Vdi 3464 e 2012-09
Vdi 3464 e 2012-09
Vdi 3464 e 2012-09
Vorbemerkung 1 Anwendungsbereich
Der Inhalt dieser Richtlinie ist entstanden unter Diese Richtlinie legt Anforderungen an Ausfüh-
Beachtung der Vorgaben und Empfehlungen der rung und Ausstattung von Pelletlagern bis zu ei-
Richtlinie VDI 1000. nem Fassungsvermögen von ca. 100 t sowie an die
Alle Rechte, insbesondere die des Nachdrucks, der Anlieferung der Pellets fest. Diese Anforderungen
Fotokopie, der elektronischen Verwendung und der dienen zur Vermeidung bzw. Minderung möglicher
Übersetzung, jeweils auszugsweise oder vollstän- Emissionen oder Gefahren im Pelletlager. Sie ba-
dig, sind vorbehalten. sieren auf der ausschließlichen Verwendung von
Pellets gemäß DIN EN 14961-21).
Die Nutzung dieser VDI-Richtlinie ist unter Wah-
rung des Urheberrechts und unter Beachtung der Durch die Sicherstellung der Pelletqualität entspre-
Lizenzbedingungen (www.vdi-richtlinien.de), die chend DIN EN 14961-2 und DIN EN 15234-2 gilt
in den VDI-Merkblättern geregelt sind, möglich. bei der Lagerung von Holzpellets, dass mit keinem
explosionsgefährdeten Bereich zu rechnen ist (sie-
An der Erarbeitung dieser VDI-Richtlinie waren
he [1]).
beteiligt:
Die Richtlinie richtet sich an all jene Personen, die
Anja Behnke, Dessau-Roßlau
ein Pelletlager oder eine Pelletheizung errichten
Hans Martin Behr, Olsberg und/oder betreiben bzw. überwachen.
Waltraud Emhofer, AU-Wieselburg
Volker Geisler, Meitingen 2 Begriffe
Bernd-M. Kemper, Karlsruhe In der vorliegenden Richtlinie werden die nachfol-
gend aufgeführten Begriffe verwendet:
Redelf Kraft, Göttingen
Martin Lienhard, Donaueschingen Befüllleitung
Fest installierte Verbindungsleitung, die den Be-
Peter Plegnière, Düsseldorf
füllstutzen mit dem Lagerraum oder Lagerbehälter
Helmut Schellinger, Weingarten verbindet, wenn der Befüllstutzen nicht direkt am
Kerstin Wahlers, Recklinghausen Lagerbehälter oder Lagerraum angebracht ist.
Hans Peter Zacharias, Köln Befüll- und Absaugstutzen
Allen, die ehrenamtlich an der Erarbeitung dieser A-Festkupplung PN 16 (System gemäß DIN 14323)
VDI-Richtlinie mitgewirkt haben, sei gedankt. aus Aluminiumlegierung oder Stahl mit Dichtring
für Druck- und Saugbetrieb, die zur Befüllung des
Einleitung Pelletlagers (Lagerraum oder Lagerbehälter) dient.
Holzpellets werden sowohl im Kraftwerksbereich Fassungsvermögen
wie auch im privaten und gewerblich/kommunalen Effektiv einfüllbare und automatisch austragbare
Bereich als Brennstoff zur Wärmeerzeugung ein- Menge an Pellets in t.
gesetzt. Holzpellets erfordern einen sachgerechten
Umgang bei der Produktion, dem Transport und Lagerbehälter
der Lagerung. Es können, ausgelöst durch den Allseits geschlossener Behälter, der unabhängig
Produktionsprozess und die Rohstoffe der Pellets, von baulichen Gegebenheiten aufgestellt wird.
gesundheitsgefährdende Emissionen im Lager Anmerkung: Dies können Behälter aus luftundurchlässigen
oder luftdurchlässigen Materialien, z. B. Metall, Beton, Kunst-
freigesetzt werden. Darüber hinaus kann es durch stoff, Holz oder Textilgewebe sein.
