BG1 AF2 - Ethik - LPH 3 2008

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Amtsblatt des Ministeriums fr Kultus, Jugend und Sport Baden-Wrttemberg

LEHRPLANHEFTE
REIHE I Nr. 32

Bildungsplan fr das
berufliche Gymnasium der
sechs- und dreijhrigen
Aufbauform

Band 1
Allgemeine Fcher
Aufgabenfeld II
Heft 4
Ethik

Eingangsklasse
Jahrgangsstufen 1 und 2

8. August. 2008
Lehrplanheft 3/2008
NECKAR-VERLAG

Ausgabe C

Inhaltsverzeichnis
1

Inkraftsetzung

Vorbemerkungen

Lehrplanbersicht

Auf den Inhalt des Hefts Allgemeine Aussagen zum Bildungsplan wird besonders hingewiesen:

Vorwort

Hinweise fr die Benutzung

Der Erziehungs- und Bildungsauftrag der beruflichen Schulen

Der besondere Erziehungs- und Bildungsauftrag fr das berufliche Gymnasium

Verzeichnis der Lehrplanhefte fr das berufliche Gymnasium Band 1 Allgemeine Fcher

Verzeichnis der Lehrplanhefte fr das berufliche Gymnasium Band 2 Berufsbezogene Fcher

Impressum
Kultus und Unterricht
Ausgabe C
Herausgeber
Lehrplanerstellung
Verlag und Vertrieb

Bezugsbedingungen

Amtsblatt des Ministeriums fr Kultus, Jugend und Sport Baden-Wrttemberg


Lehrplanhefte
Ministerium fr Kultus, Jugend und Sport Baden-Wrttemberg;
Postfach 10 34 42, 70029 Stuttgart
Landesinstitut fr Schulentwicklung, Fachbereich Bildungsplanarbeit,
Rotebhlstrae 131, 70197 Stuttgart, Fernruf 0711 6642-311
Neckar-Verlag GmbH, Klosterring 1, 78050 Villingen-Schwenningen
Die fotomechanische oder anderweitig technisch mgliche Reproduktion des Satzes
bzw. der Satzanordnung fr kommerzielle Zwecke nur mit Genehmigung des Verlages.
Die Lieferung der unregelmig erscheinenden Lehrplanhefte erfolgt automatisch
nach einem festgelegten Schlssel. Der Bezug der Ausgabe C des Amtsblattes ist
verpflichtend, wenn die betreffende Schule im Verteiler vorgesehen ist (Verwaltungsvorschrift vom 8. Dezember 1993, K.u.U. 1994 S. 12).
Die Lehrplanhefte werden gesondert in Rechnung gestellt. Die einzelnen Reihen
knnen zustzlich abonniert werden. Abbestellungen nur halbjhrlich zum 30. Juni
und 31. Dezember eines jeden Jahres schriftlich acht Wochen vorher beim NeckarVerlag, Postfach 1820, 78008 Villingen-Schwenningen.
Das vorliegende LPH 3/2008 erscheint in der Reihe I Nr. 32 und kann beim NeckarVerlag bezogen werden.

Ethik

Amtsblatt des Ministeriums fr Kultus, Jugend und Sport Baden-Wrttemberg

Stuttgart, 8. August 2008

Lehrplanheft 3/2008

Bildungsplan fr das berufliche Gymnasium;


hier: Berufliches Gymnasium der sechs- und
dreijhrigen Aufbauform

Vom 8. August 2008

45-6512.240/117

I.

II.

Fr das berufliche Gymnasium gilt der als


Anlage beigefgte Lehrplan.

Der Lehrplan tritt


fr die Eingangsklasse und die
Jahrgangsstufe 1
mit Wirkung vom 1.August 2008,
fr die Jahrgangsstufe 2
am 1. August 2009
in Kraft.
Im Zeitpunkt des jeweiligen Inkrafttretens tritt
der im Lehrplanheft 1/2003 verffentlichte Lehrplan in diesem Fach vom 26. August 2003
(Az. 55-6512-240/92) auer Kraft.

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

K.u.U., LPH 3/2008 Reihe I Nr. 32 Band 1 vom 08.08.2008

Ethik

Vorbemerkungen
Ziel des Ethikunterrichts ist die Entfaltung der Kompetenz, ber grundstzliche moralische Probleme nachzudenken sowie auf der Grundlage ausgewiesener Begriffe, abgesicherter Informationen
und argumentativ begrndeter ethischer Grundstze die Gestaltung einer eigenen sittlich qualifizierten Praxis anzustreben. Die moralische Autonomie der Schlerinnen und Schler soll gestrkt,
ihre ethische Argumentations- und Urteilsfhigkeit sollen gefrdert, handlungsorientierende Kompetenzen sollen entwickelt werden. Ausgangspunkt ist dabei die Fhigkeit, Situationen als ethisch
relevant zu erfassen und moralische Probleme zu erkennen; in einem zweiten Schritt sollen die
Schlerinnen und Schler befhigt werden, Problemstellungen auf der Basis rationaler Argumentation, d. h. orientiert an logischen, empirischen und ethischen Standards, zu klren, die Auseinandersetzung mit strittigen Positionen zu fhren, eine hinreichend begrndete eigene Haltung zu
formulieren und letztlich daran auch das eigene Handeln auszurichten.
Die Frderung der kognitiven Fhigkeiten korreliert mit der Schulung der Empathiefhigkeit in
Auseinandersetzung mit Erfahrungen, Befrchtungen und Hoffnungen aus dem Lebenszusammenhang der Schlerinnen und Schler und der Wahrnehmung und Verarbeitung der gesellschaftlichen, politischen und konomischen Herausforderungen der Gegenwart.
Bei der inhaltlichen Zielsetzung des Lehrplans wird auf Erkenntnisse der Philosophie ebenso wie
auf Erkenntnisse anderer Wissenschaften zurckgegriffen.
Konzeptionell zentral ist der Grundsatz der Problemorientierung: Unterrichtlicher Ausgangspunkt
ist eine konkrete Problemstellung, die einen breiteren Horizont, ein Problemfeld erschliet.
Es ergibt sich aus dieser Konzeption eine Flle von Anknpfungspunkten zu den Problemstellungen anderer Schulfcher. Diesen Umstand sollten die Fachkolleginnen und Fachkollegen fr kooperative Formen der Unterrichtsvorbereitung und -gestaltung nutzen.
Im Ethikunterricht muss Raum bleiben fr die Thematisierung von persnlichen Vorstellungen,
Interessen, Gefhlen und Erfahrungen. Dem trgt der Lehrplan dadurch Rechnung, dass die zur
Verfgung stehende Unterrichtszeit nicht vollstndig durch verpflichtende Inhalte belegt ist.
Die fnf Lehrplaneinheiten in der Eingangsstufe sind verpflichtend zu behandeln, die Reihenfolge
im Lehrplan ist aber nur als Empfehlung zu verstehen. Aus den zehn Lehrplaneinheiten der Kursstufen sind in jedem Schuljahr drei zu behandeln, darunter mssen die drei verpflichtenden Themen fr die Abiturprfung sein.

