Evolution Des Bewusstseins PDF

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Ôræ Guru Gaurânga Jayatah

.
.

Anarpita-carim cirat
karunayavatirnah kalau
Samarpayitum unnata-
ujjvala-rasam sva-bhakti-sriyam
Harih purata-sundara-dyuti-
kadamba sandipitah
Sada hrdaya-kandare
sphuratu vah saci-nandanah

Möge Ôræ Caitanya Mahâprabhu, der Sohn Mutter Ôacæs, auf


ewig den Thron deines Herzens erobern.

Strahlend wie geschmolzenes Gold erschien er im Kali-


Zeitalter, einzig geleitet von seinem Mitleid, und überbrachte, was
kein Avatâra je zuvor gegeben hatte: das erhabene, leuchtende
Wissen um den reinen Wohlgeschmack seines Dienstes.

Ihm, der a ll die Unklarhei ten, Widersprüche und


Teilwahr heiten der Welt in Kîõëa-Bhakt i zu vollendeter
Harmonie verband und uns das Geschenk reiner Liebe gab – die-
sem Ôræ Kîõëa Caitanya lege ich mein Herz zu Füßen.
Ôræla Bhaktivinoda Øhâkura (1838 - 1914)

Ôræla Bhaktivinoda Øhâkura, Autor


des „Evolution des Bewusstseins“ zählt zu
den wichtigsten Vertretern Vedischer
Weisheit in der Moderne. Als das spirituel-
le Erbe der Veden sich im Vergessen auf-
zulösen schien, vielerorts auch der Lächer-
lichkeit preisgegeben wurde, war es an
ihm, die Authentizität und Bedeutsamkeit
der Vedischen Kultur zu rehabilitieren.
Sein Einfluss auf Indiens Gesellschaft war
immens: er wiederveröffentlichte zahlrei-
che historische Schriften und schrieb selbst über einhundert Bücher
und Essays. Gegen Ende seines Lebens zog er sich von der Welt
zurück, lebte asketisch und vertiefte sich in die Ekstase der Gottesliebe.

Ôræla
ÔrælaBhaktivedânta NârâyaëaGosvâmæ
Bhaktivedânta Nârâyaëa GosvâmæMaharâja
Maharâja(geb.
(geb.1921)
1921)
Ôræ Ôræmad Bhaktivedânta Nârâyaëa
Gosvâmæ Maharâja, spiritueller Meister und
geistiger Führer der Gauãæya-Vaiõëavas,
ge hört heute zu den einflussreichsten
Lehrern Vedischer Kultur. Er ist Schüler des
berühmten Ôræ Bhakti-Prajñâna Keôava
Gosvâmæ und Nachfolger und Freund des
Pioniers des Kîõëa-Bewusstseins im
Westen, Ôrila Bhaktivedanta Svâmæ
Prabhupâda. Er lebt als Sannyâsæ seit mehr
als fünfzig Jahren im Lebensstand der
Entsagung und bereist fortwährend den Globus, um die Botschaft
der Veden zu lehren. Er veröffentlichte Dutzende Bücher über
Theorie und Praxis der Bhakti-Wissenschaft und offenbart sich
Suchenden immer wieder aufs Neue als Quell von Hoffnung,
Inspiration und spiritueller Verwirklichung.
cd

Evolution des
Bewusstseins
von Ôræla Bhaktivinoda Øhâkura

Wie wir von den alten Philosophen gelernt haben,


gehören in eine philosophische Abhandlung fünf Bestandteile:
(1) Das Thema, bzw. die These, (2) die Problematik, die mit
dem Thema verbunden ist, (3) die Auseinandersetzung damit,
(4) die Einwände dagegen und (5) die Schlussfolgerung. Weil
wir es hier mit einem philosophischen Aufsatz zu tun haben,
wollen wir uns gleichfalls an diese Vorgehensweise halten.

Worin besteht also das Thema dieses Aufsatzes?

Das Thema dieses Aufsatzes lautet: „Das Leben der Seele.“

Und was ist die tiefer liegende Problematik, die dieses


Thema aufwirft?

Die Problematik hier ist: „Was ist eigentlich Leben und


worin besteht sein Ziel?“

Und wie lautet die Antwort?

1
Die Antwort, die Ôræ Caitanya Mahâprabhu und die Veden
darauf geben, lautet zunächst einmal, dass Leben in zwei
Formen auftritt, nämlich als reines Leben und als bedingtes
Leben. Reines Leben ist Leben, das in der Transzendenz exi-
stiert, in einer Atmosphäre von Ewigkeit und reinem Glück.
Reines Leben bedeutet: keine Fehlschläge, kein Leid, keine
Angst und keinen Tod. Bedingtes Leben, auf der anderen
Seite, erfährt man in der materiellen Sphäre. Bedingtes Leben
wird weiter zweifach unterteilt, nämlich in: auf das Äußere
gerichtetes, grob materialistisches Leben, und: auf das Innere
gerichtetes, spirituell ausgerichtetes Leben. Ein auf das Äuße-
re gerichtetes, grob materialistisches Leben kennt kein spiri-
tuelles Ziel und entfernt sich deshalb mehr und mehr von
Gott. Spirituell ausgerichtetes Leben, obwohl es dem materia-
listischen ähnlich sehen kann, zielt auf eine transzendentale
Existenz ab und forscht direkt danach. Auf das Äußere
gerichtetes, materialistisches Leben findet man in vier
Formen vor: (1) als gottloses unmoralisches Leben, (2) als
gottloses moralisches Leben, (3)als gottbejahendes morali-
sches Leben, und (4) als durch unpersönliche Auffassungen
entstelltes Leben.

Gottloses unmoralisches Leben


Dieser Art von Existenz werden die Tiere zugerechnet,
die Begriffsvermögen und Denkfähigkeit nur in geringem
Ausmaß besitzen; aber auch Menschen fallen in diese
Kategorie. Unmoralisches, geistig armes menschliches Leben
ist zweifach unterteilt. Da gibt es zum einen unzivilisierte
Eingeborene, die ein primitives Leben im Wald führen. Diese
lassen sich, wie die Tiere um sie herum, von ihren Trieben
leiten. Getrieben von Furcht und Begehren, halten sie strah-
lende Objekte wie die Sonne und den Mond für verschiedene
Götter. Auf ihrer Stufe gelten keine ethischen Prinzipien und

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kein genaues Konzept von
Gott. Die der reinen spiri-
tuellen Seele eigene natür-
liche Hingabe zum Herrn
ist bei ihnen fast gänzlich
verkümmert und zeigt sich
nur in sporadischen Äuße-
rungen von Ehrfurcht und
Bewunderung.
Die zweiten sind Menschen,
die sich Wissen über die
Materie und ihre Gesetze
angeeignet haben. Kraft
ihrer Intelligenz entwik-
keln sie verschiedene
Wissenschaften und
Künste und verschaffen sich auf diese Weise einen höheren
Lebensstandard. Solange sie aber keine ethischen Prinzipien
und Ehrfurcht vor Gott annehmen, werden sie der zweiten
Kategorie von unreguliertem und geistig armem Leben zuge-
rechnet. Von Ethik und Religion halten solche Menschen nichts.

