Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Zeit, Erinnerung und Geschichte
Ulrike Sommer
Zitiervorschlag
Ulrike Sommer. 2014. Zeit, Erinnerung und Geschichte. In Sabine Reinhold und Kerstin P. Hofmann, Hrsgin.:
Zeichen der Zeit. Archäologische Perspektiven auf Zeiterfahrung, Zeitpraktiken und Zeitkonzepte (Themenheft).
Forum Kritische Archäologie 3: 25–59.
URI
http://www.kritischearchaeologie.de/repositorium/fka/2014_3_6_Sommer.pdf
DOI
10.6105/journal.fka.2014.3.6
ISSN
2194-346X
Dieser Beitrag steht unter der Creative Commons Lizenz CC BY-NC-ND 4.0 (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitung) International. Sie erlaubt den Download und die Weiterverteilung des Werkes / Inhaltes
unter Nennung des Namens des Autors, jedoch keinerlei Bearbeitung oder kommerzielle Nutzung.
Weitere Informationen zu der Lizenz finden Sie unter: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.de.
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Zeit, Erinnerung und Geschichte
Ulrike Sommer
Institute of Archaeology, University College London, 31–34 Gordon Square, London WC1H 0PY, United
Kingdom. u.sommer[AT]ucl.ac.uk
Zusammenfassung
Zeitmessung beruht auf kosmischen Ereignissen, Zeitwahrnehmung kann auch über biologische Veränderungen erfolgen. Die Kontrolle der Zeitmessung ist mit politischer und wirtschaftlicher Macht verbunden. Ob
und inwieweit Zeitwahrnehmung gesellschaftlich bedingt ist (lineare vs. zyklische Zeit), ist umstritten. Zeitmessung und Zeitverlaufsvorstellungen sollten hier auseinandergehalten werden. In bestimmten Gesellschaften wird
die Erinnerung an die Vergangenheit organisiert und institutionalisiert, zum Beispiel als Geschichtsschreibung.
Im zweiten Teil des Artikels diskutiere ich die Verbindung von Artefakten/Monumenten, kollektiver Erinnerung
und Geschichtsbewußtsein, sowie die diesbezüglichen Erkenntnismöglichkeit der Archäologie auf verschiedene
Zeitskalen.
Abstract
The measurement of time is based on cosmic events. The perception of passing time can also be based on biological changes. The control of time–keeping is connected to political and economic power-structures. The nature
and degree of the social determination of the perception of time (linear vs. cyclical time) has been hotly contested,
but it is important to keep time–measurement and ideas about the nature and passing of time separate. In certain
societies, the recollection of the past is becoming organised, for example as historiography.
In the second part of the article I discuss the connection between artefacts, monuments, collective memory and
historical consciousness, as well as the chances of elucidating these concepts archaeologically on different levels
of chronological resolution.
Schlüsselwörter
Zeit, Erinnerung, Geschichte, Geschichtsbewußtsein, kollektive Erinnerung, Wiederbenutzung
Keywords
Spirit of times, Time, memory, history, historical consciousness, collective memory, re-use
25
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Einleitung1
culturally specific but as automatically applicable
to the entirety of humanity, past or present“ (Shanks
und Tilley 1987: 32f.). Diese Aussage markiert eine
diskursive Grenze: zwei theoretische Systeme prallen aufeinander – oder rutschen vielmehr aneinander vorbei. Für die Diskursant_innen diesseits der
postmodernen Wasserscheide ist die Behauptung
unsinning, für diejenigen jenseits derselben selbstverständlich. Denn Shanks und Tilley behaupten, die
bisher gängige Definition und Erfahrung von Zeit sei
nicht universell gültig, sondern historisch kontigent.
Zeit ist eines der Kernkonzepte der Archäologie,
sind Archäolog_innen doch vor allem damit beschäftigt, Funde und Befunde zu datieren, ihnen also
einen Entstehungs- und Nutzungszeitraum zuzuweisen. Über das Thema Zeit selbst wird jedoch nur selten reflektiert (Leone 1978; Bailey 1987; Shanks und
Tilley 1987; Gosden 1994; Murray 1999; Karlsson
2001; Lucas 2005; Holdaway/Wandsnider 2008),
besonders deutsche Beiträge zum Thema fehlen
weitgehend. Handelt es sich dabei um den klassischen blinden Fleck im Zentrum einer Disziplin?
Auch über seine zentrale Methode, die Ausgrabung,
reflektiert das Fach schließlich erstaunlich selten –
man tut es eben. Oder sind Archäolog_innen weniger
an der Zeit an sich interessiert, als an Abfolgen – die
Gleichzeitigkeit oder das Nacheinander von Verzierungs- und Baustilen oder archäologischen Kulturen?
Um die nicht beantwortbare ontologische Frage
„was ist Zeit“ zu umgehen und das Problem besser einzugrenzen, soll hier zunächst mit den Fragen
„wie wird Zeit wahrgenommen“ und „was macht/
bewirkt Zeit“ gearbeitet werden (vgl. Durkheim
1912). Im folgenden werde ich daher zunächst versuchen, die Ebenen der Zeitwahrnehmung genauer
zu gliedern, soweit dies für die Archäologie relevant
ist. Das führt zu der Frage, wie Zeit unterteilt wird,
und wie natürwüchsig ‚unsere‘ Zeitwahrnehmung
von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist. Dies
leitet über zum dritten Thema dieses Artikels: die
Wahrnehmung von Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft und der Umgang mit dieser Vergangenheit,
insbesondere die Verbindung von Zeitwahrnehmung
mit dem Bewußtsein von Zeiträumen, die über die
Erfahrung des Einzelnen hinausgehen. Die Weitergabe von Wissen über Generationen hinweg ist die
Basis menschlicher Kultur überhaupt, und eine Auseinandersetzung mit ‚der‘ ‚Vergangenheit‘ scheint
in allen Kulturen stattzufinden. Geschichtswissenschaft und Archäologie sind aber in der Tat für den
Hoch- und Spätkapitalismus spezifisch. Ob und wie
Vergangenheit in der schriftlosen ‚Vorzeit‘ wahrgenommen wurde oder werden konnte, soll am Ende
dieses Beitrages kurz diskutiert werden und ist Thema weiterer Artikel in diesem Band.
Bis 1960 – wegen der langsamen Anerkennung der
14C-Datierungsmethode teilweise sogar noch wesentlich länger – war in der Vorgeschichtsforschung
keine absolute Datierung möglich. Man datierte über
formale Ähnlichkeiten. Wie in der Kunstgeschichte
seit langem anerkannt, müssen gleiche Stilphasen jedoch nicht synchron sein (Kubler 1962: 120), so ist
eine Zeitverschiebung zwischen Zentrum und Peripherie wahrscheinlich, aber auch das Ausmaß sozialer Kontrolle (Frirdich 1994; Mattheußer 1994) oder
der Kommunikationsintensität kann Innovationsausbreitung (Eisenhauer 2002) und damit den Zeitpunkt
eines Stilwechsels determinieren. Solche Ungleichzeitigkeiten (Bloch 1935) und mit ihr die Dynamik
und eventuell auch die Auslöser von Kulturwechsel
lassen sich jedoch nur durch den Vergleich stilistischer und absoluter Daten, Kublers (1962: 98) „systematic“‚ und „calendrical age”, erkennen (vgl. z. B.
Kerig und Shennan 2010). Hat sich aber das Fach
den durch absolute Datierungsmethoden veränderten
Interpretationsmöglichkeiten wirklich angepaßt?
Zeit
Die Behauptung, es gebe mehrere Arten von
Zeit, in der Ethnographie seit langem diskutiert (z.
B. Leach 1961; Bloch 1977), wurde seit den späten
1980er Jahren in der postprozessualen/kritischen
Archäologie beliebt und begleitete auch die postkoloniale Wende. Michael Shanks und Christopher
Tilley behaupteten 1987, vielleicht durch Louis Althusser (1968) beeinflußt, dass in der Archäologie
„Capitalism’s chronometric time is regarded not as
1
Zeitdauer und Zeitmessung
Seit 1967 wird die Zeitdauer über die Atomschwingungen von Caesium definiert. In einer Sekunde
schwingt ein 133Caesium-Atom 9.192.631.770 mal.
Diese Atomzeit ist kontextunabhängig, auf der Erde
und überall im Weltall ist die Periodizität dieselbe,
und sie ändert sich auch im Zeitverlauf nicht.
Traditionell war das Zeitmaß jedoch bestimmt
durch astonomische Perioden, wie die Erdrotation
Ich danke den Herausgeberinnen und den anonymen
Gutachter_innen für zahlreiche weiterführende Hinweise und hilfreiche Kritik.
26
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
(Tag bzw. Kombination aus Tag/Nacht), die Rotation
des Mondes um die Erde (Monat) sowie der Erde um
die Sonne (Jahr, Jahreszeiten), die Rotation der Planeten, besonders der Venus um die Sonne, und das
kosmische Jahr, die Rotation des Sonnensystems um
das Zentrum der Milchstrasse. Dies alles sind lokale,
für die Erde spezifische Gegebenheiten. Die Erdrotation ändert sich zudem mit der Massenverteilung
(Gebirge, Gletscher etc.), auch die Topographie, Gezeiten und klimatische Gegebenheiten (Jetstream)
haben einen Einfluß. Die natürliche Tageslänge variiert so zum Beispiel mit den Jahreszeiten (Abb. 1).
Zudem wird die Erdrotation durch Atmosphäre und
Gezeiten gebremst, die natürlichen Stunden und Sekunden werden damit zunehmend länger.
Planeten ganz ohne oder im Gegenteil mit mehreren
Trabanten oder einem beständig bewölkten Himmel,
der die Beobachtung des Firmaments unmöglich
macht.
Die Bewegungen von Himmelskörpern lassen
sich auf einer Intervallskala darstellen, die daraus
abgeleiteten Zeiteinheiten jedoch nicht immer, was
durch die Unvereinbarkeit verschiedener Skalen
(z. B. Monate und Jahre) oder die unterschiedliche
Länge von Tag und Nacht im Jahresverlauf in den
höheren Breiten bedingt ist. Wurden Tag und Nacht
in jeweils 12 Stunden eingeteilt, wie in der Antike,
im Mittelalter und den meisten nicht-industriellen
Gesellschaften, führte das zu einer unterschiedlichen
Stundenlänge in Sommer und Winter. Damit mußten
mechanische Zeitmesser an diese jahreszeitlichen
Veränderungen angepaßt werden (Allen 1996: 163;
Armstrong und McK. Camp II 1977: 159–161; Sauter 2007: 691f.).
Zeit-Einheiten wie z. B. Stunden im sumerischen
Hexadezimalsystem und Wochen (Mondphasen)
sind von der astronomischen Zeitskala abgeleitet,
aber nicht zwingend vorgegeben. Auch Änderungen
der Vegetation oder Phänomene wie Gezeiten, die
einen zeitlichen Rhythmus vorgeben, werden durch
die Bewegung von Erde, Sonne und Mond hervorgerufen. In den feuchten Tropen ist beispielsweise aber
Ackerbau nicht an den Jahresrhythmus gebunden, in
Indonesien gibt es momentan etwa drei Reisernten
in zwei Jahren, Bäume und andere Lebewesen bilden keine Jahresringe aus. Auf einem Planeten ohne
Achsneigung hätten sich vermutlich auch andere
Zeiteinteilungen entwickelt, gleiches gilt für einen
Die Periodizität der verschiedenen Himmelskörper ist ebenfalls nicht gleichartig. Tage, also die
Erdrotation gegenüber der Sonne (Sonnenzeit) oder
dem Firmament (Sternzeit), Monate (Mondzyklus)
und Jahre (Rotation der Erde um die Sonne) sind
nicht deckungsgleich. Zwölf Monate sind etwa elf
Tage kürzer als ein tropisches Sonnenjahr (Hannah
2009: 38). Nach 34 Jahren ist das Mondjahr demnach einmal durch das Sonnenjahr gewandert. Aber
Abb. 1 Änderung der natürlichen Tageslänge im Jahresverlauf (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Abweichung_der_
Tagesl%C3%A4nge_vom_SI–Tag_.svg, zuletzt geöffnet am 20.3.2013).
27
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
auch ohne den Mond als Störfaktor ist keine einfache Übereinstimmung herbeizuführen2. Im Jahr
2000 dauerte ein tropisches Jahr z. B. 365 Tage, 5
Stunden, 48‘, 45‘‘, ein siderisches Jahr (Sternenjahr)
dagegen 365 Tage, 6 Stunden, 9‘ 10‘‘. Damit sind für
jeden Kalender regelmäßige Eingriffe, z. B. Schaltstunden und Tage nötig, um die anhand der Himmelskörper gezählte Zeit mit den über die Vegetation
wahrgenommenen Jahreszeiten und Fixpunkten, wie
Tag- und Nachtgleichen, über längere Zeiträume zu
synchronisieren.
logischen, biologischen (Knochenwachstum, Fortpflanzungsfähigkeit) oder wahrgenommenem Alter
(Aussehen, Selbstwahrnehmung) übergeordnet.
Die individuelle Wahrnehmung von Zeitdauer
ist nicht zwingend an das Verstreichen fester und
gleichartiger Zeiteinheiten gebunden (vgl. Gardner
2012, 151-152), umgekehrt entspricht die abstrakte
und meßbare Zeit nicht unbedingt der persönlichen
Wahrnehmung – Zeit vergeht ‚wie im Fluge‘ oder ist
‚wie Blei‘. Edmund Leach (1961: 133) weist darauf
hin, dass in nicht-industriellen Gesellschaften oft
die im Jahresverlauf anfallende Arbeit die Zeitwahrnehmung bestimmt, weniger die absolut verstrichene Zeit. Ohne künstliche Beleuchtung und äußere
Zwänge scheinen Menschen z. B. im Winter länger
zu schlafen als im Sommer (Kohsaka u. a. 1992); für
die Nuer vergeht die Zeit in der Regenzeit langsamer
als in der Trockenzeit (Evans-Pritchard 1939: 204).
Auch das Ausmaß gesellschaftlicher Veränderungen
und persönlicher Aktivitäten kann für die Zeitwahrnehmung eine Rolle spielen (Flaherty u. a. 2005).
Nicht alle Sprachen haben jedoch Wörter für
‚Jahr‘ oder ‚Monat‘ (z. B. Schieffelin 2002: 10), die
Bedeutung und Verbreitung von Zeitmessung über
die Bewegung von Himmelskörpern sollte also nicht
überschätzt werden. Zudem können kürzere Zeiteinheiten auch über Prozesse definiert werden, die von
der Bewegung der Himmelskörper nicht direkt abhängig sind, wie z. B. die Gärung und die Reifung
von (gutem) Bier in sieben Tagen bei den Tiv in Nigeria (Bohannan 1953: 257).
Auf Ellis McTaggart (1908) geht die Unterscheidung der Beschreibung von Zeit in die A- und BSerie zurück. Die A-Serie (Präsentismus) beschreibt
den Zeitverlauf mit den Konzepten Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft. Die B-Serie (Eternalismus) beschreibt den Zeitverlauf dagegen als Abfolge
von Ereignissen (McTaggart 2008: 22). McTaggart
kommt zu dem Schluß, daß Zeit nicht real ist.
Zeitwahrnehmung
Körperliche Rhythmen und Veränderungen zeigen
ebenfalls das Verstreichen der Zeit an.3 Erstere sind jedoch unterschiedlich stark standardisiert (zirkadischer
Rhythmus, Menstruation) und zudem ungleich über
den Lebenszeitraum verteilt. Körperliche Veränderungen sind in der Jugend am stärksten (Größenwachstum
etc.) und scheinen dann im Erwachsenenalter eine Zeitlang stillzustehen, bis die Alterung einsetzt4. Die unterschiedlich wahrgenommene Zeit in den verschiedenen
Lebensaltern – in der Kindheit vergeht die Zeit langsamer – kann sogar biologische Grundlagen haben (Leach
1961: 133). Kulturelle Klassifizierungen, wie der
Status als Kind, Erwachsene(r), Vater/Mutter eines
Kindes, Alte(r) und Greis(in) oder nach Altersklassen und Familienstand sind jedoch oft dem chrono2
Wobei die unterschiedliche Mondperiode nur dann
zum Störfaktor wird, wenn eine exakte Zählung der
Perioden durchgeführt wird. Die Nuer etwa passen die
Mondperioden einfach dem phänologisch erkannten
‚richtigen’ Monat im Jahr an (Evans-Pritchard 1939:
201). Auf Bali, wo exakte Tageszählung wichtig ist,
weil bestimmte Tage unter guten oder schlechten
Vorzeichen fallen, ist dagegen der Vollmond nicht
unbedingt rund, aber „…they do not … seem to be
unduly worried about this.“ (Howe 1981: 227). Auch
die Athener unterschieden zwischen dem wirklichen
und dem ‚bügerlichen’ Neumond (Allen 1991: 161).
3
Sie können auch als zeitliche Fixpunkte dienen (Bird
und David 2004: 415).
4
Vgl. Evans-Pritchard 1935: 211.
Zeitverlauf 1
Ereignisse werden durch die Begriffe vorher und
nachher geordnet. Inwieweit die Unterscheidung
von Vergangenheit–Gegenwart–Zukunft (John McTaggarts A-Serie, perdurantistische Sichtweise, vgl.
z. B. McLure 2005: 139–164) universell (Gell 1992:
149–174) und nicht durch die grammatische Struktur bestimmter Sprachen bedingt ist (vgl. Le Goff
1999 [1977]: 29–32; Kasabova 2008: 333f.), bleibt
zu klären. Sprachen wie Deutsch, Englisch und Französisch kennen zudem mehrere grammatikalische
Formen für die Vergangenheit, im Deutschen etwa
Perfekt (vollendete Gegenwart), (Präteritum (unvollendete Vergangenheit), Imperfekt (Vergangenheit)
und Plusquamperfekt (vollendete Vergangenheit),
Sprachen wie das Türkische können zeitliche Beziehung und Verhältnisse der Dauer grammatikalisch noch wesentlich feiner abbilden. Dies bezieht
sich zunächst auf die persönliche Vergangenheit
und deren Bezug zur Gegenwart. Wie Jan Vansina
28
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
(1985: 21–24) und Jan Assmann (1992: 66–86) herausgestellt haben, unterscheiden viele traditionelle
Gesellschaften aber außerdem zwischen der selbst
oder durch Zeitgenossen erinnerten Vergangenheit
und einer mythischen Urzeit, der Zeit der heroischen
Ahnen, Traumzeit oder goldenem Zeitalter. Auch in
unserer eigenen Erfahrung besteht ein Unterschied
vor allem zwischen der selbst erlebten Vergangenheit, der Vergangenheit, die von Zeitgenoss_innen
beschrieben wird, der schriftlich fixierten Geschichte und der Vorgeschichte.
schen vier Jahreszeiten in den gemäßigten Breiten, in
Ägypten die Nilflut, welche die drei Jahreszeiten von
Überschwemmung, Hervortreten und Trockenheit
vorgab (Hannah 2009: 44), Regenzeit und Trockenzeit im Sudan (Evans-Pritchard 1939: 190) und vorherrschende Winde wie der Monsum in Indien, die
griechischen Anemoi oder der Harmattan in Westafrika (Bohannan 1953: 254) gliedern den Jahresverlauf, geben aber nicht unbedingt einen Jahresbeginn
vor. Auch die Migrationen bestimmter Tierarten können als Fixpunkte dienen, wie Ankunft oder Abflug
von Störchen, Schwalben oder Schnepfen in Mitteleuropa, das Schwärmen des Herings auf Sachalin
(Ohnuki-Tierney 1973: 288) oder des Paiolo-Wurms
auf den Torres-Inseln (Mondragón 1994: 291). Diese Vorgänge sind zwar periodisch, aber nicht exakt
zeitlich fixiert. Auch der Beginn des Monsums oder
die Nilflut liefern einen klaren Fixpunkt innerhalb
des Jahres, der freilich nicht immer auf das gleiche
siderische Datum fällt. In Mitteleuropa fehlt ein vergleichbar deutliches und räumlich weit verbreitetes
Signal, etwa für den Beginn des Frühlings.
Zeitverlauf wird in Metaphern der Bewegung beschrieben, wie ‚Fluß der Zeit‘ und ‚Fortschritt‘ (vgl.
Gold 1965), und ist damit von der axialen Symmetrie
des Wirbeltierkörpers und den nach vorne gerichteten Augen bestimmt, die eine klare räumliche Unterscheidung zwischen ‚vorwärts‘ und ‚rückwärts‘
vorgeben. Intelligente Seesterne oder Oktopoden
würden vermutlich mit anderen Zeitbegriffen arbeiten. Zeitbegriffe, also die Art, wie Zeit beschrieben
wird, haben einen unmittelbaren Einfluß darauf, wie
geschichtliche Narrative konstruiert werden, in denen Zeit als kausativer Faktor dient.