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

K.u.U., LPH 3/2008 Reihe I Nr. 32 Band 1 vom 08.08.2008

Ethik

Lehrplanbersicht
Gesamts Seite
tunden

Schuljahr

Lehrplaneinheiten

Eingangsklasse

Handlungsorientierte Themenbearbeitung (HOT)


1 Entwicklung und Wandel von Werten
2 Menschenwrde und Menschenrechte
3 Naturethik
4 Gewalt, Terror, Krieg und gewaltfreie Alternativen
5 Globalisierung und Moral
Zeit fr Leistungsfeststellung und zur mglichen Vertiefung

10

50
20

5
5
7
9
10
12

80
Jahrgangsstufe 1

Handlungsorientierte Themenbearbeitung (HOT)


6 Freiheit und Determinismus
7 Moralbegrndungen
8 Recht und Moral
9 Religion und Religionskritik
10 Angewandte Ethik
Zeit fr Leistungsfeststellung und zur mglichen Vertiefung

10

50
20

13
13
14
16
17
19

80
Jahrgangsstufe 2

Handlungsorientierte Themenbearbeitung (HOT)


11 Verteilungsgerechtigkeit
12 Glck und Moral
13 Ethik und Anthropologie
14 Pluralismus und Grundkonsens heute
15 Wahrheit und Erkenntnis
Zeit fr Leistungsfeststellung und zur mglichen Vertiefung

40
16

21
21
22
23
24
25

64

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

K.u.U., LPH 3/2008 Reihe I Nr. 32 Band 1 vom 08.08.2008

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

Ethik

K.u.U., LPH 3/2008 Reihe I Nr. 32 Band 1 vom 08.08.2008

Ethik

Eingangsklasse

Zeitrichtwert

Handlungsorientierte Themenbearbeitung (HOT)

10

Die Schlerinnen und Schler bearbeiten Themen handlungsorientiert.


Z. B.
Projekt,
Fallstudie,
Planspiel,
Rollenspiel

Die Themenauswahl hat aus den nachfolgenden Lehrplaneinheiten unter Beachtung


Fcher verbindender Aspekte zu erfolgen.

Entwicklung und Wandel von Werten

Die Schlerinnen und Schler erkennen, dass und wodurch moralische Orientierungen sich beim
Einzelnen ausprgen, innerhalb einer Gesellschaft verndern und zwischen den Kulturen unterscheiden. Sie kennen Sichtweisen der individuellen Moralentwicklung, des gesellschaftlichen
Wertewandels und der Gltigkeit von Normen und Werten. Sie knnen zwischen unterschiedlichen
Verbindlichkeiten von Sollensaussagen differenzieren und erfassen Notwendigkeit und Grenzen
der Toleranz gegenber relativen moralischen Ansprchen.
Entwicklung des Moralbewusstseins beim
Einzelnen

Moralische Dilemmasituationen
Modelle der Entwicklung moralischen Denkens
und Fhlens in der Ontogenese
Kohlberg-Modell
Kritische Diskussion: Moralitt als kognitiver
Lernprozess?
Moralisches Wissen, moralisches Fhlen und
moralisches Handeln in der Adoleszens
Sozialisationsinstanzen als Medium, Sanktionen als Mittel der moralischen Gewissensbildung
Entwicklung der Empathiefhigkeit

Intrakultureller Wertewandel und seine


Ursachen
Materielle und postmaterielle Wertorientierungen

Wandel der Werthaltungen bei Jugendlichen


(Shell-Studien)
Straenumfrage unter verschiedenen Altersgruppen zu Werthaltungen, Tugenden, Erziehungs-Maximen, Vergleich mit statistischen
Erhebungen zum Wertewandel,
Wertewandel oder historisch bedingte Werteaktualisierung?
Typen von Wertorientierungen:
pragmatische Idealisten, zgerliche Unauffllige, robuste Materialisten, selbstbewusste
Macher (Hurrelmann)
Ursachen gesellschaftlichen Wertewandels:
konomische und soziale Situation; Medieneinflsse; Zeitgeist; Multikulturalismus
Tugenden im Zeitenwandel: Die Bedeutung
von Primr- und Sekundrtugenden

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

K.u.U., LPH 3/2008 Reihe I Nr. 32 Band 1 vom 08.08.2008

Ethik

Interkulturelle Werteunterschiede und Wertkonflikte in der multikulturellen Gesellschaft

Beispiele fr kulturspezifische Werte, Normen


und Regeln
In multikulturellen Schulklassen: Beispiele aus
den verschiedenen Herkunftskulturen, Kurzreferate, Filme, Literaturbeispiele
Zusammenhang von intrakulturellem und
interkulturellem Wertewandel

Kulturspezifische Sitten, Regeln, Gebruche


contra universale Normen und Werte

Beispiele, Begriffsdefinitionen, Abgrenzungen


berprfen von kulturspezifischen Sprichwrtern, Wandsprchen, Standesethiken,
Selbstverpflichtungen, religisen Grundtexten,
Belletristik auf ihre expliziten und impliziten
moralischen Aussagen
Metaplan: Erstellen und Gliedern einer Liste
von Sollensstzen
Relativistische und universalistische
Positionen zum Geltungsanspruch von
moralischen Normen und Werten
Aktualisierung: Moral im Alltag
Verfassungsgebote

Toleranzgebot und Grenzen der Toleranz

Formen unechter und echter Toleranz


Beispiele fr nicht-tolerierbare Regeln und
Handlungen

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

K.u.U., LPH 3/2008 Reihe I Nr. 32 Band 1 vom 08.08.2008

Ethik

Menschenwrde und Menschenrechte

Die Schlerinnen und Schler erkennen den hohen Stellenwert von Menschenwrde und Menschenrechten als unveruerlich und wissen, wie sie begrndet werden. Sie sind vertraut mit der
Entwicklung und dem Spektrum an Menschenrechten und setzen sich kritisch mit verschiedenen
Sichtweisen von Menschenrechten und Menschenwrde auseinander. Sie erkennen die globale
Durchsetzung von Menschenrechten als stndige Aufgabe der Politik und des Einzelnen. Eingedenk der Gefahren einer Relativierung gewinnen sie eine eigene Haltung zur Bedeutung und
Geltung von Menschenwrde und Menschenrecht.
Beispiele fr Verletzungen von Menschenwrde und Menschenrechten

