Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $9.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Liebeslektionen für den Earl
Liebeslektionen für den Earl
Liebeslektionen für den Earl
eBook250 Seiten3 Stunden

Liebeslektionen für den Earl

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Entsetzt starrt der Earl of Ramsay auf den schicksalhaften Brief: Seine Gattin fordert die Scheidung? Das Herz des sonst so unbeschwerten Lebemannes droht zu zerbrechen, denn er weiß, dass er allein die Schuld daran trägt. Doch noch ist es nicht vorbei! Wild entschlossen macht der Earl sich auf, um seine eigene Ehefrau zurückzuerobern …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum9. Sept. 2020
ISBN9783733719388
Liebeslektionen für den Earl
Autor

Amanda McCabe

<p>Amanda McCabe schrieb ihren ersten romantischen Roman – ein gewaltiges Epos, in den Hauptrollen ihre Freunde – im Alter von sechzehn Jahren heimlich in den Mathematikstunden. Seitdem hatte sie mit Algebra nicht mehr viel am Hut, aber ihre Werke waren nominiert für zahlreiche Auszeichnungen unter anderem den RITA Award. Mit einer Menagerie von zwei Katzen, einem Mops und einem dickköpfigen Zwergpudel, lebt sie in Oklahoma. Sie nimmt Tanzunterricht, sammelt kitschige Reiseandenken und schaut sich gerne Kochsendungen an, obwohl sie gar nicht selber kocht.</p>

Mehr von Amanda Mc Cabe lesen

Ähnlich wie Liebeslektionen für den Earl

Titel in dieser Serie (100)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Romanzen für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Liebeslektionen für den Earl

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Liebeslektionen für den Earl - Amanda McCabe

    IMPRESSUM

    Liebeslektionen für den Earl erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2013 by Amanda McCabe

    Originaltitel: „The Runaway Countess"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises, Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe Historical Saison

    Band 30 - 2015 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    Übersetzung: Corinna Wieja

    Umschlagsmotive: shutterstock_Book Cover Photos, GettyImages_itakefotos4u

    Veröffentlicht im ePub Format in 09/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733719388

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

    Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

    PROLOG

    London 1810

    Londons Traumpaar …

    Jane Fitzwalter Countess of Ramsay hätte fast laut aufgelacht, als sie die Überschrift in der Zeitung entdeckte. Die schwarzen, leicht verschmierten Druckbuchstaben in der Klatschspalte der „Gazette" wirkten so solide und unerschütterlich. Zudem waren viele Leute der Ansicht, dass eine solche Behauptung, wenn sie denn schwarz auf weiß gedruckt in der Zeitung stand, auch der Wahrheit entsprechen müsse.

    Vor einer ganzen Weile hatte sie sogar selbst einmal geglaubt, dass sie eine traumhafte Ehe führte, zumindest eine kurze Zeit lang. Inzwischen aber hatten die Worte einen hohlen, bitteren Beiklang bekommen und schienen sie und all ihre dummen Träume zu verspotten.

    Die schönen Ramsays – so jung, so reich, so elegant. Sie besaßen ein prächtiges Stadthaus in London, in dem sie großartige Bälle gaben. Die feine Gesellschaft riss sich förmlich darum, von ihnen eingeladen zu werden. Außerdem zählten sie ein großartiges Landhaus zu ihrem Besitz, in dem sie vornehme Jagdgesellschaften abhielten. Bis zum Morgengrauen wurde gefeiert und gelacht. Lady Ramsays Hüte und Roben, die in einem eigenen großen Zimmer untergebracht waren, wurden von den modebewussten Damen des ton eifrig kopiert.

