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Das Café am Rande der Welt
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Kaum in Worte zu fassen, wie schlecht dieses Buch ist. Da fehlt jegliche literarische Qualität, sowohl sprachlich, formal, stilistisch und auch inhaltlich. Obwohl es so dünn ist, sind die Wiederholungen fast schon mantrahaft. Die Dialoge sind gestelzt und einfach nur fürchterlich. In gewisser Weise sind die oberflächlichen Floskeln, die sich die Cafebesucher da zuwerfen, aber auch typisch amerikanisch. Das wäre noch zu verschmerzen, aber dann kommen Sätze des Ich-Erzählers John wie:
"Ich griff zu meinem Wasser und merkte nicht, wie Casey Mike zuzwinkerte."
Dann ist schon fast Literatursatire. Ich frage mich, ob da kein Lektorat über den Text ging. Außerdem klaut Strelecky seine Anekdoten, wie die vom Fischer und Geschäftsmann, gnadenlos ohne Quellenangaben. Das ist eine Collage mit Plagiaten. Strelecky ist für mich ein knallharter Geschäftsmann, der sich als Lebenshelfer initiiert. Er berät die Menschen, wie er früher seine Unternehmen berät. Unternehmensberater täuschen auch gerne vor, dass sie unternehmensspezifische Lösungen für ihre Klienten erarbeiten, aber doch aus ihrem Baukasten des Veränderungsmanagements die immer gleichen Schablonen benutzen. Und so vereinfacht sind auch die Glaubenssätze, die Strelecky verkauft. Sie sind so allgemeingültig, dass man sie beim ersten Lesen noch nicht mal widerlegen kann. Erst wenn man sich tiefer Gedanken darüber macht, merkt man, aus welchen Religionen und esoterischen Strömungen er seine Geschichte vom Lebenshilfe-Cafe zusammengebaut hat. Ohne Leserunde hätte ich das Buch nie angefasst bzw. zu Ende gelesen.
Das Buch ist ein richtiges Ärgernis für mich, denn es geht davon aus, dass jeder Mensch sein Schicksal selbst bestimmen kann und seines Glückes Schmied ist. Was ist mit Menschen, die nicht so priviligiert sind wie Strelecky? Die krank oder gehandicapt sind? Die aufgrund von Depressionen der Zugang zum Zweck der Existenz verbaut ist? Führen die ein sinnloses Leben? Wer sich mit der Existenzfrage auseinandersetzen möchte, empfehle ich stattdessen Über den Sinn des Lebens von Viktor E. Frankl, was für gläubige wie nichtgläubige Menschen eine Bereicherung sein kann.
"Ich griff zu meinem Wasser und merkte nicht, wie Casey Mike zuzwinkerte."
Dann ist schon fast Literatursatire. Ich frage mich, ob da kein Lektorat über den Text ging. Außerdem klaut Strelecky seine Anekdoten, wie die vom Fischer und Geschäftsmann, gnadenlos ohne Quellenangaben. Das ist eine Collage mit Plagiaten. Strelecky ist für mich ein knallharter Geschäftsmann, der sich als Lebenshelfer initiiert. Er berät die Menschen, wie er früher seine Unternehmen berät. Unternehmensberater täuschen auch gerne vor, dass sie unternehmensspezifische Lösungen für ihre Klienten erarbeiten, aber doch aus ihrem Baukasten des Veränderungsmanagements die immer gleichen Schablonen benutzen. Und so vereinfacht sind auch die Glaubenssätze, die Strelecky verkauft. Sie sind so allgemeingültig, dass man sie beim ersten Lesen noch nicht mal widerlegen kann. Erst wenn man sich tiefer Gedanken darüber macht, merkt man, aus welchen Religionen und esoterischen Strömungen er seine Geschichte vom Lebenshilfe-Cafe zusammengebaut hat. Ohne Leserunde hätte ich das Buch nie angefasst bzw. zu Ende gelesen.
Das Buch ist ein richtiges Ärgernis für mich, denn es geht davon aus, dass jeder Mensch sein Schicksal selbst bestimmen kann und seines Glückes Schmied ist. Was ist mit Menschen, die nicht so priviligiert sind wie Strelecky? Die krank oder gehandicapt sind? Die aufgrund von Depressionen der Zugang zum Zweck der Existenz verbaut ist? Führen die ein sinnloses Leben? Wer sich mit der Existenzfrage auseinandersetzen möchte, empfehle ich stattdessen Über den Sinn des Lebens von Viktor E. Frankl, was für gläubige wie nichtgläubige Menschen eine Bereicherung sein kann.
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Das Café am Rande der Welt.
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Reading Progress
February 9, 2024
– Shelved
March 9, 2024
–
Started Reading
March 11, 2024
–
40.63%
"„Haben sie schon mal eine grüne Meeresschildkröte gesehen, John?“
„Eine grüne Meeresschildkröte?“
„Genau“, sagte Casey, „eine grüne Meeresschildkröte. Und zwar eine große grüne Meeresschildkröte mit grünen Flecken.“
Literatur am Abgrund. Wenn Casey noch gesagt hätte, dass die Schildkröte im Meer lebt, wäre ich verzweifelt. Dieser Dialog wurde gesponsert von KIND-Hörgeräte.
