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Expertenwissen für DGQ-Mitglieder

Moderne Ansätze der


Qualitätssicherung in
der Serienfertigung
Expertenwissen für DGQ-Mitglieder

Moderne Ansätze der Qualitäts-


sicherung in der Serienfertigung

Von Benedikt Sommerhoff, Agathe Brecht, Malte Fiegler wegt – ist die Qualitätssicherung nach wie vor nah an den
Produkten und an den Leistungsprozessen, insbesondere
1. Einleitung
den Prozessen der Entwicklung, des Einkaufs und der
Neue Möglichkeiten flexibler Fertigungssteuerung, neue
Fertigung. Qualitätssicherung ist ein klassisches Feld für
Mess- und Handhabungssysteme sowie eine zunehmende
Ingenieure und Techniker, für die das Verständnis für
Variantenvielfalt in Reaktion auf individuelle Kundenan-
Material, Produktdesign und Fertigungsprozesse Teil des
forderungen prägen heute die Serienfertigung. Dement-
beruflichen Selbstverständnisses und auch Kernkompe-
sprechend lässt sich auch eine Weiterentwicklung der
tenz ist.
Anforderungen an die Qualitätssicherung erwarten, die in
den sich insgesamt immer weiter verschlankenden Orga- Die Betrachtung der Qualitätssicherung als Teilmenge des
nisationen zudem vollständig in die Fertigungsprozesse Qualitätsmanagements sagt allerdings nicht aus, dass
eingebunden sein muss, um schnittstellenarme, schlanke eine Organisationseinheit für Qualitätssicherung Teil
Prozesse zu ermöglichen. einer Qualitätsmanagementabteilung sein muss. Die Fra-
gestellung einer modernen organisatorischen Anbindung
Die Deutsche Gesellschaft für Qualität hat in einer ak-
soll daher explizit Beachtung finden.
tuellen Studie mittels Expertenbefragung den Nutzungs-
grad klassischer sowie das Aufkommen neuer, moderner 2. Ausgangssituation, Fragestellungen und methodische
Ansätze der Qualitätssicherung in der Serienfertigung un- Vorgehensweise
tersucht. Die Ergebnisse der Studie sollen Entwicklungen 2.1. Ausganssituation der Qualitätssicherung
und Trends aufzeigen und die Neubewertung heute prak- Seit dem Wiederaufbau der deutschen Industrie in den
tizierter Qualitätssicherungsansätze ermöglichen. 50er Jahren ist die Qualitätssicherung in den Unterneh-
men etabliert. Die zeitgenössischen Namen Güteprüfung,
Die Interpretation der Studie erfordert zunächst eine
Gütekontrolle oder Qualitätskontrolle waren zunächst
Abgrenzung der Qualitätssicherung vom Qualitätsma-
zugunsten der Bezeichnung Qualitätssicherung und spä-
nagement, denn sie behandelt gerade nicht das gesamte
ter auch der Bezeichnung Qualitätsmanagement in den
weite Feld des Qualitätsmanagements insgesamt, sondern
Hintergrund getreten.
ganz bewusst ein wichtiges Teilgebiet. Und als Teilge-
Das Fachgebiet Qualitätssicherung war die Keimzelle des
biet klassifiziert schon die ISO 9000 (EN ISO 9000:2005
Fachgebiets Qualitätsmanagement und die Statistische
Qualitätsmanagementsysteme – Grundlagen und Begriffe)
Qualitätskontrolle war über Jahrzehnte das die Quali-
die Qualitätssicherung, denn sie definiert sie als „Teil des
tätssicherung prägende Thema. Und die Serienfertigung
Qualitätsmanagements, der auf die Erfüllung von Quali-
ist der eigentliche Geburtsort der Qualitätssicherung.
tätsanforderungen gerichtet ist“. Hat sich das Qualitäts-
Dort entstanden Fachgebiet, spezifischer QM- und QS-
management insgesamt in den letzten Jahren zu einer
Methodeneinsatz und die QM-Ausbildung, weil Bedarf
immer ganzheitlicheren Disziplin entwickelt – und seinen
und Wirksamkeit zunächst am größten waren. Die dama-
Fokus auch ein wenig vom Produkt und Prozess wegbe-

2 Moderne Ansätze der Qualitätssicherung in der Serienfertigung


lige Abteilung Qualitätssicherung war der Vorläufer der gleiches Methodenportfolio einsetzt, was waren denn
späteren Abteilung Qualitätsmanagement. Doch Quali- bisher seine Trends und Innovationen und ist heute über-
tätsmanagement hat Qualitätssicherung nicht ersetzt, haupt erkennbar, dass wichtige Neuerungen auf die Quali-
es stellt vielmehr eine Erweiterung von Zuständigkeiten tätssicherung zukommen? Die Entwicklung der letzten 40
und Aufgaben sowie von Methoden und Werkzeugen dar. Jahre ist im Wesentlichen durch zwei Trends geprägt.
Dabei ist die Qualitätssicherung selbst in ihrem Aufga-
Das ist zum einen die Adaption der Techniken und
ben- und Methodenportfolio nahezu konstant geblieben.
Ausschöpfung der Möglichkeiten der Informationstech-
Es sind drei große Zuständigkeiten, die die Qualitätssiche-
nologie. In einer derart datenintensiven und von jeher
rung dominieren:
technisch geprägten Disziplin wie der Qualitätssicherung
> Messen und Prüfen,
sind Entwicklungen der IT sehr unmittelbar nutzbar. Die
> Fehlermanagement und
QS-Spezialisten mit ihrer technischen Grundausbildung
> Anforderungsmanagement
gehörten in den meisten Unternehmen zu den Pionieren
Das Qualitätsmanagement umfasst zusätzlich die Zustän- der IT-Anwendung. Die bis dahin händisch genutzten Me-
digkeit der thoden fanden schnell ihre Umsetzung in QS-spezifischen
> Managementsystemgestaltung. Softwarelösungen.

