Academia.eduAcademia.edu

Wirtschaftsbauten in der antiken Stadt

2019

Über die Wirtschaft der Antike sind wir gut informiert. Für den Waren- und Geldverkehr standen in den Städten eigene Gebäude zur Verfügung, die im römischen Reich von Speicherbauten in bedeutenden Wirtschaftszentren und Hafenorten bis zu Bank- und Börsengebäuden an den zentralen Plätzen der Städte reichten. Diese Bauten wurden von Archäologen und Bauhistorikern vielfach untersucht, wobei Bauweise und Gestaltung im Vordergrund standen. Wirtschaftshistoriker befassten sich intensiv mit Handels- und Geldgeschäften, ohne Zusammenhänge mit Baulichkeiten in den Blick zu nehmen. Interdisziplinäre Zusammenarbeit eröffnet neue Perspektiven. Mit dem Wissen über wirtschaftliche Vorgänge lassen sich Bauten besser verstehen, und Bauwerke können ökonomische Vorgänge sichtbar machen. Das wurde beim erstmaligen Gedankenaustausch zwischen den verschiedenen Forschungsdisziplinen rasch deutlich. Der vorliegende Tagungsband enthält Beiträge über Handelsformen und Handelsbeziehungen, er stellt Speicherg...

Wirtschaftsbauten in der antiken Stadt Internationales Kolloquium 16.-17. November 2012, Karlsruhe Ulrich Fellmeth, Jürgen Krüger, Karlfriedrich Ohr and Jürgen J. Rasch (dir.) Publisher: KIT Scientific Publishing Year of publication: 2016 Published on OpenEdition Books: 13 septembre 2019 Serie: KIT Scientific Publishing Electronic ISBN: 9791036538322 http://books.openedition.org Printed version ISBN: 9783731505402 Number of pages: 253 Electronic reference FELLMETH, Ulrich (Hrsg.) ; et al. Wirtschaftsbauten in der antiken Stadt: Internationales Kolloquium 16.-17. November 2012, Karlsruhe. Neuauflage [Online]. Karlsruhe: KIT Scientific Publishing, 2016 (Erstellungsdatum: 12 janvier 2021). Online verfügbar: <http://books.openedition.org/ksp/5266>. ISBN: 9791036538322. This text was automatically generated on 12 janvier 2021. It is the result of an OCR (optical character recognition) scanning. © KIT Scientific Publishing, 2016 Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland - CC BY-SA 3.0 DE 1 Über die Wirtschaft der Antike sind wir gut informiert. Für den Waren- und Geldverkehr standen in den Städten eigene Gebäude zur Verfügung, die im römischen Reich von Speicherbauten in bedeutenden Wirtschaftszentren und Hafenorten bis zu Bank- und Börsengebäuden an den zentralen Plätzen der Städte reichten. Diese Bauten wurden von Archäologen und Bauhistorikern vielfach untersucht, wobei Bauweise und Gestaltung im Vordergrund standen. Wirtschaftshistoriker befassten sich intensiv mit Handels- und Geldgeschäften, ohne Zusammenhänge mit Baulichkeiten in den Blick zu nehmen. Interdisziplinäre Zusammenarbeit eröffnet neue Perspektiven. Mit dem Wissen über wirtschaftliche Vorgänge lassen sich Bauten besser verstehen, und Bauwerke können ökonomische Vorgänge sichtbar machen. Das wurde beim erstmaligen Gedankenaustausch zwischen den verschiedenen Forschungsdisziplinen rasch deutlich. Der vorliegende Tagungsband enthält Beiträge über Handelsformen und Handelsbeziehungen, er stellt Speichergebäude und Kaufmannshäuser vor und beleuchtet mit dem Magdalensberg bei Kärnten ein bedeutendes Zentrum der Erzgewinnung und der Metallverarbeitung. Einen besonderen Platz nimmt die römische Basilika als großartiges Bank- und Börsengebäude ein, dessen Entwicklung um 200 v. Chr. quasi schlagartig am Forum Romanum begann und die neue Vormacht Rom als Zentrum der antiken Wirtschaft und zentrale Instanz des Wirtschafts- und Steuerrechts mit neuen Maßstäben auch städtebaulich prägte. Die beiden letzten Beiträge befassen sich mit der weiteren Entwicklung des Begriffes Basilika und seinen Nachwirkungen im Kirchenbau und in der Architekturtheorie bis heute. ULRICH FELLMETH Geb. 1954, Leiter des Archivs und des hochschulgeschichtlichen Museums an der Universität Hohenheim und zugleich Honorarprofessor für antike Wirtschafts-und Sozialgeschichte an der Universität Stuttgart. Forschungsschwerpunkte: Agrar-, Wirtschafts-und Handelsgeschichte der Antike, insbesondere das ökonomische Denken in der Antike, die historisch-geografischen Aspekte der antiken Handels- und Wirtschaftsgeschichte sowie die Ernährungswirtschaft der Antike. JÜRGEN KRÜGER Geb. 1950, Kunsthistoriker, apl. Professor für Kunstgeschichte am Karlsruher Institut für Technologie KIT; Leiter der Firma arte factum Verlag und Kulturmanagement Karlsruhe Schwerpunkte der Arbeit: Forschungen zur Geschichte des Kirchenbaus, besonders in Rom und Jerusalem; Kulturvermittlung für Laien durch populärwissenschaftliche Publikationen und Studienreisen KARLFRIEDRICH OHR Geb. 1937, Oberkonservator i. R. des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg Forschungsschwerpunkt: Die frühe römische Basilika 2 TABLE OF CONTENTS Grußwort Johann Josef Böker Vorwort Ulrich Fellmeth, Jürgen Krüger, Karlfriedrich Ohr and Jürgen J. Rasch Prof. Dr.-Ing. habil. Jürgen J. Rasch – Nachruf Ulrich Fellmeth, Jürgen Krüger and Karlfriedrich Ohr Abbildungsnachweis Jürgen J. Rasch – Schriftenverzeichnis Jürgen Krüger Monographien und Herausgeberschaften Aufsätze und Mitarbeit bei diversen Publikationen Rezensionen Manuskripte bzw. in Druckvorbereitung Wirtschaftsgeschichte Antike Wirtschaftsbauten in der aktuellen Wirtschaftsgeschichtsschreibung Ulrich Fellmeth Die theoretischen Grundlagen der aktuellen antiken Wirtschaftsgeschichte. Die so genannte „Neue Institutionenökonomik“ Gebäude und städtebauliche Arrangements als Institutionen auf der makroökonomischen Ebene Gebäude als Institutionen auf der mikroökonomischen Ebene Offene Fragen aus Sicht der Neuen Institutionenökonomik Antike Getreidespeicher – ein Werkstattbericht Hans Kloft Abbildungsnachweis Kreditgeschäfte und Getreidespekulation in Puteoli Kathrin Jaschke Archäologische Nachweise Epigraphische Nachweise Getreidespekulation im Sulpicii-Archiv Resümee Trade and Monetary Economy in the Early Hellenistic City of Seuthopolis in Thrace Kamen Dimitrov Introduction The trade in the Odrysian Kingdom before 340 BC The trade in Thrace under the Macedonian domination (340-320 BC) The trade in the area of Seuthopolis before the foundation of the city Indications on trade activities in Seuthopolis References of the illustrations Kaiserresidenzen in tetrarchischer Zeit: Überreste einer kaiserlichen Schatzkammer in Trier? Peter Kritzinger Abbildungsnachweis 3 Bauten für die Wirtschaft Differenzierte Funktionen früher römischer Basiliken, eine neue These Karlfriedrich Ohr Abbildungsnachweis La Salle hypostyle de Délos et les espaces publics de l’économie délienne Jean-Charles Moretti and Myriam Fincker La configuration de la Salle hypostyle : anciennes restitutions La configuration de la Salle hypostyle : nouvelles propositions La destination de la Salle hypostyle Références des illustrations Zur wirtschaftlichen Funktion der Basilica Aemilia und der Basilica Iulia auf dem Forum Romanum in Rom Klaus Stefan Freyberger Aufbau und Bauphasen der Basilica Aemilia Genese der Basilika Die Nutzung der Großbasiliken auf dem Forum Romanum Zusammenfassung Abbildungsnachweis Abkürzungen The Julian Basilica in Corinth and Its Possible Commercial Use Paul D. Scotton The Sculpture The Epigraphical Evidence Commercial Activity References of the illustrations Lopodunum/ Ladenburg Zur wirtschaftlichen Funktion unterschiedlicher Platzanlagen am Beispiel einer provinzialen Kleinstadt Johannes Eingartner Abbildungsnachweis Wirtschaftsbauten in der frührömischen Stadt auf dem Magdalensberg in Kärnten Kordula Gostenčnik and Heimo Dolenz Trois îlots commerciaux le long du rivage occidental de Délos : le Magasin des Colonnes, le Magasin δ et le Groupe ε Jean-Jacques Malmary and Pavlos Karvonis Historique des recherches Situation urbaine Disposition intérieure des îlots Une esquisse de typo-morphologie des magasins de Délos et le problème de la destination de ces édifices Références des illustrations Supplying the Roman Towns in Hispania. Granaries and warehouses Javier Salido Domínguez Introduction Grain production in the ager of Roman towns in Hispania Grain storage and distribution in the urban areas: archaeological evidence The management and administration of grain in the urban areas: epigraphic evidence “Horrea ecclesiae”: remarks on the role of the Church in the administration of food References of the illustrations 4 Die Basilika – vom Wirtschaftsgebäude zum Sakralbau Die Sakralisierung der Basilika in der Spätantike Jürgen J. Rasch Abbildungsnachweis Zur Typen- und Begriffsgeschichte der Basilika Jürgen Krüger Vorbemerkung Definitionen Die Basilika bei Vitruv Der Basilika-Begriff Die antike Basilika nach Vitruv Die Basilika nach Konstantin Resümee Abbildungsnachweis Ergebnisse und Ausblick Ulrich Fellmeth, Jürgen Krüger and Karlfriedrich Ohr Ortsregister Personenregister Sachregister Autoren und Herausgeber 5 Grußwort Johann Josef Böker 1 Den Marktplatz von Karlsruhe, den Friedrich Weinbrenner vor zwei Jahrhunderten nach dem Vorbild eines römischen Forums neugestaltete, beherrschen, sich gegenüberstehend, das Rathaus und die Stadtkirche ganz im Sinne des antiken Vorbilds, in dem der sakrale Tempel und die profane Basilika als bauliche Dominanten einander gegenüber gestanden hatten. Dass beide Bauwerke - der städtische Verwaltungsbau und das kirchliche Kultgebäude - trotz ihrer unterschiedlichen Funktionen im öffentlichen Leben gemeinsame Wurzeln in einer antiken Bauaufgabe hatten, wird dem heutigen Besucher des Marktplatzes selten bewusst. Es handelt sich um den Bautypus Basilika, dessen Funktion von einer königlichen Institution der Wirtschaft über die kaiserliche Repräsentation schließlich bis zum christlichen Kirchengebäude reichte, und dessen Einfluss noch im frühen Moscheenbau zu spüren ist. Der Versuch, den Anfängen dieser Bauaufgabe mit ihren Auswirkungen bis in unsere Tage nachzuspüren, eröffnet erstaunliche Perspektiven bis hin zu Parallelen im antiken und im modernen Geschäftsleben. 2 Am 16. und 17. November 2012 fand in Karlsruhe ein interdisziplinär und international besetztes Kolloquium statt zum Thema „Bauten und Bautypen für Handel und Geldgeschäfte in der antiken Stadt“, bei dem von verschiedenen Gesichtspunkten aus antikes Wirtschaftsgeschehen beleuchtet wurde, und neben der Darstellung antiker Speicher- und Kaufmannsgebäude insbesondere der Frage nachgegangen wurde, welche Entwicklung die Ausbildung des Bautypus Basilika genommen hatte. 3 Die Initiatoren und Verantwortlichen des Projektes sind ausgewiesene Fachleute auf dem Gebiet der antiken Wirtschafts- und Architekturgeschichte. Ulrich Fellmeth, Leiter des Archivs und des hochschuleigenen Museums der Universität Hohenheim sowie Honorarprofessor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Stuttgart, hat sich in seinen Arbeiten mit dem ökonomischen Denken in der Antike und historischgeographischen Aspekten der antiken Handels-und Wirtschaftsgeschichte befasst; Jürgen Krüger, Professor für Kunstgeschichte an der Universität Karlsruhe, war mit einer Arbeit über die mittelalterliche Kirche S. Lorenzo Maggiore in Neapel promoviert worden und hatte sich für seine Habilitation mit preußischer Architektur des 19. Jahrhunderts beschäftigt, einer Arbeit, in der der Bezug zur römischen Architektur 6 eine zentrale Rolle spielt; und Karlfriedrich Ohr, ursprünglich Assistent am Karlsruher Lehrstuhl für Baugeschichte unter Arnold Tschira, wo er Forschungsprojekte in Rom und Pomeji bearbeitete, später Mitarbeiter der Außenstelle Karlsruhe des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg, hat mit seiner Publikation der Basilika in Pompeji eines der Bauwerke untersucht, die als dominante Architekturen am römischen Forum der antiken Wirtschaft gedient hatten. Jürgen Rasch schließlich, zuletzt außerplanmäßiger Professor im Fach Baugeschichte in Karlsruhe, hatte über „Das Maxentius-Mausoleum an der Via Appia in Rom “promoviert und sich mit einer Arbeit über spätantike Kuppelkonstruktionen habilitiert. Er war Verfasser des grundlegenden Werkes „Spätantike Zentralbauten in Rom und Latium“, das von Arnold Tschira mitbegründet worden war. Sein unerwarteter Tod am 26. Januar 2015, der ihn die Fertigstellung dieses Tagungsbandes nicht mehr erleben ließ, hinterlässt nicht nur im Kreise der mit dem Kolloquium befassten Kollegen, sondern auch im Fachbercich Baugeschichte eine empfindliche Lücke. 4 Gefördert war das Kolloquium, für das das Badische Generallandesarchiv in Karlsruhe seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellte, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Drucklegung des Tagungsbandes wurde durch eine großzügige Spende aus Mitteln des Gewinnsparvereins der Badischen Beamtenbank in Karlsruhe ermöglicht. Seitens des Instituts für Kunst- und Baugeschichte, Fachbereich Baugeschichte am KIT, konnte Frau Elena Lenz für die Erstellung der Druckvorlage gewonnen werden. Den Initiatoren, den beteiligten Wissenschaftlern und schließlich den Förderern des Projekts gilt der Dank für das Zustandekommen der nun vorliegenden Abschlusspublikation. AUTHOR JOHANN JOSEF BÖKER Institut Kunst- und Baugeschichte Fachbereich Baugeschichte 7 Vorwort Ulrich Fellmeth, Jürgen Krüger, Karlfriedrich Ohr and Jürgen J. Rasch 1 Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist an Universitäten und in der Forschung vielfach längst Alltag. Dennoch werden bisweilen Lücken sichtbar, die einen Austausch über einen bedeutenden Themenbereich bisher verhindert haben. So hatte in den historiographischen Wissenschaften die seit Generationen bedeutende Forschung zur antiken Wirtschaftsgeschichte bis vor kurzem von der langjährigen, aber unentschiedenen Diskussion der archäologischen und kunstgeschichtlichen Bauforschung über die Funktionen und die Genese eines der wichtigsten Bautypen der antiken Wirtschaft, der römischen Basilika, keine Notiz genommen. Den Veranstaltern des Kolloquiums über antike Gebäude für die Wirtschaft schien es deshalb umso wichtiger, die mit der antiken Wirtschaftsgeschichte befassten Forscher der verschiedenen Disziplinen miteinander ins Gespräch zu bringen. Durch das Verständnis für die jeweils andere Perspektive einen fruchtbaren Austausch anzustoßen, ist das ausdrückliche Anliegen dieser Veranstaltung gewesen. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die die Finanzierung der Tagung zusagte, sei an dieser Stelle besonders gedankt. 2 Der im Frühjahr 2012 international ausgeschriebene Aufruf an Forscher der Bereiche Antike Historiographie, insbesondere der Wirtschaftsgeschichte, der Archäologie und der antiken Architekturgeschichte Kurzdarstellungen zum Thema „Bauten und Bautypen für Handel und Geldgeschäfte in der antiken Stadt“ einzureichen, fand ein erfreuliches Echo. Am 16. und 17. November 2012 trafen sich in Karlsruhe als Gäste des Instituts für Kunst- und Baugeschichte am KIT rund 20 Referenten aus dem In- und Ausland und zahlreiche Zuhörer zu einem Gedankenaustausch über das Thema Gebäude der Wirtschaft in der Antike. 3 Der reiche Ertrag dieser Tagung wird hier als Tagungsband der wissenschaftlichen Öffentlichkeit vorgelegt. 4 Die Veranstalter danken Herrn Prof. Dr. Johann Josef Böker als Gastgeber des Kolloquiums und für die Übernahme der Satzkosten des Tagungsbandes durch das Institut für Kunst- und Baugeschichte am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), den Mitarbeitern des Instituts für ihren Einsatz während der Veranstaltung. Frau Elena Lenz danken die Veranstalter für die sorgfältige Erstellung des Layouts und die 8 geduldige Zusammenarbeit. Dem Gewinnverein der Badischen Beamtenbank Karlsruhe e.V. sei für die finanzielle Förderung der Druckkosten gedankt. Dank für wirksame Unterstützung gilt Herrn Prof. Dr. Eckart Köhne und Herrn Senator e.h. Klaus-Dieter Rohlfs vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe und dessen Förderverein. Für Fragen rund ums Register fanden wir in Dr. Ulrich Staffhorst einen kompetenten Berater. Ein besonderer Dank gilt schließlich dem Generallandesarchiv Karlsruhe, das seine Räume für die Tagung gastfreundlich zur Verfügung stellte. 5 Die Zusammenstellung der Beiträge beanspruchte unerwartet viel Zeit, weil vielfach Rückfragen bei den Autoren notwendig gewesen sind. Dabei wollten die Herausgeber die Vielfalt der Sichtweisen nicht allzu sehr einschränken und griffen in die individuellen Darstellungen bewusst nur wenig ein. Unerwartet riss der plötzliche Tod unseres Kollegen Jürgen J. Rasch eine Lücke in unser Herausgeberteam und überschattete die weiteren redaktionellen Arbeiten. Die Redaktion lag in den Händen von Jürgen Krüger, dem die Mitherausgeber für sein unermüdliches Engagement danken. 6 Ergebnis ist ein Band, der historisch einen weiten Bogen spannt zwischen Organisationsformen der Wirtschaft im alten Ägypten bis in die späte römische Kaiserzeit, als die Übernahme einer ursprünglich für Handel und Geldgeschäfte geschaffenen Hallenform über die römische Palastaula zum Beginn der Entwicklung des abendländischen Kirchenbaues führte. Der Band bildet im Schwerpunkt eine bemerkenswerte Bandbreite der antiken Wirtschaftsbauten und die Sichtweisen auf sie ab, freilich ohne einen vollständigen Überblick vermitteln zu können. Sollte es gelingen, Anstöße zu geben und junge Forscher anzuregen, wäre das Anliegen der Herausgeber erfüllt. 9 Prof. Dr.-Ing. habil. Jürgen J. Rasch – Nachruf Ulrich Fellmeth, Jürgen Krüger and Karlfriedrich Ohr Abb. 1 Jürgen J. Rasch auf dem Wissenschaftlichen Kolloquium „Bauten und Bautypen für Handel und Geldgeschäfte in der Antiken Stadt“ am 16.-17. November 2012 in Karlsruhe. 1 Nach kurzer, schwerer Krankheit, die an Heiligabend 2014 jäh über ihn hereinbrach, starb Jürgen Johannes Rasch im Alter von 77 Jahren am 26. Jan. 2015 in Karlsruhe. 2 Jürgen Rasch hat zu den profiliertesten Bauforschern der römischen Antike gehört. Der Tod hat ihn mitten aus seiner über die Altersgrenze hinaus ungebrochen 10 schaffensfrohen Forscher- und Lehrtätigkeit gerissen. Dies ist für die Geschichtswissenschaft der römischen Kaiserzeit und ihrer Architektur ein schwerer Verlust. Seine Freunde und Kollegen haben einen außerordentlich kompetenten, kenntnisreichen und hochangesehenen Fachgelehrten römisch-antiker Bautechnik und Entwurfsverfahren, seine Schüler einen begeisternden, jederzeit ansprechbaren Lehrer und Ratgeber verloren. 3 Einem gutbürgerlichen, aber strengen Elternhaus entstammend absolvierte Jürgen Rasch nach der mittleren Reife zunächst eine traditionelle Maurerlehre, die sich als wertvolle Qualifizierung des späteren Bauforschers erweisen sollte. Es folgten ab 1958 das Studium an der Staatl. Ingenieurschule Holzminden als Hochbauer und danach Jahre des Berufslebens in verschiedenen Architekturbüros in Bielefeld. Daneben erwarb er in Abendkursen die Hochschulreife. 1966 nahm der vielseitig Interessierte an der Technischen Hochschule Karlsruhe zunächst das Studium des Bauingenieurswesens, ab 1967 das Studium der Architektur auf. Schon bald zeigte Jürgen Rasch eine besondere Neigung zur Baugeschichte. Zeugnisse seiner Mitarbeit als studentische Hilfskraft am Institut für Baugeschichte unter Arnold Tschira sind seine hervorragenden Bauaufnahmezeichnungen von der ehemaligen Klosterkirche Schwarzach bei Bühl in Baden. 4 Der Beginn seiner Mitarbeit in der Bauforschung der Antike hat nicht unter einem guten Stern gestanden. Am ersten Tag seines Aufenthaltes in Pompeji, einem Sonntag im März 1969, herrschte über ganz Europa ein ungewöhnlich schweres Tiefdruckgebiet, das den ersten Besuch der antiken Stadt unter der Führung von Karlfriedrich Ohr sehr beeinträchtigte. Während dieser Stunden starb in Karlsruhe überraschend der gemeinsame Lehrer Arnold Tschira. Die Kampagne musste abgebrochen werden, ehe sie begonnen hatte. Jürgen Rasch und zwei weitere mit ihm angereiste Studenten durften sich als Trost eine Woche in Rom aufhalten, was die jungen Leute zu einem intensiven Besichtigungsprogramm nutzten. Ab der nächsten Kampagne ist Jürgen Rasch mehrmals Mitarbeiter des Forschungsunternehmens zur pompejanischen Basilika gewesen. Damals wurde der feste Grund einer langen Freundschaft mit Karlfriedrich Ohr gelegt. 11 Abb. 2 Jürgen J. Rasch bei der Arbeit in Ravenna, 1972. 5 Zu einer entscheidenden Begegnung für seinen weiteren Lebensweg sollte die Teilnahme an einem von Friedrich Wilhelm Deichmann im Frühjahr 1971 veranstalteten Ravenna-Kurs der römischen Abteilung des DAI werden, zu dem die Freunde gemeinsam reisten. Jürgen Rasch begann, neben seinem Studium von Karlsruhe aus als Bauforscher an den Untersuchungen Deichmanns zur Kunst und Baukunst in Ravenna mitzuarbeiten. Der Ravenna-Forscher wurde sein hoch verehrter Mentor. Nach dem Abschluss des Architekturstudiums schlug Deichmann vor, Jürgen Rasch mit dem seit dem Tod von Arnold Tschira liegengebliebenen Forschungsprojekt „Spätantike Zentralbauten in Rom und Latium“ zu betrauen, das kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs von Friedrich Wilhelm Deichmann, Arnold Tschira und Michael Stettler gegründet worden war. Diese Aufgabe sollte zum Lebenswerk von Jürgen Rasch werden. 6 In der Rückschau hat es sich als Glücksfall erwiesen, dass Deichmann darauf bestanden hat, die Fortführung dieses Forschungsunternehmens allein in die Hände von Jürgen Rasch zu legen. Die vier erschienenen Bände stellen ein großartiges, in sich geschlossenes Werk über römisch-kaiserzeitliche Kuppelkonstruktionen von seltener Dichte und Kompetenz dar. Leider hat Jürgen Rasch den fünften und letzten Band, in dessen Mittelpunkt die große Kuppel eines Nymphäums, bekannt unter der Bezeichnung „Tempel der Minerva Medica“, stehen sollte, nicht mehr abschließen können. Es bleibt zu hoffen, dass seine umfangreichen Vorarbeiten bald einen geeigneten Bearbeiter finden werden, der die restlichen Untersuchungen am Baudenkmal selbst und den Text im Sinne von Jürgen Rasch fertigstellen kann. 7 Mit seinen Untersuchungen für den ersten Band der Publikationsreihe zu diesem Forschungsprojekt, das von Anfang an von der Deutschen Forschungsgemeinschaft 12 (DFG) getragen worden ist, einer Monographie über „Das Maxentius-Mausoleum an der Via Appia in Rom“, wurde Jürgen Rasch 1982 an der Universität Karlsruhe (TH) „mit Auszeichnung“ promoviert. In den folgenden Jahren hat er zahlreiche Aufsätze über römische Kuppelkonstruktionen vorgelegt und eine Reihe von Rezensionen verfasst. In den Jahren 1994 / 95 führte er in Emmaus / Israel Bauuntersuchungen für die JesusBruderschaft durch. Seine Baubeschreibungen und Planzeichnungen sind jedoch leider unpubliziert geblieben. 8 Im Fach Baugeschichte hat Jürgen Rasch im Rahmen des Architekturstudiums an der Karlsruher Fakultät Seminare zu vielfältigen Themen geleitet und vertretungsweise Vorlesungen über antike Baukunst übernommen. Nach seiner Habilitation im Jahre 1993 ist er seit Oktober 1994 als Privatdozent tätig gewesen. Im Jahr 2000 zum außerplanmäßigen Professor ernannt, wirkte er über die gesetzliche Altersgrenze hinaus bis zuletzt in der Lehre. Seit 1984 Mitglied der Koldewey-Gesellschaft für Baugeschichtliche Forschung wurde er 1995 zum Korrespondierenden Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts ernannt. 9 Jürgen Rasch, seit 1974 verheiratet und Vater von drei Kindern, hat trotz seiner herausragend erfolgreichen Tätigkeit als Forscher und Lehrer im Zusammenhang mit seinen stets befristeten Arbeitsverträgen aus Gründen, die nicht in seiner Verantwortung gelegen haben, wiederholt wirtschaftlich nahezu unerträglich schwere Monate für sich und seine Familie hinnehmen müssen. Es war sein unerschütterlicher christlicher Glaube, der ihn davor bewahrte, darüber zu verzweifeln. Sein Gottvertrauen und sein Verantwortungsbewusstsein haben ihn dazu verpflichtet, sich neben seiner Berufstätigkeit auch in seiner kirchlichen Gemeinde außerordentlich zu engagieren und sich schließlich auch lokalpolitisch zur Verfügung zu stellen. 10 Seine Kollegen als Veranstalter des Kolloquiums über „Bauten und Bautypen für Handel und Geldgeschäfte in der antiken Stadt“, das im November 2012 in Karlsruhe stattgefunden hat, verneigen sich vor dem bedeutenden Wissenschafder und widmen diesen Band der Erinnerung an den ungewöhnlichen Menschen Jürgen J. Rasch. 13 Abb. 3 Rom, S. Costanza, Grundriss. Abbildungsnachweis 11 Abb. 1: Jürgen Krüger, Karlsruhe. 12 Abb. 2, 3: Archiv, Jürgen J. Rasch. 14 Jürgen J. Rasch – Schriftenverzeichnis Jürgen Krüger Zusammengestellt von Jürgen Krüger Monographien und Herausgeberschaften 1 Das Maxentius-Mausoleum an der Via Appia in Rom (Spätantike Zentralbauten in Rom und Latium; Bd. 1); Mainz 1984 [= Universität Karlsruhe (TH) Diss. 1981 / 82]. Rezensionen: Francesco Tolotti, in: Rivista di archeologia cristiana 60, 1984, S. 386-395. Alfred Frazer, in: American journal of Archaeology 90, 1986, 136-138. Kjeld de Fine Licht, in: Gnomon 60, 1988, S. 569-571. Raymond Chevallier, in: Latomus 45, 1986, S. 912. Malcolm A. R. Colledge, in: The Classical Review N. S. 36, 1986, S. 344-345. 2 Karlfriedrich Ohr (unter Mitarbeit von Jürgen Rasch): Die Basilika in Pompeji (Denkmäler antiker Architektur, Bd. 17); Berlin 1991. Rezensionen: Maria Nowicka, in: Archeologia (Warschau) 44, 1993, S. S. 143. Lawrence Richardson jr., in: American journal of Archaeology 97,1993, S. 586-587. Jean Ch. Balty, in: L’Antiquité Classique 63, 1994, S. 627-628. Wolfgang Wohlmayr, in: Anzeiger für die Altertumswissenschaft 48,1995, Sp. 117-124. 3 Das Mausoleum bei Tor de‘ Schiavi in Rom. Mit einem Beitrag von Harald Mielsch (Spätantike Zentralbauten in Rom und Latium; Bd. 2); Mainz 1993. Rezensionen: Günther Schörner, in: Bonner Jahrbücher 195, 1995, 834-838. Alfred Frazer, in: Journal of Roman Archaeology 7, 1994, 496-497. Gunnar Brands, in: Gnomon 71, 1999, S. 252-258. Pierre Gros, in: Latomus 55, 1996, S. 251-253. Vincent Jolivet, in: Revue Archéologique (Paris) [o. Jg.] 1998, S. 140-141. 15 4 Das Mausoleum der Kaiserin Helena in Rom und der „Tempio della Tosse“ in Tivoli. Mit Beiträgen von Friedrich Wilhelm Deichmann (†), Arnold Tschira (†) und Beat Brenk (Spätantike Zentralbauten in Rom und Ratiunr, Bd. 3); Mainz 1998. Rezensionen: Heinz Jürgen Beste, in: Byzantinische Zeitschrift 93, 2000, S. 234-237. Henner von Hesberg, in: Journal für Kunstgeschichte 3,1999, S. 337-341. Shelley C. Stone, in: American Journal of Archaeology 104, 2000, S. 628-629. Jutta Dresken-Weiland, in: Römische Quartalschrift 97, 2002, S. 338-339. Jean Ch. Balty, in: L'Antiquité Classique 70, 2001, S. 534-536. 5 Mit Achim Arbeiter: Das Mausoleum der Constantina in Rom, mit Beiträgen von Friedrich Wilhelm Deichmann (†) und Jens Rohmann [Fotos] (Spätantike Zentralbauten in Rom und Ratium; Bd. 4); Mainz 2007. Rezensionen: Ute Verstegen, in: sehepunkte [auch: Kunstform] 9, 2009, Nr. 10 [15.10.2009]. Olof Brandt, in: Rivista di archeologia cristiana 85, 2009 (2010), S. 669-678. Mark J. Johnson, in: American Journal of Archaeology Online Book Review January2009 (113.1). 6 Ulrich Fellmeth, Karlfriedrich Ohr, Jürgen Krüger und Jürgen J. Rasch (†) (Hrsg.): Wirtschaftsbauten in der antiken Stadt. Internationales Kolloquium Karlsruhe 16. / 17. November 2012(Materialien zu Bauforschung und Baugeschichte·, Bd. 20); Karlsruhe 2016. Aufsätze und Mitarbeit bei diversen Publikationen 7 Die ehemalige Benediktinerabtei Schwarzach. Gedenkschrift für Arnold Tschira; Mitarb. Peter Marzolff (Bühler Blaue Hefte; Bd. 20); Bühl 1969 [Anteil von Jürgen Rasch: Abb. 8-13: Bestandsaufnahme vor und nach der Wiederherstellung des Gebäudes, Ansichten]. 8 Arnold Tschira (†): Die ehemalige Benediktinerabtei Schwarzach; 2., veränd. u. erw. Aull. Bühl 1977 [Anteil von Jürgen Rasch: Buchumschlagbild, Abb. 8-13: Bestandsaufnahme vor und nach der Wiederherstellung des Gebäudes, Ansichten], 9 Metrologie und Planung des Maxentius-Mausoleums, in: Deutsches Archäologisches Institut. Architekturreferat (Hrsg): Bauplanung und Bautheorie der Antike (Diskussionen zur archäologischen Bauforschung, Bd. 4); Berlin 1984, S. 250–262. 10 Die Kuppel in der römischen Architektur. Entwicklung, Formgebung, Konstruktion, in: architectura 15,1985, S. 117–139. 11 Über Kuppelkonstruktionen in der römischen Architektur, in: Rainer Graefe (Hrsg.): Geschichte des Konstruierens. Natürliche Konstruktionen, Leichtbau in Architektur und Natur, Teil 1 (Konzepte SFB 230; Heft 5); Stuttgart / Tübingen 1985, S. 29-37. 12 Das Mausoleum bei Tor de’ Schiavi in Rom, in: Koldewey-Gesellschaft. Bericht über die 33. Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung vom 30.5. bis 3.6.1984 in Trier; Bonn 1986, S. 30-31. 13 Zur Bedeutung des Kreuzgratgewölbes in der tetrarchischen Architektur Roms, in: Otto Feld, Urs Peschlow (Hrsg): Studien zur spätantiken und byzantinischen Kunst, Friedrich Wilhelm Deichmann gewidmet (Römisch-Germanisches Zentralmuseum. Monographien; Bd. 10); Bonn 1986, Bd. 2, S. 43-50, Taf. 1. 16 14 Die Kuppel in der römischen Architektur. Entwicklung, Formgebung, Konstruktion, in: Rainer Graefe (Hrsg): Zur Geschichte des Konstruierens; Stuttgart 1989, S. 17-37. 15 Photogrammetrische Aufnahmen römischer Kuppeln und ihre Ergebnisse, in: Wulf Schirmer (Vorbemerkung): Kleine Beiträge zur Geschichte von Baukonstruktion und Bautechnik (Materialien zu Bauforschung und Baugeschichte, Bd. 1); Karlsruhe 1990, S. 5– 13. 16 Zur Rekonstruktion der Andreasrotunde an Alt-St.-Peter, in: Römische Quartalschrift 85, 1990, S. 1–18, Tafeln 1–3. 17 Spätantike caementicium-Kuppeln: Bauvorgang, Materialauswahl, Konstruktionsdetails (Zusammenfassung), in: Adolf Hoffmann, Ernst-Ludwig Schwandner, Wolfram Hoepfner, Gunnar Brands (Hrsg): Bautechnik der Antike. Internationales Kolloquium in Berlin, 15.-17.2.1990 (Diskussionen zur archäologischen Bauforschung, Bd. 5); Mainz 1991, S. 184–186. 18 Zur Konstruktion spätantiker Kuppeln vom 3. bis 6. Jahrhundert, in: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts 106,1991, S. 311–383, Tafeln 77–84 [= Universität Karlsruhe (TH), Habil.-Schrift 1993]. 19 Schalungstragwerke im römischen caementicium-Kuppelbau, in: Koldewey-Gesellschaft. Bericht über die 36. Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung vom 23. bis 27. Mai 1990 in Kronach; Bonn 1992, S. 16–26. 20 Pantheon, in: Eberhard Schunck (Hrsg.): Schalen. Vorträge im Wintersemester 95 / 96 [am Lehrstuhl für Baukonstruktion, Technische Universität München] (Beiträge zur Geschichte des Bauingenieurwesens, Bd. 7) München o. J. [1996], S. 5-19. 21 Zur Entstehung des ’Kaisertypus’ im römischen Thermenbau, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Röhmische Abteilung 103, 1996, S. 201-230, Taf. 68-69. 22 Die Kuppel in der römischen Architektur. Entwicklung, Formgebung, Konstruktion, in: Rainer Graefe (Hrsg.): Zur Geschichte des Konstruierens; 2., unveränd. Aufl. Wiesbaden 1997, S. 17-37. 23 Klaus Parlasca: Zum „Janus“-Tempel in Autun, in: Germania 76, 1998, S. 257–289 [mit Plänen 23-26 von Jürgen Rasch]. 24 The Original Mausoleum of Constantina, in: Arte medievale, 2. Ser. 14, 2000 (2001), Nr. 1/2, S. 155-156 [L’originale mausoleo di Costantina, in: ebd. S. 156]. 25 Art. Kuppel L, in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 22,2008, Sp. 461-488. 26 Roma. Via Appia. Mausoleo di Massenzio, in: ebda., Bd. 2, S. 93-96. 27 Roma. Via Labicana. Mausoleo dell’imperatrice Elena, in: ebda., Bd. 2, S. 85–88. 28 Roma. Via Prenestina. Mausoleo di Tor de’ Schiavi, in: Ministero per i Beni e le Attività culturali (a cura di): Scavi delle scuole straniere in Italia, 1975-2000 (Bollettino di Archeologia, Numero unico 2008); Bd. 2, S. 81–84. 29 Tivoli (Roma). Via Tiburtina. II cd. Tempio della Tosse, in: ebda., Bd 2, S. 117–118. 30 Lichtzufuhr, Raumgestalt und Wandaufbau in spätantiken Räumen, in: Peter Irenäus Schneider, Ulrike Wulf-Rheidt (Hrsg.): Licht – Konzepte in der vormodernen Architektur. Internationales Kolloquium in Berlin, 26.2.-1.3.2009 (Diskussionen zur archäologischen Bauforschung, Bd. 10); Regensburg 2011, S. 246–254. 31 La formazione della basilica con gallerie nel quarto secolo, in: Hugo Brandenburg, Federico Guidobaldo (a cura di): Scavi e scoperte recenti nelle chiese di Roma. Atti della 17 giornata temaüca dei Seminari di Archeologia Cristiana. Roma, 13 marzo 2008 (Sussidi allo studio delle antichità cristiane; Bd. 24); Vatikanstadt 2012, S. 93–105. 32 Die Sakralisierung der Basilika in der Spätantike, in: Ulrich Fellmeth, Karlfriedrich Ohr, Jürgen Krüger und Jürgen J. Rasch (†) (Hrsg): Wirtschaftsbauten in der antiken Stadt. Internationales Kolloquium Karlsruhe 16. / 17. November 2012; Karlsruhe 2016, S. 199-207. Rezensionen 33 Hugo Brandenburg: Roms frühchristliche Basiliken des 4. Jahrhunderts (Heyne Stilkunde; Bd. 14);München 1979,in. Byzantinische Zeitschrift 74, 1981, S. 94-99. 34 Vincenzo Fontana / Paolo Morachiello (ed.): Vitruvio e Raffaello. II „De architectura“ di Vitruvio nella tradizione inedita di Fabio Calvo Ravennate; Rom 1975, in: architectura 12,1982, S. 184-185. 35 William L. MacDonald: The Architecture of the Roman Empire; Bd. 1: An Introductory Study; New Haven 1982, in: architectura 14, 1984, S. 174-175. 36 William L. MacDonald: The Architecture of the Roman Empire; Bd. 2: An Urban Appraisal; New Haven 1986, in: architectura 17, 1987, S. 101-103. 37 Frank Sear: Roman Architecture; Rev. ed. London 1989, in: Gnomon 63, 1991, S.443–446. 38 Kjeld de Fine Licht: Untersuchungen an den Trajansthermen zu Rom. 2. Sette Sale; Rom 1990, in: Gnomon 65,1993, S. 542-545. 39 Udo Kultermann: Die Maxentius-Basilika. Ein Schlüsselwerk spätantiker Architektur; Weimar 1996, in: Journal für Kunstgeschichte 1, 1997, S. 127. 40 Hugo Brandenburg: Die Kirche S. Stefano Rotondo in Rom. Bautypologie und Architektursymbolik in der spätantiken und frühchristlichen Architektur; Berlin 1998, in: Journal für Kunstgeschichte 4, 2000, S. 109-112. 41 Gerd Heene: Baustelle Pantheon. Planung – Konstruktion – Logistik; Düsseldorf 2004, in: Journal für Kunstgeschichte 9, 2005, S. 7–12. 42 Christoph Höcker: Metzler Lexikon antiker Architektur, in: Journal für Kunstgeschichte 11, 2007, S. 104–110. 43 Lynne C. Lancaster: Concrete vaulted construction in Imperial Rome. Innovation in context; Cambridge 2005, in: sehepunkte [auch: Kunsform] 9, 2009, Nr. 7/8 [15.7.2009]. 44 Otmar Schwab: St. Gereon in Köln. Untersuchungen zum spätantiken Gründungsbau, in: Kölner Jahrbuch 35, 2002 (2003), S. 7-205, in: architectura 40, 2010, S. 203-205. 45 Ute Versiegen: Ausgrabungen und Bauforschungen in St. Gereon zu Köln (Kölner Forschungen, Bd. 9); Mainz 2006, in: Gnomon 85, 2013, S. 550–556. Manuskripte bzw. in Druckvorbereitung 46 “Carthago delenda, Carthago deleta, Carthago excavata, Carthago referenda”. Zur Klärung einer kürzlich erfundenen Anapher-Sentenz; [Karlsruhe] 9.2.1979. 47 Der Merkurtempel im Schwetzinger Schlossgarten. Typologische Untersuchung zur Herkunft der Bauformen und der Details; 2008, 15 S. Text und 132 Taf. 18 48 Die Basilika des 5. Jahrhunderts. Metrologische Untersuchungen, in: Stephan Westphalen u. a.: Herakleia Perinthos. Bericht über die Ausgrabungen am Kalekapi in Marmara Ereglisi 1992–2010 (Istanbuler Forschungen, Bd. 55); Tübingen 2016 [im Druck]. 49 Arnold Tschiras Anteil an den Untersuchungen der spätantiken Zentralbauten, in: Zum 100. Geburtstag von Arnold Tschira, Kolloquium am 16. Oktober 2010 in Karlsruhe. [In Druckvorbereitung]. 19 Wirtschaftsgeschichte 20 Antike Wirtschaftsbauten in der aktuellen Wirtschaftsgeschichtsschreibung1 Ulrich Fellmeth Die theoretischen Grundlagen der aktuellen antiken Wirtschaftsgeschichte. Die so genannte „Neue Institutionenökonomik“ 1 Die Wirtschaftsgeschichtsschreibung zur Antike war, was die ökonomische Theorie anbelangt, bis ins letzte Drittel des 20. Jahrhunderts noch fast ausschließlich neoklassisch orientiert. Freilich stellte es sich heraus, dass die neoklassischen Modelle – zumindest für die Antike und ihre Wirtschaft – oft wenig fruchtbar sind. Dies mag zu einem guten Teil daran liegen, dass in den neoklassischen Modellen für die Gegenwart die Neben- und Rand-bedingungen für die Wirtschaft aufwendig empirisch erhoben und dann mit gigantischem mathematischen Aufwand in die Modelle integriert werden. Dadurch können in der Tat Modelle generiert werden, die sich der Realität oft überraschend weitgehend annähern. Nur – für die antike Wirtschaft fehlt fast immer die empirische Basis, die Quellenüberlieferung lässt nur selten belastbare empirische Analysen zu. Für die Antike können die neoklassischen Modelle jedenfalls nicht in dem Masse mathematisch verfeinert werden, wie in der Neuzeit. 2 Und auch die Grundannahmen der Neoklassik stimmen – zumindest für die Antike – auffallend oft nicht mit der Realität überein: In der Antike agierten auf dem Markt nicht nur Individuen, die ausschließlich auf eine Optimierung ihres Nutzens ausgerichtet waren. Ebenso waren die wirtschaftenden Individuen innerhalb der allgemeinen Rahmenbedingungen eben nicht in gleichem Masse frei. Die Marktteilnehmer verhielten sich auch keineswegs immer vollständig rational, und alle marktrelevanten Informationen waren ihnen durchaus nicht immer zugänglich. Und relative Preisverschiebungen auf dem Markt induzierten nicht immer 21 Umorientierungen der wirtschaftenden Individuen und stellten so das Gleichgewicht auf dem Markt her. Sowohl, was den Grundansatz, als auch, was die Quellenlage angeht, sind antike Verhältnisse mit dem neoklassischen ökonomischen Ansatz offenbar nur ganz marginal kompatibel. 3 Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts ist deshalb eine andere ökonomische Perspektive stärker in das Blickfeld der Wirtschaftshistoriker der Antike gerückt, die so genannte „Neue Institutionenökonomik“. Ausgehend von den Überlegungen des ÖkonomieNobelpreisträgers von 1993 Douglass North2, versucht die Neue Institutionenökonomik historische Wirtschaften – und speziell die antiken – nach der Effizienz der Institutionen, in die die jeweiligen Wirtschaftsprozesse eingebettet sind, zu beurteilen 3. Dieser Weg scheint angesichts der besonderen Quellenlage zu den antiken Wirtschaften wesentlich fruchtbarer zu sein als die neoklassischen Modelle. Institutionen und deren Entwicklung können nämlich in den Quellen wesentlich besser gefasst werden als quantitativ-empirische Daten zu antiken Wirtschaftsprozessen. 4 Ein Beispiel für den institutionenökonomischen Ansatz: Ulpian 4 berichtet, dass sich die curulischen Aedilen Roms in der späten römischen Republik gezwungen sahen, eine handelsrechtliche Korrektur vorzunehmen. Was war geschehen? Auf dem Sklavenmarkt in Rom war es offenbar immer stärker zu Betrügereien der Verkäufer gekommen. Da wurden beim Verkauf Mängel, wie Krankheiten, frühere Fluchtversuche oder die Neigung, der Arbeit fernzubleiben, einfach nicht angegeben. Das deshalb immer weiter um sich greifende Misstrauen der Käufer schien den Sklavenmarkt an sich fast zum Erliegen gebracht zu haben. Dies ist eine klassische Situation von gefährlichen Informationsasymmetrien, wie wir sie etwa heute beim Gebrauchtwagenkauf ähnlich erleben können. Verkäufer und Käufer hatten nicht den gleichen Wissensstand über die Ware und die Marktpreise, und wenn sich ein Käufer annähernd den Wissensstand des Verkäufers verschaffen wollte, so war dies mit umfangreichen und kostspieligen Recherchen verbunden, Mängel wurden erst nach dem Kauf bemerkt, Reklamationen waren, wenn sie überhaupt erfolgreich sein sollten, mit großem Aufwand an Mühen und Kosten verbunden. Es trat die Situation ein, dass die mit einem Geschäft verbundenen Risiken und Transaktionskosten so hoch waren, dass die Käufer lieber gar kein Geschäft mehr machten. Die curulischen Aedilen reagierten mit einer handelsrechtlichen Neuerung. Die Verkäufer mussten beim Verkauf alle Mängel der Sklaven angeben. Taten sie dies nicht, so war bei erwiesenermaßen verschwiegenen Mängeln das Geschäft bis zur Frist eines Jahres wieder zurückzuführen, der Kunde erhielt also den Kaufpreis zurück. Es ist offensichtlich: Hier wurde durch die handelsrechtliche Regelung der Aedilen eine Institution geschaffen, die wieder Vertrauen in den Sklavenmarkt bringen, die die mit Sklavengeschäften verbundenen Transaktionskosten erheblich senken und damit letztendlich einen funktionierenden Sklavenmarkt überhaupt erst wieder herstellen sollte. 5 Solche die Wirtschaft lenkenden und unterstützenden Institutionen können nun – wie im genannten Beispiel – formeller, also politisch-rechtlicher, informeller, also kultureller und mentaler, oder materieller Natur sein. Hier sollen nun die vom Autor sogenannten materiellen Institutionen, damit sind im Wesentlichen Bauten und Bautengruppen gemeint5, im Vordergrund stehen. 22 Gebäude und städtebauliche Arrangements als Institutionen auf der makroökonomischen Ebene 6 Dass Wirtschaft und Bauten in einem Zusammenhang stehen können, dies zeigt schon die bei Herodot wiedergegebene Auffassung von der griechischen agora. Er legt dem persischen König Kyros folgende Worte in den Mund: „Ich fürchte mich nicht vor Leuten, die mitten in ihrer Stadt einen Platz haben, wo sie Zusammenkommen, um einander zu belügen und falsche Eide zu schwören. “Denn“, so fügt Herodot sogleich erläuternd hinzu, „mit diesen Worten wollte er die Griechen überhaupt verhöhnen, bei denen man auf dem Markte kauft und verkauft; denn bei den Persern gibt es keinen Handelsverkehr und überhaupt keinen Marktplatz.“6Mit anderen Worten: Ein sich von der persischen Wirtschaft deutlich unterscheidendes Wirtschaftssystem, nämlich die Marktwirtschaft, wird mit der Existenz eines Ortes oder einer Bautengruppe, der agora, in engsten Zusammenhang gebracht. Die Verknüpfung zwischen dem Marktgeschehen und der Bautengruppe agora wird hier schon greifbar. 7 Herodot lässt diese Geschichte im späten 6. Jahrhundert spielen, zu Lebzeiten Herodots im 5. Jahrhundert v. Chr. entstanden jedenfalls schon die ersten festen Marktlokale auf der agora in Athen. Und im späten 5. und 4. Jahrhundert – das zeigen die einschlägigen Klagen von Platon und Aristoteles7 – hat sich die merkantile Funktion der agora gegenüber den anderen Funktionen ganz eindeutig in den Vordergrund geschoben. 8 Doch wurden solche baulichen Institutionen denn überhaupt in der Absicht geschaffen, die Märkte effizienter zu machen, die Risiken und Transaktionskosten zu senken, das heißt die Anbahnung und Abwicklung von Geschäften kostengünstiger, transparenter, überprüfbarer und rechtssicherer zu machen? Könnten bauliche Institutionen nicht auch spontan oder aus einer anderen Absicht entstanden sein - wie etwa die griechische agora-, später dann aber auch wirtschaftlich genutzt worden sein? 9 Der Sachbuchautor Xenophon hat im 4. Jahrhundert v. Chr. eine Schrift verfasst, die zum Ziel hatte, Xenophons Heimatstadt Athen ein reich fließendes Staatseinkommen zu verschaffen. Einerseits tat er dies, um Athen von der kriegerischen Beherrschung von Bündnern, wie etwa im attischen Seebund, unabhängig machen zu können, andererseits, um den athenischen Bürgern eine langfristige staatliche Alimentierung zu verschaffen. Zu dem Bündel von institutionellen Maßnahmen zu diesem Zweck zählen auch die folgenden Vorschläge Xenophons: „Es [wäre] gut und von Vorteil, für die Reeder in der Nähe der Häfen zu den vorhandenen Herbergen noch weitere hinzuzubauen, gut aber auch, (Herbergen) für die Kaufleute in der Nähe von Plätzen, die zum Kauf und Verkauf geeignet sind, (zu errichten) und für Besucher von außerhalb dem Staat gehörige Unterkünfte (zu bauen). Wenn aber für die Händler Wohnungen und Verkaufshallen sowohl im Piräus als auch im eigentlichen Stadtkern errichtet würden, dann wäre das zugleich für Athen eine Zierde, und bedeutende Einnahmen dürften daraus entstehen.“8Denn: „Je mehr Menschen sich hier niederlassen und hierherkommen, desto mehr Waren dürften auch eingeführt und ausgeführt, gekauft und verkauft und desto mehr Mieten und Steuern eingenommen werden.“ 9 10 Man könnte Xenophons Empfehlungen folgendermaßen zusammenfassen: Um die staatlichen Einnahmen aus Steuern, Zöllen, Gebühren und Mieten zu erhöhen, muss die Handelstätigkeit angekurbelt werden. Es müssen deshalb für die in die Stadt strömenden Händler sowohl Unterkünfte als auch Handelsplätze – und zwar in funktionalem Zusammenhang mit der jeweiligen Handelstätigkeit - geschaffen werden. 23 Diese Bauten an der richtigen Stelle zu errichten, sei nun eine Aufgabe der polis Athen. Klarer kann man das intentionale Schaffen von materiellen Institutionen eigentlich nicht mehr fassen. 11 Bis hierher kann schon konstatiert werden: Es gab Bauten und Bautengruppen, die explizit zu dem Zweck geschaffen wurden, die Wirtschaftstätigkeiten zu optimieren. Solche baulichen Institutionen zu schaffen, wurde offenbar als eine vorwiegend öffentliche Aufgabe angesehen. Dabei wurde aus funktionalen Gründen auf eine räumliche Nähe der Bauten und Bautengruppen zu den speziellen Wirtschaftstätigkeiten geachtet. 12 Welcher Nutzen könnte dabei, institutionenökonomisch gesehen, den Ausschlag gegeben haben? Nun - Großhandel war in der gesamten Antike ein hochkomplexes und riskantes Geschäft. Dabei wurden Handelsfahrten durch Kapitalgeber vorfinanziert, unter Umständen mussten Bürgschaften gestellt werden, Händler und Reeder mussten sich in Verträgen einigen, die haftenden Händler mussten die Handelsfahrt überwachen, damit keine vertragswidrige Verwendung des Handelsgutes am Zielort stattfand, die Rückfracht musste vorverhandelt und ebenfalls überwacht sein und schließlich mussten all diese Vorgänge in Verträgen fixiert und an sicheren Orten verwahrt werden, damit eine eventuelle gerichtliche Klärung überhaupt eine Grundlage hatte. Was damit gesagt sein soll: Je schwieriger es ist, die an einem Geschäft Beteiligten auf annähernd denselben Wissensstand zu bringen, die Geschäfte vertraglich zu fixieren, die Abwicklung der Geschäfte zu überwachen und Streitigkeiten im Zusammenhang mit einem Geschäft richterlich klären zu können, umso grösser werden die mit den Geschäften verbundenen Risiken und Transaktionskosten. Im ungünsdgsten Fall steigen diese Transaktionskosten bis zu der Grenze, an der ein Geschäft unrentabel wird. 13 Nun stelle man sich einfach einmal vor, all die beteiligten Parteien seien über das Gebiet von Athen / Piräus oder Rom / Ostia verstreut gewesen. Schon die Kapitalgeber mit den kapitalbedürftigen Händlern zusammenzubringen, wäre erheblich erschwert gewesen, denn Vertrauen und Erfahrung in der Abwicklung von solchen Investitionen entsteht nur durch häufigen und dauerhaften Kontakt. Dasselbe gilt für die Beziehung zwischen Händlern und Reedern. Sich auf dem Markt einen Überblick über die QualitätPreis-Relation zu verschaffen, ist aufwendig, wenn die Märkte über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind. Die Gefahr von kostspieligen Informationsasymmetrien zwischen Verkäufern und Käufern ist dabei groß. Überdies ist es von großem Vorteil, wenn unmittelbar vor Ort diejenigen Stellen zu finden sind, die sich auf die jeweilige Vertragsgestaltung und Verwahrung der Verträge spezialisiert haben, ebenso die politisch-rechtlichen Einrichtungen, falls es zu juristischen Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit einem Geschäft kommt. Kurz: Bauten und Bautengruppen, die als zentrale Orte des Handels in engem Zusammenhang mit anderen Orten des Handels stehen, stellen Institutionen dar, die in höchstem Masse geeignet sind, die mit den Geschäften verbundenen Kosten und Risiken zu verringern. Und schon im 4. Jahrhundert v. Chr. wurde es als öffentliche Aufgabe angesehen, suboptimale wirtschaftliche Prozesse durch die Einbettung in geeignete materielle Institutionen zu optimieren. 14 In diesem Zusammenhang ist auch eine kürzlich vom Autor gegebene neue Sicht auf die ökonomischen Funktionen der ersten drei Forumsbasiliken in Rom zu sehen 10. Dabei wurde sehr deutlich, dass ein tieferes Verständnis für einen Wirtschaftsbautyp und 24 dessen individuelle Ausgestaltungen nur möglich zu sein scheint, wenn die dahinterstehenden wirtschaftlichen Prozesse genauestens untersucht werden. Das erscheint auch plausibel: Einen Funktionsbau kann man eben nur dann verstehen, wenn man seine Funktionen genau kennt. 15 Doch können denn nur die großen städtebaulichen Projekte in den Metropolen als materielle Institutionen zur Optimierung wirtschaftlicher Prozesse angesehen werden? Wenden wir uns noch kurz der mikroökonomischen Ebene zu. Gebäude als Institutionen auf der mikroökonomischen Ebene 16 Es kann ja durchaus günstiger sein, Transaktionen nicht über den Markt abzuwickeln, sondern über hierarchische Organisationen, über Unternehmen also. Was damit gemeint ist, soll nun in aller Kürze anhand der römischen Agrarschriftsteller erläutert werden. Der ältere Cato sinniert in seinem Landwirtschaftswerk darüber, welche Arbeiten innerhalb seines landwirtschaftlichen Betriebes durch die von ihm direkt beaufsichtigten Sklaven erledigt werden und welche an auswärtige Unternehmer verdingt werden sollen11. So sollten etwa Teile der Getreide-, Wein-, Öl- und Tierproduktion durch Betriebsfremde, die gewissermaßen auf dem Markt agieren, erledigt werden. Für diese Vergabe von einzelnen Arbeiten nach außen gibt Cato auch dezidiert Vertragsmuster12. 17 Nun ist es aber nicht so, dass nur Transaktionen auf dem Markt Kosten verursachen; auch die Organisation eines Unternehmens verursacht Kosten: Kapitalkosten, Organisation, Überwachung und Motivation der Mitarbeiter, Kontrolle und Wartung der Investitionsgüter (Häuser, Vieh, Sklaven, Werkzeuge, Land), Transportkosten etc. Welche Form der Transaktion gewählt wird, hängt von den jeweils damit verbundenen Kosten ab. Wenn die Kosten für die Transaktion innerhalb des Betriebes tiefer liegen als die Transaktionskosten auf dem Markt, wird man sich für die innerbetriebliche Lösung entscheiden. Und wenn die Transaktionskosten auf dem Markt geringer sind als die Organisationskosten im Betrieb, wird die Transaktion eher auf dem Markt stattfinden 13. 18 Nach diesen Vorüberlegungen wundert es einen dann nicht mehr, weshalb etwa die römischen Agrarschriftsteller den Organisationskosten bei der Personalorganisation und –Kontrolle, bei der Überwachung der Arbeitsabläufe, bei der Pflege der Investitionsgüter etc. so breiten Raum einräumen. 19 In diesem Zusammenhang ist es nun aber von großem Interesse, ob und wie Bauten und Bautengruppen nicht nur als Kostenfaktor, sondern als materielle Institutionen verstanden wurden, um Unsicherheiten und Kosten in der Organisation des Betriebes zu senken. 20 Zur baulichen Gestalt eines vorbildlichen Gutshofes äußert sich etwa Columella ausführlich in Buch 1, gleich nach der Behandlung der Böden. Insgesamt 14 Funktionsbereiche nennt Columella für die Hofanlage, die zum Teil große und mehrteilige Bauten erfordern. Die Lage der einzelnen Bauten richtet sich zunächst nach den Erfahrungsregeln hinsichtlich der geologischen, topographischen und klimatischen Bedingungen vor Ort. Hinsichtlich der Positionierung der Bauten innerhalb des Hofkomplexes fällt jedoch auf, dass für Columella die effiziente Funktionalität und die optimale Kontrollierbarkeit die obersten Grundsätze sind: Die 25 Arbeiter erreichen auf dem kürzesten Wege den Geräteschuppen, die Hirten wohnen Wand an Wand mit den Tieren. Der Verwalter wohnt neben, der Geschäftsführer über dem Hofeingang, damit der Verwalter die Arbeiter und der Geschäftsführer den Verwalter ständig beobachten kann. Die zentral gelegene Küche soll jedem Arbeiter zu jeder Jahreszeit einen warmen Platz gewähren usw. 21 Hier scheint die spezielle Anordnung der Bauten innerhalb des Betriebes tatsächlich dazu gedient zu haben, Kosten und Unsicherheiten zu verringern. 22 Auch Vitruv gibt Hinweise zur baulichen Gestalt von Gutshöfen14: Unter anderem empfiehlt er etwa, die Rinderställe sollen mit der zentralen Kochstelle in Verbindung stehen und zugleich nach Osten ausgerichtet sein, „weil die Rinder, wenn sie zum Ficht und zum Feuer hin stehen, nicht struppig werden“. „Ebenso sollen die Bäder mit der Küche in Verbindung stehen. So wird die Versorgung für ein ländliches Bad nicht weit entfernt sein. Auch die Ölpresse soll der Küche ganz nahe sein; so nämlich wird die Bedienung im Hinblick auf die Verarbeitung der Ölfrüchte bequem sein. Und mit ihr soll der Weinlagerraum in Verbindung stehen, mit Fensteröffnungen nach Norden. Wenn er diese nämlich nach einer anderen Seite hat, wo ihn die Sonne erwärmen kann, dann wird der in dem Kaum auf bewahrte Wein von der Wärme trübe und wirkungslos. Der Vorratsraum für Öl aber muss so angelegt werden, dass er Ficht von Süden und den warmen Himmelsgegenden erhält; das Öl daf nämlich nicht gefrieren, sondern muss durch Wärme flüssig gehalten werden.“ Genau so exakt und rational begründet wird von Vitruv die Lage der Korn- und Futterspeicher, der Backstuben und des Herrenhauses vorgeschrieben. Hier wird abermals deutlich, wie die Anordnung der Bauten innerhalb eines Gutshofs ausschließlich der ökonomischen Wirksamkeit des gesamten Betriebes dienen sollte. 23 Mit diesen Beispielen aus der mikroökonomischen Ebene soll es sein Bewenden haben. Klar dürfte inzwischen jedoch sein, dass Bauten und Bautengruppen in der Antike sowohl im makro- als auch im mikroökonomischen Bereich absichtlich und gezielt dazu genutzt wurden, Unsicherheiten, Risiken und Transaktionskosten zu senken. Offene Fragen aus Sicht der Neuen Institutionenökonomik 24 Wenn wir also konstatieren können, dass bei Wirtschaftsbauten die ökonomische Opportunität und die bauliche Gestaltung praktisch zwei Seiten derselben Medaille sind, so beginnen genau an diesem Schnittpunkt die offenen Fragen. Etwa: Wie kommunizierten jene an einer Optimierung der Wirtschaftsprozesse Interessierten mit denen, die für den Bau und die bauliche Gestaltung zuständig waren. Hatten etwa die Geldgeber aus den Oberschichten, die Bankiers und Großhändler in Rom um 200 v. Chr. ihr Bedürfnis nach einem Gebäude, in dem sie an einem zentralen Ort konzentriert ihren Geschäften nachgehen konnten – einer Basilika also – explizit geäußert? Wie gab ein öffentlicher oder privater Bauherr die Errichtung eines Speicherbaus in Auftrag? Wie sind die Wünsche der Wirtschaftsleute konkretisiert worden? Wie wurden diese Wünsche von den politisch Verantwortlichen, die ja oft die Bauherren waren, wahrgenommen, bewertet und beurteilt? Wie machten die Architekten auf das technisch Mögliche oder Unmögliche aufmerksam? Gab es irgendeine längerfristige Kommunikation zwischen den Wirtschaftsleuten und den Architekten, um die Funktionalität der Wirtschaftsbauten zu optimieren? 26 25 Gerade aus einem Eingehen auf solche Fragen könnte m. E. ein tieferes Verständnis von antiken Wirtschaftsbauten entstehen. Zu all dem schweigen jedoch die literarischen und – soweit man das sehen kann – auch die inschriftlichen Quellen. Es scheint nur möglich, durch eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Archäologen, Bau- und Wirtschaftshistorikern etwas mehr Licht in diese Zusammenhänge zu bringen. 26 Ein anderes Problem sind Funktionswandelprozesse. Wenn wir etwa emporia als Siedlungen mit einem eindeutigen Schwerpunkt auf den Handel erkennen wollen – hatte diese spezielle Funktion nicht nur die wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten, sondern auch die Stadtstruktur bestimmt? Und wenn ja – wandelte sich diese Stadtstruktur, wenn sich die Funktionen der Siedlung wandelten, etwa hin zu einem politischen oder kultischen Zentralort? Man könnte da an das katalonische Ampurias denken. 27 Und die emporia, die sich als gesonderte Bezirke in einem engen Zusammenhang mit einer polis befanden, etwa der Piräus, – wie unterschieden sich die Stadtstrukturen von emporion und polis? Was geschah wenn der Handelsbezirk seine ursprüngliche Funktion verlor oder in die polis integriert wurde – etwa das emporium in Rom –, wandelte sich dann auch die städtebauliche Struktur des Bezirks? 28 Auch bei den Einzelbauten gab es Funktionswandelprozesse. Wir haben doch die Geschichte des Bautyps „Basilika“ vor Augen: Ganz offensichtlich änderte sich die bauliche Gestalt mit einem Wandel der Funktionen. Gab es Ähnliches auch bei den Speicherbauten, Säulenhallen und Tabernen? 29 Schließlich soll noch auf einen weiteren Aspekt der Neuen Institutionenökonomik eingegangen werden, der speziell für die Baugeschichte von Interesse sein dürfte. Sind gewisse Institutionen oder Kombinationen von Institutionen einmal gewählt worden oder spontan entstanden, so prägen jene Institutionen fortan die Weitsicht der Akteure, es entwickeln sich gewisse Pfadabhängigkeiten bezüglich des einmal gewählten institutionellen Rahmens. Dabei handelt es sich sowohl bei einmal gewählten Bautypen als auch bei ökonomischen Grundhaltungen um Institutionen, die mitunter eine außerordentliche Zählebigkeit entwickeln können. Könnte nicht auch die Untersuchung der Symbiose von solchen langfristigen Pfaden die Genese und Tradition von Bautypen ebenso einsichtig machen, wie die von informellen ökonomischen Grundhaltungen? NOTES 1. Das Referat auf dem Kolloquium war als Impuls-Referat gedacht, das die neuartige interdisziplinäre Zusammenarbeit von Archäologen, Bau- und Wirtschaftshistorikern beim Thema ,Wirtschaftsbauten‘ sowohl begründen als auch befruchten sollte. 2. etwa: North, D., Structure and Change in Economic History, New York 1990; ders., Institutions, Institutional Change and Economic Performance, Cambridge, Mass. 1990; ders., Understanding the Process of Economic Change, Princeton 2005. Überblicksdarstellungen zur Neuen 27 Institutionenökonomik: vgl. etwa Richter, R., Furubotn, E. G., Neue Institutionenökonomik, Tübingen4 2010; Voigt, S., Institutionenökonomik, Paderborn2 2009. 3. vgl. etwa: Silver, M., Economic Structures of Antiquity, London 1995; Ruffing, K., Wirtschaft der griechisch-römischen Antike, Darmstadt 2012, S. 12f.; Frier, B.W und Kehoe, D.P., Law and Economic Institutions, in: Scheidei, W, Morris, I. und Sailer, R. (Hg.), The Cambridge Economic History of the Graeco-Roman World, Cambridge 2007, S. 113-143. 4. Ulp. 21,1,1,2. 5. Gemeinhin ist die Definition von Institutionen die folgende: „[Institutionen sind] allgemein bekannte Kegeln, mit deren Hilfe wiederkehrende Interaktionssituationen strukturiert werden und die mit einem Durchsetzungsmechanismus bewehrt sind, der eine Sanktionierung bzw. Sanktionsdrohung im Falle eines Kegelverstosses bewirkt.“(Voigt, Institutionenökonomik, wie Anm. 2, S. 26f.). Hinzuzufügen wäre, dass solche Regeln sowohl absichtlich gestaltet, als auch unabsichtlich entstanden sein können, und dass die betreffenden Interaktions Situationen in unserem Falle selbstverständlich ökonomische Interaktionen betreffen. Nach dieser Definition sind die vom Autor sogenannten materiellen Institutionen (Bauten und Bautengruppen) wohl kaum zu den Gegenständen der Neuen Institutionenökonomik zu zählen. Wenn man die Institutionen jedoch ein klein wenig aus der Perspektive der Ordnungsökonomik, die nach optimalen Ordnungsformen für wirtschaftliche Prozesse sucht, betrachtet, so passen die Bauten und Bautengruppen eben doch auch zu den Einrichtungen, die wirtschaftliche Vorgänge strukturieren. 6. Herodot 1, 153 / Übers.: Braun, Th. und Barth, H. 1985. 7. vgl. etwa Plat. rep. 425d; Aristot. pol. 1331a 30ff. Für Rom gilt ähnliches, vgl. Ciceros Rede für die Übertragung des Oberbefehls gegen Mithradates VI. von Pontos im Jahre 66 v. Chr.: das Kreditwesen und der Kapitalmarkt (fides atque ratio pecuniarum) habe in Rom, auf dem Forum seine Stätte (quae Romae, quae in foro versatur). 8. Xen. vect. 3, 12f. / Übers.: E. Schütrumpf 1982. 9. Xen. vect. 3,5 / Übers.: E. Schütrumpf 1982. 10. Fellmeth, U., Die wirtschaftlichen Funktionen der ersten stadtrömischen Forumsbasiliken, MBAH 29 (2011), 1-27. 11. Cato, agr. 2 zu den Pflichten eines Hausherrn: „Sobald mit Seelenruhe Kenntnis genommen ist, dafür sorgen, dass die ausstehenden Arbeiten erledigt werden; die Rechnungen prüfen über Geld, Korn, (und) was als Futter gekauft ist; die Rechnung über Wein (und) Öl, (nämlich) was verkauft ist, was (an Geld) eingezogen ist, was aussteht, was für den Verkauf da ist. Womit man zufrieden sein kann, damit soll man zufrieden sein; was fehlt, soll beschafft werden: wenn etwas für das (laufende) Jahrfehlt, soll es gekauft werden; was überschüssig ist, soll verkauft werden; was in Verding gegeben werden muss, soll verdungen werden; welche Arbeiten er (von den Gutssklaven) gemacht und welche er verdungen wissen will, soll er befehlen und es schriftlich hinterlassen.“(Ubers.: Thielscher, P., 1960). 12. vgl. Cato, agr. 137, 144-150. 13. vgl. Coase, R. H., The Nature of the Firm. Economica, 4 (1937), S. 386-405. 14. Vitr. 6, 6 (Zitate im Folgenden in der Übers. von Fensterbusch, C., 2008). 28 Antike Getreidespeicher – ein Werkstattbericht Hans Kloft 1 In der Bergpredigt, dem Herzstück der christlichen Botschaft, belehrt der Rabbi aus Nazareth seine Zuhörer über den wahren Reichtum: „Sammelt keine Schätze auf Erden, wo sie Motten, Rost und Würmer verzehren... Sehet die Vögel des Himmels, sie sähen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen, und unser himmlischer Vater ernährt sie doch.“ In leicht veränderter Form kehrt die Admonitio beim Evangelisten Lukas wieder: Ein reicher Mann will angesichts eines großen Ernteertrages seine zu kleine Scheune abreißen und eine größere bauen – ein Irrtum, wie er von Gott belehrt wird. Die Sorge für die Seele geht der Sorge um Essen und Trinken voran. „Seht auf die Raben, die weder säen noch ernten und keine Vorratshaltung in Scheunen und Kellern betreiben, denn Gott ernährt sie... Um dies alles bekümmern sich die Erdenvölker. Ihr aber sorgt euch um das Reich Gottes und alles andere wird euch hinzugegeben.“1 2 Die theologische Dimension dieser Herrenlogia sollen uns hier nicht weiter beschäftigen, wohl aber die Begriffe und die Einrichtungen, die der normalen menschlichen Vorsorge, dem θησαυρίζειν dienen: die Apotheke, wie es im Griechischen heißt, also der Ort, wo etwas niedergelegt wird; das horreum, im Lateinischen gewöhnlich mit Speicher, speziell Getreidespeicher (granarium) wiedergegeben 2, bauliche Institutionen, die bis weit in die graue Vorzeit hinauf reichen 3 und aus den alten Kulturen nicht wegzudenken sind. Zu den römischen horrea existieren archäologische, epigraphische und literarische, speziell romanistische Quellen in großer Ausführlichkeit. Aber bevor wir diese zum Gegenstand machen, seien die Vorformen zumindest genannt, die einen Einblick in die altorientalischen und griechischen Wirtschaftsverhältnisse zulassen. I. 3 Dabei kann man die biblischen Zeugnisse leicht ins Alte Testament verlängern. Der Prophet Joel, wahrscheinlich um 400 v. Chr. lebend, sieht apokalyptische Verhältnisse auf das Volk Israel zukommen: „Oh weh des Tages, denn der Tag des Herrn ist nahe und 29 kommt wie ein Verderben des Allmächtigen... Der Same ist unter der Erde verdorrt, die Kornhäuser stehen wüst, die Scheunen verfallen, denn das Getreide ist verdorben. 4 “ 4 Rund 300 Jahre vorher erwähnt das Buch der Chronik König Hiskia (König von Juda, 725-697 v. Chr.), der gewaltigen Reichtum sein Eigen nannte und Vorratshäuser für den Ertrag an Getreide, Wein, Öl baute und Ställe für die verschiedenen Arten von Vieh und Hürden für die Schafe5. Nicht nur von Vorratshäusern, also von Kornspeichern, sondern von Vorratsstädten sprechen die alttestamentlichen Quellen im Zusammenhang mit den Königen Josaphat (871-849 v. Chr.) und Salomon 6, die wahrscheinlich der dezentralen Verteilung und der territorialen Herrschaftssicherung dienten, ohne dass wir Genaueres über die organisatorischen Funktionen erfahren. Abb. 1. Vorratsräume im Palast von Mari, 2. Jt. v. Chr. 5 Derartige Speichereinrichtungen waren nicht auf Palästina beschränkt und haben ihre Vorbilder in altorientalischen Praktiken der Vorratshaltung. Bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. kannte die babylonische Wirtschaft Speicher- und Lagerhäuser, die wiederum ältere Vorbilder besitzen und sich in der Epoche der Städtebildung im Zweistromland nach Nahrungsmitteln spezialisieren7. 6 Auch die gewaltige Palastanlage von Mari (Abb. 1), einer zentralen altorientalischen Handelsstadt in Ostsyrien, am Euphrat gelegen, verfügte über Vorratsräume 8, bei denen man im Einzelnen ein Fassungsvermögen von 125 m3 berechnet hat (Magueron 639). Die Anlage mit den kleinen Magazinen, die von einem Mittelgang abgehen, erinnert durchaus an die horrea, speziell die Militärhorrea der römischen Kaiserzeit. Der Konnex von Vorratshaltung und Palastwirtschaft wird uns weiter unten noch beschäftigen. II. 30 7 Die Verbindung Ägypten-Israel besitzt ihre Personifikation in der legendären Gestalt des Joseph im Alten Testament, eine Novelle, die ihre endgültige literarische Form wohl erst in davidischer bzw. salomonischer Epoche gefunden hat 9. Joseph, der Lieblingssohn des Erzvaters Jakob, der Traumdeutung kundig, kann das Bild von den sieben fetten und den sieben mageren Kühen dem Pharao auslegen als eine Folge von sieben ertragreichen und sieben Hungerjahren; mit dem Ergebnis, dass Joseph als Wesir, als Hauptadministrator Ägyptens mit der Oberaufsicht über die Kornspeicher betraut wurde. „Und er sammelte den gesamten Ernteertrag der sieben Jahre, während welcher in Ägypten Überfluss herrschte und legte Ernteertrag in die Städte, in einer jeden Stadt speicherte er den Ertrag der Felder auf, die rings umher lagen.“10 8 Als nun, wie von Joseph geweissagt, nach sieben Jahren die Hungersnot über Ägypten hereinbrach, „da forderte das Volk ungestüm Brot vom Pharao. Da sprach der Pharao zu allen Ägyptern: Gehet hin Joseph, was er euch gebieten wird, das tut. Es lastete aber die Hungersnot auf aller Welt. Da eröffnete Joseph alle Korn-Speicher und verkaufte den Ägyptern Getreide. Und die Hungersnot wurde immer drückender in Ägypten. Da kamen alle Welt Joseph nach Ägypten, um Getreide zu kaufen. Denn überall herrschte drückende Hungersnot. “ 11(Abb.2) Abb. 2 Joseph und die Abfüllung des Getreides. Wange des Bischofsitzes von Maximian aus Ravenna, ca. 550 n. Chr. 9 Die erstaunliche und aufschlussreiche Erzählung der Genesis lässt sich gewinnbringend mit unserem Rahmenthema, der baulichen und organisatorischen Seite der Speicherhaltung, verbinden. 10 Das alte Ägypten war seit je her ein fruchtbares Getreideland, das dank des Nils Gerste, Emmer und Weizen in großer Fülle produzierte, eine Ernte, über die sorgfältig Buch geführt wurde, von der Aussaat bis zur Verteilung, sozusagen von der Wiege bis zur Bahre12. Dabei spielt die private wie die staatliche Lagerhaltung eine bedeutende Rolle. 31 Eine Darstellung aus dem Neuen Reich zeigt nicht nur die Befüllung von fünf Kornspeichern, sondern auch den Speicherschreiber, der die genaue Getreidemenge festhält. Erman hat sie nach den Funden in El Amarna wie folgt beschrieben: „Es sind die aus Lehm und luftgetrockneten Ziegeln aufgemauerten kegelförmigen Gebilde mit einer kreisrunden Grundfläche von etwa 2 bis 3 m Durchmesser, in der Art der sogenannten Silospeicher. Auch sie tragen oben eine Öffnung zum Einschütten, zu der die Arbeiter auf einer Heiter hinaufklimmen, und unten die entsprechende Entleerungsvorrichtung. “ 13(Abb. 3) 11 Das ägyptische Getreide beschäftigt eine differenzierte Arbeiterschaft und eine ausgeklügelte Bürokratie. Der Oberwesir Joseph agiert in diesem Umfeld als ein zuständiger und selbstverantwortlicher Verkäufer, wobei wir seine Loyalität unterstellen und annehmen, dass er die Einnahmen an den königlichen Fiskus weiterleitet14. Ihn bedrängt das Volk angesichts der Hungersnot ungestüm, wie es in der Genesis heißt. Und das Öffnen der Getreidespeicher bedeutet in dieser Situation so etwas wie einen herrscherlichen Gnadenerweis, ein Akt der Erleichterung und der Entlastung auf mehreren Ebenen. Diese gezielte Sozialpolitik, um es einmal so zu bezeichnen, wird uns in der römischen Prinzipatzeit wieder begegnen; sie hat im Josephsroman von Thomas Mann eine nachdenkenswerte Deutung erfahren; es war, wie Mann ausführt, „Ein Zusammengesetztes System von Ausnutzung der Geschäftslage und Mildtätigkeit, von Staatswucher und fiskalischer Fürsorge, wie man es noch nicht erlebt hatte, so dass es in seiner Mischung ans Härte und Freundlichkeit jedermann, auch den von der Ausnutzung Betroffenen, märchenhaft und göttlich anmutete; denn das Göttliche benimmt und äußert sich auf diese zweideutige Art – man weiß nicht, ob man es grausam oder gütig nennen soll “15 Abb. 3 Grundstück mit fünf Kornspeichern (drei schon gefüllt); Neues Reich. III. 12 Das Verteilen, bzw. das Verteilenkönnen als ein ökonomischer, ein politischer, ein charismatischer Akt – er begegnet uns an dem oben angesprochenen Typus der altorientalischen Palastwirtschaft, den Moses Finley vor gut 60 Jahren in Knossos und Pylos, also um 1400 v. Chr., anhand von Notizen in den Linear B-Täfelchen in seinen Grundzügen glaubte rekonstruieren zu können. Im Rückgriff auf K. Polanyi erkannte 32 er, „... dass die Wirtschaft der höher entwickelten Gebiete Griechenlands in der Bronzezeit von einem redistributiven System jener Art beherrscht waren, wie man es auch aus den Palastarchiven des frühgeschichtlichen Nahen Ostens kennt. Die in Form von Getreide, Wolle, Öl und Wein eingehobenen Steuern wurden in den Lagerräumen des Palastes angesammelt; Bodenpachtverträge wurden genauestens aufgezeichnet, Standesunterschiede formalisiert, Handelsbeziehungen mit fernen Regionen gefördert und ein hoher Grad handwerklicher Spezialisierung erreicht, alles das durch die Zentralisierung des Reichtums und die Verwaltungskapazität des Palastsystems.“16 13 Nun ist dieses Grundprinzip der Redistribution, wie es Finley und Polányi entworfen haben: dass also Nahrungsmittel und Waren zentral gesammelt, dokumentiert und nach besonderen Gesichtspunkten wieder ausgegeben werden, in vielen Einzelheiten konkretisiert und ergänzt worden17; aber diese Einwände tangieren nicht die Existenz und die Notwendigkeit von palastzugehörigen Warenlagern, die für Öl, Wolle (Textilien), Keramik und eben auch Getreide errichtet wurden, in Knossos etwa mit einem Fassungsvermögen für Getreide von ca. 775 t. Über die eingelagerten Waren wurde genau Buch geführt, spezielle „Kollektoren“ sammelten die Waren vor Ort. Dürftiger sind die Angaben über die Waren und die Produktionsangaben aus den zentralen Magazinen, die dort, wo sie dokumentiert sind, vornehmlich die Handelswaren betreffen18. Wichtig erscheint für unsere Diskussion der Konnex von Warenlager und Redistribution als ein Akt von Reziprozität19: also von gegenseitiger Bindung zwischen dem Inhaber von Distributionsrechten und den Empfängern. Auch diese Gegenseitigkeitsbindung, kehrt in leicht veränderter Form im römischen Bereich wieder. IV. 14 Die Speicheranlagen der archaischen und klassischen Epoche, die sich in der Funktion, vielfach auch im Aussehen naturgemäß nicht verändern20, leiten über zur hellenistischen Welt. Sie rühmt den monarchischen Wohltäter, dessen ἐυεργεσία sich in diversen Wohltaten, eben auch in spektakulären Getreidespenden ausspricht 21. Demetrios Poliorketes hilft 307 v. Chr. Athen im Namen des Antigonos mit 150.000 Medimnen Getreide (ca. 6.000 t) unter die Arme, dazu mit Schiffsholz für 100 Kriegsschiffe22. Der Attalide Eumenes II. (197-160/59 v. Chr.) machte der Stadt Rhodos ein Geschenk von 280.000 Medimnen Getreide mit der Maßgabe, den Verkaufserlös als Stiftungskapital für die Bezahlung von Lehrergehältern zu benutzen 23. 15 All diese Getreidespenden werden freilich in den Schatten gestellt von dem Reichtum und den Getreidetransaktionen der Ptolemäer. Ptolemaios III. war, wie W Tarn feststellt, „... der größte Getreidekaufmann, den die Welt je gekannt hat, aus den Dorfscheunen gelangte der Weizen in die Zentralscheunen des Nomos und wurde von da den Nil herab gebracht und in Alexandrien im Zentralspeicher des Königs gelagert. Der Weizen war ein zweiter Nil, ein ungeheurer Strom, aus tausend Zuflüssen gespeist, der sich der Hauptstadt zuwälzte.“ 24 16 Man erkennt also ein durchaus differenziertes, am pharaonischen Ägypten orientiertes Speichersystem und ein spezielles Personal, das den Eingang, den Transport und die Auslieferung genau abwickelt und kontrolliert, ehe das Getreide in das βασιλικόν, den königlichen Speicher zu Alexandria gelangt25. Wie riesig deren Fassungsvermögen gewesen sein müssen, geht aus der spektakulären Getreidespende hervor, die Ptolemaios III. Euergetes nach dem Erdbeben in Rhodos der Stadt im Jahre 227 v. Chr. 33 zukommen ließ: Eine Million Artaben, das sind über 30.000 t 26. Man darf vermuten, dass diese Hilfsaktion des Ptolemaios und der übrigen hellenistischen Herrscher, die Polybios voller Anerkennung aufzählt, weniger der einheimischen Bevölkerung diente als der Instandsetzung des Hafens und der Wiederherstellung des Handelsbetriebes 27. Insofern standen hinter den monarchischen Hilfsaktionen durchaus handfeste ökonomische Interessen, die der königlichen ἐυεϱγεσία den rechten Weg wiesen. V. 17 Getreidespeicher dienen also nicht einfach der Vorratshaltung, sondern eröffnen politische Möglichkeiten dadurch, dass man Getreide (wie auch andere Vegetabilien) gezielt einsetzen kann. Damit kommen wir zu den römischen Verhältnissen, speziell zu den granaria bzw. horrea, den Getreidespeichern und den Magazinen im weiteren Sinne; zu ihnen gibt es eine reiche Überlieferung und eine fast erschöpfende wissenschaftliche Aufarbeitung28. Columella empfiehlt für das Landgut, den fundus bzw. die villa, ein Fruchtlagerhaus, das diverse Vorratskammern und Speicher (apothecae et horrea) enthält29: 18 Mit seiner Anleitung setzt sich wenig später der ältere Plinius auseinander, der sich insbesondere für das Problem der Haltbarkeit des Getreides, der ratio frumenti servandi auseinandersetzt, beeinflusst vom Trockenboden, vom Baumaterial und von der Belüftung. Und er übernimmt auch Varros Behauptung, dass bei guter Lagerung der Weizen sich fünfzig, die Hirse sogar hundert Jahre hält, eine fabulöse Geschichte, die dem Sammler von Curiosa, der Plinius eben auch war, voll entgegenkam 30. Abb. 4 Modell der spätantiken horrea in Trier. 34 Abb. 5 Speicheranlagen im Lippelager von Anreppen, Modellzeichnung. 19 Diese privaten horrea begegnen auf den ländlichen Villen der römischen Kaiserzeit. Apotheca et horreum bezeugt der jüngere Plinius für sein Laurentinum, ein Getreidespeicher lässt sich für die villa rustica in Köln-Müngersdorf nachweisen 31. Die imposanten Getreidespeicher aus dem 4. Jh. in Trier32, zwei parallele Hallen von 70 x 20 m, für die man zumindest ein Obergeschoss annehmen darf, markieren den Übergang zur staatlichen bzw. kaiserlichen Vorratshaltung, die man mit der Kaiserresidenz in Verbindung gebracht hat. Ob hier neben Getreide auch andere Nahrungsmittel, etwa Wein gelagert wurde, lässt sich nicht mehr entscheiden. (Abb. 4) 20 Einen Sonderfall der staatlichen Versorgung bilden die Militärhorrea. Sie sind unverzichtbarer Bestandteil in den castra der Kaiserzeit, wofür als Beispiele die horrea des Legionslagers Neuss, des Kohortenkastells Saalburg und die Speicher der Lippelager Haltern und Anreppen dienen mögen33. (Abb. 5) 21 Die kaiserzeitlichen Militärlager stellen eine komplexe und relativ feste Organisation dar, für die auch ein spezifisches Personal nachzuweisen ist. Wieweit die mehrfach bezeugten fiumentarii Aufgaben innerhalb und auch außerhalb der militärischen Getreidespeicher zu erledigen hatten, bleibt ungewiss34; klarer ist dies beim horrearius legionis35, der in einer stadtrömischen Inschrift unter die principales gerechnet wird; deutlich auch die Funktion der librarii horreorum, denen die Buchführung über das gelagerte Getreide zukommt36. Ein gewisser Ti. Plautius Felix Ferruntianus zählt in einer Ehreninschrift aus Nordafrika (zweite Hälfte des 2. Jh. n. Chr.) den Titel eines procurator ad solamina et horrea auf 37, wobei die Junktur naheliegt, dass auch die medizinischen Heilmittel unter der Obhut des Speicherverantwortlichen stehen. 35 Abb. 6 mensor frumenti bei der Arbeit. Fußbodenmosaik in Ostia. 22 Der mensor frumenti (bzw. frumentarius ) hat mit der genauen Quantifizierung des Getreides zu tun, höchstwahrscheinlich bei der Einlagerung in die Magazine. Die Aufgabe fällt natürlich auch bei den staatlichen bzw. städtischen Getreidespeichern an und ist als wichtiger Vorgang auf einem Fußbodenmosaik in Ostia anschaulich festgehalten38. (Abb. 6) 23 Die Funktion erinnert sehr wohl an die Buchführung der öffentlichen Speicher, wie sie im alten Ägypten üblich war. Wie die Buchhaltung in den Banken die Bewegungen des Geldes zu registrieren hatte, so bedarf es auch der genauen Registratur des Getreides, der Einnahmen und der Ausgaben, die im Dienste der Vorratshaltung penibel festzuhalten waren. So gesehen lässt sich sehr wohl von den horrea als Getreidebanken sprechen, eingedenk der Tatsache, dass Getreide in der Alten Welt in vielen Fällen auch Zahlungsmittel war39. VI. 24 Die Vorratshaltung in einer Millionenstadt wie Rom stellt an eine Logistik naturgemäß höhere Anforderungen. Hier ist zunächst an Bekanntes zu erinnern. Mit ca. 40 Mio. Modii Getreide, das sind ca. 250.000 t pro Jahr für die Versorgung der städtischen Bevölkerung rechnet die moderne Forschung im ersten nachchristlichen Jahrhundert 40: eine gewaltige Menge, die aus Sizilien, aus Ägypten und Nordafrika in die Häfen von Ostia und Puteoli verschifft, dort in die lokalen horrea und sodann nach Rom, in die Speicheranlagen des Emporium verbracht wurde. Über Puteoli und die dort bezeugten Horrea Bassiana mit ihrem hochinteressanten Handels- und Geschäftsverkehr wird an anderer Stelle gehandelt (vergl. oben S. 23 ff, Kathrin Jaschke, Kreditgeschäfte und 36 Getreidespekulation in Puteoli). Für Ostia haben Russel Meiggs und Geoffrey Rickman die nötigen Verständnishilfen geliefert41, aus denen wir nur weniges Wichtige auswählen wollen (Abb. 7). Die Lage der Speicher in unmittelbarer Nähe zum Tiber ist verständlich, ebenfalls der Ausbau der Hafenanlagen in Portus, die unter Trajan zusätzliche Speicher erhielten42. Dabei mögen die sogenannten horrea des Hortensius, die auf der Südseite des Decumanus lagen, wohl eher der Versorgung von Ostia selbst gedient haben, wie Meiggs vermutete43, während die übrigen als Zwischenlager für den Transport nach Rom dienten. Das gilt besonders für die sogenannten Grandi Horrea, deren komplizierte Baugeschichte hier nicht zur Debatte steht; der Bau besteht aus kleinen Räumen, die sich zum Innenhof hin öffnen und auf der Südseite flankiert werden von kleinen Kammern, die möglicherweise der Verwaltung dienten. Besonders erwähnenswert sind neben den üblichen Getreidespeichern die Horrea Epagathiana und Epaphroditiana, deren Bezeichnung inschriftlich erhalten ist. Sie sind sorgfältig auf Sicherheit und repräsentativ gebaut: die Vermutung geht sicher nicht fehl, dass es sich um ein Warenmagazin handelt, in dem wertvolles Gut eingelagert werden konnte 44. Möglicherweise handelt es sich aber auch nur um einfache, verpachtete Räume, gleichsam überdimensionierte Schließfächer, die einer besonderen rechtlichen Regelung unterlagen. 25 Die beiden genannten Freigelassenen haben das Geschäft der Vermietung (locatio) wahrscheinlich nicht auf eigene Faust betrieben, sondern im Auftrag eines dominus, wie dies auch in anderen Wirtschaftszweigen die Regel war. Als „business managers“ hat Aubert diese wichtige Funktion beschrieben, die es der reichen römischen Oberschicht erlaubte, ihr Vermögen gewinnbringend in lukrative Wirtschaftszweige anzulegen, in Vermietungen und Verpachtungen von Land und Immobilien, in Töpfereien, Baugeschäften und Handwerksbetrieben45. Der horrearius, der inschriftlich vor allem in Rom, und liier als horrearius domus Augustae bezeugt ist, übt eine derartige subalterne Stellvertretung aus46, die zuweilen auch mit vicarius oder vilicus (horreorum) wiedergegeben wird47. Speicherhaltung bedeutete also eine wichtige und zugleich lukrative Einnahmequelle; und vieles spricht dafür, dass es sich nicht um selbständige Personen einer wie immer zu definierenden Mittelschicht handelt, sondern um Mittelsmänner im Dienste der städtischen und ländlichen Aristokratie, welche die lukrative Vorratshaltung auf diese Weise in ihrer Hand behielten. VII. 26 Puteoli, vor allem Ostia und Portus bilden den Introitus, gewissermaßen die Vorhalle zu den imposanten Getreidemagazinen in Rom. Rund zwanzig lassen sich nach den epigraphischen und archäologischen Quellen nachweisen, die bedeutendsten als Bestandteil des großen Emporium am Tiber, im Südwesten der Stadt, in der Regio XIII gelegen und auf der Forma Urbis Romae, dem Stadtplan aus severischer Zeit, genau nachgewiesen: Die Horrea Galbana, ihnen vorgelagert die aus republikanischer Zeit stammende Porticus Aemilia, ferner die Horrea Lolliana und, etwas weiter zum Aventin hin, die Horrea Quadratillae 48. Coarelli nennt dieses Hafenviertel zutreffenderweise den „Bauch von Rom“, weil hier nicht nur das Getreide gelagert und im Umkreis damit Handel getrieben49 sondern auch Wein und Öl importiert und weiterverkauft wurde. Sulpicii Galbae horrea... hodieque Galbae horrea vino et olio et similibus aliis referta sunt, erklärt Porphyrius, der spätantike Kommentator zu Horaz50. 37 27 Wenn man sich den negotiator marmorarius de Galbes 51 (CIL VI 33886) als Händler vorstellt, der sein Warenlager im Bereich der horrea besitzt, dann ging auch der Handel mit diesem begehrten Baumaterial über die Speicher am Emporium 52. Abb. 7 Getreidespeicher in Ostia. Abb. 8 Horrea Agrippiana in Rom, Ansicht des inneren Hofes und Grundriss, letzte Bauphase. 38 28 Horrea besitzen eine umfängliche ökonomische Bandbreite. Die in der Forma Urbis Romae bezeugten Horrea Candelaria beherbergen Beleuchtungsmaterial (wahrscheinlich Wachsfackeln), die Horrea Chartaria Schreibmaterialien, die wichtigen Horrea Piperataria Gewürze, wie der Name sagt, hauptsächlich den begehrten Pfeffer, der aus Afrika und Arabien importiert wurde und in großen Mengen, und nicht nur in der Küche, Verwendung fand53. Im Umkreis der Magazine entwickelte sich ein reiches Treiben kleiner Händler und Handwerker, die inschriftlich bezeugt sind. Kleinere Speicher wie die Horrea Piperataria und die Horrea Vespasiani, legen nach ihrem Grundriss nahe, dass sie ebenfalls Marktfunktionen besaßen54. Angelehnt an die Umfassungsmauern der Horrea Agrippiana finden sich kleine Räume, die man als tabernae angesprochen hat (Nash), also Ladenlokale, die dem Handel dienten (Abb. 8). 29 Dazu passen sehr gut die erhaltenen Nachrichten über die Verpachtungen von Speichern und ihren Interna: „In diesen privaten Speichern des Q. Tineus Sacerdos Clemens werden vermietet: Räume für Getreide (horrea), Wein (apothecas), kleinere Verschläge (commendaria armaria), Freiflächen (intercolumnia) und Plätze für Schränke (loca amaris) von diesem Tage und von den Kalenden des Juli an. “ Die Inschrift 55 aus der 2. Hälfte des 2. Jh. n. Chr. hält einen Mietvertrag in der Form der locatio-conductio fest und offeriert spezifische Möglichkeiten der Lagerung von Waren, die im Einzelnen nicht ganz klar ist. Eine derartige Lagerhalterung kennt rechtliche Verpflichtungen sowohl für den konkreten Vermieter (horrearius), dem eigentlichen Besitzer (dominus) des Magazins und dem Mieter (conductor). Sie betreffen Haftungs- und Sicherheitsfragen (die custodia)56 nicht zuletzt Modalitäten der Bezahlung, die durch eine Lex horreorum Caesars aus der frühen Prinzipatszeit geregelt werden57. 30 Unbeschadet der Unklarheiten in der Überlieferung wird deutlich, dass – ganz im Sinne der neuen Institutionenökonomik – ein rechtlicher Rahmen für die Lagerhaltung im kaiserzeitlichen Rom besteht, der durch die Explikation der klassischen Juristen fortwährend verfeinert wurde. VIII. 31 Zu diesem rechtlichen Rahmen für die horrea kommt nicht zuletzt auch eine religiöse Dimension: Dem genius als tutela bzw als conservator horreorum gilt in erster Ηπιε die Verehrung der in den Speicheranlagen tätigen Personen, eine Verehrung, die bezeichnenderweise auch dem Genius als Schutzgott der Zolleinnahmen, des Marktes, des Handels ganz generell entgegengebracht wird58. Dass in diesem Zusammenhang auch der Fortuna conservatrix (zusammen mit dem Genius) ein Altar in den Horrea Galbana geweiht wird, ist einsichtig 59. Ausgestattet mit Steuerruder und Füllhorn steht sie für die sichere und glückliche Anlandung des Getreides, insbesondere aus Ägypten, weshalb sie häufig mit Isis gleichgesetzt wird. Auch der Segen der Götter soll über eine gute Vorratshaltung, über Markt und Handel walten. 32 Der negotiator marmorarius ist bereits erwähnt worden. Stoffhändler (vestiarii, sagarii) haben im Umkreis der Magazine ihre Wirkungsstätte, ebenso wie eine Fischhändlerin (piscatrix) aus dem Freigelassenenstande60. Ein Kollegium der Weihrauch- und Salbenhändler stiftet einen Altar für das Wohlergehen des Kaiserhauses in den Horrea Seiana61, eine Berufsgenossenschaft, die auch Wirtschaftsinteressen verfolgt haben dürfte. Daneben gab es natürliche Verbindungen zwischen den horrea und den öffentlichen Bäckereien, den pistrina publica 62. Die Bäckereien verarbeiteten also das 39 Getreide, das in den Speichern lagerte. Beide waren Bausteine der kaiserlichen annona, als umfassende Getreideversorgung eine zentrale politische, ökonomische und soziale Größe im Verhältnis von Kaiser und Bevölkerung weit über Rom hinaus 63. IX. 33 Im Kontext Getreidespeicher und Politik wird immanent die Getreideversorgung der Bevölkerung mitgedacht, die Bewahrung vor Hungersnot, die den erfolgreichen Akteur in hellem Licht erstrahlen lässt. So können die Getreidespeicher auch ein Bestandteil der politischen Propaganda werden. Die diversen Ansätze zu einer effektiven Getreideversorgung der Großstadt bündelte bekanntlich der Princeps Augustus durch die Übernahme der cura annonae im Jahre 22 v. Chr. (vgl. Anm. 61), und es ist kein Zufall, dass er in seinem Rechenschaftsbericht mehrmals die Tatsache hervorhebt, dass er die finanziellen Ausgaben von Getreide frumento privatim coempto (res gest. 15,4) bzw. ex horreo et patrimonio meo (res gest. 18) geleistet habe. Er bezahlt aus eigener Tasche und organisiert die Versorgung aus eigenem Speicher. Ermisst man den gewaltigen logistischen, personellen, finanziellen und rechtlichen Aufwand, der hinter der Institution der horrea steht, dann enthält die kaiserliche Botschaft, ihre Propaganda auf Inschriften und Münzen: für die Sicherung des Getreides ist der Kaiser zuständig, durchaus einen wahren Kern. Zwei Beispiele mögen dafür herhalten: • Die Darstellung des Hafens von Ostia auf einem Sesterz des Nero mit der Legende (RS): AUGUSTI POR(TUS) OST(IAE) SC, die auf der rechten Seite Speicheranlagen erkennen lässt. Im Hafen selbst diverse Schiffe, oben der Leuchtturm, Pharus, bekrönt von einer Neptunstatue, ihm gegenüber am unteren Ende der Flussgott Tiber. Im Ganzen eine ausgewogenen Komposition, die in ihren baulichen Einzelheiten nicht ganz deutlich ist. • Zum anderen ein Sesterz des Antoninus Pius mit der Aufschrift: ANNONA AUG(USTI) FELIX SC auf der Rückseite. Der Sesterz zeigt die personifizierte annona mit einer Papyrusrolle in der Rechten, die man mit der Getreideverwaltung in Beziehung gebracht hat (Meiggs), in der Linken trägt sie das Steuerruder, vor ihr stehend ein Modius mit Ähren und einer Mohnkapsel bestückt, dem Attribut der Ceres; dahinter erkennt man den Leuchtturm, der dem alexandrinischen Pharos nachgebaut ist64 (Abb. 9). 34 Die Annona Felix dokumentiert nicht allein den glücklichen Erfolg der Getreideversorgung, der, wie das Münzbild zeigt, konkrete Voraussetzungen: Schiffe, Häfen, Magazine und Verwaltung besitzt, sondern verweist unmissverständlich auf die religiöse Dimension, die den Begriffen felix – felicitas wie auch anderen Personifikationen eignet65. Der Garant der geglückten Versorgung bleibt der Prinzeps, der auch auf diesem Wege zu göttlichen Ehren gelangt. X. 35 „Sammelt keine Schätze auf Erden... die Vögel des Himmels säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch lautete der Rat des Rabbi in der Bergpredigt. Mit der „Veralltäglichung des Charismas“(M. Weber), dem notwendigen Sicheinrichten in der Welt, wird für die frühen Christen auch die Einstellung zu den materiellen Gütern differenzierter. Im ersten Timotheusbrief ermahnt Paulus die Reichen: „Gutes zu tun, reich werden an guten Werken, gute Geber zu sein und gemeinschaftlich handeln ἀγαθοεϱγείv, πλουτείν ἐν ἐϱγοις καλοίς, εὐμετάδότους 40 είναι, κοινωνικούς.“66 Dies bedeutet, so Paulus, für sich einen Schatz zu sammeln (ἀποθησαυϱίζειν) im Hinblick auf die Zukunft und das wahre Leben. Abb. 9 Kaiserliche Getreideversorgung und Hafenanlagen in Ostia. Sesterz des Nero und Sesterz des Antoninus Pius. 36 Mit der Institutionalisierung der christlichen Gemeinden in den ersten Jahrhunderten geht auch die Aufstellung eines Haushaltes einher, ohne den die caritativen Aufgaben nicht erfüllt werden können; die Ansammlung eines Kirchenvermögens macht nach der konstantinischen Wende enorme Fortschritte, die unter Gregor dem Großen in der Etablierung des Patrimonium Petri einen ersten Höhepunkt erreichen. „Durch die päpstlichen Patrimonien, “so Erich Caspar, „wurde die Hauptstadt damit zuerst wirtschass/ich ein päpstliches Rom. In den ausgedehnten Getreidespeichern (horrea) der Kirche wurden die Erträge der Patrimonien gesammelt und, wenn es nötig war, durch Ankäufe von weiterem Getreide ergänzt. Wenn diese Speicher einmal durch Überschwemmung bedroht waren, dann litt die ganze Stadt Mangel. An die Adresse des Papstes gingen Vorwürfe des Kaisers, wenn etwas in der Getreideverteilung nicht in Ordnung war. An jedem Monatsersten fanden die großen Verteilungen von Naturalien an die Massen statt, je nach Jahreszeit von Getreide, Wein, Öl, Käse, Gemüse, Speck, auch von Gewürzen und Delikatesswaren (delicatoria commercia) an die Vornehmen; die gemeinsame Kirche wurde nicht anders denn als gemeinsamer Speicher angesehen.“67Erkennbar tritt der Bischof von Rom mit der Verteilung der Naturalien das Erbe der römischen Kaiser an, und es verwundert nicht, dass die horrea unter veränderten Rahmenbedingungen ihren Dienst weiter leisteten, in Rom, in Afrika, in Trier68, wo die Getreidespeicher nach Abzug der Römer zuerst fränkisches Königsgut und dann im 7. Jh. zu einem Frauenkloster umgewandelt wurden mit einer Klosterkirche und einem speziellen Weinkeller. Wer einmal das Glück hatte, ihn zu besuchen, und dort den Wein der Vereinigten Hospitien zu kosten, dem erschließt sich eine imposante Tradition, dem weht, um es ein wenig pathetisch zu formulieren, der Hauch der Geschichte an, in einer sinnlichen Dichte, die selbst im römerträchtigen Trier nichts Vergleichbares hat. Aber dies ist eine andere Geschichte. 41 Abbildungsnachweis 37 Abb. 1: Brockhaus Enz. Bd. 17, Mannheim 2006, 21. Aufl., S. 671 und Parrot, Mari II 1, Le Palais, Paris 1958, PL. IV. 38 Abb. 2: W. F. Volbach, Frühchristliche Kunst, München 1958, Tafel 234. 39 Abb. 3: Abbildung nach Erman-Ranke (Anm. 11), S. 520. 40 Abb. 4: Cüppers, Anm. 66, S. 22. 41 Abb. 5: nach Kühlborn, Anm. 31, S. 28. 42 Abb. 6: nach Freyberger, Anm. 36, Abb. 61. 43 Abb. 7: Rickman, Granaries, Anm. 21, S. 16. 44 Abb. 8: Nash 1971, Abb. 583 und Steinby, LTUR III Fig. 26. 45 Abb. 9: Meiggs 1972, Pl. XVIII. NOTES 1. Mt. 6, 19ff; Lk. 12, 16-31, dazu F. Bovon, Das Evangelium nach Lukas II, Düsseldorf 1996, S. 281 ff. 2. Zu ἀποθήκη im Neuen Testament W. Bauer/K. Aland, Wörterbuch zum Neuen Testament, 1988, S. 182, weiter Anm. 26. 3. K. Bard, Vorratshaltung, Berlin 2004; J. Renger, DNP 12, 2, 2003, S. 335 s. v. Vorratshaltung. 4. Joel 1, 15; 1, 17 in der Übers. M. Luthers. 5. 2 Chr 32, 28. 6. 2 Chr 17, 12; zu Salomon 1 Kön 9, 19; 2 Chr 8, 4 u. 16. Zu den Kornhäusern Bibl. Hist. Handwörterbuch II 1964, S. 994f. (A. S. Kapelrud). Zu Salomon (gest. zwischen 938-924 v. Chr.) W Dietrich, Die frühe Königszeit in Israel, Stuttgart, Berlin, Köln 1997, S. 85ff. 7. T. Breckwoldt/ J. Ch. Margueron, Reallex. Ass. XII, 2009ff., S. 635ff. s. v. Speicher. Zu den Speichern auf Kreta vgl. unten S. 32. 8. A. Parrot, Mari, Capitale fabuleuse, Paris 1974. 9. W. Dietrich, Die Josephserzählung als Dichtung und als Geschichtsschreibung, NeukirchenVluyn 1989. 10. Gen. 37, 48, Übers. E. Kautzsch. 11. Gen. 41, 55ff, Übers. E. Kautzsch. 12. W Helck, Lex. Aegypt. I 1975, S. 422ff. s. v. Archiv; II 1977, S. 586ff. s. v. Getreide. 13. A. Erman/H. Ranke, Ägypten und das ägyptische Leben im Altertum, Hildesheim 1981 (2. Aufl.), S. 520ff, das Zitat S. 521. 14. Zum Schatzhaus des Fiskus Erman/Ranke (vgl. Anm. 11), S. 98f, Lex Ägypt. 5, 1984, S. 536ff s. v. Schatzhaus (P. Behrens). 15. Th. Mann, Joseph und seine Brüder III, Joseph der Ernährer, Frankfurt 1981, S. 1183; dazu A. Grimm, Joseph und Echnaton, Thomas Mann und Ägypten, Mainz 1992, S. 282ff. 16. So S. C. Humphreys in ihrer Einleitung zu K. Polanyi, Ökonomie und Gesellschaft, Frankfurt 1979, S. 52ff. 42 17. Vgl. J. Bennet, The Aegean Bronze Age, in W Scheidei u. a., The Cambridge Economic History of the Graeco-Roman World (CEHGRW), Cambridge 2007, S. 188ff. 18. Bennet (vgl. Anm. 15), S. 195ff. mit den Nachweisen. 