Druckdifferenzen zwischen Heizraum und Lager-
raum zu Rückströmungen von Rauchgasen in hu- Lagerraum
mantoxischen Konzentrationen aus dem Feue- Baukörper, der für die Lagerung der Pellets vorge-
rungsraum der installierten Heizanlage in den La- sehen ist.
gerraum kommen. Die Richtlinie beschreibt die Anmerkung: Der Lagerraum kann Pellets direkt aufnehmen
Mechanismen, die für Emissionen verantwortlich oder dem Lagerbehälter als Aufstellraum dienen. Zu unter-
scheiden ist der Lagerraum für abgepackte Pellets
sind und wie Pellets sicher angeliefert und gelagert (Sackware/Big-Bags) und für lose eingeblasene Pellets. Bei
werden sollten. automatischer Zuförderung zum Heizkessel sind im Lager-
raum Befüll- und Austragseinrichtungen installiert.
—————
1)
Die Norm DIN EN 14961-2 ersetzt die DIN 51731.
Entwurf VDI 3464 –3–
in Querschnitt und Draufsicht erhöht die För- Befüllstutzen sowie, mit Ausnahme von einigen
derwiderstände und reduziert die herstellerseitig Gewebesilos, einem Absaugstutzen voraus.
angegebenen Maximalwerte teilweise erheblich.
Befüllstutzen
x Nutzvolumen
x Querschnitt (100 mm) gemäß A-Druck-Saug-
Für den Ansatz des Nutzvolumens muss gegen-
kupplung 16 (DIN 14323)
über dem Bruttovolumen des Speicherraums ei-
ne Minderung berücksichtigt werden. Diese x Im öffentlich zugänglichen Bereich mit Deckel
ergibt sich aus dem Schüttwinkel der Pellets (zum Teil belüftet) und Schloss; hinsichtlich er-
von ca. 45° und aus Schrägböden, die bei be- forderlicher Belüftungsquerschnitte in den De-
stimmten Entnahmetechniken erforderlich sind. ckeln wird auf Abschnitt 9.1 verwiesen.
Das Nutzvolumen liegt in der Größenordnung x torsionsfest, um Aufschrauben des Deckels und
von 60 % bis 90 % des Bruttovolumens. Als Befestigung der Befüllleitung zu ermöglichen
Umrechnungsfaktor vom Nutzvolumen auf das x Befüll- und Absaugstutzen dürfen sich maximal
Fassungsvermögen in t kann ein Schüttgewicht in 2 m Höhe über einer Standfläche befinden.
von 0,65 t/m3 bis 0,7 t/m3 angesetzt werden.
x Die Befüll- und Absaugstutzen sollten bevor-
x Lagergröße zugt ins Freie geführt sein. In jedem Fall muss
Die vorgesehene Kesselleistung muss im Ver- für das Ankoppeln der Befüllschläuche eine
hältnis zum vorhandenen Nutzvolumen stehen, ausreichende Bewegungsfreiheit vorgesehen
um eine zu häufige Befüllung (im Abstand von werden.
nur wenigen Wochen) zu vermeiden.
Die Kesselleistung korrespondiert in der Regel x Fest installierte Befüllleitungen sollten mög-
mit dem Nutzvolumen der Speicher. Anhand lichst kurz (nicht länger als 20 m) sein und
des Diagramms (Bild 4) wird beispielhaft die möglichst wenige Richtungsänderungen auf-
Abhängigkeit des Nutzvolumens von der Kes- weisen. Die fest installierte Absaugleitung für
selleistung dargestellt. das Gebläse des Silofahrzeugs sollte maximal
10 m betragen.
Lagerzugänglichkeit
x Die Stutzen sind über Potenzialausgleich zu
Die Zugänglichkeit zum Lagerraum (auch in den erden.
Lagerbehälter) muss derart sichergestellt sein, dass
notwendige Wartungs- und Reinigungsarbeiten Stromanschluss
durchgeführt werden können. Während der Befüllung erfolgt über den Absaug-
stutzen eine „aktive“ Absaugung mittels Gebläse
Befüllung
(Ausnahme einige Gewebesilotypen; siehe Ein-
Die Befüllung des Lagers erfolgt unabhängig vom blasanleitung). Hierfür ist eine Stromversorgung
Austragsystem in der Regel pneumatisch. Dies vorzusehen.