Als zukünftige Zuständigkeit zeichnet sich Des Weiteren fand - beginnend mit dem Aufkommen
> Organisationsentwicklung [3, 4] ab. von TQM in den 70ern und befeuert durch die QM-Sys-
temzertifizierung Ende der 80er Jahre - der Ausbau der
Sehr früh war das heutige Methodenportfolio der Qua-
Qualitätssicherung zum Qualitätsmanagement statt. Für
litätssicherung umrissen und ist heute im Grundsatz
die QS-Spezialisten wurde es persönlich attraktiv, Quali-
nahezu unverändert. Mess- und Prüfmethoden, sta-
tätsmanager zu werden. Die mit der erweiterten Aufgabe
tistische Methoden sowie Methoden der Fehler- und
einhergehende Themen- und Zuständigkeitserweiterung
Fehlerursachenanalyse machten früh den Großteil dieses
hat aber bei vielen dazu geführt, dass weniger Ressour-
Portfolios aus. Audittechniken lassen sich entweder der
cen für die originären Aufgaben der Qualitätssicherung
Zuständigkeit Messen und Prüfen zuordnen, wenn sie
zur Verfügung standen und mit der Zeit Erfahrungen
im Schwerpunkt Konformitätsprüfung leisten, oder dem
und Kompetenzen verkümmerten. Herausragendes Opfer
Fehlermanagement, wenn sie im Schwerpunkt auf die
dieser Entwicklung ist die statistische Qualitätskontrolle.
Identifikation von Verbesserungspotenzialen ausgerichtet
Die Situation der Fertigungsbetriebe hatte sich nicht so
sind. KVP-Aktivitäten lassen sich ebenfalls dem Fehler-
geändert, dass diese obsolet geworden wäre. Vielmehr
management zuordnen. Das Anforderungsmanagement
hatten Aufgabenverlagerung zum QM, verbunden mit
umfasst bezogen auf die Qualitätssicherung vornehmlich
Aufstiegschancen für die neuen Qualitätsmanager sowie
die Übersetzung gesetzlicher und kundenspezifischer
die zunehmende Softwareunterstützung statistischer Me-
(vertraglicher) Anforderungen in Produkt- und Prozess-
thoden zu einem eklatanten Einbruch bei der Statistikaus-
merkmale. Die dafür eingesetzte Methode QFD entstand
bildung des Qualitätspersonals und damit einhergehend
schon in den 70er Jahren für die Unterstützung dieser
zur Erosion des Einsatzes statistischer Methoden geführt.
Aufgabe. Im Qualitätsmanagement ist diese Zuständig-
keit gegenüber der Qualitätssicherung noch erweitert um Die Ausgangssituation für eine aktuelle Betrachtung
Übersetzung von Anforderungen an das Managementsy- moderner Ansätze der Qualitätssicherung, verbunden mit
stem und an die gesamte Organisation. Wie das QFD (70er einer Identifikation sich heute abzeichnender zukünftiger
Jahre) sind auch andere Methoden und Philosophien der Trends, ist somit geprägt durch eine außerordentlich
Qualitätssicherung schon mehrere Jahrzehnte im Einsatz. lange Phase der Stabilität hinsichtlich Zuständigkeit und
Die FMEA stammt aus 1949, wird seit 1970 in der Auto- Aufgaben sowie der eingesetzten Methoden und Werk-
mobilindustrie eingesetzt, die Null-Fehler-Philosophie aus zeuge. Die weitreichende Technisierung der QS-Methoden
den 60er Jahren. Die „Sieben Werkzeuge der Qualität“ durch Softwareunterstützung und die Erweiterung der
stammen aus den 40er Jahren. Qualitätssicherung zum Qualitätsmanagement lieferten
in den letzten 40 Jahren die wesentlichen Impulse für
Wenn also die Qualitätssicherung über Jahrzehnte mit
Entwicklung und Veränderung.
den gleichen Aufgaben befasst war und ein im Grunde

3
Expertenwissen für DGQ-Mitglieder

Machen also modern gestaltete Softwaretools und futuri- grundlegend und zukunftsprägend sind? Dieser Frage will
stische Messapparaturen heute aus, was moderne Quali- die vorliegende, auf eine eigens durchgeführte Studie und
tätssicherung ist? Oder gibt es heute erkennbare Verän- vorhandene Trendprognosen gestützte Arbeit nachgehen.
derungen, Entwicklungen und Schlüsselinnovationen, die

2.2 Trendszenario QM 2020 und Konsequenzen für die Qualitätssicherung


Ein durch Übersetzung einer bestehenden Trendprognose für Deutschland [1] entstandenes Trendszenario QM2020
[2, 3] (s. Bild 1) zeigt Trends für das Qualitätsmanagement. Darunter sind auch Trends, die für die Qualitätssicherung
prägend sind. Dazu gehören insbesondere:

> wachsende Komplexität und Vielfalt der Produkte und Dienstleistungen,


> fortschreitende Automatisierung von Messung und Fehlerhandling und die
> Expansion der Datenbasis und des Wissens („Big Data“).