Sonnenauf- und -untergang geben Tag und Nacht
klare Grenzen. Kosmische zeitliche Fixpunkte, wie
Sonnenwende und Equinox, können aber nur durch
eine systematische Himmelsbeobachtung unter
Nutzung von Fixpunkten erkannt werden, das gleiche
gilt für die Bewegung von Planeten und Sternen wie
dem Sirius (Hannah 2009, Kapitel 2). Mit Ausnahme
von Sonnenauf- und -untergang und der Mondphasen
sind für die Bestimmung der meisten kosmischen
Rhythmen Instrumente notwendig – Sonnenuhren,
Markierungen des Sonnenstandes, Astrolabien usw.5
Die Existenz von Kalendern und Kalenderbauten seit
dem Paläolithikum wird immer wieder behauptet
(z.B. Marshak 1972; Schmidt-Kaler 2008; Coolidge
und Overmann 2012: 207, für die Bronzezeit s.
etwa Thom u. a. 1988; Menghin 2008), ist jedoch
umstritten (Rosenstock in diesem Band).
In der Moderne wird Zeit gewöhnlich als linear
und unumkehrbar erfahren. Dagegen ist der Zeitpfeil der Newtonschen Physik prinzipiell umkehrbar
(Price 2011). Ob die Zeit Anfang und Ende hat, ist
sowohl in der Physik (Urknall) als auch vielen Religionen umstritten. Manche Religionen nehmen zudem Wesen an, die ganz oder teilweise außerhalb der
Zeit stehen (Götter, Buddhas, Engel bei Thomas von
Aquin) bzw. einen zeitlosen/überzeitlichen Zustand,
an dem auch Menschen bzw. deren Seelen teilhaben
können (Ewigkeit, Nirwana).
Zeitmessung
Zeitmessung beruht auf periodisch wiederkehrenden Ereignissen (vgl. Leach 1961: 125), mit denen
Zeiteinheiten – Tag und Nacht, Monate, Jahreszeiten,
Jahre, Bewegungen von Planeten – definiert werden.
Die verstrichene Zeit kann so als die Zahl von Ereignissen nach einem willkürlich festgesetzten Fixpunkt
angegeben werden (Stunde der Nacht, Olympiaden,
ab urbe condita, Regierungsjahre eines Herrschers/
Herrscherin, Seleukidische Ära, Indiktion, Jahre nach
der Passion Christi etc.).
Zeitmessung kann aber auch für sehr unterschiedliche Zeiträume durchgeführt werden. Menstruationskalender etwa beweisen nicht unbedingt die
Existenz von (historischer) Chronologie oder Kalenderwesen; symbolische Zählsysteme sind, wie
das Beispiel des Kerbholzes zeigt, nicht unbedingt
an Schriftlichkeit gebunden, sie können aber am
Anfang der abstrakten Schriftentwicklung stehen
(Schmandt-Besserat 1992).
Außerhalb der Tropen ist der Jahresverlauf durch
die Witterung und die dadurch bedingte Vegetationsänderungen fast immer klar zu erkennen. Die klassi-
5
29
Auch Reiskörner, Hüte (Isler 1991: 156), Stäbe und der
eigene Körper (Allen 1991: 165) konnten zur Messung
eingesetzt werden.
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Zeiteinheiten werden oft nicht gezählt, sondern
benannt: Monatsnamen bezeichnen ackerbauliche
Gegebenheiten (Johnston 1963), ‚Wochen‘tage heißen z. B. nach dem Ort, an dem an diesem Tag ein
Markt stattfindet (Bohannan 1953: 255), Jahre wurden entweder nach eponymen Beamten wie z. B.
in Aššur (Millard 1994), Griechenland und Rom
(Mosshammer 2008: 11–113), oder nach aus der
Sicht des Herrschers oder der Herrscherin herausragenden Ereignissen benannt („…7. Jahr: Der König
d
Damiq–ilišu hat den ‚dDamiq–ilišu–Kanal‘ graben
lassen.“, Prang 1975: 153), wie in Neusumerischer
und Kassitenzeit in Mesopotamien (Schmidtke 1952;
Horsnell 2004 etc.).
Wie Shanks und Tilley (1987) betont haben, ist
‚Zeitmessung‘ gewöhnlich mit Herrschaft verbunden. Selten waren Kalender vor der Moderne über
die oft kleinräumigen politischen Grenzen hinaus
synchronisiert (z.B. Mosshammer 2008: 23f.; Salt
und Boutsikas 2005; Bohannan 1953: 255f.; EvansPritchard 1939: 201f.).Eine solche Synchronisation
war teilweise sogar politisch unerwünscht (Allen
1996: 161–162) und auch nur bedingt notwendig. In
einigen Ökotopen mag Zeitmesssung notwendig sein,
um erfolgreich Ackerbau zu betreiben (vgl. Nilflut)7,
in den meisten Klimazonen reichen aber einfache
Umweltbeobachtungen (Bauernregeln etc.) aus, um
zum Beispiel den Zeitpunkt der Aussaat oder Ernte zu
wählen8; diese ackerbaulichen Aktivitäten werden ihrerseits zur Zeitbestimmung genutzt (z. B. Bohannan
1953: 254f.). Dagegen trägt die Synchronisation von
Feiern über große Entfernungen zur Aufrechterhaltung ethnischer oder religiöser Identität bei, erinnert
sei nur an die großen griechischen Feste, dem Ende
des Ramadan oder die Bedeutung des Osterdatums in
den christlichen Kirchen (Mosshammer 2008; Zerubavel 1982).
Die Zählung der verstrichenen Zeiteinheiten verlangt bei einem solchen System Aufzeichnungen.
Um eine Chronologie aus Jahresnamen zu erstellen, waren Listen und Annalen notwendig. Manchmal wurden solche Nominal- und Intervallskalen
auch kombiniert – „die 99. Olympiade, also diese,
in der Dikon von Syrakus das Wettrennen gewann“
(Plutarch, Aristeides 19.7, nach Feeney 2007: 10) –,
was anzeigt, dass alleine die abstrakten Nummern
für den/die Leser_innen/Hörer_innen kaum Orientierung boten. Erscheint es uns kaum möglich, sich
die Abfolge von Eponymen oder Konsuln zu merken, verbanden diese sich für die Zeitgenoss_innen
mit der Erinnerung an ganz bestimmte politische
Konstellationen und Ereignisse. Die Abfolge neuassyrischer Eponymen folgte weitgehend festen Regeln (Millard 1994). Denis Feeney (2007: 16) weist
darauf hin, dass auch die römische Oberklasse der republikanischen Zeit sich und ihre Zeitgenossen über
den cursus honorum sehr genau einordnen konnten,
und dass der Name bestimmter Konsuln ein exaktes
stratifiziertes Beziehungsnetzwerk ins Gedächtnis
rief. Jahresnamen und Eponymen beinhalten also
bereits eine Zeitdeutung und geben eine bestimmte
Struktur des kollektiven Gedächtnisses vor; die Erinnerungen der herrschenden Klasse wurden systematisch privilegiert, genauso wie eine Zeitzählung nach
Altersklassen ein Geschlecht privilegiert.
Staatlich organisierte Gesellschaften hingegen
benötigen eine homogenisierte Zeitmessung, um
in festgesetzen Abständen Abgaben zu erheben,
Zwangsarbeiter einzuziehen und den Masseneinsatz
von Arbeitern und Soldaten zu koordinieren. Die
Kontrolle über die Zeit konnte durch ‚öffentliche‘
Uhren wie die Klepsydra auf der Athener Agora (Allen 1996) oder die Sonnenuhr des Augustus (Buchner 1982) sichtbar gemacht werden.
Zeitmessung zeigt Herrschaft an (Greenhouse
1996: 22). Politischen Umstürzen wie der Französische Revolution (Zerubavel 1977), der Oktoberrevolution oder der Gründung der türkischen Republik
folgen oft Kalenderreformen. Zinsen sind seit spätestens der Ur III-Zeit bekannt (Steinkeller 1981: 140;
Hudson 2000: 133), ihre Berechnung setzt ebenfalls
die Existenz einer genauen und allgemein akzeptierten Zeitzählung voraus.
Nicht immer werden aus solchen Jahresnamen
jedoch chronologische Systeme erstellt. Die Nuer
bezeichneten Jahre nach wichtigen Ereignissen oder
dem Ort des Sommerlagers und konnten meist auch
eine Reihenfolge herstellen, übersetzten dies aber
nicht oder nur auf Drängen des Ethnographen in eine
‚Zählung‘ von Jahren (Evans-Pritchard 1939)6.
6
Mit dem Beginn der kapitalistischen Wirtschaftsweise wurde die Arbeitszeit zur Basis der Entlohnung, und eine immer feinere Zeitmessung setzte
In anderen Gesellschaften kann dagegen die Reihenfolge solcher Jahre von den Stammesältesten erinnert
und zur absoluten Zeitbestimmung genutzt werden,
z.B. bei den Arapaho (Anderson 2011: 340).
30
7
Gerade im Alten Ägypten allerdings wichen Kalenderdaten und siderisches Jahr deutlich voneinander ab
(Isler 1991).
8
Evans-Pritchard (1939: 193; 196) berichtet etwa,
dass die Nuer den Zusammenhang zwischen dem Erscheinen bestimmter Sternbilder und den Jahreszeiten
durchaus kenne, sich in der Anbau-Praxis aber sinnvollerweise nach dem Regenfall und nicht nach dem
Nachthimmel richten.
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
ein. Kosmische Zeitgeber wurden zunehmend durch
mechanische Uhren ersetzt, die mit einem willkürlichen Standard synchronisiert werden konnten
(meist die Zeit der Hauptstadt – gesetzliche Zeit,
Ortszeit); vergegenständlichte Arbeitszeit wird zu
Geld (Marx 1859: 105; Thompson 1967). In der
Disziplinierung des Arbeiters/der Arbeiterin (Elias
1976 [1939]; Foucault 1994) spielte die Fabrikuhr
oder -sirene eine hervorragende Rolle (Engels 1845:
398–401; Beuthner 1999: 173–180). Kleinste Verspätungen wurden mit Aussperrung und Lohnverlust
bestraft, während der/die FabrikbesitzerIn die Zeitmessung kontrollierte und zu seinen/ihren Gunsten
manipulierte (Engels 1845: 400).9 Genauso wurden
europäische Zeitkonzepte im kolonialen Kontext
eingesetzt, um disziplinierte Untertanen bzw. Arbeiter_innen heranzuziehen (Munn 1992; Schieffelin
2002; Pickering 2004, Anderson 2011: 233).
dingt, dies trifft aber auch auf alle anderen Formen der
Zeitwahrnehmung zu. In der athenischen Demokratie
z. B. stand vor Gericht auch jedem Redner die selbe
‚demokratische‘ Zeitspanne zur Verfügung, gemessen
durch eine Wasseruhr (Allen 1996).
Oft wird behauptet, schriftlose Gesellschaften, in
denen das Leben durch den Jahresablauf gegliedert
wird, hätten im Gegensatz zu der linearen Zeitkonzeption der Moderne eine zirkuläre oder statische
Zeitvorstellung (Meillassoux 1967; Bloch 1977: 282;
vgl. Rosenstock in diesem Band). Hier werden jedoch
oft Zeitmessung und Geschichtskonzeption (s.u.)
verwechselt. Die Rhythmen des landwirtschaftlichen
Jahres konnten analogisch auf den Lebenszyklus von
Göttern und Menschen übertragen werden, worauf
– unter anderen – schon James Frazer (1907–1915)
hinwies (s.a. Howe 1981: 228). An diesem Punkt, wie
auch bei anderen Zeitbegriffen, besteht jedoch die Gefahr, Metaphern mit tatsächlichen Glaubensinhalten
zu verwechseln (vgl. Greenhouse 1996: 5). Es scheint
kaum zulässig, von Johannes 12, 24 „Es sey denn / das
das Weitzenkorn in die erden falle / vnd ersterbe / so
bleibts alleine. Wo es aber erstirbet / so bringets viel
Früchte“ auf ein zyklisches Weltbild der christlichen
Religion insgesamt zu schließen. Auch in der Moderne
wird die lineare und richtungslose Zeit mit runden Uhren, einer mittelalterliche Erfindung mit antiken Vorläufern10 gemessen (Jentzen 1989).
Zeitverlauf 2
Shanks und Tilley (1987) wollen substantielle
menschliche Zeit, also die persönlich wahrgenommene
Zeit, von der abstrakten chronologischen Zeit unterscheiden. Ihr binärer Merkmalskatalog (Abb. 2) vermischt allerdings Elemente der Zeitwahrnehmung mit
denen von Geschichtsbewußtsein (s. u.). Zudem besteht
bei einer solchen Klassifikation die Gefahr, koloniale
und rassistische Stereotype, wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen ungeprüft weiterzuführen (Dietler und
Herbich 2010; Anderson 2011). Die Definition einer
abstrakten Zeit ist einer bestimmten gesellschaftlichen
Formation zuzuweisen. Sie ist gesellschaftlich be-
In den meisten angeblich zirkulären Zeitvorstellungen wird zudem keine Wiederkehr früherer Zustände erwartet, das Bild einer Spirale wäre also
angemessener. Auch im ‚ewigen‘ Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt der buddhistischen und
Substantial or human time
marked time
submission to the passage of time
self-enclosed recurrent moments
the forthcoming exalted by tradition
imitation of the past; conformity with an ancestral model
concrete horizons of the present; single context of meaning
reading signs to which tradition provides the key
deferred consumption (hoarding)
gift
social imperative
Abstract or chronological time
measured time
managed time
repetitive segments of regular succession
the future: an open void
design of a projected future
mutually exclusive possibility
‚rational’ calculation
abstract accumulation
credit
‚rational’ choice
Abb. 2 Substantielle, menschliche Zeit und abstrakte chronologischer Zeit nach Shanks und Tilley (1987).
9
10 In der anaphorischen Wasseruhr des Hipparchos drehte
sich die Scheibe, nicht der Zeiger (Noble und Price 1968:
351f.).
Schieffelin (2002) für die Veränderung von
einheimischen Zeitbegriffen im kolonialen Kontext.
31
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
hinduistischen Religionen wird eine Reinkarnation
als ‚höheres‘ Wesen oder ein Ende des Kreislaufs im
Nirwana angestrebt, hier ist also ebenfalls eine dritte
Dimension im Spiel. Insgesamt scheint jede genauere Untersuchung (z. B. Howe 1981) zu zeigen, dass
die Nutzung zyklischer Vorgänge zur Zeitmessung
nicht mit einer zyklischen Zeitvorstellung verwechselt werden darf.
sellschaften zur Verfügung stellen (Durkheim 1912;
Halbwachs 1985 [1939]).
Zeit wird in der individuellen Gegenwart durch
Erinnerung und Antizipation erfahren und Zeiterfahrung wird innerhalb der individuellen Gegenwart
über Begriffe und Mechanismen, die gesellschaftlich
vorgegeben sind, mit anderen geteilt.
Die Idee einer tatsächlich zirkulären Zeit mit einer identischen Wiedergeburt im nächsten Zyklus
des Zeitverlaufes wurde unter Umständen von den
Pythagoräern und dem Stoiker Chrysippos vertreten
(Drozdek 2002: 409). Beides sind hochabstrakte philosophische Spekulationen, die kosmische Vorgänge
zum Vorbild haben. Von Vico über Nietzsche bis zu
Eliade waren zyklische Zeitmodelle mit konservativer und reaktionärer Ideologie verbunden. Ein Beleg
für ihre Existenz in nicht-industriellen Gesellschaften steht m. E. jedoch aus.
Erinnerung
Erinnerung holt ausgewählte Elemente der Vergangenheit in die Gegenwart zurück. Sie heftet sich
an als wichtig empfundene Ereignisse12 und registriert zeitliche Abstände relational im Sinne von
vorher/gleichzeitig/nachher (James MacTaggarts
B- Serie). Der Erinnerungsprozeß im Sinne von ‚Recollection‘ wird durch Ereignisse in der Gegenwart
in Gang gesetzt, und die Verknüpfung von Ereignissen erfolgt nicht unbedingt über eine chronologische
Abfolge, sondern durch Assoziationen, die diversen
persönlichen Erfahrungen folgen. Die Zeit der Erinnerung ist also nicht notwendig linear, und sie ist
definitiv nicht intervallskaliert; wichtige Ereignisse
können durch lange ‚leere‘ Zeitabschnitte getrennt
sein, die nicht erinnert oder zumindest nicht berichtet werden. Chris Gosden (1994: 2) unterscheidet
daher gemessene versus erfahrene Zeit. Zudem ist
Erinnerung kontextabhängig, unterschiedliche Assoziationen und Kontexte rufen die Erinnerung an
unterschiedliche Ereignisse hervor und bestimmen
auch die Art ihrer Verkettung.
Wie weiter oben bereits angedeutet, kann Zeit
aus der Außensicht als Abfolge von Ereignissen beschrieben werden. Eine Innensicht schließt den Beobachter_innenstandpunkt ein. Ob die uns geläufige
Dreiteilung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft universal gilt, ist umstritten, auch die scheinbar
selbstverständliche Lokalisierung ‚der‘ Vergangenheit ‚vor‘ der Gegenwart und ‚der‘ Zukunft ist nicht
universell. Die Beschreibung von Zeitverlauf in
Raummetaphern ist kulturell und sprachlich geprägt,
wobei die sprachlichen Mittel zur Zeitbeschreibung für den Benutzer weitgehend unsichtbar, weil
selbstverständlich und nicht vermeidbar sind. Casad
(1977: 227) beschreibt, dass für die mexikanischen
Cora die Zukunft nach vorn und bergauf liegt.11 Ihr
räumliches (und grammatikalisches) Koordinationssystem ist durch die Achsen der persönlichen Sicht
nach vorne, einer rechtwinklig dazu verlaufenden
Grenze, und dem Flußtal bestimmt. Das klingt exotisch, aber vielleicht exotischer, als es in der Praxis
und bei einer weniger genauen linguistischen Analyse wäre.
Zeit mag, wie Immanuel Kant (1781) behauptete,
eine vorgegebene Kategorie sein, mit der wir unsere Wahrnehmung organisieren, persönliche Wahrnehmung ist aber nur in den sehr unterschiedlichen
Begriffen beschreibbar, welche die jeweiligen Ge-
Erinnerung – und alle Berichte über Erinnerung
wie Geschichte und Geschichtsschreibung beruhen
auf Auswahlprozessen. Aus der potentiell unendlichen Zahl von Ereignissen werden bestimmte Ereignisse als relevant ausgewählt und aneinandergereiht. Die zeitliche Abfolge gliedert diese Ereignisse,
wird aber nicht immer strikt beachtet. Jürgen Straub
(1998) hat herausgearbeitet, wie eine klare narrative
Struktur berichteten individuelle Erinnerungen Sinn
gibt. Orale Tradition stellen erinnerbare und narrativ befriedigende Abfolgen her, sie sind aber wenig
geeignet, Zeitdauer zu registrieren. „Die Erinnerung
haftet eben nicht an der Zeit selbst, sondern an den
Ereignissen.“ (Hartmann 1950: 207).
11 „…the Coras view time as marching uphill: the present
time is at the foot of the hill looking upwards while the
remote past is at the foot of the hill as seen from up on
top. Finally, the relation of one completed event to a
prior one is seen as taking place somewhere along the
slope up the hill.“ (Casal 1977: 227).
12 Die Beurteilung solcher Ereignisse kann sich
durchaus durch die Zeit ändern, und die Erinnerung an
bestimmte Ereignisse unterdrücken beziehungsweise
wiederbeleben, vgl. z.B. Dolff-Bonekämper 2011.
