Wirtschaftsbauten in der antiken Stadt
Internationales Kolloquium 16.-17. November 2012, Karlsruhe
Ulrich Fellmeth, Jürgen Krüger, Karlfriedrich Ohr and Jürgen J. Rasch (dir.)
Publisher: KIT Scientific Publishing
Year of publication: 2016
Published on OpenEdition Books: 13 septembre 2019
Serie: KIT Scientific Publishing
Electronic ISBN: 9791036538322
http://books.openedition.org
Printed version
ISBN: 9783731505402
Number of pages: 253
Electronic reference
FELLMETH, Ulrich (Hrsg.) ; et al. Wirtschaftsbauten in der antiken Stadt: Internationales Kolloquium 16.-17.
November 2012, Karlsruhe. Neuauflage [Online]. Karlsruhe: KIT Scientific Publishing, 2016
(Erstellungsdatum: 12 janvier 2021). Online verfügbar: <http://books.openedition.org/ksp/5266>. ISBN:
9791036538322.
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BY-SA 3.0 DE
1
Über die Wirtschaft der Antike sind wir gut informiert. Für den Waren- und Geldverkehr standen
in den Städten eigene Gebäude zur Verfügung, die im römischen Reich von Speicherbauten in
bedeutenden Wirtschaftszentren und Hafenorten bis zu Bank- und Börsengebäuden an den
zentralen Plätzen der Städte reichten.
Diese Bauten wurden von Archäologen und Bauhistorikern vielfach untersucht, wobei Bauweise
und Gestaltung im Vordergrund standen. Wirtschaftshistoriker befassten sich intensiv mit
Handels- und Geldgeschäften, ohne Zusammenhänge mit Baulichkeiten in den Blick zu nehmen.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit eröffnet neue Perspektiven. Mit dem Wissen über
wirtschaftliche Vorgänge lassen sich Bauten besser verstehen, und Bauwerke können
ökonomische Vorgänge sichtbar machen. Das wurde beim erstmaligen Gedankenaustausch
zwischen den verschiedenen Forschungsdisziplinen rasch deutlich.
Der vorliegende Tagungsband enthält Beiträge über Handelsformen und Handelsbeziehungen, er
stellt Speichergebäude und Kaufmannshäuser vor und beleuchtet mit dem Magdalensberg bei
Kärnten ein bedeutendes Zentrum der Erzgewinnung und der Metallverarbeitung. Einen
besonderen Platz nimmt die römische Basilika als großartiges Bank- und Börsengebäude ein,
dessen Entwicklung um 200 v. Chr. quasi schlagartig am Forum Romanum begann und die neue
Vormacht Rom als Zentrum der antiken Wirtschaft und zentrale Instanz des Wirtschafts- und
Steuerrechts mit neuen Maßstäben auch städtebaulich prägte. Die beiden letzten Beiträge
befassen sich mit der weiteren Entwicklung des Begriffes Basilika und seinen Nachwirkungen im
Kirchenbau und in der Architekturtheorie bis heute.
ULRICH FELLMETH
Geb. 1954, Leiter des Archivs und des hochschulgeschichtlichen Museums an der
Universität Hohenheim und zugleich Honorarprofessor für antike Wirtschafts-und
Sozialgeschichte an der Universität Stuttgart.
Forschungsschwerpunkte: Agrar-, Wirtschafts-und Handelsgeschichte der Antike,
insbesondere das ökonomische Denken in der Antike, die historisch-geografischen
Aspekte der antiken Handels- und Wirtschaftsgeschichte sowie die
Ernährungswirtschaft der Antike.
JÜRGEN KRÜGER
Geb. 1950, Kunsthistoriker, apl. Professor für Kunstgeschichte am Karlsruher Institut
für Technologie KIT; Leiter der Firma arte factum Verlag und Kulturmanagement
Karlsruhe
Schwerpunkte der Arbeit: Forschungen zur Geschichte des Kirchenbaus, besonders in
Rom und Jerusalem; Kulturvermittlung für Laien durch populärwissenschaftliche
Publikationen und Studienreisen
KARLFRIEDRICH OHR
Geb. 1937, Oberkonservator i. R. des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg
Forschungsschwerpunkt: Die frühe römische Basilika
2
TABLE OF CONTENTS
Grußwort
Johann Josef Böker
Vorwort
Ulrich Fellmeth, Jürgen Krüger, Karlfriedrich Ohr and Jürgen J. Rasch
Prof. Dr.-Ing. habil. Jürgen J. Rasch – Nachruf
Ulrich Fellmeth, Jürgen Krüger and Karlfriedrich Ohr
Abbildungsnachweis
Jürgen J. Rasch – Schriftenverzeichnis
Jürgen Krüger
Monographien und Herausgeberschaften
Aufsätze und Mitarbeit bei diversen Publikationen
Rezensionen
Manuskripte bzw. in Druckvorbereitung
Wirtschaftsgeschichte
Antike Wirtschaftsbauten in der aktuellen Wirtschaftsgeschichtsschreibung
Ulrich Fellmeth
Die theoretischen Grundlagen der aktuellen antiken Wirtschaftsgeschichte. Die so genannte „Neue
Institutionenökonomik“
Gebäude und städtebauliche Arrangements als Institutionen auf der makroökonomischen Ebene
Gebäude als Institutionen auf der mikroökonomischen Ebene
Offene Fragen aus Sicht der Neuen Institutionenökonomik
Antike Getreidespeicher – ein Werkstattbericht
Hans Kloft
Abbildungsnachweis
Kreditgeschäfte und Getreidespekulation in Puteoli
Kathrin Jaschke
Archäologische Nachweise
Epigraphische Nachweise
Getreidespekulation im Sulpicii-Archiv
Resümee
Trade and Monetary Economy in the Early Hellenistic City of Seuthopolis in Thrace
Kamen Dimitrov
Introduction
The trade in the Odrysian Kingdom before 340 BC
The trade in Thrace under the Macedonian domination (340-320 BC)
The trade in the area of Seuthopolis before the foundation of the city
Indications on trade activities in Seuthopolis
References of the illustrations
Kaiserresidenzen in tetrarchischer Zeit: Überreste einer kaiserlichen Schatzkammer in
Trier?
Peter Kritzinger
Abbildungsnachweis
3
Bauten für die Wirtschaft
Differenzierte Funktionen früher römischer Basiliken, eine neue These
Karlfriedrich Ohr
Abbildungsnachweis
La Salle hypostyle de Délos et les espaces publics de l’économie délienne
Jean-Charles Moretti and Myriam Fincker
La configuration de la Salle hypostyle : anciennes restitutions
La configuration de la Salle hypostyle : nouvelles propositions
La destination de la Salle hypostyle
Références des illustrations
Zur wirtschaftlichen Funktion der Basilica Aemilia und der Basilica Iulia auf dem Forum
Romanum in Rom
Klaus Stefan Freyberger
Aufbau und Bauphasen der Basilica Aemilia
Genese der Basilika
Die Nutzung der Großbasiliken auf dem Forum Romanum
Zusammenfassung
Abbildungsnachweis
Abkürzungen
The Julian Basilica in Corinth and Its Possible Commercial Use
Paul D. Scotton
The Sculpture
The Epigraphical Evidence
Commercial Activity
References of the illustrations
Lopodunum/ Ladenburg
Zur wirtschaftlichen Funktion unterschiedlicher Platzanlagen am Beispiel einer provinzialen Kleinstadt
Johannes Eingartner
Abbildungsnachweis
Wirtschaftsbauten in der frührömischen Stadt auf dem Magdalensberg in Kärnten
Kordula Gostenčnik and Heimo Dolenz
Trois îlots commerciaux le long du rivage occidental de Délos : le Magasin des Colonnes, le
Magasin δ et le Groupe ε
Jean-Jacques Malmary and Pavlos Karvonis
Historique des recherches
Situation urbaine
Disposition intérieure des îlots
Une esquisse de typo-morphologie des magasins de Délos et le problème de la destination de ces
édifices
Références des illustrations
Supplying the Roman Towns in Hispania. Granaries and warehouses
Javier Salido Domínguez
Introduction
Grain production in the ager of Roman towns in Hispania
Grain storage and distribution in the urban areas: archaeological evidence
The management and administration of grain in the urban areas: epigraphic evidence
“Horrea ecclesiae”: remarks on the role of the Church in the administration of food
References of the illustrations
4
Die Basilika – vom Wirtschaftsgebäude zum Sakralbau
Die Sakralisierung der Basilika in der Spätantike
Jürgen J. Rasch
Abbildungsnachweis
Zur Typen- und Begriffsgeschichte der Basilika
Jürgen Krüger
Vorbemerkung
Definitionen
Die Basilika bei Vitruv
Der Basilika-Begriff
Die antike Basilika nach Vitruv
Die Basilika nach Konstantin
Resümee
Abbildungsnachweis
Ergebnisse und Ausblick
Ulrich Fellmeth, Jürgen Krüger and Karlfriedrich Ohr
Ortsregister
Personenregister
Sachregister
Autoren und Herausgeber
5
Grußwort
Johann Josef Böker
1
Den Marktplatz von Karlsruhe, den Friedrich Weinbrenner vor zwei Jahrhunderten
nach dem Vorbild eines römischen Forums neugestaltete, beherrschen, sich
gegenüberstehend, das Rathaus und die Stadtkirche ganz im Sinne des antiken
Vorbilds, in dem der sakrale Tempel und die profane Basilika als bauliche Dominanten
einander gegenüber gestanden hatten. Dass beide Bauwerke - der städtische
Verwaltungsbau und das kirchliche Kultgebäude - trotz ihrer unterschiedlichen
Funktionen im öffentlichen Leben gemeinsame Wurzeln in einer antiken Bauaufgabe
hatten, wird dem heutigen Besucher des Marktplatzes selten bewusst. Es handelt sich
um den Bautypus Basilika, dessen Funktion von einer königlichen Institution der
Wirtschaft über die kaiserliche Repräsentation schließlich bis zum christlichen
Kirchengebäude reichte, und dessen Einfluss noch im frühen Moscheenbau zu spüren
ist. Der Versuch, den Anfängen dieser Bauaufgabe mit ihren Auswirkungen bis in
unsere Tage nachzuspüren, eröffnet erstaunliche Perspektiven bis hin zu Parallelen im
antiken und im modernen Geschäftsleben.
2
Am 16. und 17. November 2012 fand in Karlsruhe ein interdisziplinär und international
besetztes Kolloquium statt zum Thema „Bauten und Bautypen für Handel und
Geldgeschäfte in der antiken Stadt“, bei dem von verschiedenen Gesichtspunkten aus
antikes Wirtschaftsgeschehen beleuchtet wurde, und neben der Darstellung antiker
Speicher- und Kaufmannsgebäude insbesondere der Frage nachgegangen wurde,
welche Entwicklung die Ausbildung des Bautypus Basilika genommen hatte.
3
Die Initiatoren und Verantwortlichen des Projektes sind ausgewiesene Fachleute auf
dem Gebiet der antiken Wirtschafts- und Architekturgeschichte. Ulrich Fellmeth, Leiter
des Archivs und des hochschuleigenen Museums der Universität Hohenheim sowie
Honorarprofessor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Stuttgart, hat sich in
seinen Arbeiten mit dem ökonomischen Denken in der Antike und historischgeographischen Aspekten der antiken Handels-und Wirtschaftsgeschichte befasst;
Jürgen Krüger, Professor für Kunstgeschichte an der Universität Karlsruhe, war mit
einer Arbeit über die mittelalterliche Kirche S. Lorenzo Maggiore in Neapel promoviert
worden und hatte sich für seine Habilitation mit preußischer Architektur des 19.
Jahrhunderts beschäftigt, einer Arbeit, in der der Bezug zur römischen Architektur
6
eine zentrale Rolle spielt; und Karlfriedrich Ohr, ursprünglich Assistent am Karlsruher
Lehrstuhl für Baugeschichte unter Arnold Tschira, wo er Forschungsprojekte in Rom
und Pomeji bearbeitete, später Mitarbeiter der Außenstelle Karlsruhe des
Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg, hat mit seiner Publikation der Basilika in
Pompeji eines der Bauwerke untersucht, die als dominante Architekturen am
römischen Forum der antiken Wirtschaft gedient hatten. Jürgen Rasch schließlich,
zuletzt außerplanmäßiger Professor im Fach Baugeschichte in Karlsruhe, hatte über
„Das Maxentius-Mausoleum an der Via Appia in Rom “promoviert und sich mit einer
Arbeit über spätantike Kuppelkonstruktionen habilitiert. Er war Verfasser des
grundlegenden Werkes „Spätantike Zentralbauten in Rom und Latium“, das von Arnold
Tschira mitbegründet worden war. Sein unerwarteter Tod am 26. Januar 2015, der ihn
die Fertigstellung dieses Tagungsbandes nicht mehr erleben ließ, hinterlässt nicht nur
im Kreise der mit dem Kolloquium befassten Kollegen, sondern auch im Fachbercich
Baugeschichte eine empfindliche Lücke.
4
Gefördert war das Kolloquium, für das das Badische Generallandesarchiv in Karlsruhe
seine
Räumlichkeiten
zur
Verfügung
stellte,
von
der
Deutschen
Forschungsgemeinschaft. Die Drucklegung des Tagungsbandes wurde durch eine
großzügige Spende aus Mitteln des Gewinnsparvereins der Badischen Beamtenbank in
Karlsruhe ermöglicht. Seitens des Instituts für Kunst- und Baugeschichte, Fachbereich
Baugeschichte am KIT, konnte Frau Elena Lenz für die Erstellung der Druckvorlage
gewonnen werden. Den Initiatoren, den beteiligten Wissenschaftlern und schließlich
den Förderern des Projekts gilt der Dank für das Zustandekommen der nun
vorliegenden Abschlusspublikation.
AUTHOR
JOHANN JOSEF BÖKER
Institut Kunst- und Baugeschichte Fachbereich Baugeschichte
7
Vorwort
Ulrich Fellmeth, Jürgen Krüger, Karlfriedrich Ohr and Jürgen J. Rasch
1
Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist an Universitäten und in der Forschung vielfach
längst Alltag. Dennoch werden bisweilen Lücken sichtbar, die einen Austausch über
einen bedeutenden Themenbereich bisher verhindert haben. So hatte in den
historiographischen Wissenschaften die seit Generationen bedeutende Forschung zur
antiken Wirtschaftsgeschichte bis vor kurzem von der langjährigen, aber
unentschiedenen Diskussion der archäologischen und kunstgeschichtlichen
Bauforschung über die Funktionen und die Genese eines der wichtigsten Bautypen der
antiken Wirtschaft, der römischen Basilika, keine Notiz genommen. Den Veranstaltern
des Kolloquiums über antike Gebäude für die Wirtschaft schien es deshalb umso
wichtiger, die mit der antiken Wirtschaftsgeschichte befassten Forscher der
verschiedenen Disziplinen miteinander ins Gespräch zu bringen. Durch das Verständnis
für die jeweils andere Perspektive einen fruchtbaren Austausch anzustoßen, ist das
ausdrückliche Anliegen dieser Veranstaltung gewesen. Der Deutschen
Forschungsgemeinschaft, die die Finanzierung der Tagung zusagte, sei an dieser Stelle
besonders gedankt.
2
Der im Frühjahr 2012 international ausgeschriebene Aufruf an Forscher der Bereiche
Antike Historiographie, insbesondere der Wirtschaftsgeschichte, der Archäologie und
der antiken Architekturgeschichte Kurzdarstellungen zum Thema „Bauten und
Bautypen für Handel und Geldgeschäfte in der antiken Stadt“ einzureichen, fand ein
erfreuliches Echo. Am 16. und 17. November 2012 trafen sich in Karlsruhe als Gäste des
Instituts für Kunst- und Baugeschichte am KIT rund 20 Referenten aus dem In- und
Ausland und zahlreiche Zuhörer zu einem Gedankenaustausch über das Thema
Gebäude der Wirtschaft in der Antike.
3
Der reiche Ertrag dieser Tagung wird hier als Tagungsband der wissenschaftlichen
Öffentlichkeit vorgelegt.
4
Die Veranstalter danken Herrn Prof. Dr. Johann Josef Böker als Gastgeber des
Kolloquiums und für die Übernahme der Satzkosten des Tagungsbandes durch das
Institut für Kunst- und Baugeschichte am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), den
Mitarbeitern des Instituts für ihren Einsatz während der Veranstaltung. Frau Elena
Lenz danken die Veranstalter für die sorgfältige Erstellung des Layouts und die
8
geduldige Zusammenarbeit. Dem Gewinnverein der Badischen Beamtenbank Karlsruhe
e.V. sei für die finanzielle Förderung der Druckkosten gedankt. Dank für wirksame
Unterstützung gilt Herrn Prof. Dr. Eckart Köhne und Herrn Senator e.h. Klaus-Dieter
Rohlfs vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe und dessen Förderverein. Für Fragen
rund ums Register fanden wir in Dr. Ulrich Staffhorst einen kompetenten Berater. Ein
besonderer Dank gilt schließlich dem Generallandesarchiv Karlsruhe, das seine Räume
für die Tagung gastfreundlich zur Verfügung stellte.
5
Die Zusammenstellung der Beiträge beanspruchte unerwartet viel Zeit, weil vielfach
Rückfragen bei den Autoren notwendig gewesen sind. Dabei wollten die Herausgeber
die Vielfalt der Sichtweisen nicht allzu sehr einschränken und griffen in die
individuellen Darstellungen bewusst nur wenig ein. Unerwartet riss der plötzliche Tod
unseres Kollegen Jürgen J. Rasch eine Lücke in unser Herausgeberteam und
überschattete die weiteren redaktionellen Arbeiten. Die Redaktion lag in den Händen
von Jürgen Krüger, dem die Mitherausgeber für sein unermüdliches Engagement
danken.
6
Ergebnis ist ein Band, der historisch einen weiten Bogen spannt zwischen
Organisationsformen der Wirtschaft im alten Ägypten bis in die späte römische
Kaiserzeit, als die Übernahme einer ursprünglich für Handel und Geldgeschäfte
geschaffenen Hallenform über die römische Palastaula zum Beginn der Entwicklung des
abendländischen Kirchenbaues führte. Der Band bildet im Schwerpunkt eine
bemerkenswerte Bandbreite der antiken Wirtschaftsbauten und die Sichtweisen auf sie
ab, freilich ohne einen vollständigen Überblick vermitteln zu können. Sollte es
gelingen, Anstöße zu geben und junge Forscher anzuregen, wäre das Anliegen der
Herausgeber erfüllt.
9
Prof. Dr.-Ing. habil. Jürgen J. Rasch –
Nachruf
Ulrich Fellmeth, Jürgen Krüger and Karlfriedrich Ohr
Abb. 1
Jürgen J. Rasch auf dem Wissenschaftlichen Kolloquium „Bauten und Bautypen für Handel und
Geldgeschäfte in der Antiken Stadt“ am 16.-17. November 2012 in Karlsruhe.
1
Nach kurzer, schwerer Krankheit, die an Heiligabend 2014 jäh über ihn hereinbrach,
starb Jürgen Johannes Rasch im Alter von 77 Jahren am 26. Jan. 2015 in Karlsruhe.
2
Jürgen Rasch hat zu den profiliertesten Bauforschern der römischen Antike gehört. Der
Tod hat ihn mitten aus seiner über die Altersgrenze hinaus ungebrochen
10
schaffensfrohen Forscher- und Lehrtätigkeit gerissen. Dies ist für die
Geschichtswissenschaft der römischen Kaiserzeit und ihrer Architektur ein schwerer
Verlust. Seine Freunde und Kollegen haben einen außerordentlich kompetenten,
kenntnisreichen und hochangesehenen Fachgelehrten römisch-antiker Bautechnik und
Entwurfsverfahren, seine Schüler einen begeisternden, jederzeit ansprechbaren Lehrer
und Ratgeber verloren.
3
Einem gutbürgerlichen, aber strengen Elternhaus entstammend absolvierte Jürgen
Rasch nach der mittleren Reife zunächst eine traditionelle Maurerlehre, die sich als
wertvolle Qualifizierung des späteren Bauforschers erweisen sollte. Es folgten ab 1958
das Studium an der Staatl. Ingenieurschule Holzminden als Hochbauer und danach
Jahre des Berufslebens in verschiedenen Architekturbüros in Bielefeld. Daneben erwarb
er in Abendkursen die Hochschulreife. 1966 nahm der vielseitig Interessierte an der
Technischen Hochschule Karlsruhe zunächst das Studium des Bauingenieurswesens, ab
1967 das Studium der Architektur auf. Schon bald zeigte Jürgen Rasch eine besondere
Neigung zur Baugeschichte. Zeugnisse seiner Mitarbeit als studentische Hilfskraft am
Institut für Baugeschichte unter Arnold Tschira sind seine hervorragenden
Bauaufnahmezeichnungen von der ehemaligen Klosterkirche Schwarzach bei Bühl in
Baden.
4
Der Beginn seiner Mitarbeit in der Bauforschung der Antike hat nicht unter einem
guten Stern gestanden. Am ersten Tag seines Aufenthaltes in Pompeji, einem Sonntag
im März 1969, herrschte über ganz Europa ein ungewöhnlich schweres Tiefdruckgebiet,
das den ersten Besuch der antiken Stadt unter der Führung von Karlfriedrich Ohr sehr
beeinträchtigte. Während dieser Stunden starb in Karlsruhe überraschend der
gemeinsame Lehrer Arnold Tschira. Die Kampagne musste abgebrochen werden, ehe
sie begonnen hatte. Jürgen Rasch und zwei weitere mit ihm angereiste Studenten
durften sich als Trost eine Woche in Rom aufhalten, was die jungen Leute zu einem
intensiven Besichtigungsprogramm nutzten. Ab der nächsten Kampagne ist Jürgen
Rasch mehrmals Mitarbeiter des Forschungsunternehmens zur pompejanischen
Basilika gewesen. Damals wurde der feste Grund einer langen Freundschaft mit
Karlfriedrich Ohr gelegt.
11
Abb. 2
Jürgen J. Rasch bei der Arbeit in Ravenna, 1972.
5
Zu einer entscheidenden Begegnung für seinen weiteren Lebensweg sollte die
Teilnahme an einem von Friedrich Wilhelm Deichmann im Frühjahr 1971
veranstalteten Ravenna-Kurs der römischen Abteilung des DAI werden, zu dem die
Freunde gemeinsam reisten. Jürgen Rasch begann, neben seinem Studium von
Karlsruhe aus als Bauforscher an den Untersuchungen Deichmanns zur Kunst und
Baukunst in Ravenna mitzuarbeiten. Der Ravenna-Forscher wurde sein hoch verehrter
Mentor. Nach dem Abschluss des Architekturstudiums schlug Deichmann vor, Jürgen
Rasch mit dem seit dem Tod von Arnold Tschira liegengebliebenen Forschungsprojekt
„Spätantike Zentralbauten in Rom und Latium“ zu betrauen, das kurz vor Beginn des
Zweiten Weltkriegs von Friedrich Wilhelm Deichmann, Arnold Tschira und Michael
Stettler gegründet worden war. Diese Aufgabe sollte zum Lebenswerk von Jürgen Rasch
werden.
6
In der Rückschau hat es sich als Glücksfall erwiesen, dass Deichmann darauf bestanden
hat, die Fortführung dieses Forschungsunternehmens allein in die Hände von Jürgen
Rasch zu legen. Die vier erschienenen Bände stellen ein großartiges, in sich
geschlossenes Werk über römisch-kaiserzeitliche Kuppelkonstruktionen von seltener
Dichte und Kompetenz dar. Leider hat Jürgen Rasch den fünften und letzten Band, in
dessen Mittelpunkt die große Kuppel eines Nymphäums, bekannt unter der
Bezeichnung „Tempel der Minerva Medica“, stehen sollte, nicht mehr abschließen
können. Es bleibt zu hoffen, dass seine umfangreichen Vorarbeiten bald einen
geeigneten Bearbeiter finden werden, der die restlichen Untersuchungen am
Baudenkmal selbst und den Text im Sinne von Jürgen Rasch fertigstellen kann.
7
Mit seinen Untersuchungen für den ersten Band der Publikationsreihe zu diesem
Forschungsprojekt, das von Anfang an von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
12
(DFG) getragen worden ist, einer Monographie über „Das Maxentius-Mausoleum an der
Via Appia in Rom“, wurde Jürgen Rasch 1982 an der Universität Karlsruhe (TH) „mit
Auszeichnung“ promoviert. In den folgenden Jahren hat er zahlreiche Aufsätze über
römische Kuppelkonstruktionen vorgelegt und eine Reihe von Rezensionen verfasst. In
den Jahren 1994 / 95 führte er in Emmaus / Israel Bauuntersuchungen für die JesusBruderschaft durch. Seine Baubeschreibungen und Planzeichnungen sind jedoch leider
unpubliziert geblieben.
8
Im Fach Baugeschichte hat Jürgen Rasch im Rahmen des Architekturstudiums an der
Karlsruher Fakultät Seminare zu vielfältigen Themen geleitet und vertretungsweise
Vorlesungen über antike Baukunst übernommen. Nach seiner Habilitation im Jahre
1993 ist er seit Oktober 1994 als Privatdozent tätig gewesen. Im Jahr 2000 zum
außerplanmäßigen Professor ernannt, wirkte er über die gesetzliche Altersgrenze
hinaus bis zuletzt in der Lehre. Seit 1984 Mitglied der Koldewey-Gesellschaft für
Baugeschichtliche Forschung wurde er 1995 zum Korrespondierenden Mitglied des
Deutschen Archäologischen Instituts ernannt.
9
Jürgen Rasch, seit 1974 verheiratet und Vater von drei Kindern, hat trotz seiner
herausragend erfolgreichen Tätigkeit als Forscher und Lehrer im Zusammenhang mit
seinen stets befristeten Arbeitsverträgen aus Gründen, die nicht in seiner
Verantwortung gelegen haben, wiederholt wirtschaftlich nahezu unerträglich schwere
Monate für sich und seine Familie hinnehmen müssen. Es war sein unerschütterlicher
christlicher Glaube, der ihn davor bewahrte, darüber zu verzweifeln. Sein
Gottvertrauen und sein Verantwortungsbewusstsein haben ihn dazu verpflichtet, sich
neben seiner Berufstätigkeit auch in seiner kirchlichen Gemeinde außerordentlich zu
engagieren und sich schließlich auch lokalpolitisch zur Verfügung zu stellen.
10
Seine Kollegen als Veranstalter des Kolloquiums über „Bauten und Bautypen für Handel
und Geldgeschäfte in der antiken Stadt“, das im November 2012 in Karlsruhe
stattgefunden hat, verneigen sich vor dem bedeutenden Wissenschafder und widmen
diesen Band der Erinnerung an den ungewöhnlichen Menschen Jürgen J. Rasch.
13
Abb. 3
Rom, S. Costanza, Grundriss.
Abbildungsnachweis
11
Abb. 1: Jürgen Krüger, Karlsruhe.
12
Abb. 2, 3: Archiv, Jürgen J. Rasch.
14
Jürgen J. Rasch –
Schriftenverzeichnis
Jürgen Krüger
Zusammengestellt von Jürgen Krüger
Monographien und Herausgeberschaften
1
Das Maxentius-Mausoleum an der Via Appia in Rom (Spätantike Zentralbauten in Rom und
Latium; Bd. 1); Mainz 1984 [= Universität Karlsruhe (TH) Diss. 1981 / 82].
Rezensionen:
Francesco Tolotti, in: Rivista di archeologia cristiana 60, 1984, S. 386-395.
Alfred Frazer, in: American journal of Archaeology 90, 1986, 136-138.
Kjeld de Fine Licht, in: Gnomon 60, 1988, S. 569-571.
Raymond Chevallier, in: Latomus 45, 1986, S. 912.
Malcolm A. R. Colledge, in: The Classical Review N. S. 36, 1986, S. 344-345.
2
Karlfriedrich Ohr (unter Mitarbeit von Jürgen Rasch): Die Basilika in Pompeji
(Denkmäler antiker Architektur, Bd. 17); Berlin 1991.
Rezensionen:
Maria Nowicka, in: Archeologia (Warschau) 44, 1993, S. S. 143.
Lawrence Richardson jr., in: American journal of Archaeology 97,1993, S. 586-587.
Jean Ch. Balty, in: L’Antiquité Classique 63, 1994, S. 627-628.
Wolfgang Wohlmayr, in: Anzeiger für die Altertumswissenschaft 48,1995, Sp. 117-124.
3
Das Mausoleum bei Tor de‘ Schiavi in Rom. Mit einem Beitrag von Harald Mielsch
(Spätantike Zentralbauten in Rom und Latium; Bd. 2); Mainz 1993.
Rezensionen:
Günther Schörner, in: Bonner Jahrbücher 195, 1995, 834-838.
Alfred Frazer, in: Journal of Roman Archaeology 7, 1994, 496-497.
Gunnar Brands, in: Gnomon 71, 1999, S. 252-258.
Pierre Gros, in: Latomus 55, 1996, S. 251-253.
Vincent Jolivet, in: Revue Archéologique (Paris) [o. Jg.] 1998, S. 140-141.
15
4
Das Mausoleum der Kaiserin Helena in Rom und der „Tempio della Tosse“ in Tivoli. Mit
Beiträgen von Friedrich Wilhelm Deichmann (†), Arnold Tschira (†) und Beat Brenk
(Spätantike Zentralbauten in Rom und Ratiunr, Bd. 3); Mainz 1998.
Rezensionen:
Heinz Jürgen Beste, in: Byzantinische Zeitschrift 93, 2000, S. 234-237.
Henner von Hesberg, in: Journal für Kunstgeschichte 3,1999, S. 337-341.
Shelley C. Stone, in: American Journal of Archaeology 104, 2000, S. 628-629.
Jutta Dresken-Weiland, in: Römische Quartalschrift 97, 2002, S. 338-339.
Jean Ch. Balty, in: L'Antiquité Classique 70, 2001, S. 534-536.
5
Mit Achim Arbeiter: Das Mausoleum der Constantina in Rom, mit Beiträgen von
Friedrich Wilhelm Deichmann (†) und Jens Rohmann [Fotos] (Spätantike Zentralbauten in
Rom und Ratium; Bd. 4); Mainz 2007.
Rezensionen:
Ute Verstegen, in: sehepunkte [auch: Kunstform] 9, 2009, Nr. 10 [15.10.2009].
Olof Brandt, in: Rivista di archeologia cristiana 85, 2009 (2010), S. 669-678.
Mark J. Johnson, in: American Journal of Archaeology Online Book Review January2009
(113.1).
6
Ulrich Fellmeth, Karlfriedrich Ohr, Jürgen Krüger und Jürgen J. Rasch (†) (Hrsg.):
Wirtschaftsbauten in der antiken Stadt. Internationales Kolloquium Karlsruhe 16. / 17.
November 2012(Materialien zu Bauforschung und Baugeschichte·, Bd. 20); Karlsruhe 2016.
Aufsätze und Mitarbeit bei diversen Publikationen
7
Die ehemalige Benediktinerabtei Schwarzach. Gedenkschrift für Arnold Tschira;
Mitarb. Peter Marzolff (Bühler Blaue Hefte; Bd. 20); Bühl 1969 [Anteil von Jürgen Rasch:
Abb. 8-13: Bestandsaufnahme vor und nach der Wiederherstellung des Gebäudes,
Ansichten].
8
Arnold Tschira (†): Die ehemalige Benediktinerabtei Schwarzach; 2., veränd. u. erw.
Aull. Bühl 1977 [Anteil von Jürgen Rasch: Buchumschlagbild, Abb. 8-13:
Bestandsaufnahme vor und nach der Wiederherstellung des Gebäudes, Ansichten],
9
Metrologie und Planung des Maxentius-Mausoleums, in: Deutsches Archäologisches
Institut. Architekturreferat (Hrsg): Bauplanung und Bautheorie der Antike (Diskussionen
zur archäologischen Bauforschung, Bd. 4); Berlin 1984, S. 250–262.
10
Die Kuppel in der römischen Architektur. Entwicklung, Formgebung, Konstruktion, in:
architectura 15,1985, S. 117–139.
11
Über Kuppelkonstruktionen in der römischen Architektur, in: Rainer Graefe (Hrsg.):
Geschichte des Konstruierens. Natürliche Konstruktionen, Leichtbau in Architektur
und Natur, Teil 1 (Konzepte SFB 230; Heft 5); Stuttgart / Tübingen 1985, S. 29-37.
12
Das Mausoleum bei Tor de’ Schiavi in Rom, in: Koldewey-Gesellschaft. Bericht über die 33.
Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung vom 30.5. bis 3.6.1984 in Trier;
Bonn 1986, S. 30-31.
13
Zur Bedeutung des Kreuzgratgewölbes in der tetrarchischen Architektur Roms, in: Otto
Feld, Urs Peschlow (Hrsg): Studien zur spätantiken und byzantinischen Kunst, Friedrich
Wilhelm Deichmann gewidmet (Römisch-Germanisches Zentralmuseum. Monographien; Bd.
10); Bonn 1986, Bd. 2, S. 43-50, Taf. 1.
16
14
Die Kuppel in der römischen Architektur. Entwicklung, Formgebung, Konstruktion, in:
Rainer Graefe (Hrsg): Zur Geschichte des Konstruierens; Stuttgart 1989, S. 17-37.
15
Photogrammetrische Aufnahmen römischer Kuppeln und ihre Ergebnisse, in: Wulf
Schirmer (Vorbemerkung): Kleine Beiträge zur Geschichte von Baukonstruktion und
Bautechnik (Materialien zu Bauforschung und Baugeschichte, Bd. 1); Karlsruhe 1990, S. 5–
13.
16
Zur Rekonstruktion der Andreasrotunde an Alt-St.-Peter, in: Römische Quartalschrift 85,
1990, S. 1–18, Tafeln 1–3.
17
Spätantike caementicium-Kuppeln: Bauvorgang, Materialauswahl, Konstruktionsdetails
(Zusammenfassung), in: Adolf Hoffmann, Ernst-Ludwig Schwandner, Wolfram
Hoepfner, Gunnar Brands (Hrsg): Bautechnik der Antike. Internationales Kolloquium in
Berlin, 15.-17.2.1990 (Diskussionen zur archäologischen Bauforschung, Bd. 5); Mainz 1991, S.
184–186.
18
Zur Konstruktion spätantiker Kuppeln vom 3. bis 6. Jahrhundert, in: Jahrbuch des
Deutschen Archäologischen Instituts 106,1991, S. 311–383, Tafeln 77–84 [= Universität
Karlsruhe (TH), Habil.-Schrift 1993].
19
Schalungstragwerke im römischen caementicium-Kuppelbau, in: Koldewey-Gesellschaft.
Bericht über die 36. Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung vom 23. bis 27.
Mai 1990 in Kronach; Bonn 1992, S. 16–26.
20
Pantheon, in: Eberhard Schunck (Hrsg.): Schalen. Vorträge im Wintersemester 95 / 96
[am Lehrstuhl für Baukonstruktion, Technische Universität München] (Beiträge zur
Geschichte des Bauingenieurwesens, Bd. 7) München o. J. [1996], S. 5-19.
21
Zur Entstehung des ’Kaisertypus’ im römischen Thermenbau, in: Mitteilungen des
Deutschen Archäologischen Instituts, Röhmische Abteilung 103, 1996, S. 201-230, Taf. 68-69.
22
Die Kuppel in der römischen Architektur. Entwicklung, Formgebung, Konstruktion, in:
Rainer Graefe (Hrsg.): Zur Geschichte des Konstruierens; 2., unveränd. Aufl. Wiesbaden
1997, S. 17-37.
23
Klaus Parlasca: Zum „Janus“-Tempel in Autun, in: Germania 76, 1998, S. 257–289 [mit
Plänen 23-26 von Jürgen Rasch].
24
The Original Mausoleum of Constantina, in: Arte medievale, 2. Ser. 14, 2000 (2001), Nr.
1/2, S. 155-156 [L’originale mausoleo di Costantina, in: ebd. S. 156].
25
Art. Kuppel L, in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 22,2008, Sp. 461-488.
26
Roma. Via Appia. Mausoleo di Massenzio, in: ebda., Bd. 2, S. 93-96.
27
Roma. Via Labicana. Mausoleo dell’imperatrice Elena, in: ebda., Bd. 2, S. 85–88.
28
Roma. Via Prenestina. Mausoleo di Tor de’ Schiavi, in: Ministero per i Beni e le Attività
culturali (a cura di): Scavi delle scuole straniere in Italia, 1975-2000 (Bollettino di
Archeologia, Numero unico 2008); Bd. 2, S. 81–84.
29
Tivoli (Roma). Via Tiburtina. II cd. Tempio della Tosse, in: ebda., Bd 2, S. 117–118.
30
Lichtzufuhr, Raumgestalt und Wandaufbau in spätantiken Räumen, in: Peter Irenäus
Schneider, Ulrike Wulf-Rheidt (Hrsg.): Licht – Konzepte in der vormodernen
Architektur. Internationales Kolloquium in Berlin, 26.2.-1.3.2009 (Diskussionen zur
archäologischen Bauforschung, Bd. 10); Regensburg 2011, S. 246–254.
31
La formazione della basilica con gallerie nel quarto secolo, in: Hugo Brandenburg,
Federico Guidobaldo (a cura di): Scavi e scoperte recenti nelle chiese di Roma. Atti della
17
giornata temaüca dei Seminari di Archeologia Cristiana. Roma, 13 marzo 2008 (Sussidi
allo studio delle antichità cristiane; Bd. 24); Vatikanstadt 2012, S. 93–105.
32
Die Sakralisierung der Basilika in der Spätantike, in: Ulrich Fellmeth, Karlfriedrich Ohr,
Jürgen Krüger und Jürgen J. Rasch (†) (Hrsg): Wirtschaftsbauten in der antiken Stadt.
Internationales Kolloquium Karlsruhe 16. / 17. November 2012; Karlsruhe 2016, S.
199-207.
Rezensionen
33
Hugo Brandenburg: Roms frühchristliche Basiliken des 4. Jahrhunderts (Heyne Stilkunde;
Bd. 14);München 1979,in. Byzantinische Zeitschrift 74, 1981, S. 94-99.
34
Vincenzo Fontana / Paolo Morachiello (ed.): Vitruvio e Raffaello. II „De architectura“ di
Vitruvio nella tradizione inedita di Fabio Calvo Ravennate; Rom 1975, in: architectura
12,1982, S. 184-185.
35
William L. MacDonald: The Architecture of the Roman Empire; Bd. 1: An Introductory
Study; New Haven 1982, in: architectura 14, 1984, S. 174-175.
36
William L. MacDonald: The Architecture of the Roman Empire; Bd. 2: An Urban
Appraisal; New Haven 1986, in: architectura 17, 1987, S. 101-103.
37
Frank Sear: Roman Architecture; Rev. ed. London 1989, in: Gnomon 63, 1991, S.443–446.
38
Kjeld de Fine Licht: Untersuchungen an den Trajansthermen zu Rom. 2. Sette Sale; Rom
1990, in: Gnomon 65,1993, S. 542-545.
39
Udo Kultermann: Die Maxentius-Basilika. Ein Schlüsselwerk spätantiker Architektur;
Weimar 1996, in: Journal für Kunstgeschichte 1, 1997, S. 127.
40
Hugo Brandenburg: Die Kirche S. Stefano Rotondo in Rom. Bautypologie und
Architektursymbolik in der spätantiken und frühchristlichen Architektur; Berlin 1998,
in: Journal für Kunstgeschichte 4, 2000, S. 109-112.
41
Gerd Heene: Baustelle Pantheon. Planung – Konstruktion – Logistik; Düsseldorf 2004, in:
Journal für Kunstgeschichte 9, 2005, S. 7–12.
42
Christoph Höcker: Metzler Lexikon antiker Architektur, in: Journal für Kunstgeschichte
11, 2007, S. 104–110.
43
Lynne C. Lancaster: Concrete vaulted construction in Imperial Rome. Innovation in
context; Cambridge 2005, in: sehepunkte [auch: Kunsform] 9, 2009, Nr. 7/8 [15.7.2009].
44
Otmar Schwab: St. Gereon in Köln. Untersuchungen zum spätantiken Gründungsbau, in:
Kölner Jahrbuch 35, 2002 (2003), S. 7-205, in: architectura 40, 2010, S. 203-205.
45
Ute Versiegen: Ausgrabungen und Bauforschungen in St. Gereon zu Köln (Kölner
Forschungen, Bd. 9); Mainz 2006, in: Gnomon 85, 2013, S. 550–556.
Manuskripte bzw. in Druckvorbereitung
46
“Carthago delenda, Carthago deleta, Carthago excavata, Carthago referenda”. Zur
Klärung einer kürzlich erfundenen Anapher-Sentenz; [Karlsruhe] 9.2.1979.
47
Der Merkurtempel im Schwetzinger Schlossgarten. Typologische Untersuchung zur
Herkunft der Bauformen und der Details; 2008, 15 S. Text und 132 Taf.
18
48
Die Basilika des 5. Jahrhunderts. Metrologische Untersuchungen, in: Stephan
Westphalen u. a.: Herakleia Perinthos. Bericht über die Ausgrabungen am Kalekapi in
Marmara Ereglisi 1992–2010 (Istanbuler Forschungen, Bd. 55); Tübingen 2016 [im Druck].
49
Arnold Tschiras Anteil an den Untersuchungen der spätantiken Zentralbauten, in: Zum
100. Geburtstag von Arnold Tschira, Kolloquium am 16. Oktober 2010 in Karlsruhe. [In
Druckvorbereitung].
19
Wirtschaftsgeschichte
20
Antike Wirtschaftsbauten in der
aktuellen
Wirtschaftsgeschichtsschreibung1
Ulrich Fellmeth
Die theoretischen Grundlagen der aktuellen antiken
Wirtschaftsgeschichte. Die so genannte „Neue
Institutionenökonomik“
1
Die Wirtschaftsgeschichtsschreibung zur Antike war, was die ökonomische Theorie
anbelangt, bis ins letzte Drittel des 20. Jahrhunderts noch fast ausschließlich
neoklassisch orientiert. Freilich stellte es sich heraus, dass die neoklassischen Modelle
– zumindest für die Antike und ihre Wirtschaft – oft wenig fruchtbar sind. Dies mag zu
einem guten Teil daran liegen, dass in den neoklassischen Modellen für die Gegenwart
die Neben- und Rand-bedingungen für die Wirtschaft aufwendig empirisch erhoben
und dann mit gigantischem mathematischen Aufwand in die Modelle integriert
werden. Dadurch können in der Tat Modelle generiert werden, die sich der Realität oft
überraschend weitgehend annähern. Nur – für die antike Wirtschaft fehlt fast immer
die empirische Basis, die Quellenüberlieferung lässt nur selten belastbare empirische
Analysen zu. Für die Antike können die neoklassischen Modelle jedenfalls nicht in dem
Masse mathematisch verfeinert werden, wie in der Neuzeit.
2
Und auch die Grundannahmen der Neoklassik stimmen – zumindest für die Antike –
auffallend oft nicht mit der Realität überein: In der Antike agierten auf dem Markt
nicht nur Individuen, die ausschließlich auf eine Optimierung ihres Nutzens
ausgerichtet waren. Ebenso waren die wirtschaftenden Individuen innerhalb der
allgemeinen Rahmenbedingungen eben nicht in gleichem Masse frei. Die
Marktteilnehmer verhielten sich auch keineswegs immer vollständig rational, und alle
marktrelevanten Informationen waren ihnen durchaus nicht immer zugänglich. Und
relative Preisverschiebungen auf dem Markt induzierten nicht immer
21
Umorientierungen der wirtschaftenden Individuen und stellten so das Gleichgewicht
auf dem Markt her. Sowohl, was den Grundansatz, als auch, was die Quellenlage angeht,
sind antike Verhältnisse mit dem neoklassischen ökonomischen Ansatz offenbar nur
ganz marginal kompatibel.
3
Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts ist deshalb eine andere ökonomische Perspektive
stärker in das Blickfeld der Wirtschaftshistoriker der Antike gerückt, die so genannte
„Neue Institutionenökonomik“. Ausgehend von den Überlegungen des ÖkonomieNobelpreisträgers von 1993 Douglass North2, versucht die Neue Institutionenökonomik
historische Wirtschaften – und speziell die antiken – nach der Effizienz der
Institutionen, in die die jeweiligen Wirtschaftsprozesse eingebettet sind, zu beurteilen 3.
Dieser Weg scheint angesichts der besonderen Quellenlage zu den antiken Wirtschaften
wesentlich fruchtbarer zu sein als die neoklassischen Modelle. Institutionen und deren
Entwicklung können nämlich in den Quellen wesentlich besser gefasst werden als
quantitativ-empirische Daten zu antiken Wirtschaftsprozessen.
4
Ein Beispiel für den institutionenökonomischen Ansatz: Ulpian 4 berichtet, dass sich die
curulischen Aedilen Roms in der späten römischen Republik gezwungen sahen, eine
handelsrechtliche Korrektur vorzunehmen. Was war geschehen? Auf dem
Sklavenmarkt in Rom war es offenbar immer stärker zu Betrügereien der Verkäufer
gekommen. Da wurden beim Verkauf Mängel, wie Krankheiten, frühere Fluchtversuche
oder die Neigung, der Arbeit fernzubleiben, einfach nicht angegeben. Das deshalb
immer weiter um sich greifende Misstrauen der Käufer schien den Sklavenmarkt an
sich fast zum Erliegen gebracht zu haben. Dies ist eine klassische Situation von
gefährlichen Informationsasymmetrien, wie wir sie etwa heute beim
Gebrauchtwagenkauf ähnlich erleben können. Verkäufer und Käufer hatten nicht den
gleichen Wissensstand über die Ware und die Marktpreise, und wenn sich ein Käufer
annähernd den Wissensstand des Verkäufers verschaffen wollte, so war dies mit
umfangreichen und kostspieligen Recherchen verbunden, Mängel wurden erst nach
dem Kauf bemerkt, Reklamationen waren, wenn sie überhaupt erfolgreich sein sollten,
mit großem Aufwand an Mühen und Kosten verbunden. Es trat die Situation ein, dass
die mit einem Geschäft verbundenen Risiken und Transaktionskosten so hoch waren,
dass die Käufer lieber gar kein Geschäft mehr machten. Die curulischen Aedilen
reagierten mit einer handelsrechtlichen Neuerung. Die Verkäufer mussten beim
Verkauf alle Mängel der Sklaven angeben. Taten sie dies nicht, so war bei
erwiesenermaßen verschwiegenen Mängeln das Geschäft bis zur Frist eines Jahres
wieder zurückzuführen, der Kunde erhielt also den Kaufpreis zurück. Es ist
offensichtlich: Hier wurde durch die handelsrechtliche Regelung der Aedilen eine
Institution geschaffen, die wieder Vertrauen in den Sklavenmarkt bringen, die die mit
Sklavengeschäften verbundenen Transaktionskosten erheblich senken und damit
letztendlich einen funktionierenden Sklavenmarkt überhaupt erst wieder herstellen
sollte.
5
Solche die Wirtschaft lenkenden und unterstützenden Institutionen können nun – wie
im genannten Beispiel – formeller, also politisch-rechtlicher, informeller, also
kultureller und mentaler, oder materieller Natur sein. Hier sollen nun die vom Autor
sogenannten materiellen Institutionen, damit sind im Wesentlichen Bauten und
Bautengruppen gemeint5, im Vordergrund stehen.
22
Gebäude und städtebauliche Arrangements als
Institutionen auf der makroökonomischen Ebene
6
Dass Wirtschaft und Bauten in einem Zusammenhang stehen können, dies zeigt schon
die bei Herodot wiedergegebene Auffassung von der griechischen agora. Er legt dem
persischen König Kyros folgende Worte in den Mund: „Ich fürchte mich nicht vor
Leuten, die mitten in ihrer Stadt einen Platz haben, wo sie Zusammenkommen, um
einander zu belügen und falsche Eide zu schwören. “Denn“, so fügt Herodot sogleich
erläuternd hinzu, „mit diesen Worten wollte er die Griechen überhaupt verhöhnen, bei
denen man auf dem Markte kauft und verkauft; denn bei den Persern gibt es keinen
Handelsverkehr und überhaupt keinen Marktplatz.“6Mit anderen Worten: Ein sich von
der persischen Wirtschaft deutlich unterscheidendes Wirtschaftssystem, nämlich die
Marktwirtschaft, wird mit der Existenz eines Ortes oder einer Bautengruppe, der agora,
in engsten Zusammenhang gebracht. Die Verknüpfung zwischen dem Marktgeschehen
und der Bautengruppe agora wird hier schon greifbar.
7
Herodot lässt diese Geschichte im späten 6. Jahrhundert spielen, zu Lebzeiten Herodots
im 5. Jahrhundert v. Chr. entstanden jedenfalls schon die ersten festen Marktlokale auf
der agora in Athen. Und im späten 5. und 4. Jahrhundert – das zeigen die einschlägigen
Klagen von Platon und Aristoteles7 – hat sich die merkantile Funktion der agora
gegenüber den anderen Funktionen ganz eindeutig in den Vordergrund geschoben.
8
Doch wurden solche baulichen Institutionen denn überhaupt in der Absicht geschaffen,
die Märkte effizienter zu machen, die Risiken und Transaktionskosten zu senken, das
heißt die Anbahnung und Abwicklung von Geschäften kostengünstiger, transparenter,
überprüfbarer und rechtssicherer zu machen? Könnten bauliche Institutionen nicht
auch spontan oder aus einer anderen Absicht entstanden sein - wie etwa die
griechische agora-, später dann aber auch wirtschaftlich genutzt worden sein?
9
Der Sachbuchautor Xenophon hat im 4. Jahrhundert v. Chr. eine Schrift verfasst, die
zum Ziel hatte, Xenophons Heimatstadt Athen ein reich fließendes Staatseinkommen
zu verschaffen. Einerseits tat er dies, um Athen von der kriegerischen Beherrschung
von Bündnern, wie etwa im attischen Seebund, unabhängig machen zu können,
andererseits, um den athenischen Bürgern eine langfristige staatliche Alimentierung
zu verschaffen. Zu dem Bündel von institutionellen Maßnahmen zu diesem Zweck
zählen auch die folgenden Vorschläge Xenophons: „Es [wäre] gut und von Vorteil, für die
Reeder in der Nähe der Häfen zu den vorhandenen Herbergen noch weitere hinzuzubauen, gut
aber auch, (Herbergen) für die Kaufleute in der Nähe von Plätzen, die zum Kauf und Verkauf
geeignet sind, (zu errichten) und für Besucher von außerhalb dem Staat gehörige Unterkünfte
(zu bauen). Wenn aber für die Händler Wohnungen und Verkaufshallen sowohl im Piräus als
auch im eigentlichen Stadtkern errichtet würden, dann wäre das zugleich für Athen eine Zierde,
und bedeutende Einnahmen dürften daraus entstehen.“8Denn: „Je mehr Menschen sich hier
niederlassen und hierherkommen, desto mehr Waren dürften auch eingeführt und ausgeführt,
gekauft und verkauft und desto mehr Mieten und Steuern eingenommen werden.“ 9
10
Man könnte Xenophons Empfehlungen folgendermaßen zusammenfassen: Um die
staatlichen Einnahmen aus Steuern, Zöllen, Gebühren und Mieten zu erhöhen, muss die
Handelstätigkeit angekurbelt werden. Es müssen deshalb für die in die Stadt
strömenden Händler sowohl Unterkünfte als auch Handelsplätze – und zwar in
funktionalem Zusammenhang mit der jeweiligen Handelstätigkeit - geschaffen werden.
23
Diese Bauten an der richtigen Stelle zu errichten, sei nun eine Aufgabe der polis Athen.
Klarer kann man das intentionale Schaffen von materiellen Institutionen eigentlich
nicht mehr fassen.
11
Bis hierher kann schon konstatiert werden: Es gab Bauten und Bautengruppen, die
explizit zu dem Zweck geschaffen wurden, die Wirtschaftstätigkeiten zu optimieren.
Solche baulichen Institutionen zu schaffen, wurde offenbar als eine vorwiegend
öffentliche Aufgabe angesehen. Dabei wurde aus funktionalen Gründen auf eine
räumliche Nähe der Bauten und Bautengruppen zu den speziellen
Wirtschaftstätigkeiten geachtet.
12
Welcher Nutzen könnte dabei, institutionenökonomisch gesehen, den Ausschlag
gegeben haben? Nun - Großhandel war in der gesamten Antike ein hochkomplexes und
riskantes Geschäft. Dabei wurden Handelsfahrten durch Kapitalgeber vorfinanziert,
unter Umständen mussten Bürgschaften gestellt werden, Händler und Reeder mussten
sich in Verträgen einigen, die haftenden Händler mussten die Handelsfahrt
überwachen, damit keine vertragswidrige Verwendung des Handelsgutes am Zielort
stattfand, die Rückfracht musste vorverhandelt und ebenfalls überwacht sein und
schließlich mussten all diese Vorgänge in Verträgen fixiert und an sicheren Orten
verwahrt werden, damit eine eventuelle gerichtliche Klärung überhaupt eine
Grundlage hatte. Was damit gesagt sein soll: Je schwieriger es ist, die an einem Geschäft
Beteiligten auf annähernd denselben Wissensstand zu bringen, die Geschäfte
vertraglich zu fixieren, die Abwicklung der Geschäfte zu überwachen und Streitigkeiten
im Zusammenhang mit einem Geschäft richterlich klären zu können, umso grösser
werden die mit den Geschäften verbundenen Risiken und Transaktionskosten. Im
ungünsdgsten Fall steigen diese Transaktionskosten bis zu der Grenze, an der ein
Geschäft unrentabel wird.
13
Nun stelle man sich einfach einmal vor, all die beteiligten Parteien seien über das
Gebiet von Athen / Piräus oder Rom / Ostia verstreut gewesen. Schon die Kapitalgeber
mit den kapitalbedürftigen Händlern zusammenzubringen, wäre erheblich erschwert
gewesen, denn Vertrauen und Erfahrung in der Abwicklung von solchen Investitionen
entsteht nur durch häufigen und dauerhaften Kontakt. Dasselbe gilt für die Beziehung
zwischen Händlern und Reedern. Sich auf dem Markt einen Überblick über die QualitätPreis-Relation zu verschaffen, ist aufwendig, wenn die Märkte über das gesamte
Stadtgebiet verteilt sind. Die Gefahr von kostspieligen Informationsasymmetrien
zwischen Verkäufern und Käufern ist dabei groß. Überdies ist es von großem Vorteil,
wenn unmittelbar vor Ort diejenigen Stellen zu finden sind, die sich auf die jeweilige
Vertragsgestaltung und Verwahrung der Verträge spezialisiert haben, ebenso die
politisch-rechtlichen Einrichtungen, falls es zu juristischen Auseinandersetzungen im
Zusammenhang mit einem Geschäft kommt. Kurz: Bauten und Bautengruppen, die als
zentrale Orte des Handels in engem Zusammenhang mit anderen Orten des Handels
stehen, stellen Institutionen dar, die in höchstem Masse geeignet sind, die mit den
Geschäften verbundenen Kosten und Risiken zu verringern. Und schon im 4.
Jahrhundert v. Chr. wurde es als öffentliche Aufgabe angesehen, suboptimale
wirtschaftliche Prozesse durch die Einbettung in geeignete materielle Institutionen zu
optimieren.
14
In diesem Zusammenhang ist auch eine kürzlich vom Autor gegebene neue Sicht auf die
ökonomischen Funktionen der ersten drei Forumsbasiliken in Rom zu sehen 10. Dabei
wurde sehr deutlich, dass ein tieferes Verständnis für einen Wirtschaftsbautyp und
24
dessen individuelle Ausgestaltungen nur möglich zu sein scheint, wenn die
dahinterstehenden wirtschaftlichen Prozesse genauestens untersucht werden. Das
erscheint auch plausibel: Einen Funktionsbau kann man eben nur dann verstehen,
wenn man seine Funktionen genau kennt.
15
Doch können denn nur die großen städtebaulichen Projekte in den Metropolen als
materielle Institutionen zur Optimierung wirtschaftlicher Prozesse angesehen werden?
Wenden wir uns noch kurz der mikroökonomischen Ebene zu.
Gebäude als Institutionen auf der mikroökonomischen
Ebene
16
Es kann ja durchaus günstiger sein, Transaktionen nicht über den Markt abzuwickeln,
sondern über hierarchische Organisationen, über Unternehmen also. Was damit
gemeint ist, soll nun in aller Kürze anhand der römischen Agrarschriftsteller erläutert
werden. Der ältere Cato sinniert in seinem Landwirtschaftswerk darüber, welche
Arbeiten innerhalb seines landwirtschaftlichen Betriebes durch die von ihm direkt
beaufsichtigten Sklaven erledigt werden und welche an auswärtige Unternehmer
verdingt werden sollen11. So sollten etwa Teile der Getreide-, Wein-, Öl- und
Tierproduktion durch Betriebsfremde, die gewissermaßen auf dem Markt agieren,
erledigt werden. Für diese Vergabe von einzelnen Arbeiten nach außen gibt Cato auch
dezidiert Vertragsmuster12.
17
Nun ist es aber nicht so, dass nur Transaktionen auf dem Markt Kosten verursachen;
auch die Organisation eines Unternehmens verursacht Kosten: Kapitalkosten,
Organisation, Überwachung und Motivation der Mitarbeiter, Kontrolle und Wartung
der Investitionsgüter (Häuser, Vieh, Sklaven, Werkzeuge, Land), Transportkosten etc.
Welche Form der Transaktion gewählt wird, hängt von den jeweils damit verbundenen
Kosten ab. Wenn die Kosten für die Transaktion innerhalb des Betriebes tiefer liegen als
die Transaktionskosten auf dem Markt, wird man sich für die innerbetriebliche Lösung
entscheiden. Und wenn die Transaktionskosten auf dem Markt geringer sind als die
Organisationskosten im Betrieb, wird die Transaktion eher auf dem Markt stattfinden 13.
18
Nach diesen Vorüberlegungen wundert es einen dann nicht mehr, weshalb etwa die
römischen Agrarschriftsteller den Organisationskosten bei der Personalorganisation
und –Kontrolle, bei der Überwachung der Arbeitsabläufe, bei der Pflege der
Investitionsgüter etc. so breiten Raum einräumen.
19
In diesem Zusammenhang ist es nun aber von großem Interesse, ob und wie Bauten und
Bautengruppen nicht nur als Kostenfaktor, sondern als materielle Institutionen
verstanden wurden, um Unsicherheiten und Kosten in der Organisation des Betriebes
zu senken.
20
Zur baulichen Gestalt eines vorbildlichen Gutshofes äußert sich etwa Columella
ausführlich in Buch 1, gleich nach der Behandlung der Böden. Insgesamt 14
Funktionsbereiche nennt Columella für die Hofanlage, die zum Teil große und
mehrteilige Bauten erfordern. Die Lage der einzelnen Bauten richtet sich zunächst
nach den Erfahrungsregeln hinsichtlich der geologischen, topographischen und
klimatischen Bedingungen vor Ort. Hinsichtlich der Positionierung der Bauten
innerhalb des Hofkomplexes fällt jedoch auf, dass für Columella die effiziente
Funktionalität und die optimale Kontrollierbarkeit die obersten Grundsätze sind: Die
25
Arbeiter erreichen auf dem kürzesten Wege den Geräteschuppen, die Hirten wohnen
Wand an Wand mit den Tieren. Der Verwalter wohnt neben, der Geschäftsführer über
dem Hofeingang, damit der Verwalter die Arbeiter und der Geschäftsführer den
Verwalter ständig beobachten kann. Die zentral gelegene Küche soll jedem Arbeiter zu
jeder Jahreszeit einen warmen Platz gewähren usw.
21
Hier scheint die spezielle Anordnung der Bauten innerhalb des Betriebes tatsächlich
dazu gedient zu haben, Kosten und Unsicherheiten zu verringern.
22
Auch Vitruv gibt Hinweise zur baulichen Gestalt von Gutshöfen14: Unter anderem
empfiehlt er etwa, die Rinderställe sollen mit der zentralen Kochstelle in Verbindung
stehen und zugleich nach Osten ausgerichtet sein, „weil die Rinder, wenn sie zum Ficht und
zum Feuer hin stehen, nicht struppig werden“. „Ebenso sollen die Bäder mit der Küche in
Verbindung stehen. So wird die Versorgung für ein ländliches Bad nicht weit entfernt sein. Auch
die Ölpresse soll der Küche ganz nahe sein; so nämlich wird die Bedienung im Hinblick auf die
Verarbeitung der Ölfrüchte bequem sein. Und mit ihr soll der Weinlagerraum in Verbindung
stehen, mit Fensteröffnungen nach Norden. Wenn er diese nämlich nach einer anderen Seite hat,
wo ihn die Sonne erwärmen kann, dann wird der in dem Kaum auf bewahrte Wein von der
Wärme trübe und wirkungslos. Der Vorratsraum für Öl aber muss so angelegt werden, dass er
Ficht von Süden und den warmen Himmelsgegenden erhält; das Öl daf nämlich nicht gefrieren,
sondern muss durch Wärme flüssig gehalten werden.“ Genau so exakt und rational
begründet wird von Vitruv die Lage der Korn- und Futterspeicher, der Backstuben und
des Herrenhauses vorgeschrieben. Hier wird abermals deutlich, wie die Anordnung der
Bauten innerhalb eines Gutshofs ausschließlich der ökonomischen Wirksamkeit des
gesamten Betriebes dienen sollte.
23
Mit diesen Beispielen aus der mikroökonomischen Ebene soll es sein Bewenden haben.
Klar dürfte inzwischen jedoch sein, dass Bauten und Bautengruppen in der Antike
sowohl im makro- als auch im mikroökonomischen Bereich absichtlich und gezielt dazu
genutzt wurden, Unsicherheiten, Risiken und Transaktionskosten zu senken.
Offene Fragen aus Sicht der Neuen
Institutionenökonomik
24
Wenn wir also konstatieren können, dass bei Wirtschaftsbauten die ökonomische
Opportunität und die bauliche Gestaltung praktisch zwei Seiten derselben Medaille
sind, so beginnen genau an diesem Schnittpunkt die offenen Fragen. Etwa: Wie
kommunizierten jene an einer Optimierung der Wirtschaftsprozesse Interessierten mit
denen, die für den Bau und die bauliche Gestaltung zuständig waren. Hatten etwa die
Geldgeber aus den Oberschichten, die Bankiers und Großhändler in Rom um 200 v. Chr.
ihr Bedürfnis nach einem Gebäude, in dem sie an einem zentralen Ort konzentriert
ihren Geschäften nachgehen konnten – einer Basilika also – explizit geäußert? Wie gab
ein öffentlicher oder privater Bauherr die Errichtung eines Speicherbaus in Auftrag?
Wie sind die Wünsche der Wirtschaftsleute konkretisiert worden? Wie wurden diese
Wünsche von den politisch Verantwortlichen, die ja oft die Bauherren waren,
wahrgenommen, bewertet und beurteilt? Wie machten die Architekten auf das
technisch Mögliche oder Unmögliche aufmerksam? Gab es irgendeine längerfristige
Kommunikation zwischen den Wirtschaftsleuten und den Architekten, um die
Funktionalität der Wirtschaftsbauten zu optimieren?
26
25
Gerade aus einem Eingehen auf solche Fragen könnte m. E. ein tieferes Verständnis von
antiken Wirtschaftsbauten entstehen. Zu all dem schweigen jedoch die literarischen
und – soweit man das sehen kann – auch die inschriftlichen Quellen. Es scheint nur
möglich, durch eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Archäologen,
Bau- und Wirtschaftshistorikern etwas mehr Licht in diese Zusammenhänge zu
bringen.
26
Ein anderes Problem sind Funktionswandelprozesse. Wenn wir etwa emporia als
Siedlungen mit einem eindeutigen Schwerpunkt auf den Handel erkennen wollen –
hatte diese spezielle Funktion nicht nur die wirtschaftlichen und sozialen
Gegebenheiten, sondern auch die Stadtstruktur bestimmt? Und wenn ja – wandelte sich
diese Stadtstruktur, wenn sich die Funktionen der Siedlung wandelten, etwa hin zu
einem politischen oder kultischen Zentralort? Man könnte da an das katalonische
Ampurias denken.
27
Und die emporia, die sich als gesonderte Bezirke in einem engen Zusammenhang mit
einer polis befanden, etwa der Piräus, – wie unterschieden sich die Stadtstrukturen von
emporion und polis? Was geschah wenn der Handelsbezirk seine ursprüngliche Funktion
verlor oder in die polis integriert wurde – etwa das emporium in Rom –, wandelte sich
dann auch die städtebauliche Struktur des Bezirks?
28
Auch bei den Einzelbauten gab es Funktionswandelprozesse. Wir haben doch die
Geschichte des Bautyps „Basilika“ vor Augen: Ganz offensichtlich änderte sich die
bauliche Gestalt mit einem Wandel der Funktionen. Gab es Ähnliches auch bei den
Speicherbauten, Säulenhallen und Tabernen?
29
Schließlich soll noch auf einen weiteren Aspekt der Neuen Institutionenökonomik
eingegangen werden, der speziell für die Baugeschichte von Interesse sein dürfte. Sind
gewisse Institutionen oder Kombinationen von Institutionen einmal gewählt worden
oder spontan entstanden, so prägen jene Institutionen fortan die Weitsicht der
Akteure, es entwickeln sich gewisse Pfadabhängigkeiten bezüglich des einmal
gewählten institutionellen Rahmens. Dabei handelt es sich sowohl bei einmal
gewählten Bautypen als auch bei ökonomischen Grundhaltungen um Institutionen, die
mitunter eine außerordentliche Zählebigkeit entwickeln können. Könnte nicht auch die
Untersuchung der Symbiose von solchen langfristigen Pfaden die Genese und Tradition
von Bautypen ebenso einsichtig machen, wie die von informellen ökonomischen
Grundhaltungen?
NOTES
1. Das Referat auf dem Kolloquium war als Impuls-Referat gedacht, das die neuartige
interdisziplinäre Zusammenarbeit von Archäologen, Bau- und Wirtschaftshistorikern beim
Thema ,Wirtschaftsbauten‘ sowohl begründen als auch befruchten sollte.
2. etwa: North, D., Structure and Change in Economic History, New York 1990; ders., Institutions,
Institutional Change and Economic Performance, Cambridge, Mass. 1990; ders., Understanding
the Process of Economic Change, Princeton 2005. Überblicksdarstellungen zur Neuen
27
Institutionenökonomik: vgl. etwa Richter, R., Furubotn, E. G., Neue Institutionenökonomik,
Tübingen4 2010; Voigt, S., Institutionenökonomik, Paderborn2 2009.
3. vgl. etwa: Silver, M., Economic Structures of Antiquity, London 1995; Ruffing, K., Wirtschaft der
griechisch-römischen Antike, Darmstadt 2012, S. 12f.; Frier, B.W und Kehoe, D.P., Law and
Economic Institutions, in: Scheidei, W, Morris, I. und Sailer, R. (Hg.), The Cambridge Economic
History of the Graeco-Roman World, Cambridge 2007, S. 113-143.
4. Ulp. 21,1,1,2.
5. Gemeinhin ist die Definition von Institutionen die folgende: „[Institutionen sind] allgemein
bekannte Kegeln, mit deren Hilfe wiederkehrende Interaktionssituationen strukturiert werden und die mit
einem Durchsetzungsmechanismus bewehrt sind, der eine Sanktionierung bzw. Sanktionsdrohung im Falle
eines Kegelverstosses bewirkt.“(Voigt, Institutionenökonomik, wie Anm. 2, S. 26f.). Hinzuzufügen
wäre, dass solche Regeln sowohl absichtlich gestaltet, als auch unabsichtlich entstanden sein
können, und dass die betreffenden Interaktions Situationen in unserem Falle selbstverständlich
ökonomische Interaktionen betreffen. Nach dieser Definition sind die vom Autor sogenannten
materiellen Institutionen (Bauten und Bautengruppen) wohl kaum zu den Gegenständen der
Neuen Institutionenökonomik zu zählen. Wenn man die Institutionen jedoch ein klein wenig aus
der Perspektive der Ordnungsökonomik, die nach optimalen Ordnungsformen für wirtschaftliche
Prozesse sucht, betrachtet, so passen die Bauten und Bautengruppen eben doch auch zu den
Einrichtungen, die wirtschaftliche Vorgänge strukturieren.
6. Herodot 1, 153 / Übers.: Braun, Th. und Barth, H. 1985.
7. vgl. etwa Plat. rep. 425d; Aristot. pol. 1331a 30ff. Für Rom gilt ähnliches, vgl. Ciceros Rede für
die Übertragung des Oberbefehls gegen Mithradates VI. von Pontos im Jahre 66 v. Chr.: das
Kreditwesen und der Kapitalmarkt (fides atque ratio pecuniarum) habe in Rom, auf dem Forum
seine Stätte (quae Romae, quae in foro versatur).
8. Xen. vect. 3, 12f. / Übers.: E. Schütrumpf 1982.
9. Xen. vect. 3,5 / Übers.: E. Schütrumpf 1982.
10. Fellmeth, U., Die wirtschaftlichen Funktionen der ersten stadtrömischen Forumsbasiliken,
MBAH 29 (2011), 1-27.
11. Cato, agr. 2 zu den Pflichten eines Hausherrn: „Sobald mit Seelenruhe Kenntnis genommen ist,
dafür sorgen, dass die ausstehenden Arbeiten erledigt werden; die Rechnungen prüfen über Geld, Korn,
(und) was als Futter gekauft ist; die Rechnung über Wein (und) Öl, (nämlich) was verkauft ist, was (an Geld)
eingezogen ist, was aussteht, was für den Verkauf da ist. Womit man zufrieden sein kann, damit soll man
zufrieden sein; was fehlt, soll beschafft werden: wenn etwas für das (laufende) Jahrfehlt, soll es gekauft
werden; was überschüssig ist, soll verkauft werden; was in Verding gegeben werden muss, soll verdungen
werden; welche Arbeiten er (von den Gutssklaven) gemacht und welche er verdungen wissen will, soll er
befehlen und es schriftlich hinterlassen.“(Ubers.: Thielscher, P., 1960).
12. vgl. Cato, agr. 137, 144-150.
13. vgl. Coase, R. H., The Nature of the Firm. Economica, 4 (1937), S. 386-405.
14. Vitr. 6, 6 (Zitate im Folgenden in der Übers. von Fensterbusch, C., 2008).
28
Antike Getreidespeicher – ein
Werkstattbericht
Hans Kloft
1
In der Bergpredigt, dem Herzstück der christlichen Botschaft, belehrt der Rabbi aus
Nazareth seine Zuhörer über den wahren Reichtum: „Sammelt keine Schätze auf Erden, wo
sie Motten, Rost und Würmer verzehren... Sehet die Vögel des Himmels, sie sähen nicht, sie
ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen, und unser himmlischer Vater ernährt sie doch.“ In
leicht veränderter Form kehrt die Admonitio beim Evangelisten Lukas wieder: Ein
reicher Mann will angesichts eines großen Ernteertrages seine zu kleine Scheune
abreißen und eine größere bauen – ein Irrtum, wie er von Gott belehrt wird. Die Sorge
für die Seele geht der Sorge um Essen und Trinken voran. „Seht auf die Raben, die weder
säen noch ernten und keine Vorratshaltung in Scheunen und Kellern betreiben, denn Gott
ernährt sie... Um dies alles bekümmern sich die Erdenvölker. Ihr aber sorgt euch um das Reich
Gottes und alles andere wird euch hinzugegeben.“1
2
Die theologische Dimension dieser Herrenlogia sollen uns hier nicht weiter
beschäftigen, wohl aber die Begriffe und die Einrichtungen, die der normalen
menschlichen Vorsorge, dem θησαυρίζειν dienen: die Apotheke, wie es im Griechischen
heißt, also der Ort, wo etwas niedergelegt wird; das horreum, im Lateinischen
gewöhnlich mit Speicher, speziell Getreidespeicher (granarium) wiedergegeben 2,
bauliche Institutionen, die bis weit in die graue Vorzeit hinauf reichen 3 und aus den
alten Kulturen nicht wegzudenken sind. Zu den römischen horrea existieren
archäologische, epigraphische und literarische, speziell romanistische Quellen in
großer Ausführlichkeit. Aber bevor wir diese zum Gegenstand machen, seien die
Vorformen zumindest genannt, die einen Einblick in die altorientalischen und
griechischen Wirtschaftsverhältnisse zulassen.
I.
3
Dabei kann man die biblischen Zeugnisse leicht ins Alte Testament verlängern. Der
Prophet Joel, wahrscheinlich um 400 v. Chr. lebend, sieht apokalyptische Verhältnisse
auf das Volk Israel zukommen: „Oh weh des Tages, denn der Tag des Herrn ist nahe und
29
kommt wie ein Verderben des Allmächtigen... Der Same ist unter der Erde verdorrt, die
Kornhäuser stehen wüst, die Scheunen verfallen, denn das Getreide ist verdorben. 4 “
4
Rund 300 Jahre vorher erwähnt das Buch der Chronik König Hiskia (König von Juda,
725-697 v. Chr.), der gewaltigen Reichtum sein Eigen nannte und Vorratshäuser für den
Ertrag an Getreide, Wein, Öl baute und Ställe für die verschiedenen Arten von Vieh und
Hürden für die Schafe5. Nicht nur von Vorratshäusern, also von Kornspeichern,
sondern von Vorratsstädten sprechen die alttestamentlichen Quellen im
Zusammenhang mit den Königen Josaphat (871-849 v. Chr.) und Salomon 6, die
wahrscheinlich der dezentralen Verteilung und der territorialen Herrschaftssicherung
dienten, ohne dass wir Genaueres über die organisatorischen Funktionen erfahren.
Abb. 1.
Vorratsräume im Palast von Mari, 2. Jt. v. Chr.
5
Derartige Speichereinrichtungen waren nicht auf Palästina beschränkt und haben ihre
Vorbilder in altorientalischen Praktiken der Vorratshaltung. Bereits im 2. Jahrtausend
v. Chr. kannte die babylonische Wirtschaft Speicher- und Lagerhäuser, die wiederum
ältere Vorbilder besitzen und sich in der Epoche der Städtebildung im Zweistromland
nach Nahrungsmitteln spezialisieren7.
6
Auch die gewaltige Palastanlage von Mari (Abb. 1), einer zentralen altorientalischen
Handelsstadt in Ostsyrien, am Euphrat gelegen, verfügte über Vorratsräume 8, bei denen
man im Einzelnen ein Fassungsvermögen von 125 m3 berechnet hat (Magueron 639).
Die Anlage mit den kleinen Magazinen, die von einem Mittelgang abgehen, erinnert
durchaus an die horrea, speziell die Militärhorrea der römischen Kaiserzeit. Der Konnex
von Vorratshaltung und Palastwirtschaft wird uns weiter unten noch beschäftigen.
II.
30
7
Die Verbindung Ägypten-Israel besitzt ihre Personifikation in der legendären Gestalt
des Joseph im Alten Testament, eine Novelle, die ihre endgültige literarische Form wohl
erst in davidischer bzw. salomonischer Epoche gefunden hat 9. Joseph, der Lieblingssohn
des Erzvaters Jakob, der Traumdeutung kundig, kann das Bild von den sieben fetten
und den sieben mageren Kühen dem Pharao auslegen als eine Folge von sieben
ertragreichen und sieben Hungerjahren; mit dem Ergebnis, dass Joseph als Wesir, als
Hauptadministrator Ägyptens mit der Oberaufsicht über die Kornspeicher betraut
wurde. „Und er sammelte den gesamten Ernteertrag der sieben Jahre, während welcher in
Ägypten Überfluss herrschte und legte Ernteertrag in die Städte, in einer jeden Stadt speicherte
er den Ertrag der Felder auf, die rings umher lagen.“10
8
Als nun, wie von Joseph geweissagt, nach sieben Jahren die Hungersnot über Ägypten
hereinbrach, „da forderte das Volk ungestüm Brot vom Pharao. Da sprach der Pharao zu allen
Ägyptern: Gehet hin Joseph, was er euch gebieten wird, das tut. Es lastete aber die Hungersnot
auf aller Welt. Da eröffnete Joseph alle Korn-Speicher und verkaufte den Ägyptern Getreide. Und
die Hungersnot wurde immer drückender in Ägypten. Da kamen alle Welt Joseph nach Ägypten,
um Getreide zu kaufen. Denn überall herrschte drückende Hungersnot. “ 11(Abb.2)
Abb. 2
Joseph und die Abfüllung des Getreides. Wange des Bischofsitzes von Maximian aus Ravenna, ca.
550 n. Chr.
9
Die erstaunliche und aufschlussreiche Erzählung der Genesis lässt sich gewinnbringend
mit unserem Rahmenthema, der baulichen und organisatorischen Seite der
Speicherhaltung, verbinden.
10
Das alte Ägypten war seit je her ein fruchtbares Getreideland, das dank des Nils Gerste,
Emmer und Weizen in großer Fülle produzierte, eine Ernte, über die sorgfältig Buch
geführt wurde, von der Aussaat bis zur Verteilung, sozusagen von der Wiege bis zur
Bahre12. Dabei spielt die private wie die staatliche Lagerhaltung eine bedeutende Rolle.
31
Eine Darstellung aus dem Neuen Reich zeigt nicht nur die Befüllung von fünf
Kornspeichern, sondern auch den Speicherschreiber, der die genaue Getreidemenge
festhält. Erman hat sie nach den Funden in El Amarna wie folgt beschrieben: „Es sind die
aus Lehm und luftgetrockneten Ziegeln aufgemauerten kegelförmigen Gebilde mit einer
kreisrunden Grundfläche von etwa 2 bis 3 m Durchmesser, in der Art der sogenannten
Silospeicher. Auch sie tragen oben eine Öffnung zum Einschütten, zu der die Arbeiter auf einer
Heiter hinaufklimmen, und unten die entsprechende Entleerungsvorrichtung. “ 13(Abb. 3)
11
Das ägyptische Getreide beschäftigt eine differenzierte Arbeiterschaft und eine
ausgeklügelte Bürokratie. Der Oberwesir Joseph agiert in diesem Umfeld als ein
zuständiger und selbstverantwortlicher Verkäufer, wobei wir seine Loyalität
unterstellen und annehmen, dass er die Einnahmen an den königlichen Fiskus
weiterleitet14. Ihn bedrängt das Volk angesichts der Hungersnot ungestüm, wie es in
der Genesis heißt. Und das Öffnen der Getreidespeicher bedeutet in dieser Situation so
etwas wie einen herrscherlichen Gnadenerweis, ein Akt der Erleichterung und der
Entlastung auf mehreren Ebenen. Diese gezielte Sozialpolitik, um es einmal so zu
bezeichnen, wird uns in der römischen Prinzipatzeit wieder begegnen; sie hat im
Josephsroman von Thomas Mann eine nachdenkenswerte Deutung erfahren; es war,
wie Mann ausführt, „Ein Zusammengesetztes System von Ausnutzung der Geschäftslage und
Mildtätigkeit, von Staatswucher und fiskalischer Fürsorge, wie man es noch nicht erlebt hatte, so
dass es in seiner Mischung ans Härte und Freundlichkeit jedermann, auch den von der
Ausnutzung Betroffenen, märchenhaft und göttlich anmutete; denn das Göttliche benimmt und
äußert sich auf diese zweideutige Art – man weiß nicht, ob man es grausam oder gütig nennen
soll “15
Abb. 3
Grundstück mit fünf Kornspeichern (drei schon gefüllt); Neues Reich.
III.
12
Das Verteilen, bzw. das Verteilenkönnen als ein ökonomischer, ein politischer, ein
charismatischer Akt – er begegnet uns an dem oben angesprochenen Typus der
altorientalischen Palastwirtschaft, den Moses Finley vor gut 60 Jahren in Knossos und
Pylos, also um 1400 v. Chr., anhand von Notizen in den Linear B-Täfelchen in seinen
Grundzügen glaubte rekonstruieren zu können. Im Rückgriff auf K. Polanyi erkannte
32
er, „... dass die Wirtschaft der höher entwickelten Gebiete Griechenlands in der Bronzezeit von
einem redistributiven System jener Art beherrscht waren, wie man es auch aus den
Palastarchiven des frühgeschichtlichen Nahen Ostens kennt. Die in Form von Getreide, Wolle, Öl
und Wein eingehobenen Steuern wurden in den Lagerräumen des Palastes angesammelt;
Bodenpachtverträge wurden genauestens aufgezeichnet, Standesunterschiede formalisiert,
Handelsbeziehungen mit fernen Regionen gefördert und ein hoher Grad handwerklicher
Spezialisierung erreicht, alles das durch die Zentralisierung des Reichtums und die
Verwaltungskapazität des Palastsystems.“16
13
Nun ist dieses Grundprinzip der Redistribution, wie es Finley und Polányi entworfen
haben: dass also Nahrungsmittel und Waren zentral gesammelt, dokumentiert und
nach besonderen Gesichtspunkten wieder ausgegeben werden, in vielen Einzelheiten
konkretisiert und ergänzt worden17; aber diese Einwände tangieren nicht die Existenz
und die Notwendigkeit von palastzugehörigen Warenlagern, die für Öl, Wolle
(Textilien), Keramik und eben auch Getreide errichtet wurden, in Knossos etwa mit
einem Fassungsvermögen für Getreide von ca. 775 t. Über die eingelagerten Waren
wurde genau Buch geführt, spezielle „Kollektoren“ sammelten die Waren vor Ort.
Dürftiger sind die Angaben über die Waren und die Produktionsangaben aus den
zentralen Magazinen, die dort, wo sie dokumentiert sind, vornehmlich die
Handelswaren betreffen18. Wichtig erscheint für unsere Diskussion der Konnex von
Warenlager und Redistribution als ein Akt von Reziprozität19: also von gegenseitiger
Bindung zwischen dem Inhaber von Distributionsrechten und den Empfängern. Auch
diese Gegenseitigkeitsbindung, kehrt in leicht veränderter Form im römischen Bereich
wieder.
IV.
14
Die Speicheranlagen der archaischen und klassischen Epoche, die sich in der Funktion,
vielfach auch im Aussehen naturgemäß nicht verändern20, leiten über zur
hellenistischen Welt. Sie rühmt den monarchischen Wohltäter, dessen ἐυεργεσία sich in
diversen Wohltaten, eben auch in spektakulären Getreidespenden ausspricht 21.
Demetrios Poliorketes hilft 307 v. Chr. Athen im Namen des Antigonos mit 150.000
Medimnen Getreide (ca. 6.000 t) unter die Arme, dazu mit Schiffsholz für 100
Kriegsschiffe22. Der Attalide Eumenes II. (197-160/59 v. Chr.) machte der Stadt Rhodos
ein Geschenk von 280.000 Medimnen Getreide mit der Maßgabe, den Verkaufserlös als
Stiftungskapital für die Bezahlung von Lehrergehältern zu benutzen 23.
15
All diese Getreidespenden werden freilich in den Schatten gestellt von dem Reichtum
und den Getreidetransaktionen der Ptolemäer. Ptolemaios III. war, wie W Tarn
feststellt, „... der größte Getreidekaufmann, den die Welt je gekannt hat, aus den Dorfscheunen
gelangte der Weizen in die Zentralscheunen des Nomos und wurde von da den Nil herab
gebracht und in Alexandrien im Zentralspeicher des Königs gelagert. Der Weizen war ein zweiter
Nil, ein ungeheurer Strom, aus tausend Zuflüssen gespeist, der sich der Hauptstadt zuwälzte.“ 24
16
Man erkennt also ein durchaus differenziertes, am pharaonischen Ägypten orientiertes
Speichersystem und ein spezielles Personal, das den Eingang, den Transport und die
Auslieferung genau abwickelt und kontrolliert, ehe das Getreide in das βασιλικόν, den
königlichen Speicher zu Alexandria gelangt25. Wie riesig deren Fassungsvermögen
gewesen sein müssen, geht aus der spektakulären Getreidespende hervor, die
Ptolemaios III. Euergetes nach dem Erdbeben in Rhodos der Stadt im Jahre 227 v. Chr.
33
zukommen ließ: Eine Million Artaben, das sind über 30.000 t 26. Man darf vermuten, dass
diese Hilfsaktion des Ptolemaios und der übrigen hellenistischen Herrscher, die
Polybios voller Anerkennung aufzählt, weniger der einheimischen Bevölkerung diente
als der Instandsetzung des Hafens und der Wiederherstellung des Handelsbetriebes 27.
Insofern standen hinter den monarchischen Hilfsaktionen durchaus handfeste
ökonomische Interessen, die der königlichen ἐυεϱγεσία den rechten Weg wiesen.
V.
17
Getreidespeicher dienen also nicht einfach der Vorratshaltung, sondern eröffnen
politische Möglichkeiten dadurch, dass man Getreide (wie auch andere Vegetabilien)
gezielt einsetzen kann. Damit kommen wir zu den römischen Verhältnissen, speziell zu
den granaria bzw. horrea, den Getreidespeichern und den Magazinen im weiteren Sinne;
zu ihnen gibt es eine reiche Überlieferung und eine fast erschöpfende wissenschaftliche
Aufarbeitung28. Columella empfiehlt für das Landgut, den fundus bzw. die villa, ein
Fruchtlagerhaus, das diverse Vorratskammern und Speicher (apothecae et horrea)
enthält29:
18
Mit seiner Anleitung setzt sich wenig später der ältere Plinius auseinander, der sich
insbesondere für das Problem der Haltbarkeit des Getreides, der ratio frumenti servandi
auseinandersetzt, beeinflusst vom Trockenboden, vom Baumaterial und von der
Belüftung. Und er übernimmt auch Varros Behauptung, dass bei guter Lagerung der
Weizen sich fünfzig, die Hirse sogar hundert Jahre hält, eine fabulöse Geschichte, die
dem Sammler von Curiosa, der Plinius eben auch war, voll entgegenkam 30.
Abb. 4
Modell der spätantiken horrea in Trier.
34
Abb. 5
Speicheranlagen im Lippelager von Anreppen, Modellzeichnung.
19
Diese privaten horrea begegnen auf den ländlichen Villen der römischen Kaiserzeit.
Apotheca et horreum bezeugt der jüngere Plinius für sein Laurentinum, ein
Getreidespeicher lässt sich für die villa rustica in Köln-Müngersdorf nachweisen 31. Die
imposanten Getreidespeicher aus dem 4. Jh. in Trier32, zwei parallele Hallen von 70 x 20
m, für die man zumindest ein Obergeschoss annehmen darf, markieren den Übergang
zur staatlichen bzw. kaiserlichen Vorratshaltung, die man mit der Kaiserresidenz in
Verbindung gebracht hat. Ob hier neben Getreide auch andere Nahrungsmittel, etwa
Wein gelagert wurde, lässt sich nicht mehr entscheiden. (Abb. 4)
20
Einen Sonderfall der staatlichen Versorgung bilden die Militärhorrea. Sie sind
unverzichtbarer Bestandteil in den castra der Kaiserzeit, wofür als Beispiele die horrea
des Legionslagers Neuss, des Kohortenkastells Saalburg und die Speicher der Lippelager
Haltern und Anreppen dienen mögen33. (Abb. 5)
21
Die kaiserzeitlichen Militärlager stellen eine komplexe und relativ feste Organisation
dar, für die auch ein spezifisches Personal nachzuweisen ist. Wieweit die mehrfach
bezeugten fiumentarii Aufgaben innerhalb und auch außerhalb der militärischen
Getreidespeicher zu erledigen hatten, bleibt ungewiss34; klarer ist dies beim horrearius
legionis35, der in einer stadtrömischen Inschrift unter die principales gerechnet wird;
deutlich auch die Funktion der librarii horreorum, denen die Buchführung über das
gelagerte Getreide zukommt36. Ein gewisser Ti. Plautius Felix Ferruntianus zählt in
einer Ehreninschrift aus Nordafrika (zweite Hälfte des 2. Jh. n. Chr.) den Titel eines
procurator ad solamina et horrea auf 37, wobei die Junktur naheliegt, dass auch die
medizinischen Heilmittel unter der Obhut des Speicherverantwortlichen stehen.
35
Abb. 6
mensor frumenti bei der Arbeit. Fußbodenmosaik in Ostia.
22
Der mensor frumenti (bzw. frumentarius ) hat mit der genauen Quantifizierung des
Getreides zu tun, höchstwahrscheinlich bei der Einlagerung in die Magazine. Die
Aufgabe fällt natürlich auch bei den staatlichen bzw. städtischen Getreidespeichern an
und ist als wichtiger Vorgang auf einem Fußbodenmosaik in Ostia anschaulich
festgehalten38. (Abb. 6)
23
Die Funktion erinnert sehr wohl an die Buchführung der öffentlichen Speicher, wie sie
im alten Ägypten üblich war. Wie die Buchhaltung in den Banken die Bewegungen des
Geldes zu registrieren hatte, so bedarf es auch der genauen Registratur des Getreides,
der Einnahmen und der Ausgaben, die im Dienste der Vorratshaltung penibel
festzuhalten waren. So gesehen lässt sich sehr wohl von den horrea als Getreidebanken
sprechen, eingedenk der Tatsache, dass Getreide in der Alten Welt in vielen Fällen auch
Zahlungsmittel war39.
VI.
24
Die Vorratshaltung in einer Millionenstadt wie Rom stellt an eine Logistik naturgemäß
höhere Anforderungen. Hier ist zunächst an Bekanntes zu erinnern. Mit ca. 40 Mio.
Modii Getreide, das sind ca. 250.000 t pro Jahr für die Versorgung der städtischen
Bevölkerung rechnet die moderne Forschung im ersten nachchristlichen Jahrhundert 40:
eine gewaltige Menge, die aus Sizilien, aus Ägypten und Nordafrika in die Häfen von
Ostia und Puteoli verschifft, dort in die lokalen horrea und sodann nach Rom, in die
Speicheranlagen des Emporium verbracht wurde. Über Puteoli und die dort bezeugten
Horrea Bassiana mit ihrem hochinteressanten Handels- und Geschäftsverkehr wird an
anderer Stelle gehandelt (vergl. oben S. 23 ff, Kathrin Jaschke, Kreditgeschäfte und
36
Getreidespekulation in Puteoli). Für Ostia haben Russel Meiggs und Geoffrey Rickman
die nötigen Verständnishilfen geliefert41, aus denen wir nur weniges Wichtige
auswählen wollen (Abb. 7). Die Lage der Speicher in unmittelbarer Nähe zum Tiber ist
verständlich, ebenfalls der Ausbau der Hafenanlagen in Portus, die unter Trajan
zusätzliche Speicher erhielten42. Dabei mögen die sogenannten horrea des Hortensius,
die auf der Südseite des Decumanus lagen, wohl eher der Versorgung von Ostia selbst
gedient haben, wie Meiggs vermutete43, während die übrigen als Zwischenlager für den
Transport nach Rom dienten. Das gilt besonders für die sogenannten Grandi Horrea,
deren komplizierte Baugeschichte hier nicht zur Debatte steht; der Bau besteht aus
kleinen Räumen, die sich zum Innenhof hin öffnen und auf der Südseite flankiert
werden von kleinen Kammern, die möglicherweise der Verwaltung dienten. Besonders
erwähnenswert sind neben den üblichen Getreidespeichern die Horrea Epagathiana und
Epaphroditiana, deren Bezeichnung inschriftlich erhalten ist. Sie sind sorgfältig auf
Sicherheit und repräsentativ gebaut: die Vermutung geht sicher nicht fehl, dass es sich
um ein Warenmagazin handelt, in dem wertvolles Gut eingelagert werden konnte 44.
Möglicherweise handelt es sich aber auch nur um einfache, verpachtete Räume,
gleichsam überdimensionierte Schließfächer, die einer besonderen rechtlichen
Regelung unterlagen.
25
Die beiden genannten Freigelassenen haben das Geschäft der Vermietung (locatio)
wahrscheinlich nicht auf eigene Faust betrieben, sondern im Auftrag eines dominus, wie
dies auch in anderen Wirtschaftszweigen die Regel war. Als „business managers“ hat
Aubert diese wichtige Funktion beschrieben, die es der reichen römischen Oberschicht
erlaubte, ihr Vermögen gewinnbringend in lukrative Wirtschaftszweige anzulegen, in
Vermietungen und Verpachtungen von Land und Immobilien, in Töpfereien,
Baugeschäften und Handwerksbetrieben45. Der horrearius, der inschriftlich vor allem in
Rom, und liier als horrearius domus Augustae bezeugt ist, übt eine derartige subalterne
Stellvertretung aus46, die zuweilen auch mit vicarius oder vilicus (horreorum)
wiedergegeben wird47. Speicherhaltung bedeutete also eine wichtige und zugleich
lukrative Einnahmequelle; und vieles spricht dafür, dass es sich nicht um selbständige
Personen einer wie immer zu definierenden Mittelschicht handelt, sondern um
Mittelsmänner im Dienste der städtischen und ländlichen Aristokratie, welche die
lukrative Vorratshaltung auf diese Weise in ihrer Hand behielten.
VII.
26
Puteoli, vor allem Ostia und Portus bilden den Introitus, gewissermaßen die Vorhalle zu
den imposanten Getreidemagazinen in Rom. Rund zwanzig lassen sich nach den
epigraphischen und archäologischen Quellen nachweisen, die bedeutendsten als
Bestandteil des großen Emporium am Tiber, im Südwesten der Stadt, in der Regio XIII
gelegen und auf der Forma Urbis Romae, dem Stadtplan aus severischer Zeit, genau
nachgewiesen: Die Horrea Galbana, ihnen vorgelagert die aus republikanischer Zeit
stammende Porticus Aemilia, ferner die Horrea Lolliana und, etwas weiter zum Aventin
hin, die Horrea Quadratillae 48. Coarelli nennt dieses Hafenviertel zutreffenderweise den
„Bauch von Rom“, weil hier nicht nur das Getreide gelagert und im Umkreis damit
Handel getrieben49 sondern auch Wein und Öl importiert und weiterverkauft wurde.
Sulpicii Galbae horrea... hodieque Galbae horrea vino et olio et similibus aliis referta sunt,
erklärt Porphyrius, der spätantike Kommentator zu Horaz50.
37
27
Wenn man sich den negotiator marmorarius de Galbes 51 (CIL VI 33886) als Händler
vorstellt, der sein Warenlager im Bereich der horrea besitzt, dann ging auch der Handel
mit diesem begehrten Baumaterial über die Speicher am Emporium 52.
Abb. 7
Getreidespeicher in Ostia.
Abb. 8
Horrea Agrippiana in Rom, Ansicht des inneren Hofes und Grundriss, letzte Bauphase.
38
28
Horrea besitzen eine umfängliche ökonomische Bandbreite. Die in der Forma Urbis
Romae bezeugten Horrea Candelaria beherbergen Beleuchtungsmaterial (wahrscheinlich
Wachsfackeln), die Horrea Chartaria Schreibmaterialien, die wichtigen Horrea Piperataria
Gewürze, wie der Name sagt, hauptsächlich den begehrten Pfeffer, der aus Afrika und
Arabien importiert wurde und in großen Mengen, und nicht nur in der Küche,
Verwendung fand53. Im Umkreis der Magazine entwickelte sich ein reiches Treiben
kleiner Händler und Handwerker, die inschriftlich bezeugt sind. Kleinere Speicher wie
die Horrea Piperataria und die Horrea Vespasiani, legen nach ihrem Grundriss nahe, dass
sie ebenfalls Marktfunktionen besaßen54. Angelehnt an die Umfassungsmauern der
Horrea Agrippiana finden sich kleine Räume, die man als tabernae angesprochen hat
(Nash), also Ladenlokale, die dem Handel dienten (Abb. 8).
29
Dazu passen sehr gut die erhaltenen Nachrichten über die Verpachtungen von
Speichern und ihren Interna: „In diesen privaten Speichern des Q. Tineus Sacerdos Clemens
werden vermietet: Räume für Getreide (horrea), Wein (apothecas), kleinere Verschläge
(commendaria armaria), Freiflächen (intercolumnia) und Plätze für Schränke (loca amaris) von
diesem Tage und von den Kalenden des Juli an. “ Die Inschrift 55 aus der 2. Hälfte des 2. Jh. n.
Chr. hält einen Mietvertrag in der Form der locatio-conductio fest und offeriert
spezifische Möglichkeiten der Lagerung von Waren, die im Einzelnen nicht ganz klar
ist. Eine derartige Lagerhalterung kennt rechtliche Verpflichtungen sowohl für den
konkreten Vermieter (horrearius), dem eigentlichen Besitzer (dominus) des Magazins
und dem Mieter (conductor). Sie betreffen Haftungs- und Sicherheitsfragen (die
custodia)56 nicht zuletzt Modalitäten der Bezahlung, die durch eine Lex horreorum
Caesars aus der frühen Prinzipatszeit geregelt werden57.
30
Unbeschadet der Unklarheiten in der Überlieferung wird deutlich, dass – ganz im Sinne
der neuen Institutionenökonomik – ein rechtlicher Rahmen für die Lagerhaltung im
kaiserzeitlichen Rom besteht, der durch die Explikation der klassischen Juristen
fortwährend verfeinert wurde.
VIII.
31
Zu diesem rechtlichen Rahmen für die horrea kommt nicht zuletzt auch eine religiöse
Dimension: Dem genius als tutela bzw als conservator horreorum gilt in erster Ηπιε die
Verehrung der in den Speicheranlagen tätigen Personen, eine Verehrung, die
bezeichnenderweise auch dem Genius als Schutzgott der Zolleinnahmen, des Marktes,
des Handels ganz generell entgegengebracht wird58. Dass in diesem Zusammenhang
auch der Fortuna conservatrix (zusammen mit dem Genius) ein Altar in den Horrea
Galbana geweiht wird, ist einsichtig 59. Ausgestattet mit Steuerruder und Füllhorn steht
sie für die sichere und glückliche Anlandung des Getreides, insbesondere aus Ägypten,
weshalb sie häufig mit Isis gleichgesetzt wird. Auch der Segen der Götter soll über eine
gute Vorratshaltung, über Markt und Handel walten.
32
Der negotiator marmorarius ist bereits erwähnt worden. Stoffhändler (vestiarii, sagarii)
haben im Umkreis der Magazine ihre Wirkungsstätte, ebenso wie eine Fischhändlerin
(piscatrix) aus dem Freigelassenenstande60. Ein Kollegium der Weihrauch- und
Salbenhändler stiftet einen Altar für das Wohlergehen des Kaiserhauses in den Horrea
Seiana61, eine Berufsgenossenschaft, die auch Wirtschaftsinteressen verfolgt haben
dürfte. Daneben gab es natürliche Verbindungen zwischen den horrea und den
öffentlichen Bäckereien, den pistrina publica 62. Die Bäckereien verarbeiteten also das
39
Getreide, das in den Speichern lagerte. Beide waren Bausteine der kaiserlichen annona,
als umfassende Getreideversorgung eine zentrale politische, ökonomische und soziale
Größe im Verhältnis von Kaiser und Bevölkerung weit über Rom hinaus 63.
IX.
33
Im Kontext Getreidespeicher und Politik wird immanent die Getreideversorgung der
Bevölkerung mitgedacht, die Bewahrung vor Hungersnot, die den erfolgreichen Akteur
in hellem Licht erstrahlen lässt. So können die Getreidespeicher auch ein Bestandteil
der politischen Propaganda werden. Die diversen Ansätze zu einer effektiven
Getreideversorgung der Großstadt bündelte bekanntlich der Princeps Augustus durch
die Übernahme der cura annonae im Jahre 22 v. Chr. (vgl. Anm. 61), und es ist kein
Zufall, dass er in seinem Rechenschaftsbericht mehrmals die Tatsache hervorhebt, dass
er die finanziellen Ausgaben von Getreide frumento privatim coempto (res gest. 15,4) bzw.
ex horreo et patrimonio meo (res gest. 18) geleistet habe. Er bezahlt aus eigener Tasche
und organisiert die Versorgung aus eigenem Speicher. Ermisst man den gewaltigen
logistischen, personellen, finanziellen und rechtlichen Aufwand, der hinter der
Institution der horrea steht, dann enthält die kaiserliche Botschaft, ihre Propaganda auf
Inschriften und Münzen: für die Sicherung des Getreides ist der Kaiser zuständig,
durchaus einen wahren Kern. Zwei Beispiele mögen dafür herhalten:
• Die Darstellung des Hafens von Ostia auf einem Sesterz des Nero mit der Legende (RS):
AUGUSTI POR(TUS) OST(IAE) SC, die auf der rechten Seite Speicheranlagen erkennen lässt.
Im Hafen selbst diverse Schiffe, oben der Leuchtturm, Pharus, bekrönt von einer
Neptunstatue, ihm gegenüber am unteren Ende der Flussgott Tiber. Im Ganzen eine
ausgewogenen Komposition, die in ihren baulichen Einzelheiten nicht ganz deutlich ist.
• Zum anderen ein Sesterz des Antoninus Pius mit der Aufschrift: ANNONA AUG(USTI) FELIX
SC auf der Rückseite. Der Sesterz zeigt die personifizierte annona mit einer Papyrusrolle in
der Rechten, die man mit der Getreideverwaltung in Beziehung gebracht hat (Meiggs), in der
Linken trägt sie das Steuerruder, vor ihr stehend ein Modius mit Ähren und einer
Mohnkapsel bestückt, dem Attribut der Ceres; dahinter erkennt man den Leuchtturm, der
dem alexandrinischen Pharos nachgebaut ist64 (Abb. 9).
34
Die Annona Felix dokumentiert nicht allein den glücklichen Erfolg der
Getreideversorgung, der, wie das Münzbild zeigt, konkrete Voraussetzungen: Schiffe,
Häfen, Magazine und Verwaltung besitzt, sondern verweist unmissverständlich auf die
religiöse Dimension, die den Begriffen felix – felicitas wie auch anderen
Personifikationen eignet65. Der Garant der geglückten Versorgung bleibt der Prinzeps,
der auch auf diesem Wege zu göttlichen Ehren gelangt.
X.
35
„Sammelt keine Schätze auf Erden... die Vögel des Himmels säen nicht, sie ernten nicht, sie
sammeln nicht in Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch lautete der Rat des
Rabbi in der Bergpredigt. Mit der „Veralltäglichung des Charismas“(M. Weber), dem
notwendigen Sicheinrichten in der Welt, wird für die frühen Christen auch die
Einstellung zu den materiellen Gütern differenzierter. Im ersten Timotheusbrief
ermahnt Paulus die Reichen: „Gutes zu tun, reich werden an guten Werken, gute Geber zu sein
und gemeinschaftlich handeln ἀγαθοεϱγείv, πλουτείν ἐν ἐϱγοις καλοίς, εὐμετάδότους
40
είναι, κοινωνικούς.“66 Dies bedeutet, so Paulus, für sich einen Schatz zu sammeln
(ἀποθησαυϱίζειν) im Hinblick auf die Zukunft und das wahre Leben.
Abb. 9
Kaiserliche Getreideversorgung und Hafenanlagen in Ostia. Sesterz des Nero und Sesterz des
Antoninus Pius.
36
Mit der Institutionalisierung der christlichen Gemeinden in den ersten Jahrhunderten
geht auch die Aufstellung eines Haushaltes einher, ohne den die caritativen Aufgaben
nicht erfüllt werden können; die Ansammlung eines Kirchenvermögens macht nach der
konstantinischen Wende enorme Fortschritte, die unter Gregor dem Großen in der
Etablierung des Patrimonium Petri einen ersten Höhepunkt erreichen. „Durch die
päpstlichen Patrimonien, “so Erich Caspar, „wurde die Hauptstadt damit zuerst wirtschass/ich
ein päpstliches Rom. In den ausgedehnten Getreidespeichern (horrea) der Kirche wurden die
Erträge der Patrimonien gesammelt und, wenn es nötig war, durch Ankäufe von weiterem
Getreide ergänzt. Wenn diese Speicher einmal durch Überschwemmung bedroht waren, dann litt
die ganze Stadt Mangel. An die Adresse des Papstes gingen Vorwürfe des Kaisers, wenn etwas in
der Getreideverteilung nicht in Ordnung war. An jedem Monatsersten fanden die großen
Verteilungen von Naturalien an die Massen statt, je nach Jahreszeit von Getreide, Wein, Öl, Käse,
Gemüse, Speck, auch von Gewürzen und Delikatesswaren (delicatoria commercia) an die
Vornehmen; die gemeinsame Kirche wurde nicht anders denn als gemeinsamer Speicher
angesehen.“67Erkennbar tritt der Bischof von Rom mit der Verteilung der Naturalien das
Erbe der römischen Kaiser an, und es verwundert nicht, dass die horrea unter
veränderten Rahmenbedingungen ihren Dienst weiter leisteten, in Rom, in Afrika, in
Trier68, wo die Getreidespeicher nach Abzug der Römer zuerst fränkisches Königsgut
und dann im 7. Jh. zu einem Frauenkloster umgewandelt wurden mit einer
Klosterkirche und einem speziellen Weinkeller. Wer einmal das Glück hatte, ihn zu
besuchen, und dort den Wein der Vereinigten Hospitien zu kosten, dem erschließt sich
eine imposante Tradition, dem weht, um es ein wenig pathetisch zu formulieren, der
Hauch der Geschichte an, in einer sinnlichen Dichte, die selbst im römerträchtigen
Trier nichts Vergleichbares hat. Aber dies ist eine andere Geschichte.
41
Abbildungsnachweis
37
Abb. 1: Brockhaus Enz. Bd. 17, Mannheim 2006, 21. Aufl., S. 671 und Parrot, Mari II 1, Le
Palais, Paris 1958, PL. IV.
38
Abb. 2: W. F. Volbach, Frühchristliche Kunst, München 1958, Tafel 234.
39
Abb. 3: Abbildung nach Erman-Ranke (Anm. 11), S. 520.
40
Abb. 4: Cüppers, Anm. 66, S. 22.
41
Abb. 5: nach Kühlborn, Anm. 31, S. 28.
42
Abb. 6: nach Freyberger, Anm. 36, Abb. 61.
43
Abb. 7: Rickman, Granaries, Anm. 21, S. 16.
44
Abb. 8: Nash 1971, Abb. 583 und Steinby, LTUR III Fig. 26.
45
Abb. 9: Meiggs 1972, Pl. XVIII.
NOTES
1. Mt. 6, 19ff; Lk. 12, 16-31, dazu F. Bovon, Das Evangelium nach Lukas II, Düsseldorf 1996, S. 281
ff.
