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Bulletin der deutschen Slavistik 21.2015

2018

Für das Cover des vorliegenden Bulletins der Deutschen Slavistik hat das Redaktionskollegium ein Motiv aus der petrinischen Zeit ge-wählt. So hat der Deutsche Slavis-tenverband auf seiner letztjährigen Mitgliederversammlung in Ham-burg alte Zöpfe und Bärte abge-schnitten, als er die Öffnung des Verbandes für Promovierende be-schloss. Hierzu ein kurzer Rück-blick in die Historie des Slavisten-verbandes: Im Januar 2007 wurde unter meinem Vorgänger, Sebastian Kempgen, der damalige "Verband der Hochschullehrer und-lehrerin-nen für Slavistik an den Hochschu-len der Bundesrepublik Deutsch-land" in "Deutscher Slavistenver-band" umbenannt (vgl. S. Kemp-gens Geleitwort im BdS 13, 2007). Um die deutsche Hochschulslavis-tik besser vertreten zu können, hat sich der Verband 2007 folgerichtig für Promovierte geöffnet, nachdem bis dahin die Habilitation die Vo-raussetzung für die Mitgliedschaft war. In den letzten Jahren hat die Wissenschaftslandschaft neue Ent-wicklungen vor allem in der Nach-wuchsförderung genommen. Ein Ausdruck hierfür sind die zahlrei-chen interdisziplinären Graduier-tenschulen, die-nicht zuletzt im Zuge der verschiedenen Runden der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder-eingerichtet wur-den. Während die Promotion in den Geisteswissenschaften früher auf die Einzelbetreuung durch eine/n Hochschullehrer/in ausgerichtet war, ist diese Phase der akademi-schen Qualifikation heute durch vielfältige Formen geprägt. Mit sei-ner im letzten Jahr beschlossenen Öffnung für Promovierende trägt der Slavistenverband somit der Be-deutung der Nachwuchsförderung noch stärker Rechnung als bisher und hofft, Nachwuchswissenschaft-lerInnen frühzeitig für die aktive Mitarbeit im Verband gewinnen zu können. Seit diesem Öffnungsbe-schluss hat die Mitgliederzahl einen deutlichen Aufschwung genom-men: Der Verband hat jetzt 278 Mitglieder (vgl. im Einzelnen die Auflistung der Mitglieder nach Gruppen in der Rubrik "Der Deut-sche Slavistenverband 2014/2015"). Alle neuen Mitglieder seien herz-lich willkommen! Auch der 12. Deutsche Slavisten-tag, der vom 1. bis zum 3. Oktober in Gießen stattfindet, hatte sich in seinem letztjährigen CfP bereits für Promovierende geöffnet, die diese Möglichkeit zur Vortragsanmel-dung zahlreich nutzten. Beim dies-jährigen Slavistentag hat sich eine auf den Vorgänger-Slavistentagen abzeichnende Tendenz noch we-sentlich verstärkt: Zahlreiche Teil-nehmerInnen haben sich für das Format des thematischen Panels entschieden. Insgesamt werden auf dem 12. Deutschen Slavistentag 240 Vorträge gehalten-nahezu zu glei-Programmatisches Slavistik an der Europa-Universität Viadrina Von Alexander Wöll (Frankfurt/Oder) Entgegen der Alma Mater Viadrina, die 1506 als erste Brandenburgische Universität gegründet worden und 1811 nach den Napoleonischen Kriegen im Rahmen der Stein-Har-denberg'schen Reformen in die Universität Breslau eingegliedert worden war, hat das bürgerliche Engagement zahlreicher Mäzene und Förderer 1991 zur Neugrün-dung nun direkt an der deutsch-polnischen Grenze geführt. Schon allein aus dieser geographischen Lage ergibt sich der explizite Grün-dungsauftrag der neuen Viadrina, Brücken nach Mittel-und Osteuro-pa zu bauen und den Aufbau eines friedlichen und geeinten Europas zu unterstützen. Insofern kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass Mittel-und Osteuropafor-schung in allen drei Fakultäten (Kulturwissenschaften, Wirtschafts-wissenschaften und Recht) die zentrale Rolle spielt. Derzeit wird eine vierte, internationale Fakultät am Collegium Polonicum geplant − dem auf der polnischen Seite in Słu-bice gelegenen Teil unserer Univer-sität, den wir personell wie finanzi-ell zu 50 % gemeinsam mit der Adam-Mickiewicz-Universität Poz-nań in Lehre und Forschung betrei-ben. Von unseren etwa 6.300 Stu-dierenden kommt jeder vierte aus dem Ausland; mit über 25 % liegt die Viadrina hier weit über dem Bundesdurchschnitt von 11 % und ist insofern eine der international-Der Deutsche Slavistenverband hat derzeit (Juli 2015) 278 Mitglieder, darunter die unten aufgeführten, seit der Drucklegung des letzten Bulletins neu aufge-nommenen Personen. Die Mitgliederzahl hat damit seit dem letzten Jahr (2014: 257) einen weiteren erfreulichen Aufschwung genommen, vor allem infolge der Öffnung des Slavistenverbandes für Promovierende. Von den 278 Mitgliedern sind 157 Professoren/innen, 25 sind Privatdozen-ten/innen, 84 sind Promovierte. In einer aktiven Berufstätigkeit sind 223 Mit-glieder, 55 sind im Ruhestand. Im Ausland tätig bzw. ansässig sind 34 Mit-glieder. Zwölf Promovierende sind seit der letzten Mitgliederversammlung dem Verband beigetreten.

https://doi.org/10.20378/irbo-52522 BULLETIN DER DEUTSCHEN SLAVISTIK 2015 Jahrgang 21, 2015 Verlag Otto Sagner München – Berlin – Leipzig – Washington D.C. 2015 Herausgegeben von Sebastian Kempgen und Ludger Udolph sowie dem Redaktionskollegium Hermann Fegert, Norbert Franz, Gerhard Giesemann, Ulrike Jekutsch und Ulrich Steltner im Auftrage der Verbandsvorsitzenden Monika Wingender Bibliografische  Information  der  Deutschen  Bibliothek:   Die  Deutsche  Bibliothek  verzeichnet  diese  Publikation  in  der Deutschen  Nationalbibliografie;   detaillierte  bibliografische  Daten  sind  abrufbar  im  Internet  über   http://dnb.ddb.de/         Online  steht  das  Bulletin  der  deutschen  Slavistik  als  Volltextversion  sowohl  über  die   Webseite  des  Slavistenverbandes  (www.slavistenverband.de)  wie  über  den  Katalog  der   Bayerischen  Staatsbibliothek  München  (www.bsb-­‐‑muenchen.de)  zur  Verfügung.                 ISSN  0949-­‐‑3050  (gedruckt),  1618-­‐‑6575  (Internet);     ISBN  978-­‐‑3-­‐‑86688-­‐‑550-­‐‑9;  ISBN  (eBook):  978-­‐‑3-­‐‑86688-­‐‑551-­‐‑6   ©  2015  bei  Kubon  &  Sagner  GmbH   Heßstr.  39/41   Friedrichstr.  200   80798  München   10117  Berlin   Telefon     +49  (0)89  54  218–107   Telefax   +49  (089)  54  218–226   Die  Auslieferung  für  die  USA  übernimmt  die  Kubon  &  Sagner  Inc.,  Washington  D.C.   «Verlag  Otto  Sagner»  ist  ein  Imprint  der  Kubon  &  Sagner  GmbH     Umschlaggestaltung:  Christopher  Triplett,  Marburg     Druck  und  Bindung:   Difo-­‐‑Druck  GmbH,  Bamberg     Gedruckt  auf  alterungsbeständigem  Papier   Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 Zum Geleit M. Wingender: Alte Zöpfe ................................................................. 5 Programmatisches A. Wöll: Slavistik an der Europa-Universität Viadrina ......................... 7 D. Scholze: 30 Jahre Kooperation zwischen dem Sorbischen Institut Bautzen und der Universität L’viv ...................................................... 12 Der Deutsche Slavistenverband 2014/2015 M. Wingender: Der Deutsche Slavistenverband 2014–2015 .............. 14 Die deutsche Slavistik 2014/2015 Personalia N. Franz: Who’s Where an den Slavistischen Seminaren ................... G. Giesemann: Habilitationen, Rufe, Emeritierungen / Pensionierungen, Ehrungen .................................................................................... 16 24 Nachrufe und Gedenken H.W. Schaller: In memoriam Wolfgang Gesemann (1925–2014) ....... André de Vincenz (1922–2014), Wolfgang Sperber (1928–2015) ...... 26 28 Gratulationen L. Udolph: Jan Peter Locher zum 80. Geburtstag ................................ W. St. Kissel: Klaus Städtke zum 80. Geburtstag ................................. U. Jekutsch: Reinhard Lauer zum 80. Geburtstag ............................... N. Nübler: Klaus Trost zum 80. Geburtstag ........................................ W. Eismann: Annelies Lägreid zum 80. Geburtstag ............................ 29 31 33 38 40 Vorstellungen PD Dr. habil. Vladislava Warditz (zuvor Zhdanova) ........................... 42 Forschung G. Giesemann: Slavistische Tagungen ................................................ U. Steltner: Slavistische Veröffentlichungen ....................................... U. Steltner: Slavistische Forschungsprojekte ....................................... 44 53 60 U. Steltner: Slavistische Promotionen ................................................. 68 Lehre S. Kempgen, H. Fegert: Die Slavistik und ihre Lektorate ..................... 70 Institutionen und Teilfächer stellen sich vor K. Gönczi, M. Lazar: Slavistik und rechtshistorische Ostmitteleuropaforschung an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig ................................................................................................ 73 A. Richter: Nema problema? Südslavistische Expertise und die Einbettung serbistischer Literaturwissenschaft in die deutschen Universitäten nach dem Zerfall Jugoslaviens ...................................................... 83 R. Niccolosi: Slavistische Literaturwissenschaft an der LMU München ........................................................................................................... 89 Wort in die Zeit L. Udolph: Karel Toman, Červenec .................................................... 93 Alte Zöpfe und Bärte abzuschneiden, auch im übertragenen Sinne – so präsentiert sich der Slavistenverband im Jahre 2015, mit einer weiteren Neuerung im Hinblick auf die Möglichkeiten der Mitgliedschaft (siehe Geleitwort). Die Titelgraphik des Bulletins ist ein bekannter Holzschnitt aus der petrinischen Zeit. Sie wurde dem Werk Lubok. Russische Volksbilderbogen 17.– 19. Jahrhundert (Leningrad 1984) entnommen und für die Reproduktion aufgearbeitet. Der Text auf der Graphik lautet: «Raskol’nïk govorit: slušaï cyrjul’nik, ja borody striïč´ ne choču; vot gledi ja na tebja skoro karaul zakrïču» (links) und «Cyrjul’nïk chočet raskol’niku borodu strič´» (rechts). Zum Geleit Alte Zöpfe Von Monika Wingender (Gießen) Für   das   Cover   des   vorliegenden   Bulletins   der   Deutschen   Slavistik   hat   das   Redaktionskollegium   ein   Motiv  aus  der  petrinischen  Zeit  ge-­‐‑ wählt.   So   hat   der   Deutsche   Slavis-­‐‑ tenverband   auf   seiner   letztjährigen   Mitgliederversammlung   in   Ham-­‐‑ burg   alte   Zöpfe   und   Bärte   abge-­‐‑ schnitten,   als   er   die   Öffnung   des   Verbandes   für   Promovierende   be-­‐‑ schloss.   Hierzu   ein   kurzer   Rück-­‐‑ blick   in   die   Historie   des   Slavisten-­‐‑ verbandes:   Im   Januar   2007   wurde   unter  meinem  Vorgänger,  Sebastian   Kempgen,   der   damalige   „Verband   der   Hochschullehrer   und   -­‐‑lehrerin-­‐‑ nen  für  Slavistik  an  den  Hochschu-­‐‑ len   der   Bundesrepublik   Deutsch-­‐‑ land“   in   „Deutscher   Slavistenver-­‐‑ band“   umbenannt   (vgl.   S.   Kemp-­‐‑ gens   Geleitwort   im   BdS   13,   2007).   Um   die   deutsche   Hochschulslavis-­‐‑ tik   besser   vertreten   zu   können,   hat   sich   der   Verband   2007   folgerichtig   für  Promovierte  geöffnet,    nachdem   bis   dahin   die   Habilitation   die   Vo-­‐‑ raussetzung   für   die   Mitgliedschaft   war.   In   den   letzten   Jahren   hat   die   Wissenschaftslandschaft   neue   Ent-­‐‑ wicklungen   vor   allem   in   der   Nach-­‐‑ wuchsförderung   genommen.   Ein   Ausdruck   hierfür   sind   die   zahlrei-­‐‑ chen   interdisziplinären   Graduier-­‐‑ tenschulen,   die   –   nicht   zuletzt   im   Zuge   der   verschiedenen   Runden   der   Exzellenzinitiative   des   Bundes   und  der  Länder  –  eingerichtet  wur-­‐‑ den.  Während  die  Promotion  in  den   Geisteswissenschaften   früher   auf   die   Einzelbetreuung   durch   eine/n   Hochschullehrer/in   ausgerichtet   war,   ist   diese   Phase   der   akademi-­‐‑ schen   Qualifikation   heute   durch   vielfältige  Formen  geprägt.  Mit  sei-­‐‑ ner   im   letzten   Jahr   beschlossenen   Öffnung   für   Promovierende   trägt   der   Slavistenverband   somit   der   Be-­‐‑ deutung   der   Nachwuchsförderung   noch   stärker   Rechnung   als   bisher   und  hofft,  Nachwuchswissenschaft-­‐‑ lerInnen   frühzeitig   für   die   aktive   Mitarbeit  im  Verband  gewinnen  zu   können.   Seit   diesem   Öffnungsbe-­‐‑ schluss  hat  die  Mitgliederzahl  einen   deutlichen   Aufschwung   genom-­‐‑ men:   Der   Verband   hat   jetzt   278   Mitglieder   (vgl.   im   Einzelnen   die   Auflistung   der   Mitglieder   nach   Gruppen   in   der   Rubrik   „Der   Deut-­‐‑ sche   Slavistenverband   2014/2015“).   Alle   neuen   Mitglieder   seien   herz-­‐‑ lich  willkommen!   Auch  der  12.  Deutsche  Slavisten-­‐‑ tag,   der   vom   1.   bis   zum   3.   Oktober   in   Gießen   stattfindet,   hatte   sich   in   seinem  letztjährigen  CfP  bereits  für   Promovierende   geöffnet,   die   diese   Möglichkeit   zur   Vortragsanmel-­‐‑ dung   zahlreich   nutzten.   Beim   dies-­‐‑ jährigen   Slavistentag   hat   sich   eine   auf   den   Vorgänger-­‐‑Slavistentagen   abzeichnende   Tendenz   noch   we-­‐‑ sentlich   verstärkt:     Zahlreiche   Teil-­‐‑ nehmerInnen   haben   sich   für   das   Format   des   thematischen   Panels   entschieden.   Insgesamt   werden   auf   dem  12.  Deutschen  Slavistentag  240   Vorträge  gehalten  –  nahezu  zu  glei-­‐‑ 6 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 chen   Teilen   in   den   Sektionen   und   den   Panels.   Die   Bereiche   der   Sprach-­‐‑   und   der   Literaturwissen-­‐‑ schaft   sind   gleich   stark   vertreten.   Wichtige   und   aktuelle   Fragen   rund   um   die   Slavistik   und   Geistes-­‐‑/Kul-­‐‑ turwissenschaften   werden   Gegen-­‐‑ stand   einer   Podiumsdiskussion   am   zweiten   Abend   des   Slavistentages   sein.   Über   diesen   in   Kürze   bevorste-­‐‑ henden   nationalen   Kongress   der   Slavistik   hinaus   richtet   sich   der   Blick   des   Slavistenverbandes   auch   bereits  auf  den  nächsten  Internatio-­‐‑ nalen   Slavistenkongress,   der   2018   in   Belgrad   stattfinden   wird.   Im   letztjährigen   Heft   des   Bulletins   der   Deutschen   Slavistik   hatte   Sebastian   Kempgen   einen   Überblick   über   die   deutsche   Beteiligung   an   den   beim   Internationalen   Slavistenkomitee   akkreditierten   Kommissionen   ge-­‐‑ geben;  vgl.  auch  den  Beitrag  zu  den   internationalen   Slavistenkongres-­‐‑ sen  von  Gerd  Hentschel  im  BdS  20,   2014.   Der   Verband   hofft,   dass   die   Beteiligung   der   deutschen   Slavistik   am   Belgrader   Kongress   wieder   leb-­‐‑ haft  sein  wird.   Zur   Situation   der   Slavistik   in   Deutschland   wird   es   auf   der   dies-­‐‑ jährigen,  dem  12.  Deutschen  Slavis-­‐‑ tentag   vorgeschalteten,   Mitglieder-­‐‑ versammlung   des   Slavistenverban-­‐‑ des  leider  wieder  einiges  zu  berich-­‐‑ ten   geben.   Mehrfach   wurde   der   Slavistenverband   in   den   letzten   Monaten   von   Mitgliedern   um   Un-­‐‑ terstützungsschreiben   für   ihren   Standort   gebeten   –   darunter   ist   die   Situation   für   die   Greifswalder   Sla-­‐‑ vistik   momentan   wohl   am   bedroh-­‐‑ lichsten.  In  allen  Fällen,  die  auf  der   Mitgliederversammlung   zu   disku-­‐‑ tieren   sein   werden,   wird   dabei   we-­‐‑ niger  die  Bedeutung  der  Slavistik  in   Frage   gestellt;   vielmehr   resultieren   die   derzeitigen   Standortprobleme   aus   Umstrukturierungen   vor   Ort,   denen   kleinere   Fächer   leichter   zum   Opfer  fallen  als  große.   Das   diesjährige   Bulletin   der   Deutschen   Slavistik   umfasst   neben   den   bewährten   Rubriken   auch   eine   Übersicht   über   die   Slavistik-­‐‑Lekto-­‐‑ rate  in  Deutschland,  die  als  Grund-­‐‑ lage  für  weitere  Diskussionen  dazu   auf   der   Mitgliederversammlung   dienen  soll.   Den  Hauptherausgebern  des  Bul-­‐‑ letins   der   Deutschen   Slavistik,   Se-­‐‑ bastian   Kempgen   und   Ludger   U-­‐‑ dolph,   und   dem   Redaktionskolle-­‐‑ gium   sei   für   die   Konzeption   und   die   Gestaltung   des   vorliegenden   Heftes   herzlich   gedankt.   Ich   danke   allen   Autorinnen   und   Autoren   für   ihre   Beiträge   zu   diesem   Bulletin   und   wünsche   den   Leserinnen   und   Lesern  eine  inspirierende  Lektüre.           Programmatisches Slavistik an der Europa-Universität Viadrina Von Alexander Wöll (Frankfurt/Oder) Entgegen  der  Alma  Mater  Viadrina,   die  1506  als  erste  Brandenburgische   Universität   gegründet   worden   und   1811   nach   den   Napoleonischen   Kriegen   im   Rahmen   der   Stein-­‐‑Har-­‐‑ denberg’schen   Reformen   in   die   Universität   Breslau   eingegliedert   worden   war,   hat   das   bürgerliche   Engagement   zahlreicher   Mäzene   und   Förderer   1991   zur   Neugrün-­‐‑ dung   nun   direkt   an   der   deutsch-­‐‑ polnischen   Grenze   geführt.   Schon   allein   aus   dieser   geographischen   Lage  ergibt  sich  der  explizite  Grün-­‐‑ dungsauftrag   der   neuen   Viadrina,   Brücken   nach   Mittel-­‐‑   und   Osteuro-­‐‑ pa  zu  bauen  und  den  Aufbau  eines   friedlichen   und   geeinten   Europas   zu   unterstützen.   Insofern   kann   mit   Fug   und   Recht   behauptet   werden,   dass   Mittel-­‐‑   und   Osteuropafor-­‐‑ schung   in   allen   drei   Fakultäten   (Kulturwissenschaften,   Wirtschafts-­‐‑ wissenschaften   und   Recht)   die   zentrale   Rolle   spielt.   Derzeit   wird   eine   vierte,   internationale   Fakultät   am   Collegium   Polonicum   geplant   −   dem  auf  der  polnischen  Seite  in  Słu-­‐‑ bice  gelegenen  Teil  unserer  Univer-­‐‑ sität,  den  wir  personell  wie  finanzi-­‐‑ ell   zu   50  %   gemeinsam   mit   der   Adam-­‐‑Mickiewicz-­‐‑Universität   Poz-­‐‑ nań  in  Lehre  und  Forschung  betrei-­‐‑ ben.   Von   unseren   etwa   6.300   Stu-­‐‑ dierenden   kommt   jeder   vierte   aus   dem   Ausland;   mit   über   25  %   liegt   die   Viadrina   hier   weit   über   dem   Bundesdurchschnitt   von   11  %   und   ist   insofern   eine   der   international-­‐‑ sten   Universitäten   Deutschlands.   Die   meisten   ausländischen   Studie-­‐‑ renden   sind   dabei   polnisch-­‐‑,   fran-­‐‑ zösisch-­‐‑  und  türkischsprachig.     Die   Slavistik   bildet   an   der   Euro-­‐‑ pa-­‐‑Universität   Viadrina   einen   sub-­‐‑ stantiellen  Teil  der  inter-­‐‑   und  trans-­‐‑ disziplinär   ausgerichteten   Studien-­‐‑ gänge   und   ist   nicht   zuletzt   durch   Lehrende   und   Lehrinhalte   präsent,   gleichwohl   aber   nicht   als   spezifi-­‐‑ scher   Fremdsprachen-­‐‑Studiengang   im  Bachelor  oder  Master  studierbar.   Dies   spiegelt   generell   die   Reform-­‐‑ struktur   der   Viadrina   wider,   die   unterhalb   der   drei   Fakultäten   be-­‐‑ wusst   keine   Institute   eingerichtet   hat,   um   alle   Fachgebiete   maximal   stark   interdisziplinär   miteinander   verknüpfen   zu   können.   Zahlreiche   Studiengänge,   wie   beispielsweise   der   Master   of   Arts   „European   Stu-­‐‑ dies“,   werden   von   Lehrenden   aller   drei   Fakultäten   gleichermaßen   be-­‐‑ trieben.   Es   gibt   Lehrveranstaltun-­‐‑ gen  in  englischer,  polnischer,  spani-­‐‑ scher  und  französischer  Sprache.     Da  es  also  unterhalb  der  Fakultät   für  Kulturwissenschaften  keine  wei-­‐‑ teren   Verwaltungseinheiten   gibt,   sind   die   vier   Disziplinen   Sprach-­‐‑ wissenschaften,   Literaturwissen-­‐‑ schaften,   Vergleichende   Sozialwis-­‐‑ senschaften   und   Kulturgeschichte   nicht  in  Institute  gegliedert.  Die  ein-­‐‑ zelnen   Lehrstühle   betreiben   hinge-­‐‑ gen   einen   gemeinsamen   Bachelor-­‐‑ Studiengang   für   Kulturwissen-­‐‑ schaften  und  fünf  konsekutive,  dis-­‐‑ 8 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 ziplinär   ausgerichtete   Master-­‐‑ studiengänge.  Einer  dieser  Studien-­‐‑ gänge   hat   eine   dezidiert   regionale   Ausrichtung   im   Sinne   historischer   „Area-­‐‑Studies“  mit  Schwerpunkt  in   Mittel-­‐‑und  Osteuropa.  In  den  ande-­‐‑ ren   Studiengängen   ist   dieser   Be-­‐‑ reich   meist   als   sogenannter   „track“   individuell   auswählbar.   Die   Via-­‐‑ drina   fordert   von   allen   ihren   Stu-­‐‑ dierenden   das   Erlernen   neuer   Fremdsprachen   oder   aber   auch   die   Vertiefung   bereits   erlernter   Spra-­‐‑ chen,   wobei   sich   die   Anforderun-­‐‑ gen  je  nach  konkretem  BA  und  MA   im   Detail   unterscheiden.   Die   kon-­‐‑ krete   Wahl   der   Sprache   ist   dabei   jedem   einzelnen   freigestellt.   Aus   dem   slavistischen   Bereich   können   Russisch,   Polnisch   und   ab   dem   Wintersemester  2015/16  auch  Ukra-­‐‑ inisch   bis   zur   Stufe   C  2   des   Euro-­‐‑ päischen   Referenzrahmens   erlernt   werden.     Ein   Bachelor-­‐‑Studiengang   zur   „Interkulturellen   Germanistik“   mit   starker   Beteiligung   des   Collegium   Polonicum   und   der   Adam-­‐‑Mickie-­‐‑ wicz-­‐‑Universität   Poznań,   ein   nicht-­‐‑ konsekutiver   weitgehend   englisch-­‐‑ sprachiger   Studiengang   „European   Studies“,  der  auch  wirtschafts-­‐‑   und   rechtswissenschaftliche  Studien  um-­‐‑ fasst,   sowie   drei   kostenpflichtige   Masterstudiengänge   gehören   eben-­‐‑ falls  zum  Lehr-­‐‑Portfolio  der  Kultur-­‐‑ wissenschaftlichen  Fakultät.     An   der   Viadrina   gibt   es   mit   den   Master-­‐‑Studiengängen   „Literatur-­‐‑ wissenschaft.   Ästhetik.   Literatur.   Philosophie“   und   mit   dem   Master   „Sprachen,   Kommunikation   und   Kulturen   in   Europa“   zwei   philolo-­‐‑ gische   Studiengänge,   die   den   Schwerpunkt   nicht   auf   eine   be-­‐‑ stimmte   Fremdsprachenphilologie   setzen,   sondern   inhaltlich   durch   thematische   Cluster   (Migration,   Sprachgebrauch,   Gestik,   jüdische   Literaturen   in   Europa,   Literatur   und  Philosophie,  literarische  Kultu-­‐‑ ren   Europas,   Bilingualismus   etc.)   miteinander  verbunden  sind.     Die   Literaturwissenschaft   ist   an   der  Viadrina  zum  Beispiel  am  ehes-­‐‑ ten   mit   einem   „Institut   für   Allge-­‐‑ meine   und   Vergleichende   Litera-­‐‑ turwissenschaft“   vergleichbar,   da   die   Lehrenden   aus   verschiedenen   Fremdsprachenphilologien   kom-­‐‑ men,  wobei  bei  den  Lehrstühlen  ein   Schwerpunkt   in   der   Germanistik   und   Slavistik   liegt,   auf   der   Mitar-­‐‑ beiterebene   dann   aber   Amerikanis-­‐‑ tik   und   Romanistik   hinzukommen.   Die   Linguistik   bindet   Germanistik,   Romanistik   und   Slavistik   gleichbe-­‐‑ rechtigt  zusammen.  Wahrscheinlich   ist   die   Viadrina   auch   weltweit   eine   der   wenigen   Universitäten,   an   de-­‐‑ nen   das   Zentrum   für   Interdiszipli-­‐‑ näre   Polenstudien   mit   Prof.   Dag-­‐‑ mara  Jajeśniak-­‐‑Quast  nicht  in  erster   Linie   mit   Geschichte   oder   Philolo-­‐‑ gien   verknüpft   ist,   sondern   direkt   der   Hochschulleitung   unterstellt   ist   und  den  Schwerpunkt  in  den  Wirt-­‐‑ schaftswissenschaften  legt.     Die   Disziplin   Linguistik   hat   vier   und   die   Literaturwissenschaften   fünf   ProfessorInnen,   darunter   je-­‐‑ weils   eine   Slavistin:   die   Juniorpro-­‐‑ fessorin   für   „Sprachgebrauch   und   Angewandte   Sprachwissenschaft“,   Prof.   Dr.   Nicole   Richter,   und   die   Professorin   für   „Literaturwissen-­‐‑ schaften/Osteuropäische   Literatu-­‐‑ ren“,   Prof.   Dr.   Annette   Werberger.   Die   Germanistin   Prof.   Dr.   Bożena   Chołuj   hat   einen   Schwerpunkt   in   „Deutsch-­‐‑Polnischen   Kultur-­‐‑   und   Literaturbeziehungen   und   Gender   Studies“  und  bindet  somit  ebenfalls   immer   polonistische   Fragestellun-­‐‑ Alexander Wöll: Slavistik an der Viadrina gen  mit  ein.  Mit  meiner  eigenen  Be-­‐‑ rufung   an   die   Viadrina   wurde   eine   weitere   Professur   für   „Kulturen   und   Literaturen   Mittel-­‐‑   und   Osteu-­‐‑ ropas“  geschaffen,  die  ich  aber  rein   juristisch   erst   am   Ende   meiner   Amtszeit   als   Präsident   übernehme.   Dennoch   ist   dort   bereits   ein   Mitar-­‐‑ beiter   für   unsere   interfakultäre   uk-­‐‑ rainische   Sommerschule   Viadrini-­‐‑ cum   (Stefan   Henkel),   ein   Mitarbei-­‐‑ ter  für  Polnisch  und  die  Kulturfeste   Most/Brücke   und   Unithea   (Paweł   Wasilewski)   sowie   ein   im   Moment   zu  besetzendes  Ukrainisch-­‐‑Lektorat   und  eine  weitere  noch  auszuschrei-­‐‑ bende   Stelle   direkt   der   Hochschul-­‐‑ leitung  zugeordnet.     Über   die   Lehre   und   Forschung   sind   an   der   Europa-­‐‑Universität   so-­‐‑ mit   –   wie   oben   bereits   erwähnt   −   die   Russistik,   Polonistik,   Ukrainis-­‐‑ tik   und   aufgrund   der   konkreten   Personen   auch   die   Bohemistik   bis-­‐‑ her   sehr   gut   repräsentiert,   auch   wenn  sie  in  gesamteuropäische  und   komparatistische   Fragestellungen   eingebunden   sind.   Ukrainistische   Studienanteile   befinden   sich   im   Aufbau.   Polnisch,   Russisch   und   ab   dem   Wintersemester   2015/16   auch   Ukrainisch   sind   im   zentralen   Spra-­‐‑ chenzentrum   der   Viadrina   durch   Lektorate   vertreten,   was   eine   sehr   gute   Sprachausbildung   garantiert.   Die   Sprachausbildung   der   Vertie-­‐‑ fung   oder   des   Erlernens   zweier   Sprachen   ist   ein   verpflichtender   Schwerpunkt  aller  Studiengänge  an   der   Viadrina,   auch   an   den   anderen   beiden  Fakultäten.     Die   slavischen   Literaturen   und   Sprachen  besitzen  somit  an  der  Eu-­‐‑ ropa-­‐‑Universität   nicht   die   klassi-­‐‑ sche   philologische   institutionelle   Verankerung   wie   an   den   deutsch-­‐‑ sprachigen   Volluniversitäten,   son-­‐‑ 9 dern   werden   als   Teil   der   europäi-­‐‑ schen   Literatur-­‐‑   und   Sprachge-­‐‑ schichte  unterrichtet  und  sind  in  in-­‐‑ terdisziplinäre   Studiengänge   inte-­‐‑ griert.   Das   hat   sicherlich   Nachteile   in   Bezug   auf   die   Ausbildung   des   slavistischen   wissenschaftlichen   Nachwuchses,   weshalb   die   For-­‐‑ scherInnen  der  Viadrina  in  der  For-­‐‑ schung  sehr  eng  mit  der  Universität   Potsdam   und   den   Berliner   Univer-­‐‑ sitäten   und   Forschungseinrichtun-­‐‑ gen  zusammenarbeiten.  Es  hat  aber   auch   Vorteile,   da   an   der   Viadrina   über   die   Slavistik   hinaus   sehr   viel   einmalige   historische,   wirtschafts-­‐‑   und   sozialwissenschaftliche,   anth-­‐‑ ropologische  und  politologische  Ex-­‐‑ pertise  in  Bezug  auf  die  Mittel-­‐‑   und   Osteuropa-­‐‑Studien   zusammen-­‐‑ kommt.   Zu   den   daran   beteiligten   Professuren   zählen   an   der   kul-­‐‑ turwissenschaftlichen   Fakultät   un-­‐‑ ter   anderem:   Prof.   Dr.   Werner   Be-­‐‑ necke   (Kultur   und   Geschichte   Mit-­‐‑ tel-­‐‑  und  Osteuropas),  Prof.  Dr.  Dag-­‐‑ mara   Jajeśniak-­‐‑Quast   (Interdiszipli-­‐‑ näre  Polenstudien),  Prof.  Dr.  Anika   Keinz   (Vergleichende   Kultur-­‐‑   und   Sozialanthropologie   spätmoderner   Gesellschaften),   Prof.   Dr.   Claudia   Weber   (Zeitgeschichte),   Prof.   Dr.   Michał   Buchowski   (Vergleichende   Mitteleuropastudien)  oder  Prof.  Dr.   Timm   Beichelt   (Europa-­‐‑Studien).   Alle   haben   in   ihren   jeweiligen   Fä-­‐‑ chern   Schwerpunkte   auf   Mittel-­‐‑   und  Osteuropa.     Insbesondere  der  schon  erwähnte   geschichtswissenschaftliche   Studi-­‐‑ engang   „Kulturgeschichte   Mittel-­‐‑   und   Ostmitteleuropa“,   an   der   Via-­‐‑ drina   liebevoll   KGMOE   genannt,   zeigt   beispielhaft,   dass   die   Europa-­‐‑ Universität   ihren   Gründungsauf-­‐‑ trag  als  Brücke  zwischen  Polen  und   Deutschland   ernst   nimmt,   diesen   10 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 Auftrag   aber   zunehmend   in   einem   größeren   europäischen   Zusam-­‐‑ menhang   untersucht   und   betrach-­‐‑ tet.     Die   Zukunft   der   Viadrina   liegt   aus  meiner  Sicht  in  einer  Vertiefung   ihrer   Stärken   in   den   Osteuropa-­‐‑ Studien,  die  Geistes-­‐‑  und  Sozialwis-­‐‑ senschaften   umfassen   und   gleich-­‐‑ wohl   auf   slavistischen   Grundlagen   basieren.   Bei   rückläufigen   Studie-­‐‑ rendenzahlen   halte   ich   es   für   ein   Gebot   der   Stunde,   dass   sich   die   „Slavistiken“   der   Viadrina,   der   Universität   Potsdam   wie   auch   der   Berliner   Humboldt-­‐‑Universität   und   Freien  Universität  zusammenschlie-­‐‑ ßen   und   ihre   Schwerpunkte   zu   ei-­‐‑ nem   neuen   gemeinsamen   trans-­‐‑ regionalen   Osteuropa-­‐‑Studiengang   im   Bachelorbereich   mit   einer   stark   slavistischen   Anfangsphase   zusam-­‐‑ menschließen.  Dies  wird  momentan   in   zahlreichen   Gesprächen   und   Be-­‐‑ rechnungen   geprüft.   Alternativ   könnte   auch   der   kulturwissen-­‐‑ schaftliche   Bachelor   der   Viadrina   durch   die   Wahl   einer   bestimmten   Region  (z.B.  Mittel-­‐‑   und  Osteuropa)   und   durch   bestimmte   Sprachenfol-­‐‑ gen   (beispielsweise   zwingend   eine   slavische   Sprache   neben   Englisch)   spezialisiert  werden.     Neben   der   Vertiefung   einzelner   an  der  Viadrina  vorhandener  Kern-­‐‑ kompetenzen   in   Forschung   und   Lehre   im   Bereich   Osteuropa   (z.B.   Transdisziplinäre   Polen-­‐‑Studien,   Jüdische  Studien  in  Mittel-­‐‑  und  Ost-­‐‑ europa   einschließlich   der   slavistik-­‐‑ affinen   Jiddistik,   Deutsch-­‐‑Polnische   Rechts-­‐‑   und   Wirtschaftsgeschichte   etc.)   steht   die   Erweiterung   und   Stärkung   der   Osteuropa-­‐‑Studien   mittels   philologischer   Kernkompe-­‐‑ tenz  für  die  nächsten  Jahre  im  Zent-­‐‑ rum.     Ganz  klar  ist,  dass  sich  Expertise   zu   Osteuropa   nicht   ohne   philologi-­‐‑ sche   und   sprachhistorische   Kennt-­‐‑ nisse   gewinnen   lässt.   Zu   diesem   Zweck   erweitert   beispielsweise   die   Viadrina   gerade   die   Sprachausbil-­‐‑ dung   für   das   Ukrainische   mit   ei-­‐‑ nem   Lektorat   und   versucht   gleich-­‐‑ zeitig,   dieser   Sprache   einen   neuen   sozialwissenschaftlichen   und   kul-­‐‑ turwissenschaftlichen   Osteuropa-­‐‑ Rahmen  innerhalb  der  Masterstudi-­‐‑ engänge   zu   geben.   Wenn   wir   be-­‐‑ denken,   dass   der   wissenschaftliche   Arbeitsmarkt   für   Geisteswissen-­‐‑ schaftlerInnen  auch  in  Deutschland   immer  prekärer  wird  und  dass  Stu-­‐‑ dierende   zunehmend   mehr   nach   Praxisbezug   und   konkreten   Berufs-­‐‑ perspektiven   bei   ihrer   Studienwahl   suchen,  dann  halte  ich  die  Viadrina   in   diesem   Zusammenhang   für   ziemlich  passgenau  aufgestellt.  Bei-­‐‑ spielsweise   berät   die   Zentrale   Ein-­‐‑ richtung   „Institut   für   Konfliktma-­‐‑ nagement“   mit   Juraprofessor   Lars   Kirchhoff   das   Auswärtige   Amt   in   Fragen   des   russisch-­‐‑ukrainischen   Krieges  und  bringt  die  gesamte  Ex-­‐‑ pertise   auch   in   die   ukrainistische   Sommerschule   mit   ein.   Mit   Wirt-­‐‑ schaftsprofessor  Stefan  Kudert  lehrt   und   forscht   an   der   Viadrina   einer   der   sichtbarsten   Steuerspezialisten   zu   polnischem,   ukrainischem   und   russischem   Steuerrecht,   der   auch   den   derzeitigen   polnischen   Wirt-­‐‑ schaftsminister   berät.   Die   Absol-­‐‑ ventInnen  des  trifakultären  Master-­‐‑ studiengangs   „European   Studies“   sind   beruflich   sowohl   in   den   Insti-­‐‑ tutionen  der  EU  als  auch  in  zahlrei-­‐‑ chen   internationalen   Organisatio-­‐‑ nen   sehr   erfolgreich.   Die   1993   von   Helmuth   Kohl   und   Leonid   Kraw-­‐‑ čuk   vereinbarten   sechs   Ukraine-­‐‑ Stipendien  sind  fest  an  der  Viadrina   Alexander Wöll: Slavistik an der Viadrina verankert  und  haben  jungen  Ukrai-­‐‑ nern   beeindruckende   Karrierewege   eröffnet.   Unter   anderem   ist   der   ge-­‐‑ genwärtige   ukrainische   Energiemi-­‐‑ nister   ein   Absolvent   der   Europa-­‐‑ Universität.   Als   Stiftungsuniversität   haben   wir   weltweit   viele   Alumni-­‐‑Vereine,   die   sich   regelmäßig   treffen   und   ein   gut   funktionierendes   Netzwerk   immer   weiter   aufbauen.   Da   sich   zudem  an  der  Viadrina  die  Vorteile   einer   kleinen   Campusuniversität   mit  exzellenter  Betreuung  durch  die   Nähe  zu  Berlin  mit  vielen  Praktika-­‐‑   und   Berufsmöglichkeiten   verbin-­‐‑ den,   wird   hier   slavistische   For-­‐‑ schung  und  Lehre  im  weiteren  Sin-­‐‑ ne   immer   im   Herzen   der   Universi-­‐‑ tät   eine   zentrale   Rolle   spielen,   was   sich   schon   allein   darin   widerspie-­‐‑ gelt,   dass   auch   ein   Slavist   hier   pro-­‐‑ grammatisch   zum   Präsidenten   ge-­‐‑ wählt  wurde.     11 Programmatisches 30 Jahre Kooperation zwischen dem Sorbischen Institut Bautzen und der Universität L’viv Von Dietrich Scholze (Bautzen) Die   weltweit   führende   Einrichtung   zum   Studium   der   Lausitzer   Sorben   ist  das  Institut  für  Sorabistik  an  der   Universität   Leipzig.   Selbst   unter   Fachleuten   weniger   bekannt   dürfte   sein,  dass  in  neuerer  Zeit  ein  konti-­‐‑ nuierliches  sorabistisches  Lehrange-­‐‑ bot   auch   –   freilich   mit   dem   Profil   eines   akademischen   Nebenfachs   –   vom   Lehrstuhl   für   slawische   Philo-­‐‑ logie  an  der  ukrainischen  National-­‐‑ Universität   „Ivan   Franko“   in   L’viv   (Lemberg)   aufrechterhalten   wird.   Eine  Gruppe  Studentinnen  und  Stu-­‐‑ denten   belegt   dort   seit   den   Achtzi-­‐‑ gerjahren   regelmäßig   Unterrichts-­‐‑ veranstaltungen   zur   (ober)sorbi-­‐‑ schen   Sprache,   Literatur   und   Ge-­‐‑ schichte,  die  im  Curriculum  für  das   Lehramt   sowie   für   die   weitere   dis-­‐‑ ziplinäre   Spezialisierung   verankert   sind.   Als   eine   spezifische   Form   der   internationalen   Kooperation   kön-­‐‑ nen  die  sogenannten  Sorabistischen   Seminare  gelten,  welche  die  L’viver   Universität   seit   nunmehr   30   Jahren   gemeinsam   mit   dem   Institut   für   sorbische   Volksforschung   bzw.   –   seit   1993   –   mit   dem   Sorbischen   Institut   e.   V.   ausrichtet.   Es   handelt   sich  dabei  um  traditionelle  interdis-­‐‑ ziplinäre   Konferenzen,   die   diesen   Namen   zunächst   in   der   Westukrai-­‐‑ ne   nicht   tragen   durften.   (Denn   sol-­‐‑ che  Höhepunkte  der  bilateralen  Zu-­‐‑ sammenarbeit   waren   in   der   So-­‐‑ wjetunion   Hochschulen   in   Haupt-­‐‑ städten   der   Republiken   vorbe-­‐‑ halten;   allerdings   wurden   in   Kiew   nie   eigene   Initiativen   in   Richtung   Lausitz   auf   den   Weg   gebracht.)   So   organisierten   die   L’viver   Westsla-­‐‑ wisten   Volodymyr   Motornyj   und   Kostjantyn   Trofymovyč   erstmals   Ende   Oktober   1984   ein   „Мiжнародний  сорабiстичний  се-­‐‑ мiнар“,  an  dem  sich  mit  13  Refera-­‐‑ ten   Slawisten   aus   Kiev,   Moskau,   Minsk,   Tartu,   Charkiv,   Bautzen,   Leipzig   sowie   L’viv   beteiligten.   Ab   1987   fanden   diese   Tagungen   –   je-­‐‑ weils   Anfang   Oktober   –   im   zwei-­‐‑ jährigen,  ab  2007  dann  im  dreijähri-­‐‑ gen  Turnus  statt  (zuletzt  vom  4.  bis   6.  Oktober  2013).     Nach   dem   Tod   des   Sprachwis-­‐‑ senschaftlers   Trofymovyč   (1923– 1993)   übernahm   der   Bohemist   und   Literaturhistoriker   Volodymyr   Mo-­‐‑ tornyj   (geboren   1929)   als   neuer   Lehrstuhlinhaber   die   Rolle   eines   Spriritus   rector   für   die   nachfolgen-­‐‑ den  neun  „Seminare“  in  der  Haupt-­‐‑ stadt  der  Westukraine.  Sie  beruhten   ab   1993   auf   einem   „Vertrag   über   wissenschaftliche   Zusammenar-­‐‑ beit“   zwischen   der   Universität   L’viv   und   dem   Sorbischen   Institut   Bautzen   (seit   1992   durch   eine   Zweigstelle   in   Cottbus   erweitert),   der   alle   fünf   Jahre   verlängert   wird   und   auch   die   Entsendung   von   Stu-­‐‑ dierenden   zum   Sommerferienkurs   für   sorbische   Sprache   und   Kultur   regelt.   An   den   bisher   insgesamt   14   gemeinsamen  Konferenzen  in  L’viv   Dietrich Scholze: 30 Jahre Kooperation mit L’viv & %&Q 6).!&Q ')!*+&Q ,*Q )Q #)!&Q ,&Q ,*Q !&Q ,*!+1&Q +!$EQ )Q , Q '$$!&O &&Q ,&Q '$$&Q ,*Q ,**$&EQ !8),**$&EQ '$&Q ,&Q *  !O &DQ !Q ,&&Q *%+Q $&*O #,&$! O#,$+,)$$)Q %) %,&Q .,)&Q-'&Q)Q&!-)*!+2+*$!+,&Q ,&+)Q%Q$&"2 )!&Q#+')Q -&Q #)3,#Q*!+Q&Q,&1!)" )&Q *++*Q)'816!Q,&+)*+6+1+DQ %Q>DQ ,&!Q;9:>Q!*+Q&,&Q)'DQ)DQ '$'0%0)Q &)!"'-03Q '+')&0"Q !%Q $+)Q -'&Q A?Q  )&Q !&Q K-!-Q & Q$2&))Q )&# !+Q-)*+')&DQ &Q 6)Q 6&Q  )1 &+&Q $*Q ' O * ,$$ ))Q +Q)Q),&Q=99Q!+)2Q 1,)Q +*  !* &EQ ('$&!* &EQ ,$O )!* &EQ *')!* &Q ,&Q .!+)&Q *$.!* &Q !+)+,)&Q )*(DQ ,$+,O )&Q -)4&+$! +EQ ),&+)Q & 1,Q :99Q,$!#+!'&&QH+,!&EQ,*2+O 1Q')Q1&*!'&&IQ1,Q*')!* &Q  %&Q ,&Q ,+')&DQ )-')O '&Q *!Q !Q PQ %!&*%Q %!+Q )'0%'-03Q -)**+Q PQ 0&+ *Q CW\fYebi]_jaXmQ b_h\fXhifX Q _gO hef_mEQgeZf\c\ddeghlEQZ^X_cegZmO ^_LEQ !Q :B@9Q !&Q !&)Q #'%(#+&Q ,*Q ,Q #)!&!* Q ,&Q !&Q )O .!+)+)Q ')%Q :BA@Q ,Q ,**!* Q ".!$*Q!&Q K-!-Q)* !&DQ&+)Q 'O +')&0"*Q ),*)* +Q 6)O .!&Q !&Q ,#)!&!* )Q () Q -')$+Q .,)&Q ')+Q *!+Q :BBBQ ,8)%Q  +Q %%$2&Q )Q ! 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O )&Q,&Q.!+)Q&+.!#$&Q#4&&&D Q Im Überblick Der Deutsche Slavistenverband 2014–2015 Der Vorstand des Verbandes Vorsitzende:   Stellvertreter:   Schriftführerin:   Kassenwart:       Prof.  Dr.  Monika  Wingender  (Gießen)   Prof.  Dr.  Norbert  Franz  (Potsdam)   Prof.  Dr.  Miranda  Jakiša  (Berlin)   PD  Dr.  Hermann  Fegert  (Göttingen)   Kommissionen des Verbandes 1. Slavistentagskommission Tilman  Berger   Monika  Wingender   Gerhard  Giesemann   Renate  Belentschikow   Thomas  Daiber   Reinhard  Ibler   Alexander  Graf   Franz  Schindler   Holger  Kuße   Ludger  Udolph   Christian  Prunitsch   Dietrich  Scholze     Vorsitzender   Mitglied  qua  Amt  und  Ausrichterin  2015,  Gießen   Literaturwissenschaft   Sprachwissenschaft   Ausrichter  2015,  Gießen   Ausrichter  2015,  Gießen   Ausrichter  2015,  Gießen   Ausrichter  2015,  Gießen   Ausrichter  2012,  Dresden   Ausrichter  2012,  Dresden   Ausrichter  2012,  Dresden   Ausrichter  2012,  Bautzen   2. Deutsches Slavistenkomitee Gerd  Hentschel   Sebastian  Kempgen   Monika  Wingender   Dietrich  Scholze   Hans  Rothe   Daniel  Bunčić   Andreas  Ohme   Klaudia  Smola   Alexander  Wöll     Vorsitzender,  im  Präsidium  des  MKS   Stellvertr.  Vors.  (letzter  Verbandsvors.)   Mitglied  (Verbandsvorsitzende)   Mitglied  (Sorabistik)   Ehrenmitglied   Mitglied   Mitglied   Mitglied   Mitglied   3. Maprjal Renate  Belentschikow   Beauftragte  des  Slavistenverbandes,     im  Präsidium  von  Maprjal   M. Wingender: Der deutsche Slavistenverband 15 Mitgliederschaft Der  Deutsche  Slavistenverband  hat  derzeit  (Juli  2015)  278  Mitglieder,  darunter   die  unten  aufgeführten,  seit  der  Drucklegung  des  letzten  Bulletins  neu  aufge-­‐‑ nommenen   Personen.   Die   Mitgliederzahl   hat   damit   seit   dem   letzten   Jahr   (2014:   257)   einen   weiteren   erfreulichen   Aufschwung   genommen,   vor   allem   infolge  der  Öffnung  des  Slavistenverbandes  für  Promovierende.   Von  den  278  Mitgliedern  sind  157  Professoren/innen,  25  sind  Privatdozen-­‐‑ ten/innen,  84  sind  Promovierte.  In  einer  aktiven  Berufstätigkeit  sind  223  Mit-­‐‑ glieder,   55   sind   im   Ruhestand.   Im   Ausland   tätig   bzw.   ansässig   sind   34   Mit-­‐‑ glieder.   Zwölf   Promovierende   sind   seit   der   letzten   Mitgliederversammlung   dem  Verband  beigetreten.     Neue Mitglieder (Juli 2014–Juli 2015) Katina  Baharova,  Universität  des  Saarlandes   Alicia  Bauer,  Georg-­‐‑August-­‐‑Universität  Göttingen     Genia  Böhnisch,  Georg-­‐‑August-­‐‑Universität  Göttingen   Christina  Clasmeier,  Ruhr-­‐‑Universität  Bochum   Dr.  Horst  Dippong,  Hamburg   Svetlana  Efimova,  Freie  Universität  Berlin   Dr.  Jürgen  Fuchsbauer,  Universität  Regensburg   Johanna  Hadam,  Ruhr-­‐‑Universität  Bochum   Dr.  Martin  Henzelmann,  TU  Dresden   Therese  Hoy,  Humboldt-­‐‑Universität  zu  Berlin   Insa  Jennifer  Klemme,  Albert-­‐‑Ludwigs-­‐‑Universität  Freiburg   Alla  Krasnokutskaya,  Hochschule  Ruhr  West   Dr.  Marija  Lazar,  Sächsische  Akademie  der  Wissenschaften   Dr.  Zarifa  Mamedova,  München   Daniel  Müller,  Justus-­‐‑Liebig-­‐‑Universität  Gießen   PD  Nikolaj  Plotnikov,  Ruhr-­‐‑Universität  Bochum   Jochen  Podelo,  Otto-­‐‑Friedrich-­‐‑Universität  Bamberg   Dr.  Irina  Podtergera,  Albert-­‐‑Ludwigs-­‐‑Universität  Freiburg   Kira  Sadoja,  Bezirksregierung  Düsseldorf  /  Universität  Potsdam   Natallia  Savitskaya,  Justus-­‐‑Liebig-­‐‑Universität  Gießen   Dr.  Henrike  Schmidt,  Humboldt-­‐‑Universität  zu  Berlin   Dr.  Nora  Scholz,  Ludwig-­‐‑Maximilians-­‐‑Universität  München   Dr.  des.  Thomas  Skowronek,  Humboldt-­‐‑Universität  zu  Berlin   Dr.  Sviatlana  Tesch,  Carl-­‐‑von-­‐‑Ossietzky-­‐‑Universität  Oldenburg   Dr.  Gabriela  Vojvoda,  Universität  des  Saarlandes   Jan  Patrick  Zeller,  Carl-­‐‑von-­‐‑Ossietzky-­‐‑Universität  Oldenburg   Der   Verband   freut   sich   über   den   Zuwachs   an   neuen   Mitgliedern,   heißt   alle   herzlich  willkommen  und  lädt  auch  weiterhin  alle  promovierten  und  promo-­‐‑ vierenden   Slavistinnen   und   Slavisten   zur   Mitarbeit   und   Mitgliedschaft   ein.   Auf   der   Webseite   des   Verbandes   (www.slavistenverband.de)   finden   sich   In-­‐‑ formationen   über   die   Voraussetzungen   und   Modalitäten,   ebenso   die   gültige   Satzung  des  Verbandes.   Personalia Who’s Where an den Slavistischen Seminaren und Instituten und auf anderen slavistischen Professuren der Bundesrepublik Deutschland Stand: Sommersemester 2015 Zusammengestellt von Norbert Franz (Potsdam) 1.     2.     3.     4.     Lehrstuhlbezeichnungen,  Professuren  und  Inhaber(innen)  derselben   An  der  Einrichtung  tätige  Hochschuldozent(inn)en  oder  andere  habilitierte   Mitarbeiter(innen)     Honorarprofessuren,  Stipendiaten,  Gastdozenten   Entpflichtete  Professorinnen  und  Professoren  (alphabetisch)   NB:   Privatdozenten/innen   und   Emeriti   aufgelöster   Institute   werden   am   Ende   der   Übersicht  gemeinsam  genannt   1. 2. 3. 4.   Bamberg:  Otto-­‐‑Friedrich-­‐‑Universität   Institut  für  Slavistik   Slavische  Sprachwissenschaft:  Prof.  Prof.  h.c.  Dr.  Sebastian  Kempgen;  Slavische  Lite-­‐‑ raturwissenschaft:  Prof.  Dr.  Elisabeth  von  Erdmann;  Slavische  Kunst-­‐‑   und  Kulturge-­‐‑ schichte:  Prof.  Dr.  Ada  Raev   PD  Dr.  Anna  Rothkoegel  (venia  für  Slavische  Philologie/Literaturwissenschaft);   PD  Dr.  Daniel  Schümann  (venia  für  Slavische  Literaturwissenschaft)   Honorarprofessur  für  Osteuropawissenschaften,  Kultur  und  Medien:  Prof.  Dr.  Johan-­‐‑ nes  Grotzky   Entpflichtet:  Prof.  Dr.  Peter  Thiergen   Bautzen/Budyšin:  Sorbisches  Institut  e.V./Serbski  institut  z.t.   Direktor:   Prof.   Dr.   sc.   Dietrich   Scholze,   Geschäftsführender   Vertreter   des   Direktors:   Dr.   Hauke  Bartels   Abt.     Kulturwissenschaften:  Dr.  Ines  Keller  und  Dr.  Peter  Schurmann  (beide  komm.)   Abt.     Sprachwissenschaft:  Dr.  Hauke  Bartels   Abt.     Zentralbibliothek/Kulturarchiv:  Dr.  Franz  Schön     Berlin:  Freie  Universität   Peter-­‐‑Szondi-­‐‑Institut  für  Allgemeine  und  Vergleichende  Literaturwissenschaft   und  Osteuropainstitut   1. Professur  für  Allgemeine  und  Vergleichende  Literaturwissenschaft/Slavische  Literaturen:   Prof.  Dr.  Georg  Witte   2. PD  Dr.  Henrike  Schmidt  (venia  für  Slavische  Philologie)   N. Franz: Who’s Where 1. 2. 3. 4. 17 Berlin:  Humboldt-­‐‑Universität   Institut  für  Slawistik   Ostslawische  Sprachen:  Prof.  Dr.  Luka  Szucsich;  Ostslawische  Literaturen  und  Kultu-­‐‑ ren:  Prof.  Dr.  Susanne  Frank;  Süd-­‐‑   und  Ostslawische  Literaturen  (JP):  Prof.  Dr.  Mi-­‐‑ randa  Jakiša;  Südslawische  Sprach-­‐‑   und  Kulturwissenschaft:  Prof.  Dr.  Christian  Voß;   Westslawische  Literaturen  und  Kulturen:  Prof.  Dr.  Alfrun  Kliems;  Westslawische  Lite-­‐‑ raturen  (JP):  Prof.  Dr.  Heinrich  Kirschbaum;  Westslawische  Sprachen:  Prof.  Dr.  Ro-­‐‑ land  Meyer;  Fachdidaktik  Russisch:  Prof.  Dr.  Anka  Bergmann     PD  Dr.  Brigitta  Helbig-­‐‑Mischewski  (venia  für  Slawische  Literaturen  und  Kulturen);   PD  Dr.  Gerd-­‐‑Dieter  Nehring  (venia  für  Slawistik  und  Albanologie)   Prof.  Dr.  Tomáš  Glanč;  Prof.  Dr.  Sabine  Hänsgen  (Gastprofessur  für  Kulturen  Mit-­‐‑ tel-­‐‑  und  Osteuropas);  Dr.  Georgi  Gospodinov  (Siegfried-­‐‑Unseld-­‐‑Gastprofessur)     Entpflichtet:   Prof.   Dr.   Bertold   Brandt;   Prof.   Dr.   Wolfgang   Gladrow;   Prof.   Dr.   Manfred  Jähnichen;  Prof.  Dr.  Barbara  Kunzmann-­‐‑Müller;  Prof.  Dr.  Alicja  Nagór-­‐‑ ko;  Prof.  Dr.  Heinrich  Olschowsky;  Prof.  Dr.  Fred  Otten;  Prof.  Dr.  Peter  Zajac     Bochum:  Ruhr-­‐‑Universität   Seminar  für  Slavistik/Lotman-­‐‑Institut   1. Slavische  Philologie  (Sprachwissenschaft):  Prof.  Dr.  Tanja  Anstatt;  Slavische  Philologie   (Literaturwissenschaft):  Prof.  Dr.  Mirja  Lecke;  Russische  und  sowjetische  Kultur:  vacat   2. PD   Dr.   Ulrike   Goldschweer   (venia   für   Slavische   Literaturwissenschaft);   PD   Dr.   Manfred  Schruba  (venia  für  Slavische  Literaturwissenschaft)   4.   Entpflichtet:   Prof.   em.   Dr.   Karl   Eimermacher;   Prof.   em.   Dr.   Helmut   Jachnow;   Prof.   Dr.   Christian   Sappok;   Prof.   Dr.   Bernd   Uhlenbruch;   Apl.-­‐‑Prof.   Dr.   Jürgen   Kristophson     Bremen:  Universität   Seminar  für  Ost-­‐‑  und  Mitteleuropäische  Studien   1. Slavistische  Kultur-­‐‑  und  Literaturgeschichte:  Prof.  Dr.  Wolfgang  Kissel;  Westslavische   Kulturgeschichte,   Polonistik,   Soziologische   Theorien:   Prof.   Dr.   Zdzisław   Krasnodęb-­‐‑ ski;  Zeitgeschichte  und  Kultur  Osteuropas:  Prof.  Dr.  Susanne  Schattenberg;  Geschich-­‐‑ te   und   Kultur   Ostmitteleuropas   im   19.   und   20.   Jahrhundert   mit   Schwerpunkt   Polen:   Prof.   Dr.   Magdalena   Waligórska-­‐‑Huhle;   Kulturgeschichte   Ostmitteleuropas   mit   Schwerpunkt  Geschichte  der  ČSSR:  Prof.  Dr.  Martina  Winkler   2. PD  Dr.  Heiko  Pleines  (Forschungsstelle  Osteuropa)   4. Entpflichtet:  Prof.  Dr.  Klaus  Städtke     Dresden:  Technische  Universität   Institut  für  Slavistik   1. Slavische  Sprachgeschichte  und  Sprachwissenschaft:  Prof.  Dr.  Holger  Kuße;  Slavistik/   Literaturwissenschaft:  Prof.  Dr.  Ludger  Udolph;  Polnische  Kultur-­‐‑  und  Landesstudien:   Prof.  Dr.  Christian  Prunitsch   2. PD   Dr.   Peter   Oliver   Loew   (venia   für   Kulturgeschichte   Ostmitteleuropas);   PD   Dr.   Anne  Hultsch  (venia  für  Slavische  Philologie)   4. Entpflichtet:  Prof.  Dr.  Ute  Köhler;  Apl.  Prof.  Dr.  Rosemarie  Thiemt   18 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 Erfurt:  Universität   Philosophische  Fakultät   1.   Slawistische  Literaturwissenschaft:  Prof.  Dr.  Holt  Meyer   4.   Apl.  Prof.  Dr.  Christina  Parnell  (Slavische  Literaturwissenschaft)     Frankfurt  an  der  Oder:  Europa-­‐‑Universität  Viadrina   Kulturwissenschaftliche  Fakultät   1. Professur  für  Deutsch-­‐‑Polnische  Kultur-­‐‑   und  Literaturbeziehungen  und  Gender  Studies:   Prof.  Dr.  Bożena  Chołuj;  Gerd-­‐‑Bucerius-­‐‑Stiftungsprofessur  für  Kultur  und  Geschichte   Mittel-­‐‑   und   Osteuropas:   Prof.   Dr.   Werner   Benecke;   Professur   für   Literaturwissen-­‐‑ schaft  (Osteuropäische  Literaturen):  Prof.  Dr.  Annette  Werberger;  Professur  für  Inter-­‐‑ disziplinäre   Polenstudien:   Dr.   Dagmara   Jajeśniak-­‐‑Quast;   Professur   für   Sprachge-­‐‑ brauch  und  angewandte  Sprachwissenschaft  (JP):  Prof.  Dr.  Nicole  Richter   4. Entpflichtet:  Prof.  Dr.  Christa  Ebert       Freiburg:  Albert-­‐‑Ludwigs-­‐‑Universität   Slavisches  Seminar   1. Slavistik   (Sprachwissenschaft):   Prof.   Dr.   Juliane   Besters-­‐‑Dilger;   Slavistik   (Literatur-­‐‑ wissenschaft):  Prof.  Prof.  h.c.  Dr.  Elisabeth  Cheauré     3. Dr.   Irina   Podtergera   (Stipendiatin   im   Margarete   von   Wrangell-­‐‑Habilitationspro-­‐‑ gramm  des  Landes  Baden-­‐‑Württemberg)   4. Entpflichtet:  Apl.  Prof.  Dr.  Peter  Drews;  Prof.  Dr.  Dr.  h.c.  Eckhard  Weiher         Gießen:  Justus-­‐‑Liebig-­‐‑Universität   Institut  für  Slavistik   1. Slavische   Philologie   (Sprachwissenschaft):   Prof.   Dr.   Monika   Wingender;   Slavische   Philologie  (Literaturwissenschaft):  Prof.  Dr.  Reinhard  Ibler;  Slavische  Philologie  (Lite-­‐‑ raturwissenschaft):   Prof.   Dr.   Alexander   Graf;   Slavische   Sprach-­‐‑   und   Kulturwissen-­‐‑ schaft  (Ost-­‐‑  und  Westslavistik):  Prof.  Dr.  Thomas  Daiber   2.   PD  Dr.  Konstantin  Lappo-­‐‑Danilevskij  (venia  für  Slavische  Literaturwissenschaft)     4. Entpflichtet:  Prof.  em.  Dr.  Dr.  h.c.  Gerhard  Giesemann     Göttingen:  Georg-­‐‑August-­‐‑Universität   Seminar  für  Slavische  Philologie   1. Slavische  Philologie  (Sprachwissenschaft):  Prof.  Dr.  Uwe  Junghanns;  Slavische  Philo-­‐‑ logie  (Literaturwissenschaft):  Prof.  Dr.  Matthias  Freise   2. PD  Dr.  Hermann  Fegert  (Slavische  Philologie  [Sprachwissenschaft])   4. Entpflichtet:   Prof.   em.   Dr.   Reinhard   Lauer;   Prof.   em.   Dr.   Dr.   h.c.   mult.   Werner   Lehfeldt     Greifswald:  Ernst-­‐‑Moritz-­‐‑Arndt-­‐‑Universität   Institut  für  Slawistik   1. Slawische   Sprachwissenschaft:   Prof.   Dr.   Bernhard   Brehmer;   Slawische   Literaturwis-­‐‑ senschaft:  Prof.  Dr.  Ulrike  Jekutsch;  Ost-­‐‑  und  Westslavische  Philologie:  vacat   2. PD  Dr.  Cornelia  Mannewitz  (venia  für  Russische  Sprache  der  Gegenwart)   3. Prof.  h.c.  (Univ.  Kostroma)  Dr.  h.c.  (Univ.  St.  Petersburg)  Dr.  phil.  Harry  Walter   4. Entpflichtet:  Prof.  Dr.  Valerij  Mokienko;  Prof.  Dr.  Manfred  Niemeyer   N. Franz: Who’s Where 1. 1. 2. 4. 19 Halle-­‐‑Wittenberg:  Martin-­‐‑Luther-­‐‑Universität   Institut  für  Slavistik   Slavische  Philologie  (Sprachwissenschaft):  Prof.  Dr.  Swetlana  Mengel;  Slavische  Philo-­‐‑ logie   (Literaturwissenschaft):   Prof.   Dr.   Gabriela   Lehmann-­‐‑Carli;   Südslavistik   (Schwerpunkt  Literaturwissenschaft):  Prof.  Dr.  Angela  Richter     Hamburg:  Universität   Institut  für  Slavistik   Slavistik   (Sprachwissenschaft):   Prof.   Dr.   Marion   Krause;   Slavistik   (Literaturwissen-­‐‑ schaft):   Prof.   Dr.   Anja   Tippner;   Slavistik   (Literaturwissenschaft):   Prof.   Dr.   Robert   Hodel;   Slavistische   Linguistik   mit   dem   Schwerpunkt   Westslavistik/Polonistik   sowie   ei-­‐‑ ner  weiteren  Slavine  (JP):  Prof.  Dr.  Sandra  Birzer   PD  Dr.  Petr  Málek  (habil.  Prag)   Entpflichtet:   Prof.   Dr.   Peter   Hill;   Prof.   Dr.   Volkmar   Lehmann;   Prof.   Dr.   Dr.   h.c.   Wolf  Schmid;  Prof.  Dr.  Klaus  Hartenstein     1.   1. 2. 4.   Institut  für  Allgemeine  und  Angewandte  Sprachwissenschaft   Abteilung  Sprachlehrforschung   Sprachlehrforschung  (Russisch):  vacat     Heidelberg:  Ruprecht-­‐‑Karls-­‐‑Universität   Slavisches  Institut   Slavische   Sprachwissenschaft:   Prof.   Dr.   Jadranka   Gvozdanović;   Slavische   Literatur-­‐‑ wissenschaft:  Prof.  Dr.  Urs  Heftrich     PD  Dr.  Christoph  Garstka  (venia  für  Slavische  Literaturwissenschaft);  Dr.  habil.  Bla-­‐‑ govest  Zlatanov  Velichkov  (Habilitation  an  der  Universität  Sofia)   Entpflichtet:  Prof.  Dr.  Horst-­‐‑Jürgen  Gerigk;  Prof.  Dr.  Baldur  Panzer   Heidelberg:  Seminar  für  Übersetzen  und  Dolmetschen   1. Russistik   unter   Berücksichtigung   der   Übersetzungswissenschaft:   Prof.   Dr.   Jekaterina   Lebedewa   Jena:  Friedrich-­‐‑Schiller-­‐‑Universität   Institut  für  Slawistik   1. Slawische  Philologie  (Sprachwissenschaft):  Prof.  Dr.  Jiřina  van  Leeuwen-­‐‑Turnovcová;   Slawische  Philologie  (Literaturwissenschaft):  Prof.  Dr.  Andrea  Meyer-­‐‑Fraatz;  Südsla-­‐‑ wistik:  Prof.  Dr.  Thede  Kahl;  Aleksander-­‐‑Brückner-­‐‑Professur  für  Slawistische  Sprach-­‐‑ wissenschaft:  Prof.  Dr.  Achim  Rabus   2. PD   Dr.   Christine   Fischer   (venia   für   Slawische/Vergleichende   Literaturwissenschaft);   PD  Dr.  Andreas  Ohme  (venia  für  Slawische  und  Allgemeine  Literaturwissenschaft)     4. Entpflichtet:  Prof.  Dr.  Gabriella  Schubert;  Prof.  Dr.  Ulrich  Steltner     Kiel:  Christian-­‐‑Albrechts-­‐‑Universität   Institut  für  Slavistik   1. Slavistische   Kultur-­‐‑   und   Literaturwissenschaft:   Prof.   Dr.   Michael   Düring;   Slavische   Philologie  (Sprachwissenschaft):  Prof.  Dr.  Norbert  Nübler   4. Entpflichtet:  Prof.  Dr.  Annelore  Engel;  Prof.  Dr.  Armin  Knigge     20 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 Köln:  Universität   Slavisches  Institut   1. Slavische  Sprachwissenschaft  (JP):  Prof.  Dr.  Daniel  Bunčić;  Slavische  Literaturwissen-­‐‑ schaft:  Prof.  Dr.  Jörg  Schulte   2. Prof.   Dr.   Bojan   Valtchev   (Gastdozent   für   Bulgarisch);   PhD.   Renáta   Machová   (Gastdozentin  für  Slovakisch)   4.   Entpflichtet:  Prof.  Dr.  Ulrich  Obst;  Prof.  em.  Dr.  Bodo  Zelinsky     Konstanz:  Universität   FB  Sprachwissenschaft/FB  Literaturwissenschaft   1. Slavistik   (Sprachwissenschaft):   Prof.   Dr.   Walter   Breu;   Slavistik   (Slavistik   und   Allge-­‐‑ meine  Literaturwissenschaft):  Prof.  Dr.  Jurij  Murašov     2. PD  Dr.  Dimitri  Zakharine  (Mitarbeiter  in  DFG-­‐‑Projekten)   4. Entpflichtet:  Prof.  em.  Dr.  Renate  Lachmann;  Prof.  Dr.  Igor  Smirnov     Leipzig:  Universität   Institut  für  Slavistik   1. Ostslavische   Sprachwissenschaft:   Prof.   Dr.   Gerhild   Zybatow;   Ostslavische   Literatur-­‐‑ wissenschaft  und  Kulturgeschichte:  Prof.  Dr.  Birgit  Harreß;  Westslavische  Sprach-­‐‑  und   Übersetzungswissenschaft:   Prof.   Danuta   Rytel-­‐‑Schwarz;   Didaktik   der   slawischen   Sprachen/Sprachpraxis  Russisch:  Prof.  Dr.  Grit  Mehlhorn;  Kulturstudien  Ostmitteleu-­‐‑ ropas:   Prof   Dr.   Stefan   Troebst;   Westslavische   Literaturwissenschaft   und   Kulturge-­‐‑ schichte:  vacat;  Kunstgeschichte  mit  einem  Schwerpunkt  in  der  Kunst  Ost-­‐‑,  Ostmittel-­‐‑   und   Südosteuropas   und   ihren   interkulturellen   Beziehungen:   Prof.   Dr.   Dr.   Tanja   Zim-­‐‑ mermann   2. PD  Dr.  Anke  Levin-­‐‑Steinmann  (venia  für  Slavistische  Sprachwissenschaft)   4. Entpflichtet:  Prof.  Dr.  Karlheinz  Hengst;  Prof.  Dr.  Uwe  Hinrichs;  Prof.  Dr.  Karl-­‐‑ heinz  Kasper;  Prof.  Dr.  Wolfgang  F.  Schwarz;  Prof.  Dr.  Jürgen  Udolph;  Prof.  Dr.   sc.  Walter  Wenzel     Leipzig:  Institut  für  Angewandte  Linguistik  und  Translatologie   1. Angewandte   Sprachwissenschaft/Fachkommunikation   (Englisch,   Russisch,   Deutsch):   Prof.  Dr.  habil.  Klaus  Dieter  Baumann     4. Entpflichtet:  Apl.  Prof.  Dr.  Eberhard  Fleischmann;  PD  Dr.  Wladimir  Kutz     Leipzig:  Institut  für  Sorabistik   1. Sorbische  Sprachwissenschaft:  Prof.  Dr.  Eduard  Werner   2. PD  Dr.  Timo  Meškank  (Sorbische  Sprachpraxis)   3. Sorbische  Literaturwissenschaft:  Hon.-­‐‑Prof.  Dr.  Dietrich  Scholze     Magdeburg:  Otto-­‐‑von-­‐‑Guericke-­‐‑Universität   Institut  für  fremdsprachliche  Philologien   1. Slavistische  Sprachwissenschaft:  Prof.  Dr.  Renate  Belentschikow   2. PD  Dr.  phil.  habil.  Andrea  Scheller  (venia  für  Slavistische  Sprachwissenschaft)   4. Entpflichtet:  Prof.  Dr.  Gudrun  Goes;  HD  Dr.  Christine  Heyer   N. Franz: Who’s Where 21 Mainz:  Johannes-­‐‑Gutenberg-­‐‑Universität   Institut  für  Slavistik   1. Slavische   Sprachwissenschaft   (Ostslavische   und   Westslavische   Sprachen):   Univ.   Prof.   Dr.  Björn  Wiemer;  Slavische  Literaturwissenschaft  (Ostslavische  und  Südslavische  Li-­‐‑ teraturen):  Prof.  Dr.  Frank  Göbler;  Slavische  Literaturwissenschaft  mit  bes.  Berücksich-­‐‑ tigung  der  westslavischen  Literaturen:  Prof.  Dr.  Alfred  Gall   2. PD   Dr.   habil.   Una   Patzke   (venia   für   Slavische   Sprachwissenschaft);   Apl.   Prof.   Dr.   Rainer  Goldt  (venia  für  Slavische  Literaturwissenschaft)   4. Entpflichtet:  Prof.  Dr.  Wolfgang  Girke;  Prof.  Dr.  Brigitte  Schultze;  Apl.  Prof.  Dr.   Johann  Meichel     Mainz:  Fachbereich  Translations-­‐‑,  Sprach-­‐‑  und  Kulturwissenschaft   Germersheim   1. Polnische   Sprache   und   Kultur:   Prof.   Dr.   Renata   Makarska;   Slawistik/Russisch:   Prof.   Dr.  Birgit  Menzel   4. Entpflichtet:  Prof.  em.  Dr.  Erika  Worbs     München:  Ludwig-­‐‑Maximilians-­‐‑Universität   Institut  für  Slavische  Philologie   1. Slavische   Philologie   (Sprachwissenschaft):   Prof.   Dr.   Ulrich   Schweier;   Slavische   Philo-­‐‑ logie  (Literaturwissenschaft):  Prof.  Dr.  Riccardo  Nicolosi   2. PD   Dr.   Raoul   Eshelman   (venia   für   Slavische   Philologie/Literaturwissenschaft);   PD   Dr.  Svetlana  Kazakova  (venia  für  Slavische  Philologie/Literaturwissenschaft)   4. Entpflichtet:  Prof.  Dr.  Renate  Döring-­‐‑Smirnov;  Prof.  Dr.  Aage  Hansen-­‐‑Löve;  Prof.   Dr.  Peter  Rehder;  Prof.  em.  Dr.  Josef  Schrenk;  Prof.  Dr.  Miloš  Sedmidubský       Münster:  Westfälische  Wilhelms-­‐‑Universität   Slavisch-­‐‑Baltisches  Seminar   1. Slavische   und   Baltische   Philologie   unter   bes.   Berücksichtigung   der   ost-­‐‑   und   westslavi-­‐‑ schen  Literaturen:  Prof.  Dr.  Alfred  Sproede   2. Dr.  habil.  Karin  Choiński  (Lehrbeauftragte  für  Polnisch)   4. Entpflichtet:  Prof.  em.  Dr.  Friedrich  Scholz     Oldenburg:  Carl-­‐‑von-­‐‑Ossietzky-­‐‑Universität   Slavistik   1. Professur  für  Slavistische  Sprachwissenschaft:  Prof.  Dr.  Gerd  Hentschel;  Professur  für   Slavistische  Literaturwissenschaft:  Prof.  Dr.  Gun-­‐‑Britt  Kohler     2. PD  Dr.  Thomas  Menzel  (venia  für  Slavistische  Sprachwissenschaft)   4. Entpflichtet:  Prof.  em.  Dr.  Rainer  Grübel     Passau:  Universität   Lehrstuhl  für  Slavische  Literaturen  und  Kulturen   1. Slavische  Literaturen  und  Kulturen:  Prof.  Dr.  Dirk  Uffelmann   3.   Etkind,  Alexander,  Prof.  Dr.  (European  University  Institute,  Florenz,  Italien);  Far-­‐‑ red,  Grant,  Prof.  Dr.  (Cornell  University,  Ithaca,  NY,  USA);  Juffer,  Jane,  Prof.  Dr.   (Cornell  University,  Ithaca,  NY,  USA)     22 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 Potsdam:  Universität   Institut  für  Slavistik   1. Slavische  Sprachwissenschaft:  Prof.  Dr.  Peter  Kosta;  Ostslavische  Literaturen  und  Kul-­‐‑ turen:   Prof.   Dr.   Norbert   Franz;   Westslavische   Literaturen   und   Kulturen:   Prof.   Dr.   Magdalena  Marszałek   2. PD  Dr.  Vladislava  Warditz     4. Entpflichtet:  Prof.  em.  Dr.  Herta  Schmid     Regensburg:  Universität   Institut  für  Slavistik   1. Slavische  Sprachwissenschaft:  Prof.  Dr.  Björn  Hansen;  Slavische  Literaturwissenschaft:   Prof.  Dr.  Dr.  h.c.  Walter  Koschmal;  Bohemicum/Bohemistik  und  Westslavistik:  Prof.   Dr.  Marek  Nekula;  Slavisch-­‐‑Jüdische  Studien:  Prof.  Dr.  Sabine  Koller;  Vergleichende   Literaturwissenschaft:  Prof.  Dr.  Dorothee  Gelhard   2.   PD   Dr.   phil.   Natascha   Drubek-­‐‑Meyer   (Heisenberg-­‐‑Stipendiatin   der   DFG);   PD   Dr.   Kenneth  Hanshew  (Slavische  Philologie/Literaturwissenschaft)     3.   Entpflichtet:  Apl.  Prof.  Dr.  Ernst  Hansack,  Apl.  Prof.  Dr.  Heinz  Kneip;  Prof.  Dr.   Klaus  Trost;  Prof.  Dr.  Erwin  Wedel     Saarbrücken:  Universität  des  Saarlandes   Fachrichtung  4.4:  Slavistik   1. Slavische  Sprachwissenschaft:  Prof.  Dr.  Roland  Walter  Marti     Fachrichtung  4.7:  Allgemeine  Linguistik   1. Computerlinguistik  und  Slavistik:  Apl.  Prof.  Dr.  Tania  Avgustinova     Trier:  Universität   Slavistik  (Fachbereich  II)   1. Slavische  Sprachwissenschaft:  Prof.  Dr.  Alexander  Bierich;  Slavische  Literaturwissen-­‐‑ schaft:  Prof.  Dr.  Henrieke  Stahl   2. PD  Dr.  Thomas  Bruns  (venia  Slavische  Sprachwissenschaft)   3. Prof.  Dr.  Aleksei  Krouglov  (DAAD-­‐‑Gastprofessor)   4.   Entpflichtet:  Prof.  Dr.  Gerhard  Ressel     Tübingen:  Eberhard-­‐‑Karls-­‐‑Universität   Slavisches  Seminar   1. Slavische   Philologie   I   (Literaturwissenschaft):   Prof.   Dr.   Schamma   Schahadat;   Slavi-­‐‑ sche  Philologie  II  (Sprachwissenschaft):  Prof.  Dr.  Tilman  Berger;  Transkulturelle  Ost-­‐‑ europa-­‐‑Studien  (JP):  Prof.  Dr.  Irina  Wutsdorff   2. PD  Dr.  Ludmilla  Golubzova  (venia  für  Slavische  Sprachwissenschaft)   3. Doc.   dr.   Pavel   Kosek   (Humboldtstipendiat,   1.8.2014   –   31.7.2015);   Dr.   Michał   Mru-­‐‑ galski  (DAAD-­‐‑Gastdozentur,  1.9.2013  –  30.9.2015)   4. Entpflichtet:   PD   Dr.   Sigrun   Bielfeldt;   Prof.   Dr.   Rolf-­‐‑Dieter   Kluge;   Prof.   em.   Dr.   Ilse  Kunert;  Prof.  Dr.  Jochen  Raecke;  Apl.  Prof.  Dr.  Dietrich  Wörn       N. Franz: Who’s Where 23 Würzburg:  Julius-­‐‑Maximilians  Universität   Neuphilologisches  Institut:  Slavistik   1. Slavische  Philologie  (Literaturwissenschaft):  Prof.  Dr.  Andreas  Ebbinghaus   4. Entpflichtet:  Prof.  Dr.  Christian  Hannick.         ▼   Privatdozenten/innen,  Entpflichtete  und  Emeriti/Emeritæ  der  aufgelösten   Slavischen  Seminare  und  Institute  in  alphabetischer  Reihenfolge   der  Dienstorte  bzw.  ehemaligen  Dienstorte     •   Prof.  Dr.  Hans  Günther  (Bielefeld)   •   Prof.   em.   Dr.   Dr.   h.c.   Helmut   Keipert   (Bonn);   Prof.   em.   Dr.   Dr.   h.c.   mult.   Hans   Rothe   •   Prof.  Dr.  Klaus  Steinke  (Erlangen)   •   Prof.  Dr.  Gerd  Freidhof  (Frankfurt)   •   Prof.  Dr.  Dagmar  Burkhart;  Prof.  Dr.  Josip  Matešić  (Mannheim)   •   Prof.  Dr.  Dr.  h.c.  Helmut  Wilhelm  Schaller;  Apl.  Prof.  Dr.  Andrej  N.  Sobolev  (ve-­‐‑ nia  für  Slawische  Sprachwissenschaft,  Südslawische  Sprachwissenschaft  und  Balkanlin-­‐‑ guistik);   PD   Dr.   Claudia   Radünzel   (venia   für   Slawische   Philologie   (Sprachwissen-­‐‑ schaft));  PD  Dr.  Andrea  Uhlig  (venia  für  Slawische  Philologie  (Literaturwissenschaft))   (Marburg)   •   Prof.   Dr.   Ursula   Kantorczyk;   Prof.   Dr.   Witold   Kósny;   Prof.   Dr.   Oskar   Müller   (Rostock)   •   Prof.  Dr.  Hildegard  Spraul  (Saarbrücken).         Personalia Habilitationen, Rufe, Emeritierungen / Pensionierungen, Ehrungen Zusammengestellt von Gerhard Giesemann (Gießen)   Das   Bohemicum   Regensburg   –   Passau   ist   im   März   2015   mit   dem   Preis   „Brü-­‐‑ ckenbauer  –  Stavitel  mostů“  für  das  Jahr  2014  vom  Centrum  Bavaria  Bohemia   ausgezeichnet  worden.   Herr  Prof.  Dr.  Bernhard  Brehmer  (Universität  Greifswald)  hat  den  Ruf  auf  die   Professur   für   Slavische   Sprachwissenschaft   an   der   Universität   Innsbruck   im   September  2014  erhalten  und  abgelehnt.     Frau   PD   Dr.   Natascha   Drubek-­‐‑Meyer   (Universität   Regensburg)   hat   von   der   DFG  ein  Heisenbergstipendium  erhalten  (2013–2015).   Herr   Georgi   Gospodinov   ist   für   das   SS   2015   auf   die   Siegfried-­‐‑Unseld-­‐‑ Gastprofessur  an  der  Humboldt-­‐‑Universität  zu  Berlin  berufen  worden.   Herr   Dr.   Kenneth   Hanshew   hat   sich   im   Juni   2015   an   der   Universität   Regens-­‐‑ burg  (venia  legendi  für  Slavische  Philologie/Literaturwissenschaft)  habilitiert.   Herr   Prof.   Dr.   Klaus   Hartenstein   (Universität   Hamburg)   trat   mit   Ablauf   des   31.3.2015  in  den  Ruhestand.   Herr  Prof.  Dr.  Heinrich  Kirschbaum  hat  sich  im  Dezember  2014  an  der  Hum-­‐‑ boldt-­‐‑Universität   zu   Berlin   (venia   legendi   für   Slavistische   Literatur-­‐‑   und   Kul-­‐‑ turwissenschaft)  habilitiert.   Herrn   Prof.   Dr.   Walter   Koschmal   (Universität   Regensburg)   ist   im   April   2015   die   Ehrendoktorwürde   von   der   Staatlichen   Taras-­‐‑Ševčenko-­‐‑Universität   Kiev   verliehen  worden.       Herr  Prof.  Dr.  Holger  Kuße  (TU  Dresden)  ist  im  April  2015  zum  ordentlichen   Mitglied   der   Geistes-­‐‑   und   sozialwissenschaftlichen   Klasse   der   Akademie   der   Wissenschaften  und  der  Literatur  Mainz  ernannt  worden.   Herr  Prof.  Dr.  Roland  Marti  (Universität  des  Saarlandes)  ist  im  Oktober  2014  in   Sofia  der  „Orden  des  Heiligen  Kyrill  und  Method,  I.  Klasse“  als  höchste  Aus-­‐‑ zeichnung  für  Verdienste  im  Bereich  der  Wissenschaft,  Kultur  und  Bildung  in   Bulgarien  verliehen  worden.   Frau  Dr.  Marina  Scharlaj  (TU  Dresden)  hat  den  Lehrpreis  der  TU  Dresden,  ei-­‐‑ ne   Auszeichnung   der   Gesellschaft   von   Freunden   und   Förderern   der   TU   für   innovative  Konzepte  und  eine  didaktisch  hervorragende  Wissensvermittlung,   im  Oktober  2014  erhalten.   G. Giesemann: Personalia 25 Frau  Dr.  Kateřina  Šichová  (Universität  Regensburg)  ist  im  November  2014  der   Preis  für  gute  Lehre  für  das  Jahr  2013  vom  Bayerischen  Staatsministerium  für   Bildung  und  Kultus,  Wissenschaft  und  Kunst  in  Passau  übergeben  worden.   Herr   Prof.   Dr.   Alfred   Sproede   (Universität   Münster)   ist   im   Mai   2015   in   die   Nordrhein-­‐‑Westfälische   Akademie   der   Wissenschaften   und   Künste   Düssel-­‐‑ dorf  aufgenommen  worden.   Frau  Prof.  Dr.  Anja  Tippner  (Universität  Hamburg)  ist  seit  2015  Mitglied  in  der   Academy  of  Europe  (London).     Herrn   Dr.   Hans   Christian   Trepte   (Universität   Leipzig)   wurde   am   07.   April   2014  in  Leipzig  die  Dankbarkeitsmedaille  /  Medal  Wdzięczności  des  Interna-­‐‑ tionalen  Solidarność-­‐‑Zentrums  Danzig  /  Gdańsk  verliehen.   Frau  PD  Dr.  Vladislava  Warditz  (Universität  Potsdam)  hat  sich  im  September   2014  an  der  Universität  Potsdam  (venia  legendi  für  Slavische  Philologie)  habili-­‐‑ tiert.     Herr  Prof.  Dr.  Daniel  Weiss  (Universität  Zürich)  ist  am  1.  August  2014  emeri-­‐‑ tiert  worden.   Herrn  Prof.  Dr.  Alois  Woldan  (Universität  Wien)  ist  am  07.  April  2014  von  der   Universität  Drohobyč  die  Ehrendoktorwürde  verliehen  worden.   Herr  Prof.  Dr.  Alexander  Wöll  ist  im  Dezember  2014  zum  Präsidenten  der  Eu-­‐‑ ropa-­‐‑Universität  Viadrina  (Frankfurt/Oder)  ernannt  worden.   Frau  Prof.  Dr.  Tanja  Zimmermann  (Universität  Konstanz)  hat  zum  1.  Novem-­‐‑ ber   2014   einen   Ruf   auf   die   Professur   für   Kunstgeschichte   Osteuropas   an   der   Universität  Leipzig  angetreten.           Der  Verband  gratuliert  allen  Genannten  zu  Habilitation,  Ruf,  Ernennung,  Ehrung   und  zur  wohlverdienten  Pensionierung  /  Emeritierung.       Nachruf In memoriam Wolfgang Gesemann (1925 – 2014) Von Helmut Wilhelm Schaller (Marburg/Gröbenzell) Am   17.   August   2014   verstarb   in   München  Dr.  Dr.  h.c.  Wolfgang  Ge-­‐‑ semann,  der  in  den  Jahren  von  1972   bis  1987  als  Professor  für  Slawische   Literaturwisssenschaft   an   der   Uni-­‐‑ versität  des  Saarlandes  wirkte.     Wolfgang   Gesemann   wurde   am   28.  Juli  1925  in  Allenstein  (Olsztyn)   in  Ostpreußen  geboren.  Jugend  und   Schulzeit   verbrachte   er   in   Prag,   wo   sein   Vater   an   der   Deutschen   Uni-­‐‑ versität   die   Professur   für   slawische   Literaturwissenschaft   bekleidete.   Gesemann   verbrachte   einige   Jahre   auch   in   Belgrad,   nachdem   sein   Va-­‐‑ ter   die   Leitung   des   Belgrader   „Deutschen   Wissenschaftlichen   In-­‐‑ stituts“  übernommen  hatte.   Nach   Kriegsdienst   und   französi-­‐‑ scher   Gefangenschaft   studierte   Ge-­‐‑ semann   1948   bis   1952   an   der   Lud-­‐‑ wig-­‐‑Maximilians-­‐‑Universität   Mün-­‐‑ chen  die  Fächer  Slawistik,  Anglistik   und   Philosophie,   daneben   auch   Romanistik   und   Soziologie.   