Madchen
Madchen
Madchen
Ich wei wirklich nicht, wie alles gekommen ist und warum. Zuerst ist mir die
richtige Elektrische fortgefahren, und dann komme ich immer zu spt in die Schule.
Ich wunderte mich schon gleich auf dem Flur, als ich den Lrm in der Klasse hrte,
denn es war schon zehn Minuten nach acht. In der Klasse war noch keine Lehrerin,
und ich habe dann auch etwas Krach gemacht. Aber nicht viel. Nur mal eben dem
fiesen Trautchen Meiser ganz wenig Kletten, die ich immer bei mir tragen muss, auf
den Kopf gelegt. Denn das Trautchen verklatscht mich immer und darf nicht mit mir
verkehren, weil ich mit seiner Mutter in schwerer Feindschaft lebe.
Meine Freundin, ( ) die Elli Puckbaum, hat laut gelacht, (
) und das Trautchen hat gekreischt ( ) da ist das
Frulein Knoll, ( ) unsere Klassenlehrerin, (
) reingekommen. () Alles ist still geworden, ( ,
: ) dem Trautchen sein Haar hing ganz voll Kletten, (
; hngen ) und die Augen von Frulein Knoll
waren rot. ( ) Als wenn ein Messer durch
meinen Bauch ging, ( :
, ) so habe ich mich erschrocken ( ; erschrecken) und bin
ganz hei geworden im Gesicht ( :
) und habe mich geniert, ( ) weil das Frulein Knoll geweint hat.
( ) Ich kann das nicht sehen, ( )
wenn Erwachsene weinen. ( ) Etwas Furchtbares ist dann auf der
Welt, ( - ) denn sie weinen doch fast nie.
( )
Meine Freundin, die Elli Puckbaum, hat laut gelacht, und das Trautchen hat
gekreischt-da ist das Frulein Knoll, unsere Klassenlehrerin, reingekommen. Alles
ist still geworden, dem Trautchen sein Haar hing ganz voll Kletten, und die Augen
von Frulein Knoll waren rot. Als wenn ein Messer durch meinen Bauch ging, so
habe ich mich erschrocken und bin ganz hei geworden im Gesicht und habe mich
geniert, weil das Frulein Knoll geweint hat. Ich kann das nicht sehen, wenn
Erwachsene weinen. Etwas Furchtbares ist dann auf der Welt, denn sie weinen doch
fast nie.
) ist gestorben. (; sterben) Dann schniefte sie mal mit der Nase,
( ) so wie ich es nie bei Tisch tun darf. (,
) Und dann war alles still, ( ,
) und dann schleuderten ein paar Kinder ihre Arme auf das Pult (
) und den Kopf hinterher ( =
) und weinten, ( ) dass man es hrte. (,
) Vor mir ( ) das Trautchen zitterte mit den Schultern, (
: ) und die Kletten in
seinem Haar wippten. ( /)
Die Nase von Frulein Knoll war rot und geschwollen und die Stimme auch: Kinder,
etwas unendlich Trauriges ist geschehen unsere liebwerte Direktorin, unser
allgemein so hochgeschtztes Frulein Scherwelbein, ist gestorben. Dann
schniefte sie mal mit der Nase, so wie ich es nie bei Tisch tun darf. Und dann war
alles still, und dann schleuderten ein paar Kinder ihre Arme auf das Pult und den
Kopf hinterher und weinten, dass man es hrte. Vor mir das Trautchen zitterte mit
den Schultern, und die Kletten in seinem Haar wippten.
Kinder, arme Kinder, (, ) hat das Frulein Knoll gesagt, (
) fasst euch doch nur. ( ) Und hat
geschluchzt. ( ) Es war furchtbar. ( ) Ich wollte auch etwas tun
( - ) und habe mich gemeldet ( :
) und gefragt: ( )
Kinder, arme Kinder, hat das Frulein Knoll gesagt, fasst euch doch nur. Und
hat geschluchzt. Es war furchtbar. Ich wollte auch etwas tun und habe mich
gemeldet und gefragt:
schon sehr lange krank, ( ) und wir kennen nur ihre Vertreterin,
( ; vertreten ) das Frulein Schnei.
( ) Nur die Elli ( ) hat Frulein Scherwelbein mal gesehen
( ) an einem Stock wre sie gegangen (/
, / ; ist gegangen ; wre gegangen //
) und htte glserne Augen gehabt (
: ; das Auge) und mit dem Kopf
gewackelt. ( : , ) Ich habe an unser
Eichhrnchen gedacht, ( ) das gestorben ist. ( ;
sterben) Es war so schn ( ) wie ein Zauber aus einem
glnzenden Bilderbuch, ( ;
der Zauber) und frhlich war es ( ) und hat in meinen Haaren geturnt, (
/ ) und an einem Morgen war es auf
einmal tot, ( ) weil es Kopierstift gefressen hat, (
; fressen / /; ) von meinem
Vater seinem Schreibtisch. (c /.
, : , : von dem
Schreibtisch meines Vaters/) Ich wurde auch etwas tot danach, (
= ) und unsere Wohnung war ganz verndert, (
: ) und nichts
war mehr richtig schn. ( - , )
Da haben wieder ein paar Kinder laut durch die Klasse geweint, ich bekam richtig
Gnsehaut auf den Armen und konnte nur ganz leise sagen: Aber ich habe sie ja
berhaupt noch nie gesehen. Das ist nmlich wahr. Denn wir kommen erst ins
dritte Schuljahr, und das Frulein Scherwelbein war furchtbar alt und schon sehr
lange krank, und wir kennen nur ihre Vertreterin, das Frulein Schnei. Nur die Elli
hat Frulein Scherwelbein mal gesehen an einem Stock wre sie gegangen und
htte glserne Augen gehabt und mit dem Kopf gewackelt. Ich habe an unser
Eichhrnchen gedacht, das gestorben ist. Es war so schn wie ein Zauber aus
einem glnzenden Bilderbuch, und frhlich war es und hat in meinen Haaren
geturnt, und an einem Morgen war es auf einmal tot, weil es Kopierstift gefressen
hat von meinem Vater seinem Schreibtisch. Ich wurde auch etwas tot danach, und
unsere Wohnung war ganz verndert, und nichts war mehr richtig schn.
Mir war schlecht zum bergeben, ( ) und ich bin in den Flur
raufgegangen, ( ) weil keiner sehen sollte, (
) dass mir so schlecht war. ( ) Ich musste
heimlich schleichen, ( , ) denn es ist
verboten, ( ; verbieten ) dass Kinder sich whrend der
Pausen ( ) woanders aufhalten als im Schulhof. (-
, ) Noch nicht mal verstecken darf
man sich, ( , ) wenn keiner was mit einem
zu tun haben will. ( ,
//)
Mir war schlecht zum bergeben, und ich bin in den Flur raufgegangen, weil keiner
sehen sollte, dass mir so schlecht war. Ich musste heimlich schleichen, denn es ist
verboten, dass Kinder sich whrend der Pausen woanders aufhalten als im
Schulhof. Noch nicht mal verstecken darf man sich, wenn keiner was mit einem zu
tun haben will.
In einer dunklen Flurecke ( ) stand das Frulein Knoll mit unserer
Turnlehrerin, ( ) dem
Frulein Teigern ( ) Und das Frulein Knoll hat gesagt: (
) Jetzt, () wo die alte Scherwelbein tot wre, (:
) wrde man sie, das verdienstvolle Frulein Knoll, vielleicht nicht
mehr halten, (, , , / /;
halten ) die Scherwelbein htte sie gehalten. (
) Und sie htte noch eine Mutter zu versorgen, ( ,
) und was jetzt aus ihr wrde? ( ) Sie hat wieder
geschluchzt, ( ) da bin ich ganz froh geworden, (
: ) und das Frulein Teigern hat gesagt: (
) Gott, () es wre schlielich das beste fr so ein
hohes krankes Alter gewesen, ( , ,
: ) und es wre ja auch trotz allem gut, ( ,
) wenn mal frisches Blut reinkme. ( :
; rein = herein -; reinkommen )
In einer dunklen Flurecke stand das Frulein Knoll mit unserer Turnlehrerin, dem
Frulein Teigern. Und das Frulein Knoll hat gesagt: Jetzt, wo die alte Scherwelbein
tot wre, wrde man sie, das verdienstvolle Frulein Knoll, vielleicht nicht mehr
halten, die Scherwelbein htte sie gehalten. Und sie htte noch eine Mutter zu
versorgen, und was jetzt aus ihr wrde? Sie hat wieder geschluchzt, da bin ich ganz
froh geworden, und das Frulein Teigern hat gesagt: Gott, es wre schlielich das
beste fr so ein hohes krankes Alter gewesen, und es wre ja auch trotz allem gut,
wenn mal frisches Blut reinkme.
Als ich zu Haus erzhlt habe, ( ) dass Frulein Scherwelbein
gestorben ist, ( ) hat meine Mutter gleich gefragt:
( ) Ach, woran ist sie denn gestorben, (
) und Tante Millie hat auch gefragt. ( ) Erwachsene
drfen immer alles ( ) und Kinder nichts. (
) Ich wollte auch sagen, ( ) dass ich nicht mit zum Begrbnis
drfte, ( ) aber da fing die Tante Millie mit den
fnf groen Einmachglsern an, ( //
; einmachen /, /; ;
aanfangen ) die sie heute Morgen hinter meinem Regal entdeckt htten.
( ; das Regl)
Als ich zu Haus erzhlt habe, dass Frulein Scherwelbein gestorben ist, hat meine
Mutter gleich gefragt: Ach, woran ist sie denn gestorben? Und Tante Millie hat
auch gefragt. Erwachsene drfen immer alles und Kinder nichts. Ich wollte auch
sagen, dass ich nicht mit zum Begrbnis drfte, aber da fing die Tante Millie mit den
fnf groen Einmachglsern an, die sie heute Morgen hinter meinem Regal entdeckt
htten.
Nur aus dem einen Einmachglas hatte ich die Krbisse rausgegessen, (
; der Krbis; raus = heraus -) weil ich es brauchte,
( ) die anderen Glser waren alle leer gewesen. (
) Ich hatte verschiedene Raupen reingetan, (
; die Raupe; tun ; ; (he)reintun
) die sich darin verpuppten. ( ; die
Puppe ; darin -) Herrliche puschlige Tiere hatte ich (
Ich habe von weitem gesehen, wie meine Eltern auf der Aachener Strae vor dem
Melatener Friedhof standen und auf den Zug warteten. Viele Leute waren da. Ich
habe mich langsam rangeschlichen, und der Trauerzug ist gekommen. Die Pferde
waren ganz schwarz, und die Tne von der Musik waren ganz langsam und schwer
die Luft war ein trauriger Schleier, und alle Mnner haben den Hut abgenommen.
Mein Herz hat dumpf geklopft, ( ) ich bin immer nher
an meine Eltern ( ) und an die Tante Millie rangegangen.
( ) Die Kinder sind alle vorbeigezogen mit weien Rosen in den Hnden.
( , ) Viele Frauen haben geweint,
( ) und ich konnte hren, ( ) wie die Tante
Millie schluchzte und sagte: ( ) Ach, wie ergreifend
(, ; ergreifen ; / /, )
ach, was fr ein wundervolles Begrbnis. (, ) Und sie hat
sich auf die Zehenspitzen gestellt. ( : ; die
Zehe ; die Spitze , ) Wenn eine Hochzeit ist, macht sie es
genauso. ( , )
Mein Herz hat dumpf geklopft, ich bin immer nher an meine Eltern und an die Tante
Millie rangegangen. Die Kinder sind alle vorbeigezogen mit weien Rosen in den
Hnden. Viele Frauen haben geweint, und ich konnte hren, wie die Tante Millie
schluchzte und sagte: Ach, wie ergreifend ach, was fr ein wundervolles
Begrbnis. Und sie hat sich auf die Zehenspitzen gestellt. Wenn eine Hochzeit ist,
macht sie es genauso.
Meine Mutter hat nur immer gesagt: ( ) Aber wo ist
denn nur das Kind? ( ) Und sie hat meinen Mantel unterm Arm gehabt.
( ; der Arm ) Und hat geguckt und wollte
gar nichts sehen, ( ) nur mich
wollte sie sehen ( ) und mir dann den Mantel geben, (
) damit ich nicht friere ( ) und mich nicht
erklte. ( ; sich erklten ) Da habe ich furchtbar
weinen mssen ( ) und habe sie
habe ich nur meiner Mutter zuliebe getan. Denn die Tante Millie hat gesagt: ich htte
Schande ber die Familie gebracht. Aber meine Mutter hat mir bers Haar
gestrichen. Das hat mich etwas gewundert, denn sie ist sonst leider immer
verbndet mit den Lehrerinnen und hlt mit ihnen zusammen gegen mich.
Und dann habe ich ein Testament gemacht ( ; das
Testamnt) fr den Fall, dass ich sterbe. ( , ) Der Herr Kleinerz hat mir
geholfen. ( ; helfen) Ich werde neue Kokons zchten, (
) und die vermache ich meiner Mutter. (
) Und ich verbiete ausdrcklich, ( ; ausdrcken
) dass Frulein Knoll und Trautchen Meiser und Minchen Lenz bei meiner
Beerdigung dabeisein drfen. ( ,
; dabeisein ; dabei
)
Und dann habe ich ein Testament gemacht fr den Fall, dass ich sterbe. Der Herr
Kleinerz hat mir geholfen. Ich werde neue Kokons zchten, und die vermache ich
meiner Mutter. Und ich verbiete ausdrcklich, dass Frulein Knoll und Trautchen
Meiser und Minchen Lenz bei meiner Beerdigung dabeisein drfen.
DIE HORDE DER RASENDEN BANDITEN ( )
Gestern Abend ( ) konnte ich gar nicht einschlafen, (
) weil ich eine blutige Vergeltung fr die Frau Meiser ausdenken muss, (
) die wir die giftige Kugel
nennen. ( = ) Und ich bin sowieso
immer so mde morgens, ( ; sowieso
, : ) und dann trdle ich beim Anziehen ( ,
) und lasse ganz laut im Badezimmer das Wasser laufen, (
: ) dass sie denken, (
) ich wasche mich. ( ) Ich setze mich aber auf den Rand von der
Badewanne, ( ) um noch etwas zu schlafen. (
; schlafen) Darum komme ich oft zu spt in die Schule. (
: ) Hnschen Lachs sagt auch, es wre
ein Unrecht, (c , ) Kinder in das
Minchen Lenz und Trautchen Meiser konnten auch nicht in die Horde der rasenden
Banditen aufgenommen werden, (
) weil sie schreien, ( )
wenn man ihnen Kellerasseln in den Hals steckt ( =
; der Keller , ; die Assel ) und wir knnen
keinen aufnehmen, ( ) der die Prfungen nicht besteht.
( ) Denn wir mssen stark sein und kmpfen fr das Gute
und Edle. ( ;
edel )
Minchen Lenz und Trautchen Meiser konnten auch nicht in die Horde der rasenden
Banditen aufgenommen werden, weil sie schreien, wenn man ihnen Kellerasseln in
den Hals steckt und wir knnen keinen aufnehmen, der die Prfungen nicht
besteht. Denn wir mssen stark sein und kmpfen fr das Gute und Edle.
Ich habe zur Prfung ein ziemlich groes Stck von einem Regenwurm teilweise
geschluckt (
; der Regen ; der Wurm ; der Teil ) und wieder
rausgewrgt wie ein Zirkusknstler ( , ; die Kunst
; der Knstler ; wrgen ; raus = heraus ) und in
dem Schrebergarten vom Kommissar ( /D. G. M.
Schreber (1808-1861) ,
/) einen Krbis angeschlichen. (
; schleichen ) und erobert ( ; erobern ,
) Jetzt bin ich Rivale geworden, ( ; der Rivle
; die Rivalin ) das ist das Zweithchste. (
: ) Das Hchste ist Hnschen Lachs, (:
) nmlich Vizeknig. ( -) Hnschen Lachs wei das
alles aus den Bchern. ( )
Ich habe zur Prfung ein ziemlich groes Stck von einem Regenwurm teilweise
geschluckt
und
wieder
rausgewrgt
wie
ein
Zirkusknstler
und
in
dem
Schrebergarten vom Kommissar einen Krbis angeschlichen und erobert. Jetzt bin
ich Rivale geworden, das ist das Zweithchste. Das Hchste ist Manschen Lachs,
nmlich Vizeknig. Hnschen Lachs wei das alles aus den Bchern.
Nach Rivale kommt Sekretr, ( ) das ist Ottchen Weber.
( ) Dann haben wir noch Gtzen und Fetische, (
; der Gtze , , ) lauter Jungens, (:
) die ein Jahr jnger sind ( ) im ganzen vier Gtzen
und einen Fetisch. (: ) Wir htten ja auch
Gemeine nehmen knnen, ( : ;
gemein ; , ; , ; , ;
, ) aber die htten dann immer gleich Offizier sein wollen (
) oder auf andere Art befrdert, (
) und das geht nicht, ( )
weil wir in unserer Hhle im Stadtwald nur fr die drei Hchsten Platz haben, (
; die Hhle
) fr den Dritthchsten sogar nur zur Hlfte. (
; die Hlfte ) Darum mssen wir die Gtzen und Fetische auch
immer ausschwrmen lassen (
= // / /; der Schwarm //) und uns
was ausdenken, ( -) das sie erkundschaften sollen. (
) Manchmal ist es furchtbar schwer fr uns, (
) immer wieder was Neues fr sie zu finden, ( ) und manchmal sind sie uns eigentlich eine Last. (
; die Last , , ) Aber wir mssen sie ja haben,
( ) weil wir sonst keine drei Hchsten sind. (
)
Nach Rivale kommt Sekretr, das ist Ottchen Weber. Dann haben wir noch Gtzen
und Fetische, lauter Jungens, die ein Jahr jnger sind im ganzen vier Gtzen und
einen Fetisch. Wir htten ja auch Gemeine nehmen knnen, aber die htten dann
immer gleich Offizier sein wollen oder auf andere Art befrdert, und das geht nicht,
weil wir in unserer Hhle im Stadtwald nur fr die drei Hchsten Platz haben, fr
den Dritthchsten sogar nur zur Hlfte. Darum mssen wir die Gtzen und Fetische
auch immer ausschwrmen lassen und uns was ausdenken, das sie erkundschaften
sollen. Manchmal ist es furchtbar schwer fr uns, immer wieder was Neues fr sie
zu finden, und manchmal sind sie uns eigentlich eine Last. Aber wir mssen sie ja
haben, weil wir sonst keine drei Hchsten sind.
Niemals mchte ich spter General werden, (
; der Generl) denn ein General hat tausend und aber tausend Soldaten (
) ich wsste nicht, ( ) was
ich als General ( ) mit denen von morgens bis abends anfangen sollte.
( : ) Vielleicht wei ein General es
auch nicht (, ) und lsst sie darum totschieen. (
/ ) Herr Kleinerz hat auch gesagt, (
) Generale wollten immer Krieg, ( )
und erst, wenn der Krieg verloren ist, ( ; verlieren
; ) wollen sie Frieden ( ) und ziehen sich zurck (
; ziehen ; zurck ) und zchten Rosen. (
) Unten in unserem Haus wohnt ein General, ( )
man sieht ihn fast nie, ( ) ich kenne eigentlich von ihm nur das
Holzbein. ( : , ,
; das Holz , ) Es ist ein Bein mit einem
Schuh dran ( ; der Schuh) und Stoff. ( ; der Stoff)
Wenn ich morgens zur Schule gehe, ( ) steht manchmal der
Bursche vom General vor der Tr ( = ) und
brstet das Bein ab. ( // ; die Brste ) Ich habe etwas Angst
vor dem Bein ( ) und trau mich nie, ( )
richtig hinzusehen, ( / /) aber ich mcht es doch auch
wahnsinnig gern mal anfassen. ( :
) Von meinen Puppen sind auch schon mal die Beine abgegangen (
) aber die hingen dann an Gummi. (
; der Gummi ; ) Bei einem General ist doch alles
anders. ( -)
Niemals mchte ich spter General werden, denn ein General hat tausend und aber
tausend Soldaten ich wsste nicht, was ich als General mit denen von morgens
bis abends anfangen sollte. Vielleicht wei ein General es auch nicht und lsst sie
darum, totschieen. Herr Kleinerz hat auch gesagt, Generale wollten immer Krieg,
und erst, wenn der Krieg verloren ist, wollen sie Frieden und ziehen sich zurck und
zchten Rosen. Unten in unserem Haus wohnt ein General, man sieht ihn fast nie,
ich kenne eigentlich von ihm nur das Holzbein. Es ist ein Bein mit einem Schuh dran
und Stoff. Wenn ich morgens zur Schule gehe, steht manchmal der Bursche vom
General vor der Tr und brstet das Bein ab. Ich habe etwas Angst vor dem Bein
und trau mich nie, richtig hinzusehen, aber ich mcht es doch auch wahnsinnig
gern mal anfassen. Von meinen Puppen sind auch schon mal die Beine
abgegangen, aber die hingen dann an Gummi. Bei einem General ist doch alles
anders.
In unserer Hhle hab ich auch schon mal gedacht, (
) dass ich lieber Fetisch wre, ( ) aber dann
wrde Hnschen Lachs mich verachten, ( )
und ich knnte auch nicht in der Hhle sein ( ) und
Befehle erteilen. ( ; der Befehl; befehlen ) Dabei
langweile ich mich manchmal auf den kalten Steinen und friere. (
)
In unserer Hhle hab ich auch schon mal gedacht, dass ich lieber Fetisch wre, aber
dann wrde Hnschen Lachs mich verachten, und ich knnte auch nicht in der
Hhle sein und Befehle erteilen. Dabei langweile ich mich manchmal auf den kalten
Steinen und friere.
Wenn die Gtzen und Fetische nach dem Ausschwrmen wiederkommen, (
, / /; ausschwrmen
, / /) ruft Hnschen Lachs mit dumpfer Stimme:
( ) Gtzen und Fetische, (
) neigt euch vor den Steinen unserer Felsenburg! (
; der Fels ; die Burg ) Und dann neigen sie
sich. ( ) Was erblickte euer scharfblickendes Auge? (
; scharf ) fragt der Vizeknig. ( ) Und dann sagen sie es. ( ) Sie mssen das alle fnf auf
einmal sagen, ( ) weil das ein griechischer
Chor ist. ( ; der Chor [k-]) Ich bin immer gegen den
griechischen Chor gewesen, ( ) und er ist uns auch
Mann. Sie hat aber ganz leise gesprochen, denn wenn mein Vater hrt, dass er ein
rhrender Mann ist, wird er von neuem wtend und donnert noch mehr.
Ich htte meinem Vater gern erzhlt, ( ) dass ich jetzt Rivale
bin, ( ) aber wir haben dem Vizeknig einen Schwur abgelegt, (
) alles geheimzuhalten, ( ; geheim
) denn sonst wird das steinerne Auge des Fo zur verzehrenden Flamme. (
; verzehren ,
; ) Das Auge des Fo ( ) ist ein wichtiges Buch, (
) und das steinerne Auge haben wir daraus gebildet, (
; bilden , ) es ist ein echter Kieselstein, ( ,
, ; echt ) den wir mit unserem Blut geweiht
haben, ( ; das Blut) und wir mssen es immer bei
uns tragen. ( )
Ich htte meinem Vater gern erzhlt, dass ich jetzt Rivale bin, aber wir haben dem
Vizeknig einen Schwur abgelegt, alles geheimzuhalten, denn sonst wird das
steinerne Auge des Fo zur verzehrenden Flamme. Das Auge des Fo ist ein
wichtiges Buch, und das steinerne Auge haben wir daraus gebildet, es ist ein echter
Kieselstein, den wir mit unserem Blut geweiht haben, und wir mssen es immer bei
uns tragen.
Es ist unsere Pflicht, ( ) den Schwachen und Bedrckten zu helfen,
( ; drcken , ) dagegen knnen wir
gar nichts machen. ( =
) Und wenn die Erwachsenen es nicht verstehen, (
) mssen wir es trotzdem tun. (
; trotzdem ) Auch durch die Sache mit dem weien Kind (
- ) drfen wir uns nicht entmutigen lassen. (
: , ; der
Mut )
Es ist unsere Pflicht, den Schwachen und Bedrckten zu helfen, dagegen knnen
wir gar nichts machen. Und wenn die Erwachsenen es nicht verstehen, mssen wir
es trotzdem tun. Auch durch die Sache mit dem weien Kind drfen wir uns nicht
entmutigen lassen.
Da kamen nmlich die Gtzen und Fetische an unsere Hhle geschwrmt ( =
) und meldeten im
griechischen Chor: ( ) Auf der wsten Steppe (
) am reienden Wasser ( ; reien ) steht ein
einsames kleines Kind. ( ) Java und Togo, (
) brllte Hnschen Lachs, ( ) denn das ist unser Schlachtruf.
( ; die Schlacht ; der Ruf , ) Und wir
rasten alle auf die Stadtwaldwiese zum Planschweiher, (
; planschen ; der Weiher ) wo ein kleines Mdchen im
weien Kleid stand. ( ) Java und Togo,
brllten wir alle ( ) und umringten das Kind, ( ; der
Ring ; umringen ) weil wir es doch retten wollten. (
) In der Hhle ( ) wollten wir ihm einen Labetrunk geben (
// , , ; laben
, , ) und es dann seinen Eltern bringen. (
) Aber das bldsinnige Kind schrie furchtbar, (
; schreien) vielleicht wegen der roten Tinte, ( , -
; die Tinte) mit der wir drei Hchsten unsere Gesichter blutig befleckt
hatten. ( , , ; der Fleck
)
Da kamen nmlich die Gtzen und Fetische an unsere Hhle geschwrmt und
meldeten im griechischen Chor: Auf der wsten Steppe am reienden Wasser steht
ein einsames kleines Kind. Java und Togo, brllte Hnschen Lachs, denn das
ist
unser
Schlachtruf.
alle
auf
die
Stadtwaldwiese
zum
Planschweiher, wo ein kleines Mdchen im weien Kleid stand. Java und Togo,
brllten wir alle und umringten das Kind, weil wir es doch retten wollten. In der
Hhle wollten wir ihm einen Labetrunk geben und es dann seinen Eltern bringen.
Aber das bldsinnige Kind schrie furchtbar, vielleicht wegen der roten Tinte, mit der
wir drei Hchsten unsere Gesichter blutig befleckt hatten.
Wenn wir nicht alle so laut geschrien htten, ( )
wrden wir es gehrt haben, ( ) wie der wtende Mann kam. (
Stadtwaldwrter, verraten. ( ,
; verraten , ) Wir nennen ihn
( ) das schleichende Aas des Waldes, ( ; das Aas
, ) denn so ist er. ( ) Es ist auch ein guter
Wrter da ( ) nmlich der Herr des Dschungels,
( ) den beschtzen wir ( ) und haben
auch schon mal seinen Garten umgegraben, ( ;
graben ) und er hat uns Buttermilch gegeben ( ; die Butter
; die Milch ) und uns ein Kartoffelfeuer gemacht. ( =
//; das Feuer ; )
Die giftige Kugel hat am Abend alles unseren Eltern erzhlt. Und vorher hat sie von
einer Bank aus beobachtet, wo wir unsere Hhle hatten, und uns dann an unseren
furchtbarsten Feind, einen ganz gemeinen Stadtwaldwrter, verraten. Wir nennen
ihn das schleichende Aas des Waldes, denn so ist er. Es ist auch ein guter Wrter
da nmlich der Herr des Dschungels, den beschtzen wir und haben auch
schon mal seinen Garten umgegraben, und er hat uns Buttermilch gegeben und uns
ein Kartoffelfeuer gemacht.
Also, () da saen wir drei Hchsten wieder in unserer Hhle (
: ) und berieten, ( ; beraten) und die
Backe vom Vizeknig war geschwollen, ( - ; schwellen
, ; ) als htte ihn eine Biene gestochen. (
; stechen ; ) In der Sommerfrische ( :
) haben meine Mutter und Tante Millie zusammen mit anderen
Frauen immer vor Angst wild gejauchzt (
) und interessant mit den Hnden
gewedelt, ( = ; der Wedel ) wenn
nachmittags Wespen auf den Pflaumenkuchen surrten (
, : ; die Wespe ; die
Pflaume ; der Kuchen ) mit langen geringelten gefhrlichen Leibern. (
; der Leib ) Bienen fanden sie noch
gefhrlicher. ( : ; finden) Und
Hummeln, ( ; die Hummel) die wie schnurrende, gemtliche Samtkissen sind,
( , : ; der Samt
gemtliche
Samtkissen
sind,
fanden
sie
noch
tausendmal
gefhrlicher.
Da bin ich mal an einen Stadtwaldbaum gegangen, ( ,
) so ganz heimlich, ( ) und hab eine Biene von
einem Blatt genommen ( ; das Blatt) und in meiner Hand gehalten, (
; halten) bis sie gestochen hat. ( ) Es war nicht sehr
schlimm fr mich, ( ) aber fr die Biene war's schlimm.
( ) Die hatte nmlich ihren Stachel verschwendet (
) und konnte keinen neuen mehr kriegen. (
) Meine Hand wurde etwas dick, ( = ) aber
sonst passierte nichts ( ) und ich hatte gedacht, (
) die Welt wrde verndert sein durch das Stechen der Biene. (
: - ; anders ; verndern
)
Da bin ich mal an einen Stadtwaldbaum gegangen, so ganz heimlich, und hab eine
Biene von einem Blatt genommen und in meiner Hand gehalten, bis sie gestochen
hat. Es war nicht sehr schlimm fr mich, aber fr die Biene war's schlimm. Die hatte
nmlich ihren Stachel verschwendet und konnte keinen neuen mehr kriegen. Meine
Hand wurde etwas dick, aber sonst passierte nichts
und ich hatte gedacht, die Welt wrde verndert sein durch das Stechen der
Biene.
Und
der
Vizeknig
befahl:
Ich wei auch schon eine neue Hhle. Nachmittags gehen wir zu dem tiefen Teich
hinter der Fabrik von meinem Vater. Man muss furchtbar steile Sandwnde mit
spitzen Kieselsteinen drin runterrutschen. Hnschen Lachs sagt, es handle sich um
einen wild schlummernden Talkessel. Am Ufer des aufgepeitschten Sees bauen wir
unsere neue Hhle.
Mein Vater hat streng verboten, ( ; verbieten) dass wir jemals
hier spielen, ( - ) weil der Sand uns pltzlich ersticken
knnte, ( = ) indem er nachgibt.
(, , = , / /) Aber wir
spielen ja gar nicht hier. ( ) Wir kmpfen fr das Gute
und Edle, ( ) und in dem Teich mssen wir
Kaulquappen fangen, ( ) die wir dann in die
besten Einmachglser tun ( ) und sich
entwickeln lassen. ( ; sich entwickeln )
Mein Vater hat streng verboten, dass wir jemals hier spielen, weil der Sand uns
pltzlich ersticken knnte, indem er nachgibt. Aber wir spielen ja gar nicht hier. Wir
kmpfen fr das Gute und Edle, und in dem Teich mssen wir Kaulquappen fangen,
die wir dann in die besten Einmachglser tun und sich entwickeln lassen.
Zuerst habe ich gesagt, ( ) wir knnten die Frau Meiser eigentlich mit
dem Totenkopf erschrecken, ( , ,
: ) denn sie ist furchtbar feige, (
) nur bei ihrem Mann nicht. ( = ) Der
hat auch neulich in der Wirtschaft Zom leven Madnnche erzhlt, (
Zum lieben Madnnchen ) diese Frau wre ein Besen, (
, c; der Besen , ) und er htte sie mehr als
satt. ( : ) Sie hat ihm auch schon mal befohlen,
( ; befehlen) auf die Amseln im Vorgarten zu
schieen. ( ; die Amsel )
Zuerst habe ich gesagt, wir knnten die Frau Meiser eigentlich mit dem Totenkopf
erschrecken, denn sie ist furchtbar feige, nur bei ihrem Mann nicht. Der hat auch
neulich in der Wirtschaft Zom leven Madnnche erzhlt, diese Frau wre ein
Besen, und er htte sie mehr als satt. Sie hat ihm auch schon mal befohlen, auf die
Amseln im Vorgarten zu schieen.
Weil sie Hochparterre wohnt, ( ; das
Hochpartrre) kann ich abends gut bis an ihr Fenster klettern (
; klettern ) und den Totenkopf ranhalten. ( /
/, / / ; ran = heran // ) Aber Hnschen Lachs
fand, ( ; finden ) das wirkte nicht genug, (
; wirken ()) und man msste ihr den
Totenkopf ins Zimmer werfen. ( ) Ich glaube
auch, ( ) dass das besser ist, ( ) aber Ottchen Weber sagt, (
) dann wre der Totenkopf nachher fort. (
; fort ; fort sein )
Weil sie Hochparterre wohnt, kann ich abends gut bis an ihr Fenster klettern und
den Totenkopf ranhalten. Aber Hnschen Lachs fand, das wirkte nicht genug, und
man msste ihr den Totenkopf ins Zimmer werfen. Ich glaube auch, dass das besser
ist, aber Ottchen Weber sagt, dann wre der Totenkopf nachher fort.
Der Totenkopf ist nmlich von Ottchen Weber, (-
) weil sein Vater Arzt ist. ( ) Der hat den Totenkopf als Student
auf seinem Schreibtisch gehabt, ( ,
) und dann wollte er ihn nicht mehr ( :
) und hat ihn mit anderen Sachen zusammen in eine Kiste gepackt (
) und auf den Speicher getragen. ( ;
der Speicher /. /) Von da hat ihn Ottchen Weber wieder fortgeholt
( ) und fr den Hordenschatz gestiftet, (
) wofr wir ihn zum Sekretr befrdert haben. (
, ) Vorher war er ein
einfacher Fetisch. ( ) Es ist ein wunderbarer groer
Totenkopf, ( ) und wir werden bestimmt alles versuchen,
( ) um ihn wiederzukriegen. (
)
Der Totenkopf ist nmlich von Ottchen Weber, weil sein Vater Arzt ist. Der hat den
Totenkopf als Student auf seinem Schreibtisch gehabt, und dann wollte er ihn nicht
mehr und hat ihn mit anderen Sachen zusammen in eine Kiste gepackt und auf den
Speicher getragen. Von da hat ihn Ottchen Weber wieder fortgeholt und fr den
Hordenschatz gestiftet, wofr wir ihn zum Sekretr befrdert haben. Vorher war er
ein einfacher Fetisch. Es ist ein wunderbarer groer Totenkopf, und wir werden
bestimmt alles versuchen, um ihn wiederzukriegen.
Wir haben gebt, ( ) wer am besten werfen kann, (
) und obwohl ich ein Mdchen bin, ( ) kann ich es am
besten, ( = ) und nun werde ich mit dem Kopf werfen. (
)
Wir haben gebt, wer am besten werfen kann, und obwohl ich ein Mdchen bin,
kann ich es am besten, und nun werde ich mit dem Kopf werfen.
Alles ist dunkel und ganz still. (: ) Die Huser und
Vorgrten schwimmen geheimnisvoll ohne Farbe. (
: ; die
Farbe) Wir drei Hchsten haben uns in Meisers Vorgarten versteckt. (, ,
) Die Gtzen und Fetische stehn berall Posten.
( ) Das Ganze ist furchtbar gefhrlich, (
) denn ber Meisers wohnen meine Eltern, (
) und nebenan wohnt der Herr Doktor Weber. (
)
Alles ist dunkel und ganz still. Die Huser und Vorgrten schwimmen geheimnisvoll
ohne Farbe. Wir drei Hchsten haben uns in Meisers Vorgarten versteckt. Die
Gtzen und Fetische stehn berall Posten. Das Ganze ist furchtbar gefhrlich, denn
ber Meisers wohnen meine Eltern, und nebenan wohnt der Herr Doktor Weber.
Im Wohnzimmer von der Meiser ist Licht, ( ) und sie sitzt
ganz allein drinnen auf dem Sofa. ( :
) Zuerst wirft Ottchen Weber einen schwcheren Hhlenstein gegen das Fenster
( / / ) auf sehr
wusste ich gleich, ( ; wissen ) dass nicht alles gut gehen wrde.
( : ) Die Meiser hat geschrien, ( ;
schreien) der Totenkopf rhrte von einem Mord her, (
: ; herrhren) den wir begangen htten (
; /einen Mord/ begehen) der Schutzmann hat aber ganz mitleidig
geseufzt:
; das Mitleid
Aber ich wurde wtend, weil wir keinen Mord begangen haben und weil das
Trautchen immer so gemein und gierig guckte und Frau Meiser es streichelte und
sagte: Welche Erschtterung fr das zarte, se Kind. Da habe ich einfach
gesagt: keiner von uns htte mit dem Kopf geworfen, aber ich wsste genau, dass
die Gebeine von Ahnen manchmal ganz von selbst angeflogen kmen, wenn einer
gemein und sndig wre den wollten sie dann zur Einsicht mahnen. Da hat der
Herr Meiser in seiner Ecke mit dem Kopf genickt und gesagt: er hielde dat fr
wweraus mglich.
Aber mein Vater hat ganz runde Augen bekommen ( :
; bekommen) und ruhig und ernst gesprochen: (
) nun wre es aber genug. ( , ) Er
hat mich fortgefhrt an der Hand ( ) und verhauen. ( ;
hauen ; ) Und er wrde mich lehren, ( ) die Gebeine
von Ahnen von selbst fliegen zu lassen. ( =
, )
Aber mein Vater hat ganz runde Augen bekommen und ruhig und ernst gesprochen:
nun wre es aber genug. Er hat mich fortgefhrt an der Hand und verhauen. Und er
wrde mich lehren, die Gebeine von Ahnen von selbst fliegen zu lassen.
Als ich heut Morgen zur Schule ging, ( ) bin ich dem
Herrn Meiser begegnet, ( ; jemandem begegnen
- //) und er hat mir eine Mark geschenkt, (
) ber die ich nicht sprechen darf. ( )
Seine Frau wre ganz klein geworden. (/ / =
) Und ich sollte fr die ganze Gesellschaft Kuchen kaufen. (
; der Kuchen; die Gesellschaft )
Als ich heut Morgen zur Schule ging, bin ich dem Herrn Meiser begegnet, und er hat
mir eine Mark geschenkt, ber die ich nicht sprechen darf. Seine Frau wre ganz
klein geworden. Und ich sollte fr die ganze Gesellschaft Kuchen kaufen.