2. Zu ἀποθήκη im Neuen Testament W. Bauer/K. Aland, Wörterbuch zum Neuen Testament, 1988,
S. 182, weiter Anm. 26.
3. K. Bard, Vorratshaltung, Berlin 2004; J. Renger, DNP 12, 2, 2003, S. 335 s. v. Vorratshaltung.
4. Joel 1, 15; 1, 17 in der Übers. M. Luthers.
5. 2 Chr 32, 28.
6. 2 Chr 17, 12; zu Salomon 1 Kön 9, 19; 2 Chr 8, 4 u. 16. Zu den Kornhäusern Bibl. Hist.
Handwörterbuch II 1964, S. 994f. (A. S. Kapelrud). Zu Salomon (gest. zwischen 938-924 v. Chr.) W
Dietrich, Die frühe Königszeit in Israel, Stuttgart, Berlin, Köln 1997, S. 85ff.
7. T. Breckwoldt/ J. Ch. Margueron, Reallex. Ass. XII, 2009ff., S. 635ff. s. v. Speicher. Zu den
Speichern auf Kreta vgl. unten S. 32.
8. A. Parrot, Mari, Capitale fabuleuse, Paris 1974.
9. W. Dietrich, Die Josephserzählung als Dichtung und als Geschichtsschreibung, NeukirchenVluyn 1989.
10. Gen. 37, 48, Übers. E. Kautzsch.
11. Gen. 41, 55ff, Übers. E. Kautzsch.
12. W Helck, Lex. Aegypt. I 1975, S. 422ff. s. v. Archiv; II 1977, S. 586ff. s. v. Getreide.
13. A. Erman/H. Ranke, Ägypten und das ägyptische Leben im Altertum, Hildesheim 1981 (2.
Aufl.), S. 520ff, das Zitat S. 521.
14. Zum Schatzhaus des Fiskus Erman/Ranke (vgl. Anm. 11), S. 98f, Lex Ägypt. 5, 1984, S. 536ff s.
v. Schatzhaus (P. Behrens).
15. Th. Mann, Joseph und seine Brüder III, Joseph der Ernährer, Frankfurt 1981, S. 1183; dazu A.
Grimm, Joseph und Echnaton, Thomas Mann und Ägypten, Mainz 1992, S. 282ff.
16. So S. C. Humphreys in ihrer Einleitung zu K. Polanyi, Ökonomie und Gesellschaft, Frankfurt
1979, S. 52ff.
42
17. Vgl. J. Bennet, The Aegean Bronze Age, in W Scheidei u. a., The Cambridge Economic History
of the Graeco-Roman World (CEHGRW), Cambridge 2007, S. 188ff.
18. Bennet (vgl. Anm. 15), S. 195ff. mit den Nachweisen.
19. Redistribution und Reziprozität: Humphreys (vgl. Anm. 14), S. 49ff. A. Möller, in CEHGRW
(vgl. Anm. 15), S. 370f. M. Jura, Palace Economy, in: Enc. Anc. Hist. IX, Oxford 2013, S. 4985ff.
20. Zur archaischen Zeit W Richter, Die Landwirtschaft im homerischen Zeitalter, Göttingen
1968, S. 106ff; zum klassischen Athen R. Garland, The Piraeus, Ithaca-New York 1968, S. 87f. und
S. 192f. J. Travlos, Bildlexikon Attika, Tübingen 1988, S. 343f.
21. K. Bringmann, Geben und Nehmen, monarchische Wohltätigkeit und Selbstdarstellung im
Zeitalter des Hellenismus, Berlin 2000.
22. Diod. XX 46, 4; Plut. Dem. 10, 1.
23. Polyb. 31, 31 f. M. Heichelheim, RE Suppl. VI, 1935, S. 855f. s. v. Sitos. Zu den Speichern in
Pergamon W. Radt, Pergamon, Darmstadt 1999, S. 76f. G. Rickman, Roman Granaries and Store
Buildings, Cambridge 1971, S. 252ff.
24. W Tarn/ W G. Griffith, Die Kultur der hellenistischen Zeit, Darmstadt 1966, S. 225.
25. P. M. Frazer, Ptolemaic Alexandria I, Oxford 1972, S. 147f; II S. 258.
26. Polyb. V 89,1 mit den Bemerkungen von Walbank, Commentary I, Oxford 1970, S. 619f.
27. Zu Rhodos Bringmann (Anm. 19), S. 124f.
28. Das sprachliche Material Thesaurus Linguae Latinae (ThLL) VI, S. 2985ff., s. v. horreum. Zur
Bauweise Orth, RE VI, 1912, S. 1812 s. v. Granarium. Dazu O. Fiedler, RE Villa, 1913, S. 2458ff. s. v.
horreum. G. Rickman (Anm. 21); K. M. Brown, Horrea, in: Enc. Anc. Hist. VI, Oxford 2013, S. 3308
(Lit).
29. Colum. I 6, 9f, weiter Varr. rust. I 57, 2; Vitr. VI 6, 4.
30. Plin. n.h. 18, 301 ff.
31. Plin. ep. II 17,3; zu Köln-Müngersdorf H. G. Horn, Hg., Die Römer in Nordrhein-Westfalen
(NRW), Stuttgart 1987, S. 502f.
32. H. Heinen, Trier und das Trevererland in römischer Zeit, Trier 1985, S. 281 ff.
33. Zu Novaesium G. Müller, in Römer in NRW (vgl. Anm. 29), S. 580ff. Zu Anreppen J. Kühlborn,
Anreppen, Münster 2009, S. 27ff. Zu Haltern J. S. Kühlborn, in: Römer in NRW (Anm. 29), S. 431 f.
D. Baatz, Die Saalburg, Bad Homburg 1979, S. 18ff. Generell Th. Fischer, Hg., Die römischen
Provinzen, Darmstadt 2001, S. 116ff
34. J. Marquardt, Römische Staatsverwaltung, II, 2. Auf!., Leipzig 1984, S. 491 ff. H. von
Domaszewski/B. Dobson, Die Rangordnung des römischen Heeres, Köln-Wien 1967, 2. Aufl., S. 12
und S. 34f.
35. ILS 2160, Domaszewski (vgl. Anm. 32), S. 14.
36. F. Bilabel, RE XIII, 1926, S. 137ff. s. v. Libralis.
37. ILS 2747, Rickman, Granaries (vgl. Anm. 21), S. 290.
38. ILS 2423, E. Fabricius, RE XV, 1931, S. 958f. s. v. mensor. K. St. Freyberger, Ostia, Mainz 2013, S.
81 f. mit Abb. 61.
39. Zum Getreide als Zahlungsmittel W. Helck, Lex. (vgl. Anm. 10) I, 1975, S. 8f. s. v. Abgaben und
Steuern; S. 993 s. v. Darlehen, II 1977, S. 587f. s. v. Getreide.
Die Provinzialeinkünfte Roms in Naturalien, besonders Getreide: Marquardt (Anm. 32), S. 188ff.
M. Rostowzew, RE VII, 1910, S. 150ff. s. v. Frumentum.
40. G. Rickman, The Corn Supply of Ancient Rome, Oxford 1980, S. 10f. P. Herz, Studien zur
römischen Wirtschaftsgesetzgebung, die Lebensmittelversorgung, Stuttgart 1988, S. 55ff.; P.
Erdkamp, The Grain Market in the Roman Empire, Cambridge 2005. Zur Einwohnerzahl F. Kolb,
Rom, München 1995, S. 448ff, der eine Million für realistisch hält.
41. R. Meiggs, Roman Ostia, Oxford 1973, 2. Aufl.; Rickman, Granaries (vgl. Anm. 21); J. Delaine, in:
Enc. Anc. Hist. IX, Oxford 2013, S. 4957ff. s. v. Ostia (Lit.).
42. H. Knell, Kaiser Trajan als Bauherr, Darmstadt 2010, S. 123ff.
43
43. Meiggs (Anm. 39), S. 280.
44. Zu den Horrea Epagathiana Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 30ff.; Meiggs (Anm. 39), S. 277
und PI. XI.
45. J. J. Aubert, Business Managers in Ancient Rome, Leiden-New York-Köln, 1994, S. 95, 261, 267.
46. Die Nachweise THLL IV, S. 2975f., s. v. horrearius; Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 177ff.
47. ILS 1621, generell 1620ff.
48. Die Einzelheiten bei Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 87ff. Beschreibung und Lit. bei E. M.
Steinby, Hg., Lexicon Topographicum Urbis Romae III, 1996, S. 37ff. Zur Porticus Aemilia E
Coarelli, ebd. IV, 1999, S. 116f.
49. F. Coarelli, Rom, ein archäologischer Führer, Freiburg 1980, S. 297.
50. Hor. carm. IV 12,18 mit den Bemerkungen des Porphyrius zur Stelle, dazu F. Coarelli in
Steinby (Anm. 46), III, S. 40.
51. CIL VI 33886, Coarelli (Anm. 46), S. 41; generell Rickman, Granaries (Anm. 22), S. 163ff.
52. Marmor in Ostia: Meiggs (Anm. 39), S. 72f, 167f. Vgl. auch D. Palombi, in: Steinby (Anm. 46),
III, S. 45 s. v. Horrea Petronina.
53. Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 176. Zu den Horrea Piperataria N. Piranomonte, in: Steinby
(Anm. 46), III, S. 45f.
54. Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 176.
55. ILS 5913, Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 197f. Zum Termin 1. Juli im Mietverhältnis Mart.
12,32 mit den Bemerkungen im Kommentar von Friedländer.
56. ILS 5914, M. Kaser, Römisches Privatrecht I, München 1971, S. 508f.
57. Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 198.
58. Vgl. ILS 3663-3668, ILS 1855: genius publici portorii; ISL 1861 genius commerci et
negotiantium. ILS 3661 genius macelli. G. Wissowa, Religion und Kultus der Römer, München
1911, S. 178.
59. ILS 3668, Wissowa (Anm. 56), S. 363f.
60. ILS 7500 Die piscatrix de horreis Galbae; ILS 7584 ein sagarius de horreis Galbanis; ILS 7552 ein
vestiarius de horreis Agrippinianis. Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 174f.
61. CIL VI36819: Saluti domus Augustae sacrum collegium thurariorum et unguentariorum, D.
Palombi, in: Steinby (Anm. 46), III, S. 46f.
62. Herz, Getreideversorgung (Anm. 38), S. 110f.
63. D. Kienast, Augustus, Prinzeps und Monarch, Darmstadt 2009, 4. Aufl., S. 110 und 157f. U.
Fellmeth, Brot und Politik, Stuttgart-Weimar 2001, S. 158ff. W. Jongman, DNP 3,1997, S. 234ff. s. v.
annona – ILS 5910: Horrea in den Provinzen zur Sicherung der Getreideversorgung Roms, vgl.
auch ILS 5908.
64. RIC I S. 74; BMC I, S. 221 f. Abb. nach C. Η. V. Sutherland, Die Münzen der Römer, München
1974, S. 162f. Meiggs (Anm. 39), Pl. XVIII. Der Sesterz des Antoninus Pius BMC IV, S. 207f.,
Rickman, Corn Supply (Anm. 38), S. 265f.
65. Zur Felicitas vgl. Wissowa (Anm. 56), S. 266f.
66. NT Paul I Tim. 6,17-19, F. Crüsemann u. a., Hgg., Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel,
Gütersloh 2009, S. 25f, s. v. Armut, S. 540f s. v. soziale Sicherung.
67. E. Caspar, Geschichte des Papsttums II, Tübingen 1933, S. 326ff., das Zitat S. 338. Zu den
Horrea Ecclesiae Rickman, Granaries (Anm. 21), S. 156f. S. 320f. ein Bischof ab Horreis Caeliae in
Nordafrika.
68. Vgl. Anm. 61; H. Cüppers, u. a., Die Vereinigten Hospitien in Trier, Trier 1980, S. 21ff.
44
Kreditgeschäfte und
Getreidespekulation in Puteoli
Kathrin Jaschke
1
Die Bedeutung von Puteoli als Versorgungshafen für Kampanien, vor allem aber für
Rom, zur Zeit der römischen Republik wie auch noch zur Kaiserzeit muss nicht eigens
betont werden. Die Römer erkannten die Möglichkeiten und die gute Lage des von
wahrscheinlich samischen Griechen gegründeten Dikearcheia während des Zweiten
Punischen Krieges, verliehen der Siedlung 194 v. Chr. kolonialen Status und bauten die
natürlich geschützte Bucht zum Hafenbecken aus1.
2
In den folgenden 200-300 Jahren wurde der Küstenstreifen zwischen dem Rione Terra
genannten Vorgebirge und dem Lukriner See zunehmend mit Hafenanlagen bebaut:
Zwischen den Kaianlagen, der weit ins Meer ragenden Mole, den Speicherbauten und
Märkten befanden sich auch Tempelanlagen und Villen. Beredtes Zeugnis der
Großartigkeit zumindest einiger dieser Anlagen geben noch heute die Überreste des
macellum von Puteoli, eines ursprünglich zweistöckigen Baus mit einer tholos in der
Mitte, einer Apsis für die Aufstellung von Statuen und einer prachtvoll ausgestatteten
Latrine2.
3
Horrea finden sich über das gesamte Stadtgebiet verstreut und nicht nur an der ripa
Puteolana. Dort sind vor allem die grossen horrea zu vermuten, in denen Getreide auf
dem Weg nach Rom oftmals nur zwischengelagert wurde und die Wege an Land kurz
gehalten werden sollten. Natürlich wurde Puteoli aber auch als Hafen für das
kampanische Gebiet genutzt.
4
Die Gegend des sinus Puteolanus oder Golfs von Neapel weist verschiedene seismische
Aktivitäten auf. An der puteolanischen Küste hebt und senkt sich die Wasserlinie,
weshalb nicht nur in regelmäßigen Abständen von mehreren Jahrzehnten das macellum
unter Wasser steht, sondern sich auch die gesamte antike Küstenlinie zurzeit unter
Wasser befindet. Somit konnte diese kaum nachantik überbaut werden. Gerade in den
letzten Jahrzehnten wurden aber auf diesem Wege einige neue Bauten in Puteoli
entdeckt.
45
Archäologische Nachweise
Die ,horrea‘ vom Lido Augusto
5
Im Bereich des Portus Iulius am Lukriner See, bis zu dem sich das Hafengebiet Puteolis
erstreckte, wurden zwei Reihen von Räumen mit vorgelagerter Portikus um einen
großen Zentralhof gefunden. Einige der Räume weisen noch ihren ursprünglichen
Boden aus opus signinum und sogar Holzpfosten auf, die Zwischengeschosse getragen
haben. Engere, kaum einen Meter breite Räume weisen auf Treppen und damit weitere
Stockwerke hin3.
6
Die Form der einfachen rechteckigen und ähnlich großen Räume sowie ihre Anordnung
lassen auf ein horreum schließen, das zudem mit einem ausgefeilten Wassersystem
ausgestattet war. Direkt im Anschluss befand sich eine villa, die eventuell dem Besitzer
der Lagerräume gehörte. Der in die erste Hälfte des 1. Jh. n. Chr. zu datierende Komplex
ist auf den Lukriner See ausgerichtet, der zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als
Militärhafen, sondern vor allem der Austernzucht diente. Somit könnten die mit
Wasserzufuhr ausgestatteten Räume mit diesem lukrativen Gewerbe in Verbindung
gebracht werden.
Die ,horrea‘ des vicus Lartidianus
7
Weiter ösdich im vicus Lartidianus wurde ein weiterer horreum-Komplex ausgegraben.
Zwei Reihen von Räumen säumten die nördlichen und südlichen Seiten zweier offener
Höfe mit Portiken, die jeweils noch in zwei kleinere Höfe unterteilt waren. Im
westlichsten Hof (A) fand sich ein Brunnen4.
8
Aus Luftaufnahmen lassen sich weitere, parallel verlaufende Mauerzüge ausmachen,
die sich endang des gesamten Küstenstreifens vom Portus Iulius im Westen bis zum
Emporium mit dem macellum im Osten des sinus Puteolanus hinziehen. Ein
Charakteristikum von horrea sind parallel angeordnete, rechteckige Räume, so dass
hier, auch ohne eingehende archäologische Untersuchung, weitere Magazinbauten
angenommen werden können. Zukünftige Ausgrabungen werden diese Vermutungen
aller Voraussicht nach bestätigen5.
Epigraphische Nachweise
9
Die archäologischen Funde werden für Puteoli noch durch detailreiche epigraphische
Hinweise in Form von Wachstäfelchen ergänzt und mit Leben gefüllt. Im Jahre 1959
wurde in der Nähe des antiken Hafens von Pompeji, in Murecine, ein Gebäudekomplex
ergraben, der heute, vor allem aufgrund mehrerer aufwendig gestalteter triclinia und
einer großen Küche, als Gasthaus gedeutet wird. Beim Ausbruch des Vesuvs 79 n. Chr.
befand er sich, nach dem großen Erdbeben von 62 n. Chr., noch im Umbau. In einem
triclinium wurde ein Weidenkorb gefunden, der eine ganze Reihe von Wachstäfelchen
enthielt, bei denen oftmals noch das Wachs erhalten war. Aus diesen konnten an die
127 mehr oder weniger fragmentarische Texte rekonstruiert werden. Es handelt sich
um Geschäftsurkunden der Caii Sulpicii – Faustus Maior, Faustus Minor, Cinnamus und
Onirus – vier Freigelassener, deren Tätigkeiten für die Jahre 29 bis 61 n.Chr. in Puteoli
nachgewiesen werden können. Hier sollen zwei Kreditgeschäfte näher betrachtet
46
werden, für die als Pfand unter anderem alexandrinisches Getreide hinterlegt wurde 6.
Sie illustrieren nicht nur die gängige Kreditpraxis, sondern bieten auch Hinweise auf
den Umgang mit ägyptischem Getreide in Italien, die Möglichkeit von
Getreidespekulation sowie Überlegungen zur Zinspraxis.
Getreidespekulation im Sulpicii-Archiv
C. Novius Eunus und Hesychus
10
Ein Freigelassener namens C. Novius Eunus erhielt am 18. Juni 37 n. Chr. von einem
Freigelassenen des Kaisers Tiberius, Tiberius Iulius Euenus Primianus, ein Darlehen von
10.000 Sesterzen ohne feste Rückgabefrist7 (vgl. Abb. 1). Da der Geldgeber nicht
persönlich anwesend war, stimmte sein Sklave Hesychus dem Geschäft zu. Abgesichert
wurde das Darlehen durch 7.000 modii (ca. 47 t) alexandrinischen Weizens und weitere
4.000 modii (ca. 26 t) an Hülsenfrüchten und Dinkel in insgesamt 200 Säcken 8. Novius
Eunus hatte die Lebensmittel in den horrea Bassiana publica Puteolanorum gelagert 9.
11
Die horrea sind nach einem nicht näher zu bestimmenden Bassus oder Bassius
benannt10. Dieser hatte sie entweder zu Lebzeiten oder testamentarisch der Stadt
übereignet, weshalb sie als publica bezeichnet werden11.
12
Die tabulae des Archivs geben den genauen Lagerraum in den horrea sowie die dort
gelagerte Menge an, so dass ein grober Eindruck von den Ausmaßen des Speichers
gewonnen werden kann. Der Weizen lagerte im horreum XII in den mittleren horrea
Bassiana. In denselben horrea, aber im unteren Stockwerk, zwischen den Säulen, wurden
die 200 Säcke aufbewahrt12. Die horrea Bassiana umfassten also mindestens zwölf
Lagerräume und drei Stockwerke, sonst ergäben die Zahlenangaben für das horreum
sowie die Unterteilung in intus und medius und wohl auch summus keinen Sinn.
13
Möglicherweise beziehen sich diese Angaben auf die Lage der horrea auf den in großen
Terrassen zum Hafen abfallenden Hang nordwestlich des Rione Terra, wobei die horrea
ima im Hafengebiet lagen. Möglich wären aber auch mehrere Stockwerke, wenn die
Gebäude über entsprechend feste Mauern und Böden verfügten. Archäologisch sind für
Puteoli und Ostia Treppenaufgänge in horrea nachgewiesen 13. Jedenfalls sind hier drei
oder noch mehr Etagen anzunehmen, die eventuell das natürliche Gefälle des Geländes
nutzten, indem sie terrassenförmig übereinander gebaut waren14.
14
Zurück zum Dokument: Nur wenige Tage später, am 2. Juli 37, erhielt Novius Eunus auf
dasselbe Pfand weitere 3.000 Sesterzen Kredit15. Setzt man den Pfandwert ins
Verhältnis zur Leihsumme, so stehen 11.000 modii und damit etwa 73t Lebensmittel
13.000 Sesterzen gegenüber, was einem Wert von ca. 1,4 Sesterzen pro modius Getreide
entspräche. In der Regel überstieg der Marktwert des Pfandes bei Kreditgeschäften den
der geliehenen Summe zur größeren Absicherung des Gläubigers: in diesem Fall um
mehr als die Hälfte, da in Puteoli der Preis des alexandrinischen Getreides nicht unter 2
Sesterzen pro modius sank und meist bei 2-4 Sesterzen lag 16. Der Pfandwert kann
natürlich nicht direkt mit den Marktpreisen verglichen werden, der Vergleich dient
hier nur zur Veranschaulichung der Differenz zwischen Kreditsumme und Wert der
hinterlegten Lebensmittel.
15
Während Novius Eunus am 18. Juni noch erklärt hatte, das Getreide und die anderen
Lebensmittel seien in seinem Besitz17, beschränkte er sich beim zweiten Kredit darauf
47
anzugeben, wo das Getreide genau lagerte, was vermuten lässt, dass sich das Pfand bei
der Erhöhung des Kredits am 2. Juli nicht mehr in seinem direkten Besitz befand. Nach
römischem Recht konnte eine Sache verpfändet werden, ohne dass sie dem Kreditgeber
übergeben wurde; es handelte sich dann um ein sogenanntes besitzloses Pfand 18. Als
aber die Kreditsumme ein paar Tage später um fast ein Drittel erhöht wurde, scheint
Novius Eunus die Besitzrechte an seinem Pfand aufgegeben zu haben, nicht aber
natürlich das Eigentum. Ist hier ein direkter Zusammenhang anzunehmen, hatte
Novius den Besitz aufgegeben, um den zweiten Kredit zu erhalten?
16
Tatsächlich wurde das Getreide, wie im dritten Dokument des Dossiers, einer
Vermietung vom 2. Juli 37 n. Chr. und in Anwesenheit derselben Zeugen, angezeigt,
dem Hesychus zu dessen größerer Sicherheit übertragen. Diognetus, Sklave des
horrearius C. Novius Cypaerus, der wiederum Patron des C. Novius Eunus war 19,
verpachtete an Hesychus auf Anordnung und in Anwesenheit seines Herren die Räume,
in denen das Getreide und Hülsenfrüchte lagerten20.
17
Als Miete wurde ein Sesterz pro Monat festgesetzt, eine rein nominale Gebühr, denn in
der Regel lagen solche Mieten höher. So sind aus einem anderen Dokument des
Sulpicii-Archivs 100 Sesterzen pro Monat bekannt, und der Besitz von Kornspeichern in
Puteoli wurde, wie Cicero berichtet, als eine typische Quelle der Bereicherung
betrachtet21. Warum aber wurde ein derart geringer Nennwert gewählt? Für einen
gültigen Mietvertrag war eine Gebühr mit einem gewissen Nennwert nötig 22. Dass
Cypaerus als patronus des Novius Eunus diesem die übliche Miete erlassen hatte, um ihn
damit in gewisser Weise finanziell in seinen Geschäften zu unterstützen, kann kaum
angenommen werden, da der horrearius diesen Betrag dann selbst hätte aufbringen
müssen, denn er besaß die horrea nicht, sondern verwaltete sie nur für die Stadt oder
hatte sie von der Stadt gepachtet. Vielmehr ist anzunehmen, dass Novius Eunus den
eigentlichen Mietbetrag, dessen Höhe nicht bekannt ist, weiterhin zahlen musste,
ebenso wie das Risiko eines Schadens am Pfand bei ihm verblieb 23.
Abb. 1
Die Kreditgeschäfte des Caius Novius Eunus.
48
18
Wohl nur unter diesen Umständen – der Besitzübergabe ohne Mietzahlung und ohne
Haftung – war der Geldgeber überhaupt bereit, sich die Miete zur größeren Sicherheit
übertragen zu lassen und den Kredit auf insgesamt 13.000 Sesterzen zu erhöhen.
19
Warum aber belieh C. Novius Eunus seine Lebensmittel und verkaufte sie nicht, wenn er
doch Geld benötigte? Selbst bei nur 2 Sesterzen pro modius hätte er allein für sein
Getreide 14.000 Sesterzen erhalten. Offensichtlich erachtete er aber den Zeitpunkt als
ungünstig für den Verkauf seiner Lebensmittel. Im Juni und Juli liefen die
Getreideschiffe aus Ägypten in Puteoli ein, wie es Seneca eindrucksvoll schildert 24 und
somit stand ausreichend Getreide zur Verfügung, was den Preis natürlich drückte. Der
Getreidepreis war, wie alle Waren, durch Angebot und Nachfrage gewissen
Schwankungen unterworfen. Für Puteoli lassen sich Unterschiede im Wert von Getreide
anhand des Pfandwertes ermessen, wobei dem, aus den bereits genannten Gründen,
keinerlei Hinweise für den eigentlichen Marktpreis zu entnehmen sind: im März war
alexandrinisches Getreide, als Pfand, mehr als ein Viertel mehr wert als das des Novius
Eunus vom Juni25.
20
C. Novius Eunus wollte Ende Juni offenbar sofort über Geldmittel verfügen, sich aber
nicht von seinen Lebensmitteln trennen. Anscheinend benötigte er Bargeld für ein
weiteres Geschäft; möglich wären der Ankauf weiterer Posten frisch eingetroffenen
alexandrinischen Getreides oder anderer Waren oder aber die Ausrüstung eines
Schiffes. Der Verkauf des Weizens hätte eventuell zu lange gedauert und der Preis wäre
bei dem Überangebot an frisch eingetroffenem Getreide nicht besonders hoch gewesen.
Ein Verkauf bot sich also nicht an, wohl aber eine Beleihung.
21
Der Gläubiger sicherte sich bei diesem Geschäft so gut wie möglich ab, um sein Risiko
gering zu halten. Seine 13.000 Sesterzen waren durch den Marktwert des Pfandes gut
abgedeckt. Dazu erlaubte es ihm die ohne Frist festgelegte Rückerstattung 26, sein Geld
sofort zurückzufordern, wenn sich die Dinge schlecht entwickelten. War der Schuldner
dazu nicht in der Lage, wurde das Pfand in der Regel versteigert und der Gläubiger
erhielt so sein Geld. Brachte die Versteigerung mehr als die Kreditsumme, so musste
der Überschuss dem Schuldner allerdings ausgezahlt werden.
Zinsen
22
Das Archiv enthält noch zwei weitere Dokumente, in denen die eben erwähnten
Personen eine Rolle spielten. Hesychus war nun nicht mehr Sklave des kaiserlichen
Freigelassenen Euenus Primianus, sondern des Kaisers Caligula, verfolgte aber
weiterhin die Geschäfte seines ehemaligen Herrn27.
23
Etwa ein Jahr nach der Kreditaufnahme, am 29. August 38 n. Chr., verpflichtete sich
Novius Eunus zur Rückzahlung von 1.130 Sesterzen an Hesychus oder C. Sulpicius
Faustus28. Dies kann nur bedeuten, dass Hesychus den Sulpicius Faustus bevollmächtigt
hatte, die ausstehende Summe in Empfang zu nehmen; also kümmerte sich der Bankier
spätestens ab diesem Zeitpunkt um dieses Geschäft, vielleicht, weil der kaiserliche
Sklave aufgrund seiner neuen Stellung keine Zeit mehr dazu hatte oder anders
gebunden war.
24
Wiederum über ein Jahr später, am 15. September 39 n. Chr., verpflichtete sich Novius
Eunus zur Rückzahlung von 1.250 Sesterzen, die als „Summe aller Schulden“ bezeichnet
werden29. Hesychus versuchte nun drängender, sein Geld einzutreiben. Novius Eunus
49
wurde eine feste Frist gesetzt, die Kalenden des November, womit ihm gut sechs
Wochen Zeit bis zur Zahlung blieben. Darüber hinaus musste er einen Eid bei Iupiter,
dem numen des divinisierten Kaisers und dem genius des lebenden Kaisers schwören,
dass er auch wirklich zahlen würde30. Bei Eidbruch hatte Novius den Einzug seines
gesamten Vermögens zu befürchten31. Darüber hinaus wurde noch eine Geldstrafe
verhängt: wenn Novius Eunus nicht rechtzeitig zahlte, wurden für jeden weiteren
Überziehungstag 20 Sesterzen fällig32. Die beiden Gläubiger sicherten sich also durch
festes Datum, Eid und Strafzahlung ab, um Novius Eunus endlich zum Tilgen seiner
verbliebenen Schuld zu bewegen.
25
Die Restbeträge – 1.130 bzw. 1.250 Sesterzen – stechen aus dem Archiv hervor, in dem
sonst nur glatte Beträge genannt werden33. Auch sind sie im Vergleich zu der für
Novius Eunus bekannten Leihsumme von 13.000 Sesterzen relativ klein, etwa ein
Zwölftel. Bei der Rückzahlung dieses großen Kredites ist es schwer vorstellbar, dass
Novius am Ende knapp über 1.000 Sesterzen zur endgültigen Tilgung fehlten, zumal der
Verkauf der hinterlegten Lebensmittel weitaus mehr als die Kreditsumme erbracht
hätte. Obwohl hier von Krediten gesprochen wird, weicht auch die Sprache von den
üblichen Formulierungen ab: es steht sumpsit und nicht accipit oder eben die Summe
aller Schulden.
26
Oftmals wurden diese Beträge in der Forschung als weitere Kreditsummen betrachtet,
die Novius Eunus geliehen hatte, aber die ungeraden Beträge und die Abstände von je
ungefähr einem Jahr könnten auch an Kreditzinsen denken lassen 34. Der kaiserliche
Freigelassene Euenus Primianus verlieh sein Geld sicherlich, weil er sich davon einen
Gewinn erhoffte. Kredite wurden und werden in der Regel vergeben, um durch Zinsen
Gewinne zu erwirtschaften. Zinsen sind hier aber—wie in allen Dokumenten des
Archivs—nicht erwähnt. Sie gehörten aber üblicherweise zu einem Kredit 35. Warum
sind sie dann aber nicht in dem Dokument aufgeführt, das ja die sonstigen
Rückgabemodalitäten regelte? Es wurde vermutet, die Zinsen seien vor der Auszahlung
bereits abgezogen worden und dem Schuldner somit ein geringerer Betrag ausgezahlt
worden36. Das ließe sich aber nur bei einem Vertrag mit festgelegtem Rückzahldatum
bewerkstelligen, der hier wie in den meisten Fällen des Archivs nicht vorliegt.
Wahrscheinlicher wurden die Zinsen daher in einem gesonderten Dokument
festgehalten37.
27
Setzt man die Summen miteinander in Beziehung, ergäbe sich ein Zinssatz von etwa 7%
bzw. dann 10% pro Jahr, der zu den in römischer Zeit üblichen Zinssätzen passt, die in
der Kaiserzeit zwischen 4 und 12% im Jahr lagen38.
28
Sollte es sich hier tatsächlich um Zinsen handeln, dann wurden sie erst nach
Rückzahlung des Kredits durch eine gesonderte Urkunde, eine stipulatio, eingefordert.
Das würde auch die Tilgung auf Anforderung des Gläubigers und damit das Fehlen
fester Fristen erklären, wobei zu beachten ist, dass der Zinssatz von Beginn an
festgelegt sein musste, da nur so für beide Parteien das Geschäft berechenbar blieb. Der
Zinssatz war im Italien der Kaiserzeit recht konstant39, und somit kann vermutet
werden, dass seine Flöhe bei den Sulpicii und anderen Geldverleihern im lokal
begrenzten und überschaubaren Puteoli über einen längeren Zeitraum konstant blieb
und den Geschäftspartnern bekannt war40.
29
Die Zinszahlung wäre erst ein Jahr nach der Kreditaufnahme festgelegt worden, was
darauf hindeuten könnte, dass Novius Eunus eventuell ein riskanteres Geschäft wagte,
das auf eine wesentlich längere Zeit ausgerichtet war, denn im Winter und vor allem im
50
Frühjahr vor Beginn der Schifffahrtsaison wurde Korn knapper und damit auch
teurer41. Novius Eunus konnte anscheinend während dieser Zeit auf sein Pfandgetreide
verzichten, andere Geschäfte verlangten seine Aufmerksamkeit; vielleicht wartete er
mit dem Verkauf sogar solange, bis er es mit größtmöglichem Gewinn veräußern
konnte. Die Getreideversorgung hatte immer wieder mit Problemen zu kämpfen, eine
Garantie für eine pünktliche Lieferung gab es nicht. Erst Claudius widmete sich
intensiver der Getreideversorgung; die hier genannten Geschäfte fanden unter seinem
Vorgänger Caligula statt. Auch der Gläubiger, ein kaiserlicher Freigelassener, spielte
mit; denn er forderte sein Geld offenbar nicht früher zurück.
30
Dieses Vorhaben, das durchaus als Getreidespekulation anzusehen wäre, wurde aber
nicht resdos erfolgreich ausgeführt. Novius Eunus konnte zwar die ursprüngliche
Kreditsumme zurückzahlen, blieb aber die Zinsen schuldig. Die Gründe für die
Zahlungsschwierigkeiten bleiben letztendlich im Dunkeln. Erzielte er einen schlechten
Preis oder ist er einfach nur als säumiger Schuldner zu bezeichnen, den auch mehrere
Mahnungen nicht zur Rückzahlung bewegen konnten?
31
Aus diesem Beispiel ist ersichtlich, dass ein Kredit wohl nicht zwangsläufig auf kurze
Fristen angelegt gewesen sein musste und die Spekulationen in Puteoli vielleicht
gewagter waren als bisher angenommen. Die meist nicht genau festgelegten Laufzeiten
der Kredite gaben dem Schuldner viel Freiraum zur Rückzahlung. Je länger er damit
wartete, desto mehr Zinsen hatte er zu bezahlen, was wiederum dem Gläubiger
zugutekam. Letztlich wollte Hesychus aber die Zahlung erzwingen. Zunächst schaltete
er C. Sulpicius Faustus ein und dann griffen beide zu noch stärkeren Druckmitteln.
L. Marius lucundus und C. Sulpicius Faustus
32
Ein interessanter Vergleich wird von einer zweiten Dokumentengruppe des Archivs
gebildet, die ebenfalls drei Dokumente, datiert zwischen dem 13. und 15. März 40 n.
Chr., umfasst (vgl. Abb.2).
33
L. Marius Iucundus erhielt am 13. März von C. Sulpicius Faustus ein Darlehen von
20.000 Sesterzen, ohne dass ein Pfand angegeben wurde42. Noch am selben Tag mietete
Faustus vom horrearius P. Annius Seleucus das horreum XXVI im oberen Sektor der
horrea, die in den praedia der Domitia Lepida lagen 43. Für dieses horreum, in dem 13.000
modii alexandrinisches Getreide (ca. 87 t) gelagert waren, wurde eine Miete von 100
Sesterzen pro Monat festgelegt.
Praedia Domitiae Lepidae, horrea Barbatiana
34
Die horrea Barbatiana lagen auf dem Besitz einer Domitia Lepida, mit der Camodeca
überzeugend die Mutter der Messalina und die Tante Neros identifiziert hat 44. Diese
war in erster Ehe mit L. Valerius Messalla Barbatus verheiratet, der jedoch jung
verstarb45. Der Name Barbatus ist weder in Puteoli noch in Kampanien oft epigraphisch
belegt46. Zwar darf der Mangel an Nachweisen nicht dazu verleiten, puteolanische
Barbatii als Erbauer der horrea von vornherein auszuschließen, denn auch die horrea
Bassiana sind von einem Unbekannten errichtet worden, dessen Name in keinster Weise
für Puteoli belegt ist. Die Verbindung zwischen den horrea Barbatiana und dem
Grundstück der Domitia Lepida weist aber eher darauf hin, dass L. Valerius Messalla
Barbatus ein Grundstück und horrea in Puteoli besaß, welche er seiner Frau vererbte.
51
Das horreum behielt den Namen des Erbauers, aber der Name des Grundstückes änderte
sich mit dem Besitzer47. Dies wäre ein neuer Hinweis auf beträchtlichen Besitz der
senatorischen Aristokratie in Puteoli in augusteisch-tiberischer Zeit.
35
Auch diese horrea verfügten über mehrere Stockwerke, denn das Pfand des lucundus
lagerte im oberen Stockwerk. Auch sie könnten also in Terrassen angelegt gewesen sein
wie die horrea Bassiana und damit in deren Nähe zu vermuten sein.
36
Zurück zum Dokument: Nur zwei Tage nach Kreditvergabe und Mietvertrag, am 15.
März, übergab L. Marius lucundus seinem Gläubiger C. Sulpicius Faustus als Garantie
für seinen Kredit das alexandrinische Getreide, das in eben dem Magazin 26 der horrea
Barbatiana lag, das Sulpicius Faustus kurz vorher angemietet hatte, wobei Marius
lucundus – wie C. Novius Eunus – jedes Risiko von Schaden und Diebstahl übernahm.
Eine Frist von zwei Monaten für die Rückerstattung wurde festgelegt, andernfalls sollte
das Pfand zugunsten des Gläubigers versteigert werden48.
37
Der Fall ist ähnlich gelagert wie der des C. Novius Eunus. L. Marius lucundus lieh sich
Geld und brachte als Pfand Getreide ein. Der Gläubiger C. Sulpicius Faustus mietete die
Lagerräume, in denen das Pfand lagerte, das in seinen Besitz überging und ihn somit
besser absicherte. Allerdings ist hier eine feste Kredidaufzeit angegeben.
38
Einen großen Unterschied bildet die zeitliche Abfolge von Kredit und Vermietung des
horreum. Bei lucundus gingen Vermietung und Kreditvergabe der Festlegung des
Pfandes voran, wohingegen im Fall des Novius Eunus die Vermietung auf Kredit und
Pfandangabe folgte.
39
Bevor Faustus das alexandrinische Getreide im horreum XXVI als Pfand akzeptierte,
bestand er darauf, dass der horrearius die Menge durch Abmessen überprüfte, um somit
den genauen Wert des Getreides zu bestimmen. Faustus wollte also ganz genau wissen,
wie es um sein Pfand bestellt war. Die Gründe dafür bleiben im Dunkeln: misstraute er
den Angaben des Iucundus, vielleicht auch weil er in den vorangegangenen Jahren
schlechte Erfahrungen mit Novius Eunus gesammelt hatte?
52
Abb. 2
Die Kreditgeschäfte des Lucius Marius Iucundus.
40
Warum aber nahm L. Marius Iucundus im März einen Kredit auf und verpfändete dafür
sein Getreide, anstatt es gewinnbringend zu verkaufen? Der Getreidewert lag um ein
Viertel höher als im Sommer49. Im März war die Winterpause für die Schifffahrt in der
Regel beendet, und Iucundus hätte sein Getreide nach Rom verschiffen oder es auch in
Puteoli gewinnbringend verkaufen können. Aber er zog es vor, einen Kredit
aufzunehmen und sein Korn als Sicherheit zu hinterlegen. Er konnte dieses Geld nicht
in den Kauf von frischem Getreide stecken, da dieses erst ein paar Monate später
eintraf, der Kredit aber auf zwei Monate befristet war.
41
Auch Iucundus benötigte schnell Kapital, und die Zeit der Kreditaufnahme und die
recht hohe Summe machen Ausgaben für Anmietung oder Ausrüstung eines Schiffes
wahrscheinlich. Die kurze Kreditlaufzeit von zwei Monaten deutet auf eine eher kurze
Reise. Versprach sich Iucundus vom Ankauf und Transport der Waren einen so hohen
Gewinn, dass es sich lohnte, dafür sein gut auf dem Markt abzusetzendes Getreide nur
als Pfand zu gebrauchen?
42
Wenn Iucundus ab Mitte Mai wieder frei über sein Korn verfügen konnte, dann blieb
ihm immer noch – wenn auch wenig – Zeit, dieses zu verkaufen, bevor der Preis durch
die Ankunft neuen Getreides im Juni und Juli wieder fiel. Es war ein risikoreiches
Geschäft für den Schuldner, denn er musste mit dem geliehenen Geld das von ihm
geplante Geschäft schnell und erfolgreich abschließen, um rechtzeitig wieder in den
Besitz des Pfandgetreides zu kommen, das für einen guten Gewinn in kürzester Zeit zu
verkaufen war. Und es blieb immer fraglich, ob das Schiff sicher ans Ziel gelangte und
sich so kurz vor der Ankunft der Getreideschiffe noch ein Käufer fand, der bereit war,
einen höheren Preis zu zahlen anstatt auf das frische Korn zu warten. Für den
Gläubiger C. Sulpicius Faustus war das Risiko dagegen geringer. Erhielt er sein Geld
nicht fristgemäß zurück, so konnte er das Korn im Mai noch verkaufen und da der
53
Marktwert des Getreides den Pfandwert weit überstieg, musste er bei schneller
Abwicklung keinerlei Verluste fürchten.
Resümee
43
Abschließend erlauben die Dokumente des C. Novius Eunus und des L. Marius Iucundus,
die Aktivität und die finanziellen Operationen der puteolanischen Händler und – man
kann diesen Begriff verwenden – Spekulanten, der horrearii und der Financiers der
Stadt aus der Nähe zu beobachten, ein wahrer Mikrokosmos, der sich um den Teil des
alexandrinischem Korns drehte, der in privaten Händen lag 50. Das Korn im Besitz des
Eunus und des Iucundus war nicht Teil des Tributs, sondern gehörte zu den etwa 20 Mio
modii darüber hinaus durch private Händler, eventuell sie selbst, nach Italien
transportiertes Getreide.
44
Private Händler verfügten also über große Mengen an Getreide und lagerten dieses
durchaus über längere Zeit und benutzten es als quasi „ruhendes Kapital“ für weitere
Geschäfte mit einem nennenswerten Finanzrahmen. Ein Getreidemangel, der den Preis
in die Höhe getrieben hätte, scheint Ende der 30er Jahre nicht geherrscht zu haben, da
das Getreide sonst sicher verkauft worden wäre. Preisschwankungen hatten die
Händler immer im Blick und versuchten diese bestmöglich auszunutzen. In diese
Geschäfte involviert waren nicht nur die—in diesem Metier zu erwartenden-lokalen
Freigelassenen51, sondern auch kaiserliche Freigelassene und Sklaven, die sich durch
die Kreditvergabe indirekt an diesen Spekulationen auf Basis von Lebensmitteln
beteiligten.
NOTES
1. Die grundlegende Publikation zur Stadtgeschichte Puteolis bleibt Dubois, Charles, Pouzzoles
Antique. Histoire et topographie, Paris 1907; des weiteren sind zu nennen Beloch, Julius,
Campanien. Geschichte und Topographie des antiken Neapel und seiner Umgebung, 2. Aufl.,
Breslau 1890; Frederiksen, Martin W (ed. by Nicholas Purcell), Campania, Rom 1984; Zevi, Fausto,
Da Dicearchia a Puteoli, in: Zevi, Fausto (Hg.), Puteoli, Neapel 1993, 9-15; Jaschke, Kathrin, Die
Wirtschafts-und Sozialgeschichte des antiken Puteoli, Rahden 2010.
2. Die ausführlichste Beschreibung liefert immer noch Dubois 1907 (wie Anm. 1), S. 286ff.; des
weiteren Ostrow, Steven E., Problems in the topography of Roman Puteoli, Ann Arbor 1977, S.
212ff.; De Ruyt, Claire, L’importance de Pouzzoles pour l’étude du Macellum romaine, in: Puteoli
1, 1977, S. 128-239; De Ruyt, Claire, Macellum. Marché alimentaire des Romaines, Louvain-laNeuve 1983, S. 150ff. und 257ff
3. Gianfrotta, Piero, I Porti dell’area flegrea, in: Laudizi, G./ Marangio, C. (Hg.), Pord, Approdi e
Linee di Rotta nel Mediterraneo Antico. Atti del seminario di studi, Lecce, 29-30 novembre 1996,
SFL 4, 1998, S. 153-176, bes. S. 170ff.; vgl. Gianfrotta, Piero, Puteoli sommersa, in: Zevi, Fausto
(Hg.), Puteoli, Neapel 1993, S. 115-124; Gianfrotta, Piero, Harbor Structures of the Augustan Age
in Italy, in: Raban, Avner/Holum, Kenneth (Hg.), Caesarea Maritima. A Retrospective after two
54
Millennia, Caesarea 1995, Leiden 1996, S. 65-76; Kolendo, Jerzy, Parcs à huîtres et viviers à Baiae
sur un flacon en verre du Musée Nationale de Varsovic, in: Puteoli 1,1977, S. 108-127, bes. S. 108ff.
4. Camodeca, Giuseppe, Ricerche sul vicus Lartidianus di Puteoli, in: Gianfrotta, Piero /
Maniscalco, Fabio (Hg.), Forma maris. Forum internazionale di archeologia subacquea, Pozzuoli
22-24 settembre 1998, Neapel 2001, S. 95-105, bes. S. 99ff.
5. De Franciscis, Alfonso, Officina di scultore a Pozzuoli, in: Economia e società nella Magna
Grecia, Atti del dodicesimo convegno di studi sulla Magna Grecia (Taranto 8-14 ottobre 1972),
Neapel 1973, S. 277-283; Camodeca 2001 (wie Anm. 4), S. 102ff.
6. Camodeca, Giuseppe, Puteoli porto annonario e il commercio del grano in età imperiale, in: Le
ravitaillement en blé de Rome et des centres urbains des débuts de la République jusqu’au Haut
Empire. Actes du colloque international de Naples (14-16 février 1991), Collection de l’École
Français de Rome 196, Neapel 1994, S. 103–128, bes. S. 103ff.; siehe ausserdem Wolf, J. /Crook, J.,
Rechtsurkunden in Vulgärlatein aus den Jahren 37-39 n. Chr., Abhandlungen der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften, Phil.-Hist. Klasse 1989, Heidelberg 1989; Bove, Lucio, Documenti di
operazioni finanziarie dall’archivio dei Sulpicii: tabulae Pompeiana di Murecine, Neapel 1984, S.
12-73.
7. Camodeca gab die Texte 1999 neu heraus (Camodeca, Giuseppe, Tabulae Sulpiciorum. Edizione
critica dell’archivio puteolano dei Sulpicii, Rom 1999) und gab ihnen das Kürzel TPSulp, nach
dem sie hier zitiert sind; TPSulp. 51; In der scriptura exterior sind die vierten Kalenden (28. Juni)
und nicht die 14. Kalenden (18. Juni) angegeben, aber durch die zweifache Angabe der 14.
Kalenden in der scriptura interior sind der 18. Juni als richtiges Datum und die vierten Kalenden
als Verschreibung anzusehen; vgl. den Kommentar zu TPSulp. 51; 52 und 45, der hier nicht
gesondert wiedergegeben wird.
8. Ein modius Getreide wiegt in etwa 6,7 Kilogramm; vgl. Plin. nat. 18, 66-68.
9. Rickman, Geoffry, Roman Granaries, Cambridge 1971, S. 194ff. Diese horrea wurden von seinem
Patron C. Novius Cypaerus in Pacht geleitet. TPSulp. 45=TP 7: C. Novi Cypaeri l. Euni. Monocopus war
nicht, wie zunächst aufgrund einer Fehllesung angenommen, „eine spezielle Emmerart“, sondern
eine Variante von Hülsenfrüchten oder Getreide, wie sich aus TPSulp 52 C = TP 16 (S. 3., Z. 9:
monocopi et fa(r)is) folgern lässt.
10. TPSulp. 45; 51; 52; Camodeca 1994 (wie Anm. 6), S. 109; Bassi in Puteoli: CIL X 1687; 1780; 1809;
2569; 2810; 2816.
11. Geführt wurden sie vom horrerarius C. Novius Cypaerus; TPSulp. 45.
12. Angenommen wird hier ein Gewicht von 6,6 kg pro modius, der ca. 8, 73-8, 75 Liter umfasst.
Das Gewicht eines modius ist abhängig von der Art der abgemessenen Lebensmittel. Schon Gerste
und Hafer führen zu anderen Gewichten und dies ist auch für Hülsenfrüchte o.ä. anzunehmen;
vgl. Plin. nat. 18.66-68. Das Getreide beansprucht einen Raum von circa 61.250 Liter, was 61, 25 m 3
entspricht. Bei einer Füllhöhe von einem Meter wurde ein Raum von etwa 61,25 m 2 (ca. 7,8x7,8
m) benötigt. Der Platz, den die Hülsenfrüchte einnahmen, war nur wenig geringer.
13. Rickman, Geoffry, The corn supply of Ancient Rome, Oxford 1980, S. 137; Rickman 1971 (wie
Anm. 9), S. 82; S. 116ff.; S. 129.
14. Man denke an das horreum duodecimum in horreis Bassianis publias Puteolanorum medis item in
iisdem horreis imis intercolumnia in TPSulp. 45.
15. TPSulp. 52; Das Pfand wird wiederholt ausführlich aufgezählt und es gilt ausdrücklich für die
gesamte Summe, es sollte also auch für die neue Schuld haften. Der Herr des Hesychus wird
genannt, aber nicht seine Abwesenheit, denn aus dem vorherigen Dokument wird klar
ersichtlich, in wessen Auftrag er handelte. Das gilt auch für die Vermietung in TPSulp. 46.
16. Duncan-Jones, Richard, The Economy of the Roman Empire, Cambridge 1974, S. 145f.; S. 345ff;
Rickman, Corn supply 1980 (wie Anm. 13), S. 147ff. Camodeca nimmt einen Preis nicht unter 3
Sesterzen pro modius an, allerdings ohne konkrete Belege; Camodeca 1994 (wie Anm. 6), S. 107.
55
17. Ausgedrückt durch die Formel que omnia reposita habeo penes me in horreis Bassianis, denn meo
esse gab nach römischen Recht den Besitz an einer Sache, hier noch verstärkt durch das penes, an;
Kaser, Max, Das römische Privatrecht, München 1971, S. 119f. Die Begriffe des Eigentums und des
Besitzes sind im römischen Recht nicht so scharf voneinander abgegrenzt, wie die heutigen
Rechtsbegriffe. Im Folgenden wird hier nur von Besitz gesprochen, was aber das Eigentumsrecht
an der Sache impliziert; vgl. Kaser 1971, S. 121ff.
18. Wolf / Crook 1989 (wie Anm. 6), S. 20; Kaser 1971 (wie Anm. 17), S. 463ff; S. 469ff Diese Form
des Pfandes bürgerte sich, so Kaser, „für Verhältnisse ein, in denen der Verpfänder den Besitz
der Sache für seine wirtschaftlichen oder persönlichen Zwecke nicht entbehren kann“.
19. TPSulp. 45=TP 7: C. Nom Cypaen l. Euni.
20. Es handelt sich damit um eine locatio horrei. TPSulp. 45; signatores sind dieselben wie in
TPSulp. 52.
21. TPSulp. 46; Cic. fin. 2.(26)84. Über Meten von horrea des 1. nachchristlichen Jahrhunderts ist
sonst nichts weiter bekannt; vgl. FIRA III 145: lex horreorum.
22. Literatur zur locatio-conductio: Mayer-Maly, Theo, Locatio conductio. Eine Untersuchung zum
klassischen römischen Recht, Wien/ München 1956; Fiori, Roberto, La definizione della locatio
conductio. Giurisprudenza romana e tradizione romanistica, Neapel 1999; Kaser 1971 (wie Anm.
17), S. 562ff.
23. Bei Verderben des Getreides haftete der Vermieter, also die Stadt. Denn wie aus der ersten
und zweiten Krediturkunde hervorgeht, haftete der Schuldner Novius Eunus weiterhin für
jeglichen Schaden am Pfand, den in der Regel der Mieter-nun Hesychus-zu tragen hatte; Kaser
1971 (wie Anm. 17), S. 567. Eigentlich trägt der Mieter die Haftung für culpa; vgl. Dig. 19.2.15.2.
Dieses Risiko der vis, also Schaden oder Diebstahl, lag nicht, soweit es sich auf die verpfändeten
Lebensmittel bezog, in der Verantwortung des horrearius. Dieser haftete für die custodia, vgl. Dig.
19.2.60.9; 1.15.3.2; 19.2.55pr; Kaser 1971 (wie Anm. 17), S. 508, hier auch die Nennung der
Ausnahmen. Diese Haftung sah aber nicht das mögliche Verderben der an sich verderblichen
Waren wie Getreide und Hülsenfrüchte vor.
24. Sen. epist. 77, 1; Stat. silv. 3.2.1-29.
25. TPSulp. 79.
26. TPSulp 51: quae ei reddam cum petierit.
27. Allem Anschein nach war der kaiserliche Freigelassene Euenus Primianus verstorben und
Kaiser Caligula hatte dessen Besitz und damit auch seine Sklaven geerbt. Dass Hesychus durch
Verkauf an Caligula gekommen sei, ist auszuschließen, da er ansonsten kaum noch dessen
geschäftliche Interessen verfolgt haben dürfte; Wolf/Crook 1989 (wie Anm. 6), S. 16
28. TPSulp. 67.
29. TPSulp. 68: nummos reliquos ratione ominiputata, quos ab eo (Hesycho) mutuos accepi.
30. Der divinisierte Kaiser kann nur Augustus sein, da Tiberius nicht konsekriert worden war.
Der lebende Kaiser war Caligula.
31. Camodeca, Giuseppe, L’archivio puteolano dei Sulpicii I, Neapel 1992, S. 227; Wolf/Crook 1989
(wie Anm. 6), S. 23; Camodeca 1999 (wie Anm. 7), S. 167. Ein ähnlicher Eid findet sich auch in
TPSulp. 63; vgl. auch TPSulp. 29; 117. Zum Eid auf den genius des Kaisers oder den divinisierten
Kaiser und Strafe bei Eidbruch siehe Mommsen, Theodor, Römisches Staatsrecht, 3. Auflage,
Leipzig 1887, ND der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, 3 Bde., Tübingen 1952, Bd. II, S. 809f.;
vgl. Dig. 12.2.13.6.
32. Das entspricht einem monatlichen Zins von 50% und einem jahreszins von 600% Für die
Erhebung von Strafzinsen siehe Dig. 12.1.40; 45.1.126.6.
33. Es treten im Archiv fast ausschließlich gerade Summen auf; Ausnahmen bilden nur einige
vadimonium-Strafen (TPSulp. 1 bis; 7; 33) und zwei Erträge aus Verkäufen, Versteigerungen
(TPSulp. 65; 77).
56
34. Nach Modestinus bestand kein Anspruch auf Zinsen, wenn eine Vereinbarung darüber nicht
nachgewiesen werden konnte; Dig. 22.1.41.2: Modestinus respondit, si non appareat de quibus usuris
conventio facta est, peti eas non posse.
35. Andreau, Jean, Banking and business in the Roman world, 310 B.C. to A.D. 284, Cambridge
1999, S. 90ff.
36. Camodeca 1992 (wie Anm. 31), S. 174.
37. Andreau 1999 (wie Anm. 35), S. 98.
38. Andreau 1999 (wie Anm. 35), S. 90ff.; Billeter, Gustav, Geschichte des Zinsfusses im griechischrömischen Altertum bis auf Justinian, Leipzig 1898, S. 179ff. Es ist nicht genau bekannt, über
welchen Zeitraum die Zinsen genau berechnet und dann die Urkunden verfasst wurden. Damit
ergeben sich bei der heutigen Berechnung keine genauen Zahlen, sondern Angaben mit
Kommastellen, die aber die Glaubwürdigkeit der Berechnung keineswegs in Frage stellen.
39. Billeter 1898 (wie Anm. 38), S. 180f. Er bewegte sich zwischen 4 und 6%, aber auch 12% waren
nicht selten.
40. Dies muss Hypothese bleiben, da jegliche Quellenbelege fehlen. Eine Konstanz in einem
größeren geographischen Raum wie in Italien deutet aber umso mehr auf eine solche Konstanz in
einer einzelnen Stadt, zumal die in diesem Gewerbe Tätigen aller Wahrscheinlichkeit nach
untereinander bekannt waren und auch ihre Geschäfte kannten. Man denke nur an das Gastmahl
bei Trimalchio, der alle möglichen Freigelassenen bei sich versammelt, die dann von ihren
Tätigkeiten und denen anderer erzählen.
41. Duncan-Jones 1974 (wie Anm. 16), S. 145f.
42. TPSulp. 53.
43. TPSulp. 46.
44. TPSulp. 46; 79. Hier ist Domitia Lepida, die Tante des Nero, die Tochter des L. Domitius
Ahenobarbus, Konsul des Jahres 16 v. Chr., und der Antonia maior gemeint, die nicht mit ihrer
fast gleichnamigen, älteren Schwester Domitia verwechselt werden darf, wie D’Arms es getan
hat, einzig aufgrund des Besitzes der letzteren in Baia, für dessen Erbe sie Nero 59 n. Chr.
beseitigen ließ; D’Arms, John H., Commerce and social Standing in ancient Rome, Cambridge,
Mass. 1981, S. 76; S. 78; Tac. ann. 13.21.3; Cass. Dio 61.17.1f.; vgl. Suet. Nero 34.5. L. Valerius
Messalla Barbatus war Konsul des Jahres 12 v. Chr. Mitglieder der senatorischen Aristokratie
nannten in Puteoli in augusteisch-tiberischer Zeit nicht unbeträchtlichen Besitz ihr Eigen. Die
Grundstücke der Domitia Lepida endeten eventuell 54 n. Chr. in kaiserlichem Besitz; vgl. Suet.
Nero 7; Tac. ann. 12.64.2-3; 65,1; Camodeca 1994 (wie Anm. 6), S. 108.
45. Camodeca 1994 (wie Anm. 6), S. 108; Hier wird allerdings der Ehemann der Domitia mit
seinem Vater verwechselt, der 12 v. Chr. Konsul war.
46. So findet sich in Puteoli nur eine Grabinschrift, in der eine Barbatia Felicula genannt ist; CIL X
2161; TPSulp. 78 und 34; 35; 36. In Celer ist ein freier römischer Bürger zu sehen. Die ihn
nennende tabula wird in das Jahr 38 n. Chr. datiert, die tabulae des Epaphroditus nach 55 n. Chr.
Haben wir mit den beiden Männern einen Freigelassenen und seinen Patron vor uns? Die Frage
muss offen bleiben, da die tabulae und damit auch die Personen in keinen direkten
Zusammenhang gebracht werden können.
47. Wenn Gebäude die Namen ihrer Erbauer trugen, wurde dazu meist das Gentilnomen
herangezogen wie bei der basilica Anniana. Bei horrea aber wurden, neben Gentilnomina, auch
Cognomina verwendet, so bei den horrea Galbana oder den horrea Agrippiana in Rom. Auch die
Namen der beiden aus Puteoli bekannten horrea sind auf die Cognomina Bassus und Barbatus
zurückzuführen; vgl. Rickman 1971 (wie Anm. 9), S. 164ff.
48. TPSulp. 79.
49. 1, 53 Sesterzen pro modius im Gegensatz zu 1,18 im Juni/Juli. Verglichen wurde hier
Pfandgetreide; die Preise geben also keine Verkaufspreise auf dem Markt wieder.
57
50. Dieser wird auf etwa 20 Mio. modii und damit 134.000 Tonnen geschätzt. Allg. Literatur zur
staatlichen annona -Organisation: Rougé, Jean, Recherches sur l’organisation du commerce
maritime en méditerranée sous l’empire romain, Paris 1966; Pavis d’Esurac, Henriette, La
préfecture de l’annone. Service administratif impérial d’Auguste à Dioclétien, Rom 1976;
Rickman, G., The corn supply of Ancient Rome, Oxford 1980.
51. Im allgemeinen gehören sie zu kampanischen Familien, von denen einige sogar einen Teil der
puteolanischen Oligarchie bildeten, wie die Marii und besonders die Annii; Camodeca 1992 (wie
Anm. 31), S. 25ff.; Camodeca, Giuseppe, La gens Annia Puteolana in età giulio-claudia: potere
politico e interessi commerciali, in: Puteoli 3, 1979, S. 17-34, S. 17ff.
58
Trade and Monetary Economy in the
Early Hellenistic City of Seuthopolis
in Thrace
Kamen Dimitrov
Introduction
Fig. 1
Arial view of Seuthopolis.
59
1
Seuthopolis was located on the river of Tonzos (Toundja) in South Thrace, an important
trade route in the antiquity. Both the city1 and its necropolis of more than 20
monumental tombs2 were excavated and well-studied (Fig. 1, 2, 3). An inscription (Fig.
4) found in the city revealed the city’s name, the name of its founder Seuthes III (Fig. 5,
6) as well as that of Seuthes’ wife Berenike, most probably a Macedonian princess. 3
Called by C. Rufus „an Odrysian“ , Seuthes revolted against the Macedonian rule after
the defeat of the Macedonian strategos Zopyrion in the northern Black sea in 326/325
BC. As Thracian king Seuthes waged war with Lysimachos in spring 322 and in 312 BC, 4
an agreement between both rulers is supposed, probably cemented by the marriage of
Seuthes and Berenike. The peaceful period that followed resulted in the foundation and
the prosperity of Seuthopolis and of the whole state of Seuthes. 5 The elite necropolis of
Seuthopolis featured the royal tombs under the mound of Goliama Kosmatka
(belonging to Seuthes III himself) and that of Kazanlak (belonging to Roigos, son of
Seuthes).6 Seuthopolis was destroyed most probably by the Celts in the 270’s BC or some
20 years later by Antiochos II.7 Both the city and the necropolis provided a rich
material, relevant to the problems of the trade and finances in early Hellenistic Thrace.
However, trade in Thrace developed long before the time of Seuthopolis.
Fig. 2 (left)
Plan of Seuthopolis.
60
Fig. 3 (middle)
House of Seuthopolis, reconstruction.
Fig. 4 (right)
The Seuthopolis inscription.
61
Fig. 5
Bronze head of Seuthes III from his tomb and a coin portrait of the king.
Fig. 6
Depiction of a horseman (Seuthes IIP), the first from left, on the dromos of the Kazanluk tomb.
The trade in the Odrysian Kingdom before 340 BC
2
In the pre-hellenistic age the area of Seuthopolis was a part of the Odrysian Kingdom.
8
From the 5th Century B.C. up to the Macedonian conquest in 341/340 BC it was the
largest and the mightiest multi-tribal state in Thrace. In late 5 th Century its territories
extended from Abdera to the mouth of Istros.9 The Kingdom underwent periods of raise
and unification, followed by fall and disintegration. After Al. Fol the Odrysian Kingdom
62
existed as multy-tribal, economic, social and political organisation κατὰ ἔθνη based on
an economy of „Asiatic” or „tributary” type, in fact on the direct exploitation of the
rural communities by the King as supreme owner of the land, by the ηαϱαδυναςτοί (corulers and vassals of the King) and the aristocratie circles. An economy of this type „did
not require a developed Internai markets“.
3
This kind of organisation was antagonistic to the communities κατὰ πόλεις of the Greek
city-states on the Thracian coasts neighboring the Kingdom. These Statements need to
be reconsidered. Thrace was recognised as a „contact zone” of various interactions long
time ago.10 There is rich evidence on permanent contacts of different nature the
Odrysian kingdom maintained with the Greek world and particularly with the πόλεις on
the Thracian coasts. Trade occupied a prominent place in these contacts, implying new
ideas and forms of economy with strong political and cultural impact on the Odrysian
society. According to B. Isaac the Greeks founded 72 πόλεις in the North-aegean,
Propontic and Black sea area and many other Settlements of less importance. 11 Their
economy was widely based on trade: purchasing goods from the natives and reexporting them, normally by sea, to the rest of the Greek world. Many of them were
situated in close proximity to the Odrysian realms. Ἐμπόϱια of Thasos, Ainos and
Kardia in the inland of Thrace are recorded in the ancient sources. Some of them
represented joint ventures such as Pistiros on the upper Hebros, deep in the Odrysian
lands, an ἐμπόϱειου of the Thasians, Maronitans and Apollonitans (from Chalkidiki?).
The names on the graffitti point to the presence of Hellenized Thracians as well. The
imported items in the Thracian centers and necropoleis in the area of Stryama were
correctly regarded as a resuit of trade contacts with Pistiros. 12 Some of the Greek cities
and the ἐμπόϱεια were usually taxed by the Odrysian kings. Kersebleptes acquired 300
talents „from the emporia on the Thracian territory”. 13 The tribute way of production
which dominated in the vast Odrysian lands and the usual plundering campaigns
permitted the Odrysians to act as trade partners of the Greeks. Kotys I and Kersebleptes
exported to the Coastal cities cereals, especially produced for sale by the dependent
peasants on royal order.14 They were sold at a lower price than the usual, a normal
practice even in the modern concurrence in trade. The war booty (slaves, cattle etc)
acquired by Seuthes II was sold there as well.15 In 431 BC or even earlier an alliance of
pure military nature was concluded between Sitalkes and Athens. The Thracians
operated in Macedonia and in the Chalkidiki, hindering the Spartans and their allies to
act in the North-aegean.16 No rival around, Athens felt at ease to take profit of her
monopoly on the grain trade in Thrace and through the straights. 17
4
Some well documented acts of the Odrysian rulers can be evaluated as no doubt
creative for they were in fact supporting and stimulating the development of the social
base of the trade in Thrace.
5
As a supreme landlord the ruler was in position to propose unlimited lands („as much
as they wish“) and cattle to the Greeks as did Seuthes II ca. 400 BC. 18 No doubt the new
owners would hold their new domains as free farmers. Moreover Seuthes promised
them a fortress on the sea shore, i.e. he was inclined to provide the Greeks with all
necessary so as to found a new Coastal Settlement and trade center of polis type.
6
The emporion of Pistiros represented a clear case of flourishing polis economy and trade
housed on Odrysian royal land. It was founded near Vetren, 22 km NW of Pazardjik, by
refugees from Thasos after the defeat by Athens in 463 BC. Earlier material suggests
that the site served as market place before the thasian occupation. The Settlement was
63
fortified in the 3rd quarter of the 5 th Century BC. A royal decree preserved on a stone
inscription guaranteed to the emporiti the right to own land, to tax the trade convoys in
their own profit, to apply their own jurisdiction. Thracian troops should not garrison
the Settlement as well. The issue is usually ascribed to Amatokos II, king of the middle
part of the Odrysian Kingdom (ca 356-346 BC), but it may well be a confirmation of an
earlier decision by Kotys I (382-359 BC).
7
Some 30 coin hoards, dozens of single coins and many imported artifacts found in the
Odrysian lands testify to extensive trade traffic and to the economic unification of the
areas along the main riverine arteries of the Odrysian Kingdom regardless of the
temporary political decentralization. The coin bulk came from different centers and
trade routes. The issues belonged to various denominations struck after several
standards: Phokean (the kyzikeni ), Attic (Athenian owls ), light Thracian-Macedonian
(staters and drachme of the Thasos-type and ¼ drachms of Thasos), Chian-Rhodian
(drachms of Parion and of Apollonia Pontica) and the local Standard (the Odrysian
royal issues and the Thasos-type imitative bronzes). Some areas such as those of
Stryama, of Jambol, of Haskovo, of Byzantion may be defined as „contact zones“of
several directions of coin influx and trade traffic, supported by the abundant imported
materials. During the second half of the 5th Century BC and the first half of the 4 th
Century BC the trade activities to the south-east were related to the grain export of the
Athenian League, later to Parion and Apollonia Pontica, and to the south-west – to
Thasos, Abdera, Maroneia, etc. over Pistiros and the other emporia in the interior of
Thrace. The single silver coins and the bronze issues of low value were relevant for
daily transactions in the Thracian milieu, though not so extensive as in the later
Hellenistic period. The trade was obviously protected by the Odrysian kings as stated in
the decree of Pistiros.19
8
The Odrysian kings developed their own coinage as well. The silver coins were mosdy of
small denominations and very restricted volume, an output of several local mints.
Normally they followed the Greek weigh Standards and often kept to the design of the
issues of Thasos, Abdera and Maroneia. They were clearly intended first to be accepted
as mean of payment similarly to the Greek issues and then- to radiate the royal
ideology through some characteristic images of the ruler’s head and of the rulerhorseman. The bronze coins were more numerous, which is relevant about the need of
appropriate currency for small transactions within the Odrysian realms. One of the
royal mints located probably in Pistiros, yieldied issues of unusual thick flans and
Maronitan design and magistrate names for six Odrysian kings (Metokos to Teres III).
The most finds come from Pistiros. Other pieces were found in Kabyle and near
Deultum.20 The specifications of this production fit well to the position of Heraklides
from Maroneia who sold the booty of Seuthes II in Perinth and to the leading place of
the Maronitans among the emporiti of Pistiros. It seems that the Odrysians accepted
much from the Greeks and borrowed practices of trading and financing such as
introducing their own small silver and bronze currency.
9
The Odrysian Kingdom certainly developed an external and internal market and a coin
economy in cooperation with the Greek world or a dualistic economic model:
1. Economy of eastern type (agricultural production, taxation and presents from the subjects,
trade control, war booty);
2. Income received or converted in cash through trade partnership with the polis economy. 21
64
The trade in Thrace under the Macedonian domination
(340-320 BC)
10
By 341 BC the Thracian conquest was „the most ambitious enterprise” of Philip II. 22 The
Odrysian dynasty was dethroned and the lands under direct occupation along the river
of Hebros were organized as strategia. „Big cities at convenient places” such as
Philippopolis, Kabyle, Beroia etc. were founded no doubt on earlier native Settlements.
They were populated by Macedonians and Greeks, the locals being driven out as in the
case of Alexandroupolis in Medike. A passage about the settling of 12 000 Athenians in
Thrace by Antipater after September 322 BC should be singled out among the texts on
colonization as evidence for its economic impact. The newcomers received land,
probably „from the big royal domains of the Thracian rulers”. 23 Macedonian cities in
the strategia were obviously organizations of private landowners displaying „principle
characteristics of Hellenistic poleis contrary to the System of direct royal economy”. 24
They, „Philippopolis included“, were no longer „royal cities” and centers of the
Odrysian royal economy of eastern type,25 but centers of economy of Greek type, i.e. of
trade. The former Thracian economic infrastructure, including the emporia, was
monopolized by the Macedonians.26 Macedonian trade expanded due to the occupation
of „the most convenient Coastal places“, the inland of Thrace being included in the
trading network. Both the one-tenth tax from the province and the booty were sold at
the markets of the allied Coastal cities.27 The activity of this economy is clearly
reflected in dozens of hoards with Macedonian coins and hundreds of single finds. The
small silver of the Thracian Chersonesos and Parion (to be probably considered as
Macedonian provincial coinage) are widespread in Southern Thrace along the main
river routes and even north of the Balkan range.28 Except in the strategy of Thrace the
Macedonian bronzes were in use in areas under other political regime such as the
territories of the Coastal poleis and the Thracian lands along the river of Tonzos and
north of the Balkan range which were not under direct Macedonian control. Kabyle
offers a clear example of prospering local economy after the Macedonian
reorganization of the settlement. Substantial coin finds, including imitative issues of
bronze drachms of Maroneia found in the area of Kabyle are relevant of an extensive
local exchange.29 Obviously the Macedonian presence and reforms considerably
stimulated the trade and the use of coins in the Odrysian lands, thus contributing to
their economic unification.
65
Fig. 7
Thasian amphora stamp from a tumulus near Seuthopolis.
The trade in the area of Seuthopolis before the
foundation of the city
11
The life in the area of Seuthopolis (the so-called Valley of the Kings near Kazanläk)
existed since the mid-Neolithic Age. As a part of the Odrysian Kingdom it was
economically connected to the core of the Kingdom situated along the river of Stryama.
Although being not under direct Macedonian occupation, after 340 BC the Valley was
united with the Argead province of Thrace. Trade in the area is attested by several
hoards with coins of Parion, the Thracian Chersonesos and of Macedonian bronze
issues.30 A marvelous red figured crater and other imported items come from elite
burials from the late 5th to the mid-4th Century BC.31 More than 100 coins of Philip II and
Alexander the Great types,32 12 Thasian amphora stamps mostly from 315-310 BC (Fig.
7) and some fragments of „West slope” Greek pottery were found in the mounds of two
tumuli erected near Seuthopolis33 with earth and materials previously belonging to an
earlier Settlement preceding the city.34
66
Fig. 8
Tetradrachms from Seuthopolis: a. Lymachos, Sardes, 297-287 BC; b. Alexander-type, Tenedos?,
280-275 BC.
Indications on trade activities in Seuthopolis
The situation and the city planning
12
Seuthopolis was certainly a river port on Tonzos and thus actually in touch to the
Aegean coast. The realms of Seuthes’s state neighbored to the territories of the cities of
Philippopolis (Plovdiv), Kabyle (near Jambol) and probably Beroia (Stara Zagora), old
Odrysian „royal cities” which were re-founded as poleis by the Macedonians.
Seuthopolis was strongly fortified. It included a basileia, erected as an essential part of
the general Hippodamos city-planning, an agora, some 50 luxury houses, large streets
and a temple of the Great Gods of Samothrace incorporated in the basileia. A temple of
Dionysos with altar nearby found place by the agora. Of particular interest is the
decision a second copy of the royal decree to be exposed by the altar of Dionysos on the
agora thus stressing the importance of the city square as second center of social and
political life after the King’s palace and suggesting some economic aspects of the
worship of Dionysos as „agoreian” deity’as well.35 The suburbs north of the city were
occupied by tiled farmehouses „ of economic and social importance”. 36 The similarities
between Seuthopolis and the Greek Hellenistic poleis are evident although the Greek
city planning was adapted to the needs of an aristocratic rather than a democratic
society. Anyway, in some extend a Greek type of economy and especially trade
activities would be not surprising in similar urban background.
67
The foreign coins
13
Some 270 coins struck outside Seuthopolis were found in the city: 7 tetra-drachms of
Attic weight (Fig. 8) and three more-of Thrako-Macedonian weight; 22 drachms of Attic
weight and 240 bronzes. The predominance of the small silver and especially of the
bronze issues are enough indicative about small scale trade operations, supported by
the pattern of the local coinage, see below. The typology of the foreign coins is quite
rich. Most of the Alexander-type silver coins were struck at the Anatolian mints of
Lampsakos, Tenedos, Kolophon, Sardes, Miletos and Priene. One tetradrachm comes
from Amphipolis and another from Phoenikia. The tetradrachms of Lysimachos come
from Lampsakos and Pergamon. The bronze coins of the same ruler are 41 in number,
most probably struck in the mint of Lysimacheia. 19 authonomous coins of the same
city and isolated pieces of Kardia, Aegospotamoi and the Thracian Chersonessos may be
related to a traffic coming from the peninsula via the riverine route of Hebros and
Tonsos. The bronzes of Ainos and Adaios (14 pieces) followed the same path. Of
particular interest is the coin of king Spartokos from Kabyle (Fig. 9), mentioned in the
Seuthopolis inscription. The tetradrachms of Philip and Alexander type from
Amphipolis, the abundant bronze coins of Philip II (40 pieces), of Alexander the Great
(31 pieces) and of Kassander (51 pieces) from Macedonian mints certainly penetrated
from the south-west as did some single issues of Philippot, Ortagoreia and of Demetrius
Poliorcetes.37
Fig. 9
Bronze coin of king Spartokos of Kabyle, found in Seuthopolis.
The imported amphorae andpottery
14
According to the recent study of Balkanska and Tzochev the excavations of Seuthopolis
itself (excluding the nearby tombs) provided 78 amphora stamps. The production of
Thasos (38 stamps) and of Akanthos (7 stamps) predominates. Samothrace, Rhodes,
Knidos, Sinope and the Tauric Chersonesos are represented by one to three pieces each.
25 stamps remain unattributed.38 Some 100 pieces of Greek „West slope” pottery,
mostly kantaroi, fish plates, bowls, lamps etc.(Fig. 10-14) were found in Seuthopolis. 39
Amphorae, pottery and coins altogether certainly point to trade. The commercial
traffic to south-east to the Thracian Chersonesos and Asia Minor is well attested both
through coins and stamps, which no doubt penetrated via Hebros and Thonzos. The
second main direction of the trade traffic was bound to the south-west to Thasos and
Macedonia. The huge number of Thasian amphorae point to the leading position of the
island in the trade of the seuthopolitans. Moreover, the Knidan amphorae and the
68
„West slope” pottery import may have been distributed equally via Thasos, who was
the main trade partner of Athens in the North Aegean.40 There is no need to seek direct
traffic neither from Athens nor from the Black sea colonies 41 as Athens and the Pontic
Messambria and Apollonia are represented in Seuthopolis by one coin each. The
Thasian import vanished ca 275 BC not only in Seuthopolis but in the whole „inner
Thracian region”,42 just in the years when the empomn of Pistiros most probably
perished during the great Celtic invasion in 279 BC43. The emporion of Pistiros certainly
played an important role connecting the Aegean coast with the inland of Thrace both
by riverine and land routes as mentioned in the decree from the mid 4 th C. BC.
Macedonian coins are numerous both in Pistiros and Seuthopolis and the most suitable
way the Thasos import to reach Seuthopolis would be effectuated through a Thasian
foundation deep in the continent such as Pistiros.
Fig. 10 (left)
Greek kantaroi from Seuthopolis.
69
Fig. 11 (right)
Greek fish plates from Seuthopolis.
Fig. 12 (left)
Greek lamps from Seuthopolis.
70
Fig. 13 (middle)
Greek lamps from Seuthopoüs.
Fig. 14 (right)
Greek pottery from Seuthopoüs.
71
The local coinage
15
A total of 849 bronze coins with the name of Seuthes III and one with the name of
Roigos (Fig. 15) represent the local coinage in Seuthopolis. Seuthes’s issues were
classified in three groups, the first and the second struck by Seuthes himself and
representing three denominations each. The third group includes a single type, struck
most probably by the heirs of Seuthes. The coinage was produced in relatively short
time of several decades and certainly was intended for the local market. Macedonian
coins, mostly of Kassander and less of Philip II, Alexander the Great and Lysimachos
were widely overstruck, a clear tendency to obtain monetary unification on the local
market. A small hoard with 21 coins of Seuthes and one of Kassander was discovered in
Seuthopolis and two more similar hoards were recorded in the area of Karlovo, sonie 40
km north-west from Seuthopolis. Obviously the local coinage circulated far from the
city44 and from that point Seuthopolis, although a „royal city” dominated financially
the neighboring territory just as did the real Hellenistic poleis. The examined evidence
is enough relevant about the existence of a well-developed foreign and local market
and monetary economy not only in Seuthopolis, but in the whole state of Seuthes III as
well.
Fig. 15
Bronze coins of Seuthes III and Roigos (bottom right), struck and found in Seuthopolis.
References of the illustrations
16
Fig. 1: Dimitrov, Cicikova, 1978 (as Note 1), fig. 4.
17
Fig. 2: After Dimitrov, D. P., 1961 (as Note 1), Tav 1, Abb. 2, A -agora, B -basileia.
18
Fig. 3: Dimitrov, D. E, 1961 (as Note 1), Tav. IV, Abb. 7.
19
Fig. 4: Elvers, 1994 (as Note 3), 243.
20
Fig. 5: Kitov 2005 (as Note 2).
21
Fig. 6: Zhivkova 1975 (as Note 2), pl. 17.
22
Fig. 7: Dimitrov, Cicikova, 1978 (as Note 1), fig. 58.
23
Fig. 8: Dimitrov, Cicikova, 1978 (as Note 1), fig. 66.
24
Fig. 9: Чичикова 1984 (as Note 33), табло XIV.
72
25
Fig. 11: Чичикова 1984 (as Note 33), табло XIX.
26
Fig. 12-13: Чичикова 1984 (As Note 33), табло XX, XXIII.
27
Fig. 14: Чичикова 1984 (as Note 33), табло XXIV.
28
Fig. 15: Димитров К. 1984 (as Note 1).
NOTES
1. Dimitrov, D. P., Seuthopolis, Antiquity, 35, 1961, 91-102; Dimitrov, D P., Das Entstehen der
thrakischen Stadt und die Eigenart ihrer städtebaulichen Gestaltung und Architektur - In: Atti
del settimo congresso internazionale di archeologia Classica,I, Brussel, 1961, 379-387, Tav. I -IV;
Dimitrov D. R, Cicikova, M., The Thracian City of Seuthopolis, BAR, Suppl. Series, 38, Oxford, 1978;
Чичикова, M., СeвтопоɅис, София, 1970; Чичикова, M., Царският квартаʌ в Сeвтопоʌисbasileia- In: Пробʌеми и изеʌедвания нa тракийската куʌтура IV. Казанʌък, 2009, 39-47;
Сeвтопоʌис, 1. Бит и куʌтура. София, 1984; Димиров, K., Античнитс монети οт
Сeвтопоʌис- In: Сeвтопоʌис, 2. Аитнчии и срeдновсковни монсти, София, 1984, 5-136;
Димитров,
К.,
Социаʌни
и
рeʌигиозни
аспекти
нa
„царcкия
гpaд”
в
ранноeʌинистическа Тракия. II. 1. Сeвтопоʌис: градът и общeството- In: Seminarium
Thracicum, 7, Sofia, 2011, 95-122; Dimitrov, K., Social, Economic and Political Structures in the
Territories of the Odrysian Kingdom in Thrace (5th-first half of the 3rd Century. - Orpheus 18,
2011, p. 5-24.
2. Zhivkova, L. The Kazanluk Tomb. BRD (Bongers), 1975; Kitov, G. The Valley of the Thracian
Rulers, Varna, 2005; Valeva, J. Painted Coffers of the Ostrusha Tomb. Sofia, 2005; Димитров, К.
Социаʌни и рeʌигиозии аспскти на ”царския гpaл” в ранноeʌинистическа Тракия. II.
2.1. Сeвтоиоʌис: рeʌигизнитe куʌтовe (памeтници и тeкстовe). - In: Пробʌеми и
изеʌедвания нa тракийската куʌтура, IV. Казанʌък, 2009, p. 31-42.
3. Inscriptiones Graecae in Bulgaria repertae III. 2, 1731, Serdicae 1961 (edidit G. Mihailov)
(hereafter cited as IG Bulg); Elvers, K.-L. Der Eid der Berenike und ihrer Söhne: eine Edition von
IG Bulg. III, 2, 1731.- Chiron, 24,1994, p. 241-266.
4. Curt. 10.1. 43-45; Diod. XVIII. 14,2-4; XIX. 73,1-10.
5. IG Bulg. 1731; Dimitrov, K. Wars and Policy of the Royal Dynasty at Seuthopolis. - Thracia, 18,
2009, p. 285-286 with ref.
6. Kitov 2005 (as Note 2); Dimitrov 2009 (As Note 5), p. 282.
7. On the discussion see ibidem, p. 287-288 with ref.
8. Димитров, K. 2011 (as Note 1), p. 96; on the Odrysian Kingdom see Archibald, Z. H. The
Odrysian Kingdom of Thrace. Orpheus Unmasked. Oxford, 1998.
9. Thuc. II. 96.1–4, 97.1–2; Diod. XII. 50.1.
10. Φoʌ, Αʌ. Демографска и социаʌна структура нa древна Тракия. Първо хиʌядоʌетие
пр. н. e. София, 1970, p. 41; Idem. Поʌитика и куʌтура в Древиа Тракия, София, 1990, p.
43,46–49.
11. Isaac, B. The Greek Settlements in Thrace until the Macedonian Conquest. Leiden, 1986.
12. On Pistiros: Dossier: nouvelles perspectives pour l’etude de l’inscription de Pistiros. Bulletin
de correspondence hellenique 123/1, 1999, p. 247–371; Pistiros vols. 1-3, Prague 1996–2005;
Bouzek, J., Domaradzka, L., Taneva, V. Interrelations between Thracians and Greeks in Inner
73
Thrace during the Classical Period. - In: Thracians and Circumpontic World, II. Proceedings of the
Ninth International Congress of Thracology. Chişinau, 2003 (2004), p. 177–189; Bouzek, J.,
Domaradzka, L. The Greek Emporion Pistiros near Vetren between Greater Powers: 450–278 BC. In: Proceedings of the 10th International Congress of Thracology, Komotini-Alexandroupolis
18-23 October 2005 Athens 2007), p. 86–94.
13. Bouzek, J., Domaradzka, L. More than 300 talents for the emporia for Kersobleptos. – In:
Thrace and the Aegean. Proceedings of the Eighth International Congress of Thracology (SofiaYambol, 25–29. September 2000), vol. I. Sofia, 2002, p. 391–397.
14. Xen. anab.VII. 3.10; 4.1.
15. Aristot. oecon. II. 26.1351a. 19–23; Polyaen. VII. 32.
16. Thuc. II. 96.
17. Briant, P. et al. Le monde Grec aux temps classiques. Tome 1. Le Ve siècle., Paris, 1995, 52-53.
18. Xen. anab. VII. 2. 35.
19. Dimitrov, K. On the Thraco-Greek Contacts in the Valley of Stryama During the 5th and the
First Half of the 4th Centuries B. C. – In: Ζήσης I. Μπόνιας και / and Jacques Y. Perreault (ed.).
Greeks and Thracians. Acts of the international Symposium «Greeks and Thracians along the
coast and in the Hinterland of Thrace during the years before and after the great colonization»
(Thasos, 26–27 September 2008) (2009), p. 37–52 with ref.
20. Peter, U. Die Münzen der thrakischen Dynasten (5-3 Jahrhundert v. Chr.). Hintergründe ihrer
Prägung, Berlin, 1997; Димитров, К. Бронзова монета на одриския цар Севт II. – Annuaire du
Musée Archéologique Plovdiv, IX, 1999, p. 175-180.
21. Димитров, К. Съкровища с автономни монети, тьрговски връзки и инфраструктура
нa Тракия през IV в.пр.н.е. – Исторически прегʌед, 8,1989, p. 21–35; Dimitrov K. The Treasury
of Lysimachos. (CD-ROM), Sofia. (University „St. Kliment Ohridski” Press), 1996/7; idem 2009 (as
Note 19), 44; cf. Archibald 1998 (as Note 8), 316.
22. Ibidem, 235.
23. Diod. XIV 71, 1–2; XVIII. 18.4; Plut. 9; Димитров, Д· Π. 3a укреиените виʌи и резиденции y
траките в преʌримската eпoxa. – In: Изсʌедвания в чест на акаʌ. Д. Дечев. София, 1958, p.
698; on the date: Schmitt, H. Die Staatsverträge des Altertums III. Die Verträge der griechischrömischen Welt von 338 bis 200 v. Chr. München, 1969, No 415.
24. Delev, P. Proto-Hellenistic and Early Hellenistic Phenomena in Ancient Thrace. - In: The
Thracian World at the Crossroads of Civilizations. Proceedings of the Seventh International
Congress of Thracology (Constanta-Mangalia-Tulcea, 20-26 May 1996), II. Bucharest, 1998, p. 379;
Димитров,
К.
Социаʌни
и
реʌигиозни
аспекти
на
„царския
граʌ”
в
раиноеʌинистаческа Тракия. 1. Кабиʌе. – In: Seminarium Thracicum 6, 2004, p. 106-107.
25. Contra: Φoʌ, Аʌ. Еʌинизмът в Тракия.- Исторически прегʌед, 5,1984, p. 47.
26. Ellis, J. R. Philip II and Macedonian Imperialism (2), London, 1986, p. 171; Димитров, K. 1989
(As Note 21); Dimitrov, K. Macedonian Royal Traditions in Early Hellenistic Thrace. - In: Ancient
Macedonia VI, I. Sixth International Symposium (Thessaloniki 1996), (1999), p. 379; Domaradzka,
L. Pistiros and its contribution to classical Greek epigraphy. – In: Πιτύη. Изсʌeдвaния в чecт нa
пpoф. Ивaн Mapaзoв, Cοфия, 2002, p. 298.
27. Arr. anab. I. 2.1; VII. 9, 3; Ellis 1986 (as Note 26), p. 171; Archibald 1998 (as Note 8), p. 240.
28. Димитров К. 1989 (as Note 21), p. 26–28; Dimitrov, K. 1996/1997 (as Note 21).
29. Драганов, Д. Търговските връзки нa Кабиʌе ирез V–III в. пp. н.e. (пo нумизматчини
дании). – Bulletin de la Société historique bulgare, XXXIV, 1982, p. 10; Draganov, D. Zu den
Handelsbeziehungen der thrakischen Stadt Kabyle vom 5. bis 3. Jahrhundert v. u. Z. – In:
Jahrbuch fuer Wirtschaftsgeschichte II, 1983, p. 112–113; Dimitrov, K. 1996/1997 (as Note 21),
hoard XXVIII; Γетoв, Ʌ. Амфори и амфорни печгaти от Кабиле (IV–II в. пp. н. e.), София,
1995, p. 114.
74
30. Димитров К. 1989 (as Note 21), p. 26–28, 32, 34; idem. Към въпроса зa циркулациятa нa
македонски бронзови монети в районa нa Севтопоʌис.- Годишник на Нов Бъʌгарски
Университет, Департамент „Източни и средиземноморски изсʌедвания“, 2, 2004, p.
50-57.
31. Kitov 2005 (as Note 2), p. 59, 66.
32. Димитров Κ. 1984 (as Note 1), p. 32-36.
33. Balkanska, A., Tzochev, Ch. Amphora Stamps from Seuthopolis - Revised. - In: Phosphorion.
Studia in honorem Mariae Cicikova. Sofia, 2008, p. 193; Чичикова, M. Антична керамика.-In:
Севтопоʌис, 1, 1984 (as Note 1), p. 18-114.
34. See note 32.
35. See notes 1-3; Dimitrov, K. The Cult of Dionysus in Seuthopolis.- Orpheus, 19, 2012, p.
23-24,39-41.
36. Стоянов, Т. Кабиʌе, Севтопоʌис и Хеʌис три варианта на урбанизма в
ранноеʌинистическа Тракия. - In: IV международен симпозиум „Посеʌищен живот в
Тракия” (Ямбоʌ-Кабиʌе 9-11 ноември 2005). Ямбоʌ, 2006, p. 85.
37. Димитров К. 1984 (as Note 1); for some reattributions see Русева, Б. Антични монети от
Севтопоʌис в нова интерпретация. - Нумизматика, 1988, No 2, 9-15; No 3, 3-12.
38. Balkanska, Tzochev, 2008 (as Note 33), p. 188-205.
39. Чичикова 1984 (as Note 33).
40. Балканска,
A.
Севтопоʌис
и
икономическиге
връзки
на
Тракия
през
еʌинистическата епоха. - In: Тракийската куʌтура през еʌинистическата епоха в
Казаиʌъшкия край. Казанʌък, 1991, p. 89.
41. Cf. Dimitrov, Cicikova, 1978 (as Note 1), p. 31.
42. Balkanska, Tzochev, 2008 (as Note 33), p. 191.
43. Bouzek, Domaradzka, Taneva, 2004 (as Note 12), p. 180.
44. Димитров К. 1984 (as Note 1).
75
Kaiserresidenzen in tetrarchischer
Zeit: Überreste einer kaiserlichen
Schatzkammer in Trier?
Peter Kritzinger
Susann Kritzinger, Hansjoachim Andres und Udo Hartmann haben den Text gelesen und
verbessert, wofür ich Ihnen herzlich danke.
1
Die sogenannte Tetrarchie war ein politisches Experiment ohnegleichen. Und doch ist
das System in vielerlei Hinsicht auch die logische Konsequenz aus den Ereignissen und
Entwicklungen des langen 3. Jahrhunderts. Mit nüchternem Blick analysierte Diocletian
Missstände des 3. Jahrhunderts, suchte mit kalter Logik nach Lösungen, aus denen er
häufig systemrelevante Prinzipien ableitete. Viele dieser Reformen überdauerten –
man könnte fast sagen: logischerweise – seinen Rücktritt nicht oder nur um kurze Zeit.
2
Zu diesen prinzipiellen Veränderungen ist auch die Abwesenheit der Kaiser aus Rom zu
zählen1. Zwar gab es bereits im 3. Jahrhundert Kaiser, die Rom niemals besucht hatten.
Da sie aber alle eines gewaltsamen Todes starben, muss offen bleiben, ob sie Rom als
Residenz bewusst mieden, oder ob es ihnen schlicht nicht vergönnt war, in der urbs zu
residieren. Dagegen war das Verhalten der Tetrarchen augenscheinlich berechnend
und dem neuen Regierungssystem geschuldet2. Zu Recht wurde in der Forschung
festgestellt, dass das Prinzip der Gleichheit der vier Herrscher es nicht ertragen hätte,
wenn einer aus dem Kolleg in Rom residiert hätte3. Die auctoritas der Stadt hätte den
hier residierenden Herrscher soweit von den anderen Mitregenten abgehoben, sodass
er nolens volens das System der aequitas und concordia gesprengt hätte. Die daraus zu
erwartenden Dynamiken, denen auch Regenten weitgehend machtlos unterworfen
sind, wollte man offensichtlich vermeiden. Rom als ideelles Zentrum des Weltreiches
konnte und sollte nicht durch die Residenzen ersetzt werden. Rom konnte insofern von
den Tetrarchen zwar aufgesucht werden, doch als Residenz schied für sie die
Hauptstadt des Imperium Romanum mithin prinzipiell aus. Und so erklärt es sich, dass
die Tetrarchen in verschiedenen Städten residierten, ja residieren mussten. Vor dem
Hintergrund dieses simplen Sachverhalts ist es überraschend festzustellen, dass die
Frage, welche Städte tetrarchische Resi denzen waren, in der Forschung auffallend
76
kontrovers beantwortet wird4. Im Folgenden soll anhand einer Untersuchung des
westlichen Teils des Imperiums eine Lösung dieser Frage versucht werden.
I.
3
Für eine systematische Untersuchung der Frage kann der Untersuchungsgegenstand
auf den Westen des Imperium eingeschränkt werden, da das Regierungskolleg aus zwei
grundsätzlich identischen Gruppen bestand. Die symmetrische Teilung des Kollegs
erlaubt insofern die Konzentration auf eine „Hälfte“, wobei prinzipielle Erkenntnisse
auf die andere Hälfte übertragen werden können5.
4
Im Anschluss an eine vielbeachtete Studie von Alfred Frazer wurde wiederholt
versucht, tetrarchische Residenzen anhand bestimmter architektonischer Ensembles
zu erkennen6. Nach diesen Kriterien wurden – abhängig von der Perspektive des
jeweiligen Forschers – verschiedene Städte als tetrarchische Residenzen angesehen.
Der Grund für die Diskrepanzen liegt darin, dass die zu beweisende Annahme als
Hauptkriterium für die Bestimmung einer Kaiserresidenz benutzt wird. Konkret: Es war
nicht das Ziel von Frazers Studie zu belegen, dass den Kaiserbauten in den
Residenzstädten ein zu verallgemeinerndes Prinzip zugrunde lag. Dies wurde auch in
der Folgezeit nie belegt, aber dennoch wiederholt vorausgesetzt. Zudem wurde nicht
immer strikt zwischen den Residenzen und Altersruhesitzen differenziert, doch die
Ansprüche an die unterschiedlichen Kaiserunterkünfte waren so verschieden, dass eine
klare Unterscheidung dringend notwendig ist. Noël Duval hat diese unzulässige
Vorgehensweise bereits wiederholt ausführlich kritisiert7.
5
Die Suche und Definition tetrarchischer Residenzen kann nicht anhand bestimmter
Gebäude erfolgen. Was zeichnet aber dann eine Residenzstadt aus? Das wichtigste, ja
eigentlich das einzige Kriterium ist die Präsenz des Kaisers – wie der Begriff implizit ja
voraussetzt8. Herodian prägte bereits im 3. Jahrhundert die Formel: „Rom ist dort, wo
der Kaiser ist.“9Ohne auf diesen vielbemühten Passus näher eingehen zu wollen, kann
doch festgehalten werden, dass Herodian ein Phänomen des ausgehenden 2. und 3.
Jahrhunderts in wenigen Worten bestens umreißt. Die Kaiser residieren aufgrund
militärischer Notwendigkeiten kaum noch in Rom, doch die Leitung des Imperium
Romanum läuft nach wie vor pyramidal am Standort des jeweiligen Herrschers
zusammen. Insofern ist das Herrschaftssystem Rom in der Tat dort, wo der Kaiser ist.
Realität und Begrifflichkeit geben damit der Definition einer tetrarchischer
Residenzstadt einen klaren Rahmen, wonach nur die wiederholte und möglichst
dauerhafte Präsenz eines Kaisers eine Stadt in den Rang einer Residenz zu erheben
vermag.
II.
6
Und so stellt sich die Frage, in welchen Städten die Kaiser sich wie lange und aus
welchen Gründen aufhielten10. Trotz einer allgemein äußerst unbefriedigenden
Quellenlage erlauben Papyri, Erlasse und Reskripte, Inschriften und literarische
Zeugnisse zumindest die Itinerare der Kaiser einigermaßen detailliert nachzuzeichnen.
7
Für den Augustus Maximian ergibt sich folgendes Itininerar: Im Jahr 285 wurde er wohl
in einer norditalienischen Stadt – eine Münzemission bezeugt ihn in Pavia – zum Caesar
ernannt und nach Gallien gesandt, wohl um dort den Bagaudenaufstand
77
niederzuwerfen11. Es ist nicht belegt, wo genau er sich in dieser Zeit aufhielt. Es ist zu
vermuten, dass er die Aktionen von einer der großen Städte der Nordwestprovinzen,
also: Boulogne12, Trier, Köln13 oder Mainz aus leitete. Bereits am 10. Februar 286 ist er in
Mailand bezeugt14. Die Stadt, in der er am 1. April 286 zum Augustus ausgerufen wurde,
ist nicht überliefert15. Am 21. Juni 286 ist er jedenfalls in Mainz bezeugt 16. Als Maximian
am 1. Januar im Jahr 287 seinen Konsulat in einer nicht mit Gewissheit zu
bestimmenden Stadt der Nordwestprovinzen feierlich antreten wollte, wurde er von
einer Horde Barbaren überrascht17. Die Ereignisse werden meist in Trier lokalisiert,
doch scheint mir Köln wahrscheinlicher zu sein18. Wohl im Winter 287/288 usurpierte
Carausius den Purpur und setzte sich in Britannien fest 19. Daraufhin erfolgte ein
Zusammentreffen zwischen Diocletian und Maximian an einem unbekannten Ort 20.
8
Am 21. April 289 wurde ein Panegyricus auf Maximian in einer der großen Städte der
Belgica oder der Germaniae (Trier, Köln, Mainz) gehalten 21. Die zwischenzeidich
geplante Invasion Britanniens schlug offenbar fehl22. Simon Corcoran hat eine (wohl)
am 28. Mai 290 in Trier erlassene Konstitution m. E. zu Recht Maximian zugewiesen,
womit dessen Präsenz in der Moselmetropole einigermaßen wahrscheinlich gemacht
ist23. Ebenfalls im Jahr 290 entwickelte sich in der Mauretania ein gefährlicher
Aufstand, den der Statthalter T. Aurelius Litua niederzuschlagen vermochte 24. Wie
Timothy D. Barnes vermutet hat, dürfte sich jedoch Maximian bereits auf den Weg
gemacht haben, um einem Flächenbrand möglichst zeitig entgegenwirken zu können 25.
Er eilte in den Süden und ist in Lyon bezeugt26, wo er seine Route jedoch korrigierte
und schließlich über die Alpen nach Italien zurück zog27. Es folgte ein erneutes
Zusammentreffen mit Diocletian im Winter 290/291 in Mailand 28. Bereits am 18.
Februar 291 ist Maximian in Reims bezeugt29. Im Sommer desselben Jahres ist
Maximian in Trier nachgewiesen30.
9
Am 1. März 293 erfolgte durch Maximian die Investitur des Constantius I., wobei die
Stadt nicht bekannt ist31. Wahrscheinlich dürfte das Ereignis aber in Mailand
stattgefunden haben, da Maximian bereits am 18. März in Ravenna belegt ist 32. Am 3.
April zeigt ein Reskript Maximians Präsenz in Pisa an 33. Und bereits am 2. Mai ist er
(erneut) in Mailand nachgewiesen, am 19. Mai in Verona 34. Im Herbst desselben Jahres
befand er sich in Lyon35.
10
Im Oktober 294 scheint er sich in Rom aufgehalten zu haben 36. Vom März bis Dezember
295 befand sich Maximian mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut in Mailand, Verona
und Umgebung37. Für den 31. März 296 ist er in Aquileia nachgewiesen 38. Im Sommer
scheint sich Maximian wieder am Rhein aufgehalten zu haben 39.
11
Gesicherte Aufenthalte sind in der Folgezeit für Maximian spärlich. Es folgten die
militärischen Aktionen in Spanien und Nordafrika wohl um die Jahreswende 296/97
unter der Oberleitung und Präsenz Maximians.40 Es ist zu betonen, dass die
epigraphischen Zeugnisse aus der Villa in Cercadilla die Anwesenheit Maximians nicht
unstrittig belegen können41. Gesichert ist seine Präsenz in Karthago für den 10. März
29842. Der Augustus scheint sich längere Zeit in Nordafrika aufgehalten zu haben 43. Im
Jahr 299 zog Maximian feierlich in Rom ein und scheint einige Zeit in Rom zugebracht
zu haben44.
12
Bis zu seiner Abdankung im Jahr 303 dürfte sich Maximian vorwiegend in Mailand
befunden haben45. November/Dezember 303 trafen Diocletian und Maximian dann in
Rom zusammen und feierten ihre vicennalia46. Am 21. April 304 verließ Maximian Rom47.
Im Winter desselben Jahres traf er sich an einem ungenannten Ort mit Galerius 48. Am 1.
78
Mai 305 dankte Maximian zugunsten des Constantius ab und zog sich (vorerst) ins
Privatleben zurück49.
13
Für den Caesar Constantius lässt sich folgendes Itinerar rekonstruieren: Wohl am 1.
März 293 wurde Constantius an einem unbekannten Ort zum Caesar ernannt. 50 Noch im
selben Jahr vertrieb er Carausius vom Festland, der sich in Boulogne sur Mer
festgesetzt hatte.51 Zudem verjagte er die Franken aus dem Bataverland 52. Diese
Aktivitäten lassen vermuten, dass Constantius sich zu dieser Zeit in einer Stadt am
Niederrhein (Köln [?]) aufhielt. Am 5. August 294 ist er in Köln belegt 53.
14
Bis in das Jahr 296 gibt es keine gesicherten Informationen über die jeweiligen
Aufenthalte des Constantius54. Wohl Ende 296 gelang es Constantius Britannien
zurückzuerobern, sodass er in London und/oder Umgebung zu vermuten ist 55.
15
Erst am 1. März 297 ist Constantius’ Aufenthaltsort erneut bezeugt, denn an diesem Tag
feierte er seinen dies imperii in Trier 56. In der Folgezeit fehlen erneut über einen
längeren Zeitraum die Koordinaten des Caesars. Um 300/301 errang er einen Sieg über
die Franken, wenige Zeit später–jedenfalls im Jahr 302–konnte er germanische
Invasoren auf dem Gebiet der Lingonen Zurückschlagen57. Im Winter des Jahres 304
errang Constantius einen weiteren Sieg über germanische Stämme in der Nähe von
Windisch58. Wohl im Winter des Jahres 304/305 drangen erneut Germanen über den
Rhein vor, der aufgrund extremer Kälte zugefroren war. Sie konnten jedoch von
Constantius zurückgeschlagen werden59.
16
Am 1. Mai 305 wurde Constantius zum Augustus erhoben60. Noch im Winter desselben
Jahres ist er bereits wieder in Britannien bezeugt, das er in der Zwischenzeit offenbar
zurückerobert hatte und wo er gegen die Picten vorging61. Doch am 25. Juli 306 verstarb
Constantius plötzlich und unvorhergesehen in York62.
17
Da das System der Tetrarchie in der Folgezeit schnell zerfiel, findet die Untersuchung
zu den tetrarchischen Residenzen mit dem Tod des Constantius Chlorus gewissermaßen
einen natürlichen Endpunkt63. Aus den Reiserouten die Dauer der Aufenthalte in den
verschiedenen Städten abzuleiten, ist ein schwieriges Unterfangen 64. Zunächst muss
versucht werden, die Zeit zu berechnen, die für die Reisen benötigt wurde. Wenn man
diese von der jeweils zur Verfügung stehenden gesamten Zeitspanne abzieht, dann
ergibt sich daraus die maximale Dauer, die zum „Residieren“ zur Verfügung stand. Eine
besondere Schwierigkeit stellt die Zuweisung dieser theoretisch zur Verfügung
stehenden Zeit zu einem bestimmten Ort dar (Ausgangs-oder Zielort der jeweiligen
Etappe). Dabei kann nicht in systematischer Weise (etwa: zwischen Ausgangs-und
Zielort jeweils halbieren) vorgegangen werden, sondern es muss im Einzelfall anhand
des Verlaufs der Route sowie der historischen Ereignisse individuell entschieden
werden. Ich habe meine „Kalkulationen“ versucht in einer Tabelle zu
veranschaulichen. Die Schwierigkeit liegt vor allem daran, dass die Itinerare über weite
Strecken augenscheinlich nur sehr ungenau rekonstruiert werden können. So gibt es
diverse Zeitintervalle, in denen nichts über die Tetrarchen zu erfahren ist. Betrachtet
man jedoch das Bewegungsprofil Maximians im Jahr 293, in das die meisten Belege
fallen, so gewinnt man den Eindruck, die Kaiser hätten kaum je längere Ruhepausen
eingelegt. Aufgrund der ungleichen Verteilung der Quellen drängt sich somit die
Vermutung auf, dass die scheinbar langen Ruhephasen (vor allem?) auf fehlende Belege
zurückzuführen sind. Für eine Auswertung der Itinerare muss das Fehlen von
Informationen dennoch als Verbleiben am letztbekannten Ort gewertet werden.
Aufgrund der eben aufgezeigten Bedenken dürfen diese langen „Pausen“ jedoch nur
79
unter Vorbehalt berücksichtigt werden. Es muss wohl nicht weiter betont werden, dass
die Ergebnisse solcher Berechnungen in jedem Fall lediglich vage Approximationen
darstellen, die mit äußerster Vorsicht zu benutzen sind.
