Warum müssen wir leiden?: Mami Classic 28 – Familienroman
Von Annette Mansdorf
()
Über dieses E-Book
»Und grüß Mirko herzlich. Gib ihm einen Kuß von mir.« »Ja, das werde ich tun. Vielen Dank für den schönen Abend.« Valerie ließ sich noch einmal von Bettina umarmen und ging dann zu ihrem Auto. Es war wie immer ein netter Abend mit ihr und ihrem Freund Stefan gewesen. Die beiden hatten sie eingeladen, weil Klaus wieder einmal zu einer Tagung gefahren war und sie Abend für Abend allein zu Hause saß. Das hieß, so ganz allein war sie natürlich nicht. Da war ja noch Mirko, ihr siebenjähriger Sohn, der heute von einer Nachbarin beaufsichtigt wurde. Valerie mußte an die Zeit denken, als er geboren worden war. Klaus war bei ihr im Krankenhaus gewesen, hatte sie durch die Wehen geleitet und ihr beim Atmen geholfen, weil sie dauernd den Rhythmus verloren hatte. Und dann, mit einer letzten kräftigen Wehe, hatte Mirko das Licht der Welt erblickt. Sieben Pfund schwer, vierundfünfzig Zentimeter lang und rot wie ein Krebs. Er hatte sofort geschrien und mit seinen kleinen Fäusten um sich geboxt. Die Hebamme und die Ärztin hatten gelacht. »Da haben Sie aber ein energisches Söhnchen! Der wird bestimmt seinen Weg gehen.« Bisher hatten sie recht behalten. Mirko war selbstbewußt und fröhlich, ein richtiger Sonnenschein. Valerie und Klaus hatten immer noch mehr Kinder haben wollen, aber irgendwie hatte es nicht geklappt.
Mehr von Annette Mansdorf lesen
Ähnlich wie Warum müssen wir leiden?
Titel in dieser Serie (85)
Dieses Kind gehört nur mir: Mami Classic 3 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNicht mehr verstoßen …: Mami Classic 1 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Kind veränderte ihr Leben: Mami Classic 12 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon der eigenen Mutter entführt: Mami Classic 17 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom Vater nicht geliebt …: Mami Classic 5 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWo ist Papi?: Mami Classic 15 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAber das Rampenlicht lockte mehr: Mami Classic 8 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAussicht auf Happy-End?: Mami Classic 11 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch weine mit dir, kleine Lea: Mami Classic 18 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Brüderchen für Laura: Mami Classic 2 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Kind versteht die Welt nicht mehr: Mami Classic 7 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenÜberall wo Liebe ist …: Mami Classic 23 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch hatte einmal einen Sohn …: Mami Classic 4 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMoritz, der Erbe von Tanneck: Mami Classic 13 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleine Jungen - großes Chaos: Mami Classic 16 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpätere Heirat nicht ausgeschlossen: Mami Classic 9 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Ausreißer: Mami Classic 6 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnverstanden und allein: Mami Classic 39 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Wiedersehen: Mami Classic 10 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWir zwei sind noch zu haben: Mami Classic 34 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch wusste nichts von meinem Sohn: Mami Classic 20 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch will nicht weg von hier: Mami Classic 19 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWir sind für einander bestimmt: Mami Classic 27 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPaulas Flug ins Glück: Mami Classic 36 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWarum müssen wir leiden?: Mami Classic 28 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Betrug: Mami Classic 26 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch laß dich nicht im Stich: Mami Classic 25 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Kind der anderen: Mami Classic 14 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Opfer war Jonathan: Mami Classic 48 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGegen alle Widerstände …: Mami Classic 22 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Kleines Herz und große Sehnsucht: Sophienlust - Die nächste Generation 27 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKate und Alex- der alltägliche Wahnsinn einer Patchworkfamilie: Band 1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Sehnsucht stirbt nie: Dr. Norden Gold 104 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn jedem Ende liegt auch ein Sinn Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Sehnsucht stirbt nie: Dr. Norden Bestseller 439 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Todesgeigerin: Trier Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenManches Mal fließen sicher Tränen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Sehnsucht stirbt nie: Dr. Norden Extra 89 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLet´s play love: Leon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpuren im Moos Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Licht am Ende des Traums Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs geschah auf Capri: Die schönsten Lovestorys von Cora Marx Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie verlorene Freundin: Der neue Dr. Laurin 110 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGod assists: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHoffnung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFerne Berührung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSteter Wind: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKiller ohne Profil: Svenja Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungendas große Finale: Der neue Sonnenwinkel 100 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWolfsgefährtin: Claire Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJoerdis: Windbrüder (2) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTausend mal berührt, heut' Nacht verführt? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSophienlust-Duo 2 – Familienroman: Sophienlust - Die nächste Generation 2 + Sophienlust - Wie alles begann 2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRacheengel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGemeinsam allein: K(l)ein(es) Drama Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlmanach der Gedankenwelten: Band 01 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMethusalem: Vierter Fall für Katherina "Kate" Schulz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNaruna: Das Land der schönen Träume Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEinmal dieses Fieber spüren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen13.November Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Romanzen für Sie