Hnschen Lachs hat auch schon einen Plan, ( ) wie wir
den Totenkopf wiederkriegen ( ) und wie wir an
wollen
wir
ein
Angelgert
kaufen,
dann
knnen
wir
abends
im
rasen
Zuerst kam eigentlich alles von der Mark, die ich gefunden habe, und vom
Geradehalter. Als wir nmlich im Sommer in Andernach am Rhein waren, habe ich
auch immerzu was gefunden. Einmal einen echten mnnlichen Trauring und dann
einen komischen zugespitzten Stein. Mein Vater hat laut gerufen: Ein Petrefakt,
entschieden ein Petrefakt. Er hat es dem Amtsrichter aus unserer Sommerpension
gezeigt, der mittags seiner Frau immer den Pudding fortit, und dann wollte er es
einem Museum bergeben. Aber der Hausbursche hat festgestellt, dass es sich um
einen Stein zum Schleifen von Sensen handelte, ohne besonderen Namen und
altertmlichen Wert.
Den Trauring hat mein Vater auf ein Fundbro gebracht (
: der Fund ; das Bro ) meine Mutter sagt
immer, ( ) mein Vater wre so eine beraus ehrenhafte Natur,
( : die Ehre ) und sie findet
ihn manchmal fast etwas bertrieben. ( ,
; bertreiben ) Auf dem Weg nach Brohl habe ich dann
noch ein silbernes Tschchen gefunden, (
) kurz bevor wir abreisten. ( ) Ich habe es
gefunden, ( ) weil ich nach besonders interessanten schillrigen Giftpilzen
suchte, (: /
) wovon ich mir zu Hause im Garten eine Plantage anlegen wollte,
( ) aber meine Mutter sagte:
( ) ich fnde immer was, ( -) weil ich so
gebckt ginge, ( ) und nun msste ich einen
Geradehalter bekommen. ( :
)
Den Trauring hat mein Vater auf ein Fundbro gebracht meine Mutter sagt immer,
mein Vater wre so eine beraus ehrenhafte Natur, und sie findet ihn manchmal fast
etwas bertrieben. Auf dem Weg nach Brohl habe ich dann noch ein silbernes
Tschchen gefunden, kurz bevor wir abreisten. Ich habe es gefunden, weil ich nach
besonders interessanten schillrigen Giftpilzen suchte, wovon ich mir zu Hause im
Garten eine Plantage anlegen wollte, aber meine Mutter sagte: ich fnde immer was,
weil ich so gebckt ginge, und nun msste ich einen Geradehalter bekommen.
Ich habe mich mit dem Herrn Kleinerz von nebenan besprochen, ( ,
) der sagte: ( ) ich
htte Anspruch auf Finderlohn. (
; der Finder ; der Lohn , ; der Anspruch
) Ich habe aber keinen Finderlohn gekriegt,
Was
soll
ich
denn
mit
Geld,
wenn
ich
mir
noch
nicht
mal
Die Seifen-Pralinen wrde ich gern mal in die Pralinenschale mengen, wenn meine
Mutter ihren Krnzchen-Kaffee hat. Der ist ja immer so furchtbar langweilig, und ich
wei auch nie, warum ich nun immer all den Damen guten Tag sagen muss. Sie
rauschen und lachen und reden immerzu durcheinander, das ganze Zimmer schwirrt
um mich herum, wenn ich rein muss. Ich wei gar nicht, was ich eigentlich soll,
kaum kann ich noch sehen, wie viel Kuchen sie briggelassen haben, weil ich ja
davon spter vielleicht was kriege. Bist du aber gro geworden, sagen sie und
Gehst du gern zur Schule? und Was habt ihr denn heute gehabt?
Und dazwischen reden sie von Ohrensausen und einem Naturarzt (
; das Ohr ; das Sausen ; die Natur
; der Arzt ) und schmelzenden Vermgen ( :
; das Vermgen) und erstklassiger Mayonnaise ( )
und einer verwelkten Kordula, ( ) und ein akademischer Vetter hat
sich fortgeworfen ( , -: - -
= - / / ) ich kann nicht alles verstehen. (
) Ich berlege, ( ) wie ich ein paar kleine Stinkbomben vom
Zauberknig unter meinen Fen mal eben ganz schnell zertreten wrde, ( ) und
was fr Stimmen sie dann bekmen ( :
; die Stimme) und was fr Gesichter, ( ; das Gesicht) und was
berhaupt passieren wrde. ( ) Vielleicht wrde alles so
schn und interessant wie ein Regenbogen. ( ,
, ; der Regenbogen) Ich bin immer glcklich, ( )
wenn es mal einen Regenbogen am Himmel gibt. ( ; der
Himmel) Ich kann gar nicht verstehen, ( ) wie so was Schnes
vom lieben Gott hergestellt wird. ( ) Ich
habe auch schon mal einen doppelten Regenbogen gesehen. (
)
Und
dazwischen
reden
sie
von
Ohrensausen
und
einem
Naturarzt
und
unter meinen Fen mal eben ganz schnell zertreten wrde, und was fr Stimmen
sie dann bekmen und was fr Gesichter, und was berhaupt passieren wrde.
Vielleicht wrde alles so schn und interessant wie ein Regenbogen. Ich bin immer
glcklich, wenn es mal einen Regenbogen am Himmel gibt. Ich kann gar nicht
verstehen, wie so was Schnes vom lieben Gott hergestellt wird. Ich habe auch
schon mal einen doppelten Regenbogen gesehen.
Wenn ich bei den Krnzchendamen sein muss, ( )
dann ist meine Mutter auch immer fremd ( - ) und
spricht und lacht zu mir mit ganz fremder Stimme ( -
, ) und zupft an mir rum, ( /
/) und ich traue ihr nicht. ( ) Ich geniere mich auch gar nicht so
vor den Damen, ( ) ich geniere mich am
meisten, ( ) weil meine Mutter so anders ist (
) und mich so verndert ansieht. ( -) Ich
wnschte, ( = ) ich knnte mir beim Zauberknig einen echten
Zauberkasten kaufen, ( ; der
Zauber ; der Kasten ) mit dem ich Vorstellungen geben knnte (
; die Vorstellung) und alle verwandeln. (
) Sie geben mir aber kein Geld, ( ) sie kaufen
mir lieber etwas Unangenehmes. ( =
- )
Wenn ich bei den Krnzchendamen sein muss, dann ist meine Mutter auch immer
fremd und spricht und lacht zu mir mit ganz fremder Stimme und zupft an mir rum,
und ich traue ihr nicht. Ich geniere mich auch gar nicht so vor den Damen, ich
geniere mich am meisten, weil meine Mutter so anders ist und mich so verndert
ansieht. Ich wnschte, ich knnte mir beim Zauberknig einen echten Zauberkasten
kaufen, mit dem ich Vorstellungen geben knnte und alle verwandeln. Sie geben mir
aber kein Geld, sie kaufen mir lieber etwas Unangenehmes.
Jetzt haben sie mir einen Geradehalter gekauft. ( ) Jeden
Morgen muss ich ihn anziehen, ( ) und dann geh ich
gleich in den Torweg von der Wirtschaft Pellenz (
) und ziehe ihn wieder aus. ( ) Nach der Schule
ziehe ich ihn wieder an, ( ) und wenn ich spielen geh,
( ) heimlich wieder aus ( ) und dann wieder an.
( ) Ich bin ganz unglcklich mit dem Geradehalter, (
) ich habe so viel Arbeit damit, ( ) und wenn
ich ihn anhabe, ( : ) kann ich nicht klettern und mich
nicht bewegen, ( : ) und die Riemen
scheuern meine Schultern ganz rot. ( ; der
Riemen; die Schulter) Meine Mutter hat dann Samt unter die Riemen genht, (
; der Samt ) da hat der widerliche
Geradehalter erst recht gedrckt. ( )
Jetzt haben sie mir einen Geradehalter gekauft. Jeden Morgen muss ich ihn
anziehen, und dann geh ich gleich in den Torweg von der Wirtschaft Pellenz und
ziehe ihn wieder aus. Nach der Schule ziehe ich ihn wieder an, und wenn ich spielen
geh, heimlich wieder aus und dann wieder an. Ich bin ganz unglcklich mit dem
Geradehalter, ich habe so viel Arbeit damit, und wenn ich ihn anhabe, kann ich nicht
klettern und mich nicht bewegen, und die Riemen scheuern meine Schultern ganz
rot. Meine Mutter hat dann Samt unter die Riemen genht, da hat der widerliche
Geradehalter erst recht gedrckt.
Aber als ich ihn morgens wieder heimlich ausziehen wollte ( ,
) und sah den Samt von meiner Mutter, ( ,
) da kam ich mir etwas gemein vor, ( :
//) und drei Tage lang habe ich den Geradehalter
immerzu getragen, ( ) und ich
mochte nicht essen und spielen und gar nichts. ( , ,
) Dann konnte ich nicht mehr. ( ) Jetzt ziehe ich
ihn wieder immerzu aus und an. ( ) Ich
habe den lieben Gott gebeten, ( ; bitten ) dass er nachts
einen Einbrecher in mein Zimmer kommen lsst, (
: einbrechen , ; lassen ) der den
Geradehalter stiehlt. ( ; stehlen )
Aber als ich ihn morgens wieder heimlich ausziehen wollte und sah den Samt von
meiner Mutter, da kam ich mir etwas gemein vor, und drei Tage lang habe ich den
Geradehalter immerzu getragen, und ich mochte nicht essen und spielen und gar
nichts. Dann konnte ich nicht mehr. Jetzt ziehe ich ihn wieder immerzu aus und an.
Ich habe den lieben Gott gebeten, dass er nachts einen Einbrecher in mein Zimmer
kommen lsst, der den Geradehalter stiehlt.
Als ich vorige Woche mittags vor der Schule die Mark fand, (
) da wollte ich sie zuerst gleich abgeben.
( ) Aber dann wre nachher rausgekommen, (
) dass ich wieder was gefunden habe, ( - )
und dann htten sie mir vielleicht noch mehr Geradehalter gekauft. ( ,
, ) Erst wollte ich die Mark einfach wieder auf
die Strae werfen, ( ; werfen
) aber da kam gerade die Elli Puckbaum, ( :
gerade , ) mit der bin ich Hefte kaufen gegangen in Bosselmanns
Ldchen. ( ; das Heft; das
Ldchen) Dieser Bosselmann hat wunderbare Sachen: (
) Hauchbilder in allen Farben mit dem Abendmahlskelch drauf
( ; der Hauch
; hauchen ; das Bild
: ,
; das Abendmahl ; der Kelch ) und Rosenkrnze
( : die Rose ; der Kranz ) und Stoffmuse (
: der Stoff ; die Maus ) und Abziehbildchen. (
)
Als ich vorige Woche mittags vor der Schule die Mark fand, da wollte ich sie zuerst
gleich abgeben. Aber dann wre nachher rausgekommen, dass ich wieder was
gefunden habe, und dann htten sie mir vielleicht noch mehr Geradehalter gekauft.
Erst wollte ich die Mark einfach wieder auf die Strae werfen, aber da kam gerade
die Elli Puckbaum, mit der bin ich Hefte kaufen gegangen in Bosselmanns Ldchen.
Dieser Bosselmann hat wunderbare Sachen: Hauchbilder in allen Farben mit dem
Abendmahlskelch drauf und Rosenkrnze und Stoffmuse und Abziehbildchen.
seinen Kopf auf und ab. Und darauf musste ich wieder sagen, so wie mein' Vater
das manchmal bei Reisenden tut: Na, dann geben Sie mal was her, Herr
Bosselmann, da wollen wir mal nicht so sein.
Und dann habe ich fr fnfzig Pfennig Abziehbildchen gekauft. (a
) So viele waren das, so viele (
, ) ich knnt nicht mehr atmen, ( : konnte
; knnte ) ich war so aufgeregt. ( ; sich
aufregen ; regen , ) Ich habe mich mit der Elli an
eine Selterwasserbude gestellt ( ) und ein
Glas Waldmeister fr sie ausgegeben. ( ; ausgeben
-; der Waldmeister /
, /)
Mein Vater und der Herr Kleinerz stellen sich auch immer mal in Klschen Brus an die
Theke, ( ;
die Theke ; Klschen Brus /./, :
; brauen ) wenn sie Aufregungen hatten, (
: die Aufregung ) aber meine Mutter sieht das nicht gern. (
) Dann bin ich ganz schnell nach Hause gelaufen, (
) weil wir nmlich gerade Umzug hatten. (
; der Umzug ; umziehen ) Wir sind in das
Haus nebenan gezogen, ( ) um uns zu vergrern. (
: ) Unsere Tante Millie wird ja von Tag zu
Tag dicker. ( ; ja )
Und dann habe ich fr fnfzig Pfennig Abziehbildchen gekauft. So viele waren das,
so viele ich knnt nicht mehr atmen, ich war so aufgeregt. Ich habe mich mit der
Elli an eine Selterwasserbude gestellt und ein Glas Waldmeister fr sie ausgegeben.
Mein Vater und der Herr Kleinerz stellen sich auch immer mal in Klschen Brus an
die Theke, wenn sie Aufregungen hatten, aber meine Mutter sieht das nicht gern.
Dann bin ich ganz schnell nach Hause gelaufen, weil wir nmlich gerade Umzug
hatten. Wir sind in das Haus nebenan gezogen, um uns zu vergrern. Unsere Tante
Millie wird ja von Tag zu Tag dicker.
Unsere leere Wohnung war verndert und traurig. Zuerst habe ich beinahe gedacht,
mein Zimmer wre der Salon. Aber dann habe ich den richtigen Salon gefunden, wo
ich immer nur zu Weihnachten spielen durfte, und das sieht man heute noch. Weil
ich nmlich am Heiligabend mit den Rollschuhen da gebt habe, und das Zimmer
hat Parkett.
Ich habe mich in eine Ecke auf einen Haufen Holzwolle gesetzt (
/ ../; das Holz ; die
Wolle ) und an Weihnachten denken mssen. ( ) Immer
haben meine Eltern zu Heiligabend am Baum gestanden, (
: ) und es hat geknistert und geflackert im Baum. (
: ) Bei Webers war
sogar mal ein richtiger Brand mit Feuerwehr und allem. (
) Ich hab von meinem
bunten Teller essen drfen, ( ) so
viel wie ich wollte. (, ) Mandarinen sind auch dabei gewesen.
( ; dabei ; dabei sein ) Und es
hat nach Tannenzweigen und neuen Spielsachen gerochen (
; die Tanne ; der Zweig ; das Spiel ; die Sache
; riechen ) und nach Eau de Cologne und Cognac, (
) weil meine Eltern sagten: ( ) Nun wollen
wir mal die Flaschen anbrechen. ( )
Ich habe mich in eine Ecke auf einen Haufen Holzwolle gesetzt und an Weihnachten
denken mssen. Immer haben meine Eltern zu Heiligabend am Baum gestanden,
und es hat geknistert und geflackert im Baum. Bei Webers war sogar mal ein
richtiger Brand mit Feuerwehr und allem. Ich hab von meinem bunten Teller essen
drfen, so viel wie ich wollte. Mandarinen sind auch dabei gewesen. Und es hat
nach Tannenzweigen und neuen Spielsachen gerochen und nach Eau de Cologne
und Cognac, weil meine Eltern sagten: Nun wollen wir mal die Flaschen
anbrechen.
Denn meine Mutter schenkt meinem Vater immer Cognac (
) und mein Vater meiner Mutter haufenweise Eau de Cologne.
( ) Aber die Eau de Cologne trinkt man nicht, (
) Die hat ihre Hand auf meinen Kopf gepresst (
; pressen ) und laut gesprochen: ( ) Ehrlich
whrt am lngsten ( : ; whren
, ) bleibe so, liebes Kind ( , ) es
freut mich, ( ) wenigstens eine gute Eigenschaft an dir zu sehen. (
) Ich war in Versuchung, ( )
ihr alles zu sagen, ( ) aber dann habe ich es doch nicht getan. (
)
Es kam ein ziemlicher Krach, und weil ich gern etwas shnen wollte, habe ich am
nchsten Morgen gleich die letzten fnf Pfennig von der Mark unserer Klassenlehrer
in gebracht. Die hat ihre Hand auf meinen Kopf gepresst und laut gesprochen:
Ehrlich whrt am lngsten bleibe so, liebes Kind es freut mich, wenigstens eine
gute Eigenschaft an dir zu sehen. Ich war in Versuchung, ihr alles zu sagen, aber
dann habe ich es doch nicht getan.
Der liebe Gott versteht alles, ( ) und man darf ihm alles sagen. (
) Aber den Menschen soll man noch lngst nicht alles sagen, (
) weil man ihnen ja doch nie richtig erklren
kann, ( ) warum man
was getan hat, ( -) das sie bse finden. (
: ) Ich bin sehr froh, ( ) wenn der liebe Gott in mein Herz sieht,
( ) Menschen knnen das nicht. (
) Es hat auch keiner verstanden, ( ) dass ich am Trautchen
eine Rache vollziehen musste ( :
) und dass das eigentlich ganz von selbst gekommen ist (
) und ich kaum was dafr konnte. ( )
Der liebe Gott versteht alles, und man darf ihm alles sagen. Aber den Menschen soll
man noch lngst nicht alles sagen, weil man ihnen ja doch nie richtig erklren kann,
warum man was getan hat, das sie bse finden. Ich bin sehr froh, wenn der liebe
Gott in mein Herz sieht, Menschen knnen das nicht. Es hat auch keiner verstanden,
dass ich am Trautchen eine Rache vollziehen musste und dass das eigentlich ganz
von selbst gekommen ist und ich kaum was dafr konnte.
den Kopf schttete. Weiter habe ich berhaupt nichts getan und habe das Trautchen
auch ruhig zu einer Wasserleitung laufen lassen. Dann habe ich fr das
Wechselgeld noch mal Waschblau vom Bollwege geholt und zu meiner Mutter
gesagt, die Preise fr Waschblau wren aufgeschlagen.
Zu Hause saen wir alle gerade so recht gemtlich beim Abendessen, (
; gerade , ) als die Frau Meiser pltzlich
frech ins Zimmer gestrzt kam ( ;
strzen / /; ) und heulte und zitterte wie ein Pudding, (
, , ) wenn mein Vater mal mit der Faust auf den Tisch haut.
( ) Und die Meiser zerrte das Trautchen hinter
sich her. ( ) Das habe ich zuerst berhaupt nicht
erkannt, ( ) denn durch die Wasserleitung war das
Trautchen vollkommen blau geworden. ( :
) Haare blau, Gesicht blau, Kleid blau. (
, , ) Vollkommen blau. ( ) Es war
wunderbar, ( ) und ich werde mich auch noch mal so blau frben, (
- ) und nie htte ich gedacht, (
) dass ein Trautchen so herrlich aussehen knnte. (
)
Zu Hause saen wir alle gerade so recht gemtlich beim Abendessen, als die Frau
Meiser pltzlich frech ins Zimmer gestrzt kam und heulte und zitterte wie ein
Pudding, wenn mein Vater mal mit der Faust auf den Tisch haut. Und die Meiser
zerrte das Trautchen hinter sich her. Das habe ich zuerst berhaupt nicht erkannt,
denn durch die Wasserleitung war das Trautchen vollkommen blau geworden. Haare
blau, Gesicht blau, Kleid blau. Vollkommen blau. Es war wunderbar, und ich werde
mich auch noch mal so blau frben, und nie htte ich gedacht, dass ein Trautchen
so herrlich aussehen knnte.
Statt das nun einzusehen und sich zu freuen, ( ,
) schrie die Frau Meiser, ( ; schreien) ich htte ihr
Kind ruiniert, ( ) und sie verlangte Schadenersatz. (
: der Schaden , ; der Ersatz ) Da
packte mich eine Wut, ( ) weil mir von dieser Familie Meiser
; der Ritter ;
die Rstung ) Und dann spiele ich mit Hnschen Lachs und Ottchen Weber
und Ziskorns Mathias die Legende vom heiligen Sankt Georg. (
,
) Der heilige Sankt Georg bin ich. ( )
Schlielich gehen nur Hhner daran zugrunde, wenn wir mal spter welche haben
wollen. Ich wei viel besser Bescheid ber die Lebrechts als meine Mutter und
Tante Millie, aber es fllt mir nicht ein, ihnen etwas zu erzhlen. Tante Millie hat jetzt
schon gesagt: Das Kind welkt uns schlielich noch unter den Hnden dahin.
Wenn ich wieder frei rumlaufen darf, wei ich etwas Herrliches, das ich tun werde.
Dann beklebe ich meinen Geradehalter mit Goldpapier und trage ihn ber dem Kleid
als Ritterrstung. Und dann spiele ich mit Hnschen Lachs und Ottchen Weber und
Ziskorns Mathias die Legende vom heiligen Sankt Georg. Der heilige Sankt Georg
bin ich.
WIR HABEN EIN NEUES KIND ( )
...Ich mchte sterben. ( ) Wir haben ein neues Kind bekommen. (
; bekommen ) Sie wollen mir erzhlen, (
: ) es kme vom Storch. (
: / ; der Storch) Aber das glaube
ich natrlich nicht, ( , , ) obwohl ich mir sage: (
) irgendwo muss so ein Kind ja her sein. (-
) Vielleicht wissen die Erwachsenen es selbst nicht genau. ( ,
) Alles ist dunkel und kalt. (
: ) Wir haben einen heien Sommer, ( )
aber ich habe einen hlichen Winter ohne Schnee. ( )
Keiner liebt mich, ( ) und keiner verbietet mir was (
) ich darf alles tun, was ich will. ( ,
) Meine Mutter ist krank. ( ) Sie hat auch schon mal
Influenza gehabt, (- ; die Influenza) da war ich noch kleiner (
: ) und habe neben ihrem Bett gesessen (
) und ihr alle Bilder aus meinem Bilderbuch vorgelesen (
; vorlesen ) und
Ich habe keine Angst auf dem Friedhof, ( ) gar keine Angst,
( ) nur ein bisschen. ( -) Alle Menschen hier sind tot
( ) und haben die Letzte lung bekommen ( :
) und sind gut und entshnt. (
; die Shne ) Richtig bse Menschen mssen ewig leben ( ) und werden nicht begraben. (
) Das Grab von meiner Gromutter konnte ich gar nicht finden, (
) darum setzte ich mich einfach neben ein
anderes Grab mit einem Stein so hoch und streng wie der Herr Schulrat, (
, ,
) der frher schon mal gekommen ist (
) und morgen wieder in unsere Schule kommt, (
) damit alle Angst haben, ( : ) sogar die
Lehrerinnen Gott sei Dank auch. ( , , )
Ich habe keine Angst auf dem Friedhof, gar keine Angst, nur ein bisschen. Alle
Menschen hier sind tot und haben die Letzte lung bekommen und sind gut und
entshnt. Richtig bse Menschen mssen ewig leben und werden nicht begraben.
Das Grab von meiner Gromutter konnte ich gar nicht finden, darum setzte ich mich
einfach neben ein anderes Grab mit einem Stein so hoch und streng wie der Herr
Schulrat, der frher schon mal gekommen ist und morgen wieder in unsere Schule
kommt, damit alle Angst haben, sogar die Lehrerinnen Gott sei Dank auch.
Ich will nicht weinen. ( ) Die Erwachsenen lachen, wenn ich weine.
( , ) Und wenn ich lache, ( ) ist es ihnen
auch nicht recht, ( ) weil ich dann was getan habe, (
) das ihnen nicht passt. ( : )
Ich soll nmlich den Ernst des Lebens begreifen lernen. (
) Was ist das? ( ?) Jetzt bin ich bei allen Toten.
( : ) Tote lachen nicht mehr, (
) die klappern mit den Gebeinen, ( ; das Gebein ;
) das ist die Art von Toten, zu lachen. ( : =
) Das fremde Grab ist wei ( ) und hat
eingegrabene goldene Buchstaben. ( ; der Buchstabe)
Mein Kopf ist zu traurig, ( ) um sich hochzuheben. (
neues Bfett angeschafft worden, und das alte Bfett haben sie vollkommen lieblos
einer furchtbar dicken Witwe in Horrem geschenkt, weil sie dadurch leichter einen
Brieftrger heiraten kann und weil sie meiner Mutter frher bei der groen Wsche
geholfen hat.
Meine Mutter hat auch mal zur Tante Millie gesagt: ( -
) letzten Endes spreche ein Mann sich nie so richtig ber seine Geschfte aus. (
:
; sich ber etwas aussprechen -) Ich wei auch nicht, (
) warum sie nun ausgerechnet einen Jungen haben wollten. (
; ausgerechnet , ; ,
; ausrechnen , ) Ich kenne Jungen wie Hubert Bulle, (
// , ) der niedlichen kleinen Schmetterlingen die
Flgel ausreit ( ; der
Schmetterling) und keinen einzigen Klimmzug machen kann (
) und vor Angst schreit ( ) und in den Stadtwaldgraben fllt,
( ) wenn ich ihn mal eben reinschubse.
( ; rein = herein/hinein / ;
schubsen /./ ) Ich kann mir einfach nicht vorstellen, (
) dass so ein Junge mehr wert sein soll als ein Mdchen. (
, ) Alles ist ein Geheimnis, (
; das Geheimnis) aber ich werde bestimmt noch mal dahinter kommen. (
- : = ; dahinter
() ; )
Meine Mutter hat auch mal zur Tante Millie gesagt: letzten Endes spreche ein Mann
sich nie so richtig ber seine Geschfte aus.Ich wei auch nicht, warum sie nun
ausgerechnet einen Jungen haben wollten. Ich kenne Jungen wie Hubert Bulle, der
niedlichen kleinen Schmetterlingen die Flgel ausreit und keinen einzigen
Klimmzug machen kann und vor Angst schreit und in den Stadtwaldgraben fllt,
wenn ich ihn mal eben reinschubse. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass so
ein Junge mehr wert sein soll als ein Mdchen. Alles ist ein Geheimnis, aber ich
werde bestimmt noch mal dahinter kommen.
Nur
weil
ich
dem
Frulein
Lwenich
mit
einer
ganz
alten
der
Mund;
zerbrckeln
krperlich an, und ein Schauer wrde ihn berrieseln. Und zu meiner Mutter hat er
gesagt: Meine liebe gndige Frau, einem derartig dmonisch vertrockneten
Geschpf sind Sie hilflos ausgeliefert.
Ich habe gefragt, was das wre, ( , ) da haben sie mich ins
Bett geschickt. ( ) Das tun sie immer, (
) wenn ich abends mal was wissen will. ( ) Und wenn ich morgens was frage, ( - ) sagen sie,
( ) es wre die hchste Zeit, in die Schule zu gehen. ( :
) Und wenn ich mittags was frage, ( -
) soll ich erst mal meine Schularbeiten machen. (
) Nachmittags kann ich nicht fragen, (
) weil ich da auf der Strae oder im Stadtwald mit meinen Freunden spiele,
( ) denn
ein Kind muss ja auch mal ein paar freie Stunden haben. (
) Und wenn ich dann wieder Zeit habe, (
) was zu fragen, ( -)
soll ich ins Bett. ( ) Nie bekommt so ein armes Kind eine Antwort.
( ) Nie! ()
Ich habe gefragt, was das wre, da haben sie mich ins Bett geschickt. Das tun sie
immer, wenn ich abends mal was wissen will. Und wenn ich morgens was frage,
sagen sie, es wre die hchste Zeit, in die Schule zu gehen. Und wenn ich mittags
was frage, soll ich erst mal meine Schularbeiten machen. Nachmittags kann ich
nicht fragen, weil ich da auf der Strae oder im Stadtwald mit meinen Freunden
spiele, denn ein Kind muss ja auch mal ein paar freie Stunden haben. Und wenn ich
dann wieder Zeit habe, was zu fragen, soll ich ins Bett. Nie bekommt so ein armes
Kind eine Antwort. Nie!
Weil das Frulein Lwenich mich qult und meine Mutter qult, (
) bin ich nachmittags zum Goldenen Eck
gegangen. ( ) Da sind lauter Buden und
Luftschaukeln und Karussells. ( , ;
die Bude ; , die Luft ; die Schaukel ; das Karussel
) Schiebuden auch. ( : schieen ) Ich denke mir oft:
Alle Blumen will ich jetzt pflcken dann lassen sie mich zu meiner Mutter ins
Krankenhaus. Denn der Herr Kleinerz hat zu meinem Vater gesagt, er wolle meine
Mutter besuchen, da msse er sich vorher nach den schnsten Blumen umsehen.
Da hat mein Vater geantwortet: Das ist aber wirklich nicht ntig, und da hat der
Herr Kleinerz mit ganz fester Stimme gerufen: Aber das ist unbedingt ntig. Ich
will zu meiner Mutter. Ich war sehr mde, und der Weg zum Krankenhaus war weit.
Einmal habe ich einen Mann gefragt, wo ich runter msst, da hat er gesagt: links.
Ich habe gedacht: nie wird so ein erwachsener Mann einem Kind die Wahrheit
sagen, und bin rechts gegangen. Alle Menschen lgen und wissen nichts. Der Herr
Kleinerz hat ja auch nichts gewusst, warum das neue Kind kam.
Ich bin viele falsche Straen gegangen, ( =
) aber zum Schluss bin ich doch zu meiner Mutter gekommen. (
, ) Sie haben mich ins Krankenhaus gelassen,
( ) weil ich lauter Blumen hatte. (
: die Blume; lauter , ) Komm her, mein kleines
Mdchen, ( , ) hat meine Mutter gesagt mit einer
Stimme wie ein weiches Kissen. ( , ) Sie
hat in einem fremden Bett gelegen, ( : das Bett; liegen
) und ihr Gesicht war wei und frhlich wie Schnee. (
, ; das Gesicht; der Schnee) Am dunklen Ende vom Bett hat mein
Vater gesessen. ( : das Ende; sitzen )
Du entsetzliches Kind, hat er gesagt, ( , ) was hast du
nun wieder angestellt, ( ; anstellen , ;
(); stellen ) wo hast du die Blumen her? ( )
Da wollt ich weinen ( ) und alle Blumen auf dem Boden zertreten
( : der Boden; treten , ) ich fhle
ganz genau, ( ) wie es kommt, ( ) wenn
ich mich nicht mehr aushalten kann. ( =
) Wolken steigen dann in mir hoch (
/) und wickeln mich ein, ( ) bis ich nichts mehr sehe (
, ) und nur noch tobe. ( ; nur noch
= )
Ich bin viele falsche Straen gegangen, aber zum Schluss bin ich doch zu meiner
Mutter gekommen. Sie haben mich ins Krankenhaus gelassen, weil ich lauter
Blumen hatte.Komm her, mein kleines Mdchen, hat meine Mutter gesagt mit
einer Stimme wie ein weiches Kissen. Sie hat in einem fremden Bett gelegen, und
ihr Gesicht war wei und frhlich wie Schnee. Am dunklen Ende vom Bett hat mein
Vater gesessen. Du entsetzliches Kind, hat er gesagt, was hast du nun wieder
angestellt, wo hast du die Blumen her? Da wollt ich weinen und alle Blumen auf
dem Boden zertreten ich fhle ganz genau, wie es kommt, wenn ich mich nicht
mehr aushallen kann. Wolken steigen dann in mir hoch und wickeln mich ein, bis
ich nichts mehr sehe und nur noch tobe.
Ich konnte gar keine Antwort mehr geben. ( ) Es hat fremd
gerochen im Zimmer, ( - : / ;
riechen ) der Fuboden war aus kaltem Linoleum, (
; n Linoleum) und meine Mutter hat gerade noch rechtzeitig gesagt: (
: ) Lass mich mal mit dem Kind allein,
Mann (- , ; allein ) wir Frauen wollen jetzt
mal unter uns sein. (, , : =
) Und auf ihrem Gesicht war ein Schimmer, (
/: der Schimmer ) der hat meinen Vater glatt fortgeweht.
( - ; glatt ; ) Ich habe meiner Mutter alles
erzhlt. ( ) Eine Krankenschwester musste kommen (
= ) und die Blumen von meiner Gromutter in drei
Vasen verteilen. ( : die Vase) Aber in
der Nacht werden die Blumen vor die Tr gestellt, (
) weil sie meiner Mutter sonst die ganze Nacht durch erzhlen, (
) was die Toten erleben, ( )
und dann kann meine Mutter nicht schlafen. ( ) Sie
braucht aber Schlaf. ( : der Schlaf) Am Morgen werden die
Blumen gleich wieder zu ihr gebracht. ( :
)
Ich konnte gar keine Antwort mehr geben. Es hat fremd gerochen im Zimmer, der
Fuboden war aus kaltem Linoleum, und meine Mutter hat gerade noch rechtzeitig
gesagt: Lass mich mal mit dem Kind allein, Mann wir Frauen wollen jetzt mal
unter uns sein. Und auf ihrem Gesicht war ein Schimmer, der hat meinen Vater
glatt fortgeweht. Ich habe meiner Mutter alles erzhlt. Eine Krankenschwester
musste kommen und die Blumen von meiner Gromutter in drei Vasen verteilen.
Aber in der Nacht werden die Blumen vor die Tr gestellt, weil sie meiner Mutter
sonst die ganze Nacht durch erzhlen, was die Toten erleben, und dann kann meine
Mutter nicht schlafen. Sie braucht aber Schlaf. Am Morgen werden die Blumen
gleich wieder zu ihr gebracht.
Meine Mutter hat gesagt, ( ) sie wrde mich immer lieben. (
) Sie htte auch kein besseres Kind haben wollen, (
) aber nun wre ein Brderchen fr mich da, (
) zu dem sollte ich nett sein. (
-) Also meinetwegen htten sie es nicht besorgen brauchen. (,
, ; meinetwegen ;
,
besorgen
sprechen kann. Hier darfst du nicht schlafen, hat meine Mutter gesagt, und Tante
Millie musste mich nach Haus bringen.
Dabei ist es eine ganz fremde Wohnung, ( ) wenn
meine Mutter nicht da ist. ( ) Ich wollte lieber in dem Krankenhaus
bleiben. ( : ) Zu Haus werde
ich auf einmal geweckt. ( ) Und mein Vater sagt: (
) Bist du froh, dass du ein Brderchen hast? ( , )
Sag jetzt, was du am liebsten tun wrdest, (,
) soll ich dir aus dem Tierschutzkalender vorlesen (,
: der Tierschutz ; der Kalnder
()) oder den Globus mit dir ansehen? (
) Da habe ich sofort gesagt: ( ) Am liebsten wrde ich
Wasserbomben machen und damit schmeien. (
: ; das Wasser ; die Bombe )
Dabei ist es eine ganz fremde Wohnung, wenn meine Mutter nicht da ist. Ich wollte
lieber in dem Krankenhaus bleiben. Zu Haus werde ich auf einmal geweckt. Und
mein Vater sagt: Bist du froh, dass du ein Brderchen hast? Sag jetzt, was du am
liebsten tun wrdest, soll ich dir aus dem Tierschutzkalender vorlesen oder den
Globus mit dir ansehen? Da habe ich sofort gesagt: Am liebsten wrde ich
Wasserbomben machen und damit schmeien.
Das hat nmlich Hnschen Lachs in der Schule durch einen sehr groen, klugen Jungen
gelernt, ( , :
) und ich hatte mir im Bett berlegt, (
) dass ich es morgen tun wollte, ( ) wenn
gerade mal keiner zu Haus ist. ( ) Mein Vater hat
schwer geseufzt ( ) und wollte mir lieber aus dem
Tierschutzkalender vorlesen. (
) Ich kenn die Geschichten fast alle. ( )
Zuerst sind die Menschen darin immer schlecht und bse, (
) und dann werden sie durch ein rhrendes Tier veredelt und gebessert. (
: )
Das hat nmlich Hnschen Lachs in der Schule durch einen sehr groen, klugen
Jungen gelernt, und ich hatte mir im Bett berlegt, dass ich es morgen tun wollte,
wenn gerade mal keiner zu Haus ist. Mein Vater hat schwer geseufzt und wollte mir
lieber aus dem Tierschutzkalender vorlesen. Ich kenn die Geschichten fast alle.
Zuerst sind die Menschen darin immer schlecht und bse, und dann werden sie
durch ein rhrendes Tier veredelt und gebessert.
Ich htte eigentlich lieber, ( ) wenn so ein Mensch furchtbar bse
bleiben wrde, ( ) und dann wrde ihm ein
rhrendes Tier den Kopf abbeien. (
; beien ) Ich habe gesagt, ( ) am allerliebsten wrde ich doch
Wasserbomben machen. (
) Ich war sehr aufgeregt und habe es ihm erklrt. (
) Bei Wasserbomben faltet man Papier kunstvoll zusammen (
= , :
; die Kunst ) und tut Wasser rein (
) und lsst das Ganze vom Fenster aus auf die Strae knallen. (
, : knallen ) Am
schnsten ist es natrlich, ( , ) wenn man so eine
Wasserbombe auf den Kopf von einem Menschen fallen lsst, (
: ) der Kopf geht ihm nicht davon
kaputt, ( : ) und es tut auch nicht weh. (
)
Ich htte eigentlich lieber, wenn so ein Mensch furchtbar bse bleiben wrde, und
dann wrde ihm ein rhrendes Tier den Kopf abbeien. Ich habe gesagt, am
allerliebsten wrde ich doch Wasserbomben machen. Ich war sehr aufgeregt und
habe es ihm erklrt. Bei Wasserbomben faltet man Papier kunstvoll zusammen und
tut Wasser rein und lsst das Ganze vom Fenster aus auf die Strae knallen. Am
schnsten ist es natrlich, wenn man so eine Wasserbombe auf den Kopf von
einem Menschen fallen lsst, der Kopf geht ihm nicht davon kaputt, und es tut auch
nicht weh.
Wasserbomben auf den Kopf zu schmeien! Dabei hatte ich meine Wasserbombe
noch in der Hand.
Ich habe gesagt, ich war froh, ( , ) wenn Frulein Lwenich
getroffen worden wre. ( ; treffen
/ /) Da lachte mein Vater, ( ) nachdem man ihn
von unten deutlich sehen konnte, ( )
und sagte: ( ) Na ja, mich freut's auch ( , )
aber nun ist Schluss. ( ) Er hat mich ins Bett getragen, (
) ich bin eingeschlafen dabei ( ) er hat mich gefragt: (
) Liebst du den Jungen? ( : ) Ich war so
mde, ( ) ich knnt kaum mehr reden ( )
nur: mit meiner Mutter htt ich ja schon alles besprochen, ( ,
) das Kind war ja nun mal da. ( ) Vielleicht liebe
ich es spter, ( , ) vielleicht leihe ich ihm mal meinen
einen Rollschuh, ( , ) wenn es laufen
kann ( ) vorlufig kann ich ja mit so einem kleinen Kind noch
nicht viel anfangen. ( ,
: // )
Ich habe gesagt, ich war froh, wenn Frulein Lwenich getroffen worden wre. Da
lachte mein Vater, nachdem man ihn von unten deutlich sehen konnte, und sagte:
Na ja, mich freut's auch aber nun ist Schluss. Er hat mich ins Bett getragen, ich
bin eingeschlafen dabei er hat mich gefragt: Liebst du den Jungen? Ich war so
mde, ich knnt kaum mehr reden nur: mit meiner Mutter htt ich ja schon alles
besprochen, das Kind war ja nun mal da. Vielleicht liebe ich es spter, vielleicht
leihe ich ihm mal meinen einen Rollschuh, wenn es laufen kann vorlufig kann ich
ja mit so einem kleinen Kind noch nicht viel anfangen.
