https://doi.org/10.20378/irbo-52522
BULLETIN DER
DEUTSCHEN SLAVISTIK
2015
Jahrgang 21, 2015
Verlag Otto Sagner
München – Berlin – Leipzig – Washington D.C. 2015
Herausgegeben von
Sebastian Kempgen und Ludger Udolph
sowie dem Redaktionskollegium
Hermann Fegert, Norbert Franz,
Gerhard Giesemann, Ulrike Jekutsch
und Ulrich Steltner
im Auftrage der Verbandsvorsitzenden
Monika Wingender
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind abrufbar im Internet über
http://dnb.ddb.de/
Online steht das Bulletin der deutschen Slavistik als Volltextversion sowohl über die
Webseite des Slavistenverbandes (www.slavistenverband.de) wie über den Katalog der
Bayerischen Staatsbibliothek München (www.bsb-‐‑muenchen.de) zur Verfügung.
ISSN 0949-‐‑3050 (gedruckt), 1618-‐‑6575 (Internet);
ISBN 978-‐‑3-‐‑86688-‐‑550-‐‑9; ISBN (eBook): 978-‐‑3-‐‑86688-‐‑551-‐‑6
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Difo-‐‑Druck GmbH, Bamberg
Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
Zum Geleit
M. Wingender: Alte Zöpfe .................................................................
5
Programmatisches
A. Wöll: Slavistik an der Europa-Universität Viadrina .........................
7
D. Scholze: 30 Jahre Kooperation zwischen dem Sorbischen Institut
Bautzen und der Universität L’viv ......................................................
12
Der Deutsche Slavistenverband 2014/2015
M. Wingender: Der Deutsche Slavistenverband 2014–2015 ..............
14
Die deutsche Slavistik 2014/2015
Personalia
N. Franz: Who’s Where an den Slavistischen Seminaren ...................
G. Giesemann: Habilitationen, Rufe, Emeritierungen / Pensionierungen, Ehrungen ....................................................................................
16
24
Nachrufe und Gedenken
H.W. Schaller: In memoriam Wolfgang Gesemann (1925–2014) .......
André de Vincenz (1922–2014), Wolfgang Sperber (1928–2015) ......
26
28
Gratulationen
L. Udolph: Jan Peter Locher zum 80. Geburtstag ................................
W. St. Kissel: Klaus Städtke zum 80. Geburtstag .................................
U. Jekutsch: Reinhard Lauer zum 80. Geburtstag ...............................
N. Nübler: Klaus Trost zum 80. Geburtstag ........................................
W. Eismann: Annelies Lägreid zum 80. Geburtstag ............................
29
31
33
38
40
Vorstellungen
PD Dr. habil. Vladislava Warditz (zuvor Zhdanova) ...........................
42
Forschung
G. Giesemann: Slavistische Tagungen ................................................
U. Steltner: Slavistische Veröffentlichungen .......................................
U. Steltner: Slavistische Forschungsprojekte .......................................
44
53
60
U. Steltner: Slavistische Promotionen .................................................
68
Lehre
S. Kempgen, H. Fegert: Die Slavistik und ihre Lektorate .....................
70
Institutionen und Teilfächer stellen sich vor
K. Gönczi, M. Lazar: Slavistik und rechtshistorische Ostmitteleuropaforschung an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu
Leipzig ................................................................................................
73
A. Richter: Nema problema? Südslavistische Expertise und die Einbettung serbistischer Literaturwissenschaft in die deutschen Universitäten nach dem Zerfall Jugoslaviens ......................................................
83
R. Niccolosi: Slavistische Literaturwissenschaft an der LMU München
...........................................................................................................
89
Wort in die Zeit
L. Udolph: Karel Toman, Červenec ....................................................
93
Alte Zöpfe und Bärte abzuschneiden, auch im übertragenen Sinne – so präsentiert sich der Slavistenverband im Jahre 2015, mit einer weiteren Neuerung im Hinblick auf die Möglichkeiten
der Mitgliedschaft (siehe Geleitwort). Die Titelgraphik des Bulletins ist ein bekannter Holzschnitt aus der petrinischen Zeit. Sie wurde dem Werk Lubok. Russische Volksbilderbogen 17.–
19. Jahrhundert (Leningrad 1984) entnommen und für die Reproduktion aufgearbeitet. Der Text
auf der Graphik lautet: «Raskol’nïk govorit: slušaï cyrjul’nik, ja borody striïč´ ne choču; vot
gledi ja na tebja skoro karaul zakrïču» (links) und «Cyrjul’nïk chočet raskol’niku borodu strič´»
(rechts).
Zum Geleit
Alte Zöpfe
Von Monika Wingender (Gießen)
Für das Cover des vorliegenden
Bulletins der Deutschen Slavistik
hat das Redaktionskollegium ein
Motiv aus der petrinischen Zeit ge-‐‑
wählt. So hat der Deutsche Slavis-‐‑
tenverband auf seiner letztjährigen
Mitgliederversammlung in Ham-‐‑
burg alte Zöpfe und Bärte abge-‐‑
schnitten, als er die Öffnung des
Verbandes für Promovierende be-‐‑
schloss. Hierzu ein kurzer Rück-‐‑
blick in die Historie des Slavisten-‐‑
verbandes: Im Januar 2007 wurde
unter meinem Vorgänger, Sebastian
Kempgen, der damalige „Verband
der Hochschullehrer und -‐‑lehrerin-‐‑
nen für Slavistik an den Hochschu-‐‑
len der Bundesrepublik Deutsch-‐‑
land“ in „Deutscher Slavistenver-‐‑
band“ umbenannt (vgl. S. Kemp-‐‑
gens Geleitwort im BdS 13, 2007).
Um die deutsche Hochschulslavis-‐‑
tik besser vertreten zu können, hat
sich der Verband 2007 folgerichtig
für Promovierte geöffnet, nachdem
bis dahin die Habilitation die Vo-‐‑
raussetzung für die Mitgliedschaft
war. In den letzten Jahren hat die
Wissenschaftslandschaft neue Ent-‐‑
wicklungen vor allem in der Nach-‐‑
wuchsförderung genommen. Ein
Ausdruck hierfür sind die zahlrei-‐‑
chen interdisziplinären Graduier-‐‑
tenschulen, die – nicht zuletzt im
Zuge der verschiedenen Runden
der Exzellenzinitiative des Bundes
und der Länder – eingerichtet wur-‐‑
den. Während die Promotion in den
Geisteswissenschaften früher auf
die Einzelbetreuung durch eine/n
Hochschullehrer/in
ausgerichtet
war, ist diese Phase der akademi-‐‑
schen Qualifikation heute durch
vielfältige Formen geprägt. Mit sei-‐‑
ner im letzten Jahr beschlossenen
Öffnung für Promovierende trägt
der Slavistenverband somit der Be-‐‑
deutung der Nachwuchsförderung
noch stärker Rechnung als bisher
und hofft, Nachwuchswissenschaft-‐‑
lerInnen frühzeitig für die aktive
Mitarbeit im Verband gewinnen zu
können. Seit diesem Öffnungsbe-‐‑
schluss hat die Mitgliederzahl einen
deutlichen Aufschwung genom-‐‑
men: Der Verband hat jetzt 278
Mitglieder (vgl. im Einzelnen die
Auflistung der Mitglieder nach
Gruppen in der Rubrik „Der Deut-‐‑
sche Slavistenverband 2014/2015“).
Alle neuen Mitglieder seien herz-‐‑
lich willkommen!
Auch der 12. Deutsche Slavisten-‐‑
tag, der vom 1. bis zum 3. Oktober
in Gießen stattfindet, hatte sich in
seinem letztjährigen CfP bereits für
Promovierende geöffnet, die diese
Möglichkeit zur Vortragsanmel-‐‑
dung zahlreich nutzten. Beim dies-‐‑
jährigen Slavistentag hat sich eine
auf den Vorgänger-‐‑Slavistentagen
abzeichnende Tendenz noch we-‐‑
sentlich verstärkt: Zahlreiche Teil-‐‑
nehmerInnen haben sich für das
Format des thematischen Panels
entschieden. Insgesamt werden auf
dem 12. Deutschen Slavistentag 240
Vorträge gehalten – nahezu zu glei-‐‑
6
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
chen Teilen in den Sektionen und
den Panels. Die Bereiche der
Sprach-‐‑ und der Literaturwissen-‐‑
schaft sind gleich stark vertreten.
Wichtige und aktuelle Fragen rund
um die Slavistik und Geistes-‐‑/Kul-‐‑
turwissenschaften werden Gegen-‐‑
stand einer Podiumsdiskussion am
zweiten Abend des Slavistentages
sein.
Über diesen in Kürze bevorste-‐‑
henden nationalen Kongress der
Slavistik hinaus richtet sich der
Blick des Slavistenverbandes auch
bereits auf den nächsten Internatio-‐‑
nalen Slavistenkongress, der 2018
in Belgrad stattfinden wird. Im
letztjährigen Heft des Bulletins der
Deutschen Slavistik hatte Sebastian
Kempgen einen Überblick über die
deutsche Beteiligung an den beim
Internationalen Slavistenkomitee
akkreditierten Kommissionen ge-‐‑
geben; vgl. auch den Beitrag zu den
internationalen Slavistenkongres-‐‑
sen von Gerd Hentschel im BdS 20,
2014. Der Verband hofft, dass die
Beteiligung der deutschen Slavistik
am Belgrader Kongress wieder leb-‐‑
haft sein wird.
Zur Situation der Slavistik in
Deutschland wird es auf der dies-‐‑
jährigen, dem 12. Deutschen Slavis-‐‑
tentag vorgeschalteten, Mitglieder-‐‑
versammlung des Slavistenverban-‐‑
des leider wieder einiges zu berich-‐‑
ten geben. Mehrfach wurde der
Slavistenverband in den letzten
Monaten von Mitgliedern um Un-‐‑
terstützungsschreiben für ihren
Standort gebeten – darunter ist die
Situation für die Greifswalder Sla-‐‑
vistik momentan wohl am bedroh-‐‑
lichsten. In allen Fällen, die auf der
Mitgliederversammlung zu disku-‐‑
tieren sein werden, wird dabei we-‐‑
niger die Bedeutung der Slavistik in
Frage gestellt; vielmehr resultieren
die derzeitigen Standortprobleme
aus Umstrukturierungen vor Ort,
denen kleinere Fächer leichter zum
Opfer fallen als große.
Das diesjährige Bulletin der
Deutschen Slavistik umfasst neben
den bewährten Rubriken auch eine
Übersicht über die Slavistik-‐‑Lekto-‐‑
rate in Deutschland, die als Grund-‐‑
lage für weitere Diskussionen dazu
auf der Mitgliederversammlung
dienen soll.
Den Hauptherausgebern des Bul-‐‑
letins der Deutschen Slavistik, Se-‐‑
bastian Kempgen und Ludger U-‐‑
dolph, und dem Redaktionskolle-‐‑
gium sei für die Konzeption und
die Gestaltung des vorliegenden
Heftes herzlich gedankt. Ich danke
allen Autorinnen und Autoren für
ihre Beiträge zu diesem Bulletin
und wünsche den Leserinnen und
Lesern eine inspirierende Lektüre.
Programmatisches
Slavistik an der Europa-Universität Viadrina
Von Alexander Wöll (Frankfurt/Oder)
Entgegen der Alma Mater Viadrina,
die 1506 als erste Brandenburgische
Universität gegründet worden und
1811 nach den Napoleonischen
Kriegen im Rahmen der Stein-‐‑Har-‐‑
denberg’schen Reformen in die
Universität Breslau eingegliedert
worden war, hat das bürgerliche
Engagement zahlreicher Mäzene
und Förderer 1991 zur Neugrün-‐‑
dung nun direkt an der deutsch-‐‑
polnischen Grenze geführt. Schon
allein aus dieser geographischen
Lage ergibt sich der explizite Grün-‐‑
dungsauftrag der neuen Viadrina,
Brücken nach Mittel-‐‑ und Osteuro-‐‑
pa zu bauen und den Aufbau eines
friedlichen und geeinten Europas
zu unterstützen. Insofern kann mit
Fug und Recht behauptet werden,
dass Mittel-‐‑ und Osteuropafor-‐‑
schung in allen drei Fakultäten
(Kulturwissenschaften, Wirtschafts-‐‑
wissenschaften und Recht) die
zentrale Rolle spielt. Derzeit wird
eine vierte, internationale Fakultät
am Collegium Polonicum geplant −
dem auf der polnischen Seite in Słu-‐‑
bice gelegenen Teil unserer Univer-‐‑
sität, den wir personell wie finanzi-‐‑
ell zu 50 % gemeinsam mit der
Adam-‐‑Mickiewicz-‐‑Universität Poz-‐‑
nań in Lehre und Forschung betrei-‐‑
ben. Von unseren etwa 6.300 Stu-‐‑
dierenden kommt jeder vierte aus
dem Ausland; mit über 25 % liegt
die Viadrina hier weit über dem
Bundesdurchschnitt von 11 % und
ist insofern eine der international-‐‑
sten Universitäten Deutschlands.
Die meisten ausländischen Studie-‐‑
renden sind dabei polnisch-‐‑, fran-‐‑
zösisch-‐‑ und türkischsprachig.
Die Slavistik bildet an der Euro-‐‑
pa-‐‑Universität Viadrina einen sub-‐‑
stantiellen Teil der inter-‐‑ und trans-‐‑
disziplinär ausgerichteten Studien-‐‑
gänge und ist nicht zuletzt durch
Lehrende und Lehrinhalte präsent,
gleichwohl aber nicht als spezifi-‐‑
scher Fremdsprachen-‐‑Studiengang
im Bachelor oder Master studierbar.
Dies spiegelt generell die Reform-‐‑
struktur der Viadrina wider, die
unterhalb der drei Fakultäten be-‐‑
wusst keine Institute eingerichtet
hat, um alle Fachgebiete maximal
stark interdisziplinär miteinander
verknüpfen zu können. Zahlreiche
Studiengänge, wie beispielsweise
der Master of Arts „European Stu-‐‑
dies“, werden von Lehrenden aller
drei Fakultäten gleichermaßen be-‐‑
trieben. Es gibt Lehrveranstaltun-‐‑
gen in englischer, polnischer, spani-‐‑
scher und französischer Sprache.
Da es also unterhalb der Fakultät
für Kulturwissenschaften keine wei-‐‑
teren Verwaltungseinheiten gibt,
sind die vier Disziplinen Sprach-‐‑
wissenschaften,
Literaturwissen-‐‑
schaften, Vergleichende Sozialwis-‐‑
senschaften und Kulturgeschichte
nicht in Institute gegliedert. Die ein-‐‑
zelnen Lehrstühle betreiben hinge-‐‑
gen einen gemeinsamen Bachelor-‐‑
Studiengang für Kulturwissen-‐‑
schaften und fünf konsekutive, dis-‐‑
8
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
ziplinär ausgerichtete Master-‐‑
studiengänge. Einer dieser Studien-‐‑
gänge hat eine dezidiert regionale
Ausrichtung im Sinne historischer
„Area-‐‑Studies“ mit Schwerpunkt in
Mittel-‐‑und Osteuropa. In den ande-‐‑
ren Studiengängen ist dieser Be-‐‑
reich meist als sogenannter „track“
individuell auswählbar. Die Via-‐‑
drina fordert von allen ihren Stu-‐‑
dierenden das Erlernen neuer
Fremdsprachen oder aber auch die
Vertiefung bereits erlernter Spra-‐‑
chen, wobei sich die Anforderun-‐‑
gen je nach konkretem BA und MA
im Detail unterscheiden. Die kon-‐‑
krete Wahl der Sprache ist dabei
jedem einzelnen freigestellt. Aus
dem slavistischen Bereich können
Russisch, Polnisch und ab dem
Wintersemester 2015/16 auch Ukra-‐‑
inisch bis zur Stufe C 2 des Euro-‐‑
päischen Referenzrahmens erlernt
werden.
Ein Bachelor-‐‑Studiengang zur
„Interkulturellen Germanistik“ mit
starker Beteiligung des Collegium
Polonicum und der Adam-‐‑Mickie-‐‑
wicz-‐‑Universität Poznań, ein nicht-‐‑
konsekutiver weitgehend englisch-‐‑
sprachiger Studiengang „European
Studies“, der auch wirtschafts-‐‑ und
rechtswissenschaftliche Studien um-‐‑
fasst, sowie drei kostenpflichtige
Masterstudiengänge gehören eben-‐‑
falls zum Lehr-‐‑Portfolio der Kultur-‐‑
wissenschaftlichen Fakultät.
An der Viadrina gibt es mit den
Master-‐‑Studiengängen „Literatur-‐‑
wissenschaft. Ästhetik. Literatur.
Philosophie“ und mit dem Master
„Sprachen, Kommunikation und
Kulturen in Europa“ zwei philolo-‐‑
gische Studiengänge, die den
Schwerpunkt nicht auf eine be-‐‑
stimmte Fremdsprachenphilologie
setzen, sondern inhaltlich durch
thematische Cluster (Migration,
Sprachgebrauch, Gestik, jüdische
Literaturen in Europa, Literatur
und Philosophie, literarische Kultu-‐‑
ren Europas, Bilingualismus etc.)
miteinander verbunden sind.
Die Literaturwissenschaft ist an
der Viadrina zum Beispiel am ehes-‐‑
ten mit einem „Institut für Allge-‐‑
meine und Vergleichende Litera-‐‑
turwissenschaft“ vergleichbar, da
die Lehrenden aus verschiedenen
Fremdsprachenphilologien kom-‐‑
men, wobei bei den Lehrstühlen ein
Schwerpunkt in der Germanistik
und Slavistik liegt, auf der Mitar-‐‑
beiterebene dann aber Amerikanis-‐‑
tik und Romanistik hinzukommen.
Die Linguistik bindet Germanistik,
Romanistik und Slavistik gleichbe-‐‑
rechtigt zusammen. Wahrscheinlich
ist die Viadrina auch weltweit eine
der wenigen Universitäten, an de-‐‑
nen das Zentrum für Interdiszipli-‐‑
näre Polenstudien mit Prof. Dag-‐‑
mara Jajeśniak-‐‑Quast nicht in erster
Linie mit Geschichte oder Philolo-‐‑
gien verknüpft ist, sondern direkt
der Hochschulleitung unterstellt ist
und den Schwerpunkt in den Wirt-‐‑
schaftswissenschaften legt.
Die Disziplin Linguistik hat vier
und die Literaturwissenschaften
fünf ProfessorInnen, darunter je-‐‑
weils eine Slavistin: die Juniorpro-‐‑
fessorin für „Sprachgebrauch und
Angewandte Sprachwissenschaft“,
Prof. Dr. Nicole Richter, und die
Professorin für „Literaturwissen-‐‑
schaften/Osteuropäische Literatu-‐‑
ren“, Prof. Dr. Annette Werberger.
Die Germanistin Prof. Dr. Bożena
Chołuj hat einen Schwerpunkt in
„Deutsch-‐‑Polnischen Kultur-‐‑ und
Literaturbeziehungen und Gender
Studies“ und bindet somit ebenfalls
immer polonistische Fragestellun-‐‑
Alexander Wöll: Slavistik an der Viadrina
gen mit ein. Mit meiner eigenen Be-‐‑
rufung an die Viadrina wurde eine
weitere Professur für „Kulturen
und Literaturen Mittel-‐‑ und Osteu-‐‑
ropas“ geschaffen, die ich aber rein
juristisch erst am Ende meiner
Amtszeit als Präsident übernehme.
Dennoch ist dort bereits ein Mitar-‐‑
beiter für unsere interfakultäre uk-‐‑
rainische Sommerschule Viadrini-‐‑
cum (Stefan Henkel), ein Mitarbei-‐‑
ter für Polnisch und die Kulturfeste
Most/Brücke und Unithea (Paweł
Wasilewski) sowie ein im Moment
zu besetzendes Ukrainisch-‐‑Lektorat
und eine weitere noch auszuschrei-‐‑
bende Stelle direkt der Hochschul-‐‑
leitung zugeordnet.
Über die Lehre und Forschung
sind an der Europa-‐‑Universität so-‐‑
mit – wie oben bereits erwähnt −
die Russistik, Polonistik, Ukrainis-‐‑
tik und aufgrund der konkreten
Personen auch die Bohemistik bis-‐‑
her sehr gut repräsentiert, auch
wenn sie in gesamteuropäische und
komparatistische Fragestellungen
eingebunden sind. Ukrainistische
Studienanteile befinden sich im
Aufbau. Polnisch, Russisch und ab
dem Wintersemester 2015/16 auch
Ukrainisch sind im zentralen Spra-‐‑
chenzentrum der Viadrina durch
Lektorate vertreten, was eine sehr
gute Sprachausbildung garantiert.
Die Sprachausbildung der Vertie-‐‑
fung oder des Erlernens zweier
Sprachen ist ein verpflichtender
Schwerpunkt aller Studiengänge an
der Viadrina, auch an den anderen
beiden Fakultäten.
Die slavischen Literaturen und
Sprachen besitzen somit an der Eu-‐‑
ropa-‐‑Universität nicht die klassi-‐‑
sche philologische institutionelle
Verankerung wie an den deutsch-‐‑
sprachigen Volluniversitäten, son-‐‑
9
dern werden als Teil der europäi-‐‑
schen Literatur-‐‑ und Sprachge-‐‑
schichte unterrichtet und sind in in-‐‑
terdisziplinäre Studiengänge inte-‐‑
griert. Das hat sicherlich Nachteile
in Bezug auf die Ausbildung des
slavistischen
wissenschaftlichen
Nachwuchses, weshalb die For-‐‑
scherInnen der Viadrina in der For-‐‑
schung sehr eng mit der Universität
Potsdam und den Berliner Univer-‐‑
sitäten und Forschungseinrichtun-‐‑
gen zusammenarbeiten. Es hat aber
auch Vorteile, da an der Viadrina
über die Slavistik hinaus sehr viel
einmalige historische, wirtschafts-‐‑
und sozialwissenschaftliche, anth-‐‑
ropologische und politologische Ex-‐‑
pertise in Bezug auf die Mittel-‐‑ und
Osteuropa-‐‑Studien
zusammen-‐‑
kommt. Zu den daran beteiligten
Professuren zählen an der kul-‐‑
turwissenschaftlichen Fakultät un-‐‑
ter anderem: Prof. Dr. Werner Be-‐‑
necke (Kultur und Geschichte Mit-‐‑
tel-‐‑ und Osteuropas), Prof. Dr. Dag-‐‑
mara Jajeśniak-‐‑Quast (Interdiszipli-‐‑
näre Polenstudien), Prof. Dr. Anika
Keinz (Vergleichende Kultur-‐‑ und
Sozialanthropologie spätmoderner
Gesellschaften), Prof. Dr. Claudia
Weber (Zeitgeschichte), Prof. Dr.
Michał Buchowski (Vergleichende
Mitteleuropastudien) oder Prof. Dr.
Timm Beichelt (Europa-‐‑Studien).
Alle haben in ihren jeweiligen Fä-‐‑
chern Schwerpunkte auf Mittel-‐‑
und Osteuropa.
Insbesondere der schon erwähnte
geschichtswissenschaftliche Studi-‐‑
engang „Kulturgeschichte Mittel-‐‑
und Ostmitteleuropa“, an der Via-‐‑
drina liebevoll KGMOE genannt,
zeigt beispielhaft, dass die Europa-‐‑
Universität ihren Gründungsauf-‐‑
trag als Brücke zwischen Polen und
Deutschland ernst nimmt, diesen
10
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
Auftrag aber zunehmend in einem
größeren europäischen Zusam-‐‑
menhang untersucht und betrach-‐‑
tet.
Die Zukunft der Viadrina liegt
aus meiner Sicht in einer Vertiefung
ihrer Stärken in den Osteuropa-‐‑
Studien, die Geistes-‐‑ und Sozialwis-‐‑
senschaften umfassen und gleich-‐‑
wohl auf slavistischen Grundlagen
basieren. Bei rückläufigen Studie-‐‑
rendenzahlen halte ich es für ein
Gebot der Stunde, dass sich die
„Slavistiken“ der Viadrina, der
Universität Potsdam wie auch der
Berliner Humboldt-‐‑Universität und
Freien Universität zusammenschlie-‐‑
ßen und ihre Schwerpunkte zu ei-‐‑
nem neuen gemeinsamen trans-‐‑
regionalen Osteuropa-‐‑Studiengang
im Bachelorbereich mit einer stark
slavistischen Anfangsphase zusam-‐‑
menschließen. Dies wird momentan
in zahlreichen Gesprächen und Be-‐‑
rechnungen geprüft. Alternativ
könnte auch der kulturwissen-‐‑
schaftliche Bachelor der Viadrina
durch die Wahl einer bestimmten
Region (z.B. Mittel-‐‑ und Osteuropa)
und durch bestimmte Sprachenfol-‐‑
gen (beispielsweise zwingend eine
slavische Sprache neben Englisch)
spezialisiert werden.
Neben der Vertiefung einzelner
an der Viadrina vorhandener Kern-‐‑
kompetenzen in Forschung und
Lehre im Bereich Osteuropa (z.B.
Transdisziplinäre Polen-‐‑Studien,
Jüdische Studien in Mittel-‐‑ und Ost-‐‑
europa einschließlich der slavistik-‐‑
affinen Jiddistik, Deutsch-‐‑Polnische
Rechts-‐‑ und Wirtschaftsgeschichte
etc.) steht die Erweiterung und
Stärkung der Osteuropa-‐‑Studien
mittels philologischer Kernkompe-‐‑
tenz für die nächsten Jahre im Zent-‐‑
rum.
