwellige Riffeln
sind zahlreiche Theorien veröffentlicht. Aufgrund der Vielzahl der Einflussgrößen wie
Mikrorauhigkeit, Steifigkeit und Eigenfrequenzen des Systems sowie die vorherrschenden
Haftbedingungen, scheint wahrscheinlich, dass jede Theorie in gewisser Weise unter
bestimmten Umständen ihre Gültigkeit besitzt und oftmals mehrere Ursachen gleichzeitig
zutreffen. Grundsätzlich konnte gezeigt werden, dass härtere Schienen höhere
Riffelbeständigkeit aufweisen [91][92]. Aufgrund des geringeren Verschleißes werden jedoch
gebildete Welligkeiten in geringerem Ausmaß abgetragen. Diese erhöhte
Verschleißbeständigkeit von kopfgehärteten Schienen führte auch bei geschliffenen
Schienen aufgrund des lange beständigen Schleifriefenmusters zu höheren
Lärmbelastungen [10].
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Kapitel 5 – Ergebnisse / Diskussion 125
Starke Verriffelung führt aufgrund der starken Anregung von dynamischen Kräften zu
erhöhten Kontaktkräften und letztendlich zu möglicher Rissbildung. Hinweise auf die Bildung
von Rissnestern [114], sogenannter Belgrospis, sowie die Auslösung von
Rollkontaktermüdung [100] durch starke Verriffelung sind in der Literatur vorhanden.
Weiters gehen Ideen in Richtung erhöhtem Energieverbrauch bei starker Verriffelung von
Rad oder Schiene, aufgrund der gesteigerten benötigten Traktionsleistung durch
Schwingungen des Systems. Angeführte Ergebnisse aus der Praxis zeigen
Energieeinsparungen von bis zu 30 % [20] durch regelmäßige Instandhaltung von Rad und
Schiene und scheinen durchaus vor allem in Zeiten steigender Energiepreise einen
beachtenswerten Ansatzpunktpunkt darzustellen.
Ein weiterer wichtiger Punkt welcher die Relevanz des Themas „Rauhigkeit“ im Rad Schiene
System aufzeigt, ist sicherlich die erhöhte Lärmabstrahlung bei verriffelten Rädern oder
Schienen. Zahlreiche Maßnahmen werden dabei einerseits direkt zur Vermeidung von
Unebenheiten als Anregungsquelle wie auch zur Einschränkung der emittierten
Lärmemission diskutiert. Wichtig ist dabei zu beachten, dass sowohl im Bereich der Schall-
und Erschütterungsemission als auch bei Maßnahmen zur Senkung der Rauhigkeit einzelne
Maßnahmen oft große Erfolge versprechen, jedoch aufgrund der Komplexität des Systems
des Rad Schiene Kontaktes, je nach Umfeld und Einflussgrößen in der Praxis oft geringere
Auswirkungen zeigen.
Aus meiner Sicht bleibt schließlich auch noch eine letzte Frage hinsichtlich der derzeit
vorhandenen Messtechnik zu klären. Ist diese überhaupt genau genug um Verbesserungen
im Bereich von +/- 1 dB verlässlich zu bestimmen? Einige Autoren bezweifeln dies und
sprechen von einem erheblichen Einfluss des verwendeten Messprinzips sowie der
Analysenmethode und in der Folge von einer verlässlicher Bestimmung erst ab +/- 3 dB [33].
Verbesserungen durch Maßnahmen im Bereich von 1-2 dB würden demnach noch gar nicht
verlässlich bestimmt werden können.
Schlussendlich kann gesagt werden, dass ein besseres Verständnis des Rad Schiene
Systems, eine Optimierung in vielen Bereichen des Systems ermöglicht und letztlich sowohl
Vorteile im Bereich des technischen Systems durch geringere Belastung der Komponenten,
Verlängerung der Nutzungsdauer und geringere Instandhaltung als auch im Bereich der
Umwelt durch geringere Lärmbelastung und Energieverbrauch ermöglicht.
Diese Arbeit soll insoweit einen Überblick und eine Zusammenstellung der verschiedenen
Meinungen aus der Praxis über das komplexe Gesamtsystem der „Rauhigkeit“ im Rad-
Schiene Kontakt darstellen und die Grundlage bieten, dass Möglichkeiten und Einflüsse zur
Verbesserung des Systems in der Praxis erarbeitet werden können.
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Kapitel 6 – Zusammenfassung 126
6 Zusammenfassung
Unter Rauhigkeit werden in dieser Arbeit alle mehrmalig auftretenden Abweichungen von
einer eben gedachten Radbewegungslinie definiert.
Es wird zunächst auf die wichtigsten Grundlagen, die das System Rad-Schiene und dessen
Rauhigkeit bestimmen, eingegangen.
Parameter wie Härte, Steifigkeit oder Profilform haben erheblichen Einfluss auf die
Kontaktbedingungen, den Verschleiß und in der Folge auch die Entwicklung der Rauhigkeit
des Rad-Schiene Systems. Grundsätzlich sind Rad- und Schienenwerkstoffe sowie –profile
in speziellen Normen spezifiziert. In letzten Jahren ist ein deutlicher Trend in Richtung
höherer Härten sowohl am Rad wie auch an der Schiene festzustellen. Aus diesem Grund
werden verstärkt höherfeste Stahlgüten eingesetzt. Bei Schienenstählen handelt es sich
dabei hauptsächlich um perlitische Stähle mit Härten über 350 HB [161], bei Rädern sind
Härten über 225 HB [159] gefordert. Die neueste Entwicklung bei Schienenstählen geht in
Richtung bainitischer Stähle.