    Alle Welt kannte die romantische Geschichte, die zu ihrer Ehe geführt hatte. Der junge Lord Ramsay hatte die noch jüngere Miss Jane Bancroft bei ihrem Debüt durch all das Gedränge und die wehenden Kopfschmuckfedern der Damen erblickt und sich zielstrebig seinen Weg durch die gaffende Menge gebahnt, um sich ihr vorstellen zu lassen. Im Laufe der darauffolgenden Tage hatten sie bei zwei privaten Bällen und einmal bei Almack’s miteinander getanzt. Und wiederum nur einige Tage später hatte Lord Ramsay sie zu einer Ausfahrt im Hyde Park eingeladen und um ihre Hand angehalten. Janes Tante, die auch ihr Vormund war, hatte Bedenken geäußert. Sie hatte eine Ehe aufgrund der kurzen Bekanntschaft für überstürzt und sie beide zu für jung dafür gehalten. Doch als das Paar damit drohte, durchzubrennen, gab sie ihre Einwilligung, und nur kurze Zeit später erlebte die feine Gesellschaft eine der wohl prächtigsten, glamourösesten Hochzeiten, die London je gesehen hatte.

    Prächtig. Glamourös. Elegant. Alle beneideten die schönen Ramsays um ihr Leben.

    Lady Ramsay jedoch, nun nicht mehr ganz so jung und naiv, hätte all diese Pracht nur zu gerne aufgegeben und all ihren Reichtum geopfert, um jenen sonnigen Tag im Hyde Park noch einmal zu erleben. Wehmütig erinnerte sie sich daran, wie sie Schulter an Schulter in der Kutsche gesessen und gelacht hatten, wie Hayden heimlich, verborgen durch ihren Sonnenschirm, ihre Hand gehalten hatte. An diesem Tag hatte sie geglaubt, dass ihnen eine verheißungsvolle, rosige Zukunft bevorstehe. Der Tag war ihr wie ein Versprechen erschienen, dass alles, wovon sie geträumt hatte, in Erfüllung gehen würde – die große Liebe, ein richtiges Zuhause und ein unbeschwertes Leben an der Seite eines Menschen, der sie brauchte und liebte.

    Wenn sie nur noch einmal von vorn anfangen könnten; Jane würde alles anders machen. Leider war das jedoch unmöglich. Die Welt drehte sich unaufhörlich weiter, und nichts würde sich jemals ändern. Alles würde so bleiben wie bisher, weil sie nun einmal die Ramsays waren und ihren Platz in der Gesellschaft einnehmen mussten. Sie mussten das Leben führen, das ihnen aufgrund ihres Standes bestimmt war.

    Aber Jane war dieses Leben gründlich leid. Sie hatte angenommen, dass Haydens Titel die Garantie für eine sorglose, unbeschwerte Zukunft sein würde, die ihr in ihrer Familie bisher nicht vergönnt gewesen war. Eine dumme Vorstellung, denn sie hatte dabei völlig vergessen, dass ein Titel auch Verpflichtungen mit sich brachte, die es zu erfüllen galt, dass ein Titel falsche Freunde anzog und für lieblose Ehen sorgte.

    Jane ließ die Zeitung auf den Fußboden fallen und sank zurück in die Kissen. Vermutlich war es schon weit nach Mitternacht. Vor einer geraumen Weile hatte ihre Zofe die Vorhänge schließen wollen, aber Jane hatte sie davon abgehalten. Sie mochte den Anblick des nächtlichen Himmels vor dem Fenster; er hatte eine tröstliche Wirkung auf sie, wie eine samtschwarze, weiche Decke, die sie einhüllte. Der Mond, eine silberne Sichel am Horizont, schien ihr zuzuzwinkern.

    In der Stadt, fern von Janes Schlafgemach, wurde auf zahlreichen Bällen gewiss immer noch getanzt, getrunken und gelacht. Vor gar nicht langer Zeit hatte sie selbst an derlei Veranstaltungen teilgenommen, hatte sich darum bemüht, ihren Platz in dieser Gesellschaft zu finden. Nun machte allein der Gedanke an derlei Vergnügungen sie krank.

