DGG2010 Kolloquium Messgeraete
DGG2010 Kolloquium Messgeraete
DGG2010 Kolloquium Messgeraete
Geophysikalische
Gesellschaft e.V.
Inhalt DGG-
Kolloquium
Hengst, G.F. (Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen mbH &
Co. KG) und Bauer, F.W. (Antares Datensysteme GmbH):
Messsondenentwicklung zum Monitoring der kontrollierten Entwicklung
Bohrlochsolung bei der Salzgewinnung im Münsterland geophysikalischer
Klippel, O. und Fritschen, R. (DMT GmbH & Co. KG):
Messgeräte
Die neue SUMMIT Familie – Das Messsystem für seismische
und seismologische Datenakquisition
MITTEILUNGEN Herausgeber:
Deutsche Geophysikalische
Gesellschaft e.V.
IMPRESSUM
Kontakt:
Dr. A. Schuck
GGL Geophysik und Geotechnik Leipzig GmbH
Bautzner Str. 67, 04347 Leipzig
Tel. 0341/2421-310, [email protected]
70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
DGG-Kolloquium
Inhalt
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
DGG-Kolloquien
1988 - 2010
Die seit 2002 zum Kolloquium erschienenen Sonderbände der DGG-Mitteilungen können Sie
noch beim Sprecher des Arbeitskreises „Angewandte Geophysik“ oder in der Geschäftsstelle der
DGG nachbestellen.
Kontakt:
Dr. Andreas. Schuck
GGL Geophysik und Geotechnik Leipzig GmbH
Bautzner Str. 67, 04347 Leipzig
Tel. 0341/2421-310, [email protected]
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Kurzfassung
Bei der Salzgewinnung durch die kontrollierte Bohrlochsolung entstehen im Salzlager Kavernen.
Zur Steuerung und Überprüfung des Solprozesses werden geophysikalische Messungen mit
kabelgebundenen Sonden im Loggingverfahren durchgeführt. Bei den Messungen sind zwei
Grundvoraussetzungen zu beachten: die Gewährleistung des gesetzlich geforderten sicheren
untertägigen Betriebs sowie die Überprüfung der von der Bergbehörde vorgeschriebenen
Kavernengrößen, der geometrischen Randbedingungen, der Salzfesten über den
Kavernendächern und der Sicherheitsabstände zwischen den Kavernen.
Einleitung
Für die kontinuierliche Produktion einer wirtschaftlichen Solegewinnung ist es von Bedeutung,
dass schnell, genau und zuverlässig eindeutig bewertbare Messergebnisse zur Verfügung
stehen. Seit Beginn der Salzgewinnung in Epe ist es für die Salzgewinnungsgesellschaft
Westfalen (SGW) wichtig, eigene Sonden einzusetzen und an der Entwicklung neuer
geophysikalischer Messgeräte teilzuhaben. Im letzten Jahrzehnt entstand eine Zusammenarbeit
mit Antares Datensysteme GmbH in Bremen für die Entwicklung innovativer und wirtschaftlich
einsetzbarer Sonden.
Im westlichen Münsterland wird seit mehr als 30 Jahren durch die SGW Salz für die industrielle
Nutzung gewonnen. Die Solung der Kavernen ist im Zechstein 1 (Werrasalinar) angelegt. In den
Teufen zwischen 900 und 1500 Metern schwankt die Mächtigkeit zwischen 200 und 400 Metern.
Im Salz sind nur geringe Bestandteile an Unlöslichem vorhanden, im Wesentlichen Anhydrit.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Die Formgebung der Kavernen berücksichtigt aufgrund der geologischen und technischen
Parameter zwei Hauptgesichtspunkte: die Standsicherheit der Kavernen sowie die
Wirtschaftlichkeit des Solprozesses. Die gebirgsmechanischen Bewertungen, die der
bergbehördlichen Zulassung eines Aussolbetriebsplanes zur Herstellung der Kavernen zugrunde
liegen, befassen sich mit der Gewährleistung der Standsicherheit und der Dichtheit der
unterirdischen Hohlräume. Sie beinhalten die Festlegung der Mindestabmessungen der
Schweben- und Pfeilerstärken und der Kavernendurchmesser und -höhen.
Die Kavernen, die später der Erdgasspeicherung zur Verfügung stehen, haben ein Volumen
zwischen 280.000 und 700.000 Kubikmetern bei Kavernendurchmessern zwischen 60 und 80
Metern. Die einzuhaltenden Salzschweben oberhalb des Kavernendaches haben eine Stärke
zwischen 80 und 120 Metern. Im Kavernenfeld ist ein Pfeiler einzuhalten, der in etwa dem
Dreifachen des Kavernendurchmessers entspricht.
Kontrollierte Bohrlochsolung
Für die Salzgewinnung wird in einer geeigneten Salzformation eine Bohrung abgeteuft und bis
kurz oberhalb des geplanten Kavernendaches verrohrt. Zu Beginn des Solprozesses werden
konzentrisch ineinander hängende Förderrohre eingebaut.
Durch die Förderrohre wird bei diesem Verfahren Wasser injiziert, wodurch sich bei ausreichender
Verweildauer saturierte Salzsole bildet. Während der Produktion wird durch unterschiedliche
Absetzteufen der Förderrohre der Kavernenhohlraum gesolt. Durch ständige Überprüfung der
Salzkonzentration, der Drücke von Blanket, Wasser und Sole sowie der Durchflussmenge wird
der Prozess kontrolliert. Das komplexe Verfahren erfordert eine genaue Simulation der
Hohlraumentwicklung in Abhängigkeit von Lösungsgeschwindigkeiten, Positionen der Förderrohre
und der Blanketspiegelteufe in der Kaverne. Die Regulierung der vertikalen und horizontalen
Solung durch die Festlegung und Überwachung dieses Blanketspiegels ist formgebend für die
Kavernenausbildung.
Mit Hilfe von präzisem Absetzen der Rohrschuh- und Blanketspiegelteufen kann der Solprozess
gesteuert und mit wiederholten Ultraschallmessungen optimal verfolgt werden. Die gemessene
Kavernenform ist Grundlage eines sogenannten History-Matches. Für das
Solsimulationsprogramm werden die Eingabedaten dahingehend überprüft und modifiziert, dass
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
sie den angetroffenen Gesteinsparametern entsprechen. Liegt eine wesentliche Abweichung vor,
so beruht diese auf einer Änderung der chemisch-physikalischen Salzeigenschaften oder ist ein
Hinweis auf eingelagerte Anhydritlinsen im Solbereich.
Die kontrollierte Bohrlochsolung hat Auflagen von Bergverordnungen und Betriebsplänen bei der
Herstellung von Kavernen zu berücksichtigen. Zum einen sind die zwei beweglichen
Förderrohrstränge, die Lage der Grenzfläche zwischen Schutzmedium und Sole und zum
anderen die Lage, die Ausdehnung und das Volumen der Kavernen in Fristen mit einem
anerkannten Messverfahren zu überprüfen.
Bei der Entwicklung von neuen Sondensystemen zur sicheren Steuerung und Überwachung des
Solprozesses standen wirtschaftliche und technologische Aspekte im Vordergrund. Die
Messungen sollten mit handlichen Sonden ohne aufwändige Mobilisation von Kran und schweren
Messwagen an einem Arbeitstag von zwei Mitarbeiten kurzfristig durchgeführt werden können.
Der intensive Arbeitsschutz für den Umgang mit radioaktiven Stoffen sollte entfallen.
Technologisch sollten die modularen Sonden mit einem Telemetriesystem die digitalen Rohdaten
über ein Kabel übertragen. Dies ermöglicht, dass vieradrige Kabel mit reduzierten
Kabeldurchmessern auf kleinere Winden gespult und somit Transporter als Messwagen
eingesetzt werden können.
Heutzutage sind digitale Sonden und digitale Telemetrie für die Datenübertragung ein hoch
komplexes Gebilde, das mit Energie versorgt werden will. Die Telemetrie stellt erhebliche
Ansprüche an die Signalverarbeitung, die eine wesentlich höhere Auflösung und Größe als ihre
analoge Verwandtschaft vorweisen muss.
Traditionell wurde eine relative Dichtemessung ( - Density) zur Spiegel- und Muffenbestimmung
eingesetzt. Auf die mit Gleichspannung versorgte Sonde wurden die Zählraten der Dichtesonde
als Pulse mit positiver oder negativer Polarität aufmoduliert. In der Übertageapparatur wurden die
Signale aufgezeichnet.
Die - Dichtemessung wird mit Hilfe einer radioaktiven Gammaquelle, üblicherweise 60Co,
durchgeführt. Die von der Cobalt-Quelle emittierte radioaktive Strahlung wird mit einem Detektor
gezählt. Als Detektor wird ein Szintillationskristall aus Natriumiodid verwendet; hierbei wird die
Strahlung der Quelle durch die Dichte des die Sonde umgebenden Materials abgeschwächt. Die
Dichtemessung war eine unkalibrierte qualitative Messung. Durch den großen Dichteunterschied
der zu erfassenden Medien Sole und Öl war eine Bestimmung des Öl-Sole-Spiegels trotzdem
möglich. Der Nachteil des Verfahrens ist jedoch, dass keine Spiegelerkennung möglich ist, wenn
der Spiegel hinter einer Rohrmuffe liegt. Die Dichteänderung durch die Rohrmuffe ist so groß,
dass der Effekt durch den Übergang von Sole in Öl überlagert wird und damit nicht mehr
erkennbar ist. Wenn sich der Spiegel im unverrohrten Bohrloch befindet, wird das Gebirge im
Messvolumen der Sonde mit erfasst. Schichtgrenzen und Dichteänderungen der geologischen
Formation erschweren eine eindeutige Spiegelbestimmung.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Die Anfänge der Echosondenentwicklung reichen bis in die 70er Jahre zurück. Damals wurde ein
Echo Sounder aus der Hydrographie in ein Druckgehäuse integriert und als Sonde zur
Überwachung der Hohlraumentwicklung eingesetzt. Die in den 30 KHz-Bereichen analog
arbeitende Sonde registrierte mit einem übertage verbundenen mechanischen Rekorder die
empfangenen Echos. An den Tiefenmarken konnten mit einem Lineal die min- und max-Radien
der Hohlraumfläche ermittelt werden. Die Resultate dienten der Entwicklung einer
Kavernenkontur und des Volumens. Die erreichte Genauigkeit der Echogramme ermöglichte
einen guten Überblick über die räumliche Entwicklung der Kaverne.
Anfang der 80er Jahre wurde in Zusammenarbeit mit Edo Western Corporation erstmalig eine
orientiert messende Sonde entwickelt. Das neue Merkmal der Sonde war ein rotierender und
kippender Echowandlerkopf, der über Schrittmotoren gesteuert wurde. Für die Messung der
Laufzeitgeschwindigkeiten wurde schon ein Schallgeschwindigkeitsmesser integriert. Die digital
gemessenen Echosignale wurden analog nach Übertage übertragen. Die gemessenen Echos
konnten im PC ausgewertet und grafisch dargestellt werden. Die Echosonde lieferte beim Logging
über 20 Jahre lang gute Resultate für die Überwachung der Kavernensolung.
Heutzutage werden moderne digitale Messinstrumente eingesetzt, die eine Vielzahl von
Sensoren auf sich vereinigen. Damit werden eindeutige Interpretationen gewährleistet. Die
existierende Sensorik wurde durch die Verwendung von Quarz-Drucksensoren mit sehr hoher
Genauigkeit und Auflösung weiterentwickelt, um eine verbesserte Datengenauigkeit zu erzielen.
