Wer ist der Vater?
Von Lisa Bingham
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Über dieses E-Book
Darbys Suche nach dem Vater der mutterlosen Sissy gestaltet sich außerordentlich brisant. Denn der Zufall beschert ihr den Cabriofahrer Christian Drake als Verbündeten - einen atemberaubend gut aussehenden Abenteurer. Schon im ersten Motel knistert zwischen ihnen die Erotik pur ...
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Buchvorschau
Wer ist der Vater? - Lisa Bingham
IMPRESSUM
Wer ist der Vater? erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1996 by Lisa Bingham
Originaltitel: „The Daddy Hunt"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARA
Band 169 - 2001 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Christa Krohn
Umschlagsmotive: GettyImages_Paul Bradbury
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733754662
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Darby Simms atmete tief aus und blies dabei den Tüll des Schleiers hoch, der ihr in die Augen hing, doch das blöde Ding fiel sofort wieder schlaff herab. Dieser Kopfschmuck war hoffnungslos, absolut hoffnungslos. Er sah schmuddelig aus, und wenn Darby sich bewegte, hätte sie schwören können, den schwachen Geruch von Mottenkugeln wahrzunehmen.
Sie verzog das Gesicht und rief sich innerlich zur Ordnung. Es war nun mal nichts mit einem schönen Brautkleid und einem langen Spitzenschleier, von dem sie immer geträumt hatte. Für solche Extravaganzen war keine Zeit gewesen, da die Hochzeit in weniger als zwei Wochen arrangiert worden war.
Sie sah sich in dem Raum um, der in Pink und Gold gehalten war. Neben einem Plüschsofa stand ein Schrank. Neugierig öffnete sie ihn und stieß einen erfreuten Laut aus, als sie eine Stereoanlage und einen Fernsehapparat entdeckte.
Wie der Innenausstatter dieses Zimmers auf die Idee verfallen war, hier einen Fernseher aufzustellen, war Darby ein Rätsel. Waren Bräute vor der Trauung nicht normalerweise so aufgeregt und hektisch, dass sie nichts weniger interessierte als Fernsehen?
Dennoch war Darby dafür dankbar. Gerade jetzt brauchte sie Ablenkung. Seit über einer Stunde war sie nun schon angezogen und fertig. Aber wie ihre zukünftige Schwiegermutter, Ida Fitch, nicht müde wurde, ihr minütlich mitzuteilen, war der Bräutigam noch nicht eingetroffen. Darby schaltete den Apparat ein. In diesem Augenblick kreiste Chaunceys Privatjet immer noch über dem San Francisco International Airport und wartete auf die Landeerlaubnis.
Darby seufzte. Wenn sie vorher gewusst hätte, wie lange es noch bis zur Trauung dauern würde, hätte sie Jeans und T-Shirt anbehalten und sich eine Pizza bestellt. So aber war sie in diese alberne Aufmachung eingezwängt, die aus Schichten kratzigen Tülls und einem mit Stäbchen verstärkten Satinmieder bestand.
Nicht zum ersten Mal verfluchte sie die Tatsache, dass sie zugestimmt hatte, diese schreckliche Kreation zu tragen. Aber Ida hatte nicht locker gelassen, und da hatte sie nicht den Nerv gehabt, Nein zu sagen.
Darby setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und begann, durch die Kanäle zu zappen. Angesichts des vielfältigen Angebotes hob sich ihre Stimmung ein wenig.
„Schau mal, Sissy. Die haben Kabelfernsehen", bemerkte sie und blickte auf das Kind, das auf einer rosafarbenen Decke auf dem Fußboden lag. Sissy – eigentlich Sharece Nashton, Erbin des Nashton-Porzellan-Konzerns und Darbys Pflegekind – war ebenfalls in Unmengen von Rüschen gehüllt. Doch das Baby nahm sowohl die Bekleidung als auch das Fernsehen gelassen hin und lutschte weiter an seiner Faust. Eigentlich wirkte es total gelangweilt.
„Du könntest ruhig ein bisschen mehr Begeisterung aufbringen, meinte Darby scherzhaft und wedelte mit der Fernbedienung in Sissys Richtung. „Schließlich tue ich das für dich, Kind.
Dann fügte sie ernster hinzu: „Für dich und für mich. Ich kann dich doch nicht irgendwelchen Fremden überlassen, oder?"
Sie bückte sich und nahm das Baby auf den Arm, wobei sie fast von Liebe überwältigt wurde. In wenigen Wochen war das Kind zum Mittelpunkt in ihrem Leben geworden, und sie konnte sich nicht mehr vorstellen, wie es ohne die Kleine wäre.