setzt die Anordnung von mindestens einem
Bild 4. Nutzvolumen in m3 bzw. Fassungsvermögen in t des Pelletlagers in Abhängigkeit von der Nennleis-
tung der Heizanlage in kW
–8– VDI 3464 Entwurf
Im folgenden Abschnitt werden die am Markt gän- die Pellets bis zum Auslass. Der Auslass kann in
gigen Raumaustragsysteme für Pelletkessel darge- ein weiteres Fördersystem wie in Abschnitt 6.2.1
stellt. Darüber hinaus werden Rückbrandsicherun- beschrieben oder direkt an der Übergabestelle am
gen beschrieben und auf ihre Eignung der Tren- Kessel münden. Innerhalb des Silos oder Lager-
nung von Heizraum und Lagerraum bewertet. raums werden Trogschnecken, außerhalb Rohr-
6.2 Entnahmesysteme
schnecken verwendet.
Als Variante kann die Förderschnecke auch diago-
6.2.1 Pneumatische Fördersysteme
nal aus dem Lagerraum geführt sein und den
Der Heizkessel ist mit einem Vorratsbehälter aus- Brennstoff direkt der Verbrennungszone zuführen.
gestattet, der mit Pellets aus dem Lager befüllt
wird. Der Vorratsbehälter muss ausreichend groß Flexible Lagerraumschnecken
und der Anlagenleistung angemessen sein. Diese Schneckenart (sogenannte seelenlose Schne-
Üblicherweise sind die Vorratsbehälter der Kessel- cke) funktioniert wie die starre Lagerraumschne-
anlagen mit Sensoren bzw. Zeitsteuerungen ausge- cke; die Schnecken können jedoch je nach Bauart
stattet, die die Zustände „leer“ und „voll“ an das in einem gewissen Radius gekrümmt werden.
ebenfalls im Brennerumfeld lokalisierte Austrag- Rührwerk
system (z. B. Sauggebläse) melden. Die Lagerraumaustragung erfolgt mit einem Bo-
Saugsysteme, direkt denrührwerk (Federkern). Eine mit dem Boden-
rührwerk verbundene Schnecke fördert den Brenn-
x Entnahme von unten
stoff weiter zu einem Vorratsbehälter oder direkt
Der Brennstoff wird über eine Zuführleitung zu der Brennkammerzuführungseinrichtung (Sto-
pneumatisch dem Vorratsbehälter am Kessel kerschnecke). Der Antrieb erfolgt z. B. über einen
zugeführt. Im Lagerraum befinden sich Saug- Schneckengetriebemotor auf die Austragschnecke
sonden. Die Pellets fließen zu den und über ein Winkelgetriebe auf das Rührwerk.
Entnahmestellen und werden in den Vorratsbe-
hälter gesaugt. Förderluft und Pellets werden im Schubboden (Schiebeboden)
Zyklon des Vorratsbehälters voneinander ge- Die Lagerraumaustragung erfolgt über einen hyd-
trennt. Zusätzlich kann Feinanteil in der Förder- raulisch angetriebenen sich bewegenden Boden
luft, z. B. über Zyklone, abgeschieden und die bzw. Mitnehmer. Der Schubboden besteht aus
Luft wieder in den Lagerraum zurückgeführt einem Leiterrahmen, an dem Lamellen oder Mit-
werden. nehmer befestigt sind, die mit hydraulischen Zy-
x Entnahme von oben lindern bewegt werden und einen Schneckenkanal
mit Brennstoff befüllen. Die Anordnung des
Eine besondere Ausführung ist ein System bei Schneckenkanals kann am Ende des Lagerraums
dem die Lagerraumaustragung an ein pneumati- aber auch mittig erfolgen.
sches Austragsystem des Kessels angeschlossen
wird. Anders als bei der Entnahme mit Saug- 6.2.3 Fördersysteme ohne Fremdenergie
sonden bewegt sich die Austragseinheit frei im Manuelle Entnahme
Lagerraum. Eine Stromversorgung innerhalb Der Vorratsbehälter am Kessel wird manuell durch
des Lagerraums ist für den Betrieb des Austrag- den Anlagenbetreiber befüllt. Hierzu wird in erster
systems nötig. Linie Sackware verwendet, in einzelnen Fällen
Saugsysteme, indirekt aber auch die lose Ware einem Lagerraum ent-
Ähnlich wie vorher unter „Saugsysteme, direkt“ nommen.