Ganz klar ist, dass sich Expertise
zu Osteuropa nicht ohne philologi-‐‑
sche und sprachhistorische Kennt-‐‑
nisse gewinnen lässt. Zu diesem
Zweck erweitert beispielsweise die
Viadrina gerade die Sprachausbil-‐‑
dung für das Ukrainische mit ei-‐‑
nem Lektorat und versucht gleich-‐‑
zeitig, dieser Sprache einen neuen
sozialwissenschaftlichen und kul-‐‑
turwissenschaftlichen Osteuropa-‐‑
Rahmen innerhalb der Masterstudi-‐‑
engänge zu geben. Wenn wir be-‐‑
denken, dass der wissenschaftliche
Arbeitsmarkt für Geisteswissen-‐‑
schaftlerInnen auch in Deutschland
immer prekärer wird und dass Stu-‐‑
dierende zunehmend mehr nach
Praxisbezug und konkreten Berufs-‐‑
perspektiven bei ihrer Studienwahl
suchen, dann halte ich die Viadrina
in diesem Zusammenhang für
ziemlich passgenau aufgestellt. Bei-‐‑
spielsweise berät die Zentrale Ein-‐‑
richtung „Institut für Konfliktma-‐‑
nagement“ mit Juraprofessor Lars
Kirchhoff das Auswärtige Amt in
Fragen des russisch-‐‑ukrainischen
Krieges und bringt die gesamte Ex-‐‑
pertise auch in die ukrainistische
Sommerschule mit ein. Mit Wirt-‐‑
schaftsprofessor Stefan Kudert lehrt
und forscht an der Viadrina einer
der sichtbarsten Steuerspezialisten
zu polnischem, ukrainischem und
russischem Steuerrecht, der auch
den derzeitigen polnischen Wirt-‐‑
schaftsminister berät. Die Absol-‐‑
ventInnen des trifakultären Master-‐‑
studiengangs „European Studies“
sind beruflich sowohl in den Insti-‐‑
tutionen der EU als auch in zahlrei-‐‑
chen internationalen Organisatio-‐‑
nen sehr erfolgreich. Die 1993 von
Helmuth Kohl und Leonid Kraw-‐‑
čuk vereinbarten sechs Ukraine-‐‑
Stipendien sind fest an der Viadrina
Alexander Wöll: Slavistik an der Viadrina
verankert und haben jungen Ukrai-‐‑
nern beeindruckende Karrierewege
eröffnet. Unter anderem ist der ge-‐‑
genwärtige ukrainische Energiemi-‐‑
nister ein Absolvent der Europa-‐‑
Universität.
Als Stiftungsuniversität haben
wir weltweit viele Alumni-‐‑Vereine,
die sich regelmäßig treffen und ein
gut funktionierendes Netzwerk
immer weiter aufbauen. Da sich
zudem an der Viadrina die Vorteile
einer kleinen Campusuniversität
mit exzellenter Betreuung durch die
Nähe zu Berlin mit vielen Praktika-‐‑
und Berufsmöglichkeiten verbin-‐‑
den, wird hier slavistische For-‐‑
schung und Lehre im weiteren Sin-‐‑
ne immer im Herzen der Universi-‐‑
tät eine zentrale Rolle spielen, was
sich schon allein darin widerspie-‐‑
gelt, dass auch ein Slavist hier pro-‐‑
grammatisch zum Präsidenten ge-‐‑
wählt wurde.
11
Programmatisches
30 Jahre Kooperation zwischen dem Sorbischen Institut Bautzen
und der Universität L’viv
Von Dietrich Scholze (Bautzen)
Die weltweit führende Einrichtung
zum Studium der Lausitzer Sorben
ist das Institut für Sorabistik an der
Universität Leipzig. Selbst unter
Fachleuten weniger bekannt dürfte
sein, dass in neuerer Zeit ein konti-‐‑
nuierliches sorabistisches Lehrange-‐‑
bot auch – freilich mit dem Profil
eines akademischen Nebenfachs –
vom Lehrstuhl für slawische Philo-‐‑
logie an der ukrainischen National-‐‑
Universität „Ivan Franko“ in L’viv
(Lemberg) aufrechterhalten wird.
Eine Gruppe Studentinnen und Stu-‐‑
denten belegt dort seit den Achtzi-‐‑
gerjahren regelmäßig Unterrichts-‐‑
veranstaltungen zur (ober)sorbi-‐‑
schen Sprache, Literatur und Ge-‐‑
schichte, die im Curriculum für das
Lehramt sowie für die weitere dis-‐‑
ziplinäre Spezialisierung verankert
sind. Als eine spezifische Form der
internationalen Kooperation kön-‐‑
nen die sogenannten Sorabistischen
Seminare gelten, welche die L’viver
Universität seit nunmehr 30 Jahren
gemeinsam mit dem Institut für
sorbische Volksforschung bzw. –
seit 1993 – mit dem Sorbischen
Institut e. V. ausrichtet. Es handelt
sich dabei um traditionelle interdis-‐‑
ziplinäre Konferenzen, die diesen
Namen zunächst in der Westukrai-‐‑
ne nicht tragen durften. (Denn sol-‐‑
che Höhepunkte der bilateralen Zu-‐‑
sammenarbeit waren in der So-‐‑
wjetunion Hochschulen in Haupt-‐‑
städten der Republiken vorbe-‐‑
halten; allerdings wurden in Kiew
nie eigene Initiativen in Richtung
Lausitz auf den Weg gebracht.) So
organisierten die L’viver Westsla-‐‑
wisten Volodymyr Motornyj und
Kostjantyn Trofymovyč erstmals
Ende
Oktober
1984
ein
„Мiжнародний сорабiстичний се-‐‑
мiнар“, an dem sich mit 13 Refera-‐‑
ten Slawisten aus Kiev, Moskau,
Minsk, Tartu, Charkiv, Bautzen,
Leipzig sowie L’viv beteiligten. Ab
1987 fanden diese Tagungen – je-‐‑
weils Anfang Oktober – im zwei-‐‑
jährigen, ab 2007 dann im dreijähri-‐‑
gen Turnus statt (zuletzt vom 4. bis
6. Oktober 2013).
Nach dem Tod des Sprachwis-‐‑
senschaftlers Trofymovyč (1923–
1993) übernahm der Bohemist und
Literaturhistoriker Volodymyr Mo-‐‑
tornyj (geboren 1929) als neuer
Lehrstuhlinhaber die Rolle eines
Spriritus rector für die nachfolgen-‐‑
den neun „Seminare“ in der Haupt-‐‑
stadt der Westukraine. Sie beruhten
ab 1993 auf einem „Vertrag über
wissenschaftliche
Zusammenar-‐‑
beit“ zwischen der Universität
L’viv und dem Sorbischen Institut
Bautzen (seit 1992 durch eine
Zweigstelle in Cottbus erweitert),
der alle fünf Jahre verlängert wird
und auch die Entsendung von Stu-‐‑
dierenden zum Sommerferienkurs
für sorbische Sprache und Kultur
regelt. An den bisher insgesamt 14
gemeinsamen Konferenzen in L’viv
Dietrich Scholze: 30 Jahre Kooperation mit L’viv
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Im Überblick
Der Deutsche Slavistenverband 2014–2015
Der Vorstand des Verbandes
Vorsitzende:
Stellvertreter:
Schriftführerin:
Kassenwart:
Prof. Dr. Monika Wingender (Gießen)
Prof. Dr. Norbert Franz (Potsdam)
Prof. Dr. Miranda Jakiša (Berlin)
PD Dr. Hermann Fegert (Göttingen)
Kommissionen des Verbandes
1. Slavistentagskommission
Tilman Berger
Monika Wingender
Gerhard Giesemann
Renate Belentschikow
Thomas Daiber
Reinhard Ibler
Alexander Graf
Franz Schindler
Holger Kuße
Ludger Udolph
Christian Prunitsch
Dietrich Scholze
Vorsitzender
Mitglied qua Amt und Ausrichterin 2015, Gießen
Literaturwissenschaft
Sprachwissenschaft
Ausrichter 2015, Gießen
Ausrichter 2015, Gießen
Ausrichter 2015, Gießen
Ausrichter 2015, Gießen
Ausrichter 2012, Dresden
Ausrichter 2012, Dresden
Ausrichter 2012, Dresden
Ausrichter 2012, Bautzen
2. Deutsches Slavistenkomitee
Gerd Hentschel
Sebastian Kempgen
Monika Wingender
Dietrich Scholze
Hans Rothe
Daniel Bunčić
Andreas Ohme
Klaudia Smola
Alexander Wöll
Vorsitzender, im Präsidium des MKS
Stellvertr. Vors. (letzter Verbandsvors.)
Mitglied (Verbandsvorsitzende)
Mitglied (Sorabistik)
Ehrenmitglied
Mitglied
Mitglied
Mitglied
Mitglied
3. Maprjal
Renate Belentschikow
Beauftragte des Slavistenverbandes,
im Präsidium von Maprjal
M. Wingender: Der deutsche Slavistenverband
15
Mitgliederschaft
Der Deutsche Slavistenverband hat derzeit (Juli 2015) 278 Mitglieder, darunter
die unten aufgeführten, seit der Drucklegung des letzten Bulletins neu aufge-‐‑
nommenen Personen. Die Mitgliederzahl hat damit seit dem letzten Jahr
(2014: 257) einen weiteren erfreulichen Aufschwung genommen, vor allem
infolge der Öffnung des Slavistenverbandes für Promovierende.
Von den 278 Mitgliedern sind 157 Professoren/innen, 25 sind Privatdozen-‐‑
ten/innen, 84 sind Promovierte. In einer aktiven Berufstätigkeit sind 223 Mit-‐‑
glieder, 55 sind im Ruhestand. Im Ausland tätig bzw. ansässig sind 34 Mit-‐‑
glieder. Zwölf Promovierende sind seit der letzten Mitgliederversammlung
dem Verband beigetreten.
Neue Mitglieder (Juli 2014–Juli 2015)
Katina Baharova, Universität des Saarlandes
Alicia Bauer, Georg-‐‑August-‐‑Universität Göttingen
Genia Böhnisch, Georg-‐‑August-‐‑Universität Göttingen
Christina Clasmeier, Ruhr-‐‑Universität Bochum
Dr. Horst Dippong, Hamburg
Svetlana Efimova, Freie Universität Berlin
Dr. Jürgen Fuchsbauer, Universität Regensburg
Johanna Hadam, Ruhr-‐‑Universität Bochum
Dr. Martin Henzelmann, TU Dresden
Therese Hoy, Humboldt-‐‑Universität zu Berlin
Insa Jennifer Klemme, Albert-‐‑Ludwigs-‐‑Universität Freiburg
Alla Krasnokutskaya, Hochschule Ruhr West
Dr. Marija Lazar, Sächsische Akademie der Wissenschaften
Dr. Zarifa Mamedova, München
Daniel Müller, Justus-‐‑Liebig-‐‑Universität Gießen
PD Nikolaj Plotnikov, Ruhr-‐‑Universität Bochum
Jochen Podelo, Otto-‐‑Friedrich-‐‑Universität Bamberg
Dr. Irina Podtergera, Albert-‐‑Ludwigs-‐‑Universität Freiburg
Kira Sadoja, Bezirksregierung Düsseldorf / Universität Potsdam
Natallia Savitskaya, Justus-‐‑Liebig-‐‑Universität Gießen
Dr. Henrike Schmidt, Humboldt-‐‑Universität zu Berlin
Dr. Nora Scholz, Ludwig-‐‑Maximilians-‐‑Universität München
Dr. des. Thomas Skowronek, Humboldt-‐‑Universität zu Berlin
Dr. Sviatlana Tesch, Carl-‐‑von-‐‑Ossietzky-‐‑Universität Oldenburg
Dr. Gabriela Vojvoda, Universität des Saarlandes
Jan Patrick Zeller, Carl-‐‑von-‐‑Ossietzky-‐‑Universität Oldenburg
Der Verband freut sich über den Zuwachs an neuen Mitgliedern, heißt alle
herzlich willkommen und lädt auch weiterhin alle promovierten und promo-‐‑
vierenden Slavistinnen und Slavisten zur Mitarbeit und Mitgliedschaft ein.
Auf der Webseite des Verbandes (www.slavistenverband.de) finden sich In-‐‑
formationen über die Voraussetzungen und Modalitäten, ebenso die gültige
Satzung des Verbandes.
Personalia
Who’s Where
an den Slavistischen Seminaren und Instituten
und auf anderen slavistischen Professuren
der Bundesrepublik Deutschland
Stand: Sommersemester 2015
Zusammengestellt von Norbert Franz (Potsdam)
1.
2.
3.
4.
Lehrstuhlbezeichnungen, Professuren und Inhaber(innen) derselben
An der Einrichtung tätige Hochschuldozent(inn)en oder andere habilitierte
Mitarbeiter(innen)
Honorarprofessuren, Stipendiaten, Gastdozenten
Entpflichtete Professorinnen und Professoren (alphabetisch)
NB: Privatdozenten/innen und Emeriti aufgelöster Institute werden am Ende der
Übersicht gemeinsam genannt
1.
2.
3.
4.
Bamberg: Otto-‐‑Friedrich-‐‑Universität
Institut für Slavistik
Slavische Sprachwissenschaft: Prof. Prof. h.c. Dr. Sebastian Kempgen; Slavische Lite-‐‑
raturwissenschaft: Prof. Dr. Elisabeth von Erdmann; Slavische Kunst-‐‑ und Kulturge-‐‑
schichte: Prof. Dr. Ada Raev
PD Dr. Anna Rothkoegel (venia für Slavische Philologie/Literaturwissenschaft);
PD Dr. Daniel Schümann (venia für Slavische Literaturwissenschaft)
Honorarprofessur für Osteuropawissenschaften, Kultur und Medien: Prof. Dr. Johan-‐‑
nes Grotzky
Entpflichtet: Prof. Dr. Peter Thiergen
Bautzen/Budyšin: Sorbisches Institut e.V./Serbski institut z.t.
Direktor: Prof. Dr. sc. Dietrich Scholze, Geschäftsführender Vertreter des Direktors: Dr.
Hauke Bartels
Abt. Kulturwissenschaften: Dr. Ines Keller und Dr. Peter Schurmann (beide komm.)
Abt. Sprachwissenschaft: Dr. Hauke Bartels
Abt. Zentralbibliothek/Kulturarchiv: Dr. Franz Schön
Berlin: Freie Universität
Peter-‐‑Szondi-‐‑Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
und Osteuropainstitut
1. Professur für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft/Slavische Literaturen:
Prof. Dr. Georg Witte
2. PD Dr. Henrike Schmidt (venia für Slavische Philologie)
N. Franz: Who’s Where
1.
2.
3.
4.
17
Berlin: Humboldt-‐‑Universität
Institut für Slawistik
Ostslawische Sprachen: Prof. Dr. Luka Szucsich; Ostslawische Literaturen und Kultu-‐‑
ren: Prof. Dr. Susanne Frank; Süd-‐‑ und Ostslawische Literaturen (JP): Prof. Dr. Mi-‐‑
randa Jakiša; Südslawische Sprach-‐‑ und Kulturwissenschaft: Prof. Dr. Christian Voß;
Westslawische Literaturen und Kulturen: Prof. Dr. Alfrun Kliems; Westslawische Lite-‐‑
raturen (JP): Prof. Dr. Heinrich Kirschbaum; Westslawische Sprachen: Prof. Dr. Ro-‐‑
land Meyer; Fachdidaktik Russisch: Prof. Dr. Anka Bergmann
PD Dr. Brigitta Helbig-‐‑Mischewski (venia für Slawische Literaturen und Kulturen);
PD Dr. Gerd-‐‑Dieter Nehring (venia für Slawistik und Albanologie)
Prof. Dr. Tomáš Glanč; Prof. Dr. Sabine Hänsgen (Gastprofessur für Kulturen Mit-‐‑
tel-‐‑ und Osteuropas); Dr. Georgi Gospodinov (Siegfried-‐‑Unseld-‐‑Gastprofessur)
Entpflichtet: Prof. Dr. Bertold Brandt; Prof. Dr. Wolfgang Gladrow; Prof. Dr.
Manfred Jähnichen; Prof. Dr. Barbara Kunzmann-‐‑Müller; Prof. Dr. Alicja Nagór-‐‑
ko; Prof. Dr. Heinrich Olschowsky; Prof. Dr. Fred Otten; Prof. Dr. Peter Zajac
Bochum: Ruhr-‐‑Universität
Seminar für Slavistik/Lotman-‐‑Institut
1. Slavische Philologie (Sprachwissenschaft): Prof. Dr. Tanja Anstatt; Slavische Philologie
(Literaturwissenschaft): Prof. Dr. Mirja Lecke; Russische und sowjetische Kultur: vacat
2. PD Dr. Ulrike Goldschweer (venia für Slavische Literaturwissenschaft); PD Dr.
Manfred Schruba (venia für Slavische Literaturwissenschaft)
4. Entpflichtet: Prof. em. Dr. Karl Eimermacher; Prof. em. Dr. Helmut Jachnow;
Prof. Dr. Christian Sappok; Prof. Dr. Bernd Uhlenbruch; Apl.-‐‑Prof. Dr. Jürgen
Kristophson
Bremen: Universität
Seminar für Ost-‐‑ und Mitteleuropäische Studien
1. Slavistische Kultur-‐‑ und Literaturgeschichte: Prof. Dr. Wolfgang Kissel; Westslavische
Kulturgeschichte, Polonistik, Soziologische Theorien: Prof. Dr. Zdzisław Krasnodęb-‐‑
ski; Zeitgeschichte und Kultur Osteuropas: Prof. Dr. Susanne Schattenberg; Geschich-‐‑
te und Kultur Ostmitteleuropas im 19. und 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt Polen:
Prof. Dr. Magdalena Waligórska-‐‑Huhle; Kulturgeschichte Ostmitteleuropas mit
Schwerpunkt Geschichte der ČSSR: Prof. Dr. Martina Winkler
2. PD Dr. Heiko Pleines (Forschungsstelle Osteuropa)
4. Entpflichtet: Prof. Dr. Klaus Städtke
Dresden: Technische Universität
Institut für Slavistik
1. Slavische Sprachgeschichte und Sprachwissenschaft: Prof. Dr. Holger Kuße; Slavistik/
Literaturwissenschaft: Prof. Dr. Ludger Udolph; Polnische Kultur-‐‑ und Landesstudien:
Prof. Dr. Christian Prunitsch
2. PD Dr. Peter Oliver Loew (venia für Kulturgeschichte Ostmitteleuropas); PD Dr.
Anne Hultsch (venia für Slavische Philologie)
4. Entpflichtet: Prof. Dr. Ute Köhler; Apl. Prof. Dr. Rosemarie Thiemt
18
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
Erfurt: Universität
Philosophische Fakultät
1. Slawistische Literaturwissenschaft: Prof. Dr. Holt Meyer
4. Apl. Prof. Dr. Christina Parnell (Slavische Literaturwissenschaft)
Frankfurt an der Oder: Europa-‐‑Universität Viadrina
Kulturwissenschaftliche Fakultät
1. Professur für Deutsch-‐‑Polnische Kultur-‐‑ und Literaturbeziehungen und Gender Studies:
Prof. Dr. Bożena Chołuj; Gerd-‐‑Bucerius-‐‑Stiftungsprofessur für Kultur und Geschichte
Mittel-‐‑ und Osteuropas: Prof. Dr. Werner Benecke; Professur für Literaturwissen-‐‑
schaft (Osteuropäische Literaturen): Prof. Dr. Annette Werberger; Professur für Inter-‐‑
disziplinäre Polenstudien: Dr. Dagmara Jajeśniak-‐‑Quast; Professur für Sprachge-‐‑
brauch und angewandte Sprachwissenschaft (JP): Prof. Dr. Nicole Richter
4. Entpflichtet: Prof. Dr. Christa Ebert
Freiburg: Albert-‐‑Ludwigs-‐‑Universität
Slavisches Seminar
1. Slavistik (Sprachwissenschaft): Prof. Dr. Juliane Besters-‐‑Dilger; Slavistik (Literatur-‐‑
wissenschaft): Prof. Prof. h.c. Dr. Elisabeth Cheauré
3. Dr. Irina Podtergera (Stipendiatin im Margarete von Wrangell-‐‑Habilitationspro-‐‑
gramm des Landes Baden-‐‑Württemberg)
4. Entpflichtet: Apl. Prof. Dr. Peter Drews; Prof. Dr. Dr. h.c. Eckhard Weiher
Gießen: Justus-‐‑Liebig-‐‑Universität
Institut für Slavistik
1. Slavische Philologie (Sprachwissenschaft): Prof. Dr. Monika Wingender; Slavische
Philologie (Literaturwissenschaft): Prof. Dr. Reinhard Ibler; Slavische Philologie (Lite-‐‑
raturwissenschaft): Prof. Dr. Alexander Graf; Slavische Sprach-‐‑ und Kulturwissen-‐‑
schaft (Ost-‐‑ und Westslavistik): Prof. Dr. Thomas Daiber
2. PD Dr. Konstantin Lappo-‐‑Danilevskij (venia für Slavische Literaturwissenschaft)
4. Entpflichtet: Prof. em. Dr. Dr. h.c. Gerhard Giesemann
Göttingen: Georg-‐‑August-‐‑Universität
Seminar für Slavische Philologie
1. Slavische Philologie (Sprachwissenschaft): Prof. Dr. Uwe Junghanns; Slavische Philo-‐‑
logie (Literaturwissenschaft): Prof. Dr. Matthias Freise
2. PD Dr. Hermann Fegert (Slavische Philologie [Sprachwissenschaft])
4. Entpflichtet: Prof. em. Dr. Reinhard Lauer; Prof. em. Dr. Dr. h.c. mult. Werner
Lehfeldt
Greifswald: Ernst-‐‑Moritz-‐‑Arndt-‐‑Universität
Institut für Slawistik
1. Slawische Sprachwissenschaft: Prof. Dr. Bernhard Brehmer; Slawische Literaturwis-‐‑
senschaft: Prof. Dr. Ulrike Jekutsch; Ost-‐‑ und Westslavische Philologie: vacat
2. PD Dr. Cornelia Mannewitz (venia für Russische Sprache der Gegenwart)
3. Prof. h.c. (Univ. Kostroma) Dr. h.c. (Univ. St. Petersburg) Dr. phil. Harry Walter
4. Entpflichtet: Prof. Dr. Valerij Mokienko; Prof. Dr. Manfred Niemeyer
N. Franz: Who’s Where
1.
1.
2.
4.
19
Halle-‐‑Wittenberg: Martin-‐‑Luther-‐‑Universität
Institut für Slavistik
Slavische Philologie (Sprachwissenschaft): Prof. Dr. Swetlana Mengel; Slavische Philo-‐‑
logie (Literaturwissenschaft): Prof. Dr. Gabriela Lehmann-‐‑Carli; Südslavistik
(Schwerpunkt Literaturwissenschaft): Prof. Dr. Angela Richter
Hamburg: Universität
Institut für Slavistik
Slavistik (Sprachwissenschaft): Prof. Dr. Marion Krause; Slavistik (Literaturwissen-‐‑
schaft): Prof. Dr. Anja Tippner; Slavistik (Literaturwissenschaft): Prof. Dr. Robert
Hodel; Slavistische Linguistik mit dem Schwerpunkt Westslavistik/Polonistik sowie ei-‐‑
ner weiteren Slavine (JP): Prof. Dr. Sandra Birzer
PD Dr. Petr Málek (habil. Prag)
Entpflichtet: Prof. Dr. Peter Hill; Prof. Dr. Volkmar Lehmann; Prof. Dr. Dr. h.c.
Wolf Schmid; Prof. Dr. Klaus Hartenstein
1.
1.
2.
4.