32
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Wie Maurice Halbwachs (1985 [1939]) betonte,
ist persönliche Erinnerung grundsätzlich in einen
sozialen Kontext eingebunden. Erinnerung wird mit
einer Gruppe geteilt, in einer Gruppe erzählt und verändert, die Gruppe stellt die ‚Rahmen‘ der Erinnerung zur Verfügung, von Sprache (Kategorien) über
Denk- und Erzählmuster bis zur Sinngebung. „…
sobald ein Mitglied einer Gruppe einen Gegenstand
wahrnimmt, gibt er ihm einen Namen und ordnet ihn
in eine Kategorie ein, d.h., er unterwirft sich den
Konventionen der Gruppe, die sein Denken wie das
der anderen ausfüllen.“ (Halbwachs 1985 [1939]:
363). Verschiedene Gruppen wie Familien, Religionen oder Klassen stellen unterschiedliche Rahmen
zur Verfügung; jedes Individuum ist aber gleichzeitig Mitglied mehrer Gruppen, und damit auch Teil
verschiedener „kollektiver Erinnerungen“ (Halbwachs 1985 [1939]: 81). Kollektive Erinnerung ist
also gruppenspezifisch, kontextabhängig, multipel
und veränderlich, obwohl der Begriff „kollektive
Erinnerung“ manchmal als reifiziertes „Gruppenbewußtsein“ (Forty 1999: 2) mißverstanden oder gar
mit dem Nationalbewußtsein auf der Grundlage kohärenter Symbole und eines kanonischen Ursprungsmythos oder einer Nationalgeschichte gleichgesetzt
wird. Entscheidende Ereignisse – Henri Bergson
(1964) nennt sie „dominante Erinnerungen“, Halbwachs „Anhaltspunkte“ (1985 [1939]: 372) – liefern
den Rahmen, in dem Individuen ihre Erinnerungen
zusammenführen können (vgl. Birth 2006 für eine
empirische Untersuchung). Gleichzeitig liefern sie
aber auch eine Deutung der Ereignisse, „…eine Kette von Urteilen…“ (Halbwachs 1985 [1939]: 372).
den hier Namen ausgelassen oder an Handlungsträger_innen des Ursprungsmythos beziehungsweise an
Personen aus der „Zwischenzeit“ assimiliert („telescoping“). Ebenso kann ‚kanonischen‘ Namensträger_innen, deren Geschichte vergessen wurde, im
Zuge politischer Umwälzungen eine neue Geschichte zugewiesen werden. Erinnerung, auch institutionalisierte Erinnerung, ist also immer plastisch. Solche Genealogien dienen der Rechtfertigung jeweils
gegenwärtiger Herrschaftsansprüche von Einzelpersonen, Familien oder Stammesgruppen (vgl. Miller 1979: 82–88). Seniorität oder im Gegenteil die
Gründe, warum diese Seniorität keine Bedeutung
hat/haben sollte, wie etwa die Geschichte von Jakob
und Esau (Genesis 25), bestimmen die Stellung dieser Gruppen innerhalb der Gesellschaft und erklären
die seitherige politische Geschichte – in diesem Fall
das Verhältnis von Israeliten und Edomitern. Assmann (1992: 85) spricht hier von „verdichtete[r]
Vergangenheit“, während für Jack Goody (1968: 39)
die Vergangenheit so unvermeidlich von der Gegenwart ‚aufgefressen‘ wird: „it represents a mythical
projection of contemporary values and social relationships“ (Bailey 1983: 179).
In manchen nicht-schriftlichen Gesellschaften gibt
es Erinnerungsspezialist_innen, die erstaunlich lange Genealogien und komplexe Gedichte überliefern
können, z. B. im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Irland (Nagy 1986; Ross 1998), in Westafrika
(Miller 1979; Vansina 1985), in Australien oder im
archaischen Griechenland (Rhapsoden). Diese stehen meist im Dienste politischer Machthaber_innen
und überliefern – extrem selektiv – die wechselnden
Genealogien und Geschichten der Oberschicht.
Für Erinnerungen, die mündlich innerhalb einer
Gruppe weitergegeben werden, unterscheidet
Vansina (1985: 12f.; 147) „orale Geschichte“,
persönliche Erinnerung bzw. aus anderen Quellen
geschöpfte Kenntnisse über Ereignisse während
der eigenen Lebenszeit, von „oraler Tradition“, die
über viele Generationen reicht. Beide sind Teil der
kollektiven Erinnerung.
Für Assmann (1992: 98) sind solche mündlich
überlieferten Berichte über die Vergangenheit – er
spricht von Mythen – weitgehend unveränderlich
und innovationsresistent. Dies ändere sich mit dem
Übergang zur Schriftlichkeit. Texte geben nach Assmann die Möglichkeit, der überlieferten Vergangenheit kritisch gegenüber zu treten und neue Formen
der Erzählung zu erproben. Erst mit der Schrift ergebe sich so ein Gegensatz zwischen alt und neu (Assmann 1992: 100). Dabei übersieht Assmann, dass
auch viele in feste Form gebrachte Überlieferungen
in zahlreichen Fassungen vorliegen, beispielsweise
der epische Zyklus um den Fall Trojas, aber auch andere griechische Mythenzyklen. Vermutlich wurde
nur ein geringer Bruchteil dieser verschiedenen Fassungen überhaupt schriftlich fixiert und überliefert.
Je nach politischer Situation und nach der Stellung
des Akteurs/der Akteurin in der Genealogie – auch
diese ist, wie Vansina (1985) gezeigt hat, keines-
Auch in der kollektiven Erinnerung nehmen wichtige Ereignisse einen großen Raum ein, während die
ereignislose Zeit zunehmend zusammengeschoben
wird. Zwischen den Ereignissen, die aus eigener Erfahrung und der Erzählung von Augenzeugen bzw.
den Berichten von Zeitgenossen bekannt sind, und
der mythischen Vergangenheit des jeweiligen Ursprungsmythos entsteht eine Lücke („floating gap“,
Vansina 1985: 24), ein Zeitabschnitt, aus dem meist
nur Genealogien und einzelne wichtige Ereignisse
ohne weitere Details überliefert sind. Wenn Erinnerungskapazität und Interesse erschöpft sind, wer33
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
wegs immer fixiert – können unterschiedliche Fassungen desselben Mythos‘ aktiviert werden und in
Konkurrenz zu der bisher etablierten Fassung treten.
Intertextualität, also die Einbeziehung von Elementen aus anderen Symbol- und Diskurssystemen (Erll
2005: 67) und Intermedialität sind damit auch in der
mündlichen Überlieferung möglich, genauso wie
Re-Semiotisierung, das Aufladen überlieferter Inhalte mit neuer Bedeutung (Erll 2005: 65–74). Moderne Forschungen zur Oralität haben zum Beispiel
gezeigt, dass verschiedene Kohorten, Personen mit
gleichartigem Erfahrungshintergrund, sich in ihren
Selbsterzählungen auf unterschiedliche kulturelle Hintergründe beziehen (Chandler 2005; Nelson
2003). Dies kann Teil einer bewußten Abgrenzung
dieser Gruppen sein, die zusätzlich auch nach Außen
sichtbare Elemente materieller Kultur wie Kleidung
und Waffen nutzen können (z.B. Larick 1986).
Sowohl Erinnerung als auch Geschichte sind also
formbar und passen sich neuen Umständen an. Zeitliche Abfolgen wirken aber als Kitt, der eine Reihe von Ereignissen zusammenhält. Zwar werden
manchmal Abfolgen umgedreht, das scheint aber
insgesamt schwieriger, als Abschnitte wegzulassen
(Cooper 2010) oder Ereignissen einen anderen Sinn
zu geben.
Rituale
Wie besonders Paul Connerton (1989) hervorgehoben hat, bestehen kollektive Erinnerungen nicht
nur aus Worten. Wissen im weitesten Sinne wird
nicht nur (mit)geteilt, sondern auch inszeniert (Wulf
und Zirfas 2004). Rituale gehören zu den wirksamsten Mechanismen, um Gemeinschaft herzustellen
(Durkheim 1912). Sie stützen sich nicht nur auf erinnerte Berichte, sondern vor allem auf Körpertechniken. Durch habituelles Gedächtnis, die Erinnerung
an körperliche Praktiken, wird die Vergangenheit in
den Körper „einsedimentiert“ (Connerton 1989: 72).
Connerton wählt als Beispiel Nazionalsozialistische
Rituale, in denen nicht Gedenken, sondern Performanz im Mittelpunkt steht. Die Teilnehmer_innen
des Rituals werden zu Zeitgenoss_innen des mythischen Ereignisses, die normale Zeit wird ausgesetzt, der Zeitverlauf negiert (Connerton 1989: 44).
Auch bei anderen jährlichen Ritualen verbinden sich
die institutionalisierte kollektive Erinnerung an ein
wichtiges Ereignis mit der persönlichen Erinnerung
an die Teilnahme an diesem Ritual und damit dem
Ereignis selbst; die scheinbar unveränderte Wiederholung und der Zeitpunkt im Jahresverlauf selber
negieren das Verstreichen der Zeit und stellen eine
scheinbar ewige, unveränderliche Gegenwart her.
Die Idee einer einzig gültigen, kanonischen Fassung schriftlicher Überlieferung scheint zudem, von
religiösen Schriften wie der Bibel oder dem Koran
abgesehen, erst in der Moderne entstanden zu sein.
Zynisch gesprochen funktioniert Geschichte als die
gelebte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit
viel besser ohne Schrift, welche die veraltete Fassungen der Geschichte quasi fossilisiert. Letztere
müssen dann den gegenwärtigen Verhältnissen entsprechend umgedeutet werden, statt einfach dem
Vergessen anheimzufallen. Wie die berühmte „Konstantinische Fälschung“ und andere Dokumente zeigen, ist eine Anpassung der Geschichte an die zeitgenössische Realität aber auch im Mittelalter immer
noch möglich und gängig – Urkunden, die es nach
den Vorstellungen der Zeit eindeutig gegeben haben
müßte, werden eben nachempfunden.
Die Regeln, die der Historismus seit dem frühen 19. Jahrhundert für den Umgang mit bzw. der
Beschreibung von Geschichte entwickelte, machen
eine solche Anpassung der ‚Geschichte‘ an die Bedürfnisse der Gegenwart deutlich schwieriger. Dass
sich die Regeln wirklich geändert haben, wie die
Vertreter des Historismus behaupten, darf jedoch
füglich bezweifelt werden. Auch in der schriftlich
überlieferten Geschichte können mehrere Fassungen
gegeneinander stehen, und dasselbe Faktoid kann
auf unterschiedlichste Weise in eine Erzählung eingebunden werden. Selbst heute haben Leser_innen
keine Schwierigkeiten, mehrere, unter Umständen
widersprüchliche Versionen eines Textes zu rezipieren, hingewiesen sei nur auf die endlosen Variationen des ‚Ursprungsmythos‘ von Comic-Helden wie
Batman oder Spider-Man.
Archäolog_innen sind mit Bewegungsabfolgen
innerhalb von Herstellungstechniken vertraut (LeroiGourhan 1987 [1964/65]; Ingold 2001), aber auch
die Erinnerung an bedeutsame Ereignisse, wie das
Abendmahl in der christlichen Religion (Halbwachs
1985 [1939]) können durch Performanz Teil einer
permanenten Gegenwart werden. Wie Halbwachs
zeigt, sind solche Rituale jedoch durchaus plastisch
und veränderbar – ihr Ablauf oder, häufiger, ihre
Deutung können aktuellen Interessen angepaßt werden, wie zum Beispiel die häufigen Auseinandersetzungen um das Abendmahl und andere Teile des Ritus in den christlichen Kirchen zeigen. Gleichzeitig
markiert das Ritual einen konkreten Zeitpunkt und
dient damit als Zeitzähler. Auch die Erinnerungen an
vergangene Rituale zeigen kann das Verstreichen der
34
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Zeit anzeigen (Altern der Teilnehmer_innen, Veränderungen der Umgebung etc.). Rituale verbinden so
persönliche und kollektive Erinnerung. Sie binden
sie in eine gemessene Zeit ein, aber negieren gleichzeitig das lineare Verstreichen der Zeit.
wurde, was ich bin), oder, als Teil der kollektiven
Erinnerung, die Erhaltung der Gruppenidentität.
Wie Halbwachs am Beispiel der Familie hervorhebt,
ist es der „ständige Austausch von Meinungen und
Eindrücken“ (Halbwachs 1985 [1939]: 203), der die
Gruppe zusammenhält und eine Kommunikationsgemeinschaft herstellt. Deren Unterhaltungen können
für Außenstehende fast unverständlich sein, weil sich
die Mitglieder beständig auf bekannte Ereignisse,
Phrasen etc. berufen, die nicht allgemein verständlich sind bzw. zum Verständnis eben die relationalen Abfolgen und Zusammenhänge des kollektiven
Gedächtnisses als Vorwissen benötigen. Gleichzeitig sind familiäre Erinnerungen aber auch Modelle,
Beispiele und Lehrstücke (Halbwachs 1985 [1939]:
209).
Im Gegensatz zu ‚Zeit‘ hat das Thema Erinnerung
Konjunktur in Archäologie und Vorgeschichtsforschung (etwa Edmonds 1999; Eckart/Williams 2003;
van Dyke/Alcock 2003; Williams 2003; Williams
2006; Devlin 2007; Jones 2007; Yoffee 2007; Olivier
2008; Lillios 2008; Mills/Walker 2008; Themenband
von World Archaeology 20/2, 2008; Barbiera u. a.
2009; Georgiadis/Gallou 2009; Borić 2010; Lillios/
Tsamis 2010; Porr 2010). Im deutschsprachigen Bereich ist hier vor allem Ulrich Veit (2003) zu nennen,
sowie zahlreiche Beiträge, die den Zusammenhang
zwischen Bestattung und Erinnerung beleuchten
(Jarnut und Wemhoff 2003; Brather 2009). Die archäologische Diskussion stützt sich dabei vor allem
auf das grundlegende Werk von Halbwachs (1985
[1939]) über die „mémoire collective“. Im englischsprachigen Bereich wurde vor allem Paul Connerton
(1989) und sein Konzept der ‚Körperpraktiken‘ rezipiert, in Deutschland dagegen hauptsächlich die
Werke der ‚Heidelberger Schule‘ um Assmann (Assmann 1992; Assmann 1999; Assmann und Harth
1991).
Auch moderne Geschichtsschreibung produziert
allerdings Geschichte für ganz bestimmte Gruppen.
Für den Historiker Ernst Bernheim beschäftigt sich
die Geschichtswissenschaft mit dem „…Werden
und Wesen jener größeren socialen Gemeinschaften
und Gemeingüter, jener Gemeinschaften, zu denen
die Menschen sich zusammenschließen, um auf der
Erde existieren und sich menschlich ausbilden zu
können, jener Gemeingüter, welche durch die Arbeit
der Menschen errungen werden und die menschliche
Kultur ausmachen.“ (Bernheim 1903: 3f.). Der Betrachtungskreis kann dabei „die Welt oder ein Volk
oder eine Gemeinde bedeutenden Individuen“ sein
(Bernheim 1903: 4). Die Geschichtsschreiber_innen produzieren also Ursprungsmythen, den Bericht
darüber, wie die jeweiligen Gruppen so geworden
sind, wie sie jetzt sind, und Vorbilder für zukünftiges
Handeln, unter der Auswahl der für diese spezielle
Geschichte als relevant betrachteten Faktoren etwa
als Meistererzählungen oder „Antworten auf Fragen
nach kultureller Identität“ (Rüsen 1998: 23).
Geschichte
Geschichte und Erinnerung
Was ist der Unterschied zwischen Geschichte und
Erinnerung? Oft wird angenommen, dass Geschichte
fixiert und in eine Form gebunden sei, Erinnerung
dagegen nicht. Der/Die ErinnerungsspezialistIn
sammelt Berichte über vergangene Ereignisse, also
verschiedene Erzählungen über persönliche Erinnerungen, verbindet sie und bringt sie in eine feste
Form, um sie einer spezifischen Gruppe zu berichten, mündlich oder in Schriftform. Der Übergang
ist jedoch fließend: die Großmutter, die den Enkeln
über die Familiengeschichte berichtet, wird oft ebenfalls feste Erzählformen ausgebildet haben, und wie
jeder von Familienfeiern weiß, bleiben Berichte über
familiäre Vorfälle („wie Tante Hilda die Kaffeetasse
aus dem guten Service zerbrach“) über Jahrzehnte
hinweg identisch, ausgelöst vom Anblick eben jenes
guten Services mit der nun fehlenden Tasse.
Sowohl erzählte Erinnerung als auch der Bericht
der Erinnerungsspezialist_innen enthalten jedoch
viel Material, das auf den ersten Blick wenig identitätsstiftend wirkt. Weder die Geschichte der zerbrochenen Kaffeetasse noch die zahlreichen „Haupt- und
Staatsaktionen“ vergessener Herrscher des Mittelalters und der frühen Neuzeit beinhalten eine Lehre
für die Zukunft oder sind besonders interessant. Sie
sind reine Füllsel. „What these sounds mean… is: I
am alive and so are you“ (Pratchett 1991: 134). Eine
Kommunikationsgemeinschaft stellt damit jedoch
Gruppenidentität her; zu dem Ritual der Familienfeier gehört neben dem gemeinsamen Essen eben auch
die Erzählung uninteressanter Anekdoten aus der unmittelbaren Vergangenheit. Nicht alle leben über die
Generationen hinweg, sie verbinden so auch Alters-
Die erzählte Erinnerung bezweckt die Herstellung
bzw. Bekräftigung der personalen Identität (wie ich
35
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
gruppen. Gleichzeitig stellen sie einen Fundus von
Begebenheiten zur Verfügung, die mit Bedeutung
aufgeladen werden können, wenn eine geeignete Situation eintritt. Sollte sich die Familie spalten, kann
die zerbrochene Kaffeetasse als Bosheit, Ungeschick
oder Mißachtung gedeutet werden.
denkmäler, Grab des unbekannten Soldaten etc.) an
denen Gedenken durch Repräsentant_innen der Regierung stattfindet (‚Kranzabwurfstellen‘) oder jede
größere Siedlung mit einem Denkmal ausgestattet
werden. Sie schaffen Erinnerungsorte, die über Bilder, Inschriften und Rituale mit dem zu erinnernden
Ereignis, nicht jedoch mit dessen Lokalisation verbunden sind. Institutionalisierte Erinnerung ersetzt
persönliches Angedenken (vgl. Nora 1984–1992).
Im Gegensatz dazu findet entortete Erinnerung über
Rituale, Erzählung oder Abbildung statt, wobei Abbildungen Ereignisse oft zusätzlich entzeitigen, was
hier jedoch nicht weiter verfolgt werden kann.
Der überwiegenden Teil kollektiver Erinnerungen und kodifizerter Geschichte besteht aus solchem
blind code. In der Geschichtsschreibung können
Ereignisse über längere Zeit mitgeschleppt werden,
bis ihnen ein narrativ befriedigender Sinn verliehen
wird. In einer Untersuchung von Motiven in sächsischen Schulbüchern (Friedrich u. a. 2002) konnten
die Autor_innen zeigen, wie aus der unverbundenen
Abfolge – Teilung der Wettiner Ländereien zwischen
Ernst und Albrecht von Sachsen 1485, Sturz Ernsts
vom Pferde nahe Colditz 1486, Bestattung im Dom
von Meißen – die anrührende Geschichte darüber
wurde, wie Ernst von Sachsen an gebrochenem Herzen starb, weil er in der Leipziger Teilung Meißen
verloren hatte, und im Dom von Meißen bestattet
wurde, das er zu Lebzeiten nicht hatte besitzen können. Den Ereignissen wird aus der Sicht späterer Zeit
eine Bedeutung zugewiesen, die sie für die Zeitgenoss_innen nicht hatten (Danto 1962: 154; 1965:
143–181).
In einem Bericht über das, was geschehen ist, kann
grundsätzlich jedes beliebige Ereignis mit einer anderen verbunden werden; Raum und zeitliche Abfolge
liefern dabei sowohl Verbindung als auch Sinngebung; in der Geschichtsschreibung wie in der individuellen Erinnerung. Aus ‚erst… dann’ wird so ‚weil’
(vgl. Schmidt 2003: 86–88; Kasabova 2008: 350):
„The order of the narrated event is essentially a function of the narration and not of the order of the event
itself, since narrations aim at constructing coherent
stories which are accepted by the audience.“ (Schmidt
2008: 193).
Seit dem Linguistic turn in der Geschichtswissenschaft (White 1973) wird den narrativen Mitteln, mit
denen Geschichtsschreibung arbeitet, verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt (vgl. Hanisch 1996). Dies
zerstörte den sorgsam aufgebauten historistischen
Mythos einer objektiven Geschichtsschreibung sine
ira et studio und stellt den Zusammenhang zu Erinnerung wieder her.
Geschichte und Sinngebung
Erinnerung ist oft mit konkreten Orten und Gegenständen verbunden. Der Besuch dieser Orte kann
die Aktivierung und Weitergabe von Erinnerungen
auslösen und Teil eines Rituals werden (Wallfahrten,
Gedenkfeiern, Initiationsriten). Der Verlust von Territorien kann so auch zum Verlust der entsprechenden Erinnerungen und des mit diesen Orten verbundenen Wissens führen (vgl. Anderson 2011: 241 für
die Arapaho). Die kollektive Erinnerung ist weniger
durch die zeitliche Abfolge von Ereignissen, als den
zugrunde liegenden Ort geprägt (Anderson 2011;
Myers 1986). Dieser kann, aber muß nicht besonders
gekennzeichnet werden, etwa durch Steinsetzungen
(Anderson 2011: 241), Petroglyphen, Inschriften
oder Denkmale.
Es gibt also verschiedene Arten, Vergangenheit und
Zukunft in die gemeinsame Gegenwart zu holen (vgl.