Gottloses moralisches Leben, und gottbejahendes moralisches Leben


Wenn die unregulierten Atheisten Wertschätzung für
ethische und moralische Prinzipien entwickeln, erheben sie
sich auf die Stufe gottlosen moralischen Lebens, einer ande-
ren Form bedingten Lebens. Und wenn auf dieser Stufe etwas
Gottvertrauen hinzukommt, erreichen sie den Status gottbe-
jahenden moralischen Lebens. Weil aber auf dieser Stufe das
Pflichtbewusstsein gegenüber Gott als weniger wichtig ange-
sehen wird als ethische Prinzipien, wird dadurch die materia-
listische Grundhaltung nicht beseitigt, und somit zählt man
diese gläubigen Moralisten zur dritten Art bedingten Lebens.

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Durch Unpersönlichkeit entstelltes Leben
Wenn auf der gottbejahenden moralischen Stufe eine
stark unpersönliche Geisteshaltung die Oberhand gewinnt,
geben die gläubigen Moralisten die Pflichten und Regeln
ihres ethisch-religiösen Lebens auf, erniedrigen sich und tau-
schen ihr Gottvertrauen Stück für Stück gegen eine nihilisti-
sche Sicht des „Alles-eins-Seins“ aus. Diese durch unpersönli-
che Konzepte entstellte materialistische Lebensweise bildet
die vierte Stufe bedingten Lebens.

Reguliertes, gottesbewusstes Leben


Diejenigen, die Gott als alleinigen Sinn und Inhalt
ihres Lebens ansehen und Wissenschaft, Kunst, Religion und
Philosophie dieser Hingabe unterordnen, führen ein – obwohl
noch bedingtes – spirituelles Leben; das heißt, ein reguliertes
gottesbewusstes Leben. Das Ziel ihres Lebens und das Ergebnis
ihrer spirituellen Praxis ist es, von der Bindung an die Materie
vollkommen frei zu werden und mit der leuchtenden, reinen
Natur der Seele die spirituelle Wirklichkeit zu erfahren.

Soweit also Ôræ Caitanyas und die Vedischen Antworten


auf die Frage nach dem Leben und seinem Ziel. Wenn nun die
vier beschriebenen Arten von materialistischen Menschen
diese Darstellung hören, werden sie – jeder seiner jeweiligen
Überzeugung gemäß – ihre Einwände vorbringen. Nach
ihrem eigenen Verständnis überdenken sie ihre Lebensauf-
fassung, die Implikationen, die diese mit sich bringt, ihre
Antworten darauf, die Einwände dagegen, und kommen
schließlich zur Schlussfolgerung. Diese Schlussfolgerung
legen sie dann als Einwand vor. Dabei ist anzumerken, dass
die Einwände, die die Angehörigen einer bestimmten Lebens-
stufe anführen, von dem Vertreter der jeweils nächsthöheren
Stufe widerlegt werden, der daraufhin seine eigene Schluss-

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folgerung präsentiert. Indem er seine eigene Anschauung
etabliert, werden die Argumente der niedrigeren Lebensstufe
als unzulänglich abgelehnt.

Meine Arbeit hier besteht nun darin, zu zeigen, wie


die verschiedenen Lebensstufen sich als niedriger erweisen,
indem ihre Schlussfolgerung widerlegt wird. Das war meine
Vorgehensweise. Ich habe in meinem Buch Ôri Caitanya
Ôikõâmîta die jeweiligen Argumente schon ausgeführt, aber
um ein ganzheitliches Verständnis zu erleichtern, werde ich
sie hier noch einmal zusammenfassen.

cd

Die materialistische Denkweise der


unregulierten Atheisten

Der unregulierte Materialist denkt wie folgt: „Die


Vielfalt im Kosmos ist aus der Verbindung und Trennung von
Atomen hervorgegangen, nach dem anfangslosen Gesetz der
Natur. Sie entstand nicht als Werk irgendeines Schöpfers.
Dass die Leute Glauben in einen Gott entwickeln, ist das Ergebnis
schlechter Einflüsse und Eindrücke. Wenn ein gigantisches
Bewusstsein namens Gott existieren würde, müsste das
schließlich auch wieder von jemandem erschaffen worden
sein, deswegen entbehrt Glauben an Gott jeder vernünftigen
Grundlage. Das Phänomen Intelligenz kommt durch die spezi-
fische Struktur des materiellen Gehirns, welches Teil des
Körpers ist, zustande. Wenn diese Struktur zerstört wird,
funktioniert auch die Intelligenz nicht mehr. Zu glauben, dass
es eine Seele gibt, zeugt von tiefer Unwissenheit. Wenn der

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Körper stirbt, ist die Existenz beendet und alles löst sich in
seine Urbestandteile auf.
Solange man am Leben ist, sollte
man tun, was immer einem Glück und
„Die Religion Freude verschafft. Man soll dabei nur
ist das Opium aufpassen, dass das Wohlbefinden nicht
des Volkes“ direkt beeinträchtigt wird, also dass
man nicht krank wird, sich in Schwierig-
Karl Marx
keiten bringt oder sonst irgendwie
Schaden nimmt. Eingesperrt oder getö-
tet zu werden, sich die Gesundheit zu ruinieren, sich zu viele
Feinde zu schaffen oder öffentlich bloßgestellt zu werden ist
dem Lebensglück offensichtlich abträglich. Ansonsten ist es
der Sinn und Zweck meiner Existenz, zu genießen – wenn ich
diese Freude aufgäbe, was hätte dann das Leben für einen Sinn?
Um die Lebensqualität anzuheben, soll man seinen
Verstand gebrauchen und keine Mühe scheuen, die
Wissenschaft, Kunst und Industrie zu fördern. Schließlich
sind wir keine unzivilisierten Waldbewohner mehr. Wir wol-
len uns schicker kleiden, uns
bequemer und luxuriöser ein-
richten, gesund sein und gut aus-
sehen; mit anderen Worten, der
Zivilisation zur Blüte verhelfen.
Wir wollen die Freuden des
Lebens auskosten, uns gutes
Essen und edle Parfüme leisten,
schöne Musik hören, Gemälde an
die Wände hängen und uns all
die kleinen Dinge anschaffen, die
das Leben angenehm machen.
Lasst uns kühne Bauwerke
errichten und rassige Autos

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herstellen – solche Zivilisation beweist den Fortschritt der
Menschheit. Zum Nutzen der Gesellschaft soll man die
Geschichte dokumentieren. Was immer die Forschung an
Entdeckungen hervorgebracht hat, muss exakt archiviert und
behütet werden. Keiner sollte an irgendetwas Übernatürli-
ches oder Unlogisches glauben. Wenn der Nutzen der
Allgemeinheit und der eigene Nutzen sich nicht vereinbaren
lassen, muss man manchmal das Gemeinwohl den eigenen
Zwecken opfern, denn schließlich ist sich jeder selbst der
Nächste.“

Beeindruckt von Propaganda mit derart schlagkräfti-


gen Argumenten geben die unzivilisierten und ungebildeten
Naturvölker ihre traditionelle Lebensweise auf, eifern den
unregulierten Atheisten nach und versuchen, ihre Lebensumstände
zu verbessern. Die Verehrung von Sonne und Mond, das Jagen
und das Leben im Wald gehören bald der Vergangenheit an. Die
unregulierten Atheisten daraufhin, wenn man sie so für ihren
Fortschritt anhimmelt, werden stolz.

