Zur Landschafts - Und Gewässergeschichte Der Müritz
Zur Landschafts - Und Gewässergeschichte Der Müritz
Zur Landschafts - Und Gewässergeschichte Der Müritz
F oto : s e b a s t i a n lo r e n z
FORSCHUNG UND MONITORING • BAND 2
Prof. Dr. Reinhard Lampe, Dr. Sebastian Lorenz , Prof. Dr. Wolfgang Janke,
Dr. Hinrich Meyer, Mathias Küster
Institut für Geographie und Geologie der Universität Greifswald,
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 16, 17487 Greifswald
Wir stehen jedoch erst am Beginn des Erkennens und Verstehens von langfristigen Landschaftsverän-
derungen. Deshalb sind wissenschaftliche Untersuchungen zur nacheiszeitlichen Landschaftsgeschichte
von besonderem Interesse. Sie gewähren uns Einblick in die Vielfalt und vor allem in die zeitliche Di-
mension landschaftsformender Prozesse. Neben den klimatischen Faktoren spielte in unserer Region seit
etwa 6000 Jahren auch der Mensch eine prägende Rolle.
Für das Nationalparkgebiet liegen aus fast 100 Jahren Forschungsgeschichte unter Anderem geologische,
vegetationsgeschichtliche, forstkundliche, archäologische und historische Untersuchungen mit einem
sehr breiten Themenspektrum zur Landschafts-, Wald- und Nutzungsgeschichte vor. So schien es uns
an der Zeit, den Wissensstand zur Entwicklung der seenreichen Landschaft am Beispiel der Müritz zu-
sammenzufassen. Dabei sollten die Seesedimente der Müritz als Archiv der Landschaft Untersuchungs-
gegenstand sein. Gemeinsam mit der Universität Greifswald wurde die Idee einer interdisziplinär ange-
legten Seebohrung in der Müritz diskutiert und die Universität Rostock als weiterer Partner für spezielle
limnologische Untersuchungen gewonnen. Dank der finanziellen Unterstützung durch die Jost-Rein-
hold-Stiftung konnten im Jahr 2004 die ersten Seebohrungen in der Müritz begonnen werden. Bis zum
Jahr 2006 wurden die Analysen der gewonnenen Proben und die Ergebnisdokumentation abgeschlossen.
Mit den hier veröffentlichten Erkenntnissen steht für den Müritz-Nationalpark, den namensgebenden
größten Binnensee Deutschlands und den gesamten mittelmecklenburgischen Raum eine thematisch
umfassende Zusammenstellung zur regionalen Landschaftsgeschichte zur Verfügung. Die Ergebnisse
stießen bereits anlässlich des wissenschaftlichen Kolloquiums im Rahmen der Nationalparkwoche 2006
auf breites Interesse und haben uns motiviert, weiteren spannenden Fragen zur Umweltgeschichte im
Müritz-Nationalpark nachzugehen.
Ulrich Meßner
Leiter des Nationalparkamtes Müritz
I N H A LT | 5
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 4
1 Einleitung 7
3 Methoden 11
3.1 Geländearbeiten 11
3.1.1 Seebohrungen und Kartierungen 11
3.1.2 Georadar 12
3.1.3 Geomorphologische Kartierung auf der Halbinsel „Großer Schwerin“ 12
3.2 Laboruntersuchungen 13
3.2.1 Magnetische Suszeptibilität 13
3.2.2 Kerndokumentation 13
3.2.3 Wassergehalt, Trockenraumdichte, Rohdichte und Glühverlust 13
3.2.4 Bestimmung der Boden- und Muddearten 13
F oto : H i n r i ch M e y e r
3.2.5 Kalkgehalt 14
3.2.6 Korngrößenverteilung 14
3.2.7 Röntgenfluoreszenz-Analysen 15
3.2.8 Erstellung der Kompositprofile (Master) 15
3.2.9 Dekompaktion der Sedimentsäulen 15
3.3 Pollenanalysen 16
3.3.1 Aufbereitung und Diagrammaufbau 16
3.3.2 Pollen- und Sporendichte 18
3.3.3 Glühverlust und Karbonatgehalt 18
3.4 Diatomeenanalysen 18
3.4.1 Probenaufarbeitung und mikroskopische Analyse 18
3.4.2 Eichdatensatz und Transferfunktionen 18
3.4.3 Auswahl des Eichdatensatzes 19
3.5 Radiokarbon-Datierungen (14C) 20
1 Einleitung
Mit 113,5 km² Wasserfläche und einem Einzugsgebiet von 1230 km² ist die Müritz (62 m HN) der
zweitgrößte See des nordmitteleuropäischen Tieflandes (Knapp et al. 1999). Sie war in den vergangenen
Jahrzehnten bereits mehrfach das Ziel paläohydrologischer und landschaftsgenetischer Untersuchun-
gen, die sich bislang jedoch auf das terrestrische und telmatische Umfeld beschränkten. Durch Kaiser
(1998) und Kaiser et al. (2002) wurde der bisherige Wissensstand detailliert zusammengefasst. Die
hier vorgestellten Seebohrungen hatten das Ziel, die Landschafts- und Gewässerentwicklung anhand
von Seesedimenten gut aufgelöst zu rekonstruieren und offene Fragen zu Wasserstandsschwankungen zu
klären. Die Untersuchung der Seesedimente bot zudem die Chance einer über ein großes Einzugsgebiet
integrierenden Rekonstruktion der Vegetationsgeschichte sowie der erstmaligen Bearbeitung der Sedi-
mentations- und Trophieentwicklung der Müritz seit dem Spätglazial.
Die Arbeiten wurden in den Sommermonaten der Jahre 2004 und 2005 mit der Entnahme der Ker-
ne MÜR-1 und MÜR-3 in Flachwasserbereichen im Süd- bzw. Nordteil, MÜR-2 im Profundal und
MÜR-9 im Verlandungsbereich der Sietower Bucht (Abb. 1) durchgeführt. Zu Übersichtszwecken wur-
de eine größere Zahl von Sondierungen im nördlichen und westlichen landwärtigen Uferbereich um die
Sietower Bucht niedergebracht. Ergänzende Untersuchungen wurden auf der Halbinsel Großer Schwe-
rin mit dem Ziel durchgeführt, jüngere Wasserspiegelschwankungen zu identifizieren und zu datieren.
Die Bearbeiter bedanken sich bei der Leitung und den Mitarbeitern des Nationalparks Müritz für die
vertrauensvolle Zusammenarbeit und stete Förderung. Die Arbeiten wurden ermöglicht durch finan-
zielle Zuwendungen des Seenprojekts am Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern, durch die
Jost-Reinhold-Stiftung und eine Beteiligung des Müritz-Nationalparks. Auch ihnen gilt unser Dank.
Abb. 1: Blick nach Westen in die Sietower Bucht der Müritz. (Foto: Sebastian Lorenz)
8 | ÜBERBLICK
Seit dem ausgehenden Hochglazial änderte sich für das Relief und dabei insbesondere für die Becken das
Spektrum morphogenetisch wirksamer Prozesse mehrfach und folgte damit der keinesfalls geradlinigen,
jedoch gerichteten klimatischen Entwicklung des Spätglazials und des Holozäns. Der Umstand einer
relativen Tiefenlage von Becken gegenüber ihrem Umfeld begründet ihre Funktion als Sammelpunkt
für ober- und unterirdische Wässer und damit als lokale Erosionsbasis und Sedimentfalle. Aufgrund
der damit verbundenen archivalischen Eigenschaften ist die Rekonstruktion des landschaftsgenetischen
Geschehens auf die Untersuchung der Beckenfüllungen fokussiert, die über autochthone Sedimente
Aussagen zur Entwicklung des Beckens selbst, über allochthone Sedimente jedoch auch über die der
umgebenden Landschaft (des „Einzugsgebietes“) treffen kann.
B ecken - Die für die Anlage der größeren (See-) Becken entscheidenden morphogenetischen Prozesse erfolg-
entstehung ten in Abhängigkeit von Mächtigkeit, Erstreckung und innerer Struktur des Inlandeises im Weichsel-
Hochglazial. Als wesentliche Vorgangsgruppen der Seebeckengestaltung sind neben der exarativen
Tätigkeit der Eismassen die glazihydrodynamischen Prozesse zu postulieren, die zur Ausbildung von
Rinnen- und Beckenstrukturen führten (Nitz 1984).
Die Müritz gliedert sich in einen zwischen dem Goldberger See und dem Mirower Seengebiet be-
findlichen Gürtel glazilimnischer Becken ein, der lokal von Endmoränen der Frankfurter Phase (W1F)
durchragt wird. Diese markieren pleniglaziale Staubecken, in denen sich die von der Pommerschen
Haupteisrandlage (W2, W2max.) südwärts abfließenden Schmelzwässer sammelten (Kaiser 2001b).
Die Müritz wird im Norden und Nordosten durch Sanderflächen des Pommerschen Stadiums und an-
grenzende Endmoränen der Maximalausdehnung des Pommerschen Stadiums umrahmt. Das Westufer
der Müritz wird hingegen durch frankfurtstadiale Grundmoränen gebildet. Im Bereich der Sietower
Bucht, dem Untersuchungsgebiet der Müritz-Bohrungen, quert ein Endmoränenzug des Frankfurter
Stadiums das Seebecken und sorgt für ein reliefstarkes Seebecken mit lokaler Blockbestreuung (ZGI
1965, siehe Abb. 2). Ein naturräumlicher Überblick des Müritz-Gebietes findet sich in Knapp et al.
(1999).
2.2 Seesedimente
Seesedimente widerspiegeln physikalische, chemische und biologische Prozesse in Seen und ihrem Um-
land und bilden daher eines der herausragenden Archive für Forschungen zur nacheiszeitlichen Klima-
und Landschaftsentwicklung (z. B. Dearing & Foster 1986, Smol et al. 2001, Yu & Harrison 1995,
Brauer et al. 1999). In gleichem Maße sind Zustandsanalysen von Gewässern auf Seesedimente, ihre
Bestandteile und als – ursächliche Sedimentbildner – auch auf die Vegetation von Seen fokussiert (Suc-
cow & Blümel 1998, Succow & Kopp 1985).
Hauptkriterien bei der Sedimentansprache und -klassifikation sind makroskopisch identifizierba-
re Bestandteile für die Feldansprache und physikalische und chemische Substratparameter für die lab-
ortechnische Klassifizierung. Eine umfassende Gliederung und Erläuterung findet sich in Succow &
Joosten (2001, S. 59 ff.). Für die hier vorgestellten Untersuchungen wurde eine vereinfachte Klassifika-
tion nach Kaiser (2001a) verwendet.
Auch hinsichtlich einer regionalen, chronozonalen Sedimentationscharakteristik für (Paläo-) Seen
lassen sich Aussagen im Sinne einer Klassifikation treffen (Kaiser 2002). Im Spätglazial dominieren
ÜBERBLICK | 9
MALCHIN
W2
Malchiner
See STAVENHAGEN
KRAKOW
Tollense
W2 max W
3 W3
? ?
W2 NEUBRANDENBURG
WAREN
Tollensesee
PLAU MALCHOW
W1F Müritz
NEUSTRELITZ
W1B
W RÖBEL FELDBERG
1F
W2
Legende
MIROW
Eisrandlagen
dgl. wahrscheinlicher
Verlauf
Stauchkomplexe
Sander 0 10 20 km
Silikatmudden, die noch bis ins Frühholozän nachweisbar sind. Die offene, vegetationsarme Landschaft
erlaubte starke Oberflächenabflüsse aus den Einzugsgebieten, die zusammen mit einem Wechsel von
Frost- und Austauprozessen zu intensiver Erosion und verstärkt zu silikatischen Einwaschungen in die
Seen führten. Die geringe Produktion an Biomasse in den Seen ist eine weitere Ursache für den zumeist
silikatischen Charakter der spätglazialen Mudden. Im Allerød werden durch eine allgemeine Klimaer-
wärmung, verbunden mit höherer Bioproduktivität und im Zuge einer Etablierung von See-Ökosyste-
men, erstmals Organo- und Kalkmudden gebildet. Die organischen Ablagerungen resultieren sowohl
aus einer autochthonen Bildung im See, als auch aus einem Eintrag von Pflanzenresten, Huminsäuren
und Nährstoffen aus dem Einzugsgebiet. Für das Allerød existieren vielfach Nachweise einer telmati-
schen Basissedimentation im Sinne eines Basistorfes. Während des Kälterückschlags der Jüngeren Dryas
kommt es durch periglaziale Prozesse (Solifluktion, Kryoturbation, äolische Umlagerung) wiederum zu
einem verstärkt minerogenen Eintrag. Die Bildung von Kalk- und Organomudden ist typisch für das
Holozän mit gemäßigten Klimaten und hohen Bioproduktionsraten. Ab dem Jungholozän beginnt, be-
günstigt durch trocknere klimatische Bedingungen und dem Absinken der Wasserspiegel, die verbreitete
Bildung von Torfen, die Verlandung von Gewässern setzt ein. Die Stabilität der Landschaft minimiert
die Einträge minerogenen Materials in die Gewässer (Kaiser 2001a, 2002).
10 | ÜBERBLICK
Schwankungen von Seespiegeln im Bereich der gemäßigten Klimate können eine Vielzahl von Ursachen
haben und werden durch ein komplexes Zusammenspiel von äußeren (klimatischen) und inneren (geo-
logischen, geomorphologischen) Faktoren gesteuert. Sie verdeutlichen die Variabilität des Landschafts-
wasserhaushalts und erlauben Rückschlüsse zur Klimaentwicklung. Für das Jungmoränengebiet ist vor
allem die Steuerung über das Grundwasser und über die Zu- und Abflüsse von Bedeutung. Neben ei-
ner direkten Bindung von Seespiegelschwankungen an langfristige klimatisch induzierte Veränderungen
(Hostetler 2000), finden sich zusätzlich Beweise für seit dem Neolithikum durch den Menschen ver-
ursachte, direkte und indirekte Eingriffe in den Landschaftswasserhaushalt (Gregory 1995).
Neben einer ersten indirekten Beeinflussung des Wasserhaushalts durch Veränderung klimatologisch
und hydrologisch wirksamer Komponenten in den Einzugsgebieten (Vegetationsbedeckung, Verduns-
tung, Abflussgrößen), nahm der Mensch spätestens ab dem frühen Mittelalter (12./13. Jahrhundert)
gezielt Einfluss durch wasserbauliche Maßnahmen, wie es Wassermühlen, Aalfänge, Wehre, Gräben und
Kanäle belegen (Kaiser 1996, Ruchhöft 1999, Bleile 2003).
S p ä tglazial Für Mecklenburg existieren nur wenige Befunde für spätglaziale Wasserspiegelschwankungen. Für den
Schweriner See, die westlichen Oberen Seen und den Krakower See sind höhere Wasserstände aus der
Älteren und Jüngeren Dryas durch Terrassenbildungen in 2 bis 5 m höheren Niveaus belegt (Schulz
1963 und 1968, Kaiser 1996, Lorenz 2003). Neben dem phasenhaften Toteistieftauen liefern auch
klimatisch bedingte Änderungen des Landschaftswasserhaushaltes und geomorphologische Verände-
rungen an der Abflussbasis mögliche Erklärungen.
F rüh - und Im Frühholozän kommt es verbreitet zu einem Absinken der Wasserstände auf sehr niedrige Niveaus.
M ittelholoz ä n Der Müritz-Seespiegel liegt im älteren Präboreal 5 m unter dem heutigen (Kaiser 1996). Während des
Mittelholozäns kommt es im Älteren Atlantikum zu einem Ansteigen der Seespiegel, der im Übergang
zum Subboreal stagniert. Die Seen erreichten im Holozän wohl erstmals Seespiegel, die mit den heuti-
gen vergleichbar sind. Im frühen und mittleren Subboreal steigen die Seespiegel erneut leicht an. Für das
ausgehende Subboreal zeigt sich ein differenziertes Bild: die großen Seen weisen gegenüber heute niedri-
gere Wasserstände, die kleinen Seen dagegen höhere Wasserstände auf. Im Subatlantikum sind steigende
oder stagnierende Wasserspiegel charakteristisch. Für die Oberen Seen ist von einer Überlagerung kli-
matischer Einflüsse mit geomorphologisch-hydrologischen Aspekten als Erklärung für die holozänen,
natürlichen Seespiegelschwankungen auszugehen (Kaiser 1996).
J ungholoz ä n Mit der deutschen Besiedlung Mecklenburgs beginnen starke und nachhaltige Eingriffe in das Gewässer-
netz, die zugleich Änderungen für die Einzugsgebiete und die Seespiegel bedeuten. Im Ergebnis der deut-
schen Ostsiedlung gelangt die Wasserbautechnik in Verbindung mit Wassermühlen nach Mecklenburg
(Ruchhöft 1999). Die intensivere Landwirtschaft bediente sich erstmals der Methoden der Meliorati-
on, um die nutzbaren Flächen zu vermehren. Flüsse wurden durch Kanäle ergänzt und entwickelten sich
zu Wasserstraßen (Kaiser 1996, Driescher 1983). Die Seespiegel lagen im 12./13. Jahrhundert ca.
1 m tiefer als heute. Diese Aussagen stützen archäologische Funde unter oder im Niveau heutiger Was-
serstände. Ab Ende des 13. Jahrhunderts erfolgte ein etappenweiser Anstieg der Wasserstände auf etwa
1 m über dem heutigen Niveau bis in das 17./18. Jahrhundert hinein (Kaiser 1996, Ruchhöft 1999,
2002). Mit der ausgehenden Slawenzeit und durch die verstärkte Landnahme im Zuge der Ostsiedlung
(12./13. Jahrhundert) intensivierte sich zeitgleich die Rodung der Wälder zur Weide- und Ackerland-
gewinnung. Die dadurch vermehrten Oberflächenabflüsse und die eingeschränkte Evapotranspiration
führten zu einem Ansteigen abflussloser Seen.
METHODEN | 11
3 Methoden
3.1 Geländearbeiten
Für die Rekonstruktion der Wasserspiegelentwicklung und die Gewinnung langer, ungestörter Sedi- V orbereitung
mentkerne wurden Bohrlokalitäten in unterschiedlichen Wassertiefen (Tab. 1 und Abb. 4) anhand der
Tiefenkarte der Müritz festgelegt (Seenprogramm am Umweltministerium M-V, 2004). Aufgrund der
hohen Seesedimentmächtigkeiten schon in mittleren Wassertiefen wurde auf eine Bohrung im tiefen
Wasser (ca. 20 m Wassertiefe) verzichtet.
Tab. 1: Kurzübersicht
Profil Wassertiefe Kernlänge Position (Gauß-Krüger, Bessel)
zu den Seebohrungen in
der Sietower Bucht der
MÜR-1 2,1 m 8,07 m HW 5921646 RW 4538909
Müritz.
Zur endgültigen Festlegung der Bohrpunkte wurden mit einem Vermessungsecholot der Fa. Fahrentholz
und einem angekoppelten GPS-Gerät hochauflösende georeferenzierte Echolot-Profile des Seebodens
aufgenommen (Abb. 3).
rezenter Seespiegel
0
SSW NNE SSW NNE
62 Abb. 3: Echogramme
1 MÜR-1 61
der Bohrlokalitäten
2 60
MÜR-1 und MÜR-2.
3 59
Wassertiefe [m]
4 58
5 57
MÜR-2
6 56
7 55
8 54
9 53
10 52
Die Seekerne wurden vom Bohrponton „BOREAS“ (Abb. 6) mit fester Verrohrung zwischen Ponton K erngewinnung
und Sediment erbohrt. Die Kerne wurden mit 2 m langen Kolbenstechrohren mit PE-Innenliner der Fa.
Stitz gewonnen. Nur der unterste 2 m-Teil an der Stelle MÜR-2 wurde mit einer offenen Rammkernson-
de erbohrt, um bis in die stark verfestigten und silikatischen Sedimente des Spätglazials vorzudringen.
Zuerst wurden in dem verrohrten Bohrloch die 2 m langen Kernteile fortlaufend ab der Tiefe 1 m
unter Sedimentoberkante (SOK) genommen, wobei technikbedingt immer ca. 8 cm der Sedimentsäule
am unteren Ende des Stechrohrs verloren gehen und am oberen Ende Störungen durch Stauchung und
Versturz auftreten. Danach wurde die Bohrplattform ca. 2 m verholt und der oberste Kernteil ab Sedi-
mentoberkante (SOK) genommen, erst dann wurde neu verrohrt und die weiteren Kernteile mit einem
Tiefenversatz von 1 m gegenüber der ersten Kernsäule genommen. Dadurch sollte gewährleistet sein,
dass eine lückenlose ungestörte Kernsäule (Masterkern bzw. Kompositprofil) zusammengesetzt werden
12 | METHODEN
kann. Bis zu Sedimenttiefen von ca. 12 m (Profil MÜR-2) konnte mit einem Stechrohr mit 83 mm-
Durchmesser (75 mm Liner) gearbeitet werden, bei größeren Sedimenttiefen musste mit einem 60 mm-
Stechrohr (50 mm Liner) fortgesetzt werden, da sonst die Zugkraft des Pontons nicht mehr ausgereicht
hätte.
Im Jahr 2005 wurde der untere Teil der Bohrung MÜR-2 ab 10,60 m Sedimenttiefe neu abgeteuft.
Die Liner-Enden wurden mit Plastikkappen verschlossen und verklebt, um den Feuchtigkeitsgrad der
Sedimentsäule zu erhalten. Mit einem handgeführten Kolben-Stechrohr wurde der oberste, stark was-
sergesättigte Sedimentmeter mit überstehendem Wasser extra entnommen und gleich vor Ort in 5 cm
Abständen lückenlos beprobt.
Zeitlich parallel wurden an Land westlich und nördlich der Sietower Bucht Peilstangen-Sondierun-
gen vorgenommen um mögliche ehemalige Seeareale der Müritz zu erfassen (Arndt 2005).
3.1.2 Georadar
Eindringtiefen Im Februar 2006 konnten aufgrund der starken Eisbedeckung der Müritz mit Eismächtigkeiten über
20 cm, Georadarmessungen vom Eis aus durchgeführt werden. Dabei kam das Gerätesystem RAMAC
GPR der Firma MALÅ GeoScience mit 100 MHz und 50 MHz Senderfrequenz zum Einsatz. Die Auf-
bereitung und Visualisierung der Messdaten erfolgte mit der Software ReflexW (Fa. Sandmeier Soft-
ware, Karlsruhe). Es stellte sich heraus, dass die Reflexionen liefernde Eindringtiefe doch sehr begrenzt
war, im Wasser 8 m und im Sediment bei 1 m Wassertiefe 3–4 m nicht überstieg. Die Verringerung der
Sendefrequenz auf 50 MHz brachte keine nennenswerte Verbesserung. Damit hatten die Messungen
nur Echolotcharakter für die Wassertiefe. Nur an zwei Stellen, nördlich des Großen Schwerin und nörd-
lich des Bohrpunktes MÜR-3 konnten Rinnenstrukturen im Sediment erfasst werden, die nachträglich
mit Sand aufgefüllt worden waren (Abb. 15). Zumindest konnte bestätigt werden, dass die Bohrung
MÜR-3 einen typischen Standort des Flachwassers im Norden der Sietower Bucht repräsentiert.
P eilstangen - Die Geländearbeiten am Großen Schwerin wurden im Zeitraum Februar-Mai 2006 durchgeführt und
bohrungen umfassten GPR-Messungen, Kartierungen mit der Peilstange und Rammkernsonde, die Anlage von Bo-
denschürfen sowie Höhennivellements mit Bezug auf den Müritz-Wasserstand.
Landseitig erfolgte eine bodenkundlich-sedimentologische Kartierung entlang von gedachten Schnit-
ten mit der Peilstange (Nutstange Durchmesser 30 mm). Dabei wurde sich an den Kartierungen von Ei-
ermann (1967) und Meinke et al. (1967) orientiert. Für die sedimentologische Bearbeitung im Labor
erfolgte die Beprobung an drei Sedimentkernen (K1, K2, K3), die mit einem Kolben-Liner-Stechrohr
(Fa. Stitz, Gehrden) geborgen wurden.
Die Laboranalysen umfassten die Bestimmung der Magnetischen Suszeptibilität [kappa], des Glüh-
verlusts als Äquivalent des organischen Gehalts [GV %, 550 °C], des Kalkgehalts mit der Scheibler-
Methode [CaCO3 %] und die prozentuale Korngrößenverteilung mit einem Laser Particle Sizer A22,
Fa. Fritsch.
Für bodenkundliche Erhebungen im Sinne einer Verbreitungskarte wurden neben den Peilstangen-
bohrungen und Rammkersondierungen auch vier Bodenschürfe (B1, B2, B3, B4) abgeteuft (Abb. 18),
welche generell nach bodenkundlicher Kartieranleitung KA-5 (Ad-hoc AG 2005) angesprochen wur-
den.
methoden | 1 3
3.2 Laboruntersuchungen
Am geschlossenen Liner (PE-Rohr) erfolgte die Untersuchung der Kerne auf magnetische Suszeptibi-
lität MS (Magnetisierbarkeit) im Verlauf ihrer Schichten. Hierbei diente der MS2C-Sensor der Firma
Bartington als Untersuchungsgerät. Das Ergebnis sind volumenbezogene Suszeptibilitäten κ, die mit
Hilfe der Trockenraumdichte (DBD) in massenspezifische Suszeptibilitäten χ = κ /DBD, [DBD] = kg/
m3, umgerechnet werden. Erst die χ erlauben quantitative Vergleiche mit tabellierten Suszeptibilitäten
von Sedimentbestandteilen, wie z.B. Wasser, Torfe oder Mineralien. Erhöhte Werte (peaks) der Magne-
tischen Suszeptibilität im Verlauf eines Kerns können Hinweise auf oxidierte Eisenverbindungen geben,
also Rückschlüsse auf ein oberflächennahes oxidierendes Milieu zulassen.
3.2.2 Kerndokumentation
Nach dem Öffnen der Liner, wurden die Kerne fotografiert, die Lithologie beschrieben und mit 10 ml-
(4 ml bei 50 mm-Kernen) Stechzylindern im Abstand von meist 10 cm, für die Pollenanalyse in Teilen
häufig bis 1 cm, beprobt.
Die Stechzylinder wurden gewogen, dann bei 105 °C getrocknet („atro“) und wieder gewogen. Daraus
wurden Wassergehalt w, Rohdichte BD (bulk density) und Trockenraumdichte DBD (dry bulk density)
bestimmt. Die atro Proben wurden dann zwei Stunden im Muffelofen bei 550 °C geglüht und nach Ab-
kühlung im Exsikkator die Glühverluste (GV) nach DIN 38414 bestimmt.
D ichte -
M
w = w *100 [%] mit: Mw Masse des Wassers, MFS Masse der Feuchtsubstanz bestimmung
MFS
M
BD = FS [g/cm3] mit MFS Masse der Feuchtsubstanz, VFS Volumen der Feuchtsubstanz
VFS
M
DBD = TS [g/cm3] mit: MTS Masse der Trockensubstanz, VFS Volumen der Feuchtsubstanz
VFS
Im Anschluss an die granulometrischen Analysen im Labor erfolgte die Ansprache der Bodenarten mit
Hilfe von Triplot, einer Excel-basierenden Software von Graham & Midgley (2000) und nach den
Richtlinien der KA5 (Ad-hoc AG 2005). Die Einteilung der limnischen und telmatischen Sedimente
erfolgte nach den Vorschlägen von Succow (1988, verändert nach Kaiser 2001a). Torfe wurden an-
hand eindeutig erkennbarer Makroreste im Gelände angesprochen (z.B. „Seggen-Torf “).
S edimentt y pen
Sie
Müritz tow
2
MÜR-9
MÜR-3
2 ,5
1
5
tow
10
Sie
Sietow
MÜR-2
Bohrung
Echogramm
Radargramm
Wald
MÜR-1
Abb. 4: Niedermoor
Bohrlokalitäten und Verlauf des GPR-Profils Schilf
(Abb. 15) in der Sietower Bucht. 0 500 m
3.2.5 Kalkgehalt
Eine Vorbestimmung der Kalkgehalte bei den Sondierarbeiten im Gelände erfolgte durch die visuelle
und akustische Beurteilung der Reaktionsstärke von zehnprozentiger Salzsäure (HCl) (KA5 Ad-Hoc-
AG 2005).
Im Labor wurde der Kalkgehalt mit Hilfe der Scheibler-Methode ermittelt. Grundlage für das Mess-
verfahren ist die chemische Reaktion der Carbonate ((CaCO3, MgCO3, CaMg(CO3)2)) mit Salzsäure
(HCl) unter Bildung von CO2. Die verwendete Probemenge richtete sich nach der Reaktionsstärke der
Feldmethode. Das bei der Reaktion freigesetzte Kohlendioxid wird volumetrisch gemessen und unter
Beachtung der Parameter Luftdruck (hPa) und Temperatur (°C) in die entsprechenden CaCO3- Anteile
umgerechnet.
3.2.6 Korngrößenverteilung
Die Untersuchung der Korngröße ist eine elementare Methode zur Beschreibung von Sedimenten. Er-
fasste Korngrößenverteilungen können zum einen zur Interpretation genetischer Fragestellungen beitra-
gen oder zum anderen Hinweise geben auf die physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaf-
ten des Sediments.
Da es sich bei den hier infrage kommenden Sedimenten um überwiegend entweder hochorganische
oder kalkreiche Ablagerungen handelt, musste eine Vorbehandlung erfolgen, die den klastischen Anteil
übrig ließ. Deshalb wurden die Glührückstände aus der Glühverlustbestimmung nach gegebenenfalls
HCl-Behandlung zur Korngrößenbestimmung verwendet. Die Aufbereitung erfolgte durch schonende
methoden | 1 5
Homogenisierung und, aus apparativen Gründen, durch Absiebung der Korngröße >1 mm, die in den
Daten in Gewichtsprozenten ausgewiesen wurden. Die Ermittlung der Korngrößenverteilung erfolgte
mit dem Verfahren der Laserstrahlbeugung am Laser-Partikelsizer Analysette 22 der Firma Fritsch mit
Naß- und Ultraschalldispergierung.
3.2.7 Röntgenfluoreszenz-Analysen
Die Seekerne wurden wie beschrieben in zwei oder mehr teilweise überlappenden Kerntouren erbohrt.
Aus diesen Einzelstücken wurden anhand der Bohrprotokolle, der magnetischen Suszeptibilität, der
chemischen Analysen und der Pollendaten Kompositprofile (Masterkerne) zusammengesetzt, um eine
lückenlose Sedimentabfolge zu erhalten. Im Folgenden wird aus Gründen der Übersichtlichkeit immer
auf die Kompositprofile Bezug genommen: MÜR-1, MÜR-2, MÜR-3 und MÜR-9.
Das Verfahren der Dekompaktion von Sedimentsäulen beruht auf der gesicherten und plausiblen An-
nahme, dass Sedimente je nach (Mikro-)Struktur ihrer Bestandteile von hangenden Lasten unterschied-
lich stark verdichtet werden (kompaktiert) werden. Z.B. zeigt wassergesättigter Torf keine Autokompak-
tion, da der Auftrieb der organischen Substanz in Wasser ungefähr gleich dem Gewicht ist (Rohdichte
BD ≈1), sobald aber spezifisch schwerere Sedimente den Torf überlagern wird Torf sehr stark kompak-
tiert (Wassergehalt >80–90 %). Geschiebemergel zeigt bei Überlagerung dagegen keine Kompaktion, da
er durch die Auflast des Eises bereits maximal verdichtet wurde.
Von Schmedemann (2006) wurde am Institut für Geographie und Geologie der Universität Greifs-
wald ein Programm entwickelt, das diese Dekompaktion für Lockersedimente der in den Müritz-Kernen
vorkommenden Arten am PC durchführt. Das Ergebnis sind Tiefenlagen der Obergrenzen von litholo-
gischen Einheiten zum Zeitpunkt der Ablagerung ohne hangende Sedimente (Abb. 5).
0 0
Organomudde
1 1
Schluff
2 2
Silikatmudde
3 Sand 3
Till
4 4
Abb. 5: Dekompakti-
5 5
on des Kerns MÜR-1
6 6 mit Höhenlagen der
Schichten zur Zeit
7 7
der Ablagerung ohne
8 8 hangende Schichten.
tAkk heute
1 6 | methoden
3.3 Pollenanalysen
Je Probe wurden 2 cm3 Sediment mittels Acetolyse-Methode (Beug 2004) aufbereitet und zur Bestim-
mung der Pollendichte Lycopodium-Sporen in Tablettenform zugegeben (Stockmarr 1971). Einbet-
tung und Auszählung erfolgten in Glycerin, letztere bei 400-facher und erforderlichenfalls bei bis zu
1000-facher Vergrößerung. Einer Auszählung in einem flüssigen Einbettungsmedium wurde der Vor-
rang gegenüber festen Einbettungsmitteln gegeben, weil somit die Pollen in verschiedenen Seitenlagen
untersucht werden konnten, was besonders wichtig bei der Ansprache stark komprimierter und zerknit-
terter Proben aus größeren Entnahmetiefen war. Die Lösungsdauer von Si-Komponenten in Flusssäure
wurde auf 6 Tage beschränkt, um den Anteil von Schwammnadeln (besonders schwer löslich) mit erfas-
sen zu können.
