Im Jahr 1951 verfasste Ernst Freudenberg, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Basel, ein Gratulationsschreiben zum 80. Geburtstag eines ehemaligen Wünschen für die Gesundheit des Jubilars bewenden. Schließlich hieß der...
moreIm Jahr 1951 verfasste Ernst Freudenberg, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Basel, ein Gratulationsschreiben zum 80. Geburtstag eines ehemaligen Wünschen für die Gesundheit des Jubilars bewenden. Schließlich hieß der Adressat robert Doerr und war der ehemalige Leiter des Hygienischen Instituts. Auch zehn Jahre nach dessen Emeritierung erinnerte sich der Dekan mit größter Hochachtung an Doerrs Tätigkeit: «Sie übernahmen vor 32 Jahren in Basel einen wichtigen Lehrstuhl und eine zur wissenschaftlichen Arbeit kaum eingerichtete Anstalt [...]. Trotz der räumlichen Schwierigkeiten gelang es Ihnen innerhalb kurzer Zeit die zur experimentellen Arbeit notwendigste Einrichtung und eine ausgezeichnete Fachbibliothek zu schaffen. [...] Durch Ihre bahnbrechenden Arbeiten über die Immunitätslehre, die Allergieprobleme, die Virusforschung und über andere Spezialgebiete ist nicht nur Ihr Name, sondern auch unsere Universität mit Ihrem Hygienischen Institut zu einer führenden Stätte der wissenschaftlichen Forschung weltbekannt geworden.» 1 Bereits anlässlich der Pensionierung Doerrs hatte ihn die Universität Basel mit Ehrund Dankbarkeitsbekundungen überhäuft. Auf Anregung von Kollegen und Schülern wurde der staatliche Kunstkredit beauftragt, einen Entwurf für eine Bronzebüste auszuarbeiten, die künftig im Kollegiengebäude oder dem Hygiene-Institut stehen sollte. Curt Hallauer, Hygiene-und Bakteriologieprofessor in Bern, hielt ein Denkmal für seinen ehemaligen Lehrer für mehr als angemessen, schließlich habe Doerr seit seinem Amtsantritt 1919 das «Ansehen der Basler Universität im In-und Ausland in hervorragender Weise gemehrt». 2 Aufgrund seiner Forschungen im Grenzgebiet zwischen belebter und unbelebter Natur ernannte man den Mediziner zudem zum Ehrendoktor der philosophisch-naturwissenschaftlichen Fakultät -eine Anerkennung, die Doerr trotz zahlreicher anderer Preise, Ehrenmitgliedschaften und Auszeichnungen zeitlebens mit größtem Stolz erfüllte. 3 Weshalb so viel Aufhebens um Doerr? Im Folgenden soll der Beitrag des aus Österreich-Ungarn stammenden Mediziners zum augenfälligen Aufschwung der Basler Hygiene und zum enormen Prestigegewinn der Universität in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts näher betrachtet werden. Um Doerrs Wirkung richtig beurteilen 1 Staatsarchiv Basel-Stadt (nachfolgend StaBS), UA X 3,5, Doerr, robert. 2 Ebd., Brief Curt Hallauer an den rektor der Universität, 1.2.1944. 3 Privatnachlass robert Doerr, Autobiographische Notizen, Basel 1945.