18
Zusammenfassend lassen sich folgende Erkenntnisse festhalten: Über die Reisetätigkeit
des Augustus sind wir weit besser informiert, als über jene des Caesars 65. Der
Aktionsradius Maximians umfasste den gesamten Westen, auch nachdem Constantius
zum Caesar ernannt worden war. Dieser Eindruck könnte zumindest zum Teil auch der
besseren Dokumentation seiner Reisetätigkeit geschuldet sein. Aufenthalte in Trier,
Reims, Lyon, Verona, Aquileia, Ravenna, Pisa, Rom, Karthago, diversen Städten
Spaniens und der Nordwestprovinzen sind für Maximian belegt. Unstrittig ist zudem,
dass er sich am häufigsten und wohl auch die meiste Zeit in Mailand aufhielt. Auch für
Constantius sind Aufenthalte in Mailand bezeugt bzw. anzunehmen. Für folgende
Städte sind Aufenthalte des Constantius gesichert: York, Boulogne, Köln, London, Trier
und Windisch. Dabei spielte offensichtlich Trier die bedeutendste Rolle, was allein
schon anhand der Tatsache abzulesen ist, dass hier wohl drei Lobreden auf Maximian
und Constantius gehalten wurden66. Viele Stationen der Herrscher wurden durch
militärische (oder andere) Notwendigkeiten vorgegeben. Für die Residenzen der Kaiser
lassen sich in diesen Fällen nur wenige Erkenntnisse gewinnen. Besonders
aufschlussreich ist das Jahr 293, in dem Maximian unruhig von einer norditalienischen
Stadt in die nächste reiste, wobei sein Antrieb eben nicht strategische Überlegungen
waren. Ähnlich wie Statthalter scheinen auch die Tetrarchen von Stadt zu Stadt geeilt
zu sein, freilich nicht regelmäßig. Dabei machten sie offensichtlich in größeren Städten
halt, wobei die Aufenthalte möglichst kurz gehalten wurden. Gerade die Klagen von
Städten über die Auswirkungen von Kaiserbesuchen können dieses Verhalten
hinreichend erklären und zeugen zugleich vom Weitblick der Herrscher 67. Was lässt
sich nun über die sogenannten „Residenzstädte“ sagen? Kaum mehr, als dass es im
Westen nur zwei Städte gab, die diesen Titel verdienten–nämlich Mailand und Trier,
wobei die Metropole in Norditalien wohl einen gewissen Vorrang genoss 68.
19
Alle anderen Städte, die von den Kaisern besucht wurden, waren meist durch Faktoren
wie militärische Notwendigkeit, Größe der Stadt, Route der Reise etc. vielfach
vorgegeben. Hinsichtlich der Qualität und Quantität der Präsenz der Kaiser reihen sich
Städte wie London Köln, Lyon, Verona, Pavia, Aquileia, Ravenna und selbst Rom hinter
Mailand und auch Trier ein69. Ellen Riemer nannte diese Städte m. E. treffend
„temporäre Regierungssitze“, was den soeben skizzierten Sachverhalt bestens
benennt70.
III.
20
Dass der Besuch der Kaiser in aller Regel mit dem Ausbau der Städte einherging, lehrt
der Panegyricus auf Konstantin aus dem Jahr 310: Quaecumque enim loca frequentissime
tuum numen inlustrat, in bis omnia et hominibus et moenibus et numeribus augentur 71. Dabei
ist in den Residenzen in besonderer Weise mit Repräsentationsbauten zu rechnen, die
der Begegnung von Volk und Kaiser dienten. Dieser Tatsache wurde in jüngerer Zeit in
mehreren Untersuchungen Rechnung getragen72. Im Gegensatz dazu standen die
Nutzbauten im Kontext tetrarchischer Residenzstädte und temporärer Regierungssitze
kaum je im Fokus antiker Quellen oder auch wissenschaftlicher Studien 73.
80
21
Da alle diese Städte durch die Jahrhunderte hindurch bevölkert blieben, sind
archäologische Erkenntnisse weitestgehend dem Zufall überlassen, sodass sich
zunächst die Frage stellt, nach welchen Gebäuden Ausschau zu halten ist. Luke Lavan
nennt in seiner Arbeit zu diesem Thema horrea, fabricae, Aquädukte und militärische
Bauten74. In dieser Aufzählung von Nutzbauten fehlt m. E. (zumindest) eine ganz
zentrale Architektur: die moneta 75. Dass es zwischen den temporären Regierungssitzen
und der Münzprägung eine enge Verbindung gab, ist allein schon an der Liste der
Städte zu erkennen, in denen in der Zeit der ersten Tetrarchie Reichsmünzen geprägt
wurden: London, Lyon, Pavia, Aquileia, Rom und Karthago 76. Die Überschneidung mit
den Städten, die oben als temporäre Regierungssitze ausgemacht wurden, ist
frappierend und allzu offensichtlich. Überraschend ist, dass Mailand in der Gruppe
fehlt und man muss sich fragen, weshalb just in Mailand keine Prägestätte eingerichtet
wurde. Dahinter kann nur eine bewusste Entscheidung gestanden haben, doch lässt
sich kaum mit Gewissheit sagen, welches die Gründe im Einzelnen waren.
Möglicherweise wollte man sich in Mailand gänzlich auf die repräsentativen Bauten
konzentrieren und lagerte deshalb die Münze nach Pavia aus. Wie dem auch sei, kurze
Zeit später wurde auch in Mailand eine Münze eingerichtet.
22
Noch enger war die Verbindung der Kaiser zu jenen Münzstätten, in denen Gold
geprägt wurde. Seit jeher wachten die Kaiser mit Argusaugen über die Goldprägung, die
bis in das 3. Jahrhundert nahezu ausschließlich in Lyon und zum Teil in Rom erfolgte 77.
Für diese Wachsamkeit gab es gute Gründe. So wird gemeinhin angenommen, dass das
Heer in Gold bezahlt wurde, was zu einem Teil sicherlich zutrifft. Dennoch dürften bis
in tetrarchischer Zeit die Gehälter einfacher Militärs in Silber ausbezahlt worden sein,
während Goldmünzen und multiplet der Bezahlung höherer und höchster Ränge
Vorbehalten blieben78. Golddonaüve wurden vom Kaiser regelmäßig an verdientes
Personal und den nahestehenden comitatus ausgegeben, um so die nächste Umgebung
eng an die eigene Person zu binden79. Großzügige Geschenke und pünktliche Bezahlung
kamen also einer Lebensversicherung gleich. Damit liegt die Bedeutung der
Goldprägestätten für die Kaiser auf der Hand. Trotz der zentralen Bedeutung für die
Machthaber ist bis dato keine der monetae archäologisch nachgewiesen.
23
In Trier wurden seit 293/294 Reichmünzen geprägt80. Doch auch für die
Moselmetropole fehlt bisher ein archäologischer Nachweis der moneta. Immerhin ist für
die frühe Kaiserzeit die Prägestatt belegt. Man hat diese Prägestätte zwar am
Viehmarkt(platz) vermutet, doch stehen archäologische Belege aus 81. Für die Folgezeit
fehlen selbst die Belege einer Prägestätte in Trier. Erst ein Schwank aus der historia
Augusta suggeriert, es habe zur Zeit des Gallischen Sonderreiches erneut eine
Münzstätte in Trier gegeben. Victoria–die Mutter des Usurpators Victorinus–habe
Münzen mit ihrem Konterfei prägen lassen: „In Bronze-, Gold-und Silbermünzen wurde
ihr Bild geschlagen, deren Prägestempel noch heute in Trier vorhanden ist.“ 82Nimmt
man die Nachricht des in vielerlei Hinsicht ungewöhnlichen Autors ernst, so wäre
damit ein Stempel belegt, der in Trier aufbewahrt wurde und nicht mehr. Der
Nachricht in der historia Augusta hat man die Mosaikinschrift eines Marcus Pia(v)onius
Victorinus an die Seite gestellt, der als tribunus praetorianorum (möglicherweise) in Trier
tätig war83. Aus diesen Zeugnissen wollte man ableiten, der Kaiser des gallischen
Sonderreiches Victorinus habe in Trier residiert und hier in der Zeit von 269-271
Münzen schlagen lassen84. Aus diesen Zeugnissen lassen sich jedoch keine verlässlichen
Erkenntnisse gewinnen. Darüber hinaus wurden noch zwei weitere Inschriften als
81
Belege für eine Prägeanstalt unter Victorinus angeführt. Eine Weihinschrift, die im
Schutt des Amphitheaters von Trier gefunden wurde, stammt von einem num(m)ularius
s(acrae) m(onetae) Au[g(usti)]85. Aus der Inschrift wird zwar unzweifelhaft ersichtlich,
dass der Stifter Annulinus Polibius (sic!) der familia Caesaris angehörte. Zudem lässt
sich die Inschrift mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Zeit von 250-300 datieren 86.
Allerdings bleibt offen, wo Polibius seinem Beruf nachging. Eine in Rom aufgefundene
Inschrift nennt einen procurator monetae Trivem(a)e 87. In diesem Fall ist zwar die moneta
für Trier bezeugt, doch ist das Dokument nicht zuverlässig datierbar 88. Diese Zeugnisse
sind insgesamt nicht in der Lage zu belegen, dass in der Regierungszeit des Victorinus
in Trier eine Münze eingerichtet wurde. Spätestens mit Tetricus lässt sich jedoch in
Trier (erneut) eine Prägestatt unzweifelhaft nachweisen.
24
Die Münzen selbst erlaubten bisher lediglich die Erkenntnis, dass mit Laelian neben der
etablierten Kölner moneta eine weitere in Gallischen Sonderreich eingeführt wurde, die
bis in die Zeit des Tetricus Münzen ausgab89. Und so wurde diese zweite Münzstätte mit
unterschiedlichen Argumenten verschiedenen Städten zugewiesen90. Ja, die Emissionen
wurden auch einer mobilen Prägestätte–also eine moneta comitatensis–zugeschrieben 91.
Die Frage, wo sich diese Münzprägestätte befand, scheint nun seit dem Jahr 2005
geklärt. Bei Ausschachtarbeiten wurde im Norden Triers in der Nähe der Porta Nigra
Reste der Münzstätte gefunden92. Damit dürfte die Diskussion um die zweite Münzstätte
des Gallischen Sonderreiches entschieden sein. Die Tatsache, dass es sich bei dem
spektakulären Fund offensichtlich um einen Schuttabraum handelt, wirft freilich die
Frage auf, an welcher Stelle die tetrarchische Münzstätte ursprünglich gestanden
hatte93.
25
Die Reichsmünze in Trier stammte von zwei Offizinen der Münze in Lyon ab und
entwickelte sich schnell zu einer der wichtigsten Prägestätten im Westen, wobei von
Anfang an auch in Gold geprägt wurde94. Betrachtet man den Ausstoß an Goldmünzen
der Trierer Prägestätte, so sticht nicht nur eine überdurchschnittliche thematische
Vielfalt ins Auge, sondern auch die schiere Anzahl95. Der enorme Ausstoß an Münzen
lässt sich am Anteil an den Fundmünzen in den Nordwestprovinzen gut ablesen 96. Vor
diesem Hintergrund ist im temporären Regierungssitz in Trier für die Zeit vom 1. März
293 bis 25. Juli 305 mit enormen Goldmengen zu rechnen.
26
Dabei muss man sich vor Augen halten, dass in der späten römischen Kaiserzeit
Kriminalität durchaus ein geläufiges Problem war, das auch vor staatlichem oder
kaiserlichem Besitz nicht haltmachte97. Eine solch enorme Konzentration von
Edelmetallen musste folglich hinreichend abgesichert werden. Heinz Heinen hat
vermutet, es sei eine eigene militärische Einheit zur Bewachung abbestellt worden 98.
Dies ist durchaus plausibel, auch wenn eine solche „Garnison“ nicht belegt ist.
Wahrscheinlich dürfte diese Aufgabe beneficiant übertragen worden sein, weshalb ein
Beleg schwer fällt99. Doch selbst mit Bewachung bleibt das Bild unvollständig: Auch
heute werden enorme Wertanhäufungen nicht nur durch starke Wachmannschaften,
sondern zusätzlich durch spezielle Bauten gesichert. Aufgrund der prinzipiell
unveränderten Ausgangslage wäre es merkwürdig, wenn die römische Antike nicht
auch auf massiven architektonischen Schutz des Goldes gesetzt hätte.
27
Eusebius berichtet in seiner vita Constantini, Constantius Chlorus habe auf Drängen
Diocletians von seinen Untertanen eine „freiwillige“ Gold-und Silberabgabe einfordern
müssen100. In diesem Kontext, der in Trier anzusiedeln ist, wird auch ein Schatzhaus
(θησαυϱός erwähnt, wohin der Caesar alle Abgaben bringen ließ 101. Nachdem sich die
82
Gesandten Diocletians von dem Erfolg der ungewöhnlichen Maßnahme überzeugt
hatten, ließ Constantius die Schätze wieder an ihre ursprünglichen Eigentümer
verteilen. Der märchenhafte Charakter der Erzählung darf nicht darüber
hinwegtäuschen, dass die Geschichte von Eusebius in einem möglichst authentischen
Umfeld eingebettet werden musste. Insofern ist die Angabe in der vita Constantini
nicht nur plausibel, sondern muss als historischer Beleg ernst genommen werden, was
durch die Erwähnung eines praepositus thesaurorum Triberorum in der notitia dignitatum
untermauert wird102. Ein θησαυϱός in Trier würde die Staatskasse weniger gegen
regelrechte Feinde-unabhängig davon ob diese von innen oder von außen kommen–
schützen103, als vielmehr vor allenthalben präsenten kriminellen Energien. Doch wie
müsste man sich ein solches Bauwerk vorstellen?
Abb. 1 (links)
Fundament nordöstlich der Basilika.
83
Abb. 2 (rechts)
Basilika und Umgebung. Plan der antiken Mauerreste.
28
29
Es ist m. E. davon auszugehen, dass θησαυϱός und Prägestätte in einem Gebäude
verortet waren104. Nur so ließen sich permanente und schwer zu überwachende
Goldtransporte zwischen dem einen und dem anderen Ort vermeiden. Da es sich zudem
in erster Linie um einen Nutzbau handelte, ist zu vermuten, dass Zierelmente wie etwa
Mosaiken, Malereien oder Bauornamente kaum oder gar nicht verbaut waren. Da man
sich die Ausführung des Baus überdurchschnittlich massiv und stabil vorstellen muss,
liegt die Vermutung nahe, dass man den Umfang des Gebäudes möglichst gering hielt,
um auf diese Weise den Aufwand sowohl für den Bau als auch für die Überwachung
möglichst klein zu halten. Den nötigen Raum für einen solchen Zweckbau darf man sich
nicht allzu groß vorstellen, denn eine Offizin bestand aus kaum einem Dutzend
Arbeiter105. Auch die Werkzeuge und das Gold erforderten kaum viel Raum. Darüber
hinaus wird man den Bau wohl in der Nähe des administrativen Zentrums vermuten
dürfen. So konnte nicht nur Wachpersonal gespart werden, sondern der gesamte
Komplex stand aufgrund der Nähe zum Hof unter laufender Kontrolle. Auch konnten
Geschenke oder Einkünfte relativ unkompliziert in den gesicherten und nahegelegenen
Bau gebracht werden. Fasst man diese praktischen Anforderungen an den Trierer
θησαυϱός zusammen, so sollte man ein kompaktes, schnörkelloses Gebäude mit
massiven Mauern in unmittelbarer Nähe zum Palast erwarten.
Auf der Suche nach Strukturen im Stadtplan des antiken Trier fallen schnell
Fundamente nordöstlich der Basilika ins Auge (Abb. 1) 106. Zwar konnte aufgrund
moderner Bebauung nur das Fundament der westlichen Außenmauer ergraben werden,
doch kann der Grundriss anhand dieses Befundes mit einiger Zuversicht ergänzt
werden (Abb. 2)107. Danach dürfte es sich um ein nahezu quadratisches Gebäude
gehandelt haben, dessen Nord-Süd-Ausdehnung rund 30 m betrug 108. Auffällig an den
Fundamenten sind in erster Linie die gewaltigen Ausmaße, die vor allem an den in
regelmäßigen Abständen eingefügten lisenenartigen Verstärkungen selbst die
84
Fundamente der Palastaula übertreffen! Vor allem aufgrund dieser Ausmaße wurde in
der Vergangenheit die Vermutung abgeleitet, es habe sich entweder um ein sehr hohes,
turmartiges Gebäude oder aber um ein horreum gehandelt, das ja bekanntlich sehr
hohen Belastungen durch das Gewicht des Getreides standhalten musste 109. Außer dem
mächtigen Fundament, gibt es keinen Grund an dieser Stellen einen Turm zu vermuten.
Es ist schlichtweg kein vergleichbares Bauwerk aus der römischen Antike bekannt, das
eine solche Deutung nahelegen würde. Hätte in Trier ein solcher Turm gestanden, so
dürfte man zudem im Panegyricus auf Constantin dem Großen die Erwähnung einer
solch einzigartigen turris erwarten 110. Und der Vergleich mit den Fundamenten der
horrea bei St. Irminen in Trier zeigt, dass es sich hierbei um ein Gebäude gehandelt hat,
das eine gänzlich andere Funktion gehabt haben muss111. Kurzum: Die bisherigen
Deutungsvorschläge sind wenig überzeugend. Demgegenüber brächte der Bau, der einst
auf diesen Fundamenten stand, alle Voraussetzungen eines Schatzhauses mit sich:
unmittelbare Nähe zum Palast, fehlender Dekor (dies kann auch andere Gründe haben),
verhältnismäßig kompakte Außenmaße des Gebäudes und zugleich die äußerst massive
Bauweise. Zwar bleibt man von einem Beweis weit entfernt, dennoch scheint mir die
vorgeschlagene Erklärung der auffälligen Fundamente einige gewichtige Argumente
für sich verbuchen zu.
IV.
30
Die Auswertung der Reisen und Aufenthalte der zwei westlichen TetrarchenMaximianus und Constantius-hat angedeutet, dass die Herrscher nahezu permanent in
Bewegung waren, auch wenn dies die Quellen nicht immer bezeugen. Trotzdem ist zu
erkennen, dass Mailand und wohl auch Trier als Residenzen eingerichtet wurden und
Rom in dieser Funktion beerben sollten. Darauf deuten nicht nur die Anzahl der
Besuche hin, sondern auch ihre Qualität. Daneben sind mehrere zeitweilige
Regierungssitze zu erkennen, in denen die Kaiser wiederholt haltmachten. Es handelt
sich ausnahmslos um große Städte, die die zeitweilige Präsenz des comitatus und der
familia Caesaris relativ problemlos auffangen konnten.
31
Auffällig ist, dass diese temporären Regierungssitze weitgehend identisch sind mit
jenen Städten, in denen es Münzstätten gab. Ein archäologischer Befund einer moneta
steht bisher aus. Möglicherweise sind die Fundamentreste eines verlorenen Baus
nordöstlich der Basilika bzw. nördlich des Renaissanceschlosses in Trier als Überreste
der moneta bzw. des Schatzhauses anzusprechen.
32
Beim derzeitigen Stand der Forschung muss die vorgetragene Deutung freilich ein
Gedankenspiel bleiben. Nur die Publikation der Grabungsergebnisse aus den Jahren
1985/86 könnte vielleicht fundiertere Ergebnisse ermöglichen.
Tetrarch Maximian – Reisen und Aufenthalte:
Ausgangsort
wahrscheinliche Orte /
(belegt)
Route
Pavia
(Mitte [?] 285)
Nordwestprovinzen
Zielort (belegt)
Distanz abgeleitet: Reisedauer
und Aufenthaltsdauer
Mailand
2.300 km / 230-60 Tape / 0-170
(10.02.286)
Tape
85
Mailand
(10.02.286)
Mainz
(21.06.286)
Mailand (?) 01.04.286
Nordwestprovinzen
Mainz
(21.06.286)
675 km / 65-15 Tage / 65-115
Tape
Köln (?)
180 km / 18-4 Tage / 172-186
(01.01.287)
Tape
Köln (?)
(01.01.287)
unbekannt
Trier / Köln /
Mainz (?)
? km / ? Tage / 830 Tage
(21.04.289)
Trier/Köln/Mainz
(?)
(21.04.289)
Nordwestprovinzen
Trier (?)
(28.05.290)
? km / ? Tage / 450 Tage
Trier (?)
(28.05.290)
Lyon
Mailand (?)
(22.12.290)
950 km / 95-25 Tage / 115-185
Tape
Mailand
(22.12.290)
Mailand / Rom (?)
Reims
(18.02.291)
750 km / 60-18 Tage / 0-42 Tape
Reims
(18.02.291)
Nordwestprovinzen
Trier
(Sommer 291)
210 km / 21-5 Tage / mehrere
Monate
Trier
(Sommer 291)
Nordwestprovinzen
Mailand (?)
Ravenna
(18.03.293)
direkt (?)
Pisa
(03.04.293)
direkt (?)
/ Ravenna
(18.03.293)
Pisa
(03.04.293)
Mailand
(02.05.293)
Mailand
(02.05.293)
direkt (?)
Verona
(19.05.293)
Verona
(19.05.293)
Norditalien (?)
Lyon
(Herbst 293)
Lyon
(Herbst 293)
Rom
(Okt. 294)
direkt (?)
direkt (?)
Rom
(Okt. 294)
1.000 km / 100-25 Tage /
1.700-1.775 Tage
200 km / 20-5 Tage / 5-20 Tape
300 km / 30-7 Tage / 0-23 Tape
150 km / 15-4 Tage / 2-13 Tape
600 km / 60-15 Tage / 10-55
Tape
1.000 km/60-25 Tage/0-35 Tape
Mailand/Verona 650 km/65-16
(Dez. 295)
Tape
Tage/355-404
Mailand / Verona
direkt (?)
(Dez. 295)
Aquileia
(31.03.296)
Aquileia
(31.03.296)
direkt (?)
Rhein
(?)
800 km/80-20 Tage/40-100 Tape
(Sommer 296)
Rhein (?)
(Sommer 296)
Spanien / Nordafrika
Karthago
(10.03.298)
215 / 21-5 Tage / 200-216 Tape
3.700 km / 370-92 Tage / 240-518
Tape
86
Karthago
(10.03.298)
Nordafrika (?)
Rom
Rom
(21.04.304)
Monate (?)
Rom (Nov. / Dez. 600
Mailand (?)
(299)
910 km / 91-22 Tage / mehrere
Rom (299)
Sirmium (?)
km/60-15
303)
Monate, (?)
? (01.05.305)
? /? / ?
Tage/viele
Tetrarch Constantius – Reisen und Aufenthalte:
Ausgangsort
wahrscheinliche Orte / Zielort
Distanz abgeleitet: Reisedauer und
(belegt)
Route
(belegt)
Aufenthaltsdauer
Mailand ?
(01.03.293)
Boulogne / Niederrhein
Köln
(05.08.294)
1.500 km / 150-37 Tage / 390-503
Köln
(05.08.294)
33
London
Britannien
u.
U.?
(Ende 296?)
550 km / 55-14 Tage / 455-496 Tape
London u.U.?
(Ende 296?)
Britannien?
Trier
(01.03.297)
580 km / 58-15 Tage / 62-105 Tage
Trier
(01.03.297)
Niederrhein
Windisch
(304)
330 km / 33-8 Tage / mehrere Jahre
Windisch
(304)
Rhein / ?
Köln?
(304/305)
Köln ?
(304/305)
?
Mailand?
(01.05.305)
Mailand ?
(01.05.305)
Nordwestprovinzen
York
(25. Juli 306)
480 km / 48-12 Tage / mehrere
Wochen?
810 km / 81-20 Tage / 69-130 Tape
1.500 km / 150-37 Tape / 300-413
Tape
Zu den Tabellen: Die Kalkulationen, die den Tabellen zu Grunde liegen, benutzen
approximative Werte, deren Bedeutung vor allem in der Veranschaulichung liegt, wie
wenig Zeit den Tetrarchen theoretisch zum Verweilen an den jeweiligen Orten zur
Verfügung stand. Exakte Informationen können jeweils nur die Ausgangs-bzw.
Endpunkte einer Reise bieten. Die Distanz zwischen den Orten wurde mit Google-Maps
ermittelt und gerundet. Für die Reisezeit (zu Wasser oder zu Land bleibt
unberücksichtigt) wurde der Berechnung eine minimale (= 10 km/Tag) und eine
maximale Durchschnittsgeschwindigkeit (= 40 km/Tag) zu Grunde gelegt. Die Zeiten,
die abzüglich dieser Reisezeiten übrig bleiben, stand den Tetrarchen theoretisch zur
Verfügung, um in einer der Residenzstädte zu verweilen (unterstrichen in letzter
Spalte). Die so errechnete Zeit kann entweder zur Gänze am Ausgangs-oder Zielort oder
aber geteilt zwischen diesen Orten zugebracht worden sein. Dies lässt sich nur in
äußerst wenigen Ausnahmen mit Sicherheit erkennen. Aufgrund der dürftigen
87
Quellenlage ist davon auszugehen, dass den Herrschern in Wirklichkeit weit weniger
Zeit zur Verfügung stand. Es liegt auf der Hand, dass die auf diese Weise gewonnenen
Ergebnisse mit äußerster Vorsicht benutzt werden müssen.
Abbildungsnachweis
34
Abb. 1: Reproduktion nach Fontaine (wie Anm. 106) Abb. 17.
35
Abb. 2: Reproduktion nach Fontaine (wie Anm. 106) Abb. 2.
NOTES
1. Sicherlich niemals in Rom waren Maximinus Thrax, Quintillus, Florianus und Numerianus.
Allg. zu den Rombesuchen der sog. Soldatenkaiser: Halfmann H., Itinera Principum. Geschichte
und Typologie der Kaiserreisen im Römischen Reich, Stuttgart 1986, 216-242; Hedlund R., “...
achieved nothing worthy of memory” – Coinage and Authority in the Roman Empire, c. AD
260-295, Uppsala 2008, 124f; Johne Κ.-P., Das Kaisertum und die Herrschaftswechsel, in: ders.
(Hg.), Die Zeit der Soldatenkaiser. Krise und Transformation des Römischen Reiches im 3.
Jahrhundert n. Chr. (235-284), 2 Bde., Berlin 2008, Bd. 1, 584-632; hier: 627ff.
2. Dies ist nicht zuletzt daran zu erkennen, dass sie keine Adventusprägungen für Rom prägen
liessen. Vgl. Bauer F.A., Stadt ohne Kaiser. Rom im Zeitalter der Dyarchie und Tetrarchie, in:
Fuhrer T. (Hg.), Rom und Mailand in der Spätantike. Repräsentationen städtischer Räume in
Literatur, Architektur und Kunst, Berlin 2012, 3-86; hier: 4ff. (mit weiterer Lit.).
3. Zuletzt Bauer 2012 (wie Anm. 2), 72: „Rom war für die Tetrarchen so unattraktiv, weil es
Ansprüche an die Herrscher stellte, die in diametralem Gegensatz zur tetrarchischen Regierungs
form und zum Selbstverständnis der Tetrarchen stand.“Vgl. Christol M., Rome sedes imperii au
IIIe siècle ap. J.-G, QCCCM 2, 1990, 121–147.
4. In der Wissenschaft werden unterschiedliche Städte zu den Residenzen der Tetrarchen
gezählt; eine allgemein akzeptierte Definition von Residenzstadt fehlt offensichtlich. Um nur
einige prominente Einschätzungen (jeweils nur für den Westen) anzuführen: Barnes T.D., The
New Empire of Diocletian and Constantine, Cambridge Mass. /London 1982, 56-61 (Trier, Mailand,
Aquileia, Karthago); Williams S., Diocletian and the Roman Recovery, London 1985, 67 (Trier,
Mailand); Duval N., Résidences impériales: leur rapport aves les problémes de légitimaté, les
partages de l’empire et la chronologie des combinaisons dynastiques, in: Paschoud F. /Szidat J.
(Hgg.), Usurpationen in der Spätantike (Kolk Bern 1996), Stuttgart 1997, 127-153; hier: 137
(Mailand, Aquileia, Trier); Corcoran S., The Empire of the Tetrarchs. Imperial Pronouncements
and Government AD 284-324, Oxford2 2000, xvii (York, Trier, Arles, Cordoba, Mailand, Aquileia,
Rom; Karthago, Carnuntum); Kuhoff W, Diokletian und die Epoche der Tetrarchie. Das römische
Reich zwischen Krisenbewältigung und Neuaufbau (284-313 n. Chr.), Frankfurt a.M. 2001, 716ff.
(Lyon, Trier, Mailand, Aquileia, Cordoba); Witschel C, Trier und das spätantike Städtewesen im
Westen des römischen Reiches, in: Trierer Zeitschrift 67/68, 2004/5, 223-272; hier: 231 ff; Bauer
2012 (wie Anm. 2), 7 (Mailand, Trier).
5. Vgl. zuletzt Witschel 2004/5 (wie Anm. 4), 223ff; passim.
88
6. Frazer A., The Iconography of the Emperor Maxentius’Buildings in Via Appia, in: Art Bulletin
48, 1966, 385-392. Dass tetrarchische Residenzstädte charakteristische Bauten aufweisen, wurde
zuletzt wieder von Ziemssen (Die Kaiserresidenz in der Zeit der Tetrarchie, in: Fuhrer T. [Hg.],
Rom und Mailand in der Spätantike Repräsentationen städtischer Räume in Literatur,
Architektur und Kunst, Berlin/Boston 2012, 87-110; hier: 87) vorausgesetzt.
7. V. a. Duval N., Existe-il une structure palatiale propre à l’antiquité tardive?, in: Levy E. (Hg.), Le
système palatial en Orient, en Grèce et à Rome (Koll. Straßburg 1985), Straßburg 1987, 453-490;
hier v. a. 475ff; 489; ders., 1997 (wie Anm. 4).
8. Vgl. Georges, s.v. residere, Bd. 2, 2344.
9. Herod., 1, 6, 3-5. Die Anekdote spielt zu Commodus’Zeit, doch stehen dahinter offensichtlich
Erfahrungen aus dem 3. Jh. In Anlehnung daran: Mayer E., Rom ist dort, wo der Kaiser ist:
Untersuchungen zu den Staatsdenkmälern des dezentralisierten Reiches von Diocletian bis zu
Theodosius IL, Mainz 2002.
10. Die folgenden Überlegungen fußen maßgeblich auf diesen Studien: Mommsen T., Über die
Zeitfolge der Verordnungen Diocletians und seiner Mitregenten, in: Gesammelte Schriften, Berlin
1905, Bd. 2, 195-291; Ensslin W, s.v. Maximianus (Herculius), in: RE 14, 1930, 2489-2516; hier:
2489ff; Millar T., The Emperor in the Roman World, 31 BC-AD 337, Oxford 1977; bes. Barnes 1982
(wie Anm. 4); Zuckerman C., Les campagnes des Tétrarques, 296-298. Notes de chronologie, in:
AnTard 2,1994, 65-71; Corcoran2 2000 (wie Anm. 4); Kuhoff 2001 (wie Anm. 4).
11. Eutr., 9, 20, 3; Pan. Lat., 10(2), 4, 2ff. RIC 5, 2, 241, Nr. 203 (Ticinum). Da die Zeugnisse weder
eine eindeutige Datierung noch Lokalisierung der Caesarernennung Maximians erlauben, finden
sich in der Forschungsliteratur verschiedene Lösungsvorschläge: Barnes 1982 (wie Anm. 4), 4; 56
(21. Juli 285, Mailand); Chastagnol A. Le Bas-Empire, Paris 1969, 15 und Kolb E, Diocletian und die
erste Tetrarchie. Improvisation oder Experiment in der Organisation monarchischer Herrschaft?,
Berlin/New York 1987, 24; 28-33. (10.-18. Dezember 285). Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 33f; u.ö.
(vielleicht im Oktober 285).
12. In Boulogne ist zumindest Carausius belegt. Eutr., 9, 21.
13. Ein Aufenthalt an der Rheingrenze ist deshalb wahrscheinlich, da Maximian eine Invasion
germanischer Stämme zurückschlug. Pan. Lat., 10(2), 5,1 ff.
14. C. J., 3, 29, 4; 8, 53, 6; frag. Vat., 282. Barnes 1982 (wie Anm. 4), 57; Corcoran 2 2000 (wie Anm.
4), 78f; Nr. 1. Dagegen Mommsen 1905 (wie Anm. 10), 268f; Honoré T, Emperors and Lawyers,
Oxford2 1994, 162, Nr. 308.
15. Cons. Const., a. a. 286; Prosp. Tir., chron. a. a. 938; Hier., chron. a. Abr. 2303. Das hier
überlieferte Datum wird von Kolb (1987 [wie Anm. 11], 33ff; 51 ff; 63ff.) und Kuhoff (2001 [wie
Anm. 4], 55) ohne (überzeugende) Argumente angezweifelt. Einen unstrittigen terminus ante quem
liefern die alexandrinischen Münzen, die Maximian bereits vor dem 29. August 286 als Sebastos
nennen. Geißen A., Katalog alexandrinischer Kaisermünzen der Sammlung des Instituts für
Altertumskunde der Universität zu Köln, Köln 1983, Bd. 4, 98, Nr. 3276ff. Kuhoff 2001 (wie Anm.
4), 55 (spricht sich für Mailand aus).
16. Frag.Vat. 271. Seston W, Dioclétien et la Tétrarchie, Paris 1946, 68; 73, Anm. 2; Barnes 1982
(wie Anm. 4), 57; Corcoran2 2000 (wie Anm. 4), 79, Nr. 2.
17. Zum Ereignis: Pan.Lat., 10, 6, 3-4. Vgl. Lact., mort.pers. 10, 11, 1; CIL 11, 1594.
18. Dafür spricht v. a. die Erwähnung einer ara in Pan. Lat., 10(2), 6, 4. Auch lässt sich schwer
vorstellen, dass eine Horde Barbaren unbemerkt (!) bis nach Trier vorgestoßen sei. Die
anschließende Strafexpedition über die Reichsgrenze (Pan. Lat., 10[2], 7, lff.) musste den Kaiser
jedenfalls an den Rhein geführt haben. Der wenig später erfolgte Brückenbau bei Köln dürfte den
gängigen Übergang über den Rhein anzeigen. Vgl. Barnes 1982 (wie Anm. 4), 57 (hält Mainz auch
für möglich). Dagegen Seston 1949 (wie Anm. 16), 70 (Trier); Ensslin 1930 (wie Anm.10), 2497
(Trier); Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 62 (Mainz).
89
19. Er scheint das Meer kontrolliert zu haben, da Maximian seine Vorbereitungen zur Invasion
Britanniens im Landesinneren treffen musste. Pan.Lat., 10(2), 12, 3ff. Dazu Johnson S., The Roman
Forts of the Saxon Shore, London 1976,104; Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 65ff.
20. Pan. Lat., 10(2), 9, 1. Seston (1946 [wie Anm. 16], 29) vermutet, das Zusammentreffen habe in
Mainz stattgefunden - dies bleibt eine Spekulation.
21. Pan. Lat., 10(2), 1,4.6,2. Die Rede kann nicht vor 287, aber noch vor 290 (quinquennalia
Maximians werden nicht erwähnt) erfolgt sein. Barnes (1982 [wie Anm. 4], 57, Anm. 48) spricht
sich für das Jahr 289 aus, was m. E. am besten mit der Konferenz mit Diocletian vereinbar ist.
22. Es existiert keine explizite Nachricht einer Niederlage, doch ist die ungebrochene Herrschaft
des Carausius Beleg genug. Vgl. Pan.Lat., 8(5), 12, 2.10(2), 12, 8. Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 84ff.
23. Frag. Vat., 291. Datiert in den III Consulat eines Herrschers. In Frage kommen: Maximian (i.J.
290) oder Constantin (i.J. 313). Corcoran2 2000 (wie Anm. 4), 81, Nr. 17. Vgl. aber Seeck O.,
Geschichte des Untergangs der antiken Welt, Berlin3 1920, Bd. 1, 161; Barnes 1982 (wie Anm. 4),
71.
24. AE 1981, 777 (= SEG 31, 1981, 1116). Der Aufstand dürfte bereits 289 begonnen haben.
25. Barnes 1982 (wie Anm. 4), 34; 58; Zuckerman 1994 (wie Anm. 10), 67 (der zu Recht betont, dass
Maximian nicht in Afrika belegt ist).
26. RIC 5, 2, 222, Nr. 13.261, Nr. 347. Bastien P., Le monnayage de l’atelier de Lyon de la
réouverture de l’atelier par Aurélien à la mort de Carin (fin 274-mi-285), Wetteren 1976, 48f.
27. Pan. Lat., 11(3), 4, 2.2, 4 (22. Dezember).
28. Pan. Lat., 11(3), 8, lff. Kuhoff (2001 [wie Anm. 4], 102) argumentiert m. E. einleuchtend, dass
das Treffen der Kaiser frühestens im Januar 291 stattgefunden haben kann. Barnes (1982 [wie
Anm. 4], 34; 58, Anm. 49) nimmt zudem einen Besuch Roms i.J. 289 (Vw. auf Jul., orat. 1, 5d) an.
Betrachtet man das restliche Itinerar Maximians, so dürfte dieser „Abstecher“ eher in das
vorgerückte Jahr 290 gefallen sein. Vgl. auch Pan. Lat., 6(7), 8, 7-8.
29. Frag. Vat., 315. Corcoran2 2000 (wie Anm. 4), 79, Nr. 3. Dagegen Ensslin 1930 (wie Anm. 10),
2501.
30. Pan. Lat., 11(3). Barnes 1982 (wie Anm. 4), 58.
31. Pan. Lat., 8(5), 2, 2, 2ff; Chron.Pasch., a. a. 293. Vgl. aber Cons.Const., a. a. 291. Vgl. Kuhoff
2001 (wie Anm. 4), 107ff.
32. C. J., 6, 8, 1.7, 9, 3. Barnes 1982 (wie Anm. 4), 59; Corcoran 2 2000 (wie Anm. 4), 79, Nr. 4.
33. C. J., 9, 45, 5. Corcoran2 2000 (wie Anm. 4), 79, Nr. 7.
34. C. J., 4, 24, 9 (Mailand). 6, 59,2 (Verona). Barnes 1982 (wie Anm. 4), 59; Corcoran 2 2000 (wie
Anm. 4), 79, Nr. 5. Dagegen aber Seeck3 1920 (wie Anm. 23), Bd. 1, 454 (emendiert zu 1. März).
35. Basden 1972 (wie Anm. 26), 64f; 218; Nr. 560f; Stutzinger D., Der Adventus des Kaisers und der
Einzug Christi in Jerusalem, in: Beck H. /Bol C. (Hgg.), Spätantike und frühes Christentum
(Katalog), Frankfurt a.M. 1983, 284-307; hier: 290ff; 298-305; Lehnen J., Adventus Principis.
Untersuchungen zu Sinngehalt und Zeremoniell der Kaiserankunft in den Städten des Imperium
Romanum, Frankfurt a. M. 1997, 77-84; Hedlund 2008 (wie Anm. 1), 137f.
36. C. J., 9, 16, 5. Corcoran2 2000 (wie Anm. 4), 79f; Nr. 8. Dagegen Mommsen 1905 (wie Anm. 10),
287; Nixon C.E.V. / Rogers B.S. (Hgg., Komm., engl. Übers.), In Praise of Later Roman Emperors,
Oxford u. a. 1994, 71; 74, Anm. 47.
37. Frag. Vat., 290 (= FIRA 2, 528): Verona am 29. Sept. 295 (?); frag.Vat., 292 (= FIRA 2, 528f.):
Mailand am 21. Dez. 295; Consultatio 5, 7 (= FIRA 2, 601). Allg. Honoré 2 1994 (wie Anm. 14), 166,
Nr. 324; 177, Nr. 500.502; Corcoran2 2000 (wie Anm. 4), 80, Nr. 10-13. Vgl. dagegen Barnes 1982
(wie Anm. 4), 73.
38. Frag. Vat., 313. Honoré2 1994 (wie Anm. 14), 177; Nr. 504; Corcoran 2 2000 (wie Anm. 4), 80, Nr.
14.
39. Pan. Lat., 8(5), 13, 3. Dazu Zuckerman 1994 (wie Anm. 10), 68.
90
40. Pan. Lat., 8(5), 5, 2; P. Argent. 480,1 (v. 3). Allg. Lact., mort.pers. 8, 3: „[...] imperii sedem teneret
Italiam [...], velAfrica vel Hispania [...].“Vgl. auch CIL 8, 8836 (= CIL 8,20648; ILS 00645; AE 1992,1890);
CIL 9324 (= ILS 628; AE 1912, 24; 31). Dazu Zuckerman 1994 (wie Anm. 10), 67f; Kuhoff 2001 (wie
Anm. 4), 199ff.
41. CIL2 2,7,260a (= AE 1994,927b): [--- / Consta]nti et M[aximiani / nob]b(ilissimorum) Ca[ess(arum)
---]. Zuversichtlich Hidalgo / Villanueva 1994, 221-240.
42. Frag. Vat., 41 (= FIRA 2, 473); RIC 6, 422-26. Vgl. Eutr., 9, 23; Pan. Lat., 9(4), 21, 2.
43. Zum Aufenthalt siehe die Prägetätigkeit: RIC 6, 422, Nr. 1f. 423f; Nr. 10-14.425f; Nr. 17-26.
René Rebuffat (Maximien en Afrique, in: Klio 74, 1992, 371-379) hat versucht, anhand des
Bogenmonumentes von Arae Philaenorum ausgedehnte Militäraktionen Maximians in Nordafrika
zu belegen. Zwar ist dieser Ansatz durch die Deutung der Monumente durch Wolfgang Thiel
(Tetrakionia. Überlegungen zu einem Denkmaltypus tetrarchischer Zeit im Osten des römischen
Reiches, in: AnTard 10, 2002, 299-327) überholt, doch lassen sich die militärischen Aktivitäten
auch literarisch belegen. Corip., Joh. 1, 478ff. 5,175ff. 7, 530. Allg. dazu Kuhoff 2001 (wie Anm. 4),
204ff.
44. CIL 6,1130 (= 31242; ILS 646; AE 2007, 42). Vgl. Pan. Lat., 7(6), 8, 7. Aufgrund der Beschreibung
der Bauaktivitäten der Tetrarchen in Rom durch den Chronographen des Jahres 354 (Chron. Min.,
148, Z. 21-23) ist man versucht, einen längeren Aufenthalt Maximians anzunehmen. Vgl. Hier.,
chron. a. Abr. 2318. Exakte Daten lassen sich dennoch nicht beibringen. Dazu Kuhoff 2001 (wie
Anm. 4), 21 Of. Zum archäologischen Befund zuletzt Bauer 2012 (wie Anm. 2).
45. C. J., 7,21,8. Vgl. Aur.Vict, 39, 31f. Honoré2 1994 (wie Anm. 14), 178, Nr. 510; Corcoran-2000
(wie Anm. 4), 81, Nr. 16.
46. Pan. Lat., 6(7), 15, 4ff; Chron. 354 (= Chron. Min., 148, Z. 24); Eutr., 9, 27, 2; Hier., chron. a. Abr.
227.
47. Pan. Lat., 7(6), 8, 8. Barnes 1982 (wie Anm. 4), 60.
48. Lact., mort. pers. 18,1.
49. Lact., port.pers. 26, 7; Eutr., 9, 27, 2.10, 2, 3; Hier., chron. a. Abr. 228 d; Zon., 12, 32.
50. Der Ort ist unbekannt, muss jedoch in der Nähe von Ravenna gelegen sein, da Constantius am
18. März in Ravenna bezeugt ist (dazu gleich). Dass es eine Stadt außerhalb Galliens gewesen sein
muss, belegt implizit Pan.Lat., 8(5), 6, 1. Vor dem Hintergrund der Reisetätigkeit des Maximian ist
der wahrscheinlichste Ort Mailand. Vgl. Barnes 1982 (wie Anm. 4), 60, Anm. 63.
51. Pan. Lat., 8, 6-7.
52. Pan. Lat., 6(7), 5, 3.7(6), 4, 2.8(5), 8-9. Vgl. Pasqualini A., Massimiano Herculius. Per
un’interpretazione della figura e dell’opera, Rom 1979, 35ff.
53. C. J., 5, 12, 21. Barnes 1982 (wie Anm. 4), 60. Dagegen Mommsen 1905 (wie Anm. 10), 286.
54. Barnes (1982 [wie Anm. 4], 60) vermutet in dieser Zeit eine Italienreise, doch gibt es keine
Belege hierfür. Die in Pan. Lat., 9(4), 14, 1 erwähnte Italienfahrt dürfte sich wohl eher auf die
Reise zur Caesarernennung beziehen. Vgl. Nixon / Rogers, 1994 (wie Anm. 36), 165, v. a. Anm. 54.
55. Die Datierung dieser Militäraktion bleibt umstritten. Ein terminus post quem liegt in der
Tatsache vor, dass der Panegyrist des Jahres 296 (Pan.Lat., 9 [4], 21, 2) nicht (!) von einem Sieg
über Britannien berichtet. Vgl. Pan. Lat., 8(5), 11f. 14-19; Aur.Vict., 39, 40-42; Eutr., 9, 22; Oros.,
hist. 7, 25, 6; RIC 6, 34. Allg. Barnes 1982 (wie Anm. 4), 60; Kolb 1987 (wie Anm. 11), 115ff; Kuhoff
2001 (wie Anm. 4), 200, v. a. Anm. 539.
56. Pan. Lat., 8(5), 2, 2, ff. 4, 1f. Vgl. Zuckerman 1994 (wie Anm. 10), 67.
57. Pan. Lat., 6(7), 6, 2f. CIL 10, 3343 (Datierung). Barnes 1982 (wie Anm. 4), 61. Vgl. aber Nixon/
Rogers, 1994 (wie Anm. 36), 225f.
58. Pan. Lat., 6(7), 6, 3.
59. Pan. Lat., 6(7), 6, 4.
60. Oben Anm. 49.
91
61. Pan. Lat., 6(7), 7, 1ff. AE 1961, 240 (= AE 1998, 467; AE 2008, 52): ergibt den 7. Januar 306 als
terminus ante quem.
62. Eutr., 10, 1, 3; Socr., hist.eccl. 1, 2, 1. Weitere Belege bei Barnes 1982 (wie Anm. 4), 61; Kuhoff
2001 (wie Anm. 4), 784ff.
63. Zum „Scheitern“ des Systems siehe v. a. Kolb 1987 (wie Anm. 11), 84; Kuhoff 2001 (wie Anm.
4), 935ff; Bleckmann B., Bemerkungen zum Scheitern des Mehrherrschaftssystems: Reichsteilung
und Territorialansprüche, in: Demandt A. u. a. (Hgg.), Diokletian und die Tetrarchie. Aspekte
einer Zeitenwende, Berlin / New York 2004, 74-94; hier: 74ff.
64. Siehe dazu im Folgenden Tab. 1.
65. Mögliche Ursachen hierfür bei Barnes 1982 (wie Anm. 4), 47ff.
66. Die Panegyrici von Mamertus in den Jahren 289 und 291, sowie möglicherweise die Lobrede
auf Constantius im Jahr 297. Pan. Lat. 10(2). 11(3). 8(5). Die Lobreden auf Constantin d. Gr. in den
Jahren 310 und 313 haben weniger Gewicht, da der Kaiser (noch) nicht im Besitz des gesamten
Reiches war. Pan. Lat., 6(7). 12(9).
67. Z. B. Lib., or. 11, 178. Allg. Halfmann 1986 (wie Anm. 1), 138ff; Lehnen 1997 (Anm. 35), 92-97.
68. Otto Seeck (31920 [wie Anm. 23], Bd. 1, 22) vertrat die Auffassung, die Tetrarchen hätten
prinzipiell gar keine Residenzen besessen, sondern weilten immer dort, wo es ihrer bedurfte.
Unlängst hat Frank Kolb (Herrscherideologie in der Spätantike, Berlin 2001, 43) diese Auffassung
eines „Wanderkaisertums“ erneut vertreten. Realiter war es kaum möglich, einen administrativ
so hoch entwickelten Staat wie das Imperium Romanum (ausschließlich) durch eine
Wanderregierung und „Pfalzen“ zu verwalten.
69. Der besondere Rang der beiden Städte ist u. a. dem Chronographen a. a. 354 (Stern 1953,
142f.) zu entnehmen, der die imagines urbium nach Rom, Konstandnopel und Alexandria auflistet.
Im Lauf des 4. Jhs. scheint Trier Mailand den Rang abgelaufen zu haben. Ammianus Marcellinus
(15, 11, 9) bezeichnet Trier als domiciliumprincipum darum und Ausonius (ordo 4) stuft die
Moselmetropole konkret nach Rom aber vor Mailand als zweitvornehmste Stadt ein. Vgl. C. T. (i.
J. 376), 13, 3, 11. Interessant ist dabei zu beobachten, dass nahezu zeitgleich mit diesem
Rangwechsel im Jahr 395 die Münze aus Trier nach Mailand verlegt wurde. Nesselhauf H., Die
spätrömische Verwaltung der gallisch-germanischen Länder, Berlin 1938, 28; 33; 93; Wightman E.
M., Roman Trier and the Treveri, London 1970, 58; 68f; Brühl C, Palatium und Civitas. Belgica I,
beide Germanien und Raetia IL, Köln / Wien 1990, 66f; Duval 1997 (wie Anm. 4), 135-142.
70. Riemer 2003,13. Ähnlich bereits Duval 1997 (wie Anm. 4), 129 (résidences temporaires).
71. Pan. Lat., 6(7), 22, 6. Allg. (mit weiterer Lit.) Bauer 2012 (wie Anm. 2), 7: „... dort (i. e. in den
Residenzstädten) entfaltete sich eine z. T. beachtliche Bautätigkeit, dort entstanden
Palastanlagen und andere Repräsentationsbauten, deren Zweck oftmals die Verherrlichung des
neuartigen Regierungs Systems war.“Allg. Halfmann 1986 (wie Anm. 1), 129-133; Lehnen 1997
(wie Anm. 35), 85-89.
72. Siehe v. a. Arslan E.A., Urbanistica di Milano romana. Dall’insediamento insubre alla capitale
dell'Impero, in: ANRW 2, 12/1, 1982, 179-210; Giuliani C.F., Note sull'archittetura delle residenze
imperiali dal I al III secolo d. Cr., in: ANRW 2, 12/1, 1982, 233-257; Sena Chiesa G. (Hg.), Milano
capitale dell'impero romano 286-402 d.c. (Ausstellungskatalog), Mailand 1990 (diverse Beiträge);
Zanker P., Der Kaiser baut fürs Volk, Opladen 1997; Hesberg H.v., Residenzstädte und ihre
höfische Infrastruktur – traditionelle und neue Raumkonzepte, in: Boschung D. / Eck W. (Hgg.),
Die Tetrarchie. Ein neues Regierungs System und seine mediale Präsentation, Wiesbaden 2006,
133-167; Bauer 2012 (wie Anm. 2) (mit weiterer Lit.); Haug A., Die Stadt als Repräsentationsraum,
in: Fuhrer T. (Hg.), Rom und Mailand in der Spätantike. Repräsentationen städtischer Räume in
Literatur, Architektur und Kunst, Berlin 2012, 111-136.
73. Jüngst hat Rudolf Haensch (Arx imperii? Der Palast auf dem Palatin als das politischadministrative Zentrum in der Reichshauptstadt Rom nach dem Zeugnis der schriftlichen
Quellen, in: Daily O. u. a. (Hgg.), Politische Räume in vormodernen Gesellschaften. Gestaltung –
92
Wahrnehmung – Funktion (Koll. Berlin 2009), Halle 2012, 267-276; v. a. 273) auf die fehlenden
Informationen in den Quellen hingewiesen.
74. Lavan L., The late-antique City: a Bibliography Essay, in: ders. (Hg.), Recent Research in LateAntique Urbanism, Portsmouth 2001, 9-26; hier v. a. 20. Allg. zu Bauten für praetoria ziviler
Statthalter: Haensch R., Capita provinciarum. Statthaltersitze und Provinzialverwaltung in der
römischen Kaiserzeit, Köln 1997, 46; 145; 375f; 380f; 388f; passiw, Schäfer F. E, Das Praetorium in
Köln und weitere Statthalterpaläste im Imperium Romanum. Eine Baugeschichtliche
Untersuchung und eine vergleichende Studie zu Typus und Funktion (Diss.) Köln 2008 (http://
kups.ub.uni-koeln.de/2941/), 485ff; 486, Anm. 2 (weitere Lit.).
75. Bspw. für Trier: Not.dig. Occ. 11, 35.
76. Noch im Jahr 284 wurde im Westen lediglich in Lyon, Pavia und Rom Reichsmünzen geprägt.
Weiser W, Die Tetrarchie. Ein neues Regierungssystem und seine mediale Präsentation auf
Münzen und Medaillons, in: Boschung D. /Eck W (Hgg.), Die Tetrarchie. Ein neues
Regierungssystem und seine mediale Präsentation, Wiesbaden 2006, 205-227; hier: 209. Vgl.
Gutiérrez Casaos 2008, 635-705.
77. Kent J. P. C. u. a., Die römische Münze, München 1973, 23-48. Allg. zur Bedeutung der
Goldmünzprägung für die Kaiser Alföldi M. R., Die constantinische Goldprägung als Medium
kaiserlicher Propaganda. Untersuchungen zu ihrer Bedeutung für Kaiserpolitik und Hofkunst,
Bonn 1963, v. a. 1f; Sutherland C. H. V., Some Political Notions in Coin Types Between 294 and
313, in: JRS 53, 1963, 14-20; hier: 14f.
78. P. Oxy., 1047. Später im Verlauf des 4. Jhs. (Amm., 38, 6, 12) scheinen auch die Soldaten ihren
Lohn in Gold ausbezahlt bekommen zu haben.
79. C. T. (i.J. 416), 6, 30, 21. Vgl. P. Oxy., 1047. Dazu Pflaum, H.-G, Les carrières procuratoriennes
équestres sous le Haut-Empire Romain, Paris 1960, 204. Konkretes Bsp.: Weiser 2006 (wie Anm.
76), 223ff.
80. Not. dig., Occ. 11, 44: Procurator monetae Triberorum. Pink K., Die Goldprägung der
Diocletianischen Tetrarchie, in: NZ 63, 1930, 1-59; hier: 44ff; passim; Gilles K.-J., Die römische
Münzstätte Trier von 293/4 bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts, in: Cüppers H. (Hg.), Trier.
Kaiserresidenz und Bischofssitz, Mainz2 1984, 49-59; hier: 54, Tab. 1; König L, Die Berufung des
Constantius Chlorus und des Galerius zu Caesaren, in: Chiron 4,1974, 567-576; hier: 568; Heinen
H., Trier und das Trevererland in römischer Zeit, Trier 1985, 92f; 214f; Kolb 1987 (wie Anm. 11),
76; Brühl 1990 (wie Anm. 69), 65f.
81. Gilles K.-J., Eine weitere unedierte Münze der Treverer aus Trier. Neue Aspekte zu den
Anfängen Triers, in: Funde und Ausgrabungen in Trier 21, 1989, 7-18; hier: 7f; ders. Neue Funde
und Beobachtungen zu den Anfängen Triers, in: TZ 55, 1992, 193-232; hier: 197f; 220. Zu Recht
skeptisch
Morscheiser-Niebergall
J.,
Die
Anfänge
Triers
im
Kontext
augusteischer
Urbanisierungspolitik nördlich der Alpen, Wiesbaden 2009, 39.
82. Hist. Aug., trig. Tyr. 31, 3. Dazu König L, Die gallischen Usurpatoren von Postumus bis
Tetricus, München 1981,141-157; ders. Die Zeit der gallischen Usurpatoren, in: Cüppers H. (Hg.),
Trier. Kaiserresidenz und Bischofssitz, Mainz2 1984, 9-15; hier: 13; Luther A., Das gallische
Sonderreich, in: Johne (Hg.), (wie Anm. 1), 334-336 (hier weitere Lit.).
83. CIL 13, 3679. Ausf. Goethert K. / Hoffmann P. / Hupe J., Katalog der römischen Mosaike aus
Trier und dem Umland, Mainz 1999, 85-87, Nr. 4; Taf. 3-5; Luther (wie Anm. 82), 334.
84. Bspw. König2 1984 (wie Anm. 82), 14: „Er (i.e. Victorinus) verlegte seine Residenz aus Köln
nach Trier, wo nun auch eine zweite,Reichsmünze4 amtierte.“Lafaurie J., L’empire Gaulois.
Apport de la numismatique, in: ANRW 2.2, 1975, 853-1012; hier: 872f; 1002ff; Eimer G, Die
Münzprägung der Gallischen Kaiser in Köln, Trier und Mailand, in: BJb 146, 1941, 1-106; hier: 7ff.
Vorsichtiger Heinen 1985 (wie Anm. 80), 92f.
85. CIL 13, 11311 (= Binsfeld W u. a., Katalog der römischen Steindenkmäler des Rheinischen
Landesmuseums Trier, Bd. 1: Götter-und Weihedenkmäler, Mainz 1988, Nr. 48): In h(onorem)
93
d(omus) d(ivinae) dea(e) Dia / na(e) Numini Sanc / tissimo Anulin / us Polibius (sic!) nu / m(m)ularius
s(acrae) m(onetae) Au[g(usti)] / n(ostri) ex votoposui[t] /v(otum) s(olmt) / (ibens) m(erito). Dazu König
1981 (wie Anm. 82), 152f; 213 Nr. 94. Zu den nummularii Chantraine H., s. v. Nummularius, in: KIP
4,1972, 202-203.
86. Der Einwand Königs (21984 [wie Anm. 82], 14) gegen eine Datierung in das 3. Jh., da die
Bezeichnung sacra moneta erst im 4. Jh. geläufig geworden sei, muss nichts heissen, da es sich
ohnehin um eine gänzlich singuläre Inschrift handelt. Und einzelne Belege für den Begriff sacra
moneta finden sich bereits für die Zeit vor 250. Z.B. CIL 8, 23948. Für eine Datierung vor 300
spricht sich Binsfeld (1985 [wie Anm. 85], Katalogteil Nr. 7) mit guten Argumenten aus.
87. CIL 6, 1641 (= AE 1957, 323; AE 1998, 873): in eade]m provincia praef(ectus) al(a)e/ [Indi]an(a)e(?) in
eadem provincia / [praefectus] per Gallias / [proc(urator)] monetae Trivenc(a)e praeses / [provi]nciae
Germaniae superioris v(ir) p(etfectissimus) / [a for]mulis v(iri) [e]m(inentissimi) praef(ecti) praet(orio) et
c(larissimi) v(iri) / (praef(ecti)] urbi vixit annis LV / [mens]es n(umero) XI dies n(umero) XXVII. Dazu
Pflaum 1960 (wie Anm. 79), 941, Nr. 355.
88. Vgl. not. dig., Occ. 11, 44.
89. Dagegen Lafaurie 1975 (wie Anm. 84), 892f; Gilles 2 1984 (wie Anm. 80), 49ff.; Weiser W, Mainz
römische Münzstätte?, in: Albert R. (Hg.), Die Münzstätten Mainz und Wiesbaden, Speyer 2003,
9-30; hier v. a. 9-23; 29 (Prägestatt in Trier sei aus einer unter Laelian in Mainz tätigen Münze
entstanden; Eck W, Köln in römischer Zeit. Geschichte einer Stadt im Rahmen des Imperium
Romanum, Köln 2004, 576; weitere Positionen bei: Luther (wie Anm. 82), 337, Anm. 92.
90. Für Trier sprechen sich u. a. aus: Eimer 1901 (wie Anm. 84), 36ff; 76; Lafaurie 1975 (wie Anm.
84), 893f; Gilles2 1984 (wie Anm. 80), 49ff. Für Mainz spricht sich aus: RIC 5/2, 369f; 374-77; 379f.
Für Lyon spricht sich u. a. aus: Pink 1931 (wie Anm. 80), 13ff; Lafranchi L., Su alcuni problemi
storico-numismatici riferentesi agli imperatori gallo-romani, in: RIN 43, 1941, 130-140; hier:
130ff.
91. So bereits Lafaurie 1975 (wie Anm. 84), 894.
92. Gilles K.-J., Reformen des Münzwesens in konstantinischer Zeit unter besonderer
Berücksichtigung der Münzstätte Trier, in: Demandt A. / Engemann J. (Hgg.), Konstantin der
Große (Kolk Trier 2005), Trier 2007,189-194; hier: 189.
93. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Vorwurf des Lactanz (mort. pers. 7, 9), der wohl
allgemein auf die Tetrarchen zu übertragen ist: Hic basilicae, hic circus, hic moneta (!), bic armorum
fabrica, bic uxori domus, bic filiae.
94. Zunächst arbeitete die Münze wohl mit einer (293-94) Offizin, dann mit dreien (294-297),
danach mit zweien (297-303) und schließlich wieder mit nur einer (303-316). Von Anfang an
wurde in Trier auch Gold geprägt. Überblick bei: Depeyrot G., Les monnaies d’or de Diocletien à
Constantin I (284-337), Wetteren 1995 5f; Weiser 2006 (wie Anm. 76), 205ff; Gilles 2007 (wie Anm.
92), 190.
95. Sutherland C.H.V., Flexibility in the ,reformed’ Coinage of Diocletian, in: ders. / Garson R.A.G.
(Hgg.), Essays in Roman Coiniage presented to Harold Mattingly, Oxford 1956,174-189; hier v. a.
186ff; Gilles2 1984 (wie Anm. 80), 50f; Heinen H., Vom Ende des Gallischen Sonderreiches bis zur
Usurpation des Magnentius (274-350), in: Cüppers H. (Hg.), Trier. Kaiserresidenz und Bischofssitz,
Mainz 21984,16-31; hier: 19; Depeyrot 1995 (wie Anm. 94), 3; 42-53; passim.
96. Während Trier durchschnittlich rund 60% der Fundmünzen stellt, teilen sich Arles und Lyon
30%, und 10% entfallen auf die restlichen Prägestätten. Zwar ist das Ergebnis bei den
Goldprägungen weniger ausgeprägt, doch dies dürfte wohl in erster Linie der Quellensituation
geschuldet sein, denn Goldmünzen sind in weit geringerer Anzahl erhalten und insofern sind
statistische Werte durch einzelne (Hort-)Funde schnell zu beeinflussen. Depeyrot 1995 (wie Anm.
94), 3; 10; Gilles 2007 (wie Anm. 92), 189 (550 Münztypen in Gold).
97. Ausf. Krause J.-U., Kriminalgeschichte der Antike, München 2004, v. a. 135ff; 169-172; passim.
94
98. Heinen2 1984 (wie Anm. 95), 19: „Allein schon die Lagerung so großer Edelmetallreserven in
Trier setzt eine verteidigungsstarke Garnison voraus, da man solche Schätze weder den
auswärtigen Feinden noch etwaigen Usurpatoren preisgeben konnte.“Vgl. aber Eck 2004, 576.
99. Beneficiarii sind in Trier zwar bezeugt, doch lässt sich nicht erschließen, welche Aufgaben sie
konkret zu erfüllen hatten. Ausf. Ott 1995, v. a. 73-79; Nelis-Clément J., Les beneficiant: militaires
et administrateurs au service de l’Empire, Bordeaux 2000, v. a. 211-220.
100. Eus., v. Const. 1, 14.
101. Eus., v. Const. 1, 14, 3.
102. Not. dig., Occ. 11, 35.
103. So aber Heinen2 1984 (wie Anm. 95), 19. Allg. Luther (wie Anm. 82), 337, Anm. 91.
104. In der notitia dignitatum (Occ. 11, 44) wird ein procurator monetae Triberorum gelistet, der
augenscheinlich dem praepositus thesaurorum unterstellt war.
105. Allg. zur Münzproduktion: Carson R.A.G., System and Product in the Roman Mint, in: ders. /
Sutherland C.H.V. (Hgg.), Essays in Roman Coiniage presented to Harold Mattingly, Oxford
1956,227-239; Alföldi M. R., Epigraphische Beiträge zur römischen Münztechnik bis auf
Konstantin den Großen, in: Revue Suisse de numismatique 39,1958/59, 35-48; Franke P.R. /
Moesta H., Antike Metallurgie und Münzprägung. Ein Beitrag zur Technikgeschichte, Basel u. a.
1995, v. a. 78ff.
106. Die Strukturen wurden in den Jahren 1985/86 ausgegraben, harren jedoch nach wie vor der
Publikation. Fontaine T.H.M., Ein letzter Abglanz vergangener kaiserlicher Pracht, in: König M.
(Hg.), Palatia. Kaiserpaläste in Konstantinopel, Ravenna und Trier, Trier 2003,130-161; hier: 139ff.
107. Siehe Fontaine 2003 (wie Anm. 106), 140, Abb. 15; 143, Abb. 17.
108. Im „neuen“ archäologischen Stadtplan des antiken Trier aus dem Jahr 2002 wird der Befund
zu einem dreischiffigen Bau ergänzt.
109. Siehe bspw. Fontaine 2003 (wie Anm. 106), 141f.
110. Pan. Lat., 6(7), 22, 5: Video circum maximum aemulum, credo, Romano, video basilicas et forum,
opera regia, sedemque iustitiae in tantam altitudinem suscitari ut se sideribus et caelo digna et vicina
promittant. Zu dieser Stelle Kuhoff 2001 (wie Anm. 4), 724; Kuhnen H.P, Kaiserresidenz Trier. Der
spätantike Palast und seine Ausstrahlung auf die Denkmalpflege, in: König M. (Hg.), Palatia.
Kaiserpaläste in Konstantinopel, Ravenna und Trier, Trier 2003,162-173,162ff.
111. Selbst die Fundamente der horrea in Rom oder Ostia sind nicht so stark wie jene nordöstlich
der Trierer Basilika. Zudem fehlt jeglicher Hinweis auf Pfeiler, wie sie üblicherweise bei horrea zu
finden sind. Cüppers H. (Hg.), Trier. Kaiserresidenz und Bischofssitz, Mainz 2 1984 (Katalog), 201 f;
Nr. 88-90 (Grundriss mit Rekonstruktion); Fontaine 2003 (wie Anm. 106), 142. Allg. zu den horrea
v. a. Rickman G, Roman Granaries and Store Buildings, Cambridge 1971, 76-86; 123ff; 148-162;
213f; 238-250; Schäfer 2008 (wie Anm. 74), 284, Anm. 482 (weitere Bsp.).
95
Bauten für die Wirtschaft
96
Differenzierte Funktionen früher
römischer Basiliken, eine neue
These
Karlfriedrich Ohr
1
Die römische Basilika zählt zu den herausragenden Schöpfungen der
Architekturgeschichte, mit der Basilika ist beim Aufstieg der römischen Republik zur
antiken „Weltmacht“ bekanntlich eine der folgenreichsten baulichen Leitformen
geschaffen worden. Sind auch die konkreten Anfänge der Entwicklung des Bautypus im
einzelnen nicht geklärt, so zählt die Errichtung von drei der ältesten dieser
Hallenbauten am Forum Komanum in den Jahren 184 bis 169 v. Chr. ebenso wie deren
Namensgebung nach ihren Erbauern zu den sicheren Daten. Allerdings haben sich diese
Bauwerke nicht in ihrer ursprünglichen Substanz erhalten, und es scheint, daß sie auch
nicht die ersten Basiliken in Rom gewesen sind. Einen Fingerzeig gibt die Erwähnung
von „subbasilicani“, allerhand zwielichtigen Leuten, die sich gewohntermaßen
sozusagen im Schatten einer Basilika am Forum Komanum aufgehalten haben, wie der
Komödiendichter Plautus in seinen „Captivi“ sagt1. Von einer älteren Basilika sind
jedoch weder der Name noch der genaue Standort oder gar ein Baudatum bekannt.
Aber immerhin läßt sich der Zeitraum in etwa eingrenzen, in dem sie existiert haben
könnte. Wenn wir uns bei der Fixierung eines terminus post quem auf Livius stützen
wollen2, dann dürfen wir davon ausgehen, daß eine Basilika bei der von jungen Leuten
aus Capua als Racheakt verursachten Brandkatastrophe am Forum Komanum im Jahre
210 v. Chr. nicht existiert hatte. Denn nach Livius soll es bis zu diesem Zeitpunkt noch
keine Basiliken gegeben haben. Plautus starb im Jahre 184 v. Chr., das ist der terminus
ante quem. Ein Baudatum des neuartigen Hallengebäudes innerhalb dieser Zeitspanne
käme unseren Vorstellungen auch deshalb entgegen, weil die sog. Salle hypostyle auf
Delos, deren Errichtung in das Jahr 208 v. Chr. datiert wird, bekanntlich als Vorläufer
des römischen Bautypus Basilika angesehen wird3. Darauf möchte ich hier noch einmal
zurückkommen.
2
Wenn wir einmal vom wenig seriösen Publikum absehen, das sich nach Plautus in der
Nachbarschaft von Basiliken herumgetrieben habe - darunter sollen neben
97
Prostituierten Spekulanten gewesen sein, und denkbar sind auch käufliche Zeugen, die
zum Beispiel bei Abschlüssen von Handelsverträgen oder Kreditaufnahmen eingesetzt
werden konnten-, erfahren wir von Plautus über die eigentliche Funktion der vielleicht
ältesten Basilika in Rom, die wir künftig „Plautus-Basilika“ 4nennen möchten, nichts
Näheres.
3
Ulrich Fellmeth hat sich in einem kürzlich publizierten Aufsatz 5 anhand schriftlicher
Quellen mit der Funktion der drei oben erwähnten, nächstältesten Basiliken in Rom
befaßt. Das auf gewichtige Indizien gestützte, recht überraschende Ergebnis seiner
Darstellung, nach der die drei ersten uns mit ihren Namen und ihrem Baudatum
bekannten Basiliken am Forum Komanum allem Anschein nach verschiedenen
Funktionen aus dem Bereich des römischen Großhandels gedient haben, dürfte von
besonderer Tragweite sein. Der Autor bietet zum ersten Mal eine überzeugende
Erklärung dafür an, weshalb diese drei großen Hallengebäude eines neuen Typus in
einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum von 15 Jahren in Rom erbaut worden waren.
Sie bezeugen, daß zu Beginn des 2. Jh. v. Chr. ein erheblicher Bedarf an derartigen,
repräsentativen Hallenräumen für die Aktivitäten des Handels und seines Umfelds
bestanden hatte. Es bedarf keiner näheren Erläuterung dafür, daß dies offenbar mit der
rasch wachsenden Bedeutung der Handelsaktivitäten Roms nach der Erringung der
Vormacht im Mittelmeerraum bis hin zu der Notwendigkeit einer entsprechenden
staatlichen Selbstdarstellung zusammenhängt. Zuletzt hat K. Freyberger in seinem
schönen Bändchen über das Forum Romanum darauf hingewiesen, welche
herausragende Rolle in der Folge die beiden Basiliken Aemilia und Sempronia bei der
städtebaulichen Neugestaltung des Forum Romanum gespielt haben 6.
4
Allem Anschein nach hatte es sich in Rom recht schnell als zweckmäßig erwiesen, für
die verschiedenen Sparten der Handelsgeschäfte wie zum Beispiel der Finanzierung des
Großhandels, der ad-hoc-Gründung von Kapitalgesellschaften und der Verpachtung von
Steuererhebungen in den fernen Provinzen eigene Gebäude zur Verfügung zu stellen.
Die funktionale Spezialisierung der drei Basiliken am Forum Romanum, die U. Fellmeth
anhand antiker Schriftzeugnisse für zwei der drei Gebäude annimmt und für das dritte
vermutet, gibt der Diskussion über die Funktion des neuartigen Bautypus jedenfalls
eine ganz neue Grundlage.
5
Ich will versuchen, erste Folgerungen aus Ulrich Fellmeths Überlegungen für die
Bauforschung zu ziehen. Die von ihm herangezogenen schriftlichen Quellen bestätigen
– wie ich meine – nun endgültig die schon mehrfach geäußerte Annahme, daß die
Funktion des gegen Ende des 3. Jh. v. Chr. allem Anschein nach in Rom neu
geschaffenen Bautypus Basilika grundsätzlich im Bereich von Bankgeschäften und
Warengroßhandel zu sehen ist, eine These, die wir auch durch Vitruvs karge Angaben 7
unzweifelhaft belegt sehen.
6
Die rätselhaft wirkende, weil auf ein griechisches Adjektiv ohne nähere Aussage
verkürzte Bezeichnung für den neuen Bautypus, die in Rom offenbar von Anfang an
selbstverständlich gewesen ist, hat seit dem 19. Jh. in der architekturgeschichtlichen
und archäologischen Forschung immer wieder zu Erklärungsversuchen angeregt, die in
der Mehrzahl zu keinem überzeugenden Ergebnis, aber wiederholt auf Abwege geführt
haben. Zuletzt ist versucht worden, die Bezeichnung Basilika mit dem altehrwürdigen
Begriff des atrium regium in Rom 8 zu verbinden, ohne daß es gelang, eine schlüssige
Begründung dafür anzubieten, von eindeutigen Belegen ganz abgesehen. Vor allem
98
fehlt eine Erklärung dafür, weshalb für den neuartigen Bautypus Basilika ein
griechisches Fremdwort als Bezeichnung gewählt wurde.
7
Ich möchte deshalb noch einmal auf jene andere Indizienkette eingehen, für die m. E.
vieles mehr spricht. Die Annahme, daß der griechische Name auf eine bestimmte
königliche Institution der griechischen Ptolemäer zurückgehe, hat den Vorzug, daß das
offensichtlich praktikable Fremdwort für ein neuartiges Gebäude, dessen Funktion die
römische Führung möglicherweise in Alexandria kennengelernt hatte, als direkt aus
dem griechischen Sprachgebrauch der Ptolemäer übernommen verstanden werden
kann. Dafür spricht, daß die mit Macht aufstrebende römische Republik während der
punischen Kriege im eigenen Interesse enge Beziehungen zu den Ptolemäern
unterhalten hat9. Vielleicht erregte die Effizienz der in Ägypten auf langen Erfahrungen
und Traditionen fußenden ptolemäischen Finanzverwaltung bei den Römern
Bewunderung und erschien geeignet, als Vorbild zu dienen. Als weiteres Indiz für einen
solchen Zusammenhang kann die Entwicklung des zwischen Ägypten und Rom
gelegenen und mit Alexandria seit langem als wichtiger Warenumschlagplatz
verbundenen De- los dienen, das schließlich im Jahre 166 v. Chr. von der neuen
Vormacht Rom zum Freihafen erklärt wurde. Die Bedeutung von Delos als römischer
Stützpunkt des Handelsverkehrs bezeugt um 200 v. Chr. das von italisch-römischen
Kaufleuten bewohnte Stadtviertel am Hafen, unter denen sich mit den Lollii offenbar
auch eine Händlerfamilie aus Pompeji befunden hatte10.
Abb. 1
Delos, Salle hypostyle.
99
Abb. 2
Cosa, Basilika.
8
Daß in eben diesem Stadtviertel am Hafen von Delos gegen Ende des 3.Jh.v. Chr. ein
neuartiges Hallengebäude (Abb. 1) errichtet wurde, auf das sich höchstwahrscheinlich
die überlieferte Bezeichnung „στοά η πϱός τωι Ποσιδείωι“11bezieht, gibt aus doppeltem
Grund Anlaß zu der Vermutung, daß es sich hier um einen Vorläufer des römischen
Bautypus basilica handelt 12. Da ist zunächst der oblonge Grundriß der auf drei Seiten
geschlossenen, rechteckigen Halle, die in der Literatur seit ihrer Aufdeckung durch
französische Archäologen als Salle hypostyle allgemein bekannt ist. Ihre
Grundrißstruktur weist auf einem gleichmäßigen Stützenraster in der Mitte eine
Säulenreihe für den First des Walmdaches auf und dazu zwei weitere, im Rechteck
umlaufende Säulenreihen. Die Eingangsseite der Halle, eine Langseite des Gebäudes, ist
dem davorliegenden Straßenplatz zugewandt und zwischen zwei Mauerzungen von der
Länge einer Einheit des Stützenrasters im Grundplan in eine durchlaufende Kolonnade
aufgelöst gewesen, wie wir sie auch von den frühen Basiliken in Ardea und Cosa kennen
(Abb. 2).
100
Abb. 3
Forum Romanum.
Abb. 4
Delos, westliches Hafenviertel, links unten: Haus 59D.
9
Das konstruktive Stützensystem für das Hallendach ist mit dem in der griechischen
Hallenarchitektur gebräuchlichen Achsabstand von ca. 5,50 m entwickelt worden. Es
gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, daß nach der Herausnahme der
mittleren Stützenreihe für den Dachfirst sich das Grundrißschema einer römischen
Basilika mit doppeltem Säulenumgang und einer üblichen Spannweite von ca. 11 m für
das Gebälk über dem Mittelraum ergeben würde.
10
Da die aufgefundenen Grundmauern keine Spuren von gemauerten Ein- oder Anbauten
aufweisen, liegt der Vergleich mit den Basiliken Aemilia und Julia am Forum Romanum
101
nahe (Abb. 3). Das in der mutmaßlichen Bezeichnung der Halle in Delos genannte
Heiligtum Ποσίδβeιην läßt an die in der Nachbarschaft der beiden stadtrömischen
Basiliken gelegenen Tempel des Saturn und der Dioskuren mit ihren Tresorräumen für
den Staatsschatz und die Depots der Bankiers denken. Allerdings ist in Delos m.W
bisher kein benachbarter Tempel, der nachweislich über einen Tresorraum verfügt
hätte, mit dem Hallengebäude in Verbindung gebracht worden. Daß es aber in der Nähe
der Salle hypostyle einen offiziellen Depotraum für Handelsverträge gegeben hatte,
dafür spricht der einzigartige Fund von nahezu 15.000 Siegeln aus Lehm im
Obergeschoß eines unauffälligen, Heineren Hauses, das im höhergelegenen Teil des von
römischen Kaufleuten bewohnten Stadtviertels gestanden hatte (Abb. 4) 13. Diese
Tonsiegel gelten als Überbleibsel von gerollten Handelsverträgen, die offenbar in
höchster Not vor dem Heranrücken der Streitmacht des Mithridates VI. Eupator im
Jahre 88 v. Chr. dorthin geschafft worden waren und bei der Zerstörung der Stadt trotz
dieser Vorsichtsmaßnahme verbrannten.
11
Wenn wir nun annehmen, daß der Bau des Hallengebäudes am Hafen von Delos nach
dem Standort zu urteilen von den durch Inschriften recht gut bekannten italischrömischen Kaufleuten in diesem Stadtviertel veranlasst worden war, ergibt sich eine –
zugegebenermaßen spekulative - Indizienkette, die ganz im Sinne des Ausgräbers
Gabriel Leroux sowie nach Meinung von Luigi Crema für einen verwandtschaftlichen
Zusammenhang zwischen der baulichen Anlage der Salle hypostyle und derjenigen
früher römischer Basiliken spricht14. Mit dieser Sicht mag es erlaubt sein, den Faden
der Spekulation noch etwas weiterzuspinnen und aufgrund der zeitlichen Nähe der
vermuteten Baudaten der unbekannten „Plautus-Basilika“ in Rom und der Salle
hypostyle auf Delos zu erwägen, ob der Hallenbau auf der KyHaden-Insel eine römische
Basilika und damit eines der ersten Beispiele dieses Bautypus gewesen ist. Zur
Unterstützung einer solchen Annahme lässt sich wiederum die Bedeutung von Delos als
römischer Warenumschlagplatz anführen. Damit sollen unsere Spekulationen über
Delos und die Salle hypostyle ihr Bewenden haben.
12
Der Bauforschung stellt sich die Frage, ob die Spezialisierung der Hallennutzungen im
Sinne der These von Ulrich Fellmeth in den architektonischen Anlagen von Basiliken
ablesbar gewesen ist. In Rom selbst lässt sich zur baulichen Gestalt der drei bekannten,
frühen Hallengebäude nichts abschließend Sicheres sagen, weil die Basiliken Fulvia
(errichtet 179 v. Chr.) und Sempronia (errichtet 169 v. Chr.) wohl als Folge eines
Erdbebens im Jahre 56 v. Chr. zwei Jahre später durch Umbauten verändert bzw. durch
einen Neubau ersetzt worden sind. Und das älteste dieser drei Hallengebäude, die
Basilika Porcia (errichtet 184 v. Chr.) brannte im Jahre 52 v. Chr. nieder und ist nicht
wiederaufgebaut worden.
102
Abb. 5
Pompeji, Basilika.
Abb. 6
Pompeji, Basilika, Tresorraum und seitliche Amtsräume, Grundriß.
13
In der nach bisheriger Einschätzung aus der Zeit um 120 v. Chr. stammenden Basilika
am Forum von Pompeji (Abb. 5)15spricht nun nach Fellmeths Überlegungen die Anlage
von zwei symmetrisch zueinander angeordneten Räumen an den Seiten der in der
Mitte aufragenden Podiumsarchitektur auf der westlichen Hallenschmalseite (Abb. 6)
für eine überraschend einleuchtende und dabei gänzlich andere Erklärung, als wir
früher angenommen haben. Bisher waren wir davon ausgegangen, daß der Grund für
diese einzigartige Anlage in der architektonischen Symmetrie zu suchen und damit
103
allein dem eindrucksvollen Gestaltungswillen des Architekten geschuldet gewesen sei.
An dieser Stelle sei daran erinnert, daß der Neubau der pompejanischen Basilika in
einem Guß entstanden war und bis auf geringe Veränderungen in ihrem Bestand
nahezu ungestört auf uns gekommen ist.
14
Bekanntlich führen von den beiden Seitenräumen aus zwei spiegelbildlich zueinander
angeordnete, schmale Treppenläufe in das gewölbte Untergeschoß des Podiums, in dem
wir aufgrund mehrerer Reihen von kleinen Löchern in den Wänden für die Anbringung
von Regalbrettern und aufgrund der Fenstergitter sowie verschließbarer
Türdurchgänge einen besonders gesicherten Depotraum für Verträge und Wertsachen
sehen, also eine Art Tresorraum. Die beiden Seitenräume, die zum Säulenumgang der
Basilika-Halle hin in ihrer ganzen Breite zwischen den rahmenden Säulen der
umlaufenden Gliederung der Hallenwände ebenfalls verschließbar gewesen waren, was
jüngst Markus Arnolds beobachtet hat16, könnten amtliche Geschäftsräume für
verschiedene Sparten des Großhandels im Sinne von Ulrich Fellmeth gewesen sein. Das
heißt: in der Handelsstadt Pompeji in der kampanischen Provinz waren, wie es scheint,
bescheidener als im politischen Zentrum Rom für die verschiedenen Bereiche des
Großhandels zwei amtliche Geschäftsräume im selben Hallengebäude untergebracht
worden, von denen aus der Tresorraum im Untergeschoß direkt zugänglich gewesen
ist.
Abb. 7
Pompeji, Basilika, Pronaos und seitliche Amtsräume.
104
Abb. 8
Pompeji, Basilika, Querschnitt, Rekonstruktion.
15
Die beiden Amtsräume für die magistratus, in denen sich wohl Holzmöbel befunden
haben, sind als Exedren zu verstehen, wie sie anderswo auf der Längsseite einer Halle
gegenüber dem Haupteingang und symmetrisch zur quer erschließenden Mittelachse
oder in der Kaiserzeit auch einzeln auf den Hallenschmalseiten an die BasilikaUmgänge angefügt worden sind. Aus der Interpretation der Seitenräume als
Amtsräume ergibt sich nach unserer Auffassung zwingend, daß das mannshohe Podium
der symbolischen Tempelvorhalle in der pompejanischen Basilika (Abb. 7), das sehr
wahrscheinlich nur umständlich mit Hilfe von Leitern hatte betreten werden können,
nicht als tribunal der magistratus gelten kann. Der einzigartige Pronaos eines
symbolischen Podientempels in der Mitte zwischen den beiden Amtsräumen weist
vielmehr zusammen mit dem Tresorraum in seinem Untergeschoss darauf hin, daß
dieser Teil der amtlichen Institution basilica bildlich als Tempel übernommen worden
war (Abb. 8). Für eine solche Annahme könnte sprechen, daß nach der Errichtung der
Basilika beim Umbau des Jupiter-Tempels am Forum zum capitolinischen Haupttempel
der architektonisch prominente Treppenzugang in der Mitte der Tempel-front, der
ursprünglich zwischen den seitlichen Treppenaufgängen zur Tempelzella in die
Tresorräume im Unterbau - favissae - hinabgeführt hatte, zugemauert wurde 17.
105
Abb. 9
Korinth, Agora, Lageplan.
16
Es ist bemerkenswert, daß der aufwendige, symbolische Pronaos in der pompejanischen
Basilika in der weiteren Entwicklung des Bautypus ebenso einmalig geblieben ist wie
die über lange Zeit noch folgenlose Längserschließung des Hallengebäudes. Zusammen
mit dem ungewöhnlichen Hallenquerschnitt, in dem ein ringsumlaufendes
Belichtungsband unter dem durchgehenden Gesamtdach in die Außenwände des
Hallenumgangs eingefügt gewesen ist18, haben diese Eigenheiten zu einer durch die
örtlichen Bedingungen des Standortes erzwungenen, exzeptionellen Architektur
geführt. Diese wie auch die sorgfältige Durcharbeitung der Planung bis in die
konstruktiven und die dekorativen Einzelheiten hinein sind ohne Zweifel die Leistung
eines herausragenden Architekten gewesen. Die Besonderheiten der Gestaltung ebenso
wie die Organisation des Gebäudes zeigen zugleich, daß der Entwicklungsprozeß des
Bautypus Basilika hier noch nicht abgeschlossen gewesen ist.
17
In einem neuen Licht erscheint nun auch die ungewöhnliche Anzahl von drei Basiliken,
die an der Agora von Korinth (Abb. 9) nach der Gründung der römischen Kolonie durch
Iulius Caesar im Jahre 44. v. Chr. innerhalb weniger Jahre als Neubauten errichtet
wurden; auch sie dürften sich mit Fellmeths Vermutung verschiedener Funktionen aus
dem Bereich der römischen Handelspraxis erklären lassen. Dafür sprechen besonders
die bis zu den Abmessungen der Grundrisse nahezu identischen Anlagen der beiden
sog. Zwillingsbasiliken. In der zweifachen Anwendung desselben Bauplans für ein
Hallengebäude wird ein pragmatisches Bauprogramm sichtbar, das offensichtlich den
Bedürfnissen der rasch wieder aufblühenden Stadt als außerordentlich bedeutendes
römisches Handelszentrum gerecht werden musste19.
18
Nachdem heute von einem allgemeinen Konsens über die Funktion der frühen Basilika
als eine Art Bank- und Börsengebäude, das heißt als Wirtschaftsgebäude, ausgegangen
werden kann, möchte ich hier noch einmal kurz auf die Funktion des Bautypus als
106
Ganzes und seiner Gebäudeteile eingehen, um schließlich Themen anzusprechen, die
eine künftige Bearbeitung lohnend erscheinen lassen.
Abb. 10
Fanum, Basilika nach Vitruv.
19
Die große Säulenhalle der Basilika war als Versammlungsraum für Kaufleute primär
Geschäftsverhandlungen Vorbehalten gewesen, in dem die Handelspartner sich
jederzeit treffen konnten, ohne der Unbill des Wetters ausgesetzt zu sein, wie Vitruv
sagt20. Dies dürfte erklären, daß das Innerere solcher Hallengebäude architektonisch
nicht besonders ausgerichtet gewesen sein mußte; und es ist anzunehmen, daß für die
Kaufleute und Bankiers sowie für ihre Geschäftspartner Möbel aus Holz vorhanden
gewesen sind.
20
Nach Vitruv haben in der Basilika auch magistratus, d.h. Vertreter der lokalen
Verwaltung, ihr Amt ausgeübt. Wir gehen davon aus, daß zu deren Tätigkeit das
Protokollieren von Handelsabschlüssen, die Verwahrung schriftlicher Verträge und in
Rom auch die öffentlichen Bieterverfahren für die Verpachtung von Steuererhebungen
in den Provinzen gehört haben. Diese Amtshandlungen erforderten einen
verschließbaren Tresorraum, der sich in einem Tempel in der Nachbarschaft einer
Basilika befunden hatte, wenn er nicht wie in Pompeji im Gebäude selbst eingerichtet
gewesen ist.
21
In Rom sind solche Depoträume traditionsgemäß in benachbarten Tempelgebäuden auf
dem Forum Romanum untergebracht gewesen. Das erklärt, wenn wir von
architektonischen Ausschmückungen absehen, die baulich nicht weiter ausgestatteten
Basiliken Aemilia und Julia, die wohl noch immer die Anlage ihrer Vorgängerbauten
widerspiegeln. Dieselbe neutrale Anlage zeigt bekanntlich schon die sogenannte Salle
hypostyle in Delos. Ganz anders erscheint dagegen die am besten erhaltene Basilika in
107
Pompeji mit ihren zwei Amtsräumen und einem verschließbaren Depotraum, der mit
dem aufwendigen Symbol einer Tempelvorhalle überbaut gewesen ist.
22
Auch Vitruv, der sein architekturtheoretisches Grundlagenwerk rund ein Jahrhundert
nach der Errichtung der Basilika in Pompeji verfaßt hat, nennt in seiner allgemeinen
Anleitung für den Bau der Basilika als Bautypus keine besonderen Einrichtungen für
das Halleninnere. Dagegen führt er in der Beschreibung der von ihm selbst geplanten
und realisierten Basilika in Fanum (Abb. 10) ein fest eingebautes tribunal mit einer
besonderen Grundrißform als Podium für magistratus auf, die Vertreter eines
öffentlichen Amtes, das er offensichtlich nicht näher bezeichnen mußte 21. Dieses
Podium hatte er in einem an den Säulenumgang der Halle eigens angefügten, wohl
exedrenartigen Raum eingerichtet, den er pronaos aedis Augusti nennt. Hier wird – wie
in Pompeji - sichtbar, daß Geschäftsverhandlungen und dazugehörige Amtstätigkeiten
in derselben Basilika räumlich voneinander getrennt untergebracht gewesen sind, weil
– wie Vitruv sagt-die Kaufleute in der Halle von der Klientel der magistratus nicht
behindert werden sollten. Da Vitruv einen Depot- oder Tresorraum nicht erwähnt,
dürfte dieser auch in Fanum traditionsgemäß in einem benachbarten Tempel
untergebracht gewesen sein.
23
Bei der Anlage und Gestaltung von Basiliken hatte es also von Anfang an Freiheiten
gegeben, mit denen örtlichen Traditionen ebenso wie den Bedingungen des Bauplatzes
Rechnung getragen werden konnte. Auch davon spricht Vitruv22. Der Standort einer
Basilika ist jedenfalls fest an das Forum gebunden gewesen, und unabdingbar ist
offensichtlich die Sicherung eines solchen Gebäudes durch verschließbare Eingänge
gewesen, zumal wenn ein Tresorraum als Depot für Vertragsurkunden oder größere
Geldmengen in das Gebäude integriert gewesen ist.
24
Auch eine andere bautypologische Eigenschaft sei hier ins Blickfeld gerückt. Frühe
Basiliken sind für eine offensichtlich wichtige öffentliche Institution als Solitärbauten
am Forum, also an prominenter Stelle, in gewachsene Stadtgrundrisse eingefügt
worden. Mit der Zeit werden immer häufiger Basiliken errichtet, die als vierte Seite in
eine als bauliche Einheit geplante Forumsanlage integriert wurden, um als Ganzes das
Ortszentrum einer neuen Kolonie zu bilden. Es wäre reizvoll zu prüfen, ob nach der
Erfindung von einheitlichen Forumsanlagen mit integrierter Basilika solche
Hallengebäude noch als Solitärbauten errichtet worden sind.
25
Daß monumentale Neubauten wie die Basilica Ulpia mit ihren neuen Formen häufig als
Vorbild dienen, wie typologische Verwandtschaften in den Absiden jüngerer Basiliken
wie in Augusta Raurica oder Leptis Magna zeigen, ist bekannt.
26
Ungeklärt ist dagegen die Frage der Veränderungen der Basilika-Funktionen in der
Kaiserzeit. Ohne Zweifel wäre es nützlich und sinnvoll, ein Corpus basilicarum
anzulegen, das neben der Darstellung der architektonischen Entwicklung des antiken
Bautypus basilica und seiner Funktionen auch der Erforschung der römisch-antiken
Stadtplanung dienen würde.
27
Die Definition von Basiliken als originäre Wirtschaftsgebäude führt zwangsläufig auch
zu Fragen nach der wirtschaftlichen Bedeutung ihrer Standorte, zumal dann, wenn wie
in Rom und Korinth mehrere derartige Hallengebäude in einer Stadt vorhanden
gewesen sind. Auch hier könnte sich eine lohnende Aufgabe bei der Erforschung der
antiken Wirtschaftsgeschichte anbieten.
108
28
Zu wünschen bleibt, daß die seit Generationen bis in die jüngste Zeit der römischen
Basilika immer wieder indifferent zugeschriebene Funktion des Gerichtsgebäudes
endlich eine angemessene, definitorische Klärung erfahren möge 23. In der
deutschsprachigen Literatur findet sich häufig die Angabe „Marktbasilika und
Gerichtsgebäude“. Während der erste Begriff lediglich den Standort anzugeben
versucht, dabei aber forum unglücklicherweise mit Markt übersetzt und damit
Assoziationen vom Kleinhandel bis hin zur mittelalterlichen Markthalle hervorruft,
beruht die Bezeichnung „Gerichtsgebäude“nach meiner Überzeugung auf einer
ungenauen Interpretation der schriftlichen Quellen aus der frühen Kaiserzeit 24. Bei
Gerichtssitzungen in Basiliken handelte es sich nicht um Strafprozesse, wie zum
Beispiel jahrzehntelang ein nach antiker Art gestaltetes Hinweisschild für Besucher
sogar in Pompeji am nördlichen Seiteneingang der Basilika zur Via Marina mit der
Aufschrift „Basilica, Palazzo di Giustizia“ (Abb. 11) suggeriert hat. In Basiliken wurden
vielmehr schiedsrichterliche Abwägungen und Entscheidungen in wirtschaftlichen
Angelegenheiten nach dem Zivil- bzw. Privatrecht verhandelt, zum Beispiel bei
Erbschaftsstreitigkeiten, bei Schuldenregelungen oder bei ungerechfertigt hohen
Steuerlasten; es ging also um rechtliche Klärungen wirtschaftlicher Streitfälle aus der
täglichen Geschäftstätigkeit der Akteure in einer Basilika. Dafür ist in Rom allem
Anschein nach das Centumviralgericht mit seinen ad hoc zusammengestellten
Kammern zuständig gewesen. Es sind zeitlich undifferenzierte, pauschale
Interpretationen, die bisher den Blick auf die eigentliche und originäre Bestimmung
der Basilika als das noble, repräsentative Großbank- und Börsengebäude der römischen
Republik als neue Großmacht und auf zusätzliche Nutzungen, die seit der frühen
Kaiserzeit verbürgt, also offenbar später hinzugekommen sind, vernebelt haben. Hier
mehr Klarheit zu schaffen, könnte Aufgabe der Forschungsdisziplinen
Wirtschaftsgeschichte und Geschichte des römischen Rechtswesens sein. Die eingangs
zitierte, jüngste Publikation des Wirtschaftshistorikers Ulrich Fellmeth, dessen
vorsichtige Folgerungen gleichwohl von grundlegender Bedeutung für die BasilikaForschung sind, hat eindrücklich gezeigt, daß interdisziplinäre Zusammenarbeit
unverzichtbar und notwendig ist.
Abb. 11
Pompeji, Basilika, Hinweisschild, heute entfernt
109
Abbildungsnachweis
29
Abb. 1: EAD II, Gabriel Leroux, La Salle Hypostyle, Paris 1909, PL. III.
30
Abb. 2: F. E. Brown, Mem. AmAc (Rome), Cosa.
31
Abb. 3: Klaus Stefan Freyberger, Das Forum Romanum, Darmstadt/Mainz 2012, 2. Aufl.,
Abb. 42.
32
33
Abb. 4: École Française d’Athènes, Οδηγός της Δήλου, Athènes 2010, ΕΝΘΕΤΟ III.
Abb. 5, 6, 8: Κ. Ohr, Die Basilika in Pompeji, DAA 17, Berlin/New York 1991, Tfln. 14,1;
38 (Ausschnitt); 61.
34
Abb. 7: Aufn. K. Ohr 1970.
35
Abb. 9: CORINTH Vol. I Part V, Princeton New Jersey 1960, Plan X.
36
Abb. 10: K. Ohr, Die Basilika bei Vitruv, in: BJb175/1975, Abb. 4.
37
Abb. 11: Aufn. J. J. Rasch 1970.
NOTES
1. Plautus, Captivi 813-817.
2. Livius XXVI, 27, 1 ff.
3. Gabriel Leroux, La Salle hypostyle, EAD II, Paris 1909, p. 146 ff
4. Mit der von Plautus überlieferten Basilika befassen sich in diesem Band auch die Beiträge von
K: S. Freyberger S. 83 „Die Basilika I...“und J.-C. Moretti u. M. Fincker S. 75.
5. Ulrich Fellmeth, Die wirtschaftlichen Funktionen der ersten stadtrömischen Forumsbasiliken,
in: Marburger Beiträge zur antiken Handels-, Wirtschafts-und Sozialgeschichte Bd. 29/2011, S. 1 27.
6. Klaus Stefan Freyberger, Das Forum Romanum, 2. Aufl., Darmstadt/ Mainz 2012, S. 38 - 57.
7. Vitruv V, 1, 4 u. 1, 8.
8. Katherine Welch, A New View of the Origins of the Basilica, in: JRA 16, 2003, S. 5 - 34; Jens Arne
Dickmann, Benennung und Funktion der ersten basilicae am Forum Romanum, Vortrag beim
Basilika-Kolloquium in Einsiedeln/ Schweiz 2007 (nicht publiziert).
9. Livius XXXI 2, 3. Bemerkenswerterweise haben zu einer dreiköpfigen Senatsdelegation nach
Alexandria ein Mitglied der gens Aemilia und ein Mitglied der gens Sempronia gehört, Familien,
die zwei der ersten Basiliken in Rom erbaut haben.
10. Hans Otto Kompter, Die Römer auf Delos, Diss. Münster 1913, S. 48 ff., S. 89 Nr. 206 ff.; Matteo
della Corte, Case ed Abitanti di Pompei, 2. Ed., Roma 1954, p. 202, 488a.
11. G. Leroux a.a.O. p. 146; René Vallois et Gerhardt Poulsen, Nouvelles recherches sur la Salle
hypostyle, EAD II (Complètement), Paris 1914, p. 34.
12. Davon war auch Günter Fuchs ausgegangen: Die Funktion der frühen römischen
Marktbasilika, in: Bonner Jahrbücher 161 (1961), Anm. 27.
13. Marie-Francoise Boussac, Oικία τών σϕϱαϕισμάτων (59D), in: Οδηγός της Δήλου, 4. ed.
Athènes 2010, p. 153.
14. Luigi Crema, L’architettura Romana, EC Sez. III vol. XII Tom. I, Torino 1959, p. 63 f.
110
15. Karlfriedrich Ohr, Die Basilika in Pompeji, DAA XVII, Berlin/ New York 1991, S. 69.
16. Markus Arnolds, Funktionen republikanischer und frühkaiserzeitlicher Forumsbasiliken in
Italien, Diss. Heidelberg 2005, S. 202. Der Autor weist auf Einarbeitungen für die Befestigung von
Türverschlüssen in den Durchgängen zu den beiden Seitenräumen hin, die mir entgangen waren.
Irrtümlicherweise spricht Arnolds hier von „zwei Säulen korinthischer Ordnung“, die diese
Durchgänge gerahmt haben sollen. Die Rahmung war indessen jeweils von Dreiviertelsäulen
gebildet worden, die zu der ringsumlaufenden Gliederung der Hallenwände mit Halbsäulen
jonischer Ordnung gehört haben.
17. Amadeo Maiuri, Saggi negli edifici del foro, V. Tempio di Giove, Le „favissae“ und Gradinata
del tempio, in: Notizie degli Scavi di Antichità, 1942 Vol. III, p. 288 ff. (Alla Ricerca di Pompei
Preromana, Napoli 1973, p. 104 ff.); Kf. Ohr (wie Anm. 14) S. 78.
18. Kf. Ohr (wie Anm. 14) Tafeln 60 u. 61.
19. R. Stillwell, The Basilica, in: Corinth I, Cambridge/Mass. 1932; Saul S. Weinberg, The Twin
Basilicas, in: Corinth I, Part V, 2, Princeton 1960, p. 33-109. – Die jüngsten Untersuchungen der
drei Basiliken von Paul Scotton lassen erhebliche Korrekturen an den bisherigen Annahmen zur
Gestalt und zur Geschichte dieser Gebäude erwarten.
20. Vitruv V, 1, 4.
21. Vitruv V, 1, 8.
22. Vitruv V, 1, 4.
23. Filippo Coarelli, Rom, Der archäologische Führer, Darmstadt/Mainz 2013, S. 52. Erneut nennt
Coarelli unter den Funktionen der Basilika an erster Stelle die Gerichtsverhandlungen, dazu „alle
wirtschaftlichen Aktivitäten“.
24. Bekanntlich berichtet Quintilian (Institutio oratoria XII 5, 6), dass in der Basilica Julia bis zu
vier gerichtliche Verhandlungen über verschiedene Streitfälle gleichzeitig stattgefunden haben,
was akustisch zu gegenseitigen Störungen und Beeinflussungen führen konnte. - Auf
unerwünschte Beeinflussungen der Geschäftsverhandlungen in Basiliken von außen weist Vitruv
hin, weshalb er bauliche Vorkehrungen dagegen nennt: Vitruv V, 106, 6 ff.
111
La Salle hypostyle de Délos et les
espaces publics de l’économie
délienne
Jean-Charles Moretti et Myriam Fincker
NOTE DE L’ÉDITEUR
L’illustration graphique a été réalisée par M. Fincker et V. Picard. J.-Ch. Moretti est
l’auteur du cliché reproduit fig. 3.
1
Dans le corpus relativement peu développé des salles hypostyles grecques, celle qui se
trouve à Délos tient une place singulière pour deux raisons au moins. La première est la
date de sa construction, la dernière décennie du IIIe s. Elle fait du monument un des
exemplaires les plus tardifs de cette forme architecturale dont les plus illustres
représentants furent élevés à l’époque classique ou dans les premières décennies de
l’époque hellénistique1.
2
La seconde, qui n’est pas indépendante de la première, tient au rôle qui lui a été conféré
dans la genèse de la basilique romaine par les chercheurs modernes, à commencer par
G. Leroux, auteur d’une monographie sur l’édifice délien et d’une synthèse sur Les
origines de l’édifice hypostyle en Grèce, en Orient et chez les Romains 2.
3
Ces deux raisons ne sont cependant pas les seules qui nous ont conduits à reprendre
l’examen du monument délien au moment où les origines de la forme et de la
destination des premières basiliques de Rome et d’Italie sont l’objet de fructueuses et
stimulantes recherches3. La cause première a été le doute que nous nourrissons sur les
restitutions de l’édifice publiées en 1909 par G. Leroux, puis en 1914 par R. Vallois et G.
Poulsen4. Il nous est agréable d’ajouter que ce doute n’aurait pas récemment débouché
sur un programme de recherche sur le terrain, si K. Ohr, qui écrivait en 1991 dans sa
publication de la basilique de Pompéi, „Zur Rekonstruktion der ,Salle hypostyle’ auf
Delos ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“(79, n. 396), n’était pas passé à Délos en
112
septembre 2010 et si nous n’avions alors agréablement débattu des problèmes auxquels
est consacré le présent article.
4
Le nouveau programme de recherche engagé sur la Salle hypostyle a commencé
en 2012, dans le cadre des travaux de l’École française d’Athènes. Il prend en compte à
la fois les vestiges architecturaux et, avec la collaboration de V. Mathé, ce qui reste des
comptes de construction du monument. Nous en sommes à un stade de la recherche où
il nous est possible de mieux cerner les problèmes que posent la restitution de la forme
architecturale et celle de la destination de la salle sans néanmoins que nous soyons
capables de les résoudre tous.
La configuration de la Salle hypostyle : anciennes
restitutions
5
Délos a tenu un rôle économique qui, déjà important à la fin du III e s., s’est développé de
manière exponentielle après 167 lorsque l’île passa sous domination athénienne et que
les transactions dans son port furent exemptées de taxes. Les années 230-200 furent
pour l’économie délienne un moment de changement crucial qui déboucha, selon les
termes de G. Reger, sur une « new prosperity »5. L’île devint le centre de transit
commercial le plus important des Cyclades, alors indépendantes : un point de passage
obligé pour les navires de commerce qui croisaient dans l’archipel. Sa population se
transforma sensiblement. L’importance des métèques s’accrut et parmi eux celui des
commerçants et des banquiers6. Dans l’origine de la richesse des élites locales le
commerce prit le pas sur l’agriculture, ce qui ne fut pas sans conséquences sur le
fonctionnement des institutions politiques.
Fig. 1
Plan de situation de la Salle hypostyle de Délos au 1/2500.
113
Site et situation
6
La Salle hypostyle, dont la construction fut décidée par l’Assemblée des Déliens et
financée par la caisse sacrée d’Apollon, est contemporaine de cette évolution. Elle fut
édifiée au nord de la place que les archéologues modernes appellent l’Agora de
Théophrastos, du nom de l’épimélète athénien de 126/125 qui réaménagea cette place
par l’apport de remblais (fig. 1). À la fin du III e s., au moment de la mise en chantier de
la Salle hypostyle, la place était bordée au sud et à l’ouest par la mer ; à l’est par les
sanctuaires d’Apollon et d’Artémis, qui avaient tous deux des accès ouvrant sur la
place ; et au Nord par un petit sanctuaire de Poséidon qui est qualifié de Nauklarios sur
son autel7. La place qui, vers 100, a pu occuper une surface de 10 à 15000 m 2, était peutêtre moins étendue à la fin du IIIe s. Elle n’en constituait sans doute pas moins la plus
vaste surface libre en bordure du port et présentait la particularité de ne pas être dallée
et de n’être bordée ni par des maisons, ni par des boutiques, ni par des portiques.
7
La Salle hypostyle ne vint pas empiéter sur la place. Elle fut construite derrière le
sanctuaire de Poséidon, au pied d’une colline, qui dut être entaillée à cette occasion. Sa
position explique le nom avec lequel elle est désignée dans les passages des comptes des
gestionnaires de la caisse sacrée, où sont enregistrées les dépenses afférentes à sa
construction : ή στοά ή πϱòς τῶι Ποσιδείωι, la stoa près du Posidéion, στοά désignant en
grec ancien tout édifice caractérisé par la présence de supports libres. La dénomination
a facilité l’identification du monument, elle n’aide guère à en déterminer la destination.