P ollen und Von Proben mit mittlerer bis hoher Pollendichte wurden 300 Baumpollen ausgezählt, bei Proben mit
S poren geringer Pollendichte kamen 200 bzw. bei einem Teil der Proben der spätglazialen Kaltphasen auch nur
100 Baumpollen zur Auszählung. Die parallel zu den Baumpollen auftretenden Strauch- und Nicht-
baumpollen sowie Sporen wurden durchweg auf jeweils 100 Baumpollen bezogen, Parameter mit nied-
rigen Werten erforderlichenfalls 5-fach überhöht dargestellt.
Von den Sporen waren im Profil folgende Arten bzw. Gruppen bestimmbar: Lycopodium annoti-
num und inundatum, Selaginella selaginoides, Huperzia selago, Monolete Polypodiales, Pteridium aquilinum,
Sphagnen, Laubmoose (ohne Sphagnum), Botrychium lunaria und Equisetum sp. Mit ausgezählt wurden
auch im Pollenbild erfassbare Grünalgen, insbesondere Pediastrum-Arten, Scenedesmus-Ketten, Tetrae-
don minimum und ein „Botryococcus braunii-Komplex“. Eine ausschließliche Zuordnung zur fächerförmig
gegliederten Botryococcus braunii ist zurzeit noch unsicher, da ihr im fossilen Zustand auch andere Arten,
insbesondere auch Blaualgen der Gattungen Gomphosphaeria und Synura, ähneln. Die bis zu 16-zelligen
stachelfreien Scenedesmus-Ketten gehören dem ecornis-Typ bzw. dem bijugatis-Typ an.
Zusätzlich wurden auch die Schwammnadeln (Spongien) in das Diagramm aufgenommen, da sie in
vielen Proben das einzige Beweismittel für das damalige Bestehen eines Gewässers bilden. Im Gegen-
satz zum Spätglazial sind Schwammnadelreste in Holozän-Proben dieses Müritz-Kerns nur mit 1 bis 3
Exemplaren je Probe vertreten. Reserven liegen noch in der Mitberücksichtigung gezähnter Cladocera-
Reste. Da bisher zu wenig Erfahrung bei der Ansprache gezähnter fossiler Reste besteht, erfolgte fast nur
die Aufnahme von Alona rustica in das Diagramm.
In das Diagramm gingen außer den Gattungs- und Artprofilen unter anderen folgende weitere Pa-
rameter und Quotienten ein (im Folgenden verwendete Abkürzungen: VA=Vegetationsabschnitte,
PZ=Pollenzonen, BP=Baumpollen, NBP=Nichtbaumpollen, Str=Sträuchern, P+S=Pollen- und Spo-
rensumme):
Z onen -
abgrenzung • Prozentualer Anteil von BP, Sträuchern und NBP an der Summe von BP+Sträuchern+NBP,
• Prozentualer Anteil BP + Str. von BP + Str. + NBP,
• Anzahl der NBP je 100 BP als Kriterium für den Bewaldungsgrad der Landschaft. Hohe Wer-
te dieses Indikators sprechen für fehlende bis geringe und niedrige für geschlossene natürliche
Bewaldung. Die mittleren NBP-Werte pro Vegetationsabschnitt sind in Kapitel 6 zusammenge-
stellt, ebenfalls dort auch die entsprechenden Glühverluste und CaCO3-Gehalte.
• Anzahl der NBP ohne Poaceae und Cyperaceae je 100 BP; diese Werte sind besonders stark
erhöht während der spätglazialen Kälte-Phasen und zu Zeiten starker Nutzung. Diese Kurve
verläuft zwar vorwiegend parallel zur NBP-Kurve, weicht aber vor allem während der Stadiale
von dieser ab (vgl. unter Kurve der Poaceae und Cyperaceae in % aller NBP).
• Poaceae und Cyperaceae jeweils je 100 BP
• Ulmus+Tilia in % von Ulmus+Tilia+Quercus
METHODEn | 17
Abb. 6: Bohrponton
• Ulmus in % von Ulmus+Tilia+Quercus. Ein deutlicher Abfall dieses Parameters im Diagramm-
BOREAS in der
verlauf kennzeichnet im nordostdeutschen Raum oft den Übergangszeitraum zwischen der
Sietower Bucht. (Foto:
Haupt- und Späten Wärmezeit, d. h. zwischen den Pollenzonen VII und VIII.
Sebastian Lorenz)
• Pinus ganze in % von Pinus gesamt. Dieser Wert erlaubt Aussagen darüber, ob die Ablagerung
unter relativ ruhigen atmosphärischen bzw. aquatischen Bedingungen erfolgen konnte oder ob
die Pinus-Pollen einer starken Transportdynamik unterlagen und eventuell gar mehrfach umge-
lagert wurden. Im ersteren Falle liegt der Pinus ganze-Anteil sehr hoch, im letzteren kann er die
30 %-Marke merklich unterschreiten.
• Poaceae und Cyperaceae in % aller NBP. Die Kurve zeigt gewisse Parallelen zu jener der Pol-
len- und Sporendichte. Beide sind in Kältephasen des Spätglazials besonders niedrig und zeigen
in Warm- und Bewaldungsphasen besonders hohe Werte. In ersteren liegt der Poaceae- und
Cyperaceae-Anteil <60 % (zumeist 50–30 %), in Waldphasen >60 %.
Umgelagerte Pollen und Sporen in Proben des Spätglazials kommen als geschlossene Kurven nur in der
Jüngeren Dryas und im Prä-Allerød vor und erreichen vor allem in der Pollenzone I Anteile von mehr als
30 Pollen/Sporen je 100 Baumpollen. Sie lassen sich zwei Gruppen zuordnen. Die erste Gruppe umgela-
gerter Arten ist tertiären und mehrfach auch kreidezeitlichen Alters. Ihr gehören und anderem an: Tsuga,
Pseudotsuga, Cedrus, Taxodiaceae, Liquidambar, Juglans, Carya, Pterocarya, Nyssa und Rhus.
Die zweite Gruppe umfasst Pollen und Sporen (P+S) wärmeliebender Arten quartären, speziell
prä-weichselzeitlichen Alters. Sie dürften fast sämtlich aus den Pollenzonen III bis VI (vgl. Müller
2004, S. 234-237) der Eem-Warmzeit stammen. Für diese Zuordnung spricht außer dem regelmäßigen
Auftreten von Quercus, Tilia, Ulmus, Alnus und Corylus auch das stete Vorkommen von Carpinus, Picea
und seltener auch Abies bei gleichzeitigem Fehlen von Fagus. Die der entsprechenden Diagrammkurve
zugrunde liegenden Werte resultieren aus der Summe der Anteile wärmeliebender Arten, insbesondere
von Gehölzen, und sind demzufolge als Minimalwerte aufzufassen. Diese Pollen fallen als Beimengung in
1 8 | methoden
Spätglazialsedimenten auf. Umgelagert wurde aber auch ein Teil des Blütenstaubs von Pinus und Betula
sowie von einer Reihe von Krautpflanzenarten und Sporenträgern, die nicht in die Kurve aufgenom-
men wurden. Im Spätglazialabschnitt des Diagramms nachgewiesene Arten wie Rhamnus frangula, Ilex
aquifolium, Nymphaea und Nuphar, Typha, Pteridium aquilinum und Osmunda sind mit Sicherheit als
umgelagert einzustufen, wahrscheinlich auch Sphagnen, die zumeist saurere Standorte besiedeln. Beson-
ders hoch ist der Anteil umgelagerten Pollens in der Pollenzone Ia, in der die Charakterarten offener
Tundrensteppen wie Artemisia sp. und Chenopodiaceae mengenmäßig unterlegen sind.
Die benötigten Lycopodium-Tabletten wurden vom Department of Quaternary Geology der Universität
Lund bezogen. Die Tabletten der verwandten Serie enthielten im Durchschnitt 10679 Lycopodium-Spo-
ren. Die Berechnung der Pollen- und Sporendichte (= P+S) erfolgt nach folgender Formel:
Ihre Werte sind am Ende eines jeden Vegetationsabschnitts aufgeführt und deren Durchschnittsbeträge
je Vegetationsabschnitt in Kapitel 6 zusammengefasst.
3.4 Diatomeenanalysen
Der Diatomeen-Aufschluss erfolgte aus Sediment-Einwaagen von jeweils ca. 0,3 g Sediment nach Kalbe
& Werner (1974). Dieses wurde mit 10 ml H2O2 versetzt und 15–20 min im Wasserbad (60–80°C)
unter dem Abzug erhitzt. Es folgte ein zweimaliges Waschen mit jeweils nachfolgender Zentrifugation
(12 min, 4000 min-1). Der letzte Rückstand wurde in 10 ml H2SO4 aufgenommen und mit 1 ml gesät-
tigter KMnO4-Lösung. 10 min gekocht. Die Suspension wurde dann durch tropfenweise Zugabe von
Oxalsäure-Lösung geklärt. Abschließend erfolgte eine mehrfache Waschung bis zur neutralen Reaktion.
Nach Herstellung von Auftropfpräparaten wurden die oxidierten Schalen in Naphrax (nd=1,72) ein-
gebettet. In allen Dauerpräparaten wurden jeweils ca. 300 Schalen gezählt und der prozentuale Anteil
eines jeden Taxons ermittelt. Zur Vermeidung subjektiver Fehler wurde während der mikroskopischen
Analyse der Dauerpräparate mit codierten Proben gearbeitet.
Die Zählungen erfolgten an einem Axiovert 10 (ZEISS) bei 1000facher Vergrößerung (Plan-Apochr
100x/1.4 Ol). Die Bestimmungen erfolgten den Standardwerken: Krammer & Lange-Bertalot
(1986-1991), Lange Bertalot & Metzeltin (1996), Krammer (1997), Krammer (2000-2003) so-
wie Lange-Bertalot (2001).
ter Braak and Prentice (1988), ter Braak and van Dam (1989), ter Braak and Simlauer
(2002); Least Squares, LSq: Yarranton (1969, 1970), Gauch & Chase (1974)). Sehr verbreitet ist
gegenwärtig eine Kombination dieser beiden Verfahren: WAPLS (ter Braak & Juggins (1993), ter
Braak (1995), Birks (1998), Köster et al. (2004)). Der Nachteil dieser Verfahren ist, dass diese im
Wesentlichen normalverteilte Daten voraussetzen. Aus diesem Grunde kommen aktuell zunehmend
parameterfreie Testverfahren (Generalized Linear Models, GLM, z.B. Maximum Likelihood, Mc Cul-
lagh & Nelder (1991)) bei der Erstellung der Transferfunktion zum Einsatz.
Als Referenzgewässer (Eichdatensatz, EDS) stehen verschiedene zur Auswahl. Generell sollte mit
einem EDS gearbeitet werden, dessen geologischen, geochemischen Parameter sowie die Diatomeenver-
gesellschaftungen am besten zu den zu untersuchenden Proben (eines Sedimentkernes) passen. Möglich
ist dabei die Nutzung eines EDS mecklenburgischer Gewässer (Adler & Hübener, unveröff.), eines
EDS aus dem benachbarten Brandenburg (Schönfelder et al. 2002) oder des EDDI-EDS (Europaen
Diatom Database Initiative, Juggins 2003) als Ganzes bzw. seiner Teil-Datensätze. Der EDDI-EDS ist
ein online verfügbarer Datensatz einzelner aus verschiedenen europäischen Regionen (http://craticula.
ncl.ac.uk/Eddi/jsp/) bestehender EDS.
Eine Anwendung dieser Transferfunktionen auf fossile Diatomeen-Vergesellschaftungen ermöglicht
die Abschätzung der jeweiligen Faktoren für den betrachteten Sedimenthorizont. Die vertikale Abfolge
spiegelt die zeitliche Entwicklung der betrachteten Gewässerparameter wider.
Der Nachweis der Passfähigkeit des zu untersuchenden MÜR-2-Profils zu vorhandenen Daten sowie die
Auswahl eines passenden EDS erfolgte mittels einer DCA-Analyse (CANOCO 4.5, ter Braak 2002).
Dabei wird die Lage der Eichgewässer in Abhängigkeit ihrer Artenzusammensetzung und deren jeweili-
gen Häufigkeitswerte in einem multidimensionalen Raum berechnet. Die ersten vier Achsen, die gleich-
zeitig den Großteil der Varianz der Artenzusammensetzung repräsentieren, werden als Plot dargestellt.
In der Nähe bzw. Entfernung einzelner Eichgewässer in dieser Darstellung zueinander widerspiegelt sich
die Ähnlichkeit bzw. Differenz in den Artenzusammensetzungen der jeweiligen Eichgewässer.
Abb. 7: (links)
Lage der MÜR-2
Proben (Müritz:
aufrechte Dreiecke,
M-V: Sterne) in einer
DCA-Matrix aus 429
Proben europäischer
Eichgewässer.
Abb. 8: (rechts)
Lage der MÜR-2
Proben (Dreiecke) in
einer DCA-Matrix
aus 121 Proben euro-
päischer Eichgewässer.
In diese Projektion der Eichgewässer, die die Dimensionen der Achsen bestimmen, werden die zu unter-
suchenden Proben der sieben Seen als passive Proben (ter Braak & Smilauer 2002) hineinprojiziert
(Abb. 7). Über den Vergleich der Lage dieser zu untersuchenden Proben zu denen der Eichgewässer
ist eine Auswahl letzterer möglich. Dieses Subset zeichnet sich durch eine ähnliche Artenzusammen-
2 0 | methoden
setzung aufgrund vergleichbarer Steuergrößen (hpts. Geologie, pH-Regime, Trophie) aus (ter Brake
1995, Racca 2004 a, Hausmann & Kienast 2006).
Die Abb. 7 zeigt einen DCA-Plot aller 429 verfügbarer Eichgewässer (Eddi-MV, ohne Brandenburg)
in Relation zu den passiven Proben des MÜR-2-Kompositprofils. Es fällt die relativ weite Streuung der
MÜR-2-Proben in der Eddi-MV Matrix auf. Der Schwerpunkt liegt im Zentrum dieser Darstellung,
viele der auf den rechten unteren Rand des ersten Quadranten konzentrierten Proben des MV-EDS
zeigen eine deutlich abweichende Lage (=große Differenzen in den Diatomeen-Artenzusammenset-
zungen). Aus diesem Grunde wurde der Datensatz in mehreren Selektionsschritten auf insgesamt 121
Gewässer mit einer ähnlichen Artenzusammensetzung reduziert (Abb. 8). Dieser EDS war Grundlage
für die Berechnung von Diatomeen-TP-Transferfunktionen, sowie die Rekonstruktion des Verlaufes der
Freiwasser TP-Konzentrationen in der Müritz.
Zur Gewinnung absolutchronologischer Daten wurden 21 Proben des Kerns MÜR-2, vier Proben des
Kerns MÜR-9, zwei Proben des Kerns MÜR-3 sowie eine Probe des Kerns KT2-3 vom Großen Schwe-
rin entnommen. Mit einer Ausnahme wurden 1 cm mächtige bulk-Proben eingesetzt, da pflanzliche Ma-
kroreste in den Kernen (außer in den wenigen Torfproben) äußerst selten sind und auch karbonatscha-
lige Organismen nicht durchgängig gefunden wurden. Die Proben wurden nach Standardvorschriften
aufbereitet und mit der AMS- (Accelerator Mass Spectroscopy-) Methode datiert. Gemessen wurde der
nach der Acid-Alkali-Acid-Behandlung (Salzsäure, Natronlauge, Salzsäure) verbleibende Probenrest,
der karbonatfrei sein sollte und keine laugelöslichen Huminstoffe mehr enthält. Nur einmal konnten
pflanzliche Makroreste aus dem spätglazialen Abschnitt des Kerns MÜR-2 als Probe gewonnen werden.
Diese und die Probe vom Kern KT2-3 wurden im Leibniz-Labor der Universität Kiel datiert, alle ande-
ren Proben im AMS-Isotopenlabor der Universität Erlangen/Nürnberg. Alle Proben sind standardmä-
ßig korrigiert und auf Kalenderjahre kalibriert worden.
Abb. 9: Slippen des Pontons BOREAS im Hafen Sietow (v.l.n.r. Dr. Abb. 10: Aufgerüstetes Ponton mit Dreibock zum Ziehen des Bohrgestänges
Hinrich Meyer, Christian Wünsche und Jürgen Becker; Foto: Sebastian (v.l.n.r. Dr. Sebastian Lorenz, Christian Wünsche und Dr. Hinrich Meyer;
Lorenz). Foto: Jürgen Becker).
SEDIMENTOLOGIE | 21
Organischer
Anteil
Minerogener
Anteil
CaCO3 [%]
Ton
Schluff [%]
Sand
Bäume [%]
Sträucher
Kräuter
(upland)
Höhe [m HN]
Sedimentations-
rate [mm/a]
Sedimenttiefe [cm]
Stratigraphie
14C-Daten uncal. BP
Trockenraum-
dichte [g/ml]
SiO2
[%]
Fe2O3
[%]
K2O
[%]
P2O5
[%]
Zr
[ppm]
Mean
mittl.Korngröße [µm]
Magnetische
Suszeptibilität
Sediment-
abschnitte
Vegetations-
abschnitte
Pollenzonen
(Firbas 1949)
0 18 Xc 62,50
9 1617 Xb
15 Xa
50 14 IX
13 VIII/IX
100 8 61,50
12
150 VIII
11
200 5307±56 60,50
7 10
250
6 9
300 VI+VII 59,50
8412±81 5 8
350 8579±66
400 7 58,50
450 4
500 6 V 57,50
550
600 56,50
3 5
650
IV
4
700 10774±84 2 55,50
3
750
850 1
0 0.5 1.0 0 20 40 60 80100 0 20 40 60 80100 0 0,5 1,0 1,5 2 0 25 50 75 0 1 2 3 4 0 0,8 1,6 0 0,48 0 240 0 200 400 -1 0 1 2 0 20 40 60 80100
Kalkmudde Kalk-Silikatmudde Anmoor (Kalk-)Organomudde Organische Bänder (Feinschichtung)
Sedimentabschnitt 3 (660–570 cm): In dieser Phase sinken die Minerogen-Gehalt im Sediment wei-
terhin kontinuierlich ab, sind aber dennoch deutlich erhöht. Eine konstante Zunahme auf maximal 72 %
erfährt das CaCO3, der Glühverlust steigt tendenziell und hat am Ende des Sedimentabschnitts 3 lokale
Maxima von 17 bzw. 13 %. In etwa synchron zu den Minerogen-Gehalten zeigen SiO2, Fe2O3, K2O und
Zr rückläufige Werte. Dieser Trend setzt sich z. T. in Sedimentabschnitt 4 fort.
Sedimentabschnitt 4 (570–360 cm): Der Abschnitt ist durch ausgesprochen homogene Sedimentati-
onsbedingungen und dementsprechend ruhige Kurvenverläufe gekennzeichnet. Dominant ist Seekreide
mit CaCO3 zwischen 80 und 90 %, GV und minerogene Bestandteile (Silikate, Feldspäte etc.) verbleiben
auf sehr geringem Niveau. Die Korngrößen bewegen sich überwiegend im Schluffbereich.
Sedimentabschnitt 5 (360–330 cm): In diesem Abschnitt steigt der GV stark an auf ca. 20 %, zu-
gleich nehmen die Minerogenanteile deutlich zu, dementsprechend zeigt die DBD einen Rückgang auf
< 0,25 g/ml. In diesem Abschnitt liegen an der oberen (8412±81 BP) und unteren (8579±66 BP) Gren-
ze zwei 14C-Daten vor.
Sedimentabschnitt 6 (330–251 cm): Die Sedimentationsbedingungen des oberen Sedimentab-
schnitts 4 kehren wieder.
Sedimentabschnitt 7 (215–180 cm): Die Verlandung setzt ein, der Organogen-Anteil wächst auf
>80 %, die Seekreidesedimentation endet und der Minerogen-Anteil zeigt ein ausgeprägtes Maximum
von 50 % in der Mitte dieser Zone. Etwas zeitlich versetzt folgt eine Sandlage (s. Mean-Kurve). Das
Einsetzen der Torfbildung wurde auf 5307±56 BP unkalibriert datiert.
Sedimentabschnitt 8 (180–15 cm): Ausschließliches Torfwachstum mit zweigeteiltem Verlauf des
Minerogen-Anteils unterhalb (<20 %) und oberhalb (>20 %) 110 cm. Zu Beginn des oberen Abschnit-
tes ist auch ein deutlicher Eintrag von Eisenverbindungen zu vermerken.
Sedimentabschnitt 9 (15–0 cm): Der Abschnitt umfasst die auf einen kurzen Zeitraum beschränk-
te Kalkmudde-Sedimentation und die nachfolgende erneute Verlandung. CaCO3 steigt auf >60 % bei
gleichzeitigem Abfall des GV (<10 %) in der Mitte der Zone, oberhalb kehren sich die Verhältnisse wie-
der um. Der starke Anstieg der magnetischen Suszeptibilität in den jüngsten Lagen ist mit einem Eintrag
von pedogen beeinflusstem Material in Verbindung zu bringen.
Aus der Übertragung des Altersmodells des Kerns MÜR-2 und unter Verwendung der palynologischen
Alter (Kap. 6) ergeben sich Sedimentationsraten, die in Abb. 30 dargestellt sind. Die lokale limnische Se-
dimentation setzt bereits vor der Jüngeren Dryas ein. Die Sedimentationsraten sind in der unteren Kern-
hälfte vergleichsweise hoch und liegen um 1 mm/a. Mit Einsetzen des Atlantikums geht die Rate bis auf
unter 0,5 mm/a zurück. Innerhalb des anfangs langsamer aufwachsenden Verlandungstorfes erreicht die
Sedimentationsrate zwischen ca. 100–50 cm Tiefe noch einmal Werte um 0,9 mm/a. Die jüngsten Kern-
abschnitte sind wiederum durch niedrigere Sedimentationsraten gekennzeichnet, mit einem absoluten
Minimum bei 35 cm Sedimenttiefe.
4.2 Das Litoral der Sietower Bucht – Kerne MÜR-1 und MÜR-3
Der Kern MÜR-1 wurde bei 2,10 m Wassertiefe am südwestlichen Ende der Sietower Bucht erbohrt
(Abb. 4). Er repräsentiert Sedimente des Flachwassers (Litoral) und zeigt eine grobe sedimentologische
Dreiteilung in einen basalen Geschiebemergel bis 717 cm Sedimenttiefe, ein Schichtpaket glazifluvial-
limnischer Sande bis ca. 515 cm Kerntiefe und in einen hangenden Abschnitt eindeutig limnischer Sedi-
mente. Damit repräsentiert dieses Profil sowohl die glazigene Beckenbasis aus Geschiebemergel (W1F?),
die pleni- und spätglaziale dominierend klastische Sedimentation und eine holozäne limnische Sedi-
mentabfolge seit dem Spätglazial. Feinstratigraphisch und anhand der sedimentologischen Parameter
untergliedert sich der Kern MÜR-1 in neun Sedimentabschnitte (Abb. 13).
24 | SEDIMENTOLOGIE
Minerogener
Sedimenttiefe [cm]
Organischer
mittl. Korngröße
CaCO3 [%]
Schluff [%]
Trockenraum-
Suszeptibilität
Stratigraphie
Überhöhung)
Magnetische
dichte [g/ml]
Höhe [m HN]
(plus 5fache
Anteil
Anteil
Sand
Kies
Sediment-
abschnitte
Ton
Mean
[µm]
0 9 59,90
50 8
100 58,90
7
150
200 6 57,90
250
300 5 56,90
350
400 4 55,90
450
3
500 54,90
550
600 53,90
2
650
700 52,90
750
1
800 51,90
0 20 40 60 80 1000,0 0,4 0,8 1,2 1,6 2,0 0 20 40 60 80 1000 360 840 -5 15 35 55 75 95
Kalkmudde Silikatmudde Kalksapropel Geschiebemergel Glazifluvial-limnischer Sand und Kies
Abb. 13: Stratigraphie Sedimentabschnitt 1 (805–717 cm): Dieser Sedimentabschnitt repräsentiert die glazigene Becken-
und sedimentologische basis mit einem kalkreichen, von Schluff und Sand dominiertem Geschiebemergel. Kiesige Beimengun-
Parameter des Kerns gen waren ebenfalls feststellbar. Maximalwerte der Trockenraumdichte verdeutlichen die hohe Dichte an
MÜR-1. der Kernbasis. Die magnetische Suszeptibilität ist mit kappa-Werten um 35 deutlich erhöht und sinkt
erst im Abschnitt 2 auf Werte um 5 ab.
Sedimentabschnitt 2 (717–513 cm): Schwach karbonatische Sande sowie Fein- und Mittelkiese
kennzeichnen diesen Sedimentabschnitt, der genetisch als glazifluvial und glazilimnisch gedeutet wird.
Fein- und Mittelsande unmittelbar über dem Geschiebemergel gehen in grobe Sande und Kiese über.
Sedimentabschnitt 3 (513–420 cm): Dieser Sedimentabschnitt markiert das Einsetzen einer eindeu-
tig limnischen und stets karbonatreichen Sedimentation mit mehreren Schichtwechseln aus Silikat- und
Kalksilikatmudden. Sie zeigen im Vergleich zu den liegenden klastischen Sedimenten erheblich niedri-
gere Trockenraumdichten, enthalten jedoch regelmäßig Sandbeimengungen. Erhöhte siliziklastische Bei-
mengungen zeigen sich auch im Kurvenbild der magnetischen Suszeptibilität. Die Kalkmudde zwischen
485–455 cm erreicht maximale CaCO3-Werte um 70 %.
Sedimentabschnitt 4 (420–365 cm): In diesem Abschnitt setzt die Sedimentation von Kalkmud-
den ein, die erhöhte und in diesem Abschnitt sukzessiv ansteigende Glühverluste (um 7–9 %) und sehr
hohe CaCO3-Gehalte mit Werten zwischen 60–74 % besitzen. Dieser Sedimenttyp setzt sich bis in den
Sedimentabschnitt 7 fort und wird lediglich durch schwankende Minerogen- und Organogen-Gehalte
variiert. In den Kalkmudden lassen sich regelmäßig Rhizom- und Molluskenreste feststellen, die auf eine
benthale und makrophytale Besiedlung hindeuten.
SEDIMENTOLOGIE | 25
Sedimentabschnitt 5 (365–230 cm): Dies ist ein Abschnitt sehr konstanter Sedimentations-bedin-
gungen. So verlaufen die Kurven der Hauptgemenge sehr gleichmäßig mit minimalen Schwankungen
(Glühverlust 5–6 %, CaCO3 75–82 %). Erst am Übergang zu Sedimentabschnitt 6 vervielfacht sich der
minerogene Anteil im Sediment zu Lasten des Kalkgehaltes. Die Mean-Kurve verdeutlicht zugleich den
Wechsel in ein höheres energetisches Milieu mit nun überwiegend sandigen Beimengungen. Der Glüh-
verlust steigt zum Ende ebenfalls leicht an.
Sedimentabschnitt 6 (230–170 cm): Innerhalb dieses 60 cm langen Kernabschnitts ist die Trocken-
raumdichte aufgrund eines größeren siliziklastischen Anteils leicht erhöht, der Kalkgehalt steigt nach
einem Minimum von 30 % bei 226 cm an der unteren Abschnittsgrenze erneut auf hohe Werte um
ca. 80 % an. Auffällig sind Minerogen-Maxima der sandigen Fraktion an der unteren und oberen Ab-
schnittsgrenze, welche sich sowohl in der Mean-Kurve, wie auch in der Suszeptibilität widerspiegeln.
Sedimentabschnitt 7 (170–70 cm): Dieser Abschnitt ist erneut durch weitgehend konstante Sedi-
mentationsbedingungen gekennzeichnet. Dabei verdoppeln sich die organogenen Gehalte der Kalkmud-
den im Vergleich zum liegenden Abschnitt nahezu und verbleiben auf hohem Niveau (9–13 %). Die mi-
nerogenen Anteile verringern sich sukzessive zugunsten eines steigenden Kalkgehaltes. Ton und Schluff
sind die dominierenden klastischen Fraktionen, Sand tritt fast vollständig zurück.
Sedimentabschnitt 8 (70–20 cm): In diesem Kernabschnitt steigen die minerogenen Anteile sprung-
haft an und werden neben Ton und Schluff auch wieder durch Sand repräsentiert. Einem deutlichen Ab-
fall der Glühverluste im Vergleich zu Sedimentabschnitt 7 folgt eine allmähliche Zunahme auf Maximal-
werte von 19–21 % in ca. 30 cm Sedimenttiefe. Kennzeichnendes Merkmal ist der ab etwa 80 cm Tiefe
einsetzende sapropelartige Zustand der oliv- schwarzbraunen Mudden. Zugleich nimmt der Kalkgehalt
sukzessive ab. Mollusken- und Rhizomreste sprechen für eine benthale und makrophytale Besiedlung
des Standorts.
Sedimentabschnitt 9 (20–0 cm): Sedimentabschnitt 1 umfasst die jüngsten 20 cm des Kerns, die
ebenfalls aus kalkreichen sapropelartigen Mudden bestehen. Hier steigen die minerogenen Gehalte und
auch die Trockenraumdichte erneut an, was auch durch die höhere Suszeptibilität verdeutlich wird.
Gleichzeitig vermindert sich der organogene Gehalt im Sediment, der Glühverlust sinkt von 9 % auf
5 %. Im Vergleich zum Sedimentabschnitt 8 erfährt der Kalkgehalt eine deutliche Verminderung von ca.
40 % auf 20 %.
Die Sedimentabfolge und die beschriebene Parameterverteilung erlauben Rückschlüsse auf die
Wasserstandsentwicklung und auf klastische Stoffeinträge aus der Seeumgebung. Rasche Wechsel der
Muddearten und ein hoher minerogener Anteil im Sedimentabschnitt 3 lassen auf ein Gewässerumfeld
mit noch instabilem Relief und/oder schwankende Wasserstände mit einer hohen Sedimentdynamik
schließen. Die konstanten Sedimentationsbedingungen im Abschnitt 5 enden am Übergang zum Sedi-
mentabschnitt 5/6, der durch höhere Minerogenanteile charakterisiert ist. Sie werden als Sedimentum-
lagerungen infolge eines temporär niedrigeren Wasserstandes mit Aufarbeitung im Litoral gedeutet. Die
Abnahme des Minerogen-Anteils in Abschnitt 7 spricht für einen Wiederanstieg des Wasserspiegels und
eine Beruhigung des Sedimentationsgeschehens. Ab Abschnitt 8 ist erneut ein Anstieg des Minerogen-
Anteils erkennbar, der auf eine Dynamisierung der gewässerinternen Sedimentation (größere Ufernähe,
fluviale Einträge über den Kellerbach) wie auch die nutzungsbedingte Destabilisierung des Gewässerum-
feldes hindeutet.
Der Kern MÜR-3 wurde bei 1,10 m Wassertiefe am nördlichen Rand der Sietower Bucht erbohrt
(Abb. 4) und repräsentiert limnische und telmatische Sedimente des Flachwassers, wobei die glazigene
Beckenbasis nicht erreicht wurde (Abb. 14). Das Profil zeigt eine grobe sedimentologische Dreiteilung in
Seekreiden bis 255 cm Sedimenttiefe, in einen Übergangsabschnitt mit Wechsellagerung aus Kalkmud-
den und (teils umgelagertem?) Schilf-Seggentorf bis ca. 130 cm Sedimenttiefe sowie in eine telmatische
Abfolge aus Schilf- und Seggentorf, der eine 5 cm mächtige limnische Sandlage als jüngstes Sediment
aufliegt. Zwei 14C-Daten (Tab. 5) ermöglichen einen groben chronostratigraphischen Vergleich mit den
Kernen MÜR-9 (Verlandungsbereich, Abb. 12) und MÜR-2 (Profundal, Abb. 17). Mit seiner Lage im
26 | SEDIMENTOLOGIE
Flachwasser der Sietower Bucht liefert der Kern MÜR-3 den Nachweis von 185 cm mächtigen ertrun-
kenen Torfen. Unter Einbeziehung der GPR-Profile Sietow-1 und -2 (Abb. 4 und Abb. 3, Echogramm)
kann von einer großflächigen Verbreitung der telmatischen Sedimente ausgegangen werden. Gleichzeitig
wird eine mit Sanden verfüllte Rinnenstruktur innerhalb des Torfkörpers deutlich (Abb. 15). Sie wird als
Verlängerung einer landseitig ansetzenden fluvialen Rinne gedeutet, die bei niedrigeren Wasserständen
des Mittel- und Jungholozäns innerhalb der Sietower Bucht mündete.
Feinstratigraphisch und anhand der sedimentologischen Parameter untergliedert sich der Kern MÜR-3
in sechs Sedimentabschnitte (Abb. 14).
Sedimentabschnitt 1 (474–255 cm): Der erste Sedimentabschnitt ist durch eine homogene Kalk-
mudde-Sedimentation gekennzeichnet. Abschnittsweise zeigen diese eine makroskopisch erkennbare
Feinschichtung. Die Kalkgehalte sind konstant hoch, zumeist über 60 %. Auch organische und minero-
gene Gehalte bleiben stabil bei 7–9 % bzw. 27–29 %. Schluff dominiert vor Sand und Ton in der Korn-
größenverteilung. Bei 395 cm ist ein 1 cm mächtiges Feinsandband erkennbar.
Sedimentabschnitt 2 (255–205 cm): Dieser 50 cm lange Kernabschnitt wird durch sandreiche, ab-
schnittsweise sapropelartige Kalkmudden gekennzeichnet, die auf Flachwasserbedingungen hindeuten.