7
cd

Die Sichtweise der moralischen


Atheisten

Die moralischen Atheisten offenbaren eine höhere


Intelligenz und entlarven die Denkweise der
Ellenbogenatheisten schnell als unzulänglich. Sie sagen:
„Liebe Freunde, wir haben vieles gemeinsam. Wir denken fast
wie ihr, nur euren Egoismus können wir nicht gutheißen. Ihr
sucht das Glück im Leben, aber wie kann man ohne Moral
und hohe Werte glücklich werden? Glaubt ihr, die Welt dreht
sich nur um euch? Zum Wohl anderer zu leben, ist echte
Menschlichkeit. Normen und Regeln, die dem Wohl der
Menschheit und Gesellschaft als Ganzes dienen, sollten
Vorrang haben. Glück und Freude aus solchen Idealen zu
schöpfen, erhebt den Mensch über das Tier. Wenn man,
indem man Einschränkungen und Unannehmlichkeiten auf
sich nimmt, der Gesellschaft nützen kann, wird ein vernünfti-

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ger Mensch so etwas als seine Pflicht ansehen. Das nennt man
selbstloses, moralisches Handeln, und das ist der wahre Weg.
Strebt nach den Eigenschaften,
„Lebe ein gutes, die die Menschen glücklich
ehrbares Leben. machen, vor allem Liebe,
Freundschaft und Mitgefühl.
Wenn du älter bist Dann werden Erscheinungen wie
und zurückdenkst, Hass und Gewalt von allein aus
wirst du es noch den Köpfen der Menschen ver-
einmal genießen schwinden. Liebe für alle bedeu-
können.“ tet Glück für alle. Entwerft Pläne,
um eine solche Gesellschaft zu
Dalai Lama
schaffen.“
Von dieser Art sind die
tiefen Überzeugungen von Positivisten, Sozialisten, Buddhisten
und anderen moralischen
Atheisten.

cd

Die Ansichten der


auch gläubigen
Moralisten

Die Vertreter der näch-


sten Lebensstufe sind morali-
sche Menschen, die eine
Wertschätzung für Religion zei-
gen. Sie teilen auch die bisher
erwähnten Ansichten, legen jedoch zusätzlich Wert darauf,
dass Glauben eine wichtige Rolle in der Moral und Ethik spie-

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len sollte. Sie sind überzeugt, dass menschliche Ideale unvoll-
kommen bleiben, solange Glauben fehlt, und dass der
Glauben die Moral und Ethik auf vielerlei Weise unterstützt.
Sie argumentieren:
(1) „Obwohl man
„Die Zeit ist, bei Licht moralischen Grundsätzen
besehen, immer gleich gut folgen mag, sind die
und gleich schlecht, nur Verlockungen, mit denen
das Leben einen über-
die besseren Menschen
rascht, manchmal über-
machen die Zeiten besser, mächtig und selbst cha-
und bessere Menschen rakterfeste Menschen
macht nur das treu geübte geraten in schwierigen
Christentum.“ Umständen ins Wanken.
Adolf Kolping Wenn man sich unbeob-
achtet fühlt, wird der
Drang, etwas Unerlaubtes
zu tun, extrem stark. In solchen Situationen kann nur
Glauben in Gott beschützen, denn Gott sieht, was kein ande-
rer sieht – und wer davon überzeugt ist, wird selbst an einem
abgelegenen Platz nichts Unmoralisches tun.

(2) Zur Zeit des Todes erfährt jeder Mensch unerträgli-


che Ängste und Seelenqualen, aber wer Vertrauen in Gott
besitzt, bleibt von diesen Ängsten verschont und kann fried-
voll sterben.

(3) Verglichen mit gewöhnlicher Ethik schafft Glauben


an Gott eine viel höhere Bereitschaft, gute oder fromme
Werke zu tun, das ist hinlänglich bekannt.

(4) Das Leben eines Gläubigen ist friedvoller als das


eines Nichtgläubigen.

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(5) Wenn es tatsächlich einen Gott gibt, ist enorm viel
gewonnen, wenn man Ihn verehrt und zu Ihm betet. Sollte es
keinen Gott geben, ist mit Seiner Verehrung trotzdem nichts
verloren. Auf der anderen Seite aber: sollte es einen Gott
geben und man glaubt nicht an Ihn, dann wäre das ein fol-
genschwerer Fehler. Deswegen sehen die echten Ethiker
Glauben an Gott in jedem Fall als nützlich und notwendig an.

(6) Auch im Glauben an Gott gibt es Glück, und dieses


Glück ist reiner als gewöhnliches, vermischtes Glück. Das
Glück im Glauben wird nicht durch unerwünschte
Nebenerscheinungen beeinträchtigt, alles sinnliche Glück
hingegen zieht unvermeidlich auch Leid nach sich.

(7) Durch Glauben wird die Rechtschaffenheit genährt


und man entwickelt einen guten Charakter.

(8) Glauben fördert Eigenschaften wie Mitleid,


Vergebung und Toleranz.

(9) Ein Mensch, der glaubt,


zeigt mehr Bereitschaft, selbstlos
zu handeln.

(10) Durch Glauben an Gott


entsteht Vertrauen in ein Weiter-
leben nach dem Tod. Solches Ver-
trauen bewirkt, dass man in keiner
Lebenslage verzweifelt oder sich von
Hoffnungslosigkeit besiegen lässt.

Selbst wenn es also keinen


Gott geben sollte, ist Religion aus

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all den eben genannten Gründen nutzbringend.“
Mit guten Argumenten setzen die gottbejahenden
Moralisten den nichtgläubigen Moralisten zu. So begannen
sogar Atheisten wie Comte Gott zu verehren – nicht aus
Überzeugung, aber aus Pragmatismus. Die in Indien gelehrte
Karma-Kâëãa-Philosophie Jaiminis, Patañjalis Meditation
über Gott und Comtes fiktive Verehrung – obwohl es hier
natürlich Unterschiede gibt – liefern alle drei dasselbe
Resultat. Comte hatte mit seinen Motiven, aus denen heraus
er Gott verehrte, nicht zurückgehalten, sondern sie offen
genannt, während Karma-Verfechter wie Jaimini mit ihren
Ansichten vorsichtiger verfuhren und ihre inneren Motive
verbargen.

cd

Die Ansichten der Theisten

Wenn die gläubigen Moralisten an Einfluss gewinnen,


führen die echten Theisten ihre Einwände gegen sie ins Feld.
Die echten Theisten drücken sich so aus:
„Leute, haltet Gott nicht für ein theoretisches Konzept!
Er existiert ewig und leibhaftig. Bitte zieht die folgenden
Argumente in Betracht:

(1) Die gesetzmäßige und systematische Art und


Weise, wie alles im Kosmos vonstatten geht, lässt keinen
Zweifel daran, dass diese Ordnung von einer ungeheuren
Intelligenz geplant und angeordnet wurde.
Die Kraft zu denken und zu unterscheiden ist die wun-
derbarste Gabe des Menschen. Wenn sie richtig gebraucht