Institut für Allgemeine und Angewandte Sprachwissenschaft
Abteilung Sprachlehrforschung
Sprachlehrforschung (Russisch): vacat
Heidelberg: Ruprecht-‐‑Karls-‐‑Universität
Slavisches Institut
Slavische Sprachwissenschaft: Prof. Dr. Jadranka Gvozdanović; Slavische Literatur-‐‑
wissenschaft: Prof. Dr. Urs Heftrich
PD Dr. Christoph Garstka (venia für Slavische Literaturwissenschaft); Dr. habil. Bla-‐‑
govest Zlatanov Velichkov (Habilitation an der Universität Sofia)
Entpflichtet: Prof. Dr. Horst-‐‑Jürgen Gerigk; Prof. Dr. Baldur Panzer
Heidelberg: Seminar für Übersetzen und Dolmetschen
1. Russistik unter Berücksichtigung der Übersetzungswissenschaft: Prof. Dr. Jekaterina
Lebedewa
Jena: Friedrich-‐‑Schiller-‐‑Universität
Institut für Slawistik
1. Slawische Philologie (Sprachwissenschaft): Prof. Dr. Jiřina van Leeuwen-‐‑Turnovcová;
Slawische Philologie (Literaturwissenschaft): Prof. Dr. Andrea Meyer-‐‑Fraatz; Südsla-‐‑
wistik: Prof. Dr. Thede Kahl; Aleksander-‐‑Brückner-‐‑Professur für Slawistische Sprach-‐‑
wissenschaft: Prof. Dr. Achim Rabus
2. PD Dr. Christine Fischer (venia für Slawische/Vergleichende Literaturwissenschaft);
PD Dr. Andreas Ohme (venia für Slawische und Allgemeine Literaturwissenschaft)
4. Entpflichtet: Prof. Dr. Gabriella Schubert; Prof. Dr. Ulrich Steltner
Kiel: Christian-‐‑Albrechts-‐‑Universität
Institut für Slavistik
1. Slavistische Kultur-‐‑ und Literaturwissenschaft: Prof. Dr. Michael Düring; Slavische
Philologie (Sprachwissenschaft): Prof. Dr. Norbert Nübler
4. Entpflichtet: Prof. Dr. Annelore Engel; Prof. Dr. Armin Knigge
20
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
Köln: Universität
Slavisches Institut
1. Slavische Sprachwissenschaft (JP): Prof. Dr. Daniel Bunčić; Slavische Literaturwissen-‐‑
schaft: Prof. Dr. Jörg Schulte
2. Prof. Dr. Bojan Valtchev (Gastdozent für Bulgarisch); PhD. Renáta Machová
(Gastdozentin für Slovakisch)
4. Entpflichtet: Prof. Dr. Ulrich Obst; Prof. em. Dr. Bodo Zelinsky
Konstanz: Universität
FB Sprachwissenschaft/FB Literaturwissenschaft
1. Slavistik (Sprachwissenschaft): Prof. Dr. Walter Breu; Slavistik (Slavistik und Allge-‐‑
meine Literaturwissenschaft): Prof. Dr. Jurij Murašov
2. PD Dr. Dimitri Zakharine (Mitarbeiter in DFG-‐‑Projekten)
4. Entpflichtet: Prof. em. Dr. Renate Lachmann; Prof. Dr. Igor Smirnov
Leipzig: Universität
Institut für Slavistik
1. Ostslavische Sprachwissenschaft: Prof. Dr. Gerhild Zybatow; Ostslavische Literatur-‐‑
wissenschaft und Kulturgeschichte: Prof. Dr. Birgit Harreß; Westslavische Sprach-‐‑ und
Übersetzungswissenschaft: Prof. Danuta Rytel-‐‑Schwarz; Didaktik der slawischen
Sprachen/Sprachpraxis Russisch: Prof. Dr. Grit Mehlhorn; Kulturstudien Ostmitteleu-‐‑
ropas: Prof Dr. Stefan Troebst; Westslavische Literaturwissenschaft und Kulturge-‐‑
schichte: vacat; Kunstgeschichte mit einem Schwerpunkt in der Kunst Ost-‐‑, Ostmittel-‐‑
und Südosteuropas und ihren interkulturellen Beziehungen: Prof. Dr. Dr. Tanja Zim-‐‑
mermann
2. PD Dr. Anke Levin-‐‑Steinmann (venia für Slavistische Sprachwissenschaft)
4. Entpflichtet: Prof. Dr. Karlheinz Hengst; Prof. Dr. Uwe Hinrichs; Prof. Dr. Karl-‐‑
heinz Kasper; Prof. Dr. Wolfgang F. Schwarz; Prof. Dr. Jürgen Udolph; Prof. Dr.
sc. Walter Wenzel
Leipzig: Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie
1. Angewandte Sprachwissenschaft/Fachkommunikation (Englisch, Russisch, Deutsch):
Prof. Dr. habil. Klaus Dieter Baumann
4. Entpflichtet: Apl. Prof. Dr. Eberhard Fleischmann; PD Dr. Wladimir Kutz
Leipzig: Institut für Sorabistik
1. Sorbische Sprachwissenschaft: Prof. Dr. Eduard Werner
2. PD Dr. Timo Meškank (Sorbische Sprachpraxis)
3. Sorbische Literaturwissenschaft: Hon.-‐‑Prof. Dr. Dietrich Scholze
Magdeburg: Otto-‐‑von-‐‑Guericke-‐‑Universität
Institut für fremdsprachliche Philologien
1. Slavistische Sprachwissenschaft: Prof. Dr. Renate Belentschikow
2. PD Dr. phil. habil. Andrea Scheller (venia für Slavistische Sprachwissenschaft)
4. Entpflichtet: Prof. Dr. Gudrun Goes; HD Dr. Christine Heyer
N. Franz: Who’s Where
21
Mainz: Johannes-‐‑Gutenberg-‐‑Universität
Institut für Slavistik
1. Slavische Sprachwissenschaft (Ostslavische und Westslavische Sprachen): Univ. Prof.
Dr. Björn Wiemer; Slavische Literaturwissenschaft (Ostslavische und Südslavische Li-‐‑
teraturen): Prof. Dr. Frank Göbler; Slavische Literaturwissenschaft mit bes. Berücksich-‐‑
tigung der westslavischen Literaturen: Prof. Dr. Alfred Gall
2. PD Dr. habil. Una Patzke (venia für Slavische Sprachwissenschaft); Apl. Prof. Dr.
Rainer Goldt (venia für Slavische Literaturwissenschaft)
4. Entpflichtet: Prof. Dr. Wolfgang Girke; Prof. Dr. Brigitte Schultze; Apl. Prof. Dr.
Johann Meichel
Mainz: Fachbereich Translations-‐‑, Sprach-‐‑ und Kulturwissenschaft
Germersheim
1. Polnische Sprache und Kultur: Prof. Dr. Renata Makarska; Slawistik/Russisch: Prof.
Dr. Birgit Menzel
4. Entpflichtet: Prof. em. Dr. Erika Worbs
München: Ludwig-‐‑Maximilians-‐‑Universität
Institut für Slavische Philologie
1. Slavische Philologie (Sprachwissenschaft): Prof. Dr. Ulrich Schweier; Slavische Philo-‐‑
logie (Literaturwissenschaft): Prof. Dr. Riccardo Nicolosi
2. PD Dr. Raoul Eshelman (venia für Slavische Philologie/Literaturwissenschaft); PD
Dr. Svetlana Kazakova (venia für Slavische Philologie/Literaturwissenschaft)
4. Entpflichtet: Prof. Dr. Renate Döring-‐‑Smirnov; Prof. Dr. Aage Hansen-‐‑Löve; Prof.
Dr. Peter Rehder; Prof. em. Dr. Josef Schrenk; Prof. Dr. Miloš Sedmidubský
Münster: Westfälische Wilhelms-‐‑Universität
Slavisch-‐‑Baltisches Seminar
1. Slavische und Baltische Philologie unter bes. Berücksichtigung der ost-‐‑ und westslavi-‐‑
schen Literaturen: Prof. Dr. Alfred Sproede
2. Dr. habil. Karin Choiński (Lehrbeauftragte für Polnisch)
4. Entpflichtet: Prof. em. Dr. Friedrich Scholz
Oldenburg: Carl-‐‑von-‐‑Ossietzky-‐‑Universität
Slavistik
1. Professur für Slavistische Sprachwissenschaft: Prof. Dr. Gerd Hentschel; Professur für
Slavistische Literaturwissenschaft: Prof. Dr. Gun-‐‑Britt Kohler
2. PD Dr. Thomas Menzel (venia für Slavistische Sprachwissenschaft)
4. Entpflichtet: Prof. em. Dr. Rainer Grübel
Passau: Universität
Lehrstuhl für Slavische Literaturen und Kulturen
1. Slavische Literaturen und Kulturen: Prof. Dr. Dirk Uffelmann
3. Etkind, Alexander, Prof. Dr. (European University Institute, Florenz, Italien); Far-‐‑
red, Grant, Prof. Dr. (Cornell University, Ithaca, NY, USA); Juffer, Jane, Prof. Dr.
(Cornell University, Ithaca, NY, USA)
22
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
Potsdam: Universität
Institut für Slavistik
1. Slavische Sprachwissenschaft: Prof. Dr. Peter Kosta; Ostslavische Literaturen und Kul-‐‑
turen: Prof. Dr. Norbert Franz; Westslavische Literaturen und Kulturen: Prof. Dr.
Magdalena Marszałek
2. PD Dr. Vladislava Warditz
4. Entpflichtet: Prof. em. Dr. Herta Schmid
Regensburg: Universität
Institut für Slavistik
1. Slavische Sprachwissenschaft: Prof. Dr. Björn Hansen; Slavische Literaturwissenschaft:
Prof. Dr. Dr. h.c. Walter Koschmal; Bohemicum/Bohemistik und Westslavistik: Prof.
Dr. Marek Nekula; Slavisch-‐‑Jüdische Studien: Prof. Dr. Sabine Koller; Vergleichende
Literaturwissenschaft: Prof. Dr. Dorothee Gelhard
2. PD Dr. phil. Natascha Drubek-‐‑Meyer (Heisenberg-‐‑Stipendiatin der DFG); PD Dr.
Kenneth Hanshew (Slavische Philologie/Literaturwissenschaft)
3. Entpflichtet: Apl. Prof. Dr. Ernst Hansack, Apl. Prof. Dr. Heinz Kneip; Prof. Dr.
Klaus Trost; Prof. Dr. Erwin Wedel
Saarbrücken: Universität des Saarlandes
Fachrichtung 4.4: Slavistik
1. Slavische Sprachwissenschaft: Prof. Dr. Roland Walter Marti
Fachrichtung 4.7: Allgemeine Linguistik
1. Computerlinguistik und Slavistik: Apl. Prof. Dr. Tania Avgustinova
Trier: Universität
Slavistik (Fachbereich II)
1. Slavische Sprachwissenschaft: Prof. Dr. Alexander Bierich; Slavische Literaturwissen-‐‑
schaft: Prof. Dr. Henrieke Stahl
2. PD Dr. Thomas Bruns (venia Slavische Sprachwissenschaft)
3. Prof. Dr. Aleksei Krouglov (DAAD-‐‑Gastprofessor)
4. Entpflichtet: Prof. Dr. Gerhard Ressel
Tübingen: Eberhard-‐‑Karls-‐‑Universität
Slavisches Seminar
1. Slavische Philologie I (Literaturwissenschaft): Prof. Dr. Schamma Schahadat; Slavi-‐‑
sche Philologie II (Sprachwissenschaft): Prof. Dr. Tilman Berger; Transkulturelle Ost-‐‑
europa-‐‑Studien (JP): Prof. Dr. Irina Wutsdorff
2. PD Dr. Ludmilla Golubzova (venia für Slavische Sprachwissenschaft)
3. Doc. dr. Pavel Kosek (Humboldtstipendiat, 1.8.2014 – 31.7.2015); Dr. Michał Mru-‐‑
galski (DAAD-‐‑Gastdozentur, 1.9.2013 – 30.9.2015)
4. Entpflichtet: PD Dr. Sigrun Bielfeldt; Prof. Dr. Rolf-‐‑Dieter Kluge; Prof. em. Dr.
Ilse Kunert; Prof. Dr. Jochen Raecke; Apl. Prof. Dr. Dietrich Wörn
N. Franz: Who’s Where
23
Würzburg: Julius-‐‑Maximilians Universität
Neuphilologisches Institut: Slavistik
1. Slavische Philologie (Literaturwissenschaft): Prof. Dr. Andreas Ebbinghaus
4. Entpflichtet: Prof. Dr. Christian Hannick.
▼
Privatdozenten/innen, Entpflichtete und Emeriti/Emeritæ der aufgelösten
Slavischen Seminare und Institute in alphabetischer Reihenfolge
der Dienstorte bzw. ehemaligen Dienstorte
• Prof. Dr. Hans Günther (Bielefeld)
• Prof. em. Dr. Dr. h.c. Helmut Keipert (Bonn); Prof. em. Dr. Dr. h.c. mult. Hans
Rothe
• Prof. Dr. Klaus Steinke (Erlangen)
• Prof. Dr. Gerd Freidhof (Frankfurt)
• Prof. Dr. Dagmar Burkhart; Prof. Dr. Josip Matešić (Mannheim)
• Prof. Dr. Dr. h.c. Helmut Wilhelm Schaller; Apl. Prof. Dr. Andrej N. Sobolev (ve-‐‑
nia für Slawische Sprachwissenschaft, Südslawische Sprachwissenschaft und Balkanlin-‐‑
guistik); PD Dr. Claudia Radünzel (venia für Slawische Philologie (Sprachwissen-‐‑
schaft)); PD Dr. Andrea Uhlig (venia für Slawische Philologie (Literaturwissenschaft))
(Marburg)
• Prof. Dr. Ursula Kantorczyk; Prof. Dr. Witold Kósny; Prof. Dr. Oskar Müller
(Rostock)
• Prof. Dr. Hildegard Spraul (Saarbrücken).
Personalia
Habilitationen, Rufe, Emeritierungen / Pensionierungen, Ehrungen
Zusammengestellt von Gerhard Giesemann (Gießen)
Das Bohemicum Regensburg – Passau ist im März 2015 mit dem Preis „Brü-‐‑
ckenbauer – Stavitel mostů“ für das Jahr 2014 vom Centrum Bavaria Bohemia
ausgezeichnet worden.
Herr Prof. Dr. Bernhard Brehmer (Universität Greifswald) hat den Ruf auf die
Professur für Slavische Sprachwissenschaft an der Universität Innsbruck im
September 2014 erhalten und abgelehnt.
Frau PD Dr. Natascha Drubek-‐‑Meyer (Universität Regensburg) hat von der
DFG ein Heisenbergstipendium erhalten (2013–2015).
Herr Georgi Gospodinov ist für das SS 2015 auf die Siegfried-‐‑Unseld-‐‑
Gastprofessur an der Humboldt-‐‑Universität zu Berlin berufen worden.
Herr Dr. Kenneth Hanshew hat sich im Juni 2015 an der Universität Regens-‐‑
burg (venia legendi für Slavische Philologie/Literaturwissenschaft) habilitiert.
Herr Prof. Dr. Klaus Hartenstein (Universität Hamburg) trat mit Ablauf des
31.3.2015 in den Ruhestand.
Herr Prof. Dr. Heinrich Kirschbaum hat sich im Dezember 2014 an der Hum-‐‑
boldt-‐‑Universität zu Berlin (venia legendi für Slavistische Literatur-‐‑ und Kul-‐‑
turwissenschaft) habilitiert.
Herrn Prof. Dr. Walter Koschmal (Universität Regensburg) ist im April 2015
die Ehrendoktorwürde von der Staatlichen Taras-‐‑Ševčenko-‐‑Universität Kiev
verliehen worden.
Herr Prof. Dr. Holger Kuße (TU Dresden) ist im April 2015 zum ordentlichen
Mitglied der Geistes-‐‑ und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der
Wissenschaften und der Literatur Mainz ernannt worden.
Herr Prof. Dr. Roland Marti (Universität des Saarlandes) ist im Oktober 2014 in
Sofia der „Orden des Heiligen Kyrill und Method, I. Klasse“ als höchste Aus-‐‑
zeichnung für Verdienste im Bereich der Wissenschaft, Kultur und Bildung in
Bulgarien verliehen worden.
Frau Dr. Marina Scharlaj (TU Dresden) hat den Lehrpreis der TU Dresden, ei-‐‑
ne Auszeichnung der Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU für
innovative Konzepte und eine didaktisch hervorragende Wissensvermittlung,
im Oktober 2014 erhalten.
G. Giesemann: Personalia
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Frau Dr. Kateřina Šichová (Universität Regensburg) ist im November 2014 der
Preis für gute Lehre für das Jahr 2013 vom Bayerischen Staatsministerium für
Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst in Passau übergeben worden.
Herr Prof. Dr. Alfred Sproede (Universität Münster) ist im Mai 2015 in die
Nordrhein-‐‑Westfälische Akademie der Wissenschaften und Künste Düssel-‐‑
dorf aufgenommen worden.
Frau Prof. Dr. Anja Tippner (Universität Hamburg) ist seit 2015 Mitglied in der
Academy of Europe (London).
Herrn Dr. Hans Christian Trepte (Universität Leipzig) wurde am 07. April
2014 in Leipzig die Dankbarkeitsmedaille / Medal Wdzięczności des Interna-‐‑
tionalen Solidarność-‐‑Zentrums Danzig / Gdańsk verliehen.
Frau PD Dr. Vladislava Warditz (Universität Potsdam) hat sich im September
2014 an der Universität Potsdam (venia legendi für Slavische Philologie) habili-‐‑
tiert.
Herr Prof. Dr. Daniel Weiss (Universität Zürich) ist am 1. August 2014 emeri-‐‑
tiert worden.
Herrn Prof. Dr. Alois Woldan (Universität Wien) ist am 07. April 2014 von der
Universität Drohobyč die Ehrendoktorwürde verliehen worden.
Herr Prof. Dr. Alexander Wöll ist im Dezember 2014 zum Präsidenten der Eu-‐‑
ropa-‐‑Universität Viadrina (Frankfurt/Oder) ernannt worden.
Frau Prof. Dr. Tanja Zimmermann (Universität Konstanz) hat zum 1. Novem-‐‑
ber 2014 einen Ruf auf die Professur für Kunstgeschichte Osteuropas an der
Universität Leipzig angetreten.
Der Verband gratuliert allen Genannten zu Habilitation, Ruf, Ernennung, Ehrung
und zur wohlverdienten Pensionierung / Emeritierung.
Nachruf
In memoriam Wolfgang Gesemann (1925 – 2014)
Von Helmut Wilhelm Schaller (Marburg/Gröbenzell)
Am 17. August 2014 verstarb in
München Dr. Dr. h.c. Wolfgang Ge-‐‑
semann, der in den Jahren von 1972
bis 1987 als Professor für Slawische
Literaturwisssenschaft an der Uni-‐‑
versität des Saarlandes wirkte.
Wolfgang Gesemann wurde am
28. Juli 1925 in Allenstein (Olsztyn)
in Ostpreußen geboren. Jugend und
Schulzeit verbrachte er in Prag, wo
sein Vater an der Deutschen Uni-‐‑
versität die Professur für slawische
Literaturwissenschaft bekleidete.
Gesemann verbrachte einige Jahre
auch in Belgrad, nachdem sein Va-‐‑
ter die Leitung des Belgrader
„Deutschen Wissenschaftlichen In-‐‑
stituts“ übernommen hatte.
Nach Kriegsdienst und französi-‐‑
scher Gefangenschaft studierte Ge-‐‑
semann 1948 bis 1952 an der Lud-‐‑
wig-‐‑Maximilians-‐‑Universität Mün-‐‑
chen die Fächer Slawistik, Anglistik
und Philosophie, daneben auch
Romanistik und Soziologie. Seine
slawistischen Lehrer waren Paul
Diels, Erwin Koschmieder, Alois
Schmaus und Wilhelm Lettenbauer.
Seine Dissertation „Epische Stu-‐‑
dien: Der Roman bei Ivan Vazov“
wurde von Erwin Koschmieder be-‐‑
treut und 1956 von der Philosophi-‐‑
schen Fakultät der Universität
München angenommen. Dort habi-‐‑
litierte er sich im Sommer 1970 mit
der Schrift „Die Entdeckung der
unteren Volksschichten durch die
russische Literatur. Zur Dialektik
eines literarischen Motivs von Kan-‐‑
temir bis Belinskij“. Neben den bei-‐‑
den Monographien veröffentlichte
Wolfgang Gesemann eine große
Zahl von grundlegenden wissen-‐‑
schaftlichen Aufsätzen, die vor al-‐‑
lem Themen der russischen und
bulgarischen Literatur behandeln,
wie z.B. die bulgarischen Faust-‐‑
übersetzungen, die publizistische
Polemik Dostoevskijs und die Re-‐‑
zeption der Eisenbahn in der russi-‐‑
schen Literatur.
Nach kurzer Tätigkeit als wissen-‐‑
schaftlicher Assistent und Privat-‐‑
dozent für Slawische Philologie an
der Universität München vertrat
Gesemann für mehrere Semester
die Slawische Literaturwissenschaft
an der Universität Salzburg. 1972
wurde er zum Professor für Slawi-‐‑
sche Literaturwissenschaft an die
Universität des Saarlandes berufen.
H. W. Schaller: in memoriam W. Gesemann
Hier widmete er Lehre und For-‐‑
schung in den folgenden Jahren
ganz besonders der Bulgaristik und
den deutsch-‐‑bulgarischen Bezie-‐‑
hungen. So gelang auf Dauer die
Einrichtung eines Bulgarischlekto-‐‑
rats. Die internationale Ausgestal-‐‑
tung, insbesondere die Förderung
der Beziehungen der Universität
des Saarlandes zur Universität So-‐‑
fia, waren für ihn ein ganz beson-‐‑
deres Anliegen, das er zusammen
mit dem Theologen Gert Hummel
verwirklichte. Die Ausrichtung der
Universität des Saarlandes nach
Ost-‐‑ und insbesondere Südosteuro-‐‑
pa gelang vor allem durch die Initi-‐‑
ativen Gesemanns. Der 1996 in Ber-‐‑
lin begründeten „Deutsch-‐‑Bulgari-‐‑
schen Gesellschaft zur Förderung
der
Beziehungen
zwischen
Deutschland und Bulgarien e.V.“
war Gesemann als Ehrenmitglied
besonders verbunden.
Wolfgang Gesemann war Mither-‐‑
ausgeber mehrerer Einzelveröffent-‐‑
lichungen und Mitbegründer von
Reihen aus dem Bereiche der Sla-‐‑
wistik und der Bulgaristik, wie bei-‐‑
spielsweise die Publikation „Serta
Slavica in memoriam Aloisii
Schmaus“ (München 1971) oder die
Zeitschrift „Die Welt der Slaven“.
Nach Gründung der „Deutsch-‐‑Bul-‐‑
garischen Gesellschaft“ im Jahre
1996 regte Gesemann 1997 die Her-‐‑
ausgabe des „Bulgarien-‐‑Jahrbuches“
an und war über Jahre deren Her-‐‑
ausgeber wie auch der 1996 begrün-‐‑
deten „Bulgarischen Bibliothek.
Neue Folge“, von der inzwischen
20 Bände erscheinen konnten.
In Anerkennung seiner Verdiens-‐‑
te um die Bulgaristik erhielt Wolf-‐‑
gang Gesemann die Medaille „1300
Jahre Bulgarien“, den „Kyrill und
Method-‐‑Orden I. Klasse“ sowie
27
1996 die Ehrendoktorwürde der
Kliment-‐‑Ochridski-‐‑Universität So-‐‑
fia. 2010 wurde Wolfgang Gese-‐‑
mann zum auswärtigen Mitglied
der Bulgarischen Akademie der
Wissenschaften in Sofia berufen.
Dem Schlusswort des Nachrufes
der Universität des Saarlandes ist
unbedingt zuzustimmen, wenn es
heißt, nicht nur das umfangreiche
wissenschaftliche, sondern auch
das herausgeberische und organisa-‐‑
torische Werk Wolfgang Gese-‐‑
manns zeuge von einer großen, in-‐‑
ternational anerkannten Forscher-‐‑
persönlichkeit, dem innerhalb und
außerhalb Deutschlands ein ehren-‐‑
des Andenken bewahrt werden
wird.
Hinweis der Redaktion:
Vgl. auch den ausführlichen Nachruf von
H.W. Schaller: Wolfgang Gesemann zum Ge-‐‑
dächtnis, in: Zeitschrift für Balkanologie 50,
2014, 2, 281–291.
Im Bulgarien-‐‑Jahrbuch 2004–2005 findet sich
auf den Seiten 9 bis 14 anläßlich seines 80. Ge-‐‑
burtstages ein ausführliches Schriftenverzeich-‐‑
nis Wolfgang Gesemanns.
Gedenken
Der Deutsche Slavistenverband trauert um…
André de Vincenz (13.3.1922 – 15.8.2014)
Am 15.8.2014 verstarb André de Vincenz, gebürtig aus Lwów, Professor in
Heidelberg 1969–1973 und Ordinarius für Slavische Sprachwissenschaft in
Göttingen (1973–1990). Er war – eine Rarität – Muttersprachler des Hutzuli-‐‑
schen und hatte einen Lebensweg, der ihn von Polen über Frankreich und
Schottland nach Deutschland führte. Seine Interessensschwerpunkte und Leis-‐‑
tungen wurden 1987 (München) in einer Festschrift gewürdigt.
Gratulationen an A. de Vincenz erschienen zu seinem 80. Geburtstag in Bulletin 8, 2002, 10–11
sowie zu seinem 90. Geburtstag im Bulletin 18, 2012, 51–52, beide von Hermann Fegert verfaßt.
Wolfgang Sperber (9.10.1928 – 19.2.2015)
Am 19.2.2015 ist Prof. em. Dr. Wolfgang Sperber (Universität Leipzig) in sei-‐‑
nem Wohnort Seifersdorf im Erzgebirge verstorben, wo er auch seine letzte
Ruhestätte fand. Wolfgang Sperber wurde nach Studium, Promotion und As-‐‑
pirantur nach der Wende nach neuem Recht als Professor für Ostslawische
Sprachwissenschaft in Leipzig berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung im
Jahr 1994 tätig und auch Direktor des neugegründeten Institutes für Slawistik
war.
Eine Würdigung Herrn Sperbers anlässlich seines 85. Geburtstages, verfaßt von Karlheinz Hengst,
erschien im Bulletin der Deutschen Slavistik, 19, 2013, 43–45. Eine Würdigung von Walter Wenzel
findet sich auf http://www.onomastikblog.de/wuerdigungen/wolfgang_sperber_1928_2015/.
Gratulation
Prof. em. Dr. Jan Peter Locher zum 80. Geburtstag
Von Ludger Udolph (Dresden)
In vergangenen Jahr beging Jan Pe-‐‑
ter Locher seinen 80. Geburtstag.