Collage von Bildern, Texten


(Historische und aktuelle Beispiele: Peinliche
Halsordnung, Altenheim, psychiatrische
Anstalt, Straflager, Folter)
Menschenwrde, Menschenrechte als
Argument in Alltag und Medien;
Ideologische Funktion der Berufung auf
Menschenrechte

Begriffserklrungen, Definitionen

Begriffe im Umfeld Wrde: Ehre, Stolz, Scham,


Anstand, Wert, Respekt, Anerkennung,
Achtung, Ansehen, Recht
Elitre Ehre contra egalitre Wrde

Wrde als Verdienst, Wrde als angeborenes


Wesensmerkmal

Wert, Achtung, Anerkennung


(time axia axioma)
und: Naturrecht, (agraphoi nomoi)
Recht und Wrde als Abgrenzung zum Tier

Begrndungen von Menschenwrde:


Religis, philosophisch und rechtlich

Gottesebenbildlichkeit; Heiligkeit des Lebens


Instrumentalisierungsverbot,
Autonomie, Selbstzweckhaftigkeit und Gleichheit des Menschen
Summe der Menschenrechte, erster Verfassungsgrundsatz

Entstehung, Entwicklung und Wandel der


Menschenrechte

Von der Magna Charta bis zur GrundrechteCharta der Europischen Union:
Internetrecherche, Erarbeitung von Grundrechtslisten, Wandbild der Grundrechte
Generationen von Menschenrechten,
Menschenrechte und Menschenpflichten

Begrndungen von Menschenrechten

Universelle Minimalmoral (M. Walzer,


Hoerster)
Konkretisierung von Menschenwrde (Kant,
Hffe)
Ausdruck von Grundbedrfnissen (Tugendhat)
diskursethisch (Benhabib)

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

K.u.U., LPH 3/2008 Reihe I Nr. 32 Band 1 vom 08.08.2008

Ethik

Taxonomien der Menschenrechte

Liberale Schutz- und Freiheitsrechte


Politische Teilhaberechte
Menschenrechte der 1. bis 4. Generation
Menschenrechte und Brgerrechte
Liberale Freiheitsrechte contra soziale Teilhaberechte

Probleme der Geltung, Widersprche von


Menschenrechten

Freiheit contra Sicherheit


Entstehung und Wandel contra Unantastbarkeit von Menschenrechten
Universaler Geltungsanspruch contra relative
Gltigkeit
Vorwurf des Eurozentrismus contra islamische
Menschenrechte
UN-Charta contra Banjul-Charta
Relativierung von Menschenrechten in Hinsicht
auf Verdienst und soziale Zugehrigkeit;
Inklusivitt und Exklusivitt von Grundrechten
Bricht Menschenrecht das Vlkerrecht?
Instrumentalisierung von Menschenrechten als
Kriegsmotiv
Unterschiedliche Kommentierungen des Art. 1
GG: Wrde als vorpositives, metaphysisches
Wesensmerkmal contra Wrde als Anerkennung

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

K.u.U., LPH 3/2008 Reihe I Nr. 32 Band 1 vom 08.08.2008

Ethik

Naturethik

Die Schlerinnen und Schler kennen unterschiedliche Weisen des Erlebens von Natur und des
Umgangs mit ihr. Sie kennen unterschiedliche Anstze und Dimensionen der Naturethik und begrnden ihre eigene Position. Sie kennen das Spannungsverhltnis von kologie und konomie,
beurteilen exemplarisch die jeweiligen Argumente und begrnden eine eigene Position.
Natur in unserer Erfahrung

Einstieg: Fallbeispiel zur Zerstrung von Natur


Erlebnisweisen, Gebrauch und Verbrauch von
Natur
Begriff und Funktion der Natur fr uns

Menschliche Interessen am Erhalt der Natur:


Anthropozentrismus

Dimensionen des Anthropozentrismus:


Unmittelbare berlebensinteressen: Risikovermeidung und -begrenzung
sthetische Interessen: Natur genieen
Emotionale Bedrfnisse
kologische Verpflichtungen, Fernhorizont:
Rumlich wie zeitlich, Konzepte globaler und
zukunftsorientierter Gerechtigkeit
GG Art. 20a
Grenzen und Probleme des Anthropozentrismus:
Tierhaltung, Tiertransporte, Tierversuche, Legitimitt der Tierttung, Religionsfreiheit und
Tierschutz

Der Schutzanspruch von Tieren:


Pathozentrismus

Begrndung, Konsequenzen, Reichweite


Bentham, Schopenhauer, Singer
Konzeption einer Tierwrde: 1 TSchG, BGB
90a, 120 Abs.2 SBV
Das Great-Ape-Project: Selbstbewusstsein,
Interessenfhigkeit, Leidensfhigkeit
Grenzen und Probleme des Pathozentrismus

Der Schutzanspruch alles Lebendigen:


Biozentrismus

Umfassender Artenschutz, Erhalt der Diversitt


Verbandsklagerecht
Biozentrismus: Begrndung, Konsequenzen,
Probleme
A. Schweitzer, H. Jonas
Natrliche Kollektive und Ganzheiten: Biotope,
kosysteme, Landschaften

kologie und konomie

Grundstzlich gegenstzliche Interessen?