WIR SCHREIBEN AN DEN KAISER ( )
Wir haben keine Zeit mehr zum Spielen, ( ) Manschen
Lachs und ich. ( ) Wir tun etwas sehr Wichtiges, (
) die Erwachsenen werden sich noch mal wundern. (
) Es wird uns furchtbar schwer gemacht, ( =
einquartieren
],
konnten
wir richtig
lschen.
-)
die
Pflicht
Es war Sonntag, wir mussten in die Kirche und wurden verhauen. Und Professor
Lachs hat uns aus der Zeitung vorgelesen von einem artigen, pflichttreuen Jungen,
der seinen Eltern nur Freude machte. Der Junge hat an den Kaiser geschrieben ber
die Pflichttreue und den Eifer. Da hat sich die Majestt gefreut und dem Jungen ein
Pony geschickt. Ein richtiges, lebendiges Pony, das muss man sich mal vorstellen.
Professor Lachs sagt immer, er wirke auch durch entsprechende Zeitungslektre
erzieherisch auf uns ein.
Am Sonntagnachmittag sind unsere Eltern dann gemeinsam und verzweifelt durch den
Stadtwald nach Lindenthal Kaffee trinken gegangen, (
=
; verzweifeln ) und wir Kinder durften zur Strafe nicht mit. (
, , , ) Ich war aber nur froh
darber, ( ) denn ich hasse es, (
) mit Erwachsenen Ausflge machen zu mssen und spazieren zu gehen.
( - ; einen Ausflug machen
// ) Das ganze Leben drckt mich dann so wie
tausend Geradehalter. ( , ) Wenn ein
anderes Kind mit ist, sagen sie ( , ) Nun
fasst euch mal schn bei der Hand und geht vor! ( -
) Also, ich habe so viele Freunde, (, ) mit denen
ich spiele, ( ) aber wir fassen uns nie bei der Hand, (
) wenn wir allein sind ( ) und in den Stadtwald oder
sonstwohin laufen. ( / -) Und wenn ich
ohne ein anderes Kind mit meinen Eltern und Tante Millie gehen muss, (
) dann bin ich ihnen eine
Strung, ( ; stren ) und immerzu ziehen sie was an mir
zurecht, ( - ; ziehen ; zurecht
, , ; zurechtziehen ) und
ich bin ihnen nie schn genug. ( =
- )
Am Sonntagnachmittag sind unsere Eltern dann gemeinsam und verzweifelt durch
den Stadtwald nach Lindenthal Kaffee trinken gegangen, und wir Kinder durften zur
Strafe nicht mit. Ich war aber nur froh darber, denn ich hasse es, mit Erwachsenen
Ausflge machen zu mssen und spazieren zu gehen. Das ganze Leben drckt mich
dann so wie tausend Geradehalter. Wenn ein anderes Kind mit ist, sagen sie: Nun
fasst euch mal schn bei der Hand und geht vor! Also, ich habe so viele Freunde,
mit denen ich spiele, aber wir fassen uns nie bei der Hand, wenn wir allein sind und
in den Stadtwald oder sonstwohin laufen. Und wenn ich ohne ein anderes Kind mit
meinen Eltern und Tante Millie gehen muss, dann bin ich ihnen eine Strung, und
immerzu ziehen sie was an mir zurecht, und ich bin ihnen nie schn genug.
Und stundenlang sitzen sie in einem langweiligen Lokal, (
: das Lokl) noch nicht mal meine Limonde lassen sie mich in Ruhe trinken. (
) Ganz kleine Schlucke soll ich nehmen (
: der Schluck) aus Anstand und um den Magen
nicht zu erklten, ( ) sonst heit
es gleich, ( ) ich wrde alles nur so runter strzen.
( , : = ) Und
dann entdecken sie in einer anderen Ecke ein vollkommen fremdes Kind bei vollkommen
fremden Leuten und sagen: (
) Nun geh doch mal
zu dem kleinen Mdchen da ( ) und
spiele mit ihm sieh mal, ( , -) es guckt dich schon immerzu an
( ) nun mach dich doch mal bekannt ( -,
) und sei nicht so unbeholfen also so was! (
, ) Sie gucken alle, ( ) und da soll ich zu dem fremden
Kind gehen. ( ) Ich will aber nicht, ( )
so was kann man doch nur von allein. (
: ) Die Erwachsenen sprechen ja auch keine fremden Frauen im Lokal
an, ( ) noch
nicht mal mein Vater tut das, ( ) und der ist nicht feige. (
)
Und stundenlang sitzen sie in einem langweiligen Lokal, noch nicht mal meine
Limonade lassen sie mich in Ruhe trinken. Ganz kleine Schlucke soll ich nehmen
aus Anstand und um den Magen nicht zu erklten, sonst heit es gleich, ich wrde
alles nur so runter strzen. Und dann entdecken sie in einer anderen Ecke ein
vollkommen fremdes Kind bei vollkommen fremden Leuten und sagen: Nun geh
doch mal zu dem kleinen Mdchen da und spiele mit ihm sieh mal, es guckt dich
schon immerzu an nun mach dich doch mal bekannt und sei nicht so unbeholfen
also so was! Sie gucken alle, und da soll ich zu dem fremden Kind gehen. Ich will
aber nicht, so was kann man doch nur von allein. Die Erwachsenen sprechen ja
auch keine fremden Frauen im Lokal an, noch nicht mal mein Vater tut das, und der
ist nicht feige.
Ich war sehr froh, dass ich an dem Sonntagnachmittag nicht mit brauchte. (
, ) Wir sollten in
uns gehen ( : ) und allein zu
Hause bleiben. ( ) Tante Millie wollte nicht, dass ich allein bliebe, aus
Angst, ich wrde neuen Unfug anstiften. ( ,
, , -) Es ist gemein von ihr, mir nie zu trauen.
( , ) Ich bin nmlich
wirklich zuerst in mich gegangen, ( ) und
dann wollte ich so furchtbar gern mal das hohe Wasser in unserem Neubau sehen, (
, ) und
dann haben unten die Schweinwaldskinder nach mir gepfiffen. (
: pfeifen ) Der ihr Vater ist ja Nachtwchter (
) und schlft fast immer am Tag, ( )
darum passiert ihnen nie was. ( :
) Ich hab aus dem Fenster gerufen: ( ) ich drfte nicht
runterkommen. ( ) Da pfiffen sie bei Manschen
Lachs und dann wieder bei mir. (
) Und Manschen Lachs winkte mit seiner Badehose und rief: (
) sie gingen jetzt im Neubau schwimmen. (
)
Ich war sehr froh, dass ich an dem Sonntagnachmittag nicht mit brauchte. Wir
sollten in uns gehen und allein zu Hause bleiben. Tante Millie wollte nicht, dass ich
allein bliebe, aus Angst, ich wrde neuen Unfug anstiften. Es ist gemein von ihr, mir
nie zu trauen.
Ich bin nmlich wirklich zuerst in mich gegangen, und dann wollte ich so furchtbar
gern mal das hohe Wasser in unserem Neubau sehen, und dann haben unten die
Schweinwaldskinder nach mir gepfiffen. Der ihr Vater ist ja Nachtwchter und
schlft fast immer am Tag, darum passiert ihnen nie was. Ich hab aus dem Fenster
gerufen: ich drfte nicht runterkommen. Da pfiffen sie bei Manschen Lachs und
dann wieder bei mir. Und Manschen Lachs winkte mit seiner Badehose und rief: sie
gingen jetzt im Neubau schwimmen.
So richtig schwimmen konnte man eigentlich nicht im Neubau, (, ) aber baden und tauchen und Unterseeboot
spielen. ( , ) Wir wurden
dann etwas schmutzig ( ) und konnten tagelang nicht
gereinigt werden. ( :
; rein ; reinigen ) Man hat uns auf das strengste
verboten, ( -: ) in der nchsten Zeit
zusammen zu sein, ( = ) weil wir
uns gegenseitig ins Verderben trieben. ( :
; gegenseitig ; die Gegenseite ;
verderben ; das Verderben ; ; ins Verderben treiben
) Aber das ist gar nicht wahr. ( ) Manschen Lachs und ich
schreiben jetzt nmlich dem Kaiser, ( ,
) um alles gutzumachen und um alles zu retten. ( ,
) Dazu mssen wir uns heimlich nachmittags im alten Fort treffen. (
: : der
Fort) Ich muss zu Haus sagen, ( ) ich wrde bei Alma Kubus Aufgaben
machen. ( ; die Aufgabe ) Und
Manschen Lachs ist einem kindlichen Verein von Kaplan Schlauff beigetreten, (
/ : der Verein
, , ) um geistliche Lieder zu singen (
: das Lied ; der Geist ) und Erbauung zu haben. (
: die Erbauung , , ; ,
) Aber er geht nicht hin. ( )
So richtig schwimmen konnte man eigentlich nicht im Neubau, aber baden und
tauchen und Unterseeboot spielen. Wir wurden dann etwas schmutzig und konnten
tagelang nicht gereinigt werden. Man hat uns auf das strengste verboten, in der
nchsten Zeit zusammen zu sein, weil'wir uns gegenseitig ins Verderben trieben.
Aber das ist gar nicht wahr.Manschen Lachs und ich schreiben jetzt nmlich dem
Kaiser, um alles gutzumachen und um alles zu retten. Dazu mssen wir uns
heimlich nachmittags im alten Fort treffen. Ich muss zu Haus sagen, ich wrde bei
Alma Kubus Aufgaben machen. Und Manschen Lachs ist einem kindlichen Verein
von Kaplan Schlauff beigetreten, um geistliche Lieder zu singen und Erbauung zu
haben. Aber er geht nicht hin.
Wir schreiben an den Kaiser erst ins unreine. (
: //) Wir sagen keinem Menschen was. (
) Wenn wir spter einen Brief vom Kaiser kriegen (
) oder ein Telegramm, ( ) dann werden
sie das in der Schule zuerst gar nicht glauben, (
) und dann werden sie sich staunend vor uns neigen. (
staunen
) Sie werden wissen, ( ) dass wir gut und artig sind wie der Junge
mit dem Pony und noch viel besser. ( ,
, ) Und sie werden glcklich sein, weil sie uns haben. (
, )
Wir schreiben an den Kaiser erst ins unreine. Wir sagen keinem Menschen was.
Wenn wir spter einen Brief vom Kaiser kriegen oder ein Telegramm, dann werden
sie das in der Schule zuerst gar nicht glauben, und dann werden sie sich staunend
vor uns neigen. Sie werden wissen, dass wir gut und artig sind wie der Junge mit
dem Pony und noch viel besser. Und sie werden glcklich sein, weil sie uns haben.
Hnschen Lachs und ich schreiben keinen Brief gemeinsam, (
; gemeinsam ) sondern jeder schreibt einen Brief extra. (
; extra , , ; ) Weil es
nmlich schrecklich wre, ( ; nmlich ;
, ) wenn wir ein einziges Telegramm oder einen einzigen Brief fr uns
beide zusammen bekmen. (
) Vielleicht ginge die Antwort sogar an
Hnschen Lachs, ( , ) und dann wrde er
sagen, sie gehrte ihm. ( , ) Oder wir mssten
sie in der Mitte durchreien, ( ) und wenn
der Kaiser schriebe Dein Wilhelm, ( : )
der
Umstand
/e
Umstnde/
fliegen ; welche / ,
Haare/)
Und es wrde mir Leid tun, dass er immer so eine schwere Krone tragen msste,
damit kann man sich ja gar nicht bewegen, ich mag noch nicht mal eine
Matrosenmtze aufhaben. Ich schreibe ihm auch von dem Bild in unserer Aula, auf
dem steht: Gold gab ich fr Eisen. Da opfern Frauen ihre Trauringe und ihre langen
abgeschnittenen Haare auf dem Altar des Vaterlandes. Meine Mutter will ja ihren
Trauring unter allen Umstnden behalten, aber ich wnschte, ich drfte meine Haare
kurz schneiden lassen, sie sind mir nur eine Last. Der Kaiser konnte sie gern von
mir haben, aber es sind nicht sehr viele, und was macht er eigentlich damit? Wenn
er schlielich eine groe Sammlung von Haaren hat, fliegen ihm ja doch nur immer
welche ins Essen.
Tante Millie trgt sehr dicke haarige Einlagen in ihrer Frisur, (
) in ihrer Frisierkommode liegen ganze Haufen
( : der Haufen) die knnte ich gut mal heimlich
fortnehmen und schicken. ( -
) Sie sagen ja immer in der Schule, ( ) der
deutsche Erfindergeist htte fr alles Verwendung. (
; der Erfinder ; der Geist ;
verwenden ) Und ich schreibe, ( ) dass wir fters schulfrei haben
wollen, ( : )
nicht nur sonntags, ( ) sondern Montag und Dienstag und
vielleicht Mittwoch auch. ( , , , ,
) Und wir schreiben von unserer Qual mit verschiedenen Lehrerinnen. (
; die Qual ) Ich will, der Kaiser soll
machen, ( , ) dass Frulein Knoll abgesetzt wird, (
) denn ein Kaiser ist ja so gerecht und der Schutz der
Schwachen auf Erden. (
: die Erde ; schwach c)
Tante Millie trgt sehr dicke haarige Einlagen in ihrer Frisur, in ihrer Frisierkommode
liegen ganze Haufen die knnte ich gut mal heimlich fortnehmen und schicken.
Sie sagen ja immer in der Schule, der deutsche Erfindergeist htte fr alles
Verwendung. Und ich schreibe, dass wir fters schulfrei .haben wollen, nicht nur
sonntags, sondern Montag und Dienstag und vielleicht Mittwoch auch. Und wir
schreiben von unserer Qual mit verschiedenen Lehrerinnen. Ich will, der Kaiser soll
machen, dass Frulein Knoll abgesetzt wird, denn ein Kaiser ist ja so gerecht und
der Schutz der Schwachen auf Erden.
Ach, vielleicht wird sich meine Mutter bald freuen. (, ,
) Sie mchte ja auch so oft, dass der Krieg zu Ende ist, (
= , ) er dauert bald vier
Jahre und wird immer lnger. ( ,
= ) Meine Mutter weint, alle ihre Brder
sind tot und gefallen ( , ) ich habe sie
nicht gesehen, ( ) aber ich habe ihnen Pulswrmer gestrickt und Schals,
( : der Pulswrmer, der Schal; warm ;
wrmen ) so viel Maschen sind immer runtergefallen. ( :
: die Masche; herunterfallen ) Wenn kein Krieg
mehr ist, ( ) braucht man auch nicht mehr so lange vor der
stdtischen Verkaufsstelle zu stehen fr fiese Marmelade, (
; der Verkauf
; die Stelle ) ich esse sie aber gern. ( )
Manchmal muss ich viele Stunden stehen (
) die Frau Schweinwald ist vor mir schon mal ohnmchtig geworden.
( - / / ; die
Macht , ; mchtig , ; ohnmchtig , ;
, , ; ohnmchtig werden ,
) Ich be zu Haus jetzt immer heimlich Ohnmchtigwerden, (
: )
bald kann ich's. ( : ) Man muss sehr aufpassen, (
) wohin man mit dem Kopf fllt. ( )
Ach, vielleicht wird sich meine Mutter bald freuen. Sie mchte ja auch so oft, dass
der Krieg zu Ende ist, er dauert bald vier Jahre und wird immer lnger. Meine Mutter
weint, alle ihre Brder sind tot und gefallen ich habe sie nicht gesehen, aber ich
habe ihnen Pulswrmer gestrickt und Schals, so viel Maschen sind immer
runtergefallen. Wenn kein Krieg mehr ist, braucht man auch nicht mehr so lange vor
der stdtischen Verkaufsstelle zu stehen fr fiese Marmelade, ich esse sie aber
gern. Manchmal muss ich viele Stunden stehen die Frau Schweinwald ist vor mir
schon mal ohnmchtig geworden. Ich be zu Haus jetzt immer heimlich
Ohnmchtigwerden, bald kann ich's. Man muss sehr aufpassen, wohin man mit dem
Kopf fllt.
Frher im Frieden ist mein Vater mal mit einem Schiff so gro wie unsere Strae und so
hoch wie der Dom nach Amerika gefahren, (, ,
, , , , :
der Frieden, das Schiff) da konnte er immerzu essen, so viel wie er wollte, den ganzen
Tag. ( , , ) Abends
erzhlt er uns manchmal davon. ( ) Es
hat Torten gegeben und kein Sacharin, richtigen Zucker. (
, : die Torte) Und Bananen und Apfelsinen und
Butterbrote, ( , , : die Banane, die Apfelsine, das
Butterbrot) so gro wie das Schiff, dick mit echter Butter drauf. (, ,
; drauf = darauf , ,
...) Und Kuchen und Honig, so viel wie man wollte. ( ,
: der Kuchen, der Honig) Er hat mir ja sogar mal aus Amerika ein Paar
echte Indianerschuhe mitgebracht, (
) die heien Mokassins, ( ) und
ich war damals noch gar nicht richtig geboren. ( :
-) Aber diese Schuhe habe ich noch. (
) Tragen kann ich sie nicht, ( ) sie stehen als Schmuck
auf meinem Regal. ( : der Schmuck , das Regl)
Meine Mutter hat auf ihrem Bfett kleine Schuhe stehen, (
) die hatte ich mal an, als ich ein Baby war. ( ,
; anhaben , ) Sie haben diese ganz kleinen Schuhe
auf eine grnliche Art versteinern lassen. ( ,
: )
Frher im Frieden ist mein Vater mal mit einem Schiff so gro wie unsere Strae
und so hoch wie der Dom nach Amerika gefahren, da konnte er immerzu essen, so
viel wie er wollte, den ganzen Tag. Abends erzhlt er uns manchmal davon. Es hat
Torten gegeben und kein Sacharin, richtigen Zucker. Und Bananen und Apfelsinen
und Butterbrote, so gro wie das Schiff, dick mit echter Butter drauf. Und Kuchen
und Honig, so viel wie man wollte. Er hat mir ja sogar mal aus Amerika ein Paar
echte Indianerschuhe mitgebracht, die heien Mokassins, und ich war damals noch
gar nicht richtig geboren. Aber diese Schuhe habe ich noch. Tragen kann ich sie
nicht, sie stehen als Schmuck auf meinem Regal. Meine Mutter hat auf ihrem Bfett
kleine Schuhe stehen, die hatte ich mal an, als ich ein Baby war. Sie haben diese
ganz kleinen Schuhe auf eine grnliche Art versteinern lassen.
Ich verstehe nicht, wie so was zugeht. ( , =
) Ich verstehe auch gar nicht, ( ) dass ich nicht
mehr wei, ( : ) dass ich mal so klein war. (
) Vielleicht werde ich angelogen. ( ,
; lgen ; anlgen jemanden anlgen -,
-) Jetzt trage ich Holzsandalen, (
: das Holz , ; die Sandle ) damit falle ich allen
Leuten im Haus auf die Nerven, ( :
) und am lautesten kann ich damit
klappern, ( ; laut ) wenn ich die Treppe
runterlaufe, ( ) denn die ist aus hohlem Holz, (
) und es liegt kein Lufer mehr drauf wie frher. (
, : der Lufer) Und ich bin dann wie eine
drhnende Trompete und indianische Kriegstrommel von Negern (
) und hre mich furchtbar gern.
( , : ) Wir hatten auch
mal Honig, wirklichen Bienenhonig, ( , ;
die Biene ) da waren wir in Dimmelskirchen. ( )
Ich musste mitkommen, um tragen zu helfen, ( ,
) und brauchte nicht sein wie bei Ausflgen zum Vergngen und um die
Natur zu lieben. ( ,
: der Ausflug, das Vergngen ;
)
Ich verstehe nicht, wie so was zugeht. Ich verstehe auch gar nicht, dass ich nicht
mehr wei, dass ich mal so klein war. Vielleicht werde ich angelogen. Jetzt trage ich
Holzsandalen, damit falle ich allen Leuten im Haus auf die Nerven, und am lautesten
kann ich damit klappern, wenn ich die Treppe runterlaufe, denn die ist aus hohlem
Holz, und es liegt kein Lufer mehr drauf wie frher. Und ich bin dann wie eine
drhnende Trompete und indianische Kriegstrommel von Negern und hre mich
furchtbar gern. Wir hatten auch mal Honig, wirklichen Bienenhonig, da waren wir in
Dimmelskirchen. Ich musste mitkommen, um tragen zu helfen, und brauchte nicht
sein wie bei Ausflgen zum Vergngen und um die Natur zu lieben.
Eine Stunde von Dimmelskirchen hat ein Bauer gewohnt, (
) den kannte mein Vater geschftlich. (
) Er wollte nichts geben, weil ihm Leute aus der Stadt eine
Belstigung sind, ( , ;
die Belstigung ; ; belstigen ; ,
) und Leute, die nichts zu essen haben, kann er nicht leiden. ( ,
, ) Aber mein Vater hatte Petroleum fr ihn, (
) und da haben wir Eier bekommen, ( :
) keiner durfte sie sehen. (// ) Meine
Mutter tat sie in ihre Bluse, ( ) da durfte man Mutter nicht
anfassen und stoen. (
) Und ich musste Honigbchsen in meiner Matrosenbluse verstecken. (
) Schlafen durften wir nicht bei dem
Bauern, ( ) und da sind wir viel gegangen (
) es war ganz spt und dunkel, (
) als wir in Dimmelskirchen ankamen. ( ) Da
wollten wir schlafen, ( ) ich konnte nicht mehr gehen. (
) Aber es gab kein Zimmer, ( = )
nur ein Gasthof war da, der hatte nichts frei. ( ,
; der Gast ; der Hof ) Ich htte so gern noch mal einen
Stall gesehen, ( ) der nach warmen
gescheckten Fellen riecht ( ) und in dem
Khe langsam mit Ketten klirren. ( ;
die Kuh; die Kette)
Eine Stunde von Dimmelskirchen hat ein Bauer gewohnt, den kannte mein Vater
geschftlich. Er wollte nichts geben, weil ihm Leute aus der Stadt eine Belstigung
sind, und Leute, die nichts zu essen haben, kann er nicht leiden. Aber mein Vater
hatte Petroleum fr ihn, und da haben wir Eier bekommen, keiner durfte sie sehen.
Meine Mutter tat sie in ihre Bluse, da durfte man Mutter nicht anfassen und stoen.
Und ich musste Honigbchsen in meiner Matrosenbluse verstecken. Schlafen
durften wir nicht bei dem Bauern, und da sind wir viel gegangen es war ganz spt
und dunkel, als wir in Dimmelskirchen ankamen. Da wollten wir schlafen, ich konnte
nicht mehr gehen. Aber es gab kein Zimmer, nur ein Gasthof war da, der hatte nichts
frei. Ich htte so gern noch mal einen Stall gesehen, der nach warmen gescheckten
Fellen riecht und in dem Khe langsam mit Ketten klirren.
Mein Vater ist von Haus zu Haus gegangen ( ) und fand
kein Zimmer zum Schlafen. ( ) Kein Mond hat
geschienen und keine Laterne, ( , : der Mond; scheinen
; die Latrne) auf der Strae bin ich dreimal hingefallen (
) aber die Honigbchsen waren nicht kaputt, nur meine Knie. (
, : die Bchse, das Knie) Vielleicht htte unser
Bauer uns doch in der Kche sitzen lassen, ( ,
: ) aber im Dunkeln konnten wir nicht mehr
zu ihm zurck, ( ) und fortfahren konnten wir
auch nicht, ( ) denn in Dimmelskirchen ist kein
Bahnhof ( : der Bahnhof) der ist fast eine
Stunde weit fort. ( ; fort ; ) Den Weg kann man in
schwarzer Nacht nicht finden, ( ) er geht durch
einen Wald mit Wurzeln und tiefen Abhngen, da fllt man rein. ( ,
, : die Wurzel
, der Abhang , , , )
Mein Vater ist von Haus zu Haus gegangen und fand kein Zimmer zum Schlafen.
Kein Mond hat geschienen und keine Laterne, auf der Strae bin ich dreimal
hingefallen aber die Honigbchsen waren nicht kaputt, nur meine Knie. Vielleicht
htte unser Bauer uns doch in der Kche sitzen lassen, aber im Dunkeln konnten
wir nicht mehr zu ihm zurck, und fortfahren konnten wir auch nicht, denn in
Dimmelskirchen ist kein Bahnhof der ist fast eine Stunde weit fort. Den Weg kann
man in schwarzer Nacht nicht finden, er geht durch einen Wald mit Wurzeln und
tiefen Abhngen, da fllt man rein.
die
Kellerrassel;
rollen
Bumen Weibrote wachsen und der Rhein ein Fluss wird aus Marmelade und die
Menschen auf einmal vier Arme bekommen, wenn ihnen ein Arm fortgeschossen
wird, und dass die toten Soldaten wieder lebendig werden.
Wir haben gelesen vom edlen Kriegsspiel, (
; edel ) und wir haben auch oft Krieg gespielt mit den
Schweinwaldskindern ( )
und uns als Tote zu Boden geworfen. ( = ,
, : werfen ; sich werfen ) Wir sind doch aber
immer wieder aufgestanden, ( ) und wenn mein Kopf mal
geglutet hat vom Spielen, ( ; gluten ,
) dann hat mein Vater gesagt: ( ) also, es darf ja
nun nicht ausarten. (, =
) Der Herr Kleinerz hat einen fortgeschossenen Arm. (
: ) Er sagt, es gebe noch viel Schlimmeres, (
, : ) ich kann es nicht
glauben. ( ) Als er im Dreifaltigkeitskloster lag, (
: die Dreifaltigkeit + das Kloster) haben wir ihn jeden Tag
besucht, ( ) mein Vater und ich. ( ) Wir haben
ihm grne Mirabellen gebracht ( : die Mirablle
/ /) und alle unsere roten Kletterrosen (
: ; klettern , ) und
Geduldspiele (; die Geduld ; das Spiel ) und den anderen
Verwundeten auch. ( ; die Wunde ; verwunden ;
der Verwundete ) Ich habe ihnen tausend Geschichten erzhlt von den Wlfen,
( ; die Geschichte; der Wolf) die Zhne
haben so gro wie Pappeln, ( , : der Zahn, die
Pappel) und sie wollen Grser und Schafe auffressen, ( :
das Gras, das Schaf; fressen / /; ) und auf einmal werden dann
die Grser Disteln ( : die Distel) und zerstechen
ihnen den Bauch, ( ; stechen ) und ein ganz groes
Schaf kommt mit einer Schere ( )
und schneidet den Bauch auf wie bei Rotkppchen. ( ,
)
Wir haben gelesen vom edlen Kriegsspiel, und wir haben auch oft Krieg gespielt mit
den Schweinwaldskindern und uns als Tote zu Boden geworfen. Wir sind doch aber
immer wieder aufgestanden, und wenn mein Kopf mal geglutet hat vom Spielen,
dann hat mein Vater gesagt: also, es darf ja nun nicht ausarten. Der Herr Kleinerz
hat einen fortgeschossenen Arm. Er sagt, es gebe noch viel Schlimmeres, ich kann
es nicht glauben. Als er im Dreifaltigkeitskloster lag, haben wir ihn jeden Tag
besucht, mein Vater und ich. Wir haben ihm grne Mirabellen gebracht und alle
unsere roten Kletterrosen und Geduldspiele und den anderen Verwundeten auch.
Ich habe ihnen tausend Geschichten erzhlt von den Wlfen, die Zhne haben so
gro wie Pappeln, und sie wollen Grser und Schafe auffressen, und auf einmal
werden dann die Grser Disteln und zerstechen ihnen den Bauch, und ein ganz
groes Schaf kommt mit einer Schere und schneidet den Bauch auf wie bei
Rotkppchen.
Und ich habe auch erzhlt, wie es ist, ( , ) wenn ich tief
ins Meer tauche und zu Koralleninseln wandre, (
; die Insel ) und Haifische schwimmen
neben mir ( ; der Haifisch) und beien mich nicht, (
) weil ich ihnen Bernstein gebe. ( ) Und die
Verwundeten haben mit mir erzhlt, ( ) und wir
haben zusammen erzhlt, ( ) und einer hat mal ganz leise
Mundharmonika gespielt ( )
und
gesungen:
Schwarzbraunes
Mgdelein...
haben zusammen erzhlt, und einer hat mal ganz leise Mundharmonika gespielt und
gesungen: Schwarzbraunes Mgdelein... Ich bin oft ganz allein zu den
Verwundeten gegangen, ohne meinen Vater. Aber ich war ja keine Kaiserin. Die
Kaiserin legt einem Fiebernden gtig die milde Hand auf die Stirn, und dann sind
alle Verwundeten glcklich und wollen vor Glck sterben. So was kann ich nicht.
Der Herr Kleinerz hat mir erzhlt, ( ) dass es im
Frieden so viel richtiges Weibrot gibt, wie man will, (
, ) man braucht nur in den Laden zu gehen.
( /) Als Kinder htten sie immer Weibrot in Milch
getan und gegessen. ( ,
) Das mchte ich auch, ( ) denn man wird nicht krank davon. (
) Unser Doktor Bohnenschmidt ist schon furchtbar alt und wei alles,
( ) und er hat gesagt, (
) dass die Geschwre an meinen Beinen und Fen vom Brot kmen. (
: das Geschwr, das Bein, der Fu, das Brot)
Seitdem bin ich zu bang, Brot zu essen, ( ) und
meine Mutter gibt mir auch keins mehr, ( ) weil sie zu viel
mit mir ausgestanden hat. ( ;
austehen , ) Sie hungert sich alles ungefhrliche Essen fr mich ab.
( : /
; der Hunger ; hungern ) Jetzt hab ich ja
nur noch Narben an den Beinen, ( : die Narbe)
die tun nicht mehr weh. ( ) Aber vorher wurde immer Eiter
rausgedrckt ( : : der
Eiter; drcken ; raus = heraus : -/hinaus ) es waren richtige Lcher ( : das Loch) und
Jod reingetan. ( : das Jod; rein = herein -/hinein
- ; reintun //) Jeden Abend. (
)
Der Herr Kleinerz hat mir erzhlt, dass es im Frieden so viel richtiges Weibrot gibt,
wie man will, man braucht nur in den Laden zu gehen. Als Kinder htten sie immer
Weibrot in Milch getan und gegessen. Das mchte ich auch, denn man wird nicht
krank davon. Unser Doktor Bohnenschmidt ist schon furchtbar alt und wei alles,
und er hat gesagt, dass die Geschwre an meinen Beinen und Fen vom Brot
kmen. Seitdem bin ich zu bang, Brot zu essen, und meine Mutter gibt mir auch
keins mehr, weil sie zu viel mit mir ausgestanden hat. Sie hungert sich alles
ungefhrliche Essen fr mich ab. Jetzt hab ich ja nur noch Narben an den Beinen,
die tun nicht mehr weh. Aber vorher wurde immer Eiter rausgedrckt es waren
richtige Lcher und Jod reingetan. Jeden Abend.
Das hat gemein wehgetan ( ; gemein , ) wenn ich
morgens aufstand, ( ) hatte ich schon Angst vor dem Abend. (
) Wenn das Jod in die Lcher kam, ( )
habe ich so geschrien, ( ; schreien) dass einmal die Polizei gekommen ist,
( ) weil die Leute von gegenber dachten, (
) ich wrde misshandelt, ( ; handeln
; jemanden misshandeln - ,
-) dass haben sie angezeigt. ( /; zeigen
; anzeigen , , /,
/) Beim Mengers seinem Gasthof grbt ein fremder Soldat das Feld
um. ( ; graben
; umgraben ) Er ist ein Gefangener und gehrt den Deutschen.
( ) Wenn keiner in der Wirtschaft ist, (
) lsst die Frau Mengers mich manchmal mit den Billardkugeln
spielen auf dem Billard. (
; das Billrd; die Kugel ) Dann denke ich,
( ) die Kugeln sind Blumen, ( ) die rolle ich ber eine
groe grne Wiese. ( ) Ich darf die
Kugeln nicht mit dem langen Stock schubsen, (
: der Stock) nur mit der Hand ( ) damit ich nichts
kaputtmache. ( ) Da sagte die Frau Mengers mir einmal, (
) ich sollte dem Gefangenen Kaffee aufs Feld
bringen, ( ) er wre ja auch ein Mensch. (
)
Das hat gemein wehgetan wenn ich morgens aufstand, hatte ich schon Angst vor
dem Abend. Wenn das Jod in die Lcher kam, habe ich so geschrien, dass einmal
die Polizei gekommen ist, weil die Leute von gegenber dachten, ich wrde
misshandelt, dass haben sie angezeigt. Beim Mengers seinem Gasthof grbt ein
fremder Soldat das Feld um. Er ist ein Gefangener und gehrt den Deutschen. Wenn
keiner in der Wirtschaft ist, lsst die Frau Mengers mich manchmal mit den
Billardkugeln spielen auf dem Billard. Dann denke ich, die Kugeln sind Blumen, die
rolle ich ber eine groe grne Wiese. Ich darf die Kugeln nicht mit dem langen
Stock schubsen, nur mit der Hand damit ich nichts kaputtmache. Da sagte die
Frau Mengers mir einmal, ich sollte dem Gefangenen Kaffee aufs Feld bringen, er
wre ja auch ein Mensch.
Erst hatte ich Angst, ( ) weil der Gefangene ein Feind war. (
) Aber er sa nur ruhig auf einem Stein (
) und faltete seine Hnde um den Spaten, ( ; falten
c) seine Augen waren mde und stumm, ( )
sein Kinn war grau, ( : das Kinn) und nichts hat gelacht, (
/ / ) alles war so traurig. ( ) Ich habe
gestanden mit dem Kaffee, ( ) der Himmel war gro und blau (
) und das Feld braun ohne Ende. (
: ) Kein Vogel ist geflogen, ( ;
der Vogel) ich war ganz allein mit dem Gefangenen. ( )
Seine Mtze lag auf der Erde, ( ) sein Haar war wie
verwelktes Gras ( , ; welken ) und wehte in
der Luft. ( : ) Er wollte nach Hause, ( )
er wollte bestimmt nach Hause. ( ; bestimmen
; bestimmt ) Er hat nicht gesprochen, ( ) aber er
wollte bestimmt nach Hause. ( )
Erst hatte ich Angst, weil der Gefangene ein Feind war. Aber er sa nur ruhig auf
einem Stein und faltete seine Hnde um den Spaten, seine Augen waren mde und
stumm, sein Kinn war grau, und nichts hat gelacht, alles war so traurig. Ich habe
gestanden mit dem Kaffee, der Himmel war gro und blau und das Feld braun ohne
Ende. Kein Vogel ist geflogen, ich war ganz allein mit dem Gefangenen. Seine Mtze
lag auf der Erde, sein Haar war wie verwelktes Gras und wehte in der Luft. Er wollte
nach Hause, er wollte bestimmt nach Hause. Er hat nicht gesprochen, aber er wollte
bestimmt nach Hause.
aufgehrt. Ich wnschte, er knnte nach Hause. Ich mchte nicht gefangen sein,
lieber Gott, ich mchte nie gefangen sein und nicht nach Hause knnen.
Wenn Frieden ist, ( ) kann der Gefangene nach Hause, (
) und unsere Soldaten knnen nach Hause, (
) alle knnen nach Hause. ( ) Mein
Soldat kann auch nach Hause. ( ) Er ist in Frankreich,
( ) ich kenne ihn nicht. ( ) Ich habe mal ein Feldpostpaket
gemacht fr einen einsamen Soldaten ohne Eltern. (
; das Pakt ) Der Herr
Kaplan hat uns in der Schule Adressen gegeben von einsamen Soldaten. (
) Er hat mir geschrieben, (
) ich schreibe ihm jede Woche. ( ) Einmal hatten
wir einen kleinen Rollschinken, (- // : der
Rollschinken; rollen ; ; der Schinken ) wir haben ihn
halb gegessen ( ) das andere durfte ich meinem Soldaten
schicken. ( ) Er hat mir
wunderbare Karten gezeichnet von Tanks und Bergen voll Drahtverhauen (
,
; der Draht ; verhauen //
//; ; : jemandem den Weg verhauen
-) und Wiesen voll Stacheldraht. (
; der Stachel , a; der Draht ) Ich habe die Karten in
ein Album geklebt, ( ) aber leben mchte ich da eigentlich
nicht. ( ; eigentlich //)
Wenn Frieden ist, kann der Gefangene nach Hause, und unsere Soldaten knnen
nach Hause, alle knnen nach Hause. Mein Soldat kann auch nach Hause. Er ist in
Frankreich, ich kenne ihn nicht. Ich habe mal ein Feldpostpaket gemacht fr einen
einsamen Soldaten ohne Eltern. Der Herr Kaplan hat uns in der Schule Adressen
gegeben von einsamen Soldaten. Er hat mir geschrieben, ich schreibe ihm jede
Woche. Einmal hatten wir einen kleinen Rollschinken, wir haben ihn halb gegessen
das andere durfte ich meinem Soldaten schicken. Er hat mir wunderbare Karten
gezeichnet von Tanks und Bergen voll Drahtverhauen und Wiesen voll Stacheldraht.
Ich habe die Karten in ein Album geklebt, aber leben mchte ich da eigentlich nicht.
furchtbar wre. Da habe ich gesagt, wir mssten uns Geld schaffen und zum Kaiser
selbst reisen und ihm sagen, dass man seine Briefe liest.
Denn auf der Wiese vorm Stadtwald ist der Zirkus Platoni, (
) der kommt jedes Jahr und wird jedes Jahr kleiner.
( ) Mein Vater
hat gesagt, ( ) er wre so klein und rhrend und trstlos. (
, = /
/; trsten ; der Trost ) Aber er ist wunderbar
mit einer zhlenden Ziege und einem Schlangenmenschen und einem ringenden Bren.
( , : ,
- , ; die Zahl ; zhlen
) Herr Platoni ist ein Clown ( ) und spritzt aus seinem
Mund Wasser auf einen anderen Clown, ( ;
spritzen ) das kann ich auch. ( ) Aber er ringt dann mit dem
Bren ( ) und kriegt ihn unter. ( :
= ; jemanden runterkriegen -) Und wer
von dem Publikum mit dem Bren zu ringen wagt, (
) bekommt hohes Geld. ( : )
Denn auf der Wiese vorm Stadtwald ist der Zirkus Platoni, der kommt jedes Jahr
und wird jedes Jahr kleiner. Mein Vater hat gesagt, er wre so klein und rhrend und
trstlos.
Aber
er
ist
wunderbar
mit
einer
zhlenden
Ziege
und
einem
Schlangenmenschen und einem ringenden Bren. Herr Platoni ist ein Clown und
spritzt aus seinem Mund Wasser auf einen anderen Clown, das kann ich auch. Aber
er ringt dann mit dem Bren und kriegt ihn unter. Und wer von dem Publikum mit
dem Bren zu ringen wagt, bekommt hohes Geld.