beschrieben, werden die Pellets jedoch nicht direkt Freier Auslauf
aus dem Pelletlagerraum gesaugt, sondern mit Die Lagerraumaustragung wird individuell erstellt
einer Förderschnecke aus dem Lagerraum geför- und erfolgt im freien Zulauf über Schwerkraft. Der
dert und von dort an einer entsprechenden Schnitt- Lagerraum befindet sich oberhalb des Kessels,
stelle (Auslass) abgesaugt. über Zwischenböden fließt das Brennmaterial zu
6.2.2 Mechanische Fördersysteme einem Entnahmetrichter und wird von dort über
Gerade Lagerraumschnecken (starr) Fallleitungen dem Vorratsbehälter des Kessels
zugeführt. Zur Absperrung werden einfache Schie-
Die Lagerraumaustragung erfolgt mittels Förder- ber in die Fallleitung eingebaut.
schnecke. Über schräg angeordnete Zwischenbö-
den fließen die Pellets in einen Förderkanal und
eine darin gelagerte Förderschnecke transportiert
Entwurf VDI 3464 – 11 –
Die Kohlenmonoxidemission hängt von folgenden einer deutlichen Zunahme der CO-Emission aus
Faktoren ab: dem Holz.
x Temperatur In den bereits existierenden Pelletproduktionen
Bei Lagerung der Holzpellets in geschlossenen sollten Maßnahmen geprüft werden, inwieweit
Behältern vervielfacht sich die CO-Konzentra- einzelne der folgenden Punkte umgesetzt wer-
tion im Gasraum der Behälter mit steigender den können. Bei neuen Pelletproduktionen sind
Lagertemperatur zwischen 20 °C und 55 °C diese Punkte bei der Planung zu beachten.
[12]. Die Holzspäne sollten vor der Pelletherstel-
x Holzart lung unter optimierten Bedingungen kontrol-
Holz bzw. Holzpellets aus fett- und fettsäurerei- liert gelagert werden. Dies ist besonders bei
che Holzarten wie Kiefernholz (vgl. [13]) geben Pellets aus extraktstoffreichen Holzarten
im Vergleich zu Holz bzw. Holzpellets aus fett- notwendig
und fettsäurearmen Holzarten wie Fichtenholz Der Anteil frischer extraktstoffreicher Holz-
ein Mehrfaches an CO-Emissionen ab. arten sollte im Rohstoffmix zur Pelletierung
x Lagerung nicht zu hoch sein.
Mit zunehmender Lagerungszeit des Holzes Nach ihrer Trocknung, aber insbesondere
bzw. der Holzpellets nimmt der Fett- und Fett- nach ihrer Zerkleinerung in der Hammer-
säuregehalt im Holz bzw. in den Holzpellets ab mühle sollten die Holzspäne zwischengela-
(siehe [14]). Im gleichen Zug verringert sich die gert werden.
CO-Emission aus dem Holz bzw. den Holzpel-
Lagerung der Pellets nach der Herstellung
lets.
für einige Tage vor der Auslieferung.
x Holzfeuchte
Wenn Späne bei der Bearbeitung von bereits
Im Gasraum über nassfeuchtem Holz lässt sich
trockenem Schnittholz in der Pelletierung ein-
im geschlossenen Behälter kein bzw. kaum CO
gesetzt werden, ist von einem geringen Emissi-
nachweisen. Im Zuge der Trocknung des Hol-
onspotenzial auszugehen, da der Abbau der
zes nimmt seine CO-Emission zu [15].
Fettsäuren bereits stattgefunden hat.
x Oberfläche Diese produktionsseitigen Maßnahmen können
Voraussetzung für den oxidativen Abbau von jedoch nicht gewährleisten, dass im Pelletlager
Holzinhaltsstoffen ist deren Zugänglichkeit für keine gesundheitsschädlichen oder belästigen-
Luftsauerstoff. Aus frisch hergestellten, kleinen den Emissionen mehr entstehen können. Des-
Holzpartikeln mit entsprechend großer Oberflä- wegen sind weitere Maßnahmen (siehe Ab-
che sind somit höhere CO-Emissionen zu er- schnitt 9) unumgänglich, um ein sicheres Lager
warten als aus größeren Holzpartikeln mit geal- gewährleisten zu können.
terten Oberflächen.