Locher wurde 1934 in Sumiswald
bei Bern als Sohn eines Sekundar-‐‑
lehrers geboren; seine Mutter war
Tschechin. 1953 – 1959 studierte er
in Bern und Wien (SS 1956) Klassi-‐‑
sche Sprachen sowie Indogermani-‐‑
sche und Allgemeine Sprachwis-‐‑
senschaft und besuchte Sprachkur-‐‑
se zur Slavistik. 1959 schloß er sein
Studium mit dem Staatsexamen in
Griechisch und Latein ab. 1960/61
studierte er in Philadelphia, 1963 in
Lund. In diesem Jahr wurde er mit
einer Dissertation zum Griechi-‐‑
schen: Untersuchungen zu ἱερόός
hauptsächlich bei Homer in Bern pro-‐‑
moviert (Bern 1963: Stämpfli), 1970
habilitierte er sich hier mit seiner
Arbeit ‚Tauta‘ – Beiträge zur Entste-‐‑
hungsgeschichte des europäischen Be-‐‑
griffes ‘Volk’. Teil I: Lettisch (ersch.
Univ. Bern 1970). Von 1963 – 1983
war er Lehrbeauftragter für die sla-‐‑
vischen und baltischen Sprachen an
der Universität Neuchâtel. 1978
wurde er PD-‐‑Oberassistent an der
Universität Bern, 1987 Professor für
slavische und baltische Studien,
1991 Ordinarius. Nach seiner Eme-‐‑
ritierung (1999) lehrte er seit 2000
noch als Gastprofessor an der
Karls-‐‑Universität in Prag.
Dissertation und Habilitations-‐‑
schrift sind philologisch-‐‑historische
Wort-‐‑ und Begriffsstudien; die 1972
in den Scando-‐‑Slavica erschienene
Studie Daukša und Wujek – eine ver-‐‑
gleichende semantische Untersuchung
im Litauischen und Polnischen steht
in engem Zusammenhang mit die-‐‑
ser Habilitationsschrift.
In seinen literaturwissenschaftli-‐‑
chen Arbeiten hat Locher immer
komparativ gearbeitet. Sein metho-‐‑
discher Ausgangspunkt ist dabei
der tschechische Strukturalismus,
den er jedoch undogmatisch hand-‐‑
habt. So versucht er den im Struk-‐‑
turalismus nicht unbedingt pro-‐‑
minenten Begriff des ‚autentično‘
(als „Gegensatz zum Gefühl der
Absurdität und der entfremdeten
Alltäglichkeit“) an mehreren narra-‐‑
tiven Modellen tschechischer und
slovakischer Erzähler aufzuzeigen
(Modely narativního zaměření v české a
slovenské próze třicýtých let 20. století
In: Slavica Helvetica 42/1993). Aus-‐‑
gehend von einer Stelle in Platons
Theaitetos (202 b 4), die Locher als
„Programm“ für seine Interpretati-‐‑
on versteht, werden die von Platon
angesprochenen ‚Verflechtungen‘
als narrative Möglichkeiten zur Be-‐‑
deutungsgenerierung verstanden
(Ausgespielte und finale Bedeutung bei
K. H. Mácha, A. Platonov und J. Žengė
in: The Olaf Broch Symposium, Os-‐‑
lo 1998). Locher sieht in Dichtung
und Literatur Äußerungen „mensch-‐‑
liche(r) Belange“; Autoren wie Ko-‐‑
lář, Popa und Ajgi werden daher
als „Wortführer jener durch Krieg,
totalitären politischen Druck, kurz,
durch das Böse im Menschen desil-‐‑
lusionierten Neo-‐‑Avantgarde“ ver-‐‑
30
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
standen (Zum poetischen Kode bei Jiří
Kolář, Vasko Popa und Gennadij Ajgi
in: Slavica Helvetica 60/1998).
Für den Schweizerischen Slavis-‐‑
tenverband gab Jan Peter Locher
die Sammelbände zu den Internati-‐‑
onalen Slavistenkongressen 1993
(Bratislava) und 1998 (Krakau) her-‐‑
aus, gemeinsam mit Robert Hodel
einen Sammelband zu Andrej Pla-‐‑
tonov (bibl. Angaben siehe unten).
Ein beträchtlicher Teil seines wis-‐‑
senschaftlichen Werkes ist Fragen
der litauischen Literatur gewidmet.
Das weitere publizierte slavistische
Œuvre steht dahinter etwas zurück.
Jan Peter Locher war, wie seine
Schüler berichten, ein Vertreter des
mündlichen Wortes, ein Lehrer, der
ihnen seine Begeisterung für die
Literatur weitergeben konnte. Au-‐‑
ßergewöhnlich sprachbegabt, hat er
literaturwissenschaftliche
und
sprachhistorische Untersuchungen
zum Polnischen, Tschechischen, Li-‐‑
tauischen, Russischen, Serbokroati-‐‑
schen und Slovenischen in seinen
Seminaren zusammengeführt „und
damit ein reiches komparatistisches
Potential erschlossen“ (R. Hodel).
Dabei spielten aber auch immer po-‐‑
litische Implikationen eine Rolle:
die Literaturen und Sprachen ‚klei-‐‑
ner Völker‘ wurden von ihm be-‐‑
wusst als eigene Stimmen innerhalb
der großen politischen Systeme ver-‐‑
mittelt.
Festschrift
Robert Hodel: Zum Geleit. In: Zent-‐‑
rum und Peripherie in den slavischen
und baltischen Sprachen und Literatu-‐‑
ren. Festschrift zum 70. Geburstag von
Jan Peter Locher (= Slavica Helvetica
71), Frankfurt 2004, 7–8.
Herausgaben
J. P. Locher (Hrsg.), Schweizerische
Beiträge zum XI. Internationalen Slavis-‐‑
tenkongress in Bratislava, Sept. 1993.
Bern–Berlin usw. 1994 (= Slavica Hel-‐‑
vetica, 42).
J. P. Locher (Hrsg.), Schweizerische
Beiträge zum XII. Internationalen Slavis-‐‑
tenkongress 1998 in Krakau. Bern usw.
1998 (= Slavica Helvetica, 60).
R. Hodel, J.P. Locher (Hrsg.), Spra-‐‑
che und Erzählhaltung bei A. Platonov.
Bern–Berlin–Frankfurt etc. 1998 (= Sla-‐‑
vica Helvetica, 58).
Wikipedia
Vgl. auch den Personeneintrag Janas
Peteris Locheris in der litauischen Wi-‐‑
kipedia: http://lt.wikipedia.org/wiki/
Jan_Peter_Locher.
Gratulation
Prof. Dr. Klaus Städtke zum 80. Geburtstag
Von Wolfgang Stephan Kissel (Bremen)
Aus heutiger Retrospektive zeichnet
sich noch deutlicher als in den 1990er
Jahren ab, wie tief die Zäsur von 1989
zwei Epochen trennt. Auch die
deutsch-‐‑deutsche Biographie des Sla-‐‑
visten und Literaturwissenschaftlers
Klaus Städtke wurde von dieser Zäsur
geprägt: Seine Ausbildung in Slavistik
und Indogermanistik absolvierte er in
den fünfziger Jahren an der Humboldt
Universität in Ostberlin. Als Wende-‐‑
punkt in seiner wissenschaftlichen So-‐‑
zialisierung hat Klaus Städtke selbst
das Zusammentreffen mit Vertretern
der Moskau-‐‑Tartu-‐‑Schule, allen voran
mit Jurij Lotman und Boris Uspenskij,
bezeichnet. Bei mehrfachen Aufenthal-‐‑
ten in der Sowjetunion wurde er wäh-‐‑
rend der sechziger Jahre mit einer geis-‐‑
teswissenschaftlichen Theorie auf der
Höhe der Zeit bekannt, die sich aus
den großen theoretischen Strömungen
des Formalismus und Strukturalismus
entwickelt hatte. Dem Forscher aus der
DDR halfen diese Kontakte, den
Schock des Mauerbaus und die Erfah-‐‑
rung klaustrophobischer Enge zu
überwinden und zu neuen produk-‐‑
tiven Fragen zu finden.
Dem Vorbild der Moskau-‐‑Tartu-‐‑
Schule folgte Klaus Städtke in einer
Verbindung von theoretischer Reflexi-‐‑
on und akribischer Detailforschung,
die sich u.a. in der intensiven Beschäf-‐‑
tigung mit Puškin und seiner Epoche
niederschlug. Seine russischen Aufsät-‐‑
ze fanden den Weg u.a. in die Trudy po
znakovym sistemam. Aufmerksamkeit
und Anerkennung auch in der westli-‐‑
chen Slavistik erreichte er weiterhin als
Autor der Monographie Ästhetisches
Denken in Russland. Kultursituation und
Literaturkritik, Berlin–Weimar 1978.
Anfang der achtziger Jahre trug er da-‐‑
zu bei, die Ansätze der Moskau-‐‑Tartu-‐‑
Schule an den Universitäten der Bun-‐‑
desrepublik bekannt zu machen. Noch
1988, kurz vor dem Zusammenbruch
der DDR und des Ostblocks, erreichte
ihn ein Ruf an die Universität Bremen.
In Bremen bot neben der Universität
vor allem die Forschungsstelle Osteu-‐‑
ropa, ein sog. An-‐‑Institut, das der His-‐‑
toriker Wolfgang Eichwede aufgebaut
hatte, ein besonders günstiges Umfeld.
Das Archiv sammelte seit den frühen
achtziger Jahren Dokumente osteuro-‐‑
päischer Dissidenten, oft in Form sog.
Samizdat-‐‑Literatur. Die Forschungs-‐‑
stelle war weit über die Stadt hinaus
bekannt und längst ein Magnet für
Forscher aus dem gesamten Ostblock,
eine Ausstrahlung, die nach dem Epo-‐‑
chenwechsel von 1989 noch zunahm.
In Klaus Städtkes Bremer Lehre und
Forschung konnten seine exzellenten
Kenntnisse der russischen Literatur
und Kulturgeschichte und sein ausge-‐‑
prägtes Theoriebewusstsein, auch sein
Interesse an deutscher Systemphiloso-‐‑
phie, an Kant, Hegel, Marx und Luh-‐‑
mann oder an der Semiotik der Mos-‐‑
kau-‐‑Tartu-‐‑Schule Anregungen und
Impulse für jüngere Forscher geben. So
trug er dazu bei, die Öffnung der noch
stark philologisch-‐‑geisteswissenschaft-‐‑
lich orientierten Slavistik hin zur in-‐‑
terdisziplinären Kulturwissenschaft
voranzutreiben.
An der Universität Bremen berei-‐‑
cherte Klaus Städtke Lehre und For-‐‑
schung zu Osteuropa bis zu seiner
Pensionierung 1999 und noch einige
Jahre darüber hinaus durch ein weites
32
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
Spektrum von Veranstaltungen und
Interessen, das den Kanon der neueren
russischen und polnischen Literatur
umfasste, aber auch kulturverglei-‐‑
chende Seminare etwa zu Literatur
und Adelskultur in Osteuropa, zum
Samizdat oder zur Lagerliteratur mit
einbezog. Über häufige Vorträge in
Moskau und Sankt Petersburg hielt er
engen Kontakt zur rasch sich wan-‐‑
delnden Wirklichkeit der postsowjeti-‐‑
schen Welt. Seit Anfang der neunziger
Jahre kamen parallele Aktivitäten in
Berlin hinzu, trotz eines Rufes an die
Humboldt Universität entschied er
sich zur Weiterarbeit in Bremen, ver-‐‑
folgte aber regelmäßige Projekte am
Berliner Zentrum für Literaturforschung,
das der Germanist und vergleichende
Literaturwissenschaftler
Eberhard
Lämmert leitete.
Der Ertrag dieser produktiven Jahre
ist in zahlreichen Publikationen, Sam-‐‑
melbänden und Forschungsartikeln
niedergelegt, die nicht zuletzt von sei-‐‑
nen beharrlichen Untersuchungen zu
Autor und Autorschaft in der Moder-‐‑
ne in vergleichender Perspektive zeu-‐‑
gen. Hier sind zu nennen die von ihm
(mit)herausgegebenen Sammelbände:
Dichterbild und Epochenwandel in der
russischen Literatur des 20. Jahrhunderts,
Bochum 1996, Welt hinter dem Spiegel,
Berlin 1998 und Spielräume des auktoria-‐‑
len Diskurses, Berlin 2003. Kultur als
Übersetzung hieß die Festschrift, die
Freunde und Schüler ihm zum 65. Ge-‐‑
burtstag 1999 überreichten, in deren
Beiträgen Fragen der kulturellen Über-‐‑
setzung, der slavischen Orientalismen,
der Interkulturalität behandelt wer-‐‑
den, die heute auch in den postcolonial
studies breite Resonanz finden. Als
Summe seiner theoretischen Überle-‐‑
gungen und als praktische Anwen-‐‑
dung hat die Herausgabe der Russi-‐‑
schen Literaturgeschichte mit einem Au-‐‑
torenkollektiv im Metzler Verlag 2002
zu gelten, deren zweite aktualisierte
Auflage von 2011 die Anerkennung
bestätigt, die das Buch an den slavisti-‐‑
schen Instituten im deutschsprachigen
Raum gefunden hat.
Im Habitus bescheiden und zu-‐‑
rückhaltend, durch Wechselfälle des
Lebens früh geprüft, hat Klaus Städtke
seine Position in der Slavistik mit vor-‐‑
sichtiger Skepsis eingeschätzt und we-‐‑
nig Aufhebens um seine Person ge-‐‑
macht. Dennoch verdienen sein Anteil
an der Entwicklung des Faches insge-‐‑
samt und sein Wirken an der Universi-‐‑
tät Bremen im Besonderen gewürdigt
zu werden. Im Rückblick gehört Klaus
Städtke zweifellos zu den Slavisten,
die dem Fach in den achtziger und
neunziger Jahren wichtige Impulse
gaben. An der Universität Bremen, der
Stätte seines langjährigen Wirkens,
gibt es heute fünf Professuren, zwei an
der Universität, drei am An-‐‑Institut
der Forschungsstelle Osteuropa, die
sich mit der Geschichte, den Kulturen
und Literaturen Osteuropas aus-‐‑
einandersetzen. So entstand über die
letzten 25 Jahre eine umfassende kul-‐‑
turwissenschaftliche Osteuropa-‐‑For-‐‑
schung von beachtlicher Kontinuität
und Breite, zu der er mit seinen eige-‐‑
nen Forschungen und über die Disser-‐‑
tationen und Habilitationen seiner
Schüler beigetragen hat.
In der norddeutschen Landschaft
um Worpswede und Fischerhude, in
der er sich von Anfang an wohl ge-‐‑
fühlt hat, auch weil sie ihn an die
Landschaft seiner Kindheit und Ju-‐‑
gend erinnert, genießt Klaus Städtke
seit seiner Pensionierung ein otium cum
dignitate. Möge diese Muße noch lange
währen und möge ihm auf seinem
weiteren Weg seine Gelassenheit er-‐‑
halten bleiben!
Gratulation
Prof. em. Dr. Reinhard Lauer zum 80. Geburtstag
Von Ulrike Jekutsch (Greifswald)
Am 15. März dieses Jahres feierte
Reinhard Lauer seinen 80. Geburtstag.
Der „Altmeister der Slawistik“, wie
die Frankfurter Allgemeine Zeitung Kers-‐‑
tin Holms Würdigung ihres langjähri-‐‑
gen Rezensenten slavischer literari-‐‑
scher Neuerscheinungen überschrieb,
verabschiedete sich damit von seinen
Göttinger Kollegen und Kolleginnen
und der Stadt, die als seine akademi-‐‑
sche Wirkungsstätte bezeichnet wer-‐‑
den kann.
Reinhard Lauer wurde 1935 in Bad
Frankenhausen geboren, das Gymna-‐‑
sium besuchte er im nahegelegenen
Jena. In dem anfangs verhaßten Kla-‐‑
vierunterricht erwarb er bald eine
Kunstfertigkeit, die er sein Leben lang
pflegte und die er bis heute als große
Bereicherung empfindet. Auch an den
Einmarsch zunächst der amerikani-‐‑
schen und dann der russischen Trup-‐‑
pen in Thüringen erinnert er sich pri-‐‑
mär in Klangbildern: Die Schnelligkeit
und Technik der amerikanischen Ar-‐‑
mee beindruckte ihn ebenso wie die
Lieder der russischen Soldaten, die er
in der Folgezeit häufig hörte und sang.
1951 verließ die Familie die DDR und
übersiedelte in die Bundesrepublik,
wo Reinhard Lauer das Gymnasium
beendete und anschließend ein Studi-‐‑
um der Slavistik, Germanistik und
Osteuropäischen Geschichte zunächst
an der Universität Marburg, dann an
der FU Berlin und den Universitäten
Belgrad und Frankfurt a.M. absolvier-‐‑
te. 1960 promovierte er bei seinem
akademischen Lehrer Alfred Ram-‐‑
melmeyer mit der Dissertation zu Hei-‐‑
ne in Serbien (publ. 1961) und ging an-‐‑
schließend für zwei Jahre als Lektor
für deutsche Sprache an die Universi-‐‑
tät Zagreb, wo er mit dem Kreis der
Zagreber Schule (Aleksandar Flaker,
Ivo Frangeš, Zdenko Škreb, Viktor
Žmegač u.a.) zusammenkam und ihre
Auseinandersetzung mit den theoreti-‐‑
schen und methodischen Konzepten
des damals wieder neu entdeckten
Russischen Formalismus und des Pra-‐‑
ger Strukturalismus teilte. Dort lernte
er auch seine spätere Frau Stanka Ibler
kennen, die dafür sorgte, daß er sich
frei von alltäglichen Sorgen der wis-‐‑
senschaftlichen Arbeit widmen konn-‐‑
te. 1962 kehrte er an die Universität
Frankfurt zurück, wo er im Mai 1969
mit der Abhandlung Gedichtform zwi-‐‑
schen Schema und Verfall. Sonett, Ron-‐‑
deau, Madrigal, Ballade, Stanze und Trio-‐‑
lett in der russischen Literatur des 18.
Jahrhunderts (publ. 1975) habilitiert
wurde. Beide, Dissertation und Habili-‐‑
tationsschrift, entspringen seinem
starken, auch später deutlich zu Tage
tretenden Interesse für alle Fragen der
Lyrik und Metrik und entwickelten
zugleich Forschungsrichtungen, die er
seitdem weiter verfolgt hat: Während
die Dissertation Probleme übersetzeri-‐‑
scher, literaturkritischer und produk-‐‑
tiver Rezeption am Beispiel der Auf-‐‑
nahme Heinrich Heines in der serbi-‐‑
schen Literatur untersucht, galt das
Hauptaugenmerk der Habilitations-‐‑
schrift der Ausarbeitung eines Systems
neuer lyrischer Gattungen im Kontext
der Europäisierung der russischen
Kultur des 18. Jahrhunderts. Hier
werden Fragen der Rezeption europäi-‐‑
scher Vorbilder, Muster und Regelpo-‐‑
etiken ebenso behandelt wie solche der
Etablierung der syllabotonischen Me-‐‑
34
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
trik seit den 1730er Jahren, der Diskur-‐‑
se um die Transposition des europäi-‐‑
schen Systems lyrischer Gattungen in
die russische Literatur und die Erar-‐‑
beitung einer neuen russischen Tradi-‐‑
tion ihrer Komposition. Die Arbeit
stellte damit erstmals eine systemati-‐‑
sche Untersuchung der russischen Ly-‐‑
rik des 18. Jahrhunderts als ganzheitli-‐‑
ches System in seiner historischen
Entwicklung vor.
1969, im Jahr seiner Habilitation,
folgte er dem Ruf auf den Lehrstuhl
für Slavische Philologie (Literaturwis-‐‑
senschaft) an der Universität Göttin-‐‑
gen, wo er die Leitung des Seminars
für Slavische Philologie übernahm und
dessen Anliegen in Fakultät und Uni-‐‑
versität erfolgreich und äußerst ver-‐‑
dienstvoll vertrat. Er förderte konse-‐‑
quent die in Göttingen bereits beste-‐‑
henden Wissenschaftsbeziehungen zu
Universitäten in südslavischen Län-‐‑
dern und baute Lehre und Forschung
zu südslavischen Literaturen (Bulga-‐‑
risch, Serbokroatisch, Slovenisch) sys-‐‑
tematisch aus, indem er die Kontinui-‐‑
tät der Sprachausbildung und der
Auseinandersetzung mit südslavi-‐‑
schen Kulturen durch die Beschäfti-‐‑
gung regelmäßig wechselnder Gast-‐‑
wissenschaftler aus Zagreb, Beograd
und Sofija sowie durch eigene Lehr-‐‑
veranstaltungen absicherte. Seit 1973
leitete er die damals gemeinsam mit
Kollegen gegründete Zweigstelle der
Gesellschaft für Südosteuropafor-‐‑
schung an der Universität Göttingen,
die sich der interdisziplinären Erfor-‐‑
schung der Literaturen Südosteuropas
widmete und im Laufe der Jahre zahl-‐‑
reiche Gastvortragende nach Göttin-‐‑
gen holte. Es entstand damit ein rei-‐‑
ches Angebot zu Informationen und
Diskussionen für die Studierenden
und Lehrenden des Slavischen Semi-‐‑
nars und für Interessierte aus Univer-‐‑
sität und Stadt, das gerne genutzt
wurde. Entsprechendes gilt für die
Lehre zur russischen Literatur, die in
ähnlicher Weise durch Gastvortragen-‐‑
de und Gastwissenschaftler unter-‐‑
stützt wurde. In den frühen 1990er
Jahren nahm er mit seinem Kollegen
Prof. Dr. Werner Lehfeldt mit Veran-‐‑
staltungen im Slavischen Seminar und
dem Band Das jugoslavische Desaster
(1995) deutlich Stellung zu den Krie-‐‑
gen im zerfallenden Jugoslawien.
Reinhard Lauer hat stets darauf ge-‐‑
achtet, daß neben der Lehre und For-‐‑
schung zur russischen Literatur auch
die slavistisch und europäisch verglei-‐‑
chende Literaturforschung nicht zu
kurz kam. In der Lehre bot er im re-‐‑
gelmäßigen Wechsel neben Seminaren
zur russischen und serbokroatischen
Literatur auch vergleichend slavisti-‐‑
sche (z.B. Slavische Romantik, Goethe
bei den Slaven usw.) an. Die von sei-‐‑
nem Göttinger Vorgänger Maximilian
Braun gegründete Reihe der Opera Sla-‐‑
vica führte er als Herausgeber der Neu-‐‑
en Folge auf inzwischen 61 Titel.
Forschungen zu südslavischen Lite-‐‑
raturen bilden den einen großen
Schwerpunkt seines wissenschaftli-‐‑
chen Werks. Sie gelten Fragen und
Autoren der Renaissance-‐‑ und Barock-‐‑
literatur und des frühen 19. Jahrhun-‐‑
derts ebenso wie der Poetik der Mo-‐‑
derne und der Avantgarde. Als Bei-‐‑
spiele seien hier die Arbeiten zu Ivan
Gundulić, Vuk Karadžić, Ivo Andrić
und Miroslav Krleža erwähnt. Viele
seiner Abhandlungen und Aufsätze zu
kroatischen und serbischen Autoren,
unter anderem der Band zu Miroslav
Krleža und der deutsche Expressionismus,
wurden ins Kroatische und/oder Ser-‐‑
bische übersetzt. In den südslavischen
Bereich gehören auch die Arbeiten zur
bulgarischen und slovenischen Litera-‐‑
tur sowie vergleichende südslavische
Untersuchungen und die Herausgabe
von Beiträgen zu internationalen und
interdisziplinären Tagungen zu den
südosteuropäischen Kulturen (Die Mo-‐‑
derne in den Literaturen Südosteuropas,
1991; Höfische Kultur in Südosteuropa,
U. Jekutsch: Reinhard Lauer zum 80. Geburtstag
1994; Die literarische Avantgarde in Süd-‐‑
osteuropa und ihre politische und gesell-‐‑
schaftliche Bedeutung, 2001). Auch den
nicht an der Universität Göttingen ge-‐‑
lehrten slavischen Literaturen hat er
sich im Laufe der Jahre immer wieder
einmal zugewandt, z.B. mit den Ta-‐‑
gungen zur makedonischen und slo-‐‑
vakischen Literatur.
Das erste von ihm eingeworbene
Forschungsvorhaben war das von der
DFG geförderte Projekt der umfang-‐‑
reichen Bibliographie Serbokroatische
Autoren in deutscher Übersetzung (publ.
1995), die grundlegende Informationen
für Studien zur Rezeption serbischer
und kroatischer Autoren im deutschen
Sprachraum zwischen 1773 und 1993
bereitstellt. Das folgende Forschungs-‐‑
vorhaben war dann dem zweiten
Schwerpunkt Reinhard Lauers in For-‐‑
schung und Lehre, der russischen Lite-‐‑
ratur, gewidmet. Es betraf die von der
Volkswagenstiftung geförderte Erstel-‐‑
lung eines Katalogs der reichen Samm-‐‑
lung älterer Slavica der Göttinger Uni-‐‑
versitätsbibliothek (Slavica Goettingen-‐‑
sia 1–3, 1995), deren russische Bestände
vorwiegend auf die Schenkungen des
deutschstämmigen russischen Medizi-‐‑
ners Baron Georg von Asch an seine
Alma mater zurückgehen. Weitere
Forschungsprojekte waren u.a. dem
„Göttinger Russen“ Andrej Kajsarov
und der russischen literarischen Uto-‐‑
pie gewidmet. Das zuletzt genannte
Projekt war eines der ersten zur
deutsch-‐‑deutschen Zusammenarbeit,
das noch vor der Wende in Kooperati-‐‑
on mit der Universität Jena begonnen
und in den Jahren nach der Wieder-‐‑
vereinigung zu Ende geführt wurde.