Seine   slawistischen   Lehrer   waren   Paul   Diels,   Erwin   Koschmieder,   Alois   Schmaus  und  Wilhelm  Lettenbauer.   Seine   Dissertation   „Epische   Stu-­‐‑ dien:   Der   Roman   bei   Ivan   Vazov“   wurde   von   Erwin   Koschmieder   be-­‐‑ treut   und   1956   von   der   Philosophi-­‐‑ schen   Fakultät   der   Universität   München   angenommen.   Dort   habi-­‐‑ litierte   er   sich   im   Sommer   1970   mit   der   Schrift   „Die   Entdeckung   der   unteren   Volksschichten   durch   die   russische   Literatur.   Zur   Dialektik   eines  literarischen  Motivs  von  Kan-­‐‑ temir  bis  Belinskij“.  Neben  den  bei-­‐‑ den   Monographien   veröffentlichte   Wolfgang   Gesemann   eine   große   Zahl   von   grundlegenden   wissen-­‐‑ schaftlichen   Aufsätzen,   die   vor   al-­‐‑ lem   Themen   der   russischen   und   bulgarischen   Literatur   behandeln,   wie   z.B.   die   bulgarischen   Faust-­‐‑ übersetzungen,   die   publizistische   Polemik   Dostoevskijs   und   die   Re-­‐‑ zeption   der   Eisenbahn   in   der   russi-­‐‑ schen  Literatur.         Nach  kurzer  Tätigkeit  als  wissen-­‐‑ schaftlicher   Assistent   und   Privat-­‐‑ dozent   für   Slawische   Philologie   an   der   Universität   München   vertrat   Gesemann   für   mehrere   Semester   die  Slawische  Literaturwissenschaft   an   der   Universität   Salzburg.   1972   wurde   er   zum   Professor   für   Slawi-­‐‑ sche   Literaturwissenschaft   an   die   Universität  des  Saarlandes  berufen.   H. W. Schaller: in memoriam W. Gesemann Hier   widmete   er   Lehre   und   For-­‐‑ schung   in   den   folgenden   Jahren   ganz  besonders  der  Bulgaristik  und   den   deutsch-­‐‑bulgarischen   Bezie-­‐‑ hungen.   So   gelang   auf   Dauer   die   Einrichtung   eines   Bulgarischlekto-­‐‑ rats.   Die   internationale   Ausgestal-­‐‑ tung,   insbesondere   die   Förderung   der   Beziehungen   der   Universität   des   Saarlandes   zur   Universität   So-­‐‑ fia,   waren   für   ihn   ein   ganz   beson-­‐‑ deres   Anliegen,   das   er   zusammen   mit   dem   Theologen   Gert   Hummel   verwirklichte.   Die   Ausrichtung   der   Universität   des   Saarlandes   nach   Ost-­‐‑   und   insbesondere   Südosteuro-­‐‑ pa  gelang  vor  allem  durch  die  Initi-­‐‑ ativen  Gesemanns.  Der  1996  in  Ber-­‐‑ lin   begründeten   „Deutsch-­‐‑Bulgari-­‐‑ schen   Gesellschaft   zur   Förderung   der   Beziehungen   zwischen   Deutschland   und   Bulgarien   e.V.“   war   Gesemann   als   Ehrenmitglied   besonders  verbunden.     Wolfgang  Gesemann  war  Mither-­‐‑ ausgeber   mehrerer   Einzelveröffent-­‐‑ lichungen   und   Mitbegründer   von   Reihen   aus   dem   Bereiche   der   Sla-­‐‑ wistik  und  der  Bulgaristik,  wie  bei-­‐‑ spielsweise   die   Publikation   „Serta   Slavica   in   memoriam   Aloisii   Schmaus“  (München  1971)  oder  die   Zeitschrift   „Die   Welt   der   Slaven“.   Nach   Gründung   der   „Deutsch-­‐‑Bul-­‐‑ garischen   Gesellschaft“   im   Jahre   1996  regte  Gesemann  1997  die  Her-­‐‑ ausgabe  des  „Bulgarien-­‐‑Jahrbuches“   an   und   war   über   Jahre   deren   Her-­‐‑ ausgeber  wie  auch  der  1996  begrün-­‐‑ deten   „Bulgarischen   Bibliothek.   Neue   Folge“,   von   der   inzwischen   20  Bände  erscheinen  konnten.   In  Anerkennung  seiner  Verdiens-­‐‑ te   um   die   Bulgaristik   erhielt   Wolf-­‐‑ gang  Gesemann  die  Medaille  „1300   Jahre   Bulgarien“,   den   „Kyrill   und   Method-­‐‑Orden   I.   Klasse“   sowie   27 1996   die   Ehrendoktorwürde   der   Kliment-­‐‑Ochridski-­‐‑Universität   So-­‐‑ fia.   2010   wurde   Wolfgang   Gese-­‐‑ mann   zum   auswärtigen   Mitglied   der   Bulgarischen   Akademie   der   Wissenschaften  in  Sofia  berufen.     Dem   Schlusswort   des   Nachrufes   der   Universität   des   Saarlandes   ist   unbedingt   zuzustimmen,   wenn   es   heißt,   nicht   nur   das   umfangreiche   wissenschaftliche,   sondern   auch   das  herausgeberische  und  organisa-­‐‑ torische   Werk   Wolfgang   Gese-­‐‑ manns   zeuge   von   einer   großen,   in-­‐‑ ternational   anerkannten   Forscher-­‐‑ persönlichkeit,   dem   innerhalb   und   außerhalb   Deutschlands   ein   ehren-­‐‑ des   Andenken   bewahrt   werden   wird.       Hinweis  der  Redaktion:     Vgl.   auch   den   ausführlichen   Nachruf   von   H.W.   Schaller:   Wolfgang   Gesemann   zum   Ge-­‐‑ dächtnis,   in:   Zeitschrift   für   Balkanologie   50,   2014,  2,  281–291.   Im   Bulgarien-­‐‑Jahrbuch   2004–2005   findet   sich   auf  den  Seiten  9  bis  14  anläßlich  seines  80.  Ge-­‐‑ burtstages  ein  ausführliches  Schriftenverzeich-­‐‑ nis  Wolfgang  Gesemanns.     Gedenken Der Deutsche Slavistenverband trauert um…       André  de  Vincenz  (13.3.1922  –  15.8.2014)     Am   15.8.2014   verstarb   André   de   Vincenz,   gebürtig   aus   Lwów,   Professor   in   Heidelberg   1969–1973   und   Ordinarius   für   Slavische   Sprachwissenschaft   in   Göttingen   (1973–1990).   Er   war   –   eine   Rarität   –   Muttersprachler   des   Hutzuli-­‐‑ schen   und   hatte   einen   Lebensweg,   der   ihn   von   Polen   über   Frankreich   und   Schottland  nach  Deutschland  führte.  Seine  Interessensschwerpunkte  und  Leis-­‐‑ tungen  wurden  1987  (München)  in  einer  Festschrift  gewürdigt.     Gratulationen   an   A.   de   Vincenz   erschienen   zu   seinem   80.   Geburtstag   in   Bulletin   8,   2002,   10–11   sowie  zu  seinem  90.  Geburtstag  im  Bulletin  18,  2012,  51–52,  beide  von  Hermann  Fegert  verfaßt.               Wolfgang  Sperber  (9.10.1928  –  19.2.2015)     Am  19.2.2015  ist  Prof.  em.  Dr.  Wolfgang  Sperber  (Universität  Leipzig)  in  sei-­‐‑ nem   Wohnort   Seifersdorf   im   Erzgebirge   verstorben,   wo   er   auch   seine   letzte   Ruhestätte  fand.  Wolfgang  Sperber  wurde  nach  Studium,  Promotion  und  As-­‐‑ pirantur   nach   der   Wende   nach   neuem   Recht   als   Professor   für   Ostslawische   Sprachwissenschaft  in  Leipzig  berufen,  wo  er    bis  zu  seiner  Emeritierung  im   Jahr  1994  tätig  und  auch  Direktor  des  neugegründeten  Institutes  für  Slawistik   war.     Eine   Würdigung   Herrn   Sperbers   anlässlich   seines   85.   Geburtstages,   verfaßt   von   Karlheinz   Hengst,   erschien  im  Bulletin  der  Deutschen  Slavistik,  19,  2013,  43–45.  Eine  Würdigung  von  Walter  Wenzel   findet  sich  auf  http://www.onomastikblog.de/wuerdigungen/wolfgang_sperber_1928_2015/.     Gratulation Prof. em. Dr. Jan Peter Locher zum 80. Geburtstag Von Ludger Udolph (Dresden) In  vergangenen  Jahr  beging  Jan  Pe-­‐‑ ter   Locher   seinen   80.   Geburtstag.   Locher   wurde   1934   in   Sumiswald   bei   Bern   als   Sohn   eines   Sekundar-­‐‑ lehrers   geboren;   seine   Mutter   war   Tschechin.   1953   –   1959   studierte   er   in   Bern   und   Wien   (SS   1956)   Klassi-­‐‑ sche   Sprachen   sowie   Indogermani-­‐‑ sche   und   Allgemeine   Sprachwis-­‐‑ senschaft   und   besuchte   Sprachkur-­‐‑ se  zur  Slavistik.  1959  schloß  er  sein   Studium   mit   dem   Staatsexamen   in   Griechisch   und   Latein   ab.   1960/61   studierte  er  in  Philadelphia,  1963  in   Lund.   In   diesem   Jahr   wurde   er   mit   einer   Dissertation   zum   Griechi-­‐‑ schen:   Untersuchungen   zu   ἱερόός   hauptsächlich  bei  Homer  in  Bern  pro-­‐‑ moviert   (Bern   1963:   Stämpfli),   1970   habilitierte   er   sich   hier   mit   seiner   Arbeit   ‚Tauta‘   –   Beiträge   zur   Entste-­‐‑ hungsgeschichte   des   europäischen   Be-­‐‑ griffes   ‘Volk’.   Teil   I:   Lettisch   (ersch.   Univ.   Bern   1970).   Von   1963   –   1983   war  er  Lehrbeauftragter  für  die  sla-­‐‑ vischen  und  baltischen  Sprachen  an   der   Universität   Neuchâtel.   1978   wurde   er   PD-­‐‑Oberassistent   an   der   Universität  Bern,  1987  Professor  für   slavische   und   baltische   Studien,   1991   Ordinarius.   Nach   seiner   Eme-­‐‑ ritierung   (1999)   lehrte   er   seit   2000   noch   als   Gastprofessor   an   der   Karls-­‐‑Universität  in  Prag.     Dissertation   und   Habilitations-­‐‑ schrift   sind   philologisch-­‐‑historische   Wort-­‐‑   und  Begriffsstudien;  die  1972   in   den   Scando-­‐‑Slavica   erschienene   Studie   Daukša   und   Wujek   –   eine   ver-­‐‑ gleichende   semantische   Untersuchung   im   Litauischen   und   Polnischen   steht   in   engem   Zusammenhang   mit   die-­‐‑ ser  Habilitationsschrift.     In   seinen   literaturwissenschaftli-­‐‑ chen   Arbeiten   hat   Locher   immer   komparativ   gearbeitet.   Sein   metho-­‐‑ discher   Ausgangspunkt   ist   dabei   der   tschechische   Strukturalismus,   den   er   jedoch   undogmatisch   hand-­‐‑ habt.   So   versucht   er   den   im   Struk-­‐‑ turalismus   nicht   unbedingt   pro-­‐‑ minenten   Begriff   des   ‚autentično‘   (als   „Gegensatz   zum   Gefühl   der   Absurdität   und   der   entfremdeten   Alltäglichkeit“)   an   mehreren   narra-­‐‑ tiven   Modellen   tschechischer   und   slovakischer   Erzähler   aufzuzeigen   (Modely  narativního  zaměření  v  české  a   slovenské  próze  třicýtých  let  20.  století   In:   Slavica   Helvetica   42/1993).   Aus-­‐‑ gehend   von   einer   Stelle   in   Platons   Theaitetos   (202   b   4),   die   Locher   als   „Programm“   für   seine   Interpretati-­‐‑ on  versteht,  werden  die  von  Platon   angesprochenen   ‚Verflechtungen‘   als   narrative   Möglichkeiten   zur   Be-­‐‑ deutungsgenerierung   verstanden   (Ausgespielte  und  finale  Bedeutung  bei   K.  H.  Mácha,  A.  Platonov  und  J.  Žengė   in:  The  Olaf  Broch  Symposium,  Os-­‐‑ lo   1998).   Locher   sieht   in   Dichtung   und  Literatur  Äußerungen  „mensch-­‐‑ liche(r)   Belange“;   Autoren   wie   Ko-­‐‑ lář,   Popa   und   Ajgi   werden   daher   als   „Wortführer   jener   durch   Krieg,   totalitären   politischen   Druck,   kurz,   durch  das  Böse  im  Menschen  desil-­‐‑ lusionierten   Neo-­‐‑Avantgarde“   ver-­‐‑ 30 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 standen  (Zum  poetischen  Kode  bei  Jiří   Kolář,   Vasko   Popa   und   Gennadij   Ajgi   in:  Slavica  Helvetica  60/1998).   Für   den   Schweizerischen   Slavis-­‐‑ tenverband   gab   Jan   Peter   Locher   die   Sammelbände   zu   den   Internati-­‐‑ onalen   Slavistenkongressen   1993   (Bratislava)  und  1998  (Krakau)  her-­‐‑ aus,   gemeinsam   mit   Robert   Hodel   einen   Sammelband   zu   Andrej   Pla-­‐‑ tonov  (bibl.  Angaben  siehe  unten).     Ein  beträchtlicher  Teil  seines  wis-­‐‑ senschaftlichen   Werkes   ist   Fragen   der   litauischen   Literatur   gewidmet.   Das   weitere   publizierte   slavistische   Œuvre  steht  dahinter  etwas  zurück.   Jan   Peter   Locher   war,   wie   seine   Schüler   berichten,   ein   Vertreter   des   mündlichen  Wortes,  ein  Lehrer,  der   ihnen   seine   Begeisterung   für   die   Literatur   weitergeben   konnte.   Au-­‐‑ ßergewöhnlich   sprachbegabt,   hat   er   literaturwissenschaftliche   und   sprachhistorische   Untersuchungen   zum   Polnischen,   Tschechischen,   Li-­‐‑ tauischen,   Russischen,   Serbokroati-­‐‑ schen   und   Slovenischen   in   seinen   Seminaren   zusammengeführt   „und   damit  ein  reiches  komparatistisches   Potential   erschlossen“   (R.   Hodel).   Dabei  spielten  aber  auch  immer  po-­‐‑ litische   Implikationen   eine   Rolle:   die   Literaturen   und   Sprachen   ‚klei-­‐‑   ner   Völker‘   wurden   von   ihm   be-­‐‑ wusst  als  eigene  Stimmen  innerhalb   der  großen  politischen  Systeme  ver-­‐‑ mittelt.       Festschrift   Robert   Hodel:   Zum   Geleit.   In:   Zent-­‐‑ rum   und   Peripherie   in   den   slavischen   und  baltischen  Sprachen  und  Literatu-­‐‑ ren.  Festschrift  zum  70.  Geburstag  von   Jan   Peter   Locher     (=   Slavica   Helvetica   71),  Frankfurt  2004,  7–8.     Herausgaben   J.   P.   Locher   (Hrsg.),   Schweizerische   Beiträge   zum   XI.   Internationalen   Slavis-­‐‑ tenkongress   in   Bratislava,   Sept.   1993.   Bern–Berlin   usw.   1994   (=   Slavica   Hel-­‐‑ vetica,  42).   J.   P.   Locher   (Hrsg.),   Schweizerische   Beiträge   zum   XII.   Internationalen   Slavis-­‐‑ tenkongress   1998   in   Krakau.   Bern   usw.   1998  (=  Slavica  Helvetica,  60).   R.   Hodel,   J.P.   Locher   (Hrsg.),   Spra-­‐‑ che   und   Erzählhaltung   bei   A.   Platonov.   Bern–Berlin–Frankfurt  etc.  1998  (=  Sla-­‐‑ vica  Helvetica,  58).     Wikipedia   Vgl.  auch  den  Personeneintrag  Janas   Peteris   Locheris   in   der   litauischen   Wi-­‐‑ kipedia:   http://lt.wikipedia.org/wiki/ Jan_Peter_Locher.   Gratulation Prof. Dr. Klaus Städtke zum 80. Geburtstag Von Wolfgang Stephan Kissel (Bremen) Aus   heutiger   Retrospektive   zeichnet   sich   noch   deutlicher   als   in   den   1990er   Jahren   ab,   wie   tief   die   Zäsur   von   1989   zwei   Epochen   trennt.   Auch   die   deutsch-­‐‑deutsche   Biographie   des   Sla-­‐‑ visten   und   Literaturwissenschaftlers   Klaus  Städtke  wurde  von  dieser  Zäsur   geprägt:  Seine  Ausbildung  in  Slavistik   und   Indogermanistik   absolvierte   er   in   den  fünfziger  Jahren  an  der  Humboldt   Universität   in   Ostberlin.   Als   Wende-­‐‑ punkt   in   seiner   wissenschaftlichen   So-­‐‑ zialisierung   hat   Klaus   Städtke   selbst   das   Zusammentreffen   mit   Vertretern   der   Moskau-­‐‑Tartu-­‐‑Schule,   allen   voran   mit   Jurij   Lotman   und   Boris   Uspenskij,   bezeichnet.  Bei  mehrfachen  Aufenthal-­‐‑ ten  in  der  Sowjetunion  wurde  er  wäh-­‐‑ rend  der  sechziger  Jahre  mit  einer  geis-­‐‑ teswissenschaftlichen   Theorie   auf   der   Höhe   der   Zeit   bekannt,   die   sich   aus   den   großen   theoretischen   Strömungen   des   Formalismus   und   Strukturalismus   entwickelt  hatte.  Dem  Forscher  aus  der   DDR   halfen   diese   Kontakte,   den   Schock   des   Mauerbaus   und   die   Erfah-­‐‑ rung   klaustrophobischer   Enge   zu   überwinden   und   zu   neuen   produk-­‐‑ tiven  Fragen  zu  finden.   Dem   Vorbild   der   Moskau-­‐‑Tartu-­‐‑ Schule   folgte   Klaus   Städtke   in   einer   Verbindung   von   theoretischer   Reflexi-­‐‑ on   und   akribischer   Detailforschung,   die  sich  u.a.  in  der  intensiven  Beschäf-­‐‑ tigung   mit   Puškin   und   seiner   Epoche   niederschlug.  Seine  russischen  Aufsät-­‐‑ ze  fanden  den  Weg  u.a.  in  die  Trudy  po   znakovym   sistemam.   Aufmerksamkeit   und   Anerkennung   auch   in   der   westli-­‐‑ chen  Slavistik  erreichte  er  weiterhin  als   Autor   der   Monographie   Ästhetisches   Denken  in  Russland.  Kultursituation  und   Literaturkritik,   Berlin–Weimar   1978.   Anfang  der  achtziger  Jahre  trug  er  da-­‐‑ zu  bei,  die  Ansätze  der  Moskau-­‐‑Tartu-­‐‑ Schule   an   den   Universitäten   der   Bun-­‐‑ desrepublik  bekannt  zu  machen.  Noch   1988,   kurz   vor   dem   Zusammenbruch   der   DDR   und   des   Ostblocks,   erreichte   ihn  ein  Ruf  an  die  Universität  Bremen.     In  Bremen  bot  neben  der  Universität   vor   allem   die   Forschungsstelle   Osteu-­‐‑ ropa,  ein  sog.  An-­‐‑Institut,  das  der  His-­‐‑ toriker   Wolfgang   Eichwede   aufgebaut   hatte,  ein  besonders  günstiges  Umfeld.   Das   Archiv   sammelte   seit   den   frühen   achtziger   Jahren   Dokumente   osteuro-­‐‑ päischer   Dissidenten,   oft   in   Form   sog.   Samizdat-­‐‑Literatur.   Die   Forschungs-­‐‑ stelle   war   weit   über   die   Stadt   hinaus   bekannt   und   längst   ein   Magnet   für   Forscher   aus   dem   gesamten   Ostblock,   eine  Ausstrahlung,  die  nach  dem  Epo-­‐‑ chenwechsel   von   1989   noch   zunahm.   In   Klaus   Städtkes   Bremer   Lehre   und   Forschung   konnten   seine   exzellenten   Kenntnisse   der   russischen   Literatur   und   Kulturgeschichte   und   sein   ausge-­‐‑ prägtes   Theoriebewusstsein,   auch   sein   Interesse   an   deutscher   Systemphiloso-­‐‑ phie,   an   Kant,   Hegel,   Marx   und   Luh-­‐‑ mann   oder   an   der   Semiotik   der   Mos-­‐‑ kau-­‐‑Tartu-­‐‑Schule   Anregungen   und   Impulse  für  jüngere  Forscher  geben.  So   trug  er  dazu  bei,  die  Öffnung  der  noch   stark   philologisch-­‐‑geisteswissenschaft-­‐‑ lich   orientierten   Slavistik   hin   zur   in-­‐‑ terdisziplinären   Kulturwissenschaft   voranzutreiben.     An   der   Universität   Bremen   berei-­‐‑ cherte   Klaus   Städtke   Lehre   und   For-­‐‑ schung   zu   Osteuropa   bis   zu   seiner   Pensionierung   1999   und   noch   einige   Jahre  darüber  hinaus  durch  ein  weites   32 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 Spektrum   von   Veranstaltungen   und   Interessen,  das  den  Kanon  der  neueren   russischen   und   polnischen   Literatur   umfasste,   aber   auch   kulturverglei-­‐‑ chende   Seminare   etwa   zu   Literatur   und   Adelskultur   in   Osteuropa,   zum   Samizdat   oder   zur   Lagerliteratur   mit   einbezog.   Über   häufige   Vorträge   in   Moskau   und   Sankt   Petersburg   hielt   er   engen   Kontakt   zur   rasch   sich   wan-­‐‑ delnden   Wirklichkeit   der   postsowjeti-­‐‑ schen  Welt.  Seit  Anfang  der  neunziger   Jahre   kamen   parallele   Aktivitäten   in   Berlin   hinzu,   trotz   eines   Rufes   an   die   Humboldt   Universität   entschied   er   sich   zur   Weiterarbeit   in   Bremen,   ver-­‐‑ folgte   aber   regelmäßige   Projekte   am   Berliner  Zentrum  für  Literaturforschung,   das   der   Germanist   und   vergleichende   Literaturwissenschaftler   Eberhard   Lämmert  leitete.     Der  Ertrag  dieser  produktiven  Jahre   ist   in   zahlreichen   Publikationen,   Sam-­‐‑ melbänden   und   Forschungsartikeln   niedergelegt,  die  nicht  zuletzt  von  sei-­‐‑ nen   beharrlichen   Untersuchungen   zu   Autor   und   Autorschaft   in   der   Moder-­‐‑ ne   in   vergleichender   Perspektive   zeu-­‐‑ gen.  Hier  sind  zu  nennen  die  von  ihm   (mit)herausgegebenen   Sammelbände:   Dichterbild   und   Epochenwandel   in   der   russischen  Literatur  des  20.  Jahrhunderts,   Bochum   1996,   Welt   hinter   dem   Spiegel,   Berlin  1998  und  Spielräume  des  auktoria-­‐‑ len   Diskurses,   Berlin   2003.   Kultur   als   Übersetzung   hieß   die   Festschrift,   die   Freunde  und  Schüler  ihm  zum  65.  Ge-­‐‑ burtstag   1999   überreichten,   in   deren   Beiträgen  Fragen  der  kulturellen  Über-­‐‑ setzung,  der  slavischen  Orientalismen,   der   Interkulturalität   behandelt   wer-­‐‑ den,  die  heute  auch  in  den  postcolonial   studies   breite   Resonanz   finden.   Als   Summe   seiner   theoretischen   Überle-­‐‑ gungen   und   als   praktische   Anwen-­‐‑ dung   hat   die   Herausgabe   der   Russi-­‐‑ schen  Literaturgeschichte  mit  einem  Au-­‐‑     torenkollektiv   im   Metzler   Verlag   2002   zu   gelten,   deren   zweite   aktualisierte   Auflage   von   2011   die   Anerkennung   bestätigt,  die  das  Buch  an  den  slavisti-­‐‑ schen  Instituten  im  deutschsprachigen   Raum  gefunden  hat.     Im   Habitus   bescheiden   und   zu-­‐‑ rückhaltend,   durch   Wechselfälle   des   Lebens  früh  geprüft,  hat  Klaus  Städtke   seine  Position  in  der  Slavistik  mit  vor-­‐‑ sichtiger  Skepsis  eingeschätzt  und  we-­‐‑ nig   Aufhebens   um   seine   Person   ge-­‐‑ macht.  Dennoch  verdienen  sein  Anteil   an   der   Entwicklung   des   Faches   insge-­‐‑ samt  und  sein  Wirken  an  der  Universi-­‐‑ tät   Bremen   im   Besonderen   gewürdigt   zu  werden.  Im  Rückblick  gehört  Klaus   Städtke   zweifellos   zu   den   Slavisten,   die   dem   Fach   in   den   achtziger   und   neunziger   Jahren   wichtige   Impulse   gaben.  An  der  Universität  Bremen,  der   Stätte   seines   langjährigen   Wirkens,   gibt  es  heute  fünf  Professuren,  zwei  an   der   Universität,   drei   am   An-­‐‑Institut   der   Forschungsstelle   Osteuropa,   die   sich   mit   der   Geschichte,   den   Kulturen   und   Literaturen   Osteuropas   aus-­‐‑ einandersetzen.   So   entstand   über   die   letzten   25   Jahre   eine   umfassende   kul-­‐‑ turwissenschaftliche   Osteuropa-­‐‑For-­‐‑ schung   von   beachtlicher   Kontinuität   und   Breite,   zu   der   er   mit   seinen   eige-­‐‑ nen  Forschungen  und  über  die  Disser-­‐‑ tationen   und   Habilitationen   seiner   Schüler  beigetragen  hat.     In   der   norddeutschen   Landschaft   um   Worpswede   und   Fischerhude,   in   der   er   sich   von   Anfang   an   wohl   ge-­‐‑ fühlt   hat,   auch   weil   sie   ihn   an   die   Landschaft   seiner   Kindheit   und   Ju-­‐‑ gend   erinnert,   genießt   Klaus   Städtke   seit  seiner  Pensionierung  ein  otium  cum   dignitate.  Möge  diese  Muße  noch  lange   währen   und   möge   ihm   auf   seinem   weiteren   Weg   seine   Gelassenheit   er-­‐‑ halten  bleiben!   Gratulation Prof. em. Dr. Reinhard Lauer zum 80. Geburtstag Von Ulrike Jekutsch (Greifswald) Am   15.   März   dieses   Jahres   feierte   Reinhard  Lauer  seinen  80.  Geburtstag.   Der   „Altmeister   der   Slawistik“,   wie   die  Frankfurter  Allgemeine  Zeitung  Kers-­‐‑ tin   Holms   Würdigung   ihres   langjähri-­‐‑ gen   Rezensenten   slavischer   literari-­‐‑ scher   Neuerscheinungen   überschrieb,   verabschiedete   sich   damit   von   seinen   Göttinger   Kollegen   und   Kolleginnen   und   der   Stadt,   die   als   seine   akademi-­‐‑ sche   Wirkungsstätte   bezeichnet   wer-­‐‑ den  kann.   Reinhard   Lauer   wurde   1935   in   Bad   Frankenhausen   geboren,   das   Gymna-­‐‑ sium   besuchte   er   im   nahegelegenen   Jena.   In   dem   anfangs   verhaßten   Kla-­‐‑ vierunterricht   erwarb   er   bald   eine   Kunstfertigkeit,  die  er  sein  Leben  lang   pflegte   und   die   er   bis   heute   als   große   Bereicherung   empfindet.   Auch   an   den   Einmarsch   zunächst   der   amerikani-­‐‑ schen   und   dann   der   russischen   Trup-­‐‑ pen   in   Thüringen   erinnert   er   sich   pri-­‐‑ mär  in  Klangbildern:  Die  Schnelligkeit   und   Technik   der   amerikanischen   Ar-­‐‑ mee   beindruckte   ihn   ebenso   wie   die   Lieder   der   russischen   Soldaten,   die   er   in  der  Folgezeit  häufig  hörte  und  sang.   1951   verließ   die   Familie   die   DDR   und   übersiedelte   in   die   Bundesrepublik,   wo   Reinhard   Lauer   das   Gymnasium   beendete   und   anschließend   ein   Studi-­‐‑ um   der   Slavistik,   Germanistik   und   Osteuropäischen   Geschichte   zunächst   an   der   Universität   Marburg,   dann   an   der   FU   Berlin   und   den   Universitäten   Belgrad   und   Frankfurt   a.M.   absolvier-­‐‑ te.   1960   promovierte   er   bei   seinem   akademischen   Lehrer   Alfred   Ram-­‐‑ melmeyer  mit  der  Dissertation  zu  Hei-­‐‑ ne  in  Serbien  (publ.  1961)  und  ging  an-­‐‑ schließend   für   zwei   Jahre   als   Lektor   für   deutsche   Sprache   an   die   Universi-­‐‑ tät   Zagreb,   wo   er   mit   dem   Kreis   der   Zagreber   Schule   (Aleksandar   Flaker,   Ivo   Frangeš,   Zdenko   Škreb,   Viktor   Žmegač   u.a.)   zusammenkam   und   ihre   Auseinandersetzung   mit   den   theoreti-­‐‑ schen   und   methodischen   Konzepten   des   damals   wieder   neu   entdeckten   Russischen   Formalismus   und   des   Pra-­‐‑ ger   Strukturalismus   teilte.   Dort   lernte   er  auch  seine  spätere  Frau  Stanka  Ibler   kennen,   die   dafür   sorgte,   daß   er   sich   frei   von   alltäglichen   Sorgen   der   wis-­‐‑ senschaftlichen   Arbeit   widmen   konn-­‐‑ te.   1962   kehrte   er   an   die   Universität   Frankfurt   zurück,   wo   er   im   Mai   1969   mit   der   Abhandlung   Gedichtform   zwi-­‐‑ schen   Schema   und   Verfall.   Sonett,   Ron-­‐‑ deau,  Madrigal,  Ballade,  Stanze  und  Trio-­‐‑ lett   in   der   russischen   Literatur   des   18.   Jahrhunderts   (publ.   1975)   habilitiert   wurde.  Beide,  Dissertation  und  Habili-­‐‑ tationsschrift,   entspringen   seinem   starken,   auch   später   deutlich   zu   Tage   tretenden  Interesse  für  alle  Fragen  der   Lyrik   und   Metrik   und   entwickelten   zugleich   Forschungsrichtungen,   die   er   seitdem   weiter   verfolgt   hat:   Während   die   Dissertation   Probleme   übersetzeri-­‐‑ scher,   literaturkritischer   und   produk-­‐‑ tiver   Rezeption   am   Beispiel   der   Auf-­‐‑ nahme   Heinrich   Heines   in   der   serbi-­‐‑ schen   Literatur   untersucht,   galt   das   Hauptaugenmerk   der   Habilitations-­‐‑ schrift  der  Ausarbeitung  eines  Systems   neuer   lyrischer   Gattungen   im   Kontext   der   Europäisierung   der   russischen   Kultur   des   18.   Jahrhunderts.   Hier   werden  Fragen  der  Rezeption  europäi-­‐‑ scher   Vorbilder,   Muster   und   Regelpo-­‐‑ etiken  ebenso  behandelt  wie  solche  der   Etablierung   der   syllabotonischen   Me-­‐‑ 34 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 trik  seit  den  1730er  Jahren,  der  Diskur-­‐‑ se   um   die   Transposition   des   europäi-­‐‑ schen   Systems   lyrischer   Gattungen   in   die   russische   Literatur   und   die   Erar-­‐‑ beitung   einer   neuen   russischen   Tradi-­‐‑ tion   ihrer   Komposition.   Die   Arbeit   stellte   damit   erstmals   eine   systemati-­‐‑ sche   Untersuchung   der   russischen   Ly-­‐‑ rik  des  18.  Jahrhunderts  als  ganzheitli-­‐‑ ches   System   in   seiner   historischen   Entwicklung  vor.   1969,   im   Jahr   seiner   Habilitation,     folgte   er   dem   Ruf   auf   den   Lehrstuhl   für   Slavische   Philologie   (Literaturwis-­‐‑ senschaft)   an   der   Universität   Göttin-­‐‑ gen,   wo   er   die   Leitung   des   Seminars   für  Slavische  Philologie  übernahm  und   dessen   Anliegen   in   Fakultät   und   Uni-­‐‑ versität   erfolgreich   und   äußerst   ver-­‐‑ dienstvoll   vertrat.   Er   förderte   konse-­‐‑ quent   die   in   Göttingen   bereits   beste-­‐‑ henden   Wissenschaftsbeziehungen   zu   Universitäten   in   südslavischen   Län-­‐‑ dern   und   baute   Lehre   und   Forschung   zu   südslavischen   Literaturen   (Bulga-­‐‑ risch,   Serbokroatisch,   Slovenisch)   sys-­‐‑ tematisch   aus,   indem   er   die   Kontinui-­‐‑ tät   der   Sprachausbildung   und   der   Auseinandersetzung     mit   südslavi-­‐‑ schen   Kulturen   durch   die   Beschäfti-­‐‑ gung   regelmäßig   wechselnder   Gast-­‐‑ wissenschaftler   aus   Zagreb,   Beograd   und   Sofija   sowie   durch   eigene   Lehr-­‐‑ veranstaltungen   absicherte.     Seit   1973   leitete   er   die   damals   gemeinsam   mit   Kollegen   gegründete   Zweigstelle     der   Gesellschaft   für   Südosteuropafor-­‐‑ schung   an   der   Universität   Göttingen,   die   sich   der   interdisziplinären   Erfor-­‐‑ schung   der   Literaturen   Südosteuropas   widmete  und  im  Laufe  der  Jahre  zahl-­‐‑ reiche   Gastvortragende   nach   Göttin-­‐‑ gen   holte.   Es   entstand   damit   ein   rei-­‐‑ ches   Angebot   zu   Informationen   und   Diskussionen   für   die   Studierenden   und   Lehrenden   des   Slavischen   Semi-­‐‑ nars   und   für   Interessierte   aus   Univer-­‐‑ sität   und   Stadt,   das   gerne   genutzt   wurde.   Entsprechendes   gilt   für   die   Lehre   zur   russischen   Literatur,   die   in   ähnlicher   Weise   durch   Gastvortragen-­‐‑ de   und   Gastwissenschaftler   unter-­‐‑ stützt   wurde.   In   den   frühen   1990er   Jahren   nahm   er   mit   seinem   Kollegen   Prof.   Dr.   Werner   Lehfeldt   mit   Veran-­‐‑ staltungen  im  Slavischen  Seminar  und   dem   Band   Das   jugoslavische   Desaster   (1995)   deutlich   Stellung   zu   den   Krie-­‐‑ gen  im  zerfallenden  Jugoslawien.   Reinhard  Lauer  hat  stets  darauf  ge-­‐‑ achtet,   daß   neben   der   Lehre   und   For-­‐‑ schung   zur   russischen   Literatur   auch   die  slavistisch  und  europäisch  verglei-­‐‑ chende   Literaturforschung   nicht   zu   kurz   kam.   In   der   Lehre   bot   er   im   re-­‐‑ gelmäßigen   Wechsel   neben   Seminaren   zur   russischen   und   serbokroatischen   Literatur   auch   vergleichend   slavisti-­‐‑ sche   (z.B.   Slavische   Romantik,   Goethe   bei   den   Slaven   usw.)   an.   Die   von   sei-­‐‑ nem   Göttinger   Vorgänger   Maximilian   Braun  gegründete  Reihe  der  Opera  Sla-­‐‑ vica  führte  er  als  Herausgeber  der  Neu-­‐‑ en  Folge  auf  inzwischen  61  Titel.   Forschungen  zu  südslavischen  Lite-­‐‑ raturen   bilden   den   einen   großen   Schwerpunkt   seines   wissenschaftli-­‐‑ chen   Werks.   Sie   gelten   Fragen   und   Autoren  der  Renaissance-­‐‑   und  Barock-­‐‑ literatur   und   des   frühen   19.   Jahrhun-­‐‑ derts   ebenso   wie   der   Poetik   der   Mo-­‐‑ derne   und   der   Avantgarde.   Als   Bei-­‐‑ spiele   seien   hier   die   Arbeiten   zu   Ivan   Gundulić,   Vuk   Karadžić,   Ivo   Andrić   und   Miroslav   Krleža   erwähnt.   Viele   seiner  Abhandlungen  und  Aufsätze  zu   kroatischen   und   serbischen   Autoren,   unter   anderem   der   Band   zu   Miroslav   Krleža  und  der  deutsche  Expressionismus,   wurden   ins   Kroatische   und/oder   Ser-­‐‑ bische   übersetzt.   In   den   südslavischen   Bereich  gehören  auch  die  Arbeiten  zur   bulgarischen   und   slovenischen   Litera-­‐‑ tur   sowie   vergleichende   südslavische   Untersuchungen   und   die   Herausgabe   von   Beiträgen   zu   internationalen   und   interdisziplinären   Tagungen   zu   den   südosteuropäischen  Kulturen  (Die  Mo-­‐‑ derne   in   den   Literaturen   Südosteuropas,   1991;   Höfische   Kultur   in   Südosteuropa,   U. Jekutsch: Reinhard Lauer zum 80. Geburtstag 1994;  Die  literarische  Avantgarde  in  Süd-­‐‑ osteuropa   und   ihre   politische   und   gesell-­‐‑ schaftliche   Bedeutung,   2001).   Auch   den   nicht   an   der   Universität   Göttingen   ge-­‐‑ lehrten   slavischen   Literaturen   hat   er   sich  im  Laufe  der  Jahre  immer  wieder   einmal   zugewandt,   z.B.   mit   den   Ta-­‐‑ gungen   zur   makedonischen   und   slo-­‐‑ vakischen  Literatur.   Das   erste   von   ihm   eingeworbene   Forschungsvorhaben   war   das   von   der   DFG   geförderte   Projekt   der   umfang-­‐‑ reichen   Bibliographie   Serbokroatische   Autoren   in   deutscher   Übersetzung   (publ.   1995),  die  grundlegende  Informationen   für   Studien   zur   Rezeption   serbischer   und  kroatischer  Autoren  im  deutschen   Sprachraum   zwischen   1773   und   1993   bereitstellt.   Das   folgende   Forschungs-­‐‑ vorhaben   war   dann   dem   zweiten   Schwerpunkt   Reinhard   Lauers   in   For-­‐‑ schung  und  Lehre,  der  russischen  Lite-­‐‑ ratur,  gewidmet.  Es  betraf  die  von  der   Volkswagenstiftung   geförderte   Erstel-­‐‑ lung  eines  Katalogs  der  reichen  Samm-­‐‑ lung  älterer  Slavica  der  Göttinger  Uni-­‐‑ versitätsbibliothek   (Slavica   Goettingen-­‐‑ sia  1–3,  1995),  deren  russische  Bestände   vorwiegend   auf   die   Schenkungen   des   deutschstämmigen   russischen   Medizi-­‐‑ ners   Baron   Georg   von   Asch   an   seine   Alma   mater   zurückgehen.   Weitere   Forschungsprojekte   waren   u.a.   dem   „Göttinger   Russen“   Andrej   Kajsarov   und   der   russischen   literarischen   Uto-­‐‑ pie   gewidmet.   Das   zuletzt   genannte   Projekt   war   eines   der   ersten   zur   deutsch-­‐‑deutschen   Zusammenarbeit,   das  noch  vor  der  Wende  in  Kooperati-­‐‑ on   mit   der   Universität   Jena   begonnen   und   in   den   Jahren   nach   der   Wieder-­‐‑ vereinigung  zu  Ende  geführt  wurde.   Die  Göttingen  gewidmeten  Projekte   verweisen   bereits   auf   einen   anderen,   beständig   erscheinenden   Teil   seines   Werks,   der   der   Geschichte   der   Slavis-­‐‑ tik   an   der   Universiät   Göttingen   und   ihren   Beziehungen   zu   slavischen   Län-­‐‑ dern   gewidmet   ist.   Hervorzuheben   ist   in  diesem  Kontext,  daß  Reinhard  Lau-­‐‑ 35 er   stets   daran   gelegen   war,   die   Bezie-­‐‑ hungen   zu   der   Stadt   Göttingen   und   dem   Land   Niedersachsen   zu   pflegen   und   damit   zur   Popularisierung   der   slavischen   Literaturen   im   regionalen   Umfeld   beizutragen.   Im   nationalen   Bereich  tat  er  dies  u.a.  durch  seine  Re-­‐‑ zensionen   in   der   Frankfurter   Allgemei-­‐‑ nen  Zeitung.       Arbeiten   zur   russischen   Literatur   stellen   den   zweiten   großen   Teil   des   wissenschaftlichen   Werks   von   Rein-­‐‑ hard  Lauer  dar,  das  im  Jahre  2000,  als   er   sein   65.   Lebensjahr   erreichte,   514   Positionen   umfasste.1   Bis   2009   war   es   auf   679   Positionen   angewachsen,2   de-­‐‑ nen  in  den  folgenden  Jahren  bis  heute   zahlreiche   weitere,   und   darunter   sehr   gewichtige   Positionen   –   wie   z.B.   der   Sammelband  Erinnerungskultur  in  Süd-­‐‑ osteuropa   (2011)   und   der   gemeinsam   mit  France  Bernik  herausgegebene  Ta-­‐‑ gungsband   Die   Grundlagen   der   sloveni-­‐‑ schen  Kultur  (2010)  –  folgten.  Seine  Ar-­‐‑ beiten   zur   russischen   Literatur   sind   der  Erforschung  von  Begriffen,  Texten,   Autoren   und   Diskursen   aus   dem   ge-­‐‑ samten   Zeitraum   vom   Ende   des   17.   Jahrhunderts  bis  heute  gewidmet,  wo-­‐‑ bei   die   Literaturen   der   Aufklärung,   der   Romantik,   des   Realismus   und   der   Avantgarde  seine  besondere  Aufmerk-­‐‑ samkeit   erfuhren.   Hervorgehoben   sei-­‐‑ en   aus   der   Fülle   der   Werke   grundle-­‐‑ gende,  literaturgeschichtliche  Arbeiten   wie   die   Herausgabe   des   Bandes   Euro-­‐‑ päischer   Realismus   (1980)   des   Neuen   Handbuchs   der   Literaturwissenschaft,   in   dem   Reinhard   Lauer   auch   die   Artikel   zum   russischen   und   europäischen   Realismus  verfaßte.  