Fig. 2
Plan restitué de la Salle hypostyle au 1/500.
114
La façade et les murs périphériques
8
Les vestiges conservés en place permettent de reconnaître le plan du monument (fig. 2),
une vaste salle rectangulaire de 56,39 m est-ouest sur 34,26 m nord-sud en dimensions
externes et de 55,22 m est-ouest sur 33,09 m nord-sud en dimensions internes, ce qui
correspond à plus de 1800 m2. Elle est limitée par des murs qui étaient couronnés de
corniches8 à l’est, à l’ouest et au nord, et présentait vers le Sud une façade à 15 colonnes
doriques entre deux retours de 6,51 m chacun. Certains entrecolonnements étaient
cloisonnés par des parois de pierres scellées au stylobate de marbre. Dans cette
enveloppe, une absence et deux singularités sont à noter. L’absence est celle de degrés
de krépis : la colonnade repose sur un simple stylobate, ce qui était de nature à faciliter
la circulation entre l’extérieur et l’intérieur de la salle9.
Fig. 3
Une partie du parement interne du mur ouest de la Salle hypostyle, du Nord-Est.
9
La première des deux singularités réside dans le nombre impair des colonnes de façade
d’où résultait la présence d’une colonne sur l’axe.
10
La seconde singularité se trouve dans la structure des murs. Leur partie inférieure,
comprend sur une hauteur de 1,40 m un parement intérieur en marbre, qui se
développe entre une plinthe et un bandeau (fig. 3). Au-dessus la maçonnerie était
entièrement en gneiss, sans doute stuqué. Au nord et à l’est, où le sol était plus élevé à
l’extérieur qu’à l’intérieur de la Salle, la partie basse du mur était faite vers l’extérieur
d’une maçonnerie de granit qui contenait les terres placées à la périphérie. À l’ouest, en
revanche, et il en allait sans doute de même au sud, le parement intérieur en marbre
est associé à un parement extérieur en gneiss. Dans l’architecture délienne, comme
ailleurs dans les Cyclades, on rencontre plus souvent le dispositif inverse : marbre à
l’extérieur, gneiss à l’intérieur. Tel est le cas dans l’architecture publique, de l’époque
archaïque à l’époque hellénistique, aussi bien dans plusieurs temples, que dans le
portique édifié au milieu du IIIe s. au sud du sanctuaire d’Apollon (Portique Sud). Tous
ces édifices ont été conçus pour être vus principalement de l’extérieur. Dans la Salle
115
hypostyle, au contraire, l’accent a été mis sur la façade méridionale et sur les parois
intérieures.
11
L’ordre de la façade était dorique avec fûts en brèche de ponce de hauteur incertaine,
chapiteaux en marbre10 et entablement complet en marbre aussi 11. L’architrave a porté
une dédicace faite par les Déliens, puis modifiée par les Athéniens à leur profit, marque
de leur intérêt pour l’édifice. Le sujet de la dédicace, Δήλιοι fut transformé en
Ἀθηναίοι12. Des travaux de restauration ont-ils partiellement justifié cette
appropriation ? La question mérite d’être posée.
Les colonnes doriques intérieures
12
À l’intérieur du monument le sol était en terre, comme dans tous les portiques de Délos.
44 colonnes, disposées suivant un entraxe deux fois plus important que celui de la
colonnade de façade, portaient la couverture. Le long des murs, s’élevaient 24 colonnes
doriques, 9 sur les longs côtés, 5 sur les petits, en comptant deux fois les colonnes
d’angle. Des fûts en brèche de ponce, de hauteur inconnue, portaient des chapiteaux
doriques en marbre. 16 d’entre eux ont été retrouvés qui présentent différentes
mortaises de goujon au lit d’attente (fig. 4).
• Sur 1313 on trouve une mortaise qui, selon G. Leroux, servait à sceller deux poutres placées
l’une dans la prolongation de l’autre14. Les dimensions de ces mortaises (en moyenne, L. :
10 cm ; 1. : 3 cm ; prof. : 5 cm) sont plus importantes que celles des mortaises courantes pour
goujon plat métallique. Elles ont pu recevoir des plaquettes de bois dur permettant de fixer
les poutres posant sur les chapiteaux.
• Sur 2 chapiteaux (no 49 et 57) on trouve dans la partie centrale deux mortaises disposées à
angle droit15. Séparées sur l’un des chapiteaux (no 57) et en contact sur l’autre (no 49), elles
recevaient des goujons pour la fixation de poutres disposées à angle droit.
• Un chapiteau isolé (no 58) a une grande mortaise rectangulaire au centre (11,5 x 3,2 x 4,5 cm)
et deux petites mortaises pour des goujons métalliques sur les angles d’une même diagonale.
Ces deux goujons ne se trouvaient pas sous les poutres portées par le chapiteau. Il provient
sans doute de l’une des colonnes d’angle.
Fig. 4
Les différents types de chapiteaux doriques de l’intérieur de la Salle. Lits d’attente au 1/50.
116
13
La restitution sur les colonnes doriques de poutres dessinant un rectangle paraît
assurée. La hauteur des colonnes, en revanche, n’est pas connue, mais leurs diamètres à
la base et au sommet du fût le sont : 0,77 m à la base et 0,61 m au nu des cannelures des
chapiteaux.
14
Les colonnes ioniques intérieures : présentation des vestiges
15
Les choses se compliquent quand on aborde la restitution des 20 colonnes ioniques qui
étaient entourées par les colonnes doriques, suivant une disposition originale dans
l’architecture grecque, où la combinaison de colonnes des deux ordres correspond
habituellement à une opposition entre la façade et l’intérieur. L’emplacement des
colonnes est assuré par la conservation de leurs fondations et, parfois aussi, de leurs
bases à tore surmonté d’un listel et d’un congé qui, structurellement, faisaient partie du
fût. De part et d’autre des deux colonnes axiales, séparées par un entrecolonnement
double, se dressaient deux groupes de 3 x 3 soit 9 colonnes. Leur fût, comme ceux des
colonnes doriques, était en brèche de ponce et leur hauteur n’est pas connue.
16
17 chapiteaux en marbre, tous à échine, volutes et canal lisses, ont été retrouvés. Ils se
répartissent en 3 types16 (fig. 5).
• Le type I comprend 11 chapiteaux ioniques normaux avec 2 faces à volutes et 2 faces à
balustre (no 1 à 9 et 27-28).
• Le type II, 4 chapiteaux ioniques diagonaux avec 2 faces à volutes conjointes et 2 faces à
balustres conjointes (no 10 à 13).
• Le type III, 2 chapiteaux ioniques à 3 faces à volutes conjointes et 1 face à balustre (n o 14 et
15).
17
Tous ces chapiteaux présentent à leur lit d’attente un encastrement destiné à recevoir
une louve. Son emploi n’est pas attesté pour les chapiteaux doriques, mais il l’est pour
des pièces de l’entablement de façade et pour des piliers qui prenaient place sur
certains chapiteaux ioniques. Sur la plupart des chapiteaux, ces encastrements de louve
ont aussi servi à la fixation de grands goujons, de bois probablement, du type de ceux
que nous avons mis en évidence au lit d’attente des chapiteaux doriques. D’autres
mortaises de goujon ont aussi été creusées au lit d’attente de certains chapiteaux. Pour
les chapiteaux de type II on a creusé des mortaises perpendiculaires aux logements des
louves pour créer un dispositif comparable à celui qui a été reconnu dans les
chapiteaux doriques d’angle. Pour 4 ou 5 chapiteaux du type I, on a creusé 4 mortaises
pour goujon plat à la périphérie de l’abaque. Pour 2 ou 3 autres de ce type, on a creusé 3
mortaises pour goujon plat à la périphérie de l’abaque : deux en bordure des faces à
volutes, une en bordure d’un balustre.
117
Fig. 5
Les différents types de chapiteaux ioniques de l’intérieur de la Salle. Lits d’attente au 1/50.
18
Deux restitutions de la disposition de ces chapiteaux ont été publiées : l’une par G.
Leroux, l’autre par R. Vallois et G. Poulsen, qui avaient à leur disposition un corpus de
blocs plus développé que leur prédécesseur.
La restitution de G. Leroux
19
G. Leroux a restitué les quatre chapiteaux ioniques diagonaux aux angles du dispositif,
les deux chapiteaux ioniques à 3 faces à volutes sur l’axe est-ouest, de part et d’autre de
l’espace central, et les chapiteaux normaux aux autres emplacements. La fig. 6 montre
le système de poutraison qu’il restituait. 11 proposait une toiture à quatre versants
entre les colonnes doriques et les parois externes avec quatre arêtiers aux angles
définissant deux croupes. La partie centrale de la toiture aurait été surélevée,
définissant un lanterneau, dont l’existence est attestée dans les comptes de
construction du monument. Dans cette restitution, magnifiquement illustrée par A.
Gabriel17, six chapiteaux de type I et II portent des poutres qui surplombent à la fois des
balustres, ce qui est attendu, et des volutes, ce qui ne l’est pas.
La restitution de G. Poulsen et R. Vallois
20
La critique ne s’est pas fait attendre. Cinq ans plus tard, G. Poulsen et R. Vallois, qui
avaient identifié des piliers provenant de la salle, ont avancé une nouvelle restitution
fondée sur un principe qui paraît incontournable : «chaque épistyle, écrivaient-ils, doit
déborder l’abaque au-dessus du balustre »18, autrement dit, aucune poutre ne doit
passer au-dessus d’une face à volutes. Leur restitution (fig. 7) n’est pas totalement
convaincante pour les deux chapiteaux centraux de part et d’autre de l’axe nord-sud 19.
118
Elle prend en compte les différentes mortaises creusées à la périphérie de certains
abaques, ce que ne faisait pas celle de G. Leroux, et elle les met en rapport avec les
mortaises pour goujon plat relevées sur les flancs des piliers de marbre trouvés
remployés près de la Salle hypostyle. G. Poulsen et R. Vallois ont identifié 8 tronçons de
fûts de piliers :
• 6 ont 4 mortaises au lit de pose et des mortaises sur deux flancs conjoints ou opposés
(no 16-20 et 23). L’un d’eux (no 23) a conservé sa hauteur originelle : 2,99 m.
• Deux autres tronçons plus courts (no 21 et 22 ; ht. : 1 m) ont 4 mortaises au lit de pose et au
lit d’attente. Ils en ont 4 autres sur l’un des flancs, vestiges d’un remploi selon G. Poulsen et
R. Vallois.
FIG. 6
(ci-dessus). La restitution de l’emplacement des chapiteaux à l’intérieur de la salle selon g. Leroux au
1/500, avec indication de l’emplacement restitue pour les chapiteaux ioniques de type II ET IIΙ.
119
Fig. 7
(ci-dessous). La restitution de l’emplacement des chapiteaux à l’intérieur de la Salle selon R. Vallois et
G. Poulsen au 1/500, avec indication de l’emplacement restitué pour les chapiteaux ioniques de type II
et III.
21
Ces derniers ont aussi identifié 3 chapiteaux à ovolo associés à des tronçons de piliers
de même section que les fûts (no 24-26), mais dépourvus de mortaises pour goujon plat
sur joint. Sur les 8 chapiteaux ioniques du carré central, ils restituaient des piliers dont
les fûts auraient été constitués de deux tronçons, un court et, au-dessus, un autre plus
élevé (fig. 8). Ces piliers auraient pris place dans un lanterneau carré de 11 m sur 11 m.
La configuration de la Salle hypostyle : nouvelles
propositions
Critique de la restitution de G. Poulsen et R. Vallois
22
Une telle restitution rend bien compte de l’absence de colonne ionique au centre de la
salle et de la présence d’une colonne dorique en façade, sur l’axe nord-sud du
monument, mais elle a aussi ses faiblesses.
1. La première réside dans la restitution des piliers et elle est double. Il paraît étrange que l’on
ait placé des tronçons courts sous des tronçons hauts et le mode de scellement restitué entre
les deux éléments est étonnant. Bien qu’elle paraisse assurée par la concordance des
dimensions, l’association des chapiteaux ioniques à 4 mortaises de goujon au lit d’attente,
des tronçons de pilier courts et des tronçons hauts est inattendue. Il est inhabituel en effet
de placer des éléments de faible hauteur sous d’autres plus élevés et de sceller par des
goujons sur joint deux blocs ayant les mêmes surfaces de parement 20. Sur ces deux points, la
restitution ne doit pas être contestée, mais elle mérite d’être justifiée.
2. Deuxième faiblesse : la restitution du toit. Sur la restitution de la façade dessinée par G.
Poulsen (fig. 9) on constate que le faîtage a un niveau plus élevé que les balustrades du
lanterneau. G. Leroux avait bien exprimé le problème et en tirait argument pour la
120
restitution d’un lanterneau rectangulaire portant sur l’ensemble des colonnes ioniques. R.
Vallois et G. Poulsen ne l’ont pas ignoré. Ils soulignaient dans leur étude que pour que leur
solution soit acceptable, il faudrait remonter le lanterneau de 35 cm « aussi, écrivaient-ils,
avons-nous songé à arrêter le toit suivant la ligne des épistyles ioniques et à couvrir par des
terrasses les deux carrés fibres. Ces terrasses communiquant avec les galeries en
encorbellement que nous avons prévues au pourtour du lanterneau, on aurait pu y accéder
de l’intérieur, au moyen d’escaliers appuyés aux colonnes du carré central » 21. L’enjeu de la
restitution est important : un lanterneau carré centré fournit un éclairage moins important
qu’un lanterneau rectangulaire et il rattache le monument à la tradition grecque alors
qu’une plus grande surélévation de la zone centrale et l’aménagement de terrasses
augmenteraient le rapport formel du monument avec les basiliques romaines.
3. Troisième faiblesse, la restitution de G. Poulsen et R. Vallois néglige quelque peu l’existence
d’éléments qui ne sont pas conservés ou qui n’ont pas été identifiés, mais qui sont
mentionnés dans les comptes de construction et qu’il convient donc de faire figurer dans la
restitution22.
L’apport des comptes de construction et de réfection
23
Le corpus se limite aux textes de cinq années : tous n’ont ni la même ampleur, ni le
même intérêt pour la restitution du monument. Les deux textes les mieux conservés
sont ceux de 208 (JD 365), année durant laquelle on paie l’achèvement de la colonnade
intérieure, et de 207 (JD 366), année de la construction du lanterneau et de la toiture.
Deux lignes du compte de 189 (JD 403), indiquent que des matériaux, notamment 90
couples de tuiles, ont été employés pour des réfections de la toiture. Le compte de 174
(ID 456 + ID 440) atteste l’utilisation de pièces de bois et de tuiles pour d’autres travaux
de réfection de la couverture. Enfin, dans un dernier compte non daté (ID 486), on lit
[--- π]ϱός τὸ Ποσιδεί[ωι ---] parmi des paiements à des entrepreneurs.
121
Fig. 8
La restitution d’un pilier du lanterneau par G. Poulsen au 1/50.
Fig. 9
La restitution de la façade de la Salle hypostyle par G. Poulsen au 1/500.
24
Les deux premiers de ces textes sont pour notre propos les plus importants. Dans le
premier, celui de 208 (ID 365), il est question de 20 colonnes : de leurs fondations (1.
27-29) et des fouilles qu’elles nécessitent (1. 31-33), de leurs « στυλοϐάται » (1. 29-31)
dans lesquels nous reconnaissons leurs bases23, de leurs fûts de pôros (1. 33-40), de leurs
chapiteaux (1. 24-26), de leur mise en place et de leur ravalement (1. 40-44). L’ordre de
ces colonnes n’est pas précisé, mais leur nombre, 20, correspond à celui des colonnes
ioniques et c’est donc de leur construction qu’il doit s’agir. Il n’est pas seulement
question de colonnes dans ce compte. Les deux entrepreneurs qui prennent chacun en
charge les fûts de pôros pour 10 colonnes, fournissent καὶ τὰ διαφϱάγματα, pour 150
dr. (1. 34 et 37). La traduction du terme par « barrière, cloison » a été généralement
acceptée, mais l’emplacement de ces cloisons n’a pas été déterminé avec précision et
aucun vestige n’en a été sûrement identifié24. R. Vallois a hésité entre les
entrecolonnements des colonnes doriques de la façade et ceux des colonnes ioniques
intérieures25, mais dans sa restitution G. Poulsen n’a fait figurer de cloisons ni dans les
122
uns ni dans les autres. La faiblesse de leur prix (300 dr. au total alors qu’un fût de
colonne en coûte 185), l’absence de fondation entre les fondations des colonnes
ioniques, l’absence de trace de cloison aux flancs des tambours de colonnes ioniques
conservées, l’identification sur une dalle du stylobate de la façade de scellements pour
une cloison et ce que l’on sait par les comptes de la chronologie relative du chantier
laissent cependant peu de doutes. Les διαφϱάγματα devaient se situer en façade et, plus
précisément, en bordure du Posidéion, où la fondation du stylobate atteste une
différence de niveau de sol entre le sanctuaire et la Salle.
25
Dans le compte de l’année suivante, celui de 207, des dépenses sont enregistrées pour
l’ensemble de la couverture et pour le lanterneau, appelé ύπολαμπάς. Pour la charpente
périphérique, on achète des ἐπιστύλια de bois qui portaient sur les chapiteaux, des
poutres (δοκοί), des chevrons (σφηκίσκοι) et des claies de roseaux, des goujons de
hêtre ; pour le lanterneau, les dépenses concernent des piliers (παϱαστάδες τῆς
ὑπολαμπάδος), un τϱύφακτος de chêne, des épistyles, des poutres, 120 panneaux
(πίνακες) encaustiqués et un plafond peint (ὀϱοϕή) qui en était probablement orné.
Parmi les tuiles qui sont achetées, on distingue celles de la stoa en général de celles du
lanterneau, preuve que les deux toitures étaient indépendantes l’une de l’autre. Des
vestiges des παϱαστάδες de marbre ont été reconnus ainsi que quelques fragments des
tuiles de terre cuite. Tout le reste, qui était en bois, a totalement disparu.
Fig. 10
Plan restitué de la Salle hypostyle au niveau du lanterneau au 1/500.
Nouvelles propositions de restitution
26
La nouvelle étude des vestiges n’est pas assez avancée pour présenter une restitution
ou, plutôt, des restitutions totalement satisfaisantes, car le monument a connu
plusieurs phases. Les piliers de pierre du premier lanterneau ont sans doute été
remplacés par des piliers de bois26. Nous ne saurions expliquer autrement les traces de
123
rouille au lit d’attente de la plupart des chapiteaux ioniques qui portaient les piliers et
le travail à la grosse pointe qui, à leurs lits d’attente, a suivi le dressage soigneusement
réalisé au ciseau grain d’orge pour le scellement des fûts en pierre. Nous ignorons si
cette restauration date de l’époque athénienne et si c’est elle qui rend compte de la
transformation de la dédicace des Déliens.
27
Dans ses grandes lignes, la restitution de R. Vallois et G. Poulsen paraît juste. Dans
l’audacieux projet retenu par les Déliens, le lanterneau se plaçait sur les 8 colonnes
centrales. Les chapiteaux à mortaises pour goujon plat proviennent de ces 8 colonnes.
La restitution des chapiteaux retenue par nos prédécesseurs nous paraît légèrement
erronée, mais il est inutile d’entrer ici dans ces détails. Retenons que les cornes
diagonales des chapiteaux ioniques correspondent au passage des arêtiers de la
charpente et que « les galeries en encorbellement » supposées par R. Vallois et G.
Poulsen ne doivent pas être retenues. Un point assez important peut être précisé : celui
de la hauteur relative des quatre colonnes qui portaient les poutres faîtières de part et
d’autre du lanterneau. Trois des quatre bases de ces colonnes sont conservées et elles
présentent un diamètre un peu plus fort que celui des autres bases de colonnes
ioniques : 78,3 à 78,7 cm au lieu de 76,3 à 77,1 cm. Il semble donc que ces colonnes
étaient plus hautes que les autres et qu’elles portaient directement les poutres faîtières.
L’absence de mortaise pour le scellement d’un poteau au lit d’attente des deux
chapiteaux ioniques à 3 faces à volutes conjointes (no 14 et 15) invite à retenir cette
restitution. En ce cas, et si l’on convient avec G. Poulsen et R. Vallois qu’il n’existait que
deux types de piliers, il conviendrait de restituer pour le lanterneau 2 piliers hauts sur
l’axe est-ouest et, sur les 6 chapiteaux ioniques portant les côtés nord et sud du
lanterneau, 6 piliers hauts sur 6 piliers courts. La différence de hauteur entre les
colonnes ioniques courantes et celles qui portaient la faîtière aurait été équivalente de
la hauteur des piliers courts, soit 1 m.
Fig. 11
Vue restituée de la façade de la Salle, du sud-est.
124
28
Dans cette proposition de restitution, plusieurs points restent indécis : comment
reposait la faîtière au contact de piliers disposés sur l’axe est-ouest 27 ? Quelle était la
forme de la grille en chêne du lanterneau ? Sur quels éléments portait cette grille ?
Quel rôle jouait-elle dans la stabilité des piliers ? Comment se faisait la jonction entre la
toiture et les flancs du lanterneau ? Tout cela nécessitera d’être précisé dans la suite de
l’étude. Il semble cependant très probable que la salle hypostyle réalisée par les Déliens
dans la dernière décennie du IIIe s. avait plus ou moins la configuration des fig. 10 et 11,
avec un lanterneau qui apportait, au centre de la salle, un éclairage et une aération
complétant ceux qui venaient du portique de façade. Son plafond à caissons peints
constituait la zone la plus ornée d’un monument où la coexistence de deux ordres, le
dorique et le ionique, s’explique au moins en partie par la nécessité de disposer de
supports de deux, et même de trois hauteurs différentes situés aux points
d’intersection d’un quadrillage régulier. Cela n’interdit pas de penser qu’elle ait aussi
joué un certain rôle dans la hiérarchisation des espaces à l’intérieur de la salle.
La destination de la Salle hypostyle
29
30
La dénomination antique de στοά ἡ πϱòς τῶι Ποσιδείωι a ceci de commun avec la
dénomination moderne de « Salle hypostyle » qu’elle n’informe en rien sur la
destination de l’édifice. La plupart des salles hypostyles dont la destination est connue
ont été construites pour servir de salles de réunion : pour des concours musicaux,
comme l’odéon de Périclès ; pour des initiations, comme le Télestérion d’Eleusis ; pour
des banquets, comme le Thersilocheion de Thasos ; mais plus souvent pour des
assemblées politiques comme le Thersilion de Mégalopolis, où se réunissait la ligue
arcadienne, ou comme les salles hypostyles d’Argos et de Sicyone qui servaient de
bouleutèria. Une destination mystérique de l’édifice délien n’a jamais été envisagée et
elle ne mérite pas de l’être. Une destination politique est d’autant moins probable qu’à
la fin du IIIe s. Délos possédait déjà un ekklésiastèrion et un bouleutèrion. Ph. Bruneau 28 a
supposé que la Salle hypostyle avait pu accueillir le banquet des Posideia, qui réunissait
tous les citoyens à l’époque de l’Indépendance soit 1500 à 2000 personnes. Il s’est même
demandé si elle n’avait pas été construite à cet effet. Il est possible que la salle, toute
proche du Posidéion, ait servi au banquet organisé lors de la fête du dieu. Qu’elle ait été
construite à cet effet est en revanche peu probable. Sa surface est énorme comparée à
celle du sanctuaire, dont elle ne faisait pas partie et dont elle était isolée par une
différence de niveau et des cloisons en pôros. Son coût paraît disproportionné pour un
banquet annuel donné en l’honneur d’une divinité dont le culte n’avait pas une grande
importance à Délos.
Une destination commerciale a beaucoup plus de vraisemblance et elle a été acceptée
par plusieurs chercheurs qui, à la suite de G. Leroux, ont avancé à son propos les termes
de « bourse » et même de deigma 29. Dans sa monographie, G. Leroux après s’être
demandé « si la salle hypostyle eut jamais une destination précise » et avoir écarté une
destination religieuse ou civile concluait que « située tout près du port, dans une région
de la ville où le négoce maritime devait être particulièrement actif, elle n’était sans
doute qu’un promenoir couvert, qui offrait à tous un lieu de rencontre et de réunion et
dans lequel se pouvaient commodément traiter les affaires commerciales » 30. De
nouveaux arguments peuvent aujourd’hui être avancés en faveur de cette conclusion et
la prise en considération de l’évolution des espaces dévolus au commerce à Délos dans
125
la seconde moitié du IIIe s. permet de mieux saisir la place qu’a pu y tenir la Salle
hypostyle. Pour cela il convient de se tourner vers l’agora de la cité.
La construction de la Salle hypostyle dans le contexte délien
31
Quand elle fut progressivement aménagée au cours de l’époque classique, l’agora des
Déliens était une vaste bande de terrain qui longeait au Sud le sanctuaire d’Apollon et
descendait jusqu’au front de mer31. Deux édifices la flanquaient dans sa partie la plus
orientale : le prytanée au nord et un petit portique au sud (le Portique oblique). À une
date indéterminée, un portique fut construit entre ce dernier et le prytanée 32. Au milieu
du IIIe s. le Portique Sud coupa la place en deux parties. Une stèle (JD 509) érigée vers
235-220 sur la partie de la place située en bord de mer permet de savoir qu’elle servait,
entre autres, à la vente du bois et du charbon et que des emplacements dévolus au
commerce du bois (σταθμοί ξυληϱοί) y étaient aménagés33.
32
Vers 220-200, cette zone basse fut réduite par la construction du Portique de Philippe V
qui coupa définitivement du port l’Agora des Déliens et fit du Portique Sud la bordure
orientale d’une voie menant aux propylées du sanctuaire d’Apollon. Le principal espace
public dévolu au commerce à Délos s’en trouva modifié et ce à une époque où
s’affirmait la place de Délos comme centre de redistribution régional dans les Cyclades.
La construction de la Salle hypostyle, qui est à quelques années près contemporaine de
celle du Portique de Philippe, doit être comprise dans ce contexte. Prenant acte du
cloisonnement de l’espace public dans un premier temps réservé, mais
progressivement occupé, au sud du sanctuaire, les Déliens engagèrent dans les deux
dernières décennies du IIIe s. deux chantiers importants pour améliorer leur
équipement public dévolu au commerce.
33
À partir de 217, la cité emprunta à la caisse sacrée pour le réaménagement d’un terreplein situé en bord de mer, appelé χῶμα dans les comptes du sanctuaire 34. Pour cet
espace qui servait de débarcadère et de lieu de stockage, ils dépensèrent près de 10 000
drachmes entre 217 et 171. Son emplacement demeure inconnu. Cl. Hasenohr a supposé
qu’il pourrait s’agir de l’une des phases de l’Agora des Hermaïstes 35. Rien n’interdit de
penser qu’il s’agissait d’une zone plus étale en bordure du port, comprenant aussi la
future Agora de Théophrastos, et que les Déliens aient cherché ainsi à recréer au nordouest du sanctuaire, ce qu’ils avaient perdu au sud : un vaste espace ouvert sur la mer.
Le second chantier fut celui de la Salle hypostyle. Pour répondre aux besoins découlant
de la transformation des transactions économiques dont l’île était le cadre, les Déliens
ne portèrent pas leur choix sur un portique à boutiques, comme celui qu’ils érigèrent
dans le premier tiers du IIe s. sur leur agora ou celui qu’Attale II offrit peu après aux
Athéniens sur la leur. Ils choisirent une forme ancienne, remise au goût du jour ; un
édifice sans boutiques qui n’était pas destiné aux petits artisans ou commerçants qui
résidaient dans l’île, ni même au stockage36 ou à l’exposition des marchandises. Ce vaste
hall, dont la masse devait être impressionnante vue de l’extérieur et qui était doté
d’une ornementation raffinée faite pour être appréciée de l’intérieur, était ouvert à
tous ceux qui, pour leurs négociations, n’avaient besoin de disposer ni d’un lieu fixe, ni
de la marchandise qu’ils cherchaient à acheter ou à vendre. Ce devait donc être un
édifice, et peut-être l’édifice par excellence, où l’on concluait des contrats
commerciaux37. Qui le fréquentait ? Tout le monde avait probablement accès à ce
monument public, mais il était principalement destiné aux acteurs du grand commerce
126
et sans doute aux banquiers si l’on a raison de reconnaître la Salle hypostyle dans la
stoa mentionnée en 179 dans la redevance τϱαπεζών τῶν ἀπò τῆς στοᾶς à laquelle les
banquiers étaient soumis collectivement pour pouvoir y installer leurs tables (ZD 442,
A, 1. 28 et 78)38. Certains Déliens devaient fréquenter le lieu : les agoranomes, qui
étaient chargés de faire respecter les règlements commerciaux en vigueur dans l’île 39 ;
les hiéropes, qui avaient à pourvoir aux besoins des cultes et à s’occuper des
constructions et des travaux d’entretien financés par la caisse sacrée ; les sitônai, ces
commissaires chargés d’acheter du blé dont la première mention, en 209, est
contemporaine de la mise en chantier de la Salle hypostyle 40 ; sans doute aussi les
revendeurs qui achetaient aux grossistes de passage. Mais les étrangers qui venaient
acheter à Délos diverses marchandises et, en particulier, du blé devaient être plus
nombreux encore : le compte des hiéropes de 250 montre en effet que dès cette époque
les 2/3 de la taxe sur les importations et les exportations provenaient de marchandises
en transit41.
La Salle hypostyle de Délos et les premières basiliques de Rome
34
La destination que nous restituons à la Salle hypostyle est donc comparable à celle que
l’on est conduit à attribuer aux premières basiliques du forum de Rome : la Basilica
Porcia construite en 184, la Basilica Fulvia construite en 179 et la Basilica Sempronia
construite en 169. L’édifice délien leur est cependant antérieur de quelques décennies.
Il est exactement contemporain de la reconstruction, après l’incendie de 210, de
l’Atrium Regium dans lequel on reconnaît la basilique mentionnée par Plaute à la fin du
IIIe s. dans le Charançon (Curculio, v. 470-482) et les Captifs (Captivi, v. 813-815).
35
Nous nous garderons d’induire de la probable identité de destination de la Salle
hypostyle de Délos et des basiliques républicaines de Rome l’existence d’une filiation,
directe ou indirecte, nous contentant de souligner l’intérêt et les limites d’une
comparaison entre l’équipement du forum romain et celui, beaucoup plus modeste, de
la place délienne. Le caractère lacunaire de notre documentation rend plus aventureuse
encore toute réflexion sur la place du monument délien dans les origines de la forme de
la basilique romaine. La disposition de la Salle hypostyle, avec une façade portiquée sur
le long côté bordant la place, et son orientation vers le sud, favorable à l’éclairage de la
pièce et à la protection contre les vents du nord, dominants dans l’île, sont conformes à
ce que l’on sait de nombreuses basiliques et aux prescriptions données par Vitruve
pour ce genre d’édifice dans le livre V de son De architectural 42. Sa disposition intérieure
avec ses cinq rangées de colonnes à un seul niveau et son medium spatium 43 carré
surmonté d’un lanterneau se distingue cependant du plan basilical tel qu’il apparaît
fixé dans la seconde moitié du Ier s. av. J.-C. Alors que dans la basilique c’est un medium
spatium rectangulaire qui détermine la structure de la couverture, dans la salle
hypostyle, c’est de la présence du lanterneau, nécessité par un besoin d’éclairage, que
découle l’existence d’un medium spatium carré. Le plan de la Salle hypostyle de Délos est
typiquement grec, tout comme son ornementation et ses matériaux qui sont, pour les
pierres du moins, d’origine délienne, tiniote ou mykoniate. L’architecte qui supervisa
les travaux, un Délien qui portait le nom de Gorgos, fut-il influencé par l’architecture
macédonienne, comme le pensait R. Ginouvès44, par des constructions éphémères du
type de la tente de Ptolémée II Philadelphe décrite par Callixène à la fin du III e s. 45 ou
par ces salles hypostyles royales dont on a supposé l’existence dans l’Alexandrie
ptolémaïque46 ? Le plan qu’il retint fut-il influencé ou influença-t-il celui de certaines
127
basiliques romaines ? En l’absence d’édifices connus qui, à Rome ou à Alexandrie,
auraient présenté des dispositions architecturales comparables à la Salle hypostyle de
Délos et qui en seraient plus ou moins les contemporains, nous ne saurions, dans ce
domaine, émettre autre chose que de fragiles spéculations. Rien n’interdit de penser
que pour élaborer le projet de la Salle hypostyle, l’architecte délien reprit un type grec
tombé en désuétude, pour lui donner l’implantation, la façade 47 et la fonction d’un type
de monument qui commençait alors à se développer, la basilique, et qu’il le fit pour
répondre à un cahier des charges défini par les Déliens eux-mêmes qui désiraient offrir
à leurs magistrats et plus encore aux emporoi, aux nauclères et aux banquiers, un lieu
favorable à leurs affaires, étroitement associé à une grande place commerciale bordant
le port. Dans une cité où se développait le commerce de transit, ce monument était de
nature à favoriser la formation d’un marché qui fut d’abord régional, mais qui, par la
suite, se développa à l’échelle d’une grande partie de la Méditerranée orientale pour le
grain, pour certains produits de luxe et pour le trafic d’esclaves.
Références des illustrations
36
Fig. 1 : M. Fincker, d'après Moretti J.-Ch., L. Fadin, M. Fincker, V. Picard, Atlas, EAD
XLIII (2015).
37
Fig. 2, 4, 5, 6, 7, 10, 11 : M. Fincker.
38
Fig. 3 : J.-Ch. Moretti.
39
Fig. 8 : Vallois R., Poulsen G., Nouvelles recherches sur la Salle hypostyle, EAD II, Paris,
1914, fig. 24.
40
Fig. 9 : Vallois R., Poulsen G., Nouvelles recherches sur la Salle hypostyle, EAD II, Paris,
1914, pl. II.1.
NOTES
1. Nous ne prenons ici en compte que les salles dont la couverture était portée par plus de deux
rangées de supports libres. Plus souvent les chercheurs modernes intègrent sous la dénomination
de « salles hypostyles » toutes les salles dont la toiture est portée par plus d’une rangée de
colonnes, ce qui conduit à l’association de monuments très divers du point de vue de leur
destination comme de leur forme. N. Feiler dans son article « Zur Belichtung griechischer
Saalbauten », dans P. I. Schneider, U. Wulf-Rheidt (éds), Licht-Konzepte in der vormodernen
Architektur, Internationales Kolloquium in Berlin, 2009 (Diskussionen zur Archäologischen
Bauforschung, 10), Regensburg, 2011, 79-91, a annoncé la parution d’une synthèse sur ce type
d’édifice sous le titre Hypostyle Saalbauten in der griechischen Architektur.
2. Voir Ohr K., Die Basilika in Pompeji, Berlin, 1991, p. 79 et la littérature antérieure citée n. 397. On
peut y ajouter, la position prudente de Lauter H., Die Architektur des Hellenismus, Darmstadt, 1986,
p. 163 ainsi que Ginouvès R., « Aux origines de la basilique », dans M.-O. Jentel, G. DeschênesWagner (éds),Tranquilitas. Mélanges en l’honneur de Tran tarn Tinh, Québec, Université Laval, 1994,
128
p. 207-216 et Winter F.E., Studies in Hellenistic Architecture, Phoenix, Journal of the Classical
Association of Canada. Supplementary volume 42, Toronto, 2006, p. 138.
3. Voir en particulier : Nünnerich-Asmus A., Basilika und Portikus, Cologne, 1994 ; Welch K., « A
new view of the origins of the Basilica : the Atrium Regium, Graecostasis, and Roman
diplomacy », ARA 16 (2003), p. 5-34 ; Etxebarria Akaiturri A., Los Foros romanos republicanos en la
Italia centro-meridional tirrena : origen y evoluciόn formai, Madrid, 2008, p. 190-222 ; Fellmeth U, « Die
wirtschaftlichen Funktionen der ersten stadtrömichen Forumbasiliken », Marburger Beiträge zur
antiken Handels-, wirtschaftsund sozialgeschichte, 29 (2011), p. 1-27 ; Cavalier L., Descat R., Courtils J.
des (éds), Basiliques et agoras de Grèce et d’Asie Mineure, Bordeaux, 2012 ; et la synthèse de P. Gros
dans L’architecture romaine 1. Les monuments public3, Paris, 2011, p. 235-260.
4. Leroux G., La Salle hypostyle, EAD II, Paris, 1909 ; Vallois R., Poulsen G, Nouvelles recherches sur la
Salle hypostyle, EAD II, Paris, 1914.
5. Reger G., Regionalism and Change in the Economy of Independent Délos, 314-167 B.C., Berkeley-Los
Angeles-Oxford, 1994, p. 257-276. Voir aussi Vial Cl., Délos indépendante, BCH Suppl. X, Paris, 1984,
p. 339-346.
6. Bogaert R., banques et banquiers dans les cités grecques, Leyde, 1968, p. 170-187.
7. L’autel paraît avoir été construit à l’époque classique, mais l’inscription où il est qualifié de
Nauklarios (ID 2483) ne semble pas antérieure au Ier s.
8. No 64 à 71 dans le nouvel inventaire que nous avons réalisé des blocs de la Salle hypostyle.
9. À Délos, les portiques ont en règle général deux degrés à l’époque de l’Indépendance et à
l’époque athénienne : Fraisse, Ph. et Llinas, Chr., Documents d’architecture hellénique et hellénistique,
EAD XXXVI, Paris, 1995, p. 256. Sur les degrés de krépis des portiques, voir Coulton J.J., The
architectural development of the Greek stoa, Oxford, 1976, p. 109-110.
10. No 61 à 63.
11. Architraves : no 29 à 33, 37, 38, 41 à 44. Contre-architraves : no 35, 36, 39. Frise : no 40.
12. IG XI 4, 1071 ; Leroux 1909 (comme n. 4), p. 47-50 ; Vallois, Poulsen 1914 (comme n. 4),
p. 24-26.
13. No 45 à 48, 50 à 56, 59 à 60. G. Leroux n’en connaissait que 12.
14. Leroux 1909 (comme n. 4), p. 34 et fig. 48-49.
15. Elles ne forment pas de T couché, comme le note Leroux 1909 (comme n. 4), p. 34.
16. Pour une analyse stylistique et des comparaisons avec des chapiteaux de l’Ionie, voir Vallois
R., L’Architecture hellénique et hellénistique à Délos jusqu’à l’éviction des Déliens (166 av J.-C.). Deuxième
partie, grammaire historique de l’architecture délienne (Première livraison), BEFAR 157, Paris, 1966,
p. 198-200.
17. Leroux 1909 (comme n. 4), pl. VI.
18. Vallois, Poulsen 1914 (comme n. 4), p. 10.
19. Ils en étaient conscients et proposaient qu’il y eût à cet emplacement une galerie en
encorbellement sous le lanterneau qu’ils limitaient au carré défini par les 8 colonnes centrales :
Vallois, Poulsen 1914 (comme n. 4), p. 10-11.
20. Il en existe cependant un cas avéré à Délos, celui du cadran solaire B 4368 qui est scellé sur le
chapiteau portant la dédicace IG XI 4, 1154 par quatre goujons plats sur joint : deux se trouvent à
la face postérieure du cadran, qui est en retrait par rapport à celle de l’abaque, et deux autres à sa
face antérieure, qui est alignée sur celle de l’abaque : Moretti J.-Ch., « Les inventaires du gymnase
de Délos », BCH, 121, 1997 (1998), p. 125-152 (p. 135-137).
21. Vallois, Poulsen 1914 (comme n. 4), p. 21.
22. G. Leroux n’avait pas accès à ces textes (Leroux 1909 [comme n. 4], p. 51). R. Vallois les a
rassemblés et commentés sans néanmoins utiliser toutes les informations que l’on peut en tirer
pour restituer la forme de l’édifice et l’histoire de sa construction.
129
23. Vallois, Poulsen 1914 (comme n. 4), p. 37 et Hellmann M.-Chr., Recherches sur le vocabulaire de
l'architecture grecque d’après les inscriptions de Délos, BEFAR 278, Paris, 1992, p. 396 retiennent
comme traduction « stylobate » sans préciser de quelles pierres il s’agit.
24. Quelques plaques de même matière que les fûts de colonne se trouvent actuellement dans la
salle, mais rien n’assure qu’elles aient appartenu aux διαφράγματα et nous ne leur avons reconnu
aucune caractéristique qui permette d’en déterminer l’emplacement d’origine.
25. Vallois, Poulsen 1914 (comme n. 4), p. 37. Hellmann 1992 (comme n. 23), p. 107-108 reprend R.
Vallois.
26. C’est ce qui explique qu’au moment des fouilles, tous les éléments de piliers aient été trouvés
en dehors de la Salle, alors que les vestiges des colonnades dorique et ionique l’ont été dans la
Salle. Lors de la ruine du monument, les piliers de marbre ne s’y trouvaient plus.
27. C’est sous ces piliers que nous restituons les chapiteaux ioniques à trois mortaises.
28. Bruneau Ph., Recherches sur les cultes de Délos à l’époque hellénistique et à l’époque impériale, BEFAR
217, Paris, 1970, p. 263-264
29. Leroux G., Les Origines de l'édifice hypostyle en Grèce, en Orient et chez les Romains, BEFAR 108,
Paris, 1913, p. 255 notait que l’édifice fut construit « pour servir d’abri et de bourse aux
marchands déliens ». Lauter 1986 (comme n. 2), p. 163 comparait la Salle hypostyle au deigma du
Pirée et à une bourse. Bruneau Ph., Ducat J., Guide de Délos 4, Paris, 2005, p. 40, parlaient d’une
« halle pour les transactions commerciales ». Récemment, Hasenohr CL, dans K. Konuk (éd.),
Stephanèphoros. De l'économie antique à l'Asie Mineure. Hommages à Raymond Descat, Bordeaux, 2012,
p. 104 s’est montrée beaucoup plus circonspecte en notant qu’« il n’est pas exclu qu’elle ait eu
une destination commerciale ».
30. Leroux 1909 (comme n. 4), p. 51.
31. Martin R., Recherches sur l'agora grecque, BEFAR 174, Paris, 1951, p. 440-443 ; Marc J.-Y.,
« Combien y avait-il d’agoras à Délos ? », Ktèma 25 (2000), p. 41-45.
32. Des vestiges en ont été découverts sous l’aile septentrionale du Portique coudé (Vallois R.,
L'architecture hellénique et hellénistique à Délos I, Les monuments, BEFAR 157 [1944], p. 64-65 et
160-161). Leur date n’a pas été fixée par la fouille. On ignore si c’est de ce portique qu’étaient
chargés les ἐπιμεληταὶ τῆς στοᾶς auxquels les hiéropes de 269 ont fait une avance : IG XI 2, 203,
A, 1. ΙΟ11. Vallois R., op. cit., p. 66-67, préfère identifier le portique mentionné avec le Portique
Sud.
33. Voir en dernier lieu Chankowski V, « Délos et les matériaux stratégiques. Une nouvelle
lecture de la loi délienne sur la vente du bois et du charbon (JD, 509) », dans K. Konuk (éd.),
Stephanèphoros. De l'économie antique à l'Asie Mineure. Hommages à Reymond Descat, Bordeaux, 2012,
p. 31-51.
34. Vial 1984 (comme n. 5), p. 340-341 ; Reger G., « The Delian χῶμα », ZPE 74 (1988), p. 29-30 ;
Reger 1994 (comme n. 5), p. 258 ; Duchêne H., Le paysage portuaire de la Délos antique. Recherches sur
les installations maritimes, commerciales et urbaines du littoral délien, EAD XXXIX, Paris, 2001,
p. 147-153 ; Moretti J.-Ch., « Un monument archaïque à Délos sur le front de mer », RA, 227-262
(p. 259-261) ; Chankowski 2012 (comme n. 33), p. 32-33.
35. Hasenohr Cl., « L’Agora des Compétaliastes et ses abords à Délos », REA 104 (2002), p. 85-110
(p. 109-110).
36. Contra : Martin 1951 (comme n. 31), p. 445, qui voit dans la Salle hypostyle un « grand
entrepôt » et une « vaste bourse du commerce ».
37. C’est à juste titre que Fellmeth 2011 (comme n. 3), p. 25, n. 58 pose le problème du lieu ou des
lieux de conservation d’origine des contrats qui ont été brûlés dans la Maison des sceaux, mais
c’est à tort qu’il date les plus anciennes empreintes de la fin du IIIe s. Toutes sont postérieures à
167, voire à 130 : Boussac M.-Fr., « Archives personnelles à Délo », CRAI 1993, p 679-693
(p. 685-686).
130
38. A Délos, les trésoriers s’occupaient de la perception de deux redevances, celle des ὅρoι et
celle des τϱάπεζαι qui sont tantôt versées à la caisse sacrée, tantôt à la caisse publique. Toutes
deux sont attestées à partir de 250. La redevance payée collectivement par les banquiers apparaît
généralement sous la forme simple de τϱαπεζών. A deux reprises dans le compte de 179 (JD 442,
A, 1. 28 et 78), la formule est plus développée : τϱαπεζῶν τῶν ἀπò τῆς στοᾶς. « Il doit s’agir, écrit
C. Vial (Vial 1984 [comme n. 5], p. 212, n. 87), de la redevance à laquelle les banquiers étaient
soumis collectivement pour pouvoir installer leurs tables dans le portique » et elle songe à un
portique de l’agora. Vallois 1944 (comme n. 32), p. 67 et n. 6 proposait le Portique Sud. Il n’est pas
interdit de penser qu’il s’agit de la Salle hypostyle.
39. Sur les agoranomes de Délos, voir Vial 1984 (comme n. 5), p. 232-235. Sur l'agoranomia dans le
monde égéen, voir aussi Capdetrey L., Hasenohr Cl., « Surveiller, organiser, financer :
fonctionnement de l'agoranomia et statut des agoranomes dans le monde égéen », dans L.
Capdetrey, Cl. Hasenohr (éds), Agoranomes et édiles. Institutions des marchés antiques, Bordeaux,
2012, p. 13-34.
40. Sur les sitônai, voir Vial 1984 (comme n. 5), p. 237-239.
41. Vial 1984 (comme n. 5), p. 341-342.
42. Vitruve 5, 1,4 : « Le site de la basilique doit être adjacent à la place publique et être établi à
l’endroit le plus chaud possible, afin qu’en hiver les hommes d’affaires puissent s’y réunir sans
avoir à supporter le mauvais temps » (trad. Saliou). Voir le commentaire de Saliou dans la CUF et
celui de Fellmeth 2011 (comme n. 3), p. 6-8.
43. Ce sont les mots employés par Vitruve 5,1, 5. Dans la basilique, cet espace central est
rectangulaire.
44. Ginouvès R., La Macédoine de Philippe II à la conquête romaine, Paris, 1993, p. 201-202.
45. Athénée V, 196-197. Sur cette tente royale, voir en dernier lieu Calandra E., The ephemeral end
the eternal : the pavilion of Ptolemy Philadelphos in the court of Alexandria, Tripodes 13, Athènes, 2011.
46. Gros 2011 (comme n. 3), p. 238 et dans Cavalier, Descat, Courtils 2012 (comme n. 3), p. 13
évoque ces « grandes salles hypostyles où les monarques hellénistiques mettaient en scène leur
pouvoir ». Voir aussi les hypothèses émises par Gaggiotti M., « Atrium regium-basilica (Aemilia).
Una insospettata continuità storica e una chiave ideologica per la soluzione del problema
delPorigine della basilica », ARID, 14,1985, pp. 53-80 (n. v.) à propos de la basilica Aemilia (M.
Aemilius Lepidus).
47. Considérée au sein des constructions déliennes cette façade paraît aussi avoir été influencée
par celle du Portique de Philippe.
AUTEURS
JEAN-CHARLES MORETTI
Né en 1961, directeur de recherche au CNRS, Institut de recherche sur l’architecture antique,
Maison de l’Orient et de la Méditerranée, Universté Lyon 2, AAMU, Paris, UPPA.
Axes de recherche: architecture grecque et romaine, édifices de spectacle, temples et sanctuaires,
vocabulaire de l’architecture en grec ancient, Délos, Claros, Orange, Baelo Claudia.
131
MYRIAM FINCKER
Née en 1954. Architecte-archéologue à l‘Institut de Recherche sur l’Architecture Antique, CNRS,
Paris, Aix-Marseille Université.
Axes de recherche: architecture grecque et romaine, spécialiste des édifices de spectacles.
132
Zur wirtschaftlichen Funktion der
Basilica Aemilia und der Basilica
Iulia auf dem Forum Romanum in
Rom
Klaus Stefan Freyberger
1
Als Rom nach dem Ende der Punischen Kriege im 2. Jh. v. Chr. die Vormachtstellung in
der Mittelmeerwelt innehatte, musste die Stadt als das Zentrum der Macht neuen und
vielfältigen Aufgaben, insbesondere im politischen und administrativen Bereich,
Genüge leisten. Diese Situation erforderte die Errichtung öffentlicher Großbauten, in
denen sich die für das politische und wirtschaftliche Tagesgeschehen notwendigen
Arbeitsabläufe vollzogen. Dazu gehörten auch die großen Basiliken auf dem Forum
Romanum, die als Börsen nicht nur den fiskalischen Aufgaben Roms Genüge leisten
mussten, sondern aufgrund ihrer luxuriösen Formgebung auch dazu dienten, die von
Varro genannte Würde des Forum, die forensis dignitas aufzuwerten 1. Diesen Anspruch
verkörpert die Basilica Aemilia, die Plinius in seiner Naturgeschichte zusammen mit
dem Circus Maximus, dem Forum des Augustus und dem Friedenstempel des Vespasian
zu den schönsten Werken der Welt zählt2. Auch wenn der Passus in erster Linie als ein
Lob auf den Kaiser Vespasian zu verstehen ist, so kommt doch der hohe Stellenwert der
Basilica Aemilia in dieser Zeit deutlich zur Geltung.
Aufbau und Bauphasen der Basilica Aemilia
Die Basilica Aemilia (Fulvia) in spätrepublikanischer Zeit: Ein
Prestigebau monumentaler Prägung
2
Laut Livius wurde die Basilica Fulvia, der anfängliche Name der Basilica Aemilia, von
dem Censor M. Fulvius Nobilior im Jahr 179 v. Chr. eingeweiht 3. Das repräsentative
Erscheinungsbild zeigt sich nicht nur in der Größe und Ausstattung, sondern auch in
der Lage des Bauwerks. Dieses ragte in prominenter Position im nordwestlichen
133
Bereich des Forum Romanum zwischen der Curia im Westen und dem Tempel des
Iuppiter Stator4, dem späteren Tempel des Antoninus Pius und der Faustina, im Osten
auf. Der Monumentalbau hatte eine dreischiffige Halle, deren Längsseite zum
Forumsplatz ausgerichtet war (Abb. I)5.
3
Vermutlich besaß die Ringhalle zwei Stockwerke, wobei das untere aus Stein, das obere
aus Holz war. Erst im späten 2. oder frühen 1. Jh. v. Chr. erhielt der Monumentalbau ein
Obergeschoß aus Stein. Entlang der gesamten Südseite verlief eine Reihe von Läden,
vor denen eine Portikus den Nordrand der Via Sacra säumte. Drei Eingänge auf der
Südseite der auf allen vier Seiten geschlossenen Halle boten Zugang für die Besucher.
Die festgelegte Fläche der 110 m x 50 m großen Parzelle und die Abfolge von Ringhalle,
Läden und Säulenhalle behielten die Nachfolgerbauten unverändert bei. Als
Baumaterial wurden Tuff, ein lokales Vulkangestein, und Travertin, ein bei Tivoli
gewonnener Kalkstein, verwendet. Bereits die ältesten nachweisbaren Läden aus dem
frühen 2. Jh. v. Chr. verfügten über ein groß angelegtes Kanalsystem. In jeder der
Tabernen verlief etwa 30 cm vor der Rückwand eine Frischwasserleitung in einem
leichten Gefälle von Osten nach Westen. Die in einem wasserdichten Putz verlegten
Bleirohre wurden in allen Bauphasen in gleicher Höhe erneuert. Neben den
Trennwänden der Läden verlief ein Abwasserkanal, dessen Wasser über unterirdische
Sammelkanäle in die Cloaca Maxima geführt wurde6.
Abb. 1
Basilica Fulvia Grundriss, Rekonstruktion.
4
Aller Wahrscheinlichkeit nach war die Basilica Aemilia Standort der ältesten bekannten
Wasseruhr in Rom, die nach den Nachrichten antiker Autoren der Censor P. Cornelius
Scipio Nasica im Jahr 159 v. Chr. errichten ließ 7. Varro erwähnt eigens den Ort ihrer
Aufstellung und zwar „im Schatten der Basilica Aemilia“. Vermutlich ist diese Uhr in
dem Laden neben dem östlichen Eingang auf der Südseite zu lokalisieren 8. Im
Unterschied zu allen anderen Tabernen besaß diese eine wasserdichte Auskleidung mit
opus signinum und war an der Front geschlossen. Zu diesem Raum, in dem die Geräte
mit den Wasserbehältern installiert waren, hatten nur die für die Wartung und
Reparaturen der Wasseruhr zuständigen Personen Zutritt. Die Größe des Apparats und
die zahlreichen Zeugnisse der historischen Überlieferung lassen auf eine bedeutende
und viel beachtete Wasseruhr schließen, für deren Inbetriebnahme die Existenz eines
Wasserleitungssystems vorauszusetzen ist.
134
Umbauten und Erneuerungen im 2. und 1. Jh. v. Chr.
5
Beschädigungen durch Brandkatastrophen erforderten mehrfach Restaurierungen und
Erneuerungen des Gebäudes. Spätestens im frühen 1. Jh. v. Chr. wurde die Ringhalle der
Basilika zu einer zweigeschossigen Halle aus Stein ausgebaut. Diese erforderte
Treppenhäuser, die am östlichen und westlichen Ende der Ladenreihe angebracht
wurden. Die Treppen führten zu einer Terrasse über den Portiken, von der aus Zugänge
in das Obergeschoss des Innenraums bestanden. Auf der Terrasse befand sich eine zum
Forumsplatz ausgerichtete Tribüne, die eine stabile Unterkonstruktion benötigte. Aus
diesem Grund wurden nun zwischen den Tabernen neue 90 cm breite Trennmauern
neben den nur 60 cm breiten alten Trennwänden angelegt, um solidere Fundamente für
die größere Last des Obergeschosses zu gewinnen. Die Läden waren von
Tonnengewölben überspannt, die auf Kämpfergesimsen aus Travertin auflagen 9. Laut
einer Nachricht von Cicero fand im Jahr 54 v. Chr. durch L. Aemilius Paullus eine
umfangreiche Restaurierung des Bauwerks statt10. Dabei hielt man zwar weitgehend an
der Form der Vorgängerbauten fest, aber der Luxusbau wurde nun mit lunensischem
Marmor und zudem mit kostbarem buntem Marmor ausgestattet. Aller
Wahrscheinlichkeit nach war der Initiator für diese Planung kein geringerer als Caesar.
Abb. 2
Basilica Aemilia, augusteische Phase, Grundriss, Rekonstruktion.
135
Abb. 3
Basilica Aemilia, augusteische Phase, geodätischer Plan, marmorner Fußboden.
Die augusteische Phase: ein neuer Prunkbau im marmornen
Gewand
6
Nach einem erneuten Brand im Jahr 14 v. Chr. wurde die Basilica Aemilia während der
Herrschaft des Kaisers Augustus grundlegend erneuert11. Es ist nicht bekannt, in
welchem Umfang marmorne Bauglieder des caesarischen Baus wieder verwendet
werden konnten (Abb. 2). Von dem Glanz und Reichtum der Anlage zeugt die
Ausstattung: Der Fußboden des Mittelschiffes war mit polychromem Marmor verziert,
während die Böden der Seitenschiffe aus weißem Marmor bestanden (Abb. 3) 12. Die
beiden inneren Ordnungen hatten Säulen aus Africano, wobei die untere ionische, die
obere korinthische Kapitelle besaß13. Vor der Längswand des nördlichen Seitenschiffs
verläuft im Innern ein schmaler Korridor, der von einer Säulenreihe aus Cipollino
gesäumt wird. Die formanalytische Auswertung der Bauornamentik legt eine Datierung
des Gebäudes in die letzten zwei Jahrzehnte des 1. Jhs. v. Chr. nahe. An den mit Marmor
verkleideten Innenwänden befanden sich Schmuckreliefs aus pentelischem Marmor,
die signifikante Szenen aus der Gründungsgeschichte Roms thematisierten 14. Die zum
Forumsplatz orientierte Säulenhalle hatte eine aufwendig gestaltete Fassade mit einer
kompositen Säulenordnung, die von einer hohen Attika bekrönt wurde (Abb. 4). Deren
zum Forumsplatz gewandte Außenseite war mit kostbaren Bildwerken verziert, die von
den Besuchern des Forums gesehen werden konnten. Im Zentrum der Brüstungsplatten
befanden sich Rundbildnisse, die imagines clipeatae, die Oberhäupter der Gens Aemilia
und Mitglieder des Kaiserhauses des Augustus Wiedergaben (Abb. 4) 15. Flankiert
wurden die Rundschilde von monumentalen Barbarenstatuen aus buntem Marmor 16.
Wenn auch das statuarische Schema der „Barbaren“ nicht eindeutig zu rekonstruieren
ist, so liegt doch die Vermutung nahe, dass sie parthische Würdenträger darstellen, die
als monumentale Bildzeichen für ein den Römern unterworfenes Volk stehen. Sie
verweisen auf den militärischen und diplomatischen Erfolg des Kaisers Augustus, dem
20 v. Chr. ein Friedensabkommen mit den Parthern gelang.
136
Abb. 4
Basilica Aemilia, augusteische Phase, Südseite, 3 D-Modell.
7
Über der Säulenhalle und den Läden verlief eine monumentale Terrasse, auf der im
rückwärtigen Teil eine Loggia stand, die mit den bekannten Rankenpfeilern
geschmückt war (Abb. 4). Aller Wahrscheinlichkeit ist diese Terrasse mit den von
antiken Autoren überlieferten maeniana zu identifizieren, von der aus man das tägliche
Geschehen auf dem Forum verfolgen konnte17. Sie diente zugleich als Zuschauertribüne
bei Festen und Umzügen auf dem Forum Romanum. Über dem Bauwerk verlief ein
Satteldach mit offenem Dachtragwerk aus Holz. Vermutlich war das Dach mit dünnen
Schindeln aus Marmor gedeckt.
Das Fortleben der Basiiica Aemilia bis in die Spätantike
8
Die Basilica Aemilia hatte bis in die spätantike Zeit einen hohen Stellenwert inne. Nach
der herkömmlichen Meinung wurde das Gebäude bei dem Einfall der Westgoten um 410
zerstört, wobei die in der Brandschicht gefundenen Münzen aus den Jahren 410/411 als
Belege für diese Annahme dienten. Man hatte angeblich die Ringhalle vollständig
aufgegeben und verdeckte die Ruine mit Blendfassaden. Die zum Forum gewandten
Tabernen und Portiken wurden nur zum Teil wieder aufgebaut. Es existieren aber
archäologische Indizien, die dieser opinio communis widersprechen und auf ein ganz
anderes Bild über die Nutzung der Basilika im 5. Jh. schließen lassen. Lediglich die
Stände der Wechsler im Inneren wurden durch Feuer beschädigt, wofür die
Brandspuren auf dem Fußboden aus Marmor als Zeugnisse dienen. Die Portiken vor den
Läden waren entweder zerstört oder durch Feuerspuren unansehnlich geworden. Eine
Ehreninschrift für die Kaiser Honorius und Arkadius aus den Jahren 418-420 erinnert
an die Wiederherstellung der Portiken durch den Stadtpräfekten Aurelius Anicius
Symmachus18. Verwendete man für die Säulenordnung ältere korinthische Kapitelle
und Säulen aus rotem Granit aus der Kaiserzeit, so wurden die roh belassenen
Säulenpostamente und der Architrav vermutlich aus den alten Baugliedern der
augusteischen Portiken aus lunensischem Marmor hergestellt19. Es hat den Anschein,
dass originale Parden der augusteischen Portiken, die nicht beschädigt waren, stehen
gelassen und damit in den Neubau der Säulenhalle integriert wurden. Belege dafür
liefern Blöcke der dorischen Säulenordnung auf der Südseite der Basilika und Veduten
aus der Renaissance, welche die dorische Säulenordnung an der Südwestecke des
Bauwerks in situ zeigen. Neue Böden aus opus sectile, die vor dem Osteingang und in zwei
Läden in der zweiten Hälfte des 6. Jhs. verlegt wurden, belegen die noch immer
137
luxuriöse Ausstattung des monumentalen Bauwerks. Die während der Grabungen
Vorgefundene Sturzlage von Baugliedern der zweiten Säulenordnung auf den
Trümmern der Südmauer der Basilika beweist, dass beide Säulenordnungen bis zuletzt
aufrecht standen. Diese wurden erst im 8. oder 9. Jh. von der fallenden Mauer zum
Einsturz gebracht. Ein weiteres Indiz gegen die Annahme einer Aufgabe der Ringhalle
liefert die vermeintliche Blendfassade am Argiletum, die in Wirklichkeit aufwendig in
Nischen gegliedert und mit Marmor verkleidet war. Wahrscheinlich zog man auch über
der Brandschicht einen neuen Plattenboden ein, der im Zuge der neuzeitlichen
Plünderungen wieder beseitigt wurde. Dabei blieb die Basilica Aemilia auch weiterhin
von hoher politischer Bedeutung, zumal die Wiederherstellungsarbeiten des Bauwerks
und deren Bildwerke im Auftrag des Kaisers und/oder durch dessen Vertreter, den
Praefectus urbi, geschahen. Die mehrfache Nennung des Praefectus urbi im Bereich der
Portiken, der vor allem in der Gerichtsbarkeit als Vertreter des Kaisers fungierte,
könnte als Indiz dafür gelten, dass die Basilica Aemilia zu diesem Zeitpunkt auch noch
als Gerichtsstätte diente. Jedenfalls galt das Bauwerk bis in die Spätantike als ein
berühmtes Gebäude, dessen Wertschätzung in der in fünf Inschriften überlieferten
Bezeichnung als basilica inlustris zum Ausdruck kommt 20. Der gleiche Sachverhalt gilt
für die Basilica Iulia, die wie ihr Pendant auf der Nordseite, mit alten Statuen neu
geschmückt wurde. Dabei wurden die im Bereich der Portiken liegenden,
wahrscheinlich aus den Sacella stammenden Altäre als Statuensockel wieder
verwendet. Die Weihinschriften wurden eradiert und neue Stifterinschriften
angebracht, die an die Wiederherstellung alter Bildwerke durch den Praefectus urbi
Gabinius Vettius Probianus erinnern21. Einige Inschriften an den Basen bezeugen
Statuen des Polyklet, des Timarchos und des Praxiteles. Bei diesen Statuen handelte es
sich um römische Kopien berühmter klassischer Bildwerke. An diesem Vorgang ist
nicht nur der behutsame Umgang mit alten Bildwerken ablesbar, sondern auch das
Bedürfnis, die beiden Basiliken weiterhin als funktionsfähige Handelsund
Gerichtsgebäude aufrecht zu erhalten. Erst der Einbau der Kirche S. Maria in Cannapara
an der Nordwestecke der Portiken im 7. oder 8. Jh. und die in diesem Bereich
installierten Kalköfen mit Werkstätten und Läden markieren die Aufgabe der Basilica
Iulia und wohl auch der Basilica Aemilia in deren bisherigen Bestimmung 22.
Genese der Basilika
9
Die Genese der Basilika ist ein vieldiskutiertes Thema, das in der Forschung kontrovers
beurteilt wird. Die Basilica Aemilia ist das älteste bekannte nachweisbare Bauwerk, das
dem Schema einer mehrschiffigen Halle mit vorgestellten Läden und einer Portikus
folgt. Zu fragen bleibt, ob es an der Stelle dieses Gebäudes einen oder gar mehrere
Vorgängerbauten gab.
138
Abb. 5
Forum Romanum, Plan mit Basilica Aemilia und Vorgängerbau Basilica I.
Abb. 6
Forum Romanum, Plan der Basilica I.
139
Abb. 7
Basilica Iulia, Aufriss, Rekonstruktion mit Schnitt von Norden nach Süden.
Die Basilica I als Vorgängerbau der Basilica Fulvia
10
Bei unseren jüngsten Untersuchungen im nördlichen Areal der Basilica Aemilia fanden
sich Spuren eines Bauwerks, bei dem es sich mit großer um einen Vorgängerbau der
Basilica Fulvia (Basilica I) handelt (Abb. 5)23. Das Gebäude, das im Bereich unter dem
Nord- und Mittelschiff der Basilica Aemilia liegt, besaß eine dreischiffige Halle mit zwei
Säulenreihen, deren 8,50 m großer Achsabstand kleiner ist als der 12 m weite in dem
spätrepublikanischen Bau (Abb. 6). Liegt die Nordwand beider Bauwerke
deckungsgleich, so reicht die Südwand der Basilica Fulvia und deren Nachfolger weiter
nach Süden. Die Frage, um wie viel älter die Basilica I als ihr Nachfolger ist, lässt sich
allein aus den archäologischen Fakten nicht beantworten. Plautus nennt eine Basilika
auf dem Forum Romanum, die älter war als die Basilica Fulvia 24. Es könnte sich bei
diesem erwähnten Bauwerk tatsächlich um die Basilica I handeln, zumal die Ortsangabe
in der Nähe des Forum Piscarium, also wahrscheinlich an der Stelle der späteren
Basilica Fulvia, mit der Lage der jüngst entdeckten Basilica übereinstimmt. Laut den
Angaben von Livius wurden die von einem Brand heimgesuchten Gebäude, bei denen es
sich um sieben Kaufläden, ein Kaufhaus, eine Halle und das Königshaus handelte, im
Jahr 209 v. Chr. zum Wiederaufbau in Auftrag gegeben25.
11
Handelt es sich bei dem Königshaus unmissverständlich um das Atrium Regium, so
kann aber nicht mit Sicherheit die Halle mit der Basilica I identifiziert werden.
Entweder war letztere ein eigener Bau oder Bestandteil des Atrium Regium. Zur
Herausbildung der Basilica I sind die von Cicero überlieferten maeniana verwertbar, die
als erhöhte Terrassen über den tabernae veteres und den tabernae novae entlang der
Längsseiten des Forumsplatzes verliefen (Abb. 4, 7)26. Dabei gehörten letztere zur
Basilica Aemilia, während erstere sich vor der gegenüberliegenden Basilica Iulia auf der
südlichen Längsseite des zentralen Forumsareals befanden. Die maeniana und die
tabernae argentariae waren demnach untrennbar miteinander verbunden, zumal die
Läden mit den davor liegenden Portiken als Träger der erhöhten Terrassen fungierten.
Nur deren vorderster Teil sprang über die Portiken vor und endete in einer Brüstung 27.
Mit Sicherheit gab es die maenianae aber schon vor dem Bau der beiden Basiliken,
zumal sie nach ihrem Schöpfer C. Maenius benannt sind 28. Dieser war 338 v. Chr.
140
Konsul, 318 v. Chr. Censor. Da nach Festus C. Maenius während seiner Amtszeit als
Censor erstmalig die maeniana auf dem Forum anbringen ließ, sind diese gegen Ende
des 4. Jhs. v. Chr. zu datieren. Es handelte es sich dabei um erhöhte Terrassen aus Holz,
die in der Folgezeit zum Bestandteil der Basiliken wurden. Vor diesem Hintergrund ist
nicht ausgeschlossen, dass bereits die Basilica I eine Terrasse dieser Art hatte. Mit
großer Wahrscheinlichkeit war diese aus Holz und von bescheidenen Dimensionen,
während die maeniana der Großbasiliken in der ausgehenden Republik zu
monumentalen Steinterrassen luxuriöser Formgebung ausgebaut wurden.
Das Atrium Regium
12
Der Überlieferung zufolge stand in diesem Bereich das Atrium Regium, das in der
Königszeit die „offizielle“ Residenz des Königs war und als pars publica fungierte 29. Die
Gründung der Anlage geht auf den König Numa Pompilius zurück, der in diesem
Gebäude seinen Amtssitz hatte30. In dem Königshaus traf sich der Herrscher mit seinen
Untergebenen und handelte mit ihnen politische, wirtschaftliche, soziale und
juristische Angelegenheiten aus. Im Unterschied zu dem offiziellen Amtssitz des Atrium
Regium galten die Regia und das Atrium Vestae, die ebenfalls von Numa errichtet
wurden, der privaten Sphäre des Königs31. Dem Atrium Regium folgt in
republikanischer Zeit der Urbau der Basilika, jedoch in hellenisierter Form 32. Diese
manifestiert sich vor allem in dem architektonischen Aufbau, indem Elemente der
griechischen Architektur, die Stoa und die zum Forumsplatz ausgerichtete Ladenreihe,
aufgenommen wurden. Die in eine Halle integrierten Säulenreihen mit Läden an der
Längsseite und die sich zur Via Sacra hin öffnenden Portiken folgen einem kompositen
Schema, das einheimische und importierte Elemente miteinander kombiniert. Vor
diesem Hintergrund ist die Gebäudeform der Basilika als eine eigenständige
stadtrömische Schöpfung zu sehen, die in der Folgezeit zu einer Leitform wurde.
Beispiele dafür liefern die wenig jüngeren Basiliken aus den latinischen Kolonien Cosa 33
und Ardea34, deren Bauformen sich aus den stadtrömischen Vorbildern ableiten lassen.
13
Die Wahl, das Bauwerk der Basilica Aemilia an dem geschichtsträchtigen Ort des
ehemaligen Atrium Regium zu errichten, wurde von dem ideologischen Konzept der
Aemilier bestimmt. Von entscheidender Bedeutung war der genealogische Bezug zu
dem König Numa Pompilius, den die Gens Aemilia als ihren Ahnherrn propagierte. Vor
dem Hintergrund dieser fiktiven Genealogie gewinnt das Bauwerk der Aemilier eine
enorme politische Dimension, die durch die Lage und luxuriöse Formgebung des
Gebäudes unterstrichen wird. Anstelle des Königs sind es aber nun die römischen
Bürger der Republik, vertreten durch die gentes, die in der Basilika wirtschaftlich,
politisch und juristisch agieren. Auf diese Weise übernimmt die Basilica Aemilia die
ortsgebundenen Funktionen des Atrium Regium35. Gleichwohl gilt zu beachten, dass der
architektonische Aufbau der Basilika als eine neue Schöpfung stadtrömischer Prägung
zu werten ist, die sich formal nicht aus dem Atrium Regium ableiten lässt.
Die Sacella vor der Südseite der Basilica Aemilia
14
Laut der mythologischen Überlieferung vollzog der König Numa Pompilius im Atrium
Regium auch religiöse und rituelle Handlungen. Genauere Angaben macht Cassius Dio,
der als den Ort der Begehungen die Archeia nennt, die entlang der Via Sacra postiert
sind: τὰ δέ δὴ ἀϱχεῖα ἐν τῇ ἱεϱᾷ όδῷ εἶχε, καὶ τάς τε διατϱιβὰς πλησίον τοῦ Ἑστιαίου
141
ἐποιεῖτο καὶ ἔστιν ὃτε καὶ κατὰ χώϱαν ἔμενεν 36. Bis heute ließen sich die Archeia auf
dem Forum Romanum nicht lokalisieren. Erst unsere jüngsten Untersuchungen zur
Basilica Aemilia konnten diesen Punkt klären. Vor der Südseite dieses Bauwerks
wurden entlang der Nordseite der Via Sacra elf Bezirke von 6 m bis 8 m Länge und 4 m
Breite freigelegt, die mit einer Brüstung umfasst sind (Abb. 1, 2, 4, 8) 37. Die mit ihrer
Längsseite zum Forumsplatz ausgerichteten Anlagen hatten ihren Eingang auf einer der
Schmalseiten, von dem aus Stufen in den tiefer gelegenen Bezirk hinabführten. Es
handelt sich um kleine Heiligtümer, die in der bescheidenen Formgebung und Größe
mit Kultbauten im zentralen Bereich des Forumsplatzes wie dem Lapis Niger 38 und dem
Lacus Curtius39 vergleichbar sind. Einige dieser Heiligtümer galten auch als Kenotaph
berühmter Personen und erhielten dabei den Charakter von Memorialbauten. Im Zuge
der Wiederherstellungsarbeiten der Basilica Aemilia während der Herrschaft des
Augustus wurden auch die elf Sacella aus archaischer Zeit erneuert. Als die Basilica
Aemilia bei der Restaurierung Marmorstufen erhielt, wurden die bei den Archeia
überlieferten Sacella mit einer marmornen Verkleidung neu gestaltet und begradigt
(Abb. 4, 8 Nr. 1-11)40. Die wie auf einer Linie aufgereihten Sacella wurden als ein
sakrales Ensemble in Marmor zur Schau gestellt, das zudem mit mythologischen
Inhalten befrachtet wurde. In dieser Anordnung wollte man den gesamten Komplex
gleichsam als eine architektonisch gestaltete und sakral sanktionierte
Erinnerungsstätte der Geschichte Roms präsentieren. In Verbindung mit den Sacella
gewann der wirtschaftliche Nutzbau der Basilica Aemilia auch die Bestimmung eines
Memorialbaus, der an die mythischen Ursprünge Roms erinnerte.
Abb. 8
Basilica Aemilia, Südseite, Sacella (Nr. 1-11), Grundriss.
Die Nutzung der Großbasiliken auf dem Forum
Romanum
15
Wie wurden die prominenten Bauten der Basiliken auf dem Forum genutzt und in
welcher Weise waren sie mit dem zentralen Forumsplatz und dessen anliegenden
Bauten funktional verknüpft? Zur Beantwortung dieser Frage sind die archäologischen
Befunde, insbesondere die Ausstattungselemente und die Kleinfunde, hilfreich.
Die basilica Fulvia und die spätere Basilica Aemilia als Bankgebäude
16
Im 2. Jh. v. Chr. wurden große Basiliken auf dem Forum Romanum im Zuge des
monumentalen Ausbaus der öffentlichen Gebäude errichtet. Auf der einen Seite
mussten die Bauwerke große Räume für die vielfältigen Aufgaben bieten, auf der
anderen Seite musste ihre repräsentative Formgebung der neuen Hegemonialmacht
Rom einen entsprechenden Ausdruck verleihen. Zu den ältesten bekannten Bauten
gehörte die Basilica Porcia, die nach den Überlieferungen von Livius und Plutarch im
frühen 2. Jh. v. Chr. errichtet wurde41. Nach den Texten zu urteilen, betrieben die
Bankiers argentarii und Geschäftsleute negotiantes in dem Bau ihre
142
Großhandelsgeschäfte. Darüber hinaus fanden in der Basilika wahrscheinlich auch die
Vergabe öffentlicher Aufträge und die Verpachtung der Einnahmen statt 42. Da die
Basilica Porcia die umfangreichen Handels- und Geldgeschäfte auf dem Forum
Romanum allein nicht bewältigen konnte, mussten weitere Bankgebäude wie die
Basilica Fulvia und die Basilica Sempronia erbaut werden, um den fiskalischen
Anforderungen Genüge zu leisten. Beide Großbauten dienten in der späten Republik
und auch in der Kaiserzeit als Zentren für den Vollzug der Großhandels- und
Geldgeschäfte43. Es ist denkbar, dass führende Mitglieder der Sempronier und Aemilier
als Großhändler Kapital und Kredite zur Verfügung stellten und dabei großen
Zinsgewinn machten. Zur Durchführung und Kontrolle der Geldgeschäfte setzten sie
vermutlich ihre Freigelassenen als Geschäftsführer ein, wie es Cato mit seinem
Freigelassenen Quintio tat44.
17
Die tabernae argentariae waren nicht nur einfache Geldwechselstuben, sondern
Geschäftsräume der Bankiers45. Diese Annahme wird vor allem durch die kostbare
Ausstattung der Räume erhärtet, deren Böden mit opus sectile sowie deren Wände mit
Stuck und später in der Kaiserzeit mit Marmorplatten verziert waren. In den Kontoren
der Bankiers wurden die für den Bankverkehr unerlässlichen Dienstleistungen
vollzogen, wozu die Ausstellungen von Quittungen, Schuldscheinen, Verträgen und
andere für das Finanzwesen wichtige Vereinbarungen gehörten. Schon in der späten
Republik präsentierten sich die großen Basiliken auf dem Forum Romanum als
luxuriöse Bankbauten und Börsen, deren Pracht in der Kaiserzeit die marmornen
Wandinkrustationen, die Böden aus buntem Marmor (Abb. 3)46, der aufwendig
gestaltete Baudekor47 und die Bildwerke aus Stuck und Marmor noch steigerten.
18
Wenn auch mit Veränderungen, so behielt die Basilica Aemilia ihre Funktion als Bank
und Börse bis in die hohe Kaiserzeit und die Spätantike weitgehend bei. Anzeichen
dafür liefert die Ausstattung im Innern der Ringhalle. Besonders ergiebig war die
Auswertung der Spuren verbrannter Objekte auf dem marmornen Fußboden im Innern
des Bauwerks, die durch einen Brand des Gebäudes verursacht wurden (Abb. 9) 48. Nach
der Art und Verteilung der Spuren ließ sich zum Teil die Inneneinrichtung
rekonstruieren: In den Räumen zwischen den Säulen, die das Mittelschiff umgaben,
hatten die Geldwechsler ihre Tische mit den Münzen49. Im Unterschied zu den Bankiers,
den argentarii, stellten diese Leute keine Kredite zur Verfügung, sondern überprüften
die Münzen auf deren Echtheit und rechneten deren Wert zwischen den kursierenden
Währungen um. Geldwechsler sind auch für die Basilica Iulia bezeugt, die in
kaiserzeitlichen Inschriften als nummularii bezeichnet werden 50. Diese hatten ihren
Standort nicht in den tabernae veteres wie die Bankiers in der Zeit der späten Republik,
sondern in einem der Seitenschiffe oder in den Portiken der zum Forumsplatz
ausgerichteten Nordfassade51. In diesem Bereich befinden sich breite streifenförmige
Vertiefungen, in denen wahrscheinlich die Wände von Läden eingelassen waren 52.
Neben den Tischen sind auf den Marmorplatten im Innenraum der Basilica Aemilia in
regelmäßiger Anordnung Spielfelder durch Ritzlinien und Vertiefungen angebracht,
die nach ihrer Lage nicht nur allgemein zum Zeitvertreib dienten, sondern für
organisierte Glücks- und Gewinnspiele bestimmt waren (Abb. 10) 53. In den
Seitenschiffen standen Regale und Schränke, in denen kostbare Gefäße und andere
wertvolle Objekte aus Metall und anderem Edelmaterial zum Verkauf feilgeboten
wurden. Aus dem Gebäude stammen Waagen und Gewichte, die zum Wiegen von Silber
und anderem Metall Verwendung fanden. All diese Einrichtungen zeugen von der
143
Nutzung der Basilica Aemilia in spätantiker Zeit. Als weitere Zeugnisse aus dieser
Epoche sind zahlreiche Münzen aus dem Jahr 410/ 411 n. Chr. anzuführen. Als in
diesem Jahr die Basilica Aemilia durch einen Brand Schaden nahm, wurden die auf den
Wechslertischen gelagerten Münzen durch herabfallende Teile des von dem Feuer
heimgesuchten Dachtragwerks auf den Boden der Ringhalle geschleudert und dabei in
die Oberfläche des marmornen Fußbodens eingeschmolzen.
Abb. 9
Basilica Aemilia, marmorner Fußboden, Verfärbungen durch einen verbrannten Metallgegenstand.
144
Abb. 10
Basilica Aemilia, marmorner Fußboden, Spielfeld.
Die Basiliken auf dem Forum Romanum als Gerichtsgebäude
19
Die Basiliken auf dem Forum Romanum fungierten nicht nur als Banken und Börsen,
sondern auch als Gerichtsstätten. In diesen fanden Zivilprozesse, die vor allem der
Verpachtung von Steuereinnahmen, der Verwaltung von Gütern und
Erbschaftsangelegenheiten galten. Letztere Funktion hatten sie nicht erst in der
Kaiserzeit, sondern wahrscheinlich von Anfang an. Das früheste bekannte schriftliche
Zeugnis dafür liefert ein senatus consultum aus dem Jahr 112 v. Chr., das in der Basilica
Porcia einen Streit zwischen den Hierapytniern und den Itaniern entschied 54. Da die
Prozesse viel besucht waren, wurden große Räume benötigt. Im Erdgeschoss war nur
bedingt Platz für die Zuschauer, zumal in diesem Bereich die Bankiers und
Geschäftsleute tätig waren. Platz für die Besucher bot vor allem die Emporen, von
denen aus die Prozesse verfolgt werden konnten. Laut den Angaben von Vitruv waren
die Emporen als Aufenthaltsort für Besucher und Flaneure bestimmt 55. Diese sollten
aber den Forderungen Vitruvs zufolge keinen direkten Einblick in die
Geschäftsvorgänge im darunterliegenden Geschoss haben. Eine entsprechend hohe
Brüstung im Obergeschoss gab den Blick wohl hauptsächlich nur auf das Mittelschiff
frei. Diese Punkte legen nahe, dass die Geschäftsvorgänge wie das Verleihen von
Kapital, die Bürgschaften und die Vertragsabschlüsse wahrscheinlich eher in den von
oben nicht leicht einsehbaren Seitenschiffen oder gar in den geschlossenen Tabernen
auf der Südseite stattfanden. Damit die Besucher auf den Emporen die
Gerichtsverhandlungen aber verfolgen konnten, mussten diese im Mittelschiff der
Ringhalle stattgefunden haben.
20
Schon in der Republik wurden Gerichtsverhandlungen in Räumen und damit
verbunden auch in den Basiliken auf dem Forum Romanum abgehalten, zumal in den
145
kalten und regnerischen Wintermonaten die Durchführung von Prozessen im Freien
kaum möglich war. Aufgrund der ständig wachsenden Bevölkerung nahmen in der
Kaiserzeit das Prozesswesen und die Zahl der Besucher in den Gerichtsstätten von Rom
derart zu, dass nicht nur auf dem Forum Romanum, sondern auch auf dem Caesarforum
und Augustusforum Gerichtsverhandlungen stattfanden und dabei auch die Errichtung
weiterer Basiliken notwendig war56.
21
Es fällt auf, dass der Innenraum der Basilica Aemilia (Abb. 1, 2) und auch der Basilica
Iulia nicht auf eine bestimmte Seite ausgerichtet ist, zumal sich in beiden Bauwerken
keine Spuren eines fest installierten Tribunals nachweisen lassen wie es bei der Basilika
in Pompeji57 oder der Maxentius-Basilika 58 in Rom der Fall ist. Wahrscheinlich wurden
zur Durchführung der Prozesse bestimmte Bereiche von dem übrigen Innenraum
abgesondert. Nach den Angaben von Quintilian war die Basilica Iulia die Gerichtsstätte
für die Centumviralprozesse (Abb. 7)59. Derselbe Autor und auch Plinius60 führen weiter
aus, dass bei diesen Gerichten sogar bis zu vier Kammern gleichzeitig tagen konnten.
Diese Nachrichten sind nicht übertrieben, zumal sich in dem monumentalen Bau mit
seinen fünf Schiffen vier Bereiche für Gerichtssitzungen gut separieren und
unterbringen ließen. Anders verhält sich die Situation in der Basilica Aemilia: Eine
Aussonderung von Geschäftsbereichen wäre in diesem Bau nur im Mittelschiff möglich
gewesen, zumal die Seitenschiffe und auch die Interkolumnien von den Bankiers und
Geschäftsleuten belegt waren (Abb. 1,2). Gleichwohl schließt dieser Befund nicht aus,
dass die Basilica Aemilia, wenn auch in reduziertem Maße, als Stätte für
Gerichtsverhandlungen fungieren konnte. Darüber hinaus dienten die Basiliken auf
dem Forum Romanum als allgemeiner Versammlungsort für Manifestationen,
Auktionen und andere öffentliche Präsentationen. In diesem Kontext ist auch die in der
Taberne 9 lokalisierte Wasseruhr zu sehen, an der die Zeit für den Beginn der
Gerichtsverhandlungen abgelesen werden konnte (Abb. 2)61. Nach den bisher
bekannten Kriterien zu urteilen, waren die Basilica Aemilia und die Basilica Iulia
primär Banken oder Börsen, und erst in zweiter Linie Gerichtsgebäude. Dieser
Sachverhalt wird durch eine Aussage von Vitruv erhärtet, nach der die
Geschäftstätigkeit der Bankiers und Händler während der Gerichtsverhandlungen nicht
von den Magistraten gestört werden durfte62. In unserer Zeit wäre der gleichzeitige
Ablauf geschäftlicher und juristischer Prozesse in ein und demselben Raum
unvorstellbar, zumal heute diese Vorgänge meist in der Anonymität von Amtsstuben,
Büroräumen und Schaltern geschehen und nicht in einem öffentlichen
Momumentalbau wie der Basilika63.
Die funktionale Verknüpfung der Basiliken mit dem Forumsplatz
22
Beide Basiliken waren mit ihren Schauseiten und den davor liegenden Portiken zu dem
zentralen Forumsplatz ausgerichtet und mit diesem funktional eng verknüpft. Nach
unserem jüngsten Rekonstruktionsvorschlag verlief über der Säulenhalle und den
Läden vor der Südseite der Basilica Aemilia eine monumentale Terrasse, auf der im
rückwärtigen Teil eine Loggia stand, die mit den bekannten Rankenpfeilern
geschmückt war (Abb. 4)64. Vermutlich ist diese Terrasse mit den von antiken Autoren
überlieferten maeniana zu identifizieren 65. Cicero unterscheidet zwischen den vetera
maeniana und den nova maeniana, wobei erstere zur Basilica Iulia (Abb. 7), letztere zur
Basilica Aemilia gehörten (Abb. 4)66. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte die Basilica
Iulia aber nicht nur eine Terrasse über den Tabernen auf der Südseite, sondern auch
146
zwei weitere über den Portiken und dem nördlichen Seitenschiff. Auf diese Weise
besaßen beide Gebäude eine Art Zuschauertribüne, von der aus man nicht nur das
Tagesgeschehen auf dem Forum Romanum, sondern auch Prozessionen, Triumphzüge
und andere festliche Darbietungen verfolgen konnte67. Zugleich aber lieferten sie bei
Auftritten bekannter Personen eine wirkungsvolle Szenerie. Sueton68 und Flavius
Josephus69 berichten, dass der Kaiser Caligula bei bestimmten Festen von der Basilica
Iulia aus Münzen auf das Volk herab warf. Dabei stand er aller Wahrscheinlichkeit nach
auf der zum Forum orientierten Terrasse (Abb. 7).
23
Das zentrale Forumsareal mit seinen beiden Basiliken fungierte bei großen Feiern und
Ereignissen als Bühne, die aus diesem Grund ein entsprechend repräsentatives
Erscheinungsbild erhalten musste. Dabei boten sich als besonders ehrwürdige Formen
Elemente der dorischen Ordnung an, welche die zum Platz gerichteten Fassaden des
Tabulariums im Westen70, der Basilica Iulia im Süden71 und der Basilica Aemilia im
Norden schmückten (Abb. 4). Auf diese Weise bekam der Forumsplatz ein
architektonisches Rahmenwerk, das die von Varro propagierte forensis dignitas zur
Geltung brachte72.
Zusammenfassung
24
Nachdem Rom in der ersten Hälfte des 2. Jhs. v. Chr. zur Hegemonialmacht in der
Mittelmeerwelt aufgestiegen war, entwickelte sich die Stadt zu einem großen
Kapitalmarkt, der die Errichtung der monumentalen Basiliken auf dem Forum
Romanum zur Folge hatte. Diese bildeten zusammen mit dem Tempel der Juno
Moneta73, der Münzprägestätte Roms, der Staatskasse im Podium des Saturn-Tempels 74
und den Bankdepots im Podium des Tempels der Dioskuren75 ein fiskalisches Zentrum,
das den neuen wirtschaftlichen Aufgaben, insbesondere dem Geldverkehr, Rechnung
trug. Der Aufbau der Basiliken, der aus einer mehrschiffigen Halle mit vorgelagerten
Läden und Portiken an einer der Längsseiten besteht, ist eine lokale stadtrömische
Schöpfung, die in der römischen Welt zu einer architektonischen Leitform wurde. Als
Mehrzweckbau hatten die Forumsbasiliken verschiedenen Funktionen Folge zu leisten,
wobei sie primär als Bank und Börse, sekundär als Gerichtsstätte fungierten. Diese
beiden Funktionen hatten sie über einen langen Zeitraum von spätrepublikanischer
Zeit bis zur Aufgabe im 7. oder 8. Jh. inne. Im Unterschied zu den Heiligtümern, die nur
für wenige Leute zugänglich waren, verkehrten in den Basiliken alle
Bevölkerungsschichten. Als Zentren des öffentlichen Lebens eigneten sie sich zudem als
Ort für die Selbstdarstellung der politischen Akteure Roms. Beanspruchten in
spätrepublikanischer Zeit die führenden Leute der römischen Patrizierfamilien die
Basiliken für ihre politischen Intentionen, so vereinnahmten in der Kaiserzeit die
Imperatoren diese Luxusbauten für ihre Propaganda.
Abbildungsnachweis
25
Abb. 1, 2, 6, 7, 8: Rekonstruktion und Zeichnung: Christine Ertel: DAIROM-Z-2011.2676;
2012.2846; 2013.0199; 2012.2847.
26
Abb. 3: Aufnahme und Vermessung: Thomas Wunderlich – Klaus Schnädelbach, Institut
für Geodäsie der TU München.
147
27
Abb. 4: 3 D-Modell, erstellt von Stefan Franz und Valentina Hinz nach geodätischen
Vermessungen von Thomas Wunderlich/Klaus Schnädelbach, Institut für Geodäsie der
TU München.
28
Abb. 5: Aufnahme und Zeichnung Christine Ertel nach Plan bei Freyberger 2012, 12f.
Abb. 1. D-DAI-ROM-Z-2011.2675.
29
Abb. 9,10: Foto Heide Behrens. D-DAI-ROM-2007.0757; 2007.4667.
30
Digitale Bildbearbeitung: Heide Behrens – Daniela Gauss; Gheorghe Barbat.
Abkürzungen
31
CIL = Corpus Inscriptionum Latinarum: Bände 6.1 (Berlin 1876); 6.4.2. (Berlin 1902);
Bände 6.4.3 (Berlin 1933).
32
LTUR I-V = Steinby, Eva Margareta (Hrsg), Lexicon Topographicum Urbis Romae I-V
(Rom 1993-1999).
NOTES
1. De vita populi Romani II 72; Fragmente bei Nonius 532, 13.
2. Plinius d. Ä., Naturalis historia 36,102.
3. Livius, Ab urbe condita 40, 51, 4-5.
4. Zur Identifizierung des Tempels zuletzt: Freyberger, Klaus Stefan, Das Forum Romanum (2.
Aufl. Mainz 2012) 24-26.
5. Freyberger 2012 (wie Anm. 4)18 Abb. 1-2; 40 Abb. 23 a-c.
6. Freyberger, Klaus Stefan et alii, Neue Forschungen zur Basilica Aemilia auf dem Forum
Romanum, Römische Mitteilungen 113, 2007, 495 Abb. 2; Ertel, Christine – Freyberger, Klaus
Stefan, Nuove indagini sulla Basilica Aemilia nel Foro Romano: storia architettonica, funzione e
significato, Archeologia Classica 58, 2007, 110 Abb. 1; Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 41 Abb. 24.
7. Plinius d. Ä., Naturalis historia 7, 215; M. Terentius Varro, de lingua latina 6, 4; Censorinus, de
die natali 23, 7.
8. Ertel – Freyberger 2007 (wie Anm. 6) 111-114 Abb. 3.4; Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 41f. Abb.
25.
9. Freyberger et alii 2007 (wie Anm. 6) 502 Abb. 9.
10. Cicero, Epistulae ad Atticum 4, 17, 7.
11. Freyberger et alii 2007 (wie Anm. 6) 498 Abb. 5; 510 Abb. 18; Ertel-Freyberger 2007 (wie Anm.
6) 112 Abb. 2; 130 Abb. 23; Freyberger, Klaus Stefan, Le basiliche, in: von Hesberg, Henner –
Zanker, Paul (Hrsg.), Storia dell’architettura italiana. Monumenti di Roma (Mailand 2009) 167
Abb. Mitte und unten; Freyberger, Klaus Stefan, La basilica Emilia. Un edificio di lusso al centro
dell’Urbs. – The Basilica Aemilia. A Luxurious Building in the Center of the Urbs, in: Tomei, Maria
Antonietta (Hrsg.), memorie di Roma – memories of Rome (Mailand 2010) 19 Abb. 3.4; Freyberger
2012 (wie Anm. 4) 43 Abb. 26; 52 Abb. 33.
12. Freyberger et alii 2007 (wie Anm. 6) 511 Abb. 19; Ertel – Freyberger 2007 (wie Anm. 6) 131 Abb.
24; Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 71 Abb. 50.
148
13. Lipps, Johannes, Die Säulenkapitelle der Basilica Aemilia, Römische Mitteilungen 113, 2007,
525-534 Abb. 28-33; 42-46; Lipps, Johannes, Sulla decorazione architettonica della Basilica
Aemilia. Un contributo alla cronologia dell’edificio di età imperiale, Archeologia Classica 58, 2007,
143-152 Abb. 1-10.
14. Kränzle, Peter, Die zeitliche und ikonographische Stellung des Frieses der Basilica Aemilia
(Hamburg 1991), passim; Kränzle, Peter, Der Fries der Basilica Aemilia. Antike Plastik. Lieferung
23 (München 1994) 93-130; Freyberger et alii 2007 (wie Anm. 6) 502-508 Abb. 13.15.17; Ertel –
Freyberger 2007 (wie Anm. 6) 118-128 Abb. 11-17.22; Freyberger 2010 (wie Anm. 11) 24f. Abb. 6.7;
30-52 Abb. 10-19; Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 68 Abb. 47; 75 Abb. 53.
15. Freyberger et alii 2007 (wie Anm. 6) 516-518 Abb. 18.22.23; Ertel-Freyberger 2007 (wie Anm. 6)
135f. Abb. 27-29.
16. Schneider, Rolf Maria, Bunte Barbaren (Worms 1986) passim; Bitterer, Tobias, Die
Orientalenstatuen, Römische Mitteilungen 113, 2007, 535-550 Abb. 47-62; Bitterer, Tobias, Sulle
statue degli orientali della Basiiica Aemilia, Archeologia Classica 58, 2007, 155-162 Abb. 1-7;
Freyberger 2009 (wie Anm. 11) 170 mit Abb.; zur Rekonstruktion der Attika: Freyberger 2010 (wie
Anm. 11) 20f. Abb. 5; 26f. Abb. 8.
17. Cicero, Lucullus sive Academicorum priorum über 2, 22, 70-71.
18. CIL VI, 36962; Bauer, Franz Alto, Stadt, Platz und Denkmal in der Spätantike (Mainz 1996) 34f.
Taf. 9, 2.
19. Bauer 1996 (wie Anm. 18) 34 Taf. 9c; Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 106 Abb. 71.
20. CIL VI 1658a, b, 31883-31885; Bauer 1996 (wie Anm. 18) 30.35.
21. CIL VI 1658c; CIL VI 1658d; Bauer, Franz Alto, Beatitudo Temporum. in: Bauer, Franz Alto –
Zimmer mann, Norbert (Hrsg.), Epochenwandel (Mainz 2001) 87 Abb. 15; Freyberger 2012 (wie
Anm. 4) 108 Abb. 73.
22. Bauer 1996 (wie Anm. 18) 30f.
23. Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 122 Abb. 80.
24. Plautus, Captivi 813-815, Curculio 470-482. Das Todesjahr von Plautus 184 v. Chr. liefert einen
terminus ante quem für die Errichtung dieses Bauwerks.
25. Livius, ab urbe condita 27, 11, 16. Ein weiterer Passus bei Livius, ab urbe condita 26, 27, 3 legt
die Vermutung nahe, dass der Brand im Jahr 210 v. Chr. ausgebrochen war. Da zu diesem
Zeitpunkt nach Aussage von Livius in dem Bereich noch keine Basiliken standen, gab man den
Bau der Basilica I frühestens nach dem Brand in Auftrag. Dieses Datum in Verbindung mit der
Nennung einer Basilica bei Plautus verweist auf eine Entstehungszeit der Basilica I in der Zeit
zwischen 210 und 184 v. Chr. Diesen Hinweis gab mir in dankenswerter Weise Karlfriedrich Ohr.
26. Cicero, Lucullus sive Academicorum priorum liber 2, 22, 70-71; Papi, Emanuele, “Tabernae
Novae”; “Tabernae Veteres”, in: LTUR V (1999) 14f.
27. Aus dem Text von Iavolenus, Digesta 50, 16, 242 geht klar hervor, dass der vorderste Teil der
maeniana frei vorsprang und nicht auf Stützen auflag: Coarelli, Filippo, Il Foro Romano II.
Periodo Repubblicano e Augusteo (Rom 1985)145.
28. Festus 134; Pseudoasconius, in: Cicero, Divinatio in Q. Caecilium 16, 50.
29. Gaggiotti, Marcello, Atrium Regium – Basilica (Aemilia): una insospettata continuità storica e
una chiave ideologica per la soluzione del problema dell'origine della basilica, Analecta romana
Instituti danici 14,1985, 58.
30. Cassius Dio 1, Frgm. 6 (2).
31. Diese Bestimmung ist bei Plutarch, vitae parallelae, Numa 14: überliefert: [Ὁ Νουμᾶς]
ἐδείματο πλησίον τοῦ τῆς Ἐστίας ίεϱοῦ, τήν καλουμένην “Ρηγίαν, οἷόν τι βασίλειον οἴκημα.
32. Die bei Plautus (wie Anm. 24) erwähnte noch ältere Basilica soll einen Anbau im Norden
gehabt haben, der zu dem offenen Maceilum oder dem Forum Piscarium ausgerichtet war:
Brown, Frank Edward et alia, Cosa, 3. The buildings of the forum. Colony, municipium, and village
(Pennnsylvania 1993) 227f. Abb. 71.
149
33. Brown, Frank Edward, Cosa: the making of a Roman town (Ann Arbor 1980) 56-58 Abb. 69-72;
Brown et alia 1993 (wie Anm. 32) 207-236.
34. Ohr, Karlfriedrich, Die Basilika in Pompeji (Berlin-New York 1991) 80.
35. Treffend beschreibt Gaggiotti 1985 (wie Anm. 29) 66 die politische Bedeutung des Bauwerks:
„Die Basilica, die dem Atrium Regium folgte, nahm inzwischen den Wert einer Reliquie ein“.
36. Cassius Dio 1 Frg. 6 (2).
37. Freyberger 2010 (wie Anm. 11) 28-30; 32f. Abb. 9; Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 43 Abb. 26.
38. Nash, Ernest, Bildlexikon zur Topographie des antiken Rom I (Tübingen 1961) 21-23; Platner,
Samuel Ball, A Topographical Dictionary of Ancient Rome (Oxford 1929) 482-484; Coarelli, Filippo,
Il Foro Romano I. Periodo Archaico (Rom 1983)161-188; Coarelli, Filippo, “Sepulcrum Romuli”, in:
LTUR IV (1999) 295f.; Köb, Ingrun, Rom – ein Stadtzentrum im Wandel. Untersuchungen zur
Funktion und Nutzung des Forum Romanum und der Kaiserfora in der Kaiserzeit (Hamburg 2000)
17-23; Freyberger 2012 (wie Anm. 4) 14-17 Abb. 5.7.
39. Platner 1929 (wie Anm. 38) 310f.; Welin, Erik, Studien zur Topographie des Forum Romanum
(Lund 1953) 75-96; Nash 1961 (wie Anm. 38) 542-544; Köb 2000 (wie Anm. 38) 27-30; Freyberger
2012 (wie Anm. 4)18-22 Abb. 6.10.
40. s. o. Anm. 36.
41. Livius, ab urbe condita 39,44; Plutarch, vitae parallelae, Cato maior 19. Zur Basilica Porcia:
Platner 1929 (wie Anm. 38) 82; Steinby, Eva Margareta, „Basilica Porcia“, in: LTUR I (1993) 187;
Fellmeth, Ulrich, Die wirtschaftlichen Funktionen der ersten stadtrömischen Forumsbasiliken, in:
Drexhage, Hans-Joachim – Mattem, Torsten et alii (Hrsg.) Marburger Beiträge zur antiken
Handels-, Wirtschafts-und Sozialgeschichte 29,2011 (2012), 10-13.
42. Fellmeth 2012 (wie Anm. 41) 12.
43. Nach der Meinung von Fellmeth 2012 (wie Anm. 41) 26 war die Basilica Porcia für die
Staatspachtgeschäfte, die Basilica Fulvia für Handelsgeschäfte und die Basilica Sempronia für
allgemeine Geldgeschäfte zuständig. Diese Trennung in bestimmte Zuständigkeitsbereiche ist
zwar denkbar, aber aufgrund fehlender Indizien nicht beweisbar. Wahrscheinlicher aber ist die
Vorstellung, dass die verschiedenen Patrizierfamilien als Bankbetreiber in den Basiliken alle
Spielarten von Geldgeschäften durchführten.
44. Plutarch, vitae parallelae, Cato maior 21.
45. Auf diesen Sachverhalt verweist Fellmeth 2012 (wie Anm. 41) 5.
46. Ertel – Freyberger 2007 (wie Anm. 6) 131 Abb. 24; Freyberger 2009 (wie Anm. 11) 71 Abb. 50.
47. Lipps 2007a (wie Anm. 13) 525-534 Abb. 28-46; Lipps 2007b (wie Anm. 13) 143-152 Abb. 1-10.
48. Freyberger – Ertel 2007 (wie Anm. 6) 512 Abb. 20; Ertel – Freyberger 2007 (wie Anm. 6) 132
Abb. 25; Freyberger 2009 (wie Anm. 11) 72 Abb. 51.
49. Tische von Geldwechslern sind mehrfach auf Reliefs und Sarkophagen aus römischer Zeit
dargestellt: Sapelli, Marina, in: Giuliano, Antonio (Hrsg.), Museo Nazionale Romano 13 (Rom 1982)
75-79 Abb. III, 10; Balbi De Caro, Silvana, La banca a Roma. Vita e costumi dei Romani antichi 8
(Rom 1989) 27-55 Abb. 17-22; Grimaldi Bernardi, Grazia, Botteghe Romane. L’arredamento. Vita e
costumi nel mondo romano antico (Rom 2005) 51-55 Abb. 82-87.
50. CIL VI 9709, 9711.
51. Aufgrund einer Nachricht von Plautus, Curculio 466-486, und der Nähe der Basilica
Sempronia zum Tempel der Dioskuren hält Fellmeth 2012 (wie Anm. 41) 17 die tabernae veteres
für weitere Geschäftslokale der argentarii.
52. Zur Basilica Iulia: Nash 1961 (wie Anm. 38) 186-189; Platner 1929 (wie Anm. 38) 78-80; Giuliani,
Cairoli Fulvio – Verducchi, Patrizia Augusta, “Forum Romanum (età tarda)” in: LTUR II (1995)
342f. Abb. 159; Kissel, Theodor, Das Forum Romanum (Düsseldorf/Zürich 2004) 300-308;
Appetecchia, Agostina, I pavimenti marmorei praticamente inediti della Basilica Iulia e della
Basilica Aemilia al foro romano, in: Angelelli, Claudia – Paribeni, Andrea (Hrsg.), Atti del XII
colloquio dell’associazione italiana per lo studio e la conservazione del mosaico (Padova, 14-15 e
150
17 febbraio – Brescia, 16 febbraio 2006) (Rom 2007) 221-230; Haselberger, Lothar, Urbem
adornare. Die Stadt Rom und ihre Gestaltumwandlung unter Augustus (Portsmouth, Rhode Island
2007) 217-219.
53. Köb 2000 (wie Anm. 38) 181f. Taf. 11,1-2.
54. Inscriptiones Creticae III. IV 10 108; Welin 1953 (wie Anm. 39) 115f; Fellmeth 2012 (wie Anm.
41) 13.
55. Vitruvius, De architectura 5, 1, 5.
56. Der Spott Juvenals (Iuvenalis, Saturae 1,128; 13,135) über die Prozesssucht der Römer spiegelt
die umfangreiche Gerichts tätigkeit in Rom wieder.
57. Ohr 1991 (wie Anm. 34) passim; Pesando, Fabrizio – Guidobaldi, Maria Paola, Pompei,
Oplontis, Ercolano, Stabiae. Guide Aecheologiche Laterza (Rom-Bari 2006) 53f mit Abb.
58. Coarelli, Filippo, “Basilica Constantiniana, B. Nova”, in: LTUR I (1993) 170-173; Brandenburg,
Hugo, La basilica di Massenzio, in: von Hesberg, Henner–Zanker, Paul (Hrsg.), Storia
dell’architettura italiana. Monumenti di Roma (Mailand 2009) 110-117; Freyberger 2012 (wie
Anm. 4) 110-113 Abb. 75a.b.
59. Quintilianus, institutio oratoria, 12, 5, 6; zu den Gerichtsverhandlungen in den Basiliken: Köb
2000 (wie Anm. 38) 160-165.
60. Plinius d. J., Epistulae 6, 33, 3.
61. Es handelt sich um die älteste bekannte in Rom eingeführte Wasseruhr, die von drei antiken
Autoren erwähnt wird: s. o. Anm. 7; zur Lokalisierung der Wasseruhr: s. o. Anm. 8.
62. Vitruvius, De architectura 5,1, 8; Welin 1953 (wie Anm. 39) 112.
63. Diesen Gegensatz thematisiert von Hesberg, Henner, Römische Baukunst (München 2005) 133.
64. Freyberger – Ertel 2007 (wie Anm. 6) 510 Abb. 18; Ertel – Freyberger 2007 (wie Anm. 6) 130
Abb. 23; Freyberger 2009 (wie Anm. 11) 52 Abb. 33.
65. Welin 1953 (wie Anm. 39) 144; Coarelli 1985 (wie Anm. 27) 143-146; 178f.
66. Cicero, Lucullus sive Academicorum priorum über 2, 22, 70-71; Papi, Emanuele, “Tabernae
Novae”; “Tabernae Veteres”, in: LTUR V (1999) 14f.