Bei der Entstehung von Radwelligkeiten ist das eingesetzte Bremssystem von vorrangiger
Bedeutung. Derzeit werden im Schienenverkehr sowohl mechanische Bremsen, die auf
Reibung beruhen, als auch verschleißfreie Bremssysteme eingesetzt. Bei Reibungsbremsen
wie pneumatische, hydraulische oder Magnetschienenbremsen spielt sowohl der thermische
Energieeintrag als auch die eigentliche Reibung eine Rolle hinsichtlich der Entwicklung von
Rauhigkeiten in Rad und Schiene. Verschleißfreie Bremsen wie Wirbelstrombremsen haben
nur teilweise Einfluss auf die Rauhigkeit durch die thermische Belastung [27][144]. Bei
Reibungsbremsen hat weiters das verwendete Bremsblockmaterial erheblichen Einfluss vor
allem auf die Entwicklung von Radrauhigkeiten. Während Scheibenbremsen die Bremskraft
durch das Anpressen der Bremsscheibe an Rad oder Welle montierte Scheibe aufbringen
und dadurch die Rauhigkeit der Kontaktfläche nicht beeinflussen, wirken Blockbremsen
direkt auf die Lauffläche der Räder [143]. Vor allem Grauguss-Klotzbremsen führen zu einer
stark erhöhten Radrauhigkeit und in der Folge zu hohen Lärmemissionen [146]. Im Zuge der
verstärkten Diskussion und Einschränkung der zulässigen Lärmemissionspegel von
Schienenfahrzeugen wird der zunehmende Einsatz von Verbundsohlenblockbremsen,
welche die Radrauhigkeit positiv beeinflussen, diskutiert. Derzeit ergeben sich noch
Probleme aufgrund der sehr unterschiedlichen mechanischen Bremseigenschaften von
Verbundsohlen- und Graugussklötzen. Dadurch kommt es zu sehr hohen thermischen
Belastungen der Verbundsohlen bei gemischten Verkehr (Zugverbund mit unterschiedlichen
Bremsklötzen), sowie zu hohen Kosten durch die Notwendigkeit umfangreicher
Umrüstarbeiten des Bremssystems bei vorhandenen Wägen [5].
Weiters werden wichtige Einflussfaktoren wie Oberbau und Unterbau beschrieben und die
für die Rauhigkeit des Systems relevanten Parameter näher erläutert. Der Oberbau umfasst
im Wesentlichen Schienen, Schienenbefestigungssysteme und Unterlagen, Schwellen und
Schotterbett oder Tragplatten und elastische Zwischenlagen.
Einer der wichtigsten Punkte zum Verständnis der Entwicklung von Unebenheiten im Rad-
Schiene System liegt in der Analyse und Bestimmung der auftretenden Kräfte im System. Im
Rad-Schiene Kontakt treten statische Kräfte in Form von Vertikal-, Tangential- und
Querkräften auf. Vertikalkräfte werden durch Radaufstandskräfte verursacht und bewirken
die Ausbildung von Normal-, Schub- und Zugeigenspannungen unter der
Schienenoberfläche. Normalkräfte können bei der Überschreitung der Elastizitätsgrenze des
Schienenmaterials zu plastischer Verformung und in der Folge zu Entwicklung von
Welligkeiten führen. Längskräfte werden durch temperaturbedingte Längenänderungen,
Schieneneigenspannungen sowie Brems- und Beschleunigungsvorgänge hervorgerufen.
Tangentialkräfte wiederum führen zu Schubspannungen in der Schienenoberfläche [149].
Die durch die Tangentialspannungen übertragenen resultierenden Kräfte und Momente
werden als Schlupfkräfte bezeichnet [150]. Der Schlupf bestimmt, ob Haften oder Gleiten des
Rades auf der Schiene auftritt. Das Auftreten von Gleiten wiederum ist maßgeblich an der
Entwicklung von Welligkeiten beteiligt.
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Kapitel 6 – Zusammenfassung 128
Schlufpwellen
“Riffeln” bei besohlten Schwellen
(booted sleeper corrugation)
Schiene
Schwerlastriffeln Leichtschienenriffeln
in Geraden u.
Bögen mit gr.