19. Redistribution und Reziprozität: Humphreys (vgl. Anm. 14), S. 49ff. A. Möller, in CEHGRW (vgl. Anm. 15), S. 370f. M. Jura, Palace Economy, in: Enc. Anc. Hist. IX, Oxford 2013, S. 4985ff. 20. Zur archaischen Zeit W Richter, Die Landwirtschaft im homerischen Zeitalter, Göttingen 1968, S. 106ff; zum klassischen Athen R. Garland, The Piraeus, Ithaca-New York 1968, S. 87f. und S. 192f. J. Travlos, Bildlexikon Attika, Tübingen 1988, S. 343f. 21. K. Bringmann, Geben und Nehmen, monarchische Wohltätigkeit und Selbstdarstellung im Zeitalter des Hellenismus, Berlin 2000. 22. Diod. XX 46, 4; Plut. Dem. 10, 1. 23. Polyb. 31, 31 f. M. Heichelheim, RE Suppl. VI, 1935, S. 855f. s. v. Sitos. Zu den Speichern in Pergamon W. Radt, Pergamon, Darmstadt 1999, S. 76f. G. Rickman, Roman Granaries and Store Buildings, Cambridge 1971, S. 252ff. 24. W Tarn/ W G. Griffith, Die Kultur der hellenistischen Zeit, Darmstadt 1966, S. 225. 25. P. M. Frazer, Ptolemaic Alexandria I, Oxford 1972, S. 147f; II S. 258. 26. Polyb. V 89,1 mit den Bemerkungen von Walbank, Commentary I, Oxford 1970, S. 619f. 27. Zu Rhodos Bringmann (Anm. 19), S. 124f. 28. Das sprachliche Material Thesaurus Linguae Latinae (ThLL) VI, S. 2985ff., s. v. horreum. Zur Bauweise Orth, RE VI, 1912, S. 1812 s. v. Granarium. Dazu O. Fiedler, RE Villa, 1913, S. 2458ff. s. v. horreum. G. Rickman (Anm. 21); K. M. Brown, Horrea, in: Enc. Anc. Hist. VI, Oxford 2013, S. 3308 (Lit). 29. Colum. I 6, 9f, weiter Varr. rust. I 57, 2; Vitr. VI 6, 4. 30. Plin. n.h. 18, 301 ff. 31. Plin. ep. II 17,3; zu Köln-Müngersdorf H. G. Horn, Hg., Die Römer in Nordrhein-Westfalen (NRW), Stuttgart 1987, S. 502f. 32. H. Heinen, Trier und das Trevererland in römischer Zeit, Trier 1985, S. 281 ff. 33. Zu Novaesium G. Müller, in Römer in NRW (vgl. Anm. 29), S. 580ff. Zu Anreppen J. Kühlborn, Anreppen, Münster 2009, S. 27ff. Zu Haltern J. S. Kühlborn, in: Römer in NRW (Anm. 29), S. 431 f. D. Baatz, Die Saalburg, Bad Homburg 1979, S. 18ff. Generell Th. Fischer, Hg., Die römischen Provinzen, Darmstadt 2001, S. 116ff 34. J. Marquardt, Römische Staatsverwaltung, II, 2. Auf!., Leipzig 1984, S. 491 ff. H. von Domaszewski/B. Dobson, Die Rangordnung des römischen Heeres, Köln-Wien 1967, 2. Aufl., S. 12 und S. 34f. 35. ILS 2160, Domaszewski (vgl. Anm. 32), S. 14. 36. F. Bilabel, RE XIII, 1926, S. 137ff. s. v. Libralis. 37. ILS 2747, Rickman, Granaries (vgl. Anm. 21), S. 290. 38. ILS 2423, E. Fabricius, RE XV, 1931, S. 958f. s. v. mensor. K. St. Freyberger, Ostia, Mainz 2013, S. 81 f. mit Abb. 61. 39. Zum Getreide als Zahlungsmittel W. Helck, Lex. (vgl. Anm. 10) I, 1975, S. 8f. s. v. Abgaben und Steuern; S. 993 s. v. Darlehen, II 1977, S. 587f. s. v. Getreide. Die Provinzialeinkünfte Roms in Naturalien, besonders Getreide: Marquardt (Anm. 32), S. 188ff. M. Rostowzew, RE VII, 1910, S. 150ff. s. v. Frumentum. 40. G. Rickman, The Corn Supply of Ancient Rome, Oxford 1980, S. 10f. P. Herz, Studien zur römischen Wirtschaftsgesetzgebung, die Lebensmittelversorgung, Stuttgart 1988, S. 55ff.; P. Erdkamp, The Grain Market in the Roman Empire, Cambridge 2005. Zur Einwohnerzahl F. Kolb, Rom, München 1995, S. 448ff, der eine Million für realistisch hält. 41. R. Meiggs, Roman Ostia, Oxford 1973, 2. Aufl.; Rickman, Granaries (vgl. Anm. 21); J. Delaine, in: Enc. Anc. Hist. IX, Oxford 2013, S. 4957ff. s. v. Ostia (Lit.). 42. H. Knell, Kaiser Trajan als Bauherr, Darmstadt 2010, S. 123ff. 43 43. Meiggs (Anm. 39), S. 280. 44. Zu den Horrea Epagathiana Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 30ff.; Meiggs (Anm. 39), S. 277 und PI. XI. 45. J. J. Aubert, Business Managers in Ancient Rome, Leiden-New York-Köln, 1994, S. 95, 261, 267. 46. Die Nachweise THLL IV, S. 2975f., s. v. horrearius; Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 177ff. 47. ILS 1621, generell 1620ff. 48. Die Einzelheiten bei Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 87ff. Beschreibung und Lit. bei E. M. Steinby, Hg., Lexicon Topographicum Urbis Romae III, 1996, S. 37ff. Zur Porticus Aemilia E Coarelli, ebd. IV, 1999, S. 116f. 49. F. Coarelli, Rom, ein archäologischer Führer, Freiburg 1980, S. 297. 50. Hor. carm. IV 12,18 mit den Bemerkungen des Porphyrius zur Stelle, dazu F. Coarelli in Steinby (Anm. 46), III, S. 40. 51. CIL VI 33886, Coarelli (Anm. 46), S. 41; generell Rickman, Granaries (Anm. 22), S. 163ff. 52. Marmor in Ostia: Meiggs (Anm. 39), S. 72f, 167f. Vgl. auch D. Palombi, in: Steinby (Anm. 46), III, S. 45 s. v. Horrea Petronina. 53. Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 176. Zu den Horrea Piperataria N. Piranomonte, in: Steinby (Anm. 46), III, S. 45f. 54. Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 176. 55. ILS 5913, Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 197f. Zum Termin 1. Juli im Mietverhältnis Mart. 12,32 mit den Bemerkungen im Kommentar von Friedländer. 56. ILS 5914, M. Kaser, Römisches Privatrecht I, München 1971, S. 508f. 57. Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 198. 58. Vgl. ILS 3663-3668, ILS 1855: genius publici portorii; ISL 1861 genius commerci et negotiantium. ILS 3661 genius macelli. G. Wissowa, Religion und Kultus der Römer, München 1911, S. 178. 59. ILS 3668, Wissowa (Anm. 56), S. 363f. 60. ILS 7500 Die piscatrix de horreis Galbae; ILS 7584 ein sagarius de horreis Galbanis; ILS 7552 ein vestiarius de horreis Agrippinianis. Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 174f. 61. CIL VI36819: Saluti domus Augustae sacrum collegium thurariorum et unguentariorum, D. Palombi, in: Steinby (Anm. 46), III, S. 46f. 62. Herz, Getreideversorgung (Anm. 38), S. 110f. 63. D. Kienast, Augustus, Prinzeps und Monarch, Darmstadt 2009, 4. Aufl., S. 110 und 157f. U. Fellmeth, Brot und Politik, Stuttgart-Weimar 2001, S. 158ff. W. Jongman, DNP 3,1997, S. 234ff. s. v. annona – ILS 5910: Horrea in den Provinzen zur Sicherung der Getreideversorgung Roms, vgl. auch ILS 5908. 64. RIC I S. 74; BMC I, S. 221 f. Abb. nach C. Η. V. Sutherland, Die Münzen der Römer, München 1974, S. 162f. Meiggs (Anm. 39), Pl. XVIII. Der Sesterz des Antoninus Pius BMC IV, S. 207f., Rickman, Corn Supply (Anm. 38), S. 265f. 65. Zur Felicitas vgl. Wissowa (Anm. 56), S. 266f. 66. NT Paul I Tim. 6,17-19, F. Crüsemann u. a., Hgg., Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel, Gütersloh 2009, S. 25f, s. v. Armut, S. 540f s. v. soziale Sicherung. 67. E. Caspar, Geschichte des Papsttums II, Tübingen 1933, S. 326ff., das Zitat S. 338. Zu den Horrea Ecclesiae Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 156f. S. 320f. ein Bischof ab Horreis Caeliae in Nordafrika. 68. Vgl. Anm. 61; H. Cüppers, u. a., Die Vereinigten Hospitien in Trier, Trier 1980, S. 21ff. 44 Kreditgeschäfte und Getreidespekulation in Puteoli Kathrin Jaschke 1 Die Bedeutung von Puteoli als Versorgungshafen für Kampanien, vor allem aber für Rom, zur Zeit der römischen Republik wie auch noch zur Kaiserzeit muss nicht eigens betont werden. Die Römer erkannten die Möglichkeiten und die gute Lage des von wahrscheinlich samischen Griechen gegründeten Dikearcheia während des Zweiten Punischen Krieges, verliehen der Siedlung 194 v. Chr. kolonialen Status und bauten die natürlich geschützte Bucht zum Hafenbecken aus1. 2 In den folgenden 200-300 Jahren wurde der Küstenstreifen zwischen dem Rione Terra genannten Vorgebirge und dem Lukriner See zunehmend mit Hafenanlagen bebaut: Zwischen den Kaianlagen, der weit ins Meer ragenden Mole, den Speicherbauten und Märkten befanden sich auch Tempelanlagen und Villen. Beredtes Zeugnis der Großartigkeit zumindest einiger dieser Anlagen geben noch heute die Überreste des macellum von Puteoli, eines ursprünglich zweistöckigen Baus mit einer tholos in der Mitte, einer Apsis für die Aufstellung von Statuen und einer prachtvoll ausgestatteten Latrine2. 3 Horrea finden sich über das gesamte Stadtgebiet verstreut und nicht nur an der ripa Puteolana. Dort sind vor allem die grossen horrea zu vermuten, in denen Getreide auf dem Weg nach Rom oftmals nur zwischengelagert wurde und die Wege an Land kurz gehalten werden sollten. Natürlich wurde Puteoli aber auch als Hafen für das kampanische Gebiet genutzt. 4 Die Gegend des sinus Puteolanus oder Golfs von Neapel weist verschiedene seismische Aktivitäten auf. An der puteolanischen Küste hebt und senkt sich die Wasserlinie, weshalb nicht nur in regelmäßigen Abständen von mehreren Jahrzehnten das macellum unter Wasser steht, sondern sich auch die gesamte antike Küstenlinie zurzeit unter Wasser befindet. Somit konnte diese kaum nachantik überbaut werden. Gerade in den letzten Jahrzehnten wurden aber auf diesem Wege einige neue Bauten in Puteoli entdeckt. 45 Archäologische Nachweise Die ,horrea‘ vom Lido Augusto 5 Im Bereich des Portus Iulius am Lukriner See, bis zu dem sich das Hafengebiet Puteolis erstreckte, wurden zwei Reihen von Räumen mit vorgelagerter Portikus um einen großen Zentralhof gefunden. Einige der Räume weisen noch ihren ursprünglichen Boden aus opus signinum und sogar Holzpfosten auf, die Zwischengeschosse getragen haben. Engere, kaum einen Meter breite Räume weisen auf Treppen und damit weitere Stockwerke hin3. 6 Die Form der einfachen rechteckigen und ähnlich großen Räume sowie ihre Anordnung lassen auf ein horreum schließen, das zudem mit einem ausgefeilten Wassersystem ausgestattet war. Direkt im Anschluss befand sich eine villa, die eventuell dem Besitzer der Lagerräume gehörte. Der in die erste Hälfte des 1. Jh. n. Chr. zu datierende Komplex ist auf den Lukriner See ausgerichtet, der zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als Militärhafen, sondern vor allem der Austernzucht diente. Somit könnten die mit Wasserzufuhr ausgestatteten Räume mit diesem lukrativen Gewerbe in Verbindung gebracht werden. Die ,horrea‘ des vicus Lartidianus 7 Weiter ösdich im vicus Lartidianus wurde ein weiterer horreum-Komplex ausgegraben. Zwei Reihen von Räumen säumten die nördlichen und südlichen Seiten zweier offener Höfe mit Portiken, die jeweils noch in zwei kleinere Höfe unterteilt waren. Im westlichsten Hof (A) fand sich ein Brunnen4. 8 Aus Luftaufnahmen lassen sich weitere, parallel verlaufende Mauerzüge ausmachen, die sich endang des gesamten Küstenstreifens vom Portus Iulius im Westen bis zum Emporium mit dem macellum im Osten des sinus Puteolanus hinziehen. Ein Charakteristikum von horrea sind parallel angeordnete, rechteckige Räume, so dass hier, auch ohne eingehende archäologische Untersuchung, weitere Magazinbauten angenommen werden können. Zukünftige Ausgrabungen werden diese Vermutungen aller Voraussicht nach bestätigen5. Epigraphische Nachweise 9 Die archäologischen Funde werden für Puteoli noch durch detailreiche epigraphische Hinweise in Form von Wachstäfelchen ergänzt und mit Leben gefüllt. Im Jahre 1959 wurde in der Nähe des antiken Hafens von Pompeji, in Murecine, ein Gebäudekomplex ergraben, der heute, vor allem aufgrund mehrerer aufwendig gestalteter triclinia und einer großen Küche, als Gasthaus gedeutet wird. Beim Ausbruch des Vesuvs 79 n. Chr. befand er sich, nach dem großen Erdbeben von 62 n. Chr., noch im Umbau. In einem triclinium wurde ein Weidenkorb gefunden, der eine ganze Reihe von Wachstäfelchen enthielt, bei denen oftmals noch das Wachs erhalten war. Aus diesen konnten an die 127 mehr oder weniger fragmentarische Texte rekonstruiert werden. Es handelt sich um Geschäftsurkunden der Caii Sulpicii – Faustus Maior, Faustus Minor, Cinnamus und Onirus – vier Freigelassener, deren Tätigkeiten für die Jahre 29 bis 61 n.Chr. in Puteoli nachgewiesen werden können. Hier sollen zwei Kreditgeschäfte näher betrachtet 46 werden, für die als Pfand unter anderem alexandrinisches Getreide hinterlegt wurde 6. Sie illustrieren nicht nur die gängige Kreditpraxis, sondern bieten auch Hinweise auf den Umgang mit ägyptischem Getreide in Italien, die Möglichkeit von Getreidespekulation sowie Überlegungen zur Zinspraxis. Getreidespekulation im Sulpicii-Archiv C. Novius Eunus und Hesychus 10 Ein Freigelassener namens C. Novius Eunus erhielt am 18. Juni 37 n. Chr. von einem Freigelassenen des Kaisers Tiberius, Tiberius Iulius Euenus Primianus, ein Darlehen von 10.000 Sesterzen ohne feste Rückgabefrist7 (vgl. Abb. 1). Da der Geldgeber nicht persönlich anwesend war, stimmte sein Sklave Hesychus dem Geschäft zu. Abgesichert wurde das Darlehen durch 7.000 modii (ca. 47 t) alexandrinischen Weizens und weitere 4.000 modii (ca. 26 t) an Hülsenfrüchten und Dinkel in insgesamt 200 Säcken 8. Novius Eunus hatte die Lebensmittel in den horrea Bassiana publica Puteolanorum gelagert 9. 11 Die horrea sind nach einem nicht näher zu bestimmenden Bassus oder Bassius benannt10. Dieser hatte sie entweder zu Lebzeiten oder testamentarisch der Stadt übereignet, weshalb sie als publica bezeichnet werden11. 12 Die tabulae des Archivs geben den genauen Lagerraum in den horrea sowie die dort gelagerte Menge an, so dass ein grober Eindruck von den Ausmaßen des Speichers gewonnen werden kann. Der Weizen lagerte im horreum XII in den mittleren horrea Bassiana. In denselben horrea, aber im unteren Stockwerk, zwischen den Säulen, wurden die 200 Säcke aufbewahrt12. Die horrea Bassiana umfassten also mindestens zwölf Lagerräume und drei Stockwerke, sonst ergäben die Zahlenangaben für das horreum sowie die Unterteilung in intus und medius und wohl auch summus keinen Sinn. 13 Möglicherweise beziehen sich diese Angaben auf die Lage der horrea auf den in großen Terrassen zum Hafen abfallenden Hang nordwestlich des Rione Terra, wobei die horrea ima im Hafengebiet lagen. Möglich wären aber auch mehrere Stockwerke, wenn die Gebäude über entsprechend feste Mauern und Böden verfügten. Archäologisch sind für Puteoli und Ostia Treppenaufgänge in horrea nachgewiesen 13. Jedenfalls sind hier drei oder noch mehr Etagen anzunehmen, die eventuell das natürliche Gefälle des Geländes nutzten, indem sie terrassenförmig übereinander gebaut waren14. 14 Zurück zum Dokument: Nur wenige Tage später, am 2. Juli 37, erhielt Novius Eunus auf dasselbe Pfand weitere 3.000 Sesterzen Kredit15. Setzt man den Pfandwert ins Verhältnis zur Leihsumme, so stehen 11.000 modii und damit etwa 73t Lebensmittel 13.000 Sesterzen gegenüber, was einem Wert von ca. 1,4 Sesterzen pro modius Getreide entspräche. In der Regel überstieg der Marktwert des Pfandes bei Kreditgeschäften den der geliehenen Summe zur größeren Absicherung des Gläubigers: in diesem Fall um mehr als die Hälfte, da in Puteoli der Preis des alexandrinischen Getreides nicht unter 2 Sesterzen pro modius sank und meist bei 2-4 Sesterzen lag 16. Der Pfandwert kann natürlich nicht direkt mit den Marktpreisen verglichen werden, der Vergleich dient hier nur zur Veranschaulichung der Differenz zwischen Kreditsumme und Wert der hinterlegten Lebensmittel. 15 Während Novius Eunus am 18. Juni noch erklärt hatte, das Getreide und die anderen Lebensmittel seien in seinem Besitz17, beschränkte er sich beim zweiten Kredit darauf 47 anzugeben, wo das Getreide genau lagerte, was vermuten lässt, dass sich das Pfand bei der Erhöhung des Kredits am 2. Juli nicht mehr in seinem direkten Besitz befand. Nach römischem Recht konnte eine Sache verpfändet werden, ohne dass sie dem Kreditgeber übergeben wurde; es handelte sich dann um ein sogenanntes besitzloses Pfand 18. Als aber die Kreditsumme ein paar Tage später um fast ein Drittel erhöht wurde, scheint Novius Eunus die Besitzrechte an seinem Pfand aufgegeben zu haben, nicht aber natürlich das Eigentum. Ist hier ein direkter Zusammenhang anzunehmen, hatte Novius den Besitz aufgegeben, um den zweiten Kredit zu erhalten? 16 Tatsächlich wurde das Getreide, wie im dritten Dokument des Dossiers, einer Vermietung vom 2. Juli 37 n. Chr. und in Anwesenheit derselben Zeugen, angezeigt, dem Hesychus zu dessen größerer Sicherheit übertragen. Diognetus, Sklave des horrearius C. Novius Cypaerus, der wiederum Patron des C. Novius Eunus war 19, verpachtete an Hesychus auf Anordnung und in Anwesenheit seines Herren die Räume, in denen das Getreide und Hülsenfrüchte lagerten20. 17 Als Miete wurde ein Sesterz pro Monat festgesetzt, eine rein nominale Gebühr, denn in der Regel lagen solche Mieten höher. So sind aus einem anderen Dokument des Sulpicii-Archivs 100 Sesterzen pro Monat bekannt, und der Besitz von Kornspeichern in Puteoli wurde, wie Cicero berichtet, als eine typische Quelle der Bereicherung betrachtet21. Warum aber wurde ein derart geringer Nennwert gewählt? Für einen gültigen Mietvertrag war eine Gebühr mit einem gewissen Nennwert nötig 22. Dass Cypaerus als patronus des Novius Eunus diesem die übliche Miete erlassen hatte, um ihn damit in gewisser Weise finanziell in seinen Geschäften zu unterstützen, kann kaum angenommen werden, da der horrearius diesen Betrag dann selbst hätte aufbringen müssen, denn er besaß die horrea nicht, sondern verwaltete sie nur für die Stadt oder hatte sie von der Stadt gepachtet. Vielmehr ist anzunehmen, dass Novius Eunus den eigentlichen Mietbetrag, dessen Höhe nicht bekannt ist, weiterhin zahlen musste, ebenso wie das Risiko eines Schadens am Pfand bei ihm verblieb 23. Abb. 1 Die Kreditgeschäfte des Caius Novius Eunus. 48 18 Wohl nur unter diesen Umständen – der Besitzübergabe ohne Mietzahlung und ohne Haftung – war der Geldgeber überhaupt bereit, sich die Miete zur größeren Sicherheit übertragen zu lassen und den Kredit auf insgesamt 13.000 Sesterzen zu erhöhen. 19 Warum aber belieh C. Novius Eunus seine Lebensmittel und verkaufte sie nicht, wenn er doch Geld benötigte? Selbst bei nur 2 Sesterzen pro modius hätte er allein für sein Getreide 14.000 Sesterzen erhalten. Offensichtlich erachtete er aber den Zeitpunkt als ungünstig für den Verkauf seiner Lebensmittel. Im Juni und Juli liefen die Getreideschiffe aus Ägypten in Puteoli ein, wie es Seneca eindrucksvoll schildert 24 und somit stand ausreichend Getreide zur Verfügung, was den Preis natürlich drückte. Der Getreidepreis war, wie alle Waren, durch Angebot und Nachfrage gewissen Schwankungen unterworfen. Für Puteoli lassen sich Unterschiede im Wert von Getreide anhand des Pfandwertes ermessen, wobei dem, aus den bereits genannten Gründen, keinerlei Hinweise für den eigentlichen Marktpreis zu entnehmen sind: im März war alexandrinisches Getreide, als Pfand, mehr als ein Viertel mehr wert als das des Novius Eunus vom Juni25. 20 C. Novius Eunus wollte Ende Juni offenbar sofort über Geldmittel verfügen, sich aber nicht von seinen Lebensmitteln trennen. Anscheinend benötigte er Bargeld für ein weiteres Geschäft; möglich wären der Ankauf weiterer Posten frisch eingetroffenen alexandrinischen Getreides oder anderer Waren oder aber die Ausrüstung eines Schiffes. Der Verkauf des Weizens hätte eventuell zu lange gedauert und der Preis wäre bei dem Überangebot an frisch eingetroffenem Getreide nicht besonders hoch gewesen. Ein Verkauf bot sich also nicht an, wohl aber eine Beleihung. 21 Der Gläubiger sicherte sich bei diesem Geschäft so gut wie möglich ab, um sein Risiko gering zu halten. Seine 13.000 Sesterzen waren durch den Marktwert des Pfandes gut abgedeckt. Dazu erlaubte es ihm die ohne Frist festgelegte Rückerstattung 26, sein Geld sofort zurückzufordern, wenn sich die Dinge schlecht entwickelten. War der Schuldner dazu nicht in der Lage, wurde das Pfand in der Regel versteigert und der Gläubiger erhielt so sein Geld. Brachte die Versteigerung mehr als die Kreditsumme, so musste der Überschuss dem Schuldner allerdings ausgezahlt werden. Zinsen 22 Das Archiv enthält noch zwei weitere Dokumente, in denen die eben erwähnten Personen eine Rolle spielten. Hesychus war nun nicht mehr Sklave des kaiserlichen Freigelassenen Euenus Primianus, sondern des Kaisers Caligula, verfolgte aber weiterhin die Geschäfte seines ehemaligen Herrn27. 23 Etwa ein Jahr nach der Kreditaufnahme, am 29. August 38 n. Chr., verpflichtete sich Novius Eunus zur Rückzahlung von 1.130 Sesterzen an Hesychus oder C. Sulpicius Faustus28. Dies kann nur bedeuten, dass Hesychus den Sulpicius Faustus bevollmächtigt hatte, die ausstehende Summe in Empfang zu nehmen; also kümmerte sich der Bankier spätestens ab diesem Zeitpunkt um dieses Geschäft, vielleicht, weil der kaiserliche Sklave aufgrund seiner neuen Stellung keine Zeit mehr dazu hatte oder anders gebunden war. 24 Wiederum über ein Jahr später, am 15. September 39 n. Chr., verpflichtete sich Novius Eunus zur Rückzahlung von 1.250 Sesterzen, die als „Summe aller Schulden“ bezeichnet werden29. Hesychus versuchte nun drängender, sein Geld einzutreiben. Novius Eunus 49 wurde eine feste Frist gesetzt, die Kalenden des November, womit ihm gut sechs Wochen Zeit bis zur Zahlung blieben. Darüber hinaus musste er einen Eid bei Iupiter, dem numen des divinisierten Kaisers und dem genius des lebenden Kaisers schwören, dass er auch wirklich zahlen würde30. Bei Eidbruch hatte Novius den Einzug seines gesamten Vermögens zu befürchten31. Darüber hinaus wurde noch eine Geldstrafe verhängt: wenn Novius Eunus nicht rechtzeitig zahlte, wurden für jeden weiteren Überziehungstag 20 Sesterzen fällig32. Die beiden Gläubiger sicherten sich also durch festes Datum, Eid und Strafzahlung ab, um Novius Eunus endlich zum Tilgen seiner verbliebenen Schuld zu bewegen. 25 Die Restbeträge – 1.130 bzw. 1.250 Sesterzen – stechen aus dem Archiv hervor, in dem sonst nur glatte Beträge genannt werden33. Auch sind sie im Vergleich zu der für Novius Eunus bekannten Leihsumme von 13.000 Sesterzen relativ klein, etwa ein Zwölftel. Bei der Rückzahlung dieses großen Kredites ist es schwer vorstellbar, dass Novius am Ende knapp über 1.000 Sesterzen zur endgültigen Tilgung fehlten, zumal der Verkauf der hinterlegten Lebensmittel weitaus mehr als die Kreditsumme erbracht hätte. Obwohl hier von Krediten gesprochen wird, weicht auch die Sprache von den üblichen Formulierungen ab: es steht sumpsit und nicht accipit oder eben die Summe aller Schulden. 26 Oftmals wurden diese Beträge in der Forschung als weitere Kreditsummen betrachtet, die Novius Eunus geliehen hatte, aber die ungeraden Beträge und die Abstände von je ungefähr einem Jahr könnten auch an Kreditzinsen denken lassen 34. Der kaiserliche Freigelassene Euenus Primianus verlieh sein Geld sicherlich, weil er sich davon einen Gewinn erhoffte. Kredite wurden und werden in der Regel vergeben, um durch Zinsen Gewinne zu erwirtschaften. Zinsen sind hier aber—wie in allen Dokumenten des Archivs—nicht erwähnt. Sie gehörten aber üblicherweise zu einem Kredit 35. Warum sind sie dann aber nicht in dem Dokument aufgeführt, das ja die sonstigen Rückgabemodalitäten regelte? Es wurde vermutet, die Zinsen seien vor der Auszahlung bereits abgezogen worden und dem Schuldner somit ein geringerer Betrag ausgezahlt worden36. Das ließe sich aber nur bei einem Vertrag mit festgelegtem Rückzahldatum bewerkstelligen, der hier wie in den meisten Fällen des Archivs nicht vorliegt. Wahrscheinlicher wurden die Zinsen daher in einem gesonderten Dokument festgehalten37. 27 Setzt man die Summen miteinander in Beziehung, ergäbe sich ein Zinssatz von etwa 7% bzw. dann 10% pro Jahr, der zu den in römischer Zeit üblichen Zinssätzen passt, die in der Kaiserzeit zwischen 4 und 12% im Jahr lagen38. 28 Sollte es sich hier tatsächlich um Zinsen handeln, dann wurden sie erst nach Rückzahlung des Kredits durch eine gesonderte Urkunde, eine stipulatio, eingefordert. Das würde auch die Tilgung auf Anforderung des Gläubigers und damit das Fehlen fester Fristen erklären, wobei zu beachten ist, dass der Zinssatz von Beginn an festgelegt sein musste, da nur so für beide Parteien das Geschäft berechenbar blieb. Der Zinssatz war im Italien der Kaiserzeit recht konstant39, und somit kann vermutet werden, dass seine Flöhe bei den Sulpicii und anderen Geldverleihern im lokal begrenzten und überschaubaren Puteoli über einen längeren Zeitraum konstant blieb und den Geschäftspartnern bekannt war40. 29 Die Zinszahlung wäre erst ein Jahr nach der Kreditaufnahme festgelegt worden, was darauf hindeuten könnte, dass Novius Eunus eventuell ein riskanteres Geschäft wagte, das auf eine wesentlich längere Zeit ausgerichtet war, denn im Winter und vor allem im 50 Frühjahr vor Beginn der Schifffahrtsaison wurde Korn knapper und damit auch teurer41. Novius Eunus konnte anscheinend während dieser Zeit auf sein Pfandgetreide verzichten, andere Geschäfte verlangten seine Aufmerksamkeit; vielleicht wartete er mit dem Verkauf sogar solange, bis er es mit größtmöglichem Gewinn veräußern konnte. Die Getreideversorgung hatte immer wieder mit Problemen zu kämpfen, eine Garantie für eine pünktliche Lieferung gab es nicht. Erst Claudius widmete sich intensiver der Getreideversorgung; die hier genannten Geschäfte fanden unter seinem Vorgänger Caligula statt. Auch der Gläubiger, ein kaiserlicher Freigelassener, spielte mit; denn er forderte sein Geld offenbar nicht früher zurück. 30 Dieses Vorhaben, das durchaus als Getreidespekulation anzusehen wäre, wurde aber nicht resdos erfolgreich ausgeführt. Novius Eunus konnte zwar die ursprüngliche Kreditsumme zurückzahlen, blieb aber die Zinsen schuldig. Die Gründe für die Zahlungsschwierigkeiten bleiben letztendlich im Dunkeln. Erzielte er einen schlechten Preis oder ist er einfach nur als säumiger Schuldner zu bezeichnen, den auch mehrere Mahnungen nicht zur Rückzahlung bewegen konnten? 31 Aus diesem Beispiel ist ersichtlich, dass ein Kredit wohl nicht zwangsläufig auf kurze Fristen angelegt gewesen sein musste und die Spekulationen in Puteoli vielleicht gewagter waren als bisher angenommen. Die meist nicht genau festgelegten Laufzeiten der Kredite gaben dem Schuldner viel Freiraum zur Rückzahlung. Je länger er damit wartete, desto mehr Zinsen hatte er zu bezahlen, was wiederum dem Gläubiger zugutekam. Letztlich wollte Hesychus aber die Zahlung erzwingen. Zunächst schaltete er C. Sulpicius Faustus ein und dann griffen beide zu noch stärkeren Druckmitteln. L. Marius lucundus und C. Sulpicius Faustus 32 Ein interessanter Vergleich wird von einer zweiten Dokumentengruppe des Archivs gebildet, die ebenfalls drei Dokumente, datiert zwischen dem 13. und 15. März 40 n. Chr., umfasst (vgl. Abb.2). 33 L. Marius Iucundus erhielt am 13. März von C. Sulpicius Faustus ein Darlehen von 20.000 Sesterzen, ohne dass ein Pfand angegeben wurde42. Noch am selben Tag mietete Faustus vom horrearius P. Annius Seleucus das horreum XXVI im oberen Sektor der horrea, die in den praedia der Domitia Lepida lagen 43. Für dieses horreum, in dem 13.000 modii alexandrinisches Getreide (ca. 87 t) gelagert waren, wurde eine Miete von 100 Sesterzen pro Monat festgelegt. Praedia Domitiae Lepidae, horrea Barbatiana 34 Die horrea Barbatiana lagen auf dem Besitz einer Domitia Lepida, mit der Camodeca überzeugend die Mutter der Messalina und die Tante Neros identifiziert hat 44. Diese war in erster Ehe mit L. Valerius Messalla Barbatus verheiratet, der jedoch jung verstarb45. Der Name Barbatus ist weder in Puteoli noch in Kampanien oft epigraphisch belegt46. Zwar darf der Mangel an Nachweisen nicht dazu verleiten, puteolanische Barbatii als Erbauer der horrea von vornherein auszuschließen, denn auch die horrea Bassiana sind von einem Unbekannten errichtet worden, dessen Name in keinster Weise für Puteoli belegt ist. Die Verbindung zwischen den horrea Barbatiana und dem Grundstück der Domitia Lepida weist aber eher darauf hin, dass L. Valerius Messalla Barbatus ein Grundstück und horrea in Puteoli besaß, welche er seiner Frau vererbte. 51 Das horreum behielt den Namen des Erbauers, aber der Name des Grundstückes änderte sich mit dem Besitzer47. Dies wäre ein neuer Hinweis auf beträchtlichen Besitz der senatorischen Aristokratie in Puteoli in augusteisch-tiberischer Zeit. 35 Auch diese horrea verfügten über mehrere Stockwerke, denn das Pfand des lucundus lagerte im oberen Stockwerk. Auch sie könnten also in Terrassen angelegt gewesen sein wie die horrea Bassiana und damit in deren Nähe zu vermuten sein. 36 Zurück zum Dokument: Nur zwei Tage nach Kreditvergabe und Mietvertrag, am 15. März, übergab L. Marius lucundus seinem Gläubiger C. Sulpicius Faustus als Garantie für seinen Kredit das alexandrinische Getreide, das in eben dem Magazin 26 der horrea Barbatiana lag, das Sulpicius Faustus kurz vorher angemietet hatte, wobei Marius lucundus – wie C. Novius Eunus – jedes Risiko von Schaden und Diebstahl übernahm. Eine Frist von zwei Monaten für die Rückerstattung wurde festgelegt, andernfalls sollte das Pfand zugunsten des Gläubigers versteigert werden48. 37 Der Fall ist ähnlich gelagert wie der des C. Novius Eunus. L. Marius lucundus lieh sich Geld und brachte als Pfand Getreide ein. Der Gläubiger C. Sulpicius Faustus mietete die Lagerräume, in denen das Pfand lagerte, das in seinen Besitz überging und ihn somit besser absicherte. Allerdings ist hier eine feste Kredidaufzeit angegeben. 38 Einen großen Unterschied bildet die zeitliche Abfolge von Kredit und Vermietung des horreum. Bei lucundus gingen Vermietung und Kreditvergabe der Festlegung des Pfandes voran, wohingegen im Fall des Novius Eunus die Vermietung auf Kredit und Pfandangabe folgte. 39 Bevor Faustus das alexandrinische Getreide im horreum XXVI als Pfand akzeptierte, bestand er darauf, dass der horrearius die Menge durch Abmessen überprüfte, um somit den genauen Wert des Getreides zu bestimmen. Faustus wollte also ganz genau wissen, wie es um sein Pfand bestellt war. Die Gründe dafür bleiben im Dunkeln: misstraute er den Angaben des Iucundus, vielleicht auch weil er in den vorangegangenen Jahren schlechte Erfahrungen mit Novius Eunus gesammelt hatte? 52 Abb. 2 Die Kreditgeschäfte des Lucius Marius Iucundus. 40 Warum aber nahm L. Marius Iucundus im März einen Kredit auf und verpfändete dafür sein Getreide, anstatt es gewinnbringend zu verkaufen? Der Getreidewert lag um ein Viertel höher als im Sommer49. Im März war die Winterpause für die Schifffahrt in der Regel beendet, und Iucundus hätte sein Getreide nach Rom verschiffen oder es auch in Puteoli gewinnbringend verkaufen können. Aber er zog es vor, einen Kredit aufzunehmen und sein Korn als Sicherheit zu hinterlegen. Er konnte dieses Geld nicht in den Kauf von frischem Getreide stecken, da dieses erst ein paar Monate später eintraf, der Kredit aber auf zwei Monate befristet war. 41 Auch Iucundus benötigte schnell Kapital, und die Zeit der Kreditaufnahme und die recht hohe Summe machen Ausgaben für Anmietung oder Ausrüstung eines Schiffes wahrscheinlich. Die kurze Kreditlaufzeit von zwei Monaten deutet auf eine eher kurze Reise. Versprach sich Iucundus vom Ankauf und Transport der Waren einen so hohen Gewinn, dass es sich lohnte, dafür sein gut auf dem Markt abzusetzendes Getreide nur als Pfand zu gebrauchen? 42 Wenn Iucundus ab Mitte Mai wieder frei über sein Korn verfügen konnte, dann blieb ihm immer noch – wenn auch wenig – Zeit, dieses zu verkaufen, bevor der Preis durch die Ankunft neuen Getreides im Juni und Juli wieder fiel. Es war ein risikoreiches Geschäft für den Schuldner, denn er musste mit dem geliehenen Geld das von ihm geplante Geschäft schnell und erfolgreich abschließen, um rechtzeitig wieder in den Besitz des Pfandgetreides zu kommen, das für einen guten Gewinn in kürzester Zeit zu verkaufen war. Und es blieb immer fraglich, ob das Schiff sicher ans Ziel gelangte und sich so kurz vor der Ankunft der Getreideschiffe noch ein Käufer fand, der bereit war, einen höheren Preis zu zahlen anstatt auf das frische Korn zu warten. Für den Gläubiger C. Sulpicius Faustus war das Risiko dagegen geringer. Erhielt er sein Geld nicht fristgemäß zurück, so konnte er das Korn im Mai noch verkaufen und da der 53 Marktwert des Getreides den Pfandwert weit überstieg, musste er bei schneller Abwicklung keinerlei Verluste fürchten. Resümee 43 Abschließend erlauben die Dokumente des C. Novius Eunus und des L. Marius Iucundus, die Aktivität und die finanziellen Operationen der puteolanischen Händler und – man kann diesen Begriff verwenden – Spekulanten, der horrearii und der Financiers der Stadt aus der Nähe zu beobachten, ein wahrer Mikrokosmos, der sich um den Teil des alexandrinischem Korns drehte, der in privaten Händen lag 50. Das Korn im Besitz des Eunus und des Iucundus war nicht Teil des Tributs, sondern gehörte zu den etwa 20 Mio modii darüber hinaus durch private Händler, eventuell sie selbst, nach Italien transportiertes Getreide. 44 Private Händler verfügten also über große Mengen an Getreide und lagerten dieses durchaus über längere Zeit und benutzten es als quasi „ruhendes Kapital“ für weitere Geschäfte mit einem nennenswerten Finanzrahmen. Ein Getreidemangel, der den Preis in die Höhe getrieben hätte, scheint Ende der 30er Jahre nicht geherrscht zu haben, da das Getreide sonst sicher verkauft worden wäre. Preisschwankungen hatten die Händler immer im Blick und versuchten diese bestmöglich auszunutzen. In diese Geschäfte involviert waren nicht nur die—in diesem Metier zu erwartenden-lokalen Freigelassenen51, sondern auch kaiserliche Freigelassene und Sklaven, die sich durch die Kreditvergabe indirekt an diesen Spekulationen auf Basis von Lebensmitteln beteiligten. NOTES 1. Die grundlegende Publikation zur Stadtgeschichte Puteolis bleibt Dubois, Charles, Pouzzoles Antique. Histoire et topographie, Paris 1907; des weiteren sind zu nennen Beloch, Julius, Campanien. Geschichte und Topographie des antiken Neapel und seiner Umgebung, 2. Aufl., Breslau 1890; Frederiksen, Martin W (ed. by Nicholas Purcell), Campania, Rom 1984; Zevi, Fausto, Da Dicearchia a Puteoli, in: Zevi, Fausto (Hg.), Puteoli, Neapel 1993, 9-15; Jaschke, Kathrin, Die Wirtschafts-und Sozialgeschichte des antiken Puteoli, Rahden 2010. 2. Die ausführlichste Beschreibung liefert immer noch Dubois 1907 (wie Anm. 1), S. 286ff.; des weiteren Ostrow, Steven E., Problems in the topography of Roman Puteoli, Ann Arbor 1977, S. 212ff.; De Ruyt, Claire, L’importance de Pouzzoles pour l’étude du Macellum romaine, in: Puteoli 1, 1977, S. 128-239; De Ruyt, Claire, Macellum. Marché alimentaire des Romaines, Louvain-laNeuve 1983, S. 150ff. und 257ff 3. Gianfrotta, Piero, I Porti dell’area flegrea, in: Laudizi, G./ Marangio, C. (Hg.), Pord, Approdi e Linee di Rotta nel Mediterraneo Antico. Atti del seminario di studi, Lecce, 29-30 novembre 1996, SFL 4, 1998, S. 153-176, bes. S. 170ff.; vgl. Gianfrotta, Piero, Puteoli sommersa, in: Zevi, Fausto (Hg.), Puteoli, Neapel 1993, S. 115-124; Gianfrotta, Piero, Harbor Structures of the Augustan Age in Italy, in: Raban, Avner/Holum, Kenneth (Hg.), Caesarea Maritima. A Retrospective after two 54 Millennia, Caesarea 1995, Leiden 1996, S. 65-76; Kolendo, Jerzy, Parcs à huîtres et viviers à Baiae sur un flacon en verre du Musée Nationale de Varsovic, in: Puteoli 1,1977, S. 108-127, bes. S. 108ff. 4. Camodeca, Giuseppe, Ricerche sul vicus Lartidianus di Puteoli, in: Gianfrotta, Piero / Maniscalco, Fabio (Hg.), Forma maris. Forum internazionale di archeologia subacquea, Pozzuoli 22-24 settembre 1998, Neapel 2001, S. 95-105, bes. S. 99ff. 5. De Franciscis, Alfonso, Officina di scultore a Pozzuoli, in: Economia e società nella Magna Grecia, Atti del dodicesimo convegno di studi sulla Magna Grecia (Taranto 8-14 ottobre 1972), Neapel 1973, S. 277-283; Camodeca 2001 (wie Anm. 4), S. 102ff. 6. Camodeca, Giuseppe, Puteoli porto annonario e il commercio del grano in età imperiale, in: Le ravitaillement en blé de Rome et des centres urbains des débuts de la République jusqu’au Haut Empire. Actes du colloque international de Naples (14-16 février 1991), Collection de l’École Français de Rome 196, Neapel 1994, S. 103–128, bes. S. 103ff.; siehe ausserdem Wolf, J. /Crook, J., Rechtsurkunden in Vulgärlatein aus den Jahren 37-39 n. Chr., Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Phil.-Hist. Klasse 1989, Heidelberg 1989; Bove, Lucio, Documenti di operazioni finanziarie dall’archivio dei Sulpicii: tabulae Pompeiana di Murecine, Neapel 1984, S. 12-73. 7. Camodeca gab die Texte 1999 neu heraus (Camodeca, Giuseppe, Tabulae Sulpiciorum. Edizione critica dell’archivio puteolano dei Sulpicii, Rom 1999) und gab ihnen das Kürzel TPSulp, nach dem sie hier zitiert sind; TPSulp. 51; In der scriptura exterior sind die vierten Kalenden (28. Juni) und nicht die 14. Kalenden (18. Juni) angegeben, aber durch die zweifache Angabe der 14. Kalenden in der scriptura interior sind der 18. Juni als richtiges Datum und die vierten Kalenden als Verschreibung anzusehen; vgl. den Kommentar zu TPSulp. 51; 52 und 45, der hier nicht gesondert wiedergegeben wird. 8. Ein modius Getreide wiegt in etwa 6,7 Kilogramm; vgl. Plin. nat. 18, 66-68. 9. Rickman, Geoffry, Roman Granaries, Cambridge 1971, S. 194ff. Diese horrea wurden von seinem Patron C. Novius Cypaerus in Pacht geleitet. TPSulp. 45=TP 7: C. Novi Cypaeri l. Euni. Monocopus war nicht, wie zunächst aufgrund einer Fehllesung angenommen, „eine spezielle Emmerart“, sondern eine Variante von Hülsenfrüchten oder Getreide, wie sich aus TPSulp 52 C = TP 16 (S. 3., Z. 9: monocopi et fa(r)is) folgern lässt. 10. TPSulp. 45; 51; 52; Camodeca 1994 (wie Anm. 6), S. 109; Bassi in Puteoli: CIL X 1687; 1780; 1809; 2569; 2810; 2816. 11. Geführt wurden sie vom horrerarius C. Novius Cypaerus; TPSulp. 45. 12. Angenommen wird hier ein Gewicht von 6,6 kg pro modius, der ca. 8, 73-8, 75 Liter umfasst. Das Gewicht eines modius ist abhängig von der Art der abgemessenen Lebensmittel. Schon Gerste und Hafer führen zu anderen Gewichten und dies ist auch für Hülsenfrüchte o.ä. anzunehmen; vgl. Plin. nat. 18.66-68. Das Getreide beansprucht einen Raum von circa 61.250 Liter, was 61, 25 m 3 entspricht. Bei einer Füllhöhe von einem Meter wurde ein Raum von etwa 61,25 m 2 (ca. 7,8x7,8 m) benötigt. Der Platz, den die Hülsenfrüchte einnahmen, war nur wenig geringer. 13. Rickman, Geoffry, The corn supply of Ancient Rome, Oxford 1980, S. 137; Rickman 1971 (wie Anm. 9), S. 82; S. 116ff.; S. 129. 14. Man denke an das horreum duodecimum in horreis Bassianis publias Puteolanorum medis item in iisdem horreis imis intercolumnia in TPSulp. 45. 15. TPSulp. 52; Das Pfand wird wiederholt ausführlich aufgezählt und es gilt ausdrücklich für die gesamte Summe, es sollte also auch für die neue Schuld haften. Der Herr des Hesychus wird genannt, aber nicht seine Abwesenheit, denn aus dem vorherigen Dokument wird klar ersichtlich, in wessen Auftrag er handelte. Das gilt auch für die Vermietung in TPSulp. 46. 16. Duncan-Jones, Richard, The Economy of the Roman Empire, Cambridge 1974, S. 145f.; S. 345ff; Rickman, Corn supply 1980 (wie Anm. 13), S. 147ff. Camodeca nimmt einen Preis nicht unter 3 Sesterzen pro modius an, allerdings ohne konkrete Belege; Camodeca 1994 (wie Anm. 6), S. 107. 55 17. Ausgedrückt durch die Formel que omnia reposita habeo penes me in horreis Bassianis, denn meo esse gab nach römischen Recht den Besitz an einer Sache, hier noch verstärkt durch das penes, an; Kaser, Max, Das römische Privatrecht, München 1971, S. 119f. Die Begriffe des Eigentums und des Besitzes sind im römischen Recht nicht so scharf voneinander abgegrenzt, wie die heutigen Rechtsbegriffe. Im Folgenden wird hier nur von Besitz gesprochen, was aber das Eigentumsrecht an der Sache impliziert; vgl. Kaser 1971, S. 121ff. 18. Wolf / Crook 1989 (wie Anm. 6), S. 20; Kaser 1971 (wie Anm. 17), S. 463ff; S. 469ff Diese Form des Pfandes bürgerte sich, so Kaser, „für Verhältnisse ein, in denen der Verpfänder den Besitz der Sache für seine wirtschaftlichen oder persönlichen Zwecke nicht entbehren kann“. 19. TPSulp. 45=TP 7: C. Nom Cypaen l. Euni. 20. Es handelt sich damit um eine locatio horrei. TPSulp. 45; signatores sind dieselben wie in TPSulp. 52. 21. TPSulp. 46; Cic. fin. 2.(26)84. Über Meten von horrea des 1. nachchristlichen Jahrhunderts ist sonst nichts weiter bekannt; vgl. FIRA III 145: lex horreorum. 22. Literatur zur locatio-conductio: Mayer-Maly, Theo, Locatio conductio. Eine Untersuchung zum klassischen römischen Recht, Wien/ München 1956; Fiori, Roberto, La definizione della locatio conductio. Giurisprudenza romana e tradizione romanistica, Neapel 1999; Kaser 1971 (wie Anm. 17), S. 562ff. 23. Bei Verderben des Getreides haftete der Vermieter, also die Stadt. Denn wie aus der ersten und zweiten Krediturkunde hervorgeht, haftete der Schuldner Novius Eunus weiterhin für jeglichen Schaden am Pfand, den in der Regel der Mieter-nun Hesychus-zu tragen hatte; Kaser 1971 (wie Anm. 17), S. 567. Eigentlich trägt der Mieter die Haftung für culpa; vgl. Dig. 19.2.15.2. Dieses Risiko der vis, also Schaden oder Diebstahl, lag nicht, soweit es sich auf die verpfändeten Lebensmittel bezog, in der Verantwortung des horrearius. Dieser haftete für die custodia, vgl. Dig. 19.2.60.9; 1.15.3.2; 19.2.55pr; Kaser 1971 (wie Anm. 17), S. 508, hier auch die Nennung der Ausnahmen. Diese Haftung sah aber nicht das mögliche Verderben der an sich verderblichen Waren wie Getreide und Hülsenfrüchte vor. 24. Sen. epist. 77, 1; Stat. silv. 3.2.1-29. 25. TPSulp. 79. 26. TPSulp 51: quae ei reddam cum petierit. 27. Allem Anschein nach war der kaiserliche Freigelassene Euenus Primianus verstorben und Kaiser Caligula hatte dessen Besitz und damit auch seine Sklaven geerbt. Dass Hesychus durch Verkauf an Caligula gekommen sei, ist auszuschließen, da er ansonsten kaum noch dessen geschäftliche Interessen verfolgt haben dürfte; Wolf/Crook 1989 (wie Anm. 6), S. 16 28. TPSulp. 67. 29. TPSulp. 68: nummos reliquos ratione ominiputata, quos ab eo (Hesycho) mutuos accepi. 30. Der divinisierte Kaiser kann nur Augustus sein, da Tiberius nicht konsekriert worden war. Der lebende Kaiser war Caligula. 31. Camodeca, Giuseppe, L’archivio puteolano dei Sulpicii I, Neapel 1992, S. 227; Wolf/Crook 1989 (wie Anm. 6), S. 23; Camodeca 1999 (wie Anm. 7), S. 167. Ein ähnlicher Eid findet sich auch in TPSulp. 63; vgl. auch TPSulp. 29; 117. Zum Eid auf den genius des Kaisers oder den divinisierten Kaiser und Strafe bei Eidbruch siehe Mommsen, Theodor, Römisches Staatsrecht, 3. Auflage, Leipzig 1887, ND der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, 3 Bde., Tübingen 1952, Bd. II, S. 809f.; vgl. Dig. 12.2.13.6. 32. Das entspricht einem monatlichen Zins von 50% und einem jahreszins von 600% Für die Erhebung von Strafzinsen siehe Dig. 12.1.40; 45.1.126.6. 33. Es treten im Archiv fast ausschließlich gerade Summen auf; Ausnahmen bilden nur einige vadimonium-Strafen (TPSulp. 1 bis; 7; 33) und zwei Erträge aus Verkäufen, Versteigerungen (TPSulp. 65; 77). 56 34. Nach Modestinus bestand kein Anspruch auf Zinsen, wenn eine Vereinbarung darüber nicht nachgewiesen werden konnte; Dig. 22.1.41.2: Modestinus respondit, si non appareat de quibus usuris conventio facta est, peti eas non posse. 35. Andreau, Jean, Banking and business in the Roman world, 310 B.C. to A.D. 284, Cambridge 1999, S. 90ff. 36. Camodeca 1992 (wie Anm. 31), S. 174. 37. Andreau 1999 (wie Anm. 35), S. 98. 38. Andreau 1999 (wie Anm. 35), S. 90ff.; Billeter, Gustav, Geschichte des Zinsfusses im griechischrömischen Altertum bis auf Justinian, Leipzig 1898, S. 179ff. Es ist nicht genau bekannt, über welchen Zeitraum die Zinsen genau berechnet und dann die Urkunden verfasst wurden. Damit ergeben sich bei der heutigen Berechnung keine genauen Zahlen, sondern Angaben mit Kommastellen, die aber die Glaubwürdigkeit der Berechnung keineswegs in Frage stellen. 39. Billeter 1898 (wie Anm. 38), S. 180f. Er bewegte sich zwischen 4 und 6%, aber auch 12% waren nicht selten. 40. Dies muss Hypothese bleiben, da jegliche Quellenbelege fehlen. Eine Konstanz in einem größeren geographischen Raum wie in Italien deutet aber umso mehr auf eine solche Konstanz in einer einzelnen Stadt, zumal die in diesem Gewerbe Tätigen aller Wahrscheinlichkeit nach untereinander bekannt waren und auch ihre Geschäfte kannten. Man denke nur an das Gastmahl bei Trimalchio, der alle möglichen Freigelassenen bei sich versammelt, die dann von ihren Tätigkeiten und denen anderer erzählen. 41. Duncan-Jones 1974 (wie Anm. 16), S. 145f. 42. TPSulp. 53. 43. TPSulp. 46. 44. TPSulp. 46; 79. Hier ist Domitia Lepida, die Tante des Nero, die Tochter des L. Domitius Ahenobarbus, Konsul des Jahres 16 v. Chr., und der Antonia maior gemeint, die nicht mit ihrer fast gleichnamigen, älteren Schwester Domitia verwechselt werden darf, wie D’Arms es getan hat, einzig aufgrund des Besitzes der letzteren in Baia, für dessen Erbe sie Nero 59 n. Chr. beseitigen ließ; D’Arms, John H., Commerce and social Standing in ancient Rome, Cambridge, Mass. 1981, S. 76; S. 78; Tac. ann. 13.21.3; Cass. Dio 61.17.1f.; vgl. Suet. Nero 34.5. L. Valerius Messalla Barbatus war Konsul des Jahres 12 v. Chr. Mitglieder der senatorischen Aristokratie nannten in Puteoli in augusteisch-tiberischer Zeit nicht unbeträchtlichen Besitz ihr Eigen. Die Grundstücke der Domitia Lepida endeten eventuell 54 n. Chr. in kaiserlichem Besitz; vgl. Suet. Nero 7; Tac. ann. 12.64.2-3; 65,1; Camodeca 1994 (wie Anm. 6), S. 108. 45. Camodeca 1994 (wie Anm. 6), S. 108; Hier wird allerdings der Ehemann der Domitia mit seinem Vater verwechselt, der 12 v. Chr. Konsul war. 46. So findet sich in Puteoli nur eine Grabinschrift, in der eine Barbatia Felicula genannt ist; CIL X 2161; TPSulp. 78 und 34; 35; 36. In Celer ist ein freier römischer Bürger zu sehen. Die ihn nennende tabula wird in das Jahr 38 n. Chr. datiert, die tabulae des Epaphroditus nach 55 n. Chr. Haben wir mit den beiden Männern einen Freigelassenen und seinen Patron vor uns? Die Frage muss offen bleiben, da die tabulae und damit auch die Personen in keinen direkten Zusammenhang gebracht werden können. 47. Wenn Gebäude die Namen ihrer Erbauer trugen, wurde dazu meist das Gentilnomen herangezogen wie bei der basilica Anniana. Bei horrea aber wurden, neben Gentilnomina, auch Cognomina verwendet, so bei den horrea Galbana oder den horrea Agrippiana in Rom. Auch die Namen der beiden aus Puteoli bekannten horrea sind auf die Cognomina Bassus und Barbatus zurückzuführen; vgl. Rickman 1971 (wie Anm. 9), S. 164ff. 48. TPSulp. 79. 49. 1, 53 Sesterzen pro modius im Gegensatz zu 1,18 im Juni/Juli. Verglichen wurde hier Pfandgetreide; die Preise geben also keine Verkaufspreise auf dem Markt wieder. 57 50. Dieser wird auf etwa 20 Mio. modii und damit 134.000 Tonnen geschätzt. Allg. Literatur zur staatlichen annona -Organisation: Rougé, Jean, Recherches sur l’organisation du commerce maritime en méditerranée sous l’empire romain, Paris 1966; Pavis d’Esurac, Henriette, La préfecture de l’annone. Service administratif impérial d’Auguste à Dioclétien, Rom 1976; Rickman, G., The corn supply of Ancient Rome, Oxford 1980. 51. Im allgemeinen gehören sie zu kampanischen Familien, von denen einige sogar einen Teil der puteolanischen Oligarchie bildeten, wie die Marii und besonders die Annii; Camodeca 1992 (wie Anm. 31), S. 25ff.; Camodeca, Giuseppe, La gens Annia Puteolana in età giulio-claudia: potere politico e interessi commerciali, in: Puteoli 3, 1979, S. 17-34, S. 17ff. 58 Trade and Monetary Economy in the Early Hellenistic City of Seuthopolis in Thrace Kamen Dimitrov Introduction Fig. 1 Arial view of Seuthopolis. 59 1 Seuthopolis was located on the river of Tonzos (Toundja) in South Thrace, an important trade route in the antiquity. Both the city1 and its necropolis of more than 20 monumental tombs2 were excavated and well-studied (Fig. 1, 2, 3). An inscription (Fig. 4) found in the city revealed the city’s name, the name of its founder Seuthes III (Fig. 5, 6) as well as that of Seuthes’ wife Berenike, most probably a Macedonian princess. 3 Called by C. Rufus „an Odrysian“ , Seuthes revolted against the Macedonian rule after the defeat of the Macedonian strategos Zopyrion in the northern Black sea in 326/325 BC. As Thracian king Seuthes waged war with Lysimachos in spring 322 and in 312 BC, 4 an agreement between both rulers is supposed, probably cemented by the marriage of Seuthes and Berenike. The peaceful period that followed resulted in the foundation and the prosperity of Seuthopolis and of the whole state of Seuthes. 5 The elite necropolis of Seuthopolis featured the royal tombs under the mound of Goliama Kosmatka (belonging to Seuthes III himself) and that of Kazanlak (belonging to Roigos, son of Seuthes).6 Seuthopolis was destroyed most probably by the Celts in the 270’s BC or some 20 years later by Antiochos II.7 Both the city and the necropolis provided a rich material, relevant to the problems of the trade and finances in early Hellenistic Thrace. However, trade in Thrace developed long before the time of Seuthopolis. Fig. 2 (left) Plan of Seuthopolis. 60 Fig. 3 (middle) House of Seuthopolis, reconstruction. Fig. 4 (right) The Seuthopolis inscription. 61 Fig. 5 Bronze head of Seuthes III from his tomb and a coin portrait of the king. Fig. 6 Depiction of a horseman (Seuthes IIP), the first from left, on the dromos of the Kazanluk tomb. The trade in the Odrysian Kingdom before 340 BC 2 In the pre-hellenistic age the area of Seuthopolis was a part of the Odrysian Kingdom. 8 From the 5th Century B.C. up to the Macedonian conquest in 341/340 BC it was the largest and the mightiest multi-tribal state in Thrace. In late 5 th Century its territories extended from Abdera to the mouth of Istros.9 The Kingdom underwent periods of raise and unification, followed by fall and disintegration. After Al. Fol the Odrysian Kingdom 62 existed as multy-tribal, economic, social and political organisation κατὰ ἔθνη based on an economy of „Asiatic” or „tributary” type, in fact on the direct exploitation of the rural communities by the King as supreme owner of the land, by the ηαϱαδυναςτοί (corulers and vassals of the King) and the aristocratie circles. An economy of this type „did not require a developed Internai markets“. 3 This kind of organisation was antagonistic to the communities κατὰ πόλεις of the Greek city-states on the Thracian coasts neighboring the Kingdom. These Statements need to be reconsidered. Thrace was recognised as a „contact zone” of various interactions long time ago.10 There is rich evidence on permanent contacts of different nature the Odrysian kingdom maintained with the Greek world and particularly with the πόλεις on the Thracian coasts. Trade occupied a prominent place in these contacts, implying new ideas and forms of economy with strong political and cultural impact on the Odrysian society. According to B. Isaac the Greeks founded 72 πόλεις in the North-aegean, Propontic and Black sea area and many other Settlements of less importance. 11 Their economy was widely based on trade: purchasing goods from the natives and reexporting them, normally by sea, to the rest of the Greek world. Many of them were situated in close proximity to the Odrysian realms. Ἐμπόϱια of Thasos, Ainos and Kardia in the inland of Thrace are recorded in the ancient sources. Some of them represented joint ventures such as Pistiros on the upper Hebros, deep in the Odrysian lands, an ἐμπόϱειου of the Thasians, Maronitans and Apollonitans (from Chalkidiki?). The names on the graffitti point to the presence of Hellenized Thracians as well. The imported items in the Thracian centers and necropoleis in the area of Stryama were correctly regarded as a resuit of trade contacts with Pistiros. 12 Some of the Greek cities and the ἐμπόϱεια were usually taxed by the Odrysian kings. Kersebleptes acquired 300 talents „from the emporia on the Thracian territory”. 13 The tribute way of production which dominated in the vast Odrysian lands and the usual plundering campaigns permitted the Odrysians to act as trade partners of the Greeks. Kotys I and Kersebleptes exported to the Coastal cities cereals, especially produced for sale by the dependent peasants on royal order.14 They were sold at a lower price than the usual, a normal practice even in the modern concurrence in trade. The war booty (slaves, cattle etc) acquired by Seuthes II was sold there as well.15 In 431 BC or even earlier an alliance of pure military nature was concluded between Sitalkes and Athens. The Thracians operated in Macedonia and in the Chalkidiki, hindering the Spartans and their allies to act in the North-aegean.16 No rival around, Athens felt at ease to take profit of her monopoly on the grain trade in Thrace and through the straights. 17 4 Some well documented acts of the Odrysian rulers can be evaluated as no doubt creative for they were in fact supporting and stimulating the development of the social base of the trade in Thrace. 5 As a supreme landlord the ruler was in position to propose unlimited lands („as much as they wish“) and cattle to the Greeks as did Seuthes II ca. 400 BC. 18 No doubt the new owners would hold their new domains as free farmers. Moreover Seuthes promised them a fortress on the sea shore, i.e. he was inclined to provide the Greeks with all necessary so as to found a new Coastal Settlement and trade center of polis type. 6 The emporion of Pistiros represented a clear case of flourishing polis economy and trade housed on Odrysian royal land. It was founded near Vetren, 22 km NW of Pazardjik, by refugees from Thasos after the defeat by Athens in 463 BC. Earlier material suggests that the site served as market place before the thasian occupation. The Settlement was 63 fortified in the 3rd quarter of the 5 th Century BC. A royal decree preserved on a stone inscription guaranteed to the emporiti the right to own land, to tax the trade convoys in their own profit, to apply their own jurisdiction. Thracian troops should not garrison the Settlement as well. The issue is usually ascribed to Amatokos II, king of the middle part of the Odrysian Kingdom (ca 356-346 BC), but it may well be a confirmation of an earlier decision by Kotys I (382-359 BC). 7 Some 30 coin hoards, dozens of single coins and many imported artifacts found in the Odrysian lands testify to extensive trade traffic and to the economic unification of the areas along the main riverine arteries of the Odrysian Kingdom regardless of the temporary political decentralization. The coin bulk came from different centers and trade routes. The issues belonged to various denominations struck after several standards: Phokean (the kyzikeni ), Attic (Athenian owls ), light Thracian-Macedonian (staters and drachme of the Thasos-type and ¼ drachms of Thasos), Chian-Rhodian (drachms of Parion and of Apollonia Pontica) and the local Standard (the Odrysian royal issues and the Thasos-type imitative bronzes). Some areas such as those of Stryama, of Jambol, of Haskovo, of Byzantion may be defined as „contact zones“of several directions of coin influx and trade traffic, supported by the abundant imported materials. During the second half of the 5th Century BC and the first half of the 4 th Century BC the trade activities to the south-east were related to the grain export of the Athenian League, later to Parion and Apollonia Pontica, and to the south-west – to Thasos, Abdera, Maroneia, etc. over Pistiros and the other emporia in the interior of Thrace. The single silver coins and the bronze issues of low value were relevant for daily transactions in the Thracian milieu, though not so extensive as in the later Hellenistic period. The trade was obviously protected by the Odrysian kings as stated in the decree of Pistiros.19 8 The Odrysian kings developed their own coinage as well. The silver coins were mosdy of small denominations and very restricted volume, an output of several local mints. Normally they followed the Greek weigh Standards and often kept to the design of the issues of Thasos, Abdera and Maroneia. They were clearly intended first to be accepted as mean of payment similarly to the Greek issues and then- to radiate the royal ideology through some characteristic images of the ruler’s head and of the rulerhorseman. The bronze coins were more numerous, which is relevant about the need of appropriate currency for small transactions within the Odrysian realms. One of the royal mints located probably in Pistiros, yieldied issues of unusual thick flans and Maronitan design and magistrate names for six Odrysian kings (Metokos to Teres III). The most finds come from Pistiros. Other pieces were found in Kabyle and near Deultum.20 The specifications of this production fit well to the position of Heraklides from Maroneia who sold the booty of Seuthes II in Perinth and to the leading place of the Maronitans among the emporiti of Pistiros. It seems that the Odrysians accepted much from the Greeks and borrowed practices of trading and financing such as introducing their own small silver and bronze currency. 9 The Odrysian Kingdom certainly developed an external and internal market and a coin economy in cooperation with the Greek world or a dualistic economic model: 1. Economy of eastern type (agricultural production, taxation and presents from the subjects, trade control, war booty); 2. Income received or converted in cash through trade partnership with the polis economy. 21 64 The trade in Thrace under the Macedonian domination (340-320 BC) 10 By 341 BC the Thracian conquest was „the most ambitious enterprise” of Philip II. 22 The Odrysian dynasty was dethroned and the lands under direct occupation along the river of Hebros were organized as strategia. „Big cities at convenient places” such as Philippopolis, Kabyle, Beroia etc. were founded no doubt on earlier native Settlements. They were populated by Macedonians and Greeks, the locals being driven out as in the case of Alexandroupolis in Medike. A passage about the settling of 12 000 Athenians in Thrace by Antipater after September 322 BC should be singled out among the texts on colonization as evidence for its economic impact. The newcomers received land, probably „from the big royal domains of the Thracian rulers”. 23 Macedonian cities in the strategia were obviously organizations of private landowners displaying „principle characteristics of Hellenistic poleis contrary to the System of direct royal economy”. 24 They, „Philippopolis included“, were no longer „royal cities” and centers of the Odrysian royal economy of eastern type,25 but centers of economy of Greek type, i.e. of trade. The former Thracian economic infrastructure, including the emporia, was monopolized by the Macedonians.26 Macedonian trade expanded due to the occupation of „the most convenient Coastal places“, the inland of Thrace being included in the trading network. Both the one-tenth tax from the province and the booty were sold at the markets of the allied Coastal cities.27 The activity of this economy is clearly reflected in dozens of hoards with Macedonian coins and hundreds of single finds. The small silver of the Thracian Chersonesos and Parion (to be probably considered as Macedonian provincial coinage) are widespread in Southern Thrace along the main river routes and even north of the Balkan range.28 Except in the strategy of Thrace the Macedonian bronzes were in use in areas under other political regime such as the territories of the Coastal poleis and the Thracian lands along the river of Tonzos and north of the Balkan range which were not under direct Macedonian control. Kabyle offers a clear example of prospering local economy after the Macedonian reorganization of the settlement. Substantial coin finds, including imitative issues of bronze drachms of Maroneia found in the area of Kabyle are relevant of an extensive local exchange.29 Obviously the Macedonian presence and reforms considerably stimulated the trade and the use of coins in the Odrysian lands, thus contributing to their economic unification. 65 Fig. 7 Thasian amphora stamp from a tumulus near Seuthopolis. The trade in the area of Seuthopolis before the foundation of the city 11 The life in the area of Seuthopolis (the so-called Valley of the Kings near Kazanläk) existed since the mid-Neolithic Age. As a part of the Odrysian Kingdom it was economically connected to the core of the Kingdom situated along the river of Stryama. Although being not under direct Macedonian occupation, after 340 BC the Valley was united with the Argead province of Thrace. Trade in the area is attested by several hoards with coins of Parion, the Thracian Chersonesos and of Macedonian bronze issues.30 A marvelous red figured crater and other imported items come from elite burials from the late 5th to the mid-4th Century BC.31 More than 100 coins of Philip II and Alexander the Great types,32 12 Thasian amphora stamps mostly from 315-310 BC (Fig. 7) and some fragments of „West slope” Greek pottery were found in the mounds of two tumuli erected near Seuthopolis33 with earth and materials previously belonging to an earlier Settlement preceding the city.34 66 Fig. 8 Tetradrachms from Seuthopolis: a. Lymachos, Sardes, 297-287 BC; b. Alexander-type, Tenedos?, 280-275 BC. Indications on trade activities in Seuthopolis The situation and the city planning 12 Seuthopolis was certainly a river port on Tonzos and thus actually in touch to the Aegean coast. The realms of Seuthes’s state neighbored to the territories of the cities of Philippopolis (Plovdiv), Kabyle (near Jambol) and probably Beroia (Stara Zagora), old Odrysian „royal cities” which were re-founded as poleis by the Macedonians. Seuthopolis was strongly fortified. It included a basileia, erected as an essential part of the general Hippodamos city-planning, an agora, some 50 luxury houses, large streets and a temple of the Great Gods of Samothrace incorporated in the basileia. A temple of Dionysos with altar nearby found place by the agora. Of particular interest is the decision a second copy of the royal decree to be exposed by the altar of Dionysos on the agora thus stressing the importance of the city square as second center of social and political life after the King’s palace and suggesting some economic aspects of the worship of Dionysos as „agoreian” deity’as well.35 The suburbs north of the city were occupied by tiled farmehouses „ of economic and social importance”. 36 The similarities between Seuthopolis and the Greek Hellenistic poleis are evident although the Greek city planning was adapted to the needs of an aristocratic rather than a democratic society. Anyway, in some extend a Greek type of economy and especially trade activities would be not surprising in similar urban background. 67 The foreign coins 13 Some 270 coins struck outside Seuthopolis were found in the city: 7 tetra-drachms of Attic weight (Fig. 8) and three more-of Thrako-Macedonian weight; 22 drachms of Attic weight and 240 bronzes. The predominance of the small silver and especially of the bronze issues are enough indicative about small scale trade operations, supported by the pattern of the local coinage, see below. The typology of the foreign coins is quite rich. Most of the Alexander-type silver coins were struck at the Anatolian mints of Lampsakos, Tenedos, Kolophon, Sardes, Miletos and Priene. One tetradrachm comes from Amphipolis and another from Phoenikia. The tetradrachms of Lysimachos come from Lampsakos and Pergamon. The bronze coins of the same ruler are 41 in number, most probably struck in the mint of Lysimacheia. 19 authonomous coins of the same city and isolated pieces of Kardia, Aegospotamoi and the Thracian Chersonessos may be related to a traffic coming from the peninsula via the riverine route of Hebros and Tonsos. The bronzes of Ainos and Adaios (14 pieces) followed the same path. Of particular interest is the coin of king Spartokos from Kabyle (Fig. 9), mentioned in the Seuthopolis inscription. The tetradrachms of Philip and Alexander type from Amphipolis, the abundant bronze coins of Philip II (40 pieces), of Alexander the Great (31 pieces) and of Kassander (51 pieces) from Macedonian mints certainly penetrated from the south-west as did some single issues of Philippot, Ortagoreia and of Demetrius Poliorcetes.37 Fig. 9 Bronze coin of king Spartokos of Kabyle, found in Seuthopolis. The imported amphorae andpottery 14 According to the recent study of Balkanska and Tzochev the excavations of Seuthopolis itself (excluding the nearby tombs) provided 78 amphora stamps. The production of Thasos (38 stamps) and of Akanthos (7 stamps) predominates. Samothrace, Rhodes, Knidos, Sinope and the Tauric Chersonesos are represented by one to three pieces each. 25 stamps remain unattributed.38 Some 100 pieces of Greek „West slope” pottery, mostly kantaroi, fish plates, bowls, lamps etc.(Fig. 10-14) were found in Seuthopolis. 39 Amphorae, pottery and coins altogether certainly point to trade. The commercial traffic to south-east to the Thracian Chersonesos and Asia Minor is well attested both through coins and stamps, which no doubt penetrated via Hebros and Thonzos. The second main direction of the trade traffic was bound to the south-west to Thasos and Macedonia. The huge number of Thasian amphorae point to the leading position of the island in the trade of the seuthopolitans. Moreover, the Knidan amphorae and the 68 „West slope” pottery import may have been distributed equally via Thasos, who was the main trade partner of Athens in the North Aegean.40 There is no need to seek direct traffic neither from Athens nor from the Black sea colonies 41 as Athens and the Pontic Messambria and Apollonia are represented in Seuthopolis by one coin each. The Thasian import vanished ca 275 BC not only in Seuthopolis but in the whole „inner Thracian region”,42 just in the years when the empomn of Pistiros most probably perished during the great Celtic invasion in 279 BC43. The emporion of Pistiros certainly played an important role connecting the Aegean coast with the inland of Thrace both by riverine and land routes as mentioned in the decree from the mid 4 th C. BC. Macedonian coins are numerous both in Pistiros and Seuthopolis and the most suitable way the Thasos import to reach Seuthopolis would be effectuated through a Thasian foundation deep in the continent such as Pistiros. Fig. 10 (left) Greek kantaroi from Seuthopolis. 69 Fig. 11 (right) Greek fish plates from Seuthopolis. Fig. 12 (left) Greek lamps from Seuthopolis. 70 Fig. 13 (middle) Greek lamps from Seuthopoüs. Fig. 14 (right) Greek pottery from Seuthopoüs. 71 The local coinage 15 A total of 849 bronze coins with the name of Seuthes III and one with the name of Roigos (Fig. 15) represent the local coinage in Seuthopolis. Seuthes’s issues were classified in three groups, the first and the second struck by Seuthes himself and representing three denominations each. The third group includes a single type, struck most probably by the heirs of Seuthes. The coinage was produced in relatively short time of several decades and certainly was intended for the local market. Macedonian coins, mostly of Kassander and less of Philip II, Alexander the Great and Lysimachos were widely overstruck, a clear tendency to obtain monetary unification on the local market. A small hoard with 21 coins of Seuthes and one of Kassander was discovered in Seuthopolis and two more similar hoards were recorded in the area of Karlovo, sonie 40 km north-west from Seuthopolis. Obviously the local coinage circulated far from the city44 and from that point Seuthopolis, although a „royal city” dominated financially the neighboring territory just as did the real Hellenistic poleis. The examined evidence is enough relevant about the existence of a well-developed foreign and local market and monetary economy not only in Seuthopolis, but in the whole state of Seuthes III as well. Fig. 15 Bronze coins of Seuthes III and Roigos (bottom right), struck and found in Seuthopolis. References of the illustrations 16 Fig. 1: Dimitrov, Cicikova, 1978 (as Note 1), fig. 4. 17 Fig. 2: After Dimitrov, D. P., 1961 (as Note 1), Tav 1, Abb. 2, A -agora, B -basileia. 18 Fig. 3: Dimitrov, D. E, 1961 (as Note 1), Tav. IV, Abb. 7. 19 Fig. 4: Elvers, 1994 (as Note 3), 243. 20 Fig. 5: Kitov 2005 (as Note 2). 21 Fig. 6: Zhivkova 1975 (as Note 2), pl. 17. 22 Fig. 7: Dimitrov, Cicikova, 1978 (as Note 1), fig. 58. 23 Fig. 8: Dimitrov, Cicikova, 1978 (as Note 1), fig. 66. 24 Fig. 9: Чичикова 1984 (as Note 33), табло XIV. 72 25 Fig. 11: Чичикова 1984 (as Note 33), табло XIX. 26 Fig. 12-13: Чичикова 1984 (As Note 33), табло XX, XXIII. 27 Fig. 14: Чичикова 1984 (as Note 33), табло XXIV. 28 Fig. 15: Димитров К. 1984 (as Note 1). NOTES 1. Dimitrov, D. P., Seuthopolis, Antiquity, 35, 1961, 91-102; Dimitrov, D P., Das Entstehen der thrakischen Stadt und die Eigenart ihrer städtebaulichen Gestaltung und Architektur - In: Atti del settimo congresso internazionale di archeologia Classica,I, Brussel, 1961, 379-387, Tav. I -IV; Dimitrov D. R, Cicikova, M., The Thracian City of Seuthopolis, BAR, Suppl. Series, 38, Oxford, 1978; Чичикова, M., СeвтопоɅис, София, 1970; Чичикова, M., Царският квартаʌ в Сeвтопоʌисbasileia- In: Пробʌеми и изеʌедвания нa тракийската куʌтура IV. Казанʌък, 2009, 39-47; Сeвтопоʌис, 1. Бит и куʌтура. София, 1984; Димиров, K., Античнитс монети οт Сeвтопоʌис- In: Сeвтопоʌис, 2. Аитнчии и срeдновсковни монсти, София, 1984, 5-136; Димитров, К., Социаʌни и рeʌигиозни аспекти нa „царcкия гpaд” в ранноeʌинистическа Тракия. II. 1. Сeвтопоʌис: градът и общeството- In: Seminarium Thracicum, 7, Sofia, 2011, 95-122; Dimitrov, K., Social, Economic and Political Structures in the Territories of the Odrysian Kingdom in Thrace (5th-first half of the 3rd Century. - Orpheus 18, 2011, p. 5-24. 2. Zhivkova, L. The Kazanluk Tomb. BRD (Bongers), 1975; Kitov, G. The Valley of the Thracian Rulers, Varna, 2005; Valeva, J. Painted Coffers of the Ostrusha Tomb. Sofia, 2005; Димитров, К. Социаʌни и рeʌигиозии аспскти на ”царския гpaл” в ранноeʌинистическа Тракия. II. 2.1. Сeвтоиоʌис: рeʌигизнитe куʌтовe (памeтници и тeкстовe). - In: Пробʌеми и изеʌедвания нa тракийската куʌтура, IV. Казанʌък, 2009, p. 31-42. 3. Inscriptiones Graecae in Bulgaria repertae III. 2, 1731, Serdicae 1961 (edidit G. Mihailov) (hereafter cited as IG Bulg); Elvers, K.-L. Der Eid der Berenike und ihrer Söhne: eine Edition von IG Bulg. III, 2, 1731.- Chiron, 24,1994, p. 241-266. 4. Curt. 10.1. 43-45; Diod. XVIII. 14,2-4; XIX. 73,1-10. 5. IG Bulg. 1731; Dimitrov, K. Wars and Policy of the Royal Dynasty at Seuthopolis. - Thracia, 18, 2009, p. 285-286 with ref. 6. Kitov 2005 (as Note 2); Dimitrov 2009 (As Note 5), p. 282. 7. On the discussion see ibidem, p. 287-288 with ref. 8. Димитров, K. 2011 (as Note 1), p. 96; on the Odrysian Kingdom see Archibald, Z. H. The Odrysian Kingdom of Thrace. Orpheus Unmasked. Oxford, 1998. 9. Thuc. II. 96.1–4, 97.1–2; Diod. XII. 50.1. 10. Φoʌ, Αʌ. Демографска и социаʌна структура нa древна Тракия. Първо хиʌядоʌетие пр. н. e. София, 1970, p. 41; Idem. Поʌитика и куʌтура в Древиа Тракия, София, 1990, p. 43,46–49. 11. Isaac, B. The Greek Settlements in Thrace until the Macedonian Conquest. Leiden, 1986. 12. On Pistiros: Dossier: nouvelles perspectives pour l’etude de l’inscription de Pistiros. Bulletin de correspondence hellenique 123/1, 1999, p. 247–371; Pistiros vols. 1-3, Prague 1996–2005; Bouzek, J., Domaradzka, L., Taneva, V. Interrelations between Thracians and Greeks in Inner 73 Thrace during the Classical Period. - In: Thracians and Circumpontic World, II. Proceedings of the Ninth International Congress of Thracology. Chişinau, 2003 (2004), p. 177–189; Bouzek, J., Domaradzka, L. The Greek Emporion Pistiros near Vetren between Greater Powers: 450–278 BC. In: Proceedings of the 10th International Congress of Thracology, Komotini-Alexandroupolis 18-23 October 2005 Athens 2007), p. 86–94. 13. Bouzek, J., Domaradzka, L. More than 300 talents for the emporia for Kersobleptos. – In: Thrace and the Aegean. Proceedings of the Eighth International Congress of Thracology (SofiaYambol, 25–29. September 2000), vol. I. Sofia, 2002, p. 391–397. 14. Xen. anab.VII. 3.10; 4.1. 15. Aristot. oecon. II. 26.1351a. 19–23; Polyaen. VII. 32. 16. Thuc. II. 96. 17. Briant, P. et al. Le monde Grec aux temps classiques. Tome 1. Le Ve siècle., Paris, 1995, 52-53. 18. Xen. anab. VII. 2. 35. 19. Dimitrov, K. On the Thraco-Greek Contacts in the Valley of Stryama During the 5th and the First Half of the 4th Centuries B. C. – In: Ζήσης I. Μπόνιας και / and Jacques Y. Perreault (ed.). Greeks and Thracians. Acts of the international Symposium «Greeks and Thracians along the coast and in the Hinterland of Thrace during the years before and after the great colonization» (Thasos, 26–27 September 2008) (2009), p. 37–52 with ref. 20. Peter, U. Die Münzen der thrakischen Dynasten (5-3 Jahrhundert v. Chr.). Hintergründe ihrer Prägung, Berlin, 1997; Димитров, К. Бронзова монета на одриския цар Севт II. – Annuaire du Musée Archéologique Plovdiv, IX, 1999, p. 175-180. 21. Димитров, К. Съкровища с автономни монети, тьрговски връзки и инфраструктура нa Тракия през IV в.пр.н.е. – Исторически прегʌед, 8,1989, p. 21–35; Dimitrov K. The Treasury of Lysimachos. (CD-ROM), Sofia. (University „St. Kliment Ohridski” Press), 1996/7; idem 2009 (as Note 19), 44; cf. Archibald 1998 (as Note 8), 316. 22. Ibidem, 235. 23. Diod. XIV 71, 1–2; XVIII. 18.4; Plut. 9; Димитров, Д· Π. 3a укреиените виʌи и резиденции y траките в преʌримската eпoxa. – In: Изсʌедвания в чест на акаʌ. Д. Дечев. София, 1958, p. 698; on the date: Schmitt, H. Die Staatsverträge des Altertums III. Die Verträge der griechischrömischen Welt von 338 bis 200 v. Chr. München, 1969, No 415. 24. Delev, P. Proto-Hellenistic and Early Hellenistic Phenomena in Ancient Thrace. - In: The Thracian World at the Crossroads of Civilizations. Proceedings of the Seventh International Congress of Thracology (Constanta-Mangalia-Tulcea, 20-26 May 1996), II. Bucharest, 1998, p. 379; Димитров, К. Социаʌни и реʌигиозни аспекти на „царския граʌ” в раиноеʌинистаческа Тракия. 1. Кабиʌе. – In: Seminarium Thracicum 6, 2004, p. 106-107. 25. Contra: Φoʌ, Аʌ. Еʌинизмът в Тракия.- Исторически прегʌед, 5,1984, p. 47. 26. Ellis, J. R. Philip II and Macedonian Imperialism (2), London, 1986, p. 171; Димитров, K. 1989 (As Note 21); Dimitrov, K. Macedonian Royal Traditions in Early Hellenistic Thrace. - In: Ancient Macedonia VI, I. Sixth International Symposium (Thessaloniki 1996), (1999), p. 379; Domaradzka, L. Pistiros and its contribution to classical Greek epigraphy. – In: Πιτύη. Изсʌeдвaния в чecт нa пpoф. Ивaн Mapaзoв, Cοфия, 2002, p. 298. 27. Arr. anab. I. 2.1; VII. 9, 3; Ellis 1986 (as Note 26), p. 171; Archibald 1998 (as Note 8), p. 240. 28. Димитров К. 1989 (as Note 21), p. 26–28; Dimitrov, K. 1996/1997 (as Note 21). 29. Драганов, Д. Търговските връзки нa Кабиʌе ирез V–III в. пp. н.e. (пo нумизматчини дании). – Bulletin de la Société historique bulgare, XXXIV, 1982, p. 10; Draganov, D. Zu den Handelsbeziehungen der thrakischen Stadt Kabyle vom 5. bis 3. Jahrhundert v. u. Z. – In: Jahrbuch fuer Wirtschaftsgeschichte II, 1983, p. 112–113; Dimitrov, K. 1996/1997 (as Note 21), hoard XXVIII; Γетoв, Ʌ. Амфори и амфорни печгaти от Кабиле (IV–II в. пp. н. e.), София, 1995, p. 114. 74 30. Димитров К. 1989 (as Note 21), p. 26–28, 32, 34; idem. Към въпроса зa циркулациятa нa македонски бронзови монети в районa нa Севтопоʌис.- Годишник на Нов Бъʌгарски Университет, Департамент „Източни и средиземноморски изсʌедвания“, 2, 2004, p. 50-57. 31. Kitov 2005 (as Note 2), p. 59, 66. 32. Димитров Κ. 1984 (as Note 1), p. 32-36. 33. Balkanska, A., Tzochev, Ch. Amphora Stamps from Seuthopolis - Revised. - In: Phosphorion. Studia in honorem Mariae Cicikova. Sofia, 2008, p. 193; Чичикова, M. Антична керамика.-In: Севтопоʌис, 1, 1984 (as Note 1), p. 18-114. 34. See note 32. 35. See notes 1-3; Dimitrov, K. The Cult of Dionysus in Seuthopolis.- Orpheus, 19, 2012, p. 23-24,39-41. 36. Стоянов, Т. Кабиʌе, Севтопоʌис и Хеʌис три варианта на урбанизма в ранноеʌинистическа Тракия. - In: IV международен симпозиум „Посеʌищен живот в Тракия” (Ямбоʌ-Кабиʌе 9-11 ноември 2005). Ямбоʌ, 2006, p. 85. 37. Димитров К. 1984 (as Note 1); for some reattributions see Русева, Б. Антични монети от Севтопоʌис в нова интерпретация. - Нумизматика, 1988, No 2, 9-15; No 3, 3-12. 38. Balkanska, Tzochev, 2008 (as Note 33), p. 188-205. 39. Чичикова 1984 (as Note 33). 40. Балканска, A. Севтопоʌис и икономическиге връзки на Тракия през еʌинистическата епоха. - In: Тракийската куʌтура през еʌинистическата епоха в Казаиʌъшкия край. Казанʌък, 1991, p. 89. 41. Cf. Dimitrov, Cicikova, 1978 (as Note 1), p. 31. 42. Balkanska, Tzochev, 2008 (as Note 33), p. 191. 43. Bouzek, Domaradzka, Taneva, 2004 (as Note 12), p. 180. 44. Димитров К. 1984 (as Note 1). 75 Kaiserresidenzen in tetrarchischer Zeit: Überreste einer kaiserlichen Schatzkammer in Trier? Peter Kritzinger Susann Kritzinger, Hansjoachim Andres und Udo Hartmann haben den Text gelesen und verbessert, wofür ich Ihnen herzlich danke. 1 Die sogenannte Tetrarchie war ein politisches Experiment ohnegleichen. Und doch ist das System in vielerlei Hinsicht auch die logische Konsequenz aus den Ereignissen und Entwicklungen des langen 3. Jahrhunderts. Mit nüchternem Blick analysierte Diocletian Missstände des 3. Jahrhunderts, suchte mit kalter Logik nach Lösungen, aus denen er häufig systemrelevante Prinzipien ableitete. Viele dieser Reformen überdauerten – man könnte fast sagen: logischerweise – seinen Rücktritt nicht oder nur um kurze Zeit. 2 Zu diesen prinzipiellen Veränderungen ist auch die Abwesenheit der Kaiser aus Rom zu zählen1. Zwar gab es bereits im 3. Jahrhundert Kaiser, die Rom niemals besucht hatten. Da sie aber alle eines gewaltsamen Todes starben, muss offen bleiben, ob sie Rom als Residenz bewusst mieden, oder ob es ihnen schlicht nicht vergönnt war, in der urbs zu residieren. Dagegen war das Verhalten der Tetrarchen augenscheinlich berechnend und dem neuen Regierungssystem geschuldet2. Zu Recht wurde in der Forschung festgestellt, dass das Prinzip der Gleichheit der vier Herrscher es nicht ertragen hätte, wenn einer aus dem Kolleg in Rom residiert hätte3. Die auctoritas der Stadt hätte den hier residierenden Herrscher soweit von den anderen Mitregenten abgehoben, sodass er nolens volens das System der aequitas und concordia gesprengt hätte. Die daraus zu erwartenden Dynamiken, denen auch Regenten weitgehend machtlos unterworfen sind, wollte man offensichtlich vermeiden. Rom als ideelles Zentrum des Weltreiches konnte und sollte nicht durch die Residenzen ersetzt werden. Rom konnte insofern von den Tetrarchen zwar aufgesucht werden, doch als Residenz schied für sie die Hauptstadt des Imperium Romanum mithin prinzipiell aus. Und so erklärt es sich, dass die Tetrarchen in verschiedenen Städten residierten, ja residieren mussten. Vor dem Hintergrund dieses simplen Sachverhalts ist es überraschend festzustellen, dass die Frage, welche Städte tetrarchische Resi denzen waren, in der Forschung auffallend 76 kontrovers beantwortet wird4. Im Folgenden soll anhand einer Untersuchung des westlichen Teils des Imperiums eine Lösung dieser Frage versucht werden. I. 3 Für eine systematische Untersuchung der Frage kann der Untersuchungsgegenstand auf den Westen des Imperium eingeschränkt werden, da das Regierungskolleg aus zwei grundsätzlich identischen Gruppen bestand. Die symmetrische Teilung des Kollegs erlaubt insofern die Konzentration auf eine „Hälfte“, wobei prinzipielle Erkenntnisse auf die andere Hälfte übertragen werden können5. 4 Im Anschluss an eine vielbeachtete Studie von Alfred Frazer wurde wiederholt versucht, tetrarchische Residenzen anhand bestimmter architektonischer Ensembles zu erkennen6. Nach diesen Kriterien wurden – abhängig von der Perspektive des jeweiligen Forschers – verschiedene Städte als tetrarchische Residenzen angesehen. Der Grund für die Diskrepanzen liegt darin, dass die zu beweisende Annahme als Hauptkriterium für die Bestimmung einer Kaiserresidenz benutzt wird. Konkret: Es war nicht das Ziel von Frazers Studie zu belegen, dass den Kaiserbauten in den Residenzstädten ein zu verallgemeinerndes Prinzip zugrunde lag. Dies wurde auch in der Folgezeit nie belegt, aber dennoch wiederholt vorausgesetzt. Zudem wurde nicht immer strikt zwischen den Residenzen und Altersruhesitzen differenziert, doch die Ansprüche an die unterschiedlichen Kaiserunterkünfte waren so verschieden, dass eine klare Unterscheidung dringend notwendig ist. Noël Duval hat diese unzulässige Vorgehensweise bereits wiederholt ausführlich kritisiert7. 5 Die Suche und Definition tetrarchischer Residenzen kann nicht anhand bestimmter Gebäude erfolgen. Was zeichnet aber dann eine Residenzstadt aus? Das wichtigste, ja eigentlich das einzige Kriterium ist die Präsenz des Kaisers – wie der Begriff implizit ja voraussetzt8. Herodian prägte bereits im 3. Jahrhundert die Formel: „Rom ist dort, wo der Kaiser ist.“9Ohne auf diesen vielbemühten Passus näher eingehen zu wollen, kann doch festgehalten werden, dass Herodian ein Phänomen des ausgehenden 2. und 3. Jahrhunderts in wenigen Worten bestens umreißt. Die Kaiser residieren aufgrund militärischer Notwendigkeiten kaum noch in Rom, doch die Leitung des Imperium Romanum läuft nach wie vor pyramidal am Standort des jeweiligen Herrschers zusammen. Insofern ist das Herrschaftssystem Rom in der Tat dort, wo der Kaiser ist. Realität und Begrifflichkeit geben damit der Definition einer tetrarchischer Residenzstadt einen klaren Rahmen, wonach nur die wiederholte und möglichst dauerhafte Präsenz eines Kaisers eine Stadt in den Rang einer Residenz zu erheben vermag. II. 6 Und so stellt sich die Frage, in welchen Städten die Kaiser sich wie lange und aus welchen Gründen aufhielten10. Trotz einer allgemein äußerst unbefriedigenden Quellenlage erlauben Papyri, Erlasse und Reskripte, Inschriften und literarische Zeugnisse zumindest die Itinerare der Kaiser einigermaßen detailliert nachzuzeichnen. 7 Für den Augustus Maximian ergibt sich folgendes Itininerar: Im Jahr 285 wurde er wohl in einer norditalienischen Stadt – eine Münzemission bezeugt ihn in Pavia – zum Caesar ernannt und nach Gallien gesandt, wohl um dort den Bagaudenaufstand 77 niederzuwerfen11. Es ist nicht belegt, wo genau er sich in dieser Zeit aufhielt. Es ist zu vermuten, dass er die Aktionen von einer der großen Städte der Nordwestprovinzen, also: Boulogne12, Trier, Köln13 oder Mainz aus leitete. Bereits am 10. Februar 286 ist er in Mailand bezeugt14. Die Stadt, in der er am 1. April 286 zum Augustus ausgerufen wurde, ist nicht überliefert15. Am 21. Juni 286 ist er jedenfalls in Mainz bezeugt 16. Als Maximian am 1. Januar im Jahr 287 seinen Konsulat in einer nicht mit Gewissheit zu bestimmenden Stadt der Nordwestprovinzen feierlich antreten wollte, wurde er von einer Horde Barbaren überrascht17. Die Ereignisse werden meist in Trier lokalisiert, doch scheint mir Köln wahrscheinlicher zu sein18. Wohl im Winter 287/288 usurpierte Carausius den Purpur und setzte sich in Britannien fest 19. Daraufhin erfolgte ein Zusammentreffen zwischen Diocletian und Maximian an einem unbekannten Ort 20. 8 Am 21. April 289 wurde ein Panegyricus auf Maximian in einer der großen Städte der Belgica oder der Germaniae (Trier, Köln, Mainz) gehalten 21. Die zwischenzeidich geplante Invasion Britanniens schlug offenbar fehl22. Simon Corcoran hat eine (wohl) am 28. Mai 290 in Trier erlassene Konstitution m. E. zu Recht Maximian zugewiesen, womit dessen Präsenz in der Moselmetropole einigermaßen wahrscheinlich gemacht ist23. Ebenfalls im Jahr 290 entwickelte sich in der Mauretania ein gefährlicher Aufstand, den der Statthalter T. Aurelius Litua niederzuschlagen vermochte 24. Wie Timothy D. Barnes vermutet hat, dürfte sich jedoch Maximian bereits auf den Weg gemacht haben, um einem Flächenbrand möglichst zeitig entgegenwirken zu können 25. Er eilte in den Süden und ist in Lyon bezeugt26, wo er seine Route jedoch korrigierte und schließlich über die Alpen nach Italien zurück zog27. Es folgte ein erneutes Zusammentreffen mit Diocletian im Winter 290/291 in Mailand 28. Bereits am 18. Februar 291 ist Maximian in Reims bezeugt29. Im Sommer desselben Jahres ist Maximian in Trier nachgewiesen30. 9 Am 1. März 293 erfolgte durch Maximian die Investitur des Constantius I., wobei die Stadt nicht bekannt ist31. Wahrscheinlich dürfte das Ereignis aber in Mailand stattgefunden haben, da Maximian bereits am 18. März in Ravenna belegt ist 32. Am 3. April zeigt ein Reskript Maximians Präsenz in Pisa an 33. Und bereits am 2. Mai ist er (erneut) in Mailand nachgewiesen, am 19. Mai in Verona 34. Im Herbst desselben Jahres befand er sich in Lyon35. 10 Im Oktober 294 scheint er sich in Rom aufgehalten zu haben 36. Vom März bis Dezember 295 befand sich Maximian mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut in Mailand, Verona und Umgebung37. Für den 31. März 296 ist er in Aquileia nachgewiesen 38. Im Sommer scheint sich Maximian wieder am Rhein aufgehalten zu haben 39. 11 Gesicherte Aufenthalte sind in der Folgezeit für Maximian spärlich. Es folgten die militärischen Aktionen in Spanien und Nordafrika wohl um die Jahreswende 296/97 unter der Oberleitung und Präsenz Maximians.40 Es ist zu betonen, dass die epigraphischen Zeugnisse aus der Villa in Cercadilla die Anwesenheit Maximians nicht unstrittig belegen können41. Gesichert ist seine Präsenz in Karthago für den 10. März 29842. Der Augustus scheint sich längere Zeit in Nordafrika aufgehalten zu haben 43. Im Jahr 299 zog Maximian feierlich in Rom ein und scheint einige Zeit in Rom zugebracht zu haben44. 12 Bis zu seiner Abdankung im Jahr 303 dürfte sich Maximian vorwiegend in Mailand befunden haben45. November/Dezember 303 trafen Diocletian und Maximian dann in Rom zusammen und feierten ihre vicennalia46. Am 21. April 304 verließ Maximian Rom47. Im Winter desselben Jahres traf er sich an einem ungenannten Ort mit Galerius 48. Am 1. 78 Mai 305 dankte Maximian zugunsten des Constantius ab und zog sich (vorerst) ins Privatleben zurück49. 13 Für den Caesar Constantius lässt sich folgendes Itinerar rekonstruieren: Wohl am 1. März 293 wurde Constantius an einem unbekannten Ort zum Caesar ernannt. 50 Noch im selben Jahr vertrieb er Carausius vom Festland, der sich in Boulogne sur Mer festgesetzt hatte.51 Zudem verjagte er die Franken aus dem Bataverland 52. Diese Aktivitäten lassen vermuten, dass Constantius sich zu dieser Zeit in einer Stadt am Niederrhein (Köln [?]) aufhielt. Am 5. August 294 ist er in Köln belegt 53. 14 Bis in das Jahr 296 gibt es keine gesicherten Informationen über die jeweiligen Aufenthalte des Constantius54. Wohl Ende 296 gelang es Constantius Britannien zurückzuerobern, sodass er in London und/oder Umgebung zu vermuten ist 55. 15 Erst am 1. März 297 ist Constantius’ Aufenthaltsort erneut bezeugt, denn an diesem Tag feierte er seinen dies imperii in Trier 56. In der Folgezeit fehlen erneut über einen längeren Zeitraum die Koordinaten des Caesars. Um 300/301 errang er einen Sieg über die Franken, wenige Zeit später–jedenfalls im Jahr 302–konnte er germanische Invasoren auf dem Gebiet der Lingonen Zurückschlagen57. Im Winter des Jahres 304 errang Constantius einen weiteren Sieg über germanische Stämme in der Nähe von Windisch58. Wohl im Winter des Jahres 304/305 drangen erneut Germanen über den Rhein vor, der aufgrund extremer Kälte zugefroren war. Sie konnten jedoch von Constantius zurückgeschlagen werden59. 16 Am 1. Mai 305 wurde Constantius zum Augustus erhoben60. Noch im Winter desselben Jahres ist er bereits wieder in Britannien bezeugt, das er in der Zwischenzeit offenbar zurückerobert hatte und wo er gegen die Picten vorging61. Doch am 25. Juli 306 verstarb Constantius plötzlich und unvorhergesehen in York62. 17 Da das System der Tetrarchie in der Folgezeit schnell zerfiel, findet die Untersuchung zu den tetrarchischen Residenzen mit dem Tod des Constantius Chlorus gewissermaßen einen natürlichen Endpunkt63. Aus den Reiserouten die Dauer der Aufenthalte in den verschiedenen Städten abzuleiten, ist ein schwieriges Unterfangen 64. Zunächst muss versucht werden, die Zeit zu berechnen, die für die Reisen benötigt wurde. Wenn man diese von der jeweils zur Verfügung stehenden gesamten Zeitspanne abzieht, dann ergibt sich daraus die maximale Dauer, die zum „Residieren“ zur Verfügung stand. Eine besondere Schwierigkeit stellt die Zuweisung dieser theoretisch zur Verfügung stehenden Zeit zu einem bestimmten Ort dar (Ausgangs-oder Zielort der jeweiligen Etappe). Dabei kann nicht in systematischer Weise (etwa: zwischen Ausgangs-und Zielort jeweils halbieren) vorgegangen werden, sondern es muss im Einzelfall anhand des Verlaufs der Route sowie der historischen Ereignisse individuell entschieden werden. Ich habe meine „Kalkulationen“ versucht in einer Tabelle zu veranschaulichen. Die Schwierigkeit liegt vor allem daran, dass die Itinerare über weite Strecken augenscheinlich nur sehr ungenau rekonstruiert werden können. So gibt es diverse Zeitintervalle, in denen nichts über die Tetrarchen zu erfahren ist. Betrachtet man jedoch das Bewegungsprofil Maximians im Jahr 293, in das die meisten Belege fallen, so gewinnt man den Eindruck, die Kaiser hätten kaum je längere Ruhepausen eingelegt. Aufgrund der ungleichen Verteilung der Quellen drängt sich somit die Vermutung auf, dass die scheinbar langen Ruhephasen (vor allem?) auf fehlende Belege zurückzuführen sind. Für eine Auswertung der Itinerare muss das Fehlen von Informationen dennoch als Verbleiben am letztbekannten Ort gewertet werden. Aufgrund der eben aufgezeigten Bedenken dürfen diese langen „Pausen“ jedoch nur 79 unter Vorbehalt berücksichtigt werden. Es muss wohl nicht weiter betont werden, dass die Ergebnisse solcher Berechnungen in jedem Fall lediglich vage Approximationen darstellen, die mit äußerster Vorsicht zu benutzen sind. 18 Zusammenfassend lassen sich folgende Erkenntnisse festhalten: Über die Reisetätigkeit des Augustus sind wir weit besser informiert, als über jene des Caesars 65. Der Aktionsradius Maximians umfasste den gesamten Westen, auch nachdem Constantius zum Caesar ernannt worden war. Dieser Eindruck könnte zumindest zum Teil auch der besseren Dokumentation seiner Reisetätigkeit geschuldet sein. Aufenthalte in Trier, Reims, Lyon, Verona, Aquileia, Ravenna, Pisa, Rom, Karthago, diversen Städten Spaniens und der Nordwestprovinzen sind für Maximian belegt. Unstrittig ist zudem, dass er sich am häufigsten und wohl auch die meiste Zeit in Mailand aufhielt. Auch für Constantius sind Aufenthalte in Mailand bezeugt bzw. anzunehmen. Für folgende Städte sind Aufenthalte des Constantius gesichert: York, Boulogne, Köln, London, Trier und Windisch. Dabei spielte offensichtlich Trier die bedeutendste Rolle, was allein schon anhand der Tatsache abzulesen ist, dass hier wohl drei Lobreden auf Maximian und Constantius gehalten wurden66. Viele Stationen der Herrscher wurden durch militärische (oder andere) Notwendigkeiten vorgegeben. Für die Residenzen der Kaiser lassen sich in diesen Fällen nur wenige Erkenntnisse gewinnen. Besonders aufschlussreich ist das Jahr 293, in dem Maximian unruhig von einer norditalienischen Stadt in die nächste reiste, wobei sein Antrieb eben nicht strategische Überlegungen waren. Ähnlich wie Statthalter scheinen auch die Tetrarchen von Stadt zu Stadt geeilt zu sein, freilich nicht regelmäßig. Dabei machten sie offensichtlich in größeren Städten halt, wobei die Aufenthalte möglichst kurz gehalten wurden. Gerade die Klagen von Städten über die Auswirkungen von Kaiserbesuchen können dieses Verhalten hinreichend erklären und zeugen zugleich vom Weitblick der Herrscher 67. Was lässt sich nun über die sogenannten „Residenzstädte“ sagen? Kaum mehr, als dass es im Westen nur zwei Städte gab, die diesen Titel verdienten–nämlich Mailand und Trier, wobei die Metropole in Norditalien wohl einen gewissen Vorrang genoss 68. 19 Alle anderen Städte, die von den Kaisern besucht wurden, waren meist durch Faktoren wie militärische Notwendigkeit, Größe der Stadt, Route der Reise etc. vielfach vorgegeben. Hinsichtlich der Qualität und Quantität der Präsenz der Kaiser reihen sich Städte wie London Köln, Lyon, Verona, Pavia, Aquileia, Ravenna und selbst Rom hinter Mailand und auch Trier ein69. Ellen Riemer nannte diese Städte m. E. treffend „temporäre Regierungssitze“, was den soeben skizzierten Sachverhalt bestens benennt70. III. 20 Dass der Besuch der Kaiser in aller Regel mit dem Ausbau der Städte einherging, lehrt der Panegyricus auf Konstantin aus dem Jahr 310: Quaecumque enim loca frequentissime tuum numen inlustrat, in bis omnia et hominibus et moenibus et numeribus augentur 71. Dabei ist in den Residenzen in besonderer Weise mit Repräsentationsbauten zu rechnen, die der Begegnung von Volk und Kaiser dienten. Dieser Tatsache wurde in jüngerer Zeit in mehreren Untersuchungen Rechnung getragen72. Im Gegensatz dazu standen die Nutzbauten im Kontext tetrarchischer Residenzstädte und temporärer Regierungssitze kaum je im Fokus antiker Quellen oder auch wissenschaftlicher Studien 73. 