Dies war notwendig, um eine höhere Informationsdichte für den Einsatz der DSCL-Sonde zur
Erkennung der Muffen von konzentrisch eingebauten Rohren zu erreichen.
Die Übertragung geschieht bei einem Vieraderkabel in zwei Kanälen mit einer Datenrate von je
100 kbit/s. Die folgende Grafik zeigt die gesamte Einheit mit Akquisitionssystem, Kabelwinde und
Messsonde.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Teufenmessung
Im Solprozess stellt die genaue Teufenmessung eine hohe Anforderung an den Betrieb und den
Loggingeinsatz. Die Tiefe der Förderrohre und des Blanketspiegels haben einen direkten Einfluss
auf den Solbereich, in dem das Salz gelöst wird und infolgedessen der Hohlraum entsteht. Bei
fehlerhafter Teufenmessung können die zu berücksichtigenden geometrischen Randbedingungen
überschritten werden, die zur Beendigung der Solung führen.
Die Teufenmessung wird durch einen Encoder am Kabelwagen der Winde erreicht. Der Encoder
arbeitet mit zwei Phasen für die Drehrichtungserkennung und gibt pro Umdrehung 400 Pulse an
das Messsystem. Das Messrad, an dem der Encoder angebracht ist, hat einen Umfang von 500
mm. Daraus ergibt sich für die Teufenmessung eine Auflösung von 1,25 mm. Eine gute
Absolutwertgenauigkeit wird durch eine rutschfreie Kabelführung erzielt.
Eingesetzt werden nur Kabel mit einer hohen Bruchlastfestigkeit, die es bei einer Havarie
ermöglichen, ungeachtet des Festsitzens der Sonden in den Förderrohren Zugversuche zur
Bergung durchzuführen. Zusätzlich treten in abgelenkten Bohrungen beim Kabelaufspulen hohe
Reibungen auf und es auch an der Winde wirken einseitig hohe Biegemomente.
Die Bestimmung der wahren Länge mit einer an der Winde gemessenen Kabellänge ist komplex.
Mit der Zeit treten Kabellängungen beim Einsatz ein, beeinflusst durch veränderliche
Zugbelastungen und Temperaturdehnungen. Zur Korrelation der Teufenmessung von den am
Solprozess Beteiligten werden Bezugsmarken in der Bohrung bestimmt. Üblicherweise sind es
die Rohrschuhe der letzten zementierten Schutzrohre.
Als Verbesserung gegenüber der - Dichtesonde wird heute die Blanketkontrollmessung mit
einer Puls-Neutronsonde durchgeführt.
Elementare Vorteile der PN-Sonde gegenüber der y-y Dichtesonde sind, dass die Rohrmuffen
durch einen Collar Locator registriert werden und dass beim Handling (Lagerung, Transport,
Einsetzen der Sonde ins Bohrloch) keine radioaktive Strahlung auftritt, solange die Sonde nicht in
Betrieb ist. Infolgedessen ist die Gefährdung des Bedienungspersonals ausgeschlossen. Der
verwendete elektrisch gepulste Neutronengenerator erzeugt nur Neutronen, wenn die Röhre mit
Hochspannung versorgt wird.
Beim Betrieb in der Kaverne werden hochenergetische Neutronen mit einer Energie von 14,1
MeV erzeugt. Durch die Kollision und das Einfangen der Neutronen mit Atomkernen im Bohrloch
verlieren die Neutronen kontinuierlich Energie. Die Erzeugung von Gammastrahlen ist die Folge.
Diese Gammastrahlung wird mit einem Szintillationsdetektor gemessen. Die Abklingprozesse
finden im Mikrosekundenbereich nach dem Aussenden eines Neutronenimpulses statt. Die
induzierten Gammastrahlen klingen im Salzwasser erheblich schneller ab als im Öl, was eine gute
Unterscheidung im Log ermöglicht. Die folgende Grafik zeigt die Abklingkurven in Sole (steiler
Abfall) und in Öl (flacher Abfall).
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Die Grenzfläche Sole/Öl ist eindeutig bei 1290 m zu erkennen. Weiterhin sieht man, dass die
Messung nicht durch die Rohrmuffen beeinflusst wird und somit auch eine eindeutige
Blanketbestimmung möglich wäre, wenn der Blanket sich in der Tiefe einer Muffe befinden würde.
Die technische Komplexität der Puls-Neutron-Sondenentwicklung ergibt sich aus der räumlichen
Enge und der Beherrschung der Hochspannung (bis zu 100 kV), die zur Versorgung des
Neutronengenerators notwendig ist. Die Sonde hat einen Außendurchmesser von nur 43 mm.
Ihre Daten werden ebenfalls mit Hilfe einer Kabeltelemetrie digital an das Akquisitionssystem im
Messwagen in Echtzeit übertragen.
Omnidirektional-Sonar-Sonde
Mit der Messauswertung werden die Maß-Volumen-Balance des Solprozesses durch die
Entwicklung der Kavernenkontur sowie das Volumen verglichen. Die zurückliegende
Solsimulation lässt sich überschlägig gut überprüfen.
Zur Lösung der komplexen Aufgabenstellung, ein affines Bild von untertägigen Hohlräumen,
deren Lage, Fläche und Volumen aufzunehmen, wurde eine Directional Sonar Caliper Sonde
entwickelt. Erst die Steuerung der Drehung und Kippung des Echowandlerkopfes der Messsonde
durch Schrittmotoren ermöglicht die richtungsorientierte räumliche Aufnahme von Kavernen. Bei
Messungen durch zwei Rohrwandungen werden schnell und effizient gute Resultate erzielt. Die
Messwerte werden simultan in einem Arbeitsschritt registriert und verkürzen erheblich die
Messzeiten. Im Hinblick auf die Vielzahl von integrierten Sensoren war es unerlässlich, mit einem
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
modernen Buskonzept zu arbeiten. Die Anforderungen der SGW an die physischen Maße
(Durchmesser 72 mm, Länge 3,75 m, Gewicht 50 kg) haben die Entwicklung sehr komplex
gestaltet. Es war eine intensive Herausforderung für die Ingenieure, das beeinflussungsfreie
Zusammenspiel einer Vielzahl von Komponenten mit gegensätzlichen Eigenschaften auf engstem
Raum zu konzipieren. Die bei der Sektionierung der Sonde zu berücksichtigenden Kausalitäten
ergaben, dass Motoren mit Streufeldern in der Nähe vom Magnetkompass platziert werden
mussten. Ebenso war ein Übersprechen von hohen Sendeströmen des piezokeramischen
Echowandlers und von Motoren zu nahe gelegenen Datenleitungen zum Zwecke der
Übertragung kleinster Spannungen zu verhindern.
Für die Registrierung von Rundsichtechogrammen wurden zwei Wahlmodi konzipiert: das
Messen mit gerichteten Einzelschüssen oder in automatisierten 360°-Scans. In beiden Fällen ist
eine absolute Richtungsstabilität unerlässlich. Hängt die kabelgebundene Messsonde im
unverrohrten Teil der Kaverne, dreht sie sich um die eigene Achse, evoziert durch den Kabeldrall
und die Corioliskraft. Diese Beeinflussungen verändern bei der Schallaussendung und dem –
empfang die Sondenlage, was den Empfang eines Echos verhindert. Zur Lagestabilisierung
wurde eine Regelung entwickelt, die den Echowandler im unteren Drehteil der Sonde auf eine
Richtung fixiert. Die magnetische Orientierung wird in der oberen Sektion der Sonde gemessen
und die Richtung des Echowandlers über eine permanente Ansteuerung des Drehmotors
stabilisiert, bis der Empfang des gesamten Echosignals abgeschlossen ist.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Die Zwei-Wege-Messung, sprich die Signallaufzeit vom Wandler zum Reflektor und zurück, bildet
die Grundlage der Distanzmessung. Die Beeinflussung der Signallaufzeit durch Variation der
Mediumsdichte wird durch das integrierte Geschwindigkeitsmodul beobachtet. Der eingesetzte
Geschwindigkeitsmesser ist kalibrierfähig und arbeitet mit einer Genauigkeit von ± 2 m/s.
Echomessung Sole Öl
Zur Orientierung der Echosignale kann für die unterschiedlichen Messumgebungen der Azimut
durch zwei integrierte Systeme bestimmt werden. Im offenen Kavernenhohlraum außerhalb der
Förderrohre wird zur vektoriellen Bestimmung des ungestörten Magnetfeldes ein Ringkern-
Fluxgate-Magnetometer eingesetzt. Durch die hohen Anregungsfrequenzen bis zu 10 kHz sind
schnelle Magnetfeldveränderungen zu messen. Im verrohrten Kavernenbereich schirmen die
stählernen Förderrohre das Magnetfeld ab und überlagern es durch ein eigenes Feld. Diese
Beeinflussung wird durch eine Azimutstabilisierung mittels eines faseroptischen Kreisels
eliminiert. Die durch die Erddrehung verursachte Drift des Kreisels ist bei dem eingesetzten LITEF
Fiberoptic Gyro mit 0,392° / Stunde äußerst gering und erhöht eindeutig die Genauigkeit der
Messungen.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
1 Casing
2 Bohrprofil
3 Plankaverne
4 Förderrohre
5 CCL
6 Blanketspiegel
7 Echomessung
Die Suche nach optimalen Lösungen bei der Entwicklung von alltagstauglichen Messsonden setzt
die Einbeziehung des anwendungspraktischen Erfahrungspotenzials bei der Planung und
Projektvorbereitung voraus. Hohe Anforderungen an die fachliche Qualifikation der Mitarbeiter
fördern Qualität und Effizienz bei der Herstellung innovativer Sonden. Mit der größtmöglichen
Verwendung von Standards aus dem Bohrlochlogging werden Synergien freigesetzt, die
wirtschaftlich von Vorteil sind. Aus dem zielorientierten Handeln entsteht eine allseitige
Gewinnsituation und mit einer lohnenden Zukunftsinvestition.
Dank ihrer bewährten Technologie, der erreichten Genauigkeit und Qualität der robusten
Hardware sind die eingesetzten Instrumente ein Standard für die Aufgaben der Solution Mining.
Durch die Integration eines präzisen Schallgeschwindigkeitsmessers und automatischer Abläufe
hat sich die DSC-Sonde als Messgerät für die großmaßstäblichen Aufgaben im Bereich der
Kavernenvermessung etabliert. Ihre Flexibilität in Verbindung mit einer Auswahl von Software-
Lösungen verleihen ihr eine große Perspektive bei der Überprüfung der geometrischen
Randbedingungen der Kavernen und ihrer topologischen Beziehungen in der Lagerstätte.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Die Messmethoden eröffnen die räumliche Erfassung und Dokumentation in einem geografischen
Informationsystem. Die umfangreichen Daten- und Messwertsammlungen dokumentierten
Untertagesituation und den durch weitere Daten umfassend repräsentierten topographischen
Übertageverhältnissen sowie ihre Zusammenschau und ermöglichen vielfältige räumliche
Analysen.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
1 Einleitung
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es eigene Entwicklungsbereiche, die elektrische
Geräte nur für den speziellen Einsatz im Steinkohlenbergbau konzipierten und herstellten.