RCF Riffeln
Radius
Rutting Riffeln
[cm]
Rad
Radriffeln Polygonalisierung
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Kapitel 6 – Zusammenfassung 129
Schiene
Wellenlänge Bezeichnung Schadensmechanismus Auswirkung Kapitel-
seiten
Bis 1 cm Mikrorauhigkeit Nicht vorhanden Lärm A) 37-38
beeinflusst durch Herstellung und Kontaktkraftspitzen B) 39-42
Instandhaltung und Betrieb Welligkeit C) 42-47
D) 47-48
1 – 10 cm Kurzwellige Längsschlupf angetriebener Räder Lärm A) 52
Riffeln Strukturschwingungen angeregt durch Schäden im Gleissystem B) 58-62
Irregularitäten C) 67-68
Schwankende Kontaktkräfte und D) 75-76
Verschleiß
3 – 30 cm Schlupfwellen Stick-slip Vorgänge Zerstörung des Oberbaus A) 53-54
Biege- und Torsionsschwingungen der Schäden an Fahrzeugen B) 62-63
Radsätze Lärm C) 68
D) 76
4,5 – 6 cm „Riffeln“ bei Schwankender Verschleiß durch Schlupf Plastische Verformung A) 53
besohlten Schwellen zwischen Rad und Schiene RCF B) 63
(booted sleeper C) 68
corrugation) D) 76
10 – 50 cm Langwellige Plastische Verformung Lärm A) 53
Riffeln Erhöhter Energiebedarf B) 64
C) 68-69
D) 77
20 – 30 cm Schwerlastriffeln Plastische Verformung durch hohe Auswalzung des A) 53
Kontaktkräfte Schienenkopfes B) 64
Zerstörung des Schotterbettes C) 69
D) 77
15 – 45 cm RCF Riffeln RCF Verstärkung RCF A) 53
Hohe lokale Kontaktspannungen durch B) 64-65
schlechte Rad-Schiene-Profilpaarung C) 69
D) 77
5 – 45 cm Rutting Riffeln Schwankender Verschleiß durch Schlupf in Plastische Verformung A) 53
Längsrichtung B) 65
C) 69
D) 78
50 – 300 cm Kurze Wellen Walz- und Richtvorgang Dynamische Belastung des A) 54
Wagenmaterials B) 66
Beeinflussung des C) 70-74
Unterbaus D) 78
50 – 150 cm Leichtschienenriffeln Plastische Biegung des gesamten A) 54
Schienenquerschnitts („crippling“) B) 66
C) 70
D) 78
300-2500 cm Geradheitsab- Unterschiedliche Steifigkeit Schwingungen des A) 81
weichung Einfluss von Ober- und Unterbau Wagenkastens B) 81
Hohe vertikale dynamische C) 81
Kräfte D) 82
Rad
Wellenlänge Bezeichnung Schadensmechanismus Auswirkung Seiten
3 – 8 cm Radriffeln Thermische Interaktion zwischen Lärm A) 51
Blockbremse und Radlauffläche Verstärkung von RCF B) 54-55
Unter Mikrorauhigkeit werden alle Abweichungen von einer ideal glatten Oberfläche mit
Wellenlänge bis 1 cm bezeichnet. Die wichtigsten Ursachen und Einflussfaktoren der
Mikrorauhigkeit sind der Herstellungsprozess, die Instandhaltung und die betriebliche
Nutzung. Beim Rad erfolgt die Endbearbeitung im Herstellungsprozess durch drehen,
wodurch Rauheiten im Bereich von Ra 5 - 10 µm üblich sind [5]. Bei den Schienen wird die
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Kapitel 6 – Zusammenfassung 130
Rauhigkeit nach dem Herstellungsprozess durch die Bildung einer Walzhaut sowie durch
Zunderbildung beeinflusst. Die Rauhigkeit von neuen Schienen liegt meist im Bereich von Ra
1- 2 µm [12][13].
Mikrorauhigkeiten fungieren vor allem als mögliche Anregungsquelle für Schwingungen und
führen in der Folge zur Abstrahlung von Schall und Vibrationen. Weiters wird die Entstehung
von hohen Kontaktspannungen an den Rauhigkeitsspitzen sowie die damit verbundene
eventuelle Rissentwicklung von zahlreichen Autoren diskutiert [15][16][17][18]. Auch die
Entwicklung von Welligkeiten aus Mikrorauhigkeiten wird erwähnt [90][137]. Es muss jedoch
stets beachtet werden, dass zahlreiche Faktoren das System beeinflussen und zur
Welligkeitsentwicklung beitragen.
Die wichtigste Maßnahme zur Verminderung der Einflüsse der Mikrorauhigkeit liegt im
Einsatz von Reibwertmodifizierern, im Englischen als friction modifier bezeichnet. In
Versuchen konnte eine signifikante Reduktion der plastischen Deformation in Längsrichtung
und Tiefe durch den Einsatz von Reibwertmodifizierern gezeigt werden [24].
Welligkeiten werden durch Wellenlängen von 1 bis 200 cm bei Amplituden von 0.1 bis 1 mm
definiert. Weiters ergeben sich zahlreiche Untergliederungen, die durch spezielle
Auftrittsorte, Ursachen oder Wellenlängen charakterisiert sind.
Beim Rad wird zwischen Radriffeln und Polygonalisierung unterschieden. Der Unterschied
liegt einerseits in den auftretenden Wellenlängen, bei Radriffeln 3 bis 8 cm und 14 bis 300
cm bei Polygonalisierung [78], sowie auch in den möglichen Ursachen. Während bei
Radriffeln als Hauptgrund für die Entstehung die thermomechanische Interaktion zwischen
Blockbremse und Radlauffläche angesehen wird, sind die Ursachen zur Entstehung von
Polygonalisierung äußerst vielfältig, wie unterschiedliche Härte und in der Folge
unterschiedlicher Verschleiß aufgrund von Wärmebehandlungsvorgängen oder
Gleitvorgängen, Radsatzschwingungen oder Stick-Slip Vorgänge bei Bogenfahrten. Beide
Welligkeitserscheinungen führen in der Folge zu erhöhten Lärmemissionen sowie höheren
Kräften im Rad-Schiene Kontakt und dadurch stärkerem Verschleiß. Große Verbesserungen
hinsichtlich Radriffelentwicklung können durch den Ersatz von Grauguss-Klotzbremsen
durch Verbundsohlenbremsen erzielt werden. Polygonalisierung kann durch reduzierte
Gleissteifigkeiten oder Dämpfungselementen sowie homogeneren Materialeigenschaften
vermindert werden [78].