Faubion 1993). Geschichtsschreibung oder die Weitergabe mündlicher narrativer Überlieferung durch
Erinnerungsspezialist_innen wie westafrikanische
Griots, irische Barden, skandinavische Skalden, balkanische Guslari oder griechische Rhapsoden ist nur
einer dieser Mechanismen (vgl. Rüsen 1998: 63). Diese sind, wie die Behauptung zahlreicher Autor_innen
seit Hegel, diese oder jene Gruppe habe/kenne keine
Geschichte, seien es die Inder (Hegel 1837, 84), die
„asiatischen Reiche“, „die Völker des ewigen Stillstandes” insgesamt (von Ranke 1886 I/1, v), Jäger
und Sammler (Meillassoux 1973: 194; Bloch 1977:
288) oder Jäger_innen und Sammler_innen ohne Vorratshaltung (Woodburn 1980: 106), belegen, jedoch
nicht universal verbreitet. Jede/r ist ein geschichtliches Subjekt, aber nicht jede/r begreift sein/ihr historisches Wesen als sein/ihr existentielles Wesen (Sartre
Dagegen wird nationale Geschichte zunehmend
entortet, da durch die Größe des Territoriums und
das vergrößerte Publikum (potentiell alle Bürger_innen oder Einwohner_innen) Gedenkrituale ortsunabhängig stattfinden müssen. Alternativ können
entweder einige wenige zentrale Gedenkorte eingerichtet werden (Held_innen- und Krieger_innen36
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
1980: 235). Den als Jäger_innen und Sammler_innen
lebenden Nayaka in Süd-Indien begegnen Figuren aus
ihrer Vergangenheit nicht in den Helden_innenlieder
der Spielleute, den Erzählungen älterer Familienmitglieder, Historienschinken oder der Lektüre eines
Geschichtsbuches, sondern innerhalb von Bessessenheitsritualen im persönlichen Gespräch (Bird-David
2004). Vergangenheit ist hier immer die Vergangenheit von Personen und von persönlichen Beziehungen.
seien sie positiv oder negativ. Dagegen leugnen „kalte“ Gesellschaften nicht, dass sich Dinge verändern,
aber sie sprechen dem einen tieferen Sinn ab (LéviStrauss 1966 [1962]: 235). Lévi-Strauss bezeichnet
„kalte“ Gesellschaften als primitiv. Aber auch bei
weitem nicht alle „Zivilisationen“ – staatlich organisierte Gesellschaften mit schriftlich fixierter Geschichte – sind in diesem Sinne „heiß“. Assmann
(1992: 69) führt hier das alte Ägypten und das mittelalterliche Judentum als Beispiele von Gesellschaften
an, die aktiven Widerstand gegen das „Eindringen
der Geschichte“ leisteten.
Entsprechend kann die Zukunft entweder offen
oder ganz oder teilweise in der Gegenwart angelegt
sein. Mesopotamische Orakelpriester_innen oder römische Auguren konnten die Zukunft mit einem festen Regelsatz aus Beobachtungen in der Gegenwart
(Leber des Opfertieres, Vogelflug etc.) bestimmen.
Dagegen waren griechische Orakel bekanntlich eine
sehr unzuverlässige Entscheidungshilfe. Auch die individuelle Zukunft kann als vorherbestimmt (Kalvinisten) oder als beeinflußbar (Katholiken) gelten.
Auch für die altorientalischen Gesellschaften
brachte die verstreichende Zeit Zerfall, der durch
den konstanten Eingriff des Herrschers behoben
werden musste. „When Ehursakurkurra – the temple of Assur my Lord, which Ushpiya, vice–regent of
Assur, my forefather, had previously built – became
dilapidated, Erishum my forefather, vice–regent
of Assur rebuilt [it]. From the reign of Erishu 159
years passed and the temple [again] became dilapidated and Shamshi–Adad, vice–regent of Assur rebuilt [it]. 580 years passed and that temple which
Shamshi–Adad, vice–regent of Assur, had rebuilt
became extremely old. Fire broke out in it. The temple … [and] all the property of the temple of Assur,
my Lord, was consumed in the fire.” (Grayson 1987:
185, 112). Šulmanu–ašaredu I. berichtet dann, wie
er die Ruinen abräumte, die Gründungsinschriften
seiner Vorgänger fand, ein Fundament legte, „…like
the root of a mountain…“ und den Tempel besser
denn zuvor wieder aufbaute (Grayson 1987: 185,
129). Diese in Aššur gefundene Inschrift Šulmanu–
ašaredus belegt eindrucksvoll eine genaue und extrem lange historische Überlieferung – sie dient der
modernen Geschichtswissenschaft immer noch als
Quelle für die Chronologie des assyrischen Reiches.
Gleichzeitig belegt sie aber auch den Glauben, dass
sich die Effekte der verstreichenden Zeit aufhalten
ließen, Gebäude ohne Veränderung wieder aufgebaut werden könnten. Die traditionellen altorientalische Fluchformeln für den, der „meine … Inschriften
auslöscht und meinen eingeschriebenen Namen wegwirft“ (oder gar mit seinem eigenen Namen ersetzt,
Grayson 1987: 163), zeigen einerseits das Bewusstsein dafür, dass schriftliche Überlieferung und damit
Geschichte manipulierbar sind, andererseits aber die
Überzeugung, dass die Zukunft sein wird wie die
Vergangenheit: dass es weiterhin Herrscher_innen
geben wird, die Tempel wieder herstellen und so die
Zeit zum Stillstand bringen.
Heiße und kalte Gesellschaften
Auf Claude Lévi-Strauss (1966 [1962]) geht die
bekannte Unterscheidung zwischen heissen und
kalten Gesellschaften zurück. Damit wollte er die
„plumpe“ Unterscheidung zwischen Völkern mit
und ohne Geschichte vermeiden (Lévi-Strauss 1966
[1962]: 233). „kalten“ Gesellschaften fehlt nicht
unbedingt eine Erinnerung an die Vergangenheit
und sie leben auch nicht in einer ereignislosen Gegenwart, aber sie versuchen aktiv, Veränderungen
ihrer Institutionen zu vermeiden (Lévi-Strauss 1966
[1962]: 234). Sie mögen damit nicht immer erfolgreich sein, aber dies ist die Zielvorstellung. Assmann
(1992: 68) konkretisiert hier: „Mit dem, was LéviStrauss ‚Kälte‘ nennt, ist nicht ein Fehlen von etwas
gemeint, sondern eine positive Leistung… ‚Kälte‘
ist nicht der Nullzustand der Kultur, sie muß erzeugt
werden.“
Dagegen glauben „heisse“ Gesellschaften angeblich an eine quasi autark wirkende Geschichte und
eine konstante Veränderung, also die oben erwähnte
Geschichte mit dem „großen H“. Dies manifestiert
sich am plakativsten im 19. Jahrhunderts im Glauben an die konstante Verbesserung des Menschengeschlechts, „…history [as] … a moral sucess story“
(Wolf 1982: 5). Allerdings ist eine Gesellschaft, die
sich als im Niedergang befindlich wahrnimmt, ebenso als „heiß“ zu klassifizieren. Der Begriff kennzeichnet den Glauben, dass Ereignisse und Veränderungen etwas bedeuten, Veränderungen bewirken,
Ähnlich kennt das antike Griechenland zwar Berichte über die Vergangenheit und ständigen Wechsel
37
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
in Regierungsformen und politischer Vorherrschaft,
aber formulierte keine Erwartung von Veränderung.
Wie im Fall der australischen Aranda bei LéviStrauss entspricht die Welt der Mythen der zeitgenössischen Welt. Die mythische Vorzeit, der Kampf
um Troja, wiederholt sich in den Kriegen zwischen
den griechischen Stadtstaaten. Die Ahnen können
freilich von den heutigen Menschen nur nachgeahmt, ihre Größe aber nicht erreicht werden.
sellschaften (Terray 1972), die Veränderungen oder
zumindest den Wunsch nach Veränderungen hervorrufen könnten, wurden nie besonders intensiv diskutiert, und viele Forscher_innen streiten ihre Existenz
ab, vielleicht auch deshalb, weil die Informationen der
kolonialen Ethnologen vorzugsweise von den Stammesältesten stammten und solche Konflikte daher unsichtbar bleiben. Vereinzelte Untersuchungen zeigen
jedoch, dass z. B. Frauen (Hodder 1982) und junge
Männer (Larick 1986) der herrschenden Ideologie zu
widersprechen suchen, wenn auch nicht offen. Inwieweit sich dies in alternativen Erzählungen über die
Vergangenheit widerspiegelt, wäre zu untersuchen.
Im Gegensatz dazu steht das alte Israel, das sich
seiner Geschichte stets bewusst ist, und dessen Propheten mit großer Sprachgewalt und sichtbarem Genuss Zerstörung und den Fall aller ihnen bekannten
Großreiche vorhersagen. „Alle deine feste Stedte /
sind wie Feigenbewme mit reiffen Feigen / wenn man
sie schüttelt / das sie dem ins maul fallen / der sie essen wil. Sihe dein Volck sol zu Weibern werden in dir
/ vnd die thor deines Landes sollen deinen Feinden
geöffent werden / vnd das Fewer sol deine Rigel verzehren.“ (Nahum 3, 12–13 in der Weissagung über
Niniveh).
Geschichte
Verspätet ist in diesem Kontext zu fragen, wie
sich denn nun ‚Geschichte‘ von anderen Mechanismen der Vergangenheitsrezeption unterscheidet?
Wie werden die Ereignisse ausgewählt, die in die
überlieferte Geschichte eingehen, und wie werden
sie berichtet? In seinem „Grammatisch–kritischen
Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart“ definiert
Johann Christoph Adelung (1793) Geschichte als
„…eine jede … von verschiedenen mit einander
verbundenen Veränderungen, welche zusammen genommen ein gewisses Ganze (!) ausmachen…“, eine
Definition, die das narrative Element jeder historischen Darstellung betont. Auch Bernheim (1903: 2)
definiert Geschichte als „…das, was geschieht, bzw.
geschehen ist ... Demnächst bedeutet es auch die Erzählung, bzw. Kunde von dem, was geschehen ist‘“.
Diese Definitionen zielen also auf der Form des Berichts ab.
Lévi-Strauss‘ Begrifflichkeit wurde überwiegend
als wertend verstanden, „kalte“ Gesellschaften mit
Leopold von Rankes (1886: viii) „Völker[n] des
ewigen Stillstandes“ gleichgesetzt. Eric Wolf (1982:
385) betont daher programmatisch, dass es keine
„kalten“ Gesellschaften gebe. An der Bezeichnung
ist aber vor allem problematisch, dass sie grob generalisiert. Ganze ‚Gesellschaften‘ werden mit einem
Begriff gekennzeichnet, ohne auf Veränderungen
durch die Zeit, unterschiedliche Sinnzusammenhänge (Bloch 1977: 284f.) oder innergesellschaftliche
Unterschiede und Konflikte zu achten. Ethnologen
der Kolonialzeit versuchten beispielsweise oft, Veränderungen oder das Streben nach Veränderungen zu
ignorieren, da sie diese als ‚Verunreinigung‘ einer
‚ursprünglichen‘, von ihnen aus ‚Resten‘ erschlossenen Gesellschaftsstruktur verstanden. Alternativ
wäre aber auch vorstellbar, dass angesichts der Bedrohung durch Kolonialismus, Imperialismus und
Globalisierung als Gegenreaktion ein verstärkter
Konservativismus entstanden ist.
Dagegen ist für Georg Friedrich Hegel Geschichtsschreibung der Bericht über nationale Vergangenheit,
und kann nur durch selbstbewußte Individuen erfolgen. „Die Geschichte ist aber immer für ein Volk von
großer Wichtigkeit, denn dadurch kommt es zum Bewußtsein des Ganges seines Geistes, der sich in Gesetzen, Sitten und Taten ausspricht. … die Geschichte
gibt dem Volke sein Bild in einem Zustande, der ihm
dadurch objektiv wird. Ohne Geschichte ist sein zeitliches Dasein nur in sich blind und ein sich wiederholendes Spiel der Willkür in mannigfaltigen Formen.
Die Geschichte fixiert diese Zufälligkeit, sie macht
sie stehend, gibt ihr die Form der Allgemeinheit und
stellt eben damit die Regel für und gegen sie auf. Sie
ist ein wesentliches Mittelglied in der Entwicklung
und Bestimmung der Verfassung, d. h. eines vernünftigen, politischen Zustandes; denn sie ist die empirische Weise, das Allgemeine hervorzubringen, da sie
Zudem ist das Verhältnis zur Vergangenheit und
zur ‚Geschichte‘ immer eine Machtfrage. Die Unveränderlichkeit des status quo und idealerweise
auch der Glaube an dessen Unveränderlichkeit liegt
naturgemäß im Interesse der momentanen Machthaber_innen. Dass ‚primitive‘ Gesellschaften in sich
stabil seien und Veränderungen nur von Außen bewirkt würden, entsprach damit den Ansichten und
Interessen der Kolonialmächte des 19. Jahrhunderts.
Innergesellschaftliche Widersprüche in akephalen Ge38
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Reifizierte Geschichte
ein Dauerndes für die Vorstellung aufstellt.“ (Hegel
1837: 203).
Neben der Bedeutung von Geschichte als
Bericht über ausgewählte vergangene Ereignisse
wird Geschichte auch als reifizierte eigenständige
Kraft verstanden (vgl. Shanks und Tilley 1987: 38);
Bestimmung, Weltgeist, Fortschritt, eine autonome
treibende Macht, die gerichtete Veränderungen
bewirkt. Im Englischen wird diese reifizierte Sicht
gerne als „History with a big ‚H‘“ bezeichnet. Im
Deutschen ist es schwerer, beide zu unterscheiden,
zu sehr sind wir von Hegels „Geschichte als Gang
Gottes durch die Welt“ (Hegel 1820: §258, Zusatz),
„Weltgeschichte als der Fortschritt im Bewußtsein
der Freiheit“ (Hegel 1837: 21) und Friedrich
Schillers „Weltgeschichte als Weltgericht“ geprägt.
Mit anderen Worten, Geschichtsschreibung produziert Gruppenidentität, indem sie vergangene
Ereignisse auswählt, die dem gegenwärtigen (oder
antizipierten, gewollten) Zustand eines Volkes entsprechen. Hegels idealistische Darstellung läßt sich
hier problemlos in eine konstruktivistische Analyse
überführen. Auch für Jörn Rüsen ist Geschichte „…
ein mit den Erfahrungstatbeständen der Vergangenheit konkretisierter Zusammenhang von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.“ (Rüsen 1994: 8). Im
Gegensatz zu Adelung und Bernheim verwendet er
als Bezugsgröße also nicht die A, sondern die B-Serie McTaggarts: nicht die Abfolge im Block-Universum (Hoefer 2011: 73f.), sondern ein vom Betrachter_innenstandpunkt aus definiertes absolutes Vorher
und Nachher (Abb. 3). Beide Definitionen beziehen
sich auf den Bericht über ausgewählte vergangene
Ereignisse, also einen ‚emischen‘ Geschichtsbericht,
und in diesem Sinne soll der Begriff auch im weiteren verwendet werden. ‚Ereignis‘ bezeichnet hier
dagegen jede Aktion, die eine Veränderung bewirkt,
gleich, ob sie beobachtet oder berichtet wurde oder
nicht. Die Menge von Ereignissen ist potentiell unendlich, nur durch Beobachtung, Auswahl, Aufladung mit Bedeutung und Überlieferung werden diese
zu Geschichte.
Zeitverlaufsvorstellungen
Für die Historiker des Historismus war Geschichtsschreibung nur mit geschriebener Geschichte und dem modernen Staat verbunden. In einer weiter gefaßten Definition kann man Historik (um das
präjudizierende Verb ‚schreiben‘ zu vermeiden) als
formalen, narrativen Bericht über die Vergangenheit
verstehen, der an eine spezifische Gruppe gerichtet
ist. Auch dies ist jedoch, wie oben ausgeführt, nicht
universell. Um die Wahrnehmung des Verstreichens
der Zeit und eine wie auch immer geartete Auseinandersetzung mit vergangenen Ereignissen zu beschreiben, sind andere Termini nötig.
Jörn Rüsen verwendet die Begriffe „Zeiterfahrung“ und „Zeitverlaufsvorstellungen“ als „Knotenpunkt zwischen gegenwärtiger Lebenspraxis, Erfahrung der Vergangenheit und Erwartung der Zukunft“
(2009, 2003: 26). Mit dem sperrigen Begriff „Zeitverlaufsvorstellung“ beschreibt Rüsen (2003: 26f.)
das teleologische Einpassen geschichtlicher Ereignisse in die gegenwärtige Lebenspraxis bzw. die Zukunftsperspektiven einer Gesellschaft. Rüsens „historische Sinngebung“, als „... kulturelle Bewältigung
von Zeit als Wandel der menschlichen Welt“ (Rüsen
2001b: 22) scheint ebenfalls verwandt. Abbildung 4
zeigt die traditionale, genetische, telische und organische Arten der Sinngebung nach Tobias Schröder
(2008). In dieser Darstellung ist auf der x-Achse die
Zeit und der y-Achse die Zukunftsantizipation abgetragen. Die Faktoren, mit denen die Zukunftsantizipation oder die Qualität der Zukunft gemessen
werden, hängen von der ideologischen Ausrichtung
des Autors ab, sie wurden (unter anderem) definiert
als: Bevölkerung (Vere Gordon Childe), gute Sitten
Abb. 3 A- und B-Serie (Hoefer 2011, fig. 3.2).
39
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
sein generell oder bestimmte Arten des Geschichtsbewußtseins werden hier als per se erstrebenswert
angesehen, da im Lehrplan gefordert und Teil der
spezifisch deutschen Idee der Erziehung zum/zur
‚mündigen StaatsbürgerIn‘. Eine interkulturelle Anwendung des Begriffes ist zwar erfolgt (z. B. Rüsen u.
a. 1998), aber inhärent problematisch, da der Begriff
oft, vielleicht unabsichtlich, wertend verwendet wird,
für eine Stufe der gesellschaftlichen Entwicklung, die
von allen Gesellschaften notwendig zu erreichen ist.
Geschichtsbewußtsein ist damit eine Eigenschaft, die
eine bestimmte Gruppe in einem bestimmten Ausmaß
aufweist und eine andere weniger, nicht ein Oberbegriff für verschiedene Ausprägungen von Geschichtsbewußtsein in allen Gruppen. Zudem wird oft mit
einem engen Geschichtsbegriff (geschriebene, narrative Geschichte) gearbeitet. Rüsen definiert daher Geschichtsbewußtsein als „Sinnbildung über Zeiterfahrung im Medium der Erinnerung …“ (Rüsen 1994: 8)
und als „… Inbegriff der mentalen (emotionalen und
kognitiven, unbewußten und bewußten) Operationen,
durch die die Erfahrung von Zeit im Medium der Erinnerung zur Orientierung der Lebenspraxis verarbeitet
wird“ (Rüsen 1994: 6). „Geschichtsbewußtsein als Ort
und Gestaltung des historischen Erzählens, seine Ausprägung, seine Dimensionierung, seine Funktionen und,
in Ansätzen, seine Entwicklung“ (Rüsen 2001: 1) kann
offensichtlich auch den Umgang „kalter“ Gesellschaften im Sinne Lévi-Strauss‘ mit ihrer Vergangenheit
einschließen. Rüsen (1994) unterscheidet folgende
Arten der „Sinnbildung“:
Abb. 4 Typen der historischen Sinnbildung nach
Schröder (2008).
(Marcus Porcius Cato d.Ä), ein gottgefälliges Leben, Achtung vor den Ahnen, Bildung, Glück und
Zufriedenheit (Jeremy Bentham), oder das Bruttosozialprodukt. Dies sind offensichtlich emische Kategorien, die durchaus unterschiedlich definiert und
bewertet werden können und meist nicht objektiv zu
messen sind.
Für die lineare Zeit geben Zukunftsantizipation
bzw. die Bewertung von Vergangenheit und Zukunft eine Entwicklungsrichtung vor. So ergeben
sich die Deutungsmuster von Evolution, Dekadenz
und Stagnation (oder Stabilität). Selten werden diese Entwicklungen als geradlinig erfahren/antizipiert,
woduch Abweichungen von der geraden Linie entstehen. Sie können zyklisch sein, und in verschiedenen
Zyklen können sich verschiedene Frequenzen und
Amplituden überlagern (Abb. 5). Das Vorzeichen auf
der y-Achse hängt vom Beobachtungsstandpunkt ab:
schwindende Achtung vor den Ahnen z.B. kann aus
der Sicht der Stammesältesten negativ, aus der Sicht
eines/einer Missionars/Missionarin, Lehrers/Lehrerin oder Geschäftsmannes/Geschäftsfrau als sehr
positiv (‚Fortschritt‘) zu werten sein.
1. traditionale historische Sinnbildung
Die traditionale historische Sinnbildung erinnert
an die Ursprünge der gegenwärtigen Lebensformen.
Diese Ursprünge werden gleichzeitig als eine Verpflichtung für die Zukunft angesehen. Dies geht mit
der Vorstellung langdauernder, unveränderter Zustände einher, „Zeit wird als Sinn verewigt“. Die
traditionale Sinnbildung erzeugt Einverständnis über
Normen und sorgt damit in der Praxis für die Bewahrung „überkommener Lebensordnungen“ und Identität durch „affirmative Anpassung und nachahmende
Wiederholung“ (Rüsen 1994: 17). Als Beispiele nennt
er Ursprungsmythen, aber auch Festreden bei Jubiläen. Diese Definition erinnert an die zuvor genannten
„kalten Gesellschaften“.