Zwischen 226–228 cm wurde ein Torfband erbohrt, welches vermutlich aus umgelagertem organogenem
Material besteht (Torfmudde im engeren Sinne). Generell ist der Sedimentabschnitt 2 durch synchron
steigende Organogen- und Minerogengehalte gekennzeichnet. Schluff und Sand stellen die dominie-
rende Kornfraktion dar. Magnetische Suszeptibilität und Trockenraumdichte spiegeln die vermehrten
klastischen Beimengungen wider. Aus 213 cm Sedimenttiefe stammt ein 14C-Datum von 6686±72 BP
(Tab. 7), welches an der organischen Fraktion eines schwach karbonatischen Kalksapropels bestimmt
wurde.
Sedimentabschnitt 3 (205–155 cm): In Sedimentabschnitt 3 setzt sich das Flachwasser-Sedimenta-
tionsmilieu fort, es vollzieht sich bei 185 cm Sedimenttiefe der Wechsel vom limnischen ins telmatische
Minerogener
Organischer
und sedimentologische
CaCO3 [%]
Schluff [%]
Trockenraum-
Suszeptibilität
Höhe [m HN]
Parameter des Kerns
Stratigraphie
Magnetische
dichte [g/ml]
Anteil
Anteil
Sand
Sediment-
abschnitte
Ton
MÜR-3.
14
0 6 60,90
20 27
40
60
5
80
100 59,90
120
140 4922±70 4
160
180 3
200 58,90
220 6686±72 2
240
260
280
300 57,90
320
340
360 1
380
400 56,90
420
440
460
0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100 0 0,4 0,8 1,2 1,6 -1 -0,6 -0,2 0,2 0,6 1
Kalkmudde Schilf-Seggentorf Limnischer Sand und Feinkies
SEDIMENTOLOGIE | 27
Milieu mit der Akkumulation von Schilftorf. Ab hier betragen die Glühverluste ≤90 % und der Kalkge-
halt tritt vollständig zurück. Ton und Schluff sind Hauptkomponenten der minerogenen Bestandteile.
Zugleich wurden die für Torf typischen negativen kappa-Werte gemessen.
Sedimentabschnitt 4 (155–125 cm): Innerhalb dieser 30 cm finden erneut kurzfristige Milieu- und
Sedimentwechsel im Profil statt. Es kommen karbonatische und stark minerogene limnische Sedimente
zur Ablagerung, die zwischen 131–136 cm von einer Schilf-Seggen-Torflage unterbrochen werden. Aus
letztgenannter konnte ein 14C-Datum von 4922±70 BP (Tab. 7) an der organischen Fraktion bestimmt
werden. Sedimentabschnitt 4 und der Beginn des Abschnitts 5 sind durch erhöhte kappa-Werte um 0,6
gekennzeichnet.
Sedimentabschnitt 5 (130–5 cm): Im Sedimentabschnitt 5 dominiert die Sedentation von Schilf-
Seggentorfen, welche schwankende Zersetzungsgrade und Minerogen-Anteile aufweisen. Sehr markant
ist ein stark sandiger Abschnitt zwischen 70–83 cm Sedimenttiefe. Die Glühverluste erreichen für Torf
typische Werte von annähernd 90 %. Ab 30 cm Sedimenttiefe vermindert sich bei rasch ansteigendem
CaCO3-Gehalt der Organogen-Anteil im Sediment. Der Wechsel in limnische Sande, die im hangenden
Sedimentabschnitt 6 dominieren, vollzieht sich bereits zum Ende des Abschnitts 5.
Sedimentabschnitt 6 (5–0 cm): Dieser Abschnitt wird ausschließlich durch limnische Sande der fei-
nen und mittleren Fraktion gebildet, welche die Torfe rezent bedecken. Trockenraumdichte und kappa-
Werte zeichnen die sandige (eisenreiche) Ablagerung nach. Vermutlich erstreckt sich der fossile, nun sub-
aquatische Verlandungssaum etwa 150–200 m ins Beckeninnere und endet abrupt an der 3 m-Isobathe
(Abb. 15, Sietow 2).
Die Entwicklung des Ablagerungsmilieus lässt sich danach folgendermaßen rekonstruieren: In Ab-
schnitt 1 deuten die Feinschichtungen auf ein beruhigtes Ablagerungsmilieu und somit größere Wasser-
tiefen hin. Die Zunahme der organogenen und minerogenen Anteile in Abschnitt 2 belegen eine fort-
schreitende Verflachung am Standort bzw. einen niedrigen Wasserstand. Die raschen Sedimentwechsel
von Seekreide, Kalksapropel und Torf in Abschnitt 3 lassen auf dynamische Akkumulationsbedingun-
gen eines entstehenden Verlandungssaums schließen. Der aufwachsende Torf ist durch abschnittsweise Abb. 15: GPR-Profile
auftretende Minerogen- bzw. Kalksedimentation gegliedert. Insgesamt ist von einem stetig steigenden im Bereich der Sieto-
Wasserstand auszugehen, wobei aufgrund variierender Einflussfaktoren (z. B. Vor- und Zurückweichen wer Bucht offenbar-
des Schilfsaums, dadurch Wechsel in der Windexposition) kurzfristige Sedimentwechsel auftreten kön- ten eine markante
nen. Die ab 30 cm Tiefe auftretende Kalkmudde deutet einen raschen Wasserspiegelanstieg an, die han- Rinnenstruktur im
genden Sande hingegen die nachfolgende Absenkung und die Regression des Ufers. Bereich nordöstlich des
Profils MÜR-3. Zur
Lage der Profile siehe
4.3 Das Profundal der Sietower Bucht – Kern MÜR-2 Abb. 4
Das Profil MÜR-2 wurde in der zentralen Sietower Bucht bei 6,3 m Wassertiefe erbohrt und repräsen-
tiert Sedimente des Tiefwassers (Profundal). Das Profil umfasst eine vollständige Sedimentsequenz vom
ausgehenden Pleniglazial bis in die Gegenwart. Sedimentologisch sind vier Hauptabschnitte im Kompo-
sitprofil zu unterscheiden: 1. bis 1150 cm Sedimenttiefe dominieren silikatische Mudden mit geringen
Karbonat- und Organikgehalten (elf 14C-Daten zwischen 28300 und 9264 BP), 2. bis ca. 960 cm steigen
28 | SEDIMENTOLOGIE
Abb. 16: Etwa 12.900 Jahre alte Tephrapartikel des Laacher-See-Vulkans unter dem Mikroskop. (Fotos: Manuela Schult)
Karbonat- und Organikgehalte deutlich an, die silikatischen Bestandteile gehen um ca. 40 % zurück (drei
14C-Daten zwischen 8201 und 5851 BP), 3. bis 275 cm kommen über einen langen und weitgehend
homogenen Kernabschnitt Kalkmudden zur Ablagerung (CaCO3 50–60 %, GV ≤20 %, Minerogen
20–30 %, sechs 14C-Daten zwischen 6086 und 1861 BP), 4. im jüngsten Hauptabschnitt steigt der
Minerogen-Anteil erheblich an und erreicht Werte um 50 %, zugleich ist der Glühverlust längerfristigen
Schwankungen unterworfen und steigt im Jüngsten bis auf 30 % an (ein 14C-Datum von 1386 BP an der
Basis). Feinstratigraphisch und anhand der sedimentologischen und geochemischen Parameter unter-
gliedert sich der Kern MÜR-2 in elf Sedimentabschnitte.
Geochemisch zeigen sich für das Profil MÜR-2 einige Merkmalskorrelationen: Mn zeigt über das
gesamte Profil steigende Tendenz, Fe dagegen – bis auf die jüngsten Sedimentabschnitte 10 und 11 – fal-
lende Tendenz. In Abschnitt 10/11 deutet dies auf Fe-Verwitterung oder eine Mobilisierung aus genutz-
ten Böden im Gewässerumfeld. So ist Fe mit dem Minerogen hoch korreliert. Mn zeigt eine Verteilung
unabhängig von Kalk, organischer Substanz und Minerogen. Ca und Mg zeigen zwei unterschiedliche
Verteilungsgesetze für Holozän und Spätglazial. Sie sind nur im Holozän negativ korreliert, im Spätgla-
zial liegt keine Korrelation vor. Mg ist demnach ausschließlich an das Minerogen gebunden, das gleiche
trifft für Sr und Rb zu. Das Verhältnis von säurelöslichem Ca (Scheibler) zu Gesamt-Ca (RFA) beträgt
im Holozän meist um 0,95, d.h. ca. 5 % sind in Feldspäten gebunden. Im Spätglazial liegen die Quotien-
ten um 1 oder etwas darüber, d.h. die Karbonate liegen ausschließlich als CaCO3 (Kalk) vor.
Vanadium ist in der Regel an organische Substanz gebunden und liegt im Spätglazial hoch konzen-
triert vor. Dagegen ist im Holozän nur eine ungewöhnlich schwache Korrelation mit dem Glühverlust
zu verzeichnen. Die Korrelation Glühverlust gegen Mn/Fe trifft nur oberhalb von 2,65 m und ohne die
oberste Probe zu.
Organischer
Anteil
Minerogener
Anteil
CaCO3 [%]
Ton
Schluff [%]
Sand
Bäume [%]
Sträucher
Kräuter
(upland)
C-Daten
uncal. BP
14
Sedimenttiefe [cm]
Alter [Jahre cal. BP]
Stratigraphie
Chronozonen
Trockenraum-
dichte [g/ml]
Ca/Fe
SiO2
Fe2O3
K2O
P2O5
Pollenzonen
(Firbas 1949)
Höhe [m HN]
Zn·ZnBG
Mean
Pb·PbBG
Sediment-
abschnitte
0 -50 55
50 11 Xc
169
100 150 54
150
10 Xb
200 53
250
750 1386±40
300 52
350 1861±39
Subatlantikum
400 51
131 9 Xa
450
500 123 50
550 1550
2732±42
8
600 49
IX
650
700 2380 3702±46 48
750
800 7 4485±48 47
VIII
850
4602±56
Subboreal
900 46
6086±76
950 5660
5851±51
1000 45
6 VI
1050 7115±74
VII
8201±69
Atlantikum
1100 7670 44
9220 5
1150 Boreal V 9264±68
10.670 10572±95
1200 Präboreal 193 4 IV 43
11.590 11832±115
1250 Dryas III 3 III 10730±110
14609±146
1300 12.680 LST 42
Allerød 2 II 12656±108
13.350 Dryas II Ic
1350 Bölling Ib 14383±155
13.670 19426±243
Dryas I Ia
1400 13.800 20294±246 41
Meiendorf 1
14.450 20698±295
1450 Pleniglazial
28300±704
ca.15000
LST = Laacher- 0,2 0,4
0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100 0 10 20 30 0 1 2 0 12 24 36 0 2 4 6 8 0 2 4 6 0 20 40 60 80 1 2 3 4 5 0 1 2 3 0 0 20 40 60 80 100
See-Tephra
Sapropel Torf (Kalk-)Organomudde Kalkmudde Silikatmudde/Abschlämm-Massen Schichteinfallen bis 35°
Die durch Meinke et al. (1967) kartierten Terrassenniveaus lassen sich heute nicht mehr einzeln nach- Abb. 18: Geomorpho-
weisen, vielmehr bilden sie einen um den Inselkern geschlossenen Verebnungsbereich. Am Nordufer der logie des Gr. Schwerin
Halbinsel konnten im Bereich des aktiven Kliffs (Profil B4, Abb. 19) stark humose Sande identifiziert und Lage der Profile
werden, welche eine ca. 20 cm mächtige Überdeckung aus limnischen Sanden im Sinne eines Strand- und Bohrungen. (Bild-
walles aufweisen. Eine AMS-Datierung der Humusfraktion aus den stark humosen Sanden unterhalb quelle: GoogleEarth)
des Strandwalls ergab ein 14C-Alter von 655±35 Jahren BP (KIA 30423). Im Hangenden erstreckt
sich ein nahezu horizontal gelagertes Band aus groben Sanden und Kiesen über das gesamte Kliff. Dies
deutet auf veränderte jüngere, dynamische Sedimentationsbedingungen hin. Oberhalb des groben Sedi-
mentbandes befindet sich ein fossiler Humushorizont (IIfAh), welcher dieses teilweise deutlich zu den
anstehenden Strandwallsedimenten abgrenzt.
Die stark humosen Sande im nordwestlichen Teil der Halbinsel (Profil B4) sind bis 0,6 m über dem
rezenten Müritz-Wasserspiegel (ca. 62 m HN) nachweisbar. Ihre Entstehung wird in Zusammenhang
mit einem gewässernahen Versumpfungsmoor vermutet und mit einem Wasserstand in Verbindung ge-
32 | GROSSER SCHWERIN
Abb. 19: Aufschlüsse bracht, der höher als der heutige gelegen haben muss. Kaiser (1998) datiert anmoorige Terrassensande
am aktiven Kliff im bei Klopzow auf 620±70 BP, welche dem Alter der Torfbasis eines Strandwalles nördlich des Prelitz-
Bereich des Nordufers sees mit 665±75 BP entspricht und schließt auf einen mittelalterlichen Anstieg des Müritzspiegels auf
des Großen Schwerins. 65 m HN. Das 14C-Alter der humosen Strandwallbasis am Großen Schwerin mit 655±35 BP zeigt eine
Übereinstimmung mit den Schichtaltern am Südufer der Müritz, so dass sich die Befunde aus den Pro-
filen B3 und B4 vom Großen Schwerin einem phasenhaft steigenden Müritz-Wasserstand zuordnen las-
sen. Die Mächtigkeit der stark humosen Sande zeichnet hierbei spätmittelalterliche Schwankungen des
Müritz-Wasserspiegels zwischen 62–63 m HN noch vor den Auswirkungen des Wassermühlenstaus
nach (vermtl. bis Ende 13. Jh., Kaiser 1998).
Anschließende sukzessiv steigende Wasserstände bewirken, dass größere Abschnitte der Halbinsel in
das Litoral einbezogen werden. Das nahezu horizontale Band (Profil B3) aus groben Sanden und Kiesen
stellt demnach umgelagertes Sediment da, welches das damalige Niveau der Schorre widerspiegelt. Der
begrabene Humushorizont (IIfAh, Profil B3) im Hangenden des grobkörnigen Sedimentbandes deutet
hingegen auf einen zwischenzeitlich verminderten Wasserstand hin, während im Bereich des Profils B4
noch limnische Sande abgelagert werden. Ein mindestens zweiphasiger Anstieg des Seespiegels scheint
demnach evident. Aufgrund einer möglicherweise „additiven Kopplung“ (Kaiser 1998, S.170) von na-
türlichen (klimatische Extremereignisse) und anthropogenen Ursachen (Mühlenstau) kommt es vermut-
lich im 14. Jh. zu einem schnellen Anstieg des Müritz-Spiegels (Kaiser 1998). Die hangenden Sande in
den Profilen am Nordufer des Großen Schwerin verweisen auf einen über 63 m liegenden Wasserstand.
Nach einer anzunehmenden anthropogenen Seespiegelabsenkung vor 1622 AD (Kaiser 1998) erfolgen
im Zuge der Elde-Regulierung und des Baus des Bolter Kanals weitere Absenkungen in den Jahren
1798–1803 und 1831–1837 (Voigtländer 1982) bis auf das heutige Niveau von 62 m HN. Während
dieses Zeitraums fallen die seit dem Mittelalter überfluteten Bereiche des Großen Schwerin trocken. Das
durch den sinkenden Wasserspiegel am Inselkern abradierte Sediment übersandet dabei den nördlichen
Teil der Halbinsel und bildet rezent das anstehende Sediment des Verebnungsbereiches.
P O L L E N A N A LY S E | 3 3
Pollendiagramme aus Seeprofilen (hier MÜR-2) weisen einige Besonderheiten gegenüber Pollendiagram-
men von Moorstandorten (hier MÜR-9) auf, die außer dem Regionalaspekt auch verstärkt die Lokalflora
widerspiegeln. Im oberen Teil des Profils MÜR-2 fehlt eine Lokalflora fast völlig, da Wasserpflanzen in
solchen Seetiefen nicht mehr vorkommen (die meisten von ihnen beschränken sich auf Wassertiefen
<4 m) und zudem weitaus weniger Pollen produzieren als die meisten Landpflanzen. Ihr Blütenstaub
wird per Strömung hauptsächlich in Buchten und in Röhrichtgürteln angereichert. Die Zahl der Pollen
von Wasserpflanzen im Profil MÜR-2 liegt im Durchschnitt unter 3/100 BP. Das Profil MÜR-2 eignet
sich daher hervorragend zu Aussagen über das nähere Seeumland, insbesondere zu dessen Nutzung
und zum Seespiegelverhalten in historischer Zeit. Dieses Profil dürfte des Weiteren die Diskussion zur
regionalen Wald- und Klimaentwicklung bereichern.
Die Pollenanalyse ist das verbreitetste und zugleich ein bewährtes paläobotanisches und biostratigra-
phisches Verfahren zur Ansprache von Milieu und Entwicklungsgeschichte von Sedimentkörpern. Aus
den Analysen lassen sich Aussagen zur Entwicklung von Vegetation, Klima und Wasserhaushalt sowie
zur menschlichen Nutzung ableiten. Zu den bekannten Schwächen dieser Methode gehört, dass die
Pollendiagamme die Vegetation nicht naturgetreu wiedergeben können, sondern stark modifiziert mit
Über- und Unterbetonungen bzw. auch Nichtberücksichtigung von Arten sowie gleichzeitiger Durch-
dringung regionaler und lokaler Vegetationskomponenten. In großen Teilen des Spätglazials kommen
zusätzlich Pollenanteile durch Umlagerung pollenführender älterer Sedimente sowie zum Teil auch
durch äolischen Ferntransport hinzu.
Generell bleibt der Pollen vieler Arten im Sediment nicht erhalten bzw. übersteht die Aufbereitung
nicht. Zum anderen erzeugen Windblütler meist weitaus mehr Pollen, die auch größere Entfernungen
zurücklegen können, als Insektenblütler und große schwere Pollenkörner (z. B. Buche) werden weniger
weit transportiert als kleinere. Pollen von Gewässerarten ist stets besonders stark unterfrequentiert, aber
zum Teil auch von Arten mit zusätzlicher vegetativer Ausbreitungsmöglichkeit. Eine weitere Schwäche
der Pollenanalyse liegt darin, dass die meisten Pollen und Sporen nicht bis zur Art hin bestimmt wer-
den können, zum einen weil die Exine zu stark korrodiert bzw. das Perispor nicht mehr vorhanden ist
und zum anderen aufgrund zu großer anatomischer Übereinstimmung mit anderen Arten. Aus diesem
letzterem Grunde enthält jedes Pollendiagramm sowohl Kurven von Arten als auch von Gattungen und
größeren Einheiten. Alle diese Besonderheiten sind bei der Interpretation von Pollendiagrammen zu
berücksichtigen.
Pollendiagramme werden traditionell in Pollenzonen und/bzw. in Vegetationsabschnitte unterglie-
dert. Im Falle der Müritz-Profile folgen wir für die Pollenzone I (Ia = Älteste Dryas, Ib = Bølling und
Ic = Ältere Dryas) Iversen 1942 und für die Pollenzonen II bis X Firbas 1949 sowie für das Holozän
des Müritz-Umlandes Schoknecht (2002 in Kaiser et al.). Dabei umfasst im Profil MÜR-2 die Äl-
tere Dryas nur 6 Sedimentzentimeter, fällt aber durch einen kurzzeitigen Pinus-Gipfel (trockener?) und
durch die höchsten NBP-Werte des Spätglazials auf. Bølling und Allerød sind also durch einen wohl
kontinentaleren und zumindest winterkälteren Abschnitt voneinander getrennt. In diesem Profil konn-
ten außerdem das ausklingende Pleniglazial (Pollenzone Pl, Vegetationsabschnitt 0) sowie das erstmals
von Menke 1968 beschriebene Meiendorf-Intervall (PZ Mei, VA 1) miterfasst werden.
Die Pollenzone X wird aufgrund siedlungs- und vegetationsgeschichtlicher regionaler Besonder-
heiten dreigeteilt. Die Subzone Xa (1550–750 cal BP) umfasst Buchensteilanstieg und -maximum der
Völkerwanderungs- (VWZ) und Slawenzeit (SLZ), Xb (ca. 750–150 cal BP) den Zeitraum von der
3 4 | P O L L E N A N A LY S E
deutschen Ostkolonisation bis zum Erreichen der Fertilität der massenhaften Kiefernaufforstungen des
19. Jh. und Xc das Zeitalter der Industrialisierung. Dabei wird die Grenze Xb/Xc an der Untergrenze
des jüngsten, durch Aufforstungen bedingten Pinus-Maximums sowie des Beginns des verstärkten An-
baus von Raps/Rübsen, Kartoffeln und Zuckerrüben gezogen. Die Aufforstungen setzten im Gebiet
mehrerenorts schon um 1700 ein, erreichten ihren Höhepunkt jedoch erst zwischen 1830 und 1850
unserer Zeit. Außerdem kann bei stärker lokal geprägten Diagrammen (zum Beispiel in der Nähe von
Siedlungen der Römischen Kaiserzeit) der jüngste Corylus-Peak erst in die Pollenzone IX fallen, wie aus
einem Kesselmoor des Plauer Stadtwaldes beschrieben (Rowinsky & Strahl 2004).
Die paläobotanische Abgrenzung der Pollenzonen der Diagramme MÜR-9 und MÜR-2 vonein-
ander erfolgt anhand der in Tabelle 2 aufgeführten Trennkriterien. Dabei werden für das Spätglazial
Warvenjahre entsprechend Brauer et al. (1999), Litt & Stebich (1999) und Strahl (2005) zugrun-
de gelegt. Über die Hauptmerkmale einschließlich der NBP/100 BP-Werte sowie über die Dauer der
Pollenzonen in Jahren cal BP informiert am Beispiel des Profils MÜR-2 Tabelle 3.
Tab. 2: Kriterien
Grenzen Pollenanalytische Grenzen zwischen Alter in
zur Abgrenzung der
zwischen den Abgrenzungskriterien den Chronozonen Jahren
Pollenzonen in den
Pollenzonen (Warvenjah-
Diagrammen MÜR-9
re o. cal BP)
und MÜR-2 sowie
ihre Zuordnung zu Ausklingendes Vorwiegend umgelagerte Pollen/Sporen > 14450
Chronozonen (für Pleniglazial = mit Pinus-Dominanz und geringerem
das Spätglazial Litt PL NBP-Anteil als in Meiendorf und PZ I,
et al. 2007, für das Tundrenarten/Heliophyten mitvertret.
Holozän Mangerud
PL Meiendorf Pinus-Abfall, Einsetzen der Hippophae- Pleniglazial/Meiendorf 14450
et al. 1974 und eigene
Kurve, Leichter NBP-Abfall, Anteil (PL/MEI)
Daten).
umgelagerter Pollen hoch
Xa mit 5,52–2,84 1550 bis EMW-Fagus-Wald mit Anstieg, Optimum und 9,14
Vwz. 750 nutzungsbedingtem erstem Rückgang von Fagus und
++ Carpinus; durchweg Betula vor Pinus und Alnus vor
Quercus; im unteren Abschnitt Wechsel von Phasen
mit niedrigem und leicht erhöhtem NBP-Wert (<5
bzw. >8), im oberen deutlich erhöht (12–24)
Xa1 5,52–3,25 Anstieg und Maximum von Fagus und Carpinus, 7,0
zeitweilig fast ohne Nutzung
VIII 9,50–6,90 5660 bis Corylus- und Pinus-reicher EMW, ausgedehnte 9,2,
2380 Alnus-Bestände in Niederungen; Alnus vor Quercus, max.
Fagus- und Carpinus-Anstieg auf 5 bzw. 3 %; Ulmus- 14,3
Abfall; einsetzende Nutzung, zunächst Waldweide
und Holzschlag, Mitte und Ende Subboreal Getrei-
deanbau mit NBP-Anstieg auf max. 14,3
VII ges. 10,98–9,50 7670 bis Betula-Pinus-EMW mit hohem Ulmus-Anteil; 6,2
5660 EMW erreicht um 30 %, Corylus fällt auf ø 20/100
BP ab, Alnus schwankt um 15 %
VIIa 10,98–9,64 Anstieg von EMW und Alnus, Corylus-Rückgang auf 6,3
Werte um 20/100 BP
IVc 11,93–11,73 11350 bis Geschlossener Pinus-Betula-Wald bei geringem NBP- 7,8
10670 Anteil
IVb+ 12,05–11,93 11430 bis Betula-Pinus-Wald der PBO mit NBP-Zunahme, 17,2
11350 trocken-kontinental
P O L L E N A N A LY S E | 3 7
IVa 12,23–12,05 11590 bis Pinus-Betula-Wald mit abnehmenden NBP; keine 16,8
11430 Sedimentumlagerungen
III 13,00–12,23 12680 bis Waldtundra bisTundra, starke Zunahme von NBP 29,6
11590 und Sedimentdynamik
IIb ges. 13,28–13,00 13350 bis Betula-Pinus-Wälder, niedrige NBP-Werte, kaum 10,1
12680 noch Umlagerungen
IIb2** 13,22–13,13 Leichte Betula- und NBP-Zunahme auf 33,6 bzw. 13,3
13,3 %; Karbonatanstieg
Ic 13,48–13,42 13540 bis Kraut- bis Waldtundra; Pinus-Peak; nochmals starke 53,0
13350 Sedimentdynamik
Ia 13,98–13,65 13800 bis Krauttundra bei Rückgang der Straucharten und 48,9
13670 starker Sedimentumlagerung; Pinus und Betula fast
gleich stark; Salix-Maximum
Meien- 14,39–13,98 14450 bis Kraut- bis Strauchtundra mit Pioniergehölzen bei 43,7
dorf 13800 weiterhin starker Sedimentumlagerung; Pinus-Abfall
bei Betula- und Salix-Zunahme, Einsetzen und Maxi-
mum der Hippophae-Kurve, Leichter NBP-Abfall
Ende 14,80–14,39 ca. 15000 Dominanz umgelagerter Pollen vor Tundrenarten 48,4
Plenigl. bis 14450 und Heliophyten; Hauptbaumart Pinus; EMW, Car-
pinus, Schwammnadeln und Pediastrum mitvertreten
* Basaler Abschnitt des Jüngeren Allerød, ** Gerzensee-Oszillation um 12890 cal. BP, *** Jüngstes Allerød mit Laacher See-Tephra,
+ entspricht der PBO (Preboreal Oscillation, Rammelbeek-Phase, Piottino, Dryas IV), ++ Vwz.=Völkerwanderung
Die Zahl der von Seen der Mecklenburger Großseenplatte bisher veröffentlichten Pollendiagramme ist
gering. Teile des Spätglazials beinhalten davon nur die Profile Kargowseen (Allerød) und Stinthorst
(Ende Dryas III) von Th. Schoknecht (1996) sowie das im Allerød einsetzende Kurzdiagramm Kra-
kower Obersee II (Hübener & Dörfler 2004). Von letzterem und einem Diagramm von M. Schult
(2004) aus dem Drewitzer See, das ebenfalls im Allerød einsetzt, standen nur Teilinformationen zur
Verfügung. Des Weiteren wurden die Pollendiagramme vom Sternberger See ( Jeschke & Lange
1987), dem Scheidebruch am heutigen Südwestrand des Krakower Sees ( Janke, unveröffentlicht), von
einem Kesselmoor im Plauer Stadtwald (Rowinsky & Strahl 2004) sowie vom Blänck-Bruch-Soll bei
Carpin (Müller 1962) zum Vergleich mit herangezogen.
3 8 | P O L L E N A N A LY S E
Das Pollendiagramm MÜR-9 ist dem gleichnamigen Kompositprofil MÜR-9 zuzuordnen, welches
im nördlichen Verlandungssaum der Sietower Bucht gelegen ist (Abb. 4). Im Unterschied zum Profil
MÜR-2, das vom ausklingenden Pleniglazial bis zur Gegenwart ausschließlich als Seesediment abgela-
gert wurde, setzt das Profil MÜR-9 erst mit der Jüngeren Dryas ein. Dessen Seeentwicklung umfasst nur
den Zeitraum bis zum frühen Subboreal, in dem die Verlandung der Uferzone und somit Vermoorung
einsetzte. Das Moorwachstum dauerte bis zum Einsetzen des auch die Müritz erfassenden Mühlenstaus,
der vom 14. Jahrhundert bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts andauerte. Während dieses Zeitraumes
befand sich das Beprobungsgebiet im Flachwasserbereich der Müritz. Mit zunehmender Dauer und
Gewässerhöhe des Müritzaufstaus nahm die Torfabrasion zu. Sie ist wahrscheinlich die Ursache der
Abtragung der Sedimente der Slawenzeit, denn im Profil fehlt der gesamte Abschnitt des kiefernarmen
Buchenmaximums (siehe VA 15 und 16). Die Aufstauphase führte in ihrem jüngeren Abschnitt (VA17)
erneut zur Sedimentation von Seekreide. Nach erfolgter Seespiegelsenkung im ersten Drittel des 19.
Jahrhunderts begann erneut das Torfwachstum, das jedoch durch Moorentwässerung vor allem im 20.
Jahrhundert zum Erliegen kam und in Torfvermullung mit starkem Substratverlust und Störungen in
der Ablagerungsabfolge überging (VA 18).
Im Unterschied zu MÜR-2 mit vorwiegend regionalen Aussagen zur Vegetation ist das Profil
MÜR-9 ein stärker lokal beeinflusstes Pollenspektrum mit Hinweisen auf die Vegetations- und Becken-
entwicklung in Ufernähe und am Gewässerrand. Es werden bei 88 ausgezählten Proben 18 Vegetations-
abschnitte ausgehalten (Tab. 3), die auf die Pollenzonen III-Xc entfallen. Im Text findet ein verkürztes
Pollendiagramm MÜR-9 mit den Hauptbaumarten und Kulturbegleitern Verwendung (Abb. 20).
kurzcharak - Vegetationsabschnitt 1 (8,72–8,62 m) = PZ III (8,72–7,66 m): Nahezu gleich starke Dominanz von
teristik der Pinus und Betula und noch relativ geringem Schwammnadelanteil (um 10/100 BP) als Differenzierungs-
vegetations - merkmale zu Vegetationsabschnitt 2, beide gehören der Jüngeren Dryas an. Die folgenden Merkmale
abschnitte treffen für Vegetationsabschnitt 1 und 2 zu: Sehr hohe NBP- (in Vegetationsabschnitt 1 29,6 NBP/100
BP) und erhöhte Salix-, Artemisia- und Ericales-Werte, durchgehendes Vorkommen von Juniperus und
Betula nana, in der Regel sehr hoher Sporenanteil vom Laubmoos-Typ, sehr niedrige P+S-Werte und
merkliche Beimengung umgelagerter Pollen und Sporen des Eem und Präquartärs. Die nicht den Cyper-
aceae und Poaceae zugehörigen NBP-Arten erreichen mit 35–50 % den höchsten Anteil des gesamten
Profils. Die meisten Arten dieser Gruppe waren niedrigwüchsig und konnten im Winter (falls mehrjäh-
rig) durch die Schneedecke geschützt werden. Es wird eine Waldtundra-Landschaft für wahrscheinlich
gehalten. Auch holozäne Vegetationsabschnitte (4 und 12) können ähnlich hohe bzw. noch höhere (Ve-
getationsabschnitt 14) NBP-Anteile aufweisen. Gewässerindikatoren sind durchweg vorhanden. Chemi-
sche Parameter: Glühverlust Ø 2,57 %, CaCO3 Ø 18,3 %.
Vegetationsabschnitt 2 (8,62–7,78 m) = PZ III: Betula-reicher Pinus-Wald mit den unter Vege-
tationsabschnitt 1 geschilderten Gemeinsamkeiten. Die NBP/100 BP-Werte erreichen 26,7 bei wei-
terhin hohem niedrigwüchsigem Krautpflanzenanteil. Auffallend sind die auf Vegetationsabschnitt 2
beschränkten sehr hohen Schwammnadelkonzentrationen. Die Grenze zu Vegetationsabschnitt 3 und
zum Präboreal wird bei Beginn zunehmender BP+Str.- und P+S-Werte sowie abfallender NBP-Werte
gezogen. Ein anderer Teil der für die Vegetationsabschnitte 1 und 2 charakteristischen Parameter klingt
erst zu Beginn des Vegetationsabschnitts 3 aus. Gewässerindikatoren sind durchweg vorhanden. Chemi-
sche Parameter: Glühverlust Ø 2,56 %, CaCO3 Ø 16,16 %.
F rühholoz ä n Vegetationsabschnitt 3 (7,78–7,16 m) = Ende PZ III und PZ IV (7,66–5,81 m): Pinus-reiche Betu-
la-Phase mit merklichem NBP-Rückgang (NBP/100 BP = Ø 19,0) sowie entsprechendem Anstieg der
BP+Str-, Pinus ganze- und P+S-Werte. Außerdem erfolgte ein starker Rückgang der Salix-, Laubmoos-
und Schwammnadel-Anteile. Es bestand noch ein relativ hoher Offenlandanteil, wofür sowohl die bis
zum Ende dieses Vegetationsabschnittes erhöhten Artemisia-Werte als auch der erhöhte Nicht-Poaceae-/
Cyperaceae-Anteil unter den Krautpflanzen sprechen. Gewässerindikatoren sind durchweg vorhanden.