Systematisch-­‐‑theo-­‐‑ 1   A.   Bruhn,   W.   Kroll   (Hg.),   R.   Lauer.   Schriftenverzeichnis   1958–2000,   2.,   überarb.   Aufl.,  Göttingen  2000  (Der  Blaue  Turm  15).   2   W.   Kroll,   Schriftenverzeichnis   Reinhard   Lauer   (1958–2008),   in:   M.   Freise,   W.   Kroll   (Hg.),  M.  Ju.  Lermontov  (1814–1841).  Interpre-­‐‑ tationen.   Beiträge   des   Göttinger   Lermontov-­‐‑ Symposiums   vom   15.   März   2005   zu   Ehren   von   Reinhard   Lauer,   Wiesbaden   2009   (Opera   Slavica  NF  50),  S.  133–188.   36 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 retische   Überlegungen   zur   Literatur-­‐‑ geschichtsschreibung   (Prinzipien   der   Literaturgeschichtsschreibung   1988),   be-­‐‑ griffsgeschichtliche   Untersuchungen   wie   der   Aufsatz   zu   „Problemen   der   Übertragung   literaturwissenschaftli-­‐‑ cher   Begriffe   des   russischen   Realis-­‐‑ mus“  (1978)  oder  die  Abhandlung  zur   „Russischen   Seele“   (1997)   gehören   ebenso  zu  seinem  Werk  wie  Motivana-­‐‑ lysen  („Ananas  –  ein  kulinarischer  To-­‐‑ pos   in   der   russischen   Literatur“,   1989;   „Die   intrigenlose   Komödie.   Zur   Mo-­‐‑ tivstruktur  von  N.V.  Gogol’s  Revizor“,   1992).   In   seiner   Arbeitsweise   folgte   er   nie  den  Hypothesen  und  theoretischen   Annahmen   nur   einer   Methode,   son-­‐‑ dern   basierte   seine   Untersuchungen   immer  primär  auf  eine  durchaus  theo-­‐‑ riegeleitete,   genaue   Lektüre   und   Ana-­‐‑ lyse   der   zugrundegelegten   Texte,   die   er   stets   in   ihrer   Wechselwirkung   mit   ihren   historischen   und   kulturellen   Kontexten   betrachtete.   Im   Jahre   2000   erschien  die  auf  seinen  –  im  Laufe  der   Jahre   immer   wieder   neu   konzipierten,   überarbeiteten   und   ergänzten   –   Vorle-­‐‑ sungszyklen   zur   russischen   Literatur   beruhende   Geschichte   der   russischen   Li-­‐‑ teratur.   Von   1700   bis   heute,   die   längst   zum   Standardwerk   in   den   slavisti-­‐‑ schen   Seminaren   des   deutschsprachi-­‐‑ gen   Raums   geworden   ist.   2009   er-­‐‑ schien   sie   in   2.,   ergänzter   Auflage.   Sie   verbindet   eine   systematisierende   Dar-­‐‑ stellung   der   historischen   Entwicklung   der  russischen  Literatur  in  der  Abfolge   ihrer   Epochen   mit   einer   Skizzierung   der   jeweiligen   Poetiken   und   Literatur-­‐‑ theorien,   der   Autoren   und   Texte   im   Kontext   ihrer   zeitgenössischen   kultu-­‐‑ rellen   Diskurse,   die   konkret   und   le-­‐‑ bendig  vor  den  Augen  des  Lesers  ent-­‐‑ stehen.   Zu   dieser   umfangreichen   Lite-­‐‑ raturgeschichte   erarbeitete   Reinhard   Lauer   eine   bei   Studierenden   sehr   be-­‐‑ liebte   Kurzfassung,   die   als   Taschen-­‐‑ buch   unter   dem   Titel   Kleine   Geschichte   der   russischen   Literatur   (2005)   erschien   und  im  Jahre  2009  in  Zagreb  in  kroati-­‐‑ scher   Übersetzung   publiziert   wurde.   Anschließend   folgte   seine   Biographie   Aleksandr   Puškins   (2006),   die   in   sie-­‐‑ ben   Kapiteln   einen   chronologisch   ge-­‐‑ ordneten   Einblick   in   Leben   und   Werk   Puškins   gibt.   Neben   einer   Skizzierung   der  poetischen  Verfahren  des  Dichters   und   der   Diskussion   seiner   Position   in   der   russischen   Gesellschaft,   vor   allem   auch   im   Verhältnis   zum   Zaren,   läßt   diese   Biographie   die   Komplexität   des   Werks  in  seiner  –  bei  aller  scheinbaren   Harmonie   und   Einfachheit   –   span-­‐‑ nungsreichen   Widersprüchlichkeit   deutlich  werden.     1980   wurde   Reinhard   Lauer   als   or-­‐‑ dentliches   Mitglied   in   die   Göttinger   Akademie   der   Wissenschaften   aufge-­‐‑ nommen,   die   ihm   in   den   Folgejahren   ein  weiteres  interdisziplinär  ausgerich-­‐‑ tetes   Tätigkeitsfeld   bot,   das   er   gerne   nutzte.  Dort  forschte  er  u.a.  mit  Kolle-­‐‑ gen  aus  anderen  Philologien  zur  litera-­‐‑ turwissenschaftlichen   Motivforschung   und   mit   Kollegen   aus   der   Geschichte,   Volkskunde,   Theologie   usw.   zu   Süd-­‐‑ osteuropa.   In   der   Folgezeit   wurde   er   zum   Mitglied   auch   der   Wissenschaft-­‐‑ lichen   Akademien   in   Belgrad,   Zagreb   und  Wien  gewählt.   Seine  Emeritierung  im  Jahr  2003  be-­‐‑ deutete  bei  weitem  nicht  das  Ende  sei-­‐‑ ner   wissenschaftlichen   Tätigkeit,   son-­‐‑ dern  gab  ihm  die  Gelegenheit,  frei  von   Verwaltungs-­‐‑   und   Lehraufgaben   sich   ganz   der   Forschung,   der   Tätigkeit   in   den   Akademien   und   vor   allem   der   Kooperation   mit   der   Universität   und   Akademie   in   Zagreb   zu   widmen,   die   ihn  regelmäßig  als  Gastwissenschaftler   zu   sich   einlud.   Neben   den   bereits   er-­‐‑ wähnten   Publikationen   und   Heraus-­‐‑ gaben   aus   diesen   Jahren,   dem   Sam-­‐‑ melband   Kroatien:   Kultur   –   Sprache   –   Literatur   (2005)   und   dem   Essay   Wie   viele  Blumen.  Epochen,  Regionen,  Traditi-­‐‑ on(en)   der   kroatischen   Literatur   (2008)   erschienen   zahlreiche   Aufsätze,   die   Zeugnis   von   seiner   unverminderten   Schaffenskraft  ablegen.   U. Jekutsch: Reinhard Lauer zum 80. Geburtstag Zu  seinem  65.  Geburtstag  widmeten   ihm   seine   Schüler   eine   Festschrift,   die   mit   ihrer   Dreiteilung   in   Arbeiten   zu   den  süd-­‐‑,  ost-­‐‑  und  westslavischen  Lite-­‐‑ raturen   den   weitgespannten   Kreis   sei-­‐‑ ner  Forschungen  spiegelt.  Sein  70.  Ge-­‐‑ burtstag  wurde  mit  einem  Kolloquium   zum   Werk   Michail   Lermontovs   gefei-­‐‑ ert,   dessen   Beiträge   2009   publiziert   wurden.   Anläßlich   seines   80.   Geburts-­‐‑ tags   veranstaltete   Prof.   Dr.   Andrea   Meyer-­‐‑Fraatz   an   der   Universität   Jena   ein  Kolloquium  zum  Thema  der  Inter-­‐‑ textualität   und   Ambiguität,   dessen   Beiträge  derzeit  zum  Druck  vorbereitet   werden.   Reinhard   Lauer   hat   als   Autor,   Her-­‐‑ ausgeber   und   akademischer   Lehrer   mit  seinem  umfangreichen  und  vielfäl-­‐‑ tigen,   nahezu   alle   slavischen   Li-­‐‑ teraturen  umfassenden  Werk,  das  eine   theoriegeleitete,   methodisch   reflek-­‐‑   37 tierte   Systematik   und   Gründlichkeit   mit   einer   leserfreundlichen   Ausrich-­‐‑ tung   verbindet,   eine   beeindruckende   Leistung   von   hoher   Strahlkraft   er-­‐‑ bracht.   Es   konnte   hier   nur   in   wenigen   Beispielen   umrissen   werden.   Große   Verdienste  um  die  Slavistik  hat  er  sich   vor   allem   im   Bereich   der   Literaturge-­‐‑ schichtsschreibung,   der   deutsch-­‐‑ slavischen   Wechselbeziehungen   und   der   interdisziplinär   vergleichenden   Forschung  zu  den  slavischen  Kulturen   erworben.     Anfang  dieses  Jahres  sind  Reinhard   und   Stanka   Lauer   nach   Priem   am   Chiemsee   umgesiedelt,   um   dort   ihrer   Tochter   und   den   Enkelkindern   nahe   zu  sein.  Von  dort  aus  wird  er  zweifel-­‐‑ los   weiterhin   wirken.   Wir   wünschen   ihm   hierfür   alles   erdenklich   Gute   und   weiterhin  viel  Erfolg!   Gratulation Prof. em. Dr. Klaus Trost zum 80. Geburtstag Von Norbert Nübler (Kiel) Am   20.   Juli   2014   beging   Klaus   Trost   seinen  80.  Geburtstag.  Aus  diesem  An-­‐‑ lass   sollen   auf   den   folgenden   Zeilen   seine  Verdienste  für  und  um  die  deut-­‐‑ sche   Slavistik   in   der   notwendigen   Kürze   zumindest   angesprochen   wer-­‐‑ den.   Klaus  Trost  wurde  am  20.07.1934  in   Kaiserslautern  geboren.  Nach  dem  Be-­‐‑ such   der   Grundschule   absolvierte   er   das   altsprachliche   Gymnasium   in   sei-­‐‑ ner   Geburtsstadt.   Nachdem   er   das   Abitur   abgelegt   hatte,   begann   er   ein   Studium   der   Slavistik   und   Indoger-­‐‑ manistik   an   der   Universität   des   Saar-­‐‑ landes  in  Saarbrücken,  wo  er  nach  sei-­‐‑ nem   Studium   zunächst   als   Assistent   am   Lehrstuhl   seiner   akademischen   Lehrerin   Linda   Sadnik   am   dortigen   Institut   für   Slawistik   arbeitete.   Seine   Dissertation   schloss   er   1965   ab.   Die   Arbeit   mit   dem   Titel   „Perfekt   und   Konditional   im   Altkirchenslavischen“   wurde   mit   einem   Dissertationspreis   ausgezeichnet.   Gedruckt   erschien   sie   in   gekürzter   Fassung   1972   bei   Ha-­‐‑ rassowitz  in  Wiesbaden.  Seine  wissen-­‐‑ schaftliche   Laufbahn   setzte   Klaus   Trost   mit   einem   Habilitationsstipendi-­‐‑ um  der  DFG  an  der  Universität  Würz-­‐‑ burg   fort.   Dort   wurde   er   bei   Rudolf   Aitzetmüller  erneut  als  wissenschaftli-­‐‑ cher   Assistent   tätig   und   habilitierte   sich   im   WS   1972/73   wieder   mit   einer   sprachgeschichtlichen   Arbeit:   „Unter-­‐‑ suchungen   zur   Übersetzungstheorie   und  -­‐‑praxis  des  späteren  Kirchenslavi-­‐‑ schen.   Die   Abstrakta   in   der   Hexaeme-­‐‑ ronübersetzung   des   Zagreber   Zbornik   von   1469.“   Der   Universität   Würzburg   blieb  er  auch  in  den  ersten  Jahren  nach   der   Habilitation   als   Privatdozent   treu.   Bereits   in   seiner   Lehre   in   Würzburg   zeigte   K.   Trost,   dass   seine   Interessen   und   Kenntnisse   weit   über   die   Ge-­‐‑ schichte   der   slavischen   Sprachen   hin-­‐‑ ausgingen.   Insbesondere   die   Kultur-­‐‑ wissenschaft,   aber   auch   literaturwis-­‐‑ senschaftliche   Themen   lagen   ihm   Zeit   seines  Lebens  am  Herzen.   Zum  SS  1977  wurde  Klaus  Trost  auf   den   Lehrstuhl   für   slavistische   Sprach-­‐‑ wissenschaft   an   die   Universität   Re-­‐‑ gensburg   berufen   und   trat   damit   die   Nachfolge   von   Karl-­‐‑Heinz   Pollok   an,   der   als   Gründungspräsident   an   die   Universität   Passau   gewechselt   war.   In   der   Umgebung   von   Regensburg   wur-­‐‑ de   er   auch   privat   heimisch;   einen   Ruf   an   die   Universität   Münster   lehnte   er   1981   ab.   Neben   seiner   wissenschaftli-­‐‑ chen   Tätigkeit   zeichnete   sich   K.   Trost   von   Beginn   an   ganz   besonders   durch   sein   Engagement   im   Bereich   der   Stu-­‐‑ dienorganisation   aus.   So   ermöglichte   er   während   seiner   Zeit   als   Dekan   der   Sprach-­‐‑   und   Literaturwissenschaften   in   den   Jahren   1983–1985   eine   weitge-­‐‑ hende   Liberalisierung   der   Fächerkom-­‐‑ binationen,  bezog  also  auch  Fächer  ein,   die  nicht  in  den  klassischen  Kanon  der   Philosophischen   Fakultäten   gehören.   Nach   seiner   Zeit   als   Dekan   wirkte   K.   Trost   1986–1988   als   Mitglied   des   aka-­‐‑ demischen   Senats.   Nicht   zuletzt   der   daraus   resultierenden   Vernetzung   mit   der  Universitätsleitung  und  mit  Kolle-­‐‑ gen   anderer   Fächer   ist   es   zu   verdan-­‐‑ ken,   dass   auf   K.   Trosts   Betreiben   hin   bereits   vor   der   politischen   Wende,   nämlich   im   Juli   1989,   ein   Partner-­‐‑ schaftsabkommen   der   Universität   Re-­‐‑ gensburg   mit   der   heutigen   Masaryk-­‐‑ Universität  in  Brünn  /  Tschechien  (da-­‐‑ N. Nübler: Klaus Trost zum 80. Geburtstag mals   noch   Univerzita   Jana   Evangelisty   Purkyně   in   der   noch   bestehenden   Tschechoslowakei)   unterzeichnet   wur-­‐‑ de.  Die  Mühe,  die  Überzeugungsarbeit   und   der   Arbeitsaufwand,   den   dieses   Projekt  mit  sich  brachte,  waren  damals   außerordentlich.   Nicht   zuletzt   auf-­‐‑ grund   dieses   Abkommens   zwischen   den  Universitäten  konnten  unmittelbar   nach  der  politischen  Wende  zahlreiche   Brünner   Wissenschaftler   einen   For-­‐‑ schungsaufenthalt   an   der   Universität   Regensburg  absolvieren.  So  war  es  nur   folgerichtig,  dass  K.  Trost  1991  mit  der   Goldenen  Verdienstmedaille  der  Brün-­‐‑ ner   Universität   ausgezeichnet   wurde.   In   konsequenter   Fortsetzung   seiner   Bemühungen   gelang   es   ihm   im   Jahr   1993,  einen  Schwerpunkt  für  Tschechi-­‐‑ en   gegen   starke   bayerische   Konkur-­‐‑ renz   nach   Regensburg   zu   holen.   Für   dieses  Projekt  konnte  er  auch  die  Uni-­‐‑ versität   Passau   als   Verbündeten   ge-­‐‑ winnen.  Die  Entstehung  und  die  Kon-­‐‑ zeption   des   Bohemicums   Regensburg-­‐‑ Passau   ist   vor   allem   K.   Trost   zu   ver-­‐‑ danken,   dessen   Leitung   er   anfangs   zusätzlich   zu   seinen   Lehrstuhlver-­‐‑ pflichtungen  innehatte.   Trotz   des   konsequenten   Einsatzes   für   die   Beziehungen   zu   Tschechien   war   K.   Trost   in   seiner   Forschung   und   Lehre   nie   auf   die   Bohemistik   ein-­‐‑ grenzbar.   Er   vertrat   die   Slavistik   stets   in  ihrer  ganzen  Breite,  angefangen  von   der  Russistik  über  die  Südslavistik  bis   zur   Westslavistik.   Er   bot   Lehrveran-­‐‑ staltungen  zur  Russistik,  Serbokroatis-­‐‑ tik,   Bulgaristik,   Polonistik   und   Bohe-­‐‑ mistik  und  Slowakistik  an.  Diese  Breite   und   Vielfalt   prädestinierte   ihn   dazu,   ab   1992   bis   2013   als   Mitherausgeber   des   „Anzeigers   für   Slavische   Philolo-­‐‑ gie“   zu   fungieren.   Aus   dieser   Vielfalt   erwuchs   dann   auch   beinahe   schon   zwangsläufig   ein   Schwerpunkt   in   der   Komparatistik,   der   auch   im   literatur-­‐‑ wissenschaftlichen   Schaffen   K.   Trosts   zur  Geltung  kommt.  Zugleich  wandel-­‐‑ te   sich   der   Sprachhistoriker   vor   allem   39 in   seinen   Regensburger   Jahren   zu   ei-­‐‑ nem   synchron   arbeitenden   Sprachwis-­‐‑ senschaftler,  der  jedoch  die  historische   Dimension   des   heutigen   Sprachzu-­‐‑ standes   nie   ignorierte.   Einen   bleiben-­‐‑ den   Schwerpunkt   seines   wissenschaft-­‐‑ lichen   Schaffens   stellen   seine   Studien   zur   Aspektologie   der   slavischen   Spra-­‐‑ chen,   aber   auch   seine   überaus   beach-­‐‑ tenswerten   Überlegungen   zur   verba-­‐‑ len   Pragmastruktur   dar,   eine   wissen-­‐‑ schaftliche   Arbeit,   die   er   auch   nach   seiner  Emeritierung  2001  fortsetzt.   Aus   der   Perspektive   der   Studieren-­‐‑ den   war   K.   Trost   ein   akademischer   Lehrer   im   besten   Sinne   dieses   Wortes.   Er   bewies   in   seinen   Lehrveranstaltun-­‐‑ gen   eine   große   Sorgfalt   im   Umgang   mit   den   Sprachdaten,   eine   tiefe   Durchdringung   des   Materials   und   ei-­‐‑ nen   Kenntnisreichtum,   der   bewun-­‐‑ dernswert  war.  Entsprechend  erwarte-­‐‑ te   er   auch   von   seinen   Studierenden   und  Mitarbeitern  sorfältiges,  nicht  nur   theorie-­‐‑,   sondern   insbesondere   fakten-­‐‑ geleitetes   Arbeiten.   Bei   all   dem   blieb   K.   Trost   stets   eine   Autorität   mit   aus-­‐‑ geprägt  menschlichem  Antlitz,  als  des-­‐‑ sen   hervorstechendste   Eigenschaft   vielleicht   seine   Bescheidenheit   gelten   darf.   Es   war   nie   sein   Bestreben,   seine   Verdienste   und   seine   Erkenntnisse   zum   eigenen   Vorteil   zu   vermarkten.   Statt   dessen   galt   sein   Bemühen   zeitle-­‐‑ bens   der   Fortentwicklung   der   philolo-­‐‑ gischen   Wissenschaften,   der   Verstän-­‐‑ digung   mit   den   slavischen   Ländern   und   Völkern   und   dem   studentischen   und   wissenschaftlichen   Nachwuchs.   Dies   trug   ihm   höchsten   Respekt   beim   akademischen   Nachwuchs   ebenso   ein   wie   bei   den   zahlreichen   in-­‐‑   und   aus-­‐‑ ländischen   Kollegen,   die   die   Freude   hatten,   mit   K.   Trost   zu   arbeiten.   Wir   wünschen  dem  Jubilar  deshalb  an  die-­‐‑ ser   Stelle   noch   viele   produktive   Jahre   im   Dienste   der   Wissenschaft,   die   im-­‐‑ mer   zugleich   auch   seine   Leidenschaft   war!   Gratulation Prof. Dr. Annelies Lägreid zum 80. Geburtstag Von Wolfgang Eismann (Graz) Die   Jubilarin   gehört   einer   Generation   an,   für   die   Karrieren   als   Frau   in   der   Wissenschaft  noch  eher  die  Ausnahme   bildeten,   da   die   äußeren   Bedingungen   dies   noch   weniger   begünstigten   als   heute.   Das   soll   hier   besonders   hervor-­‐‑ gehoben   werden.   Annelies   Lägreid   wurde  am  13.  Oktober  1935  in  Kärnten   in  St.  Veit  an  der  Glan  geboren  und  hat   dann   in   Graz   ihre   schulische   Ausbil-­‐‑ dung   absolviert   und   mit   Auszeich-­‐‑ nung  maturiert.  Bereits  bald  nach  Stu-­‐‑ dienbeginn   an   der   Karl-­‐‑Franzens-­‐‑ Universität   1955   heiratete   sie   und   be-­‐‑ kam   noch   vor   Ende   ihres   Studiums   eine   Tochter   (1956)   und   einen   Sohn   (1959).   Sie   studierte   Slawistik   bei   Jo-­‐‑ seph  Matl  und  Linda  Sadnik.  Das  Jahr   1957/58   verbrachte   sie   als   Stipendiatin   in   Zagreb.   Von   der   Herausgabe   des   Šestodnev   des   Exarchen   Johannes   durch   Rudolf   Aitzetmüller   inspiriert,   schrieb   sie   ihre   Dissertation   mit   dem   Titel  Der  rhetorische  Stil  im  Šestodnev  des   Exarchen   Johannes   und   schloss   ihr   Stu-­‐‑ dium   in   den   Fächern   Slavische   Philo-­‐‑ logie   und   Vergleichende   Sprachwis-­‐‑ senschaft  1961  mit  einer  Promotion  mit   sehr   gutem   Erfolg   ab.   In   der   Disserta-­‐‑ tion  gelang  ihr  der  Nachweis,  dass  der   Exarch   Johannes   nicht   nur   in   seiner   Übersetzung  den  griechisch-­‐‑byzantini-­‐‑ schen   rhetorischen   Mustern   folgte,   sondern   dass   er   auch   in   den   selbstän-­‐‑ digen   Passagen   der   antiken   Rhetorik   verpflichtet  war  und  dabei  individuel-­‐‑ le  Stilmittel  entwickelte.     Die   Dissertation   wurde   1962   von   der   Südosteuropa-­‐‑Gesellschaft   in   München   mit   einem   Preis   ausgezeich-­‐‑ net.  1965  erschien  sie  in  Buchform.   Nach   ihrer   Promotion   folgte   Anne-­‐‑ lies   Lägreid   mit   ihrer   Familie   ihrer   Lehrerin  Linda  Sadnik  an  die  Universi-­‐‑ tät   des   Saarlandes   nach   Saarbrücken.   Hier   arbeitete   sie   mit   einem   Habilsti-­‐‑ pendium   an   ihrer   Habilitation,   die   sie   1968   erfolgreich   abschloss.   Ihre   Habil-­‐‑ schrift  Die  russischen  Lehnwörter  im  Slo-­‐‑ venischen.  Die  in  der  ersten  Hälfte  des  19.   Jahrhunderts   übernommenen   Wörter   wurde  1973  publiziert.  In  dieser  Arbeit   liefert   Annelies   Lägreid   nach   einer   umfassenden   Einleitung   zur   Entwick-­‐‑ lung   der   slovenischen   Schriftsprache   aus   kulturhistorischer   Sicht,   in   der   sie   gesondert   auf   die   Verdienste   von   Va-­‐‑ lentin   Vodnik   und   Janez   Murko   ein-­‐‑ geht,  eine  gründliche  Analyse  der  von   Valentin   Vodnik   in   seinem   hand-­‐‑ schriftlichen   Wörterbuch   aufgezeich-­‐‑ neten   russischen   Lehnwörter   und   der   russischen  Lehnwörter  aus  Janez  Mur-­‐‑ kos   1832/33   in   Graz   erschienenem   Wörterbuch.  Nach  den  sorgfältig  kom-­‐‑ mentierten  Verzeichnissen  dieser  Wör-­‐‑ ter  folgt  ein  kurzer  Versuch  der  Analy-­‐‑ se  der  Verwendung  dieser  Lehnwörter   im   slovenischen   Schrifttum   des   19.   Jahrhunderts.   Bereits   1967   hatte   sich   Annelies   Lä-­‐‑ greid   mit   einer   Neuausgabe   von   Hie-­‐‑ ronymus   Megisers   Dictionarium   quatu-­‐‑ or   linguarum   große   Verdienste   um   die   slovenische   historische   Lexikographie   erworben.   Die   Publikation   enthielt   nicht  nur  den  Reprint  der  historischen   Ausgabe   von   1592,   sondern   auch   das   nach   den   slovenischen   Wörtern   ge-­‐‑ ordnete  Wörterbuch  (das  Original  war   ja  nach  den  deutschen  Wörtern  geord-­‐‑ net)  und  Verzeichnisse  aus  dem  Regis-­‐‑ ter  von  Jurij  Dalmatins  Bibel  von  1584   W. Eismann: Annelies Lägreid zum 80. Geburtstag und   aus   Adam   Bohoričs   Grammatik   von   1584,   letzteres   neu   geordnet.   In   ihrer  Einleitung  geht  Annelies  Lägreid   auf   die   Quellen,   die   Sprache,   die   Or-­‐‑ thographie   und   die   Lehnwörter   in   Megisers   Wörterbuch   ein.   Von   Jože   Stabej,  der  sie  bei  der  Arbeit  an  diesem   Projekt  unterstützt  hatte,  übersetzte  sie   Staro   božjepotništvo   Slovencev   v   Porenje   von  1965;  1967  als  Die  alten  Wallfahrten   der   Slowenen   an   den   Rhein   in   der   Zeit-­‐‑ schrift  des  Aachener  Geschichtsvereins   78  erschienen.   1970   erhielt   Annelies   Lägreid   einen   Ruf   auf   eine   Stelle   als   Wissenschaftli-­‐‑ che   Rätin   an   die   Universität   Mann-­‐‑ heim.  Dort  wurde  sie  1973  zur  Profes-­‐‑ sorin  ernannt.  In  Mannheim  wirkte  sie   bis   zu   ihrer   Pensionierung   1999   und   hat   Generationen   von   Studentinnen   und   Studenten   im   Bereich   der   slawi-­‐‑ schen   Sprachwissenschaft   und   der   süd-­‐‑   und   ostslawischen   Kulturge-­‐‑ schichte   ausgebildet.   In   ihren   wissen-­‐‑ schaftlichen   Aufsätzen   und   Rezensio-­‐‑ nen   hat   sie   sich   vornehmlich   mit   Fra-­‐‑ gen   der   historischen   Sprachwissen-­‐‑ schaft   beschäftigt,   dabei   immer   aber   auch  das  Wirken  der  Diachronie  in  der   Synchronie   im   Auge   gehabt,   wie   z.B.   in   ihrem   Aufsatz   zu   den   Kurz-­‐‑   und   Langformen   der   russischen   Adjektive   im  Prädikativ  (=  Latente  Kategorien  im   Russischen   als   Reste   älterer   Sprachzu-­‐‑ stände,  Anz.  f.  Slav.  Philologie  9,  1977,   209–226).   Dabei   beschränkte   sie   sich   nicht   nur   auf   Detailfragen,   sondern   ging   auch   auf   grundsätzliche   Proble-­‐‑ me   der   statisch-­‐‑synchronen   Sprach-­‐‑ wissenschaft  ein  und  plädierte  mit  ein-­‐‑ leuchtenden   Argumenten   gegen   eine   reine   Systemlinguistik,   „die   Phänome-­‐‑ ne   wie   Sprachkontakt,   Zweisprachig-­‐‑ keit,   Interferenz-­‐‑,   Analogie   und   Aus-­‐‑ gleichserscheinungen“  außer  Acht  ließ   (Morphologische   Tiefenstruktur   oder   ur-­‐‑ slavisches   Wurzelphänomen?;   in:   Anz.   f.   Slav.  Philologie  XVII  1986,  21–33).     In   ihrem   persönlichen   Leben   hat   es   Annelies   Lägreid   nie   einfach   gehabt.   41 Nach  der  frühen  Trennung  ihrer  Eltern   fiel  ihr  in  späteren  Jahren  die  Sorge  um   ihre  Mutter  zu.  Ihre  eigene  Familie  lebt   seit  vielen  Jahren  weit  entfernt  von  ihr   in   Norwegen.   Die   Freude   über   die   vielversprechenden   Karrieren   ihrer   Kinder  in  Norwegen  –  ihre  Tochter  ge-­‐‑ nießt   als   Hochschullehrerin   und   Wis-­‐‑ senschaflerin   großes   internationales   Ansehen,   der   Sohn   bekleidete   einen   angesehenen   Managerposten   –   wurde   getrübt   durch   den   plötzlichen   Tod   ih-­‐‑ res   Sohnes   im   Jahre   2008.   Ihre   Reisen   in   ihre   Heimatstadt   Graz   und   auch   nach   Norwegen   wurden   wegen   ge-­‐‑ sundheitlicher   Probleme   seltener.   Na-­‐‑ türlich   nimmt   sie   begeistert   Anteil   am   Schicksal   ihrer   fünf   Enkelinnen   und   Enkel   in   Norwegen,   zu   denen   2012   auch   ein   Urenkel   hinzugekommen   ist.   Sicher  wird  sie  sich  sehr  freuen,  wenn   die   Familie   aus   Norwegen   sie   zu   ih-­‐‑ rem   Geburtstag   in   Schriesheim   bei   Heidelberg  besucht.     Nach   ihrer   Pensionierung   hat   sie   in   Heidelberg   eine   Reihe   von   Dichterle-­‐‑ sungen   vornehmlich   österreichischer   Literatur   (Thomas   Bernhard,   Ingeborg   Bachmann,   Elfriede   Jelinek   u.a.)   orga-­‐‑ nisiert,   die   sich   großen   Zuspruchs   er-­‐‑ freuten.   Zudem   hat   sie   wieder   mit   dem   Klavierspielen   begonnen   und   musiziert  auch  zusammen  mit  einigen   Freunden  aus  ihrem  großen  Freundes-­‐‑ kreis.   Ihr   sympathisches   Wesen,   ihre   Aufrichtigkeit  und  stete  Freundlichkeit   und   nicht   zuletzt   ihr   gewinnender   Charme   haben   mit   dazu   beigetragen,   dass   der   Kreis   ihrer   Freundinnen   und   Freunde   groß   ist   und   diese   Freund-­‐‑ schaften  auch  dauerhaft  sind.     Zu  ihrem  Geburtstag  wünschen  wir   Annelies  Lägreid  eine  schöne  Feier  im   Kreise   ihrer   Familie   und   darüber   hin-­‐‑ aus  ein  langes  gesundes  und  weiterhin   erfülltes  Leben!   Vorstellung PD Dr. habil. Vladislava Warditz (zuvor Zhdanova) Im   September   2014   wurde   Vladis-­‐‑ lava   Warditz   mit   der   Arbeit   „Vari-­‐‑ anzstilistik   im   Wandel:   Russischer   Standard   und   Non-­‐‑Standard   nach   1985  im  Spannungsfeld  von  linguis-­‐‑ tischem   und   extralinguistischem   Diskurs“   an   der   Universität   Pots-­‐‑ dam   habilitiert   (venia   legendi   „Sla-­‐‑ vische   Philologie“).   Die   Arbeit   un-­‐‑ tersucht   die   Entwicklung   von   Stan-­‐‑ dard-­‐‑   und   Non-­‐‑Standard-­‐‑Varianz   im   sprachhistorischen   Kontext   von   Standardisierung   und   Destandardi-­‐‑ sierung   europäischer   Sprachen,   insbesondere   das   Verhältnis   zwi-­‐‑ schen   Empirie   und   linguistischer   Theoriebildung   in   der   russischen   Sprachgeschichte   des   19.   und   des   20.  Jahrhunderts.     Die   Forschungsinteressen   von   V.   Warditz   umfassen   v.a.   Variations-­‐‑   und   Soziolinguistik   des   Standards   und   Non-­‐‑Standards,   linguistische   Anthropologie,   Kontaktlinguistik,   funktionale   und   kontrastive   Gram-­‐‑ matik   und   Translationswissen-­‐‑ schaft.   Im   Bereich   der   synchronen   Linguistik   hat   sie   u.a.   zu   den   slavi-­‐‑ schen   Migrationssprachen   ge-­‐‑ forscht,   wobei   sie   bspw.   morpho-­‐‑ syntaktische   Variationstypologie   der   Sprachkontaktphänomene   und   Sprachwandelfaktoren   in   Kontakt-­‐‑ situationen   aus   pragmatischer   und   sozio-­‐‑   und   kontaktlinguistischer   Sicht  beschrieben  hat.  In  diachroner   Perspektive   arbeitet   sie   u.a.   zur   theoretischen   Rezeption   der   fran-­‐‑ zösischen   philologischen   Tradition   in   der   Slavia,   Geschichte   der   sla-­‐‑ vischen   Sprachetikette   und   Na-­‐‑ mensforschung.     Ihre   Vorlesungen   und   Seminare   umfassen   ebenfalls   synchrone   und   diachrone   Aspekte,   wobei   neben   dem   Russischen   und   Polnischen   auch   weitere   slavische   und   balti-­‐‑ sche   Sprachen   behandelt   werden.   Dieses   thematische   und   sprachliche   Spektrum   findet   seinen   Nieder-­‐‑ schlag   auch   in   den   betreuten   Ab-­‐‑ schluss-­‐‑  und  Promotionsarbeiten.     Dank   ihrem   wissenschaftlichen   Werdegang  verfügt  V.  Warditz  über   eine  internationale  akademische  Er-­‐‑ fahrung:   Nach   einem   Studium   der   Slavischen   Philologie   an   der   Lomo-­‐‑ nosov-­‐‑Universität   Moskau   absol-­‐‑ vierte   die   gebürtige   Rigaerin   ein   Promotionsstudium  (DAAD-­‐‑Stipen-­‐‑ dium)   an   der   Eberhard-­‐‑Karls-­‐‑Uni-­‐‑ versität   Tübingen   und   an   der   Lo-­‐‑ monosov-­‐‑Universität   Moskau   mit   der   Promotionsschrift   zur   funktio-­‐‑ nal-­‐‑semantischen  Analyse  von  Kau-­‐‑ salkonstruktionen   im   Russischen.   Danach   folgten   drittmittelfinan-­‐‑ zierte   Forschungsprojekte   an   den   Universitäten   Tübingen   (2002),   Bo-­‐‑ chum   (2003)   und   Jerusalem   (2010),   eine   Juniorprofessur   an   der   Uni-­‐‑ versität   Mainz/Germersheim   (2003– 2009)  sowie  Gastprofessuren  an  der   Universität   Graz   (2010)   und   Dres-­‐‑ den   (2013–2014).   2010–2013   hat   sie   die  Slavische  Sprachwissenschaft  an   der  Universität  Bonn  vertreten,  wo-­‐‑ bei   sie   den   Arbeitsbereich   Slavistik   seit   dem   Sommersemester   2011   bis   zur  Schließung  kommissarisch  leite-­‐‑ te.  Derzeit  ist  sie  Vertretungsprofes-­‐‑ sorin   an   der   Universität   Hildes-­‐‑ heim.   Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 43 'JW",+!*",W:*W%/"+,"$W><=@IWAEWL=MIW =V><HW `hzkiW rlac}nrkivW eiarpoqJW akstal{U nzjW rsastrIW pqoblfmzW iW pfqrpfksiU czW ihtxfni}HW 'JW &) 'IW HW -HHW L HMIW -,+!W ",*3 W 2-&W =AHW 'U ,*',"('%'W %."+,'$(' *++W "'+$W ><=?HW :'!'IW><=?IW?<?V?=>HWW -*W %"' -"+,"+!'W 2),"('W +W *'U 28+"+!'W (&'+W "'W -++%'JW +W !3'(&'W+W* (,+W"'W",(*W- (+W G +W "+5*%+PW -'W "'W +.(%(W HW *+,(.+$"#+W G,*-* +$"W ,*-94(1PHW 'JW",+!*",W:*W%/"+,"$WADWL><=?MW@IW ?E=V@=BHW     W _oqmzW 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 Konzeptualisierung  ost-­‐‑westlicher  Af-­‐‑ fektkulturen  angesichts  der  Ukraine-­‐‑Krise   5.   BMBF     HU  Berlin  (1)   1.   Universität   2.   23.  –  25.  April  2015   3.   Prof.  Dr.  Alfrun  Kliems  (HU  Berlin),  Prof.  Dr.  Alexander  Wöll  (Europa-­‐‑Univer-­‐‑ sität  Frankfurt/Oder),  Prof.  Dr.  Holt  Meyer  (Erfurt)   4.   BODYCZECH.  Repräsentationen  von  Körperlichkeit  in  der  tschechischen  Lite-­‐‑ ratur  und  Kultur  nach  1948   5.   DFG;  BMBF;  HU;  Europa-­‐‑Universität  Viadrina;  GWZO:  Tschechisches  Zentrum     HU  Berlin  (2)   1.   Universität   2.   19.  –  20.  März  2015   3.   Prof.  Dr.  Heinrich  Kirschbaum   4.   Poesie  der  (A)Sozialität.  Mitteleuropäische  Dichtung  nach  dem  Ende  des  Lite-­‐‑ raturzentrismus   5.   KOSMOS  (HU  Berlin)     Bochum  (1)   1.   Ruhr-­‐‑Universität  Bochum   2.   3.  –  5.  September  2014   3.   PD  Dr.  Manfred  Schruba   4.   Das  Pseudonym  im  Kontext  der  russischen  Emigration  in  Europa  (1917  –  1945)   5.   DFG   G. Giesemann: Slavistische Tagungen 45 Bochum  (2)   1.   Universität  Tübingen  (1)  (vgl.  auch  dort)   2.   23.  –  26.  September  2014   3.   Dr.   Anja   Gattnar   (Tübingen),   Christina   Clasmeier   (Bochum),   Prof.   Dr.   Tanja   Anstatt  (Bochum)   4.   Slavic  Languages  in  the  Black  Box   5.   DFG;  Ruhr-­‐‑Universität  Bochum     Bremen   1.   Universität  Bremen,  Bremen  Farge:  Denkort  Bunker  Valentin   2.   30.  Oktober  –  01.  November  2014   3.   Dr.  Yvonne  Pörzgen  (Bremen),  Alys  Cundy  (University  of    Bristol)   4.   Emotional  Strategies  in  Museum  Exhibitions   5.   Universität  Bremen       Dresden  (1)   1.   Institut  für  Slavistik   2.   11.  –  13.  Juli  2014   3.   Dr.  Matthias  Guttke,  Prof.  Dr.  Holger  Kuße   4.   Interkulturelles   Wochenendseminar   für   Fach-­‐‑   und   Führungskräfte   als   Beitrag   zur  Krisenprävention  und  Konfliktlösung   5.   DAAD     Dresden  (2)   1.   Institut  für  Slavistik   2.   18.  –  20.  September  2014   3.   Dr.  Marina  Scharlaj,  Prof.  Dr.  Holger  Kuße   4.   JungslavistInnen-­‐‑Treffen     Dresden  (3)   1.   Institut  für  Slavistik   2.   7.  November  2014   3.   Hana  Kosourová  (Brücke  /  Most  –  Stiftung),  Prof.  Dr.  Holger  Kuße   4.   8.  Bohemicum  Dresdense:  Tomáš  Garrigue  Masaryk  (1850–1937)   5.   Brücke  /  Most  –  Stiftung,  Institut  für  Slavistik     Frankfurt/Oder   1.   Universität  und  Collegium  Polonicum  in  Słubice   2.   26.  –  28.  September  2014   3.   Dr.  Maria  Smyshlaeva,  Dr.  Erik  Martin,  Nina  Frieß  (Potsdam)   4.   12.  Tagung  Junges  Forum  Slavistische  Literaturwissenschaft     Freiburg  (1)   1.   Universität  Freiburg   2.   02.  September  –  10.  Oktober  2014   3.   Prof.   Dr.   Juliane   Besters-­‐‑Dilger,   Dr.   Grzegorz   Krajewski,   Prof.   Dr.   Anna   Dą-­‐‑ browska  (Wrocław)   4.   Lingwistyczne  i  glottodydaktyczne  aspekty  niepełnej  polsko-­‐‑niemieckiej  dwu-­‐‑ języczności   5.   Deutsch-­‐‑polnische  Wissenschaftsstiftung   46 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 !40*14 NX4 ,'4#01'2:2g0#' 30%g OXg RXgfgSXg#8#+ #0gOMNQg PXg ,1g Xg *#++#Yg',-g 0!-g'88-g QXg 7,!&0-,#g#20!&23,%#,Yg"'!&0-,#g0)#,,2,'11#gfg*4'12'1!&e&'12-0'1!&#g ',e %3'12')g&#32#g RXg #0+,,e3*e!&--*g-$g ',%3'12'!1g1#*d0#' 30%g g !40+14 NX4 ,'4#01'2:2g0#' 30%g OXg OVXgfgPMXg ,30gOMNRg3,"gNTXgfgNUXg 3,'gOMNRg PXg 0-$Xg0Xg*'1 #2&g&#30>g QXg 7+.-1'#,Zg#!&'gfg '*#12-,#1gfg #'*#,12#',#Xg '2#02305'11#,1!&$2g',2#0,2'e -,*Zg0#' 30%gfg -1)3gfg2Xg#2#01 30%g RXg g g (40)14 NX4 ,'4#01'2:2g'#L#,g OXg NUXgfgNVXg 3,'gOMNRg PXg ,12'232g $H0g *4'12')g "#0g ,'4Xg '#L#,Yg '#L#,#0g #,203+g E12*'!&#1g 30-.Yg 0-$Xg0Xg#',&0"g *#0g QXg ,2#0,2'-,*#0g-0)1&-.gW&#g-*-!312g',g2&#g#,20*g30-.#,g '2#0230#1g ,"g3*230#1Zg0- *#+1g-$gg-#2'82'-,g,"g#12&#2'!'82'-,bg RXg [g'#L#,#0g#,203+gE12*'!&#1g30-.g 4 (40*14 NX4 ,'4#01'2:2g'#L#,g OXg NNXgfgNOXg#8#+ #0gOMNQg PXg '#L#,#0g #,203+g E12*'!&#1g 30-.g dg &#+2'1!&#1g e#285#0)g W 3*23e 0#**#g -,2)2eg3,"g -,$*')28-,#,g'+gE12*'!&#,g30-.agdg ,2#0,2'-,*g0"3e 2#g#,20#g$-0g2&#g23"7g-$g3*230#g]0-$Xg0Xg#',&0"g *#0Yg0-$Xg0Xg*#6,"#0g 0$^g QXg 12#0!*11gW#3#0#g,1:28#g"#0g08:&*$-01!&3,%ag RXg [g'#L#,#0g#,203+gE12*'!&#1g30-.g 4 (40+14 NX4 E"#0*#g,'4#01'2:2g 8,`gdg311'1!&#gE"#02'-,g OXg NTXgfgNVXg)2- #0gOMNQg PXg ,'4#01'2:2g'#L#,g]0-$Xg0Xg -,')g',%#,"#0^g831++#,g+'2g"#0g,'4#01'e 2:2g 8,`g QXg '#g-*%0#%'-,g*1g ,"')2-0g$H0g"'#g.0!&#,.-*'2')g'+g'#*4E*)#00#'!&g311e *,"g&#32#gfg #&01.0!&'%)#'2g'+g.,,3,%1$#*"g4-,g#.3 *')#,g3,"gE"#0e *#0g  #,#g dg p€t€}xƒ|z{g ‚ uz€g |r|g zvz|r„€‚g yŠ|€t€{g €}z„z|zg tg ~€u€r‡z€r}‹€{gq€ƒƒzzgrgƒ€t‚ ~ €~gŒ„r g RXg g 4 (40,14 NX4 31231e '# '%e,'4#01'2:2g'#L#,g OXg NMXgfgNOXg-4#+ #0gOMNQg G. Giesemann: Slavistische Tagungen PXg QXg 47 '#L#,#0g#,203+g12*'!&#1g30-.g3,"g#0"#0e ,12'232g 0 30%Yg+'2gRg02e ,#0,g31g"#+gE12*'!&#,g30-.g]*+27Yg*3(e.-!Yg 8,`YgD"JYg ',1)^g -0)1&-.g830g,25'!)*3,%g"#0g-)2-0,"#,31 '*"3,%Yg'+g&+#,g"#1g&#e +2'1!&#,ge#285#0)1gW 3*230#**#g -,2)2eg3,"g -,$*')28-,#,g'+gE12*'e !&#,g30-.ag g RXg 4 (40-14 NX4 31231e '# '%e,'4#01'2:2g'#L#,g OXg VXg '1gOPXg 'gOMNRg PXg '#L#,#0g #,203+g 12*'!&#1g 30-.g 3,"g #0"#0e ,12'232g 0 30%Yg &#+2'e 1!&#1g e#285#0)g W 3*230#**#g -,2)2eg 3,"g -,$*')28-,#,g '+g E12*'!&#,g 30-.ag QXg 3++#0g!&--*g"#1g&#+2'1!&#,ge#285#0)1g83gW 3*2')3*230*'2:2g'+g E12*'!&#,g30-.Zg -,8#.2#Yg8#,0'#,Yg-*'2')#,ag RXg g 4 #40)14 NX4 *$0'#"g 03..g'11#,1!&$21)-**#%g0#'$15*"g OXg UXgfgNPXg#.2#+ #0gOMNQg PXg 0-$Xg0Xg*#6,"#0gE**[g0#'$15*"#0g-*-,'!3+gg QXg -*,"g1g,g ,2#0!3*230*g.!