Bild 1: Trendszenario QM 2020 [2]

Die wachsende Komplexität der Produkte wirkt sich Damit eng verknüpft, aber auch durch andere Quellen
besonders stark auf die Prozesse der Entwicklung und gespeist, ist der enorme Anstieg der Datenvolumina und
der Fertigung sowie auf die Fertigungssteuerung aus und die Notwendigkeit, daraus z. B. Wissen über Prozesse,
berührt somit viele Qualitätssicherungsaspekte. Die fort- Fehlerursachen und zur Prozessteuerung zu generieren.
schreitende Technik bei der Automatisierung von Mes-
sung und Fehlerhandling unterstützt viele Bestrebungen
der Qualitätssicherung und eröffnet neue Möglichkeiten.

4 Moderne Ansätze der Qualitätssicherung in der Serienfertigung


2.3 Ausgangsthesen und resultierende Fragestellungen 2.4 Methodische Vorgehensweise
Anknüpfend an die in der obigen Betrachtung der Aus- In Rahmen der Reihe DGQ Monitor befragt die Deutsche
gangssituation der Qualitätssicherung sowie der Pro- Gesellschaft für Qualität (DGQ) in ihrem Netzwerk regel-
gnosen aus dem Trendszenario QM2020 kristallisieren mäßig zu den Themen, die für die erfolgreiche Steuerung
sich Ausgangsthesen heraus und es ergeben sich einige einer Organisation relevant sind.
Fragestellungen.
Die vorliegende Arbeit basiert auf einer Online-Experten-
These: Seit 60 Jahren gibt es nur wenige grundlegende befragung der DGQ, an der sich in Juli und August 2013
Veränderungen und Schlüsselinnovationen in der Quali- 150 Spezialisten aus der Qualitätssicherung beteiligt
tätssicherung. Ihr Methodenportfolio ist seit Jahrzehnten haben.
nahezu unverändert. Allerdings gibt es zurzeit tiefgrei-
Im Fokus standen dabei die branchen- und funktionsü-
fende technische und organisatorische Innovationen und
bergreifende Analyse von Methoden, Prozessen und Or-
Veränderungen in produzierenden Unternehmen, von
ganisationsstrukturen sowie die Frage nach den aktuellen
denen zu erwarten ist, dass sie sich auf Organisation und
Trends.
Methodenportfolio der Qualitätssicherung auswirken und
Größenklassen
auch dort Veränderungen auslösen.
Über die Hälfte der Befragten mit Angaben zur Mitarbei-
Fragen: Gibt es heute in der Qualitätssicherung Innovati-
teranzahl arbeiten für ein Unternehmen mit bis zu 500
onen und grundlegende Veränderungen oder stehen sie in
Mitarbeitern. Annähernd ein Drittel kommt aus einem
naher Zukunft bevor? Welches sind die relevanten QS-Phi-
größeren Unternehmen (über 500-4000 Mitarbeiter). Die
losophien, -Methoden und –Werkzeuge? Welche verlieren,
verbleibenden 14% sind in großen Unternehmen oder
welche gewinnen an Bedeutung? Wie wirken sich aktuelle
Konzernen (mehr als 4000 Mitarbeitern) tätig.
und vorhersehbare Veränderungen im Fertigungs- und
Branchen
Entwicklungsbereich auf die Qualitätssicherung aus?
Ein breites Spektrum lässt sich auch mit Blick auf die
These: Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung drif-
untersuchten Branchen abbilden. Wobei der Automotive-
ten auseinander. Die ursprüngliche Anbindung der Spezi-
Sektor, der Maschinen- und Anlagenbau sowie die Elek-
alisten für Qualitätssicherung an die Organisationseinheit
trotechnik bzw. Elektronikbranche am stärksten vertreten
für Qualitätsmanagement löst sich zunehmend auf. Die
sind – gefolgt von den Bereichen Kunststoffverarbeitung
Qualitätssicherung wird folgerichtig immer häufiger an
und Medizintechnik.
Entwicklungs- oder Fertigungsabteilungen angebunden.
Kriterium QM-Erfolg
Fragen: Ist es heute noch angemessen, die Organisations-
Ein Ansatz zur differenzierten Betrachtung der gewon-
einheit für Qualitätssicherung an die Organisationsein-
nenen Daten ist die Nutzung einer weiterführenden
heit für Qualitätsmanagement anzubinden? Welches sind
Kategorisierung. Unter anderem wurde hier bezüglich
die heute in der Praxis gebräuchlichen Zuordnungen? Ist
des QM-Erfolges in den Unternehmen eine entsprechende
es heute noch angemessen, das Fachgebiet Qualitätssi-
Gruppierung der Teilnehmer vorgenommen:
cherung als Teilmenge des Fachgebiets Qualitätsmanage-
Basierend auf der Selbsteinschätzung der Befragten zu
ments anzusehen?
einem Set unternehmenseigener QM-Erfolgsfaktoren
Und nicht zuletzt bewegt viele Führungskräfte, Quali-
(Einordnung auf einer 5-stufige bipolaren Bewertungs-
tätsmanager und Spezialisten der Qualitätssicherung in
skala – verglichen mit dem angenommenen Branchen-
produzierenden Unternehmen die grundsätzliche Frage:
durchschnitt) konnten so drei Klassen gebildet werden:
Welches sind für mein Unternehmen nützliche Weiterent-
Unternehmen mit erfolgreichen QM-Systemen, die durch-
wicklungsoptionen für unsere Qualitätssicherung?
schnittlichen QM-Nutzer und Organisationen mit weniger
erfolgreichen QM-Systemen.

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Expertenwissen für DGQ-Mitglieder

3. Ergebnisse der Expertenbefragung


Der Einsatz von Methoden und Werkzeugen der Qualitätssicherung findet meist im Kontext grundlegender, übergeord-
neter Qualitätsphilosophien statt. Auf die folgende gestützte Frage hin, haben die Teilnehmer ihre Qualitätsphiloso-
phien benannt; Mehrfachnennungen waren zulässig:

Welche Qualitätsphilosophie verfolgt ihr Unternehmen beziehungsweise die betrachtete Organisationseinheit?