Bei Schienenwelligkeiten erfolgt die Unterteilung in Riffeln, Schlupfwellen und kurze Wellen.
Riffeln treten hauptsächlich im geraden Gleis und in Bögen mit großem Bogenhalbmesser
auf und können hinsichtlich Wellenlänge wiederum in kurzwellige Schienenriffeln mit
Wellenlängen zwischen 1 bis 10 cm und langwellige Schienenriffeln mit 10 bis 50 cm
Wellenlänge unterteilt werden. Schlupfwellen sind durch das Auftreten an der Innenschiene
in engen Bögen mit Radien unter 500 Metern charakterisiert. Kurze Wellen weisen
Wellenlängen zwischen 0.5 bis 3 Meter auf und werden oft allgemein als
„Ebenheitsabweichungen“ bezeichnet.
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Kapitel 6 – Zusammenfassung 131
Grundsätzlich existieren viele verschiedene Theorien zur Entstehung von Welligkeiten auf
der Schiene. Oftmals wird zwischen wellenlängenfixierendem Mechanismus und
Schadensmechanismus unterschieden. Unter wellenlängenfixierendem Mechanismus wird
die Verstärkung bestimmter Wellenlängen verstanden. Der Schadensmechanismus stellt die
eigentlichen Vorgänge zur Auslösung und Verstärkung der Welligkeit dar [79]. Die meisten
Schadenstheorien basieren auf Vorgängen wie Schlupf, Reibung, Verschleiß oder
Schwingungen.
Bei kurzwelligen Schienenriffeln wird der ursprüngliche Auslösemechanismus häufig im
Längsschlupf der Räder angetriebener Achsen und der daraus resultierenden
Scherverformung sowie auftretenden Strukturschwingungen und ergebenden
Schwankungen der Kontaktkräfte gesehen [84]. Andere Theorien sehen als Ursache
plastische Verformung in Kombination mit Reiboxidation, wobei durch Zerstörung einer
gebildeten Oxidschicht durch ausreichend hohe Tangentialkräfte erste Riffelberge und –täler
entstehen [85][94]. Eine völlig andere Theorie sieht die Ursache zur Bildung von Riffeln in
Ultraschallschwingungen, die beim Überrollvorgang in der Schiene angeregt werden [96].
Die weitere Entwicklung der Riffeln wird durch unterschiedlichen Verschleiß in Wellentälern
und –bergen bestimmt und häufig durch die Bildung Weißer Schichten (siehe Kapitel 2.3.2)
unterstützt [79][81][86]. Kurzwellige Schienenriffeln führen zu Schwingungen im
Frequenzbereich von 200 bis 1500 Hz bei Geschwindigkeiten bis 150 km/h und führen
dadurch zu erheblichen Lärmemissionen und Schäden im Gleissystem [93]. Bei stark
verriffelten Schienen wurden auch Hinweise auf die Bildung von Rissen und in der Folge
Rollkontaktermüdungsschäden festgestellt [100][114][154]. Die Bildung von kurzwelligen
Schienenriffeln kann durch Vermeidung von Resonanzeffekten deutlich vermindert werden
[92]. Durch den Einsatz von Reibwertmodifizierern sowie Spurkranzschmierung können
Stick-Slip Effekte vermieden und kurzwellige Schienenriffeln wirksam reduziert werden
[82][92].
Bei Schlupfwellen wird durch Schlupf des Innenrades in engen Bögen ausgelöste Biege- und
Torsionsschwingungen des Rades als Schadensmechanismus angesehen. Bei bereits
gebildeten Wellen führen dann Längsschlupf der nachlaufenden Radsätze und
Radsatzschwingungen zu Verstärkung der Schlupfwellen. Aufgrund der teilweise großen
Amplituden kommt es zu stark erhöhter Beanspruchung des Oberbaus, bis zur Zerstörung
der Schienenbefestigung, Schwellen und letztendlich auch zu Schäden an den Fahrzeugen
[104][105]. Durch den Einsatz von härteren Schienenmaterialien sowie Verminderung der
vertikalen Steifigkeit des Gleises und der Schienenquersteifigkeit kann eine Reduktion der
Schlupfwellenbildung erzielt werden [104][105]. Eine besondere Form von Schlupfwellen
stellen „Riffeln“ bei besohlten Schwellen, im Englischen „booted-sleeper corrugation“ dar, die
hauptsächlich bei Fester Fahrbahn mit weichen Zwischenlagen im U-Bahnbereich auftreten
[78][79][80]. Aufgrund Ihres Auftritts in engen Bögen ist die in der deutschsprachigen
Literatur verwendete Bezeichnung „Riffeln“ widersprüchlich. Gemäß der gängigen
Konvention der Bezeichnung von Wellen im engen Bogen als Schlupfwellen wäre diese
Bezeichnung zu bevorzugen.