#g RXg *$0'#"g 03..g2'$23,%g g #40*14 NX4 *$0'#"g 03..g'11#,1!&$21)-**#%g0#'$15*"g OXg NRXgfgNUXg)2- #0gOMNQg PXg 0Xg *4"'g+-*Yg0-$Xg0Xg'0)g$$#*+,,g]113^g QXg -12!-*-,'*g*4'!g '2#0230#1g$2#0g-++3,'1+g RXg [g*$0'#"g 03..g2'$23,%g g #40+14 NX4 ,'4#01'2:2g %,'2-%-01)g OXg OTXgfgOVXg-4#+ #0gOMNQg PXg 0-$Xg0XgXgXg3*#8)-4Yg0-$Xg&X!Xg0Xg0Xg&X!Xg007g*2#0g3XXg QXg q ƒƒ|rg| }‹„ ‚rg|r|g€s‰ |„gƒ€t‚ ~ €{g} |ƒz|€u‚r†zzgzg†‚ry €u‚r†zzg g #40,14 NX4 22*'!&#g,'4#01'2:2g2Xg#2#01 30%g OXg NRXgfgNTXg#8#+ #0gOMNQg PXg 0-$Xg0Xg#20gXg3!&0)',Yg0-$Xg0Xg*0')#g #)321!&g3XXg QXg o}rƒƒzˆ ƒ|rg „‚rvz‡zg zg  |}rƒƒzˆ ƒ|rg }z„ ‚r„ ‚rg tg zƒ„€‚zzg ‚ ƒƒ|€{g | }‹„ ‚Šg RXg [g22*'!&#g,'4#01'2:2g2Xg#2#01 30%g g #40-14 NX4 22*'!&#g,'4#01'2:2g2Xg#2#01 30%g OXg OQXgfgOSXg 3,'gOMNRg PXg ,2Xg#285#0)gW0 ,g-'!#1ag]0-$Xg0Xg#0,&0"g0#&+#0g$H0g0#'$15*"^g 48 4.   Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 Int.  Konferenz  Urban  Voices:  Linguistic  Variation  and  Communicative  Diversi-­‐‑ ty   DFG;  Staatliche  Universität  St.  Petersburg   5.     Greifswald  (6)   1.   Alfried  Krupp  Wissenschaftskolleg  Greifswald   2.   10.  –  22.  August  2015   3.   Prof.  Dr.  Bernhard  Brehmer,  Dr.  Roman  Dubasevych   4.   20.  Greifswalder  Ukrainicum:  Beyond  War  and  Peace:  Conflict,  Migration,  and   Civil  Society  in  Contemporary  Ukraine   5.   Alfried  Krupp-­‐‑Stiftung     Hamburg  (1)   1.   Warburg-­‐‑Haus   2.   4.  –  6.  Dezember  2014   3.   Prof.  Dr.  Anja  Tippner,  Dr.  Anna  Artwińska   4.   Narratives   of   Annihilation,   Confinement   and   Survival:   Camp   Literature   in   a   Comparative  Perspective   5.   Universität  Hamburg     Hamburg  (2)   1.   Warburg-­‐‑Haus  /  KZ-­‐‑Gedenkstätte  Neuengamme   2.   21.  –  23.  Juni  2015   3.   Prof.  Dr.  Anja  Tippner,  Dr.  Anna  Artwińska,  Katarzyna  Adamczak,  M.A.   4.   Nach  dem  Holocaust.  Filmische,  performative  und  diskursive  Formen  postka-­‐‑ tastrophischer  Vergegenwärtigung  in  Polen  und  Deutschland   5.   Stiftung  für  deutsch-­‐‑polnische  Zusammenarbeit     Jena  (1)   1.   Institut  für  Slawistik   2.   4.  September  2014   3.   Prof.  Dr.  Andrea  Meyer-­‐‑Fraatz   4.   Krizis   utopia?   Smeny   ėpoch   i   ich   otraženie   v   slavjanskich   literaturach   20   i   21   stoletij   5.   DAAD,  Erasmus,  Universität     Jena  (2)   1.   Institut  für  Slawistik   2.   10.  –  11.  April  2015   3.   Prof.  Dr.  Andrea  Meyer-­‐‑Fraatz   4.   Intertextualität,   Dialogizität,   Ambiguität.   Tagung   zu   Ehren   Reinhard   Lauers   anlässlich  seines  80.  Geburtstags     Kiel  (1)   1.   Institut  für  Slavistik   2.   25.  –  27.  September  2014   3.   Institut  für  Slavistik   4.   Russische  Satire  seit  der  Perestrojka  bis  in  die  unmittelbare  Gegenwart:  Formen   und  Themen  künstlerischer  Auseinandersetzung   5.   Fakultäts-­‐‑  und  Institutsmittel   G. Giesemann: Slavistische Tagungen 49 Kiel  (2)   1.   Institut  für  Slavistik   2.   16.  –  18.  Oktober  2014   3.   Institut  für  Slavistik   4.   Mehrsprachige   Sprachlandschaften?   Das   Problem   der   slavisch-­‐‑deutschen   Mischtoponyme   5.   Graduiertenschule  „Human  Development  in  Landscapes“  an  der  Universität     Kiel  (3)   1.   Institut  für  Slavistik   2.   10.  –  11.  April  2015   3.   Institut  für  Slavistik   4.   Junge  Slavistik  im  Dialog.  X.  Internationale  Slavistische  Konferenz  (für  Master-­‐‑ Studierende  und  Promovierende)   5.   Institutsmittel     Köln  (1)   1.   Slavisches  Institut   2.   25.  –  27.  Juni  2015   3.   Prof.  Dr.  Daniel  Bunčić   4.   Theorie  und  Konzepte  von  Mehrschriftigkeit   5.   DFG:   Finanzierung   im   Rahmen   des   Wissenschaftlichen   Netzwerks   „LitCo   –   Literacies  in  Contact“     Köln  (2)   1.   Slavisches  Institut   2.   17.  –  19.  September  2015   3.   Prof.  Dr.  Daniel  Bunčić   4.   XXIV.  JungslavistInnen-­‐‑Treffen       Konstanz   1.   Universität  Konstanz     2.   1.  –  5.  September  2014   3.   Prof.  Dr.  Walter  Breu   4.   XL.  Konstanzer  Slavistisches  Arbeitstreffen     München  (1)   1.   Institut  für  Slavische  Philologie   2.   3.  Dezember  2014   3.   Prof.  Dr.  Ulrich  Schweier,  Anastasia  Meermann,  M.A.   4.   14.  Alois-­‐‑Schmaus-­‐‑Kolloquium   5.   Alois-­‐‑Schmaus-­‐‑Stiftung     München  (2)   1.   Institut  für  Slavische  Philologie   2.   Online-­‐‑Konferenz  30.  Oktober  bis  02.  November  2014   3.   Institut   4.   V.  Internationale  virtuelle  Ukrainistik-­‐‑Konferenz.  Dialog  der  Sprachen  –  Dialog   der  Kulturen.  Die  Ukraine  aus  globaler  Sicht     50 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 München  (3)   1.   Institut  für  Slavische  Philologie   2.   13.  –  14.  Februar  2015   3.   Prof.   Dr.   Riccardo   Nicolosi   in   Kooperation   mit   der   Ruhr-­‐‑Universität   Bochum   und  der  Graduiertenschule  für  Ost-­‐‑  und  Südosteuropastudien   4.   Internationaler  Workshop:  The  Born  and  the  Common  Criminal.  The  Discourse   of  Criminality  and  the  Practice  of    Punishment  in  the  Late  Russian  Empire  and   the  Early  Soviet  Union  (1880-­‐‑1941)     München  (4)   1.   Institut  für  Slavische  Philologie   2.   28.  April  2015   3.   Institut   4.   Podium:  Dialog  der  Sprachen  –  Dialog  der  Kulturen,  Vorträge  der  Preisträger   5.   Institutsmittel;  Unterstützung  der  Bayerischen  Staatskanzlei     München  (5)   1.   Institut  für  Slavische  Philologie   2.   18.  –  20.  Juni  2015   3.   Prof.  Dr.  Riccardo  Nicolosi,  Prof.  Dr.  Polian  Barskova  (Hampshire  College)   4.   Internationale  Tagung:  Narrating  the  Siege.  The  Blockade  of  Leningrad  and  its   Transmedial  Narratives     Passau   1.   Universität  Passau   2.   6.  –  8.  März  2015   3.   Prof.  Dr.  Dirk  Uffelmann,  Christian  Kampkötter,  M.A.   4.   Umsiedlung,   Vertreibung,   Wiedergewinnung?   Postkoloniale   Perspektiven   auf   deutsche  und  polnische  Literatur  über  den  erzwungenen  Bevölkerungstransfer   der  Jahre  1944  bis  1950   5.   Beauftragte   der   Bundesregierung   für   Kultur   und   Medien   (BKM);   Universität   Passau;  Tschechische  Akademie  der  Wissenschaften     Universität  Potsdam  (1)   1.   Institut  für  Slavistik   2.   13.  –  14.  November  2014   3.   Prof.   Dr.   Magdalena   Marszałek   (in   Kooperation   mit   Dr.   Jolanta   Żyndul,   Dr.   Barbara  Breysach,  Dr.  Birgit  Krehl)   4.   Erster  Weltkrieg:  Jüdische  Erfahrungen  in  Ost-­‐‑  und  Mitteleuropa   5.   Deutsch-­‐‑Polnische  Wissenschaftsstiftung,  DAAD     Universität  Potsdam  (2)   1.   Institut  für  Slavistik   2.   18.  –  21.  September  2014   3.   Prof.  Dr.  Norbert  P.  Franz   4.   Internationales   und   interdisziplinäres   Symposium:   Andrej   Tarkovskij   –   der   Weg  zum  Klassiker   5.   DFG,  Freunde  der  Universität  Potsdam     G. Giesemann: Slavistische Tagungen 51 Universität  des  Saarlandes  (1)   1.   Universität   2.   10.  –  21.  November  2014   3.   Prof.  Dr.  Roland  Marti  (Slavistik,  International  Office)   4.   Herbstakademie  „Schwierige  Nachbarschaft  (?):  europäische  Erfahrungen“   5.   Auswärtiges  Amt     Universität  des  Saarlandes  (2)   1.   Universität   2.   8.  –  12.  Juni  2015   3.   Slavistik,  International  Office,  Frankreichzentrum,  Universität  der  Großregion,   Musikfestspiele  Saar,  Max-­‐‑Planck-­‐‑Institut  für  Informatik   4.   Polnische  Woche  an  der  Universität  des  Saarlandes     Tübingen  (1)   1.   Slavisches  Seminar   2.   23.  –  26.  September  2014   3.   Dr.   Anja   Gattnar   (Tübingen),   Christina   Clasmeier   (Bochum),   Prof.   Dr.   Tanja   Anstatt  (Bochum)   4.   Slavic  Languages  in  the  Black  Box   5.   DFG;  Ruhr-­‐‑Universität  Bochum     Tübingen  (2)   1.   Slavisches  Seminar   2.   1.  –  2.  Oktober  2014   3.   Prof.  Dr.  Schamma  Schahadat  (Tübingen),  Dr.  Angnieszka  Jezierska-­‐‑Wiśniew-­‐‑ ska  (Warschau)   4.   Deutsch-­‐‑polnische   Studierendenkonferenz   zu   Transferbewegungen:   Ideen   –   Übersetzungen  –  Orte     5.   Deutsch-­‐‑polnische  Wissenschaftsstiftung;  DAAD     Tübingen  (3)   1.   Slavisches  Seminar   2.   6.  –  8.  November  2014   3.   Prof.  Dr.  Schamma  Schahadat;  Prof.  Dr.  Thomas  Lahusen  (Toronto)   4.   (Post)Socialist  Spaces   5.   DFG     Tübingen  (4)   1.   Universität  Berlin   2.   11.  –  13.  Dezember  2014   3.   Claudia  Dathe  (Tübingen),  Kateryna  Stetsevych  (Berlin)   4.   Werte   und   Wandel.   Zukunftsentwürfe   für   Kultur   und   Zivilgesellschaft   in   der   Ukraine,  Moldau,  Belarus  und  Georgien   5.   Auswärtiges  Amt     Tübingen  (5)   1.   Slavisches  Seminar   2.   5.  –  7.  Februar  2015   52 3.   4.   5.   Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 Prof.  Dr.  Irina  Wutsdorff,  Katja  Wetz,  M.A.,  Prof.  Dr.  Manfred  Weinberg  (Prag),   Dr.  Štěpán  Zbytovský  (Prag)     Prager  Figurationen  jüdischer  Moderne   Beauftragte   der   Bundesregierung   für   Kultur   und   Medien;   Deutsch-­‐‑Tschechi-­‐‑ scher  Zukunftsfonds     Tübingen  (6)   1.   Slavisches  Seminar   2.   6.  –  10.  Mai  2015   3.   Prof.  Dr.  Schamma  Schahadat,  Claudia  Dathe   4.   Übersetzungswürfel:  Sechs  Seiten  europäischer  Literatur  und  Übersetzung   5.   Kulturstiftung  des  Bundes;  Robert  Bosch  Stiftung,  EU     Tübingen  (7)   1.   Slavisches  Seminar   2.   3.  –  4.  Juli  2015   3.   Dr.  Gesine  Drews-­‐‑Sylla   4.   Writing  and  Screening  Socialisms  in  an  Entangled  World   5.   Intramurales   Förderprogramm   Universität   Tübingen   „Projektförderung   für   NachwuchswissenschaftlerInnen“       Wien  (1)   1.   Institut  für  Slawistik   2.   14.  –  17.  Januar  2015   3.   Prof.  Dr.  Anna  Kretschmer,  Prof.  Dr.  Stefan  Michael  Newerkla,  Prof.  Dr.  Fedor   B.  Poljakov   4.   Mehrheiten   ↔   Minderheiten:   Sprachlich-­‐‑kulturelle   Identitäten   der   Slavia   im   Wandel  der  Zeit   5.   Philologisch-­‐‑Kulturwissenschaftliche  Fakultät  der  Universität     Wien  (2)   1.   Szkolny  Punkt  Konsultacyjny  przy  Ambasadzie  RP  w  Wiedniu;  Institut  für  Sla-­‐‑ wistik   2.   21.  –  24.  November  2014   3.   Hanna   Kaczmarczyk   (Szkolny   Punkt),   Teresa   Kopeć   (Wspólnota   Polskich   Or-­‐‑ ganizacji  w  Austrii  Forum  Polonii),  Dr.  Liliana  Madelska  (Institut  für  Slawistik)   4.   Sprache  –  Kultur  –  Didaktik.  Neuere  Tendenzen  der  polnischen  Glottodidaktik   im  Überblick   5.   Szkolny  Punkt  Konsultacyjny  im.  Jana  III  Sobieskiego  przy  Ambasadzie  RP  w   Wiednu;  Stowarzyszenie  Mea  Polonia;  Wspólnota  Polskich  Organizacji  w  Aus-­‐‑ trii  Forum  Polonii;  Institut  für  Slawistik  der  Universität  Wien       Zürich   1.   Slavisches  Seminar  der  Universität  Zürich   2.   29.  –  30.  Mai  2014   3.   Mitarbeiter  des  Seminars   4.   Workshop  zur  Rezeption  von  Sergej  M.  Tret’jakovs  künstlerischem  Werk.   Deutsche Slavistik: Forschung Slavistische Veröffentlichungen Zusammengestellt von Ulrich Steltner (Jena) A. Slavistische  Reihen  und  Zeitschriften   (Neugründungen  oder  bisher  im  BDS  nicht  verzeichnet)     Das  östliche  Europa:  Kunst-­‐‑  und  Kulturgeschichte.  Hg.  v.  Robert  Born,  Michaela  Ma-­‐‑ rek  und  Ada  Raev.  Köln  etc.   Bisher  2  Bde.     SLOVO  :  Slavistische  Studien  /  Slavonic  Studies.  Hg.  v.  Andreas  Ohme  und  Nicole   Richter.  Frankfurt  a.M.  etc.       Studien   zur   Kulturellen   und   Literarischen   Kommunismusforschung,   Hg.   v.   Grze-­‐‑ gorz  Wołowiec  und  Anna  Artwińska.  Frankfurt  a.  M.     Bisher  2  Bde.     B.  Dissertationen  [D]  und  Habilitationsschriften  [H]     Artwińska,  Anna     Poetry   in   the   Service   of   Politics.   The   Case   of   Adam   Mickiewicz   in   Communist   Po-­‐‑ land  and  Johann  Wolfgang  von  Goethe  in  East  Germany,  transl.  by  Kalina  Iwanek.   Frankfurt   a.   M.   2015   [D   Hamburg   <Übersetzung   der   Dissertation   aus   dem   Polni-­‐‑ schen>].     Behnke,  Lars     Zur   Variation   zwischen   reinem   Dativ   und   präpositionaler   Markierung   mit   dla   'ʹfür'ʹ   in  ostpolnischen  Dialekten.  Oldenburg  2014.  (Studia  Slavica  Oldenburgensia;  26)  [D   Oldenburg]     Brüggemann,  Mark   Die  weißrussische  und  die  russische  Sprache  in  ihrem  Verhältnis  zur  weißrussischen   Gesellschaft  und  Nation.  Ideologisch-­‐‑programmatische  Standpunkte  politischer  Ak-­‐‑ teure   und   Intellektueller   1994   –   2010.   Oldenburg   2014.   (Studia   Slavica   Oldenbur-­‐‑ gensia;  23)  [D  Oldenburg]     Burenina-­‐‑Petrova,  Ol’ga     Cirk  v  prostranstve  kul’tury.  Moskva  2014.  [H  Zürich]     Feldmeier,  Beate     Anrede   im   Sprachkontakt.   Reflexion   und   Gebrauch   von   Anredestrategien   durch   tschechische  Migranten  im  deutschsprachigen  Umfeld.  München  etc.  2014.  (Slavisti-­‐‑ sche  Beiträge;  498)  [D  Regensburg]     54 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 Frimmel,  Sandra     Kunsturteile.   Gerichtsprozesse   gegen   Kunst,   Künstler   und   Kuratoren   in   Russland   nach  der  Perestroika.  Wien  etc.  2015.  [D  Zürich]     Hitzke,  Diana     Nomadisches  Schreiben  nach  dem  Zerfall  Jugoslawiens.  David  Albahari,  Bora  Ćosić   und   Dubravka   Ugrešić.   Frankfurt   a.   M.   etc.   2014.   (Slavische   Literaturen.   Texte   und   Abhandlungen;  46)  [D  Gießen]     Hofmann,  Tatjana     Literarische  Ethnografien  der  Ukraine  –  Prosa  nach  1991.  Basel  2014.  [D  Zürich]       Lecke,  Mirja     Westland.   Polen   und   die   Ukraine   in   der   russischen   Literatur   von   Puschkin   bis   Ba-­‐‑ bel’.  Frankfurt  a.M.  2015.  [H  Münster]     Mamedova,  Zarifa     Narren  als  Vorbilder.  Die  Überwindung  der  Postmoderne  in  der  russischen  Literatur   der  1990er  und  2000er-­‐‑Jahre.  München  etc.  2014.  [D  München]     Meier,  Nils   Die   Zeitschrift   „Literaturnyj   kritik“   im   Zeichen   sowjetischer   Literaturpolitik.   Mün-­‐‑ chen  2014.  (Slavistische  Beiträge  496)  [D  Jena]     Menzel,  Thomas     Der  Instrumental  des  Ortes  und  der  Zeit  in  den  slavischen  Sprachen:  Kasusmarkie-­‐‑ rung   und   präpositionale   Kodierung   lokaler   und   temporaler   Relationen   im   Russi-­‐‑ schen,  Polnischen  und  Serbischen/Kroatischen.  2  Bde.  I:  Einführung.  Der  Instrumen-­‐‑ tal   des   Ortes.   II:   Der   Instrumental   der   Zeit.   Ergebnisse.   Bibliographie.   Oldenburg   2014.  (Studia  Slavica  Oldenburgensia;  24)  [H  Oldenburg]     Ohme,  Andreas     Skaz  und  Unreliable  Narration.  Entwurf  einer  neuen  Typologie  des  Erzählers.  Berlin   etc.  2015.  (Narratologia;  45)  [H  Jena]     Schwartz,  Matthias   Expeditionen   in   andere   Welten.   Sowjetische   Abenteuerliteratur   und   Science-­‐‑Fiction   von   der   Oktoberrevolution   bis   zum   Ende   der   Stalinzeit.   Wien   etc.   2014.   [D   Berlin   (FU)]       Sivuda,  Olena     „Aber  plötzlich  war  mir,  als  drohe  das  Haus  über  mir  zusammenzubrechen.“  Kom-­‐‑ parative  Analyse  des  Heimkehrermotivs  in  der  deutschen  und  russischen  Prosa  nach   dem  Zweiten  Weltkrieg.  Stuttgart  2015.  (Literatur  und  Kultur  im  mittleren  und  östli-­‐‑ chen  Europa;  9).  [D  Gießen]     Tesch,  Sviatlana     Syntagmatische   Aspekte   der   weißrussisch-­‐‑russischen   gemischten   Rede:   Kodemi-­‐‑ schen   und   Morphosyntax.   Oldenburg   2014.   (Studia   Slavica   Oldenburgensia;   25)   [D   Oldenburg]   U. Steltner: Slavistische Veröffentlichungen $$ $ 55 m )"(0&"'"+(,[m & %&)]m &C,420[m )6+]m ,/![m &/,0C4]m ,(&"+(,[m )"/&'m Z]m )1"/[m//6m_$$Z`mm C,4,Zm"(01Zm            Zm /"&#04)!mlm1"11&+mOMNQZmm m )8(,38[m +]m )1"/[m //6]m "+K&+,3&<[m ZZ]m 21,30('[m ZZ]m 3+,3[m ZZ]m ,(&"+(,[m)"/&'m Zm_$$Z`mm v‚Œ}m~ ~ ‚†Ž‡‹†m‰‹Ž Zmt ~ ‚†Ž‡ ‚m‡• }•‚m•}ƒ‚Š ˜m m}‘‹ „‰•mŠ}m ŽŽ‡‹‰[m }Š€ †Ž‡‹‰[m ~‚ ‹ŽŽ‡‹‰[m Š‚‰‚“‡‹‰[m Ž ‹}“‡‹‰m m ‡} ŠŽ‡‹‰m ˜„•k ‡}’m ,%6)>3mOMNQZmm m "01"/0k&)$"/[m 2)&+"]m"/*/(/[m6+1%&]m#9+!"/[m1"#+]m20[m %&*m_$$Z`mm ,+$/2"+ "m &+m ,+1 1k&+!2 "!m )+$2$"m %+$"Zm +$2$"m #*&)&"0[m 16-,),$& )m /"k0"*)+ "[m+!m-"/ "&3"!m0&*&)/&16Zm"/)&+m"1 ZmOMNQZm_ &+$2"m"1m &11"/"]mOT`m m "01"/0k&)$"/[m 2)&+"m _2+1"/m &1/"&1m 3,+m &(1,/&m )-10[m 10 %m &+!"/k *++[m)&+m &"/[m %&*m20`mm &"m /,L"+m "0"*"+9"+m !"0m "1/,-,)&1"+m (/&'Zm 0-"+0(&'m 0-&0,(Zm ,**"+1&"/k 1"/m -,01,),0Zm "51"!&1&,+[m ,**"+1/m 72/m !&1&,+[m ,/*"+&+!"5Zm H+ %"+m "1 Zm OMNQZm_ ]mOOjN[mOOjO`m m %"2/=[m)&0"1%]m,%"')[m"$&+"m_$$Z`mm 2*,2/m+!m)2$%1"/m&+m%&01,/6Zm/+0 2)12/)m-"/0-" 1&3"0Zm&")"#")!mOMNQZm m /"40k6))[m"0&+"]m (/0([m"+1m_$$Z`m "2"m)1"m00&0*"+^m&##"/"+7m2+!m5()20&,+m&+m2/,-m+ %mNVUVZm&")"#")!mOMNRZm _ 2)12/m2+!m0,7&)"m/5&0`m m H/&+$[m & %")]m/62F[m /76071,#m_$$Z`m ,)"+m2+!m"210 %"m&+m2/,-Zm"&1/9$"m72/m&+1"/+1&,+)"+m ,+#"/"+7[mORZm2+!mOSZm (1,"/mOMNO[m &")mjm,) 6m&m&"* 6m4m2/,-&"Zm,*m-,!02*,4': 6m(,+#"/"+ '@m *&@!76+/,!,4:[mORm&mOSm-J!7&"/+&(mOMNO[m &),+&Zm/+(#2/1mZm ZmOMNQZm_ %/&#1"+m !"0m"+1/2*0m#H/m01"2/,-012!&"+m_`m!"/m+&3"/0&191m &")]mS`mm m %)"/0[m )0k&+/& %]m "(2)[m /"(]m &"!%**"/[m /1&+]m  %"2/&+$"/[m "/k *++m_$$Z`mm -/ %"[m"0"))0 %#1m2+!m1&,+m&+m01*&11")"2/,-\m +01&121&,+)&0&"/2+$m2+!m))k 1$0-/5&0ZmE11&+$"+mOMNQZm m +$")[m& ,)0]mE%)& %[m & %")]mE%+"[m%,*0]m )"**[m 11%&0]m /"10 %[m)"k *"+0]m /5[m%/&01,-%]m"(2)[m /"(]m"++[m , %&*m_$$Z`mm /"+7"+m !"/m /"+7H"/0 %/"&12+$\m 2/m h"/0"172+$0)"&012+$gm !"210 %k10 %" %&k 0 %"/m/"+7,/$+&01&,+"+Zm&")"#")!mOMNQZm m 1(&+![m)"5+!"/]m##")*++[m&/(m_$$Z`m &$&1)m +"*,+& 0m &+m )3,+& m 12!&"0Zm OMNQm _&$&1)m ,+0]m NO`Zm  m %11-\jj444Z!&$&1)& ,+0Z,/$j&002"NOjm m 56 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 &0 %"/[m%/&01&+"m_$Z`m ,/&0m 01"/+(Zm           "/(20$"m &+m !/"&m 9+!"+Zm +!m N\m "!& %1"[m/79%)2+$"+[m/&"#"Zm/+(#2/1mZ ZmOMNRZm m /+7[m,/"/1mZm_$Z`m 0m )&1"//&0 %"m ,Zm ,/*"+m 2+!m 2+(1&,+"+[m 6-"+m 2+!m /!&1&,+"+m -+"$6/&0 %"/m "51"Zm"/)&+mOMNQZm m /+7[m,/"/1mZ]m/&"L[m&+m_$$Z`m H %"m 2+!m 2)12/m &+m !"/m )3&Zm &$"+"0m 2+!m /"*!"0m &*m 20$"%"+!"+m OMZm %/%2+k !"/1Zm,10!*mOMNQZm m /E)& %"/[m&++]m00"[m6)3&mm "/& %101%"1"/Zm/"&m0,4'"1&0 %"m$&1$"/& %1"Zm "&-7&$mOMNRZm m "/&$([m,/01k H/$"+m 2/$"+'"4Zm&+"m&+#H%/2+$m#H/m!"+m "0"/m3,+m%"21"Zm"&!")"/$mOMNRZm_"&1/9$"m72/m +"2"/"+m &1"/12/$"0 %& %1"]mPPU`mm m /#[m)"5+!"/m_$Z`mm ,"1&(m!"0m))1$0Zm200&0 %"m &1"/12/m3,*mNUZm&0m72*mONZm %/%2+!"/1mlmy‹— ‡}m ~•}m m ŽŽ‡‹†m ‚}‚m  l m Zm H+ %"+m OMNQZm _-/ %km 2+!m &1"/12/k 4&00"+0 %#1"+]mQV`m m /#[m)"+]m "+!,7[m *("]m,++"+%20"/[m//m_$$Z`mm "(,+01/2(1&,+m 2+!m ,+01/2(1&,+m 74&0 %"+m -/ %km 2+!m &1"/12/4&00"+0 %#1Zm "010 %/&#1m#H/m)/& %m %4"&"/m72*mSMZm"2/101$Zm H+ %"+mOMNRZm_&"+"/m)4&01&k 0 %"/m)*+ %[m,+!"/+!]mUS`m m /)m210 %*&!1m_i`[m"01&+m "*-$"+[m&)*+m"/$"/[m"1"/m ,01m_/0$Z`m &"m0)3&0 %"+m-/ %"+Zm%"m)3& m +$2$"0Zm&+m&+1"/+1&,+)"0m+!2 %m72m&%k /"/m1/2(12/[m&%/"/m"0 %& %1"m2+!m&%/"/m/#,/0 %2+$Zm+m +1"/+1&,+)m+!,,(m,#m 1%"&/m 1/2 12/"[m 1%"&/m &01,/6m +!m 1%"&/m +3"01&$1&,+Zm "/)&+m OMNQZm _+!H %"/m 72/m -/ %km2+!m ,**2+&(1&,+04&00"+0 %#1mjm+!,,(m,#m &+$2&01& 0m+!m,**2k +& 1&,+m &"+ "]mPOZO`m m +0"+[m'E/+]m-1/,,1[m /&,+m_$$Z`mm &!!&0%m +$2$"m 1/2 12/"0Zm "/)&+m OMNQZm _*-&/& )m --/, %"0m 1,m +$2$"m 6k -,),$6]mRO`m m +0"+k E3"[m$"mZm "/m/200&0 %"m6*,)&0*20Zm601"*m2+!m+1#)12+$m!"/m-,"1&0 %"+m ,1&3"Zm+!m Zm &"+mOMNQZm m +0"+k E3"[mZZ]m %+"&!"/[m /0]m11[m & %")m_$$Z`mm 1)&191Zm"2/1m)0m+#+$0#&$2/m&+m &1"/12/m2+!m 2+01Zm H+ %"+mOMNQZm m U. Steltner: Slavistische Veröffentlichungen 57 Hentschel,  Gerd;  Taranenko,  Oleksandr;  Zaprudski,  Sjarhej  (Hgg.)     Trasjanka  und  Suržyk  –  gemischte  weißrussisch-­‐‑russische  und  ukrainisch-­‐‑russische   Rede.  Sprachlicher  Inzest  in  Weißrussland  und  der  Ukraine?  Frankfurt  am  Main  etc.   2014.       Hodel,  Robert     Raskršća   književnog   juga.   Od   Dositeja   do   Mihailovića.   Belgrad   2014.   (Seminarium   Serbicum;  3)     Hodel,  Robert  (Hg.)   Vor  dem  Fenster  unten  sind  Volk  und  Macht.  Russische  Poesie  der  Generation  1940-­‐‑ 1960.   Zweisprachig.   Herausgegeben   und   übertragen   von   Robert   Hodel.   Leipzig   2015.     Höhne,   Steffen;   Fiala-­‐‑Fürst,   Ingeborg;   Mikulás,   Roman;   Mertins,   Barbara;   Tvrdík,   Milan;  Udolph,  Ludger  (Hgg.)   brücken.   Germanistisches   Jahrbuch.   N.   F.   22/1-­‐‑2   (2014),   Schwerpunkt:   Romantik   in   Böhmen     Jakiša,  Miranda;  Gilic,  Nikica  (Hgg.)   Partisans  in  Yugoslavia.  Literature,  Film  and  Visual  Culture.  Bielefeld  2015.     Jaśkiewicz,  Grzegorz;  Marti,  Roland;  Wolski,  Jan  (Hgg.)     Saarbrücker  Begegnungen  mit  Polen  /  Saarbrückeńskie  spotkania  z  Polską.  Saarbrü-­‐‑ cken  2014.  (SARAVI  PONTES;  2)     Kakridis,  Yannis;  Taseva,  Lora     Gegen  die  Lateiner.  Traktate  von  Gregorios  Palamas  und  Barlaam  von  Kalabrien  in   kirchenslavischer  Übersetzung.  Freiburg  i.  Br.  2014.  (MLS  LXIII)     Keipert,  Helmut     Obzori  Preporoda.  Kroatisticke  rasprave.  Zagreb  2014.       Kempgen,  Sebastian     Slavic  Alphabet  Tables  –  An  Album  (1538–1824).  Bamberg  2015.  (BABEL;  10)     Kliems,  Alfrun   Der  Underground,  die  Wende  und  die  Stadt.  Poetiken  des  Urbanen  in  Ostmitteleu-­‐‑ ropa.  Bielefeld  2015.     Koschmal,  Walter     Taras  Ševčenko.  Die  vergessene  Dichter-­‐‑Ikone.  München  etc.  2014.     Kuße,  Holger;  Kosourová,  Hana  (Hgg.)     Die  tschechische  Bibel.  Ihre  Bedeutung  in  der  Sprach-­‐‑   und  Kulturgeschichte.  Beiträ-­‐‑ ge  zum  7.  Bohemicum  Dresdense,  25.  Oktober  2013.  München  etc.  2015.  (Specimina   philologiae  Slavicae;  182)     58 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015  %*++[m"+1"m !mm)'23&m!,m+,01)$&'"Zm$)"!&m,m%/310(,'m(+'&7"3+,01&Zm$/"mOMNRZma"/0"172+$m 20m!"*m"210 %"+bm m #"/)[m%/&01,-%"/]m&--+"/[m+'m_$$Z`m H+01)"/&+07"+&"/2+$"+Zm "/#,/*1&3"0m ")01m 2+!m &,$/-%&0 %"m //1&,+m &*m OMZm 2+!mONZm %/%2+!"/1Zm&")"#")!mOMNQZm m /07C"([m $!)"+m_$Z`m /&m +&,+\m                Zm20m !"*m,)+&0 %"+m3,+m"/+%/!m/1*++m2+!m%,*0m"&)"/Zm"/)&+mOMNQZm_"+("+m 2+!m &00"+Zm &+"m -,)+&0 %"m &)&,1%"(Zm /0$Zm 3,*m "210 %"+m ,)"+k +01&121m /*k 01!1`m m &00")%,/+[m1/&+]m %%!1[m %**]m210!,/##[m /&+]mE/&+$[m&+"mZm_$$Z`mm 21m 2+!m 0 %E+^m &"m +"2"m ,/)&0*20!"11"m *m "&0-&")m ,01,"30(&'0Zm !"/,/+m OMNQZm_1%&(mlm"51mlm 2)12/]mV`m m ,(&"+(,[m)"/&'m Z]m)1"/[m//6m_$$Z`mm &"m 0)4&0 %"m %/0",$/-%&"m 2+!m /E*&,$/-%&"Zm { }˜ŠŽ‡}˜m ‘}„‚‹€}‘ ˜m m Œ}‚‰ ‹€}‘ ˜$/"&#04)!mlm+(1m"1"/02/$mOMNQZmm m ,3&(,3[m)"+]m&)("0[m"1"/]m %4"&"/[m)/& %m_$$Z`mm %/2 %m!"/m +1"/+1&,+)"+m3&/12"))"+m ,+#"/"+7m!"/m(/&+&01&(mY&),$m!"/m-/k %"+mlm&),$m!"/m 2)12/"+Zm&"m(/&+"m20m$),)"/m& %1e[mOMNPZm H+ %"+mOMNQZm m "3[m!mm w} ˜mu}Ž –‚}Zm|ƒ}˜mŽ‹˜Zm ,0(3mOMNRZm m ,1%"[m+0m ,11#/&"!m /+01m /,!!" 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Steltner: Slavistische Veröffentlichungen 59 )1"/[m//6]m ,(&"+(,[m)"/&'m Z]m ,*,/,40([m4]m 20)[m /76071,#m_$$Z`mm zŽŽ‡‹kx‚‰‚“‡‹ky‹ –Ž‡ †mŽ ‹}–m}‡ Š•’mŒ‹Ž ‹ “m_Žm Š‹˜„•”Š•‰ mŒ}} k ‚ ˜‰ m m Ž‹ ‡‹k‡ –‹ ‹€ ”‚Ž‡ ‰ m ‡‹‰‰‚Š} ˜‰ `Zm 200&0 %k"210 %k ,)+&0 %"0m E/1"/2 %m (1&3"/m -/& %4E/1"/m _*&1m #/"*!0-/ %&$"+m  2&3)"+1"+m 2+!m%&01,/&0 %k(2)12/"))"+m ,**"+1/"+`Zm/"&#04)!mlm1"11&+mOMNQZmm m "&$)[m++]mH)"/[m,/"/1]m2*++[m /&01&+]m ,3 %+[m+m_$$Z`mm 2+$"m)3&01&(m&*m&),$m Zm"&1/9$"m72/m Zl Zm)3&01&0 %"+m12!"+1"+(,+#"/"+7Zm *2/$mOMNRZmm m 210!,/##[m /&+]m61,30(I[m1?-8+m_$$Z`m "/0"17"+Zm/(1&("+m(2)12/"))"+m/+0#"/0m*m"&0-&")m/$0Zm&")"#")!mOMNQZm_%"k *"+%"#1m!"/m"&10 %/&#1m#H/m +1"/(2)12/"))"m"/*+&01&(]mRjO`m m &**"/*++[m+'mm /H!"/)& %("&1m2+!m/2!"/74&01Zm "!&)"m +07"+&"/2+$"+m!"0m2#20m2+!m!"0m&"k !"/$+$0m!"/m*2)1&+1&,+)"+m11"+m&+m01km2+!mH!,01"2/,-ZmE11&+$"+mOMNQZm m &**"/*++[m+']m (&/[m)"(0+!/]m (&G[m &/+!m_$$Z`mm "*"*"/&+$m/m+!m" "m&+m,21%"01m2/,-"m&+m1%"mOM1%m"+12/6Zm-)&1mOMNQZmm m Deutsche Slavistik: Forschung Slavistische Forschungsprojekte Zusammengestellt nach den Selbstauskünften der Institute von Ulrich Steltner (Jena) Legende:  Ort  1.  Thema;  2.  Verantwortliche;  3.  Geldgeber;  4.  Laufzeit.       Bamberg     1.   Digitalisierung   des   sprachlichen   Kulturerbes:   Die   Inschriften   von   Sv.   Naum   (Makedonien);   2.   Prof.  Dr.  Sebastian  Kempgen;   3.   Bayerisches   Staatsministerium   für   Bildung   und   Kultus,   Wissenschaft   und   Kunst;   4.   September  2015.     Berlin  (HU)  (1)   1.   Die  albanisch-­‐‑mazedonische  Staatsgrenze  und  ihr  sprachlicher  Einfluss  auf  die   Region  von  Dibra/Debar;   2.   Dr.  Lumnije  Jusufi  (mit  Prof.  Dr.  Christian  Voß);   3.   DFG  (Eigene  Stelle);   4.   Oktober  2014  –  September  2017.     Berlin  (HU)  (2)   1.   Fiktive  Anthologien  in  der  bulgarischen  Literatur  der  Post/Moderne:  Kreation   des  Kanons  als  Kunst;   2.   Dr.  Henrike  Schmidt  (mit  Prof.  Dr.  Susanne  Frank);   3.   DFG  (Eigene  Stelle);   4.   2014  –  2016.       Berlin  (HU)  (3)   1.   Spray-­‐‑canned  discourses:  Investigating  language  and  precarious  citizenship  in   the  linguistic  landscape  of  Athens  and  Belgrade;   2.   Prof.  Dr.  Christian  Voß  mit  Prof.  Costas  Canakis  (Aegean  University/Lesbos);   3.   DFG  (Initiierung  und  Intensivierung  bilateraler  Kooperationen);   4.   Juni  2015  –  Mai  2016.     Berlin  (HU)  (4)   1.   Narrative  konstruieren:  Zu  einer  sozialen  Konstruktionsgrammatik;   2.   Prof.   Dr.   Christian   Voß   mit   Philipp   Wasserscheidt   (HU)   und   Dr.   Marija   Ilić   (Belgrad);   3.   DAAD  (PPP  Serbien);   4.   April  2015  –  Dezember  2016.     U. Steltner: Slavistische Forschungsprojekte 61 Berlin  (HU)  (5)   1.   Summer  Schools  Berlin–Prag–Warschau–Budapest  „Borders  in  the  20th  Century“;   2.   Prof.  Dr.  Christian  Voß  mit  Dr.  Nenad  Stefanov  (HU);   3.   DAAD:  Strategische  Partnerschaft  „CENTRAL“;   4.   März  2015  –  Dezember  2018.     Berlin  (HU)  (6)   1.   City  at  War.  Experiences  and  Imaginations  in  Dnipropetrovsk;   2.   Prof.  Dr.  Susanne  Frank  mit  Dr.  Andrij  Portnov;   3.   Alexander  von  Humboldt-­‐‑Stiftung;   4.   April  2014  –  August  2015.     Berlin  (HU)  (7)   1.   Paradigmatic   shifts:   from   “cinema-­‐‑train”   to   “television-­‐‑car”,   or   how   to   read   short  20th  century  through  history  of  transport  and  media  (1895–1950);   2.   Prof.  Dr.  Miranda  Jakiša  mit  Dr.  Gal  Kirn;   3.   Alexander  von  Humboldt-­‐‑Stiftung;   4.   2014  –  2015.     Berlin  (HU)  (8)   1.   Ukrainische  Literatur  des  20.  und  21.  Jahrhunderts;   2.   Prof.  Dr.  Susanne  Frank  mit  Dr.  Olena  Haleta;   3.   Erasmus-­‐‑Mundus;   4.   April  2013  –  August  2014.     Berlin  (HU)  (9)   1.   Cultural  and  Philosophical  Representations  of  Animal:  Critics  and  Genealogy;   2.   Prof.  Dr.  Susanne  Frank  mit  Dr.  Oxana  Timofeeva;   3.   Alexander  von  Humboldt-­‐‑Stiftung;   4.   April  2013  –  August  2014.     Bochum  (1)   1.   Life-­‐‑Writing  Andersdenkender  in  der  Sowjetunion  (1960er  bis  80er  Jahre);     2.   Prof.  Dr.  Mirja  Lecke,  Mitarbeiterin:  Christina  Jüttner  M.A.;     3.   DFG;   4.   2014  –  2017.     Bochum  (2)   1.   Russisches   Regionales   Korpus   –   eine   akustische   Datenbank   mit   diskursorien-­‐‑ tierter  Annotation;     2.   Prof.  Dr.  Christian  Sappok,  Prof.  Dr.  Tanja  Anstatt,  Prof.  Dr.  Katrin  Brabender,   Mitarbeiter:  Dr.  Alexander  Krasovitsky,  Ludger  Paschen  M.A.;     3.   DFG;   4.   2012  –  2014.       Bochum  (3)   1.   Freiheitsdiskurse  in  der  russischen  Ideengeschichte;     2.   PD  Dr.  Nikolaj  Plotnikov,  Mitarbeiterin:  Dr.  Svetlana  Kirschbaum;     3.   DFG;   4.   2014  –  2017.     62 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 Dresden   1.   Kulturwissenschaftliche  Linguistik:  Werte,  Diskurse  und  sprachliche  Repräsen-­‐‑ tationen;   2.   Prof.   Dr.   Holger   Kuße;   Prof.   Dr.   Nailya   Fattakhova   (Föderale   Universität   Ka-­‐‑ zan’);   Martin   Henzelmann,   M.A.;   Marianna   Novosolova   (Mitarbeiterin   TU   Dresden);   3.   Graduiertenakademie   der   TU   Dresden   (group2group   exchange   for   academic   talents);   4.   Oktober  2015  –  April  2016.     Frankfurt  /  Oder   1.   Graduiertenkolleg:   Grenzen   in   Gesprächen   wahrnehmen   –   Grenzen   diskursiv   verhandeln  VIAgg  nad  odrą;   2.   Prof.  Dr.  Nicole  Richter;  Prof.  Dr.  Konstanze  Jungbluth;  Prof.  Dr.  Florian  Dost;   3.   Viadrina  Center  B/Orders  in  Motion;   4.   Januar  2014  –  Dezember  2016.     Freiburg   1.   Eurolatein   und   Russisch.   Satzwertige   Nominalisierungen   in   russischen   Über-­‐‑ setzungen   aus   dem   Lateinischen.   Zur   Typologie   und   Geschichte   der   Wieder-­‐‑ gabemuster;     2.   Dr.  Irina  Podtergera;     3.   Margarete  von  Wrangell-­‐‑Habilitationsprogramm  für  Frauen  /  Ministerium  für   Wissenschaft,  Forschung  und  Kunst  Baden-­‐‑Württemberg;   4.   April  2013  –  März  2016.     Gießen  (1)   1.   Der   Holocaust   in   den   mittel-­‐‑   und   osteuropäischen   Literaturen   und   Kulturen   aus  gattungstypologischer  Sicht;   2.   Prof.  Dr.  Reinhard  Ibler;  Katharina  Bauer;  Anja  Golebiowski;  Elisa-­‐‑Maria  Hie-­‐‑ mer  (Kooperation  mit  den  Universitäten  Posen  und  Prag);   3.   DAAD;   4.   2014  –  2015.     Gießen  (2)   1.   Die  Wolgaregion  als  Indikator  für  die  Sprachenpolitik  im  Vielvölkerreich  Russ-­‐‑ land  heute  -­‐‑   Mehrsprachigkeit  im  Spannungsfeld  von  Republiken  und  Födera-­‐‑ ler  Ebene;   2.   Prof.  Dr.  Monika  Wingender,  Daniel  Müller;   3.   DFG;   4.   2013  –  2016.     Gießen  (3)  /  Marburg   1.   Kulturelle  Kontakt-­‐‑  und  Konfliktzonen  im  östlichen  Europa   2.   Prof.  Dr.  Monika  Wingender  (JLU  Giessen);  Prof.  Dr.  Peter  Haslinger  (Herder-­‐‑ Institut  Marburg;   3.   DAAD  (Thematisches  Netzwerk);   4.   2013  –  2016.     U. Steltner: Slavistische Forschungsprojekte 63 Greifswald   1.   Internationales  Forschernetzwerk  „Urban  Voices  –  Sprachliche  und  kommuni-­‐‑ kative   Vielfalt   in   face   to   face-­‐‑Interaktion   russischsprachiger   SprecherInnen   in   Sankt  Petersburg  und  deutschen  Städten“;     2.   Prof.  Dr.  Bernhard  Brehmer,  Tatjana  Kurbangulova  (assoziiert);       3.   DFG;   4.   April  2013  –  Juni  2015.     Hamburg  (1)   1.   Nach   dem   Holocaust.   Postkatastrophische   Narrative   in   der   polnischen   Litera-­‐‑ tur;     2.   Prof.   Dr.   Anja   Tippner;   Dr.   Alina   Molisak   (Universität   Warschau);   Katarzyna   Adamczak  M.A.;  Dr.  Anna  Artwińska;   3.   Deutsch-­‐‑Polnische  Wissensschaftstiftung;   4.   November  2014  –  Oktober  2016.     Hamburg  (2)   1.   Graduiertenkolleg  Vergegenwärtigungen:  Repräsentationen  der  Shoah  in  kom-­‐‑ paratistischer  Perspektive,     2.   Sprecherin:  Prof.  Dr.  Susanne  Rohr;  stellv.  Sprecherin:  Prof.  Dr.  Anja  Tippner;     3.   Landesforschungsförderung  Hamburg.     Hamburg  (3)   1.   Sozialistische  Kinderwelten.  Literarische  Streifzüge  durch  Polen,  Russland  und   Slowenien;     2.   Dr.  Anna  Artwińska,  Dr.  Katarzyna  Różańska,  Prof.  Dr.  Anja  Tippner;     3.   Robert-­‐‑Bosch-­‐‑Stiftung;  Internationale  Jugendbibliothek  München;   4.   Oktober  2014  –  November  2015.       Jena   1.   Rusinisch   als   eine   Staatsgrenzen   überschreitende   Minderheitensprache:   Dyna-­‐‑ mische  Prozesse;   2.   Prof.  Dr.  Achim  Rabus;  Andrianna  Schimon;  Yuriy  Remestvenskyy;   3.   DFG;   4.   Oktober  2014  –  September  2017.     Konstanz  (1)   1.   City-­‐‑Branding  postsowjetischer  Großstädte  der  Peripherie;   2.   Prof.  Dr.  Jurij  Murašov;  Viktoria  Abakumovskikh;   3.   DFG  EXC  16;     4.   2014.     Konstanz  (2)   1.   Der  slavische  Verbalaspekt  in  süd-­‐‑  und  westslavischen  Sprachinseln;   2.   Prof.  Dr.  Walter  Breu;  Dr.  Malinka  Pila;  Jasmin  Meinzer  MA;   3.   DFG;   4.   Januar  2015  –  Dezember  2017.     64 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 München  (1)   1.   Teilhabe  Graduiertenschule  für  Ost-­‐‑   und  Südosteuropastudien  (München  /  Re-­‐‑ gensburg);   2.   Prof.  Dr.  Riccardo  Nicolosi;  Prof.  Dr.  Ulrich  Schweier;  PD  Dr.  Raoul  Eshelman;   Postdoc-­‐‑Stelle  Dr.  des.  Nina  Weller;     3.   DFG;   4.   2012  –  2017.       München  (2)   1.   Teilhabe  Graduiertenkolleg  “Mimesis.  Munich  Doctoral  Program  for  Literature   and  the  Arts.“  (LMU  München,  EliteNetwork  of  Bavaria,  TU  München,  Hoch-­‐‑ schule  für  Fernsehen  und  Film);     2.   Prof.  Dr.  Riccardo  Nicolosi.     Münster   1.   Das  postsozialistische  Sozialideal  in  para-­‐‑juristischen  und  literarischen  Diskur-­‐‑ sen  (Russland  und  die  Ukraine  im  Vergleich);  (Teilprojekt  und  Fortsetzung  des   Kompetenznetzwerks  „Institutionen  und  institutioneller  Wandel  im  Postsozia-­‐‑ lismus“);     vgl.   URL   www.kompost.uni-­‐‑muenchen.de/forschung/forschungs-­‐‑ projekte/index.html;   2.   Prof.  Alfred  Sproede;  Oleksandr  Zabirko  M.A.;   3.   Bundesministerium   für   Bildung   und   Forschung/BMBF   (Programm   „Stärkung   und  Weiterentwicklung  der  Regionalstudien“);   4.   Januar  2014  –  Dezember  2015.     Oldenburg   1.   Variabilität  und  Stabilität  im  gemischten  Substandard  im  extensiven  und  zeit-­‐‑ stabilen  Sprachkontakt:  der  ukrainische  Suržyk  zwischen  Ukrainisch  und  Rus-­‐‑ sisch  (im  Vergleich  mit  der  weißrussischen  Trasjanka);   2.   Gerd  Hentschel  (Institut  für  Slavistik,  Universität  Oldenburg),  Bernhard  Kittel   (Universität  Wien,  Institut  für  Wirtschaftssoziologie);  Anastasia  Reis  (Universi-­‐‑ tät  Oldenburg);   3.   Fritz  Thyssen  Stiftung;   4.   2014  –  2016.     