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wird, bringt sie die Wahrheit ans Licht – wird sie falsch benutzt,
öffnet man damit der Illusion Tür und Tor. Um irgendetwas
beurteilen zu können, muss man genau unterscheiden und
alle Gesichtspunkte kennen, ansonsten ist die Fähigkeit, zu
denken, nicht sehr von Nutzen. Man kann aus zwei gegebe-
nen Vorraussetzungen eine Schlussfolgerung ziehen, wenn
beide Grundaussagen fehlerfrei sind. Beispielsweise wird ein
Mensch, wenn er in der Ferne eine Rauchwolke erblickt, etwa
schlussfolgern, dass dort ein Feuer brennt. Dafür muss aber
erstens die Grundannahme, dass dort, wo Rauch aufsteigt,
auch Feuer brennt, wahr sein, und zweitens muss er sich
sicher sein, dass das, was er sieht, echter Rauch ist und nicht
Nebel oder etwas anderes. Wenn beide Voraussetzungen
erfüllt sind, kommt man kraft Logik und Intelligenz zum
wahren Schluss. Um eine rationale Erkenntnis zu gewinnen,
ist diese Methodik die Hauptherangehensweise.
Das Ausmaß, indem Schönheit und perfektes Zusammen-
spiel in den Abläufen des Kosmos sichtbar wird, lässt den
Schluss zu, dass hier eine von unermesslichen Energien
gesteuerte Schöpfung statt-
fand. Das ist der erste Teil der „Diese materielle Natur
logischen Betrachtung. Der
zweite ist die Erkenntnis,
wirkt unter meiner Aufsicht
dass etwas, was durch eine und bringt alle Arten von
Kette zufälliger Ereignisse Lebewesen hervor. Nach
entsteht, niemals derartige ihren Gesetzen wird der
Perfektion aufweist. Solche Kosmos wieder und wieder
Vollkommenheit ist nur geschaffen und vernichtet.“
einem überweltlichen, mit
gigantischer Intelligenz aus- Bhagavad-Gita 9.10
gestatteten, bewussten
Wesen möglich. Aus diesen beiden Aussagen folgt nach den
Regeln der Logik, dass ein überweltliches, mächtiges und

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bewusstes Wesen den Kosmos mit seiner Vielfalt entworfen
hat. Dieses bewusste Wesen ist Gott, der Höchste Herr.

(2) Ohne einen Handelnden als Ursache gibt es kein


sinnvolles Ergebnis. Hier mögen manche einwenden, dass
demnach auch jeder Schöpfer wiederum geschaffen sein
muss. Dem lässt sich jedoch entgegnen, dass diese Aussage
nur bei materiellen Gesetzmäßigkeiten zutrifft, das heißt, bei
materiellen Schöpfern. Die ursprüngliche materielle Form
wurde aber aus Intelligenz erschaffen. Danach wurde diese
erste materielle Form zum Schöpfer weiterer Formen, und
zwar durch den uns bekannten Vorgang der Transformation
materieller Elemente. Ein bewusstes Wesen erschuf also
ursprünglich die Materie. Dieses ursprüngliche Bewusstsein
aber braucht selber keinen Schöpfer. Man muss nicht nach
einem Schöpfer für Bewusstsein suchen, denn Bewusstsein
wird nicht erschaffen. Wer aus Gewohnheit heraus seine
materiellen Erfahrungen zum Maßstab aller Dinge nimmt,

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benutzt seine Intelligenz auf falsche Weise. Die Annahme,
dass Bewusstsein auch geschaffen sein muss, hält einer ratio-
nalen und logischen Überlegung nicht stand. Man sollte sol-
che unsinnigen Auffassungen aufgeben und mit reiner
Intelligenz sein Vertrauen in Gott setzen.

(3) Wenn sich durch einen speziellen Vorgang Atome


zusammenfügen und Bewusstsein bilden könnten, dann sollte
man dafür irgendwo in der Geschichte der Welt eine
Bestätigung finden. Jedes lebende Wesen hat seinen Ursprung
in anderen Lebewesen. Keiner hat je gesehen, dass Leben
anders entsteht. Der Triumph der modernen Wissenschaft in
Ehren, dennoch konnte noch keiner einen anderen Vorgang
der Erzeugung präsentieren. Auf die Behauptung, Leben sei
zufällig durch eine Kette von Ereignissen entstanden und erst
später sei der Prozess der Fortpflanzung in Kraft getreten,
folgt sofort die Frage, warum solche Ereignisse nicht auch
heute stattfinden oder sich reproduzieren lassen. Doch dafür
gibt es nirgendwo den geringsten Hinweis. Die
Schlussfolgerung lautet deshalb, dass Mütter und Väter
ursprünglich vom Höchsten Schöpfer entworfen wurden.
Atome, die sich zusammenfügen, bringen niemals Leben her-
vor – und die Atome selbst wurden ebenfalls vom Höchsten
Herrn geschaffen.

(4) Seit es Menschen gibt, verehrt man Gott. Glauben


ist mit der menschlichen Natur untrennbar verbunden.
Manche behaupten, dass Glauben in Gott nur als eine geistige
Verirrung oder mentale Fehlfunktion von Menschen auf einer
primitiven Stufe der Entwicklung zu betrachten ist und dass
mit fortgeschrittener Intelligenz die Verehrung Gottes von
alleine verschwindet. Dem kann man entgegenhalten, dass
ein Hirngespinst oder eine Fehlauffassung niemals überall

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und zu allen Zeiten Beachtung findet. Wahrheit dagegen fin-
det überall und immer ihre Befürworter. Zum Beispiel weiß
man und wusste auch schon früher, dass Zehn plus Zehn
Zwanzig ergibt. Dass Zehn plus Zehn Fünfzehn ergibt, ist eine
Hypothese, die nie viele Anhänger fand. In gleicher Weise
wird man auch im letzten Winkel der Welt irgendeine Form
von Gottesverehrung vorfinden. Die Idee hingegen, dass
Menschen sich nur aufgrund schlechter Einflüsse und in
dunkler Unwissenheit einen Gott ausdenken, kann man guten
Gewissens als falsch abtun.

(5) Für
jemanden, der
den Anspruch
vertritt,
menschliches
Leben auf eine
höhere Ebene
erheben zu
wollen, ist das
Akzeptieren
von Gott und
einer Existenz
nach dem Tod
essentiell. Sollte unsere Existenz nach ein paar Tagen ein für
allemal vorbei und ausgelöscht sein, welcher großer Ansporn
bleibt dann, sich in diesem flüchtigen Leben für ideelle und
unvergängliche Werte einzusetzen? Der menschliche Geist
findet im Vertrauen auf Gott naturgemäß seine Erfüllung, das
zeigt sich an der ungleich höheren Hoffnung, Zuversicht und
Weitsicht, die ein Gottgeweihter ausstrahlt. Menschliches
Leben ohne solches Gottvertrauen bleibt immer klein und
bedeutungslos.

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(6) Wenn Glauben an Gott nicht auf fester, intelligen-
ter Überzeugung ruht und Religion nicht aus echter
Dankbarkeit gegenüber dem Herrn schöpft, wird man die
reine Verehrung Gottes, die Wurzel aller Ethik und Moral,
vernachlässigen. Als Ergebnis davon bleibt das Dasein unvoll-
kommen, und nicht nur das: weil man seiner ersten Pflicht
als Mensch nicht nachkommt, wird man sich notgedrungen
erniedrigen.