Externalisierung versus Internalisierung von
Kosten
Fragen der Prioritt oder Abwgung und der
Begrndung an konkreten Beispielen

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

K.u.U., LPH 3/2008 Reihe I Nr. 32 Band 1 vom 08.08.2008

10

Ethik

Gewalt, Terror, Krieg und gewaltfreie Alternativen

Die Schlerinnen und Schler knnen Erscheinungsformen privater und ffentlicher Gewalt hinsichtlich ihrer Ursachen und Motive unterscheiden. Sie kennen die Rechtfertigungsversuche terroristischer und kriegerischer Gewalt. Sie wissen, welche gewaltfreien Alternativen es zur gewaltsamen Konfliktlsung gibt und sind in der Lage, das Auftreten von Gewalt ethisch, politisch und konomisch einzuordnen und eine eigene begrndete Haltung gegenber ihren Erscheinungsformen
zu entwickeln.
Erscheinungsformen von Gewalt und ihre
Abgrenzung

Collagen zu privater, terroristischer und kriegerischer Gewalt


Analyse von Zeitungsmeldungen und Nachrichtensendungen
Versuch der definitorischen Abgrenzung der
verschiedenen Erscheinungsformen von Gewalt: verbal, physisch, psychisch, strukturelle
Gewalt
Folter, Todesstrafe (vgl. LPE 8)
Statistiken zu den verschiedenen Erscheinungsformen

Private Gewalt

Tatort Familie: husliche Gewalt, Kindesmisshandlungen, Kriminalitt


Gewalt am Arbeitsplatz: Mobbing
Gewaltmotive und Tterprofile
Aggressions- und Sozialisationstheorien

Terrorismus

Abgrenzungen: legitimer Widerstand, Befreiungskampf, Guerilla, organisiertes Verbrechen


Historische Erscheinungsformen, Revolutionen
Terrorismus heute: Motive und Rechtfertigungsversuche terroristischer Gewalt
Religiser und ideologischer Fanatismus,
Asymmetrische Beziehungen, David-GoliathVerhltnis, Gegengewalt

Krieg

Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln


Alte und neue Kriege, Ursachen
Symmetrische und asymmetrische Kriege,
Prventivkriege und humanitre
Intervention
Analyse von Kriegserklrungen
Theorie des gerechten Krieges (ius ad bellum
und ius in bello)
Verherrlichung des Krieges, Kriegsliteratur,
Kriegsgedichte

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

K.u.U., LPH 3/2008 Reihe I Nr. 32 Band 1 vom 08.08.2008

Ethik

11

Ethische Argumente gegen Gewalt

Gewaltverbote, Ttungsverbote
Verhinderung von Alternativlsungen durch
Gewalt
Reziprozittsdilemma, Gewaltspirale
(pazifistisches Argument)
Glaubwrdigkeitsdilemma

Gewaltfreie Alternativen zu privater und


ffentlicher Gewalt

Private Gewalt:
Strategien der Gewaltprvention, Konfliktmanagement, Mediation, kommunikative
Konfliktbewltigungsstrategien, Einben von
Frustrationstoleranz
Terrorismus:
Mglichkeiten politischer und wirtschaftlicher
Partizipation, mehr Gerechtigkeit, Gleichheit
und Humanitt, Menschenwrde, internationale Vereinbarungen und Kontrollen
Biografien von Mahatma Ghandi, Rosa Parks,
Nelson Mandela, Petra Kelly, Vaclav Havel,
Ibrahim Rugova
Krieg:
Politische Konfliktlsungen, Diplomatie, konomischer, ffentlicher und internationaler
Druck, Sanktionen, Boykottmanahmen,
Abrstungsvereinbarungen
Friedenspolitik

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

K.u.U., LPH 3/2008 Reihe I Nr. 32 Band 1 vom 08.08.2008

12

Ethik

Globalisierung und Moral

Die Schlerinnen und Schler erkennen, dass die Globalisierung sie in vielfltiger Weise im Positiven und Negativen betrifft und ethisch herausfordert. Sie werden sich der Gefahren der Globalisierung fr die Moralitt bewusst, kennen aber auch ethisch bedeutsame Lsungsanstze fr die
Probleme der Globalisierung. Sie kennen Handlungsmglichkeiten des Einzelnen zur menschlichen Gestaltung globaler Prozesse.
Vor- und Nachteile der Globalisierung in der
Lebenswelt

Erlebte Globalisierung: Konsum, Mobilitt,


Information contra
Identittsprobleme durch Flexibilisierung,
Mobilitt, Bindungsauflsung, fehlende
Sicherheiten im Persnlichen und Beruflichen

Auswirkungen der Globalisierung auf die


Moralitt des Einzelnen

Entpolitisierung und Fatalismus aufgrund der


Anonymitt, Undurchschaubarkeit und
Unbeeinflussbarkeit globaler Entscheidungsprozesse
Moralische berforderung: Unabsehbarkeit
von Handlungsfolgen bei global wirksamem
Handeln
Moralische Beliebigkeit durch Konfrontation mit
widersprchlichen Werthaltungen in
multikulturellen Gesellschaften

Globalisierung als Chance: Konzepte zur


Lsung ethischer Probleme der Globalisierung

Internationaler Diskurs ber universelle


Rechtsgeltung: Internationaler Gerichtshof fr
Menschenrechte, UN-Charta, Internationaler
Strafgerichtshof;
Internationale Abkommen und Codices in
Umwelt-, Arbeits-, Wirtschafts-, Wissenschafts, Sicherheitsfragen, z. B. Kyoto-Protokoll,
Helsinki-Erklrung medizinischer Forscher
Internationaler ethischer Diskurs:
Kant: "Zum ewigen Frieden"
Vertrag der Vlker (Rawls)
Fderale Weltrepublik (Hffe)
Globalisiertes Rechtssystem (Habermas)
Projekt Weltethos (Kng)
Universale Minimalmoral (Walzer)
Politik der Anerkennung in multikulturellen
Gesellschaften (Rorty, Taylor, Honneth)

Handlungsmglichkeiten des Einzelnen

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

Engagement in Friedens-, Umwelt-,Eine-Welt, und Migranteninitiativen;


Bewusstes Konsumverhalten, fair-tradeProdukte, regionale Produkte
Spenden fr Hilfsorganisationen, und Patenschaften in armen Lndern

K.u.U., LPH 3/2008 Reihe I Nr. 32 Band 1 vom 08.08.2008

Ethik

13

Jahrgangsstufe 1

Zeitrichtwert

Handlungsorientierte Themenbearbeitung (HOT)

10

Die Schlerinnen und Schler bearbeiten Themen handlungsorientiert.


Z. B.
Projekt,
Fallstudie,
Planspiel,
Rollenspiel

Die Themenauswahl hat aus den nachfolgenden Lehrplaneinheiten unter Beachtung


Fcher verbindender Aspekte zu erfolgen.