„Wir sind eine Familie, Sissy, flüsterte sie dem Baby ins Ohr. „Und wir sorgen schon dafür, dass es funktioniert.
Gerade wollte sie die Fernbedienung aufs Kissen werfen, als ihre Aufmerksamkeit auf den Bildschirm gelenkt wurde.
Der Sender zeigte ein Foto von ihr.
Von ihr und Sissy.
„Was, um alles in der Welt …?" Sie drehte die Lautstärke auf, als eine perfekt geschminkte Frau vor der Kamera auftauchte und zu sprechen begann.
„Und jetzt die Story der Woche auf dem Klatschkanal!"
Dann wurde ein altes Schulfoto von Darby gezeigt.
„O nein!" Sie stöhnte auf, als sie sich mit der schrecklichen Frisur und der Kleidung sah, die vor zehn Jahren ein Hit gewesen war.
„Die, die sie kennen, nennen Darby Simms: das Mädchen mit dem goldenen Händchen. Sie wurde in Mayfield, Iowa, als einziges Kind von Maude und Henry Simms geboren …"
„Woher haben die das?", murmelte Darby. Sie hatte diesem Sender kein Interview gegeben – sie hatte sogar noch nie von dieser Sendung gehört.
Aber während Aufnahmen aus einem alten Fotoalbum gezeigt wurden, dämmerte Darby, aus welcher Quelle das Material stammen musste. Tante Mavis. Sie war Darbys einzige noch lebende Verwandte und wohnte in einem Altersheim in Iowa. Sie war blind und litt unter ihrer Isolation. Da Darby sie nur drei oder vier Mal im Jahr besuchen konnte, hatte sie wahrscheinlich dem Drängen der Reporter nachgegeben und geredet.
… Nach dem tragischen Tod ihrer Eltern, als sie dreizehn war, gewann sie ein Stipendium an dem exklusiven Westwood Internat in Connecticut. Dort lernte sie Eloise Nashton kennen, die Erbin des Nashton-Konzerns.
Darby blinzelte, als ein Foto von Eloise – jung und schön – eingeblendet wurde.
„Die beiden blieben enge Freundinnen, bis der Tod sie auseinander riss."
Eine verschneite Berglandschaft wurde gezeigt, die Spur einer Lawine und das Blaulicht eines Schweizer Unfallwagens.
Instinktiv drückte Darby Sissy an sich. Sie hatte einen Kloß im Hals.
„Wer hätte gedacht, dass eine solche Tragödie zu einem neuen Leben, einer neuen Liebe führen könnte"?
Ein Bild von Darbys Apartmenthaus in New York wurde eingeblendet.
„Es war hier, im Herzen von Long Island, wo die Geschichte eigentlich beginnt. Noch vor sechs Wochen hatte Darby Simms keine Ahnung, dass sie so bald heiraten würde."
„Das kann man wohl sagen", flüsterte Darby.
„Sie arbeitete als Assistentin von Ricardo Yvonne, dem exklusiven Modedesigner. Ansonsten war sie ungebunden, bis sie eines Nachts ein schreiendes Bündel auf ihrer Türschwelle fand."
Darby runzelte die Stirn. Tatsächlich war es vier Uhr nachmittags gewesen, und das Baby war von Eloises Haushälterin gebracht worden. Die Frau hatte ihr erzählt, dass Eloise gestorben sei und Darby als Testamentsvollstreckerin eingesetzt habe. Eloises gesamter Besitz – einschließlich des Millionenkonzerns – ging an Sharece und sollte so lange von Darby verwaltet werden, bis sie das Kind seinem leiblichen Vater zuführen konnte.
„Wer hätte gedacht, dass ein Baby und zugleich Erbe eines immensen Vermögens Darby Simms mit dem Mann ihrer Träume, Chauncey LeRoy Fitch, zusammenbringen würde"?
Darby verzog das Gesicht. Chauncey den Mann ihrer Träume zu nennen grenzte an Phantasterei. Aber schließlich konnte nicht einmal der Klatschkanal wissen, dass Eloise gestorben war, bevor sie ihr Testament zu Ende geschrieben hatte. Sonst wäre Darby nicht gezwungen gewesen, den Amateurdetektiv zu spielen, um herauszufinden, wer Sissys Vater war. Glücklicherweise hatte Eloise Tagebuch geführt, und Darby hatte sich alle Kandidaten, die als Vater in Frage kamen, notiert und nachgeforscht, wo sie lebten.
Zum Glück war schon der erste Mann, den sie aufgesucht hatte, ein Volltreffer gewesen. Chauncey Fitch hatte sofort zugegeben, der Vater des Kindes zu sein.