Werkerselbstprüfung 73,1%

Null-Fehler-Konzept (Zero Defect) 55,2%

Lean-Management-Ansatz 47,0%

TQM-Philosophie (ganzheitlicher QM-Ansatz) 38,1%

Poka-Yoke-Ansatz 35,1%

Six-Sigma-Ansatz 28,4%

Produktionssystem (in Anlehnung an Toyota) 26,9%

Autonome Gruppenarbeit 11,2%

Operational Excellence 6,0%

Business Excellence (EFQM, MBNQA oder vergleichbar) 3,7%

78,3%
Werkerselbstprüfung 78,9%

60,9%
Null-Fehler-Konzept (Zero Defect) 42,1%

50,0%
Lean-Management-Ansatz 36,8%

56,5%
TQM-Philosophie (ganzheitlicher QM-Ansatz) 10,5%

30,4%
Poka-Yoke-Ansatz 26,3%

30,4%
Six-Sigma-Ansatz 15,8%

26,1%
Produktionssystem (in Anlehnung an Toyota) 10,5%

Erfolgreiche QM-Systeme Weniger erfolgreiche QM-Systeme

 
Diagramm 1: Umsetzung grundlegender Qualitätsphilosophien (insgesamt und nach QM-Erfolg)

6 Moderne Ansätze der Qualitätssicherung in der Serienfertigung


Die Frage nach den Methoden erfolgte derart, dass anhand der unterschiedlichen Antwortoptionen erkennbar ist, ob
die Unternehmen eine Methode sporadisch oder regelmäßig, seit kurzem oder seit langem einsetzen, ob sie die Metho-
de wieder aufgegeben haben oder ihre Einführung planen. Die Schlüsselfrage lautet:

Welche Methoden setzen Sie in der Qualitätssicherung ein?

nicht inzw ischen Nutzung Nutzung regelmäßig Einführung Weiß nicht/


vorhanden eingestellt sporadisch (< 2 Jahre) (>2 Jahre) geplant k. A.
M etho den zur F ehler- und
F ehlerurs ac henanalys e
5% 1% 17% 9% 66% 1% 1%
F M E A (o der v ergleic hbare
4% 4% 25% 10% 55% 3% 1%
F ehler- o d. R is iko bewertung
Werts tro manalys e (o der
v ergleic hbare M etho de zur 34% 1% 23% 12% 21% 1% 9%
P ro zes s analys e)
Q ualitäts zirkel (o der
Vergleic hbares unter anderem 8% 8% 15% 15% 53% 0% 2%
N amen)
8D (o der v ergleic hbare
M etho de zur F ehleranalys e)
8% 0% 9% 14% 68% 1% 0%
R egelmäß ige, s trukturierte
Q ualitäts beric hte
6% 1% 23% 9% 59% 0% 3%
Q F D (o der v ergleic hbare
M etho de zur Übers etzung v o n
A nfo rderungen in
53% 0% 19% 3% 15% 0% 10%
Q ualitäts merkmale)
S tandard für
Verbes s erungs pro jekt-
11% 5% 21% 13% 48% 1% 2%
management (z. B . für K VP -
P ro jekte)
Q ualitäts ko s tenanalys e 23% 1% 20% 8% 41% 3% 4%
Q ualitäts v o raus planung im
E ntwic klungs pro zes s
4% 28% 58% 0% 0% 0% 10%
P ro jektmanagements ys tem-
atik mit E inbindung in der 8% 28% 50% 0% 0% 0% 14%
Q ualitäts s ic herung
B emus terung,
8% 34% 53% 0% 0% 0% 5%
E rs tmus terprüfung
S tark reduzierte/v ereinfac hte
Wareneingangs prüfung (z. B .
Identprüfung, einfac he
8% 39% 48% 0% 0% 0% 4%
S ic htprüfung)
Umfangreic he
Wareneingangs prüfung
41% 36% 17% 0% 0% 0% 5%
P ro duktaudit 8% 47% 38% 0% 0% 0% 7%
P ro zes s audit 4% 38% 54% 0% 0% 0% 4%
S P C zur P ro zes s regelung 12% 29% 39% 0% 0% 0% 21%
S tatis tis c he M etho den zur
A nalys e (z. B . D es ign o f
16% 35% 33% 0% 0% 0% 17%
E xperiments o d. A nalys e v o n
F ehlerhäufungen)
M as c hinenfähigkeits analys e 14% 35% 36% 0% 0% 0% 15%
P ro zes s fähigkeits analys e 11% 32% 43% 0% 0% 0% 15%
M es s s ys temfähigkeits analys e 18% 32% 39% 0% 0% 0% 12%
K las s ifikatio n mö glic her F ehler
(F ehlerlis te)
4% 35% 52% 0% 0% 0% 9%
K las s ifikatio n mö glic her F ehler
(F ehlers ac henlis te)
6% 36% 47% 0% 0% 0% 11%

Tabelle 1: Einsatz von Qualitätssicherungsmethoden

7
Expertenwissen für DGQ-Mitglieder

Nun sollten die Befragten zur gleichen Liste der Methoden deren Nutzen in Relation zum Aufwand einschätzen:

Wie schätzen Sie den Nutzen dieser Qualitätssicherungsmethoden ein?