    Sie drehte sich auf die Seite und richtete den Blick auf das prasselnde Feuer im Kamin. Dabei fiel ihr die Flasche Laudanum auf dem Nachttisch ins Auge, die der Arzt ihr gegeben hatte. Mit einer Dosis der Medizin könnte sie alle Erinnerungen auslöschen und im Schlaf Vergessen finden, doch das wollte sie nicht. Sie musste nachdenken, sich der Wahrheit stellen, gleich, wie schmerzhaft sie auch sein mochte.

    Sie legte die Hand auf den Bauch, der unter dem Leinennachthemd wieder ganz flach geworden war. Die kleine Wölbung, die gewachsen war und sie so glücklich gemacht hatte, gab es nicht mehr. Seit Tagen schon nicht mehr, als wäre sie nie da gewesen. Unter quälenden Krämpfen hatte sie ihr Kind verloren – und Hayden war wieder einmal nicht an ihrer Seite gewesen. Als sie die Fehlgeburt erlitt, die dritte inzwischen, hatte er sich in irgendeinem Spielsalon vergnügt und natürlich betrunken. Er betrank sich immer. Und ihr war nichts geblieben als eine hohle schmerzliche Leere. Sie hatte ihre Pflicht nicht erfüllt. Wieder einmal hatte sie versagt.

    So konnte und wollte sie nicht länger weitermachen. Allmählich zerbrach sie unter dem Druck der Lüge, die sie lebten. Sie hatte geglaubt, mit Hayden eine neue Familie zu bekommen, doch in ihrer Ehe fühlte sie sich einsamer als jemals zuvor.

    Unvermittelt vernahm sie ein Krachen und gleich darauf lautes Fluchen. Donnernd wie ein Schuss hallte das Geräusch durch das stille Haus. Schon vor Stunden waren die Dienstboten zu Bett gegangen, und Jane hatte nicht vor Morgengrauen mit Haydens Rückkehr gerechnet.

    Offenbar war er dieses Mal früher nach Hause gekommen. Jane stand auf und wickelte sich ein Tuch um die Schultern. Dann verließ sie ihr Zimmer und ging langsam zur Treppe, um in die Halle hinunterzuspähen.

    Hayden saß, die Beine weit von sich gestreckt, auf der untersten Treppenstufe. Der Schein der Lampe auf dem Konsoltisch, die der Butler für ihn hatte brennen lassen, flackerte über sein Gesicht. Offensichtlich hatte er den Schirmständer umgerissen, denn die Schirme und Spazierstöcke lagen über den schwarz-weißen Marmorfliesen verstreut.

    Mit seltsam traurigem Ausdruck im attraktiven Gesicht betrachtete er das Durcheinander. Das Spiel aus Schatten und Licht ließ seine klassischen Züge geheimnisvoll und verwegen erscheinen, und einen Moment lang erinnerte er sie tatsächlich wieder an den Mann, den sie einst voller Hoffnung geheiratet hatte. War er dieses Leben vielleicht ebenso leid wie sie? Gab es womöglich doch noch eine Chance für sie, einen Neuanfang? Trotz ihrer Resignation und wider jede Vernunft keimte ein Funken Hoffnung in ihr auf.

    Sie schickte sich an, die Treppe hinunterzugehen. Das Knarren der Stufen ließ Hayden aufschauen. Einen Wimpernschlag lang spiegelte sich ein ernster, nachdenklicher Ausdruck in seiner Miene, dann malte sich ein Lachen in sein Gesicht und beendete diesen kurzen Moment der Grübelei und Nüchternheit.

    Er strich sich eine schwarze Locke aus der Stirn und streckte die Hand aus. Der Siegelring an seinem Finger funkelte im Lichtschein, und Jane entdeckte einen Cognacfleck auf seinem Ärmel. „Jane! Meine wunderschöne Gemahlin hat auf mich gewartet – wie erstaunlich."