7.2 Anlieferung und Zuführung zum
x Herstellung von Holzpellets Pelletlager
Zur Herstellung der Holzpellets werden Holz-
späne getrocknet, gemahlen und anschließend 7.2.1 Feinanteil durch mechanische
unter Einwirkung von Druck und Temperatur Beanspruchung
zu Pellets verpresst. Die durch das Verpressen Beim Transport von Holzpellets und speziell auch
herbeigeführte starke Verdichtung der Zell- beim Befüllen von Pelletlagern sind Holzpellets
wandstruktur führt dazu, dass eingeschlossene einer starken mechanischen Belastung ausgesetzt.
Holzinhaltsstoffe wie Fette und Fettsäuren an Dadurch entstehen Feinanteile mit frischen Bruch-
die Oberfläche der Pellets gelangen und somit flächen, an denen reaktive Holzinhaltsstoffe wie
für Luftsauerstoff zugänglich werden. Ferner Fette und Fettsäuren in Kontakt mit Luftsauerstoff
wird das Lignin im Holz, insbesondere aber in kommen können. In der Folge werden Freiset-
den Zellwänden stark plastifiziert (die zungsreaktionen von CO und anderen Emissionen
Plastifizierung des Lignins während des Press- gestartet, und es ist mit erhöhten Emissionswerten
vorgangs ist für den Zusammenhalt der Pellets aus den Pellets zu rechnen.
bedeutend) und wirkt nach dem Abkühlen als Maßgeblich für die Menge an Feinanteil im Lager-
Bindemittel. Thermohydrolytische Prozesse raum sind neben der Festigkeit der Pellets und der
während der Trocknung und im Zuge des Lagerraumgestaltung:
Pressvorgangs sowie mechanisches „Ausquet-
x Druck- und Treibluft während des Einblasvor-
schen“ des Holzes in der Pelletpresse führen zu
gangs
Entwurf VDI 3464 – 13 –
x Für hochgelegenen Füllanschluss ist eine ge- x Einbau nur nach Montageanleitung des Lager-
eignete Aufstiegshilfe bereitzuhalten. systemherstellers und nach BGV C 22
x Vor Betreten des Lagers die Pelletheizung und x Der Fertigteilbehälter muss mit einer unver-
Fördereinrichtung abschalten und gegen unbe- schließbaren, natürlichen Lüftung nach außen
fugtes Einschalten sichern (z. B. Reparatur- be- und entlüftet sein.
schalter). x Die Einstiegsöffnung ist gegen unbefugtes Be-
x Zugang des Pelletlagers eine Viertelstunde vor- treten abzusichern.
her öffnen und bei der Begehung des Lagers x Die Einstiegsöffnung muss den technischen
geöffnet lassen. Sicherheitsanforderungen der BGV C 5 ent-
x Füll- und Absaugstutzen elektrisch erden. sprechen, damit gefahrlos ein- und ausgestiegen
werden kann sowie die Rettung von Personen
x Bei Verwendung von Kunststoffschläuchen für möglich ist.
die internen Saugsysteme sind diese ableitfähig
auszuführen. x Der Einstiegsdeckel darf im geöffneten Zustand
nicht unbeabsichtigt zuschlagen.
x Fördereinrichtungen und elektrische Betriebs-
mittel regelmäßig gemäß den Herstellerangaben x Zur Schachtbegehung müssen zwei Personen
vom Pelletstaub befreien. zugegen sein. Eine Person zur Personensiche-
rung, die sich außerhalb des Schachts aufhält.
x Beim Säubern bzw. Begehen des Lagerraums Weiterhin ist ein Dreibock oder eine gleichwer-
Staubmaske und ableitfähige Schutzschuhe tra- tige als Anschlageinrichtung geeignete Einrich-
gen. tung zum Anschlagen des Abseil- und Ret-
x Füllstandskontrollen über verschlossene Sicht- tungshubgeräts vorzuhalten sowie das Abseil-
scheiben (z. B. Rundsichtglas) oder technische und Rettungshubgerät.