Der Nutzen ist Der Nutzen Der Nutzen ist


Weiß nicht/
kleiner als der entspricht dem größer als der
k.A.
Aufw and Aufw and Aufw and
M etho den zur F ehler- und
F ehlerurs ac henanalys e
2% 34% 61% 3%
F M E A (o der v ergleic hbare F ehler-
o d. R is ik o bewertung
14% 39% 45% 3%
Werts tro manalys e (o der
v ergleic hbare M etho de zur 16% 28% 26% 29%
P ro zes s analys e)
Q ualitäts zirk el (o der
Vergleic hbares unter anderem 9% 48% 37% 6%
N amen)
8D (o der v ergleic hbare M etho de
zur F ehleranalys e)
14% 38% 44% 5%
R egelmäß ige, s truk turierte
Q ualitäts beric hte
14% 48% 32% 6%
Q F D (o der v ergleic hbare M etho de
zur Übers etzung v o n A nfo rder- 21% 31% 13% 35%
ungen in Q ualitäts merk male)

S tandard für
Verbes s erungs pro jek t-
management (z. B . für K VP -
8% 39% 45% 8%
P ro jek te)
Q ualitäts k o s tenanalys e 7% 39% 36% 18%
Q ualitäts v o raus planung im
E ntwic k lungs pro zes s
4% 28% 58% 10%
P ro jektmanagements ys tematik
mit E inbindung in der 8% 28% 50% 14%
Q ualitäts s ic herung
B emus terung,
E rs tmus terprüfung
8% 34% 53% 5%
S tark reduzierte/v ereinfac hte
Wareneingangs prüfung (z. B .
8% 39% 48% 4%
Identprüfung, einfac he
S ic htprüfung)
Umfangreic he
Wareneingangs prüfung
41% 36% 17% 5%
P ro duk taudit 8% 47% 38% 7%
P ro zes s audit 4% 38% 54% 4%
S P C zur P ro zes s regelung 12% 29% 39% 21%
S tatis tis c he M etho den zur
A nalys e (z. B . D es ign o f
E xperiments o d. A nalys e v o n
16% 35% 33% 17%
F ehlerhäufungen)
M as c hinenfähigk eits analys e 14% 35% 36% 15%
P ro zes s fähigk eits analys e 11% 32% 43% 15%
M es s s ys temfähigk eits analys e 18% 32% 39% 12%
K las s ifik atio n mö glic her F ehler
(F ehlerlis te)
4% 35% 52% 9%
K las s ifik atio n mö glic her F ehler
(F ehlers ac henlis te)
6% 36% 47% 11%

Tabelle 2: Aufwand-Nutzen-Relation von Qualitätssicherungsmethoden

8 Moderne Ansätze der Qualitätssicherung in der Serienfertigung


Zusätzlich zum Einsatz von QM-Philosophien und QS-Methoden besteht in der Industrie ein QM-Zertifizierungsgrad
von annähernd 100% (ohne Abbildung). Dabei müssen viele Unternehmen über die basalen Anforderungen der ISO
9001 hinausgehen und branchenspezifische Regelwerke erfüllen, so zum Beispiel die TS 16949 als Automobilzulieferer,
die EN 9100 als Zulieferer der Luftfahrtindustrie oder die IRIS als Zulieferer der Schienenfahrzeugindustrie.

Ergänzend zu den Fragen zu Methodeneinsatz und -nutzen, die eine Istaufnahme praktizierter Methoden und Werk-
zeuge ermöglichen, geht es nun um die Einschätzung der Teilnehmer zu Trends und der Entwicklung der Bedeutung
von Methoden und Themen der Qualitätssicherung. Auf die folgenden vier offenen Fragen konnten die Teilnehmer
jeweils bis zu drei Nennungen eintragen:

> Generelle Trends: Welches sind Ihrer Meinung nach die generellen Trends der Qualitätssicherung
in der Serienfertigung? (Themen, Organisationsstruktur, Zielsetzung, Methoden, etc.)
> Aktuelle Methoden: Mit welchen neuen Methoden oder Themen bezogen auf die Qualitätssicherung
befassen Sie sich gerade in der betrachteten Organisationseinheit?
> Bedeutungsgewinn: Welche Methoden oder Themen der Qualitätssicherung gewinnen in den
nächsten 3-5 Jahren an Bedeutung?
> Bedeutungsverlust: Welche Methoden oder Themen der Qualitätssicherung verlieren in den
nächsten 3-5 Jahren an Bedeutung?

generelle aktuelle Bedeutungs- Summe positive Bedeutungs-


Thema Trends Methoden gewinn Nennungen verlust
Mess- und Prüfmethoden 18 12 8 38 29
Prozessoptimierung 10 14 11 35 0
Statistische Methoden 10 10 8 28 5
Lean Management 8 11 5 24 0
CAQ 3 12 5 20 1
Risikomanagement 2 10 7 19 0
Selbstprüfung 9 4 4 17 2
Qualitätsvorausplanung 5 0 11 16 0
Auditformate 5 4 6 15 2
Null-Fehler 9 2 2 13 0
Lernen 0 3 6 9 0
Kooperation 4 0 4 8 3
Präventive Maßnahmen 5 1 1 7 0
QS Verlagerung zum Lieferanten 4 2 0 6 0
Fehleranalyse 0 4 1 5 0
TQM 0 1 4 5 0
Kennzahlen 3 1 1 5 0
Dezentralisierung QS 3 1 0 4 0
Kostenminimierung 3 1 0 4 0
Poka Yoke 3 1 0 4 0
QFD 0 0 4 4 1
Prüfplanung 0 4 0 4 0
Bedeutungsverlust 3 0 0 3 1
Sonstige Ein- oder Zweifachnen-
nungen 18 15 11 44 13