    Langsam ging Jane die Treppe hinunter. Der süßlich herbe Geruch des Cognacs umhüllte ihn wie eine Wolke. „Ich konnte nicht schlafen", sagte sie. Schon seit Tagen fand sie keinen Schlaf mehr.

    „Du hättest mich zum Dinner bei den Westins begleiten sollen, meinte er. „Der Abend war recht vergnüglich.

    Jane fuhr ihm zärtlich durch das Haar. Seine himmelblauen Augen glänzten, als sie ihm über die Wange streichelte. Der Bartschatten, der sich darauf abzeichnete, fühlte sich rau und kratzig unter ihren Fingern an.

    Wie attraktiv er doch war, ihr Gatte. Allein bei seinem Anblick schmerzte ihr Herz vor Sehnsucht. „Das sehe ich", sagte sie.

    „Alle haben nach dir gefragt, fuhr er fort und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Hand. „Unsere Freunde haben dich vermisst.

    „Freunde?, murmelte sie zweifelnd. Die Westins waren für sie kaum mehr als flüchtige Bekannte, ebenso wie die anderen Gäste. Und umgekehrt war es genauso; sie alle kannten Jane im Grunde genommen nicht. Sie nahm nicht gern an gesellschaftlichen Anlässen teil, weil sie sich unter den vielen Menschen immer unwohl und unsicher fühlte. Ebenfalls eine Sache, bei der sie als Countess versagt hatte. „Mir ist noch nicht nach Gesellschaft zumute.

    „Nun, ich hoffe, das wird sich bald ändern. Die Saison hat gerade erst begonnen, und wir haben recht viele Einladungen erhalten, die wir wahrnehmen müssen. Er hauchte ihr einen weiteren Kuss auf die Hand, aber Jane hatte das Gefühl, dass er durch sie hindurchblickte. „Es ist mir verhasst, dich krank zu sehen, Liebling.

    Erneut stieg Hoffnung in ihr auf, und sie ergriff seine Hände. „Vielleicht würde uns etwas Erholung guttun, ein paar Wochen auf dem Land – nur für uns allein. Ich bin sicher, dass es mir an der frischen Landluft bald besser gehen wird. Wir könnten meine Schwester Emma einladen. Ich habe sie so lange nicht mehr gesehen."

    Je länger sie darüber nachdachte, desto besser gefiel ihr die Idee. Ja, ein Urlaub in ihrem Landhaus Barton Park wäre wundervoll. Nur sie drei – keine Gesellschaften, kein Cognac. Sie könnten wieder mehr Zeit miteinander verbringen und sich unterhalten, so wie früher. Vielleicht würde sie trotz ihrer Ängste sogar den Mut aufbringen, erneut den Versuch zu wagen, ein Baby zu bekommen. Sie könnten die eleganten Ramsays hinter sich lassen und einfach nur Hayden und Jane sein. Nichts wünschte sie sich sehnlicher.

    Aber Hayden lachte nur, als ob sie einen großartigen Scherz gemacht hätte. Er löste sich von ihr und legte sich quer über die Treppe. „Du willst aufs Land reisen? Jetzt, mitten in der Ballsaison? Jane, Liebling, das ist unmöglich. Wir können jetzt nicht abreisen."

    „Aber es könnte …"

    Hayden schüttelte den Kopf. „Wenn du dir Zerstreuung in London suchst, wirst du sicherlich schneller genesen, als wenn du dich auf dem einsamen Land vergräbst. Du solltest mich wieder zu Gesellschaften begleiten, dich amüsieren. Alle erwarten es von dir, von uns."

    „Zu Bällen und Gesellschaften gehen, so wie du?", fragte Jane verbittert, und der letzte Hoffnungsfunken erstarb in ihr. Nichts hatte sich geändert. Nichts würde sich je ändern.

    „Ja, so wie ich, und wie es schon meine Eltern getan haben, antwortete er. „Das ist besser, als sich allein zu Hause im Elend zu suhlen.