Nachtclub-Sünden Kurzgeschichten: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Leiden des jungen Werther Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Kommt das Glück zurück?: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBillionaires Island: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Weg zum eigenen Sklaven: Ein Leitfaden für die dominante Frau Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSeine verruchte Jungfrau Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchmutzige kleine Jungfrau: Geheimnisse einer Unterwürfigen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWicked Little Princess Bewertung: 1 von 5 Sternen1/5Komm auf mein Schloss in Cornwall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJosefine Mutzenbacher - Unzensierte Ausgabe: »Der mit Abstand beste deutschsprachige erotische Roman aller Zeiten« Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerfectly Wrong Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnerwartete Liebe: Eine Fake-Beziehungs-Romanze Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEnglisch im Garten: Sexy Storys aus der Weltstadt mit Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSklavin der Millionäre: BDSM vor laufender Kamera Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke mit dem versteinerten Herzen: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHis Dad Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZurück im Palast der Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Herzog und seine geliebte Feindin Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Jenseits jeder Vernunft Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Gerettet von deiner Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDiese eine Nacht mit dir Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnbedarft: Raw, #1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Winterliche Versuchungen - Rezeptsammlung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWicked Little Price Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeheimnisse der Sehnsucht: Milliardär Liebesromane: Die Assistentin des Milliardärs, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEntehrt von einem Highlander Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFremdgeschwängert vom Kredithai: Cuckold Story Bewertung: 1 von 5 Sternen1/5Ich kann dich nicht vergessen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUrlaubsromanzen Kurzgeschichten: Jahreszeit des Verlangens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVersaute Neuigkeiten: Ein Enemies To Lovers - Liebesroman: Unanständiges Netzwerk, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Warum müssen wir leiden?
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Warum müssen wir leiden? - Annette Mansdorf
Leseprobe:
Ende einer langen Reise
LeseprobeDiese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren: Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
Mami Classic
– 28 –
Warum müssen wir leiden?
Annette Mansdorf
»Und grüß Mirko herzlich. Gib ihm einen Kuß von mir.«
»Ja, das werde ich tun. Vielen Dank für den schönen Abend.«
Valerie ließ sich noch einmal von Bettina umarmen und ging dann zu ihrem Auto. Es war wie immer ein netter Abend mit ihr und ihrem Freund Stefan gewesen.
Die beiden hatten sie eingeladen, weil Klaus wieder einmal zu einer Tagung gefahren war und sie Abend für Abend allein zu Hause saß. Das hieß, so ganz allein war sie natürlich nicht. Da war ja noch Mirko, ihr siebenjähriger Sohn, der heute von einer Nachbarin beaufsichtigt wurde.
Valerie mußte an die Zeit denken, als er geboren worden war. Klaus war bei ihr im Krankenhaus gewesen, hatte sie durch die Wehen geleitet und ihr beim Atmen geholfen, weil sie dauernd den Rhythmus verloren hatte. Und dann, mit einer letzten kräftigen Wehe, hatte Mirko das Licht der Welt erblickt. Sieben Pfund schwer, vierundfünfzig Zentimeter lang und rot wie ein Krebs. Er hatte sofort geschrien und mit seinen kleinen Fäusten um sich geboxt. Die Hebamme und die Ärztin hatten gelacht.
»Da haben Sie aber ein energisches Söhnchen! Der wird bestimmt seinen Weg gehen.«
Bisher hatten sie recht behalten. Mirko war selbstbewußt und fröhlich, ein richtiger Sonnenschein. Valerie und Klaus hatten immer noch mehr Kinder haben wollen, aber irgendwie hatte es nicht geklappt. Jetzt würde er wohl ein Einzelkind bleiben. Valerie konnte sich nicht vorstellen, ihre Arbeit als Lehrerin wiederaufzugeben.
Seit ihr Sohn zur Schule ging, hatte sie ihre Berufstätigkeit auch wieder aufgenommen. Es machte ihr viel Spaß, die acht- bis zehnjährigen Kinder zu unterrichten. Ihrem Mirko kam es jedenfalls zugute, denn glücklicherweise konnte sie an derselben Schule ihre Arbeit tun, die auch er besuchte. Wenn er früher Schluß hatte, blieb er im Schulkindergarten, bis sie auch nach Hause gehen konnte.
Es hatte sich also alles bestens eingespielt. Nur daß Klaus in letzter Zeit so oft unterwegs war, gefiel ihr nicht besonders. Zwar verstand sie seinen Wunsch, sich mit anderen Kollegen auszutauschen, Messen zu besuchen und an Autorentreffen teilzunehmen, aber langsam kam es Valerie so vor, als laufe er vor etwas davon. Konnte das sein?