Tabelle 3: Gruppierung der Nennungen zu Trends in der Qualitätssicherung

9
Expertenwissen für DGQ-Mitglieder

Für eine Auswertung erfolgte die Gruppierung nach integration bei bestehenden CAQ-Systemen, nur verein-
Oberthemen (s. Tabelle 3). Ein Oberthema ist dann zelt um die Einführung von CAQ.
benannt, wenn zu einer der vier Fragen mindestens drei
Risikomanagement
Antworten zuzuordnen waren. Alle weiteren genannten
Zum Oberthema Risikomanagement zählen ganz über-
Einfach- oder Zweifachnennungen sind hier nicht eigens
wiegend Nennungen, die sich mit der FMEA und ihrer
ausgewiesen. Die Rangfolge der Oberthemen ist durch
erstmaligen und erneuten Nutzung befassen.
die Summe der Nennungen auf die ersten drei Fragen
Selbstprüfung
(aktuelle Trends, aktuelle Methoden, Bedeutungsgewinn)
Die meisten Nennungen hierzu lauten Werkerselbstprü-
bestimmt. Die Oberthemen mit einer Summe von mehr
fung, einzelne Nennungen verwenden auch die Begriffe
als zehn Nennungen sind unten näher erläutert.
Empowerment und Eigenverantwortlichkeit.
Mess- und Prüfmethoden
Qualitätsvorausplanung
Auf die Frage nach aktuellen Trends hin nennen die
In dieser Gruppe finden sich Nennungen, die sich im
Teilnehmer überwiegend Aspekte der Mess- und Prüfauto-
Tenor mit Qualitätsvorausplanung auseinandersetzen,
matisierung. Bei den aktuellen Themen führen sie sehr
also der Berücksichtigung von Qualitätsaspekten bereits
konkrete Projekte auf, die sich mit der Prüfung bestimm-
im Produktentwicklungsprozess. Die Mehrzahl der Nen-
ter Merkmale oder dem Einsatz einer Mess- und Prüftech-
nungen dieses Themas ordnet es als eines ein, das an Be-
nik befassen. Zu diesem Oberthema gibt es mit 29 die mit
deutung gewinnt; es ist kein Thema, das die QS-Experten
großem Abstand meisten Nennungen, die einen Bedeu-
zurzeit neu einführen.
tungsverlust feststellen. Hier handelt es sich allerdings
um Aussagen zur Reduktion von Prüfaufwänden, meist Auditformate
zur Reduktion der oder zum Verzicht auf Wareneingangs- Bei Nennungen zum Oberthema Auditformate steht nicht
prüfung. ein bestimmtes Format im Fokus, vielmehr geht es um die
Weiterentwicklung und den Ersatz bereits im Unterneh-
Prozessoptimierung
men etablierter Auditformate durch zwar bekannte, aber
Das zweite große Thema ist Prozessoptimierung. Hier
hier noch nicht eingesetzte Formate.
nennen die Befragten sowohl die Prozessanalyse als auch
generell den KVP-Prozess als aktuell im Fokus befindliche Null-Fehler
Betätigungsfelder. Beim Oberthema Null-Fehler fällt auf, dass es neunmal als
Trendthema genannt wurde, allerding kein Thema zu sein
Statistische Methoden
scheint, an dem viele Qualitätssicherer zur Zeit arbeiten,
Die Ausweitung von SPC und die Einführung oder der
oder von dem sie einen Bedeutungsgewinn erwarten.
Ausbau von Six Sigma-Ansätzen verbergen sich hinter
dem Oberthema Statistische Methoden. Einzelne Nen-
nungen beziehen sich auf den Einsatz von Design of
Experiments (DoE, Statistische Versuchsplanung).

Lean Management
Das Oberthema Lean Management umfasst einige Nen-
nungen zu typischen Methoden oder Werkzeugen aus der
Lean-Welt (z. B. 5s oder Kata), meist aber globale Aussa-
gen wie Lean Production oder Lean Management.

CAQ
CAQ (Computerunterstützte Qualitätsdatenverarbeitung)
sehen die QS-Experten nicht so sehr als Trendthema,
doch einige befassen sich aktuell damit oder sehen einen
Zuwachs an Bedeutung. Meist geht es bei den Nennungen
um Online-Anbindungen und andere Aspekte der System-

10 Moderne Ansätze der Qualitätssicherung in der Serienfertigung


Anbindung der Qualitätssicherung
Zu den möglichen Trends und Veränderungen in der Qualitätssicherung gehören auch organisatorische Verände-
rungen. Deswegen umfasste die Befragung auch Fragen zur Organisationsstruktur der Qualitätssicherung und zur
Abgrenzung der Qualitätssicherung zum restlichen Qualitätsmanagement:

Haben Sie in der betrachteten Organisationseinheit eine eigene Abteilung „Qualitätsmanagement“ oder „Qualitätssicherung“?

Ja Nein

Eine eigene Abteilung oder Stabstelle


98% 2%
"Qualitätsmanagement" ist vorhanden

Eine eigene Abteilung oder Funktion


85% 15%
"Qualitätssicherung" ist vorhanden

Tabelle 4: Vorhandensein QM und QS

Wo ist die Abteilung oder Funktion „Qualitätssicherung“ organisatorisch angebunden?

Diagramm 2: Anbindung der Qualitätssicherung

Die QM-Erfolgreichen unterscheiden sich hinsichtlich dieser Zuordnung nicht von den weniger Erfolgreichen.
Neben den Qualitätsphilosophien stellt die IT-Infrastruktur eine wesentliche Rahmenbedingung für die Qualitätssiche-
rungsarbeit dar. Die folgende Frage klärt das Vorhandensein von PPS, ERP und CAQ:
Werden in der Fertigungssteuerung entsprechende Systeme verwendet? Bitte konkretisieren Sie folgende Aussagen.