80 21 Da alle diese Städte durch die Jahrhunderte hindurch bevölkert blieben, sind archäologische Erkenntnisse weitestgehend dem Zufall überlassen, sodass sich zunächst die Frage stellt, nach welchen Gebäuden Ausschau zu halten ist. Luke Lavan nennt in seiner Arbeit zu diesem Thema horrea, fabricae, Aquädukte und militärische Bauten74. In dieser Aufzählung von Nutzbauten fehlt m. E. (zumindest) eine ganz zentrale Architektur: die moneta 75. Dass es zwischen den temporären Regierungssitzen und der Münzprägung eine enge Verbindung gab, ist allein schon an der Liste der Städte zu erkennen, in denen in der Zeit der ersten Tetrarchie Reichsmünzen geprägt wurden: London, Lyon, Pavia, Aquileia, Rom und Karthago 76. Die Überschneidung mit den Städten, die oben als temporäre Regierungssitze ausgemacht wurden, ist frappierend und allzu offensichtlich. Überraschend ist, dass Mailand in der Gruppe fehlt und man muss sich fragen, weshalb just in Mailand keine Prägestätte eingerichtet wurde. Dahinter kann nur eine bewusste Entscheidung gestanden haben, doch lässt sich kaum mit Gewissheit sagen, welches die Gründe im Einzelnen waren. Möglicherweise wollte man sich in Mailand gänzlich auf die repräsentativen Bauten konzentrieren und lagerte deshalb die Münze nach Pavia aus. Wie dem auch sei, kurze Zeit später wurde auch in Mailand eine Münze eingerichtet. 22 Noch enger war die Verbindung der Kaiser zu jenen Münzstätten, in denen Gold geprägt wurde. Seit jeher wachten die Kaiser mit Argusaugen über die Goldprägung, die bis in das 3. Jahrhundert nahezu ausschließlich in Lyon und zum Teil in Rom erfolgte 77. Für diese Wachsamkeit gab es gute Gründe. So wird gemeinhin angenommen, dass das Heer in Gold bezahlt wurde, was zu einem Teil sicherlich zutrifft. Dennoch dürften bis in tetrarchischer Zeit die Gehälter einfacher Militärs in Silber ausbezahlt worden sein, während Goldmünzen und multiplet der Bezahlung höherer und höchster Ränge Vorbehalten blieben78. Golddonaüve wurden vom Kaiser regelmäßig an verdientes Personal und den nahestehenden comitatus ausgegeben, um so die nächste Umgebung eng an die eigene Person zu binden79. Großzügige Geschenke und pünktliche Bezahlung kamen also einer Lebensversicherung gleich. Damit liegt die Bedeutung der Goldprägestätten für die Kaiser auf der Hand. Trotz der zentralen Bedeutung für die Machthaber ist bis dato keine der monetae archäologisch nachgewiesen. 23 In Trier wurden seit 293/294 Reichmünzen geprägt80. Doch auch für die Moselmetropole fehlt bisher ein archäologischer Nachweis der moneta. Immerhin ist für die frühe Kaiserzeit die Prägestatt belegt. Man hat diese Prägestätte zwar am Viehmarkt(platz) vermutet, doch stehen archäologische Belege aus 81. Für die Folgezeit fehlen selbst die Belege einer Prägestätte in Trier. Erst ein Schwank aus der historia Augusta suggeriert, es habe zur Zeit des Gallischen Sonderreiches erneut eine Münzstätte in Trier gegeben. Victoria–die Mutter des Usurpators Victorinus–habe Münzen mit ihrem Konterfei prägen lassen: „In Bronze-, Gold-und Silbermünzen wurde ihr Bild geschlagen, deren Prägestempel noch heute in Trier vorhanden ist.“ 82Nimmt man die Nachricht des in vielerlei Hinsicht ungewöhnlichen Autors ernst, so wäre damit ein Stempel belegt, der in Trier aufbewahrt wurde und nicht mehr. Der Nachricht in der historia Augusta hat man die Mosaikinschrift eines Marcus Pia(v)onius Victorinus an die Seite gestellt, der als tribunus praetorianorum (möglicherweise) in Trier tätig war83. Aus diesen Zeugnissen wollte man ableiten, der Kaiser des gallischen Sonderreiches Victorinus habe in Trier residiert und hier in der Zeit von 269-271 Münzen schlagen lassen84. Aus diesen Zeugnissen lassen sich jedoch keine verlässlichen Erkenntnisse gewinnen. Darüber hinaus wurden noch zwei weitere Inschriften als 81 Belege für eine Prägeanstalt unter Victorinus angeführt. Eine Weihinschrift, die im Schutt des Amphitheaters von Trier gefunden wurde, stammt von einem num(m)ularius s(acrae) m(onetae) Au[g(usti)]85. Aus der Inschrift wird zwar unzweifelhaft ersichtlich, dass der Stifter Annulinus Polibius (sic!) der familia Caesaris angehörte. Zudem lässt sich die Inschrift mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Zeit von 250-300 datieren 86. Allerdings bleibt offen, wo Polibius seinem Beruf nachging. Eine in Rom aufgefundene Inschrift nennt einen procurator monetae Trivem(a)e 87. In diesem Fall ist zwar die moneta für Trier bezeugt, doch ist das Dokument nicht zuverlässig datierbar 88. Diese Zeugnisse sind insgesamt nicht in der Lage zu belegen, dass in der Regierungszeit des Victorinus in Trier eine Münze eingerichtet wurde. Spätestens mit Tetricus lässt sich jedoch in Trier (erneut) eine Prägestatt unzweifelhaft nachweisen. 24 Die Münzen selbst erlaubten bisher lediglich die Erkenntnis, dass mit Laelian neben der etablierten Kölner moneta eine weitere in Gallischen Sonderreich eingeführt wurde, die bis in die Zeit des Tetricus Münzen ausgab89. Und so wurde diese zweite Münzstätte mit unterschiedlichen Argumenten verschiedenen Städten zugewiesen90. Ja, die Emissionen wurden auch einer mobilen Prägestätte–also eine moneta comitatensis–zugeschrieben 91. Die Frage, wo sich diese Münzprägestätte befand, scheint nun seit dem Jahr 2005 geklärt. Bei Ausschachtarbeiten wurde im Norden Triers in der Nähe der Porta Nigra Reste der Münzstätte gefunden92. Damit dürfte die Diskussion um die zweite Münzstätte des Gallischen Sonderreiches entschieden sein. Die Tatsache, dass es sich bei dem spektakulären Fund offensichtlich um einen Schuttabraum handelt, wirft freilich die Frage auf, an welcher Stelle die tetrarchische Münzstätte ursprünglich gestanden hatte93. 25 Die Reichsmünze in Trier stammte von zwei Offizinen der Münze in Lyon ab und entwickelte sich schnell zu einer der wichtigsten Prägestätten im Westen, wobei von Anfang an auch in Gold geprägt wurde94. Betrachtet man den Ausstoß an Goldmünzen der Trierer Prägestätte, so sticht nicht nur eine überdurchschnittliche thematische Vielfalt ins Auge, sondern auch die schiere Anzahl95. Der enorme Ausstoß an Münzen lässt sich am Anteil an den Fundmünzen in den Nordwestprovinzen gut ablesen 96. Vor diesem Hintergrund ist im temporären Regierungssitz in Trier für die Zeit vom 1. März 293 bis 25. Juli 305 mit enormen Goldmengen zu rechnen. 26 Dabei muss man sich vor Augen halten, dass in der späten römischen Kaiserzeit Kriminalität durchaus ein geläufiges Problem war, das auch vor staatlichem oder kaiserlichem Besitz nicht haltmachte97. Eine solch enorme Konzentration von Edelmetallen musste folglich hinreichend abgesichert werden. Heinz Heinen hat vermutet, es sei eine eigene militärische Einheit zur Bewachung abbestellt worden 98. Dies ist durchaus plausibel, auch wenn eine solche „Garnison“ nicht belegt ist. Wahrscheinlich dürfte diese Aufgabe beneficiant übertragen worden sein, weshalb ein Beleg schwer fällt99. Doch selbst mit Bewachung bleibt das Bild unvollständig: Auch heute werden enorme Wertanhäufungen nicht nur durch starke Wachmannschaften, sondern zusätzlich durch spezielle Bauten gesichert. Aufgrund der prinzipiell unveränderten Ausgangslage wäre es merkwürdig, wenn die römische Antike nicht auch auf massiven architektonischen Schutz des Goldes gesetzt hätte. 27 Eusebius berichtet in seiner vita Constantini, Constantius Chlorus habe auf Drängen Diocletians von seinen Untertanen eine „freiwillige“ Gold-und Silberabgabe einfordern müssen100. In diesem Kontext, der in Trier anzusiedeln ist, wird auch ein Schatzhaus (θησαυϱός erwähnt, wohin der Caesar alle Abgaben bringen ließ 101. Nachdem sich die 82 Gesandten Diocletians von dem Erfolg der ungewöhnlichen Maßnahme überzeugt hatten, ließ Constantius die Schätze wieder an ihre ursprünglichen Eigentümer verteilen. Der märchenhafte Charakter der Erzählung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Geschichte von Eusebius in einem möglichst authentischen Umfeld eingebettet werden musste. Insofern ist die Angabe in der vita Constantini nicht nur plausibel, sondern muss als historischer Beleg ernst genommen werden, was durch die Erwähnung eines praepositus thesaurorum Triberorum in der notitia dignitatum untermauert wird102. Ein θησαυϱός in Trier würde die Staatskasse weniger gegen regelrechte Feinde-unabhängig davon ob diese von innen oder von außen kommen– schützen103, als vielmehr vor allenthalben präsenten kriminellen Energien. Doch wie müsste man sich ein solches Bauwerk vorstellen? Abb. 1 (links) Fundament nordöstlich der Basilika. 83 Abb. 2 (rechts) Basilika und Umgebung. Plan der antiken Mauerreste. 28 29 Es ist m. E. davon auszugehen, dass θησαυϱός und Prägestätte in einem Gebäude verortet waren104. Nur so ließen sich permanente und schwer zu überwachende Goldtransporte zwischen dem einen und dem anderen Ort vermeiden. Da es sich zudem in erster Linie um einen Nutzbau handelte, ist zu vermuten, dass Zierelmente wie etwa Mosaiken, Malereien oder Bauornamente kaum oder gar nicht verbaut waren. Da man sich die Ausführung des Baus überdurchschnittlich massiv und stabil vorstellen muss, liegt die Vermutung nahe, dass man den Umfang des Gebäudes möglichst gering hielt, um auf diese Weise den Aufwand sowohl für den Bau als auch für die Überwachung möglichst klein zu halten. Den nötigen Raum für einen solchen Zweckbau darf man sich nicht allzu groß vorstellen, denn eine Offizin bestand aus kaum einem Dutzend Arbeiter105. Auch die Werkzeuge und das Gold erforderten kaum viel Raum. Darüber hinaus wird man den Bau wohl in der Nähe des administrativen Zentrums vermuten dürfen. So konnte nicht nur Wachpersonal gespart werden, sondern der gesamte Komplex stand aufgrund der Nähe zum Hof unter laufender Kontrolle. Auch konnten Geschenke oder Einkünfte relativ unkompliziert in den gesicherten und nahegelegenen Bau gebracht werden. Fasst man diese praktischen Anforderungen an den Trierer θησαυϱός zusammen, so sollte man ein kompaktes, schnörkelloses Gebäude mit massiven Mauern in unmittelbarer Nähe zum Palast erwarten. Auf der Suche nach Strukturen im Stadtplan des antiken Trier fallen schnell Fundamente nordöstlich der Basilika ins Auge (Abb. 1) 106. Zwar konnte aufgrund moderner Bebauung nur das Fundament der westlichen Außenmauer ergraben werden, doch kann der Grundriss anhand dieses Befundes mit einiger Zuversicht ergänzt werden (Abb. 2)107. Danach dürfte es sich um ein nahezu quadratisches Gebäude gehandelt haben, dessen Nord-Süd-Ausdehnung rund 30 m betrug 108. Auffällig an den Fundamenten sind in erster Linie die gewaltigen Ausmaße, die vor allem an den in regelmäßigen Abständen eingefügten lisenenartigen Verstärkungen selbst die 84 Fundamente der Palastaula übertreffen! Vor allem aufgrund dieser Ausmaße wurde in der Vergangenheit die Vermutung abgeleitet, es habe sich entweder um ein sehr hohes, turmartiges Gebäude oder aber um ein horreum gehandelt, das ja bekanntlich sehr hohen Belastungen durch das Gewicht des Getreides standhalten musste 109. Außer dem mächtigen Fundament, gibt es keinen Grund an dieser Stellen einen Turm zu vermuten. Es ist schlichtweg kein vergleichbares Bauwerk aus der römischen Antike bekannt, das eine solche Deutung nahelegen würde. Hätte in Trier ein solcher Turm gestanden, so dürfte man zudem im Panegyricus auf Constantin dem Großen die Erwähnung einer solch einzigartigen turris erwarten 110. Und der Vergleich mit den Fundamenten der horrea bei St. Irminen in Trier zeigt, dass es sich hierbei um ein Gebäude gehandelt hat, das eine gänzlich andere Funktion gehabt haben muss111. Kurzum: Die bisherigen Deutungsvorschläge sind wenig überzeugend. Demgegenüber brächte der Bau, der einst auf diesen Fundamenten stand, alle Voraussetzungen eines Schatzhauses mit sich: unmittelbare Nähe zum Palast, fehlender Dekor (dies kann auch andere Gründe haben), verhältnismäßig kompakte Außenmaße des Gebäudes und zugleich die äußerst massive Bauweise. Zwar bleibt man von einem Beweis weit entfernt, dennoch scheint mir die vorgeschlagene Erklärung der auffälligen Fundamente einige gewichtige Argumente für sich verbuchen zu. IV. 30 Die Auswertung der Reisen und Aufenthalte der zwei westlichen TetrarchenMaximianus und Constantius-hat angedeutet, dass die Herrscher nahezu permanent in Bewegung waren, auch wenn dies die Quellen nicht immer bezeugen. Trotzdem ist zu erkennen, dass Mailand und wohl auch Trier als Residenzen eingerichtet wurden und Rom in dieser Funktion beerben sollten. Darauf deuten nicht nur die Anzahl der Besuche hin, sondern auch ihre Qualität. Daneben sind mehrere zeitweilige Regierungssitze zu erkennen, in denen die Kaiser wiederholt haltmachten. Es handelt sich ausnahmslos um große Städte, die die zeitweilige Präsenz des comitatus und der familia Caesaris relativ problemlos auffangen konnten. 31 Auffällig ist, dass diese temporären Regierungssitze weitgehend identisch sind mit jenen Städten, in denen es Münzstätten gab. Ein archäologischer Befund einer moneta steht bisher aus. Möglicherweise sind die Fundamentreste eines verlorenen Baus nordöstlich der Basilika bzw. nördlich des Renaissanceschlosses in Trier als Überreste der moneta bzw. des Schatzhauses anzusprechen. 32 Beim derzeitigen Stand der Forschung muss die vorgetragene Deutung freilich ein Gedankenspiel bleiben. Nur die Publikation der Grabungsergebnisse aus den Jahren 1985/86 könnte vielleicht fundiertere Ergebnisse ermöglichen. Tetrarch Maximian – Reisen und Aufenthalte: Ausgangsort wahrscheinliche Orte / (belegt) Route Pavia (Mitte [?] 285) Nordwestprovinzen Zielort (belegt) Distanz abgeleitet: Reisedauer und Aufenthaltsdauer Mailand 2.300 km / 230-60 Tape / 0-170 (10.02.286) Tape 85 Mailand (10.02.286) Mainz (21.06.286) Mailand (?) 01.04.286 Nordwestprovinzen Mainz (21.06.286) 675 km / 65-15 Tage / 65-115 Tape Köln (?) 180 km / 18-4 Tage / 172-186 (01.01.287) Tape Köln (?) (01.01.287) unbekannt Trier / Köln / Mainz (?) ? km / ? Tage / 830 Tage (21.04.289) Trier/Köln/Mainz (?) (21.04.289) Nordwestprovinzen Trier (?) (28.05.290) ? km / ? Tage / 450 Tage Trier (?) (28.05.290) Lyon Mailand (?) (22.12.290) 950 km / 95-25 Tage / 115-185 Tape Mailand (22.12.290) Mailand / Rom (?) Reims (18.02.291) 750 km / 60-18 Tage / 0-42 Tape Reims (18.02.291) Nordwestprovinzen Trier (Sommer 291) 210 km / 21-5 Tage / mehrere Monate Trier (Sommer 291) Nordwestprovinzen Mailand (?) Ravenna (18.03.293) direkt (?) Pisa (03.04.293) direkt (?) / Ravenna (18.03.293) Pisa (03.04.293) Mailand (02.05.293) Mailand (02.05.293) direkt (?) Verona (19.05.293) Verona (19.05.293) Norditalien (?) Lyon (Herbst 293) Lyon (Herbst 293) Rom (Okt. 294) direkt (?) direkt (?) Rom (Okt. 294) 1.000 km / 100-25 Tage / 1.700-1.775 Tage 200 km / 20-5 Tage / 5-20 Tape 300 km / 30-7 Tage / 0-23 Tape 150 km / 15-4 Tage / 2-13 Tape 600 km / 60-15 Tage / 10-55 Tape 1.000 km/60-25 Tage/0-35 Tape Mailand/Verona 650 km/65-16 (Dez. 295) Tape Tage/355-404 Mailand / Verona direkt (?) (Dez. 295) Aquileia (31.03.296) Aquileia (31.03.296) direkt (?) Rhein (?) 800 km/80-20 Tage/40-100 Tape (Sommer 296) Rhein (?) (Sommer 296) Spanien / Nordafrika Karthago (10.03.298) 215 / 21-5 Tage / 200-216 Tape 3.700 km / 370-92 Tage / 240-518 Tape 86 Karthago (10.03.298) Nordafrika (?) Rom Rom (21.04.304) Monate (?) Rom (Nov. / Dez. 600 Mailand (?) (299) 910 km / 91-22 Tage / mehrere Rom (299) Sirmium (?) km/60-15 303) Monate, (?) ? (01.05.305) ? /? / ? Tage/viele Tetrarch Constantius – Reisen und Aufenthalte: Ausgangsort wahrscheinliche Orte / Zielort Distanz abgeleitet: Reisedauer und (belegt) Route (belegt) Aufenthaltsdauer Mailand ? (01.03.293) Boulogne / Niederrhein Köln (05.08.294) 1.500 km / 150-37 Tage / 390-503 Köln (05.08.294) 33 London Britannien u. U.? (Ende 296?) 550 km / 55-14 Tage / 455-496 Tape London u.U.? (Ende 296?) Britannien? Trier (01.03.297) 580 km / 58-15 Tage / 62-105 Tage Trier (01.03.297) Niederrhein Windisch (304) 330 km / 33-8 Tage / mehrere Jahre Windisch (304) Rhein / ? Köln? (304/305) Köln ? (304/305) ? Mailand? (01.05.305) Mailand ? (01.05.305) Nordwestprovinzen York (25. Juli 306) 480 km / 48-12 Tage / mehrere Wochen? 810 km / 81-20 Tage / 69-130 Tape 1.500 km / 150-37 Tape / 300-413 Tape Zu den Tabellen: Die Kalkulationen, die den Tabellen zu Grunde liegen, benutzen approximative Werte, deren Bedeutung vor allem in der Veranschaulichung liegt, wie wenig Zeit den Tetrarchen theoretisch zum Verweilen an den jeweiligen Orten zur Verfügung stand. Exakte Informationen können jeweils nur die Ausgangs-bzw. Endpunkte einer Reise bieten. Die Distanz zwischen den Orten wurde mit Google-Maps ermittelt und gerundet. Für die Reisezeit (zu Wasser oder zu Land bleibt unberücksichtigt) wurde der Berechnung eine minimale (= 10 km/Tag) und eine maximale Durchschnittsgeschwindigkeit (= 40 km/Tag) zu Grunde gelegt. Die Zeiten, die abzüglich dieser Reisezeiten übrig bleiben, stand den Tetrarchen theoretisch zur Verfügung, um in einer der Residenzstädte zu verweilen (unterstrichen in letzter Spalte). Die so errechnete Zeit kann entweder zur Gänze am Ausgangs-oder Zielort oder aber geteilt zwischen diesen Orten zugebracht worden sein. Dies lässt sich nur in äußerst wenigen Ausnahmen mit Sicherheit erkennen. Aufgrund der dürftigen 87 Quellenlage ist davon auszugehen, dass den Herrschern in Wirklichkeit weit weniger Zeit zur Verfügung stand. Es liegt auf der Hand, dass die auf diese Weise gewonnenen Ergebnisse mit äußerster Vorsicht benutzt werden müssen. Abbildungsnachweis 34 Abb. 1: Reproduktion nach Fontaine (wie Anm. 106) Abb. 17. 35 Abb. 2: Reproduktion nach Fontaine (wie Anm. 106) Abb. 2. NOTES 1. Sicherlich niemals in Rom waren Maximinus Thrax, Quintillus, Florianus und Numerianus. Allg. zu den Rombesuchen der sog. Soldatenkaiser: Halfmann H., Itinera Principum. Geschichte und Typologie der Kaiserreisen im Römischen Reich, Stuttgart 1986, 216-242; Hedlund R., “... achieved nothing worthy of memory” – Coinage and Authority in the Roman Empire, c. AD 260-295, Uppsala 2008, 124f; Johne Κ.-P., Das Kaisertum und die Herrschaftswechsel, in: ders. (Hg.), Die Zeit der Soldatenkaiser. Krise und Transformation des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert n. Chr. (235-284), 2 Bde., Berlin 2008, Bd. 1, 584-632; hier: 627ff. 2. Dies ist nicht zuletzt daran zu erkennen, dass sie keine Adventusprägungen für Rom prägen liessen. Vgl. Bauer F.A., Stadt ohne Kaiser. Rom im Zeitalter der Dyarchie und Tetrarchie, in: Fuhrer T. (Hg.), Rom und Mailand in der Spätantike. Repräsentationen städtischer Räume in Literatur, Architektur und Kunst, Berlin 2012, 3-86; hier: 4ff. (mit weiterer Lit.). 3. Zuletzt Bauer 2012 (wie Anm. 2), 72: „Rom war für die Tetrarchen so unattraktiv, weil es Ansprüche an die Herrscher stellte, die in diametralem Gegensatz zur tetrarchischen Regierungs form und zum Selbstverständnis der Tetrarchen stand.“Vgl. Christol M., Rome sedes imperii au IIIe siècle ap. J.-G, QCCCM 2, 1990, 121–147. 4. In der Wissenschaft werden unterschiedliche Städte zu den Residenzen der Tetrarchen gezählt; eine allgemein akzeptierte Definition von Residenzstadt fehlt offensichtlich. Um nur einige prominente Einschätzungen (jeweils nur für den Westen) anzuführen: Barnes T.D., The New Empire of Diocletian and Constantine, Cambridge Mass. /London 1982, 56-61 (Trier, Mailand, Aquileia, Karthago); Williams S., Diocletian and the Roman Recovery, London 1985, 67 (Trier, Mailand); Duval N., Résidences impériales: leur rapport aves les problémes de légitimaté, les partages de l’empire et la chronologie des combinaisons dynastiques, in: Paschoud F. /Szidat J. (Hgg.), Usurpationen in der Spätantike (Kolk Bern 1996), Stuttgart 1997, 127-153; hier: 137 (Mailand, Aquileia, Trier); Corcoran S., The Empire of the Tetrarchs. Imperial Pronouncements and Government AD 284-324, Oxford2 2000, xvii (York, Trier, Arles, Cordoba, Mailand, Aquileia, Rom; Karthago, Carnuntum); Kuhoff W, Diokletian und die Epoche der Tetrarchie. Das römische Reich zwischen Krisenbewältigung und Neuaufbau (284-313 n. Chr.), Frankfurt a.M. 2001, 716ff. (Lyon, Trier, Mailand, Aquileia, Cordoba); Witschel C, Trier und das spätantike Städtewesen im Westen des römischen Reiches, in: Trierer Zeitschrift 67/68, 2004/5, 223-272; hier: 231 ff; Bauer 2012 (wie Anm. 2), 7 (Mailand, Trier). 5. Vgl. zuletzt Witschel 2004/5 (wie Anm. 4), 223ff; passim. 88 6. Frazer A., The Iconography of the Emperor Maxentius’Buildings in Via Appia, in: Art Bulletin 48, 1966, 385-392. Dass tetrarchische Residenzstädte charakteristische Bauten aufweisen, wurde zuletzt wieder von Ziemssen (Die Kaiserresidenz in der Zeit der Tetrarchie, in: Fuhrer T. [Hg.], Rom und Mailand in der Spätantike Repräsentationen städtischer Räume in Literatur, Architektur und Kunst, Berlin/Boston 2012, 87-110; hier: 87) vorausgesetzt. 7. V. a. Duval N., Existe-il une structure palatiale propre à l’antiquité tardive?, in: Levy E. (Hg.), Le système palatial en Orient, en Grèce et à Rome (Koll. Straßburg 1985), Straßburg 1987, 453-490; hier v. a. 475ff; 489; ders., 1997 (wie Anm. 4). 8. Vgl. Georges, s.v. residere, Bd. 2, 2344. 9. Herod., 1, 6, 3-5. Die Anekdote spielt zu Commodus’Zeit, doch stehen dahinter offensichtlich Erfahrungen aus dem 3. Jh. In Anlehnung daran: Mayer E., Rom ist dort, wo der Kaiser ist: Untersuchungen zu den Staatsdenkmälern des dezentralisierten Reiches von Diocletian bis zu Theodosius IL, Mainz 2002. 10. Die folgenden Überlegungen fußen maßgeblich auf diesen Studien: Mommsen T., Über die Zeitfolge der Verordnungen Diocletians und seiner Mitregenten, in: Gesammelte Schriften, Berlin 1905, Bd. 2, 195-291; Ensslin W, s.v. Maximianus (Herculius), in: RE 14, 1930, 2489-2516; hier: 2489ff; Millar T., The Emperor in the Roman World, 31 BC-AD 337, Oxford 1977; bes. Barnes 1982 (wie Anm. 4); Zuckerman C., Les campagnes des Tétrarques, 296-298. Notes de chronologie, in: AnTard 2,1994, 65-71; Corcoran2 2000 (wie Anm. 4); Kuhoff 2001 (wie Anm. 4). 11. Eutr., 9, 20, 3; Pan. Lat., 10(2), 4, 2ff. RIC 5, 2, 241, Nr. 203 (Ticinum). Da die Zeugnisse weder eine eindeutige Datierung noch Lokalisierung der Caesarernennung Maximians erlauben, finden sich in der Forschungsliteratur verschiedene Lösungsvorschläge: Barnes 1982 (wie Anm. 4), 4; 56 (21. Juli 285, Mailand); Chastagnol A. Le Bas-Empire, Paris 1969, 15 und Kolb E, Diocletian und die erste Tetrarchie. Improvisation oder Experiment in der Organisation monarchischer Herrschaft?, Berlin/New York 1987, 24; 28-33. (10.-18. Dezember 285). Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 33f; u.ö. (vielleicht im Oktober 285). 12. In Boulogne ist zumindest Carausius belegt. Eutr., 9, 21. 13. Ein Aufenthalt an der Rheingrenze ist deshalb wahrscheinlich, da Maximian eine Invasion germanischer Stämme zurückschlug. Pan. Lat., 10(2), 5,1 ff. 14. C. J., 3, 29, 4; 8, 53, 6; frag. Vat., 282. Barnes 1982 (wie Anm. 4), 57; Corcoran 2 2000 (wie Anm. 4), 78f; Nr. 1. Dagegen Mommsen 1905 (wie Anm. 10), 268f; Honoré T, Emperors and Lawyers, Oxford2 1994, 162, Nr. 308. 15. Cons. Const., a. a. 286; Prosp. Tir., chron. a. a. 938; Hier., chron. a. Abr. 2303. Das hier überlieferte Datum wird von Kolb (1987 [wie Anm. 11], 33ff; 51 ff; 63ff.) und Kuhoff (2001 [wie Anm. 4], 55) ohne (überzeugende) Argumente angezweifelt. Einen unstrittigen terminus ante quem liefern die alexandrinischen Münzen, die Maximian bereits vor dem 29. August 286 als Sebastos nennen. Geißen A., Katalog alexandrinischer Kaisermünzen der Sammlung des Instituts für Altertumskunde der Universität zu Köln, Köln 1983, Bd. 4, 98, Nr. 3276ff. Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 55 (spricht sich für Mailand aus). 16. Frag.Vat. 271. Seston W, Dioclétien et la Tétrarchie, Paris 1946, 68; 73, Anm. 2; Barnes 1982 (wie Anm. 4), 57; Corcoran2 2000 (wie Anm. 4), 79, Nr. 2. 17. Zum Ereignis: Pan.Lat., 10, 6, 3-4. Vgl. Lact., mort.pers. 10, 11, 1; CIL 11, 1594. 18. Dafür spricht v. a. die Erwähnung einer ara in Pan. Lat., 10(2), 6, 4. Auch lässt sich schwer vorstellen, dass eine Horde Barbaren unbemerkt (!) bis nach Trier vorgestoßen sei. Die anschließende Strafexpedition über die Reichsgrenze (Pan. Lat., 10[2], 7, lff.) musste den Kaiser jedenfalls an den Rhein geführt haben. Der wenig später erfolgte Brückenbau bei Köln dürfte den gängigen Übergang über den Rhein anzeigen. Vgl. Barnes 1982 (wie Anm. 4), 57 (hält Mainz auch für möglich). Dagegen Seston 1949 (wie Anm. 16), 70 (Trier); Ensslin 1930 (wie Anm.10), 2497 (Trier); Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 62 (Mainz). 89 19. Er scheint das Meer kontrolliert zu haben, da Maximian seine Vorbereitungen zur Invasion Britanniens im Landesinneren treffen musste. Pan.Lat., 10(2), 12, 3ff. Dazu Johnson S., The Roman Forts of the Saxon Shore, London 1976,104; Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 65ff. 20. Pan. Lat., 10(2), 9, 1. Seston (1946 [wie Anm. 16], 29) vermutet, das Zusammentreffen habe in Mainz stattgefunden - dies bleibt eine Spekulation. 21. Pan. Lat., 10(2), 1,4.6,2. Die Rede kann nicht vor 287, aber noch vor 290 (quinquennalia Maximians werden nicht erwähnt) erfolgt sein. Barnes (1982 [wie Anm. 4], 57, Anm. 48) spricht sich für das Jahr 289 aus, was m. E. am besten mit der Konferenz mit Diocletian vereinbar ist. 22. Es existiert keine explizite Nachricht einer Niederlage, doch ist die ungebrochene Herrschaft des Carausius Beleg genug. Vgl. Pan.Lat., 8(5), 12, 2.10(2), 12, 8. Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 84ff. 23. Frag. Vat., 291. Datiert in den III Consulat eines Herrschers. In Frage kommen: Maximian (i.J. 290) oder Constantin (i.J. 313). Corcoran2 2000 (wie Anm. 4), 81, Nr. 17. Vgl. aber Seeck O., Geschichte des Untergangs der antiken Welt, Berlin3 1920, Bd. 1, 161; Barnes 1982 (wie Anm. 4), 71. 24. AE 1981, 777 (= SEG 31, 1981, 1116). Der Aufstand dürfte bereits 289 begonnen haben. 25. Barnes 1982 (wie Anm. 4), 34; 58; Zuckerman 1994 (wie Anm. 10), 67 (der zu Recht betont, dass Maximian nicht in Afrika belegt ist). 26. RIC 5, 2, 222, Nr. 13.261, Nr. 347. Bastien P., Le monnayage de l’atelier de Lyon de la réouverture de l’atelier par Aurélien à la mort de Carin (fin 274-mi-285), Wetteren 1976, 48f. 27. Pan. Lat., 11(3), 4, 2.2, 4 (22. Dezember). 28. Pan. Lat., 11(3), 8, lff. Kuhoff (2001 [wie Anm. 4], 102) argumentiert m. E. einleuchtend, dass das Treffen der Kaiser frühestens im Januar 291 stattgefunden haben kann. Barnes (1982 [wie Anm. 4], 34; 58, Anm. 49) nimmt zudem einen Besuch Roms i.J. 289 (Vw. auf Jul., orat. 1, 5d) an. Betrachtet man das restliche Itinerar Maximians, so dürfte dieser „Abstecher“ eher in das vorgerückte Jahr 290 gefallen sein. Vgl. auch Pan. Lat., 6(7), 8, 7-8. 29. Frag. Vat., 315. Corcoran2 2000 (wie Anm. 4), 79, Nr. 3. Dagegen Ensslin 1930 (wie Anm. 10), 2501. 30. Pan. Lat., 11(3). Barnes 1982 (wie Anm. 4), 58. 31. Pan. Lat., 8(5), 2, 2, 2ff; Chron.Pasch., a. a. 293. Vgl. aber Cons.Const., a. a. 291. Vgl. Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 107ff. 32. C. J., 6, 8, 1.7, 9, 3. Barnes 1982 (wie Anm. 4), 59; Corcoran 2 2000 (wie Anm. 4), 79, Nr. 4. 33. C. J., 9, 45, 5. Corcoran2 2000 (wie Anm. 4), 79, Nr. 7. 34. C. J., 4, 24, 9 (Mailand). 6, 59,2 (Verona). Barnes 1982 (wie Anm. 4), 59; Corcoran 2 2000 (wie Anm. 4), 79, Nr. 5. Dagegen aber Seeck3 1920 (wie Anm. 23), Bd. 1, 454 (emendiert zu 1. März). 35. Basden 1972 (wie Anm. 26), 64f; 218; Nr. 560f; Stutzinger D., Der Adventus des Kaisers und der Einzug Christi in Jerusalem, in: Beck H. /Bol C. (Hgg.), Spätantike und frühes Christentum (Katalog), Frankfurt a.M. 1983, 284-307; hier: 290ff; 298-305; Lehnen J., Adventus Principis. Untersuchungen zu Sinngehalt und Zeremoniell der Kaiserankunft in den Städten des Imperium Romanum, Frankfurt a. M. 1997, 77-84; Hedlund 2008 (wie Anm. 1), 137f. 36. C. J., 9, 16, 5. Corcoran2 2000 (wie Anm. 4), 79f; Nr. 8. Dagegen Mommsen 1905 (wie Anm. 10), 287; Nixon C.E.V. / Rogers B.S. (Hgg., Komm., engl. Übers.), In Praise of Later Roman Emperors, Oxford u. a. 1994, 71; 74, Anm. 47. 37. Frag. Vat., 290 (= FIRA 2, 528): Verona am 29. Sept. 295 (?); frag.Vat., 292 (= FIRA 2, 528f.): Mailand am 21. Dez. 295; Consultatio 5, 7 (= FIRA 2, 601). Allg. Honoré 2 1994 (wie Anm. 14), 166, Nr. 324; 177, Nr. 500.502; Corcoran2 2000 (wie Anm. 4), 80, Nr. 10-13. Vgl. dagegen Barnes 1982 (wie Anm. 4), 73. 38. Frag. Vat., 313. Honoré2 1994 (wie Anm. 14), 177; Nr. 504; Corcoran 2 2000 (wie Anm. 4), 80, Nr. 14. 39. Pan. Lat., 8(5), 13, 3. Dazu Zuckerman 1994 (wie Anm. 10), 68. 90 40. Pan. Lat., 8(5), 5, 2; P. Argent. 480,1 (v. 3). Allg. Lact., mort.pers. 8, 3: „[...] imperii sedem teneret Italiam [...], velAfrica vel Hispania [...].“Vgl. auch CIL 8, 8836 (= CIL 8,20648; ILS 00645; AE 1992,1890); CIL 9324 (= ILS 628; AE 1912, 24; 31). Dazu Zuckerman 1994 (wie Anm. 10), 67f; Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 199ff. 41. CIL2 2,7,260a (= AE 1994,927b): [--- / Consta]nti et M[aximiani / nob]b(ilissimorum) Ca[ess(arum) ---]. Zuversichtlich Hidalgo / Villanueva 1994, 221-240. 42. Frag. Vat., 41 (= FIRA 2, 473); RIC 6, 422-26. Vgl. Eutr., 9, 23; Pan. Lat., 9(4), 21, 2. 43. Zum Aufenthalt siehe die Prägetätigkeit: RIC 6, 422, Nr. 1f. 423f; Nr. 10-14.425f; Nr. 17-26. René Rebuffat (Maximien en Afrique, in: Klio 74, 1992, 371-379) hat versucht, anhand des Bogenmonumentes von Arae Philaenorum ausgedehnte Militäraktionen Maximians in Nordafrika zu belegen. Zwar ist dieser Ansatz durch die Deutung der Monumente durch Wolfgang Thiel (Tetrakionia. Überlegungen zu einem Denkmaltypus tetrarchischer Zeit im Osten des römischen Reiches, in: AnTard 10, 2002, 299-327) überholt, doch lassen sich die militärischen Aktivitäten auch literarisch belegen. Corip., Joh. 1, 478ff. 5,175ff. 7, 530. Allg. dazu Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 204ff. 44. CIL 6,1130 (= 31242; ILS 646; AE 2007, 42). Vgl. Pan. Lat., 7(6), 8, 7. Aufgrund der Beschreibung der Bauaktivitäten der Tetrarchen in Rom durch den Chronographen des Jahres 354 (Chron. Min., 148, Z. 21-23) ist man versucht, einen längeren Aufenthalt Maximians anzunehmen. Vgl. Hier., chron. a. Abr. 2318. Exakte Daten lassen sich dennoch nicht beibringen. Dazu Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 21 Of. Zum archäologischen Befund zuletzt Bauer 2012 (wie Anm. 2). 45. C. J., 7,21,8. Vgl. Aur.Vict, 39, 31f. Honoré2 1994 (wie Anm. 14), 178, Nr. 510; Corcoran-2000 (wie Anm. 4), 81, Nr. 16. 46. Pan. Lat., 6(7), 15, 4ff; Chron. 354 (= Chron. Min., 148, Z. 24); Eutr., 9, 27, 2; Hier., chron. a. Abr. 227. 47. Pan. Lat., 7(6), 8, 8. Barnes 1982 (wie Anm. 4), 60. 48. Lact., mort. pers. 18,1. 49. Lact., port.pers. 26, 7; Eutr., 9, 27, 2.10, 2, 3; Hier., chron. a. Abr. 228 d; Zon., 12, 32. 50. Der Ort ist unbekannt, muss jedoch in der Nähe von Ravenna gelegen sein, da Constantius am 18. März in Ravenna bezeugt ist (dazu gleich). Dass es eine Stadt außerhalb Galliens gewesen sein muss, belegt implizit Pan.Lat., 8(5), 6, 1. Vor dem Hintergrund der Reisetätigkeit des Maximian ist der wahrscheinlichste Ort Mailand. Vgl. Barnes 1982 (wie Anm. 4), 60, Anm. 63. 51. Pan. Lat., 8, 6-7. 52. Pan. Lat., 6(7), 5, 3.7(6), 4, 2.8(5), 8-9. Vgl. Pasqualini A., Massimiano Herculius. Per un’interpretazione della figura e dell’opera, Rom 1979, 35ff. 53. C. J., 5, 12, 21. Barnes 1982 (wie Anm. 4), 60. Dagegen Mommsen 1905 (wie Anm. 10), 286. 54. Barnes (1982 [wie Anm. 4], 60) vermutet in dieser Zeit eine Italienreise, doch gibt es keine Belege hierfür. Die in Pan. Lat., 9(4), 14, 1 erwähnte Italienfahrt dürfte sich wohl eher auf die Reise zur Caesarernennung beziehen. Vgl. Nixon / Rogers, 1994 (wie Anm. 36), 165, v. a. Anm. 54. 55. Die Datierung dieser Militäraktion bleibt umstritten. Ein terminus post quem liegt in der Tatsache vor, dass der Panegyrist des Jahres 296 (Pan.Lat., 9 [4], 21, 2) nicht (!) von einem Sieg über Britannien berichtet. Vgl. Pan. Lat., 8(5), 11f. 14-19; Aur.Vict., 39, 40-42; Eutr., 9, 22; Oros., hist. 7, 25, 6; RIC 6, 34. Allg. Barnes 1982 (wie Anm. 4), 60; Kolb 1987 (wie Anm. 11), 115ff; Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 200, v. a. Anm. 539. 56. Pan. Lat., 8(5), 2, 2, ff. 4, 1f. Vgl. Zuckerman 1994 (wie Anm. 10), 67. 57. Pan. Lat., 6(7), 6, 2f. CIL 10, 3343 (Datierung). Barnes 1982 (wie Anm. 4), 61. Vgl. aber Nixon/ Rogers, 1994 (wie Anm. 36), 225f. 58. Pan. Lat., 6(7), 6, 3. 59. Pan. Lat., 6(7), 6, 4. 60. Oben Anm. 49. 91 61. Pan. Lat., 6(7), 7, 1ff. AE 1961, 240 (= AE 1998, 467; AE 2008, 52): ergibt den 7. Januar 306 als terminus ante quem. 62. Eutr., 10, 1, 3; Socr., hist.eccl. 1, 2, 1. Weitere Belege bei Barnes 1982 (wie Anm. 4), 61; Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 784ff. 63. Zum „Scheitern“ des Systems siehe v. a. Kolb 1987 (wie Anm. 11), 84; Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 935ff; Bleckmann B., Bemerkungen zum Scheitern des Mehrherrschaftssystems: Reichsteilung und Territorialansprüche, in: Demandt A. u. a. (Hgg.), Diokletian und die Tetrarchie. Aspekte einer Zeitenwende, Berlin / New York 2004, 74-94; hier: 74ff. 64. Siehe dazu im Folgenden Tab. 1. 65. Mögliche Ursachen hierfür bei Barnes 1982 (wie Anm. 4), 47ff. 66. Die Panegyrici von Mamertus in den Jahren 289 und 291, sowie möglicherweise die Lobrede auf Constantius im Jahr 297. Pan. Lat. 10(2). 11(3). 8(5). Die Lobreden auf Constantin d. Gr. in den Jahren 310 und 313 haben weniger Gewicht, da der Kaiser (noch) nicht im Besitz des gesamten Reiches war. Pan. Lat., 6(7). 12(9). 67. Z. B. Lib., or. 11, 178. Allg. Halfmann 1986 (wie Anm. 1), 138ff; Lehnen 1997 (Anm. 35), 92-97. 68. Otto Seeck (31920 [wie Anm. 23], Bd. 1, 22) vertrat die Auffassung, die Tetrarchen hätten prinzipiell gar keine Residenzen besessen, sondern weilten immer dort, wo es ihrer bedurfte. Unlängst hat Frank Kolb (Herrscherideologie in der Spätantike, Berlin 2001, 43) diese Auffassung eines „Wanderkaisertums“ erneut vertreten. Realiter war es kaum möglich, einen administrativ so hoch entwickelten Staat wie das Imperium Romanum (ausschließlich) durch eine Wanderregierung und „Pfalzen“ zu verwalten. 69. Der besondere Rang der beiden Städte ist u. a. dem Chronographen a. a. 354 (Stern 1953, 142f.) zu entnehmen, der die imagines urbium nach Rom, Konstandnopel und Alexandria auflistet. Im Lauf des 4. Jhs. scheint Trier Mailand den Rang abgelaufen zu haben. Ammianus Marcellinus (15, 11, 9) bezeichnet Trier als domiciliumprincipum darum und Ausonius (ordo 4) stuft die Moselmetropole konkret nach Rom aber vor Mailand als zweitvornehmste Stadt ein. Vgl. C. T. (i. J. 376), 13, 3, 11. Interessant ist dabei zu beobachten, dass nahezu zeitgleich mit diesem Rangwechsel im Jahr 395 die Münze aus Trier nach Mailand verlegt wurde. Nesselhauf H., Die spätrömische Verwaltung der gallisch-germanischen Länder, Berlin 1938, 28; 33; 93; Wightman E. M., Roman Trier and the Treveri, London 1970, 58; 68f; Brühl C, Palatium und Civitas. Belgica I, beide Germanien und Raetia IL, Köln / Wien 1990, 66f; Duval 1997 (wie Anm. 4), 135-142. 70. Riemer 2003,13. Ähnlich bereits Duval 1997 (wie Anm. 4), 129 (résidences temporaires). 71. Pan. Lat., 6(7), 22, 6. Allg. (mit weiterer Lit.) Bauer 2012 (wie Anm. 2), 7: „... dort (i. e. in den Residenzstädten) entfaltete sich eine z. T. beachtliche Bautätigkeit, dort entstanden Palastanlagen und andere Repräsentationsbauten, deren Zweck oftmals die Verherrlichung des neuartigen Regierungs Systems war.“Allg. Halfmann 1986 (wie Anm. 1), 129-133; Lehnen 1997 (wie Anm. 35), 85-89. 72. Siehe v. a. Arslan E.A., Urbanistica di Milano romana. Dall’insediamento insubre alla capitale dell'Impero, in: ANRW 2, 12/1, 1982, 179-210; Giuliani C.F., Note sull'archittetura delle residenze imperiali dal I al III secolo d. Cr., in: ANRW 2, 12/1, 1982, 233-257; Sena Chiesa G. (Hg.), Milano capitale dell'impero romano 286-402 d.c. (Ausstellungskatalog), Mailand 1990 (diverse Beiträge); Zanker P., Der Kaiser baut fürs Volk, Opladen 1997; Hesberg H.v., Residenzstädte und ihre höfische Infrastruktur – traditionelle und neue Raumkonzepte, in: Boschung D. / Eck W. (Hgg.), Die Tetrarchie. Ein neues Regierungs System und seine mediale Präsentation, Wiesbaden 2006, 133-167; Bauer 2012 (wie Anm. 2) (mit weiterer Lit.); Haug A., Die Stadt als Repräsentationsraum, in: Fuhrer T. (Hg.), Rom und Mailand in der Spätantike. Repräsentationen städtischer Räume in Literatur, Architektur und Kunst, Berlin 2012, 111-136. 73. Jüngst hat Rudolf Haensch (Arx imperii? Der Palast auf dem Palatin als das politischadministrative Zentrum in der Reichshauptstadt Rom nach dem Zeugnis der schriftlichen Quellen, in: Daily O. u. a. (Hgg.), Politische Räume in vormodernen Gesellschaften. Gestaltung – 92 Wahrnehmung – Funktion (Koll. Berlin 2009), Halle 2012, 267-276; v. a. 273) auf die fehlenden Informationen in den Quellen hingewiesen. 74. Lavan L., The late-antique City: a Bibliography Essay, in: ders. (Hg.), Recent Research in LateAntique Urbanism, Portsmouth 2001, 9-26; hier v. a. 20. Allg. zu Bauten für praetoria ziviler Statthalter: Haensch R., Capita provinciarum. Statthaltersitze und Provinzialverwaltung in der römischen Kaiserzeit, Köln 1997, 46; 145; 375f; 380f; 388f; passiw, Schäfer F. E, Das Praetorium in Köln und weitere Statthalterpaläste im Imperium Romanum. Eine Baugeschichtliche Untersuchung und eine vergleichende Studie zu Typus und Funktion (Diss.) Köln 2008 (http:// kups.ub.uni-koeln.de/2941/), 485ff; 486, Anm. 2 (weitere Lit.). 75. Bspw. für Trier: Not.dig. Occ. 11, 35. 76. Noch im Jahr 284 wurde im Westen lediglich in Lyon, Pavia und Rom Reichsmünzen geprägt. Weiser W, Die Tetrarchie. Ein neues Regierungssystem und seine mediale Präsentation auf Münzen und Medaillons, in: Boschung D. /Eck W (Hgg.), Die Tetrarchie. Ein neues Regierungssystem und seine mediale Präsentation, Wiesbaden 2006, 205-227; hier: 209. Vgl. Gutiérrez Casaos 2008, 635-705. 77. Kent J. P. C. u. a., Die römische Münze, München 1973, 23-48. Allg. zur Bedeutung der Goldmünzprägung für die Kaiser Alföldi M. R., Die constantinische Goldprägung als Medium kaiserlicher Propaganda. Untersuchungen zu ihrer Bedeutung für Kaiserpolitik und Hofkunst, Bonn 1963, v. a. 1f; Sutherland C. H. V., Some Political Notions in Coin Types Between 294 and 313, in: JRS 53, 1963, 14-20; hier: 14f. 78. P. Oxy., 1047. Später im Verlauf des 4. Jhs. (Amm., 38, 6, 12) scheinen auch die Soldaten ihren Lohn in Gold ausbezahlt bekommen zu haben. 79. C. T. (i.J. 416), 6, 30, 21. Vgl. P. Oxy., 1047. Dazu Pflaum, H.-G, Les carrières procuratoriennes équestres sous le Haut-Empire Romain, Paris 1960, 204. Konkretes Bsp.: Weiser 2006 (wie Anm. 76), 223ff. 80. Not. dig., Occ. 11, 44: Procurator monetae Triberorum. Pink K., Die Goldprägung der Diocletianischen Tetrarchie, in: NZ 63, 1930, 1-59; hier: 44ff; passim; Gilles K.-J., Die römische Münzstätte Trier von 293/4 bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts, in: Cüppers H. (Hg.), Trier. Kaiserresidenz und Bischofssitz, Mainz2 1984, 49-59; hier: 54, Tab. 1; König L, Die Berufung des Constantius Chlorus und des Galerius zu Caesaren, in: Chiron 4,1974, 567-576; hier: 568; Heinen H., Trier und das Trevererland in römischer Zeit, Trier 1985, 92f; 214f; Kolb 1987 (wie Anm. 11), 76; Brühl 1990 (wie Anm. 69), 65f. 81. Gilles K.-J., Eine weitere unedierte Münze der Treverer aus Trier. Neue Aspekte zu den Anfängen Triers, in: Funde und Ausgrabungen in Trier 21, 1989, 7-18; hier: 7f; ders. Neue Funde und Beobachtungen zu den Anfängen Triers, in: TZ 55, 1992, 193-232; hier: 197f; 220. Zu Recht skeptisch Morscheiser-Niebergall J., Die Anfänge Triers im Kontext augusteischer Urbanisierungspolitik nördlich der Alpen, Wiesbaden 2009, 39. 82. Hist. Aug., trig. Tyr. 31, 3. Dazu König L, Die gallischen Usurpatoren von Postumus bis Tetricus, München 1981,141-157; ders. Die Zeit der gallischen Usurpatoren, in: Cüppers H. (Hg.), Trier. Kaiserresidenz und Bischofssitz, Mainz2 1984, 9-15; hier: 13; Luther A., Das gallische Sonderreich, in: Johne (Hg.), (wie Anm. 1), 334-336 (hier weitere Lit.). 83. CIL 13, 3679. Ausf. Goethert K. / Hoffmann P. / Hupe J., Katalog der römischen Mosaike aus Trier und dem Umland, Mainz 1999, 85-87, Nr. 4; Taf. 3-5; Luther (wie Anm. 82), 334. 84. Bspw. König2 1984 (wie Anm. 82), 14: „Er (i.e. Victorinus) verlegte seine Residenz aus Köln nach Trier, wo nun auch eine zweite,Reichsmünze4 amtierte.“Lafaurie J., L’empire Gaulois. Apport de la numismatique, in: ANRW 2.2, 1975, 853-1012; hier: 872f; 1002ff; Eimer G, Die Münzprägung der Gallischen Kaiser in Köln, Trier und Mailand, in: BJb 146, 1941, 1-106; hier: 7ff. Vorsichtiger Heinen 1985 (wie Anm. 80), 92f. 85. CIL 13, 11311 (= Binsfeld W u. a., Katalog der römischen Steindenkmäler des Rheinischen Landesmuseums Trier, Bd. 1: Götter-und Weihedenkmäler, Mainz 1988, Nr. 48): In h(onorem) 93 d(omus) d(ivinae) dea(e) Dia / na(e) Numini Sanc / tissimo Anulin / us Polibius (sic!) nu / m(m)ularius s(acrae) m(onetae) Au[g(usti)] / n(ostri) ex votoposui[t] /v(otum) s(olmt) / (ibens) m(erito). Dazu König 1981 (wie Anm. 82), 152f; 213 Nr. 94. Zu den nummularii Chantraine H., s. v. Nummularius, in: KIP 4,1972, 202-203. 86. Der Einwand Königs (21984 [wie Anm. 82], 14) gegen eine Datierung in das 3. Jh., da die Bezeichnung sacra moneta erst im 4. Jh. geläufig geworden sei, muss nichts heissen, da es sich ohnehin um eine gänzlich singuläre Inschrift handelt. Und einzelne Belege für den Begriff sacra moneta finden sich bereits für die Zeit vor 250. Z.B. CIL 8, 23948. Für eine Datierung vor 300 spricht sich Binsfeld (1985 [wie Anm. 85], Katalogteil Nr. 7) mit guten Argumenten aus. 87. CIL 6, 1641 (= AE 1957, 323; AE 1998, 873): in eade]m provincia praef(ectus) al(a)e/ [Indi]an(a)e(?) in eadem provincia / [praefectus] per Gallias / [proc(urator)] monetae Trivenc(a)e praeses / [provi]nciae Germaniae superioris v(ir) p(etfectissimus) / [a for]mulis v(iri) [e]m(inentissimi) praef(ecti) praet(orio) et c(larissimi) v(iri) / (praef(ecti)] urbi vixit annis LV / [mens]es n(umero) XI dies n(umero) XXVII. Dazu Pflaum 1960 (wie Anm. 79), 941, Nr. 355. 88. Vgl. not. dig., Occ. 11, 44. 89. Dagegen Lafaurie 1975 (wie Anm. 84), 892f; Gilles 2 1984 (wie Anm. 80), 49ff.; Weiser W, Mainz römische Münzstätte?, in: Albert R. (Hg.), Die Münzstätten Mainz und Wiesbaden, Speyer 2003, 9-30; hier v. a. 9-23; 29 (Prägestatt in Trier sei aus einer unter Laelian in Mainz tätigen Münze entstanden; Eck W, Köln in römischer Zeit. Geschichte einer Stadt im Rahmen des Imperium Romanum, Köln 2004, 576; weitere Positionen bei: Luther (wie Anm. 82), 337, Anm. 92. 90. Für Trier sprechen sich u. a. aus: Eimer 1901 (wie Anm. 84), 36ff; 76; Lafaurie 1975 (wie Anm. 84), 893f; Gilles2 1984 (wie Anm. 80), 49ff. Für Mainz spricht sich aus: RIC 5/2, 369f; 374-77; 379f. Für Lyon spricht sich u. a. aus: Pink 1931 (wie Anm. 80), 13ff; Lafranchi L., Su alcuni problemi storico-numismatici riferentesi agli imperatori gallo-romani, in: RIN 43, 1941, 130-140; hier: 130ff. 91. So bereits Lafaurie 1975 (wie Anm. 84), 894. 92. Gilles K.-J., Reformen des Münzwesens in konstantinischer Zeit unter besonderer Berücksichtigung der Münzstätte Trier, in: Demandt A. / Engemann J. (Hgg.), Konstantin der Große (Kolk Trier 2005), Trier 2007,189-194; hier: 189. 93. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Vorwurf des Lactanz (mort. pers. 7, 9), der wohl allgemein auf die Tetrarchen zu übertragen ist: Hic basilicae, hic circus, hic moneta (!), bic armorum fabrica, bic uxori domus, bic filiae. 94. Zunächst arbeitete die Münze wohl mit einer (293-94) Offizin, dann mit dreien (294-297), danach mit zweien (297-303) und schließlich wieder mit nur einer (303-316). Von Anfang an wurde in Trier auch Gold geprägt. Überblick bei: Depeyrot G., Les monnaies d’or de Diocletien à Constantin I (284-337), Wetteren 1995 5f; Weiser 2006 (wie Anm. 76), 205ff; Gilles 2007 (wie Anm. 92), 190. 95. Sutherland C.H.V., Flexibility in the ,reformed’ Coinage of Diocletian, in: ders. / Garson R.A.G. (Hgg.), Essays in Roman Coiniage presented to Harold Mattingly, Oxford 1956,174-189; hier v. a. 186ff; Gilles2 1984 (wie Anm. 80), 50f; Heinen H., Vom Ende des Gallischen Sonderreiches bis zur Usurpation des Magnentius (274-350), in: Cüppers H. (Hg.), Trier. Kaiserresidenz und Bischofssitz, Mainz 21984,16-31; hier: 19; Depeyrot 1995 (wie Anm. 94), 3; 42-53; passim. 96. Während Trier durchschnittlich rund 60% der Fundmünzen stellt, teilen sich Arles und Lyon 30%, und 10% entfallen auf die restlichen Prägestätten. Zwar ist das Ergebnis bei den Goldprägungen weniger ausgeprägt, doch dies dürfte wohl in erster Linie der Quellensituation geschuldet sein, denn Goldmünzen sind in weit geringerer Anzahl erhalten und insofern sind statistische Werte durch einzelne (Hort-)Funde schnell zu beeinflussen. Depeyrot 1995 (wie Anm. 94), 3; 10; Gilles 2007 (wie Anm. 92), 189 (550 Münztypen in Gold). 97. Ausf. Krause J.-U., Kriminalgeschichte der Antike, München 2004, v. a. 135ff; 169-172; passim. 94 98. Heinen2 1984 (wie Anm. 95), 19: „Allein schon die Lagerung so großer Edelmetallreserven in Trier setzt eine verteidigungsstarke Garnison voraus, da man solche Schätze weder den auswärtigen Feinden noch etwaigen Usurpatoren preisgeben konnte.“Vgl. aber Eck 2004, 576. 99. Beneficiarii sind in Trier zwar bezeugt, doch lässt sich nicht erschließen, welche Aufgaben sie konkret zu erfüllen hatten. Ausf. Ott 1995, v. a. 73-79; Nelis-Clément J., Les beneficiant: militaires et administrateurs au service de l’Empire, Bordeaux 2000, v. a. 211-220. 100. Eus., v. Const. 1, 14. 101. Eus., v. Const. 1, 14, 3. 102. Not. dig., Occ. 11, 35. 103. So aber Heinen2 1984 (wie Anm. 95), 19. Allg. Luther (wie Anm. 82), 337, Anm. 91. 104. In der notitia dignitatum (Occ. 11, 44) wird ein procurator monetae Triberorum gelistet, der augenscheinlich dem praepositus thesaurorum unterstellt war. 105. Allg. zur Münzproduktion: Carson R.A.G., System and Product in the Roman Mint, in: ders. / Sutherland C.H.V. (Hgg.), Essays in Roman Coiniage presented to Harold Mattingly, Oxford 1956,227-239; Alföldi M. R., Epigraphische Beiträge zur römischen Münztechnik bis auf Konstantin den Großen, in: Revue Suisse de numismatique 39,1958/59, 35-48; Franke P.R. / Moesta H., Antike Metallurgie und Münzprägung. Ein Beitrag zur Technikgeschichte, Basel u. a. 1995, v. a. 78ff. 106. Die Strukturen wurden in den Jahren 1985/86 ausgegraben, harren jedoch nach wie vor der Publikation. Fontaine T.H.M., Ein letzter Abglanz vergangener kaiserlicher Pracht, in: König M. (Hg.), Palatia. Kaiserpaläste in Konstantinopel, Ravenna und Trier, Trier 2003,130-161; hier: 139ff. 107. Siehe Fontaine 2003 (wie Anm. 106), 140, Abb. 15; 143, Abb. 17. 108. Im „neuen“ archäologischen Stadtplan des antiken Trier aus dem Jahr 2002 wird der Befund zu einem dreischiffigen Bau ergänzt. 109. Siehe bspw. Fontaine 2003 (wie Anm. 106), 141f. 110. Pan. Lat., 6(7), 22, 5: Video circum maximum aemulum, credo, Romano, video basilicas et forum, opera regia, sedemque iustitiae in tantam altitudinem suscitari ut se sideribus et caelo digna et vicina promittant. Zu dieser Stelle Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 724; Kuhnen H.P, Kaiserresidenz Trier. Der spätantike Palast und seine Ausstrahlung auf die Denkmalpflege, in: König M. (Hg.), Palatia. Kaiserpaläste in Konstantinopel, Ravenna und Trier, Trier 2003,162-173,162ff. 111. Selbst die Fundamente der horrea in Rom oder Ostia sind nicht so stark wie jene nordöstlich der Trierer Basilika. Zudem fehlt jeglicher Hinweis auf Pfeiler, wie sie üblicherweise bei horrea zu finden sind. Cüppers H. (Hg.), Trier. Kaiserresidenz und Bischofssitz, Mainz 2 1984 (Katalog), 201 f; Nr. 88-90 (Grundriss mit Rekonstruktion); Fontaine 2003 (wie Anm. 106), 142. Allg. zu den horrea v. a. Rickman G, Roman Granaries and Store Buildings, Cambridge 1971, 76-86; 123ff; 148-162; 213f; 238-250; Schäfer 2008 (wie Anm. 74), 284, Anm. 482 (weitere Bsp.). 95 Bauten für die Wirtschaft 96 Differenzierte Funktionen früher römischer Basiliken, eine neue These Karlfriedrich Ohr 1 Die römische Basilika zählt zu den herausragenden Schöpfungen der Architekturgeschichte, mit der Basilika ist beim Aufstieg der römischen Republik zur antiken „Weltmacht“ bekanntlich eine der folgenreichsten baulichen Leitformen geschaffen worden. Sind auch die konkreten Anfänge der Entwicklung des Bautypus im einzelnen nicht geklärt, so zählt die Errichtung von drei der ältesten dieser Hallenbauten am Forum Komanum in den Jahren 184 bis 169 v. Chr. ebenso wie deren Namensgebung nach ihren Erbauern zu den sicheren Daten. Allerdings haben sich diese Bauwerke nicht in ihrer ursprünglichen Substanz erhalten, und es scheint, daß sie auch nicht die ersten Basiliken in Rom gewesen sind. Einen Fingerzeig gibt die Erwähnung von „subbasilicani“, allerhand zwielichtigen Leuten, die sich gewohntermaßen sozusagen im Schatten einer Basilika am Forum Komanum aufgehalten haben, wie der Komödiendichter Plautus in seinen „Captivi“ sagt1. Von einer älteren Basilika sind jedoch weder der Name noch der genaue Standort oder gar ein Baudatum bekannt. Aber immerhin läßt sich der Zeitraum in etwa eingrenzen, in dem sie existiert haben könnte. Wenn wir uns bei der Fixierung eines terminus post quem auf Livius stützen wollen2, dann dürfen wir davon ausgehen, daß eine Basilika bei der von jungen Leuten aus Capua als Racheakt verursachten Brandkatastrophe am Forum Komanum im Jahre 210 v. Chr. nicht existiert hatte. Denn nach Livius soll es bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Basiliken gegeben haben. Plautus starb im Jahre 184 v. Chr., das ist der terminus ante quem. Ein Baudatum des neuartigen Hallengebäudes innerhalb dieser Zeitspanne käme unseren Vorstellungen auch deshalb entgegen, weil die sog. Salle hypostyle auf Delos, deren Errichtung in das Jahr 208 v. Chr. datiert wird, bekanntlich als Vorläufer des römischen Bautypus Basilika angesehen wird3. Darauf möchte ich hier noch einmal zurückkommen. 2 Wenn wir einmal vom wenig seriösen Publikum absehen, das sich nach Plautus in der Nachbarschaft von Basiliken herumgetrieben habe - darunter sollen neben 97 Prostituierten Spekulanten gewesen sein, und denkbar sind auch käufliche Zeugen, die zum Beispiel bei Abschlüssen von Handelsverträgen oder Kreditaufnahmen eingesetzt werden konnten-, erfahren wir von Plautus über die eigentliche Funktion der vielleicht ältesten Basilika in Rom, die wir künftig „Plautus-Basilika“ 4nennen möchten, nichts Näheres. 3 Ulrich Fellmeth hat sich in einem kürzlich publizierten Aufsatz 5 anhand schriftlicher Quellen mit der Funktion der drei oben erwähnten, nächstältesten Basiliken in Rom befaßt. Das auf gewichtige Indizien gestützte, recht überraschende Ergebnis seiner Darstellung, nach der die drei ersten uns mit ihren Namen und ihrem Baudatum bekannten Basiliken am Forum Komanum allem Anschein nach verschiedenen Funktionen aus dem Bereich des römischen Großhandels gedient haben, dürfte von besonderer Tragweite sein. Der Autor bietet zum ersten Mal eine überzeugende Erklärung dafür an, weshalb diese drei großen Hallengebäude eines neuen Typus in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum von 15 Jahren in Rom erbaut worden waren. Sie bezeugen, daß zu Beginn des 2. Jh. v. Chr. ein erheblicher Bedarf an derartigen, repräsentativen Hallenräumen für die Aktivitäten des Handels und seines Umfelds bestanden hatte. Es bedarf keiner näheren Erläuterung dafür, daß dies offenbar mit der rasch wachsenden Bedeutung der Handelsaktivitäten Roms nach der Erringung der Vormacht im Mittelmeerraum bis hin zu der Notwendigkeit einer entsprechenden staatlichen Selbstdarstellung zusammenhängt. Zuletzt hat K. Freyberger in seinem schönen Bändchen über das Forum Romanum darauf hingewiesen, welche herausragende Rolle in der Folge die beiden Basiliken Aemilia und Sempronia bei der städtebaulichen Neugestaltung des Forum Romanum gespielt haben 6. 4 Allem Anschein nach hatte es sich in Rom recht schnell als zweckmäßig erwiesen, für die verschiedenen Sparten der Handelsgeschäfte wie zum Beispiel der Finanzierung des Großhandels, der ad-hoc-Gründung von Kapitalgesellschaften und der Verpachtung von Steuererhebungen in den fernen Provinzen eigene Gebäude zur Verfügung zu stellen. Die funktionale Spezialisierung der drei Basiliken am Forum Romanum, die U. Fellmeth anhand antiker Schriftzeugnisse für zwei der drei Gebäude annimmt und für das dritte vermutet, gibt der Diskussion über die Funktion des neuartigen Bautypus jedenfalls eine ganz neue Grundlage. 5 Ich will versuchen, erste Folgerungen aus Ulrich Fellmeths Überlegungen für die Bauforschung zu ziehen. Die von ihm herangezogenen schriftlichen Quellen bestätigen – wie ich meine – nun endgültig die schon mehrfach geäußerte Annahme, daß die Funktion des gegen Ende des 3. Jh. v. Chr. allem Anschein nach in Rom neu geschaffenen Bautypus Basilika grundsätzlich im Bereich von Bankgeschäften und Warengroßhandel zu sehen ist, eine These, die wir auch durch Vitruvs karge Angaben 7 unzweifelhaft belegt sehen. 6 Die rätselhaft wirkende, weil auf ein griechisches Adjektiv ohne nähere Aussage verkürzte Bezeichnung für den neuen Bautypus, die in Rom offenbar von Anfang an selbstverständlich gewesen ist, hat seit dem 19. Jh. in der architekturgeschichtlichen und archäologischen Forschung immer wieder zu Erklärungsversuchen angeregt, die in der Mehrzahl zu keinem überzeugenden Ergebnis, aber wiederholt auf Abwege geführt haben. Zuletzt ist versucht worden, die Bezeichnung Basilika mit dem altehrwürdigen Begriff des atrium regium in Rom 8 zu verbinden, ohne daß es gelang, eine schlüssige Begründung dafür anzubieten, von eindeutigen Belegen ganz abgesehen. Vor allem 98 fehlt eine Erklärung dafür, weshalb für den neuartigen Bautypus Basilika ein griechisches Fremdwort als Bezeichnung gewählt wurde. 7 Ich möchte deshalb noch einmal auf jene andere Indizienkette eingehen, für die m. E. vieles mehr spricht. Die Annahme, daß der griechische Name auf eine bestimmte königliche Institution der griechischen Ptolemäer zurückgehe, hat den Vorzug, daß das offensichtlich praktikable Fremdwort für ein neuartiges Gebäude, dessen Funktion die römische Führung möglicherweise in Alexandria kennengelernt hatte, als direkt aus dem griechischen Sprachgebrauch der Ptolemäer übernommen verstanden werden kann. Dafür spricht, daß die mit Macht aufstrebende römische Republik während der punischen Kriege im eigenen Interesse enge Beziehungen zu den Ptolemäern unterhalten hat9. Vielleicht erregte die Effizienz der in Ägypten auf langen Erfahrungen und Traditionen fußenden ptolemäischen Finanzverwaltung bei den Römern Bewunderung und erschien geeignet, als Vorbild zu dienen. Als weiteres Indiz für einen solchen Zusammenhang kann die Entwicklung des zwischen Ägypten und Rom gelegenen und mit Alexandria seit langem als wichtiger Warenumschlagplatz verbundenen De- los dienen, das schließlich im Jahre 166 v. Chr. von der neuen Vormacht Rom zum Freihafen erklärt wurde. Die Bedeutung von Delos als römischer Stützpunkt des Handelsverkehrs bezeugt um 200 v. Chr. das von italisch-römischen Kaufleuten bewohnte Stadtviertel am Hafen, unter denen sich mit den Lollii offenbar auch eine Händlerfamilie aus Pompeji befunden hatte10. Abb. 1 Delos, Salle hypostyle. 99 Abb. 2 Cosa, Basilika. 8 Daß in eben diesem Stadtviertel am Hafen von Delos gegen Ende des 3.Jh.v. Chr. ein neuartiges Hallengebäude (Abb. 1) errichtet wurde, auf das sich höchstwahrscheinlich die überlieferte Bezeichnung „στοά η πϱός τωι Ποσιδείωι“11bezieht, gibt aus doppeltem Grund Anlaß zu der Vermutung, daß es sich hier um einen Vorläufer des römischen Bautypus basilica handelt 12. Da ist zunächst der oblonge Grundriß der auf drei Seiten geschlossenen, rechteckigen Halle, die in der Literatur seit ihrer Aufdeckung durch französische Archäologen als Salle hypostyle allgemein bekannt ist. Ihre Grundrißstruktur weist auf einem gleichmäßigen Stützenraster in der Mitte eine Säulenreihe für den First des Walmdaches auf und dazu zwei weitere, im Rechteck umlaufende Säulenreihen. Die Eingangsseite der Halle, eine Langseite des Gebäudes, ist dem davorliegenden Straßenplatz zugewandt und zwischen zwei Mauerzungen von der Länge einer Einheit des Stützenrasters im Grundplan in eine durchlaufende Kolonnade aufgelöst gewesen, wie wir sie auch von den frühen Basiliken in Ardea und Cosa kennen (Abb. 2). 100 Abb. 3 Forum Romanum. Abb. 4 Delos, westliches Hafenviertel, links unten: Haus 59D. 9 Das konstruktive Stützensystem für das Hallendach ist mit dem in der griechischen Hallenarchitektur gebräuchlichen Achsabstand von ca. 5,50 m entwickelt worden. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, daß nach der Herausnahme der mittleren Stützenreihe für den Dachfirst sich das Grundrißschema einer römischen Basilika mit doppeltem Säulenumgang und einer üblichen Spannweite von ca. 11 m für das Gebälk über dem Mittelraum ergeben würde. 10 Da die aufgefundenen Grundmauern keine Spuren von gemauerten Ein- oder Anbauten aufweisen, liegt der Vergleich mit den Basiliken Aemilia und Julia am Forum Romanum 101 nahe (Abb. 3). Das in der mutmaßlichen Bezeichnung der Halle in Delos genannte Heiligtum Ποσίδβeιην läßt an die in der Nachbarschaft der beiden stadtrömischen Basiliken gelegenen Tempel des Saturn und der Dioskuren mit ihren Tresorräumen für den Staatsschatz und die Depots der Bankiers denken. Allerdings ist in Delos m.W bisher kein benachbarter Tempel, der nachweislich über einen Tresorraum verfügt hätte, mit dem Hallengebäude in Verbindung gebracht worden. Daß es aber in der Nähe der Salle hypostyle einen offiziellen Depotraum für Handelsverträge gegeben hatte, dafür spricht der einzigartige Fund von nahezu 15.000 Siegeln aus Lehm im Obergeschoß eines unauffälligen, Heineren Hauses, das im höhergelegenen Teil des von römischen Kaufleuten bewohnten Stadtviertels gestanden hatte (Abb. 4) 13. Diese Tonsiegel gelten als Überbleibsel von gerollten Handelsverträgen, die offenbar in höchster Not vor dem Heranrücken der Streitmacht des Mithridates VI. Eupator im Jahre 88 v. Chr. dorthin geschafft worden waren und bei der Zerstörung der Stadt trotz dieser Vorsichtsmaßnahme verbrannten. 11 Wenn wir nun annehmen, daß der Bau des Hallengebäudes am Hafen von Delos nach dem Standort zu urteilen von den durch Inschriften recht gut bekannten italischrömischen Kaufleuten in diesem Stadtviertel veranlasst worden war, ergibt sich eine – zugegebenermaßen spekulative - Indizienkette, die ganz im Sinne des Ausgräbers Gabriel Leroux sowie nach Meinung von Luigi Crema für einen verwandtschaftlichen Zusammenhang zwischen der baulichen Anlage der Salle hypostyle und derjenigen früher römischer Basiliken spricht14. Mit dieser Sicht mag es erlaubt sein, den Faden der Spekulation noch etwas weiterzuspinnen und aufgrund der zeitlichen Nähe der vermuteten Baudaten der unbekannten „Plautus-Basilika“ in Rom und der Salle hypostyle auf Delos zu erwägen, ob der Hallenbau auf der KyHaden-Insel eine römische Basilika und damit eines der ersten Beispiele dieses Bautypus gewesen ist. Zur Unterstützung einer solchen Annahme lässt sich wiederum die Bedeutung von Delos als römischer Warenumschlagplatz anführen. Damit sollen unsere Spekulationen über Delos und die Salle hypostyle ihr Bewenden haben. 12 Der Bauforschung stellt sich die Frage, ob die Spezialisierung der Hallennutzungen im Sinne der These von Ulrich Fellmeth in den architektonischen Anlagen von Basiliken ablesbar gewesen ist. In Rom selbst lässt sich zur baulichen Gestalt der drei bekannten, frühen Hallengebäude nichts abschließend Sicheres sagen, weil die Basiliken Fulvia (errichtet 179 v. Chr.) und Sempronia (errichtet 169 v. Chr.) wohl als Folge eines Erdbebens im Jahre 56 v. Chr. zwei Jahre später durch Umbauten verändert bzw. durch einen Neubau ersetzt worden sind. Und das älteste dieser drei Hallengebäude, die Basilika Porcia (errichtet 184 v. Chr.) brannte im Jahre 52 v. Chr. nieder und ist nicht wiederaufgebaut worden. 102 Abb. 5 Pompeji, Basilika. Abb. 6 Pompeji, Basilika, Tresorraum und seitliche Amtsräume, Grundriß. 13 In der nach bisheriger Einschätzung aus der Zeit um 120 v. Chr. stammenden Basilika am Forum von Pompeji (Abb. 5)15spricht nun nach Fellmeths Überlegungen die Anlage von zwei symmetrisch zueinander angeordneten Räumen an den Seiten der in der Mitte aufragenden Podiumsarchitektur auf der westlichen Hallenschmalseite (Abb. 6) für eine überraschend einleuchtende und dabei gänzlich andere Erklärung, als wir früher angenommen haben. Bisher waren wir davon ausgegangen, daß der Grund für diese einzigartige Anlage in der architektonischen Symmetrie zu suchen und damit 103 allein dem eindrucksvollen Gestaltungswillen des Architekten geschuldet gewesen sei. An dieser Stelle sei daran erinnert, daß der Neubau der pompejanischen Basilika in einem Guß entstanden war und bis auf geringe Veränderungen in ihrem Bestand nahezu ungestört auf uns gekommen ist. 14 Bekanntlich führen von den beiden Seitenräumen aus zwei spiegelbildlich zueinander angeordnete, schmale Treppenläufe in das gewölbte Untergeschoß des Podiums, in dem wir aufgrund mehrerer Reihen von kleinen Löchern in den Wänden für die Anbringung von Regalbrettern und aufgrund der Fenstergitter sowie verschließbarer Türdurchgänge einen besonders gesicherten Depotraum für Verträge und Wertsachen sehen, also eine Art Tresorraum. Die beiden Seitenräume, die zum Säulenumgang der Basilika-Halle hin in ihrer ganzen Breite zwischen den rahmenden Säulen der umlaufenden Gliederung der Hallenwände ebenfalls verschließbar gewesen waren, was jüngst Markus Arnolds beobachtet hat16, könnten amtliche Geschäftsräume für verschiedene Sparten des Großhandels im Sinne von Ulrich Fellmeth gewesen sein. Das heißt: in der Handelsstadt Pompeji in der kampanischen Provinz waren, wie es scheint, bescheidener als im politischen Zentrum Rom für die verschiedenen Bereiche des Großhandels zwei amtliche Geschäftsräume im selben Hallengebäude untergebracht worden, von denen aus der Tresorraum im Untergeschoß direkt zugänglich gewesen ist. Abb. 7 Pompeji, Basilika, Pronaos und seitliche Amtsräume. 104 Abb. 8 Pompeji, Basilika, Querschnitt, Rekonstruktion. 15 Die beiden Amtsräume für die magistratus, in denen sich wohl Holzmöbel befunden haben, sind als Exedren zu verstehen, wie sie anderswo auf der Längsseite einer Halle gegenüber dem Haupteingang und symmetrisch zur quer erschließenden Mittelachse oder in der Kaiserzeit auch einzeln auf den Hallenschmalseiten an die BasilikaUmgänge angefügt worden sind. Aus der Interpretation der Seitenräume als Amtsräume ergibt sich nach unserer Auffassung zwingend, daß das mannshohe Podium der symbolischen Tempelvorhalle in der pompejanischen Basilika (Abb. 7), das sehr wahrscheinlich nur umständlich mit Hilfe von Leitern hatte betreten werden können, nicht als tribunal der magistratus gelten kann. Der einzigartige Pronaos eines symbolischen Podientempels in der Mitte zwischen den beiden Amtsräumen weist vielmehr zusammen mit dem Tresorraum in seinem Untergeschoss darauf hin, daß dieser Teil der amtlichen Institution basilica bildlich als Tempel übernommen worden war (Abb. 8). Für eine solche Annahme könnte sprechen, daß nach der Errichtung der Basilika beim Umbau des Jupiter-Tempels am Forum zum capitolinischen Haupttempel der architektonisch prominente Treppenzugang in der Mitte der Tempel-front, der ursprünglich zwischen den seitlichen Treppenaufgängen zur Tempelzella in die Tresorräume im Unterbau - favissae - hinabgeführt hatte, zugemauert wurde 17. 105 Abb. 9 Korinth, Agora, Lageplan. 16 Es ist bemerkenswert, daß der aufwendige, symbolische Pronaos in der pompejanischen Basilika in der weiteren Entwicklung des Bautypus ebenso einmalig geblieben ist wie die über lange Zeit noch folgenlose Längserschließung des Hallengebäudes. Zusammen mit dem ungewöhnlichen Hallenquerschnitt, in dem ein ringsumlaufendes Belichtungsband unter dem durchgehenden Gesamtdach in die Außenwände des Hallenumgangs eingefügt gewesen ist18, haben diese Eigenheiten zu einer durch die örtlichen Bedingungen des Standortes erzwungenen, exzeptionellen Architektur geführt. Diese wie auch die sorgfältige Durcharbeitung der Planung bis in die konstruktiven und die dekorativen Einzelheiten hinein sind ohne Zweifel die Leistung eines herausragenden Architekten gewesen. Die Besonderheiten der Gestaltung ebenso wie die Organisation des Gebäudes zeigen zugleich, daß der Entwicklungsprozeß des Bautypus Basilika hier noch nicht abgeschlossen gewesen ist. 17 In einem neuen Licht erscheint nun auch die ungewöhnliche Anzahl von drei Basiliken, die an der Agora von Korinth (Abb. 9) nach der Gründung der römischen Kolonie durch Iulius Caesar im Jahre 44. v. Chr. innerhalb weniger Jahre als Neubauten errichtet wurden; auch sie dürften sich mit Fellmeths Vermutung verschiedener Funktionen aus dem Bereich der römischen Handelspraxis erklären lassen. Dafür sprechen besonders die bis zu den Abmessungen der Grundrisse nahezu identischen Anlagen der beiden sog. Zwillingsbasiliken. In der zweifachen Anwendung desselben Bauplans für ein Hallengebäude wird ein pragmatisches Bauprogramm sichtbar, das offensichtlich den Bedürfnissen der rasch wieder aufblühenden Stadt als außerordentlich bedeutendes römisches Handelszentrum gerecht werden musste19. 18 Nachdem heute von einem allgemeinen Konsens über die Funktion der frühen Basilika als eine Art Bank- und Börsengebäude, das heißt als Wirtschaftsgebäude, ausgegangen werden kann, möchte ich hier noch einmal kurz auf die Funktion des Bautypus als 106 Ganzes und seiner Gebäudeteile eingehen, um schließlich Themen anzusprechen, die eine künftige Bearbeitung lohnend erscheinen lassen. Abb. 10 Fanum, Basilika nach Vitruv. 19 Die große Säulenhalle der Basilika war als Versammlungsraum für Kaufleute primär Geschäftsverhandlungen Vorbehalten gewesen, in dem die Handelspartner sich jederzeit treffen konnten, ohne der Unbill des Wetters ausgesetzt zu sein, wie Vitruv sagt20. Dies dürfte erklären, daß das Innerere solcher Hallengebäude architektonisch nicht besonders ausgerichtet gewesen sein mußte; und es ist anzunehmen, daß für die Kaufleute und Bankiers sowie für ihre Geschäftspartner Möbel aus Holz vorhanden gewesen sind. 20 Nach Vitruv haben in der Basilika auch magistratus, d.h. Vertreter der lokalen Verwaltung, ihr Amt ausgeübt. Wir gehen davon aus, daß zu deren Tätigkeit das Protokollieren von Handelsabschlüssen, die Verwahrung schriftlicher Verträge und in Rom auch die öffentlichen Bieterverfahren für die Verpachtung von Steuererhebungen in den Provinzen gehört haben. Diese Amtshandlungen erforderten einen verschließbaren Tresorraum, der sich in einem Tempel in der Nachbarschaft einer Basilika befunden hatte, wenn er nicht wie in Pompeji im Gebäude selbst eingerichtet gewesen ist. 21 In Rom sind solche Depoträume traditionsgemäß in benachbarten Tempelgebäuden auf dem Forum Romanum untergebracht gewesen. Das erklärt, wenn wir von architektonischen Ausschmückungen absehen, die baulich nicht weiter ausgestatteten Basiliken Aemilia und Julia, die wohl noch immer die Anlage ihrer Vorgängerbauten widerspiegeln. Dieselbe neutrale Anlage zeigt bekanntlich schon die sogenannte Salle hypostyle in Delos. Ganz anders erscheint dagegen die am besten erhaltene Basilika in 107 Pompeji mit ihren zwei Amtsräumen und einem verschließbaren Depotraum, der mit dem aufwendigen Symbol einer Tempelvorhalle überbaut gewesen ist. 22 Auch Vitruv, der sein architekturtheoretisches Grundlagenwerk rund ein Jahrhundert nach der Errichtung der Basilika in Pompeji verfaßt hat, nennt in seiner allgemeinen Anleitung für den Bau der Basilika als Bautypus keine besonderen Einrichtungen für das Halleninnere. Dagegen führt er in der Beschreibung der von ihm selbst geplanten und realisierten Basilika in Fanum (Abb. 10) ein fest eingebautes tribunal mit einer besonderen Grundrißform als Podium für magistratus auf, die Vertreter eines öffentlichen Amtes, das er offensichtlich nicht näher bezeichnen mußte 21. Dieses Podium hatte er in einem an den Säulenumgang der Halle eigens angefügten, wohl exedrenartigen Raum eingerichtet, den er pronaos aedis Augusti nennt. Hier wird – wie in Pompeji - sichtbar, daß Geschäftsverhandlungen und dazugehörige Amtstätigkeiten in derselben Basilika räumlich voneinander getrennt untergebracht gewesen sind, weil – wie Vitruv sagt-die Kaufleute in der Halle von der Klientel der magistratus nicht behindert werden sollten. Da Vitruv einen Depot- oder Tresorraum nicht erwähnt, dürfte dieser auch in Fanum traditionsgemäß in einem benachbarten Tempel untergebracht gewesen sein. 23 Bei der Anlage und Gestaltung von Basiliken hatte es also von Anfang an Freiheiten gegeben, mit denen örtlichen Traditionen ebenso wie den Bedingungen des Bauplatzes Rechnung getragen werden konnte. Auch davon spricht Vitruv22. Der Standort einer Basilika ist jedenfalls fest an das Forum gebunden gewesen, und unabdingbar ist offensichtlich die Sicherung eines solchen Gebäudes durch verschließbare Eingänge gewesen, zumal wenn ein Tresorraum als Depot für Vertragsurkunden oder größere Geldmengen in das Gebäude integriert gewesen ist. 24 Auch eine andere bautypologische Eigenschaft sei hier ins Blickfeld gerückt. Frühe Basiliken sind für eine offensichtlich wichtige öffentliche Institution als Solitärbauten am Forum, also an prominenter Stelle, in gewachsene Stadtgrundrisse eingefügt worden. Mit der Zeit werden immer häufiger Basiliken errichtet, die als vierte Seite in eine als bauliche Einheit geplante Forumsanlage integriert wurden, um als Ganzes das Ortszentrum einer neuen Kolonie zu bilden. Es wäre reizvoll zu prüfen, ob nach der Erfindung von einheitlichen Forumsanlagen mit integrierter Basilika solche Hallengebäude noch als Solitärbauten errichtet worden sind. 25 Daß monumentale Neubauten wie die Basilica Ulpia mit ihren neuen Formen häufig als Vorbild dienen, wie typologische Verwandtschaften in den Absiden jüngerer Basiliken wie in Augusta Raurica oder Leptis Magna zeigen, ist bekannt. 26 Ungeklärt ist dagegen die Frage der Veränderungen der Basilika-Funktionen in der Kaiserzeit. Ohne Zweifel wäre es nützlich und sinnvoll, ein Corpus basilicarum anzulegen, das neben der Darstellung der architektonischen Entwicklung des antiken Bautypus basilica und seiner Funktionen auch der Erforschung der römisch-antiken Stadtplanung dienen würde. 27 Die Definition von Basiliken als originäre Wirtschaftsgebäude führt zwangsläufig auch zu Fragen nach der wirtschaftlichen Bedeutung ihrer Standorte, zumal dann, wenn wie in Rom und Korinth mehrere derartige Hallengebäude in einer Stadt vorhanden gewesen sind. Auch hier könnte sich eine lohnende Aufgabe bei der Erforschung der antiken Wirtschaftsgeschichte anbieten. 108 28 Zu wünschen bleibt, daß die seit Generationen bis in die jüngste Zeit der römischen Basilika immer wieder indifferent zugeschriebene Funktion des Gerichtsgebäudes endlich eine angemessene, definitorische Klärung erfahren möge 23. In der deutschsprachigen Literatur findet sich häufig die Angabe „Marktbasilika und Gerichtsgebäude“. Während der erste Begriff lediglich den Standort anzugeben versucht, dabei aber forum unglücklicherweise mit Markt übersetzt und damit Assoziationen vom Kleinhandel bis hin zur mittelalterlichen Markthalle hervorruft, beruht die Bezeichnung „Gerichtsgebäude“nach meiner Überzeugung auf einer ungenauen Interpretation der schriftlichen Quellen aus der frühen Kaiserzeit 24. Bei Gerichtssitzungen in Basiliken handelte es sich nicht um Strafprozesse, wie zum Beispiel jahrzehntelang ein nach antiker Art gestaltetes Hinweisschild für Besucher sogar in Pompeji am nördlichen Seiteneingang der Basilika zur Via Marina mit der Aufschrift „Basilica, Palazzo di Giustizia“ (Abb. 11) suggeriert hat. In Basiliken wurden vielmehr schiedsrichterliche Abwägungen und Entscheidungen in wirtschaftlichen Angelegenheiten nach dem Zivil- bzw. Privatrecht verhandelt, zum Beispiel bei Erbschaftsstreitigkeiten, bei Schuldenregelungen oder bei ungerechfertigt hohen Steuerlasten; es ging also um rechtliche Klärungen wirtschaftlicher Streitfälle aus der täglichen Geschäftstätigkeit der Akteure in einer Basilika. Dafür ist in Rom allem Anschein nach das Centumviralgericht mit seinen ad hoc zusammengestellten Kammern zuständig gewesen. Es sind zeitlich undifferenzierte, pauschale Interpretationen, die bisher den Blick auf die eigentliche und originäre Bestimmung der Basilika als das noble, repräsentative Großbank- und Börsengebäude der römischen Republik als neue Großmacht und auf zusätzliche Nutzungen, die seit der frühen Kaiserzeit verbürgt, also offenbar später hinzugekommen sind, vernebelt haben. Hier mehr Klarheit zu schaffen, könnte Aufgabe der Forschungsdisziplinen Wirtschaftsgeschichte und Geschichte des römischen Rechtswesens sein. Die eingangs zitierte, jüngste Publikation des Wirtschaftshistorikers Ulrich Fellmeth, dessen vorsichtige Folgerungen gleichwohl von grundlegender Bedeutung für die BasilikaForschung sind, hat eindrücklich gezeigt, daß interdisziplinäre Zusammenarbeit unverzichtbar und notwendig ist. Abb. 11 Pompeji, Basilika, Hinweisschild, heute entfernt 109 Abbildungsnachweis 29 Abb. 1: EAD II, Gabriel Leroux, La Salle Hypostyle, Paris 1909, PL. III. 30 Abb. 2: F. E. Brown, Mem. AmAc (Rome), Cosa. 31 Abb. 3: Klaus Stefan Freyberger, Das Forum Romanum, Darmstadt/Mainz 2012, 2. Aufl., Abb. 42. 32 33 Abb. 4: École Française d’Athènes, Οδηγός της Δήλου, Athènes 2010, ΕΝΘΕΤΟ III. Abb. 5, 6, 8: Κ. Ohr, Die Basilika in Pompeji, DAA 17, Berlin/New York 1991, Tfln. 14,1; 38 (Ausschnitt); 61. 34 Abb. 7: Aufn. K. Ohr 1970. 35 Abb. 9: CORINTH Vol. I Part V, Princeton New Jersey 1960, Plan X. 36 Abb. 10: K. Ohr, Die Basilika bei Vitruv, in: BJb175/1975, Abb. 4. 37 Abb. 11: Aufn. J. J. Rasch 1970. NOTES 1. Plautus, Captivi 813-817. 2. Livius XXVI, 27, 1 ff. 3. Gabriel Leroux, La Salle hypostyle, EAD II, Paris 1909, p. 146 ff 4. Mit der von Plautus überlieferten Basilika befassen sich in diesem Band auch die Beiträge von K: S. Freyberger S. 83 „Die Basilika I...“und J.-C. Moretti u. M. Fincker S. 75. 5. Ulrich Fellmeth, Die wirtschaftlichen Funktionen der ersten stadtrömischen Forumsbasiliken, in: Marburger Beiträge zur antiken Handels-, Wirtschafts-und Sozialgeschichte Bd. 29/2011, S. 1 27. 6. Klaus Stefan Freyberger, Das Forum Romanum, 2. Aufl., Darmstadt/ Mainz 2012, S. 38 - 57. 7. Vitruv V, 1, 4 u. 1, 8. 8. Katherine Welch, A New View of the Origins of the Basilica, in: JRA 16, 2003, S. 5 - 34; Jens Arne Dickmann, Benennung und Funktion der ersten basilicae am Forum Romanum, Vortrag beim Basilika-Kolloquium in Einsiedeln/ Schweiz 2007 (nicht publiziert). 9. Livius XXXI 2, 3. Bemerkenswerterweise haben zu einer dreiköpfigen Senatsdelegation nach Alexandria ein Mitglied der gens Aemilia und ein Mitglied der gens Sempronia gehört, Familien, die zwei der ersten Basiliken in Rom erbaut haben. 10. Hans Otto Kompter, Die Römer auf Delos, Diss. Münster 1913, S. 48 ff., S. 89 Nr. 206 ff.; Matteo della Corte, Case ed Abitanti di Pompei, 2. Ed., Roma 1954, p. 202, 488a. 11. G. Leroux a.a.O. p. 146; René Vallois et Gerhardt Poulsen, Nouvelles recherches sur la Salle hypostyle, EAD II (Complètement), Paris 1914, p. 34. 12. Davon war auch Günter Fuchs ausgegangen: Die Funktion der frühen römischen Marktbasilika, in: Bonner Jahrbücher 161 (1961), Anm. 27. 13. Marie-Francoise Boussac, Oικία τών σϕϱαϕισμάτων (59D), in: Οδηγός της Δήλου, 4. ed. Athènes 2010, p. 153. 14. Luigi Crema, L’architettura Romana, EC Sez. III vol. XII Tom. I, Torino 1959, p. 63 f. 110 15. Karlfriedrich Ohr, Die Basilika in Pompeji, DAA XVII, Berlin/ New York 1991, S. 69. 16. Markus Arnolds, Funktionen republikanischer und frühkaiserzeitlicher Forumsbasiliken in Italien, Diss. Heidelberg 2005, S. 202. Der Autor weist auf Einarbeitungen für die Befestigung von Türverschlüssen in den Durchgängen zu den beiden Seitenräumen hin, die mir entgangen waren. Irrtümlicherweise spricht Arnolds hier von „zwei Säulen korinthischer Ordnung“, die diese Durchgänge gerahmt haben sollen. Die Rahmung war indessen jeweils von Dreiviertelsäulen gebildet worden, die zu der ringsumlaufenden Gliederung der Hallenwände mit Halbsäulen jonischer Ordnung gehört haben. 17. Amadeo Maiuri, Saggi negli edifici del foro, V. Tempio di Giove, Le „favissae“ und Gradinata del tempio, in: Notizie degli Scavi di Antichità, 1942 Vol. III, p. 288 ff. (Alla Ricerca di Pompei Preromana, Napoli 1973, p. 104 ff.); Kf. Ohr (wie Anm. 14) S. 78. 18. Kf. Ohr (wie Anm. 14) Tafeln 60 u. 61. 19. R. Stillwell, The Basilica, in: Corinth I, Cambridge/Mass. 1932; Saul S. Weinberg, The Twin Basilicas, in: Corinth I, Part V, 2, Princeton 1960, p. 33-109. – Die jüngsten Untersuchungen der drei Basiliken von Paul Scotton lassen erhebliche Korrekturen an den bisherigen Annahmen zur Gestalt und zur Geschichte dieser Gebäude erwarten. 20. Vitruv V, 1, 4. 21. Vitruv V, 1, 8. 22. Vitruv V, 1, 4. 23. Filippo Coarelli, Rom, Der archäologische Führer, Darmstadt/Mainz 2013, S. 52. Erneut nennt Coarelli unter den Funktionen der Basilika an erster Stelle die Gerichtsverhandlungen, dazu „alle wirtschaftlichen Aktivitäten“. 24. Bekanntlich berichtet Quintilian (Institutio oratoria XII 5, 6), dass in der Basilica Julia bis zu vier gerichtliche Verhandlungen über verschiedene Streitfälle gleichzeitig stattgefunden haben, was akustisch zu gegenseitigen Störungen und Beeinflussungen führen konnte. - Auf unerwünschte Beeinflussungen der Geschäftsverhandlungen in Basiliken von außen weist Vitruv hin, weshalb er bauliche Vorkehrungen dagegen nennt: Vitruv V, 106, 6 ff. 111 La Salle hypostyle de Délos et les espaces publics de l’économie délienne Jean-Charles Moretti et Myriam Fincker NOTE DE L’ÉDITEUR L’illustration graphique a été réalisée par M. Fincker et V. Picard. J.-Ch. Moretti est l’auteur du cliché reproduit fig. 3. 1 Dans le corpus relativement peu développé des salles hypostyles grecques, celle qui se trouve à Délos tient une place singulière pour deux raisons au moins. La première est la date de sa construction, la dernière décennie du IIIe s. Elle fait du monument un des exemplaires les plus tardifs de cette forme architecturale dont les plus illustres représentants furent élevés à l’époque classique ou dans les premières décennies de l’époque hellénistique1. 2 La seconde, qui n’est pas indépendante de la première, tient au rôle qui lui a été conféré dans la genèse de la basilique romaine par les chercheurs modernes, à commencer par G. Leroux, auteur d’une monographie sur l’édifice délien et d’une synthèse sur Les origines de l’édifice hypostyle en Grèce, en Orient et chez les Romains 2. 3 Ces deux raisons ne sont cependant pas les seules qui nous ont conduits à reprendre l’examen du monument délien au moment où les origines de la forme et de la destination des premières basiliques de Rome et d’Italie sont l’objet de fructueuses et stimulantes recherches3. La cause première a été le doute que nous nourrissons sur les restitutions de l’édifice publiées en 1909 par G. Leroux, puis en 1914 par R. Vallois et G. Poulsen4. Il nous est agréable d’ajouter que ce doute n’aurait pas récemment débouché sur un programme de recherche sur le terrain, si K. Ohr, qui écrivait en 1991 dans sa publication de la basilique de Pompéi, „Zur Rekonstruktion der ,Salle hypostyle’ auf Delos ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“(79, n. 396), n’était pas passé à Délos en 112 septembre 2010 et si nous n’avions alors agréablement débattu des problèmes auxquels est consacré le présent article. 4 Le nouveau programme de recherche engagé sur la Salle hypostyle a commencé en 2012, dans le cadre des travaux de l’École française d’Athènes. Il prend en compte à la fois les vestiges architecturaux et, avec la collaboration de V. Mathé, ce qui reste des comptes de construction du monument. Nous en sommes à un stade de la recherche où il nous est possible de mieux cerner les problèmes que posent la restitution de la forme architecturale et celle de la destination de la salle sans néanmoins que nous soyons capables de les résoudre tous. La configuration de la Salle hypostyle : anciennes restitutions 5 Délos a tenu un rôle économique qui, déjà important à la fin du III e s., s’est développé de manière exponentielle après 167 lorsque l’île passa sous domination athénienne et que les transactions dans son port furent exemptées de taxes. Les années 230-200 furent pour l’économie délienne un moment de changement crucial qui déboucha, selon les termes de G. Reger, sur une « new prosperity »5. L’île devint le centre de transit commercial le plus important des Cyclades, alors indépendantes : un point de passage obligé pour les navires de commerce qui croisaient dans l’archipel. Sa population se transforma sensiblement. L’importance des métèques s’accrut et parmi eux celui des commerçants et des banquiers6. Dans l’origine de la richesse des élites locales le commerce prit le pas sur l’agriculture, ce qui ne fut pas sans conséquences sur le fonctionnement des institutions politiques. Fig. 1 Plan de situation de la Salle hypostyle de Délos au 1/2500. 113 Site et situation 6 La Salle hypostyle, dont la construction fut décidée par l’Assemblée des Déliens et financée par la caisse sacrée d’Apollon, est contemporaine de cette évolution. Elle fut édifiée au nord de la place que les archéologues modernes appellent l’Agora de Théophrastos, du nom de l’épimélète athénien de 126/125 qui réaménagea cette place par l’apport de remblais (fig. 1). À la fin du III e s., au moment de la mise en chantier de la Salle hypostyle, la place était bordée au sud et à l’ouest par la mer ; à l’est par les sanctuaires d’Apollon et d’Artémis, qui avaient tous deux des accès ouvrant sur la place ; et au Nord par un petit sanctuaire de Poséidon qui est qualifié de Nauklarios sur son autel7. La place qui, vers 100, a pu occuper une surface de 10 à 15000 m 2, était peutêtre moins étendue à la fin du IIIe s. Elle n’en constituait sans doute pas moins la plus vaste surface libre en bordure du port et présentait la particularité de ne pas être dallée et de n’être bordée ni par des maisons, ni par des boutiques, ni par des portiques. 7 La Salle hypostyle ne vint pas empiéter sur la place. Elle fut construite derrière le sanctuaire de Poséidon, au pied d’une colline, qui dut être entaillée à cette occasion. Sa position explique le nom avec lequel elle est désignée dans les passages des comptes des gestionnaires de la caisse sacrée, où sont enregistrées les dépenses afférentes à sa construction : ή στοά ή πϱòς τῶι Ποσιδείωι, la stoa près du Posidéion, στοά désignant en grec ancien tout édifice caractérisé par la présence de supports libres. La dénomination a facilité l’identification du monument, elle n’aide guère à en déterminer la destination. Fig. 2 Plan restitué de la Salle hypostyle au 1/500. 114 La façade et les murs périphériques 8 Les vestiges conservés en place permettent de reconnaître le plan du monument (fig. 2), une vaste salle rectangulaire de 56,39 m est-ouest sur 34,26 m nord-sud en dimensions externes et de 55,22 m est-ouest sur 33,09 m nord-sud en dimensions internes, ce qui correspond à plus de 1800 m2. Elle est limitée par des murs qui étaient couronnés de corniches8 à l’est, à l’ouest et au nord, et présentait vers le Sud une façade à 15 colonnes doriques entre deux retours de 6,51 m chacun. Certains entrecolonnements étaient cloisonnés par des parois de pierres scellées au stylobate de marbre. Dans cette enveloppe, une absence et deux singularités sont à noter. L’absence est celle de degrés de krépis : la colonnade repose sur un simple stylobate, ce qui était de nature à faciliter la circulation entre l’extérieur et l’intérieur de la salle9. Fig. 3 Une partie du parement interne du mur ouest de la Salle hypostyle, du Nord-Est. 9 La première des deux singularités réside dans le nombre impair des colonnes de façade d’où résultait la présence d’une colonne sur l’axe. 10 La seconde singularité se trouve dans la structure des murs. Leur partie inférieure, comprend sur une hauteur de 1,40 m un parement intérieur en marbre, qui se développe entre une plinthe et un bandeau (fig. 3). Au-dessus la maçonnerie était entièrement en gneiss, sans doute stuqué. Au nord et à l’est, où le sol était plus élevé à l’extérieur qu’à l’intérieur de la Salle, la partie basse du mur était faite vers l’extérieur d’une maçonnerie de granit qui contenait les terres placées à la périphérie. À l’ouest, en revanche, et il en allait sans doute de même au sud, le parement intérieur en marbre est associé à un parement extérieur en gneiss. Dans l’architecture délienne, comme ailleurs dans les Cyclades, on rencontre plus souvent le dispositif inverse : marbre à l’extérieur, gneiss à l’intérieur. Tel est le cas dans l’architecture publique, de l’époque archaïque à l’époque hellénistique, aussi bien dans plusieurs temples, que dans le portique édifié au milieu du IIIe s. au sud du sanctuaire d’Apollon (Portique Sud). Tous ces édifices ont été conçus pour être vus principalement de l’extérieur. Dans la Salle 115 hypostyle, au contraire, l’accent a été mis sur la façade méridionale et sur les parois intérieures. 11 L’ordre de la façade était dorique avec fûts en brèche de ponce de hauteur incertaine, chapiteaux en marbre10 et entablement complet en marbre aussi 11. L’architrave a porté une dédicace faite par les Déliens, puis modifiée par les Athéniens à leur profit, marque de leur intérêt pour l’édifice. Le sujet de la dédicace, Δήλιοι fut transformé en Ἀθηναίοι12. Des travaux de restauration ont-ils partiellement justifié cette appropriation ? La question mérite d’être posée. Les colonnes doriques intérieures 12 À l’intérieur du monument le sol était en terre, comme dans tous les portiques de Délos. 44 colonnes, disposées suivant un entraxe deux fois plus important que celui de la colonnade de façade, portaient la couverture. Le long des murs, s’élevaient 24 colonnes doriques, 9 sur les longs côtés, 5 sur les petits, en comptant deux fois les colonnes d’angle. Des fûts en brèche de ponce, de hauteur inconnue, portaient des chapiteaux doriques en marbre. 16 d’entre eux ont été retrouvés qui présentent différentes mortaises de goujon au lit d’attente (fig. 4). • Sur 1313 on trouve une mortaise qui, selon G. Leroux, servait à sceller deux poutres placées l’une dans la prolongation de l’autre14. Les dimensions de ces mortaises (en moyenne, L. : 10 cm ; 1. : 3 cm ; prof. : 5 cm) sont plus importantes que celles des mortaises courantes pour goujon plat métallique. Elles ont pu recevoir des plaquettes de bois dur permettant de fixer les poutres posant sur les chapiteaux. • Sur 2 chapiteaux (no 49 et 57) on trouve dans la partie centrale deux mortaises disposées à angle droit15. Séparées sur l’un des chapiteaux (no 57) et en contact sur l’autre (no 49), elles recevaient des goujons pour la fixation de poutres disposées à angle droit. • Un chapiteau isolé (no 58) a une grande mortaise rectangulaire au centre (11,5 x 3,2 x 4,5 cm) et deux petites mortaises pour des goujons métalliques sur les angles d’une même diagonale. Ces deux goujons ne se trouvaient pas sous les poutres portées par le chapiteau. Il provient sans doute de l’une des colonnes d’angle. Fig. 4 Les différents types de chapiteaux doriques de l’intérieur de la Salle. Lits d’attente au 1/50. 116 13 La restitution sur les colonnes doriques de poutres dessinant un rectangle paraît assurée. La hauteur des colonnes, en revanche, n’est pas connue, mais leurs diamètres à la base et au sommet du fût le sont : 0,77 m à la base et 0,61 m au nu des cannelures des chapiteaux. 14 Les colonnes ioniques intérieures : présentation des vestiges 15 Les choses se compliquent quand on aborde la restitution des 20 colonnes ioniques qui étaient entourées par les colonnes doriques, suivant une disposition originale dans l’architecture grecque, où la combinaison de colonnes des deux ordres correspond habituellement à une opposition entre la façade et l’intérieur. L’emplacement des colonnes est assuré par la conservation de leurs fondations et, parfois aussi, de leurs bases à tore surmonté d’un listel et d’un congé qui, structurellement, faisaient partie du fût. De part et d’autre des deux colonnes axiales, séparées par un entrecolonnement double, se dressaient deux groupes de 3 x 3 soit 9 colonnes. Leur fût, comme ceux des colonnes doriques, était en brèche de ponce et leur hauteur n’est pas connue. 16 17 chapiteaux en marbre, tous à échine, volutes et canal lisses, ont été retrouvés. Ils se répartissent en 3 types16 (fig. 5). • Le type I comprend 11 chapiteaux ioniques normaux avec 2 faces à volutes et 2 faces à balustre (no 1 à 9 et 27-28). • Le type II, 4 chapiteaux ioniques diagonaux avec 2 faces à volutes conjointes et 2 faces à balustres conjointes (no 10 à 13). • Le type III, 2 chapiteaux ioniques à 3 faces à volutes conjointes et 1 face à balustre (n o 14 et 15). 17 Tous ces chapiteaux présentent à leur lit d’attente un encastrement destiné à recevoir une louve. Son emploi n’est pas attesté pour les chapiteaux doriques, mais il l’est pour des pièces de l’entablement de façade et pour des piliers qui prenaient place sur certains chapiteaux ioniques. Sur la plupart des chapiteaux, ces encastrements de louve ont aussi servi à la fixation de grands goujons, de bois probablement, du type de ceux que nous avons mis en évidence au lit d’attente des chapiteaux doriques. D’autres mortaises de goujon ont aussi été creusées au lit d’attente de certains chapiteaux. Pour les chapiteaux de type II on a creusé des mortaises perpendiculaires aux logements des louves pour créer un dispositif comparable à celui qui a été reconnu dans les chapiteaux doriques d’angle. Pour 4 ou 5 chapiteaux du type I, on a creusé 4 mortaises pour goujon plat à la périphérie de l’abaque. Pour 2 ou 3 autres de ce type, on a creusé 3 mortaises pour goujon plat à la périphérie de l’abaque : deux en bordure des faces à volutes, une en bordure d’un balustre. 117 Fig. 5 Les différents types de chapiteaux ioniques de l’intérieur de la Salle. Lits d’attente au 1/50. 18 Deux restitutions de la disposition de ces chapiteaux ont été publiées : l’une par G. Leroux, l’autre par R. Vallois et G. Poulsen, qui avaient à leur disposition un corpus de blocs plus développé que leur prédécesseur. La restitution de G. Leroux 19 G. Leroux a restitué les quatre chapiteaux ioniques diagonaux aux angles du dispositif, les deux chapiteaux ioniques à 3 faces à volutes sur l’axe est-ouest, de part et d’autre de l’espace central, et les chapiteaux normaux aux autres emplacements. La fig. 6 montre le système de poutraison qu’il restituait. 11 proposait une toiture à quatre versants entre les colonnes doriques et les parois externes avec quatre arêtiers aux angles définissant deux croupes. La partie centrale de la toiture aurait été surélevée, définissant un lanterneau, dont l’existence est attestée dans les comptes de construction du monument. Dans cette restitution, magnifiquement illustrée par A. Gabriel17, six chapiteaux de type I et II portent des poutres qui surplombent à la fois des balustres, ce qui est attendu, et des volutes, ce qui ne l’est pas. La restitution de G. Poulsen et R. Vallois 20 La critique ne s’est pas fait attendre. Cinq ans plus tard, G. Poulsen et R. Vallois, qui avaient identifié des piliers provenant de la salle, ont avancé une nouvelle restitution fondée sur un principe qui paraît incontournable : «chaque épistyle, écrivaient-ils, doit déborder l’abaque au-dessus du balustre »18, autrement dit, aucune poutre ne doit passer au-dessus d’une face à volutes. Leur restitution (fig. 7) n’est pas totalement convaincante pour les deux chapiteaux centraux de part et d’autre de l’axe nord-sud 19. 118 Elle prend en compte les différentes mortaises creusées à la périphérie de certains abaques, ce que ne faisait pas celle de G. Leroux, et elle les met en rapport avec les mortaises pour goujon plat relevées sur les flancs des piliers de marbre trouvés remployés près de la Salle hypostyle. G. Poulsen et R. Vallois ont identifié 8 tronçons de fûts de piliers : • 6 ont 4 mortaises au lit de pose et des mortaises sur deux flancs conjoints ou opposés (no 16-20 et 23). L’un d’eux (no 23) a conservé sa hauteur originelle : 2,99 m. • Deux autres tronçons plus courts (no 21 et 22 ; ht. : 1 m) ont 4 mortaises au lit de pose et au lit d’attente. Ils en ont 4 autres sur l’un des flancs, vestiges d’un remploi selon G. Poulsen et R. Vallois. FIG. 6 (ci-dessus). La restitution de l’emplacement des chapiteaux à l’intérieur de la salle selon g. Leroux au 1/500, avec indication de l’emplacement restitue pour les chapiteaux ioniques de type II ET IIΙ. 119 Fig. 7 (ci-dessous). La restitution de l’emplacement des chapiteaux à l’intérieur de la Salle selon R. Vallois et G. Poulsen au 1/500, avec indication de l’emplacement restitué pour les chapiteaux ioniques de type II et III. 21 Ces derniers ont aussi identifié 3 chapiteaux à ovolo associés à des tronçons de piliers de même section que les fûts (no 24-26), mais dépourvus de mortaises pour goujon plat sur joint. Sur les 8 chapiteaux ioniques du carré central, ils restituaient des piliers dont les fûts auraient été constitués de deux tronçons, un court et, au-dessus, un autre plus élevé (fig. 8). Ces piliers auraient pris place dans un lanterneau carré de 11 m sur 11 m. La configuration de la Salle hypostyle : nouvelles propositions Critique de la restitution de G. Poulsen et R. Vallois 22 Une telle restitution rend bien compte de l’absence de colonne ionique au centre de la salle et de la présence d’une colonne dorique en façade, sur l’axe nord-sud du monument, mais elle a aussi ses faiblesses. 