P O L L E N A N A LY S E | 3 9
Tab. 4: Übersicht
VA Hauptmerkmale der Vegetatiosnabschnitte (VA) VA-Tiefen PZ PZ-Tiefe
über die Vegetati-
[m] [m)
onsabschnitte des
18 Pinus-Forsten und Ackerbau mit Meliorationen nach 0,07–0,00 Xc 0,07–0,00 Profils MÜR-9 mit
1837, NBPkk Tiefenangaben und
Pollenzonen.
17 Müritz-Aufstau, zunehmende landwirtschaftliche Nut- 0,14–0,07 Xb 0,23–0,07
zung, Pinuskk, Pediastrumkk, Polypideaceaell
12 Pinus-reicher EMW, Alnus vor Quercus, jüngster Corylus- 1,72–1,10 VIII 2,15–1,10
Peak, Nutzungk, BPl
11 Einsetzen der Fagus- und Carpinus-Kurve, Ulmusl, erste 2,15–1,72 VI+VII 4,32–2,15
Nutzungszeiger, BPl
Chemische Parameter: Glühverlust Ø 2,46 %, CaCO3 Ø 25,82 %. Ab jetzt beginnt ein das gesamte Prä-
boreal andauernder Karbonatanstieg.
Vegetationsabschnitt 4 (7,16–6,62 m) = PZ IV: Schneller Wechsel zu einem Betula-reichen Pinus-
Wald mit äußerst hohen NBP-Werten (NBP/100 BP = 27,5), welcher der PBO entspricht (Diskussion
unter 6.4., VA 9, sowie unter 6.5.). Vereinzelt tritt schon Corylus auf. Unter den NBP dominieren erst-
mals die Poaceae zusammen mit den in weitaus geringerer Anzahl vorhandenen Cyperaceae gegenüber
Krautpflanzen anderer Familien. Zu Beginn von Vegetationsabschnitt 4 sprunghafter Anstieg der Pol-
lenproduktion (hohe P+S-Werte). Die hohen Poaceae-Werte könnten als Beleg für einen ab jetzt beste-
henden Röhrichtgürtel angesehen werden. Pediastrum und Tetraedon steigen deutlich an, während der
Schwammnadelanteil weiter sehr stark abnimmt. Chemische Parameter: Abschnitt des Übergangs von
dominierender minerogener zu dominierender CaCO3-Sedimentation bei von 6 auf 10 % ansteigendem
Glühverlust und von 32 auf 56 % weiter ansteigendem CaCO3-Gehalt (Ø-Werte 8,2 bzw. 44,4 %).
Vegetationsabschnitt 5 (6,62–5,81 m) = PZ IV: Weiterhin Betula-reicher Pinus-Wald mit zusätzlich
geringen Anteilen von Ulmus, Quercus und Corylus. Im Unterschied zu Vegetationsabschnitt 4 fallen die
ausgesprochen niedrigen NBP/100 BP (Ø 6,3) und die somit erhöhten BP+Str.-Werte.auf. Des Weite-
ren weist dieser Vegetationsabschnitt besonders in seiner oberen Hälfte weitaus niedrigere P+S-Werte
auf. Sämtliche Gewässerindikatoren sind vertreten, dabei nur noch geringe Schwammnadelanteile. Che-
mische Parameter: Glühverlust und CaCO3 weiter bis auf 80 % ansteigend (Ø 12,47 % bzw. Ø 60,8 %).
Vegetationsabschnitt 6 (5,81–4,32 m) = PZ V (5,81–4,32 m): Lichter Corylus-Betula-Pinus-Wald,
Corylus dabei auf ca. 45 Sträucher/100 BP zunehmend, vereinzelt auch Juniperus. Zur Obergrenze hin
zunehmend treten in geringer Anzahl außerdem Ulmus und Quercus auf. Erneut leichte NBP-Zunahme
(NBP/100 BP = 10,6), vor allem der Poaceae. Letztere können sowohl aus der Krautdecke noch lichter
Wälder als auch von einem Röhrichtgürtel stammen. In der oberen Hälfte tritt erstmals natürlicherweise
Calluna vulgaris auf. Gewässerarten (Pediastrum u. a.) sind repräsentativ mit vertreten. Die P+S-Werte
des unteren Abschnitts liegen recht hoch, die der reichlichen oberen Hälfte jedoch relativ niedrig. Die
Grenze zu PZ VI bzw. Vegetationsabschnitt 7 wird beim Einsetzen der geschlossenen Alnus- und Tilia-
Kurven gezogen. Chemische Parameter: An der Basis Glühverlust auf Ø 7,2 % abfallend, CaCO3 Ø
79,9 % mit Maximalwerten bei 85 %.
Vegetationsabschnitt 7 (4,32–3,56 m) = PZ VI+VII (4,32–2,15 m): Lichter EMW-Betula-Corylus-
Pinus-Wald, in dem pollenanalytisch der Pinus-Anteil immer noch Ø 60 % ausmacht und in dem die
EMW-Komponenten weitaus schwächer und langsamer, als aus dem Älteren Atlantikum bekannt, zu-
nehmen. Auf 100 BP kommen ca. 50 lichtbedürftige Corylus-Sträucher. Nasse Standorte benötigende
Gehölze (Alnus, Fraxinus, Salix) sind im Seeumland erst sehr untergeordnet mit vertreten, zumal auch
Moore noch fehlten. Die NBP/100 BP-Werte liegen mit 8,92 nur wenig niedriger als in Vegetationsab-
schnitt 6 und dürften ähnlichen Standorten entsprechen. Es erfolgt ein Ansteigen der Pediastrum- und
Botryococcus-Typ-Werte, was aus der Trophie-Zunahme resultieren dürfte. Weitere Merkmale sind ho-
her Ulmus-Quotient, niedrige P+S-Werte und das natürliche Vorkommen von Calluna vulgaris. Chemi-
sche Parameter: Glühverlust Ø 8,06 %, CaCO3 Ø 77,05 %.
Vegetationsabschnitt 8 (3,56–3,40 m) = PZ VI+VII: Lichter EMW-Betula-Pinus-Corylus-Wald mit
dem Corylus-Maximum des gesamten Profils (70 Sträucher/100 BP). Die NBP/100 BP-Werte steigen
von 7,7 nahe der Basis auf 16,5 nahe der Obergrenze (Ø 12,1). Die meisten Parameter – auch die che-
mischen - verhalten sich gegenläufig zu jenen der benachbarten Vegetationsabschnitte, darunter auch
Gehölzarten wie Pinus, Betula, Quercus und Ulmus. Alnus nimmt weiterhin schwach zu. Während der
Ulmus-Quotient und der BP+Str.- sowie der Pinus ganze-Wert abnehmende Werte aufweisen, nehmen
die NBP-, Pediastrum-, Botryococcus-Typ- und P+S-Werte leicht zu. Chemische Parameter: Kurzzeitig
starke Zunahme sowohl des Glühverlusts als auch des mineralischen Anteils auf Kosten des Karbonat-
gehaltes: Glühverlust Ø 31,3 %, CaCO3 Ø 37,75 %.
Vegetationsabschnitt 9 (3,40–2,43 m) = PZ VI+VII: EMW-Corylus-Betula-Pinus-Wald bei stetig
zunehmendem Alnus-Anteil im Gewässerumland. Letztere steigt von 3,5 auf 19 % im oberen Drittel an
und erreicht ab Vegetationsabschnittsmitte höhere Werte als Quercus. Corylus fällt von 50 auf 20/100 BP
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ab. Die NBP/100 BP-Werte erreichen mit nur Ø 5,95 die niedrigsten NBP-Mittelwerte des gesam-
ten Profils, was auf eine geschlossene dichte Bewaldung schließen lässt, wobei Alnus und Corylus ihre
höchsten Anteile in Seenähe erreicht haben dürften. Der Ulmus-Quotient zeigt wieder sehr hohe Werte.
Auffallend sind die schnell ansteigenden bzw. zum Vegetationsabschnittsende wieder steil abfallenden
P+S-Werte, die in der Vegetationsabschnittsmitte die höchsten Werte in diesem Diagramm erreichen.
Die Algen zeigen weiterhin leicht erhöhte Anteile. Chemische Parameter: Glühverlust an der Basis mit
17,25 % noch erhöht, sonst um 7,4 (Ø 10,67) und an der Obergrenze erneut steil zunehmend, CaCO3
schnell wieder ansteigend von 61,8 auf 82,2 % (Ø 74,3) und an der Obergrenze abrupt abfallend.
Vegetationsabschnitt 10 (2,43–2,15 m) = PZ VI+VII: Phase eines Wasserspiegeltiefstandes und
anschließend beginnenden Wiederanstieges zumindest des Grundwasserspiegels. Dem Zeitraum des
Wasserspiegeltiefststandes entspricht kurzzeitig ein extrem starker Rückgang der P+S-Werte, die noch
innerhalb des Vegetationsabschnitts 10 sehr steil wieder ansteigen. Dieses P+S-Minimum wird also von
zwei Phasen extrem hoher P+S-Werte umgeben. Es bestand ein Corylus-EMW-Pinus-Wald mit letzt-
malig hohen Ulmus-Werten innerhalb der EMW-Komponenten (= letztmalig hohe U-Quotienten). Da-
bei erfolgt eine Zunahme von Pinus bis auf max. 54 % der BP bei gleichzeitigem Rückgang von Betula.
Alnus bleibt bei nur max. 18 % weiter vor Quercus. Es fehlt noch jegliche ackerbauliche Nutzung, die
NBP/100 BP-Werte bleiben weiterhin niedrig (Ø 7,3). Die Algen-Kurven bleiben weiterhin kräftig und
es setzt eine zunächst erst leichte Zunahme der Polypodiales-Kurve ein. Chemische Parameter: Glüh-
verlust von ca. 30 auf ca. 65 % an der Obergrenze ansteigend (Ø 45), CaCO3 von 13 auf 0 % nahe der
Obergrenze abfallend (Ø 7,2 %). Kurzzeitige Zunahme des Minerogenanteils auf bis zu 45 %. Daraus
wird geschlossen, dass der Übergang von einem Seestandort zu einem blänkenreichen Moorstandort als
Folge der Buchtabriegelung durch einen Strand- bzw. Eisschubwall erfolgte.
Vegetationsabschnitt 11 (2,15–1,72 m) = PZ VIII (2,15–1,10 m): Pinus-reicher EMW mit relativ
hohem Corylus-Anteil (bis zu 28 Sträucher/100 BP) und deutlich erhöhten Tilia-Werten (nutzungsbe-
dingt?), wobei der Kiefernanteil gegenüber dem Atlantikum sehr stark zurückgeht. Des Weiteren tritt
Fraxinus erstmals stärker auf und erreicht in den VA 11 und 12 die höchsten Anteile innerhalb des ge-
samten Profils. Alnus ist etwas stärker als Quercus vertreten, was für ausgedehnte Feuchtareale im nähe-
ren Umland als Folge zunehmender Vermoorung der Seerandgebiete spricht. Der Ulmus-Anteil nimmt
gegenüber dem Atlantikum leicht ab, der Ulmus-Quotient jedoch aufgrund der Eichen- und Linden-
Zunahme innerhalb der EMW-Komponenten weitaus stärker.
Dieser Vegetationsabschnitt ähnelt weitgehend dem VA 12, er wurde von diesem vor allem abge-
trennt, um den starken Abfall der Pediastrum-Kurve im mittleren Teil des Subboreals (= an der Ober-
grenze von Vegetationsabschnitt 11) auf Werte nur noch wenig über Null hervorzuheben. Es erfolgt der
Übergang zu einem terrestrischen Nassstandort mit Alnus-Dominanz mit zunächst noch bestehenden
See-beeinflussten Blänken. Mit diesem Übergang verbunden ist ein Anstieg der Polypodiaceae und Laub-
moose als Nassstandorts-und Verlandungszeiger. Erstmals ist Getreideanbau im Profil und wahrschein-
lich auch Waldweide mit erstmals auch höheren Kulturbegleiter-Werten nachweisbar. Im unteren Teil
erreichen die NBP/100 BP-Werte nur im Mittel 7,6, im oberen bei agrarischer Nutzung um 19,4 (Ø
13,5). Im unteren Teil erscheinen letztmalig äußerst hohe P+S-Werte, die im oberen Teil stark abfallen.
Chemische Parameter: Glühverlust Ø 79,14 %, CaCO3 fehlt.
Vegetationsabschnitt 12 (1,72–1,10 m) = PZ VIII: Pinus-reicher EMW mit jüngstem Corylus-Gip-
fel gegen Ende dieses VA (bis zu 44,5 Haselpollen je 100 BP) und bei erhöhtem Offenlandanteil. Alnus
ist nach wie vor etwas stärker als Quercus vertreten, Fagus und Carpinus kommen ab jetzt in geringen An-
teilen regelmäßig vor. Die NBP/100 BP-Werte erreichen im Mittel 23,0 und steigen zur Zeit des Hasel-
Peaks auf 30,2 an. Analog wie in Vegetationsabschnitt 11 sind Tilia und letztmalig Ulmus innerhalb des
EMW stärker mitvertreten, sind jedoch – analog wie schon in Vegetationsabschnitt 11 – gegenüber de-
nen des Atlantikums erniedrigt. Der Getreide-, Plantago-, Rumex- und Calluna-Peak in der oberen Hälfte
dieses Vegetationsabschnitts werden der Urnenfelderbronzezeit zugeordnet. Vor allem der erhöhte Co-
rylus-Anteil sowie auch die eine landwirtschaftliche Nutzung belegenden Parameter sprechen für einen
merklichen Offenlandanteil, wahrscheinlich auch die besonders stark angestiegenen Poaceae-Werte. Die
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Algen-Parameter erreichen seit Beginn dieses Vegetationsabschnitts nur noch geringe Beträge, während
andererseits Polypodiaceae und Laubmoose und die leicht angestiegenen Cyperaceae auf fortschreitende
Verlandung hinweisen. Seit Beginn dieses Vegetationsabschnitts werden bis zur Gegenwart keine hohen
P+S-Werte mehr erreicht. Chemische Parameter: Glühverlust Ø 89,4 %, CaCO3 fehlt.
Vegetationsabschnitt 13 (1,10–0,81 m) = PZ IX (1,10–0,32 m): Dieser Zeitraum ist durch Pi-
nus-Dominanz bei gleichzeitig erfolgendem Rückgang aller Gehölzarten einschließlich Corylus gekenn-
zeichnet. Er dürfte aufgrund seiner hohen BP+Str.- und Pinus ganze-Werte sowie der sehr niedrigen
NBP-Werte (NBP/100 BP = 8,6) bei fehlendem Getreideanbau der Eisenzeit entsprechen, die im Mü-
ritz-Raum äußerst dünn besiedelt war. Leicht erhöhte P+S-Werte unterstützen diese Annahme. Nächst-
wichtige Gehölzarten sind Alnus und Quercus, die im Diagramm in etwa gleich stark vertreten sind. Der
kräftige Corylus-Abfall erfolgt an der Grenze von der Urnenfelderbronzezeit zur Eisenzeit. Der Bewal-
dungsgrad ist gegenüber den angrenzenden Vegetationsabschnitten merklich erhöht und erreicht fast die
für nutzungsfreie Zeiträume typischen hohen Werte. Dabei trat die Kiefer als Erstbesiedler freier Flä-
chen auf. Erstmals sehr hohe Polypodiales-Werte bei nur noch vereinzelt auftretenden Gewässerzeigern
sprechen dafür, dass dieser Raum – abgesehen von gelegentlichen Überflutungen – vollhydromorph-
terrestrisch geworden ist. Chemische Parameter: Glühverlust 87,26 %, CaCO3 fehlt.
Vegetationsabschnitt 14 (0,81–0,32 m) = PZ IX: Dieser VA beginnt mit einem kurzen Quercus-
und Alnus-Peak, eichenreiche Wälder haben offensichtlich den Wiederbewaldungspionier Kiefer abge-
löst. Den Hauptteil von VA 14 charakterisiert jedoch ein mehrfacher Häufigkeitswechsel innerhalb der
meisten Hauptparameter, wahrscheinlich als Folge zeitweiser Nutzungseingriffe während der Römi-
schen Kaiserzeit. Diese Schwankungen treten vor allem in den Pinus-, Betula-, Alnus- und NBP-Kurven
einschließlich Getreide auf. Auch Fagus und Carpinus bei immer noch relativ niedrigen Anteilen machen
die Oszillationen mit, ebenso Corylus bei letztmalig noch leicht erhöhten Werten. Alnus und vor allem
Quercus gehen im Verlaufe dieses VA stark zurück und erreichen weiter oberhalb ähnlich hohe Werte
nicht mehr. Getreideanbau und Weidewirtschaft, letztere über Plantago-Arten, sind nur zeitweise und
dann auch nur in relativ geringer Quantität nachweisbar. Zumeist niedrige BP+Str.- sowie Pinus ganze-
Werte sprechen ebenso wie die NBP/100 BP-Werte (37,6) für eine weitaus waldfreiere Landschaft als
zur Eisenzeit, wobei letztere vor allem auch aufgrund hoher Poaceae- und Cyperaceae-Werte erreicht wer-
den. Trotz deutlichen Rückgangs gegenüber den angrenzenden Vegetationsabschnitten treten noch rela-
tiv hohe Polypodiaceae-Werte bei gleichzeitiger Zunahme von Sporen des Laubmoos-Typs auf. Erstmals
seit dem Spätglazial werden wieder sehr niedrige P+S-Werte erreicht, die bis zur Sedimentoberfläche in
etwa dieser Höhe verharren. Chemische Parameter: Glühverlust 77,8 %, CaCO3 fehlt.
Vegetationsabschnitt 15 (0,32–0,23 m) = Vwz? der PZ Xa, (0,32–0,23): VA mit geschlossener Be-
waldung bei Zunahme des Pinus-Anteils auf 60 % bei sehr niedrigen Corylus- und NBP-Werten und
fehlendem Getreideanbau (NBP/100 BP = 13,0). Unter den Baumarten folgen Alnus vor Quercus und
Salix. Die hohen BP+Str.- und Pinus ganze-Werte sprechen ebenfalls für mehr oder weniger geschlos-
sene Bewaldung, der äußerst hohe Polypodiales-Anteil sowie die hohen Anteile von Alnus und Salix für
einen farnreichen (Thelypteris palustris über Perispor-Befunde mit nachgewiesen) Erlenbruchwald am
Beprobungsstandort. Dieser Abschnitt entspricht eventuell der Völkerwanderungszeit, worauf außer
den niedrigen NBP-Werten vor allem die hohen BP+Str.- und Pinus ganze-Werte hinweisen. Die hohen
Polypodiaceae-Werte sprechen für einen zunehmend landfest werdenden Moorstandort. Weiterhin sehr
niedrige P+S-Werte. Chemische Parameter: Glühverlust 82,75 %, CaCO3
Vegetationsabschnitt 16 (0,23–0,14 m) = PZ Xb 0,23–0,07 m): Zwischen VA 15 und diesem be-
findet sich ein mehrere Jahrhunderte währender, fast das gesamte Fagus-Maximum der Slawenzeit mit
seinen nur niedrigen Pinus-Werten umfassender Hiatus. In diesem VA dominieren schon Pinus-Anteile
zwischen 55 und 75 %. Derart hohe Werte treten im jüngeren Holozän nur zwischen Deutscher Ost-
kolonisation und Gegenwart auf. Nur eine Probe (bei 18,5 cm u. Flur) weicht vom Gesamtspektrum
ab. Diese zeigt ein Pollenspektrum, das für jungslawenzeitliche Rodungsinseln mit Weidewirschaft und
kleinräumiger Beackerung typisch sein könnte. Diese eine Probe fällt auf durch ihren relativ niedrigen Pi-
nus-Anteil, durch auffallend hohe Quercus-, Tilia-, Alnus- und Betula-Werte, Fagus- und Carpinus-Werte
um je 4 % sowie durch einen erhöhten Besatz von NBP inklusive Plantago lanceolata.
Organ. Anteil
Kalk
Minerog. Anteil
BP
Sträucher
NBP
Alnus
Pinus
Betula
Fagus
Carpinus
Quercus
Tilia
Ulmus
Corylus
Getreidearten
ohne Secale
Secale
Kulturbegleiter
Pediastrum
gesamt
Vegetations-
abschnitte
Pollenzonen
(FIRBAS 1949)
Höhe [m HN]
0 18 Xc 62,50
1617 Xb
15 Xa
14 IX
100 13 VIII/IX
61,50
12
VIII
200 11
60,50
10
9
300 59,50
VI+VII
8
400 7 58,50
500 6 V 57,50
600 56,50
5
IV
4
700 55,50
3
800 54,50
2 III
1
0 20 40 60 80100 0 25 50 75100 0 30 60 90 0 16 32 48 64 0,01,02,03,04,05,0 0,00,10,20,30,40,5 0 5 10 15 20 25 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 0,0 2,4 4,8 7,2 0 10 20 30 0 20 40 60 80 0,0 2,0 4,0 6,0 0,0 2,0 4,0 6,0 0,02,55,07,510,0
12,5 0 8 16 24 32
Aufgrund des sehr hohen Pinus-Gehaltes fast aller Proben wird dieser VA schon der Pollenzone Xb
zugeordnet, und zwar dem Zeitraum des Einsetzen des Müritz-Aufstaus und direkt danach (VA 25
im Profil MÜR-2). Der fehlende Bereich des Sedimentkörpers von MÜR-9 wurde wahrscheinlich in
der Anfangsphase des Müritz-Aufstaus abgetragen bzw. umgelagert. Dafür spricht – ausgenommen die
obersten Proben – das noch fast völlige Fehlen von Algen und Schwammnadeln, deren eutrophierungs-
bedingte Zunahme erst im VA 17 nachweisbar ist. Im Profil MÜR-2 entspricht die in MÜR-9 fehlende
Sedimentsäule einer Seekreidemächtigkeit von ca. 2,5 Metern.
Weiter fällt auf, dass Alnus hinter Quercus zurückfällt. Die Ursache dafür liegt – analog MÜR-2, VA
25 – darin, dass der Lebensraum der Erle durch den Überflutungsprozess, der bis an den Klifffuß reichte,
verloren ging. Getreideanbau fand nur vereinzelt statt. Die P+S-Werte sind nach wie vor niedrig. Die
NBP/100 BP-Werte sind stark schwankend zwischen 13,3 an der Obergrenze und 47,8 in der Probe
18,5 cm. Die generell relativ hohen NBP-Werte resultieren aus hohen Poaceae- und Cyperaceae-Wer-
ten. Parallel dazu tritt letztmals ein äußerst hoher Polypodiales-Anteil auf, der an der Obergrenze dieses
Vegetationsabschnitts abrupt zurückgeht. Es handelt sich um das aufstaubedingte Ende des bisherigen
Torfwachstums. Chemische Parameter: Glühverlust Ø 74,65 %, CaCO3 außer an Obergrenze (3,6 %)
fehlend.
Vegetationsabschnitt 17 (0,14–0,07 m) = PZ Xb: Dieser Vegetationsabschnitt umfasst den jünge-
ren Teil des Zeitraums zwischen Aufstaubeginn und erster Absenkung des Müritz-Spiegels um ca. 1800
AD. Er ist durch sehr hohe NBP- und Pinus-Werte gekennzeichnet sowie durch das erstmalige Auftre-
ten so hoher Getreidewerte, wie sie in der Regel erst für die Zeit nach der Deutschen Ostkolonisation
typisch sind. Dabei unterliegt der NBP-Anteil großen Schwankungen zwischen solchen über 34/100
BP an der Basis, in der Mitte sowie am oberen Ende des Vegetationsabschnitts, während dazwischen
Werte von 23,7 und 15,4 auftreten (Ø 29,4/100 BP). In der unteren Hälfte dieses Vegetationsabschnitts
werden kurzzeitig Fagus-Werte von bis zu 5 %, die höchsten des gesamten Profils, erreicht. Analog dem
Diagramm MÜR-2, Vegetationsabschnitte 25 und 26, weist dieser VA ebenfalls einen sehr starkem
Rückgang von Alnus und sehr hohe Pinus ganze- sowie BP+Str.-Werte während der Aufstauphase der
Müritz auf. Letztere wird außer durch hohe CaCO3-Werte auch durch die extrem starke eutrophie-
rungsbedingte Zunahme von Pediastrum sp., Botryococcus-Typ, Tetraedon sp. und von Schwammnadeln
speziell in diesem VA belegt. Sehr niedrige P+S-Werte. Chemische Parameter: Beide unterliegen star-
ken Schwankungen. Der Glühverlust (Ø 22,8 %) schwankt zwischen 46 % an der Basis und 32 % an der
Obergrenze sowie nur 9,5 % im Mittelbereich. Gegenläufig verlaufen die CaCO3-Werte (Ø 49,7 %) mit
bis zu 76 % im mittleren Bereich und nur 14 % an der Basis.
Vegetationsabschnitt 18 (0,07–0,00 m) = PZ Xc (0,07–0,00 m): Dieser Vegetationsabschnitt ist
infolge meliorativer Maßnahmen nur bruchstückhaft und in gestörter Lagerung erhalten. Er wurde vor
allem aufgrund des sehr starken Rückgangs von Algen, Cladocera und Schwammnadeln getrennt aus-
gewiesen, der als Folge der Müritz-Absenkung und Wiedermoorwerdung nach ca. 1820 u. Zeit zu in-
terpretieren ist. VA 18 weist den höchsten NBP- (53,1/100 BP) und Kulturbegleiter-Besatz sowie den
niedrigsten BP-/Str.-Anteil des gesamten Profils auf. Der hohe Kulturbegleiter-Anteil spricht für eine
noch relativ extensive agrarische Nutzung. Die Pinus-Dominanz der beiden vorangegangenen Vegetati-
onsabschnitte schwächt ab zugunsten von Salix, Quercus und Betula. Des weiteren fallen ein kurzzeitiger
Laubmoostyp-Peak und besonders niedrige P+S-Werte auf. Chemische Parameter: Glühverlust von
41,7% auf 57,1 % ansteigend (Ø 51,4 %), CaCO3 von 30 auf 20 % abnehmend (Ø 23,7 %).
Das Pollendiagramm MÜR-2 ist dem gleichnamigen Kompositprofil MÜR-2 (Abb. 4) zuzuordnen und
stellt das erste Seen-Pollendiagramm aus dem Gebiet der Großseenplatte dar, welches den gesamten
Zeitraum vom ausklingenden Pleniglazial bis in die Zeit um 2000 u. Z. umfasst. Es basiert auf 297
ausgezählten Proben. Davon entfallen 84 Proben auf den Zeitraum vom ausklingenden Pleniglazial bis
P O L L E N A N A LY S E | 4 5
zum Ende der Jüngeren Dryas. Im Text findet ein verkürztes Pollendiagramm MÜR-2 mit den Haupt-
baumarten und Kulturbegleitern Verwendung (Abb. 20).
Bei der Charakterisierung der 30 Vegetationsabschnitte zwischen Meiendorf-Intervall und Gegenwart K urzcharak -
sowie 10 Pollenzonen des Pollendiagramms MÜR-2 wird vor allem auf die sich von den Nachbarab- teristik der
schnitten unterscheidenden Besonderheiten eingegangen, während gleich bis ähnlich bleibende Para- vegetations -
abschnitte
meter nicht bei jedem Abschnitt miterwähnt werden. Aufgrund der noch relativ geringen Anzahl von
Spätglazial-Profilen werden anschließend die Vegetationsabschnitte des Spätglazials ausführlicher be-
schrieben als die holozänen Alters. Das ausklingende Pleniglazial wurde als Vegetationsabschnitt 0 auf-
genommen.
Vegetationsabschnitt 0 (14,80–14,39 m) = Ausklingendes Pleniglazial (14,80–14,39 m): Diesen A usklingendes
Abschnitt kennzeichnen ein hoher NBP-Anteil (Ø 48,35 NBP je 100 BP), der an der Grenze zum Mei- P leniglazial
endorf-Intervall auf 65 NBP ansteigt, Pinus-Vorherrschaft unter den BP sowie Dominanz umgelagerter
Pollen gegenüber Arten der zeittypischen Tundren-/Steppentundrenvegetation mit Artemisia, Chenopo-
diaceae, Ericales u. Sedum-Typ kennzeichnen diesen Zeitraum. Letztere sind infolge des hohen Anteils
umgelagerter BP und Krautpflanzen – vor allem wohl aus dem Eem – mengenmäßig unterdrückt und
somit anteilig zu schwach vertreten. Salix, Juniperus und Cyperaceae als typische Lokalarten treten hinge-
gen schon stärker hervor. Die Cyperaceae und im obersten Bereich auch die Poaceae erreichen auffallend
hohe Werte. Sporen vom Laubmoos-Typ kommen erst untergeordnet vor, und die P+S-Werte sind äu-
ßerst niedrig. Speziell der hohe Pinus-Anteil könnte auch durch äolischen Ferntransport mitverursacht
sein. Die niedrigen Pinus ganze-Werte sprechen für stärkere mechanische Beanspruchung der Pollen und
das Vorkommen von Schwammnadeln und Pediastrum – falls nicht umgelagert – für ein belebtes Ge-
wässer. Der hohe Anteil umgelagerter Komponenten spricht für einen zumindest zeitweise starken Se-
dimenteintrag durch Sedimentauswaschung bzw. -umlagerung. Dasselbe Pollenbild aus dem ausklingen-
den Pleniglazial ist bisher auch von einem Pollendiagramm (Lampe & Janke 2002) aus der Südlichen
Althäger Sandmulde (Fischland) bekannt. Der von de Klerk (in: de Klerk et al. 2001) beschriebene
Reinberg-Horizont konnte von uns nicht erfasst werden; vielleicht waren unsere Beprobungsabstände
dazu zu weitständig. Chemische Parameter: Glühverlust zwischen 2,2 und 3,2 (Ø 2,74 %), CaCO3 zwi-
schen 17,5 und 22,7 % schwankend (Ø 19,3 %).
Vegetationsabschnitt 1 (14,39–13,98 m) = Meiendorf-Intervall (14,39–13,98 m): Diesen Vegeta- M e i e n d O RF
tionsabschnitt kennzeichnet nach schnellem Anstieg auf maximal 19,8/100 BP das einzige Hippophae-
Maximum des Profils bei stetem Pinus-Rückgang zu Gunsten von Betula bei weiterhin hohem Salix-
Anteil (zwischen 9 % im Zentralbereich und maximal 23 %). Die NBP/100 BP-Werte liegen mit Ø 43,7
niedriger als in den beiden angrenzenden Vegetationsabschnitten und enthalten einen beachtlichen An-
teil tundren-/tundrensteppenspezifischer Arten. Unter ihnen ist Artemisia jedoch weiterhin nur gering-
fügig mitvertreten. Das BP-Bild kennzeichnet eine abnehmende Pinus-Dominanz mit Zunahme von
Betula. Die Anzahl umgelagerter Wärme liebender Pollen erreicht immer noch >20 Pollen/100 BP, was
nach wie vor von stärkerer Sedimentzufuhr in das Müritz-Becken zeugt. Dafür sprechen auch die in der
unteren Hälfte besonders niedrigen Pinus ganze-Werte. Des Weiteren treten regelmäßig Schwammna-
deln und Pediastrum auf, ab jetzt ist außerdem Alona rustica regelmäßig vertreten. Der Anteil der Spo-
ren vom Laubmoos-Typ nimmt leicht zu. Im Gewässerumland bestand eine kräuterreiche Tundra mit
Pioniergehölzen bei weiterhin starker Sedimentumlagerung. Weiterhin sind sehr niedrige P+S-Werte
vorhanden. Chemische Parameter: Glühverlust Ø 2,77 %, CaCO3 Ø 21,7 %.
Vegetationsabschnitt 2 (13,98–13,65 m)= PZ Ia: In diesem Vegetationsabschnitt ist Pinus nur noch Älteste D r y as
wenig stärker als Betula vertreten, und der NBP-Anteil steigt auf Ø 49/100 BP. Während die Hippo-
phae-Werte auf Ø nur noch 6 Pollen je 100 BP abfallen, beträgt der Salix-Anteil Ø 20 % der BP. Viele
der Parameter gleichen noch denen von Vegetationsabschnitt 2. Auffallend ist des Weiteren ein leichter
Rückgang umgelagerter Pollen und Sporen sowie von Schwammnadeln. Es fällt auf, dass der Kurven-
verlauf letzterer dem der umgelagerten Pollen ähnelt, und es ist nicht auszuschließen, dass die Spongien
ebenfalls umgelagert sind. Erstmals treten Kopfkapseln von Zuckmückenlarven auf, deren Vorkommen
4 6 | P O L L E N A N A LY S E
in diesem Diagramm auf die Pollenzonen I und II beschränkt ist. Des Weiteren fällt eine weitere Zunah-
me von Sporen des Laubmoos-Typs auf. Die niedrig bleibenden Pinus ganze-Werte führen zur Annahme
einer fast baumfreien Tundrenlandschaft.
Auffallend ist der mit Beginn der zweiten Hälfte dieses Vegetationsabschnittes einsetzende und auch
die VA 3 und 4 kennzeichnende zickzackförmige Verlauf vieler Diagrammparameter einschließlich der
sedimentchemischen Werte. Vor allem erkennbar ist dieser Fakt am Verlauf der BP-, NBP-, Pinus- u.
Betula-Kurven. Es wird vermutet, dass die Pinus-reicheren Proben einen besonders hohen Anteil an
präspätglazialen Pollen mit enthalten. Der Kurvencharakter des erwähnten Zeitraumes spricht für einen
Abschnitt besonders intensiver Sedimentumlagerungen. Die Ursachen hierfür könnten im Austauen des
Permafrostes im unmittelbaren Seeumland ebenso liegen wie in Solifluktion oder einer auf nur wenige
Wochen konzentrierten Schneeschmelze. Chemische Parameter: Glühverlust von 3,2 auf max. 4,4 (Ø
3,53 %), CaCO3 auf max. 24,3 % ansteigend (20,07 %).