Freiheit und Determinismus

Die Schlerinnen und Schler werden sich ihres eigenen Freiheits- und Unfreiheitserlebens bewusst, knnen verschiedene Arten von Freiheiten unterscheiden und erkennen, wie moralisches
Handeln und Freiheit zusammenhngen. Sie wissen, welche Argumente fr und gegen die Annahme von Willensfreiheit sprechen. Sie sind in der Lage, Faktoren zu durchschauen, die ihr Leben beeinflussen; dadurch erweitern sie ihren Spielraum an personaler Freiheit.
Freiheits- und Unfreiheitserleben

Freiheit in Alltags- und Werbesprache


Wortfeldbungen zum Begriff "frei"
Protokoll eines Tagesablaufs unterteilt nach
Freiheits- und Unfreiheitsempfinden
Diskussion von Freiheitsvorstellungen
Literaturbeispiele

Definitionen und Abgrenzungen von


Freiheitsbegriffen

Handlungsfreiheit, Wahlfreiheit
Entscheidungsfreiheit, Willensfreiheit
Innere und uere Freiheit
Positive und negative Freiheit (I. Berlin)

Wandel der Freiheiten im Zeitverlauf

Freiheitsbeschrnkungen im Mittelalter und in


der Moderne; Freiheit durch Naturbeherrschung
Grenzen der Freiheit? (GG Art. 2, 4, 5)
Freiheit und Institutionen (Gehlen)

Begrndungen von Willensfreiheit

Erlebte Willensfreiheit im Selbstverstndnis als


Bedingung von Handeln berhaupt;
Philosophische und anthropologische Begrndungen der Willensfreiheit (Descartes,
Kant, Herder, Sartre)
Komponenten der Willensfreiheit: Das AndersKnnen, die Intelligibilitt, die mentale Verursachung (Kausalitt aus Freiheit)

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

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14

Ethik

Kritik der Willensfreiheit


Philosophische, psychologische, neurologische Kritik der Willensfreiheit

Wille und Kausalitt (Hume)


Wille und Herrschaft (Nietzsche)
Wille und Trieb (Freud)
Bewusstsein und Gesellschaft (Marx)
Wille und Konditionierung ( Skinner)
Wille und Genetik
Wille und Gehirnfunktionen

Zusammenhang von Freiheit Moral und


Schuld:
Kompatibilismus Non-Kompatibilismus

Freiheit als Voraussetzung von Moralitt


Moralitt als Beweis der Freiheit (Kant)
Moralitt als Produkt von Sozialisation
Freiheit als Einsicht in Notwendigkeit (Spinoza)
Unterschiedliche Bedeutungen des "AndersHandeln-Knnens"
Die Rolle von Gefhl und Vernunft bei der
moralischen Urteilsbildung
Moralische Grammatik und angeborener
Moralsinn M: "moral-sense-test" im Internet
Beispiel Straftheorien: Vergeltung versus
Abschreckung

Moralbegrndungen

Die Schlerinnen und Schler erkennen, dass der Geltungsanspruch der Moral von ihrer Begrndung abhngt. Sie lernen, wie in der Geschichte persnliches und allgemeines Glck, Vernunft
und Wille, die Sprache des Menschen und seine Fhigkeit zu Empathie in unterschiedlichen ethischen Anstzen zur Begrndung von Moral herangezogen werden. Sie sehen, wie diese Begrndungen sich wechselseitig ergnzen und kritisieren und welche konkreten Forderungen sich aus
ihnen ergeben. Sie gelangen ber die kritische Einschtzung ihrer Folgen fr das moralische Handeln zu einem eigenen Urteil ber die Begrndbarkeit von Moral.
Antike Tugendethik
Aristoteles: mesotes-Lehre

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

Tugendhaftigkeit als Garant geglckten


Lebens in der Gemeinschaft, Tugend als
mittlerer Habitus
Aristoteles: Nikomachische Ethik
Beispiele moderner Tugenden und Laster
Aktualisierung: Fhigkeiten-Ansatz
(Nussbaum)
Kritik des Eudmonismus
Praktische Konsequenz des Ansatzes: die
rechte Mitte im Handeln finden

K.u.U., LPH 3/2008 Reihe I Nr. 32 Band 1 vom 08.08.2008

Ethik

15

Ausprgungen des Utilitarismus


J. Bentham, J. S. Mill

Identitt von individuellem und allgemeinem


Glck als Basis der Begrndung von Moral
Prinzipien des Utilitarismus
Quantitative und qualitative Mastbe einer
Ntzlichkeitsbilanz (Bentham, Mill)
Handlungs- und Regelutilitarismus (Smart,
Brandt), Prferenzutilitarismus (Hare)
Beispiele hedonistischer Kalkle
Aktualisierung: Bioethik, Theorie des gerechten Kriegs
Kritik des Utilitarismus
Praktische Konsequenz des Ansatzes: Folgen
des Handelns kalkulieren

Pflichtethik
I. Kant

Freier Wille und Vernunft als Basis der Begrndung von Moral
Dreigliedrigkeit des kategorischen Imperativs:
Handlung, Maxime und Universalisierung
Herleitungen des kategorischen Imperativs aus
dem Begriff des Guten und aus der Autonomie
Hypothetische und kategorischer Imperativ,
Legalitt und Moralitt
Zusammenhang von Vernunft, Willensfreiheit
und Moral
Pflichtenmodell und Beispiele Kants
Kritik der Ethik Kants
Praktische Konsequenz des Ansatzes:
Handlungsregeln auf Allgemeingltigkeit
prfen

Diskursethik

Sprachliche Interaktion als Basis der Begrndung von Moral


Universalisierungs- (U), Diskursgrundsatz (D)
Diskursregeln (Habermas)
Selbstverpflichtung und wechselseitige Verpflichtung, praktische Vernunft und soziale
Vernunft; Beispiele fr praktische Diskurse
bung: einen ethischen Diskurs fhren,
Diskursregeln selbst entwickeln
Kritik der Diskursethik
Praktische Konsequenz des Ansatzes: Konsensfhigkeit von Handlungsabsichten prfen,
Begrndungspflicht fr alle Forderungen

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

K.u.U., LPH 3/2008 Reihe I Nr. 32 Band 1 vom 08.08.2008

16

Ethik

Gefhlsethiken
Schopenhauer: Mitleidsethik

'moral sense' als Begrndung von Moral


Spektrum moralischer Gefhle
Sympathie und sinnliche Erfahrung (D. Hume)
Sympathie und Unparteilichkeit (A. Smith)
Mitleid und Natur (J. J. Rousseau)
Mitleid und Egoismus (A. Schopenhauer)
Achtsamkeit und Asymmetrie (C. Gilligan)
Mitgefhl und Geborgenheit (R. Rorty)
Care-Ethiken
Aktualisierung: Hirnforschung, Spiegelneuronen, Kritik der Gefhlsethiken
Praktische Konsequenz des Ansatzes: Empathiefhigkeit frdern, Achtsamkeit entwickeln