Wir haben vor dem Zirkus gestanden. ( ) Ottchen Weber, die
lteren Schweinwaldsjungens und Hnschen Lachs und ich. ( ,
, ) Keiner hat gesprochen ( )
Hnschen Lachs und ich haben gelost mit einem alten Bierdeckel, (
; das Bier; der Deckel) den warfen
wir hoch. ( : ; werfen ) Ich habe
verloren, ( ; verlieren ; ) da haben alle gesagt: (
haben
vor
dem
Zirkus
gestanden.
Ottchen
Weber,
die
lteren
schwcher als ich. Nachher haben die vom Zirkus alle gesagt, der Br wre
entkrftet. Er muss hungern und hungern und kriegt kein Fleisch zu essen und
nichts. Manschen Lachs wollte Geld fordern fr den Kampf, sie gaben uns keins.
Das war eine Gemeinheit, aber ich hatte ja auch gar nicht richtig gekmpft.
Und der Br htte mich auffressen knnen, ( ) aber er hat
es nicht getan. ( ) Ich musste weinen ber den traurigen Bren, (
- ) Manschen Lachs wollte weinen ber die
Ungerechtigkeit, ( - ; gerecht
; ungerecht ) die Schweinwaldskinder waren um uns rum
versammelt ( : ) und
weinten nicht. ( ) Wir standen auf der Wiese, ( ) unsere
Fe wurden nass im Gras ( : ;
nass werden ) es war spt, ( ) wieder wrden wir Krach
kriegen. ( = ) Da kam ein verwundeter
Urlaubersoldat, ( -) der im Zirkus gewesen
war, ( ) und schenkte mir eine Mark. ( )
Wir waren so froh, ( ) als wir die Mark hatten, (
) was sollten wir jetzt noch beim Kaiser? (
) Wenn er nicht alles von selbst wei, ( )
hat er ja eigentlich keinen richtigen Wert. ( , ,
) Manschen Lachs hat gesagt, ( ) er htte jetzt berhaupt
viel mehr Interesse am Herrn Zeppelin, (
) mit dem wre mehr los, ( :
// ) und dem wollte er schreiben. ( )
Und der Br htte mich auffressen knnen, aber er hat es nicht getan. Ich musste
weinen ber den traurigen Bren, Manschen Lachs wollte weinen ber die
Ungerechtigkeit, die Schweinwaldskinder waren um uns rum versammelt und
weinten nicht. Wir standen auf der Wiese, unsere Fe wurden nass im Gras es
war spt, wieder wrden wir Krach kriegen. Da kam ein verwundeter Urlaubersoldat,
der im Zirkus gewesen war, und schenkte mir eine Mark.Wir waren so froh, als wir
die Mark hatten, was sollten wir jetzt noch beim Kaiser? Wenn er nicht alles von
selbst wei, hat er ja eigentlich keinen richtigen Wert. Manschen Lachs hat gesagt,
er htte jetzt berhaupt viel mehr Interesse am Herrn Zeppelin, mit dem wre mehr
los, und dem wollte er schreiben.
Wir wollten Kunsthonig kaufen fr den armen Bren, (
) den isst er bestimmt gern. (
) Und dann wollten wir zum Goldenen Eck und Luftschaukel fahren (
; die Schaukel )
immer hoher, ganz hoch bis in die Wolken. ( , )
Das ist am schnsten. ( ) Zu Hause wussten sie schon alles von
dem Bren, ( ) als wir kamen. ( )
Meine Mutter hat mich umarmt. ( ) Der Herr Kleinerz war auch da
und hat gesagt: ( ) es wundere ihn, verflucht
noch mal, ( : , : )
dass es berhaupt noch Kinder gebe auf der Welt ( )
und dass die Menschheit noch nicht lngst ausgestorben wre, (
; lngst ; aussterben) wenn er Manschen Lachs und
mich und unsere Gefahren so sehe. ( ,
/) Fluchen Sie bitte nicht, Herr Kleinerz, vor den entsetzlichen
Kindern, ( , , ,
) sagte Tante Millie. ( ) Mein Vater ist mit uns zu dem Bren
gegangen, ( ) wir wollten ihm Kunsthonig bringen. (
) Da war der Br tot. (// )
Er hatte kein Fleisch, ( ) der Krieg ist dran schuld, (
; schuld sein an etwas -) ich wnschte, wir htten
Frieden, ( , ) ich wnschte, der Br wrde leben (
, ) ich will, dass der Br wieder leben soll. ( ,
)
Wir wollten Kunsthonig kaufen fr den armen Bren, den isst er bestimmt gern. Und
dann wollten wir zum Goldenen Eck und Luftschaukel fahren immer hoher, ganz
hoch bis in die Wolken. Das ist am schnsten. Zu Hause wussten sie schon alles
von dem Bren, als wir kamen. Meine Mutter hat mich umarmt. Der Herr Kleinerz war
auch da und hat gesagt: es wundere ihn, verflucht noch mal, dass es berhaupt
noch Kinder gebe auf der Welt und dass die Menschheit noch nicht lngst
ausgestorben wre, wenn er Manschen Lachs und mich und unsere Gefahren so
sehe. Fluchen Sie bitte nicht, Herr Kleinerz, vor den entsetzlichen Kindern, sagte
Tante Millie.Mein Vater ist mit uns zu dem Bren gegangen, wir wollten ihm
Kunsthonig bringen. Da war der Br tot. Er hatte kein Fleisch, der Krieg ist. dran
schuld, ich wnschte, wir htten Frieden, ich wnschte, der Br wrde leben ich
will, dass der Br wieder leben soll.
ICH HABE ANGST ( )
Wenn sie meinen, ( ) ein Kind htte keine Sorgen, (
) dann ist das dumm von ihnen. ( ) Immer sagen
sie: ( ) Ach, so eine sorglose Kindheit, (,
) nie kommt sie wieder. ( ) Aber ein Kind hat bestimmt
viel mehr Sorgen als ein Erwachsener. (
, ) Ich habe so furchtbare Angst, ( :
) das kann ich keinem sagen, (
) auch meiner Mutter nicht, ( ) die findet mich dann dumm. (
, ) Mein Vater hat ein Buch mit einem Bild drin von ganz
gemeinen alten Frauen, ( ,
; drin = darin / /)
so Hexen () die sitzen unter der Erde mit langen Fingern. (
; der Finger) Alle sagen, es gibt keine Hexen, (
, ) ich wei auch, dass es keine gibt. ( ,
) Aber ich habe nachts getrumt, ( ) dass auf
einmal der Boden aufgeht, ( ) wenn ich laufe, ( )
und die Hexen fassen mich an den Fen ( ) und ziehen
mich runter ( ) ber meinem Kopf geht der Boden wieder zu. (
; auf ; zu ; aufgehen
; zugehen )
Wenn sie meinen, ein Kind htte keine Sorgen, dann ist das dumm von ihnen. Immer
sagen sie: Ach, so eine sorglose Kindheit, nie kommt sie wieder. Aber ein Kind hat
bestimmt viel mehr Sorgen als ein Erwachsener. Ich habe so furchtbare Angst, das
kann ich keinem sagen, auch meiner Mutter nicht, die findet mich dann dumm. Mein
Vater hat ein Buch mit einem Bild drin von ganz gemeinen alten Frauen, so Hexen
die sitzen unter der Erde mit langen Fingern. Alle sagen, es gibt keine Hexen, ich
wei auch, dass es keine gibt. Aber ich habe nachts getrumt, dass auf einmal der
Boden aufgeht, wenn ich laufe, und die Hexen fassen mich an den Fen und
ziehen mich runter ber meinem Kopf geht der Boden wieder zu.
Morgens habe ich keine Angst, ( ) und wenn ich mit anderen
Kindern bin, auch nicht. ( ) Aber wenn ich abends
allein gehe, ( ) halte ich mich immer an Zunen von Husern
fest, ( : der Zaun; sich festhalten an etwas
-; -) damit ich mich an was klammern
kann, ( - ) wenn Hexen mich an den Beinen
runterziehen wollen. ( ) Manchmal ist
kein Zaun da und nichts, ( ) das ist so schrecklich
( ) ich laufe, laufe so schnell wie ich kann. ( , ,
) Und wenn das Pflaster aus eingemauerten Kstchensteinen besteht, (
; einmauern )
dann darf ich nie auf den Strich treten, (
/ /) nur immer mitten ins Kstchen. (
) Wir haben auch ein bses Lied zum Spielen, (
= ) das ich nicht leiden kann: ( )
Ist die schwarze Kchin da ( ) ja ja ja (
) einmal muss ich rumspaziern, ( ) zweitemal den Kopf verliern,
( ) drittemal... ( ...) Ich mag das mit der schwarzen Kchin
nicht, ( ) aber das sage ich niemand. (
)
Morgens habe ich keine Angst, und wenn ich mit anderen Kindern bin, auch nicht.
Aber wenn ich abends allein gehe, halte ich mich immer an Zunen von Husern
fest, damit ich mich an was klammern kann, wenn Hexen mich an den Beinen
runterziehen wollen. Manchmal ist kein Zaun da und nichts, das ist so schrecklich
ich laufe, laufe so schnell wie ich kann. Und wenn das Pflaster aus eingemauerten
Kstchensteinen besteht, dann darf ich nie auf den Strich treten, nur immer mitten
ins Kstchen. Wir haben auch ein bses Lied zum Spielen, das ich nicht leiden
kann: Ist die schwarze Kchin da ja ja ja einmal muss ich rumspaziern,
zweitemal den Kopf verliern, drittemal... Ich mag das mit der schwarzen Kchin
nicht, aber das sage ich niemand.
Immer will ich, dass Elise oder meine Mutter dabei sind abends, ( ,
) wenn ich mich ausziehe (
) aber sie meinen dann, ( ) ich wre lstig und gro
genug, ( ) ich kann ihnen nichts sagen. (/
/ ) Wenn ich mich ausziehe, ( ) halte
ich mich mit einer Hand am Bett fest, ( ) und wenn ich
dann ins Badezimmer muss, ( ) geh ich, immer so, (
) dass ich mich irgendwo festhalten kann ( -
-) vor der Badezimmertr muss ich einen Sprung machen.
( ) Ich wasche mich nur mit einer Hand, (
) mit der anderen klammre ich mich ans Waschbecken.
( ) Wenn es in meinem Zimmer dunkel ist, (
) sind berall Hexengesichter, ( ) ich kann nicht
einschlafen, ( ) mein Herz klopft. ( ) Ich steck meine
Arme unter die Decke ( ) unter meinem Bett liegt vielleicht ein
Hexenmann, ( , ) der hackt mit einer Axt
meinen Arm ab, ( ) wenn er raushngt. ( //
)
Immer will ich, dass Elise oder meine Mutter dabei sind abends, wenn ich mich
ausziehe aber sie meinen dann, ich wre lstig und gro genug, ich kann ihnen
nichts sagen. Wenn ich mich ausziehe, halte ich mich mit einer Hand am Bett fest,
und wenn ich dann ins Badezimmer muss, geh ich, immer so, dass ich mich
irgendwo festhalten kann vor der Badezimmertr muss ich einen Sprung machen.
Ich wasche mich nur mit einer Hand, mit der anderen klammre ich mich ans
Waschbecken.Wenn es in meinem Zimmer dunkel ist, sind berall Hexengesichter,
ich kann nicht einschlafen, mein Herz klopft. Ich steck meine Arme unter die Decke
unter meinem Bett liegt vielleicht ein Hexenmann, der hackt mit einer Axt meinen
Arm ab, wenn er raushngt.
Immer muss ich Angst haben, ( : ) und
wenn meine Mutter jetzt wieder in die Schule muss wegen meiner Ungezogenheit, (
- ;
erziehen ; erzogen ; ungezogen ,
das
Heft
das
Heftchen
sind. ( , , ,
)
Vielleicht gingen sie aber dann nicht ins Geschft, sondern durchwanderten nur
noch still und trumend die Stadtwaldwiesen. Natrlich wrde mich dann mein Vater
nie mehr ausschimpfen. Ich liebe ja meinen Vater und den Herrn Kleinerz, aber
schn aussehen tun sie eigentlich nicht. Sie haben auch nicht mehr viel Haare, und
die wrden ja wohl dazu gehren. Vielleicht habe ich auch lieber, wenn sie bleiben,
wie sie sind.
Den Herrn Jesus bitte ich jeden Abend, ( ) er
mchte machen, ( ) dass alles gut geht mit mir und ich versetzt werde
( / /) und
nichts rauskommt zu Haus ( : )
und meine Mutter nicht in die Schule muss. ( ) Er
hat mir schon oft geholfen, ( ) und ich bringe ihm auch Opfer, (
; das Opfer) das muss man. ( ) Einmal
habe ich nachts eine ganze Stunde nur in meinem Nachthemd am kalten, offenen Fenster
gesessen (- ,
) und meine Augen mit den Fingern offengehalten, (
) dass sie nicht einschliefen. ( ; schlafen ;
einschlafen ) Meine Finger wurden starr und meine Fe, (
: ) meine Zhne haben geschnarrt (
; schnarren ; ) es war so kalt. ( ) Am
Himmel waren Wolken mit Gesichtern von Hexen, (
) im Zimmer hat es geatmet und geknistert, ( -
/) eine Kirchenglocke hat geschlagen: donggg, donggg, donggg...
( : ; die Glocke ) Das war ein
Zeichen, ( ; das Zeichen) ich drft wieder ins Bett. (
) Ich wollt den Herrn Jesus nicht belgen ( )
es war eigentlich keine ganze Stunde, (, ) die ich
geopfert habe, ( ) aber unser Kaplan hat auch mal gesagt:
( - ) Der Herr misst nicht mit irdischem Zeitma.
( ; das Ma ; messen )
Den Herrn Jesus bitte ich jeden Abend, er mchte machen, dass alles gut geht mit
mir und ich versetzt werde und nichts rauskommt zu Haus und meine Mutter nicht
in die Schule muss. Er hat mir schon oft geholfen, und ich bringe ihm auch Opfer,
das muss man. Einmal habe ich nachts eine ganze Stunde nur in meinem
Nachthemd am kalten, offenen Fenster gesessen und meine Augen mit den Fingern
offengehalten, dass sie nicht einschliefen. Meine Finger wurden starr und meine
Fe, meine Zhne haben geschnarrt es war so kalt. Am Himmel waren Wolken
mit Gesichtern von Hexen, im Zimmer hat es geatmet und geknistert, eine
Kirchenglocke hat geschlagen: donggg, donggg, donggg... Das war ein Zeichen, ich
drft wieder ins Bett. Ich wollt den Herrn Jesus nicht belgen es war eigentlich
keine ganze Stunde, die ich geopfert habe, aber unser Kaplan hat auch mal gesagt:
Der Herr misst nicht mit irdischem Zeitma.
Jetzt muss ich bitten und opfern wegen der schrecklichen Sache mit dem Klassenbuch.
( -
) Wenn es rauskommt, bin ich verloren. ( ,
) Ich musste es fortnehmen und in unserem Garten vergraben, (
) mir blieb nichts anderes brig. (
; brig ; ; brig bleiben
/ /) Das ist nmlich so: ( ; nmlich ) Wenn man bei einer
Lehrerin ungezogen ist, ( - =
) macht sie Striche in ihr Notizbuch. (
; der Strich , ; streichen ) Und wenn man fters
oder sehr ungezogen war, ( -
) schreibt sie einen Tadel ins Klassenbuch. (
; der Tadel ) Im Klassenbuch steht auch, (
) wenn man zu spt kommt ( ) und wenn
man gefehlt hat und alles, ( () und es liegt im
Katheder von der Lehrerin. ( ; das Kathder )
Wenn man drei Tadel im Klassenbuch hat, (
) schreiben sie einen Brief nach Haus, ( ) dann
mssen die Eltern in die Schule, ( ) und man wird
schlechtgemacht. ( ; schlechtmachen , , )
Jetzt muss ich bitten und opfern wegen der schrecklichen Sache mit dem
Klassenbuch. Wenn es rauskommt, bin ich verloren. Ich musste es fortnehmen und
in unserem Garten vergraben, mir blieb nichts anderes brig.Das ist nmlich so:
Wenn man bei einer Lehrerin ungezogen ist, macht sie Striche in ihr Notizbuch. Und
wenn man fters oder sehr ungezogen war, schreibt sie einen Tadel ins
Klassenbuch. Im Klassenbuch steht auch, wenn man zu spt kommt und wenn man
gefehlt hat und alles, und es liegt im Katheder von der Lehrerin. Wenn man drei
Tadel im Klassenbuch hat, schreiben sie einen Brief nach Haus, dann mssen die
Eltern in die Schule, und man wird schlechtgemacht.
Ich hatte schon sechs Tadel in diesem Schuljahr (
) kein anderes Kind hat so viele , (
) und meine Mutter musste zweimal in die Schule. (
) Ich wollte gut werden danach, ( ) und dann
hatte ich auf einmal wieder zwei Tadel, ( )
und wenn ich noch einen dritten kriegen wrde, ( )
kme wieder ein Brief, ( ) und meine Mutter msste wieder zur
Schule. ( ) Dann mssten sie
diesmal die ernstesten Manahmen ergreifen, (
) es wrde entsetzlich. ( ) Ich gebe
mir ja so wahnsinnige Mhe, ( :
) artig zu sein, ( /) aber dann passiert
immer wieder was ( - ) ich verstehe gar nicht wie. (
, )
Ich hatte schon sechs Tadel in diesem Schuljahr kein anderes Kind hat so viele ,
und meine Mutter musste zweimal in die Schule. Ich wollte gut werden danach, und
dann hatte ich auf einmal wieder zwei Tadel, und wenn ich noch einen dritten
kriegen wrde, kme wieder ein Brief, und meine Mutter msste wieder zur Schule.
Dann mssten sie diesmal die ernstesten Manahmen ergreifen, es wrde
entsetzlich. Ich gebe mir ja so wahnsinnige Mhe, artig zu sein, aber dann passiert
immer wieder was ich verstehe gar nicht wie.
Jetzt habe ich den dritten Tadel gekriegt, ( ) weil ich
bei eines Kindes stillem Heldentum gepfiffen habe. (
fertig
bekommen
etwas
Ich wollte weiter hren, ( ) aber ich wurde so mde auf einmal,
( ) die Stimme von der Plautz war so langweilig (
) wie Regen, Regen, Regen ( :
) , die Augen fielen mir zu. ( ; fallen ; zu
) Ich dachte an Hnschen Lachs ( ) und dass wir
einen neuen Pfiff ausgemacht haben, ( ) mit
dem wir uns verstndigen. ( ) Der alte Pfiff war
bekanntgeworden bei den Erwachsenen, ( )
das durfte nicht sein. ( ) Ich wusste den neuen Pfiff nicht mehr (
= ) und dachte und dachte und pfiff innerlich
(, ) und auf einmal pfiff ich laut. (
) Frulein Plautz schlug das Buch zu mit einem Knall, (
; das Buch aufschlagen ; das Buch
zuschlagen ) ich habe mich zu Tode erschrocken. (
; sich erschrecken) Immer denkt die Plautz, ( ) wir Kinder
wollten den Jeck mit ihr machen, ( , , ; der Jeck
; ) davor hat sie Angst und ist wtend. ( )
Sie hat mir einen Tadel geschrieben, ( ) ich musste auf den
Flur gehen ( ) und durfte nicht mehr zuhren. (
)
Ich wollte weiter hren, aber ich wurde so mde auf einmal, die Stimme von der
Plautz war so langweilig wie Regen, Regen, Regen , die Augen fielen mir zu. Ich
dachte an Hnschen Lachs und dass wir einen neuen Pfiff ausgemacht haben, mit
dem wir uns verstndigen. Der alte Pfiff war bekanntgeworden bei den
Erwachsenen, das durfte nicht sein. Ich wusste den neuen Pfiff nicht mehr und
dachte und dachte und pfiff innerlich und auf einmal pfiff ich laut. Frulein Plautz
schlug das Buch zu mit einem Knall, ich habe mich zu Tode erschrocken. Immer
denkt die Plautz, wir Kinder wollten den Jeck mit ihr machen, davor hat sie Angst
und ist wtend. Sie hat mir einen Tadel geschrieben, ich musste auf den Flur gehen
und durfte nicht mehr zuhren.
Aber das war nicht so schlimm. ( ) Ich hab mich auf dem Klosett
eingeschlossen, ( ; sich einschlieen) um nicht vielleicht noch von
der Vorsteherin gesehen und gefragt zu werden, (
der
Unfug
; // , ; zu etwas anstiften ) Vorher hat meine Freundin Elli Puckbaum neben mir gesessen, (
) da waren die Stunden lngst nicht so
langweilig, ( ) und wir haben immer viel
Spa zusammen gehabt. ( :
/ ) Ich war sehr traurig, ( ) als
Elli von mir entfernt wurde ( ; fern ; entfernen
) ganz weit fort in eine andere Bank. ( ) Ich
kann sie ja noch sehen, (, , ) aber es ist doch nicht mehr
dasselbe wie vorher, ( , ) wo ich ihr in jeder
Minute was Wichtiges zuflstern konnte. (
- ; flstern ) Ohne die Elli war mein Platz auf einmal ganz fremd
geworden ( /) und gar keine
Wohnung mehr. ( / = )
Alma Kubus geht in meine Klasse, sie ist blass und artig mit dnnen braunen
Zpfen. Sie ist neben mich gesetzt worden, weil sie so artig ist und sich durch mich
zu keinem Unfug anstiften lsst. Vorher hat meine Freundin Elli Puckbaum neben
mir gesessen, da waren die Stunden lngst nicht so langweilig, und wir haben
immer viel Spa zusammen gehabt. Ich war sehr traurig, als Elli von mir entfernt
wurde ganz weit fort in eine andere Bank. Ich kann sie ja noch sehen, aber es ist
doch nicht mehr dasselbe wie vorher, wo ich ihr in jeder Minute was Wichtiges
zuflstern konnte. Ohne die Elli war mein Platz auf einmal ganz fremd geworden und
gar keine Wohnung mehr.
Wir kannten auch zusammen die Bedeutung von allen Tintenflecken auf unseren Pulten (
) und alle
Kratzer und eingeschnittenen Zeichen und Buchstaben. ( ,
, ; schneiden ; einschneiden ) Einem Fremden
ist das alles gar nicht zu erklren. (
) Als meine Eltern mit mir in die andere Wohnung gezogen sind damals (
; ziehen) da war das
weniger umgezogen und neu ( ) als
meine Vernderung in der Klasse durch ein anderes Kind. (
- ) Ich fhle mich auch immer noch nicht wohl neben Alma Kubus.
( ) Zuerst habe ich eine
Zeichensprache entwickelt mit der Elli, ( )
aber das war auf die Dauer zu schwierig wegen der groen Entfernung. (,
, - ; die Dauer
, ; das geht nicht auf die Dauer
) Alma Kubus sprach nicht mit mir whrend der Stunden, (
) die ja immer so endlos sind,
( ) dass ich es einfach nicht aushalte. (
)
Wir kannten auch zusammen die Bedeutung von allen Tintenflecken auf unseren
Pulten und alle Kratzer und eingeschnittenen Zeichen und Buchstaben. Einem
Fremden ist das alles gar nicht zu erklren. Als meine Eltern mit mir in die andere
Wohnung gezogen sind damals da war das weniger umgezogen und neu als
meine Vernderung in der Klasse durch ein anderes Kind.Ich fhle mich auch immer
noch nicht wohl neben Alma Kubus. Zuerst habe ich eine Zeichensprache entwickelt
mit der Elli, aber das war auf die Dauer zu schwierig wegen der groen Entfernung.
Alma Kubus sprach nicht mit mir whrend der Stunden, die ja immer so endlos sind,
dass ich es einfach nicht aushalte.
Darum musste ich versuchen, ( ) mich an Alma
Kubus zu gewhnen, ( ) und sie hatte immer ein starres
Gesicht wie aus fettigem Wachs, ( : ,
) denn es war ihr gesagt worden, ( :
) man setze groes Vertrauen in sie, ( )
und meinem verderblichen Einfluss wrde sie wohl bestimmt nicht unterliegen. ( ; der Einfluss) Ich habe jetzt aber schon
erreicht, ( ) dass sie in der Religionsstunde Tod und
Leben mit mir spielt ( :
) mit ganz winzigen Spielkarten, ( ) halb
so gro wie der Deckel von einer Streichholzschachtel, (
; das Streichholz ) Onkel Halmdach hat sie mir mal
geschenkt. ( )
Darum musste ich versuchen, mich an Alma Kubus zu gewhnen, und sie hatte
immer ein starres Gesicht wie aus fettigem Wachs, denn es war ihr gesagt worden,
man setze groes Vertrauen in sie, und meinem verderblichen Einfluss wrde sie
wohl bestimmt nicht unterliegen. Ich habe jetzt aber schon erreicht, dass sie in der
Religionsstunde Tod und Leben mit mir spielt mit ganz winzigen Spielkarten,
halb so gro wie der Deckel von einer Streichholzschachtel, Onkel Halmdach hat sie
mir mal geschenkt.
Alma macht immer ihre Aufgaben, ( ) manchmal lsst sie mich
jetzt abschreiben, ( ) aber oft nicht. ( ) Ich
wnschte, sie wrde mich gern haben ( , ) und mit
mir lachen wie die Elli, ( ) aber das geht nicht bei ihr.
( - ) Sie tut nur hchstens manchmal, was ich will, (
, , ) ohne es selbst zu wollen. (
: , ) Auer in der Schule
wrde ich nie mit Alma Kubus verkehren, (
) aber sie hat den Veitstanz. ( /=
, ,
/; der Tanz ) Ich habe ihn noch nie gesehen, (
) aber sie hat ihn. ( ) Sie hat es mir erzhlt, (
) ihre Mutter hat es auch erzhlt. ( )
Hnschen Lachs hat gesagt, ( ) das wre ein Tanz von heulenden
Derwischen und Menschenfressern und Indianern, ( ,
) die das Kriegsbeil schwingen. (
; das Beil ) Ich habe Alma Kubus gebeten, ( ;
bitten) sie solle mal den Veitstanz machen. ( )
Aber sie sagt, ( ) das knne sie nicht ( ) das
komme ganz von selbst und ganz pltzlich. (
) Nun gehe ich immer mit Alma Kubus und warte (
) dass der Veitstanz kommt. ( )
Ich mchte das so wahnsinnig gern sehen ( ; der
Wahnsinn ) und auch lernen. ( )
Alma macht immer ihre Aufgaben, manchmal lsst sie mich jetzt abschreiben, aber
oft nicht. Ich wnschte, sie wrde mich gern haben und mit mir lachen wie die Elli,
aber das geht nicht bei ihr. Sie tut nur hchstens manchmal, was ich will, ohne es
selbst zu wollen.Auer in der Schule wrde ich nie mit Alma Kubus verkehren, aber
sie hat den Veitstanz. Ich habe ihn noch nie gesehen, aber sie hat ihn. Sie hat es mir
erzhlt, ihre Mutter hat es auch erzhlt. Hnschen Lachs hat gesagt, das wre ein
Tanz von heulenden Derwischen und Menschenfressern und Indianern, die das
Kriegsbeil schwingen. Ich habe Alma Kubus gebeten, sie solle mal den Veitstanz
machen. Aber sie sagt, das knne sie nicht das komme ganz von selbst und ganz
pltzlich. Nun gehe ich immer mit Alma Kubus und warte, dass der Veitstanz kommt.
Ich mchte das so wahnsinnig gern sehen und auch lernen.
Meine Mutter ist froh, ( ) dass ich mich zu so einem artigen Kind, das die
sauberste Schrift von der Klasse hat, hingezogen fhle. ( :
,
) Ich darf auch immer zu Alma Kubus gehen (
) und Schularbeiten machen bei ihr, ( ) aber das
tue ich nicht gern. ( ) Frau Kubus weint immer, (
) weil ihr Mann vor fnf Jahren nach Amerika gefahren ist (
) und nicht mehr schreibt. ( )
Das tut mir auch Leid, ( ) weil ich so gern die Briefmarken htte.
( ) Sie denkt, ( ) dass durch den Krieg
keine Briefe rberkommen. ( - ; rberkommen =
herberkommen = - /,
/; herber -) Aber Elise sagt, ( ) er schreibe nicht, (
) weil er nicht wiederkommen will ( )
und Corned beef und blutiges Rindfleisch isst, ( / /
) und Frau Kubus ist Blutvegetarier, (
/ /) sie hat es mir erzhlt. (
) Alma ist auch Blutvegetarier. ( )
Meine Mutter ist froh, dass ich mich zu so einem artigen Kind, das die sauberste
Schrift von der Klasse hat, hingezogen fhle. Ich darf auch immer zu Alma Kubus
gehen und Schularbeiten machen bei ihr, aber das tue ich nicht gern. Frau Kubus
weint immer, weil ihr Mann vor fnf Jahren nach Amerika gefahren ist und nicht
mehr schreibt. Das tut mir auch Leid, weil ich so gern die Briefmarken htte. Sie
denkt, dass durch den Krieg keine Briefe rberkommen. Aber Elise sagt, er schreibe
nicht, weil er nicht wiederkommen will und Corned beef und blutiges Rindfleisch
isst, und Frau Kubus ist Blutvegetarier, sie hat es mir erzhlt. Alma ist auch
Blutvegetarier.
Von Geburt an wollten sie immer nur Pflanzen, (
: ; die Geburt; die Pflanze) aus Liebe zu den Tieren (
und
um
Triebe
zu
dmpfen.
/; der Trieb , ; ; , )
Frau Kubus gibt mir manchmal ein Stck Mhrenkotelett, (
; die Mhre ) wenn ich ihr Briketts aus dem
Krieg
zu
Ende
gemacht.
Waffenstillstandsbedingungen
sind,
tausend
Extrabltter sind auf der Erde. Die Erwachsenen sind aufgeregt und glcklich und
unglcklich. Alle, alle Soldaten kommen zurck nach Kln.
Wir holen Tannenzweige aus dem Stadtwald, (
; die Tanne ; der Zweig ) mein Vater hat mir Geld gegeben fr
furchtbar viel Seidenpapier in allen Farben, (
: ) daraus machen wir Rosetten mit
; auer
, , ; der
Schrebergarten / / / /;
, ) denn dort liegt sein Leben.
( = )
Alma hatte von dem Klassenbuch alles ihrer Mutter erzhlt, die wollte zu meiner
Mutter ich hab ihr die Tr aufgemacht und schnell gesagt, meine Mutter war
vorlufig verreist, und mein Vater und Tante Millie wren zum Westerwald, um
Rehbraten zu schieen, denn Leute, die Braten essen, will die Frau Kubus ja immer
meiden. Ich habe aber trotzdem Angst gehabt und dachte, alles wre aus, und hab
mir ein Nachthemd eingepackt und meine silberne Kette mit der silbernen Rose. Die
wollt ich der Frau Schweinwald schenken, damit sie mich aufnimmt fr die nchste
Zeit. Schweinwalds haben ungezhlte Kinder, da fllt ein Kind mehr nicht auf. Sie
wohnen weiter drauen, Herr Schweinwald ist Nachtwchter und schlft am Tag,
auer er arbeitet in seinem Schrebergarten, denn dort liegt sein Leben.
Ich wollt meiner Mutter einen Zettel schreiben, ( )
dass ich vielleicht spter wiederkme, ( , , ) wenn
ich viel Geld verdient htte, ( ) und sie immer lieben
wird ihr Mann mit dem blutigen Rindfleisch aus Amerika schreiben (
, ) und sie lieben und zu ihr wollen und sich von
ihr veredeln lassen. ( ,
= ; edel ) Aber ich glaube
nicht, ( ) dass er einen Veitstanz von Frau Kubus sehen will, (
) in Amerika sieht er ja echte Indianer
tanzen. ( , ) Was soll er denn
bei einer hinterlistigen, klatschigen Frau Kubus mit Mhrenkoteletts, (
) wenn er richtiges
Corned beef hat ( ) und echte wilde Indianer mit
stolzen Kriegstnzen? (
)
Aber ich habe jetzt auch an anderes zu denken. In die Schule brauchen wir nicht
wegen der Zeit und der Unruhe und Gefahr, ber dem Klassenbuch wchst Gras.
Frau Kubus denkt auch nicht mehr dran. Sie denkt, weil kein Krieg mehr ist, wird ihr
Mann mit dem blutigen Rindfleisch aus Amerika schreiben und sie lieben und zu ihr
wollen und sich von ihr veredeln lassen. Aber ich glaube nicht, dass er einen
Veitstanz von Frau Kubus sehen will, in Amerika sieht er ja echte Indianer tanzen.
Was
soll
er
denn
bei
einer
hinterlistigen,
klatschigen
Frau
Kubus
mit
Mhrenkoteletts, wenn er richtiges Corned beef hat und echte wilde Indianer mit
stolzen Kriegstnzen?
DIE FEINEN LEUTE UND DIE PFERDEPFEL (
: : das Pferd, der Apfel)
Wegen der Pferdepfel darf Letta Mitterdank nicht mit mir verkehren, (-
) und ich habe meinem Vater
beinahe das Geschft ruiniert. ( / ) Weil
er Kaufmann ist, ( ; der Kaufmann , ;
) muss er nmlich Geschfte machen. ( ) Herr Mitterdank ist
sehr reich. ( ) Wir sind auch reich, ( )
aber nicht sehr. ( ) Mitterdanks sind extra wegen unserer Fabrik nach Kln
gekommen. ( - )
Sie beteiligen sich daran. ( = )
Wegen der Pferdepfel darf Letta Mitterdank nicht mit mir verkehren, und ich habe
meinem Vater beinahe das Geschft ruiniert. Weil er Kaufmann ist, muss er nmlich
Geschfte machen. Herr Mitterdank ist sehr reich. Wir sind auch reich, aber nicht
sehr. Mitterdanks sind extra wegen unserer Fabrik nach Kln gekommen. Sie
beteiligen sich daran.
Tante Millie hat gesagt, ( ) mein Vater wrde nachts vor Sorgen kein
Auge zutun, ( ) dabei kann sie das gar
nicht wissen, ( ) weil sie ihn nachts nicht
sieht. ( ) Aber meine Mutter hat es auch gesagt,
( ) und wenn Mitterdanks kmen, (
) msste ich mich anstndig benehmen. (
; der Anstand ; , ) Mein Vater hat
manchmal ein graues Gesicht ( ) seine Augen sehen
aus, ( ; aussehen ) als htten Kreuzspinnen drauf
gesponnen. ( ; spinnen ; die Spinne
; die Kreuzspinne -; das Kreuz ) Ich habe ihm eine
Brieftasche geklebt aus feinstem Glanzpapier in Feuerrot mit kleinen Glcksschweinchen
drauf, ( :
- ) damit er lacht und sich freut.
( ) Aber er benutzt sie erst, (
) wenn wir wieder mehr Geld haben. ( )
Tante Millie hat gesagt, mein Vater wrde nachts vor Sorgen kein Auge zutun, dabei
kann sie das gar nicht wissen, weil sie ihn nachts nicht sieht. Aber meine Mutter hat
es auch gesagt, und wenn Mitterdanks kmen, msste ich mich anstndig
benehmen. Mein Vater hat manchmal ein graues Gesicht seine Augen sehen aus,
als htten Kreuzspinnen drauf gesponnen. Ich habe ihm eine Brieftasche geklebt
aus feinstem Glanzpapier in Feuerrot mit kleinen Glcksschweinchen drauf, damit
er lacht und sich freut. Aber er benutzt sie erst, wenn wir wieder mehr Geld haben.
Wenn wir bei Tisch sitzen und es klingelt, ( -
) sthnen alle, ( : ) weil dann nmlich Herr Hornschuh
kommt ( ) mit einem nackten Kopf wie ein Ei
schiken
Spter werden unsere Mbel vielleicht fortgeholt, aber nicht die Betten. Ich bin froh,
wenn das groe Bfett fortkommt, dann kann ich im Wohnzimmer Kreisel spielen.
Und wenn sie das Klavier holen, brauche ich keine idiotischen Etden mehr zu
ben, was ich hasse.Menschen werden nicht fortgeholt, nur Mbel, und das ist nicht
schlimm. Meine Mutter hat auch zu Tante Millie gesagt, ihr mache es nichts aus, sie
knne sich in kleine Verhltnisse schicken die Hauptsache sei immer, dass die
Familie gesund und beisammen sei.Tante Millie sagt, sie lasse sich nicht mehr auf
der Strae sehen, weil die Leute mit Fingern auf sie zeigten.
Das ist aber gar nicht wahr. ( ) Nur Ottchen Weber macht ihr
manchmal eine lange Nase, ( ) wofr ich
ihm drei Pfennig gebe. ( ) Weil wir jetzt sparen mssen,
( ) tut er es umsonst. ( )
Ich habe auch schon berlegt, was wir tun, ( ,
) wenn wir keinen Tisch mehr haben und keine Sthle. (
) Dann mache ich ein Lagerfeuer im Garten, (
) wir setzen uns alle drum herum auf die Erde (
; drum herum ) meine Mutter kann sich ein Kissen unterlegen (
) und rauchen eine Friedenspfeife (
) und essen schweigend wie edle Mohikaner. ( ,
; schweigen ) Weil ich am besten Bescheid wei, (
= ) bin ich Huptling, ( ) wenn mein
Vater es mich sein lsst. ( ) Es wird wunderbar,
( ) und Manschen Lachs sagt, ( ) er beneide
mich geradezu. ( - )
Das ist aber gar nicht wahr. Nur Ottchen Weber macht ihr manchmal eine lange
Nase, wofr ich ihm drei Pfennig gebe. Weil wir jetzt sparen mssen, tut er es
umsonst. Ich habe auch schon berlegt, was wir tun, wenn wir keinen Tisch mehr
haben und keine Sthle. Dann mache ich ein Lagerfeuer im Garten, wir setzen uns
alle drum herum auf die Erde meine Mutter kann sich ein Kissen unterlegen und
rauchen eine Friedenspfeife und essen schweigend wie edle Mohikaner. Weil ich am
besten Bescheid wei, bin ich Huptling, wenn mein Vater es mich sein lsst. Es
wird wunderbar, und Manschen Lachs sagt, er beneide mich geradezu.
Ich
wurde
so
aufgeregt,
nett.
Hnschen
Lachs
und
Ottchen
Weber
und
ich
sind
mit
den
Das schmeckt nicht so gut wie Himbeerlimonade, aber wir trinken aus der Flasche
wie Mnner, die Huser und Straen bauen. Und dann ist doch dem Schweinwald
ein Hund zugelaufen, der ist eine ganz struppige schwarze Kugel mit wtenden
Augen. Er bellt wie rasend und beit auch, alle haben Angst vor ihm. Herr
Schweinwald hat ihn Maria getauft, denn so heit seine Frau, und die wollte er mal
rgern, weil er sonst nicht gegen sie ankommt. Aber der Hund ist ein Mdchen. Alle
haben Angst vor dem Hund, aber wenn man sein Herr ist, beit er einen nicht, nur
die andern. Wir wollten alle den Hund gern haben und sein Herr sein.