Dies lag vor allem daran, dass bereits in diesen frühen Jahren besondere
sicherheitstechnische Anforderungen an den Schlagwetterschutz unter Tage gestellt wurden.
Ein Messgerät durfte nicht in der Lage sein, elektrische Funken zu erzeugen, die ein
Gemisch aus Grubengas und Sauerstoff zünden können. Diese Entwicklungen wurden in
den Anfängen von den Bergbauforschungsgesellschaften durchgeführt, welche sich 1990 zur
Deutschen Montan Technologie (DMT) zusammenschlossen. Wurde die Messtechnik zu
Beginn häufig noch primär für den Eigenbedarf entwickelt, so wurde sie später verstärkt auch
auf andere Anwendungen übertragen und nach außen vermarktet. Auch die SUMMIT, eine
seismische und seismologische Messapparatur der DMT, hatte ihren Ursprung im
Steinkohlenbergbau. Für den Einsatz unter Tage musste hier eine Messapparatur gefunden
werden, die nicht nur flexibel und schlagwettergeschützt sein sollte, sondern die auch für
eine hochauflösende Erkundung der Steinkohlenflöze einsetzbar sein musste. Dies stellte
besondere Anforderungen an Konstruktion und Digitalisierung, die keines der damals auf
dem Markt verfügbaren Geräte erfüllte. Die Idee zur Entwicklung der SUMMIT war geboren.
Viele denken, wenn sie die Namen SUMMIT und DMT hören, an viele kleine gelbe Boxen –
die SUMMIT Remote Units – welche über ein dünnes zweiadriges Kabel miteinander
verbunden sind. Tatsächlich ist dieses leichte Signalkabel und insbesondere die flexible
Ankopplung der SUMMIT Units an jeder beliebigen Stelle (SNAP-ON) auch lange das
Markenzeichnen der SUMMIT gewesen und es ist es auch immer noch für einen Teil der
SUMMIT Familie. Die SUMMIT Familie ist in den letzten Jahren gewachsen und wächst
stetig weiter. Die SUMMIT deckt mittlerweile nahezu alle Einsatzbereiche für seismische
Messsysteme (Exploration und Monitoring) ab (Abbildung 1).
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
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Die erste SUMMIT – damals noch als 1-Kanal-Box – wurde 1992 verkauft. Im Gegensatz zur
SEAMEX war die SUMMIT für Übertagemessungen gedacht, weshalb zunächst auch wieder
1-Kanal-Boxen verwendet wurden (eine Remote-Unit pro Geophon). Unmittelbar nach
Fertigstellung der ersten SUMMIT Remote Units wurde auch die COMPACT als 24-Kanal
Seismograph für Bohrloch- und Refraktionsmessungen entwickelt.
1995 folgte dann die nächste SUMMIT Generation mit 24 Bit Delta-Sigma AD-Wandlern,
diesmal wieder als 2-Kanal Box und zunächst für den Einsatz unter Ex-Schutzbedingungen
Untertage. Für Untertagemessungen, speziell für Flözwellenmessungen, sind zwei Kanäle
pro Registriereinheit die optimale Lösung, da für eine verlässliche Auswertung auch eine
Zweikomponentenregistrierung der Flözwellen erforderlich ist und so eine SUMMIT Unit pro
Geophonpunkt verwendet werden kann. Auf der gleichen Grundlage wurde dann auch die
SUMMIT 2 in 1 für Oberflächenmessungen produziert, dazu gehörte selbstverständlich auch
eine neue 24-Kanalvariante. Der Name SUMMIT Compact wurde beibehalten.
Die nunmehr dritte SUMMIT Generation wurde 2005 mit der SUMMIT II Plus und der
SUMMIT II Compact eingeführt. Der Unterschied zu den Vorgängermodellen besteht im
Wesentlichen in der kleineren Bauform, der nun nicht mehr im Gerät integrierten und damit
austauschbaren Batterien sowie einer durch intelligente Repeater verbesserten
Signalübertragung.
Bis zu diesen Zeitpunkt war die SUMMIT zunächst auf reine Explorationsaufgaben
beschränkt. Seismische Monitoringsysteme wurden – wie bei den meisten Geräteherstellern
zu dieser Zeit – auch bei DMT nicht als zur selben Produktfamilie dazugehörig betrachtet
und als eigenständige Messsysteme (z.B. MASI, MoSDaS, siehe Abbildung 3) entwickelt.
Die SUMMIT II COMPACT war es dann auch, die um Funktionen zur kontinuierlichen,
ungetriggerten Datenaufzeichnung erweitert, den Grundstein für eine Reihe von neuen
Anwendungsmöglichkeiten wie hochfrequente marine Seismikmessungen und die ersten
SUMMIT Monitoringsysteme legte.
Abbildung 3: Monitoringsystem MoSDaS – ein entfernter Verwandter und Vorgänger der heutigen
SUMMIT Monitoring Systeme, der noch heute weltweit im Einsatz ist
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Die SUMMIT II Plus ist in erster Linie für hochauflösende 2D und 3D reflexionsseismische
Untersuchungen konzipiert und zeichnet sich dabei durch eine extrem flexible Gestaltung der
Messauslage im Feld aus. Die einzelnen SUMMIT Remote Units können an jeder beliebigen
Stelle in das SUMMIT Line-Kabel eingeklinkt werden. Dieses Prinzip wurde von den
Grubentelefonen unter Tage abgeschaut – auch hier kann der Bergmann sein Telefon an
einer beliebigen Stelle direkt in das Kabel einklinken. Die einzelnen Line-Segmente (330 m
Länge maximal) werden durch Repeater miteinander verbunden. Auf diese Weise lassen
sich mit der gleichen Registriertechnik unterschiedlichste Messgeometrien im Feld
realisieren – beginnend mit einem Geophonpunktabstand von wenigen Metern bis hin zu
großen Reflexsionsmessungen mit Geophongruppenabständen von z.B. 25 m. Die Anzahl
der zusammengeschlossenen SUMMIT Units und damit die Anzahl der aktiven Kanäle ist
dabei theoretisch unbegrenzt. Die praktische Obergrenze ergibt sich allerdings aus der
Datenübertragungsgeschwindigkeit auf dem SUMMIT Line-Kabel und der Menge der zu
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Die SUMMIT II EX ist im Wesentlichen identisch zur SUMMIT II Plus, besitzt jedoch
wieder, wie schon die SUMMIT 2 in 1, interne Batterien und ist nach ATEX-Richtlinie für den
untertägigen Einsatz im Steinkohlenbergbau zugelassen.
Die SUMMIT II Compact zielt in erster Linie auf oberflächennahe Anwendungen und
Bohrlochmessungen im Ingenieurbereich. Die COMPACT gibt es in zwei Versionen: mit
SUMMIT Line-Interface und mit USB-Interface. COMPACTs mit Line-Interface lassen sich
über das SUMMIT Line-Kabel genau so miteinander verbinden, wie dies auch mit der
SUMMIT II Plus der Fall ist. Über das Line-Kabel können beliebig viele COMPACTs und
auch SUMMIT II Plus Units mit einander kombiniert werden – z.B. bei
Tomographiemessungen zwischen Bohrungen mit zusätzlichen Oberflächensensoren.
Bei vielen Messungen wird jedoch nur eine einzige COMPACT verwendet. In diesen
Fällen ist es eher unzweckmäßig die Kommunikation von der COMPACT erst über ein Line-
Kabel und danach über ein USB Line-Interface zum PC zu führen anstatt direkt von der
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
COMPACT zum PC. Für eben diese Anwendungen wurde die COMPACT mit integriertem
USB-Interface entwickelt. Die USB-COMPACT ist darüber hinaus mit dem SUMMIT
Streaming-Tool auch in der Lage, kontinuierlich Daten aufzuzeichnen und so einfache
Monitoring-Messungen durchzuführen. Eine ideale Anwendung für die SUMMIT II Compact
mit integriertem USB-Interface ist z.B. die Kombination von aktiver und passiver MASW.
Anzahl Kanäle 4 – 24
Messbereich: ± 2,8 V
Eingangsimpedanz: 20 k
Maximale Abtastrate 16 kHz
Frequenzbereich 0,1 Hz – 8 kHz
Dynamikbereich >120 dB
Datenspeicher: 4 / 8 GB CF-Karte
Weitere interne Module: GPS-Zeitsynchronisierung
Schnittstellen: Ethernet, WLAN, 4x digital I/O, GPS-Ant,
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Neben dem Einsatz als Mobiles Messsystem für kurzzeitige Immissionsmessungen ist
die VIPA ebenso für eine permanente stationäre Messung konzipiert. Ein integrierter GPS-
Empfänger sorgt für die genaue Zeitsynchronisation des Messsystems. Mehrere VIPAs
können auch via ARCNET/VIPANET in einem Verbund betrieben werden und
synchronisieren sich dabei gegenseitig. Dies ist insbesondere dann hilfreich, wenn bei
einzelnen Messstationen kein GPS-Empfang vorhanden ist.
Über das ebenfalls interne GPRS-Modem oder aber auch über extern anschließbare
Router können die gewonnenen Messdaten automatisch zu einem Datenserver verschickt
werden. Darüber hinaus können über das GPRS-Modul Statusmeldungen per SMS
abgefragt, bzw. auch automatische Alarmnachrichten bei Überschreitung von
programmierbaren Schwellwerten (unabhängig von den Triggerschwellwerten der
Datenaufzeichnung) von der VIPA versendet werden. Neben der Einstellmöglichkeit der
Messparameter direkt am Geräte über Tastatur und Display, lassen sich alle Parameter auch
über einen Remote-Zugriff verändern. Dazu ist keine extra Bediensoftware erforderlich. Der
Remote-Zugriff erfolgt über ein Web-Interface der VIPA.
Einen Überblick über die technischen Daten der VIPA liefert Tabelle 3.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Noch bis vor wenigen Jahren stellte sich diese Frage nicht, da Monitoring- und.
Erkundungsaufgaben in der Regel unabhängig von einander betrachtet und durchgeführt
wurden. Neue passive Erkundungsmethoden wie z.B. passive seismics oder MASW, aber
auch die engere Verzahnung von Exploration und Monitoring führten zu sich überlappenden
Einsatzbereichen der jeweiligen Messtechnik. Seismographen, eigentlich gedacht für
Monitoring-Anwendungen, werden auch für aktive Messungen eingesetzt, während
andererseits Explorationssysteme für Dauerregistrierungen über einen längeren Zeitraum
verwendet werden. Hier ist anzumerken, dass Monitoringseismographen grundsätzlich auch
für aktive seismische Messungen verwendbar sind – dies häufig allerdings zu Lasten der
Effektivität der Messung bzw. der Möglichkeiten zur Qualitätskontrolle der Daten. Im
umgekehrten Fall sind viele Explorationsseismographen überhaupt nicht zu
Dauerregistrierungen in der Lage.
Nicht zuletzt auch um der zunehmenden Überscheidung der Einsatzbereiche von
seismischen Messsystemen für Monitoring und für Exploration Rechnung zu tragen, vor
allem aber, um bei der Entwicklung neuer innovativer Gerätegenerationen von den
Kenntnissen beider Teilbereiche zu profitieren, wurde die SUMMIT-Familie um neue Geräte
ergänzt (SUMMIT M Hydra und SUMMIT M VIPA) bzw. die Funktionalität bestehender
Geräte ausgebaut (SUMMIT II Compact).