Messeinrichtungen durchführen. x Behälterbefüllung nur nach Befüllanleitung des
x Regelmäßige Wartung nach Herstellerangaben Lagersystemherstellers durchführen.
durchführen. x Befüllanleitung vor Ort an der Befülleinrich-
x Betreten der Lagerräume unter strikter Beach- tung aushängen.
tung der Anforderungen in Abschnitt 10
Entwurf VDI 3464 – 15 –
8.2.3 Lagervariante H-E: Lager mit der Feuerung in der jeweils gültigen FeuVO)
Holzschrägboden im Kellerraum münden.
x Einbau nach den Empfehlungen des DEPV zur b) separate Lüftungsöffnung in den Lagerraum
Lagerung von Holzpellets [16] durchführen. mindestens eine Lüftungsöffnung mit einem
x Der Aufstellraum und der darin befindliche Querschnitt von mindestens 100 cm2 und ei-
Leerraum müssen mit einer unverschließbaren ner lichten Öffnungsfläche von mindestens
natürlichen Lüftung nach außen be- und entlüf- 80 cm2
tet sein. Lüftungsleitung mit einer Maximallänge von
x Vor den Wartungs- oder Inspektionsarbeiten bei 5m
einem Förderschneckensystem die drehenden Die Lüftungsöffnungen müssen ins Freie
Teile abdecken, z. B. mit Holzbohlen. münden.
8.3 Sicherheitstechnische Aspekte zu c) mechanische Belüftung des Lagerraums, falls
mechanischen Fördersystemen Punkt a und b nicht erfüllbar sind
x Selbstmontage nur nach Montageanleitung des Das Lager wird über Öffnungen nach außen
Fördersystemherstellers durchführen. mit einem Ventilator belüftet. Das sorgt für
x Vor Betreten des Lagers das Fördersystem einen Überdruck im Lagerraum, der die Luft
stromlos schalten und gegen Wiedereinschalten des Lagers durch eine zweite Öffnung nach
sichern. außen drückt.
x Bei einem Fördersystem mit Förderschnecke Der Ventilator ist mit der dreifachen Luft-
vor Lagerbegehung Schnecke abdecken, z. B. wechselrate bezogen auf das Bruttovolumen
mit Holzbohlen. des Lagerraums auszulegen.
x Bei einem Fördersystem mit Rührwerk vor Die Funktion des Ventilators ist mit dem
Lagerbegehung die Austragschnecke abdecken, Öffnen der Lagerraumtür zu koppeln.
z. B. mit Holzbohlen.
Für alle in dieser Richtlinie nicht beschriebenen
Anforderungen an die Belüftungsmaßnahmen
Lager ist eine individuelle Gefährdungsbeurteilung für Lager mit einem Fassungsvermögen größer
durchzuführen. 10 t bis maximal 40 t
a) Deckelbelüftung
9 Emissionsminderungsmaßnahmen
belüftete Deckel auf mindestens zwei Storz-
9.1 Technische Maßnahmen
A-Kupplungen mit einem Gesamtlüftungs-
Da durch produktionsseitige Maßnahmen das Risi- querschnitt von mindestens 4 cm2/t Fas-
ko von Emissionen nicht ausgeschlossen, sondern sungsvermögen
nur reduziert werden kann, sind in den Lagerräu-
men beim Verbraucher parallel weitere Maßnah- Beispiel
men durchzuführen. Dabei handelt es sich in erster Bei einem Lager mit einem Fassungsvermögen
Linie um eine Belüftung des Lagerraums. von 18 t wäre eine ausreichende Belüftung durch
folgende Konfigurationen gegeben:
Die notwendigen Belüftungsmaßnahmen unter-
x 4 Deckel mit je einem Lüftungsquerschnitt
scheiden sich je nach Lagertyp und Fassungsver-
von 20 cm2 (4 Deckel × 20 cm2 Lüftungsquer-
mögen des Lagers. schnitt/Deckel = 80 cm2 > 4 cm2/t Fassungs-
Anforderungen an die Belüftungsmaßnahmen vermögen × 18 t Fassungsvermögen = 72 cm2)
für Lager mit einem Fassungsvermögen bis zu x 3 Deckel mit je einem Lüftungsquerschnitt
10 t von 30 cm2
a) Deckelbelüftung
Befüllleitungen mit einer Maximallänge von
belüftete Deckel auf mindestens zwei Storz- 2m
A-Kupplungen mit einem Gesamtlüftungs-
Die Lüftungsöffnungen müssen ins Freie
querschnitt von mindestens 40 cm2
oder einen ausreichend belüfteten Raum
Befüllleitungen mit einer Maximallänge von (siehe Anforderungen für den Aufstellraum
2m der Feuerung in der jeweils gültigen FeuVO)
Die Lüftungsöffnungen müssen ins Freie münden.