Ich wei auch schon, ( - ) wen ich dann alles beien lassen wrde. (
: ) Herr Schweinwald sagt, (
) es handle sich um ein selten feuriges Tier (
: ; handeln ; es handelt sich um...
...) und wer den Rekord im Pferdepfelsammeln liefre, (
; der Rekrd; liefern ; ;
, //; //) der bekomme die feurige
beiende Maria als Preis. ( ;
der Preis) Wir haben schon oft Pferdepfel auf der Strae gesammelt (
) als Dung fr Schweinwalds smtliche
Gemsebeete. ( ; der Dung = der
Dnger ; ; das Beet ) Und nun soll jeder einen groen Eimer
kriegen, ( ) und wer ihn dreimal voll hat, (
: ) soll preisgekrnt werden.
( ; krnen ; ) Um drei Uhr mittags mussten wir alle
vom Schweinwaldsgarten aus starten. (
) Ich konnte darum nicht mehr in diesem Domhotel
bleiben. ( ) Ich
musste fort, ( ) ich wollte gewinnen, ( ) ich wollte
die feurige Maria. ( // )
Ich wei auch schon, wen ich dann alles beien lassen wrde. Herr Schweinwald
sagt, es handle sich um ein selten feuriges Tier und wer den Rekord im
Pferdepfelsammeln liefre, der bekomme die feurige beiende Maria als Preis. Wir
haben schon oft Pferdepfel auf der Strae gesammelt als Dung fr Schweinwalds
smtliche Gemsebeete. Und nun soll jeder einen groen Eimer kriegen, und wer
ihn dreimal voll hat, soll preisgekrnt werden.Um drei Uhr mittags mussten wir alle
vom Schweinwaldsgarten aus starten. Ich konnte darum nicht mehr in diesem
Domhotel bleiben. Ich musste fort, ich wollte gewinnen, ich wollte die feurige Maria.
Und ich mochte auch nicht mehr bei den Erwachsenen sein, (
) die Schnecken essen. ( ) Zwlf Stck hat Herr
Mitterdank gegessen ( ) und Frau Mitterdank
auch. ( ) Solche Schweine sind das. ( )
Manschen Lachs hat auch gesagt, ( ) man msste als Kind
seinen Eltern den Verkehr mit solchen Leuten verbieten drfen. (
/ )
Es ist nmlich auf Ehrenwort wahr, ( ) dass Eltern einem einen schlechten
Umgang verbieten ( // :
) und dabei selbst viel schlechteren Umgang haben. (
) Wir spielen bestimmt nur mit Kindern,
(, , ) die nicht gemein klatschen (
) die andern verhauen wir, ( ) wenn sie sich
randrngeln. ( /; drngeln ; ran = heran
, , / /: -) Es ist nun auch so,
( ) dass Erwachsene immer furchtbar viel Geld brauchen. (
) Als Kind htte man ja manchmal Geld ntig fr
Luftschaukeln und Karussells und Bonbons. ( : /
, )
Und ich mochte auch nicht mehr bei den Erwachsenen sein, die Schnecken essen.
Zwlf Stck hat Herr Mitterdank gegessen und Frau Mitterdank auch. Solche
Schweine sind das. Manschen Lachs hat auch gesagt, man msste als Kind seinen
Eltern den Verkehr mit solchen Leuten verbieten drfen. Es ist nmlich auf
Ehrenwort wahr, dass Eltern einem einen schlechten Umgang verbieten und dabei
selbst viel schlechteren Umgang haben. Wir spielen bestimmt nur mit Kindern, die
nicht gemein klatschen die andern verhauen wir, wenn sie sich randrngeln.Es ist
nun auch so, dass Erwachsene immer furchtbar viel Geld brauchen. Als Kind htte
man ja manchmal Geld ntig fr Luftschaukeln und Karussells und Bonbons.
Holz. Denn an so einer ist ja nirgends ein Versteck. Aber ich mchte auch nicht,
dass meine Mutter dick wre wie die Frau Meiser und so wie ein riesiger Globus.
Meine Mutter soll sein wie meine Mutter.
Mitterdanks haben uns ja immerzu Essen gegeben im Domhotel, (
) aber sie waren bestimmt nicht gut mit uns. (
) Meine Mutter und Tante Millie haben dauernd
Frau Mitterdank angesprochen (
) und ihr von den Theaterstcken erzhlt in Kln (
) und einer sehr praktischen Waschmaschine, (
) und irgendwo wren sich die Mnner doch alle
gleich. ( - : - ) Und
spter knne Lettachen mit mir denselben Schulweg machen (/ /
) und im Sommer mit mir in unserem
Garten spielen, ( ) um rote Backen zu kriegen und
braune Beine. ( :
) Frau Mitterdank hat ihre Lippen etwas bewegt ( :
) und mde geguckt. ( ) Herr
Mitterdank hat zu meinem Vater gesprochen mit feuchter, matter Stimme. (
: )
Ich hab einfach gesagt, ( ) ich msste schnell in die Handarbeitsstunde.
( ) Alle waren froh, ( ) dass sie
mich loswurden. ( ; jemanden loswerden )
Mitterdanks haben uns ja immerzu Essen gegeben im Domhotel, aber sie waren
bestimmt nicht gut mit uns. Meine Mutter und Tante Millie haben dauernd Frau
Mitterdank angesprochen und ihr von den Theaterstcken erzhlt in Kln und einer
sehr praktischen Waschmaschine, und irgendwo wren sich die Mnner doch alle
gleich. Und spter knne Lettachen mit mir denselben Schulweg machen und im
Sommer mit mir in unserem Garten spielen, um rote Backen zu kriegen und braune
Beine. Frau Mitterdank hat ihre Lippen etwas bewegt und mde geguckt. Herr
Mitterdank hat zu meinem Vater gesprochen mit feuchter, matter Stimme.Ich hab
einfach gesagt, ich msste schnell in die Handarbeitsstunde. Alle waren froh, dass
sie mich loswurden.
Weib...
(-
Schularbeiten
machen
und
mein
Handarbeitspensum.
Ich
hasse
sammeln
und
heimlichunter
Gefahren
Tannenzweige
und
ganze
Weihnachtsbume aus dem Stadtwald holen. Nur das bunte Perlgarn fr die
Handarbeiten kaufe ich gern, weil es sich so seidig anfhlt und so farbig leuchtet,
dass es mich frhlich macht. Wenn ich aber mal angefangen habe zu sticken, sieht
nichts mehr schn aus.Ich bin in die Straenbahn gestiegen, die nach unserem
Vorort fhrt, und habe sofort ein ruhiges, bezahltes Gesicht gemacht, als ich mich
hinsetzte. So, als htt ich schon lngst einen Fahrschein. Der Schaffner hat nichts
gemerkt, und das gesparte Geld fr den Fahrschein konnte ich gut gebrauchen.
Ich bin gefahren durch die engen Stadtstraen in Grau (
) an Schaufenstern vorbei ( ) mit bunten Kleidern und
Blusen. ( ) Meine arme Mutter bekommt immer
Kleidungsstcke geschenkt, ( ) wenn ein
Schenktag ist ( : ) nie mehr Spielzeug. (
) Sie will auch keins mehr. (
) Ich denke wirklich manchmal, ( ) fr Erwachsene gibt es
bunten
Kleidern
und
Blusen.
Meine
arme
Mutter
bekommt
immer
Kleidungsstcke geschenkt, wenn ein Schenktag ist nie mehr Spielzeug. Sie will
auch keins mehr. Ich denke wirklich manchmal, fr Erwachsene gibt es keine
Freude auf der Welt. Wenn ich ein Erwachsener bin, freue ich mich auch ber kein
Spielzeug mehr und will keine Rollschuhe, keine Kreisel, keine Reifen, keine Puppen
und nichts. Wie soll ich denn dann nur leben, wenn ich mich ber gar nichts mehr
freue? Manchmal mchte ich weinen, weil ich erwachsen werde manchmal mchte
ich es ganz schnell sein. Aber wenn ich denke, dass ich dann immer nur ntzliche
Geschenke zu Weihnachten kriegen mchte, wie Kleider und Taschentcher und
riechende Seifen, dann bin ich traurig und mag nicht mehr froh sein.
Der Schaffner muss klingeln ( ) ich guck aus dem Fenster: (
) bald ist Ostern, ( ) in den Geschften sind bunte Eier
und kleine Hasen, ( : der Hase)
groe Hasen mit seidenen Schleifen. ( : die
Schleife) Ich habe zu Haus im ganzen dreizehn Puppen in allen Gren und neunzehn
Stofftiere. (
; im ganzen ) So lange, wie ich lebe, (,
) will ich alle behalten und lieben. ( ) Englnder
schenken lassen, darum habe ich mir einfach drei Apfelsinen so genommen und
eine Bchse Custard Rowder ich wusste nicht, was das war. Hnschen Lachs hat
gemeint, da knnte man Pudding draus machen, aber genau gewusst hat er's auch
nicht.
Bei Lachsens in der Kche wollten wir Pudding machen, (
) als dort gerade niemand zu Haus war. (
) Aber wir haben dann nur geklebt wie in einem Panzer, (
, ) und die ganze Kche hat auch geklebt. (
) Hnschen Lachs wollte spter seiner Mutter sagen, (
) wahrscheinlich war der Kalk von der Decke
runter gefallen. (, , ; der Kalk ) So
was knnte doch mglich sein. ( =
) Und die Mutter vom Hnschen glaubt sowieso immer alles, (
) denn sie sagt, ( ) Manschen wre ihr
Kind, ( ) und niemals wrde ein Kind von ihr lgen. (
) Hnschen hat sehr viel Glck mit seiner Mutter,
( ) das sagt er selbst. ( )
Meine Eltern sind darin ganz anders ( // )
und glauben mir nie, ( ) und am allerwenigsten glauben sie mir, (
) wenn ich die Wahrheit sage. (
) Die ist nmlich oft so komisch ( ) und so weit fort, (
: ) dass ich stottre ( ; stottern) und ganz
durcheinander denken muss ( ) und nicht mehr richtig
wei, ( ) wie es nun wirklich war, ( ) und
dabei werde ich dann noch mit bohrenden und strengen Augen angesehen. (
)
Bei Lachsens in der Kche wollten wir Pudding machen, als dort gerade niemand zu
Haus war. Aber wir haben dann nur geklebt wie in einem Panzer, und die ganze
Kche hat auch geklebt. Hnschen Lachs wollte spter seiner Mutter sagen,
wahrscheinlich war der Kalk von der Decke runter gefallen. So was knnte doch
mglich sein. Und die Mutter vom Hnschen glaubt sowieso immer alles, denn sie
sagt, Manschen wre ihr Kind, und niemals wrde ein Kind von ihr lgen. Hnschen
hat sehr viel Glck mit seiner Mutter, das sagt er selbst. Meine Eltern sind darin
ganz anders und glauben mir nie, und am allerwenigsten glauben sie mir, wenn ich
die Wahrheit sage. Die ist nmlich oft so komisch und so weit fort, dass ich stottre
und ganz durcheinander denken muss und nicht mehr richtig wei, wie es nun
wirklich war, und dabei werde ich dann noch mit bohrenden und strengen Augen
angesehen.
Manchmal sag ich dann einfach ja ( ) und ich htt's
getan, ( ) nur damit sie aufhren mit ihren piekenden Augen und der
Fragerei ( //
// ) und weil ich in dem Augenblick selbst nicht mehr wei,
( ) ob ich's nun getan habe oder nicht.
( ) Einmal habe ich alle Liebesperlen aus meinem Kaufmannsladen
in den Stadtwald getragen, ( // :
) weil ich sie in
verschiedenen Vogelnestern verteilen wollte. (
; der Vogel ; das Nest ) Als ich keine Vogelnester
fand, ( ) habe ich die Liebesperlen ins Laub
gestreut. ( ) Ich fand die Liebesperlen so klein und so rot und
silbern und bunt ( , ,
: ,
) und dachte, ( ) sie wren was fr kleine Vgel, (
) sie passten so zu kleinen Vgeln. (
) So genau sage ich so was nicht zu andern, (
//) ich geniere mich, ( ) ich wei auch nicht
warum. ( ) Meine Eltern haben nach den Liebesperlen gefragt, (
) und ich hab gesagt, ( ) ich htte sie im
Stadtwald im Laub verstreut. ( ) Zuerst
hat meine Mutter mich gefragt, ( ) und sie wollte,
( ) ich solle zugeben, ( ) dass ich sie gegessen htte. (
) Ich habe aber weiter die Wahrheit gesagt. ( )
Manchmal sag ich dann einfach ja und ich htt's getan, nur damit sie aufhren mit
ihren piekenden Augen und der Fragerei und weil ich in dem Augenblick selbst
nicht mehr wei, ob ich's nun getan habe oder nicht. Einmal habe ich alle
Liebesperlen aus meinem Kaufmannsladen in den Stadtwald getragen, weil ich sie
in verschiedenen Vogelnestern verteilen wollte. Als ich keine Vogelnester fand, habe
ich die Liebesperlen ins Laub gestreut. Ich fand die Liebesperlen so klein und so rot
und silbern und bunt und dachte, sie wren was fr kleine Vgel, sie passten so zu
kleinen Vgeln. So genau sage ich so was nicht zu andern, ich geniere mich, ich
wei auch nicht warum. Meine Eltern haben nach den Liebesperlen gefragt, und ich
hab gesagt, ich htte sie im Stadtwald im Laub verstreut. Zuerst hat meine Mutter
mich gefragt, und sie wollte, ich solle zugeben, dass ich sie gegessen htte. Ich
habe aber weiter die Wahrheit gesagt.
Dann hat mein Vater ernst mit mir gesprochen, (
) und ich sollte es doch endlich zugeben. (
) Da habe ich einfach berhaupt nichts mehr gesagt. (
) Dann haben beide zusammen mit mir gesprochen, (
) und da habe ich geweint und gesagt, (
) ich htte die Liebesperlen gegessen. ( ) Und
sie haben gesagt, ( ) sie wrden doch immer die Wahrheit rauskriegen. (
; rauskriegen ) Dabei war es
gelogen. ( : ; lgen ) Wenn ich
wirklich lge, ( ) wird es mir viel eher geglaubt, (
) denn ich habe mir ja dann vorher alles ausgedacht (
) und kann es besser erzhlen. ( )
Warum darf man eigentlich nicht lgen? ( , , ) Ich habe
einmal gefragt, ( ) aber das tu ich nie wieder, (
) denn sie waren ganz entsetzt. (
) Weil es schlecht ist, ( ) haben sie geantwortet. (
) Ja, aber warum ist es schlecht? (, ) Warum darf man denn
nicht lgen? ( ) Eine Antwort geben sie nicht, (
) aber sie lgen selbst. ( )
Dann hat mein Vater ernst mit mir gesprochen, und ich sollte es doch endlich
zugeben. Da habe ich einfach berhaupt nichts mehr gesagt. Dann haben beide
zusammen mit mir gesprochen, und da habe ich geweint und gesagt, ich htte die
Liebesperlen gegessen. Und sie haben gesagt, sie wrden doch immer die Wahrheit
rauskriegen. Dabei war es gelogen. Wenn ich wirklich lge, wird es mir viel eher
geglaubt, denn ich habe mir ja dann vorher alles ausgedacht und kann es besser
erzhlen. Warum darf man eigentlich nicht lgen? Ich habe einmal gefragt, aber das
tu ich nie wieder, denn sie waren ganz entsetzt. Weil es schlecht ist, haben sie
geantwortet. Ja, aber warum ist es schlecht? Warum darf man denn nicht lgen?
Eine Antwort geben sie nicht, aber sie lgen selbst.
Hnschen Lachs und ich wollten uns dann in unserer Hhle im Stadtwald einen
Betonfuboden anlegen, (
) darum habe ich noch drei Dosen von dem ZementPuddingpulver fortgenommen. (
) Danach konnte ich die ganze Nacht zuerst nicht schlafen, (
) denn ich hatte Angst, ( )
vor das Kriegsgericht zu kommen wegen Diebstahls von militrischen Esswaren.
( - ; das Gericht
) Dann wre ich natrlich erschossen worden. ( , , ;
schieen ; erschieen ) Aber am andern Tag ist Mac
gekommen, ( ) ich hab mit ihm gesprochen, (
) und er wollte, ( ) dass ich alle Apfelsinen essen sollte (
) so viel, wie ich wollte, ( , ) obwohl sie
ihm eigentlich auch nicht alle richtig gehrten. ( , , -
) Millionen Apfelsinen durfte ich essen, (
) dafr wurde ich Lehrerin ( ) und musste
Mac Unterricht in Deutsch geben. ( )
Hnschen Lachs und ich wollten uns dann in unserer Hhle im Stadtwald einen
Betonfuboden anlegen, darum habe ich noch drei Dosen von dem ZementPuddingpulver fortgenommen. Danach konnte ich die ganze Nacht zuerst nicht
schlafen, denn ich hatte Angst, vor das Kriegsgericht zu kommen wegen Diebstahls
von militrischen Esswaren. Dann wre ich natrlich erschossen worden. Aber am
andern Tag ist Mac gekommen, ich hab mit ihm gesprochen, und er wollte, dass ich
alle Apfelsinen essen sollte so viel, wie ich wollte, obwohl sie ihm eigentlich auch
nicht alle richtig gehrten. Millionen Apfelsinen durfte ich essen, dafr wurde ich
Lehrerin und musste Mac Unterricht in Deutsch geben.
Ich hatte nie mehr Zeit fr Schularbeiten, (
) weil ich ja unterrichten musste. (
,
) Wenn ich gro bin, ( ) fahre ich da hin ( ) und
nehme meine Mutter mit. ( ) Ich werde auf dem Trittbrett von der
Lokomotive stehen ( ) und immerzu fr meine
Mutter Apfelsinen pflcken in rasender Fahrt. (
) Meine Mutter wird weinen, (
) weil ich so gefhrlich auf dem Trittbrett eines rasenden Zuges lebe, (
; das Trittbrett; treten ; das
Brett ; der Zug) und mein Vater wird mich bewundern (
) und Angst haben zu schreien: ( ) Komm da mal
runter (-, ) weil ich dann strze. ( )
Vielleicht werde ich auch mondschtig, ( , ; der Mond
; schtig ; /,
/; die Sucht ; ) das ist ganz was Besondres. (
)
Und ich habe Apfelsinen gegessen von morgens bis abends, und ins Bett habe ich
auch welche mitgenommen. Dann verdarb mein Magen. Ich konnte berhaupt nichts
anderes mehr essen, weil ich immerzu Apfelsinen essen musste. Ich habe eine
Glanzpostkarte von meinem Vater, er hat sie an mich geschrieben aus Amerika, da
konnte ich noch nicht lesen. Auf der Karte fhrt eine Lokomotive durch lauter
Bume mit Apfelsinen. Wenn ich gro bin, fahre ich da hin und nehme meine Mutter
mit. Ich werde auf dem Trittbrett von der Lokomotive stehen und immerzu fr meine
Mutter Apfelsinen pflcken in rasender Fahrt. Meine Mutter wird weinen, weil ich so
gefhrlich auf dem Trittbrett eines rasenden Zuges lebe, und mein Vater wird mich
bewundern und Angst haben zu schreien: Komm da mal runter weil ich dann
strze. Vielleicht werde ich auch mondschtig, das ist ganz was Besondres.
Alle, alle Apfelsinen sind ein kleiner Mond. (, ) In
der Schule singen wir immer: ( ) Guter Mond, du gehst so
stille... ( , ) Viele kleine Monde gingen in meinen Bauch.
( ) Aber Tante Millie hat gesagt, (
) mein verdorbener Magen kme davon, (
) dass ich abends immer heimlich im Bett lesen wrde. (
) An alles musste ich denken, ( ) als
Hnschen
und
mir, und
wieder
rasten
wir los.
Wir
kmpften
gegeneinander und um die feurige Maria, und im Kampf liebt man sich nicht und
fhlt keine Freundschaft. Ich rannte zum alten Gutshof, es rgerte mich, dass
Hnschen Lachs gleich wieder hinter mir herlief, trotzdem er doch mal fr sich allein
einen neuen Fundplatz suchen konnte.
Weil ich nmlich gut bekannt bin mit einem Arbeiter vom alten Gutshof, (
) hatte der mir heimlich versprochen, (
) einen Haufen Pferdepfel vor dem Tor fr mich zusammenzuscharren.
( ; scharren
) Er hatte es auch getan ( ) und ich habe den Haufen auch
zuerst gesehen. ( ) Aber Hnschen Lachs schrie, (
; schreien) er htte ihn zuerst gesehn, (
) und dann strzten wir beide wtend drauf los. (
) Spter hie es dann, ( ) wir htten uns in die
Pferdepfel geworfen ( ) wie die Ferkel und nicht
wie menschliche Kinder. ( , : das Ferkel) Kein
Wort davon stimmte. ( :
) Direkt vor dem Haufen ( )
stieen Hnschen Lachs und ich mit voller Wucht aufeinander (
; Wucht , ; //) und fielen in
den Haufen rein. ( ; rein = hinein )
Weil ich nmlich gut bekannt bin mit einem Arbeiter vom alten Gutshof, hatte der
mir heimlich versprochen, einen Haufen Pferdepfel vor dem Tor fr mich
zusammenzuscharren. Er hatte es auch getan und ich habe den Haufen auch
zuerst gesehen. Aber Hnschen Lachs schrie, er htte ihn zuerst gesehn, und dann
strzten wir beide wtend drauf los. Spter hie es dann, wir htten uns in die
Pferdepfel geworfen wie die Ferkel und nicht wie menschliche Kinder. Kein Wort
davon stimmte. Direkt vor dem Haufen stieen Hnschen Lachs und ich mit voller
Wucht aufeinander und fielen in den Haufen rein.
Sofort standen wir wieder auf ( ) und hrten einen widerlichen Schrei: (
) vor uns stand Tante Millie, (
) und daneben standen meine Eltern, ( ) das
schlafende Kind Letta und die Mitterdanks. ( ) Die
Stelle, wo sie spter ihr Haus bauen wrden, (, )
hatten sie sehen wollen, ( ) und nun sahen sie uns. (
) Natrlich kann man nicht die Haare gekmmt haben (,
) und sehr ordentlich und sauber aussehen, (
) wenn man mitten im Kampf von einer Wette ist. (
- /) Mein Vater wollte am liebsten tun, (
) als kennte er mich nicht nher (
) und als war ich gar nicht sein Kind. ( ) Aber
die Mitterdanks kannten mich ja schon vom Mittagessen her. (
) Frau Mitterdank sagte: Grlich, ( :
) und Letta sollte nicht so nah an mich rangehn (
) so als wenn ich das spuckende Lama aus dem Zoologischen
Garten wre. (, )
Dann schrie mein Vater, ( ) und ich sollte alles erklren. (
) Ich sagte nichts, ( ) man kann einem
Wtenden nmlich gar nichts erklren, (
) weil er dann nur noch wtender wird. (
)
Sofort standen wir wieder auf und hrten einen widerlichen Schrei: vor uns stand
Tante Millie, und daneben standen meine Eltern, das schlafende Kind Letta und die
Mitterdanks. Die Stelle, wo sie spter ihr Haus bauen wrden, hatten sie sehen
wollen, und nun sahen sie uns. Natrlich kann man nicht die Haare gekmmt haben
und sehr ordentlich und sauber aussehen, wenn man mitten im Kampf von einer
Wette ist. Mein Vater wollte am liebsten tun, als kennte er mich nicht nher und als
war ich gar nicht sein Kind. Aber die Mitterdanks kannten mich ja schon vom
Mittagessen her. Frau Mitterdank sagte: Grlich, und Letta sollte nicht so nah an
mich rangehn so als wenn ich das spuckende Lama aus dem Zoologischen Garten
wre. Dann schrie mein Vater, und ich sollte alles erklren. Ich sagte nichts, man
kann einem Wtenden nmlich gar nichts erklren, weil er dann nur noch wtender
wird.
Hnschen Lachs stand neben mir ( ) und trat mich
trstend gegen Schienbein. ( ; das Schienbein
) Dann hrt ich auf einmal hinter mir so ein leises, hinterlistiges
Gerusch, ( , ) ich dreh mich
um ( ) und seh doch wahrhaftig Schweinwalds Alois, (
) wie er ganz gemein aus Hnschens Eimer und aus meinem
Pferdepfel
in
seinen
Eimer
reinschaufelt.
; die
Schaufel //; schaufeln , ; //) Also,
da konnte ich mich nicht mehr halten. ( ) Schweinwalds
Alois raste fort ( ) mir war jetzt alles egal, (
) ich raste hinterher, ( ) Hnschen Lachs
auch. ( ) Nur durch die bldsinnige Aufregung mit den Erwachsenen
habe ich knapp verloren. ( - /
/ ; knapp , ; ) Es ging auch nicht alles
ganz gerecht zu. ( ) Hnschen Lachs hat die
feurige Maria gewonnen. ( ) Er musste sie aber
schon wieder zurckbringen, ( ) weil sie seinen
Vater in die Hand gebissen hat, ( ; beien) als er
Hnschen verhauen wollte. ( : ) So ein
wunderbares Tier. ( )
Hnschen Lachs stand neben mir und trat mich trstend gegen Schienbein. Dann
hrt ich auf einmal hinter mir so ein leises, hinterlistiges Gerusch, ich dreh mich
um und seh doch wahrhaftig Schweinwalds Alois, wie er ganz gemein aus
Hnschens Eimer und aus meinem Pferdepfel in seinen Eimer reinschaufelt. Also,
da konnte ich mich nicht mehr halten. Schweinwalds Alois raste fort mir war jetzt
alles egal, ich raste hinterher, Hnschen Lachs auch. Nur durch die bldsinnige
Aufregung mit den Erwachsenen habe ich knapp verloren. Es ging auch nicht alles
ganz gerecht zu. Hnschen Lachs hat die feurige Maria gewonnen. Er musste sie
aber schon wieder zurckbringen, weil sie seinen Vater in die Hand gebissen hat,
als er Hnschen verhauen wollte. So ein wunderbares Tier.
Am Abend war ziemliche Aufregung bei uns. ( )
Hnschen kam und Professor Lachs, ( ) der hatte die
Hand verbunden wegen dem Hundebiss ( - ) und
sah ernst aus. ( ) Der Herr Kleinerz von nebenan war auch da.
( ) Mein Vater war etwas besser gelaunt,
( ) weil Herr Mitterdank Gott sei Dank keinen
Ansto an mir genommen hatte, ( , ,
: ) nur
seine Frau ( ) vielleicht knnte man sie spter mal beien lassen.
( , ) Dann wurde eine
Frhlingsbowle gemacht zur Erfrischung von Professor Lachs. (
: , ; der Frhling
; die Bowle ) Meine Mutter sagte, ( ) der Herr
Schweinwald wre ein ganz listiger Bursche, (
) so wie er die Kinder sich zunutze machte. (/ / ,
) Und es krnkte sie, ( ) dass ich fr fremde Leute
immer mehr brig htte ( / / :
/ ; : ich habe
/nicht/ viel fr ihn brig // ) und immer zu faul wre, (
) ihr in ihrem Garten zu helfen. ( )
Sonst knnte sie das mit dem Dungsammeln nicht weiter schlimm finden (
) es passte gar nicht in die Zeit, (
= ) wenn ein Kind ein
verfeinerter Snob wrde. ( ; fein
, ; , ; verfeinern ,
; ; )
Am Abend war ziemliche Aufregung bei uns. Hnschen kam und Professor Lachs,
der hatte die Hand verbunden wegen dem Hundebi und sah ernst aus. Der Herr
Kleinerz von nebenan war auch da. Mein Vater war etwas besser gelaunt, weil Herr
Mitterdank Gott sei Dank keinen Ansto an mir genommen hatte, nur seine Frau
vielleicht
knnte
man
sie
spter
mal
beien
lassen.
Dann
wurde
eine
Frhlingsbowle gemacht zur Erfrischung von Professor Lachs. Meine Mutter sagte,
der Herr Schweinwald wre ein ganz listiger Bursche, so wie er die Kinder sich
zunutze machte. Und es krnkte sie, dass ich fr fremde Leute immer mehr brig
htte und immer zu faul wre, ihr in ihrem Garten zu helfen. Sonst knnte sie das
mit dem Dungsammeln nicht weiter schlimm finden es passte gar nicht in die Zeit,
wenn ein Kind ein verfeinerter Snob wrde.
Herr Kleinerz rief auch, ( ) es krnkte ihn, (
) dass ich nie an seinen Garten gedacht htte. ( :
) Mein Vater seufzte und sagte, ( ) er
glaube nicht, ( ) dass gefhrliche verfeinerte Anlagen zum Snobtum in mir
wren ( , :
die Anlage) aber es wrde auch nicht in die Zeit passen, (
) wenn ich mich auffhrte wie das verwilderte, verwahrloste Kind einer
Marketenderin im Dreiigjhrigen Krieg. ( , ,
; verwahrlosen
, ) Was mssen diese Kinder fr ein schnes
Leben gehabt haben, ( , , )
ich htte gern mehr darber gehrt. ( )
Aber mein Vater sagte nur noch, ( ) ich sollte mich nicht etwa
unterstehen, ( ) jemals mit diesem verkommenen Kter
von Schweinwalds anzukommen. (
: der Kter) Ein wahrer Hllenhund, ( ; die Hlle )
sagte Professor Lachs, ( ) und alle sahen Manschen und mich an.
( )
Herr Kleinerz rief auch, es krnkte ihn, dass ich nie an seinen Garten gedacht htte.
Mein Vater seufzte und sagte, er glaube nicht, dass gefhrliche verfeinerte Anlagen
zum Snobtum in mir wren aber es wrde auch nicht in die Zeit passen, wenn ich
mich auffhrte wie das verwilderte, verwahrloste Kind einer Marketenderin im
Dreiigjhrigen Krieg. Was mssen diese Kinder fr ein schnes Leben gehabt
haben, ich htte gern mehr darber gehrt. Aber mein Vater sagte nur noch, ich
sollte mich nicht etwa unterstehen, jemals mit diesem verkommenen Kter von
Professor
Lachs
las
vor
aus
der
Verbrecherchronik ( ; die
Chrnik [kronik]) und dass die gesamte Polizei hinter einem Fassadenkletterer her ist, (
-; die Fassde ; klettern
, ) bald werden sie ihn haben. ( ) Dieser
Fassadenkletterer war von jeher ungezgelt ( - :
: ; der Zgel , ; zgeln
; , ) und irregeleitet ( ,
; irreleiten ,
; irre , , ; leiten )
und wurde dann zu einem Schdling und Verbrecher. (
; der Schaden ; schaden )
Wir werden nie gerne angesehen, aber nun freuten wir uns, dass nichts
Schlimmeres passierte. Wir liebten alle und versprachen, auf jeden Fall gesitteter zu
werden, und lieen Professor Lachs erzieherisch auf uns einwirken. Er haut nmlich
fast nie und wirkt hauptschlich erzieherisch auf Kinder ein, indem er ihnen aus der
Zeitung vorliest und das ist bestimmt auch viel besser und erzieherischer fr ein
Kind als eine andere Strafe. Professor Lachs las vor aus der Verbrecherchronik und
dass die gesamte Polizei hinter einem Fassadenkletterer her ist, bald werden sie ihn
haben. Dieser Fassadenkletterer war von jeher ungezgelt und irregeleitet und
wurde dann zu einem Schdling und Verbrecher.
Er spielt mit seinem Leben ( : ) und schwingt sich ber
Dcher, ( , : ) und kein Haus ist
ihm zu hoch, ( ) keine Wand zu
glatt und zu steil. ( ) Professor Lachs hatte
gelesen mit einer Stimme wie ein ernstes, mahnendes Gewitter (
, ) und sah uns an. (
) Alle sahen uns an ( ) und nickten mit dem Kopf. (
) Wir nickten auch, ( ) und da seufzten sie alle (
) und tranken Bowle. ( ) Wir haben ein einsames Haus am
Stadtwald entdeckt ( : )
Hnschen Lachs, Ottchen Weber und ich. ( , ) Da spielen
wir jetzt jeden Tag Fassadenkletterer ( ) es ist herrlich, ( ) wir hatten lange nicht mehr so ein schnes
Spiel. ( )
Er spielt mit seinem Leben und schwingt sich ber Dcher, und kein Haus ist ihm zu
hoch, keine Wand zu glatt und zu steil. Professor Lachs hatte gelesen mit einer
Stimme wie ein ernstes, mahnendes Gewitter und sah uns an. Alle sahen uns an
und nickten mit dem Kopf. Wir nickten auch, und da seufzten sie alle und tranken
Bowle. Wir haben ein einsames Haus am Stadtwald entdeckt Hnschen Lachs,
Ottchen Weber und ich. Da spielen wir jetzt jeden Tag Fassadenkletterer es ist
herrlich, wir hatten lange nicht mehr so ein schnes Spiel.
Neulich sind Ottchen Weber und ich die Dachrinne hochgeklettert (
) und fast bis zur dritten Etage gekommen, (
; die Etge []) und Hnschen Lachs ist gestern
aus dem Fenster vom Hochparterre gefallen, (
) dabei ist dummerweise seine Hose kaputtgegangen. ( , :
) Ich habe jetzt auch die feurige Maria bei uns zu
Haus, ( ) aber es wei noch keiner. (
) Ich habe ihr ein Lager uf dem Speicher gemacht (
: der Speicher ; ) und hole ihr jeden Tag aus
scharf
)
Sie gehorcht mir vollkommen, aber zu Haus haben sie jetzt schon einen Hund bellen
gehrt und konnten es sich nicht erklren. Ohne die feurige Maria will ich nicht
mehr leben, und ich habe einen Plan gemacht, dass man sie mir lsst. Nchstens
werden Hnscnen Lachs und Ottchen Weber und ich mal in der Dunkelheit an
unserer Wohnung rumklettern und verdchtige Gerusche an den Fenstern machen,
dass sie denken, es handle sich um den Fassadenkletterer. Und danach werde ich
ganz ruhig kommen und aus der Zeitung vorlesen, dass nur ein scharfer Wachhund
das menschliche Leben sichern kann.
Tante Millie und meine Mutter werden das sofort einsehen (
) und meinen Vater bereden. ( ) Dann
bringe ich die feurige Maria als Retterin der Familie und sage, (
; retten ) ich htte sie schon bei
Schweinwalds dressiert. ( ) Ich dressiere sie
nmlich wirklich fr wichtige Flle. ( ,
) Ich will sie bald mal mit in die Schule nehmen (
) und dann mit ihr zur Direktorin gehen (
) und fragen, ob ich versetzt werde. ( ,
Dann
wird
die
Direktorin
anfangen,
) Mein liebes, liebes, gutes, fleiiges Kind, wird die Direktorin rufen, (
, ) mache dir keine
Gedanken, du Artige, ( , :
) natrlich wirst du versetzt. (,
) Ich htte fr solche Flle schon lange gern einen Knigstiger gehabt (
: ) oder einen
Lwen, ( ) aber die feurige Maria kann noch viel dumpfer und unheimlicher
knurren als ein Lwe ( ,
) und noch viel, viel bser und gefhrlicher aussehen. (
)
Ich gebe der feurigen Maria einen kleinen Stups, die glht dann und sprht dann
und strubt ihre Haare und knurrt wahnsinnig und fletscht die Zhne. Mein
liebes, liebes, gutes, fleiiges Kind, wird die Direktorin rufen, mache dir keine
Gedanken, du Artige, natrlich wirst du versetzt. Ich htte fr solche Flle schon
lange gern einen Knigstiger gehabt oder einen Lwen, aber die feurige Maria kann
noch viel dumpfer und unheimlicher knurren als ein Lwe und noch viel, viel bser
und gefhrlicher aussehen.
ICH ZAUBERE WAHRHEIT ( )
Sie mssen raus. ( ) Tante Betty und Kusine Lina mssen fort. (
) Unsere Elise sagt auch, (
) es wre nicht zum Aushalten mit diesen Auerbachern. (
; aushalten , ) Wenn man sich vorstelle, (
) dass in Auerbach lauter solche Leute wohnen, (
, ) dann sehe man erst, ( :
) wie gut man es anderswo habe. ( // -
) Meine Tante Millie, die eine viel ltere Schwester von meiner Mutter ist und bei uns
lebt, ( , , , ) hat
gemacht, () dass die Tante Betty und die Kusine Lina aus Auerbach zu uns
eingeladen worden sind. (
: ) Dadurch sind mir jetzt die ganzen
Pfingstferien verekelt. ( ; das
Pfingsten , ; ; der Ekel ,
Starren aus dem Kopf und auf meinen Teller gefallen ist. Ich hasse es, wenn sie
immer so aufpasst. Ich kann nmlich vom Fleisch nicht die Haut und das Fett mit
kleinen Rhrchen drin essen und von Heringen die glnzende Pelle es ekelt mich
so, dass ich wrgen muss, wenn es in meinen Mund kommt. Die Erwachsenen
sagen, ich msse das berwinden, ich drfe keine teuren Gottesgaben verkommen
lassen, andere arme Kinder wren froh, wenn sie so was Gutes htten.
Und man msse auch unbedingt immer seinen Teller sauber leeressen. (
, ; leer ) Dabei tun sie mir auf den
Teller, ( ) was ich gar nicht drauf haben will. (,
: , ) Niemals wrde mein Vater
seinen Teller sauber leeressen, ( )
wenn man ihm Haufen von Mhren drauftte, (
) aber er wrde rasend werden. ( ) Er hat einen
Abscheu vor Mhren, ( : die Mhre) und darum bekommt er
immer extra Kohlrouladen, ( ; der Kohl
) wenn wir andern Mhren essen. ( : ) Und
ich habe solchen Ekel vor Fett. ( ) Und schneide es
immer heimlich ab ( ) und schiebe es zum Schluss unter
Messer und Gabel ( ) nie hatte einer was
gemerkt in der letzten Zeit. ( ) Und nun
kommt diese Giraffe, ( ) stiert mir auf den Teller und sagt:
( ) Aber da hast du ja das gute, gute Fett unter
Messer und Gabel versteckt. ( )
Und man msse auch unbedingt immer seinen Teller sauber leeressen. Dabei tun
sie mir auf den Teller, was ich gar nicht drauf haben will. Niemals wrde mein Vater
seinen Teller sauber leeressen, wenn man ihm Haufen von Mhren drauftte, aber er
wrde rasend werden. Er hat einen Abscheu vor Mhren, und darum bekommt er
immer extra Kohlrouladen, wenn wir andern Mhren essen. Und ich habe solchen
Ekel vor Fett. Und schneide es immer heimlich ab und schiebe es zum Schluss
unter Messer und Gabel nie hatte einer was gemerkt in der letzten Zeit. Und nun
kommt diese Giraffe, stiert mir auf den Teller und sagt: Aber da hast du ja das gute,
gute Fett unter Messer und Gabel versteckt.