1. La première réside dans la restitution des piliers et elle est double. Il paraît étrange que l’on ait placé des tronçons courts sous des tronçons hauts et le mode de scellement restitué entre les deux éléments est étonnant. Bien qu’elle paraisse assurée par la concordance des dimensions, l’association des chapiteaux ioniques à 4 mortaises de goujon au lit d’attente, des tronçons de pilier courts et des tronçons hauts est inattendue. Il est inhabituel en effet de placer des éléments de faible hauteur sous d’autres plus élevés et de sceller par des goujons sur joint deux blocs ayant les mêmes surfaces de parement 20. Sur ces deux points, la restitution ne doit pas être contestée, mais elle mérite d’être justifiée. 2. Deuxième faiblesse : la restitution du toit. Sur la restitution de la façade dessinée par G. Poulsen (fig. 9) on constate que le faîtage a un niveau plus élevé que les balustrades du lanterneau. G. Leroux avait bien exprimé le problème et en tirait argument pour la 120 restitution d’un lanterneau rectangulaire portant sur l’ensemble des colonnes ioniques. R. Vallois et G. Poulsen ne l’ont pas ignoré. Ils soulignaient dans leur étude que pour que leur solution soit acceptable, il faudrait remonter le lanterneau de 35 cm « aussi, écrivaient-ils, avons-nous songé à arrêter le toit suivant la ligne des épistyles ioniques et à couvrir par des terrasses les deux carrés fibres. Ces terrasses communiquant avec les galeries en encorbellement que nous avons prévues au pourtour du lanterneau, on aurait pu y accéder de l’intérieur, au moyen d’escaliers appuyés aux colonnes du carré central » 21. L’enjeu de la restitution est important : un lanterneau carré centré fournit un éclairage moins important qu’un lanterneau rectangulaire et il rattache le monument à la tradition grecque alors qu’une plus grande surélévation de la zone centrale et l’aménagement de terrasses augmenteraient le rapport formel du monument avec les basiliques romaines. 3. Troisième faiblesse, la restitution de G. Poulsen et R. Vallois néglige quelque peu l’existence d’éléments qui ne sont pas conservés ou qui n’ont pas été identifiés, mais qui sont mentionnés dans les comptes de construction et qu’il convient donc de faire figurer dans la restitution22. L’apport des comptes de construction et de réfection 23 Le corpus se limite aux textes de cinq années : tous n’ont ni la même ampleur, ni le même intérêt pour la restitution du monument. Les deux textes les mieux conservés sont ceux de 208 (JD 365), année durant laquelle on paie l’achèvement de la colonnade intérieure, et de 207 (JD 366), année de la construction du lanterneau et de la toiture. Deux lignes du compte de 189 (JD 403), indiquent que des matériaux, notamment 90 couples de tuiles, ont été employés pour des réfections de la toiture. Le compte de 174 (ID 456 + ID 440) atteste l’utilisation de pièces de bois et de tuiles pour d’autres travaux de réfection de la couverture. Enfin, dans un dernier compte non daté (ID 486), on lit [--- π]ϱός τὸ Ποσιδεί[ωι ---] parmi des paiements à des entrepreneurs. 121 Fig. 8 La restitution d’un pilier du lanterneau par G. Poulsen au 1/50. Fig. 9 La restitution de la façade de la Salle hypostyle par G. Poulsen au 1/500. 24 Les deux premiers de ces textes sont pour notre propos les plus importants. Dans le premier, celui de 208 (ID 365), il est question de 20 colonnes : de leurs fondations (1. 27-29) et des fouilles qu’elles nécessitent (1. 31-33), de leurs « στυλοϐάται » (1. 29-31) dans lesquels nous reconnaissons leurs bases23, de leurs fûts de pôros (1. 33-40), de leurs chapiteaux (1. 24-26), de leur mise en place et de leur ravalement (1. 40-44). L’ordre de ces colonnes n’est pas précisé, mais leur nombre, 20, correspond à celui des colonnes ioniques et c’est donc de leur construction qu’il doit s’agir. Il n’est pas seulement question de colonnes dans ce compte. Les deux entrepreneurs qui prennent chacun en charge les fûts de pôros pour 10 colonnes, fournissent καὶ τὰ διαφϱάγματα, pour 150 dr. (1. 34 et 37). La traduction du terme par « barrière, cloison » a été généralement acceptée, mais l’emplacement de ces cloisons n’a pas été déterminé avec précision et aucun vestige n’en a été sûrement identifié24. R. Vallois a hésité entre les entrecolonnements des colonnes doriques de la façade et ceux des colonnes ioniques intérieures25, mais dans sa restitution G. Poulsen n’a fait figurer de cloisons ni dans les 122 uns ni dans les autres. La faiblesse de leur prix (300 dr. au total alors qu’un fût de colonne en coûte 185), l’absence de fondation entre les fondations des colonnes ioniques, l’absence de trace de cloison aux flancs des tambours de colonnes ioniques conservées, l’identification sur une dalle du stylobate de la façade de scellements pour une cloison et ce que l’on sait par les comptes de la chronologie relative du chantier laissent cependant peu de doutes. Les διαφϱάγματα devaient se situer en façade et, plus précisément, en bordure du Posidéion, où la fondation du stylobate atteste une différence de niveau de sol entre le sanctuaire et la Salle. 25 Dans le compte de l’année suivante, celui de 207, des dépenses sont enregistrées pour l’ensemble de la couverture et pour le lanterneau, appelé ύπολαμπάς. Pour la charpente périphérique, on achète des ἐπιστύλια de bois qui portaient sur les chapiteaux, des poutres (δοκοί), des chevrons (σφηκίσκοι) et des claies de roseaux, des goujons de hêtre ; pour le lanterneau, les dépenses concernent des piliers (παϱαστάδες τῆς ὑπολαμπάδος), un τϱύφακτος de chêne, des épistyles, des poutres, 120 panneaux (πίνακες) encaustiqués et un plafond peint (ὀϱοϕή) qui en était probablement orné. Parmi les tuiles qui sont achetées, on distingue celles de la stoa en général de celles du lanterneau, preuve que les deux toitures étaient indépendantes l’une de l’autre. Des vestiges des παϱαστάδες de marbre ont été reconnus ainsi que quelques fragments des tuiles de terre cuite. Tout le reste, qui était en bois, a totalement disparu. Fig. 10 Plan restitué de la Salle hypostyle au niveau du lanterneau au 1/500. Nouvelles propositions de restitution 26 La nouvelle étude des vestiges n’est pas assez avancée pour présenter une restitution ou, plutôt, des restitutions totalement satisfaisantes, car le monument a connu plusieurs phases. Les piliers de pierre du premier lanterneau ont sans doute été remplacés par des piliers de bois26. Nous ne saurions expliquer autrement les traces de 123 rouille au lit d’attente de la plupart des chapiteaux ioniques qui portaient les piliers et le travail à la grosse pointe qui, à leurs lits d’attente, a suivi le dressage soigneusement réalisé au ciseau grain d’orge pour le scellement des fûts en pierre. Nous ignorons si cette restauration date de l’époque athénienne et si c’est elle qui rend compte de la transformation de la dédicace des Déliens. 27 Dans ses grandes lignes, la restitution de R. Vallois et G. Poulsen paraît juste. Dans l’audacieux projet retenu par les Déliens, le lanterneau se plaçait sur les 8 colonnes centrales. Les chapiteaux à mortaises pour goujon plat proviennent de ces 8 colonnes. La restitution des chapiteaux retenue par nos prédécesseurs nous paraît légèrement erronée, mais il est inutile d’entrer ici dans ces détails. Retenons que les cornes diagonales des chapiteaux ioniques correspondent au passage des arêtiers de la charpente et que « les galeries en encorbellement » supposées par R. Vallois et G. Poulsen ne doivent pas être retenues. Un point assez important peut être précisé : celui de la hauteur relative des quatre colonnes qui portaient les poutres faîtières de part et d’autre du lanterneau. Trois des quatre bases de ces colonnes sont conservées et elles présentent un diamètre un peu plus fort que celui des autres bases de colonnes ioniques : 78,3 à 78,7 cm au lieu de 76,3 à 77,1 cm. Il semble donc que ces colonnes étaient plus hautes que les autres et qu’elles portaient directement les poutres faîtières. L’absence de mortaise pour le scellement d’un poteau au lit d’attente des deux chapiteaux ioniques à 3 faces à volutes conjointes (no 14 et 15) invite à retenir cette restitution. En ce cas, et si l’on convient avec G. Poulsen et R. Vallois qu’il n’existait que deux types de piliers, il conviendrait de restituer pour le lanterneau 2 piliers hauts sur l’axe est-ouest et, sur les 6 chapiteaux ioniques portant les côtés nord et sud du lanterneau, 6 piliers hauts sur 6 piliers courts. La différence de hauteur entre les colonnes ioniques courantes et celles qui portaient la faîtière aurait été équivalente de la hauteur des piliers courts, soit 1 m. Fig. 11 Vue restituée de la façade de la Salle, du sud-est. 124 28 Dans cette proposition de restitution, plusieurs points restent indécis : comment reposait la faîtière au contact de piliers disposés sur l’axe est-ouest 27 ? Quelle était la forme de la grille en chêne du lanterneau ? Sur quels éléments portait cette grille ? Quel rôle jouait-elle dans la stabilité des piliers ? Comment se faisait la jonction entre la toiture et les flancs du lanterneau ? Tout cela nécessitera d’être précisé dans la suite de l’étude. Il semble cependant très probable que la salle hypostyle réalisée par les Déliens dans la dernière décennie du IIIe s. avait plus ou moins la configuration des fig. 10 et 11, avec un lanterneau qui apportait, au centre de la salle, un éclairage et une aération complétant ceux qui venaient du portique de façade. Son plafond à caissons peints constituait la zone la plus ornée d’un monument où la coexistence de deux ordres, le dorique et le ionique, s’explique au moins en partie par la nécessité de disposer de supports de deux, et même de trois hauteurs différentes situés aux points d’intersection d’un quadrillage régulier. Cela n’interdit pas de penser qu’elle ait aussi joué un certain rôle dans la hiérarchisation des espaces à l’intérieur de la salle. La destination de la Salle hypostyle 29 30 La dénomination antique de στοά ἡ πϱòς τῶι Ποσιδείωι a ceci de commun avec la dénomination moderne de « Salle hypostyle » qu’elle n’informe en rien sur la destination de l’édifice. La plupart des salles hypostyles dont la destination est connue ont été construites pour servir de salles de réunion : pour des concours musicaux, comme l’odéon de Périclès ; pour des initiations, comme le Télestérion d’Eleusis ; pour des banquets, comme le Thersilocheion de Thasos ; mais plus souvent pour des assemblées politiques comme le Thersilion de Mégalopolis, où se réunissait la ligue arcadienne, ou comme les salles hypostyles d’Argos et de Sicyone qui servaient de bouleutèria. Une destination mystérique de l’édifice délien n’a jamais été envisagée et elle ne mérite pas de l’être. Une destination politique est d’autant moins probable qu’à la fin du IIIe s. Délos possédait déjà un ekklésiastèrion et un bouleutèrion. Ph. Bruneau 28 a supposé que la Salle hypostyle avait pu accueillir le banquet des Posideia, qui réunissait tous les citoyens à l’époque de l’Indépendance soit 1500 à 2000 personnes. Il s’est même demandé si elle n’avait pas été construite à cet effet. Il est possible que la salle, toute proche du Posidéion, ait servi au banquet organisé lors de la fête du dieu. Qu’elle ait été construite à cet effet est en revanche peu probable. Sa surface est énorme comparée à celle du sanctuaire, dont elle ne faisait pas partie et dont elle était isolée par une différence de niveau et des cloisons en pôros. Son coût paraît disproportionné pour un banquet annuel donné en l’honneur d’une divinité dont le culte n’avait pas une grande importance à Délos. Une destination commerciale a beaucoup plus de vraisemblance et elle a été acceptée par plusieurs chercheurs qui, à la suite de G. Leroux, ont avancé à son propos les termes de « bourse » et même de deigma 29. Dans sa monographie, G. Leroux après s’être demandé « si la salle hypostyle eut jamais une destination précise » et avoir écarté une destination religieuse ou civile concluait que « située tout près du port, dans une région de la ville où le négoce maritime devait être particulièrement actif, elle n’était sans doute qu’un promenoir couvert, qui offrait à tous un lieu de rencontre et de réunion et dans lequel se pouvaient commodément traiter les affaires commerciales » 30. De nouveaux arguments peuvent aujourd’hui être avancés en faveur de cette conclusion et la prise en considération de l’évolution des espaces dévolus au commerce à Délos dans 125 la seconde moitié du IIIe s. permet de mieux saisir la place qu’a pu y tenir la Salle hypostyle. Pour cela il convient de se tourner vers l’agora de la cité. La construction de la Salle hypostyle dans le contexte délien 31 Quand elle fut progressivement aménagée au cours de l’époque classique, l’agora des Déliens était une vaste bande de terrain qui longeait au Sud le sanctuaire d’Apollon et descendait jusqu’au front de mer31. Deux édifices la flanquaient dans sa partie la plus orientale : le prytanée au nord et un petit portique au sud (le Portique oblique). À une date indéterminée, un portique fut construit entre ce dernier et le prytanée 32. Au milieu du IIIe s. le Portique Sud coupa la place en deux parties. Une stèle (JD 509) érigée vers 235-220 sur la partie de la place située en bord de mer permet de savoir qu’elle servait, entre autres, à la vente du bois et du charbon et que des emplacements dévolus au commerce du bois (σταθμοί ξυληϱοί) y étaient aménagés33. 32 Vers 220-200, cette zone basse fut réduite par la construction du Portique de Philippe V qui coupa définitivement du port l’Agora des Déliens et fit du Portique Sud la bordure orientale d’une voie menant aux propylées du sanctuaire d’Apollon. Le principal espace public dévolu au commerce à Délos s’en trouva modifié et ce à une époque où s’affirmait la place de Délos comme centre de redistribution régional dans les Cyclades. La construction de la Salle hypostyle, qui est à quelques années près contemporaine de celle du Portique de Philippe, doit être comprise dans ce contexte. Prenant acte du cloisonnement de l’espace public dans un premier temps réservé, mais progressivement occupé, au sud du sanctuaire, les Déliens engagèrent dans les deux dernières décennies du IIIe s. deux chantiers importants pour améliorer leur équipement public dévolu au commerce. 33 À partir de 217, la cité emprunta à la caisse sacrée pour le réaménagement d’un terreplein situé en bord de mer, appelé χῶμα dans les comptes du sanctuaire 34. Pour cet espace qui servait de débarcadère et de lieu de stockage, ils dépensèrent près de 10 000 drachmes entre 217 et 171. Son emplacement demeure inconnu. Cl. Hasenohr a supposé qu’il pourrait s’agir de l’une des phases de l’Agora des Hermaïstes 35. Rien n’interdit de penser qu’il s’agissait d’une zone plus étale en bordure du port, comprenant aussi la future Agora de Théophrastos, et que les Déliens aient cherché ainsi à recréer au nordouest du sanctuaire, ce qu’ils avaient perdu au sud : un vaste espace ouvert sur la mer. Le second chantier fut celui de la Salle hypostyle. Pour répondre aux besoins découlant de la transformation des transactions économiques dont l’île était le cadre, les Déliens ne portèrent pas leur choix sur un portique à boutiques, comme celui qu’ils érigèrent dans le premier tiers du IIe s. sur leur agora ou celui qu’Attale II offrit peu après aux Athéniens sur la leur. Ils choisirent une forme ancienne, remise au goût du jour ; un édifice sans boutiques qui n’était pas destiné aux petits artisans ou commerçants qui résidaient dans l’île, ni même au stockage36 ou à l’exposition des marchandises. Ce vaste hall, dont la masse devait être impressionnante vue de l’extérieur et qui était doté d’une ornementation raffinée faite pour être appréciée de l’intérieur, était ouvert à tous ceux qui, pour leurs négociations, n’avaient besoin de disposer ni d’un lieu fixe, ni de la marchandise qu’ils cherchaient à acheter ou à vendre. Ce devait donc être un édifice, et peut-être l’édifice par excellence, où l’on concluait des contrats commerciaux37. Qui le fréquentait ? Tout le monde avait probablement accès à ce monument public, mais il était principalement destiné aux acteurs du grand commerce 126 et sans doute aux banquiers si l’on a raison de reconnaître la Salle hypostyle dans la stoa mentionnée en 179 dans la redevance τϱαπεζών τῶν ἀπò τῆς στοᾶς à laquelle les banquiers étaient soumis collectivement pour pouvoir y installer leurs tables (ZD 442, A, 1. 28 et 78)38. Certains Déliens devaient fréquenter le lieu : les agoranomes, qui étaient chargés de faire respecter les règlements commerciaux en vigueur dans l’île 39 ; les hiéropes, qui avaient à pourvoir aux besoins des cultes et à s’occuper des constructions et des travaux d’entretien financés par la caisse sacrée ; les sitônai, ces commissaires chargés d’acheter du blé dont la première mention, en 209, est contemporaine de la mise en chantier de la Salle hypostyle 40 ; sans doute aussi les revendeurs qui achetaient aux grossistes de passage. Mais les étrangers qui venaient acheter à Délos diverses marchandises et, en particulier, du blé devaient être plus nombreux encore : le compte des hiéropes de 250 montre en effet que dès cette époque les 2/3 de la taxe sur les importations et les exportations provenaient de marchandises en transit41. La Salle hypostyle de Délos et les premières basiliques de Rome 34 La destination que nous restituons à la Salle hypostyle est donc comparable à celle que l’on est conduit à attribuer aux premières basiliques du forum de Rome : la Basilica Porcia construite en 184, la Basilica Fulvia construite en 179 et la Basilica Sempronia construite en 169. L’édifice délien leur est cependant antérieur de quelques décennies. Il est exactement contemporain de la reconstruction, après l’incendie de 210, de l’Atrium Regium dans lequel on reconnaît la basilique mentionnée par Plaute à la fin du IIIe s. dans le Charançon (Curculio, v. 470-482) et les Captifs (Captivi, v. 813-815). 35 Nous nous garderons d’induire de la probable identité de destination de la Salle hypostyle de Délos et des basiliques républicaines de Rome l’existence d’une filiation, directe ou indirecte, nous contentant de souligner l’intérêt et les limites d’une comparaison entre l’équipement du forum romain et celui, beaucoup plus modeste, de la place délienne. Le caractère lacunaire de notre documentation rend plus aventureuse encore toute réflexion sur la place du monument délien dans les origines de la forme de la basilique romaine. La disposition de la Salle hypostyle, avec une façade portiquée sur le long côté bordant la place, et son orientation vers le sud, favorable à l’éclairage de la pièce et à la protection contre les vents du nord, dominants dans l’île, sont conformes à ce que l’on sait de nombreuses basiliques et aux prescriptions données par Vitruve pour ce genre d’édifice dans le livre V de son De architectural 42. Sa disposition intérieure avec ses cinq rangées de colonnes à un seul niveau et son medium spatium 43 carré surmonté d’un lanterneau se distingue cependant du plan basilical tel qu’il apparaît fixé dans la seconde moitié du Ier s. av. J.-C. Alors que dans la basilique c’est un medium spatium rectangulaire qui détermine la structure de la couverture, dans la salle hypostyle, c’est de la présence du lanterneau, nécessité par un besoin d’éclairage, que découle l’existence d’un medium spatium carré. Le plan de la Salle hypostyle de Délos est typiquement grec, tout comme son ornementation et ses matériaux qui sont, pour les pierres du moins, d’origine délienne, tiniote ou mykoniate. L’architecte qui supervisa les travaux, un Délien qui portait le nom de Gorgos, fut-il influencé par l’architecture macédonienne, comme le pensait R. Ginouvès44, par des constructions éphémères du type de la tente de Ptolémée II Philadelphe décrite par Callixène à la fin du III e s. 45 ou par ces salles hypostyles royales dont on a supposé l’existence dans l’Alexandrie ptolémaïque46 ? Le plan qu’il retint fut-il influencé ou influença-t-il celui de certaines 127 basiliques romaines ? En l’absence d’édifices connus qui, à Rome ou à Alexandrie, auraient présenté des dispositions architecturales comparables à la Salle hypostyle de Délos et qui en seraient plus ou moins les contemporains, nous ne saurions, dans ce domaine, émettre autre chose que de fragiles spéculations. Rien n’interdit de penser que pour élaborer le projet de la Salle hypostyle, l’architecte délien reprit un type grec tombé en désuétude, pour lui donner l’implantation, la façade 47 et la fonction d’un type de monument qui commençait alors à se développer, la basilique, et qu’il le fit pour répondre à un cahier des charges défini par les Déliens eux-mêmes qui désiraient offrir à leurs magistrats et plus encore aux emporoi, aux nauclères et aux banquiers, un lieu favorable à leurs affaires, étroitement associé à une grande place commerciale bordant le port. Dans une cité où se développait le commerce de transit, ce monument était de nature à favoriser la formation d’un marché qui fut d’abord régional, mais qui, par la suite, se développa à l’échelle d’une grande partie de la Méditerranée orientale pour le grain, pour certains produits de luxe et pour le trafic d’esclaves. Références des illustrations 36 Fig. 1 : M. Fincker, d'après Moretti J.-Ch., L. Fadin, M. Fincker, V. Picard, Atlas, EAD XLIII (2015). 37 Fig. 2, 4, 5, 6, 7, 10, 11 : M. Fincker. 38 Fig. 3 : J.-Ch. Moretti. 39 Fig. 8 : Vallois R., Poulsen G., Nouvelles recherches sur la Salle hypostyle, EAD II, Paris, 1914, fig. 24. 40 Fig. 9 : Vallois R., Poulsen G., Nouvelles recherches sur la Salle hypostyle, EAD II, Paris, 1914, pl. II.1. NOTES 1. Nous ne prenons ici en compte que les salles dont la couverture était portée par plus de deux rangées de supports libres. Plus souvent les chercheurs modernes intègrent sous la dénomination de « salles hypostyles » toutes les salles dont la toiture est portée par plus d’une rangée de colonnes, ce qui conduit à l’association de monuments très divers du point de vue de leur destination comme de leur forme. N. Feiler dans son article « Zur Belichtung griechischer Saalbauten », dans P. I. Schneider, U. Wulf-Rheidt (éds), Licht-Konzepte in der vormodernen Architektur, Internationales Kolloquium in Berlin, 2009 (Diskussionen zur Archäologischen Bauforschung, 10), Regensburg, 2011, 79-91, a annoncé la parution d’une synthèse sur ce type d’édifice sous le titre Hypostyle Saalbauten in der griechischen Architektur. 2. Voir Ohr K., Die Basilika in Pompeji, Berlin, 1991, p. 79 et la littérature antérieure citée n. 397. On peut y ajouter, la position prudente de Lauter H., Die Architektur des Hellenismus, Darmstadt, 1986, p. 163 ainsi que Ginouvès R., « Aux origines de la basilique », dans M.-O. Jentel, G. DeschênesWagner (éds),Tranquilitas. Mélanges en l’honneur de Tran tarn Tinh, Québec, Université Laval, 1994, 128 p. 207-216 et Winter F.E., Studies in Hellenistic Architecture, Phoenix, Journal of the Classical Association of Canada. Supplementary volume 42, Toronto, 2006, p. 138. 3. Voir en particulier : Nünnerich-Asmus A., Basilika und Portikus, Cologne, 1994 ; Welch K., « A new view of the origins of the Basilica : the Atrium Regium, Graecostasis, and Roman diplomacy », ARA 16 (2003), p. 5-34 ; Etxebarria Akaiturri A., Los Foros romanos republicanos en la Italia centro-meridional tirrena : origen y evoluciόn formai, Madrid, 2008, p. 190-222 ; Fellmeth U, « Die wirtschaftlichen Funktionen der ersten stadtrömichen Forumbasiliken », Marburger Beiträge zur antiken Handels-, wirtschaftsund sozialgeschichte, 29 (2011), p. 1-27 ; Cavalier L., Descat R., Courtils J. des (éds), Basiliques et agoras de Grèce et d’Asie Mineure, Bordeaux, 2012 ; et la synthèse de P. Gros dans L’architecture romaine 1. Les monuments public3, Paris, 2011, p. 235-260. 4. Leroux G., La Salle hypostyle, EAD II, Paris, 1909 ; Vallois R., Poulsen G, Nouvelles recherches sur la Salle hypostyle, EAD II, Paris, 1914. 5. Reger G., Regionalism and Change in the Economy of Independent Délos, 314-167 B.C., Berkeley-Los Angeles-Oxford, 1994, p. 257-276. Voir aussi Vial Cl., Délos indépendante, BCH Suppl. X, Paris, 1984, p. 339-346. 6. Bogaert R., banques et banquiers dans les cités grecques, Leyde, 1968, p. 170-187. 7. L’autel paraît avoir été construit à l’époque classique, mais l’inscription où il est qualifié de Nauklarios (ID 2483) ne semble pas antérieure au Ier s. 8. No 64 à 71 dans le nouvel inventaire que nous avons réalisé des blocs de la Salle hypostyle. 9. À Délos, les portiques ont en règle général deux degrés à l’époque de l’Indépendance et à l’époque athénienne : Fraisse, Ph. et Llinas, Chr., Documents d’architecture hellénique et hellénistique, EAD XXXVI, Paris, 1995, p. 256. Sur les degrés de krépis des portiques, voir Coulton J.J., The architectural development of the Greek stoa, Oxford, 1976, p. 109-110. 10. No 61 à 63. 11. Architraves : no 29 à 33, 37, 38, 41 à 44. Contre-architraves : no 35, 36, 39. Frise : no 40. 12. IG XI 4, 1071 ; Leroux 1909 (comme n. 4), p. 47-50 ; Vallois, Poulsen 1914 (comme n. 4), p. 24-26. 13. No 45 à 48, 50 à 56, 59 à 60. G. Leroux n’en connaissait que 12. 14. Leroux 1909 (comme n. 4), p. 34 et fig. 48-49. 15. Elles ne forment pas de T couché, comme le note Leroux 1909 (comme n. 4), p. 34. 16. Pour une analyse stylistique et des comparaisons avec des chapiteaux de l’Ionie, voir Vallois R., L’Architecture hellénique et hellénistique à Délos jusqu’à l’éviction des Déliens (166 av J.-C.). Deuxième partie, grammaire historique de l’architecture délienne (Première livraison), BEFAR 157, Paris, 1966, p. 198-200. 17. Leroux 1909 (comme n. 4), pl. VI. 18. Vallois, Poulsen 1914 (comme n. 4), p. 10. 19. Ils en étaient conscients et proposaient qu’il y eût à cet emplacement une galerie en encorbellement sous le lanterneau qu’ils limitaient au carré défini par les 8 colonnes centrales : Vallois, Poulsen 1914 (comme n. 4), p. 10-11. 20. Il en existe cependant un cas avéré à Délos, celui du cadran solaire B 4368 qui est scellé sur le chapiteau portant la dédicace IG XI 4, 1154 par quatre goujons plats sur joint : deux se trouvent à la face postérieure du cadran, qui est en retrait par rapport à celle de l’abaque, et deux autres à sa face antérieure, qui est alignée sur celle de l’abaque : Moretti J.-Ch., « Les inventaires du gymnase de Délos », BCH, 121, 1997 (1998), p. 125-152 (p. 135-137). 21. Vallois, Poulsen 1914 (comme n. 4), p. 21. 22. G. Leroux n’avait pas accès à ces textes (Leroux 1909 [comme n. 4], p. 51). R. Vallois les a rassemblés et commentés sans néanmoins utiliser toutes les informations que l’on peut en tirer pour restituer la forme de l’édifice et l’histoire de sa construction. 129 23. Vallois, Poulsen 1914 (comme n. 4), p. 37 et Hellmann M.-Chr., Recherches sur le vocabulaire de l'architecture grecque d’après les inscriptions de Délos, BEFAR 278, Paris, 1992, p. 396 retiennent comme traduction « stylobate » sans préciser de quelles pierres il s’agit. 24. Quelques plaques de même matière que les fûts de colonne se trouvent actuellement dans la salle, mais rien n’assure qu’elles aient appartenu aux διαφράγματα et nous ne leur avons reconnu aucune caractéristique qui permette d’en déterminer l’emplacement d’origine. 25. Vallois, Poulsen 1914 (comme n. 4), p. 37. Hellmann 1992 (comme n. 23), p. 107-108 reprend R. Vallois. 26. C’est ce qui explique qu’au moment des fouilles, tous les éléments de piliers aient été trouvés en dehors de la Salle, alors que les vestiges des colonnades dorique et ionique l’ont été dans la Salle. Lors de la ruine du monument, les piliers de marbre ne s’y trouvaient plus. 27. C’est sous ces piliers que nous restituons les chapiteaux ioniques à trois mortaises. 28. Bruneau Ph., Recherches sur les cultes de Délos à l’époque hellénistique et à l’époque impériale, BEFAR 217, Paris, 1970, p. 263-264 29. Leroux G., Les Origines de l'édifice hypostyle en Grèce, en Orient et chez les Romains, BEFAR 108, Paris, 1913, p. 255 notait que l’édifice fut construit « pour servir d’abri et de bourse aux marchands déliens ». Lauter 1986 (comme n. 2), p. 163 comparait la Salle hypostyle au deigma du Pirée et à une bourse. Bruneau Ph., Ducat J., Guide de Délos 4, Paris, 2005, p. 40, parlaient d’une « halle pour les transactions commerciales ». Récemment, Hasenohr CL, dans K. Konuk (éd.), Stephanèphoros. De l'économie antique à l'Asie Mineure. Hommages à Raymond Descat, Bordeaux, 2012, p. 104 s’est montrée beaucoup plus circonspecte en notant qu’« il n’est pas exclu qu’elle ait eu une destination commerciale ». 30. Leroux 1909 (comme n. 4), p. 51. 31. Martin R., Recherches sur l'agora grecque, BEFAR 174, Paris, 1951, p. 440-443 ; Marc J.-Y., « Combien y avait-il d’agoras à Délos ? », Ktèma 25 (2000), p. 41-45. 32. Des vestiges en ont été découverts sous l’aile septentrionale du Portique coudé (Vallois R., L'architecture hellénique et hellénistique à Délos I, Les monuments, BEFAR 157 [1944], p. 64-65 et 160-161). Leur date n’a pas été fixée par la fouille. On ignore si c’est de ce portique qu’étaient chargés les ἐπιμεληταὶ τῆς στοᾶς auxquels les hiéropes de 269 ont fait une avance : IG XI 2, 203, A, 1. ΙΟ11. Vallois R., op. cit., p. 66-67, préfère identifier le portique mentionné avec le Portique Sud. 33. Voir en dernier lieu Chankowski V, « Délos et les matériaux stratégiques. Une nouvelle lecture de la loi délienne sur la vente du bois et du charbon (JD, 509) », dans K. Konuk (éd.), Stephanèphoros. De l'économie antique à l'Asie Mineure. Hommages à Reymond Descat, Bordeaux, 2012, p. 31-51. 34. Vial 1984 (comme n. 5), p. 340-341 ; Reger G., « The Delian χῶμα », ZPE 74 (1988), p. 29-30 ; Reger 1994 (comme n. 5), p. 258 ; Duchêne H., Le paysage portuaire de la Délos antique. Recherches sur les installations maritimes, commerciales et urbaines du littoral délien, EAD XXXIX, Paris, 2001, p. 147-153 ; Moretti J.-Ch., « Un monument archaïque à Délos sur le front de mer », RA, 227-262 (p. 259-261) ; Chankowski 2012 (comme n. 33), p. 32-33. 35. Hasenohr Cl., « L’Agora des Compétaliastes et ses abords à Délos », REA 104 (2002), p. 85-110 (p. 109-110). 36. Contra : Martin 1951 (comme n. 31), p. 445, qui voit dans la Salle hypostyle un « grand entrepôt » et une « vaste bourse du commerce ». 37. C’est à juste titre que Fellmeth 2011 (comme n. 3), p. 25, n. 58 pose le problème du lieu ou des lieux de conservation d’origine des contrats qui ont été brûlés dans la Maison des sceaux, mais c’est à tort qu’il date les plus anciennes empreintes de la fin du IIIe s. Toutes sont postérieures à 167, voire à 130 : Boussac M.-Fr., « Archives personnelles à Délo », CRAI 1993, p 679-693 (p. 685-686). 130 38. A Délos, les trésoriers s’occupaient de la perception de deux redevances, celle des ὅρoι et celle des τϱάπεζαι qui sont tantôt versées à la caisse sacrée, tantôt à la caisse publique. Toutes deux sont attestées à partir de 250. La redevance payée collectivement par les banquiers apparaît généralement sous la forme simple de τϱαπεζών. A deux reprises dans le compte de 179 (JD 442, A, 1. 28 et 78), la formule est plus développée : τϱαπεζῶν τῶν ἀπò τῆς στοᾶς. « Il doit s’agir, écrit C. Vial (Vial 1984 [comme n. 5], p. 212, n. 87), de la redevance à laquelle les banquiers étaient soumis collectivement pour pouvoir installer leurs tables dans le portique » et elle songe à un portique de l’agora. Vallois 1944 (comme n. 32), p. 67 et n. 6 proposait le Portique Sud. Il n’est pas interdit de penser qu’il s’agit de la Salle hypostyle. 39. Sur les agoranomes de Délos, voir Vial 1984 (comme n. 5), p. 232-235. Sur l'agoranomia dans le monde égéen, voir aussi Capdetrey L., Hasenohr Cl., « Surveiller, organiser, financer : fonctionnement de l'agoranomia et statut des agoranomes dans le monde égéen », dans L. Capdetrey, Cl. Hasenohr (éds), Agoranomes et édiles. Institutions des marchés antiques, Bordeaux, 2012, p. 13-34. 40. Sur les sitônai, voir Vial 1984 (comme n. 5), p. 237-239. 41. Vial 1984 (comme n. 5), p. 341-342. 42. Vitruve 5, 1,4 : « Le site de la basilique doit être adjacent à la place publique et être établi à l’endroit le plus chaud possible, afin qu’en hiver les hommes d’affaires puissent s’y réunir sans avoir à supporter le mauvais temps » (trad. Saliou). Voir le commentaire de Saliou dans la CUF et celui de Fellmeth 2011 (comme n. 3), p. 6-8. 43. Ce sont les mots employés par Vitruve 5,1, 5. Dans la basilique, cet espace central est rectangulaire. 44. Ginouvès R., La Macédoine de Philippe II à la conquête romaine, Paris, 1993, p. 201-202. 45. Athénée V, 196-197. Sur cette tente royale, voir en dernier lieu Calandra E., The ephemeral end the eternal : the pavilion of Ptolemy Philadelphos in the court of Alexandria, Tripodes 13, Athènes, 2011. 46. Gros 2011 (comme n. 3), p. 238 et dans Cavalier, Descat, Courtils 2012 (comme n. 3), p. 13 évoque ces « grandes salles hypostyles où les monarques hellénistiques mettaient en scène leur pouvoir ». Voir aussi les hypothèses émises par Gaggiotti M., « Atrium regium-basilica (Aemilia). Una insospettata continuità storica e una chiave ideologica per la soluzione del problema delPorigine della basilica », ARID, 14,1985, pp. 53-80 (n. v.) à propos de la basilica Aemilia (M. Aemilius Lepidus). 47. Considérée au sein des constructions déliennes cette façade paraît aussi avoir été influencée par celle du Portique de Philippe. AUTEURS JEAN-CHARLES MORETTI Né en 1961, directeur de recherche au CNRS, Institut de recherche sur l’architecture antique, Maison de l’Orient et de la Méditerranée, Universté Lyon 2, AAMU, Paris, UPPA. Axes de recherche: architecture grecque et romaine, édifices de spectacle, temples et sanctuaires, vocabulaire de l’architecture en grec ancient, Délos, Claros, Orange, Baelo Claudia. 131 MYRIAM FINCKER Née en 1954. Architecte-archéologue à l‘Institut de Recherche sur l’Architecture Antique, CNRS, Paris, Aix-Marseille Université. Axes de recherche: architecture grecque et romaine, spécialiste des édifices de spectacles. 132 Zur wirtschaftlichen Funktion der Basilica Aemilia und der Basilica Iulia auf dem Forum Romanum in Rom Klaus Stefan Freyberger 1 Als Rom nach dem Ende der Punischen Kriege im 2. Jh. v. Chr. die Vormachtstellung in der Mittelmeerwelt innehatte, musste die Stadt als das Zentrum der Macht neuen und vielfältigen Aufgaben, insbesondere im politischen und administrativen Bereich, Genüge leisten. Diese Situation erforderte die Errichtung öffentlicher Großbauten, in denen sich die für das politische und wirtschaftliche Tagesgeschehen notwendigen Arbeitsabläufe vollzogen. Dazu gehörten auch die großen Basiliken auf dem Forum Romanum, die als Börsen nicht nur den fiskalischen Aufgaben Roms Genüge leisten mussten, sondern aufgrund ihrer luxuriösen Formgebung auch dazu dienten, die von Varro genannte Würde des Forum, die forensis dignitas aufzuwerten 1. Diesen Anspruch verkörpert die Basilica Aemilia, die Plinius in seiner Naturgeschichte zusammen mit dem Circus Maximus, dem Forum des Augustus und dem Friedenstempel des Vespasian zu den schönsten Werken der Welt zählt2. Auch wenn der Passus in erster Linie als ein Lob auf den Kaiser Vespasian zu verstehen ist, so kommt doch der hohe Stellenwert der Basilica Aemilia in dieser Zeit deutlich zur Geltung. Aufbau und Bauphasen der Basilica Aemilia Die Basilica Aemilia (Fulvia) in spätrepublikanischer Zeit: Ein Prestigebau monumentaler Prägung 2 Laut Livius wurde die Basilica Fulvia, der anfängliche Name der Basilica Aemilia, von dem Censor M. Fulvius Nobilior im Jahr 179 v. Chr. eingeweiht 3. Das repräsentative Erscheinungsbild zeigt sich nicht nur in der Größe und Ausstattung, sondern auch in der Lage des Bauwerks. Dieses ragte in prominenter Position im nordwestlichen 133 Bereich des Forum Romanum zwischen der Curia im Westen und dem Tempel des Iuppiter Stator4, dem späteren Tempel des Antoninus Pius und der Faustina, im Osten auf. Der Monumentalbau hatte eine dreischiffige Halle, deren Längsseite zum Forumsplatz ausgerichtet war (Abb. I)5. 3 Vermutlich besaß die Ringhalle zwei Stockwerke, wobei das untere aus Stein, das obere aus Holz war. Erst im späten 2. oder frühen 1. Jh. v. Chr. erhielt der Monumentalbau ein Obergeschoß aus Stein. Entlang der gesamten Südseite verlief eine Reihe von Läden, vor denen eine Portikus den Nordrand der Via Sacra säumte. Drei Eingänge auf der Südseite der auf allen vier Seiten geschlossenen Halle boten Zugang für die Besucher. Die festgelegte Fläche der 110 m x 50 m großen Parzelle und die Abfolge von Ringhalle, Läden und Säulenhalle behielten die Nachfolgerbauten unverändert bei. Als Baumaterial wurden Tuff, ein lokales Vulkangestein, und Travertin, ein bei Tivoli gewonnener Kalkstein, verwendet. Bereits die ältesten nachweisbaren Läden aus dem frühen 2. Jh. v. Chr. verfügten über ein groß angelegtes Kanalsystem. In jeder der Tabernen verlief etwa 30 cm vor der Rückwand eine Frischwasserleitung in einem leichten Gefälle von Osten nach Westen. Die in einem wasserdichten Putz verlegten Bleirohre wurden in allen Bauphasen in gleicher Höhe erneuert. Neben den Trennwänden der Läden verlief ein Abwasserkanal, dessen Wasser über unterirdische Sammelkanäle in die Cloaca Maxima geführt wurde6. Abb. 1 Basilica Fulvia Grundriss, Rekonstruktion. 4 Aller Wahrscheinlichkeit nach war die Basilica Aemilia Standort der ältesten bekannten Wasseruhr in Rom, die nach den Nachrichten antiker Autoren der Censor P. Cornelius Scipio Nasica im Jahr 159 v. Chr. errichten ließ 7. Varro erwähnt eigens den Ort ihrer Aufstellung und zwar „im Schatten der Basilica Aemilia“. Vermutlich ist diese Uhr in dem Laden neben dem östlichen Eingang auf der Südseite zu lokalisieren 8. Im Unterschied zu allen anderen Tabernen besaß diese eine wasserdichte Auskleidung mit opus signinum und war an der Front geschlossen. Zu diesem Raum, in dem die Geräte mit den Wasserbehältern installiert waren, hatten nur die für die Wartung und Reparaturen der Wasseruhr zuständigen Personen Zutritt. Die Größe des Apparats und die zahlreichen Zeugnisse der historischen Überlieferung lassen auf eine bedeutende und viel beachtete Wasseruhr schließen, für deren Inbetriebnahme die Existenz eines Wasserleitungssystems vorauszusetzen ist. 134 Umbauten und Erneuerungen im 2. und 1. Jh. v. Chr. 5 Beschädigungen durch Brandkatastrophen erforderten mehrfach Restaurierungen und Erneuerungen des Gebäudes. Spätestens im frühen 1. Jh. v. Chr. wurde die Ringhalle der Basilika zu einer zweigeschossigen Halle aus Stein ausgebaut. Diese erforderte Treppenhäuser, die am östlichen und westlichen Ende der Ladenreihe angebracht wurden. Die Treppen führten zu einer Terrasse über den Portiken, von der aus Zugänge in das Obergeschoss des Innenraums bestanden. Auf der Terrasse befand sich eine zum Forumsplatz ausgerichtete Tribüne, die eine stabile Unterkonstruktion benötigte. Aus diesem Grund wurden nun zwischen den Tabernen neue 90 cm breite Trennmauern neben den nur 60 cm breiten alten Trennwänden angelegt, um solidere Fundamente für die größere Last des Obergeschosses zu gewinnen. Die Läden waren von Tonnengewölben überspannt, die auf Kämpfergesimsen aus Travertin auflagen 9. Laut einer Nachricht von Cicero fand im Jahr 54 v. Chr. durch L. Aemilius Paullus eine umfangreiche Restaurierung des Bauwerks statt10. Dabei hielt man zwar weitgehend an der Form der Vorgängerbauten fest, aber der Luxusbau wurde nun mit lunensischem Marmor und zudem mit kostbarem buntem Marmor ausgestattet. Aller Wahrscheinlichkeit nach war der Initiator für diese Planung kein geringerer als Caesar. Abb. 2 Basilica Aemilia, augusteische Phase, Grundriss, Rekonstruktion. 135 Abb. 3 Basilica Aemilia, augusteische Phase, geodätischer Plan, marmorner Fußboden. Die augusteische Phase: ein neuer Prunkbau im marmornen Gewand 6 Nach einem erneuten Brand im Jahr 14 v. Chr. wurde die Basilica Aemilia während der Herrschaft des Kaisers Augustus grundlegend erneuert11. Es ist nicht bekannt, in welchem Umfang marmorne Bauglieder des caesarischen Baus wieder verwendet werden konnten (Abb. 2). Von dem Glanz und Reichtum der Anlage zeugt die Ausstattung: Der Fußboden des Mittelschiffes war mit polychromem Marmor verziert, während die Böden der Seitenschiffe aus weißem Marmor bestanden (Abb. 3) 12. Die beiden inneren Ordnungen hatten Säulen aus Africano, wobei die untere ionische, die obere korinthische Kapitelle besaß13. Vor der Längswand des nördlichen Seitenschiffs verläuft im Innern ein schmaler Korridor, der von einer Säulenreihe aus Cipollino gesäumt wird. Die formanalytische Auswertung der Bauornamentik legt eine Datierung des Gebäudes in die letzten zwei Jahrzehnte des 1. Jhs. v. Chr. nahe. An den mit Marmor verkleideten Innenwänden befanden sich Schmuckreliefs aus pentelischem Marmor, die signifikante Szenen aus der Gründungsgeschichte Roms thematisierten 14. Die zum Forumsplatz orientierte Säulenhalle hatte eine aufwendig gestaltete Fassade mit einer kompositen Säulenordnung, die von einer hohen Attika bekrönt wurde (Abb. 4). Deren zum Forumsplatz gewandte Außenseite war mit kostbaren Bildwerken verziert, die von den Besuchern des Forums gesehen werden konnten. Im Zentrum der Brüstungsplatten befanden sich Rundbildnisse, die imagines clipeatae, die Oberhäupter der Gens Aemilia und Mitglieder des Kaiserhauses des Augustus Wiedergaben (Abb. 4) 15. Flankiert wurden die Rundschilde von monumentalen Barbarenstatuen aus buntem Marmor 16. Wenn auch das statuarische Schema der „Barbaren“ nicht eindeutig zu rekonstruieren ist, so liegt doch die Vermutung nahe, dass sie parthische Würdenträger darstellen, die als monumentale Bildzeichen für ein den Römern unterworfenes Volk stehen. Sie verweisen auf den militärischen und diplomatischen Erfolg des Kaisers Augustus, dem 20 v. Chr. ein Friedensabkommen mit den Parthern gelang. 136 Abb. 4 Basilica Aemilia, augusteische Phase, Südseite, 3 D-Modell. 7 Über der Säulenhalle und den Läden verlief eine monumentale Terrasse, auf der im rückwärtigen Teil eine Loggia stand, die mit den bekannten Rankenpfeilern geschmückt war (Abb. 4). Aller Wahrscheinlichkeit ist diese Terrasse mit den von antiken Autoren überlieferten maeniana zu identifizieren, von der aus man das tägliche Geschehen auf dem Forum verfolgen konnte17. Sie diente zugleich als Zuschauertribüne bei Festen und Umzügen auf dem Forum Romanum. Über dem Bauwerk verlief ein Satteldach mit offenem Dachtragwerk aus Holz. Vermutlich war das Dach mit dünnen Schindeln aus Marmor gedeckt. Das Fortleben der Basiiica Aemilia bis in die Spätantike 8 Die Basilica Aemilia hatte bis in die spätantike Zeit einen hohen Stellenwert inne. Nach der herkömmlichen Meinung wurde das Gebäude bei dem Einfall der Westgoten um 410 zerstört, wobei die in der Brandschicht gefundenen Münzen aus den Jahren 410/411 als Belege für diese Annahme dienten. Man hatte angeblich die Ringhalle vollständig aufgegeben und verdeckte die Ruine mit Blendfassaden. Die zum Forum gewandten Tabernen und Portiken wurden nur zum Teil wieder aufgebaut. Es existieren aber archäologische Indizien, die dieser opinio communis widersprechen und auf ein ganz anderes Bild über die Nutzung der Basilika im 5. Jh. schließen lassen. Lediglich die Stände der Wechsler im Inneren wurden durch Feuer beschädigt, wofür die Brandspuren auf dem Fußboden aus Marmor als Zeugnisse dienen. Die Portiken vor den Läden waren entweder zerstört oder durch Feuerspuren unansehnlich geworden. Eine Ehreninschrift für die Kaiser Honorius und Arkadius aus den Jahren 418-420 erinnert an die Wiederherstellung der Portiken durch den Stadtpräfekten Aurelius Anicius Symmachus18. Verwendete man für die Säulenordnung ältere korinthische Kapitelle und Säulen aus rotem Granit aus der Kaiserzeit, so wurden die roh belassenen Säulenpostamente und der Architrav vermutlich aus den alten Baugliedern der augusteischen Portiken aus lunensischem Marmor hergestellt19. Es hat den Anschein, dass originale Parden der augusteischen Portiken, die nicht beschädigt waren, stehen gelassen und damit in den Neubau der Säulenhalle integriert wurden. Belege dafür liefern Blöcke der dorischen Säulenordnung auf der Südseite der Basilika und Veduten aus der Renaissance, welche die dorische Säulenordnung an der Südwestecke des Bauwerks in situ zeigen. Neue Böden aus opus sectile, die vor dem Osteingang und in zwei Läden in der zweiten Hälfte des 6. Jhs. verlegt wurden, belegen die noch immer 137 luxuriöse Ausstattung des monumentalen Bauwerks. Die während der Grabungen Vorgefundene Sturzlage von Baugliedern der zweiten Säulenordnung auf den Trümmern der Südmauer der Basilika beweist, dass beide Säulenordnungen bis zuletzt aufrecht standen. Diese wurden erst im 8. oder 9. Jh. von der fallenden Mauer zum Einsturz gebracht. Ein weiteres Indiz gegen die Annahme einer Aufgabe der Ringhalle liefert die vermeintliche Blendfassade am Argiletum, die in Wirklichkeit aufwendig in Nischen gegliedert und mit Marmor verkleidet war. Wahrscheinlich zog man auch über der Brandschicht einen neuen Plattenboden ein, der im Zuge der neuzeitlichen Plünderungen wieder beseitigt wurde. Dabei blieb die Basilica Aemilia auch weiterhin von hoher politischer Bedeutung, zumal die Wiederherstellungsarbeiten des Bauwerks und deren Bildwerke im Auftrag des Kaisers und/oder durch dessen Vertreter, den Praefectus urbi, geschahen. Die mehrfache Nennung des Praefectus urbi im Bereich der Portiken, der vor allem in der Gerichtsbarkeit als Vertreter des Kaisers fungierte, könnte als Indiz dafür gelten, dass die Basilica Aemilia zu diesem Zeitpunkt auch noch als Gerichtsstätte diente. Jedenfalls galt das Bauwerk bis in die Spätantike als ein berühmtes Gebäude, dessen Wertschätzung in der in fünf Inschriften überlieferten Bezeichnung als basilica inlustris zum Ausdruck kommt 20. Der gleiche Sachverhalt gilt für die Basilica Iulia, die wie ihr Pendant auf der Nordseite, mit alten Statuen neu geschmückt wurde. Dabei wurden die im Bereich der Portiken liegenden, wahrscheinlich aus den Sacella stammenden Altäre als Statuensockel wieder verwendet. Die Weihinschriften wurden eradiert und neue Stifterinschriften angebracht, die an die Wiederherstellung alter Bildwerke durch den Praefectus urbi Gabinius Vettius Probianus erinnern21. Einige Inschriften an den Basen bezeugen Statuen des Polyklet, des Timarchos und des Praxiteles. Bei diesen Statuen handelte es sich um römische Kopien berühmter klassischer Bildwerke. An diesem Vorgang ist nicht nur der behutsame Umgang mit alten Bildwerken ablesbar, sondern auch das Bedürfnis, die beiden Basiliken weiterhin als funktionsfähige Handelsund Gerichtsgebäude aufrecht zu erhalten. Erst der Einbau der Kirche S. Maria in Cannapara an der Nordwestecke der Portiken im 7. oder 8. Jh. und die in diesem Bereich installierten Kalköfen mit Werkstätten und Läden markieren die Aufgabe der Basilica Iulia und wohl auch der Basilica Aemilia in deren bisherigen Bestimmung 22. Genese der Basilika 9 Die Genese der Basilika ist ein vieldiskutiertes Thema, das in der Forschung kontrovers beurteilt wird. Die Basilica Aemilia ist das älteste bekannte nachweisbare Bauwerk, das dem Schema einer mehrschiffigen Halle mit vorgestellten Läden und einer Portikus folgt. Zu fragen bleibt, ob es an der Stelle dieses Gebäudes einen oder gar mehrere Vorgängerbauten gab. 138 Abb. 5 Forum Romanum, Plan mit Basilica Aemilia und Vorgängerbau Basilica I. Abb. 6 Forum Romanum, Plan der Basilica I. 139 Abb. 7 Basilica Iulia, Aufriss, Rekonstruktion mit Schnitt von Norden nach Süden. Die Basilica I als Vorgängerbau der Basilica Fulvia 10 Bei unseren jüngsten Untersuchungen im nördlichen Areal der Basilica Aemilia fanden sich Spuren eines Bauwerks, bei dem es sich mit großer um einen Vorgängerbau der Basilica Fulvia (Basilica I) handelt (Abb. 5)23. Das Gebäude, das im Bereich unter dem Nord- und Mittelschiff der Basilica Aemilia liegt, besaß eine dreischiffige Halle mit zwei Säulenreihen, deren 8,50 m großer Achsabstand kleiner ist als der 12 m weite in dem spätrepublikanischen Bau (Abb. 6). Liegt die Nordwand beider Bauwerke deckungsgleich, so reicht die Südwand der Basilica Fulvia und deren Nachfolger weiter nach Süden. Die Frage, um wie viel älter die Basilica I als ihr Nachfolger ist, lässt sich allein aus den archäologischen Fakten nicht beantworten. Plautus nennt eine Basilika auf dem Forum Romanum, die älter war als die Basilica Fulvia 24. Es könnte sich bei diesem erwähnten Bauwerk tatsächlich um die Basilica I handeln, zumal die Ortsangabe in der Nähe des Forum Piscarium, also wahrscheinlich an der Stelle der späteren Basilica Fulvia, mit der Lage der jüngst entdeckten Basilica übereinstimmt. Laut den Angaben von Livius wurden die von einem Brand heimgesuchten Gebäude, bei denen es sich um sieben Kaufläden, ein Kaufhaus, eine Halle und das Königshaus handelte, im Jahr 209 v. Chr. zum Wiederaufbau in Auftrag gegeben25. 11 Handelt es sich bei dem Königshaus unmissverständlich um das Atrium Regium, so kann aber nicht mit Sicherheit die Halle mit der Basilica I identifiziert werden. Entweder war letztere ein eigener Bau oder Bestandteil des Atrium Regium. Zur Herausbildung der Basilica I sind die von Cicero überlieferten maeniana verwertbar, die als erhöhte Terrassen über den tabernae veteres und den tabernae novae entlang der Längsseiten des Forumsplatzes verliefen (Abb. 4, 7)26. Dabei gehörten letztere zur Basilica Aemilia, während erstere sich vor der gegenüberliegenden Basilica Iulia auf der südlichen Längsseite des zentralen Forumsareals befanden. Die maeniana und die tabernae argentariae waren demnach untrennbar miteinander verbunden, zumal die Läden mit den davor liegenden Portiken als Träger der erhöhten Terrassen fungierten. Nur deren vorderster Teil sprang über die Portiken vor und endete in einer Brüstung 27. Mit Sicherheit gab es die maenianae aber schon vor dem Bau der beiden Basiliken, zumal sie nach ihrem Schöpfer C. Maenius benannt sind 28. Dieser war 338 v. Chr. 140 Konsul, 318 v. Chr. Censor. Da nach Festus C. Maenius während seiner Amtszeit als Censor erstmalig die maeniana auf dem Forum anbringen ließ, sind diese gegen Ende des 4. Jhs. v. Chr. zu datieren. Es handelte es sich dabei um erhöhte Terrassen aus Holz, die in der Folgezeit zum Bestandteil der Basiliken wurden. Vor diesem Hintergrund ist nicht ausgeschlossen, dass bereits die Basilica I eine Terrasse dieser Art hatte. Mit großer Wahrscheinlichkeit war diese aus Holz und von bescheidenen Dimensionen, während die maeniana der Großbasiliken in der ausgehenden Republik zu monumentalen Steinterrassen luxuriöser Formgebung ausgebaut wurden. Das Atrium Regium 12 Der Überlieferung zufolge stand in diesem Bereich das Atrium Regium, das in der Königszeit die „offizielle“ Residenz des Königs war und als pars publica fungierte 29. Die Gründung der Anlage geht auf den König Numa Pompilius zurück, der in diesem Gebäude seinen Amtssitz hatte30. In dem Königshaus traf sich der Herrscher mit seinen Untergebenen und handelte mit ihnen politische, wirtschaftliche, soziale und juristische Angelegenheiten aus. Im Unterschied zu dem offiziellen Amtssitz des Atrium Regium galten die Regia und das Atrium Vestae, die ebenfalls von Numa errichtet wurden, der privaten Sphäre des Königs31. Dem Atrium Regium folgt in republikanischer Zeit der Urbau der Basilika, jedoch in hellenisierter Form 32. Diese manifestiert sich vor allem in dem architektonischen Aufbau, indem Elemente der griechischen Architektur, die Stoa und die zum Forumsplatz ausgerichtete Ladenreihe, aufgenommen wurden. Die in eine Halle integrierten Säulenreihen mit Läden an der Längsseite und die sich zur Via Sacra hin öffnenden Portiken folgen einem kompositen Schema, das einheimische und importierte Elemente miteinander kombiniert. Vor diesem Hintergrund ist die Gebäudeform der Basilika als eine eigenständige stadtrömische Schöpfung zu sehen, die in der Folgezeit zu einer Leitform wurde. Beispiele dafür liefern die wenig jüngeren Basiliken aus den latinischen Kolonien Cosa 33 und Ardea34, deren Bauformen sich aus den stadtrömischen Vorbildern ableiten lassen. 13 Die Wahl, das Bauwerk der Basilica Aemilia an dem geschichtsträchtigen Ort des ehemaligen Atrium Regium zu errichten, wurde von dem ideologischen Konzept der Aemilier bestimmt. Von entscheidender Bedeutung war der genealogische Bezug zu dem König Numa Pompilius, den die Gens Aemilia als ihren Ahnherrn propagierte. Vor dem Hintergrund dieser fiktiven Genealogie gewinnt das Bauwerk der Aemilier eine enorme politische Dimension, die durch die Lage und luxuriöse Formgebung des Gebäudes unterstrichen wird. Anstelle des Königs sind es aber nun die römischen Bürger der Republik, vertreten durch die gentes, die in der Basilika wirtschaftlich, politisch und juristisch agieren. Auf diese Weise übernimmt die Basilica Aemilia die ortsgebundenen Funktionen des Atrium Regium35. Gleichwohl gilt zu beachten, dass der architektonische Aufbau der Basilika als eine neue Schöpfung stadtrömischer Prägung zu werten ist, die sich formal nicht aus dem Atrium Regium ableiten lässt. Die Sacella vor der Südseite der Basilica Aemilia 14 Laut der mythologischen Überlieferung vollzog der König Numa Pompilius im Atrium Regium auch religiöse und rituelle Handlungen. Genauere Angaben macht Cassius Dio, der als den Ort der Begehungen die Archeia nennt, die entlang der Via Sacra postiert sind: τὰ δέ δὴ ἀϱχεῖα ἐν τῇ ἱεϱᾷ όδῷ εἶχε, καὶ τάς τε διατϱιβὰς πλησίον τοῦ Ἑστιαίου 141 ἐποιεῖτο καὶ ἔστιν ὃτε καὶ κατὰ χώϱαν ἔμενεν 36. Bis heute ließen sich die Archeia auf dem Forum Romanum nicht lokalisieren. Erst unsere jüngsten Untersuchungen zur Basilica Aemilia konnten diesen Punkt klären. Vor der Südseite dieses Bauwerks wurden entlang der Nordseite der Via Sacra elf Bezirke von 6 m bis 8 m Länge und 4 m Breite freigelegt, die mit einer Brüstung umfasst sind (Abb. 1, 2, 4, 8) 37. Die mit ihrer Längsseite zum Forumsplatz ausgerichteten Anlagen hatten ihren Eingang auf einer der Schmalseiten, von dem aus Stufen in den tiefer gelegenen Bezirk hinabführten. Es handelt sich um kleine Heiligtümer, die in der bescheidenen Formgebung und Größe mit Kultbauten im zentralen Bereich des Forumsplatzes wie dem Lapis Niger 38 und dem Lacus Curtius39 vergleichbar sind. Einige dieser Heiligtümer galten auch als Kenotaph berühmter Personen und erhielten dabei den Charakter von Memorialbauten. Im Zuge der Wiederherstellungsarbeiten der Basilica Aemilia während der Herrschaft des Augustus wurden auch die elf Sacella aus archaischer Zeit erneuert. Als die Basilica Aemilia bei der Restaurierung Marmorstufen erhielt, wurden die bei den Archeia überlieferten Sacella mit einer marmornen Verkleidung neu gestaltet und begradigt (Abb. 4, 8 Nr. 1-11)40. Die wie auf einer Linie aufgereihten Sacella wurden als ein sakrales Ensemble in Marmor zur Schau gestellt, das zudem mit mythologischen Inhalten befrachtet wurde. In dieser Anordnung wollte man den gesamten Komplex gleichsam als eine architektonisch gestaltete und sakral sanktionierte Erinnerungsstätte der Geschichte Roms präsentieren. In Verbindung mit den Sacella gewann der wirtschaftliche Nutzbau der Basilica Aemilia auch die Bestimmung eines Memorialbaus, der an die mythischen Ursprünge Roms erinnerte. Abb. 8 Basilica Aemilia, Südseite, Sacella (Nr. 1-11), Grundriss. Die Nutzung der Großbasiliken auf dem Forum Romanum 15 Wie wurden die prominenten Bauten der Basiliken auf dem Forum genutzt und in welcher Weise waren sie mit dem zentralen Forumsplatz und dessen anliegenden Bauten funktional verknüpft? Zur Beantwortung dieser Frage sind die archäologischen Befunde, insbesondere die Ausstattungselemente und die Kleinfunde, hilfreich. Die basilica Fulvia und die spätere Basilica Aemilia als Bankgebäude 16 Im 2. Jh. v. Chr. wurden große Basiliken auf dem Forum Romanum im Zuge des monumentalen Ausbaus der öffentlichen Gebäude errichtet. Auf der einen Seite mussten die Bauwerke große Räume für die vielfältigen Aufgaben bieten, auf der anderen Seite musste ihre repräsentative Formgebung der neuen Hegemonialmacht Rom einen entsprechenden Ausdruck verleihen. Zu den ältesten bekannten Bauten gehörte die Basilica Porcia, die nach den Überlieferungen von Livius und Plutarch im frühen 2. Jh. v. Chr. errichtet wurde41. Nach den Texten zu urteilen, betrieben die Bankiers argentarii und Geschäftsleute negotiantes in dem Bau ihre 142 Großhandelsgeschäfte. Darüber hinaus fanden in der Basilika wahrscheinlich auch die Vergabe öffentlicher Aufträge und die Verpachtung der Einnahmen statt 42. Da die Basilica Porcia die umfangreichen Handels- und Geldgeschäfte auf dem Forum Romanum allein nicht bewältigen konnte, mussten weitere Bankgebäude wie die Basilica Fulvia und die Basilica Sempronia erbaut werden, um den fiskalischen Anforderungen Genüge zu leisten. Beide Großbauten dienten in der späten Republik und auch in der Kaiserzeit als Zentren für den Vollzug der Großhandels- und Geldgeschäfte43. Es ist denkbar, dass führende Mitglieder der Sempronier und Aemilier als Großhändler Kapital und Kredite zur Verfügung stellten und dabei großen Zinsgewinn machten. Zur Durchführung und Kontrolle der Geldgeschäfte setzten sie vermutlich ihre Freigelassenen als Geschäftsführer ein, wie es Cato mit seinem Freigelassenen Quintio tat44. 17 Die tabernae argentariae waren nicht nur einfache Geldwechselstuben, sondern Geschäftsräume der Bankiers45. Diese Annahme wird vor allem durch die kostbare Ausstattung der Räume erhärtet, deren Böden mit opus sectile sowie deren Wände mit Stuck und später in der Kaiserzeit mit Marmorplatten verziert waren. In den Kontoren der Bankiers wurden die für den Bankverkehr unerlässlichen Dienstleistungen vollzogen, wozu die Ausstellungen von Quittungen, Schuldscheinen, Verträgen und andere für das Finanzwesen wichtige Vereinbarungen gehörten. Schon in der späten Republik präsentierten sich die großen Basiliken auf dem Forum Romanum als luxuriöse Bankbauten und Börsen, deren Pracht in der Kaiserzeit die marmornen Wandinkrustationen, die Böden aus buntem Marmor (Abb. 3)46, der aufwendig gestaltete Baudekor47 und die Bildwerke aus Stuck und Marmor noch steigerten. 18 Wenn auch mit Veränderungen, so behielt die Basilica Aemilia ihre Funktion als Bank und Börse bis in die hohe Kaiserzeit und die Spätantike weitgehend bei. Anzeichen dafür liefert die Ausstattung im Innern der Ringhalle. Besonders ergiebig war die Auswertung der Spuren verbrannter Objekte auf dem marmornen Fußboden im Innern des Bauwerks, die durch einen Brand des Gebäudes verursacht wurden (Abb. 9) 48. Nach der Art und Verteilung der Spuren ließ sich zum Teil die Inneneinrichtung rekonstruieren: In den Räumen zwischen den Säulen, die das Mittelschiff umgaben, hatten die Geldwechsler ihre Tische mit den Münzen49. Im Unterschied zu den Bankiers, den argentarii, stellten diese Leute keine Kredite zur Verfügung, sondern überprüften die Münzen auf deren Echtheit und rechneten deren Wert zwischen den kursierenden Währungen um. Geldwechsler sind auch für die Basilica Iulia bezeugt, die in kaiserzeitlichen Inschriften als nummularii bezeichnet werden 50. Diese hatten ihren Standort nicht in den tabernae veteres wie die Bankiers in der Zeit der späten Republik, sondern in einem der Seitenschiffe oder in den Portiken der zum Forumsplatz ausgerichteten Nordfassade51. In diesem Bereich befinden sich breite streifenförmige Vertiefungen, in denen wahrscheinlich die Wände von Läden eingelassen waren 52. Neben den Tischen sind auf den Marmorplatten im Innenraum der Basilica Aemilia in regelmäßiger Anordnung Spielfelder durch Ritzlinien und Vertiefungen angebracht, die nach ihrer Lage nicht nur allgemein zum Zeitvertreib dienten, sondern für organisierte Glücks- und Gewinnspiele bestimmt waren (Abb. 10) 53. In den Seitenschiffen standen Regale und Schränke, in denen kostbare Gefäße und andere wertvolle Objekte aus Metall und anderem Edelmaterial zum Verkauf feilgeboten wurden. Aus dem Gebäude stammen Waagen und Gewichte, die zum Wiegen von Silber und anderem Metall Verwendung fanden. All diese Einrichtungen zeugen von der 143 Nutzung der Basilica Aemilia in spätantiker Zeit. Als weitere Zeugnisse aus dieser Epoche sind zahlreiche Münzen aus dem Jahr 410/ 411 n. Chr. anzuführen. Als in diesem Jahr die Basilica Aemilia durch einen Brand Schaden nahm, wurden die auf den Wechslertischen gelagerten Münzen durch herabfallende Teile des von dem Feuer heimgesuchten Dachtragwerks auf den Boden der Ringhalle geschleudert und dabei in die Oberfläche des marmornen Fußbodens eingeschmolzen. Abb. 9 Basilica Aemilia, marmorner Fußboden, Verfärbungen durch einen verbrannten Metallgegenstand. 144 Abb. 10 Basilica Aemilia, marmorner Fußboden, Spielfeld. Die Basiliken auf dem Forum Romanum als Gerichtsgebäude 19 Die Basiliken auf dem Forum Romanum fungierten nicht nur als Banken und Börsen, sondern auch als Gerichtsstätten. In diesen fanden Zivilprozesse, die vor allem der Verpachtung von Steuereinnahmen, der Verwaltung von Gütern und Erbschaftsangelegenheiten galten. Letztere Funktion hatten sie nicht erst in der Kaiserzeit, sondern wahrscheinlich von Anfang an. Das früheste bekannte schriftliche Zeugnis dafür liefert ein senatus consultum aus dem Jahr 112 v. Chr., das in der Basilica Porcia einen Streit zwischen den Hierapytniern und den Itaniern entschied 54. Da die Prozesse viel besucht waren, wurden große Räume benötigt. Im Erdgeschoss war nur bedingt Platz für die Zuschauer, zumal in diesem Bereich die Bankiers und Geschäftsleute tätig waren. Platz für die Besucher bot vor allem die Emporen, von denen aus die Prozesse verfolgt werden konnten. Laut den Angaben von Vitruv waren die Emporen als Aufenthaltsort für Besucher und Flaneure bestimmt 55. Diese sollten aber den Forderungen Vitruvs zufolge keinen direkten Einblick in die Geschäftsvorgänge im darunterliegenden Geschoss haben. Eine entsprechend hohe Brüstung im Obergeschoss gab den Blick wohl hauptsächlich nur auf das Mittelschiff frei. Diese Punkte legen nahe, dass die Geschäftsvorgänge wie das Verleihen von Kapital, die Bürgschaften und die Vertragsabschlüsse wahrscheinlich eher in den von oben nicht leicht einsehbaren Seitenschiffen oder gar in den geschlossenen Tabernen auf der Südseite stattfanden. Damit die Besucher auf den Emporen die Gerichtsverhandlungen aber verfolgen konnten, mussten diese im Mittelschiff der Ringhalle stattgefunden haben. 20 Schon in der Republik wurden Gerichtsverhandlungen in Räumen und damit verbunden auch in den Basiliken auf dem Forum Romanum abgehalten, zumal in den 145 kalten und regnerischen Wintermonaten die Durchführung von Prozessen im Freien kaum möglich war. Aufgrund der ständig wachsenden Bevölkerung nahmen in der Kaiserzeit das Prozesswesen und die Zahl der Besucher in den Gerichtsstätten von Rom derart zu, dass nicht nur auf dem Forum Romanum, sondern auch auf dem Caesarforum und Augustusforum Gerichtsverhandlungen stattfanden und dabei auch die Errichtung weiterer Basiliken notwendig war56. 21 Es fällt auf, dass der Innenraum der Basilica Aemilia (Abb. 1, 2) und auch der Basilica Iulia nicht auf eine bestimmte Seite ausgerichtet ist, zumal sich in beiden Bauwerken keine Spuren eines fest installierten Tribunals nachweisen lassen wie es bei der Basilika in Pompeji57 oder der Maxentius-Basilika 58 in Rom der Fall ist. Wahrscheinlich wurden zur Durchführung der Prozesse bestimmte Bereiche von dem übrigen Innenraum abgesondert. Nach den Angaben von Quintilian war die Basilica Iulia die Gerichtsstätte für die Centumviralprozesse (Abb. 7)59. Derselbe Autor und auch Plinius60 führen weiter aus, dass bei diesen Gerichten sogar bis zu vier Kammern gleichzeitig tagen konnten. Diese Nachrichten sind nicht übertrieben, zumal sich in dem monumentalen Bau mit seinen fünf Schiffen vier Bereiche für Gerichtssitzungen gut separieren und unterbringen ließen. Anders verhält sich die Situation in der Basilica Aemilia: Eine Aussonderung von Geschäftsbereichen wäre in diesem Bau nur im Mittelschiff möglich gewesen, zumal die Seitenschiffe und auch die Interkolumnien von den Bankiers und Geschäftsleuten belegt waren (Abb. 1,2). Gleichwohl schließt dieser Befund nicht aus, dass die Basilica Aemilia, wenn auch in reduziertem Maße, als Stätte für Gerichtsverhandlungen fungieren konnte. Darüber hinaus dienten die Basiliken auf dem Forum Romanum als allgemeiner Versammlungsort für Manifestationen, Auktionen und andere öffentliche Präsentationen. In diesem Kontext ist auch die in der Taberne 9 lokalisierte Wasseruhr zu sehen, an der die Zeit für den Beginn der Gerichtsverhandlungen abgelesen werden konnte (Abb. 2)61. Nach den bisher bekannten Kriterien zu urteilen, waren die Basilica Aemilia und die Basilica Iulia primär Banken oder Börsen, und erst in zweiter Linie Gerichtsgebäude. Dieser Sachverhalt wird durch eine Aussage von Vitruv erhärtet, nach der die Geschäftstätigkeit der Bankiers und Händler während der Gerichtsverhandlungen nicht von den Magistraten gestört werden durfte62. In unserer Zeit wäre der gleichzeitige Ablauf geschäftlicher und juristischer Prozesse in ein und demselben Raum unvorstellbar, zumal heute diese Vorgänge meist in der Anonymität von Amtsstuben, Büroräumen und Schaltern geschehen und nicht in einem öffentlichen Momumentalbau wie der Basilika63. Die funktionale Verknüpfung der Basiliken mit dem Forumsplatz 22 Beide Basiliken waren mit ihren Schauseiten und den davor liegenden Portiken zu dem zentralen Forumsplatz ausgerichtet und mit diesem funktional eng verknüpft. Nach unserem jüngsten Rekonstruktionsvorschlag verlief über der Säulenhalle und den Läden vor der Südseite der Basilica Aemilia eine monumentale Terrasse, auf der im rückwärtigen Teil eine Loggia stand, die mit den bekannten Rankenpfeilern geschmückt war (Abb. 4)64. Vermutlich ist diese Terrasse mit den von antiken Autoren überlieferten maeniana zu identifizieren 65. Cicero unterscheidet zwischen den vetera maeniana und den nova maeniana, wobei erstere zur Basilica Iulia (Abb. 7), letztere zur Basilica Aemilia gehörten (Abb. 4)66. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte die Basilica Iulia aber nicht nur eine Terrasse über den Tabernen auf der Südseite, sondern auch 146 zwei weitere über den Portiken und dem nördlichen Seitenschiff. Auf diese Weise besaßen beide Gebäude eine Art Zuschauertribüne, von der aus man nicht nur das Tagesgeschehen auf dem Forum Romanum, sondern auch Prozessionen, Triumphzüge und andere festliche Darbietungen verfolgen konnte67. Zugleich aber lieferten sie bei Auftritten bekannter Personen eine wirkungsvolle Szenerie. Sueton68 und Flavius Josephus69 berichten, dass der Kaiser Caligula bei bestimmten Festen von der Basilica Iulia aus Münzen auf das Volk herab warf. Dabei stand er aller Wahrscheinlichkeit nach auf der zum Forum orientierten Terrasse (Abb. 7). 23 Das zentrale Forumsareal mit seinen beiden Basiliken fungierte bei großen Feiern und Ereignissen als Bühne, die aus diesem Grund ein entsprechend repräsentatives Erscheinungsbild erhalten musste. Dabei boten sich als besonders ehrwürdige Formen Elemente der dorischen Ordnung an, welche die zum Platz gerichteten Fassaden des Tabulariums im Westen70, der Basilica Iulia im Süden71 und der Basilica Aemilia im Norden schmückten (Abb. 4). Auf diese Weise bekam der Forumsplatz ein architektonisches Rahmenwerk, das die von Varro propagierte forensis dignitas zur Geltung brachte72. Zusammenfassung 24 Nachdem Rom in der ersten Hälfte des 2. Jhs. v. Chr. zur Hegemonialmacht in der Mittelmeerwelt aufgestiegen war, entwickelte sich die Stadt zu einem großen Kapitalmarkt, der die Errichtung der monumentalen Basiliken auf dem Forum Romanum zur Folge hatte. Diese bildeten zusammen mit dem Tempel der Juno Moneta73, der Münzprägestätte Roms, der Staatskasse im Podium des Saturn-Tempels 74 und den Bankdepots im Podium des Tempels der Dioskuren75 ein fiskalisches Zentrum, das den neuen wirtschaftlichen Aufgaben, insbesondere dem Geldverkehr, Rechnung trug. Der Aufbau der Basiliken, der aus einer mehrschiffigen Halle mit vorgelagerten Läden und Portiken an einer der Längsseiten besteht, ist eine lokale stadtrömische Schöpfung, die in der römischen Welt zu einer architektonischen Leitform wurde. Als Mehrzweckbau hatten die Forumsbasiliken verschiedenen Funktionen Folge zu leisten, wobei sie primär als Bank und Börse, sekundär als Gerichtsstätte fungierten. Diese beiden Funktionen hatten sie über einen langen Zeitraum von spätrepublikanischer Zeit bis zur Aufgabe im 7. oder 8. Jh. inne. Im Unterschied zu den Heiligtümern, die nur für wenige Leute zugänglich waren, verkehrten in den Basiliken alle Bevölkerungsschichten. Als Zentren des öffentlichen Lebens eigneten sie sich zudem als Ort für die Selbstdarstellung der politischen Akteure Roms. Beanspruchten in spätrepublikanischer Zeit die führenden Leute der römischen Patrizierfamilien die Basiliken für ihre politischen Intentionen, so vereinnahmten in der Kaiserzeit die Imperatoren diese Luxusbauten für ihre Propaganda. Abbildungsnachweis 25 Abb. 1, 2, 6, 7, 8: Rekonstruktion und Zeichnung: Christine Ertel: DAIROM-Z-2011.2676; 2012.2846; 2013.0199; 2012.2847. 26 Abb. 3: Aufnahme und Vermessung: Thomas Wunderlich – Klaus Schnädelbach, Institut für Geodäsie der TU München. 147 27 Abb. 4: 3 D-Modell, erstellt von Stefan Franz und Valentina Hinz nach geodätischen Vermessungen von Thomas Wunderlich/Klaus Schnädelbach, Institut für Geodäsie der TU München. 28 Abb. 5: Aufnahme und Zeichnung Christine Ertel nach Plan bei Freyberger 2012, 12f. Abb. 1. D-DAI-ROM-Z-2011.2675. 29 Abb. 9,10: Foto Heide Behrens. D-DAI-ROM-2007.0757; 2007.4667. 30 Digitale Bildbearbeitung: Heide Behrens – Daniela Gauss; Gheorghe Barbat. Abkürzungen 31 CIL = Corpus Inscriptionum Latinarum: Bände 6.1 (Berlin 1876); 6.4.2. (Berlin 1902); Bände 6.4.3 (Berlin 1933). 32 LTUR I-V = Steinby, Eva Margareta (Hrsg), Lexicon Topographicum Urbis Romae I-V (Rom 1993-1999). NOTES 1. De vita populi Romani II 72; Fragmente bei Nonius 532, 13. 2. Plinius d. Ä., Naturalis historia 36,102. 3. Livius, Ab urbe condita 40, 51, 4-5. 4. Zur Identifizierung des Tempels zuletzt: Freyberger, Klaus Stefan, Das Forum Romanum (2. Aufl. Mainz 2012) 24-26. 5. Freyberger 2012 (wie Anm. 4)18 Abb. 1-2; 40 Abb. 23 a-c. 6. Freyberger, Klaus Stefan et alii, Neue Forschungen zur Basilica Aemilia auf dem Forum Romanum, Römische Mitteilungen 113, 2007, 495 Abb. 2; Ertel, Christine – Freyberger, Klaus Stefan, Nuove indagini sulla Basilica Aemilia nel Foro Romano: storia architettonica, funzione e significato, Archeologia Classica 58, 2007, 110 Abb. 1; Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 41 Abb. 24. 7. Plinius d. Ä., Naturalis historia 7, 215; M. Terentius Varro, de lingua latina 6, 4; Censorinus, de die natali 23, 7. 8. Ertel – Freyberger 2007 (wie Anm. 6) 111-114 Abb. 3.4; Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 41f. Abb. 25. 9. Freyberger et alii 2007 (wie Anm. 6) 502 Abb. 9. 10. Cicero, Epistulae ad Atticum 4, 17, 7. 11. Freyberger et alii 2007 (wie Anm. 6) 498 Abb. 5; 510 Abb. 18; Ertel-Freyberger 2007 (wie Anm. 6) 112 Abb. 2; 130 Abb. 23; Freyberger, Klaus Stefan, Le basiliche, in: von Hesberg, Henner – Zanker, Paul (Hrsg.), Storia dell’architettura italiana. Monumenti di Roma (Mailand 2009) 167 Abb. Mitte und unten; Freyberger, Klaus Stefan, La basilica Emilia. Un edificio di lusso al centro dell’Urbs. – The Basilica Aemilia. A Luxurious Building in the Center of the Urbs, in: Tomei, Maria Antonietta (Hrsg.), memorie di Roma – memories of Rome (Mailand 2010) 19 Abb. 3.4; Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 43 Abb. 26; 52 Abb. 33. 12. Freyberger et alii 2007 (wie Anm. 6) 511 Abb. 19; Ertel – Freyberger 2007 (wie Anm. 6) 131 Abb. 24; Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 71 Abb. 50. 148 13. Lipps, Johannes, Die Säulenkapitelle der Basilica Aemilia, Römische Mitteilungen 113, 2007, 525-534 Abb. 28-33; 42-46; Lipps, Johannes, Sulla decorazione architettonica della Basilica Aemilia. Un contributo alla cronologia dell’edificio di età imperiale, Archeologia Classica 58, 2007, 143-152 Abb. 1-10. 14. Kränzle, Peter, Die zeitliche und ikonographische Stellung des Frieses der Basilica Aemilia (Hamburg 1991), passim; Kränzle, Peter, Der Fries der Basilica Aemilia. Antike Plastik. Lieferung 23 (München 1994) 93-130; Freyberger et alii 2007 (wie Anm. 6) 502-508 Abb. 13.15.17; Ertel – Freyberger 2007 (wie Anm. 6) 118-128 Abb. 11-17.22; Freyberger 2010 (wie Anm. 11) 24f. Abb. 6.7; 30-52 Abb. 10-19; Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 68 Abb. 47; 75 Abb. 53. 15. Freyberger et alii 2007 (wie Anm. 6) 516-518 Abb. 18.22.23; Ertel-Freyberger 2007 (wie Anm. 6) 135f. Abb. 27-29. 16. Schneider, Rolf Maria, Bunte Barbaren (Worms 1986) passim; Bitterer, Tobias, Die Orientalenstatuen, Römische Mitteilungen 113, 2007, 535-550 Abb. 47-62; Bitterer, Tobias, Sulle statue degli orientali della Basiiica Aemilia, Archeologia Classica 58, 2007, 155-162 Abb. 1-7; Freyberger 2009 (wie Anm. 11) 170 mit Abb.; zur Rekonstruktion der Attika: Freyberger 2010 (wie Anm. 11) 20f. Abb. 5; 26f. Abb. 8. 17. Cicero, Lucullus sive Academicorum priorum über 2, 22, 70-71. 18. CIL VI, 36962; Bauer, Franz Alto, Stadt, Platz und Denkmal in der Spätantike (Mainz 1996) 34f. Taf. 9, 2. 19. Bauer 1996 (wie Anm. 18) 34 Taf. 9c; Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 106 Abb. 71. 20. CIL VI 1658a, b, 31883-31885; Bauer 1996 (wie Anm. 18) 30.35. 21. CIL VI 1658c; CIL VI 1658d; Bauer, Franz Alto, Beatitudo Temporum. in: Bauer, Franz Alto – Zimmer mann, Norbert (Hrsg.), Epochenwandel (Mainz 2001) 87 Abb. 15; Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 108 Abb. 73. 22. Bauer 1996 (wie Anm. 18) 30f. 23. Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 122 Abb. 80. 24. Plautus, Captivi 813-815, Curculio 470-482. Das Todesjahr von Plautus 184 v. Chr. liefert einen terminus ante quem für die Errichtung dieses Bauwerks. 25. Livius, ab urbe condita 27, 11, 16. Ein weiterer Passus bei Livius, ab urbe condita 26, 27, 3 legt die Vermutung nahe, dass der Brand im Jahr 210 v. Chr. ausgebrochen war. Da zu diesem Zeitpunkt nach Aussage von Livius in dem Bereich noch keine Basiliken standen, gab man den Bau der Basilica I frühestens nach dem Brand in Auftrag. Dieses Datum in Verbindung mit der Nennung einer Basilica bei Plautus verweist auf eine Entstehungszeit der Basilica I in der Zeit zwischen 210 und 184 v. Chr. Diesen Hinweis gab mir in dankenswerter Weise Karlfriedrich Ohr. 26. Cicero, Lucullus sive Academicorum priorum liber 2, 22, 70-71; Papi, Emanuele, “Tabernae Novae”; “Tabernae Veteres”, in: LTUR V (1999) 14f. 27. Aus dem Text von Iavolenus, Digesta 50, 16, 242 geht klar hervor, dass der vorderste Teil der maeniana frei vorsprang und nicht auf Stützen auflag: Coarelli, Filippo, Il Foro Romano II. Periodo Repubblicano e Augusteo (Rom 1985)145. 28. Festus 134; Pseudoasconius, in: Cicero, Divinatio in Q. Caecilium 16, 50. 29. Gaggiotti, Marcello, Atrium Regium – Basilica (Aemilia): una insospettata continuità storica e una chiave ideologica per la soluzione del problema dell'origine della basilica, Analecta romana Instituti danici 14,1985, 58. 30. Cassius Dio 1, Frgm. 6 (2). 31. Diese Bestimmung ist bei Plutarch, vitae parallelae, Numa 14: überliefert: [Ὁ Νουμᾶς] ἐδείματο πλησίον τοῦ τῆς Ἐστίας ίεϱοῦ, τήν καλουμένην “Ρηγίαν, οἷόν τι βασίλειον οἴκημα. 32. Die bei Plautus (wie Anm. 24) erwähnte noch ältere Basilica soll einen Anbau im Norden gehabt haben, der zu dem offenen Maceilum oder dem Forum Piscarium ausgerichtet war: Brown, Frank Edward et alia, Cosa, 3. The buildings of the forum. Colony, municipium, and village (Pennnsylvania 1993) 227f. Abb. 71. 149 33. Brown, Frank Edward, Cosa: the making of a Roman town (Ann Arbor 1980) 56-58 Abb. 69-72; Brown et alia 1993 (wie Anm. 32) 207-236. 34. Ohr, Karlfriedrich, Die Basilika in Pompeji (Berlin-New York 1991) 80. 35. Treffend beschreibt Gaggiotti 1985 (wie Anm. 29) 66 die politische Bedeutung des Bauwerks: „Die Basilica, die dem Atrium Regium folgte, nahm inzwischen den Wert einer Reliquie ein“. 36. Cassius Dio 1 Frg. 6 (2). 37. Freyberger 2010 (wie Anm. 11) 28-30; 32f. Abb. 9; Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 43 Abb. 26. 38. Nash, Ernest, Bildlexikon zur Topographie des antiken Rom I (Tübingen 1961) 21-23; Platner, Samuel Ball, A Topographical Dictionary of Ancient Rome (Oxford 1929) 482-484; Coarelli, Filippo, Il Foro Romano I. Periodo Archaico (Rom 1983)161-188; Coarelli, Filippo, “Sepulcrum Romuli”, in: LTUR IV (1999) 295f.; Köb, Ingrun, Rom – ein Stadtzentrum im Wandel. Untersuchungen zur Funktion und Nutzung des Forum Romanum und der Kaiserfora in der Kaiserzeit (Hamburg 2000) 17-23; Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 14-17 Abb. 5.7. 39. Platner 1929 (wie Anm. 38) 310f.; Welin, Erik, Studien zur Topographie des Forum Romanum (Lund 1953) 75-96; Nash 1961 (wie Anm. 38) 542-544; Köb 2000 (wie Anm. 38) 27-30; Freyberger 2012 (wie Anm. 4)18-22 Abb. 6.10. 40. s. o. Anm. 36. 41. Livius, ab urbe condita 39,44; Plutarch, vitae parallelae, Cato maior 19. Zur Basilica Porcia: Platner 1929 (wie Anm. 38) 82; Steinby, Eva Margareta, „Basilica Porcia“, in: LTUR I (1993) 187; Fellmeth, Ulrich, Die wirtschaftlichen Funktionen der ersten stadtrömischen Forumsbasiliken, in: Drexhage, Hans-Joachim – Mattem, Torsten et alii (Hrsg.) Marburger Beiträge zur antiken Handels-, Wirtschafts-und Sozialgeschichte 29,2011 (2012), 10-13. 42. Fellmeth 2012 (wie Anm. 41) 12. 43. Nach der Meinung von Fellmeth 2012 (wie Anm. 41) 26 war die Basilica Porcia für die Staatspachtgeschäfte, die Basilica Fulvia für Handelsgeschäfte und die Basilica Sempronia für allgemeine Geldgeschäfte zuständig. Diese Trennung in bestimmte Zuständigkeitsbereiche ist zwar denkbar, aber aufgrund fehlender Indizien nicht beweisbar. Wahrscheinlicher aber ist die Vorstellung, dass die verschiedenen Patrizierfamilien als Bankbetreiber in den Basiliken alle Spielarten von Geldgeschäften durchführten. 44. Plutarch, vitae parallelae, Cato maior 21. 45. Auf diesen Sachverhalt verweist Fellmeth 2012 (wie Anm. 41) 5. 46. Ertel – Freyberger 2007 (wie Anm. 6) 131 Abb. 24; Freyberger 2009 (wie Anm. 11) 71 Abb. 50. 47. Lipps 2007a (wie Anm. 13) 525-534 Abb. 28-46; Lipps 2007b (wie Anm. 13) 143-152 Abb. 1-10. 48. Freyberger – Ertel 2007 (wie Anm. 6) 512 Abb. 20; Ertel – Freyberger 2007 (wie Anm. 6) 132 Abb. 25; Freyberger 2009 (wie Anm. 11) 72 Abb. 51. 49. Tische von Geldwechslern sind mehrfach auf Reliefs und Sarkophagen aus römischer Zeit dargestellt: Sapelli, Marina, in: Giuliano, Antonio (Hrsg.), Museo Nazionale Romano 13 (Rom 1982) 75-79 Abb. III, 10; Balbi De Caro, Silvana, La banca a Roma. Vita e costumi dei Romani antichi 8 (Rom 1989) 27-55 Abb. 17-22; Grimaldi Bernardi, Grazia, Botteghe Romane. L’arredamento. Vita e costumi nel mondo romano antico (Rom 2005) 51-55 Abb. 82-87. 50. CIL VI 9709, 9711. 51. Aufgrund einer Nachricht von Plautus, Curculio 466-486, und der Nähe der Basilica Sempronia zum Tempel der Dioskuren hält Fellmeth 2012 (wie Anm. 41) 17 die tabernae veteres für weitere Geschäftslokale der argentarii. 52. Zur Basilica Iulia: Nash 1961 (wie Anm. 38) 186-189; Platner 1929 (wie Anm. 38) 78-80; Giuliani, Cairoli Fulvio – Verducchi, Patrizia Augusta, “Forum Romanum (età tarda)” in: LTUR II (1995) 342f. Abb. 159; Kissel, Theodor, Das Forum Romanum (Düsseldorf/Zürich 2004) 300-308; Appetecchia, Agostina, I pavimenti marmorei praticamente inediti della Basilica Iulia e della Basilica Aemilia al foro romano, in: Angelelli, Claudia – Paribeni, Andrea (Hrsg.), Atti del XII colloquio dell’associazione italiana per lo studio e la conservazione del mosaico (Padova, 14-15 e 150 17 febbraio – Brescia, 16 febbraio 2006) (Rom 2007) 221-230; Haselberger, Lothar, Urbem adornare. Die Stadt Rom und ihre Gestaltumwandlung unter Augustus (Portsmouth, Rhode Island 2007) 217-219. 53. Köb 2000 (wie Anm. 38) 181f. Taf. 11,1-2. 54. Inscriptiones Creticae III. IV 10 108; Welin 1953 (wie Anm. 39) 115f; Fellmeth 2012 (wie Anm. 41) 13. 55. Vitruvius, De architectura 5, 1, 5. 56. Der Spott Juvenals (Iuvenalis, Saturae 1,128; 13,135) über die Prozesssucht der Römer spiegelt die umfangreiche Gerichts tätigkeit in Rom wieder. 57. Ohr 1991 (wie Anm. 34) passim; Pesando, Fabrizio – Guidobaldi, Maria Paola, Pompei, Oplontis, Ercolano, Stabiae. Guide Aecheologiche Laterza (Rom-Bari 2006) 53f mit Abb. 58. Coarelli, Filippo, “Basilica Constantiniana, B. Nova”, in: LTUR I (1993) 170-173; Brandenburg, Hugo, La basilica di Massenzio, in: von Hesberg, Henner–Zanker, Paul (Hrsg.), Storia dell’architettura italiana. Monumenti di Roma (Mailand 2009) 110-117; Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 110-113 Abb. 75a.b. 59. Quintilianus, institutio oratoria, 12, 5, 6; zu den Gerichtsverhandlungen in den Basiliken: Köb 2000 (wie Anm. 38) 160-165. 60. Plinius d. J., Epistulae 6, 33, 3. 61. Es handelt sich um die älteste bekannte in Rom eingeführte Wasseruhr, die von drei antiken Autoren erwähnt wird: s. o. Anm. 7; zur Lokalisierung der Wasseruhr: s. o. Anm. 8. 62. Vitruvius, De architectura 5,1, 8; Welin 1953 (wie Anm. 39) 112. 63. Diesen Gegensatz thematisiert von Hesberg, Henner, Römische Baukunst (München 2005) 133. 64. Freyberger – Ertel 2007 (wie Anm. 6) 510 Abb. 18; Ertel – Freyberger 2007 (wie Anm. 6) 130 Abb. 23; Freyberger 2009 (wie Anm. 11) 52 Abb. 33. 65. Welin 1953 (wie Anm. 39) 144; Coarelli 1985 (wie Anm. 27) 143-146; 178f. 66. Cicero, Lucullus sive Academicorum priorum über 2, 22, 70-71; Papi, Emanuele, “Tabernae Novae”; “Tabernae Veteres”, in: LTUR V (1999) 14f. 67. Das Forum Romanum lieferte die Bühne für die Begräbniszeremonien und Leichenreden der verstorbenen Kaiser: Zanker, Paul, Die Apotheose der römischen Kaiser: Ritual und städtische Bühne (München 2004) 20-40; Freyberger 2009 (wie Anm. 11)86. 68. Suetonius, Caligula 37. 69. Iosephus, Bellum Iudaicum 19, 1, 11. 70. Nash, Ernest, Bildlexikon zur Topographie des antiken Rom II (Tübingen 1962) 402-408; Platner 1929 (wie Anm. 38) 506-508; Mura Sommella, Anna, „Tabularium“, in: LTUR V (1999) 17-20. 71. Die dorischen Kapitelle der Basilica Iulia wirken im Vergleich mit den entsprechenden Produkten der Basilica Aemilia älter. Erstere sind nicht unfertig, wie Lauter, Hans, Zwei Bemerkungen zur Basilica Iulia, RM 89, 1982, 448 Taf. 142, 3 meint, sondern bossierte Formen als intendierte Gestaltung, die sich aus der hellenistischen Tradition ableiten lassen. 72. s. o. Anm. 1. 73. Platner 1929 (wie Anm. 38) 289f.; Giannelli, Giulio„Iuno Moneta, Aedes“, in: LTUR III (1996) 123-125. 74. Platner 1929 (wie Anm. 38) 463-465; Pensabene, Patrizio, Tempio di Saturno. Lavori e studi di archeologia 5 (Rom 1984); Coarelli, Filippo, “Saturnus, Aedes”, in: LTUR IV (1999) 234-236. 75. Platner 1929 (wie Anm. 38) 102-105; Nielsen, Inge, „Castor, Aedes, Templum“, in: LTUR I (1993) 242-245; Sande, Siri – Zahle, Jan (Hrsg.), The Temple of Castor and Pollux III. The Augustan Temple (Rom 2009). 151 The Julian Basilica in Corinth and Its Possible Commercial Use Paul D. Scotton 1 Although the Julian Basilica was discovered in 1896 during the first excavation season of the American School of Classical Studies, the majority of the building was not excavated until the 1914 and 1915 seasons by Carl Blegen and Emerson Swift 1. The early records are a combination of extensive documentation but placed within a logistical System of triangulation based in part upon long lost features. The rediscovery of a plan of the 1914/1915 excavation seasons, which had been lost for nearly 60 years has helped greatly in determining provenience and stratigraphy. This has facilitated an extensive architectural and archaeological re-examination of the building and the finds from within it, which in turn has produced a significantly different understanding of the structure and its function2. 2 The following discussion is in three parts: a description of the first or Augustan phase architecture of the basilica; the key finds within the basilica, which establish one of the primary functions of the basilica; and finally the evidence of commercial activity. Such activity may seem contradictory to the form and dominant function of this basilica; however, it is consistent with what would appear to be an attendant function. 3 There were four phases of construction in the basilica with the first and fourth the most industrious. The first phase can be dated to sometime between 2/1 BCE and ca. 4/5 CE. The fourth phase can be dated to the Antonine period during which the building underwent considerable change in decoration moving from what had been largely poros limestone, stucco, and paint to granite and several different types of marble. In spite of the addition of opulent materials, the changes were primarily cosmetic and the basic plan of the building remained largely unchanged. This paper will focus upon the first, i.e. the Augustan phase. 152 Fig.1 Plan of Forum. Fig.2 Site Plan of Julian Basilica. 4 The Julian Basilica demarcated the east end of the forum and when complete rose more than 17 m above the forum floor (see Figure 1). The plan is easily recognizable as a 153 simple rectangle within a rectangle, a form commonly associated with a basilica (see Figure 2). The task of restoration, however, is more difficult. Although there are fairly extensive remains in situ, far more is missing. The east wall is the best preserved followed by the south but the north and west walls have suffered significant robbing. The same is true for the interior walls. In total only ca. 12-13% of the building stands in situ and none of it above the level of the cryptoporticus. 5 The exterior wall blocks, however, provide useful information. They are of a fairly uniform size, 2 R(oman)F(eet) high and 4 RF long (0.5914 x 1.1828 m). This means that the lengths and heights of the walls are multiples of 2. In fact, the lengths of the walls are 130 RF x 80 RF (38.44 x 23.67 m) for the exterior and 90 RF x 40 RF (26.61 x 11.83 m) for the interior. This reveals that the design is based upon a module of 10 RF (2.96 m), which is clear in the plan (see Figure 3). This same module should likely have been present in elevation and is in fact key to the restoration of the building. Fig. 3 Design Module. 154 Fig. 4 (left) Cryptoporticus Section. Fig. 5 (right) Cryptoporticus Typical Wall Segment. 6 Running the length of all four aisles of the cryptoporticus were plinths set mid-aisle and best preserved in the east aisle. These plinths were placed in approximately equal 155 distances, varying from ca. 4.1 to 4.3 m. Upon these plinths stood columns, each with a plain bell capital supporting a wooden girder which ran the length of each of the four aisles (see Figure 4). The girders supported the joists of the main floor which were set every 3 RF (0.8871 m). Between every other pair of joists was a window (see Figure 5). 7 The main story is more problematic. Three complete column drums and several fragments of others are from the inferior colonnade and provide the means to restore the height of the main hall. The three complete drums were found in the south aisle of the cryptoportus. As named by the excavators, columns A and B remain upright and as found, although not in their original position. C was found on its side by A and was placed upon the south wall where it still stands today. These drums are all from the same series, the lower diameter of which was 3 RF (0.887 m). The order of these columns is indicated by fragments of an Ionic base and capital, all of which were found in the south aisle and in the same general area as column B. Based upon the 10 RF module, these columns have been restored as 30 RF high (see Figure 6). Columns of this size can only have come from the inferior colonnade and as such are restored as standing upon the inner rectangle. They are centered in accordance with the 10 RF module except at the corners. Here, rather than being centered on the module, they have been set back half of the lower diameter so as to sit squarely on the wall below. This preserves an aisle width in the main hall of 20 RF, the same as that of the cryptoporticus. The height of the interior colonnade is not the total height for the main hall; it does not include the height of the entablature. No elements of the entablature have been identified. This would appear to be because the architrave/frieze was almost certainly made of wood and hence has not survived. The extant elements of the façade, however, provide the means to determine that height. 8 Of particular importance for the restoration of the façade are three previously published Springer blocks of the archivolt from the clerestory (see Figure 7). The detail of the archivolt is preserved on one side. Of perhaps greater significance is a keystone block from this series (see Figure 8). This block is 2 RF high. This is important because it indicates that the standard wall block height employed in the cryptoporticus was used in the main story as well and that the height of the window bays was a multiple of 2. Each pair of Springer blocks and their piers are 4 RF wide as is the calculated width of the Windows. If the width and the height of the window bays are assumed to have been consistent with the 10 RF module, each iteration of the module would have included an additional element or elements 2 RF wide. This assumption has proven correct with the recognition of the placement of three series of blocks. 156 Fig. 6 Interior Colonnade SW Corner. Fig.7 Clerestory Archivolt Springer Blocks (Courtesy of the American School of Classical Studies at Athens, Corinth Excavations). 157 Fig. 8 Clerestory Archivolt Keystone Block. Fig. 9 Clerestory, SW Corner Exterior from the west. 9 Built into the later vault in the south aisle are a number of engaged columns with lower diameters of ca. 0.36-0.37 m. These columns stood on engaged bases which were set back to back forming cruciform piers. The width of the bases is ca. 2 RF. Each bay was 158 then 10 RF wide on center and 10 RF high from the base to the top of the capital with the Corinthian order on the exterior and Ionic on the interior (see Figure 9). The Orders of these columns is made clear by the Orders of the lower register of columns of the exterior and interior. 10 The lower order of the exterior is established by two pilaster blocks, the one a base and the other a capital. Although the capital is badly worn, it is clear that it is Corinthian. These blocks conform with the dimensions of a standard wall block and indicate that the height of the pilaster was a multiple of 2. With a pilaster width of 2 RF, that height can be restored to 20 RF including base and capital. This is another iteration of the design module. The spacing of the lower façade has been established by that of the window bays, i.e. 10 RF on center, and it is assumed that the configuration of the façade was pilasters at the corners and engaged columns between them. With the lower order established as Corinthian, it is assumed that the upper order was also Corinthian. 11 Various membra disiecta from the basilica provide the combination architrave/frieze blocks and the cornices in the en tablature for both the lower and upper exterior orders. The cornices of the upper order indicate that the slope of the roof was 9° and that the rafters were set ca. 0.63 to 0.64 m on center. This distance was also the width of the roof tiles and lion spout simas. 12 More elements from the Antonine phase of the west porch exist than the Augustan but the width of the stairs, the length of the run, and the depth of the porch appear to have been the same in both phases. The length of the run and depth of the porch are indicated by the south paratid (see Figure 2). It is assumed that the north paratid would have been placed symmetrically to it on the west wall. If all of these elements are combined, the west façade of the Julian Basilica can be restored as this: from the forum floor a podium rose 14 RF high (4.14 m), the basilica proper was of superimposed Corinthian Orders 20 and 10 RF (5.914 & 2.957 m) high with a clerestorey of 13 window bays set 10 RF on center. All in all, including the entablatures of the lower and upper Orders and the height of roof, the basilica was over 17 m fall (see Figure 10). Fig. 10 (above) Exterior West Facade. 