Durch solche Argumente solltet ihr am Anfang die


rationale Grundlage für den Glauben in Gott zementieren.
Dann solltet ihr auf dieser Grundlage euren spirituellen
Wissensschatz erweitern und euch mit Unterordnung unter
solches Wissen mit Wissenschaft, Kunst, Moral und Religion
befassen. So könnt ihr euch erheben und euer Leben glück-
lich machen. Es ist Gottes Gnade, die Glück und Frieden in
dieses und in euer nächstes Leben bringt. Vorgänge, die – in
welcher Form auch immer – Gott verneinen, scheitern, wenn
es darum geht, euch eine höhere Bestimmung im nächsten
Leben zu garantieren. Nicht der imaginäre Gott – der real exi-
stierende Gott wird euch nützen.
Es ist notwendig, Wissenschaften, Kunst, Moral, und
Wissen über Gott zu entwickeln, allerdings kann diese
Entwicklung von zweierlei Art sein: einmal launenhaft und
zum anderen regelkonform. Launenhaft zu sein bedeutet, die
eigene Qualifikation, die passende Zeit und die vorgegebenen
Regeln nicht zu berücksichtigen, und regelkonformes
Handeln heißt, die Qualifikation, die Zeit und die Regeln den
Schriften gemäß zu beurteilen. Wenn ihr das tut, wofür ihr
qualifiziert seid, werdet ihr schnell fortschreiten. Wofür man
qualifiziert ist, ergibt sich aus der eigenen Natur. Diese Natur
wird durch frühe Einflüsse geformt, und später durch die
Erziehung und Umgebung geprägt. Findet heraus, was

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eure Natur ist und
folgt dann wissen-
schaftlich dem
Varëâôrama-
Dharma, dem
Vedischen System
zur Gesellschafts-
organisation, wie
es in Indien einst
in Gebrauch war.
Wenn ihr das tut
und eurer Eignung
gemäß handelt, ist
euch der Erfolg im
Leben sicher.
Versteht durch
Vernunft und
durch euer dem
Herzen innewohnendes Vertrauen, dass ihr als Seele unsterb-
lich seid. Mit diesem Verständnis als Grundlage kann das
regelkonforme Leben in ganzer Größe aufblühen. Es mag so
aussehen, als ob dieses Leben unser erstes ist und wir im
Bauch unserer Mutter „entstanden“ sind, aber beschränkt
euch nicht durch ein solches Konzept, das zu einer niedrige-
ren Bewusstseinsstufe gehört. Verinnerlicht transzendentales
Wissen und verwirklicht, dass wir schon vor diesem Leben
existiert haben, dass wir jetzt existieren und dass wir auch
noch weiter existieren werden, wenn dieser Körper stirbt.
Diese Verwirklichung wird euer Vertrauen in den Herrn läu-
tern und vertiefen.
Denn eine Sache: Warum wird der Eine in einer
Familie rechtschaffener Menschen geboren und wächst von
Kindheit an in einer Umgebung auf, die ihn mehr oder min-

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der von allein zu einem ehrbaren Menschen formt? Und der
Andere wird groß in einem sozial schwachen Umfeld, hat
schlechte Freunde und erwirbt sich mit berechenbarer
Sicherheit einen schlechten Charakter? Die ganze Erziehung
und sozialen Beziehungen entwickeln sich für den Einen zum
Guten und für den Anderen zum Schlechten. Ist die Intelligenz
erst einmal durch die verschiedenen Lebensauffassungen
geprägt, formt sich das ganze Wesen, die ganze Natur dem-
entsprechend. Später dann handeln beide so, wie es ihnen
ihre Natur diktiert, und so verdient sich der Eine in diesem
Leben den Himmel und der Andere die Hölle. Wenn dieses
eine Leben alles wäre,
wäre ein solches Wirken
einem allmächtigen, „So wie die Seele ihren
barmherzigen und gegenwärtigen Körper
hochintelligenten Gott annimmt und dieser Körper
angemessen? Das würde sich fortan zu einem
keinen Sinn ergeben.
Religionen, die nur die
Kinderkörper, einem
guten und schlechten Jugendlichen und schließlich
Taten dieses einen zum Greisenkörper entwickelt,
Lebens in Betracht zie- das Selbst, die Seele dabei aber
hen, nicht aber unverändert bleibt, so wird
Tätigkeiten sowie das sich die Seele auch beim
Karma und die
Eindrücke aus früheren
Wechseln des Körpers nicht
Leben, solche Religionen verändern.“
sind in großem Maße Bhagavad-Gita 2.13
unzureichend und unlo-
gisch. Haltet nicht an
kurzsichtigen Religionen fest, erhebt euch auf eine fortge-
schrittene Lebensstufe und folgt dem Varëâôrama-Dharma,
dem natürlichen, wissenschaftlichen System zur Erhebung

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des Menschen. Dann könnt ihr verwirklichen, was Glück
bedeutet.
Es ist essentiell, dass man den Anweisungen der Veden
folgt. Allerdings kann man auf zweierlei Weise folgen: mit
Eigeninteresse oder selbstlos. Bei eigennützigem Handeln
geht es letztlich nur darum, seine Sinne zu erfreuen. Sucht
eure Freude nicht darin. Selbstlos zu sein bedeutet, pflichtbe-
wusst zu handeln. Wenn man seine Pflicht tut, spielt es keine
Rolle, ob die Sinne dabei gerade glücklich sind oder nicht. Es
ist egal, ob man gerade „Lust dazu“ hat, denn Lust ist
Merkmal selbstischen Handelns. Um das Ziel pflichtbewuss-
ten Handelns zu erreichen, dürft ihr euren selbstischen
Wünschen nicht nachgeben. Wenn ihr pflichtbewusst den
Vorgaben der Schriften folgt, werdet ihr den Herrn, Ôræ Hari,
zufrieden stellen, und wenn Ôræ Hari mit euch zufrieden ist,
schenkt Er euch sowohl Glück als auch Befreiung.“

cd

Wenn man über seine Beziehung mit


Gott nachzudenken beginnt

Indem die moralischen Theisten solche Überzeugun-


gen entwickeln und dem reinen Varëâôrama-System folgen,
schreiten sie auf ihrem Weg fort. An diesem Punkt wird in
ihnen der Wunsch erwachen, zu verstehen, wohin ihr Leben
sie eigentlich letztlich führt. Sie werden anfangen, darüber
nachzudenken, was die Beziehung zwischen Gott und der
Seele tatsächlich ausmacht. Dies ist die Stufe wahren mensch-
lichen, religiösen und ethischen Lebens. Zu dieser Zeit wird
ihnen bewusst, wie viele Male sie verschiedenen Ideen und

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Vorstellungen gefolgt waren, ohne die eigentliche Grundlage
ihrer Existenz überhaupt zu hinterfragen. „Wer bin ich?
Worin besteht meine Beziehung zu dieser Welt? Und wohin
wird mein Weg mich am Ende führen?“ Solche Fragen
beschäftigen jetzt ihren Geist.
Ihre Grundsatzdiskussion mit diesen Wahrheiten führt
sie schließlich zu drei verschiedenen Schlussfolgerungen:

(1) dem Karma-Pfad (bei dem sie für persönliches


Glück handeln),
(2) dem Jñâna-Pfad (auf dem sie Wissen anstreben, um
ihr Selbst im unpersönlichen Brahman aufzulösen), und
(3) dem Bhakti-Pfad (bei dem sie der reinen Religion
der Seele nachfolgen).

cd

Der Karma-Pfad

Diejenigen moralischen Theisten, die zur Karma-


Schlussfolgerung gelangen, denken so:
„Ich bin eine winzige Seele, deren Gedeih und Verderb
davon abhängt, ob sie religiös oder irreligiös handelt, und ich
wünsche mir immerzu, glücklich zu sein. Die materielle Welt
ist dazu geschaffen, uns Freude zu bereiten, und es ist mir
auch erlaubt, diese Welt zu genießen. Es gibt einen besonde-
ren Teil im Universum, der für reine Freude vorgesehen ist;
wenn ich dorthin gelange, werde ich dieses reine Glück kosten.
Meine Beziehung zu Gott ist diese: Der Herr ist der Schöpfer
und ich bin der Erschaffene. Der Herr gibt und ich empfange.
Der Herr erhält mich und ich werde erhalten, der Herr ist der

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Beschützer und ich stehe
unter Seinem Schutz. Er ist
allmächtig, ich aber bin klein
und schwach, Er zerstört
und ich kann zerstört wer-
den. Er stellt die Regeln auf
und ich muss ihnen folgen,
Er macht die Pläne und ich
bin Teil Seines Plans. Wenn
dieser Höchste Herr mit mir
zufrieden ist, wird mein Leid
ein Ende finden und ich
werde den Ort erreichen,
wo komplettes Glück für
mich realisierbar ist.“
Zu einem gewissen Teil gehört auch Adhyâtma-Yoga,
spiritueller Yoga, zum Karma-Pfad – zum Beispiel wird die
Adhyâtma-Samâdhi des Aõøâñga-Yoga dazu gezählt, denn von
den acht Stufen des Aõøâñga-Yoga gehören sechs, Yama, Niyama,
Âsana, Prâëâyâma, Dhyâna und Dhâraëâ, zum Bereich von
Karma (materiellen Tätigkeiten), Pratyâhâra umfasst die
Bemühung, Resultate zu erreichen, und die Auflösung allen
Leids und die Vertiefung in Glück sind das abschließende Ziel
von Samâdhi.

cd

-
Der unpersönliche Jñâna-Pfad

Moralische Theisten, die die zweite Schlussfolgerung


als die ihre annehmen, geben ihr Karma, ihre Pflichten und

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religiösen Bemühungen auf und fixieren sich auf eine unper-
sönliche Lebenshaltung. Ihre Auffassung ist dann die: „Ich bin
Wissen, und das Brahman, die Höchste Wahrheit, ist ebenfalls
Wissen; ich bin Teil jenes alldurchdringenden Wissens. Diese
materielle Existenz ist mein Unglück. Das Brahman aber ist
das genaue Gegenteil der Materie. Ich bin eigentlich Brahman,
aber aufgrund von Illusion halte ich mich jetzt für ein
Lebewesen und denke, ich besitze einen Namen und andere
Merkmale und Eigenschaften.
Außer dem Brahman gibt es nichts; was ich als diese
Welt sehe, ist nur meine Einbildung, hervorgerufen durch
Unwissenheit. Wenn ich die feste Gewissheit entwickle, Brahman
zu sein, werde ich das Nirvâëa, Befreiung, erreichen – das
Nirvâëa ist mein letztes Lebensziel.“

cd

Der Bhakti-Pfad

Wenn die moralischen Theisten zur dritten


Schlussfolgerung kommen, denken sie wie folgt: „Ich bin von
meiner Natur her ein spirituelles, bewusstes Wesen. Ich bin
winzig kleines Bewusstsein und Bhagavân (Gott in Seinem
persönlichen Aspekt, wie etwa Kîõëa oder Nârâyâëa) ist das
große Bewusstsein. Die materielle Welt existiert wirklich, sie
ist nicht falsch oder Illusion, mich jedoch mit diesen groben
materiellen Erscheinungen zu identifizieren (die Auffassung
von „Ich“ und „Mein“), das ist die – durch Unwissenheit her-
vorgerufene – Illusion.
Ich bin Gottes ewiger Diener. Meine Beziehung zu die-
ser materiellen Welt besteht nur vorübergehend. Der Wunsch

23
Bhagavâns hat mich hier gebunden, aber in dem Maße, wie
ich die Abneigung gegen Ihn aufgebe, wird die Bindung nach-
lassen und meine spirituelle Beziehung zu Ihm mehr und
mehr zutage treten. Die Gemütsstimmung, die zu mir als rei-
ner Seele gehört und mit der ich Bhagavân ewig dienen
möchte: wenn ich diese meine ureigene Natur wiedererwek-
ke, werde ich als Nebenresultat vom materiellen Dasein
befreit werden und als Hauptergebnis am Ende ewige Liebe
bekommen. Ich bin ewig der Diener, und Bhagavân ist ewig-
lich der, dem gedient wird.

cd

-
Die Karmis

Diejenigen, die nicht über die erste Schlussfolgerung hin-


ausgelangen, sehen Karma, Tätigkeiten in dieser Welt, als das
Wichtigste an, und Gott als einen Bestandteil davon. Das Ergebnis
ihrer religiösen Bemühungen kann nicht ewig sein. Ihre Auffassung
ist nicht frei von Fehlern, und Gott wird sich in ihrem Leben auch
nicht direkt offenbaren. Deshalb nennt man sie Karmæs.

cd

- -
Die Jñâna-Kândis -
. .
Diejenigen, die von der zweiten Schlussfolgerung kon-
ditioniert sind, setzen sich zum Ziel, ihr Selbst aufzulösen
und zwingen sich zu unnatürlicher Loslösung und Entsagung.

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Weder werden sie sich in diesem Leben erheben noch nach
dem Tod irgendeine Vollkommenheit erreichen. Sie kultivie-
ren negative Denkstrukturen und so verstreicht ihr Leben
ohne substanziellen Nutzen. Man nennt sie Jñâna-Kâëãæs, die
„Nach-unpersönlichem-Wissen-Forschenden“.

Die Verfechter des ersten Pfades, die Karmæs, sind für


gewöhnlich unzufrieden mit den Befürwortern der dritten
Schule, den Bhaktas und werfen ihnen vor: „Ihr befasst euch
nur noch mit Bhakti, mit Hingabe, und nennt die Vorhaben und
Freuden der irdischen Welt minderwertig. Ihr sprecht von
Svarga (den himmlischen Bereichen des Universums) und sei-
nen Freuden mit Geringschätzung. Ihr wollt allem entsagen,
vom spirituellen Brahman bis zur leblosen Materie, und nichts
mehr für die Erhebung der Welt tun, ja ihr weist die materielle
Welt als überflüssig zurück. Aber die Erde ist der Platz, wo wir
tätig sein können. Weil wir hier arbeiten, um den Höchsten
Herrn zu erfreuen, leben wir im Jetzt und im Jenseits glücklich.
Ihr aber macht unsere Bemühungen zunichte und hindert die
Menschen an ihrem Glück.“

cd

Die Diskussion
zwischen den
- und Bhaktas
Karmis

Die Bhaktas begegnen


solchen Vorwürfen auf ihre Weise:
„Brüder, obwohl den Seelen nicht wahrhaft genützt ist, wenn
man einfach diese Welt verbessert: wenn ihr das Leben der