„Kinderhörgeräte?“
„Klappe, John“"
page
52
„Eine grüne Meeresschildkröte?“
„Genau“, sagte Casey, „eine grüne Meeresschildkröte. Und zwar eine große grüne Meeresschildkröte mit grünen Flecken.“
Literatur am Abgrund. Wenn Casey noch gesagt hätte, dass die Schildkröte im Meer lebt, wäre ich verzweifelt. Dieser Dialog wurde gesponsert von KIND-Hörgeräte.
„Kinderhörgeräte?“
„Klappe, John“"
March 13, 2024
–
Finished Reading
Comments Showing 1-14 of 14 (14 new)
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message 1:
by
litart
(new)
Mar 13, 2024 04:17PM
überhaupt nicht beißend gemeint, aber: was hast du erwartet bzw. erhofft?
reply
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Nichts. Ich bin der Moderator einer Leserunde gewesen und die Gruppe hatte dieses Buch als Gemeinschaftslektüre gewählt. Ansonsten hätte ich das Buch nicht gelesen. Ich hatte aus beruflichen Gründen bereits The Big Five for Life von Strelecky lesen müssen und daher war mir der Stil bekannt.
ah ok ja makes sense
ich muss sagen, ich bin auch immer wieder verstört wie das in Bekannten-kreisen von mir gelesen wird und als Brot für die Hungernden jedem und jeder empfohlen wird (Ü30).
ich muss sagen, ich bin auch immer wieder verstört wie das in Bekannten-kreisen von mir gelesen wird und als Brot für die Hungernden jedem und jeder empfohlen wird (Ü30).
Ich möchte mich ehrlich bei dir entschuldigen, für dieses Buch gestimmt zu haben. Ich war neugierig, weil es eben so gelobt wird und der eine Thriller, der mich ansprach, den kannte ich schon.
Die Kommentare in der Runde finde ich interessanter, als das Buch.
Die Kommentare in der Runde finde ich interessanter, als das Buch.
Ich habe irgendwo mal gelesen, dass es eines der Bestseller der letzten Jahre schlechthin ist. Es lag mehrmals im Hausflur, wo Nachbarn ungeliebte Bücher zum Mitnehmen hinlegen. Ich habe ein Exemplar hier, nur eine Seite und mich ergriff ein Fluchtimpuls.
@Metmaedl: ach du liebe Zeit, bitte keine Entschuldigungen. Die Lektüre war ja nicht umsonst. Man muss auch Schlechtes lesen, um das Gute schätzen zu lernen. Und außerdem war die Beschäftigung mit der Existenzfrage sowie die Diskussionen in der Gruppe wohltuend. Alles gut.
@Alexander: er hat über 4 Mio. Bücher davon verkauft und steht seit Jahren ununterbrochen auf der Sachbuch-Bestseller-Liste. Der Ruhango-Buch wird überschwemmt mit abgegebenen Strelecky-Büchern. Bislang habe ich sie brav in die öffentlichen Bücherschränke gebracht, aber da steht jetzt in der Südpfalz auch in jedem Dorf mindestens ein Strelecky. Diese Streleckisierung der Bücherschränke muss nun ein Ende haben. Er kommt auf meine persönliche Konsalik-Liste von Autoren, die aus Bücherschränken in die Altpapiertonne wandern.
@Alexander: er hat über 4 Mio. Bücher davon verkauft und steht seit Jahren ununterbrochen auf der Sachbuch-Bestseller-Liste. Der Ruhango-Buch wird überschwemmt mit abgegebenen Strelecky-Büchern. Bislang habe ich sie brav in die öffentlichen Bücherschränke gebracht, aber da steht jetzt in der Südpfalz auch in jedem Dorf mindestens ein Strelecky. Diese Streleckisierung der Bücherschränke muss nun ein Ende haben. Er kommt auf meine persönliche Konsalik-Liste von Autoren, die aus Bücherschränken in die Altpapiertonne wandern.
Vielen Dank für dein Review, ich teile deine Gedanken zu Strelecky völlig, auch wenn ich sie so gut nicht in Worte hätte fassen können.
Ich führe eine Liste mit Büchern, die, sollte ich sie jemals geschenkt bekommen, zu einem Aufkündigen der Freundschaft mit dem Schenkenden führen werden. Auslöser waren Das Café am Rande der Welt, The Big Five for Life und Rich Dad, Poor Dad. Und ich rate fleißig von Ratgeberliteratur ab, denn diese Sparte ist stark überdurchschnittlich vertreten.
Ich führe eine Liste mit Büchern, die, sollte ich sie jemals geschenkt bekommen, zu einem Aufkündigen der Freundschaft mit dem Schenkenden führen werden. Auslöser waren Das Café am Rande der Welt, The Big Five for Life und Rich Dad, Poor Dad. Und ich rate fleißig von Ratgeberliteratur ab, denn diese Sparte ist stark überdurchschnittlich vertreten.
Danke, Andreas. Ich hoffe, du kommst mit der Einsamkeit gut klar. ;-) Aber du hast ja wenigstens Goodreads-Freunde.
Habe mich sehr auf deinen Verriss gefreut als ich sah, dass du es lesen würdest. Ich hab es auch mal gelesen und fand es ebenfalls so furchtbar wie du.
Okay, "Verrisserwartungsdruck aus der Community". Ich habe den Punkt mal aufgeschrieben als weiteren Stressor, den ich mit meinem Therapeuten bereden werde ;-) Danke fürs Feedback