Die Göttingen gewidmeten Projekte
verweisen bereits auf einen anderen,
beständig erscheinenden Teil seines
Werks, der der Geschichte der Slavis-‐‑
tik an der Universiät Göttingen und
ihren Beziehungen zu slavischen Län-‐‑
dern gewidmet ist. Hervorzuheben ist
in diesem Kontext, daß Reinhard Lau-‐‑
35
er stets daran gelegen war, die Bezie-‐‑
hungen zu der Stadt Göttingen und
dem Land Niedersachsen zu pflegen
und damit zur Popularisierung der
slavischen Literaturen im regionalen
Umfeld beizutragen. Im nationalen
Bereich tat er dies u.a. durch seine Re-‐‑
zensionen in der Frankfurter Allgemei-‐‑
nen Zeitung.
Arbeiten zur russischen Literatur
stellen den zweiten großen Teil des
wissenschaftlichen Werks von Rein-‐‑
hard Lauer dar, das im Jahre 2000, als
er sein 65. Lebensjahr erreichte, 514
Positionen umfasste.1 Bis 2009 war es
auf 679 Positionen angewachsen,2 de-‐‑
nen in den folgenden Jahren bis heute
zahlreiche weitere, und darunter sehr
gewichtige Positionen – wie z.B. der
Sammelband Erinnerungskultur in Süd-‐‑
osteuropa (2011) und der gemeinsam
mit France Bernik herausgegebene Ta-‐‑
gungsband Die Grundlagen der sloveni-‐‑
schen Kultur (2010) – folgten. Seine Ar-‐‑
beiten zur russischen Literatur sind
der Erforschung von Begriffen, Texten,
Autoren und Diskursen aus dem ge-‐‑
samten Zeitraum vom Ende des 17.
Jahrhunderts bis heute gewidmet, wo-‐‑
bei die Literaturen der Aufklärung,
der Romantik, des Realismus und der
Avantgarde seine besondere Aufmerk-‐‑
samkeit erfuhren. Hervorgehoben sei-‐‑
en aus der Fülle der Werke grundle-‐‑
gende, literaturgeschichtliche Arbeiten
wie die Herausgabe des Bandes Euro-‐‑
päischer Realismus (1980) des Neuen
Handbuchs der Literaturwissenschaft, in
dem Reinhard Lauer auch die Artikel
zum russischen und europäischen
Realismus verfaßte. Systematisch-‐‑theo-‐‑
1 A. Bruhn, W. Kroll (Hg.), R. Lauer.
Schriftenverzeichnis 1958–2000, 2., überarb.
Aufl., Göttingen 2000 (Der Blaue Turm 15).
2 W. Kroll, Schriftenverzeichnis Reinhard
Lauer (1958–2008), in: M. Freise, W. Kroll
(Hg.), M. Ju. Lermontov (1814–1841). Interpre-‐‑
tationen. Beiträge des Göttinger Lermontov-‐‑
Symposiums vom 15. März 2005 zu Ehren von
Reinhard Lauer, Wiesbaden 2009 (Opera
Slavica NF 50), S. 133–188.
36
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
retische Überlegungen zur Literatur-‐‑
geschichtsschreibung (Prinzipien der
Literaturgeschichtsschreibung 1988), be-‐‑
griffsgeschichtliche Untersuchungen
wie der Aufsatz zu „Problemen der
Übertragung literaturwissenschaftli-‐‑
cher Begriffe des russischen Realis-‐‑
mus“ (1978) oder die Abhandlung zur
„Russischen Seele“ (1997) gehören
ebenso zu seinem Werk wie Motivana-‐‑
lysen („Ananas – ein kulinarischer To-‐‑
pos in der russischen Literatur“, 1989;
„Die intrigenlose Komödie. Zur Mo-‐‑
tivstruktur von N.V. Gogol’s Revizor“,
1992). In seiner Arbeitsweise folgte er
nie den Hypothesen und theoretischen
Annahmen nur einer Methode, son-‐‑
dern basierte seine Untersuchungen
immer primär auf eine durchaus theo-‐‑
riegeleitete, genaue Lektüre und Ana-‐‑
lyse der zugrundegelegten Texte, die
er stets in ihrer Wechselwirkung mit
ihren historischen und kulturellen
Kontexten betrachtete. Im Jahre 2000
erschien die auf seinen – im Laufe der
Jahre immer wieder neu konzipierten,
überarbeiteten und ergänzten – Vorle-‐‑
sungszyklen zur russischen Literatur
beruhende Geschichte der russischen Li-‐‑
teratur. Von 1700 bis heute, die längst
zum Standardwerk in den slavisti-‐‑
schen Seminaren des deutschsprachi-‐‑
gen Raums geworden ist. 2009 er-‐‑
schien sie in 2., ergänzter Auflage. Sie
verbindet eine systematisierende Dar-‐‑
stellung der historischen Entwicklung
der russischen Literatur in der Abfolge
ihrer Epochen mit einer Skizzierung
der jeweiligen Poetiken und Literatur-‐‑
theorien, der Autoren und Texte im
Kontext ihrer zeitgenössischen kultu-‐‑
rellen Diskurse, die konkret und le-‐‑
bendig vor den Augen des Lesers ent-‐‑
stehen. Zu dieser umfangreichen Lite-‐‑
raturgeschichte erarbeitete Reinhard
Lauer eine bei Studierenden sehr be-‐‑
liebte Kurzfassung, die als Taschen-‐‑
buch unter dem Titel Kleine Geschichte
der russischen Literatur (2005) erschien
und im Jahre 2009 in Zagreb in kroati-‐‑
scher Übersetzung publiziert wurde.
Anschließend folgte seine Biographie
Aleksandr Puškins (2006), die in sie-‐‑
ben Kapiteln einen chronologisch ge-‐‑
ordneten Einblick in Leben und Werk
Puškins gibt. Neben einer Skizzierung
der poetischen Verfahren des Dichters
und der Diskussion seiner Position in
der russischen Gesellschaft, vor allem
auch im Verhältnis zum Zaren, läßt
diese Biographie die Komplexität des
Werks in seiner – bei aller scheinbaren
Harmonie und Einfachheit – span-‐‑
nungsreichen
Widersprüchlichkeit
deutlich werden.
1980 wurde Reinhard Lauer als or-‐‑
dentliches Mitglied in die Göttinger
Akademie der Wissenschaften aufge-‐‑
nommen, die ihm in den Folgejahren
ein weiteres interdisziplinär ausgerich-‐‑
tetes Tätigkeitsfeld bot, das er gerne
nutzte. Dort forschte er u.a. mit Kolle-‐‑
gen aus anderen Philologien zur litera-‐‑
turwissenschaftlichen Motivforschung
und mit Kollegen aus der Geschichte,
Volkskunde, Theologie usw. zu Süd-‐‑
osteuropa. In der Folgezeit wurde er
zum Mitglied auch der Wissenschaft-‐‑
lichen Akademien in Belgrad, Zagreb
und Wien gewählt.
Seine Emeritierung im Jahr 2003 be-‐‑
deutete bei weitem nicht das Ende sei-‐‑
ner wissenschaftlichen Tätigkeit, son-‐‑
dern gab ihm die Gelegenheit, frei von
Verwaltungs-‐‑ und Lehraufgaben sich
ganz der Forschung, der Tätigkeit in
den Akademien und vor allem der
Kooperation mit der Universität und
Akademie in Zagreb zu widmen, die
ihn regelmäßig als Gastwissenschaftler
zu sich einlud. Neben den bereits er-‐‑
wähnten Publikationen und Heraus-‐‑
gaben aus diesen Jahren, dem Sam-‐‑
melband Kroatien: Kultur – Sprache –
Literatur (2005) und dem Essay Wie
viele Blumen. Epochen, Regionen, Traditi-‐‑
on(en) der kroatischen Literatur (2008)
erschienen zahlreiche Aufsätze, die
Zeugnis von seiner unverminderten
Schaffenskraft ablegen.
U. Jekutsch: Reinhard Lauer zum 80. Geburtstag
Zu seinem 65. Geburtstag widmeten
ihm seine Schüler eine Festschrift, die
mit ihrer Dreiteilung in Arbeiten zu
den süd-‐‑, ost-‐‑ und westslavischen Lite-‐‑
raturen den weitgespannten Kreis sei-‐‑
ner Forschungen spiegelt. Sein 70. Ge-‐‑
burtstag wurde mit einem Kolloquium
zum Werk Michail Lermontovs gefei-‐‑
ert, dessen Beiträge 2009 publiziert
wurden. Anläßlich seines 80. Geburts-‐‑
tags veranstaltete Prof. Dr. Andrea
Meyer-‐‑Fraatz an der Universität Jena
ein Kolloquium zum Thema der Inter-‐‑
textualität und Ambiguität, dessen
Beiträge derzeit zum Druck vorbereitet
werden.
Reinhard Lauer hat als Autor, Her-‐‑
ausgeber und akademischer Lehrer
mit seinem umfangreichen und vielfäl-‐‑
tigen, nahezu alle slavischen Li-‐‑
teraturen umfassenden Werk, das eine
theoriegeleitete, methodisch reflek-‐‑
37
tierte Systematik und Gründlichkeit
mit einer leserfreundlichen Ausrich-‐‑
tung verbindet, eine beeindruckende
Leistung von hoher Strahlkraft er-‐‑
bracht. Es konnte hier nur in wenigen
Beispielen umrissen werden. Große
Verdienste um die Slavistik hat er sich
vor allem im Bereich der Literaturge-‐‑
schichtsschreibung, der deutsch-‐‑
slavischen Wechselbeziehungen und
der interdisziplinär vergleichenden
Forschung zu den slavischen Kulturen
erworben.
Anfang dieses Jahres sind Reinhard
und Stanka Lauer nach Priem am
Chiemsee umgesiedelt, um dort ihrer
Tochter und den Enkelkindern nahe
zu sein. Von dort aus wird er zweifel-‐‑
los weiterhin wirken. Wir wünschen
ihm hierfür alles erdenklich Gute und
weiterhin viel Erfolg!
Gratulation
Prof. em. Dr. Klaus Trost zum 80. Geburtstag
Von Norbert Nübler (Kiel)
Am 20. Juli 2014 beging Klaus Trost
seinen 80. Geburtstag. Aus diesem An-‐‑
lass sollen auf den folgenden Zeilen
seine Verdienste für und um die deut-‐‑
sche Slavistik in der notwendigen
Kürze zumindest angesprochen wer-‐‑
den.
Klaus Trost wurde am 20.07.1934 in
Kaiserslautern geboren. Nach dem Be-‐‑
such der Grundschule absolvierte er
das altsprachliche Gymnasium in sei-‐‑
ner Geburtsstadt. Nachdem er das
Abitur abgelegt hatte, begann er ein
Studium der Slavistik und Indoger-‐‑
manistik an der Universität des Saar-‐‑
landes in Saarbrücken, wo er nach sei-‐‑
nem Studium zunächst als Assistent
am Lehrstuhl seiner akademischen
Lehrerin Linda Sadnik am dortigen
Institut für Slawistik arbeitete. Seine
Dissertation schloss er 1965 ab. Die
Arbeit mit dem Titel „Perfekt und
Konditional im Altkirchenslavischen“
wurde mit einem Dissertationspreis
ausgezeichnet. Gedruckt erschien sie
in gekürzter Fassung 1972 bei Ha-‐‑
rassowitz in Wiesbaden. Seine wissen-‐‑
schaftliche Laufbahn setzte Klaus
Trost mit einem Habilitationsstipendi-‐‑
um der DFG an der Universität Würz-‐‑
burg fort. Dort wurde er bei Rudolf
Aitzetmüller erneut als wissenschaftli-‐‑
cher Assistent tätig und habilitierte
sich im WS 1972/73 wieder mit einer
sprachgeschichtlichen Arbeit: „Unter-‐‑
suchungen zur Übersetzungstheorie
und -‐‑praxis des späteren Kirchenslavi-‐‑
schen. Die Abstrakta in der Hexaeme-‐‑
ronübersetzung des Zagreber Zbornik
von 1469.“ Der Universität Würzburg
blieb er auch in den ersten Jahren nach
der Habilitation als Privatdozent treu.
Bereits in seiner Lehre in Würzburg
zeigte K. Trost, dass seine Interessen
und Kenntnisse weit über die Ge-‐‑
schichte der slavischen Sprachen hin-‐‑
ausgingen. Insbesondere die Kultur-‐‑
wissenschaft, aber auch literaturwis-‐‑
senschaftliche Themen lagen ihm Zeit
seines Lebens am Herzen.
Zum SS 1977 wurde Klaus Trost auf
den Lehrstuhl für slavistische Sprach-‐‑
wissenschaft an die Universität Re-‐‑
gensburg berufen und trat damit die
Nachfolge von Karl-‐‑Heinz Pollok an,
der als Gründungspräsident an die
Universität Passau gewechselt war. In
der Umgebung von Regensburg wur-‐‑
de er auch privat heimisch; einen Ruf
an die Universität Münster lehnte er
1981 ab. Neben seiner wissenschaftli-‐‑
chen Tätigkeit zeichnete sich K. Trost
von Beginn an ganz besonders durch
sein Engagement im Bereich der Stu-‐‑
dienorganisation aus. So ermöglichte
er während seiner Zeit als Dekan der
Sprach-‐‑ und Literaturwissenschaften
in den Jahren 1983–1985 eine weitge-‐‑
hende Liberalisierung der Fächerkom-‐‑
binationen, bezog also auch Fächer ein,
die nicht in den klassischen Kanon der
Philosophischen Fakultäten gehören.
Nach seiner Zeit als Dekan wirkte K.
Trost 1986–1988 als Mitglied des aka-‐‑
demischen Senats. Nicht zuletzt der
daraus resultierenden Vernetzung mit
der Universitätsleitung und mit Kolle-‐‑
gen anderer Fächer ist es zu verdan-‐‑
ken, dass auf K. Trosts Betreiben hin
bereits vor der politischen Wende,
nämlich im Juli 1989, ein Partner-‐‑
schaftsabkommen der Universität Re-‐‑
gensburg mit der heutigen Masaryk-‐‑
Universität in Brünn / Tschechien (da-‐‑
N. Nübler: Klaus Trost zum 80. Geburtstag
mals noch Univerzita Jana Evangelisty
Purkyně in der noch bestehenden
Tschechoslowakei) unterzeichnet wur-‐‑
de. Die Mühe, die Überzeugungsarbeit
und der Arbeitsaufwand, den dieses
Projekt mit sich brachte, waren damals
außerordentlich. Nicht zuletzt auf-‐‑
grund dieses Abkommens zwischen
den Universitäten konnten unmittelbar
nach der politischen Wende zahlreiche
Brünner Wissenschaftler einen For-‐‑
schungsaufenthalt an der Universität
Regensburg absolvieren. So war es nur
folgerichtig, dass K. Trost 1991 mit der
Goldenen Verdienstmedaille der Brün-‐‑
ner Universität ausgezeichnet wurde.
In konsequenter Fortsetzung seiner
Bemühungen gelang es ihm im Jahr
1993, einen Schwerpunkt für Tschechi-‐‑
en gegen starke bayerische Konkur-‐‑
renz nach Regensburg zu holen. Für
dieses Projekt konnte er auch die Uni-‐‑
versität Passau als Verbündeten ge-‐‑
winnen. Die Entstehung und die Kon-‐‑
zeption des Bohemicums Regensburg-‐‑
Passau ist vor allem K. Trost zu ver-‐‑
danken, dessen Leitung er anfangs
zusätzlich zu seinen Lehrstuhlver-‐‑
pflichtungen innehatte.
Trotz des konsequenten Einsatzes
für die Beziehungen zu Tschechien
war K. Trost in seiner Forschung und
Lehre nie auf die Bohemistik ein-‐‑
grenzbar. Er vertrat die Slavistik stets
in ihrer ganzen Breite, angefangen von
der Russistik über die Südslavistik bis
zur Westslavistik. Er bot Lehrveran-‐‑
staltungen zur Russistik, Serbokroatis-‐‑
tik, Bulgaristik, Polonistik und Bohe-‐‑
mistik und Slowakistik an. Diese Breite
und Vielfalt prädestinierte ihn dazu,
ab 1992 bis 2013 als Mitherausgeber
des „Anzeigers für Slavische Philolo-‐‑
gie“ zu fungieren. Aus dieser Vielfalt
erwuchs dann auch beinahe schon
zwangsläufig ein Schwerpunkt in der
Komparatistik, der auch im literatur-‐‑
wissenschaftlichen Schaffen K. Trosts
zur Geltung kommt. Zugleich wandel-‐‑
te sich der Sprachhistoriker vor allem
39
in seinen Regensburger Jahren zu ei-‐‑
nem synchron arbeitenden Sprachwis-‐‑
senschaftler, der jedoch die historische
Dimension des heutigen Sprachzu-‐‑
standes nie ignorierte. Einen bleiben-‐‑
den Schwerpunkt seines wissenschaft-‐‑
lichen Schaffens stellen seine Studien
zur Aspektologie der slavischen Spra-‐‑
chen, aber auch seine überaus beach-‐‑
tenswerten Überlegungen zur verba-‐‑
len Pragmastruktur dar, eine wissen-‐‑
schaftliche Arbeit, die er auch nach
seiner Emeritierung 2001 fortsetzt.
Aus der Perspektive der Studieren-‐‑
den war K. Trost ein akademischer
Lehrer im besten Sinne dieses Wortes.
Er bewies in seinen Lehrveranstaltun-‐‑
gen eine große Sorgfalt im Umgang
mit den Sprachdaten, eine tiefe
Durchdringung des Materials und ei-‐‑
nen Kenntnisreichtum, der bewun-‐‑
dernswert war. Entsprechend erwarte-‐‑
te er auch von seinen Studierenden
und Mitarbeitern sorfältiges, nicht nur
theorie-‐‑, sondern insbesondere fakten-‐‑
geleitetes Arbeiten. Bei all dem blieb
K. Trost stets eine Autorität mit aus-‐‑
geprägt menschlichem Antlitz, als des-‐‑
sen hervorstechendste Eigenschaft
vielleicht seine Bescheidenheit gelten
darf. Es war nie sein Bestreben, seine
Verdienste und seine Erkenntnisse
zum eigenen Vorteil zu vermarkten.
Statt dessen galt sein Bemühen zeitle-‐‑
bens der Fortentwicklung der philolo-‐‑
gischen Wissenschaften, der Verstän-‐‑
digung mit den slavischen Ländern
und Völkern und dem studentischen
und wissenschaftlichen Nachwuchs.
Dies trug ihm höchsten Respekt beim
akademischen Nachwuchs ebenso ein
wie bei den zahlreichen in-‐‑ und aus-‐‑
ländischen Kollegen, die die Freude
hatten, mit K. Trost zu arbeiten. Wir
wünschen dem Jubilar deshalb an die-‐‑
ser Stelle noch viele produktive Jahre
im Dienste der Wissenschaft, die im-‐‑
mer zugleich auch seine Leidenschaft
war!
Gratulation
Prof. Dr. Annelies Lägreid zum 80. Geburtstag
Von Wolfgang Eismann (Graz)
Die Jubilarin gehört einer Generation
an, für die Karrieren als Frau in der
Wissenschaft noch eher die Ausnahme
bildeten, da die äußeren Bedingungen
dies noch weniger begünstigten als
heute. Das soll hier besonders hervor-‐‑
gehoben werden. Annelies Lägreid
wurde am 13. Oktober 1935 in Kärnten
in St. Veit an der Glan geboren und hat
dann in Graz ihre schulische Ausbil-‐‑
dung absolviert und mit Auszeich-‐‑
nung maturiert. Bereits bald nach Stu-‐‑
dienbeginn an der Karl-‐‑Franzens-‐‑
Universität 1955 heiratete sie und be-‐‑
kam noch vor Ende ihres Studiums
eine Tochter (1956) und einen Sohn
(1959). Sie studierte Slawistik bei Jo-‐‑
seph Matl und Linda Sadnik. Das Jahr
1957/58 verbrachte sie als Stipendiatin
in Zagreb. Von der Herausgabe des
Šestodnev des Exarchen Johannes
durch Rudolf Aitzetmüller inspiriert,
schrieb sie ihre Dissertation mit dem
Titel Der rhetorische Stil im Šestodnev des
Exarchen Johannes und schloss ihr Stu-‐‑
dium in den Fächern Slavische Philo-‐‑
logie und Vergleichende Sprachwis-‐‑
senschaft 1961 mit einer Promotion mit
sehr gutem Erfolg ab. In der Disserta-‐‑
tion gelang ihr der Nachweis, dass der
Exarch Johannes nicht nur in seiner
Übersetzung den griechisch-‐‑byzantini-‐‑
schen rhetorischen Mustern folgte,
sondern dass er auch in den selbstän-‐‑
digen Passagen der antiken Rhetorik
verpflichtet war und dabei individuel-‐‑
le Stilmittel entwickelte.
Die Dissertation wurde 1962 von
der Südosteuropa-‐‑Gesellschaft in
München mit einem Preis ausgezeich-‐‑
net. 1965 erschien sie in Buchform.
Nach ihrer Promotion folgte Anne-‐‑
lies Lägreid mit ihrer Familie ihrer
Lehrerin Linda Sadnik an die Universi-‐‑
tät des Saarlandes nach Saarbrücken.
Hier arbeitete sie mit einem Habilsti-‐‑
pendium an ihrer Habilitation, die sie
1968 erfolgreich abschloss. Ihre Habil-‐‑
schrift Die russischen Lehnwörter im Slo-‐‑
venischen. Die in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts übernommenen Wörter
wurde 1973 publiziert. In dieser Arbeit
liefert Annelies Lägreid nach einer
umfassenden Einleitung zur Entwick-‐‑
lung der slovenischen Schriftsprache
aus kulturhistorischer Sicht, in der sie
gesondert auf die Verdienste von Va-‐‑
lentin Vodnik und Janez Murko ein-‐‑
geht, eine gründliche Analyse der von
Valentin Vodnik in seinem hand-‐‑
schriftlichen Wörterbuch aufgezeich-‐‑
neten russischen Lehnwörter und der
russischen Lehnwörter aus Janez Mur-‐‑
kos 1832/33 in Graz erschienenem
Wörterbuch. Nach den sorgfältig kom-‐‑
mentierten Verzeichnissen dieser Wör-‐‑
ter folgt ein kurzer Versuch der Analy-‐‑
se der Verwendung dieser Lehnwörter
im slovenischen Schrifttum des 19.
Jahrhunderts.
Bereits 1967 hatte sich Annelies Lä-‐‑
greid mit einer Neuausgabe von Hie-‐‑
ronymus Megisers Dictionarium quatu-‐‑
or linguarum große Verdienste um die
slovenische historische Lexikographie
erworben. Die Publikation enthielt
nicht nur den Reprint der historischen
Ausgabe von 1592, sondern auch das
nach den slovenischen Wörtern ge-‐‑
ordnete Wörterbuch (das Original war
ja nach den deutschen Wörtern geord-‐‑
net) und Verzeichnisse aus dem Regis-‐‑
ter von Jurij Dalmatins Bibel von 1584
W. Eismann: Annelies Lägreid zum 80. Geburtstag
und aus Adam Bohoričs Grammatik
von 1584, letzteres neu geordnet. In
ihrer Einleitung geht Annelies Lägreid
auf die Quellen, die Sprache, die Or-‐‑
thographie und die Lehnwörter in
Megisers Wörterbuch ein. Von Jože
Stabej, der sie bei der Arbeit an diesem
Projekt unterstützt hatte, übersetzte sie
Staro božjepotništvo Slovencev v Porenje
von 1965; 1967 als Die alten Wallfahrten
der Slowenen an den Rhein in der Zeit-‐‑
schrift des Aachener Geschichtsvereins
78 erschienen.
1970 erhielt Annelies Lägreid einen
Ruf auf eine Stelle als Wissenschaftli-‐‑
che Rätin an die Universität Mann-‐‑
heim. Dort wurde sie 1973 zur Profes-‐‑
sorin ernannt. In Mannheim wirkte sie
bis zu ihrer Pensionierung 1999 und
hat Generationen von Studentinnen
und Studenten im Bereich der slawi-‐‑
schen Sprachwissenschaft und der
süd-‐‑ und ostslawischen Kulturge-‐‑
schichte ausgebildet. In ihren wissen-‐‑
schaftlichen Aufsätzen und Rezensio-‐‑
nen hat sie sich vornehmlich mit Fra-‐‑
gen der historischen Sprachwissen-‐‑
schaft beschäftigt, dabei immer aber
auch das Wirken der Diachronie in der
Synchronie im Auge gehabt, wie z.B.
in ihrem Aufsatz zu den Kurz-‐‑ und
Langformen der russischen Adjektive
im Prädikativ (= Latente Kategorien im
Russischen als Reste älterer Sprachzu-‐‑
stände, Anz. f. Slav. Philologie 9, 1977,
209–226). Dabei beschränkte sie sich
nicht nur auf Detailfragen, sondern
ging auch auf grundsätzliche Proble-‐‑
me der statisch-‐‑synchronen Sprach-‐‑
wissenschaft ein und plädierte mit ein-‐‑
leuchtenden Argumenten gegen eine
reine Systemlinguistik, „die Phänome-‐‑
ne wie Sprachkontakt, Zweisprachig-‐‑
keit, Interferenz-‐‑, Analogie und Aus-‐‑
gleichserscheinungen“ außer Acht ließ
(Morphologische Tiefenstruktur oder ur-‐‑
slavisches Wurzelphänomen?; in: Anz. f.
Slav. Philologie XVII 1986, 21–33).