Recht und Moral

Die Schlerinnen und Schler erkennen, dass die Grundlage des Staates ein Rechtssystem ist,
das seine Legitimation aus einer Theorie der Gerechtigkeit zieht. Sie knnen Fragen der Macht
und des Rechts beurteilen und kennen die Sanktionsmglichkeiten des Staates und ihre Problematik. Sie kennen ihre Aufgaben als Staatsbrgerinnen und Staatsbrger. Sie kennen andere Einflussgren fr Recht und Gerechtigkeit in einem Staatswesen und erkennen die Notwendigkeit
der Machtkontrolle.
Recht in der Lebenswirklichkeit oder
Begegnung mit dem Recht im Alltag

Fallbeispiele:
Recht als Grundlage fr:
Sicherheit
Mastbe der Gerechtigkeit
Mglichkeiten der Konfliktlsung
Recht als Grenze fr die Entfaltungsmglichkeiten und die Freiheit in der Gesellschaft
Recht im Spannungsverhltnis mit Moral und
Gerechtigkeit

Funktion des Rechts in Staat und Gesellschaft

Ordnungsfunktion
Sicherheitsfunktion
Integrationsfunktion
Herrschaftsfunktion
Herrschaftskontrollfunktion

Macht und Recht im Staat

Vertragstheorie, Kontraktualismus
Legalitt
Legitimitt
Rechtsstaatsprinzip
Moral der Herrschaft
Kontrolle der Macht

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

K.u.U., LPH 3/2008 Reihe I Nr. 32 Band 1 vom 08.08.2008

Ethik

17

Recht und Gerechtigkeit

Moral, Vernunftrecht, positives Recht (Kant,


Bloch, Carl Schmitt, Kelsen)
Recht und Moral:
Recht als Verhinderung von Moral
Recht als gesellschaftlich sanktionierte Rache
Recht als geronnene Moral

Straftheorien

Vergeltungstheorie
General- und Spezialprvention
Negative und positive Abschreckung
Schutz der Brger,
Resozialisierung
Gewaltmonopol des Staates
Mastbe und Probleme der Strafzumessung
Todesstrafe
Soziale Schicht und Strafflligkeit

Gerichtswesen und Strafvollzug

Gerichtswesen
Strafvollzug: Ziele und Wirklichkeit
Haftgrundstze: Angleichungsgrundsatz,
Gegenwirkungsgrundsatz, Eingliederungsgrundsatz
Besuch einer JVA
Besuch einer Gerichtsverhandlung
Jugendgerichtshelfer, Schffe
Alternativen: Tter-Opfer-Ausgleich, Mediation
Rollenspiel: Vor Gericht
Metaplan: Kriterien der Strafzumessung

Rechtskultur in der Gesellschaft


Mitwirkung und Gestaltungsmglichkeiten des
Brgers

Mitverantwortung statt Gehorsam


Grenzen des Rechts und der Macht des Staats
Zivilcourage, Recht auf Widerstand
Recht und Korruption

Religion und Religionskritik

Die Schlerinnen und Schler kennen traditionelle und neue Erscheinungsformen des Religisen
in ihrer Bedeutung fr den Einzelnen und die Gesellschaft. Sie erkennen den Unterschied zwischen religisen und philosophischen Moralbegrndungen. Sie setzen sich mit verschiedenen
Formen der Religionskritik auseinander
Religion: Verbreitung, Formen und Definition

Verbreitung verschiedener Weltreligionen und


anderer Formen des Religisen; Atheismus
und Agnostizismus
Umfrage: Glauben und religise Praxis heute
Begriffsdefinitionen (Schleiermacher,
Durkheim, Eliade, Luckmann, Riesebroth)

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

K.u.U., LPH 3/2008 Reihe I Nr. 32 Band 1 vom 08.08.2008

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Motive und Ursachen fr Religion

Ethik

Heilsversprechen, Glaubensaussagen ber


Sinn des Lebens, Bedeutung von Leid und
Tod, Mensch und Kosmos
Kult und Riten
Wunsch nach Gemeinsamkeit und Zugehrigkeit
Regelungen fr das Leben: Verhaltens- und
Moralvorschriften
Funktion fr das Leben des Einzelnen und der
Gesellschaft

Religionskritik
Frhe Religionskritik

Kritik an einzelnen Aspekten der Religion:


Antike:
Frage nach Wahrheitsgehalt, Relativitt der
Gottesbilder, Missbrauch durch Tyrannen
(Protagoras, Xenophanes)
Aufklrung:
Kritik an Dogmen und Wunderglauben,
Theodizeefrage, skulares Denken,
Fortschrittsgedanke, Entbehrlichkeit der
Religion fr Moral
(Hume, Voltaire, dHolbach, Lessing)
Deismus

Grundpositionen atheistischer Religionskritik:


Feuerbach

Religion als Ausdruck des verlorenen Bewusstseins des Menschen von sich selbst,
Gott als menschliche Projektion
Von der Religion zur Anthropologie

Marx

Religion als Ausdruck der menschlichen


Misere und als falsches Bewusstsein
Von der Religion zur Gesellschaftskritik und
-vernderung

Nietzsche

Religion als Negation der Lebensbejahung und


-gestaltung
Umwertung aller Werte, autonome Moral

Freud

Religiositt als Form des Infantilismus und als


Illusion;
ber-Ich (Triebverzicht, Strafangst)

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Ethik

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Religionskritik im 20. Jahrhundert

Sartre: Nichtexistenz Gottes als Postulat der


Freiheit
Normsetzung als Teil eines eigenen freien
Lebensentwurfs
Russell: Wissenschaft statt Welterklrung
durch Glauben
Kritik an Heuchelei, Unterdrckung und Entwertung menschlicher Intelligenz
Wissenschaftliche Erklrungen fr Religiositt
(Psychologie, Hirnforschung, Religionssoziologie)

Religion und Moral

Exemplarische Untersuchung und Vergleich


der moralischen Prinzipien verschiedener
Religionen: Weltethos (Kng)
Religise Moralbegrndung

Religion, Gesellschaft und Politik

Religiser Fundamentalismus und Fanatismus


Trennung von Staat und Kirche
(Skularisierung)
Schlussdiskussion: Bedeutung der Religionen
in Gegenwart und Zukunft: Skularisierung
oder Rckkehr zu Religiositt?