67. Das Forum Romanum lieferte die Bühne für die Begräbniszeremonien und Leichenreden der
verstorbenen Kaiser: Zanker, Paul, Die Apotheose der römischen Kaiser: Ritual und städtische
Bühne (München 2004) 20-40; Freyberger 2009 (wie Anm. 11)86.
68. Suetonius, Caligula 37.
69. Iosephus, Bellum Iudaicum 19, 1, 11.
70. Nash, Ernest, Bildlexikon zur Topographie des antiken Rom II (Tübingen 1962) 402-408;
Platner 1929 (wie Anm. 38) 506-508; Mura Sommella, Anna, „Tabularium“, in: LTUR V (1999)
17-20.
71. Die dorischen Kapitelle der Basilica Iulia wirken im Vergleich mit den entsprechenden
Produkten der Basilica Aemilia älter. Erstere sind nicht unfertig, wie Lauter, Hans, Zwei
Bemerkungen zur Basilica Iulia, RM 89, 1982, 448 Taf. 142, 3 meint, sondern bossierte Formen als
intendierte Gestaltung, die sich aus der hellenistischen Tradition ableiten lassen.
72. s. o. Anm. 1.
73. Platner 1929 (wie Anm. 38) 289f.; Giannelli, Giulio„Iuno Moneta, Aedes“, in: LTUR III (1996)
123-125.
74. Platner 1929 (wie Anm. 38) 463-465; Pensabene, Patrizio, Tempio di Saturno. Lavori e studi di
archeologia 5 (Rom 1984); Coarelli, Filippo, “Saturnus, Aedes”, in: LTUR IV (1999) 234-236.
75. Platner 1929 (wie Anm. 38) 102-105; Nielsen, Inge, „Castor, Aedes, Templum“, in: LTUR I
(1993) 242-245; Sande, Siri – Zahle, Jan (Hrsg.), The Temple of Castor and Pollux III. The Augustan
Temple (Rom 2009).
151
The Julian Basilica in Corinth and Its
Possible Commercial Use
Paul D. Scotton
1
Although the Julian Basilica was discovered in 1896 during the first excavation season
of the American School of Classical Studies, the majority of the building was not
excavated until the 1914 and 1915 seasons by Carl Blegen and Emerson Swift 1. The early
records are a combination of extensive documentation but placed within a logistical
System of triangulation based in part upon long lost features. The rediscovery of a plan
of the 1914/1915 excavation seasons, which had been lost for nearly 60 years has
helped greatly in determining provenience and stratigraphy. This has facilitated an
extensive architectural and archaeological re-examination of the building and the finds
from within it, which in turn has produced a significantly different understanding of
the structure and its function2.
2
The following discussion is in three parts: a description of the first or Augustan phase
architecture of the basilica; the key finds within the basilica, which establish one of the
primary functions of the basilica; and finally the evidence of commercial activity. Such
activity may seem contradictory to the form and dominant function of this basilica;
however, it is consistent with what would appear to be an attendant function.
3
There were four phases of construction in the basilica with the first and fourth the
most industrious. The first phase can be dated to sometime between 2/1 BCE and ca.
4/5 CE. The fourth phase can be dated to the Antonine period during which the
building underwent considerable change in decoration moving from what had been
largely poros limestone, stucco, and paint to granite and several different types of
marble. In spite of the addition of opulent materials, the changes were primarily
cosmetic and the basic plan of the building remained largely unchanged. This paper
will focus upon the first, i.e. the Augustan phase.
152
Fig.1
Plan of Forum.
Fig.2
Site Plan of Julian Basilica.
4
The Julian Basilica demarcated the east end of the forum and when complete rose more
than 17 m above the forum floor (see Figure 1). The plan is easily recognizable as a
153
simple rectangle within a rectangle, a form commonly associated with a basilica (see
Figure 2). The task of restoration, however, is more difficult. Although there are fairly
extensive remains in situ, far more is missing. The east wall is the best preserved
followed by the south but the north and west walls have suffered significant robbing.
The same is true for the interior walls. In total only ca. 12-13% of the building stands in
situ and none of it above the level of the cryptoporticus.
5
The exterior wall blocks, however, provide useful information. They are of a fairly
uniform size, 2 R(oman)F(eet) high and 4 RF long (0.5914 x 1.1828 m). This means that
the lengths and heights of the walls are multiples of 2. In fact, the lengths of the walls
are 130 RF x 80 RF (38.44 x 23.67 m) for the exterior and 90 RF x 40 RF (26.61 x 11.83 m)
for the interior. This reveals that the design is based upon a module of 10 RF (2.96 m),
which is clear in the plan (see Figure 3). This same module should likely have been
present in elevation and is in fact key to the restoration of the building.
Fig. 3
Design Module.
154
Fig. 4 (left)
Cryptoporticus Section.
Fig. 5 (right)
Cryptoporticus Typical Wall Segment.
6
Running the length of all four aisles of the cryptoporticus were plinths set mid-aisle
and best preserved in the east aisle. These plinths were placed in approximately equal
155
distances, varying from ca. 4.1 to 4.3 m. Upon these plinths stood columns, each with a
plain bell capital supporting a wooden girder which ran the length of each of the four
aisles (see Figure 4). The girders supported the joists of the main floor which were set
every 3 RF (0.8871 m). Between every other pair of joists was a window (see Figure 5).
7
The main story is more problematic. Three complete column drums and several
fragments of others are from the inferior colonnade and provide the means to restore
the height of the main hall. The three complete drums were found in the south aisle of
the cryptoportus. As named by the excavators, columns A and B remain upright and as
found, although not in their original position. C was found on its side by A and was
placed upon the south wall where it still stands today. These drums are all from the
same series, the lower diameter of which was 3 RF (0.887 m). The order of these
columns is indicated by fragments of an Ionic base and capital, all of which were found
in the south aisle and in the same general area as column B. Based upon the 10 RF
module, these columns have been restored as 30 RF high (see Figure 6). Columns of this
size can only have come from the inferior colonnade and as such are restored as
standing upon the inner rectangle. They are centered in accordance with the 10 RF
module except at the corners. Here, rather than being centered on the module, they
have been set back half of the lower diameter so as to sit squarely on the wall below.
This preserves an aisle width in the main hall of 20 RF, the same as that of the
cryptoporticus. The height of the interior colonnade is not the total height for the main
hall; it does not include the height of the entablature. No elements of the entablature
have been identified. This would appear to be because the architrave/frieze was almost
certainly made of wood and hence has not survived. The extant elements of the façade,
however, provide the means to determine that height.
8
Of particular importance for the restoration of the façade are three previously
published Springer blocks of the archivolt from the clerestory (see Figure 7). The detail
of the archivolt is preserved on one side. Of perhaps greater significance is a keystone
block from this series (see Figure 8). This block is 2 RF high. This is important because it
indicates that the standard wall block height employed in the cryptoporticus was used
in the main story as well and that the height of the window bays was a multiple of 2.
Each pair of Springer blocks and their piers are 4 RF wide as is the calculated width of
the Windows. If the width and the height of the window bays are assumed to have been
consistent with the 10 RF module, each iteration of the module would have included an
additional element or elements 2 RF wide. This assumption has proven correct with the
recognition of the placement of three series of blocks.
156
Fig. 6
Interior Colonnade SW Corner.
Fig.7
Clerestory Archivolt Springer Blocks (Courtesy of the American School of Classical Studies at Athens,
Corinth Excavations).
157
Fig. 8
Clerestory Archivolt Keystone Block.
Fig. 9
Clerestory, SW Corner Exterior from the west.
9
Built into the later vault in the south aisle are a number of engaged columns with lower
diameters of ca. 0.36-0.37 m. These columns stood on engaged bases which were set
back to back forming cruciform piers. The width of the bases is ca. 2 RF. Each bay was
158
then 10 RF wide on center and 10 RF high from the base to the top of the capital with
the Corinthian order on the exterior and Ionic on the interior (see Figure 9). The Orders
of these columns is made clear by the Orders of the lower register of columns of the
exterior and interior.
10
The lower order of the exterior is established by two pilaster blocks, the one a base and
the other a capital. Although the capital is badly worn, it is clear that it is Corinthian.
These blocks conform with the dimensions of a standard wall block and indicate that
the height of the pilaster was a multiple of 2. With a pilaster width of 2 RF, that height
can be restored to 20 RF including base and capital. This is another iteration of the
design module. The spacing of the lower façade has been established by that of the
window bays, i.e. 10 RF on center, and it is assumed that the configuration of the façade
was pilasters at the corners and engaged columns between them. With the lower order
established as Corinthian, it is assumed that the upper order was also Corinthian.
11
Various membra disiecta from the basilica provide the combination architrave/frieze
blocks and the cornices in the en tablature for both the lower and upper exterior
orders. The cornices of the upper order indicate that the slope of the roof was 9° and
that the rafters were set ca. 0.63 to 0.64 m on center. This distance was also the width of
the roof tiles and lion spout simas.
12
More elements from the Antonine phase of the west porch exist than the Augustan but
the width of the stairs, the length of the run, and the depth of the porch appear to have
been the same in both phases. The length of the run and depth of the porch are
indicated by the south paratid (see Figure 2). It is assumed that the north paratid would
have been placed symmetrically to it on the west wall. If all of these elements are
combined, the west façade of the Julian Basilica can be restored as this: from the forum
floor a podium rose 14 RF high (4.14 m), the basilica proper was of superimposed
Corinthian Orders 20 and 10 RF (5.914 & 2.957 m) high with a clerestorey of 13 window
bays set 10 RF on center. All in all, including the entablatures of the lower and upper
Orders and the height of roof, the basilica was over 17 m fall (see Figure 10).
Fig. 10 (above)
Exterior West Facade.
13
The Augustan phase interior was largely replaced during the Antonine period but there
are enough remains among the membra disiecta to restore it with a good degree of
certainty. Among these are an engaged Doric capital block and a fragmented block of
159
the attendant triglyph/metope frieze. From the upper diameter of the engaged column
a lower diameter can be restored at ca. 0.51 m, which is appropriate for a lower order
for the inferior. This indicates that the superimposed order of the interior, i.e. the
inferior of the cruciform piers in the window bays, was Ionie. The final interior course
was a series of wall crown blocks with sockets for ceiling coffers. These coffers were
0.19 m wide and almost certainly 0.19 m2. There is currently no data to resolve whether
the coffers were only above the aisles or if they extended over the nave as well (see
Figure 11).
Fig. 11 (below)
Interior West Wall Elevation.
14
One last architectural feature needs to be discussed. Various elements of a dais are
scattered around the basilica although the two with known findspots were found in the
south aisle. These elements include two orthostates, a crown which would have been
affixed to the orthostates, a large fragment of a fluted Ionic column drum, and two
fragments of an Ionic capital. More elements from the Antonine phase dias exist but
the elements of both phases can be associated with a dais/tribunal either in the south
aisle or, what seems to be more likely, in an exedra along the south wall. The adjacent
Southeast Building adjoined the basilica at this exedra and on either side of the dias
were entrances providing passage between the two buildings (see Figure 12).
Abb. 12
South Aisle Elevation.
160
The Sculpture
15
Continuing work by Catherine de Grazzi Vanderpool has greatly increased and changed
our understanding of the statues from the Julian Basilica 3. The best known are
Augustus and his two grandsons/sons, Gaius and Lucius (see Plates 1 & 2). They are
often treated as a group but recent studies have indicated that they may not have been.
Gaius and Lucius should be dated to either the period 2 BCE to just before the death of
Lucius in 2 CE or more likely right around the death of Gaius in 4 CE. The Augustus
statue, however, is ca. ten years later either right before the time of his death or shordy
after. Furthermore, the statue of Augustus was found as it fell in the Southwest corner
in the collapse of the basilica in the 4/4 of the 4C CE. Gaius and Lucius were found in the
east aisle. Lucius had been built into a medieval wall but Gaius had not been disturbed.
It had been carefully placed on its back with the plinth still attached and intact. At
sometime before the collapse of the basilica, the statue was carefully moved and at
some later date buried under ca. 0.40 m of fill. It seems likely that the statue of Lucius
had originally had similar treatment but had been found during a late robbing of the
collapsed building. Nearby these two and found in a layer of marble debris above the
fill entombing Gaius was the well-known head of a Julio-Claudian prince, the
identification of which is unsettled (see Plate 3). Although his body is missing, the head
is in excellent repair suggesting that it too had been placed in the cryptoporticus and
found during a later robbing. A cuirassed figure identified as Germanicus was found
just south of the Gaius figure built into a later foundation (see Plate 4).
Plate 1 (left)
Lucius and Gaius.
161
Plate 2 (right)
Augustus.
The Epigraphical Evidence
16
Studies by Carolynn Roncaglia have shed new light on the inscriptions from the Julian
Basilica. Found near the Augustus statue and in the same Stratum is a dedication to
Divus Augustus4. Nearby in the south aisle was a dedication to Tiberius Gemellus,
Antonia Augusta, and the Gens Augusta5. At the east end of the south aisle was a
dedication to the genius of Augustus6.
17
In the north aisle was a dedication to the CAESARIBVS AVUGVSTIS, a nomenclature
without any exact parallels from any period7. Roncoglia suggests, although with
reservations, that the dedication is most likely Julio-Claudian in date and likely one to
Gaius and Lucius. Her full account will be published in the forth coming monograph on
the basilica and one should stress her caution over what is an uncertain attribution.
162
Plate 3 (left)
Julio-Claudian Prince.
Plate 4 (middle)
Germanicus.
163
Plate 5 (right)
Mensa Ponderaria.
18
Regardless, what is certain is a strong presence of imperial statuary and dedicaüons
within the Julian Basilica. The greatest concentration of these statues and dedications
is in the south aisle around and apparently upon the tribunal. The one certain function
of the Julian Basilica is then a venue for the imperial cult and to date the most
extensively documented in Corinth. This function is consistent with that described by
Vitruvius in the basilica he designed at Fano where he describes an aedes Augusti within
the basilica and a tribunal within the aedes.
Commercial Activity
19
Within a basilica standing on a podium 4.14 m high, with limited access, and with
abundant trappings of the imperial cult, it might be unexpected that objects with an
unmistakable commercial function have been found. Nonetheless, such objects were
found among the marble fragments from the 1914/1915 excavations. Specifically, they
are fragments of a mensa ponderaria (see Plate 5) and a fragment of a marble weight
preserving the tail of a dolphin (see Plate 6), both implements of everyday commercial
activity. The configuration of the Julian Basilica, however, does not lend itself to
support such activity. The question is then, if the building is an unlikely place for such
activity, why are the implements there?
20
The best answer may be provided by the adjacent and adjoining structure, i. e. the
Southeast Building. Oscar Broneer identified the Southeast Building as the tabularium
for the Roman city based in part upon epigraphical evidence 8. There is now additional
evidence that supports this identification. The presence of a tribunal or bema within
the Julian Basilica indicates that the particular civic function that Vitruvius cites as
164
transpiring within the aedes Augusti of his basilica in Fano, i. e. a magistratus
adjudicating from his tribunal, may well have been true for the Julian Basilica 9. If this
identification is correct and it was one of the venues for judicial activity in Corinth, it
would not be unusual for the adjoining Southeast Building to have had an attendant
function. As such, that building is a logical place for the records hall. In that vein, we
should perhaps view the mensa ponderaria and the weight to be not just any weight and
measures but to be part of the official Standards for volumetric measurement and
weight. Whether they would have been stored in the basilica or in the Southeast
Building would seem to be an unanswerable question for the discovery of these
fragments has not been recognized in the excavation notebooks. Where they on display
as were those in the precinct of the Temple of Apollo at Pompeii? If so, they likely
would have been placed somewhere on the main floor of the Julian Basilica. If they
were stored and used only occasionally, they may have been kept in one of the rooms of
the Southeast Building or in the cryptoporticus of the basilica. Regardless of just where
they were placed, the presence of official Standards is in keeping with the functions of
a records hall.
Plate 6
Dolphin Weight.
21
In the Claudian period, a new basilica, the so-called North Basilica, was built above the
shops along the west side of the Lechaion Road. It may have been that by this time the
function of Julian Basilica had become so devoted to activity other than commercial, a
new venue was necessary. With its close proximity to the shops along the Lechaion
Road, the North Basilica would have been a good location to meet this need. The Julian
Basilica, however, played a major role as a religious center but with apparent judicial
and administrative activities among which were to keep the city and provincial
standards for weights and measures.
165
References of the illustrations
22
Fig. 1, 3, 7: Courtesy of the American School of Classical Studies at Athens, Corinth
Excavations.
23
Fig. 2, 4, 5, 6, 8, 9, 10, 11, 12: Paul D. Scotton.
24
Plate 1 - 6: Courtesy of the American School of Classical Studies at Athens, Corinth
Excavations.
NOTES
1. I would like to thank Karl Friedrich Ohr, Ulrich Fellmeth, Jürgen Krüger, Jürgen J. Rasch, and
everyone responsible for organizing this Conference, the value of which was only surpassed by
the hospitality of our hosts.
2. The complete discussion of these findings will be presented in the forthcoming monograph on
the Julian Basilica to be published in the Corinth Excavations series.
3. Vanderpool’s findings will be presented in full in the monograph on the Julian Basilica.
4. Kent 69 (Connth VIII.iii). Now recognized as part of an altar and restored as Divo Augsto.
5. West 17 (Corinth VIII.ii).
6. West 4. Two additional fragments have been joined.
7. Scotton, “A New Fragment of an Inscription from the Julian Basilica at Roman Corinth”,
Hesperia 74, pp. 95-100.
8. Corinth I.v. pp. 27-28. See also Corinth VIII. iii, pp. 132-133 for John Kent’s assessment.
9. Vitruvius V.1.8 “Item tribunal quod est in ea aede hemicycli schematis minoris curvatura formatum.
Eins autem hemicycli in fronte est intervallumpedes XLVI, introrsus curvatura pedes XV, uti qui apud
magistratus starent negotiantes in basilica ne inpedirent.”
166
Lopodunum/ Ladenburg
Zur wirtschaftlichen Funktion unterschiedlicher Platzanlagen am
Beispiel einer provinzialen Kleinstadt
Johannes Eingartner
1
Neben dem Forum als dem religiösen und politischen Zentrum einer römischen Stadt
gab es nicht selten eine Reihe weiterer Platzanlagen, die u. a. bestimmte Aufgaben im
wirtschaftlichen Leben einer Siedlung übernahmen. Als bekannte Beispiele seien hier
etwa das Forum Boarium1, der Rindermarkt, oder das Forum Holitorium2, der
Getreidemarkt, in Rom genannt. Darüber hinaus ist auch für viele Coloniae und
Municipia das Vorhandensein von zumindest zwei öffentlichen Plätzen bezeugt, deren
gelegentlich überlieferte Bezeichnung als Forum Vetus oder Forum Novum auf eine
gewisse chronologische Abfolge der Anlagen schließen läßt. Die meisten und am besten
untersuchten Komplexe dieser Art haben sich in Nordafrika erhalten. Doch kann auch
dort die Frage, inwieweit die verschiedenen Plätze gleichzeitig oder sukzessive
entstanden sind und welche Funktion sie im einzelnen besaßen, nicht immer eindeutig
beantwortet werden3. Fest steht lediglich, dass die soweit umrissene Untergliederung
des urbanen Gefüges in administrativ bzw. ökonomisch genutzte Bereiche nicht nur in
Nordafrika, sondern auch im gesamten Mittelmeerraum an grundsätzlich größere
Siedlungen mit einem entsprechend hervorgehobenen rechtlichen Status gebunden
erscheint4.
2
Von der Diskussion im wesentlichen ausgeklammert ist hingegen die Situation in den
nordwestlichen Provinzen des römischen Reiches. Dies muß angesichts der hier eher
selten nachzuweisenden Ausstattung von urbanen Zentren mit einer erhöhten Zahl an
Platzanlagen nicht weiter verwundern. Ein gerne zitiertes Beispiel ist Augst, die um die
Zeitenwende gegründete Colonia Augusta Raurica in der Germania Superior. Dabei
wurde das um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtete Hauptforum mit Kapitol,
Basilika und Curia wohl am Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. durch das sog. Südforum
ergänzt5.
3
Wie der Fall Augst zeigt, erstrecken sich die anhand des Mittelmeerraumes namhaft
gemachten Tendenzen zur Bereitstellung eines differenzierten Raumangebotes auch
auf Städte im Rang einer Kolonie nördlich der Alpen. Um so erstaunlicher mutet es an,
dass die dort ebenfalls in Obergermanien gelegene und im Vergleich zu Augst sichtlich
167
kleinere sowie dem Status nach untergeordnete Siedlung von Lopodunum/ Ladenburg
mit immerhin drei Platzanlagen aufzuwarten vermag6. Der am Unterlauf des Neckar
kurz vor der Einmündung des Flusses in den Rhein befindliche Ort soll deshalb im
Mittelpunkt der Betrachtung stehen (Abb. 1)7.
4
Unter den drei in Lopodunum auftretenden Platzanlagen ist zunächst der das Herz der
Siedlung einnehmende, langrechteckige Komplex des Forums mit quergestellter
Basilika hervorzuheben8. Er dehnt sich unmittelbar östlich der den Ort von Süden nach
Norden durchmessenden Fernstraße Heidelberg-Mainz aus, welche zugleich die
Hauptverkehrsader des römischen Ladenburg bildet. Entlang dieses Weges sind auch
die beiden anderen Plätze nördlich und südlich des Forums aufgereiht. Die nördliche
Anlage schlägt sich in Form einer trichterartigen Verbreiterung der Straße nieder und
wird als Markt für die täglichen Bedürfnisse der Bewohner gedeutet 9.
Abb. 1
Lopodunum/Ladenburg. Gesamtplan der römischen Stadt.
5
Demgegenüber hat man den südlichen Platz, der sich als nahezu quadratischer Hof
neben der Route präsentiert, als das Handelsforum von Lopodunum interpretiert 10.
6
Die drei funktional voneinander abweichenden Komplexe wären als Ausdruck für eine
differenzierte Sozial- und Wirtschaftsstruktur der Siedlung zu werten. Allerdings ist im
Vergleich zu dem in seiner Nutzung weitgehend gesicherten Markt der genaue
Verwendungszweck weder des zentralen Platzes noch des sog. Handelsforums über
jeden Zweifel erhaben. Dies hängt insbesondere mit der lange Zeit unbearbeitet
gebliebenen Grabungsdokumentation des Forum-Basilika-Komplexes zusammen, wie
sie erst kürzlich vom Verf. monographisch vorgelegt wurde11. Insofern sollen die
Ergebnisse der Untersuchung ein wenig eingehender erläutern werden, um zu einer
nach Möglichkeit präziseren Einschätzung der Anlage gerade auch im Verhältnis zu
den beiden anderen Plätzen zu gelangen.
168
7
Für das Verständnis des Gegenstandes wichtig ist vorab der Umstand, dass sowohl die
beiden Wasserwege Neckar und Rhein als auch die durch Lopodunum führende
Fernstraße Heidelberg-Mainz der Siedlung eine äußerst verkehrsgünstige Position
verliehen. An der Stelle wurde von den Römern in vespasianischer Zeit ein Lager für
eine ca. 1000 Mann starke Truppe, das sog. Kastell I erbaut 12. Dieses war zudem der
Auslöser für einen umfangreichen Vicus, welcher sich entlang der das Lager im Norden
und Süden verlassenden Route Heidelberg-Mainz ausdehnte13.
Abb. 2
Lopodunum/Ladenburg. Plan des Kastellzeitlichen Straßenmarktes.
8
Nach dem Abzug des Militärs und der damit einhergehenden Aufgabe des Kastells kam
es um die Wende vom 1. zum 2. Jahrhunderts n. Chr. zur Gründung der Civitas Ulpia
Sueborum Nicrensium, d.h. des unter Trajan neu organisierten Stammesgebietes der
Neckarschwaben14. Als Vorort und wahrscheinlich auch Verwaltungssitz der Civitas
diente Lopodunum, dessen Vicus zu einer stadtähnlichen Siedlung mit zahlreichen
öffentlichen und z.T. monumentalen Gebäuden ausgestaltet wurde 15. Andererseits blieb
dem damit geschaffenen urbanen Zentrum der Aufstieg zu einem Municipium bzw. zu
einer Colonia stets verwehrt. In diesem Zusammenhang ist deshalb bei Lopodunum
gelegentlich auch von einem Ort mit „quasimunizipaler“ Verfassung die Rede 16.
9
Ungeachtet der die Siedlung betreffenden stadtrechdichen Problematik ist die
wirtschaftliche Bedeutung des Vicus unbestritten. Davon zeugen die allenthalben
verstreuten handwerklichen Einrichtungen, welche u. a. metallverarbeitende Betriebe,
Töpfereien und Ziegeleien, Gerbereien bzw. Färbereien sowie Stätten für die
Herstellung landwirtschaftlicher Produkte umfaßten17. Für den Absatz der Waren gab
es bereits zu Zeiten des Kastells den eingangs erwähnten Markt im Bereich des
nördlichen Vicus. Der Komplex bestand aus einem die Ausfallstraße des Lagers
erweiternden Platz, der unmittelbar an die Porta Principalis Dextra anschloß. Die der
169
Form nach rechteckige Fläche besaß eine Breite von 36m und eine Länge von 180m
(Abb. 2)18.
Abb. 3
Lopodunum/Ladenburg. Plan des Civitaszeitlichen Straßenmarktes.
10
Der Platz wurde auf beiden Seiten von dichten Reihen bis zu 30m tiefer Streifenhäuser
begleitet. An ihren Vorderfronten sind jeweils Portiken angebracht, die zusammen
genommen eine Art fortlaufenden, überdachten Gehweg bilden. Dahinter sind die
Häuser mit zum Gang hin offenen Räumen versehen. Diese werden als Tabernae
interpretiert, die zum einen als Garküchen und zum anderen als Verkaufslokale für
Importgüter wie Wein, Öl und Gewürze fungierten. Darüber hinaus dürfte man dort
auch Waren aus hauseigener Produktion angeboten haben19.
11
Was sich auf dem Platz selbst abgespielt hat, läßt sich mangels konkreter Hinweise nur
vermuten. Doch sind hier mit einiger Sicherheit die Stände der Händler und
Gewerbetreibenden aus den restlichen Teilen des Vicus sowie von Landwirten und
Gutsbesitzern aus dem Umland anzunehmen.
12
Als gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. der Markt einem Brand zum Opfer fiel,
wurde er mit dem Beginn der Civitaszeit in der beschriebenen trichterartigen Gestalt
restauriert (Abb. 3)20. Dazu hat man die mittlerweile überflüssig gewordene Porta
Principalis Dextra vielleicht in ein Bogenmonument umgewandelt und den Platz genau
in der Mitte mit einem Rundbau ausgestattet21. Dieser erinnert an die Tholoi von
Macella, die aber im Gegensatz zu dem Ladenburger Markt geschlossen konzipiert und
auf den Verkauf von Lebensmitteln beschränkt waren22.
170
Abb. 4
Lopodunum/Ladenburg. Strukturplan des Forum-Basilika-Komplexes.
13
Wie der das aufgelassene Kastell I überlagernde Forum-Basilika-Komplex verrät, ist die
Errichtung der Anlage ebenfalls erst nach der Gründung der Civitas denkbar. Von
daher wird in dem Platz allgemein ein sichtbares Zeichen für den damals neu
errungenen, bürgerlich-zivilen Status von Lopodunum erblickt23. Dank der
Ausgrabungen liegt die Struktur des Komplexes klar vor Augen. Dieser war demnach
von Seiten der Fernstraße her durch eine mächtige Eingangshalle zu erreichen. Der
darauf folgende Platz des eigentlichen Forums wurde an den Längsfronten von
Portiken mit einer dahinter sich jeweils öffnenden Raumflucht gesäumt. Die auf der
anderen Seite sich erhebende Basilika untergliedert sich in einen Hauptbau mit
Mittelschiff und Seitenschiffen sowie zwei Querschiffen. Der östlich angefügte
Nebenbau enthält zwei Eckräume mit Treppenhäusern, die von der zentralen
halbrunden Apsis durch zwei Lichthöfe getrennt sind (Abb. 4).
14
Das Denkmal hat insgesamt eine Länge von 130m und eine Breite von 85m. Es überragt
somit nicht nur alle anderen in Ladenburg entdeckten römischen Bauwerke, sondern
ist auch das größte Monument seiner Art im süddeutschen Raum.
15
Trotz der im wesentlichen bekannten Struktur der Anlage blieb eine Reihe von Fragen
unbeantwortet. Diese erstrecken sich hauptsächlich auf die Rekonstruktion und
Datierung der Basilika, von der man auch annahm, dass sie niemals vollendet wurde.
Wegen der dafür verantwortlich gemachten Alamanneneinfälle sei der Hallenbau im
frühen 3. Jahrhunderts n. Chr. entstanden, wonach sich jedoch zwischen dem Ende des
Kastells und dem Beginn der Arbeiten ein Hiatus von ca. 100 Jahren ergeben würde.
Nicht minder problematisch ist die Vorstellung, dass es sich bei der Basilika um einen
Pfeilerbau gehandelt habe. Denn ein solcher architektonischer Entwurf ist für
vorchristliche Basiliken an sich nicht zu belegen24.
171
Abb. 5
Lopodunum/Ladenburg. Quaderkonstruktionen der Basilika.
16
Die mangelnde Fertigstellung der Basilika wird vor allem damit begründet, dass mit
Ausnahme eines Estrichbodens im südlichen Eckraum des Nebenbaus keine Spur eines
Laufniveaus gefunden wurde. Dieses sei nach Auskunft der erhaltenen
Fundamentabsätze im Hauptbau deutlich tiefer geplant gewesen, hier indes wegen des
vorzeitigen Abbruchs der Arbeiten nicht ausgeführt worden25. Dem steht aber der mit
Hilfe zahlreicher Mauerfugen rekonstruierbare Bauvorgang entgegen. Nach den
Nähten zu urteilen wurden die Fundamente ausgehend vom Haupttrakt der Basilika
sukzessive von innen nach außen vorangetrieben. Dies bestätigen auch die
stratigraphischen Verhältnisse, indem der Aushub aus den Mauergruben zunächst im
Mittelschiff zu einem niederen Hügel und dann darüber zu einem höheren Hügel bis
hin zur Umfassungswand des Hauptbaus angehäuft wurde.
17
Der Zenit des oberen Hügels liegt ziemlich genau auf der Linie des Estrichbodens. Die
Erdmassen wurden also absichtlich bis dorthin aufgetürmt, um einen einheitlichen
Gehhorizont für die ganze Basilika zu schaffen. Der Bau war deshalb weiter gediehen
als bisher gedacht26.
18
Auf den zur Unterteilung der Schiffe des Haupttrakts dienenden Stylobaten haben sich
die Reste von Quaderstellungen bis in Höhe des ursprünglichen Laufniveaus der
Basilika konserviert (Abb. 5). Die Blöcke wurden als die sichtbaren Rümpfe von Pfeilern
interpretiert und in einem entsprechenden Sinn für die Rekonstruktion des Hallenbaus
herangezogen. Da die Quader in Wirklichkeit im Fundamentbereich stecken, ist nicht
auszuschließen, dass es sich um Auflagen von Säulen handelt, wie man dies u. a. bei der
Basilika von Volubilis in Marokko beobachten kann27.
19
Zu den genannten Überlegungen würde passen, dass bei der Basilika ein von den
Ausgräbern nicht näher berücksichtigtes Fragment einer attischen Basis mit einem zu
ergänzenden Säulendurchmesser von immerhin 70cm zutage kam. Nimmt man das
Stück als ein Element der unteren Galerie eines zu postulierenden Peristyls, so ließe
sich nach den Proportionsregeln der römischen Architektur die Höhe des Mittelschiffs
172
mit ca. 20m berechnen28. Dies wäre etwa gemessen an der in der Fläche um ein Viertel
größeren und 25m aufragenden Basilica Severiana von Leptis Magna in Libyen ein
durchaus realistischer Wert29.
Abb. 6
Ladenburg/Lopodunum. Rekonstruierter Grundriß der Basilika und des Forums.
Abb. 7
Ladenburg/Lopodunum. Rekonstruierter Aufriß der Basilika und des Forums.
20
Anders als bei der Basilika sind beim Forum wegen der hier entdeckten Fragmente
einer tuskischen Basis und eines Bogensteins von vorne herein keinerlei Zweifel an der
173
Vollendung der Anlage aufgetaucht. Eine gewisse Schwierigkeit bestand allerdings
darin, auf welche Weise die Säulenstellungen der Portiken und mit ihnen die
Räumlichkeiten an den Langseiten des Platzes disponiert waren. Wie jedoch die
Abdrücke zweier Fundamentierungen auf dem Stylobat vor einem der Kompartimente
in der Nordwest-Ecke des Hofes besagen, korrespondierten dort mit den zu
veranschlagenden 15 Säulen der Portikus acht regelmäßig angeordnete Räume. Dies
wird aus Symmetriegründen auch für die Südfront des Platzes gegolten haben (Abb.
6-7)30.
21
Dass die Errichtung der Basilika und des Forums bald nach der Aufgabe des Kastells
gegen Ende des 1. Jahrhunderts, n. Chr. erfolgte, hat man schon länger vermutet 31. Um
die These zu überprüfen, wurden die in den Bauschichten der Anlage geborgenen
Keramikfunde einer Analyse unterzogen, wonach sich die Datierung des Komplexes auf
das erste Drittel des 2. Jahrhunderts n. Chr. eingrenzen läßt 32. Unabhängig davon
wurde spekuliert, ob es sich bei dem für einen Civitas-Vorort überdimensionierten
Denkmal nicht um einen von der Regierung in Rom geplanten, zentralen
Verwaltungssitz für das gesamte rechtsrheinische Gebiet gehandelt habe. Dabei sei das
Projekt aus finanziellen Gründen vorzeitig verworfen worden33.
22
Wenn aber, wie es scheint, die Basilika tatsächlich vollendet wurde, so spricht das doch
eher für die ungebrochene bzw. weiter aufblühende Wirtschaftskraft von Lopodunum.
Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass sich die Bürger neben dem
herkömmlichen und relativ einfachen Straßenmarkt einen neuen und möglichst
repräsentativen architektonischen Rahmen für die Abwicklung ihrer Geschäfte zu
schaffen wünschten. Dazu griff man auf das seit alters vertraute Planschema eines
Forum-Basilika-Komplexes zurück34. Eine solche Anlage bot zum einen den zur
Entfaltung des gewerblichen Treibens benötigten Platz, was sich in Ladenburg anhand
der zahlreichen und wohl als Tabernae zu interpretierenden Räumlichkeiten zu beiden
Seiten des Forumshofes niederschlägt. Zum anderen war es vor allem die Basilika, die
allein durch ihre Existenz als ein Symbol für urbane Qualität empfunden wurde 35. Der
somit in Lopodunum spürbare Wille, an die Errungenschaften städtisch-römischer
Kultur und Zivilisation anzuknüpfen, ist auch bei der Neuorganisation des alten
Straßenmarktes zu beobachten. Denn hier sollte mit dem Rundbau in der Mitte der
Fläche offensichtlich ein wenig vom Erscheinungsbild urbaner Macella anklingen 36. In
dieselbe Richtung weist das den Platz an seinem Übergang zum eigentlichen Zentrum
der Siedlung beherrschende Bogenmonument, wie es in vergleichbarer Funktion häufig
an den Nahtstellen verschiedener Viertel innerhalb größerer städtischer Ensembles zu
finden ist37.
23
Auf die Dynamik eines derartigen Prozesses dürfte schließlich auch das sog.
Handelsforum von Lopodunum zurückzuführen sein. Die aus einem Hof mit
umgebenden Räumlichkeiten zusammengesetzte Anlage ist zwar verhältnismäßig
kleiner als der Forum-Basilika-Komplex, steht diesem aber in der Monumentalität der
Gestaltung und der Qualität der Ausstattung kaum nach38. Leider lassen weder der
Befund noch die Funde zur Zeit konkrete Aussagen zur Nutzung des Denkmals zu.
Andererseits hat C. Sebastian Sommer durch einen indirekten Vergleich mit dem sog.
Süd- und Nebenforum in Augst sowie in Anlehnung an die Trajansmärkte in Rom
plausibel gemacht, dass wie dort auch der Platz in Ladenburg zum Stapeln und
Umschlagen von Waren gedient haben könnte39. Falls darüber hinaus, wie von Sommer
ebenso vorgeschlagen, der Bau tatsächlich um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr.
174
entstanden ist40, wäre das sog. Handelsforum im Verein mit dem Straßenmarkt und
dem eigentlichen Forum als ein zusätzliches Zeichen für die fortschreitende
Spezialisierung des ökonomischen Lebens in Lopodunum zu werten 41.
Abbildungsnachweis
24
Abb. 1: Nach Eingartner 2011 (wie Anm. 11) Abb. 2.
25
Abb. 2: Nach Kaiser – Sommer (wie Anm. 18) Abb. 267.
26
Abb. 3: Nach Kaiser – Sommer (wie Anm. 18) Abb. 268.
27
Abb. 4: Nach Eingartner 2011 (wie Anm. 11) Beilage.
28
Abb. 5: Nach Rabold, Britta – Sommer, C. Sebastian, Lopodunum 98. Vom Kastell zur
Stadt. Ausstellungskatalog Ladenburg, Ladenburg/Stuttgart 1998, Abb. 26.
29
Abb. 6: Nach Eingartner 2011 (wie Anm. 11) Abb. 19.
30
Abb. 7: Nach Eingartner 2011 (wie Anm. 11) Abb. 20.
NOTES
1. Coarelli, Filippo, Il Foro Boario, Rom 1988.
2. Innocenti, Paula, Il Foro Olitorio in: Coarelli, Filippo (Hrsg.), Roma repubblicana dal 270 a. C.
all’età augustea, Rom 1987, S. 17-21.
3. Kleinwächter, Claudia, Platzanlagen nordafrikanischer Städte, Mainz 2001; vgl. dazu auch die
Rezension des Verfs. in: Bonner Jahrbücher 202/203, 2002/2003, S. 649-654.
4. Kleinwächter 2001 (wie Anm. 3), S. 4-6, 340-341 (Appendix A).
5. Laur-Belart, Rudolf, Führer durch Augusta Raurica, Basel 1973, S. 32-48 (zum Hauptforum). S.
85-87 (zum sog. Südforum).
6. Vgl. die maßstabsgerecht gegenübergestellten Pläne beider Siedlungen bei Sommer, C.
Sebastian, Forum oder „Mansio“? Zum Befund eines Großbaus im südlichen Lopodunum
(Südforum) in: Künzl, Ernst – Künzl, Susanna, Das römische Prunkportal von Ladenburg,
Stuttgart 2003, S. 151 Abb. 23.
7. Dazu grundlegend Sommer, C. Sebastian, Vom Kastell zur Stadt. LOPODVNVM und die CIVITAS
VLPIA SVEBORVM NICRENSIVM in: Probst, Hansjörg (Hrsg.), Ladenburg. Aus 1900 Jahren
Stadtgeschichte, Ubstadt-Weiher 1998, S. 81-201.
8. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 135-147 Abb. 30 (S. 120-121) (Plan) (vgl. auch hier Abb. 1).
9. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 129 Abb. 30 (S. 120-121) (Plan) (vgl. auch hier Abb. 1).
10. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 150-151; Sommer 2003 (wie Anm. 6), S. 117-168 Abb. 26 (Plan)
(vgl. auch hier Abb. 1).
11. Eingartner, Johannes, LOPODVNVM V. Die Basilika und das Forum des römischen Ladenburg.
Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 124, Stuttgart
2011.
12. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 86-101.
13. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 104-116.
14. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 116-125.
175
15. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 116.126.
16. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 126 mit weiteren Hinweisen (Anm. 268).
17. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 173-175; Wiegels, Rainer, LOPODVNVM II. Inschriften und
Kultdenkmäler aus dem römischen Ladenburg am Neckar. Forschungen und Berichte zur Vorund Frühgeschichte in Baden-Württemberg 59, Stuttgart 2000, S. 17.
18. Kaiser, Hartmut – Sommer, C. Sebastian, LOPODVNVM I. Die römischen Befunde der
Ausgrabungen an der Kellerei in Ladenburg 1981-1985 und 1990. Forschungen und Berichte zur
Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 50, Stuttgart 1994, S. 380-385 Abb. 267 (Plan)
(vgl. hier Abb. 2); Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 108-109.
19. Kaiser – Sommer 1994 (wie Anm. 18), S. 337-343.370-379; Sommer 1998 (wie Anm. 7), S.
109-113.
20. Kaiser – Sommer 1994 (wie Anm. 18), S. 385-387.401 Abb. 268 (Plan) (vgl. hier Abb. 3); Sommer
1998 (wie Anm. 7), S. 129.
21. Kaiser – Sommer 1994 (wie Anm. 18), S. 367.380. 385-386; Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 129.
22. Kaiser – Sommer 1994 (wie Anm. 18), S. 387.
23. Sommer, C. Sebastian, Die städtischen Siedlungen im rechtsrheinischen Obergermanien in:
Schalles, Hans-Joachim - Hesberg, Henner von - Zanker, Paul, Die römische Stadt im 2.
Jahrhundert nach Chr. Kolloqium Xanten 1990, Köln 1992, S. 127.
24. Zur Erörterung der gesamten Problematik vgl. Eingartner 2011 (wie Anm. 11), S. 14-20.124;
anders als dort angegeben (S. 124 Anm. 139) sind bei der Basilica Iulia in Rom die Schiffe in der
Tat durch Pfeiler untergliedert, die aber nach dem „Theatermotiv“ von Bögen bzw. Gewölben
überspannt und mit einer Halbsäulenordnung kombiniert sind (freundlicher Hinweis Klaus S.
Freyberger, Rom).
25. Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 141-142, 146-147.
26. Eingartner 2011 (wie Anm. 11), S. 71-73, 114-116.
27. Eingartner 2011 (wie Anm. 11), S. 124 mit Beleg (Anm. 140).
28. Eingartner 2011 (wie Anm. 11), S. 124-126.
29. Zur Basilica Severiana: Ward-Perkins, John Brian, The Severan Buildings of Lepcis Magna,
London 1993, S. 55-66.
30. Eingartner 2011 (wie Anm. 11) S. 126-134 Abb. 19-20 (Rekonstruktion des Grund- und
Aufrisses der Basilika und des Forums) (vgl. hier Abb. 6-7).
31. Sommer 1992 (wie Anm. 23), S. 130; Sommer 1998 (wie Anm. 7), S. 136-137
32. Gairhos, Sebastian, Zur Datierung der Basilika und des Forums anhand stratifizierten
Fundmaterials in: Eingartner 2011 (wie Anm. 11), S. 137-141.
33. Wiegels 2000 (wie Anm. 17), S. 17. 234.
34. Eingartner 2011 (wie Anm. 11), S. 135 mit Literaturhinweisen.
35. Vgl. Nünnerich-Asmus, Annette, Basilika und Portikus, Köln 1994, passim
36. Zu diesen Bauten zusammenfassend: De Ruyt, Claire, Maceilum. Marché alimentaire des
Romains, Louvain-la-Neuve 1983.
37. Vgl. Hesberg, Henner von, Bogenmonumente der frühen Kaiserzeit und des 2. Jahrhunderts n.
Chr. Vom Ehrenbogen zum Festtor in: Schalles – Hesberg – Zänker 1992 (wie Anm. 23), S. 292, 296.
38. Sommer 2003 (wie Anm. 6), S. 157-160,164-165.
39. Sommer 2003 (wie Anm. 6), S. 165-166.
40. Sommer 2003 (wie Anm. 6), S. 160-162.
41. Vgl. auch Schmidts, Thomas, LOPODVNVM IV. Die Kleinfunde aus den römischen Häusern an
der Kellerei in Ladenburg (Ausgrabungen 1981-1985 und 1990). Forschungen und Beiträge zur
Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 91, Stuttgart 2004, S. 110, der die drei Komplexe
in einen Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Bedeutung von Ladenburg stellt.
176
Wirtschaftsbauten in der
frührömischen Stadt auf dem
Magdalensberg in Kärnten
Kordula Gostenčnik and Heimo Dolenz
1
Die spätrepublikanisch-frühkaiserzeitliche Stadt auf dem Magdalensberg, deren
Wirtschaftsbauten im Folgenden thematisiert werden, liegt im Süden der ehemaligen
römischen Provinz Noricum am Nordrand des Klagenfurter Beckens in Kärnten
(Österreich) und wurde von 1948 bis 2011 in jährlichen Grabungskampagnen
systematisch erforscht. Dieses frühe urbane Zentrum (Abb. 1) entstand im Lauf des
zweiten Drittels des 1. Jh. v. Chr. im Weichbild eines spätlatènezeitlichen Zentralortes,
eingerichtet von italisch-römischen Händlern aus dem östlichen Oberitalien,
vornehmlich aus Aquileia. In ihrer Funktion als Emporium für den Austausch
mediterraner und lokaler Güter fungierte die Stadt sowohl als Handels- als auch als
Produktionszentrum1. Dass der Warenhandel in dieser Frühzeit auch in umgekehrter
Richtung erfolgte, unterstreichen nicht zuletzt norische Münzen und alltägliche
Gebrauchswaren (Keramik, Bronzekleinfunde) im Fundbestand südlich der Alpen 2. Der
Name der Stadt hat, wie griechische Quellen nahelegen, bereits Virunum gelautet 3; die
überlieferte Legende, die sich um einen wilden Eber rankt, den erst ein heldenhafter
Mann – ähnlich Hercules - überwältigen konnte, fand Erklärungsansätze sowohl als
keltische Sage als auch auf dem Hintergrund hellenistischer Stadtgründungsmythen 4 4.
Letzteres scheint derzeit die bevorzugte Deutung zu sein, wobei Johannes Nollé die
Möglichkeit der griechisch-römischen Überformung eines zugrundeliegenden
keltischen Mythos als Anknüpfungspunkt mit in Betracht zieht. Ein Inschriftfragment
vom Magdalensberg mit den Buchstabenresten Viru [num vel -nenses]belegt darüber
hinaus die Benennung5.
2
Chronologisch lässt sich der Ausbau der Stadt in drei große Phasen gliedern: Errichtung
als Emporium um die Mitte des 1. Jh. v. Chr.; Ausbauphase nach der Annexion Noricums
durch Rom ab 15 v. Chr.; Umgestaltung nach einer vermutlich als Erdbeben zu
deutenden, in der gesamten Stadt nachweisbaren Zerstörungskatastrophe in
spätaugusteischer Zeit. Das Aufgeben und Absiedeln der Stadt in claudischer Zeit muss
177
äußerst kurzfristig anberaumt worden sein, da Großbaustellen wie die zweite Phase des
Forumstempels und der Umbau von „Raum M“ unfertig liegen geblieben waren (s. u.).
Spätlatènezeitlicher Zentralort und
spätrepublikanisch-frühaugusteisches Emporium
3
Der Gipfel des Magdalensberges erreicht eine Höhe von 1059 m und liegt damit 600 m
über dem umliegenden Talboden. Durch einen Laserscan (Abb. 1) sowie Ausgrabungen
in den letzten Jahren konnten gut erkennbare Geländemarken einer näheren
Untersuchung zugeführt werden6. Dabei war es möglich, den am Nordostabhang
vorgelagerten, bis zu 5 m Höhe erhaltenen Erdwall mit zugehörigen Terrassen, welche
eine Erweiterung der ursprünglichen Befestigung darstellen, näher zu untersuchen
(Abb. 1, Laserscan, Nr. 3). Das zutage geförderte Fundmaterial legt für diesen Wallabschnitt eine Datierung in die späte Latènezeit, ab ca. 50/40 v. Chr. bis in
frühaugusteische Zeit fest; ein 14C-datierter Holzbalken (2150 ± 40 BP; 260-50 v. Chr.)
aus der Wallkrone sowie unter der Wallschüttung direkt auf dem gewachsenen Fels
aufliegende, kleinteilig zerbrochene Importkeramik bilden die Eckdaten dieser
Datierung7. Ein möglicherweise den gesamten Magdalensberggipfel umfassendes,
übergeordnetes Wallsystem (Abb. 1, Laserscan, Nr. 2) mit einer Fläche von 17 ha geht
diesem vorgelagerten Abschnitt zeitlich wohl voraus; an diesem Hauptwall konnten
bislang jedoch noch keine weiteren Untersuchungen durchgeführt werden, daher
fehlen bis auf Weiteres archäologisch nachgewiesene Strukturen einer Innenbebauung
aus der vorrömischen Phase.
Abb. 1
Magdalensberg; Luftbild aus Südwesten, genordeter Laser scan (1 Gipfelbefestigung; 2 Hauptwall; 3
vorgelagerter Wall; 4 römische Stadt) und Stadtplan.
178
4
Der Beginn des spätlatènezeitlichen Zentralortes wird in den 80er Jahren des 1. Jh. v.
Chr. vermutet8. Der Fundbestand vom Magdalensberg zeigt eine schon im Lauf von
Latène Dl beginnende Aktivität vor Ort an, was durch das bereits vermehrte
Vorkommen oberitalischer Fibeltypen aus der Zeit um 100/ 70 - 50/ 40 v. Chr. gestützt
wird9. Im Verlauf der 1. Hälfte des 1. Jh. v. Chr. dürfte hier demnach der zentrale
Siedlungspunkt der Noriker entstanden sein, der mit der beschriebenen Wallanlage
identifizierbar ist. Der in der älteren Magdalensbergliteratur postulierte „Sitz des
norischen Königs“ auf dem Berggipfel selbst bleibt als solcher mangels ergrabener
Baustrukturen allerdings nicht nachweisbar. Die zentrale Stellung der
Höhenbefestigung wird durch die Entstehung der Handelsniederlassung in ihrem
unmittelbaren Vorfeld jedenfalls deutlich unterstrichen – der direkte Kontakt mit dem
politischen Machtzentrum war für die südlichen Händler von essenzieller Bedeutung 10.
5
Die auf dem Südabhang des Magdalensberggipfels in einer natürlichen Geländemulde
um ein zentrales Forum (900 m Seehöhe) errichtete italisch-römische Stadt scheint wie
ein weiterer vorgelagerter Bereich an den Hauptwall angelehnt zu sein (Abb. 1,
Laserscan, Nr. 2). Von der Bebauung erkennbar blieben die breiten Terrassen, die sich
über und unter dem Forumsniveau über den Berghang ziehen. Der wirtschaftliche
Aufschwung
der
Handelsniederlassung
setzte
mit
den
militärischen
Auseinandersetzungen Roms in der ausgehenden Republik ein. Der im inneralpinen
Kärntner Raum erzeugte norische Stahl (ferrum Noricum) dürfte als Rohmaterial von
höchster Qualität für Waffen das bedeutendste Handelsgut dargestellt haben, was zur
Folge hatte, dass sich die Händler aus dem östlichen Oberitalien vor Ort niederließen
und dieses Emporium eingerichtet wurde. Die Voraussetzung dafür war allerdings ein
gegenseitiges Verständnis zwischen den lokalen Eliten und den südlichen Händlern mit
der römischen Macht im Hintergrund11.
6
C. Iulius Caesars Kriege in Gallien (58-51 v. Chr.), seine Winterlager mit mehreren
Legionen im Umland von Aquileia (58-56 v. Chr.) und die folgenden Aktivitäten in
Oberitalien und darüber hinaus waren wohl primär ausschlaggebend dafür, dass auf
dem Magdalensberg ein Emporium in Betrieb genommen wurde, welches die
reibungslose Belieferung mit qualitativ hochwertigem Stahl garantieren sollte 12. Der
immense Bedarf an Rohmaterial schwoll in den folgenden Jahren bis hin zu Octavians
illyrischen Feldzügen (35-33 v. Chr.) noch um einiges an 13. Die verstärkten Kontakte mit
dem südlichen Noricum ca. ab der Mitte des 1. Jh. v. Chr. spiegeln sich im Fundbestand
mehrerer Fundstellen an den wichtigen Durchzugsrouten wider, welchen das älteste
Inventar des Magdalensberg-Horizonts entspricht14. Südnoricum war demnach für den
römischen Handel und dessen Bedarf bereits mehr als drei Dezennien vor der
Okkupation durchorganisiert. Die jüngsten Untersuchungen gehen zumindest seit der
caesarischen Zeit von einem Klientelverhältnis aus, wiewohl ein solches in den Quellen
nicht explizit genannt ist15. Auf dem Hintergrund der römischen Aktivitäten im Land
hat es den Anschein, dass das regnum Noricum politisch wie wirtschaftlich nicht mehr
autark agieren konnte, sondern bereits völlig von Rom abhängig war. Das Kontingent
von 300 Reitern, das ein norischer König Julius Caesar 49 v. Chr. zur Verfügung stellte,
wird in diesem Zusammenhang als verpflichtende Hilfestellung eines Föderaten und
nicht als freiwillige Leistung angesehen16. Die Erbauung einer städtischen Anlage mit
zentralem Forum (Abb. 1), das mit 110 x 42 m kaum um ein Drittel kleiner ist als jenes
von Aquileia und als forum mercantile anzusprechen ist 17, setzt jedenfalls
Rechtssicherheit auf Basis gegenseitigen Einverständnisses voraus 18
179
7
In den direkt am Forum gelegenen Grobschmieden lassen sich in dieser Frühzeit das
Ausschmieden von Eisenluppen aus den nahegelegenen Verhüttungszentren zu
hochwertigem Stahl und die Weiterverarbeitung zu Fertigprodukten nachweisen (s. u.).
8
Bereits für die Zeit der frührömischen Anlage kann aus dem vorhandenen
Fundmaterial eine Siedlung am Fuß des Magdalensberges als eine Talbasis der Stadt
erschlossen werden; die Zuweisung baulicher Strukturen bedarf allerdings weiterer
Feldforschungen19.
Okkupationszeitliche bis spätaugusteische
Ausbauphase
9
Mit der Annexion Noricums im Zuge der augusteischen Alpenfeldzüge in 16/15 v. Chr.
geht eine erste große Umbauphase in der Stadt auf dem Magdalensberg einher. Die
jüngste Bearbeitung des historischen Quellenmaterials stellt erneut zur Diskussion, ob
Noricum nicht doch schon in augusteischer Zeit als Provinz eingerichtet wurde und
nicht wie zumeist angenommen erst im Zuge der Erhebung der norischen Städte zu
Municipien unter Claudius20. Die Stadt auf dem Magdalensberg beherbergte ab diesem
Zeitpunkt das römische Verwaltungszentrum. Der Berggipfel, der im Land weithin
sichtbar ist, erhielt nun eine massive römische Befestigungsanlage sowie einen
zentralen, Ost-West ausgerichteten, hexastylen Tempel mit Zugangsfront im Westen
(Abb. 2). Vermutlich sind für diese Zeit die erforderlichen öffentlichen Bauten auf dem
Berggipfel zu lokalisieren, da das Forum trotz Umgestaltung wesentliche Teile
vermissen lässt21.
10
Der berühmteste Fund, der „Jüngling vom Magdalensberg“, eine 1,83 m große
Bronzestatue aus dem frühen 1. Jh. v. Chr., kam 1502 beim Pflügen auf einem der
hochgelegenen Äcker am Magdalensberg zutage22. Die heute im Kunsthistorischen
Museum Wien verwahrte Statue stellte sich in den 1980er Jahren allerdings als
Renaissancereplik heraus, das Original gilt als verschollen 23. Eine Inschrift am rechten
Oberschenkel nennt als Dedikanten je einen Freigelassenen der gens Barbia und gens
Poblicia (in dieser älteren Schreibung für Publicia ) aus Aquileia, die aus ihrem
erwirtschafteten Vermögen dieses Weihegeschenk an die bis dato nicht bekannte
Gottheit, die im Tempel auf dem Berggipfel verehrt wurde, gestiftet haben. Der Tempel
unter der heutigen Kirche auf dem Magdalensberggipfel wurde erst vor wenigen Jahren
einwandfrei festgestellt24. Es handelt sich um einen spätrepublikanischen
Podiumstempel (Podiumshöhe 1,80 m), dessen Ausmaße von 26,2 x 17,4 m die
Rekonstruktion einer sechssäuligen Front erlauben, zu welcher eine breite Freitreppe
emporführte (Abb. 2). Die stuckierten Säulen mit einem rekonstruierbaren
Durchmesser von 0,65-0,95 m wurden aus Kalktuffkeilen mit Mörtelbindung
zusammengesetzt, wovon zahlreiche Reste erhalten geblieben sind; weiters sind einige
Fragmente der Wandmalereiausstattung sowie importierte gelbtonige Dachziegel mit
Herstellerstempel einer oberitalischen Firma vorhanden. Seine Errichtung wird mit der
Annexion Noricums und dem festungsartigen Ausbau des Gipfelplateaus erfolgt sein,
wie das sehr spärliche Fundmaterial erkennen lässt.
11
In dieser zweiten städtischen Bauperiode (ab 15 v. Chr. - 10/20 n. Chr.) werden
zunächst die Gebäude, die das Forum umgeben, durch teils zweigeschossige Bauten
ersetzt. In ihrer Funktion klar zu fassen sind die Forumsthermen in der
180
Nordwestecke25, zahlreiche Buntmetall verarbeitende Betriebe (s. u.) sowie einfache
Wohnbauten im Osten. Der Komplex der sogenannten „AA-Bauten“ südwestlich und
südlich des Forums (Abb. 1) umfasst hier eine weitläufige (Verwaltungs?)Anlage mit
Lagerhallen auf zumindest zwei künstlichen Terrassen, welche ihrerseits von einer in
ihren Fundamenten bis zu zwei Meter starken und auf 80 m Länge archäologisch
untersuchten Stützmauer getragen wurden. Darauf standen 16-18 m lange,
durchschnittlich 8 m breite und untereinander durch steile Treppenläufe verbundene,
zweigeschossige Hallen mit Mörtelestrichböden. Die Firsthöhen betrugen bis zu 15 m,
die Nutzfläche mindestens 2000 m2
12
.An der ursprünglichen Nutzung des Platzes im Sinne eines forum mercantile scheint sich
nur wenig geändert zu haben. Nach der Abtragung der Händlerbasilika im Osten des
Platzes (s. u.) vermisst man am Forum jedoch sowohl einen öffentlichen
Versammlungsort als auch einen repräsentativen Sakralbau.
Abb. 2
Magdalensberg; mittelaugusteische Gipfelbefestigung und Tempelfundament unter der Kirche.
13
Eine als Erdbeben interpretierte Naturkatastrophe, die als einheitlicher
Zerstörungshorizont weite Teile der Stadt betraf und in die spätaugusteische Zeit
datiert, verwüstete neben der Stadt auch die Anlagen auf dem Gipfel; Letztere wurden
daraufhin geschleift. Knapp zwei Drittel der bisher ergrabenen augusteischen Gebäude
in der Stadt wurden bis auf die Grundmauern abgerissen, nahezu sämtliche
Terrassenmauern erneuert bzw. verstärkt und fast alle Tiefbauten am Forum
zugeschüttet. Mit dem angefallenen Bauschutt wurde am Südhang eine neue Terrasse
aufgeführt. Diese Naturkatastrophe könnte in Zusammenhang stehen mit den bei
Cassius Dio 56,24,3 in den Prodigien zur Varusschlacht erwähnten einstürzenden
Alpengipfeln und drei Feuersäulen, die aufgestiegen sind, dort jedoch nicht näher
lokalisiert werden26.
181
14
Der einplanierte Zerstörungsschutt sowie verbaute Spolien erbrachten Teile von
Widmungsinschriften für das augusteische Kaiserhaus, die von den in Noricum
ansässigen civitates der Norici, Ambilini, Ambidravi, Uperaci, Saevates, Laianci, Ambisontes
und Elveti gestiftet wurden 27. Erhalten geblieben sind die Namen von Livia, Iulia Maior
und Iulia Minor, die Reste einer weiteren Tafel könnten Augustus oder Tiberius
genannt haben, wobei die Buchstabengröße, die nicht von den anderen abweicht,
vielleicht für Tiberius spricht; für den Kaiser selbst würde man eine Flervorhebung
erwarten. Die Errichtung wird in die Jahre 10/9 v. Chr. datiert und in Zusammenhang
mit der Präsenz des Augustus und seiner Angehörigen in Aquileia gesehen. Als
Aufstellungsort kommt am ehesten das Forum in Frage.
Tiberisch-claudische Ausbauphase
15
Der Ausbau nach dem Erdbeben verlieh mit seinen Großbauten dem Forum der Stadt
erst sein vollständiges Gepräge. Beim Wiederaufbau in frühtiberischer Zeit wurden die
massiven Terrassierungen verstärkt, indem hinter den Terrassenmauern jeweils eine
weitere mächtige Mauer eingezogen wurde28; solche Befunde ließen sich an mehreren
Stellen nachweisen. Als Folge dieser massiven Zäsur, welche tiefgreifende
städtebauliche Umgestal tungen wohl auch erst möglich machte, wird die Westhälfte
des Forums zum Sitz offizieller römischer Verwaltungsbauten 29. Die Forumsthermen in
der Nordwestecke erhielten eine neue Zweckbestimmung als Verwaltungsgebäude, dem
eine dreischiffige hypäthrale Basilika (31 x 20 m) mit Oberstockbalustrade und Podium
respektive Tribunal vor der Westmauer vorgelagert wurde (Abb. 1 und Abb 7); dieser
Bau entstand gleichfalls über abgetragenen tabernenartigen Gebäuden (s. u.).
16
Vom Forum wurden die dort zuvor betriebenen Werkstätten nun abgesiedelt und auf
dem damit frei gewordenen Areal ein Tempel errichtet (Abb. 1), der ab diesem
Zeitpunkt die Nordseite des Forums dominiert und die dortigen frühaugusteischen
Schmiedewerkstätten überbaut. Ein großräumiger Tempelbezirk (54,6 x 45,5 m)
schließt den unterkellerten italischen Podiumstempel ein (Abb. I) 30.
17
Das Forum diente als Aufstellungsort für Standbilder und Ehrendenkmäler. Südöstlich
vor der Tempelfront legten jüngste Grabungen vier mit Eisenklammern verbundene
Platten aus lokalem Kraiger Marmor (2,60 x 1,40 m) frei. Sie bildeten das Auflager für
einen Sockel, der nach seiner Größe zu schließen wohl ein Reiterstandbild trug, von
welchem ein um das Jahr 1700 gefundenes lebensgroßes Bronzepferd durchaus
herstammen könnte31.
18
Zu den Baumaßnahmen nach dem Erdbeben zählt auch die Errichtung eines großen
Gebäudekomplexes auf dem Plateau im Westen über dem Forum (Abb. 1). Der vom
Ausgräber als Principia für die hier stationierten Truppenteile angesprochene
repräsentative Großbau, der aus einer über 30 m langen vorgelagerten, vollständig im
3. Stil ausgemalten Vorhalle und weiteren Räumlichkeiten besteht, besticht durch seine
markante, die Stadt beherrschende Lage. Als Principia fungierte der Bau zugleich als
Einrichtung für den Kaiserkult der Truppen für den jeweiligen regierenden
Flerrscher32.
19
In die tiberisch-claudische Phase der Stadt datiert die Errichtung der kaiserlichen
Goldbarrengießerei innerhalb der als „Untere AA-Bauten“ bezeichneten,
lagerhallenartigen Gebäude, die hierfür adaptiert wurden (s. u.).
182
Claudisches Siedlungsende
20
Während der Regierung des Kaisers Claudius um die Mitte des 1. Jh. n. Chr. kamen
schließlich die planmäßige Aufgabe und Absiedlung der Stadt auf dem Berg zur
Durchführung. Für das nachfolgende municipium Claudium Virunum auf dem Zollfeld, in
ca. 10 km Luftlinie südwestlich vom Magdalensberg gelegen, wurde der Name der
frühen Handelsniederlassung beibehalten. Alles brauchbare Baumaterial mitsamt
ganzer Decken- und Dachkonstruktionen wurde in der älteren Stadt auf dem Berg
abgerissen und für die Neubauten in das Tal transferiert.
21
Die prosopographische Zusammensetzung der Stadtbewohner, wie sie aus Inschriften
und zahllosen Graffiti deutlich wird, zeigt ein Nebeneinander südlicher Zuwanderer
und lokaler peregriner Bevölkerungsteile unterschiedlicher Rechtsstellungen 33. Zudem
sind Veteranen der legio VIII Augusta, die in der Frühzeit in Poetovio im heutigen
Slowenien stationiert gewesen ist, und Soldaten der cohors I Montanorum aufgrund von
Grabtituli unter den Bewohnern nachweisbar34, die als Besatzung zum Schutz der Stadt
nach der Annexion Noricums auf dem Magdalensberg Dienst taten.
22
Die architektonischen und materiellen Hinterlassenschaften der Bewohner bilden die
wichtigsten Ausgangsmaterialien für die Erforschung der Romanisierung Noricums am
Beginn der römischen Kaiserzeit. Die wirtschaftliche Basis der Stadt – Handel und
Produktion – demonstriert auch eine auf dem Magdalensberg gefundene Gemme, die
das eingravierte Bild eines zwischen Merkur und Minerva sitzenden, arbeitenden
Feinschmiedes trägt (Abb. 8,10). Dieses Bild könnte gleichsam als Emblem für die antike
Stadt auf dem Magdalensberg gelten.
Das frühe Forum der Händler (50/ 40 v. Chr. bis 15 v.
Chr.)
23
Über die Jahrzehnte hinweg galt das Hauptaugenmerk der archäologischen
Forschungen in diesem älteren Virunum auf dem Berg dem Forum und den direkt
daran angrenzenden Stadtteilen. Insgesamt wurden bislang an die vier Hektar
archäologisch untersucht. Der heute als archäologischer Park konservierte Stadtkern
spiegelt die letzte Bauphase der Stadt vor deren vollständiger Aufgabe in claudischer
Zeit wider (Abb. 1).
24
Im Zuge der systematischen Grabungen wurde an der Ostseite des Forums im Jahr 1979
die Fundamente einer Basilika aufgedeckt, deren schlechter Erhaltungszustand auf
einen bewussten Abriss dieses Bauwerks hindeutet35. Dem Schichtprofil (Abb. 5) ist zu
entnehmen, dass vor der Anlage der Basilika auf dieser Fläche bereits einfache
Holzgebäude vorhanden gewesen sind, die auf dem leicht nach Süden abfallenden
Terrain errichtet worden waren. Um für den geplanten Großbau eine ebene Fläche zu
schaffen, wurde das abschüssige Gelände mit einer Terrassenmauer versehen und
aufplaniert. In dieses Planiermaterial setzte man dann die Fundamente, welche zur
Stabilisierung des Untergrundes einen Rost aus vertikal in den Boden geschlagenen, bis
zu 1,4 m langen Holzpfählen erhielten. Die negativen Ausnehmungen dieser Piloten
ließen sich allenthalben in den ergrabenen Fundamenten nachweisen (Abb. 5). Vitruv
(arch. II 9,10; III 4,2; V 12,5) empfiehlt diese Verstärkung ja beispielsweise bei der
183
Errichtung der Fundamente von Tempeln, Basiliken, Theatern oder
Befestigungsmauern, wenn der Untergrund instabil ist36. Die Entstehung seines Werks
liegt zeitlich bald nach der Errichtung der Magdalensberger Basilika, die demnach die
praktische Anwendung dieser Bauweise zur Befestigung eindrücklich widerspiegelt.
25
Der systematische Abbruch des Gebäudes bis in die untersten Fundamendagen bringt es
mit sich, dass vom aufgehenden Mauerwerk nur noch geringe Reste im
Fundamentbereich aufzufinden waren (Abb. 4-5). Die Außenmaße betrugen 30,00 x
17,10 m für das aufgehende Mauerwerk des äußeren Mauerrings, 21,00 x 9,00 m für den
inneren; Letzterer wird aufgrund der etwas geringeren Breite der Fundamentierung als
Auflager für eine umlaufende Reihe von Stützpfeilern angesehen, die den Innenraum
gliederten37. Der äußere Mauerkranz misst in seiner Breite 1,8 m; davon fallen 1,1-1,2 m
auf den nach außen gerichteten Fundamentvorsprung mit Mörtelabstrich und 0,6-0,7 m
auf das an der Innenkante des Fundaments hochgezogene, aufgehende Mauerwerk, das
sich allerdings nur im nördlichen Teil der äußeren Westmauer in maximal zwei
Steinscharen erhalten hat. Der innere Mauerring ist insgesamt 1-1,1 m breit; die
Abstände zwischen innerem und äußerem Mauerring betragen im Westen 2,8 m, im
Norden 4,2 m, im Osten 3,3 m und im Süden 3,1 m38. Über die Lage von Eingängen in das
Gebäude geben die Fundamentreste keine Anhaltspunkte; zudem waren die
zugehörigen Innen- und Außenniveaus zum Gebäude nur mehr in geringen Resten
vorhanden (Abb. 5, Schichtprofil). Den Maßen der Basilika scheint ein rudimentär
fassbares Modulsystem zugrunde zu liegen, das auf einem Quadrat aus sechs mal sechs
Fuß basiert und sich in den angrenzenden Tabernenbauten gleichfalls wiederfindet;
allerdings liegt keine passgenaue Übereinstimmung mit den Mauern vor, so dass
zwischen Planung und Ausführung eine gewisse Diskrepanz besteht 39. Der Grundriss
der Magdalensberger Basilika entspricht einem Seitenverhältnis von 1:1,75 40.
Abb. 3
Magdalensberg, Periode I; Tabernen und Basilika am Ostrand des Forums; Rekonstruktion der NOEcke gegen Ende der Periode I mit geschlossenen Tabernenreihen.
184
26
Die vereinfachte Rekonstruktionszeichnung (Abb. 3) veranschaulicht das Bild, das sich
am Ende der Periode 1 am Forum des Magdalensberges bot. Da keine Architekturteile
erhalten geblieben sind, lässt sich über das Aussehen der Basilika kaum etwas Näheres
sagen; anders als in der Rekonstruktion dargestellt, spricht sich der Ausgräber Gernot
Piccottini für ein einheitlich überdachtes Gebäude ohne erhöhten Mittelteil aus, wofür
die seichteren Fundamente des inneren Mauerrings sprechen dürften, die vermutlich
keine überhöhten tragenden Mauern aufnahmen41. Die Einrichtung der gesamten
Anlage als forum mercantile lässt die Basilika als zentralen Platz der hier getätigten
Flandels- und Geldgeschäfte definieren42.
27
Nach ihrem Abbruch im Zuge der Umgestaltung des Forums nach der Okkupation
Noricums 16/ 15 v. Chr. verschwanden die Fundamentreste vollständig unter einer
Planierschicht aus lehmiger Erde und Schutt, womit das Forumsniveau angehoben
wurde. Eine Rollsteinpflasterung versiegelte schließlich die darunter liegenden frühen
Befunde (Abb. 5, Schichtprofil). Die Aufschüttungen erbrachten jedenfalls kein
Fundmaterial, das für eine spätere Entstehung oder Nutzung des Gebäudes sprechen
könnte43. Knapp südlich der Nordostecke der ehemaligen Basilika wurde schließlich ein
Brunnen geschlagen (Abb. 4).
Abb.4
Magdalensberg, Periode I; Plan der Basilika am Ostrand des Forums, steingerechte Aufnahme.
Werkstätten für die Metallverarbeitung
28
Was wurde nun in den Jahrzehnten vor der Okkupation hier erzeugt? Der Schwerpunkt
lag in dieser Zeit auf der Eisenverarbeitung. Um das Forum reihten sich in dieser
Frühzeit an drei Seiten hallenartige Gebäude in Ständerbauweise, welchen die Basilika
im Osten unmittelbar vorgelagert ist (Abb. 3)44. Die darin untergebrachten
185
Eisenschmieden dienten dazu, die aus den nahegelegenen Abbaugebieten
herantransportierten Eisenluppen zu qualitativ hochwertigem Stahl auszuschmieden
und in Barrenform zu bringen, aber auch zu Fertigprodukten zu verarbeiten 45. In der
Nähe lagen zwei antike Zentren für die Erzreduktion: Aus dem Görtschitztal 20 km
nordöstlich des Magdalensberges, wo bis in die 1960er Jahre Eisenerz abgebaut wurde,
sind mehrfach römische Rennöfen bekannt geworden. Desgleichen kamen 20 km
westlich des Magdalensberges in Feldkirchen Schlackenhalden und weitere Reste der
Eisenverhüttung zutage46. Das mehrfach in antiken Schriftquellen genannte ferrum
Noricum ist insbesondere mit den Verhüttungszentren in Kärnten in Verbindung zu
sehen und scheint eine antike Qualitätsmarke gewesen zu sein; kaiserzeitliche
Inschriften überliefern darüber hinaus Pächter (conductores) der norischen Eisengruben
und deren Personal47.
Abb. 5. Magdalensberg, Periode I;Schichtprofil Basilika und OR/39; pilotierte Grundmauern der
Basilika.
29
Wohl nicht vor der tiberischen Zeit sind jene Graffiti aus den Kellerräumen OR/23 und
OR/26 nördlich der Basilika (Abb. 3) anzusetzen, die über den Vertrieb von Metallwaren
in Großhandelsmengen Auskunft geben (Abb. 8,6-9). Rudolf Egger verzeichnete in
seiner 1961 erschienenen Publikation im Verputz der Räume 300 Ritzinschriften 48. Der
Großteil dieser Alltagsinschriften besteht aus Namen von Kunden, Bezeichnungen für
Warengattungen und aus Mengen- und Gewichtsangaben. Einige der Graffiti geben
darüber hinaus noch den Herkunftsort der Kunden sowie den Kaufpreis an. Eine kleine
Gruppe umfasst Weihungen an Merkur, den Gott des Handels49. Die Kellerräume
könnten ursprünglich freistehende Gebäude gewesen sein, die erst mit der
Aufschüttung des Forums bei der Errichtung der Basilika unter die Erde gelangten; die
in OR/23 vorhandenen Wandmalereien im 2. pompejanischen Stil, die großformatige
Götterbilder zeigen und vor 20 v. Chr. entstanden sein müssen, sowie eine Feuerstelle
lassen sich nur schwer mit der Verwendung als Kellermagazin in Zusammenhang
186
bringen50. Das Schichtprofil der Basilika, gegenübergestellt jenem der östlich davon
anschließenden Taberne OR/39 (Abb. 5), zeigt die ursprünglichen, tieferliegenden
Niveaus an.
Abb. 6
Magdalensberg; Eisen- und Bronze verarbeitende Werkstätten.
30
Im Folgenden seien ein paar dieser Graffiti angeführt, um einen Eindruck davon zu
vermitteln (Abb. 8,6-9); die Nummern beziehen sich auf die Publikation bei Egger: Nr.
12 (Abb. 8,7) emit CX cumbas p(ondo) XV Sineros Aquileia (Sineros aus Aquileia kaufte 110
Becken à 15 Pfund); Nr. 68 (Abb. 8,8) uncos DL anulos DL (550 Haken, 550 Ringe); Nr. 9
(Abb. 8,6) defide Ombrionis sec(ures) [CCC]LV p(ondo) IIS (Ombrio wurden übergeben 355
Hacken à 2½ Pfund)51; Nr. 191 (Abb. 8,9) p(ecunia) l(ocata) ex II K(alendis) Februariis in
K(alendas) Julias (Geld verliehen vom 31. Jänner bis 1. Juli). Nach der Dokumentation der
Graffiti wurde diese Putzschicht entfernt, um darunterliegende Wandmalereien
freizulegen; daher blieben die Originale nicht erhalten und sind heute auch nicht mehr
nachprüfbar.
31
Da die Gebäude um das Forum zugleich als Werkstätten, Warenlager und
Verkaufslokale dienten, ausgestattet mit je einem separaten Kellerraum von 5 x 5 m bis
5 x 7 m unter der Vorderfront, sprachen die Ausgräber diese als tabernae an. Die
Gebäude treten in Gruppen auf (Abb. 3), was auf zusammengefasste größere
Produktionseinheiten
und
Produktionsmengen
rückschließen
lässt.
Die
Inneneinrichtung der Eisen verarbeitenden Werkstätten blieb teilweise erhalten 52.
Diese bestanden zumeist aus einer Schmelzgrube mit zugehörigem Holzbottich und
Wasserrinne auf einfachen Lehmböden sowie großen Mengen an Holzkohle, Schlacken,
Eisenluppen, Schmiedeabschlägen sowie verziegeltem Lehm und Ofenteilen. Die oft nur
sehr dürftig errichteten Außenwände bestanden in der Regel aus sehr seichten Mauern
oder Holzständerkonstruktionen. Innerhalb einzelner solcher Einrichtungen konnten
187
teils mehrere Phasen durch übereinander liegende Böden mit vergleichbaren
Befundsituationen unterschieden werden, welche absolutchronologisch jedoch schwer
fixierbar sind. Der Zustand der Befunde erlaubt darüber hinaus keine wie immer
geartete
typologische
Gliederung
der
Schmiedewerkstatten;
eventuelle
Spezialisierungen auf bestimmte Produkte konnten gleichfalls nicht nachgewiesen
werden. Die Produktpalette der lokal gefertigten Eisenwaren ergab z.B. bei den
Werkzeugen keine typischen Latèneformen; jedoch sind bei sogenannten Zweckformen
Unterscheidungen in bodenständig und mediterran ohnehin kaum möglich 53.
32
Mit dem Umbau des Forums nach der Annexion traten zu den Eisenschmieden die
Bronzegießereien hinzu; auch diese waren in der mittel- bis spätaugusteischen Zeit
direkt am Forum anzutreffen (Abb. 6), jedoch auch bereits auf den Terrassen darüber 54.
Während die Werkstätten direkt am Forum nach dem Erdbeben abgesiedelt wurden,
blieben jene auf den Terrassen abseits des Forums weiterhin in Betrieb (Abb. 6).
Insgesamt konnten 15 Bronze verarbeitende Werkstätten bzw 18 Werkstatthorizonte
ergraben werden. Bislang existieren für die vor- bis frühaugusteische Zeit keine
Nachweise für die Bronzeverarbeitung; Ausnahmen hiervon sind jedoch Halbfabrikate
von Fibeln55.
33
Die baulichen Überreste der Bronze verarbeitenden Werkstätten lassen sich in zwei
Kategorien einteilen, nämlich in Gießereien für Kleinbronzen mit kleinen, eingetieften
Grubenschmelzöfen und Gießereien mit großen Kuppelöfen. Erstere zeigen im Raum
verteilt zum Teil auch mehrere der kleinen Öfen. Dieser Werkstatttyp blieb abseits des
Forums bis an das Ende der Siedlung in Gebrauch. Der zweite Werkstatttyp mit den
großen Kuppelöfen kommt hingegen nur in tiberisch-claudischer Zeit vor und wurde in
fünf nebeneinander liegenden Werkstätten auf einer Terrasse nordöstlich des Forums
angetroffen (Abb. 6). Ein ebenda dokumentierter Befund könnte als Gießgrube
angesprochen werden, er ist allerdings nicht zweifelsfrei gesichert.
34
Bereits in den ersten Jahren nach der Okkupation kann in einer der nordöstlichen
Forumstabernen eine fabrica namens OR/17 (Abb. 6) für die Reparatur und Erzeugung
von bronzenen Militaria nachgewiesen werden, die ca. bis zur Zeitenwende in Betrieb
gewesen ist56. Darin ist untergeordnet auch die Verarbeitung von Eisen greifbar. Aus
Halbfabrikaten und Werkstattbefunden geht darüber hinaus die Produktion von
Militaria, etwa in den Werkstätten im Westen über dem Forum, auch bis an das Ende
der Siedlungstätigkeit hervor57. In den Bronze verarbeitenden Werkstätten blieben,
anders als in den Eisenschmieden, große Mengen an Metallschrott,
wiederverwertbaren Altmetallen und Halbfabrikaten erhalten, aus welchen die vor Ort
erzeugten und benützen Produkte ablesbar sind.
35
Die paarweise Anordnung der frühen Forumstabernen (Abb. 3) spiegelt sich in den
Bauten des spätrepublikanischen Forums von Iulium Carnicum wider, weiters in den
Magazinen von Nauportus58. Letzteres ist eine mit Umfassungsmauer und Türmen
befestigte Anlage, die laut Strabo 4,6,10 den Händlern von Aquileia als Warenmagazin
für Wirtschaftskontakte im Hinterland diente; die Waren wurden bis Nauportus auf
Karren transportiert, dort dann auf Schiffe verladen und weiter befördert. Aufgrund
der Grabungsergebnisse der 1930er Jahre sowie der Ergebnisse von Georadarmessungen
ließ sich der gesamte Grundriss rekonstruieren: Der große Zentrale Platz wird von
einer Portikus umschlossen und ist umgeben von langrechteckigen, paarweise
angeordneten Magazinen; weiters gehören ein Sakralbau und ein als
Versammlungshalle bezeichnetes Gebäude zu den Einrichtungen. Die datierenden
188
Funde der Altgrabungen sprechen für die Errichtung im Lauf der 2. Hälfte des 1. Jh. v.
Chr., jedoch blieben die Warenmagazine nicht über die augusteische Epoche hinaus in
Verwendung. Der festungsartige Charakter resultiert aus der militärischen
Verwendung des Platzes als Nachschubbasis während der oktavianischen
Illyrienfeldzüge59.
Abb. 7
Magdalensberg; Plan Raum Mund Tribunal im Nordwesten des Forums; Ansicht von Osten.
Der claudische „Raum M“ in der Nordwestecke des
Forums
36
In der letzten Phase der Stadt entstand zwischen den vormaligen Forumsthermen und
dem Tempel ein großräumiger Komplex mit der lichten Weite von 30,10 x 18 m, dessen
Errichtung aufgrund der Fundmünzen unter dem Estrich in claudische Zeit datiert 60.
Der Grundriss (Abb. 7) zeigt die Form einer dreischiffigen Basilika mit Pfeilerstellung
im Inneren, wovon Abdrücke der Basen noch erkennbar blieben; eine vereinzelte
Marmorbasis blieb in situ erhalten. Der gesamte Komplex erhielt die Bezeichnung
„Raum M“und wurde in der Folge als Prätorium angesprochen.
37
Nach dem Grabungsbericht von Hermann Vetters lassen sich an diesem Gebäude in der
letzten (3.) Periode zwei Bauphasen unterscheiden, welche beide in claudischer Zeit
anzusetzen sind. Die zweite Phase, in welcher eine Verbreiterung der Seitenschiffe
vorgenommen wurde, blieb aufgrund des Auflassens der Stadt jedoch unvollendet; bei
den Grabungen war noch vor Ort gelagertes, ungebrauchtes Baumaterial vorhanden.
Die Nordmauer bildet zugleich die mächtige Terrassenmauer, die Südmauer zum Forum
hin ist bei einer Breite des aufgehenden Mauerwerks von 0,7 m mehr als 2 m tief
fundamentiert und nützt hier ältere Mauerstrukturen, wobei die Gesamtbreite des
189
Fundaments 1,7 m beträgt; die Ostmauer grenzt an den Tempelbezirk, die Westmauer
bildet das Gebäude mit dem sogenannten Raum K. Vor die Westmauer gesetzt ist ein
gemauertes, ursprünglich mit Marmorplatten verkleidetes und 1,6 m hohes Podium
erhalten geblieben, auf welches zwei seitlich angebrachte Marmortreppen
emporführen (Abb. 7). Dieser Bereich war zu einem Tribunal ausgestaltet Das nördliche
und südliche Seitenschiff erbrachten noch Reste des Mosaikfußbodens in situ, während
der Mittelteil einen harten, sehr kalkreichen und bis zu 0,9 m Tiefe fundamentierten
Mörtelestrich aufweist.
38
Die Lage des Gebäudes, die Bauten am Hang darüber sowie die architektonische
Gestaltung erlauben keine Rekonstruktion mit Gesamtüberdachung, da nordseitig die
Entwässerung nicht zu bewerkstelligen wäre. Vielmehr ist nach den Ausführungen von
Hermann Vetters eine an drei Seiten umlaufende, zweigeschossige Portikus mit nicht
überdachtem Mittelteil anzunehmen, wofür nach seinem Dafürhalten der harte Estrich
sowie die Reste eines Wasserablaufs im Südwestteil des Gebäudes unter dem Estrich
sprechen. Diese Rekonstruktion blieb nicht unwidersprochen, da sie wohl auch
beeinflusst war vom Vorschlag einer hypäthralen Lösung für die Basilika von Pompeji;
allerdings bleibt eine von Wilhelm Alzinger vorgeschlagene Überdachung mit einem
von der Nordmauer nach Süden abfallenden Pultdach wenig wahrscheinlich 61. Mit dem
Podium als Platz für den Auftritt amtlicher Würdenträger bietet sich diese späte Anlage
als öffentlicher Versammlungs- und Gerichtssaal an, angelehnt an das
Verwaltungsgebäude. Über das mit Marmorplatten verkleidete Tribunal ist ein
dahinter liegender, mit Fresken im 3. pompejanischen Stil ausgestatteter Raum (Raum
K) zugänglich, der als Besprechungsraum (secretarium) angesehen wird 62. In diesen
beiden Basiliken vom Magdalensberg – dem frühen Bau im Osten als Handels- und
Börsengebäude des forum mercantile und diesem späten, an das Verwaltungsgebäude
angeschlossenen Baukörper mit Podium respektive Tribunal, wie auch immer man ihn
letztlich rekonstruieren mag – spiegelt sich zugleich wohl auch eine Erweiterung oder
Änderung der Funktion dieser Einrichtung auf dem Forum wider 63. Für die Jahrzehnte,
die die beiden Bauten zeitlich voneinander trennen, konnte innerhalb der Stadt kein
weiteres vergleichbares Bauwerk aufgedeckt werden.
Tesserae nummulariae
39
Wir kennen eine Reihe von Namen aquileienser Händler aus den Grabinschriften ihrer
Sklaven und Freigelassenen von der Gräberstraße auf dem Magdalensberg sowie aus
diversen Graffiti. Angesichts der Warenmengen, die hier verhandelt wurden, nimmt
sich der Geldumlauf in der Stadt, gemessen an den Münzfunden, jedoch bescheiden
aus64. Von den 1313 bestimmbaren antiken Münzen sind noch dazu 55% keltische
Prägungen, vor allem Kleinsilber, das als lokales Zahlungsmittel bis in die Zeit des
Claudius in Verwendung stand. Allerdings wurden auf dem Magdalensberg bislang 13
sogenannte Tesserae nummulariae gefunden (Abb. 8,l-5)65, das sind vierkantige
Stäbchen aus Bein aus dem 1. Jh. v. Chr. und 1. Jh. n. Chr., die jedoch außerhalb von
Rom bestenfalls vereinzelt auftauchen. Rudolf Herzog sah zu Anfang des 20. Jh. darin
einen Hinweis darauf, dass die Qualität von geprüften Münzen damit garantiert wurde,
da er annahm, dass diese Etiketten an Geldbeuteln angebracht wurden; er nahm an,
dass die nummularii die Münzen prüften, weshalb er den Terminus tesserae nummulariae
dafür prägte66. Die Bedeutung der Täfelchen wird in der Fachliteratur sehr
190
kontroversiell diskutiert; hier kann dazu nur ein allgemeiner Überblick geboten
werden. Der Großteil der bekannten Exemplare gleicht in ihrem Aussehen den hier
abgebildeten Beispielen vom Magdalensberg; die meisten sind 4-6 cm lang. Einige,
darunter auch zwei unbeschriftete Stücke vom Magdalensberg, tragen an einem Ende
anstelle des Knaufs eine Büste.
Abb. 8
Magdalensberg; 1-5 Tesserae nummulariae; 6-9 Graffiti aus OR/23 und OR/26 zum
Metallwarenhandel; 10 Gemme mit der Darstellung eines Feinschmiedes zwischen Minerva und
Merkur.
40
Üblicherweise nennen die Täfelchen einen Namen, häufig den eines Sklaven mit oder
ohne Nennung seines dominus, eine Datumsangabe mit dem Zusatz spectavit, Letzteres
meist abgekürzt bzw. einmal auch spectavit nummos, und die Konsuln. Datierung und
Prüfungsvermerk fehlen jedoch bei allen Magdalensberger Beispielen. Aufgrund der
von Herzog zusammengestellten Datumsangaben (von 96 v. Chr. bis 88 n. Chr.), nach
welchen sich die Kalenden und Iden häufen, verwies Fritz Prings-heim darauf, dass es
sich nicht um das Datum einer Münzprüfung, sondern um Zahlungsbelege handeln
würde; in der neueren Literatur findet sich u. a. auch die Annahme, dass man mit den
Täfelchen ein Depositum wieder abholen konnte67. Jean Andreau sieht hinter den
Täfelchen ebenfalls Einzahlungsbelege z.B. für eine Schuldentilgung, da sich unter 133
datierten Täfelchen 53-mal die Kalenden und 25-mal die Iden finden 68. Eines der
stadtrömischen Täfelchen nennt einen Caius Octavius mit einem Datum aus dem Jahr
53 v. Chr., der mit dem Großvater des Augustus identifiziert worden ist, was aber nicht
unbestritten blieb69. Aus Rom sind wohl an die 150 Stück bekannt; der Magdalensberg
ist mit 13 Stück der Fundort mit der zweitgrößten Menge bisher, neun davon sind
beschriftet. Dass diese Tesseren mit dem Geldgeschäft zu tun haben, scheint indes klar
zu sein. Die Etiketten waren nach Herzog zugleich eine Garantie-Erklärung für den
191
Inhalt, wenn ein Geldsäckchen, an welchem er diese Tesseren angebracht wissen
wollte, den Besitzer wechselte.
41
Die römischen Wirtschaftsbauten in der Stadt auf dem Magdalensberg, allen voran die
vor-bis frühaugusteische Basilika am Ostrand des Forums, lassen dieses frühe
Emporium nicht nur als Markt- sondern insbesondere auch als zentralen Börsenplatz
ansprechen, für welchen die genannte Basilika in der Periode I als Austragungsort
diente. Große Warenmengen, die gar nicht vor Ort gelagert sein mussten, wurden wohl
in Form von Auktionen verschoben und waren darüber hinaus vermutlich überwiegend
kreditfinanziert70. Zudem dürften Anlageninteressen von Investoren mitgespielt haben,
da vor Ort große Mengen von Waren umgeschichtet wurden, welche einerseits
praktisch aus dem gesamten mediterranen Raum angeliefert wurden, andererseits aus
den Produktionen direkt vor Ort stammten und einiges an Gewinn abgeworfen haben
werden. Für Auktionsgeschäfte, Vorfinanzierungen von Handelsunternehmungen und
Produktionsaufträgen standen argentarii, argentarii coactores oder coactores als
Kreditgeber bereit, vielleicht auch private Geldverleiher. Die domini oder patroni der
Sklaven und Freigelassenen auf den Tesseren waren demnach im Bankgeschäft tätig
(argentarii o. a.), in deren Diensten die genannten nummularii standen 71.
42
Die von den Magdalensberger Tesseren bekannten Finanziers (römische Bürger: Q.
Albius, L. Peccius, Pomponius, L. Stlaccius Secundus; peregrin: Priamus) sind nicht
gleichzeitig auch als (ober-)italische Kaufleute bekannt; hier tritt eine andere
Personenschicht in den Vordergrund. Eine Tessera aus Rom bietet vielleicht einen
Hinweis für weiter verzweigte Geldgeschäfte der auch vom Magdalensberg bekannten
gens Pomponia: Andrea Pomponii Lucii servus ist an einer tessera nummularia genannt, die
heute im Kestner Museum Hannover verwahrt wird; wie insgesamt an den
Magdalensberger Beispielen, ganz im Gegensatz zum Großteil aus Rom, so fehlen auch
diesem Täfelchen sowohl Prüfungsvermerk als auch Datum72. Wie jedoch Jean Andreau
in seinen Untersuchungen bereits bemerkte, bleiben die meisten auf den Etiketten
genannten Personen so gut wie unbekannt und lassen sich kaum zusätzlich durch
literarische oder sonstige Schriftquellen mit ihren Aktivitäten im Geldgeschäft fassen 73.
43
Der Neufund einer tessera nummularia vom Magdalensberg soll im Folgenden vorgestellt
werden (Abb. 8,1)74. Zu lesen ist deutlich eingeschnitten in Kapitalschrift auf Seite 1
LAETVS · PECCI(i) · L(ucii) · S(ervus) mit Interpunktion, Seite 2 ist unbeschriftet, Seite 3 in
feinen Ritzlinien SERVVS und davor nicht näher deutbare Buchstaben oder
Zahlzeichen, Seite 4 ebenfalls einfach eingeritzt CI, vielleicht eine Zahlenangabe 101 für
Inhalt oder Nummerierung bzw. eine Registriernummer, wiewohl das aufgrund
fehlender Parallelen von anderen Tesseren spekulativ bleibt. Genannt sind also ein
Sklave namens Laetus und dessen dominus Lucius Peccius. Letzterer ist bereits an einem
weiteren Magdalensberger Täfelchen genannt (Abb. 8,2), wo auf Seite 1 ein PRINCEPS ·
PECCI(i) · L(ucii) entgegentritt und auf Seite 3 ein fein eingeritztes S, das hier vermutlich
wie beim vorhergehenden für servus steht; die beiden übrigen Seiten sind nicht
beschriftet. Das noch in republikanischer Art nachgestellte Praenomen findet
Entsprechungen unter den von Herzog vorgelegten Täfelchen, als spätestes datiertes
aus 46 v. Chr.75. Ein weiteres Exemplar (Abb. 8,3) trägt auf Seite 1 den Namen
MANDATVS, auf Seite 3 ebenfalls ein S wohl für servus. Ob eine Auflösung zu S(pectavii)
möglich wäre, da die datierten Etiketten auf Seite 3 üblicherweise diesen Vermerk
tragen, bleibe dahingestellt.
192
44
Die erwähnten Pomponii sind auf dem Magdalensberg mit zwei Tesseren vertreten
(Abb. 8,4-5), wenn man das heute im Kunsthistorischen Museum Wien verwahrte
Exemplar (Abb. 8,4) als eher vom Magdalensberg als aus Virunum stammend
dazurechnet; die Parallele aus Rom wurde bereits genannt. Zu lesen ist LICCAIVS ·
POMPON(ii servus) bzw. ΒΟΝΟ(sus?) · POMPO(nii servus). Beide im Geldgeschäft tätige
Firmen sind demzufolge je zweimal belegt76.
45
Auffallend ist, dass die Tesseren auch an zwei weiteren frühen Fundorten Vorkommen,
die in den frühen Handelsaktivitäten der Italiker nach der Mitte des 1. Jh. v. Chr.
ebenfalls an Bedeutung gewinnen: zwei Exemplare, ebenfalls ohne Datum und
Prüfvermerk, in Zuglio in Friaul, an der Straße über den Plöckenpass an der Südseite
der Karnischen Alpen gelegen, sowie eines auf der Gurina im Gailtal in Südwestkärnten,
Letzteres jedoch unbeschriftet; zwei weitere sind aus Aquileia publiziert 77.
46
Welche Warenmengen vor Ort gehandelt wurden, geht nicht nur aus den oben
genannten Graffiti hervor, sondern lässt sich auch anhand eines niedergebrannten
Warenmagazins südöstlich des Forums mit tausenden Gebrauchsgütern beleuchten, die
von Terra sigillata, feinem Tafelgeschirr, Bronze- und Eisenwaren, darunter auch
Waffen oder Bronzebarren, bis zu großen Mengen an verschmolzenen Glasgefäßen
reichen; claudische Münzen aus dem Brandschutt datieren das Ereignis in die späten
Jahre der Siedlungsgeschichte. Abgesehen vom Grabungsbericht und einzelnen
Untersuchungen fehlt bislang jedoch die Gesamtvorlage des Fundbestandes 78.
47
Eines jener Aquileienser Handelsunternehmen, die aus Graffiti auf Keramikwaren vom
Magdalensberg bekannt sind, ist die Firma namens Titus Kanius. Der Firmenname
kommt auch auf einer gestempelten Fibel vor, welche einen Leander Titi Canü servus als
Hersteller nennt. Diese Firma könnte die Bronzewerkstatt durchaus auf dem
Magdalensberg betrieben haben79. Neben der Produktion und dem Handel mit
Metallwaren verfügte die Stadt auf dem Magdalensberg über eine überaus
umfangreiche Textilproduktion, mit welcher allerdings keine Bauten in
Zusammenhang stehen. Auch hinter diesen Aktivitäten werden oberitalische
Textilfirmen als treibende Kräfte zu vermuten sein80.
Die kaiserliche Goldbarrengießerei
48
Im Südwesten des Forums fiel das Gelände vor der Terrassierung steil von Nordwest
nach Südost um mehr als 20 m ab; das gesamte Areal wurde hier mit Hilfe von vier
Terrassen aufgeschlossen (Abb. 9,1). Zum Zeitpunkt der letzten Bauphase in tiberischclaudischer Zeit befanden sich auf den beiden oberen Terrassen, die über bzw. auf
Forumsniveau liegen, eine Großküche, Bäckerei, ein Bad, Unterkunfts- und
Wachräume, auf den unteren große, zweigeschossige Hallen81. Es scheint sich um einen
großen, geschlossenen Bezirk gehandelt zu haben, der über eine eigene
Versorgungseinheit verfügte.
49
Die ursprüngliche Bebauung des Geländes aus der mittelaugusteischen Zeit zeigt eine
Aneinanderreihung von großen Lagerhallen, ohne jedoch einen Hinweis dafür zu liefen,
was hier gelagert wurde. Das Erdbeben in der spätaugusteischen Zeit hinterließ starke
Schäden; die großen Terrassenmauern wurden zur Stabilisierung verdoppelt und an
der Außenfront mit Stützpfeilern versehen, die Räume im Südwesten wurden
zugeschüttet; die vier östlichen Hallen auf der untersten Terrasse blieben hingegen
193
weiter in Verwendung. In den etwa 15 x 7 m großen, zweigeschossigen Hallen waren
auf den Böden die Steinbasen der Holzpfeiler für die Deckenkonstruktion noch
vorhanden, die Pfeiler zeichnen sich auch im Wandputz ab. Die Hallen waren einzeln
vom Obergeschoß über Treppen zugänglich, untereinander bestand jedoch keine
Verbindung.
Abb. 9
Magdalensberg, Goldbarrengießerei; 1 AABauten, Plan; 2 Grundriss Gießerei AA/41 und AA/41 A; 3
Öfen in AA/41 A; 4 Öfen in AA/41.
50
Zum Zeitpunkt der Aufgabe der Stadt in claudischer Zeit waren in der südöstlichsten
Halle zahlreiche Amphoren gelagert, die aus dem gesamten Mittelmeerraum stammten
und Wein, Garum und Olivenöl enthielten. Die Amphoren wurden in der
Verfallsperiode vom herabstürzenden Schutt zertrümmert82.
51
In der tiberisch-claudischen Phase der Stadt wurde eine dieser Hallen zu einer Gießerei
umfunktioniert (Abb. 9,1-2)83. Zwei übereinanderliegende Räume erbrachten die
Überreste von insgesamt 19 Schmelzöfen: vier im kleineren, höher gelegenen Raum
AA/41A von 5,5 x 3,5 m (Abb. 9,2-3), die übrigen im unteren, 14 x 5,5 m großen Raum
AA/41 (Abb. 9,2.4). Die Schmelzöfen liegen dicht aneinandergereiht und sind auf jeweils
zwei hintereinander verlegten Plattenziegeln von je 60 x 45 cm aufgebaut (Abb. 9,3-4).
Die Unterlagsziegel für die Öfen sind in einen mit Ziegel-und Amphorenschutt
vermengten Lehmunterbau eingelassen; der vordere Ziegel fungierte als
Arbeitsunterlage bei der Bedienung der Öfen, die Ofenkuppel mit 0,3 m Durchmesser
und einer Höhe von 0,4 m ist am rückwärtigen Ziegel aufgemauert (Abb. 10.1-2). In und
um die Ofenreste kamen mangan-und eisenhältige Plattenschlacken zum Vorschein,
weiters einige wenige Bruchstücke von Schmelz-/Gusstiegeln. Zwei Nachbauten solcher
Öfen dienten für Schmelzversuche, die die Funktionstüchtigkeit bestätigen konnten 84.
Gemäß den Versuchen wurden die Gusstiegel von oben in den Ofenschacht eingeführt,
die Bewindung konnte bei geschlossenem Schürkanal gleichfalls nur von oben erfolgen.
194
Abb. 10
Magdalensberg, Goldbarrengießerei; 1 Schnittzeichnung durch einen Schmelzofen; 2 Schmelzofen in
Ansicht; 3-5 Barrengussformen; 6 Bergkristalle; 7 Bergkristall mit Rutilnadeln.
52
Bereits vor der Aufdeckung der Öfen waren zwei Gussformen ans Licht gekommen, die
im Schutt der wesdich an die Gießerei anschließenden Räumlichkeiten lagen (Abb.
10,3-5)85. Beide sind aus lokalem Marmor gefertigt und tragen am Grund der
Ausnehmung Inschriften mit der Titulatur des Kaisers Caligula sowie der Herkunft des
Rohmaterials der darin gegossenen Barren. Der Text lautet: (aurum) C(aii) Caesaris
Aug(usti) Germanici imp(eratoris) ex Noric(is metallis) (Gold des Caius Caesar Augustus
Germanicus Imperator, aus den norischen Abbaugebieten). Die Größen der beiden
Gussformen unterscheiden sich beträchtlich voneinander, eine ist zudem fragmentiert
(Abb. 10,3-5). Auf Basis der Maße ließ sich das Gewicht der daraus gewonnenen Barren
annähernd bestimmen: die kleinere (Abb. 10,3) mit den Maßen 34,6 x 4 x 2,1 cm ergab
Barren mit einem Gewicht von 5,615 kg oder 17 Pfund, die größere (Abb. 10,4), welche
sich zu 43 x 5 x 3,5 cm rekonstruieren lässt, ergibt 14,538 kg oder 44 Pfund 86. Winzige
Goldreste aus den Gussformen scheinen auf die Gasteiner Vorkommen an der Nordseite
der Hohen Tauern in Salzburg hinzuweisen87.
53
Die Gießerei hatte keinen direkten Zugang und war wohl militärisch bewacht, wie die
kleinen, als Wachlokale und Unterkünfte anzusprechenden Räumlichkeiten über den
Werkstätten auf Forumsniveau bekunden (Abb. 9,1). Sie war nur über Leitern
erreichbar und bildete damit einen regelrechten Hochsicherheitstrakt. Beide
Werkstätten wurden in der Antike eingeebnet und standen somit nicht bis ans Ende der
Siedlungstätigkeit auf dem Magdalensberg in Gebrauch. Insgesamt stand die ergrabene
Anlage auch nicht lang in Betrieb, da die Öfen offenbar nie erneuert wurden. Es ist sehr
wohl möglich, dass der Betrieb auf das Gießen der Barren für Caligula beschränkt
geblieben war. Das Gold wurde aus den Fundregionen hier antransportiert, an Ort und
Stelle zu Barren gegossen, registriert und dann unter militärischer Bewachung nach
195
Rom transportiert. Die Ausgräber erwägen die Möglichkeit, in dem Areal, das sich über
mehrere Terrassen erstreckt, die zentrale norische Bergwerksverwaltung zu sehen,
jedoch fehlen hierzu Vergleichsmöglichkeiten mit ähnlichen Anlagen.
54
Darüber hinaus konnte in den Räumen westlich der Gießerei ein Hortfund von 50
Bergkristallen getätigt werden (Abb. 10,6-7), wovon der Größte eine Länge von 64,5 cm
und ein Gewicht von 50,5 kg aufweist88. Zahlreiche der Kristalle weisen Rutilnadeln auf
(Abb. 10,7), die auf eine Herkunft aus der Rauris am Nordabhang der Hohen Tauern
schließen lassen, einer Region also, die dem Herkunftsort der Goldpartikel in den
Gussformen benachbart ist. Plinius der Ältere (nat. 37,10) beschreibt Kristalle, die mit
ritzartig aussehenden Haaren gefunden werden, was vielleicht solche Rutileinschlüsse
veranschaulicht, allerdings ohne sich dabei ausdrücklich auf die Alpen zu beziehen;
weiters berichtet er ebenda von einem ca. 50 kg schweren Kristall, den Kaiserin Livia
auf dem Kapitol weihte.
Zusammenfassung
55
Die Stadt auf dem Magdalensberg wurde in der Frühzeit von Handelsfirmen aus
Aquileia betrieben und fungierte als Emporium für die Umschichtung von Gütern aus
dem gesamten Mittelmeerraum sowie als Produktionszentrum für die
Metallverarbeitung. Letzteres zählte in allen Perioden zu ihren bedeutendsten
ökonomischen Grundlagen. Während in der Periode I seit der Stadtgründung am Forum
die Eisenverarbeitung dominierte, treten ab der mittelaugusteischen Zeit
Bronzewerkstätten hinzu.
56
Die frühe Anlage des forum mercantile weist neben den an drei Seiten umlaufenden
Tabernen am Ostende in Periode I eine Basilika auf, welche als Handels- und
Börsenplatz den Geschäftspraktiken der hier tätigen Firmen diente. Diese wurde im
Zuge der Umbaumaßnahmen ab der Annexion Noricums 15 v. Chr. geschleift. Nach
einer als Erdbeben gedeuteten Zerstörungskatastrophe in spätaugusteischer Zeit
wurden die direkt am Forum liegenden Werkstätten nicht wieder in Betrieb
genommen.
57
In claudischer Zeit erfolgte die Errichtung von Raum M in der Nordwestecke des
Forums, welcher an das Verwaltungsgebäude angeschlossen ist und über ein Tribunal
verfügt. Der Bau wurde allerdings nicht mehr fertiggestellt, da die Stadt zur Zeit des
Kaisers Claudius schließlich zugunsten einer Neugründung aufgegeben wurde.
58
Zahlreiche Graffiti zum Metallwarenhandel und eine Reihe von Tesserae nummulariae
belegen die Handels- und Geldgeschäfte vor Ort.
59
Die Einrichtung einer Goldbarrengießerei in den als AA/41 und AA/41A bezeichneten
Räumen im Südwesten des Forums im Lauf der tibetischen Zeit und der Fund zweier
Gussformen für Goldbarren des Kaisers Caligula unterstreichen die zentrale Bedeutung
der Stadt für das frührömische Noricum.
Abbildungsnachweis
60
Abb. 1: Luftbild Magdalensberg-Archiv (Aufn. H. Pohl); Plan nach Piccottini – Vetters
2003 (wie Anm. 5), mit Ergänzungen (Grafik H. Mühlbacher); Laserscan nach Dolenz u.
a. 2008 (wie Anm. 6), Abb. 3 (Bearbeitung H. Dolenz).