    Jane schlang die Arme um sich, plötzlich fühlte sie sich innerlich hohl und leer. „Ich bin erschöpft. Vielleicht werde ich meine Schwester ohne dich besuchen. Die arme Emma schreibt, dass sie sich in ihrer Schule nicht wohlfühlt, und ich vermisse sie. Ich brauche etwas Abstand von London. Ich möchte nach Hause fahren, nach Barton Park, und dort eine Weile bleiben."

    Hayden schloss die Augen, als ob er ihrer und dieses Gesprächs überdrüssig wäre. Es kam ihr fast so vor, als hätte er es satt, sich mit ihren Empfindungen befassen zu müssen. „Wenn du das so unbedingt möchtest, dann tu es. Du wirst aber vor unserem Ball zum Abschluss der Saison zurückkommen müssen. Alle rechnen fest damit, dich als Gastgeberin dort zu sehen."

    Jane nickte, aber sie wusste bereits, dass sie für keinen Ball der Welt nach London zurückkehren würde. Sie wollte dieses Leben nicht mehr weiterführen. Sie wollte sich selbst wiederfinden, auch wenn sie Hayden nicht klarmachen konnte, dass er dasselbe tun musste, um sich nicht zu verlieren.

    Ein leises Schnarchen verriet ihr, dass er mitten im Gespräch auf der Treppe eingeschlafen war. Im Schlaf sah er engelsgleich und friedlich aus. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, als ob er sie bereits verlassen hätte und im Kreise seiner Freunde die nächste Flasche leeren würde. Sie küsste ihn liebevoll auf die Wange und fuhr ihm ein letztes Mal durch die Haare.

    „Es tut mir leid, Hayden, flüsterte sie. „Bitte, vergib mir.

    Dann stand sie auf, trat über ihn hinweg und kehrte in ihr Schlafzimmer zurück. Leise schloss sie die Tür hinter sich. Nicht einmal das Klicken des Schlosses war in dem riesigen Haus zu hören, das nie wirklich ihr Zuhause gewesen war.

    Hayden starrte an die Decke, doch er nahm die zuckergussweißen Ornamente kaum wahr. Die harten Stufen in seinem Rücken spürte er ebenso wenig wie das vertraute schmerzende Pochen in den Schläfen. Alles, was er sah, alles, woran er denken konnte, war Jane.

    Er schloss die Augen und lauschte aufmerksam, aber sie war schon lange fort. Nur noch Stille umgab ihn, seit sie sich fortgeschlichen und die Tür ihres Zimmers geschlossen hatte. Selbst sein Butler Makepeace hatte ihn längst aufgegeben und ließ ihn auf der Treppe liegen. Der Marmorboden in der Eingangshalle strahlte eine Kälte aus, die ihm unter die Haut kroch.

    Mit Schaudern erkannte Hayden, dass er zu dem geworden war, was er nie sein wollte – ein Ebenbild seiner Eltern.

    Nun ja, genau betrachtet ähnelte er seinem Vater nicht sehr. Oh nein. Für den alten Earl waren Verantwortung, Pflichterfüllung und das gute Ansehen der Familie immer das Wichtigste gewesen. Haydens Mutter dagegen hatte Gesellschaften und Bälle geliebt, weil die lärmende Menge sie ihren Kummer vergessen ließ. Beide hatten jedoch Cognac und Wein zu sehr gemocht, und das hatte seinen Vater letzten Endes das Leben gekostet.

    Seine Mutter, Friede ihrer leichtfertigen Seele, starb im Kindbett, als sie ein letztes Mal versucht hatte, seinem Vater einen weiteren Sohn zu schenken.

    Ein qualvoller, brennender Schmerz durchzuckte Hayden, als er sich an den Ausdruck erinnerte, der nach dem Verlust ihres ersten Kindes in Janes Gesicht gestanden hatte. Sie war weiß wie ein Laken gewesen, abgehärmt und vom Kummer sichtlich gezeichnet.