13 The Augustan phase interior was largely replaced during the Antonine period but there are enough remains among the membra disiecta to restore it with a good degree of certainty. Among these are an engaged Doric capital block and a fragmented block of 159 the attendant triglyph/metope frieze. From the upper diameter of the engaged column a lower diameter can be restored at ca. 0.51 m, which is appropriate for a lower order for the inferior. This indicates that the superimposed order of the interior, i.e. the inferior of the cruciform piers in the window bays, was Ionie. The final interior course was a series of wall crown blocks with sockets for ceiling coffers. These coffers were 0.19 m wide and almost certainly 0.19 m2. There is currently no data to resolve whether the coffers were only above the aisles or if they extended over the nave as well (see Figure 11). Fig. 11 (below) Interior West Wall Elevation. 14 One last architectural feature needs to be discussed. Various elements of a dais are scattered around the basilica although the two with known findspots were found in the south aisle. These elements include two orthostates, a crown which would have been affixed to the orthostates, a large fragment of a fluted Ionic column drum, and two fragments of an Ionic capital. More elements from the Antonine phase dias exist but the elements of both phases can be associated with a dais/tribunal either in the south aisle or, what seems to be more likely, in an exedra along the south wall. The adjacent Southeast Building adjoined the basilica at this exedra and on either side of the dias were entrances providing passage between the two buildings (see Figure 12). Abb. 12 South Aisle Elevation. 160 The Sculpture 15 Continuing work by Catherine de Grazzi Vanderpool has greatly increased and changed our understanding of the statues from the Julian Basilica 3. The best known are Augustus and his two grandsons/sons, Gaius and Lucius (see Plates 1 & 2). They are often treated as a group but recent studies have indicated that they may not have been. Gaius and Lucius should be dated to either the period 2 BCE to just before the death of Lucius in 2 CE or more likely right around the death of Gaius in 4 CE. The Augustus statue, however, is ca. ten years later either right before the time of his death or shordy after. Furthermore, the statue of Augustus was found as it fell in the Southwest corner in the collapse of the basilica in the 4/4 of the 4C CE. Gaius and Lucius were found in the east aisle. Lucius had been built into a medieval wall but Gaius had not been disturbed. It had been carefully placed on its back with the plinth still attached and intact. At sometime before the collapse of the basilica, the statue was carefully moved and at some later date buried under ca. 0.40 m of fill. It seems likely that the statue of Lucius had originally had similar treatment but had been found during a late robbing of the collapsed building. Nearby these two and found in a layer of marble debris above the fill entombing Gaius was the well-known head of a Julio-Claudian prince, the identification of which is unsettled (see Plate 3). Although his body is missing, the head is in excellent repair suggesting that it too had been placed in the cryptoporticus and found during a later robbing. A cuirassed figure identified as Germanicus was found just south of the Gaius figure built into a later foundation (see Plate 4). Plate 1 (left) Lucius and Gaius. 161 Plate 2 (right) Augustus. The Epigraphical Evidence 16 Studies by Carolynn Roncaglia have shed new light on the inscriptions from the Julian Basilica. Found near the Augustus statue and in the same Stratum is a dedication to Divus Augustus4. Nearby in the south aisle was a dedication to Tiberius Gemellus, Antonia Augusta, and the Gens Augusta5. At the east end of the south aisle was a dedication to the genius of Augustus6. 17 In the north aisle was a dedication to the CAESARIBVS AVUGVSTIS, a nomenclature without any exact parallels from any period7. Roncoglia suggests, although with reservations, that the dedication is most likely Julio-Claudian in date and likely one to Gaius and Lucius. Her full account will be published in the forth coming monograph on the basilica and one should stress her caution over what is an uncertain attribution. 162 Plate 3 (left) Julio-Claudian Prince. Plate 4 (middle) Germanicus. 163 Plate 5 (right) Mensa Ponderaria. 18 Regardless, what is certain is a strong presence of imperial statuary and dedicaüons within the Julian Basilica. The greatest concentration of these statues and dedications is in the south aisle around and apparently upon the tribunal. The one certain function of the Julian Basilica is then a venue for the imperial cult and to date the most extensively documented in Corinth. This function is consistent with that described by Vitruvius in the basilica he designed at Fano where he describes an aedes Augusti within the basilica and a tribunal within the aedes. Commercial Activity 19 Within a basilica standing on a podium 4.14 m high, with limited access, and with abundant trappings of the imperial cult, it might be unexpected that objects with an unmistakable commercial function have been found. Nonetheless, such objects were found among the marble fragments from the 1914/1915 excavations. Specifically, they are fragments of a mensa ponderaria (see Plate 5) and a fragment of a marble weight preserving the tail of a dolphin (see Plate 6), both implements of everyday commercial activity. The configuration of the Julian Basilica, however, does not lend itself to support such activity. The question is then, if the building is an unlikely place for such activity, why are the implements there? 20 The best answer may be provided by the adjacent and adjoining structure, i. e. the Southeast Building. Oscar Broneer identified the Southeast Building as the tabularium for the Roman city based in part upon epigraphical evidence 8. There is now additional evidence that supports this identification. The presence of a tribunal or bema within the Julian Basilica indicates that the particular civic function that Vitruvius cites as 164 transpiring within the aedes Augusti of his basilica in Fano, i. e. a magistratus adjudicating from his tribunal, may well have been true for the Julian Basilica 9. If this identification is correct and it was one of the venues for judicial activity in Corinth, it would not be unusual for the adjoining Southeast Building to have had an attendant function. As such, that building is a logical place for the records hall. In that vein, we should perhaps view the mensa ponderaria and the weight to be not just any weight and measures but to be part of the official Standards for volumetric measurement and weight. Whether they would have been stored in the basilica or in the Southeast Building would seem to be an unanswerable question for the discovery of these fragments has not been recognized in the excavation notebooks. Where they on display as were those in the precinct of the Temple of Apollo at Pompeii? If so, they likely would have been placed somewhere on the main floor of the Julian Basilica. If they were stored and used only occasionally, they may have been kept in one of the rooms of the Southeast Building or in the cryptoporticus of the basilica. Regardless of just where they were placed, the presence of official Standards is in keeping with the functions of a records hall. Plate 6 Dolphin Weight. 21 In the Claudian period, a new basilica, the so-called North Basilica, was built above the shops along the west side of the Lechaion Road. It may have been that by this time the function of Julian Basilica had become so devoted to activity other than commercial, a new venue was necessary. With its close proximity to the shops along the Lechaion Road, the North Basilica would have been a good location to meet this need. The Julian Basilica, however, played a major role as a religious center but with apparent judicial and administrative activities among which were to keep the city and provincial standards for weights and measures. 165 References of the illustrations 22 Fig. 1, 3, 7: Courtesy of the American School of Classical Studies at Athens, Corinth Excavations. 23 Fig. 2, 4, 5, 6, 8, 9, 10, 11, 12: Paul D. Scotton. 24 Plate 1 - 6: Courtesy of the American School of Classical Studies at Athens, Corinth Excavations. NOTES 1. I would like to thank Karl Friedrich Ohr, Ulrich Fellmeth, Jürgen Krüger, Jürgen J. Rasch, and everyone responsible for organizing this Conference, the value of which was only surpassed by the hospitality of our hosts. 2. The complete discussion of these findings will be presented in the forthcoming monograph on the Julian Basilica to be published in the Corinth Excavations series. 3. Vanderpool’s findings will be presented in full in the monograph on the Julian Basilica. 4. Kent 69 (Connth VIII.iii). Now recognized as part of an altar and restored as Divo Augsto. 5. West 17 (Corinth VIII.ii). 6. West 4. Two additional fragments have been joined. 7. Scotton, “A New Fragment of an Inscription from the Julian Basilica at Roman Corinth”, Hesperia 74, pp. 95-100. 8. Corinth I.v. pp. 27-28. See also Corinth VIII. iii, pp. 132-133 for John Kent’s assessment. 9. Vitruvius V.1.8 “Item tribunal quod est in ea aede hemicycli schematis minoris curvatura formatum. Eins autem hemicycli in fronte est intervallumpedes XLVI, introrsus curvatura pedes XV, uti qui apud magistratus starent negotiantes in basilica ne inpedirent.” 166 Lopodunum/ Ladenburg Zur wirtschaftlichen Funktion unterschiedlicher Platzanlagen am Beispiel einer provinzialen Kleinstadt Johannes Eingartner 1 Neben dem Forum als dem religiösen und politischen Zentrum einer römischen Stadt gab es nicht selten eine Reihe weiterer Platzanlagen, die u. a. bestimmte Aufgaben im wirtschaftlichen Leben einer Siedlung übernahmen. Als bekannte Beispiele seien hier etwa das Forum Boarium1, der Rindermarkt, oder das Forum Holitorium2, der Getreidemarkt, in Rom genannt. Darüber hinaus ist auch für viele Coloniae und Municipia das Vorhandensein von zumindest zwei öffentlichen Plätzen bezeugt, deren gelegentlich überlieferte Bezeichnung als Forum Vetus oder Forum Novum auf eine gewisse chronologische Abfolge der Anlagen schließen läßt. Die meisten und am besten untersuchten Komplexe dieser Art haben sich in Nordafrika erhalten. Doch kann auch dort die Frage, inwieweit die verschiedenen Plätze gleichzeitig oder sukzessive entstanden sind und welche Funktion sie im einzelnen besaßen, nicht immer eindeutig beantwortet werden3. Fest steht lediglich, dass die soweit umrissene Untergliederung des urbanen Gefüges in administrativ bzw. ökonomisch genutzte Bereiche nicht nur in Nordafrika, sondern auch im gesamten Mittelmeerraum an grundsätzlich größere Siedlungen mit einem entsprechend hervorgehobenen rechtlichen Status gebunden erscheint4. 2 Von der Diskussion im wesentlichen ausgeklammert ist hingegen die Situation in den nordwestlichen Provinzen des römischen Reiches. Dies muß angesichts der hier eher selten nachzuweisenden Ausstattung von urbanen Zentren mit einer erhöhten Zahl an Platzanlagen nicht weiter verwundern. Ein gerne zitiertes Beispiel ist Augst, die um die Zeitenwende gegründete Colonia Augusta Raurica in der Germania Superior. Dabei wurde das um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtete Hauptforum mit Kapitol, Basilika und Curia wohl am Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. durch das sog. Südforum ergänzt5. 3 Wie der Fall Augst zeigt, erstrecken sich die anhand des Mittelmeerraumes namhaft gemachten Tendenzen zur Bereitstellung eines differenzierten Raumangebotes auch auf Städte im Rang einer Kolonie nördlich der Alpen. Um so erstaunlicher mutet es an, dass die dort ebenfalls in Obergermanien gelegene und im Vergleich zu Augst sichtlich 167 kleinere sowie dem Status nach untergeordnete Siedlung von Lopodunum/ Ladenburg mit immerhin drei Platzanlagen aufzuwarten vermag6. Der am Unterlauf des Neckar kurz vor der Einmündung des Flusses in den Rhein befindliche Ort soll deshalb im Mittelpunkt der Betrachtung stehen (Abb. 1)7. 4 Unter den drei in Lopodunum auftretenden Platzanlagen ist zunächst der das Herz der Siedlung einnehmende, langrechteckige Komplex des Forums mit quergestellter Basilika hervorzuheben8. Er dehnt sich unmittelbar östlich der den Ort von Süden nach Norden durchmessenden Fernstraße Heidelberg-Mainz aus, welche zugleich die Hauptverkehrsader des römischen Ladenburg bildet. Entlang dieses Weges sind auch die beiden anderen Plätze nördlich und südlich des Forums aufgereiht. Die nördliche Anlage schlägt sich in Form einer trichterartigen Verbreiterung der Straße nieder und wird als Markt für die täglichen Bedürfnisse der Bewohner gedeutet 9. Abb. 1 Lopodunum/Ladenburg. Gesamtplan der römischen Stadt. 5 Demgegenüber hat man den südlichen Platz, der sich als nahezu quadratischer Hof neben der Route präsentiert, als das Handelsforum von Lopodunum interpretiert 10. 6 Die drei funktional voneinander abweichenden Komplexe wären als Ausdruck für eine differenzierte Sozial- und Wirtschaftsstruktur der Siedlung zu werten. Allerdings ist im Vergleich zu dem in seiner Nutzung weitgehend gesicherten Markt der genaue Verwendungszweck weder des zentralen Platzes noch des sog. Handelsforums über jeden Zweifel erhaben. Dies hängt insbesondere mit der lange Zeit unbearbeitet gebliebenen Grabungsdokumentation des Forum-Basilika-Komplexes zusammen, wie sie erst kürzlich vom Verf. monographisch vorgelegt wurde11. Insofern sollen die Ergebnisse der Untersuchung ein wenig eingehender erläutern werden, um zu einer nach Möglichkeit präziseren Einschätzung der Anlage gerade auch im Verhältnis zu den beiden anderen Plätzen zu gelangen. 168 7 Für das Verständnis des Gegenstandes wichtig ist vorab der Umstand, dass sowohl die beiden Wasserwege Neckar und Rhein als auch die durch Lopodunum führende Fernstraße Heidelberg-Mainz der Siedlung eine äußerst verkehrsgünstige Position verliehen. An der Stelle wurde von den Römern in vespasianischer Zeit ein Lager für eine ca. 1000 Mann starke Truppe, das sog. Kastell I erbaut 12. Dieses war zudem der Auslöser für einen umfangreichen Vicus, welcher sich entlang der das Lager im Norden und Süden verlassenden Route Heidelberg-Mainz ausdehnte13. Abb. 2 Lopodunum/Ladenburg. Plan des Kastellzeitlichen Straßenmarktes. 8 Nach dem Abzug des Militärs und der damit einhergehenden Aufgabe des Kastells kam es um die Wende vom 1. zum 2. Jahrhunderts n. Chr. zur Gründung der Civitas Ulpia Sueborum Nicrensium, d.h. des unter Trajan neu organisierten Stammesgebietes der Neckarschwaben14. Als Vorort und wahrscheinlich auch Verwaltungssitz der Civitas diente Lopodunum, dessen Vicus zu einer stadtähnlichen Siedlung mit zahlreichen öffentlichen und z.T. monumentalen Gebäuden ausgestaltet wurde 15. Andererseits blieb dem damit geschaffenen urbanen Zentrum der Aufstieg zu einem Municipium bzw. zu einer Colonia stets verwehrt. In diesem Zusammenhang ist deshalb bei Lopodunum gelegentlich auch von einem Ort mit „quasimunizipaler“ Verfassung die Rede 16. 9 Ungeachtet der die Siedlung betreffenden stadtrechdichen Problematik ist die wirtschaftliche Bedeutung des Vicus unbestritten. Davon zeugen die allenthalben verstreuten handwerklichen Einrichtungen, welche u. a. metallverarbeitende Betriebe, Töpfereien und Ziegeleien, Gerbereien bzw. Färbereien sowie Stätten für die Herstellung landwirtschaftlicher Produkte umfaßten17. Für den Absatz der Waren gab es bereits zu Zeiten des Kastells den eingangs erwähnten Markt im Bereich des nördlichen Vicus. Der Komplex bestand aus einem die Ausfallstraße des Lagers erweiternden Platz, der unmittelbar an die Porta Principalis Dextra anschloß. Die der 169 Form nach rechteckige Fläche besaß eine Breite von 36m und eine Länge von 180m (Abb. 2)18. Abb. 3 Lopodunum/Ladenburg. Plan des Civitaszeitlichen Straßenmarktes. 10 Der Platz wurde auf beiden Seiten von dichten Reihen bis zu 30m tiefer Streifenhäuser begleitet. An ihren Vorderfronten sind jeweils Portiken angebracht, die zusammen genommen eine Art fortlaufenden, überdachten Gehweg bilden. Dahinter sind die Häuser mit zum Gang hin offenen Räumen versehen. Diese werden als Tabernae interpretiert, die zum einen als Garküchen und zum anderen als Verkaufslokale für Importgüter wie Wein, Öl und Gewürze fungierten. Darüber hinaus dürfte man dort auch Waren aus hauseigener Produktion angeboten haben19. 11 Was sich auf dem Platz selbst abgespielt hat, läßt sich mangels konkreter Hinweise nur vermuten. Doch sind hier mit einiger Sicherheit die Stände der Händler und Gewerbetreibenden aus den restlichen Teilen des Vicus sowie von Landwirten und Gutsbesitzern aus dem Umland anzunehmen. 12 Als gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. der Markt einem Brand zum Opfer fiel, wurde er mit dem Beginn der Civitaszeit in der beschriebenen trichterartigen Gestalt restauriert (Abb. 3)20. Dazu hat man die mittlerweile überflüssig gewordene Porta Principalis Dextra vielleicht in ein Bogenmonument umgewandelt und den Platz genau in der Mitte mit einem Rundbau ausgestattet21. Dieser erinnert an die Tholoi von Macella, die aber im Gegensatz zu dem Ladenburger Markt geschlossen konzipiert und auf den Verkauf von Lebensmitteln beschränkt waren22. 170 Abb. 4 Lopodunum/Ladenburg. Strukturplan des Forum-Basilika-Komplexes. 13 Wie der das aufgelassene Kastell I überlagernde Forum-Basilika-Komplex verrät, ist die Errichtung der Anlage ebenfalls erst nach der Gründung der Civitas denkbar. Von daher wird in dem Platz allgemein ein sichtbares Zeichen für den damals neu errungenen, bürgerlich-zivilen Status von Lopodunum erblickt23. Dank der Ausgrabungen liegt die Struktur des Komplexes klar vor Augen. Dieser war demnach von Seiten der Fernstraße her durch eine mächtige Eingangshalle zu erreichen. Der darauf folgende Platz des eigentlichen Forums wurde an den Längsfronten von Portiken mit einer dahinter sich jeweils öffnenden Raumflucht gesäumt. Die auf der anderen Seite sich erhebende Basilika untergliedert sich in einen Hauptbau mit Mittelschiff und Seitenschiffen sowie zwei Querschiffen. Der östlich angefügte Nebenbau enthält zwei Eckräume mit Treppenhäusern, die von der zentralen halbrunden Apsis durch zwei Lichthöfe getrennt sind (Abb. 4). 14 Das Denkmal hat insgesamt eine Länge von 130m und eine Breite von 85m. Es überragt somit nicht nur alle anderen in Ladenburg entdeckten römischen Bauwerke, sondern ist auch das größte Monument seiner Art im süddeutschen Raum. 15 Trotz der im wesentlichen bekannten Struktur der Anlage blieb eine Reihe von Fragen unbeantwortet. Diese erstrecken sich hauptsächlich auf die Rekonstruktion und Datierung der Basilika, von der man auch annahm, dass sie niemals vollendet wurde. Wegen der dafür verantwortlich gemachten Alamanneneinfälle sei der Hallenbau im frühen 3. Jahrhunderts n. Chr. entstanden, wonach sich jedoch zwischen dem Ende des Kastells und dem Beginn der Arbeiten ein Hiatus von ca. 100 Jahren ergeben würde. Nicht minder problematisch ist die Vorstellung, dass es sich bei der Basilika um einen Pfeilerbau gehandelt habe. Denn ein solcher architektonischer Entwurf ist für vorchristliche Basiliken an sich nicht zu belegen24. 171 Abb. 5 Lopodunum/Ladenburg. Quaderkonstruktionen der Basilika. 16 Die mangelnde Fertigstellung der Basilika wird vor allem damit begründet, dass mit Ausnahme eines Estrichbodens im südlichen Eckraum des Nebenbaus keine Spur eines Laufniveaus gefunden wurde. Dieses sei nach Auskunft der erhaltenen Fundamentabsätze im Hauptbau deutlich tiefer geplant gewesen, hier indes wegen des vorzeitigen Abbruchs der Arbeiten nicht ausgeführt worden25. Dem steht aber der mit Hilfe zahlreicher Mauerfugen rekonstruierbare Bauvorgang entgegen. Nach den Nähten zu urteilen wurden die Fundamente ausgehend vom Haupttrakt der Basilika sukzessive von innen nach außen vorangetrieben. Dies bestätigen auch die stratigraphischen Verhältnisse, indem der Aushub aus den Mauergruben zunächst im Mittelschiff zu einem niederen Hügel und dann darüber zu einem höheren Hügel bis hin zur Umfassungswand des Hauptbaus angehäuft wurde. 17 Der Zenit des oberen Hügels liegt ziemlich genau auf der Linie des Estrichbodens. Die Erdmassen wurden also absichtlich bis dorthin aufgetürmt, um einen einheitlichen Gehhorizont für die ganze Basilika zu schaffen. Der Bau war deshalb weiter gediehen als bisher gedacht26. 18 Auf den zur Unterteilung der Schiffe des Haupttrakts dienenden Stylobaten haben sich die Reste von Quaderstellungen bis in Höhe des ursprünglichen Laufniveaus der Basilika konserviert (Abb. 5). Die Blöcke wurden als die sichtbaren Rümpfe von Pfeilern interpretiert und in einem entsprechenden Sinn für die Rekonstruktion des Hallenbaus herangezogen. Da die Quader in Wirklichkeit im Fundamentbereich stecken, ist nicht auszuschließen, dass es sich um Auflagen von Säulen handelt, wie man dies u. a. bei der Basilika von Volubilis in Marokko beobachten kann27. 19 Zu den genannten Überlegungen würde passen, dass bei der Basilika ein von den Ausgräbern nicht näher berücksichtigtes Fragment einer attischen Basis mit einem zu ergänzenden Säulendurchmesser von immerhin 70cm zutage kam. Nimmt man das Stück als ein Element der unteren Galerie eines zu postulierenden Peristyls, so ließe sich nach den Proportionsregeln der römischen Architektur die Höhe des Mittelschiffs 172 mit ca. 20m berechnen28. Dies wäre etwa gemessen an der in der Fläche um ein Viertel größeren und 25m aufragenden Basilica Severiana von Leptis Magna in Libyen ein durchaus realistischer Wert29. Abb. 6 Ladenburg/Lopodunum. Rekonstruierter Grundriß der Basilika und des Forums. Abb. 7 Ladenburg/Lopodunum. Rekonstruierter Aufriß der Basilika und des Forums. 20 Anders als bei der Basilika sind beim Forum wegen der hier entdeckten Fragmente einer tuskischen Basis und eines Bogensteins von vorne herein keinerlei Zweifel an der 173 Vollendung der Anlage aufgetaucht. Eine gewisse Schwierigkeit bestand allerdings darin, auf welche Weise die Säulenstellungen der Portiken und mit ihnen die Räumlichkeiten an den Langseiten des Platzes disponiert waren. Wie jedoch die Abdrücke zweier Fundamentierungen auf dem Stylobat vor einem der Kompartimente in der Nordwest-Ecke des Hofes besagen, korrespondierten dort mit den zu veranschlagenden 15 Säulen der Portikus acht regelmäßig angeordnete Räume. Dies wird aus Symmetriegründen auch für die Südfront des Platzes gegolten haben (Abb. 6-7)30. 21 Dass die Errichtung der Basilika und des Forums bald nach der Aufgabe des Kastells gegen Ende des 1. Jahrhunderts, n. Chr. erfolgte, hat man schon länger vermutet 31. Um die These zu überprüfen, wurden die in den Bauschichten der Anlage geborgenen Keramikfunde einer Analyse unterzogen, wonach sich die Datierung des Komplexes auf das erste Drittel des 2. Jahrhunderts n. Chr. eingrenzen läßt 32. Unabhängig davon wurde spekuliert, ob es sich bei dem für einen Civitas-Vorort überdimensionierten Denkmal nicht um einen von der Regierung in Rom geplanten, zentralen Verwaltungssitz für das gesamte rechtsrheinische Gebiet gehandelt habe. Dabei sei das Projekt aus finanziellen Gründen vorzeitig verworfen worden33. 22 Wenn aber, wie es scheint, die Basilika tatsächlich vollendet wurde, so spricht das doch eher für die ungebrochene bzw. weiter aufblühende Wirtschaftskraft von Lopodunum. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass sich die Bürger neben dem herkömmlichen und relativ einfachen Straßenmarkt einen neuen und möglichst repräsentativen architektonischen Rahmen für die Abwicklung ihrer Geschäfte zu schaffen wünschten. Dazu griff man auf das seit alters vertraute Planschema eines Forum-Basilika-Komplexes zurück34. Eine solche Anlage bot zum einen den zur Entfaltung des gewerblichen Treibens benötigten Platz, was sich in Ladenburg anhand der zahlreichen und wohl als Tabernae zu interpretierenden Räumlichkeiten zu beiden Seiten des Forumshofes niederschlägt. Zum anderen war es vor allem die Basilika, die allein durch ihre Existenz als ein Symbol für urbane Qualität empfunden wurde 35. Der somit in Lopodunum spürbare Wille, an die Errungenschaften städtisch-römischer Kultur und Zivilisation anzuknüpfen, ist auch bei der Neuorganisation des alten Straßenmarktes zu beobachten. Denn hier sollte mit dem Rundbau in der Mitte der Fläche offensichtlich ein wenig vom Erscheinungsbild urbaner Macella anklingen 36. In dieselbe Richtung weist das den Platz an seinem Übergang zum eigentlichen Zentrum der Siedlung beherrschende Bogenmonument, wie es in vergleichbarer Funktion häufig an den Nahtstellen verschiedener Viertel innerhalb größerer städtischer Ensembles zu finden ist37. 23 Auf die Dynamik eines derartigen Prozesses dürfte schließlich auch das sog. Handelsforum von Lopodunum zurückzuführen sein. Die aus einem Hof mit umgebenden Räumlichkeiten zusammengesetzte Anlage ist zwar verhältnismäßig kleiner als der Forum-Basilika-Komplex, steht diesem aber in der Monumentalität der Gestaltung und der Qualität der Ausstattung kaum nach38. Leider lassen weder der Befund noch die Funde zur Zeit konkrete Aussagen zur Nutzung des Denkmals zu. Andererseits hat C. Sebastian Sommer durch einen indirekten Vergleich mit dem sog. Süd- und Nebenforum in Augst sowie in Anlehnung an die Trajansmärkte in Rom plausibel gemacht, dass wie dort auch der Platz in Ladenburg zum Stapeln und Umschlagen von Waren gedient haben könnte39. Falls darüber hinaus, wie von Sommer ebenso vorgeschlagen, der Bau tatsächlich um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. 174 entstanden ist40, wäre das sog. Handelsforum im Verein mit dem Straßenmarkt und dem eigentlichen Forum als ein zusätzliches Zeichen für die fortschreitende Spezialisierung des ökonomischen Lebens in Lopodunum zu werten 41. Abbildungsnachweis 24 Abb. 1: Nach Eingartner 2011 (wie Anm. 11) Abb. 2. 25 Abb. 2: Nach Kaiser – Sommer (wie Anm. 18) Abb. 267. 26 Abb. 3: Nach Kaiser – Sommer (wie Anm. 18) Abb. 268. 27 Abb. 4: Nach Eingartner 2011 (wie Anm. 11) Beilage. 28 Abb. 5: Nach Rabold, Britta – Sommer, C. Sebastian, Lopodunum 98. Vom Kastell zur Stadt. Ausstellungskatalog Ladenburg, Ladenburg/Stuttgart 1998, Abb. 26. 29 Abb. 6: Nach Eingartner 2011 (wie Anm. 11) Abb. 19. 30 Abb. 7: Nach Eingartner 2011 (wie Anm. 11) Abb. 20. NOTES 1. Coarelli, Filippo, Il Foro Boario, Rom 1988. 2. Innocenti, Paula, Il Foro Olitorio in: Coarelli, Filippo (Hrsg.), Roma repubblicana dal 270 a. C. all’età augustea, Rom 1987, S. 17-21. 3. Kleinwächter, Claudia, Platzanlagen nordafrikanischer Städte, Mainz 2001; vgl. dazu auch die Rezension des Verfs. in: Bonner Jahrbücher 202/203, 2002/2003, S. 649-654. 4. Kleinwächter 2001 (wie Anm. 3), S. 4-6, 340-341 (Appendix A). 5. Laur-Belart, Rudolf, Führer durch Augusta Raurica, Basel 1973, S. 32-48 (zum Hauptforum). S. 85-87 (zum sog. Südforum). 6. Vgl. die maßstabsgerecht gegenübergestellten Pläne beider Siedlungen bei Sommer, C. Sebastian, Forum oder „Mansio“? Zum Befund eines Großbaus im südlichen Lopodunum (Südforum) in: Künzl, Ernst – Künzl, Susanna, Das römische Prunkportal von Ladenburg, Stuttgart 2003, S. 151 Abb. 23. 7. Dazu grundlegend Sommer, C. Sebastian, Vom Kastell zur Stadt. LOPODVNVM und die CIVITAS VLPIA SVEBORVM NICRENSIVM in: Probst, Hansjörg (Hrsg.), Ladenburg. Aus 1900 Jahren Stadtgeschichte, Ubstadt-Weiher 1998, S. 81-201. 8. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 135-147 Abb. 30 (S. 120-121) (Plan) (vgl. auch hier Abb. 1). 9. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 129 Abb. 30 (S. 120-121) (Plan) (vgl. auch hier Abb. 1). 10. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 150-151; Sommer 2003 (wie Anm. 6), S. 117-168 Abb. 26 (Plan) (vgl. auch hier Abb. 1). 11. Eingartner, Johannes, LOPODVNVM V. Die Basilika und das Forum des römischen Ladenburg. Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 124, Stuttgart 2011. 12. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 86-101. 13. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 104-116. 14. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 116-125. 175 15. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 116.126. 16. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 126 mit weiteren Hinweisen (Anm. 268). 17. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 173-175; Wiegels, Rainer, LOPODVNVM II. Inschriften und Kultdenkmäler aus dem römischen Ladenburg am Neckar. Forschungen und Berichte zur Vorund Frühgeschichte in Baden-Württemberg 59, Stuttgart 2000, S. 17. 18. Kaiser, Hartmut – Sommer, C. Sebastian, LOPODVNVM I. Die römischen Befunde der Ausgrabungen an der Kellerei in Ladenburg 1981-1985 und 1990. Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 50, Stuttgart 1994, S. 380-385 Abb. 267 (Plan) (vgl. hier Abb. 2); Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 108-109. 19. Kaiser – Sommer 1994 (wie Anm. 18), S. 337-343.370-379; Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 109-113. 20. Kaiser – Sommer 1994 (wie Anm. 18), S. 385-387.401 Abb. 268 (Plan) (vgl. hier Abb. 3); Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 129. 21. Kaiser – Sommer 1994 (wie Anm. 18), S. 367.380. 385-386; Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 129. 22. Kaiser – Sommer 1994 (wie Anm. 18), S. 387. 23. Sommer, C. Sebastian, Die städtischen Siedlungen im rechtsrheinischen Obergermanien in: Schalles, Hans-Joachim - Hesberg, Henner von - Zanker, Paul, Die römische Stadt im 2. Jahrhundert nach Chr. Kolloqium Xanten 1990, Köln 1992, S. 127. 24. Zur Erörterung der gesamten Problematik vgl. Eingartner 2011 (wie Anm. 11), S. 14-20.124; anders als dort angegeben (S. 124 Anm. 139) sind bei der Basilica Iulia in Rom die Schiffe in der Tat durch Pfeiler untergliedert, die aber nach dem „Theatermotiv“ von Bögen bzw. Gewölben überspannt und mit einer Halbsäulenordnung kombiniert sind (freundlicher Hinweis Klaus S. Freyberger, Rom). 25. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 141-142, 146-147. 26. Eingartner 2011 (wie Anm. 11), S. 71-73, 114-116. 27. Eingartner 2011 (wie Anm. 11), S. 124 mit Beleg (Anm. 140). 28. Eingartner 2011 (wie Anm. 11), S. 124-126. 29. Zur Basilica Severiana: Ward-Perkins, John Brian, The Severan Buildings of Lepcis Magna, London 1993, S. 55-66. 30. Eingartner 2011 (wie Anm. 11) S. 126-134 Abb. 19-20 (Rekonstruktion des Grund- und Aufrisses der Basilika und des Forums) (vgl. hier Abb. 6-7). 31. Sommer 1992 (wie Anm. 23), S. 130; Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 136-137 32. Gairhos, Sebastian, Zur Datierung der Basilika und des Forums anhand stratifizierten Fundmaterials in: Eingartner 2011 (wie Anm. 11), S. 137-141. 33. Wiegels 2000 (wie Anm. 17), S. 17. 234. 34. Eingartner 2011 (wie Anm. 11), S. 135 mit Literaturhinweisen. 35. Vgl. Nünnerich-Asmus, Annette, Basilika und Portikus, Köln 1994, passim 36. Zu diesen Bauten zusammenfassend: De Ruyt, Claire, Maceilum. Marché alimentaire des Romains, Louvain-la-Neuve 1983. 37. Vgl. Hesberg, Henner von, Bogenmonumente der frühen Kaiserzeit und des 2. Jahrhunderts n. Chr. Vom Ehrenbogen zum Festtor in: Schalles – Hesberg – Zänker 1992 (wie Anm. 23), S. 292, 296. 38. Sommer 2003 (wie Anm. 6), S. 157-160,164-165. 39. Sommer 2003 (wie Anm. 6), S. 165-166. 40. Sommer 2003 (wie Anm. 6), S. 160-162. 41. Vgl. auch Schmidts, Thomas, LOPODVNVM IV. Die Kleinfunde aus den römischen Häusern an der Kellerei in Ladenburg (Ausgrabungen 1981-1985 und 1990). Forschungen und Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 91, Stuttgart 2004, S. 110, der die drei Komplexe in einen Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Bedeutung von Ladenburg stellt. 176 Wirtschaftsbauten in der frührömischen Stadt auf dem Magdalensberg in Kärnten Kordula Gostenčnik and Heimo Dolenz 1 Die spätrepublikanisch-frühkaiserzeitliche Stadt auf dem Magdalensberg, deren Wirtschaftsbauten im Folgenden thematisiert werden, liegt im Süden der ehemaligen römischen Provinz Noricum am Nordrand des Klagenfurter Beckens in Kärnten (Österreich) und wurde von 1948 bis 2011 in jährlichen Grabungskampagnen systematisch erforscht. Dieses frühe urbane Zentrum (Abb. 1) entstand im Lauf des zweiten Drittels des 1. Jh. v. Chr. im Weichbild eines spätlatènezeitlichen Zentralortes, eingerichtet von italisch-römischen Händlern aus dem östlichen Oberitalien, vornehmlich aus Aquileia. In ihrer Funktion als Emporium für den Austausch mediterraner und lokaler Güter fungierte die Stadt sowohl als Handels- als auch als Produktionszentrum1. Dass der Warenhandel in dieser Frühzeit auch in umgekehrter Richtung erfolgte, unterstreichen nicht zuletzt norische Münzen und alltägliche Gebrauchswaren (Keramik, Bronzekleinfunde) im Fundbestand südlich der Alpen 2. Der Name der Stadt hat, wie griechische Quellen nahelegen, bereits Virunum gelautet 3; die überlieferte Legende, die sich um einen wilden Eber rankt, den erst ein heldenhafter Mann – ähnlich Hercules - überwältigen konnte, fand Erklärungsansätze sowohl als keltische Sage als auch auf dem Hintergrund hellenistischer Stadtgründungsmythen 4 4. Letzteres scheint derzeit die bevorzugte Deutung zu sein, wobei Johannes Nollé die Möglichkeit der griechisch-römischen Überformung eines zugrundeliegenden keltischen Mythos als Anknüpfungspunkt mit in Betracht zieht. Ein Inschriftfragment vom Magdalensberg mit den Buchstabenresten Viru [num vel -nenses]belegt darüber hinaus die Benennung5. 2 Chronologisch lässt sich der Ausbau der Stadt in drei große Phasen gliedern: Errichtung als Emporium um die Mitte des 1. Jh. v. Chr.; Ausbauphase nach der Annexion Noricums durch Rom ab 15 v. Chr.; Umgestaltung nach einer vermutlich als Erdbeben zu deutenden, in der gesamten Stadt nachweisbaren Zerstörungskatastrophe in spätaugusteischer Zeit. Das Aufgeben und Absiedeln der Stadt in claudischer Zeit muss 177 äußerst kurzfristig anberaumt worden sein, da Großbaustellen wie die zweite Phase des Forumstempels und der Umbau von „Raum M“ unfertig liegen geblieben waren (s. u.). Spätlatènezeitlicher Zentralort und spätrepublikanisch-frühaugusteisches Emporium 3 Der Gipfel des Magdalensberges erreicht eine Höhe von 1059 m und liegt damit 600 m über dem umliegenden Talboden. Durch einen Laserscan (Abb. 1) sowie Ausgrabungen in den letzten Jahren konnten gut erkennbare Geländemarken einer näheren Untersuchung zugeführt werden6. Dabei war es möglich, den am Nordostabhang vorgelagerten, bis zu 5 m Höhe erhaltenen Erdwall mit zugehörigen Terrassen, welche eine Erweiterung der ursprünglichen Befestigung darstellen, näher zu untersuchen (Abb. 1, Laserscan, Nr. 3). Das zutage geförderte Fundmaterial legt für diesen Wallabschnitt eine Datierung in die späte Latènezeit, ab ca. 50/40 v. Chr. bis in frühaugusteische Zeit fest; ein 14C-datierter Holzbalken (2150 ± 40 BP; 260-50 v. Chr.) aus der Wallkrone sowie unter der Wallschüttung direkt auf dem gewachsenen Fels aufliegende, kleinteilig zerbrochene Importkeramik bilden die Eckdaten dieser Datierung7. Ein möglicherweise den gesamten Magdalensberggipfel umfassendes, übergeordnetes Wallsystem (Abb. 1, Laserscan, Nr. 2) mit einer Fläche von 17 ha geht diesem vorgelagerten Abschnitt zeitlich wohl voraus; an diesem Hauptwall konnten bislang jedoch noch keine weiteren Untersuchungen durchgeführt werden, daher fehlen bis auf Weiteres archäologisch nachgewiesene Strukturen einer Innenbebauung aus der vorrömischen Phase. Abb. 1 Magdalensberg; Luftbild aus Südwesten, genordeter Laser scan (1 Gipfelbefestigung; 2 Hauptwall; 3 vorgelagerter Wall; 4 römische Stadt) und Stadtplan. 178 4 Der Beginn des spätlatènezeitlichen Zentralortes wird in den 80er Jahren des 1. Jh. v. Chr. vermutet8. Der Fundbestand vom Magdalensberg zeigt eine schon im Lauf von Latène Dl beginnende Aktivität vor Ort an, was durch das bereits vermehrte Vorkommen oberitalischer Fibeltypen aus der Zeit um 100/ 70 - 50/ 40 v. Chr. gestützt wird9. Im Verlauf der 1. Hälfte des 1. Jh. v. Chr. dürfte hier demnach der zentrale Siedlungspunkt der Noriker entstanden sein, der mit der beschriebenen Wallanlage identifizierbar ist. Der in der älteren Magdalensbergliteratur postulierte „Sitz des norischen Königs“ auf dem Berggipfel selbst bleibt als solcher mangels ergrabener Baustrukturen allerdings nicht nachweisbar. Die zentrale Stellung der Höhenbefestigung wird durch die Entstehung der Handelsniederlassung in ihrem unmittelbaren Vorfeld jedenfalls deutlich unterstrichen – der direkte Kontakt mit dem politischen Machtzentrum war für die südlichen Händler von essenzieller Bedeutung 10. 5 Die auf dem Südabhang des Magdalensberggipfels in einer natürlichen Geländemulde um ein zentrales Forum (900 m Seehöhe) errichtete italisch-römische Stadt scheint wie ein weiterer vorgelagerter Bereich an den Hauptwall angelehnt zu sein (Abb. 1, Laserscan, Nr. 2). Von der Bebauung erkennbar blieben die breiten Terrassen, die sich über und unter dem Forumsniveau über den Berghang ziehen. Der wirtschaftliche Aufschwung der Handelsniederlassung setzte mit den militärischen Auseinandersetzungen Roms in der ausgehenden Republik ein. Der im inneralpinen Kärntner Raum erzeugte norische Stahl (ferrum Noricum) dürfte als Rohmaterial von höchster Qualität für Waffen das bedeutendste Handelsgut dargestellt haben, was zur Folge hatte, dass sich die Händler aus dem östlichen Oberitalien vor Ort niederließen und dieses Emporium eingerichtet wurde. Die Voraussetzung dafür war allerdings ein gegenseitiges Verständnis zwischen den lokalen Eliten und den südlichen Händlern mit der römischen Macht im Hintergrund11. 6 C. Iulius Caesars Kriege in Gallien (58-51 v. Chr.), seine Winterlager mit mehreren Legionen im Umland von Aquileia (58-56 v. Chr.) und die folgenden Aktivitäten in Oberitalien und darüber hinaus waren wohl primär ausschlaggebend dafür, dass auf dem Magdalensberg ein Emporium in Betrieb genommen wurde, welches die reibungslose Belieferung mit qualitativ hochwertigem Stahl garantieren sollte 12. Der immense Bedarf an Rohmaterial schwoll in den folgenden Jahren bis hin zu Octavians illyrischen Feldzügen (35-33 v. Chr.) noch um einiges an 13. Die verstärkten Kontakte mit dem südlichen Noricum ca. ab der Mitte des 1. Jh. v. Chr. spiegeln sich im Fundbestand mehrerer Fundstellen an den wichtigen Durchzugsrouten wider, welchen das älteste Inventar des Magdalensberg-Horizonts entspricht14. Südnoricum war demnach für den römischen Handel und dessen Bedarf bereits mehr als drei Dezennien vor der Okkupation durchorganisiert. Die jüngsten Untersuchungen gehen zumindest seit der caesarischen Zeit von einem Klientelverhältnis aus, wiewohl ein solches in den Quellen nicht explizit genannt ist15. Auf dem Hintergrund der römischen Aktivitäten im Land hat es den Anschein, dass das regnum Noricum politisch wie wirtschaftlich nicht mehr autark agieren konnte, sondern bereits völlig von Rom abhängig war. Das Kontingent von 300 Reitern, das ein norischer König Julius Caesar 49 v. Chr. zur Verfügung stellte, wird in diesem Zusammenhang als verpflichtende Hilfestellung eines Föderaten und nicht als freiwillige Leistung angesehen16. Die Erbauung einer städtischen Anlage mit zentralem Forum (Abb. 1), das mit 110 x 42 m kaum um ein Drittel kleiner ist als jenes von Aquileia und als forum mercantile anzusprechen ist 17, setzt jedenfalls Rechtssicherheit auf Basis gegenseitigen Einverständnisses voraus 18 179 7 In den direkt am Forum gelegenen Grobschmieden lassen sich in dieser Frühzeit das Ausschmieden von Eisenluppen aus den nahegelegenen Verhüttungszentren zu hochwertigem Stahl und die Weiterverarbeitung zu Fertigprodukten nachweisen (s. u.). 8 Bereits für die Zeit der frührömischen Anlage kann aus dem vorhandenen Fundmaterial eine Siedlung am Fuß des Magdalensberges als eine Talbasis der Stadt erschlossen werden; die Zuweisung baulicher Strukturen bedarf allerdings weiterer Feldforschungen19. Okkupationszeitliche bis spätaugusteische Ausbauphase 9 Mit der Annexion Noricums im Zuge der augusteischen Alpenfeldzüge in 16/15 v. Chr. geht eine erste große Umbauphase in der Stadt auf dem Magdalensberg einher. Die jüngste Bearbeitung des historischen Quellenmaterials stellt erneut zur Diskussion, ob Noricum nicht doch schon in augusteischer Zeit als Provinz eingerichtet wurde und nicht wie zumeist angenommen erst im Zuge der Erhebung der norischen Städte zu Municipien unter Claudius20. Die Stadt auf dem Magdalensberg beherbergte ab diesem Zeitpunkt das römische Verwaltungszentrum. Der Berggipfel, der im Land weithin sichtbar ist, erhielt nun eine massive römische Befestigungsanlage sowie einen zentralen, Ost-West ausgerichteten, hexastylen Tempel mit Zugangsfront im Westen (Abb. 2). Vermutlich sind für diese Zeit die erforderlichen öffentlichen Bauten auf dem Berggipfel zu lokalisieren, da das Forum trotz Umgestaltung wesentliche Teile vermissen lässt21. 10 Der berühmteste Fund, der „Jüngling vom Magdalensberg“, eine 1,83 m große Bronzestatue aus dem frühen 1. Jh. v. Chr., kam 1502 beim Pflügen auf einem der hochgelegenen Äcker am Magdalensberg zutage22. Die heute im Kunsthistorischen Museum Wien verwahrte Statue stellte sich in den 1980er Jahren allerdings als Renaissancereplik heraus, das Original gilt als verschollen 23. Eine Inschrift am rechten Oberschenkel nennt als Dedikanten je einen Freigelassenen der gens Barbia und gens Poblicia (in dieser älteren Schreibung für Publicia ) aus Aquileia, die aus ihrem erwirtschafteten Vermögen dieses Weihegeschenk an die bis dato nicht bekannte Gottheit, die im Tempel auf dem Berggipfel verehrt wurde, gestiftet haben. Der Tempel unter der heutigen Kirche auf dem Magdalensberggipfel wurde erst vor wenigen Jahren einwandfrei festgestellt24. Es handelt sich um einen spätrepublikanischen Podiumstempel (Podiumshöhe 1,80 m), dessen Ausmaße von 26,2 x 17,4 m die Rekonstruktion einer sechssäuligen Front erlauben, zu welcher eine breite Freitreppe emporführte (Abb. 2). Die stuckierten Säulen mit einem rekonstruierbaren Durchmesser von 0,65-0,95 m wurden aus Kalktuffkeilen mit Mörtelbindung zusammengesetzt, wovon zahlreiche Reste erhalten geblieben sind; weiters sind einige Fragmente der Wandmalereiausstattung sowie importierte gelbtonige Dachziegel mit Herstellerstempel einer oberitalischen Firma vorhanden. Seine Errichtung wird mit der Annexion Noricums und dem festungsartigen Ausbau des Gipfelplateaus erfolgt sein, wie das sehr spärliche Fundmaterial erkennen lässt. 11 In dieser zweiten städtischen Bauperiode (ab 15 v. Chr. - 10/20 n. Chr.) werden zunächst die Gebäude, die das Forum umgeben, durch teils zweigeschossige Bauten ersetzt. In ihrer Funktion klar zu fassen sind die Forumsthermen in der 180 Nordwestecke25, zahlreiche Buntmetall verarbeitende Betriebe (s. u.) sowie einfache Wohnbauten im Osten. Der Komplex der sogenannten „AA-Bauten“ südwestlich und südlich des Forums (Abb. 1) umfasst hier eine weitläufige (Verwaltungs?)Anlage mit Lagerhallen auf zumindest zwei künstlichen Terrassen, welche ihrerseits von einer in ihren Fundamenten bis zu zwei Meter starken und auf 80 m Länge archäologisch untersuchten Stützmauer getragen wurden. Darauf standen 16-18 m lange, durchschnittlich 8 m breite und untereinander durch steile Treppenläufe verbundene, zweigeschossige Hallen mit Mörtelestrichböden. Die Firsthöhen betrugen bis zu 15 m, die Nutzfläche mindestens 2000 m2 12 .An der ursprünglichen Nutzung des Platzes im Sinne eines forum mercantile scheint sich nur wenig geändert zu haben. Nach der Abtragung der Händlerbasilika im Osten des Platzes (s. u.) vermisst man am Forum jedoch sowohl einen öffentlichen Versammlungsort als auch einen repräsentativen Sakralbau. Abb. 2 Magdalensberg; mittelaugusteische Gipfelbefestigung und Tempelfundament unter der Kirche. 13 Eine als Erdbeben interpretierte Naturkatastrophe, die als einheitlicher Zerstörungshorizont weite Teile der Stadt betraf und in die spätaugusteische Zeit datiert, verwüstete neben der Stadt auch die Anlagen auf dem Gipfel; Letztere wurden daraufhin geschleift. Knapp zwei Drittel der bisher ergrabenen augusteischen Gebäude in der Stadt wurden bis auf die Grundmauern abgerissen, nahezu sämtliche Terrassenmauern erneuert bzw. verstärkt und fast alle Tiefbauten am Forum zugeschüttet. Mit dem angefallenen Bauschutt wurde am Südhang eine neue Terrasse aufgeführt. Diese Naturkatastrophe könnte in Zusammenhang stehen mit den bei Cassius Dio 56,24,3 in den Prodigien zur Varusschlacht erwähnten einstürzenden Alpengipfeln und drei Feuersäulen, die aufgestiegen sind, dort jedoch nicht näher lokalisiert werden26. 181 14 Der einplanierte Zerstörungsschutt sowie verbaute Spolien erbrachten Teile von Widmungsinschriften für das augusteische Kaiserhaus, die von den in Noricum ansässigen civitates der Norici, Ambilini, Ambidravi, Uperaci, Saevates, Laianci, Ambisontes und Elveti gestiftet wurden 27. Erhalten geblieben sind die Namen von Livia, Iulia Maior und Iulia Minor, die Reste einer weiteren Tafel könnten Augustus oder Tiberius genannt haben, wobei die Buchstabengröße, die nicht von den anderen abweicht, vielleicht für Tiberius spricht; für den Kaiser selbst würde man eine Flervorhebung erwarten. Die Errichtung wird in die Jahre 10/9 v. Chr. datiert und in Zusammenhang mit der Präsenz des Augustus und seiner Angehörigen in Aquileia gesehen. Als Aufstellungsort kommt am ehesten das Forum in Frage. Tiberisch-claudische Ausbauphase 15 Der Ausbau nach dem Erdbeben verlieh mit seinen Großbauten dem Forum der Stadt erst sein vollständiges Gepräge. Beim Wiederaufbau in frühtiberischer Zeit wurden die massiven Terrassierungen verstärkt, indem hinter den Terrassenmauern jeweils eine weitere mächtige Mauer eingezogen wurde28; solche Befunde ließen sich an mehreren Stellen nachweisen. Als Folge dieser massiven Zäsur, welche tiefgreifende städtebauliche Umgestal tungen wohl auch erst möglich machte, wird die Westhälfte des Forums zum Sitz offizieller römischer Verwaltungsbauten 29. Die Forumsthermen in der Nordwestecke erhielten eine neue Zweckbestimmung als Verwaltungsgebäude, dem eine dreischiffige hypäthrale Basilika (31 x 20 m) mit Oberstockbalustrade und Podium respektive Tribunal vor der Westmauer vorgelagert wurde (Abb. 1 und Abb 7); dieser Bau entstand gleichfalls über abgetragenen tabernenartigen Gebäuden (s. u.). 16 Vom Forum wurden die dort zuvor betriebenen Werkstätten nun abgesiedelt und auf dem damit frei gewordenen Areal ein Tempel errichtet (Abb. 1), der ab diesem Zeitpunkt die Nordseite des Forums dominiert und die dortigen frühaugusteischen Schmiedewerkstätten überbaut. Ein großräumiger Tempelbezirk (54,6 x 45,5 m) schließt den unterkellerten italischen Podiumstempel ein (Abb. I) 30. 17 Das Forum diente als Aufstellungsort für Standbilder und Ehrendenkmäler. Südöstlich vor der Tempelfront legten jüngste Grabungen vier mit Eisenklammern verbundene Platten aus lokalem Kraiger Marmor (2,60 x 1,40 m) frei. Sie bildeten das Auflager für einen Sockel, der nach seiner Größe zu schließen wohl ein Reiterstandbild trug, von welchem ein um das Jahr 1700 gefundenes lebensgroßes Bronzepferd durchaus herstammen könnte31. 18 Zu den Baumaßnahmen nach dem Erdbeben zählt auch die Errichtung eines großen Gebäudekomplexes auf dem Plateau im Westen über dem Forum (Abb. 1). Der vom Ausgräber als Principia für die hier stationierten Truppenteile angesprochene repräsentative Großbau, der aus einer über 30 m langen vorgelagerten, vollständig im 3. Stil ausgemalten Vorhalle und weiteren Räumlichkeiten besteht, besticht durch seine markante, die Stadt beherrschende Lage. Als Principia fungierte der Bau zugleich als Einrichtung für den Kaiserkult der Truppen für den jeweiligen regierenden Flerrscher32. 19 In die tiberisch-claudische Phase der Stadt datiert die Errichtung der kaiserlichen Goldbarrengießerei innerhalb der als „Untere AA-Bauten“ bezeichneten, lagerhallenartigen Gebäude, die hierfür adaptiert wurden (s. u.). 182 Claudisches Siedlungsende 20 Während der Regierung des Kaisers Claudius um die Mitte des 1. Jh. n. Chr. kamen schließlich die planmäßige Aufgabe und Absiedlung der Stadt auf dem Berg zur Durchführung. Für das nachfolgende municipium Claudium Virunum auf dem Zollfeld, in ca. 10 km Luftlinie südwestlich vom Magdalensberg gelegen, wurde der Name der frühen Handelsniederlassung beibehalten. Alles brauchbare Baumaterial mitsamt ganzer Decken- und Dachkonstruktionen wurde in der älteren Stadt auf dem Berg abgerissen und für die Neubauten in das Tal transferiert. 21 Die prosopographische Zusammensetzung der Stadtbewohner, wie sie aus Inschriften und zahllosen Graffiti deutlich wird, zeigt ein Nebeneinander südlicher Zuwanderer und lokaler peregriner Bevölkerungsteile unterschiedlicher Rechtsstellungen 33. Zudem sind Veteranen der legio VIII Augusta, die in der Frühzeit in Poetovio im heutigen Slowenien stationiert gewesen ist, und Soldaten der cohors I Montanorum aufgrund von Grabtituli unter den Bewohnern nachweisbar34, die als Besatzung zum Schutz der Stadt nach der Annexion Noricums auf dem Magdalensberg Dienst taten. 22 Die architektonischen und materiellen Hinterlassenschaften der Bewohner bilden die wichtigsten Ausgangsmaterialien für die Erforschung der Romanisierung Noricums am Beginn der römischen Kaiserzeit. Die wirtschaftliche Basis der Stadt – Handel und Produktion – demonstriert auch eine auf dem Magdalensberg gefundene Gemme, die das eingravierte Bild eines zwischen Merkur und Minerva sitzenden, arbeitenden Feinschmiedes trägt (Abb. 8,10). Dieses Bild könnte gleichsam als Emblem für die antike Stadt auf dem Magdalensberg gelten. Das frühe Forum der Händler (50/ 40 v. Chr. bis 15 v. Chr.) 23 Über die Jahrzehnte hinweg galt das Hauptaugenmerk der archäologischen Forschungen in diesem älteren Virunum auf dem Berg dem Forum und den direkt daran angrenzenden Stadtteilen. Insgesamt wurden bislang an die vier Hektar archäologisch untersucht. Der heute als archäologischer Park konservierte Stadtkern spiegelt die letzte Bauphase der Stadt vor deren vollständiger Aufgabe in claudischer Zeit wider (Abb. 1). 24 Im Zuge der systematischen Grabungen wurde an der Ostseite des Forums im Jahr 1979 die Fundamente einer Basilika aufgedeckt, deren schlechter Erhaltungszustand auf einen bewussten Abriss dieses Bauwerks hindeutet35. Dem Schichtprofil (Abb. 5) ist zu entnehmen, dass vor der Anlage der Basilika auf dieser Fläche bereits einfache Holzgebäude vorhanden gewesen sind, die auf dem leicht nach Süden abfallenden Terrain errichtet worden waren. Um für den geplanten Großbau eine ebene Fläche zu schaffen, wurde das abschüssige Gelände mit einer Terrassenmauer versehen und aufplaniert. In dieses Planiermaterial setzte man dann die Fundamente, welche zur Stabilisierung des Untergrundes einen Rost aus vertikal in den Boden geschlagenen, bis zu 1,4 m langen Holzpfählen erhielten. Die negativen Ausnehmungen dieser Piloten ließen sich allenthalben in den ergrabenen Fundamenten nachweisen (Abb. 5). Vitruv (arch. II 9,10; III 4,2; V 12,5) empfiehlt diese Verstärkung ja beispielsweise bei der 183 Errichtung der Fundamente von Tempeln, Basiliken, Theatern oder Befestigungsmauern, wenn der Untergrund instabil ist36. Die Entstehung seines Werks liegt zeitlich bald nach der Errichtung der Magdalensberger Basilika, die demnach die praktische Anwendung dieser Bauweise zur Befestigung eindrücklich widerspiegelt. 25 Der systematische Abbruch des Gebäudes bis in die untersten Fundamendagen bringt es mit sich, dass vom aufgehenden Mauerwerk nur noch geringe Reste im Fundamentbereich aufzufinden waren (Abb. 4-5). Die Außenmaße betrugen 30,00 x 17,10 m für das aufgehende Mauerwerk des äußeren Mauerrings, 21,00 x 9,00 m für den inneren; Letzterer wird aufgrund der etwas geringeren Breite der Fundamentierung als Auflager für eine umlaufende Reihe von Stützpfeilern angesehen, die den Innenraum gliederten37. Der äußere Mauerkranz misst in seiner Breite 1,8 m; davon fallen 1,1-1,2 m auf den nach außen gerichteten Fundamentvorsprung mit Mörtelabstrich und 0,6-0,7 m auf das an der Innenkante des Fundaments hochgezogene, aufgehende Mauerwerk, das sich allerdings nur im nördlichen Teil der äußeren Westmauer in maximal zwei Steinscharen erhalten hat. Der innere Mauerring ist insgesamt 1-1,1 m breit; die Abstände zwischen innerem und äußerem Mauerring betragen im Westen 2,8 m, im Norden 4,2 m, im Osten 3,3 m und im Süden 3,1 m38. Über die Lage von Eingängen in das Gebäude geben die Fundamentreste keine Anhaltspunkte; zudem waren die zugehörigen Innen- und Außenniveaus zum Gebäude nur mehr in geringen Resten vorhanden (Abb. 5, Schichtprofil). Den Maßen der Basilika scheint ein rudimentär fassbares Modulsystem zugrunde zu liegen, das auf einem Quadrat aus sechs mal sechs Fuß basiert und sich in den angrenzenden Tabernenbauten gleichfalls wiederfindet; allerdings liegt keine passgenaue Übereinstimmung mit den Mauern vor, so dass zwischen Planung und Ausführung eine gewisse Diskrepanz besteht 39. Der Grundriss der Magdalensberger Basilika entspricht einem Seitenverhältnis von 1:1,75 40. Abb. 3 Magdalensberg, Periode I; Tabernen und Basilika am Ostrand des Forums; Rekonstruktion der NOEcke gegen Ende der Periode I mit geschlossenen Tabernenreihen. 184 26 Die vereinfachte Rekonstruktionszeichnung (Abb. 3) veranschaulicht das Bild, das sich am Ende der Periode 1 am Forum des Magdalensberges bot. Da keine Architekturteile erhalten geblieben sind, lässt sich über das Aussehen der Basilika kaum etwas Näheres sagen; anders als in der Rekonstruktion dargestellt, spricht sich der Ausgräber Gernot Piccottini für ein einheitlich überdachtes Gebäude ohne erhöhten Mittelteil aus, wofür die seichteren Fundamente des inneren Mauerrings sprechen dürften, die vermutlich keine überhöhten tragenden Mauern aufnahmen41. Die Einrichtung der gesamten Anlage als forum mercantile lässt die Basilika als zentralen Platz der hier getätigten Flandels- und Geldgeschäfte definieren42. 27 Nach ihrem Abbruch im Zuge der Umgestaltung des Forums nach der Okkupation Noricums 16/ 15 v. Chr. verschwanden die Fundamentreste vollständig unter einer Planierschicht aus lehmiger Erde und Schutt, womit das Forumsniveau angehoben wurde. Eine Rollsteinpflasterung versiegelte schließlich die darunter liegenden frühen Befunde (Abb. 5, Schichtprofil). Die Aufschüttungen erbrachten jedenfalls kein Fundmaterial, das für eine spätere Entstehung oder Nutzung des Gebäudes sprechen könnte43. Knapp südlich der Nordostecke der ehemaligen Basilika wurde schließlich ein Brunnen geschlagen (Abb. 4). Abb.4 Magdalensberg, Periode I; Plan der Basilika am Ostrand des Forums, steingerechte Aufnahme. Werkstätten für die Metallverarbeitung 28 Was wurde nun in den Jahrzehnten vor der Okkupation hier erzeugt? Der Schwerpunkt lag in dieser Zeit auf der Eisenverarbeitung. Um das Forum reihten sich in dieser Frühzeit an drei Seiten hallenartige Gebäude in Ständerbauweise, welchen die Basilika im Osten unmittelbar vorgelagert ist (Abb. 3)44. Die darin untergebrachten 185 Eisenschmieden dienten dazu, die aus den nahegelegenen Abbaugebieten herantransportierten Eisenluppen zu qualitativ hochwertigem Stahl auszuschmieden und in Barrenform zu bringen, aber auch zu Fertigprodukten zu verarbeiten 45. In der Nähe lagen zwei antike Zentren für die Erzreduktion: Aus dem Görtschitztal 20 km nordöstlich des Magdalensberges, wo bis in die 1960er Jahre Eisenerz abgebaut wurde, sind mehrfach römische Rennöfen bekannt geworden. Desgleichen kamen 20 km westlich des Magdalensberges in Feldkirchen Schlackenhalden und weitere Reste der Eisenverhüttung zutage46. Das mehrfach in antiken Schriftquellen genannte ferrum Noricum ist insbesondere mit den Verhüttungszentren in Kärnten in Verbindung zu sehen und scheint eine antike Qualitätsmarke gewesen zu sein; kaiserzeitliche Inschriften überliefern darüber hinaus Pächter (conductores) der norischen Eisengruben und deren Personal47. Abb. 5. Magdalensberg, Periode I;Schichtprofil Basilika und OR/39; pilotierte Grundmauern der Basilika. 29 Wohl nicht vor der tiberischen Zeit sind jene Graffiti aus den Kellerräumen OR/23 und OR/26 nördlich der Basilika (Abb. 3) anzusetzen, die über den Vertrieb von Metallwaren in Großhandelsmengen Auskunft geben (Abb. 8,6-9). Rudolf Egger verzeichnete in seiner 1961 erschienenen Publikation im Verputz der Räume 300 Ritzinschriften 48. Der Großteil dieser Alltagsinschriften besteht aus Namen von Kunden, Bezeichnungen für Warengattungen und aus Mengen- und Gewichtsangaben. Einige der Graffiti geben darüber hinaus noch den Herkunftsort der Kunden sowie den Kaufpreis an. Eine kleine Gruppe umfasst Weihungen an Merkur, den Gott des Handels49. Die Kellerräume könnten ursprünglich freistehende Gebäude gewesen sein, die erst mit der Aufschüttung des Forums bei der Errichtung der Basilika unter die Erde gelangten; die in OR/23 vorhandenen Wandmalereien im 2. pompejanischen Stil, die großformatige Götterbilder zeigen und vor 20 v. Chr. entstanden sein müssen, sowie eine Feuerstelle lassen sich nur schwer mit der Verwendung als Kellermagazin in Zusammenhang 186 bringen50. Das Schichtprofil der Basilika, gegenübergestellt jenem der östlich davon anschließenden Taberne OR/39 (Abb. 5), zeigt die ursprünglichen, tieferliegenden Niveaus an. Abb. 6 Magdalensberg; Eisen- und Bronze verarbeitende Werkstätten. 30 Im Folgenden seien ein paar dieser Graffiti angeführt, um einen Eindruck davon zu vermitteln (Abb. 8,6-9); die Nummern beziehen sich auf die Publikation bei Egger: Nr. 12 (Abb. 8,7) emit CX cumbas p(ondo) XV Sineros Aquileia (Sineros aus Aquileia kaufte 110 Becken à 15 Pfund); Nr. 68 (Abb. 8,8) uncos DL anulos DL (550 Haken, 550 Ringe); Nr. 9 (Abb. 8,6) defide Ombrionis sec(ures) [CCC]LV p(ondo) IIS (Ombrio wurden übergeben 355 Hacken à 2½ Pfund)51; Nr. 191 (Abb. 8,9) p(ecunia) l(ocata) ex II K(alendis) Februariis in K(alendas) Julias (Geld verliehen vom 31. Jänner bis 1. Juli). Nach der Dokumentation der Graffiti wurde diese Putzschicht entfernt, um darunterliegende Wandmalereien freizulegen; daher blieben die Originale nicht erhalten und sind heute auch nicht mehr nachprüfbar. 31 Da die Gebäude um das Forum zugleich als Werkstätten, Warenlager und Verkaufslokale dienten, ausgestattet mit je einem separaten Kellerraum von 5 x 5 m bis 5 x 7 m unter der Vorderfront, sprachen die Ausgräber diese als tabernae an. Die Gebäude treten in Gruppen auf (Abb. 3), was auf zusammengefasste größere Produktionseinheiten und Produktionsmengen rückschließen lässt. Die Inneneinrichtung der Eisen verarbeitenden Werkstätten blieb teilweise erhalten 52. Diese bestanden zumeist aus einer Schmelzgrube mit zugehörigem Holzbottich und Wasserrinne auf einfachen Lehmböden sowie großen Mengen an Holzkohle, Schlacken, Eisenluppen, Schmiedeabschlägen sowie verziegeltem Lehm und Ofenteilen. Die oft nur sehr dürftig errichteten Außenwände bestanden in der Regel aus sehr seichten Mauern oder Holzständerkonstruktionen. Innerhalb einzelner solcher Einrichtungen konnten 187 teils mehrere Phasen durch übereinander liegende Böden mit vergleichbaren Befundsituationen unterschieden werden, welche absolutchronologisch jedoch schwer fixierbar sind. Der Zustand der Befunde erlaubt darüber hinaus keine wie immer geartete typologische Gliederung der Schmiedewerkstatten; eventuelle Spezialisierungen auf bestimmte Produkte konnten gleichfalls nicht nachgewiesen werden. Die Produktpalette der lokal gefertigten Eisenwaren ergab z.B. bei den Werkzeugen keine typischen Latèneformen; jedoch sind bei sogenannten Zweckformen Unterscheidungen in bodenständig und mediterran ohnehin kaum möglich 53. 32 Mit dem Umbau des Forums nach der Annexion traten zu den Eisenschmieden die Bronzegießereien hinzu; auch diese waren in der mittel- bis spätaugusteischen Zeit direkt am Forum anzutreffen (Abb. 6), jedoch auch bereits auf den Terrassen darüber 54. Während die Werkstätten direkt am Forum nach dem Erdbeben abgesiedelt wurden, blieben jene auf den Terrassen abseits des Forums weiterhin in Betrieb (Abb. 6). Insgesamt konnten 15 Bronze verarbeitende Werkstätten bzw 18 Werkstatthorizonte ergraben werden. Bislang existieren für die vor- bis frühaugusteische Zeit keine Nachweise für die Bronzeverarbeitung; Ausnahmen hiervon sind jedoch Halbfabrikate von Fibeln55. 33 Die baulichen Überreste der Bronze verarbeitenden Werkstätten lassen sich in zwei Kategorien einteilen, nämlich in Gießereien für Kleinbronzen mit kleinen, eingetieften Grubenschmelzöfen und Gießereien mit großen Kuppelöfen. Erstere zeigen im Raum verteilt zum Teil auch mehrere der kleinen Öfen. Dieser Werkstatttyp blieb abseits des Forums bis an das Ende der Siedlung in Gebrauch. Der zweite Werkstatttyp mit den großen Kuppelöfen kommt hingegen nur in tiberisch-claudischer Zeit vor und wurde in fünf nebeneinander liegenden Werkstätten auf einer Terrasse nordöstlich des Forums angetroffen (Abb. 6). Ein ebenda dokumentierter Befund könnte als Gießgrube angesprochen werden, er ist allerdings nicht zweifelsfrei gesichert. 34 Bereits in den ersten Jahren nach der Okkupation kann in einer der nordöstlichen Forumstabernen eine fabrica namens OR/17 (Abb. 6) für die Reparatur und Erzeugung von bronzenen Militaria nachgewiesen werden, die ca. bis zur Zeitenwende in Betrieb gewesen ist56. Darin ist untergeordnet auch die Verarbeitung von Eisen greifbar. Aus Halbfabrikaten und Werkstattbefunden geht darüber hinaus die Produktion von Militaria, etwa in den Werkstätten im Westen über dem Forum, auch bis an das Ende der Siedlungstätigkeit hervor57. In den Bronze verarbeitenden Werkstätten blieben, anders als in den Eisenschmieden, große Mengen an Metallschrott, wiederverwertbaren Altmetallen und Halbfabrikaten erhalten, aus welchen die vor Ort erzeugten und benützen Produkte ablesbar sind. 35 Die paarweise Anordnung der frühen Forumstabernen (Abb. 3) spiegelt sich in den Bauten des spätrepublikanischen Forums von Iulium Carnicum wider, weiters in den Magazinen von Nauportus58. Letzteres ist eine mit Umfassungsmauer und Türmen befestigte Anlage, die laut Strabo 4,6,10 den Händlern von Aquileia als Warenmagazin für Wirtschaftskontakte im Hinterland diente; die Waren wurden bis Nauportus auf Karren transportiert, dort dann auf Schiffe verladen und weiter befördert. Aufgrund der Grabungsergebnisse der 1930er Jahre sowie der Ergebnisse von Georadarmessungen ließ sich der gesamte Grundriss rekonstruieren: Der große Zentrale Platz wird von einer Portikus umschlossen und ist umgeben von langrechteckigen, paarweise angeordneten Magazinen; weiters gehören ein Sakralbau und ein als Versammlungshalle bezeichnetes Gebäude zu den Einrichtungen. Die datierenden 188 Funde der Altgrabungen sprechen für die Errichtung im Lauf der 2. Hälfte des 1. Jh. v. Chr., jedoch blieben die Warenmagazine nicht über die augusteische Epoche hinaus in Verwendung. Der festungsartige Charakter resultiert aus der militärischen Verwendung des Platzes als Nachschubbasis während der oktavianischen Illyrienfeldzüge59. Abb. 7 Magdalensberg; Plan Raum Mund Tribunal im Nordwesten des Forums; Ansicht von Osten. Der claudische „Raum M“ in der Nordwestecke des Forums 36 In der letzten Phase der Stadt entstand zwischen den vormaligen Forumsthermen und dem Tempel ein großräumiger Komplex mit der lichten Weite von 30,10 x 18 m, dessen Errichtung aufgrund der Fundmünzen unter dem Estrich in claudische Zeit datiert 60. Der Grundriss (Abb. 7) zeigt die Form einer dreischiffigen Basilika mit Pfeilerstellung im Inneren, wovon Abdrücke der Basen noch erkennbar blieben; eine vereinzelte Marmorbasis blieb in situ erhalten. Der gesamte Komplex erhielt die Bezeichnung „Raum M“und wurde in der Folge als Prätorium angesprochen. 37 Nach dem Grabungsbericht von Hermann Vetters lassen sich an diesem Gebäude in der letzten (3.) Periode zwei Bauphasen unterscheiden, welche beide in claudischer Zeit anzusetzen sind. Die zweite Phase, in welcher eine Verbreiterung der Seitenschiffe vorgenommen wurde, blieb aufgrund des Auflassens der Stadt jedoch unvollendet; bei den Grabungen war noch vor Ort gelagertes, ungebrauchtes Baumaterial vorhanden. Die Nordmauer bildet zugleich die mächtige Terrassenmauer, die Südmauer zum Forum hin ist bei einer Breite des aufgehenden Mauerwerks von 0,7 m mehr als 2 m tief fundamentiert und nützt hier ältere Mauerstrukturen, wobei die Gesamtbreite des 189 Fundaments 1,7 m beträgt; die Ostmauer grenzt an den Tempelbezirk, die Westmauer bildet das Gebäude mit dem sogenannten Raum K. Vor die Westmauer gesetzt ist ein gemauertes, ursprünglich mit Marmorplatten verkleidetes und 1,6 m hohes Podium erhalten geblieben, auf welches zwei seitlich angebrachte Marmortreppen emporführen (Abb. 7). Dieser Bereich war zu einem Tribunal ausgestaltet Das nördliche und südliche Seitenschiff erbrachten noch Reste des Mosaikfußbodens in situ, während der Mittelteil einen harten, sehr kalkreichen und bis zu 0,9 m Tiefe fundamentierten Mörtelestrich aufweist. 38 Die Lage des Gebäudes, die Bauten am Hang darüber sowie die architektonische Gestaltung erlauben keine Rekonstruktion mit Gesamtüberdachung, da nordseitig die Entwässerung nicht zu bewerkstelligen wäre. Vielmehr ist nach den Ausführungen von Hermann Vetters eine an drei Seiten umlaufende, zweigeschossige Portikus mit nicht überdachtem Mittelteil anzunehmen, wofür nach seinem Dafürhalten der harte Estrich sowie die Reste eines Wasserablaufs im Südwestteil des Gebäudes unter dem Estrich sprechen. Diese Rekonstruktion blieb nicht unwidersprochen, da sie wohl auch beeinflusst war vom Vorschlag einer hypäthralen Lösung für die Basilika von Pompeji; allerdings bleibt eine von Wilhelm Alzinger vorgeschlagene Überdachung mit einem von der Nordmauer nach Süden abfallenden Pultdach wenig wahrscheinlich 61. Mit dem Podium als Platz für den Auftritt amtlicher Würdenträger bietet sich diese späte Anlage als öffentlicher Versammlungs- und Gerichtssaal an, angelehnt an das Verwaltungsgebäude. Über das mit Marmorplatten verkleidete Tribunal ist ein dahinter liegender, mit Fresken im 3. pompejanischen Stil ausgestatteter Raum (Raum K) zugänglich, der als Besprechungsraum (secretarium) angesehen wird 62. In diesen beiden Basiliken vom Magdalensberg – dem frühen Bau im Osten als Handels- und Börsengebäude des forum mercantile und diesem späten, an das Verwaltungsgebäude angeschlossenen Baukörper mit Podium respektive Tribunal, wie auch immer man ihn letztlich rekonstruieren mag – spiegelt sich zugleich wohl auch eine Erweiterung oder Änderung der Funktion dieser Einrichtung auf dem Forum wider 63. Für die Jahrzehnte, die die beiden Bauten zeitlich voneinander trennen, konnte innerhalb der Stadt kein weiteres vergleichbares Bauwerk aufgedeckt werden. Tesserae nummulariae 39 Wir kennen eine Reihe von Namen aquileienser Händler aus den Grabinschriften ihrer Sklaven und Freigelassenen von der Gräberstraße auf dem Magdalensberg sowie aus diversen Graffiti. Angesichts der Warenmengen, die hier verhandelt wurden, nimmt sich der Geldumlauf in der Stadt, gemessen an den Münzfunden, jedoch bescheiden aus64. Von den 1313 bestimmbaren antiken Münzen sind noch dazu 55% keltische Prägungen, vor allem Kleinsilber, das als lokales Zahlungsmittel bis in die Zeit des Claudius in Verwendung stand. Allerdings wurden auf dem Magdalensberg bislang 13 sogenannte Tesserae nummulariae gefunden (Abb. 8,l-5)65, das sind vierkantige Stäbchen aus Bein aus dem 1. Jh. v. Chr. und 1. Jh. n. Chr., die jedoch außerhalb von Rom bestenfalls vereinzelt auftauchen. Rudolf Herzog sah zu Anfang des 20. Jh. darin einen Hinweis darauf, dass die Qualität von geprüften Münzen damit garantiert wurde, da er annahm, dass diese Etiketten an Geldbeuteln angebracht wurden; er nahm an, dass die nummularii die Münzen prüften, weshalb er den Terminus tesserae nummulariae dafür prägte66. Die Bedeutung der Täfelchen wird in der Fachliteratur sehr 190 kontroversiell diskutiert; hier kann dazu nur ein allgemeiner Überblick geboten werden. Der Großteil der bekannten Exemplare gleicht in ihrem Aussehen den hier abgebildeten Beispielen vom Magdalensberg; die meisten sind 4-6 cm lang. Einige, darunter auch zwei unbeschriftete Stücke vom Magdalensberg, tragen an einem Ende anstelle des Knaufs eine Büste. Abb. 8 Magdalensberg; 1-5 Tesserae nummulariae; 6-9 Graffiti aus OR/23 und OR/26 zum Metallwarenhandel; 10 Gemme mit der Darstellung eines Feinschmiedes zwischen Minerva und Merkur. 40 Üblicherweise nennen die Täfelchen einen Namen, häufig den eines Sklaven mit oder ohne Nennung seines dominus, eine Datumsangabe mit dem Zusatz spectavit, Letzteres meist abgekürzt bzw. einmal auch spectavit nummos, und die Konsuln. Datierung und Prüfungsvermerk fehlen jedoch bei allen Magdalensberger Beispielen. Aufgrund der von Herzog zusammengestellten Datumsangaben (von 96 v. Chr. bis 88 n. Chr.), nach welchen sich die Kalenden und Iden häufen, verwies Fritz Prings-heim darauf, dass es sich nicht um das Datum einer Münzprüfung, sondern um Zahlungsbelege handeln würde; in der neueren Literatur findet sich u. a. auch die Annahme, dass man mit den Täfelchen ein Depositum wieder abholen konnte67. Jean Andreau sieht hinter den Täfelchen ebenfalls Einzahlungsbelege z.B. für eine Schuldentilgung, da sich unter 133 datierten Täfelchen 53-mal die Kalenden und 25-mal die Iden finden 68. Eines der stadtrömischen Täfelchen nennt einen Caius Octavius mit einem Datum aus dem Jahr 53 v. Chr., der mit dem Großvater des Augustus identifiziert worden ist, was aber nicht unbestritten blieb69. Aus Rom sind wohl an die 150 Stück bekannt; der Magdalensberg ist mit 13 Stück der Fundort mit der zweitgrößten Menge bisher, neun davon sind beschriftet. Dass diese Tesseren mit dem Geldgeschäft zu tun haben, scheint indes klar zu sein. Die Etiketten waren nach Herzog zugleich eine Garantie-Erklärung für den 191 Inhalt, wenn ein Geldsäckchen, an welchem er diese Tesseren angebracht wissen wollte, den Besitzer wechselte. 41 Die römischen Wirtschaftsbauten in der Stadt auf dem Magdalensberg, allen voran die vor-bis frühaugusteische Basilika am Ostrand des Forums, lassen dieses frühe Emporium nicht nur als Markt- sondern insbesondere auch als zentralen Börsenplatz ansprechen, für welchen die genannte Basilika in der Periode I als Austragungsort diente. Große Warenmengen, die gar nicht vor Ort gelagert sein mussten, wurden wohl in Form von Auktionen verschoben und waren darüber hinaus vermutlich überwiegend kreditfinanziert70. Zudem dürften Anlageninteressen von Investoren mitgespielt haben, da vor Ort große Mengen von Waren umgeschichtet wurden, welche einerseits praktisch aus dem gesamten mediterranen Raum angeliefert wurden, andererseits aus den Produktionen direkt vor Ort stammten und einiges an Gewinn abgeworfen haben werden. Für Auktionsgeschäfte, Vorfinanzierungen von Handelsunternehmungen und Produktionsaufträgen standen argentarii, argentarii coactores oder coactores als Kreditgeber bereit, vielleicht auch private Geldverleiher. Die domini oder patroni der Sklaven und Freigelassenen auf den Tesseren waren demnach im Bankgeschäft tätig (argentarii o. a.), in deren Diensten die genannten nummularii standen 71. 42 Die von den Magdalensberger Tesseren bekannten Finanziers (römische Bürger: Q. Albius, L. Peccius, Pomponius, L. Stlaccius Secundus; peregrin: Priamus) sind nicht gleichzeitig auch als (ober-)italische Kaufleute bekannt; hier tritt eine andere Personenschicht in den Vordergrund. Eine Tessera aus Rom bietet vielleicht einen Hinweis für weiter verzweigte Geldgeschäfte der auch vom Magdalensberg bekannten gens Pomponia: Andrea Pomponii Lucii servus ist an einer tessera nummularia genannt, die heute im Kestner Museum Hannover verwahrt wird; wie insgesamt an den Magdalensberger Beispielen, ganz im Gegensatz zum Großteil aus Rom, so fehlen auch diesem Täfelchen sowohl Prüfungsvermerk als auch Datum72. Wie jedoch Jean Andreau in seinen Untersuchungen bereits bemerkte, bleiben die meisten auf den Etiketten genannten Personen so gut wie unbekannt und lassen sich kaum zusätzlich durch literarische oder sonstige Schriftquellen mit ihren Aktivitäten im Geldgeschäft fassen 73. 43 Der Neufund einer tessera nummularia vom Magdalensberg soll im Folgenden vorgestellt werden (Abb. 8,1)74. Zu lesen ist deutlich eingeschnitten in Kapitalschrift auf Seite 1 LAETVS · PECCI(i) · L(ucii) · S(ervus) mit Interpunktion, Seite 2 ist unbeschriftet, Seite 3 in feinen Ritzlinien SERVVS und davor nicht näher deutbare Buchstaben oder Zahlzeichen, Seite 4 ebenfalls einfach eingeritzt CI, vielleicht eine Zahlenangabe 101 für Inhalt oder Nummerierung bzw. eine Registriernummer, wiewohl das aufgrund fehlender Parallelen von anderen Tesseren spekulativ bleibt. Genannt sind also ein Sklave namens Laetus und dessen dominus Lucius Peccius. Letzterer ist bereits an einem weiteren Magdalensberger Täfelchen genannt (Abb. 8,2), wo auf Seite 1 ein PRINCEPS · PECCI(i) · L(ucii) entgegentritt und auf Seite 3 ein fein eingeritztes S, das hier vermutlich wie beim vorhergehenden für servus steht; die beiden übrigen Seiten sind nicht beschriftet. Das noch in republikanischer Art nachgestellte Praenomen findet Entsprechungen unter den von Herzog vorgelegten Täfelchen, als spätestes datiertes aus 46 v. Chr.75. Ein weiteres Exemplar (Abb. 8,3) trägt auf Seite 1 den Namen MANDATVS, auf Seite 3 ebenfalls ein S wohl für servus. Ob eine Auflösung zu S(pectavii) möglich wäre, da die datierten Etiketten auf Seite 3 üblicherweise diesen Vermerk tragen, bleibe dahingestellt. 192 44 Die erwähnten Pomponii sind auf dem Magdalensberg mit zwei Tesseren vertreten (Abb. 8,4-5), wenn man das heute im Kunsthistorischen Museum Wien verwahrte Exemplar (Abb. 8,4) als eher vom Magdalensberg als aus Virunum stammend dazurechnet; die Parallele aus Rom wurde bereits genannt. Zu lesen ist LICCAIVS · POMPON(ii servus) bzw. ΒΟΝΟ(sus?) · POMPO(nii servus). Beide im Geldgeschäft tätige Firmen sind demzufolge je zweimal belegt76. 45 Auffallend ist, dass die Tesseren auch an zwei weiteren frühen Fundorten Vorkommen, die in den frühen Handelsaktivitäten der Italiker nach der Mitte des 1. Jh. v. Chr. ebenfalls an Bedeutung gewinnen: zwei Exemplare, ebenfalls ohne Datum und Prüfvermerk, in Zuglio in Friaul, an der Straße über den Plöckenpass an der Südseite der Karnischen Alpen gelegen, sowie eines auf der Gurina im Gailtal in Südwestkärnten, Letzteres jedoch unbeschriftet; zwei weitere sind aus Aquileia publiziert 77. 46 Welche Warenmengen vor Ort gehandelt wurden, geht nicht nur aus den oben genannten Graffiti hervor, sondern lässt sich auch anhand eines niedergebrannten Warenmagazins südöstlich des Forums mit tausenden Gebrauchsgütern beleuchten, die von Terra sigillata, feinem Tafelgeschirr, Bronze- und Eisenwaren, darunter auch Waffen oder Bronzebarren, bis zu großen Mengen an verschmolzenen Glasgefäßen reichen; claudische Münzen aus dem Brandschutt datieren das Ereignis in die späten Jahre der Siedlungsgeschichte. Abgesehen vom Grabungsbericht und einzelnen Untersuchungen fehlt bislang jedoch die Gesamtvorlage des Fundbestandes 78. 47 Eines jener Aquileienser Handelsunternehmen, die aus Graffiti auf Keramikwaren vom Magdalensberg bekannt sind, ist die Firma namens Titus Kanius. Der Firmenname kommt auch auf einer gestempelten Fibel vor, welche einen Leander Titi Canü servus als Hersteller nennt. Diese Firma könnte die Bronzewerkstatt durchaus auf dem Magdalensberg betrieben haben79. Neben der Produktion und dem Handel mit Metallwaren verfügte die Stadt auf dem Magdalensberg über eine überaus umfangreiche Textilproduktion, mit welcher allerdings keine Bauten in Zusammenhang stehen. Auch hinter diesen Aktivitäten werden oberitalische Textilfirmen als treibende Kräfte zu vermuten sein80. Die kaiserliche Goldbarrengießerei 48 Im Südwesten des Forums fiel das Gelände vor der Terrassierung steil von Nordwest nach Südost um mehr als 20 m ab; das gesamte Areal wurde hier mit Hilfe von vier Terrassen aufgeschlossen (Abb. 9,1). Zum Zeitpunkt der letzten Bauphase in tiberischclaudischer Zeit befanden sich auf den beiden oberen Terrassen, die über bzw. auf Forumsniveau liegen, eine Großküche, Bäckerei, ein Bad, Unterkunfts- und Wachräume, auf den unteren große, zweigeschossige Hallen81. Es scheint sich um einen großen, geschlossenen Bezirk gehandelt zu haben, der über eine eigene Versorgungseinheit verfügte. 49 Die ursprüngliche Bebauung des Geländes aus der mittelaugusteischen Zeit zeigt eine Aneinanderreihung von großen Lagerhallen, ohne jedoch einen Hinweis dafür zu liefen, was hier gelagert wurde. Das Erdbeben in der spätaugusteischen Zeit hinterließ starke Schäden; die großen Terrassenmauern wurden zur Stabilisierung verdoppelt und an der Außenfront mit Stützpfeilern versehen, die Räume im Südwesten wurden zugeschüttet; die vier östlichen Hallen auf der untersten Terrasse blieben hingegen 193 weiter in Verwendung. In den etwa 15 x 7 m großen, zweigeschossigen Hallen waren auf den Böden die Steinbasen der Holzpfeiler für die Deckenkonstruktion noch vorhanden, die Pfeiler zeichnen sich auch im Wandputz ab. Die Hallen waren einzeln vom Obergeschoß über Treppen zugänglich, untereinander bestand jedoch keine Verbindung. Abb. 9 Magdalensberg, Goldbarrengießerei; 1 AABauten, Plan; 2 Grundriss Gießerei AA/41 und AA/41 A; 3 Öfen in AA/41 A; 4 Öfen in AA/41. 50 Zum Zeitpunkt der Aufgabe der Stadt in claudischer Zeit waren in der südöstlichsten Halle zahlreiche Amphoren gelagert, die aus dem gesamten Mittelmeerraum stammten und Wein, Garum und Olivenöl enthielten. Die Amphoren wurden in der Verfallsperiode vom herabstürzenden Schutt zertrümmert82. 51 In der tiberisch-claudischen Phase der Stadt wurde eine dieser Hallen zu einer Gießerei umfunktioniert (Abb. 9,1-2)83. Zwei übereinanderliegende Räume erbrachten die Überreste von insgesamt 19 Schmelzöfen: vier im kleineren, höher gelegenen Raum AA/41A von 5,5 x 3,5 m (Abb. 9,2-3), die übrigen im unteren, 14 x 5,5 m großen Raum AA/41 (Abb. 9,2.4). Die Schmelzöfen liegen dicht aneinandergereiht und sind auf jeweils zwei hintereinander verlegten Plattenziegeln von je 60 x 45 cm aufgebaut (Abb. 9,3-4). Die Unterlagsziegel für die Öfen sind in einen mit Ziegel-und Amphorenschutt vermengten Lehmunterbau eingelassen; der vordere Ziegel fungierte als Arbeitsunterlage bei der Bedienung der Öfen, die Ofenkuppel mit 0,3 m Durchmesser und einer Höhe von 0,4 m ist am rückwärtigen Ziegel aufgemauert (Abb. 10.1-2). In und um die Ofenreste kamen mangan-und eisenhältige Plattenschlacken zum Vorschein, weiters einige wenige Bruchstücke von Schmelz-/Gusstiegeln. Zwei Nachbauten solcher Öfen dienten für Schmelzversuche, die die Funktionstüchtigkeit bestätigen konnten 84. Gemäß den Versuchen wurden die Gusstiegel von oben in den Ofenschacht eingeführt, die Bewindung konnte bei geschlossenem Schürkanal gleichfalls nur von oben erfolgen. 194 Abb. 10 Magdalensberg, Goldbarrengießerei; 1 Schnittzeichnung durch einen Schmelzofen; 2 Schmelzofen in Ansicht; 3-5 Barrengussformen; 6 Bergkristalle; 7 Bergkristall mit Rutilnadeln. 52 Bereits vor der Aufdeckung der Öfen waren zwei Gussformen ans Licht gekommen, die im Schutt der wesdich an die Gießerei anschließenden Räumlichkeiten lagen (Abb. 10,3-5)85. Beide sind aus lokalem Marmor gefertigt und tragen am Grund der Ausnehmung Inschriften mit der Titulatur des Kaisers Caligula sowie der Herkunft des Rohmaterials der darin gegossenen Barren. Der Text lautet: (aurum) C(aii) Caesaris Aug(usti) Germanici imp(eratoris) ex Noric(is metallis) (Gold des Caius Caesar Augustus Germanicus Imperator, aus den norischen Abbaugebieten). Die Größen der beiden Gussformen unterscheiden sich beträchtlich voneinander, eine ist zudem fragmentiert (Abb. 10,3-5). Auf Basis der Maße ließ sich das Gewicht der daraus gewonnenen Barren annähernd bestimmen: die kleinere (Abb. 10,3) mit den Maßen 34,6 x 4 x 2,1 cm ergab Barren mit einem Gewicht von 5,615 kg oder 17 Pfund, die größere (Abb. 10,4), welche sich zu 43 x 5 x 3,5 cm rekonstruieren lässt, ergibt 14,538 kg oder 44 Pfund 86. Winzige Goldreste aus den Gussformen scheinen auf die Gasteiner Vorkommen an der Nordseite der Hohen Tauern in Salzburg hinzuweisen87. 53 Die Gießerei hatte keinen direkten Zugang und war wohl militärisch bewacht, wie die kleinen, als Wachlokale und Unterkünfte anzusprechenden Räumlichkeiten über den Werkstätten auf Forumsniveau bekunden (Abb. 9,1). Sie war nur über Leitern erreichbar und bildete damit einen regelrechten Hochsicherheitstrakt. Beide Werkstätten wurden in der Antike eingeebnet und standen somit nicht bis ans Ende der Siedlungstätigkeit auf dem Magdalensberg in Gebrauch. Insgesamt stand die ergrabene Anlage auch nicht lang in Betrieb, da die Öfen offenbar nie erneuert wurden. Es ist sehr wohl möglich, dass der Betrieb auf das Gießen der Barren für Caligula beschränkt geblieben war. Das Gold wurde aus den Fundregionen hier antransportiert, an Ort und Stelle zu Barren gegossen, registriert und dann unter militärischer Bewachung nach 195 Rom transportiert. Die Ausgräber erwägen die Möglichkeit, in dem Areal, das sich über mehrere Terrassen erstreckt, die zentrale norische Bergwerksverwaltung zu sehen, jedoch fehlen hierzu Vergleichsmöglichkeiten mit ähnlichen Anlagen. 54 Darüber hinaus konnte in den Räumen westlich der Gießerei ein Hortfund von 50 Bergkristallen getätigt werden (Abb. 10,6-7), wovon der Größte eine Länge von 64,5 cm und ein Gewicht von 50,5 kg aufweist88. Zahlreiche der Kristalle weisen Rutilnadeln auf (Abb. 10,7), die auf eine Herkunft aus der Rauris am Nordabhang der Hohen Tauern schließen lassen, einer Region also, die dem Herkunftsort der Goldpartikel in den Gussformen benachbart ist. Plinius der Ältere (nat. 37,10) beschreibt Kristalle, die mit ritzartig aussehenden Haaren gefunden werden, was vielleicht solche Rutileinschlüsse veranschaulicht, allerdings ohne sich dabei ausdrücklich auf die Alpen zu beziehen; weiters berichtet er ebenda von einem ca. 50 kg schweren Kristall, den Kaiserin Livia auf dem Kapitol weihte. Zusammenfassung 55 Die Stadt auf dem Magdalensberg wurde in der Frühzeit von Handelsfirmen aus Aquileia betrieben und fungierte als Emporium für die Umschichtung von Gütern aus dem gesamten Mittelmeerraum sowie als Produktionszentrum für die Metallverarbeitung. Letzteres zählte in allen Perioden zu ihren bedeutendsten ökonomischen Grundlagen. Während in der Periode I seit der Stadtgründung am Forum die Eisenverarbeitung dominierte, treten ab der mittelaugusteischen Zeit Bronzewerkstätten hinzu. 56 Die frühe Anlage des forum mercantile weist neben den an drei Seiten umlaufenden Tabernen am Ostende in Periode I eine Basilika auf, welche als Handels- und Börsenplatz den Geschäftspraktiken der hier tätigen Firmen diente. Diese wurde im Zuge der Umbaumaßnahmen ab der Annexion Noricums 15 v. Chr. geschleift. Nach einer als Erdbeben gedeuteten Zerstörungskatastrophe in spätaugusteischer Zeit wurden die direkt am Forum liegenden Werkstätten nicht wieder in Betrieb genommen. 57 In claudischer Zeit erfolgte die Errichtung von Raum M in der Nordwestecke des Forums, welcher an das Verwaltungsgebäude angeschlossen ist und über ein Tribunal verfügt. Der Bau wurde allerdings nicht mehr fertiggestellt, da die Stadt zur Zeit des Kaisers Claudius schließlich zugunsten einer Neugründung aufgegeben wurde. 58 Zahlreiche Graffiti zum Metallwarenhandel und eine Reihe von Tesserae nummulariae belegen die Handels- und Geldgeschäfte vor Ort. 59 Die Einrichtung einer Goldbarrengießerei in den als AA/41 und AA/41A bezeichneten Räumen im Südwesten des Forums im Lauf der tibetischen Zeit und der Fund zweier Gussformen für Goldbarren des Kaisers Caligula unterstreichen die zentrale Bedeutung der Stadt für das frührömische Noricum. Abbildungsnachweis 60 Abb. 1: Luftbild Magdalensberg-Archiv (Aufn. H. Pohl); Plan nach Piccottini – Vetters 2003 (wie Anm. 5), mit Ergänzungen (Grafik H. Mühlbacher); Laserscan nach Dolenz u. a. 2008 (wie Anm. 6), Abb. 3 (Bearbeitung H. Dolenz). 196 61 Abb. 2: Nach Dolenz u. a. 2008 (wie Anm. 6), Abb. 4-5 (Grafik Ch. Trapic). 62 Abb. 3: Plan nach Dolenz u. a. 2008 (wie Anm. 6), Abb. 9 (Grafik F. Kraft); Rekonstruktion nach Dolenz 1998 (wie Anm. 44), Abb. 6 (Grafik H. Dolenz). 63 Abb. 4: Nach Piccottini 1986 (wie Anm. 35), Beilage 8 und 10 (Grafik LMK). 64 Abb. 5: Schichtprofil nach Dolenz u. a. 2008 (wie Anm. 6), Abb. 12 (Grafik F. Kraft); Grabungsfotos Magdalensberg-Archiv (Aufn. G. Piccottini). 65 Abb. 6: Nach Gostencnik 2010 (wie Anm. 44), Abb. 3 und Abb. 8 und Dolenz 2004 (wie Anm. 54), Beilage 14 (Grafik H. Mühlbacher, Ergänzungen K. Gostencnik). 66 Abb. 7: Plan nach Vetters 1958 (wie Anm. 60), Beilage II (Grafik H. Vetters). 67 Abb. 8: 1 und 10 Magdalensberg-Archiv (Aufn. K. Gostencnik); 2-5 nach Gostencnik 2005 (wie Anm. 65), Taf. 59,3-4.6.8 (Grafik K. Gostencnik); 6-9 nach Egger 1961 (wie Anm. 48), Taf. I 9.12, Taf. IV 68, Taf. XIII 191 (Grafik R. Egger). 68 Abb. 9: 1 Plan nach Piccottini – Vetters 2003 (wie Anm. 5) (Grafik H. Mühlbacher); 2-4 nach Piccottini 2001 (wie Anm. 83), Planbeilage 2 (Grafik G. Piccottini – H. Dolenz) und Abb. 6 (Aufn. H. Dolenz). 69 Abb. 10: 1-5 nach Piccottini 2001 (wie Anm. 83), Abb. 1-2, 8a, 7 (1 Grafik H. Dolenz; 2 Aufn. G. Piccottini; 3-4 Grafik R. Jernej; 5 Aufn. U. P. Schwarz); 6 Magdalensberg-Archiv (Aufn. G. Piccottini); 7 Magdalensberg-Archiv (Aufn. U. P. Schwarz). NOTES 1. Die vollständige Bibliographie zu den Forschungen auf dem Magdalensberg ist unter folgendem Link abrufbar: <http://www.landes-museumktngvat/257256_DE-Dateien- Bibliographie_Magdalensberg.pdf> (Juli 2013); zu Baukonzept und Periodenplan vgl. Piccottini, Gernot; Bauen und Wohnen in der Stadt auf dem Magdalensberg; Denkschriften der österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse 208, Wien, 1989; zu den frühen Emporia Graßl, Herbert; Römische Händlersiedlungen in der späten Republik und frühen Kaiserzeit; in: Heftner, Herbert; Tomaschitz, Kurt (Hrsg.); Ad Fontes! Festschrift für Gerhard Dobesch zum fünfundsechzigsten Geburtstag, S. 295-301, Wien, 2004; auf dem Hintergrund der bisherigen Forschungsliteratur sind die historischen Grundlagen erneut diskutiert bei Strobel, Karl; Augustus und die Annexion des Alpenbogens. Die Einrichtung der Provinzen Raetia und Noricum; Germania 87, 2009, S. 437-509, Frankfurt/M., 2012; jetzt auch Faoro, Davide; M. Appuleius, Sex. filius, legatus. Augusto, Tridentum e le Alpi orientait; Aevum 88, 2014, S. 99-124, Mailand, 2014, hier nicht mehr eingearbeitet. 2. Buora, Maurizio; Sui contatti tra la Carinzia e l’Italia nordorientale alla fine del I secolo a.C.; in: Leitner, Friedrich Wilhelm (Hrsg.); Carinthia Romana und die römische Welt. Festschrift für Gernot Piccottini zum 60. Geburtstag; Aus Forschung und Kunst 34, S. 135-150, Klagenfurt, 2001; Gassner, Verena; Jilek, Sonja; Ladstätter, Sabine; Am Rande des Reiches. Die Römer in Österreich. Geschichte Österreichs 15 v. Chr. bis 378 n. Chr., S. 43, Anm. 65, Wien, 2002. 3. Cod. Paris. Gr. Suppl. 607 A, Περὶ ἀνδϱείας, vgl. Holder, Alfred; Altceltischer Sprachschatz 3, S. 389-390, Leipzig, 1907; Suda, s.v. Βηϱούνιον; Dobesch, Gerhard; Zu Virunum als Namen der Stadt 197 auf dem Magdalensberg und zu einer Sage der kontinentalen Kelten; Carinthia I 187, 1997, S. 107-128, Klagenfurt, 1997. 4. Vgl. zum hellenistischen Topos des wütenden Keilers im Stadtgründungsmythos von Virunum Nollé, Johannes; Von der Abwehr der wilden Schweine; S. 50-51, Anm. 237-248, München, 2001, besonders mit dem Hinweis, dass es sich um die Umbenennung einer bereits existierenden Ansiedlung handelt; weiters Hofeneder, Andreas; Die Gründungslegende von Virunum; in: Stüber, Karin; Zehnder, Thomas; Bachmann, Dieter. (Hrsg.); Akten des 5. Deutschsprachigen Keltologensymposiums, Zürich 2009; Keltische Forschungen A 1, S. 123-135, Wien, 2010; als keltische Sage bei Dobesch 1997 (wie Anm. 3), desgleichen Strobel 2009 (wie Anm. 1), S. 500 mit Anm. 239. 5. Vgl. Piccottini, Gernot; Vetters, Hermann; Führer durch die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg, S. 24-25, 66, Klagenfurt, 20036 6. . Zum Folgenden vgl. Dolenz, Heimo; Krmnicek, Stefan; Schindler-Kaudelka, Eleni; Sedlmayer, Helga; Zabehlicky-Scheffenegger, Susanne; Zur vorannexionszeitlichen Siedlung auf dem Magdalensberg; Fundberichte aus Österreich 47, 2008, S. 235-266, Wien, 2009, hier S. 235-238. 7. Zu den einzelnen datierenden Fundgruppen sowie zu einer Charakterisierung des Baukörpers vgl. Dolenz u. a. 2008 (wie Anm. 6), S. 235-238. 8. So bei Strobel 2009 (wie Anm. 1), S. 500. 9. Zur Datierung des gesamten Fundspektrums vgl. Dolenz u. a. 2008 (wie Anm. 6), S. 254-256; die frühe Chronologie beruht hauptsächlich auf dem Fibelspektrum; vgl. auch Bozic, Dragan; Late La Tène-Roman cemetery in Novo mesto. Ljubljanska cesta and Okrajno glavarstvo. Studies on fibulae and on the relative chronology of the Late La Tène period; Katalogi in Monografije 39, Ljubljana, 2008, S. 123-129 zum Magdalensberg; Sedlmayer, Helga; Die Fibeln vom Magdalensberg; Funde der Grabungsjahre 1948-2002 und Altfunde des 19. Jahrhunderts; Archäologische Forschungen zu den Grabungen auf dem Magdalensberg 16; Kärntner Museums Schriften 79, Klagenfurt, 2009. 10. Vgl. die diesbezüglichen Argumentationen bei Graßl 2004 (wie Anm. 1). 11. Zur Annahme eines bereits im 2. Jh. v. Chr. geschlossenen hospitium publicum zwischen Rom und den Galli transalpini vgl. Alföldy, Geza; Noricum, S. 28-51, London und Boston, 1974; weiters vor allem Dobesch, Gerhard; Die Kelten in Österreich nach den ältesten Berichten der Antike. Das norische Königreich und seine Beziehungen zu Rom im 2. Jahrhundert v. Chr., Wien – Köln – Graz, 19932; keine intensivierten Kontakte im 2. Th. v. Chr. erkennt dagegen Strobel 2009 (wie Anm. 1), S. 500. 12. Die teils sehr kontroversielle Diskussion wird hier nicht weiter erläutert; zu Caesars Truppen in Aquileia als Impuls für die verstärkte Nachfrage nach ferrum Nomum behandelt Dobesch, Gerhard; Aus der Geschichte der Kelten in Österreich bis zu ihrem Aufgehen im römischen Imperium; Österreich in Geschichte und Literatur 27/1, S. 1-24, Wien, 1983, bes. S. 21-22; so auch wieder Strobel 2009 (wie Anm. 1), S. 443-454. 13. Vgl. zusammenfassend Sasel Kos, Marjeta; Mit geballter Macht. Die augusteischen Militäroffensiven in Illyricum; in: Aßkamp, Rudolf; Derks, Heidrun; Treude, Elke (Hrsg.); 2000 Jahre Varusschlacht. 1. Imperium – Konflikt – Mythos, S. 180-187, Stuttgart, 2009. 14. Vortrag Susanne Zabehlicky-Scheffenegger, Symposium „Regionen im Umbruch“, Graz, November 2011. 15. Strobel 2009 (wie Anm. 1). 16. So Strobel 2009 (wie Anm. 1), S. 501. 17. Piccottini 1989 (wie Anm. 1), S.4-5; Dolenz u. a. 2009 (wie Anm. 6), S. 241-248; Dolenz, Heimo; Der Magdalensberg um die Zeitenwende-Baugeschichte der ersten Hauptstadt Österreichs; in: Dolenz, Heimo; Knappinger, Josef (Hrsg.); Erlebniswanderungen Magdalensberg. Kulturraum – Naturjuwel - Lebensraum, S. 24-60, Klagenfurt 2014. 198 18. Graßl 2004 (wie Anm. 1); vgl. dort insbesondere die Hinweise zu Steuerfreiheit, um Investoren anzulocken. 19. Dolenz, Heimo; Die Ausgrabungen im Tempelbezirk bei St. Michael am Zollfeld im Jahre 2003; Rudolfinum. Jahrbuch des Landesmuseums Kärnten 2003, S. 127-136, Klagenfürt, 2004. 20. Vgl. die Darstellung bei Strobel 2009 (wie Anm. 1), S. 485-495, mit Diskussion der älteren Ansätze. 21. Dolenz 2014 (wie Anm. 17); Glaser, Franz; Heiligtümer im ösdichen Alpenraum als Ausdruck lokaler Identität; in: Schmidt-Collinet, Andreas (Hrsg.); Lokale Identitäten in Randgebieten des römischen Reiches; Wiener Forschungen zur Archäologie 7, S. 91-100, Wien, 2004. 22. Piccottini, Gernot; Die Rundskulpturen des Stadtgebietes von Virunum; Corpus Signorum Imperii Romani, Österreich II 1, S. 12-13, Nr. 3, Taf. 4-5, Wien – Köln – Graz, 1968; Glaser, Franz; Der Bronzejüngling vom Magdalensberg 1502-2002; Rudolfinum. Jahrbuch des Landesmuseums Kärnten 2002, S. 89-98, Klagenfurt, 2003. 23. Gschwantler, Kurt; Der Jüngling vom Magdalensberg. Ein Forschungsprojekt der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums Wien; in: Griechische und römische Statuetten und Großbronzen. Akten der 9. Internationalen Tagung über antike Bronzen, Wien, 21.-25. April 1986, S. 16-44, Wien, 1988. 24. Dolenz, Heimo; Römische Tempel im Zentrum Noricums. Neue Untersuchungen und Feldforschungen im Überblick; in: Götterwelten. Tempel – Riten – Religionen in Noricum, Ausstellungskatalog Klagenfurt 2007, S. 67-92, Klagenfurt, 2007, besonders S. 69-77 und Abb. 6-7, 10; der dort postulierte Vorgängerbau stellte sich als unrichtig heraus; weiters zusammenfassend Dolenz 2014 (wie Anm. 17). 