196
61
Abb. 2: Nach Dolenz u. a. 2008 (wie Anm. 6), Abb. 4-5 (Grafik Ch. Trapic).
62
Abb. 3: Plan nach Dolenz u. a. 2008 (wie Anm. 6), Abb. 9 (Grafik F. Kraft);
Rekonstruktion nach Dolenz 1998 (wie Anm. 44), Abb. 6 (Grafik H. Dolenz).
63
Abb. 4: Nach Piccottini 1986 (wie Anm. 35), Beilage 8 und 10 (Grafik LMK).
64
Abb. 5: Schichtprofil nach Dolenz u. a. 2008 (wie Anm. 6), Abb. 12 (Grafik F. Kraft);
Grabungsfotos Magdalensberg-Archiv (Aufn. G. Piccottini).
65
Abb. 6: Nach Gostencnik 2010 (wie Anm. 44), Abb. 3 und Abb. 8 und Dolenz 2004 (wie
Anm. 54), Beilage 14 (Grafik H. Mühlbacher, Ergänzungen K. Gostencnik).
66
Abb. 7: Plan nach Vetters 1958 (wie Anm. 60), Beilage II (Grafik H. Vetters).
67
Abb. 8: 1 und 10 Magdalensberg-Archiv (Aufn. K. Gostencnik); 2-5 nach Gostencnik 2005
(wie Anm. 65), Taf. 59,3-4.6.8 (Grafik K. Gostencnik); 6-9 nach Egger 1961 (wie Anm. 48),
Taf. I 9.12, Taf. IV 68, Taf. XIII 191 (Grafik R. Egger).
68
Abb. 9: 1 Plan nach Piccottini – Vetters 2003 (wie Anm. 5) (Grafik H. Mühlbacher); 2-4
nach Piccottini 2001 (wie Anm. 83), Planbeilage 2 (Grafik G. Piccottini – H. Dolenz) und
Abb. 6 (Aufn. H. Dolenz).
69
Abb. 10: 1-5 nach Piccottini 2001 (wie Anm. 83), Abb. 1-2, 8a, 7 (1 Grafik H. Dolenz; 2
Aufn. G. Piccottini; 3-4 Grafik R. Jernej; 5 Aufn. U. P. Schwarz); 6 Magdalensberg-Archiv
(Aufn. G. Piccottini); 7 Magdalensberg-Archiv (Aufn. U. P. Schwarz).
NOTES
1. Die vollständige Bibliographie zu den Forschungen auf dem Magdalensberg ist unter
folgendem
Link
abrufbar:
<http://www.landes-museumktngvat/257256_DE-Dateien-
Bibliographie_Magdalensberg.pdf> (Juli 2013); zu Baukonzept und Periodenplan vgl. Piccottini,
Gernot; Bauen und Wohnen in der Stadt auf dem Magdalensberg; Denkschriften der
österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse 208, Wien, 1989; zu den frühen
Emporia Graßl, Herbert; Römische Händlersiedlungen in der späten Republik und frühen
Kaiserzeit; in: Heftner, Herbert; Tomaschitz, Kurt (Hrsg.); Ad Fontes! Festschrift für Gerhard
Dobesch zum fünfundsechzigsten Geburtstag, S. 295-301, Wien, 2004; auf dem Hintergrund der
bisherigen Forschungsliteratur sind die historischen Grundlagen erneut diskutiert bei Strobel,
Karl; Augustus und die Annexion des Alpenbogens. Die Einrichtung der Provinzen Raetia und
Noricum; Germania 87, 2009, S. 437-509, Frankfurt/M., 2012; jetzt auch Faoro, Davide; M.
Appuleius, Sex. filius, legatus. Augusto, Tridentum e le Alpi orientait; Aevum 88, 2014, S. 99-124,
Mailand, 2014, hier nicht mehr eingearbeitet.
2. Buora, Maurizio; Sui contatti tra la Carinzia e l’Italia nordorientale alla fine del I secolo a.C.; in:
Leitner, Friedrich Wilhelm (Hrsg.); Carinthia Romana und die römische Welt. Festschrift für
Gernot Piccottini zum 60. Geburtstag; Aus Forschung und Kunst 34, S. 135-150, Klagenfurt, 2001;
Gassner, Verena; Jilek, Sonja; Ladstätter, Sabine; Am Rande des Reiches. Die Römer in Österreich.
Geschichte Österreichs 15 v. Chr. bis 378 n. Chr., S. 43, Anm. 65, Wien, 2002.
3. Cod. Paris. Gr. Suppl. 607 A, Περὶ ἀνδϱείας, vgl. Holder, Alfred; Altceltischer Sprachschatz 3, S.
389-390, Leipzig, 1907; Suda, s.v. Βηϱούνιον; Dobesch, Gerhard; Zu Virunum als Namen der Stadt
197
auf dem Magdalensberg und zu einer Sage der kontinentalen Kelten; Carinthia I 187, 1997, S.
107-128, Klagenfurt, 1997.
4. Vgl. zum hellenistischen Topos des wütenden Keilers im Stadtgründungsmythos von Virunum
Nollé, Johannes; Von der Abwehr der wilden Schweine; S. 50-51, Anm. 237-248, München, 2001,
besonders mit dem Hinweis, dass es sich um die Umbenennung einer bereits existierenden
Ansiedlung handelt; weiters Hofeneder, Andreas; Die Gründungslegende von Virunum; in: Stüber,
Karin; Zehnder, Thomas; Bachmann, Dieter. (Hrsg.); Akten des 5. Deutschsprachigen
Keltologensymposiums, Zürich 2009; Keltische Forschungen A 1, S. 123-135, Wien, 2010; als
keltische Sage bei Dobesch 1997 (wie Anm. 3), desgleichen Strobel 2009 (wie Anm. 1), S. 500 mit
Anm. 239.
5. Vgl. Piccottini, Gernot; Vetters, Hermann; Führer durch die Ausgrabungen auf dem
Magdalensberg, S. 24-25, 66, Klagenfurt, 20036
6. . Zum Folgenden vgl. Dolenz, Heimo; Krmnicek, Stefan; Schindler-Kaudelka, Eleni; Sedlmayer,
Helga; Zabehlicky-Scheffenegger, Susanne; Zur vorannexionszeitlichen Siedlung auf dem
Magdalensberg; Fundberichte aus Österreich 47, 2008, S. 235-266, Wien, 2009, hier S. 235-238.
7. Zu den einzelnen datierenden Fundgruppen sowie zu einer Charakterisierung des Baukörpers
vgl. Dolenz u. a. 2008 (wie Anm. 6), S. 235-238.
8. So bei Strobel 2009 (wie Anm. 1), S. 500.
9. Zur Datierung des gesamten Fundspektrums vgl. Dolenz u. a. 2008 (wie Anm. 6), S. 254-256; die
frühe Chronologie beruht hauptsächlich auf dem Fibelspektrum; vgl. auch Bozic, Dragan; Late La
Tène-Roman cemetery in Novo mesto. Ljubljanska cesta and Okrajno glavarstvo. Studies on
fibulae and on the relative chronology of the Late La Tène period; Katalogi in Monografije 39,
Ljubljana, 2008, S. 123-129 zum Magdalensberg; Sedlmayer, Helga; Die Fibeln vom
Magdalensberg; Funde der Grabungsjahre 1948-2002 und Altfunde des 19. Jahrhunderts;
Archäologische Forschungen zu den Grabungen auf dem Magdalensberg 16; Kärntner Museums
Schriften 79, Klagenfurt, 2009.
10. Vgl. die diesbezüglichen Argumentationen bei Graßl 2004 (wie Anm. 1).
11. Zur Annahme eines bereits im 2. Jh. v. Chr. geschlossenen hospitium publicum zwischen Rom
und den Galli transalpini vgl. Alföldy, Geza; Noricum, S. 28-51, London und Boston, 1974; weiters
vor allem Dobesch, Gerhard; Die Kelten in Österreich nach den ältesten Berichten der Antike. Das
norische Königreich und seine Beziehungen zu Rom im 2. Jahrhundert v. Chr., Wien – Köln –
Graz, 19932; keine intensivierten Kontakte im 2. Th. v. Chr. erkennt dagegen Strobel 2009 (wie
Anm. 1), S. 500.
12. Die teils sehr kontroversielle Diskussion wird hier nicht weiter erläutert; zu Caesars Truppen
in Aquileia als Impuls für die verstärkte Nachfrage nach ferrum Nomum behandelt Dobesch,
Gerhard; Aus der Geschichte der Kelten in Österreich bis zu ihrem Aufgehen im römischen
Imperium; Österreich in Geschichte und Literatur 27/1, S. 1-24, Wien, 1983, bes. S. 21-22; so auch
wieder Strobel 2009 (wie Anm. 1), S. 443-454.
13. Vgl. zusammenfassend Sasel Kos, Marjeta; Mit geballter Macht. Die augusteischen
Militäroffensiven in Illyricum; in: Aßkamp, Rudolf; Derks, Heidrun; Treude, Elke (Hrsg.); 2000
Jahre Varusschlacht. 1. Imperium – Konflikt – Mythos, S. 180-187, Stuttgart, 2009.
14. Vortrag Susanne Zabehlicky-Scheffenegger, Symposium „Regionen im Umbruch“, Graz,
November 2011.
15. Strobel 2009 (wie Anm. 1).
16. So Strobel 2009 (wie Anm. 1), S. 501.
17. Piccottini 1989 (wie Anm. 1), S.4-5; Dolenz u. a. 2009 (wie Anm. 6), S. 241-248; Dolenz, Heimo;
Der Magdalensberg um die Zeitenwende-Baugeschichte der ersten Hauptstadt Österreichs; in:
Dolenz, Heimo; Knappinger, Josef (Hrsg.); Erlebniswanderungen Magdalensberg. Kulturraum –
Naturjuwel - Lebensraum, S. 24-60, Klagenfurt 2014.
198
18. Graßl 2004 (wie Anm. 1); vgl. dort insbesondere die Hinweise zu Steuerfreiheit, um Investoren
anzulocken.
19. Dolenz, Heimo; Die Ausgrabungen im Tempelbezirk bei St. Michael am Zollfeld im Jahre 2003;
Rudolfinum. Jahrbuch des Landesmuseums Kärnten 2003, S. 127-136, Klagenfürt, 2004.
20. Vgl. die Darstellung bei Strobel 2009 (wie Anm. 1), S. 485-495, mit Diskussion der älteren
Ansätze.
21. Dolenz 2014 (wie Anm. 17); Glaser, Franz; Heiligtümer im ösdichen Alpenraum als Ausdruck
lokaler Identität; in: Schmidt-Collinet, Andreas (Hrsg.); Lokale Identitäten in Randgebieten des
römischen Reiches; Wiener Forschungen zur Archäologie 7, S. 91-100, Wien, 2004.
22. Piccottini, Gernot; Die Rundskulpturen des Stadtgebietes von Virunum; Corpus Signorum
Imperii Romani, Österreich II 1, S. 12-13, Nr. 3, Taf. 4-5, Wien – Köln – Graz, 1968; Glaser, Franz;
Der Bronzejüngling vom Magdalensberg 1502-2002; Rudolfinum. Jahrbuch des Landesmuseums
Kärnten 2002, S. 89-98, Klagenfurt, 2003.
23. Gschwantler, Kurt; Der Jüngling vom Magdalensberg. Ein Forschungsprojekt der
Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums Wien; in: Griechische und römische
Statuetten und Großbronzen. Akten der 9. Internationalen Tagung über antike Bronzen, Wien,
21.-25. April 1986, S. 16-44, Wien, 1988.
24. Dolenz, Heimo; Römische Tempel im Zentrum Noricums. Neue Untersuchungen und
Feldforschungen im Überblick; in: Götterwelten. Tempel – Riten – Religionen in Noricum,
Ausstellungskatalog Klagenfurt 2007, S. 67-92, Klagenfurt, 2007, besonders S. 69-77 und Abb. 6-7,
10; der dort postulierte Vorgängerbau stellte sich als unrichtig heraus; weiters zusammenfassend
Dolenz 2014 (wie Anm. 17).
25. Piccottini – Vetters 2003 (wie Anm. 5), S. 109.
26. Zur Erdbebentheorie vgl. Dolenz, Heimo; Ein Erdbeben in der Stadt Alt-Virunum auf dem
Magdalensberg?; in: Waldherr, Gerhard H.; Smolka, Anselm (Hrsg); Antike Erdbeben im alpinen
und zirkumalpinen Raum; Geographica Historica 24, S. 99-115, Stuttgart, 2007.
27. Zum Folgenden Piccotdni, Gernot; Zu den augusteischen Ehreninschriften vom
Magdalensberg; in: Beutler, Franziska; Hameter, Wolfgang (Hrsg); „Eine ganz normale
Inschrift...“ und Ähnliches zum Geburtstag von Ekkehard Weber; Althistorisch-epigraphische
Studien 5, S. 389-402, Wien, 2005; Diskussion mit teils neuer Verortung der civitates auch bei
Strobel 2009 (wie Anm. 1), S. 487-490.
28. Vgl. zum Folgenden zusammenfassend Dolenz 2014 (wie Anm. 17).
29. Piccottini 1989 (wie Anm. 1), S. 6-9; Dolenz 2014 (wie Anm. 17).
30. Piccottini – Vetters 2003 (wie Anm. 5), S. 97-99; Trunk, Markus; Römische Tempel in den
Rhein- und westlichen Donauprovinzen. Ein Beitrag zur architekturgeschichtlichen Einordnung
römischer Sakralbauten in Augst; Forschungen in Augst 14, S. 207-210, Augst, 1991.
31. Dolenz, Heimo; Ebner, Desiree; Die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg in den Jahren 2009
und 2010. Untersuchungen einer Reiterstandbildbasis am Forum sowie innerhalb der Wallanlage
am Nordhang; Rudolfinum. Jahrbuch des Landesmuseums Kärnten 2009/2010, S. 75-85,
Klagenfurt, 2011.
32. Piccottini, Gernot; Die Principia in der Stadt auf dem Magdalensberg; in: ders. (Hrsg.); Die
Ausgrabungen auf dem Magdalensberg 1986-1990; Magdalensberg-Grabungsbericht 17, S. 13-48,
Klagenfurt, 2004; zu den Fresken und Graffiti Gostencnik, Kordula; Frühtiberische
Wandmalereien 3. Stils und Graffiti aus den Principia; in: Piccottini a. a. O., S. 57-116.
33. Zu den Grabtituli vgl. Piccottini – Vetters 2003 (wie Anm. 5), S. 133-148; zu den
Namensformularen Vetters, Hermann; Die Personennamen vom Magdalensberg; Carinthia I 144,
1954, S. 32-45, Klagenfurt, 1954; weiters Hainzmann, Manfred; Die Kelten vom Magdalensberg.
Eine onomastische Bestandsaufnahme; in: Jerem, Erzsébet (Hrsg.); Die Kelten in den Alpen und an
der Donau. Akten des 1. Internationalen Symposiums St. Pölten, 14.-18. Oktober 1992;
Archaeolingua. Studien zur Eisenzeit im Ostalpenraum 1, S. 447-459, Budapest – Wien, 2004 2
199
34. . Piccottini – Vetters 2003 (wie Anm. 5), S. 133-137, 148.
35. Grabungsbericht bei Piccottini, Gernot; Die Basilika auf dem Forum der Händler; in: ders., Die
Ausgrabungen auf dem Magdalensberg 1975 bis 1979; Magdalensberg-Grabungsbericht 15, S.
115-148, Klagenfurt, 1986; vgl. auch die Diskussion bei Alzinger, Wilhelm; Basiliken am Forum des
Magdalensberges; in: Römische Geschichte, Altertumskunde und Epigraphik. Festschrift für Artur
Betz, S. 31-40, Wien, 1985.
36. Vgl. die Diskussion bei Piccottini 1986 (wie Anm. 35), S. 126-127.
37. Piccottini 1986 (wie Anm. 35), S. 138-147.
38. Piccottini 1986 (wie Anm. 35), S. 123 und 127, mit Beilage 10.
39. Piccottini 1989 (wie Anm. 1), S. 4-5, Plan 2.
40. Piccottini 1986 (wie Anm. 35), S. 143.
41. Piccottini 1986 (wie Anm. 35), 138-147, mit Hinweis auf die Rekonstruktion einer
einheitlichen Überdachung der Forumsbasilika von Pompeji, dazu Ohr, Karlfriedrich; Die Basilika
in Pompeji; Denkmäler antiker Architektur 17, 56-61, Berlin - New York, 1991.
42. Vgl. zur Zweckbestimmung früher Basiliken Ohr 1991 (wie Anm. 41), 81-86; weiters besonders
Fellmeth, Ulrich; Die wirtschaftlichen Funktionen der ersten stadtrömischen Forumsbasiliken;
Marburger Beiträge zur antiken Handels-, Wirtschaftsund Sozialgeschichte 29, 2011, S. 1-27,
Rahden/Westf., 2012.
43. Zabehlicky-Scheffenegger, Susanne; Importierte Kleinfunde aus dem Bereich der Basilika; in:
Piccottini 1986 (wie Anm. 35), S. 149-169.
44. Dolenz, Heimo; Eisenfunde aus der Stadt auf dem Magdalensberg; Archäologische
Forschungen zu den Grabungen auf dem Magdalensberg 13; Kärntner Museumsschriften 75, S.
20-35, Klagenfurt, 1998; zusammenfassend zur Metallverarbeitung am Magdalensberg
Gostencnik, Kordula; Le fer, les alliages cuivreux et l’or: l’artisanat du métal sur le
Magdalensberg; in: Chardron-Picault, Pascale (Hrsg.); Aspects de l’artisanat en milieu urbain:
Gaule et Occident romain. Actes du colloque international d’Autun, 20-22 septembre 2007; Révue
Archélogique de l’Est, Supplement 28, S. 289-303, Dijon, 2010.
45. Dolenz 1998 (wie Anm. 44), passim; Straube, Harald; Ferrum Noricum und die Stadt auf dem
Magdalensberg, Wien – New York, 1996.
46. Vgl. zu den jüngsten Forschungen im Görtschitztal Cech, Brigitte (Hrsg.); Die Produktion von
Ferrum Noricum am Hüttenberger Erzberg. Die Ergebnisse der interdisziplinären Forschungen
auf der Fundstelle Semlach/Eisner in den Jahren 2003-2005; Austria Antiqua 2, Wien, 2008; zu
Feldkirchen Galik, Herbert; Gugl, Christian; Sperl, Gerhard; Feldkirchen in Kärnten: ein Zentrum
norischer Eisenverhüttung; Archäologische Forschungen 9; Denkschriften der österreichischen
Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse 314, Wien, 2003.
47. Vetters, Hermann; Ferrum Noricum; Anzeiger der österreichischen Akademie der
Wissenschaften, phil.-hist. Klasse 103, 1966, S. 167-185, Wien, 1966; Straube 1996 (wie Anm. 45);
Cech 2008 (wie Anm. 46); zusammenfassend zu den Schriftquellen Piccottini, Gernot; Antike
Zeugnisse für das „ferrum Noricum“ ; in: 2500 Jahre Hüttenberg – eine montanhistorische
Monographie; Kärntner Museumsschriften 68, S. 70-75, Klagenfurt, 1981; zu den Pächtern Alföldy
1974 (wie Anm. 11), S. 115-116.
48. Egger, Rudolf; Die Stadt auf dem Magdalensberg – Ein Großhandelsplatz. Die ältesten
Aufzeichnungen des Metallwarenhandels auf dem Boden Österreichs; Denkschriften der
österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse 79, Wien, 1961; zu den
lateinischen Graffiti tritt ein vereinzelter griechischer, vgl. a. a. O., Nr. 4.
49. Egger 1961 (wie Anm. 48), Nr. 114-122, 292 und Abb. 5.
50. Dolenz 1998 (wie Anm. 44), S. 34 mit Anm. 102; zu den Wandmalereien aus OR/23 vgl. Kenner,
Hedwig; Die römischen Wandmalereien des Magdalensberges; Archäologische Forschungen zu
den Grabungen auf dem Magdalensberg 8; Kärntner Museumsschriften 70, S. 14-22, Taf. 4-7,
Klagenfurt, 1985.
200
51. Diese Deutung wird Frau Dr. Kathrin Jaschke (Bochum) verdankt. Egger 1961 (wie Anm. 48),
Nr. 9 interpretierte die Inschrift: vom Kredit des Ombrio 355 Hacken à 2½ Pfund; die Anzahl ist
ergänzt.
52. Zum Folgenden Dolenz 1998 (wie Anm. 44), S. 15-48.
53. Dolenz 1998 (wie Anm. 44), S. 247-248; vgl. weiters Schütz, Notburg Marie; Eisenfunde aus der
Stadt auf dem Magdalensberg II; Archäologische Forschungen zu den Grabungen auf dem
Magdalensberg 14; Kärntner Museumsschriften 77, Klagenfurt, 2003, zu Haushaltswaren und
Sperrmechanismen.
54. Zum Folgenden Dolenz, Heimo; Die Suchschnitte 1W-10W, die Terrassenbauten T/l-T/7 und
die Häuser WR/l-WR/2 (chronologische Auswertung des Fundmaterials von E. Schindler
Kaudelka); in: Piccottini 2004 (wie Anm. 32), S. 117-219.
55. Sedlmayer 2009 (wie Anm. 9); zum gesamten Fundbestand an Bronzekleinfunden vgl. Deimel,
Martha; Die Bronzekleinfunde vom Magdalensberg; Archäologische Forschungen zu den
Grabungen auf dem Magdalensberg 9; Kärntner Museumsschriften 71, Klagenfurt, 1987.
56. Ausführlich dargelegt bei Dolenz, Heimo; Flügel, Christof; Öllerer, Christoph; Militaria aus
einer Fabrica auf dem Magdalensberg (Kärnten); in: Provinzialrömische Forschungen. Festschrift
für Günter Ulbert, S. 51-80, Espelkamp, 1995.
57. Dolenz 2004 (wie Anm. 54).
58. Iulium Carnicum: Vitri, Serena; Donat, Paola; Giumlia Mair, Alessandra; Mainardis, Fulvia;
Mandruzzato, Luciana; Oriolo, Flaviana; Iulium Carnicum (Zuglio) e il territorio alpino orientale
nel corso della romanizzazione; in: Brecciaroli Taborelli, Luisa (Hrsg.); Forme e tempi
dell'urbanizzazione nella Cisalpina (II secolo a.C.-1 secolo d.C.); Atti delle Giornate di Studio,
Torino, 4-6 maggio 2006, S. 41-50, Firenze, 2007; Nauportus: Music, Branko; Horvat, Jana;
Nauportus – an Early Roman trading post near Dolge njive in Vrhnika. The results of geophysical
prospecting using a variety of independent methods; Arheoloski Vestnik 58, 2007, S. 219-283,
Ljubljana, 2007.
59. Mušič - Horvat 2007 (wie Anm. 58); Strobel (wie Anm. 1), S. 450-451.
60. Grabungsbericht bei Vetters, Hermann; Die Gebäude zwischen Repräsentationshaus und
Tempelbezirk; in: Egger, Rudolf (Hrsg.); Die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg 1954 und
1955; Magdalensberg-Grabungsbericht 7; Carinthia I 148, 1958, S. 8-51, Klagenfurt, 1958; zur
Interpretation des Komplexes vgl. Egger, Rudolf; Das Praetorium als Amtssitz und Quartier
römischer
Spitzenfunktionäre;
Sitzungsberichte
der
österreichischen
Akademie
der
Wissenschaften, phil.-hist. Klasse 250, S. 3-47, Graz – Wien - Köln, 1966.
61. Alzinger 1985 (wie Anm. 35), S. 34.
62. Kenner 1985 (wie Anm. 50), S. 183-184.
63. Vgl. die Literatur in Anm. 41-42.
64. Krmnicek, Stefan; Münze und Geld im frührömischen Ostalpenraum. Studien zum
Münzumlauf und zur Funktion von Münzgeld anhand der Funde und Befunde vom
Magdalensberg; Archäologische Forschungen zu den Grabungen auf dem Magdalensberg 17;
Kärntner Museumsschriften 80, Klagenfurt, 2010.
65. Vgl. dazu Egger, Rudolf; Die Vierkantstäbchen; in: ders. 1958 (wie Anm. 60), S. 156-159, Abb.
59-60; Piccottini, Gernot; Neue Belege für den Handel in der Stadt auf dem Magdalensberg;
Münsterische Beiträge zur antiken Handelsgeschichte 9, 1990, S. 74-87, Münster, 1990; umfassend
v. a. Gostencnik, Kordula; Tesserae nummulariae; in: dies.; Die Beinfunde vom Magdalensberg;
Archäologische Forschungen zu den Grabungen auf dem Magdalensberg 15; Kärntner
Museumsschriften 78, S. 246-261, Taf. 59,1-8 und Taf. 60,1-4, Klagenfurt, 2005.
66. Herzog, Rudolf; Aus der Geschichte des römischen Bankwesens im Altertum, tesserae
nummulariae; Abhandlungen der Giessener Hochschulgesellschaft I, Gießen, 1919; ders.;
nummularius; Paulys Realenzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft XVII/2, S.
1415-1456, Stuttgart, 1937.
201
67. Pringsheim, Friedrich; Zum römischen Bankwesen; in: ders., Gesammelte Abhandlungen 2, S.
114-121, Heidelberg, 1961; Stumpf, Gerd; tessera; Der Neue Pauly 12/1, S. 178-179, Stuttgart, 2002.
68. Andreau, Jean; Banking and Business in the Roman World, S. 83, Cambridge, 1999.
69. Herzog 1937 (wie Anm. 66), Nr. 104; Andreau 1999 (wie Anm. 68), S. 87.
70. Vgl. zusammenfassend Garcia Morcillo, Marta; Financing auctions in the Roman World; in:
Verboven, Konrad (Hrsg.); Banks, Loans and Financial Archives in the Ancient World
(International colloquium in honour of prof. Raymond Bogaert, Brussels – Gent, jan. 26-28, 2006),
S. 147-157, Brüssel, 2007; weiters Andreau 1999 (wie Anm. 68), S. 71-79.
71. Andreau 1999 (wie Anm. 68), S. 88-89 sieht allerdings auch die Möglichkeit einer Verwendung
dieser
Tesseren
im
Zusammenhang
mit
Aktivitäten
von
Steuereintreibern
(societatespublicanorum).
72. Herzog 1937 (wie Anm. 66), Tab. 1,1; Mlasovsky, Alexander; Die antiken Tesseren im KestnerMuseum Hannover. Jetons, Spiel- und Verteilungsmarken im alten Rom; Sammlungskatalog 10,
Nr. 174, Hannover, 1991; die gens Pomponia war überaus weit verzweigt; es mag sich um einen
Zufall handeln, dass Mitglieder als Händler in Delos tätig waren, allerdings zwei oder mehr
Generationen vor dem Magdalensberg; ob verwandtschaftliche Beziehungen über die
Generationen hinweg zu den auf den Tesseren vom Magdalensberg und aus Rom genannten
Pomponii bestanden haben könnten, lässt sich nicht klären, vgl. Herzog a.a.O., S. 1439 und
Gostencnik 2005 (wie Anm. 65), S. 255-256 zu den Tesseren der Pomponii; vgl. zu den Tätigkeiten
der Firmen auch Bandelli, Gino; Altino fra l’Egeo e il Magdalensberg; in: Cresci Marrone,
Giovanella; Tirelli, Margherita (Hrsg.); Altinum 3. Produzione, merci e commerci in Altino
preromana e romana. Atti del Convegno, Venezia 2001; Studi e ricerche sulla Gallia Cisalpina 17,
S. 179-198, Rom, 2003.
73. Andreau 1999 (wie Anm. 68), S. 30-70 und S. 80-89.
74. Fundjahr 2009, Streufund bei Konservierungsarbeiten an der Südmauer von AA/38; bei
Piccottini, Gernot; Eine neue Tessera nummularia vom Magdalensberg; Carinthia I 203, 2013, S.
9-18, Klagenfurt, 2013, ergänzende Überlegungen zur lokalen Prosopographie aufgrund
südnorischer Namensbelege in den Steininschriften.
75. Herzog 1937 (wie Anm. 66), Nr. 71.
76. Egger 1958 (wie Anm. 65), Nr. 57 und Nr. 60; Gostencnik 2005 (wie Anm. 65), S. 255-256, Taf.
59,6.8.
77. Mainardis, Fulvia; Tesserae nummulariae tra Aquileia e Virunum: gli esemplari di Iulium
Carnicum; in: Festschrift Piccottini 2001 (wie Anm. 2), S. 163-170; Gamper, Peter; Vorbericht zur
Grabungskampagne 2004 auf der Gurina im oberen Gailtal; Archaeologia Austriaca 88, 2004, S.
121-125, Abb. 11,20, Wien, 2004; Maselli-Scotti, Franca; Zaccaria, Claudio (Hrsg.); Instrumenta
Inscripta Latina. Sezione Aquileiese, S. 37, Nr. 48-49, Aquileia, 1992; ein Stück vom Hemmaberg in
Kärnten lässt sich indes nicht in die Reihe der Tesserae nummulariae einfugen, vgl. Glaser, Franz;
Schretter,
Sabine;
Antikes
Wirtschaftsleben
auf
dem
Boden
Kärntens;
Kärntner
Landeswirtschaftschronik 1, Abb. 16,1, Wien, 1992.
78. Piccottini, Gernot; Die Südhang-Bauten NG/2 und SH/1-16 und die Osthang-Bauten OH/l-OH/
6; in: ders. (Hrsg.); Die Ausgrabungen auf dem Magdalensberg 1980-1986; MagdalensbergGrabungsbericht 16, S. 13-182, Klagenfurt, 1998; vgl. weiters Zabehlicky-Scheffenegger, Susanne;
NG/34-SH/4-SH/5: Terra sigillata aus verbrannten Händlerdepots vom Magdalensberg; in:
Piccottini a. a. O., S. 265-287.
79. Zabehlicky-Scheffenegger,
Susanne;
TK
–
Zur
kommerziellen
Verbindung
des
Magdalensberges mit Aquileia; in: Lebendige Altertumskunde. Festgabe zur Vollendung des 70.
Lebensjahres von Hermann Vetters, S. 252-254, Wien, 2005; Sedlmayer 2009 (wie Anm. 9). Die
Namensschreibung bevorzugt Kanius bei Graffiti, bei Stempeln dagegen Canius.
80. Gostenčnik, Kordula; Die Stadt auf dem Magdalensberg, ein Zentrum der Textilwirtschaft im
frührömischen Noricum; Carinthia 1199,2009, S. 23-59, Klagenfurt, 2009.
202
81. Vgl. den Überblick bei Piccottini – Vetters 2003 (wie Anm. 5), S. 127-130; die abschließende
Publikation ist als Magdalensberg-Grabungsbericht 18 in Vorbereitung.
82. Vgl. den Überblick bei Schindler – Kaudelka, Eleni; Un lot d’amphores d’époque tibérienne
tardive. AA/44, la cave à provisions de la fabrica impériale du Magdalensberg; in: S.F.E.C.A.G.,
Actes du congrès de Libourne 2000, S. 387-399, Marseille, 2000.
83. Vgl. zum Folgenden Piccottini, Gernot; Norisches Gold für Rom; Anzeiger der
österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse 136, 2001, S. 41-67, Wien, 2001;
Dolenz, Heimo; Die Goldbarrengießerei in der Stadt auf dem Magdalensberg; Neues Museum 1,
2003, S. 30-34, Wien, 2003.
84. Wagner, Ursula; Der Feldversuch 180501 am Magdalensberg/Kärnten; Rudolfinum. Jahrbuch
des Landesmuseums für Kärnten 2001, S. 147-150, Klagenfurt, 2002.
85. Piccottini, Gernot; Gold und Kristall am Magdalensberg; Germania 72, 1994, S. 467-477,
Frankfurt a.M., 1994.
86. Piccottini 1994 (wie Anm. 85), S. 469-470.
87. Piccottini 2001 (wie Anm. 83), S. 56.
88. Piccottini 1994 (wie Anm. 85).
203
Trois îlots commerciaux le long du
rivage occidental de Délos : le
Magasin des Colonnes, le Magasin δ
et le Groupe ε1
Jean-Jacques Malmary et Pavlos Karvonis
1
Le long de la côte ouest de Délos, un front bâti s’étend sur plus de six cent cinquante
mètres du sud de l’Agora des Hermaïstes au nord du Dioskourion 2 (Fig. 1). Cet ensemble,
fouillé au tournant du xixe et du xx e siècle, n’est que la partie émergente d’un quartier
plus profond à l’est. Il est constitué de plusieurs îlots de dimensions et d’architecture
exceptionnelles qui entretenaient très certainement des relations privilégiées avec la
mer côté ouest et la ville côté est. Dès les premières études de ce secteur de l’île, les
chercheurs connaissaient fort bien le rôle majeur que Délos a joué dans le commerce à
l’époque hellénistique et ils en ont reconnu assez aisément la vocation commerciale et
portuaire3. Le commerce à Délos, bien implanté dès la période de l’Indépendance, s’est
accru avec la déclaration de Délos comme port franc par le Sénat Romain en 167 av. J.C. Les données de fouilles étant encore assez sporadiques 4 pour cet ensemble, la
croissance du quartier est reliée de fait au développement commercial et urbain de
Délos durant cette période suivant un processus d’extension de la ville vers le sud 5. La
désaffection de ces bâtiments est également assez bien connue ; elle a dû faire suite aux
deux catastrophes que Délos a subies en 88 av. J.-C, puis en 69, date à laquelle le légat
romain Triarius fit édifier un rempart, laissant hors-les-murs les installations
commerciales situées au sud du Magasin γ. Des données de fouille sont disponibles
uniquement pour le Magasin de la Pointe des Pilastres qui a perdu sa fonction
commerciale au début du 1er siècle av. J.-C. ; les pièces près de la mer ont été
abandonnées et une habitation modeste s’y est installée, jusqu’à 60 av. J.-C. environ 6.
Leur période de pleine utilisation fut donc sans doute assez courte, c’est-à-dire de
moins d’une centaine d’années.
2
Au sein de ce quartier de la côte occidentale, les trois îlots présentés ici sont situés à
l’extrémité sud du front de mer, à une centaine de mètres au nord du sanctuaire des
204
Dioscures. Ils furent fouillés en 1903 et 1904 par Auguste Jardé et relevés par Henri
Convert. Ce sont, dans l’ordre chronologique de leur dégagement, du sud vers le nord :
le Magasin des Colonnes, le Magasin δ, dit « à la Baignoire », et le Groupe ε (Fig. 2 et Fig.
3). L’étude commune des trois est particulièrement intéressante pour comprendre trois
formes différentes d’installations sur le front de mer : un édifice conçu autour de trois
cours pour le Magasin des Colonnes, un édifice organisé autour d’une cour pour le
Magasin à la baignoire et un îlot dense composé de plusieurs parcelles bâties
hétérogènes pour le Groupe ε. Les trois ont en commun des files de pièces le long du
rivage.
Historique des recherches
3
Ces installations ont fait l’objet de plusieurs études au cours du xx e siècle et ont donné
lieu à des articles de synthèse de grande qualité, notamment ceux qu’Auguste Jardé
publia en 19057 et 1906 8, à la suite des fouilles de 1903 et1904. En 1894, Édouard
Ardaillon avait déjà commencé les fouilles de la partie nord, au sud de l’agora des
Hermaïstes. Il fit le dégagement de la partie occidentale du front de mer jusqu’à la
Pointe des Pilastres et commença celui des groupes O et N (Fig. 1). Il fut le premier à
identifier les vestiges dégagés avec des édifices commerciaux 9. Un plan des installations
fut réalisé à cette occasion et révéla pour la première fois leur étendue. En 1903,
Auguste Jardé fut chargé de poursuivre les travaux commencés par Édouard Ardaillon ;
il acheva le dégagement des Magasins a, β et γ (groupes O et N d’Ardaillon) et entreprit
la fouille du monument qu’il désignera par commodité sous le nom de Magasin des
Colonnes. En 1904, il continua ses investigations vers le nord ; le Magasin δ et le Groupe
ε furent ainsi découverts. Par la suite, ces vestiges firent l’objet d’études ponctuelles
thématisées. Ils intéressèrent particulièrement les archéologues du point de vue de
l’étude du port antique de Délos10. Dans son article de 1916 sur les établissements
maritimes de Délos, Johannès Paris donna une nouvelle interprétation des vestiges. Il
ne s’engagea pas dans une distinction aussi tranchée que l’avait pu faire Auguste Jardé
en 1905 entre commerce de détail pour les uns et commerce de transit pour les autres ;
il considéra en revanche que ces édifices pouvaient regrouper plusieurs fonctions. Dans
les années 1980, Hervé Duchêne et Philippe Fraisse portèrent à nouveau leur attention
sur le paysage portuaire de Délos11 et plus particulièrement sur le Magasin de la Pointe
des Pilastres. Les fouilles qu’ils pratiquèrent à cet endroit permirent d’établir des
datations absolues qui confirmèrent la période d’occupation aux Ile et Ier siècles avant
J.-C.
205
Fig. 1 (ci-dessus)
Plan de situation des édifices du rivage sud-ouest de Délos, 1 /3000.
Fig. 2 (au milieu)
Plan du Magasin des Colonnes, du Magasin δ et du Groupe ε, 1/1000.
206
Fig. 3 (ci-dessous)
Vue d’ensemble des trois îlots : Magasin des Colonnes (1), Magasin δ dit « à la baignoire » (2), Groupe
ε (3) (Magasin de la Pointe des Pilastres (4)).
4
Depuis 2009, nous avons débuté une nouvelle étude dans le cadre du projet de
recherche sur les entrepôts et lieux de stockage du monde gréco-romain antique 12. Elle
a déjà fourni des connaissances plus avancées sur le stockage à Délos 13. Elle est
susceptible d’en apporter de nouvelles sur l’insertion et le développement de ces
édifices au sein du tissu urbain délien, sur leur rapport au rivage, leur architecture et
enfin leurs datations et leurs fonctions. Nous poursuivons ainsi les travaux d’Auguste
Jardé en tentant une analyse plus minutieuse et précise des vestiges. La présentation
générale qui en est faite ici n’est donc qu’un préliminaire à une étude plus poussée. Elle
consiste dans un premier temps en une analyse de la situation urbaine des trois îlots. La
seconde partie contient une analyse de la configuration interne de chaque
établissement qui a d’ores et déjà permis d’esquisser une typo-morphologie des grands
édifices commerciaux de Délos.
Situation urbaine
5
Disposés en rang le long de la côte ouest, les trois îlots ont des formes quadrangulaires
assez peu régulières qui sont sans doute autant dues à une adaptation à la configuration
naturelle du terrain qu’au mode de développement urbain du quartier. Les surfaces du
Groupe ε et du Magasin δ sont sensiblement les mêmes, 960m2 pour l’un et 910m 2 pour
l’autre. Celle du Magasin des colonnes est plus difficile à calculer car sa limite
occidentale n’est pas connue avec certitude ; elle se situe dans une fourchette comprise
entre 1700 à 1960 nr, soit environ le double de celle des deux autres.
207
L'implantation sur le terrain, forme et nature du sol (Fig. 4)
6
Les trois groupes sont implantés à flanc de colline et chacun est installé de façon
originale par rapport à la pente naturelle. Le Groupe ε est composé de quatre terrasses
successives descendant de l’est vers l’ouest ; en plusieurs endroits, le substrat
granitique affleure et conserve les traces de tailles pour la construction des fondations.
Il a sans doute représenté une contrainte majeure dans le mode de formation du
quartier. Le rez-de-chaussée du Magasin δ s’étend presqu’entièrement sur la surface de
l’îlot ; seules les pièces du fond sont divisées par des murs de soutènement propres à
chacune. Enfin, la totalité du Magasin des Colonnes est investie par un rez-de-chaussée
de plain-pied à l’exception de la pièce XXVIII au nord-est qui n’a pas été fouillée ; le
mur de soutènement qui longe la courbe de la rue est paraît continu sur toute la
longueur de l’îlot.
Fig. 4
Contexte urbain des trois îlots, en gris foncé : les rues, en hachuré : la reconstitution d’une voie (rue ou
quai ?) devant les magasins, en gris clair : les circulations dans les magasins, 1/1000.
Les îlots, leurs limites et les rues (Fig. 4)
7
Les trois ensembles sont limités à l’est par une rue qui suit parallèlement la ligne de
côte et qui est le prolongement de la rue 5 du Quartier du théâtre. Elle présente une
courbe convexe en direction de la mer qui longe le pied de la colline et descend en
pente douce du nord vers le sud (+ 3,89 m au droit du Groupe ε et + 2,16 m devant
l’entrée du Magasin des Colonnes). Elle surplombe d’environ 3 à 4 mètres le rez-dechaussée des magasins. Sa largeur est très variable : elle passe de 2,1 m à 3,35 m
derrière le Magasin des colonnes, rétrécit fortement derrière le Magasin δ (1,2 m) puis
s’élargit à nouveau derrière le Groupe ε (2,3 m).
8
La limite ouest des trois groupes est d’une compréhension peu aisée car la zone
aujourd’hui inondée est comblée en grande partie par les effondrements et les déblais
de fouilles14. Bien qu’Auguste Jardé écrit avoir vu la trace d’un quai le long du Magasin
des Colonnes et du Magasin δ, seule la fondation longeant le Groupe ε est aujourd’hui
visible et atteste clairement la présence d’une voie à l’ouest. Les quais ont jusqu’ici été
identifiés comme tels sur la base de deux observations (Fig. 5). La première concerne
cette fondation qui longe la côte et que l’on perçoit encore devant le Groupe ε. Elle
consiste en un alignement de grosses dalles de gneiss dont seul le bord ouest est
rectiligne ; elles ceinturent à l’est un blocage dont la parenté avec les dallages de rue
tels que nous les connaissons à Délos n’est nullement évidente. La seconde observation
208
est la présence de pierres levées disposées en rang et qui furent identifiées par Edouard
Ardaillon avec des bornes d’amarrage. Or, d’une part, comme le précisait Auguste Jardé,
ces bornes n’ont ni mortaises pour l’installation d’un crochet, ni traces d’usures de
cordes. D’autre part, elles sont placées dans l’alignement des murs du bâtiment qu’elles
bordent ; leur présence semble donc intimement liée à lui.
Fig. 5
Alignements sur la limite occidentale du Groupe ε.
9
Pourrait-on alors y voir des bornes de subdivision foncière ? Cette piste reste pour
l’instant à explorer. Hervé Duchêne interpréta la présence de ces bornes au-devant de
la grosse fondation comme la création de deux lignes de quais successifs, mais encore
faut-il admettre l’identification de bornes d’amarrage pour souscrire à cette thèse.
Enfin, les récentes recherches de géologues ont révélé que le niveau de la mer dans
l’antiquité était situé 2,5 mètres plus bas que le niveau actuel 15. L’hypothèse de quais à
cet endroit précis est d’autant plus mise en doute que le rivage était plus éloigné qu’il
ne l’est aujourd’hui. La pente douce évoquée par J. Paris16 pour le halage des bateaux est
une alternative à l’hypothèse des quais à cet endroit où l’amarrage, en l’absence de
môle de protection, semble être particulièrement périlleux. Les archéologues ont
également débattu sur le caractère privé ou public des espaces de la bordure
occidentale17 mais cette question se heurte encore à un trop grand nombre
d’incertitudes pour pouvoir être développée plus avant. Le caractère privé et public des
espaces est par ailleurs une notion à employer avec prudence pour l’Antiquité, la limite
n’était sans doute pas aussi nette qu’elle ne l’est aujourd’hui. Si une voie ou un quai est
encore perceptible le long du bord de mer devant le Groupe ε, il ne semble pas se
poursuivre devant les deux magasins. Cette observation avait alors engagé Auguste
Jardé à considérer la limite occidentale comme des espaces privés propres à chaque
magasin et non ouverts au public. Or, non seulement leur entrée principale ouvre à
l’ouest mais les ruelles transversales font communiquer la rue est avec le rivage 18.
10
Les ruelles transversales orientées est-ouest alternent pentes douces et degrés. Elles se
terminent à l’est par des volées d’escalier qui assurent le passage entre les deux
niveaux des côtés est et ouest. Les plans des deux ruelles qui limitent le Groupe ε
forment des lignes brisées à un ou deux décrochements qui correspondent bien aux
209
changements de niveau des trois terrasses de l’îlot. En revanche, la ruelle qui sépare le
Magasin δ et le Magasin des Colonnes est parfaitement rectiligne. La rue au sud de ce
dernier, bien qu’elle n’ait pas été entièrement fouillée, n’a probablement pas non plus
de décrochement.
11
En résumé, les trois îlots s’insèrent entre, du côté est, une rue sinueuse qui est adaptée
à la topographie naturelle et urbaine du site19 et, du côté du rivage occidental, une voie
un peu plus large et de forme rectiligne. D’après Johannes Paris, cette voie devait être
un quai scandé de môles qui sont actuellement difficilement repérables 20. Entre chaque
îlot, des ruelles montantes font communiquer les côtés est et ouest des îlots. Les ruelles
à décrochements correspondent à la composition complexe du Groupe ε tandis que les
ruelles rectilignes s’accordent aux plans plus réguliers des deux magasins.
Fig. 6
Magasin des Colonnes et Magasin δ : pièces distribuées par les cours (gris clair : pièces avec fenêtre
/ gris foncé : pièces aveugles), 1/1000.
Disposition intérieure des îlots
12
Outre le cas particulier du Groupe ε qui est subdivisé en plusieurs parcelles et que nous
présenterons à part, les édifices du front de mer, dont l’appellation consacrée de
« magasins » fut donnée par les premiers chercheurs, semblent avoir été conçus selon
un même schéma de composition ajusté aux contraintes particulières des terrains
d’implantation.
Les espaces de circulation : cours et couloirs (Fig. 6)
13
Ces édifices ont en commun d’être organisés autour d’une ou plusieurs cours, à
péristyle ou non, d’être marqués par une symétrie axiale et d’être longés à l’ouest par
un alignement de pièces polyvalentes ouvrant presqu’exclusivement sur le rivage. La
présence de plusieurs cages d’escalier, de pièces au même niveau que la rue est et les
découvertes faites bien au-dessus du niveau de sol antique attestent pour tous
l’existence d’au moins un étage (Magasin des Colonnes, Magasin δ). L’entrée principale,
le vestibule et la cour sont installés sur l’axe de symétrie est-ouest ; les autres pièces
sont disposées avec une sujétion plus ou moins forte à la symétrie d’ensemble. A l’est et
à l’ouest des îlots, deux contraintes opposées sont notables dans la disposition des
structures internes des édifices. La géométrie générale des plans du Magasin des
Colonnes et du Magasin δ est essentiellement guidée par l’orientation du rivage
occidental. Les pièces arrière des deux magasins sont plus irrégulières ; leurs
210
profondeurs varient pour se conformer à la ligne suivie par la rue orientale et les murs
de refend rayonnent plus ou moins sur la courbure de cette même rue.
14
À l’ouest, sur l’axe de chaque magasin se trouve l’entrée principale faisant
communiquer la cour avec le front de mer. Elle n’est pas l’unique accès et,
contrairement aux maisons déliennes, l’abondance des accès semble être une
caractéristique propre à ces édifices21. Cependant, les Magasins α, β et γ dérogent à
cette règle par la présence de constructions à l’est qui leur sont mitoyennes. Le Magasin
δ avait sans doute un accès au nord qui fut comblé et réaménagé dans l’antiquité. Le
Magasin des Colonnes présente non seulement des accès propres à chacune de ses trois
cours depuis le rivage mais également deux accès aux extrémités de la longue galerie
qui rejoint les trois cours et les rues transversales.
15
Enfin, les pièces périphériques semblent avoir fonctionné plus ou moins
indépendamment du reste des magasins. Elles ont chacune leur propre entrée. Celles
qui sont à l’est du Magasin δ ont conservé le seuil de leurs portes qui ouvraient
directement sur la rue. On peut supposer qu’il en était de même pour celles du Magasin
des Colonnes ; les différences de niveau entre les planchers d’étage encore décelables
tendent à indiquer pour ces pièces un fonctionnement relativement autonome. Pour les
pièces situées à l’ouest sur la voie de front de mer, les baies devaient sans doute être
similaires à celles des magasins α, β et γ.
16
Pour tous les magasins, les entrées principales mènent à une cour par l’intermédiaire
d’une ou deux pièces oblongues. La cour, pour Auguste Jardé, est la partie essentielle du
magasin comme de la maison délienne. Ces cours sont des espaces de desserte, elles
apportent de la lumière naturelle au centre de l’édifice. Elles peuvent aussi avoir une
fonction technique dans la ventilation ou encore le recueil des eaux de pluie. Elles
peuvent enfin avoir des usages très divers allant de la cour de service à la cour de
réception et d’apparat, notamment lorsqu’elles étaient munies de portiques et décorées
de mosaïques. Quelle que soit la nature de l’édifice, elles sont employées dans le cas
d’îlots profonds rendant nécessaire la création d’un espace central de desserte et
d’apport de lumière.
17
La cour du Magasin δ mesure 11,6m par 11,8 m, soient 140 nr dont 61 m 2 d’impluvium.
Elle n’avait pas de péristyle en pierre mais les douze mortaises d’encastrement
ménagées dans le dallage prouvent qu’elle était dotée d’une galerie en bois ;
l’entrecolonnement laissait un passage libre d’environ 2,4 m. Elle permettait la desserte
directe de neuf grandes pièces dont au moins cinq ont conservé des fenêtres. Le plan du
Magasin des Colonnes, toujours selon A. Jardé, dérive très directement de celui de la
maison mais en augmentant les dimensions des pièces et en triplant le plan habituel.
Sans doute serait-il plus approprié de parler d’une variante de la typologie des
magasins à une cour tels que les Magasins α, β et γ et le Magasin δ. Le Magasin des
Colonnes se développe autour de trois cours : une cour centrale à péristyle et deux
cours latérales de forme oblongue. La cour à péristyle mesure 15 m par 14,8 m, soient
224 m2 dont 74 m 2 d’impluvium. La cour latérale nord mesure 10,7 m de long sur 4,8 m
de large, soient 51,5 m2 et la sud 14,5 m de long sur 5,2 m de large, soient 74 m 2.
Préliminaire à une micro-typologie des pièces (Fig. 6 et Fig. 7)
18
Dans l’ensemble de la ville hellénistique de Délos, on observe aisément la récurrence
d’espaces architecturaux analogues (cours à péristyle, pièces carrées à porte centrale
211
flanquées de deux fenêtres, pièces polyvalentes presqu’exclusivement ouvertes sur la
rue, latrines, salles de bain, petites pièces sans fenêtres, etc...) au sein de bâtiments de
natures très variées (maisons, palestres, etc...). La combinaison de ces entités
architecturales au sein d’un ensemble bâti associée à sa situation dans la ville et aux
découvertes faites lors des fouilles permet de déterminer avec plus ou moins
d’assurance la nature du bâtiment.
19
L’étude des pièces est encore en cours. Le classement qui en est proposé ici est un état
de la réflexion et sera très certainement redéfini, en particulier par la restitution des
étages. La plupart des pièces distribuées par les cours ne communiquent pas
directement avec les rues ; les pièces au sud du Magasin des Colonnes sont les rares à
ouvrir à la fois sur la rue et sur la cour22. Parmi elles, deux groupes ressortent (Fig. 7) :
les chambres disposées au nord et au sud qui sont souvent dotées de fenêtres et celles
du fond à l’est de l’îlot qui sont de fait éloignées des entrées et aveugles pour la
plupart ; les pièces du fond du Magasin δ font exception car elles sont également dotées
de fenêtres, elles sont du moins encore visibles sur les murs extérieurs des pièces XV et
XVI.
Fig. 7
Plan des trois flots, axes de composition et mise en évidence des espaces de circulation, 1/1000.
20
Dans le premier groupe, on observe assez nettement la récurrence d’un couple de
pièces carrées pourvues d’une ou deux portes centrales encadrées de deux fenêtres ; ce
sont les pièces IX et X du Magasin à la baignoire et les pièces XI, XII, XIII et XIV du
Magasin des Colonnes. D’autres pièces de proportions différentes mais munies de
fenêtres s’apparentent aux premières (pièces XI, XIV (?), XV et XVI du Magasin δ et
pièces XIV (?), XV et XVI du Magasin des Colonnes). Dans notre recherche sur les
espaces de stockage, il nous est apparu plausible que les pièces du premier groupe
auraient pu servir de bureaux, de salles de réunion, de présentation ou d’archivage
tandis que celles du second groupe auraient joué le rôle d’espaces de stockage 23.
21
À la périphérie des magasins sont disposées des rangées de pièces ouvrant sur les
espaces publics24 (Fig. 8). La majeure partie d’entre elles répond aux critères
d’identification pour les pièces polyvalentes détiennes25 : elles communiquent très peu
avec le cœur d’îlot mais ouvrent plus largement sur les axes de communication qu’elles
bordent. Les mieux conservées d’entre elles présentent encore la trace
d’aménagements intérieurs identifiables à des mezzanines ou des plateformes 26. Ces
pièces se trouvent autant dans le Groupe ε que dans les deux magasins. On peut
distinguer les rangs de pièces donnant sur le rivage de celles ouvrant sur la rue
orientale et les rues latérales. Les pièces situées le long de la façade occidentale sont
212
particulièrement remarquables par leur répétition, leur ressemblance et leur
ordonnance en rangs serrés. Elles sont assez souvent regroupées en binômes séparés
par une rue ou une entrée. Leur largeur moyenne est de 4,1 m avec un minimum de
3,45 m et un maximum 4,59 m. Leur profondeur moyenne est de 6,2 mètres. Leur
surface oscille ainsi entre 19 et 27 m2.
22
Le rapport entre le nombre de pièces du front de mer et celui des pièces distribuées par
les cours ne semble pas de prime abord significatif : 4/6 pour les Magasins α, β et γ, 4/8
pour le Magasin δ, 10/16 pour le Magasin des Colonnes 27 ; il est donc encore difficile
d’établir sous cet angle une relation fonctionnelle entre elles.
Cas particulier du Groupe ε
23
Le Groupe ε est plus complexe. Il consiste en un ensemble de parcelles imbriquées les
unes dans les autres. On peut néanmoins déceler une logique de formation qui consiste
en l’aménagement de terrasses (Fig. 4) et à une densification progressive de l’îlot par
adjonctions ou subdivisions des espaces ; la chronologie de la formation reste encore à
étudier. Le long de la rue est, sur la terrasse la plus élevée, le rang de pièces est
aujourd’hui difficilement lisible ; certains murs observés par les anciens fouilleurs ont
disparu. Ces pièces, en liaison directe avec la rue, étaient probablement des boutiques.
Sur la deuxième terrasse, côté sud, un ensemble cohérent regroupe quatre pièces
autour d’une cour en forme de L, dont la plus petite est raccordée au réseau public de
canalisation et a les caractéristiques d’une salle d’eau, c’est-à-dire de latrines ou de
salle de bain. Toujours du côté sud, sur la troisième terrasse, un plan avec cour et oecus
maior distribuant deux oeci minores est clairement identifiable à celui d’une petite
maison délienne (surface hachurée à l’ouest Fig. 8). Enfin, une série de très grandes
pièces d’une quarantaine de mètres carrés occupe l’ouest et le nord de l’îlot. Les pièces
polyvalentes appartenant à la série des pièces du front de mer y sont adossées ; les
murs latéraux des petites pièces ne sont pas liaisonnés au mur ouest des grandes. Il ne
fait nul doute qu’elles furent construites à l’occasion d’une extension générale de
l’ensemble bâti en direction de la mer. La partie occupée par les grandes pièces avait
été décomposée par Auguste Jardé en autant d’appartements qu’il y avait de groupes de
pièces en enfilade. Ce dernier considérait qu’ils pouvaient avoir eu une fonction à la
fois commerciale et résidentielle28. Or, la comparaison avec les maisons détiennes de
l’île n’incite pas à les considérer de la sorte. Il nous paraît plus probable qu’ils furent
des espaces loués destinés principalement au commerce, au stockage et accessoirement
à l’habitation. Le besoin en stockage s’étant accru, leurs surfaces furent étendues par
l’adjonction des petites pièces en façade.
Une esquisse de typo-morphologie des magasins de
Délos et le problème de la destination de ces édifices
Les combinaisons de types de pièces donnant lieu à divers types
d’édifices
24
Hervé Duchêne et, dans une moindre mesure, Auguste Jardé, ont comparé ces édifices
aux maisons de Délos et le premier a même proposé que le Magasin δ fût dans un
premier temps une maison29. D’une façon générale, les habitations à Délos ont des plans
213
centripètes, elles sont tournées vers la cour et présentent assez peu d’ouvertures sur
l’extérieur, du moins au rez-de-chaussée. Il semble aujourd’hui établi que les magasins
appartiennent à une typologie d’édifices à part entière avec ses variantes. Ils sont tous
situés le long du rivage avec lequel ils entretinrent des relations étroites. Comme les
maisons détiennes, ils sont organisés autour de cours, mais leur plan, plus centrifuge,
recèle une partie organisée autour des cours ceinturée par une seconde très ouverte sur
les espaces publics. Quasiment toutes les pièces ont des surfaces importantes et
homogènes alors que l’on observe une plus grande hiérarchisation des espaces dans les
maisons. L’absence fréquente de citernes ou de puits comme celle de latrines ou de
salles d’eau incite à encore les différencier des maisons 30. Enfin, la faible proportion des
éléments décoratifs est un indicateur certes d’une incidence assez faible 31, mais qui
contribue à mettre en évidence la spécificité de ces bâtiments. Le sol des cours de ces
édifices est réalisé avec des dalles de gneiss et aucune des pièces du rez-de-chaussée ne
semble avoir été munie de sol dur (mosaïques d’éclats de marbre, mosaïques de
tuileaux ou dallage de gneiss). De même, malgré la rareté des stucs conservés, la
plupart des enduits peints semblent provenir de l’étage et dans une moindre mesure du
rez-de-chaussée. Tout cela semble indiquer une concentration des activités
commerciales ou manufacturières au rez-de-chaussée et le caractère plus résidentiel
des pièces de l’étage.
25
L’étude des caractéristiques architecturales de chaque pièce (dimensions, proportion,
orientation, ouvertures, circulation, traces d’équipements, traitement des parois
verticales, du sol et du plafond), leur classement par type (pièces à fenêtres, pièces
aveugles, cages d’escalier, etc...), leur disposition dans l’édifice et le rapprochement
avec des pièces analogues dans d’autres édifices de Délos permettront, nous l’espérons,
d’affiner cette étude et de révéler plus fortement la spécificité des magasins.
Le mélange des activités dans ces édifices
26
Les activités précises qu’ils abritaient demeurent encore à l’état d’hypothèses mais la
différence de traitement entre le rez-de-chaussée et l’étage indique un mélange des
activités. La fonction générale commerciale implique la présence d’espaces de réunion,
d’échange, de négoce, de stockage et d’administration mais il paraît également
pertinent d’envisager des lieux d’accueil et de résidence des commerçants itinérants.
Les vestiges d’enduits peints d’une grande finesse, les colonnes de marbre et les
mosaïques de sols attribués à l’étage tendent à prouver que ces édifices abritaient
d’autres activités que celles purement commerciales. Les pièces à fenêtres, organisées
autour des cours, présentent peu de traces de modifications contrairement aux pièces
du bord de mer qui comportent de multiples traces d’aménagements successifs. De ce
fait, ces dernières étaient vraisemblablement des pièces de stockage ou de commerce à
louer32. Comme toutes semblaient ouvrir sur une voie de bord de mer accessible au
passage de tous, leur fonction n’était donc sans doute pas uniquement liée à
l’entreposage et à la conservation de denrées33. La part du stockage proprement dit
dans ces édifices est plus élevée que dans la plupart des autres édifices de Délos, mais,
en comparaison avec celle attendue pour des entrepôts, elle semble assez faible : 1/3 de
la surface utile couverte pour le Magasin des Colonnes, 1/4 pour le Magasin δ. Pour ces
deux bâtiments, la désignation « d’édifices commerciaux » est plus appropriée car elle
ouvre un champ fonctionnel plus large compatible avec l’ensemble des éléments qui y
ont été découverts. La désignation de « magasins » paraît presqu’insuffisante à les
214
définir. En français, « magasin » désigne soit un lieu de dépôt de marchandises soit un
établissement commercial où des marchandises sont exposées et vendues ; or, cette
définition ne tient pas suffisamment compte de la nature plus résidentielle de l’étage 34.
Contrairement aux deux autres, les espaces utilisés pour le stockage dans le Groupe ε
sont bien plus nombreux, soit environ 2/3 de sa surface. Bien que cet îlot comporte
d’autres types d’espaces, la majeure partie de sa surface fut vraisemblablement occupée
par des pièces de stockage.
Vers une typo-morphologie des grands édifices commerciaux de
Délos
27
L’élaboration d’une typologie des grands édifices commerciaux de Délos est
intéressante car, d’une part, ces édifices n’ont pas de parallèles suffisamment proches
dans leur forme générale au sein du monde gréco-romain antique et parce que d’autre
part, ils font partie des plus anciens édifices de ce type connus à ce jour. Leur étude doit
être menée avec prudence car ils pourraient avoir servi plus ou moins de modèles à la
constitution de nouveaux types. Les édifices de stockage rassemblés sur la base de
données des entrepôts35 ont permis de constater au sein du Monde méditerranéen
antique une grande variété formelle et une polyvalence fonctionnelle. Cependant, la
comparaison avec les entrepôts du monde méditerranéen antique concerne seulement
certaines pièces des magasins de Délos dont une large part semble avoir été consacrée à
d’autres formes d’activités36. À Délos même, les magasins fouillés à ce jour ont
suffisamment de traits communs pour être réunis au sein d’une même typologie. Sa
mise en forme doit cependant rester souple car elle a tendance à confiner un édifice à
une fonction souvent trop précise et définitive. Le fonctionnalisme et le zonage des
activités sont des concepts modernes fortement liés à notre société industrielle, il reste
à en mesurer la validité à l’aune de la société antique qui était certes déjà très
sophistiquée mais pour laquelle ils devaient revêtir un toute autre sens. Comme pour
les maisons, les espaces contenus par ces magasins ont vraisemblablement connu de
multiples transformations au cours de leur période d’utilisation et sont de ce fait de
nature très polyvalente.
Fig. 8
Magasin des Colonnes et Magasin δ : pièces ouvrant directement sur l’extérieur (gris clair : pièces
ouvertes sur les rues/gris foncé : pièces du front de mer/hachurées : petites maisons), 1/1000.
215
Une ordonnance portuaire ?
28
Les variantes de la typologie des magasins de Délos autorisent à penser que ces
bâtiments furent souvent construits sur la base d’initiatives privées. Mais il est permis
de déceler des règles dont nous ne pouvons savoir si elles sont implicites ou non. D’une
part, les îlots, bien qu’ils aient des formes assez peu régulières, semblent être soumis à
un module standard : l’îlot du Magasin des Colonnes présente une surface double de
celles des deux autres qui ont, quant à eux, des surfaces sensiblement égales. D’autre
part, outre la variété formelle du cœur d’îlot, le fait le plus remarquable de ce quartier
réside dans la régularité des pièces du front de mer et ce, sur une longueur de plus de
six cent cinquante mètres.
29
La largeur de chaque pièce de façade est bien évidemment due à des contingences
fonctionnelles et structurelles : la portée maximale des poutres de section courante est
un critère non négligeable. Mais cette répétition permet également d’envisager l’idée
d’un module : longueur de huit pièces pour le Groupe ε, longueur de quatre pièces pour
le Magasin δ, longueur de dix pièces pour le Magasin des Colonnes, le tout scandé de
rues ou de couloirs d’entrée. Nous sommes assez séduits par l’idée d’une ordonnance
des pièces du front de mer qui relierait ces constructions au sein d’une belle et longue
façade portuaire et qui allierait fonction et prestige37. Les seuils des Magasins α, β et γ et
les pilastres massifs du Groupe A (Fig. 8) en sont les seuls vestiges mais encore faudraitil les étudier plus précisément pour en restituer l’aspect original. Sans doute ne faut-il
donc pas y voir une façade monumentale parfaitement composée mais la soixantaine de
pilastres vus par J. Pitton de Tournefort au début du XVIIIe siècle en donne une idée
assez proche38.
Fig. 9
Délos, vue depuis l’ouest de la Pointe des Pilastres (Groupe A) et Groupe ε.
216
Fig. 10
Évocation du Magasin des Colonnes et de son quartier environnant.
30
La compréhension de l’usage de ces édifices doit non seulement être fondée sur l’étude
de leur forme (planimétrique et volumétrique39) mais également sur leur situation à
l’échelle de la ville, du territoire et du bassin méditerranéen, et sur les usages donnés
par les sources écrites40. Dans le cas présent, la destination principalement
commerciale des trois îlots laisse peu de place au doute 41. Le Groupe ε semble présenter
le cas d’un îlot sans doute plus ancien qui fut réaménagé pour être adapté aux besoins
du développement commercial de Délos. Le Magasin à la baignoire et le Magasin des
Colonnes semblent être quant à eux des exemples de projets unitaires construits d’un 42
seul tenant42 dont la composition générale et la nature des pièces les distinguent assez
nettement des maisons de Délos. Il en est de même pour les Magasins α, β et γ. Leur très
grande ouverture sur les voies de communication et leur relation directe avec le rivage
induit une très forte activité d’échanges avec la mer d’un côté et la ville de l’autre.
Enfin, du point de vue de leur situation dans la ville, ils forment la limite côtière d’un
tissu urbain dense et cette situation privilégiée les place à l’articulation entre plusieurs
échelles d’activités.
31
En l’absence de données de fouilles précises, l’étude architecturale de ces édifices est
aujourd’hui susceptible d’apporter de nouvelles connaissances sur leur forme et leur
fonctionnement grâce à l’analyse minutieuse des structures et aux restitutions
partielles et générales qui en découleront. Les espaces contenus par ces édifices, une
fois restitués en totalité ou en partie, pourront alors être mis à l’épreuve des différents
usages que nous proposerons de leur attribuer, à la lumière des sources et des
témoignages écrits. De nouvelles fouilles sont évidemment indispensables à la
finalisation de cette étude, notamment pour une meilleure datation des constructions
et une distinction plus juste des phases de chantier et des états de ces monuments.
Références des illustrations
32
Fig. 1, 2, 4, 6, 7, 8 : J.-J. Malmary, IRAA
217
33
Fig. 3, 5, 9 : cliché : P. Karvonis.
34
Fig. 10 : aquarelle : N. B.
NOTES
1. Ce travail a été financé par le programme de l’ANR « Entrepôts et lieux de stockage du monde
gréco-romain antique » dirigé par V. Chankowski, X. Lafon et C. Virlouvet (http://
www.entrepots-anr.fr). Il est actuellement porté par l’Institut de Recherche sur l’Architecture
Antique et l’École Française d’Athènes et fait aujourd’hui l’objet du doctorat de Jean-Jacques
Malmary à l’Université Lumière Lyon 2.
2. Fernand Robert découvre en 1935 des édifices au nord de l’Asklépieion qu’il identifia comme
des magasins. La longueur de 650 m pourrait être prolongée d’environ 150 mètres jusqu’au
sanctuaire d’Asklépios.
Robert, F. ; Trois sanctuaires sur le rivage occidental, Dioscourion, Asclépieion, sanctuaire
anonyme (Leucothion ?) ; Exploration Archéologique de Délos, fascicule XX, p. 96, École Française
d’Athènes, Athènes, 1952.
3. Ardaillon, Édouard ; Rapport sur les fouilles du port de Délos ; BCH, vol. XX, p. 428-445, ÉFA,
1896.
4. Les principaux indices chronologiques sont fournis par les études de l’agora des Hermaïstes
(ou des Compétaliastes). Agora des Compétaliastes : Hasenohr, Claire ; BCH 128-129.2, 1,
p. 882-907, EFA, 2004-2005 ; Hasenohr, Claire ; BCH 132.2, p. 817-822, EFA, 2008.
5. Le schéma d’extension linéaire de la ville du centre vers la périphérie pourrait être remis en
question par la reconnaissance de constructions à l’est du magasin le plus méridional (Magasin
des Colonnes) qui semblent avoir appartenu à des périodes plus anciennes. Ce processus de
croissance ne consisterait alors pas en une extension progressive vers le sud mais en une
densification et en une extension d’un quartier antérieur vers la mer. Le mode de construction et
l’appareil des murs sont des indices insuffisants pour établir avec certitude une chronologie
absolue et seuls des sondages permettraient de le faire.
6. Duchêne, Hervé ; Travaux de l’École Française en Grèce en 1986. Recherches sur le littoral :
l’établissement de la Pointe des Pilastres ; BCH 111, p. 647-654, ÉFA, 1987.
Duchêne, Hervé ; Travaux de l’École Française en Grèce en 1988. Recherches sur le littoral délien :
l’établissement de la Pointe des Pilastres ; BCH 113, p. 752-754, ÉFA, 1989.
7. Jardé, Auguste ; Fouilles exécutées aux frais de M. le Duc de Loubat (1904) ; BCH, volume XXIX,
p. 5-54, École Française d’Athènes, 1905.
8. Jardé, Auguste ; Fouilles dans le quartier marchand (1905) ; BCH, vol. XXX, p. 632-664, ÉFA,
1906.
9. Ardaillon 1896 (comme note 3), p. 428-445.
10. Paris, Johannès ; Contribution à l’étude des ports antiques du monde grec, II, Les
établissements maritimes de Délos ; Bulletin de correspondance hellénique, volume 40, p. 5-73,
Ecole Française d’Athènes, 1916.
11. Duchêne, Hervé, Fraisse, Philippe ; Le Paysage portuaire de la Délos antique, Recherches sur
les installations maritimes, commerciales et urbaines du littoral délien ; EAD, fasc. XXXIX, ÉFA,
2001.
218
12. Chankowski, Véronique, Lafon, Xavier et Virlouvet, Catherine ; Colloque Entrepôts et circuits
de distribution en Méditerranée antique (à paraître).
13. Chankowski, Véronique et alii ; Le stockage à Délos, (à paraître).
14. « La question des quais de Délos est obscure. »Jardé 1906 (comme note 8), p. 640.
15. Duchêne, Hervé, Dallongeville, Rémi, Bernier, Paul ; Transformations du paysage naturel et
évolution du littoral dans l’archipel délien ; Chapitre III, p. 165-179, EAD, fasc. XXXIX, ÉFA, 2001.
16. Paris 1916 (comme note 10), p. 33-34 et fig. 9.
17. Auguste Jardé remet lui-même en question dans son article de 1906 ce qu’il avait alors affirmé
sur les fonctions de magasins dans celui de 1905.
18. À Venise, des ruelles aboutissent de façon assez abrupte sur les canaux et un grand nombre
de maisons sont directement en contact avec eux et ont leur propre ponton d’amarrage.
19. Ayant une connaissance très limitée du quartier à l’arrière des Magasins, il est fort difficile de
comprendre le processus de formation urbaine et de départager la part des contraintes naturelles
de celle des contraintes urbaines.
20. On observe cependant des vestiges de murs, aujourd’hui sous la mer, qui semblent former un
môle devant l’extrémité sud de la Pointe des Pilastres (Groupe A).
21. Cette observation est encore à vérifier. D’une part, de nombreux bouchages ont été effectués
dès l’Antiquité ; il reste à savoir s’ils sont liés à l’utilisation des édifices, à leurs désaffection ou
encore aux deux catastrophes de 88 et 69. D’autre part, les Magasins α, β, γ sont presque
exclusivement ouverts sur le rivage : c’est une différence notable entre ces derniers et les
magasins présentés ici.
22. Les pièces XVII, XVIII, XIX, XX et XIX sont fermées au sud par un mur exceptionnellement
épais (1 m env.). Cette observation, associée à celle de leurs murs de très bonne facture, incite à
envisager leur antériorité au projet final du Magasin des Colonnes.
23. Karvonis, Pavlos, Malmary, Jean-Jacques ; Le stockage dans les installations commerciales de
Délos (à paraître).
24. La forme exacte des pièces orientales de l’étage nous est inconnue. La présence de seuils pour
celles du Magasin δ atteste leur communication avec la rue 5. Pour le Magasin des Colonnes, seule
la pièce XXVIII a gardé le tableau nord d’une porte ouvrant sur la rue arrière mais pour les
autres, nous ne pouvons qu’en faire l’hypothèse.
25. Karvonis, Pavlos ; Les installations commerciales dans la ville de Délos à l’époque
hellénistique ; BCH, vol. 132.1, p. 153-219, ÉFA, 2008.
26. Karvonis, Pavlos, Malmary, Jean-Jacques ; Etude architecturale de quatre pièces polyvalentes
du Quartier du théâtre à Délos ; BCH, vol. 133, p. 195-226, ÉFA, 2009.
27. Ce rapport devra être affiné par une différenciation plus minutieuse des pièces distribuées
par les cours.
28. Jardé 1906 (comme note 8), p. 647.
29. Duchêne 2001 (comme note 11), p. 107-109. Son identification avec une maison se base
notamment sur l’étude de l’entrée qui faisait communiquer la cour avec la rue transversale nord
et qui fut bouchée dans un second état pour la création des pièces XIX et XX. Selon H. Duchêne,
cette entrée correspondrait au schéma de « l’inter duas januas » décrit par Vitruve.
30. L’absence de puits ou de citerne est un indice assez faible. Dans son article de 1906, Auguste
Jardé montre qu’il est insuffisant pour rendre compte de la distinction entre un lieu d’habitation
et un lieu commercial.
31. Les éléments décoratifs, tels les stucs et les mosaïques, sont présents de façon inégale dans
l’ensemble des maisons de Délos et il est parfois difficile d’y voir un indice évident de richesse.
Cependant, il est étrange qu’un propriétaire, suffisamment riche pour faire construire de tels
édifices, n’ait pas eu assez d’argent pour les parer d’une décoration luxueuse. L’absence de
mosaïques au rez-de-chaussée dans toutes les pièces des magasins mise en rapport avec leur
grandeur incite ainsi à les distinguer des maisons.
219
32. Dans les Magasins α, β et γ et le Magasin des Colonnes, des séries de cavités furent réalisées
dans les murs latéraux des pièces de façade pour l’installation de divers dispositifs : mezzanines,
plateformes ou étagères. La grande variété de séries de chaque pièce permet d’affirmer que ces
pièces n’avaient pas toutes été aménagées pour le même usage.
33. « Les pièces de façade du Magasin δ et du Magasin des Colonnes peuvent, comme celles des
Magasins α, β, γ, avoir servi de boutiques et avoir été occupées par des locataires ; et, d’autre
part, la rue dallée qui longe les premiers magasins (1) est peut-être en réalité un quai dont le
rebord extérieur reste caché sous le sable. Il faut donc renoncer à opposer l’un à l’autre deux
types de magasins et, d’une façon générale, se tenir en garde contre le désir de déterminer le
caractère propre de chaque édifice. Les observations sont encore trop peu nombreuses pour
autoriser des conclusions générales ; le plus sage est de se borner à une description, aussi
détaillée et aussi précise que possible, des constructions. » Jardé 1906 (comme note 8), p. 644.
34. La comparaison avec les caravansérails du monde arabe est assez évocatrice de la polyvalence
fonctionnelle constatée pour ces édifices, ils présentent la même complexité fonctionnelle que
les magasins de Délos et renferment à la fois des lieux de stockage, de négoce et d’accueil des
commerçants itinérants.
35. http://www.entrepots-anr.fr
36. Bien évidemment, les entrepôts du monde Romain accueillaient aussi d’autres formes
d’activités, de type commercial, administratif et résidentiel mais elles semblent en constituer une
faible part en comparaison avec les surfaces attribuées purement au stockage.
37. Outre le sanctuaire d’Apollon et le portique adossé au portique de Philippe, ces magasins
formaient la façade de Délos et devaient ainsi être très exposés au regard des voyageurs.
38. Pitton de Tournefort, Joseph ; Relation d’un Voyage fait par ordre du Roy I ; Imprimerie
royale, p. 304-305, Paris, 1717 ; I p. 116-117, Amsterdam, 1718 ; I p. 362-363, Lyon, 1727.
39. Une typologie établie uniquement sur la base de plans est très douteuse. L’analyse de
l’architecture dans son ensemble, en particulier de sa volumétrie, permet seule d’en faire une
comparaison pertinente.
40. Virlouvet, Catherine ; Les entrepôts dans le monde romain antique, formes et fonctions,
premières pistes pour un essai de typologie, Colloque de Madrid, 2009.
41. Les données de fouilles sont insuffisantes mais, si Auguste Jardé manquait d’attention pour la
céramique, il en notait consciencieusement la présence. Dans le cas présent, cette absence
flagrante est particulièrement intéressante pour mieux cerner la destination des magasins.
42. Le Magasin des Colonnes fut construit sur un terrain déjà en partie bâti. Sa composition
axiale autour des cours laisse entrevoir une intention de projet unitaire qui fut adapté aux
constructions existantes.
220
Supplying the Roman Towns in
Hispania. Granaries and warehouses
Javier Salido Domínguez
Introduction
1
Food supply in Roman towns across Hispania has been a scarcely studied subject in
historiography due to poor conservation of relevant structures (borrea –granaries and
store buildings- and pistrina) and a lack of interest on part of experts dedicated to the
archaeology of architecture, who have focused more on the religious, judicial and other
types of sites and monuments. Consequently, the study of warehouses and other store
buildings has been long neglected, despite being of great importance in terms of
understanding the management of primary resources such as grain, one of the most
crucial factors behind the functioning of a city1.
2
Recently, archaeologists have analyzed remains that give us more precise Information
about food production, storage and distribution, namely the borrea, warehouses and
granaries, found in the rural as well as urban areas of the old Roman towns. This was
precisely the subject of my doctoral thesis where, in an attempt to go beyond the
national frontiers, I analyzed the Granaries and Store Buildings in the West of the Roman
Empire, the results of which were partly published in a book titled Horrea Militaria,
Army’s Grain Supply in the west of the Roman Empire2 and in other works dealing with the
study of civilian and military supply in the ancient Hispania 3. In addition, a scientific
review titled Horrea d'Hispanie et de la Méditerranée romaine 4 has recently been published,
albeit lacking an analysis of epigraphic documents and archaeological remains, which
is precisely the objective of this research paper.
221
Grain production in the ager of Roman towns in
Hispania
3
The establishment of first colonies and territorial reorganization in Republican rimes
were an answer to a planned program aimed at restructuring of the agricultural land in
order to establish a new taxation System. The result of this territorial restructuring,
apart from creating a new road network, would be the appearance of the first villae in
the Iberian Peninsula5. In general, these were small rustic structures with modest
residential spaces designed for the rural exploitation of the area that had previously
belonged to its respective owners. Consequently, the villae were originally used as
production centers. In this context, the construction of a granary in a rural area
symbolized abundance, prosperity and economic wealth6. In fact, Varro confirms that
the term villa stems from the word vehere, meaning the place where the harvest was
taken to and stored7. However, it wouldn’t be until the beginning of the first Century
AD that a tripartite territorial division of the Roman villa set up by Columella (pars
urbana, rustica and fructuaria) would manifest itself, reflecting the importance of a rural
storage space for the agricultural products inside the property of the Roman villae. Still,
despite the importance of granaries as being most indicative of the owner’s wealth and
providing us with valuable archaeological information on storage and production
Systems in these rural centers, the most recent historiography has barely analyzed
these structures8.
Fig. 1
Distribution map of Roman rural granaries with raised floor in Hispania.
222
Fig. 2
Plan of the excavated areas of the Roman villa of Veranes (Gijon, Spain).
4
These rural Settlements had areas reserved for grain storage in silos (well documented
in numerous research centers in Catalonia and other areas across the Peninsula 9) and in
horrea with raised floors maintaining the grain in ideal temperature and humidity
conditions in the long term. Grain was key to a family unit’s self-supply and survival,
used as a reserve for the next year’s harvest, with the surplus sold in the towns. There
was a taxation System of sorts, as the big part of production in these rural Settlements
was remote from the caput civitatis where it was consumed. Even though the
construction of the raised granaries was not so much a novelty in terms of the
construction technique (after all, this was a well known construction model for
centuries before – sixth Century BC in Iberian Peninsula)10, it did turn into a storage
System that would come to represent the most efficient granary model that, among
other advantages, offered the possibility of opening and closing the storage room as
many times as was needed. The grain could thus be stored at any time without spoiling
the rest of the products.
223
Fig. 3
3D Reconstruction of the horreum of the Roman villa of Veranes (Gijón, Spain).
Fig. 4
Plan of the excavated horreum of the Roman villa of Veranes (Gijón, Spain).
5
The storage Systems that reveal the most about the agricultural potential of the area
are obviously the raised granaries (Fig. 1). The fact that the rural Settlements did not
include more than one horreum in their fundi, the ease with which we can identify these
structures from an archaeological point of view and the possibility of comparing at
least the size of those buildings make these warehouses more susceptible to research
and allow us to learn more about the storing of grain and other food products in the
rural setting11.
6
In the ager of the first towns, we find structures that tell us a lot about grain
production, supply and its subsequent consumption in the actual towns. It is very
224
probable that the towns were organized around the caput civitatis and that there was a
greater density of rural cultivation centers in their proximity12. This proximity explains
why the horrea of certain rural settlements would have a smaller storage capacity. This
is the case in the town of La Burguera, belonging to the ager Tarraconensis 13 where the
first rural elevated stone horreum was discovered in Hispania 14, dating back to the
second half of the first Century AD. The construction model reminds of other storage
buildings with five parallel walls that allowed for the wooden floor or tabulatum to be
raised, over which the grain would be poured in.
7
In the territory of the old city of Gijón, we find a rural Settlement called Veranes (Fig.
2), some 800 meters from the Via de la Plata (Silver Way or Silver Route), that linked
the old city of Gijôn with Lucus Asturum (Lugo) and Asturica August a (Astorga), via Legio
(León). In the western service area, close to the kitchen, it was found a Roman horreum
from the Early Empire period that includes a storage room supported by pillars, which
we were able to study in detail (Figs. 3 and 4)15.
8
Various villae were built in the economic territory of Colonia Norba Caesarina, the most
prominent of which was Monroy/Los Términos16. Far from the pars urbana, an
enormous horreum from the Early Empire period was discovered that, according to the
in situ research I was able to do, included two entrances leading to two different rooms:
the entrance hall and a storage room supported by eight dwarf walls 17 (Fig. 5).
Fig. 5
Plan of the horreum of the Roman villa of Los Términos/Monroy (Extremadura, Spain).
9
Some 20 km from Olissipo, or the old Lisbon, an horreum in the Freiria settlement was
discovered18. The streets that make up the urban planning of this rural Settlement (Fig.
6) and the large dimensions of its granary comprised of a storage room measuring
approximately 12 meters in length and 8 meters in width (Fig. 7) permit us to
hypothesize that this was an important rural enclave much like the rural vici. It’s
225
imperative to point out that the socioeconomic link between the vici and the villae was
so tight that Varro described the vicus as a supply hub where the surplus products from
the villa were sold (Var. R. 1, 16, 4, 4r). On the other hand, Frontinus located the vicus in
modum munitionum, close to the villae ( De Conditionibus Agrorum, 53, 1-15) 19. The
organization of the Settlement would then explain why the horreum was the biggest of
its kind in Hispania.
10
In Lusitania, recent excavations done during the construction of the Plata Highway (“La
Vía de la Plata”) have also revealed various rural horrea, such as the granary at the rural
establishment of Royanejos, some 6 km north of the Augusta Emerita, comprised of a
storage room supported by six parallel dwarf walls20. In the municipality of Canaveral
(Cáceres), another horreum was discovered which included two separate rooms: a big
entrance hall facing north and a grain storage room supported by various dwarf walls 21.
Archaeological excavations in the municipality of Carrascalejo (Cáceres) revealed yet
another horreum that must have been a part of the pars rustica of a Roman villa from the
Early Empire period, dating back to the beginning of the first Century AD 22.
11
A granary was built between the second half of the first Century and the beginning of
second Century AD in the pars fructuaria of the Roman villa of Doha Maria (Badajoz),
approximately 400 meters north of the pars urbana 23. This is a building that included a
slate floor supported by three parallel dwarf walls. In the Roman villa of Säo Cucufate,
during the first third of the second Century AD (second phase), an horreum was built
that was divided in six rooms used for grain storage 24. The floor rested directly on the
internal walls of the building and the benches next to the perimeter walls. The walls
also included openings and a ventilation room in the bottom part, used to air the
storage room and supported by brick arches.
Fig. 6 (top)
Plan of the excavated areas of the Roman villa of Freiria (Portugal).
226
Fig. 7 (right)
Horreum of the Roman villa of Freiria (Portugal).
12
In the rural Settlement of Torre de Palma (Portalegre, Portugal), in the mid first
Century AD, a rustic structure was built that included a space used as a granary 25.
Bearing witness to its existence are three parallel inferior walls. However, it’s difficult
to accept Maloney’s and Hale’s hypothesis that another construction called the south
granary was used as a second grain warehouse26. The construction type and the
building floor do not give us enough information so as to determine its functionality.
13
Recent excavations have revealed an horreum supported by various dwarf walls in the
Roman villa of Vale do Mouro (Coriscada, Mêda, Portugal) 27, but for the moment we do
not have much information about this building. In the Roman establishment of Fonte
do Sapo (Santarém, Portugal), it is recendy found another raised horreum 28.
14
Granaries from the Late Empire were also found in Lusitania. This is confirmed in the
Roman villa of Sào Cucufate (Beja, Portugal) where five parallel walls were the base of a
tabulatum on top of which grain and other products were stored 29. In the second half of
that same Century, another granary was built in the rural establishment of La Sevillana
(Badajoz)30.
15
The small distance between these rural settlements and the caput civitatis, anywhere
between 5 and 20 km, indicates that the economic link between the two was very
strong. A piece of information that could allow us to further study this link is a
theoretical estimate of the storage capacity of the raised horrea, a calculation that
should always be considered imprecise, ambiguous and possibly inaccurate. The first
problem in this case is that the horrea were used not only for the storage of grain but
other perishable food products as well, albeit separately. Furthermore, a passage for
the warehouse personnel had to be set up. On the other hand, we should keep in mind
that, even though the granary had certain dimensions, it could be empty at a given
227
moment during its period of use. Similarly, it could be repeatedly filled and emptied,
depending on the season. Another problem arises from the fact that the actual grain
was stored in bags, bulk, or wooden boxes, which makes it impossible to determine the
exact storage capacity of the granary. Neither can we determine the width of the
tabulata, an important piece of data when it comes to estimating the resistance capacity
of the surface holding the stored goods, which could seriously damage the
infrastructure of the horreum, especially those made of wood. Also worth mentioning is
the fact that, in the case of Hispania, there was no archaeo-botanical analysis of the
evidence gathered during the excavation that would allow us to determine which
products were stored in those warehouses and how, as well as testify to the infestation
of the stored grain.
16
Depending on these factors and information that is yet to surface on this subject, we’ll
have to wait until we are able to estimate the maximum storage capacity of the
Hispano-Roman horrea. However, even though we can’t offer a quantitative estimate of
the granaries’ storage capacity, it’s true that a simple comparison of the dimensions of
rural horrea of the Iberian Peninsula with those of the granaries discovered in other
northern provinces of the Empire31 allows us to hypothesize that not all of the grain
produced in the fundi of the villae was stored in the rural Settlements or the size of the
hacienda in the case of Hispania was smaller. If we think that the objective of the
dominus was to sell the agricultural surplus 32, rather than store goods that could have
been spoiled by various factors (humidity, temperature, insects, rodents, etc.), it would
have been more convenient to send a major part of the harvest in circulation to the
towns or rural markets33 and sell them later on, store them in other urban horrea, use
them in the pistrina (mills and bakeries/patisseries) and, naturally, ground and cook
them in the furnaces of the villae 34. Consequently, the size of the horrea depended not
only on the amount of grain obtained from the economic territory of the villa, but also
on the dominus’ personal interests and the size of the cultivation area since the best
part of the harvest would have to be reserved for the next sowing. Another thing to
keep in mind is the famine that jeopardized the very survival of the people working in
the villa or field workers35.
Grain storage and distribution in the urban areas:
archaeological evidence
17
When it comes to researching grain supply in Hispano-Roman towns, the problem is to
determine the areas and buildings used for grain storage and distribution. The absence
of specific research on the horrea as well as a lack of interest in these types of structures
has largely left us in the dark as to the construction techniques, typology and grain
storage methods in the Roman period. As a result, we know of very few urban horrea in
Hispania, especially from the Late Empire period, as we continue to struggle with the
analysis of the discovered buildings (Fig. 8). There is an overall tendency to refer to any
building potentially used for storage as granary, but, as we have argued in other
papers36, such buildings required special construction techniques for the optimal
conservation of grain. On numerous occasions, buildings that were probably never used
for grain storage are considered granaries; still, based on their discovery and
dimensions, experts set out to analyze their capacity, grain supply and the taxation
System of a city’s rural territory37. Consequently, it’s imperative to understand the
228
difference between granaries and generic warehouses, even though the Latin term
horreum implies both types. Another thing to understand is that it’s difficult to
determine whether the horrea were under state or private ownership. In most
references on the subject, large buildings found in urban areas are considered to be
public, whereas the epigraphy and written documents tell us about the ownership type
and management of numerous private and public horrea 38. The last issue worth
mentioning is the lack of archaeo-botanical analyses that would provide us with
valuable information about the type of stocked grain, storage time and methods (in
bulk, bags, etc.), production locations and supply radius of a particular grain type.
Fig. 8
Distribution map of Roman urban granaries and store buildings in Hispania (archaeological remains
and epigraphical testimonies).
18
Most of the grain and other agricultural products obtained from the towns’ economic
areas were traded in rural markets, at finies even promoted on the properties of great
landowners to save them in transportation costs39, as well as in the macella 40, the
tabernae, other commercial areas throughout the city 41 and through intermediaries in
the nundinae or weekly fairs 42. As a resuit, the commercialization of agricultural
products, subject to fiscal taxes43, meant a continuous food supply for the population,
so much so that even the macella would be known as the supply market where the
plebeians got their supplies (Plin. Nat. 19, 52). This continuous trade eliminated the
need for storing huge amounts of goods in large urban borrea, especially during the
Republican period. Therefore, these buildings should not be considered warehouses of
goods consumed on a daily basis but temporary storage and redistribution areas for
specific purposes. Contrary to what has been argued thus far, many borrea were under
private ownership, used for the distribution of seasonal products that had to be traded
in the short terni so they wouldn’t spoil. Sonie were used as warehouses for products
that would be sold later on by the merchants, who had previously rented out the borna
or certain storage areas within the buildings. Other warehouses were used for the
direct sale of products to merchants interested in reselling them later on 44.
229
19
Even though we’re mostly in the dark as to how and on what principles the majority of
taxes in the Roman communities were administered or collected, we do know that it
was mandatory to do several days of community work in cities such as the ancient Urso
(Osuna, Sevilla), according to the Lex coloniae Genetivae. As a resuit of this community
work, an enormous amount of agricultural surplus was generated. We also know that
there was some sort of assistance program for the poor on part of big landowners that
included selling grain at a low price45 and also perhaps in-kind donations (Cic. Ver. 3,
2). The accumulation of agricultural surplus led to the construction of numerous borrea,
but, unfortunately, we were barely able to find these in the archaeological register.
Another factor to keep in mind is that, even though some warehouses were under
public ownership, the management was in the hands of private landowners and
landlords, as confirmed in the legal and epigraphic documents 46.
20
The first urban horrea documented in Hispania coïncide with the first expansion phase
and the consolidation of Roman power in the Iberian Peninsula, constituting one of the
most fundamental facilities to satisfy the territory’s commercial needs and, of course,
to guarantee the population’s food supply. The oldest documented structure known to
have been an horreum with its exclusive fonction as a warehouse for products is located
in the Celtiberian-Roman city of Contrebia Belaisca (Botorrita, Zaragoza) that had strong
ties to Rome through its connection with the Ebro river47. On the Southern hillside
where a Settlement known as “Cabezo de las Minas” is located, there is a large
structure built from sun-dried bricks dating back to the second Century AD, which
heralded the construction model of the generic Roman warehouses 48. This enormous
construction (15 x 15 meters) consists of five wide and long rooms. Its floor plan is
similar to the horreum in the North African city of Djemila 49, but, unlike the latter, it
does not include a raised floor that would allow for the conservation of grain in its
inferior in the long term. The openings observed on the inside of the walls, some 3
meters above the ground, indicate that there was a second floor, but these do not
correspond to the openings for the floor brackets. Therefore, this was a simple
warehouse with five cellae and a porticoed space to protect the goods from severe
weather conditions, brusque temperature changes and humidity, maintaining the city’s
food supply in perfect conditions50. Aside from this physical protection, the warehouse
also required protection of the guardian deity kept in its interior 51.
21
The exceptional nature of the Hispanic provinces where horrea from the Republican
period were found allows us to understand why they were located in the central areas
of the urban nucleus, unlike the pattern we would see in the Early Empire period,
where they’d be found next to city gates and ports.
22
A building with a similar floor plan was discovered in the forum of Valentia, dating back
to 100 BC52. Just like the other one, it included four cellae with a portico that closed off
the complex on the far Southern side (Fig. 9). The storage rooms were made of opus
quadratum walls with two and three courses, the first ones being the building’s
foundations. On top of this first level, a floor was placed on the Street level, which tells
us this was not an raised floor typical of Roman granaries. This also means that we
cannot compare the horreum at the Almoina of Valencia with the military granaries in
Numantia, in floor plan nor in fonction 53. What we have here is a generic warehouse
where products for the city’s supply were stored. The fact that it’s located in the center,
right in the middle of the city’s forum, does not necessarily mean it was under public
ownership since neither its monumental character nor its big dimensions are exclusive
230
features of public horrea, especially when compared to the huge Republican warehouses
in Rome belonging to aristocratic families that had them built for their own private
use54.
23
Based on the warehouse remains from the Republican period, we can conclude that the
towns of this period didn’t have huge grain reserves, which meant there were a lot of
food crises during poor harvest years. It is likely that the horrea of these times served as
short- and mid-term storage buildings, very practical for the survival economy and
continuous trade where perishable products were consumed immediately after being
sent from the production areas. Consequently, as was the case with the magaɀɀini
repubblicani in Ostia, these horrea could also be used as commercial areas where goods
were bought and sold, storage rooms were rented for Wholesale, etc.
Fig. 9
Horreum of the Roman city of Valentia (Valencia, Spain).
24
In the Early Empire period, the cities would get administrative mechanisms for the
population’s grain supply and obtain funds to keep it at an affordable price for the
Plebeians, and there were even legations in charge of the city’s supply in case of a
crisis55. There are numerous references in classical literature to times when grain and
other resources were scarce, but what really stands out are the negative consequences
of political initiatives such as grain cutbacks that increased grain scarcity on more than
one occasion. The answer to this phenomenon was the contraction of the economy on
part of private merchants who, looking to profit more from the grain trade, decided to
wait for the price of grain to increase with the demand and then sell their stock. The
collusion of aediles, in charge of the cura annonae in the Early Empire period 56, with the
bakers and merchants would make this shortage crisis among the Plebeians even
worse57.
25
To avoid fraud, the Lex Irnitana explicitly States that the aediles have the right and legal
authority to control wheat supply (annona), product weight and portions (fondera
mensurasque), as well as fine (multam dicendi) the municipes or incolae with a maximum of
5.000 HS in order to avoid the price increase (Irn. 19). The recent appearance of an
231
inscription in the Utrera municipality (Sevilla), dating between the second and early
third Century AD, also confirms the use of fines for the pistores on part of the duouiri,
possibly because the given punishment exceeded the quantity that the aediles could
impose58.
26
These shipments and stocks of grain made necessary the construction of horrea in the
cities as well as port areas. In the case of Hispania, we have information about the
warehouses from the Early Empire period mostly found in the city ports, except the one
in the ancient Carmo (Carmona, Seville). This horreum dates back to mid first Century
AD and was built next to the city’s main gate (Sedía), in an area that facilitated the
transport and trade of products59. This is a 34 m2 horreum built from huge ashlars 0.70
meters thick in five rows (Fig. 10). These blocks served to support a tahulatum or a
wooden garret made up of numerous beams, some built on the inside of the walls and
also in some ashlars up on the second level with openings in them. This construction
System protected and isolated grain and other perishable products from humidity,
maintaining them in optimal conservation conditions for mid- and long-term storage.
The construction model where the floor is supported by small stone support columns
was not very efficient because it requires many pillars of the same height, making it
difficult to place the floor horizontally and maintain it perfectly balanced.
Fig. 10
Archaeological remains and 3D Reconstruction of the horreum of the Roman city of Carmo (Carmona,
Spain).
27
This instability and difficulty with the placement of tabulatum or the floor explains why
this was the least used type of support in the Roman period since it requires the
presence of other support Systems, such as the wall openings, stone walls, double walls,
benches, etc.60. In turn, a stone wall construction offers more stability and strength to
the flooring. This construction model was also common in the military sector in the
Flavian period at a time when the fronder stabilization policy was carried out 61.
232
28
A similar building in terms of the construction techniques has recently been found in
the Oiasso port (Irún, Basque Country), whose foundation dates back between 70 and
120 AD62. While we wait for more news to be published about this 2008 discovery, we
can safely say that this construction was approximately 14 meters wide and included
huge stone support pillars placed in two rows, and at least eight of these have been dug
up.
29
In the capital of Tarraconensis, two enormous horrea have also been found from the Early
Empire period63. These two constructions were built in late first Century AD and must
have been used for the storing of food and other products. The western warehouse is
divided into three big naves, approximately 18.40 x 6 meters each, with a total surface
of some 110 m2. The difficulties surrounding archaeological intervention and the
devastation of walls make it impossible to know if the interior partition walls included
openings where support beams were placed for the raised wooden floor. However,
three big ashlars were found built into each one of the façades as internal support
columns of a possible tabulatum rather than just small reinforcements or buttresses.
The partition walls between storage rooms also included these three big support
columns that were aligned with and placed at the same height as the ones mentioned
previously. Undoubtedly, these were used as support pillars of the raised flooring. The
interior pebble surface was not done in preparation for a flagstone pavement as the
archaeologists who excavated the construction hypothesized, but was made to isolate
the humidity from the floor, which would also facilitate the cleaning of the lower part
of the tabulatum where grain and other products would be dropped when emptied in
bulk. Both buildings included a later phase with a monumental porticoed entrance
direcdy facing the city’s port area. The devastated level dates back to around third
Century AD. The construction techniques and the floor plan are very similar to the
granaries excavated in the North African site called Thamusida 64.
30
Unlike the ones used in the Republican period, the construction techniques used to
build horrea in Hispania in the Early Empire period indicate that these granaries were
likely used to stock grain and other food products that would be distributed and/or
frequently traded but also, more importantly, stored in the mid- and long-term. In
other words, some of these horrea were strategic reserves of perishable products that
would be sold at low prices during times of food crises in order to reduce the costs of
first necessity products, most important of which was grain. All of this required the
construction of raised floors and/or continuous removal and cleaning of grain and
other perishable products stored in the horrea. Apart from these warehouses, there
must have been other structures used for short-term storage of grain, after it was
transported to the city and before it was traded in the markets. These, however, did not
require elevated floors typical of the horrea we previously analyzed. This type of horrea
must have been frequently built in Hispano-Roman cities but have barely been studied
thus far. One such horrea was recently found in the ancient city of llipa, very close to the
river port65 and in Bracara Augusta (Braga, Portugal) 66. Another thing to keep in mind is
that the family units had their own stock and raised granaries, where they could store
the cereal necessary for the family’s survival67.
31
The necessity for a continuous and enormous grain supply to make flour and bread in
the Hispano-Roman towns must have shaped a large-scale industrial network that
entailed the construction of mills, bakeries and furnaces in the dense urban areas and,
naturally, in the suburbia. However, at this moment in Hispania, we know of very few
233
pistrina from the Early Empire period 68. The term pistrina refers to both simple mills
with areas used for grain grinding as well as the complex structures used for the
milling, baking and/or trade/distribution of products used in bakeries.
32
Large mills were built a short distance from the urban hub, and this is where the grain
was turned into flour in order to be distributed to various locations later on. One of
these industrial complexes dedicated to grain treatment was found close to the city of
Asturica Augusta (Astorga, Leόn)69. This distinctly artisanal building included various
rooms used for grain trituration, as indicated by the presence of many hand mills and
an animal-drawn mola (by either donkeys or horses), which is why these mills are called
mola asinaria (Cato. De Agr. 10, 4; 11, 4) or iumentaria (Dig. XXXIII, 7, 26). The reason why
mills were constructed far from the center or urban hub could possibly be a practical
one, namely the need for natural wells essential to the operation of mills. On the other
hand, we need to keep in mind that the production costs were lower in rural areas
where plots for the construction of the molae weren’t as expensive as they were in the
cities, especially in the second and third Century AD70. In addition, recently ground
flour is not adequate for baking, so it wouldn’t be necessary to join different activities
such as grinding, kneading and baking in one single space. Consequently, we can
assume that the grain was stored in bags or sacks, but no material evidence was left in
the archaeological register. The flour production was located on these premises while
the necessary oxidation changes were taking place, which were beneficial for the
baking, as this is when the flour evenly matures71.
Fig. 11
Pistrinum of the Planetario's House of the Roman city of ltalica (Santiponce, Seville, Spain).
33
Hydraulic structures for grain trituration have also been found in Emerita Augusta next
to the city’s supply reservoirs72. In addition, archaeologists found a construction linked
to the hydraulic mill close to Pancaliente, on the shores of Guadiana 73, which indicates
there used to be a large-scale manufacturing complex.
34
The milling of grain for bread production in the urban area is confirmed by hydraulic
mechanisms used for grain trituration, like the one in the Roman city of Conimbriga 74.
234
These were also found in smaller settlements. For example, a hydraulic structure used
for grain milling from the third Century AD was found in a vicus in Banos de la Reina in
Alicante75.
35
Big quantities of flour were sent from the mills dosest to the cities and those located in
the urban areas to be used in the city’s pistrina where bread was made. Apart from the
recendy found pistrina in Emerita Augusta, which is still being studied 76, another
pistrinum was found in cities like ltalica in the houses called Casa del Planetario 77 (Fig.
11) and Casa de los Pájaros78. The two bakeries found in ltalica included baking furnaces
and were probably used for direct bread sale. However, the excavations don’t tell us
much about the potential fonction and use of other areas such as the milling rooms in
the case of the pistrinum in Casa del Planetario.
The management and administration of grain in the
urban areas: epigraphic evidence
36
Even though the archaeological remains tell us about the construction of enormous
granaries storing the annona ’s product, it is difficult to distinguish between the
community and private granaries. In that sense, epigraphic documents are key to a
better understanding of the management and administration of grain warehouses.
37
Epigraphy also gives us information about the frumentum mancipalis, a type of collect
tax controlled and managed by the imperial administration 79. An inscription from the
ancient Hispalis mentions a freed imperial slave who worked as a dispensator of state
grain (CIL II, 1197), which was probably stored in the city granaries that have not yet
been found80.
38
Supplying the city didn’t just require only the participation of State, but also the
intervention of private commercial agents in charge of managing certain horrea as well
as grain transport and trade. In the mid second Century AD, between 161 and 169 AD,
during Marcus Aurelius’and Lucius Verus’reign, the scapharii or river boatmen in
Hispalis dedicated an inscription to Procurador Augg. ad ripam Baetis, the local delegate of
praefectus annonae (adiutor), as confirmed in Mactar (CIL VIII, 11796), whose tasks were
to control the Spanish and African oil (annona) as well as manage the transport of other
annonary products (solamina transferenda) (CIL II, 1180). In the latter reference, grain is
not mentioned explicitly as an annonary product, although some authors consider that
the expression solamina transferenda includes grain shipment 81. The inscription also tells
us about the compensation paid to the navicularii corporations for their transport
services82, merchants who maintained constant commercial maritime trade with
Rome83.
39
Another thing to keep in mind is the collaboration between members of the wealthiest
families when it came to supplying the cities. In order to win the favor of their fellow
citizens, obtain economic or political compensations or simply out of their sense of
civic duty, they significantly contributed to food supply in times of need (annona cara o
gravissima annona)84. In one of these initiatives, three collegia paid homage to duumviri
that put a stop to grain scarcity by placing an inscription in the ancient Aeso (Isona,
Lérida) (CIL II 4468). The work of these professional associations in terms of supply of
the annona has been confirmed in different sources, along with their hierarchy led by
235
the magistri, magistri quinquenales and curatores, but there is hardly any record of the
collegia in charge of loans.
40
The Aeso epigraph is truly exceptional, as it mentions the collegia Kalendarium et Iduaria
duo, names of dubious meaning. Fita claims the epigraph’s gist is that what was lent on
calends was collected on the idus, basing his argument on Horace’s commentary (Epod.
2, 64) 85; D'Ors interprets them as funeral collegia 86,while Lara considers that the
members of these professional associations used those days to cancel the
debtors’accounts, duly recorded in the corresponding books87. No analysis of the
inscription took into account the fact that it wasn’t the community, at first the main
beneficiary of the donations, who paid that homage, but the lenders’ collegia.
41
This epigraph does not tell us whether this act of euergetism was accompanied by more
favorable lending terms, such as lower interest rates in times of economic hardship.
Administering of the credit funds generally included the city’s distinguished delegates,
a vilicus kalendarii and even curatores with an equestrian rank 88 aided by the vilici and
procuratores. As related in the Digest, these curatores could even organise in
corporations in order to create credit funds to lend money for the good of the citizens
(Dig. 50, 8, 12, 5).
42
These loans were promoted by the actual cities starting in the first Century AD to boost
agriculture and address issues such as food scarcity by creating these agrarian credit
funds called kalendaria, referring to the accounting book used to manage them (Isid.
Etym. 1, 44, 1). The loans were set up to be paid back on a monthly or a quarterly basis
and were usually repaid on the idus of a given month, which is where the term Aeso of
the other two collegia comes from89.
43
Despite direct references to the concession of low-interest loans in times of scarce
resources, this inscription does not tell us much about credit euergetism, as it is
exclusively dedicated to duumvir Lucius Valerius, who was a member of an important
family of landowners90.