Ausschlaggebend für die richtige Wahl sollte dabei die Anwendung sein, die zum
überwiegenden Teil von dem Messsystem erledigt werden wird. Mit der neuen SUMMIT-
Familie lässt die Frage selbstbewusst auch so beantworten: „Egal – Hauptsache es ist eine
SUMMIT!“
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Einführung
Die Erforschung der Erdkruste in den Ozeanen und Meeren hat eine große Bedeutung für das
Verständnis der geologischen Struktur und der geologischen Vorgänge im Erdinneren. Die
Exploration der oberen Erdschichten ist besonders wichtig bei der Erkundung neuer Lagerstätten
von Rohstoffen wie Gas- und Ölvorkommen. Zur Untersuchung des Meeresbodens wird eine
Vielzahl Methoden und Verfahren eingesetzt:
• akustische Verfahren,
• geoelektrische Verfahren,
• magnetische Verfahren,
• mechanische Verfahren zur Probennahme (Greifer oder Kernbohrungen),
• visuelle Untersuchung der Bodenoberfläche (durch Taucher, Foto, Video).
Aus wirtschaftlicher Sicht sind die Struktur und das Material der oberen Meter des Meeresbodens
von besonderem Interesse. In großem Umfang werden Untersuchungen zum Ausbau und zur
Sicherung von Schifffahrtswegen, zur Trassierung und Wartung von Pipelines und zur Erkundung
des Baugrundes bei der Errichtung von Förderanlagen und Windkraftanlagen durchgeführt. Den
akustischen Verfahren kommt sowohl bei der Erkundung des strukturellen Aufbaus des
Meeresbodens als auch bei der Materialklassifikation der Oberflächensedimente eine
entscheidende Rolle zu. Zur geophysikalischen Untersuchung des Meeresbodens und zur
Meeresforschung allgemein werden beispielsweise die folgenden akustischen Geräte und
Verfahren eingesetzt:
• mit Einstrahl-Echoloten wird die Wassertiefe ermittelt,
• Fächerecholote dienen zum Kartieren größerer Gebiete des Meeresbodens,
• Seitensichtsonare werden zum Erfassen von Geländestrukturen und Wracks genutzt,
• mit Sedimentecholoten und seismischen Verfahren wird der Schichtaufbau des
Meeresbodens erkundet und
• mit akustischen Strömungsmessern können Meeres- und Gezeitenströmungen gemessen
werden.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Parametrische Sedimentecholote
Beeinflusst durch die Arbeit sowjetischer Wissenschaftler und Ingenieure auf dem Gebiet der
parametrischen Akustik wurden in den 1980er Jahren auch an der Universität Rostock erste
Versuche zur Entwicklung eines parametrischen Sedimentecholotes durchgeführt [3].
Bei der parametrischen (oder nichtlinearen) Schallerzeugung werden zwei Schallwellen ähnlicher
Frequenz (Primärfrequenzen f1 und f2 mit f2/f1 1; f2 > f1) mit hohem Schalldruck gleichzeitig
abgestrahlt. Beide Wellen interagieren im Ausbreitungsmedium und durch Modulation entstehen
neben den Oberwellen der Primärfrequenzen weitere Kombinationsfrequenzen. In erster
Näherung entstehen die Harmonischen der Primärfrequenzen 2 f1 und 2 f2, die Summenfrequenz
f = f1 + f2 sowie die Differenzfrequenz f = |f2 − f1|.
Die Komponenten des sekundären Schallfeldes werden an jedem Punkt des von den
Primärfrequenzen mit hohem Schalldruck beschallten Volumens, dem so genannten
Wechselwirkungsraum, erzeugt. Die hochfrequenten Komponenten (Primärfrequenzen und
Harmonische, Summenfrequenz) werden schnell gedämpft, das Differenzfrequenzsignal breitet
sich wegen der geringeren Dämpfung ( ~ f 2) weiter aus. [2, 3]
Gegenüber linearakustischen Systemen haben parametrische Sedimentecholote eine Reihe von
Vorteilen, die insbesondere in sehr flachem Wasser, aber auch für Tiefwasseranwendungen
bedeutsam sind:
• Stark gebündelte tieffrequente Schallkeule für hohe laterale Auflösung und große
Eindringtiefe: Die Halbwertsbreite bei der Differenzfrequenz gleicht derjenigen bei den
Primärfrequenzen. Da der hochfrequente Wandler trotz kleiner Abmessungen eine kleine
Halbwertsbreite hat, können auch die tieffrequenten Signale stark gerichtet abgestrahlt
werden.
• Die Halbwertsbreite ist für alle Frequenzen im Differenzfrequenzband nahezu gleich: Größe
und Lage der beschallten Bodenfläche sind unabhängig von der Sendefrequenz und der
Impulslänge.
• Das Richtdiagramm der Differenzfrequenzsignale weist keine signifikanten Nebenkeulen
auf. Damit werden störende Seitenechos vermieden.
• Große akustische Signalbandbreite: Die absolute Bandbreite bei der Differenzfrequenz
gleicht der des hochfrequenten Sende-Schallwandlers. Die Bandbreite des parametrischen
Sendewandlers kann eine Größenordnung über der linearer Wandler gleicher Frequenz
liegen. Es können sehr kurze Signale mit ausgezeichneter Entfernungsauflösung gesendet
werden. Das akustische Nachschwingen ist kurz. Deshalb kann auch bei geringen
Wassertiefen gearbeitet werden.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
ISE Bildschirm
(Echogrammbeispiel mit
verschiedenen Werkzeugen
und Darstellung von
Sedimentproben)
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SES-2000 Echogrammbeispiele einer Flussvermessung mit extremem Flachwasser (Wassertiefe 1-2m) mit
einer Sedimenteindringung von bis zu ca. 11m (oben) und aus der Ostsee mit einer für Beckenbereiche
typischen Sedimentstruktur (unten). Die Fotos zeigen die genutzten SES-2000 Sedimentecholote (oben
SES-2000 compact, unten SES-2000 standard).
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Objektortung im Flachwasser
Einsedimentierte Objekte wie beispielsweise Pipelines und archäologische Objekte liegen oft in
Flachwassergebieten. Schwierigkeiten bei der Objektortung ergeben sich durch geringe
Echostärken wegen geringen akustischen Kontrastes z.B. bei Objekten aus Holz und der
Signaldämpfung im Sediment sowie durch die geringe Größe der Zielobjekte [5-7]. Hier erweisen
sich der hohe Dynamikbereich und die hohe räumliche Auflösung, insbesondere die hohe
Pulswiederholrate von bis zu 50 Pings pro Sekunde, der „SES-2000“ Sedimentecholote als
vorteilhaft. Um den Zeitaufwand bei der Ortung kleinskaliger Objekte zu verringern, wurde 2009
ein neues Modell „SES-2000 MTX“ mit mehreren Sende-/Empfangsschallwandlern eingeführt
[11]. Mit diesem System können für eine dreidimensionale Darstellung geeignete Daten mit einem
sehr engen Raster mit vertretbarem Zeitaufwand gewonnen werden.
SES-2000 Echogrammbeispiel mit von Schlick überdeckten Holzpfeilern aus der Wikingerzeit. Der
akustische Kontrast der Holzpfeiler zum Schlick ist sehr gering (Reflexionskoeffizient ca. 0,1)
SES-2000 Echogrammbeispiel mit einsedimentierten Pipelines: Auf dem Gewässerboden verlegte Pipeline
von Sanddünen überdeckt (links) und eingegrabene Pipeline bei der deutlich der verfüllte Graben und
überlagerte Sanddünen sichtbar sind (rechts).
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
SES-2000 Echogrammbeispiel (Frequenz 100kHz) mit Ablagerung von Flusssedimenten während der
Abnahme der Strömungsgeschwindigkeit bei der Gezeitenumkehr in einer tidenbeeinflussten
Flussmündung.
2500
2520
2540
2560
„SES-2000 deep“ Echogrammbeispiel aus Grönland; die Fotos zeigen die Sende-/ Empfangselektronik und
den Schallwandler während einer temporären Installation auf einem dänischen Forschungsschiff.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Oft werden bei größerer Wassertiefe ferngesteuerte oder autonom operierende Geräteträger
eingesetzt. Damit kann ein geringer (konstanter) Bodenabstand realisiert und damit die
Datenqualität gegenüber schiffsgebundenen Erkundungssystemen oft verbessert werden. Für
den Einsatz auf größeren ROVs steht das Modell „SES-2000 ROV“ mit einer Druckfestigkeit von
bis zu 2000m zur Verfügung. Dieses System wird z.B. in der Offshore-Industrie zur Erkundung
von geplanten Pipelinetrassen sowie zum Monitoring von bereits verlegten Pipelines genutzt.
„SES-2000 ROV“ Echogrammbeispiel einer geologischen Survey; das Foto zeigt die Sende-/
Empfangselektronik in einem druckfesten Gehäuse.
Literatur
[1] Barnick, W.; Schommartz, G.; Wendt, G.: Hydroakustik. In: Fasold, W.; Kraak, W.; Schirmer, W.
[Hrsg.]: Taschenbuch Akustik, Band 2, S. 1649–1725. Verlag Technik, Berlin, 1984.
[2] Novikov, B.K.; Rudenko, O.V.; Timoshenko, V. I.: Nonlinear Underwater Acoustics. Acoustical
Society of America/AIP, 1987. (reprint)
[3] Barnick, W.; Wendt, G.; Kablov, G.; Jakovlev, A.N.: Hydroortungssysteme zur vertikalen
Bodensondierung. Novosibirsk 1992 (russ.)
[4] Wendt, G.; Wunderlich, J.: Sediment- und Objektortung mit parametrischen Sendeverfahren.
Tagungsband der 27. Jahrestagung der DEGA „Fortschritte der Akustik – DAGA 2001“,
Hamburg, 2001, S. 330–331.
[5] Müller, S.; Wunderlich, J.: Detection of Embedded Objects Using Parametric Subbottom
Profilers. International Hydrographic Review 4(2003)3, S. 76–82.
[6] Wunderlich, J.; Wendt, G.; Müller, S.: Detection of Embedded Archaeological Objects using
Nonlinear Sub-Bottom Profilers. Proc. of the 7th European Conference on Underwater
Acoustics, Delft, 2004, S. 833–838.
[7] Wunderlich, J.; Wendt, G.; Müller, S.: High-Resolution Echo-Sounding and Detection of
Embedded Archaeological Objects with Nonlinear Sub-Bottom Profilers. Marine Geophysical
Researches 26(2005), S. 123–133.
[8] Wunderlich, J.; Müller, S.; Erdmann, S.; Hümbs, P.; Buch, Th.; Endler, R.: High-Resolution
Acoustical Site Exploration in Very Shallow Water – A Case Study. Proc. of the 11th European
Meeting of Environmental and Engineering Geophysics Extended Abstracts “Near Surface
2005“, Palermo, 2005. S. B040.1–B040.4.
[9] Schrottke, K.; Bartholomä, A.; Becker, M.: Bed Mobility in the Weser Estuary Turbidity Zone.
Hydro International, 9 (7), pp. 27-29, 2005.