B Ø lling Vegetationsabschnitt 3 (13,65–13,48 m) = PZ Ib (13,65–13,48 m): Dieser Vegetationsabschnitt ist
gekennzeichnet durch eine schnelle Zunahme und Dominanz baumförmiger Betula vor Pinus und letzt-
malig stärkeres Auftreten von Hippophae (Ø 10,2/100 BP) sowie rückläufige, aber immer noch hohe Sa-
lix-Werte (Ø 13/100 BP) bei weiterhin noch relativ hohen NBP-Anteilen (Ø 39,7). Es handelt sich um
das Bølling, die erste Wiederbewaldungsphase mit dem Charakter einer sich zunehmend schließenden
Parktundra. In dieser Pollenzone setzt die geschlossene Kurve von Alona rustica ein, außerdem tritt erst-
mals Pediastrum integrum, eine Grünalge vorwiegend klarer oligotropher Seen, auf. Charakteristisch ist
eine weitere Abnahme umgelagerter Arten. In diesem Vegetationsabschnitt beginnt der CaCO3-Abfall
und parallel dazu die Zunahme des Glühverlustes in Richtung Allerød. Chemische Parameter: Glühver-
lust 2,6–4,5 (Ø 3,67 %), CaCO3 schwankt zwischen 12,2 und 21,6 % (Ø 14,8 %), der Minerogen-Anteil
liegt bei >80 %.
Ältere D r y as Vegetationsabschnitt 4 (13,48–13,42 m) = PZ Ic (13,48–13,42 m): Kurzer Abschnitt mit besonders
niedrigen BP- und besonders hohen NBP-Werten (Ø 53 NBP/100 BP) und letztmalig sehr starken
Sedimentbewegungen. Die beiden benachbarten Vegetationsabschnitte mit Dominanz baumförmiger
Betula (Bølling und frühes Allerød) werden von kurzzeitiger Pinus-Dominanz unterbrochen. Aufgrund
dieser und des sehr hohen NBP-Anteils ist mit einer trocken-kontinental geprägten Park- bis Waldtun-
dra zu rechnen. Die Ältere Dryas ist der vorerst letzte Abschnitt mit durchgehend hoher Sedimentdyna-
mik. Chemische Parameter: Glühverlust Ø 3,66 %, CaCO3 Ø 13,04 %.
A ller Ø d Vegetationsabschnitt 5 (13,42–13,28 m) = PZ II (13,42–13,00 m): Das Allerød beginnt mit ei-
nem zunehmend sich schließenden Pinus-reichen Betula-Wald mit schnell abnehmendem NBP-Anteil
(Ø 21,2). Auffallend sind ein kräftiger Anstieg der BP-, BP+Str.- und Pinus ganze-Kurven sowie ein
steiler Rückgang umgelagerter Pollen und des Schwammnadelbesatzes. Hippophae und Artemisia treten
nur noch vereinzelt auf. Botryococcus und Pediastrum kommen immer noch sehr vereinzelt vor, darunter
Pediastrum integrum, eine Grünalge vorwiegend borealer Gewässer. Ein erster leichter Anstieg der P+S-
Werte belegt eine erhöhte Pollenproduktion, die im Zusammenhang mit der allerød-zeitlichen Klima-
Erwärmung steht. Chemische Parameter: Glühverlust 3,1–6,7 (Ø 4,5 %), CaCO3 Ø 8,7 %, Minerogen-
Anteil im mittleren Teil auf über 90 % ansteigend. Rückgang der Wassertiefe?
Vegetationsabschnitt 6 (13,28–13,00 m) = PZ II: Dieser Hauptabschnitt des Allerød ist durch Pi-
nus-Dominanz gekennzeichnet. Er lässt sich in drei Subabschnitte untergliedern (Tab. 2). Der unterste
(13,28–13,22 m) ist bei wärmer und trockener werdenden Klimabedingungen durch einen steilen Pinus-
Anstieg und Betula-Abfall auf durchschnittlich 70 % bzw. 24 % des BP-Anteils bei gleichzeitigem Rück-
gang der Nichtbaumpollen auf nur 10 je 100 BP gekennzeichnet. Darauf folgt nach oben zu zwischen
13,22 und 13,13 m Sedimenttiefe ein Zeitraum mit leichter Betula- und NBP-Zunahme auf durch-
schnittlich 33,6 BP/100 BP bzw. 13,3 NBP/100 BP bei in etwa gleichzeitigem Anstieg des Karbonatge-
haltes auf durchschnittlich 23,9 %. Er entspricht einer leichten Abkühlungsphase, der Gerzensee-Oszil-
lation. Den jüngsten, zwischen 13,13 und 13,0 m unter Sedimentoberfläche anstehenden Subabschnitt,
charakterisieren außer der Laacher See-Tephra bei 13,05 m Kerntiefe das spätglaziale Pinus-Maximum
mit durchschnittlich 72 % Kiefern-Anteil und ein Rückgang des NBP-Anteils auf nur 9,5 NBP/100 BP.
P O L L E N A N A LY S E | 4 7
Tab. 5: Übersicht
VA Hauptmerkmale der VA VA-Tiefen PZ PZ-Tiefen
über die Vegetati-
[m] [m]
onsabschnitte des
Profils MÜR-2 mit
30 Jünger als 1955, BPk, NBP/Getreide l, Zea 0,00–0,22 Xc 0,00–0,90
Tiefenangaben und
Pollenzonen.
29 Pinus-Dominanz, NBP und Pediastrum noch hoch 0,22–0,54
13 Wald s. 15, Alnus um 20 %, Ulmus-Quot. hoch, NBP 9,50–10,98 VI+ 9,50–11,38
niedrig VII
7 Lichte Waldtundra mit Pinus vor Betula, umgelag. P+Sk 12,23–13,00 III 12,23–13,00
0 Pinus hoch bei Dominanz umgel. P+S, NBP<VA 2+3 14,39–14,80 aPl 14,39–14,80
Sowohl die klimatische Erwärmung und das daraus resultierende beschleunigte Austauen von Per-
mafrost und Toteis als auch die geschlossene Bewaldung der die Müritz umgebenden Pleistozänland-
schaft führten zu einem Absinken sowohl des Grund- als auch des Seewasserspiegels der Müritz. Am
trockensten dürfte es während der ältesten und jüngsten Subphase gewesen sein. Des Weiteren kenn-
zeichnen diesen Vegetationsabschnitt sehr hohe Pinus ganze-Werte und erstmals leicht erhöhte P+S-
Werte. Die Gewässerindikatoren Pediastrum, Botryococcus-Komplex und Alona treten nur vereinzelt und
nicht in jeder Probe auf und der Schwammnadel-Anteil erreicht die niedrigsten Spätglazial-Werte. Es
gibt fast keine umgelagerten Pollen mehr. Chemische Parameter: Glühverlust zwischen 5 und 9 % (Ø
6,8 %) schwankend; der CaCO3-Gehalt steigt von 5,3 % zu Beginn auf 28 % an, um während und nach
der Tephra-Ablagerung bis auf 3,3 % abzufallen (Ø 10,7%).
J üngere D r y as Vegetationsabschnitt 7 (13,00–12,23 m) = PZ III (13,00–12,23 m): Erneute Zunahme der NBP
auf Ø 29,62/100 BP bei starker Abnahme des BP-Anteils und von Pinus ganze kennzeichnen das Pol-
lenbild ebenso wie stark erhöhte Artemisia-, Cyperaceae-, Juniperus- und Salix-Werte. Hinzu kommen ein
Rückgang von P+S sowie der Pinus ganze-Werte, aber auch der jüngste Anstieg umgelagerter Pollen/
Sporen und von Schwammnadeln. Es besteht eine leichte Dominanz von Pinus gegenüber Betula in einer
wahrscheinlich stark lückigen Waldtundra. Chemische Parameter: Glühverlust zwischen 3,8 und 8,8 (Ø
5,2 %), und CaCO3 zwischen 10,0 und 20,7 % (Ø 13,6 %) schwankend, dabei in Richtung Präboreal
ansteigend.
P r ä boreal Vegetationsabschnitt 8 (12,23–12,05 m) = PZ IVa (12,23–12,05 m): Pinus-Betula-Wald mit sehr
hoher BP-Zahl, sehr hohen Pinus ganze-Werten und leicht ansteigenden P+S-Werten sowie schnell
abnehmendem NBP-Anteil auf Werte unter 20 (Ø 16,88) je 100 BP kennzeichnen den Klima-Um-
schwung, der sich zu Beginn dieses Vegetationsabschnitts vollzieht (Friesland-Schwankung nach Behre
1966). Es gibt keine umgelagerten Pollen mehr. Weitere Merkmale von Vegetationsabschnitt 8 sind nied-
rige Artemisia-Werte, Rückgang von Salix und der Schwammnadelkurve auf Werte unter 5 sowie eine
leichte Zunahme von Pediastrum. Chemische Parameter: Glühverlust bei Ø 5,4 % schwankend, CaCO3
zwischen 17 und 31 (Ø 27,4) % schwankend.
P O L L E N A N A LY S E | 4 9
cher Pinus-Wald mit Tilia- und Ulmus-reichem EMW. Quercus und Alnus erreichen an der Obergrenze
je ca. 10 % BP-Anteil. Pinus fällt von 60 auf 40 % der BP, Corylus von 56 auf 22 je 100 BP ab. Die Un-
tergrenze wurde mit Einsetzen geschlossener Alnus-, Tilia- und Fraxinus-Kurven gezogen, die Ober-
grenze am Ende des Pinus- und Corylus-Abfalls. Ausschließlich die Vegetationsabschnitte 12 (U*100/
U+T+Qu = Ø 26,6) und 13 kennzeichnet ein sehr hoher Tilia- und Ulmus-Anteil. Die NBP-Werte
und NBP ohne Poaceae+Cyperaceae betragen in Vegetationsabschnitt 12 Ø nur 7,25 bzw. Ø 1,62. In
den Vegetationsabschnitt 11–13 tritt verbreitet Rubus chamaemorus, in 12 und 13 auch Sphagnum auf,
einmal kam Drosera rotundifolia vor. Die Uferlinie dürfte zu dieser Zeit nicht weit vom Bohrpunkt ent-
fernt gewesen sein. Die Pinus ganze-Werte nehmen gegenüber den Vegetationsabschnitten 8–11 etwas
ab, sind aber immer noch sehr hoch; des Weiteren sehr hohe P+S-Werte und eine leichte Zunahme des
Algenspektrums. Chemische Parameter: Steiler Anstieg des CaCO3-Gehaltes an der Grenze des Vege-
tationsabschnitt 11 zu 12. Glühverlust zwischen 10 und 15,7 (Ø 14,2) und CaCO3 zwischen 30–67 (Ø
36,3) % schwankend.
5 0 | P O L L E N A N A LY S E
100 100
Xb
200 200
300 300
400 Xa
400
500 500
600 600
IX
700 700
800 VIII
800
Sedimenttiefe [cm]
900 900
1000 1000
VI+VII
1100 1100
V
1200 IV 1200
III
1300 II 1300
Ic
1400 Ib 1400
Ia
0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100 0 16 32 48 64 80 0 20 40 60 0 10 20 30 0 3 6 9 12 15 0 8 16 24 32 0,0 2,4 4,8 7,2 0,0 2,4 4,8 7,2 9,612,0 0 10 20 30 40 0 16 32 48 64 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 0 5 10 15 20 25 0 25 50 75100125
auffallender Corylus-Peak als Folge der Auflichtung der Wälder, eine leichte Zunahme der Cyperaceae
und ein weiterer Anstieg von Pediastrum bei Werten noch unter 50/100 BP. Aus dem Seespiegelanstieg
resultiert auch ein deutlich niedrigerer Glühverlust, außerdem setzt sich der im Vegetationsabschnitt 24
einsetzende Kalkrückgang im Gewässer weiter fort. NBP-Werte Ø nur 26/100 BP, wobei die beiden
untersten von insgesamt 10 Werten mit Ø 38,9 NBP/100 BP noch den Übergang von Vegetationsab-
schnitt 24 bilden. Chemische Parameter: Glühverlust Ø nur 10,4 %, CaCO3 Ø 49,2 %.
Vegetationsabschnitt 26 (2,10–0,90 m) = PZ Xb: Ähnlich Vegetationsabschnitt 25 bei ab jetzt län- D rei S S igj ä hri -
gerzeitig erreichter Quercus-Dominanz gegenüber Alnus. Dieser Abschnitt dürfte bei weiterhin gerin- ger K rieg
gerer agrarischer Nutzung bis ca. 1837 u. Z. gedauert haben. Pinus steigt weiter kräftig an auf Kosten
von Betula, Quercus und Alnus. Fagus (7,6%) ist mit zwei Peaks von ø 9 bzw. 8,2 % leicht erhöht, die für
Phasen einer natürlichen Buchenzunahme sprechen dürften. Der obere Peak wird dabei in die Zeit nach
dem Dreißigjährigen Krieg gesetzt (siehe unten). Die Alnus-Werte liegen durchweg unterhalb jener von
Quercus. Offensichtlich ging durch den Spiegelanstieg der Müritz eines der natürlichen Hauptvorkom-
mensgebiete der Erle, die Müritz-Uferzone, verloren. Die NBP-Kurve zeigt oberhalb der Mitte (ca. 150–
(115)125 cm) ein ausgesprochenes Minimum, welches auf den Dreißigjährigen Krieg und die unmittel-
bare Folgezeit hinweisen könnte, in etwa auf den Zeitraum von 1630 bis 1700. Zwischen 150–125 cm
Sedimenttiefe liegen die NBP/100 BP-Werte bei nur 23,2 während sie in den beidseitigen Anschluss-
bereichen bei 30 und darüber liegen. Auffallend sind zwischen 131–105 cm Beprobungstiefe der zweite
Fagus-Peak (fünf Proben) mit erhöhten Fagus-Werten, die bei Ø 8,2 statt Ø 5,8 in den angrenzenden
Tiefenbereichen (147–131 cm bzw. 105–86 cm) liegen. Dieser Fakt könnte für eine mehrere Jahrzehn-
te währende Buchenzunahme in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg sprechen. Die Pediastrum-
Kurve steigt von Vegetationsabschnitt 24 steil an und fällt erst gegen Ende des Vegetationsabschnittes
29 wieder ab bei stark oszillierendem Kurvenverlauf. P+S gering. NBP-Werte Ø nur noch 28,6/100 BP.
Chemische Parameter: Glühverlust Ø 19,26 %, CaCO3 Ø 35,5 %, das ausgedehnte CaCO3-Minimum
dürfte dem Zeitraum der Kleinen Eiszeit entsprechen.
Vegetationsabschnitt 27 (0,90–0,70 m) = PZ Xc (0,90–0,00 m): Beginn einer Phase (Vegetations-
abschnitte 27–29) sehr starken BP-Rückgangs bei schneller, sehr starker Zunahme des Ackerbaus ab
spätestens 1837/1840. In Vegetationsabschnitt 27 kurzer Pinus-Peak mit Ø 62,85 Pinus-Pollen/100
BP (als Folge von Aufforstungen sowie evtl. auch durch Pionierbesiedlung auf trocken gefallenen ehe-
maligen Seeflächen) bei weiterem Rückgang der übrigen Gehölze, untergeordnet Quercus, Betula, Alnus
und Fagus, wobei Quercus letztmalig gegenüber Alnus dominiert. Nach wie vor sehr hohe Pediastrum-
Beteiligung. NBP-Werte auf Ø 42,8/100 BP anzeigend. Chemische Parameter: Glühverlust Ø 16,1,
CaCO3 Ø 43 %.
Vegetationsabschnitt 28 (0,70–0,54 m) = PZ Xc: Höchste NBP Ø (60,5/100 BP) – einschließlich
Getreide- und Unkraut-Werten im Holozän. Äußerst starke agrarische Nutzung, Pinus-Dominanz weit
vor Betula, Quercus, Alnus und Fagus; dabei leichter Alnus-Anstieg auf Kosten von Quercus. Die beiden
letzteren erreichen ab jetzt in etwa gleich hohe Werte. BP- und Pinus ganze-Werte besonders niedrig,
weiterhin sehr hohe Pediastrum-Beteiligung. Chemische Parameter: Glühverlust Ø 15,74 %, CaCO3
abfallend, Ø 39,1 %.
Vegetationsabschnitt 29 (0,54–0,22 m) = PZ Xc: Weiterhin sehr starke agrarische Nutzung mit
sehr hohen NBP- und Getreide-Werten (NBP Ø 48,3/100 BP) bei weiterhin stark erniedrigten BP-
Werten. Nach wie vor Pinus-Dominanz. Die Alnus-Werte sind weiterhin etwa gleich hoch wie die von
Quercus und ähneln in ihrem prozentualen Anteil denen der Vegetationsabschnitte 28 und 30; des Wei-
teren etwas erhöhter Tilia- und Ulmus-Anteil sowie leicht erhöhte P+S-Werte; Pediastrum bei noch
hohen Werten gegen Ende leicht abfallend. Chemische Parameter: Glühverlust Ø 18,5 %, CaCO3 weiter
stark abfallend, Ø 32,5 %.
Vegetationsabschnitt 30 (0,22–0,00 m) = Xc: Starker Rückgang des NBP- und somit auch des N ach 1 9 5 5
des Maisanbaus. Gleichzeitig setzte eine deutliche Abnahme des Pediastrum-Anteils ein. Deutliche Zu-
nahme des BP-Anteils bei leichtem Anstieg von Pinus. Offen ist noch, ob diese Zunahme eine Folge der
Industrialisierung der Landwirtschaft war oder sich der Wald-Anteil vergrößerte. Chemische Parameter:
Glühverlust von 20 auf 25 % ansteigend (Ø 23,36 %), CaCO3 auf Ø 24,6 % abfallend.
R egionale Die Profile MÜR-9 und MÜR-2 zeigen, was den regionalen Aspekt betrifft, sehr große Verwandtschaft
A ussagekraft mit den meisten der bisher untersuchten Profile aus der mecklenburgischen Seenplatte. Einander beson-
ders ähnlich sind aus regionaler Sicht dabei alle jene Profile, in deren Umgebung Grundmoränenplatten
bzw. nährstoffreiche Endmoränengebiete dominieren. Die Differenzen zwischen diesen Profilen resul-
tieren vorwiegend aus Unterschieden der Nutzungsintensität im näheren Umland der jeweiligen Ent-
nahmepunkte sowie aus unterschiedlich starker Mitbeteiligung lokaler Vegetationsgesellschaften. Das
Profil MÜR-2 gehört neben dem aus dem Drewitzer See (Schult 2004) zu jenen mit dem geringsten
Nutzungsanteil und ist als uferfernes See-Profil für regionale Aussagen besonders geeignet. Dessen Aus-
wertung ergab unter anderem, dass zumindest für das jüngere Holozän das Pollenspektrum vorwiegend
aus dem westwärts anschließenden Gebiet stammt. Dafür sprechen insbesondere der höhere Fagus- und
Carpinus- sowie niedrigere Pinus-Anteil als in Sandarealen. Die größten Unterschiede zumindest in der
jüngeren Entwicklung bestehen zum Sanderprofil Boeker Moor (Kaiser et al. 2002) mit seinem merk-
lich höheren Pinus- und geringeren Fagus- und Carpinus-Anteil.
S p ä tglazial Für den Zeitraum vom ausklingenden Pleniglazial bis zum Ende der Älteren Dryas sind im Profil
MÜR-2 starke Sedimentumlagerungen, belegbar über das Mitvorkommen nichtzeittypischer Pollen-
und Sporenparameter, nachgewiesen. Sie hören mit Beginn des Allerøds abrupt auf und wiederholen sich
in weitaus abgeschwächterem Maße während der Jüngeren Dryas. Am stärksten waren die Sedimentbe-
wegungen dabei ab Mitte Ältester Dryas bis Ende Älterer Dryas, also auch zur Zeit des Bølling. Dieser
Zeitraum fällt im Diagramm durch den zickzackförmigen Kurvenverlauf sämtlicher Hauptparameter
auf. Die Ursachen könnten u. a. im auftauenden Permafrost, austauendem Toteis sowie in Solifluktion
und starken Schneeschmelzen gelegen haben. Trotz dieser Sedimentdynamik konnte sich seit Beginn der
Meiendorf-Wärmeschwankung innerhalb des Seebereichs eine periphytische Diatomeenflora mit Betei-
ligung nordisch-alpiner Arten entwickeln.
Während des Gesamtzeitraumes VA 0 bis 4 ist Salix – pollenanalytisch leider nicht weiter differen-
zierbar – mit zumeist 10–20 % Anteil am Gehölzbesatz drittstärkste Baumart. Die auch sedimentdy-
namisch sich verändernde Standorte besiedelnde Pionierart Hippophae zeigt zu Beginn des Meiendorf-
Interstadials den typischen steilen Kurvenanstieg, ist aber nach ihrem für diesen VA charakteristischen
Wertemaximum auch während Ältester Dryas, Bølling und Älterer Dryas relativ stark mitvertreten, was
den Hinweis auf stärkere Sedimentbewegungen zu jener Zeit unterstützen dürfte. Zur Zeit des Bølling
– zumindest im unmittelbaren Müritz-Umland – bestand noch keine geschlossene Walddecke, wor-
auf der hohe Strauch- und NBP-Anteil sowie die starken Sedimentbewegungen schließen lassen. Für
die Ältere Dryas (VA 4) werden aufgrund des kurzzeitigen Kiefern-Peaks trockener-kontinentalere und
eventuell auch winterkältere Klimabedingungen als in den beiden benachbarten Vegetationsabschnitten
angenommen. Geschlossene Waldungen bestanden während des Spätglazials nur im Allerød. Im Verlauf
des jungallerødzeitlichen Vegetationsabschnittes 6 konnte die Gerzensee-Oszillation nachgewiesen wer-
den, deren drei wichtigste Kriterien innerhalb des MÜR-2-Diagrammes eine leichte Betula- und NBP-
Zunahme sowie eine kurzzeitige Erhöhung des Karbonatgehaltes sind, wobei Pinus jedoch die dominie-
rende Baumart bleibt (vergleiche VA 6 und Tab. 2).
F rühholoz ä n Das Präboreal ist in beiden pollenanalytisch untersuchten Profilen dreigegliedert. Dabei entspricht
der mittlere Abschnitt dem 11,2 ka Event der PBO bzw. Rammelbeek (Geel et al. 1981), Kingbeekdal
(Bohncke & Hoek 2007), Piottino oder Dryas IV, letztere im Sinne von Behre (1966, 1978). Das
belegen im Unterschied zum frühen und späten Präboreal sowohl höhere NBP-Werte, Pinus-Dominanz
P O L L E N A N A LY S E | 5 5
und ebenso wie zur Zeit der Gerzensee-Oszillation erhöhte Karbonatwerte im Müritz-Sediment. Im
Unterschied zu Skandinavien war das Klima zu dieser Zeit aufgrund der größeren Küstenentfernung vor
allem kontinentaler und trockener und nicht unbedingt deutlich kälter, wofür auch spricht, dass in den
Müritz-Profilen Artemisia und Ericales als Offenlandzeiger nahezu fehlen.
Im jüngeren Präboreal des Diagramms MÜR-2 geht im Vergleich mit dem mittleren Präboreal und
dem Boreal die Pinus-Dominanz gegenüber Betula deutlich zurück und ab der Mitte dieses VA ist so-
gar eine Phase mit leichter Betula-Dominanz bei gleichzeitig starkem Rückgang der P+S-Summe zwi-
schengeschaltet. Die Ursache für diese Schwankung im Vegetationsbild ist unbekannt. Im Diagramm
MÜR-9 bleibt die starke Pinus-Dominanz das gesamte jüngere Präboreal erhalten. Das Boreal weist in
beiden Müritz-Diagrammen eine Zweigliederung des Pollenbildes und des Sedimentationsverhaltens
auf. Dabei unterscheidet sich das jüngere Boreal vom älteren vor allem außer durch eine Corylus-Pinus-
Dominanz sowie durch eine Zunahme der Nichtbaumpollen und im Profil MÜR-2 auch des Karbonat-
gehaltes. Liegt hier – ebenso wie bei der Gerzensee- und PB-Oszillation – eine besonders trockene und
kontinentale oder eventuell auch kältere Phase vor? Der hohe Anteil von Corylus als sehr lichtbedürftiger
Gehölzart spricht ebenso wie die NBP-Zunahme für eine geringe Bestandsdichte bzw. Geschlossenheit
der Kiefernwälder, die als Folge eines trockenen Klimas interpretiert werden könnte.
Während die meisten der bisherigen Änderungen im palynologischen Vegetationsbild den Charakter
kürzerer Oszillationen tragen, die auf kräftigere Klimaschwankungen zurückzuführen sind, beginnt mit
dem Übergang vom jüngeren Boreal zum Atlantikum ein längerer Zeitraum eher kontinuierlich sich
weiterentwickelnder Vegetationsgesellschaften, der abrupt durch die deutsche Ostkolonisation an der
Grenze von Xa zu Xb beendet wird. In Bezug auf Diatomeen ist der Zeitraum Atlantikum bis Ende Sla-
wenzeit der einzige Zeitraum mit Plankterdominanz in der Sietower Bucht. Die seit dem mittleren Sub-
boreal erfolgenden menschlichen Eingriffe waren in der Regel nur kleinräumig und von kürzerer Dauer
und beeinflussten den Entwicklungstrend der Waldgesellschaften nur unwesentlich. Klimaschwankun-
gen waren in diesem über 9000 cal BP-Jahre währenden warmzeitlichen Zeitabschnitt so gering, dass
sie sich auf die natürlichen Vegetationsvergesellschaftungen nicht auswirkten. Die jüngsten in etwa 750
Jahre in Pollen- und Diatomeendiagrammen im Müritzbecken sind anthropogen dominiert.
Die CaCO3-Kurven beider Müritzdiagramme MÜR-2 und MÜR-9 sind aufgrund ihrer verschie-
denen Lage im Seebecken in den vergleichbaren Profilabschnitten zum Teil unterschiedlich. Im Pro-
fil MÜR-2 dürfte der erhöhte Karbonatanteil im Müritzbecken zu Zeiten sowohl der Gerzensee- als
auch der präborealen Oszillation sowie auch der des jüngeren Boreals und des mittleren Atlantikums
(innerhalb der VA 6, 9 und 11 sowie während des frühen VA 13) besonders trockenen Zeiträumen
entsprechen, wobei zumindest die beiden erst genannten gleichzeitig auch Kälteschwankungen waren.
Mit Beginn des Subboreals stellte sich ein 5800 cal BP-Jahre langer, bis zum Einsetzen der deutschen
Ostkolonisation andauernder Zeitraum hohen Karbonatgehaltes ein, der jedoch einige relativ kurze
Karbonatminima aufweist. Nur zu Beginn der Pollenzone Xc (VA 27) kann nochmals ein kurzzeitiger
CaCO3-Gipfel festgestellt werden. Als besonders starke Minima der Karbonatgehalte fallen in der jün-
geren Seeentwicklung vor allem die Zeit der Völkerwanderung (VA 18, 160cm Sedimenttiefe) und die
Kleine Eiszeit (innerhalb VA 26, 540cm) auf.
Während im Profil MÜR-9 der Karbonatgehalt zur Zeit der Jüngeren Dryas zumeist weniger als
20 % beträgt, steigt er im Präboreal von 20 auf 75 bis 85 % an und bleibt in diesem hohen Bereich wäh-
rend des gesamten Boreals und des kiefernreichen Älteren Atlantikums (VA 7), um nach einem starken
CaCO3-Abfall während des Vegetationsabschnittes 8 im Jüngeren Atlantikum (VA 9) nochmals bis auf
maximal 84 % CaCO3 anzusteigen. Die PBO äußert sich in MÜR-9 nicht in einem Karbonatpeak, son-
dern in einer auf diesen Zeitraum beschränkten Versteilung der CaCO3-Kurve. Im VA 8 fällt der Kar-
bonatgehalt zwischenzeitlich auf bis zu 36 % ab, während gleichzeitig der Glühverlust bis auf 32 % und
der Minerogenanteil auf 33,6 % ansteigen. Der CaCO3-Abfall in VA 10 gegen Ende des Atlantikums
(2,43 bis 2,15 m unter Flur) auf null Prozent und bei gleichzeitig steilem Anstieg des Glühverlustes auf
85 % im frühen Subboreal beendet die natürliche Seeentwicklung an diesem Standort. Ursache könnte V erlandung
außer einer Klimaschwankung aber auch ein die Bucht abriegelnder Strand- oder Eisschubwall gewesen
5 6 | P O L L E N A N A LY S E
sein. Für letztere Variante spricht bei VA 10 eine vorübergehende Zunahme des Minerogenanteils auf
bis zu 50 % der Sedimentkomponenten.
An den beiden Events von MÜR-9 in VA 8 und VA 10 vollziehen sich auch im Pollenbild deutlich
erkennbare Änderungen, die jedoch nicht widerspruchsfrei klärbar sind. Zu jener Zeit gab es weder
Ackerbau noch Waldweide. So fällt in VA 8, mitten im Atlantikum, ein Rückgang der BP+Str-Kurve
zugunsten der NBP auf. Gleichzeitig haben wir einen Rückgang der Nässezeiger sowie niedrigere Pinus
ganze-Werte. Aber auch Pinus geht zurück zugunsten von Betula, Quercus und Alnus und Corylus zeigt
mit die höchsten Werte des gesamten Profils. Algen und Schwammnadeln weisen eine leichte Zunahme
auf. Den VA 10, welcher an der Grenze Atlantikum/Subboreal vom limnischen zum telmatischen Mili-
eu überleitet, hingegen kennzeichnet eine kurzzeitige für Trockenphasen typische starke Zunahme der
Kiefer bei äußerst niedrigen Betula- und etwas reduzierten Alnus-Werten, aber auch eine zahlenmäßig
nicht unterrepräsentierte Algenflora.
Die bisher in der Literatur publizierten Angaben zu prämittelalterlichen Seespiegelschwankungen,
zum Beispiel bei Richter (1968), Kiefmann (1978), Driescher (1986), Ralska-Jasiewiczowa &
Starkel (1985) und Starkel et al. (1996) hängen stark vom hydrologischen Gewässertyp ab und dif-
ferieren in Bezug auf Zeitraum und -dauer. Am besten abgesichert ist – vor allem durch Siedlungsbefun-
de im heutigen Flachwasserbereich der Müritz und des Plauer Sees (u. a. Schoknecht 1993; Bleile
2005) – ein slawenzeitlicher Gewässertiefstand, dem im Pollenbild in der Regel ein hoher natürlicher
Bewaldungsgrad mit niedrigen NBP-Anteilen entspricht. Ausnahmen hiervon bilden Pollendiagramme
aus unmittelbarer Nachbarschaft slawenzeitlicher Siedlungszentren. Auch die aus mitteldeutschen Bin-
nenwasserkalken ermittelten Feucht- und Trockenphasen ( Jäger 1999) sind mit Daten zu Wasserspie-
gelschwankungen aus dem norddeutschen Tiefland nicht immer nahtlos vergleichbar. Insgesamt dürften
nach wie vor die schon im Jahre 1985 von Gaillard aus südskandinavischen See- und Mooruntersu-
chungen abgeleiteten Wasserspiegel-Schwankungszeiträume auch für das norddeutsche Tiefland wei-
testgehend zutreffen. Zur weiteren Einengung der Zeiträume mittel- und jungholozäner Spiegelschwan-
kungen bedarf es jedoch unbedingt weiterer feinauflösender interdisziplinärer Profiluntersuchungen
speziell aus ufernahen Bereichen.
Boreal bis frühes Subboreal, Völkerwanderungszeit und ältere Slawenzeit sowie in Diagramm MÜR-
9 die Eisenzeit zeigen die niedrigsten NBP/100 BP-Werte und sind für das westliche Müritz-Umland
die Zeiträume mit der natürlichsten und geschlossensten Bewaldung. Während im Diagramm MÜR-2
ackerbauliche Nutzung vom mittleren Subboreal bis zur Gegenwart durchgehend nachweisbar ist, fehlt
sie in Profil MÜR-9 für die Eisen- und Völkerwanderungszeit. Generell ist die Nutzung in MÜR-9
größeren Schwankungen unterlegen als in MÜR-2. Während der Urnenfelderbronzezeit weist in diesem
B ronzezeit Diagramm Plantago lanceolata als Trittpflanze und Weidezeiger die höchsten Werte des Profils auf, Co-
rylus zeigt seinen jüngsten Peak und etwas Getreidebau ist ebenfalls nachweisbar. In der nachfolgenden
Eisenzeit kommt Plantago in MÜR-9 weiterhin untergeordnet vor, fehlt jedoch in der Völkerwande-
rungszeit, die durch eine BP+Str-Zunahme und einen NBP-Rückgang auffällt.
V ö lkerwande - Im Profil MÜR-2 sind sowohl die Völkerwanderungs- und Slawenzeit, die Zeit der Deutschen Ost-
rungszeit kolonisation, die Zeit des Müritz-Aufstaus und die durch Aufforstung gekennzeichnete Pollenzone Xc
gut entwickelt. In der älteren Slawenzeit bestand naturnahe Bewaldung mit nur kleinflächigen Acker-
S lawenzeit bauinseln, für die jüngere Slawenzeit konnte eine merkliche Zunahme des Getreideanbaus nachgewie-
sen werden (Vegetationsabschnitte 22 bis 24). Das Fehlen der Slawenzeit im Diagramm MÜR-9 wird
begründet mit Abtragungsprozessen in den ufernahen Bereichen, hervorgerufen durch den Aufstau der
Müritz (siehe 6.3.).