44
Spanish euergetes also donated their wealth to the construction or renovation of
certain municipal buildings. Standing out among these is the restoration of macellum de
Villajoyosa on part of M. Sempronius Hymnus in the late second Century AD, as testified
by the inscription sent to be made on one of the mensae lapidae in the market (CIL II
3570). Even more interesüng is the inscription of Porcuna (Jaén) (CIL II, 2129) that tells
us about the construction of an horreum and tabernae around second Century AD on part
of curator Baetis on the ground bought for the city (solo empto ab re publica) 91. Perhaps the
privilege of buying this public vacant lot was given to this euergetes in return for
building a warehouse behind some tabernae for community use. Even though the post
horreum reference generated a certain debate among experts, we should say that the
strong link between the tabernae commercial activity and the horreum leads one to
think this was more of a spatial rather than temporary liaison. After all, it wouldn’t
make sense to emphasize the temporary nature of an euergetic initiative undertaken at
a concrete moment on a recently bought plot. This hypothesis is further reinforced if
we take into account the tight spatial and functional relationship between the horrea
and tabernae, which must have been a part of the same property. The inscription
explicitly mentions the location of the warehouse, stressing that a storage room was
located in one of the far sides of the insula, with a commercial area in the back. A tight
spatial link is also found in rules aimed at resolving inheritance issues in case of fire in
two distinct units (tabernae and horreum vinanum), albeit located in the same
236
architectural unit (insula) (Dig. 33, 7, 7) 92. On the other hand, the link between storage
and commercial areas in this case should point to the functionality of these horrea,
which, along with tabernae sales, could have been used not as grain warehouses but
wine cellars (horreum vinarium) 93, although this is a hypothesis that cannot yet been
confirmed.
45
Spanish epigraphy also tells us about servants’ working in the horrea, as was the case in
Caesaraugusta (Zaragoza), a port city of great economic importance, given Ebro’s
navigability in this area in the Roman period94. A tombstone belonging to Hyacintus,
horrearius of Sura (HEp 25008) (Fig. 12), appeared in 1980. Greek origin of the deceased
tells us about the servant status of the worker95 who didn’t have the tna nomina of free
men, a legal condition common among the horreani 96. Even though the horrearius’ figure
has been an object of discussion in modem historiography 97, we are still in the dark as
to what his responsibilities and functions actually were. In this case, we could be
talking about a man working for Sura at his horrea, who, in turn, entrusts his workers,
the horreani, with the task of keeping the warehoused products safe or simply storing
them (Dig. 19, 2, 56; idem Paulus, de off. praef. vig). This would mean there might have
been some private horrea in the city or that storage space in public horrea was rented to
private persons. It was the horrearius’ task of watching over the stored goods that
triggered continuous abuse and cheating of the servants, who facilitated warehouse
robberies in cahoots with the thieves by breaking locks. We know that this must have
been widespread practice, at least in third Century AD, because Caracalla himself
included the punishment of torture for slaves working as warehouses custodians in
case of a robbery where locks had been broken98.
46
Close to the decumanus of Zaragoza, another epigraph was found including a freed
slave’s dedication to a genius of the horrea (CIL II, 2991). These genii were revered as true
gods because they were believed to provide royal protection99, and their image could be
hung on the alcoves or aedicula of horrea’s inside forecourts or in small shrines and
sacred areas honoring their cult100. They were guardian deities of the warehouses, deus
in cuius tutela hic locus est101, or as Servius put it, Genium dicebant antiqui naturalem deum
uniuscuiusque loci vel rei vel hominis (Serv. ad Georg, 1, 302). Inscriptions dedicated to the
genii horreorum by the freed slaves and workers of servant origin are frequent in
epigraphy102 and appear in both private as well as public horrea 103. Consequently, the
inscription in Zaragoza does not offer any dues as to the ownership status of these
horrea, which we can’t even connect to warehouses where Hyacintus, the horrearius of
Sura, worked. On the other hand, this votive inscription indicates that, unlike what
happened with professional associations (corpora, collegia or sodalicia), the workers in
charge of warehouses did not organize in religious associations 104. In this case, the
worker in question seems to have made his dedication in a specific context, fulfilling a
promise to safeguard the warehouses.
237
Fig. 12
Inscription of the horrearius Hyacintus from the Roman city of Caesaraugusta (Zaragoza, Spain).
“Horrea ecclesiae”: remarks on the role of the Church
in the administration of food
47
In the late Roman period, there was a gradual increase of Church-owned properties.
There are still some literary sources from Late Antiquity mentioning the storing of
grain in the horrea ecclesiae 105, as was the case in Rome during the fourth Century.
According to Gregory of Tours, Tiber river flooded in 590 and destroyed the Church
horrea, along with the grain stored inside. In 605, Pope Sabinian ordered the
ecclesiastical granaries to be opened (iussit aperiri horrea ecclesiae) in order to distribute
the stored grain to the poor. This role of the Church as the benefactor of the poor
through the giving away of grain was common over the centuries and remained one of
the principal commitments of bishops who had no reservations about helping the poor.
This is evident in a versed commemoration to the Bishop of Tarragona, Serge, dating
back to mid sixth Century, which talks more about spiritual rather than mundane
gestures as well as the Bishop’s character as a man of the Church, the benefactor of the
poor (repperit alimentum) (RIT 939; AE 1997, 963).
48
A construction of a warehouse, an horreum, dating back to 387 AD in Hispania is
mentioned in Oretum (Granâtula de Calatrava) (CIL· II 3222) 106. This inscription mentions
the name of a contracter who registered the building (ex officina Homom) and recorded
its landowner (Vasconi) and the officiais in charge of its administration, that is, the
magistri and the scriba who tracked the amount of grain stored in the horreum. We don’t
know if the supplies stored inside the horreum were managed and controlled by the
Church, but it is curious that in Christo phrase was included in the inscription.
238
49
Based on the information available, it is difficult to determine the exact role of the
Church in tax collection and their control over the agrarian activities during the fourth
Century AD in Hispania. On the other hand, evidence from certain villae leads us to
assume there was significant ecclesiastical control over the agricultural production.
Thus far, we know for sure that the wine-growing production in the urban area of
Tarraco (Tarragona) was indeed under ecclesiastical control 107. Similarly, the latest
archaeological advances reveal the protection and control of grain production and
storage on part of the Church in the Roman villa of El Saucedo (Toledo). In the late fifth
and the beginning of sixth Century AD, the oecus of this rural establishment from the
Early Empire period was renovated and turned into an enormous raised granary, and the
salon of the old baths became a Christian basilica 108. This tight spatial link between the
basilica and horreum possibly tells us about the relationship between agricultural
supplies in the warehouse and territorial control of the basilica. In other words, this
information reveals a reality that was beginning to change, a reality in which the
ecclesiastical power was strengthening in the economic aspect of the decadent Roman
Empire.
References of the illustrations
50
Fig. 1, 5, 8: Javier Salido Domínguez.
51
Fig. 2: Fernandez Ochoa & Gil Sendino.
52
Fig. 3: Fernandez Ochoa et ali 2013, Fig. 84; Julio Mera, Zinco Comunicaciόn.
53
Fig. 4: Fernandez Ochoa et ali 2013, figs. 53 and 58.
54
Fig. 6: Cardoso & Encarnação 1999, fig. 3.
55
Fig. 7: Fabiâo 2006.
56
Fig. 9: Archive SIAM, Valencia; according to Escrivâ, I., Ribera., A. & Vioque, J. Guía del
Centro Arqueolόgico de l’Almoina, Valencia 2010,45.
57
Fig. 10: Roman 2001, fig. 4.
58
Fig. 11: S. Vargas.
59
Fig. 12: Photographic database of Hispania Epigraphica.
NOTES
1. Plu. The Roman and Greek Questions, 41: Among the things convenient for the cities, the most important
one is a good legislation; among the most necessary ones, the abundance of resources.
2. Salido Dominguez, J., Horrea Militaria. El aprovisionamiento de grano al ejército en el occidente del
Imperio Romano, Anejos de Gladius 14, Madrid, 2011.
3. Salido Domίnguez, J., “Los graneros militares romanos de Hispania”, A. Morillo, N. Hanel & E.
Martin (eds.): Limes XX. Estudios sobre la Frontera Romana, Anejos de Gladius 13, volumen 2, Madrid,
679-692, 2009; Salido Dominguez, J., “El almacenamiento de cereal en los establecimientos rurales
239
hispanorromanos”, J. Arce & B. Goffaux (eds.): Horrea d'Hispanie et de la Méditerranée romaine,
Madrid, 127-142, 2011b; Salido Dominguez, J., “The Grain Supply for the Roman Army in
Republican Hispania”, XXI Limes Congress. Newcasde, BAR, forthcoming; Fernandez Ochoa et alii,
“Ciudades amuralladas y annona militaris durante el Bajo Imperio en Hispania. Una cuestión a
debate”, J. Arce & B. Goffaux (eds.): Horrea d'Hispanie et de la Méditerranée romaine, Madrid, 265-286,
2011; Morillo, A. & Salido Dominguez, J., “El aprovisionamiento del ejército en Hispania.
Transporte, almacenaje y redistribución”, P. Vicente, J. (ed.): Militares y civiles en Roma. Dos mundos
diferentes, dos mundos unidos, Colección Aquilafuente 163, Salamanca, 135-164, 2010.
4. Arce, J. & Goffaux, B. (eds.): Horrea d'Hispanie et de la Méditerranée romaine, Madrid, 2011.
5. For more on the historiographic debate regarding the surge of villae and territorial
exploitation in the Republican period, see studies published in Time of changes. In the beginning of
the Romanization, Studies on the rural world in the Roman Period 5, Girona, 2010; Nolla, J. et alii, De
l'oppidum a la civitas. La romanització inicial de la Indigècia, Girona, 2010.
6. Purcell, N., “The Roman villa and the landscape of production”, T. J. Cornell & K. Lomas (eds.):
Urban Society in Roman Italy, Tandon, 169-170, 1995.
7. Varro. tust. 1, 2, 14: Vilicus agri colendi causa constitutus atque appellatus a villa, quod ab eo in eam
convehuntur fructus et evehuntur, cum veneunt.
8. For more on archaeological problems, see Salido Dominguez, J., “La documentación literaria
aplicada al registro arqueológico: las técnicas de construcción de los graneros romanos rurales”,
Espacio, Tiempo y Forma. Serie I: Prehistoriay Arqueologia 16-17, 463-478, 2003-2004; Salido
Dominguez, J., “Los sistemas de almacenamiento y conservación de grano en las villae
hispanorromanas”, C. Fernández Ochoa, C., Garcίa-Entero, V. & Gil Sendino, F, (eds.): Las villae
tardorromanas en el Occidente del Imperio. Arquitecturay función. IV Coloquio Internarional de
Arqueologίa de Gijón, Gijón, 693-706, 2008b; Salido Dominguez 2011b (see footnote 3).
9. The bibliography on the subject is abundant; see Nolla, J. et alii, De l'oppidum a la civitas. La
romanització inicial de la Indigècia, Girona, 81-90, 2010.
10. Gracia Alonso, F, “Production y almacenamiento de excedentes agrίcolas en el NE. peninsular
entre los siglos VI y II a.C. Análisis crítico”, R. Garcia Huerta & D. Rodriguez Gonzalez (eds.):
Sistemas de almacenamiento y conservación de alimentos entre los pueblos prerromanos peninsulares,
Cuenca, 9-72, 2009.
11. Rural horrea where we don’t know the civitas and the territorium to which they belonged are
omitted from this work, as this makes their functionality as granaries dubious.
12. Leveau, P., “Le rapport ville-campagne dans l'Antiquité romaine: villa, ville, village”, Annales.
Économes, Sociétés, Civilisations 38.4, 920-942,1983-1984.
13. Macias, J. Μ., “Horrea y estructuras de almacenamiento en la ciudad y territorio de Tarraco:
una primera aproximación”, J. Arce & B. Goffaux (eds.): Horrea d'Hispanie et de la Méditerranée
romaine, Madrid, 189-190,2011.
14. Salido 2011b (see footnote 3), 133.
15. Fernandez Ochoa et alii, El horreum de la villa romana de λ/eranes (Gijón, Asturias). Primer
testimonio material de los hórreos de Asturias, Madrid, 2012.
16. Cerrillo et alii, “Excavaciones en la villa romana de Monroy (Cáceres), 1981-1985”, Extremadura
Arqueológica 1, 167-186,1988.
17. Salido 2011b (see footnote 3), 135.
18. Cardoso, G. & Encarnação, J. D., “A villa romana de Freiria e o seu enquadramento rural”,
Studia Historica. Histona Antigua 10-11, fig. 4,1992-1993.
19. Martinez, J. I., “El vocabulario de los asentamientos rurales (siglos I-IX d. C.): Evolución de la
terminología”, A. Chavarría, J. Arce & G. P. Brogiolo (eds.): Villas Tardoantiguas en el Mediterráneo
Occidental, Anejos AEspA XXXIX, 117-122, 2006.
240
20. Olmedo Grajera, A. B. & Vargas Calderόn, J., “Una „qarya“ emiral de la „kura“ de „Marida“ :
intervenciόn arqueolόgica en la finca „Royanejos“”, Ménda, excavaciones arqueolόgicas 10, 37, figs.
23 and 27, 2004.
21. Vargas Calderόn, J. & Matesanz Vera, P, “Excavaciόn arqueolόgica yacimiento número 6-8:
Plasencia sur - Canaveral este”, Extremadura arqueolόgica 10,121-122, figs. 1 and 2, 2006.
22. Drake, B., “Excavaciόn arqueolόgica en el yacimiento de los sectores plataforma norte y sur
del yacimiento 12 B (Carrascalejo)”, Extremadura arqueolόgica 10, 225, fig. 1, 2006.
23. Aguilar Saenz, A. & Guichard, P, Villas Romaines d'Estrémadure. Doña Maria, La Sevillana et leur
environnement, Madrid, 110-111, fig. 34, 1993.
24. Etienne, R., Les villas romaines de São Cucufate, Paris, plate L, n° 1-6,1990.
25. Maloney, S. & Hale, J., “The villa of Torre de Palma (Alto Alentejo)”, JRA 9, 282, fig. 4,1996.
26. Maloney & Hale 1996 (see footnote 25), 281, fig. 4.
27. Preliminary results were presented at the Congress of SECAH at Braga (April, 2013).
28. Moutoso Batata, C. A., Idade do ferro e romaniɀação entre os nos Zêɀere, Tejo e Ocreɀa, Lisbon, 45,
219-220, fig. 15,2006.
29. Etienne 1990 (see footnote 24), plate L, n° 22.
30. Aguilar & Guichard 1993 (see footnote 23), 123, fig. 43.
31. In the Rhine-Danube limes, in the late second Century AD, the grain for the troops was
essentially supplied from the south because the Northern provinces where the army was based
weren’t sufficiently fertile to feed the soldiers. In this context, we should draw a connection
between the great horrea in the mllae located to the south of limes and the shipment of grain to
the troops at the border (Salido 2011 (see footnote 2), 259, ref. 216). The storage capacity of those
granaries was much bigger than of the rural Hispano-Roman granaries.
32. Cato (Agr. 2, 7, 4) recommends that the farmer should focus his production on the market in
order to yield greater economic profit. The author also says that crop growing stopped being
profitable for the landowners who preferred growing vineyards and olive groves. In fact, only
grain deposit and type of use was recorded in the farms’accounting books; in turn, when it comes
to wine and oil, we see sales records, retail price, outstanding invoices and remaining supplies.
33. Gabba, E., Del buon uso della riccheɀɀa, Milan, 152,1988.
34. Pompeian mills and baking furnaces were found in various villae pointing to a large-scale
production, possibly for subsequent trade in the rural areas. Among these are the Veranes
furnace (Fernandez Ochoa et alii, “El area de servicios de la villa romana de Veranes (Gij όn,
Asturias)”, Villas romanas en el Occidente del Imperio Romano, Cádiz, forthcoming) and Veral de
Vallmora furnace, located some 10 km from Iluro and Baetulo and some 20 km from Barcino
(Martin I Oliveras, A., “Parc arqueològic Cella Vinaria (Teià, Maresme, Barcelona): descobrint el
celler romà de Vallmora”, M. Prevosti & A. Martin i Oliveras (eds.): El vi tarraconense i laietà: ahir i
avui. Actes del Simpòsium, Documenta 7, Tarragona, 200, fig. 5, 2009). Remains of mills and
numerous agricultural tools from the Roman period were found in Cortijo del Donadío (Baena,
Cόrdoba), on Guadaloz’left riverbank (Lacort Navarro, “Infraestructura hidrâulica rural de época
romana en la campina de Cόrdoba”, Memorias de Historia Antigua 9, 52, 1988) and in Puente Grande
from the Late Empire period (Cádiz) (Bernai & Lorenzo, “Las estructuras de la villa en los ss. IV y
V d.C.”, D. Bernai & L. Lorenzo (eds.): Excavaciones arqueolόgicas en la villa romana del Puente Grande
(Los Altos del Ringo Rango, Los Barrios, Cádiɀ). Una ventana al conocimiento de la explotaciόn econόmica
de la Bahia de Algedras entre el s. Iy el V d.C., Cádiz, 114-115; fig. 63, 2002), among others. WilliamsThorpe writes about a mill found in Vilauba, even though out of context, which must have been
made in the Olot area (Williams-Thorpe, “Provenancing and archaeology of Roman millstones
from the Mediterranean area”, JAS 15, 253-305, 2008). Prevosti’s recent study (2011: 421-428) on
the villae of ager tarraconensis tells us about the discovery of hand and animal-drawn mill remains
used for grain treatment, such as the ones found in Els Antigons (Reus), Mas dels Frares
(Constantí) and Mas de Alemany (Constantí) (Prevosti, “El sistema economic dels establiments de
241
l'ager Tarraconensis”’, M. Prevosti & J. Guitart i Duran (eds.): Ager Tarraconensis 2, El poblament,
Documenta 16, Tarragona, 405-454, 2011).
35. Poor conditions in which Roman peasants lived are reflected in various references from the
Early Empire period. Galen writes about his own experience with food supply in the country
(Corpus Medicorum Graecorum, 5, 4, 2, 227): This one time, when I was young, I went looking for
adventure in the country with two friends of the same age, and we met a group of peasants that had just
finished eating. The women were about to make bread, since they didn’t have any, and one of them put
some flour in a bowl to bake it. She added salt and offered it to us. Naturally, we accepted, as we had walked
a lot and were quite hungry. We ate a lot but immediately after felt heavy weight in our stomach, as if we
had eaten mud. Next day, we suffered horrible indigestion and were not able to eat anything else. I asked
the people there how they felt after eating this baked flour and was told that they ate it frequently and that
it indeed was heavy and indigestive....
36. Salido 2003-2004 (see footnote 8); Salido Dominguez, J., “La investigaciόn sobre los horrea de
época romana: balance historiográfico y perspectivas de futuro”, Cuadernos de Prehistoria y
Arqueología de la Universidad Autόnoma de Madrid 34, 105-124, 2008; 2011 (see footnote 2).
37. Some warehouses that were found could have been used as temporary storage areas where
grain was stocked in bags, but the construction techniques used in that case do not allow us to
dehne them as raised granaries a priori. This was possibly the case with the horreum at Calipolis in
the ager Tarraconensis (Prevosti 2011 (see footnote 34), 436-437), where archaeologists found
support columns located sufhciently far apart so as not to be able to support the weight of the
stored grain. Based on the information available, we can safely assume this was a warehouse for
other types of product.
38. Dubouloz, J., “Propriété et explotation des entrepôts à Rome et en Italie (Ier-IIIe siècles)”,
Mélanges de l'École française de Rome. Antiquité 120 (2), 277-294, 2008; Tran, N., “Les collèges
d'horrearii et de mensores, à Rome et à Ostie, sous le Haut-Empire”, Mélanges de l'École française de
Rome. Antiquité 120 (2), 295-306,2008.
39. Gabba 1988 (see footnote 33), 152-153; Chaouali, M., “Les nundinae dans les grands domaines
en Afrique du Nord à l’époque romaine”, Antiquités Africaines 38-39, 375-386, 2005.
40. De Ruyt, Macellum. Marché alimentaire des Romains, Lovaina, 1983; Torrecilla Aznar, A. (2007):
Los macella en la Hispania romana. Estudio arquitectόnico, funcionaly simbόlico. Tesis doctoral inédita
de la UAM, Madrid.
41. In the Spanish case, the epigraphy does not mention areas of economic activity like the ones
in Rome or in the North of Africa, called area radicaria or area frumentaria (Papi, E. & Martorella, F.,
“Il grano della Tingitana”, E. Papi (ed.): Supplying Rome and the Empire (Siena-Certosa, 2004),
Journal of Roman Archaeology Supplementary Series 69, Portsmouth, 182-183, 2007); however,
there were probably areas inside the city reserved for daily grain-related operations.
42. Dig. 50, 11, 2: Allowing farmers or fishermen to take their goods to the city to sell them jeopardiɀes the
supply because they are away from their work.
43. Var. R. 3, 2,16; Cic. Div. 2, 27; Tiberius 34; Calig., 40, 2; Plin. Nat., 33,164; Edictum de Pretiis rerum
venalium; Hist. Aug. Helvio Pertinax, 7, 5-7.
44. For more on the multiuse of the horrea, see Virlouvet, “Les entrepôts dans le monde romain
antique, formes et fonctions. Premières pistes pour un essai de typologie”, J. Arce & B. Goffaux
(eds.): Horrea d Hispanie et de la Méditerranée romaine, Madrid, 7-22, 2011.
45. Melchor Gil, E., “Evergetismo annonario y „Alimenta“ en Hispania romana”, Veleia 10,
95-104,1993.
46. Dubouloz 2008 (see footnote 38), 277-294.
47. The influence explains the appearance of first macella in cities like Celsa (Torrecilla 2007 (see
footnote 40), 19).
48. The use of this building has been much debated in historiography. Some authors argue it was
a curia or a governmental building; others claim it was a temple, where each of the five units was
242
dedicated to a particular deity. Manuel Medrano is convinced it was a market, given its proximity
to the tanneries excavated on the site (Medrano et alii, “Reconstituciόn del edificio monumental
de Contrebia Belaisca (Botorrita, Zaragoza)”, Complutum 1, 281-292, 1991). A. and M. Beltrán are the
only ones arguing it was actually a warehouse (Beltrán, A. & Beltrân, M., “Hipόtesis sobre la
funciόn del gran edificio de adobe de Contrebia Belaisca (Botorrita, Zaragoza)”, XIX Congreso
Nacional de Arqueología, vol. II, Zaragoza, 356,1989).
49. Papi y Martorella 2007 (see footnote 41): 178-180.
50. These were perishable goods that, given the techniques used in the construction of the
building, could only be conserved in the short term.
51. Salido Domínguez, J., “Manifestaciones religiosas y espacios sacros en los Horrea del Occidente
del Imperio Romano”, Madrider Mitteilungen 53, 321,2012.
52. The bibliography on the building is ample, but the one study that stands out is the research
done specifically on the city’s horrea (Ribera i Lacomba, A., “Los horrea de Valentia. De la República
al Imperio”, J. Arce & B. Goffaux (eds.): Horrea dHispanie et de la Méditerranée romaine, Madrid,
201-224,2011).
53. Ribera considers that “the Numantian military buildings had similar floor plans, dating and
most certainly function as the one in Almoina”; however, the research we were able to do on
Schulten’s archaeological excavations allow us to conclude that the dividing walls in the
Numantian horrea do not separate the cellae from the warehouse, but serve as floor support, so
the building’s functionality is different (Salido 2009 (see footnote 3), 684-686). The layout of the
dwarf walls, placed some 3 meters from one another and supporting the weight of the grain and
other stored products, as well as their height leads us to assume they were used as a support
System for the tabulatum.
54. Rickman, G., Roman granaries and store buildings, Cambridge, 163-170, 1971.
55. Between 1927 and 1929, an inscription (RIT 364) was discovered in Tarraco (Tarragona), as
homage to a member of the ordo who led a legation in charge of the city’s grain supply (Melchor
Gil, E., Evergetismo en la Hispania Romana, Tesis doctoral de la Universidad de Cordoba, Cόrdoba,
204, 1992).
56. Babled, H., De la cura annonae cheɀ les Romains, Paris, 1892; Lex Irnitana, XIX, 16, 2,17; Pérez
Zurita, A. D., La edilidady las élites locales en la Hispania romana. La proyecciόn de una magistratura de
Roma a la administraciόn imperial, Cordova/ Seville, 230-234, 2011.
57. Petronius’ Satyricon reflects the problems that plagued the population. For example, there’s
Ganimedes’complaint during a banquet at Trimalchio’s (Petr. 44): Damned be the aediles in cahoots
with the bakers!. Other references to the malpractice of the aediles is mentioned in Cic. Sest. 95, 114
and 118; Lucil, 48; Suet. Iul. 9; Suet. Dom. 8; V. Max. 6, 6, ext. 5.
58. Ordόñez Agulla, S. & Saquete Chamizo, J. G, “Una dedicaciόn votiva „ex multis
pistorum“hallada en la Bética”, Habis 40, 204, 2009.
59. Román Rodriguez, “El almacenamiento de grano en Carmona: el horreum de San Blas”, A.
Caballos (ed.): Carmona Romana. Actas del II Congreso de Historia de Carmona, 233-250, 2001.
60. Salido 2011 (see footnote 2), 86.
61. Salido 2011 (see footnote 2), 257.
62. Alkain, P., “Aportaciones al conocimiento de las primeras etapas de ocupaciόn de la
aglomeraciόn urbana romana de Oiasso, siglos I A.C. y I A.D. Los materiales itálicos de la
excavaciόn de Bidasoa-Santiago, Iran (Gipuzkoa)”, Arkeolan 16, 29-38, 2009-2010.
63. Adserias Sans et alii, “L'habitat suburbà portuari al sector afectat pel peri 2 (Jaume, 1Tabacalera)”, J. Ruiz de Arbulo (ed.): Tarraco 99. Arqueologia d'una capital provincial romana.
Documents d'arqueologia clàssica 3, Tarragona, 146, 2000.
64. Papi & Martorella 2007 (see footnote 41).
243
65. Rodriguez Gudérrez, “Ilipa Romana: la configuraciόn de la ciudad a partir de los nuevos datos
arqueolόgicos”, E. Ferrer, A. Fernandez, J. L. Escacena & A. Rodriguez (eds.): Ilipa Antiqua. De la
Prehistoria a la Época Romana. I Congreso de Historia de Alcalá del Río, vol. 1, Seville, 178, 2007.
66. Morais, R. & Salido Dominguez, J., “El horreum de la ciudad romana de Bracara Augusta (Braga,
Portugal): funcionalidad, tipología y contexto”, Sautuola, 2013, forthcoming.
67. Research done in Pompeii and Herculaneum tell us about the temporary reserves of perishable
goods such as grain inside the houses, even though the amount of supplies is indicative of their
continuous consumption and domestic use (Monteix, N., “La conservation des denrées dans
l’espace domestique à Pompéi et Herculanum”, Mélanges de l'École française de Rome. Antiquité 120
(1), 123-138, 2008).
68. Salido, J. & Bustamante, M., Pistrina Hispaniae. Panaderías, molinerías y artesanado
alimentario en la Hispania romana, Monographies Instrumentum 47, Montagnac, 2014.
69. The complete analysis of the artisanal structure and material found in Astorga is being
studied by A. Morillo, J. Salido y R. Morais.
70. During the banquet, it is said that the site where Trimalchio's domus was located had
previously been a pistrinum (Petr. 73, 2).
71. This depends on the ventilation and temperature, as the maturing occurs at a much slower
pace during winter months. However, the distance between the mills and the urban hub was
sufficiently small so as to avoid the spoiling of flour which occurs much faster in humid
conditions. Consequendy, grain was generally transported in herring-bone patterns (Salido 2012
(see footnote 51): 253). This is why these pistrina or mills were not far from the town center.
72. Arenilla, M. “Obras hidráulicas en Hispania ”, I Congreso de Obras Publicas romanas Mérida,
http://traianus.rediris.es/textos/hidraulicas.htm, 2002.
73. Estévez Morales, J. A., “Nuevos datos para el conocimiento arqueolόgico de un gran espacio
extramuros prόximo al río Guadiana”, Mérida. Excavaciones Arqueol όgicas 1999, Memoria 5,
141-163, 2001; Alba Calzado, “La industria artesana en Augusta Emerita”, Alvarez, J. M. & Mateos,
P., Actas del Congreso Internacional 1910-2010. El yacimiento emeritense, Mérida, 356, 2012.
74. Brun, J.-P., “Um primeiro moinho hidráulico romano na Peninsula iberica, em Conimbriga”,
Portugal romano. A exploraçao dos Recursos naturais, Lisboa, 30-31,1997.
75. Abascal, J. M., Cebrián, R., Ronda, A. Ma. & Sala, F. (2007) (coords.): Baños de la Reina de Calpe.
Un vicus romano a los pies del Peñόn de Ifach, Calpe, 69-78.
76. Salido et alii 2013 (see footnote 68).
77. Luzόn, J. M., La ltálica de Adriano, Sevilla, 1979, 62.
78. Salido et alii 2013 (see footnote 68).
79. Cicero (Dom. 10, 25) expresses his unease to a person he entrusted with the supply of Rome
(omne frumentum privatum et publicum), buying grain (provincias frumentarias), transporting
(mancipes) and storing it in the horrea, which means the manicipes were probably in charge of
transporting grain to Rome (Alzon, C., Problèmes relatifs à la location des entrepôts en droit romain,
Paris, 34, 1964).
80. The material remains that have appeared in Seville thus far, do not seem to correspond to big
horrea. The only one that could have stored State-administered grain was the building in Francos
Street, but, according to latest research, it could also have been used for the storage of Baedcan
oil exported to Rome (Ordόñez Agulla, S. & González Acuña, D., “Horrea y almacenes en Hispalis·.
evidencias arqueolόgicas y evoluciόn de la actividad portuaria”, J. Arce & B. Goffaux (eds.): Horrea
d'Hispanie et de la Méditerranée romaine, Madrid, 173, 2011). Still, In the light of recent
archaeological data, it seems we cannot confirm that this building corresponds to the typical
horrea model with a forecourt which included the cellae organized around this central space.
81. Le Roux, R, “L'huile de Bétique et le prince sur un itinéraire annonaire”, Hommage Robert
Etienne, Paris, 265, 1988. For more on this subject, see Remesal, J., La annona militaris y la
exportación de aceite bético a Germania, Madrid, 101-102,1986.
244
82. Well-known in this context are the emperors’efforts to concede privileges to the negotiatores
or navicularii who worked with Rome’s supply, such as the Edict of Claudius that offered
reimbursement guarantees in case of a shipwreck or the soiled goods (Suet. Cl. 18, 3-4 y 19; Gaius,
Inst. 1, 32, c; Tac. Ληη. 12, 43, 2-4), thoroughly analyzed by Rougé, Pomey and Tchernia (Rougé, J.,
Recherches sur l'organisation du commerce maritime en Méditerranée sous l'Empire romain, Paris, 1966;
Pomey, P. & Tchernia, A., “Le tonnage maximum des navires de commerce romains”,
Archaeonautica 2 (2), 237-243, 1978). The Digest (50, 5, 3; 50, 6, 6, 8) also tells us about the
immunity of municipal Supervisors to whom it was contributed with one or more cargo ships
with at least 50,000 bushel baskets during Hadrian’s reign.
83. Codex Theodosianus (13. 5. 4) tells us about tax regulations for merchants from Spanish ports
upon their arrival to Portus.
84. Various inscriptions have been preserved in Hispania which tell us about the annonary
euergetism, see Rodriguez Neila, J. F., “Notas sobre las,annonae‘municipales de Hispania”,
Hispania Antiqua 5, 315-326, 1975; Rodriguez Neila, J. F., “Liberalidades públicas y vida municipal
en la Hispania Romana”, Veleia 6,135-170,1989; Dardaine, S. & Pavis D'Escurac, U., “Ravitaillement
des cités et evergetisme annonaire dans les provinces occidentales sous le haut-Empire”, Ktema
11, 291-302, 1986; Melchor Gil 1992 (see footnote 55), 203; 1993 (see footnote 45); Navarro
Caballero, M., “Les dépenses publiques des notables des cités en Hispania Citerior sous le HautEmpire”, Revue des études antiennes 99 (1-2), 109-140,1997.
85. Omnem relegit idibus pecuniam, quaerit kalendis ponere (see Fita 1898: 533-534).
86. D'Ors, A., Epigrafía jurídica de la España romana, Madrid, 382,1953.
87. Lara, F., Epigrafia romana de Lérida, Lérida, 229-231,1973.
88. Vat. 187; CIL IX, 1160; CIL IX 1619; CIL X, 146; CIL X, 4584.
89. Refunds were made on the idus, as Horace himself confirms (Epod. 2; Sat. 1, 6) and the Digest
(46, 3, 89, 2, scaev. 29). For more on this subject, see Giliberti, G, Legatum kalendarii. Mutuo
feneratiɀio e struttura contabile del patrimonio nell’età del Principato, Napols, 5-14,1984.
90. The CIL· II, 4125 epigraph alludes to the conflict between Valeria Faventina, a relative of
Valerius Faventius of Aeso, and other landowners regarding property limits, indicating ample land
ownership on part of gens Valeria (see Pons, J., “Propiedad privada de la tierra y comunidades
campesinas pirenaicas: Análisis de una sentencia judicial del año 193”, Memorias de historia antigua
3, 111-124, 1979). The duumvir’s wealth indicates that the grain came from his own stock (Melchor
1993 (see footnote 45), 99).
91. There is a historigraphic debate on the meaning of solo empto. Traditionally, experts thought
the land was bought by the city, but Goffaux argues that the construction took place on plots
bought by the city’s euergetes (Goffaux, B., “Evergétisme et sol public en Hispanie sous l'Empire”,
Mélanges de la Casa de Veláɀqueɀ 33.2, 225-247, 2003).
92. Dubouloz 2008 (see footnote 38), 280.
93. Written sources tell us about the construction of horrea vinαriα (Sen. Ep. 114, 25; Hor. Carm. 3,
28, 7; Dig. 33.7.7).
94. Recent research in Zaragoza has revealed structures of the ancient Caesaraugusta river port
(see Erice, R., “El puerto fluvial de Caesaraugusta”, J. Arce & B. Goffaux (eds.): Horrea d'Hispanie et
de la Méditerranée romaine, Madrid, 143-158, 2011).
95. Two inscriptions mentioning Hyacinthus were found in Hispania in Sagunto (EE IX 379; CIL
112/14, 540; HEp 12, 2002, 506) and Mérida (Ramírez Sádaba, J. L., “Anexo C. Epigrafía”, J. M.
Alvarez & T. Nogales (eds.): Forum Coloniae Augustae Emeritae. «Templo de Diana», Mérida, 364-365,
n° 17, 2003; AE 2003, 877; HEp 13, 2003-2004).
96. Dubouloz, 2008 (see footnote 38), 282.
97. For more on the fonctions of the horrearius, see Alzon 1964 (see footnote 79); Dubouloz 2008
(see footnote 38); Dubouloz, J., La propriété inmobilière à Korne et en Italie, Ier-Ve siècles, BEFAR 343,
245
Roma, 2011; Serrano-Vicente, M., Custodiam Praestare. La prestaciόn de custodia en el derecho romano,
Seville, 2006.
98. Serrano-Vicente 2006 (see footnote 97): 134-135.
99. Speidel, M. & Dimitrova-Mileva, A., “The Cult of the Genii in the Roman Army and a new
military deity”, Aufstieg und Niedergang der römischen Welt 16.2, 1549-1550, 1978.
100. The only statuette of a genius horreorum – in this case in a military setting-has been found in
the Niederbieber camp (CIL XIII, 7749). The statuette is very interesting because its dimensions
and meaning tell us about it’s placement in an alcove or aedicula of the horrea (Salido 2012 (see
footnote 51)). The epigraphy also tells us about the other sculpture’s placement, which hasn’t
been preserved, but must have been placed in a small sacellum in the central interior forecourt of
the Horrea Agrippiana, dedicated by three curatores of a collegium to other merchants related with
the horrea (AE 1915, 97; AE 1923, 57; AE 1927, 97) (Rickman 1971 (see footnote 54), 312-315; Salido
2012 (see footnote 51)).
101. Rickman 1971 (see footnote 54), 312; Henzen, W., Acta Fratum Arvalium, Berlin, 146, 1874.
102. Rickman 1971 (see footnote 54), 312-315; Salido 2012 (see footnote 51).
103. It is difficult to distinguish between the private and public horrea based on a simple
reference to a particular horreum or a worker’s dedication.
104. Tran 2008 (see footnote 38), 298-299.
105. Rickman 1971 (see footnote 54), 156-157.
106. Arce, J., “Horrea y aprovisionamiento en Hispania (ss. IV-VI)”, J. Arce & B. Goffaux (eds.):
Horrea d'Hispanie et de la Méditerranée romaine, Madrid, 289-290, 2011.
107. Peña Cervantes, Y., Torcularia. La producciόn de vino y aceite en Hispania, Documenta 14, Madrid,
188, 2010.
108. Castelo, R. et alii, “El Saucedo (Talavera la Nueva, Toledo). Un ejemplo de villa bajoimperial
en la provincia de la Lusitania”, A. Chavarría, J. Arce & G. P. Brogiolo (eds.): Villas Tardoantiguas en
el Mediterráneo Occidental, Anejos de AEspA 39, Madrid, 173-196, 2006.
246
Die Basilika – vom
Wirtschaftsgebäude zum Sakralbau
247
Die Sakralisierung der Basilika in
der Spätantike
Jürgen J. Rasch
1
Als Ausblick auf ein Weiterbestehen des Bautypus Basilika über die eigentliche Antike
und über die bisher übliche Nutzung hinaus soll im Folgenden Stellung genommen
werden zu den seit dem 4. Jahrhundert einsetzenden Veränderungen.
2
Zwei wegweisende Ereignisse stehen am Beginn einer Neu-Interpretation des
traditionellen Basilika-Typus:
1. Der Sieg Konstantins über seinen Mitkaiser Maxentius vor der Milvischen Brücke am 28.
Oktober 312 und die Einnahme Roms am folgenden Tag durch Konstantin 1.
2. Die Mailänder Konvention zwischen den beiden Regenten Konstantin und Licinius im
Februar 313, die dem Christentum den Status einer religio licita einräumte 2.
3
4
5
Der monumentale Kirchenbau wurde seit dieser Zäsur zur wichtigsten Bauaufgabe. Für
die nun zu erwartenden großen Menschenmassen, die in die christlichen Gemeinden
drängten, musste ein geeigneter Bautypus entwickelt werden, der sich weder in der
Funktion noch in der Bedeutung an der paganen Sakralarchitektur, das heißt also am
römischen Tempelbau, orientieren konnte. Akzeptabel für den neuen Zweck konnte
nur ein Bautypus sein, der kultisch neutral war und der zudem in Bauform und
Konstruktion in der Lage war, einen großflächigen und gut belichtbaren Raum zu
bieten für die nun - im Gegensatz zu den griechischen und römischen Tempelkulten nicht mehr im Freien, sondern in gedeckten Räumen stattfindende gottesdienstliche
Versammlung.
Das Neue Testament spricht in diesem Zusammenhang von ἐκκλησία mit der
Grundbedeutung ,Versammlung‘. Im paulinischen Sprachgebrauch wird der Begriff
präzisiert zu ἐκκλησία του Θεου oder ἐκκλησία του Χpιστου und dient dazu, dem den
Griechen geläufigen Ausdruck - nämlich für die, Volksversammlung‘ - einen neuen,
einen christlichen Sinn zu geben3, der dann auf die christliche Gemeinde und später auf
das Gebäude, die Kirche, überging.
Auf der Suche nach den typologischen Wurzeln dieses neuartigen Versammlungsraums
stößt man zunächst auf die basilica forensis 4, ein seit Jahrhunderten gebräuchlicher
248
Bautypus, der zudem in der Stadt Rom am Anfang des 4. Jahrhunderts in bedeutenden
Exemplaren unmittelbar vor Augen stand. Unter anderen sind dies
• die Basilica Iulia auf dem Forum Romanum. Ein erster Bau an dieser Stelle wurde 170 v. Chr.
errichtet. Erhalten war im 4. Jahrhundert der Bau in der Gestalt des diokletianischen
Wiederaufbaus nach dem Carinusbrand im Jahr 2835, eine Ringhalle mit doppeltem Umgang
und Emporen, wahrscheinlich mit Obergaden, in einer inneren Gesamtbreite von rund 43 m
(ohne Tabernen) und einer Länge von 109 m. Nach außen war der Bau zum Forum hin offen.
• die Basilica Ulpia am Trajansforum, erbaut etwa 107 6, ebenfalls eine Ringhalle mit
doppeltem Umgang und mit zwei großen Exedren an den Schmalseiten. Rekonstruiert
werden auch hier Emporen und Obergaden. Die innere Gesamtbreite beträgt rund 60 m, die
Länge 120 m.
Abb. 1
Leptis Magna, Basilica Severiana, Rekonstruktion.
6
Eine andere Form erscheint in der Basilica Severiana in Lepds Magna (Libyen), die um
210 entstand (Abb. 1): eine dreischiffige Anlage mit Apsiden an den Schmalseiten,
Emporen und Obergaden, mit einer inneren Gesamtbreite von rund 37 m und einer
Länge von rund 70 m (ohne Apsiden). Der Bau wird in der Querachse erschlossen.
Doppelapsiden besaßen auch einige andere Basiliken, zum Beispiel in Augst (bei Basel)
und in Kempten (Allgäu)7. Schon sehr früh wurde in den Provinzen eine Form mit
einfachem Umgang eingeführt. Die bedeutendste unter ihnen ist die Basilika in Pompeji
(Abb. 2), erbaut um 120 v. Chr., mit einer Gesamtbreite von rund 23 m und einer Länge
von 56 m (ohne Zubauten)8, Der Bau hatte keine Emporen, war also mit beidseitig
durchlaufenden Dachflächen gedeckt, und war mit einem Chalcidicum ausgestattet. Er
war vom Forum aus in der Längsachse zugänglich, besaß aber zusätzliche Eingänge in
der Querachse.
249
7
Zurück nach Rom: Schon zwischen 313 und 315 wurde auf Initiative Konstantins der
erste große Kirchenbau in der Stadt Rom in Angriff genommen: die Basilica
Lateranensis9 (Abb. 3), errichtet als Bischofskirche auf einem in kaiserlichen Händen
befindlichen Grundbesitz10. Nach den Untersuchungen von Volker Hoffmann11 war dies
eine fünfschiffige Basilika mit Obergaden, Apsis und kleinen seitlichen Annexen an den
Enden der Seitenschiffe, ohne Emporen. Die wesentlichen Elemente der Grundform nämlich der basilica forensis - bestimmen auch diesen neuartigen Bau: Fünfschiffigkeit
(wie bei den genannten Profanbasiliken in Rom), Obergaden (wie an den Beispielen in
Rom und Lepds), Apsis (statt zwei Apsiden wie in Leptis allerdings nur eine). Der Bau
besaß keine Emporen.
Abb. 2
Pompeji, Basilika.
Abb. 3
Rom, Basilica Lateranensis, Rekonstruktion.
250
8
Als zweite Kirche entstand in Rom ab etwa 322 die Basilica Vaticana (Abb. 4), ebenfalls
eine fünfschiffige Basilika mit Obergaden, Apsis und ohne Emporen 12. An diesem Bau ist
erstmalig ein Querhaus zwischen Langhaus und Apsis eingefügt. Es scheint so, dass
dieser Baukörper zunächst nur als baulicher Querriegel zum Auffangen des Langhauses,
als monumentaler Abschluss des gerichteten Raums zusammen mit der in dessen
Außenwand liegenden Apsis gedacht war13 und erst später bestimmte kultische
Funktionen innerhalb des Sakralbaus übernahm14. Dieses Bauelement ist eine
Neuentwicklung der frühchristlichen Sakralarchitektur in Rom, wird in der Mitte des
Jahrhunderts in der basilica vetus (S. Tecla) in Mailand übernommen 15 und am Ende des
Jahrhunderts in S. Paolo fuori le mura in Rom zum eigenständigen Bauteil
weiterentwickelt16, wird aber sonst im Westen kaum weitergeführt17.
Abb. 4 (rechts)
Rom, Basilica Vaticana, Rekonstruktion.
251
Abb. 5
Rom, S. Agnese fuori le mura, Rekonstruktion.
Abb. 6
Trier, Palastaula.
9
Die zur gleichen Zeit außerhalb der Mauern Roms entstehenden Coemeterialbasiliken
sind Umgangsbasiliken und haben ausnahmslos drei Schiffe. Die größte unter ihnen ist
S. Agnese fuori le mura an der Via Nomentana (Abb. 5). Sie wurde um 340 errichtet und
252
ist nach den neuen Untersuchungen die erste chrisdiche Emporenbasilika der Stadt 18.
Weitere folgen im 4., 5., 6. und 7. Jahrhundert in Rom selbst und auch in anderen Orten
im Westen des Römischen Reichs19. Auch die großen Kirchenbauten Konstantins in
Konstantinopel und Jerusalem besaßen Emporen und wohl auch Obergaden und waren
– wie die großen römischen Kirchen – fünfschiffig, so die μεγάλη ἐκκλησία, die spätere
Hagia Sophia in Konstantinopel, wie aus den Untersuchungen der unter der heutigen
Kirche vorhandenen Fundamente geschlossen werden kann20, und die Grabeskirche in
Jerusalem nach den Beschreibungen des Eusebius von Caesarea 21 sowie den Ergebnissen
der Grabungen22.
10
Auffällig ist weiterhin, dass, beginnend mit dem ersten großen Sakralbau, der Basilica
Lateranensis, die Apsis ein wesentliches Charakteristikum des frühchristlichen und
auch des gesamten weiteren Kirchenbaus ist. Da die basilica fournis – mit Ausnahme der
wenigen Beispiele mit Doppelapsiden – auf diese Akzentuierung verzichtete, könnten
die Vorbilder für dieses Detail in einem anderen Bautypus zu suchen sein 23: Die
Palastaula (aula regia) innerhalb der spätantiken Residenzen war eine einfache
rechteckige hohe Halle, die in der Hauptachse gegenüber dem Eingang mit einer
geräumigen Apsis abschloss. Die folgenden drei sind die markantesten Beispiele:
• Die um 305 errichtete Palastaula Konstantins in Trier (Abb. 6) mit einer inneren Breite von
rund 27 m und einer Länge von 56 m, ausgestattet mit doppelten Reihen hoher Fenster und
einer rund 18 m breiten Apsis24.
• Die Palastaula in der Residenz des Maxentius an der Via Appia vor Rom, um 308 entstanden,
mit einer inneren Breite von rund 20 m und einer Länge von rund 33 m. Wie aus den
vorhandenen Resten zu schließen ist, war sie ebenfalls mit doppelten Fensterreihen
ausgestattet. Sie besaß eine rund 11 m breite Apsis25.
• Die Palastaula der Villa bei Piazza Armerina im Bergland von Sizilien, datiert um 300, mit
einer inneren Breite von rund 13 m, einer Länge von 24 m und einer rund 11 m breiten
Apsis. Auch dieser Raum dürfte - aus den Proportionen zu schließen - doppelte
Fensterreihen besessen haben26.
253
Abb. 7
Rom, S. Sabina.
11
Alle diese Beispiele waren mit quergelagerten Vorräumen ausgestattet, so auch die
weniger bedeutenden Beispiele in anderen Residenzen, etwa im Diokletianspalast in
Split in Dalmatien (etwa 305)27 oder im Galeriuspalast in Gamzigrad in Serbien (etwa
305)28.
254
Abb. 8
Saloniki, Hagios Demetrios.
12
Diese Hallen waren Thronsäle, die das Zentrum der spätantiken Residenzen bildeten
und in besonderer Weise der Ausübung des spätantiken Herrscherkults dienten. Sie
wurden wie ein Heiligtum ausgestattet. Der Thron, der seine Aufstellung in oder vor
der Apsis fand29, wurde zum Allerheiligsten erhoben30. Die Apsis umfängt quasi den
Platz des zu göttlichen Ehren erhobenen Kaisers und erscheint damit selbst als
Hoheitszeichen. In ganz ähnlicher Funktion erscheint sie auch im christlichen
Kirchenbau beginnend mit der Basilica Lateranensis:»Von der den Raum schließenden
Apsis umgeben, thronte der Bischof als Statthalter Christi« 31.
13
In der weiteren Entwicklung wird dann die dreischiffige Basilika zum Standardtypus
der basilica dominica, wie der christliche Kultbau bereits seit dem Anfang des 4.
Jahrhundert zur Unterscheidung von den profanen Saalbauten genannt wird 32. Dieser
Typus entsteht in Rom am Ende des 4. Jahrhunderts, breitet sich dort besonders im 5.
Jahrhundert aus und wird unter anderem bereits im zweiten Viertel des Jahrhunderts
von Ravenna übernommen33. Ein früher bedeutender Bau ist S. Sabina auf dem Aventin
in Rom (Abb. 7), entstanden um 430: ein dreischiffiger, langgestreckter Baukörper mit
Apsis, im Aufbau schlank, mit Obergaden und ohne Emporen, ursprünglich mit einer
Vorhalle 34 ausgestattet34.
255
Abb. 9
Tipasa, Große Basilika.
14
Danach entwickelt sich der Typus in unterschiedlichen Varianten: Im Osten entstehen
im 5. Jahrhundert wieder Bauten mit Querhaus und Vorhalle, hier Narthex genannt: Die
um 450 erbaute Leonidasbasilika in Lechaion, dem Nordhafen Korinths, ist ein
langgestreckter dreischiffiger Bau mit Querhaus, Apsis und Narthex 35. Am Ende des 5.
Jahrhunderts wird in Saloniki die Demetrios-Basilika errichtet (Abb. 8), ein
fünfschiffiger Bau mit Apsis, Narthex und nun wieder mit Emporen 36. – Anders verläuft
die Entwicklung in der Frühzeit in Palästina, z.B. in den relativ kleinen Kirchen der
Städte in der Wüste Negev: Die dreischiffige Nordkirche in Sobata wurde um 350
erbaut. Ihre innere Breite beträgt etwa 12 m. Sie ist ausgestattet mit Apsis, Narthex,
Atrium, Nebenräumen und einem seitlich angeschlossenen Baptisterium. Anfang des 6.
Jahrhunderts wurden aus liturgischen Gründen an den beiden Seitenschiffen je eine
zusätzliche Apsis angefügt37. – In Nordafrika lässt sich eine auffällige Tendenz zur
Vielschiffigkeit beobachten. Seit dem Ende des 4. Jahrhunderts entstehen drei- bis
neunschiffige Anlagen, meist mit Emporen, unter anderen die Basilika in Tebessa
(Algerien), dreischiffig, mit Emporen; die große Basilika in Thelepte (Tunesien),
fünfschiffig, mit Emporen; die große Basilika in Tipasa (Algerien), siebenschiffig, mit
Emporen (Abb. 9); die Kirche im christlichen Bezirk Damous el Karita in Karthago
(Tunesien), neunschiffig (einziges Beispiel), wahrscheinlich ebenfalls mit Emporen 38.
Als ein weiteres Phänomen treten seit dem 4. Jahrhundert in Nordafrika und seit dem 5.
Jahrhundert auf der iberischen Halbinsel Kirchen mit Doppelapsiden au 39.
15
Aus all diesen Beobachtungen lässt sich zusammenfassend konstatieren: Aus dem
Formenschatz der römischen Architektur und hauptsächlich durch Umbildung des seit
langem bestehenden Typus Basilika entsteht eine formal neue Komposition, adaptiert
für den christlichen Gottesdienst. Die traditionelle Ringhalle wird zum gerichteten
Raum, der auf eine in aller Regel obligatorische Apsis bezogen ist, die ihrerseits aus
256
dem Kontext der Palastaula übernommen zu sein scheint. Die Drei- und Fünfschiffigkeit
der frühen christlichen Basiliken wird übernommen aus dem Bestand der basilica
forensis in ihren bis ins 4. Jahrhundert hinein reichenden Beispielen und angepasst an
die neue Längsausrichtung. Das Querhaus ist ein in Rom entstandenes, neu
eingeführtes Bauglied. – Maßgeblicher Initiator für die Entstehung der christlichen
Basilika ist Konstantin in Rom, in Konstantinopel und im Heiligen Land, dort in die
Wege geleitet durch seine Mutter, die Kaiserin Helena. Der Architekt - verantwortlich
für Entwurf und Gestaltung – und die Bauhütte – verantwortlich für Bautechnik und
Ausführung – sind römisch40.
Abbildungsnachweis
16
Abb. 1: Boëthius-Ward Perkins a. O. (s. o. Anm. 26) Abb. 179.
17
Abb. 2: Ohr a. O. (s. o. Anm. 8) Rückseite von Taf. 37, bearbeitet von Jürgen Krüger. Abb.
3: Krautheimer, Architecture a. O. (s. o. Anm. 16) Abb. 11.
18
Abb. 4: Arbeiter a. O. (s. o. Anm. 12) Beil. 1.
19
Abb. 5: Rasch-Arbeiter a. O. (s. o. Anm. 18) Taf. 189 A.
20
Abb. 6: Günter a. O. (s. o. Anm. 23) Abb. 2.
21
Abb. 7: Walther Buchowiecki, Handbuch der Kirchen Roms 3 (Wien 1974) Abb. 39.
22
Abb. 8: Krautheimer, Architecture a. O. (s. o. Anm. 15) Abb. 79.
23
Abb. 9: Christern, Emporenkirchen a. O. (s. o. Anm. 38) Abb. 4.
NOTES
1. Hartwin Brandt, Konstantin der Große. Der erste christliche Kaiser, 2. Aufl. München 2007, S.
42ff.
2. Brandt (wie Anm. 1), S. 70.
3. Walter Bauer, Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und
der frühchristlichen Literatur; 6., völlig neu bearbeit. Aufl., hrsg. von Kurt Aland und Barbara
Aland; Berlin/New York 1988, Sp. 485-486.
4. Friedrich Wilhelm Deichmann, Einführung in die christliche Archäologie, Darmstadt 1983, S.77
f.
5. Filippo Coarelli, Guida Archeologica di Roma, 2. Aufl. Mailand 1975, S. 81f.
6. Christoph F. Leon, Die Bauornamentik des Trajansforums, Wien/ Köln/ Graz 1971, S.- 42ff.
7. Luigi Crema, L’architettura romana, Turin 1959, S. 371 Abb. 437 (Augst); S. 517 Abb. 678
(Kempten).
8. Karlfriedrich Ohr, Die Basilika in Pompeji, Berlin/New York 1991, S. 56 ff., Taf. 37 Rückseite, 61.
9. Theologische Realenzyklopädie Bd. 18 (1989) 423f., s.v. Kirchenbau I (Hugo Brandenburg).
10. Brandt (wie Anm. 1), S. 86.
11. Volker Hoffmann, Die Fassade von San Giovanni in Laterano 313/14-1649, Römisches
Jahrbuch für Kunstgeschichte 17 (1977), S. 36ff., Abb. 35.
257
12. Achim Arbeiter, Alt-St.-Peter in Geschichte und Wissenschaft, Berlin 1988, S. 75ff., Beil. 1, 2.
13. Jürgen J. Rasch, Das Mausoleum der Kaiserin Helena in Rom und der ,Tempio della Tosse‘ in
Tivoli, Spätantike Zentralbauten in Rom und Latium, Bd. 3, Mainz 1998, S. 36f.
14. Jürgen Christern, Der Aufriß von Alt-St.-Peter, 2. Teil, Römische Quartalschrift für christliche
Altertumskunde und Kirchengeschichte 85 (1969), S. 26f. Weiter zur Erörterung über die bauliche
und kultische Funktion des Querhauses und seine weitere Entwicklung: Günther Stanzl, Längsbau
und Zentralbau als Grundthemen der frühchristlichen Architektur, Wien 1979, S. 60ff., Taf. 27.
Arbeiter (wie Anm. 12), S. 200ff.
15. Deichmann (wie Anm. 4), S. 250.
16. Richard Krautheimer, Early Christian and Byzantine Architecture, 4. Aufl. Città del Vaticano
1986, S. 88.
17. Dazu Arbeiter (wie Anm. 12), S. 228ff.
18. Jürgen J. Rasch - Achim Arbeiter, Das Mausoleum der Constandna in Rom, Spätantike
Zentralbauten in Rom und Latium, Bd. 4, Mainz 2007, S. 65ff.,Taf. 187-189.
19. Jürgen J. Rasch, La formazione della basilica con gallerie nel quarto secolo, in: Hugo
Brandenburg - Federico Guidobaldi (Hrsg.), Scavi e scoperte recenti nelle chiese di Roma, Città
del Vaticano 2012, S. 93ff.
20. Krautheimer (wie Anm. 16), S. 460 (Anm. 27).
21. Eus., vita Const. 3,37.
22. Virgilio Corbo O.F.M., Il Santo sepolcro di Gerusalemme, Jerusalem 1982, S. 103; Krautheimer
(wie Anm. 1), S. 60ff., Abb. 27(B).
23. Zur Entwicklung durchfensterter Apsiden allgemein: Roland Günter, Wand, Fenster und Licht
in der Trierer Palastaula und in spätantiken Bauten, Herford 1968, S. 60f.
24. Günter (wie Anm. 23), S. 29ff., Abb. 2, 10.
25. Giuseppina Pisani Sartorio - Raissa Calza, La villa di Massenzio sulla via Appia, Rom 1976, S.
91ff., Taf. 57.
26. Günter (wie Anm. 23), S. 34f, Abb. 7; Filippo Coarelli - Mario Torelli, Sicilia, Guide
archeologiche Laterza 13, Rom/Bari 1984, S. 180, Abb. S. 174.
27. Axel Boëthius - John B. Ward Perkins, Etruscan and Roman Architecture, The Pelican History
of Art, Harmondsworth 1970, S. 526, Abb. 200.
28. Dragoslav Srejovic, Roman Imperial Towns and Palaces in Serbia, Belgrad 1993, S. 131, Abb. 7,
51.
29. Deichmann (wie Anm. 4), S. 76f. spricht sich gegen die Hypothese der» Entstehung der
christlichen Basilika aus der kaiserlichen Palastbasilika «aus. Hier jedoch geht es allein um die
Funktion der Apsis.
30. Ernst Kornemann, Geschichte der Spätantike, München 1978, S. 41f.
31. Deichmann (wie Anm. 4), S. 72.
32. Deichmann (wie anm. 4), S. 77.
33. Friedrich Wilhelm Deichmann, Frühchristliche Kirchen in Rom, Basel 1948, S. 38;
Krautheimer (wie Anm. 16), S. 167,168 ff., 181 ff.
34. Richard Krautheimer - Spencer Corbett - Wolfgang Frankl, Corpus Basilicarum Christianarum
Romae, Bd. 4, Città del Vaticano 1970, S. 87ff., Taf. 5, 6.
35. Krautheimer (wie Anm. 16), S. 131ff., Abb. 88.
36. Krautheimer (wie Anm. 16), S. 125ff., Abb. 79-82.
37. Avraham Negev, Christen und Christentum in der Wüste Negev, Antike Welt 13 (1982) Heft 2,
S. 20f., Abb. 8, 29.
38. Jürgen Christern, Emporenkirchen in Nordafrika, Akten des VII. Internationalen Kongresses
für Christliche Archäologie, Trier 1965, Città del Vaticano 1969, S. 410ff., Abb.4, 5b., c., 6b, 17.
Krautheimer (wie Anm. 16), S. 187ff., Abb. 150, 151, 158.
258
39. Noel Duval, Les églises africaines à deux absides II, 1973; Thilo Ulbert, Frühchristliche
Basiliken mit Doppelapsiden auf der iberischen Halbinsel, Berlin 1978.
40. Zur bisherigen wissenschaftlichen Diskussion über die Entstehung der christlichen Basilika:
Deichmann (wie Anm. 4), S. 75ff., Arbeiter (wie Anm. 12), S. 194ff.
259
Zur Typen- und Begriffsgeschichte
der Basilika
Jürgen Krüger
Ich danke meinen Karlsruher Kollegen, Herrn Prof. Dr. Johann Josef Böker, Prof. Dr. Volker
Herzner und Dr. Karlfriedrich Ohr, für teilweise sehr ausführliche Diskussionen dieses Themas.
Verbleibende Fehler sind meine.
1
Der Begriff „Basilika“ gehört zu den schillerndsten Wörtern der Architekturgeschichte
und darüber hinaus der Kulturgeschichte. Kaum ein Begriff ist so sehr in aller Munde,
wird von Archäologen, Kunst- und Bauhistorikern, Theologen und Laien gleichermaßen
verwendet, ohne dass der eine wirklich weiß, was der andere darunter versteht. Seine
weite Verbreitung in mehreren Fachwissenschaften und im laienhaften
Bildungsbürgertum sorgt für Verwirrung. Und die Sekundärliteratur zum BasilikaBegriff ist kaum noch überschaubar. Dieser wissenschaftsgeschichtliche Beitrag wird
sich auf wenige Aspekte beschränken: Wie entstand der moderne Architekturbegriff,
mit dem die Allgemeinheit ein Kirchengebäude assoziiert? Wie hängt das
Kirchengebäude mit der Basilika der Antike zusammen1?
Vorbemerkung
2
Jahrelang begegneten sich zwei der Organisatoren dieser Tagung, Karlfriedrich Ohr und
ich, auf den Fluren der hiesigen Architekturfakultät, meist auf dem Weg zu einer
Vortragsveranstaltung. „Wir müssen uns sprechen“, sagten wir jedes Mal. Der eine
hatte über die Basilika von Pompeji gearbeitet2, der andere in seiner Studie über die
Architekturgeschichte des 19. Jahrhunderts die Wiederherstellung der Basilika in Trier
behandelt3. Fast 2000 Jahre lagen zwischen diesen beiden Bauaktivitäten, beide verband
die Bauaufgabe „Basilika“. Etliche Zeit später war es soweit. Nach einigen internen
Gesprächen schälte sich der Fragenkomplex heraus, der den Bau- und den
Kunsthistoriker gleichermaßen interessierte, nämlich die Bauaufgabe Basilika einmal
über die Jahrhunderte zu verfolgen. Daraus resultierte eine Tagung im Jahr 2007 in
Einsiedeln in der unter Architekturhistorikern hoch angesehenen neuen Stiftung
260
Bibliothek Werner Oechslin4, deren vielfältige Ergebnisse als Gesamtpublikation leider
unpubliziert geblieben sind5. Ein neuer Ansatz, der mit anderen Fragestellungen
verbunden war, führte schließlich zu der Karlsruher Tagung, bei der die nachantike
Basilika aber nicht mehr im Mittelpunkt stand. Dessen ungeachtet soll an dieser Stelle
der Versuch unternommen werden, das Nachwirken der antiken Basilika zu verfolgen 6.
Definitionen
3
Handliche Wörterbücher gehören auch heute noch zum Handwerkszeug der Bau- und
Kunsthistoriker7. So erwartet man im „Bildwörterbuch der Architektur“, einem
Klassiker des Genres aus dem Alfred Kröner Verlag eine grundlegende Definition dieses
Bautypus. Stattdessen wird der Rat suchende herb enttäuscht. (Abb. 1) Im Artikel
unterscheidet das Lexikon zwar richtig zwischen der antiken und der christlichen
Basilika8. Bei der ersten handele es sich um eine langgestreckte Halle mit drei oder fünf
Schiffen, deren Seitenschiffe7 manchmal8 zweistöckig ausgeführt wären. An einem Ende
gebe es einen erhöhten Platz in einer halbrunden Tribuna (sic!) 9. Das Mittelschiff sei
über die Seitenschiffe erhöht, so dass durch den durchfensterten Obergaden genügend
Licht in den Raum fallen könne. Der Bautyp habe sich aus dem Amtsgebäude des
Archon Basileus auf der Agora von Athen entwickelt, und die römische Basilika habe
Märkten und Gerichtsverhandlungen gedient. Die christliche Basilika habe noch im 4.
Jahrhundert die Grundform der römischen Basilika übernommen und diese wäre bis
zum Ende des Mittelalters als Grundstruktur bestimmend geblieben. Der größte Teil
des Abschnitts über das christliche Gebäude beschäftigt sich mit Bauteilen, die nicht
spezifisch zur Basilika gehören, und mit der Einrichtung des Kirchengebäudes. Beides
wäre viel besser bei einem Artikel „Kirchengebäude“ aufgehoben. Dafür vermisst man
die Information, dass der Gebäudetyp „Basilika“ nicht im Mittelalter endete, sondern in
der Renaissance eine neue Blüte erlebte und bis in unsere Zeit immer wieder verwendet
wurde und wird, in sakraler und zunehmend nichtsakraler Funktion. Was das typische,
geradezu schulbuchmäßige Aussehen einer Basilika als Kirchengebäude angeht, wird
markant und treffend unter dem nächsten Stichwort abgehandelt, nämlich „basilikaler
Querschnitt“10. Im Abschnitt über den antiken Bautyp fehlt jeder Hinweis zu Vitruv,
den Baumeister der Zeit des Kaisers Augustus, der in seinem Architekturtraktat die
Basilika ausführlich beschreibt. Der Lexikonartikel wird mit zwei Gebäuden illustriert,
die in Grundriss und Schnitt vorgestellt werden. Die „Frühchristliche Basilika“ wird als
Idealbau mit allen Sonderräumen und mit ihrer liturgischen Einrichtung gezeigt, aber
es wird kein konkreter Bau benannt. Der Leser denkt unwillkürlich an S. Clemente in
Rom, was jedoch aufgrund mancher Einzelheiten, z. B. der Pastophorien, nicht
zutreffen kann. Außerdem ist eine Krypta, wie eingezeichnet, ganz und gar unmöglich,
denn solche großen Räume unter dem Altarbereich gab es erst Jahrhunderte später. Die
Abbildung „Römische Basilika“ schließlich, die offensichtlich den ersten Artikelteil
illustriert, zeigt ein Gebäude, dass bislang nicht identifiziert werden konnte. Untypisch
wurde im Grundriss dem zentralen Teil einer Basilika an einem Ende eine Apsis und
beim Eingang ein doppeltes Treppenhaus hinzugefügt. Die Seitenschiffe mit ihren
Emporen sind mit Bogenarchitekturen angegeben, ein Befund, der in der Archäologie
nicht bekannt ist. Der Obergaden, der dem Mittelschiff Licht zuführen sollte, fehlt
völlig11. Schließlich fehlt ein Hinweis auf Vitruv, dem wir grundlegende Informationen
zum Aufbau der Basilika verdanken. Die Behauptung, die Basilika habe sich aus dem
Amtsgebäude des Archon Basileus auf der Agora von Athen entwickelt, ist nicht
261
nachgewiesen und dürfte falsch sein. Fragwürdig ist auch die Verallgemeinerung, die
römische Basilika habe Gerichtsverhandlungen gedient.
Abb. 1a und b
Zwei Illustrationen zur Basilika im „Bildwörterbuch der Architektur“ von Koepf / Binding. Rechts eine
„römische Basilika“, links eine „frühchristliche Basilika“, möglicherweise Rom, S. Clemente. Eine
römische Basilika, die dieser Zeichnung entspricht, ist nicht bekannt.
4
Das Bildwörterbuch der Architektur erscheint seit 1968, inzwischen in der vierten
Auflage, ohne dass der Text zur Basilika wesentlich verändert wurde; auch die
Abbildungen wurden beibehalten. Die Fachwissenschaft hat das Lexikon positiv
besprochen
und
unter
den
vorhandenen
(deutschsprachigen)
Architekturwörterbüchern als bestes bezeichnet, natürlich abgesehen von
großformatigen und mehrbändigen Enzyklopädien12.
5
Der Artikel „Basilika“ in Kröners Bildwörterbuch wurde hier exemplarisch vorgestellt.
Eine Betrachtung der entsprechenden Einträge in anderen Architektur- und
Kunstlexika würde ähnliche Ergebnisse bringen13. Zentrale Kritikpunkte sind vor allem,
dass in der Kürze eines Lexikoneintrags zwar nicht alle Aspekte behandelt werden
können, aber doch ein stimmiges Gesamtbild über das Stichwort vermittelt werden
sollte, und, was viel schwerer wiegt, dass Lexikoneinträge häufig dazu neigen,
althergebrachtes Wissen unkritisch weiterzuschleppen, ähnlich wie es vielleicht mit
den beiden Abbildungen passiert ist.
6
Die Tendenz der Darstellung, dass wir es bei der Basilika mit einem Gebäudetyp zu tun
haben, der von der griechischen Klassik über die Epoche der Römer bis in die neuere
Zeit existiert und sich kontinuierlich weiterentwickelt habe, ist ein typischer Gedanke
der historischen Wissenschaften, die sich mit Kunst-und Baugeschichte befassen.
Dieser Entwicklungsgedanke hat seinen Ursprung in Winckelmanns Studien der
griechischen Kunst, die er 1756 erstmals publizierte14. In den folgenden Jahrzehnten
wurde sein Grundgedanke, dass es eine Entwicklung der Kunst gebe, die über die
262
Entwicklung des Stils eines einzelnen Künstlers – Frühwerk, reifes Werk, Spätwerk –
hinaus eine Entwicklung der Künste innerhalb eines Volkes gebe, ja übergreifend über
alle Zeiten auch Entwicklungen, die von einer Kultur zur nächsten weiterreichen
würden, für die nachantiken Künste übernommen, und dieses Modell stand am Anfang
der europäischen Kunstgeschichtsschreibung15. Hier setzte Seroux d’Agincourt
(1730-1814) mit seinem Werk „Histoire de l’Art par les monumens, depuis sa décadence
au IVe siècle jusqu’à son renouvellement au XVI e “ein16. Auf 325 großformatigen Tafeln
hat der Autor zahlreiche kleine Abbildungen von Kunst- und Bauwerken
zusammengestellt, die er mit vielen Helfern in ganz Europa gesammelt hatte; mit
diesen thematisch aufgebauten Tafeln wurden jeweils Entwicklungslinien über viele
Jahrhunderte anschaulich dargestellt. Die Veröffentlichung dieses Werkes, das schon
1789 druckreif war, wurde zwar durch die Französische Revolution und die
anschließenden Napoleonischen Kriege um 20 Jahre verzögert, entfaltete aber im 19.
Jahrhundert eine enorme Wirkung, vor allem dadurch, dass es in verschiedene
Sprachen übersetzt wurde. Die deutsche Ausgabe, die im Jahr 1840 erschien,
verantwortete der preußische Architekt, Kunsthistoriker und Denkmalpfleger
Ferdinand von Quast (1807-1877)17. Sie tradierte die kunsttheoretischen Vorstellungen,
die von Winckelmann und Seroux d’Agincourt ausgegangen waren, also noch in der
Mitte des 19. Jahrhunderts.
Abb. 2
Zusammenstellung verschiedener Basiliken nach Luigi Canina: in der Mittelachse von oben nach
unten eine Basilika nach Vitruv: Schnitt, Grundriss mit einer Tribuna, Alternativgrundriss mit zwei
Apsiden. Links Schnitt durch S. Lorenzo fuori le mura, Rom; rechts Schnitt durch S. Agnese, ebda.
7
In der Tradition dieser Architekturgeschichtsschreibung standen die meisten Forscher
des 19. Jahrhunderts. Eine schöne Demonstration dieser Darstellungen finden wir bei
Luigi Canina (1795-1856), einem Architekten und Archäologen aus dem Piemont, der
seit 1818 in Rom arbeitete und u. a. an der Erforschung des Forum Romanum beteiligt
263
war. In seinem Buch über die frühchristlichen Kirchen Roms publizierte er eine Tafel,
die die Gedankengänge seiner Zeit sehr gut wiedergibt18. (Abb. 2) Auf dieser Tafel stellt
Canina zwei alternative Entwürfe einer Basilika nach Vitruv, nämlich mit einer
rechteckigen bzw. zwei halbrunden Apsiden, den zwei römischen frühchristlichen
Kirchen von S. Lorenzo fuori le mura und S. Agnese gegenüber, um mit den ähnlichen
Strukturen dieser Bauten auf die Genese der Kirchen aus der römischen Basilika
aufmerksam zu machen. Am Anfang desselben Buches wies Canina außerdem auf die
monumentale Säulenhalle von Karnak hin, die er als ägyptischen Vorläufer der
griechisch-römischen Entwicklung einstufte19.
8
Eines der größten Probleme der Bauhistoriker und Archäologen des 19. Jahrhunderts
bestand darin, Gebäude der Antike beschreiben, analysieren und zeichnerisch
rekonstruieren zu müssen, die meistens nur durch Schriftliche Überlieferung bekannt
waren und von denen sich so gut wie keine materiellen Überreste erhalten hatten. Die
schriftlichen Quellen wurden mit immer besserer Qualität publiziert, so dass im 19.
Jahrhundert
mit
den
philologisch-kritischen
Editionen
die
Grundlage
wissenschaftlichen Arbeitern der kulturgeschichtlichen Fächer geschaffen wurde. Die
Bauten der Antike blieben bis auf die wenigen aufrecht stehenden aber weitgehend
unbekannt, bis die archäologischen Grabungen einsetzten. Schriftquelle und Bau
konnten also erst spät gemeinsam zur Bauanalyse eingesetzt werden. Ein markantes
Beispiel für diese Situation liefert die Grabeskirche in Jerusalem: der konstantinische
Baukomplex des 4. Jahrhunderts war sogar noch in großen Teilen erhalten, aber durch
Umbauten nicht als solcher erkennbar. Einzige Quelle für den spätantiken Bau bildete
der zeitgenössische Text des Eusebius von Caesarea. Architekten, Archäologen und
Theologen haben bis zum Ende des 19. Jahrhunderts über 20 Rekonstruktionsversuche
der Grabeskirche vorgelegt, die oft kaum ahnen lassen, dass mit den Zeichnungen
dasselbe Gebäude gemeint ist20. (Abb. 3)
Abb. 3
Zusammenstellung von Rekonstruktionen der Grabeskirche in Jerusalem, 1720-1898.
264
9
Eine Geschichte der Basilika zu verfassen, war eine für das frühe 19. Jahrhundert
typische Aufgabe, denn mit ihr konnte man, im Sinne von Winckelmann oder Seroux
d’Agincourt, die Epochen übergreifend große Entwicklungen aufzeigen. Eine solche
Geschichtsdarstellung arbeitete aber notgedrungenermaßen mit vielen Lücken und
Konjekturen. Denn die antiken Basiliken waren nicht bekannt, die christlichen schlecht
erforscht.
10
Um die verworrene Lage leichter analysieren zu können, wird hier die Basilika unter
unterschiedlichen Aspekten behandelt. Was sagt uns Vitruvs Basilika, wie sehen antike
Basiliken nach den zahlreichen archäologischen Funden überhaupt aus? Wie steht es
um den Begriff „Basilika“? Ein Gang durch die neuere Darstellung der „Basilika“Geschichte wird dann leichter sein.
Die Basilika bei Vitruv
11
Im fünften Buch seines Architekturtraktats geht Vitruv21 auf die Basilika ein und gibt
uns eine Vorstellung von Form und Funktion dieses Gebäudetyps in den Jahren der
Zeitenwende; denn er berichtet, dass er für Kaiser Augustus gearbeitet habe 22. Die hier
vorgestellte Rekonstruktion folgt den Ausführungen von Karlfriedrich Ohr, der die
jüngste Analyse des diesbezüglichen Textes von Vitruv vorgelegt hat, die zurzeit als
grundlegend gilt23. In einem ersten Abschnitt macht Vitruv allgemeine Angaben zu
einer typischen Basilika seiner Zeit, und im zweiten Abschnitt schildert er die Basilika,
die er selbst in Fano an der Adria, dem antiken Fanum, erbaut hatte 24. Die bauliche
Substanz dieser Basilika wäre natürlich von höchstem Interesse, konnte aber bis heute
nicht gefunden werden.
Abb. 4
Fano, Basilika; Grundriss in der Rekonstruktion von Ohr 1975.
265
12
Die Basilika soll nach Vitruv am zentralen Platz einer Stadt, also am Forum hegen. Eine
mit flach geneigtem Satteldach in Holzbauweise25 versehene Halle, durch Säulen von
niedrigen, eventuell zweistöckigen Umgängen abgetrennt, ragt über die Dächer des
Umgangs so weit hinaus, dass sie mit Fenstern versehen werden kann. Dieses relativ
niedrige Fensterband reicht aus, um die Basilika im Innern zu beleuchten 26. In der Mitte
der einen Breitseite seiner Basilika in Fano fügte Vitruv einen Anbau mit einem
tribunal, also einer Bühne oder einem Podium, an 27. (Abb. 4) Wertvoll sind seine
Maßangaben; Der Innenraum misst in den Säulenachsen 120 x 60 Fuß; bei einer
Säulenhöhe des inneren Raumes von 50 Fuß sind die Säulen im Erdgeschossumgang 20
Fuß und im oberen Umgang 18 Fuß hoch, so dass noch Platz für die Fensterreihe bleibt.
13
Aus dieser Beschreibung ergeben sich erste Beobachtungen, die auch für den
Kirchenbau wichtig sind. Der Querschnitt des Gebäudes zeigt den in der
Kunstgeschichte tausendfach genannten „basilikalen Querschnitt“ mit dem erhöhten
Mittelschiff, bei dem im Obergaden Fenster für Licht im zentralen Kirchenraum sorgen.
Die neue Rekonstruktion der Vitruvschen Basilika von Karlfriedrich Ohr zeigt, dass
dieser Obergaden kaum so hoch ausgebildet gewesen war, wie es spätere Kirchenbauten
vermuten lassen. (Abb. 5) Darüber hinaus sind weitere Formulierungen wichtig, mit
denen Vitruv die von ihm erbaute Basilika in Fano beschreibt. Die kolossalen Säulen
hatten eine Höhe von 50 Fuß. (Abb. 6) Derartige monumentale Säulenstellungen sind
aus der Antike sonst nur an der Basilika von Pompeji bekannt. Weiter führt er aus, dass
er das Säulengebälk, also den Architrav, radikal vereinfachte und Schmuck einsparte.
Dadurch könne gerade seine Basilika preiswert hergestellt werden und sie wirke
trotzdem sogar besonders großzügig28. Diese Beobachtungen aus dem Text sind wichtig
für die nachantike Geschichte der Basilika. Inwieweit auch die übrigen römisch-antiken
Basiliken in dieser Art gestaltet wurden, soll hier nicht untersucht werden.
266
Abb. 5
Querschnitt einer Basilika nach dem Traktat des Vitruv; traditionelle und neue Rekonstruktion des
Obergadens (Ohr 1975).
Abb. 6
Querschnitt der Basilika von Fano (Ohr 1975).
Der Basilika-Begriff
14
Am meisten Verwirrung in die Diskussion über die Basilika als Bauwerk hat wohl
gebracht, dass der Begriff, den Vitruv scheinbar so eindeutig für ein Geschäftslokal am
Forum verwendet, in Wirklichkeit aber vielfältige Bedeutungen hat, die sich außerdem
im Lauf der Zeit veränderten.
267
15
Das Wort basilica ist bekanntlich griechischen Ursprungs und wurde im 5. und 4.
Jahrhundert v. Chr. im griechischen Sprachraum nur adjektivisch bzw. als Adverb
verwendet, d. h. es stand immer in Verbindung mit einem Substantiv. Die wörtliche
Bedeutung ist „königlich“, die in Griechenland nur für die griechische Frühzeit oder
sogar mythische Zeit in Betracht kam29. Doch das Wort hatte auch eine übertragene
Bedeutung im Sinn von „großartig“, „bestens“. Das Wort wurde jedoch nicht als
Adjektiv bei Gebäuden verwendet. Erst der übertragene Sinn konnte auf Bauwerke
bezogen werden, etwa im Sinn von „prächtig (ausgestattet/gestaltet)“. Und erst die
lateinischen Autoren benutzten das Wort basilica als substantivisches Fremdwort 30.
16
In Rom wurde das Wort im frühen 2. Jahrhundert v. Chr. für die bekannten Gebäude auf
dem Forum Romanum benutzt, jedoch auch für Teile anderer großer Gebäude, die im
heutigen Sprachgebrauch als Palast anzusehen wären. Das spiegelt sich auch bei Vitruv
wider, der das Wort noch an anderen Stellen seines Architekturtraktats verwendet 31.
Hochstehende Personen müssen weitläufige Häuser besitzen, mit Atrien, Peristylen,
Gartenanlagen, Bibliotheken, Pinakotheken und Basiliken, die ähnlich prunkvoll
ausgestattet sein sollen wie die öffentlichen Gebäude32. Sarkastisch schreibt Cicero,...
basilicam habeo, non villam..., er habe offenbar eine Basilika und kein Landhaus, weil
dieses von den zahllosen Besuchern aus dem benachbarten Formia als
Versammlungsgebäude missbraucht werde33.
17
Vitruv benutzt die Bezeichnung basilica sowohl für das große Hallengebäude am Forum
wie für stattliche Säle in großen Anwesen von Persönlichkeiten des öffentlichen
Lebens, die für Versammlungen, Ansprachen, aber auch für Geschäftsverhandlungen
geeignet sind. Über die architektonische Form ist in diesem zweiten Falle nichts
Spezifisches ausgesagt.
18
Der Begriff „Basilika“ lässt sich in der christlichen Zeit der Antike aber noch auf
weitere Räumlichkeiten ausdehnen. Im zweiten Buch der Chronik des Alten Testaments
wird der Salomonische Tempel beschrieben. In der lateinischen Bibelausgabe, der
Vulgata, die Hieronymus (347-420) am Ende des 4. Jahrhunderts als Übersetzung aus
der griechischsprachigen Septuaginta erstellte, wird der große Vorhof des Jerusalemer
Tempels, der allen Juden zugänglich war, als basilica bezeichnet 34. In dieser Benennung
spiegelt sich schon eine christliche Vorstellung, nach der das Volk Gottes sich in einem
prächtigen Raum, einer Basilika, vor dem eigentlichen Tempel, der dem Volk
verschlossen ist, versammelt35.
19
Daran schließt sich die Frage an, wie die ersten christlichen Gemeinden ihre
Versammlungsräume genannt haben oder wie diese von anderen benannt wurden. Hier
sei daran erinnert, dass ein regelrechter Kirchenbau erst nach dem Ende der
Verfolgungen möglich war, also mit dem Sieg Konstantins an der Milvischen Brücke
312 n. Chr. und den folgenden Toleranzedikten. Die Versammlungsräume der drei
Jahrhunderte zuvor und ihre Entwicklung können hier nicht weiter behandelt werden.
In der Zeit um 300, also kurz vor der Legalisierung des Christentums, als schon mit
großen Gemeinden gerechnet werden muss, scheinen je nach Region im Römischen
Reich verschiedene Begriffe verwendet worden zu sein: fanum, ecclesia, aber auch
templum; und in Nordafrika tauchte bereits die Bezeichnung basilica auf 36.
20
Offenbar waren die Begriffe für Kirchenbauten noch nicht normiert. Die Grabeskirche
in Jerusalem, deren Bau von Kaiser Konstantin selbst veranlasst worden ist, wurde von
Eusebius, dem Biographen des Kaisers, als βασίλειος ναός (kaiserlicher Tempel)
bezeichnet. Dagegen schreibt der Pilger von Bordeaux, der die heiligen Stätten im Jahr
268
333 besuchte:... ibidem modo iussu constantini imperatons basilica facta est, id est dominicum,
mirae pulchritudinis habens... (Dort ist auf Befehl des Kaisers Konstantin eine Basilika, d.
h. eine Kirche, von wunderbarer Schönheit errichtet worden)37. Am Ende des vierten
Jahrhunderts veranlassten die drei regierenden Kaiser Theodosius, Valentinian II. und
Arcadius in Rom den Bau von St. Paul vor den Mauern, der die Meine Memoria
Konstantins über dem Grab des Apostels Paulus ersetzte. Im Mosaik des
Triumphbogens, das Kaiserin Galla Placidia gestiftet hatte, wird die prachtvolle Kirche
als aula doctoris mundi bezeichnet38.
21
Im lateinischen Westen hat sich in der Folgezeit die Bezeichnung basiüca für
Kirchengebäude durchgesetzt39, wie man resümierend aus der Etymologie des Isidor
von Sevilla entnehmen kann. Isidor, der etwa von 570 bis 640 lebte, fasste das Wissen
seiner Zeit am Ende der Antike zusammen. Er erkannte noch die königliche Annotation
in dem Begriff, so dass er meinte, die Basilika sei von einem königlichen Palast zu
einem kultischen Bau mutiert40. Im germanischen Sprachraum entwickelte sich
dagegen ein anderer Begriff für das Kirchengebäude, die „Kirche“. Dieser entstand aus
dem griechischen Wort κυϱιακή (Haus des Herrn) und wurde über die Goten, die das
Christentum relativ früh im griechisch geprägten osteuropäischen Raum angenommen
hatten, im germanischen Sprachraum übernommen41.
22
„Basilika“ blieb auch im griechischsprachigen Osten des Römischen Reiches der alles
beherrschende Begriff. Basilika wurde zum Synonym für Kirche schlechthin, auch
wenn die bauliche Entwicklung dort in eine ganz andere Richtung ging. Kuppelkirchen
und Zentralbauten wurden in Byzanz seit dem 6. Jahrhundert üblich, und Kirchen
wurden wie selbstverständlich als Basilika bezeichnet 42.
23
Schließlich ist noch der kirchliche Gebrauch des Begriffs „Basilika“ zu erwähnen,
speziell in Italien. Im Italienischen ist das Wort basiüca genauso gebräuchlich wie im
Deutschen das Wort „Kirche“, um eine christliche Gottesdienststätte zu bezeichnen.
Darüber hinaus kommt einzelnen Kirchen eine besondere Bedeutung zu, die sich in
ihrer Bezeichnung ausdrückt und mit „Kathedrale“ oder „Münster“ gleichzusetzen
wäre – die päpstlichen Basiliken. Im engeren Sinne sind damit die Basilicae Maiores
gemeint, die päpstlichen Hauptkirchen. Dazu gehören nicht nur die vier
Patriarchalbasiliken Roms, nämlich St. Peter, die Laterankirche, St. Paul vor den
Mauern und S. Maria Maggiore, sondern seit alters auch die Kirche S. Francesco in
Assisi. Letztere macht mit ihrem einschiffigen Langhaus den Unterschied zwischen
einer Basilika kirchlichen Rechts und einer Basilika nach Maßgaben ihrer Architektur
sofort augenfällig.
24
Zu diesen wenigen Basiücae maiores gesellen sich die Basiücae minores. Mit diesem Titel
werden Kirchen weltweit vom Papst ausgezeichnet. Zurzeit sollen es ungefähr 1500
Gebäude sein. Die Geschichte dieser Basilicae maiores und Basilicae minores ist noch nicht
abschließend erfasst und offenbar besser im Internet recherchierbar als in soliden
Buchpublikationen. Sie scheint über Jahrhunderte zurückzureichen und hängt
vielleicht mit dem Aufbau der römischen Kurie zusammen43. Wie bereits angedeutet,
hat diese Bezeichnung nichts mit der Bauform oder dem Alter einer Kirche zu tun.
Äußere Zeichen der Verbundenheit mit dem Papst sind die Insignien, und zwar das
Tintinnabulum (liturgische Glöckchen) und der Padiglione, ein kleiner gelbrot
gestreifter Seidenschirm, die beide bei Prozessionen mitgeführt und normalerweise im
Chorbereich einer Kirche aufgestellt werden. (Abb. 7)
269
Abb. 7
Trier, Liebfrauenkirche; Der Padiglione als Zeichen einer päpstlichen Basilica minor im Chorbereich.
Die antike Basilika nach Vitruv
25
Vitruv definiert und beschreibt die Basilika seiner Zeit, also der Zeit des frühen
Prinzipats. Als 300 Jahre später die ersten offiziellen Kirchen in kurzer Folge
nacheinander errichtet wurden, nahm man aktuelle Hallenbauten zum Vorbild, die als
große Versammlungsräume geeignet gewesen sind, oder Bauten mit einem
spezifischen Vorbildcharakter.
26
Bis in die konstantinische Zeit sind zahlreiche Basiliken errichtet worden, in der Regel
als Hallengebäude am Forum städtischer Siedlungen oder an der zentralen Platzanlage
römischer Militärlager. Viele von ihnen sind in den letzten Jahrzehnten ergraben
worden, naturgemäß kennen wir nur ihre Grundrisse, so dass die räumliche
Rekonstruktion schwer fällt. Paul Scotton hat erstmals eine Liste von über 150 Basiliken
zusammengestellt, eine beeindruckend hohe Zahl, die zeigt, dass die altbekannten
Basiliken nur die Spitze eines Eisberges darstellen. Eine vergleichende systematische
Aufarbeitung aller dieser Gebäude wird sicher viele neue Erkenntnisse bringen, zu
denen Scotton einige Hinweise bereits andeuten konnte44.
27
Die Maxentius-Basilika (oder Konstantinsbasilika) in Rom zeigt eine deutlich
veränderte Architektursprache. Sie besitzt statt einfacher flacher Dächer große
Gewölbe, ferner war das Mittelschiff gegenüber den Seitenschiffen nochmals deutlich
erhöht. Einen solchen großen und hohen Raum zu schaffen, wurde nur durch die neue
römische Wölbtechnik möglich, die vor allem bei den Thermenbauten zu großer Reife
gelangte45. Außerdem fließen hier noch andere Vorstellungen ein, nämlich von der
römischen Repräsentationsarchitektur, die sich mit dem Kaiserzeremoniell entwickelt
270
hatte. Dass auch dieses Bauwerk als „Basilika“ bezeichnet wurde, entspricht unserer
Feststellung oben, dass mit „Basilika“ weniger ein Bautyp gemeint ist als vielmehr ein
Bauwerk von eindrucksvoller Größe und Pracht.
Abb. 8
Rom, christlicher Saalraum unter S. Crisogono, Rekonstruktion von Krautheimer.
28
Noch vor der konstantinischen Wende müssen Christen erste große
Versammlungsräume besessen haben. In Rom wurden unter der Kirche S. Crisogono die
Reste eines solchen Bauwerks ergraben, die sich mit gewisser Wahrscheinlichkeit zu
einer großen Saalarchitektur mit einer seitlichen Portikus rekonstruieren lassen 46.
(Abb. 8) Wenn diese Rekonstruktion zutreffen sollte, haben wir hier schon einen
Kirchenraum vor uns, der in seiner Struktur durchaus noch an Vitruvs Basilika
gemahnt, dem allerdings eines fehlt – die Pracht47.
Die Basilika nach Konstantin
29
Der christliche Kirchenbau ist zu wesentlichen Teilen Basilikenbau, über die
Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg. Im Folgenden können nur einige Epochen mit
ihren markanten Bauten aufgeführt werden, die eine Orientierung geben und
gleichzeitig doch immer wieder an die Frage heranführen sollen: „Wieviel Vitruv?
Wieviel Basilika?“. Die hier behandelten Beispiele konzentrieren sich auf die Stadt Rom
und die ehemaligen nördlichen Provinzen, also Mitteleuropa. Es wäre ein Leichtes, das
Material auf den gesamten Orbis Komanus auszudehnen.
30
Das vierte und fünfte Jahrhundert stehen noch stark unter dem Eindruck der
vorausgehenden Grandezza romana. Die Kirchen entstanden als Nachfolge und im Wissen
um die alten Traditionen und führten die römische Baukunst weiter. Mindestens zwei
Typen lassen sich unterscheiden: die großen Repräsentationsbauten als Stiftungen der
Kaiser und später der Päpste, und die kleineren Bauten für Stadtteile und die sich
entwickelnden römischen Gemeinden. Ähnliche Entwicklungen lassen sich in den
anderen Metropolen des Reichs konstatieren, Ravenna, Mailand und viele andere
Städte wären zu nennen.
271
31
Als Repräsentationsbauten entstehen die Kirchen am Lateran und beim Grab des
Apostels Petrus als erste Kirchen überhaupt, von Kaiser Konstantin in Auftrag gegeben.
Am Ende des 4. Jahrhunderts folgen die Basilika am Grab des Apostels Paulus und im 5.
Jahrhundert – als päpstliche Stiftung – die erste große Marienkirche, S. Maria
Maggiore48. Alle diese Bauten zeichnen sich durch eine Bereicherung des klassischen
Basilikaschemas aus, nämlich fünf Schiffe im Langhaus (S. Maria Maggiore nur drei)
sowie ein weit ausladendes Querhaus vor der Apsis (wieder die Ausnahme S. Maria
Maggiore: ohne Querhaus), das wohl liturgisch bedingt war. Wie sehr die kaiserlichen
christlichen Basiliken noch aus der klassisch-römischen Architekturtradition leben,
zeigt uns Heutigen am besten St. Paul vor den Mauern, dessen fünfschiffiges Langhaus
geradezu als Replik zum Beispiel der Basilica Ulpia auf dem Trajansforum gelten kann 49.
(Abb. 9)
32
Der wichtigste, weil grundlegende Bau war sicher die Laterankirche. Kaiser Konstantin
hatte sie nach seinem Sieg an der Milvischen Brücke im Herbst 312 und den
Toleranzedikten (Mailand 313 und andere) in Auftrag gegeben und dem Vorsteher der
römischen Gemeinde übergeben, aus dessen Bischofsamt später das Amt des Papstes
erwuchs. Dadurch erhielt dieser Kirchenbau das größte nur denkbare Prestige – mater
et caput omnium ecclesiarum urbis et orbis (Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt und
des Erdkreises) ist bis heute an der Fassade zu lesen. Die fünfschiffige Kirche des 4.
Jahrhunderts ist unter den barocken Ummantelungen in ihrer baulichen Substanz noch
erhalten. Ein für uns besonders interessantes Detail betrifft die Einrichtung. Nach der
alten Überlieferung des Liber Pontificalis standen in der Kirche insgesamt sieben Tische
aus massivem Silber, von denen einer als Altar aufzufassen ist, wie es üblich wurde. Die
sechs übrigen waren in der Kirche verteilt und dienten als Gabentische, d. i. zum
Einsammeln der Opfergaben. In ihrer Funktion sind sie also durchaus mit den Tischen
der Geldwechsler der Basilica Aemilia auf dem Forum zu vergleichen. Vielleicht auch in
ihrer Stellung? Das Mittelschiff wurde zur Apsis hin mit einem fastigium abgeschlossen,
das mit seinen vergoldeten bronzenen Säulen eine Art Triumphbogen bildete, und in
der um mehrere Stufen erhöht angelegten Apsis stand in der Mitte der Altar und über
ihm wurde in der Konche ein monumentales Christusbild in Mosaik angebracht 50. Der
Sinn der Lateranbasilika wird schnell einsichtig: Das Vorbild der Forumsbasiliken bildet
die relativ einfache Baustruktur, und die Ausstattung ist wahrhaft prunkvoll und
königlich, im wörtlichen Sinn des Begriffs Basilika. Ein zweites Vorbild der christlichen
Basiliken sind die kaiserlichen Audienzoder Palastaulen, was ihre Ausrichtung auf eine
Apsis hin und ihren Prunk angeht51.
272
Abb. 9
Rom, St. Paul vor den Mauern, basilikales Langhaus.
33
Der Typ der Gemeindekirche ist vorwiegend mit Bauten des 5. Jahrhunderts in Rom und
vielerorts vertreten. Eine solche Basilika wie S. Sabina in Rom, die um 430 errichtet
worden ist, besitzt kein Querhaus und nur ein dreischiffiges Langhaus. Ausgeprägt ist
der Obergaden mit großen Fensterflächen52. (Abb. s. Kapitelsbild S. 197) Die großen
Fenster im Obergaden und oft auch in der Apsis sind ein Kennzeichen der
frühchristlichen Kirchen, die demgemäß einen hellen lichtdurchfluteten Innenraum
besaßen.
Karolingischer, romanischer und gotischer Kirchenbau
34
In der folgenden Epoche, immer noch einfach als „Mittelalter“bezeichnet, ging das
Wissen um antike Baukunst zu großen Teilen verloren. Gleichzeitig wurden Vitruvs
Bücher weitertradiert. Ohne die Aufbewahrung von entsprechenden Codices in
Klöstern und einen immerwährenden Abschreibprozess wäre das nicht gelungen 53.
Natürlich veränderte sich das Interesse an dem antiken Traktat. Vitruvs Text wurde
zwar nur partiell gelesen, war aber auch weiterhin ein klassischer Text. Architektur
war und ist die Kunst, mit der der Mensch seine Umwelt gestaltet und ordnet, von
daher bildet er eine Grundlage für das menschliche Handeln. Vitruvs Text ist das
einzige, im Prinzip vollständig erhaltene Architekturtraktat der Antike 54. Aus einem
weiteren Grund blieb Vitruv beispielgebend: Sein Traktat war Kaiser Augustus und
damit dem Urbild des abendländischen Kaisertums gewidmet. Mit der Renovatio lmperii
Romani durch Kaiser Karl den Großen wurde Vitruv in der folgenden Zeit Grundlage für
Bauherren und später zunehmend auch für die Baumeister55. Die Basilika Vitruvs
spielte aber für die Kirchenbauten keine große Rolle, andere Aspekte über
Proportionen und Architekturdetails sehr wohl.
273
Abb. 10
Seligenstadt, Einhardbasilika, karolingisches Langhaus.
35
Die erste nachantike Epoche, die sich, nach kleineren Kirchen, Saalkirchen und Bauten
aus Holz, wieder dem Basilikenbau zuwandte, war die Zeit Karls des Großen 56. An
seinem Hof war Vitruv aus oben genannten Gründen bekannt, Codices mit seinem
Traktat wurden gesucht und für die großen Bibliotheken vervielfältigt 57. Für das
Bauprogramm Karls des Großen, das seine ganze Politik begleitete, war die
mehrschiffige Basilika des 4. Jahrhunderts Bezugspunkt, waren die Bauten Konstantins
selbst Programm seiner Renovatio lmperii. Die Abteikirche von Fulda mit dem Grab des
Missionars Bonifatius wurde more romano gebaut, nach römischer Tradition, was
bedeutete, im Westen der Kirche (statt im Osten) ein ausladendes Querhaus anzulegen,
wie es bei der Peterskirche in Rom eben der Fall war. Vorbild war also weniger Vitruv
als vielmehr waren es konkrete Bauwerke, von denen Elemente übernommen, aber
auch in einen neuen Kontext gestellt wurden, was zum Beispiel die Proportionen des
Baus anging. Auch wurde die Kirche um weitere Bauteile bereichert, wie Fassade,
Krypta und Chor. Mit der karolingischen Architektur wurde die Basilika als Leitform
für den Kirchenbau auf Dauer in die europäische Architekturgeschichte übernommen 58.
Bei der Einhardbasilika in Seligenstadt am Main, ca. 831/834 von Einhard, dem engen
Vertrauten Karls des Großen begonnen, ist das basilikale Langhaus erhalten geblieben
bzw. konnte wiederhergestellt werden. Das Mittelschiff mit seinem breiten Raum, der
als Verhältnis von Höhe zu Breite fast 1: 1 gestaltet ist, erinnert, wie oft gesagt wird, an
frühchristlich-mittelmeerische Basiliken59. Das bedeutet, dass eben Vitruvs
Maßangaben der Basilika durchaus noch wahrgenommen wurden. Die Gestaltung der
Stützen als Pfeiler und die ungegliederten Hochschiffwände folgen dagegen anderen
Vorstellungen, die der eigenen, karolingischen Zeit entstammten. (Abb. 10)
36
In der Epoche der Romanik wurde der basilikale Kirchenraum weiterentwickelt, aber in
seiner Grundstruktur beibehalten. Das Mittelschiff wurde enger, steiler und dunkler.
274
Bei den römischen frühchristlichen Kirchen zum Beispiel wurden Fenster des
Obergadens zugesetzt oder verkleinert60. Die neuen Kirchenbauten wurden vor allem
rhythmisch gegliedert und ein „quadratischer Schematismus“ geschaffen. Wichtiges
konstruktives Element dafür waren die Stützen des Langhauses, die den neuen
Rhythmus auch optisch erfahren ließen. Veränderte Stützenstellungen und veränderte
Maßverhältnisse führten dazu, dass sich der Kirchenraum immer stärker von
frühchristlichen Vorbildern entfernte. Von größter Bedeutung war die Einwölbung erst
von Teilen einer Kirche, zum Schluss des ganzen Baus. Markante Bauten auf diesem
Weg sind St. Michael in Hildesheim und der Dom von Speyer, der am Anfang des 12.
Jahrhunderts unter Beibehaltung des basilikalen Charakters vollständig gewölbt
wurde61. Die Hildesheimer Kirche ist eine eigene Erwähnung wert, weil bei ihr der
Einfluss Vitruvs direkt nachgewiesen werden kann, zwar nicht, was die basilikale
Struktur angeht, aber bestimmte Details. Bischof Bernward von Hildesheim, Stifter des
Michaelsklosters, berief Propst Goderamnus aus Köln als ersten Abt an das
Michaelskloster. In seinem Besitz befand sich eine heute in London aufbewahrte
Vitruv-Handschrift. Mit dem Propst kam damit antikes Fachwissen nach
Norddeutschland, das erst seit Kurzem zum mittelalterlichen Imperium gehörte. Die
Proportionen der Säulen mit ihren Basen und Kapitellen lassen sich vielleicht aus dem
Studium des Vitruv-Traktates erklären62.
37
Nicht eigens erwähnt wurde bisher, weil nicht Thema dieses Beitrags, dass das
basilikale Langhaus zwar Zentrum des Kirchenbaus blieb, aber immer mehr
Erweiterungen erfuhr, von der Fassade mit Türmen über Seitenkapellen bis zur
Chorpartie, die je nach Bedarf ausgestaltet wurde. Als eigener Raum wurde der erhöhte
Hochaltarbezirk mit den Sitzen der Kleriker, aber auch der Platz für Chor oder Orgel,
der in einer Art Obergeschoß Platz fand, begriffen. Hierfür bürgerte sich der Begriff
tribuna ein, der sich in den romanischen Sprachen aus dem lateinischen tribunal
entwickelte63. Das alles gab den Kirchen ihr charakteristisches Aussehen, bei dem der
basilikale Kern immer stärker in den Hintergrund geriet.
38
Auch wenn gotische Kirchen so ganz anders aussehen als ihre romanischen Vorgänger,
so kann doch die Gotik in vieler Hinsicht als eine Weiterentwicklung der Baugedanken
angesehen werden, die bereits zuvor angelegt worden waren. Der mittelalterliche
Baumeister hatte dabei vielfältige Arbeiten auszuführen. Die Wölbetechnik wurde
ständig weiterentwickelt, die Mauern in Stützen und Strebewerk aufgelöst, die
Glasflächen der Fenster weiter vergrößert. Gleichzeitig wuchsen die Kirchen immer
weiter in die Höhe. Die gotische Kathedrale wurde auf diese Weise ein hochkomplexes
technisch brillantes Gebäude, das als Gesamtkunstwerk aus Architektur, Skulptur und
Glasmalerei aufwendiger kaum hergestellt werden konnte. Interessanterweise wurde
der basilikale Aufbau des Langhauses der Kirchen beibehalten, nicht selten wurde er
durchaus sogar auf Querschiff und Chor ausgedehnt. Neben der Kathedrale von Reims
können praktisch alle Bischofskirchen der Ile-de-France hier angeführt werden 64. (Abb.
11) Auch Vitruv wurde weiter gelesen und diskutiert, und sei es, um die hervorragende
Stellung eines Baumeisters zu begründen65.
275
Abb. 11
Reims, Kathedrale, Langhaus und südliches Querhaus.
Die Wiederentdeckung Vitruvs
39
Im 14. und 15. Jahrhundert änderte sich die Situation in bemerkenswerter Art, fast
synchron an verschiedenen Schauplätzen Europas. Am Ende war Vitruv
„wiederentdeckt“.
40
In den Ländern Mitteleuropas änderte die gotische Kirche in markanter Weise ihr
Aussehen, genauer ihre Struktur: Der Jahrhunderte alte traditionelle basilikale Aufriss
wurde aufgegeben, die Hallenkirche setzte sich in weiten Bereichen nördlich der Alpen
durch. Kirchen mit drei oder fünf Schiffen hatten nun gleich hohe oder annähernd
gleich hohe Schiffe; von außen sind die Bauten an ihren extrem schlanken und hohen
Fensterbahnen und an dem riesigen Dach zu erkennen. In der
Kunstgeschichtsschreibung der 1930er-Jahre meinte man, soziologische Gründe als
Hauptursache für das Entstehen der Hallenkirche ausfindig machen zu können, sie
seien Ausdruck des demokratischen Bewusstseins (oder einer Vorform davon) des
städtischen Bürgertums, die diese Kirchen gestiftet oder maßgeblich an ihrer Erbauung
teilgehabt hätten66. In jüngster Zeit ist man davon wieder abgerückt. Andere Gründe
müssen doch wichtiger sein67. Schaut man unvoreingenommen entsprechende Bauten
an, zum Beispiel Kirchen der Backsteingotik an der Ostseeküste, Kirchen in Westfalen,
die großen Stadtpfarrkirchen in Sachsen, speziell im Erzgebirge, oder in
Süddeutschland, fallen weniger soziologische oder liturgische Aspekte auf, die zu einer
Veränderung der Kirchenbauten hätten Anlass geben können. Die Raum- und die
Lichtwirkung einer Hallenkirche ist eine ganz andere als bei einer basilikal gestalteten
Kirche. Erst die gleich hohen Gewölbe geben Gelegenheit für die modernen
Netzgewölbe. Maßgeblich sind also Gründe der Ästhetik und damit notwendigerweise
276
verbunden, der Proportionen. Proportionen sind aber ein Schlüsselbegriff der
Architekturtheorie des Vitruv.
41
Zur gleichen Zeit kamen einige kirchliche Großprojekte südlich der Alpen kaum von
der Stelle. Die Kathedrale von Florenz war längst begonnen, aber man wusste noch
nicht, wenn man der Schilderung Vasaris vertraut, wie man die gigantische Vierung
mit einer Kuppel überwölben konnte; in Bolognas Hauptkirche S. Petronio wurde ein
gewaltiges Langhaus errichtet, dessen Weiterführung mit Vierung und Chor umstritten
war. Und in Mailand stockte der Neubau des Domes. Hier hatte man im Jahr 1386 einen
Bau in Formen begonnen, wie sie auch nördlich der Alpen üblich waren. Mehrmals
mussten schwierige Entscheidungen getroffen werden, wozu man sich jedes Mal Rat bei
den bekannten Baumeistern der Münsterbauhütten im französischen und deutschen
Raum holte. Im Jahr 1400 ging es um die Frage, in welche Höhe die Kirche reichen
sollte, womit zum Beispiel auch die Stärke der Pfeiler zusammenhing. Mit anderen
Worten: Wenn bei gegebener Breite und Länge die Höhe umstritten war, handelte es
sich um ein Problem der Proportionen. Unter den Gutachtern war der sonst nicht
bekannte französische Baumeister Jean Mignot, von dem der berühmte Ausspruch
stammt:... ars sine scientia nihil est... (dass die Kunst ohne die Wissenschaft nichts sei).