[10] Schrottke, K.; Becker, M.; Bartholomä, A.; Flemming, B.; Hebbeln, D.: Fluid mud dynamics in
the Weser estuary turbidity zone tracked by high resolution side-scan sonar and parametric sub-
bottom profiler. Geo-Marine Letters, 26 (3), pp. 185-198, 2006
[11] Lowag, J.: Application of multi-transducer parametric sub-bottom profiler for three-dimensional
archaeological investigations in shallow waters. 69. Jahrestagung der Deutschen
Geophysikalischen Gesellschaft, Kiel, 2009.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Thomas Himmler
1. Einleitung
Magnetometer sind sensorische Geräte zur Messung der magnetischen Flussdichte. Die Angabe
der magnetischen Flussdichte erfolgt in der Einheit Tesla (T). Übliche Messbereiche von
Magnetometern bewegen sich in einem Größenbereich von circa 10-15 bis 10 T. Aufgrund des
großen Wertebereiches kommen unterschiedliche Messverfahren unter dem Begriff
Magnetometer zum Einsatz.
Eine der Aufgaben von Magnetometern ist die Vermessung des Erdmagnetfeldes, die Erfassung
seiner zeitlichen Schwankungen und lokalen Abweichungen.
Das Erdmagnetfeld, das nur annäherungsweise ein Dipolfeld ist, wird von außen durch
elektrische Felder in der hohen Atmosphäre, aber auch vom Innern der Erde durch Massen mit
eigenem Magnetismus beeinflusst.
Die Totalintensität des ungestörten Erdmagnetfeldes (Abb. 1) liegt im Bereich von circa 20 bis 70
µT, wobei die hohen Werte nur in den Polregionen erreicht werden. Lokale Abweichungen
hiervon, nachfolgend Anomalien genannt, werden durch die Magnetisierung von Störkörpern
hervorgerufen. Die Magnetisierung des Störkörpers besteht aus zwei Komponenten, der durch
das Erdmagnetfeld induzierten Magnetisierung sowie einer remanenten Magnetisierung. Die
Magnetisierungskomponenten addieren sich vektoriell.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Wesentlicher Bestandteil der Förstersonde (Abb. 2) sind zwei Eisenkerne (1 und 2) aus
hochpermeablem Material. Jeder Kern trägt eine Primär- und Sekundärwicklung. Beide Kerne
sind räumlich in einer Linie, oder auch parallel nebeneinander angeordnet.
Die Primärwicklungen werden im Idealfall von einem Wechselstrom (Iexi) mit linearem Anstieg
gespeist. Sie sind gegeneinander geschaltet, so dass die in den Eisenkernen erzeugten
Magnetflüsse (H∼) entgegengesetzt gerichtet, betragsmäßig aber gleich groß sind. Die beiden
Sekundärwicklungen sind in Serie geschaltet, die Summe der in ihnen induzierten Spannungen
(Usec) ist gleich Null.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
In Abb. 3 ist die idealisierte Hysterese-Kurve der Eisenkerne dargestellt, darunter der zeitliche
Verlauf der Magnetisierungsfeldstärke in beiden Kernen (durchgezogene Linie).
Abb. 3 Abb. 4
Der zeitliche Verlauf des magnetischen Flusses (B), der sich in den Eisenkernen einstellt, ist in
Abb. 4 dargestellt. Der Fluss nimmt linear zu, bis die Eisenkerne gesättigt sind und behält dann so
lange einen konstanten Wert, bis die Magnetisierungsfeldstärke die Sättigungsfeldstärke des
Eisens wieder unterschreitet. Der Fluss induziert in den Sekundärwicklungen Spannungsimpulse,
deren zeitlicher Verlauf rechteckförmig ist, die sich aber, da die Magnetflüsse in beiden
Eisenkernen stets entgegengesetzt gerichtet sind, in den in Serie geschalteten
Sekundärwicklungen aufheben (Abb. 4, durchgezogene Linien).
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Wirkt ein Magnetfeld H0, welches sich zeitlich nicht verändert, so addiert sich dieses Feld in einem
Eisenkern zum Erregerfeld während einer Halbperiode, im anderen Eisenkern zieht es sich
während der gleichen Halbperiode ab. Die Folge ist, dass die Nulldurchgänge der gesamten auf
die Eisenkerne wirkenden Feldstärken zeitlich verschoben werden, für beide Kerne jeweils um
den gleichen Betrag, aber in entgegen gesetzter Richtung (Abb. 3, gestrichelte Linie). Die
Nulldurchgänge der Magnetflüsse in beiden Kernen werden in gleicher Weise verschoben und
zwar für jeden Kern abwechslungsweise in Richtung und gegen Richtung der positiven Zeitachse.
Die in den Sekundärwicklungen induzierten, entgegen gesetzt gerichteten Spannungsimpulse
fallen jetzt zeitlich nicht mehr zusammen und heben sich somit nicht mehr auf. Auf der
Ausgangsseite der Sonde erscheinen daher, als Summe der Spannungen der beiden
Sekundärwicklungen, bei jedem Durchfahren der Hysterese-Kurve der Eisenkerne ein positiver
und ein negativer Spannungsimpuls (Abb. 4).
Die Ausgangsspannung der Sonde kann als Funktion der Magnetischen Flüsse in den beiden
Sekundärwicklungen dargestellt werden:
d ( B1 + B 2)
U sec = [1]
dt
Wesentlich ist, dass beide Impulse in völlig gleicher Weise entstehen, unabhängig davon, in
welcher Richtung die Hysterese-Kurve durchfahren wird. Dies ist der Grund dafür, dass die
Ausgangsspannung der Sonde (Usec) die doppelte Frequenz des Erregerstroms (Iexi) aufweist.
Hiervon wurde die bereits erwähnte international gebräuchliche Bezeichnung Second-Harmonic-
Detector abgeleitet.
Die beiden Spannungsimpulse liegen jeweils punktsymetrisch zum Nulldurchgang der
Erregerwechselfeldstärke und ihr Abstand ist unabhängig von der Gleichfeldstärke H0, solange
der Erregerstrom der Primärwicklung konstant ist. Die Breite der Impulse ist proportional der
Gleichfeldstärke H0, wenn H0 klein gegen die Sättigungsfeldstärke der Eisenkerne ist. Die Höhe
der Impulse ist direkt proportional zur Frequenz des Erregerstroms. Damit wächst die
Empfindlichkeit der Sonde linear mit der Erregerfrequenz, deren obere Grenze jedoch durch
Wirbelstromeffekte in den Sondenkernen und das Einbringen der erforderlichen Energie zur
Sättigung der Eisenkerne bestimmt ist.
Je nach Sondenkonstruktion bewegen sich die Erregerfrequenzen im Bereich zwischen 1 kHz
und 500 kHz.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Förstersonden nach dem Stand der Technik können heute einen Messbereich von 0,1 nT bis
über 1 mT abdecken. Sie sind gekennzeichnet durch eine große Dynamik des Messbereiches,
verbunden mit einer hohen Linearität und Stabilität. Das Eigenrauschen der Sonden liegt typisch
unter 20 pT /√Hz @ 1 Hz. Eine wesentliche Aufgabe liegt im Bereich der absoluten
Erdmagnetfeldvermessung, aber auch in der Bestimmung geringster Anomalien die unterhalb von
0,1 des absoluten Erdmagnetfeldes liegen können.
Eine wichtige Verwendung finden Förstersonden ab den 1950er Jahren bei der Lokalisierung von
kriegsgedingten Altlasten, speziell bei der Suche nach Bombenblindgängern und sonstiger
Munitionsüberreste. Mit der Entwicklung leistungsfähigerer Sonden konnten
Satellitenmagnetometer zur Vermessung des Erdmagnetfeldes im Weltraum gefertigt werden,
später folgten Sensoren für die geomagnetische Erkundung, speziell in der Archäologie.
Förstersonden erfassen vektorielle Komponenten des Erdmagnetfeldes. Das heißt, dass das Feld
B sowohl in Amplitude als auch in Richtung ermittelt wird.
Ein Dreiachssensor mit drei orthogonal zueinander angeordneten Sensoren misst als
Absolutmagnetometer die einzelnen Feldkomponenten BX, BY und BZ. Hieraus lässt sich der
resultierende Feldvektor B der Totalintensität des Erdfeldes am Punkt der Messung bestimmen
(Abb. 6).
Die vektorielle Feldinformation kann genutzt werden, um räumliche Modelle der Feldverteilung zu
erstellen. Dargestellt wird immer das totale Magnetfeld, bestehend aus dem zunächst ungestört
vorliegenden Erdmagnetfeld und gegebenenfalls hierzu überlagerten Magnetfeldern so genannter
Störkörper.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
By
B
Bx
Bz
Bz
B
A
Ein wesentlicher Gütefaktor dieser Differenzmagnetometer ist die parallele Ausrichtung der
beiden Einzelsensoren auf einer Linie. Sie bestimmt die so genannte Raumabhängigkeit im
ungestörten homogenen Erdfeld, das heißt die Eigenschaft, das umgebende Erdfeld immer zu
Null zu kompensieren, unabhängig von der Orientierung des Differenzmagnetometers im Raum.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Ferromagnetische Anteile eines Störkörpers richten sich unter Einfluss des Erdmagnetfeldes aus
und bilden in ihrer Gesamtheit ein induziertes magnetisches Moment. Remanente magnetische
Anteile im Störkörper bilden ein weiteres magnetisches Moment. Das hieraus resultierende
magnetische Moment m eines Störkörpers erzeugt im Außenraum ein Dipolfeld, das sich dem
Erdfeld vektoriell überlagert und so eine Anomalie des Erdfeldes bildet. Die räumliche Verteilung
des magnetischen Flusses des Dipolfeldes wird durch Gleichung [2] beschrieben.
µ0 m 3 ⋅ (m ⋅ r ) ⋅ r
B (r ) = ⋅ − 3+ [2]
4π r r
5
Abhängig von der Wahl des Sondentyps ergeben sich unterschiedliche Signalpegel bei der
Vermessung des Dipolfeldes. Während das Signal eines Absolutmagnetometers mit der dritten
Potenz des Abstandes zum Dipol abfällt [3], fällt das Signal eines Vertikal-
Differenzmagnetometers erheblich schneller ab [4].
1
Absolutsignal fällt ab mit:
B(r ) ∝ 3
[3]
1
Absolutfeld ∝
r3
1
Differenzfeld ∝ 3 4
r
Hierbei wird deutlich, dass das Absolutmagnetometer hinsichtlich der Höhe des Signalpegels
wesentliche Vorteile gegenüber dem Vertikal-Differenzmagnetometer hat.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Das Absolutmagnetometer erweist sich als empfindlicher, was insbesondere bei der Erfassung
von Störkörpern in großer Distanz vorteilhaft ist. Diese höhere Empfindlichkeit wirkt sich jedoch
auch bei der Beeinflussung durch externe statische oder dynamische Fremdstörer aus und ist bei
der Planung von Erkundungsprojekten zu berücksichtigen.
Der Vorteil des Differenzmagnetometers liegt darin, dass es konstruktionsbedingt neben dem
homogenen Erdfeld auch statische und niederfrequente Fremdstörer aus dem Fernfeld nahezu
ebenso gut kompensiert. Seine Stärke liegt in der Detektion kleiner magnetischer Anomalien in
kurzer Distanz zum Sensor, bei gleichzeitiger guter Kompensation von Fremdstörern.
Oberflächennahe Störkörper werden sehr kontrastreich mit hoher Ortsauflösung abgebildet.
Oftmals können Messdaten aufgezeichnet werden, die bereits ohne weitere Nachbereitung gute
Aussagen über die Ortsverteilung magnetischer Anomalien ermöglichen.