25
Gottgeweihten studiert, werdet ihr sehen, dass, was immer
der Welt an Segen widerfährt, eigentlich ihr Verdienst ist.
Eure Absicht, mit Wissenschaft, Kunst, Industrie und Ethik
die Gesellschaft zu erheben, wollen wir euch nicht abspre-
chen – im Gegenteil, tut das, dadurch schafft ihr wunder-
volle neue Möglichkeiten, Gott zu dienen. Uns liegt eben-
falls nichts an gezwungener Entsagung, in Wahrheit genie-
ßen wir Freude und Glück, das Glück des spirituellen Lebens.
Aber worum es uns geht, ist, dass alle Tätigkeiten und
Pflichten dazu führen sollten, dass man mehr und mehr
Zuneigung zu Bhagavân entwickelt. Unsere Mühen sollten
nicht auf das Nebenprodukt von Karma abzielen, nämlich
materiellen Fortschritt und Genuss. Alles Handeln soll
unsere Hingabe zu Gott vergrößern. Was praktisches Leben
angeht, gibt es zwi-
schen euch und uns
keinen nennenswer-
ten Unterschied.
Wenn man einen
kleinen Unterschied
sehen will, dann
den, dass das glei-
che, was ihr aus
Pflichtbewusstsein
tut, wir noch mit
der dienenden
Haltung zu Bhagavân
bereichern.
Manchmal,
aus einem Gefühl
der Loslösung her-
aus, unterbrechen
wir unsere

26
Pflichten. Das ist bei euch nicht anders, ihr nehmt euch
auch gelegentlich eine Pause von eurer Arbeit. Im Unterschied
zu eurem Ausruhen aber, das keinem bestimmten Zweck
dient, füllen wir unsere Freizeit mit Bhakti an. Die Welt ist für
euch das Feld zum Tätigsein, für uns ist sie das Feld, auf dem
wir Hingabe kultivieren. Euer Handeln sehen wir als materia-
listisch an, denn was ihr tut, tut ihr um des Ergebnisses wil-
len, nicht für Bhagavân. Deswegen nennt man euch morali-
sche Theisten oder Karm×s, und uns Bhaktas.“

cd

Der Unterschied zwischen den


- und Bhaktas
Karmis

Äußerlich gleichen sich die Tätigkeiten der Karmæs


und der Bhaktas in vieler Hinsicht, aber der unterschiedli-
chen Überzeugung wegen ist die Natur ihrer Tätigkeiten eine
andere. Die moralischen Theisten oder Karmæs zählen zu den
Materialisten, womit gesagt werden soll, dass ihr Handeln
nicht auf etwas Transzendentales abzielt. Ihr Karma ist von
niederer Art. Sie glauben an einen Höchsten Herrscher, aber
ihnen fehlt das richtige Verständnis von Seiner Natur und
vom höchsten Ziel des Lebens. Deshalb können sie sich aus
dem Karma-Cakra, dem Kreislauf von Geburt und Tod, nicht
befreien.

Wenn moralische Theisten die materielle Welt schließlich als


unbedeutend ansehen und sich nach der spirituellen Welt
sehnen, greifen sie, um sich von der materiellen Bindung zu
befreien, zu drei Mitteln:

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(1) Die Karma-Tätigkeiten allmählich verringern und
sich in spirituelles Bewusstsein vertiefen.
(2) Die Karma-Tätigkeiten dem transzendentalen
Viõëu darbringen, das heißt, während man sie ausführt, sich
bemühen, Viõëu zu erfreuen und sie zum Abschluss Ôræ Kîõëa
darbringen.
(3) Das notwendige Karma ganz mit Kîõëa-Bhakti ver-
flechten und das nicht unbedingt notwendige Karma aufgeben.

cd
Die Yogis und Asketen

Menschen, die der ersten Methode folgen, werden


Yogæs oder Asketen. Der Yogæ erlegt sich strenge Entbehrungen
auf, weil er seine Bindung an die Materie lockern möchte. Zu
seinen Praktiken zählen etwa das vedische Pañcâgnæ-Vidyâ
(sich in die sengende Sonne setzen und auf vier Seiten mit
Feuer umgeben) und Nididyâsana (konzentrierte Meditation).
Zur Vielzahl der Yogaarten gehören Aõøâñga-Yoga, Õaãâñga-
Yoga, Dattâtreyæ-Yoga, und Gorakhanâtha-Yoga, wobei das in
den Tantras beschriebene Haøha-Yoga und Pâtâñjalas Râja-
Yoga zu den bekannteren zählen. In Pâtâñjalas Schriften bil-
det Aõøâñga-Yoga den Hauptbestandteil. Die Idee beim Yoga
ist die:
Zunächst einmal soll sich der dem Karma verhaftete
Praktizierende in fünf Einschränkungen (Yamas) üben, näm-
lich: niemandem Gewalt zufügen, keine Unwahrheit sprechen,
nichts unrechtmäßig an sich nehmen, das Zölibat einhalten
und nich auf Kosten anderer leben, und in fünf Geboten
(Niyamas): Reinheit, Entsagung, Zufriedenheit, die Veden stu-

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dieren und über den Herrn
meditieren. Indem er sich so
von den Verunreinigungen
fernhält und sich läutert,
wird er als nächstes die
Sitzstellungen (Âsanas)
praktizieren, und darauf-
hin Atembeherrschung
(Prâëâyâma), bis er seinen
Atem kontrollieren kann.
Wenn er die Atmung
gemeistert hat, wird er
sich alsdann auf die Viõëu-
Form konzentrieren (dhyâna) und später ununterbrochen dar-
über meditieren (dhâraëâ). Bevor er allerdings meditieren
kann, muss er seinen Geist vollständig von den Sinnesobjekten
zurückziehen. Schließlich, wenn sein Bewusstsein klar und rein
scheint, kann er sich in Samâdhi versenken. Der Hauptzweck
dieser Praktiken ist es, Karma, das heißt, materielle Tätigkeiten
mehr und mehr aufzugeben und sich am Ende ganz davon zu
befreien. Es ist allerdings ein langsamer Prozess, und er ist
durchsetzt mit Hindernissen.

cd

Materialistische Geisteshaltung

Diejenigen, die mit der zweiten Methode sympathisieren,


sind der Meinung, dass man seine materiellen Anhaftungen
während der Handlung für Viõëus Freude tun und sie abschlie-
ßend Kîõëa darbringen sollte. Solche Vorgehensweise ist in sich

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selbst widersprüchlich. Wie kann ein Herz, das von Anziehung
an die Welt der Sinne getrieben ist, sich aufrichtig wünschen,
den transzendentalen Viõëu zu erfreuen? Aus Sorge um welt-
liche Angelegenheiten Viõëu zu erfreuen, kann nicht ein auf-
richtiger Wunsch des Herzens sein, sondern mehr eine Art
mentalen Spagats. So ist zum Beispiel die Hingabe der Frauen,
die in Indien hingegeben die Annapûrëa-Verehrung zelebrie-
ren, um in zukünftigen Leben viel Getreide zu besitzen, nur
zur Schau gestellt. Das es nicht möglich ist, sich durch solche
Art von Darbringungen aus dem Karma-Kreislauf zu befreien,
braucht nicht weiter ausgeführt zu werden.