oder einen ausreichend belüfteten Raum
(siehe Anforderungen für den Aufstellraum
– 16 – VDI 3464 Entwurf
Hämoglobin (HbCO) bezeichnet. Ab einem Anteil Zusätzlich sind für unterirdische Läger (U) und
von ca. 60 % HbCO im Blut ist der Sauerstofftrans- Lagerräume mit mehr als 40 t Fassungsvermögen
port des Bluts im Körper so stark gehemmt, dass der folgende Regeln zu beachten:
Tod durch Erstickung eintritt. Der Anteil von HbCO x Lagerräume sollen nur nach vorheriger Mes-
im Blut und damit der Grad der Vergiftung mit sung des CO-Gehalts (siehe Abschnitt 10.3) be-
Kohlenmonoxid sind erstens abhängig von der Dau- treten werden.
er der Exposition und zweitens von der Höhe der
Konzentration an CO in der Umgebungsluft. x Während des Aufenthalts in Lagerräumen sollte
eine mobile CO-Warneinrichtung (siehe Ab-
In einer österreichischen Studie [17] wurden die in schnitt 10.3) ständig am Körper getragen wer-
Tabelle 2 dargestellten Orientierungswerte ange- den, die Warnschwellen bei 100 ppm und bei
geben. 300 ppm besitzen.
Die TRGS 900 legt bei einer Exposition von mehr x Ein Betreten des Pelletlagers wird erst empfoh-
als 8 h einen Arbeitsplatzgrenzwert von 30 ppm len, wenn die CO-Konzentration im Lagerraum
(35 mg/m3) fest. einen Wert von 100 ppm aufweist.
10.2 Empfehlungen für den Aufenthalt im x Bei Werten ab 300 ppm ist das Lager unverzüg-
Lagerraum (Richtwerte für zulässige CO-
lich zu verlassen.
Konzentrationen im Lagerraum)
Bei Verbrennungsvorgängen zur Wärmeerzeugung x Sollte der Aufenthalt im Lagerraum (z. B. für
durch Feuerungsanlagen und bei der Lagerung von Reinigungsarbeiten) länger dauern, sollte sich
Holzpellets kann es in Ausnahmefällen in der Um- die maximal zulässige CO-Konzentration an
gebung jeglicher Feuer- und Lagerstätten zu erhöh- dem Arbeitsplatzgrenzwert gemäß TRGS 900
ten Konzentrationen gefährlicher Abgase in der orientieren (siehe Abschnitt 10.1).
Atemluft (z. B. Kohlenmonoxid) kommen, die sich 10.3 Mobile Überwachung von CO
insbesondere in geschlossenen Lagerräumen über Als geeignete Gaswarngeräte gelten nur Geräte,
längere Zeiträume erhöhen und somit eine Gefahr die von einer anerkannten Prüfstelle auf Funktions-
darstellen können. fähigkeit geprüft wurden und für den Stoff Koh-
Auch über natürliche Reaktionen im Holz (siehe lenmonoxid zugelassen sind.
Abschnitt 7.1.1) kann es zu einer Erhöhung der der Die zugelassenen Geräte sind in der von der Be-
Kohlenmonoxidkonzentration bzw. einer Sauer- rufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische In-
stoffarmut kommen. dustrie (BG RCI) herausgegebenen „Liste funkti-
Im Normalfall entsteht für den Betreiber kein Risi- onsgeprüfter Gaswarngeräte“ aufgeführt. Diese
ko, jedoch sind solche Fälle nie auszuschließen. Liste ist auf dem Explosionsschutzportal der BG
Deswegen sollte der Lagerraum erst nach mindes- RCI (www.exinfo.de) unter der Rubrik Dokumente
tens 15 Minuten Belüftung (Querlüftung von Ein- abrufbar und wird halbjährlich aktualisiert. Nähere
stiegstür zur Lüftungsöffnung) betreten werden. Informationen zu Einsatz und Betrieb entsprechen-
Diese Belüftung soll auch für den Zeitraum des der Gaswarngeräte können der BGI 518, BGI 836
Aufenthalts im Lagerraum aufrechterhalten blei- und BGI/GUV-I 8617 entnommen werden.
ben.