In ihrem persönlichen Leben hat es
Annelies Lägreid nie einfach gehabt.
41
Nach der frühen Trennung ihrer Eltern
fiel ihr in späteren Jahren die Sorge um
ihre Mutter zu. Ihre eigene Familie lebt
seit vielen Jahren weit entfernt von ihr
in Norwegen. Die Freude über die
vielversprechenden Karrieren ihrer
Kinder in Norwegen – ihre Tochter ge-‐‑
nießt als Hochschullehrerin und Wis-‐‑
senschaflerin großes internationales
Ansehen, der Sohn bekleidete einen
angesehenen Managerposten – wurde
getrübt durch den plötzlichen Tod ih-‐‑
res Sohnes im Jahre 2008. Ihre Reisen
in ihre Heimatstadt Graz und auch
nach Norwegen wurden wegen ge-‐‑
sundheitlicher Probleme seltener. Na-‐‑
türlich nimmt sie begeistert Anteil am
Schicksal ihrer fünf Enkelinnen und
Enkel in Norwegen, zu denen 2012
auch ein Urenkel hinzugekommen ist.
Sicher wird sie sich sehr freuen, wenn
die Familie aus Norwegen sie zu ih-‐‑
rem Geburtstag in Schriesheim bei
Heidelberg besucht.
Nach ihrer Pensionierung hat sie in
Heidelberg eine Reihe von Dichterle-‐‑
sungen vornehmlich österreichischer
Literatur (Thomas Bernhard, Ingeborg
Bachmann, Elfriede Jelinek u.a.) orga-‐‑
nisiert, die sich großen Zuspruchs er-‐‑
freuten. Zudem hat sie wieder mit
dem Klavierspielen begonnen und
musiziert auch zusammen mit einigen
Freunden aus ihrem großen Freundes-‐‑
kreis. Ihr sympathisches Wesen, ihre
Aufrichtigkeit und stete Freundlichkeit
und nicht zuletzt ihr gewinnender
Charme haben mit dazu beigetragen,
dass der Kreis ihrer Freundinnen und
Freunde groß ist und diese Freund-‐‑
schaften auch dauerhaft sind.
Zu ihrem Geburtstag wünschen wir
Annelies Lägreid eine schöne Feier im
Kreise ihrer Familie und darüber hin-‐‑
aus ein langes gesundes und weiterhin
erfülltes Leben!
Vorstellung
PD Dr. habil. Vladislava Warditz (zuvor Zhdanova)
Im September 2014 wurde Vladis-‐‑
lava Warditz mit der Arbeit „Vari-‐‑
anzstilistik im Wandel: Russischer
Standard und Non-‐‑Standard nach
1985 im Spannungsfeld von linguis-‐‑
tischem und extralinguistischem
Diskurs“ an der Universität Pots-‐‑
dam habilitiert (venia legendi „Sla-‐‑
vische Philologie“). Die Arbeit un-‐‑
tersucht die Entwicklung von Stan-‐‑
dard-‐‑ und Non-‐‑Standard-‐‑Varianz
im sprachhistorischen Kontext von
Standardisierung und Destandardi-‐‑
sierung europäischer Sprachen,
insbesondere das Verhältnis zwi-‐‑
schen Empirie und linguistischer
Theoriebildung in der russischen
Sprachgeschichte des 19. und des
20. Jahrhunderts.
Die Forschungsinteressen von V.
Warditz umfassen v.a. Variations-‐‑
und Soziolinguistik des Standards
und Non-‐‑Standards, linguistische
Anthropologie, Kontaktlinguistik,
funktionale und kontrastive Gram-‐‑
matik und Translationswissen-‐‑
schaft. Im Bereich der synchronen
Linguistik hat sie u.a. zu den slavi-‐‑
schen Migrationssprachen ge-‐‑
forscht, wobei sie bspw. morpho-‐‑
syntaktische
Variationstypologie
der Sprachkontaktphänomene und
Sprachwandelfaktoren in Kontakt-‐‑
situationen aus pragmatischer und
sozio-‐‑ und kontaktlinguistischer
Sicht beschrieben hat. In diachroner
Perspektive arbeitet sie u.a. zur
theoretischen Rezeption der fran-‐‑
zösischen philologischen Tradition
in der Slavia, Geschichte der sla-‐‑
vischen Sprachetikette und Na-‐‑
mensforschung.
Ihre Vorlesungen und Seminare
umfassen ebenfalls synchrone und
diachrone Aspekte, wobei neben
dem Russischen und Polnischen
auch weitere slavische und balti-‐‑
sche Sprachen behandelt werden.
Dieses thematische und sprachliche
Spektrum findet seinen Nieder-‐‑
schlag auch in den betreuten Ab-‐‑
schluss-‐‑ und Promotionsarbeiten.
Dank ihrem wissenschaftlichen
Werdegang verfügt V. Warditz über
eine internationale akademische Er-‐‑
fahrung: Nach einem Studium der
Slavischen Philologie an der Lomo-‐‑
nosov-‐‑Universität Moskau absol-‐‑
vierte die gebürtige Rigaerin ein
Promotionsstudium (DAAD-‐‑Stipen-‐‑
dium) an der Eberhard-‐‑Karls-‐‑Uni-‐‑
versität Tübingen und an der Lo-‐‑
monosov-‐‑Universität Moskau mit
der Promotionsschrift zur funktio-‐‑
nal-‐‑semantischen Analyse von Kau-‐‑
salkonstruktionen im Russischen.
Danach folgten drittmittelfinan-‐‑
zierte Forschungsprojekte an den
Universitäten Tübingen (2002), Bo-‐‑
chum (2003) und Jerusalem (2010),
eine Juniorprofessur an der Uni-‐‑
versität Mainz/Germersheim (2003–
2009) sowie Gastprofessuren an der
Universität Graz (2010) und Dres-‐‑
den (2013–2014). 2010–2013 hat sie
die Slavische Sprachwissenschaft an
der Universität Bonn vertreten, wo-‐‑
bei sie den Arbeitsbereich Slavistik
seit dem Sommersemester 2011 bis
zur Schließung kommissarisch leite-‐‑
te. Derzeit ist sie Vertretungsprofes-‐‑
sorin an der Universität Hildes-‐‑
heim.
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
43
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Deutsche Slavistik: Forschung
Slavistische Tagungen
Zusammengestellt von Gerhard Giesemann (Gießen)
Legende: 1. Ort, 2. Zeit, 3. Veranstalter, 4. Thema, 5. Finanzierung
Bamberg
1. Universität, Institut für Slavistik
2. 17. – 19. Juli 2015
3. Dr. Anna-‐‑Maria Meyer, Dr. des. Corinna Erk
4. MOE im Gegenwartsfilm – Interdisziplinäre Tagung zum Kino aus und über
Ostmitteleuropa
5. Lehrstuhl für Slavische Sprachwissenschaft und Universitätsbund Bamberg
FU Berlin
1. Zentrum für Literatur-‐‑ und Kulturforschung
2. 5. – 6. Dezember 2014
3. Prof. Dr. Matthias Schwartz, Sebastian Cwiklinski, M.A.
4. Workshop: „Imperiale Emotionen“. Zur Konzeptualisierung ost-‐‑westlicher Af-‐‑
fektkulturen angesichts der Ukraine-‐‑Krise
5. BMBF
HU Berlin (1)
1. Universität
2. 23. – 25. April 2015
3. Prof. Dr. Alfrun Kliems (HU Berlin), Prof. Dr. Alexander Wöll (Europa-‐‑Univer-‐‑
sität Frankfurt/Oder), Prof. Dr. Holt Meyer (Erfurt)
4. BODYCZECH. Repräsentationen von Körperlichkeit in der tschechischen Lite-‐‑
ratur und Kultur nach 1948
5. DFG; BMBF; HU; Europa-‐‑Universität Viadrina; GWZO: Tschechisches Zentrum
HU Berlin (2)
1. Universität
2. 19. – 20. März 2015
3. Prof. Dr. Heinrich Kirschbaum
4. Poesie der (A)Sozialität. Mitteleuropäische Dichtung nach dem Ende des Lite-‐‑
raturzentrismus
5. KOSMOS (HU Berlin)
Bochum (1)
1. Ruhr-‐‑Universität Bochum
2. 3. – 5. September 2014
3. PD Dr. Manfred Schruba
4. Das Pseudonym im Kontext der russischen Emigration in Europa (1917 – 1945)
5. DFG
G. Giesemann: Slavistische Tagungen
45
Bochum (2)
1. Universität Tübingen (1) (vgl. auch dort)
2. 23. – 26. September 2014
3. Dr. Anja Gattnar (Tübingen), Christina Clasmeier (Bochum), Prof. Dr. Tanja
Anstatt (Bochum)
4. Slavic Languages in the Black Box
5. DFG; Ruhr-‐‑Universität Bochum
Bremen
1. Universität Bremen, Bremen Farge: Denkort Bunker Valentin
2. 30. Oktober – 01. November 2014
3. Dr. Yvonne Pörzgen (Bremen), Alys Cundy (University of Bristol)
4. Emotional Strategies in Museum Exhibitions
5. Universität Bremen
Dresden (1)
1. Institut für Slavistik
2. 11. – 13. Juli 2014
3. Dr. Matthias Guttke, Prof. Dr. Holger Kuße
4. Interkulturelles Wochenendseminar für Fach-‐‑ und Führungskräfte als Beitrag
zur Krisenprävention und Konfliktlösung
5. DAAD
Dresden (2)
1. Institut für Slavistik
2. 18. – 20. September 2014
3. Dr. Marina Scharlaj, Prof. Dr. Holger Kuße
4. JungslavistInnen-‐‑Treffen
Dresden (3)
1. Institut für Slavistik
2. 7. November 2014
3. Hana Kosourová (Brücke / Most – Stiftung), Prof. Dr. Holger Kuße
4. 8. Bohemicum Dresdense: Tomáš Garrigue Masaryk (1850–1937)
5. Brücke / Most – Stiftung, Institut für Slavistik
Frankfurt/Oder
1. Universität und Collegium Polonicum in Słubice
2. 26. – 28. September 2014
3. Dr. Maria Smyshlaeva, Dr. Erik Martin, Nina Frieß (Potsdam)
4. 12. Tagung Junges Forum Slavistische Literaturwissenschaft
Freiburg (1)
1. Universität Freiburg
2. 02. September – 10. Oktober 2014
3. Prof. Dr. Juliane Besters-‐‑Dilger, Dr. Grzegorz Krajewski, Prof. Dr. Anna Dą-‐‑
browska (Wrocław)
4. Lingwistyczne i glottodydaktyczne aspekty niepełnej polsko-‐‑niemieckiej dwu-‐‑
języczności
5. Deutsch-‐‑polnische Wissenschaftsstiftung
46
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
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48
4.
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
Int. Konferenz Urban Voices: Linguistic Variation and Communicative Diversi-‐‑
ty
DFG; Staatliche Universität St. Petersburg
5.
Greifswald (6)
1. Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald
2. 10. – 22. August 2015
3. Prof. Dr. Bernhard Brehmer, Dr. Roman Dubasevych
4. 20. Greifswalder Ukrainicum: Beyond War and Peace: Conflict, Migration, and
Civil Society in Contemporary Ukraine
5. Alfried Krupp-‐‑Stiftung
Hamburg (1)
1. Warburg-‐‑Haus
2. 4. – 6. Dezember 2014
3. Prof. Dr. Anja Tippner, Dr. Anna Artwińska
4. Narratives of Annihilation, Confinement and Survival: Camp Literature in a
Comparative Perspective
5. Universität Hamburg
Hamburg (2)
1. Warburg-‐‑Haus / KZ-‐‑Gedenkstätte Neuengamme
2. 21. – 23. Juni 2015
3. Prof. Dr. Anja Tippner, Dr. Anna Artwińska, Katarzyna Adamczak, M.A.
4. Nach dem Holocaust. Filmische, performative und diskursive Formen postka-‐‑
tastrophischer Vergegenwärtigung in Polen und Deutschland
5. Stiftung für deutsch-‐‑polnische Zusammenarbeit
Jena (1)
1. Institut für Slawistik
2. 4. September 2014
3. Prof. Dr. Andrea Meyer-‐‑Fraatz
4. Krizis utopia? Smeny ėpoch i ich otraženie v slavjanskich literaturach 20 i 21
stoletij
5. DAAD, Erasmus, Universität
Jena (2)
1. Institut für Slawistik
2. 10. – 11. April 2015
3. Prof. Dr. Andrea Meyer-‐‑Fraatz
4. Intertextualität, Dialogizität, Ambiguität. Tagung zu Ehren Reinhard Lauers
anlässlich seines 80. Geburtstags
Kiel (1)
1. Institut für Slavistik
2. 25. – 27. September 2014
3. Institut für Slavistik
4. Russische Satire seit der Perestrojka bis in die unmittelbare Gegenwart: Formen
und Themen künstlerischer Auseinandersetzung
5. Fakultäts-‐‑ und Institutsmittel
G. Giesemann: Slavistische Tagungen
49
Kiel (2)
1. Institut für Slavistik
2. 16. – 18. Oktober 2014
3. Institut für Slavistik
4. Mehrsprachige Sprachlandschaften? Das Problem der slavisch-‐‑deutschen
Mischtoponyme
5. Graduiertenschule „Human Development in Landscapes“ an der Universität
Kiel (3)
1. Institut für Slavistik
2. 10. – 11. April 2015
3. Institut für Slavistik
4. Junge Slavistik im Dialog. X. Internationale Slavistische Konferenz (für Master-‐‑
Studierende und Promovierende)
5. Institutsmittel
Köln (1)
1. Slavisches Institut
2. 25. – 27. Juni 2015
3. Prof. Dr. Daniel Bunčić
4. Theorie und Konzepte von Mehrschriftigkeit
5. DFG: Finanzierung im Rahmen des Wissenschaftlichen Netzwerks „LitCo –
Literacies in Contact“
Köln (2)
1. Slavisches Institut
2. 17. – 19. September 2015
3. Prof. Dr. Daniel Bunčić
4. XXIV. JungslavistInnen-‐‑Treffen
Konstanz
1. Universität Konstanz
2. 1. – 5. September 2014
3. Prof. Dr. Walter Breu
4. XL. Konstanzer Slavistisches Arbeitstreffen
München (1)
1. Institut für Slavische Philologie
2. 3. Dezember 2014
3. Prof. Dr. Ulrich Schweier, Anastasia Meermann, M.A.
4. 14. Alois-‐‑Schmaus-‐‑Kolloquium
5. Alois-‐‑Schmaus-‐‑Stiftung
München (2)
1. Institut für Slavische Philologie
2. Online-‐‑Konferenz 30. Oktober bis 02. November 2014
3. Institut
4. V. Internationale virtuelle Ukrainistik-‐‑Konferenz. Dialog der Sprachen – Dialog
der Kulturen. Die Ukraine aus globaler Sicht
50
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
München (3)
1. Institut für Slavische Philologie
2. 13. – 14. Februar 2015
3. Prof. Dr. Riccardo Nicolosi in Kooperation mit der Ruhr-‐‑Universität Bochum
und der Graduiertenschule für Ost-‐‑ und Südosteuropastudien
4. Internationaler Workshop: The Born and the Common Criminal. The Discourse
of Criminality and the Practice of Punishment in the Late Russian Empire and
the Early Soviet Union (1880-‐‑1941)
München (4)
1. Institut für Slavische Philologie
2. 28. April 2015
3. Institut
4. Podium: Dialog der Sprachen – Dialog der Kulturen, Vorträge der Preisträger
5. Institutsmittel; Unterstützung der Bayerischen Staatskanzlei
München (5)
1. Institut für Slavische Philologie
2. 18. – 20. Juni 2015
3. Prof. Dr. Riccardo Nicolosi, Prof. Dr. Polian Barskova (Hampshire College)
4. Internationale Tagung: Narrating the Siege. The Blockade of Leningrad and its
Transmedial Narratives
Passau
1. Universität Passau
2. 6. – 8. März 2015
3. Prof. Dr. Dirk Uffelmann, Christian Kampkötter, M.A.
4. Umsiedlung, Vertreibung, Wiedergewinnung? Postkoloniale Perspektiven auf
deutsche und polnische Literatur über den erzwungenen Bevölkerungstransfer
der Jahre 1944 bis 1950
5. Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM); Universität
Passau; Tschechische Akademie der Wissenschaften
Universität Potsdam (1)
1. Institut für Slavistik
2. 13. – 14. November 2014
3. Prof. Dr. Magdalena Marszałek (in Kooperation mit Dr. Jolanta Żyndul, Dr.
Barbara Breysach, Dr. Birgit Krehl)
4. Erster Weltkrieg: Jüdische Erfahrungen in Ost-‐‑ und Mitteleuropa
5. Deutsch-‐‑Polnische Wissenschaftsstiftung, DAAD
Universität Potsdam (2)
1. Institut für Slavistik
2. 18. – 21. September 2014
3. Prof. Dr. Norbert P. Franz
4. Internationales und interdisziplinäres Symposium: Andrej Tarkovskij – der
Weg zum Klassiker
5. DFG, Freunde der Universität Potsdam
G. Giesemann: Slavistische Tagungen
51
Universität des Saarlandes (1)
1. Universität
2. 10. – 21. November 2014
3. Prof. Dr. Roland Marti (Slavistik, International Office)
4. Herbstakademie „Schwierige Nachbarschaft (?): europäische Erfahrungen“
5. Auswärtiges Amt
Universität des Saarlandes (2)
1. Universität
2. 8. – 12. Juni 2015
3. Slavistik, International Office, Frankreichzentrum, Universität der Großregion,
Musikfestspiele Saar, Max-‐‑Planck-‐‑Institut für Informatik
4. Polnische Woche an der Universität des Saarlandes
Tübingen (1)
1. Slavisches Seminar
2. 23. – 26. September 2014
3. Dr. Anja Gattnar (Tübingen), Christina Clasmeier (Bochum), Prof. Dr. Tanja
Anstatt (Bochum)
4. Slavic Languages in the Black Box
5. DFG; Ruhr-‐‑Universität Bochum
Tübingen (2)
1. Slavisches Seminar
2. 1. – 2. Oktober 2014
3. Prof. Dr. Schamma Schahadat (Tübingen), Dr. Angnieszka Jezierska-‐‑Wiśniew-‐‑
ska (Warschau)
4. Deutsch-‐‑polnische Studierendenkonferenz zu Transferbewegungen: Ideen –
Übersetzungen – Orte
5. Deutsch-‐‑polnische Wissenschaftsstiftung; DAAD
Tübingen (3)
1. Slavisches Seminar
2. 6. – 8. November 2014
3. Prof. Dr. Schamma Schahadat; Prof. Dr. Thomas Lahusen (Toronto)
4. (Post)Socialist Spaces
5. DFG
Tübingen (4)
1. Universität Berlin
2. 11. – 13. Dezember 2014
3. Claudia Dathe (Tübingen), Kateryna Stetsevych (Berlin)
4. Werte und Wandel. Zukunftsentwürfe für Kultur und Zivilgesellschaft in der
Ukraine, Moldau, Belarus und Georgien
5. Auswärtiges Amt
Tübingen (5)
1. Slavisches Seminar
2. 5. – 7. Februar 2015
52
3.
4.
5.
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
Prof. Dr. Irina Wutsdorff, Katja Wetz, M.A., Prof. Dr. Manfred Weinberg (Prag),
Dr. Štěpán Zbytovský (Prag)
Prager Figurationen jüdischer Moderne
Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien; Deutsch-‐‑Tschechi-‐‑
scher Zukunftsfonds
Tübingen (6)
1. Slavisches Seminar
2. 6. – 10. Mai 2015
3. Prof. Dr. Schamma Schahadat, Claudia Dathe
4. Übersetzungswürfel: Sechs Seiten europäischer Literatur und Übersetzung
5. Kulturstiftung des Bundes; Robert Bosch Stiftung, EU
Tübingen (7)
1. Slavisches Seminar
2. 3. – 4. Juli 2015
3. Dr. Gesine Drews-‐‑Sylla
4. Writing and Screening Socialisms in an Entangled World
5. Intramurales Förderprogramm Universität Tübingen „Projektförderung für
NachwuchswissenschaftlerInnen“
Wien (1)
1. Institut für Slawistik
2. 14. – 17. Januar 2015
3. Prof. Dr. Anna Kretschmer, Prof. Dr. Stefan Michael Newerkla, Prof. Dr. Fedor
B. Poljakov
4. Mehrheiten ↔ Minderheiten: Sprachlich-‐‑kulturelle Identitäten der Slavia im
Wandel der Zeit
5. Philologisch-‐‑Kulturwissenschaftliche Fakultät der Universität
Wien (2)
1. Szkolny Punkt Konsultacyjny przy Ambasadzie RP w Wiedniu; Institut für Sla-‐‑
wistik
2. 21. – 24. November 2014
3. Hanna Kaczmarczyk (Szkolny Punkt), Teresa Kopeć (Wspólnota Polskich Or-‐‑
ganizacji w Austrii Forum Polonii), Dr. Liliana Madelska (Institut für Slawistik)
4. Sprache – Kultur – Didaktik. Neuere Tendenzen der polnischen Glottodidaktik
im Überblick
5. Szkolny Punkt Konsultacyjny im. Jana III Sobieskiego przy Ambasadzie RP w
Wiednu; Stowarzyszenie Mea Polonia; Wspólnota Polskich Organizacji w Aus-‐‑
trii Forum Polonii; Institut für Slawistik der Universität Wien
Zürich
1. Slavisches Seminar der Universität Zürich
2. 29. – 30. Mai 2014
3. Mitarbeiter des Seminars
4. Workshop zur Rezeption von Sergej M. Tret’jakovs künstlerischem Werk.
Deutsche Slavistik: Forschung
Slavistische Veröffentlichungen
Zusammengestellt von Ulrich Steltner (Jena)
A. Slavistische Reihen und Zeitschriften
(Neugründungen oder bisher im BDS nicht verzeichnet)
Das östliche Europa: Kunst-‐‑ und Kulturgeschichte. Hg. v. Robert Born, Michaela Ma-‐‑
rek und Ada Raev. Köln etc.
Bisher 2 Bde.
SLOVO : Slavistische Studien / Slavonic Studies. Hg. v. Andreas Ohme und Nicole
Richter. Frankfurt a.M. etc.
Studien zur Kulturellen und Literarischen Kommunismusforschung, Hg. v. Grze-‐‑
gorz Wołowiec und Anna Artwińska. Frankfurt a. M.
Bisher 2 Bde.
B. Dissertationen [D] und Habilitationsschriften [H]
Artwińska, Anna
Poetry in the Service of Politics. The Case of Adam Mickiewicz in Communist Po-‐‑
land and Johann Wolfgang von Goethe in East Germany, transl. by Kalina Iwanek.
Frankfurt a. M. 2015 [D Hamburg <Übersetzung der Dissertation aus dem Polni-‐‑
schen>].
Behnke, Lars
Zur Variation zwischen reinem Dativ und präpositionaler Markierung mit dla 'ʹfür'ʹ
in ostpolnischen Dialekten. Oldenburg 2014. (Studia Slavica Oldenburgensia; 26) [D
Oldenburg]
Brüggemann, Mark
Die weißrussische und die russische Sprache in ihrem Verhältnis zur weißrussischen
Gesellschaft und Nation. Ideologisch-‐‑programmatische Standpunkte politischer Ak-‐‑
teure und Intellektueller 1994 – 2010. Oldenburg 2014. (Studia Slavica Oldenbur-‐‑
gensia; 23) [D Oldenburg]
Burenina-‐‑Petrova, Ol’ga
Cirk v prostranstve kul’tury. Moskva 2014. [H Zürich]
Feldmeier, Beate
Anrede im Sprachkontakt. Reflexion und Gebrauch von Anredestrategien durch
tschechische Migranten im deutschsprachigen Umfeld. München etc. 2014. (Slavisti-‐‑
sche Beiträge; 498) [D Regensburg]
54
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
Frimmel, Sandra
Kunsturteile. Gerichtsprozesse gegen Kunst, Künstler und Kuratoren in Russland
nach der Perestroika. Wien etc. 2015. [D Zürich]
Hitzke, Diana
Nomadisches Schreiben nach dem Zerfall Jugoslawiens. David Albahari, Bora Ćosić
und Dubravka Ugrešić. Frankfurt a. M. etc. 2014. (Slavische Literaturen. Texte und
Abhandlungen; 46) [D Gießen]
Hofmann, Tatjana
Literarische Ethnografien der Ukraine – Prosa nach 1991. Basel 2014. [D Zürich]
Lecke, Mirja
Westland. Polen und die Ukraine in der russischen Literatur von Puschkin bis Ba-‐‑
bel’. Frankfurt a.M. 2015. [H Münster]
Mamedova, Zarifa
Narren als Vorbilder. Die Überwindung der Postmoderne in der russischen Literatur
der 1990er und 2000er-‐‑Jahre. München etc. 2014. [D München]
Meier, Nils
Die Zeitschrift „Literaturnyj kritik“ im Zeichen sowjetischer Literaturpolitik. Mün-‐‑
chen 2014. (Slavistische Beiträge 496) [D Jena]
Menzel, Thomas
Der Instrumental des Ortes und der Zeit in den slavischen Sprachen: Kasusmarkie-‐‑
rung und präpositionale Kodierung lokaler und temporaler Relationen im Russi-‐‑
schen, Polnischen und Serbischen/Kroatischen. 2 Bde. I: Einführung. Der Instrumen-‐‑
tal des Ortes. II: Der Instrumental der Zeit. Ergebnisse. Bibliographie. Oldenburg
2014. (Studia Slavica Oldenburgensia; 24) [H Oldenburg]
Ohme, Andreas
Skaz und Unreliable Narration. Entwurf einer neuen Typologie des Erzählers. Berlin
etc. 2015. (Narratologia; 45) [H Jena]
Schwartz, Matthias
Expeditionen in andere Welten. Sowjetische Abenteuerliteratur und Science-‐‑Fiction
von der Oktoberrevolution bis zum Ende der Stalinzeit. Wien etc. 2014. [D Berlin
(FU)]
Sivuda, Olena
„Aber plötzlich war mir, als drohe das Haus über mir zusammenzubrechen.“ Kom-‐‑
parative Analyse des Heimkehrermotivs in der deutschen und russischen Prosa nach
dem Zweiten Weltkrieg. Stuttgart 2015. (Literatur und Kultur im mittleren und östli-‐‑
chen Europa; 9). [D Gießen]
Tesch, Sviatlana
Syntagmatische Aspekte der weißrussisch-‐‑russischen gemischten Rede: Kodemi-‐‑
schen und Morphosyntax. Oldenburg 2014. (Studia Slavica Oldenburgensia; 25) [D
Oldenburg]
U. Steltner: Slavistische Veröffentlichungen
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55
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56
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
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U. Steltner: Slavistische Veröffentlichungen
57
Hentschel, Gerd; Taranenko, Oleksandr; Zaprudski, Sjarhej (Hgg.)