Passau   1.   Der  erzwungene  Bevölkerungstransfer  der  Jahre  1944–50  in  der  deutschen  und   polnischen   Literatur   –   Fremd-­‐‑   und   Kolonisierungswahrnehmungen,   Teilpro-­‐‑ jekt  2B  („Ostpreußen“);       2.     Prof.  Dr.  Dirk  Uffelmann;  Christian  Kampkötter  M.A.;     3.     Beauftragte  der  Bundesregierung  für  Kultur  und  Medien;     4.     August  2014  –  Dezember  2015.     Potsdam   1.   Das   Dorf   als   Imaginationsraum   und   Experimentierfeld   im   östlichen   Europa   (postsozialistische   Dörfer)   im   Verbundprojekt   „Experimentierfeld   Dorf.   Die   Wiederkehr   des   Dörflichen   als   Imaginations-­‐‑,   Projektions-­‐‑   und   Handlungs-­‐‑ raum“   2.     Prof.   Dr.   Magdalena   Marszałek;   Yaraslava   Ananka,   M.A.   (in   Kooperation   mit   Prof.  Dr.  Werner  Nell  (Komparatistik,  Martin-­‐‑Luther-­‐‑Universität  Halle-­‐‑Witten-­‐‑ U. Steltner: Slavistische Forschungsprojekte 3.     65 berg,   Sprecher   der   Forschergruppe),   Jun.-­‐‑Prof.   Dr.   Sigrun   Langner   (Land-­‐‑ schaftsarchitektur,   Bauhaus-­‐‑Universität   Weimar)   und   PD   Dr.   Marcus   Twell-­‐‑ mann  (Germanistik,  Universität  Konstanz);   Volkswagenstiftung   (Programm   „Schlüsselthemen   für   Wissenschaft   und   Ge-­‐‑ sellschaft“);   2015  –  2018.   4.       Regensburg  (1)   1.   Mikrovariation  bei  pronominalen  und  verbalen  Enklitika  des  Bosnischen,  Kroa-­‐‑ tischen   und   Serbischen.   Empirische   Studien   zu   Umgangssprache,   Dialekten   und  Herkunftssprachen;     2.   Prof.  Dr.  Björn  Hansen;     3.   DFG;   4.   Ab  September  2015.     Regensburg  (2)   1.   Teilhabe  Graduiertenschule  für  Ost-­‐‑   und  Südosteuropastudien  (München  /  Re-­‐‑ gensburg);   2.   Institut  für  Slavistik,  Professoren/innen  und  Mitarbeiter/innen;   3.   DFG;   4.   2012  –  2017.     Saarbrücken   1.   INCOMSLAV  (Mutual  Intelligibility  and  Surprisal  in  Slavic  Intercomprehensi-­‐‑ on);   2.   Tania  Avgustinova;  Dietrich  Klakow;  Roland  Marti;   3.   DFG;   4.   2014  –  2017.     Tübingen  (1)   1.   Literaturtheorien   in   (Ost)Mitteleuropa.   Eine   intellektuelle   Verflechtungsge-­‐‑ schichte;     2.   Prof.  Dr.  Schamma  Schahadat;  Prof.  Dr.  Irina  Wutsdorff;  Dr.  Michał  Mrugalski;     3.   DFG;       4.   März  2015  –  Februar    2018.     Tübingen  (2)   1.   Prager  Moderne(n).  Transfer-­‐‑  und  Abschließungsbewegungen  im  deutsch-­‐‑  und   tschechischsprachigen  literarischen  Diskurs  des  beginnenden  20.  Jahrhunderts;     2.   Prof.  Dr.  Irina  Wutsdorff;  Katja  Wetz  M.A.;     3.   Juniorprofessurenprogramm  des  Landes  Baden-­‐‑Württemberg;     4.   Juni  2014  –  Mai  2017.     Tübingen  (3)   1.   (Post)Socialist  Spaces.  An  Interdisciplinary  Approach.       2.   Prof.  Dr.  Schamma  Schahadat;  Prof.  Dr.  Thomas  Lahusen  (University  of  Toron-­‐‑ to);     3.     DFG  und  SSHRC  (Kanada);   4.   September  2014  –  Dezember  2016.     66 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 Tübingen  (4)   1.   Vernetzte  Kulturen  in  „Zweiter“  und  „Dritter“  Welt.     2.   Dr.  Gesine  Drews-­‐‑Sylla;     3.   Intramurales   Förderprogramm   Universität   Tübingen:   „Projektförderung   für   NachwuchswissenschaftlerInnen“;     4.   September  2014  –  August  2015.         ✳✳✳       Wien  (Österreich)  (1)   1.   Literature  and  Cityscape.  Urban  Identity  in  East-­‐‑Central  Europe;   2.   Alois  Woldan;   3.   FWF-­‐‑Einzelprojekt  P  25308;   4.   März  2013  –  Februar  2016.     Wien  (Österreich)  (2)   1.   Region,  Nation  and  Beyond.  Ukraine  (Trilaterales  Forschungsprojekt  –  Schweiz   –  Deutschland  –  Österreich);   2.   Ulrich  Schmid  (St.  Gallen);  Alois  Woldan  (Wien);   3.   Schweizerischer   Nationalfonds   (SNF);   Deutsche   Forschungsgemeinschaft   (DFG);   Fonds   zur   Förderung   der   wissenschaftlichen   Forschung,   Österreich   (FWF);   4.   April  2012  –  Juni  2015.     Wien  (Österreich)  (3)   1.   Das   Österreichische   Galizien   und   sein   multikulturelles   Erbe   (Doktoratskolleg   W1204);   2.   Alois  Woldan;   3.   Fonds  zur  Förderung  der  wissenschaftlichen  Forschung,  Österreich  (FWF);   4.   November  2006  –  Oktober  2015;     Zürich  (Schweiz)  (1)   1.   Literatur  und  Kunst  vor  Gericht:  Fokus  Osteuropa;   2.   Prof.   Dr.   Sylvia   Sasse;   Dr.   Sandra   Frimmel;   Dr.   des.   Matthias   Meindl;   Mara   Traumane;     3.   SNF  (Schweizerischer  Nationalfonds);   4.   April  2014  –  März  2017.     Zürich  (Schweiz)  (2)   1.   Sergej  Tret’jakovs  (anti-­‐‑)sowjetische  Raumpoetik;     2.   Prof.  Dr.  Sylvia  Sasse;  Dr.  Tatjana  Hofmann;       3.   SNF  (Schweizerischer  Nationalfonds);     4.   Februar  2013  –  Januar  2016.     U. Steltner: Slavistische Forschungsprojekte 67 Zürich  (Schweiz)  (3)   1.   Performance  Art  in  Eastern  Europe:  History  and  Theory;     2.   Prof.   Dr.   Sylvia   Sasse;   Dr.   Sabine   Hänsgen;   Dr.   Tomáš   Glanc;   Nastasia   Lou-­‐‑ veau;  Kata  Krasznahorkai;     3.   ERC-­‐‑Consolidator  Grant;   4.   Oktober  2015  –  September  2019.     Zürich  (Schweiz)  (4)   1.   Implizite   und   explizite   Kommunikationsstrategien   im   politischen   Diskurs   Russlands,  Polens  und  Tschechiens  aus  dem  Zeitraum  von  2006  bis  2013;     2.   Prof.  Dr.  Daniel  Weiss;  Ekaterina  Mažara,  Bartholomäus  Novak;     3.   SNF  (Schweizerischer  Nationalfonds);     4.   April  2012  –  März  2015.   Deutsche Slavistik: Forschung Slavistische Promotionen 2014–2015 Zusammengestellt von Ulrich Steltner (Jena) Legende:  Ort;  Name; Thema  der  Arbeit;  Datum  des  Rigorosums  oder  der  Disputati-­‐‑ on  (o.ä.)       Berlin  (HU)   Lena  Gorishneva  [D:]  “The  variety  of  functions  of  the  numeral  and  indefinite  marker   one  in  Bulgarian  and  Russian”,  1.7.2014.     Jana  Rogoff  [D:]  “Audiovisual  (A)synchrony  in  Early  Soviet  Sound  Film”,  4.6.2014.     Bochum   Christina   Clasmeier   [D:]   „Die   mentale   Repräsentation   von   Aspektpartnerschaften   russischer  Verben“,  11.12.2014.     Cornelia  Martyn  [D:]  „Nach  unserem  Bild,  uns  ähnlich!  (Gen  1,26)  Die  Kunst  als  Mani-­‐‑ festation  der  Gottebenbildlichkeit  des  Menschen  in  Andrej  Tarkovskijs  Schriften  und   Werk”,  4.2.2015.     Dresden   Martin   Henzelmann   [D:]   „Authentizität   als   treibende   Kraft   bei   der   Herausbildung   slavischer   Mikroliteratursprachen   (am   Beispiel   des   Pomakischen   und   des   Schlesi-­‐‑ schen)“,  16.6.2015.     Frankfurt  /  Oder   Julia   Bär   [D:]   „Zwischen   Festung   Breslau   und   Verlorener   Heimat.   Erinnerungen   an   Breslau  im  Nachkriegsroman  der  BRD  und  der  DDR“,  29.1.  2015.     Freiburg   Tatyana   Perevozchikova   [D:]   „Age-­‐‑related   similarities   and   differences   in   ultimate   attainment  in  second  language  morphosyntax“,  3.7.2015.     Jena   Timo   Janca   [D:]   „Darstellungsarten   von   nationalen   Identitäten   in   der   russischen,   polnischen  und  ukrainischen  Literatur  nach  1985  im  Vergleich“,  5.1.2015.     Konstanz   Konstantin   Kaminskij   [D:]   „Elektrifizierung   als   erster   proletarischer   Roman.   Eine   erzähl-­‐‑  und  medientheoretische  Analyse  von  Andrej  Platonovs  Elektrifizierungsroman   (1921  –  1931)”,  21.1.2015.   Oksana  Monteiro  [D:]  „religion  macht  medien.  Radiopoetik  des  sozialistischen  Realis-­‐‑ mus  zwischen  Politik  und  Religion“,  11.2.2015.     U. Steltner: Slavistische Promotionen 69 $V ,%"1V -*2V KELV B         EV "'V ',*."/+,-"V 2-V +-#$T ,".'V "!,/"+'V *V I' !''JV -++"+!%!*''V &",V *-++"+!+)*!" *V -T /'*-' + +!"!,ODV:;C9C:89<CV V ('+,'2V -'*+V KELV B'%"'T)*!%*'*,-' V "&V -'".*+",3*'V (',0,EV 2'*"'V-V&V*6+,'ODV9?C9:C:89<CV V %V "'V 7%*V KELV B"' V ,*-$V 1V ,!V .',EV ",*,-*V 'V ",+V -#,+V ,*V (+,&(*'"+&ODV:>C9CV:89=CV V ''T()!"V 6* '+VKELVB"V+,!,"$V+V1)*(%"+!'V"&V(&'ODV:<C>C:89=CV V *"V &(.VKELVB**'V%+V(*"%*CV"V*/"'-' V*V(+,&(*'V"'V *V*-++"+!'V ",*,-*V*V9AA8*V-'V:888T*V !*ODV<C?C:89<CV V '*#V -*5(.VKELVB%,*('"V!',+EV*((.VUV*(&V%'V,(V%'CV")()T -%,-*V -+V*V*('0DV-,+!%'V-'V(+'"'ODV:C?C:89=CVV V ! ) "'V%0'*V*"7VKELVB(!V"'V* V%37,V+"!V+,%%'EVR '/"/",V"+,V+V!-T ,V"',*++',GSV$,-%"+"*-' 'V.('V*"''*-' 'V'V'V+,%"'"+,"+!'V-% V"&V :9CV !*!-'*,ODV9=C>C:89=CV V  "V !*"+,"'V*"%%(*2*VKELVB^chl_ekckV\ihkljmeocdVkV] j`pgV[_l fqhpgVZel_hT ligVUV^chnjihhpdVcV[c_0jihhpdV_h_fcbODV:;C:C:89=CV V .,%'V "*+!-&V KELV B)(%( "'V -++%'+EV (*V #-,4.V -'V "'V *-++"+!T -,+!+V*++)*(#$,VI9@:8VUV9@<8JODV:?C>C:89<CVV V ",%"#V !&",V KELV B$%&,"('V "'V !(*"V -'V *0"+EV * #V ',N."4V *'T 5,#'ODV9?C?C:89<CV V %V %*"V *6 *VKELVB'(&"'%V '"'",".$('+,*-$,"(''V"&V&(*''V-++"+!'CV "'V+&',"+!V-'V+1',$,"+!V'%1+ODV:>CAC:89<CV V %)& #$'V ,,!"+V "'%VKELVBI'J"'*V$,"."+&-+HV(%","+!V(+","('"*-' 'V-'V,*T , "'V"'V -'+,V-'V ",*,-*V"&V)(+,+(/#,"+!'V-++%'ODV9?C;C:89<CV V "&('V *,%V KELV B"V +%."+!'V *%)*3"0V -'V *3)(+","(''EV(%1+&"V -'V *&&,"$%"+"*-' ODV;C;C:89=CV ) Deutsche Slavistik: Lehre Die Slavistik und ihre Lektorate Sebastian Kempgen (Bamberg) und Hermann Fegert (Göttingen) Im   Kontext   hochschulpolitischer   Entscheidungen   zur   Slavistik   in   Deutsch-­‐‑ land,  gerade  auch  in  Zusammenhang  mit  der  neu  aufkommenden  Diskussion   um  die  sog.  „Kleinen  Fächer“,  stellt  sich  die  Frage,  was  wo  gelehrt  wird,  wie   oft   welche   Teildisziplinen   oder   Sprachen   vertreten   sind   oder   vertreten   sein   sollten  usw.  Um  in  solchen  Situationen  Antworten  geben  zu  können,  braucht   man  zunächst  einmal  eine  einigermaßen  verläßliche  Datenbasis,  die  Auskunft   gibt.  Mit  dem  vorliegenden  Beitrag  soll  –  nach  ähnlichen  Auswertungen  und   Übersichten   in   den   vergangenen   Heften   –   der   Status   quo   hinsichtlich   der   Sprachausbildung   beschrieben   werden.   Abgefragt   wurden   von   allen   Institu-­‐‑ ten  das  Angebot  nach  Sprachen,  differenziert  nach  Lektoraten  versus  Lehrauf-­‐‑ trägen.  Grundlage  der  nachfolgenden  Auswertung  sind  die  Eigenangaben  der   Institute   sowie   gegebenenfalls   eigene   weitere   Recherchen.   Eine   Gewähr   für   Vollständigkeit   oder   Richtigkeit   aller   Angaben   kann   dennoch   nicht   über-­‐‑ nommen  werden.     Bei  den  nachfolgenden  Ergebnissen  bleiben  einige  Hochschulstandorte  und   Konstellationen  aus  verschiedenen  Gründen  gänzlich  außer  Betracht:     a)  die  Übersicht  bezieht  sich  nur  auf  Standorte  in  Deutschland.  Zürich  und   Wien   bleiben   außerhalb   der   Betrachtung,   auch   wenn   der   Verband   an   diesen   Standorten   Mitglieder   hat,   da   hochschulpolitisch   die   jeweiligen   Landesver-­‐‑ bände  der  Slavistik  für  diese  Universitäten  zuständig  sind.     b)   Außerhalb   der   Betrachtung   bleiben   das   Sorbische   Institut   in   Bautzen   bzw.   Cottbus,   die   keine   Hochschulstandorte   sind,   ebenso   solche   Universitä-­‐‑ ten,   die   zwar   eine   Ausbildung   in   den   slavischen   Sprachen   anbieten,   jedoch   keine  Slavistik  (mehr)  haben  (wie  z.B.  Bonn  und  Erlangen).     c)   Aus   der   weiteren   Betrachtung   kann   auch   die   FU   Berlin   ausgeschlossen   werden,  die  ja  ebenfalls  keine  vollwertige  Slavistik  mehr  hat,  während  die  HU   eine  umso  größere  Vielfalt  bietet.   Nach  diesen  Vorbemerkungen  können  wir  folgendes  erkennen:   1)   Das   Russische   wird   überall   angeboten   –   es   stellt   ja   traditionell   auch   den   Kern  der  slavischen  Lektorate  dar.  In  den  meisten  Fällen  beschränkt  sich  die   Ausstattung   auf   ein   (1)   –   ganzes   –   Lektorat;   mehr   als   ein   Lektorat   ist   selten   (Gießen,   Göttingen,   Greifswald,   Jena,   Köln,   Leipzig).   Z.T.   werden   Lektorate   jedoch  durch  zusätzliche  Lehraufträge  noch  verstärkt.  Zur  Situation  des  Rus-­‐‑ sischunterrichtes  an  den  Schulen  vgl.  die  Analyse  der  KMK.1    Zur  Situation  des  Russischunterrichts  in  der  Bundesrepublik  Deutschland.  Bericht  der  Kul-­‐‑ tusministerkonferenz  vom  07.03.2014.  64  Seiten.  Online  verfügbar  unter:  http://www.kmk. org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2014/2014_03_07-­‐‑Situation_Russischunter richt.pdf.   1 S. Kempgen, H. Fegert: Slavistische Lektorate 71 2)  Das  Ukrainische  ist  an  sieben  Universitäten  durch  ein  Lektorat  vertreten,   die   mehrheitlich   im   Norden   Deutschlands   zu   finden   sind   (Frankfurt/Oder,   Greifswald,   Göttingen,   Oldenburg),   zweimal   in   der   Mitte   (Gießen,   Leipzig)   und  einmal  im  Süden  (München).  Im  Südwesten  und  Westen  Deutschlands  ist   das  Ukrainische  also  nicht  vertreten.   3)  Die  dritte  ostslawische  Sprache,  das  Weißrussische,  ist  durch  ein  Lektorat   überhaupt   nur   einmal   in   Deutschland   vertreten,   nämlich   in   Oldenburg;   mit   Lehraufträgen  immerhin  noch  in  Berlin  und  Leipzig.  Diese  drei  Standorte  sind   die  einzigen  in  Deutschland,  an  denen  alle  drei  ostslawischen  Sprachen  ange-­‐‑ boten   werden.   Die   Vertretung   des   Weißrussischen   in   Deutschland   muß   als   schwach  bezeichnet  werden,  auch  im  Vergleich  zum  Ukrainischen,  entspricht   aber   in   gewisser   Weise   auch   der   jeweiligen   kulturgeschichtlichen   Bedeutung   oder  dem  zeitgeschichtlichen  Interesse  an  diesen  Ländern.   4)  Sehr  gut  ist  in  Deutschland  das  Polnische  vertreten:  abgesehen  von  weni-­‐‑ gen   Ausnahmen   (Erfurt,   Halle,   Saarbrücken,   Würzburg)   gibt   es   an   allen   Sla-­‐‑ vistik-­‐‑Standorten   auch   ein   Polnisch-­‐‑Lektorat   (und   zwar   genau   eines),   insge-­‐‑ samt  28  mal.   5)  Im  Vergleich  ist  das  Tschechische  schon  deutlich  reduziert  vertreten,  aber   immerhin   noch   sehr   ordentlich   (17x,   dazu   an   weiteren   Standorten   durch   Lehraufträge),  jedoch  überhaupt  nur  zweimal  das  Slowakische  (Köln  und  –  na-­‐‑ heliegend   –   Regensburg).   Hier   hat   die   Entwicklung   der   Lektorate   nicht   mit   den  politischen  Entwicklungen  Schritt  halten  können.   6)   Unter   den   Südslawischen   Sprachen   sind   die   quantitativen   Relationen   zwischen   B/K/S   (als   Gruppe)   und   Bulgarisch   ähnlich   demjenigen   zwischen   Polnisch   und   Tschechisch:   die   Nachfolgesprachen   des   Serbokroatischen   sind   deutlich   häufiger   vertreten   als   das   Bulgarische,   jedoch   muß   man   dabei   die   sehr  viel  geringeren  absoluten  Zahlen  unbedingt  unterstreichen:  die  häufigere   von  beiden  Sprachen,  also  B/K/S,  ist  nur  etwa  so  häufig  vertreten  wie  die  sel-­‐‑ tenere   des   Sprachpaares   Polnisch   –   Tschechisch,   nämlich   16x.   Bulgarisch-­‐‑ Lektorate  sind  9x  zu  verzeichnen.   7)   Das   Makedonische   und   das   Slowenische   fristen   unter   den   südslawischen   Sprachen  ein  ähnliches  Nischendasein  wie  das  Slowakische  unter  den  westsla-­‐‑ wischen   Sprachen:   das   Makedonische   hat   in   Deutschland   genau   ein   (1)   Lek-­‐‑ torat  (HU  Berlin),  das  Slowenische  keines  (mehr),  wird  aber  immerhin  an  vier   Standorten  durch  Lehraufträge  finanziert,  überall  übrigens  als  Ergänzung  zu   einem  Angebot  in  B/K/S.  Die  drei  ‚typischen‘  südslawischen  Sprachen  (Bulg.,   Mak.,  B/K/S)  werden  alle  gemeinsam  nur  von  der  HU  Berlin  angeboten.  Daß   die   Südslawistik   in   Deutschland   deutlich   schlechter   vertreten   ist   als   die   Westslawistik,  zeigt  die  Erhebung  sehr  nachdrücklich.   8)  Das  Sorbische  wird  in  Leipzig  angeboten,  wo  es  auch  einen  entsprechen-­‐‑ den  Studiengang  gibt,  außerdem  vom  Sorbischen  Institut.  An  anderen  slavis-­‐‑ tischen  Standorten  ist  es  nicht  vertreten.     Aus  Standort-­‐‑Sicht  betrachtet,  lassen  die  Zahlen  erkennen,  daß  ein  Standort   mit   nur   einem   (1)   Lektorat   und   dazu   vielleicht   Lehraufträgen   keine   voll-­‐‑ wertige   Slavistik,   sondern   eines   ihrer   Teilfächer   anbieten   (Beispiele   Erfurt,   Würzburg);  zwei  Lektorate  sind  wenig  und  ebenfalls  Anzeichen  einer  beson-­‐‑ 72 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 deren   Situation   (Germersheim);   drei   bis   vier   der   Normalfall,   fünf   oder   sechs   hingegen   viel   (HU   Berlin,   Gießen,   Heidelberg,   Leipzig,   München,   Regens-­‐‑ burg).   Viele   Lektorate   bedeuten   gleichzeitig   immer   große   Vielfalt   an   Spra-­‐‑ chen.  „Große“  Standorte  der  Slavistik  zeichnen  sich  also  nicht  nur  durch  eine   große  Zahl  von  Professuren  und/oder  Studierenden  aus  –  ganz  synchron  ein-­‐‑ her   geht   damit   auch   die   Zahl   der   durch   Lektorate   angebotenen   slavischen   Sprachen.   Stark   ausdifferenzierte   Professuren   (Ost-­‐‑,   West-­‐‑,   Süd-­‐‑)   trifft   man   nur   dort,   wo   es   begleitend   auch   die   entsprechenden   Lektorate   gibt   (vgl.   HU   Berlin).  Die  Umkehrung  gilt  freilich  nicht:  große  Standorte  können  sehr  wohl   vorwiegend   allgemein-­‐‑slavistische   Professuren   haben,   in   der   Sprachausbil-­‐‑ dung  dennoch  Vielfalt  anbieten  (Hamburg,  Gießen,  München).         Institutionen stellen sich vor Slavistik und rechtshistorische Ostmitteleuropaforschung an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig Von Katalin Gönczi (Magdeburg) und Marija Lazar (Leipzig) Wie  reagiert  linguistische  bzw.  histo-­‐‑ rische   Forschung   auf   die   wissen-­‐‑ schaftlichen   Herausforderungen   der   europäischen   Integration?   Wie   kann   sich   in   diesem   Zusammenhang   eine   bereits   existierende   internationale   Gemeinschaft   von   Wissenschaftlern   in   der   interdisziplinären   Forschung   engagieren?1   Die   vom   interdiszipli-­‐‑ nären   Dialog   geprägte   Grundlagen-­‐‑ forschung   kann   diese   methodischen   Ziele   verwirklichen.   Als   Zusam-­‐‑ menarbeit   eines   wissenschaftlichen   Netzwerkes   lässt   sich   z.B.   die   Frage   nach  der  historischen  Identität  inner-­‐‑ halb   Europas   beantworten.   Bei   den   Akademien   angesiedelte   Langzeit-­‐‑ projekte   sind   dafür   die   geeignete   Form  der  Forschung,  die  historischen   und   sprachlichen   Verflechtungen   innerhalb  der  europäischen  Regionen   zu  untersuchen.     I.  Slavistik  an  der  Sächsischen  Aka-­‐‑ demie   der   Wissenschaften:   Tradi-­‐‑ tion  und  Gegenwart   Seit   ihrer   Gründung   1846   blickt   die   Sächsische   Akademie   der   Wissen-­‐‑ schaften   zu   Leipzig   (SAW)   auf   eine   lange   Forschungstradition   in   der   Slavistik   sowie   auf   eine   facetten-­‐‑ reiche   Ostmitteleuropaforschung   zu-­‐‑ 1  Lück,  Heiner,  „Rechts-­‐‑   und  Sprachtransfer   in   Mittel-­‐‑   und   Osteuropa.   Sachsenspiegel   und   Magdeburger   Recht“.   In:   Denkströme.   Journal  der  Sächsischen  Akademie  der  Wis-­‐‑ senschaften,   Heft   1   (2008),   128–130,   online:   http://denkstroeme.de/heft-­‐‑1/s_128-­‐‑ 130_lueck  (letzter  Zugriff  am  12.05.2015).   rück.   Diese   beginnt   mit   August   Schleicher,   der   1863   Mitglied   der   Leipziger   Gelehrtengesellschaft   wur-­‐‑ de2,   und   setzt   sich   heutzutage   in   zwei  Akademievorhaben3  fort.   Die   Slavistik   entwickelte   sich   an   der  SAW  zu  Leipzig  unter  der  Domi-­‐‑ nante  der  historischen  Sprachwissen-­‐‑ schaft  mit  den  Schwerpunkten  in  der   Onomastikforschung   und   Sorabistik.   Die  Weichen  in  ihrer  Entwicklung  bis   1945   setzten   August   Leskien,   Matija   Murko,   Max   Vasmer   und   Reinhold   Trautmann.4   Besonders   mit   Max   Vasmer   und   Reinhold   Trautmann   verbindet   Ernst   Eichler   die   Entsteh-­‐‑ ung  der  Leipziger  Tradition  der  Ono-­‐‑ mastikforschung.5   Reinhold   Traut-­‐‑ 2  Eichler,  Ernst,  Die  Slawistik  in  der  Sächsi-­‐‑ schen   Akademie   der   Wissenschaften   bis   1945.  In:  Wege  und  Fortschritte  der  Wissen-­‐‑ schaft:   Beiträge   von   Mitgliedern   der   Säch-­‐‑ sischen   Akademie   der   Wissenschaften   zu   Leipzig  zum  150.  Jahrestag  ihrer  Gründung.   In:  Sächsische  Akademie  der  Wissenschaften   zu   Leipzig,   hrsg.   im   Auftr.   der   Akademie   von  Günther  Haase  und  Ernst  Eichler,  Berlin   1996,  561.   3   Die   aktuellen   Akademieprojekte   mit   dem   slavistischen   Schwerpunkt   sind:   „Das   säch-­‐‑ sisch-­‐‑magdeburgische   Recht   als   kulturelles   Bindeglied   zwischen   den   Rechtsordnungen   Ost-­‐‑   und   Mitteleuropas“   sowie   „Wissen-­‐‑ schaftsbeziehungen  im  19.  Jahrhundert  zwi-­‐‑ schen   Deutschland   und   Russland   auf   den   Gebieten  Chemie,  Pharmazie  und  Medizin“.   Siehe   dazu   http://www.saw-­‐‑leipzig.de/   de/projekte  (letzter  Zugriff  am  11.05.  2015).   4  Eichler,  Ernst,  op.  cit.   5  Ibid.  S.  folgende  Publikationen:   74 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 mann   war   außerdem   jener,   der   die   Sorabistikforschung  trotz  der  ungün-­‐‑ stigen   politischen   Lage   an   der   SAW   zu   Leipzig   in   den   Jahren   1933–1945   in   der   Nachkriegszeit   gründete   und   entwickelte.6   Im   Rahmen   dieser   bei-­‐‑ den   Forschungsrichtungen   hat   sich   die   Untersuchung   des   Sprachkon-­‐‑ takts   etabliert,   da   sowohl   die   Ono-­‐‑ mastik   als   auch   die   Sorabistik   die   Verzahnung   der   Slavinen   mit   den   anderen   Sprachen   hervorhebt   und   diese   in   einem   solchen   Zusammen-­‐‑ hang  betrachtet.   Slavistische   Forschung   nach   1945   an   der   SAW   zu   Leipzig   hat   Ernst   Eichler   (1930–2012)   maßgeblich   ge-­‐‑ prägt.7   Er   knüpfte   an   die   bereits   be-­‐‑ stehende  Forschungstradition  an  und   verband   in   seinem   philologischen   Schaffen  das  Interesse  zur  Onomastik   Vasmer,   Max:   Osteuropäische   Ortsnamen.   Dorpat,   1921   (Eesti   Vabariigi   Tartu   Ülikooli   toimetused   =   Acta   et   commentationes   Uni-­‐‑ versitatis   Tartuensis   (Dorpatensis),   B,   Hu-­‐‑ maniora;  1,3).   Vasmer,   Max:   Die   Slaven   in   Griechenland.   Berlin,   1941   (Abhandlungen   der   Preußi-­‐‑ schen   Akademie   der   Wissenschaften,   Philo-­‐‑ sophisch-­‐‑Historische  Klasse;  1941,12).   Vasmer,   Max:   Die   griechischen   Lehnwörter   im   Serbo-­‐‑Kroatischen.   Berlin,   Gruyter   in   Komm.,   1944   (Abhandlungen   der   Preußi-­‐‑ schen   Akademie   der   Wissenschaften,   Philo-­‐‑ sophisch-­‐‑Historische  Klasse;  1944,  3).   Trautmann,   Reinhold:   Die   elb-­‐‑   und   ostsee-­‐‑ slavischen  Ortsnamen.  Bd.  1–3,  Berlin  1948– 1956.   Trautmann,   Reinhold:   Die   slavischen   Orts-­‐‑ namen   Mecklenburgs   und   Holsteins.   Berlin   1950.   6   Ibid.   Siehe   auch   Wiemers,   Gerald,   Rein-­‐‑ hold   Trautmann   und   die   Leipziger   wissen-­‐‑ schaftlichen   Gesellschaften.   In:   Eichler,   Ernst:   Reinhold   Trautmann   und   die   deut-­‐‑ sche   Slawistik.   Mit   einem   Beitrag   von   Ge-­‐‑ rald  Wiemers.  Berlin  1984,  39–50.   7   Bily,   Inge:   Nachruf   Ernst   Eichler   (1930– 2012).   Namenforscher   und   Slawist,   in:   Mit-­‐‑ teldeutsches   Jahrbuch   für   Kultur   und   Ge-­‐‑ schichte  20  (2013),  225–227.   und   Sorabistik.   Unter   seiner   Leitung   wurde   in   den   Jahren   2000–2005   der   „Atlas   altsorbischer   Ortsnamenty-­‐‑ pen“  in  5  Bänden  herausgegeben,  der   im   Rahmen   des   Akademieprojekts   „Deutsch-­‐‑slawische   Namenfor-­‐‑ schung“   (Arbeitsstellenleiterin:   Inge   Bily,   Projektlaufzeit:   1992–2003)   entstand.8   Eine   weitere   bedeutende   onomastische   Reihe   „Deutsch-­‐‑Slawi-­‐‑ sche   Forschungen   zur   Namenkunde   und   Siedlungsgeschichte“,   welche   an   der   SAW   publiziert   wurde,   wurde   vom   Bohemisten   Rudolf   Fischer   und   Linguisten   Theodor   Frings   in   den   50er  Jahren  des  20.  Jh.  gegründet  und   herausgegeben.   In   ihrem   Rahmen   wurde   das   Namensgut   von   Sachsen,   Thüringen   und   Teilen   Sachsen-­‐‑ Anhalts   in   38   Bänden   aufgearbeitet.   Ab   Bd.   27   (1973)   übernahmen   Ernst   Eichler   und   Autorenkollektiv   die   Herausgeberschaft   in   der   Serie.9   Außerdem   hat   Ernst   Eichler   sich   mit   der   Geschichte   der   Slavistik   befasst,   was   sich   in   einer   Reihe   der   Akade-­‐‑ mievorträge   und         -­‐‑publikationen   niederschlug.10   In   der   Tätigkeit   von   Ernst   Eichler   erschöpfte   sich   die   slavistische   For-­‐‑ 8   Hübner,   Michael   (Hrsg.):   Die   Publikatio-­‐‑ nen  1846  bis  2000  /  Sächsische  Akademie  der   Wissenschaften   zu   Leipzig.   Stuttgart–Leip-­‐‑ zig   2000,   S.   197.   http://www.saw-­‐‑leipzig.de/ de/projekte/beendete-­‐‑forschungsvorhaben   (letzter  Zugriff  am  07.05.2015).   9   Wiemers,   Gerald/Fischer,   Eberhard:   Säch-­‐‑ sische   Akademie   der   Wissenschaften   zu   Leipzig.   Die   Mitglieder   von   1846   bis   2006.   Berlin   2006.   –   Hübner,   Michael   (Hrsg.),   op.   cit.,   206–208.   –   http://www.saw-­‐‑leipzig.de/   de/projekte/beendete-­‐‑forschungsvorhaben   (letzter  Zugriff  am  07.05.2015).   10   Siehe   die   in   diesem   Beitrag   zitierten   Ar-­‐‑ beiten   sowie:   Eichler,   Ernst:   Slawistik   in   Deutschland  von  den  Anfängen  bis  1945:  ein   biographisches   Lexikon.   Bautzen   1993.   –   Eichler,  Ernst:  Zwei  Beiträge  zur  Geschichte   der   Slawistik   [vorgetragen   in   der   Sitzung   am  9.  Mai  1986].  Berlin  1988.   K. Gönczi & M. Lazar, Slavistik an der SAW schung  an  der  SAW  zu  Leipzig  in  der   zweiten  Hälfte  des  20.  Jh.  aber  nicht.   Der   Südslavist   Herbert   Peukert,   der   Linguist  Rudolf  Růžička,  der  Sorabist   Heinz   Schuster-­‐‑Šewc11,   der   Bohemist   und   Historiker   Anton   Blaschka,   der   Literaturwissenschaftler   Gerhard   Dudek   und   der   Linguist   Bernhard   Comrie  haben  hier  gewirkt  bzw.  ihre   Gutachtertätigkeit  für  die  Akademie-­‐‑ projekte  betrieben.   Slavistik   und   Slavenkunde   an   der   SAW   zu   Leipzig   waren   fast   aus-­‐‑ schließlich  in  einen  interdisziplinären   Kontext   eingebunden,   interagierten   z.B.  mit  solchen  Disziplinen  wie  Kar-­‐‑ tographie,   Ethnologie   oder   Wissen-­‐‑ schaftsgeschichte   und   schöpften   na-­‐‑ türlicherweise   daraus   neue   Anre-­‐‑ gungen.     II.   Aktuelle   Vorhaben   an   der   SAW   mit  slavistischem  Schwerpunkt   An   die   interdisziplinäre   Forschungs-­‐‑ tradition   knüpft   das   Akade-­‐‑ mievorhaben   „Das   sächsisch-­‐‑magde-­‐‑ burgische   Recht   als   kulturelles   Bin-­‐‑ deglied   zwischen   den   Rechtsord-­‐‑ nungen   Ost-­‐‑   und   Mitteleuropas“   an.   Ziel   dieses   Akademieprojektes,   das   unter   der   Leitung   von   Prof.   Dr.   Hei-­‐‑ ner  Lück  (Universität  Halle)12  mit  Ar-­‐‑ beitsstellen   in   Leipzig   und   Magde-­‐‑ burg   seit   2004   forscht,   ist   es,   zu   er-­‐‑ mitteln,   wie   der   Sachsenspiegel   und   das   Magdeburger   Stadtrecht   die   Rechtssysteme   in   Ostmitteleuropa13   11  Eichler,  Ernst,  ibid.,  571.   12   Das   Forschungsprojekt   zum   sächsisch-­‐‑ magdeburgischen  Recht  wurde  von  2004  bis   2012  auch  von  Ernst  Eichler  geleitet.   13   Als   Verbreitungsgebiet   des   sächsisch-­‐‑ magdeburgischen   Rechts   lassen   sich   primär   Polen,   Tschechien,   die   Slowakei,   die   Ukrai-­‐‑ ne,   Weißrussland,   Ungarn   und   Rumänien   benennen.   Die   Untersuchungsgebiete   wer-­‐‑ den   nach   den   heutigen   Ländernamen   nach   der   Vorlage   der   Handbücher   zur   europäi-­‐‑ schen   Rechtsgeschichte   bezeichnet.   Vgl.   75 prägten  und  welche  Einflüsse  in  den   jeweiligen   Rechtsordnungen   und   Rechtssprachen   nachweisbar   sind.   Da   die   städtischen   Rechtsordnungen   gerade   in   den   neuen   Mitglieds-­‐‑ staaten  der  Europäischen  Union  vom   Magdeburger  Recht  geprägt  wurden,   wird   die   Reichweite   des   sächsisch-­‐‑ magdeburgischen   Rechts   durch   Zu-­‐‑ sammenarbeit   von   Wissenschaftlern   vor  Ort  erforscht.   Die   Ergebnisse   des   Forschungs-­‐‑ vorhabens   werden   vor   allem   in   Bän-­‐‑ den   in   der   Reihe   IVS   SAXONICO-­‐‑ MAIDEBURGENSE  IN  ORIENTE  im   Verlag   de   Gruyter   zu   den   jeweiligen   Untersuchungsgebieten   publiziert.   Die   Bücher   zu   Polen,   Ungarn   und   Rumänien   sowie   ein   Sammelband   zum   Forschungsstand   sind   bereits   erschienen;14   der   Projektband   zu   Tschechien   und   der   Slowakei   ist   in   Vorbereitung.  Geplant  sind  des  Wei-­‐‑ teren   ein   Untersuchungsband   zu   Weißrussland  und  Litauen  sowie  zur   Ukraine  und  Russland.   Coing,  Helmut  (Hrsg.),  Handbuch  der  Quel-­‐‑ len  und  Literatur  der  neueren  europäischen   Privatrechtsgeschichte,  München  1973–1988.   14   Eichler,   Ernst/Lück,   Heiner   (Hrsg.):   Rechts-­‐‑   und   Sprachtransfer   in   Mittel-­‐‑   und   Osteuropa.   Sachsenspiegel   und   Magdebur-­‐‑ ger   Recht.   Internationale   und   interdiszipli-­‐‑ näre   Konferenz   in   Leipzig   vom   31.   Oktober   bis   2.   November   2003,   Red.   Wieland   Carls,   Berlin   2008.   (=  IVS   SAXONICO-­‐‑MAIDE-­‐‑ BVRGENSE  IN  ORIENTE.  1);   Bily,   Inge/Carls,   Wieland/Gönczi,   Katalin,   Sächsisch-­‐‑magdeburgisches   Recht   in   Polen.   Untersuchungen   zur   Geschichte   des   Rechts   und   seiner   Sprache,   Berlin,   Boston   2011.   (=  IVS   SAXONICO-­‐‑MAIDEBVRGENSE   IN   ORIENTE.  2);   Gönczi,   Katalin/Carls,   Wieland,   Sächsisch-­‐‑ magdeburgisches   Recht   in   Ungarn   und   Ru-­‐‑ mänien.   Autonomie   und   Rechtstransfer   im   Donau-­‐‑   und   Karpatenraum,   Unter   Mitarb.   von   Inge   Bily,   Berlin,   Boston   2013.   (=  IVS   SAXONICO-­‐‑MAIDEBVRGENSE   IN   ORI-­‐‑ ENTE.  3).   76 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 %!f 8* !.8* !f ,.8/!*0%!.!*f /+d 3+$(f %!f /,.$3%//!*/$"0(%$!*f (/f 1$f %!f .!$0/$%/0+.%/$!*f .d #!*%//!f !/f +./$1*#/,.+&!'0!/Uf %*!f %*"D$.1*#f 61.f !."//1*#/df 1* f !$0/#!/$%$0!f !/f *0!./1d $1*#/(* !/f 1* f !%*!f '+),.0%/d 0%/$!f ,.$1*0!./1$1*#f 3!. !*f )%0f !%*!.f *(5/!f !.f +./$1*#/d #!/$%$0!f '+),(!00%!.0Uf )%0f 3%. f !*f !/!.*f 1$f !%*f !.(%'f D!.f %!f "D.f /f *0!./1$1*#/#!%!0f .!d (!2*0!*f1!((!*f#!(%!"!.0Uf f #%( (!(  ( %0f %!/!)f ' !)%!2+.$!*f $0f !.f. %#)!*3!$/!(f%*f !.f/(2%/d 0%/$!*f+./$1*#f*f !.ff !%,d 6%#f /000#!"1* !*Vf !.f 1.$f %!f *0!.'0%+*f )%0f !.f !$0/#!/$%$0!f *#!.!#0f 31. !Uf )f %00!(,1*'0f !.f ,$%(+(+#%/$!*f !/$.!%1*#f /0!$!*f %!f !.)%*+(+#%!/5/0!)!f !/f !10d /$!*f 1* f !.f &!3!%(%#!*f (2%*!*JNf %**!.$(f !/f .!$0//,.$(%$!*f !d #%/0!./Uf1.$f !*f$3!%/f !/f!.d )%*+(+#%!0.*/"!./f #!(*#0f )*f 61.f !1.0!%(1*#f !/f %*"(1//!/f !.f !10/$!*f !$0/ !*')8(!.f 1"f %!f /(2%/$!*f $%*/%$0(%$f /!%*!/f )d "*#/Vf /!%*!.f 0.!11*#f 1"f %!f !d *$.0!*f !40/+.0!*f 1* f /!%*!.f 0%(%080Uf1$f %!f!#!f !.f!.)%00d (1*#f !/f /8$/%/$d)# !1.#%/$!*f !$0/f 'A**!*f  1.$f *$2+((6+d #!*f 3!. !*Vf 3%!f !03f !.f %*"(1//f !/f /$!$%/$!*f 1"f %!f !./!0d 61*#!*f 2+*f !    f %*f +d (!*f 1* f %*f !.f (+3'!%Uf +)%0f /$(8#0f )*f %!f .D'!f 61.f /(2%/$d JNf *#.%/$f 1* f 1)8*%/$f (%!!*f %*f %!/!)f 1/))!*$*#f 1/#!'())!.0Vf f '!%*!f !./!061*#!*f !/f /8$/%/$d)# !d 1.#%/$!*f!$0/f%*f %!/!f,.$!*f%)f %0d 0!((0!.f !'**0f /%* Uf 1)f %01%/$!*f #f !/f !!*"((/f '!%*!*f !61#Vf f %!f 1!((!*f 1/f !)f!$!)Uf.+H"D./0!*01)f %01!*f1"f !10/$Vf 0!%*%/$Vf +(*%/$f 1* f .+/0f +2f2!."//0f31. !*Uf !10/$!*f$%/0+.%/$!*f,.$'+*0'0d "+./$1*#Vf %!f*f !.ff!%*!f(*#!f . %0%+*f$0Uf %!f ,$%(+(+#%/$!f !0$+ +(+#%!f 1* f %!f (%*#1%/0%/$!*f ),(%'01.!*f $8*#!*f /0.'f 2+)f 0!.%(f Vf /f 61.f !."D#1*#f /0!$0Uf %!f *0!./1d $1*#!*f 2+*f %(5f 61f  !    f1* f!JOf/%* f(!4%'+d #.,$%/$f +.%!*0%!.0f 1* f %!0!*f %)f .1* !f !%*f (+//.f !.f .!(!2*0!*f .!$0//,.$(%$!*f !.)%*+(+#%!f )%0f !%*!)f /,.$$%/0+.%/$!*f +))!*d 0.f 61f !%*!)f '+*'.!0!*f ,.$ !*'d )(Uf %!/!.f +.#*#f %/0f #!+0!*Vf 3!**f %!f !./!061*#f %.!'0f 1/f !)f !10/$!*f #!080%#0f 31. !Vf !.f 001/f !.f %!(/,.$!f 1*!/0.%00!*f %/0f 1* f /%$f 1!((!*f %*f !/0%))0!*f !*.!/f "%* !*f (//!*Uf )f /(+2'%d /$!*Vf 3!%H.1//%/$d(%01%/$!*f 1* f 1'.%*%/$d.1//%/$!*f 1)f 3!. !*f !%*!.f + !.f 61#(!%$f )!$.!.!f %!/!.f .%0!.%!*f *%$0f !."D((0Vf 3/f 63*#/d (81"%#f 61)f !0$+ +(+#%!3!$/!(f %**!.$(f !/f.+&!'0/f"D$.0!Uf D.f %!f 3!%0!."D$.!* !f ."+.d /$1*#f !/f.!$0//,.$(%$!*f!#%/d 0!./f 3!. !*f %!f ,.((!(!*f 63Uf JOf %!$!f !03Wf %(5Vf *#!c.(/Vf %!(* cf A*6%Vf 0(%*Wf8$/%/$d)# !1.#%/$!/f !$0f %*f +(!*Uf *0!./1$1*#!*f 61.f !d /$%$0!f !/f!$0/f1* f/!%*!.f,.$!Vf!.d (%*Vf+/0+*fKIJJfZSf f d  d f f UfK[Uf %(5Vf *#!Wf !f 35',%( /'!f ,.3+f ef 0+f #!/0f )%!/0!6'!f ,.3+Uf *Wf (FVf .!(cf +1CVf %B=f Z./#U[Vf ;/0/':f ,.72+f 2!f /0B! *=f 2.+d ,;Uf +.*='f ,B=/,;2'Ef 6f )!6%*7.+ *=f ,.72d *%':f'+*"!.!*!fT.72f);/0/'7f .7(+2/02=f 9!/':$+`f 6f JRUeKJUf 67B=f KIJJVf .$Uf .$f KIJLVfLMLeLOKUf %(5Vf *#!Wf T1f $+.!0f 1* !f 2+.*!)!0`Uf !10/$d0/$!$%/$!.f !.#(!%$f !.f %*(!%d 01*#/"+.)!(*f %)f ^8$/%/$!*f !%$%( d .!$0 Uf *Wf !*'f?'+27fZ./#U[Vf$0!40!f !/f,80)%00!((0!./f1* f !.f".D$!*f!16!%0Uf . %0%+*f 1* f !./,!'0%2!*f !.f $,.+/df 1* f $/,.$!*"+./$1*#f ZSf %*#1f %/d 0+.%f !.)*%Uf  Uf P[Uf !.(%*f KIJMVf KIPe KJQUf K. Gönczi & M. Lazar, Slavistik an der SAW fuzzy-­‐‑Korpora   herangezogen   und   korpusgestützte   Untersuchung   der   Mehrworteinheiten   (Syntagmen,   n-­‐‑ grams)   verfolgt.   Diese   Vorgehens-­‐‑ weise   ist   zum   einen   vorteilhaft,   weil   die   zu   untersuchenden   Einheiten   nicht   im   Vorfeld   definiert   werden   und   durch   die   Ergebnisse   das   gesamte   rechtssprachliche   Register,   nicht   nur   durch   die   Exzerption   ausgewählte   Elemente,   beschrieben   werden   kann.   