2. exemplarische historische Sinnbildung
Die exemplarische historische Sinnbildung sieht
die Vergangenheit als einen Vorrat von Beispielen,
die allgemeine Handlungsregeln demonstrieren, und
sie behauptet die universelle Gültigkeit solcher Regeln in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Man
beschäftigt sich mit der Geschichte, um aus dieser zu
Geschichtsbewußtsein
Der Begriff Geschichtsbewußtsein wurde entwickelt, um die Bedeutung der Vergangenheit in der
Gegenwart zu charakterisieren. Er stammt ursprünglich aus der Geschichtsdidaktik. Geschichtsbewußt40
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Abb. 5 Typen der Zukunftsantizipation.
lernen und Klugheitsregeln zu erarbeiten. Historische
Identität wird dabei nach Rüsen über Regelkompetenz
erworben. Beispiele hierfür sind die antiken Griechen,
die mittelalterliche arabische Geschichtsschreibung
und die mitteleuropäische Geschichtsschreibung bis
zum Anfang des 18. Jahrhunderts.
für Rüsen die westliche Geschichtsschreibung
seit dem Historismus, also in klassisch
„heißen“ Gesellschaften. Dieses genetische
Geschichtsbewußtsein bezeichnet Rüsen als „höchste
Stufe“ des Geschichtsbewußtseins.
Während die Beispiele andeuten, dass bestimmte
Formen des Geschichtsbewußtseins nicht unbedingt
über die gesamte Gesellschaft verbreitet sind, und
keine stereotypen Zuordnungen nicht-schriftlicher
Gesellschaften vorgenommen wird, sind einige
Zuordnungen doch sehr summarisch (‚antike Griechen‘ etc.). Die Klassifizierung ist auf die neuzeitliche europäische Geschichtsschreibung abgestimmt
und inhärent eurozentrisch13. Der Kriterienkatalog
für die verschiedenen Kategorien ist relativ grob –
Beschreibungskriterien, Zeitverlaufsvorstellungen,
Grundlagen historischer Identität und gesellschaftliche Verortung – bietet aber eine mögliche Grundlage
oder zumindest ein Vorbild für genauere Studien sowohl zeitgenössischer als auch historischer Gruppen
und Gesellschaften.
3. kritische historische Sinnbildung
Die kritische Sinnbildung will die vorherrschenden historischen Deutungsmuster widerlegen und
Platz für neue schaffen. Sie versteht Geschichte als
Gegengeschichte und ist auf der Suche nach Brüchen
und Umbrüchen. Identität erscheint als als „Fähigkeit des Neinsagenkönnens“. Die feministische Geschichtsschreibung wird als Beispiel angeführt.
4. genetische historische Sinnbildung
Sie beschreibt Veränderung, Prozesse und
Entwicklungen und beinhaltet die Anerkennung
des Andersseins und die Idee der Bildung. Das
Verstreichen von Zeit wird mit Wandel, Veränderung
und Fortschritt assoziiert. Historische Identität
bildet sich über die Fortdauer des eigenen Selbst
durch Wandlung. Diese Konzeption kennzeichnet
13 Wesentlich differenzierter hier Rüsen (1989).
41
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Karl Ernst Jeismann (1985: 40) definierte Geschichtsbewußtsein neutraler als einen „innerer
Zusammenhang von Vergangenheitsdeutung, Gegenwartsverständnis und Zukunftsperspektive“.
Bodo von Bories spricht von der Verknüpfung von
Zeitebenen als Vergangenheitsdeutung, Gegenwartsverständnis und Zukunftserwartung (Rüsen 2001:
2).14 Damit läßt sich der Begriff des Geschichtsbewußtseins auf alle Gesellschaften anwenden, auch
solche, die keine narrativen Berichte über die Gruppenvergangenheit kennen, wie zum Beispiel die
Nayaka. Für die Erforschung prähistorischen (und
ethnograpischen) Geschichtsbewußtseins ist jedoch
die Berücksichtigung von Ritualen, ortsgebundenen
oder auf Artefakte fokussierten Erzählungen und
episodischen/dialogischen, nicht unbedingt chronologisch gegliederten Berichten über die Vergangenheit notwendig. Die Erstellung von Kausalität über
Chronologie ist ein narratives Konstrukt, und weder
die einzige noch zwangsläufig die beste Art, um
über Vergangenheit(en) zu berichten. Homogene, in
sich logische Darstellungen sind modernen Vorstellungen über Individualität und Wissenschaftlichkeit
geschuldet und nicht notwendigerweise die einzig
gültige Art der Geschichtsdarstellung. Der Begriff
‚Geschichte‘ ist zwar so eng mit Schriftlichkeit,
Herrschaft und dem Historismus und Evolutionismus des 19. Jahrhunderts verbunden, dass es schwierig ist, sich von den dahinter stehenden Paradigmen
zu lösen. Aber er ist zu wichtig, um ihn den Historiker_innen zu überlassen.
Die Hoffnung auf ein Pompeii-Ereignis als
Momentaufnahme der Vergangenheit, die uns quasi
zum AugenzeugInn der Vergangenheit macht – der
versteinerte Moment, die Hoffnung, dass nichts
wirklich verloren ist und dass sich letztlich alles, wie
Siegmund Freuds Unterbewußtes, wieder ausgraben
läßt (Olivier 2008) gehört zu den tiefen Faszinationen
der Archäologie: Ausgrabung als Erlösung (Benjamin
1991; Siegmund Freud, vgl. Zintzen 2000), Zeugnis
und Zeitmaschine. Die meisten Überreste von
Siedlungen, wie auch Pompeii selbst, sind jedoch
Mischungen und „Verschmierungen“ (Ascher 1960),
die aus einer großen Zahl kurzfristiger Ereignisse
resultieren. Childe war der Ansicht, dass gerade diese
„Verschmierung“ das Untypische auslöscht und
nur das Typische zurückläßt. Depositionsprozesse
werden so zu einem statistisch ausgleichenden
Vorgang: nur ausreichend oft wiederholte Aktivitäten
schlagen sich archäologisch nieder. Das ist schlecht
für Forscher_innen, die ‚Agency‘ beobachten
wollen, aber es vereinfacht das Leben derer, die
Strukturen suchen.
Francois Audouze und Boris Valentin (2010: fig.
2) haben versucht, das Modell der drei Zeitebenen des französischen Historikers Fernand Braudel
(1958, s. a. Bintliff 1995) auf die Vorgeschichte,
insbesondere das Paläolithikum zu übertragen. Es
illustriert die Zeitskalen, mit denen Prähistoriker_innen agieren und die unterschiedlichen Methoden und
Deutungsansätze, die sich aus der Wahl einer Zeitskala ergeben. Die Paläoethnographie untersucht danach
Braudels „Ereignisse kurzer Dauer“ (Temps court),
angelehnt an Leroi-Gourhans (1950) Konzept der
„Ethnographischen Ausgrabung“ von Siedlungsoberflächen, die eine Momentaufnahme prähistorischer
Aktivitäten liefern sollte. Paläoethnographie und Paläohistorik widmen sich Braudels „Konjunkturen“
(Conjuncture), Vorgänge mittlerer Dauer, während
die Chronographie mit den „Zeiträumen langer Dauer“ (longue durée) befaßt ist.
Zeit in der Vorgeschichte
Prähistorische Zeitskalen
Bei der Untersuchung vorgeschichtlicher Zeit
soll zunächst gefragt werden, welche Arten von
Zeitabfolgen und Geschichte in der Prähistorie von
Interesse sind. Verstehen wir uns als Anthropolog_
innen, welche die Tätigkeit von Individuen verfolgen
(Foxhall 2000), Historiker_innen, die Übersichten
verfassen (Kent Flannerys (1976) „Great
Synthesizer“), oder nähern wir uns anthropogenen
Schichten auf einer geologischen Zeitskala?
Für die Untersuchung von Zeiträumen mittlerer
Dauer, innerhalb der maximalen chronologischen
Auflösung die unsere Methoden gemeinhin zulassen,
hat die Archäologie bisher wenig Verfahren entwickelt. Mag auch die Dendrochronologie jahrgenaue
oder manchmal sogar jahreszeitengenaue Datierungen ermöglichen, entsprechen dem meist keine ähnlich kurzfristigen Befunde. Das Hauses mit einem
exakt bestimmten Baujahr gehört zu einem Befund,
der über Jahrzehnte in Nutzung und den entsprechenden „Verschmierungen“ unterworfen war. Die
zu Tode gerittene Metapher der „Archäologischen
Überlieferung als Palimpsest“ illustriert das sehr
14 Michael Bentleys von John Bender und David Wellbery
(1989) übernommener Begriff „Chronotypen“, definiert
als „a temporal regime that validates judgments about
the relationship between past, present, and future“
(Bentley 2006: 350), scheint in etwa dasselbe zu
bezeichnen, ist aber wesentlich feiner auf konkrete
Epochen der (westlichen) Geschichtsdeutung des 19.
und 20. Jahrhunderts bezogen.
42
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
gut: Prähistoriker_innen versuchen, die verwischten
Schriftzüge einzelner Vorgänge wieder herzustellen
und ihre Stratigraphie zu klären, haben aber kaum
Methoden entwickelt, um das Artefakt „Manuskriptseite“ zu deuten: sein Rohmaterial, Tintenreste,
Kratzspuren, Schimmel und Frasslöcher und all die
anderen Zeitspuren, die sich darauf niedergeschlagen haben.
erklären. Diese wurden oft als quasi naturgegeben
hingenommen. Andreas Zimmermann (2007)
erklärte die Herausbildung von Grenzen zwischen
Gebieten verschiedenen keramischen Stils und
verschiedener
lithischer
Rohmaterialspektren
beispielsweise mit „Kommunikationsintensität“,
dies verschiebt die Frage aber nur zu den Ursachen
letzterer. Lediglich die evolutionary Archaeology
untersucht systematisch Verlauf und Gründe von
Stilwandel (z. B. Hurt und Rakita 2001; Shennan und
Wilkinson 2001; Bentley und Shennan 2002; Tehrani
und Collard 2002; Bentley u. a. 2004, Cochrane
2009, Cochrane und Gardner 2010). Sie hat aber eine
so spezialisierte Sprache und Methodik entwickelt,
dass sie für Außenstehende kaum verständlich ist;
zudem sind ihre Grundannahmen umstritten.
Neben vereinzelten Momentaufnahmen versucht
die Prähistorische Archäologie also vor allem, Vorgänge „langer Dauer“ zu interpretieren. Veränderungen von Werkzeug- und Waffentypen oder von
Keramikform und Verzierungen werden über große
Zeiträume und große Entfernungen verfolgt.
Die klassische typologische Methode funktioniert
nur, wenn in der Entwicklung eines Gerätetyps keine
Sprünge stattfinden, also wenn die Entwicklung keine Lücken hat und keine völlig neuen Gegenstände
eingeführt werden. Axt und Kettensäge lassen sich
nicht in eine typologische Reihe bringen, auch wenn
sie (teilweise) dem selben Zweck dienen. In der Methodik der Typologie ist eine allmähliche Evolution
unvermeidlich angelegt.
Stilwechsel – Datierung und Deutung
Absolute Datierungsmethoden wie Dendrochronologie und radiometrische Methoden haben die
Archäologie seit Beginn der 1960er Jahren grundlegend verändert, besonders die Kenntnis der Steinzeiten. Im Grabungs- und Museumsalltag ist die typologische Datierung von Artefakten und Befunden aber
immer noch die wichtigste Methode. Naturwissenschaftliche Analysen sind langwierig und teuer, eine
typologische Einordnung verlangt dagegen lediglich
gute Materialkenntnis.
Für Oscar Montelius (1903) hatte, im Gegensatz zu Hans Hildebrand (1866), eine typologische
Reihe zudem keine vorgegebene oder notwendige
Richtung. Nur typologische Relikte zeigten die Entwicklungsrichtung an, sowohl Weiterentwicklung
als auch Dekadenz waren möglich. Damit hatte die
Geschichtskonzeption eines/einer Archäologen/ Archäologin oder eines Historikers/einer Historikerin
(Al-Azmeh 1999) einen entscheidenen Einfluß auf
seine/ihre Deutungen. Kossinna (1935 [1912]) ließ
das Neolithikum mit der Schnurkeramik beginnen,
weil ihre Gefäße am primitivsten wirkten. Im Gegensatz dazu stellte Glyn Daniel (1963: 71–74), Stuart
Piggott folgend, die ‚degenerierten‘ Stalled Cairns
mit ihrem ‚einfachen‘ Grundriß an das Ende der Entwicklungsreihe der orkadischen Megalithgräber, die
er mit dem perfekt symmetrischen kreuzförmigen
Ganggrab von Maes Howe beginnen ließ. Entsprechend konnten die Keramikstile des Alt- und Mittelneolithikums in vielfältigen Varianten geordnet werden (Schliz 1901; Kossinna 1935 [1912]; Reinerth
1923), je nachdem, ob Evolution oder Dekadenz als
Ordnungsprinzip herangezogen wurde. Die letzte
Umkehr der Abfolge erfolgte erst 1979 (Zápotocká
1979; Meier-Arendt 1979).
Die Faktoren, die hinter typologischen Abfolgen
und Stilwechsel stehen, sind grundlegend für unser
Verständnis von Zeit und von Veränderungen in der
vorgeschichtlichen Vergangenheit und wurden seit
der Entstehung des Faches diskutiert. Das Thema
kann hier nur kurz angerissen werden, soweit es Zeitwahrnehmung und Geschichtsbewußtsein berührt.
Die Charakterisierung der Vorgeschichte
als Geschichte mit Völkern als Handelnden
anstelle großer Personen (u. a. Wahle 1932) oder
„Volksgeschichtsschreibung mit archäologischen
Mitteln“ (Gildhoff 2007) ist nach 1945 aus gutem
Grund in Verruf geraten. Nachdem wandernde
Völker im Stil Gustaf Kossinnas als die Ursachen
von Stilwandel weitgehend ausfielen15 und die
Gleichsetzung archäologischer Kulturen mit
Völkern oder Stämmen insgesamt suspekt geworden
war, tat sich das Fach schwer damit, die Verteilung
und die Veränderungen unterschiedlicher Stile zu
15 Wenn sie auch inzwischen durch die scheinbar
objektiven paläogenetischen Untersuchungen durch
die Hintertür wieder weitgehend unreflektierten
Eingang zu finden scheinen.
Die Typologie von Montelius bzw. deren weitere Anwendungen folgte den Prinzipien der biologi43
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
schen Evolution, wie sie Charles Darwin entwickelt
hatte – weniger funktionale Geräte wurden von effizienteren Formen abgelöst (Åberg 1929). Dies ließ
sich mit Beilen und Fibeln überzeugend demonstrieren, bei keramischen Gefäßen und deren Verzierung versagte das evolutionistische Prinzip jedoch
weitgehend. Forscher wie Schuchhart (1909) argumentierten dahingegen mit ästhetischen Kriterien, in
anderen Zusammenhängen wurde technische Kompetenz angeführt (Skibo u. a. 1989). In der mitteleuropäische Vorgeschichte läßt sich jedoch vor der
Einführung der Töpferscheibe weder eine durchgehende technologische noch eine wie auch immer definerte ästhetische Entwicklungsreihe der Keramik
definieren. Generische Ähnlichkeiten in Form und
Verzierung erlaubten eine Anordnung innerhalb von
‚Kulturkomplexen‘ wie z. B. dem Altneolithikum
und dem Jungneolithikum oder der älteren und mittleren Bronzezeit. Dazwischen liegen jedoch Brüche,
die typologisch nicht oder kaum zu überbrücken waren.16
auf Siedlungsfunde und andere Fundgattungen
übertragen.
Eine
Unterscheidung
zwischen
Innovation und Migration ist damit unmöglich. Zum
anderen kann, wie Christian Strahm (1977: Abb.
2) gezeigt hat, der Eindruck eines Bruchs in der
Stilentwicklung allein durch die Lückenhaftigkeit
der Überlieferung entstehen. Da der Stilwechsel
von unterschiedlichen Bestandteilen der materiellen
Kultur mit unterschiedlichem Tempo stattfindet, was
durch die Lebensdauer der entsprechenden Elemente,
aber auch ihre soziale Bedeutung bedingt sein kann
(Sommer 2001), und die Geschwindigkeit des
Stilwechsels im Einzelnen nicht notwendigerweise
gleichbleibt, kann sowohl der Eindruck eines
‚Kulturbruches‘ wie der der Kontinuität irreführend
sein.
Erst über absolute Datierung ist es möglich, Aussagen über die Geschwindigkeit von Stilwechsel in
den jeweiligen Medien zu treffen. Mathematische
Verfahren, die auf der typologischen Methode beruhen, wie Seriation, Kombinationsstatistik, Hauptkomponentenanalyse etc. arbeiten auf derselben
Grundlage. Sie können daher genausowenigt mit
plötzlichen (und gezielten?) Veränderungen umgehen.Als Beispiel mögen die Schwierigkeit, die Keramik des Mittelneolithikums zu seriieren, und der
‚Knick‘ in der Seriations-Kurve (Spatz 1999; Eisenhauer 2002; Dammers 2003) dienen.
Typologie arbeitet nach dem Prinzip der Entwicklung (auf- oder absteigend) durch die Zeit. Dem stand
ein Paradigma entgegen, das von unveränderlichen
mentalen Charakteriska ethnischer Gruppen ausging. Für Kossinna (1935 [1912]) war die Vorliebe
für bestimmte Formen rassisch bedingt, Formprinzipien änderten sich nur, wenn ein Volk „unterging“
oder sich „vermischte“. Für ihn konnte der Germane
gar nicht anders, als tektonische Töpfe herzustellen,
in der Jungsteinzeit wie in der Eisenzeit. Ebenso sei
ihm eine „Schöpferkraft“ angeboren, die zu beständigem Fortschritt führe, anderen „Rassen“ jedoch
fehle. In diesem Gedankengebäude sind plötzliche
Veränderungen innerhalb des Systems also ebenfalls
unmöglich, sie müssen als Anzeichen von Invasionen/Migrationen gedeutet werden.
Die zeitliche Ordnung, die Methoden wie Typologie
oder Seriation erzeugen, hat Ordinalskalenniveau.
Es besteht also kein Grund anzunehmen, dass
die Abstände zwischen verschiedenen, durch
Archäolog_innen definierte Merkmalsausprägungen
gleich sind, obwohl Alfred Kroeber (1944) eine
Normalverteilung von Innovationen annahm (vgl.
Lyman und Harpole 2002). Wie Laurent Olivier
(2008) herausgestellt hat, muss das jedoch nicht
unbedingt der Fall sein.
Brüche in der typologischen Reihe wurden
somit bislang entweder durch Erfindungen und den
generellen Fortschritt oder durch Migration und
Eroberung erklärt. Prinzipiell ist es einfach, zwischen
beiden zu unterscheiden: Bei einer Erfindung
sollten die anderen Bestandteile der materiellen
Kultur unverändert weiterlaufen, wurde eine
Bevölkerungsgruppe durch eine andere verdrängt,
ist dagegen der Wechsel aller Kulturelemente zu
erwarten. In der Praxis erfolgt die chronologische
Gliederung des Fundmaterials insgesamt allerdings
meist nur über eine Fundgattung, und eine anhand
von Metallgegenständen aus Gräbern und Horten
definierte Kulturentwicklung lässt sich oft nicht
James Sackett (1977), Margaret Conkey (1978)
und Ian Hodder (1982) haben darauf hingewiesen,
dass materielle Kultur aktiv zu den verschiedensten
Zwecken benutzt wird, etwa zur Abgrenzung von anderen ethnischen Gruppen, aber auch in innerkulturellen Konflikten. Laut Hodder (1982: 69) versuchen
Njemps-Frauen in Kenia mit der Verzierung von Kalebassen der männlichen Vormacht insgeheim entgegenzutreten. Roy Larick (1986) hat herausgearbeitet,
wie jede Altersklasse von Loikop-Kriegern andere
Speerformen verwendet, um ihre Identität anzuzeigen und ihre Opposition gegenüber der jeweils älteren Altersklasse auszudrücken. Veränderung ist kann
also nicht allein durch das Verstreichen von Zeit er-
16 Vgl. z. B. das Problem des Beginns des Michelsberger
Komplexes (Lüning 1967).
44
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
klärt werden (vgl. Shanks und Tilley 1987: 33); ganz
sicher besteht zwischen beiden keine einfache lineare Beziehung.
dungsstücke tragen, und die spezielle Bedeutung
einer bestimmten Farbe kann verschwinden oder
vergessen werden, ohne dass deshalb die entsprechenden Kleidungsstücke verschwinden. Analog
könnte eine prähistorische Keramikverzierung hochsignifikant und politisch aufgeladen, aber 100 Jahre
später nur noch „‚traditionell‘ sein. Die Verzierung
auf hessischer Bauernkeramik ahmte im 18. Jahrhundert herrschaftliche Waren nach und deutet das
Bemühen um sozialen Aufstieg an, im 20. Jahrhundert, mit zunehmender Reduzierung der Produktion
hatten sich die Blumenmuster zu drei Punkten reduziert, deren Ableitung meist weder Hersteller_innen
noch Nutzer_innen bekannt war.