D eutsche O st - Der Vegetationsabschnitt 24 in MÜR-2 umfasst den Beginn der deutschen Ostkolonisation. Er ist
kolonisation durch großflächige Rodungen, steilen Anstieg der NBP-Werte einschließlich Getreide und Kulturbeglei-
ter und starke Veränderungen im Gehölzartenspektrum sowie eine schnell zunehmende Eutrophierung
gekennzeichnet. Es handelt sich dabei um den radikalsten und folgenreichsten Eingriff in das natürliche
Landschaftsgefüge des gesamten Holozäns. Die anschließenden Vegetationsabschnitte 25 und 26 ent-
sprechen dem bis ca. 1837 währenden Zeitraum des Müritz-Aufstaues. Er war mit einem Rückgang
der landwirtschaftlichen Nutzung im unmittelbaren Seeumland bei einer merklichen Verringerung der
P O L L E N A N A LY S E | 5 7
NBP- einschließlich der Getreide-Werte und einer Wiederzunahme des Waldanteils verbunden. An der
Grenze von VA 24 zu VA 25 belegt parallel dazu auch der Wandel in der Diatomeenflora, von einem
Plankter-dominierten zu einem eutrophen durch Litoral-Arten gekennzeichneten Artenspektrum, wie
kräftig die mit der Ostkolonisation einsetzenden anthropogenen Eingriffe auf den Naturhaushalt von
Gewässer und Seeumland in nur kurzer Zeit einwirkten. In den Jahren 1798–1803 und 1831–1837
erfolgte eine Seespiegelabsenkung von 6–8 bzw. 4 mecklenburgischen Fuß, was einer Gesamtabsenkung
von fast 3 m entsprechen dürfte. Als deren Folge schließt sich mit den Vegetationsabschnitten 27–30 wie-
der ein Zeitraum starker agrarischer Nutzung in Seenähe an, wobei der Vegetationsabschnitt 27 durch
einen besonders hohen Pinus-Anstieg als Folge landesweiter Aufforstungen bzw. zusätzlich auch durch
Pionierbesiedlung auf ehemaligen Seeflächen hervortritt. Das spiegelt sich auch im erneuten Abfall der
BP+Str-Kurve während der VA 27 bis 29 wider. Der das Profil abschließende Vegetationsabschnitt 30
entspricht dem Zeitraum seit ca. 1955 mit Maisanbau und Abnahme der Unkrautmenge infolge zuneh-
mender Chemisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft sowie außerdem mit Wiederzunahme
des Gehölzanteils im Pollenbild.
In VA 26 des Diagrammes MÜR-2 ist der Zeitraum der Kleinen Eiszeit mit enthalten. Da diese K leine E iszeit
zeitlich zumindest teilweise mit dem Dreißigjährigen Krieg und dessen Folgezeit übereinstimmt, wird
sie dort angesetzt, wo bei ca. 1,5 bis 1,25 m unter Sedimentoberfläche eine kurzzeitige Zunahme der Be-
waldung und der Pinus ganze-Werte sowie eine Abnahme des NBP-Anteils einschließlich der Getreide-
Werte, aber auch von Pediastrum erfolgen. In diesen Tiefenbereich fällt auch ein leichter Fagus-Gipfel als
Folge zunehmend natürlicher Waldentwicklung im Anschluss an den Dreißigjährigen Krieg. Klimabe-
dingte Vegetationsänderungen als Indikator für die Kälteschwankung sind jedoch nicht sicher erkennbar.
Die für die von Binnendünen eingenommenen Gebiete östlich der Müritz typischen Calluna-Zwi-
schenschaltungen konnten in unserem Profil nicht nachgewiesen werden. Die geschlossene Calluna
vulgaris-Kurve setzt sowohl in MÜR-2 als auch in MÜR-9 im Boreal ein und zeigt im gesamten Profil-
verlauf mehr oder weniger natürlich hohe Anteile; vier Calluna-Pollen je 100 BP werden nirgends über-
schritten, während von uns in begrabenen Böden im Raum Boek/Priesterbäker See Calluna-Werte von
weitaus über 100/100 BP ausgezählt wurden. Dass die Calluna-Werte gar noch höhere Werte erreichen
konnten, zeigen Pollendiagramme aus begrabenen Regosolen der Lubminer Heide und der Peenemün-
de-Zinnowitzer Seesandebene ( Janke 1971).
5 8 | D I AT O M E E N A N A LY S E
Seesedimente sind Ablagerungen allochthoner Einträge, seeinterne Ausfällungen als auch Sedimentatio-
nen autochthonen biogenen Materials. Verschiedene dieser organismischen Reste sind mehr oder weni-
ger gut erhalten und erlauben im Falle einer chronologischen Ordnung der Sedimente einen Rückschluss
auf die Besiedlungsabfolge des Gewässers. Viele Organismen, insbesondere eine Vielzahl der limnischen
Diatomeen (Kieselalgen), sind an enge Habitatbedingungen (Trophie, pH, Salinität u.a.) gebunden, so
dass sie im Umkehrschluss für diese als Indikatoren genutzt werden können (Smol et al. 2001).
Die Paläolimnologie benutzt die Indikationskraft verschiedener Organismengruppen, um bestimmte
Umweltparameter eines Gewässers in ihrer zeitlichen Abfolge zu rekonstruieren. Im Rahmen der Anfor-
derungen der EU-WRRL ist dies z.B. eine etablierte Methode, den potentiell natürlichen Zustand eines
Gewässers als Referenzzustand zum aktuellen Zustand zu bestimmen und entsprechend der aktuellen
Übereinstimmung oder Abweichung eine Bewertung vornehmen zu können (Schwarz 2005, Dress-
ler et al. 2006a). Ziel dieses Teilprojektes war es, auf Basis von Diatomeenuntersuchungen im Sedi-
mentkern der Müritz, die Veränderung verschiedener ökologischer Gewässerparameter (zum Beispiel
Trophie, Seespiegelschwankungen) nachzuzeichnen.
Abb. 22: Gruppierung der 105 Diatomeenproben (Benennung als fortlaufende Nummerierung von 1–105 = 0–1491 cm) des
Kompositprofils MÜR-2 in einer PCA-Clusterung (oben) sowie das Cladogramm einer erzwungenen Clusteranalyse (Coniss,
Grimm 1987). Bei letzterer Analyse wurden nur die Proben von 131–0 cm (n=100) dargestellt. (Eine versetze Analyse der
Proben 1491–31 cm ergab eine Zuordnung der unteren hier nicht dargestellten Proben zur DZ I-1, s.u.).
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Abb. 23: Dominante Plankter im Kompositprofil MÜR-2, ergänzt durch die Plankton-Bewuchs-Relation. Dargestellt sind relative Anteile einzelner Taxa.
Abb. 24: Dominantes Periphyton im Kompositprofil MÜR-2, ergänzt durch die Plankton-Bewuchs Relation. Dargestellt sind die relativen Anteile der ein-
D I AT O M E E N A N A LY S E | 6 1
Abb. 25: Verschiedene Diatomeen-Parameter im Profil MÜR-2 im Vergleich zu palynologischen und geochemischen Parametern.
Der einen Zeitraum von ca. 14.500 Jahren dokumentierende Kern ist durch einen häufigen Dominanz-
wechsel innerhalb der Diatomeen gekennzeichnet. Es wurden insgesamt 19 Taxa ermittelt, die in min-
destens einer Probe mehr als 15 % des Diatomeenvorkommens ausmachten, 25 Taxa, dabei fünf Plank-
ter, waren mindestens einmal mit relativen Abundanzen von mindestens 10 % nachweisbar. 45 Taxa
erreichten im Minimum 5 %, dabei waren jedoch nur neun Plankter vertreten.
Die oben erwähnte geringe Dominanz planktischer Diatomeen betrifft weniger die absolute Artenanzahl D ominante
als die relativen Anteile in den Sedimenthorizonten. Nur 9 von 45 Taxa, die mindestens 5 % in einer V ertreter des
Probe erreichten, waren planktische Arten. In Abb. 23 sind neben diesen weitere wichtige planktische P lanktons
Diatomeen dargestellt, die einen relativen Anteil von mindestens 2 % erreichten. Es zeigt sich eine cha-
rakteristische sukzessive Abfolge der relevanten planktischen Diatomeen.
Erst ausgangs der Diatomeenzone (DZ) I-2 sind planktische Diatomeen nachweisbar, bevor sie in
der DZ I-3 erstmals kontinuierlich, wenn auch noch mit geringen Anteilen (im Mittel ca. 10%), auftre-
ten. Die anschließende DZ II ist durch überwiegende Planktondominanz gekennzeichnet, in der Phase
II-1 sind bei 1057 cm die im gesamten Kompositprofil MÜR-2 höchsten Planktonanteile nachweisbar.
In den Phasen II-3 und II-4 ist der Planktonanteil in den Diatomeen-Assoziationen stark schwankend,
dabei jedoch tendenziell fallend. In der DZ II-4 erreicht das Plankton bei 331 cm letztmalig etwa aus-
geglichene Anteile, bevor dann der Sedimentkern MÜR-2 bis an die Sedimentoberfläche von benthi-
schen Diatomeen dominiert wird. Einzelne indifferente Arten sind während der gesamten Entwicklung
nachweisbar (Aulacoseira granulata, A. ambigua, Stephanodiscus alpinus). Es zeigt sich darüber hinaus
jedoch ein charakteristischer Aspektwechsel von oligotraphenten bzw. mäßig trophietoleranten Taxa in
den frühen Entwicklungsphasen (DZ II: Cycotella cyclopuncta, C. schumannii, C. comensis) hin zu eutra-
phenten Taxa in der jüngeren Entwicklung (DZ III-3): Cyclostephanos dubius, Stephanodiscus minutulus,
S. hantzschii).
6 2 | D I AT O M E E N A N A LY S E
D ominante Bei den in Abb. 24 dargestellten Diatomeen handelt es sich hauptsächlich um Bewuchsarten, d.h. lito-
V ertreter des ralassoziierte periphytische Diatomeen, die als Bewuchs auf diversen Substraten als Voraussetzung für
P eriph y tons ihr Vorkommen ausreichendes Licht und ein divers strukturiertes Substrat (Stein, Makrophyten, Holz)
benötigen. Nur wenige sind als epipsammische Formen auf und zwischen dem Sediment (Interstitial)
lebensfähig. Anschließend an diese Zone der litoralen Besiedlung bzw. Sedimentation erstreckt sich nach
Hustedt (1923) der Bereich echter Tiefenformen, der im Wesentlichen von großen und robusten Dia-
tomeen besiedelt wird (z.B. Gyrosigma spp., Mastogloia spp.).
Neben im ganzen Kernverlauf stetig, wenn auch mit wechselnden Abundanzen vorhandenen Taxa
(Amphora pediculus, Mastogloia smithii var. lacustris), sind vier weitere Artengruppen unterscheidbar: (i)
Arten, die deutlich auf die basalen Abschnitte (Spätglazial, frühes Holozän) beschränkt sind, (ii) Arten,
die eine deutlich zweigipflige Verbreitung aufzeigen mit Dominanzen im Spätglazial/Frühholozän und
während der erneuten Dominanz benthischer Taxa in der DZ III (Fragilaria brevistriata, Achnanthes cle-
vei var. clevei, Cocconeis neothumensis), (iii) benthische Taxa, die während der langen Planktondominanz
in der DZ II dominieren (Fragilaria construens var. construens, Gyrosigma attenuatum) und (iiii) Arten,
die fast ausschließlich auf die DZ III beschränkt sind (Fragilaria leptostauron var. martyi, Navicula mi-
nima, Nitzschia perminuta), wobei die beiden letzteren Arten ausschließlich in den rezenten Proben (ab
4,0 cm) nachweisbar waren.
Die als Ergebnis der Clusteranalyse auf Basis der gesamten Diatomeengemeinschaften als signifikant
differenzierten Diatomeenzonen I–III werden im Folgenden von der Basis des Kerns MÜR-2 (1491 cm)
aus beschrieben (Abb. 24).
7.2.2 Diatomeenzone I (1491–1121 cm, ca. 14500–8300 BP, Pleniglazial bis frühes Atlantikum)
Bis 1441 cm sind die Proben aufgrund der Schalenlösung ohne ausreichende Diatomeenaufkommen.
Der weitere auswertbare Abschnitt bis 1261 cm wird dann fast ausschließlich durch benthische Dia-
tomeen repräsentiert, bevor in der DZ I-3 erst sporadisch und dann kontinuierlich erste planktische
Formen auftauchen, ohne jedoch bestimmend zu sein. Der Wasserstand scheint für eine planktische
Entwicklung bis zur Mitte der DZ I-3 (ca. Übergang Boreal – Atlantikum) noch nicht ausreichend ge-
wesen zu sein. Innerhalb dieser litoralen Diatomeengemeinschaft der Diatomeenphase I lassen sich aus
der CONISS-Analyse drei weitere signifikante Teilabschnitte abgrenzen. In der Phase I-1 (bis 1381 cm
= 13200 cal BP) prägen nordisch-alpine Taxa (Fragilaria pseudoconstruens, F. robusta) das Bild. Es sind
Arten, die im gesamten Kern nur in dieser spätglazialen Phase dominieren (Abb. 25). Die nachgewie-
senen Umlagerungen (vgl. Ergebnisse Pollenanalyse) in diesem Sedimentabschnitt ermöglichen jedoch
keine zeitliche Zuordnung der Entwicklungen innerhalb dieser Phase I-1, das betrifft vor allem die we-
nigen Funde planktischer Diatomeen. In der DZ I-2, verstärkt jedoch in der Phase I-3 (1221–1122 cm
= 11200–8300 cal. BP), teilweise auch noch zu Beginn der DZ II, treten dann weitere benthische Taxa
in hohen Abundanzen auf. Es sind vor allem Taxa, die sich im Kernverlauf durch ein auffällig zweites
Maximum in der Phase III (286–0 cm) auszeichnen. Ein charakteristischer Fall ist Fragilaria brevistriata
mit einem Maximum in der spätglazialen Phase (I-1, I-2, bis ca. 1240 cm), des Weiteren in der Phase III.
Im dazwischen liegenden Abschnitt über ca. 10 m ist sie mit hoher Stetigkeit, jedoch deutlich geringerer
Abundanz nachweisbar. Andere Arten sind in der langen Phase der nachfolgenden Planktondominanz
(DZ II 1-4) fast gänzlich verschwunden (Opephora olsenii, Fragilaria lapponica, Cocconeis neothumensis,
Amphora inariensis, Achnanthes clevei). In der abschließenden DZ I-3 erscheinen ab 1340 cm sporadisch,
jedoch ab 1250 cm mit Stephanodiscus alpinus, Cyclotella radiosa und C. comensis auch kontinuierlich,
erwähnenswerte Anteile planktischer Diatomeen. Dieser Sedimentabschnitt (DZ I-3) repräsentiert im-
merhin mehr als 3000 Jahre zu Beginn des Holozäns. Er stellt bezüglich der Diatomeenbesiedlung eine
Übergangsphase von der bisherigen benthischen hin zur planktischen Dominanz in der folgenden DZ II
ab dem mittleren Atlantikum dar. Nach dem ersten Auftauchen planktischer Taxa zum Ende der Phase
I-2 bleibt dieser Anteil nun etwa konstant bei 8–12 %, im Wesentlichen repräsentiert durch Cyclotella co-
mensis und Stephanodiscus alpinus. Erste Nachweise von Aulacoseira granulata ab Mitte der DZ I-3 kön-
D I AT O M E E N A N A LY S E | 6 3
nen als Hinweise auf ein sommerwarmes und geschichtetes Gewässer interpretiert werden. Im Bewuchs
dominieren weiter die bezüglich der Temperatur indifferenten Vertreter der späten Phase I (Amphora
inariensis, Achnanthes clevei, Cocconeis neothumensis), die aber weiterhin auf eine noch gut durchlichtete
litorale Zone mit diversen Aufwuchsmöglichkeiten für Diatomeen hindeuten.
7.2.3 Diatomeenzone II (1057–294 cm, ca. 6700–750 cal. BP, mittleres Atlantikum bis mittleres
Subatlantikum)
Dieser bezüglich der Diatomeenbesiedlung als DZ II ausgewiesene relativ langfristige Abschnitt umfasst
den Beginn eines tiefen Seebeckens im mittleren Atlantikum bis zu größeren Umbrüchen im Hoch-
mittelalter. Beginnend mit einer rasanten Zunahme des Planktonanteiles (bei 1056 cm wird ein erstes
und für den Gesamtkern auch absolutes Planktonmaximum von 76% erreicht), welches auf die Becken-
füllung zurückzuführen ist, ist dieser gesamte Abschnitt, wenn nach dem Maximum bei 1056 cm auch
tendenziell abnehmend, durch eine überwiegende Planktondominanz geprägt. Dominante Art des ers-
ten Entwicklungsabschnittes (DZ II-1) ist die oligotraphente Cyclotella cyclopuncta, codominant sind C.
schumannii und C. radiosa. Während des Rückganges von C. cyclopuncta während der Phase II-2 erhöht
sich der Anteil von C. radiosa und Stephanodiscus alpinus. Es sind auffällige Wechsel der Plankton-Be-
wuchsverhältnisse nachweisbar, besonders auffällig bei ca. 970–950 cm, der mit Veränderung relevanter
geochemischer Parameter (GV, Minerogene Fraktion) einhergeht, sowie deutliche Rückgänge des Plank-
tonanteiles bei 681 und 426 cm Sedimenttiefe. Beide Tiefen markieren auffällige Wechsel der Diatome-
en-Zusammensetzung und begrenzen die DZ II-2/3 (bei 681 cm) sowie die DZ III-3/4 (bei 426 cm).
Die Dominanzverhältnisse innerhalb des Diatomeenplanktons sind in der gesamten DZ II sehr
wechselhaft. Der Anstieg zu Beginn wird vor allem durch C. cyclopuncta repräsentiert. Im weiteren Ver-
lauf gewinnen dann jedoch C. radiosa, Aulacoseira granulata und A. ambigua an Bedeutung. Bei den ben-
thischen Vertretern zeigt eine sehr ausgewogene Artengemeinschaft die insgesamt relativ stabilen Ver-
hältnisse in einer gut durchlichteten Bucht. Mit Rückgang der Planktonanteile im Verlauf der DZ II-3
gewinnen wieder benthische Diatomeen an Bedeutung: Fragilaria brevistrata, F. construens var. construens,
Amphora inariensis, Achnanthes clevei, Gyrosigma attenuatum, d.h. Taxa, die bereits während der Diato-
meenphase I auffällig waren.
7.2.4 Diatomeenzone III (286–0 cm, ab ca. 750 cal BP bis heute)
Ab dem Beginn der DZ III setzt eine deutliche und anhaltende Dominanz benthischer Diatomeen ein.
Diese litoralassoziierten Diatomeen dominieren den weiteren Kernverlauf bis zur rezenten Sedimen-
toberfläche. Innerhalb der benthischen Gemeinschaft wird bei allgemeiner Zunahme des Anteils der
benthischen Taxa das charakteristische Taxon der vorherigen Phase (F. construens f. construens) von Arten
verdrängt, die zuletzt in der spätglazialen Phase I-2 sowie der frühholozänen Phasen (I-3) dominant
waren (Amphora inariensis, Achnanthes clevei var. clevei, Cocconeis neothumensis). Fragilaria leptostauron
var. martyi war in den Phasen nur mit geringen Anteilen nachweisbar und erreicht nun erstmalig grö-
ßere Anteile. Des Weiteren sind zu Beginn dieser Phase G. attenuatum und Mastogloia smithii häufig.
Während der massiven benthischen Dominanz (d.h. während der gesamten Phase III mit Ausnahme
des Beginns) sinkt der CaCO3-Gehalt kontinuierlich von >60% auf ca. 30% TS (135 cm) und hält sich
im Folgenden mit leichten Schwankungen auf diesem Niveau. Die Ca-Akkumulationsrate zeigt in der
DZ III-2 hingegen einen deutlichen Rückgang (Abb. 25). Die Pollenanalysen (steigende Siedlungszeiger,
starker Rückgang der Baumpollenanteile) sowie die stark ansteigende Massenakkumulationsrate MAR
kennzeichnen zumindest den Beginn dieser Entwicklungsphase als stark anthropogen beeinflusst.
Die Diatomeenzonierung lässt sich innerhalb dieser Phase in drei deutliche Abschnitte unterteilen.
In der DZ III-1 (bis 185 cm; ca. 1550 AD) sind es rückläufige Planktonanteile (C. comensis, T. floccu-
losa) sowie eine deutliche Dominanz von F. brevistriata. Der zweite Abschnitt (bis 86 cm; ca. 1830 AD)
ist hauptsächlich durch einen Domianzwechsel innerhalb der benthischen Taxa charakterisiert, hierbei
6 4 | D I AT O M E E N A N A LY S E
gewinnen A. clevei und F. leptostauron an Bedeutung. Die abschließende Subzone III-3 beginnt zwischen
1830 und 1850; hier dominieren wiederum Amphora pediculus und F. brevistriata. Auffällig ist in dieser
DZ III-3 ein deutlicher Anstieg des Anteiles planktischer Taxa bei weiterer Dominanz benthischer Dia-
tomeen. Es sind dies vor allem stark eutraphente Arten: Stephanodiscus minutulus, S. hantzschii, Cycloste-
phanos dubius. Erwähnenswert ist ebenfalls der Nachweis des Neophyten Actinocyclus normannii ab der
Probe bei 41 cm (= ca. 1925). Im Ergebnis dieser Entwicklung kommt es zu einem rasanten Anstieg des
rekonstruierten TP-Gehaltes. Während zu Beginn der DZ III die TP-Werte nur leicht im Grenzbereich
zwischen mesotroph und mäßig eutroph ansteigen (DZ III-1+2), sind es in der DZ III-3 erstmals eu-
trophe Bedingungen. Insgesamt ist die DZ III im Vergleich zu den tieferen Sedimentabschnitten durch
besonders rasche Besiedlungs- und Dominanzwechsel innerhalb der Diatomeengemeinschaft gekenn-
zeichnet. Das betrifft vor allem die DZ III-3. Die Artenzusammensetzung dieses so kurzen Abschnittes
ist wenig einheitlich, weder bei den benthischen noch bei den planktischen Taxa. Bei den dominierenden
benthischen Diatomeen sind es neben Mastogloia smithii (0–28 %) vor allem Taxa, die bisher noch nicht
im Kern nachgewiesen werden konnten (Nitzschia perminuta ab 4 cm: 7 bzw. 22 %; Navicula minima, ab
4 cm: 6 bzw. 13 %). Das Bild bei den planktischen Diatomeen ist ebenfalls uneinheitlich. Zum einen sind
dies stark eutraphente Arten (Stephanodiscus hantzschii, Aulacoseira granulata, Actinocyclus normanii),
mäßig eutrophaphente (Cyclotella radiosa), jedoch auch oligo-mesotrophe (C. comensis). Einheitlich ist
hingegen der Trend im rekonstruierten TP-Wert im Freiwasser. Hier lässt sich eine Entwicklung ausge-
hend vom mäßigen ins stark eutrophe Niveau während der letzten ca. 150 Jahre nachweisen. Die aus den
rezenten Gemeinschaften rekonstruierten TP-Werten liegen bei 80–100 µg/l (0 bzw. 4 cm).
7.3 Diskussion
Generell ist das Artenspektrum der nachgewiesenen Diatomeen gegenüber anderen Seebohrungen deut-
lich abweichend, insofern, als hier der Anteil benthischer, litoralassoziierter Schalen durchgängig höher
liegt als in anderen Seen der Region (Hübener & Dörfler 2004, Dressler et al. 2006). Auch wäh-
rend Phasen der Dominanz planktischer Diatomeen erreichen die benthischen Formen zumeist etwa
1/3 der Gesamtmenge (Abb. 25). Die Bohrung des Langkerns erfolgte bei 6 m Wassertiefe. Dies ist in
kleineren Seen ausreichend für eine weitgehend ungestörte planktische Sedimentation. Im Falle der Lo-
kation der Müritz-Bohrung (MÜR-2) kann angenommen werden, dass starke Turbulenzen bis an den
Gewässergrund reichen und die frischen Sedimente bewegen bzw. zusätzliche Schalen aus dem Uferbe-
reich (Bewuchsarten) durch sedimentoberflächennahe Bewegungen eingetragen werden.
Im untersuchten Kompositprofil MÜR-2 konnten ab 1491 cm erste Diatomeen als Zeichen eines
noch flachen Gewässers nachgewiesen werden. Flach deshalb, da planktische Arten, die einen ausrei-
chend tiefen Wasserkörper dokumentieren, fast vollständig fehlen. Einzelfunde erster planktischer For-
men (1431, 1421 cm) sind wegen der nachweislichen Umlagerung des Sedimentabschnittes unter ca.
1261 cm (vgl. TP Pollen) nicht einer konkreten Entwicklungsphase (z.B. zwischenzeitlichen Erwärmun-
gen im Allerød) zuzuordnen. Andererseits lässt sich die Phase dieser frühen Bewuchsdominanz sehr gut
in zwei Abschnitte unterteilen. Die DZ I-1 ist sehr stark durch nordisch-alpine Arten geprägt, die in
der DZ I-2 abgelöst werden von bezüglich der Temperatur indifferenten Arten, die sehr viel später im
Kern wieder große Bedeutung erlangen. Insofern stellt die Entwicklung der DZ I-2 unter Umständen
doch eine Beziehung zu zwischenzeitlichen Erwärmungen des Allerröd dar. Die benthischen Arten der
Phasen I-1 und I-2, vielmehr das fast vollständige Fehlen planktischer Diatomeen sind zum einen Aus-
druck eines flachen Gewässers, andererseits jedoch auch Anzeiger langer Eisbedeckungen. Vom Rand
her auftauendes Eis fördert bei langen Wintern die benthischen Algen im flachen Ufer (Lotter & Big-
ler 2000). Bei schon höherem Seespiegel wird infolge saisonal später, dann zumeist jedoch rasanter
Erwärmung und Schichtung des Wassers die Entwicklung planktischer Formen auf solche kalten Phasen
konzentriert. Insofern stellen die zum Ende der Phase I-2 und dann verstärkt in der DZ I-3 auftreten-
den Plankter (wenn auch noch mit geringen Abundanzen, im Mittel 10 %) erste Hinweise auf ein tiefe-
D I AT O M E E N A N A LY S E | 6 5
res Gewässer mit limnischer Sedimentation bzw. einer sukzessiven Erwärmung in der Übergangsphase
Präboreal-Boreal dar. Diese Übergangsphase (DZ I-3) eines noch relativ flachen bzw. kühlen Gewässers
dauert immerhin während des gesamten Frühholozäns bis ins mittlere Atlantikum. Begleitet wird diese
Entwicklung von einem kontinuierlichen Anstieg des organischen Sedimentgehaltes, bei insgesamt je-
doch sehr geringen Akkumulationsraten (Abb. 25).
Der Wechsel zur DZ II ist durch einen markanten Anstieg der Planktonanteile charakterisiert. Hier-
bei dominieren vor allem oligo- bzw. mesotraphente Taxa (C. cyclopuncta, C. comensis, C. schumannii).
Dies ist zum einen Ausdruck eines steigenden Seespiegels, in dessen Folge das Volumen des Wasser-
körpers im Verhältnis zu den potentiellen Bewuchsflächen des Litorals zunimmt. Andererseits kann
man infolge der atlantischen Erwärmung davon ausgehen, dass es im Saisonverlauf ausgeprägte, für das
Diatomeenplankton notwendige Frühjahrs- und Herbstdurchmischungsphasen des Gewässers gab. Zur
Mitte der DZ II-1 setzt mit einem zwischenzeitlichen Anstieg der Anteile benthischer Diatomeen eine
Trendumkehr ein. Der ansteigende Glühverlust (GV) in einem organischen Band (Maximum bei 973
cm) sowie sinkende CaCO3 und Mineralanteile können als Hinweise auf eine Umlagerung organischen
Materials, eventuell durch Erosion zuvor abgelagerter Sedimente nach einem (zwischenzeitlichen?)
Wasserspiegelabfall um ca. 5700 cal. BP, interpretiert werden. Die während dieser Übergangsphase
(1037–951 cm) abgelagerten benthischen Diatomeen (Fragilaria brevistrata, F. construens var. construens,
Amphora inariensis, Achnanthes clevei, Gyrosigma attenuatum) sind vornehmlich Taxa, die bereits wäh-
rend der DZ I auffällig waren und unterstützen die Annahme einer zumindest teilweisen Umlagerung.
Der weitere Verlauf der DZ II-1 und der restlichen Abschnitte der DZ II sind nach zunächst aus-
geglichenen Relationen zwischen den planktischen zur Summe der litoralassoziierten Diatomeen durch
eine tendenzielle Abnahme der planktischen Dominanz gekennzeichnet. Die Dominanzverhältnisse in-
nerhalb des Diatomeenplanktons sind außer der stetigen Abnahme von Cyclotella cyclopuncta sehr wech-
selhaft. Sowohl der Rückgang der oligotraphenten C. cyclopuncta, als auch der wechselvolle Verlauf mit
Dominanzen von Arten, die mäßige Trophie tolerieren (C. comensis, C. radiosa) sowie auch deutlich
eutraphente Taxa (Aulacoseira granulata, Stephanodiscus neoastraea) sind eine wahrscheinliche Reaktion
auf die ebenfalls nachweislich wechselvolle Landnutzung im Gewässerumfeld seit dem Beginn des Neo-
lithikums, welches hier bei ca. 5500 cal. BP (Ulmenfall bei 956 cm) anzusetzen ist. Dieser Sedimentab-
schnitt zeigt auch die ersten Siedlungsfolge- und Getreidepollen (889 cm). Die folgenden ca. 100 cm Se-
diment (880–797 cm) sind zunächst durch eine Zunahme der Siedlungszeiger gekennzeichnet, bevor im
Pollendiagramm anschließend mehrfache Wechsel der Siedlungsintensität aufgezeigt werden. Diesem
Nutzungsverlauf entsprechen auch die rekonstruierten TP-Werte, die als mögliche Folge dieses Sied-
lungseinflusses tendenziell, wenn zunächst auch auf geringem mesotrophen Gesamtniveau, ansteigen.
Diese ersten Siedlungseinflüsse spiegeln sich zunächst nur in einer kontinuierlichen Veränderung sowohl
innerhalb der Diatomeengemeinschaft als auch in der rekonstruierten TP-Konzentration wieder. Im
Pollendiagramm ist bei etwa 900 cm ein erster Rückgang der Siedlungszeiger nachweisbar. Erst mit ei-
ner erneuten Siedlungsphase (Anstieg des Anteils der minerogenen Sedimentfraktion sowie ansteigende
synanthrope Pollen, inkl. Rückgang der Baumpollen als Hinweis auf Rodungen) zeigt sich ein auffälliger
Wechsel auch in den Diatomeen sowie den rekonstruierten TP-Werten an. Insgesamt jedoch stabilisiert
sich das trophische Niveau bei offensichtlich häufigem Wechsel der Landnutzungsintensität während
des weiteren Verlaufes der Bronze-, Eisen- und römischen Kaiserzeit im oberen mesotrophen Niveau.
In der Diatomeenzone II-3 steigen nach kurzer Planktondominanz die Anteile der benthischen Di-
atomeengemeinschaft wieder deutlich an, die trophischen Bedingungen stabilisieren sich zunächst auf
dem bisherigen Niveau. Die Römische Kaiserzeit (RKZ) sowie die anschließende Völkerwanderungs-
zeit (VWZ) sind durch leicht ansteigende BP-Anteile gekennzeichnet. Die Siedlungszeiger sind leicht
rückläufig, geben aber keine Hinweise auf eine vollständige Siedlungslücke, wie an anderen Gewässern
dieser Zeit nachgewiesen. In der Diatomeenzone II-4 ist ein deutlicher Anstieg der Siedlungsaktivitäten
sowohl an dem steigenden Anteil der Kulturfolger, als auch im Rückgang des BP-Anteils, wahrscheinlich
ausgelöst durch slawische Siedler, nachweisbar. Im Ergebnis dieser Aktivitäten steigt die Massenakku-
mulationsrate kontinuierlich an. Während eines zwischenzeitlichen Anstiegs des Anteils planktischer
6 6 | D I AT O M E E N A N A LY S E
Diatomeen dominieren sowohl eutrophe Vertreter (Aulacoseira granulata) als auch Anzeiger geringer
Trophie (Cyclotella comensis), so dass sich in der Summe keine wesentlichen Auswirkungen auf den re-
konstruierten TP-Gehalt ergeben.
Der Aspektwechsel innerhalb der Diatomeengemeinschaft, welcher die Abgrenzung der abschließen-
den DZ erklärt, fällt zeitlich zusammen mit den Rodungsaktivitäten sowie dem Wasserspiegelanstau
deutscher Siedler zu Beginn des 13. Jh. Die diesbezüglichen Parameter (Kulturbegleitflora, Rückgang
der Baumpollen, ein deutlicher Anstieg des Minerogenanteiles sowie der generellen Massenakkumula-
tionsrate) sind deutliche Hinweise auf diese Siedlungseinflüsse. Bei den Diatomeen ist es vor allem ein
deutlicher Wechsel zu einer massiven Dominanz litoralassoziierter Taxa. Der rekonstruierte TP-Ge-
halt des Freiwassers reagiert nachweislich auf diese Rodungsaktivitäten, in jedoch moderatem Ausmaß
(Anstieg von ca. 30 auf 40 µg/l) und damit in deutlich geringerem Ausmaß als in anderen Gewässern
Norddeutschlands (Großer Plöner See: Ohle 1973; Krakower See: Hübener & Dörffler 2004),
in welchen vergleichbare Anstaumaßnahmen den Beginn einer anhaltend eutrophen Entwicklung des
Gewässers darstellten.