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Angewandte Ethik

Die Schlerinnen und Schler setzen ihre ethische Beurteilungskompetenz um in der Diskussion
traditioneller Problemstellungen im Feld aktueller Bereichsethiken. Sie erkennen die neue Dimension spezifischer bereichsethischer Fragen und ihre zentrale Problemstellung Verantwortung. Sie
kennen Lsungsanstze dieses Problems. Sie erweitern ihre Beurteilungskompetenz in der Diskussion eines aktuellen Problems durch die Anwendung dieser Anstze.
Traditionelle ethische Fragestellungen im
Kontext der aktuellen wissenschaftlichen,
technischen, konomischen und politischen
Entwicklung

Berufliches Gymnasium der sechs- u. dreij. Aufbauform

Beispiele aus den Bereichsethiken (Bioethik,


Gen-Ethik, Medizinethik, Tierethik, ko-Ethik,
Technikethik, Politische Ethik, Wirtschaftsethik,
Medienethik): z. B. Instrumentalisierungsverbot
(Medizinische Ethik), Ttungsverbot
(Waffentechnik), Lgenverbot (Medienethik),
Gleichheitsgrundsatz (Gesundheitssystem,
Sozialsysteme, ko-Ethik: Rechte knftiger
Generationen)
Problemstellung: Wie lsst sich die Realisierung anerkannter ethischer Grundstze erreichen oder sichern?
Priorittendiskussion in Wertkonflikten:
Schwangerschaftsabbruch, Sterbehilfe, Folterverbot, Datenschutz

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Ethik

Neue ethische Fragestellungen durch die


wissenschaftliche, technische und
konomische Entwicklung

Beispiele fr (die)
zeitliche wie rumliche Makroperspektive
Irreversibilitt bestimmter Technologien
unvorhersehbare oder nur eingeschrnkt
vorhersehbare Folgen
Anonymisierung des verantwortlichen
Subjekts
neue Problemstellungen
Problemstellung: Was soll gelten? Was
knnen wir verantworten?

Verantwortung heute

Begriff: prospektiv (Zustndigkeitsverantwortung) und retrospektiv (Rechenschaftsverantwortung); mindestens vierstellige Relation:


jemand, fr, vor/gegenber, aufgrund/unter
Berufung auf (Ropohl, Banzhaf)
Erosionstendenzen
Problemstellung: Wie lassen sich neue Chancen und Verlustrisiken verantworten? Erffnung oder Verschlieung von Mglichkeitsrumen
Hans Jonas (Verantwortungsethik)
Dieter Birnbacher (Utilitarismus)
Ren Descartes (Discours de la Mthode: provisorische Moral)
Christoph Hubig (Risikoethik)

Exemplarisch: ein aktuelles Problem

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Ethik

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Jahrgangsstufe 2

Zeitrichtwert

Handlungsorientierte Themenbearbeitung (HOT)

Die Schlerinnen und Schler bearbeiten Themen handlungsorientiert.


Z. B.
Projekt,
Fallstudie,
Planspiel,
Rollenspiel

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Die Themenauswahl hat aus den nachfolgenden Lehrplaneinheiten unter Beachtung


Fcher verbindender Aspekte zu erfolgen.

Verteilungsgerechtigkeit

Die Schlerinnen und Schler setzen sich mit den Prinzipien gerechter Verteilung auseinander.
Sie wissen, dass die Verteilungsgerechtigkeit ein wesentliches Element der Gerechtigkeit darstellt.
Sie lernen verschiedene Sichtweisen gerechter Verteilung kennen und bewerten. Sie bercksichtigen dabei, dass in der Praxis Idealvorstellungen nicht immer zu verwirklichen sind und gesellschaftliche Kompromisse notwendig werden, die allerdings stndig neu zu hinterfragen sind.
Gerechtigkeit Mastbe und Formeln

Erfahrungen ungerechter Verteilung


Mastbe gerechter Verteilung: Gleichheit,
Bedrftigkeit, Fhigkeit und Verdienst
Gerechtigkeitsformeln
Gerechtigkeit als Ideal

Verteilungsgerechtigkeit als mehrteiliger


Begriff

Wer verteilt? Natur, Mensch, Institutionen


Was wird verteilt? Verteilte Gter: Fhigkeiten,
Gesundheit, gesellschaftliche Position, Einkommen, Vermgen, Chancen
Wie wird verteilt? Nach Nutzenkalkl, Sympathie, Zufall, Gerechtigkeit

Gerechtigkeits- und Verteilungstheorien zwischen Egalitarismus und Liberalismus

Egalitarismus (Th. Nagel), liberaler Egalitarismus (J. Rawls), Liberalismus (A. Smith), Neoliberalismus (F. Hayek), Non-Egalitarismus (A.
Krebs)

Einkommensgerechtigkeit

Moralische Begrndung des Sozialstaates,


Probleme des Sozialstaates: Finanzierbarkeit,
Altersversorgung, medizinische Versorgung,
Arbeitslosigkeit, Sozialhilfe
Kriterien der Umverteilung: Daseinsfrsorge,
Freiheitsfrsorge (Erhaltung persnlicher
Autonomie), Partizipation, Gleichheitsfrsorge
(kompensatorische Verteilungspolitik),
Demokratiefrsorge (Erhaltung politischer
Autonomie)
Grundversorgung: Reduzierung der Ansprche
und Leistungen auf ein Mindestma

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Glck und Moral

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Ethik

Die Schlerinnen und Schler kennen unterschiedliche Begriffe von Glck. Sie setzen sich mit verschiedenen philosophischen und psychologischen berlegungen zum individuellen Glcksstreben,
seiner Abhngigkeit von inneren und ueren Umstnden und seinem Verhltnis zur Moral auseinander.
Glck, Begriffe und Formen

Abgrenzung unterschiedlicher Glcksbegriffe;


fortuna, felicitas, beatitudo
Glckskonzeptionen: Kontingenz, Subjektivitt,
Relativitt, Beeinflussbarkeit, Wert, Absolutheitsvorstellungen des Glcks
M: Gedankenexperimente/Dialoge zu:
Illusionres Glck wirkliches Glck (Nozick,
Spaemann)
Glck als Aufgabe; Verhltnis Glck und Sinn
(Fromm, Camus)

Empirische Glcksforschung

Ergebnisse empirischer Glcksforschung:


world database of happiness
Bedrfnispyramide Maslow
individuelle, soziale und politische
Bedingungen; Zuflle
Psychologische Glcksforschung
Glck als Lustgewinn und Leidvermeidung
(Bentham)
Dimensionen glcklichen Lebens: gelingende
Arbeit, gelingende Interaktion mit anderen
u. a. (Seel)