25. Piccottini – Vetters 2003 (wie Anm. 5), S. 109. 26. Zur Erdbebentheorie vgl. Dolenz, Heimo; Ein Erdbeben in der Stadt Alt-Virunum auf dem Magdalensberg?; in: Waldherr, Gerhard H.; Smolka, Anselm (Hrsg); Antike Erdbeben im alpinen und zirkumalpinen Raum; Geographica Historica 24, S. 99-115, Stuttgart, 2007. 27. Zum Folgenden Piccotdni, Gernot; Zu den augusteischen Ehreninschriften vom Magdalensberg; in: Beutler, Franziska; Hameter, Wolfgang (Hrsg); „Eine ganz normale Inschrift...“ und Ähnliches zum Geburtstag von Ekkehard Weber; Althistorisch-epigraphische Studien 5, S. 389-402, Wien, 2005; Diskussion mit teils neuer Verortung der civitates auch bei Strobel 2009 (wie Anm. 1), S. 487-490. 28. Vgl. zum Folgenden zusammenfassend Dolenz 2014 (wie Anm. 17). 29. Piccottini 1989 (wie Anm. 1), S. 6-9; Dolenz 2014 (wie Anm. 17). 30. Piccottini – Vetters 2003 (wie Anm. 5), S. 97-99; Trunk, Markus; Römische Tempel in den Rhein- und westlichen Donauprovinzen. Ein Beitrag zur architekturgeschichtlichen Einordnung römischer Sakralbauten in Augst; Forschungen in Augst 14, S. 207-210, Augst, 1991. 31. Dolenz, Heimo; Ebner, Desiree; Die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg in den Jahren 2009 und 2010. Untersuchungen einer Reiterstandbildbasis am Forum sowie innerhalb der Wallanlage am Nordhang; Rudolfinum. Jahrbuch des Landesmuseums Kärnten 2009/2010, S. 75-85, Klagenfurt, 2011. 32. Piccottini, Gernot; Die Principia in der Stadt auf dem Magdalensberg; in: ders. (Hrsg.); Die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg 1986-1990; Magdalensberg-Grabungsbericht 17, S. 13-48, Klagenfurt, 2004; zu den Fresken und Graffiti Gostencnik, Kordula; Frühtiberische Wandmalereien 3. Stils und Graffiti aus den Principia; in: Piccottini a. a. O., S. 57-116. 33. Zu den Grabtituli vgl. Piccottini – Vetters 2003 (wie Anm. 5), S. 133-148; zu den Namensformularen Vetters, Hermann; Die Personennamen vom Magdalensberg; Carinthia I 144, 1954, S. 32-45, Klagenfurt, 1954; weiters Hainzmann, Manfred; Die Kelten vom Magdalensberg. Eine onomastische Bestandsaufnahme; in: Jerem, Erzsébet (Hrsg.); Die Kelten in den Alpen und an der Donau. Akten des 1. Internationalen Symposiums St. Pölten, 14.-18. Oktober 1992; Archaeolingua. Studien zur Eisenzeit im Ostalpenraum 1, S. 447-459, Budapest – Wien, 2004 2 199 34. . Piccottini – Vetters 2003 (wie Anm. 5), S. 133-137, 148. 35. Grabungsbericht bei Piccottini, Gernot; Die Basilika auf dem Forum der Händler; in: ders., Die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg 1975 bis 1979; Magdalensberg-Grabungsbericht 15, S. 115-148, Klagenfurt, 1986; vgl. auch die Diskussion bei Alzinger, Wilhelm; Basiliken am Forum des Magdalensberges; in: Römische Geschichte, Altertumskunde und Epigraphik. Festschrift für Artur Betz, S. 31-40, Wien, 1985. 36. Vgl. die Diskussion bei Piccottini 1986 (wie Anm. 35), S. 126-127. 37. Piccottini 1986 (wie Anm. 35), S. 138-147. 38. Piccottini 1986 (wie Anm. 35), S. 123 und 127, mit Beilage 10. 39. Piccottini 1989 (wie Anm. 1), S. 4-5, Plan 2. 40. Piccottini 1986 (wie Anm. 35), S. 143. 41. Piccottini 1986 (wie Anm. 35), 138-147, mit Hinweis auf die Rekonstruktion einer einheitlichen Überdachung der Forumsbasilika von Pompeji, dazu Ohr, Karlfriedrich; Die Basilika in Pompeji; Denkmäler antiker Architektur 17, 56-61, Berlin - New York, 1991. 42. Vgl. zur Zweckbestimmung früher Basiliken Ohr 1991 (wie Anm. 41), 81-86; weiters besonders Fellmeth, Ulrich; Die wirtschaftlichen Funktionen der ersten stadtrömischen Forumsbasiliken; Marburger Beiträge zur antiken Handels-, Wirtschaftsund Sozialgeschichte 29, 2011, S. 1-27, Rahden/Westf., 2012. 43. Zabehlicky-Scheffenegger, Susanne; Importierte Kleinfunde aus dem Bereich der Basilika; in: Piccottini 1986 (wie Anm. 35), S. 149-169. 44. Dolenz, Heimo; Eisenfunde aus der Stadt auf dem Magdalensberg; Archäologische Forschungen zu den Grabungen auf dem Magdalensberg 13; Kärntner Museumsschriften 75, S. 20-35, Klagenfurt, 1998; zusammenfassend zur Metallverarbeitung am Magdalensberg Gostencnik, Kordula; Le fer, les alliages cuivreux et l’or: l’artisanat du métal sur le Magdalensberg; in: Chardron-Picault, Pascale (Hrsg.); Aspects de l’artisanat en milieu urbain: Gaule et Occident romain. Actes du colloque international d’Autun, 20-22 septembre 2007; Révue Archélogique de l’Est, Supplement 28, S. 289-303, Dijon, 2010. 45. Dolenz 1998 (wie Anm. 44), passim; Straube, Harald; Ferrum Noricum und die Stadt auf dem Magdalensberg, Wien – New York, 1996. 46. Vgl. zu den jüngsten Forschungen im Görtschitztal Cech, Brigitte (Hrsg.); Die Produktion von Ferrum Noricum am Hüttenberger Erzberg. Die Ergebnisse der interdisziplinären Forschungen auf der Fundstelle Semlach/Eisner in den Jahren 2003-2005; Austria Antiqua 2, Wien, 2008; zu Feldkirchen Galik, Herbert; Gugl, Christian; Sperl, Gerhard; Feldkirchen in Kärnten: ein Zentrum norischer Eisenverhüttung; Archäologische Forschungen 9; Denkschriften der österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse 314, Wien, 2003. 47. Vetters, Hermann; Ferrum Noricum; Anzeiger der österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse 103, 1966, S. 167-185, Wien, 1966; Straube 1996 (wie Anm. 45); Cech 2008 (wie Anm. 46); zusammenfassend zu den Schriftquellen Piccottini, Gernot; Antike Zeugnisse für das „ferrum Noricum“ ; in: 2500 Jahre Hüttenberg – eine montanhistorische Monographie; Kärntner Museumsschriften 68, S. 70-75, Klagenfurt, 1981; zu den Pächtern Alföldy 1974 (wie Anm. 11), S. 115-116. 48. Egger, Rudolf; Die Stadt auf dem Magdalensberg – Ein Großhandelsplatz. Die ältesten Aufzeichnungen des Metallwarenhandels auf dem Boden Österreichs; Denkschriften der österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse 79, Wien, 1961; zu den lateinischen Graffiti tritt ein vereinzelter griechischer, vgl. a. a. O., Nr. 4. 49. Egger 1961 (wie Anm. 48), Nr. 114-122, 292 und Abb. 5. 50. Dolenz 1998 (wie Anm. 44), S. 34 mit Anm. 102; zu den Wandmalereien aus OR/23 vgl. Kenner, Hedwig; Die römischen Wandmalereien des Magdalensberges; Archäologische Forschungen zu den Grabungen auf dem Magdalensberg 8; Kärntner Museumsschriften 70, S. 14-22, Taf. 4-7, Klagenfurt, 1985. 200 51. Diese Deutung wird Frau Dr. Kathrin Jaschke (Bochum) verdankt. Egger 1961 (wie Anm. 48), Nr. 9 interpretierte die Inschrift: vom Kredit des Ombrio 355 Hacken à 2½ Pfund; die Anzahl ist ergänzt. 52. Zum Folgenden Dolenz 1998 (wie Anm. 44), S. 15-48. 53. Dolenz 1998 (wie Anm. 44), S. 247-248; vgl. weiters Schütz, Notburg Marie; Eisenfunde aus der Stadt auf dem Magdalensberg II; Archäologische Forschungen zu den Grabungen auf dem Magdalensberg 14; Kärntner Museumsschriften 77, Klagenfurt, 2003, zu Haushaltswaren und Sperrmechanismen. 54. Zum Folgenden Dolenz, Heimo; Die Suchschnitte 1W-10W, die Terrassenbauten T/l-T/7 und die Häuser WR/l-WR/2 (chronologische Auswertung des Fundmaterials von E. Schindler Kaudelka); in: Piccottini 2004 (wie Anm. 32), S. 117-219. 55. Sedlmayer 2009 (wie Anm. 9); zum gesamten Fundbestand an Bronzekleinfunden vgl. Deimel, Martha; Die Bronzekleinfunde vom Magdalensberg; Archäologische Forschungen zu den Grabungen auf dem Magdalensberg 9; Kärntner Museumsschriften 71, Klagenfurt, 1987. 56. Ausführlich dargelegt bei Dolenz, Heimo; Flügel, Christof; Öllerer, Christoph; Militaria aus einer Fabrica auf dem Magdalensberg (Kärnten); in: Provinzialrömische Forschungen. Festschrift für Günter Ulbert, S. 51-80, Espelkamp, 1995. 57. Dolenz 2004 (wie Anm. 54). 58. Iulium Carnicum: Vitri, Serena; Donat, Paola; Giumlia Mair, Alessandra; Mainardis, Fulvia; Mandruzzato, Luciana; Oriolo, Flaviana; Iulium Carnicum (Zuglio) e il territorio alpino orientale nel corso della romanizzazione; in: Brecciaroli Taborelli, Luisa (Hrsg.); Forme e tempi dell'urbanizzazione nella Cisalpina (II secolo a.C.-1 secolo d.C.); Atti delle Giornate di Studio, Torino, 4-6 maggio 2006, S. 41-50, Firenze, 2007; Nauportus: Music, Branko; Horvat, Jana; Nauportus – an Early Roman trading post near Dolge njive in Vrhnika. The results of geophysical prospecting using a variety of independent methods; Arheoloski Vestnik 58, 2007, S. 219-283, Ljubljana, 2007. 59. Mušič - Horvat 2007 (wie Anm. 58); Strobel (wie Anm. 1), S. 450-451. 60. Grabungsbericht bei Vetters, Hermann; Die Gebäude zwischen Repräsentationshaus und Tempelbezirk; in: Egger, Rudolf (Hrsg.); Die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg 1954 und 1955; Magdalensberg-Grabungsbericht 7; Carinthia I 148, 1958, S. 8-51, Klagenfurt, 1958; zur Interpretation des Komplexes vgl. Egger, Rudolf; Das Praetorium als Amtssitz und Quartier römischer Spitzenfunktionäre; Sitzungsberichte der österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse 250, S. 3-47, Graz – Wien - Köln, 1966. 61. Alzinger 1985 (wie Anm. 35), S. 34. 62. Kenner 1985 (wie Anm. 50), S. 183-184. 63. Vgl. die Literatur in Anm. 41-42. 64. Krmnicek, Stefan; Münze und Geld im frührömischen Ostalpenraum. Studien zum Münzumlauf und zur Funktion von Münzgeld anhand der Funde und Befunde vom Magdalensberg; Archäologische Forschungen zu den Grabungen auf dem Magdalensberg 17; Kärntner Museumsschriften 80, Klagenfurt, 2010. 65. Vgl. dazu Egger, Rudolf; Die Vierkantstäbchen; in: ders. 1958 (wie Anm. 60), S. 156-159, Abb. 59-60; Piccottini, Gernot; Neue Belege für den Handel in der Stadt auf dem Magdalensberg; Münsterische Beiträge zur antiken Handelsgeschichte 9, 1990, S. 74-87, Münster, 1990; umfassend v. a. Gostencnik, Kordula; Tesserae nummulariae; in: dies.; Die Beinfunde vom Magdalensberg; Archäologische Forschungen zu den Grabungen auf dem Magdalensberg 15; Kärntner Museumsschriften 78, S. 246-261, Taf. 59,1-8 und Taf. 60,1-4, Klagenfurt, 2005. 66. Herzog, Rudolf; Aus der Geschichte des römischen Bankwesens im Altertum, tesserae nummulariae; Abhandlungen der Giessener Hochschulgesellschaft I, Gießen, 1919; ders.; nummularius; Paulys Realenzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft XVII/2, S. 1415-1456, Stuttgart, 1937. 201 67. Pringsheim, Friedrich; Zum römischen Bankwesen; in: ders., Gesammelte Abhandlungen 2, S. 114-121, Heidelberg, 1961; Stumpf, Gerd; tessera; Der Neue Pauly 12/1, S. 178-179, Stuttgart, 2002. 68. Andreau, Jean; Banking and Business in the Roman World, S. 83, Cambridge, 1999. 69. Herzog 1937 (wie Anm. 66), Nr. 104; Andreau 1999 (wie Anm. 68), S. 87. 70. Vgl. zusammenfassend Garcia Morcillo, Marta; Financing auctions in the Roman World; in: Verboven, Konrad (Hrsg.); Banks, Loans and Financial Archives in the Ancient World (International colloquium in honour of prof. Raymond Bogaert, Brussels – Gent, jan. 26-28, 2006), S. 147-157, Brüssel, 2007; weiters Andreau 1999 (wie Anm. 68), S. 71-79. 71. Andreau 1999 (wie Anm. 68), S. 88-89 sieht allerdings auch die Möglichkeit einer Verwendung dieser Tesseren im Zusammenhang mit Aktivitäten von Steuereintreibern (societatespublicanorum). 72. Herzog 1937 (wie Anm. 66), Tab. 1,1; Mlasovsky, Alexander; Die antiken Tesseren im KestnerMuseum Hannover. Jetons, Spiel- und Verteilungsmarken im alten Rom; Sammlungskatalog 10, Nr. 174, Hannover, 1991; die gens Pomponia war überaus weit verzweigt; es mag sich um einen Zufall handeln, dass Mitglieder als Händler in Delos tätig waren, allerdings zwei oder mehr Generationen vor dem Magdalensberg; ob verwandtschaftliche Beziehungen über die Generationen hinweg zu den auf den Tesseren vom Magdalensberg und aus Rom genannten Pomponii bestanden haben könnten, lässt sich nicht klären, vgl. Herzog a.a.O., S. 1439 und Gostencnik 2005 (wie Anm. 65), S. 255-256 zu den Tesseren der Pomponii; vgl. zu den Tätigkeiten der Firmen auch Bandelli, Gino; Altino fra l’Egeo e il Magdalensberg; in: Cresci Marrone, Giovanella; Tirelli, Margherita (Hrsg.); Altinum 3. Produzione, merci e commerci in Altino preromana e romana. Atti del Convegno, Venezia 2001; Studi e ricerche sulla Gallia Cisalpina 17, S. 179-198, Rom, 2003. 73. Andreau 1999 (wie Anm. 68), S. 30-70 und S. 80-89. 74. Fundjahr 2009, Streufund bei Konservierungsarbeiten an der Südmauer von AA/38; bei Piccottini, Gernot; Eine neue Tessera nummularia vom Magdalensberg; Carinthia I 203, 2013, S. 9-18, Klagenfurt, 2013, ergänzende Überlegungen zur lokalen Prosopographie aufgrund südnorischer Namensbelege in den Steininschriften. 75. Herzog 1937 (wie Anm. 66), Nr. 71. 76. Egger 1958 (wie Anm. 65), Nr. 57 und Nr. 60; Gostencnik 2005 (wie Anm. 65), S. 255-256, Taf. 59,6.8. 77. Mainardis, Fulvia; Tesserae nummulariae tra Aquileia e Virunum: gli esemplari di Iulium Carnicum; in: Festschrift Piccottini 2001 (wie Anm. 2), S. 163-170; Gamper, Peter; Vorbericht zur Grabungskampagne 2004 auf der Gurina im oberen Gailtal; Archaeologia Austriaca 88, 2004, S. 121-125, Abb. 11,20, Wien, 2004; Maselli-Scotti, Franca; Zaccaria, Claudio (Hrsg.); Instrumenta Inscripta Latina. Sezione Aquileiese, S. 37, Nr. 48-49, Aquileia, 1992; ein Stück vom Hemmaberg in Kärnten lässt sich indes nicht in die Reihe der Tesserae nummulariae einfugen, vgl. Glaser, Franz; Schretter, Sabine; Antikes Wirtschaftsleben auf dem Boden Kärntens; Kärntner Landeswirtschaftschronik 1, Abb. 16,1, Wien, 1992. 78. Piccottini, Gernot; Die Südhang-Bauten NG/2 und SH/1-16 und die Osthang-Bauten OH/l-OH/ 6; in: ders. (Hrsg.); Die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg 1980-1986; MagdalensbergGrabungsbericht 16, S. 13-182, Klagenfurt, 1998; vgl. weiters Zabehlicky-Scheffenegger, Susanne; NG/34-SH/4-SH/5: Terra sigillata aus verbrannten Händlerdepots vom Magdalensberg; in: Piccottini a. a. O., S. 265-287. 79. Zabehlicky-Scheffenegger, Susanne; TK – Zur kommerziellen Verbindung des Magdalensberges mit Aquileia; in: Lebendige Altertumskunde. Festgabe zur Vollendung des 70. Lebensjahres von Hermann Vetters, S. 252-254, Wien, 2005; Sedlmayer 2009 (wie Anm. 9). Die Namensschreibung bevorzugt Kanius bei Graffiti, bei Stempeln dagegen Canius. 80. Gostenčnik, Kordula; Die Stadt auf dem Magdalensberg, ein Zentrum der Textilwirtschaft im frührömischen Noricum; Carinthia 1199,2009, S. 23-59, Klagenfurt, 2009. 202 81. Vgl. den Überblick bei Piccottini – Vetters 2003 (wie Anm. 5), S. 127-130; die abschließende Publikation ist als Magdalensberg-Grabungsbericht 18 in Vorbereitung. 82. Vgl. den Überblick bei Schindler – Kaudelka, Eleni; Un lot d’amphores d’époque tibérienne tardive. AA/44, la cave à provisions de la fabrica impériale du Magdalensberg; in: S.F.E.C.A.G., Actes du congrès de Libourne 2000, S. 387-399, Marseille, 2000. 83. Vgl. zum Folgenden Piccottini, Gernot; Norisches Gold für Rom; Anzeiger der österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse 136, 2001, S. 41-67, Wien, 2001; Dolenz, Heimo; Die Goldbarrengießerei in der Stadt auf dem Magdalensberg; Neues Museum 1, 2003, S. 30-34, Wien, 2003. 84. Wagner, Ursula; Der Feldversuch 180501 am Magdalensberg/Kärnten; Rudolfinum. Jahrbuch des Landesmuseums für Kärnten 2001, S. 147-150, Klagenfurt, 2002. 85. Piccottini, Gernot; Gold und Kristall am Magdalensberg; Germania 72, 1994, S. 467-477, Frankfurt a.M., 1994. 86. Piccottini 1994 (wie Anm. 85), S. 469-470. 87. Piccottini 2001 (wie Anm. 83), S. 56. 88. Piccottini 1994 (wie Anm. 85). 203 Trois îlots commerciaux le long du rivage occidental de Délos : le Magasin des Colonnes, le Magasin δ et le Groupe ε1 Jean-Jacques Malmary et Pavlos Karvonis 1 Le long de la côte ouest de Délos, un front bâti s’étend sur plus de six cent cinquante mètres du sud de l’Agora des Hermaïstes au nord du Dioskourion 2 (Fig. 1). Cet ensemble, fouillé au tournant du xixe et du xx e siècle, n’est que la partie émergente d’un quartier plus profond à l’est. Il est constitué de plusieurs îlots de dimensions et d’architecture exceptionnelles qui entretenaient très certainement des relations privilégiées avec la mer côté ouest et la ville côté est. Dès les premières études de ce secteur de l’île, les chercheurs connaissaient fort bien le rôle majeur que Délos a joué dans le commerce à l’époque hellénistique et ils en ont reconnu assez aisément la vocation commerciale et portuaire3. Le commerce à Délos, bien implanté dès la période de l’Indépendance, s’est accru avec la déclaration de Délos comme port franc par le Sénat Romain en 167 av. J.C. Les données de fouilles étant encore assez sporadiques 4 pour cet ensemble, la croissance du quartier est reliée de fait au développement commercial et urbain de Délos durant cette période suivant un processus d’extension de la ville vers le sud 5. La désaffection de ces bâtiments est également assez bien connue ; elle a dû faire suite aux deux catastrophes que Délos a subies en 88 av. J.-C, puis en 69, date à laquelle le légat romain Triarius fit édifier un rempart, laissant hors-les-murs les installations commerciales situées au sud du Magasin γ. Des données de fouille sont disponibles uniquement pour le Magasin de la Pointe des Pilastres qui a perdu sa fonction commerciale au début du 1er siècle av. J.-C. ; les pièces près de la mer ont été abandonnées et une habitation modeste s’y est installée, jusqu’à 60 av. J.-C. environ 6. Leur période de pleine utilisation fut donc sans doute assez courte, c’est-à-dire de moins d’une centaine d’années. 2 Au sein de ce quartier de la côte occidentale, les trois îlots présentés ici sont situés à l’extrémité sud du front de mer, à une centaine de mètres au nord du sanctuaire des 204 Dioscures. Ils furent fouillés en 1903 et 1904 par Auguste Jardé et relevés par Henri Convert. Ce sont, dans l’ordre chronologique de leur dégagement, du sud vers le nord : le Magasin des Colonnes, le Magasin δ, dit « à la Baignoire », et le Groupe ε (Fig. 2 et Fig. 3). L’étude commune des trois est particulièrement intéressante pour comprendre trois formes différentes d’installations sur le front de mer : un édifice conçu autour de trois cours pour le Magasin des Colonnes, un édifice organisé autour d’une cour pour le Magasin à la baignoire et un îlot dense composé de plusieurs parcelles bâties hétérogènes pour le Groupe ε. Les trois ont en commun des files de pièces le long du rivage. Historique des recherches 3 Ces installations ont fait l’objet de plusieurs études au cours du xx e siècle et ont donné lieu à des articles de synthèse de grande qualité, notamment ceux qu’Auguste Jardé publia en 19057 et 1906 8, à la suite des fouilles de 1903 et1904. En 1894, Édouard Ardaillon avait déjà commencé les fouilles de la partie nord, au sud de l’agora des Hermaïstes. Il fit le dégagement de la partie occidentale du front de mer jusqu’à la Pointe des Pilastres et commença celui des groupes O et N (Fig. 1). Il fut le premier à identifier les vestiges dégagés avec des édifices commerciaux 9. Un plan des installations fut réalisé à cette occasion et révéla pour la première fois leur étendue. En 1903, Auguste Jardé fut chargé de poursuivre les travaux commencés par Édouard Ardaillon ; il acheva le dégagement des Magasins a, β et γ (groupes O et N d’Ardaillon) et entreprit la fouille du monument qu’il désignera par commodité sous le nom de Magasin des Colonnes. En 1904, il continua ses investigations vers le nord ; le Magasin δ et le Groupe ε furent ainsi découverts. Par la suite, ces vestiges firent l’objet d’études ponctuelles thématisées. Ils intéressèrent particulièrement les archéologues du point de vue de l’étude du port antique de Délos10. Dans son article de 1916 sur les établissements maritimes de Délos, Johannès Paris donna une nouvelle interprétation des vestiges. Il ne s’engagea pas dans une distinction aussi tranchée que l’avait pu faire Auguste Jardé en 1905 entre commerce de détail pour les uns et commerce de transit pour les autres ; il considéra en revanche que ces édifices pouvaient regrouper plusieurs fonctions. Dans les années 1980, Hervé Duchêne et Philippe Fraisse portèrent à nouveau leur attention sur le paysage portuaire de Délos11 et plus particulièrement sur le Magasin de la Pointe des Pilastres. Les fouilles qu’ils pratiquèrent à cet endroit permirent d’établir des datations absolues qui confirmèrent la période d’occupation aux Ile et Ier siècles avant J.-C. 205 Fig. 1 (ci-dessus) Plan de situation des édifices du rivage sud-ouest de Délos, 1 /3000. Fig. 2 (au milieu) Plan du Magasin des Colonnes, du Magasin δ et du Groupe ε, 1/1000. 206 Fig. 3 (ci-dessous) Vue d’ensemble des trois îlots : Magasin des Colonnes (1), Magasin δ dit « à la baignoire » (2), Groupe ε (3) (Magasin de la Pointe des Pilastres (4)). 4 Depuis 2009, nous avons débuté une nouvelle étude dans le cadre du projet de recherche sur les entrepôts et lieux de stockage du monde gréco-romain antique 12. Elle a déjà fourni des connaissances plus avancées sur le stockage à Délos 13. Elle est susceptible d’en apporter de nouvelles sur l’insertion et le développement de ces édifices au sein du tissu urbain délien, sur leur rapport au rivage, leur architecture et enfin leurs datations et leurs fonctions. Nous poursuivons ainsi les travaux d’Auguste Jardé en tentant une analyse plus minutieuse et précise des vestiges. La présentation générale qui en est faite ici n’est donc qu’un préliminaire à une étude plus poussée. Elle consiste dans un premier temps en une analyse de la situation urbaine des trois îlots. La seconde partie contient une analyse de la configuration interne de chaque établissement qui a d’ores et déjà permis d’esquisser une typo-morphologie des grands édifices commerciaux de Délos. Situation urbaine 5 Disposés en rang le long de la côte ouest, les trois îlots ont des formes quadrangulaires assez peu régulières qui sont sans doute autant dues à une adaptation à la configuration naturelle du terrain qu’au mode de développement urbain du quartier. Les surfaces du Groupe ε et du Magasin δ sont sensiblement les mêmes, 960m2 pour l’un et 910m 2 pour l’autre. Celle du Magasin des colonnes est plus difficile à calculer car sa limite occidentale n’est pas connue avec certitude ; elle se situe dans une fourchette comprise entre 1700 à 1960 nr, soit environ le double de celle des deux autres. 207 L'implantation sur le terrain, forme et nature du sol (Fig. 4) 6 Les trois groupes sont implantés à flanc de colline et chacun est installé de façon originale par rapport à la pente naturelle. Le Groupe ε est composé de quatre terrasses successives descendant de l’est vers l’ouest ; en plusieurs endroits, le substrat granitique affleure et conserve les traces de tailles pour la construction des fondations. Il a sans doute représenté une contrainte majeure dans le mode de formation du quartier. Le rez-de-chaussée du Magasin δ s’étend presqu’entièrement sur la surface de l’îlot ; seules les pièces du fond sont divisées par des murs de soutènement propres à chacune. Enfin, la totalité du Magasin des Colonnes est investie par un rez-de-chaussée de plain-pied à l’exception de la pièce XXVIII au nord-est qui n’a pas été fouillée ; le mur de soutènement qui longe la courbe de la rue est paraît continu sur toute la longueur de l’îlot. Fig. 4 Contexte urbain des trois îlots, en gris foncé : les rues, en hachuré : la reconstitution d’une voie (rue ou quai ?) devant les magasins, en gris clair : les circulations dans les magasins, 1/1000. Les îlots, leurs limites et les rues (Fig. 4) 7 Les trois ensembles sont limités à l’est par une rue qui suit parallèlement la ligne de côte et qui est le prolongement de la rue 5 du Quartier du théâtre. Elle présente une courbe convexe en direction de la mer qui longe le pied de la colline et descend en pente douce du nord vers le sud (+ 3,89 m au droit du Groupe ε et + 2,16 m devant l’entrée du Magasin des Colonnes). Elle surplombe d’environ 3 à 4 mètres le rez-dechaussée des magasins. Sa largeur est très variable : elle passe de 2,1 m à 3,35 m derrière le Magasin des colonnes, rétrécit fortement derrière le Magasin δ (1,2 m) puis s’élargit à nouveau derrière le Groupe ε (2,3 m). 8 La limite ouest des trois groupes est d’une compréhension peu aisée car la zone aujourd’hui inondée est comblée en grande partie par les effondrements et les déblais de fouilles14. Bien qu’Auguste Jardé écrit avoir vu la trace d’un quai le long du Magasin des Colonnes et du Magasin δ, seule la fondation longeant le Groupe ε est aujourd’hui visible et atteste clairement la présence d’une voie à l’ouest. Les quais ont jusqu’ici été identifiés comme tels sur la base de deux observations (Fig. 5). La première concerne cette fondation qui longe la côte et que l’on perçoit encore devant le Groupe ε. Elle consiste en un alignement de grosses dalles de gneiss dont seul le bord ouest est rectiligne ; elles ceinturent à l’est un blocage dont la parenté avec les dallages de rue tels que nous les connaissons à Délos n’est nullement évidente. La seconde observation 208 est la présence de pierres levées disposées en rang et qui furent identifiées par Edouard Ardaillon avec des bornes d’amarrage. Or, d’une part, comme le précisait Auguste Jardé, ces bornes n’ont ni mortaises pour l’installation d’un crochet, ni traces d’usures de cordes. D’autre part, elles sont placées dans l’alignement des murs du bâtiment qu’elles bordent ; leur présence semble donc intimement liée à lui. Fig. 5 Alignements sur la limite occidentale du Groupe ε. 9 Pourrait-on alors y voir des bornes de subdivision foncière ? Cette piste reste pour l’instant à explorer. Hervé Duchêne interpréta la présence de ces bornes au-devant de la grosse fondation comme la création de deux lignes de quais successifs, mais encore faut-il admettre l’identification de bornes d’amarrage pour souscrire à cette thèse. Enfin, les récentes recherches de géologues ont révélé que le niveau de la mer dans l’antiquité était situé 2,5 mètres plus bas que le niveau actuel 15. L’hypothèse de quais à cet endroit précis est d’autant plus mise en doute que le rivage était plus éloigné qu’il ne l’est aujourd’hui. La pente douce évoquée par J. Paris16 pour le halage des bateaux est une alternative à l’hypothèse des quais à cet endroit où l’amarrage, en l’absence de môle de protection, semble être particulièrement périlleux. Les archéologues ont également débattu sur le caractère privé ou public des espaces de la bordure occidentale17 mais cette question se heurte encore à un trop grand nombre d’incertitudes pour pouvoir être développée plus avant. Le caractère privé et public des espaces est par ailleurs une notion à employer avec prudence pour l’Antiquité, la limite n’était sans doute pas aussi nette qu’elle ne l’est aujourd’hui. Si une voie ou un quai est encore perceptible le long du bord de mer devant le Groupe ε, il ne semble pas se poursuivre devant les deux magasins. Cette observation avait alors engagé Auguste Jardé à considérer la limite occidentale comme des espaces privés propres à chaque magasin et non ouverts au public. Or, non seulement leur entrée principale ouvre à l’ouest mais les ruelles transversales font communiquer la rue est avec le rivage 18. 10 Les ruelles transversales orientées est-ouest alternent pentes douces et degrés. Elles se terminent à l’est par des volées d’escalier qui assurent le passage entre les deux niveaux des côtés est et ouest. Les plans des deux ruelles qui limitent le Groupe ε forment des lignes brisées à un ou deux décrochements qui correspondent bien aux 209 changements de niveau des trois terrasses de l’îlot. En revanche, la ruelle qui sépare le Magasin δ et le Magasin des Colonnes est parfaitement rectiligne. La rue au sud de ce dernier, bien qu’elle n’ait pas été entièrement fouillée, n’a probablement pas non plus de décrochement. 11 En résumé, les trois îlots s’insèrent entre, du côté est, une rue sinueuse qui est adaptée à la topographie naturelle et urbaine du site19 et, du côté du rivage occidental, une voie un peu plus large et de forme rectiligne. D’après Johannes Paris, cette voie devait être un quai scandé de môles qui sont actuellement difficilement repérables 20. Entre chaque îlot, des ruelles montantes font communiquer les côtés est et ouest des îlots. Les ruelles à décrochements correspondent à la composition complexe du Groupe ε tandis que les ruelles rectilignes s’accordent aux plans plus réguliers des deux magasins. Fig. 6 Magasin des Colonnes et Magasin δ : pièces distribuées par les cours (gris clair : pièces avec fenêtre / gris foncé : pièces aveugles), 1/1000. Disposition intérieure des îlots 12 Outre le cas particulier du Groupe ε qui est subdivisé en plusieurs parcelles et que nous présenterons à part, les édifices du front de mer, dont l’appellation consacrée de « magasins » fut donnée par les premiers chercheurs, semblent avoir été conçus selon un même schéma de composition ajusté aux contraintes particulières des terrains d’implantation. Les espaces de circulation : cours et couloirs (Fig. 6) 13 Ces édifices ont en commun d’être organisés autour d’une ou plusieurs cours, à péristyle ou non, d’être marqués par une symétrie axiale et d’être longés à l’ouest par un alignement de pièces polyvalentes ouvrant presqu’exclusivement sur le rivage. La présence de plusieurs cages d’escalier, de pièces au même niveau que la rue est et les découvertes faites bien au-dessus du niveau de sol antique attestent pour tous l’existence d’au moins un étage (Magasin des Colonnes, Magasin δ). L’entrée principale, le vestibule et la cour sont installés sur l’axe de symétrie est-ouest ; les autres pièces sont disposées avec une sujétion plus ou moins forte à la symétrie d’ensemble. A l’est et à l’ouest des îlots, deux contraintes opposées sont notables dans la disposition des structures internes des édifices. La géométrie générale des plans du Magasin des Colonnes et du Magasin δ est essentiellement guidée par l’orientation du rivage occidental. Les pièces arrière des deux magasins sont plus irrégulières ; leurs 210 profondeurs varient pour se conformer à la ligne suivie par la rue orientale et les murs de refend rayonnent plus ou moins sur la courbure de cette même rue. 14 À l’ouest, sur l’axe de chaque magasin se trouve l’entrée principale faisant communiquer la cour avec le front de mer. Elle n’est pas l’unique accès et, contrairement aux maisons déliennes, l’abondance des accès semble être une caractéristique propre à ces édifices21. Cependant, les Magasins α, β et γ dérogent à cette règle par la présence de constructions à l’est qui leur sont mitoyennes. Le Magasin δ avait sans doute un accès au nord qui fut comblé et réaménagé dans l’antiquité. Le Magasin des Colonnes présente non seulement des accès propres à chacune de ses trois cours depuis le rivage mais également deux accès aux extrémités de la longue galerie qui rejoint les trois cours et les rues transversales. 15 Enfin, les pièces périphériques semblent avoir fonctionné plus ou moins indépendamment du reste des magasins. Elles ont chacune leur propre entrée. Celles qui sont à l’est du Magasin δ ont conservé le seuil de leurs portes qui ouvraient directement sur la rue. On peut supposer qu’il en était de même pour celles du Magasin des Colonnes ; les différences de niveau entre les planchers d’étage encore décelables tendent à indiquer pour ces pièces un fonctionnement relativement autonome. Pour les pièces situées à l’ouest sur la voie de front de mer, les baies devaient sans doute être similaires à celles des magasins α, β et γ. 16 Pour tous les magasins, les entrées principales mènent à une cour par l’intermédiaire d’une ou deux pièces oblongues. La cour, pour Auguste Jardé, est la partie essentielle du magasin comme de la maison délienne. Ces cours sont des espaces de desserte, elles apportent de la lumière naturelle au centre de l’édifice. Elles peuvent aussi avoir une fonction technique dans la ventilation ou encore le recueil des eaux de pluie. Elles peuvent enfin avoir des usages très divers allant de la cour de service à la cour de réception et d’apparat, notamment lorsqu’elles étaient munies de portiques et décorées de mosaïques. Quelle que soit la nature de l’édifice, elles sont employées dans le cas d’îlots profonds rendant nécessaire la création d’un espace central de desserte et d’apport de lumière. 17 La cour du Magasin δ mesure 11,6m par 11,8 m, soient 140 nr dont 61 m 2 d’impluvium. Elle n’avait pas de péristyle en pierre mais les douze mortaises d’encastrement ménagées dans le dallage prouvent qu’elle était dotée d’une galerie en bois ; l’entrecolonnement laissait un passage libre d’environ 2,4 m. Elle permettait la desserte directe de neuf grandes pièces dont au moins cinq ont conservé des fenêtres. Le plan du Magasin des Colonnes, toujours selon A. Jardé, dérive très directement de celui de la maison mais en augmentant les dimensions des pièces et en triplant le plan habituel. Sans doute serait-il plus approprié de parler d’une variante de la typologie des magasins à une cour tels que les Magasins α, β et γ et le Magasin δ. Le Magasin des Colonnes se développe autour de trois cours : une cour centrale à péristyle et deux cours latérales de forme oblongue. La cour à péristyle mesure 15 m par 14,8 m, soient 224 m2 dont 74 m 2 d’impluvium. La cour latérale nord mesure 10,7 m de long sur 4,8 m de large, soient 51,5 m2 et la sud 14,5 m de long sur 5,2 m de large, soient 74 m 2. Préliminaire à une micro-typologie des pièces (Fig. 6 et Fig. 7) 18 Dans l’ensemble de la ville hellénistique de Délos, on observe aisément la récurrence d’espaces architecturaux analogues (cours à péristyle, pièces carrées à porte centrale 211 flanquées de deux fenêtres, pièces polyvalentes presqu’exclusivement ouvertes sur la rue, latrines, salles de bain, petites pièces sans fenêtres, etc...) au sein de bâtiments de natures très variées (maisons, palestres, etc...). La combinaison de ces entités architecturales au sein d’un ensemble bâti associée à sa situation dans la ville et aux découvertes faites lors des fouilles permet de déterminer avec plus ou moins d’assurance la nature du bâtiment. 19 L’étude des pièces est encore en cours. Le classement qui en est proposé ici est un état de la réflexion et sera très certainement redéfini, en particulier par la restitution des étages. La plupart des pièces distribuées par les cours ne communiquent pas directement avec les rues ; les pièces au sud du Magasin des Colonnes sont les rares à ouvrir à la fois sur la rue et sur la cour22. Parmi elles, deux groupes ressortent (Fig. 7) : les chambres disposées au nord et au sud qui sont souvent dotées de fenêtres et celles du fond à l’est de l’îlot qui sont de fait éloignées des entrées et aveugles pour la plupart ; les pièces du fond du Magasin δ font exception car elles sont également dotées de fenêtres, elles sont du moins encore visibles sur les murs extérieurs des pièces XV et XVI. Fig. 7 Plan des trois flots, axes de composition et mise en évidence des espaces de circulation, 1/1000. 20 Dans le premier groupe, on observe assez nettement la récurrence d’un couple de pièces carrées pourvues d’une ou deux portes centrales encadrées de deux fenêtres ; ce sont les pièces IX et X du Magasin à la baignoire et les pièces XI, XII, XIII et XIV du Magasin des Colonnes. D’autres pièces de proportions différentes mais munies de fenêtres s’apparentent aux premières (pièces XI, XIV (?), XV et XVI du Magasin δ et pièces XIV (?), XV et XVI du Magasin des Colonnes). Dans notre recherche sur les espaces de stockage, il nous est apparu plausible que les pièces du premier groupe auraient pu servir de bureaux, de salles de réunion, de présentation ou d’archivage tandis que celles du second groupe auraient joué le rôle d’espaces de stockage 23. 21 À la périphérie des magasins sont disposées des rangées de pièces ouvrant sur les espaces publics24 (Fig. 8). La majeure partie d’entre elles répond aux critères d’identification pour les pièces polyvalentes détiennes25 : elles communiquent très peu avec le cœur d’îlot mais ouvrent plus largement sur les axes de communication qu’elles bordent. Les mieux conservées d’entre elles présentent encore la trace d’aménagements intérieurs identifiables à des mezzanines ou des plateformes 26. Ces pièces se trouvent autant dans le Groupe ε que dans les deux magasins. On peut distinguer les rangs de pièces donnant sur le rivage de celles ouvrant sur la rue orientale et les rues latérales. Les pièces situées le long de la façade occidentale sont 212 particulièrement remarquables par leur répétition, leur ressemblance et leur ordonnance en rangs serrés. Elles sont assez souvent regroupées en binômes séparés par une rue ou une entrée. Leur largeur moyenne est de 4,1 m avec un minimum de 3,45 m et un maximum 4,59 m. Leur profondeur moyenne est de 6,2 mètres. Leur surface oscille ainsi entre 19 et 27 m2. 22 Le rapport entre le nombre de pièces du front de mer et celui des pièces distribuées par les cours ne semble pas de prime abord significatif : 4/6 pour les Magasins α, β et γ, 4/8 pour le Magasin δ, 10/16 pour le Magasin des Colonnes 27 ; il est donc encore difficile d’établir sous cet angle une relation fonctionnelle entre elles. Cas particulier du Groupe ε 23 Le Groupe ε est plus complexe. Il consiste en un ensemble de parcelles imbriquées les unes dans les autres. On peut néanmoins déceler une logique de formation qui consiste en l’aménagement de terrasses (Fig. 4) et à une densification progressive de l’îlot par adjonctions ou subdivisions des espaces ; la chronologie de la formation reste encore à étudier. Le long de la rue est, sur la terrasse la plus élevée, le rang de pièces est aujourd’hui difficilement lisible ; certains murs observés par les anciens fouilleurs ont disparu. Ces pièces, en liaison directe avec la rue, étaient probablement des boutiques. Sur la deuxième terrasse, côté sud, un ensemble cohérent regroupe quatre pièces autour d’une cour en forme de L, dont la plus petite est raccordée au réseau public de canalisation et a les caractéristiques d’une salle d’eau, c’est-à-dire de latrines ou de salle de bain. Toujours du côté sud, sur la troisième terrasse, un plan avec cour et oecus maior distribuant deux oeci minores est clairement identifiable à celui d’une petite maison délienne (surface hachurée à l’ouest Fig. 8). Enfin, une série de très grandes pièces d’une quarantaine de mètres carrés occupe l’ouest et le nord de l’îlot. Les pièces polyvalentes appartenant à la série des pièces du front de mer y sont adossées ; les murs latéraux des petites pièces ne sont pas liaisonnés au mur ouest des grandes. Il ne fait nul doute qu’elles furent construites à l’occasion d’une extension générale de l’ensemble bâti en direction de la mer. La partie occupée par les grandes pièces avait été décomposée par Auguste Jardé en autant d’appartements qu’il y avait de groupes de pièces en enfilade. Ce dernier considérait qu’ils pouvaient avoir eu une fonction à la fois commerciale et résidentielle28. Or, la comparaison avec les maisons détiennes de l’île n’incite pas à les considérer de la sorte. Il nous paraît plus probable qu’ils furent des espaces loués destinés principalement au commerce, au stockage et accessoirement à l’habitation. Le besoin en stockage s’étant accru, leurs surfaces furent étendues par l’adjonction des petites pièces en façade. Une esquisse de typo-morphologie des magasins de Délos et le problème de la destination de ces édifices Les combinaisons de types de pièces donnant lieu à divers types d’édifices 24 Hervé Duchêne et, dans une moindre mesure, Auguste Jardé, ont comparé ces édifices aux maisons de Délos et le premier a même proposé que le Magasin δ fût dans un premier temps une maison29. D’une façon générale, les habitations à Délos ont des plans 213 centripètes, elles sont tournées vers la cour et présentent assez peu d’ouvertures sur l’extérieur, du moins au rez-de-chaussée. Il semble aujourd’hui établi que les magasins appartiennent à une typologie d’édifices à part entière avec ses variantes. Ils sont tous situés le long du rivage avec lequel ils entretinrent des relations étroites. Comme les maisons détiennes, ils sont organisés autour de cours, mais leur plan, plus centrifuge, recèle une partie organisée autour des cours ceinturée par une seconde très ouverte sur les espaces publics. Quasiment toutes les pièces ont des surfaces importantes et homogènes alors que l’on observe une plus grande hiérarchisation des espaces dans les maisons. L’absence fréquente de citernes ou de puits comme celle de latrines ou de salles d’eau incite à encore les différencier des maisons 30. Enfin, la faible proportion des éléments décoratifs est un indicateur certes d’une incidence assez faible 31, mais qui contribue à mettre en évidence la spécificité de ces bâtiments. Le sol des cours de ces édifices est réalisé avec des dalles de gneiss et aucune des pièces du rez-de-chaussée ne semble avoir été munie de sol dur (mosaïques d’éclats de marbre, mosaïques de tuileaux ou dallage de gneiss). De même, malgré la rareté des stucs conservés, la plupart des enduits peints semblent provenir de l’étage et dans une moindre mesure du rez-de-chaussée. Tout cela semble indiquer une concentration des activités commerciales ou manufacturières au rez-de-chaussée et le caractère plus résidentiel des pièces de l’étage. 25 L’étude des caractéristiques architecturales de chaque pièce (dimensions, proportion, orientation, ouvertures, circulation, traces d’équipements, traitement des parois verticales, du sol et du plafond), leur classement par type (pièces à fenêtres, pièces aveugles, cages d’escalier, etc...), leur disposition dans l’édifice et le rapprochement avec des pièces analogues dans d’autres édifices de Délos permettront, nous l’espérons, d’affiner cette étude et de révéler plus fortement la spécificité des magasins. Le mélange des activités dans ces édifices 26 Les activités précises qu’ils abritaient demeurent encore à l’état d’hypothèses mais la différence de traitement entre le rez-de-chaussée et l’étage indique un mélange des activités. La fonction générale commerciale implique la présence d’espaces de réunion, d’échange, de négoce, de stockage et d’administration mais il paraît également pertinent d’envisager des lieux d’accueil et de résidence des commerçants itinérants. Les vestiges d’enduits peints d’une grande finesse, les colonnes de marbre et les mosaïques de sols attribués à l’étage tendent à prouver que ces édifices abritaient d’autres activités que celles purement commerciales. Les pièces à fenêtres, organisées autour des cours, présentent peu de traces de modifications contrairement aux pièces du bord de mer qui comportent de multiples traces d’aménagements successifs. De ce fait, ces dernières étaient vraisemblablement des pièces de stockage ou de commerce à louer32. Comme toutes semblaient ouvrir sur une voie de bord de mer accessible au passage de tous, leur fonction n’était donc sans doute pas uniquement liée à l’entreposage et à la conservation de denrées33. La part du stockage proprement dit dans ces édifices est plus élevée que dans la plupart des autres édifices de Délos, mais, en comparaison avec celle attendue pour des entrepôts, elle semble assez faible : 1/3 de la surface utile couverte pour le Magasin des Colonnes, 1/4 pour le Magasin δ. Pour ces deux bâtiments, la désignation « d’édifices commerciaux » est plus appropriée car elle ouvre un champ fonctionnel plus large compatible avec l’ensemble des éléments qui y ont été découverts. La désignation de « magasins » paraît presqu’insuffisante à les 214 définir. En français, « magasin » désigne soit un lieu de dépôt de marchandises soit un établissement commercial où des marchandises sont exposées et vendues ; or, cette définition ne tient pas suffisamment compte de la nature plus résidentielle de l’étage 34. Contrairement aux deux autres, les espaces utilisés pour le stockage dans le Groupe ε sont bien plus nombreux, soit environ 2/3 de sa surface. Bien que cet îlot comporte d’autres types d’espaces, la majeure partie de sa surface fut vraisemblablement occupée par des pièces de stockage. Vers une typo-morphologie des grands édifices commerciaux de Délos 27 L’élaboration d’une typologie des grands édifices commerciaux de Délos est intéressante car, d’une part, ces édifices n’ont pas de parallèles suffisamment proches dans leur forme générale au sein du monde gréco-romain antique et parce que d’autre part, ils font partie des plus anciens édifices de ce type connus à ce jour. Leur étude doit être menée avec prudence car ils pourraient avoir servi plus ou moins de modèles à la constitution de nouveaux types. Les édifices de stockage rassemblés sur la base de données des entrepôts35 ont permis de constater au sein du Monde méditerranéen antique une grande variété formelle et une polyvalence fonctionnelle. Cependant, la comparaison avec les entrepôts du monde méditerranéen antique concerne seulement certaines pièces des magasins de Délos dont une large part semble avoir été consacrée à d’autres formes d’activités36. À Délos même, les magasins fouillés à ce jour ont suffisamment de traits communs pour être réunis au sein d’une même typologie. Sa mise en forme doit cependant rester souple car elle a tendance à confiner un édifice à une fonction souvent trop précise et définitive. Le fonctionnalisme et le zonage des activités sont des concepts modernes fortement liés à notre société industrielle, il reste à en mesurer la validité à l’aune de la société antique qui était certes déjà très sophistiquée mais pour laquelle ils devaient revêtir un toute autre sens. Comme pour les maisons, les espaces contenus par ces magasins ont vraisemblablement connu de multiples transformations au cours de leur période d’utilisation et sont de ce fait de nature très polyvalente. Fig. 8 Magasin des Colonnes et Magasin δ : pièces ouvrant directement sur l’extérieur (gris clair : pièces ouvertes sur les rues/gris foncé : pièces du front de mer/hachurées : petites maisons), 1/1000. 215 Une ordonnance portuaire ? 28 Les variantes de la typologie des magasins de Délos autorisent à penser que ces bâtiments furent souvent construits sur la base d’initiatives privées. Mais il est permis de déceler des règles dont nous ne pouvons savoir si elles sont implicites ou non. D’une part, les îlots, bien qu’ils aient des formes assez peu régulières, semblent être soumis à un module standard : l’îlot du Magasin des Colonnes présente une surface double de celles des deux autres qui ont, quant à eux, des surfaces sensiblement égales. D’autre part, outre la variété formelle du cœur d’îlot, le fait le plus remarquable de ce quartier réside dans la régularité des pièces du front de mer et ce, sur une longueur de plus de six cent cinquante mètres. 29 La largeur de chaque pièce de façade est bien évidemment due à des contingences fonctionnelles et structurelles : la portée maximale des poutres de section courante est un critère non négligeable. Mais cette répétition permet également d’envisager l’idée d’un module : longueur de huit pièces pour le Groupe ε, longueur de quatre pièces pour le Magasin δ, longueur de dix pièces pour le Magasin des Colonnes, le tout scandé de rues ou de couloirs d’entrée. Nous sommes assez séduits par l’idée d’une ordonnance des pièces du front de mer qui relierait ces constructions au sein d’une belle et longue façade portuaire et qui allierait fonction et prestige37. Les seuils des Magasins α, β et γ et les pilastres massifs du Groupe A (Fig. 8) en sont les seuls vestiges mais encore faudraitil les étudier plus précisément pour en restituer l’aspect original. Sans doute ne faut-il donc pas y voir une façade monumentale parfaitement composée mais la soixantaine de pilastres vus par J. Pitton de Tournefort au début du XVIIIe siècle en donne une idée assez proche38. Fig. 9 Délos, vue depuis l’ouest de la Pointe des Pilastres (Groupe A) et Groupe ε. 216 Fig. 10 Évocation du Magasin des Colonnes et de son quartier environnant. 30 La compréhension de l’usage de ces édifices doit non seulement être fondée sur l’étude de leur forme (planimétrique et volumétrique39) mais également sur leur situation à l’échelle de la ville, du territoire et du bassin méditerranéen, et sur les usages donnés par les sources écrites40. Dans le cas présent, la destination principalement commerciale des trois îlots laisse peu de place au doute 41. Le Groupe ε semble présenter le cas d’un îlot sans doute plus ancien qui fut réaménagé pour être adapté aux besoins du développement commercial de Délos. Le Magasin à la baignoire et le Magasin des Colonnes semblent être quant à eux des exemples de projets unitaires construits d’un 42 seul tenant42 dont la composition générale et la nature des pièces les distinguent assez nettement des maisons de Délos. Il en est de même pour les Magasins α, β et γ. Leur très grande ouverture sur les voies de communication et leur relation directe avec le rivage induit une très forte activité d’échanges avec la mer d’un côté et la ville de l’autre. Enfin, du point de vue de leur situation dans la ville, ils forment la limite côtière d’un tissu urbain dense et cette situation privilégiée les place à l’articulation entre plusieurs échelles d’activités. 31 En l’absence de données de fouilles précises, l’étude architecturale de ces édifices est aujourd’hui susceptible d’apporter de nouvelles connaissances sur leur forme et leur fonctionnement grâce à l’analyse minutieuse des structures et aux restitutions partielles et générales qui en découleront. Les espaces contenus par ces édifices, une fois restitués en totalité ou en partie, pourront alors être mis à l’épreuve des différents usages que nous proposerons de leur attribuer, à la lumière des sources et des témoignages écrits. De nouvelles fouilles sont évidemment indispensables à la finalisation de cette étude, notamment pour une meilleure datation des constructions et une distinction plus juste des phases de chantier et des états de ces monuments. Références des illustrations 32 Fig. 1, 2, 4, 6, 7, 8 : J.-J. Malmary, IRAA 217 33 Fig. 3, 5, 9 : cliché : P. Karvonis. 34 Fig. 10 : aquarelle : N. B. NOTES 1. Ce travail a été financé par le programme de l’ANR « Entrepôts et lieux de stockage du monde gréco-romain antique » dirigé par V. Chankowski, X. Lafon et C. Virlouvet (http:// www.entrepots-anr.fr). Il est actuellement porté par l’Institut de Recherche sur l’Architecture Antique et l’École Française d’Athènes et fait aujourd’hui l’objet du doctorat de Jean-Jacques Malmary à l’Université Lumière Lyon 2. 2. Fernand Robert découvre en 1935 des édifices au nord de l’Asklépieion qu’il identifia comme des magasins. La longueur de 650 m pourrait être prolongée d’environ 150 mètres jusqu’au sanctuaire d’Asklépios. Robert, F. ; Trois sanctuaires sur le rivage occidental, Dioscourion, Asclépieion, sanctuaire anonyme (Leucothion ?) ; Exploration Archéologique de Délos, fascicule XX, p. 96, École Française d’Athènes, Athènes, 1952. 3. Ardaillon, Édouard ; Rapport sur les fouilles du port de Délos ; BCH, vol. XX, p. 428-445, ÉFA, 1896. 4. Les principaux indices chronologiques sont fournis par les études de l’agora des Hermaïstes (ou des Compétaliastes). Agora des Compétaliastes : Hasenohr, Claire ; BCH 128-129.2, 1, p. 882-907, EFA, 2004-2005 ; Hasenohr, Claire ; BCH 132.2, p. 817-822, EFA, 2008. 5. Le schéma d’extension linéaire de la ville du centre vers la périphérie pourrait être remis en question par la reconnaissance de constructions à l’est du magasin le plus méridional (Magasin des Colonnes) qui semblent avoir appartenu à des périodes plus anciennes. Ce processus de croissance ne consisterait alors pas en une extension progressive vers le sud mais en une densification et en une extension d’un quartier antérieur vers la mer. Le mode de construction et l’appareil des murs sont des indices insuffisants pour établir avec certitude une chronologie absolue et seuls des sondages permettraient de le faire. 6. Duchêne, Hervé ; Travaux de l’École Française en Grèce en 1986. Recherches sur le littoral : l’établissement de la Pointe des Pilastres ; BCH 111, p. 647-654, ÉFA, 1987. Duchêne, Hervé ; Travaux de l’École Française en Grèce en 1988. Recherches sur le littoral délien : l’établissement de la Pointe des Pilastres ; BCH 113, p. 752-754, ÉFA, 1989. 7. Jardé, Auguste ; Fouilles exécutées aux frais de M. le Duc de Loubat (1904) ; BCH, volume XXIX, p. 5-54, École Française d’Athènes, 1905. 8. Jardé, Auguste ; Fouilles dans le quartier marchand (1905) ; BCH, vol. XXX, p. 632-664, ÉFA, 1906. 9. Ardaillon 1896 (comme note 3), p. 428-445. 10. Paris, Johannès ; Contribution à l’étude des ports antiques du monde grec, II, Les établissements maritimes de Délos ; Bulletin de correspondance hellénique, volume 40, p. 5-73, Ecole Française d’Athènes, 1916. 11. Duchêne, Hervé, Fraisse, Philippe ; Le Paysage portuaire de la Délos antique, Recherches sur les installations maritimes, commerciales et urbaines du littoral délien ; EAD, fasc. XXXIX, ÉFA, 2001. 218 12. Chankowski, Véronique, Lafon, Xavier et Virlouvet, Catherine ; Colloque Entrepôts et circuits de distribution en Méditerranée antique (à paraître). 13. Chankowski, Véronique et alii ; Le stockage à Délos, (à paraître). 14. « La question des quais de Délos est obscure. »Jardé 1906 (comme note 8), p. 640. 15. Duchêne, Hervé, Dallongeville, Rémi, Bernier, Paul ; Transformations du paysage naturel et évolution du littoral dans l’archipel délien ; Chapitre III, p. 165-179, EAD, fasc. XXXIX, ÉFA, 2001. 16. Paris 1916 (comme note 10), p. 33-34 et fig. 9. 17. Auguste Jardé remet lui-même en question dans son article de 1906 ce qu’il avait alors affirmé sur les fonctions de magasins dans celui de 1905. 18. À Venise, des ruelles aboutissent de façon assez abrupte sur les canaux et un grand nombre de maisons sont directement en contact avec eux et ont leur propre ponton d’amarrage. 19. Ayant une connaissance très limitée du quartier à l’arrière des Magasins, il est fort difficile de comprendre le processus de formation urbaine et de départager la part des contraintes naturelles de celle des contraintes urbaines. 20. On observe cependant des vestiges de murs, aujourd’hui sous la mer, qui semblent former un môle devant l’extrémité sud de la Pointe des Pilastres (Groupe A). 21. Cette observation est encore à vérifier. D’une part, de nombreux bouchages ont été effectués dès l’Antiquité ; il reste à savoir s’ils sont liés à l’utilisation des édifices, à leurs désaffection ou encore aux deux catastrophes de 88 et 69. D’autre part, les Magasins α, β, γ sont presque exclusivement ouverts sur le rivage : c’est une différence notable entre ces derniers et les magasins présentés ici. 22. Les pièces XVII, XVIII, XIX, XX et XIX sont fermées au sud par un mur exceptionnellement épais (1 m env.). Cette observation, associée à celle de leurs murs de très bonne facture, incite à envisager leur antériorité au projet final du Magasin des Colonnes. 23. Karvonis, Pavlos, Malmary, Jean-Jacques ; Le stockage dans les installations commerciales de Délos (à paraître). 24. La forme exacte des pièces orientales de l’étage nous est inconnue. La présence de seuils pour celles du Magasin δ atteste leur communication avec la rue 5. Pour le Magasin des Colonnes, seule la pièce XXVIII a gardé le tableau nord d’une porte ouvrant sur la rue arrière mais pour les autres, nous ne pouvons qu’en faire l’hypothèse. 25. Karvonis, Pavlos ; Les installations commerciales dans la ville de Délos à l’époque hellénistique ; BCH, vol. 132.1, p. 153-219, ÉFA, 2008. 26. Karvonis, Pavlos, Malmary, Jean-Jacques ; Etude architecturale de quatre pièces polyvalentes du Quartier du théâtre à Délos ; BCH, vol. 133, p. 195-226, ÉFA, 2009. 27. Ce rapport devra être affiné par une différenciation plus minutieuse des pièces distribuées par les cours. 28. Jardé 1906 (comme note 8), p. 647. 29. Duchêne 2001 (comme note 11), p. 107-109. Son identification avec une maison se base notamment sur l’étude de l’entrée qui faisait communiquer la cour avec la rue transversale nord et qui fut bouchée dans un second état pour la création des pièces XIX et XX. Selon H. Duchêne, cette entrée correspondrait au schéma de « l’inter duas januas » décrit par Vitruve. 30. L’absence de puits ou de citerne est un indice assez faible. Dans son article de 1906, Auguste Jardé montre qu’il est insuffisant pour rendre compte de la distinction entre un lieu d’habitation et un lieu commercial. 31. Les éléments décoratifs, tels les stucs et les mosaïques, sont présents de façon inégale dans l’ensemble des maisons de Délos et il est parfois difficile d’y voir un indice évident de richesse. Cependant, il est étrange qu’un propriétaire, suffisamment riche pour faire construire de tels édifices, n’ait pas eu assez d’argent pour les parer d’une décoration luxueuse. L’absence de mosaïques au rez-de-chaussée dans toutes les pièces des magasins mise en rapport avec leur grandeur incite ainsi à les distinguer des maisons. 219 32. Dans les Magasins α, β et γ et le Magasin des Colonnes, des séries de cavités furent réalisées dans les murs latéraux des pièces de façade pour l’installation de divers dispositifs : mezzanines, plateformes ou étagères. La grande variété de séries de chaque pièce permet d’affirmer que ces pièces n’avaient pas toutes été aménagées pour le même usage. 33. « Les pièces de façade du Magasin δ et du Magasin des Colonnes peuvent, comme celles des Magasins α, β, γ, avoir servi de boutiques et avoir été occupées par des locataires ; et, d’autre part, la rue dallée qui longe les premiers magasins (1) est peut-être en réalité un quai dont le rebord extérieur reste caché sous le sable. Il faut donc renoncer à opposer l’un à l’autre deux types de magasins et, d’une façon générale, se tenir en garde contre le désir de déterminer le caractère propre de chaque édifice. Les observations sont encore trop peu nombreuses pour autoriser des conclusions générales ; le plus sage est de se borner à une description, aussi détaillée et aussi précise que possible, des constructions. » Jardé 1906 (comme note 8), p. 644. 34. La comparaison avec les caravansérails du monde arabe est assez évocatrice de la polyvalence fonctionnelle constatée pour ces édifices, ils présentent la même complexité fonctionnelle que les magasins de Délos et renferment à la fois des lieux de stockage, de négoce et d’accueil des commerçants itinérants. 35. http://www.entrepots-anr.fr 36. Bien évidemment, les entrepôts du monde Romain accueillaient aussi d’autres formes d’activités, de type commercial, administratif et résidentiel mais elles semblent en constituer une faible part en comparaison avec les surfaces attribuées purement au stockage. 37. Outre le sanctuaire d’Apollon et le portique adossé au portique de Philippe, ces magasins formaient la façade de Délos et devaient ainsi être très exposés au regard des voyageurs. 38. Pitton de Tournefort, Joseph ; Relation d’un Voyage fait par ordre du Roy I ; Imprimerie royale, p. 304-305, Paris, 1717 ; I p. 116-117, Amsterdam, 1718 ; I p. 362-363, Lyon, 1727. 39. Une typologie établie uniquement sur la base de plans est très douteuse. L’analyse de l’architecture dans son ensemble, en particulier de sa volumétrie, permet seule d’en faire une comparaison pertinente. 40. Virlouvet, Catherine ; Les entrepôts dans le monde romain antique, formes et fonctions, premières pistes pour un essai de typologie, Colloque de Madrid, 2009. 41. Les données de fouilles sont insuffisantes mais, si Auguste Jardé manquait d’attention pour la céramique, il en notait consciencieusement la présence. Dans le cas présent, cette absence flagrante est particulièrement intéressante pour mieux cerner la destination des magasins. 42. Le Magasin des Colonnes fut construit sur un terrain déjà en partie bâti. Sa composition axiale autour des cours laisse entrevoir une intention de projet unitaire qui fut adapté aux constructions existantes. 220 Supplying the Roman Towns in Hispania. Granaries and warehouses Javier Salido Domínguez Introduction 1 Food supply in Roman towns across Hispania has been a scarcely studied subject in historiography due to poor conservation of relevant structures (borrea –granaries and store buildings- and pistrina) and a lack of interest on part of experts dedicated to the archaeology of architecture, who have focused more on the religious, judicial and other types of sites and monuments. Consequently, the study of warehouses and other store buildings has been long neglected, despite being of great importance in terms of understanding the management of primary resources such as grain, one of the most crucial factors behind the functioning of a city1. 2 Recently, archaeologists have analyzed remains that give us more precise Information about food production, storage and distribution, namely the borrea, warehouses and granaries, found in the rural as well as urban areas of the old Roman towns. This was precisely the subject of my doctoral thesis where, in an attempt to go beyond the national frontiers, I analyzed the Granaries and Store Buildings in the West of the Roman Empire, the results of which were partly published in a book titled Horrea Militaria, Army’s Grain Supply in the west of the Roman Empire2 and in other works dealing with the study of civilian and military supply in the ancient Hispania 3. In addition, a scientific review titled Horrea d'Hispanie et de la Méditerranée romaine 4 has recently been published, albeit lacking an analysis of epigraphic documents and archaeological remains, which is precisely the objective of this research paper. 221 Grain production in the ager of Roman towns in Hispania 3 The establishment of first colonies and territorial reorganization in Republican rimes were an answer to a planned program aimed at restructuring of the agricultural land in order to establish a new taxation System. The result of this territorial restructuring, apart from creating a new road network, would be the appearance of the first villae in the Iberian Peninsula5. In general, these were small rustic structures with modest residential spaces designed for the rural exploitation of the area that had previously belonged to its respective owners. Consequently, the villae were originally used as production centers. In this context, the construction of a granary in a rural area symbolized abundance, prosperity and economic wealth6. In fact, Varro confirms that the term villa stems from the word vehere, meaning the place where the harvest was taken to and stored7. However, it wouldn’t be until the beginning of the first Century AD that a tripartite territorial division of the Roman villa set up by Columella (pars urbana, rustica and fructuaria) would manifest itself, reflecting the importance of a rural storage space for the agricultural products inside the property of the Roman villae. Still, despite the importance of granaries as being most indicative of the owner’s wealth and providing us with valuable archaeological information on storage and production Systems in these rural centers, the most recent historiography has barely analyzed these structures8. Fig. 1 Distribution map of Roman rural granaries with raised floor in Hispania. 222 Fig. 2 Plan of the excavated areas of the Roman villa of Veranes (Gijon, Spain). 4 These rural Settlements had areas reserved for grain storage in silos (well documented in numerous research centers in Catalonia and other areas across the Peninsula 9) and in horrea with raised floors maintaining the grain in ideal temperature and humidity conditions in the long term. Grain was key to a family unit’s self-supply and survival, used as a reserve for the next year’s harvest, with the surplus sold in the towns. There was a taxation System of sorts, as the big part of production in these rural Settlements was remote from the caput civitatis where it was consumed. Even though the construction of the raised granaries was not so much a novelty in terms of the construction technique (after all, this was a well known construction model for centuries before – sixth Century BC in Iberian Peninsula)10, it did turn into a storage System that would come to represent the most efficient granary model that, among other advantages, offered the possibility of opening and closing the storage room as many times as was needed. The grain could thus be stored at any time without spoiling the rest of the products. 223 Fig. 3 3D Reconstruction of the horreum of the Roman villa of Veranes (Gijón, Spain). Fig. 4 Plan of the excavated horreum of the Roman villa of Veranes (Gijón, Spain). 5 The storage Systems that reveal the most about the agricultural potential of the area are obviously the raised granaries (Fig. 1). The fact that the rural Settlements did not include more than one horreum in their fundi, the ease with which we can identify these structures from an archaeological point of view and the possibility of comparing at least the size of those buildings make these warehouses more susceptible to research and allow us to learn more about the storing of grain and other food products in the rural setting11. 6 In the ager of the first towns, we find structures that tell us a lot about grain production, supply and its subsequent consumption in the actual towns. It is very 224 probable that the towns were organized around the caput civitatis and that there was a greater density of rural cultivation centers in their proximity12. This proximity explains why the horrea of certain rural settlements would have a smaller storage capacity. This is the case in the town of La Burguera, belonging to the ager Tarraconensis 13 where the first rural elevated stone horreum was discovered in Hispania 14, dating back to the second half of the first Century AD. The construction model reminds of other storage buildings with five parallel walls that allowed for the wooden floor or tabulatum to be raised, over which the grain would be poured in. 7 In the territory of the old city of Gijón, we find a rural Settlement called Veranes (Fig. 2), some 800 meters from the Via de la Plata (Silver Way or Silver Route), that linked the old city of Gijôn with Lucus Asturum (Lugo) and Asturica August a (Astorga), via Legio (León). In the western service area, close to the kitchen, it was found a Roman horreum from the Early Empire period that includes a storage room supported by pillars, which we were able to study in detail (Figs. 3 and 4)15. 8 Various villae were built in the economic territory of Colonia Norba Caesarina, the most prominent of which was Monroy/Los Términos16. Far from the pars urbana, an enormous horreum from the Early Empire period was discovered that, according to the in situ research I was able to do, included two entrances leading to two different rooms: the entrance hall and a storage room supported by eight dwarf walls 17 (Fig. 5). Fig. 5 Plan of the horreum of the Roman villa of Los Términos/Monroy (Extremadura, Spain). 9 Some 20 km from Olissipo, or the old Lisbon, an horreum in the Freiria settlement was discovered18. The streets that make up the urban planning of this rural Settlement (Fig. 6) and the large dimensions of its granary comprised of a storage room measuring approximately 12 meters in length and 8 meters in width (Fig. 7) permit us to hypothesize that this was an important rural enclave much like the rural vici. It’s 225 imperative to point out that the socioeconomic link between the vici and the villae was so tight that Varro described the vicus as a supply hub where the surplus products from the villa were sold (Var. R. 1, 16, 4, 4r). On the other hand, Frontinus located the vicus in modum munitionum, close to the villae ( De Conditionibus Agrorum, 53, 1-15) 19. The organization of the Settlement would then explain why the horreum was the biggest of its kind in Hispania. 10 In Lusitania, recent excavations done during the construction of the Plata Highway (“La Vía de la Plata”) have also revealed various rural horrea, such as the granary at the rural establishment of Royanejos, some 6 km north of the Augusta Emerita, comprised of a storage room supported by six parallel dwarf walls20. In the municipality of Canaveral (Cáceres), another horreum was discovered which included two separate rooms: a big entrance hall facing north and a grain storage room supported by various dwarf walls 21. Archaeological excavations in the municipality of Carrascalejo (Cáceres) revealed yet another horreum that must have been a part of the pars rustica of a Roman villa from the Early Empire period, dating back to the beginning of the first Century AD 22. 11 A granary was built between the second half of the first Century and the beginning of second Century AD in the pars fructuaria of the Roman villa of Doha Maria (Badajoz), approximately 400 meters north of the pars urbana 23. This is a building that included a slate floor supported by three parallel dwarf walls. In the Roman villa of Säo Cucufate, during the first third of the second Century AD (second phase), an horreum was built that was divided in six rooms used for grain storage 24. The floor rested directly on the internal walls of the building and the benches next to the perimeter walls. The walls also included openings and a ventilation room in the bottom part, used to air the storage room and supported by brick arches. Fig. 6 (top) Plan of the excavated areas of the Roman villa of Freiria (Portugal). 226 Fig. 7 (right) Horreum of the Roman villa of Freiria (Portugal). 12 In the rural Settlement of Torre de Palma (Portalegre, Portugal), in the mid first Century AD, a rustic structure was built that included a space used as a granary 25. Bearing witness to its existence are three parallel inferior walls. However, it’s difficult to accept Maloney’s and Hale’s hypothesis that another construction called the south granary was used as a second grain warehouse26. The construction type and the building floor do not give us enough information so as to determine its functionality. 13 Recent excavations have revealed an horreum supported by various dwarf walls in the Roman villa of Vale do Mouro (Coriscada, Mêda, Portugal) 27, but for the moment we do not have much information about this building. In the Roman establishment of Fonte do Sapo (Santarém, Portugal), it is recendy found another raised horreum 28. 14 Granaries from the Late Empire were also found in Lusitania. This is confirmed in the Roman villa of Sào Cucufate (Beja, Portugal) where five parallel walls were the base of a tabulatum on top of which grain and other products were stored 29. In the second half of that same Century, another granary was built in the rural establishment of La Sevillana (Badajoz)30. 15 The small distance between these rural settlements and the caput civitatis, anywhere between 5 and 20 km, indicates that the economic link between the two was very strong. A piece of information that could allow us to further study this link is a theoretical estimate of the storage capacity of the raised horrea, a calculation that should always be considered imprecise, ambiguous and possibly inaccurate. The first problem in this case is that the horrea were used not only for the storage of grain but other perishable food products as well, albeit separately. Furthermore, a passage for the warehouse personnel had to be set up. On the other hand, we should keep in mind that, even though the granary had certain dimensions, it could be empty at a given 227 moment during its period of use. Similarly, it could be repeatedly filled and emptied, depending on the season. Another problem arises from the fact that the actual grain was stored in bags, bulk, or wooden boxes, which makes it impossible to determine the exact storage capacity of the granary. Neither can we determine the width of the tabulata, an important piece of data when it comes to estimating the resistance capacity of the surface holding the stored goods, which could seriously damage the infrastructure of the horreum, especially those made of wood. Also worth mentioning is the fact that, in the case of Hispania, there was no archaeo-botanical analysis of the evidence gathered during the excavation that would allow us to determine which products were stored in those warehouses and how, as well as testify to the infestation of the stored grain. 16 Depending on these factors and information that is yet to surface on this subject, we’ll have to wait until we are able to estimate the maximum storage capacity of the Hispano-Roman horrea. However, even though we can’t offer a quantitative estimate of the granaries’ storage capacity, it’s true that a simple comparison of the dimensions of rural horrea of the Iberian Peninsula with those of the granaries discovered in other northern provinces of the Empire31 allows us to hypothesize that not all of the grain produced in the fundi of the villae was stored in the rural Settlements or the size of the hacienda in the case of Hispania was smaller. If we think that the objective of the dominus was to sell the agricultural surplus 32, rather than store goods that could have been spoiled by various factors (humidity, temperature, insects, rodents, etc.), it would have been more convenient to send a major part of the harvest in circulation to the towns or rural markets33 and sell them later on, store them in other urban horrea, use them in the pistrina (mills and bakeries/patisseries) and, naturally, ground and cook them in the furnaces of the villae 34. Consequently, the size of the horrea depended not only on the amount of grain obtained from the economic territory of the villa, but also on the dominus’ personal interests and the size of the cultivation area since the best part of the harvest would have to be reserved for the next sowing. Another thing to keep in mind is the famine that jeopardized the very survival of the people working in the villa or field workers35. Grain storage and distribution in the urban areas: archaeological evidence 17 When it comes to researching grain supply in Hispano-Roman towns, the problem is to determine the areas and buildings used for grain storage and distribution. The absence of specific research on the horrea as well as a lack of interest in these types of structures has largely left us in the dark as to the construction techniques, typology and grain storage methods in the Roman period. As a result, we know of very few urban horrea in Hispania, especially from the Late Empire period, as we continue to struggle with the analysis of the discovered buildings (Fig. 8). There is an overall tendency to refer to any building potentially used for storage as granary, but, as we have argued in other papers36, such buildings required special construction techniques for the optimal conservation of grain. On numerous occasions, buildings that were probably never used for grain storage are considered granaries; still, based on their discovery and dimensions, experts set out to analyze their capacity, grain supply and the taxation System of a city’s rural territory37. Consequently, it’s imperative to understand the 228 difference between granaries and generic warehouses, even though the Latin term horreum implies both types. Another thing to understand is that it’s difficult to determine whether the horrea were under state or private ownership. In most references on the subject, large buildings found in urban areas are considered to be public, whereas the epigraphy and written documents tell us about the ownership type and management of numerous private and public horrea 38. The last issue worth mentioning is the lack of archaeo-botanical analyses that would provide us with valuable information about the type of stocked grain, storage time and methods (in bulk, bags, etc.), production locations and supply radius of a particular grain type. Fig. 8 Distribution map of Roman urban granaries and store buildings in Hispania (archaeological remains and epigraphical testimonies). 18 Most of the grain and other agricultural products obtained from the towns’ economic areas were traded in rural markets, at finies even promoted on the properties of great landowners to save them in transportation costs39, as well as in the macella 40, the tabernae, other commercial areas throughout the city 41 and through intermediaries in the nundinae or weekly fairs 42. As a resuit, the commercialization of agricultural products, subject to fiscal taxes43, meant a continuous food supply for the population, so much so that even the macella would be known as the supply market where the plebeians got their supplies (Plin. Nat. 19, 52). This continuous trade eliminated the need for storing huge amounts of goods in large urban borrea, especially during the Republican period. Therefore, these buildings should not be considered warehouses of goods consumed on a daily basis but temporary storage and redistribution areas for specific purposes. Contrary to what has been argued thus far, many borrea were under private ownership, used for the distribution of seasonal products that had to be traded in the short terni so they wouldn’t spoil. Sonie were used as warehouses for products that would be sold later on by the merchants, who had previously rented out the borna or certain storage areas within the buildings. Other warehouses were used for the direct sale of products to merchants interested in reselling them later on 44. 229 19 Even though we’re mostly in the dark as to how and on what principles the majority of taxes in the Roman communities were administered or collected, we do know that it was mandatory to do several days of community work in cities such as the ancient Urso (Osuna, Sevilla), according to the Lex coloniae Genetivae. As a resuit of this community work, an enormous amount of agricultural surplus was generated. We also know that there was some sort of assistance program for the poor on part of big landowners that included selling grain at a low price45 and also perhaps in-kind donations (Cic. Ver. 3, 2). The accumulation of agricultural surplus led to the construction of numerous borrea, but, unfortunately, we were barely able to find these in the archaeological register. Another factor to keep in mind is that, even though some warehouses were under public ownership, the management was in the hands of private landowners and landlords, as confirmed in the legal and epigraphic documents 46. 20 The first urban horrea documented in Hispania coïncide with the first expansion phase and the consolidation of Roman power in the Iberian Peninsula, constituting one of the most fundamental facilities to satisfy the territory’s commercial needs and, of course, to guarantee the population’s food supply. The oldest documented structure known to have been an horreum with its exclusive fonction as a warehouse for products is located in the Celtiberian-Roman city of Contrebia Belaisca (Botorrita, Zaragoza) that had strong ties to Rome through its connection with the Ebro river47. On the Southern hillside where a Settlement known as “Cabezo de las Minas” is located, there is a large structure built from sun-dried bricks dating back to the second Century AD, which heralded the construction model of the generic Roman warehouses 48. This enormous construction (15 x 15 meters) consists of five wide and long rooms. Its floor plan is similar to the horreum in the North African city of Djemila 49, but, unlike the latter, it does not include a raised floor that would allow for the conservation of grain in its inferior in the long term. The openings observed on the inside of the walls, some 3 meters above the ground, indicate that there was a second floor, but these do not correspond to the openings for the floor brackets. Therefore, this was a simple warehouse with five cellae and a porticoed space to protect the goods from severe weather conditions, brusque temperature changes and humidity, maintaining the city’s food supply in perfect conditions50. Aside from this physical protection, the warehouse also required protection of the guardian deity kept in its interior 51. 21 The exceptional nature of the Hispanic provinces where horrea from the Republican period were found allows us to understand why they were located in the central areas of the urban nucleus, unlike the pattern we would see in the Early Empire period, where they’d be found next to city gates and ports. 22 A building with a similar floor plan was discovered in the forum of Valentia, dating back to 100 BC52. Just like the other one, it included four cellae with a portico that closed off the complex on the far Southern side (Fig. 9). The storage rooms were made of opus quadratum walls with two and three courses, the first ones being the building’s foundations. On top of this first level, a floor was placed on the Street level, which tells us this was not an raised floor typical of Roman granaries. This also means that we cannot compare the horreum at the Almoina of Valencia with the military granaries in Numantia, in floor plan nor in fonction 53. What we have here is a generic warehouse where products for the city’s supply were stored. The fact that it’s located in the center, right in the middle of the city’s forum, does not necessarily mean it was under public ownership since neither its monumental character nor its big dimensions are exclusive 230 features of public horrea, especially when compared to the huge Republican warehouses in Rome belonging to aristocratic families that had them built for their own private use54. 23 Based on the warehouse remains from the Republican period, we can conclude that the towns of this period didn’t have huge grain reserves, which meant there were a lot of food crises during poor harvest years. It is likely that the horrea of these times served as short- and mid-term storage buildings, very practical for the survival economy and continuous trade where perishable products were consumed immediately after being sent from the production areas. Consequently, as was the case with the magaɀɀini repubblicani in Ostia, these horrea could also be used as commercial areas where goods were bought and sold, storage rooms were rented for Wholesale, etc. Fig. 9 Horreum of the Roman city of Valentia (Valencia, Spain). 24 In the Early Empire period, the cities would get administrative mechanisms for the population’s grain supply and obtain funds to keep it at an affordable price for the Plebeians, and there were even legations in charge of the city’s supply in case of a crisis55. There are numerous references in classical literature to times when grain and other resources were scarce, but what really stands out are the negative consequences of political initiatives such as grain cutbacks that increased grain scarcity on more than one occasion. The answer to this phenomenon was the contraction of the economy on part of private merchants who, looking to profit more from the grain trade, decided to wait for the price of grain to increase with the demand and then sell their stock. The collusion of aediles, in charge of the cura annonae in the Early Empire period 56, with the bakers and merchants would make this shortage crisis among the Plebeians even worse57. 25 To avoid fraud, the Lex Irnitana explicitly States that the aediles have the right and legal authority to control wheat supply (annona), product weight and portions (fondera mensurasque), as well as fine (multam dicendi) the municipes or incolae with a maximum of 5.000 HS in order to avoid the price increase (Irn. 19). The recent appearance of an 231 inscription in the Utrera municipality (Sevilla), dating between the second and early third Century AD, also confirms the use of fines for the pistores on part of the duouiri, possibly because the given punishment exceeded the quantity that the aediles could impose58. 26 These shipments and stocks of grain made necessary the construction of horrea in the cities as well as port areas. In the case of Hispania, we have information about the warehouses from the Early Empire period mostly found in the city ports, except the one in the ancient Carmo (Carmona, Seville). This horreum dates back to mid first Century AD and was built next to the city’s main gate (Sedía), in an area that facilitated the transport and trade of products59. This is a 34 m2 horreum built from huge ashlars 0.70 meters thick in five rows (Fig. 10). These blocks served to support a tahulatum or a wooden garret made up of numerous beams, some built on the inside of the walls and also in some ashlars up on the second level with openings in them. This construction System protected and isolated grain and other perishable products from humidity, maintaining them in optimal conservation conditions for mid- and long-term storage. The construction model where the floor is supported by small stone support columns was not very efficient because it requires many pillars of the same height, making it difficult to place the floor horizontally and maintain it perfectly balanced. Fig. 10 Archaeological remains and 3D Reconstruction of the horreum of the Roman city of Carmo (Carmona, Spain). 27 This instability and difficulty with the placement of tabulatum or the floor explains why this was the least used type of support in the Roman period since it requires the presence of other support Systems, such as the wall openings, stone walls, double walls, benches, etc.60. In turn, a stone wall construction offers more stability and strength to the flooring. This construction model was also common in the military sector in the Flavian period at a time when the fronder stabilization policy was carried out 61. 232 28 A similar building in terms of the construction techniques has recently been found in the Oiasso port (Irún, Basque Country), whose foundation dates back between 70 and 120 AD62. While we wait for more news to be published about this 2008 discovery, we can safely say that this construction was approximately 14 meters wide and included huge stone support pillars placed in two rows, and at least eight of these have been dug up. 29 In the capital of Tarraconensis, two enormous horrea have also been found from the Early Empire period63. These two constructions were built in late first Century AD and must have been used for the storing of food and other products. The western warehouse is divided into three big naves, approximately 18.40 x 6 meters each, with a total surface of some 110 m2. The difficulties surrounding archaeological intervention and the devastation of walls make it impossible to know if the interior partition walls included openings where support beams were placed for the raised wooden floor. However, three big ashlars were found built into each one of the façades as internal support columns of a possible tabulatum rather than just small reinforcements or buttresses. The partition walls between storage rooms also included these three big support columns that were aligned with and placed at the same height as the ones mentioned previously. Undoubtedly, these were used as support pillars of the raised flooring. The interior pebble surface was not done in preparation for a flagstone pavement as the archaeologists who excavated the construction hypothesized, but was made to isolate the humidity from the floor, which would also facilitate the cleaning of the lower part of the tabulatum where grain and other products would be dropped when emptied in bulk. Both buildings included a later phase with a monumental porticoed entrance direcdy facing the city’s port area. The devastated level dates back to around third Century AD. The construction techniques and the floor plan are very similar to the granaries excavated in the North African site called Thamusida 64. 30 Unlike the ones used in the Republican period, the construction techniques used to build horrea in Hispania in the Early Empire period indicate that these granaries were likely used to stock grain and other food products that would be distributed and/or frequently traded but also, more importantly, stored in the mid- and long-term. In other words, some of these horrea were strategic reserves of perishable products that would be sold at low prices during times of food crises in order to reduce the costs of first necessity products, most important of which was grain. All of this required the construction of raised floors and/or continuous removal and cleaning of grain and other perishable products stored in the horrea. Apart from these warehouses, there must have been other structures used for short-term storage of grain, after it was transported to the city and before it was traded in the markets. These, however, did not require elevated floors typical of the horrea we previously analyzed. This type of horrea must have been frequently built in Hispano-Roman cities but have barely been studied thus far. One such horrea was recently found in the ancient city of llipa, very close to the river port65 and in Bracara Augusta (Braga, Portugal) 66. Another thing to keep in mind is that the family units had their own stock and raised granaries, where they could store the cereal necessary for the family’s survival67. 31 The necessity for a continuous and enormous grain supply to make flour and bread in the Hispano-Roman towns must have shaped a large-scale industrial network that entailed the construction of mills, bakeries and furnaces in the dense urban areas and, naturally, in the suburbia. However, at this moment in Hispania, we know of very few 233 pistrina from the Early Empire period 68. The term pistrina refers to both simple mills with areas used for grain grinding as well as the complex structures used for the milling, baking and/or trade/distribution of products used in bakeries. 32 Large mills were built a short distance from the urban hub, and this is where the grain was turned into flour in order to be distributed to various locations later on. One of these industrial complexes dedicated to grain treatment was found close to the city of Asturica Augusta (Astorga, Leόn)69. This distinctly artisanal building included various rooms used for grain trituration, as indicated by the presence of many hand mills and an animal-drawn mola (by either donkeys or horses), which is why these mills are called mola asinaria (Cato. De Agr. 10, 4; 11, 4) or iumentaria (Dig. XXXIII, 7, 26). The reason why mills were constructed far from the center or urban hub could possibly be a practical one, namely the need for natural wells essential to the operation of mills. On the other hand, we need to keep in mind that the production costs were lower in rural areas where plots for the construction of the molae weren’t as expensive as they were in the cities, especially in the second and third Century AD70. In addition, recently ground flour is not adequate for baking, so it wouldn’t be necessary to join different activities such as grinding, kneading and baking in one single space. Consequently, we can assume that the grain was stored in bags or sacks, but no material evidence was left in the archaeological register. The flour production was located on these premises while the necessary oxidation changes were taking place, which were beneficial for the baking, as this is when the flour evenly matures71. Fig. 11 Pistrinum of the Planetario's House of the Roman city of ltalica (Santiponce, Seville, Spain). 33 Hydraulic structures for grain trituration have also been found in Emerita Augusta next to the city’s supply reservoirs72. In addition, archaeologists found a construction linked to the hydraulic mill close to Pancaliente, on the shores of Guadiana 73, which indicates there used to be a large-scale manufacturing complex. 34 The milling of grain for bread production in the urban area is confirmed by hydraulic mechanisms used for grain trituration, like the one in the Roman city of Conimbriga 74. 234 These were also found in smaller settlements. For example, a hydraulic structure used for grain milling from the third Century AD was found in a vicus in Banos de la Reina in Alicante75. 35 Big quantities of flour were sent from the mills dosest to the cities and those located in the urban areas to be used in the city’s pistrina where bread was made. Apart from the recendy found pistrina in Emerita Augusta, which is still being studied 76, another pistrinum was found in cities like ltalica in the houses called Casa del Planetario 77 (Fig. 11) and Casa de los Pájaros78. The two bakeries found in ltalica included baking furnaces and were probably used for direct bread sale. However, the excavations don’t tell us much about the potential fonction and use of other areas such as the milling rooms in the case of the pistrinum in Casa del Planetario. The management and administration of grain in the urban areas: epigraphic evidence 36 Even though the archaeological remains tell us about the construction of enormous granaries storing the annona ’s product, it is difficult to distinguish between the community and private granaries. In that sense, epigraphic documents are key to a better understanding of the management and administration of grain warehouses. 