    „Wir können es noch einmal versuchen, Hayden, hatte sie gesagt und nach seiner Hand gegriffen. „Der Arzt sagt, dass ich kerngesund bin. Es gibt keinen Grund, warum es beim nächsten Mal nicht gut gehen sollte. Bitte, Hayden, bleib bei mir.

    Er hatte ihre zitternde Hand umfangen, die richtigen Worte geäußert, sie beschwichtigt, aber in seinem Inneren hatte er einen stummen Schrei ausgestoßen, weil er das alles nicht noch einmal durchmachen wollte. Niemals wieder. Er wollte Jane nicht mehr verletzen, konnte es nicht ertragen, dass sie ebenso litt wie damals seine Mutter.

    Bei ihrem Kennenlernen, als er das hoffnungsvolle Licht in ihren schönen haselnussbraunen Augen bemerkt hatte, die süße Röte ihrer Wangen, war ein Gefühl in ihm erwacht, das er längst erloschen geglaubt hatte. Neugier vielleicht oder Freude aufs Leben und die Zukunft. Die Empfindungen, die Jane in ihm entfacht hatte, waren berauschender gewesen als jeder Wein.

    Er hatte sich gewünscht, dass dieses Gefühl ewig andauern mochte. Er wollte Jane, begehrte sie, und hatte sich nie Gedanken über die möglichen Konsequenzen gemacht. Bis er dazu gezwungen gewesen war.

    Mit dieser überstürzten Ehe hatte er Jane ins Unglück getrieben, weil er ihr keine Gelegenheit gegeben hatte, sein wahres Wesen kennenzulernen. Gleich, was er auch tat, es schien, als könnte er sie niemals glücklich machen. Er wusste nicht, was sie sich wünschte, konnte nicht erkennen, was sie brauchte. Sie sah ihn immer so hoffnungsvoll an, und dabei lag ein solch trauriger Blick in ihren wunderschönen Augen, als ob sie darauf wartete, dass er irgendetwas tat oder sagte. Doch er hatte nicht die leiseste Ahnung, was er tun oder sagen sollte.

    Also hatte er in den Dingen Zuflucht gesucht, mit denen er sich auskannte – endlose Vergnügungen mit seinen Freunden, von denen er stets wusste, was sie von ihm erwarteten. Und Janes Blick war mit jedem Tag trauriger geworden, besonders nach den Fehlgeburten. Drei waren es inzwischen.

    Hayden rappelte sich langsam auf die Füße und ging die Treppe hinauf. Aus Janes Zimmer hörte er keinen Laut, nur dröhnende Stille. Er öffnete die Tür und lugte hinein.

    Sie lag, die Hand unter die Wange geschoben, schlafend im Bett. Das dichte, dunkle Haar war zu einem Zopf gebunden. Mondlicht fiel auf ihr Gesicht, und er bemerkte, dass sie selbst noch im Schlaf die Stirn runzelte. Sie sah so zierlich aus, so zerbrechlich und einsam.

    Hayden wusste, dass er sie im Stich gelassen und tief enttäuscht hatte. Aber er schwor sich, dass dies nie wieder vorkommen würde, gleich, welchen Preis er dafür zahlen mochte. Selbst, wenn er sie dafür freigeben musste.

    „Ich verspreche dir, Jane, flüsterte er, als sie sich auf die andere Seite drehte, „ich werde dich nie wieder verletzen.

    1. KAPITEL

    Drei Jahre später

    Ist das ein Erdbeben? fragte sich Hayden, als er durch ein lautes Poltern geweckt wurde.

    Eine andere Erklärung schien es nicht zu geben, denn er war sich sicher, dass keiner seiner Bediensteten es wagte, ihn mitten in der Nacht durch solch einen Lärm aus dem Schlaf zu reißen.

    Er wälzte sich auf den Rücken und blickte zum dunkelgrünen Betthimmel hinauf. Er erinnerte sich, wie er mit Harry und Edwards den Club

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1