Materielle Kultur kann also Unterschiede zwischen wie auch immer gearteten Gruppen anzeigen.
Handelt es sich um Kommunikationsräume, sind die
Änderungen langwierig (chronographisch im Sinne
von Audouze und Valentin 2010), quasi naturwüchsig und für die Beteiligten vermutlich weitgehend
unsichtbar. Handelt es sich um Interessengruppen,
werden Unterschiede bewußt eingesetzt und erzeugt,
und entstehen extrem kurzfristig. Politische Gruppen, wie Rundköpfe und Kavaliere der Englischen
Revolution oder Aristokraten und Sansculotten 150
Jahre später in Frankreich, unterschieden sich nicht
nur durch Ideologie, sondern auch durch Frisur und
Kleidung, wie die jeweiligen Benennungen andeuten. In der gescheiterten Grünen Revolution im Iran
im Jahre 2009 zeigten grüne Kleidungsstücke den
Protest gegen die Regierung, ähnlich wie die RedShirts in Thailand 2010. Diese Kleidungsstücke hatten einen spezifischen und komplexen Bedeutungsinhalt, der jedoch kontext- und zeitabhängig ist. Man
kann ihn mit Rüsens Ultrakurzgeschichten vergleichen, sie „dienen der schnellen Verständigung über
historische Voraussetzungen, Hintergründe, Erklärungen und Implikationen einer Aussage. Sie sind
in Sprache eingelagerte Geschichten, die nicht als
solche erzählt werden, sondern als schon erzählte
aufgerufen und kommunikativ verwendet werden.“
(Rüsen 1994: 10). Solche Gegenstände mit Signalwirkung verbreiten sich nicht langsam, wie bedeutungslose Gegenstände, über Kontakt und Nachahmung, und sie verändern sich während ihrer rapiden
räumlichen Ausbreitung nicht, eben da sie Bedeutungsträger sind. Aus dem selben Grund werden sie
nicht von der gesamten Population übernommen.
Damit ist materielle Kultur weder grundsätzlich
ein Bedeutungsträger gleichbleibender Relevanz,
noch ein sicheres Indiz für ‚normale‘ chronologische
Veränderung, sondern die Bedeutung eines Artefaktes oder einer Artefaktkategorie muß in jedem einzelnen Fall separat erschlossen und durch die Zeit
verfolgt werden. Das ist nur möglich, wenn absolute
Datierungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, mit
denen die Geschwindigkeit des typologischen Wandels und dessen Verbreitung im Raum untersucht
werden kann. Geschieht dies nicht, kommt es nicht
nur zu falschen Datierungen, sondern die aktive
ideologische Nutzung materieller Kultur wird ignoriert und fällt damit als Geschichtsquelle aus.
Geschichte in der Vorgeschichte
Archäolog_innen schreiben eine Geschichte der
Vorgeschichte, auf welcher Zeitskala auch immer,
aber gab es in der Vorgeschichte ein Geschichtsbewußtsein? Wurden Veränderungen in nicht-schriftlichen Gesellschaften als ‚Geschichte‘ wahrgenommen, und wenn ja, wie?
Während dies bei historischen Gruppen und ihren
Symbolen offenkundig ist, verschleiert die geringe
chronologische Auflösung prähistorischer Chronologien ein solches Phänomen weitgehend. Wird
das Modell ungerichteten, stochastischen Wandels
(‚Mode‘) auf die Verbreitung ideologisch aufgeladener Gegenstände oder Trachten übertragen, wird
nicht nur der Grund, sondern auch die Dauer des
Wandels völlig falsch beurteilt werden.
In Rüsens (1994, 1998) Typologie ist die einfachste Stufe des Geschichtsbewußtseins das traditionale. Ich nehme an, dass viele Forscher_innen
vorgeschichtliche Gesellschaften, vielleicht auch
traditionelle, nicht-industrielle Gesellschaften diesem traditionalen Geschichtsverständnis zuordnen.
Dies würde jedoch die Unterscheidung zwischen
primitiven „kalten“ und zivilisierten „heißen“ Gesellschaften, also zwischen ahistorischen oralen und
historisch bewußten schriftlichen Gesellschaften
fortsetzen, die ich weiter oben zu kritisieren suchte.
Da solche Bedeutungsträger im Alltag genutzt
werden (im Gegensatz etwa zu einem Kultgegenstand oder einer Standarte), was einen Teil ihrer
Wirksamkeit ausmacht, müssen sie nicht unter allen
Umständen überall und immer die selbe Bedeutung
haben. Ein Mensch kann rein zufällig grüne Klei-
Wie neuere 14C-Daten zeigen, gibt es durchaus
Abschnitte der Vorgeschichte, in denen sehr rasche
45
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Veränderungen stattfanden, die auch für die Zeitgenoss_innen deutlich sichtbar waren, bzw. von diesen
gezielt herbeigeführt wurden. Dem stehen andere Perioden gegenüber, in denen so wenig (archäologisch
sichtbare) Veränderung stattfand, dass man Mechanismen annehmen kann, die Wandel sanktionieren
und weitgehend unterbinden, wie Hexereianklagen,
soziale Isolation (Reina 1953) und innerfamiliärer
Druck (Kerig 2008). Wie wurden Veränderungen
definiert und wahrgenommen, und wie wurde dementsprechend persönliche Erinnerung in ‚Vergangenheit‘ oder gar ‚Geschichte‘ verwandelt? Weitergehend gefragt, wie wurden Veränderungen begründet
und legitimiert? Um Lévi-Strauss‘ Konzept zu überwinden und zu historisieren, ist eine Untersuchung
prähistorischen Geschichtsbewußtseins notwendig,
die nicht unreflektiert evolutionistische Typologien
übernimmt. Rüsens Typologie muß hier deutlich erweitert und vor allem verfeinert werden.
Körpergedächtnis kann über Lernen durch Nachahmung (vgl. Ingold 2011) extrem lange Zeiträume
und sogar den Wechsel der Wirtschaftsweise überdauern. Das beste Beispiel ist immer noch Hartwig Löhrs
(1994) Untersuchung der Lateralisierung Mesolithischer und Bandkeramischer Pfeilspitzen.
Altsachen, hier verstanden als Gegenstände aus
einer Zeit, die nicht mehr der eigenen zugerechnet
wird (jenseits der oralen Geschichten), finden sich
hin und wieder im archäologischen Befund, wie eine
bronzezeitliche Nadel in einem Merowingischen
Grab (Kubach 1977) und die vielfältige Nutzung römischer Fibeln im angelsächsischen England (Eckart und Williams 2003). Aus schriftlichen Quellen
ist bekannt, dass die Griech_innen Fossilien als die
Knochen von Heroen interpretierten (Mayor 2000).
Der durchbohrte Breitkeil aus dem Grab von Leubingen wurde für Strahm (2010: 175), der auf weitere Funde aus reichen Aunjetitzer Gräbern verweist,
wegen seines Alters ausgewählt; „…man hat ihnen
meines Erachtens die Bedeutung eines uralten Herrschaftszeichens gegeben, um zu zeigen, dass die neue
Institution der Verfügungsgewalt ihren Anspruch von
alten Urahnen ableiten kann, d. h. man hat damit seine Position legitimiert.“ Es zeigt sich hier also eine
große Spannweite der Interpretationen, von Kuriosa
über Recycling zur symbolischen Nutzung. Nur der
Kontext kann hier bei der Deutung weiterhelfen.
Als Quelle steht hier vor allem der Umgang
mit ‚langlebigen‘ Funden und Befunden – meist
monumentaler Art – die über einen längeren
Zeitraum oder mit Unterbrechungen mehrfach
verwendet wurden und der Umgang mit Altstücken
zur Verfügung. Dabei erfolgt die Bezeichnung
als ‚langlebig‘ natürlich ex-post. Ein Mahlstein
wird als langlebig antizipiert, kann aber schon am
nächsten Tag mit seinem/seiner toten BesitzerIn
begraben werden. Töpfe sind eher kurzlebig, eine
kleine Auswahl ‚überlebender‘ Exemplare kann
aber zu Erbstücken werden. Wie Michael Thompson
(1979) betont, kann es gerade diese Auslese sein,
die Stücken besonderen Wert verleiht. Andererseits
ist nicht auszuschließen, dass Gegenstände, die an
besondere Vorgänge erinnen, bewußt aufbewahrt
werden. Die vielfachen Flickungen der Gefäße
aus den bandkeramischen Brunnen des Leipziger
Landes (Smolnik 2010) warnen zudem davor, die
Lebensdauer (und den Wert) keramischer Gefäße
zu unterschätzen. Der Gebrauchs-Charakter von
Gegenständen kann ebenfalls dazu verleiten,
ihre Bedeutung als Erinnerungsträger_innen
zu ignorieren. Alice Choyke (2009) hat auf die
Knochenlöffel der ungarischen Körös-Kultur
hingewiesen – aus dem harten Stirnbein von Rindern
gefertigt und oft bis auf den Griff abgenutzt. Die
Lebensdauer dieser Gegenstände dürfte die der
entsprechenden Siedlungen deutlich übertroffen
haben, und den unscheinbaren Löffel so zu einem
generationenübergreifenden
Erinnerungsobjekt
gemacht haben. Andrew Gardner (2012) hat
versucht,
die
Geschwindigkeit
historischer
Veränderungen anhand der Anzahl von Artefakttypen
nachzuvollziehen.
Für die Vorgeschichte wurde die bewußte Nutzung materieller Kultur als Erinnerungsträger bisher wenig untersucht, da die Typologie immer noch
die Krücke ist, über die Chronologie hergestellt
wird (s. o.). Solche Studien wären vor allem anhand
dendrodatierter Befunde wie Brunnen und Siedlungen möglich. Aber auch mit einem engen Netz von
14C-Daten lassen sich unterschiedliche Entwicklungsgeschwindigkeiten aufzeigen, wie etwa in der
Linearbandkeramik. Nicht nur stilistische Änderungen, sondern auch ‚technischer Wandel‘ kann aktiv
ideologisch eingesetzt worden sein, auch bei letzterem müssen nicht, oder nicht immer, Nützlichkeitserwägungen und Fortschritt im modernen Sinne im
Vordergrund stehen.
Alastair Whittle und seine Koautor_innen (2008,
2011) betonen, dass 14C-Daten allein durch ihren
statistischen Charakter eine zu lange Nutzungsdauer
von Befunden (und analog Laufzeit von Artefakten)
vorspiegeln können. Sie fordern daher eine Korrektur
aller Daten über die Bayes‘sche Statistik, die Informationen wie die Stratigraphie eines Befundes mit
einbezieht. Allerdings sind genügend stratigraphisch
exakt zuzuweisendende 14C-Daten nur selten vor46
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
handen und im Siedlungskontext auch kaum zu erwarten. Eine verkürzte Nutzungsdauer, wie etwa für
einige britische Langbetten nachgewiesen (Whittle
u. a. 2008, 2011; Bayliss u. a. 2007) verändert jedoch
unsere Perspektive auf die Stilentwicklung. Langsamer Stilwechsel kann durch Übertragungsfehler und
weitgehend zufällige Auswahlprozesse bedingt sein
und wird von den Zeitgenoss_innen nicht als solcher
wahrgenommen, im Gegensatz zu schnellem Stilwechsel, bei dem vermutlich eine Absicht zu unterstellen ist, die vielleicht eine „heiße“ Entwicklungsphase kennzeichnet.
sondern auch der Toten, oder nutzten sie einfach nur
vorhandene Erhebungen, ohne deren anthropogenen
Charakter zu bemerken oder für wichtig zu halten?
Das Verhältnis kann noch komplexer sein: der angelsächsische Heilige Guthlac richtete seine Wohnstatt
in einem beorgseƿel, einem Grabhügel (unbekannter
Zeitstellung) ein (Colgrave 1956). Hier waren Dämonen wohnhaft, deren Austreibung zu den klassischen
Aufgaben von Heiligen gehört.
Auch Megalithgräber können sehr lange genutzt
werden. Das Cotswold-Severn-Grab von West Kennet
in Wiltshire enthält frühneolithische Bestattungen
mit Keramik von Typ Western Carinated, die Füllung
Scherben vom britischen Frühneolithikum über
verschiedene Stile der Peterborough Ware, Grooved
Ware und Glockenbecherscherben (Piggott 1958;
Thomas und Whittle 1986). Damit ergibt sich eine
Nutzung über mindestens 500 Jahre, ob diese aber
kontinuierlich war, läßt sich nicht sagen. Die Art
der Nutzung scheint sich jedoch geändert zu haben
(Bestattung vs. Deponierung von ‚Siedlungsmaterial‘).
Bedeutet eine solche Nutzung eines Bauwerkes über
mehrere keramische Phasen nun aber einen bewußten
Bezug zur Vergangenheit oder ist diese Interpretation
lediglich ein Produkt unserer Klassifikation bzw.
des archäologischen Kulturbegriffs (Lüning 1972;
Sommer 2007)?
Auch ist die Umnutzung von Befunden häufiger
und komplexer als oft vermutet. Gräber gelten gewöhnlich als geschlossene Funde, dies ist jedoch
nicht immer der Fall. Die Ertebölle-Gräber von Skateholm etwa wurden nachträglich geöffnet, um einzelne
Knochen zu entnehmen (Sturtz 2003). Der Umgang
mit Knochen und Schädeln im Präkeramischen Neolithikum B der südlichen Levante (Kujit 2008) zeigt
ebenfalls, wie langwierig und vielstufig der Bestattungsprozeß sein kann, in dessen Verlauf der/die Tote
vermutlich zum/zur Ahnen/Ahnin wurde, um schließlich der Vergessenheit anheim zu fallen.
Grabhügel und Großsteingräber wurden häufig
weiter- und wiedergenutzt. Hügelgräberbronzezeitliche Hügel sind oft um eine Zentralbestattung angelegt, weitere konzentrisch angeordnete Gräber können
zu später verstorbenen Familienangehörigen gehören
(Weber 1992: Abb. 96). Viele Bestattete waren also
vermutlich in der kollektiven Erinnerung der Familie
oder der Siedlung präsent. Für dieArchäo-log_innen
gehören sie gewöhnlich zur selben ‚Kultur‘.
Alain Gallay (1979) brachte die Ausräumung und
Neubelegung der Gräber von Sion Petit Chasseur mit
dem – gewaltsamen – Kulturwandel von Schnurkeramik zu Glockenbecherkultur in Verbindung. Ausräumungen und die Einbringung von Füllmaterial bzw. die
Blockierung der Eingänge von Megalithgräbern finden
sich jedoch auch innerhalb der selben keramischen Tradition (vgl. z. B. Lynch 1969 für die walisischen Cotswold-Severn-Gräber). Manche dieser Gräber, zum Beispiel Hazleton North (Saville 1990; Whittle u. a. 2011)
oder Ascott-under-Wychwood (Benson and Whittle
2007) wurden dagegen bald nach ihrem Bau, innerhalb
derselben keramischen Tradition, verschlossen.
Reichen die Bestattungen über zwei aufeinanderfolgende Kulturen, wird manchmal für eine ideologische Kontinuität argumentiert. Der Aunjetitzer Grabhügel von Helmsdorf mit seinen reichen Beigaben
überlagert einen schnurkeramischen Hügel. Strahm
(2010: 168) und andere halten dies für eine bewußte Anknüpfung an schnurkeramische Traditionen,
und in der Tat weist die Aunjetitzer Kultur zahlreiche
Anknüpfungspunkte zum Endneolithikum auf. Eine
Weiternutzung muss jedoch nicht immer eine pietätvolle Aneignung der Vergangenheit bedeuten, sie
kann auch deren Überwindung anzeigen, wie im Falle der christlichen Kirchen auf/in heidnischen Tempeln. Dies wird zum Beispiel für die angelsächsische
Nachnutzung prähistorischer bzw. romano-britischer
Grabhügel diskutiert. Stellten die Eroberer_innen eine
Verbindung zum Land und dessen vorherigen Bewohner_innen her (Williams 1998, 2006), zeigten sie im
Gegenteil die Unterwerfung nicht nur der Lebenden,
Zusammenfassung
Sind verschiedene Formen prähistorischen
Geschichtsbewußtseins, ungeachtet des Oxymorons,
das diese Frage zu beinhalten scheint, also
archäologisch faßbar? Ich denke ja. Prinzipiell stehen
uns die methodischen Werkzeuge – detaillierte
Ausgrabung und detaillierte Datierung – auch zur
Verfügung. Dem stehen allerdings unsere fachlichen
Traditionen und Begrifflichkeiten entgegen. Solange
47
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
nur Komplexe, aber nicht Einzelfunde datiert
werden, und ein Befund damit als Momentaufnahme
wahrgenommen wird, fällt es schwer, den
Lebensgeschichten von Artefakten (Kopytoff 1986)
zu folgen. Die unkritische Gleichsetzung von
Stilentwicklung und Datierung verhindert, dass der
aktive Gebrauch materieller Kultur sichtbar wird
oder werden kann. Der archäologische Kulturbegriff
schließlich führt zu der Erwartung gleichlaufender
Entwicklungen für verschiedene Artefaktkategorien,
und Lebensbereiche, wie z. B. Funerärpraktiken.
Außerdem werden Befunde als ‚Klasse‘ oder
Typ wahrgenommen (Cotswold-Severn Tombs,
Stader Kammer etc.), was von der individuellen
Geschichte einzelner Bauwerke ablenkt. Bauwerke
mögen ursprünglich zum gleichen Zweck und mit
ähnlichem Plan errichtet worden sein, das heißt aber
nicht, dass sie die gleiche Geschichte teilen müssen.
‚Kulturgebiete‘ können sich ändern, und vor allem
können sich starke lokale oder örtliche Traditionen
ausbilden, die an einem einzelnen Bauwerk ansetzen.
Damit sind insgesamt auch sehr verschiedene Arten
des prähistorischen Geschichtsbewußtseins zu
erwarten. Der Erfolg von Forschungen zu diesem
Thema hängt weniger von den Methoden ab, diese
sind weitgehend bereits entwickelt, sondern eher von
geeigneten Fragestellungen.
Allen, Danielle. 1996. A Schedule of Boundaries:
An Exploration, launched from the Water–
Clock, of Athenian Time. Greece & Rome,
Second Series 43(2): 157–168.
Althusser, Louis. 1968. Les défauts de l’économie
classique. Esquisse du concept de temps historique. In Louis Althusser und Etienne Balibar, Hrsg.: Lire Le Capital. Paris: Maspero.
http://multitudes.samizdat.net/Temps-etconcept-chez-Louis. Zuletzt geöffnet am
10.03.2014.
Anderson, Jeffrey D. 2011. The History of Time in
the Northern Arapaho Tribe. Ethnohistory
58(2): 229–261.
Armstrong, Joe E. und John McK. Camp II. 1977.
Notes on a Water Clock in the Athenian
Agora. Hesperia: Journal American School
Classical Studies Athens 46(2): 147–161.
Ascher, Robert. 1986. Time’s Arrow and the Archaeology of a contemporary Community.
In Kwang-chih Chang, Hrsg.: Settlement
Archaeology, S.43–52. Palo Alto: National
Press.
Assmann, Aleida. 1999. Erinnerungsräume, Formen
und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses. München: Beck.
Bibliographie
Åberg, Niels. 1929. Lemma „Typologische Methode“. Eberts Reallexikon der Vorgeschichte
13, S. 508. Berlin: de Gruyter.
Assmann, Aleida und Dietrich Harth. 1991. Formen
und Funktion der kulturellen Erinnerung.
Frankfurt: Fischer.
Adelung, Johann Christoph. 1793. Stichwort Geschichte. Grammatisch–kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart. Faksimile–Edition nach der Ausgabe letzter Hand.
Leipzig, Breitkopf und Co. 1793–1801.
http://www.zeno.org/Adelung-1793. Zuletzt
geöffnet am 10.03.2014.
Assmann, Jan. 1992. Das kulturelle Gedächtnis.
Schrift, Erinnerung und politische Identität
in frühen Hochkulturen. München: Beck.
Assmann, Jan. 1998. Die Erzählbarkeit der Welt. Bedingungen für die Entstehung von Geschichte im Alten Orien. In Jörn Rüsen, Michael
Gottlob und Achim Mittag, Hrsg.: Die Vielfalt der Kulturen. Erinnerung, Geschichte,
Identität 4, S. 379–398. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
Al-Azmeh, Aziz. 1999. Genealogie, Typologie und
Organismus: Islamische und andere Geschichtsverläufe. In Evelyn Schulz und
Wolfgang Sonne, Hrsg_in.: Kontinuität und
Wandel: Geschichtsbilder in verschiedenen
Fächern und Kulturen, S. 453–478. Zürich:
Hochschul-Verlag an der ETH Zürich.