37 Epigraphy also gives us information about the frumentum mancipalis, a type of collect tax controlled and managed by the imperial administration 79. An inscription from the ancient Hispalis mentions a freed imperial slave who worked as a dispensator of state grain (CIL II, 1197), which was probably stored in the city granaries that have not yet been found80. 38 Supplying the city didn’t just require only the participation of State, but also the intervention of private commercial agents in charge of managing certain horrea as well as grain transport and trade. In the mid second Century AD, between 161 and 169 AD, during Marcus Aurelius’and Lucius Verus’reign, the scapharii or river boatmen in Hispalis dedicated an inscription to Procurador Augg. ad ripam Baetis, the local delegate of praefectus annonae (adiutor), as confirmed in Mactar (CIL VIII, 11796), whose tasks were to control the Spanish and African oil (annona) as well as manage the transport of other annonary products (solamina transferenda) (CIL II, 1180). In the latter reference, grain is not mentioned explicitly as an annonary product, although some authors consider that the expression solamina transferenda includes grain shipment 81. The inscription also tells us about the compensation paid to the navicularii corporations for their transport services82, merchants who maintained constant commercial maritime trade with Rome83. 39 Another thing to keep in mind is the collaboration between members of the wealthiest families when it came to supplying the cities. In order to win the favor of their fellow citizens, obtain economic or political compensations or simply out of their sense of civic duty, they significantly contributed to food supply in times of need (annona cara o gravissima annona)84. In one of these initiatives, three collegia paid homage to duumviri that put a stop to grain scarcity by placing an inscription in the ancient Aeso (Isona, Lérida) (CIL II 4468). The work of these professional associations in terms of supply of the annona has been confirmed in different sources, along with their hierarchy led by 235 the magistri, magistri quinquenales and curatores, but there is hardly any record of the collegia in charge of loans. 40 The Aeso epigraph is truly exceptional, as it mentions the collegia Kalendarium et Iduaria duo, names of dubious meaning. Fita claims the epigraph’s gist is that what was lent on calends was collected on the idus, basing his argument on Horace’s commentary (Epod. 2, 64) 85; D'Ors interprets them as funeral collegia 86,while Lara considers that the members of these professional associations used those days to cancel the debtors’accounts, duly recorded in the corresponding books87. No analysis of the inscription took into account the fact that it wasn’t the community, at first the main beneficiary of the donations, who paid that homage, but the lenders’ collegia. 41 This epigraph does not tell us whether this act of euergetism was accompanied by more favorable lending terms, such as lower interest rates in times of economic hardship. Administering of the credit funds generally included the city’s distinguished delegates, a vilicus kalendarii and even curatores with an equestrian rank 88 aided by the vilici and procuratores. As related in the Digest, these curatores could even organise in corporations in order to create credit funds to lend money for the good of the citizens (Dig. 50, 8, 12, 5). 42 These loans were promoted by the actual cities starting in the first Century AD to boost agriculture and address issues such as food scarcity by creating these agrarian credit funds called kalendaria, referring to the accounting book used to manage them (Isid. Etym. 1, 44, 1). The loans were set up to be paid back on a monthly or a quarterly basis and were usually repaid on the idus of a given month, which is where the term Aeso of the other two collegia comes from89. 43 Despite direct references to the concession of low-interest loans in times of scarce resources, this inscription does not tell us much about credit euergetism, as it is exclusively dedicated to duumvir Lucius Valerius, who was a member of an important family of landowners90. 44 Spanish euergetes also donated their wealth to the construction or renovation of certain municipal buildings. Standing out among these is the restoration of macellum de Villajoyosa on part of M. Sempronius Hymnus in the late second Century AD, as testified by the inscription sent to be made on one of the mensae lapidae in the market (CIL II 3570). Even more interesüng is the inscription of Porcuna (Jaén) (CIL II, 2129) that tells us about the construction of an horreum and tabernae around second Century AD on part of curator Baetis on the ground bought for the city (solo empto ab re publica) 91. Perhaps the privilege of buying this public vacant lot was given to this euergetes in return for building a warehouse behind some tabernae for community use. Even though the post horreum reference generated a certain debate among experts, we should say that the strong link between the tabernae commercial activity and the horreum leads one to think this was more of a spatial rather than temporary liaison. After all, it wouldn’t make sense to emphasize the temporary nature of an euergetic initiative undertaken at a concrete moment on a recently bought plot. This hypothesis is further reinforced if we take into account the tight spatial and functional relationship between the horrea and tabernae, which must have been a part of the same property. The inscription explicitly mentions the location of the warehouse, stressing that a storage room was located in one of the far sides of the insula, with a commercial area in the back. A tight spatial link is also found in rules aimed at resolving inheritance issues in case of fire in two distinct units (tabernae and horreum vinanum), albeit located in the same 236 architectural unit (insula) (Dig. 33, 7, 7) 92. On the other hand, the link between storage and commercial areas in this case should point to the functionality of these horrea, which, along with tabernae sales, could have been used not as grain warehouses but wine cellars (horreum vinarium) 93, although this is a hypothesis that cannot yet been confirmed. 45 Spanish epigraphy also tells us about servants’ working in the horrea, as was the case in Caesaraugusta (Zaragoza), a port city of great economic importance, given Ebro’s navigability in this area in the Roman period94. A tombstone belonging to Hyacintus, horrearius of Sura (HEp 25008) (Fig. 12), appeared in 1980. Greek origin of the deceased tells us about the servant status of the worker95 who didn’t have the tna nomina of free men, a legal condition common among the horreani 96. Even though the horrearius’ figure has been an object of discussion in modem historiography 97, we are still in the dark as to what his responsibilities and functions actually were. In this case, we could be talking about a man working for Sura at his horrea, who, in turn, entrusts his workers, the horreani, with the task of keeping the warehoused products safe or simply storing them (Dig. 19, 2, 56; idem Paulus, de off. praef. vig). This would mean there might have been some private horrea in the city or that storage space in public horrea was rented to private persons. It was the horrearius’ task of watching over the stored goods that triggered continuous abuse and cheating of the servants, who facilitated warehouse robberies in cahoots with the thieves by breaking locks. We know that this must have been widespread practice, at least in third Century AD, because Caracalla himself included the punishment of torture for slaves working as warehouses custodians in case of a robbery where locks had been broken98. 46 Close to the decumanus of Zaragoza, another epigraph was found including a freed slave’s dedication to a genius of the horrea (CIL II, 2991). These genii were revered as true gods because they were believed to provide royal protection99, and their image could be hung on the alcoves or aedicula of horrea’s inside forecourts or in small shrines and sacred areas honoring their cult100. They were guardian deities of the warehouses, deus in cuius tutela hic locus est101, or as Servius put it, Genium dicebant antiqui naturalem deum uniuscuiusque loci vel rei vel hominis (Serv. ad Georg, 1, 302). Inscriptions dedicated to the genii horreorum by the freed slaves and workers of servant origin are frequent in epigraphy102 and appear in both private as well as public horrea 103. Consequently, the inscription in Zaragoza does not offer any dues as to the ownership status of these horrea, which we can’t even connect to warehouses where Hyacintus, the horrearius of Sura, worked. On the other hand, this votive inscription indicates that, unlike what happened with professional associations (corpora, collegia or sodalicia), the workers in charge of warehouses did not organize in religious associations 104. In this case, the worker in question seems to have made his dedication in a specific context, fulfilling a promise to safeguard the warehouses. 237 Fig. 12 Inscription of the horrearius Hyacintus from the Roman city of Caesaraugusta (Zaragoza, Spain). “Horrea ecclesiae”: remarks on the role of the Church in the administration of food 47 In the late Roman period, there was a gradual increase of Church-owned properties. There are still some literary sources from Late Antiquity mentioning the storing of grain in the horrea ecclesiae 105, as was the case in Rome during the fourth Century. According to Gregory of Tours, Tiber river flooded in 590 and destroyed the Church horrea, along with the grain stored inside. In 605, Pope Sabinian ordered the ecclesiastical granaries to be opened (iussit aperiri horrea ecclesiae) in order to distribute the stored grain to the poor. This role of the Church as the benefactor of the poor through the giving away of grain was common over the centuries and remained one of the principal commitments of bishops who had no reservations about helping the poor. This is evident in a versed commemoration to the Bishop of Tarragona, Serge, dating back to mid sixth Century, which talks more about spiritual rather than mundane gestures as well as the Bishop’s character as a man of the Church, the benefactor of the poor (repperit alimentum) (RIT 939; AE 1997, 963). 48 A construction of a warehouse, an horreum, dating back to 387 AD in Hispania is mentioned in Oretum (Granâtula de Calatrava) (CIL· II 3222) 106. This inscription mentions the name of a contracter who registered the building (ex officina Homom) and recorded its landowner (Vasconi) and the officiais in charge of its administration, that is, the magistri and the scriba who tracked the amount of grain stored in the horreum. We don’t know if the supplies stored inside the horreum were managed and controlled by the Church, but it is curious that in Christo phrase was included in the inscription. 238 49 Based on the information available, it is difficult to determine the exact role of the Church in tax collection and their control over the agrarian activities during the fourth Century AD in Hispania. On the other hand, evidence from certain villae leads us to assume there was significant ecclesiastical control over the agricultural production. Thus far, we know for sure that the wine-growing production in the urban area of Tarraco (Tarragona) was indeed under ecclesiastical control 107. Similarly, the latest archaeological advances reveal the protection and control of grain production and storage on part of the Church in the Roman villa of El Saucedo (Toledo). In the late fifth and the beginning of sixth Century AD, the oecus of this rural establishment from the Early Empire period was renovated and turned into an enormous raised granary, and the salon of the old baths became a Christian basilica 108. This tight spatial link between the basilica and horreum possibly tells us about the relationship between agricultural supplies in the warehouse and territorial control of the basilica. In other words, this information reveals a reality that was beginning to change, a reality in which the ecclesiastical power was strengthening in the economic aspect of the decadent Roman Empire. References of the illustrations 50 Fig. 1, 5, 8: Javier Salido Domínguez. 51 Fig. 2: Fernandez Ochoa & Gil Sendino. 52 Fig. 3: Fernandez Ochoa et ali 2013, Fig. 84; Julio Mera, Zinco Comunicaciόn. 53 Fig. 4: Fernandez Ochoa et ali 2013, figs. 53 and 58. 54 Fig. 6: Cardoso & Encarnação 1999, fig. 3. 55 Fig. 7: Fabiâo 2006. 56 Fig. 9: Archive SIAM, Valencia; according to Escrivâ, I., Ribera., A. & Vioque, J. Guía del Centro Arqueolόgico de l’Almoina, Valencia 2010,45. 57 Fig. 10: Roman 2001, fig. 4. 58 Fig. 11: S. Vargas. 59 Fig. 12: Photographic database of Hispania Epigraphica. NOTES 1. Plu. The Roman and Greek Questions, 41: Among the things convenient for the cities, the most important one is a good legislation; among the most necessary ones, the abundance of resources. 2. Salido Dominguez, J., Horrea Militaria. El aprovisionamiento de grano al ejército en el occidente del Imperio Romano, Anejos de Gladius 14, Madrid, 2011. 3. Salido Domίnguez, J., “Los graneros militares romanos de Hispania”, A. Morillo, N. Hanel & E. Martin (eds.): Limes XX. Estudios sobre la Frontera Romana, Anejos de Gladius 13, volumen 2, Madrid, 679-692, 2009; Salido Dominguez, J., “El almacenamiento de cereal en los establecimientos rurales 239 hispanorromanos”, J. Arce & B. Goffaux (eds.): Horrea d'Hispanie et de la Méditerranée romaine, Madrid, 127-142, 2011b; Salido Dominguez, J., “The Grain Supply for the Roman Army in Republican Hispania”, XXI Limes Congress. Newcasde, BAR, forthcoming; Fernandez Ochoa et alii, “Ciudades amuralladas y annona militaris durante el Bajo Imperio en Hispania. Una cuestión a debate”, J. Arce & B. Goffaux (eds.): Horrea d'Hispanie et de la Méditerranée romaine, Madrid, 265-286, 2011; Morillo, A. & Salido Dominguez, J., “El aprovisionamiento del ejército en Hispania. Transporte, almacenaje y redistribución”, P. Vicente, J. (ed.): Militares y civiles en Roma. Dos mundos diferentes, dos mundos unidos, Colección Aquilafuente 163, Salamanca, 135-164, 2010. 4. Arce, J. & Goffaux, B. (eds.): Horrea d'Hispanie et de la Méditerranée romaine, Madrid, 2011. 5. For more on the historiographic debate regarding the surge of villae and territorial exploitation in the Republican period, see studies published in Time of changes. In the beginning of the Romanization, Studies on the rural world in the Roman Period 5, Girona, 2010; Nolla, J. et alii, De l'oppidum a la civitas. La romanització inicial de la Indigècia, Girona, 2010. 6. Purcell, N., “The Roman villa and the landscape of production”, T. J. Cornell & K. Lomas (eds.): Urban Society in Roman Italy, Tandon, 169-170, 1995. 7. Varro. tust. 1, 2, 14: Vilicus agri colendi causa constitutus atque appellatus a villa, quod ab eo in eam convehuntur fructus et evehuntur, cum veneunt. 8. For more on archaeological problems, see Salido Dominguez, J., “La documentación literaria aplicada al registro arqueológico: las técnicas de construcción de los graneros romanos rurales”, Espacio, Tiempo y Forma. Serie I: Prehistoriay Arqueologia 16-17, 463-478, 2003-2004; Salido Dominguez, J., “Los sistemas de almacenamiento y conservación de grano en las villae hispanorromanas”, C. Fernández Ochoa, C., Garcίa-Entero, V. & Gil Sendino, F, (eds.): Las villae tardorromanas en el Occidente del Imperio. Arquitecturay función. IV Coloquio Internarional de Arqueologίa de Gijón, Gijón, 693-706, 2008b; Salido Dominguez 2011b (see footnote 3). 9. The bibliography on the subject is abundant; see Nolla, J. et alii, De l'oppidum a la civitas. La romanització inicial de la Indigècia, Girona, 81-90, 2010. 10. Gracia Alonso, F, “Production y almacenamiento de excedentes agrίcolas en el NE. peninsular entre los siglos VI y II a.C. Análisis crítico”, R. Garcia Huerta & D. Rodriguez Gonzalez (eds.): Sistemas de almacenamiento y conservación de alimentos entre los pueblos prerromanos peninsulares, Cuenca, 9-72, 2009. 11. Rural horrea where we don’t know the civitas and the territorium to which they belonged are omitted from this work, as this makes their functionality as granaries dubious. 12. Leveau, P., “Le rapport ville-campagne dans l'Antiquité romaine: villa, ville, village”, Annales. Économes, Sociétés, Civilisations 38.4, 920-942,1983-1984. 13. Macias, J. Μ., “Horrea y estructuras de almacenamiento en la ciudad y territorio de Tarraco: una primera aproximación”, J. Arce & B. Goffaux (eds.): Horrea d'Hispanie et de la Méditerranée romaine, Madrid, 189-190,2011. 14. Salido 2011b (see footnote 3), 133. 15. Fernandez Ochoa et alii, El horreum de la villa romana de λ/eranes (Gijón, Asturias). Primer testimonio material de los hórreos de Asturias, Madrid, 2012. 16. Cerrillo et alii, “Excavaciones en la villa romana de Monroy (Cáceres), 1981-1985”, Extremadura Arqueológica 1, 167-186,1988. 17. Salido 2011b (see footnote 3), 135. 18. Cardoso, G. & Encarnação, J. D., “A villa romana de Freiria e o seu enquadramento rural”, Studia Historica. Histona Antigua 10-11, fig. 4,1992-1993. 19. Martinez, J. I., “El vocabulario de los asentamientos rurales (siglos I-IX d. C.): Evolución de la terminología”, A. Chavarría, J. Arce & G. P. Brogiolo (eds.): Villas Tardoantiguas en el Mediterráneo Occidental, Anejos AEspA XXXIX, 117-122, 2006. 240 20. Olmedo Grajera, A. B. & Vargas Calderόn, J., “Una „qarya“ emiral de la „kura“ de „Marida“ : intervenciόn arqueolόgica en la finca „Royanejos“”, Ménda, excavaciones arqueolόgicas 10, 37, figs. 23 and 27, 2004. 21. Vargas Calderόn, J. & Matesanz Vera, P, “Excavaciόn arqueolόgica yacimiento número 6-8: Plasencia sur - Canaveral este”, Extremadura arqueolόgica 10,121-122, figs. 1 and 2, 2006. 22. Drake, B., “Excavaciόn arqueolόgica en el yacimiento de los sectores plataforma norte y sur del yacimiento 12 B (Carrascalejo)”, Extremadura arqueolόgica 10, 225, fig. 1, 2006. 23. Aguilar Saenz, A. & Guichard, P, Villas Romaines d'Estrémadure. Doña Maria, La Sevillana et leur environnement, Madrid, 110-111, fig. 34, 1993. 24. Etienne, R., Les villas romaines de São Cucufate, Paris, plate L, n° 1-6,1990. 25. Maloney, S. & Hale, J., “The villa of Torre de Palma (Alto Alentejo)”, JRA 9, 282, fig. 4,1996. 26. Maloney & Hale 1996 (see footnote 25), 281, fig. 4. 27. Preliminary results were presented at the Congress of SECAH at Braga (April, 2013). 28. Moutoso Batata, C. A., Idade do ferro e romaniɀação entre os nos Zêɀere, Tejo e Ocreɀa, Lisbon, 45, 219-220, fig. 15,2006. 29. Etienne 1990 (see footnote 24), plate L, n° 22. 30. Aguilar & Guichard 1993 (see footnote 23), 123, fig. 43. 31. In the Rhine-Danube limes, in the late second Century AD, the grain for the troops was essentially supplied from the south because the Northern provinces where the army was based weren’t sufficiently fertile to feed the soldiers. In this context, we should draw a connection between the great horrea in the mllae located to the south of limes and the shipment of grain to the troops at the border (Salido 2011 (see footnote 2), 259, ref. 216). The storage capacity of those granaries was much bigger than of the rural Hispano-Roman granaries. 32. Cato (Agr. 2, 7, 4) recommends that the farmer should focus his production on the market in order to yield greater economic profit. The author also says that crop growing stopped being profitable for the landowners who preferred growing vineyards and olive groves. In fact, only grain deposit and type of use was recorded in the farms’accounting books; in turn, when it comes to wine and oil, we see sales records, retail price, outstanding invoices and remaining supplies. 33. Gabba, E., Del buon uso della riccheɀɀa, Milan, 152,1988. 34. Pompeian mills and baking furnaces were found in various villae pointing to a large-scale production, possibly for subsequent trade in the rural areas. Among these are the Veranes furnace (Fernandez Ochoa et alii, “El area de servicios de la villa romana de Veranes (Gij όn, Asturias)”, Villas romanas en el Occidente del Imperio Romano, Cádiz, forthcoming) and Veral de Vallmora furnace, located some 10 km from Iluro and Baetulo and some 20 km from Barcino (Martin I Oliveras, A., “Parc arqueològic Cella Vinaria (Teià, Maresme, Barcelona): descobrint el celler romà de Vallmora”, M. Prevosti & A. Martin i Oliveras (eds.): El vi tarraconense i laietà: ahir i avui. Actes del Simpòsium, Documenta 7, Tarragona, 200, fig. 5, 2009). Remains of mills and numerous agricultural tools from the Roman period were found in Cortijo del Donadío (Baena, Cόrdoba), on Guadaloz’left riverbank (Lacort Navarro, “Infraestructura hidrâulica rural de época romana en la campina de Cόrdoba”, Memorias de Historia Antigua 9, 52, 1988) and in Puente Grande from the Late Empire period (Cádiz) (Bernai & Lorenzo, “Las estructuras de la villa en los ss. IV y V d.C.”, D. Bernai & L. Lorenzo (eds.): Excavaciones arqueolόgicas en la villa romana del Puente Grande (Los Altos del Ringo Rango, Los Barrios, Cádiɀ). Una ventana al conocimiento de la explotaciόn econόmica de la Bahia de Algedras entre el s. Iy el V d.C., Cádiz, 114-115; fig. 63, 2002), among others. WilliamsThorpe writes about a mill found in Vilauba, even though out of context, which must have been made in the Olot area (Williams-Thorpe, “Provenancing and archaeology of Roman millstones from the Mediterranean area”, JAS 15, 253-305, 2008). Prevosti’s recent study (2011: 421-428) on the villae of ager tarraconensis tells us about the discovery of hand and animal-drawn mill remains used for grain treatment, such as the ones found in Els Antigons (Reus), Mas dels Frares (Constantí) and Mas de Alemany (Constantí) (Prevosti, “El sistema economic dels establiments de 241 l'ager Tarraconensis”’, M. Prevosti & J. Guitart i Duran (eds.): Ager Tarraconensis 2, El poblament, Documenta 16, Tarragona, 405-454, 2011). 35. Poor conditions in which Roman peasants lived are reflected in various references from the Early Empire period. Galen writes about his own experience with food supply in the country (Corpus Medicorum Graecorum, 5, 4, 2, 227): This one time, when I was young, I went looking for adventure in the country with two friends of the same age, and we met a group of peasants that had just finished eating. The women were about to make bread, since they didn’t have any, and one of them put some flour in a bowl to bake it. She added salt and offered it to us. Naturally, we accepted, as we had walked a lot and were quite hungry. We ate a lot but immediately after felt heavy weight in our stomach, as if we had eaten mud. Next day, we suffered horrible indigestion and were not able to eat anything else. I asked the people there how they felt after eating this baked flour and was told that they ate it frequently and that it indeed was heavy and indigestive.... 36. Salido 2003-2004 (see footnote 8); Salido Dominguez, J., “La investigaciόn sobre los horrea de época romana: balance historiográfico y perspectivas de futuro”, Cuadernos de Prehistoria y Arqueología de la Universidad Autόnoma de Madrid 34, 105-124, 2008; 2011 (see footnote 2). 37. Some warehouses that were found could have been used as temporary storage areas where grain was stocked in bags, but the construction techniques used in that case do not allow us to dehne them as raised granaries a priori. This was possibly the case with the horreum at Calipolis in the ager Tarraconensis (Prevosti 2011 (see footnote 34), 436-437), where archaeologists found support columns located sufhciently far apart so as not to be able to support the weight of the stored grain. Based on the information available, we can safely assume this was a warehouse for other types of product. 38. Dubouloz, J., “Propriété et explotation des entrepôts à Rome et en Italie (Ier-IIIe siècles)”, Mélanges de l'École française de Rome. Antiquité 120 (2), 277-294, 2008; Tran, N., “Les collèges d'horrearii et de mensores, à Rome et à Ostie, sous le Haut-Empire”, Mélanges de l'École française de Rome. Antiquité 120 (2), 295-306,2008. 39. Gabba 1988 (see footnote 33), 152-153; Chaouali, M., “Les nundinae dans les grands domaines en Afrique du Nord à l’époque romaine”, Antiquités Africaines 38-39, 375-386, 2005. 40. De Ruyt, Macellum. Marché alimentaire des Romains, Lovaina, 1983; Torrecilla Aznar, A. (2007): Los macella en la Hispania romana. Estudio arquitectόnico, funcionaly simbόlico. Tesis doctoral inédita de la UAM, Madrid. 41. In the Spanish case, the epigraphy does not mention areas of economic activity like the ones in Rome or in the North of Africa, called area radicaria or area frumentaria (Papi, E. & Martorella, F., “Il grano della Tingitana”, E. Papi (ed.): Supplying Rome and the Empire (Siena-Certosa, 2004), Journal of Roman Archaeology Supplementary Series 69, Portsmouth, 182-183, 2007); however, there were probably areas inside the city reserved for daily grain-related operations. 42. Dig. 50, 11, 2: Allowing farmers or fishermen to take their goods to the city to sell them jeopardiɀes the supply because they are away from their work. 43. Var. R. 3, 2,16; Cic. Div. 2, 27; Tiberius 34; Calig., 40, 2; Plin. Nat., 33,164; Edictum de Pretiis rerum venalium; Hist. Aug. Helvio Pertinax, 7, 5-7. 44. For more on the multiuse of the horrea, see Virlouvet, “Les entrepôts dans le monde romain antique, formes et fonctions. Premières pistes pour un essai de typologie”, J. Arce & B. Goffaux (eds.): Horrea d Hispanie et de la Méditerranée romaine, Madrid, 7-22, 2011. 45. Melchor Gil, E., “Evergetismo annonario y „Alimenta“ en Hispania romana”, Veleia 10, 95-104,1993. 46. Dubouloz 2008 (see footnote 38), 277-294. 47. The influence explains the appearance of first macella in cities like Celsa (Torrecilla 2007 (see footnote 40), 19). 48. The use of this building has been much debated in historiography. Some authors argue it was a curia or a governmental building; others claim it was a temple, where each of the five units was 242 dedicated to a particular deity. Manuel Medrano is convinced it was a market, given its proximity to the tanneries excavated on the site (Medrano et alii, “Reconstituciόn del edificio monumental de Contrebia Belaisca (Botorrita, Zaragoza)”, Complutum 1, 281-292, 1991). A. and M. Beltrán are the only ones arguing it was actually a warehouse (Beltrán, A. & Beltrân, M., “Hipόtesis sobre la funciόn del gran edificio de adobe de Contrebia Belaisca (Botorrita, Zaragoza)”, XIX Congreso Nacional de Arqueología, vol. II, Zaragoza, 356,1989). 49. Papi y Martorella 2007 (see footnote 41): 178-180. 50. These were perishable goods that, given the techniques used in the construction of the building, could only be conserved in the short term. 51. Salido Domínguez, J., “Manifestaciones religiosas y espacios sacros en los Horrea del Occidente del Imperio Romano”, Madrider Mitteilungen 53, 321,2012. 52. The bibliography on the building is ample, but the one study that stands out is the research done specifically on the city’s horrea (Ribera i Lacomba, A., “Los horrea de Valentia. De la República al Imperio”, J. Arce & B. Goffaux (eds.): Horrea dHispanie et de la Méditerranée romaine, Madrid, 201-224,2011). 53. Ribera considers that “the Numantian military buildings had similar floor plans, dating and most certainly function as the one in Almoina”; however, the research we were able to do on Schulten’s archaeological excavations allow us to conclude that the dividing walls in the Numantian horrea do not separate the cellae from the warehouse, but serve as floor support, so the building’s functionality is different (Salido 2009 (see footnote 3), 684-686). The layout of the dwarf walls, placed some 3 meters from one another and supporting the weight of the grain and other stored products, as well as their height leads us to assume they were used as a support System for the tabulatum. 54. Rickman, G., Roman granaries and store buildings, Cambridge, 163-170, 1971. 55. Between 1927 and 1929, an inscription (RIT 364) was discovered in Tarraco (Tarragona), as homage to a member of the ordo who led a legation in charge of the city’s grain supply (Melchor Gil, E., Evergetismo en la Hispania Romana, Tesis doctoral de la Universidad de Cordoba, Cόrdoba, 204, 1992). 56. Babled, H., De la cura annonae cheɀ les Romains, Paris, 1892; Lex Irnitana, XIX, 16, 2,17; Pérez Zurita, A. D., La edilidady las élites locales en la Hispania romana. La proyecciόn de una magistratura de Roma a la administraciόn imperial, Cordova/ Seville, 230-234, 2011. 57. Petronius’ Satyricon reflects the problems that plagued the population. For example, there’s Ganimedes’complaint during a banquet at Trimalchio’s (Petr. 44): Damned be the aediles in cahoots with the bakers!. Other references to the malpractice of the aediles is mentioned in Cic. Sest. 95, 114 and 118; Lucil, 48; Suet. Iul. 9; Suet. Dom. 8; V. Max. 6, 6, ext. 5. 58. Ordόñez Agulla, S. & Saquete Chamizo, J. G, “Una dedicaciόn votiva „ex multis pistorum“hallada en la Bética”, Habis 40, 204, 2009. 59. Román Rodriguez, “El almacenamiento de grano en Carmona: el horreum de San Blas”, A. Caballos (ed.): Carmona Romana. Actas del II Congreso de Historia de Carmona, 233-250, 2001. 60. Salido 2011 (see footnote 2), 86. 61. Salido 2011 (see footnote 2), 257. 62. Alkain, P., “Aportaciones al conocimiento de las primeras etapas de ocupaciόn de la aglomeraciόn urbana romana de Oiasso, siglos I A.C. y I A.D. Los materiales itálicos de la excavaciόn de Bidasoa-Santiago, Iran (Gipuzkoa)”, Arkeolan 16, 29-38, 2009-2010. 63. Adserias Sans et alii, “L'habitat suburbà portuari al sector afectat pel peri 2 (Jaume, 1Tabacalera)”, J. Ruiz de Arbulo (ed.): Tarraco 99. Arqueologia d'una capital provincial romana. Documents d'arqueologia clàssica 3, Tarragona, 146, 2000. 64. Papi & Martorella 2007 (see footnote 41). 243 65. Rodriguez Gudérrez, “Ilipa Romana: la configuraciόn de la ciudad a partir de los nuevos datos arqueolόgicos”, E. Ferrer, A. Fernandez, J. L. Escacena & A. Rodriguez (eds.): Ilipa Antiqua. De la Prehistoria a la Época Romana. I Congreso de Historia de Alcalá del Río, vol. 1, Seville, 178, 2007. 66. Morais, R. & Salido Dominguez, J., “El horreum de la ciudad romana de Bracara Augusta (Braga, Portugal): funcionalidad, tipología y contexto”, Sautuola, 2013, forthcoming. 67. Research done in Pompeii and Herculaneum tell us about the temporary reserves of perishable goods such as grain inside the houses, even though the amount of supplies is indicative of their continuous consumption and domestic use (Monteix, N., “La conservation des denrées dans l’espace domestique à Pompéi et Herculanum”, Mélanges de l'École française de Rome. Antiquité 120 (1), 123-138, 2008). 68. Salido, J. & Bustamante, M., Pistrina Hispaniae. Panaderías, molinerías y artesanado alimentario en la Hispania romana, Monographies Instrumentum 47, Montagnac, 2014. 69. The complete analysis of the artisanal structure and material found in Astorga is being studied by A. Morillo, J. Salido y R. Morais. 70. During the banquet, it is said that the site where Trimalchio's domus was located had previously been a pistrinum (Petr. 73, 2). 71. This depends on the ventilation and temperature, as the maturing occurs at a much slower pace during winter months. However, the distance between the mills and the urban hub was sufficiently small so as to avoid the spoiling of flour which occurs much faster in humid conditions. Consequendy, grain was generally transported in herring-bone patterns (Salido 2012 (see footnote 51): 253). This is why these pistrina or mills were not far from the town center. 72. Arenilla, M. “Obras hidráulicas en Hispania ”, I Congreso de Obras Publicas romanas Mérida, http://traianus.rediris.es/textos/hidraulicas.htm, 2002. 73. Estévez Morales, J. A., “Nuevos datos para el conocimiento arqueolόgico de un gran espacio extramuros prόximo al río Guadiana”, Mérida. Excavaciones Arqueol όgicas 1999, Memoria 5, 141-163, 2001; Alba Calzado, “La industria artesana en Augusta Emerita”, Alvarez, J. M. & Mateos, P., Actas del Congreso Internacional 1910-2010. El yacimiento emeritense, Mérida, 356, 2012. 74. Brun, J.-P., “Um primeiro moinho hidráulico romano na Peninsula iberica, em Conimbriga”, Portugal romano. A exploraçao dos Recursos naturais, Lisboa, 30-31,1997. 75. Abascal, J. M., Cebrián, R., Ronda, A. Ma. & Sala, F. (2007) (coords.): Baños de la Reina de Calpe. Un vicus romano a los pies del Peñόn de Ifach, Calpe, 69-78. 76. Salido et alii 2013 (see footnote 68). 77. Luzόn, J. M., La ltálica de Adriano, Sevilla, 1979, 62. 78. Salido et alii 2013 (see footnote 68). 79. Cicero (Dom. 10, 25) expresses his unease to a person he entrusted with the supply of Rome (omne frumentum privatum et publicum), buying grain (provincias frumentarias), transporting (mancipes) and storing it in the horrea, which means the manicipes were probably in charge of transporting grain to Rome (Alzon, C., Problèmes relatifs à la location des entrepôts en droit romain, Paris, 34, 1964). 80. The material remains that have appeared in Seville thus far, do not seem to correspond to big horrea. The only one that could have stored State-administered grain was the building in Francos Street, but, according to latest research, it could also have been used for the storage of Baedcan oil exported to Rome (Ordόñez Agulla, S. & González Acuña, D., “Horrea y almacenes en Hispalis·. evidencias arqueolόgicas y evoluciόn de la actividad portuaria”, J. Arce & B. Goffaux (eds.): Horrea d'Hispanie et de la Méditerranée romaine, Madrid, 173, 2011). Still, In the light of recent archaeological data, it seems we cannot confirm that this building corresponds to the typical horrea model with a forecourt which included the cellae organized around this central space. 81. Le Roux, R, “L'huile de Bétique et le prince sur un itinéraire annonaire”, Hommage Robert Etienne, Paris, 265, 1988. For more on this subject, see Remesal, J., La annona militaris y la exportación de aceite bético a Germania, Madrid, 101-102,1986. 244 82. Well-known in this context are the emperors’efforts to concede privileges to the negotiatores or navicularii who worked with Rome’s supply, such as the Edict of Claudius that offered reimbursement guarantees in case of a shipwreck or the soiled goods (Suet. Cl. 18, 3-4 y 19; Gaius, Inst. 1, 32, c; Tac. Ληη. 12, 43, 2-4), thoroughly analyzed by Rougé, Pomey and Tchernia (Rougé, J., Recherches sur l'organisation du commerce maritime en Méditerranée sous l'Empire romain, Paris, 1966; Pomey, P. & Tchernia, A., “Le tonnage maximum des navires de commerce romains”, Archaeonautica 2 (2), 237-243, 1978). The Digest (50, 5, 3; 50, 6, 6, 8) also tells us about the immunity of municipal Supervisors to whom it was contributed with one or more cargo ships with at least 50,000 bushel baskets during Hadrian’s reign. 83. Codex Theodosianus (13. 5. 4) tells us about tax regulations for merchants from Spanish ports upon their arrival to Portus. 84. Various inscriptions have been preserved in Hispania which tell us about the annonary euergetism, see Rodriguez Neila, J. F., “Notas sobre las,annonae‘municipales de Hispania”, Hispania Antiqua 5, 315-326, 1975; Rodriguez Neila, J. F., “Liberalidades públicas y vida municipal en la Hispania Romana”, Veleia 6,135-170,1989; Dardaine, S. & Pavis D'Escurac, U., “Ravitaillement des cités et evergetisme annonaire dans les provinces occidentales sous le haut-Empire”, Ktema 11, 291-302, 1986; Melchor Gil 1992 (see footnote 55), 203; 1993 (see footnote 45); Navarro Caballero, M., “Les dépenses publiques des notables des cités en Hispania Citerior sous le HautEmpire”, Revue des études antiennes 99 (1-2), 109-140,1997. 85. Omnem relegit idibus pecuniam, quaerit kalendis ponere (see Fita 1898: 533-534). 86. D'Ors, A., Epigrafía jurídica de la España romana, Madrid, 382,1953. 87. Lara, F., Epigrafia romana de Lérida, Lérida, 229-231,1973. 88. Vat. 187; CIL IX, 1160; CIL IX 1619; CIL X, 146; CIL X, 4584. 89. Refunds were made on the idus, as Horace himself confirms (Epod. 2; Sat. 1, 6) and the Digest (46, 3, 89, 2, scaev. 29). For more on this subject, see Giliberti, G, Legatum kalendarii. Mutuo feneratiɀio e struttura contabile del patrimonio nell’età del Principato, Napols, 5-14,1984. 90. The CIL· II, 4125 epigraph alludes to the conflict between Valeria Faventina, a relative of Valerius Faventius of Aeso, and other landowners regarding property limits, indicating ample land ownership on part of gens Valeria (see Pons, J., “Propiedad privada de la tierra y comunidades campesinas pirenaicas: Análisis de una sentencia judicial del año 193”, Memorias de historia antigua 3, 111-124, 1979). The duumvir’s wealth indicates that the grain came from his own stock (Melchor 1993 (see footnote 45), 99). 91. There is a historigraphic debate on the meaning of solo empto. Traditionally, experts thought the land was bought by the city, but Goffaux argues that the construction took place on plots bought by the city’s euergetes (Goffaux, B., “Evergétisme et sol public en Hispanie sous l'Empire”, Mélanges de la Casa de Veláɀqueɀ 33.2, 225-247, 2003). 92. Dubouloz 2008 (see footnote 38), 280. 93. Written sources tell us about the construction of horrea vinαriα (Sen. Ep. 114, 25; Hor. Carm. 3, 28, 7; Dig. 33.7.7). 94. Recent research in Zaragoza has revealed structures of the ancient Caesaraugusta river port (see Erice, R., “El puerto fluvial de Caesaraugusta”, J. Arce & B. Goffaux (eds.): Horrea d'Hispanie et de la Méditerranée romaine, Madrid, 143-158, 2011). 95. Two inscriptions mentioning Hyacinthus were found in Hispania in Sagunto (EE IX 379; CIL 112/14, 540; HEp 12, 2002, 506) and Mérida (Ramírez Sádaba, J. L., “Anexo C. Epigrafía”, J. M. Alvarez & T. Nogales (eds.): Forum Coloniae Augustae Emeritae. «Templo de Diana», Mérida, 364-365, n° 17, 2003; AE 2003, 877; HEp 13, 2003-2004). 96. Dubouloz, 2008 (see footnote 38), 282. 97. For more on the fonctions of the horrearius, see Alzon 1964 (see footnote 79); Dubouloz 2008 (see footnote 38); Dubouloz, J., La propriété inmobilière à Korne et en Italie, Ier-Ve siècles, BEFAR 343, 245 Roma, 2011; Serrano-Vicente, M., Custodiam Praestare. La prestaciόn de custodia en el derecho romano, Seville, 2006. 98. Serrano-Vicente 2006 (see footnote 97): 134-135. 99. Speidel, M. & Dimitrova-Mileva, A., “The Cult of the Genii in the Roman Army and a new military deity”, Aufstieg und Niedergang der römischen Welt 16.2, 1549-1550, 1978. 100. The only statuette of a genius horreorum – in this case in a military setting-has been found in the Niederbieber camp (CIL XIII, 7749). The statuette is very interesting because its dimensions and meaning tell us about it’s placement in an alcove or aedicula of the horrea (Salido 2012 (see footnote 51)). The epigraphy also tells us about the other sculpture’s placement, which hasn’t been preserved, but must have been placed in a small sacellum in the central interior forecourt of the Horrea Agrippiana, dedicated by three curatores of a collegium to other merchants related with the horrea (AE 1915, 97; AE 1923, 57; AE 1927, 97) (Rickman 1971 (see footnote 54), 312-315; Salido 2012 (see footnote 51)). 101. Rickman 1971 (see footnote 54), 312; Henzen, W., Acta Fratum Arvalium, Berlin, 146, 1874. 102. Rickman 1971 (see footnote 54), 312-315; Salido 2012 (see footnote 51). 103. It is difficult to distinguish between the private and public horrea based on a simple reference to a particular horreum or a worker’s dedication. 104. Tran 2008 (see footnote 38), 298-299. 105. Rickman 1971 (see footnote 54), 156-157. 106. Arce, J., “Horrea y aprovisionamiento en Hispania (ss. IV-VI)”, J. Arce & B. Goffaux (eds.): Horrea d'Hispanie et de la Méditerranée romaine, Madrid, 289-290, 2011. 107. Peña Cervantes, Y., Torcularia. La producciόn de vino y aceite en Hispania, Documenta 14, Madrid, 188, 2010. 108. Castelo, R. et alii, “El Saucedo (Talavera la Nueva, Toledo). Un ejemplo de villa bajoimperial en la provincia de la Lusitania”, A. Chavarría, J. Arce & G. P. Brogiolo (eds.): Villas Tardoantiguas en el Mediterráneo Occidental, Anejos de AEspA 39, Madrid, 173-196, 2006. 246 Die Basilika – vom Wirtschaftsgebäude zum Sakralbau 247 Die Sakralisierung der Basilika in der Spätantike Jürgen J. Rasch 1 Als Ausblick auf ein Weiterbestehen des Bautypus Basilika über die eigentliche Antike und über die bisher übliche Nutzung hinaus soll im Folgenden Stellung genommen werden zu den seit dem 4. Jahrhundert einsetzenden Veränderungen. 2 Zwei wegweisende Ereignisse stehen am Beginn einer Neu-Interpretation des traditionellen Basilika-Typus: 1. Der Sieg Konstantins über seinen Mitkaiser Maxentius vor der Milvischen Brücke am 28. Oktober 312 und die Einnahme Roms am folgenden Tag durch Konstantin 1. 2. Die Mailänder Konvention zwischen den beiden Regenten Konstantin und Licinius im Februar 313, die dem Christentum den Status einer religio licita einräumte 2. 3 4 5 Der monumentale Kirchenbau wurde seit dieser Zäsur zur wichtigsten Bauaufgabe. Für die nun zu erwartenden großen Menschenmassen, die in die christlichen Gemeinden drängten, musste ein geeigneter Bautypus entwickelt werden, der sich weder in der Funktion noch in der Bedeutung an der paganen Sakralarchitektur, das heißt also am römischen Tempelbau, orientieren konnte. Akzeptabel für den neuen Zweck konnte nur ein Bautypus sein, der kultisch neutral war und der zudem in Bauform und Konstruktion in der Lage war, einen großflächigen und gut belichtbaren Raum zu bieten für die nun - im Gegensatz zu den griechischen und römischen Tempelkulten nicht mehr im Freien, sondern in gedeckten Räumen stattfindende gottesdienstliche Versammlung. Das Neue Testament spricht in diesem Zusammenhang von ἐκκλησία mit der Grundbedeutung ,Versammlung‘. Im paulinischen Sprachgebrauch wird der Begriff präzisiert zu ἐκκλησία του Θεου oder ἐκκλησία του Χpιστου und dient dazu, dem den Griechen geläufigen Ausdruck - nämlich für die, Volksversammlung‘ - einen neuen, einen christlichen Sinn zu geben3, der dann auf die christliche Gemeinde und später auf das Gebäude, die Kirche, überging. Auf der Suche nach den typologischen Wurzeln dieses neuartigen Versammlungsraums stößt man zunächst auf die basilica forensis 4, ein seit Jahrhunderten gebräuchlicher 248 Bautypus, der zudem in der Stadt Rom am Anfang des 4. Jahrhunderts in bedeutenden Exemplaren unmittelbar vor Augen stand. Unter anderen sind dies • die Basilica Iulia auf dem Forum Romanum. Ein erster Bau an dieser Stelle wurde 170 v. Chr. errichtet. Erhalten war im 4. Jahrhundert der Bau in der Gestalt des diokletianischen Wiederaufbaus nach dem Carinusbrand im Jahr 2835, eine Ringhalle mit doppeltem Umgang und Emporen, wahrscheinlich mit Obergaden, in einer inneren Gesamtbreite von rund 43 m (ohne Tabernen) und einer Länge von 109 m. Nach außen war der Bau zum Forum hin offen. • die Basilica Ulpia am Trajansforum, erbaut etwa 107 6, ebenfalls eine Ringhalle mit doppeltem Umgang und mit zwei großen Exedren an den Schmalseiten. Rekonstruiert werden auch hier Emporen und Obergaden. Die innere Gesamtbreite beträgt rund 60 m, die Länge 120 m. Abb. 1 Leptis Magna, Basilica Severiana, Rekonstruktion. 6 Eine andere Form erscheint in der Basilica Severiana in Lepds Magna (Libyen), die um 210 entstand (Abb. 1): eine dreischiffige Anlage mit Apsiden an den Schmalseiten, Emporen und Obergaden, mit einer inneren Gesamtbreite von rund 37 m und einer Länge von rund 70 m (ohne Apsiden). Der Bau wird in der Querachse erschlossen. Doppelapsiden besaßen auch einige andere Basiliken, zum Beispiel in Augst (bei Basel) und in Kempten (Allgäu)7. Schon sehr früh wurde in den Provinzen eine Form mit einfachem Umgang eingeführt. Die bedeutendste unter ihnen ist die Basilika in Pompeji (Abb. 2), erbaut um 120 v. Chr., mit einer Gesamtbreite von rund 23 m und einer Länge von 56 m (ohne Zubauten)8, Der Bau hatte keine Emporen, war also mit beidseitig durchlaufenden Dachflächen gedeckt, und war mit einem Chalcidicum ausgestattet. Er war vom Forum aus in der Längsachse zugänglich, besaß aber zusätzliche Eingänge in der Querachse. 249 7 Zurück nach Rom: Schon zwischen 313 und 315 wurde auf Initiative Konstantins der erste große Kirchenbau in der Stadt Rom in Angriff genommen: die Basilica Lateranensis9 (Abb. 3), errichtet als Bischofskirche auf einem in kaiserlichen Händen befindlichen Grundbesitz10. Nach den Untersuchungen von Volker Hoffmann11 war dies eine fünfschiffige Basilika mit Obergaden, Apsis und kleinen seitlichen Annexen an den Enden der Seitenschiffe, ohne Emporen. Die wesentlichen Elemente der Grundform nämlich der basilica forensis - bestimmen auch diesen neuartigen Bau: Fünfschiffigkeit (wie bei den genannten Profanbasiliken in Rom), Obergaden (wie an den Beispielen in Rom und Lepds), Apsis (statt zwei Apsiden wie in Leptis allerdings nur eine). Der Bau besaß keine Emporen. Abb. 2 Pompeji, Basilika. Abb. 3 Rom, Basilica Lateranensis, Rekonstruktion. 250 8 Als zweite Kirche entstand in Rom ab etwa 322 die Basilica Vaticana (Abb. 4), ebenfalls eine fünfschiffige Basilika mit Obergaden, Apsis und ohne Emporen 12. An diesem Bau ist erstmalig ein Querhaus zwischen Langhaus und Apsis eingefügt. Es scheint so, dass dieser Baukörper zunächst nur als baulicher Querriegel zum Auffangen des Langhauses, als monumentaler Abschluss des gerichteten Raums zusammen mit der in dessen Außenwand liegenden Apsis gedacht war13 und erst später bestimmte kultische Funktionen innerhalb des Sakralbaus übernahm14. Dieses Bauelement ist eine Neuentwicklung der frühchristlichen Sakralarchitektur in Rom, wird in der Mitte des Jahrhunderts in der basilica vetus (S. Tecla) in Mailand übernommen 15 und am Ende des Jahrhunderts in S. Paolo fuori le mura in Rom zum eigenständigen Bauteil weiterentwickelt16, wird aber sonst im Westen kaum weitergeführt17. Abb. 4 (rechts) Rom, Basilica Vaticana, Rekonstruktion. 251 Abb. 5 Rom, S. Agnese fuori le mura, Rekonstruktion. Abb. 6 Trier, Palastaula. 9 Die zur gleichen Zeit außerhalb der Mauern Roms entstehenden Coemeterialbasiliken sind Umgangsbasiliken und haben ausnahmslos drei Schiffe. Die größte unter ihnen ist S. Agnese fuori le mura an der Via Nomentana (Abb. 5). Sie wurde um 340 errichtet und 252 ist nach den neuen Untersuchungen die erste chrisdiche Emporenbasilika der Stadt 18. Weitere folgen im 4., 5., 6. und 7. Jahrhundert in Rom selbst und auch in anderen Orten im Westen des Römischen Reichs19. Auch die großen Kirchenbauten Konstantins in Konstantinopel und Jerusalem besaßen Emporen und wohl auch Obergaden und waren – wie die großen römischen Kirchen – fünfschiffig, so die μεγάλη ἐκκλησία, die spätere Hagia Sophia in Konstantinopel, wie aus den Untersuchungen der unter der heutigen Kirche vorhandenen Fundamente geschlossen werden kann20, und die Grabeskirche in Jerusalem nach den Beschreibungen des Eusebius von Caesarea 21 sowie den Ergebnissen der Grabungen22. 10 Auffällig ist weiterhin, dass, beginnend mit dem ersten großen Sakralbau, der Basilica Lateranensis, die Apsis ein wesentliches Charakteristikum des frühchristlichen und auch des gesamten weiteren Kirchenbaus ist. Da die basilica fournis – mit Ausnahme der wenigen Beispiele mit Doppelapsiden – auf diese Akzentuierung verzichtete, könnten die Vorbilder für dieses Detail in einem anderen Bautypus zu suchen sein 23: Die Palastaula (aula regia) innerhalb der spätantiken Residenzen war eine einfache rechteckige hohe Halle, die in der Hauptachse gegenüber dem Eingang mit einer geräumigen Apsis abschloss. Die folgenden drei sind die markantesten Beispiele: • Die um 305 errichtete Palastaula Konstantins in Trier (Abb. 6) mit einer inneren Breite von rund 27 m und einer Länge von 56 m, ausgestattet mit doppelten Reihen hoher Fenster und einer rund 18 m breiten Apsis24. • Die Palastaula in der Residenz des Maxentius an der Via Appia vor Rom, um 308 entstanden, mit einer inneren Breite von rund 20 m und einer Länge von rund 33 m. Wie aus den vorhandenen Resten zu schließen ist, war sie ebenfalls mit doppelten Fensterreihen ausgestattet. Sie besaß eine rund 11 m breite Apsis25. • Die Palastaula der Villa bei Piazza Armerina im Bergland von Sizilien, datiert um 300, mit einer inneren Breite von rund 13 m, einer Länge von 24 m und einer rund 11 m breiten Apsis. Auch dieser Raum dürfte - aus den Proportionen zu schließen - doppelte Fensterreihen besessen haben26. 253 Abb. 7 Rom, S. Sabina. 11 Alle diese Beispiele waren mit quergelagerten Vorräumen ausgestattet, so auch die weniger bedeutenden Beispiele in anderen Residenzen, etwa im Diokletianspalast in Split in Dalmatien (etwa 305)27 oder im Galeriuspalast in Gamzigrad in Serbien (etwa 305)28. 254 Abb. 8 Saloniki, Hagios Demetrios. 12 Diese Hallen waren Thronsäle, die das Zentrum der spätantiken Residenzen bildeten und in besonderer Weise der Ausübung des spätantiken Herrscherkults dienten. Sie wurden wie ein Heiligtum ausgestattet. Der Thron, der seine Aufstellung in oder vor der Apsis fand29, wurde zum Allerheiligsten erhoben30. Die Apsis umfängt quasi den Platz des zu göttlichen Ehren erhobenen Kaisers und erscheint damit selbst als Hoheitszeichen. In ganz ähnlicher Funktion erscheint sie auch im christlichen Kirchenbau beginnend mit der Basilica Lateranensis:»Von der den Raum schließenden Apsis umgeben, thronte der Bischof als Statthalter Christi« 31. 13 In der weiteren Entwicklung wird dann die dreischiffige Basilika zum Standardtypus der basilica dominica, wie der christliche Kultbau bereits seit dem Anfang des 4. Jahrhundert zur Unterscheidung von den profanen Saalbauten genannt wird 32. Dieser Typus entsteht in Rom am Ende des 4. Jahrhunderts, breitet sich dort besonders im 5. Jahrhundert aus und wird unter anderem bereits im zweiten Viertel des Jahrhunderts von Ravenna übernommen33. Ein früher bedeutender Bau ist S. Sabina auf dem Aventin in Rom (Abb. 7), entstanden um 430: ein dreischiffiger, langgestreckter Baukörper mit Apsis, im Aufbau schlank, mit Obergaden und ohne Emporen, ursprünglich mit einer Vorhalle 34 ausgestattet34. 255 Abb. 9 Tipasa, Große Basilika. 14 Danach entwickelt sich der Typus in unterschiedlichen Varianten: Im Osten entstehen im 5. Jahrhundert wieder Bauten mit Querhaus und Vorhalle, hier Narthex genannt: Die um 450 erbaute Leonidasbasilika in Lechaion, dem Nordhafen Korinths, ist ein langgestreckter dreischiffiger Bau mit Querhaus, Apsis und Narthex 35. Am Ende des 5. Jahrhunderts wird in Saloniki die Demetrios-Basilika errichtet (Abb. 8), ein fünfschiffiger Bau mit Apsis, Narthex und nun wieder mit Emporen 36. – Anders verläuft die Entwicklung in der Frühzeit in Palästina, z.B. in den relativ kleinen Kirchen der Städte in der Wüste Negev: Die dreischiffige Nordkirche in Sobata wurde um 350 erbaut. Ihre innere Breite beträgt etwa 12 m. Sie ist ausgestattet mit Apsis, Narthex, Atrium, Nebenräumen und einem seitlich angeschlossenen Baptisterium. Anfang des 6. Jahrhunderts wurden aus liturgischen Gründen an den beiden Seitenschiffen je eine zusätzliche Apsis angefügt37. – In Nordafrika lässt sich eine auffällige Tendenz zur Vielschiffigkeit beobachten. Seit dem Ende des 4. Jahrhunderts entstehen drei- bis neunschiffige Anlagen, meist mit Emporen, unter anderen die Basilika in Tebessa (Algerien), dreischiffig, mit Emporen; die große Basilika in Thelepte (Tunesien), fünfschiffig, mit Emporen; die große Basilika in Tipasa (Algerien), siebenschiffig, mit Emporen (Abb. 9); die Kirche im christlichen Bezirk Damous el Karita in Karthago (Tunesien), neunschiffig (einziges Beispiel), wahrscheinlich ebenfalls mit Emporen 38. Als ein weiteres Phänomen treten seit dem 4. Jahrhundert in Nordafrika und seit dem 5. Jahrhundert auf der iberischen Halbinsel Kirchen mit Doppelapsiden au 39. 15 Aus all diesen Beobachtungen lässt sich zusammenfassend konstatieren: Aus dem Formenschatz der römischen Architektur und hauptsächlich durch Umbildung des seit langem bestehenden Typus Basilika entsteht eine formal neue Komposition, adaptiert für den christlichen Gottesdienst. Die traditionelle Ringhalle wird zum gerichteten Raum, der auf eine in aller Regel obligatorische Apsis bezogen ist, die ihrerseits aus 256 dem Kontext der Palastaula übernommen zu sein scheint. Die Drei- und Fünfschiffigkeit der frühen christlichen Basiliken wird übernommen aus dem Bestand der basilica forensis in ihren bis ins 4. Jahrhundert hinein reichenden Beispielen und angepasst an die neue Längsausrichtung. Das Querhaus ist ein in Rom entstandenes, neu eingeführtes Bauglied. – Maßgeblicher Initiator für die Entstehung der christlichen Basilika ist Konstantin in Rom, in Konstantinopel und im Heiligen Land, dort in die Wege geleitet durch seine Mutter, die Kaiserin Helena. Der Architekt - verantwortlich für Entwurf und Gestaltung – und die Bauhütte – verantwortlich für Bautechnik und Ausführung – sind römisch40. Abbildungsnachweis 16 Abb. 1: Boëthius-Ward Perkins a. O. (s. o. Anm. 26) Abb. 179. 17 Abb. 2: Ohr a. O. (s. o. Anm. 8) Rückseite von Taf. 37, bearbeitet von Jürgen Krüger. Abb. 3: Krautheimer, Architecture a. O. (s. o. Anm. 16) Abb. 11. 18 Abb. 4: Arbeiter a. O. (s. o. Anm. 12) Beil. 1. 19 Abb. 5: Rasch-Arbeiter a. O. (s. o. Anm. 18) Taf. 189 A. 20 Abb. 6: Günter a. O. (s. o. Anm. 23) Abb. 2. 21 Abb. 7: Walther Buchowiecki, Handbuch der Kirchen Roms 3 (Wien 1974) Abb. 39. 22 Abb. 8: Krautheimer, Architecture a. O. (s. o. Anm. 15) Abb. 79. 23 Abb. 9: Christern, Emporenkirchen a. O. (s. o. Anm. 38) Abb. 4. NOTES 1. Hartwin Brandt, Konstantin der Große. Der erste christliche Kaiser, 2. Aufl. München 2007, S. 42ff. 2. Brandt (wie Anm. 1), S. 70. 3. Walter Bauer, Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur; 6., völlig neu bearbeit. Aufl., hrsg. von Kurt Aland und Barbara Aland; Berlin/New York 1988, Sp. 485-486. 4. Friedrich Wilhelm Deichmann, Einführung in die christliche Archäologie, Darmstadt 1983, S.77 f. 5. Filippo Coarelli, Guida Archeologica di Roma, 2. Aufl. Mailand 1975, S. 81f. 6. Christoph F. Leon, Die Bauornamentik des Trajansforums, Wien/ Köln/ Graz 1971, S.- 42ff. 7. Luigi Crema, L’architettura romana, Turin 1959, S. 371 Abb. 437 (Augst); S. 517 Abb. 678 (Kempten). 8. Karlfriedrich Ohr, Die Basilika in Pompeji, Berlin/New York 1991, S. 56 ff., Taf. 37 Rückseite, 61. 9. Theologische Realenzyklopädie Bd. 18 (1989) 423f., s.v. Kirchenbau I (Hugo Brandenburg). 10. Brandt (wie Anm. 1), S. 86. 11. Volker Hoffmann, Die Fassade von San Giovanni in Laterano 313/14-1649, Römisches Jahrbuch für Kunstgeschichte 17 (1977), S. 36ff., Abb. 35. 257 12. Achim Arbeiter, Alt-St.-Peter in Geschichte und Wissenschaft, Berlin 1988, S. 75ff., Beil. 1, 2. 13. Jürgen J. Rasch, Das Mausoleum der Kaiserin Helena in Rom und der ,Tempio della Tosse‘ in Tivoli, Spätantike Zentralbauten in Rom und Latium, Bd. 3, Mainz 1998, S. 36f. 14. Jürgen Christern, Der Aufriß von Alt-St.-Peter, 2. Teil, Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte 85 (1969), S. 26f. Weiter zur Erörterung über die bauliche und kultische Funktion des Querhauses und seine weitere Entwicklung: Günther Stanzl, Längsbau und Zentralbau als Grundthemen der frühchristlichen Architektur, Wien 1979, S. 60ff., Taf. 27. Arbeiter (wie Anm. 12), S. 200ff. 15. Deichmann (wie Anm. 4), S. 250. 16. Richard Krautheimer, Early Christian and Byzantine Architecture, 4. Aufl. Città del Vaticano 1986, S. 88. 17. Dazu Arbeiter (wie Anm. 12), S. 228ff. 18. Jürgen J. Rasch - Achim Arbeiter, Das Mausoleum der Constandna in Rom, Spätantike Zentralbauten in Rom und Latium, Bd. 4, Mainz 2007, S. 65ff.,Taf. 187-189. 19. Jürgen J. Rasch, La formazione della basilica con gallerie nel quarto secolo, in: Hugo Brandenburg - Federico Guidobaldi (Hrsg.), Scavi e scoperte recenti nelle chiese di Roma, Città del Vaticano 2012, S. 93ff. 20. Krautheimer (wie Anm. 16), S. 460 (Anm. 27). 21. Eus., vita Const. 3,37. 22. Virgilio Corbo O.F.M., Il Santo sepolcro di Gerusalemme, Jerusalem 1982, S. 103; Krautheimer (wie Anm. 1), S. 60ff., Abb. 27(B). 23. Zur Entwicklung durchfensterter Apsiden allgemein: Roland Günter, Wand, Fenster und Licht in der Trierer Palastaula und in spätantiken Bauten, Herford 1968, S. 60f. 24. Günter (wie Anm. 23), S. 29ff., Abb. 2, 10. 25. Giuseppina Pisani Sartorio - Raissa Calza, La villa di Massenzio sulla via Appia, Rom 1976, S. 91ff., Taf. 57. 26. Günter (wie Anm. 23), S. 34f, Abb. 7; Filippo Coarelli - Mario Torelli, Sicilia, Guide archeologiche Laterza 13, Rom/Bari 1984, S. 180, Abb. S. 174. 27. Axel Boëthius - John B. Ward Perkins, Etruscan and Roman Architecture, The Pelican History of Art, Harmondsworth 1970, S. 526, Abb. 200. 28. Dragoslav Srejovic, Roman Imperial Towns and Palaces in Serbia, Belgrad 1993, S. 131, Abb. 7, 51. 29. Deichmann (wie Anm. 4), S. 76f. spricht sich gegen die Hypothese der» Entstehung der christlichen Basilika aus der kaiserlichen Palastbasilika «aus. Hier jedoch geht es allein um die Funktion der Apsis. 30. Ernst Kornemann, Geschichte der Spätantike, München 1978, S. 41f. 31. Deichmann (wie Anm. 4), S. 72. 32. Deichmann (wie anm. 4), S. 77. 33. Friedrich Wilhelm Deichmann, Frühchristliche Kirchen in Rom, Basel 1948, S. 38; Krautheimer (wie Anm. 16), S. 167,168 ff., 181 ff. 34. Richard Krautheimer - Spencer Corbett - Wolfgang Frankl, Corpus Basilicarum Christianarum Romae, Bd. 4, Città del Vaticano 1970, S. 87ff., Taf. 5, 6. 35. Krautheimer (wie Anm. 16), S. 131ff., Abb. 88. 36. Krautheimer (wie Anm. 16), S. 125ff., Abb. 79-82. 37. Avraham Negev, Christen und Christentum in der Wüste Negev, Antike Welt 13 (1982) Heft 2, S. 20f., Abb. 8, 29. 38. Jürgen Christern, Emporenkirchen in Nordafrika, Akten des VII. Internationalen Kongresses für Christliche Archäologie, Trier 1965, Città del Vaticano 1969, S. 410ff., Abb.4, 5b., c., 6b, 17. Krautheimer (wie Anm. 16), S. 187ff., Abb. 150, 151, 158. 258 39. Noel Duval, Les églises africaines à deux absides II, 1973; Thilo Ulbert, Frühchristliche Basiliken mit Doppelapsiden auf der iberischen Halbinsel, Berlin 1978. 40. Zur bisherigen wissenschaftlichen Diskussion über die Entstehung der christlichen Basilika: Deichmann (wie Anm. 4), S. 75ff., Arbeiter (wie Anm. 12), S. 194ff. 259 Zur Typen- und Begriffsgeschichte der Basilika Jürgen Krüger Ich danke meinen Karlsruher Kollegen, Herrn Prof. Dr. Johann Josef Böker, Prof. Dr. Volker Herzner und Dr. Karlfriedrich Ohr, für teilweise sehr ausführliche Diskussionen dieses Themas. Verbleibende Fehler sind meine. 1 Der Begriff „Basilika“ gehört zu den schillerndsten Wörtern der Architekturgeschichte und darüber hinaus der Kulturgeschichte. Kaum ein Begriff ist so sehr in aller Munde, wird von Archäologen, Kunst- und Bauhistorikern, Theologen und Laien gleichermaßen verwendet, ohne dass der eine wirklich weiß, was der andere darunter versteht. Seine weite Verbreitung in mehreren Fachwissenschaften und im laienhaften Bildungsbürgertum sorgt für Verwirrung. Und die Sekundärliteratur zum BasilikaBegriff ist kaum noch überschaubar. Dieser wissenschaftsgeschichtliche Beitrag wird sich auf wenige Aspekte beschränken: Wie entstand der moderne Architekturbegriff, mit dem die Allgemeinheit ein Kirchengebäude assoziiert? Wie hängt das Kirchengebäude mit der Basilika der Antike zusammen1? Vorbemerkung 2 Jahrelang begegneten sich zwei der Organisatoren dieser Tagung, Karlfriedrich Ohr und ich, auf den Fluren der hiesigen Architekturfakultät, meist auf dem Weg zu einer Vortragsveranstaltung. „Wir müssen uns sprechen“, sagten wir jedes Mal. Der eine hatte über die Basilika von Pompeji gearbeitet2, der andere in seiner Studie über die Architekturgeschichte des 19. Jahrhunderts die Wiederherstellung der Basilika in Trier behandelt3. Fast 2000 Jahre lagen zwischen diesen beiden Bauaktivitäten, beide verband die Bauaufgabe „Basilika“. Etliche Zeit später war es soweit. Nach einigen internen Gesprächen schälte sich der Fragenkomplex heraus, der den Bau- und den Kunsthistoriker gleichermaßen interessierte, nämlich die Bauaufgabe Basilika einmal über die Jahrhunderte zu verfolgen. Daraus resultierte eine Tagung im Jahr 2007 in Einsiedeln in der unter Architekturhistorikern hoch angesehenen neuen Stiftung 260 Bibliothek Werner Oechslin4, deren vielfältige Ergebnisse als Gesamtpublikation leider unpubliziert geblieben sind5. Ein neuer Ansatz, der mit anderen Fragestellungen verbunden war, führte schließlich zu der Karlsruher Tagung, bei der die nachantike Basilika aber nicht mehr im Mittelpunkt stand. Dessen ungeachtet soll an dieser Stelle der Versuch unternommen werden, das Nachwirken der antiken Basilika zu verfolgen 6. Definitionen 3 Handliche Wörterbücher gehören auch heute noch zum Handwerkszeug der Bau- und Kunsthistoriker7. So erwartet man im „Bildwörterbuch der Architektur“, einem Klassiker des Genres aus dem Alfred Kröner Verlag eine grundlegende Definition dieses Bautypus. Stattdessen wird der Rat suchende herb enttäuscht. (Abb. 1) Im Artikel unterscheidet das Lexikon zwar richtig zwischen der antiken und der christlichen Basilika8. Bei der ersten handele es sich um eine langgestreckte Halle mit drei oder fünf Schiffen, deren Seitenschiffe7 manchmal8 zweistöckig ausgeführt wären. An einem Ende gebe es einen erhöhten Platz in einer halbrunden Tribuna (sic!) 9. Das Mittelschiff sei über die Seitenschiffe erhöht, so dass durch den durchfensterten Obergaden genügend Licht in den Raum fallen könne. Der Bautyp habe sich aus dem Amtsgebäude des Archon Basileus auf der Agora von Athen entwickelt, und die römische Basilika habe Märkten und Gerichtsverhandlungen gedient. Die christliche Basilika habe noch im 4. Jahrhundert die Grundform der römischen Basilika übernommen und diese wäre bis zum Ende des Mittelalters als Grundstruktur bestimmend geblieben. Der größte Teil des Abschnitts über das christliche Gebäude beschäftigt sich mit Bauteilen, die nicht spezifisch zur Basilika gehören, und mit der Einrichtung des Kirchengebäudes. Beides wäre viel besser bei einem Artikel „Kirchengebäude“ aufgehoben. Dafür vermisst man die Information, dass der Gebäudetyp „Basilika“ nicht im Mittelalter endete, sondern in der Renaissance eine neue Blüte erlebte und bis in unsere Zeit immer wieder verwendet wurde und wird, in sakraler und zunehmend nichtsakraler Funktion. Was das typische, geradezu schulbuchmäßige Aussehen einer Basilika als Kirchengebäude angeht, wird markant und treffend unter dem nächsten Stichwort abgehandelt, nämlich „basilikaler Querschnitt“10. Im Abschnitt über den antiken Bautyp fehlt jeder Hinweis zu Vitruv, den Baumeister der Zeit des Kaisers Augustus, der in seinem Architekturtraktat die Basilika ausführlich beschreibt. Der Lexikonartikel wird mit zwei Gebäuden illustriert, die in Grundriss und Schnitt vorgestellt werden. Die „Frühchristliche Basilika“ wird als Idealbau mit allen Sonderräumen und mit ihrer liturgischen Einrichtung gezeigt, aber es wird kein konkreter Bau benannt. Der Leser denkt unwillkürlich an S. Clemente in Rom, was jedoch aufgrund mancher Einzelheiten, z. B. der Pastophorien, nicht zutreffen kann. Außerdem ist eine Krypta, wie eingezeichnet, ganz und gar unmöglich, denn solche großen Räume unter dem Altarbereich gab es erst Jahrhunderte später. Die Abbildung „Römische Basilika“ schließlich, die offensichtlich den ersten Artikelteil illustriert, zeigt ein Gebäude, dass bislang nicht identifiziert werden konnte. Untypisch wurde im Grundriss dem zentralen Teil einer Basilika an einem Ende eine Apsis und beim Eingang ein doppeltes Treppenhaus hinzugefügt. Die Seitenschiffe mit ihren Emporen sind mit Bogenarchitekturen angegeben, ein Befund, der in der Archäologie nicht bekannt ist. Der Obergaden, der dem Mittelschiff Licht zuführen sollte, fehlt völlig11. Schließlich fehlt ein Hinweis auf Vitruv, dem wir grundlegende Informationen zum Aufbau der Basilika verdanken. Die Behauptung, die Basilika habe sich aus dem Amtsgebäude des Archon Basileus auf der Agora von Athen entwickelt, ist nicht 261 nachgewiesen und dürfte falsch sein. Fragwürdig ist auch die Verallgemeinerung, die römische Basilika habe Gerichtsverhandlungen gedient. Abb. 1a und b Zwei Illustrationen zur Basilika im „Bildwörterbuch der Architektur“ von Koepf / Binding. Rechts eine „römische Basilika“, links eine „frühchristliche Basilika“, möglicherweise Rom, S. Clemente. Eine römische Basilika, die dieser Zeichnung entspricht, ist nicht bekannt. 4 Das Bildwörterbuch der Architektur erscheint seit 1968, inzwischen in der vierten Auflage, ohne dass der Text zur Basilika wesentlich verändert wurde; auch die Abbildungen wurden beibehalten. Die Fachwissenschaft hat das Lexikon positiv besprochen und unter den vorhandenen (deutschsprachigen) Architekturwörterbüchern als bestes bezeichnet, natürlich abgesehen von großformatigen und mehrbändigen Enzyklopädien12. 5 Der Artikel „Basilika“ in Kröners Bildwörterbuch wurde hier exemplarisch vorgestellt. Eine Betrachtung der entsprechenden Einträge in anderen Architektur- und Kunstlexika würde ähnliche Ergebnisse bringen13. Zentrale Kritikpunkte sind vor allem, dass in der Kürze eines Lexikoneintrags zwar nicht alle Aspekte behandelt werden können, aber doch ein stimmiges Gesamtbild über das Stichwort vermittelt werden sollte, und, was viel schwerer wiegt, dass Lexikoneinträge häufig dazu neigen, althergebrachtes Wissen unkritisch weiterzuschleppen, ähnlich wie es vielleicht mit den beiden Abbildungen passiert ist. 6 Die Tendenz der Darstellung, dass wir es bei der Basilika mit einem Gebäudetyp zu tun haben, der von der griechischen Klassik über die Epoche der Römer bis in die neuere Zeit existiert und sich kontinuierlich weiterentwickelt habe, ist ein typischer Gedanke der historischen Wissenschaften, die sich mit Kunst-und Baugeschichte befassen. Dieser Entwicklungsgedanke hat seinen Ursprung in Winckelmanns Studien der griechischen Kunst, die er 1756 erstmals publizierte14. In den folgenden Jahrzehnten wurde sein Grundgedanke, dass es eine Entwicklung der Kunst gebe, die über die 262 Entwicklung des Stils eines einzelnen Künstlers – Frühwerk, reifes Werk, Spätwerk – hinaus eine Entwicklung der Künste innerhalb eines Volkes gebe, ja übergreifend über alle Zeiten auch Entwicklungen, die von einer Kultur zur nächsten weiterreichen würden, für die nachantiken Künste übernommen, und dieses Modell stand am Anfang der europäischen Kunstgeschichtsschreibung15. Hier setzte Seroux d’Agincourt (1730-1814) mit seinem Werk „Histoire de l’Art par les monumens, depuis sa décadence au IVe siècle jusqu’à son renouvellement au XVI e “ein16. Auf 325 großformatigen Tafeln hat der Autor zahlreiche kleine Abbildungen von Kunst- und Bauwerken zusammengestellt, die er mit vielen Helfern in ganz Europa gesammelt hatte; mit diesen thematisch aufgebauten Tafeln wurden jeweils Entwicklungslinien über viele Jahrhunderte anschaulich dargestellt. Die Veröffentlichung dieses Werkes, das schon 1789 druckreif war, wurde zwar durch die Französische Revolution und die anschließenden Napoleonischen Kriege um 20 Jahre verzögert, entfaltete aber im 19. Jahrhundert eine enorme Wirkung, vor allem dadurch, dass es in verschiedene Sprachen übersetzt wurde. Die deutsche Ausgabe, die im Jahr 1840 erschien, verantwortete der preußische Architekt, Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Ferdinand von Quast (1807-1877)17. Sie tradierte die kunsttheoretischen Vorstellungen, die von Winckelmann und Seroux d’Agincourt ausgegangen waren, also noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Abb. 2 Zusammenstellung verschiedener Basiliken nach Luigi Canina: in der Mittelachse von oben nach unten eine Basilika nach Vitruv: Schnitt, Grundriss mit einer Tribuna, Alternativgrundriss mit zwei Apsiden. Links Schnitt durch S. Lorenzo fuori le mura, Rom; rechts Schnitt durch S. Agnese, ebda. 7 In der Tradition dieser Architekturgeschichtsschreibung standen die meisten Forscher des 19. Jahrhunderts. Eine schöne Demonstration dieser Darstellungen finden wir bei Luigi Canina (1795-1856), einem Architekten und Archäologen aus dem Piemont, der seit 1818 in Rom arbeitete und u. a. an der Erforschung des Forum Romanum beteiligt 263 war. In seinem Buch über die frühchristlichen Kirchen Roms publizierte er eine Tafel, die die Gedankengänge seiner Zeit sehr gut wiedergibt18. (Abb. 2) Auf dieser Tafel stellt Canina zwei alternative Entwürfe einer Basilika nach Vitruv, nämlich mit einer rechteckigen bzw. zwei halbrunden Apsiden, den zwei römischen frühchristlichen Kirchen von S. Lorenzo fuori le mura und S. Agnese gegenüber, um mit den ähnlichen Strukturen dieser Bauten auf die Genese der Kirchen aus der römischen Basilika aufmerksam zu machen. Am Anfang desselben Buches wies Canina außerdem auf die monumentale Säulenhalle von Karnak hin, die er als ägyptischen Vorläufer der griechisch-römischen Entwicklung einstufte19. 8 Eines der größten Probleme der Bauhistoriker und Archäologen des 19. Jahrhunderts bestand darin, Gebäude der Antike beschreiben, analysieren und zeichnerisch rekonstruieren zu müssen, die meistens nur durch Schriftliche Überlieferung bekannt waren und von denen sich so gut wie keine materiellen Überreste erhalten hatten. Die schriftlichen Quellen wurden mit immer besserer Qualität publiziert, so dass im 19. Jahrhundert mit den philologisch-kritischen Editionen die Grundlage wissenschaftlichen Arbeitern der kulturgeschichtlichen Fächer geschaffen wurde. Die Bauten der Antike blieben bis auf die wenigen aufrecht stehenden aber weitgehend unbekannt, bis die archäologischen Grabungen einsetzten. Schriftquelle und Bau konnten also erst spät gemeinsam zur Bauanalyse eingesetzt werden. Ein markantes Beispiel für diese Situation liefert die Grabeskirche in Jerusalem: der konstantinische Baukomplex des 4. Jahrhunderts war sogar noch in großen Teilen erhalten, aber durch Umbauten nicht als solcher erkennbar. Einzige Quelle für den spätantiken Bau bildete der zeitgenössische Text des Eusebius von Caesarea. Architekten, Archäologen und Theologen haben bis zum Ende des 19. Jahrhunderts über 20 Rekonstruktionsversuche der Grabeskirche vorgelegt, die oft kaum ahnen lassen, dass mit den Zeichnungen dasselbe Gebäude gemeint ist20. (Abb. 3) Abb. 3 Zusammenstellung von Rekonstruktionen der Grabeskirche in Jerusalem, 1720-1898. 264 9 Eine Geschichte der Basilika zu verfassen, war eine für das frühe 19. Jahrhundert typische Aufgabe, denn mit ihr konnte man, im Sinne von Winckelmann oder Seroux d’Agincourt, die Epochen übergreifend große Entwicklungen aufzeigen. Eine solche Geschichtsdarstellung arbeitete aber notgedrungenermaßen mit vielen Lücken und Konjekturen. Denn die antiken Basiliken waren nicht bekannt, die christlichen schlecht erforscht. 10 Um die verworrene Lage leichter analysieren zu können, wird hier die Basilika unter unterschiedlichen Aspekten behandelt. Was sagt uns Vitruvs Basilika, wie sehen antike Basiliken nach den zahlreichen archäologischen Funden überhaupt aus? Wie steht es um den Begriff „Basilika“? Ein Gang durch die neuere Darstellung der „Basilika“Geschichte wird dann leichter sein. Die Basilika bei Vitruv 11 Im fünften Buch seines Architekturtraktats geht Vitruv21 auf die Basilika ein und gibt uns eine Vorstellung von Form und Funktion dieses Gebäudetyps in den Jahren der Zeitenwende; denn er berichtet, dass er für Kaiser Augustus gearbeitet habe 22. Die hier vorgestellte Rekonstruktion folgt den Ausführungen von Karlfriedrich Ohr, der die jüngste Analyse des diesbezüglichen Textes von Vitruv vorgelegt hat, die zurzeit als grundlegend gilt23. In einem ersten Abschnitt macht Vitruv allgemeine Angaben zu einer typischen Basilika seiner Zeit, und im zweiten Abschnitt schildert er die Basilika, die er selbst in Fano an der Adria, dem antiken Fanum, erbaut hatte 24. Die bauliche Substanz dieser Basilika wäre natürlich von höchstem Interesse, konnte aber bis heute nicht gefunden werden. Abb. 4 Fano, Basilika; Grundriss in der Rekonstruktion von Ohr 1975. 265 12 Die Basilika soll nach Vitruv am zentralen Platz einer Stadt, also am Forum hegen. Eine mit flach geneigtem Satteldach in Holzbauweise25 versehene Halle, durch Säulen von niedrigen, eventuell zweistöckigen Umgängen abgetrennt, ragt über die Dächer des Umgangs so weit hinaus, dass sie mit Fenstern versehen werden kann. Dieses relativ niedrige Fensterband reicht aus, um die Basilika im Innern zu beleuchten 26. In der Mitte der einen Breitseite seiner Basilika in Fano fügte Vitruv einen Anbau mit einem tribunal, also einer Bühne oder einem Podium, an 27. (Abb. 4) Wertvoll sind seine Maßangaben; Der Innenraum misst in den Säulenachsen 120 x 60 Fuß; bei einer Säulenhöhe des inneren Raumes von 50 Fuß sind die Säulen im Erdgeschossumgang 20 Fuß und im oberen Umgang 18 Fuß hoch, so dass noch Platz für die Fensterreihe bleibt. 13 Aus dieser Beschreibung ergeben sich erste Beobachtungen, die auch für den Kirchenbau wichtig sind. Der Querschnitt des Gebäudes zeigt den in der Kunstgeschichte tausendfach genannten „basilikalen Querschnitt“ mit dem erhöhten Mittelschiff, bei dem im Obergaden Fenster für Licht im zentralen Kirchenraum sorgen. Die neue Rekonstruktion der Vitruvschen Basilika von Karlfriedrich Ohr zeigt, dass dieser Obergaden kaum so hoch ausgebildet gewesen war, wie es spätere Kirchenbauten vermuten lassen. (Abb. 5) Darüber hinaus sind weitere Formulierungen wichtig, mit denen Vitruv die von ihm erbaute Basilika in Fano beschreibt. Die kolossalen Säulen hatten eine Höhe von 50 Fuß. (Abb. 6) Derartige monumentale Säulenstellungen sind aus der Antike sonst nur an der Basilika von Pompeji bekannt. Weiter führt er aus, dass er das Säulengebälk, also den Architrav, radikal vereinfachte und Schmuck einsparte. Dadurch könne gerade seine Basilika preiswert hergestellt werden und sie wirke trotzdem sogar besonders großzügig28. Diese Beobachtungen aus dem Text sind wichtig für die nachantike Geschichte der Basilika. Inwieweit auch die übrigen römisch-antiken Basiliken in dieser Art gestaltet wurden, soll hier nicht untersucht werden. 266 Abb. 5 Querschnitt einer Basilika nach dem Traktat des Vitruv; traditionelle und neue Rekonstruktion des Obergadens (Ohr 1975). Abb. 6 Querschnitt der Basilika von Fano (Ohr 1975). Der Basilika-Begriff 14 Am meisten Verwirrung in die Diskussion über die Basilika als Bauwerk hat wohl gebracht, dass der Begriff, den Vitruv scheinbar so eindeutig für ein Geschäftslokal am Forum verwendet, in Wirklichkeit aber vielfältige Bedeutungen hat, die sich außerdem im Lauf der Zeit veränderten. 267 15 Das Wort basilica ist bekanntlich griechischen Ursprungs und wurde im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. im griechischen Sprachraum nur adjektivisch bzw. als Adverb verwendet, d. h. es stand immer in Verbindung mit einem Substantiv. Die wörtliche Bedeutung ist „königlich“, die in Griechenland nur für die griechische Frühzeit oder sogar mythische Zeit in Betracht kam29. Doch das Wort hatte auch eine übertragene Bedeutung im Sinn von „großartig“, „bestens“. Das Wort wurde jedoch nicht als Adjektiv bei Gebäuden verwendet. Erst der übertragene Sinn konnte auf Bauwerke bezogen werden, etwa im Sinn von „prächtig (ausgestattet/gestaltet)“. Und erst die lateinischen Autoren benutzten das Wort basilica als substantivisches Fremdwort 30. 16 In Rom wurde das Wort im frühen 2. Jahrhundert v. Chr. für die bekannten Gebäude auf dem Forum Romanum benutzt, jedoch auch für Teile anderer großer Gebäude, die im heutigen Sprachgebrauch als Palast anzusehen wären. Das spiegelt sich auch bei Vitruv wider, der das Wort noch an anderen Stellen seines Architekturtraktats verwendet 31. Hochstehende Personen müssen weitläufige Häuser besitzen, mit Atrien, Peristylen, Gartenanlagen, Bibliotheken, Pinakotheken und Basiliken, die ähnlich prunkvoll ausgestattet sein sollen wie die öffentlichen Gebäude32. Sarkastisch schreibt Cicero,... basilicam habeo, non villam..., er habe offenbar eine Basilika und kein Landhaus, weil dieses von den zahllosen Besuchern aus dem benachbarten Formia als Versammlungsgebäude missbraucht werde33. 17 Vitruv benutzt die Bezeichnung basilica sowohl für das große Hallengebäude am Forum wie für stattliche Säle in großen Anwesen von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die für Versammlungen, Ansprachen, aber auch für Geschäftsverhandlungen geeignet sind. Über die architektonische Form ist in diesem zweiten Falle nichts Spezifisches ausgesagt. 18 Der Begriff „Basilika“ lässt sich in der christlichen Zeit der Antike aber noch auf weitere Räumlichkeiten ausdehnen. Im zweiten Buch der Chronik des Alten Testaments wird der Salomonische Tempel beschrieben. In der lateinischen Bibelausgabe, der Vulgata, die Hieronymus (347-420) am Ende des 4. Jahrhunderts als Übersetzung aus der griechischsprachigen Septuaginta erstellte, wird der große Vorhof des Jerusalemer Tempels, der allen Juden zugänglich war, als basilica bezeichnet 34. In dieser Benennung spiegelt sich schon eine christliche Vorstellung, nach der das Volk Gottes sich in einem prächtigen Raum, einer Basilika, vor dem eigentlichen Tempel, der dem Volk verschlossen ist, versammelt35. 19 Daran schließt sich die Frage an, wie die ersten christlichen Gemeinden ihre Versammlungsräume genannt haben oder wie diese von anderen benannt wurden. Hier sei daran erinnert, dass ein regelrechter Kirchenbau erst nach dem Ende der Verfolgungen möglich war, also mit dem Sieg Konstantins an der Milvischen Brücke 312 n. Chr. und den folgenden Toleranzedikten. Die Versammlungsräume der drei Jahrhunderte zuvor und ihre Entwicklung können hier nicht weiter behandelt werden. In der Zeit um 300, also kurz vor der Legalisierung des Christentums, als schon mit großen Gemeinden gerechnet werden muss, scheinen je nach Region im Römischen Reich verschiedene Begriffe verwendet worden zu sein: fanum, ecclesia, aber auch templum; und in Nordafrika tauchte bereits die Bezeichnung basilica auf 36. 20 Offenbar waren die Begriffe für Kirchenbauten noch nicht normiert. Die Grabeskirche in Jerusalem, deren Bau von Kaiser Konstantin selbst veranlasst worden ist, wurde von Eusebius, dem Biographen des Kaisers, als βασίλειος ναός (kaiserlicher Tempel) bezeichnet. Dagegen schreibt der Pilger von Bordeaux, der die heiligen Stätten im Jahr 268 333 besuchte:... ibidem modo iussu constantini imperatons basilica facta est, id est dominicum, mirae pulchritudinis habens... (Dort ist auf Befehl des Kaisers Konstantin eine Basilika, d. h. eine Kirche, von wunderbarer Schönheit errichtet worden)37. Am Ende des vierten Jahrhunderts veranlassten die drei regierenden Kaiser Theodosius, Valentinian II. und Arcadius in Rom den Bau von St. Paul vor den Mauern, der die Meine Memoria Konstantins über dem Grab des Apostels Paulus ersetzte. Im Mosaik des Triumphbogens, das Kaiserin Galla Placidia gestiftet hatte, wird die prachtvolle Kirche als aula doctoris mundi bezeichnet38. 21 Im lateinischen Westen hat sich in der Folgezeit die Bezeichnung basiüca für Kirchengebäude durchgesetzt39, wie man resümierend aus der Etymologie des Isidor von Sevilla entnehmen kann. Isidor, der etwa von 570 bis 640 lebte, fasste das Wissen seiner Zeit am Ende der Antike zusammen. Er erkannte noch die königliche Annotation in dem Begriff, so dass er meinte, die Basilika sei von einem königlichen Palast zu einem kultischen Bau mutiert40. Im germanischen Sprachraum entwickelte sich dagegen ein anderer Begriff für das Kirchengebäude, die „Kirche“. Dieser entstand aus dem griechischen Wort κυϱιακή (Haus des Herrn) und wurde über die Goten, die das Christentum relativ früh im griechisch geprägten osteuropäischen Raum angenommen hatten, im germanischen Sprachraum übernommen41. 22 „Basilika“ blieb auch im griechischsprachigen Osten des Römischen Reiches der alles beherrschende Begriff. Basilika wurde zum Synonym für Kirche schlechthin, auch wenn die bauliche Entwicklung dort in eine ganz andere Richtung ging. Kuppelkirchen und Zentralbauten wurden in Byzanz seit dem 6. Jahrhundert üblich, und Kirchen wurden wie selbstverständlich als Basilika bezeichnet 42. 23 Schließlich ist noch der kirchliche Gebrauch des Begriffs „Basilika“ zu erwähnen, speziell in Italien. Im Italienischen ist das Wort basiüca genauso gebräuchlich wie im Deutschen das Wort „Kirche“, um eine christliche Gottesdienststätte zu bezeichnen. Darüber hinaus kommt einzelnen Kirchen eine besondere Bedeutung zu, die sich in ihrer Bezeichnung ausdrückt und mit „Kathedrale“ oder „Münster“ gleichzusetzen wäre – die päpstlichen Basiliken. Im engeren Sinne sind damit die Basilicae Maiores gemeint, die päpstlichen Hauptkirchen. Dazu gehören nicht nur die vier Patriarchalbasiliken Roms, nämlich St. Peter, die Laterankirche, St. Paul vor den Mauern und S. Maria Maggiore, sondern seit alters auch die Kirche S. Francesco in Assisi. Letztere macht mit ihrem einschiffigen Langhaus den Unterschied zwischen einer Basilika kirchlichen Rechts und einer Basilika nach Maßgaben ihrer Architektur sofort augenfällig. 24 Zu diesen wenigen Basiücae maiores gesellen sich die Basiücae minores. Mit diesem Titel werden Kirchen weltweit vom Papst ausgezeichnet. Zurzeit sollen es ungefähr 1500 Gebäude sein. Die Geschichte dieser Basilicae maiores und Basilicae minores ist noch nicht abschließend erfasst und offenbar besser im Internet recherchierbar als in soliden Buchpublikationen. Sie scheint über Jahrhunderte zurückzureichen und hängt vielleicht mit dem Aufbau der römischen Kurie zusammen43. Wie bereits angedeutet, hat diese Bezeichnung nichts mit der Bauform oder dem Alter einer Kirche zu tun. Äußere Zeichen der Verbundenheit mit dem Papst sind die Insignien, und zwar das Tintinnabulum (liturgische Glöckchen) und der Padiglione, ein kleiner gelbrot gestreifter Seidenschirm, die beide bei Prozessionen mitgeführt und normalerweise im Chorbereich einer Kirche aufgestellt werden. (Abb. 7) 269 Abb. 7 Trier, Liebfrauenkirche; Der Padiglione als Zeichen einer päpstlichen Basilica minor im Chorbereich. Die antike Basilika nach Vitruv 25 Vitruv definiert und beschreibt die Basilika seiner Zeit, also der Zeit des frühen Prinzipats. Als 300 Jahre später die ersten offiziellen Kirchen in kurzer Folge nacheinander errichtet wurden, nahm man aktuelle Hallenbauten zum Vorbild, die als große Versammlungsräume geeignet gewesen sind, oder Bauten mit einem spezifischen Vorbildcharakter. 26 Bis in die konstantinische Zeit sind zahlreiche Basiliken errichtet worden, in der Regel als Hallengebäude am Forum städtischer Siedlungen oder an der zentralen Platzanlage römischer Militärlager. Viele von ihnen sind in den letzten Jahrzehnten ergraben worden, naturgemäß kennen wir nur ihre Grundrisse, so dass die räumliche Rekonstruktion schwer fällt. Paul Scotton hat erstmals eine Liste von über 150 Basiliken zusammengestellt, eine beeindruckend hohe Zahl, die zeigt, dass die altbekannten Basiliken nur die Spitze eines Eisberges darstellen. Eine vergleichende systematische Aufarbeitung aller dieser Gebäude wird sicher viele neue Erkenntnisse bringen, zu denen Scotton einige Hinweise bereits andeuten konnte44. 27 Die Maxentius-Basilika (oder Konstantinsbasilika) in Rom zeigt eine deutlich veränderte Architektursprache. Sie besitzt statt einfacher flacher Dächer große Gewölbe, ferner war das Mittelschiff gegenüber den Seitenschiffen nochmals deutlich erhöht. Einen solchen großen und hohen Raum zu schaffen, wurde nur durch die neue römische Wölbtechnik möglich, die vor allem bei den Thermenbauten zu großer Reife gelangte45. Außerdem fließen hier noch andere Vorstellungen ein, nämlich von der römischen Repräsentationsarchitektur, die sich mit dem Kaiserzeremoniell entwickelt 270 hatte. Dass auch dieses Bauwerk als „Basilika“ bezeichnet wurde, entspricht unserer Feststellung oben, dass mit „Basilika“ weniger ein Bautyp gemeint ist als vielmehr ein Bauwerk von eindrucksvoller Größe und Pracht. Abb. 8 Rom, christlicher Saalraum unter S. Crisogono, Rekonstruktion von Krautheimer. 28 Noch vor der konstantinischen Wende müssen Christen erste große Versammlungsräume besessen haben. In Rom wurden unter der Kirche S. Crisogono die Reste eines solchen Bauwerks ergraben, die sich mit gewisser Wahrscheinlichkeit zu einer großen Saalarchitektur mit einer seitlichen Portikus rekonstruieren lassen 46. (Abb. 8) Wenn diese Rekonstruktion zutreffen sollte, haben wir hier schon einen Kirchenraum vor uns, der in seiner Struktur durchaus noch an Vitruvs Basilika gemahnt, dem allerdings eines fehlt – die Pracht47. Die Basilika nach Konstantin 29 Der christliche Kirchenbau ist zu wesentlichen Teilen Basilikenbau, über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg. Im Folgenden können nur einige Epochen mit ihren markanten Bauten aufgeführt werden, die eine Orientierung geben und gleichzeitig doch immer wieder an die Frage heranführen sollen: „Wieviel Vitruv? Wieviel Basilika?“. Die hier behandelten Beispiele konzentrieren sich auf die Stadt Rom und die ehemaligen nördlichen Provinzen, also Mitteleuropa. Es wäre ein Leichtes, das Material auf den gesamten Orbis Komanus auszudehnen. 30 Das vierte und fünfte Jahrhundert stehen noch stark unter dem Eindruck der vorausgehenden Grandezza romana. Die Kirchen entstanden als Nachfolge und im Wissen um die alten Traditionen und führten die römische Baukunst weiter. Mindestens zwei Typen lassen sich unterscheiden: die großen Repräsentationsbauten als Stiftungen der Kaiser und später der Päpste, und die kleineren Bauten für Stadtteile und die sich entwickelnden römischen Gemeinden. Ähnliche Entwicklungen lassen sich in den anderen Metropolen des Reichs konstatieren, Ravenna, Mailand und viele andere Städte wären zu nennen. 271 31 Als Repräsentationsbauten entstehen die Kirchen am Lateran und beim Grab des Apostels Petrus als erste Kirchen überhaupt, von Kaiser Konstantin in Auftrag gegeben. Am Ende des 4. Jahrhunderts folgen die Basilika am Grab des Apostels Paulus und im 5. Jahrhundert – als päpstliche Stiftung – die erste große Marienkirche, S. Maria Maggiore48. Alle diese Bauten zeichnen sich durch eine Bereicherung des klassischen Basilikaschemas aus, nämlich fünf Schiffe im Langhaus (S. Maria Maggiore nur drei) sowie ein weit ausladendes Querhaus vor der Apsis (wieder die Ausnahme S. Maria Maggiore: ohne Querhaus), das wohl liturgisch bedingt war. Wie sehr die kaiserlichen christlichen Basiliken noch aus der klassisch-römischen Architekturtradition leben, zeigt uns Heutigen am besten St. Paul vor den Mauern, dessen fünfschiffiges Langhaus geradezu als Replik zum Beispiel der Basilica Ulpia auf dem Trajansforum gelten kann 49. (Abb. 9) 32 Der wichtigste, weil grundlegende Bau war sicher die Laterankirche. Kaiser Konstantin hatte sie nach seinem Sieg an der Milvischen Brücke im Herbst 312 und den Toleranzedikten (Mailand 313 und andere) in Auftrag gegeben und dem Vorsteher der römischen Gemeinde übergeben, aus dessen Bischofsamt später das Amt des Papstes erwuchs. Dadurch erhielt dieser Kirchenbau das größte nur denkbare Prestige – mater et caput omnium ecclesiarum urbis et orbis (Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt und des Erdkreises) ist bis heute an der Fassade zu lesen. Die fünfschiffige Kirche des 4. Jahrhunderts ist unter den barocken Ummantelungen in ihrer baulichen Substanz noch erhalten. Ein für uns besonders interessantes Detail betrifft die Einrichtung. Nach der alten Überlieferung des Liber Pontificalis standen in der Kirche insgesamt sieben Tische aus massivem Silber, von denen einer als Altar aufzufassen ist, wie es üblich wurde. Die sechs übrigen waren in der Kirche verteilt und dienten als Gabentische, d. i. zum Einsammeln der Opfergaben. In ihrer Funktion sind sie also durchaus mit den Tischen der Geldwechsler der Basilica Aemilia auf dem Forum zu vergleichen. Vielleicht auch in ihrer Stellung? Das Mittelschiff wurde zur Apsis hin mit einem fastigium abgeschlossen, das mit seinen vergoldeten bronzenen Säulen eine Art Triumphbogen bildete, und in der um mehrere Stufen erhöht angelegten Apsis stand in der Mitte der Altar und über ihm wurde in der Konche ein monumentales Christusbild in Mosaik angebracht 50. Der Sinn der Lateranbasilika wird schnell einsichtig: Das Vorbild der Forumsbasiliken bildet die relativ einfache Baustruktur, und die Ausstattung ist wahrhaft prunkvoll und königlich, im wörtlichen Sinn des Begriffs Basilika. Ein zweites Vorbild der christlichen Basiliken sind die kaiserlichen Audienzoder Palastaulen, was ihre Ausrichtung auf eine Apsis hin und ihren Prunk angeht51. 272 Abb. 9 Rom, St. Paul vor den Mauern, basilikales Langhaus. 33 Der Typ der Gemeindekirche ist vorwiegend mit Bauten des 5. Jahrhunderts in Rom und vielerorts vertreten. Eine solche Basilika wie S. Sabina in Rom, die um 430 errichtet worden ist, besitzt kein Querhaus und nur ein dreischiffiges Langhaus. Ausgeprägt ist der Obergaden mit großen Fensterflächen52. (Abb. s. Kapitelsbild S. 197) Die großen Fenster im Obergaden und oft auch in der Apsis sind ein Kennzeichen der frühchristlichen Kirchen, die demgemäß einen hellen lichtdurchfluteten Innenraum besaßen. Karolingischer, romanischer und gotischer Kirchenbau 34 In der folgenden Epoche, immer noch einfach als „Mittelalter“bezeichnet, ging das Wissen um antike Baukunst zu großen Teilen verloren. Gleichzeitig wurden Vitruvs Bücher weitertradiert. Ohne die Aufbewahrung von entsprechenden Codices in Klöstern und einen immerwährenden Abschreibprozess wäre das nicht gelungen 53. Natürlich veränderte sich das Interesse an dem antiken Traktat. Vitruvs Text wurde zwar nur partiell gelesen, war aber auch weiterhin ein klassischer Text. Architektur war und ist die Kunst, mit der der Mensch seine Umwelt gestaltet und ordnet, von daher bildet er eine Grundlage für das menschliche Handeln. Vitruvs Text ist das einzige, im Prinzip vollständig erhaltene Architekturtraktat der Antike 54. Aus einem weiteren Grund blieb Vitruv beispielgebend: Sein Traktat war Kaiser Augustus und damit dem Urbild des abendländischen Kaisertums gewidmet. Mit der Renovatio lmperii Romani durch Kaiser Karl den Großen wurde Vitruv in der folgenden Zeit Grundlage für Bauherren und später zunehmend auch für die Baumeister55. Die Basilika Vitruvs spielte aber für die Kirchenbauten keine große Rolle, andere Aspekte über Proportionen und Architekturdetails sehr wohl. 273 Abb. 10 Seligenstadt, Einhardbasilika, karolingisches Langhaus. 35 Die erste nachantike Epoche, die sich, nach kleineren Kirchen, Saalkirchen und Bauten aus Holz, wieder dem Basilikenbau zuwandte, war die Zeit Karls des Großen 56. An seinem Hof war Vitruv aus oben genannten Gründen bekannt, Codices mit seinem Traktat wurden gesucht und für die großen Bibliotheken vervielfältigt 57. Für das Bauprogramm Karls des Großen, das seine ganze Politik begleitete, war die mehrschiffige Basilika des 4. Jahrhunderts Bezugspunkt, waren die Bauten Konstantins selbst Programm seiner Renovatio lmperii. Die Abteikirche von Fulda mit dem Grab des Missionars Bonifatius wurde more romano gebaut, nach römischer Tradition, was bedeutete, im Westen der Kirche (statt im Osten) ein ausladendes Querhaus anzulegen, wie es bei der Peterskirche in Rom eben der Fall war. Vorbild war also weniger Vitruv als vielmehr waren es konkrete Bauwerke, von denen Elemente übernommen, aber auch in einen neuen Kontext gestellt wurden, was zum Beispiel die Proportionen des Baus anging. Auch wurde die Kirche um weitere Bauteile bereichert, wie Fassade, Krypta und Chor. Mit der karolingischen Architektur wurde die Basilika als Leitform für den Kirchenbau auf Dauer in die europäische Architekturgeschichte übernommen 58. Bei der Einhardbasilika in Seligenstadt am Main, ca. 831/834 von Einhard, dem engen Vertrauten Karls des Großen begonnen, ist das basilikale Langhaus erhalten geblieben bzw. konnte wiederhergestellt werden. Das Mittelschiff mit seinem breiten Raum, der als Verhältnis von Höhe zu Breite fast 1: 1 gestaltet ist, erinnert, wie oft gesagt wird, an frühchristlich-mittelmeerische Basiliken59. Das bedeutet, dass eben Vitruvs Maßangaben der Basilika durchaus noch wahrgenommen wurden. Die Gestaltung der Stützen als Pfeiler und die ungegliederten Hochschiffwände folgen dagegen anderen Vorstellungen, die der eigenen, karolingischen Zeit entstammten. (Abb. 10) 36 In der Epoche der Romanik wurde der basilikale Kirchenraum weiterentwickelt, aber in seiner Grundstruktur beibehalten. Das Mittelschiff wurde enger, steiler und dunkler. 