Abb. 9 zeigt die Rohdaten der Detektion sehr kleiner, oberflächennaher Anomalien (Markierung)
mittels Vertikal-Differenzmagnetometer. Abb. 10 zeigt das gleiche Szenario, gemessen mit einem
Absolutmagnetometer. Im Falle der Aufzeichnung mit dem Absolutmagnetometer zeigt sich, dass
sowohl die statischen magnetischen Störer mittlerer Größe als auch eine große Stahlstruktur im
Bereich des oberen Kartenrandes die Messdatendarstellung der kleinen Anomalien erheblich
beeinflussen.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Das FEREX® 4.032 stellt die fünfte Generation der Foerster Vertikal-Differenzmagnetometer dar.
Zur großflächigen Datenerfassung wird die Gerätevariante mit integriertem Datenlogger (DLG)
eingesetzt. Das Messgerät (Abb. 13) setzt sich aus den Baugruppen Bedieneinheit mit
integriertem Datenlogger, Sonde, Batteriepack und Tragestange zusammen.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Der Datenlogger ist für den Anschluss von 4 Sonden ausgelegt und besitzt Schnittstellen zur
externen Triggerung der Datenaufzeichnung, den Anschluss von Positionierungssystemen und
den Datentransfer zum PC. Jeder der 4 Messkanäle verfügt über eine eigene A/D-Wandlung, die
Messrate ist variabel. Die einzelnen Messdatensätze setzten sich aus Magnetfeldwerten und
Positionswerten zusammen.
Als Sonden stehen Vertikal-Differenzmagnetometer wahlweise mit den Basisabständen 400, 650
und 1600 Millimeter zur Verfügung. In den Sonden (Abb. 14) ist die analoge Magneto-
meterelektronik (Abb. 14, Pos. 1) zur Ansteuerung der beiden Förstersonden integriert. Im
Vergleich zur früheren Sondengeneration, die eine Parallelisierung der Einzelsensoren über eine
mechanische Verstelleinrichtung realisierte, werden beim FEREX® 4.032 die Sensoren über ein
Spannband (Abb. 14, Pos. 2) dauerhaft parallel auf einer Linie ausgerichtet. Die Beeinflussung
durch mechanische Belastung und Temperaturschwankungen wird durch diese Art der
Sondenausrichtung minimiert.
15
37
3 19
30 30
26
19 16
1
30
26 30
(3) 17
20
20
2 20
18
20
36
Die Stromversorgung des Messgerätes erfolgt über Batterien. Das Gesamtsystem ist aus
weitestgehend amagnetischen Komponenten gefertigt. Die magnetische Signatur der Batterien
wirkt sich aufgrund ihrer Positionierung in großer Distanz zur Sensorik nicht auf die Messwerte
aus.
Messkanäle 4
A/D Wandlung 18 Bit entspricht 0,128 nT
Messrate pro Kanal einstellbar, max. 100 Hz
Messbereich +/- 10.000 nT
Messunsicherheit 2%
Stabilität < 1 nT
Temperaturdrift < 0,5 nT/K
Linearität, über gesamten Messbereich < 1 nT
Sondenrauschen < 20 pT /√Hz @ 1 Hz
Bandbreite 240 Hz
Stromversorgung 4 Batterien IEC LR20
Schutzgrad IP 57
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Die Datenaufzeichnung erfolgt spurweise in einem Rechteckschema (Abb. 15), wobei die
Parameter Spurlänge, Feldbreite, Spurabstand (T), Sondenabstand (P) und Datenpunkt-abstand
(D) durch den Bediener vordefiniert werden müssen. Nach Abschluss einer Spur-aufzeichnung
werden die aufgezeichneten Messdaten aus dem temporären Speicher auf eine Speicherkarte
übertragen. Es können bis zu 256 Einzelfelder mit einem Gesamtumfang von ca. 5 Mio.
Datenpunkten abgespeichert werden.
Sondenabstand P
Spurabstand T
Datenpunktabstand D
Zur Erhöhung der Flächenleistung kann das Messgerät mit einem amagnetischen 4-Sonden-
Träger (Abb. 16) ergänzt werden.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
7. Messdaten-Positionierung
Neben den eigentlichen Systemparametern des Messgerätes bestimmt der Prozess der
Datenerfassung die Qualität der Messdaten wesentlich. Es ist entscheidend, dass während der
Datenaufzeichnung eine magnetische Beeinflussung der Sonden durch den Bediener unterbleibt.
Die Sonden eines Vertikal-Differenzmagnetometers müssen während der Datenaufzeichnung
konstant vertikal geführt werden.
Eine präzise Positionierung der Messdaten ist eine weitere wesentliche Grundlage für die weitere
Datenaufbereitung, die Dokumentationsqualität der detektierten Anomalien und die Erstellung
genauer Flächenkataster. Es stehen unterschiedliche Positionierungsverfahren zur Verfügung. In
Abhängigkeit von der Signalstärke und örtlichen Ausbreitung der zu erwartenden magnetischen
Anomalien, der Geländebeschaffenheit, und dem zur Verfügung stehenden Zeit- und
Kostenrahmen ist das geeignete Verfahren auszuwählen.
Die Triggerung der Messdatenaufzeichnung kann zeit- oder wegabhängig erfolgen. Die
Navigation im Gelände kann anhand aufgebrachter Geländemarkierungen oder durch
vorberechnete Richtungsweisung unterstützt werden.
In Verbindung mit dem FEREX® 4.032 können die nachfolgenden Positionierungsverfahren
angewandt werden.
Das einfachste Verfahren ist die Nutzung der internen Systemuhr des Dataloggers zur Triggerung
der Messdatenauszeichnung. Die Messdaten erhalten Zeitmarken zugeordnet, anhand derer sie
später entlang des Spur örtlich angeordnet werden. Grundvoraussetzung hierzu ist eine genaue
Vermessung der Spurlänge, sowie eine konstante Geschwindigkeit des Sensors während der
Messdatenaufzeichnung einer Spur. Die Navigation erfolgt entlang ausgelegter
Spurmarkierungen (Abb. 17). Das Verfahren ist kostengünstig, die Positionierungsgenauigkeit
liegt für Spurlängen bis 50 Meter in ebenem Gelände erfahrungsgemäß im Bereich von
0,2 Metern.
Abb. 17
Die Nutzung eines externen Drehgebers in Verbindung mit einem fahrbaren Sondenträger
(Abb. 18) kann bei entsprechenden Geländegegebenheiten zu einer Verbesserung der
Messdatenpositionierung führen. Fehler sind überwiegend durch Radschlupf auf unebener
Oberfläche bedingt. Die Navigation erfolgt entlang ausgelegter Spurmarkierungen. Das Ver-
fahren ist kostengünstig, die Positionierungsgenauigkeit liegt für Spurlängen bis 100 Meter in
ebenem Gelände erfahrungsgemäß im Bereich von 0,1 Metern.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Die Nutzung eines mobilen GPS-Empfängers mit zusätzlicher Referenzstation ermöglicht im RTK
(Real Time Kinematik) Betrieb (Abb. 19) eine Positionierungsgenauigkeit von 0,02 Metern. Eine
Spurmarkierung zur Navigation ist nicht mehr erforderlich. Der Bediener erhält auf dem
Gerätedisplay eine berechnete Richtungsweisung, die ihn auf einer geraden Spur hält (Abb. 20).
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
8. Applikationsbeispiel
Los Adeas in Natchitoches – Louisiana, USA wurde anfangs des 18. Jahrhunderts von den
Spaniern als befestigter Vorposten im damaligen östlichen Texas erbaut und später als
Gouverneurssitz weiter ausgebaut und befestigt. Es beherbergte zeitweise über 100 Soldaten und
deren Familien. Mit Abzug der Spanier gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde Los Adaes
aufgegeben, die äußeren Befestigungsanlagen geschliffen und die Palisadenbefestigung
abgebrannt. Die im Innern des Forts verbliebenen Holzgebäude wurden zur zivilen Nutzung
freigegeben.
Ziel der Erkundung in 2009 war zunächst der Nachweis der ehemaligen Palisadenlinie. Es
wurden darüber hinaus Strukturen der ehemaligen Bebauung, neuzeitlicher Verkehrswege und
früherer Vermessungsprojekte detektiert. Das gesamte Gelände ist erheblich mit
ferromagnetischem Zivilisationsschrott kontaminiert.
Die geomagnetische Vermessung erfolgte mit einem FEREX®4.032 Datenlogger mit 4-Sonden-
Träger und Drehgeber zur Positionsbestimmung. Es wurden Vertikal-Differenzmagnetometer mit
Basisabstand 650 Millimeter eingesetzt. Bei einem Sondenabstand von 0,5 Metern betrug der
Datenpunktabstand 0,05 Meter. Das gesamte Gelände wurde in Einzelabschnitte von 20 mal 20
Meter unterteilt. Für die gesamte Datenerfassung wurden 6 Stunden aufgewandt.
Abb. 22 zeigt die aufgezeichneten Rohdaten der Gesamtfläche ohne weitere Nachbearbeitung.
Die magnetischen Anomalien der vorgefundenen historischen Strukturen liegen im Bereich unter
15 nT.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
3
1
8
6
8
5
6 2
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
9. Zusammenfassung
Förstersonden sind Vektorielle Magnetometer, die einen Messbereich von 0,1 nT bis 1 mT
abdecken. Hinsichtlich ihrer Messempfindlichkeit sind sie den meisten Skalaren Magnetometern
unterlegen. Der Schwerpunkt ihrer geophysikalischen Nutzung liegt in der Erkundung von
Altlasten mit hoher magnetischer Intensität, sowie der Erfassung oberflächennaher, kleiner
magnetischer Anomalien, insbesondere in der archäologischen Erkundung.
Der Einsatz als Differenzmagnetometer ist geeignet, das umgebende Erdmagnetfeld und
niederfrequente magnetische Störer aus dem Fernfeld zu kompensieren. Die so erfassten
Messdaten bilden kleine magnetische Anomalien mit hoher Ortsauflösung und gutem Kontrast ab.
Magnetometersysteme nach dem Stand der heutigen Technik bieten die Möglichkeit Messdaten
mehrkanalig zu erfassen, zu digitalisieren und mit Positionsdaten verknüpft abzuspeichern. Je
nach Genauigkeitsanforderung und Geländebeschaffenheit stehen unterschiedliche
Positionierungsverfahren zur Verfügung, die auch Navigationshilfen während der Datenerfassung
zur Verfügung stellen.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Ulrich Polom
Kurzfassung
Eine in der Seismik seit Jahrzehnten in abgewandelter Form immer wieder mal auftauchender
Wunschzettel: Hochauflösende seismische Struktur- und Parametererfassung mittels Scherwellen
in Ergänzung zu innovativer Kompressionswellen-Seismik, dazu als Nebenprodukt die
vollständige Erfassung des seismischen Wellenfeldes inklusive des Konversionsverhaltens und
der seismischen Geschwindigkeiten als weitere Schlüssel zur Lithologie, und das alles möglichst
nur mit dem Mehraufwand eines vergleichsweise billigen zusätzlichen „Geophönchens“, etwas
cleverer Methodik und etwas innovativem Datenprozessing. Leider wurde er so bisher noch nicht
ganz erfüllt.