cd

Spirituelle Geisteshaltung

Die dritte Methode ist die am meisten geeignete. Solange


die Anhaftung an die Sinnesobjekte real ist, muss man dem
Rechnung tragen und die Sinne entsprechend beschäftigen –
jedoch in Tätigkeiten, die für Bhakti förderlich sind. Den Geist
zieht es beispielsweise zu wohlschmeckendem Essen. Also
kann man Kîõëa-Prasâda zu sich nehmen (Essen, dass zuvor
Kîõëa geweiht wurde) und so gleichzeitig Liebe zu Kîõëa ent-
wickeln und die Sinne zufrieden stellen. Indem man den
höheren Geschmack kostet, werden die niederen Verlangen
rasch in höhere Wünsche umgewandelt. Man hebt dadurch
die Hingabe (unterstützende Bhakti) hervor und trennt sie
von Karma, rein materiellen Tätigkeiten, und deshalb ist es
durch diese Methode möglich, die Vorherrschaft von Karma
zu beseitigen, obgleich man die Sinne gebraucht. Wenn man
die notwendigen körperlichen und mentalen Tätigkeiten auf

30
diese Weise mit Kîõëa verbindet, kann Karma, in Form von
unterstützender Bhakti, in den einzelnen Lebensumständen
die direkte transzendentale Bhakti fördern. Diejenigen morali-
schen Theisten, die den dritten Weg wählen, führen ein spiri-
tuelles Leben, während die auf dem zweiten Pfad auf der
materiellen Ebene verbleiben.

cd

Bhakti – die höchste


Errungenschaft der Seele

Nachdem alle Arten von Einwänden so auf ihre Stich-


haltigkeit geprüft wurden, bleibt als Schlussfolgerung und
brauchbarste Anweisung, dass sich der Mensch allein dem
Bhakti-Pfad widmen sollte.
Bhakti, unbefleckte Liebe
und Hingabe, stellt das höch- „Für jemanden, der mit
ste Ziel dar und die höchste Liebe Kîõëa verehrt,
Errungenschaft für das wozu harte Mühen und
Lebewesen. Sie gewährleistet Entsagungen?
die Erhebung der Welt und Und wenn jemand Kîõëa
zugleich die Bemühung um
nicht verehrt, wozu
den spirituellen Fortschritt
des Einzelnen, sie schenkt dann harte Mühen und
Frieden und Glück-seligkeit Entsagungen? “
und tränkt die Seele in Liebe Sri Narada Pancaratra
zu Gott. Bhakti-Leben ist
blühendes menschliches
Leben, es macht das Dasein erfüllt und glückbringend. Bhakti
ist das einzig Transzendentale in der materiellen Welt.

31
cd

Leben in reiner Liebe

Wenn der Bhakta stetig seine Hingabe weiterentwik-


kelt, wird er die Stufe der Zuneigung zu Kîõëa (bhâva) über-
schreiten und schließlich wird reine Liebe (prema) in ihm auf-
blühen. Dann öffnet Kîõëa, der Gebieter über alle Lieblichkeit
und Reichtümer, seine Schatzkammer transzendentalen Glücks
(rasa) und ruft ihm zu: „Mein lieber Freund! Diese Schätze
habe ich mit Mühe für dich behütet, und du bist ihr einziger
Besitzer! Du hattest mich verlassen und warst all die Zeit in
Mâyâ, in der Dunkelheit der Illusion umhergeirrt! Wie lange

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habe ich gewartet und gehofft, dich wiederzutreffen! Immer
war ich darum bemüht, dich zurückzuholen; welch ein Glück,
dass du heute von selber zu Mir kommst! Diene Mir jetzt in
Meiner ewig jugendlichen, liebeerfüllten Form und spiel mit
Mir im endlosen Meer der Seligkeit! Fürchte dich nicht und
sorge dich nicht – du hast den Nektar der Unsterblichkeit
gekostet! Für Mich hast du alles andere hinter dir gelassen,
wie kann Ich dir deine Liebe vergelten? Bitte sei mit deinen
eigenen glorreichen Taten zufrieden!“

Das ist, in groben Zügen, die Essenz der Lehren Ôræ


Caitanya Mahâprabhus. Wer diese Unterweisungen Ôræ Caitanyas
ablehnt und lieber anderen Anschauungen folgen will, dem
möchten wir raten, einmal tief über die Worte König Îõabha-
devas im Ôræmad Bhâgavatam (5.5.28) nachdenken:

gurur na sa syât sva-jano na sa syât


pitâ na sa syâj jananæ na sâ syât
daivaç na tat syân na patiô ca sa syân
na mocayed yaå samupeta-mîtyum

„Wer nicht sich und andere vor dem rasch heranna-


henden Tod retten kann, wie dies die Anweisungen des Bhakti-
Pfades möglich machen – dieser Lehrer ist kein Lehrer und
dieser Freund ist kein Freund! Dieser Vater ist kein Vater und
diese Mutter keine Mutter (das heißt, sie hätten keine Kinder
zur Welt bringen sollen), dieses Idol ist Verehrung, die man
ihm darbringt, nicht wert, und dieser Ehemann hätte die Hand
seiner Ehefrau niemals annehmen sollen!“

Gewidmet Ôræ Kîõëa Caitanyacandra

Ende

33
cd

Bedeutung der Sanskritausdrücke

Bhagavân – wörtl: der Besitzer aller Füllen; ein Begriff für Gott,
der den persönlichen Aspekt der Absoluten Wahrheit betont.
Bhakti – Liebe und Hingabe zu Kîõëa; der Weg, sich Gott durch
liebenden hingebungsvollen Dienst zu nähern.
Brahman – der unpersönliche Aspekt Gottes, das „Unveränderliche“,
„Eigenschaftslose“ und „Unbegreifliche“.
Jñâna – der Vorgang, der zur Verwirklichung des unpersönli-
chen Brahmans führt; ein Jñânæ versucht durch Entsagung,
Studium der Veden und andere spirituelle Praktiken sich von
seinem Ego, seinen materiellen Identifikationen zu befreien.
Karma – materielles Handeln entsprechend den Regulierungen
der Heiligen Schriften und mit Unterordnung unter die Oberhoheit
des Höchsten Herrn, vor allem gemäß dem Varëâôrama-System.
Kîõëa – wörtl: der Allanziehende; Gott in Seinem höchsten,
lieblichen Aspekt, der in Seinem spirituellen Reich mit Seinen
Gefährten ewige, glückselige Spiele genießt.
Ôræ Caitanya Mahâprabhu – Kîõëas Inkarnation für das gegen-
wärtige Zeitalter; Er lehrte das Chanten der Heiligen Gottes-
namen als das gültige religiöse Prinzip und reformierte das
Verständnis der Vedischen Schriften und der darin beschriebe-
nen Gottesliebe.
Varëâôrama-System – die in den Veden beschriebene Einrichtung
zur sozialen Organisation nach gottgegebenen Gesetzen; Eintei-
lung der Gesellschaft in vier Berufs- und vier Lebensstände.
Viõëu – der „Weltenlenker“; der Aspekt Gottes, der sich speziell
der Belange der materiellen Schöpfung annimmt.

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