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Kapitel 6 – Zusammenfassung 132
Bei langwelligen Schienenriffeln wird zwischen Schwerlastriffeln, RCF Riffeln und Rutting
Riffeln unterschieden. Schwerlastriffeln treten wie aus dem Namen hervorgeht hauptsächlich
auf Schwerlaststrecken bei Achslasten bis 40 t und niedrigen Geschwindigkeiten auf [22]. Als
Schadensmechanismus wird generell starke plastische Verformung aufgrund der hohen
Kontaktspannungen angesehen [79][80][81]. RCF Riffeln treten in Form von Schuppen auf
der Schienenlauffläche auf. Die Entstehungsursache prägt den Namen dieser Schiene und
ist in der Kontaktermüdung in den Berührflächen zu finden [22]. Bei beiden Riffeltypen wird
die P2-Resonanz, als wellenlängenfixierender Mechanismus angesehen [79][81].
Bei Rutting Riffeln wird der Schadensmechanismus einheitlich in der Literatur als
unterschiedlicher Verschleiß infolge von Längsschlupf beschrieben. Die Wellenlänge scheint
ebenfalls durch periodischen Verschleiß aufgrund von Torsionsresonanzen des Radsatzes
bestimmt zu werden [80].
Die wichtigsten Maßnahmen zur Vermeidung und Verringerung von langwelligen
Schienenriffeln liegen in der Erhöhung der Gleisdämpfung, Verringerung der Gleissteifigkeit
und der Einsatz von Spurkranzschmierung sowie Reibwertmodifizierern [79][99].
Neben erhöhten Kräften im Rad-Schiene Kontakt führen Riffeln und Störungen im
Kontaktbereich zwischen Rad und Schiene generell zu erhöhter Schallemission und
Erschütterungen. In einem weiten Geschwindigkeitsbereich von 50 – 250 km/h wird die
Schallemission im Schienenverkehr vom Rollgeräusch dominiert, wobei der Schallpegel
durch Riffelbildung um etwa 6 dB pro Verdopplung der Amplitude zunimmt [42]. In engen
Kurven treten zusätzliche hochfrequente Geräusche wie Kurvenquietschen oder –zischen
auf, die durch das Auftreten von Schlupfwellen verstärkt werden [9][28]. Aktive Maßnahmen
zur Reduktion der Luftschallemission an der Quelle liegen vor allem in der Vermeidung von
Radriffelbildung durch Ersatz von Grauguss-Klotzbremsen durch Verbundsohlenbremsen,
wodurch eine Reduktion bis zu 10 dB erzielt wird [41], der Gewährleistung einer möglichst
glatten Schienenoberfläche durch Schleifen sowie verschiedenen Absorbersystemen am
Rad und an der Schiene. Kurvengeräusche können zusätzlich durch den Einsatz von
Spurkranzschmierung sowie Reibwertmodifizierern vermindert oder sogar vermieden werden
[50][53]. Zusätzlich werden oft passive Maßnahmen in Form von Schallschutzwänden und –
fenstern gesetzt. Erschütterungsemissionen können durch regelmäßige Instandhaltung des
Gleises, Gewährleistung eines störungsfreien Kontaktbereichs sowie einer möglichst
gleichmäßigen Gleisbettsteifigkeit durch regelmäßiges Schienenstopfen um bis zu 40 %
vermindert werden [9]. Passive Maßnahmen zur Erschütterungsreduktion liegen in der
möglichst elastischen und dämpfenden Gestaltung des Oberbaus in Form von Masse-Feder
Systemen sowie dem Einbau von dämpfenden Elementen am Immissionsort [9][77].
Kurze Wellen haben ihren Ursprung im Fertigungsprozess beim Walz- und Richtvorgang. Die
zulässigen Abweichungen sind in der DIN EN 13674-1:2008 [161] geregelt. Kurze
Wellenlängen bewirken abhängig von der Geschwindigkeit eine Anregung der
Eigenfrequenzen des Drehgestells sowie der Biegefrequenzen des Wagenkastens, wodurch
aufgrund der Resonanz heftige Bewegungen sowie starke dynamische Belastungen des
Wagenmaterials ausgelöst werden.
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Kapitel 6 – Zusammenfassung 133
Geradheitsabweichungen werden sehr stark von Ober- und Unterbau bestimmt. Durch die
angeregten Frequenzen kommt es ähnlich wie bei kurzen Wellen zu starken Schwingungen
des Wagenkastens. In Mehrkörpersimulationen konnte bei Wellen mit 3 Metern Wellenlänge
und Amplituden von 0.3 mm und durchschnittlicher Reisezuggeschwindigkeit von 150 km/h
eine maximale Zunahme der Radaufstandskraft von 3 % ermittelt werden. Im
Hochgeschwindigkeitsverkehr mit 300 km/h führen Geradheitsabweichungen dieser Art
bereits zu durchschnittlicher Zunahme der dynamischen Radkraft um 16%, bei
Einzelstörungen ist eine maximale Zunahme der vertikalen Radaufstandskraft bis zu 27 %
errechnet worden.
Bestehende Geradheitsabweichungen können durch Schienenstopfen behoben werden, die
Entstehung kann durch Vermeidung der Anregung der ungefederten Massen durch
Unebenheiten wie kurzen Wellen oder schadhaften Schweißstellen vermieden werden [8].
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Kapitel 7– Verzeichnisse 134
7 Verzeichnisse
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Kapitel 7– Verzeichnisse 142
[123] Cordier, J.-F., Fodiman, P.: Experimental characterisation of wheel and rail surface
roughness, Journal of Sound and Vibration, 231(3), 2000. S. 667-672.