Ihre Ehe litt nicht an der Sprachlosigkeit wie so viele andere. Sie konnten abends lange zusammensitzen und miteinander reden. Über seinen Beruf, über den ihren…, es machte Spaß, sich auszutauschen. Wenn sie dann schlafen gingen, waren sie voller Verständnis und Zärtlichkeit füreinander und schliefen noch immer Hand in Hand ein, wie früher…
Nein, ganz so wie früher war es doch nicht, fiel Valerie plötzlich auf. Bestimmte Elemente ihres Ehelebens hatten gelitten. Und über ganz persönliche Gefühle und Gedanken hatte Klaus schon lange nicht mehr gesprochen.
Diese Erkenntnis traf sie hart. Wie hatte sie das übersehen können? War sie so mit ihren eigenen Dingen beschäftigt gewesen, daß sie Klaus dabei aus den Augen verloren hatte? Das konnte es doch nicht sein. Er zog sich zurück, immer nur eine winzige Spur. Aber jetzt war es ihr so ins Bewußtsein gebrannt, daß sie mit den Tränen kämpfen mußte.
Beinahe hätte Valerie ein Stopschild übersehen. Sie konnte gerade noch bremsen. Gott sei Dank fuhr niemand hinter ihr.
Valerie holte tief Luft und wischte sich über die Augen. So ging das nicht. Sie war es gewohnt, in Ruhe nachzudenken und dann eine Entscheidung zu treffen. Das sollte sie in diesem besonders wichtigen Fall nicht anders machen. Also, jetzt erst einmal nach Hause fahren und schlafen. Nach einem Abend voller Gespräche war ihr Kopf nicht mehr klar genug, um sich über den Zustand ihrer Ehe Gedanken zu machen. Dabei konnte nichts herauskommen.
Das bewährte Prinzip funktionierte heute nicht. Sie konnte ihrem Verstand nicht verbieten, sich Sorgen zu machen. Und ihr Herz tat ihr plötzlich auch so weh, als wisse es schon mehr als sie.
Erst als sie den schlafenden Mirko betrachtete, wurde ihr etwas leichter. Er sah niedlich aus mit den dunklen Haaren, die ihm in die Stirn fielen. Seine Wimpern bildeten einen fächerförmigen Bogen auf seine Wangen. Sanft hob und senkte sich die Decke, wenn er atmete.
Valerie hätte gern noch länger an seinem Bett gestanden, doch sie wollte ihn nicht stören. Mirko hatte einen leichten Schlaf. Vorsichtig schloß sie die Tür hinter sich. Im Wohnzimmer goß sie sich ein Glas Wein ein und setzte sich auf das leinenbespannte Sofa. Der Wein war schön kühl, aber er brachte ihr keine Hilfe. Im Gegenteil, ihre unguten Gefühle verstärkten sich noch.
Wann war diese schleichende Veränderung eigentlich eingetreten? Konnte sie das an einem Punkt festmachen? Eigentlich nicht. Es war ihr einfach nicht aufgefallen, sonst hätte sie längst mit Klaus darüber gesprochen. Ob sie ihn in seinem Hotel anrufen sollte? Es war halb zwölf, wahrscheinlich schlief er noch gar nicht…
Was sollte sie ihm sagen? Es wäre undenkbar, am Telefon eine so wichtige Frage klären zu wollen. Wenn sie ihn bäte, ihr zu sagen, daß er sie liebte, würde er das selbstverständlich tun. Aber das könnte den Zweifel sicher nicht zerstreuen. Warum fuhr er so oft weg und überließ die Buchhandlung den Angestellten, da es ihm doch immer alles bedeutet hatte, seine Kunden selbst zu beraten und zu bedienen? War er auf dem Weg in ein anderes Leben?
Der Gedanke an eine andere Frau lag nahe. Er schob sich in Valeries Kopf und nistete sich dort ein. Auch wenn sie sich immer wieder sagte, daß er einfach nicht der Typ für so etwas sei, weil er sie nicht belügen konnte, machte sich eine imaginäre Freundin immer breiter. Schließlich begann Valerie sogar zu spekulieren, ob es eine seiner Angestellten sein könnte.
Nein, damit mußte sie sofort aufhören! Valerie nahm ihre ganze Disziplin zusammen und stand auf. Sie spülte das Glas mit akribischer Genauigkeit aus, stellte es in den Schrank zurück, ging ins Badezimmer, wusch sich, putzte die Zähne so gründlich, als müsse sie die Zahnpasta auf ihre Wirksamkeit testen und legte sich schließlich zu Bett.
Da lag sie dann mit weit geöffneten Augen und starrte an die Zimmerdecke. Der Schlaf wollte nicht kommen. Statt dessen wurden die Sorgen, die doch noch völlig unbegründet waren, zu riesigen Gespenstern, die ihr fast den Atem nahmen. Irgend etwas stimmte nicht mit ihr. Das Essen war vielleicht zu schwer gewesen. Stefan hatte heute gekocht, und er liebte es, viel Butter und Sahne an seine Gerichte zu bringen. Das mußte es wohl sein…
Komischerweise war ihr Magen aber gar nicht belastet. Es saß im Kopf, was sie nicht schlafen ließ. Mit resignierter Geste schaltete Valerie die Nachttischlampe an und griff nach dem dicken Buch neben ihr auf dem Nachttisch. Lesen