In
Tante
Millies
Nachtkommdchen
habe
ich
Orientalische
Kraftpillen gefunden, davon esse ich immer mal heimlich von Zeit zu Zeit eine.
Sie haben an dem Mittag auch gesagt, ( ) ich war ein
beispiellos
lgnerisches,
ungezogenes
Kind,
) Da steht 'ne Schutzmann, da steht 'ne Schutzmann, da htt' der janze Tag noch
nix gedonn... ( : Da steht ein Schutzmann, da steht ein
Schutzmann, der hat den ganzen Tag noch nichts getan ,
, ) Dann rgert sich der
Schutzmann, ( ) und wir laufen schnell fort. (
; fortlaufen)
Sie haben an dem Mittag auch gesagt, ich war ein beispiellos lgnerisches,
ungezogenes Kind, und haben mich vor dem Nachtisch aus dem Esszimmer
geschickt. Ich sollte auf die Strafe warten.Ich bin zu Elise in die Kche gegangen,
die hatte noch einen Rest Pudding fr mich, und wir haben zweistimmig ein
herrliches Lied gesungen: Ich schie' den Hirsch im wilden Forst... Das ist das
Lieblingslied von einem sehr netten Schutzmann. Andere Schutzmnner, die sich
wichtig machen, singen Hnschen Lachs und ich immer an: Da steht 'ne
Schutzmann, da steht 'ne Schutzmann, da htt' der janze Tag noch nix gedonn...
Dann rgert sich der Schutzmann, und wir laufen schnell fort.
Elises Schutzmann heit Erich, ( ) und Elise verkehrt
mit ihm. ( ) Sie sagt, ( ) er wrde nchsten Sonntag
bei ihren Eltern in Grevenbroich vorsprechen. (
) Ich habe gefragt, ( ) ob der Schutzmann nicht
Tante Betty und die Giraffe einfach festnehmen knnte (
) und nach Auerbach zurckschicken (
) und Tante Millie dazu. ( ) Elise sagte, ( )
das wnsche sie auch. ( ) Aber dann hat sie den Kopf
geschttelt, ( ) dass ihre kleinen braunen Locken hin und
her geflogen sind, ( :
-) und hat gesagt, ( ) dazu bedrfe es leider eines dienstlichen
Befehls. ( , , ; der Befehl) So ein
ekelhaftes Leben. ( ) Abends kann ich nicht mehr heimlich im
Bett lesen, ( ) die Giraffe passt
genau auf, ( ) und sie haben mir ein wunderbares
Indianerheft fortgenommen: (
) Der Skalp einer weien Frau. ( )
Elises Schutzmann heit Erich, und Elise verkehrt mit ihm. Sie sagt, er wrde
nchsten Sonntag bei ihren Eltern in Grevenbroich vorsprechen. Ich habe gefragt,
ob der Schutzmann nicht Tante Betty und die Giraffe einfach festnehmen knnte
und nach Auerbach zurckschicken und Tante Millie dazu. Elise sagte, das wnsche
sie auch. Aber dann hat sie den Kopf geschttelt, dass ihre kleinen braunen Locken
hin und her geflogen sind, und hat gesagt, dazu bedrfe es leider eines dienstlichen
Befehls. So ein ekelhaftes Leben. Abends kann ich nicht mehr heimlich im Bett
lesen, die Giraffe passt genau auf, und sie haben mir ein wunderbares Indianerheft
fortgenommen: Der Skalp einer weien Frau.
Hnschen Lachs hat es mir geliehen, ( ; leihen) und der hat
es von Ziskorns Mathias, ( ) und dem gehrt es
auch nicht ( ) und ich verliere die Ehre meines
Stammes, ( ) wenn ich es nicht wiedergebe. (
) Die Giraffe liest manchmal in einem Buch: Rotblondes Komtesserl, wann
spricht dein Herz? ( : ,
) Ich wollte es ihr klauen ( ) und
Hnschen Lachs fr den Skalp einer weien Frau geben. (
) Aber es ist so ein dummes, langweiliges Buch, (
, ) von Indianern kommt nichts drin vor (
; vorkommen ; , ) und von
Menschenfressern und Mondscheinelfen und wilden Tieren auch nichts. (
, ) Tante Betty hat gesagt, (
) unsere Elise war neugierig und faul, ( )
und Elise hat gesagt, ( ) die Giraffe war ein heimtckisches Kind, (
; die Heimtcke ) und Tante Betty war eine
missgnstige Person ( ) und wrde
zur Tante Millie gemeine Bemerkungen machen ber meine Eltern. ( / /
)
Hnschen Lachs hat es mir geliehen, und der hat es von Ziskorns Mathias, und dem
gehrt es auch nicht und ich verliere die Ehre meines Stammes, wenn ich es nicht
wiedergebe. Die Giraffe liest manchmal in einem Buch: Rotblondes Komtesserl,
wann spricht dein Herz? Ich wollte es ihr klauen und Hnschen Lachs fr den
Skalp einer weien Frau geben. Aber es ist so ein dummes, langweiliges Buch,
von
Indianern
kommt
nichts
drin
vor
und
von
Menschenfressern
und
Mondscheinelfen und wilden Tieren auch nichts.Tante Betty hat gesagt, unsere Elise
war neugierig und faul, und Elise hat gesagt, die Giraffe war ein heimtckisches
Kind, und Tante Betty war eine missgnstige Person und wrde zur Tante Millie
gemeine Bemerkungen machen ber meine Eltern.
Und meine Mutter hat einmal bei meinem Vater geweint: ( -
) Ach, Mann, ich halte Bettys ewige Sticheleien bald nicht mehr aus. (, ,
) Mein Vater meinte, ( )
weibliche Menschen htten nun mal von Natur feindliche Hassgefhle freinander, (
; der Hass ; das Gefhl ) die immer wieder hervorbrechen
wrden. ( ; hervor ) Das finde
ich auch, ( ) wenn ich sehe, ( ) wie bei der widerlichen Frau
Meiser und der Knoll und dem Frulein Lwenich immer wieder Gemeinheiten gegen mich
hervorbrechen. (
) Aber in mir bricht eigentlich auch immer
was gegen sie hervor. ( , , -
) Gegen meine Mutter und Elise bricht aber nichts in mir hervor, (
) und die sind doch auch weiblich. (
)
Und meine Mutter hat einmal bei meinem Vater geweint: Ach, Mann, ich halte
Bettys ewige Sticheleien bald nicht mehr aus. Mein Vater meinte, weibliche
Menschen htten nun mal von Natur feindliche Hassgefhle freinander, die immer
wieder hervorbrechen wrden. Das finde ich auch, wenn ich sehe, wie bei der
widerlichen Frau Meiser und der Knoll und dem Frulein Lwenich immer wieder
Gemeinheiten gegen mich hervorbrechen. Aber in mir bricht eigentlich auch immer
was gegen sie hervor. Gegen meine Mutter und Elise bricht aber nichts in mir
hervor, und die sind doch auch weiblich.
Elise sagt, ( ) auf dem ganzen Haus laste ein Druck, (
) und wenn diese Auerbacher noch zehn Tage bleiben, (
) werde irgendein entsetzliches Unglck bei
Elise schon durch einen schweren Traum von zerbrochenen Suppenterrinen und
Tante Millie kann ihn nicht leiden, weil er am Aschermittwoch zu uns kam und sofort
auf unserem hellen Seidensofa eingeschlafen ist. Mit einer Geckenmtze auf und
mit schmutzigen Stiefeln! Gnsehaut ist mal eben ber mich geschnurrt vor
Aufregung und Freude, denn ich hasse dieses Sofa, auf das sich nur Gste setzen
drfen, und das wird auch nicht gern gesehen. Wenn ich das Sofa nur mal angucke,
dann schrein sie schon los und tun, als htt ich's schmutzig gemacht und den
Seidenstoff zerschabt. Einmal habe ich Christinchen Moosbach und noch ein paar
Kinder zu mir nach Haus genommen, weil meine Mutter und Tante Millie zur Stadt
waren, um gesunde Reformkorsetts zu kaufen. So was nimmt Zeit in Anspruch.
Ich wnscht nur, ( ) dass sie mir diesmal nichts Scheuliches
mitbringen wrden ( - )
nmlich ein kratziges Wolleibchen ( ; kratzen
) oder besonders gesunde Schuhe, (
) mit denen ich nicht laufen kann ( ) und ber die andere
Kinder nur lachen, ( ) oder eine
gesunde, praktische Wachstuchschrze fr die Schule, ( ,
; das Wachstuch ; das Wachs ; die
Schrze ) ber die auch nur gelacht wird, (
) oder einen gesunden, praktischen Gradehalter. ( ,
) Sie sagen, sie kauften es aus Liebe, ( ,
) aber alles Gesunde und Praktische, das sie kaufen, (
, ) ist mir eine scheuliche Qual. (
) Sie wissen gar nicht, wie das ist, ( , ) wenn man
als einziges Kind mit einer praktischen, gesunden Regenkappe aus Wachstuch und
Flanell in die Schule gehen muss, (
: der
Flanll) wo lauter Kinder sind, die nicht so was Komisches aufhaben. ( ,
)
Ich wnscht nur, dass sie mir diesmal nichts Scheuliches mitbringen wrden
nmlich ein kratziges Wolleibchen oder besonders gesunde Schuhe, mit denen ich
nicht laufen kann und ber die andere Kinder nur lachen, oder eine gesunde,
praktische Wachstuchschrze fr die Schule, ber die auch nur gelacht wird, oder
einen gesunden, praktischen Gradehalter. Sie sagen, sie kauften es aus Liebe, aber
alles Gesunde und Praktische, das sie kaufen, ist mir eine scheuliche Qual. Sie
wissen gar nicht, wie das ist, wenn man als einziges Kind mit einer praktischen,
gesunden Regenkappe aus Wachstuch und Flanell in die Schule gehen muss, wo
lauter Kinder sind, die nicht so was Komisches aufhaben.
Regen macht mir nichts aus, ( / ) aber die
Kappe hat mir was ausgemacht, ( ) und wenn ich
sie bei schlechtem Wetter aufsetzen musste, (
) hab ich sie abgenommen, ( ) sobald ich aus dem Haus war,
( ) und in meine Schultasche gestopft. (
) Und an der Haltestelle von der Straenbahn musste ich dann noch
Angst haben, ( ) dass jemand mich sehen
wrde ohne Kopfbedeckung im Regen. ( -
) Und weil die Kappe durch die Schultasche etwas zerknllte, (
) machten sie mir Vorwrfe, (
) dass ich meine teuren Sachen nicht gut hielte, (
) und der arme Vater msste schwer das Geld dazu
verdienen, ( ) und fr sich selbst
wrden sie sich so was gar nicht leisten. (
/ /) Ich wnschte, ( ) sie wrden sich
berhaupt nichts mehr leisten fr mich. (
) Sie wollen auch immer, ( ) dass ich dankbar
und froh bin, ( ) wenn sie mir so was mitbringen. (
- )
Regen macht mir nichts aus, aber die Kappe hat mir was ausgemacht, und wenn ich
sie bei schlechtem Wetter aufsetzen musste, hab ich sie abgenommen, sobald ich
aus dem Haus war, und in meine Schultasche gestopft. Und an der Haltestelle von
der Straenbahn musste ich dann noch Angst haben, dass jemand mich sehen
wrde ohne Kopfbedeckung im Regen. Und weil die Kappe durch die Schultasche
etwas zerknllte, machten sie mir Vorwrfe, dass ich meine teuren Sachen nicht gut
hielte, und der arme Vater msste schwer das Geld dazu verdienen, und fr sich
selbst wrden sie sich so was gar nicht leisten. Ich wnschte, sie wrden sich
berhaupt nichts mehr leisten fr mich. Sie wollen auch immer, dass ich dankbar
und froh bin, wenn sie mir so was mitbringen.
Als damals meine Mutter und Tante Millie zur Stadt waren, (
) habe ich Christinchen und die anderen Kinder in den
Salon zu dem Seidensofa gefhrt (
) und sie alle nebeneinander drauf sitzen lassen, (
) weil ich etwas Besonderes fr alle wollte. (
- ) Da saen die Kinder nun auf
dem Seidensofa ( ) und waren nicht besonders
glcklich und warteten, ( ) dass ich ein Spiel erfinden
wrde ( ) oder einen Zauber ( ) da kam
Tante Millie vorzeitig zurck und erstarrte. (
) Die Kinder konnten sich gar nichts erklren, (
: ) denn ich hatte ihnen ja nur gesagt, (
) mein Vater htte hundert Sofas, ( : das Sfa)
und sie sollten sich nur mal eben auf dieses Sofa setzen, (
) sie knnten es auch ruhig kaputtmachen, (
) und ich wrde dann etwas Besonderes unternehmen (
- ) und vielleicht am Kronleuchter schaukeln. ( ,
: der Kronleuchter)
Als damals meine Mutter und Tante Millie zur Stadt waren, habe ich Christinchen
und die anderen Kinder in den Salon zu dem Seidensofa gefhrt und sie alle
nebeneinander drauf sitzen lassen, weil ich etwas Besonderes fr alle wollte. Da
saen die Kinder nun auf dem Seidensofa und waren nicht besonders glcklich und
warteten, dass ich ein Spiel erfinden wrde oder einen Zauber da kam Tante Millie
vorzeitig zurck und erstarrte. Die Kinder konnten sich gar nichts erklren, denn ich
hatte ihnen ja nur gesagt, mein Vater htte hundert Sofas, und sie sollten sich nur
mal eben auf dieses Sofa setzen, sie knnten es auch ruhig kaputtmachen, und ich
wrde dann etwas Besonderes unternehmen und vielleicht am Kronleuchter
schaukeln.
Ich fand es schn, ( ) dass so viele Kinder auf einmal
auf dem dummen toten Sofa saen. (
) Tante Millie fand es nicht schn, (
) und sie behandelten mich spter wie den grauenhaften Mann, (
flchtig ;
, )
Und Tante Millie hat mal gesagt, sie htte im Grunde genommen die zarte Seele
eines scheuen Vgelchens und die empfindsame, anschmiegsame Natur eines
rankenden Efeus. Darum kann sie auch nicht leiden, wenn Onkel Halmdach sagt:
Also, Millie, du hast das Hinterteil eines friderizianischen Schlachtrosses. Ich
kann Onkel Halmdach gut leiden, er zeichnet ulkige Sachen fr Zeitungen und hat
mir mal einen Kastenteufel geschenkt. Nach dem festlichen Essen saen alle im
Wohnzimmer, die Giraffe und ich durften auch dabei sein, und von der Bowle
bekamen wir ein kleines Portweinglas voll zum Trinken. Wir hatten Erlaubnis, bis
neun Uhr aufzubleiben, aber bis dahin hatte ich lngst den groen Krach gemacht.
Alle taten sehr hflich zueinander, als kennten sie sich nur ganz flchtig.
Der Mond schien gelb durch unsere Gardine, (
) meine Mutter stellte eine Schale mit Veilchen auf den Tisch neben das blhende
Mandelbumchen, (
) das der Herr Kleinerz meiner Mutter mitgebracht hat, (
) denn von allen Blumen liebt sie Mandelblten
am meisten. ( )
Sie muss nmlich dabei an ihr erstes Ballkleid denken, (
) das auch so rosa war und so frhlich.
( ) Schierling findet sie schlecht und
hlich, ( ) weil er giftig ist. (
) Ich finde aber Schierling eigentlich genauso schn wie Schleiergras, (,
, , , -; der
Schleier ) und schlecht ist er auch nicht, ( ) denn er tut
einem nichts ( ) und vergiftet auch keine anderen
Schierlinge ( ) und auch keine anderen
Blumen, ( ) mit denen er zusammensteht. ( :
) Man kann ihn nur nicht essen wie Spinat, ( ,
) aber die meisten Menschen werden ja auch nicht gern durch den Wolf gedreht
und als Spinat gegessen. ( ,
, )
Der Mond schien gelb durch unsere Gardine, meine Mutter stellte eine Schale mit
Veilchen auf den Tisch neben das blhende Mandelbumchen, das der Herr Kleinerz
meiner Mutter mitgebracht hat, denn von allen Blumen liebt sie Mandelblten am
meisten. Sie muss nmlich dabei an ihr erstes Ballkleid denken, das auch so rosa
war und so frhlich. Schierling findet sie schlecht und hlich, weil er giftig ist. Ich
finde aber Schierling eigentlich genauso schn wie Schleiergras, und schlecht ist er
auch nicht, denn er tut einem nichts und vergiftet auch keine anderen Schierlinge
und auch keine anderen Blumen, mit denen er zusammensteht. Man kann ihn nur
nicht essen wie Spinat, aber die meisten Menschen werden ja auch nicht gern durch
den Wolf gedreht und als Spinat gegessen.
Wenn meine Mutter Blumentpfe bekommt, (
) machen wir als erstes immer die Papiermanschetten, die da rumgewickelt sind,
ab, ( ,
; das Papier ; die Manschtte ) und spter pflanzen wir die
Blumen in unseren Garten. ( ) Meine Mutter
sagt, ( ) da lebten sie lnger und fhlten sich wohler, (
) aber manchmal gehen sie auch ein.
( ) Die Manschetten tragen Hnschen Lachs und ich dann
mir ein
wenig
verschwenderisch. (, ; das
Geld verschwenden , ) Trink mal aus, Betty,
sagte mein Vater. (, , )
Wenn meine Mutter Blumentpfe bekommt, machen wir als erstes immer die
Papiermanschetten, die da rumgewickelt sind, ab, und spter pflanzen wir die
Blumen in unseren Garten. Meine Mutter sagt, da lebten sie lnger und fhlten sich
wohler, aber manchmal gehen sie auch ein. Die Manschetten tragen Hnschen
Lachs und ich dann manchmal als Kronen, wenn wir indische Knige spielen und
unser Land regieren.Welch sanfter Frhlingsduft, sagte Tante Millie. Du
gestattest, Betty, sagte mein Vater und schenkte ihr ein und zndete sich dann
eine Zigarre an. Danke verbindlichst, Victor, sagte Tante Betty und streichelte sich
ihr Haar ein heiterer Friede herrscht in deinem Haus, Victor deine kleine Frau
ist ein liebes Geschpf, nur scheint sie mir ein wenig verschwenderisch. Trink
mal aus, Betty, sagte mein Vater.
Ich hatte eine groe Wut, ( ) denn Tante Betty hatte gesagt, (
) Elise wrde stehlen. ( ) Meine Mutter hat
nmlich in der Kche gesprochen, ( , ) Elise
war so fleiig gewesen und so willig, (
) sie sollte sich auch gefllte Tauben nehmen (
) und ganz viel Kuchen ( ) und von allem genug
haben ( ) und fr Erich auch was, ( - ) und wenn
sie vor lauter Mitleid psychoanalytisch behandeln und ihr einen Blumenstrau
schenken also, ich hab schon bildschn gelogen, wenn ich besoffen war.
Ich hab auf einmal denken mssen, ( = )
wenn ein Kind ihnen die Wahrheit sagt, ( ) glauben sie
es nie ( ) und lassen einen auch gar nicht zu Ende sprechen,
( ) und darum wollte ich ihnen mal als
Betrunkener die Wahrheit sagen. ( :
) Ich wei genau, ( ) wie Betrunkene sind,
( ) durch den Lebrecht von gegenber, ( ,
) er heit ja sogar mit Vornamen Pankratius ( )
solche Namensworte muss ich manchmal vor mich hinsagen, (
) und dann schmecken sie mir nach geheimnisvollem
Kuchen, ( , - ) ich esse
sie ( ) und muss mir furchtbar viel ausdenken dabei. (
) Wir haben ja auch in Kln einen Mauritiussteinweg und eine
Mauritiusstrae, ( ) und wenn
ich in der Straenbahn fahre, ( ) warte ich immer, ( )
dass der Schaffner das Wort Mauritius aufruft (
) das macht mich so aufgeregt und glcklich (
) wie ein Durcheinander aus Locken und Blumen und
Regen aus Samt. ( : , ,
)
Ich hab auf einmal denken mssen, wenn ein Kind ihnen die Wahrheit sagt, glauben
sie es nie und lassen einen auch gar nicht zu Ende sprechen, und darum wollte ich
ihnen mal als Betrunkener die Wahrheit sagen. Ich wei genau, wie Betrunkene
sind, durch den Lebrecht von gegenber, er heit ja sogar mit Vornamen Pankratius
solche Namensworte muss ich manchmal vor mich hinsagen, und dann
schmecken sie mir nach geheimnisvollem Kuchen, ich esse sie und muss mir
furchtbar viel ausdenken dabei. Wir haben ja auch in Kln einen Mauritiussteinweg
und eine Mauritiusstrae, und wenn ich in der Straenbahn fahre, warte ich immer,
dass der Schaffner das Wort Mauritius aufruft das macht mich so aufgeregt und
glcklich wie ein Durcheinander aus Locken und Blumen und Regen aus Samt.
Delirium.
Groartig!
Ich bin ganz stumm geblieben und starr und wollte nur immer, dass alles gut ging,
und wusste schon gar nicht mehr, was nun alles gut gehen sollte und was ich
eigentlich gewollt hatte. Meine Mutter hat geweint und wollte unsern Doktor
Bohnenschmidt anrufen, weil sie dachte, ich wre betrunken und geisteskrank. Da
bin ich sofort gesund geworden und habe meine Mutter geksst. Sie hat mich ins
Bett gebracht, wir haben gebetet, und spter kam Elise. Wir haben gesungen: Ich
schie' den Hirsch im wilden Forst, im tiefen Wald das Reh den Adler auf der
Klippe Horst die Ente in dem See...
Das mit dem Adler ist am schnsten, ( ) da mssen wir beide
weinen ( ) und singen laut wie Mnner ( , )
und wie wilde, rauschende Trompeten. ( ; die Trompte) Da
kam auf einmal meine Mutter und sagte: ( )
Aber warum singst du denn so rohe Lieder, ( )
du hast doch Tiere gern ( ) warum willst du denn alle Tiere
erschieen? ( ) Ich hatte aber gar nichts
getan, ( ) ich wollte nur laut singen, (
) und den wunderbaren Adler auf der Klippe Horst liebe ich doch. (
)
Das mit dem Adler ist am schnsten, da mssen wir beide weinen und singen laut
wie Mnner und wie wilde, rauschende Trompeten. Da kam auf einmal meine Mutter
und sagte: Aber warum singst du denn so rohe Lieder, du hast doch Tiere gern
warum willst du denn alle Tiere erschieen? Ich hatte aber gar nichts getan, ich
wollte nur laut singen, und den wunderbaren Adler auf der Klippe Horst liebe ich
doch.
Elise, sagte meine Mutter, (, ) meine Schwgerin hat ein
Telegramm bekommen, ( ) sie muss mit ihrer Tochter
den Schlafwagen nach Leipzig nehmen. (
) Meine Schwgerin wnscht, ( ) dass Sie
ihr beim Packen helfen, ( ) ich helfe auch mit (
) sind Sie zu mde? (, , ) Ach, von Herzen gern
helfe ich da, (, ) sagte Elise ganz glcklich und freundlich.
( ) Schlaf jetzt nur, mein kleiner Teufel, (
Ich musste an die Giraffe denken, die in einem Schlafwagen fahren darf. Das ist ein
Bett, das immerzu fhrt. Es ist das Wunderbarste, das ich mir ausdenken kann
nichts wnsche ich mir so sehr, als einmal in meinem Bett zu fahren schnell und
glatt durch alle Straen, bergauf und bergab, ber Tler und Hhen. Und dann habe
ich mir getrumt, dass ich mit meinem Bett aus dem Fenster fliege immer, immer
hher und bis in die Wolken. Unten sind Huser und Lichter und Zge mit Betten,
die fahren, die Giraffe fhrt auch mit aber ich fliege mit meinem Bett, fliege
fliege...
TANTE MILLIE SOLL HEIRATEN ( )
Alle sagen es, alle, ( , ) dass Tante Millie berreif wre. (
; reif ) Kein Mensch hlt es mehr aus mit ihr, (
) und nie werden wir sie los, ( ) wenn sie
keinen Mann kriegt. ( = ) Elise
sagt, ( ) jede Frau muss mal einen Mann haben, (
) der ihr richtig gehrt, ( -) ich
muss auch spter mal einen haben, ( //) da hilft nichts. (
: ) Mein Vater gehrt meiner Mutter, (
) Tante Millie hat nicht richtig was von ihm, (
- ) wenn sie auch bei uns wohnt. (
) Und wir Kinder gehren auch meiner Mutter. ( , ,
) Mich mchte die Tante Millie ja nicht geschenkt haben (
, , , = /, /
) ich wrde mich ihr auch nicht schenken lassen (
) , aber meinen kleinen Bruder htte sie gern, (
) wenn er nicht schreit und sich nassmacht. (
: ) Die Wohnung gehrt auch meiner
Mutter, ( ) Tante Millie gehrt gar nichts. (
)
Alle sagen es, alle, dass Tante Millie berreif wre. Kein Mensch hlt es mehr aus
mit ihr, und nie werden wir sie los, wenn sie keinen Mann kriegt. Elise sagt, jede
Frau muss mal einen Mann haben, der ihr richtig gehrt, ich muss auch spter mal
einen haben, da hilft nichts. Mein Vater gehrt meiner Mutter, Tante Millie hat nicht
richtig was von ihm, wenn sie auch bei uns wohnt. Und wir Kinder gehren auch
meiner Mutter. Mich mchte die Tante Millie ja nicht geschenkt haben ich wrde
mich ihr auch nicht schenken lassen , aber meinen kleinen Bruder htte sie gern,
wenn er nicht schreit und sich nassmacht. Die Wohnung gehrt auch meiner Mutter,
Tante Millie gehrt gar nichts.
Aber sie schimpft, ( ) wenn ich was kaputtmache, ( - )
und will mich erziehen ( ) und verklatscht mich immer, (
; klatschen , ; ) es ist
eine Qual. ( ) Ich wei nicht, ( ) wie das mit dem Heiraten ist.
( ) Meine Freundin Elli Puckbaum sagt, (
) da msste man sich vor einem fremden Mann nackt ausziehen.
( ) Ich kann es nicht
glauben, ( ) ich wrde mich furchtbar genieren, (
) und Elli Puckbaum will auch lieber eine Braut des Himmels werden (
= ) da braucht man
so was bestimmt nicht, ( , , ) sondern wird sogar
eingekleidet. ( , , = )
Jetzt hat mir unsere Elise etwas furchtbar Wichtiges erzhlt, (
) nmlich, dass Tante Millie lauter Mnner vom Stadtanzeiger
bekommt. ( ,
; die Anzeige ) Keiner darf es wissen, ( )
Tante Millie hlt alles geheim, ( ) aber Elise wei alles
( ) und freut sich auf die Mnner, ( ) wir halten
beide den Daumen, ( : ) dass sie uns Tante
Millie fortnehmen. ( )
Aber sie schimpft, wenn ich was kaputtmache, und will mich erziehen und
verklatscht mich immer, es ist eine Qual. Ich wei nicht, wie das mit dem Heiraten
ist. Meine Freundin Elli Puckbaum sagt, da msste man sich vor einem fremden
Mann nackt ausziehen. Ich kann es nicht glauben, ich wrde mich furchtbar
genieren, und Elli Puckbaum will auch lieber eine Braut des Himmels werden da
braucht man so was bestimmt nicht, sondern wird sogar eingekleidet. Jetzt hat mir
unsere Elise etwas furchtbar Wichtiges erzhlt, nmlich, dass Tante Millie lauter
Mnner vom Stadtanzeiger bekommt. Keiner darf es wissen, Tante Millie hlt alles
geheim, aber Elise wei alles und freut sich auf die Mnner, wir halten beide den
Daumen, dass sie uns Tante Millie fortnehmen.
Und sie hat der Zeitung geschrieben: ( ) Herzenswunsch.
( ) Jugendliche Vierzigerin, ( 40 )
Frohnatur, ( ) Junotyp, ( ) warmes, tiefes Gemt,
(, ) naturliebend, brnett, ( , ) mit kleinem
Vermgen, ( ) will sonnige Innigkeit tragen in das einsame
Dasein eines reinen Idealisten in gesicherter Position. (
sicher
sichern
wre ja alles mglich. Elise will auch, dass Tante Millie aus dem Haus kommt, weil
sie gemein kontrolliert wird von ihr und hin und her gejagt, darum liest sie heimlich
die Briefe, die von den Zeitungsmnnern kommen, und erzhlt es mir, und ich
erzhle es Herrn Kleinerz von nebenan, und Herr Kleinerz erzhlt es meiner Mutter,
und meine Mutter erzhlt es meinem Vater.
Keiner glaubt, ( ) dass ein Mann Tante Millie will, ( -
) aber das ganze Haus ist in rasender Unruhe
und Aufregung. ( ) Immerzu kauft
Tante Millie Blusen und Schleifen und Kragen und neue Senkfueinlagen. (
, , , ; der
Kragen, der Senkfu ; senken ; ; die Einlage
: ) Jeder musste merken, ( ) dass was
Komisches los war mit Tante Millie, ( - )
und dann hat sie meiner Mutter auch alles erzhlt, (
) weil nmlich der Herr Lothar Broselius nachmittags zu einer ausgemacht
schicklichen Zeit zu uns kommen wollte, (
; schicklich
, ) um Tante Millie kennen zu lernen von Auge zu Auge und Mund in
Mund. ( : ...) Er
hatte auch an Tante Millie geschrieben ( ) und war ein idealer
einsamer Witwer, ( ) vollkommen rstig (
//) und tief veranlagt. ( : ,
) Elise musste reinen Bohnenkaffee kochen ohne Zusatz, (
; die Bohne ; der Kaffee ; der
Zusatz) und die Flasche Edelcognac wurde aus dem Bfett geholt, (
) wobei mir angst wurde. (:
)
Keiner glaubt, dass ein Mann Tante Millie will, aber das ganze Haus ist in rasender
Unruhe und Aufregung. Immerzu kauft Tante Millie Blusen und Schleifen und
Kragen und neue Senkfueinlagen. Jeder musste merken, dass was Komisches los
war mit Tante Millie, und dann hat sie meiner Mutter auch alles erzhlt, weil nmlich
der Herr Lothar Broselius nachmittags zu einer ausgemacht schicklichen Zeit zu
uns kommen wollte, um Tante Millie kennenzulernen von Auge zu Auge und Mund in
Mund. Er hatte auch an Tante Millie geschrieben und war ein idealer einsamer
Witwer, vollkommen rstig und tief veranlagt. Elise musste reinen Bohnenkaffee
kochen ohne Zusatz, und die Flasche Edelcognac wurde aus dem Bfett geholt,
wobei mir angst wurde.
Meine Mutter hat nmlich die Flasche Edelcognac immer aufgehoben ( ,
; heben ;
aufheben ; ; ) und zurckgestellt fr besondere Zwecke. (
: : der Zweck ) Aber da war schon
mal ein besonderer Zweck gewesen durch Onkel Halmdach. (
, ) Der kam mal zu uns, ( )
keiner war da, nur ich. ( , ) Immer, wenn er kommt, fragt er:
(, , ) Habt ihr nichts Vernnftiges zum Trinken
da? ( - ; die Vernunft ;
vernnftig ) Meine Mutter und Tante Millie wollen nie, (
) dass er was kriegt. ( - ) Aber da hat
der Onkel Halmdach mir versprochen, ( ) abends mit mir
in einen richtigen groen Zirkus zu gehen (
) er darf ja berall hingehen, ( :
) weil er fr die Zeitungen zeichnet. ( )
Und einen Fuball wollte er mir schenken ( )
und das gemeine Frulein Lwenich aus unserer Strae mit einer Teufelsmaske
erschrecken. (
) Ich wollte auch, ( ) dass der Onkel Halmdach mit mir spielen sollte
und nicht fortgehen, ( ) und darum
habe ich dann heimlich die Flasche Edelcognac aus meiner Mutter ihrem Bfett geholt, (
) sie
war auch schon geffnet, ( ) und ein Glas war zur Probe draus
getrunken worden, ( ) und der
ganze Cognac war viele Jahre lter als ich. (
, )
Meine Mutter hat nmlich die Flasche Edelcognac immer aufgehoben und
zurckgestellt fr besondere Zwecke. Aber da war schon mal ein besonderer Zweck
gewesen durch Onkel Halmdach. Der kam mal zu uns, keiner war da, nur ich. Immer,
wenn er kommt, fragt er: Habt ihr nichts Vernnftiges zum Trinken da? Meine
Mutter und Tante Millie wollen nie, dass er was kriegt. Aber da hat der Onkel
Halmdach mir versprochen, abends mit mir in einen richtigen groen Zirkus zu
gehen er darf ja berall hingehen, weil er fr die Zeitungen zeichnet. Und einen
Fuball wollte er mir schenken und das gemeine Frulein Lwenich aus unserer
Strae mit einer Teufelsmaske erschrecken. Ich wollte auch, dass der Onkel
Halmdach mit mir spielen sollte und nicht fortgehen, und darum habe ich dann
heimlich die Flasche Edelcognac aus meiner Mutter ihrem Bfett geholt, sie war
auch schon geffnet, und ein Glas war zur Probe draus getrunken worden, und der
ganze Cognac war viele Jahre lter als ich.
Ich wollte den Onkel Halmdach auch nicht alles trinken lassen, ( ,
) aber er hat einfach alles getrunken, (
) ich bekam solche Angst. ( : ) Wir haben
dann noch zusammen laut und kunstvoll gesungen: (
) Wenn im Walde die Heckenrosen blhn, die Heckenrosen blhn... (
, ; die Heckenrose ;
; die Hecke // ) Und dann habe ich in meiner Verzweiflung
kalten Tee aus der Kche in die Flasche gefllt, (
) der hat ja dieselbe Farbe wie Cognac, (
, ) und habe die Flasche wieder ins Bfett gelegt. (
) Nun wurde diese Flasche fr den Herrn Lothar Broselius auf
den Tisch gestellt (
) wie sollte das gut gehen? ( =
) Narzissen kamen auch auf den Tisch, (
) Tante Millie wischte hundertmal Staub von allen Mbeln. (
) Elise sagte auch gleich: ( :
) Als wenn ein Mann danach guckte! ( =
) Nur Frauen tun so was Gehssiges.
(
gehssig
, , , ; hassen )
Ich wollte den Onkel Halmdach auch nicht alles trinken lassen, aber er hat einfach
alles getrunken, ich bekam solche Angst. Wir haben dann noch zusammen laut und
kunstvoll gesungen: Wenn im Walde die Heckenrosen blhn, die Heckenrosen
blhn... Und dann habe ich in meiner Verzweiflung kalten Tee aus der Kche in die
Flasche gefllt, der hat ja dieselbe Farbe wie Cognac, und habe die Flasche wieder
ins Bfett gelegt. Nun wurde diese Flasche fr den Herrn Lothar Broselius auf den
Tisch gestellt wie sollte das gut gehen? Narzissen kamen auch auf den Tisch,
Tante Millie wischte hundertmal Staub von allen Mbeln. Elise sagte auch gleich:
Als wenn ein Mann danach guckte! Nur Frauen tun so was Gehssiges.
Tante Millie zog ihr dunkelblaues Seidenkleid an ( -
) meine Mutter sagte: ( ) Ja, das wre vorteilhafter
fr sie als das Geblmte. (, , ; der
Vorteil ) Da sagte Tante Millie: ( ) meine Mutter
wollte sie ja nur alt machen ( , ) und
sie zog das Dunkelblaue aus und das Geblmte an. ( -
) Und dann wieder das Geblmte aus und das Dunkelblaue an (
-) immerzu hin und her. (
, : ) Nachher weinte sie, ( )
der groe Spiegel im Schlafzimmer von meinen Eltern wurde blind von oben bis unten,
( :
) so atmete Tante Millie ihn an, ( ) meiner
Mutter zitterten die Hnde, ( ) ich sollte aufhren zu pfeifen
( ) es klingelte, ( ) da schrien
alle auf wie verrckt, ( ) und Elise sollte schnell noch
einen weien Spitzenkragen bgeln (
) und gleichzeitig die Tr aufmachen. (
) Ich wollte es tun, ( ) aber da kreischten sie los: (
) ich sollte mich unter allen Umstnden fernhalten, (
: ; der
Umstand ; die Umstnde ) jedes keimende Glck
wre durch meine Gegenwart gefhrdet. (,
; keimen , ;
der Keim )
Tante Millie zog ihr dunkelblaues Seidenkleid an meine Mutter sagte: Ja, das wre
vorteilhafter fr sie als das Geblmte. Da sagte Tante Millie: meine Mutter wollte sie
ja nur alt machen und sie zog das Dunkelblaue aus und das Geblmte an. Und
dann wieder das Geblmte aus und das Dunkelblaue an immerzu hin und her.
Nachher weinte sie, der groe Spiegel im Schlafzimmer von meinen Eltern wurde
blind von oben bis unten, so atmete Tante Millie ihn an, meiner Mutter zitterten die
Hnde, ich sollte aufhren zu pfeifen es klingelte, da schrien alle auf wie verrckt,
und Elise sollte schnell noch einen weien Spitzenkragen bgeln und gleichzeitig
die Tr aufmachen. Ich wollte es tun, aber da kreischten sie los: ich sollte mich
unter allen Umstnden fernhalten, jedes keimende Glck wre durch meine
Gegenwart gefhrdet.
Da habe ich denn im Wohnzimmer neben dem Salon am Schlsselloch rumgelauert.
( ;
lauern ; , ) Weil ich doch wissen musste,
( - ) wie das mit dem Edelcognac wurde (
) und ob wir Tante Millie loswerden wrden. (
) Elise ging aufmachen, ( ) im Schlafzimmer
hrten sie auf zu schreien. ( ; aufhren) In den Salon
kam ein runder Mann mit ganz kleinen Beinen (
) wo sein Bauch aufhrte, ( )
waren auch schon sofort seine Fe. ( ) Er rieb seine Hnde (
; reiben) und guckte ruhig auf das Bild an der Wand, (
) das Onkel Halmdach mal von mir gemalt hat, (
) darauf sehe ich aus wie meine
Mutter, ( , ) wenn sie ausshe wie ich. (
, ) Es wre nicht aufgefallen, ( :
) er htte schnell heimlich was von der Schlagsahne auf dem Tisch
nehmen knnen, (
) aber der runde Mann war vollkommen artig. (
)
Da habe ich denn im Wohnzimmer neben dem Salon am Schlsselloch rumgelauert.