Beziehungen zwischen Glck und Moral


Unvereinbarkeit

Glck gibt es nur ohne Moral (z. B. Stirner,


Nietzsche)
Kein Glck ohne Moral (z. B. Sokrates, Stoa)
Kein positiver Zusammenhang (z. B. Hobbes,
Kant, Hedonismus, Kierkegaard)
Positiver Zusammenhang (Aristoteles, Epikur,
Nussbaum)
Glck als Voraussetzung fr Moral
(Feuerbach, Rorty)

Koinzidenz
Dissonanz
Harmonie

Geglcktes Leben als Leitidee

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Glcksentwrfe in der Belletristik


M: Was bedeutet das Fehlen der Grundfhigkeiten? (Nussbaum)
M: Bilder und Texte vom geglckten Leben,
Utopien schreiben
Biographiearbeit/Interviews mit lteren
Menschen
Bewertung unterschiedlicher Lebensentwrfe
Abgrenzung Hedonismus/Eudmonismus

Ethik und Anthropologie

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Ethik

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Die Schlerinnen und Schler reflektieren anthropologische Voraussetzungen von Moralitt. Sie
wissen, dass unterschiedliche anthropologische Annahmen unterschiedliche ethische Implikationen nach sich ziehen, und kennen relevante Positionen der Tradition. Sie kennen die humanwissenschaftliche Diskussion klassischer anthropologischer Probleme.
Der Mensch als moralfhiges Wesen

Anthropologische Voraussetzungen von


Moralitt (z. B. Rationalitt, Willensfreiheit
Empathie, Gesellschaftlichkeit)

Unterschiedliche Zuschreibungen von


Wesensmerkmalen

solitr sozietr, egalitr inegalitr,


rational emotional triebhaft,
frei determiniert, gut bse,
natrlich oder gesellschaftlich geprgt

Anthropologische Positionen in der


Philosophie
Antike
Aufklrung
19. und 20. Jahrhundert

Mythen

Anthropologische Aussagen der Humanwissenschaften

Evolutionsbiologie (C. Vogel, F. M. Wuketits,


E. Voland)
Verhaltensforschung (F. de Waal)
Neurobiologie (W. Singer, G. Roth, M. Pauen)
Psychologie (Freud, Eriksson, Rogers, Piaget,
Kohlberg)
Soziologie (Gehlen, Parsons, Goffman)

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Sokrates, Aristoteles, Augustinus


Hobbes, Rousseau, Herder, Kant
Feuerbach, Sartre
Philosophische Anthropologie: Scheler,
Plessner, Gehlen

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Ethik

Pluralismus und Grundkonsens heute

Die Schlerinnen und Schler reflektieren die Entwicklung zur pluralistischen Gesellschaft. Sie
ffnen sich dem Andersartigen und Fremden anderer Kulturen. Sie entwickeln ein eigenes Selbstverstndnis in dem pluralistischen Umfeld, indem sie einerseits den ethischen Wert der pluralistischen Entwicklung schtzen lernen, gleichzeitig sich aber auch der Notwendigkeit eines Grundkonsenses ber Verfahrens- und Verhaltensnormen bewusst werden.
Pluralismus und das Problem interkultureller
Begegnungen

Die Begegnung mit dem Andersartigen,


Fremdartigen
Sprachreflexion: Asylant, Auslnder, Flchtling, Einwanderer, Migrant
Verstehensprobleme unterschiedlicher kultureller Identittshorizonte
Der unterschiedlich weit fortgeschrittene Prozess der Skularisierung und Individualisierung
Gefahr: Entstehen von Gruppenegoismus,
sozialer und politischer Ausgrenzung, Relativismus, Abwehrreaktionen (Einwanderungstest, Leitkulturdiskurs)

Toleranz und ihre Grenzen

Toleranz als Ausdruck von Ichstrke, Selbstberwindung und kultureller Identitt


Voraussetzung: Abbau von ngsten dem
Fremden gegenber, offener Dialog, Paradoxie der Toleranz (Rainer Forst)

Notwendigkeit eines Grundkonsenses

Klrung auftretender Probleme auf der Grundlage eines ethischen Grundkonsenses ber
Verfahrens- und Verhaltensnormen
Universalanspruch der Ethik: Menschenwrde,
Menschenrechte, demokratische Grundrechte
Sicherung der Grund- und Menschenrechte
durch den Staat

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Ethik

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Wahrheit und Erkenntnis

Die Schlerinnen und Schler erkennen die lebenspraktische Bedeutung von Wahrheit und Erkenntnis. Sie reflektieren kritisch naive erkenntnistheoretische Positionen. Sie gelangen zu der
Einsicht, dass formale Vorgaben des Erkenntnissubjekts den Erkenntnisprozess unabdingbar
strukturieren. Sie gewinnen einen Einblick in die neuere Diskussion der Subjekt-Objekt-Dialektik.
Sie erkennen die Bedeutung kritischer Urteilsbildung im Bereich des Erkennens und Wissens und
die Bedeutung der Wahrhaftigkeit als elementarer ethischer Grundhaltung.
Das Interesse an Wahrheit und Erkenntnis

Alltgliche Informations- und Bilderflut, vor


Gericht, wissenschaftliche Gutachten
Situationen des Irrtums und der Tuschung
Beispiele fr die Kraft der Wahrheit gegen
machtvolle Widerstnde: Galilei, Darwin,
Watergate, der Irak-Krieg
Das Tuschungsverbot: die Eidformel vor
Gericht, die Auschwitz-Lge
Begriffe: Orientierungssicherheit, Wahrheit,
Erkenntnis, Wissen

Naiver Realismus

Abbildtheorie, Gleichsetzung von Modellen


und Wirklichkeit

Wahrnehmung und Konstruktion, Empirismus


und Rationalismus

Locke, Hume einerseits, Descartes


andererseits

Kritizismus: Erfahrung und Struktur

Kant, Popper
Watzlawick, Th. Nagel
Evolutionre Erkenntnistheorie
Die Kontroverse um die Neurobiologie

Wahrheit und Wahrhaftigkeit

Kritische Urteilsbildung und ihre Kriterien (z.B.


Widerspruchsfreiheit, Kohrenz, Plausibilitt,
Konsens, Wiederholbarkeit, Falsifizierbarkeit)
Unterschiedliche Wahrheitskonzepte und -ansprche in den Wissenschaften, erkenntnisleitende Interessen
Streben nach Wahrheit und Anspruch auf
Wahrhaftigkeit

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