[124] Van Ruiten, C. J. M.: A new method for the measurement of wheel/rail roughness,
Journal of Sound and Vibration, 120(2), 1988. S. 287-295.
[125] Naue, M.: Zustandserfassung von Gleisen, Eisenbahningenieur, 57, 2006. S. 6-10.
[128] Grassie, S. L., Smith, J. D., Saxon, M.: Measurement of irregularities underpins
grinding criteria, Railway Gazette International, 1998. S. 163-166.
[130] Diehl, R.J., Holm, P.: Roughness measurements – Have the necessities changed?,
Journal of Sound and Vibration, 293, 2006. S. 777-783.
[131] Measurement products for rail corrugation (longitudinal profile). Online im WWW
unter URL. www.railmeasurement.com
[132] Projektbericht Projekt TQ3 07/01: Einfluss der Schienengüte auf die
Schlupfwellenbildung, voestalpine schienen GmbH, 2001.
[133] Untersweg, M.: Prüfstand zur Messung Mechanischer Größen , Diplomarbeit, Institut
für Elektrische Meßtechnik und Messsignalverarbeitung, Technische Universität
Graz, 1999.
[134] Iwainsky, H., Feierabend, J., Iwainsky, A.: Die Akustische Kamera und ihre
Anwendung auf die Untersuchung der Geräuschemission von Rad und Schiene,
Tagungsband Rad Schiene Tagung Dresden, 2008. S. 34-35.
[135] Institut für Eisenbahnwesen, TU Graz: Herr Prof. Rießberger. Gespräch am 14.05.08
_________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Kapitel 7– Verzeichnisse 143
[137] Hölzl, G., Werner, K.: Die leise Schienenoberfläche durch Schleifen?, ETR, 42, 1993.
S. 659-664.
[138] Kalousek, J., Sroba, P., Hegelund, C.: Analysis of Rail Grinding Tests and
Implications for Corrective and Preventive Grinding, 4th International Heavy Haul
Conference, 1989. S. 194-204.
[139] Tuzik: To grind or not to grind? Extending rail life, Railway Age, 197, 1996. S. 29-30.
[148] Beschreibung der Anlage zur Messung der Ebenheit von Schienen, voestalpine
Schienen GmbH.
[150] Knothe, K.: Ein Beitrag zur Vereinheitlichung der Begriffe bei Kontaktvorgängen in
Rad/Schiene-Systemen, ZEVrail, 127, 2003. S. 204-211.
[151] Haigermoser, A., Walenta, R.: Einfluß der Rad/Schiene-Berührgeometrie auf das
Laufverhalten von Schienenfahrzeugen und Möglichkeiten der Optimierung,
Festschrift von O. Univ. Prof. Dr.-Ing. E. Kopp, 1997. S. 169-189.
[152] Guericke, W., Weiser, J., Schmedders, H., Dannenberg, R.: Ursachen von Schienen-
Eigenspannungen in folge Rollenrichtens und Beitrag zur Verringerung, ETR, 46, Heft
10, 1997. S. 655-662.
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Kapitel 7– Verzeichnisse 144
[153] Hodgson, W. H.: Residual stresses in rail, Rail Quality and Maintenance for Modern
Railway Operation, J.J. Kalker et al., Kluwer Academic Publishers, 1993. S. 61-73.
[154] Grohmann, H.-D.: Schädigung der Lauffläche von schienen durch den Rad/Schiene-
Kontakt – Schlussfolgerungen für die Herstellung und Instandhaltung der Schienen,
DB Forschungs- und Technologie-Zentrum, S. 127-132.
[166] Brantner, H. P.: „Lärm“ im System Bahn, KVP Seite der Technik, 2004. S. 10.
[169] Krettek, O.: Versuchsergebnisse des Projektes Unrunde Räder, Gotthard 92, Aachen.
1993.
[170] Nussbaum, E.: Track Structure at Facility for Accelerated Service Testing,
Transportation Research Record, 653, 1977. S. 32-37.
[174] Stock, R.: Simulation von Rollkontaktermüdung (RCF) – Schäden an Schienen auf
einem Überrollprüfstand der Voestalpine Schienen GmbH & CO KG, Diplomarbeit,
Montanuniversität Leoben, Institut für Mechanik, 2001.
[176] Schmidt, T., Meyer, R.: Untersuchungen über das Zunder- und Entkohlungsverhalten
von Stahl in Rauchgas von Erdgas, Gaswärme International, Bd. 18/Nr. 4, 1969.
[177] Berns, H., König, R., Kemensy, E.: Einfluss der chemischen Zusammensetzung von
Federstahllegierungen auf den Zustand der Randzone, Draht 40, 7/8, 1989.
[179] Advanced Lubrication and Friction Management, Unterlagen von Portec Rail
Products Inc. und Kelsan Friction Innovators, ARM Seminar, 1999.
[180] Verheijen, E.: Results of the benchmark on roughness measurements and analysis,
Proceedings of the Workshop Roughness Measurements, Utrecht, 1999.
[181] Achgelis, A.: Darstellung und Bewertung typischer Geräuschsituationen bei der
Anwendung von Maschinen und Geräten, die unter die Outdoor-Noise-Directive
fallen, Diplomarbeit, 2007.