Audouze, Françoise und Boris Valentin. 2010. Archaeologies: New Approaches to social
Transformation. In Douglas J. Bolender,
Hrsg.: Eventful Archaeologies: New Approaches to social Transformation in the
archaeological Record, S. 29–47. Albany:
SUNY Press.
48
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Barber, Karin. 2005. Text and Performance in Africa.
Oral Tradition 20(2): 264–277.
Bentley, R. Alexander, Matthew W. Hahn und Stephen J. Shennan. 2004. Random Drift and
Culture Change. Proceedings Royal Society
London B 271(1547): 1443–1450.
Barbiera, Irene, Alice M. Choyke und Judith A. Rasson, Hrsgin. 2009. Materializing Memory:
archaeological material Culture and the
Semantics of the Past. BAR International
Series 1977. Oxford: Archaeopress.
Bentley, Michael. 2006. Past and ’Presence‘: Revisiting historical Ontology. History and Theory 45: 349–361.
Bailey, Geoff N. 1983. Concepts of Time in Quaternary Prehistory. Annual Review Anthropology 12: 165–192.
Bergson, Henry. 1964. Materie und Gedächtnis, eine
Abhandlung über die Beziehung zwischen
Körper und Geist. Frankfurt a.M.: S. Fischer. [Erstveröff.: Matière et Mémoire, Essai sur la relation du corps à l‘esprit. Paris:
F. Alcan 1896].
Bailey, Geoff N. 1987. Breaking the Time Barrier.
Cambridge Archaeological Journal 6(1):
5–20.
Bernheim, Ernst. 1903. Lehrbuch der historischen
Methode und der Geschichtsphilosophie
mit Nachweis der wichtigsten Quellen und
Hilfsmittel zum Studium der Geschichte.
Leipzig3–4: Duncker & Humblot 1903.
Bayliss, Alex, Alastair Whittle und Michael Wysocki. 2007. Talking about my Generation:
the Date of the West Kennet Long Barrow.
Cambridge Archaeological Journal 17(1)
Suppl.: 85–101.
Bender, John und David E. Wellbery. 1989. Chronotypes: The Construction of Time. Stanford:
Stanford University Press.
Beuthner, Michael. 1999. Euphorion: Chronokratie
& Technokratie im Bitzeitalter; sozialethische und technikphilosophische Überlegungen zur Informatisierung und Computerisierung der Gesellschaft. Münster: LIT Verlag.
Benjamin, Walter. 1940. Geschichtsthesen – über den
Begriff der Geschichte. In Tillmann Rexroth, Hrsg.: Walter Benjamin, Gesammelte
Schriften I. 2, S. 691–704. Frankfurt/M.:
Suhrkamp.
Bintliff, John L. 1995. The Annales School and Archaeology. London: Leicester University
Press.
Bird-David, Nurit. 2004. No Past no Present: A critical Nayaka Perspective on cultural Remembering. American Ethnologist 31(3):
406–421.
Benson, Don und Whittle, Alastair, Hrsg. 2007.
Building memories. The Neolithic Cotswold
Long Barrow at Ascott–Under–Wychwood,
Oxfordshire. Oxford: Oxbow.
Birth, Kevin. 2006. Past Times: Temporal Structuring of History and Memory. Ethos 34(2)
192–210.
Bentham; Jeremy. 1789. An Introduction to the Principles of Morals and Legislation. London:
T. Payne & Son. http://www.econlib.org/library/Bentham/bnthPML.html. (10.03.2014)
Bloch, Ernst. 1935. Erbschaft dieser Zeit. Frankfurt
a.M.: Suhrkamp.
Benjamin, Walter. 1991. Ausgraben und Erinnern. In
Tillmann Rexroth, Hrsg.: Walter Benjamin,
Gesammelte Schriften IV.1, S. 400–401.
Frankfurt a.M: Suhrkamp 1991.
Bloch, Maurice. 1977. The Past and the Present in
the Present. Man NS 12(2): 278–292.
Bohannan, Paul. 1953. Concepts of Time among the
Tiv of Nigeria. Southwestern Journal Anthropology 9(3): 251–262.
Bentley, R. Alexander und Stephen J. Shennan.
2003. Cultural Transmission and stochastic Network Growth. American Antiquity
68(3): 459–485.
Borić, Dušan, Hrsg. 2010. Archaeology and Memory. Oxford: Oxbow Books.
49
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Bowden, Mark. 1991. Pitt Rivers, the life and archaeological work of Lieutenant–General
Augustus Henry Lane Fox Pitt Rivers, DCL,
FRS, FSA. Cambridge: Cambridge University Press.
Colgrave, Bertram, Hrsg. 1956. Felix’s Life of Saint
Guthlac. Cambridge: Cambridge University
Press.
Conkey, Margaret W. 1978. Style and Information
in cultural Evolution: towards a predictive
Model for the Palaeolithic. In Charles L.
Redman u. a., Hrsg.: Social Archaeology:
Beyond Subsistence and Dating, S. 61–85.
New York: Academic Press.
Bradley, Richard. 1991. Ritual, Time and History.
World Archaeology 23(2): 209–219.
Bradley, Richard. 2002. The Past in prehistoric Societies. London: Routledge.
Connerton, Paul. 1989. How Societies remember.
Cambridge: Cambridge University Press.
Brather, Sebastian. 2009. Memoria und Repräsentation, frühmittelalterliche Bestattungen zwischen Erinnerung und Erwartung. In Sebastian Brather, Dieter Geuenich und Christoph
Huth, Hrsg.: Historia archaeologica. Festschrift für Heiko Steuer zum 70. Geburtstag,
S. 247–284. Ergänzungsbände Reallexikon
germanische Altertumskunde 70. Berlin: de
Gruyter.
Cochrane, Ethan. 2009. The evolutionary Archaeology of ceramic Diversity in ancient Fiji. Oxford: Archaeopress.
Cochrane, Ethan und Andrew Gardener, Hrsg. 2011.
Evolutionary and interpretive Archaeologies: a Dialogue. Walnut Creek: Left Coast
Press.
Braudel, Fernand. 1958. La longue durée. Annales
1958: 725–753.
Coolidge, Frederick L. und Karenleigh A. Overmann. 2012. Numerosity, Abstraction, and
the Emergence of symbolic Thinking. Current Anthropology 53(2): 204–225.
Buchner, Edmund. 1982. Die Sonnenuhr des Augustus. Mainz: Zabern.
Buck, Caitlin E., James B. Kenworthy, Cliff D. Litton und Adrian Frederick Melhuish Smith.
1991. Combining Archaeological and Radiocarbon Information: a Bayesian Approach to Calibration. Antiquity 65(249):
808–821.
Cooper, Jerrold. 2010. ”I have forgotten my Burden
of former Days!” Forgetting the Sumerians
in Ancient Iraq. Journal American Oriental
Society 130(3): 327–335.
Dammers, Barbara. 2005. Die Keramik der Rössener
Kultur in Rheinhessen. Mainz: Archimed.
Casad, Eugene H. 1977. Location and Direction in
Cora Discourse. Anthropological Linguistics 19(5): 216–241.
Daniel, Glyn. 1963. The Megalith Builders of Western Europe. London: Hutchinson.
Childe, Vere Gordon. 1936. Man makes himself.
London: Watts.
Danto, Arthur C. 1962. Narrative Sentences. History
and Theory 2(2): 146–179.
Chandler, Sally. 2005. Oral History across Generations: Age, generational Identity and oral
Testimony. Oral History 33(2): 48–56.
Danto, Arthur C. 1965. Analytical Philosophy of
History. Cambridge: Cambridge University
Press.
Choyke, Alice M. 2009. Grandmothers’s awl: Individual and collective memory through
material culture. In Irene Barbiera, Alice
M. Choyke und Judith A. Rasson, Hrsgin.:
Materializing memory: Archaeological material Culture and the Semantics of the Past,
S. 21–40. BAR International Series 1977.
Oxford: Archaeopress.
Danto Arthur C. 1985. Narrative and Knowledge.
New York: Columbia University Press.
Devlin, Zoe. 2007. Remembering the Dead in AngloSaxon England: Memory Theory in Archaeology and History. BAR British Series
446. Oxford: Archaeopress.
50
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Dietler, Michael und Ingrid Herbich. 1993. Living
on Luo time: Reckoning Sequence, Duration, History and Biography in a rural African
Society. World Archaeology 25(2): 248–260.
Erll, Atrid. 2005. Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen, eine Einführung. Stuttgart:
Metzler.
Evans-Pritchard, Edward Evan. 1939. Nuer TimeReckoning. Africa, Journal of the International African Institute 12(2): 189–216.
Dolff-Bonekämper, Gabi. 2011. Memorable Moments – chosen cultural Affiliations. In
Muriel Blaive, Christian Gerbel und Thomas Lindenberger, Hrsg_in.: Clashes in
European Memory, the Case of communist
Repression and the Holocaust, S. 143–153.
Studies in European History and public
Spheres 2. Innsbruck, Brunswik: Studien
Verlag, Transaction Publishers.
Faubion, James D. 1993. History in Anthropology.
Annual Review Anthropology 22: 35–54.
Feeney, Denis. 2007. Caesar’s Calendar: Ancient
Time and the Beginnings of History. Berkeley: University of California Press.
Dohrn-van Rossum, Gerhard. 1992. Die Geschichte
der Stunde: Uhren und moderne Zeitordnung. München: Hanser.
Flaherty, Michael G., Betina Freidin und Ruth Sautu.
2005. Variation in the perceived Passage of
Time: A Cross–National Study. Social Psychology Quarterly 68(4): 400–410.
Droysen, Johann Gustav. 1882. Grundriß der
Historik. Leipzig: Veil & Co.
Flannery, Kent. 1976. The early Mesoamerican Village. New York: Academic Press.
Drozdek, Adam. 2002. Infinity in Chrysippus.
Hermes 130(4): 404–415.
Forty, Adrian. 1999. Introduction. In Adrian Forty
und Susanne Küchler, Hrsg_in.: The Art of
Forgetting, S. 1–18. Oxford: Berg.
Durkheim, Emile. 1912. Les formes élémentaires de
la vie religieuse. Paris 1912.
Foxhall, Lin. 2000. The running Sands of Time: Archaeology and the Short–Term. World Archaeology 31(3): 484–498.
Eckart, Helle und Howard Williams. 2003. Objects
without a Past? The Use of Roman Objects
in early Anglo–Saxon Graves. In Howard
Williams, Hrsg.: Archaeology of Death,
Memory and material Culture, S. 141–170.
London: Kluwer.
Foucault, Michel. 1994. Überwachen und Strafen.
Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt
a.M.: Suhrkamp. [Erstveröff.: Surveiller et
punir – la naissance de la prison. Paris:
Gallimard 1975].
Edmonds, Mark R. 1999. Ancestral Geographies of
the Neolithic: Landscapes, Monuments and
Memory. London: Routledge.
Frazer, James. 1907–1915. The Golden Bough. London3: Macmillan & Co.
Eisenhauer, Ursula. 2002. Untersuchungen zur Siedlungs- und Kulturgeschichte des Mittelneolithikums in der Wetterau. Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie
89. Bonn: Habelt.
Friedrich, Cathrin, Matthias Middell und Ulrike
Sommer. 2002. Der prachtliebende Kurfürst
und sein ränkevoller Rat auf dem falschen
Weg für das vielgeliebte Sachsen – Geschichtsbilder in sächsischen Lehrbüchern
im 19. und 20. Jahrhundert. In Hans-Werner
Wollersheim, Martin Moderow und Cathrin
Friedrich, Hrsg_in.: Die Rolle von Schulbüchern für Identifikationsprozesse in historischer Perspektive, S. 161–213. Leipziger
Studien zur Erforschung von regionenbezogenen Identifikationsprozessen 5. Leipzig:
Akademie.
Elias, Norbert. 1976. Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische
Untersuchungen. Frankfurt a.M.: Suhrkamp
1976. [Erstveröff.: 1939].
Engels, Friedrich. 1845. Die Lage der arbeitenden
Klasse in England, S. 225–506. MEW 2.
Berlin: Dietz.
51
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Frirdich, Christiane. 1994. Kulturgeschichtliche Betrachtungen zur Bandkeramik im Merzbachtal. In Jens Lüning und Petar Stehli, Hrsg.:
Die Bandkeramik im Merzbachtal auf der
Aldenhovener Platte. Rheinische Ausgrabungen 36, S. 207–393. Köln: Böhlau.
Grayson, Albert Kirk. 1987. Assyrian Rulers of the
third and second Millennia BC (to 1115 BC).
The royal Inscriptions of Mesopotamia, Assyrian periods 1. Toronto: University of Toronto Press.
Greenhouse, Carol J. 1996. A Moment’s Notice: Time
Politics across Cultures. Ithaca: Cornell
University Press.
Gallay, Allain. 1979. Le phénomene campaniforme:
une nouvelle hypothése historique. In Roland Menk und Allain Gallay, Hrsg.: Anthropologie et archéologie: le cas des premiers âges des métaux, S. 231–258. Actes de
Symposium Sils–Maria, 25.–30. Septembre
1978. Archives suisse d’Anthrop. générale
43(2).
Halbwachs, Maurice. 1985. Das kollektive Gedächtnis. Frankfurt a. M.: Fischer. [Erstveröff.:
La mémoire collective. Paris: Presses Universitaires de France 1939].
Hanisch, Ernst. 1996. Die linguistische Wende, Geschichtswissenschaft und Literatur. In Wolfgang Hardtwig und Hans-Ulrich Wehler,
Hrsg.: Kulturgeschichte Heute, S. 212–230.
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Gardner, Andrew. 2012. Time and empire in the Roman world. Journal of Social Archaeology
12/2, 145–166.
Gell, Alfred. 1992. The Anthropology of Time: cultural Constructions of temporal Maps and
Images. Oxford: Berg.
Hannah, Robert. 2009. Time in Antiquity. London:
Routledge.
Georgiadis, Mercourios und Chrysanthi Gallou.
2009. The Past in the Past: the Significance
of Memory and Tradition in the Transmission of Culture. BAR International Series
1925. Oxford: Archaeopress.
Hartmann, Nicolai. 1950. Philosophie der Natur:
Abriß der speziellen Kategorienlehre. Berlin: de Gruyter.
Hegel, Georg Friedrich. 1820 [1989]. Vorlesungen
über die Philosophie der Geschichte. In
Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel,
Hrsg._in: Georg Wilhelm Friedrich Hegel
Werke 12, auf der Grundlage der Werke von
1832–1845 neu edierte Ausgabe Frankfurt
a.M.2: Suhrcamp.
Gildhoff, Christian. 2007. Ernst Wahle (1889–1981),
Prähistorie und Politik. Propylaeum – Virtuelle Fachbibliothek Altertumswissenschaften.
http://www.propylaeum.de/vor-undfruehgeschichte/themenportale/ernstwahle/
praehistorie-und-politik/. Zuletzt geöffnet
am 09.03.2014.
Hegel, Georg Friedrich. 1837. Friedrich Gans, Hrsg.:
Friedrich Wilhelm Hegel, Vorlesungen über
die Philosophie der Geschichte. Berlin:
Duncker und Humblot. http://gutenberg.
spiegel.de/buch/1657/1. Zuletzt geöffnet am
10.03.2014.
Ginzel, Friedrich. 1906–1914. Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie.
Leipzig: Hinrichs.
Gold, Thomas. 1965. The Arrow of Time. In Stuart
Thomas Butler, Harry Messel, Hrsg.: Time,
S. 143–165. London: Pergamon.
Hildebrand, Hanns. 1866. Svenska folket under hednatiden. Stockholm: Haeggströms.
Gosden, Chris. 1994. Social Being and Time. Oxford: Blackwell.
Hoefer, Carl. 2011. Time and chance propensities. In
Craig Callender, Hrsg.: The Oxford Handbook of Philosophy of Time, S. 68–90. Oxford: Oxford University Press.
Goody, John Rankine. 1968. Time II, social Organization. In David L. Sills, Hrsg.: International Encyclopedia of the social Sciences 16,
S. 30–42. New York: Macmillan.
Holdaway, Simon und LuAnn Wandsnider, Hrsg_in.
2008. Time in archaeology: Time perspectivism revisited. Salt Lake City: University of
Utah Press.
52
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Horsnell, Malcolm J. A. 2004. The Year-Names of
the First Dynasty of Babylon. Hamilton:
McMaster University Press.
Kant, Immanuel. 1781. Critik der reinen Vernunft.
Riga: Hartknoch. http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/kant_rvernunft_1781.
Zuletzt geöffnet am 10.03.2014.
Howe, Leopold E. A. 1981. The social Determination of Knowledge: Maurice Bloch and Balinese Time. Man NS 16(2): 220–234.
Karlsson, Håkan. 2001. It’s about Time: the Concept of Time in Archaeology. Göteborg: Bricoleur.
Hudson, Michael. 2000. How Interest Rates were set,
2500 BC–1000 AD: Máš, tokos and foenus
as Metaphors for Interest Accruals. Journal
Economic and Social History Orient 43(2):
132–161.
Kasabova, Anita. 2008. Memory, Memorials, and
Commemoration. History and Theory 47:
331–350.
Hurt, Teresa D. und Gordon F. M. Rakita. 2001. Style
and Function: Conceptual Issues in evolutionary Archaeology. Westport: Bergen &
Garvey.
Kerig, Tim. 2008. Hanau-Mittelbuchen. Siedlung
und Erdwerk der bandkeramischen Kultur.
Materialvorlage – Chronologie – Versuch
einer handlungstheoretischen Interpretation. Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 156. Bonn: Habelt.
Ingold, Tim. 2001. Of string Bags and Birds’ Nests:
Skill and the Construction of Artefacts. In
Tim Ingold, The Perception of the Environment: Essays in Livelihood, Dwelling and
Skill, S. 349–361. London: Routledge.
Kerig, Tim und Stephen J. Shennan. 2010. Zur kulturellen Evolution Europas im Neolithikum
– Begriffsbestimmung und Aufgabenstellung. In Ralf Gleser und Valeska Becker,
Hrsg_in.: Mitteleuropa im 5. Jahrtausend
vor Christus, S. 105–114. Beiträge zur Internationalen Konferenz in Münster 2010.
Münster: Lit.
Isler, Martin. 1991. The Gnomon in Egyptian Antiquity. Journal American Research Center
Egypt 28: 155–185.
Jarnut, Jörg und Matthias Wemhoff. 2003. Erinnerungskultur im Bestattungsritual. Archäologisch-historisches Forum. Mittelalter-Studien 3. München: Wilhelm Fink.
Kneipp, Jürgen. 1998. Bandkeramik zwischen Rhein,
Weser und Main, Studien zu Stil und Chronologie der Keramik. Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 47.
Bonn: Habelt.
Jeismann, Karl Ernst. 1985. Geschichtsbewußtsein
– Theorie. In Klaus Bergmann, Klaus Fröhlich, Annette Kuhn, Jörn Rüsen und Gerhard Schneider, Hrsg_in.: Handbuch der
Geschichtsdidaktik, S. 42–45. Düsseldorf:
Schwann.
Kohsaka, M., N. Fukuda, K. Honma, S. Honma
und N. Morita. 1992. Seasonality in human
Sleep. Experientia 48: 231–233.
Jenzen, Igor A., Hrsg. 1989. Uhrzeiten: Die Geschichte der Uhr und ihres Gebrauches.
Kleine Schriften Historischen Museums
Frankfurt 42. Marburg: Jonas.
Kopytoff, Igor. 1986. The cultural Biography of
Things: Commoditization as Process. In
Arun Appadurai, Hrsg.: The social Life of
Things: Commodities in cultural Perspective, S. 64–91. Cambridge: Cambridge University Press.
Johnson, Van L. 1963. The prehistoric Roman Calendar. American Journal Philology 84(1):
28–35.
Kossinna, Gustaf. 1935. Die deutsche Vorgeschichte
eine hervorragend nationale Wissenschaft.
Leipzig6: C. Kabitzsch. [Erstveröff.: 1912].
Jones, Andrew. 2007. Memory and material Culture.
Cambridge: Cambridge University Press.
Kroeber, Alfred Louis. 1944. Configurations of Culture Growth. Berkeley: University of California Press.
53
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Kubach, Wolf. 1977. Die Nadeln in Hessen und
Rheinhessen. Prähistorische Bronzefunde
Abt. 13, Bd. 3. München: Beck.
Lévi-Strauss, Claude. 1966. The Savage mind. London: Weidenfeld and Nicolson. [Erstveröff.:
La Pensée Sauvage. Paris: Plon 1962].
Kubler, Georg. 1962. The shape of time, Remarks
on the History of Things. New Haven: Yale
University Press.
Lillios, Katarina T. 2008: Heraldry for the Dead:
Memory, Identity, and the engraved Stone
Plaques of Neolithic Iberia. Austin: University of Texas Press.
Kujit, Ian. 2008. The Regeneration of Life. Neolithic
Structures of symbolic Remembering and
Forgetting. Current Anthropology 49(2):
71–197.
Lillios, Katarina T. und Vasileios Tsamis, Hrsg_in.