Trasjanka und Suržyk – gemischte weißrussisch-‐‑russische und ukrainisch-‐‑russische
Rede. Sprachlicher Inzest in Weißrussland und der Ukraine? Frankfurt am Main etc.
2014.
Hodel, Robert
Raskršća književnog juga. Od Dositeja do Mihailovića. Belgrad 2014. (Seminarium
Serbicum; 3)
Hodel, Robert (Hg.)
Vor dem Fenster unten sind Volk und Macht. Russische Poesie der Generation 1940-‐‑
1960. Zweisprachig. Herausgegeben und übertragen von Robert Hodel. Leipzig
2015.
Höhne, Steffen; Fiala-‐‑Fürst, Ingeborg; Mikulás, Roman; Mertins, Barbara; Tvrdík,
Milan; Udolph, Ludger (Hgg.)
brücken. Germanistisches Jahrbuch. N. F. 22/1-‐‑2 (2014), Schwerpunkt: Romantik in
Böhmen
Jakiša, Miranda; Gilic, Nikica (Hgg.)
Partisans in Yugoslavia. Literature, Film and Visual Culture. Bielefeld 2015.
Jaśkiewicz, Grzegorz; Marti, Roland; Wolski, Jan (Hgg.)
Saarbrücker Begegnungen mit Polen / Saarbrückeńskie spotkania z Polską. Saarbrü-‐‑
cken 2014. (SARAVI PONTES; 2)
Kakridis, Yannis; Taseva, Lora
Gegen die Lateiner. Traktate von Gregorios Palamas und Barlaam von Kalabrien in
kirchenslavischer Übersetzung. Freiburg i. Br. 2014. (MLS LXIII)
Keipert, Helmut
Obzori Preporoda. Kroatisticke rasprave. Zagreb 2014.
Kempgen, Sebastian
Slavic Alphabet Tables – An Album (1538–1824). Bamberg 2015. (BABEL; 10)
Kliems, Alfrun
Der Underground, die Wende und die Stadt. Poetiken des Urbanen in Ostmitteleu-‐‑
ropa. Bielefeld 2015.
Koschmal, Walter
Taras Ševčenko. Die vergessene Dichter-‐‑Ikone. München etc. 2014.
Kuße, Holger; Kosourová, Hana (Hgg.)
Die tschechische Bibel. Ihre Bedeutung in der Sprach-‐‑ und Kulturgeschichte. Beiträ-‐‑
ge zum 7. Bohemicum Dresdense, 25. Oktober 2013. München etc. 2015. (Specimina
philologiae Slavicae; 182)
58
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
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U. Steltner: Slavistische Veröffentlichungen
59
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Deutsche Slavistik: Forschung
Slavistische Forschungsprojekte
Zusammengestellt nach den Selbstauskünften der Institute
von Ulrich Steltner (Jena)
Legende: Ort 1. Thema; 2. Verantwortliche; 3. Geldgeber; 4. Laufzeit.
Bamberg
1. Digitalisierung des sprachlichen Kulturerbes: Die Inschriften von Sv. Naum
(Makedonien);
2. Prof. Dr. Sebastian Kempgen;
3. Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und
Kunst;
4. September 2015.
Berlin (HU) (1)
1. Die albanisch-‐‑mazedonische Staatsgrenze und ihr sprachlicher Einfluss auf die
Region von Dibra/Debar;
2. Dr. Lumnije Jusufi (mit Prof. Dr. Christian Voß);
3. DFG (Eigene Stelle);
4. Oktober 2014 – September 2017.
Berlin (HU) (2)
1. Fiktive Anthologien in der bulgarischen Literatur der Post/Moderne: Kreation
des Kanons als Kunst;
2. Dr. Henrike Schmidt (mit Prof. Dr. Susanne Frank);
3. DFG (Eigene Stelle);
4. 2014 – 2016.
Berlin (HU) (3)
1. Spray-‐‑canned discourses: Investigating language and precarious citizenship in
the linguistic landscape of Athens and Belgrade;
2. Prof. Dr. Christian Voß mit Prof. Costas Canakis (Aegean University/Lesbos);
3. DFG (Initiierung und Intensivierung bilateraler Kooperationen);
4. Juni 2015 – Mai 2016.
Berlin (HU) (4)
1. Narrative konstruieren: Zu einer sozialen Konstruktionsgrammatik;
2. Prof. Dr. Christian Voß mit Philipp Wasserscheidt (HU) und Dr. Marija Ilić
(Belgrad);
3. DAAD (PPP Serbien);
4. April 2015 – Dezember 2016.
U. Steltner: Slavistische Forschungsprojekte
61
Berlin (HU) (5)
1. Summer Schools Berlin–Prag–Warschau–Budapest „Borders in the 20th Century“;
2. Prof. Dr. Christian Voß mit Dr. Nenad Stefanov (HU);
3. DAAD: Strategische Partnerschaft „CENTRAL“;
4. März 2015 – Dezember 2018.
Berlin (HU) (6)
1. City at War. Experiences and Imaginations in Dnipropetrovsk;
2. Prof. Dr. Susanne Frank mit Dr. Andrij Portnov;
3. Alexander von Humboldt-‐‑Stiftung;
4. April 2014 – August 2015.
Berlin (HU) (7)
1. Paradigmatic shifts: from “cinema-‐‑train” to “television-‐‑car”, or how to read
short 20th century through history of transport and media (1895–1950);
2. Prof. Dr. Miranda Jakiša mit Dr. Gal Kirn;
3. Alexander von Humboldt-‐‑Stiftung;
4. 2014 – 2015.
Berlin (HU) (8)
1. Ukrainische Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts;
2. Prof. Dr. Susanne Frank mit Dr. Olena Haleta;
3. Erasmus-‐‑Mundus;
4. April 2013 – August 2014.
Berlin (HU) (9)
1. Cultural and Philosophical Representations of Animal: Critics and Genealogy;
2. Prof. Dr. Susanne Frank mit Dr. Oxana Timofeeva;
3. Alexander von Humboldt-‐‑Stiftung;
4. April 2013 – August 2014.
Bochum (1)
1. Life-‐‑Writing Andersdenkender in der Sowjetunion (1960er bis 80er Jahre);
2. Prof. Dr. Mirja Lecke, Mitarbeiterin: Christina Jüttner M.A.;
3. DFG;
4. 2014 – 2017.
Bochum (2)
1. Russisches Regionales Korpus – eine akustische Datenbank mit diskursorien-‐‑
tierter Annotation;
2. Prof. Dr. Christian Sappok, Prof. Dr. Tanja Anstatt, Prof. Dr. Katrin Brabender,
Mitarbeiter: Dr. Alexander Krasovitsky, Ludger Paschen M.A.;
3. DFG;
4. 2012 – 2014.
Bochum (3)
1. Freiheitsdiskurse in der russischen Ideengeschichte;
2. PD Dr. Nikolaj Plotnikov, Mitarbeiterin: Dr. Svetlana Kirschbaum;
3. DFG;
4. 2014 – 2017.
62
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
Dresden
1. Kulturwissenschaftliche Linguistik: Werte, Diskurse und sprachliche Repräsen-‐‑
tationen;
2. Prof. Dr. Holger Kuße; Prof. Dr. Nailya Fattakhova (Föderale Universität Ka-‐‑
zan’); Martin Henzelmann, M.A.; Marianna Novosolova (Mitarbeiterin TU
Dresden);
3. Graduiertenakademie der TU Dresden (group2group exchange for academic
talents);
4. Oktober 2015 – April 2016.
Frankfurt / Oder
1. Graduiertenkolleg: Grenzen in Gesprächen wahrnehmen – Grenzen diskursiv
verhandeln VIAgg nad odrą;
2. Prof. Dr. Nicole Richter; Prof. Dr. Konstanze Jungbluth; Prof. Dr. Florian Dost;
3. Viadrina Center B/Orders in Motion;
4. Januar 2014 – Dezember 2016.
Freiburg
1. Eurolatein und Russisch. Satzwertige Nominalisierungen in russischen Über-‐‑
setzungen aus dem Lateinischen. Zur Typologie und Geschichte der Wieder-‐‑
gabemuster;
2. Dr. Irina Podtergera;
3. Margarete von Wrangell-‐‑Habilitationsprogramm für Frauen / Ministerium für
Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-‐‑Württemberg;
4. April 2013 – März 2016.
Gießen (1)
1. Der Holocaust in den mittel-‐‑ und osteuropäischen Literaturen und Kulturen
aus gattungstypologischer Sicht;
2. Prof. Dr. Reinhard Ibler; Katharina Bauer; Anja Golebiowski; Elisa-‐‑Maria Hie-‐‑
mer (Kooperation mit den Universitäten Posen und Prag);
3. DAAD;
4. 2014 – 2015.
Gießen (2)
1. Die Wolgaregion als Indikator für die Sprachenpolitik im Vielvölkerreich Russ-‐‑
land heute -‐‑ Mehrsprachigkeit im Spannungsfeld von Republiken und Födera-‐‑
ler Ebene;
2. Prof. Dr. Monika Wingender, Daniel Müller;
3. DFG;
4. 2013 – 2016.
Gießen (3) / Marburg
1. Kulturelle Kontakt-‐‑ und Konfliktzonen im östlichen Europa
2. Prof. Dr. Monika Wingender (JLU Giessen); Prof. Dr. Peter Haslinger (Herder-‐‑
Institut Marburg;
3. DAAD (Thematisches Netzwerk);
4. 2013 – 2016.
U. Steltner: Slavistische Forschungsprojekte
63
Greifswald
1. Internationales Forschernetzwerk „Urban Voices – Sprachliche und kommuni-‐‑
kative Vielfalt in face to face-‐‑Interaktion russischsprachiger SprecherInnen in
Sankt Petersburg und deutschen Städten“;
2. Prof. Dr. Bernhard Brehmer, Tatjana Kurbangulova (assoziiert);
3. DFG;
4. April 2013 – Juni 2015.
Hamburg (1)
1. Nach dem Holocaust. Postkatastrophische Narrative in der polnischen Litera-‐‑
tur;
2. Prof. Dr. Anja Tippner; Dr. Alina Molisak (Universität Warschau); Katarzyna
Adamczak M.A.; Dr. Anna Artwińska;
3. Deutsch-‐‑Polnische Wissensschaftstiftung;
4. November 2014 – Oktober 2016.
Hamburg (2)
1. Graduiertenkolleg Vergegenwärtigungen: Repräsentationen der Shoah in kom-‐‑
paratistischer Perspektive,
2. Sprecherin: Prof. Dr. Susanne Rohr; stellv. Sprecherin: Prof. Dr. Anja Tippner;
3. Landesforschungsförderung Hamburg.
Hamburg (3)
1. Sozialistische Kinderwelten. Literarische Streifzüge durch Polen, Russland und
Slowenien;
2. Dr. Anna Artwińska, Dr. Katarzyna Różańska, Prof. Dr. Anja Tippner;
3. Robert-‐‑Bosch-‐‑Stiftung; Internationale Jugendbibliothek München;
4. Oktober 2014 – November 2015.
Jena
1. Rusinisch als eine Staatsgrenzen überschreitende Minderheitensprache: Dyna-‐‑
mische Prozesse;
2. Prof. Dr. Achim Rabus; Andrianna Schimon; Yuriy Remestvenskyy;
3. DFG;
4. Oktober 2014 – September 2017.
Konstanz (1)
1. City-‐‑Branding postsowjetischer Großstädte der Peripherie;
2. Prof. Dr. Jurij Murašov; Viktoria Abakumovskikh;
3. DFG EXC 16;
4. 2014.
Konstanz (2)
1. Der slavische Verbalaspekt in süd-‐‑ und westslavischen Sprachinseln;
2. Prof. Dr. Walter Breu; Dr. Malinka Pila; Jasmin Meinzer MA;
3. DFG;
4. Januar 2015 – Dezember 2017.
64
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
München (1)
1. Teilhabe Graduiertenschule für Ost-‐‑ und Südosteuropastudien (München / Re-‐‑
gensburg);
2. Prof. Dr. Riccardo Nicolosi; Prof. Dr. Ulrich Schweier; PD Dr. Raoul Eshelman;
Postdoc-‐‑Stelle Dr. des. Nina Weller;
3. DFG;
4. 2012 – 2017.
München (2)
1. Teilhabe Graduiertenkolleg “Mimesis. Munich Doctoral Program for Literature
and the Arts.“ (LMU München, EliteNetwork of Bavaria, TU München, Hoch-‐‑
schule für Fernsehen und Film);
2. Prof. Dr. Riccardo Nicolosi.
Münster
1. Das postsozialistische Sozialideal in para-‐‑juristischen und literarischen Diskur-‐‑
sen (Russland und die Ukraine im Vergleich); (Teilprojekt und Fortsetzung des
Kompetenznetzwerks „Institutionen und institutioneller Wandel im Postsozia-‐‑
lismus“); vgl. URL www.kompost.uni-‐‑muenchen.de/forschung/forschungs-‐‑
projekte/index.html;
2. Prof. Alfred Sproede; Oleksandr Zabirko M.A.;
3. Bundesministerium für Bildung und Forschung/BMBF (Programm „Stärkung
und Weiterentwicklung der Regionalstudien“);
4. Januar 2014 – Dezember 2015.
Oldenburg
1. Variabilität und Stabilität im gemischten Substandard im extensiven und zeit-‐‑
stabilen Sprachkontakt: der ukrainische Suržyk zwischen Ukrainisch und Rus-‐‑
sisch (im Vergleich mit der weißrussischen Trasjanka);
2. Gerd Hentschel (Institut für Slavistik, Universität Oldenburg), Bernhard Kittel
(Universität Wien, Institut für Wirtschaftssoziologie); Anastasia Reis (Universi-‐‑
tät Oldenburg);
3. Fritz Thyssen Stiftung;
4. 2014 – 2016.
Passau
1. Der erzwungene Bevölkerungstransfer der Jahre 1944–50 in der deutschen und
polnischen Literatur – Fremd-‐‑ und Kolonisierungswahrnehmungen, Teilpro-‐‑
jekt 2B („Ostpreußen“);
2. Prof. Dr. Dirk Uffelmann; Christian Kampkötter M.A.;
3. Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien;
4. August 2014 – Dezember 2015.
Potsdam
1. Das Dorf als Imaginationsraum und Experimentierfeld im östlichen Europa
(postsozialistische Dörfer) im Verbundprojekt „Experimentierfeld Dorf. Die
Wiederkehr des Dörflichen als Imaginations-‐‑, Projektions-‐‑ und Handlungs-‐‑
raum“
2. Prof. Dr. Magdalena Marszałek; Yaraslava Ananka, M.A. (in Kooperation mit
Prof. Dr. Werner Nell (Komparatistik, Martin-‐‑Luther-‐‑Universität Halle-‐‑Witten-‐‑
U. Steltner: Slavistische Forschungsprojekte
3.
65
berg, Sprecher der Forschergruppe), Jun.-‐‑Prof. Dr. Sigrun Langner (Land-‐‑
schaftsarchitektur, Bauhaus-‐‑Universität Weimar) und PD Dr. Marcus Twell-‐‑
mann (Germanistik, Universität Konstanz);
Volkswagenstiftung (Programm „Schlüsselthemen für Wissenschaft und Ge-‐‑
sellschaft“);
2015 – 2018.
4.
Regensburg (1)
1. Mikrovariation bei pronominalen und verbalen Enklitika des Bosnischen, Kroa-‐‑
tischen und Serbischen. Empirische Studien zu Umgangssprache, Dialekten
und Herkunftssprachen;
2. Prof. Dr. Björn Hansen;
3. DFG;
4. Ab September 2015.
Regensburg (2)
1. Teilhabe Graduiertenschule für Ost-‐‑ und Südosteuropastudien (München / Re-‐‑
gensburg);
2. Institut für Slavistik, Professoren/innen und Mitarbeiter/innen;
3. DFG;
4. 2012 – 2017.
Saarbrücken
1. INCOMSLAV (Mutual Intelligibility and Surprisal in Slavic Intercomprehensi-‐‑
on);
2. Tania Avgustinova; Dietrich Klakow; Roland Marti;
3. DFG;
4. 2014 – 2017.
Tübingen (1)
1. Literaturtheorien in (Ost)Mitteleuropa. Eine intellektuelle Verflechtungsge-‐‑
schichte;
2. Prof. Dr. Schamma Schahadat; Prof. Dr. Irina Wutsdorff; Dr. Michał Mrugalski;
3. DFG;
4. März 2015 – Februar 2018.
Tübingen (2)
1. Prager Moderne(n). Transfer-‐‑ und Abschließungsbewegungen im deutsch-‐‑ und
tschechischsprachigen literarischen Diskurs des beginnenden 20. Jahrhunderts;
2. Prof. Dr. Irina Wutsdorff; Katja Wetz M.A.;
3. Juniorprofessurenprogramm des Landes Baden-‐‑Württemberg;
4. Juni 2014 – Mai 2017.
Tübingen (3)
1. (Post)Socialist Spaces. An Interdisciplinary Approach.
2. Prof. Dr. Schamma Schahadat; Prof. Dr. Thomas Lahusen (University of Toron-‐‑
to);
3. DFG und SSHRC (Kanada);
4. September 2014 – Dezember 2016.
66
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
Tübingen (4)
1. Vernetzte Kulturen in „Zweiter“ und „Dritter“ Welt.
2. Dr. Gesine Drews-‐‑Sylla;
3. Intramurales Förderprogramm Universität Tübingen: „Projektförderung für
NachwuchswissenschaftlerInnen“;
4. September 2014 – August 2015.
✳✳✳
Wien (Österreich) (1)
1. Literature and Cityscape. Urban Identity in East-‐‑Central Europe;
2. Alois Woldan;
3. FWF-‐‑Einzelprojekt P 25308;
4. März 2013 – Februar 2016.
Wien (Österreich) (2)
1. Region, Nation and Beyond. Ukraine (Trilaterales Forschungsprojekt – Schweiz
– Deutschland – Österreich);
2. Ulrich Schmid (St. Gallen); Alois Woldan (Wien);
3. Schweizerischer Nationalfonds (SNF); Deutsche Forschungsgemeinschaft
(DFG); Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, Österreich
(FWF);
4. April 2012 – Juni 2015.
Wien (Österreich) (3)
1. Das Österreichische Galizien und sein multikulturelles Erbe (Doktoratskolleg
W1204);
2. Alois Woldan;
3. Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, Österreich (FWF);
4. November 2006 – Oktober 2015;
Zürich (Schweiz) (1)
1. Literatur und Kunst vor Gericht: Fokus Osteuropa;
2. Prof. Dr. Sylvia Sasse; Dr. Sandra Frimmel; Dr. des. Matthias Meindl; Mara
Traumane;
3. SNF (Schweizerischer Nationalfonds);
4. April 2014 – März 2017.
Zürich (Schweiz) (2)
1. Sergej Tret’jakovs (anti-‐‑)sowjetische Raumpoetik;
2. Prof. Dr. Sylvia Sasse; Dr. Tatjana Hofmann;
3. SNF (Schweizerischer Nationalfonds);
4. Februar 2013 – Januar 2016.
U. Steltner: Slavistische Forschungsprojekte
67
Zürich (Schweiz) (3)
1. Performance Art in Eastern Europe: History and Theory;
2. Prof. Dr. Sylvia Sasse; Dr. Sabine Hänsgen; Dr. Tomáš Glanc; Nastasia Lou-‐‑
veau; Kata Krasznahorkai;
3. ERC-‐‑Consolidator Grant;
4. Oktober 2015 – September 2019.
Zürich (Schweiz) (4)
1. Implizite und explizite Kommunikationsstrategien im politischen Diskurs
Russlands, Polens und Tschechiens aus dem Zeitraum von 2006 bis 2013;
2. Prof. Dr. Daniel Weiss; Ekaterina Mažara, Bartholomäus Novak;
3. SNF (Schweizerischer Nationalfonds);
4. April 2012 – März 2015.
Deutsche Slavistik: Forschung
Slavistische Promotionen 2014–2015
Zusammengestellt von Ulrich Steltner (Jena)
Legende: Ort; Name; Thema der Arbeit; Datum des Rigorosums oder der Disputati-‐‑
on (o.ä.)
Berlin (HU)
Lena Gorishneva [D:] “The variety of functions of the numeral and indefinite marker
one in Bulgarian and Russian”, 1.7.2014.
Jana Rogoff [D:] “Audiovisual (A)synchrony in Early Soviet Sound Film”, 4.6.2014.
Bochum
Christina Clasmeier [D:] „Die mentale Repräsentation von Aspektpartnerschaften
russischer Verben“, 11.12.2014.
Cornelia Martyn [D:] „Nach unserem Bild, uns ähnlich! (Gen 1,26) Die Kunst als Mani-‐‑
festation der Gottebenbildlichkeit des Menschen in Andrej Tarkovskijs Schriften und
Werk”, 4.2.2015.
Dresden
Martin Henzelmann [D:] „Authentizität als treibende Kraft bei der Herausbildung
slavischer Mikroliteratursprachen (am Beispiel des Pomakischen und des Schlesi-‐‑
schen)“, 16.6.2015.
Frankfurt / Oder
Julia Bär [D:] „Zwischen Festung Breslau und Verlorener Heimat. Erinnerungen an
Breslau im Nachkriegsroman der BRD und der DDR“, 29.1. 2015.
Freiburg
Tatyana Perevozchikova [D:] „Age-‐‑related similarities and differences in ultimate
attainment in second language morphosyntax“, 3.7.2015.
Jena
Timo Janca [D:] „Darstellungsarten von nationalen Identitäten in der russischen,
polnischen und ukrainischen Literatur nach 1985 im Vergleich“, 5.1.2015.
Konstanz
Konstantin Kaminskij [D:] „Elektrifizierung als erster proletarischer Roman. Eine
erzähl-‐‑ und medientheoretische Analyse von Andrej Platonovs Elektrifizierungsroman
(1921 – 1931)”, 21.1.2015.
Oksana Monteiro [D:] „religion macht medien. Radiopoetik des sozialistischen Realis-‐‑
mus zwischen Politik und Religion“, 11.2.2015.
U. Steltner: Slavistische Promotionen
69
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Deutsche Slavistik: Lehre
Die Slavistik und ihre Lektorate
Sebastian Kempgen (Bamberg) und Hermann Fegert (Göttingen)
Im Kontext hochschulpolitischer Entscheidungen zur Slavistik in Deutsch-‐‑
land, gerade auch in Zusammenhang mit der neu aufkommenden Diskussion
um die sog. „Kleinen Fächer“, stellt sich die Frage, was wo gelehrt wird, wie
oft welche Teildisziplinen oder Sprachen vertreten sind oder vertreten sein
sollten usw. Um in solchen Situationen Antworten geben zu können, braucht
man zunächst einmal eine einigermaßen verläßliche Datenbasis, die Auskunft
gibt. Mit dem vorliegenden Beitrag soll – nach ähnlichen Auswertungen und
Übersichten in den vergangenen Heften – der Status quo hinsichtlich der
Sprachausbildung beschrieben werden. Abgefragt wurden von allen Institu-‐‑
ten das Angebot nach Sprachen, differenziert nach Lektoraten versus Lehrauf-‐‑
trägen. Grundlage der nachfolgenden Auswertung sind die Eigenangaben der
Institute sowie gegebenenfalls eigene weitere Recherchen. Eine Gewähr für
Vollständigkeit oder Richtigkeit aller Angaben kann dennoch nicht über-‐‑
nommen werden.
Bei den nachfolgenden Ergebnissen bleiben einige Hochschulstandorte und
Konstellationen aus verschiedenen Gründen gänzlich außer Betracht:
a) die Übersicht bezieht sich nur auf Standorte in Deutschland. Zürich und
Wien bleiben außerhalb der Betrachtung, auch wenn der Verband an diesen
Standorten Mitglieder hat, da hochschulpolitisch die jeweiligen Landesver-‐‑
bände der Slavistik für diese Universitäten zuständig sind.
b) Außerhalb der Betrachtung bleiben das Sorbische Institut in Bautzen
bzw. Cottbus, die keine Hochschulstandorte sind, ebenso solche Universitä-‐‑
ten, die zwar eine Ausbildung in den slavischen Sprachen anbieten, jedoch
keine Slavistik (mehr) haben (wie z.B. Bonn und Erlangen).
c) Aus der weiteren Betrachtung kann auch die FU Berlin ausgeschlossen
werden, die ja ebenfalls keine vollwertige Slavistik mehr hat, während die HU
eine umso größere Vielfalt bietet.