Schon bei der Exploration auf Kohlenwasserstoffe und auch anderer Energieträger wurden in den
zurückliegenden Jahrzehnten vielfältige Anstrengungen unternommen, sich neben der
klassischen Kompressionswellen-Seismik den zusätzlichen Informationsgehalt der Scherwelle als
zweiter elastischer Raumwelle zu erschließen. Vor dem Hintergrund daraus abgeleiteter Kosten-
Nutzen-Relationen war an derartige Anwendungen in ehr ingenieurseismischen Tiefenbereichen
aus Kostengründen lange nicht zu denken. Seit einigen Jahren zunehmend auftauchende
Ergebnisse aus weltweit unterschiedlichen Institutionen zeigen allerdings, dass sich gerade für
den Bereich der Ingenieuranwendungen innovative Lösungen bei der Nutzung von Scherwellen
finden lassen, mit denen sich neue Anwendungsbereiche erschließen lassen. Die dabei
entwickelten messtechnischen Lösungen zeigen, dass die methodische Übertragbarkeit der
verwendeten Verfahren von den Kompressionswellen auf die Scherwellen nicht generell gegeben
ist. So konnte die Scherwellen-Refexionsseismik erst durch das Sammeln eigenständiger, von
den Kompressionswellen losgelöster Erfahrungen zu erfolgreichen Ergebnissen geführt werden.
Einige Beispiele für diese Entwicklungen und die daraus resultierenden Ergebnisse werden hier
vorgestellt.
1 Einleitung
Die hochauflösende Struktur- und Parametererkundung mittels Scherwellen ist schon seit den
frühen 60er Jahren ein auch weltweit immer wieder aufs neue betrachtetes Forschungsgebiet.
Immer wieder kamen im Verlauf der Jahre neue Ideen auf, die strukturelle Auflösung seismischer
Verfahren durch Nutzung der im Vergleich zu Kompressionswellen (P-Wellen) kürzeren
Wellenlänge der Scherwellen (S-Wellen) zu nutzen. Mit den Fortschritten der Digitaltechnik, der
seismischen Datenbearbeitung und dem Ausreifen der Vibroseis-Technik (Crawford et al., 1960)
zum Ende der 70er Jahre ergab sich in den 80er Jahren speziell im Bereich der
Kohlenwasserstoff-Exploration ein neuer Schub in dieser Forschungsrichtung,. In dieser Zeit
forschten nahezu alle großen seismischen Kontraktor-Unternehmen westlich wie östlich des
damals noch eisernen Vorhangs in irgendeiner Weise an dieser Technologie. Erklärtes Ziel war
es, durch eine Kombination von Kompressions- und Scherwellenseismik eine deutlich
verbesserte Information über potentielle Kohlenwasserstoff-Lagerstätten zu bekommen (z.B.
Edelman und Helbig, 1983). Dabei ging man zunächst verbreitet davon aus, dass sich die aus
langjährigen Entwicklungen und Erfahrungen resultierenden Standards der P-Wellenseismik in
einfacher Weise auf Scherwellenanwendungen übertragen lassen. Unter den verbreiteten, noch
aus sprengseismischen Zeiten stammenden Mottos „Viel hilft viel“ oder „da legen wir noch ein
Brikett nach“ musste dabei so mancher sehr teure Flurschaden von den Auftraggebern finanziell
kompensiert werden.
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Im Laufe dieser langen Reihe von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten gab es einige
Highlights, die sich z.B. in der heute bei marinen Explorationsarbeiten üblichen Betrachtung P zu
S konvertierter Wellen wiederfinden lassen. Viele andere Entwicklungen haben sich langfristig
nicht durchgesetzt, unter anderem Entwicklungen wie die des gewaltigen Marthor-Impulsgerätes
der CGG oder großer Scherwellenvibratoren mit bis zu 30 t Gewicht, wie sie eine Zeit lang auch
bei der ehemaligen Prakla-Seismos AG im Rahmen von eigenen Entwicklungen Verwendung
fanden. Diese wurden z.B. im Rahmen der umfangreichen KTB-Experimente in der Oberpfalz
auch für tiefenseismische Erkundungen eingesetzt (Lüschen et al., 1993). Das letzte von ehemals
drei bei der Prakla-Seismos-Geomechanik konstruierten Aggregaten wurde 2005 nach langer
Standzeit verschrottet. Die französische Firma Sercel konstruierte noch bis in die 90er Jahre
hinein sogar an rotierbaren Aggregatversionen, stellte die Entwicklungen dann allerdings auch
vollständig ein.
Im Gegenzug etablierte sich Anwendung der Scherwellen seit etwa Mitte der 90er Jahre
zunehmend bei den flachgründigen geotechnischen Anwendungen. Narzarian et al. (1983)
entwickelten die Technik des Spectral Analysis of Surface Waves (SASW), mit der sich 1D-
Geschwindigkeits-Tiefenfunktionen für Scherwellen aus den Dispersionseigenschaften von
Rayleigh-Wellen ableiten lassen. Diese Technik wurde später von Park et al. (1999) zur
Multichannel Analysis of Surface Waves (MASW) erweitert und ermöglicht die Berechnung von
2D-Geschwindigkeitsfeldern für Scherwellen. Ghose präsentierte 1996 (Ghose, 1996) erste
hochauflösende reflexionsseismische Ergebnisse unter Verwendung eines elektrodynamisch
betriebenen, „transportablen“ Scherwellen-Minivibrators mit Eindringtiefen bis etwa 50 m. 1999
publizierte Inazaki (1999) und später Pugin (2004) erste Ergebnisse hochauflösender,
oberflächennaher Reflexionsseismik mittels einer Kombination von manueller Scherwellen-
Impulsanregung mit geschleppten Scherwellen-Geophonmessketten. Diese sogenannten Land
Streamer, die bis dahin ausschließlich für P-Wellenanwendungen verwendet wurden, lassen sich
unter anderem auf Arbeiten der ETH Zürich (van der Veen et al., 1998) zurückführen. 2006
wechselte auch Pugin zur Vibratoranregung von Scherwellen mit Einsatz eines IVI Minivib (Pugin
et al., 2006). Seitdem sind von seiner Seite einige Publikationen mit sehr beeindruckenden neuen
Ergebnissen hinsichtlich Auflösung und Tiefenreichweite mit Scherwellen präsentiert worden
(Pugin et al., 2007, 2008 und 2009a.) Seine jüngste Arbeiten (Pugin et al., 2009b) stehen unter
den Aspekten der Erweiterung der bisherigen Methodik zu einer 9-Komponentenseismik mit 3
Anregungs- und 3 Empfängerkomponenten.
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Nach anfänglichen Arbeiten mit Hammerschlagquellen lernten wir sehr schnell die Vorteile von
Vibratoren kennen und forcierten deren Entwicklung. Ab 2003 lief die erste „Scherwellen-
Schubkarre“ im Feldbetrieb, mit der seitdem viele Erfahrungen hinsichtlich der
Quellencharakteristik und der Generierung von Scherwellen gewonnen wurden.
Scherwellengeophone hingegen wurden - bedingt durch alle einschlägigen Empfehlungen auch in
der Fachliteratur - generell sorgfältig klassisch gesteckt, ja sogar die Profillokationen wurden
penibel dahingehend ausgewählt (aus heutiger Sicht trauere ich so manchem damals neben dem
Profil gelegenen befestigten Weg hinterher!). Die Ergebnisse waren schon recht brauchbar, nur
die mit der SH-Konfiguration gekoppelten Love-Oberflächenwellen machten uns immer schwer zu
schaffen und führten dazu, dass oft große Bereiche der Registrierungen unbrauchbar wurden
(Abb. 1). Da aber dieser Effekt auch bei flachseismischen P-Wellenanwendungen durch den
Einfluss der Rayleigh-Welle die Regel ist, nahmen wir dies zunächst hin.
Im Februar 2005 gab es dann ein erstes, für uns einschlägiges Erlebnis bei einem Testeinsatz auf
den Geibelplatz, einer kleinen Wiese in der eng bebauten Hannover-Südstadt. Der Untergrund
besteht dort aus diversen, etwa 2-7 m mächtigen Kriegsschutt-Auffüllungen über quartären glazio-
fluviatilen Sand- und Kieslagen, deren Basis bei etwa 20 m Tiefe mit anschließendem
Unterkreideton vermutet wurde. Die Morphologie dieser Grundwasser stauenden Quartärbasis
war das Ziel unseres Experiments. Jahreszeitbedingt war die Oberfläche stark gefroren und die
Geophone konnten nur mühsam durch vorbohren platziert werden (Abb. 2).
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Mit dem ganzen Stadt-Noise und den vielen Leitungen drumherum machten wir uns nicht viele
Hoffnungen, dort etwas Sinnvolles zu sehen. Ich weiß noch genau, wie ich auf das erste,
komische ausschauende Korrelogramm schaute und zunächst an fehlerhafte
Apparatureinstellungen oder an einen Aufbaufehler dachte, und dies auch recht ärgerlich
gegenüber meinem Kollegen Walter Rode äußerte: Da waren keine Love-Wellen und auch keine
refraktierten Wellen mehr zu sehen, stattdessen ein Wellenbild, wie ich es vorher bei hunderten
von Records noch nie gesehen hatte - da musste etwas falsch sein! Kurzum, wir prüften und
tauschten Kabel und Geophone usw., aber alles funktionierte richtig und es änderte sich nichts
am registrierten Wellenbild. Wir schüttelten beide die Köpfe vor dem Monitorbild im Messwagen,
spulten dann aber das geplante Messprogramm professionell ab (Abb. 3).
Im Verlauf des anschließenden Datenprozessings ahnte ich damals erstmalig, was für
Zusammenhänge dort im Spiel waren. Anschließend begannen umfangreiche Arbeiten, diesen
Effekt methodisch und technisch möglichst effizient auszunutzen.
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2 Methoden
Diese Überlegungen wurden auch schon von anderen angestellt, da bei größeren benötigten
Kräften heutzutage ausschließlich Vibratortechnik verwendet wird. Eine ganze Reihe von Typen
finden sich auf den Web-Seiten der Fa Industrial Vehicles International (IVI,
www.indvehicles.com), die Zulassungsfähigkeit dieser Konstruktionen für den Europäischen
Straßenverkehr ist allerdings nur sehr stark eingeschränkt.
Nach den Erfahrungen bei LIAG sind bei der Vibratortechnik insbesondere die Reproduzierbarkeit
der Anregung, Spektralgehalt und die Vermeidung von Flurschäden von Bedeutung. Da die
Entwicklung eines Vibrators für Eindringtiefen bis 500 m Entwicklungszeit und auch Geld benötigt,
haben wir uns parallel dazu auf die Entwicklung kleiner Signalquellen für kleinräumige
Untersuchungen konzentriert, um methodische Erfahrungen zu sammeln und uns in unserer
Ausstattung auf die zunehmenden Nachfragen nach geotechnisch motivierten
Untersuchungsmethoden einzustellen. Aus diesen Arbeiten ist unter anderem das auf einem
Schubkarrenaufbau basierende Vibratorsystem entstanden, die in modifizierter Form seit einiger
Zeit von der Fa. Geosym auch unter dem Namen ELVIS (Abb. 4) vertrieben wird.
Abbildung 5 zeigt ein aus dem Jahr 2007 stammendes Beispiel aus dem typischen
Anwendungsbereich des kleinen Vibratorsystems bei der Erkundung junger Sedimentstrukturen
und der Detektierung der Sedimentbasis mittels Scherwellen-Reflexionsseismik. Spezielles Ziel in
diesem Zusammenhang war die Detektierung der Basement-Morphologie für die Ermittlung eines
Bohransatzpunktes mit möglichst großer Sedimentmächtigkeit.