2010. Material Mnemonics. Every Day Memory in prehistoric Europe. Oxford: Oxbow
Books.
Larick, Roy. 1986. Age grading and Ethnicity in the
Style of Loikop (Samburu) Spears. World
Archaeology 18: 269–283.
Löhr, Hartmut. 1994. Linksflügler und Rechtsflügler
in Mittel- und Westeuropa, der Fortbestand
der Verbreitungsgebiete asymmetrischer
Pfeilspitzenformen als Kontinuitätsbeleg
zwischen Meso- und Neolithikum. Trierer
Zeitschrift 57: 9–127.
Latour, Bruno. 1997. Wir sind nie modern gewesen. Versuch einer symmetrischen Anthropologie. Frankfurt, Suhrcamp [Erstveröff.:
Nous n‘avons jamais éte modernes. Essai
d‘anthropologie symétrique. Paris: Editions
La Découverte & Syros 1991]
McLure, Roger. 2005. The Philosophy of Time: Time
before times. London: Routledge.
Le Goff, Jacques. 1999. Geschichte und Gedächtnis.
Berlin: Propyläen 1999. [Erstveröff.: Storia
et memoria. Turin: Einaudi 1977].
Lukas, Gavin. 2005. The Archaeology of Time. London: Routledge.
Lüning, Jens. 1967. Die Michelsberger Kultur. Ihre
Funde in zeitlicher und räumlicher Gliederung. Berichte Römisch-Germanische Kommission 48: 1–350.
Leach, Edmund. 1961. Two Essays concerning the
symbolic Representation of Time. In Edmund Leach, Rethinking Anthropology, S.
124–136. London: University of London
Athlone Press.
Lüning, Jens. 1972. Zum Kulturbegriff im Neolithikum. Prähistorische Zeitschrift 47: 145–
173.
Leone, Mark P. 1978. Time in American Archaeology. In Charles Redman, Mary Jane Berman,
Edwin Curtin, William Langhorne Jr., Nina
Versaggi und Jefferey Wanser, Hrsg_in.: Social Archaeology: Beyond Subsistence and
Dating, S. 25–36. New York: Academic
Press.
Lyman, R. Lee und Judith L. Harpole. 2002. Alfred
L. Kroeber and the Measurement of Time’s
Arrow and Time’s Cycle. Journal of Anthropologicl Research 58(3): 313–338.
Lynch, Frances. 1969. The Megalithic Tombs of
North Wales. In Thomas George Eyre Powell, Hrsg.: Megalithic Enquiries in the West
of Britain, S. 107–174. Liverpool: Liverpool University Press.
Leroi-Gourhan, André. 1950. Les fouilles préhistoriques, techniques et méthodes. Paris: Picard.
Leroi-Gourhan, André. 1987. Hand und Wort – Die
Evolution von Technik, Sprache und Kunst.
Frankfurt a.M.: Suhrkamp. [Erstveröff.:
Le geste et la parole. Paris: Albin Michel
1964/65].
Marshak, Alexander. 1972. The Roots of Civilisation. The cognitive Beginnings of Man’s first
Art, Symbol and Notation. Weidenfeld &
Nicolson: London.
Lévi-Strauss, Claude. 1955. Tristes tropiques. Lonrai: Plon.
Marx, Karl. 1859. Zur Kritik der politischen Ökonomie, S. 7–160. MEW 13. Berlin: Dietz.
54
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Mattheußer, Elke. 1994. Eine Entwicklungsgeschichte der Bandkeramik zwischen Rhein
und Maas. Unpubl. Diss. Frankfurt a.M.
Murray, Tim, Hrsg. 1999. Time and archaeology.
London: Routledge.
Myers, Fred. 1986. Pintupi Country, Pintupi Self:
Sentiment, Place, and Politics among Western Desert Aborigines. Washington DC,
Canberra: Smithsonian Institution Press und
Australian Institute of Aboriginal Studies.
Mayor, Adrienne. 2000. The Monster of Troy: the
earliest artistic Record of a vertrebrate Fossil Discovery. Oxford Journal Archeology
19(1): 57–63.
McTaggart, J. Ellis. 1908. The Unreality of time.
Mind 17: 457–474. Wiederabdruck in: L.
Nathan Oaklander, Hrsg. (2008): The philosophy of time, S. 21–35. London: Routledge.
Nagy, Joseph Falaky. 1986. Orality in Medieval Irish
Narrative, an Overview. Oral Tradition
1(2): 272–301.
Nelson, Katherine. 2003. Self and Social Functions:
Individual autobiographical Memory and
collective Narrative. Memory 11(2): 125–
136.
Meier-Arendt, Walter. 1975. Die Hinkelstein-Gruppe. Römisch-Germanische Forschungen 35.
Berlin: de Gruyter.
Meillassoux, Claude. 1967. Recherche d’un niveau
de détermination dans la société cynégétique. L’Homme et la Société 6(4): 95–106.
Noble, Joseph V. und Derek J. de Solla Price. 1968.
The Water Clock in the Tower of the Winds.
American Journal of Archaeology 72/4:
345–355.
Menghin, Winfried. 2008. Zahlensymbolik und digitales Rechnersystem in der Ornamentik der
bronzezeitlichen Goldhüte. Acta Praehistoria et Archaeologia 40: 157–170.
Nora, Pierre. 1984–1992. Les Lieux de mémoire. Paris: Gallimard.
Ohnuki-Tierney, Emiko. 1973. Sakhalin Ainu Time
Reckoning. Man NS 8(2): 1285–1299.
Millard, Alan. 1994. The Eponyms of the Assyrian
Empire 910–612 BC. State Archives of Assyria Studies II. Helsinki: Neo–Assyrian
Text Corpus Project.
Overmann, Karenleigh A. 2013. Material Scaffolds
in Numbers and Time. Cambridge Archaeological Journal 23(1): 19–39.
Miller, Joseph C. 1979. Lists, and History in Kasanje. History Africa 6: 51–96.
Olivier, Laurent. 2008. Le sombre abîme du temps.
Mémoire et archéologie. Paris: Seuil.
Mondragón, Carlos. 1994. Of Winds, Worms and
Mana: The traditional Calendar of the Torres
Islands, Vanuatu. Oceania 74(4): 289–308.
Pickering, Kathleen. 2004. Decolonizing Time Regimes: Lakota Conceptions of Work, Economy and Society. American Anthropologist
NS 106/1: 85–97.
Montelius, Oscar. 1903. Die Methode. Die älteren
Kulturperioden im Orient und in Europa I.
Stockholm: Eigenverlag.
Piggott, Stuart. 1958. The Excavation of the West
Kennet Long Barrow 1955–6. Antiquity 32:
235–242.
Morley, Neville. 2004. Decadence as a Theory of
History. New Literary History 35(4): 573–
585.
Porr, Martin. 2010. Palaeolithic Art as cultural Memory: a Case Study of the Aurignacian Art
of Southwest Germany. Cambridge Archaeological Journal 20(1): 87–108.
Mosshammer, Alden A. 2008. The Easter Computus
and the Origins of the Christian Era. Oxford: Oxford University Press.
Prang, Erwin. 1975. Die Jahresdaten des Königs Damiq–ilišu von Isin. Journal Cuneiform Studies 27(3): 152–162.
Munn, Nancy D. 1992. The cultural Anthropology of
Time: A critical Essay. Annual Review Anthropology 21: 93–123.
Pratchett, Terry. 1991. Wings. London: Doubleday.
55
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Price, Huw. 2011. The Flow of Time. In Craig Callender, Hrsg.: The Oxford Handbook of Philosophy of Time, S. 276–311. Oxford: Oxford University Press.
Sackett, James R. 1977. The Meaning of Style in
Archaeology: A general Model. American
Archaeology 42(3): 369–380.
Sackett, James R. 1982. Approaches to Style in lithic
Archaeology. Journal Anthropological Archaeology 1(1): 59–112.
Reinerth, Hans. 1923. Chronologie der jüngeren
Steinzeit in Süddeutschland. Leipzig:
Kabitzsch.
Salt, Alun und Efrosyni Boutsikas. 2005. Knowing
when to consult the Oracle at Delphi. Antiquity 79: 564–572.
Rivière, Claude. 1995. Le temps en Afrique noire.
Conception, comput et gestion. Anthropos
90: 365–376.
Sartre, Jean-Paul. 1980. Kritik der dialektischen Vernunft, 1. Band: Theorie der gesellschaftlichen Praxis. Reinbek: Rowohlt.
Robson, Eleanor. 2004. Scholarly Conceptions and
Quantifications of Time in Babylonia and
Assyria. In Ralph M. Rosen, Hrsg.: Time
and Temporality in the ancient World, S.
45–90. Philadelphia: University of Pennsylvania Museum of Archaeology and Anthropology.
Sauter, Michael J. 2007. Clockwatchers and Stargazers: Time Discipline in Early Modern
Berlin. American Historical Review 112(3):
685–709.
Ross, Bianca. 1998. Britannia et Hibernia. Nationale und kulturelle Identitäten im Irland des
17. Jahrhunderts. Heidelberg: Winter.
Saville, Allen A. 1990. Hazleton North, Gloucestershire, 1979–82: The Excavation of a
Neolithic long Cairn of the Cotswold–Severn Group. English Heritage Archaeological Report 13. London: Historic Buildings
& Monuments Commission England.
Rüsen, Jörn. 1994. Historische Orientierung; über
die Arbeit des Geschichtsbewußtseins, sich
in der Zeit zurechtzufinden. Köln: Böhlau.
Schieffelin, Bambi B. 2002. Marking Time: The
dichotomizing Discourse of multiple Temporalities. Current Anthropology 43 Supplement [Benjamin S. Orlove, Hrsg.: Repertoires of Timekeeping in Anthropology]: S.
5–17.
Rüsen, Jörn. 1998. Theoretische Zugänge zum interkulturellen Vergleich historischen Denkens.
In Jörn Rüsen, Michael Gottlob und Achim
Mittag, Hrsg.: Die Vielfalt der Kulturen. Erinnerung, Geschichte, Identität 4, S. 37–73.
Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Schiller, Friedrich. 1784. Resignation. http://freiburger-anthologie.ub.uni-freiburg.de/fa/
fa.pl?cmd=gedichte&sub=show&nohead
er=1&add=&id=933. Zuletzt geöffnet am
12.03.2014.
Jörn Rüsen, Michael Gottlob und Achim Mittag,
Hrsg. 1998. Die Vielfalt der Kulturen. Erinnerung, Geschichte, Identität 4. Frankfurt
a.M.: Suhrkamp.
Rüsen, Jörn. 2001. Zerbrechende Zeit. Köln: Böhlau.
Schliz, Alfred. 1901. Das steinzeitliche Dorf Großgartach, seine Kultur und die spätere vorgeschichtliche Besiedlung der Gegend. Stuttgart: Enke.
Rüsen, Jörn. 2003. Kann gestern besser werden? Essays zum Bedenken der Zeit. Berlin: Kulturverlag Kadmos.
Rüsen, Jörn. 2009. Historie und Historik. Köln: Böhlau.
Schmandt-Besserat, Denise. 1992. Before Writing:
From Counting to Cuneiform. Austin: University of Texas Press.
Rüsen, Jörn und Jürgen Straub. 1998. Die dunkle
Spur der Vergangenheit: psychoanalytische
Zugänge zum Geschichtsbewußtsein. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Schmidt-Kaler, Theodor. 2008. Die Entwicklung des
Kalender-Denkens in Mitteleuropa vom Paläolithikum bis zur Eisenzeit. Acta Praehistorica et Archaeologica 40: 11–36.
56
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Schmidt, Siegfried J. 2003. Geschichte & Diskurse,
Abschied vom Konstruktivismus. Reinbeck:
Rowohlt
Spatz, Helmut. 1999. Beiträge zum Kulturenkomplex Hinkelstein – Großgartach – Rössen.
Der keramische Fundstoff des Mittelneolithikums aus dem mittleren Neckarland und
seine zeitliche Gliederung. Materialhefte
Archäologie Baden-Württemberg 37. Stuttgart: Theiß.
Schmidtke, Friedrich. 1952. Der Aufbau der babylonischen Chronologie. Orbis Antiquus 7.
Münster: Aschendorff.
Schröder, Tobias. 2008. Historisches Erzählen. http:/
www.geschichte.studienseminar-koblenz.
de/.../Narrativität%5B1%5D.ppt. Zuletzt geöffnet am 03.05.2012.
Steinkeller, Pjotr. 1981. The renting of Fields in Early Mesopotamia and the Development of the
Concept of ”Interest“ in Sumerian. Journal
Economic and Social History Orient 24(2):
113–145.
Schuchhardt, Carl. 1909. Das technische Ornament
in den Anfängen der Kunst. Prähistorische
Zeitschrift 1: 37–54.
Strahm, Christian. 1977. Kontinutät und Kulturwandel im Neolithikum der Westschweiz. Fundberichte Baden-Württemberg 3: 115–143.
Shanks, Michael und Chris Tilley. 1987. Abstract
and substantial Time. Archaeological Review Cambridge 6(1): 32–41.
Strahm, Christian. 2010. Die ökonomischen und
ideellen Bedingungen der Formation
frühbronzezeitlicher Eliten. In Harald Meller und François Bertemes, Hrsg. 2010: Der
Griff nach den Sternen: wie Europas Eliten
zu Macht und Reichtum kamen; Internationales Symposium in Halle (Saale) 16.–21.
Februar 2005, S. 163–175. Halle (Saale):
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Sachsen-Anhalt, Landesmuseum
für Vorgeschichte.
Shennan, Stephen J. und J. R. Wilkinson. 2001. Ceramic Style Change and neutral Evolution:
A Case Study from Neolithic Europe. American Antiquity 66(4): 577–593.
Skibo, James M., Michael B. Schiffer und Kenneth
C. Reid. 1989. Organic-tempered Pottery:
an experimental Study. American Antiquity
54(1): 122–146.
Straub, Jürgen. 1998. Erzählung, Identität und historisches Bewußtsein: die psychologische
Konstruktion von Zeit und Geschichte.
Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Smolnik, Regina, Hrsgin. 2010. Brunnen-Funde, die
es nicht geben dürfte. Brunnen der Jungsteinzeit in Sachsen. Führungsblatt Ausstellung Leipzig 2010. https://www.academia.
edu/1215026/Brunnen_-_Funde_die_es_
nicht_geben_durfte_Brunnen_der_Jungsteinzeit_in_Sachsen. Zuletzt geöffnet am
20.3.2014.
Stroh, Achim. 1938. Die Rössener Kultur in Südwestdeutschland. Bericht Römisch-Germanischen Kommission 28: 8–179.
Sturtz, Liv. N. 2003. Embodied Rituals & ritualized
Bodies: tracing ritual Practices in late Mesolithic Burials. Acta Archaeologica Lundensia, Ser. in 8°, No. 46. Lund: Wallin &
Dahlholm.
Sommer, Ulrike. 2001. ”Hear the Instruction of thy
Father, and forsake not the Law of thy Mother“: Change and Persistence in the European Early Neolithic. Journal Social Archaeology 1 (2): 244–270.
Jamshid Tehrani und Mark Collard. 2002. Investigating cultural Evolution through biological
phylogenetic Analyses of Turkmen Textiles.
Journal Anthropological Archaeology 21:
443–463.
Sommer, Ulrike. 2007. Archäologische Kulturen
als imaginäre Gemeinschaften. In Sabine
Rieckhoff und Ulrike Sommer, Hrsgin.: Auf
der Suche nach Identitäten: Volk – Stamm
– Kultur – Ethnos, S. 59–78. Internationale
Tagung Leipzig 8.–9.12. 2000 des Sonderforschungsbereiches 417. BAR International series 1705. Oxford: Archaeolpress.
Terray, Emile. 1972. La Marxisme devant les societés ”primitives”. Paris: Maspero.
57
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Thom, Archibald S., John M. D. Ker und T. R. Burrows. 1988. The Bush Barrow gold Lozenge: is it a solar and lunar Calendar for Stonehenge? Antiquity 62(236): 492–502.
White, Hayden. 1973. Metahistory: The historical
Imagination in Nineteenth Century Europe.
Baltimore: Johns Hopkins University Press.
Whittle, Alastair, Alex Bayliss und Frances Healy.
2008. The Timing and Tempo of Change:
Examples from the Fourth Millennium cal.
bc in Southern England. Cambridge Archaeological Journal 18(1): 65–70.
Thomas, Julian and Alasdair Whittle. 1986. Anatomy of a Tomb–West Kennet revisited. Oxford Journal Archaeology 5(3): 129–156.
Thompson, Edward Palmer. 1967. Time, Work–Discipline, and industrial Capitalism. Past &
Present 38: 56–97.
Whittle, Alastair, Frances Healy und Alex Bayliss.
2011. Gathering Time: dating the Early
Neolithic Enclosures of Southern Britain
and Ireland. Oxford: Oxbow.
Thompson, Michael 1979. Rubbish Theory: The
Creation and Destruction of Value. Oxford:
Oxford University Press.
Thomson, Michael Welman. 1977. General PittRivers: Evolution and Archaeology in the
nineteenth Century. Bradford-on-Avon:
Moonraker Press.
Williams, Howard. 1998. The ancient Monument in
Romano-British ritual Practices. In Colin
Forcey, John Hawthorne and Robert Witcher, Hrsg.: TRAC 97, Proceedings of the
7th Annual Theoretical Roman Arch. Conference, S. 71–87. Oxford: Oxbow.
Van Dyke, Ruth und Susan E. Alcock, Hrsgin. 2003.
Archaeologies of Memory. Malden: Blackwell.
Williams, Howard. 2003. Archaeologies of Remembrance: Death and Memory in past Societies.
London: Kluwer.
Vansina, Jan. 1985. Oral Tradition as History. Madison: University of Wisconsin Press.
Williams, Howard. 2006. Death and Memory in
Early Medieval Britain. Cambridge Studies
Archaeology. Cambridge: Cambridge University Press.
Veit, Ulrich. 2003. Kulturelles Gedächtnis und materielle Kultur in schriftlosen Gesellschaften:
Anthropologische Grundlagen und Perspektiven für die Urgeschichtsforschung.
In Tobias L. Kienlin, Hrsg.: Die Dinge als
Zeichen: Kulturelles Wissen und materielle Kultur. Internationale Fachtagung an
der Johann Wolfgang Goethe-Universität
Frankfurt am Main, 3. – 5. April 2003. Universitätsforschungen zur prähistorischen
Archäologie 127, S. 23–40. Bonn: Habelt.
Wobst, H. Martin. 1977. Stylistic Behaviour and
information Exchange. In Charles Cleland,
Hrsg.: Papers for the Director: Research
Essays in Honor of James B. Griffin, S.
317–342. Anthropological Papers 61. Ann
Arbor: University of Michigan, Museum of
Anthropology.
Wolf, Eric R. 1982. Europe and the People without
History. Berkeley: University of California
Press.
von Ranke, Leopold. 1886. Weltgeschichte Bd. I, 1.
Leipzig: Duncker & Humblot.
Woodburn, James. 1980. Egalitarian Societies. Man
NS 17(3): 431–451.
Wahle, Ernst. 1932. Deutsche Vorzeit. Leipzig: Kabitzsch.
Wulf, Christoph und Jörg Zirfas. 2004. Die Kultur
des Rituals: Inszenierungen, Praktiken,
Symbole. München: Wilhelm Fink.
Waldenfels, Bernhard. 2004. Phänomenologie der
Aufmerksamkeit. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Weber, Gesine. 1992. Händler, Krieger, Bronzegießer, Bronzezeit in Nordhessen. Vor- und
Frühgeschichte im Hessischen Landesmuseum in Kassel, Heft 3. Kassel: Hessisches Landesmuseum.
Yoffee, Norman. 2007, Hrsg. Negotiating the Past in
the Past: Identity, Memory, and Landscape
in archaeological Research. Tucson: University of Arizona Press.
58
Forum Kritische Archäologie 3 (2014)
Themenheft: Zeit
Zápotocká, Maria. 1970. Die Stichbandkeramik in
Böhmen und Mitteleuropa, S. 1–66. Fundamenta A3, II. Köln: Böhlau.
Zerubavel, Eviatar. 1977. The French Republican
Calendar: A Case Study in the Sociology
of Time. American Sociological Review 42:
868–877.
Zerubavel, Eviatar. 1982. Easter and Passover: On
Calendars and Group Identity. American Sociological Review 47: 284–289.
Zimmermann, Andreas. 2007. Bandkeramische
Stämme? Versuche zur Messung von Kommunikationsintensität. In Sabine Rieckhoff
und Ulrike Sommer, Hrsgin.: Auf der Suche nach Identitäten: Volk – Stamm – Kultur – Ethnos. Internationale Tagung Leipzig
8.–9.12.2000 des Sonderforschungsbereiches 417. BAR International series 1705, S.
91–94. Oxford: Archaeolpress.
Zintzen, Christiane. 2000. Polymorphes Begehren:
Seelische und andere Altertümer Sigmund
Freuds. Römische Historische Mitteilungen
42: 46–471.
59