Weil ich doch wissen musste, wie das mit dem Edelcognac wurde und ob wir Tante
Millie loswerden wrden. Elise ging aufmachen, im Schlafzimmer hrten sie auf zu
schreien. In den Salon kam ein runder Mann mit ganz kleinen Beinen wo sein
Bauch aufhrte, waren auch schon sofort seine Fe. Er rieb seine Hnde und
guckte ruhig auf das Bild an der Wand, das Onkel Halmdach mal von mir gemalt hat,
darauf sehe ich aus wie meine Mutter, wenn sie ausshe wie ich. Es wre nicht
aufgefallen, er htte schnell heimlich was von der Schlagsahne auf dem Tisch
nehmen knnen, aber der runde Mann war vollkommen artig.
Sein Haar war grau und sauber gestriegelt (
; der Striegel , / /; striegeln
) und sein Gesicht rot und glatt wie eine Tomate. (
, ) Hirschzhne hingen ihm unter der Weste vor, (-
; der Hirsch ; der Zahn ) die
interessierten mich immer, ( ) ich htte sie gern von nahem
gesehen. ( ) Tante Millie kam rein, (
) der runde Mann wachte auf, ( : ,
; aufwachen ; wach ) in sein Gesicht schien
die Sonne. ( ) Das geblmte Kleid hatte Tante Millie an, (
) mit der Hand hielt sie ihren Busen fest, (
: ) der ist so dick wie ein
Fesselballon. ( , ; die Fessel /
/) Der rote Mann pustete seinen Atem aus der Nase wie eine Lokomotive,
( , ; pusten ,
; der Atem ) Tante Millie machte ein Gesicht wie die Fee im
Weihnachtsmrchen vom Schauspielhaus, ( ,
das
Schauspiel
ein Gesicht wie die Fee im Weihnachtsmrchen vom Schauspielhaus, wenn sie den
Kopf auf den knienden Prinzen neigt, um ihm behilflich zu sein. Und sie haben
gesprochen
von
Kaffee
und
Kuchen
und
dass
Herr
Broselius
ein
Wanderungen,
sondern
Stunden
des
Behagens
auf
der
Rheinterrasse mit Konzert im Freien, darin wre er Idealist und kennte alle Opern.
Seine verstorbene Frau htte eine leidenschaftliche Schwche fr Wagner gehabt,
sie war nmlich auch so stattlich dick gewesen wie Tante Millie. Und vielleicht
knnten sie nchstens mal gemeinsam ein Maibwlchen in der Waldschenke
trinken. Alles habe ich genau gehrt, und dann schenkte Tante Millie sich und dem
Herrn Broselius ein Glschen von dem Edelcognac ein mir klopfte das Herz.
Aber alles ging gut. ( ) Denn Tante Millie trank gar nicht richtig,
( ) und Herr Broselius trank nur mal einen Schluck
( ) und zuckte zusammen und sagte kein
Wort ( ; zusammenzucken) und lie den Rest stehen. (
: ) Alle haben daraufhin spter gesagt, (
) die Migkeit dieses Mannes htte den denkbar besten
Eindruck gemacht, ( :
, ) und die
Flasche Edelcognac mit dem Tee drin haben sie wieder ins Bfett gelegt, (
) weil Cognac nmlich
besser liegen muss. ( ) Es htte ja
alles so wunderbar werden knnen mit dem Herrn Broselius. (
) Tante Millie wren wir vielleicht glatt
losgeworden, ( , , ) aber da
kamen nun diese Fotografien von Boris Castor. (
) Elise wusste natrlich sofort Bescheid. (,
, ) Da hat doch ein junger Mann an Tante Millie geschrieben
von ungarischer Abstammung ( , ,
, ) und mit tiefem musikalischem Gefhl und einem
furchtbaren Schicksal ohne verstehende Menschenseele. (
,
: )
Aber alles ging gut. Denn Tante Millie trank gar nicht richtig, und Herr Broselius
trank nur mal einen Schluck und zuckte zusammen und sagte kein Wort und lie
den Rest stehen. Alle haben daraufhin spter gesagt, die Migkeit dieses Mannes
htte den denkbar besten Eindruck gemacht, und die Flasche Edelcognac mit dem
Tee drin haben sie wieder ins Bfett gelegt, weil Cognac nmlich besser liegen
muss. Es htte ja alles so wunderbar werden knnen mit dem Herrn Broselius.
Tante Millie wren wir vielleicht glatt losgeworden, aber da kamen nun diese
Fotografien von Boris Castor. Elise wusste natrlich sofort Bescheid. Da hat doch
ein junger Mann an Tante Millie geschrieben von ungarischer Abstammung und mit
tiefem musikalischem Gefhl und einem furchtbaren Schicksal ohne verstehende
Menschenseele.
Tante Millie hat ihm wiedergeschrieben, ( ) er hat Tante Millie
wiedergeschrieben und Fotografien von sich geschickt mit schwarzen Locken, (
,
) ganz blass im Gesicht ( ) und mit riesenhaft groen
Quellaugen. ( ) Keinen Broselius wollte Tante Millie
mehr und nichts, (
) nur noch diesen Boris Castor. ( ) Bei meiner Mutter
hat Tante Millie geweint und geschrien: ( )
Der Herr Broselius wre ihr zu roh und zu alt, (
) ein anderes Schicksal wre ihr beschieden an der Seite
eines Feinfhligen. (
) Und er htte ihr geschrieben, ( // ) dass aus ihren Briefen
die jugendfrische Seelenstrke einer Achtzehnjhrigen sprche, (
, , ) und
darauf kme es ihm an. ( ) Man missgnnte ihr
jedes Glck, ( ; jemandem etwas gnnen /- /; , ; missgnnen
, /- /, ) schrie
Tante Millie, ( ) und neidische Augen lauerten um sie herum. (
; der Neid )
Tante Millie hat ihm wiedergeschrieben, er hat Tante Millie wiedergeschrieben und
Fotografien von sich geschickt mit schwarzen Locken, ganz blass im Gesicht und
mit riesenhaft groen Quellaugen. Keinen Broselius wollte Tante Millie mehr und
nichts, nur noch diesen Boris Castor. Bei meiner Mutter hat Tante Millie geweint und
geschrien: Der Herr Broselius wre ihr zu roh und zu alt, ein anderes Schicksal wre
ihr beschieden an der Seite eines Feinfhligen. Und er htte ihr geschrieben, dass
aus ihren Briefen die jugendfrische Seelenstrke einer Achtzehnjhrigen sprche,
und darauf kme es ihm an. Man missgnnte ihr jedes Glck, schrie Tante Millie,
und neidische Augen lauerten um sie herum.
Und sie she viele Jahre jnger aus als meine Mutter, (
, ) weil sie ja geistig und krperlich jahrelang nicht durch eine Ehe
aufgerieben worden wre. (
; reiben ; aufreiben , / /; ,
) Und neulich htte sie vorm Agrippina-Kino gestanden, (
) haargenau knnte sie die Stelle angeben als
Beweis ( ) da
war ein Mann auf und ab gegangen an ihr ( - )
und htte gesungen: Mdel, ses Mdel, du ( : ,
) und htte Blicke dabei auf Tante Millie geworfen, (
) die unverkennbar gewesen wren. ( ;
unverkennbar , ; etwas verkennen ,
-; , ) Und am Samstagnachmittag
wrde sie Herrn Boris Castor treffen, (
) keine feindlichen Verwandten und keine Gewalten der Natur knnten sie
davon zurckhalten. (
; die Gewalt ; ) Elise hat gewusst, (
) dass sie Boris Castor im Prinzenhof treffen wollte, (
) und sie hat gesagt: ( ) Nie wrde ein
bildschner junger Mann die Tante Millie nehmen. (
)
Und sie she viele Jahre jnger aus als meine Mutter, weil sie ja geistig und
krperlich jahrelang nicht durch eine Ehe aufgerieben worden wre. Und neulich
htte sie vorm Agrippina-Kino gestanden, haargenau knnte sie die Stelle angeben
als Beweis da war ein Mann auf und ab gegangen an ihr und htte gesungen:
Mdel, ses Mdel, du und htte Blicke dabei auf Tante Millie geworfen, die
unverkennbar gewesen wren. Und am Samstagnachmittag wrde sie Herrn Boris
Castor treffen, keine feindlichen Verwandten und keine Gewalten der Natur knnten
sie davon zurckhalten. Elise hat gewusst, dass sie Boris Castor im Prinzenhof
treffen wollte, und sie hat gesagt: Nie wrde ein bildschner junger Mann die Tante
Millie nehmen.
Kleinerz
hat
auch
gesagt:
Eine
Frstin
zieht
immer
noch.
Am
Samstagnachmittag sind Manschen Lachs und ich zum Prinzenhof gegangen und
haben ihn beschlichen. Am Fenster haben sie gesessen Tante Millie und der
blasse Mann mit den Quellaugen. Tante Millie sah vollkommen gekocht aus, ihre
Haare standen wild und wie rasend. Der Mann a eine gebratene Ente und sprach
dabei und guckte weinerlich. Hnschen Lachs ging, unseren Plan auszufhren.
Gleich gegenber in das Telefonhuschen auf dem Rudolfplatz. Er hatte es lange
gebt, mit starker, strenger, mnnlicher Stimme zu sagen: Ich bitte, die Frstin
Millie von Kaltwei an den Apparat zu rufen Frstin Millie von Kaltwei. Tante
Millie heit Kaltwei, natrlich wrde sie zum Telefon gehen, wenn sie ausgerufen
wrde.
Mein Vater geht auch immer, ( ) wenn er in einem
Restaurant telefonisch verlangt wird. ( -
) Und der Boris Castor wrde glauben, ( ) Tante
Millie wre heimlich eine Frstin ( ) und htte es ihm
nicht gesagt, ( ) um seine wahre Liebe zu erproben. (
) Nmlich Elise hat in einem Roman gelesen vom
rennen; ziehen) nie wrde ich mich hauen lassen von Tante Millies Mnnern, (
, ) gegen die Schienbeine wrde
ich sie treten. ( : ) Aber er wollte nicht hauen, (
) drei Groschen gab er mir aus der Manteltasche (
; der Mantel ; die Tasche ) und redete
in Hast und zog mich weiter: ( , : in Hast
, ) Kleine, sage der dicken Dame, (,
) am Fenster sitzt sie und telefoniert gerade, (
) eine Tasse Kaffee trinkt sie und hat ein geblmtes Kleid an
( , ) sage ihr, dem Herrn wre
schlecht geworden, ( , ) Malariaanfall, (
; der Anfall ) tritt immer wieder auf, ( ; auftreten
; , ) von den Tropen, ( ) sie sollte nicht
warten. ( ) Fort war er. ( : )
Ich habe selbst fast geglaubt, Tante Millie war eine Frstin, als sie so wunderbar zur
Telefonzelle ging. Alle guckten, ich war ganz glcklich, bald wrden sie heiraten
Tante Millie und Boris Gastor. Ich dachte gerade: Jetzt ist Hnschen wohl bei der
sinnbetrenden Se des rotflammenden Mohns da berraschte mich der Boris
Castor in Hut und Mantel. Kleine, sagte er und rannte und zog mich mit an der
Hand nie wrde ich mich hauen lassen von Tante Millies Mnnern, gegen die
Schienbeine wrde ich sie treten. Aber er wollte nicht hauen, drei Groschen gab er
mir aus der Manteltasche und redete in Hast und zog mich weiter: Kleine, sage der
dicken Dame, am Fenster sitzt sie und telefoniert gerade, eine Tasse Kaffee trinkt
sie und hat ein geblmtes Kleid ansage ihr, dem Herrn wre schlecht geworden,
Malariaanfall, tritt immer wieder auf, von den Tropen, sie sollte nicht warten. Fort
war er.
Erst haben wir in einem Zigarrenladen zehn Pfennig gewechselt, (
) Hnschen Lachs und ich. ( )
Dann haben wir ein sehr schmutziges kleines Kind hinter der Selterwasserbude am
Rudolfplatz gefunden (
) und ihm fnf Pfennig gegeben (
) und ihm gezeigt, ( ) wo Tante Millie sitzt, (
) und es sollte sagen, ( ) der Herr htte einen Anfall von
gelitten die Enttuschung ber sie, die Lgnerin, und die Erschtterung darber
htten den Anfall von Malaria gebracht und jetzt wrde der arme Mensch
verzweifelt umherirren sogar vergessen hat er, die Ente zu bezahlen, wer macht
mir den Schaden wieder gut?
Ein munterer Zechpreller, rief Herr Kleinerz, ( : ,
; der Zechpreller / ,
/; die Zeche / , /; auf etwas prellen
-; -; jemanden um irgendwelche Summe
prellen , , - - ) und
Tante Millie schrie, ( ) Herr Kleinerz wre ein Rohling. (
) Ein Todkranker, ( ) halb schon im
Jenseits, ( ; jenseits ) knnte was
Menschliches schon mal vergessen, ( /-/ =
) schuld an allem war ich. ( ) Dann kam Onkel
Halmdach, ( ) sofort sagte mein Vater: (
) Du hast ja schon wieder einen sitzen! ( ) Dem Onkel
Halmdach wurde auch noch mal alles erzhlt. (
) Ich zitterte, ( = ) dass er die Sache mit dem Cognac
vergessen htte ( ) und welchen verlangen wrde. (
) Aber Gott sei Dank kriegte er gleich ein Glas von dem Mosel, (,
, ) mit dem mein Vater gerade seine Nerven
beruhigte. ( )
Ein munterer 'Zechpreller, rief Herr Kleinerz, und Tante Millie schrie, Herr Kleinerz
wre ein Rohling. Ein Todkranker, halb schon im Jenseits, knnte was Menschliches
schon mal vergessen, schuld an allem war ich. Dann kam Onkel Halmdach, sofort
sagte mein Vater: Du hast ja schon wieder einen sitzen! Dem Onkel Halmdach
wurde auch noch mal alles erzhlt. Ich zitterte, dass er die Sache mit dem Cognac
vergessen htte und welchen verlangen wrde. Aber Gott sei Dank kriegte er gleich
ein Glas von dem Mosel, mit dem mein Vater gerade seine Nerven beruhigte.
Tante Millie nahm Pillen ein ( ; einnehmen) und weinte: (
) Nie kme sie drber weg, ( ; drber =
darber ) als Aufschneiderin dazustehen vor einem schlichten, bescheidenen
Menschen, ( ) der
riesenhafte Liegenschaften in Ungarn liegen hat, (
) ohne jemals kaum eine Andeutung darber zu machen. (
: , -
) Und ich wre kein Kind, ( ) sondern der leibhaftige Teufel. (
, ; der Leib , ) Da hat Onkel Halmdach
auf den Tisch gehauen, ( ) um mich zu trsten.
( ) Und er hat versprochen, ( ) mir einen von den
jungen Panthern aus dem Zoologischen Garten zu schenken, (
) die ich so wahnsinnig gern htte. (
) Aber von allem, was er mir verspricht, ( ,
) kriege ich ja fast nie was. ( )
Tante Millie nahm Pillen ein und weinte: Nie kme sie drber weg, als
Aufschneiderin dazustehen vor einem schlichten, bescheidenen Menschen, der
riesenhafte Liegenschaften in Ungarn liegen hat, ohne jemals kaum eine Andeutung
darber zu machen. Und ich wre kein Kind, sondern der leibhaftige Teufel. Da hat
Onkel Halmdach auf den Tisch gehauen, um mich zu trsten. Und er hat
versprochen, mir einen von den jungen Panthern aus dem Zoologischen Garten zu
schenken, die ich so wahnsinnig gern htte. Aber von allem, was er mir verspricht,
kriege ich ja fast nie was.
Er hat mir aber dann heimlich auf dem Flur einen Rat gegeben (
) als richtiger Erwachsener und als Arbeiter von Zeitungen,
( ) der Bescheid wei mit allem. (
) Er sagte, ( ) die Sache mit der Frstin wre wahrscheinlich ein Fehler
gewesen. ( , , ) Und statt die Frstin
Millie von Kaltwei an das Telefon bitten zu lassen, (
) sollten wir das nchstemal
einfach die Genossin Kaltwei verlangen. (
; der Genosse ) Genossin
Kaltwei. ( ) Ich werde es mir merken. ( ) Hnschen
Lachs und ich werden es tun, ( ) wenn sie noch mal einen
Mann trifft. ( ) Vielleicht kann man auf diese Weise
Schuld an der ganzen bldsinnigen Geschichte waren zuerst mal Unmengen von
kandierten Frchten aus meiner Mutter ihrem Bfett. Ich esse sie wahnsinnig gern,
aber sie bekommen mir nie so richtig. Ich musste auch gleich wieder sieben Tage im
Bett liegen und leiden und mich langweilen, und mit Manschen Lachs habe ich mich
auch gezankt, als er mich besuchen kam und wir delphisches Orakel spielten. Wenn
ich nmlich meine Hnde oder ein Kissen ganz fest vor mein Gesicht und an meine
Augen drcke, dann erscheinen mir flammende Sterne, kleine und groe, und bunte
glhende Sonnen verwandeln sich in rasende Zacken, die herrlichsten Farben kann
ich sehen, wie es sie nur im Himmel gibt. Ich erzhlte es Hnschen Lachs, und da
sollte ich gleich das delphische Orakel sein.
Hnschen Lachs kam mit den Schweinwaldskindern, (
/ ) auf einem Tablett brachten sie
Holzkohle, ( ) die hatten sie unserer Elise aus dem
Bgeleisen geklaut, ( ) und stellten die Schweinerei
vor mein Bett ( ) und zndeten die
Holzkohle an, ( ) damit ich durch den Qualm richtig orakelhaft benebelt
wrde. ( = ,
; der Nebel ; benebeln ; ) Dann
drckte ich ein Kissen vor meine Augen ( ) und
musste singend verknden, ( ) was ich sah ( )
und Hnschen Lachs deutete die Zeichen ( ; das
Zeichen) und deutete hhere Befehle heraus, ( //
: ; der Befehl; befehlen ) nmlich, (
) dass er und die Schweinwalds noch am selbigen Tag zum Alten Markt mssten
( ) und
dort Hnneschentheater spielen. ( /
./) Es rgerte mich furchtbar, ( ) dass
sie damit ohne mich anfangen wollten, ( ) geplant
hatten wir die Sache gemeinsam schon lange, (
) um Geld zu verdienen, ( ) und wir hatten Puppen genht
( ) und eine Bhne gezimmert ( ) und wunderbare
Stcke eingebt, ( ; das Stck ) die Leute
wrden staunen ( ) und Hnschen Lachs und ich wollten immer
abwechselnd mit dem Teller sammeln gehen, ( ,
unternehmen
; das Unternehmen )
Hnschen Lachs kam mit den Schweinwaldskindern, auf einem Tablett brachten sie
Holzkohle, die hatten sie unserer Elise aus dem Bgeleisen geklaut, und stellten die
Schweinerei vor mein Bett und zndeten die Holzkohle an, damit ich durch den
Qualm richtig orakelhaft benebelt wrde. Dann drckte ich ein Kissen vor meine
Augen und musste singend verknden, was ich sah und Hnschen Lachs deutete
die Zeichen und deutete hhere Befehle heraus, nmlich, dass er und die
Schweinwalds noch am selbigen Tag zum Alten Markt mssten und dort
Hnneschentheater spielen. Es rgerte mich furchtbar, dass sie damit ohne mich
anfangen wollten, geplant hatten wir die Sache gemeinsam schon lange, um Geld zu
verdienen, und wir hatten Puppen genht und eine Bhne gezimmert und
wunderbare Stcke eingebt, die Leute wrden staunen
und Hnschen Lachs und ich wollten immer abwechselnd mit dem Teller sammeln
gehen, spter wrden wir mit dem Unternehmen vielleicht durch die ganze Welt
reisen.
Es rgerte mich natrlich, (, ) dass sie jetzt ohne mich anfangen
wollten ( ) und ich nur das Orakel sein sollte. (
) Und dann sagte Hnschen noch vor den
Schweinwaldskindern, ( )
ich als Orakel wre nur ein minderwertiges Werkzeug (
) das wirklich Hohe wre er als Deuter. (-
) Das war mir zu dumm, (
= ) und darum verkndete ich mit singender Stimme:
( ) Manschen Lachs ist ein gemeines
Schwein. ( ) Richtig hauen konnten wir uns leider nicht,
(- , , ) weil ich ja krank im Bett lag,
( ) Manschen Lachs rannte wtend fort,
(, ) Schweinwaldskinder hinterher, (
) die stinkende, qualmende Holzkohle lieen sie da, (
) und mir wurde schlecht. ( ) Als ich wieder in die
Orakel
sein
sollte.
Und
dann
sagte
Hnschen
noch
vor
den
Schweinwaldskindern, ich als Orakel wre nur ein minderwertiges Werkzeug das
wirklich Hohe wre er als Deuter. Das war mir zu dumm, und darum verkndete ich
mit singender Stimme: Manschen Lachs ist ein gemeines Schwein. Richtig hauen
konnten wir uns leider nicht, weil ich ja krank im Bett lag, Manschen Lachs rannte
wtend fort, Schweinwaldskinder hinterher, die stinkende, qualmende Holzkohle
lieen sie da, und mir wurde schlecht. Als ich wieder in die Schule musste, gab mir
meine Mutter einen Entschuldigungsbrief mit an unsere Klassenlehrer in, das
Frulein Schnei. Frulein Schnei guckte den Brief gar nicht weiter an und warf ihn
nur einfach ganz schnell in die Kathederschublade.
Darber musste ich immerzu nachdenken. ( ) Weil
ich durch den Krach mit Manschen Lachs kein Geld mit Hnneschenspielen verdienen
konnte ( -
) und weil bald Ostern war, ( ) wollte
ich andere Geschfte machen ( ) und meine alten
Schulbcher an ein Kind aus der Klasse unter mir verkaufen. (
: ) Zu Hause
durften sie das nicht wissen, ( ) ich habe einfach
gesagt: ( ) ich wrde immer so gern noch mal in den alten Schulbchern
lesen ( ) und lernen und
sehen, ( ) ob ich nichts vergessen htte. ( ) Das fanden sie gut, ( ) aber sie konnten es nicht fassen
( ) und nicht richtig glauben. ( -
) Furchtbar lange verhandelte ich schon wegen der Schulbcher mit Mutti Kugel aus
der Klasse unter mir, (
) das ist das dmmste Kind, (
brauchen wrde, dabei verkaufe ich ihr die Sachen wirklich denkbar billig. Sehr
schn sehen die Bcher ja nicht mehr aus, und jeder Mensch wei, dass Mutti
Kugel niemals versetzt wird. Aber mit aller Kraft rede ich ihr ein, sie wrde doch
versetzt um sie zu trsten und um die Bcher zu verkaufen. Dem Herrn Kleinerz
von nebenan habe ich alles erzhlt, und er hat gesagt, es schiene ihm leichter, einer
btissin Herrenbeinkleider zu verkaufen, als mit Mutti Kugel ins Geschft zu
kommen. Ich verstehe jetzt auch manchmal, dass mein Vater es schwer hat als
Kaufmann.
Es war so wahnsinnig schwer, ( ) eine Anzahlung von Mutti
Kugel zu bekommen ( ) ich war schon vollkommen
beranstrengt, ( : ; sich anstrengen
, ; sich beranstrengen ) wie mein
Vater es auch manchmal ist. ( ) Wenigstens hatte ich etwas
Geld ( , ) und suchte gleich nach meinen
beiden besten Freundinnen. (
) Wir hatten alle drei heute Vormittag so furchtbaren rger gehabt, (
) Gretchen musste richtig weinen,
( ) und wir mussten sie trsten. ( )
Siebenundzwanzig
( -
Fehler hatte sie im franzsischen Diktat, das machte ihr nichts weiter aus. Aber sie
sollte das Heft morgen wiederbringen mit der Unterschrift von ihrer Mutter und da
war sie so idiotisch gewesen, nicht sofort zu sagen, ihre Mutter wre leider auf einer
Nordlandfahrt. Darum weinte Gretchen. Wir hatten da nmlich unter uns schon
lange alles richtig ausgemacht.
Furchtbar oft schon mussten wir unsere Eltern in die Schule bestellen, (
; bestellen , ,
/ ) und dann kam dabei heraus, ( )
dass die Lehrerinnen ber uns ganz gemein schimpften, (
) und wir hatten dann zu Hause nichts als
widerlichen rger. (
gesagt, unsere Eltern reisten immerzu in der Welt mm. Wir lieen sie immer
mglichst weit fort sein, wo sie .nicht so schnell wiederkommen konnten. Vieles
wussten wir ja aus der Erdkunde, und dann hat Herr Kleinerz mir immer geholfen.
Elli Puckbaum, Gretchen und ich haben die Lnder immer ganz gerecht aufgeteilt.
Furchtbar lange Zeit lie ich meine Eltern in gypten sein, und Elli sagte: ihr Vater
nhme an einer gefhrlichen Expedition durchs Innere Sdamerikas teil.
Fr Gretchen hatten wir extra eine Nordlandfahrt aufgehoben (
) und da hat sie vergessen, sie
anzuwenden. ( = ) Natrlich musste Gretchen mit
den Nerven vollkommen runter sein, ( , ,
: ) unsere
Mtter sind es auch oft. ( ) Elli und ich
waren auch mit den Nerven runter, ( ) darum
wollten wir auch mal ausspannen wie Erwachsene. (
: , ) Weil ich das Geld von Mutti Kugel hatte, (
) konnten wir ja schlielich mal vormittags in
Monattos Eisstube sitzen statt in der Schule. ( , ,
- /, / )
Und darum haben wir denn die alten Entschuldigungsbriefe von unseren Eltern aus
Frulein Schneis Katheder heimlich rausgesucht. (
) Gretchen
war in diesem Schuljahr mal einen Tag lang krank gewesen (
) und Elli mal zwei Tage lang. ( ) Und von meiner Mutter
war auch noch ein Brief da, ( ) in dem sie mich
fr zwei Tage wegen Erkltung entschuldigte. ( =
,
)
Fr Gretchen hatten wir extra eine Nordlandfahrt auf gehoben und da hat sie
vergessen, sie anzuwenden. Natrlich musste Gretchen mit den Nerven vollkommen
runter sein, unsere Mtter sind es auch oft. Elli und ich waren auch mit den Nerven
runter, darum wollten wir auch mal ausspannen wie Erwachsene. Weil ich das Geld
von Mutti Kugel hatte, konnten wir ja schlielich mal vormittags in Monattos
Eisstube sitzen statt in der Schule. Und darum haben wir denn die alten
Hngebrcke haben wir gestanden und gefroren und immerzu runter in den Rhein
gespuckt.
Wir hatten furchtbar Angst, ( ) dass alles rauskommen knnte,
( ) und haben idiotischerweise unsre Entschuldigungsbriefe aus
den Ranzen genommen ( -
) und tausendmal geguckt, ( ) ob Frulein Schnei es merken
wrde, ( ) dass wir von den Briefen oben das Datum von
damals abgeschnitten hatten. ( ;
abschneiden) Ganz gro und wild ist der Rhein geflossen, (
: ; flieen) vom Brckenpfeiler aus ist neulich ein
Mann reingesprungen ( ; die
Brcke ; der Pfeiler ; ; , //) ob ich das auch
knnte, ( ) hat mich Elli gefragt. ( ) Ich wusste es
nicht, ( ) ich hatte Lust runterzufallen, (
) spter wollt ich mal springen, ( - ) ich hatte
Angst ( ) ich trumte mich ganz schwindlig runter ins Wasser (
, ; mir ist
schwindlig ) grau und kalt und bse sah es aus ohne Sonne
und Liebe und ( , )
Vater unser, mein Brief ist fort. ( , ) Ich hab geschrien, (
) mein Brief schwamm im Rhein. ( ;
schwimmen) Ich habe ihn fallen lassen ( ) nicht mit Absicht und doch mit
Absicht. ( , )
Wir
dass
alles
rauskommen
knnte,
und
haben
schwamm im Rhein. Ich habe ihn fallen lassen nicht mit Absicht und doch mit
Absicht.
Ich dachte, ( ) Furchtbares ist auf der Welt, wenn der Brief fort ist (
// , ) ich dachte, ( )
Furchtbares ist mit mir, ( // ) und da wollte ich, (
) dass der Brief runterfiel von der Brcke, ( ) und
wollte es auch nicht. ( ) Und ich dachte auch, (
) alles wird anders um mich ( -) und
interessant und warm, ( ) wir wrden nicht mehr frieren (
) und uns langweilen auf der kalten Brcke, (
) sondern furchtbar aufgeregt sein. ( )
Ich wei nicht, ( ) warum ich es getan habe ( ) ich wollt
es auch gar nicht richtig tun, ( -) und
ich war ja dann selbst sehr erschrocken, ( ) aber
auch froh. ( ) Aber nie knnte ich Elli sagen, (
) dass ich es mit Absicht getan habe. ( ; die
Absicht ) Sie dachte, ( ) es wre ein Unglck. (
) Ich habe mich geschmt ( ) und kam mir so unanstndig vor (
; der Anstand ) und wei nicht
warum. ( ) Erst dachten wir, ( ) ich wre verloren.
( )
Frulein
Schnei
lag
ja
noch
der
so unanstndig vor und wei nicht warum. Erst dachten wir, ich wre verloren. Aber
im Katheder vom Frulein Schnei lag ja noch der Entschuldigungsbrief von meiner
Mutter von damals, als ich wegen der Unmassen von kandierten Frchten sieben
Tage fehlen musste.
Ich war gar nicht mehr so unanstndig ( ) und froh (
) und hatte nur noch richtige Angst ( -
: ) und wollte, dass nichts rauskme. (
, : ) Elli und Gretchen wrden
mir morgen nach der Schule den Brief von den sieben Tagen bringen, (
) und ich wrde die sieben Tage
abschwnzen mssen ( ) es blieb nichts
anderes brig. ( ) Mein Leben war gar nicht mehr schn.
( ) Jeden Morgen musst ich mit meinem
Schulranzen pnktlich von Haus fortgehen, (
) damit nichts auffiel. ( :
) Immer bin ich in Stadtgegenden gewandert, (
; die Gegend , )
die weit fort waren von der Schule, ( ) um nicht
gesehen zu werden. ( : ) Meine Fe
wurden mde, ( ) es regnete immerzu. ( ) In
hlichen nassen Anlagen habe ich mich auf einsame Bnke gesetzt (
; die Anlage ,
,
//;
//;
fort waren von der Schule, um nicht gesehen zu werden. Meine Fe wurden mde,
es regnete immerzu. In hlichen nassen Anlagen habe ich mich auf einsame Bnke
gesetzt und wollte am liebsten weinen. Und da ging ich mal am Wallraf-RichartzMuseum vorbei kommt mir da doch der Kaplan Hhn entgegen.
Gott sei Dank ist er ein ganz frommer und strenger Mann mit nach innen gekehrtem Blick,
( , ,
) der das Treiben der Strae nicht wahrnimmt. (
;
wahrnehmen
unheimlich, noch nie war ich nmlich in einem Museum gewesen, aber ich wusste
genau, dass man da herumgehen kann und sich alles angucken muss wie in alten
Schlssern. Ich wurde dann auch froh, dass ich nicht mehr im Regen rumlaufen
brauchte, jeden Tag wollt ich in das Museum fliehen. Erst war ich zu bang, die
Treppen raufzugehen, und lief einfach unten nun. Geldstcke waren da, ganze
Haufen, aufgebaute Steine als wenn Knippers Rudi mit dem Baukasten gespielt
htte, sah es aus und langweilige Glser und Krge. Aber dann bin ich
weitergegangen, und da sah ich etwas Ungeheures: einen Glassarg mit einer
richtigen Mumie drin.
Ein Buch haben wir gelesen, ( ) Hnschen Lachs und ich: (
) Das ewige Geheimnis der Sphinx, ( ) da stand alles
darber drin, ( ) und nun wusste ich ja, (
) dass in dem Buch die Wahrheit gestanden hatte, (
) unsere Elise wollte es damals nicht glauben. (
) Ich war furchtbar aufgeregt, ( ) noch nie in meinem
Leben hatte ich so was Wunderbares gesehen. (
- ) Ein Wrter kam auf mich zu, (
; auf jemanden zukommen -) meine Beine knickten
zusammen vor Schreck. ( ) Ich dachte: ( )
jetzt jagt er mich von der Mumie fort ( ; fortjagen
//) oder schreibt mich auf ( : ; aufschreiben
) und zeigt mich in der Schule an, ( ; anzeigen
; jemanden anzeigen -) denn nichts Interessantes ist einem
richtig erlaubt, ( : // ; einem Dat. man) und ins Kino drfen ja auch keine
Kinder. ( ) Der Wrter war aber freundlich (
) und hat mich an den Haaren gezogen ( ;
ziehen ) und mir von der Mumie erzhlt: ( ) wie alt sie
wre ( ) und warum sie die in gypten so eingewickelt haben. (
; einwickeln ; der Wickel
; )
Ein Buch haben wir gelesen, Hnschen Lachs und ich: Das ewige Geheimnis der
Sphinx, da stand alles darber drin, und nun wusste ich ja, dass in dem Buch die
Wahrheit gestanden hatte, unsere Elise wollte es damals nicht glauben. Ich war
furchtbar aufgeregt, noch nie in meinem Leben hatte ich so was Wunderbares
gesehen. Ein Wrter kam auf mich zu, meine Beine knickten zusammen vor
Schreck. Ich dachte: jetzt jagt er mich von der Mumie fort oder schreibt mich auf
und zeigt mich in der Schule an, denn nichts Interessantes ist einem richtig erlaubt,
und ins Kino drfen ja auch keine Kinder. Der Wrter war aber freundlich und hat
mich an den Haaren gezogen und mir von der Mumie erzhlt: wie alt sie wre und
warum sie die in gypten so eingewickelt haben.
Ich sagte, ( ) sie htte eigentlich hnlichkeit mit Frulein Biernack, meiner
Klavierlehrerin, ( , , ,
; hnlich ) und der Wrter meinte auch, (
) das wre mglich. ( ) Neulich htte er voll
Todesschreck gedacht, ( :
, ) die Mumie htte sich selbstndig gemacht (
= ) und stnde neben ihrem eigenen Sarg
( ) und guckte da interessiert rein. (
) Aber als er nher kam, ( ) sah er, (
) dass die Mumie noch unterm Glas lag, ( )
die andere Mumie war eine alte Amerikanerin, ( )
die echte Mumie wre lngst nicht so schrumpflig gewesen. (
schrumpfen
Todesschreck gedacht, die Mumie htte sich selbstndig gemacht und stnde
neben ihrem eigenen Sarg und guckte da interessiert rein. Aber als er nher kam,
sah er, dass die Mumie noch unterm Glas lag, die andere Mumie war eine alte
Amerikanerin, die echte Mumie wre lngst nicht so schrumpflig gewesen. Dann
zeigte der Wrter mir auch ein paar Bilder, die wren furchtbar teuer gewesen und
wrden von Menschen aus aller Herren Lndern bewundert. Ich fand aber, die Bilder
wren doch gar nichts gegen die Mumie, und der Wrter sagte, die wre auch
besonders schn. Am nchsten Tag bin ich sofort zu der Mumie gegangen und zu
den beiden Skelettgrbern, die mir der Wrter auch gezeigt hatte.
Die Toten in den Skelettgrbern haben ein Geldstck mitbekommen fr die Reise ins
Jenseits. (
; jenseits , ; ; Jenseits
, ; ) Dabei braucht man im Himmel gar
kein Geld, ( ) und in der Hlle wird es
einem doch sicher abgenommen. ( ) Viel
richtiger wre es doch, ( ) Kindern immer etwas Geld
mitzugeben. ( ) Ich wanderte dann mal nach oben,
( ) wo es Alte Abteilung heit. ( )
Bilder, Bilder, Bilder. ( ) Lauter blutige Heilige (
) tausendmal hatte ich sie schon in der Kirche gesehen. (
) Bunt waren die Bilder ja schon, (/ /
: ) aber gar nicht schn. ( ) Nur
Der heilige Antonius von Dmonen gepeinigt war interessant, (
, ; peinigen ,
, , ; die Pein , , , ,
) aber doch lngst nicht so wie die Mumie. ( ,
) Als ich wieder runter zur Mumie wollte, (
) kam ich in einen kleinen Saal, ( ) und da sah ich
ein groes schreckliches Bild, ( ) das heit Das
Weltgericht. ( : )
Die Toten in den Skelettgrbern haben ein Geldstck mitbekommen fr die Reise ins
Jenseits. Dabei braucht man im Himmel gar kein Geld, und in der Hlle wird es
einem doch sicher abgenommen. Viel richtiger wre es doch, Kindern immer etwas
Geld mitzugeben. Ich wanderte dann mal nach oben, wo es Alte Abteilung heit.
Bilder, Bilder, Bilder. Lauter blutige Heilige tausendmal hatte ich sie schon in der
Kirche gesehen. Bunt waren die Bilder ja schon, aber gar nicht schn. Nur Der
heilige Antonius von Dmonen gepeinigt war interessant, aber doch lngst nicht
so wie die Mumie. Als ich wieder runter zur Mumie wollte, kam ich in einen kleinen
Saal, und da sah ich ein groes schreckliches Bild, das heit Das Weltgericht.
Da waren auf der einen Seite lauter schne nackte Mdchen mit gelben kringeligen
Haaren, (
; der Kringel ; , ) die wurden
von Engeln in eine Kirche gefhrt ( :
) und auf der anderen Seite waren ganz furchtbare Teufel und
Drachen, ( ; der
Drache) die zwackten grnliche riesig fette Menschen. ( ,
; riesig , , , ; der Riese
; zwacken ; ; , ) Im Bauch hatten die
Teufel noch mal ein Gesicht mit widerlichen roten Zungen. (
; die Zunge) Ich hatte ja solche
Angst: ( ) heilige Gottesmutter, ( ) wenn ich jetzt
strbe, ( ) wrden mich die Teufel mit den feurigen Krallen holen,
( : die Kralle) kein einziger Engel
wrde mir helfen ( ) ich war ja so sndig. (
; die Snde ) Am liebsten htte ich gleich gebeichtet (
; die Beichte ) und Bue getan (
: die Bue tun ) und immerzu Reue und Vorsatz
gebetet. ( : die Reue
, der Vorsatz , /. /; beten
) Ich musste weinen, ( ) weil ich so furchtbar viel Gutes wollte.