Weiß nicht/
Ja Nein
k.A.

In der Fertigung kommt ein softw aregestütztes PPS-System


87% 10% 3%
(Produktionsplanungs- und Steuerungssystem) zum Einsatz
Das PPS-System ist Teil eines unternehmensw eiten ERP-Systems 69% 17% 14%

Das PPS-System ist Bestandteil des Qualitätsmanagementsystems 38% 53% 9%

Wir verw enden ein CAQ-System zur Qualitätsdatenerfassung 57% 39% 4%

Wir verw enden ein CAQ-System zur Prozesssteuerung 33% 55% 12%

Tabelle 5: Datenverarbeitungssysteme in Fertigung und Qualitätssicherung

11
Expertenwissen für DGQ-Mitglieder

4. Bewertung der Ergebnisse Innovationen und grundlegende Veränderungen


Es zeichnen sich auf Basis dieser Befragung keine einzel-
Relevante QS-Philosophien, Methoden und Werkzeuge
nen Methoden oder Konzepte ab, die als Innovationen
Die Philosophien oder Basiskonzepte, die die Qualitätssi-
in die Qualitätssicherung eingehen könnten. Vielmehr
cherung in der Serienfertigung seit langem und nach wie
verfestigt sich das Bild einer Disziplin, deren Aufgaben
vor prägen, sind Delegation der Prüfverantwortung an die
sehr konstant sind und die das dafür notwendige Me-
Werker (Werkerselbstprüfung), Null-Fehler-Konzepte und
thodenportfolio besitzt und einsetzt. Überspitzt gesagt,
der Lean Management-Ansatz. Diese Konzepte finden An-
ein Qualitätssicherungsingenieur der 60er Jahre könnte
wendungsquoten von ca. 50-75%. Anwendungsquoten von
seinen Rechenschieber, seine Tabellen und Diagramme
ca. ein Drittel weisen TQM-Philosophien, der Poka-Yoke-
weglegen, müsste eine Schulung in der Anwendung der
Ansatz, der Six-Sigma-Ansatz sowie Produktionssysteme
gängigen CAQ-Software erhalten und wäre dann in einer
(ähnlich Toyota-Produktionssystem) auf.
modernen Fertigung einsetzbar.
Das Methodenportfolio der Qualitätssicherung ist ebenso
Die zwei schon in der Analyse der Ausgangssituation
seit langer Zeit stabil, seine einzelnen Elemente in vielen
aufgezeigten Entwicklungen bestätigt die Studie aller-
Unternehmen langjährig im Einsatz. Hier ist beachtens-
dings. Dies ist zum einen die fortschreitende IT-geprägte
wert, dass die Experten in einigen Unternehmen für viele
Automatisierung der Datenverarbeitung verbunden mit
Methoden den Nutzen in Relation zum Aufwand nicht ein-
der Weiterentwicklung und Automatisierung der Mess-
schätzen können, oder sogar als ungünstig bewerten. Das
und Prüftechnik. Doch genau darin liegt das Potenzial, die
findet aber auch vor dem Hintergrund statt, dass gerade
Qualitätssicherung entlang ihres ursprünglichsten und
in der Serienfertigung ein starke Reglementierung vor-
zentralen Aufgabenfeldes zu verändern. Dazu muss es
herrscht, geprägt durch Regelwerke der großen Kundenun-
gelingen, die Flut an Daten über die Fertigungsprozesse
ternehmen und ihrer Verbände, die Anforderungen an die
sowie über Fehler und Verschwendung wirkungsvoller zu
QS formulieren und dabei oft sogar den Einsatz bestimm-
nutzen. Das erfordert eine weitergehende Vernetzung der
ter Methoden (z. B. der FMEA) verbindlich verlangen.
Daten und die Verwendung der resultierenden Informati-
Allerdings sind auch viele Methoden nur sporadisch
onen zur Prozess- und Fertigungssteuerung ebenso, wie
im Einsatz oder wurden sogar eingestellt (s. Tabelle 1),
die Einbringung des daraus aggregierten Wissens in die
darunter durchaus auch Methoden, die von vielen als
Entwicklungsprozesse. Die Studie zeigt, dass zur Zeit der
ausgewogen oder sogar wertschöpfend in der Aufwand-
Grad der Nutzung und der Vernetzung allein der tech-
Nutzen Relation gesehen wurden (s. Tabelle 2). Ursachen
nischen Systeme, der CAQ-, PPS- und ERP-Systeme, dafür
dafür können die enorme Leistungsverdichtung im Zuge
noch vergleichsweise gering ist. Allzu oft stellen sich QS-
immer neuer Projekte, durch neue und anwachsende
Systeme und ihre Abbildung in der IT-Architektur noch
Regelwerke induzierte Methoden und Anforderungen an
als recht isolierte Inseln dar.
Fertigung und Entwicklung bei gleichzeitiger Ausdünnung
Die zweite Entwicklung, das Auseinanderdriften von QM
der Personaldecke sein.
und QS, lässt sich nicht an den Antworten zu den QS-
Die Unterschiede im Grad der Verwendung einzelner
Philosophien und Methoden erkennen, vielmehr sind es
Philosophien und Methoden spiegeln natürlich auch die
Fragen nach der organisatorischen Anbindung der Quali-
– bei allen grundsätzlichen Gemeinsamkeiten – vorhan-
tätssicherung, die dazu Einblicke erlauben. In der Hälfte
denen individuellen Besonderheiten der Werke und ihrer
der Fälle ist die Qualitätssicherung nicht an eine QM-
QS-Systeme wieder. Die Komplexität der Produkte, aber
Organisation angebunden. Das für sich überrascht nicht,
auch der Prozesse der Entwicklung und Fertigung, die
denn viele Produktionsunternehmen haben seit langem
Aufbauorganisation, die Unternehmenskultur und die
als Stabstellen an die Konzernleitung angebundene, stra-
Haltung der Führungskräfte zum Thema Qualität und
tegisch arbeitende QM-Organisationseinheiten geschaf-
zur Qualitätssicherung verursachen einen großen Teil der
fen und unterhalten zusätzlich davon disziplinarisch
Unterschiede in der Qualitätssicherung der vielen Werke
unabhängige QS-Einheiten für ihre Produktionswerke. In
und Standorte.
22% der befragten Unternehmen sind die QS-Einheiten
allerdings direkt an die Fertigung angebunden, in 3 % an