274 Bei den römischen frühchristlichen Kirchen zum Beispiel wurden Fenster des Obergadens zugesetzt oder verkleinert60. Die neuen Kirchenbauten wurden vor allem rhythmisch gegliedert und ein „quadratischer Schematismus“ geschaffen. Wichtiges konstruktives Element dafür waren die Stützen des Langhauses, die den neuen Rhythmus auch optisch erfahren ließen. Veränderte Stützenstellungen und veränderte Maßverhältnisse führten dazu, dass sich der Kirchenraum immer stärker von frühchristlichen Vorbildern entfernte. Von größter Bedeutung war die Einwölbung erst von Teilen einer Kirche, zum Schluss des ganzen Baus. Markante Bauten auf diesem Weg sind St. Michael in Hildesheim und der Dom von Speyer, der am Anfang des 12. Jahrhunderts unter Beibehaltung des basilikalen Charakters vollständig gewölbt wurde61. Die Hildesheimer Kirche ist eine eigene Erwähnung wert, weil bei ihr der Einfluss Vitruvs direkt nachgewiesen werden kann, zwar nicht, was die basilikale Struktur angeht, aber bestimmte Details. Bischof Bernward von Hildesheim, Stifter des Michaelsklosters, berief Propst Goderamnus aus Köln als ersten Abt an das Michaelskloster. In seinem Besitz befand sich eine heute in London aufbewahrte Vitruv-Handschrift. Mit dem Propst kam damit antikes Fachwissen nach Norddeutschland, das erst seit Kurzem zum mittelalterlichen Imperium gehörte. Die Proportionen der Säulen mit ihren Basen und Kapitellen lassen sich vielleicht aus dem Studium des Vitruv-Traktates erklären62. 37 Nicht eigens erwähnt wurde bisher, weil nicht Thema dieses Beitrags, dass das basilikale Langhaus zwar Zentrum des Kirchenbaus blieb, aber immer mehr Erweiterungen erfuhr, von der Fassade mit Türmen über Seitenkapellen bis zur Chorpartie, die je nach Bedarf ausgestaltet wurde. Als eigener Raum wurde der erhöhte Hochaltarbezirk mit den Sitzen der Kleriker, aber auch der Platz für Chor oder Orgel, der in einer Art Obergeschoß Platz fand, begriffen. Hierfür bürgerte sich der Begriff tribuna ein, der sich in den romanischen Sprachen aus dem lateinischen tribunal entwickelte63. Das alles gab den Kirchen ihr charakteristisches Aussehen, bei dem der basilikale Kern immer stärker in den Hintergrund geriet. 38 Auch wenn gotische Kirchen so ganz anders aussehen als ihre romanischen Vorgänger, so kann doch die Gotik in vieler Hinsicht als eine Weiterentwicklung der Baugedanken angesehen werden, die bereits zuvor angelegt worden waren. Der mittelalterliche Baumeister hatte dabei vielfältige Arbeiten auszuführen. Die Wölbetechnik wurde ständig weiterentwickelt, die Mauern in Stützen und Strebewerk aufgelöst, die Glasflächen der Fenster weiter vergrößert. Gleichzeitig wuchsen die Kirchen immer weiter in die Höhe. Die gotische Kathedrale wurde auf diese Weise ein hochkomplexes technisch brillantes Gebäude, das als Gesamtkunstwerk aus Architektur, Skulptur und Glasmalerei aufwendiger kaum hergestellt werden konnte. Interessanterweise wurde der basilikale Aufbau des Langhauses der Kirchen beibehalten, nicht selten wurde er durchaus sogar auf Querschiff und Chor ausgedehnt. Neben der Kathedrale von Reims können praktisch alle Bischofskirchen der Ile-de-France hier angeführt werden 64. (Abb. 11) Auch Vitruv wurde weiter gelesen und diskutiert, und sei es, um die hervorragende Stellung eines Baumeisters zu begründen65. 275 Abb. 11 Reims, Kathedrale, Langhaus und südliches Querhaus. Die Wiederentdeckung Vitruvs 39 Im 14. und 15. Jahrhundert änderte sich die Situation in bemerkenswerter Art, fast synchron an verschiedenen Schauplätzen Europas. Am Ende war Vitruv „wiederentdeckt“. 40 In den Ländern Mitteleuropas änderte die gotische Kirche in markanter Weise ihr Aussehen, genauer ihre Struktur: Der Jahrhunderte alte traditionelle basilikale Aufriss wurde aufgegeben, die Hallenkirche setzte sich in weiten Bereichen nördlich der Alpen durch. Kirchen mit drei oder fünf Schiffen hatten nun gleich hohe oder annähernd gleich hohe Schiffe; von außen sind die Bauten an ihren extrem schlanken und hohen Fensterbahnen und an dem riesigen Dach zu erkennen. In der Kunstgeschichtsschreibung der 1930er-Jahre meinte man, soziologische Gründe als Hauptursache für das Entstehen der Hallenkirche ausfindig machen zu können, sie seien Ausdruck des demokratischen Bewusstseins (oder einer Vorform davon) des städtischen Bürgertums, die diese Kirchen gestiftet oder maßgeblich an ihrer Erbauung teilgehabt hätten66. In jüngster Zeit ist man davon wieder abgerückt. Andere Gründe müssen doch wichtiger sein67. Schaut man unvoreingenommen entsprechende Bauten an, zum Beispiel Kirchen der Backsteingotik an der Ostseeküste, Kirchen in Westfalen, die großen Stadtpfarrkirchen in Sachsen, speziell im Erzgebirge, oder in Süddeutschland, fallen weniger soziologische oder liturgische Aspekte auf, die zu einer Veränderung der Kirchenbauten hätten Anlass geben können. Die Raum- und die Lichtwirkung einer Hallenkirche ist eine ganz andere als bei einer basilikal gestalteten Kirche. Erst die gleich hohen Gewölbe geben Gelegenheit für die modernen Netzgewölbe. Maßgeblich sind also Gründe der Ästhetik und damit notwendigerweise 276 verbunden, der Proportionen. Proportionen sind aber ein Schlüsselbegriff der Architekturtheorie des Vitruv. 41 Zur gleichen Zeit kamen einige kirchliche Großprojekte südlich der Alpen kaum von der Stelle. Die Kathedrale von Florenz war längst begonnen, aber man wusste noch nicht, wenn man der Schilderung Vasaris vertraut, wie man die gigantische Vierung mit einer Kuppel überwölben konnte; in Bolognas Hauptkirche S. Petronio wurde ein gewaltiges Langhaus errichtet, dessen Weiterführung mit Vierung und Chor umstritten war. Und in Mailand stockte der Neubau des Domes. Hier hatte man im Jahr 1386 einen Bau in Formen begonnen, wie sie auch nördlich der Alpen üblich waren. Mehrmals mussten schwierige Entscheidungen getroffen werden, wozu man sich jedes Mal Rat bei den bekannten Baumeistern der Münsterbauhütten im französischen und deutschen Raum holte. Im Jahr 1400 ging es um die Frage, in welche Höhe die Kirche reichen sollte, womit zum Beispiel auch die Stärke der Pfeiler zusammenhing. Mit anderen Worten: Wenn bei gegebener Breite und Länge die Höhe umstritten war, handelte es sich um ein Problem der Proportionen. Unter den Gutachtern war der sonst nicht bekannte französische Baumeister Jean Mignot, von dem der berühmte Ausspruch stammt:... ars sine scientia nihil est... (dass die Kunst ohne die Wissenschaft nichts sei). Nach der Expertenanhörung wurde der Höhenstreit dahin entschieden, dass die Höhe der Kathedrale in ihrem Querschnitt nicht nach den Proportionen der Quadratur, sondern der Triangulatur gewählt wurde, d. h. statt des auf französische Art hohen Mittelschiffs wurde ein niedrigeres Mittelschiff all’italiana realisiert 68. Bemerkenswerterweise wurde dieser Vorgang ein gutes Jahrhundert später von Cesare Cesariano nochmals dargestellt, und zwar in seiner Vitruv-Ausgabe des Jahres 1521 69. (Abb. 12) 42 Vitruv, wie wir schon gesehen haben, war im Mittelalter nie ganz verschwunden. Im 15. Jahrhundert und vor allem in Italien bekam sein Traktat einen zentralen Platz in den architekturtheoretischen Debatten, und es begann die Dominanz der italienischen Architekturtraktate, die die europäische Baukunst für die nächsten Jahrhunderte prägen werden. Von den Frühhumanisten Petrarca und Bocaccio ist bekannt, dass sie Vitruv-Handschriften besaßen, so dass es eigentlich keine besondere Entdeckung war, die Poggio Bracciolini im Jahr 1414 am Rande des Konstanzer Konzils machte. Das Konzil nutzten die angereisten Humanisten, um in süddeutschen Bibliotheken nach antiken Trakten zu suchen. Jetzt, im 15. Jahrhundert, war die Nachricht vom Fund einer Vitruv-Handschrift im Kloster St. Gallen in aller Munde. Jetzt war das Klima vorhanden, auf allen erdenklichen Wegen die antike Architektur wieder zu erforschen – mit Vitruv und durch das Studium der Ruinen in Rom und anderen Städten des Imperium Romanum70. Zwei Baumeister sind hier vor allem zu nennen: Alberti und Brunelleschi, und dazu eine technische Neuerung. Die Erfindung des Buchdrucks in der Mitte des 15. Jahrhunderts leitete, zusammen mit der in Europa neuen Methode der Papierherstellung eine Medienrevolution ein, durch die Texte und Bilder auf vorher ungeahnt schnelle und billige Weise verbreitet werden konnten. Architekturtraktate gehörten natürlich auch dazu, und Vitruv ganz besonders. 277 Abb. 12 Mailand, Dom; Querschnitt mit Einzeichnung der Proportionen, Abbildung bei Cesare Cesariano 1521. 43 Leon Battista Alberti (1404-1472) war der erste, der Vitruvs Traktat als Grundlage für ein neues Architekturlehrbuch nahm, und gleichzeitig beschäftigte er sich mit den Überresten der antiken Baukunst in Rom71. Mit Vitruvs Text, mit der allgemeinen Kenntnis, die man in Rom über die Geschichte und das Schicksal seiner Monumente hatte, und mit seinem eigenen Blick auf die Ruinen entwickelte er Vorstellungen von einer neuen Architektur. Das Wissen von der ursprünglichen Funktion der antiken Bauten war noch sehr rudimentär, viele antike Bauten waren eingestürzt und lagen unter dicken Schuttschichten verborgen, so dass falsche Interpretationen leicht vorkamen. Weder die republikanischen Basiliken am Forum Romanum noch die Kaiserfora waren bekannt, einzig von der Maxentius-Basilika standen stattliche Reste aufrecht, doch sie wurde als Tempel bezeichnet, als Templum Pacis 72. 278 Abb. 13 Mantua, S. Andrea; Langhaus mit Seitenkapellen. 44 Alberti legt in seinem Traktat dar, dass analog zu Vitruv das wichtigste Gebäude, eben der Tempel, seinen Platz am Marktplatz hat, und wenn er von „Tempel“spricht, meint er die christliche Hauptkirche des Ortes. Diesem widmet er in seiner Schrift sehr viel Platz73. Für ihn ist der Tempel immer ein gewölbter Bau, der wie ein etruskischer Tempel zu errichten sei, liest man verwundert. Aus dem Text ist zu erschließen, dass er damit die Maxentius-Basilika meinte. In der Kirche S. Andrea in Mantua, die ab 1460 entstand, hat er seine Gedanken in Architektur umgesetzt: das einschiffige Langhaus ist mit einem mächtigen Kassettengewölbe versehen, zu beiden Seiten sind drei vereinzelte Kapellen angefügt. Mit S. Andrea schuf Alberti auf anscheinend antiker Grundlage einen neuen Kirchentypus, nämlich den der gewölbten einschiffigen Kirche mit Kapellenreihen, der mit und nach dem Konzil von Trient für den katholischen Kirchenbau grundlegend wurde, wenn man an das Langhaus der neuen Peterskirche oder den Gründungsbau der Jesuiten, il Gesù in Rom denkt 74. (Abb. 13, 14) 45 Erst am Ende des siebten Buchs geht Alberti auf die Basilika ein, die für ihn in der Antike ein Ort der Rechtsprechung war. Er schreibt weiter, dass dann die Unseren, also die frühen Christen, die Basiliken für das Messopfer in Anspruch genommen hätten, und zwar aus mehreren Gründen, nämlich weil die Basiliken der Privadeute ihre ersten Versammlungsstätten gewesen seien, weil ferner der Altar vor dem Tribunal 75 besonders effektvoll aufgestellt sei und weil schließlich in der holzgedeckten Basilika die Stimme des Priesters besser gehört worden sei76. Aus vielen Gründen ist also aus der Sicht Albertis die Basilika eigentlich der bessere Kirchenbau, den er anschließend in zwei Ausführungen schildert, nämlich als dreischiffige Kirche ohne und als fünfschiffige Kirche mit Querhaus, wobei das Mittelschiff einen Obergaden aufweist 77. Als Beispiel einer solchen Basilika kann am besten die Kirche S. Spirito in Florenz dienen, die Filippo Brunelleschi (1377-1446) ab 1444 plante und die erst lange nach 279 seinem Tod 1482 fertig gestellt wurde78. In Albertis Sätzen liegt offenbar auch die Hauptquelle für die immer noch aktuellen Vorstellungen, nach welchen Grundsätzen und Vorbildern die ersten christlichen Bauten errichtet worden seien. (Abb. 15) Abb. 14 Rom, Maxentius-Basilika; Perspektivische Ansicht, Rekonstruktion Tognetti. Abb. 15 Florenz, S. Spirito; Innenansicht der Basilika. 280 Die Basilika im konfessionellen Zeitalter 46 Alberti hatte für den Kirchenbau der kommenden Zeit die Richtung gewiesen, die von Andrea Palladio (1508-1580) im 16. Jahrhundert weiterverfolgt und weiterentwickelt wurde. Palladio publizierte 1570 ein eigenes Architekturtraktat, in das er den Text von Vitruv aufnahm und gleichzeitig abwandelte79. Antike Bauten waren für den Architekten aus Oberitalien zwar vorbildhaft, aber für neue Funktionen brauchte es auch neue Formen. So legte er zum Beispiel zwar Pläne, d. h. Grund- und Aufriss, für eine antike Basilika vor, die er aber mangels Kenntnis von archäologisch nachgewiesenen Gebäuden aus dem Text des Vitruv rekonstruierte und sogleich modifizierte. Er übernahm auch die Meinung Albertis, die antike Basilika habe die Funktion als Gerichtsbasilika besessen, weswegen die Apsis fester Bestandteil gewesen wäre80. (Abb. 16) Sein Plan einer Basilika gründet sich weitgehend auf Vitruvs Angaben zur Basilika in Fano, was zum Beispiel die Maßverhältnisse angeht. Die Säulen dagegen setzt er nicht als Kolossalordnung wie in Fano ein, sondern nimmt wie in Vitruvs „Normalbasilika“ für jedes Geschoss eine eigene Säulenstellung, wodurch der Innenraum kleinteiliger wirkt. Die Wände werden an ihrer Innenseite nach neuen Vorstellungen mit Nischen unterteilt. Abb. 16 Eine Basilika nach Palladio. 47 Auf diese Weise scheidet die antik-römische Basilika als Modell für moderne Kirchenbauten praktisch aus. Palladios Vorstellungen einer Basilika entsprach die Vitruvsche aber auch nur zum kleinen Teil, denn er kannte die Tradition der mittelalterlichen Basilika oder des Palazzo della Ragione der oberitalienischen Städte, die den Bürgerversammlungen und dem Handel dienten, so dass er die von ihm geplante und realisierte Basilika von Vicenza sogleich mit eigenen Tafeln anschloss 281 (Basiliche de’nostri tempi)81. Die Frage des Kirchenbaus klammerte Palladio erstaunlicherweise weitgehend aus. Sein viertes Buch, das den Tempeln Vorbehalten ist, ist von allen Teilen seines Traktats das bei weitem umfangreichste. Aber nur in der Einleitung kommt er kurz auf den christlichen Kult zu sprechen und übernimmt zu großen Teilen Albertis Geschichte der frühen Christen, die sich in privaten Basiliken versammelt und diese als gut empfunden hätten. Relativ ausführlich legte er anschließend dar, wie viele neue Gebäudeteile beim Kultbau notwendig seien, um antike Altbauten für den Kult zu adaptieren82. 48 Im 16. Jahrhundert wurde der Kirchenbau natürlich auch durch die Glaubensspaltung stark beeinflusst. Die Kirchen der Reformation unterschieden sich in ihren Positionen dabei deutlicher voneinander als etwa die lutherische von der römisch-katholischen Kirche, die sich nach dem Konzil von Trient (1545-1563) neu formierte 83. Die katholische Kirche favorisierte zumindest in ihren Hauptlinien einen neuen Kirchenbautyp, der mit den Jesuiten schnell Verbreitung in Europa fand. Die Mutterkirche des Ordens, Il Gesù, orientierte sich als Saalkirche mit Mittelschiffwölbung und mit Seitenkapellen weitgehend am Vorbild Albertis. Lutherische Kirchen stellten einen Sonderfall dar, weil Lutheraner im Allgemeinen die alten Kirchenbauten sogar mit ihrer Einrichtung beibehielten84. Die Reformierten der Niederlande oder Calvinisten, die von Genf aus ihre Reformation in Frankreich verbreiteten, waren in ihrem Ansatz radikaler. Bei den Altbauten, die sie übernahmen, kam es regelmäßig zu Bilderstürmen. ln Charenton, in den Außenbezirken von Paris, errichtete der französische Hofarchitekt Salomon de Brosse im Jahr 1623 den Temple de Charenton, nachdem der alte von fanatischen Katholiken ein Jahr zuvor niedergebrannt worden war. Trotz seiner endgültigen Zerstörung nach der Rücknahme des Edikts von Nantes 1685 ist dieser Kirchenbau relativ gut überliefert85. Der einfache rechteckige Saal wird ringsum von monumentalen Säulen eingefasst, die insgesamt zwei Galerien tragen, ungefähr auf halber Höhe und über der Kapitellzone. Der Rückbezug auf Vitruvs Basilika von Fano ist evident, was schon die Anzahl der Säulen und die kolossale Säulenordnung zeigt86. De Brosse passte den Entwurf an die eigenen Erfordernisse an, indem er auf die Tribuna verzichtete. Dies wäre ein Zugeständnis an den katholischen Kult gewesen. Der calvinistische Gottesdienstraum besitzt keinen Altar und mithin keinen Altarraum. Der Zweck der Predigt wird viel besser durch ein hohes Rednerpult erfüllt. Die Emporen, die auch Vitruvs Basilika haben konnte, hatten im evangelischen Gottesdienst eine ganz konkrete Aufgabe, nämlich den nötigen Platz für alle Gläubigen zu bieten, die beim sonntäglichen Gottesdienst vereint wurden. (Abb. 17) Architekturikonographisch betrachtet, konnten die Kirchen der Reformation leicht einen Bau wie Vitruvs Basilika verwenden, denn der protestantische Kirchenraum gilt nicht als geweihter Sakralraum, sondern als profaner Raum. Auch die Kirchen lutherischer Tradition haben daher vereinzelt diesen Bautyp übernommen, ohne sich allerdings so wörtlich an Vitruv zu orientieren. Erinnert sei an die Friedenskirchen in den schlesischen Städten Jauer und Schweidnitz87 oder an die große Dorfkirche in Cunewalde (Oberlausitz, heute Sachsen). 282 Abb. 17a und b. Charenton bei Paris, Temple der Hugenotten. Aquarell von Achilles Wertemann und Kupferstiche von Jean Marot nach Zeichnungen des Salomon de Brosse. Die Basilika in den letzten 200 Jahren 49 Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Thema „Basilika“wieder aktuell. Schauplatz war zunächst Paris, wo in den Jahrzehnten vor der Französischen Revolution einige Kirchen neu errichtet wurden, die im frühchristlichen Stil gehalten waren oder sich an dem Text des Vitruv orientierten, wie zum Beispiel St-Philippe-du-Roule. Im Zuge des aufkommenden Klassizismus setzte eine neue Rückwendung zur Antike ein. Doch erst nach dem Wiener Kongress folgte der zweite Teil der Geschichte, die Wiederentdeckung der Basilika88. 50 Die berühmteste Kirche des 19. Jahrhunderts war wahrscheinlich eine Ruine – die Basilika St. Paul vor den Mauern, die im Juli 1823 aus Unachtsamkeit abgebrannt war. Von den großen päpstlichen Kirchen der Stadt Rom war diese die einzige gewesen, die ihr ursprüngliches Aussehen aus dem 4. Jahrhundert weitgehend bewahrt hatte. (vgl. Abb. 9) Umso stärker wurde der Verlust weltweit wahrgenommen, und die Kirche wurde in den nächsten Jahrzehnten wiederaufgebaut. Das Interesse an dieser Kirche spiegelte sich in vielen Ländern Europas, wo Kirchen nach dem Muster von St. Paul vor den Mauern entstanden. 51 Gleichzeitig war jedoch das Interesse an der Struktur der Basilika an sich geweckt worden. Auch wurde die Frage gestellt, ob es nicht doch möglich wäre, eine der antiken Basiliken des alten Rom zu finden. Immerhin hatte man mit Hilfe der neuen Wissenschaft der Archäologie mittlerweile eine Basilika gefunden, und zwar die von Pompeji. Als Herculaneum und Pompeji zu Füßen des Vesuv in den Jahren 1738 bzw. 1748 zunächst nur durch Zufall entdeckt wurden, hatte eine neue Ära der Archäologie 283 begonnen, die weltweites Aufsehen erregte. Jetzt schien es möglich, die Antike wieder ans Licht zu holen. Unter der französischen Besatzung Italiens (1806-1815) wurden bei der Fortsetzung der Grabungen in Pompeji das Forum und die Basilika entdeckt. Es war eine Sensation, dass erstmals eine Basilika ergraben wurde, allerdings blieb es fraglich, ob diese in einen römischen oder mehr hellenistischen Kontext gehörte 89. 52 Auch in Rom selbst hatte es unter der französischen Herrschaft punktuelle Ausgrabungen und erste Restaurierungen gegeben. Dabei ging es mehr darum, einzelne Monumente wie die Trajanssäule oder Triumphbögen zu isolieren und gegebenenfalls zu ergänzen; sie dienten als Vorlage für das neue Paris Napoleons. Bei der Trajanssäule kamen bei solch einer Gelegenheit 1812/14 die Reste der Basilica Ulpia zutage, jedoch nur ihr mittlerer Teil. Wie sie zu rekonstruieren war, blieb offen 90. 53 Der Nutzen der Archäologie war in jenen Jahren also klar ersichtlich: Jahrhunderte lang hatten sich Architekten mit ihrem ganzen Scharfsinn um Vitruvs Traktat bemüht, um ihn zu verstehen und um ihn auf ihre aktuelle Situation anzuwenden. Jetzt schien es möglich, mit ein paar Spatenstichen die Geschichte innerhalb kürzester Zeit ans Licht zu holen. Archäologische Ausgrabungen waren also auch in Rom gefragt, um die Struktur des Forum Romanum mit seinen Bauten zu ergründen. Bislang war es ein Campo vaccino, eine Kuhweide, die die Geschichte versteckte statt präsentierte. Eine weitere wichtige Ausgrabungsstätte kam wenige Jahre später hinzu – in Trier. Eine selten vorkommende glückliche Konstellation führte dazu, dass Archäologen und Architekten, Herrscher und begeisterte Laien in wenigen Jahren einen zentralen Abschnitt der römischen Geschichte und Archäologie neu schreiben konnten oder zumindest den Anfang dafür machten. Motor des ganzen Unternehmens war offenbar Christian Karl Josias von Bunsen, der seit 1816 in Rom weilte und von 1821 bis 1838 als preußischer Gesandter am Hof des Papstes akkreditiert war91. Er vermochte den preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, den nachmaligen König Friedrich Wilhelm IV., für die römische Archäologie zu begeistern92. Auch der Kronprinz hatte konkrete Interessen, er wollte seine Hauptstadt Berlin weiter ausbauen. Er plante die Neubebauung der „Museumsinsel“. Neben dem Schloss wurde eine neue Kirche in frühchristlichem Stil nach dem Vorbild der Kirche St. Paul vor den Mauern geplant, dahinter war ein riesiges Areal als Museumsbereich vorgesehen. Dieses Herzstück Berlins nannte er Forum Palatinum, Basilica Coloniensis antiqua, palatium cum museo – ein Berliner Forum nach dem Vorbild des Forum Romanum. 54 Die Chronologie der Ereignisse, bei denen Bunsen immer dabei war und eine wichtige Rolle spielte, spricht für sich: 1827 wurde in Rom nach vielen Anläufen beschlossen, endlich das Forum archäologisch zu erforschen. 1828 besuchte der Kronprinz Rom und ließ sich viele archäologische Stätten zeigen. 1829 wurde in Rom, auf dem Gelände der preußischen Gesandtschaft, die sich damals auf dem Kapitol befand, und mit massgeblicher Unterstützung des preußischen Kronprinzen das „Instituto di Corrispondenza Archeologica“gegründet, das erste Archäologische Institut der Welt, in dessen Nachfolge heute das Deutsche Archäologische Institut steht. Die Aufgabe des Instituts war, von den archäologischen Ausgrabungen zu berichten, so dass diese schnell publik würden. 55 Die auf dem Forum angelaufenen Ausgrabungen stockten nach einiger Zeit wieder. Bunsen fertigte einen Zwischenbericht an, der 1835 publiziert wurde, in dem er den Stand der Arbeiten dokumentierte: der freie Platz des Forums war schon recht zuverlässig erkennbar, doch die ihn umgebenden Gebäude, darunter die beiden 284 wichtigen Basiliken, Basilica Aemilia und Basilica Julia waren offenbar nicht richtig zu erkennen. Die angegebenen Stützenfundamente ergeben andere Grundrisse und sind wohl mit viel Phantasie aus Vitruvs Schriften erschlossen worden. Der Erfolg ließ also noch auf sich warten93. (Abb..18) 56 In einer Provinzstadt des Römischen Reiches, jetzt preußische Provinzstadt, nämlich Trier, hatten die Nachforschungen etwas mehr Fortune. In Trier, das für seine Römerbauten bekannt ist, steht zwischen Kaiserthermen und Stadtmitte das erzbischöfliche Palais, in das ein Römerbau integriert war, die „Basilika“. Dieses antike Bauwerk, das aus dem Anfang des vierten Jahrhunderts stammt, hatte immerhin noch eine in voller Höhe – zwei Stockwerke - aufrecht stehende Außenmauer und eine riesige Apsis. Um 1820 wurde der Bau als antike Markt-oder Gerichtsbasilika angesehen. Mit diesem Befund musste die antike Ruine allerhöchstes Interesse hervorrufen, von der Fachwelt wie vom Königshaus94. 57 Grund- und Aufriss des Gebäudes ließen sich zeichnerisch recht gut ergänzen, daher lag es nahe, zu versuchen, ob dieser mit Vitruvs Maßangaben einer Basilika in Übereinstimmung zu bringen sein könnte. Franz Kugler hat entsprechende Berechnungen angestellt und publiziert95. Auch wenn es keine signifikanten Übereinstimmungen mit Vitruv gab, wurde die Theorie, dass es sich um eine Basilika gehandelt habe, weiterverfolgt, und es erschien lohnenswert, den Bau wieder zu rekonstruieren. Günstige Umstände ließen diesen Wunsch der Bauhistoriker in Erfüllung gehen: Die Herstellung als Basilika würde einen großartigen Raum für die junge protestantische Kirchengemeinde abgeben, die seit wenigen Jahren dank der Preußen hier ansässig war - tatsächlich entstand für eine Gemeinde von wenigen hundert Mitgliedern das zweitgrößte evangelische Gotteshaus Deutschlands. Und der König, der so viel für römische Architektur übrig hatte, war leicht zu gewinnen. Auf diese Weise wurde die „Basilika“, die heute lieber als Palastaula angesprochen wird, unter Leitung der führenden preußischen Architekten und Architekturhistoriker wiederhergestellt. Es handelte sich um die erste große Antikenrekonstruktion. Für die damalige Zeit waren die Ergebnisse beachtlich. Zwar wurde mancher Detailbefund nicht berücksichtigt oder zerstört, aber der große Raum wurde als solcher wiederhergestellt, und nicht, wie es den Wünschen mancher entsprochen hätte, als dreischiffiger, eng verstellter Innenraum96. (Abb. 19, 20) 285 Abb. 18 Rom, Forum Romanum. Plan nach den Ausgrabungskampagnen nach 1827, Stand 1835. Die Lage des Platzes ist klar, die Grundrisse der Gebäude großenteils noch unsicher (Zeichner Johannes Knapp und Karl Scheppig; Stecher Th. Trojanus; Anfertigung unter Anleitung Bunsens, 1835). 58 Im 19. Jahrhundert hat die Archäologie ihre ersten großen Triumphe feiern können. Es ging darum, die antiken Bauten für die Gegenwart nutzbar zu machen. In einer Rede zum Geburtstag der Stadt Rom, die Bunsen am 21. April 1836 im lnstituto di Corrispondenza hielt und die er dem Architekten und Archäologen Luigi Canina widmete, führte er dies genauer aus. Nach dem Frieden (von 1815) promeniere ganz Europa und Amerika vor dem alten Rom. Es gebe jetzt eine Arbeit, die nie vorher richtig versucht worden sei, die aber fruchtbar für die eigene Kunst und die Bedürfnisse der Gegenwart sei, nämlich die detailgetreue architektonische Rekonstruktion von Tempeln, Basiliken und anderen Gebäuden der Fora, die jetzt durch die Ausgrabungen möglich seien. Diese würden der europäischen öffentlichen Architektur die besten Modelle und reichsten Ideen liefern. Die Idee des Caesar-Forums und der nach diesem gestalteten Kaiserfora eignete sich hervorragend für Bauaufgaben wie öffentliche und Verwaltungsgebäude einer Metropole, wenn gewisse Modifikationen – z. B. durch Klima oder andere Faktoren bedingt – berücksichtigt würden97. Diese Begeisterung wurde zwar nicht von allen geteilt, wie Fanny Mendelssohn, die Schwester des Komponisten, in ihren Tagebüchern einige Jahre später aus Rom berichtete98, aber die Rede spiegelt eine für das ganze 19. Jahrhundert maßgebliche Grundstimmung wider, die eine Grundlage für die Architektur bis zum Ersten Weltkrieg wiedergibt. Der Bautyp der Basilika wurde fortan vielfältig genutzt. Dem Sinne Bunsens entsprachen wohl am meisten die neuen Kurbäder, wo die Promenade und Wandelhalle zum zentralen, vor allem gesellschaftlichen Bestandteil des Kuraufenthaltes wurden. Die Wandelhalle von Bad Kissingen ist ein prominentes spätes Zeugnis dieser Kultur, von Max Littmann 1910/11 bereits mit dem neuen Baustoff Beton ausgeführt99. (Abb. 21) Aber auch die moderne Industrie konnte sich der Basilika bedienen, wie das Beispiel der Sayner Hütte lehrt. Der Ofen an Stelle des Altars hatte sogar noch eine originelle Bedeutung, aber auch rein praktisch war eine Basilika ein geeigneter Raum für die industrielle Fertigung, weil sie durch den Obergaden für gutes Licht sorgte, also ein Vorläufer der Fabrikhallen mit Oberlicht war 100. 286 Abb. 19 Trier, Basilika; Blick auf originale Apsis und Nordwand. Abb. 20 Trier, Basilika nach der Wiederherstellung, Foto vor 1890. 287 Abb. 21 Bad Kissingen, Wandelhalle im Kurbezirk; Architekt Max Littmann. Resümee 59 Die Basilika, wie sie noch heute in den Wörterbüchern und Fachlexika definiert und beschrieben wird, stellt sich als ein Relikt der Forschungsgeschichte dar. Die Erläuterungen spiegeln die historische Sicht der Zeit um 1800 wider, als es darum ging, Geschichte und Monumente in möglichst langen Entwicklungslinien darzustellen. Damals wurde auf Kontinuität Wert gelegt, man versuchte, Linien von Ägypten und vom königlichen Athen her zum Römischen Reich und zum Christentum zu ziehen 101. Manche Thesen werden offenbar seit Jahrhunderten weitergetragen, wie zum Beispiel der Funktionsaspekt. Dass antike Basiliken generell für Gerichtszwecke genutzt worden seien, ist ein anderer dieser anscheinend unausrottbaren Topoi. Außerdem haben die Ausgrabungen gelehrt, dass die Gestalt der antiken Basilika sehr unterschiedlich sein konnte. Im Christentum spielte und spielt die Basilika eine herausragende Rolle. Die Situation ist trotzdem fast paradox: An den mittelalterlichen Bauten ist der basilikale Charakter, wie ihn wohlgemerkt moderne Autoren definiert haben, überraschend klar und dauerhaft zu erkennen. Erst in der Renaissance- und Barockzeit, als Vitruvs Text immer besser ediert werden konnte, wurde die Form der Basilika merkwürdig heterogen. Diese Situation ist nur dadurch erklärbar, dass Vitruv eine derart herausgehobene Stellung hat, nicht weil er der beste Architekt des Römischen Reiches gewesen wäre, sondern weil sein Traktat als einziges die Antike nahezu unbeschadet überlebt hat. Seit Jahrhunderten hat man sich darum bemüht, seinen Text zu verstehen und zu interpretieren. 288 Abbildungsnachweis 60 Abb. 1: Koepf / Binding (wie Anm. 8), hier 4., überarb. Aufl. 2005. 61 Abb. 2: Canina 1846 (wie Anm. 18). 62 Abb. 3: Krüger 2000 (wie Anm. 18). 63 Abb. 4, 5, 6: Ohr 1975 (wie Anm. 22). 64 Abb. 7, 9,10,11,13,19: Jürgen Krüger. 65 Abb. 8: Krautheimer 1981 (wie Anm.46). 66 Abb. 12: Vitruv / Germann 1987 (wie Anm. 1). 67 Abb. 14: Reclams Kunstführer Rom; Stuttgart 1994. 68 Abb. 15: Günther 2009 (wie Anm. 78). 69 Abb. 16: Palladio 1570 (wie Anm. 72). 70 Abb. 17: Hamberg 2002 (wie Anm. 85). 71 Abb. 18: Bunsen 1835 (wie Anm. 93). 72 Abb. 20: Krüger 1995 (wie Anm. 3). 73 Abb. 21: Witold Miratov, Wikimedia Commons. NOTES 1. Neben der jeweils genannten Literatur und den grundlegenden Texteditionen ist allgemein auf folgende Literatur hinzuweisen: Sabina Weyrauch: Die Basilika des Vitruv. Studien zu illustrierten Vitruvausgaben seit der Renaissance mit besonderer Berücksichtigung der Rekonstruktion der Basilika von Fano; Diss. phil. Tübingen 1976. – Wenn nicht anders angegeben, verwende ich als heute maßgebliche Edition und Übersetzung: Vitruv: Zehn Bücher über Architektur, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Curt Fensterbusch (lat. u. deutsch); Darmstadt 1964. – Daneben sei als Text auch auf die Übersetzung von August Rode 1796 verwiesen, deren Neuedition interessante Akzente setzt: Georg Germann (Einf.): Vitruv: Baukunst; Übersetzung August Rode; Neued. der Ausgabe 1796; 2 Bde. Zürich 1987. – Als aktuelle textkritische Edition des lateinischen Textes ist auf die französische Ausgabe zu verweisen: Catherine Saliou: Vitruve: De l'architecture; Livre 5: Texte établi, traduit et commenté par Catherine Saliou (Collection des universités de France; Série latine, 393); Paris 2009. 2. Karlfriedrich Ohr: Die Basilika in Pompeji (Denkmäler andker Architektur, 17); Berlin 1991. – Der Publikation liegt die bauhistorische Dissertation (Dr.-Ing.) an der Technischen Hochschule Darmstadt (1973) zugrunde. 3. Jürgen Krüger: Rom und Jerusalem. Kirchenbauvorstellungen der Hohenzollern im 19. Jahrhundert (Acta humaniora); Berlin 1995, S. 23-41 (Die Basilika zum Erlöser in Trier). – Dem Buch lag die Habilitationsschrift zugrunde, die 1993 am Institut für Kunstgeschichte (Dr. phil. habil.) der Universität Karlsruhe angenommen wurde. 289 4. Die Basilika. Ein herausragender Bautypus der europäischen Architekturgeschichte; BasilikaKolloquium Stiftung Bibliothek Werner Oechslin, 20.-23. September 2007, in Zusammenarbeit mit Jürgen Krüger und Jürgen J. Rasch (Universität Karlsruhe). 5. Jürgen Krüger: Die Basilika - Ein herausragender Bautypus der europäischen Architekturgeschichte (Kolloquiumsbericht), in: Scholion. Bulletin 5,2008, S. 165-167. 6. Ziel dieser Darstellung ist also kein Beitrag zur Frage der Genese der christlichen Basilika. Diese Frage hat Anfang der 1950er-Jahre zu kontroversen und heftigen Diskussionen zwischen Archäologen, Christlichen Archäologen, Bauhistorikern, Kunsthistorikern und Vertretern weiterer Disziplinen geführt und in den folgenden Jahren eine große Anzahl von Beiträgen hervorgebracht. Vgl. abschließend dazu Ernst Langlotz: Der architekturgeschichtliche Ursprung der christlichen Basilika (Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften. Geisteswissenschaften. Vorträge G 172); Opladen 1972. 7. Das Internet bedeutet dabei keinen qualitativen Fortschritt, sondern spielt nur als Medium eine Rolle, weil dasselbe Wissen auf andere Weise zur Verfügung steht. In den anderen wichtigen Sprachen unserer Wissenschaften – Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch – ist die Lage ähnlich. 8. Hans Koepf / Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur; 3. Aufl., überarb. von Günther Binding, Stuttgart 1999, hier S. 47-49 s. v. Basilika. – Nach 1999 sind inzwischen zwei weitere Auflagen dieses Bildwörterbuchs erschienen, die jüngste im März 2016. In beiden sind Text und Bilder zum Stichwort Basilika unverändert geblieben. 9. Der hier geforderte lateinische Begriff ist tribunal. Auf die Begriffe tribuna / tribunal wird weiter unten eingegangen. 10. Koepf / Binding 1999 (wie Anm. 8), S. 49. 11. Die Herkunft der beiden Abbildungen konnte bislang nicht identifiziert werden. Allen indirekten Hinweisen, die das Lexikon selbst bietet, wurde ergebnislos nachgegangen. Denkbar ist die Übernahme von Abbildungen aus Enzyklopädien aus dem Ende des 19. oder beginnenden 20. Jahrhundert. Der Autor ist für jeden Hinweis dankbar. 12. Besprechungen der dritten Auflage: Dankwart Leistikow, in: Journal für Kunstgeschichte 7,2003, S. 195-198; Klaus Tragbar, Klaus, in: Burgen und Schlösser 45, 2004, S. 274-275. – Es ist wichtig, sich klarzumachen, mit welchen Interessen die Autoren dieses Wörterbuch bearbeitet haben. Koepf war als Hochschullehrer ein Generalist, der die gesamte Architektur im (Über-)Blick hatte. Binding ist auf mittelalterliche Architektur spezialisiert. 13. Kröners Taschenwörterbuch steht in einer längeren Tradition, die ihre Anfänge in der französischen und englischen Enzyklopädistik hat. – Der Blick in die Fachwissenschaften hilft nur bedingt weiter. Der Eintrag in Wasmuths Lexikon der Baukunst wurde von dem Theologen und Christlichen Archäologen Joseph Sauer verfasst: Joseph Sauer: Basilika, in: Wasmuths Lexikon der Baukunst, Bd. 1, Berlin 1929, S. 342-347. - Ernst Langlotz/Friedrich Wilhelm Deichmann: Basilika, in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 1, Stuttgart 1950, Sp. 1225-1259; dieser Eintrag entspricht einem kompletten Forschungsbericht und stellt damit etwas ganz anderes dar als es ein Handwörterbuch leisten will. – Vgl. als einen ersten Beitrag zu einer Geschichte solcher Wörterbücher Noell, Matthias: Wörterbücher zur Architektur des Mittelalters. Anmerkungen zur Etablierung einer Wissenschaftssprache 1820-1850, in: Zoe Arnold (Red.): Wissensformen. Sechster Internationaler Barocksommerkurs Stiftung Bibliothek Werner Oechslin, Einsiedeln; Zürich 2008, S. 254-271. 14. Johann Joachim Winckelmann: Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerey und Bildhauerkunst; 2. Aufl. Dresden / Leipzig 1756 (auch online zugänglich). 15. Davon zu unterscheiden ist eine Kunstgeschichte als Geschichte einzelner Künstler, wie sie bereits Giorgio Vasari (1511-1574) vorgelegt hatte. Eine Künstlergeschichte steht bei ihm im Vordergrund, auch wenn er die Künstler nach großen Epochenbegriffen geordnet hat. 290 16. Baptiste Louis Georges Seroux d’Agincourt: Histoire de l’Art par les monumens, depuis sa décadence au IVe siècle jusqu’à son renouvellement au XVIe; Paris 1810-23 (auch als Digitalisai). 17. Seroux D’Agincourt, Jean Baptiste: Sammlung von Denkmälern der Architectur, Sculptur und Malerei vom 4. bis zum 16. Jahrhundert. 3335 Abbildungen auf 328 Kupfertafeln, nebst erläuternden Texten. Revidiert von A. Ferdinand von Quast; 3 Bde. Frankfurt 1840 (und andere Ausgaben). 18. Luigi Canina: Ricerche sull’architettura più propria die tempj cristiani, basate sulle primitive istituzioni ecclesiatiche e dimostrate tanto con i più insigni vetusti edifizj sacri quanto con alcuni esempj di applicazione; Rom 1846, Taf. 3 und Text S. 24. 19. Canina 1846 (wie Anm. 18), S. 19-20 und Taf. 1. 20. Jürgen Krüger: Die Grabeskirche zu Jerusalem. Geschichte, Gestalt, Bedeutung; Regensburg 2000, hier S. 13-14, Abb. 5. 21. Die Literatur zu Vitruv und seinen Traktat ist sehr reich. Wichtig sind die Studien des französischen Altmeisters der Vitruv-Forschung: Pierre Gros: Vitruve et la tradition des traités d‘architecture. Fabrica et radocinatio. Recueil d‘études (Collection de l'Ecole Française de Korne; 366); Rom 2006 (gesammelte Aufsätze); Pierre Gros: L’architecture romaine du début du IIIe siècle av. J.-C. à la fin du Haut-Empire; 2 Bd. Paris 1996, hier Bd. 1, S. 235-260. – Als moderne textkritische Edition ist auf Vitruve / Saliou 2009 (wie Anm. 1) mit französischer Übersetzung und Kommentar zu verweisen. 22. Vitruv / Fensterbusch 1964 (wie Anm. 1), hier Lib. V, cap. I (Fensterbusch S. 204-211). 23. Karlfriedrich Ohr: Die Form der Basilika bei Vitruv, in: Bonner Jahrbücher 175, 1975, S. 113-127. – Pierre Gros stimmt Ohrs Schlussfolgerungen im Wesentlichen zu: Pierre Gros: La basilique de forum selon Vitruve, V, 1: la norme et l‘expérimentation, in: Deutsches Archäologisches Institut. Architekturreferat (Hrsg.): Bauplanung und Bautheorie der Antike (Diskussionen zur archäologischen Bauforschung; Bä. 4); Berlin 1984, S. 49-69, hier S. 58. – Vgl. jetzt auch Jan Büchsenschuß: Auf der Suche nach der idealen Schildkröte. Vitruvs Basilikabeschreibung in deutschen Übersetzungen – ein semiotisches Abenteuer; Herbolzheim 2014, S. 32 und 33 nennt Ohrs Aufsatz „für die kommenden Jahrzehnte maßgebend“ und „prägend“. 24. Die nicht leicht verständlichen und oft falsch übersetzten Passagen sind am besten analysiert bei Ohr 1975 (wie Anm. 23) und Gros 1984 (wie Anm. 23). 25. Die Art der Bedachung ergibt sich aus dem lateinischen testudo, der wörtlich mit Schildkröte übersetzt werden müsste. Dieser Begriff stammt aus der Militärsprache und bezeichnete ein Schutzdach der Soldaten, das im Anfang aus den Schilden der Soldaten gebildet, später ähnlich einem hölzernen Dachstuhl eigens hergestellt wurde; vgl. Weyrauch 1976 (wie Anm. 1), S. 44-46. – S. auch die neue Studie von Büchsenschuß 2014 (wie Anm. 23), der sich mit den Problemen der Übersetzung des Wortes testudo beschäftigt. – Zur Holzkonstruktion des Daches vgl. aber auch Günther Binding/Susanne Linscheid-Burdich: Planen und Bauen im frühen und hohen Mittelalter nach den Schriftquellen bis 1250. In Zusammenarbeit mit Julia Wippermann; Darmstadt 2002, S. 190-191 zu den lateinischen bzw. mittelalterlichen Begriffen der Holzkonstruktionen. 26. Dass das zweite Geschoss niedriger zu rekonstruieren ist als bisher angenommen, formuliert Ohr 1975 (wie Anm. 23), S. 122. Der früher geläufige Text mit Übersetzung beruht nach Ohr auf einem falsch hinzugefügten späteren Einschub. 27. Im klassischen Latein existiert nur das Wort tribunal, das eine erhöhte gerundete Bühne meint, zu der Stufen führten, worauf vielleicht ursprünglich der Tribun, später auch andere obrigkeitliche Personen während ihrer öffentlichen Amtshandlungen saßen; Karl-Ernst Georges / Thomas Baier, (Hrsg.): Der neue Georges. Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch; 2 Bde., neu bearb. Aufl. Darmstadt 2013, hier Bd. 2, Sp. 4809. – Von ihm abgeleitet wurde im Mittelalter das Wort tribuna; vgl. weiter unten, S. 221. 291 28. Vitruv / Fensterbusch 1964 (wie Anm. 1), S. 210 bzw. 211 letzter Absatz des Basilika-Kapitels. Mit diesen Bemerkungen empfiehlt er sich nachdrücklich allen, die wie der Kaiser mit ihren Gebäuden beeindrucken und gleichzeitig doch sparsam sein wollen. 29. Belegstellen dafür finden sich im Thesaurus Linguae Graecae s. v. „basilik“. 30. Den Zusammenhang arbeitet gut heraus Thuri Lorenz: Überlegungen zur Vorgeschichte der frühchristlichen Basilika, in: Boreas 23/24, 2000/2001, S. 113-132, hier S. 116-117. 31. Hermann Nohl: Index Vitruvianus; Leipzig 1876 (ND Darmstadt 1965), S. 14, s. v. basilica. 32. Vitruv / Fensterbusch (wie Anm. 1), Lib. VI, 5, 2 (Fensterbusch S. 282-285). Vgl. dazu Lorenz 2001 (wie Anm. 30), S. 121-122. 33. Ad Atticum II 14, 2; zitiert nach Cicero, Marcus Tullius: Atticus-Briefe. Lateinisch-deutsch; Hrsg. von Helmut Kasten (Tusculum-Bücherei); München 1959, S. 116. – Vgl. auch Lorenz 2001 (wie Anm. 30), S. 122. 34. 2 Chr 4, 9 und 6, 13. 35. Im Zusammenhang mit den Kirchenbaudiskussionen des 16. Jahrhunderts stellt Jobst auch die frühchristliche Situation dar: Christoph Jobst: Die christliche Basilika im 16. Jahrhundert, in: Zeitsprünge. Forschungen zur Frühen Neuzeit 1, 1997, S. 698-749, hier besonders S. 729 und 733-739. 36. Christine Mohrmann: Etudes sur le latin des chrétiens; Bd. 4: Latin chrétien et latin médiéval (Storia e letteratura, 143); Rom 1977, S. 213 (Les dénominations de l'église en tant qu‘édifice en grec et en latin au cours des premiers siècles chrétiens); Lorenz 2001 (wie Anm. 30), S. 123-124. 37. Paul Geyer: Itinera Hierosolymitana saeculi III-IV (Corpus scriptorum eccllesiasticorum Latinorum, 39); Prag 1898, S. 22; vgl. Herbert Donner: Pilgerfahrt ins Heilige Land. Die ältesten Berichte christlicher Palästinapilger (4.-7. Jahrhundert); Stuttgart 1979 (ND 2002), S. 35-67 zum Pilger von Bordeaux, bes. S. 58 (Übersetzung). 38. Hugo Brandenburg: Die frühchristlichen Kirchen Roms vom 4. bis zum 7. Jahrhundert. Der Beginn der abendländischen Kirchenbaukunst; Regensburg 2004, hier S. 114-130 zu St. Paul vor den Mauern, S. 122 zum Mosaik. – Nach dem Brand von 1823 wurde die Kirche maßstabsgetreu, jedoch mit Veränderungen wiederaufgebaut. Das Mosaik am Triumphbogen ist im Wesentlichen eine Neusetzung nach alten Vorlagen. 39. Zum Gebrauch in der Frühzeit des Christentums vgl. speziell Antonio Ferrua: I più antichi esempi di, basilica'per,aedes sacra', in: Archivio glottologico italiano 25, 1933, S. 142-146, und allgemein Mohrmann 1977 (wie Anm. 36), S. 228-229. – Vgl. jetzt auch Luca Crippa: La Basiüca Cristiana nei testi dei Padri dal II al IV secolo (Monumenta Studia Instrumenta Liturgica, 32); Vatikanstadt 2003. 40. Isidor, Origines XVI 4,11. – Vgl. Lorenz 2001 (wie Anm. 30), S. 115. 41. Achim Masser: Die Bezeichnungen für das christliche Gotteshaus in der deutschen Sprache des Mittelalters; mit einem Anhang Die Bezeichnungen für die Sakristei (Philologische Studien und Quellen 33); Berün 1966. Hier im Register s. v. Basilika. – Vgl. auch Binding / Linscheid 2002 (wie Anm. 25), S. 313-319. 42. Michael Altripp: Die Basilika in Byzanz. Gestalt, Ausstattung und Funktion sowie das Verhältnis zur Kreuzkuppelkirche (Millenium-Studien; 42); BerÜn 2012. - In der Einführung gibt Altripp einen Überbück über die Schwierigkeiten der Definition im griechischen Raum. 43. Vgl. Internetrecherchen s. v. Basilika (Titel). Die hier aufgeführten Bücher sind in Deutschland nicht alle zu erhalten. 44. Paul D. Scotton: The basilica at Fano and the Virtuvian Norm, in: Laurence Cavalier / Raymons Descat / Jacques des Courtils (ed.): Basiliques et agoras de Grèce et d'Asie Mineure (Ausonius Editions. Mémoires, 27); Bordeaux 2012, S. 25-90. 45. Lorenz 2001 (wie Anm. 30); S. 118-120. – Vgl. ferner Udo Kultermann: Die Maxentius-Basilika. Ein Schlüsselwerk spätantiker Architektur (Architektur der Welt, 1); Weimar 1996. 46. Richard Krautheimer: Early Christian and Byzantine Architecture (Pelican History of Art); 4. Aufl. New York 1981 (1. A. 1965), S. 36-37. 292 47. In diesem Beitrag werden zwei Fragen nicht behandelt, weil dies den Rahmen sprengen würde, die Frage, wie christliche Versammlungsräume in den ersten drei Jahrhunderten ausgesehen haben, und, in wieweit Beeinflussungen vom Synagogenbau erfolgte, Zur ersten Frage vgl. L. Michael White: The social origins of Christian architecture. Building God‘s house in the Roman world. Architectural adaption among pagans, Jews, and Christians (Harvard theological studies 42); 2 Bde. Valley Forge PA 1990, auch zu S. Crisogono, zur Basilika etc. – Zum Problem Basilika, Synagogen- und Kirchenbau vgl. die gründliche Studie für Bauten in Palästina Asher Hiram: Die Entwicklung der antiken Synagogen und altchristlichen Kirchenbauten im Heiligen Lande, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 19,1962, S. 7-63. 48. Brandenburg 2004 (wie Anm. 38), S. 16-54 (Lateran), 91-103 (St. Peter), 114-130 (St. Paul vor den Mauern), 176-189 (S. Maria Maggiore). – Als Darstellung der Gesamtentwicklung, auch unter urbanistischen und soziologischen Fragestellungen, sei vor allem auf die folgende Publikation hingewiesen: Richard Krautheimer: Rom, Schicksal einer Stadt 312-1308; München 1987, mit ausführlichem Register. 49. Vgl. den instruktiven Vergleich der Grundrisse bei Alberto Carpiceci / Marco Carpiceci: Come Costantino chiese Silvestro d‘entro Siratti. Constantino il grande, San Silvestro e la nascita delle prime grandi basliche cristiane; Rom 2006, S. 86 (hier allerdings Basilica Ulpia, St. Peter und Lateran). 50. Sible De Blaauw: Imperial Connotations in Roman Church Interiors. The Significance and Effect of the Lateran Fastigium, in: Acta ad Archaeologiam et atrium historiam pertinentia 15 (= N.S. 1), 2001, S. 137-146. – Sible De Blaauw lieferte wichtige Studien zur frühchristlichen Architektur Roms. 51. Vgl. zusammenfassend Brandenburg 2004 (wie Anm. 38), S. 20-36. – Die unterschiedlichen Wurzeln der christlichen Basilika diskutiert Dale Kinney: The Church Basilica, in: Acta ad Archaeologiam et atrium historiam pertinentia 15 (= N.S. 1), 2001, S. 115-135. – S. aber auch den Beitrag von Jürgen Rasch in diesem Band. 52. Brandenburg 2004 (wie Anm. 38), S. 167-175. 53. Stefan Schuler: Vitruv im Mittelalter (Pictura et Poesis; 12); Köln 1999. – Vgl. auch HannoWalter Kruft: Geschichte der Architekturtheorie. Von der Antike bis zur Gegenwart; 3., durchges. und erg. Aufl. München 1991, hier S. 31-43 (Kap. 2: Die Überlieferung Vitruvs und die Architekturtheorie im Mittelalter). - Frank Zöllner: Vitruvs Proportionsfigur. Quellenkritische Studien zur Kunstliteratur im 15. und 16. Jahrhundert (Manuskripte zur Kunstwissenschaft, 14); Worms 1987, liefert S. 44-62 eine handliche Übersicht über die Vitruv-Rezeption im Mittelalter. 54. Daneben sind als für die Baukunst wichtige Texte die Schriften der römischen Agrimensoren zu nennen; vgl. Günther Binding: Bauvermessung und Proportion im frühen und hohen Mittelalter (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 61); Stuttgart 2015, S. 48-55. 55. Dietrich Conrad: Kirchenbau im Mittelalter. Bauplanung und Bauausführung; 6. Aufl. Leipzig 2011 (1. Aufl. 1990). Der Autor geht an vielen Stellen auf Vitruv ein. 56. Für die nachantike Rezeption der Basilika vgl. auch den Lexikonartikel von Barbara Kilian: Basilika, in: Der Neue Pauly; Bd. 13: Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte; Stuttgart 1999, Sp. 422-430. 57. Die karolingische Epoche ist für die Überlieferung von Vitruv-Traktaten extrem wichtig. Es wurden hervorragende Abschriften hergestellt, ohne sie wäre das Wissen um Vitruv vielleicht ganz verloren gegangen. Vitruvs Traktat wurde häufig zusammen mit anderen technischen Handschriften abgeschrieben, von denen auch Zeichnungen übernommen wurden; vgl. Bernhard Bischoff: Mittelalterliche Studien. Ausgewählte Aufsätze zur Schriftkunde und Literaturgeschichte; 3 Bd. Stuttgart 1966-1981, hier Bd. 3, S. 277-297 (Die Überlieferung der technischen Literatur). 293 58. Bernhard Schütz; Wolfgang Müller: Deutsche Romanik. Die Kirchenbauten der Kaiser, Bischöfe und Klöster; Freiburg 1989, S. 56-83 (Karolingische Architektur und die „Renovatio Imperii Romanorum“) 59. Schütz / Müller 1989 (wie Anm. 58), S. 69. 60. An den römischen Kirchen von S. Clemente, S. Susanna und S. Maria Maggiore und anderen ist das gut zu beobachten. Vgl. vor allem Daniela Mondini: „Dunkle Basiliken“. Überlegungen zu hochmittelalterlichen Umbauten frühchristlicher Kirchen in Rom, in: Scholion. Bulletin 8, 2014, S. 65-79. 61. Schütz / Müller 1989 (wie Anm. 58), S. 154-160 (Hildesheim), S. 185-198 (Speyer). 62. Conrad 2011 (wie Anm. 55), S. 33 und Abb. 20. – Vgl. auch Manfred Overesch / Alfhart Günther; Himmlisches Jerusalem in Hildesheim. St. Michael und das Geheimnis der sakralen Mathematik vor 1000 Jahren; Göttingen 2009, bes. S. 155-157. – Das Wissen des Goderamnus von Vitruv ist für seine Kölner Zeit durch Beischriften an der g. Vitruv-Handschrift erwiesen. Goderamnus ist jedoch erst 1022, als St. Michael schon lange in Bau war, in Hildesheim nachzuweisen. Persönliche Beziehungen zwischen Bischof Bernward und Goderamnus sind aber schon einige Zeit vorher anzunehmen. Dieser bislang kontrovers diskutierte Punkt bedarf weiterer Klärung. 63. Früheste Belege für das Wort tribuna finden sich offenbar im 13. Jahrhundert, jedoch ist die Etymologie dieses Begriffes noch nicht hinreichend geklärt; vgl. Du Cange: Glossarium mediae et infimae latinitatis, Bd. 8, Paris 1938, S. 177 s. v. tribuna, tribunal; Rey, Alain (Hrsg.): Dictionnaire historique de la langue française; 2. Aufl., Bd. 2, Paris 1994, S. 2166-2177 s. v. Tribunal, Tribune; Battaglia, Salvatore: Grande dizionario della lingua italiana; Bd. 21 Turin 2002, S. 328-329 s. v. Tribuna, Tribunale. 64. Zur Entwicklung der gotischen Architektur vgl. Dieter Kimpel / Robert Suckale: Die gotische Architektur in Frankreich 1130-1270; Darmstadt 1985. Hier zu Reims S. 277-293. 65. Conrad 2011 (wie Anm. 55), S. 48-50. – Schuler 1999 (wie Anm. 53), S. 135-141, 299-320. 66. Hans-Joachim Kunst: Die Ideologie der Hallenkirche als Eiheitsraum, in: architectura 1, 1971, S. 38-53. 67. Hans Erich Kubach / Isolde Köhler-Schommer: Romanische Hallenkirchen in Europa; Mainz 1997. 68. Kimpel / Suckale 1985 (wie Anm. 64), S. 44. – Christian Freigang: Was geschah in Mailand? Die Expertisen zum Mailänder Dombau um 1400 und die Vorgeschichte der neuzeitlichen Architekturtheorie, in: Markéta Jarošová u. a. (Hrsg.): Prag und die großen Kulturzentren Europas in der Zeit der Luxemburger (Opera Facultatis Theologiae catholicae Universitatis Carolinae Pragensis. Histona et histona artium; Bd. 8); Prag 2008, S. 427-442. Dieser Beitrag hilft bei der Frage eigentlich nicht weiter! – Conrad 2011 (wie Anm. 55) – Das Problem war in der Formulierung „Hallenkirche oder basilikaler Querschnitt“nördlich der Alpen genauso aktuell, wie ein Blick auf die äußerst wichtige Münsterbaustelle von Ulm um 1400 zeigt: Vgl. Johann Josef Böker u.a.: Architektur der Gotik. Ulm und Donauraum; Salzburg 2011, S. 12-13 (mit Literatur). – Vgl. auch Rudolf Wittkower: Gothic versus Classic. Architectural Projects in Seventeenth-Century Italy; London 1974, S. 17-32 (The Cathedral of Milan. Prelude). 69. Vitruvius: De architectura; ND der kommentierten 1. ital. Ausgabe von Cesare Cesariano, Como 1521. Hrsg. Carol Herseile Krinsky; München 1969. 70. Kruft 1991 (wie Anm. 53), S. 42. – Schuller 1999 (wie Anm. 52), S. 89-93. – Vgl. jetzt auch Christof Thoenes: Vitruv, Vitruvianismus und die Anfänge der Renaissance-Architektur in Italien, in: Paolo Sanvito (Hrsg.): Vitruvianism. Origins and Transformations (Transformationen der Antike, 33); Berlin 2016, S. 83-99. Thoenes zeigt auf, dass der Prozess der Antikenaneignung keineswegs gradlinig verlief und relativiert die Rolle Vitruvs. 294 71. Leon Battista Alberti: Zehn Bücher über die Baukunst. Ins Deutsche übertragen von Max Theuer; Wien / Leipzig 1912 (ND Darmstadt 1975). Die Übertragung von Max Theuer gilt als beste Übersetzung, die aus dem ungekürzten Original vorgenommen worden ist. 72. Auch bei Palladio wird die Maxentius-Basilika noch als Templum Pacis benannt; Andrea Palladio: I quattro Libri dell'architettura; Venedig 1570 (ND Mailand 1976), Buch IV, S. 12-13. 73. Alberti/Theuer 1912 (wie Anm. 71), Buch VII, Kap. 1-13. 74. Richard Krautheimer: Alberti's Templum Etruscum, in: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst 12, 1961, S. 65-72. – Kruft 1991 (wie Anm. 53), S. 53-54. 75. Alberti verwendet hier noch den antiken Begriff tribunal, der mit Podium übersetzt werden kann. 76. Alberti / Theuer 1912 (wie Anm. 71), Buch VII, Kap. 3 (S. 352). 77. Alberti / Theuer 1912 (wie Anm. 71), Buch VII, Kap. 14 und 15. 78. Hubertus Günther: Was ist Renaissance? Eine Charakteristik der Architektur zu Beginn der Neuzeit; Darmstadt 2009, hier S. 27-29 und S. 108-112. 79. Kruft 1991 (wie Anm. 53), S. 92-102, bes. S. 101. 80. Palladio 1570 (wie Anm. 72), Lib. III, S. 38-40. 81. Palladio 1570 (wie Anm. 72), Lib. III, S. 42-44. 82. Palladio 1570 (wie Anm. 72), Lib. IV, S. 10. – Palladios Architekturtheorie, und mit ihm auch Vitruv und die Basilika, erlebten die vielleicht dichteste Rezeption in England und später in den Vereinigten Staaten. Erinnert sei an bekannte Beispiele wie das Banqueting House von Inigo Jones oder Latrobes Hall of Columns im Kapitol in Washington. Wegen der Fülle des Materials ist mein Beitrag für diese Epoche stärker auf den Kirchenbau ausgerichtet, um hier einige bislang wenig beachtete Entwicklungslinien aufzuzeigen. – Zum Palladianismus vgl. etwa Robert Tavenor: Palladio and Palladianism; London 1991. 83. Zum protestantischen Kirchenbau vgl. die handliche Einführung von Kathrin Ellwardt: Evangelischer Kirchenbau in Deutschland; Petersberg 2008. 84. Johann Michael Fritz (Hrsg.): Die bewahrende Kraft des Luthertums. Mittelalterliche Kunstwerke in evangelischen Kirchen; Regensburg 1997. 85. Per Gustaf Hamberg: Tempels for Protestants. Studies in the Architectural Milieu of the Early Reformed Church and of the Lutheran Church; Göteborg 2002 (1. Aufl. 1955 schwedisch), hier S. 42-46. – Vgl. ferner Georg Germann: Der protestantische Kirchenbau in der Schweiz von der Reformation bis zur Romantik; Zürich 1963, S. 55-72 zur Verbreitung dieses Bautypus in der Schweiz und in Europa. 86. Die kolossale Ordnung wurde von Michelangelo bei der Neugestaltung des Kapitols in Rom eingesetzt und wurde danach in der europäischen Baukunst aufgegriffen.-Erinnert sei auch daran, dass im 17. Jahrhundert in Frankreich die Diskussion um Vitruv weitergeführt wurde. Claude Perrault gab 1673 (2. Aufl. 1684) eine neue Vitruv-Ausgabe heraus, mit eigenem ausführlichem Kommentar. Er legte eine weitere Rekonstruktion der Basilika von Fano vor; Kruft 1991 (wie Anm. 53), S. 149-151. – Die Aktualität Vitruvs in den Architektendiskussionen jener Zeit erläutert sehr prägnant Georg Germann: Was Architekten lasen und kopierten. Schweizer Architekturbibliotheken des 16. bis 19. Jahrhunderts; Bern 2012 [bauforschungonline.ch Bern]. 87. Hans Caspary / Claudia Tutsch (Red.): Die schlesischen Friedenskirchen in Schweidnitz und Jauer. Ein deutsch-polnisches Kulturerbe; Potsdam 2005. 88. Die Darstellung dieses Kapitels folgt weitgehend den entsprechenden Kapiteln meiner Publikation: Krüger 1995 (wie Anm. 3). 89. Rossini, Luigi: Le Antichità di Pompei. Delineate sulle scoperte fatte sino a tutto l‘anno MDCCCXXX; Rom 1831, Taf. 39. 90. Eine hervorragende Quelle für die Geschichte der Ausgrabungen in Rom bilden die Zeichnungen und Pläne der französischen Stipendiaten in Rom. Die Basilica Ulpia wurde offenbar sofort als Rest einer Basilika erkannt, wie ein Plan von Lesueur zeigt: François-Charles Uginet 295 (Hrsg.): Roma antiqua. „Envois“degli architetti francesi (1788-1924). L‘area archeologica centrale; Ausst. kat. Rom 1985, hier S. 154-207, bes. S. 158. 91. Bunsen war an der römischen Geschichte und Topographie höchst interessiert. Er war Initiator und Mitverfasser einiger wichtiger diesbezüglicher Publikationen. Speziell was die Kirchen betrifft, geht auf ihn die Publikation zurück: Johann Gottfried Gutensohn/Johann Michael Knapp: Denkmale der christlichen Religion oder Sammlung der christlichen Kirchen oder Basiliken Roms vom IV. bis zum XII. Jahrhundert; Rom 1822-26. Das großformatige Tafelwerk, das im Bereich der Kirchenbaugeschichte andere Publikationen an Qualität weit übertraf, begleitete er mit einem eigenen Textband: Christian Carl Josias Bunsen: Die Basiliken des christlichen Roms nach ihrem Zusammenhange mit Idee und Geschichte der Kirchenbaukunst; München 1842. – Zur Bedeutung Bunsens allgemein vgl. Krüger 1995 (wie Anm. 3), s. v. Bunsen. 92. Jürgen Krüger: The crown prince and his ambassador. Two individuals in the service of Roman archaeology, in: Fragmenta. Journal of the Royal Netherlands Institute in Rome 2, 2008, S. 79-94. – Die anderen Beiträge dieses Zeitschriftenbandes unterstützen meine These, dass weniger die Fachwissenschaftler die Gründung des Instituts vorantrieben als vielmehr Bunsen und der Kronprinz. 93. Christian Bunsen: Il Foro romano secondo gli scavi fino al 21 aprile 1835, in: Bullettino dell'Instituto di Corrispondenza Archeologica 1835, S. 53-96, mit zwei Plänen über die Ausgrabungen. 94. Den Kenntnisstand über die Basilika in der ersten Hälfte des 19. Jhs. und eine gute Dokumentation der Befunde und Ausgrabungen bieten Klaus-Peter Goethert/Winfried Weber: Römerbauten in Trier (Edition Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz; Führungshess, 20); 2., veränd. u. erw. Aufl. Regensburg 2010, S. 148-179. 95. Franz Kugler: Der römische Basilikenbau, näher entwickelt nach den Resten der antiken Basilika von Trier, in: (Schorns) Kunstblatt 23, 1842, S. 333-335, 338-339, 341-343. 96. Jan Werquet: Historismus und Repräsentation. Die Baupolidk Friedrich Wilhelms IV. in der preußischen Rheinprovinz (Kunstwissenschaftliche Studien, 160); Berlin 2010, hier S. 237-256. – Die Basilika wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und nach dem Krieg wieder aufgebaut. Dabei wurde der Zustand des 19. Jahrhunderts restlos geopfert. – Vgl. im Kontext Hartwig Schmidt: Archäologische Denkmäler in Deutschland – rekonstruiert und wieder aufgebaut; Stuttgart 2000, S. 15-17; Winfried Nerdinger / Markus Eisen / Hilde Strobl (Hrsg.): Geschichte der Rekonstruktion. Konstruktion der Geschichte; Ausst.kat. München 2010, S. 82-83. 97. Il y a un travail à faire qui jusqu‘ici n ‘a pas été mème judicieusement essayé, et qui seul peut rendre directement fertiles pour notre art, et pour les besoins pratiques de notre siècle..., Je veux parler de la „restauration architectonique détaillée des temples, basiliques et autres bàtiments des forum, la quelle restauration devint maintenant possible par les fouilles faites ou commencées et par la fixation des localités. Une telle oeuvre raisonnée qui serait basée sur les restes existans et sur les résultats sùrs des recherches topographiques et historiques livrerait à l‘architecture publique de l'Europe les modèles les plus parfaits, les idées les plus riches pour plusieurs des grands édifices publics que nous avons ou que nous pourrons avoir. L‘idée du forum des Jules César et des forums impériaux qui ont tous été faits d'après ce prototype, s'adapterait parfaitement dans une metropole, avec les modifications reclamés soit par la nature du climat et d'autres circonstances, à un grand ensemble d'édifices publics destinés aux tribunaux et aux bureaux d'administration. Christian Carl Josias Freiherr von Bunsen: Lettre adressée à M. le Chevalier Canina, in: Annali dell’Instituto di correspondenza archeologica 1836, S. 207-281, hier S. 214 ff. 98. Fanny Mendelssohn: Italienisches Tagebuch, hrsg. von Eva Weissweiler; Hamburg 1993, S. 64f.: Brief an Rebecka Dirichlet vom 16. Dezember 1839. Hier berichtet sie von einer Sitzung im Archäologischen Institut, wo die Archäologen genauso versteinert dasäßen wie die Artefakte, die sie ausgruben. 296 99. Petra Simon / Margit Bahrens (Hrsg.): Badekur und Kurbad. Bauten in deutschen Bädern 1780-1920; München 1988, hier S. 103. 100. Paul-Georg Custodis: Technische Denkmäler in Rheinland-Pfalz; Koblenz o. J. (ca. 1990), hier S. 42-45. 101. Der Verweis auf Ägypten, das in jener Zeit gerade entdeckt wurde, wurde weiter oben mit der Publikation von Canina 1846 (wie Anm. 18) gegeben. Die griechischen Vorläufer wurden genauso genannt. August Zestermann beschrieb mit einer großformatigen Tafel die Königshalle von Athen mit dem Zimmer des Archon König, mit dem Tribunal, mit Urnen für Stimmsteinchen, Wasseruhren etc., als ob das Gebäude mit allen Einzelheiten ausgegraben worden wäre; August Chr. Adolph Zestermann: Die antiken und die christlichen Basiliken, nach ihrer Entstehung, Ausbildung und Beziehung zueinander dargestellt; Leipzig 1847, Taf. 1. 297 Ergebnisse und Ausblick Ulrich Fellmeth, Jürgen Krüger and Karlfriedrich Ohr 1 In den vergangenen Jahren sind mehrere internationale Kolloquien veranstaltet worden, die die Wirtschaftsgeschichte der Antike tangiert oder dediziert zum Inhalt gehabt haben. Das erste mit dem Titel „Basiliques de Grèce et d’Asie Mineure“ fand im April 2007 in Bordeaux statt und befasste sich nach einer Einführung in das Tagungsthema von Pierre Gros im Schwerpunkt mit römischen Basiliken des 2. Jahrhunderts n. Chr. in Griechenland und in Kleinasien. 1 Im selben Tagungsband werden die Beiträge eines zweiten Kolloquiums vorgestellt, das im März 2010 in Istanbul unter dem Titel „Agoras de Grèce et d’Asie Mineure“ stattgefunden hat. Ein weiterer Tagungsband mit dem Titel,,Agora greca et agorai di Sicilia“ enthält Beiträge, die im Rahmen eines Vorbereitungsseminars an der Monatswende Juni/Juli 2008 in Pisa und eines viertägigen Workshops im Oktober 2009 in Erice/Sizilien vorgetragen worden sind.2 2 Dediziert mit der Geschichte der antiken Wirtschaft befasste sich das von französischen und griechischen Geschichtsforschern veranstaltete, mehrtägige Kolloquium „Tout vendre, tout acheter. Structures et équipements des marchés antiques“, das im Juni 2009 in Athen stattfand.3 Der Tagungsband stellt einen bemerkenswert reichen Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte der griechischen Antike im östlichen Mittelmeerraum dar. 3 Das Karlsruher Kolloquium über „Bauten und Bautypen für Handel und Geldgeschäfte in der antiken Stadt“ war von der Diskussion der Funktionen des römischen Bautypus Basilika angestoßen worden. Ausgangspunkt ist die Beobachtung gewesen, dass in der traditionsreichen deutschsprachigen Historiographie zur antiken Wirtschaftsgeschichte die römische Basilika als nobelstes Gebäude der Wirtschaft bis vor kurzem keine Beachtung gefunden hatte. Neben Untersuchungen zur Basilika selbst sollte auch das mit ihr durch Funktionen verbundene, bauliche Umfeld dargestellt werden. Der Ausschreibung entsprechend sind die Themen der Referenten breit gestreut und umfassen Beiträge über die wirtschaftlichen Vorgänge und ihre Organisation ebenso wie die Darstellung von städtischen Siedlungen mit ihren Zentren für wirtschaftliche Aktivitäten, sie reichen von der Anlage und Funktion einzelner Bautypen bis zu neuen Rekonstruktionsvorschlägen für ihre Architektur. 298 4 Die Brücke von den aktuellen theoretischen Diskussionen in der antiken Wirtschaftsgeschichte zu den antiken Bauten für die Wirtschaft schlägt ein einleitender Vorschlag von Ulrich Fellmeth, die Wirtschaftsbauten der Antike als ökonomisch relevante Institutionen zu verstehen. Die sich daraus ergebenden neuen Fragen könnten künftig in der Forschung zur antiken Wirtschaftsgeschichte als richtungweisende Impulse wirken. 5 Erwartungsgemäß bilden Speicherbauten und Lagerhäuser vor allem für Getreide und daneben Basiliken als Zentren des Großhandels den Schwerpunkt der Beiträge. Dabei wird die enge Beziehung der beiden Bautypen als Folge von Roms Aufstieg zur Vormacht des Mittelmeerraumes sichtbar. Spielten die Sicherstellung und Organisation der Lebensmittelversorgung großer Bevölkerungsmassen wie in Ägypten oder die Versorgung großer Heere für einen Erfolg in kriegerischen Auseinandersetzungen schon seit jeher eine entscheidende Rolle, so erlangte diese Aufgabe durch das rasche Bevölkerungswachstum Roms als neues Machtzentrum in der Folge der Zerschlagung Karthagos die größte Bedeutung für die römische Führung. Da zur Versorgung der Massen Lebensmittelvorräte in einem Umfang notwendig wurden, der von der näheren und weiteren Umgebung nicht mehr gewährleistet werden konnte, musste der Bedarf durch Fernhandel mit potenten Produzenten gedeckt werden. Die dafür erforderlichen Verträge als Absicherung und die mit dem Transport auf dem Seeweg verbundenen Risiken führten zwangsläufig zu verfassten Handelsformen und zu einer zentralen Organisation unter öffentlicher Aufsicht, was entsprechende Baulichkeiten erforderte: Speicherbauten vor allem für Lebensmittel, aber auch andere Waren sowie Bank- und Börsengebäude für den Abschluss von Handelsverträgen und die damit notwendigerweise verbundenen Geldgeschäfte. Dazu kamen als neue Bauaufgabe Hafenanlagen und der Schiffbau als Grundlage für das Transportwesen, zwei Themen, die im Rahmen des Karlsruher Kolloquiums jedoch nicht behandelt worden sind. 6 Neben dem Getreidehandel mit seinem gewaltigen Volumen entwickelten sich auch Zentren für andere Handelsgüter wie das durch seine Verarbeitungsqualität berühmte Eisen aus Noricum (Virunum / Magdalensberg bei Klagenfurt) für die Waffenproduktion und andere Metalle bis hin zu Gold, für dessen Rohverarbeitung zu Barren als kaiserliches Monopol auf dem Magdalensberg aus Sicherheitsgründen ein eigenes, hermetisch abgeschlossenes Gebäude eingerichtet worden war. Aufgrund der schon vor der Kaiserzeit bedeutenden Handelsaktivitäten in Virunum / Magdalensberg überrascht es nicht, dass dort wohl bereits um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. eine erste Basilika errichtet worden war. Der mit dem bedeutenden Zentrum für hochwertiges Eisen und andere Metalle verbundene Verladehafen ist Aquileia gewesen. Daneben entwickelten sich in der Kaiserzeit für den repräsentativen Ausbau Roms als Machtzentrum der Transport von Marmor aus Griechenland, von der Prokonnes und aus Nordafrika sowie der Holztransport zum Beispiel aus dem Libanon zu wichtigen Zweigen der Wirtschaft. Auch der Fernhandel mit Luxusgütern wie Wein, Gewürzen, Webereiwaren u. a. m. florierte zunehmend. 7 Zu den Handelsobjekten, die für die Existenz des Machtzentrums Rom unentbehrlich gewesen waren, haben bekanntlich Sklaven als Arbeitskräfte gehört; Zentrum des Sklavenhandels ist bis zu seiner Zerstörung im Jahre 88 v. Chr. Delos gewesen. Auch für diese Handelsobjekte war um 100 v. Chr. ein eigens entwickeltes, hypäthrales Bauwerk im Hafenbereich von Delos errichtet worden, das aus zwei verschieden hohen, ineinander gestellten Mauerkreisen mit schmalen Durchgängen bestanden hatte: die 299 sog. κύκλοι,4 deren höhere Außenmauer bei der Versteigerung von Sklaven unmittelbar nach ihrer Anlandung für die Menschen als Ware während der prüfenden Besichtigung durch die Käufer gegenüber der Umgebung als Sichtschutz gedient haben könnten. Die Reste dieses ungewöhnlichen Handelsgebäudes sind vor einem Jahrzehnt von JeanCharles Moretti und seinen Mitarbeitern entdeckt und anlässlich des Kolloquiums „Tout vendre, tout acheter“ 2009 in Athen erstmals vorgestellt worden. In Karlsruhe präsentierte Moretti einen neuen Rekonstruktionsvorschlag für den Dachaufsatz der an der Agora des Theophrastos benachbarten salle hypostyle, die als mutmaßlicher Vorläufer der römischen Basilika gilt. Einen bisher wenig beachteten Bautypus systematisch organisierter Kaufmannshäuser mit Lagerräumen, die unmittelbar am Quai des Handelshafens von Delos gestanden hatten, konnte der Bauforscher JeanJacques Malmary vorstellen. 8 Die hier aufgeführten Stichwörter dokumentieren das breite Spektrum der in diesem Band versammelten Beiträge. Als erste Frucht des interdisziplinären Zusammenwirkens während des Kolloquiums darf der Hinweis auf die Institution eines βασιλικόν für den Getreidehandel in Alexandria im Beitrag von Hans Kloft gelten, in dem neben dem Stein von Rosette ein weiteres Indiz für die Herkunft der Bezeichnung Basilika von der ptolemäischen Verwaltung Ägyptens gesehen werden darf. Ein zweites, für die Geschichte des römischen Hallengebäudes als Bautypus bedeutsames Thema betrifft die von Plautus ohne nähere Angaben überlieferte, wohl älteste Basilika am Forum Romanum, mit der sich hier, wenn auch unterschiedlich intensiv, gleich drei Beiträge der Autoren Klaus Stefan Freyberger, Jean-Charles Moretti/Myriam Fincker und Karlfriedrich Ohr befassen. Als erstes Resümee darf vermerkt werden, dass die Existenz dieses Gebäudes und wohl auch sein Standort heute gesichert erscheinen. 9 Weiter an Kontur gewonnen hat auch die in der Vergangenheit schon mehrfach geäußerte Vermutung, dass die römische Basilika als Bautypus eigens für den Großhandel geschaffen worden war. Dabei weist die konstruktiv klar und einfach strukturierte, vielsäulige salle hypostyle in Delos möglicherweise auf große Säulenhallen für den Handel im ägyptischen Alexandria als Vorbilder hin, wofür auch die engen Beziehungen zwischen Rom und den Ptolemäern sprechen würden. Das einzigartige Hallengebäude könnte daher als Zwischenglied in der Entwicklung des Bautypus die Rolle eines baulichen Vorläufers der Basilika gespielt haben – Überlegungen, die schon vor einem Jahrhundert aufkamen und noch einer Klärung bedürfen. 5 Deutlicher ist das Bild vom Geschäftsbetrieb in diesen Säulenhallen mit ihren dichtstehenden Möblierungen geworden, insbesondere durch die trefflich skizzierte Beschreibung der salle hypostyle in Delos im Beitrag Aloretti/ Fincker, mit der ein überzeugender Bogen zu den Einrichtungsspuren einschließlich geschmolzener Münzen auf den Bodenplatten der bei Brandschatzungen zu Beginn des 5. Jahrhunderts n. Chr. schwer beschädigten Basilica Aemilia am Forum Romanum geschlagen wird. 10 Die Funktion der Basilika als Gerichtsgebäude, die in der Fachliteratur und in lexikalischen Nachschlagewerken häufig, aber eher zu Unrecht hervorgehoben wird, ist im Rahmen des Karlsruher Kolloquiums seitens der Forschung zur Rechtsgeschichte der Antike nicht thematisiert worden. Umso erfreulicher ist eine in München unter dem Titel „Römische Gerichtsorte“ entstandene Dissertation, die 2014 im Druck erschien.6 Die bemerkenswert gründliche und umfassende Studie dürfte künftig als grundlegendes Handbuch gelten. Naturgemäß nimmt die Funktion der noblen Hallenarchitektur als Gerichtsgebäude in dieser auf zahlreiche schriftliche 300 Überlieferungen gestützten, umfassenden Darstellung der römischen Gerichtsorte nur einen sehr kleinen Teil dieser Studie ein. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt in der Kaiserzeit ab dem Prinzipat. Dabei zeichnet der Autor anhand der Quellen von neuen öffentlichen Funktionen, die mit der Zeit der Basilika aufgrund ihrer herausragenden repräsentativen Eigenschaften zugewachsen sind wie die immer häufigeren Rechtsverfahren, ein zutreffendes Bild. Gewiss wäre ein deutlicher Hinweis auf die ursprüngliche Funktion des Bautypus Basilika als Wirtschaftsgebäude ebenso wünschenswert gewesen wie der einsetzende Funktionswandel in der Kaiserzeit. Aus der Sicht der Basilika-Forschung schließt diese bemerkenswerte Arbeit jedenfalls eine empfindliche Lücke, auf die zuletzt im Rahmen unseres Kolloquiums hingewiesen wurde.7 11 Jürgen J. Rasch skizziert die neue Entwicklung des Bautypus Basilika im 4. Jahrhundert nach der Übernahme des profanen Hallengebäudes als christlicher Sakralbau, der die abendländische Architekturgeschichte in der Folge entscheidend prägte. In diesem an sich altbekannten Forschungsfeld setzt Rasch dank seiner Forschungen zu den römischen Bauten des 4. Jahrhunderts neue Akzente. Jürgen Krüger nimmt den schillernden Begriff Basilika in den Blick, der durch seinen vielfältigen Gebrauch in verschiedenen Fachdisziplinen und im Bildungsbürgertum sehr verbreitet ist, aber häufig nicht richtig gebraucht wird. Ausgehend von der antiken Basilika und ihrer definitorischen Darstellung im Architekturtraktat Vitruvs hat der Begriff Basilika seine allgemeine Bekanntheit bis heute bewahrt. 12 In diesem Sinne möchten die Herausgeber die hier versammelten, vielfältigen Beiträge als Anstöße verstehen für künftige interdisziplinäre Studien zur Geschichte der antiken Wirtschaft. Abb. 1 Bei der Tagung: Foto Jürgen Krüger. 301 NOTES 1. Basiliques et Agoras de Grèce et d’Asie Mineure. Textes réunis par Laurence Cavalier, Raymond Descat & Jacques de Courtils; Bordeaux 2012. 2. Agora greca e agorai di Sicilia, a cura di Carmine Ampolo; Pisa 2012. Der Band enthält die “Atti delle settime giornate internazionali... Erice 2009“ und die „Atti del Seminario Internazionale di Studi, Pisa... 2008”. 3. Tout vendre, tout acheter. Structures et équipements des marchés antiques, Actes du colloque d’Athènes 2009; Bordeaux / Athen 2012. 4. Jean-Charles Moretti, Myriam Fincker, Véronique Chankowski, Les cercles de Sôkratès, un édifice commerciale sur l’agora de Theophrastos à Délos. In: Tout vendre, tout acheter, lc. p. 225-246. 5. Gabrièl Leroux, Délos II, 1909. 6. Roland Färber, Römische Gerichtsorte, Räumliche Dynamiken von Jurisdiktion im Imperium Romanum; München 2014. 7. Vgl. den Beitrag Ohr in diesem Band. 302 Ortsregister Ägypten 34, 35, 37-39,41, 48, 86, 239, 241 Alexandria 37, 72, 86, 110, 241 Ampurias 30 Anreppen 38 Aquileia 66, 69, 71-73, 80, 145, 147-149, 155, 156,158, 161, 164, 240 Ardea 88,118 Astorga 183, 191 Athen 26-28, 37, 58, 62, 100 – Agora 210-211 Augusta Raurica s. Kaiseraugst Babylon 34 Baños de la Reina 192 Botorrita 188 Braga 191 Cañaveral 184 Carmona 189-190 Carrascalejo 184 Charenton, Hugenottentempel 228-229 Cosa 87,88,118 Delos 87, 97-110, 160, 167-179, 240 – Gebäudegruppe ε 167-179 – ϰὑϰλοι des Sokrates 240 – Magazinbauten α, β, γ 167, 170 – Magazinbau δ, genannt „à la baignoire“167, 170 – Magazinbau mit den Säulen 167,170 – Salle hypostyle 85, 87, 89, 93, 97-110, 241 Djémila 188 Dona Maria 184 303 El Saucedo 196 Fano s. Fanum Fanum, Basilika des Vitruv 93, 94,122, 133, 209, 214-216, 217, 228, 242 Florenz, S. Spirito 226-227 Fonte do Sapo 185 Freiria 184-185 Gamzigrad 204 Gijon 182-183, 186 Granátula de Calatrava 196 Guadiana 192 Haltern 38 Hildesheim, St. Michael 221 Irún 190 Isona 193 Jerusalem 203 – Grabeskirche 213, 216 – Tempel 215 Kaiseraugst (Colonia Augusta Raurica) 94, 135, 200 Karnak 212 Karthago 66, 69, 71, 73, 80, 207, 240 Kempten 200 Knossos 36 Köln 38, 67-68, 70, 72-73, 75, 80-81 Konstantinopel 203 Korinth 92, 94 – Basilika Iulia 125-134 – Nord-Basilika 134 – Südost-Gebäude 133 Korinth-Lechaion 206 La Burguera 183 Ladenburg (Lopodunum) 135-143 – Basilika 135-143 – sog. Handelsforum 136, 142 – Straßenmarkt 137, 142 La Sevillana 184-185 Leon 183, 191 Leptis Magna 94, 141, 200 Lissabon 184 Lopodunum s. Ladenburg Lugo 183 Mactar 193 Magdalensberg (Virunum) 145-165, 240 – Basilika 148, 150-154 – Raum M (Basilika?) 157-158 304 Mailand 65-70, 72-73, 75, 79-81, 199, 201, 218 – Kathedrale 223-224 Mantua, S. Andrea 225 Mari 34 Mérida 194 Monroy/Los Términos 183-184 Nauportus 156 Neuss 38 Noricum 145, 147-152, 164 Ostia 28, 39-40, 42-43, 47, 78, 188 Osuna 187 Palästina 34, 206 Pancaliente 192 Paris, Saint-Philippe-du-Roule 230 Piazza Armerina 204 Piräus 28 Pompeji 87, 90, 93, 121, 201, 230 – Basilika 89-91, 93-95, 97, 118, 121, 152, 158, 200-201, 209, 214 Pompeji-Murecine 46 Porcuna 194 Portus Iulius 40, 45-46 Pozzuoli 39, 40, 45-53 – horrea Bassiana publica Puteolanorum 39, 46, 51 – horrea am Lido Augusto 45 – macellum 45 – praedia Domitiae Lepidae, horrea Barbatiana 51 – vicus Lartidianus 46 Puteoli s. Pozzuoli Pylos 36 Reims, Kathedrale 222 Rhodos 37 Rom 25, 28, 30, 39-40, 43, 85, 89, 200 – Argiletum 115 – Atrium Regium 86, 97, 109-110, 117-118 – Augustus-Forum 111, 121 – Basilica Aemilia 86, 88, 93, 110, 111-123, 114, 121, 219, 231.241 – Basilica Fulvia 89, 109, 111-112, 117, 119-120 – Basilica Iulia 88, 93, 111-123, 115, 121, 200 – Basilica Lateranensis 201, 203, 205 – Basilica Porcia 90, 109, 119-121 – Basilica Sempronia 86, 90, 109, 120 – Basilica Ulpia 94, 200, 218, 230 – Basilica Vaticana 201-202 305 – Basilika I 85, 117, 241; s. a. Plautus-Basilika – Caesar-Forum 121 – Curia 111,135 – Forum Romanum 85-86, 88, 93, 111-123, 200, 212, 215, 231, 232, 241 – Horrea Agrippiana 41, 51, 194 – Horrea Epagathiana 40 – Horrea Epaphroditiana 40 – Horrea Galbana 40-41, 51 – Horrea Lolliana 40 – Horrea Quadratillae 40 – Il Gesù 225, 228 – Institute di Corrispondenza Archeologica 231 – Laterankirche 216, 218-219 – Maxentius-Basilika 121, 217, 225-226 – Palastaula des Maxentius (an der Via Appia) 66, 204 – Plautus-Basilika 85, 89, 109, 117, 241; s. a. Basilika 1 – Regia 118 – S. Agnese fuori le mura 202-203 – S. Clemente 210, 221 – S. Crisogono 217-218 – S. Maria Maggiore 216, 218, 221 – S. Paolo fuori le mura 201, 216, 218-219, 230-231 – S. Sabina 204-205, 207, 219 – St. Peter im Vatikan 216, 218, 220, 223, 225 – Tempel der Dioskuren 89, 120, 123 – Tempel des Saturn 89, 123 – Templum Pacis 225 Royanejos 184 Saalburg 38 Saloniki s. Thessaloniki Santiponce 192 São Cucufate 184-185 Sayn, Eisenhütte 234 Seligenstadt, Einhardbasilika 220-221 Seuthopolis 55-64 Sitalkes 58 Sobata 206 Spalato s. Split Speyer, Dom 221 Split 204 Tarragona 189, 196 Tebessa 206 Thelepte 207 Thessaloniki (Saloniki) 205-206 306 Tipasa 206-207 Tivoli 111,201 Torre de Palma 185 Trier 38, 43, 65-81, 203, 231 – Basilika 209, 231-233 – Liebfrauenkirche 217 Utrera 189 Vale do Mouro 185 Valencia 188-189 Veranes 182-183, 186 Vicenza, Basilika 228 Villajoyosa 194 Virunum s. Magdalensberg Virunum municipium Claudium (auf dem Zollfeld) 150, 164 Zaragoza 194-195 307 Personenregister Adaios 62 Aemilius (L. Aem. Paullus) 112 Alberti, Leon Battista 223-228 Albius Q. 160 Alexander d. Gr. 60, 62-63 Amatokos II. 58 Andrea 160 Anicius (Aurelius An. Symmachus) 114 Antigonos 37 Antiochos II. 55 Antipater 59 Antoninus Pius 42, 43, 111 Arcadius 216 Aristoteles 27 Arkadius 114 Augustus 42, 49, 111, 113-114, 119-121, 131-132, 145, 149, 159, 210, 213, 220 Berenike 55 Bono (sus?) 161 Brunelleschi, Filippo 223, 226-227 Bunsen, Christian Karl Josias 231-232, 234 Caesar (G. Iulius C.) 41, 92,112-113, 121, 147 Caligula (s.a. Germanicus) 49, 50, 122, 163-164 Canina, Luigi 212, 232, 234 Canius 161 Caracalla 194 Carausius 67-68, 70 Cassius Dio 118,149 308 Cato d. Ä. 28-29, 119-120, 186, 191 Censorinus 112 Ceres 42 Cesariano, Cesare 223-224 Cicero (M. Tullius C.) 27, 47, 112, 114, 117, 122, 192, 215 Claudius 50, 148, 150, 158, 164, 193 Columella 29, 37, 181 Constantius Chlorus 71, 76 Constantius I. 69-70, 79, 81 Cornelius (P. Corn. Scipio Nasica) 112 Demetrios Poliorketes 37 Diognetus 47 Diokletian 65-81, 200, 204 Domitia Lepida 51 Euenus Primianus 46, 49; s. a. Iulius Tib. Euenus Primianus Eumenes II. 37 Eusebius von Caesarea 76, 77, 203, 213, 216 Festus 117 Finley, Moses 36 Flavius Josephus 122 Frontinus 184 Fulvius (M. F. Nobilior) 111 Gabinius 115 Gaius und Lucius 131-132 Galerius 70, 74, 204 Galla Placidia 216 Germanicus 132-133, 163; s. a. Caligula Gregor d. Gr. 43 Gregor von Tours 195 Helena 201, 207 Herodian 66-67 Herodot 26 Hesychus 46-47, 49-50 Hieronymus 215 Hippodamos von Milet 61 Hiskia 33 Honorius 114 Horaz (Q. Horatius Flaccus) 40,193 Hyacinthus 194 Hyacintus 194-195 309 Iavolenus 117 Isidor von Sevilla 193, 216 Iulia Maior 149 Iulia Minor 149 Iulius Tib. Euenus Primianus 46, 49; s. a. Euenus Primianus Jesus 33 Joel 33 Josaphat 33 Joseph 34-36 Juvenal 121 Karl d. Gr. 220-221 Kassander 62-63 Kersebleptes (auch: Kersobleptes) 58 Konstantin d. Gr. 43, 73, 199, 201, 203, 207, 213, 216-218, 220 Kotys I. 58 Kyros 26 Laetus 160 Leander 161 Liccaius 161 Licinius 199 Livia 149, 164 Livius 85-86, 111, 117, 119 Lukas 33 Lysimachos 55, 59, 61-63 Maenius, C. 117 Mandatus 160 Mann, Thomas 35, 36 Marius (L. M. Iucundus) 51-52 Mark Aurel 193 Maxentius 66, 199, 204 Maximian 35, 67-72, 79-80 Metokos 59 Mignot, Jean 223 Mithridates (auch: Mithradates) VI. Eupator 27, 89 Nero 42-43,51 Novius (C. N. Cypaerus) 46-48 Novius (C. N. Eunus) 46-52 Numa Pompilius 118 Octavian s. Augustus Octavius, C. 159 310 Ombrio 155 Palladio, Andrea 225, 227-228 Paulus 42, 194 Peccius, L. 160 Philipp II. 59-60, 62-63, 110 Platon 27 Plautus 85, 89, 109, 117-118, 120, 241 Plinius d. Ä. 37,111-112, 164 Plinius d. J. 38, 121 Plutarch 118-120 Polányi, Karl 36 Polibius, Annulinus 75 Polybios 37 Polyklet 115 Pomponius, L. 160 Porphyrius 40 Praxiteles 115 Priamus 160 Princeps 159 (Abb. 8), 160 Pseudoasconius 117 Ptolemaios II. Philadelphos 110 Ptolemaios III. Euergetes 37 Quast, Ferdinand von 211 Quintilian 121 Quintio 120 Roigos 55,63 Sabinian 195 Salomon 33-34 Seleucus (P. Annius S.) 51 Sempronius M., Hymnus 194 Seneca (L. Annaeus S.) 48 Sergius 196 Seroux d’Agincourt 211, 213 Servius 195 Seuthes II. 55, 58-59 Seuthes III. 55-57, 63-64 Sineros 155, 159 (Abb. 8) Sokrates Agoranomos 240 Spartokos 62 Stlaccius L. Secundus 160 311 Sueton 122 Sulpicius (C. Sulp. Cinnamus) 46 Sulpicius (C. Sulp. Faustus Maior) 46, 50 Sulpicius (C. Sulp. Faustus Minor) 46, 49, 51-52 Sulpicius (C. Sulp. Onirus) 46 Sura 194-195 Teres III. 59 Theodosius 216 Tiberius 46, 49, 149 Timarchos 115 Trajan 40, 137 Triarius 167 Ulpian 25 Valentinian II. 216 Valerius (L. Val. Messala Barbatus) 51 Varro 37, 111-112, 122, 181, 184 Vasco 196 Verus, L. 193 Vespasian 111 Vettius Probianus Gabinius 115 Victoria 74 Victorinus 74-75 Vitruv 29, 86, 93-94, 109-110, 121-122, 133, 151, 175, 209-215, 217-225, 227-228, 230 Xenophon 27 Zopyrion 55 312 Sachregister Aedilen 25-26, 189 Agora 26-27, 61, 92, 98, 108-109, 167 Agrar – Produktion 59, 181, 187, 196 – schriftsteller 29 annona 41-42, 192 apotheka s. horreum argentarius / argentarii 119-120, 160 Bank- und Börsengebäude 39, 86, 89, 92, 95, 119, 122-123 Bankiers 30, 47, 119-121 basileia 61 Basilica Dominica 205 Basilika 28, 30, 77-79, 85-95, 97, 105, 109-123, 125-126, 129-136, 139-142, 148, 150-154, 157-158, 160, 164, 196, 199-207, 209-235, 242 – als Gerichtsgebäude 94, 115, 120, 122, 241 – Funktionen 95 – Coemetrialbasiliken (Umgangsbasiliken) 203 – Emporenbasiliken 203 – Vorgängergebäude der Basilika 87 basilikaler Querschnitt 210, 214, 221, 235 βασιλικόν 37, 241 Bibel, Vulgata 215 Börse 92, 95, 111, 120-123, 160, 164 Centumviralprozesse 95, 121 Coactor / coactores 160 Collegium / collegia 193-195 Colonia 135, 137 313 Conductor / conductores 41, 154 dispensator 192 Doppelapsiden 207 Eisenschmieden 156 Emporium / emporia 30, 39-40, 46, 57-59, 63, 145,147, 160, 164 εὐεργεσία 37 ferrum Noricum, norischer Stahl 147, 154 Fiskus 35 Forum 27-28, 85-86, 88, 90-91, 94, 109,111-123, 125-126, 130, 135-136, 139, 141-142, 145, 147-158, 161, 163-164, 188, 200-201 frumentum / frumentarius / frumentarii 38-39, 42, 192 Geld 28, 30, 39, 45, 48-52, 62-63, 120, 123, 152, 155, 157, 159-161, 164; s. a. Münze Genius 41, 49, 132, 194 Getreide 33, 35-43, 45-53, 58, 135, 239 – -Speicher 33-45, 47, 181-196; s. a. horreum – -Spekulation 45-46, 47, 49-50, 51, 53 – -wert/ -preis 48, 52 – granaria 33, 37; s. a. horreum Goldbarrengießerei 161-164 granaria s. Getreide Hafen / Häfen 27, 37, 39-40, 42-43, 45-47, 61, 87-89, 97-98, 108, 167, 169, 177-178, 189-190, 194, 206, 240 Hallenkirche 222, 223 Handel / Händler 25-28, 30, 34, 36-37, 39-41, 55, 57-62, 85-87, 89-90, 92-94, 97-98, 106, 108-110, 119-120, 136, 142, 145-147, 150-152, 154, 158, 160-161, 164, 167, 169, 175-176, 185, 187-189, 191, 193 – Grosß- / Grosß- 27, 30, 85-86, 90, 119-120, 154 Horreum / horrea / Lager / Magazin 33-43, 45-48, 51, 73, 78, 148, 156, 167-179, 181-196; s. a. Getreide – apotheka 38 – horrearius 40, 41, 47-8, 51-52, 194 Hungersnot 34-35, 42 Institutionen / -ökonomik 25-31, 33, 41 Kornspeicher s. Getreide / horreum Kosten 26-30, 105, 108, 187, 191 – Kapital- 29 – Organisations- 29 – Transaktions-26-30, 92 – Transport- 29, 187 Kredit 45, 47-53, 85, 120, 160 κύκλοι des Agoranomen Sokrates 240 314 Lager s. horreum / Getreide Macellum / macella 45-46, 138, 142,187-188, 194 Magazin s. horreum mensa ponderaria 133 Miete / Vermietung 27, 40-41, 47-48, 51-52 Mietvertrag 41, 48, 51 moneta 73, 75 Münze / Münzen 42, 67, 73-76, 79, 114, 120-123, 145, 157-159, 161 Münzbild 42 – -geld 59, 63 – -prägestätte 73-76, 79, 123 negotiator / negotiantes s. Handel nummularius / nummularii 75, 120,158 nundinea 187 Obergaden 210-211, 214-215, 219, 221, 227, 234 Pacht / Verpachtung / Pächter / Verpächter 36, 40-41, 47-48, 86, 93, 120-121, 154 Padiglione 217 Palastaula (Thronsaal) 203-205, 232 Palastwirtschaft 34 Patrimonium 42-43 Pfand 46-52 pistrina/pistrina publica 41,181,191-192 Podium 90-91, 93, 123, 130, 133, 148, 150,157-158, 214, 225 Portikus 40, 45-46, 98, 100, 107-112, 114-115, 117-118, 120, 122-123, 138-139, 141, 156,158, 173, 188, 191 – Krypto- 126-127, 129, 132, 134 Reeder 27-28 Salle hypostyle 85, 87-89, 93, 97-100, 102-110 Sklaven 26, 28-29, 53, 58, 110,158-160, 192, 194-195 Speicher s. Getreide / horreum Spekulationen / Spekulanten 39, 45-46, 50, 53, 85 Sulpicii / Archiv 46-47, 49-52 Symbolischer Pronaos 91, 93 Taberna / tabernae 30, 41, 104, 111-112, 114, 117, 120-122, 138, 142, 150, 152, 154-156, 164, 187, 194, 200 tabulatum 185,189-190 tessera nummularia 158-161, 163 Thronsaal s. Palastaula Tintinnabulum 217 Tresorraum 89-90 315 Tribuna 210, 212, 214, 221, 228 tribunal 91, 93, 121, 133, 150, 157-158, 165, 210, 214, 221, 225 Versorgung (Lebensmittel) 29, 38-43, 45, 50, 181, 185 Vorratshaltung 29, 33-34, 37-41 Wasseruhr 112 Werkstätten 115, 150, 153, 155-156, 161, 163-164 Zins 49-50, 120 316 Autoren und Herausgeber 1 Assoc. Prof. Dr. Kamen Dimitrov 2 Personal·. Born 1953, working in the Institute of Balkan Studies with Center of Thracology „Prof. Alexander Fol“ at the Bulgarian Academy of Sciences. 3 Field of research: History, politics, religion, coinage and coin circulation in ancient Thrace 6th c. BC – 6th c. AD. 4 Contact: Hadji Dimiter 19a 1000 Sofia [email protected] 5 Univ.-Doz. Dr. Heimo Dolenz, Μ. A. 6 Zur Person: geb. 1966, Kustos für provinzialrömische Archäologie und Feldforschung am Landesmuseum Kärnten; Leiter der Ausgrabungen am Magdalensberg und Virunum. 7 Forschungsschwerpunkte: Bauforschung und Urbanistik in Noricum und Karthago insbesondere zu provinzialrömischen und frühchristlichen Sakralbauten. 8 Kontakt: Bertha von Suttnerstr. 19 9500 Villach +43 4242 23 88 80 [email protected] 9 Prof. Dr. Johannes Eingartner 10 Zur Person: geb. 1950, Archäologe; apl. Professor für Klassische Archäologie an der Universität Augsburg 11 Forschungsschweipunkte: Antike Religions-und römischen Provinzen, insbesondere Nordafrika 12 Kontakt: Bürgermeister-Ulrichstr. 30 86199 Augsburg +49 821 97 922 [email protected] 13 Prof. Dr. Ulrich Fellmeth Baugeschichte; Archäologie der 317 14 Zur Person: geb. 1954, Leiter des Archivs und des hochschulgeschichtlichen Museums an der Universität Hohenheim und zugleich Honorarprofessor für antike Wirtschafts-und Sozialgeschichte an der Universität Stuttgart. 15 Forschungsschwerpunkte: Agrar-, Wirtschafts-und Handelsgeschichte der Antike, insbesondere das ökonomische Denken in der Antike, die historisch-geografischen Aspekte der antiken Handelsund Wirtschaftsgeschichte sowie die Ernährungswirtschaft der Antike. 16 Kontakt: Universität Hohenheim (505/784) 70593 Stuttgart +49 711 459-22119 [email protected] 17 Docteur-Architecte, Myriam Fincker 18 Renseignements personels: née en 1954. Architecte-archéologue à l‘Institut de Recherche sur l’Architecture Antique, CNRS, Paris, Aix-Marseille Université. 19 Axes de recherché: architecture grecque et romaine, spécialiste des édifices de spectacles. 20 Contact: IRAA, CNRS 59/61 rue Pouchet 75017, Paris +33 1 40 25 11 51 [email protected] 21 Prof. Dr. Klaus Stefan Freyberger 22 Zur Person: geb. 1948 Fürth/ Bayern. Leiter des DAI Damaskus (1996-2002) und wiss. Direktor des DAI Rom (2002-2014) 23 Forschungsschwerpunkte: Städtebauliche Untersuchungen in Südsyrien und Forschungen auf dem Forum Romanum in Rom 24 Kontakt: Guldeinstraße 48 80339 München +49 89 51 08 83 22 [email protected] 25 Mag. Kordula Gostencnik 26 Zur Person: geb. 1963, freie Wissenschafterin, Wien. 27 Forschungsschwerpunkte: archäologische Forschung in Noricum; Magdalensberg; Virunum; spätantiker Befestigungsbau in Binnennoricum; Kleinfunde als Quelle für die Erforschung der antiken Alltagskultur; frührömische Wandmalerei; römische Textilwirtschaft; römische Handelsgeschichte; römische Kleininschriften; römische Beinfunde; antike medizinische Instrumente; Kulturgeschichte und materielle Kultur der Antike; Entwicklung von Ausstellungskonzepten; Publikationen: www.academia.edu 28 Kontakt: [email protected] 29 Dr. Kathrin Jaschke 30 Zur Person: geb. 1976, Althistorikerin, Wiss. Referentin am LVR-Archäologischen Park Xanten 318 31 Forschungsschwerpunkte: Sozial-und Wirtschaftsgeschichte der Antike; Logistik der römischen Armee; die römische Stadt 32 Kontakt: LVR-Archäologischer Park Xanten/LVR-RömerMuseum Trajanstraße 4 46509 Xanten +49 2801 71 21 56 [email protected] 33 Dr. Pavlos Karvonis 34 Renseignements personnels: Né en 1976, Archéologue, collaborateur de l’Académie des Sciences d’Athènes 35 Axes de recherche: Tabula Imperii Romani, architecture commerciale grecque, surtout à Délos 36 Contact: Galinis 5 14564 Kifissia +30 69 72 03 21 23 [email protected] 37 Prof. Dr. Hans Kloft 38 Zur Person: geb. 1939, Professor für Alte Geschichte an der Universität Bremen von 1977-2004 39 Forschungsschwerpunkte: Politische, soziale und Wirtschaftsgeschichte der alten, speziell der römischen Welt, daneben Religions-und Rezeptionsgeschichte 40 Kontakt: Universität Bremen Fachbereich 8/ Institut für Geschichtswissenschaft Bibliothekstr. 1 28359 Bremen [email protected] 41 Dr. Peter Kritzinger 42 Zur Person: geb. 1976, Assistent am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Friedrich Schiller Universität Jena 43 Forschungsschwerpunkt: Verwaltungs-und Epigraphik; Sphragistik / Numismatik 44 Kontakt: FSU Jena Altertumskunde Fürstengraben 1 07745 Jena +49 3641 94 48 13 [email protected] 45 Prof. Dr. Jürgen Krüger 46 Zur Person: geb. 1950, Kunsthistoriker, apl. Professor für Kunstgeschichte am Karlsruher Institut für Technologie KIT; Leiter der Firma arte factum Verlag und Kulturmanagement Karlsruhe 47 Schwerpunkte der Arbeit: Forschungen zur Geschichte des Kirchenbaus, besonders in Rom und Jerusalem; Kulturvermittlung für Laien durch populärwissenschaftliche Publikationen und Studienreisen 48 Kontakt: Steinbügelstr. 22 76228 Karlsruhe Handelsgeschichte; Religionsgeschichte; 319 +49 721 66 49 703 [email protected] 49 Ingénieur de recherche Jean-Jacques Malmary 50 Renseignements personnels: né en 1977. Architecte, ingénieur de recherche à l’Institut de Recherche sur l’Architecture Antique (JRAA), CNRS. 51 Axes de recherche: Architecture de l’antiquité grecque et romaine en France, en Grèce et en Turquie, périodes classique, hellénistique et impériale. 52 Contact: IRAA Lyon MSH Maison de l‘Orient et de la Méditerranée-Jean Pouilloux 7 rue Raulin 69365 Lyon CEDEX 7 +33 4 72 71 58 61 [email protected] 53 Prof. Dr. Jean-Charles Moretti 54 Renseignements personnels: né en 1961, directeur de recherche au CNRS, Institut de recherche sur l’architecture antique, Maison de l’Orient et de la Méditerranée, Université Lyon 2, AAMU, Paris, UPPA. 55 Axes de recherche: architecture grecque et romaine, édifices de spectacle, temples et sanctuaires, vocabulaire de l’architecture en grec ancien, Délos, Claros, Orange, Baelo Claudia. 56 Contact: IRAA – MOM 7 rue Raulin 69365 Lyon CEDEX 7 +33 4 72 71 58 55 [email protected] 57 Dr.-Ing. Karlfriedrich Ohr 58 Zur Person: geb. 1937, Oberkonservator i. R. des Landesdenkmalamtes BadenWürttemberg 59 Forschungsschwerpunkt: Die frühe römische Basilika 60 Kontakt: Donnersbergweg 15 76187 Karlsruhe +49 721 75 88 27 [email protected] 61 Prof. Dr.-Ing. Jürgen J. Rasch 62 Zur Person: geb. 1937, verstorben 2015. Bis dato Mitarbeiter des Instituts für Baugeschichte, am KIT, Karlsruhe. 63 Forschungsschwerpunkte: Römische Zentralbauten, Kuppelkonstruktionen in der römischen Architektur, Römische Bautechnik 64 Dr. Javier Salido Domínguez 65 Zur Person: geb. 1982, Post Doc an der Universität Complutense Madrid 66 Forschungsschwerpunkte: Agrar-, Wirtschafts-und Handelsgeschichte in der Römerzeit. 320 67 Kontakt: Laberinto del amor 1 portal 6, 5°C 28905 Getafe (Madrid) [email protected] 68 Prof. Dr. Paul D. Scotton 69 Personal: born 1949. Professor of Classical Archaeology and Classics, California State University, Long Beach. Research Fellow, Cotsen Institute of Archaeology, UCLA. 70 Research Focus: Ancient Architecture, Ancient Corinth, Lechaion Harbor and Settlement. 71 Contact: Program in Classics California State University, Long Beach 1250 Bellflower Blvd – MS2404 Long Beach, California 90840-2404 [email protected]