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Die in diesem Beispiel besonders ausgeprägte Reflexion der Sedimentbasis lieferte zusätzlich zur
strukturellen Information des Basement-Verlaufs auch die Voraussetzungen zur Ableitung eines
vergleichsweise stabilen Geschwindigkeitsfeldes für die auflagernden Sedimente. Dieses
ermöglicht neben einer hinreichend genauen Tiefenkonversion und zusätzlichen strukturellen
Informationen auch Parametrisierungen in Bezug zu der Variationsbreite des dynamischen
Schermoduls G0, wenn sich die Dichtefunktion annähernd abschätzen lässt. Unter derartigen
Voraussetzungen liegt der besondere Vorteil der reflexionsseismischen
Geschwindigkeitssanalyse mittels Scherwellen darin, dass sich aufgrund der geringen
Ausbreitungsgeschwindigkeiten schon mit vergleichsweise kleinen Empfängerauslagen
Eindringtiefen erzielen lassen, die mit Refraktions- oder Dispersions-basierenden Verfahren nur
noch schwer zu erreichen sind.
Im Herbst 2006 wurde dann nach insgesamt 6-jähriger gemeinsamer Entwicklungsphase das
hydraulisch betriebene Scherwellen-Vibratorfahrzeug MHV4S (Abb. 6) durch die Firma Prakla-
Bohrtechnik GmbH, eine Nachfolgerin der ehemaligen Prakla-Seismos-Geomechanik mit
jetzigem Sitz in Peine-Stederdorf, an LIAG ausgeliefert. Intensiv beteiligt an dieser Entwicklung
war auch die Firma Kiefer GmbH in Dorfen als Hersteller des innovativen Trägerfahrzeugs, das
aufgrund seiner für Vibratorfahrzeuge einzigartig geringen Emissionswerte weder EU-bedingte
noch lokale bzw. im Berg- und Tunnelbau gültige Umweltauflagen scheuen muss.
Abb. 6: Hydraulisch
betriebenes Scherwellen-
Vibratorfahrzeug MHV4-S des
LIAG. Das Schwingungs-
aggregat wurde in Zusammen-
arbeit mit der Fa. Prakla-
Bohrtechnik GmbH, Peine,
entwickelt und konstruiert.
Anschließend wurde es in eine
für seismische Zwecke
abgeänderte Variante des
ursprünglich für kommunale
Dienste ausgelegten Träger-
fahrzeugs Bokimobil (Fa. Kiefer
GmbH, Dorfen) integriert.
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70. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Kolloquium 2010
Auch in Hinblick auf die bis dahin bestehenden neuen Erfahrungen mit der Scherwellen-
Reflexionsseismik bestanden nun hohe Erwartungen an die Erschließung neuer Tiefenweiten und
Auflösungswelten. Dies zumindest da, wo die Rahmenbedingung eines markanten
Reflexionskontrastes als Basisreflektor auch gegeben war. Diese Erwartungen wurden allerdings
durch ungewöhnliche, bislang nicht vorhersehbare akustische Nebeneffekte etwas ausgebremst -
wir hatten halt wieder methodisches Neuland betreten.
Anfänglich wurde verbreitet befürchtet, dass die Geophone durch den Schleppbetrieb derart
hohen Belastungen ausgesetzt sind, dass mit Federbrüchen und anderen Beschädigungen
gerechnet werden muss. Für den schnellen Wechsel eventuell defekter Geophone, aber auch mit
dem Hintergedanken einer alternativen Ausstattung mit P- oder 3K-Geophonen wurde daher
nach einigen Tests eine unkonventionelle Befestigungsmethode mittels Gummispannbändern
gewählt. Abbildung 7 zeigt eine derartige Montage auf einer frühen Version eines
Schleppschlittens mit 3-Punktauflage.
Nach einer ersten positiv verlaufenen Testphase zur Prüfung der zu erwartenden seismischen
Signalübertragung vom Boden über den Schleppschlitten zum Geophon wurden zunächst 3
aneinander koppelbare Module mit je 24 Kanälen in Intervallen von 1 m aufgebaut. Im Februar
2006 setzten wurde das 72-kanalige System erstmals im Rahmen einer umfassenden nächtlichen
Messkampagne auf den Straßen der Hannover-Südstadt zusammen mit der „Scherwellen-
Schubkarre“ eingesetzt (Abb. 8). Ziel war die Erkundung des quartären Grundwasserstockwerks
und die Morphologie des Grundwasser stauenden Unterkreide-Tons in etwa 20 m Tiefe. Hierbei
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deuteten sich die besonderen Vorteile des Messprinzips für die Erkundung unter versiegelten
Flächen im urbanen Umfeld an (Beilecke et al., 2006, Hoffmann et al., 2007). Aufgrund der
Ergebnisse und dem erzielten Produktionsfortschritt wurden aus den zunächst als Test geplanten
ca. 1,5 km schließlich 3,2 km kumulierte Profile im angesetzten Messzeitraum von 10 Nächten.
Schon im Laufe dieses Einsatzes zeigte sich die im Unterschied zu Pugin et al. (2006)
verwendete Entkopplung von Empfängersystem und Quelle als methodisch vorteilhaft, wenn ein
durchgehender Messfortschritt nicht möglich war und z.B. Lücken aufgrund der Querung von
stark befahrenen Hauptstraßen oder ähnlichem unterschossen werden mussten. Durch diese
Anforderungen sowie durch die aus einer Reihe weiterer Einsätze in der folgenden Zeit
resultierenden Erfahrungen kristallisierte sich sukzessiv eine auf Vorschub-Intervallen basierende
Messtechnik heraus, durch die auch eine bezüglich der Quellenposition zweiseitige
Empfängeraufstellung weitestgehend gewährleistet werden konnte.
Weitere Verbesserungen erfolgten bei den technischen Details wie z.B. den Kufen, die mit
austauschbaren, hoch abriebfesten Verschleißelementen ausgestattet wurden. Einige Einsätze
erforderten sogar die Umrüstung der Kufenelemente auf weiches Kunststoffmaterial, um
besonders empfindliche Oberflächen bei Messarbeiten innerhalb von Industriehallen zu schonen.
Nach einer Erweiterung auf 120 Kanäle im Jahr 2007 wurde auch die bis dahin verwendete
Transporteinrichtung in Form eines normalen Anhängers durch einen Anhänger mit Haspel-
Vorrichtung ersetzt, um das Aus- und Einrollen der Empfängerauslage zügiger und
personaleffizienter gestalten zu können.
3 Ergebnisse
Die Kombination des Land Streamer Systems mit der „Scherwellen-Schubkarre“ zeigte sich im
Folgenden zunehmend als effizient und eröffnete weitere neue Anwendungsmöglichkeiten. In
diesem Zusammenhang erfolgten auch weitere Modifizierungen der Quellentechnik in Hinblick auf
Leistungserhöhung, Energieeffizienz und Ausdehnung der verfügbaren Bandbreite. Parallel dazu
konnten zunehmend Erfahrungen hinsichtlich der Datenbearbeitung gewonnen werden, die zu
weiteren Verbesserungen bei der strukturellen Auflösung, der Eindringtiefe und der Ableitung von
Scherwellen-Geschwindigkeiten führten.
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Mit dem derzeitigem Stand der Entwicklung mit Wellenlängen unterhalb von 2 m sind vertikale
Strukturauflösungen von 0.5-1 m im Tiefenbereich bis ca. 20 m realisierbar. Im Jahr 2008 wurde
ein erster Versuch unternommen, hinsichtlich der erzielbaren Auflösung mittels neuartiger
Quellensysteme und reduzierter Empfängerabstände in den Bereich von 10 cm vorzudringen
(Hässler, 2009).
Im Unterschied dazu führten die ersten Kombinationen des Empfängersystems mit dem
hydraulischen Vibrator MHV4-S überraschenderweise zu ehr unbefriedigenden Ergebnissen. In
2007 erfolgende, erste konkrete Vorstöße auf Zieltiefen bis mehrere hundert Meter im
norddeutschen Sedimentgebiet, in den Sedimenten des Oberrheingrabens und bei der
Erkundung einer Salzsattel-Struktur mit Bezug auf Bergbau induzierte Folgeschäden lieferten
unerwartet geringe Reflexionsantworten aus dem Untergrund. Während in tiefgründigen
Sedimentgebieten durchaus nur schwache Reflektivität bezüglich Scherwellen vorstellbar ist,
waren die auftretenden gravierenden Probleme bei der Detektierung von Anhydrit bzw. Steinsalz
in nur 100-300 m Tiefe bedenklich in Bezug auf die Leistungsfähigkeit des Quellensystems.
Während diese Grenze mittels P-Wellen hinreichend gut detektiert werden konnte, zeigten die
entsprechenden S-Wellenprofile keinerlei Reaktion auf diesen vorab als besonders hart
eingeschätzten Impedanzkontrast.
Hier konnte das Festgestein, dass die Basis der glazio-fluviatilen und marinen Sedimentfolgen
bildet, in bis zu 200 m Tiefe eindeutig detektiert und in seiner Morphologie abgebildet werden
(Abb. 10). Auch die Strukturierung der Sedimentfolgen selbst konnte in hoher Auflösung
abgebildet werden
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Abb. 11: Vorläufige 3D-Montage des 2,5D-Scherwellen-Datensatzes aus dem Hafengebiet von
Trondheim, Norwegen, in tiefenkonvertierter Darstellung. Auch in Profilbereichen mit direkter
Angrenzung an den Fjord (im Vordergrund rechts) konnte eine Abbildung der Sedimente bis
hinab zum Basement erzielt werden. Die weitere Optimierung der Datenbearbeitung, der
Interpretation sowie die Einbindung in den Gesamtkontext zusammen mit den fjordseitig
anschließenden marinen Profilen befinden sich aktuell noch in der Bearbeitung.
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Neben den bisher vorliegenden erfolgreichen Fallstudien mit vielen, teils auf ungewöhnliche
Weise beantworteten Fragen bleiben derzeit noch eine ganze Reihe von Fragen offen bzw. sind
in ihren bisherigen Antworten rein spekulativ. Viele Details, speziell auch in Hinblick auf die
methodische Vorgehensweise, die Datenbearbeitung und eine Modellierung des
Wellenverhaltens, sind im Sinne einer akademischen Analyse noch nicht adäquat untersucht
worden. Daneben verbleiben eine Fülle geologisch, stratigraphisch und geotechnisch bedingter
Vergleiche, in denen derzeit eine ganze Reihe von Arbeiten involviert sind.
Die Stärken des LIAG liegen derzeit bei der technischen und methodischen Weiterentwicklung
des Verfahrens. Die Fortsetzungen in den der Hochfrequenz–Entwicklungsarbeiten dauern an,
auch Bohrlochanwendungen sind Teil der Zielsetzungen. Ein schon länger angestrebtes,
wichtiges neues Element wird – analog zu Pugin (2009b) – auch in 3K-Anwendungen an der
Oberfläche und im Bohrloch gesehen. Dabei muss allerdings betont werden, dass sich das
Verfahren derzeit noch außerhalb jeglicher Kohlenwasserstoff-relevanter Tiefenbereiche bewegt.
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