Doch inzwischen hatte Darby bereits zu sehr an Sissy gehangen. Als sie Zweifel daran geäußert hatte, ob es gut für die Kleine wäre, von einer Kinderfrau aufgezogen zu werden, weil Chauncey so häufig von zu Hause fort war, hatte er ihr eine Heirat vorgeschlagen. Dann könnte sie weiter für Sissy sorgen.
„Es folgte eine stürmische Werbung und eine Märchenhochzeit."
Darby verdrehte die Augen. Was anschließend stattgefunden hatte, war ein Treffen mit Chaunceys Anwälten gewesen, um einen Ehevertrag aufzusetzen, und ein Besuch bei seiner Mutter – die schon alles bis ins letzte Detail geplant hatte.
Darby schaltete den Fernseher aus, und es wurde still im Raum. Sissy blickte auf. Als sie sah, dass sie Darbys volle Aufmerksamkeit hatte, strahlte sie.
„Du findest das Ganze lustig, was, Sissy?"
Die Kleine warf die Arme in die Luft und gluckste.
„Das kannst du auch nur, weil du dieses scheußliche Outfit nicht tragen musst." Und weil du keinen Wildfremden heiraten sollst, fügte Darby im Stillen hinzu.
Doch sofort verdrängte sie diesen Gedanken wieder. Es hatte keinen Sinn, sich mit Zweifeln zu quälen. Sie hatte Zeit genug gehabt, alle Aspekte abzuwägen, und ihre Entscheidung stand fest. Sie würde diese Sache durchziehen, diesen …
Diesen Zirkus!
Darby musste unwillkürlich lächeln. Anders konnte man diese Trauungszeremonie wirklich nicht nennen. Sie und Chauncey würden im Garten des Hochzeitsforums unter einem gestreiften Sonnenzelt heiraten.
„Und ich trage ein Clownskostüm", murmelte sie.
Wie auf ein Stichwort hin gluckste Sissy und griff nach dem Tüll auf ihrem Kopf. Darby revanchierte sich, indem sie Sissys Bauch kitzelte. In dem Augenblick flog die Tür auf, und Ida rauschte herein. Hinter ihr tauchte Chaunceys Tante Patty auf, die Wangen vor Aufregung gerötet.
„Er ist da! Er ist da!", rief Tante Patty, bevor Ida etwas sagen konnte. Sie war etwas außer Atem, weil sie offenbar vom Foyer hergerannt war, wo sie Wache gehalten hatte.
Ida warf Patty einen warnenden Blick zu. „Wir müssen uns beeilen, die nächste Trauung soll schon um fünf stattfinden, also müssen wir in einer Stunde hier raus sein."
Hier raus sein? So viel also zu einer feierlichen Atmosphäre, zu lebenslangen Erinnerungen, zu …
Erneut verdrängte Darby ihr instinktives Unbehagen.
Ida nahm Darby das Baby ab und griff nach der Wickeltasche. Dann bedeutete sie Darby mit einer gebieterischen Geste, ihr zu folgen. „Komm schon, Mädchen."
Darby zögerte. Jetzt, da der Augenblick gekommen war, ihrem zukünftigen Ehemann gegenüberzutreten, konnte sie nicht die Begeisterung aufbringen, die sie eigentlich empfinden sollte.
„Darby", befahl Ida ärgerlich.
Darby unterdrückte einen Seufzer, stand auf und ließ es geduldig über sich ergehen, dass Patty ihr Kleid aufbauschte und an ihrem Schleier herumzupfte. Erneut umwehte sie der Geruch von Mottenkugeln.
Dann verließen sie den Umkleideraum, schritten einen langen Korridor hinunter bis zu den Fenstertüren, die sich zum Garten hin öffneten. Auf dem Weg waren breite Bahnen elfenbeinfarbenen Satins ausgerollt worden. An den Rosensträuchern und winterharten Blütenstauden vorbei, zwischen den Reihen der Gäste hindurch, bis zu dem Altar im Festzelt.
„Du wartest hier mit Darby, ordnete Ida an und reichte Patty das Baby. „Ich gebe das Signal für das Orchester und die Brautjungfern.
Es waren zwölf Brautjungfern – eine protzige Zahl, fand Darby, zumal sie keine der jungen Frauen persönlich kannte. Anscheinend hatte Ida sämtliche Brautjungfernkleider von ihrer eigenen Hochzeit aufbewahrt und darauf bestanden, dass sie alle getragen wurden.
„Sobald der Hochzeitsmarsch erklingt, ist das das Zeichen für deinen Auftritt."