Generell ist dieser Abschnitt (DZ III) durch eine erneute Dominanz benthischer Taxa geprägt,
vornehmlich solcher, die zuletzt während der spätglazialen/frühholozänen Entwicklung des Gewässers
(DZ I, teilweise II-1) dominant waren (Amphora inariensis, Achnanthes clevei var. clevei, Cocconeis neothu-
mensis) und ab etwa 1400 AD ein zweites Verbreitungsmaximum im Profil MÜR-2 zeigen.
Nach der Clusteranalyse lässt sich die Diatomeenzone III in drei zeitliche Abschnitte untergliedern.
Es wären dies die Proben mit teilweise noch deutlichem Planktonanteil (III-1; 286–185 cm), was etwa
dem Zeitraum der mittelalterlichen Kolonisation und Rodung (1200– ca. 1550 AD) betrifft.
Im Abschnitt III-2 erreichen die planktischen Diatomeen nur noch Anteile von 2–7 %. Die rekons-
truierten TP-Werte sind während dieser Zwischenphase wieder rückläufig (Abb. 25) und erreichen am
Übergang zum nächsten unterscheidbaren Abschnitt bei 76 cm (etwa beginnendes 19. Jh.) wieder meso-
trophes Niveau. Dieser Aspektwechsel zu benthischen Diatomeen kann als Reaktion auf ein zunehmend
kontinental geprägtes Klima während der kleinen Eiszeit interpretiert werden. Dressler (2006) konnte
an dem Wechsel der Plankton-Bewuchs-Relation dreier mecklenburgischer Seen stark unterschiedlicher
Trophiehöhe den klimatischen Einfluss auf diese Relation nachweisen. Hintergrund ist die Annahme,
dass infolge längerer Eisbedeckung im Frühjahr sowie aufgrund einer nachfolgend schnelleren Erwär-
mung und Einschichtung des Wasserkörpers unter kontinentalerem Klima eine Verkürzung der für die
planktischen Diatomeen wichtigen Durchmischungsphase, sowohl im Frühjahr als auch im Herbst, zu
verzeichnen ist. Dieser klimatische Aspekt kompensiert bzw. überdeckt hier möglicherweise Siedlungs-
einflüsse, die zu dieser Zeit, wenn auch in nur mäßigem Umfang, nachweisbar sind.
Ein wiederum deutlicher Trendwechsel ist beim Übergang in die Diatomeenzone III-3 ab etwa
1830/50 AD zu verzeichnen. Der Glühverlust im Sediment steigt deutlich an, gleichfalls die Gesamtak-
kumulationsrate, wobei der Anteil des CaCO3 an dieser Akkumulation merklich zurückgeht. Der rekon-
struierte TP-Freiwasserwert, in der Phase III-2 noch im mesotrophen Niveau, zeigt im weiteren Verlauf
der folgenden 150 Jahre einen tendenziell exponentiellen Verlauf ins eutrophe Niveau und erreicht im
rezenten Bereich 80–100 µg/l (Abb. 25). Charakteristische Vertreter dieser Diatomeengemeinschaft
sind, im wieder an Bedeutung gewinnendem Pelagial, Stephanodiscus hantzschii, S. alpinus, Cyclostephanos
dubius und Actinocyclus normanii. Letzterer ist ein auffälliger Neophyt in den norddeutschen Binnen-
gewässern. Die Verbreitung dieser Art war ursprünglich auf das Brackwasser beschränkt. Seit Beginn
des 20. Jahrhunderts wandert die Art in elektrolytreiche Binnengewässer ein (Erstnachweis in Berliner
Gewässern 1911, Jahn & Geissler 1993).
Als Referenzzustand (nur geringe, nicht nachhaltig negative trophische Beeinträchtigung durch
den Menschen) können die Bedingungen bis zur zweiten Wasserstandsregulation im ersten Drittel des
19. Jh. angenommen werden, d.h. Freiwasser-TP-Werte im oberen mesotrophen Bereich. Dies ist auf-
grund der nachgewiesenen Rodungs- und Siedlungsaktivitäten während der deutschen Siedlungsakti-
vitäten im 13. Jh. durchaus erstaunlich. In vergleichbaren Gewässern Norddeutschlands (Groß Plöner
See, Krakower See) waren die Aktivitäten der ostelbischen deutschen Besiedlung, vor allem die An-
D I AT O M E E N A N A LY S E | 6 7
staumaßnahmen wie an der Müritz nachgewiesen, der Beginn einer bis in die aktuelle Zeit reichenden
nachhaltigen negativen Beeinträchtigung der trophischen Situation des Gewässers (Ohle 1973, 1979,
Erlenkeuser & Willkomm 1979, Hübener & Dörfler 2004). Die spätere teilweise Absenkung
der Müritz hatte auch auf die Diatomeenbesiedlung und die Trophie einen deutlich nachweisbaren Ef-
fekt. Jedoch auch dieser fiel im Gegensatz zu den genannten Gewässern eher mäßig aus. Gründe für die
unterschiedliche trophische Reaktion sind in einem hier günstigen terrestrischen und limnologischen
Faktorenkomplex im Zusammenhang mit dem konkreten Nutzungsregime zu suchen. Es ist ein deutli-
cher Anstieg der summarischen Massenakkumulationsrate MAR in zeitlicher Übereinstimmung zu den
Aktivitäten deutscher Siedler zu Beginn des 13. Jh. nachweisbar (Abb. 25), jedoch ist diese im Vergleich
zu den genannten Seen relativ gering; vor allem jedoch ist die organische Sedimentation als Ergebnis
der Gewässertrophie nur wenig erhöht. Der Anstau hatte an der Sietower Bucht den Überstau eines
zu dem Zeitpunkt landwirtschaftlich wahrscheinlich nicht genutzten ausgedehnten Niedermoorareals
zur Folge. Minerogene Areale mit geschiebelehmgeprägten Böden grenzen dagegen hochflächig an die
Sietower Bucht. Der Überstau eines intakten Moorkörpers führt nicht zu einer Erhöhung des minera-
lischen Nährstoffaustrages; die komplexen Huminstoffe hingegen sind für die Algen in nur geringem
Maße verfügbar. In der weiterhin flachen Bucht ermöglichte die aufgrund der ausbleibenden Trophie-
Erhöhung weiterhin sehr gute Durchlichtung einen reichen Makrophytenbewuchs, der das niedrige tro-
phische Niveau ebenfalls stabilisierte. Im kritischen Zeitpunkt des Anstaus ist zusätzlich eine sehr hohe
CaCO3-Akkumulation nachweisbar (Abb. 25). Dieser Kalk schließlich wird große Anteile des trotzdem
erhöhten externen PO43--Eintrages ausgefällt haben. Dieses Faktorengefüge begründet die nur mäßige
Erhöhung der Trophie der Sietower Bucht in Zusammenhang mit den beginnenden slawischen Rodun-
gen, jedoch vor allem der nachweislich intensiven Siedlungsaktivitäten der deutschen Siedler während
des 13. Jahrhunderts. Die Freilegung dieser Flächen nach der Absenkung im 18./19. Jh., vor allem jedoch
die sich im Verlauf des 19. Jh. und verstärkt im 20. Jh. intensivierende Landnutzung, hatte dann doch
eine deutliche Veränderung vom oberen mesotrophen über die mäßig eutrophe Stufe ins deutliche eu-
trophe Niveau zur Folge.
6 8 | 1 4 C - A nal y sen
Palynologische Daten liefern noch keine absolutchronologischen Aussagen, obwohl die ursprünglich ve-
getations- (und klima-) geschichtliche Gliederung des Spätglazials und des Holozäns längst auch verein-
barungsgemäß chronostratigraphische Verbindlichkeit hat (Mangerud et al. 1974). Ungeachtet dessen
können korrelierbare palynostratigraphische Events in ihrem konkreten räumlichen Auftreten zeitliche
Differenzen aufweisen, die vegetationsgeschichtlich von Bedeutung sind. Schließlich ist auch das Auf-
treten von human-impact-Signalen zeitlich und räumlich differenziert und erfordert ebenso eine unab-
hängige absolute Datierung. Die Auswahl der für die Datierung vorgesehenen Proben orientierte sich an
den in Tab. 7 aufgelisteten Kriterien, deren chronologische Zuordnung in konventionellen 14C-Jahren
entsprechend dem bisherigen Kenntnisstand (Mangerud et al. 1974) ebenfalls aufgeführt ist (Spalte
Palyn. BP).
Die AMS-14C-Datierungen wurden mit Hilfe des Programms CalPal_A (Weninger, Jöris, Dan-
zeglocke 2004) in Kalenderjahre umgerechnet. Diese Prozedur ist erforderlich, um Abweichungen
der 14C-Alter (angegeben als Jahre BP (before present = 1950 AD)) vom wahren Alter zu korrigieren,
die auf Grund von Schwankungen der extraterrestrischen Strahlung und damit des 14C-Gehaltes der
Atmosphäre entstehen. Die Altersangabe erfolgt danach als Kalenderjahre BP – cal BP. Die Kalibrierung
bis 12400 cal BP basiert auf Baumringdaten und ist genau und zuverlässig. Ältere Kalibrierungsdaten
stammen von Ozean-Sedimentkernen und Korallen und sind damit vom 14C-Gehalt der Ozeanober-
flächenschicht und nicht der Atmosphäre abhängig. Diese Kalibrierung weist nicht die Feinstruktur der
Baumringkalibrierung auf und ist damit erheblich unsicherer. Andere Ansätze zur absolutchronologi-
schen Gliederung des Spätglazials basieren auf der Korrelation mit grönländischen Eiskernen ( Jöris &
Weninger 2000) oder auf der Warvenchronologie feingeschichteter Seesedimente (Merkt & Müller
1999, Litt & Stebich 1999, Litt et al. 2001).
Um diese kalibrierten Alter mit den Ergebnissen der Pollenanalyse vergleichen zu können, muss die
Palynostratigraphie ebenfalls auf die siderische Zeitachse bezogen werden. Das gelingt für eine Anzahl
palynologisch identifizierbarer Ereignisse mit guter Genauigkeit, so für das Einsetzen der mittelalterli-
chen Rodung (13. Jh.), den slawenzeitlichen Roggenanbau (11. Jh.), den Steilanstieg der Buchenkurve
(ca. 1500 BP), das überregionale Ulmensterben („Ulmenfall“ – 4950 BP = 3730 BC) sowie für die
Grenzen zwischen den Pollenzonen nach Iversen (1942) und Firbas (1949/52). Für die Gliederung
des Spätglazials werden die von Litt & Stebich (1999) angegebenen Warvenjahre BP herangezogen
(vgl. Strahl 2005).
Für eine Reihe von Punkten auf dem Sedimentkern wird damit der Vergleich zwischen 14C-Da-
ten und Palyno-Daten möglich (Abb. 24, linke Seite). Dabei zeigt sich, dass die kalibrierten 14C-Al-
ter signifikante und mit wachsender Tiefe erheblich zunehmende Abweichungen von den kalibrierten
Palyno-Altern aufweisen. Dafür können mehrere Effekte verantwortlich sein. Der wichtigste wird als
Reservoir-Effekt bezeichnet: die Proben entstammen entweder gänzlich aus Reservoiren, in denen die
Aufenthaltszeit des Kohlenstoffs wesentlich größer ist als in der Atmosphäre (z. B. Grundwasser) oder
Kohlenstoff aus diesen Reservoiren wenigstens teilweise an der Bildung der datierten Substanz beteiligt
gewesen ist. In Süßwassersystemen ist der Reservoir-Effekt als „Hartwassereffekt“ bekannt (Deevey et
al. 1954): durch die Lösung von geologisch altem Kalk bei der Grundwasserneubildung ist die 14C-Aus-
gangskonzentration der im Grundwasser gelösten Kohlensäure kleiner als in der Atmosphäre. In Seen,
1 4 C - A nal y sen | 6 9
13 Erl-9159 1212 11832 115 –28.4 13751 171 9700 Älteres Präboreal
14 Erl-9160 1232 10730 110 –26.8 12697 110 10100 Jüngste Dryas-III
15 Erl-9161 1265 14609 146 –26.9 17870 261 10500 Mitte Dryas-III
16 Erl-9162 1312 12656 108 –28.7 15055 351 11100 Jüngstes Allerød
17 Erl-9163 1338 14383 155 –26.9 17716 225 11600 Älteres Allerød
21 Erl-9167 1462 28300 704 –26.3 33062 1103 12600 Ende Pleniglazial
die durch Grundwasser gespeist werden, hat deshalb die in ihnen gebildete organische wie auch karbona-
tische Substanz eine für eine korrekte Altersbestimmung zu geringe 14C-Anfangskonzentration. Die un-
tersuchten Proben erscheinen daher um hunderte oder gar tausende Jahre zu alt (Averdieck et al. 1972,
Barnekow et al. 1998). Geyh et al. (1971) fanden, dass sich dieser Wert im Laufe der Seegeschichte
in Abhängigkeit vom Verhältnis Volumen/Oberfläche ändern kann. Allerdings sind auch unregelmäßige
Schwankungen infolge von Veränderungen im Einzugsgebiet sowie durch die See-Entwicklung selbst
denkbar (Björk & Wohlfahrt 2001).
Eine weitere Fehlerquelle stellt die Altersverfälschung durch Kontamination dar: Bei der datierten
Probe handelt es sich nicht ausschließlich um gleichzeitig gebildetes Material, sondern um eine Mischung
aus verschieden alten Substanzen. In Seesedimenten sind es vor allem eingewehte oder eingeschwemmte
fossile organische Substanzen, die zu höheren Altern führen. Solche Fälle sind i. d. R. durch deutlich grö-
ßere Standardabweichungen erkennbar. Der durch Kontamination verursachte Fehler hängt vom Konta-
minationsgrad und dem Alter der zugemischten Substanz ab. Die Zumischung fossilen Materials zu den
Müritz-Sedimenten wird durch das Auftreten von Pollen aus dem Eem oder älteren Perioden deutlich.
Sie ist beschränkt auf den spätglazialen Kernabschnitt und das Präboreal und ist besonders hoch in den
palynologisch als Dryas I und Dryas III eingestuften Sektionen, während im Allerød so gut wie keine
fossilen Pollen gefunden wurden (Abb. 21, Kap. 6). Auch Björk et al. (1998) fanden die größten Kon-
taminationen zu Zeiten klimatischer Schwankungen und führen diese auf damit verbundene Bodenero-
sion im Einzugsgebiet zurück. Um die genannten Effekte zu umgehen, sind verschiedentlich Pollen aus
Sedimentproben angereichert und datiert worden (Regnell 1992), doch haben sich auch durch diese
aufwendige Methode Fehler bis 600 Jahre nicht vermeiden lassen (Kilian et al. 2002).
Als Ursache für die (scheinbaren) Altersdifferenzen in den Müritz-Sedimenten sind sowohl die
Änderung des Grundwasserzuflusses, des Volumen/Oberfläche-Verhältnisses infolge der Seespiegel-
schwankungen als auch – vor allem im Spätglazial – eine Kontamination mit fossilem Kohlenstoff in
Betracht zu ziehen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die oben genannten Effekte zeitlich in unter-
schiedlichem Maße gewirkt haben.
1 4 C - A nal y sen | 7 1
100
200
300
400
500
600
Tiefe cm
700
800
900
1000
1100
1200
1300
1400
0 6000 12000 18000 24000 30000 36000 0 3000 6000 9000 12000 15000
Abb. 26: links: Kern MÜR-2, Verteilung der kalibrierten AMS-14C-Daten (Quadrate), der auf siderische Jahre bezogenen
Palynostratigraphie (Kreise) sowie des Prozentsatzes umgelagerter Pollen pro 100 Baumpollen (rote Kurve); rechts: Z/T-Modell
(rote Kurve) auf Basis der auf siderische Jahre bezogenen Palynostratigraphie (Kreise).
Für die Erstellung eines Zeit-Tiefen-Modells wird deshalb auf die im Kern MÜR-2 identifizierten
Untergrenzen der Palynozonen zurückgegriffen und diese den in Tab. 7 angegebenen Altern zugeordnet.
Diese Verteilung kann über den gesamten Tiefenbereich durch ein Polynom 5. Grades mit einem Stan-
dardfehler von ± 178 Jahren approximiert werden. Mit Hilfe dieses Z/T-Modells ist es möglich, jeder
Probe in der Tiefe d ein Alter t zuzuordnen, welches mit den kalibrierten Palyno-Altern konsistent ist
(Abb. 26, rechte Seite). Die Altersangabe erfolgt als Jahre cal BP, darf aber nicht verwechselt werden mit
den kalibrierten Altern der AMS-Daten in Tab. 7.
Auf diesen Modellaltern basierend können für die Sedimentsäule Sedimentationsraten (SR) und Mas-
senakkumulationsraten (MAR) berechnet werden. Die in mm a-1 angegebene Sedimentationsrate ist die
Geschwindigkeit, mit der die Sedimentsäule pro Zeiteinheit wächst. Infolge der postsedimentären Kom-
paktion nimmt dieser Wert mit zunehmendem Alter der Sedimente ab. Da deshalb unterschiedliche
Zeitabschnitte innerhalb der Sedimentsäule nicht miteinander vergleichbar sind, werden unter Berück-
sichtigung der Lagerungsdichte der Sedimente Massenakkumulationsraten berechnet, die angeben, wie
viel g Sediment (oder eines Sedimentbestandteils X = spezifische Massenakkumulationsrate MARx)
pro m² und Jahr akkumulierten. Die Kompaktion wird hierbei über die Dichte berücksichtigt. Die Be-
rechnungen gestalten sich wie folgt:
S edimentkom -
MAR (g m-2 a-1) = DBD (g cm-3) * SR (mm a-1) * 103 (cm m-2)
MARx (g m-2 a-1) = MAR * 0,01 * X (Gew.- %)
Die SR wird auf Basis des Zeit-Tiefen-Modells als sich mit der Tiefe stetig ändernd berechnet (s. Abbil-
dungen 27 und 28).
7 2 | 1 4 C - A nal y sen
in
S
M
O
C
AR
AR
AR
AR
SR
M
0
JJSA
100
200 JSA
300
400
MSA
500
600
ÄSA
Tiefe cm
700
800
SB
900
1000
AT
1100
BO
1200 PB
D-III
1300
D-II
AL
BL
1400 D-I
MEI
0
10
0
400
800
1200
1600
2000
0
400
800
1200
1600
2000
0
400
800
1200
1600
2000
0
400
800
1200
1600
2000
Abb. 27: Kern MÜR-2, Verteilung der Sedimentationsrate (SR in mm a-1) und der Massenakkumulationsrate (MAR in g m-2
a-1) für das Gesamtsediment sowie der spezifischen Massenakkumulationsraten für organische (MAROS, mit 5-fach überhöhter
Kurve), karbonatische (MARCa) und mineralische Substanz (MARMin) in Abhängigkeit von der Tiefe. Die MAR erreicht im
Spätglazial nahezu 6000 g m-2 a-1 und ist aus Maßstabsgründen hier nicht dargestellt.
Die Sedimentationsrate beträgt gegenwärtig etwa 5 mm a-1, hat ein erstes Maximum im Spätglazial
und das absolute Minimum im Frühholozän. Erst vor 1500 Jahren wurde die Marke von 2 mm a-1 über-
schritten und erreichte bei ca. 350 cm Sedimenttiefe (ca. 1300 AD) ein zwischenzeitliches Maximum.
Deutlicher, weil nicht durch die Kompaktion verzerrt, spiegeln sich die Verhältnisse in der MAR
bzw. den MARx wider (in Abb. 27 über die Tiefe, in Abb. 28 über die Zeit dargestellt). Während des
Spätglazials werden in kurzer Zeit große Mengen mineralischer Substanz (MARMin) abgelagert, wo-
durch dieser Abschnitt relativ mächtig erscheint. Selbst die Akkumulationsrate organischer Substanz
(MAROS) ist größer als zur Zeit des frühen Holozäns, was auf die Instabilität der Reliefoberfläche und
auf die Bedeutung des allochthonen Stoffeintrags verweist. Die Schwankungen innerhalb des Spätglazi-
als zu deuten, ist mit dem zugrunde liegenden Modell nicht möglich. Das Zeit-Tiefen-Modell löst dazu
nicht ausreichend auf.
Das Präboreal (Pleistozän/Holozän-Grenze bei 11550 Warvenjahren, Litt et al. 2001, Björk et al.
1998) beginnt mit einem leichten Anstieg der Kalksedimentation, die an der Wende zum Boreal (Beginn
10200 cal BP) zugunsten der mineralischen Komponente wieder zurückgeht. Im gesamten Abschnitt
bis ca. 9000 cal BP überwiegt die Akkumulation der mineralischen Komponente MARMin, bis etwa
5900 cal BP ist sie etwa gleich hoch mit der MARCa der karbonatischen Komponente. Zwischen 7000
und 5900 cal BP ist das Minimum an Stoffakkumulation erreicht, das Relief der Umgebung stabilisiert,
der See in einem nährstoffarmen, produktionsschwachen Zustand. Um 10000 cal BP steigt erstmals
die MAR der organischen Substanz sichtbar an. Ein zweiter Anstieg erfolgt um 8000 cal BP. Die ent-
scheidende Wende im Stoffhaushalt des Sees tritt um 5900 cal BP auf, in der sich nach der zeitweisen
Sedimentation einer stärker organischen Mudde die Akkumulation von Kalk plötzlich verdoppelt, um
bis 700 cal BP unter stetiger Erhöhung der Akkumulationsraten die Sedimentbildung zu dominieren.
Die organische Komponente zeigt nach einem geringen, aber stetigen Anstieg seit 5900 cal BP eine
1 4 C - A nal y sen | 7 3
in
S
M
O
C
AR
AR
AR
AR
SR
M
0 JJSA
JSA
1000 MSA
2000 ÄSA
3000
4000 SB
5000
Jahre cal BP
6000
7000
AT
8000
9000
10000 BO
11000 PB
12000 D-III
13000 AL
D-II BL
D-I
14000 MEI
0
10
0
400
800
1200
1600
2000
0
400
800
1200
1600
2000
0
400
800
1200
1600
2000
0
400
800
1200
1600
2000
Abb. 28: Kern MÜR-2, Verteilung der Sedimentationsrate (SR in mm a-1) und der Massenakkumulationsrate (in g m-2 a-1)
MAR (Gesamtsediment) sowie der spezifischen Massenakkumulationsraten für organische (MAROS, mit 5-fach überhöhter
Kurve), karbonatische (MARCa) und mineralische Substanz (MARMin) in Abhängigkeit von der Zeit. Die MAR erreicht im
Spätglazial nahezu 6000 g m-2 a-1 und ist aus Maßstabsgründen hier nicht dargestellt.
sprunghafte Zunahme ab 1500 cal BP. Die Kalkakkumulation fällt nach Erreichen eines deutlichen Ma-
ximums um 700 cal BP sehr kräftig ab und die mineralische Komponente dominiert die Sedimentation
mit Schwankungen bis in die Gegenwart.
Obwohl nicht auf einem Profil gelegen, bieten sich die Kerne MÜR-1, MÜR-2 und MÜR-9 für den Ver-
such einer Parallelisierung an, um unterschiedliche Reaktionsweisen von Litoral und Profundal während
der See-Entwicklung zu verdeutlichen.
Am Kern MÜR-1 wurden die Parameter DBD, Gehalte an organischer, karbonatischer und silizi-
klastischer Substanz sowie deren Korngrößenverteilung bestimmt, an den Kernen MÜR-2 und MÜR-9
darüber hinaus noch die Haupt- und Nebenelemente mit RFA. Eine paläoökologische Analyse erfolgte
in MÜR-1 nicht. Von MÜR-9 liegt eine Pollenanalyse vor, die eine Überprüfung der zeitlichen Einord-
nung gestattet. Mit Hilfe der sedimentologischen Daten lassen sich vor allem die Kerne MÜR-1 und
MÜR-2 parallelisieren, wobei deutliche Änderungen in den Kurvenverläufen der genannten Parameter
sowie das Auftreten prominenter Sandlagen indikatorischen Wert haben (Abb. 29). Auf Grund der
frühzeitig einsetzenden Verlandung in MÜR-9 ist eine Parallelisierung zu diesem Kern dagegen nur
eingeschränkt möglich (s. Kap 4). Die Parameterverteilungen in den Kernen ähneln sich grundsätz-
lich. Die stärker siliziklastisch geprägten Spätglazialabschnitte sind ebenso erkennbar, wie der Anstieg
des Kalkgehaltes am Beginn des Atlantikums und nochmalig am Beginn des Subboreals. Ebenso sind
einzelne, ereignisgebundene Organogen- oder Sandlagen, aber auch der Einfluss der mittelalterlichen
Rodungen sowie des Mühlenstaus identifizierbar. Die ufernähere Lage von MÜR-1 zeigt sich deutlich
7 4 | 1 4 C - A nal y sen
Sedimenttiefe [cm]
Sedimenttiefe [cm]
Minerogener
Minerogener
Organischer
Organischer
CaCO3 [%]
CaCO3 [%]
Schluff [%]
Schluff [%]
mittl. Korngröße
mittl. Korngröße
Jahre cal BP
Trockenraum-
Trockenraum-
dichte [g/ml]
dichte [g/ml]
Anteil
Anteil
Anteil
Anteil
Sand
Sand
[µm]
[µm]
Kies
Ton
Ton
Mean
Mean
0 0
150
100 100
200 200
700
300 300
400 400
500 500
1550
600 600
700 700
800 800
0 20 40 60 80 100 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 0 20 40 60 80 100 0 250 500 750
900 900
5600
1000 Tiefenentsprechungen 1000
MÜR-1/MÜR-2 [cm]
1100 20/90 9220 1100
70/250
1200 1200
170/550
1300 365/950 13350 1300
420/1138
1400 513/1342 1400
0 20 40 60 80100 0.0 0.4 0.8 1.2 1.6 2.0 0 20 40 60 80100 0 50 100 150 200
Abb. 29: Paralleli- in den systematischen Differenzen zu MÜR-2: Kalkgehalt, Dichte und mittlere Korngröße der silizi-
sierung der Kerne klastischen Partikel sind größer und die Kurven weisen größere Schwankungen auf. In MÜR-9 prägen
MÜR-1 und MÜR-2 Verlandungsprozesse die jüngeren Kernabschnitte (Abb. 32).
anhand sedimentologi- Durch die Parallelisierung lässt sich die chronostratigraphische Gliederung von MÜR-2 auf MÜR-
scher Parameter. 1 übertragen. Entsprechend dem Z/T-Modell von MÜR-2 können in beiden Kernen die Zeitpunkte
13350, 9220, 5600, 1550, 700 und 150 Jahre BP identifiziert und damit zwischen diesen Zeitpunkten
die Sedimentationsraten für MÜR-1 berechnet werden. Zum Kern MÜR-9 ist die Herstellung sedi-
mentologischer Bezüge wegen der bereits um 5700 cal BP einsetzenden Verlandung nur eingeschränkt
möglich. Die Parallelisierung kann aber auf der Basis der Palynostratigraphie vorgenommen werden,
wobei den Untergrenzen der Pollenzonen IV bis Xc ein absolutes Alter entsprechend Kap. 6 zugewiesen
wird. Für die Untergrenze der PZ III wird die Endteufe von 872 cm eingesetzt. Damit lassen sich auch
für den Kern MÜR-9 Sedimentationsraten berechnen (Abb. 30). Die Auflösung bleibt bei einem solchen
Vorgehen naturgemäß recht grob.
Im Vergleich der Sedimentationsraten der drei Kerne zeigen sich gravierende Unterschiede. Für
MÜR-1 und MÜR-2 zeigt der gleichsinnige Verlauf, dass es seit dem Spätglazial keine wesentlichen Stö-
rungen des Sedimentationsprozesses gegeben haben kann. Die Sedimentationsraten von MÜR-2 sind
immer größer als die von MÜR-1. Diese Erscheinung ist im Trichtereffekt begründet, wonach Sedimen-
te durch Umlagerung im Profundal bevorzugt akkumulieren. Bei MÜR-9 fallen die etwas höheren Raten
vor Einsetzen der Torfbildung auf. Aus der für das Litoral ungewöhnlichen Sedimentationsrate lässt
sich auf eine Lage in geschützter Position schließen. Aus der topographischen Karte geht hervor, dass
MÜR-9 in Verlängerung einer heute nur noch schwer erkennbaren N-S verlaufenden Rinne lokalisiert
ist, die im Osten durch einen Riegel von der Müritz getrennt ist (Abb. 4). Hinter diesem Riegel konnte
die Kalkmudde-Sedimentation mit dem steigenden Wasserspiegel Schritt halten und in dem Moment,
da der Wasserspiegel um 5700 cal BP retardierte, in eine Verlandung übergehen. Aus dem anschließen-
den ungestörten Torfwachstum bis mindestens um 1500 cal BP lässt sich ein erneuter fortwährender
Wasserspiegelanstieg schlussfolgern. Die Sedimentationsrate nimmt deshalb wieder zu. Die Slawenzeit
1 4 C - A nal y sen | 7 5
4000
Jahre cal BP
5000
6000
7000
8000
9000
10000
11000
12000
0 2 4 6 0 2 4 6 0 2 4 6
SR mm/a
dagegen ist wegen eines tieferen Wasserstandes im Pollendiagramm praktisch nicht präsent (VA 16 mit
Hiatus von der Völkerwanderungszeit bis zur Ostkolonisation), wodurch die Sedimentationsrate er-
neut absinkt. Auf diesen Hiatus folgt die Kalkmudde des mit dem Mühlenstau verbundenen hohen
Wasserstandes. Schließlich setzt nach den Spiegelabsenkungen wieder Torfbildung ein, verbunden mit
steigender Sedimentationsrate. MÜR-9 liefert damit wichtige Anhaltspunkte für die Rekonstruktion der
Wasserspiegelentwicklung.
Naturgemäß können aus der Analyse des uferfern gelegenen, bei –6 m unter Wasseroberfläche (diese
liegt gegenwärtig bei 62 m HN) ansetzenden Kerns MÜR-2 kaum Aussagen über die Wasserspiegel-
entwicklung abgeleitet werden. Die ununterbrochene Sedimentation über mehr als 14000 Jahre hinweg
zeigt aber, dass die Müritz mindestens seit dem Meiendorf existiert. Einen spätpleistozänen Wasserstand
deutlich über dem gegenwärtigen Niveau zeigen glazilimnische Sedimente am Ostufer der Müritz an,
für das Allerød schließt Kaiser (1998) auf einen Wasserstand von unter 60 m, am Übergang Jüngere
Dryas/Präboreal ist nach Schoknecht (1990) mit 56–57 m HN zu rechnen.
Weitere Aussagen lassen sich aus Datierungen subaquatischer Sedimente und semiterrestrischer und
damit wasserspiegelnaher Sedentate der ufernah entnommenen Kerne (zur Lage s. Abb. 4) und ihren
Relationen zu einigen Indikatoren des Kerns MÜR-2 ableiten. Aus der Existenz frühholozäner über
spätglazialen Ablagerungen in den Kernen MÜR-1 und MÜR-9 darf man schließen, dass der Wasser-
spiegel nie tiefer lag als 56,5 m HN. Eine 7 m unter Seespiegel aus MÜR-9 entnommene Probe (Ein-
setzen der Kalkmudde) liefert ein AMS-Datum von 10774 BP = 12760 cal BP. Palynologisch ist sie
jedoch in das früheste Holozän zu stellen. Unter Berücksichtigung von Kompaktion und der über den
Sedimenten erforderlichen Wassersäule wäre für diese Zeit sogar eher ein Spiegelstand von 58–59 m
anzunehmen (Abb. 31).
7 6 | 1 4 C - A nal y sen
[m HN] [m]
64 2
63 1
rezenter
62 Wasserspiegel
0
61 -1
60 -2
59 -3
58 -4
14
57 C-Daten durch Hartwassereffekt beeinflusst -5
14
C-Daten plausibel
14
C-Daten aus KAISER (1998)
56 -6
55 -7
12.000 11.000 10.000 9.000 8.000 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0 BP
14.000 13.000 12.000 11.000 10.000 9.000 8.000 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0 cal. BP
Jüngere
Dryas II
Dryas I
Bölling
Mei
VWZ
Eisen-
RKZ
Spätpaläolithikum Mesolithikum Ertebølle-K. Neolithikum Bronzez. zeit SZ MA NZ
Abb. 31: Wasserspiegelentwicklung der Müritz. Die verfügbaren 14C-Daten sind nach ihren kalibrierten Altern eingetragen,
für die grau dargestellten Daten wären zusätzlich unbekannt hohe Hartwasser- oder Kontaminationseffekte zu berücksichtigen,
die jüngere Alter ergeben würden. Die schwarz dargestellten Daten aus den Kernen MÜR-9 und KT2-3 erscheinen ebenso zu-
verlässig wie die zu Vergleichszwecken herangezogenen Daten (leere Quadrate) von der Spuklochkoppel und der Burgwallinsel
Vipperow (Kaiser 1998).