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Kapitel 7– Verzeichnisse 146
7.2 Abkürzungsverzeichnis
AREA American Railway Engineering Association
BlmSchG Bundes-Immissionsschutzgesetz
BÜG Besonders Überwachtes Gleis
CAT Corrugation Analysis Trolley
DB Deutsche Bahn
dB Dezibel
DIN Deutsche Industrie Norm
EN Europäische Norm
FAST Facility for Accelerated Service Testing
GG-Sohle Grauguss-Sohle
GPa Gigapascal
HBO Hubbalkenofen
®
HSH Head Special Hardened
HV Härte Vickers
Hz Hertz
ISO International Organisation for Standardisation
K-Sohle Komposit-Sohle
LCC Life Cycle Costs
LL-Sohle Low-Low Sohle
LüP Länge über Puffer
MGT Million Gross Tons
MKS Mehrkörpersimulation
ÖBB Österreichische Bundesbahnen
RATP Régie autonome des transports Parisiens
RCA Rail Corrugation Analysis
RCF Rolling Contact Fatigue
RSA Rail Surface Analyser
SchLV Schienenfahrzeug-Lärmzulässigkeitsverordnung
SchlV Schienenverkehrslärm-Immissionsschutzverordnung
SNCF Société nationale des chemins de fer français
TEL Transmission Emission Level
TGV. trén à grande vitesse
TNO Netherlands Organization for Applied Scientific Research
TSI Technical Specification for Interoperability
TWINS Track Wheel Interaction Software
U.S. United States
UIC International Union of Railways
UNRA Unrunde Räder
ViF Kompetenzzentrum „Das virtuelle Fahrzeug
Forschungsgesellschaft mbH“, Standort Graz.
WEL White Etching Layer, Weiße Schichten
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Kapitel 7– Verzeichnisse 147
7.3 Tabellen
Tabelle 1: prozentuelle Maximalgehalte der verschiedenen Elemente für die verschiedenen
Radwerkstoffe gemäß EN 13262:2004 [159]. ................................................................. 6
Tabelle 6: Gemessene Rauheiten [in µm] der Oberfläche in Riffelbergen und –tälern [84]. . 60
Tabelle 10: Grenzwerte für äquivalente Dauerschallpegel in 7,5 m Entfernung bei 80 km/h
und einer maximalen Geschwindigkeit von <= 190 km/h für neue Güterwagen gemäß
TSI Noise [67][182]......................................................................................................113
7.4 Abbildungen
Abbildung 1: Definition der Profilkennmaße eines Vollbahnrades (Sr = Spurmaß, Sd =
Spurkranzdicke, Sh = Spurkranzhöhe) [109]. .................................................................. 7
_________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Kapitel 7– Verzeichnisse 148
Abbildung 9: Vergleich der Eingriffsschwelle für geschliffene und nicht geschliffene neue
Schienen [22] ............................................................................................................... 26
Abbildung 11: Abbau der Flächenpressung über die einzelnen Komponenten des Rad-
Schiene Systems [22]................................................................................................... 31
Abbildung 14: Schematischer Aufbau einer Weißen Schicht und des darunter liegenden
perlitischen Grundgefüges im Querschnitt [114] ........................................................... 36
Abbildung 16: graphische Definition des mittleren Abstands der Profilabweichungen Sm..... 38
Abbildung 18: Abnahme der Härte bei HSH®-Schienen in 0.5 mm Tiefe in Abhängigkeit von
der Hubbalkenofen (HBO) Liegedauer [115]................................................................. 41
Abbildung 19: Zunahme der Entkohlungstiefe bei HSH®-Schienen in Abhängigkeit von der
HBO-Liegedauer [115].................................................................................................. 42
Abbildung 20: Berechnung der Druckverteilung eines Rads (Radius = 43 cm) bei Druck
gegen eine raue Schienenoberfläche aus einem Shinkansen Gleisprofil [15]. .............. 43
Abbildung 21: Vergleich der Scherspannungen für den Kontakt von rauen und glatten
Oberflächen; Reibungskoeffizient = 0 [15]. ................................................................ 44
Abbildung 23: Vergleich der ermittelten Flächenpressung für einen Rad-Schiene Kontakt
mittels Finite Elemente Kalkulation nach linear-elastischer, Hertzscher oder elastisch-
plastischer Betrachtung [18]. ........................................................................................ 45
Abbildung 24: Shakedown Diagramm für trockene Normalbedingungen und Anwendung des
Reibwertmodifizierers [24]. ........................................................................................... 48
_________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Kapitel 7– Verzeichnisse 149
Abbildung 25: Gegenüberstellung des Tastbereichs von Tastnadel und Laserstrahl [3] ...... 50
Abbildung 32: Gegenüberstellung der Riffelwachstumsrate bei der Position des Radsatzes
über den Schwellen und zwischen den Schwellen in Abhängigkeit von der
Erregerfrequenz (f=v0/l) bei konstantem Querschlupf als Bezugsschlupf [98]. .............. 59
Abbildung 36: Entwicklung der dynamischen Radkraft bei Störungen mit 3 Metern
Wellenlänge und unterschiedlicher Amplitude. ............................................................. 72
Abbildung 41: Vergleich Abnahme des Schalldurckpegels von Punkt- und Linienstrahler mit
dem Abstand r [7]. ........................................................................................................ 85
Abbildung 43: Emissionen und Immissionen von Schall aus dem Schienenverkehr [27]. .... 90
Abbildung 46: Wirkungskette bei der Entstehung von Rollgeräusch [32]. ............................ 94
Abbildung 47: Schalldruckpegel gemessen in 2 m Entfernung aufgrund von vertikalen (a) und
horizontalen (b) Schwingungen von Rad und Schiene [34]........................................... 96
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Kapitel 7– Verzeichnisse I
Anhang
Fachwörterbuch
Booted sleeper corrugation In deutscher Literatur „Riffeln bei besohlten Schwellen“. Die
deutsche Bezeichnung ist widersprüchlich, da gemäß
allgemeiner Konvention nur Wellen im geraden Gleis oder
großen Bogen als Riffeln bezeichnet werden. Aufgrund des
Auftrittsortes und der Charakteristik scheint diese Form von
Welligkeit vielmehr eine Spezialform von Schlupfwellen
darzustellen und die Bezeichnung „Schlupfwellen“ bei
besohlten Schwellen würde aus dieser Sicht besser der
allgemeinen Klassifizierung entsprechen.