Zum   anderen   werden   durch   die   Konfrontation   mehrerer   Slavinen,   in   denen   die   Rechtstexte   verfasst   wurden   (wie   etwa   Polnisch   und   Prosta   Mova17,   Tschechisch   und   „slovakisiertes   Tschechisch“18),   die   Wege   der   Entlehnung   der   rechts-­‐‑ sprachlichen   Strukturen   erschlossen   und  somit  auch  die  Wege  der  Rezep-­‐‑ tion   des   sächsisch-­‐‑magdeburgischen   Rechts.   Die   zentrale   Rolle   in   der   Entwick-­‐‑ lung   der   Rechtssprache   und   ein   Hauptergebnis   des   Rechtstransfers   ist   aus   der   sprachhistorischen   Sicht   die   sprachliche   Standardisierung   der   Rechtssprache19,   die   oft   zugleich   mit   17  In  mehreren  regionalen  Prägungen.   18   Ein   umstrittener   Begriff,   s.   etwa:   Berger,   Tilman,   Tschechen   und   Slowaken:   Zum   Scheitern   einer   gemeinsamen,   tschechoslo-­‐‑ wakischen   Schriftsprache.  In:   Hentschel,   Gerd  (Hrsg.),  Über  Muttersprachen  und  Va-­‐‑ terländer.   Zur   Entwicklung   von   Standard-­‐‑ sprachen   und   Nationen   in   Europa.   Frank-­‐‑ furt  a.  Main  (usw.)  1997,  167.   Giger,   Markus,   Die   Sprachsituation   in   der   Slowakei:   Diglossie   in   der   Vergangenheit   und  ihre  Spuren  in  der  Gegenwart.  In:  Jiřina   van   Leeuwen-­‐‑Turnovcová,   Nicole   Richter   (Hrsg.),   Entwicklung   slawischer   Literatur-­‐‑ sprachen,   Diglossie,   Gender.   Literalität   von   Frauen   und   Standardisierungsprozesse   im   slawischen  Areal.  Beiträge  des  Kolloquiums   an   der   FSU-­‐‑Jena,   Dezember   2004.   München   2006,  99–101.   19   Vgl.   Kopaczyk,   Joanna:   The   legal   lan-­‐‑ guage   of   Scottish   burghs:   Standardization   and   lexical   bundles   (1380–1560),  Oxford   2013.   77 der   Erfindung   der   neuen   Termino-­‐‑ logie   und   des   phraseologischen   Be-­‐‑ standes   stattfand.   Die   Abfrage   der   Ergebnisse   der   n-­‐‑gram-­‐‑Untersu-­‐‑ chung   in   den   gewichteten   diachro-­‐‑ nen   Nationalkorpora   gibt   Auskunft   über   die   Beständigkeit   der   Entleh-­‐‑ nungen   sowie   über   ihre   Verbreitung   in   den   anderen   Registern   und   Text-­‐‑ sorten,   was   die   Nachhaltigkeit   des   Einflusses   des   sächsisch-­‐‑magdebur-­‐‑ gischen   Rechts   auf   die   jeweiligen   (Rechts)kulturen  ausloten  lässt.     2.  Forschungen  zum  Rechtstransfer   Zu   den   gemeinsamen   Traditionen   der   europäischen   Rechtskultur   ge-­‐‑ hört  neben  dem  römischen  und  dem   kanonischen   Recht   das   sächsisch-­‐‑ magdeburgische   Recht.   Solange   in   den   okzidentalen   Teilen   Europas   die   römisch-­‐‑rechtlichen   Rechtstraditio-­‐‑ nen   die   gemeinsamen   Rechtsgrund-­‐‑ lagen   bildeten,   waren   der   Sachsen-­‐‑ spiegel   und   das   Magdeburger   Stadt-­‐‑ recht  ein  weiteres  „kulturelles  Binde-­‐‑ glied“   zwischen   den   Rechtsordnun-­‐‑ gen  Mittel-­‐‑  und  Osteuropas.20   Kopaczyk,  Joanna,  Formulaicity  in  Scots  his-­‐‑ torical   corpora   and   the   lexical   bundles   method.  In:   Bennett,   Paul/Durrell,   Martin/   Scheible,   Silke/Whitt,   Richard   J.   (eds.):   New   Methods   in   Historical   Corpora.   Tübingen   2013,  151–162  (=  Korpuslinguistik  und  inter-­‐‑ disziplinäre  Perspektiven  auf  Sprache  /  Cor-­‐‑ pus   Linguistics   and   Interdisciplinary   Per-­‐‑ spectives  on  Language  Bd./Vol.  3).   Kopaczyk,  Joanna:  Long  lexical  bundles  and   standardisation   in   historical   legal   texts.  In:   Studia   Anglica   Posnaniensia   47,   2–3   (2012),   3–25.   20  Lück,  Heiner,  Einführung:  Das  sächsisch-­‐‑ magdeburgische   Recht   als   kulturelles   Bin-­‐‑ deglied   zwischen   den   Rechtsordnungen   Ost-­‐‑   und   Mitteleuropas.   In:   Eichler,   Ernst/   Lück,   Heiner   (Hrsg.),   Rechts-­‐‑   und   Sprach-­‐‑ transfer   in   Mittel-­‐‑   und   Osteuropa.   Sachsen-­‐‑ spiegel  und  Magdeburger  Recht.  Internatio-­‐‑ nale   und   interdisziplinäre   Konferenz   in   78 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 Als   methodischer   Ansatz   für   die   Untersuchung   der   Verfassungs-­‐‑   und   Rechtsgeschichte  dienen  die  Erkennt-­‐‑ nisse   der   Transferforschung.21   In   der   Analyse   der   Rechtsverbindungen   wird   den   Wegen   und   Formen   des   Rechtstransfers   nachgegangen.   Mit   diesem   grenzüberschreitenden   For-­‐‑ schungsansatz   lässt   sich   der   Prozess   der   Rechtsentwicklung   in   Ostmittel-­‐‑ europa  adäquater  erfassen.  An  dieser   Stelle   bietet   die   Aufarbeitung   der   sozialhistorischen   Hintergrundinfor-­‐‑ mationen   wie   die   Siedlungsge-­‐‑ schichte,   der   Landesausbau   und   die   Stadtentwicklung   einen   neuen   Zu-­‐‑ gang   zur   Rechtsgeschichte   gegen-­‐‑ über  der  römisch-­‐‑rechtlich  geprägten   Rezeptionsforschung.   Außerdem   können  weitere  gemeinsame  Themen   der   Rechtshistoriographie   Ostmittel-­‐‑ europas   in   die   Untersuchung   der   Verfassungs-­‐‑   und   Rechtsgeschichte   einbezogen   werden:   die   Christiani-­‐‑ sierung,   die   Etablierung   der   jeweili-­‐‑ gen   Königreiche   innerhalb   Europas,   die   Rolle   des   ius   commune,   die   Leipzig   vom   31.   Oktober   bis   2.   November   2003,  Berlin  2008,  1–28.   21  Lück,  Heiner,  Rechtstransfer  und  Rechts-­‐‑ verwandtschaft.   Zum   Einfluss   des   Magde-­‐‑ burger   Stadtrechts   im   Königreich   Böhmen.   In:   Malý,   Karel/Šouša,   Jiří   (Hrsg.),   Městské   právo  ve  střední  Evropě.  Sborník  příspěvků   z   mezinárodní   právnické   konference,   Praha   2013,   S.   298–317;   Lück,   Heiner,   Aspects   of   the  transfer  of  the  Saxon-­‐‑Magdeburg  Law  to   Central   and   Eastern   Europe.   In:   Rechtsge-­‐‑ schichte   –   Legal   History,   22   (2014),   79–89,   online:   http://dx.doi.org/10.12946/rg22/079-­‐‑ 089   (letzter   Zugriff   am   11.05.2015);   Bos,   El-­‐‑ len/Pócza,   Kálmán   (Hrsg.),   Rechtssysteme   im   Donauraum.   Vernetzung   und   Transfer,   Baden-­‐‑Baden  2014.   Zur   neuzeitlichen   rechtshistorischen   Trans-­‐‑ ferforschung  mit  Bezug  auf  Ostmitteleuropa   siehe   u.a.   die   Ergebnisse   des   Projektes   „Rechtskulturen   des   modernen   Osteuropa.   Traditionen  und  Transfers“  am  Max-­‐‑Planck-­‐‑ Institut  für  europäische  Rechtsgeschichte.   Rechtsaufzeichnungsversuche   und   der  Rechtspartikularismus.   Als   eine   Zwischenbilanz   zu   den   Ländern   Ostmitteleuropas   ergibt   sich,   dass   das   sächsisch-­‐‑magdebur-­‐‑ gische   Recht   am   intensivsten   in   Po-­‐‑ len   wirkte.   Bis   zum   19.   Jahrhundert   wurde   das   Magdeburger   Recht   in   Kleinpolen   und   Galizien   an   ca.   650   Ortschaften,   in   Großpolen   an   150   Ortschaften  verliehen.  Von  Polen  aus   verbreitete   sich   das   Magdeburger   Recht   in   Richtung   Ukraine,   Litauen   und   Weißrussland,   so   dass   Polen   als   Drehscheibe   im   Rechtstransfer   cha-­‐‑ rakterisiert  werden  kann.  In  den  pol-­‐‑ nischen   Städten   bildeten   sich   auch   örtliche   Varianten   des   Magdeburger   Rechts   heraus.   Unter   diesen   lokalen   Varianten   erreichte   das   Kulmer   Recht   die   weiteste   Verbreitung   auf   den   Gebieten   des   Deutschordens-­‐‑ landes.   Der   Rechtstransfer   begann   im   13.   Jahrhundert   in   Richtung   Schlesien,   als   der   Stadtherr,   der   schlesische   Herzog,   das   Magdeburger   Recht   an   seine   Städte   verlieh.   Dies   geschah   in   der   Regel   bei   der   Gründung   bzw.   Neugründung   einer   Stadt   durch   ein   Lokationsprivileg   zur   Begünstigung   der   Rechtsstellung   der   Siedler.   Die   Siedlungsgründungen   und   -­‐‑privile-­‐‑ gierungen   sollten   zur   Stärkung   der   Herrschaft   beitragen.   So   erfolgte   z.B.   1211   die   Verleihung   des   Magdebur-­‐‑ ger   Rechts   an   die   schlesische   Stadt   Goldberg,   wo   sich   Bergarbeiter   aus   Deutschland   in   einer   größeren   Zahl   niederließen.  1257  wurde  Krakau  an-­‐‑ lässlich   der   Neugründung   nach   dem   Mongolensturm   mit   einer   günstigen   Rechtsstellung   nach   dem   Magdebur-­‐‑ ger   Recht   ausgestattet.  Der  Stadtherr   förderte   diese   Siedlungen   auch   aus   wirtschaftlichen   Gründen,   wofür   er   Privilegien   erließ.   In   Pommern   wa-­‐‑ ren   es   die   Herzöge   und   die   adeligen   Grundherren,  die  die  Siedlungs-­‐‑   und   Städtegründungsprozesse   in   Gang   K. Gönczi & M. Lazar, Slavistik an der SAW setzten.  Außerdem  vermittelten  auch   die   vor   Ort   anwesenden   Orden,   wie   die   Zisterzienser   in   Polen,   jene   kulturelle   Kontakte,   die   zu   Rechts-­‐‑ verbindungen  führten.22   Neben   den   Rechtsverleihungen   gab   es   auch   eine   horizontale   Kom-­‐‑ munikation   zwischen   den   Städten,   wenn   eine   städtische   Gemeinde   die   Stadt   Magdeburg   um   die   Versen-­‐‑ dung   der   Privilegien   bat.   Solche   Rechtsmitteilungen   sind   bekannt   für   Breslau,  Görlitz,  Kulm  und  Schweid-­‐‑ nitz.   Nach   der   Verleihung   des   Mag-­‐‑ deburger   Rechts   an   Breslau   (1241)   bestätigte   1261   der   schlesische   Her-­‐‑ zog   den   Breslauer   Bürgern   die   per-­‐‑ sönliche   Freiheit   nach   dem   Magde-­‐‑ burger   Recht.   Im   gleichen   Jahr   wur-­‐‑ de  eine  Rechtsmitteilung  aus  Magde-­‐‑ burg  nach  Breslau  gesandt.23   Aus  dem  Einflussbereich  des  Mag-­‐‑ deburger   Rechts   wurden   an   die   Magdeburger   Schöffen   Anfragen   ge-­‐‑ richtet,   die   sie   in   Form   von   Rechts-­‐‑ auskünften   beantworteten.   Die   Form   der   Kommunikation   war   zuerst   mündlich;   später   wurden   die   An-­‐‑ fragen  und  Auskünfte  in  Briefen  ver-­‐‑ fasst.   Die   Normen   des   Magdeburger   Rechts   kann   man   am   besten   aus   diesen  Schöffensprüchen  erschließen.   Aus   der   Formulierung   der   Anfragen   und   der   Schöffensprüche   kann   man   auf   eine   präzise   juristische   Denk-­‐‑ weise   schließen,   denn   Tatbestände   wie   Diebstahl,   Betrug   und   Ehebruch   wurden   mit   juristischer   Genauigkeit   formuliert.   Kenntnisse   in   der   juristi-­‐‑ 22  Bily,  Inge/Carls,  Wieland/Gönczi,  Katalin:   Sächsisch-­‐‑magdeburgisches   Recht   in   Polen.   Untersuchungen   zur   Geschichte   des   Rechts   und  seiner  Sprache.  Berlin–  Boston  2011,  25– 27.   23   Ebel,   Friedrich,   Breslau.   In:   Handwörter-­‐‑ buch  zur  deutschen  Rechtsgeschichte,  Hrsg.   von   Albrecht   Cordes,   Heiner   Lück,   Dieter   Werkmüller  und  Ruth  Schmidt-­‐‑Wiegand  als   philolog.   Beraterin.   2.,   völlig   überarb.   u.   erw.  Aufl.,  Bd.  1,  Berlin  2008,  Sp.  681–684.   79 schen   Dogmatik   lassen   sich   auch   in   der   Korrespondenz   zwischen   den   Magdeburger   Schöffen   und   dem   an-­‐‑ fragenden  Rat  beobachten.24   Nach   der   Vorlage   des   Magdebur-­‐‑ ger   Schöffenstuhls   bildeten   sich   bald   auch   in   Osteuropa   rechtsberatende   Schöffenkollegien,   die   ebenfalls   Rechtsauskünfte   nach   dem   Magde-­‐‑ burger   Recht   erteilten.   Solche   Schöf-­‐‑ fenstühle   gab   es   auch   in   Polen:   in   Breslau,  Neumarkt  und  Posen.  In  der   polnischen   Residenzstadt   Krakau   gründete  der  König  1356  das  Oberge-­‐‑ richt   des   deutschen   Rechts,   an   das   sich   die   Städte   Kleinpolens   wenden   konnten.25   Dieses   königliche   Gericht   sprach   Recht   auf   der   Grundlage   des   Magdeburger   Rechts.   Zugleich   wur-­‐‑ de  der  direkte  Weg  der  Kommunika-­‐‑ tion  mit  Magdeburg  untersagt.   Die   wissenschaftliche   Bearbeitung   des   Magdeburger   Rechts   begann   im   16.   Jahrhundert   –   zuerst   in   Latein,   danach   aber   auch   in   der   Landes-­‐‑ sprache.   Durch   den   Buchdruck   (ab   1440)   vermehrten   sich   die   Kompen-­‐‑ dien   des   sächsisch-­‐‑magdeburgischen   Rechts.   Die   intensive   wissenschaft-­‐‑ liche   Auseinandersetzung   erfolgte   durch  die  neue  Schicht  der  Rechtsho-­‐‑ noratioren,   den   juristisch   gebildeten   Mitgliedern   des   Stadtregiments.   Ein   Zentrum   der   Juristenausbildung   in   Ostmitteleuropa   war   die   Krakauer   Universität,   zu   deren   Absolventen   24  Ebel,  Friedrich:  Des  spreke  wy  vor  eyn  recht   ....Versuch  über  das  Recht  der  Magdeburger   Schöppen.   In:   Unseren   fruntlichen   grus   zu-­‐‑ vor.   Deutsches   Recht   des   Mittelalters   im   mittel-­‐‑   und   osteuropäischen   Raum.   Kleine   Schriften,   Fijal,   Andreas/   Leuchte,   Hans-­‐‑ Jörg/Schiewer,   Hans-­‐‑Jörg   (Hrsg.),   Köln– Weimar–Wien  2004,  423–511.   25   Łysiak,   Ludwik,   Ius   supremum   Mayde-­‐‑ burgense   castri   Cracoviensis   1356–1794.   Organisation,   Tätigkeit   und   Stellung   des   Krakauer   Oberhofs   in   der   Rechtsprechung   Altpolens.  Frankfurt  a.  Main  1990.   80 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 )!$.!.!f 0 0/$.!%!.f 1* f +0.!f *f'A*%#(%$!*f!.%$0!*f#!$A.0!*Uf 1$f %!f !/!06#!1*#f !!%*d "(1//0!f /f # !1.#!.f !$0f %*f /0!1.+,Uf+($f!%*f!/!06#!1*#/d '0f 3.f 61)f !%/,%!(f %!f !.d /$%! 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Gönczi & M. Lazar, Slavistik an der SAW Etliche   Quellen   des   sächsisch-­‐‑ magdeburgischen   Rechts   waren   im   Donau-­‐‑   und   Karpatenraum   vorhan-­‐‑ den,   so   enthielt   z.B.   der   Hermann-­‐‑ städter   Codex   Altemberger,   eine   Handschrift   aus   dem   15.   Jahrhun-­‐‑ dert,  das  Magdeburger  Weichbild.   Der  Weg  des  sächsisch-­‐‑magdebur-­‐‑ gischen   Rechts   in   den   Donau-­‐‑   und   Karpatenraum   führte   in   erster   Linie   über  Schlesien,  das  als  Vermittler  im   Prozess   der   Verbreitung   des   säch-­‐‑ sisch-­‐‑magdeburgischen   Rechts   in   Richtung   Osteuropa   angesehen   wer-­‐‑ den   kann.   Dieser   Vorgang   wurde   durch   die   wirtschaftlichen   Verbin-­‐‑ dungen   der   Städte   der   heutigen   Slo-­‐‑ wakei   nach   Schlesien   unterstützt.   So   reichten   z.B.   die   Fernhandelsbezieh-­‐‑ ungen   von   Breslau   bis   in   den   Osten   der   Slowakei.29   Der   Warenverkehr   war   ein   Mittler   für   den   Rechtstrans-­‐‑ fer,   so   dass   die   Kaufleute   als   Träger   des   kulturellen   Austausches   mit   Schlesien  anzusehen  sind.  Allerdings   lag   das   Königreich   Ungarn   auch   im   Einflussbereich   der   süddeutschen   Stadtrechte;   daher   sind   die   Stadt-­‐‑ rechte  der  Donauhandelsstädte  eben-­‐‑ falls   dem   süddeutschen   Rechtskreis   zuzuordnen.30   Die   Stadtrechtsentwicklung   so-­‐‑ wohl  im  Königreich  Ungarn,  als  auch   transfer  im  Donau-­‐‑   und  Karpatenraum,  Ber-­‐‑ lin–Boston  2013,  105–112.   29   Nikolicza,   Erika,   Boroszló   és   Görlitz   lehetséges   szerepe   a   budaiak   magdeburgi   joggal   való   megismerkedésében   [Die   mögli-­‐‑ che  Rolle  von  Breslau  und  Görlitz  beim  Ken-­‐‑ nenlernen   des   Magdeburger   Rechts   seitens   der   Budaer].   In:   Mikó,   Gábor/Péterfi,   Bence/Vadas,   András   (Hrsg.),   Tiszteletkör.   Történeti   tanulmányok   Draskóczy   István   egyetemi   tanár   60.   születésnapjára,   Buda-­‐‑ pest  2012,  155–163.   30   Blazovich,   László,   Das   Ofner   Stadtrecht   und   die   Rechtsbücher   von   Ungarn.   In:   Eike   von   Repgow.   A   Szász   tükör   [Sachsenspie-­‐‑ gel],   Blazovich,   László/Schmidt,   József   (Hrsg.),  Szeged  2005,  91–101.   81 in   den   böhmischen   Ländern   zeigt,   dass   das   sächsisch-­‐‑magdeburgische   Recht   mit   anderen   Rechtskreisen   zu-­‐‑ sammenwirkte.   Insbesondere   die   Städte   im   Norden   des   Königreichs   Böhmen   wurden   vom   Magdeburger   Recht   geprägt:   Leitmeritz,   Olmütz,   Leobschütz   und   Troppau.   In   den   südlichen   Städten   des   Königreichs   Böhmen   lässt   sich   hingegen   (bis   zur   Vereinheitlichung   des   böhmischen   Stadtrechts   im   16.   Jahrhundert)   auch   ein   Einfluss   des   Wiener   Stadtrechts   beobachten.   Außerdem   waren   in   den   böhmi-­‐‑ schen   Ländern   wie   auch   in   Deutsch-­‐‑ land  römisch-­‐‑rechtliche  Rechtstraditio-­‐‑ nen  vorhanden.31  Dennoch  wurde  die   Vollrezeption  im  Königreich  Böhmen   von   den   Ständen   bekämpft   und   ab-­‐‑ gelehnt.   Da   die   Rechtsgrundlagen   des   römischen   Rechts   aber   bekannt   blieben,   konnten   die   römisch-­‐‑rechtli-­‐‑ chen  Begriffe  trotz  der  Dominanz  der   Stände   insbesondere   im   Stadtrecht   Fuß  fassen.  Ein  Beispiel  dafür  ist  das   Brünner   Schöffenbuch   sowie   das   Werk  von  Paul  Christian  Koldin,  das   vom   römischen   Recht   entscheidend   geprägt  ist.   Die  Geschichte  des  sächsisch-­‐‑mag-­‐‑ deburgischen   Rechts   in   Ostmittel-­‐‑ europa  zeigt,  dass  es  sich  hierbei  um   ein   länderübergreifendes,   im   besten   Sinne   europäisches   Recht   handelt.   Die   Akzeptanz   war   meist   freiwillig   und  die  Übernahmen  dienten  vor  al-­‐‑ lem   der   Rationalisierung   des   Rechts.   Dabei   lagen   die   Bindung   an   das   Recht   und   die   Einhaltung   der   Nor-­‐‑ men   im   Interesse   der   jeweiligen   Rechtsstädte.   Die   Analyse   des   Rechtstransfers   trägt   wesentlich   dazu   bei,   dass   sprachliche   und   thematische   Gren-­‐‑ 31  Pfeifer,  Guido  Christian:  Ius  Regale  Mon-­‐‑ tanorum.   Ein   Beitrag   zur   spätmittelalterli-­‐‑ chen   Rezeptionsgeschichte   des   römischen   Rechts  in  Mitteleuropa.  Ebelsbach  2002.   82 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 zen   innerhalb   der   Rechtsgeschichts-­‐‑ schreibung   Europas   überwunden   werden   können.   Denn   in   dieser   in-­‐‑ tensiven   Phase   der   europäischen   In-­‐‑ tegration   wird   auf   die   Erforschung   der   gemeinsamen   Grundlagen   der   europäischen  Rechtskultur  besonders   Wert  gelegt.  Durch  die  hier  beschrie-­‐‑ benen  Wege  des  Transfers  wurde  das   sächsisch-­‐‑magdeburgische   Recht   ein   Teil   der   Rechtskultur   und   somit   ein   gemeinsames   historisches   Erbe   in   Ostmitteleuropa.     Exkurs:  Die  Geschichte  der  Natur-­‐‑ wissenschaften   untersucht   das   zwei-­‐‑ te   aktuelle   Langzeitprojekt   an   der   Sächsischen   Akademie   der   Wissen-­‐‑ schaften   „Wissenschaftsbeziehungen   im  19.  Jh.  zwischen  Deutschland  und   Russland   auf   den   Gebieten   Chemie,   Pharmazie   und   Medizin“,   wobei   auch   auf   Erkenntnisse   der   slavisti-­‐‑ schen   Forschung   zurückgegriffen   wird.  Als  Ergebnis  dieses  Vorhabens   entsteht   die   Reihe   Relationes32,   die   Handbuchcharakter  besitzt  und  etwa   die  Karrierewege  deutscher  Leibärzte   in   Russland   oder   die   Entwicklung   der   Embryologie   als   Wechselwir-­‐‑ kung   zwischen   dem   deutschen   und   dem   russischen   Raum   behandelt.   Im   Rahmen  dieses  Projekts  ist  ein  online   verfügbares   biobibliographisches   Le-­‐‑ xikon   der   Naturwissenschaftler   ver-­‐‑ öffentlicht,   die   in   Russland   und   Deutschland   im   19.   Jh.   fungierten   und   für   den   regen   Austausch   sorg-­‐‑ ten.33   III.  Fazit   Die   interdisziplinären   Ansätze   der   linguistischen   und   historischen   For-­‐‑ schung   bilden   eine   gute   Grundlage   32  Sie  umfasst  z.Zt.  16  Bände.   33   Siehe   http://www.saw-­‐‑leipzig.de/de/pro-­‐‑ jekte/wissenschaftsbeziehungen-­‐‑im-­‐‑19-­‐‑jahr-­‐‑ hundert-­‐‑zwischen-­‐‑deutschland-­‐‑und-­‐‑russ-­‐‑ land-­‐‑auf-­‐‑den-­‐‑gebieten-­‐‑chemie-­‐‑pharmazie-­‐‑ und-­‐‑medizin  (letzter  Zugriff  am  17.04.2015).   für   die   Suche   nach   den   historischen   und   kulturellen   Wurzeln   Europas.   Komparatistische   Quellenuntersu-­‐‑ chungen,   Wissenschaftsgeschichte   und   vergleichende   Rechtsgeschichte   können   umfassend   im   Rahmen   von   Langzeitprojekten   bei   der   Sächsi-­‐‑ schen   Akademie   der   Wissenschaften   bearbeitet  werden,  so  dass  diese  aka-­‐‑ demische   Forschungsstätte   an   der   europäischen   historischen   Grundla-­‐‑ genforschung   einen   wesentlichen   Anteil  nimmt.       Teilfächer der Slavistik Nema problema? Südslavistische Expertise und die Einbettung serbistischer Literaturwissenschaft in die deutschen Universitäten nach dem Zerfall Jugoslawiens Von Angela Richter (Halle) Zu  Veränderungen  Stellung  zu  neh-­‐‑ men,   die   es   in   der   südslavistischen   Lehre   und   Forschung   seit   den   Zer-­‐‑ fallskriegen   der   1990er   Jahre   gege-­‐‑ ben   hat,   erweist   sich   bei   näherer   Überlegung   als   nicht   unkompli-­‐‑ ziert,   selbst   wenn   man   sich   auf   die   Literaturwissenschaft  und  dabei  auf   die   serbistische   beschränkt.   Die   Si-­‐‑ tuation,  wie  sie  sich  heute  darstellt,   besteht   aus   zahlreichen   zu   berück-­‐‑ sichtigenden   Facetten.   Ich   halte   es   für   wichtig,   diese   wenigstens   kurz   zu  skizzieren.   1.   Im   Hinblick   auf   die   institutio-­‐‑ nelle   Verankerung   an   deutschen   Universitäten   stellt   die   Südslavistik   ohne   Zweifel   das   schwächste   Glied   innerhalb   des   „kleinen   Fachs“   Sla-­‐‑ vistik   dar.   Zwar   gab   es   gerade   in   den   politisch   schwierigen   1990er   Jahren   im   ex-­‐‑jugoslawischen   Raum   Neugründungen   bzw.   Nachbeset-­‐‑ zungen   in   Berlin,   Leipzig,   Halle   und   Jena   –   bei   jeweils   unterschied-­‐‑ licher  Ausrichtung  der  Professuren.   Nach  2000  wurde  zudem  die  Flanke   an   der   HU   Berlin   durch   eine   Pro-­‐‑ fessur  für  südslavische  Sprach-­‐‑   und   Kulturwissenschaft   und   eine   Juni-­‐‑ orprofessur   für   süd-­‐‑   und   ostslavi-­‐‑ sche   Literaturen   erheblich   gestärkt,   in   Jena   erfolgte   zum   Wintersemes-­‐‑ ter   2010   die   Nachbesetzung   der   Professur   für   Südslavistik.   Aber   ebenso   mussten   wir   konstatieren,   dass   in   Tübingen   (Slavische   Philo-­‐‑ logie  mit  dem  Schwerpunkt  Südsla-­‐‑ vistik)   und   Leipzig   (Südslavische   Sprach-­‐‑   und   Übersetzungswissen-­‐‑ schaft   incl.   Südosteuropa-­‐‑Linguis-­‐‑ tik)   die   Professuren   den   Sparmaß-­‐‑ nahmen   zum   Opfer   fielen,   was   das   Aus   für   südslavistische   Studien-­‐‑ programme  bedeutete.1     Es  ist  ein  offenes  Geheimnis,  dass   sich   die   Argumente   auf   der   Ebene   der   Fakultäten   bei   Kürzungswellen   und  Einsparungsszenarien  stets  äh-­‐‑ neln   und   häufig   in   das   bekannte   Totschlagargument  ausarten:  die  zu   geringe   Zahl   der   Studienanfänger   (kein   Wunder,   wenn   die   Kapazi-­‐‑ tätsberechnungen   auf   großen   Fä-­‐‑ chern  wie  Germanistik  oder  Politik-­‐‑ wissenschaft  basieren).  Zu  hören  ist   mitunter   auch,   dass   sich   nicht   jede   Universität   alles   leisten   bzw.   das   erhalten   könne,   was   andere   gestri-­‐‑ chen   oder   zu   entwickeln   versäumt   haben.  Ganz  deutlich  zu  sehen  ist  in   der  deutschen  Hochschullandschaft   der   Trend,   sich   auf   die   Westslavis-­‐‑ tik   zu   fokussieren.   Aktuell   sieht   es   auf   der   Ebene   der   Professuren   so   1   In   Leipzig   werden   seit   dem   Winterse-­‐‑ mester   2014/15   von   kompetenten   Kolleg-­‐‑ Innen   des   Mittelbaus   südslavistische   Wahlbereichsmodule   (sog.   Kleines   Wahl-­‐‑ fach  Bulgaristik  oder  BKS)  mit  einem  inte-­‐‑ grierten   Anteil   an   südslavistischer   Litera-­‐‑ tur-­‐‑  und  Kulturwissenschaft  angeboten.     84 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 aus,   dass   eigentlich   nur   zwei   die   nähere   Orientierung   auf   Literatur-­‐‑ wissenschaft   beinhalten,   die   Juni-­‐‑ orprofessur   in   Berlin   und   die   Pro-­‐‑ fessur  in  Halle.2   Doch   auch   das   sagt   natürlich   nicht   alles;   erheblich   unterscheidet   sich  z.  B.  die  personelle  ‚Unterfütte-­‐‑ rung‘.   Bei   den   Professuren   führt   das   zu   großen   Herausforderungen   in   der   Lehre.   Literatur-­‐‑,   kultur-­‐‑,   sporadisch   auch   sprachwissen-­‐‑ schaftliche   Fragestellungen   müssen   mehr   oder   minder   von   ein-­‐‑   und   derselben  Lehrkraft  abgedeckt  wer-­‐‑ den.   In   der   Lehre   ist   also   auf   jeden   Fall   eine   südslavistische   Gesamt-­‐‑ kompetenz  gefragt.  Das  betrifft  frei-­‐‑ lich   nicht   nur   die   Südslavistik;   ich   erwähne   es   trotzdem   explizit,   da   der   Sachverhalt   m.  E.   nicht   selten   unterschätzt  wird.  Und  gleicherma-­‐‑ ßen   ist   es   ein   Glücksumstand,   dass   südslavistische   literaturwissen-­‐‑ schaftliche   Lehre   und   besonders   Forschung  natürlich  –  und  das  sehr   erfolgreich   –   mit   breiterem   Enga-­‐‑ gement   erfolgt   und   nicht   nur   an   bestimmte   Denominationen   gebun-­‐‑ den  ist.     2.   Die   latenten   und   mitunter   auch  manifesten  Marginalisierungs-­‐‑ versuche   in   Bezug   auf   das   Fach   Südslavistik   in   neuerer   Zeit   haben   deutlich   etwas   mit   den   jugoslawi-­‐‑ schen   Zerfallskriegen   (absurder-­‐‑ weise   oft   als   „Balkankriege“   be-­‐‑ zeichnet)   zu   tun.   Wir   alle   waren   Zeugen   dessen,   wie   alte   Zuschrei-­‐‑ bungen  und  Stereotype  vom  Balkan   2  Im  Rahmen  erneuter  aktueller  Umstruk-­‐‑ turierungen   resp.   Sparmaßnahmen   kann   im   Moment   keine   verlässliche   Aussage   über   künftige   Denominationen   bzw.   auch   die   Fortführung   der   südslavistischen   Pro-­‐‑ fessur  in  Halle  getroffen  werden.     Auferstehung   feierten   (Pulverfass,   Hinterhof   Europas,   infernalisches   Chaos,   grenzenlose   Gewalt,   Stätte   des   Hasses),   was   durchaus   in   neu   ausgebildeten   Vorurteilsstrukturen   resultierte.   Wahrnehmungen   dieser   Art   –   machen   wir   uns   nichts   vor   –   waren   nicht   ohne   Wirkung   auf   Strukturüberlegungen   im   Kontext   des   Gesamtfachs   Slavistik   bzw.   breiter   innerhalb   der   philosophi-­‐‑ schen   Fakultäten.   So   gesehen   ist   es   mehr   als   eine   glückliche   Fügung,   dass  trotz  der  ungünstigen  Gesamt-­‐‑ situation  von  der  universitären  For-­‐‑ schung   in   Deutschland   –   fokussiert   auf   die   Südslavia   oder   auch   breiter   komparatistisch   bzw.   interdiszipli-­‐‑ när  angelegt  –  gerade  in  den  letzten   Jahren   beachtliche   Ergebnisse   vor-­‐‑ gelegt  worden  sind.  Eine  gesonder-­‐‑ te  Auflistung  an  dieser  Stelle  würde   zu  weit  führen;  entsprechende  Por-­‐‑ tale,   Websites,   Bibliographien   und   in   unterschiedlichem   Maße   auch   die   Homepages   der   Institutionen   bieten   dazu   nützliche   Informatio-­‐‑ nen.  Unterstreichen  möchte  ich  den   erfreulichen   Anteil   von   Publikatio-­‐‑ nen,  die  auf  Promotions-­‐‑   und  Habi-­‐‑ litationsprojekten  beruhen.     3.  Dass  die  inhaltliche  Ausgestal-­‐‑ tung   des   Studiums   Veränderungen   unterliegt,   ist   selbstverständlich   und  wichtig.  Nach  2000  geschah  so   einiges   im   Kontext   der   Einführung   der   neuen   gestuften   Studiengänge.   Zunächst   ist   es   eine   Binsenwahr-­‐‑ heit,   dass   das   Studium   einer   natio-­‐‑ nalsprachlichen   Literatur   und   Kul-­‐‑ tur   außerhalb   des   eigenen   Sprach-­‐‑ gebiets   immer   auch   ein   Studium   der   zugehörigen   Sprache   ist,   die   einen   integralen   Bestandteil   des   Studiengangs  oder  -­‐‑programms  bil-­‐‑ Angela Richter: Serbistik in Deutschland den   muss.3   Durch   die   verstärkten   nationalen   Orientierungen   in   den   südslavischen  Philologien  selbst  im   Gefolge   der   postjugoslawischen   neuen   Staatengründungen   wurden   besonders   bis   zur   Jahrtausendwen-­‐‑ de   durchaus   auch   im   deutschen   Universitätsbetrieb  seitens  der  Part-­‐‑ ner   in   den   jeweiligen   Ländern   Wünsche  vernehmbar,  exklusiv  das   Kroatische,   Serbische,   Bosnische   zu   unterrichten  und  dies  in  den  Curri-­‐‑ cula   auch   so   auszuweisen.   Heute   sind   Anflüge   von   Aggressivität   ge-­‐‑ genüber   den   Kolleginnen   und   Kol-­‐‑ legen  in  Deutschland,  die  weiterhin   vom   Plurizentrischen   des   einstigen   Serbokroatischen  /  Kroatoserbischen   ausgehen   und   das   Kriterium  wech-­‐‑ selseitiger   Verständlichkeit   hoch   halten   und   dafür   plädieren,   dass   für   die   sprachpraktische   Ausbil-­‐‑ dung   die   Unterschiede   zwischen   dem   Serbischen,   Kroatischen   und   Bosnischen   zu   gering   sind,   um   in   unterschiedlichen   Kursen   unter-­‐‑ richtet   zu   werden,   eher   selten.   Es   hat   sich   größere   Gelassenheit   ge-­‐‑ genüber   diesen   Fragen   eingestellt.   Inzwischen  haben  auch  unsere  Kol-­‐‑ legInnen   in   den   einzelnen   Ländern   begriffen,   dass   sich   jede   Südslavis-­‐‑ tik   glücklich   schätzen   kann,   wenn   sie  für  das  sog.  BKS  überhaupt  eine   Lehrkraft   zur   Verfügung   hat;   und   da   haben   wir   noch   kein   einziges   Wort   über   das   Slowenische,   Make-­‐‑ donische   und   Bulgarische   verloren,   die   ebenso   zur   Südslavia   gehören   und  heute  leider  nur  an  ganz  weni-­‐‑ gen  Universitäten  systematisch  und   3   Bei   den   internationalen   Studierenden   bzw.   denen   mit   soliden   sprachlichen   Kenntnissen   in   mehreren   Sprachen   stellt   sich   die   Situation   natürlich   etwas   anders   dar.   85 kontinuierlich   unterrichtet   werden   können.   Und   die   Situation   ändert   sich   fortlaufend,   abhängig   von   zahlreichen   Zufällen   und   nicht   un-­‐‑ bedingt  zum  Besseren.   4.   Warum   habe   ich   das   betont?   Weil   es   in   unmittelbarem   Zusam-­‐‑ menhang   mit   dem   Gesamtkonzept   in   der   Lehre   steht   und   nicht   ohne   Auswirkungen   auf   die   Forschung   bleibt.   In   den   letzten   Jahren   mussten   wir   –   eben   in   Kenntnis   der   beson-­‐‑ ders   innerhalb   der   postjugoslawi-­‐‑ schen  universitären  Community  ge-­‐‑ führten   Diskussionen   –   den   Kolle-­‐‑ gInnen   in   den   Partnerländern   wie-­‐‑ derholt   nahebringen,   dass   wir   uns   den  Luxus  der  Atomisierung  in  un-­‐‑ serem   Fach   Südslavistik   wirklich   nicht  leisten  können  und  ein  solcher   ohnehin  nicht  sinnvoll  ist.4  Die  Vor-­‐‑ stellung,  dass  z.  B.  die  –  nennen  wir   sie   so,   denn   um   sie   geht   es   beson-­‐‑ ders   –   štokavisch-­‐‑sprachige   Litera-­‐‑ tur   nach   nationalstaatlichen   Gren-­‐‑ zen  sinnvoll  unterscheidbar  sei  und   daher   national   exklusiv   gelehrt   werden   müsse,   ist   –   gelinde   gesagt   –   einfach   unsinnig   und   führt   zu   nicht   vertretbaren   Reduktionen   im   Studium.   Die   versuchte   program-­‐‑ matische   Verknüpfung   von   Litera-­‐‑ tur   und   Nation   mit   ihren   viel-­‐‑ schichtigen   Auswirkungen   bis   hin-­‐‑ ein   in   die   Lehrprogramme   der   Schulen   in   den   jugoslawischen   Nachfolgestaaten  und  die  Margina-­‐‑ lisierung   der   jeweils   anderen5   be-­‐‑ 4   Siehe  dazu  auch  Miranda  Jakiša,  Ange-­‐‑ la  Richter:  O  dvojbenom  luksuzu  atomizi-­‐‑ ranja.   Sarajevske   sveske   35/36,   192–195.   Punktuell  greife  ich  Gedanken  aus  diesem   Artikel  auf.   5   S.   dazu   u.a.   Nenad   Veličković:   Dijag-­‐‑ noza  –  patriotizam.  Beograd  2010.   86 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 deutet  eine  dezidierte  Politisierung.   Die   deutsche   Südslavistik   sieht   es   nicht   als   ihre   Aufgabe   an,   sich   auf   jeweils   (ethnisch)   nationale   ‚kano-­‐‑ nische  Werte‘  zu  reduzieren.  Damit   das   nicht   falsch   verstanden   wird:   Im  Lehrangebot  sind  punktuell  ver-­‐‑ tiefte   Einstiege   in   eine   ausgewählte   Problematik   einer   Literatur   bzw.   auch   einmal   die   Konzentration   auf   einen  Autor  /  eine  Autorin  nebst  ent-­‐‑ sprechender   Kontextualisierung   durchaus   erwünscht   und   sie   sind   ebenso   wichtig   für   das   Verständnis   der   südslavischen   Literaturen.   Als   Ausrichtung   eines   kompletten   Stu-­‐‑ diums   sind   atomisierte   Ansätze   aber   indiskutabel,   denn   es   kommt   darauf   an,   den   Studierenden   den   Blick   auf   das   südslavische   Korpus   in  einer  vergleichenden  Perspektive   zu   schärfen.   (Vorsichtig   eingewor-­‐‑ fen   sei   das   Faktum,   dass   wir   bei   derartigen   Betrachtungen   aller-­‐‑ dings   stark   auf   Übersetzungsleis-­‐‑ tungen   angewiesen   sind,   denn   Stu-­‐‑ dierende   besonders   in   den   Bache-­‐‑ lorstudiengängen   sind   zunächst   meist   nicht   imstande,   ein   größeres   Pensum   in   der   neu   zu   lernenden   Sprache  zu  lesen.)     Letztlich   entscheidet   doch   der   Problemansatz   alles   Weitere.   Eine   solche   Herangehensweise   fand   im   Übrigen  gerade  auch  bei  den  24  von   mir   betreuten   StipendiatInnen   im   Bosnien-­‐‑Programm   des   Stabilitäts-­‐‑ pakts  für  Südosteuropa  großen  Zu-­‐‑ spruch,   deren   Studium   in   Sarajevo   zwar  mehrheitlich  an  der  Abteilung   für   „Literaturen   Bosniens   und   der   Herzegowina“   angesiedelt   war,   was   in   der   Vermittlung   aber   die   Aufspaltung   in   serbische,   kroati-­‐‑ sche   und   bosnische   Literatur   be-­‐‑ deutete.   Die   Überwindung   eines   solchen  Isolationismus  lag  und  liegt   dort   in   den   Händen   einzelner   Leh-­‐‑ render.   