Der Wasserspiegel muss danach bis etwa 61 m HN angestiegen sein, da im Kern MÜR-9 Kalkmudde bis
in die Höhe von 60,5 m lagert (Abb. 32). Unterbrochen wird die Akkumulation nur durch eine bei 59 m
auftretende, 20 cm mächtige silikatreiche Organomudde, aus der zwei AMS-Daten von 8579±66 BP
(9574±57 cal BP) und 8412±81 BP (9407±85 cal BP) vorliegen, während palynologisch ein Alter von
6700 bzw. 6500 BP (7560 bzw. 7400 cal BP) wahrscheinlicher ist. Entstehungsdauer und Silikatgehalt
deuten auf Ufernähe oder zumindest stärkeren allochthonen Eintrag hin. Die 14C-Daten sind auch des-
halb nur eingeschränkt aussagefähig. Die Kalkmudde geht zum Hangenden in eine silikatreiche Organo-
mudde und schließlich in Torf über. Aus der untersten Torflage stammt ein AMS-Datum von 5307±56
BP (6096±80 cal BP). Aus dem Kern MÜR-3 liegen zwei weitere AMS-Daten vor: eine sandreiche
Kalk-/Organomudde bei 58,8 m – und damit kurz vor Ende der Kalkmudde-Sedimentation – erbrach-
te 6686±72 BP (7558±56 cal BP, für dieses Datum gelten die oben diskutierten Einschränkungen, die
sich aus allochthonen Einträgen ergeben). Bei 59 m beginnt die Torfakkumulation, unterbrochen durch
zwei Einschaltungen von Kalkmudde bei 59,60 m, die durch ein schmales Torfband getrennt sind. Aus
diesem stammt das zweite Datum, das ein Alter von 4922±70 BP (5679±66 cal BP) liefert (Abb. 32).
Aus diesen wenigen Daten auf die Wasserspiegelentwicklung zu schließen, ist insofern problema-
tisch, als sie in sich widersprüchlich sind und nicht durch ein Akkumulationsmodell in einem einfach
gestalteten Becken erklärt werden können. Es müssen neben den bekannten Fehlerquellen vor allem die
bereits in Kap. 6.5 postulierte Lage von MÜR-9 in einem geschützten Teilbecken in Betracht gezogen
werden, aber auch die Tatsache, dass in Ufernähe (MÜR-3) Sedimentumlagerungen in stärkerem Maße
1 4 C - A nal y sen | 7 7
vorkommen, welche die Datierungen verfälschen. Zunächst lässt sich feststellen, dass der Wasserspiegel
von 58–59 m offenbar unter leichten Fluktuationen ansteigt, wodurch es zu wechselnden Organogen-
gehalten im Sediment kommt (Muddebänder (umgelagert?) in MÜR-9 und MÜR-3). Um 6500 cal
BP wird für kurze Zeit der mittelholozäne Höchststand erreicht: in Kern MÜR-2 wird die maximale
Anzahl an planktischen Diatomeen gezählt (vgl. Kap. 7). Die von Schoknecht (1990) und Meinke
et al. (1967) für das ältere Subboreal angenommene Spiegellage bei etwa 62 m HN wird damit in das
jüngste Atlantikum vorverlegt. Danach fällt der Wasserspiegel, die Kalksedimentation in MÜR-9 endet,
es kommt zur Ablagerung einer sandreichen Mudde (Abb. 12, Kap. 4).
5307±56 BP
6096±80 cal. BP
4000 palyn. BP
MÜR-1 60,0
59,9
4922±70 BP
5679±66 cal. BP
3000 palyn. BP 8412±81 BP
9407±85 cal. BP
59,0 59,0
8579±66 BP
6686±72 BP 9574±57 cal. BP
7558±56 cal. BP 6000 palyn. BP
4000 palyn. BP
58,0 58,0
57,0 57,0
56,0 56,0
10774±84 BP
12761±84 cal. BP
10000 palyn. BP
55,0 55,0
54,0 54,0
Anmoor
53,0
Schilf-Seggentorf Silikatmudde
Nach oder schon während des Wasserspiegelfalls setzt bei einem Stand von etwa 60,5 m HN um 5700
cal BP Verlandung ein, der Schilfgürtel dehnt sich schnell aus (wahrscheinlich etwa zeitgleiches Ein-
setzen der Torfakkumulation in MÜR-3 und MÜR-9). Aus dem Aufwachsen von festem Seggentorf
in MÜR-9 wird jedoch geschlossen, dass der Wasserspiegel nicht weiter absank sondern erneut lang-
sam anstieg. Auf der Scharfläche vor der Spuklochkoppel am Ostufer der Müritz setzt in dieser Zeit
ebenfalls Vertorfung ein (Kaiser 1998: 5420±75 BP = 6250 cal BP). Der Standort von MÜR-3 wird
noch einmal kurzfristig in den Bereich der Kalkmudde-Sedimentation einbezogen, der Wasserspiegel
liegt zu diesem Zeitpunkt auf jeden Fall höher als 60 m HN, das Torfband in der Kalkmudde wird als
umgelagert gedeutet. Schoknecht (1990) nimmt sogar ein Niveau von 62 m an, doch hätte dies zu einer
Überflutung bei MÜR-9 geführt, die nicht nachweisbar ist. Vielmehr zeigt das Pollendiagramm von
MÜR-9 (Abb. 20, Kap. 6.3.1), dass bis einschließlich der Völkerwanderungszeit ein ununterbrochenes
Torfwachstum erfolgte. Der Torf wächst in PZ VIII mit 0,3 mm a-1, in PZ IX aber mit 0,8 mm a-1 (Abb.
30), woraus auf einen schnelleren Wasseranstieg nach 2600 cal BP geschlossen wird.
Um welchen Betrag danach der Wasserspiegel noch einmal gesunken ist, kann nicht sicher festgestellt
werden. Kaiser (1998) erwägt eine bereits früher einsetzende Absenkung bis auf 59,5 m und begrün-
det dies mit von ihm selbst als unsicher bezeichneten Befunden vom Prelitzsee. Allerdings hätte eine
Absenkung um 1,5 m zu drastischen Veränderungen am Torf des Standortes MÜR-9 führen müssen,
die sich nicht haben feststellen lassen. Für die Zeit um 1000–900 cal BP ist wegen der archäologischen
Befundsituation auf der Burgwallinsel Vipperow eine Spiegellage von ca. 61 m HN evident (Kaiser
1998), jedoch sind eventuelle nachträgliche Setzungen der Fundschichten bisher nicht in Betracht gezo-
gen worden. Nach den hier vorgestellten Befunden sollte der Wasserspiegel zwischen 5700 und 1000 cal
BP nicht unter 60,5 m HN gesunken und nicht wesentlich über 61,5 m HN gestiegen sein (Abb. 31).
Im Verlauf des 13. Jahrhunderts erreicht der Seespiegel ein Niveau von 62–63 m HN (Kaiser 1998:
Höhenlage von Torf und Anmoor am Prelitzsee). Aus dem Niveau von 62,7 m HN konnte im Kern
KT2-3 vom Großen Schwerin eine Probe von anmoorigem Sand auf 620 cal BP (655±35 BP) datiert
werden, die diesen Anstieg dokumentiert (Abb. 31). Auch auf den Moorflächen im Norden der Sietow-
er Bucht schlägt die Torf- zwischenzeitlich in eine Kalkmudde-Akkumulation um (VA 17 in MÜR-9,
Abb. 20 und 32). Der Hochstand muss nach der Position der Terrassensande am Nordufer des Großen
Schwerins mindestens 63,5 m erreicht haben, Kaiser (1998) gibt nach den Befunden vom Prelitzsee
etwa 65 m HN an. Um 1622 sollte dieses Niveau nach der Laurembergschen Karte bereits wieder un-
terschritten worden sein (Kaiser 1998), weitere Absenkungen bis auf das heutige Niveau erfolgten in
den Jahren 1798–1803 und 1831–1837 durch die Elde-Regulierung und den Bau des Bolter Kanals
(Voigtländer 1982).
entwicklungsgeschichte | 7 9
9.1 Pleni- und Spätglazial (Meiendorf bis Jüngere Dryas, 14450–11590 cal BP)
Alle der heute im Jungmoränengebiet verbreiteten Seen sind als Relikt des Weichselglazials, speziell
als Ergebnis glazigener wie glazihydrodynamischer Prozesse (sensu Nitz 1984) anzusehen, wobei eine
mögliche Beckenpersistenz über mehrere Glaziale hinweg vor allem für große Seebecken diskutiert wird
(Ludwig 1993, Rühberg 1995). Eine dritte geomorphologische Komponente der Beckenentstehung
ist deren Konservierung durch Toteis, was zu einer zeitlichen Verzögerung der Hohlformausbildung
führte. Die Genese von seenerfüllten Becken bleibt eine der momentan nicht eindeutig zu beantwor-
tenden Fragestellungen (Kaiser 2001, Rühberg 1995, Müller 2004, Blaszkiewicz 2005, Nitz
1984). Der große Aufwand stratigraphischer und sedimentologischer Arbeiten im Bereich von größe-
ren Seen ist eine Erklärung für die geringe Datendichte. So stellen Profundalbohrungen in den Seen
Mecklenburgs noch immer ein Novum dar, sofern diese in pleni- und spätglaziale Sedimentsequenzen
vordringen und sich eine multidisziplinäre Bearbeitung der Kerne anschließt. Dagegen existiert für das
polnische Jungmoränengebiet eine vergleichsweise hohe Befunddichte limnischer Sequenzen des frühen
Postglazials (Niewiarowski 2002, Blaszkiewicz 2005). Eine Vielzahl limnischer und telmatischer
Profile mit Spätglazial-Basis diskutiert Strahl (2005) für das benachbarte Brandenburg unter palyno-
logischen Gesichtspunkten.
Die Tiefenkarte der Müritz verdeutlicht ein verzweigtes Rinnensystem, welches die Müritz von
Nord nach Süd bzw. West durchzieht und die rezenten Tiefenmaxima hervorruft (Abb. 33). Sie legen
einen erheblichen subglazialen bzw. glazifluvialen Beitrag zur initialen Beckenentstehung nahe. Rundli-
che Kessel mit großen Wassertiefen heben sich am östlichen Ausgang der Sietower Bucht ab und lassen
zusätzlich einen starken Toteiseinfluss bei der Genese des Müritz-Beckens vermuten (Abb. 33). Vor
diesem Hintergrund liefern die basalen Kernabschnitte des Spätglazials im Profil MÜR-2 mit einem
Schichteinfallen bis zu 35° einen deutlichen Hinweis auf verzögertes Austauen von Toteis im Bereich
der Sietower Bucht.
Der limnische Sedimentationsbeginn konnte für die Sietower Bucht nicht zweifelsfrei bestimmt
werden. Die ununterbrochene Sedimentation zeigt, dass die Müritz mindestens seit dem ausgehenden
Pleniglazial (>14450 cal BP) existiert. Basal kommen kompakte, schluffige Silikatmudden zur Ablage-
rung, die auch als Abschlämm-Massen des Gewässerumfeldes angesprochen werden können, welche die
Geschiebemergeloberfläche der glazigenen Beckenbasis maskieren. Auf Grund hoher Akkumulations-
raten ist dieser Abschnitt relativ mächtig. Selbst die Akkumulationsrate organischer Substanz ist größer
als im Frühholozän, was auf die Instabilität der Reliefoberfläche und auf die Bedeutung des allochthonen
Stoffeintrags verweist.
8 0 | entwicklungsgeschichte
Die spätglazialen Kernabschnitte enthalten aufgrund der Schalenlösung kein ausreichendes Diatome-
enaufkommen für eine detaillierte Milieuanalyse. Ein auswertbarer Abschnitt bis 1261 cm wird fast
ausschließlich durch benthische Diatomeen repräsentiert, die auf Flachwasserbedingungen und lange
Eisbedeckungen hinweisen.
Spätglaziale Wasserstände über dem heutigen Niveau sind ein verbreitetes Phänomen an mecklen-
burgischen Seen, die zumeist über Seeterrassen geomorphologisch nachweisbar sind (Schulz 1963,
1968, Lorenz 2002). Einen pleni- und spätglazialen Wasserstand der Müritz deutlich über dem gegen-
wärtigen Niveau zeigen glazilimnische Sedimente am Ostufer an, für das Allerød schließt Kaiser (1998)
auf einen Wasserstand von unter 60 m, am Übergang Jüngere Dryas/Präboreal ist nach Schoknecht
(1990) mit 56...57 m HN zu rechnen. Aus der lückenlosen Abfolge frühholozäner über spätglazialen
Seesedimenten kann auf einen Wasserspiegel geschlossen werden, der nie tiefer als 56,5 m HN lag.
Die spätglaziale Vegetationsentwicklung ist stark an die Klimaschwankungen des ausgehenden Gla-
zials gebunden. Erste Vegetationsnachweise können für das ausgehende Pleniglazial erbracht werden.
Meiendorf (14450–13800 cal BP) und Älteste Dryas (PZ Ia, 13800–13670 cal BP) sind durch eine
Tundren- bzw. Steppentundrenvegetation mit Artemisia, Chenopodiaceae und Ericales bei abnehmender
Pinus-Vorherrschaft unter den Baumarten charakterisiert. Typisch ist ein sehr hoher Anteil der Nicht-
baumpollen, der sich im anschließenden Bølling (PZ Ib, 13670–13540 cal BP) noch verstärkt. Hier
dominiert Salix neben Hippophae. Die Anzahl umgelagerter wärmeliebender Pollen erreicht immer
noch hohe Werte, was von einer stärkeren Sedimentzufuhr aus dem Gewässerumfeld in das Müritz-
entwicklungsgeschichte | 8 1
Becken zeugt. Eine kräuterreiche Tundra zeichnet sich in diesem Zeitraum ab. In der Älteren Dryas
(PZ Ic, 13540–13350 cal BP) werden die höchsten Nichtbaumpollen-Werte erreicht, was auf nahezu
völlige Baumfreiheit hindeutet. Die zunehmende Geschlossenheit der Vegetationsdecke lässt auf eine
Entwicklung zur lückigen Parktundra schließen. Das Allerød (PZ II, 13350–12680 cal BP) beginnt
mit einem sich zunehmend schließenden Pinus-reichen Betula-Wald, ist über die längste Zeit jedoch als
Betula-armer Pinus-Wald ausgebildet. Die maximale Pinus-Ausbreitung wird erst kurz vor dem Klima-
Umschwung zur Jüngeren Dryas (PZ III, 12680–11590 cal BP) erreicht. Diese ist erneut durch sehr
hohe NBP- und erhöhte Salix-, Artemisia- und Ericales-Werte gekennzeichnet. Wacholder (Juniperus)
und Zwergbirke (Betula nana) prägen die Vegetation der Waldtundra-Landschaft mit.
Im Frühholozän setzt in der Müritz die Sedimentation zunehmend kalkreicher Mudden ein, die auf eine
fortschreitende Erwärmung und Besiedlung des Gewässers hindeuten. Im Präboreal (11590–11640 cal
BP) steigt im Freiwasser der Müritz die Kalksedimentation anfangs deutlich an, um sich im Boreal auf-
grund hoher silikatischer Einträge stark zu vermindern. Die organische Sedimentation nimmt kontinu-
ierlich, mit Rückschlägen an der Grenze Präboreal-Boreal, zu. Zugleich lassen sich für diesen Abschnitt
vermehrte Sandeinträge nachweisen, Schluff dominiert allerdings die silikatische Sedimentation. Am
nördlichen Beckenrand (Profil MÜR-9) zeigen sich dagegen sehr konstante Sedimentationsbedingun-
gen mit hohen CaCO3-Werten und deutlich geringeren Minerogen-Anteilen. Diese Unterschiede spre-
chen für eine zeitweise gesonderte Entwicklung in Teilbecken.
An der Grenze Spätglazial–Frühholozän treten erstmals sporadisch planktische Diatomeen auf. Erst
ab dem ausgehenden Boreal sind sie kontinuierlich vertreten, ohne jedoch zu dominieren. Bis zum Über-
gang Boreal–Atlantikum werden Wasserstände von 58...59 m HN rekonstruiert, die für eine planktische
Entwicklung nicht ausreichend gewesen sind (Abb. 25 Kap 7, Abb. 31 Kap 8). Aus diatomologischer
Sicht spiegeln die frühholozänen Sedimente eine etwa 3000 Jahre währende Übergangsphase der Ge-
wässerentwicklung wider, die bis ins mittlere Atlantikum fortdauert. Dabei stellt sich die spätglaziale
Vorherrschaft benthischer Taxa auf eine planktische Dominanz mit Stephanodiscus alpinus, Cyclotella
radiosa und C. comensis um. Die Müritz (die Sietower Bucht) war im Frühholozän ein sommerwarmes,
geschichtetes Gewässer mit einer gut durchlichteten litoralen Zone. Die rekonstruierten TP-Werte er-
reichen minimale Werte unter 20 µg/l und sprechen für oligo-mesotrophe Bedingungen im See.
Die Vegetationsentwicklung des Präboreals ist durch einen steilen Abfall der NBP-Werte gekenn-
zeichnet, was vor allem durch den Anstieg von Betula und Pinus hervorgerufen wird. Jedoch bestand
noch ein relativ hoher Offenlandanteil, aber die Abnahme umgelagerter Palynomorphen deutet auf zu-
nehmend stabile Oberflächen im Gewässerumfeld hin. Die hohen Poaceae-Werte können als Beleg für
einen ab jetzt etablierten Röhrichtgürtel angesehen werden, Gewässerarten wie Pediastrum u. a. sind
repräsentativ vertreten. Im Boreal (10640–9220 cal BP) verläuft die Entwicklung von einem geschlos-
senen Betula-Pinus-Wald zu einem lichteren Corylus-Betula-Pinus-Wald. Geringfügig sind Ulmus und
Quercus an der Waldgesellschaft beteiligt. Es gibt im Pollenspektrum keine Hinweise auf eine mensch-
liche Aktivität im Gebiet.
Im Atlantikum (9220–5660 cal BP) ist das Einsetzen einer verstärkten karbonatischen Sedimentation
auffälligstes Merkmal, dabei werden maximale CaCO3-Werte von 60 % erreicht. Zugleich nimmt die
organische Komponente zu Lasten der siliziklastischen Einträge in den Kalkmudden stark und kontinu-
ierlich zu. Zum Ende des Atlantikums erreichen im Profil MÜR-2 die organogenen und minerogenen
Komponenten innerhalb einer Schwemmtorf-Lage ein Maximum. Am nördlichen Beckenrand der Sie-
8 2 | entwicklungsgeschichte
tower Bucht setzt kurz danach die Verlandung mit Akkumulation von Torfen ein. Sie markiert einen
temporär verminderten Wasserstand der Müritz, welcher sowohl palynologisch als auch diatomologisch
bestätigt wird.
Ab dem Subboreal (5660–2400 cal BP) zeigen sich in allen Profilen sehr konstante Sedimentati-
onsbedingungen mit deutlich erhöhten Sedimentationsraten, die bis ins Hochmittelalter für fast 5000
Jahre erhalten bleiben. Kennzeichnend ist die rasante Zunahme des Planktonanteils der Diatomeen, was
auf konstant hohe bzw. steigende Wasserstände hindeutet. Bei den benthischen Diatomeen-Taxa zeigt
eine sehr ausgewogene Artengemeinschaft die ebenfalls stabilen Verhältnisse in einer gut durchlichteten
Bucht. Die Müritz hatte einen oligo- bis mesotrophen und dimiktischen Status.
Der Zeitraum Boreal bis frühes Subboreal ist für das westliche Müritz-Umland ein Abschnitt mit
der natürlichsten und geschlossensten Bewaldung. Artenreiche Mischwälder aus Eichen, Linden und
Ulmen prägten die waldreiche Landschaft, Kiefer, Birke und Hasel waren stete Vertreter darin. Im mitt-
leren Subboreal erfolgt der erste Getreidenachweis für das Neolithikum bei noch niedrigen Werten der
Siedlungszeiger. Wenig später lässt sich eine erste längere Phase stärkerer agrarischer Nutzung mit etwas
Getreideanbau und erhöhten Kulturbegleiter-Werten, vor allem auch Plantago lanceolata nachweisen, die
der Urnenfelderbronzezeit zugeordnet wird. Sedimentologisch bildet sich diese Phase durch verstärkte
Organogen- und Minerogen-Einträge ab. Sowohl der Rückgang oligotraphenter Diatomeen-Arten, wie
auch das Auftreten trophietoleranter Arten sind eine wahrscheinliche Reaktion auf die initiale Landnut-
zung im Gewässerumfeld seit dem Beginn des Neolithikums um 5500 cal BP. Diesem Nutzungsverlauf
entsprechen auch die rekonstruierten TP-Werte. Sie steigen innerhalb eines mesotrophen Gesamtni-
veaus tendenziell an.
Die Sedimentationsbedingungen bleiben bis in die jüngere Hälfte des Subatlantikums im Wesentlichen
konstant und entsprechen denen im Subboreal. In der Slawenzeit ab dem 8. Jahrhundert finden sich
allerdings im Litoral und auch im Profundal zeitweilig verstärkte klastische Einträge. Im gleichen Zeit-
raum zeigt der organogene Anteil eine deutliche Zunahme. Die Zunahme der Sandfraktion verdeutlicht
zugleich den Wechsel in ein höherenergetisches Milieu. Diese Merkmalskorrelation spricht für einen
temporär niedrigeren Wasserstand in der Slawenzeit mit Sedimentumlagerungen im Litoral. Slawen-
zeitlich verringerte Wasserstände sind für zahlreiche Seen Mecklenburgs archäologisch dokumentiert
und gelten auch für die Müritz als abgesichert (z. B. Bleile 2005). Für die mittelslawische Zeit um
1000–1100 AD ist aufgrund der archäologischen Befundsituation auf der Burgwallinsel Vipperow eine
Spiegellage von ca. 61 m HN evident (Kaiser 1998). Basierend auf den sedimentologischen Befunden
aus der Sietower Bucht sollte der Wasserspiegel zwischen 6100 und 1000 cal BP nicht unter 60,5 m HN
gesunken und nicht wesentlich über 61,5 m HN gestiegen sein. Im Verlauf des 13. Jahrhunderts erfährt
der Müritz-Seespiegel infolge des Mühlenstaus eine deutliche Anhebung auf ein Niveau von mindestens
63,5 m HN. Aus einer Höhe von 62,7 m HN konnte am Großen Schwerin ein mittelalterliches Strand-
wallsediment auf 1300 AD (655±35 BP) datiert werden, welches diesen Anstieg dokumentiert (Abb. 19,
Kap. 5). Der rasche Wasserspiegelanstieg bewirkte eine Überflutung ufernaher Bereiche, so auch in der
Sietower Bucht mit einem Wechsel von Torf- in Kalkmudde-Sedimentation. Gleichzeitig kam es zu ei-
ner Erosion der obersten Torfschichten, so dass in Profil MÜR-9 ein Hiatus im Pollendiagramm von der
Völkerwanderungszeit bis ins Hochmittelalter ausgebildet ist (Kapitel 6). Um 1622 sollte dieses Niveau
nach der Laurembergschen Karte bereits wieder unterschritten worden sein (Kaiser 1998), weitere
Absenkungen bis auf das heutige Niveau erfolgten in den Jahren 1798–1803 und 1831–1837 durch die
Elde-Regulierung und den Bau des Bolter Kanals (Voigtländer 1982).
Mit dem Beginn des Subatlantikums setzt auch ein Rückgang der Plankton-Arten bei den Diatome-
en ein, so dass benthische Diatomeen wieder an Bedeutung gewinnen und Flachwasserbedingungen in
der Sietower Bucht nahe legen. Während dieser Zeit erreichen Buche und Hainbuche ihr Verbreitungs-
entwicklungsgeschichte | 8 3
maximum und sind bestimmende Baumarten in den Wäldern des Müritz-Gebietes. Feuchtere Standorte
werden von Erle und Eiche besiedelt, Kiefer und Birke waren in geringem Anteil stets mit vertreten. Vor
allem die frühe Slawenzeit stellt sich als Phase verstärkter Nutzung mit Nachweisen von Roggen und
Siedlungszeigern sowie einem leichten Rückgang der Baumpollen heraus. Erhebliche Veränderungen
der Vegetation treten ab dem 13. Jahrhundert mit der Ostkolonisation ein (u. a. starker Rückgang der
Baumpollen, starke Zunahme der Kulturbegleiter), die sich auch in trophischen Veränderungen und
dementsprechend erhöhten Akkumulationsraten im Sediment der Müritz abbilden. Die Trophieände-
rungen äußern sich in einem Wechsel zu einer massiven Dominanz litoralassoziierter Diatomeen-Taxa.
Der rekonstruierte TP-Gehalt des Freiwassers reagiert in vergleichsweise moderatem Ausmaß auf die
Rodungsaktivitäten mit einem Anstieg von ca. 30 auf 40 µg/l im mesotroph bis mäßig eutrophen Be-
reich. Erst ab etwa 1830–1850 AD sind in der Sietower Bucht eutrophe Verhältnisse mit Werten zwi-
schen 80–100 µg TP/l Wasser zu verzeichnen.
Für das 15.–18. Jahrhundert deutet sich eine zönotische Reaktion (Plankton-Bewuchs-Relation) der
Diatomeen auf ein zunehmend kontinental geprägtes Klima an, welches der Kleinen Eiszeit entsprechen
dürfte. Vermutlich führten längere Eisbedeckungen im Frühjahr zu einer Verkürzung der für Diatome-
en wichtigen Durchmischungsphase (vgl. Dressler 2005). Allerdings verdeckt der klimatische Aspekt
hier mäßig ausgeprägte Siedlungseinflüsse auf die Diatomeen-Zönosen.
Das Subatlantikum ist durch markante Änderungen im Vegetationsbild gekennzeichnet. Während
die ältere Hälfte durch einen natürlichen und geschlossenen Wald gekennzeichnet ist, treten ab der Sla-
wenzeit zuerst noch kleinräumige, später deutlich zunehmende Auflichtungen auf. Mit der deutschen
Ostkolonisation beginnen großflächige Rodungen, erfolgt eine enorme Zunahme der NBP-Werte, der
Getreide und Kulturbegleiter sowie starke Veränderungen im Gehölzartenspektrum. Es handelt sich um
den radikalsten und folgenreichsten Eingriff in das natürliche Landschaftsgefüge des gesamten Holo-
zäns. Der nachfolgende Aufstau der Müritz ist mit einem Rückgang der landwirtschaftlichen Nutzung
im unmittelbaren Seeumland und einer Wiederzunahme des Waldanteils verbunden. Für den Zeitraum
des Dreißigjährigen Krieges lassen sich palynologische Belege in den Sedimenten der Müritz über eine
Zunahme der Buche im Pollenspektrum finden. Die Waldentwicklung ist ab dem 18. Jahrhundert durch
eine deutliche Zunahme der Nichtbaumpollen gekennzeichnet. Die sehr starke Zunahme des Ackerbaus
ab spätestens 1837/1840 findet sich ebenfalls im Pollenspektrum wieder. In den Wäldern dominiert
Pinus weit vor Betula, Quercus, Alnus und Fagus (Aufforstungen). Auch das Einsetzen des Mais-Anbaus
in der Müritz-Region um 1955 konnte nachvollzogen werden. Gleichzeitig macht sich die Chemisierung
der Landwirtschaft in einem starken Rückgang der Acker-Wildkräuter bemerkbar.
Die sich vor allem im Pollenbild widerspiegelnden Landschaftsveränderungen bewirken auch syn-
chrone Änderungen im Sedimentationsgeschehen. Mit dem Einsetzen der spätslawischen Rodungen
und dem Landesausbau im Zuge der Ostkolonisation verdoppeln sich die minerogenen Einträge und
bestimmen ab diesem Zeitraum den Sedimentcharakter. Die Spurenelemente Blei und Zink zeichnen
den zunehmenden Metallgebrauch nach. Sie markieren besonders die beginnende Industrialisierung
um 1850, mit der auch ein Anstieg des P-Eintrages einsetzt. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts gehen die
vorwiegend anthropogen induzierten Einträge von Zn und Pb in die Seesedimente wieder erheblich
zurück. Vermutlich macht sich der Bau von Kläranlagen und Kanalisation damit bemerkbar. Da die
P-Konzentration im Sediment sich nicht vermindert, muss von einem weiterhin hohen Eintrag aus der
Landwirtschaft ausgegangen werden. Die rezenten Sedimentationsbedingungen mit gleich bleibend ho-
hen Akkumulationsraten der minerogenen Bestandteile sind ein Ausdruck der seit etwa 50 Jahren inten-
sivierten landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen im Einzugsgebiet.
8 4 | zusammenfassung
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12 Danksagung
Die Autoren bedanken sich bei den nachfolgend genannten Personen und Institutionen für logistische,
technische, fachliche und organisatorische Unterstützungen und Beihilfen: Hannelore Rabe, Jürgen
Becker und Christian Wünsche, Gemeinde Sietow, Müritz-Marina Sietow GmbH, Fischereimeister
Behnke, Rainer Schwarz, Jürgen Stoffers, Fa. PERBO (Greifswald), Dr. Knut Kaiser, Manuela Schult
sowie Wasser- und Schifffahrtsamt Lauenburg mit Außenstelle Waren (Müritz).
Das Forschungsprojekt wurde dankenswerterweise durch die finanzielle Förderung des Seenprojekts
durch das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpom-
mern, durch die Jost-Reinhold-Stiftung und durch das Nationalparkamt Müritz ermöglicht.
9 2 | verzeichnis
A bbildungen Abb. 1: Blick nach Westen in die Sietower Bucht der Müritz. 7
Abb. 2: Quartärgeologische Übersichtskarte der Müritz-Region. 9
Abb. 3: Echogramme der Bohrlokalitäten MÜR-1 und MÜR-2. 11
Abb. 4: Bohrlokalitäten und Verlauf des GPR-Profils in der Sietower Bucht. 14
Abb. 5: Dekompaktion des Kerns MÜR-1. 15
Abb. 6: Bohrponton BOREAS in der Sietower Bucht. 17
Abb. 7: Lage der MÜR-2 Proben in einer DCA-Matrix aus 429 Proben europäischer Eichgewässer. 19
Abb. 8: Lage der MÜR-2 Proben in einer DCA-Matrix aus 121 Proben europäischer Eichgewässer. 19
Abb. 9: Slippen des Pontons BOREAS im Hafen Sietow. 20
Abb. 10: Aufgerüstetes Ponton mit Dreibock zum Ziehen des Bohrgestänges. 20
Abb. 11: Ausgewählte Kerne aus dem nördlichen Verlandungssaum der Sietower Bucht. 21
Abb. 12: Stratigraphie und sedimentologische Parameter des Kompositprofils MÜR-9. 22
Abb. 13: Stratigraphie und sedimentologische Parameter des Kerns MÜR-1. 24
Abb. 14: Stratigraphie und sedimentologische Parameter des Kerns MÜR-3. 26
Abb. 15: GPR-Profile im Bereich der Sietower Bucht. 27
Abb. 16: Etwa 12.900 Jahre alte Tephrapartikel des Laacher-See-Vulkans unter dem Mikroskop. 28
Abb. 17: Stratigraphie und Sedimentologie des Kompositprofils MÜR-2. 29
Abb. 18: Geomorphologie des Gr. Schwerin und Lage der Profile und Bohrungen. 31
Abb. 19: Aufschlüsse am aktiven Kliff im Bereich des Nordufers des Großen Schwerins. 32
Abb. 20: Verkürztes Pollendiagramm MÜR-9 mit den Hauptbaumarten. 43
Abb. 21: Verkürztes Pollendiagramm MÜR-2 mit den Hauptbaumarten. 51
Abb. 22: PCA-Clusterung der 105 Diatomeenproben des Profils MÜR-2. 59
Abb. 23: Dominante Plankter im Kompositprofil MÜR-2, ergänzt durch die Plankton-Bewuchs-Relation. 60
Abb. 24: Dominantes Periphyton im Kompositprofil MÜR-2, ergänzt durch die Plankton-Bewuchs Relation. 60
Abb. 25: Versch. Diatomeen-Parameter im Profil MÜR-2 im Vergleich zu palynologischen und geochem. Parametern. 61
Abb. 26: Zeit-Tiefen-Modell des Profils MÜR-2 auf Basis der Palynostratigraphie. 71
Abb. 27: Sedimentationsraten und Massenakkumulationsraten im Profil MÜR-2 in Abhängigkeit von der Tiefe. 72
Abb. 28: Sedimentationsraten und Massenakkumulationsraten im Profil MÜR-2 in Abhängigkeit von der Zeit. 73
Abb. 29: Parallelisierung der Kerne MÜR-1 und MÜR-2 anhand sedimentologischer Parameter. 74
Abb. 30: Sedimentationsraten für parallelisierbare Zeitscheiben der Kerne MÜR-1, MÜR-2 und MÜR-9. 75
Abb. 31: Wasserspiegelentwicklung der Müritz. 76
Abb. 32: Stratigraphie und 14C-Datierungen der Kerne MÜR-1, MÜR-3, MÜR-9 und SBN-4 mi Höhenbezug auf HN. 77
Abb. 33: Rasterkarte der aktuellen Müritz-Wassertiefen aus Daten des Seenprogramms Mecklenburg-Vorpommern. 80
Tiefe unter Sedimentoberfläche [m]
Tiefe unter Sedimentoberfläche [m]
12
11
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
G
15,0
14,5
14,0
13,5
13,0
12,5
12,0
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