Crippling Plastische Biegung des gesamten Schienenquerschnitts
[79]
Feste Fahrbahn Oberbau aus Beton- oder Asphaltplatten auf welche die
Schienen entweder direkt durch elastische Befestigungen
oder durch kontinuierliche elastische Lagerung befestigt
werden [22].
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Kapitel 7– Verzeichnisse II
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Kapitel 7– Verzeichnisse III
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Kapitel 7– Verzeichnisse IV
Weiße Schichten Im Englischen white etching layer. Schichten, die bei hohen
Kontaktkräften, sowohl auf Schienenlaufflächen als auch
Kugellagerschalen oder Laserbehandlungsflächen zu finden
sind. Sie zeichnen sich durch homogenes, nahezu
strukturloses Gefüge, hohe Härte über 1200 HV, hohe
Sprödigkeit, schlechtes Anlassverhalten und schlechtes
Anätzvermögen in ca. 10%-iger Salpetersäure aus [114].
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Kapitel 7– Verzeichnisse V
Index
A N
Aerodynamische Geräusche......................... 93, 102, 109 Neuschienenschleifen .............................................25, II
Akustisches Schleifen.............................................. 27, I
O
B
Oberbau 14, 19, 20, 22, 97, 116, 117, 127, 137, 138, 144,
Befestigungssysteme ........................18, 19, 20, 127, 144 I
Belgrospis .................................................. 36, 68, 125, I
Bremssysteme ................................8, 9, 39, 55, 126, 143 P
P2-Resonanz........................................ 56, 64, 65, 132, II
E
pinned-pinned Resonanz........................ 58, 59, 61, 75, II
Einspielgrenze...................................................... 43, 48 Polygonalisierung..................51, 56, 67, 74, 105, 130, III
F R
Feste Fahrbahn......................................... 15, 117, 138, I Radriffeln............................51, 54, 66, 74, 124, 130, 141
friction modifier ................... Siehe Reibwertmodifizierer Radwerkstoffe .............................................................. 6
randentkohlte Schicht ....................................... 25, 41, II
G RCF Riffeln ................................. 53, 64, 69, 76, 132, III
Reibwertmodifizierer 28, 29, 47, 74, 75, 76, 77, 107, 130,
Geradheitsabweichung........................... 37, 80, 123, 128 131, 132, III
Gleisbauarten ......................................................15, 127 Rollgeräusch ........90, 92, 93, 94, 103, 109, 112, 132, 137
Grauguss-Klotzbremse 10, 11, 39, 98, 99, 103, 115, 126, Rutting Riffeln ............................. 53, 65, 69, 77, 132, III
130, 132, II
S
H
Schienenbearbeitung........................................23, 24, 40
Head checks........................................... 23, 36, 46, I, IV Schienenprofile .............................................13, 14, 108
Hochgeschwindigkeitsverkehr 8, 9, 16, 56, 58, 71, 97, Schienenwerkstoffe .............................................12, 126
111, 112, 133 Schlupfwellen 23, 51, 53, 54, 62, 63, 68, 75, 76, 124, 130,
131, 132, 140, I, III
K Schwerlastriffeln .......................... 53, 64, 69, 76, 132, IV
shakedown limit ............................. Siehe Einspielgrenze
Kontaktfilter......................................................... 95, 97
slab track........................................Siehe Feste Fahrbahn
K-Sohle.................................. 10, 11, 74, 98, 103, 146, II
Squats ....................................................... 23, 36, 77, IV
Kurvenquietschen 29, 91, 93, 101, 105, 107, 108, 132,
Stick-Slip .............56, 75, 101, 102, 108, 130, 131, III, IV
137
kurze Wellen............................................... 81, 124, 130
Kurzwellige Schienenriffeln ....................................... 52
U
Unterbau....................... 15, 22, 70, 80, 94, 117, 127, 133
L
Langwellige Schienenriffeln ...................... 53, 64, 68, 76
W
Leichtschienenriffeln.......................................54, 66, 77 Weiße Schicht ........................................... 34, 35, 45, IV
LL-Sohle............................................10, 11, 74, 98, 103 white etching layer ..........................Siehe Weiße Schicht
M Z
Masse-Feder System................................................. 132 Zunder ..........................................................26, 41, 145
_________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Kapitel 7– Verzeichnisse VI
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