Uns   als   „AuslandsslavistInnen“   sollte   es   also   vielmehr   darum   ge-­‐‑ hen,   statt   einzelnen   Literaturen   zu   ihren   vermeintlichen   exklusiven   Rechten   zu   verhelfen,   inhaltliche   Verflechtungen,   Differenzierungen   und   Vermischungen   aufzuzeigen.   Ebenso   wenig   wie   die   südslavi-­‐‑ schen   Literaturen   getrennt   vonein-­‐‑ ander   betrachtet   werden   können,   kann   man   sie   außerhalb   ihres   Ein-­‐‑ gebundenseins   in   internationale   kulturelle   und   literarische   Bewe-­‐‑ gungen   und   außerhalb   sozial-­‐‑   und   kulturgeschichtlicher   Entwicklun-­‐‑ gen   (Systemaspekte)   lesen.   Lehren-­‐‑ de  und  forschende  KollegInnen  ha-­‐‑ ben   jedoch   durchaus   auch   das   Recht,   sich   in   Abhängigkeit   von   den   Leitfragen   jeweiliger   Untersu-­‐‑ chungen   auf   ein   bestimmtes   Seg-­‐‑ ment   des   südslavischen   Korpus   konzentrieren   zu   dürfen,   ohne   un-­‐‑ terschwellig   stigmatisiert   zu   wer-­‐‑ den.   Noch   ein   Letztes:   die   Balance   zwischen   der   Vermittlung   von   the-­‐‑ oretischem   Rüstzeug   und   literatur-­‐‑ wissenschaftlichen   Arbeitsweisen,   zwischen   der   diachronen   Betrach-­‐‑ tungsebene   und   der   Vermeidung   frühzeitiger   thematischer   Veren-­‐‑ gungen  sollten  wir  vielleicht  wieder   einmal   genauer   diskutieren,   gerade   für   die   Bachelorprogramme.   Dort   studieren   bekanntlich   auch   viele,   deren   Schwerpunkt   nicht   in   einem   philologischen  Fach  gesetzt  ist.     5.   Die   südslavistische   literatur-­‐‑   und   kulturwissenschaftliche   For-­‐‑ schung  ab  den  1990er  Jahren  ist  aus   meiner   Sicht   insgesamt   zahlreichen   Problemkomplexen   von   größerer   politischer   Relevanz   und   Brisanz   zugewandt.  Sie  nimmt  seit  längerer   Angela Richter: Serbistik in Deutschland Zeit   vor   allem   Bezug   auf   den   Kon-­‐‑ text   der   SFRJ   und   die   kulturellen   Transformationsprozesse   in   den   Nachfolgestaaten   wie   auch   auf   den   Balkan   oder   auf   ganz   Südosteuro-­‐‑ pa.  Sie  ist  den  Prinzipien  der  Inter-­‐‑ textualität,   Intermedialität   und   In-­‐‑ terkulturalität   verpflichtet   und   zu-­‐‑ nehmend   auch   interdisziplinär   ein-­‐‑ gebunden.     Die   nationalen   Teilungen   haben   dabei   m.  E.   keine   Einbußen   bedeu-­‐‑ tet.   Allerdings   lässt   sich   feststellen,   dass   das   Bemühen,   sich   literatur-­‐‑   und   kulturwissenschaftlich   dezi-­‐‑ dierter   auch   der   serbischen   Flanke   innerhalb   der   Südslavia   von   der   deutschen  Slavistik  her  zu  widmen,   abgenommen   hat.   Solche   spezifi-­‐‑ schen   Ansätze,   bei   denen   andere   Literaturen   bzw.   der   größere   Kon-­‐‑ text   zumindest   „virtuell“   präsent   sind,   müssen   auch   erlaubt   sein,   denn  Blicke  von  außen  auf  ein  Kor-­‐‑ pus   bzw.,   noch   besser,   gekreuzte   Perspektiven   eröffnen   erfahrungs-­‐‑ gemäß   andere   Einsichten   und   bie-­‐‑ ten  vielfältigen  Stoff  für  einen  sach-­‐‑ lichen   Disput.   Und   auch   Arbeiten   zu   einzelnen   Autoren   sollten   nicht   aus   dem   Visier   der   Forschenden   geraten.   Die   Beteiligung   deutscher   Wis-­‐‑ senschaftlerInnen   an   Veranstaltun-­‐‑ gen   in   Serbien   bzw.   zur   serbischen   Literatur  und  Kultur  ist  in  den  letz-­‐‑ ten   Jahren   stark   zurückgegangen.   Hat   hier   tatsächlich   eine   Umorien-­‐‑ tierung   (besonders   auf   Kroatien)   stattgefunden?   So   einfach   kann   man   das   m.  E.   nicht   formulieren,   aber   ein   vorübergehender   Prestige-­‐‑ verlust   für   das   serbische   Segment   südslavistischer   Forschung,   dessen   Forschercommunity   mehr   oder   minder   international   längere   Zeit   isoliert  war,  lässt  sich  wohl  nicht  in   87 Abrede   stellen.   WissenschaftlerIn-­‐‑ nen  in  Deutschland  haben  versucht,   mit   Konferenz-­‐‑   und   anderen   Pro-­‐‑ jekten   gegenzusteuern,   einiges   auf-­‐‑ zuarbeiten   und   als   Publikation   der   Öffentlichkeit   zugänglich   zu   ma-­‐‑ chen.6   Sie   haben   auch   versucht,   durch   die   Initiierung   von   Lesun-­‐‑ gen,   die   Beteiligung   an   Buchmes-­‐‑ sen,   durch   Projekte   speziell   zur   Leipziger   Buchmesse   2011   zur   Po-­‐‑ pularisierung  der  serbischen  Kultur   in   der   Öffentlichkeit   beizutragen.7    Es  sei  erlaubt,  einige  Monographien  und   Sammelbände   aufzulisten:   A.   Richter   (Hg.),   unter   Mitwirkung   von       T.   Petzer,   Entgrenzte   Repräsentationen.   Gebrochene   Realitäten.   Danilo   Kiš   im   Spannungsfeld   von   Ethik,   Literatur   und   Politik.   München   2001;   M.   Mašek,   Nation   und   Narration   im   litera-­‐‑ rischen  Werk  Miloš  Crnjanskis.  Frankfurt/M.   2004;   T.   Petzer,   Geschichte   als   Palimpsest.   Erinnerungsstrukturen   in   der   Poetik   von   Da-­‐‑ nilo   Kiš.   Frankfurt/M.   2008;     A.   C.   Kenne-­‐‑ weg,   Städte   als   Erinnerungsräume.   Deutun-­‐‑ gen   gesellschaftlicher   Umbrüche   in   der   serbi-­‐‑ schen  und  bulgarischen  Prosa  im  Sozialismus.   Berlin   2009;   T.   Petzer,   A.   Richter   (Hg.),     „Isochimenen“.   Kultur   und   Raum   im   Werk   von   Isidora   Sekulić.   München   2012;   E.   Ko-­‐‑ wollik,   Geschichte   und   Narration.   Fiktionali-­‐‑ sierungsstrategien   bei   Radoslav   Petković,   Da-­‐‑ vid   Albahari   und   Dragan   Velikić.   Berlin   etc.   2013,   sowie   die   bisher   publizierten   zwei-­‐‑ sprachigen   Bände   Serben   und   Deutsche,   Jena  2003  bzw.  2006,  Bd.  1:  G.  Schubert,  Z.   Konstantinović,  U.  Zwiener  (Hg.)  Traditio-­‐‑ nen  der  Gemeinsamkeit  gegen  Feindbilder,  Bd.   2:   (Hg.   G.   Schubert)   Literarische   Begegnun-­‐‑ gen.   Diese   Blickrichtung   wurde   kürzlich   ergänzt   durch   den   zweisprachigen   Band   von   D.   Grbić,   VORENTSCHEIDUNGEN.   Halle–Leipzig,  Wendepunkt  im  Leben  von  Do-­‐‑ sitej   Obradović.   Übers.   u.   hg.   von   A.   Rich-­‐‑ ter,  V.  Matović,  Halle  –  Beograd  2012.   6   Die   Bibliographie   L.   Günthers   Literatur   aus   Serbien   in   deutscher   Übersetzung   1991– 2010  (Beograd  2011)  ist  eine  Hallesche  Ma-­‐‑ gisterarbeit.   Die   von   A.   Richter   herausge-­‐‑ gebene   Anthologie   Der   Engel   und   der   rote   7 88 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 Das   spannende   Rezensionsportal   novinki   räumt   regelmäßig   auch   ser-­‐‑ bischen  KünstlerInnen  Platz  ein.     6.  Und  damit  bin  ich  bei  den  wis-­‐‑ senschaftlichen   Vernetzungen   und   Kooperationen   angelangt.   Diese   hängen   bei   weitem   nicht   nur   von   den   vertraglich   fixierten   Kooperati-­‐‑ onsbeziehungen   (zwischen   Univer-­‐‑ sitäten,   Fakultäten,   Instituten)   ab.   Die   einzelnen   Websites   der   Slavis-­‐‑ tiken  sind  dazu  in  unterschiedlicher   Weise  aussagekräftig.  Über  vertrag-­‐‑ lich   fixierte   Kooperationsbeziehun-­‐‑ gen   zu   serbischen   universitären   und   außeruniversitären   Institutio-­‐‑ nen   verfügen   meines   Wissens   z.   Z.   die   Slavistiken   in   Hamburg   (IKUM   Belgrad),   in   Berlin   (Universität   Bel-­‐‑ grad),   in   Halle   (Universität   Novi   Sad),   in   Regensburg   (Novi   Sad),   in   Trier   (Belgrad).   Viel   stärker   wird   auf   der   Basis   bilateraler   und   inter-­‐‑ nationaler  Projekte  kooperiert.  Über   Erasmus   plus   eröffnen   sich   zusätz-­‐‑ lich   neue   Möglichkeiten   der   Zu-­‐‑ sammenarbeit  auch  mit  Serbien.     Zu  sagen  ist  schließlich  auch  Fol-­‐‑ gendes:  Die  wissenschaftlichen  Ver-­‐‑ netzungen   der   einzelnen   Wissen-­‐‑ schaftlerInnen   hängen   gewiss   in   starkem  Maße  vom  Budget  der  Sla-­‐‑ vistiken   in   den   jeweiligen   Fakultä-­‐‑ ten  ab,  denn  die  knappen  finanziel-­‐‑ len   Ressourcen   in   Serbien   selbst   müssen   irgendwie   abgefedert   wer-­‐‑ den.   Da   muss   man   –   das   sage   ich   Hund   (Berlin   2011)   ist   aus   einer   studen-­‐‑ tischen   Übersetzerwerkstatt   hervorgegan-­‐‑ gen.   R.   Hodel   legte   in   Hundert   Gramm   Seele  (Leipzig  2011)  seine  Sicht  auf  die  ser-­‐‑ bische  Poesie  in  der  zweiten  Hälfte  des  20.   Jahrhunderts   dar,   und   bereits   2004   er-­‐‑ schien   die   von   M.   Jähnichen   herausgege-­‐‑ bene  Anthologie  der  serbischen  Poesie  des   20.  Jahrhunderts  Das  Lied  öffnet  die  Berge.     jetzt   aus   meiner   persönlichen   Per-­‐‑ spektive   –   auch   schon   mal   in   das   eigene   Portemonnaie   greifen,   um   bestimmte   Unternehmungen   zu   Ende  zu  führen.     Also:   Ima   problema,   und   diese   sind   auf   ganz   unterschiedlichen   Ebenen   angesiedelt.   Eines   liegt   auf   der   Hand:   Je   weniger   südslavisti-­‐‑ sche   Expertise   institutionell   in   der   Universitätslandschaft   (wie   auch   immer)   verankert   ist,   desto   aus-­‐‑ sichtsloser   ist   es   für   wirklich   gute   Nachwuchswissenschaftler   und   Nachwuchswissenschaftlerinnen,   kontinuierlicher   und   auf   längere   Zeit  in  entsprechenden  Forschungs-­‐‑ kontexten  zu  arbeiten.  Und  die  Ten-­‐‑ denz   abnehmenden   Wissens   über   Prozesse  und  Spezifika  in  den  Län-­‐‑ dern   kann   nicht   einfach   durch   Handbücher   aufgefangen   werden,   in   denen   Literatur   ohnehin   meist   nur  knapp  und  nicht  aktuell  genug   dargestellt  ist.     Teilfächer der Slavistik Slavistische Literaturwissenschaft an der LMU München Von Riccardo Nicolosi (München) Das   Münchener   Institut   für   Slavi-­‐‑ sche   Philologie   ist   eines   der   weni-­‐‑ gen   deutschsprachigen   Institute,   das   eine   Gesamtslavistik   in   For-­‐‑ schung   und   Lehre   vertritt.   Mit   sie-­‐‑ ben   hauptamtlichen   LektorInnen,   die   die   Sprachen   Russisch,   Ukrai-­‐‑ nisch,   Polnisch,   Tschechisch,   Bosni-­‐‑ sch/Kroatisch/Serbisch   und   Bulga-­‐‑ risch  unterrichten,  sowie  mit  weite-­‐‑ ren   Lehrangeboten   für   Slovakisch   und   Slovenisch   bietet   die   Münche-­‐‑ ner  Slavistik  eine  solide  Sprachaus-­‐‑ bildung   als   unabdingbare   Basis   für   ein  fundiertes  Studium  der  slavisti-­‐‑ schen  Sprach-­‐‑   und  Literaturwissen-­‐‑ schaft.     Diesem   „vollslavistischen“   An-­‐‑ spruch   wird   die   Münchener   Litera-­‐‑ turwissenschaft   durch   eine   relativ   hohe   Anzahl   an   MitarbeiterInnen   gerecht,   die   verschiedene   Schwer-­‐‑ punkte  in  den  ost-­‐‑,  west-­‐‑,  und  süds-­‐‑ lavischen  Literaturen  und  Kulturen   in   Forschung   und   Lehre   vertreten:   Dem   Lehrstuhl   für   Slavische   Philo-­‐‑ logie/Literaturwissenschaft   sind   derzeit   fünf   volle   (Dr.   Anja   Burghardt,  PD  Dr.  Raoul  Eshelman,   Dr.   Jeanette   Fabian,   Dr.   Anke   Nie-­‐‑ derbudde,   Dr.   Nora   Scholz)   und   eine   halbe   (Meike   Fischer,   M.A.)   Mitarbeiterstelle   zugeordnet.   Das   Team   ergänzen   außerdem   eine   as-­‐‑ soziierte   Postdoktorandin   der   Gra-­‐‑ duiertenschule   für   Ost-­‐‑   und   Süd-­‐‑ osteuropastudien   (Dr.   des   Nina   Weller),   zwei   auch   in   der   literatur-­‐‑ wissenschaftlichen   Forschung   und   Lehre   tätige   LektorInnen   (PD   Dr.   Svetlana  Kazakova  und  Dr.  Il’ja  Ku-­‐‑ kuj)  sowie  zwei  Mitarbeiterinnen  in   DFG-­‐‑Projekten   (Vera   Shibanova,   M.A.  und  Maria  Wargin,  M.A.).     Die   Erhöhung   der   Mitarbeiter-­‐‑ stellen   im   Zuge   der   Neubesetzung   der   Professur   –   die   allerdings   auch   damit   zu   tun   hat,   dass   die   bis   2013   existierende  Hochschuldozentur  für   Westslavische   Philologie   nicht   mehr   besetzt   werden   konnte   und   ihr  Wegfall  daher  kompensiert  wer-­‐‑ den  musste  –  bietet  die  Möglichkeit,   ein   in   seiner   Zusammenstellung   neues  Team  zu  bilden,  das  nicht  zu-­‐‑ letzt   durch   seine   methodologische   und   thematische   Vielfalt   über   Be-­‐‑ dingungen,   Möglichkeiten   und   Grenzen   slavistischer   Literaturwis-­‐‑ senschaft  reflektieren  und  neue  We-­‐‑ ge  erkunden  kann.     Dabei   stellt   sich   zunächst   die   al-­‐‑ les   andere   als   triviale   Frage,   was   slavistische   Literaturwissenschaft   überhaupt  ist.  Denn  im  Grunde  ge-­‐‑ nommen   kann   es   eine   auf   den   sla-­‐‑ vischen   Sprachraum   beschränkte   Literaturwissenschaft   nur   als   Fort-­‐‑ führung   und   Spezialisierung   des   Faches   „Slavische   Philologie“   ge-­‐‑ ben.   Während   aber   die   Bündelung   slavischer   Sprachen   unter   dem   Dach  eines  einzigen  Faches  aus  lin-­‐‑ guistisch-­‐‑philologischer   Perspekti-­‐‑ ve  sicherlich  sinnvoll  ist,  ist  dies  für   die   Literaturwissenschaft   nicht   un-­‐‑ problematisch   –   es   sei   denn,   man   glaubt   an   die   Herdersche   Einheit   90 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 von  Volk,  Sprache  und  Literatur,  in   deren   Geist   die   philologischen   Fä-­‐‑ cher  im  19.  Jahrhundert  entstanden   sind.  Spätestens  im  21.  Jahrhundert   ist   jedoch   deutlich   geworden,   dass   im   theoretisch-­‐‑methodologischen   Sinne  für  das  Fach  Slavistische  Lite-­‐‑ raturwissenschaft   die   Betonung   nicht   auf   slavisch,   sondern   auf   Lite-­‐‑ raturwissenschaft  liegt,  wodurch  sich   die   Notwendigkeit   der   Überschrei-­‐‑ tung   der   klassischen   Institutsgren-­‐‑ zen  hin  zu  den  anderen  ‚Nationalli-­‐‑ teraturwissenschaften‘   ergibt.   Dar-­‐‑ über   hinaus   aber   hat   die   Slavistik   insgesamt   den   bildungspolitischen   Auftrag,   Forschung   und   Lehre   zu   regionalen   Bereichen   zu   betreiben,   die   aus   den   genannten   fachhistori-­‐‑ schen   Gründen   mit   den   Kulturen   identisch   sind,   in   denen   slavische   Sprachen   gesprochen   werden,   wo-­‐‑ für   sie   –   und   nur   sie   –   über   ein   komplexes   analytisches   Instrumen-­‐‑ tarium   verfügt.   Dieses   Spannungs-­‐‑ feld,   in   dem   sich   die   slavistische   Literaturwissenschaft   seit   längerem   befindet,   erweitert   in   den   letzten   Jahrzehnten   die   Tendenz,   das   eige-­‐‑ ne  Fach  kulturwissenschaftlich  und   interdisziplinär   auszurichten,   wo-­‐‑ von   die   Neudenomination   vieler   Lehrstühle   als   „Slavistische   Litera-­‐‑ tur-­‐‑  und  Kulturwissenschaft“  zeugt.     Wie   reagiert   die   Münchener   Sla-­‐‑ vistische   Literaturwissenschaft   auf   diese   Herausforderungen?   In   den   letzten   Jahrzehnten   hat   sich   die   Münchener   literaturwissenschaftli-­‐‑ che  Slavistik  durch  die  Entwicklung   von   wegweisenden   theoretischen   Positionen   in   den   Bereichen   von   literarischer   Ästhetik   der   Moderne   und   Postmoderne,   Kultursemiotik   und   Intermedialitätsforschung   in-­‐‑ ternational   profiliert.   Als   extrem   fruchtbar   hat   sich   dabei   die   enge   Vernetzung   des   Lehrstuhls   mit   an-­‐‑ deren   literaturwissenschaftlichen   Fächern   (Allgemeine   und   Verglei-­‐‑ chende   Literaturwissenschaft,   Ger-­‐‑ manistik,  Anglistik,  Romanistik)  er-­‐‑ wiesen.  Diese  Vernetzung  zeigt  sich   nicht   nur   in   der   Lehre   –   die   Slavis-­‐‑ tik   partizipiert   sehr   aktiv   an   den   komparatistischen   Studiengängen   der  LMU  und  wird  künftig,  voraus-­‐‑ sichtlich   ab   dem   WS   16/17,   einen   eigenen  Profilbereich  „Russisch“  im   Masterstudiengang   „Literarisches   Übersetzen“   anbieten     –,   sondern   auch   in   der   Doktorandenausbil-­‐‑ dung  durch  die  Teilnahme  an  meh-­‐‑ reren   interphilologischen   Dokto-­‐‑ randenprogrammen:   am   Promoti-­‐‑ onsstudiengang   „Literaturwissen-­‐‑ schaft“   innerhalb   der   „Graduate   School   Language   and   Literature   Munich“   (ProLit),   am   DFG-­‐‑Gradu-­‐‑ iertenkolleg   „Funktionen   des   Lite-­‐‑ rarischen  im  Prozess  der  Globalisie-­‐‑ rung“   und   am   Bayerischen   Elite-­‐‑ doktorandenprogramm  „Mimesis“.     Diese   Kooperationen   sind   äu-­‐‑ ßerst  wichtig,  um  den  Blick  auf  die   eigenen   theoretisch-­‐‑methodologi-­‐‑ schen  Voraussetzungen  zu  schärfen   und   den   Beitrag   im   slavi(sti)schen   Kontext   entstandener   Positionen   zur   Allgemeinen   Literaturwissen-­‐‑ schaft   zu   spezifizieren.   Dabei   kris-­‐‑ tallisieren   sich   u.a.   die   Bereiche   Narratologie,   Poetologie,   Rhetorik-­‐‑ forschung   und   Intermedialität   als   gemeinsame  methodologische  Nen-­‐‑ ner   des   neukonstituierten   Teams   der  Münchener  Slavistischen  Litera-­‐‑ turwissenschaft   heraus.   Sie   haben   in   der   Slavistik   eine   lange   Traditi-­‐‑ on,  die  wir  aber  auch  im  Sinne  einer   Erweiterung   ihres   Geltungsberei-­‐‑ ches  auf  nicht  ausschließlich  künst-­‐‑ lerische   Texte   fortführen   möchten.   Eine   spezifisch   literaturwissen-­‐‑ Riccardo Nicolosi: Slav. Literaturwissenschaft LMU schaftliche   Herangehensweise   bei   der   Erforschung   kultureller   Phä-­‐‑ nomene   ist   nicht   nur   deshalb   not-­‐‑ wendig,   damit   die   Literaturwissen-­‐‑ schaft   in   der   methodologischen   Vielfalt   kulturwissenschaftlicher   Studien  ihre  Identität  nicht  verliert;   vielmehr   trägt   sie   wesentlich   zur   Entwicklung   einer   ernstzunehmen-­‐‑ den   Kulturwissenschaft   bei,   die   nicht   in   die   Niederungen   von   de-­‐‑ skriptiv   und   additiv   arbeitenden   cultural  studies  absinken  will.     Dabei   geht   es   gerade   nicht   um   die   Bestätigung   der   alten,   bereits   überwundenen   Sichtweise,   dass   Kultur   ohnehin   nur   in   textueller   Form   existiert,   wodurch   undiffe-­‐‑ renziert   alles   Kulturelle,   von   der   Thermodynamik   bis   hin   zu   Pussy   Riot,   zum   Gegenstand   literaturwis-­‐‑ senschaftlicher   Analyse   werden   kann.   Vielmehr   geht   es   darum,   Be-­‐‑ reiche   zu   erforschen,   in   denen   die   Literaturwissenschaft   einen   heuris-­‐‑ tisch   validen   Beitrag   leisten   kann   –   sei   es   durch   die   Bestimmung   inter-­‐‑ diskursiver   Funktionen   des   Litera-­‐‑ rischen,   sei   es   durch   die   Anwen-­‐‑ dung   in   der   Literaturwissenschaft   entstandener   Konzepte   auf   be-­‐‑ stimmte   kulturelle   Phänomene.   Da   Kulturen   dynamische   Konstrukte   sind,   die   ihre   Spezifik   durch   Aus-­‐‑ handlungs-­‐‑   und   Vergewisserungs-­‐‑ prozesse   gewinnen,   bei   denen   er-­‐‑ zählerische   und   argumentative   Momente   eine   zentrale   Rolle   spie-­‐‑ len,   kann   die   Literaturwissenschaft   dazu   beitragen,   kulturelle   Reprä-­‐‑ sentationsformen   jenseits   der   alten   Dichotomie   von   Faktizität   und   Fik-­‐‑ tion   analytisch   zu   erfassen.   Auch   hier   erweisen   sich   Kooperationen   mit   anderen   Fächern   von   großer   Bedeutung:   von   der   Ost-­‐‑   und   Süd-­‐‑ osteuropäischen   Geschichte,   über   91 die   Kunst-­‐‑   und   Theaterwissen-­‐‑ schaft,   Soziologie   und   Sozialanth-­‐‑ ropologie   bis   hin   zur   Wissen-­‐‑ schaftsgeschichte.   Diese   Kooperati-­‐‑ onen  finden  zurzeit  im  Rahmen  der   DFG-­‐‑Graduiertenschule   für   Ost-­‐‑   und   Südosteuropastudien   und   des   MA-­‐‑Elitestudiengangs   „Osteuropa-­‐‑ studien“   der   LMU   München   und   der  Universität  Regensburg  statt.     In   diesem   interdisziplinären   Kontext  stellt  der  Bereich  „Literatur   und   Wissenschaft“   einen   neuen   Schwerpunkt  der  Münchner  Litera-­‐‑ turwissenschaft   dar.   An   in   Mün-­‐‑ chen   entstandene   Dissertationen   über  Poetiken  der  Medizin  und  der   Geometrie   anknüpfend   und   meine   langjährige   Forschungsarbeit   über   Erzählmodelle   der   Degeneration   zwischen   medizinischem   und   lite-­‐‑ rarischem   Diskurs   fortführend   sol-­‐‑ len   in   diesem   Bereich   Wechselwir-­‐‑ kungsprozesse   zwischen   einer   Poe-­‐‑ tologie  des  Wissens  und  einer  Epis-­‐‑ temologie   der   Literatur   untersucht   werden.  Konkret  geht  es  derzeit  um   Projekte   innerhalb   der   interdiszip-­‐‑ linären   DFG-­‐‑Forschergruppe   „Was   wäre   wenn?   Zur   erkenntnistheore-­‐‑ tischen,  pragmatischen,  psychologi-­‐‑ schen   und   kulturellen   Signifikanz   kontrafaktischen   Denkens“,   in   de-­‐‑ nen   u.a.   mithilfe   des   theoretischen   Ansatzes   der   „Wissenschaftsrheto-­‐‑ rik“   Gedankenexperimente   er-­‐‑ forscht  werden.     Ein   genauso   wichtiges   Anliegen   der   Münchner   Literaturwissen-­‐‑ schaft   ist   aber   auch   die   Intensivie-­‐‑ rung   der   Zusammenarbeit   mit   der   slavistischen   Sprachwissenschaft.   Eine   enge   Verzahnung   beider   Dis-­‐‑ ziplinen   existiert   in   der   Lehre   be-­‐‑ reits   in   den   slavistischen   Bachelor-­‐‑   und   Masterstudiengängen,   in   de-­‐‑ nen,  vor  allem  auf  Anfängerniveau,   92 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 Literatur-­‐‑   und   Sprachwissenschaft   durch   den   gemeinsamen   semio-­‐‑ tisch-­‐‑strukturalistischen   Zugang   eng   miteinander   verzahnt   sind.   Es   lässt   sich   allerdings   nicht   leugnen,   dass   Literatur-­‐‑   und   Sprachwissen-­‐‑ schaft   sich   in   den   letzten   Jahrzehn-­‐‑ ten   methodologisch   sehr   voneinan-­‐‑ der  entfernt  haben;  dieser  Ausdiffe-­‐‑ renzierungsprozess   scheint   jedwe-­‐‑ der  Zusammenarbeit  die  Grundlage   entzogen   zu   haben.   Ein   erster   Ver-­‐‑ such   für   eine   erneute   Annäherung   beider   ‚Slavistiken‘   soll   im   kom-­‐‑ menden   Semester   durch   die   ge-­‐‑ meinsame   Ausrichtung   einer   Ring-­‐‑ vorlesung   mit   dem   Titel   „Russland   und   die   Ukraine   verstehen.   Kultu-­‐‑ relle   Grundlagen   aus   slavistischer       Perspektive“   unternommen   wer-­‐‑ den.   Hier   wollen   wir   aktuelle   Phä-­‐‑ nomene   der   russischen   und   ukrai-­‐‑ nischen   Kulturen   und   Literaturen   in   ihrer   interkulturellen   Verschrän-­‐‑ kung   und   historischen   Dimension   untersuchen,  um  spezifisch  slavisti-­‐‑ sche   Perspektiven   auf   ein   zurzeit   politisch   virulentes   Thema   zu   er-­‐‑ öffnen   und   das   merkwürdige   Schweigen   der   deutschen   Slavistik   in   der   aktuellen   Debatte   über   die   Ukrainekrise   zu   brechen.   Dieses   Anliegen   soll   in   den   kommenden   Jahren  durch  entsprechende  Veran-­‐‑ staltungen   zu   weiteren   slavischen   Kulturen  ausgebaut  und  fortgesetzt   werden.   Wort in die Zeit Karel Toman: Červenec Von Ludger Udolph (Dresden)   Am   6.   Juli   1415,   vor   600   Jahren   also,   wurde   der   Prager   Magister   Johannes   Hus   vom  Konzil  zu  Konstanz  als  Häretiker  zum  Tode  verurteilt;  noch  am  selben  Tag   wurde  er  verbrannt.  In  der  Folge  kam  es  in  Böhmen  dann  zu  schwersten  Unru-­‐‑ hen,   zum   Bürgerkrieg,   zu   Kriegs-­‐‑   und   Raubzügen   in   benachbarte   deutsche   Länder.  In  Europa  galt  Böhmen  nach  Hussens  Verbrennung  als  ‚Ketzerland‘,  das   man   in   Kreuzzügen   zur   Ordnung   rufen   mußte;   doch   das   von   Jan   Žižka   und   Andreas  Prokop  geführte  hussitische  Volksheer  belehrte  die  Ritter  jedesmal  eines   besseren.   Politisch   war   das   Land   zwischen   1419   (Tod   König   Wenzels)   und   1437   (Annahme   Sigismunds   als   König   von   Böhmen)   praktisch   eine   Republik,   in   der   die   Taboriten   dominierten:   radikal,   militant,   puritanisch,   ikonoklastisch,   kom-­‐‑ munistisch,  chiliastisch  –  „Gotteskämpfer“  eben,  wie  man  sie  heute  etwa  wieder   im   ‚Islamischen   Staat‘   erleben   kann.   Böhmen   wurde   zur   Zufluchtstätte   nonkon-­‐‑ formistischer   Gruppen   aus   anderen   Ländern.   Die   Herrschaft   der   Taboriten   endete,   als   sie   das   Land   wirtschaftlich   ruiniert   hatten,   1434   in   der   Schlacht   bei   Lipany,   wo   sie   von   den   gemäßigten   Hussiten   besiegt   wurden.   Aber   eine   Rück-­‐‑ kehr   zu   den   vorrevolutionären   Zuständen   gab   es   nicht   mehr:   die   Utraquisten   resp.   Calixtiner   hatten   die   Anerkennung   der   in   der   römischen   Kirche   abge-­‐‑ schafften  Kelchkommunion  für  die  Laien  erreicht;  Gottesdienste  wurde  in  tsche-­‐‑ chischer   Sprache   abgehalten,   in   tschechischer   Sprache   wurde   gepredigt;   es   gab   den   Gemeindegesang   in   der   Volkssprache;   in   Prag   amtete   ein   hussitischer   Erz-­‐‑ bischof,  den  Rom  allerdings  nicht  anerkannte.  Seit  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts   bildete   sich   aus   einer   ursprünglich   anarcho-­‐‑pazifistischen   christlichen   Gemein-­‐‑ schaft  die  Unitas  fratrum,  die  Brüdergemeinde;  sie  wurde  offiziell  nie  anerkannt,   immer  nur  geduldet,  mehrfach  verfolgt.  Und  schließlich  gab  es  auch  noch  Katho-­‐‑ liken.   Neben  entsetzter  Ablehnung  hatten  die  Hussiten  auch  Zustimmung  gefunden;   schon   seit   1412   gab   es   in   der   Prager   Neustadt   im   Haus   Zur   schwarzen   Rose   eine   Schule,   die   sich   hier   um   zwei   ‚abtrünnige‘   Magister   der   Dresdner   Kreuzschule   gebildet  hatte.  Hussitische  Manifeste  fanden  sich  auf  der  Pyrenäenhalbinsel,  den   britischen  Inseln,  in  Skandinavien.  Die  ideologisch  recht  bunte  ‚hussitische  Inter-­‐‑ nationale‘  hatte  ihre  Anhänger  in  England,  Südflandern,  Artois,  Hainaut  und  der   Picardie,   in   Arras   und   Burgund,   am   Rhein   und   in   Süddeutschland,   in   der   Schweiz,  im  Piemont  und  in  der  Dauphiné,  in  Sachsen,  in  Krakau  und  Posen,  in   Oberungarn,   Kroatien   und   Slavonien,   in   Siebenbürgen,   der   Moldau.   Luther   wurde   wohl   erst   durch   seinen   Gegner   Eck   auf   die   Verwandtschaft   seines   Kirchenbegriffs   mit   dem   Hussens   hingewiesen.   Über   die   Leipziger   Disputation   hatte   ein   Augenzeuge   in   Prag   berichtet;   zwei   Utraquisten   schickten   Luther   umgehend   Hussens   Schrift   De   ecclesia   und   schrieben   ihm,   was   Hus   einst   in   Böhmen   gewesen   sei,   sei   er   nun   in   Sachsen.   Luther   sorgte   für   den   Druck   der   Schrift   in   einer   Auflage   von   2000   Exemplaren   und   äußerte   sich   geradezu   exaltiert:   „Es   sind   nicht   Johannes   Hus‘   Artikel,   sondern   die   Christi,   des   Paulus,   94 Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015 des  Augustinus,  aufs  allerstärkste  gegründet  und  unumstößlich  bewehrt,  wie  das   alle,   die   sie   lesen,   bekennen   müssen.   Ach,   wollte   Gott,   ich   wäre   seiner   würdig   und  solcher  Artikel  wegen  aufs  allerschmählichste  verbrannt,  zerrissen,  zerrieben   worden,   wie   es   Doktor   Lügner   selbst   ausdenken   konnte,   und   wenn   es   mich   tausend  Hälse  kostete,  sie  müßten  alle  ran“.  Die  Differenzen  zwischen  Hus  und   Luther  können  hier  nicht  erörtert  werden;  den  Zeitgenossen  jedenfalls  erschienen   beide  nahe  beisammen.  Ein  Holzschnitt  von  Lucas  Cranach  jener  Jahre  zeigt  Hus   und  Luther,  wie  sie  gemeinsam  den  sächsischen  Fürsten  das  Abendmahl  reichen,   ein  anderer  beide  als  gute  Hirten  der  ihnen  anvertrauten  Schafe.  Luther  hat  auch   später   (1531)   eine   Prophezeiung   Hussens   –   die   bei   diesem   allerdings   so   nicht   nachweisbar  ist  –  auf  sich  bezogen:  „St.  Johannes  Hus  hat  von  mir  geweissagt,  als   er   aus   dem   Gefängnis   nach   Böhmen   schrieb.   Sie   werden   jetzt   eine   Gans   braten   (denn   Hus   heißt   Gans).   Aber   nach   hundert   Jahren   werden   sie   einen   Schwan   singen   hören.   Den   sollen   sie   leiden,   dabei   solls   auch   bleiben,   so   Gott   will.“   Mit   der   Reformation   in   Deutschland   war   auch   die   Isolierung   Böhmens   als   ‚Ketzerland‘  beendet;  Luthers  Lehren  wurden  hier  aufgenommen,  seine  Schriften   ins  Tschechische  übersetzt.  Deutsche  Lutheraner  kamen  ins  Land  und  ließen  sich   hier  nieder.  Böhmische  Studenten  gingen  zum  Studium  nach  Wittenberg.   Bei   den   Nachgeborenen   hat   –   zunächst   jedenfalls   –   Luther   die   größere   Auf-­‐‑ merksamkeit  gefunden.  Voltaire  schrieb,  es  sei  bekannt,  „daß  jene  große  Revolu-­‐‑ tion  im  menschlichen  Geiste  und  im  politischen  Systeme  Europa’s  durch  Martin   Luther“   begonnen   habe.   Luther   habe,   so   Herder,   den   Völkern   in   geistlichen   Dingen   den   Gebrauch   der   Vernunft   zurückgegeben.   Für   Heine   begann   mit   Luther   in   Deutschland   die   Denkfreiheit.   „Die   Kette,   womit   der   heilige   Bonifaz   die   deutsche   Kirche   an   Rom   gefesselt,   wird   entzweigehauen“.   Luther,   der   einfache   Mönch   mit   dem   einfachen,   schlichten   Herzen,   mit   der   „Innigkeit   des   deutschen   Volkes“,   habe   die   christliche   Lehre   von   der   Äußerlichkeit   befreit;   Glaube   sei   das   Bewußtsein   „von   einem   Wirklichen,   das   nicht   sinnlich   ist“.   So   jedenfalls   dachte   Hegel,   der   für   Hus   auch   gar   kein   Verständnis   hätte   haben   können,   da   ja   die   Slaven   bisher   (Hegel   starb   1831)   „nicht   als   ein   selbständiges   Moment   in   der   Reihe   der   Gestaltungen   der   Vernunft   in   der   Welt“   aufgetreten   seien.  Wie  dem  auch  sei  –  im  revolutionär  gestimmten  Vormärz  jedenfalls  gab  es   bei   Deutschen   und   Tschechen   ein   starkes,   aber   eher   politisches,   nicht   theologisches  Interesse  an  Hus  und  am  Hussitismus,  so  bei  den  Prager  Dichtern   Moritz  Hartmann  (Kelch  und  Schwert  1844)  und  Alfred  Meißner  (Žižka  1846),  bei   Nikolaus   Lenau   (Johannes   Ziska   1837ff.)   und   George   Sand   (vier   Romane   mit   hussitischer,   das   meint   demokratischer   Thematik   in   den   40er   Jahren).   Ein   Ora-­‐‑ torium   Johann   Huss   von   Carl   Loewe   wurde   1842   uraufgeführt.   Als   dramatis   persona   kam   die   Figur   Hussens   erstmals   in   Josef   Kajetan   Tyls   „dramatischer   Dichtung“  Jan  Hus  im  Dezember  1848  auf  die  Prager  Bühne.  Der  Andrang  war  so   groß,  daß  die  Masse  der  Zuschauer,  die  keine  Karte  mehr  bekommen  hatte,  vor   dem  Theater  blieb  und  sich  von  Bekannten  nach  jedem  Akt  über  das  Geschehen   erzählen  ließ;  die  Polizeiagenten  berichteten  noch  während  der  Vorstellung  über   die   Ereignisse   auf   und   außerhalb   der   Bühne.   Hus   wurde   Gegenstand   bildlicher   Darstellungen,   angefangen   mit   einem   Zyklus   von   drei   Gemälden   des   Düssel-­‐‑ dorfer  Malers  Carl  Gottfried  Lessing  (1828ff).  Schließlich  war  es  Palacký,  der  1850   in   der   hussitischen   Bewegung   das   Ende   des   Mittelalters   und   den   Anfang   einer   neuen   Epoche   sah.   Der   Widerstand   gegen   Rom   und   die   kirchliche   Hierarchie   wandelte   sich   von   einer   Angelegenheit   nur   der   Gelehrten   in   eine   des   ganzen   L. Udolph: Karel Toman, Červenec 95 ,)("0Tc&"0"/c&!"/01+!c"/4&"0c0& %c)0c2+D"/4&+!)& %c2+!cS+%*c!"/c*&11")a )1"/)& %"+c &/ %"c !&"c 0,)21"c  %1c D"/c !"+c *"+0 %)& %"+c "&01Uc +?1&$1"c 0&"c 72/c +"/("++2+$c "&+"/c +!"/"+c 2+!c %?%"/"+c  %1c 2H"/%)c 3,+c &%/Uc 2+!c 7"&$1"c !"+c ?)("/+c 72*c "/01"+c )c !&"c ?$)& %("&1Uc &+c !&"c +10 %"&!2+$"+c !"/c ")10 %& (0)"c*&1c&%/"/c"&$"+"+c2+!c0")019+!&$"+c1&**"c"&+72$/"&#"+_Tc*&1c +%*c ) (Fc !&"c "#/"&2+$c 3,+c !"/c ,/*2+!0 %#1Uc !&"c !&"c "210 %"+c &%/"*c 21%"/c 720 %/&""+Uc +2+c #D/c 20c &+c +0-/2 %Tc D/c !"+c ,)1&/&+"/c ,0"#c 2+$a *++c"/c4/"+c72/c0")"+c"&1c!&"c200&1"+c+2/c79+(&0 %"c%",),$"+Uc!&"c!0c +!c72$/2+!"/& %1"1"+VcS &1c!"*c+#+$c!"0cJNTc %/%2+!"/10c$c0& %c#01c!0c $+7"c 10 %" %&0 %"c ,)(c !"/c ,11"0$")"%/1%"&1c %&+Tc 2/c !&"c &")c 2+!c D"/c !&"c &")c42/!"c$")"0"+c2+!c$"0 %/&""+Tc[TTT\c, %c!&"c"/0-++1%"&1c!&"0"0c12!&a 2*0c 3"/4&//1"c !"+c 0 %" %"+c !&"c ?-#"Uc 0,c !Hc 0&"Uc &+c 1%",),$&0 %"c 1/"&1"/"&"+c $"/1"+Uc0*1c2+!c0,+!"/0c0& %c2+!c!0c1"/)+!c#D/c)+$"c"&1c72$/2+!"/& %a 1"1"+Tc+c!"/c+&3"/0&191c42/!"c!&"c!*)0cD)& %"c/D")"&c&+c ,$&(c2+!c "1a -%60&(c $")"%/1Uc 4,"&c *+c 0& %c D"/c --)&"+c 7+(1"Tc 20c !&"0"/c  %2)"c (*c (C"(Uc!"/c/%""/c!"/c/1"&c+1"/c"&!"/)"&c"01)1Tc 2*c"&+c ,-#c(*c20c !"*c %2)0 %)**c%"/20Uc,%+"c!"+c+1D/)& %"+c"/01+!c3"/),/"+c72c%"+_Tc ))"+1%)"+c"+101"%"+c"&c!"+c0 %" %"+c&*cJRTc %/%2+!"/1c20a"+(*9)"/c 4&"c"&c!"+c"210 %"+c0,) %"c#D/c /1&+c 21%"/Tc2#c!"*c$/?H1"+c!&"0"/c/1Uc&+c ,/*0Uc %1c 72c DH"+c !"0c /$"+!"+c "#,/*1,/0c +""+c & )&#Uc )!"0c 2+!c 3,+/,)c2 %c20c0"&+"+c)17c$"#2+!"+Tc&"c/&++"/2+$c+c 21%"/c%1c))"/a !&+$0c 2#c !"*c *,+2*"+1)01"+c 20a"+(*)Uc !"*c 3,+c !&0)3c ),2+c 2#c !"*c )1019!1"/c &+$Uc ("&+"+c /1Wc "&c !"/c /2+!01"&+)"$2+$c &*c %/"c JRILc #,/!"/1"c 3&")*"%/c !"/c 2-1/"!+"/c !3/!c /;$/Uc !&"c "210 %"+c "+!)& %c 20c ?%*"+c72c3"/1/"&"+Tc/+7c #(c%1c),2+0c20a"+(*)Uc+c!"*c"/c'"!"+c $c *"%/# %c 3,/"&(*Uc +& %1c $"*, %1Wc !Hc S*&11")*9H&$"c /"&1"+c 4&"c !"/c 20c3,+c),2+c,!"/c*&0"/)"c4&"c!"/c) (Fc3,+c2 %/!c"%/"+3,))c2#$"a 01"))1c4"/!"+_Uc0"&c"&+"cS %+!"c2+!c*214&))&$a0&++),0"c"//*2+$c/$0c2+!c ?%*"+0_cY+c 5c/,!c&*c 2)&cJRKKZTc-?11&0 %c92H"/1"c0& %c4"+&$"c %/"c0-91"/c 2 %c/+1&A"(c3"/c)!cD"/c!&"0"c"+(*9)"/Vc"0c%+!")"c0& %c2*c72c)01&(c $"4,/!"+"c -,)&1&0 %"c "&1/1&(")Uc 2+!c ,+!&1,/)"%/)&+$"c (?++1"+c +c 0,) %"+c "+(*9)"/+c)"/+"+Uc4&"c*+c,/1"+c720**"+0"171Tc ""+c !"/c -1%"1&0 %a+1&,+)"+c 2+!c %23&+&01&0 %"+c "01&(c 2+!c %"1,/&(c $c "0c '"!, %c 2 %c +!"/"c ?+"Tc JRJQc 3"/?##"+1)& %1"c /")c ,*+c 0"&+"+c "!& %176()20c  Uc !  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