( ) Oh, so sehen Sie dieses Kind (,
) wie ergriffen von der Kunst, ( :
; ergreifen , , , ;
, ()) sagte da auf einmal hinter mir eine Stimme (
) ganz laut und hart und in gebrochenem Deutsch. ( ,
; brechen )
Da waren auf der einen Seite lauter schne nackte Mdchen mit gelben kringeligen
Haaren, die wurden von Engeln in eine Kirche gefhrt und auf der anderen Seite
waren ganz furchtbare Teufel und Drachen, die zwackten grnliche riesig fette
Menschen. Im Bauch hatten die Teufel noch mal ein Gesicht mit widerlichen roten
Zungen. Ich hatte ja solche Angst: heilige Gottesmutter, wenn ich jetzt strbe,
wrden mich die Teufel mit den feurigen Krallen holen, kein einziger Engel wrde
mir helfen ich war ja so sndig. Am liebsten htte ich gleich gebeichtet und Bue
getan und immerzu Reue und Vorsatz gebetet. Ich musste weinen, weil ich so
furchtbar viel Gutes wollte. Oh, so sehen Sie dieses Kind wie ergriffen von der
Kunst, sagte da auf einmal hinter mir eine Stimme ganz laut und hart und in
gebrochenem Deutsch.
Ich war so erschrocken, ( ) ich drehte mich rum, ganz schnell (
; sich (r)umdrehen) eine alte Dame stand vor mir, (
) wie eine Englnderin sah sie aus, ( ,
) am Sonntag auf dem Rheindampfer ist auch so eine mit uns nach
Knigswinter gefahren. (
: der Dampfer) Neben ihr stand ein kleiner Mann mit weien
Pudelhaaren. ( ,
) Ich wollte an ihnen vorbeirasen, ( ) aber die Dame hielt
mich fest. ( ; festhalten; fest ) Sie streichelte mein
Kinn, ( ) ich htte sie am liebsten in die Hand
gebissen. ( : beien) Ob ich so ein groes
Interesse an der Malerei htte? (
/ /) Ja. Immer fester hielt sie mich ( )
und sah mich an so mit Augen ( ) wie man Kinder
in der Religionsstunde ansieht. ( ) Ich hatte gleich
so ein dumpfes, ekliges Gefhl. ( -
; der Ekel ; ) Wenn sie mich doch losliee!
( ) Wie alt ich wre? ( ) 11 Jahre. (11 ) Da
seufzte sie, ( ) und der pudelige Mann legte mir die Hand auf den Kopf,
( ) ich kann so was nicht leiden.
( ; so was ) Ob ich malte? ( ) Ja. In der
Zeichenstunde mssen wir doch alle malen. (
mutterseelenallein
ins
Museum
schickte,
(//
( : ) Man kann et ja
auch Expedition nennen, sagte Herr Puckbaum. ( ,
; es = et / /) Er ist nmlich Weinreisender
( , : ) und spricht fast nur
Klsch. ( ) E-ja, man kann et auch als
Expeditinchen bezeichnen. ( , )
Dann kam die Direktorin mit Frulein Schnei. Sie schlngelten sich gleich ganz
gemein und hinterlistig an unsere Eltern ran, wir Kinder wurden gar nicht beachtet,
aber das wrde bestimmt noch kommen. Es wurde schrecklich. Vielleicht hat man
die Kinder zu viel sich selbst berlassen Sie haben groe Reisen hinter sich,
gndige Frau? fragte Frulein Schnei. In den Ferien war ich mit den Kindern in
der Eifel, antwortete meine Mutter. Ich dachte, alle wrden hren, wie mein Herz
klopfte. Hoffentlich sind Sie mit dem Erfolg Ihrer Expedition zufrieden, Herr
Puckbaum? fragte dann die Direktorin ganz s. Man kann et ja auch Expedition
nennen, sagte Herr Puckbaum. Er ist nmlich Weinreisender und spricht fast nur
Klsch. E-ja, man kann et auch als Expeditinchen bezeichnen.
Diese widerliche Direktorin hrte nicht auf zu fragen. (
) Hatten Sie Kmpfe mit Wilden? (
; der Kampf , ; wild ; der Wilde ) Herr Puckbaum
schlug sofort ganz fest mit der Faust auf den Tisch: (
) Da haben Se mal en wahres Wort jesagt, Frllein
(Klnisch: Da haben Sie mal ein wahres Wort gesagt, Frulein :
, ) dat sinn auch Wilde, dat sinn
richtigjehende Wilde. (Klnisch: das sind auch Wilde, das sind richtiggehende Wilde
, ) Es wurde immer schrecklicher und
unheimlicher, ( ) Elli fing ganz laut an zu
weinen. ( ) Haben Sie reiches Material mitgebracht, Herr
Puckbaum? ( ; das Materil) E-n, sagte Herr
Puckbaum, ( , ) dat knnt ich nit sagen, nur en paar
armsillige Auftrge (Klnisch: Eh nein, das knnte ich nicht sagen, nur ein paar
armselige Auftrge , )
wissen Se, im Hunsrck trinken die Leute lieber Bier. ( ,
)
Diese widerliche Direktorin hrte nicht auf zu fragen. Hatten Sie Kmpfe mit
Wilden? Herr Puckbaum schlug sofort ganz fest mit der Faust auf den Tisch: Da
haben Se mal en wahres Wort jesagt, Frllein dat sinn auch Wilde, dat sinn
richtigjehende Wilde. Es wurde immer schrecklicher und unheimlicher, Elli fing
ganz laut an zu weinen.Haben Sie reiches Material mitgebracht, Herr Puckbaum?
E-n, sagte Herr Puckbaum, dat knnt ich nit sagen, nur en paar armsillige
Auftrge wissen Se, im Hunsrck trinken die Leute lieber Bier.
Alles kam raus, ( ) aber auch alles. ( ) Wir weinten
furchtbar, ( ) unsere Mtter weinten auch. ( ) Herr
Puckbaum sagte, ( ) er knnte das Elend nicht mehr mit
ansehen, ( : das Elend ,
) und ob er den Damen einen Cognac holen drfte? (
) Und man sollte doch Gnade fr Recht ergehen lassen. (
= =
, ) Sie haben gesagt, ( )
wir wren Verlorene, ( ) die in eine Anstalt gehrten, (
) und viele Jahre brauchten wir, (
) um wiedergutzumachen. ( ; wiedergutmachen
/, /; //) Sie haben gesagt, ( )
ich wre das treibende Element gewesen, ( ) ber eine
vollkommen
exemplarische
Strafe
wrde
noch
nachgedacht,
mchte wahnsinnig gern so schn und elegant sein wie Rena Dunkel, (
, ) besonders wo ich
doch jetzt leidenschaftlich liebe. ( , ) Rena
Dunkel tut auch oft Farbe auf smtliche Ngel. (
- : ) Ich leide sehr. (
) Viele sind schon aus Liebe gestorben ( ;
sterben) es ist ein Wunder, ( ) wenn alles gut geht. ( )
Am Abend kommt meine Mutter zu mir ins Zimmer und fragt mich: Was machst du
denn da? Wieso? sage ich, was soll ich denn machen, ich mache gar nichts.
Ich war zu Tode erschrocken und tat meine Fe gleich unter die Bettdecke und
auch das franzsische Lexikon, wo ich drauf gespuckt hatte, um meine Fungel
damit rot zu frben. Denn das Lexikon hat einen roten Einband, der abfrbt. Und ich
mchte wahnsinnig gern so schn und elegant sein wie Rena Dunkel, besonders wo
ich doch jetzt leidenschaftlich liebe. Rena Dunkel tut auch oft Farbe auf smtliche
Ngel. Ich leide sehr. Viele sind schon aus Liebe gestorben es ist ein Wunder,
wenn alles gut geht.
Auf jeden Fall muss man immer gerstet sein ( :
) wie die alten Prinzessinnen des Orients, (
: ) die oft glhend geliebt werden. (
: ; glhen ,
) Rena Dunkel hat Romane darber. ( )
Und ich will morgen Nachmittag zu Theo Samander gehen (
) und ihm sagen, ( ) dass ich nie in meinem Leben
einen anderen Mann heiraten kann als ihn, (
, ) denn ich liebe ihn. ( ) Ich
habe wahnsinnige Angst, ( ) immerzu klopft mein Herz wie verrckt.
( , ) Jeden Tag will ich zu ihm gehen
( ) drei Wochen lang schon ( ) , aber
morgen tue ich es bestimmt. ( ) Ich muss es tun, (
) denn ich habe Rena und Elli Puckbaum, meiner besten Freundin,
geschworen: ( , )
morgen wrde ich das Grte von meinem Leben tun. ( :
)
Auf jeden Fall muss man immer gerstet sein wie die alten Prinzessinnen des
Orients, die oft glhend geliebt werden. Rena Dunkel hat Romane darber. Und ich
will morgen Nachmittag zu Theo Samander gehen und ihm sagen, dass ich nie in
meinem Leben einen anderen Mann heiraten kann als ihn, denn ich liebe ihn. Ich
habe wahnsinnige Angst, immerzu klopft mein Herz wie verrckt. Jeden Tag will ich
zu ihm gehen drei Wochen lang schon , aber morgen tue ich es bestimmt. Ich
muss es tun, denn ich habe Rena und Elli Puckbaum, meiner besten Freundin,
geschworen: morgen wrde ich das Grte von meinem Leben tun.
Ich habe ihnen nicht so richtig gesagt, ( ) worum es sich
handelt. ( ) Aber sie warten jetzt auf das Groe, (
) und einen Schwur muss man halten. ( ) Damit ich
zuletzt nicht wieder bang werde, ( ) habe
ich
fr
mich
allein
meinen
Schwur
auf
entsetzliche
Art
zurechtgestaltet,
// ; gestalten
, ; ; , ; die
Gestalt , ; zurecht , , )
indem ich abends im Bett ganz fest sagte: (
; indem ich... sagte ) wenn ich morgen nicht zu Theo Samander
gehe, ( ) dann fllt mir ein Auge aus meinem
Gesicht ( ) und meine Mutter wird mich kein bisschen
mehr lieben ( ) und mein Vater
bekommt raus, ( : ) dass ich sein Briefmarkenalbum,
das er als spterer Junge sammelte, heimlich verkauft habe. (
, , :
) Weil ich nmlich so furchtbar gern auch einmal Florstrmpfe haben wollte
wie Gretchen Katz und Elli Puckbaum, (
, ; der Florstrumpf
; der Flor , , ) und fr mich werden immer nur so dicke gerippte
Strmpfe gekauft von Tante Millie. (
)
Ich habe ihnen nicht so richtig gesagt, worum es sich handelt. Aber sie warten jetzt
auf das Groe, und einen Schwur muss man halten. Damit ich zuletzt nicht wieder
bang werde, habe ich fr mich allein meinen Schwur auf entsetzliche Art
zurechtgestaltet, indem ich abends im Bett ganz fest sagte: wenn ich morgen nicht
zu Theo Samander gehe, dann fllt mir ein Auge aus meinem Gesicht und meine
Mutter wird mich kein bisschen mehr lieben und mein Vater bekommt raus, dass
ich sein Briefmarkenalbum, das er als spterer Junge sammelte, heimlich verkauft
habe. Weil ich nmlich so furchtbar gern auch einmal Florstrmpfe haben wollte wie
Gretchen Katz und Elli Puckbaum, und fr mich werden immer nur so dicke gerippte
Strmpfe gekauft von Tante Millie.
Jetzt habe ich den entsetzlichen Schwur geleistet, ( )
und darum gehe ich morgen zu Theo Samander. (
) Trotzdem ich eigentlich viel lieber von weitem lieben wrde. ( ,
, : ) Ich bin jetzt dreizehn Jahre
alt geworden, ( ) da ist es ein Bldsinn und ein
Verbrechen, ( ) mich immer noch als Kind zu behandeln.
( ) In drei Jahren darf ich erst heiraten,
( ) das ist noch lange hin. (
) aber auch diese Zeit geht vorber. ( ;
vorber ) Ich werde mit Theo Samander zusammen warten. (
) Gestern erst trafen die Elli und ich im Hohenstaufenbad Lydia
Grohmann. ( )
Das ist ein Mdchen, das manchmal mit uns spricht, ( ,
) trotzdem es zwei Klassen ber uns ist. (
: ) Und das sagte: ( ) um unsere Entwicklung
brauchten wir uns gar keine Sorgen zu machen, (
; sich entwickeln ) wir htten schon Ansatz von Busen.
( : der Ansatz , ; der Busen )
Jetzt habe ich den entsetzlichen Schwur geleistet, und darum gehe ich morgen zu
Theo Samander. Trotzdem ich eigentlich viel lieber von weitem lieben wrde.Ich bin
jetzt dreizehn Jahre alt geworden, da ist es ein Bldsinn und ein Verbrechen, mich
immer noch als Kind zu behandeln. In drei Jahren darf ich erst heiraten, das ist
noch lange hin. aber auch diese Zeit geht vorber. Ich werde mit Theo Samander
zusammen warten. Gestern erst trafen die Elli und ich im Hohenstaufenbad Lydia
Grohmann. Das ist ein Mdchen, das manchmal mit uns spricht, trotzdem es zwei
Klassen ber uns ist. Und das sagte: um unsere Entwicklung brauchten wir uns gar
keine Sorgen zu machen, wir htten schon Ansatz von Busen.
Mit der Elli habe ich berlegt, ( ) wie nun eigentlich das Heiraten und
die leidenschaftliche Liebe zusammenhngen, (, ,
) und ob das wohl mit dem Kinderkriegen was zu tun hat. (
- ) Die Sache mit dem Kinderkriegen ist uns noch
nicht ganz klar, ( :
) aber wir glauben nicht, ( ) dass es mit wahrer Liebe
was zu tun hat. ( - ) Wir wollten mal heimlich
im Herrenzimmer bei Puckbaums alles lesen. ( -
) Gretchen Katz hatte nmlich gesagt, ( ,
) sie htte gehrt von ihrem Vetter: (
) im Lexikon stnde alles darber drin. (
; stnde // ) Also haben
wir das Wort Kinderkriegen im Lexikon gesucht (
: ) aber natrlich hat Gretchen sich von ihrem
Vetter zum Geck halten lassen ( , ,
: ; der Geck /./ ,
) das Wort Kinderkriegen steht berhaupt nicht drin. (
)
Mit der Elli habe ich berlegt, wie nun eigentlich das Heiraten und die
leidenschaftliche Liebe zusammenhngen, und ob das wohl mit dem Kinderkriegen
was zu tun hat. Die Sache mit dem Kinderkriegen ist uns noch nicht ganz klar, aber
wir glauben nicht, dass es mit wahrer Liebe was zu tun hat. Wir wollten mal heimlich
im Herrenzimmer bei Puckbaums alles lesen. Gretchen Katz hatte nmlich gesagt,
sie htte gehrt von ihrem Vetter: im Lexikon stnde alles darber drin. Also haben
wir das Wort Kinderkriegen im Lexikon gesucht aber natrlich hat Gretchen sich
von ihrem Vetter zum Geck halten lassen , das Wort Kinderkriegen steht berhaupt
nicht drin.
Mit Liebe wird das jedenfalls bestimmt nichts zu tun haben. ( , ,
, ) Ich habe ja wirklich genug gelesen
in Bchern und Theaterstcken und wei: (
; treffen / /,
: ...) worauf ich das Bewusstsein verliere
( ) und alle schluchzend um mich rumknien. ( ,
, ; schluchzen , ,
) Ich male mir das manchmal nachts im Bett aus. ( :
) Ich mchte auch weinen bei ihm (
) und immerzu sagen, ( ) wie schlecht ich oft
bin ( ) ich trume, ( = ) dass er seine
Hand dann auf meinen Kopf legt ( ) und mich
raufzieht zu sich ( ) und an sich ran ( )
und mich trstet ber mich. ( ) Das mit dem
Trsten ist bestimmt am allerschnsten. ( , ,
)
Ich mchte auch fr ihn sterben und ihm groe Opfer bringen, und am liebsten
mchte ich ihn retten. Das schnste wre, wenn ich ihn aus einem brennenden
Haus rausholen knnte er ist dann in Sicherheit, aber mein Kopf wird noch von
dem letzten strzenden Balken getroffen, worauf ich das Bewusstsein verliere und
alle schluchzend um mich rumknien. Ich male mir das manchmal nachts im Bett
aus. Ich mchte auch weinen bei ihm und immerzu sagen, wie schlecht ich oft bin
ich trume, dass er seine Hand dann auf meinen Kopf legt und mich raufzieht zu
sich und an sich ran und mich trstet ber mich. Das mit dem Trsten ist bestimmt
am allerschnsten.
Wenn ich daran denke, ( ) muss ich weinen. ( ) Wer so
weint wie du und so unglcklich ist, (, , , ) ist ein
edler Mensch, ( ) wird er sagen ( ) und vollkommen
erschttert sein, ( ) und ich liege in seinen Armen. ( //
= ) Er will mich beruhigen, (
) aber ich lasse mich nicht beruhigen. ( =
) Denn ich kann mir in meinen Ausmalungen nie so richtig vorstellen,
( ) wie es
weitergeht, ( ) wenn ich beruhigt bin. ( ) Das Schnste
ist doch dann wohl vorbei. ( , , )
Manchmal mchte ich allerdings auch jubelnd ins Gebirge zu den Schafherden getragen
werden ( , , , ,
; jubelnd ; das Schaf ; die Herde ) wie die Marthe aus der
Oper Tiefland vom Pedro. ( , )
Aber was passiert nun eigentlich, ( , , ) wenn der Pedro
die Marthe im Gebirge auf die Erde setzt? ( )
Ob dann alles Wunderbare zu Ende ist? (
) Ich glaube, ( ) das Schnste und Edelste an der Liebe ist vorher
die Verzweiflung. ( )
Wenn ich daran denke, muss ich weinen. Wer so weint wie du und so unglcklich
ist, ist ein edler Mensch, wird er sagen und vollkommen erschttert sein, und ich
liege in seinen Armen. Er will mich beruhigen, aber ich lasse mich nicht beruhigen.
Denn ich kann mir in meinen Ausmalungen nie so richtig vorstellen, wie es
weitergeht, wenn ich beruhigt bin. Das Schnste ist doch dann wohl vorbei.
Manchmal mchte ich allerdings auch jubelnd ins Gebirge zu den Schafherden
getragen werden wie die Marthe aus der Oper Tiefland vom Pedro. Aber was
passiert nun eigentlich, wenn der Pedro die Marthe im Gebirge auf die Erde setzt?
Ob dann alles Wunderbare zu Ende ist? Ich glaube, das Schnste und Edelste an
der Liebe ist vorher die Verzweiflung.
Aber meine Mutter liebt meinen Vater auch ( ) und ist
gar nicht verzweifelt, ( ) nur ber mich manchmal. (
- ) Ich denke, ( ) das ist keine so echte leidenschaftliche Liebe
wie in den Opern ( , ; die
Oper) und wie ich sie jetzt erlebe. ( :
) Ich habe meine leidenschaftliche Liebe Rena Dunkel zu verdanken. (
) Sie ist geschieden ( ;
scheiden ; ) und eine entfernte Kusine von meiner Mutter (
: ) und seit sieben Wochen zu
Besuch bei uns. ( ) Tante Millie kann sie nicht
leiden, ( ) meine Mutter kann sie nicht leiden (
) alle Frauen knnen sie nicht leiden. (
) Dabei hat sie mir einen Brief gezeigt von einem wunderbaren Mann, (
) der schrieb:
( ) sie wre schn wie ein Engel Gottes. ( ,
durchgehalten. ( // , , =
; halten ; durchhalten , ,
)
Nachts sitzt die Rena manchmal auf meinem Bett und weint und spricht ber die
Liebe. Und sie wartet auf einen Mann, der nach Kln kommen soll. Und ber mich
kam dann auch die Liebe, weil sie mich zweimal mit ins Opernhaus genommen hat.
Einmal gab es Tiefland und einmal Tannhuser, und beide Male hat der Theo
Samander gesungen den Pedro und den Tannhuser. Ich wollte weinen danach
und konnte nicht sprechen ich wollte wrdig und berirdisch werden und alles
Unreine in mir abtten und sogar nicht mehr essen. Aber das habe ich leider nicht
durchgehalten.
Ich bin zu Theo Samander gegangen, ( ) ich bin dagewesen. (
) Auf dem Hohenzollernring wohnt er und ziemlich hoch. (
/ / ; der Ring
) Bei jeder Etage habe ich mich auf die Treppe gesetzt ( :
) und mit mir gekmpft, ( ) ob
ich nicht lieber fortlaufen sollte. ( ) Ich hatte heimlich ein
hellgraues Jackenkleid von der Rena angezogen (
; die Jacke , , ; ; das Kleid ) der Rock
war so furchtbar lang und weit, ( ) ich
musste ihn in der Taille ( ; die Taille [talje]) unter der Jacke (
) zu einer dicken Wurst zusammenrollen. ( ) Man
konnte das nicht sehen, ( : ) aber irgendwo (
- = -) hing der Rock doch immer tiefer. ( =
; hngen) Jedenfalls sah ich bestimmt vollkommen erwachsen aus. (
, , , ; aussehen )
Ich htte die Rena gerne um ihren Fuchspelz gebeten, (
= / /; der Fuchs
) aber sie war nicht da. ( //) Auf dem Speicher habe ich einen
alten Fuchspelz von meiner Mutter gefunden und umgelegt, (
) man wirkt gleich ganz anders. (
-; wirken ; )
Ich bin zu Theo Samander gegangen, ich bin dagewesen. Auf dem Hohenzollernring
wohnt er und ziemlich hoch. Bei jeder Etage habe ich mich auf die Treppe gesetzt
und mit mir gekmpft, ob ich nicht lieber fortlaufen sollte. Ich hatte heimlich ein
hellgraues Jackenkleid von der Rena angezogen der Rock war so furchtbar lang
und weit, ich musste ihn in der Taille unter der Jacke zu einer dicken Wurst
zusammenrollen. Man konnte das nicht sehen, aber irgendwo hing der Rock doch
immer tiefer. Jedenfalls sah ich bestimmt vollkommen erwachsen aus. Ich htte die
Rena gerne um ihren Fuchspelz gebeten, aber sie war nicht da. Auf dem Speicher
habe ich einen alten Fuchspelz von meiner Mutter gefunden und umgelegt, man
wirkt gleich ganz anders.
Auf der hellen Strae merkte ich dann, ( ) dass an
dem Pelz leider fast gar keine Haare mehr waren ( , ,
) meine Mutter hat schon Recht, (
) wenn sie immer so wild hinter den Motten her ist (
: / ; die Motte ) und dass der
Pelz eigentlich mehr ein bisschen wie Fensterleder aussah. ( , ,
= /
/; das Leder // ) Ich habe ihn dann auch lieber (
) einfach ganz damenhaft ( - =
) und lssig ( ) ber dem Arm getragen. (
// ) Ich habe auch Blumen gehabt ( ) einen
groen Buschen Flieder, ( ; der Flieder ; der Buschen
/ /) den hatte ich am Abend vorher unter Lebensgefahr im
Stadtwald geklaut. ( , , ;
die Gefahr ) Leider habe ich in der rasenden Eile ( ,
) und Aufregung ( ) die Dolden immer zu kurz abgerupft
( = ; die Dolde /./ ; rupfen
) und musste sie auch noch die Nacht ber (
) im Kleiderschrank verstecken, ( ) damit keiner sie
sah. ( ) Darum war der Strau nicht so wunderschn, (
) wie ich gerne gehabt htte. ( )
Auf der hellen Strae merkte ich dann, dass an dem Pelz leider fast gar keine Haare
mehr waren meine Mutter hat schon Recht, wenn sie immer so wild hinter den
Motten her ist und dass der Pelz eigentlich mehr ein bisschen wie Fensterleder
aussah. Ich habe ihn dann auch lieber einfach ganz damenhaft und lssig ber dem
Arm getragen. Ich habe auch Blumen gehabt einen groen Buschen Flieder, den
hatte ich am Abend vorher unter Lebensgefahr im Stadtwald geklaut. Leider habe
ich in der rasenden Eile und Aufregung die Dolden immer zu kurz abgerupft und
musste sie auch noch die Nacht ber im Kleiderschrank verstecken, damit keiner
sie sah. Darum war der Strau nicht so wunderschn, wie ich gerne gehabt htte.
Ich habe dann oben geschellt, ( ) und eine kleine Frau machte
auf. ( = ) Ihr Gesicht war etwas schrumplig
( /) mit groen braunen Augen, (
) und sie sagte: Herr Samander wre nicht da. (
, ) Ich wollte fast etwas aufatmen, (
/ / / /) aber dann kam doch
wieder die Liebe ber mich, ( = ) fr die
man kmpfen soll bis zum letzten. ( ) Und weil
ich nun auch schon mal soweit war, ( ) bin ich in die Diele
reingegangen ( ) und habe mich auf einen Stuhl gesetzt und gesagt:
( ) ich wrde auf ihn warten. ( ) Die kleine Frau
hat mich angesehen und gefragt: (
) ob es etwas Wichtiges wre, ( - ) sonst knnte ich es
ihr ja sagen ( ) sie wre die Frau Samander. (
) Ich habe sofort geantwortet: ( ) es wre das
Wichtigste von der Welt. ( ) Die Frau ging dann fort in
ein Zimmer, ( // ) mir wurde so komisch im Magen, (
) und mein linkes Bein fing an einzuschlafen.
( : )
Ich habe dann oben geschellt, und eine kleine Frau machte auf. Ihr Gesicht war
etwas schrumplig mit groen braunen Augen, und sie sagte: Herr Samander wre
nicht da. Ich wollte fast etwas aufatmen, aber dann kam doch wieder die Liebe ber
mich, fr die man kmpfen soll bis zum letzten. Und weil ich nun auch schon mal
soweit war, bin ich in die Diele reingegangen und habe mich auf einen Stuhl gesetzt
und gesagt: ich wrde auf ihn warten. Die kleine Frau hat mich angesehen und
gefragt: ob es etwas Wichtiges wre, sonst knnte ich es ihr ja sagen sie wre die
Frau Samander. Ich habe sofort geantwortet: es wre das Wichtigste von der Welt.
Die Frau ging dann fort in ein Zimmer, mir wurde so komisch im Magen, und mein
linkes Bein fing an einzuschlafen.
Es roch so eng in der Wohnung und so stickig, ( :
; riechen ) immerzu tickte eine Uhr, (
) an der Wand hing ein Lorbeerkranz mit rotgoldener Schleife (
- ; der Lorbeer ; der Kranz
; die Schleife ; ; hngen) und ein Bild von Theo Samander, (
) wie er jubelnd einen Becher schwingt. (
) Ich hatte nie daran gedacht, ( // ) dass er
eine Frau haben knnte, ( ) aber das musste mir jetzt
vollkommen egal sein. ( ) Er
wrde sich dann eben scheiden lassen, ( : ; sich
scheiden lassen : / , ) die
Rena ist ja auch geschieden. ( ) Ich habe mir genau berlegt,
( ) dass ich zu ihm sagen wrde: ( ) nie wieder knnte
eine andere Frau ihn so leidenschaftlich lieben, (
) wie ich ihn liebe. ( ) Das msste er ja
einsehen. ( ) Dann kam die Frau wieder und fragte: (
) Mchtest du vielleicht eine Tasse Tee mit mir
trinken ( , ) oder muss man
schon ,Sie' sagen? (, , ) Ich antwortete ganz
ruhig und erwachsen: ( -) Man muss
schlielich bedenken, (, , ) dass ich in drei Jahren
entwickelt zum Heiraten bin. ( ,
)
Es roch so eng in der Wohnung und so stickig, immerzu tickte eine Uhr, an der
Wand hing ein Lorbeerkranz mit rotgoldener Schleife und ein Bild von Theo
Samander, wie er jubelnd einen Becher schwingt. Ich hatte nie daran gedacht, dass
er eine Frau haben knnte, aber das musste mir jetzt vollkommen egal sein. Er
wrde sich dann eben scheiden lassen, die Rena ist ja auch geschieden. Ich habe
mir genau berlegt, dass ich zu ihm sagen wrde: nie wieder knnte eine andere
Frau ihn so leidenschaftlich lieben, wie ich ihn liebe. Das msste er ja einsehen.
Dann kam die Frau wieder und fragte: Mchtest du vielleicht eine Tasse Tee mit mir
trinken oder muss man schon ,Sie' sagen? Ich antwortete ganz ruhig und
erwachsen: Man muss schlielich bedenken, dass ich in drei Jahren entwickelt
zum Heiraten bin.
Mir war wahnsinnig hei, ( ) ich sollte meine Jacke ausziehen (
) in der Aufregung tat ich's auch. (:
, ) Sofort rutschte mir der Rock runter. (
; runter ) Ich sagte gleich, ( ) ich frre so
entsetzlich, ( ; frieren ; fror ; frre //
) und zog die Jacke wieder an. ( ; anziehen) Wir haben Tee
getrunken, ( ) ich habe mich verschluckt. ( ; schlucken
) Das ganze Zimmer war voll von den wunderbarsten Lorbeerkrnzen. (
) Wo man hinguckte, (
) waren lauter, lauter Lorbeerkrnze, ( ) und auf
einer Schleife stand: ( ) Dem gttlichen Snger.
( ) Ach, ich wusste ja immer, (, ) dass er gttlich
ist. ( ) Es tat mir Leid fr die Frau, ( )
aber wenn ich Theo Samander heiratete, ( )
wrden wir die ganzen Lorbeerkrnze mitnehmen mssen. (
) Ich sollte von dem Brot und dem Himbeergelee
essen, ( : die Himbeere; das Gele
[-]) das htte ich furchtbar gern getan, ( )
aber ich genierte mich, ( ) weil ich Angst hatte, zu kleckern (
) vor der Frau und auf Renas Jackenkleid. (
; die Jacke , ; das Kleid )
Mir war wahnsinnig hei, ich sollte meine Jacke ausziehen in der Aufregung tat
ich's auch. Sofort rutschte mir der Rock runter. Ich sagte gleich, ich frre so
entsetzlich, und zog die Jacke wieder an. Wir haben Tee getrunken, ich habe mich
verschluckt. Das ganze Zimmer war voll von den wunderbarsten Lorbeerkrnzen.
Wo man hinguckte, waren lauter, lauter Lorbeerkrnze, und auf einer Schleife stand:
Dem gttlichen Snger. Ach, ich wusste ja immer, dass er gttlich ist. Es tat mir
Leid fr die Frau, aber wenn ich Theo Samander heiratete, wrden wir die ganzen
Lorbeerkrnze mitnehmen mssen. Ich sollte von dem Brot und dem Himbeergelee
essen, das htte ich furchtbar gern getan, aber ich genierte mich, weil ich Angst
hatte, zu kleckern vor der Frau und auf Renas Jackenkleid.
Dann hat die Frau mir einfach ein Brot zurechtgemacht. (
) Ich dachte, ( ) zwei oder drei Lorbeerkrnze knnte man ihr ja
vielleicht lassen. (, ,
) Von der Schule habe ich etwas erzhlt, ( - ) und
sie hat mir gesagt: ( ) ihr Mann htte Soloprobe fr Tristan. (
) Sie war so nett ( ) ich wollte, (
) dass sie ruhig die Hlfte von den Lorbeerkrnzen behielte, (
) Theo Samander wrde ja doch
immerzu viele neue bekommen. (
) Dann hat es auf einmal telefoniert, ( ) und die Frau
sagte mir: ( ) leider kme ihr Mann nach der Probe nicht nach
Haus, (, , ) sondern ginge
essen ( / /) und dann gleich zur Vorstellung. (
) Da musste ich denn gehen. ( ) Die Frau sagte
freundlich, ( ) ich sollte bald wiederkommen. (
, ) Ich habe auf der Treppe gedacht,
( ) dass ich berhaupt keinen von den Lorbeerkrnzen fr spter
haben will. (
)
Dann hat die Frau mir einfach ein Brot zurechtgemacht. Ich dachte, zwei oder drei
Lorbeerkrnze knnte man ihr ja vielleicht lassen. Von der Schule habe ich etwas
erzhlt, und sie hat mir gesagt: ihr Mann htte Soloprobe fr Tristan. Sie war so nett
ich wollte, dass sie ruhig die Hlfte von den Lorbeer krnzen behielte, Theo
Samander wrde ja doch immerzu viele neue bekommen. Dann hat es auf einmal
telefoniert, und die Frau sagte mir: leider kme ihr Mann nach der Probe nicht nach
Haus, sondern ginge essen und dann gleich zur Vorstellung. Da musste ich denn
gehen. Die Frau sagte freundlich, ich sollte bald wiederkommen. Ich habe auf der
Treppe gedacht, dass ich berhaupt keinen von den Lorbeerkrnzen fr spter
haben will.
Und ich habe gedacht, ( ) wie furchtbar schade es doch eigentlich ist, (,
, ) dass ein Mann, der schon eine Frau hat, ( ,
) nicht noch eine dazu heiraten darf. (
; dazu = ) Es wre doch das einfachste von der Welt (
) warum soll es eigentlich nicht sein? (
) Eigentlich hatte ich berhaupt keine Lust, ( ,
) nochmal zu Theo Samander zu gehen. (
) Meinen Schwur hatte ich ja nun gehalten ( )
jetzt wollte ich lieber immer von weitem lieben (
) und nachts von ihm trumen. ( ) Die Rena
hat mich ja Gott sei Dank gar nicht gefragt, (, ,
) was nun mit dem Groen wre, das ich getan hatte. (
, ) Die musste so furchtbar viel anderes denken. (
= )
Und ich habe gedacht, wie furchtbar schade es doch eigentlich ist, dass ein Mann,
der schon eine Frau hat, nicht noch eine dazu heiraten darf. Es wre doch das
einfachste von der Welt warum soll es eigentlich nicht sein? Eigentlich hatte ich
berhaupt keine Lust, nochmal zu Theo Samander zu gehen. Meinen Schwur hatte
ich ja nun gehalten jetzt wollte ich lieber immer von weitem lieben und nachts von
ihm trumen. Die Rena hat mich ja Gott sei Dank gar nicht gefragt, was nun mit dem
Groen wre, das ich getan hatte. Die musste so furchtbar viel anderes denken.
Aber die Elli hat mir keine Ruhe gelassen, ( :
) und sie wusste auch schon vorher was von meiner
leidenschaftlichen Liebe ( - ) und
bewunderte mich ( ) und machte meine Mathematikaufgaben (
) und zupfte fr mich Margeriten als Liebesorakel. (
- :
; die Margerte; das Orkel ; zupfen ;
, ) Ich konnte ihr einfach nicht sagen, (
) wie es richtig gewesen war, ( ) weil ich ja gar nichts
war. ( / / ) Ich hab ihr also erzhlt,
(, ) ich wre bei Theo Samander gewesen, (
) ich drfte nichts davon sprechen. ( =
, ) nmlich Lehrer. (
) In einem kleinen Dorf an der Ahr. ( ; das Dorf)
Ich habe nmlich schon oft gelesen, dass Liebende das tun. Im Zimmer? hat Elli
gefragt, und ich habe gesagt: Ja, im Zimmer von der Tr bis zum Fenster
trotzdem es ja sonst fast immer blhende Heiden und Kornfelder sind. Und ich
musste dann noch Elli sagen, dass er vor mir gekniet und gesungen htte. Jeden
Tag musste ich Elli was Neues erzhlen meine leidenschaftliche Liebe wurde
immer leidenschaftlicher, und alles war schn wie in Wirklichkeit. Und wenn ich der
Elli so erzhlte, glaubte ich manchmal richtig: alles war wahr. Und nun ist alles
grauenhaft geworden. Rena kann mir nicht mehr helfen sie ist fort und heiratet
einen Mann, der das Gemeinste von der Welt ist: nmlich Lehrer. In einem kleinen
Dorf an der Ahr.
Rena hat selbst gesagt: ( ) es sollte sie wundern, wenn das gut ginge
( , ) aber sie kann gegen die Liebe nicht
an. ( ) Wenn ich erfahre, wo sie ist, (
, ) fliehe ich zu ihr. ( : fliehen) Heute musste ich nmlich zur
Direktorin. ( ) Mein Kopf ist entzwei (
) ich kann nicht mehr weinen. ( )
Eigentlich war ja die Elli schuld an allem. (, ) Sie
hatte geschworen, ( ; schwren) nie einem Menschen mein Geheimnis zu
verraten. ( ) Dann konnte sie es nicht mehr aushalten (
) und hat Gretchen Katz alles erzhlt (
) und sich schwren lassen, nichts weiterzusagen. (
, ) Dann knnt Gretchen Katz es nicht mehr
aushalten ( ) und hat alles Gordula Minnig erzhlt (
) und sich schwren lassen, nichts weiterzusagen. (
, )
Rena hat selbst gesagt: es sollte sie wundern, wenn das gut ginge aber sie kann
gegen die Liebe nicht an. Wenn ich erfahre, wo sie ist, fliehe ich zu ihr. Heute
musste ich nmlich zur Direktorin. Mein Kopf ist entzwei ich kann nicht mehr
weinen. Eigentlich war ja die Elli schuld an allem. Sie hatte geschworen, nie einem
Menschen mein Geheimnis zu verraten. Dann konnte sie es nicht mehr aushalten
und
erzhlt
und
sich schwren
lassen,
nichts
weiterzusagen. Dann knnt Gretchen Katz es nicht mehr aushalten und hat alles
Gordula Minnig erzhlt und sich schwren lassen, nichts weiterzusagen.
Dann hat Gordula Minnig alles Lissy Junklang erzhlt, (
) und von Lissy Junklang kommt die grte Gemeinheit: (
) sie hat alles ihrem Vater erzhlt. (
) Da durfte sie nicht mehr in die Schule, (
) aber der Professor Junklang kam in die Schule zur Direktorin und sagte:
( ) er liee sein reines
Kind nicht in einen schmutzigen Pfuhl, (
) wo eine frhreife verdorbene Pflanze eine Liebschaft mit einem Tenor hat. (
- ; die
Pflanze ) Die frhreife verdorbene Pflanze bin ich. (
) Ich bin aus der Schule fortgelaufen, ( )
die Elli hinter mir her ( ) trotzdem wir noch Zeichenstunde hatten. (
)
Dann hat Gordula Minnig alles Lissy Junklang erzhlt, und von Lissy Junklang
kommt die grte Gemeinheit: sie hat alles ihrem Vater erzhlt. Da durfte sie nicht
mehr in die Schule, aber der Professor Junklang kam in die Schule zur Direktorin
und sagte: er liee sein reines Kind nicht in einen schmutzigen Pfuhl, wo eine
frhreife verdorbene Pflanze eine Liebschaft mit einem Tenor hat. Die frhreife
verdorbene Pflanze bin ich. Ich bin aus der Schule fortgelaufen, die Elli hinter mir
her trotzdem wir noch Zeichenstunde hatten.
Nun sitzen wir hier auf einer Bank im Stadtwald. (
) Elli will alles mit mir tragen (
) und ihre Schuld wiedergutmachen ( ) und mir ihren
goldenen Rosenkranz schenken. ( ) Ich will ihn nicht
annehmen. ( ) Sie wei ja noch gar nicht, (
) dass ich sie belogen habe ( / ; lgen ;
jemanden belgen -: , -) sie
denkt, ( ) wir knnten zu Theo Samander und mit ihm fliehen. (
) Du lieber Gott! ( ) Elli wird