12 Moderne Ansätze der Qualitätssicherung in der Serienfertigung


die Entwicklung. Über viele Jahrzehnte war es Konsens Die Differenzierung von Qualitätsmanagement und Qua-
im Qualitätsmanagement, dass die Qualitätssicherung litätssicherung verstärkt sich mit der Option, dass die
von der Fertigung unabhängig, neutral sein müsse. Genau Qualitätssicherung stärker und besser in die Fertigungs-
diese Haltung hat aber auch zur mangelnden Integration organisation und die Entwicklung integriert wird. Eine
der QS in den Werken geführt und letztlich dazu, dass moderne Qualitätssicherung wird in der produzierenden
die „Qualitäter“, verantwortlich für Qualität, häufig im Industrie nicht länger Teildisziplin des Qualitätsmanage-
Dissens mit den „Produktionern“, verantwortlich für ments sein, sondern eine mit dem Qualitätsmanagement
Quantität, standen. In den heutigen schlanken, schnel- verbundene eigene Ingenieurdisziplin mit enger Anbin-
len, flexiblen und hochgradig vernetzten Fertigungsor- dung an Fertigung und Entwicklung.
ganisationen ist eine Integration der Qualitätssicherung
Die Daten der Studie erlauben noch weitergehende Aus-
notwendig und wünschenswert und eine Zuordnung der
wertungen, z. B. Betrachtungen der Antworten differen-
QS zur Fertigung treibt sie voran. Dabei ist diese organi-
ziert nach QM-Erfolg, nach Unternehmensgröße und nach
satorische Zuordnung nur ein Teil der Entwicklung, die
Komplexität der Produktion und der Produkte. Die DGQ
Herausnahme vieler QS-Aufgaben aus dem Beritt der QS-
wird diese erweiterte Studienergebnisse ebenfalls ver-
Organisation eine weitere. Der hohe Umsetzungsgrad der
öffentlichen. Darüber hinaus ist es wünschenswert, die
Werkerselbstprüfung von 75% und die große Bedeutung,
wirkliche Entwicklung der prognostizierten Trends zu
die QS-Experten ihr heute und für die Zukunft beimessen,
erfassen und durch weitere Studien zu begleiten. Auch
unterstreichen dies.
darin sieht die DGQ als Fachgesellschaft eine wichtige
5. Moderne Ansätze der Qualitätssicherung in der Seri- Aufgabe für die nächsten Jahre.
enfertigung – Zusammenfassung und Ausblick
Literaturhinweise
Eine aktuelle Befragung aus dem Sommer 2013 liefert
[1] Hofmann, Jan, Rollwagen, Ingo, Schneider, Stefan
einen Überblick über heute gebräuchliche Philosophien
(2007); Deutschland im Jahr 2020, Frankfurt am Main:
sowie Methoden und Werkzeuge der Qualitätssicherung
Deutsche Bank Research,
in der Serienfertigung.
[2] Sommerhoff, Benedikt (2012); Die Zukunft der Q-
Im Grunde stellt sich die Qualitätssicherung in der Seri-
Zunft, QZ – Qualität und Zuverlässigkeit, Jahrgang 57, S.
enfertigung als sehr kontinuierliche Disziplin hinsichtlich
65-67
Aufgabenstellung und Methodeneinsatz dar.
[3] Sommerhoff, Benedikt (2012); Entwicklung eines
Zwei Trends zeichnen sich ab:
Transformationskonzeptes für den Beruf Qualitätsmana-
Die Automatisierung der Mess- und Prüftechnik schreitet
ger, Aachen: Shaker Verlag
voran, verbunden mit einer hochgradigen Vernetzung
[4] Sommerhoff, Benedikt (2013); EFQM zur Organisati-
von Daten und Informationen und der sie verarbeitenden
onsentwicklung, München: Hanser Verlag
Systeme. Automatisierung und Datenvernetzung werden
zukünftig eine noch bessere Nutzung von Qualitätsdaten Anmerkung: In leicht veränderter Form hat die Deutsche
für die Fertigungssteuerung und für eine robuste Pro- Gesellschaft für Qualität diesen Artikel im September
duktentwicklung ermöglichen. 2013 ihren Mitgliedern ausgehändigt.

Mit Fragen rund um das Thema Qualitätsicherung in der Serienfertigung wenden Sie sich an Ihre DGQ.
Wir beraten Sie in einem persönlichen Gespräch – unverbindlich und kostenfrei.
Autoren
Dr. Benedikt Sommerhoff, Agathe Brecht Malte Fiegler
DGQ e.V., Leiter DGQ Regional DGQ e.V., Markt & Information DGQ e.V., Markt & Information
[email protected] | T 069-954 24-221 [email protected] | T 069-954 24-254 [email protected] | T 069-954 24-255

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