Tabelle 2. Beeinträchtigung des menschlichen Organismus bei Exposition mit CO bei starker körperlicher
Belastung
Die Geräte sind vor dem Betreten des Lagerraums logistik gemäß des ENplus Zertifizierungssys-
so an der Kleidung zu befestigen, dass Warngeräu- tems zur Befüllung der Lager verwendet wer-
sche des Geräts vom Träger bemerkt werden. den oder gleichwertige Voraussetzungen gege-
ben sind,
11 Hinweise zum Explosionsschutz x für die Befüllung nur leitfähige Befüllleitungen
Holzpellets können in Ausnahmefällen durch Ab- verwendet werden. Falls die Befüllleitungen ei-
rieb oder Staubanteil eine explosionsfähige Atmo- ne Beschichtung haben, muss auch die Voraus-
sphäre bilden. Durch einen konstruktiven Explosi- setzung für die Beschichtung bestätigt sein
onsschutz für die Lagerung von Holzpellets kön- (Durchschlagspannung < 4 kV),
nen die erforderlichen Maßnahmen umgesetzt x bei der Lkw-Beladung Glimmnesteintragungen
werden. Mit Maßnahmen des vorbeugenden Ex- mit den Pellets sicher ausgeschlossen werden,
plosionsschutzes (primärer und/oder sekundärer
Explosionsschutz) können Explosionen technisch x bei der Lkw-Befüllung das Hantieren mit offe-
und organisatorisch sicher vermieden werden. nem Licht und Rauchen verboten ist,
Für den Lagerraum: x nach der Verladung die Kammern im Silo des
Lkw dicht verschlossen werden und keine Ein-
x Einbauten, die eine wirksame Zündquellen dar-
bauten, die Zündquellen darstellen können,
stellen können, sind nicht zulässig (siehe Ab-
aufweisen,
schnitt 8.1.3).
x Lkw nur mit ordnungsgemäß betriebenen, ge-
x Wirksame Zündquellen einschließlich elektro-
warteten und instandgehaltenen Absauggeblä-
statischer Entladungen sind technisch und orga-
sen eingesetzt werden und
nisatorisch sicher zu vermeiden, z. B. das elekt-
rische Erden der Füll- und Absaugstutzen. x nur Befüllvorgänge von Lkw und Lagern
durchgeführt werden, bei denen die Pellettem-
x Bei Instandhaltung, Reinigung, Prüfung oder
peratur weniger als 40 °C beträgt (siehe Ab-
Störungsbeseitigung müssen Maßnahmen er-
schnitt 7.2.2 und [1]).
griffen werden, die einen Verbleib von wirksa-
men Zündquellen in explosionsgefährdeten Be- 12 Hinweise zum Schallschutz
reichen und in Bereichen, die auf explosionsge-
fährdete Bereiche Einfluss haben können, orga- Lagerungen, Befestigungen und Wanddurchfüh-
nisatorisch ausschließen. rungen für Austragsysteme sind so auszuführen,
dass die Übertragung von Körperschall auf das
Ein Befüllvorgang darf nur erfolgen, wenn die Bauwerk verhindert wird (siehe auch Abschnitt 5,
Pellet-Lieferfirma nachweisen kann, dass Merkmal H).
x entweder nur zertifizierte Pellets gemäß DIN
EN 14961-2 Klasse A 1/A 2 und eine Pellet-
– 20 – VDI 3464 Entwurf
Bild A1. Ausführungsbeispiel für ein Warnschild zur Kennzeichnung eines Pelletlagers mit weniger als 10 t
Fassungsvermögen (Bildquelle: Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV), Berlin)
Entwurf VDI 3464 – 21 –
Bild A2. Ausführungsbeispiel für ein Warnschild zur Kennzeichnung eines Pelletlagers mit mehr als 10 t
Fassungsvermögen (Bildquelle: Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV), Berlin)
– 22 – VDI 3464 Entwurf
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