Nach der Expertenanhörung wurde der Höhenstreit dahin entschieden, dass die Höhe
der Kathedrale in ihrem Querschnitt nicht nach den Proportionen der Quadratur,
sondern der Triangulatur gewählt wurde, d. h. statt des auf französische Art hohen
Mittelschiffs wurde ein niedrigeres Mittelschiff all’italiana realisiert 68.
Bemerkenswerterweise wurde dieser Vorgang ein gutes Jahrhundert später von Cesare
Cesariano nochmals dargestellt, und zwar in seiner Vitruv-Ausgabe des Jahres 1521 69.
(Abb. 12)
42
Vitruv, wie wir schon gesehen haben, war im Mittelalter nie ganz verschwunden. Im 15.
Jahrhundert und vor allem in Italien bekam sein Traktat einen zentralen Platz in den
architekturtheoretischen Debatten, und es begann die Dominanz der italienischen
Architekturtraktate, die die europäische Baukunst für die nächsten Jahrhunderte
prägen werden. Von den Frühhumanisten Petrarca und Bocaccio ist bekannt, dass sie
Vitruv-Handschriften besaßen, so dass es eigentlich keine besondere Entdeckung war,
die Poggio Bracciolini im Jahr 1414 am Rande des Konstanzer Konzils machte. Das
Konzil nutzten die angereisten Humanisten, um in süddeutschen Bibliotheken nach
antiken Trakten zu suchen. Jetzt, im 15. Jahrhundert, war die Nachricht vom Fund
einer Vitruv-Handschrift im Kloster St. Gallen in aller Munde. Jetzt war das Klima
vorhanden, auf allen erdenklichen Wegen die antike Architektur wieder zu erforschen
– mit Vitruv und durch das Studium der Ruinen in Rom und anderen Städten des
Imperium Romanum70. Zwei Baumeister sind hier vor allem zu nennen: Alberti und
Brunelleschi, und dazu eine technische Neuerung. Die Erfindung des Buchdrucks in der
Mitte des 15. Jahrhunderts leitete, zusammen mit der in Europa neuen Methode der
Papierherstellung eine Medienrevolution ein, durch die Texte und Bilder auf vorher
ungeahnt schnelle und billige Weise verbreitet werden konnten. Architekturtraktate
gehörten natürlich auch dazu, und Vitruv ganz besonders.
277
Abb. 12
Mailand, Dom; Querschnitt mit Einzeichnung der Proportionen, Abbildung bei Cesare Cesariano 1521.
43
Leon Battista Alberti (1404-1472) war der erste, der Vitruvs Traktat als Grundlage für
ein neues Architekturlehrbuch nahm, und gleichzeitig beschäftigte er sich mit den
Überresten der antiken Baukunst in Rom71. Mit Vitruvs Text, mit der allgemeinen
Kenntnis, die man in Rom über die Geschichte und das Schicksal seiner Monumente
hatte, und mit seinem eigenen Blick auf die Ruinen entwickelte er Vorstellungen von
einer neuen Architektur. Das Wissen von der ursprünglichen Funktion der antiken
Bauten war noch sehr rudimentär, viele antike Bauten waren eingestürzt und lagen
unter dicken Schuttschichten verborgen, so dass falsche Interpretationen leicht
vorkamen. Weder die republikanischen Basiliken am Forum Romanum noch die
Kaiserfora waren bekannt, einzig von der Maxentius-Basilika standen stattliche Reste
aufrecht, doch sie wurde als Tempel bezeichnet, als Templum Pacis 72.
278
Abb. 13
Mantua, S. Andrea; Langhaus mit Seitenkapellen.
44
Alberti legt in seinem Traktat dar, dass analog zu Vitruv das wichtigste Gebäude, eben
der Tempel, seinen Platz am Marktplatz hat, und wenn er von „Tempel“spricht, meint
er die christliche Hauptkirche des Ortes. Diesem widmet er in seiner Schrift sehr viel
Platz73. Für ihn ist der Tempel immer ein gewölbter Bau, der wie ein etruskischer
Tempel zu errichten sei, liest man verwundert. Aus dem Text ist zu erschließen, dass er
damit die Maxentius-Basilika meinte. In der Kirche S. Andrea in Mantua, die ab 1460
entstand, hat er seine Gedanken in Architektur umgesetzt: das einschiffige Langhaus ist
mit einem mächtigen Kassettengewölbe versehen, zu beiden Seiten sind drei
vereinzelte Kapellen angefügt. Mit S. Andrea schuf Alberti auf anscheinend antiker
Grundlage einen neuen Kirchentypus, nämlich den der gewölbten einschiffigen Kirche
mit Kapellenreihen, der mit und nach dem Konzil von Trient für den katholischen
Kirchenbau grundlegend wurde, wenn man an das Langhaus der neuen Peterskirche
oder den Gründungsbau der Jesuiten, il Gesù in Rom denkt 74. (Abb. 13, 14)
45
Erst am Ende des siebten Buchs geht Alberti auf die Basilika ein, die für ihn in der
Antike ein Ort der Rechtsprechung war. Er schreibt weiter, dass dann die Unseren, also
die frühen Christen, die Basiliken für das Messopfer in Anspruch genommen hätten,
und zwar aus mehreren Gründen, nämlich weil die Basiliken der Privadeute ihre ersten
Versammlungsstätten gewesen seien, weil ferner der Altar vor dem Tribunal 75
besonders effektvoll aufgestellt sei und weil schließlich in der holzgedeckten Basilika
die Stimme des Priesters besser gehört worden sei76. Aus vielen Gründen ist also aus der
Sicht Albertis die Basilika eigentlich der bessere Kirchenbau, den er anschließend in
zwei Ausführungen schildert, nämlich als dreischiffige Kirche ohne und als
fünfschiffige Kirche mit Querhaus, wobei das Mittelschiff einen Obergaden aufweist 77.
Als Beispiel einer solchen Basilika kann am besten die Kirche S. Spirito in Florenz
dienen, die Filippo Brunelleschi (1377-1446) ab 1444 plante und die erst lange nach
279
seinem Tod 1482 fertig gestellt wurde78. In Albertis Sätzen liegt offenbar auch die
Hauptquelle für die immer noch aktuellen Vorstellungen, nach welchen Grundsätzen
und Vorbildern die ersten christlichen Bauten errichtet worden seien. (Abb. 15)
Abb. 14
Rom, Maxentius-Basilika; Perspektivische Ansicht, Rekonstruktion Tognetti.
Abb. 15
Florenz, S. Spirito; Innenansicht der Basilika.
280
Die Basilika im konfessionellen Zeitalter
46
Alberti hatte für den Kirchenbau der kommenden Zeit die Richtung gewiesen, die von
Andrea Palladio (1508-1580) im 16. Jahrhundert weiterverfolgt und weiterentwickelt
wurde. Palladio publizierte 1570 ein eigenes Architekturtraktat, in das er den Text von
Vitruv aufnahm und gleichzeitig abwandelte79. Antike Bauten waren für den
Architekten aus Oberitalien zwar vorbildhaft, aber für neue Funktionen brauchte es
auch neue Formen. So legte er zum Beispiel zwar Pläne, d. h. Grund- und Aufriss, für
eine antike Basilika vor, die er aber mangels Kenntnis von archäologisch
nachgewiesenen Gebäuden aus dem Text des Vitruv rekonstruierte und sogleich
modifizierte. Er übernahm auch die Meinung Albertis, die antike Basilika habe die
Funktion als Gerichtsbasilika besessen, weswegen die Apsis fester Bestandteil gewesen
wäre80. (Abb. 16) Sein Plan einer Basilika gründet sich weitgehend auf Vitruvs Angaben
zur Basilika in Fano, was zum Beispiel die Maßverhältnisse angeht. Die Säulen dagegen
setzt er nicht als Kolossalordnung wie in Fano ein, sondern nimmt wie in Vitruvs
„Normalbasilika“ für jedes Geschoss eine eigene Säulenstellung, wodurch der
Innenraum kleinteiliger wirkt. Die Wände werden an ihrer Innenseite nach neuen
Vorstellungen mit Nischen unterteilt.
Abb. 16
Eine Basilika nach Palladio.
47
Auf diese Weise scheidet die antik-römische Basilika als Modell für moderne
Kirchenbauten praktisch aus. Palladios Vorstellungen einer Basilika entsprach die
Vitruvsche aber auch nur zum kleinen Teil, denn er kannte die Tradition der
mittelalterlichen Basilika oder des Palazzo della Ragione der oberitalienischen Städte,
die den Bürgerversammlungen und dem Handel dienten, so dass er die von ihm
geplante und realisierte Basilika von Vicenza sogleich mit eigenen Tafeln anschloss
281
(Basiliche de’nostri tempi)81. Die Frage des Kirchenbaus klammerte Palladio
erstaunlicherweise weitgehend aus. Sein viertes Buch, das den Tempeln Vorbehalten
ist, ist von allen Teilen seines Traktats das bei weitem umfangreichste. Aber nur in der
Einleitung kommt er kurz auf den christlichen Kult zu sprechen und übernimmt zu
großen Teilen Albertis Geschichte der frühen Christen, die sich in privaten Basiliken
versammelt und diese als gut empfunden hätten. Relativ ausführlich legte er
anschließend dar, wie viele neue Gebäudeteile beim Kultbau notwendig seien, um
antike Altbauten für den Kult zu adaptieren82.
48
Im 16. Jahrhundert wurde der Kirchenbau natürlich auch durch die Glaubensspaltung
stark beeinflusst. Die Kirchen der Reformation unterschieden sich in ihren Positionen
dabei deutlicher voneinander als etwa die lutherische von der römisch-katholischen
Kirche, die sich nach dem Konzil von Trient (1545-1563) neu formierte 83. Die
katholische Kirche favorisierte zumindest in ihren Hauptlinien einen neuen
Kirchenbautyp, der mit den Jesuiten schnell Verbreitung in Europa fand. Die
Mutterkirche des Ordens, Il Gesù, orientierte sich als Saalkirche mit
Mittelschiffwölbung und mit Seitenkapellen weitgehend am Vorbild Albertis.
Lutherische Kirchen stellten einen Sonderfall dar, weil Lutheraner im Allgemeinen die
alten Kirchenbauten sogar mit ihrer Einrichtung beibehielten84. Die Reformierten der
Niederlande oder Calvinisten, die von Genf aus ihre Reformation in Frankreich
verbreiteten, waren in ihrem Ansatz radikaler. Bei den Altbauten, die sie übernahmen,
kam es regelmäßig zu Bilderstürmen. ln Charenton, in den Außenbezirken von Paris,
errichtete der französische Hofarchitekt Salomon de Brosse im Jahr 1623 den Temple de
Charenton, nachdem der alte von fanatischen Katholiken ein Jahr zuvor niedergebrannt
worden war. Trotz seiner endgültigen Zerstörung nach der Rücknahme des Edikts von
Nantes 1685 ist dieser Kirchenbau relativ gut überliefert85. Der einfache rechteckige
Saal wird ringsum von monumentalen Säulen eingefasst, die insgesamt zwei Galerien
tragen, ungefähr auf halber Höhe und über der Kapitellzone. Der Rückbezug auf
Vitruvs Basilika von Fano ist evident, was schon die Anzahl der Säulen und die
kolossale Säulenordnung zeigt86. De Brosse passte den Entwurf an die eigenen
Erfordernisse an, indem er auf die Tribuna verzichtete. Dies wäre ein Zugeständnis an
den katholischen Kult gewesen. Der calvinistische Gottesdienstraum besitzt keinen
Altar und mithin keinen Altarraum. Der Zweck der Predigt wird viel besser durch ein
hohes Rednerpult erfüllt. Die Emporen, die auch Vitruvs Basilika haben konnte, hatten
im evangelischen Gottesdienst eine ganz konkrete Aufgabe, nämlich den nötigen Platz
für alle Gläubigen zu bieten, die beim sonntäglichen Gottesdienst vereint wurden. (Abb.
17) Architekturikonographisch betrachtet, konnten die Kirchen der Reformation leicht
einen Bau wie Vitruvs Basilika verwenden, denn der protestantische Kirchenraum gilt
nicht als geweihter Sakralraum, sondern als profaner Raum. Auch die Kirchen
lutherischer Tradition haben daher vereinzelt diesen Bautyp übernommen, ohne sich
allerdings so wörtlich an Vitruv zu orientieren. Erinnert sei an die Friedenskirchen in
den schlesischen Städten Jauer und Schweidnitz87 oder an die große Dorfkirche in
Cunewalde (Oberlausitz, heute Sachsen).
282
Abb. 17a und b.
Charenton bei Paris, Temple der Hugenotten. Aquarell von Achilles Wertemann und Kupferstiche von
Jean Marot nach Zeichnungen des Salomon de Brosse.
Die Basilika in den letzten 200 Jahren
49
Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Thema „Basilika“wieder aktuell. Schauplatz
war zunächst Paris, wo in den Jahrzehnten vor der Französischen Revolution einige
Kirchen neu errichtet wurden, die im frühchristlichen Stil gehalten waren oder sich an
dem Text des Vitruv orientierten, wie zum Beispiel St-Philippe-du-Roule. Im Zuge des
aufkommenden Klassizismus setzte eine neue Rückwendung zur Antike ein. Doch erst
nach dem Wiener Kongress folgte der zweite Teil der Geschichte, die
Wiederentdeckung der Basilika88.
50
Die berühmteste Kirche des 19. Jahrhunderts war wahrscheinlich eine Ruine – die
Basilika St. Paul vor den Mauern, die im Juli 1823 aus Unachtsamkeit abgebrannt war.
Von den großen päpstlichen Kirchen der Stadt Rom war diese die einzige gewesen, die
ihr ursprüngliches Aussehen aus dem 4. Jahrhundert weitgehend bewahrt hatte. (vgl.
Abb. 9) Umso stärker wurde der Verlust weltweit wahrgenommen, und die Kirche
wurde in den nächsten Jahrzehnten wiederaufgebaut. Das Interesse an dieser Kirche
spiegelte sich in vielen Ländern Europas, wo Kirchen nach dem Muster von St. Paul vor
den Mauern entstanden.
51
Gleichzeitig war jedoch das Interesse an der Struktur der Basilika an sich geweckt
worden. Auch wurde die Frage gestellt, ob es nicht doch möglich wäre, eine der antiken
Basiliken des alten Rom zu finden. Immerhin hatte man mit Hilfe der neuen
Wissenschaft der Archäologie mittlerweile eine Basilika gefunden, und zwar die von
Pompeji. Als Herculaneum und Pompeji zu Füßen des Vesuv in den Jahren 1738 bzw.
1748 zunächst nur durch Zufall entdeckt wurden, hatte eine neue Ära der Archäologie
283
begonnen, die weltweites Aufsehen erregte. Jetzt schien es möglich, die Antike wieder
ans Licht zu holen. Unter der französischen Besatzung Italiens (1806-1815) wurden bei
der Fortsetzung der Grabungen in Pompeji das Forum und die Basilika entdeckt. Es war
eine Sensation, dass erstmals eine Basilika ergraben wurde, allerdings blieb es fraglich,
ob diese in einen römischen oder mehr hellenistischen Kontext gehörte 89.
52
Auch in Rom selbst hatte es unter der französischen Herrschaft punktuelle
Ausgrabungen und erste Restaurierungen gegeben. Dabei ging es mehr darum, einzelne
Monumente wie die Trajanssäule oder Triumphbögen zu isolieren und gegebenenfalls
zu ergänzen; sie dienten als Vorlage für das neue Paris Napoleons. Bei der Trajanssäule
kamen bei solch einer Gelegenheit 1812/14 die Reste der Basilica Ulpia zutage, jedoch
nur ihr mittlerer Teil. Wie sie zu rekonstruieren war, blieb offen 90.
53
Der Nutzen der Archäologie war in jenen Jahren also klar ersichtlich: Jahrhunderte lang
hatten sich Architekten mit ihrem ganzen Scharfsinn um Vitruvs Traktat bemüht, um
ihn zu verstehen und um ihn auf ihre aktuelle Situation anzuwenden. Jetzt schien es
möglich, mit ein paar Spatenstichen die Geschichte innerhalb kürzester Zeit ans Licht
zu holen. Archäologische Ausgrabungen waren also auch in Rom gefragt, um die
Struktur des Forum Romanum mit seinen Bauten zu ergründen. Bislang war es ein
Campo vaccino, eine Kuhweide, die die Geschichte versteckte statt präsentierte. Eine
weitere wichtige Ausgrabungsstätte kam wenige Jahre später hinzu – in Trier. Eine
selten vorkommende glückliche Konstellation führte dazu, dass Archäologen und
Architekten, Herrscher und begeisterte Laien in wenigen Jahren einen zentralen
Abschnitt der römischen Geschichte und Archäologie neu schreiben konnten oder
zumindest den Anfang dafür machten. Motor des ganzen Unternehmens war offenbar
Christian Karl Josias von Bunsen, der seit 1816 in Rom weilte und von 1821 bis 1838 als
preußischer Gesandter am Hof des Papstes akkreditiert war91. Er vermochte den
preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, den nachmaligen König Friedrich
Wilhelm IV., für die römische Archäologie zu begeistern92. Auch der Kronprinz hatte
konkrete Interessen, er wollte seine Hauptstadt Berlin weiter ausbauen. Er plante die
Neubebauung der „Museumsinsel“. Neben dem Schloss wurde eine neue Kirche in
frühchristlichem Stil nach dem Vorbild der Kirche St. Paul vor den Mauern geplant,
dahinter war ein riesiges Areal als Museumsbereich vorgesehen. Dieses Herzstück
Berlins nannte er Forum Palatinum, Basilica Coloniensis antiqua, palatium cum museo – ein
Berliner Forum nach dem Vorbild des Forum Romanum.
54
Die Chronologie der Ereignisse, bei denen Bunsen immer dabei war und eine wichtige
Rolle spielte, spricht für sich: 1827 wurde in Rom nach vielen Anläufen beschlossen,
endlich das Forum archäologisch zu erforschen. 1828 besuchte der Kronprinz Rom und
ließ sich viele archäologische Stätten zeigen. 1829 wurde in Rom, auf dem Gelände der
preußischen Gesandtschaft, die sich damals auf dem Kapitol befand, und mit
massgeblicher Unterstützung des preußischen Kronprinzen das „Instituto di
Corrispondenza Archeologica“gegründet, das erste Archäologische Institut der Welt, in
dessen Nachfolge heute das Deutsche Archäologische Institut steht. Die Aufgabe des
Instituts war, von den archäologischen Ausgrabungen zu berichten, so dass diese
schnell publik würden.
55
Die auf dem Forum angelaufenen Ausgrabungen stockten nach einiger Zeit wieder.
Bunsen fertigte einen Zwischenbericht an, der 1835 publiziert wurde, in dem er den
Stand der Arbeiten dokumentierte: der freie Platz des Forums war schon recht
zuverlässig erkennbar, doch die ihn umgebenden Gebäude, darunter die beiden
284
wichtigen Basiliken, Basilica Aemilia und Basilica Julia waren offenbar nicht richtig zu
erkennen. Die angegebenen Stützenfundamente ergeben andere Grundrisse und sind
wohl mit viel Phantasie aus Vitruvs Schriften erschlossen worden. Der Erfolg ließ also
noch auf sich warten93. (Abb..18)
56
In einer Provinzstadt des Römischen Reiches, jetzt preußische Provinzstadt, nämlich
Trier, hatten die Nachforschungen etwas mehr Fortune. In Trier, das für seine
Römerbauten bekannt ist, steht zwischen Kaiserthermen und Stadtmitte das
erzbischöfliche Palais, in das ein Römerbau integriert war, die „Basilika“. Dieses antike
Bauwerk, das aus dem Anfang des vierten Jahrhunderts stammt, hatte immerhin noch
eine in voller Höhe – zwei Stockwerke - aufrecht stehende Außenmauer und eine
riesige Apsis. Um 1820 wurde der Bau als antike Markt-oder Gerichtsbasilika
angesehen. Mit diesem Befund musste die antike Ruine allerhöchstes Interesse
hervorrufen, von der Fachwelt wie vom Königshaus94.
57
Grund- und Aufriss des Gebäudes ließen sich zeichnerisch recht gut ergänzen, daher lag
es nahe, zu versuchen, ob dieser mit Vitruvs Maßangaben einer Basilika in
Übereinstimmung zu bringen sein könnte. Franz Kugler hat entsprechende
Berechnungen angestellt und publiziert95. Auch wenn es keine signifikanten
Übereinstimmungen mit Vitruv gab, wurde die Theorie, dass es sich um eine Basilika
gehandelt habe, weiterverfolgt, und es erschien lohnenswert, den Bau wieder zu
rekonstruieren. Günstige Umstände ließen diesen Wunsch der Bauhistoriker in
Erfüllung gehen: Die Herstellung als Basilika würde einen großartigen Raum für die
junge protestantische Kirchengemeinde abgeben, die seit wenigen Jahren dank der
Preußen hier ansässig war - tatsächlich entstand für eine Gemeinde von wenigen
hundert Mitgliedern das zweitgrößte evangelische Gotteshaus Deutschlands. Und der
König, der so viel für römische Architektur übrig hatte, war leicht zu gewinnen. Auf
diese Weise wurde die „Basilika“, die heute lieber als Palastaula angesprochen wird,
unter Leitung der führenden preußischen Architekten und Architekturhistoriker
wiederhergestellt. Es handelte sich um die erste große Antikenrekonstruktion. Für die
damalige Zeit waren die Ergebnisse beachtlich. Zwar wurde mancher Detailbefund
nicht berücksichtigt oder zerstört, aber der große Raum wurde als solcher
wiederhergestellt, und nicht, wie es den Wünschen mancher entsprochen hätte, als
dreischiffiger, eng verstellter Innenraum96. (Abb. 19, 20)
285
Abb. 18
Rom, Forum Romanum. Plan nach den Ausgrabungskampagnen nach 1827, Stand 1835. Die Lage
des Platzes ist klar, die Grundrisse der Gebäude großenteils noch unsicher (Zeichner Johannes Knapp
und Karl Scheppig; Stecher Th. Trojanus; Anfertigung unter Anleitung Bunsens, 1835).
58
Im 19. Jahrhundert hat die Archäologie ihre ersten großen Triumphe feiern können. Es
ging darum, die antiken Bauten für die Gegenwart nutzbar zu machen. In einer Rede
zum Geburtstag der Stadt Rom, die Bunsen am 21. April 1836 im lnstituto di
Corrispondenza hielt und die er dem Architekten und Archäologen Luigi Canina
widmete, führte er dies genauer aus. Nach dem Frieden (von 1815) promeniere ganz
Europa und Amerika vor dem alten Rom. Es gebe jetzt eine Arbeit, die nie vorher
richtig versucht worden sei, die aber fruchtbar für die eigene Kunst und die
Bedürfnisse der Gegenwart sei, nämlich die detailgetreue architektonische
Rekonstruktion von Tempeln, Basiliken und anderen Gebäuden der Fora, die jetzt
durch die Ausgrabungen möglich seien. Diese würden der europäischen öffentlichen
Architektur die besten Modelle und reichsten Ideen liefern. Die Idee des Caesar-Forums
und der nach diesem gestalteten Kaiserfora eignete sich hervorragend für Bauaufgaben
wie öffentliche und Verwaltungsgebäude einer Metropole, wenn gewisse
Modifikationen – z. B. durch Klima oder andere Faktoren bedingt – berücksichtigt
würden97. Diese Begeisterung wurde zwar nicht von allen geteilt, wie Fanny
Mendelssohn, die Schwester des Komponisten, in ihren Tagebüchern einige Jahre
später aus Rom berichtete98, aber die Rede spiegelt eine für das ganze 19. Jahrhundert
maßgebliche Grundstimmung wider, die eine Grundlage für die Architektur bis zum
Ersten Weltkrieg wiedergibt. Der Bautyp der Basilika wurde fortan vielfältig genutzt.
Dem Sinne Bunsens entsprachen wohl am meisten die neuen Kurbäder, wo die
Promenade und Wandelhalle zum zentralen, vor allem gesellschaftlichen Bestandteil
des Kuraufenthaltes wurden. Die Wandelhalle von Bad Kissingen ist ein prominentes
spätes Zeugnis dieser Kultur, von Max Littmann 1910/11 bereits mit dem neuen
Baustoff Beton ausgeführt99. (Abb. 21) Aber auch die moderne Industrie konnte sich der
Basilika bedienen, wie das Beispiel der Sayner Hütte lehrt. Der Ofen an Stelle des Altars
hatte sogar noch eine originelle Bedeutung, aber auch rein praktisch war eine Basilika
ein geeigneter Raum für die industrielle Fertigung, weil sie durch den Obergaden für
gutes Licht sorgte, also ein Vorläufer der Fabrikhallen mit Oberlicht war 100.
286
Abb. 19
Trier, Basilika; Blick auf originale Apsis und Nordwand.
Abb. 20
Trier, Basilika nach der Wiederherstellung, Foto vor 1890.
287
Abb. 21
Bad Kissingen, Wandelhalle im Kurbezirk; Architekt Max Littmann.
Resümee
59
Die Basilika, wie sie noch heute in den Wörterbüchern und Fachlexika definiert und
beschrieben wird, stellt sich als ein Relikt der Forschungsgeschichte dar. Die
Erläuterungen spiegeln die historische Sicht der Zeit um 1800 wider, als es darum ging,
Geschichte und Monumente in möglichst langen Entwicklungslinien darzustellen.
Damals wurde auf Kontinuität Wert gelegt, man versuchte, Linien von Ägypten und
vom königlichen Athen her zum Römischen Reich und zum Christentum zu ziehen 101.
Manche Thesen werden offenbar seit Jahrhunderten weitergetragen, wie zum Beispiel
der Funktionsaspekt. Dass antike Basiliken generell für Gerichtszwecke genutzt worden
seien, ist ein anderer dieser anscheinend unausrottbaren Topoi. Außerdem haben die
Ausgrabungen gelehrt, dass die Gestalt der antiken Basilika sehr unterschiedlich sein
konnte. Im Christentum spielte und spielt die Basilika eine herausragende Rolle. Die
Situation ist trotzdem fast paradox: An den mittelalterlichen Bauten ist der basilikale
Charakter, wie ihn wohlgemerkt moderne Autoren definiert haben, überraschend klar
und dauerhaft zu erkennen. Erst in der Renaissance- und Barockzeit, als Vitruvs Text
immer besser ediert werden konnte, wurde die Form der Basilika merkwürdig
heterogen. Diese Situation ist nur dadurch erklärbar, dass Vitruv eine derart
herausgehobene Stellung hat, nicht weil er der beste Architekt des Römischen Reiches
gewesen wäre, sondern weil sein Traktat als einziges die Antike nahezu unbeschadet
überlebt hat. Seit Jahrhunderten hat man sich darum bemüht, seinen Text zu verstehen
und zu interpretieren.
288
Abbildungsnachweis
60
Abb. 1: Koepf / Binding (wie Anm. 8), hier 4., überarb. Aufl. 2005.
61
Abb. 2: Canina 1846 (wie Anm. 18).
62
Abb. 3: Krüger 2000 (wie Anm. 18).
63
Abb. 4, 5, 6: Ohr 1975 (wie Anm. 22).
64
Abb. 7, 9,10,11,13,19: Jürgen Krüger.
65
Abb. 8: Krautheimer 1981 (wie Anm.46).
66
Abb. 12: Vitruv / Germann 1987 (wie Anm. 1).
67
Abb. 14: Reclams Kunstführer Rom; Stuttgart 1994.
68
Abb. 15: Günther 2009 (wie Anm. 78).
69
Abb. 16: Palladio 1570 (wie Anm. 72).
70
Abb. 17: Hamberg 2002 (wie Anm. 85).
71
Abb. 18: Bunsen 1835 (wie Anm. 93).
72
Abb. 20: Krüger 1995 (wie Anm. 3).
73
Abb. 21: Witold Miratov, Wikimedia Commons.
NOTES
1. Neben der jeweils genannten Literatur und den grundlegenden Texteditionen ist allgemein auf
folgende Literatur hinzuweisen: Sabina Weyrauch: Die Basilika des Vitruv. Studien zu
illustrierten Vitruvausgaben seit der Renaissance mit besonderer Berücksichtigung der
Rekonstruktion der Basilika von Fano; Diss. phil. Tübingen 1976. – Wenn nicht anders angegeben,
verwende ich als heute maßgebliche Edition und Übersetzung: Vitruv: Zehn Bücher über
Architektur, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Curt Fensterbusch (lat. u. deutsch);
Darmstadt 1964. – Daneben sei als Text auch auf die Übersetzung von August Rode 1796
verwiesen, deren Neuedition interessante Akzente setzt: Georg Germann (Einf.): Vitruv:
Baukunst; Übersetzung August Rode; Neued. der Ausgabe 1796; 2 Bde. Zürich 1987. – Als aktuelle
textkritische Edition des lateinischen Textes ist auf die französische Ausgabe zu verweisen:
Catherine Saliou: Vitruve: De l'architecture; Livre 5: Texte établi, traduit et commenté par
Catherine Saliou (Collection des universités de France; Série latine, 393); Paris 2009.
2. Karlfriedrich Ohr: Die Basilika in Pompeji (Denkmäler andker Architektur, 17); Berlin 1991. –
Der Publikation liegt die bauhistorische Dissertation (Dr.-Ing.) an der Technischen Hochschule
Darmstadt (1973) zugrunde.
3. Jürgen Krüger: Rom und Jerusalem. Kirchenbauvorstellungen der Hohenzollern im 19.
Jahrhundert (Acta humaniora); Berlin 1995, S. 23-41 (Die Basilika zum Erlöser in Trier). – Dem
Buch lag die Habilitationsschrift zugrunde, die 1993 am Institut für Kunstgeschichte (Dr. phil.
habil.) der Universität Karlsruhe angenommen wurde.
289
4. Die Basilika. Ein herausragender Bautypus der europäischen Architekturgeschichte; BasilikaKolloquium Stiftung Bibliothek Werner Oechslin, 20.-23. September 2007, in Zusammenarbeit mit
Jürgen Krüger und Jürgen J. Rasch (Universität Karlsruhe).
5. Jürgen Krüger: Die Basilika - Ein herausragender Bautypus der europäischen
Architekturgeschichte (Kolloquiumsbericht), in: Scholion. Bulletin 5,2008, S. 165-167.
6. Ziel dieser Darstellung ist also kein Beitrag zur Frage der Genese der christlichen Basilika.
Diese Frage hat Anfang der 1950er-Jahre zu kontroversen und heftigen Diskussionen zwischen
Archäologen, Christlichen Archäologen, Bauhistorikern, Kunsthistorikern und Vertretern
weiterer Disziplinen geführt und in den folgenden Jahren eine große Anzahl von Beiträgen
hervorgebracht. Vgl. abschließend dazu Ernst Langlotz: Der architekturgeschichtliche Ursprung
der christlichen Basilika (Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften. Geisteswissenschaften.
Vorträge G 172); Opladen 1972.
7. Das Internet bedeutet dabei keinen qualitativen Fortschritt, sondern spielt nur als Medium
eine Rolle, weil dasselbe Wissen auf andere Weise zur Verfügung steht. In den anderen wichtigen
Sprachen unserer Wissenschaften – Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch – ist die Lage
ähnlich.
8. Hans Koepf / Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur; 3. Aufl., überarb. von Günther
Binding, Stuttgart 1999, hier S. 47-49 s. v. Basilika. – Nach 1999 sind inzwischen zwei weitere
Auflagen dieses Bildwörterbuchs erschienen, die jüngste im März 2016. In beiden sind Text und
Bilder zum Stichwort Basilika unverändert geblieben.
9. Der hier geforderte lateinische Begriff ist tribunal. Auf die Begriffe tribuna / tribunal wird weiter
unten eingegangen.
10. Koepf / Binding 1999 (wie Anm. 8), S. 49.
11. Die Herkunft der beiden Abbildungen konnte bislang nicht identifiziert werden. Allen
indirekten Hinweisen, die das Lexikon selbst bietet, wurde ergebnislos nachgegangen. Denkbar
ist die Übernahme von Abbildungen aus Enzyklopädien aus dem Ende des 19. oder beginnenden
20. Jahrhundert. Der Autor ist für jeden Hinweis dankbar.
12. Besprechungen der dritten Auflage: Dankwart Leistikow, in: Journal für Kunstgeschichte 7,2003,
S. 195-198; Klaus Tragbar, Klaus, in: Burgen und Schlösser 45, 2004, S. 274-275. – Es ist wichtig, sich
klarzumachen, mit welchen Interessen die Autoren dieses Wörterbuch bearbeitet haben. Koepf
war als Hochschullehrer ein Generalist, der die gesamte Architektur im (Über-)Blick hatte.
Binding ist auf mittelalterliche Architektur spezialisiert.
13. Kröners Taschenwörterbuch steht in einer längeren Tradition, die ihre Anfänge in der
französischen und englischen Enzyklopädistik hat. – Der Blick in die Fachwissenschaften hilft nur
bedingt weiter. Der Eintrag in Wasmuths Lexikon der Baukunst wurde von dem Theologen und
Christlichen Archäologen Joseph Sauer verfasst: Joseph Sauer: Basilika, in: Wasmuths Lexikon der
Baukunst, Bd. 1, Berlin 1929, S. 342-347. - Ernst Langlotz/Friedrich Wilhelm Deichmann: Basilika,
in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 1, Stuttgart 1950, Sp. 1225-1259; dieser Eintrag
entspricht einem kompletten Forschungsbericht und stellt damit etwas ganz anderes dar als es
ein Handwörterbuch leisten will. – Vgl. als einen ersten Beitrag zu einer Geschichte solcher
Wörterbücher Noell, Matthias: Wörterbücher zur Architektur des Mittelalters. Anmerkungen zur
Etablierung einer Wissenschaftssprache 1820-1850, in: Zoe Arnold (Red.): Wissensformen.
Sechster Internationaler Barocksommerkurs Stiftung Bibliothek Werner Oechslin, Einsiedeln;
Zürich 2008, S. 254-271.
14. Johann Joachim Winckelmann: Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in
der Malerey und Bildhauerkunst; 2. Aufl. Dresden / Leipzig 1756 (auch online zugänglich).
15. Davon zu unterscheiden ist eine Kunstgeschichte als Geschichte einzelner Künstler, wie sie
bereits Giorgio Vasari (1511-1574) vorgelegt hatte. Eine Künstlergeschichte steht bei ihm im
Vordergrund, auch wenn er die Künstler nach großen Epochenbegriffen geordnet hat.
290
16. Baptiste Louis Georges Seroux d’Agincourt: Histoire de l’Art par les monumens, depuis sa
décadence au IVe siècle jusqu’à son renouvellement au XVIe; Paris 1810-23 (auch als Digitalisai).
17. Seroux D’Agincourt, Jean Baptiste: Sammlung von Denkmälern der Architectur, Sculptur und
Malerei vom 4. bis zum 16. Jahrhundert. 3335 Abbildungen auf 328 Kupfertafeln, nebst
erläuternden Texten. Revidiert von A. Ferdinand von Quast; 3 Bde. Frankfurt 1840 (und andere
Ausgaben).
18. Luigi Canina: Ricerche sull’architettura più propria die tempj cristiani, basate sulle primitive
istituzioni ecclesiatiche e dimostrate tanto con i più insigni vetusti edifizj sacri quanto con alcuni
esempj di applicazione; Rom 1846, Taf. 3 und Text S. 24.
19. Canina 1846 (wie Anm. 18), S. 19-20 und Taf. 1.
20. Jürgen Krüger: Die Grabeskirche zu Jerusalem. Geschichte, Gestalt, Bedeutung; Regensburg
2000, hier S. 13-14, Abb. 5.
21. Die Literatur zu Vitruv und seinen Traktat ist sehr reich. Wichtig sind die Studien des
französischen Altmeisters der Vitruv-Forschung: Pierre Gros: Vitruve et la tradition des traités
d‘architecture. Fabrica et radocinatio. Recueil d‘études (Collection de l'Ecole Française de Korne; 366);
Rom 2006 (gesammelte Aufsätze); Pierre Gros: L’architecture romaine du début du IIIe siècle av.
J.-C. à la fin du Haut-Empire; 2 Bd. Paris 1996, hier Bd. 1, S. 235-260. – Als moderne textkritische
Edition ist auf Vitruve / Saliou 2009 (wie Anm. 1) mit französischer Übersetzung und Kommentar
zu verweisen.
22. Vitruv / Fensterbusch 1964 (wie Anm. 1), hier Lib. V, cap. I (Fensterbusch S. 204-211).
23. Karlfriedrich Ohr: Die Form der Basilika bei Vitruv, in: Bonner Jahrbücher 175, 1975, S. 113-127.
– Pierre Gros stimmt Ohrs Schlussfolgerungen im Wesentlichen zu: Pierre Gros: La basilique de
forum selon Vitruve, V, 1: la norme et l‘expérimentation, in: Deutsches Archäologisches Institut.
Architekturreferat (Hrsg.): Bauplanung und Bautheorie der Antike (Diskussionen zur
archäologischen Bauforschung; Bä. 4); Berlin 1984, S. 49-69, hier S. 58. – Vgl. jetzt auch Jan
Büchsenschuß: Auf der Suche nach der idealen Schildkröte. Vitruvs Basilikabeschreibung in
deutschen Übersetzungen – ein semiotisches Abenteuer; Herbolzheim 2014, S. 32 und 33 nennt
Ohrs Aufsatz „für die kommenden Jahrzehnte maßgebend“ und „prägend“.
24. Die nicht leicht verständlichen und oft falsch übersetzten Passagen sind am besten analysiert
bei Ohr 1975 (wie Anm. 23) und Gros 1984 (wie Anm. 23).
25. Die Art der Bedachung ergibt sich aus dem lateinischen testudo, der wörtlich mit Schildkröte
übersetzt werden müsste. Dieser Begriff stammt aus der Militärsprache und bezeichnete ein
Schutzdach der Soldaten, das im Anfang aus den Schilden der Soldaten gebildet, später ähnlich
einem hölzernen Dachstuhl eigens hergestellt wurde; vgl. Weyrauch 1976 (wie Anm. 1), S. 44-46. –
S. auch die neue Studie von Büchsenschuß 2014 (wie Anm. 23), der sich mit den Problemen der
Übersetzung des Wortes testudo beschäftigt. – Zur Holzkonstruktion des Daches vgl. aber auch
Günther Binding/Susanne Linscheid-Burdich: Planen und Bauen im frühen und hohen Mittelalter
nach den Schriftquellen bis 1250. In Zusammenarbeit mit Julia Wippermann; Darmstadt 2002, S.
190-191 zu den lateinischen bzw. mittelalterlichen Begriffen der Holzkonstruktionen.
26. Dass das zweite Geschoss niedriger zu rekonstruieren ist als bisher angenommen, formuliert
Ohr 1975 (wie Anm. 23), S. 122. Der früher geläufige Text mit Übersetzung beruht nach Ohr auf
einem falsch hinzugefügten späteren Einschub.
27. Im klassischen Latein existiert nur das Wort tribunal, das eine erhöhte gerundete Bühne
meint, zu der Stufen führten, worauf vielleicht ursprünglich der Tribun, später auch andere
obrigkeitliche Personen während ihrer öffentlichen Amtshandlungen saßen; Karl-Ernst Georges
/ Thomas Baier, (Hrsg.): Der neue Georges. Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch; 2 Bde.,
neu bearb. Aufl. Darmstadt 2013, hier Bd. 2, Sp. 4809. – Von ihm abgeleitet wurde im Mittelalter
das Wort tribuna; vgl. weiter unten, S. 221.
291
28. Vitruv / Fensterbusch 1964 (wie Anm. 1), S. 210 bzw. 211 letzter Absatz des Basilika-Kapitels.
Mit diesen Bemerkungen empfiehlt er sich nachdrücklich allen, die wie der Kaiser mit ihren
Gebäuden beeindrucken und gleichzeitig doch sparsam sein wollen.
29. Belegstellen dafür finden sich im Thesaurus Linguae Graecae s. v. „basilik“.
30. Den Zusammenhang arbeitet gut heraus Thuri Lorenz: Überlegungen zur Vorgeschichte der
frühchristlichen Basilika, in: Boreas 23/24, 2000/2001, S. 113-132, hier S. 116-117.
31. Hermann Nohl: Index Vitruvianus; Leipzig 1876 (ND Darmstadt 1965), S. 14, s. v. basilica.
32. Vitruv / Fensterbusch (wie Anm. 1), Lib. VI, 5, 2 (Fensterbusch S. 282-285). Vgl. dazu Lorenz
2001 (wie Anm. 30), S. 121-122.
33. Ad Atticum II 14, 2; zitiert nach Cicero, Marcus Tullius: Atticus-Briefe. Lateinisch-deutsch;
Hrsg. von Helmut Kasten (Tusculum-Bücherei); München 1959, S. 116. – Vgl. auch Lorenz 2001 (wie
Anm. 30), S. 122.
34. 2 Chr 4, 9 und 6, 13.
35. Im Zusammenhang mit den Kirchenbaudiskussionen des 16. Jahrhunderts stellt Jobst auch die
frühchristliche Situation dar: Christoph Jobst: Die christliche Basilika im 16. Jahrhundert, in:
Zeitsprünge. Forschungen zur Frühen Neuzeit 1, 1997, S. 698-749, hier besonders S. 729 und 733-739.
36. Christine Mohrmann: Etudes sur le latin des chrétiens; Bd. 4: Latin chrétien et latin médiéval
(Storia e letteratura, 143); Rom 1977, S. 213 (Les dénominations de l'église en tant qu‘édifice en grec
et en latin au cours des premiers siècles chrétiens); Lorenz 2001 (wie Anm. 30), S. 123-124.
37. Paul Geyer: Itinera Hierosolymitana saeculi III-IV (Corpus scriptorum eccllesiasticorum
Latinorum, 39); Prag 1898, S. 22; vgl. Herbert Donner: Pilgerfahrt ins Heilige Land. Die ältesten
Berichte christlicher Palästinapilger (4.-7. Jahrhundert); Stuttgart 1979 (ND 2002), S. 35-67 zum
Pilger von Bordeaux, bes. S. 58 (Übersetzung).
38. Hugo Brandenburg: Die frühchristlichen Kirchen Roms vom 4. bis zum 7. Jahrhundert. Der
Beginn der abendländischen Kirchenbaukunst; Regensburg 2004, hier S. 114-130 zu St. Paul vor
den Mauern, S. 122 zum Mosaik. – Nach dem Brand von 1823 wurde die Kirche maßstabsgetreu,
jedoch mit Veränderungen wiederaufgebaut. Das Mosaik am Triumphbogen ist im Wesentlichen
eine Neusetzung nach alten Vorlagen.
39. Zum Gebrauch in der Frühzeit des Christentums vgl. speziell Antonio Ferrua: I più antichi
esempi di, basilica'per,aedes sacra', in: Archivio glottologico italiano 25, 1933, S. 142-146, und
allgemein Mohrmann 1977 (wie Anm. 36), S. 228-229. – Vgl. jetzt auch Luca Crippa: La Basiüca
Cristiana nei testi dei Padri dal II al IV secolo (Monumenta Studia Instrumenta Liturgica, 32);
Vatikanstadt 2003.
40. Isidor, Origines XVI 4,11. – Vgl. Lorenz 2001 (wie Anm. 30), S. 115.
41. Achim Masser: Die Bezeichnungen für das christliche Gotteshaus in der deutschen Sprache
des Mittelalters; mit einem Anhang Die Bezeichnungen für die Sakristei (Philologische Studien und
Quellen 33); Berün 1966. Hier im Register s. v. Basilika. – Vgl. auch Binding / Linscheid 2002 (wie
Anm. 25), S. 313-319.
42. Michael Altripp: Die Basilika in Byzanz. Gestalt, Ausstattung und Funktion sowie das
Verhältnis zur Kreuzkuppelkirche (Millenium-Studien; 42); BerÜn 2012. - In der Einführung gibt
Altripp einen Überbück über die Schwierigkeiten der Definition im griechischen Raum.
43. Vgl. Internetrecherchen s. v. Basilika (Titel). Die hier aufgeführten Bücher sind in
Deutschland nicht alle zu erhalten.
44. Paul D. Scotton: The basilica at Fano and the Virtuvian Norm, in: Laurence Cavalier /
Raymons Descat / Jacques des Courtils (ed.): Basiliques et agoras de Grèce et d'Asie Mineure
(Ausonius Editions. Mémoires, 27); Bordeaux 2012, S. 25-90.
45. Lorenz 2001 (wie Anm. 30); S. 118-120. – Vgl. ferner Udo Kultermann: Die Maxentius-Basilika.
Ein Schlüsselwerk spätantiker Architektur (Architektur der Welt, 1); Weimar 1996.
46. Richard Krautheimer: Early Christian and Byzantine Architecture (Pelican History of Art); 4.
Aufl. New York 1981 (1. A. 1965), S. 36-37.
292
47. In diesem Beitrag werden zwei Fragen nicht behandelt, weil dies den Rahmen sprengen
würde, die Frage, wie christliche Versammlungsräume in den ersten drei Jahrhunderten
ausgesehen haben, und, in wieweit Beeinflussungen vom Synagogenbau erfolgte, Zur ersten
Frage vgl. L. Michael White: The social origins of Christian architecture. Building God‘s house in
the Roman world. Architectural adaption among pagans, Jews, and Christians (Harvard theological
studies 42); 2 Bde. Valley Forge PA 1990, auch zu S. Crisogono, zur Basilika etc. – Zum Problem
Basilika, Synagogen- und Kirchenbau vgl. die gründliche Studie für Bauten in Palästina Asher
Hiram: Die Entwicklung der antiken Synagogen und altchristlichen Kirchenbauten im Heiligen
Lande, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 19,1962, S. 7-63.
48. Brandenburg 2004 (wie Anm. 38), S. 16-54 (Lateran), 91-103 (St. Peter), 114-130 (St. Paul vor
den Mauern), 176-189 (S. Maria Maggiore). – Als Darstellung der Gesamtentwicklung, auch unter
urbanistischen und soziologischen Fragestellungen, sei vor allem auf die folgende Publikation
hingewiesen: Richard Krautheimer: Rom, Schicksal einer Stadt 312-1308; München 1987, mit
ausführlichem Register.
49. Vgl. den instruktiven Vergleich der Grundrisse bei Alberto Carpiceci / Marco Carpiceci: Come
Costantino chiese Silvestro d‘entro Siratti. Constantino il grande, San Silvestro e la nascita delle
prime grandi basliche cristiane; Rom 2006, S. 86 (hier allerdings Basilica Ulpia, St. Peter und
Lateran).
50. Sible De Blaauw: Imperial Connotations in Roman Church Interiors. The Significance and
Effect of the Lateran Fastigium, in: Acta ad Archaeologiam et atrium historiam pertinentia 15 (= N.S.
1), 2001, S. 137-146. – Sible De Blaauw lieferte wichtige Studien zur frühchristlichen Architektur
Roms.
51. Vgl. zusammenfassend Brandenburg 2004 (wie Anm. 38), S. 20-36. – Die unterschiedlichen
Wurzeln der christlichen Basilika diskutiert Dale Kinney: The Church Basilica, in: Acta ad
Archaeologiam et atrium historiam pertinentia 15 (= N.S. 1), 2001, S. 115-135. – S. aber auch den
Beitrag von Jürgen Rasch in diesem Band.
52. Brandenburg 2004 (wie Anm. 38), S. 167-175.
53. Stefan Schuler: Vitruv im Mittelalter (Pictura et Poesis; 12); Köln 1999. – Vgl. auch HannoWalter Kruft: Geschichte der Architekturtheorie. Von der Antike bis zur Gegenwart; 3., durchges.
und erg. Aufl. München 1991, hier S. 31-43 (Kap. 2: Die Überlieferung Vitruvs und die
Architekturtheorie im Mittelalter). - Frank Zöllner: Vitruvs Proportionsfigur. Quellenkritische
Studien zur Kunstliteratur im 15. und 16. Jahrhundert (Manuskripte zur Kunstwissenschaft, 14);
Worms 1987, liefert S. 44-62 eine handliche Übersicht über die Vitruv-Rezeption im Mittelalter.
54. Daneben sind als für die Baukunst wichtige Texte die Schriften der römischen Agrimensoren
zu nennen; vgl. Günther Binding: Bauvermessung und Proportion im frühen und hohen
Mittelalter (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 61); Stuttgart 2015, S. 48-55.
55. Dietrich Conrad: Kirchenbau im Mittelalter. Bauplanung und Bauausführung; 6. Aufl. Leipzig
2011 (1. Aufl. 1990). Der Autor geht an vielen Stellen auf Vitruv ein.
56. Für die nachantike Rezeption der Basilika vgl. auch den Lexikonartikel von Barbara Kilian:
Basilika, in: Der Neue Pauly; Bd. 13: Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte; Stuttgart 1999, Sp.
422-430.
57. Die karolingische Epoche ist für die Überlieferung von Vitruv-Traktaten extrem wichtig. Es
wurden hervorragende Abschriften hergestellt, ohne sie wäre das Wissen um Vitruv vielleicht
ganz verloren gegangen. Vitruvs Traktat wurde häufig zusammen mit anderen technischen
Handschriften abgeschrieben, von denen auch Zeichnungen übernommen wurden; vgl. Bernhard
Bischoff: Mittelalterliche Studien. Ausgewählte Aufsätze zur Schriftkunde und
Literaturgeschichte; 3 Bd. Stuttgart 1966-1981, hier Bd. 3, S. 277-297 (Die Überlieferung der
technischen Literatur).
293
58. Bernhard Schütz; Wolfgang Müller: Deutsche Romanik. Die Kirchenbauten der Kaiser,
Bischöfe und Klöster; Freiburg 1989, S. 56-83 (Karolingische Architektur und die „Renovatio
Imperii Romanorum“)
59. Schütz / Müller 1989 (wie Anm. 58), S. 69.
60. An den römischen Kirchen von S. Clemente, S. Susanna und S. Maria Maggiore und anderen
ist das gut zu beobachten. Vgl. vor allem Daniela Mondini: „Dunkle Basiliken“. Überlegungen zu
hochmittelalterlichen Umbauten frühchristlicher Kirchen in Rom, in: Scholion. Bulletin 8, 2014, S.
65-79.
61. Schütz / Müller 1989 (wie Anm. 58), S. 154-160 (Hildesheim), S. 185-198 (Speyer).
62. Conrad 2011 (wie Anm. 55), S. 33 und Abb. 20. – Vgl. auch Manfred Overesch / Alfhart
Günther; Himmlisches Jerusalem in Hildesheim. St. Michael und das Geheimnis der sakralen
Mathematik vor 1000 Jahren; Göttingen 2009, bes. S. 155-157. – Das Wissen des Goderamnus von
Vitruv ist für seine Kölner Zeit durch Beischriften an der g. Vitruv-Handschrift erwiesen.
Goderamnus ist jedoch erst 1022, als St. Michael schon lange in Bau war, in Hildesheim
nachzuweisen. Persönliche Beziehungen zwischen Bischof Bernward und Goderamnus sind aber
schon einige Zeit vorher anzunehmen. Dieser bislang kontrovers diskutierte Punkt bedarf
weiterer Klärung.
63. Früheste Belege für das Wort tribuna finden sich offenbar im 13. Jahrhundert, jedoch ist die
Etymologie dieses Begriffes noch nicht hinreichend geklärt; vgl. Du Cange: Glossarium mediae et
infimae latinitatis, Bd. 8, Paris 1938, S. 177 s. v. tribuna, tribunal; Rey, Alain (Hrsg.): Dictionnaire
historique de la langue française; 2. Aufl., Bd. 2, Paris 1994, S. 2166-2177 s. v. Tribunal, Tribune;
Battaglia, Salvatore: Grande dizionario della lingua italiana; Bd. 21 Turin 2002, S. 328-329 s. v.
Tribuna, Tribunale.
64. Zur Entwicklung der gotischen Architektur vgl. Dieter Kimpel / Robert Suckale: Die gotische
Architektur in Frankreich 1130-1270; Darmstadt 1985. Hier zu Reims S. 277-293.
65. Conrad 2011 (wie Anm. 55), S. 48-50. – Schuler 1999 (wie Anm. 53), S. 135-141, 299-320.
66. Hans-Joachim Kunst: Die Ideologie der Hallenkirche als Eiheitsraum, in: architectura 1, 1971, S.
38-53.
67. Hans Erich Kubach / Isolde Köhler-Schommer: Romanische Hallenkirchen in Europa; Mainz
1997.
68. Kimpel / Suckale 1985 (wie Anm. 64), S. 44. – Christian Freigang: Was geschah in Mailand? Die
Expertisen zum Mailänder Dombau um 1400 und die Vorgeschichte der neuzeitlichen
Architekturtheorie, in: Markéta Jarošová u. a. (Hrsg.): Prag und die großen Kulturzentren
Europas in der Zeit der Luxemburger (Opera Facultatis Theologiae catholicae Universitatis Carolinae
Pragensis. Histona et histona artium; Bd. 8); Prag 2008, S. 427-442. Dieser Beitrag hilft bei der Frage
eigentlich nicht weiter! – Conrad 2011 (wie Anm. 55) – Das Problem war in der Formulierung
„Hallenkirche oder basilikaler Querschnitt“nördlich der Alpen genauso aktuell, wie ein Blick auf
die äußerst wichtige Münsterbaustelle von Ulm um 1400 zeigt: Vgl. Johann Josef Böker u.a.:
Architektur der Gotik. Ulm und Donauraum; Salzburg 2011, S. 12-13 (mit Literatur). – Vgl. auch
Rudolf Wittkower: Gothic versus Classic. Architectural Projects in Seventeenth-Century Italy;
London 1974, S. 17-32 (The Cathedral of Milan. Prelude).
69. Vitruvius: De architectura; ND der kommentierten 1. ital. Ausgabe von Cesare Cesariano,
Como 1521. Hrsg. Carol Herseile Krinsky; München 1969.
70. Kruft 1991 (wie Anm. 53), S. 42. – Schuller 1999 (wie Anm. 52), S. 89-93. – Vgl. jetzt auch
Christof Thoenes: Vitruv, Vitruvianismus und die Anfänge der Renaissance-Architektur in Italien,
in: Paolo Sanvito (Hrsg.): Vitruvianism. Origins and Transformations (Transformationen der Antike,
33); Berlin 2016, S. 83-99. Thoenes zeigt auf, dass der Prozess der Antikenaneignung keineswegs
gradlinig verlief und relativiert die Rolle Vitruvs.
294
71. Leon Battista Alberti: Zehn Bücher über die Baukunst. Ins Deutsche übertragen von Max
Theuer; Wien / Leipzig 1912 (ND Darmstadt 1975). Die Übertragung von Max Theuer gilt als beste
Übersetzung, die aus dem ungekürzten Original vorgenommen worden ist.
72. Auch bei Palladio wird die Maxentius-Basilika noch als Templum Pacis benannt; Andrea
Palladio: I quattro Libri dell'architettura; Venedig 1570 (ND Mailand 1976), Buch IV, S. 12-13.
73. Alberti/Theuer 1912 (wie Anm. 71), Buch VII, Kap. 1-13.
74. Richard Krautheimer: Alberti's Templum Etruscum, in: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst
12, 1961, S. 65-72. – Kruft 1991 (wie Anm. 53), S. 53-54.
75. Alberti verwendet hier noch den antiken Begriff tribunal, der mit Podium übersetzt werden
kann.
76. Alberti / Theuer 1912 (wie Anm. 71), Buch VII, Kap. 3 (S. 352).
77. Alberti / Theuer 1912 (wie Anm. 71), Buch VII, Kap. 14 und 15.
78. Hubertus Günther: Was ist Renaissance? Eine Charakteristik der Architektur zu Beginn der
Neuzeit; Darmstadt 2009, hier S. 27-29 und S. 108-112.
79. Kruft 1991 (wie Anm. 53), S. 92-102, bes. S. 101.
80. Palladio 1570 (wie Anm. 72), Lib. III, S. 38-40.
81. Palladio 1570 (wie Anm. 72), Lib. III, S. 42-44.
82. Palladio 1570 (wie Anm. 72), Lib. IV, S. 10. – Palladios Architekturtheorie, und mit ihm auch
Vitruv und die Basilika, erlebten die vielleicht dichteste Rezeption in England und später in den
Vereinigten Staaten. Erinnert sei an bekannte Beispiele wie das Banqueting House von Inigo
Jones oder Latrobes Hall of Columns im Kapitol in Washington. Wegen der Fülle des Materials ist
mein Beitrag für diese Epoche stärker auf den Kirchenbau ausgerichtet, um hier einige bislang
wenig beachtete Entwicklungslinien aufzuzeigen. – Zum Palladianismus vgl. etwa Robert
Tavenor: Palladio and Palladianism; London 1991.
83. Zum protestantischen Kirchenbau vgl. die handliche Einführung von Kathrin Ellwardt:
Evangelischer Kirchenbau in Deutschland; Petersberg 2008.
84. Johann Michael Fritz (Hrsg.): Die bewahrende Kraft des Luthertums. Mittelalterliche
Kunstwerke in evangelischen Kirchen; Regensburg 1997.
85. Per Gustaf Hamberg: Tempels for Protestants. Studies in the Architectural Milieu of the Early
Reformed Church and of the Lutheran Church; Göteborg 2002 (1. Aufl. 1955 schwedisch), hier S.
42-46. – Vgl. ferner Georg Germann: Der protestantische Kirchenbau in der Schweiz von der
Reformation bis zur Romantik; Zürich 1963, S. 55-72 zur Verbreitung dieses Bautypus in der
Schweiz und in Europa.
86. Die kolossale Ordnung wurde von Michelangelo bei der Neugestaltung des Kapitols in Rom
eingesetzt und wurde danach in der europäischen Baukunst aufgegriffen.-Erinnert sei auch
daran, dass im 17. Jahrhundert in Frankreich die Diskussion um Vitruv weitergeführt wurde.
Claude Perrault gab 1673 (2. Aufl. 1684) eine neue Vitruv-Ausgabe heraus, mit eigenem
ausführlichem Kommentar. Er legte eine weitere Rekonstruktion der Basilika von Fano vor; Kruft
1991 (wie Anm. 53), S. 149-151. – Die Aktualität Vitruvs in den Architektendiskussionen jener Zeit
erläutert sehr prägnant Georg Germann: Was Architekten lasen und kopierten. Schweizer
Architekturbibliotheken des 16. bis 19. Jahrhunderts; Bern 2012 [bauforschungonline.ch Bern].
87. Hans Caspary / Claudia Tutsch (Red.): Die schlesischen Friedenskirchen in Schweidnitz und
Jauer. Ein deutsch-polnisches Kulturerbe; Potsdam 2005.
88. Die Darstellung dieses Kapitels folgt weitgehend den entsprechenden Kapiteln meiner
Publikation: Krüger 1995 (wie Anm. 3).
89. Rossini, Luigi: Le Antichità di Pompei. Delineate sulle scoperte fatte sino a tutto l‘anno
MDCCCXXX; Rom 1831, Taf. 39.
90. Eine hervorragende Quelle für die Geschichte der Ausgrabungen in Rom bilden die
Zeichnungen und Pläne der französischen Stipendiaten in Rom. Die Basilica Ulpia wurde offenbar
sofort als Rest einer Basilika erkannt, wie ein Plan von Lesueur zeigt: François-Charles Uginet
295
(Hrsg.): Roma antiqua. „Envois“degli architetti francesi (1788-1924). L‘area archeologica centrale;
Ausst. kat. Rom 1985, hier S. 154-207, bes. S. 158.
91. Bunsen war an der römischen Geschichte und Topographie höchst interessiert. Er war
Initiator und Mitverfasser einiger wichtiger diesbezüglicher Publikationen. Speziell was die
Kirchen betrifft, geht auf ihn die Publikation zurück: Johann Gottfried Gutensohn/Johann
Michael Knapp: Denkmale der christlichen Religion oder Sammlung der christlichen Kirchen
oder Basiliken Roms vom IV. bis zum XII. Jahrhundert; Rom 1822-26. Das großformatige
Tafelwerk, das im Bereich der Kirchenbaugeschichte andere Publikationen an Qualität weit
übertraf, begleitete er mit einem eigenen Textband: Christian Carl Josias Bunsen: Die Basiliken
des christlichen Roms nach ihrem Zusammenhange mit Idee und Geschichte der
Kirchenbaukunst; München 1842. – Zur Bedeutung Bunsens allgemein vgl. Krüger 1995 (wie Anm.
3), s. v. Bunsen.
92. Jürgen Krüger: The crown prince and his ambassador. Two individuals in the service of
Roman archaeology, in: Fragmenta. Journal of the Royal Netherlands Institute in Rome 2, 2008, S. 79-94.
– Die anderen Beiträge dieses Zeitschriftenbandes unterstützen meine These, dass weniger die
Fachwissenschaftler die Gründung des Instituts vorantrieben als vielmehr Bunsen und der
Kronprinz.
93. Christian Bunsen: Il Foro romano secondo gli scavi fino al 21 aprile 1835, in: Bullettino
dell'Instituto di Corrispondenza Archeologica 1835, S. 53-96, mit zwei Plänen über die Ausgrabungen.
94. Den Kenntnisstand über die Basilika in der ersten Hälfte des 19. Jhs. und eine gute
Dokumentation der Befunde und Ausgrabungen bieten Klaus-Peter Goethert/Winfried Weber:
Römerbauten in Trier (Edition Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz; Führungshess, 20); 2.,
veränd. u. erw. Aufl. Regensburg 2010, S. 148-179.
95. Franz Kugler: Der römische Basilikenbau, näher entwickelt nach den Resten der antiken
Basilika von Trier, in: (Schorns) Kunstblatt 23, 1842, S. 333-335, 338-339, 341-343.
96. Jan Werquet: Historismus und Repräsentation. Die Baupolidk Friedrich Wilhelms IV. in der
preußischen Rheinprovinz (Kunstwissenschaftliche Studien, 160); Berlin 2010, hier S. 237-256. – Die
Basilika wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und nach dem Krieg wieder aufgebaut. Dabei wurde
der Zustand des 19. Jahrhunderts restlos geopfert. – Vgl. im Kontext Hartwig Schmidt:
Archäologische Denkmäler in Deutschland – rekonstruiert und wieder aufgebaut; Stuttgart 2000,
S. 15-17; Winfried Nerdinger / Markus Eisen / Hilde Strobl (Hrsg.): Geschichte der
Rekonstruktion. Konstruktion der Geschichte; Ausst.kat. München 2010, S. 82-83.
97. Il y a un travail à faire qui jusqu‘ici n ‘a pas été mème judicieusement essayé, et qui seul peut rendre
directement fertiles pour notre art, et pour les besoins pratiques de notre siècle..., Je veux parler de la
„restauration architectonique détaillée des temples, basiliques et autres bàtiments des forum, la quelle
restauration devint maintenant possible par les fouilles faites ou commencées et par la fixation des
localités. Une telle oeuvre raisonnée qui serait basée sur les restes existans et sur les résultats sùrs des
recherches topographiques et historiques livrerait à l‘architecture publique de l'Europe les modèles les plus
parfaits, les idées les plus riches pour plusieurs des grands édifices publics que nous avons ou que nous
pourrons avoir. L‘idée du forum des Jules César et des forums impériaux qui ont tous été faits d'après ce
prototype, s'adapterait parfaitement dans une metropole, avec les modifications reclamés soit par la nature
du climat et d'autres circonstances, à un grand ensemble d'édifices publics destinés aux tribunaux et aux
bureaux d'administration. Christian Carl Josias Freiherr von Bunsen: Lettre adressée à M. le
Chevalier Canina, in: Annali dell’Instituto di correspondenza archeologica 1836, S. 207-281, hier S. 214
ff.
98. Fanny Mendelssohn: Italienisches Tagebuch, hrsg. von Eva Weissweiler; Hamburg 1993, S.
64f.: Brief an Rebecka Dirichlet vom 16. Dezember 1839. Hier berichtet sie von einer Sitzung im
Archäologischen Institut, wo die Archäologen genauso versteinert dasäßen wie die Artefakte, die
sie ausgruben.
296
99. Petra Simon / Margit Bahrens (Hrsg.): Badekur und Kurbad. Bauten in deutschen Bädern
1780-1920; München 1988, hier S. 103.
100. Paul-Georg Custodis: Technische Denkmäler in Rheinland-Pfalz; Koblenz o. J. (ca. 1990), hier
S. 42-45.
101. Der Verweis auf Ägypten, das in jener Zeit gerade entdeckt wurde, wurde weiter oben mit
der Publikation von Canina 1846 (wie Anm. 18) gegeben. Die griechischen Vorläufer wurden
genauso genannt. August Zestermann beschrieb mit einer großformatigen Tafel die Königshalle
von Athen mit dem Zimmer des Archon König, mit dem Tribunal, mit Urnen für Stimmsteinchen,
Wasseruhren etc., als ob das Gebäude mit allen Einzelheiten ausgegraben worden wäre; August
Chr. Adolph Zestermann: Die antiken und die christlichen Basiliken, nach ihrer Entstehung,
Ausbildung und Beziehung zueinander dargestellt; Leipzig 1847, Taf. 1.
297
Ergebnisse und Ausblick
Ulrich Fellmeth, Jürgen Krüger and Karlfriedrich Ohr
1
In den vergangenen Jahren sind mehrere internationale Kolloquien veranstaltet
worden, die die Wirtschaftsgeschichte der Antike tangiert oder dediziert zum Inhalt
gehabt haben. Das erste mit dem Titel „Basiliques de Grèce et d’Asie Mineure“ fand im
April 2007 in Bordeaux statt und befasste sich nach einer Einführung in das
Tagungsthema von Pierre Gros im Schwerpunkt mit römischen Basiliken des 2.
Jahrhunderts n. Chr. in Griechenland und in Kleinasien. 1 Im selben Tagungsband
werden die Beiträge eines zweiten Kolloquiums vorgestellt, das im März 2010 in
Istanbul unter dem Titel „Agoras de Grèce et d’Asie Mineure“ stattgefunden hat. Ein
weiterer Tagungsband mit dem Titel,,Agora greca et agorai di Sicilia“ enthält Beiträge,
die im Rahmen eines Vorbereitungsseminars an der Monatswende Juni/Juli 2008 in Pisa
und eines viertägigen Workshops im Oktober 2009 in Erice/Sizilien vorgetragen
worden sind.2
2
Dediziert mit der Geschichte der antiken Wirtschaft befasste sich das von französischen
und griechischen Geschichtsforschern veranstaltete, mehrtägige Kolloquium „Tout
vendre, tout acheter. Structures et équipements des marchés antiques“, das im Juni
2009 in Athen stattfand.3 Der Tagungsband stellt einen bemerkenswert reichen Beitrag
zur Wirtschaftsgeschichte der griechischen Antike im östlichen Mittelmeerraum dar.
3
Das Karlsruher Kolloquium über „Bauten und Bautypen für Handel und Geldgeschäfte
in der antiken Stadt“ war von der Diskussion der Funktionen des römischen Bautypus
Basilika angestoßen worden. Ausgangspunkt ist die Beobachtung gewesen, dass in der
traditionsreichen
deutschsprachigen
Historiographie
zur
antiken
Wirtschaftsgeschichte die römische Basilika als nobelstes Gebäude der Wirtschaft bis
vor kurzem keine Beachtung gefunden hatte. Neben Untersuchungen zur Basilika
selbst sollte auch das mit ihr durch Funktionen verbundene, bauliche Umfeld
dargestellt werden. Der Ausschreibung entsprechend sind die Themen der Referenten
breit gestreut und umfassen Beiträge über die wirtschaftlichen Vorgänge und ihre
Organisation ebenso wie die Darstellung von städtischen Siedlungen mit ihren Zentren
für wirtschaftliche Aktivitäten, sie reichen von der Anlage und Funktion einzelner
Bautypen bis zu neuen Rekonstruktionsvorschlägen für ihre Architektur.
298
4
Die Brücke von den aktuellen theoretischen Diskussionen in der antiken
Wirtschaftsgeschichte zu den antiken Bauten für die Wirtschaft schlägt ein einleitender
Vorschlag von Ulrich Fellmeth, die Wirtschaftsbauten der Antike als ökonomisch
relevante Institutionen zu verstehen. Die sich daraus ergebenden neuen Fragen
könnten künftig in der Forschung zur antiken Wirtschaftsgeschichte als
richtungweisende Impulse wirken.
5
Erwartungsgemäß bilden Speicherbauten und Lagerhäuser vor allem für Getreide und
daneben Basiliken als Zentren des Großhandels den Schwerpunkt der Beiträge. Dabei
wird die enge Beziehung der beiden Bautypen als Folge von Roms Aufstieg zur
Vormacht des Mittelmeerraumes sichtbar. Spielten die Sicherstellung und Organisation
der Lebensmittelversorgung großer Bevölkerungsmassen wie in Ägypten oder die
Versorgung großer Heere für einen Erfolg in kriegerischen Auseinandersetzungen
schon seit jeher eine entscheidende Rolle, so erlangte diese Aufgabe durch das rasche
Bevölkerungswachstum Roms als neues Machtzentrum in der Folge der Zerschlagung
Karthagos die größte Bedeutung für die römische Führung. Da zur Versorgung der
Massen Lebensmittelvorräte in einem Umfang notwendig wurden, der von der näheren
und weiteren Umgebung nicht mehr gewährleistet werden konnte, musste der Bedarf
durch Fernhandel mit potenten Produzenten gedeckt werden. Die dafür erforderlichen
Verträge als Absicherung und die mit dem Transport auf dem Seeweg verbundenen
Risiken führten zwangsläufig zu verfassten Handelsformen und zu einer zentralen
Organisation unter öffentlicher Aufsicht, was entsprechende Baulichkeiten erforderte:
Speicherbauten vor allem für Lebensmittel, aber auch andere Waren sowie Bank- und
Börsengebäude für den Abschluss von Handelsverträgen und die damit
notwendigerweise verbundenen Geldgeschäfte. Dazu kamen als neue Bauaufgabe
Hafenanlagen und der Schiffbau als Grundlage für das Transportwesen, zwei Themen,
die im Rahmen des Karlsruher Kolloquiums jedoch nicht behandelt worden sind.
6
Neben dem Getreidehandel mit seinem gewaltigen Volumen entwickelten sich auch
Zentren für andere Handelsgüter wie das durch seine Verarbeitungsqualität berühmte
Eisen aus Noricum (Virunum / Magdalensberg bei Klagenfurt) für die
Waffenproduktion und andere Metalle bis hin zu Gold, für dessen Rohverarbeitung zu
Barren als kaiserliches Monopol auf dem Magdalensberg aus Sicherheitsgründen ein
eigenes, hermetisch abgeschlossenes Gebäude eingerichtet worden war. Aufgrund der
schon vor der Kaiserzeit bedeutenden Handelsaktivitäten in Virunum / Magdalensberg
überrascht es nicht, dass dort wohl bereits um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. eine
erste Basilika errichtet worden war. Der mit dem bedeutenden Zentrum für
hochwertiges Eisen und andere Metalle verbundene Verladehafen ist Aquileia gewesen.
Daneben entwickelten sich in der Kaiserzeit für den repräsentativen Ausbau Roms als
Machtzentrum der Transport von Marmor aus Griechenland, von der Prokonnes und
aus Nordafrika sowie der Holztransport zum Beispiel aus dem Libanon zu wichtigen
Zweigen der Wirtschaft. Auch der Fernhandel mit Luxusgütern wie Wein, Gewürzen,
Webereiwaren u. a. m. florierte zunehmend.
7
Zu den Handelsobjekten, die für die Existenz des Machtzentrums Rom unentbehrlich
gewesen waren, haben bekanntlich Sklaven als Arbeitskräfte gehört; Zentrum des
Sklavenhandels ist bis zu seiner Zerstörung im Jahre 88 v. Chr. Delos gewesen. Auch für
diese Handelsobjekte war um 100 v. Chr. ein eigens entwickeltes, hypäthrales Bauwerk
im Hafenbereich von Delos errichtet worden, das aus zwei verschieden hohen,
ineinander gestellten Mauerkreisen mit schmalen Durchgängen bestanden hatte: die
299
sog. κύκλοι,4 deren höhere Außenmauer bei der Versteigerung von Sklaven unmittelbar
nach ihrer Anlandung für die Menschen als Ware während der prüfenden Besichtigung
durch die Käufer gegenüber der Umgebung als Sichtschutz gedient haben könnten. Die
Reste dieses ungewöhnlichen Handelsgebäudes sind vor einem Jahrzehnt von JeanCharles Moretti und seinen Mitarbeitern entdeckt und anlässlich des Kolloquiums
„Tout vendre, tout acheter“ 2009 in Athen erstmals vorgestellt worden. In Karlsruhe
präsentierte Moretti einen neuen Rekonstruktionsvorschlag für den Dachaufsatz der an
der Agora des Theophrastos benachbarten salle hypostyle, die als mutmaßlicher
Vorläufer der römischen Basilika gilt. Einen bisher wenig beachteten Bautypus
systematisch organisierter Kaufmannshäuser mit Lagerräumen, die unmittelbar am
Quai des Handelshafens von Delos gestanden hatten, konnte der Bauforscher JeanJacques Malmary vorstellen.
8
Die hier aufgeführten Stichwörter dokumentieren das breite Spektrum der in diesem
Band versammelten Beiträge. Als erste Frucht des interdisziplinären
Zusammenwirkens während des Kolloquiums darf der Hinweis auf die Institution eines
βασιλικόν für den Getreidehandel in Alexandria im Beitrag von Hans Kloft gelten, in
dem neben dem Stein von Rosette ein weiteres Indiz für die Herkunft der Bezeichnung
Basilika von der ptolemäischen Verwaltung Ägyptens gesehen werden darf. Ein
zweites, für die Geschichte des römischen Hallengebäudes als Bautypus bedeutsames
Thema betrifft die von Plautus ohne nähere Angaben überlieferte, wohl älteste Basilika
am Forum Romanum, mit der sich hier, wenn auch unterschiedlich intensiv, gleich drei
Beiträge der Autoren Klaus Stefan Freyberger, Jean-Charles Moretti/Myriam Fincker
und Karlfriedrich Ohr befassen. Als erstes Resümee darf vermerkt werden, dass die
Existenz dieses Gebäudes und wohl auch sein Standort heute gesichert erscheinen.
9
Weiter an Kontur gewonnen hat auch die in der Vergangenheit schon mehrfach
geäußerte Vermutung, dass die römische Basilika als Bautypus eigens für den
Großhandel geschaffen worden war. Dabei weist die konstruktiv klar und einfach
strukturierte, vielsäulige salle hypostyle in Delos möglicherweise auf große Säulenhallen
für den Handel im ägyptischen Alexandria als Vorbilder hin, wofür auch die engen
Beziehungen zwischen Rom und den Ptolemäern sprechen würden. Das einzigartige
Hallengebäude könnte daher als Zwischenglied in der Entwicklung des Bautypus die
Rolle eines baulichen Vorläufers der Basilika gespielt haben – Überlegungen, die schon
vor einem Jahrhundert aufkamen und noch einer Klärung bedürfen. 5 Deutlicher ist das
Bild vom Geschäftsbetrieb in diesen Säulenhallen mit ihren dichtstehenden
Möblierungen geworden, insbesondere durch die trefflich skizzierte Beschreibung der
salle hypostyle in Delos im Beitrag Aloretti/ Fincker, mit der ein überzeugender Bogen
zu den Einrichtungsspuren einschließlich geschmolzener Münzen auf den
Bodenplatten der bei Brandschatzungen zu Beginn des 5. Jahrhunderts n. Chr. schwer
beschädigten Basilica Aemilia am Forum Romanum geschlagen wird.
10
Die Funktion der Basilika als Gerichtsgebäude, die in der Fachliteratur und in
lexikalischen Nachschlagewerken häufig, aber eher zu Unrecht hervorgehoben wird, ist
im Rahmen des Karlsruher Kolloquiums seitens der Forschung zur Rechtsgeschichte
der Antike nicht thematisiert worden. Umso erfreulicher ist eine in München unter
dem Titel „Römische Gerichtsorte“ entstandene Dissertation, die 2014 im Druck
erschien.6 Die bemerkenswert gründliche und umfassende Studie dürfte künftig als
grundlegendes Handbuch gelten. Naturgemäß nimmt die Funktion der noblen
Hallenarchitektur als Gerichtsgebäude in dieser auf zahlreiche schriftliche
300
Überlieferungen gestützten, umfassenden Darstellung der römischen Gerichtsorte nur
einen sehr kleinen Teil dieser Studie ein. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt in
der Kaiserzeit ab dem Prinzipat. Dabei zeichnet der Autor anhand der Quellen von
neuen öffentlichen Funktionen, die mit der Zeit der Basilika aufgrund ihrer
herausragenden repräsentativen Eigenschaften zugewachsen sind wie die immer
häufigeren Rechtsverfahren, ein zutreffendes Bild. Gewiss wäre ein deutlicher Hinweis
auf die ursprüngliche Funktion des Bautypus Basilika als Wirtschaftsgebäude ebenso
wünschenswert gewesen wie der einsetzende Funktionswandel in der Kaiserzeit. Aus
der Sicht der Basilika-Forschung schließt diese bemerkenswerte Arbeit jedenfalls eine
empfindliche Lücke, auf die zuletzt im Rahmen unseres Kolloquiums hingewiesen
wurde.7
11
Jürgen J. Rasch skizziert die neue Entwicklung des Bautypus Basilika im 4. Jahrhundert
nach der Übernahme des profanen Hallengebäudes als christlicher Sakralbau, der die
abendländische Architekturgeschichte in der Folge entscheidend prägte. In diesem an
sich altbekannten Forschungsfeld setzt Rasch dank seiner Forschungen zu den
römischen Bauten des 4. Jahrhunderts neue Akzente. Jürgen Krüger nimmt den
schillernden Begriff Basilika in den Blick, der durch seinen vielfältigen Gebrauch in
verschiedenen Fachdisziplinen und im Bildungsbürgertum sehr verbreitet ist, aber
häufig nicht richtig gebraucht wird. Ausgehend von der antiken Basilika und ihrer
definitorischen Darstellung im Architekturtraktat Vitruvs hat der Begriff Basilika seine
allgemeine Bekanntheit bis heute bewahrt.
12
In diesem Sinne möchten die Herausgeber die hier versammelten, vielfältigen Beiträge
als Anstöße verstehen für künftige interdisziplinäre Studien zur Geschichte der antiken
Wirtschaft.
Abb. 1
Bei der Tagung: Foto Jürgen Krüger.
301
NOTES
1. Basiliques et Agoras de Grèce et d’Asie Mineure. Textes réunis par Laurence Cavalier, Raymond
Descat & Jacques de Courtils; Bordeaux 2012.
2. Agora greca e agorai di Sicilia, a cura di Carmine Ampolo; Pisa 2012. Der Band enthält die “Atti
delle settime giornate internazionali... Erice 2009“ und die „Atti del Seminario Internazionale di
Studi, Pisa... 2008”.
3. Tout vendre, tout acheter. Structures et équipements des marchés antiques, Actes du colloque
d’Athènes 2009; Bordeaux / Athen 2012.
4. Jean-Charles Moretti, Myriam Fincker, Véronique Chankowski, Les cercles de Sôkratès, un
édifice commerciale sur l’agora de Theophrastos à Délos. In: Tout vendre, tout acheter, lc. p.
225-246.
5. Gabrièl Leroux, Délos II, 1909.
6. Roland Färber, Römische Gerichtsorte, Räumliche Dynamiken von Jurisdiktion im Imperium
Romanum; München 2014.
7. Vgl. den Beitrag Ohr in diesem Band.
302
Ortsregister
Ägypten 34, 35, 37-39,41, 48, 86, 239, 241
Alexandria 37, 72, 86, 110, 241
Ampurias 30
Anreppen 38
Aquileia 66, 69, 71-73, 80, 145, 147-149, 155, 156,158, 161, 164, 240
Ardea 88,118
Astorga 183, 191
Athen 26-28, 37, 58, 62, 100
– Agora 210-211
Augusta Raurica s. Kaiseraugst
Babylon 34
Baños de la Reina 192
Botorrita 188
Braga 191
Cañaveral 184
Carmona 189-190
Carrascalejo 184
Charenton, Hugenottentempel 228-229
Cosa 87,88,118
Delos 87, 97-110, 160, 167-179, 240
– Gebäudegruppe ε 167-179
– ϰὑϰλοι des Sokrates 240
– Magazinbauten α, β, γ 167, 170
– Magazinbau δ, genannt „à la baignoire“167, 170
– Magazinbau mit den Säulen 167,170
– Salle hypostyle 85, 87, 89, 93, 97-110, 241
Djémila 188
Dona Maria 184
303
El Saucedo 196
Fano s. Fanum
Fanum, Basilika des Vitruv 93, 94,122, 133, 209, 214-216, 217, 228, 242
Florenz, S. Spirito 226-227
Fonte do Sapo 185
Freiria 184-185
Gamzigrad 204
Gijon 182-183, 186
Granátula de Calatrava 196
Guadiana 192
Haltern 38
Hildesheim, St. Michael 221
Irún 190
Isona 193
Jerusalem 203
– Grabeskirche 213, 216
– Tempel 215
Kaiseraugst (Colonia Augusta Raurica) 94, 135, 200
Karnak 212
Karthago 66, 69, 71, 73, 80, 207, 240
Kempten 200
Knossos 36
Köln 38, 67-68, 70, 72-73, 75, 80-81
Konstantinopel 203
Korinth 92, 94
– Basilika Iulia 125-134
– Nord-Basilika 134
– Südost-Gebäude 133
Korinth-Lechaion 206 La Burguera 183
Ladenburg (Lopodunum) 135-143
– Basilika 135-143
– sog. Handelsforum 136, 142
– Straßenmarkt 137, 142
La Sevillana 184-185 Leon 183, 191
Leptis Magna 94, 141, 200
Lissabon 184
Lopodunum s. Ladenburg
Lugo 183
Mactar 193
Magdalensberg (Virunum) 145-165, 240
– Basilika 148, 150-154
– Raum M (Basilika?) 157-158
304
Mailand 65-70, 72-73, 75, 79-81, 199, 201, 218
– Kathedrale 223-224
Mantua, S. Andrea 225
Mari 34
Mérida 194
Monroy/Los Términos 183-184
Nauportus 156
Neuss 38
Noricum 145, 147-152, 164
Ostia 28, 39-40, 42-43, 47, 78, 188
Osuna 187
Palästina 34, 206
Pancaliente 192
Paris, Saint-Philippe-du-Roule 230
Piazza Armerina 204
Piräus 28
Pompeji 87, 90, 93, 121, 201, 230
– Basilika 89-91, 93-95, 97, 118, 121, 152, 158, 200-201, 209, 214
Pompeji-Murecine 46
Porcuna 194
Portus Iulius 40, 45-46
Pozzuoli 39, 40, 45-53
– horrea Bassiana publica Puteolanorum 39, 46, 51
– horrea am Lido Augusto 45
– macellum 45
– praedia Domitiae Lepidae, horrea Barbatiana 51
– vicus Lartidianus 46
Puteoli s. Pozzuoli
Pylos 36
Reims, Kathedrale 222
Rhodos 37
Rom 25, 28, 30, 39-40, 43, 85, 89, 200
– Argiletum 115
– Atrium Regium 86, 97, 109-110, 117-118
– Augustus-Forum 111, 121
– Basilica Aemilia 86, 88, 93, 110, 111-123, 114, 121, 219, 231.241
– Basilica Fulvia 89, 109, 111-112, 117, 119-120
– Basilica Iulia 88, 93, 111-123, 115, 121, 200
– Basilica Lateranensis 201, 203, 205
– Basilica Porcia 90, 109, 119-121
– Basilica Sempronia 86, 90, 109, 120
– Basilica Ulpia 94, 200, 218, 230
– Basilica Vaticana 201-202
305
– Basilika I 85, 117, 241; s. a. Plautus-Basilika
– Caesar-Forum 121
– Curia 111,135
– Forum Romanum 85-86, 88, 93, 111-123, 200, 212, 215, 231, 232, 241
– Horrea Agrippiana 41, 51, 194
– Horrea Epagathiana 40
– Horrea Epaphroditiana 40
– Horrea Galbana 40-41, 51
– Horrea Lolliana 40
– Horrea Quadratillae 40
– Il Gesù 225, 228
– Institute di Corrispondenza Archeologica 231
– Laterankirche 216, 218-219
– Maxentius-Basilika 121, 217, 225-226
– Palastaula des Maxentius (an der Via Appia) 66, 204
– Plautus-Basilika 85, 89, 109, 117, 241; s. a. Basilika 1
– Regia 118
– S. Agnese fuori le mura 202-203
– S. Clemente 210, 221
– S. Crisogono 217-218
– S. Maria Maggiore 216, 218, 221
– S. Paolo fuori le mura 201, 216, 218-219, 230-231
– S. Sabina 204-205, 207, 219
– St. Peter im Vatikan 216, 218, 220, 223, 225
– Tempel der Dioskuren 89, 120, 123
– Tempel des Saturn 89, 123
– Templum Pacis 225
Royanejos 184
Saalburg 38
Saloniki s. Thessaloniki
Santiponce 192
São Cucufate 184-185
Sayn, Eisenhütte 234
Seligenstadt, Einhardbasilika 220-221
Seuthopolis 55-64
Sitalkes 58
Sobata 206
Spalato s. Split
Speyer, Dom 221
Split 204
Tarragona 189, 196
Tebessa 206
Thelepte 207
Thessaloniki (Saloniki) 205-206
306
Tipasa 206-207
Tivoli 111,201
Torre de Palma 185
Trier 38, 43, 65-81, 203, 231
– Basilika 209, 231-233
– Liebfrauenkirche 217
Utrera 189
Vale do Mouro 185
Valencia 188-189
Veranes 182-183, 186
Vicenza, Basilika 228
Villajoyosa 194
Virunum s. Magdalensberg
Virunum municipium Claudium (auf dem Zollfeld) 150, 164
Zaragoza 194-195
307
Personenregister
Adaios 62
Aemilius (L. Aem. Paullus) 112
Alberti, Leon Battista 223-228
Albius Q. 160
Alexander d. Gr. 60, 62-63
Amatokos II. 58
Andrea 160
Anicius (Aurelius An. Symmachus) 114
Antigonos 37
Antiochos II. 55
Antipater 59
Antoninus Pius 42, 43, 111
Arcadius 216
Aristoteles 27
Arkadius 114
Augustus 42, 49, 111, 113-114, 119-121, 131-132, 145, 149, 159, 210, 213, 220
Berenike 55
Bono (sus?) 161
Brunelleschi, Filippo 223, 226-227
Bunsen, Christian Karl Josias 231-232, 234
Caesar (G. Iulius C.) 41, 92,112-113, 121, 147
Caligula (s.a. Germanicus) 49, 50, 122, 163-164
Canina, Luigi 212, 232, 234
Canius 161
Caracalla 194
Carausius 67-68, 70
Cassius Dio 118,149
308
Cato d. Ä. 28-29, 119-120, 186, 191
Censorinus 112
Ceres 42
Cesariano, Cesare 223-224
Cicero (M. Tullius C.) 27, 47, 112, 114, 117, 122, 192, 215
Claudius 50, 148, 150, 158, 164, 193
Columella 29, 37, 181
Constantius Chlorus 71, 76
Constantius I. 69-70, 79, 81
Cornelius (P. Corn. Scipio Nasica) 112
Demetrios Poliorketes 37
Diognetus 47
Diokletian 65-81, 200, 204
Domitia Lepida 51
Euenus Primianus 46, 49; s. a. Iulius Tib. Euenus Primianus
Eumenes II. 37
Eusebius von Caesarea 76, 77, 203, 213, 216
Festus 117
Finley, Moses 36
Flavius Josephus 122
Frontinus 184
Fulvius (M. F. Nobilior) 111
Gabinius 115
Gaius und Lucius 131-132
Galerius 70, 74, 204
Galla Placidia 216
Germanicus 132-133, 163; s. a. Caligula
Gregor d. Gr. 43
Gregor von Tours 195
Helena 201, 207
Herodian 66-67
Herodot 26
Hesychus 46-47, 49-50
Hieronymus 215
Hippodamos von Milet 61
Hiskia 33
Honorius 114
Horaz (Q. Horatius Flaccus) 40,193
Hyacinthus 194
Hyacintus 194-195
309
Iavolenus 117
Isidor von Sevilla 193, 216
Iulia Maior 149
Iulia Minor 149
Iulius Tib. Euenus Primianus 46, 49; s. a. Euenus Primianus
Jesus 33
Joel 33
Josaphat 33
Joseph 34-36
Juvenal 121
Karl d. Gr. 220-221
Kassander 62-63
Kersebleptes (auch: Kersobleptes) 58
Konstantin d. Gr. 43, 73, 199, 201, 203, 207, 213, 216-218, 220
Kotys I. 58
Kyros 26
Laetus 160
Leander 161
Liccaius 161
Licinius 199
Livia 149, 164
Livius 85-86, 111, 117, 119
Lukas 33
Lysimachos 55, 59, 61-63
Maenius, C. 117
Mandatus 160
Mann, Thomas 35, 36
Marius (L. M. Iucundus) 51-52
Mark Aurel 193
Maxentius 66, 199, 204
Maximian 35, 67-72, 79-80
Metokos 59
Mignot, Jean 223
Mithridates (auch: Mithradates) VI. Eupator 27, 89
Nero 42-43,51
Novius (C. N. Cypaerus) 46-48
Novius (C. N. Eunus) 46-52
Numa Pompilius 118
Octavian s. Augustus
Octavius, C. 159
310
Ombrio 155
Palladio, Andrea 225, 227-228
Paulus 42, 194
Peccius, L. 160
Philipp II. 59-60, 62-63, 110
Platon 27
Plautus 85, 89, 109, 117-118, 120, 241
Plinius d. Ä. 37,111-112, 164
Plinius d. J. 38, 121
Plutarch 118-120
Polányi, Karl 36
Polibius, Annulinus 75
Polybios 37
Polyklet 115
Pomponius, L. 160
Porphyrius 40
Praxiteles 115
Priamus 160
Princeps 159 (Abb. 8), 160
Pseudoasconius 117
Ptolemaios II. Philadelphos 110
Ptolemaios III. Euergetes 37
Quast, Ferdinand von 211
Quintilian 121
Quintio 120
Roigos 55,63
Sabinian 195
Salomon 33-34
Seleucus (P. Annius S.) 51
Sempronius M., Hymnus 194
Seneca (L. Annaeus S.) 48
Sergius 196
Seroux d’Agincourt 211, 213
Servius 195
Seuthes II. 55, 58-59
Seuthes III. 55-57, 63-64
Sineros 155, 159 (Abb. 8)
Sokrates Agoranomos 240
Spartokos 62
Stlaccius L. Secundus 160
311
Sueton 122
Sulpicius (C. Sulp. Cinnamus) 46
Sulpicius (C. Sulp. Faustus Maior) 46, 50
Sulpicius (C. Sulp. Faustus Minor) 46, 49, 51-52
Sulpicius (C. Sulp. Onirus) 46
Sura 194-195
Teres III. 59
Theodosius 216
Tiberius 46, 49, 149
Timarchos 115
Trajan 40, 137
Triarius 167
Ulpian 25
Valentinian II. 216
Valerius (L. Val. Messala Barbatus) 51
Varro 37, 111-112, 122, 181, 184
Vasco 196
Verus, L. 193
Vespasian 111
Vettius Probianus Gabinius 115
Victoria 74
Victorinus 74-75
Vitruv 29, 86, 93-94, 109-110, 121-122, 133, 151, 175, 209-215, 217-225, 227-228, 230
Xenophon 27
Zopyrion 55
312
Sachregister
Aedilen 25-26, 189
Agora 26-27, 61, 92, 98, 108-109, 167
Agrar
– Produktion 59, 181, 187, 196
– schriftsteller 29
annona 41-42, 192
apotheka s. horreum
argentarius / argentarii 119-120, 160
Bank- und Börsengebäude 39, 86, 89, 92, 95, 119, 122-123
Bankiers 30, 47, 119-121
basileia 61
Basilica Dominica 205
Basilika 28, 30, 77-79, 85-95, 97, 105, 109-123, 125-126, 129-136, 139-142, 148, 150-154,
157-158, 160, 164, 196, 199-207, 209-235, 242
– als Gerichtsgebäude 94, 115, 120, 122, 241
– Funktionen 95
– Coemetrialbasiliken (Umgangsbasiliken) 203
– Emporenbasiliken 203
– Vorgängergebäude der Basilika 87
basilikaler Querschnitt 210, 214, 221, 235
βασιλικόν 37, 241
Bibel, Vulgata 215
Börse 92, 95, 111, 120-123, 160, 164
Centumviralprozesse 95, 121
Coactor / coactores 160
Collegium / collegia 193-195
Colonia 135, 137
313
Conductor / conductores 41, 154
dispensator 192
Doppelapsiden 207
Eisenschmieden 156
Emporium / emporia 30, 39-40, 46, 57-59, 63, 145,147, 160, 164
εὐεργεσία 37
ferrum Noricum, norischer Stahl 147, 154
Fiskus 35
Forum 27-28, 85-86, 88, 90-91, 94, 109,111-123, 125-126, 130, 135-136, 139, 141-142, 145,
147-158, 161, 163-164, 188, 200-201
frumentum / frumentarius / frumentarii 38-39, 42, 192
Geld 28, 30, 39, 45, 48-52, 62-63, 120, 123, 152, 155, 157, 159-161, 164; s. a. Münze
Genius 41, 49, 132, 194
Getreide 33, 35-43, 45-53, 58, 135, 239
– -Speicher 33-45, 47, 181-196; s. a. horreum
– -Spekulation 45-46, 47, 49-50, 51, 53
– -wert/ -preis 48, 52
– granaria 33, 37; s. a. horreum
Goldbarrengießerei 161-164
granaria s. Getreide
Hafen / Häfen 27, 37, 39-40, 42-43, 45-47, 61, 87-89, 97-98, 108, 167, 169, 177-178,
189-190, 194, 206, 240
Hallenkirche 222, 223
Handel / Händler 25-28, 30, 34, 36-37, 39-41, 55, 57-62, 85-87, 89-90, 92-94, 97-98, 106,
108-110, 119-120, 136, 142, 145-147, 150-152, 154, 158, 160-161, 164, 167, 169, 175-176,
185, 187-189, 191, 193
– Grosß- / Grosß- 27, 30, 85-86, 90, 119-120, 154
Horreum / horrea / Lager / Magazin 33-43, 45-48, 51, 73, 78, 148, 156, 167-179, 181-196;
s. a. Getreide
– apotheka 38
– horrearius 40, 41, 47-8, 51-52, 194
Hungersnot 34-35, 42
Institutionen / -ökonomik 25-31, 33, 41
Kornspeicher s. Getreide / horreum
Kosten 26-30, 105, 108, 187, 191
– Kapital- 29
– Organisations- 29
– Transaktions-26-30, 92
– Transport- 29, 187
Kredit 45, 47-53, 85, 120, 160
κύκλοι des Agoranomen Sokrates 240
314
Lager s. horreum / Getreide
Macellum / macella 45-46, 138, 142,187-188, 194
Magazin s. horreum
mensa ponderaria 133
Miete / Vermietung 27, 40-41, 47-48, 51-52
Mietvertrag 41, 48, 51
moneta 73, 75
Münze / Münzen 42, 67, 73-76, 79, 114, 120-123, 145, 157-159, 161
Münzbild 42
– -geld 59, 63
– -prägestätte 73-76, 79, 123
negotiator / negotiantes s. Handel
nummularius / nummularii 75, 120,158
nundinea 187
Obergaden 210-211, 214-215, 219, 221, 227, 234
Pacht / Verpachtung / Pächter / Verpächter 36, 40-41, 47-48, 86, 93, 120-121, 154
Padiglione 217
Palastaula (Thronsaal) 203-205, 232
Palastwirtschaft 34
Patrimonium 42-43
Pfand 46-52
pistrina/pistrina publica 41,181,191-192
Podium 90-91, 93, 123, 130, 133, 148, 150,157-158, 214, 225
Portikus 40, 45-46, 98, 100, 107-112, 114-115, 117-118, 120, 122-123, 138-139, 141,
156,158, 173, 188, 191
– Krypto- 126-127, 129, 132, 134
Reeder 27-28
Salle hypostyle 85, 87-89, 93, 97-100, 102-110
Sklaven 26, 28-29, 53, 58, 110,158-160, 192, 194-195
Speicher s. Getreide / horreum
Spekulationen / Spekulanten 39, 45-46, 50, 53, 85
Sulpicii / Archiv 46-47, 49-52
Symbolischer Pronaos 91, 93
Taberna / tabernae 30, 41, 104, 111-112, 114, 117, 120-122, 138, 142, 150, 152, 154-156,
164, 187, 194, 200
tabulatum 185,189-190
tessera nummularia 158-161, 163
Thronsaal s. Palastaula
Tintinnabulum 217
Tresorraum 89-90
315
Tribuna 210, 212, 214, 221, 228
tribunal 91, 93, 121, 133, 150, 157-158, 165, 210, 214, 221, 225
Versorgung (Lebensmittel) 29, 38-43, 45, 50, 181, 185
Vorratshaltung 29, 33-34, 37-41
Wasseruhr 112
Werkstätten 115, 150, 153, 155-156, 161, 163-164
Zins 49-50, 120
316
Autoren und Herausgeber
1
Assoc. Prof. Dr. Kamen Dimitrov
2
Personal·. Born 1953, working in the Institute of Balkan Studies with Center of
Thracology „Prof. Alexander Fol“ at the Bulgarian Academy of Sciences.
3
Field of research: History, politics, religion, coinage and coin circulation in ancient
Thrace 6th c. BC – 6th c. AD.
4
Contact: Hadji Dimiter 19a
1000 Sofia
[email protected]
5
Univ.-Doz. Dr. Heimo Dolenz, Μ. A.
6
Zur Person: geb. 1966, Kustos für provinzialrömische Archäologie und Feldforschung am
Landesmuseum Kärnten; Leiter der Ausgrabungen am Magdalensberg und Virunum.
7
Forschungsschwerpunkte: Bauforschung und Urbanistik in Noricum und Karthago
insbesondere zu provinzialrömischen und frühchristlichen Sakralbauten.
8
Kontakt: Bertha von Suttnerstr. 19
9500 Villach
+43 4242 23 88 80
[email protected]
9
Prof. Dr. Johannes Eingartner
10
Zur Person: geb. 1950, Archäologe; apl. Professor für Klassische Archäologie an der
Universität Augsburg
11
Forschungsschweipunkte: Antike Religions-und
römischen Provinzen, insbesondere Nordafrika
12
Kontakt: Bürgermeister-Ulrichstr. 30
86199 Augsburg
+49 821 97 922
[email protected]
13
Prof. Dr. Ulrich Fellmeth
Baugeschichte;
Archäologie
der
317
14
Zur Person: geb. 1954, Leiter des Archivs und des hochschulgeschichtlichen Museums an
der Universität Hohenheim und zugleich Honorarprofessor für antike Wirtschafts-und
Sozialgeschichte an der Universität Stuttgart.
15
Forschungsschwerpunkte: Agrar-, Wirtschafts-und Handelsgeschichte der Antike,
insbesondere das ökonomische Denken in der Antike, die historisch-geografischen
Aspekte
der
antiken
Handelsund
Wirtschaftsgeschichte
sowie
die
Ernährungswirtschaft der Antike.
16
Kontakt: Universität Hohenheim (505/784)
70593 Stuttgart
+49 711 459-22119
[email protected]
17
Docteur-Architecte, Myriam Fincker
18
Renseignements personels: née en 1954. Architecte-archéologue à l‘Institut de Recherche
sur l’Architecture Antique, CNRS, Paris, Aix-Marseille Université.
19
Axes de recherché: architecture grecque et romaine, spécialiste des édifices de spectacles.
20
Contact: IRAA, CNRS
59/61 rue Pouchet
75017, Paris
+33 1 40 25 11 51
[email protected]
21
Prof. Dr. Klaus Stefan Freyberger
22
Zur Person: geb. 1948 Fürth/ Bayern. Leiter des DAI Damaskus (1996-2002) und wiss.
Direktor des DAI Rom (2002-2014)
23
Forschungsschwerpunkte: Städtebauliche Untersuchungen in Südsyrien und Forschungen
auf dem Forum Romanum in Rom
24
Kontakt: Guldeinstraße 48
80339 München
+49 89 51 08 83 22
[email protected]
25
Mag. Kordula Gostencnik
26
Zur Person: geb. 1963, freie Wissenschafterin, Wien.
27
Forschungsschwerpunkte: archäologische Forschung in Noricum; Magdalensberg;
Virunum; spätantiker Befestigungsbau in Binnennoricum; Kleinfunde als Quelle für die
Erforschung der antiken Alltagskultur; frührömische Wandmalerei; römische
Textilwirtschaft; römische Handelsgeschichte; römische Kleininschriften; römische
Beinfunde; antike medizinische Instrumente; Kulturgeschichte und materielle Kultur
der
Antike;
Entwicklung
von
Ausstellungskonzepten;
Publikationen:
www.academia.edu
28
Kontakt:
[email protected]
29
Dr. Kathrin Jaschke
30
Zur Person: geb. 1976, Althistorikerin, Wiss. Referentin am LVR-Archäologischen Park
Xanten
318
31
Forschungsschwerpunkte: Sozial-und Wirtschaftsgeschichte der Antike; Logistik der
römischen Armee; die römische Stadt
32
Kontakt: LVR-Archäologischer Park Xanten/LVR-RömerMuseum
Trajanstraße 4
46509 Xanten
+49 2801 71 21 56
[email protected]
33
Dr. Pavlos Karvonis
34
Renseignements personnels: Né en 1976, Archéologue, collaborateur de l’Académie des
Sciences d’Athènes
35
Axes de recherche: Tabula Imperii Romani, architecture commerciale grecque, surtout à
Délos
36
Contact: Galinis 5
14564 Kifissia
+30 69 72 03 21 23
[email protected]
37
Prof. Dr. Hans Kloft
38
Zur Person: geb. 1939, Professor für Alte Geschichte an der Universität Bremen von
1977-2004
39
Forschungsschwerpunkte: Politische, soziale und Wirtschaftsgeschichte der alten, speziell
der römischen Welt, daneben Religions-und Rezeptionsgeschichte
40
Kontakt: Universität Bremen
Fachbereich 8/ Institut für Geschichtswissenschaft
Bibliothekstr. 1
28359 Bremen
[email protected]
41
Dr. Peter Kritzinger
42
Zur Person: geb. 1976, Assistent am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Friedrich Schiller
Universität Jena
43
Forschungsschwerpunkt: Verwaltungs-und
Epigraphik; Sphragistik / Numismatik
44
Kontakt: FSU Jena Altertumskunde Fürstengraben 1
07745 Jena
+49 3641 94 48 13
[email protected]
45
Prof. Dr. Jürgen Krüger
46
Zur Person: geb. 1950, Kunsthistoriker, apl. Professor für Kunstgeschichte am Karlsruher
Institut für Technologie KIT; Leiter der Firma arte factum Verlag und
Kulturmanagement Karlsruhe
47
Schwerpunkte der Arbeit: Forschungen zur Geschichte des Kirchenbaus, besonders in
Rom und Jerusalem; Kulturvermittlung für Laien durch populärwissenschaftliche
Publikationen und Studienreisen
48
Kontakt: Steinbügelstr. 22
76228 Karlsruhe
Handelsgeschichte;
Religionsgeschichte;
319
+49 721 66 49 703
[email protected]
49
Ingénieur de recherche Jean-Jacques Malmary
50
Renseignements personnels: né en 1977. Architecte, ingénieur de recherche à l’Institut de
Recherche sur l’Architecture Antique (JRAA), CNRS.
51
Axes de recherche: Architecture de l’antiquité grecque et romaine en France, en Grèce et
en Turquie, périodes classique, hellénistique et impériale.
52
Contact: IRAA Lyon
MSH Maison de l‘Orient et de la Méditerranée-Jean Pouilloux
7 rue Raulin
69365 Lyon CEDEX 7
+33 4 72 71 58 61
[email protected]
53
Prof. Dr. Jean-Charles Moretti
54
Renseignements personnels: né en 1961, directeur de recherche au CNRS, Institut de
recherche sur l’architecture antique, Maison de l’Orient et de la Méditerranée,
Université Lyon 2, AAMU, Paris, UPPA.
55
Axes de recherche: architecture grecque et romaine, édifices de spectacle, temples et
sanctuaires, vocabulaire de l’architecture en grec ancien, Délos, Claros, Orange, Baelo
Claudia.
56
Contact: IRAA – MOM
7 rue Raulin
69365 Lyon CEDEX 7
+33 4 72 71 58 55
[email protected]
57
Dr.-Ing. Karlfriedrich Ohr
58
Zur Person: geb. 1937, Oberkonservator i. R. des Landesdenkmalamtes BadenWürttemberg
59
Forschungsschwerpunkt: Die frühe römische Basilika
60
Kontakt: Donnersbergweg 15
76187 Karlsruhe
+49 721 75 88 27
[email protected]
61
Prof. Dr.-Ing. Jürgen J. Rasch
62
Zur Person: geb. 1937, verstorben 2015. Bis dato Mitarbeiter des Instituts für
Baugeschichte, am KIT, Karlsruhe.
63
Forschungsschwerpunkte: Römische Zentralbauten, Kuppelkonstruktionen in der
römischen Architektur, Römische Bautechnik
64
Dr. Javier Salido Domínguez
65
Zur Person: geb. 1982, Post Doc an der Universität Complutense Madrid
66
Forschungsschwerpunkte: Agrar-, Wirtschafts-und Handelsgeschichte in der Römerzeit.
320
67
Kontakt: Laberinto del amor 1 portal 6, 5°C
28905 Getafe (Madrid)
[email protected]
68
Prof. Dr. Paul D. Scotton
69
Personal: born 1949. Professor of Classical Archaeology and Classics, California State
University, Long Beach. Research Fellow, Cotsen Institute of Archaeology, UCLA.
70
Research Focus: Ancient Architecture, Ancient Corinth, Lechaion Harbor and Settlement.
71
Contact: Program in Classics
California State University, Long Beach
1250 Bellflower Blvd – MS2404
Long Beach, California 90840-2404
[email protected]