Nach diesen Vorbemerkungen können wir folgendes erkennen:
1) Das Russische wird überall angeboten – es stellt ja traditionell auch den
Kern der slavischen Lektorate dar. In den meisten Fällen beschränkt sich die
Ausstattung auf ein (1) – ganzes – Lektorat; mehr als ein Lektorat ist selten
(Gießen, Göttingen, Greifswald, Jena, Köln, Leipzig). Z.T. werden Lektorate
jedoch durch zusätzliche Lehraufträge noch verstärkt. Zur Situation des Rus-‐‑
sischunterrichtes an den Schulen vgl. die Analyse der KMK.1
Zur Situation des Russischunterrichts in der Bundesrepublik Deutschland. Bericht der Kul-‐‑
tusministerkonferenz vom 07.03.2014. 64 Seiten. Online verfügbar unter: http://www.kmk.
org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2014/2014_03_07-‐‑Situation_Russischunter
richt.pdf.
1
S. Kempgen, H. Fegert: Slavistische Lektorate
71
2) Das Ukrainische ist an sieben Universitäten durch ein Lektorat vertreten,
die mehrheitlich im Norden Deutschlands zu finden sind (Frankfurt/Oder,
Greifswald, Göttingen, Oldenburg), zweimal in der Mitte (Gießen, Leipzig)
und einmal im Süden (München). Im Südwesten und Westen Deutschlands ist
das Ukrainische also nicht vertreten.
3) Die dritte ostslawische Sprache, das Weißrussische, ist durch ein Lektorat
überhaupt nur einmal in Deutschland vertreten, nämlich in Oldenburg; mit
Lehraufträgen immerhin noch in Berlin und Leipzig. Diese drei Standorte sind
die einzigen in Deutschland, an denen alle drei ostslawischen Sprachen ange-‐‑
boten werden. Die Vertretung des Weißrussischen in Deutschland muß als
schwach bezeichnet werden, auch im Vergleich zum Ukrainischen, entspricht
aber in gewisser Weise auch der jeweiligen kulturgeschichtlichen Bedeutung
oder dem zeitgeschichtlichen Interesse an diesen Ländern.
4) Sehr gut ist in Deutschland das Polnische vertreten: abgesehen von weni-‐‑
gen Ausnahmen (Erfurt, Halle, Saarbrücken, Würzburg) gibt es an allen Sla-‐‑
vistik-‐‑Standorten auch ein Polnisch-‐‑Lektorat (und zwar genau eines), insge-‐‑
samt 28 mal.
5) Im Vergleich ist das Tschechische schon deutlich reduziert vertreten, aber
immerhin noch sehr ordentlich (17x, dazu an weiteren Standorten durch
Lehraufträge), jedoch überhaupt nur zweimal das Slowakische (Köln und – na-‐‑
heliegend – Regensburg). Hier hat die Entwicklung der Lektorate nicht mit
den politischen Entwicklungen Schritt halten können.
6) Unter den Südslawischen Sprachen sind die quantitativen Relationen
zwischen B/K/S (als Gruppe) und Bulgarisch ähnlich demjenigen zwischen
Polnisch und Tschechisch: die Nachfolgesprachen des Serbokroatischen sind
deutlich häufiger vertreten als das Bulgarische, jedoch muß man dabei die
sehr viel geringeren absoluten Zahlen unbedingt unterstreichen: die häufigere
von beiden Sprachen, also B/K/S, ist nur etwa so häufig vertreten wie die sel-‐‑
tenere des Sprachpaares Polnisch – Tschechisch, nämlich 16x. Bulgarisch-‐‑
Lektorate sind 9x zu verzeichnen.
7) Das Makedonische und das Slowenische fristen unter den südslawischen
Sprachen ein ähnliches Nischendasein wie das Slowakische unter den westsla-‐‑
wischen Sprachen: das Makedonische hat in Deutschland genau ein (1) Lek-‐‑
torat (HU Berlin), das Slowenische keines (mehr), wird aber immerhin an vier
Standorten durch Lehraufträge finanziert, überall übrigens als Ergänzung zu
einem Angebot in B/K/S. Die drei ‚typischen‘ südslawischen Sprachen (Bulg.,
Mak., B/K/S) werden alle gemeinsam nur von der HU Berlin angeboten. Daß
die Südslawistik in Deutschland deutlich schlechter vertreten ist als die
Westslawistik, zeigt die Erhebung sehr nachdrücklich.
8) Das Sorbische wird in Leipzig angeboten, wo es auch einen entsprechen-‐‑
den Studiengang gibt, außerdem vom Sorbischen Institut. An anderen slavis-‐‑
tischen Standorten ist es nicht vertreten.
Aus Standort-‐‑Sicht betrachtet, lassen die Zahlen erkennen, daß ein Standort
mit nur einem (1) Lektorat und dazu vielleicht Lehraufträgen keine voll-‐‑
wertige Slavistik, sondern eines ihrer Teilfächer anbieten (Beispiele Erfurt,
Würzburg); zwei Lektorate sind wenig und ebenfalls Anzeichen einer beson-‐‑
72
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
deren Situation (Germersheim); drei bis vier der Normalfall, fünf oder sechs
hingegen viel (HU Berlin, Gießen, Heidelberg, Leipzig, München, Regens-‐‑
burg). Viele Lektorate bedeuten gleichzeitig immer große Vielfalt an Spra-‐‑
chen. „Große“ Standorte der Slavistik zeichnen sich also nicht nur durch eine
große Zahl von Professuren und/oder Studierenden aus – ganz synchron ein-‐‑
her geht damit auch die Zahl der durch Lektorate angebotenen slavischen
Sprachen. Stark ausdifferenzierte Professuren (Ost-‐‑, West-‐‑, Süd-‐‑) trifft man
nur dort, wo es begleitend auch die entsprechenden Lektorate gibt (vgl. HU
Berlin). Die Umkehrung gilt freilich nicht: große Standorte können sehr wohl
vorwiegend allgemein-‐‑slavistische Professuren haben, in der Sprachausbil-‐‑
dung dennoch Vielfalt anbieten (Hamburg, Gießen, München).
Institutionen stellen sich vor
Slavistik und rechtshistorische Ostmitteleuropaforschung an der
Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
Von Katalin Gönczi (Magdeburg) und Marija Lazar (Leipzig)
Wie reagiert linguistische bzw. histo-‐‑
rische Forschung auf die wissen-‐‑
schaftlichen Herausforderungen der
europäischen Integration? Wie kann
sich in diesem Zusammenhang eine
bereits existierende internationale
Gemeinschaft von Wissenschaftlern
in der interdisziplinären Forschung
engagieren?1 Die vom interdiszipli-‐‑
nären Dialog geprägte Grundlagen-‐‑
forschung kann diese methodischen
Ziele verwirklichen. Als Zusam-‐‑
menarbeit eines wissenschaftlichen
Netzwerkes lässt sich z.B. die Frage
nach der historischen Identität inner-‐‑
halb Europas beantworten. Bei den
Akademien angesiedelte Langzeit-‐‑
projekte sind dafür die geeignete
Form der Forschung, die historischen
und sprachlichen Verflechtungen
innerhalb der europäischen Regionen
zu untersuchen.
I. Slavistik an der Sächsischen Aka-‐‑
demie der Wissenschaften: Tradi-‐‑
tion und Gegenwart
Seit ihrer Gründung 1846 blickt die
Sächsische Akademie der Wissen-‐‑
schaften zu Leipzig (SAW) auf eine
lange Forschungstradition in der
Slavistik sowie auf eine facetten-‐‑
reiche Ostmitteleuropaforschung zu-‐‑
1 Lück, Heiner, „Rechts-‐‑ und Sprachtransfer
in Mittel-‐‑ und Osteuropa. Sachsenspiegel
und Magdeburger Recht“. In: Denkströme.
Journal der Sächsischen Akademie der Wis-‐‑
senschaften, Heft 1 (2008), 128–130, online:
http://denkstroeme.de/heft-‐‑1/s_128-‐‑
130_lueck (letzter Zugriff am 12.05.2015).
rück. Diese beginnt mit August
Schleicher, der 1863 Mitglied der
Leipziger Gelehrtengesellschaft wur-‐‑
de2, und setzt sich heutzutage in
zwei Akademievorhaben3 fort.
Die Slavistik entwickelte sich an
der SAW zu Leipzig unter der Domi-‐‑
nante der historischen Sprachwissen-‐‑
schaft mit den Schwerpunkten in der
Onomastikforschung und Sorabistik.
Die Weichen in ihrer Entwicklung bis
1945 setzten August Leskien, Matija
Murko, Max Vasmer und Reinhold
Trautmann.4 Besonders mit Max
Vasmer und Reinhold Trautmann
verbindet Ernst Eichler die Entsteh-‐‑
ung der Leipziger Tradition der Ono-‐‑
mastikforschung.5 Reinhold Traut-‐‑
2 Eichler, Ernst, Die Slawistik in der Sächsi-‐‑
schen Akademie der Wissenschaften bis
1945. In: Wege und Fortschritte der Wissen-‐‑
schaft: Beiträge von Mitgliedern der Säch-‐‑
sischen Akademie der Wissenschaften zu
Leipzig zum 150. Jahrestag ihrer Gründung.
In: Sächsische Akademie der Wissenschaften
zu Leipzig, hrsg. im Auftr. der Akademie
von Günther Haase und Ernst Eichler, Berlin
1996, 561.
3 Die aktuellen Akademieprojekte mit dem
slavistischen Schwerpunkt sind: „Das säch-‐‑
sisch-‐‑magdeburgische Recht als kulturelles
Bindeglied zwischen den Rechtsordnungen
Ost-‐‑ und Mitteleuropas“ sowie „Wissen-‐‑
schaftsbeziehungen im 19. Jahrhundert zwi-‐‑
schen Deutschland und Russland auf den
Gebieten Chemie, Pharmazie und Medizin“.
Siehe dazu http://www.saw-‐‑leipzig.de/
de/projekte (letzter Zugriff am 11.05. 2015).
4 Eichler, Ernst, op. cit.
5 Ibid. S. folgende Publikationen:
74
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
mann war außerdem jener, der die
Sorabistikforschung trotz der ungün-‐‑
stigen politischen Lage an der SAW
zu Leipzig in den Jahren 1933–1945
in der Nachkriegszeit gründete und
entwickelte.6 Im Rahmen dieser bei-‐‑
den Forschungsrichtungen hat sich
die Untersuchung des Sprachkon-‐‑
takts etabliert, da sowohl die Ono-‐‑
mastik als auch die Sorabistik die
Verzahnung der Slavinen mit den
anderen Sprachen hervorhebt und
diese in einem solchen Zusammen-‐‑
hang betrachtet.
Slavistische Forschung nach 1945
an der SAW zu Leipzig hat Ernst
Eichler (1930–2012) maßgeblich ge-‐‑
prägt.7 Er knüpfte an die bereits be-‐‑
stehende Forschungstradition an und
verband in seinem philologischen
Schaffen das Interesse zur Onomastik
Vasmer, Max: Osteuropäische Ortsnamen.
Dorpat, 1921 (Eesti Vabariigi Tartu Ülikooli
toimetused = Acta et commentationes Uni-‐‑
versitatis Tartuensis (Dorpatensis), B, Hu-‐‑
maniora; 1,3).
Vasmer, Max: Die Slaven in Griechenland.
Berlin, 1941 (Abhandlungen der Preußi-‐‑
schen Akademie der Wissenschaften, Philo-‐‑
sophisch-‐‑Historische Klasse; 1941,12).
Vasmer, Max: Die griechischen Lehnwörter
im Serbo-‐‑Kroatischen. Berlin, Gruyter in
Komm., 1944 (Abhandlungen der Preußi-‐‑
schen Akademie der Wissenschaften, Philo-‐‑
sophisch-‐‑Historische Klasse; 1944, 3).
Trautmann, Reinhold: Die elb-‐‑ und ostsee-‐‑
slavischen Ortsnamen. Bd. 1–3, Berlin 1948–
1956.
Trautmann, Reinhold: Die slavischen Orts-‐‑
namen Mecklenburgs und Holsteins. Berlin
1950.
6 Ibid. Siehe auch Wiemers, Gerald, Rein-‐‑
hold Trautmann und die Leipziger wissen-‐‑
schaftlichen Gesellschaften. In: Eichler,
Ernst: Reinhold Trautmann und die deut-‐‑
sche Slawistik. Mit einem Beitrag von Ge-‐‑
rald Wiemers. Berlin 1984, 39–50.
7 Bily, Inge: Nachruf Ernst Eichler (1930–
2012). Namenforscher und Slawist, in: Mit-‐‑
teldeutsches Jahrbuch für Kultur und Ge-‐‑
schichte 20 (2013), 225–227.
und Sorabistik. Unter seiner Leitung
wurde in den Jahren 2000–2005 der
„Atlas altsorbischer Ortsnamenty-‐‑
pen“ in 5 Bänden herausgegeben, der
im Rahmen des Akademieprojekts
„Deutsch-‐‑slawische
Namenfor-‐‑
schung“ (Arbeitsstellenleiterin: Inge
Bily, Projektlaufzeit: 1992–2003)
entstand.8 Eine weitere bedeutende
onomastische Reihe „Deutsch-‐‑Slawi-‐‑
sche Forschungen zur Namenkunde
und Siedlungsgeschichte“, welche an
der SAW publiziert wurde, wurde
vom Bohemisten Rudolf Fischer und
Linguisten Theodor Frings in den
50er Jahren des 20. Jh. gegründet und
herausgegeben. In ihrem Rahmen
wurde das Namensgut von Sachsen,
Thüringen und Teilen Sachsen-‐‑
Anhalts in 38 Bänden aufgearbeitet.
Ab Bd. 27 (1973) übernahmen Ernst
Eichler und Autorenkollektiv die
Herausgeberschaft in der Serie.9
Außerdem hat Ernst Eichler sich mit
der Geschichte der Slavistik befasst,
was sich in einer Reihe der Akade-‐‑
mievorträge und -‐‑publikationen
niederschlug.10
In der Tätigkeit von Ernst Eichler
erschöpfte sich die slavistische For-‐‑
8 Hübner, Michael (Hrsg.): Die Publikatio-‐‑
nen 1846 bis 2000 / Sächsische Akademie der
Wissenschaften zu Leipzig. Stuttgart–Leip-‐‑
zig 2000, S. 197. http://www.saw-‐‑leipzig.de/
de/projekte/beendete-‐‑forschungsvorhaben
(letzter Zugriff am 07.05.2015).
9 Wiemers, Gerald/Fischer, Eberhard: Säch-‐‑
sische Akademie der Wissenschaften zu
Leipzig. Die Mitglieder von 1846 bis 2006.
Berlin 2006. – Hübner, Michael (Hrsg.), op.
cit., 206–208. – http://www.saw-‐‑leipzig.de/
de/projekte/beendete-‐‑forschungsvorhaben
(letzter Zugriff am 07.05.2015).
10 Siehe die in diesem Beitrag zitierten Ar-‐‑
beiten sowie: Eichler, Ernst: Slawistik in
Deutschland von den Anfängen bis 1945: ein
biographisches Lexikon. Bautzen 1993. –
Eichler, Ernst: Zwei Beiträge zur Geschichte
der Slawistik [vorgetragen in der Sitzung
am 9. Mai 1986]. Berlin 1988.
K. Gönczi & M. Lazar, Slavistik an der SAW
schung an der SAW zu Leipzig in der
zweiten Hälfte des 20. Jh. aber nicht.
Der Südslavist Herbert Peukert, der
Linguist Rudolf Růžička, der Sorabist
Heinz Schuster-‐‑Šewc11, der Bohemist
und Historiker Anton Blaschka, der
Literaturwissenschaftler
Gerhard
Dudek und der Linguist Bernhard
Comrie haben hier gewirkt bzw. ihre
Gutachtertätigkeit für die Akademie-‐‑
projekte betrieben.
Slavistik und Slavenkunde an der
SAW zu Leipzig waren fast aus-‐‑
schließlich in einen interdisziplinären
Kontext eingebunden, interagierten
z.B. mit solchen Disziplinen wie Kar-‐‑
tographie, Ethnologie oder Wissen-‐‑
schaftsgeschichte und schöpften na-‐‑
türlicherweise daraus neue Anre-‐‑
gungen.
II. Aktuelle Vorhaben an der SAW
mit slavistischem Schwerpunkt
An die interdisziplinäre Forschungs-‐‑
tradition knüpft das Akade-‐‑
mievorhaben „Das sächsisch-‐‑magde-‐‑
burgische Recht als kulturelles Bin-‐‑
deglied zwischen den Rechtsord-‐‑
nungen Ost-‐‑ und Mitteleuropas“ an.
Ziel dieses Akademieprojektes, das
unter der Leitung von Prof. Dr. Hei-‐‑
ner Lück (Universität Halle)12 mit Ar-‐‑
beitsstellen in Leipzig und Magde-‐‑
burg seit 2004 forscht, ist es, zu er-‐‑
mitteln, wie der Sachsenspiegel und
das Magdeburger Stadtrecht die
Rechtssysteme in Ostmitteleuropa13
11 Eichler, Ernst, ibid., 571.
12 Das Forschungsprojekt zum sächsisch-‐‑
magdeburgischen Recht wurde von 2004 bis
2012 auch von Ernst Eichler geleitet.
13 Als Verbreitungsgebiet des sächsisch-‐‑
magdeburgischen Rechts lassen sich primär
Polen, Tschechien, die Slowakei, die Ukrai-‐‑
ne, Weißrussland, Ungarn und Rumänien
benennen. Die Untersuchungsgebiete wer-‐‑
den nach den heutigen Ländernamen nach
der Vorlage der Handbücher zur europäi-‐‑
schen Rechtsgeschichte bezeichnet. Vgl.
75
prägten und welche Einflüsse in den
jeweiligen Rechtsordnungen und
Rechtssprachen nachweisbar sind.
Da die städtischen Rechtsordnungen
gerade in den neuen Mitglieds-‐‑
staaten der Europäischen Union vom
Magdeburger Recht geprägt wurden,
wird die Reichweite des sächsisch-‐‑
magdeburgischen Rechts durch Zu-‐‑
sammenarbeit von Wissenschaftlern
vor Ort erforscht.
Die Ergebnisse des Forschungs-‐‑
vorhabens werden vor allem in Bän-‐‑
den in der Reihe IVS SAXONICO-‐‑
MAIDEBURGENSE IN ORIENTE im
Verlag de Gruyter zu den jeweiligen
Untersuchungsgebieten publiziert.
Die Bücher zu Polen, Ungarn und
Rumänien sowie ein Sammelband
zum Forschungsstand sind bereits
erschienen;14 der Projektband zu
Tschechien und der Slowakei ist in
Vorbereitung. Geplant sind des Wei-‐‑
teren ein Untersuchungsband zu
Weißrussland und Litauen sowie zur
Ukraine und Russland.
Coing, Helmut (Hrsg.), Handbuch der Quel-‐‑
len und Literatur der neueren europäischen
Privatrechtsgeschichte, München 1973–1988.
14 Eichler, Ernst/Lück, Heiner (Hrsg.):
Rechts-‐‑ und Sprachtransfer in Mittel-‐‑ und
Osteuropa. Sachsenspiegel und Magdebur-‐‑
ger Recht. Internationale und interdiszipli-‐‑
näre Konferenz in Leipzig vom 31. Oktober
bis 2. November 2003, Red. Wieland Carls,
Berlin 2008. (= IVS SAXONICO-‐‑MAIDE-‐‑
BVRGENSE IN ORIENTE. 1);
Bily, Inge/Carls, Wieland/Gönczi, Katalin,
Sächsisch-‐‑magdeburgisches Recht in Polen.
Untersuchungen zur Geschichte des Rechts
und seiner Sprache, Berlin, Boston 2011.
(= IVS SAXONICO-‐‑MAIDEBVRGENSE IN
ORIENTE. 2);
Gönczi, Katalin/Carls, Wieland, Sächsisch-‐‑
magdeburgisches Recht in Ungarn und Ru-‐‑
mänien. Autonomie und Rechtstransfer im
Donau-‐‑ und Karpatenraum, Unter Mitarb.
von Inge Bily, Berlin, Boston 2013. (= IVS
SAXONICO-‐‑MAIDEBVRGENSE IN ORI-‐‑
ENTE. 3).
76
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
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KJQUf
K. Gönczi & M. Lazar, Slavistik an der SAW
fuzzy-‐‑Korpora herangezogen und
korpusgestützte Untersuchung der
Mehrworteinheiten (Syntagmen, n-‐‑
grams) verfolgt. Diese Vorgehens-‐‑
weise ist zum einen vorteilhaft, weil
die zu untersuchenden Einheiten
nicht im Vorfeld definiert werden
und durch die Ergebnisse das
gesamte rechtssprachliche Register,
nicht nur durch die Exzerption
ausgewählte Elemente, beschrieben
werden kann. Zum anderen werden
durch die Konfrontation mehrerer
Slavinen, in denen die Rechtstexte
verfasst wurden (wie etwa Polnisch
und Prosta Mova17, Tschechisch und
„slovakisiertes Tschechisch“18), die
Wege der Entlehnung der rechts-‐‑
sprachlichen Strukturen erschlossen
und somit auch die Wege der Rezep-‐‑
tion des sächsisch-‐‑magdeburgischen
Rechts.
Die zentrale Rolle in der Entwick-‐‑
lung der Rechtssprache und ein
Hauptergebnis des Rechtstransfers
ist aus der sprachhistorischen Sicht
die sprachliche Standardisierung der
Rechtssprache19, die oft zugleich mit
17 In mehreren regionalen Prägungen.
18 Ein umstrittener Begriff, s. etwa: Berger,
Tilman, Tschechen und Slowaken: Zum
Scheitern einer gemeinsamen, tschechoslo-‐‑
wakischen Schriftsprache. In: Hentschel,
Gerd (Hrsg.), Über Muttersprachen und Va-‐‑
terländer. Zur Entwicklung von Standard-‐‑
sprachen und Nationen in Europa. Frank-‐‑
furt a. Main (usw.) 1997, 167.
Giger, Markus, Die Sprachsituation in der
Slowakei: Diglossie in der Vergangenheit
und ihre Spuren in der Gegenwart. In: Jiřina
van Leeuwen-‐‑Turnovcová, Nicole Richter
(Hrsg.), Entwicklung slawischer Literatur-‐‑
sprachen, Diglossie, Gender. Literalität von
Frauen und Standardisierungsprozesse im
slawischen Areal. Beiträge des Kolloquiums
an der FSU-‐‑Jena, Dezember 2004. München
2006, 99–101.
19 Vgl. Kopaczyk, Joanna: The legal lan-‐‑
guage of Scottish burghs: Standardization
and lexical bundles (1380–1560), Oxford
2013.
77
der Erfindung der neuen Termino-‐‑
logie und des phraseologischen Be-‐‑
standes stattfand. Die Abfrage der
Ergebnisse der n-‐‑gram-‐‑Untersu-‐‑
chung in den gewichteten diachro-‐‑
nen Nationalkorpora gibt Auskunft
über die Beständigkeit der Entleh-‐‑
nungen sowie über ihre Verbreitung
in den anderen Registern und Text-‐‑
sorten, was die Nachhaltigkeit des
Einflusses des sächsisch-‐‑magdebur-‐‑
gischen Rechts auf die jeweiligen
(Rechts)kulturen ausloten lässt.
2. Forschungen zum Rechtstransfer
Zu den gemeinsamen Traditionen
der europäischen Rechtskultur ge-‐‑
hört neben dem römischen und dem
kanonischen Recht das sächsisch-‐‑
magdeburgische Recht. Solange in
den okzidentalen Teilen Europas die
römisch-‐‑rechtlichen Rechtstraditio-‐‑
nen die gemeinsamen Rechtsgrund-‐‑
lagen bildeten, waren der Sachsen-‐‑
spiegel und das Magdeburger Stadt-‐‑
recht ein weiteres „kulturelles Binde-‐‑
glied“ zwischen den Rechtsordnun-‐‑
gen Mittel-‐‑ und Osteuropas.20
Kopaczyk, Joanna, Formulaicity in Scots his-‐‑
torical corpora and the lexical bundles
method. In: Bennett, Paul/Durrell, Martin/
Scheible, Silke/Whitt, Richard J. (eds.): New
Methods in Historical Corpora. Tübingen
2013, 151–162 (= Korpuslinguistik und inter-‐‑
disziplinäre Perspektiven auf Sprache / Cor-‐‑
pus Linguistics and Interdisciplinary Per-‐‑
spectives on Language Bd./Vol. 3).
Kopaczyk, Joanna: Long lexical bundles and
standardisation in historical legal texts. In:
Studia Anglica Posnaniensia 47, 2–3 (2012),
3–25.
20 Lück, Heiner, Einführung: Das sächsisch-‐‑
magdeburgische Recht als kulturelles Bin-‐‑
deglied zwischen den Rechtsordnungen
Ost-‐‑ und Mitteleuropas. In: Eichler, Ernst/
Lück, Heiner (Hrsg.), Rechts-‐‑ und Sprach-‐‑
transfer in Mittel-‐‑ und Osteuropa. Sachsen-‐‑
spiegel und Magdeburger Recht. Internatio-‐‑
nale und interdisziplinäre Konferenz in
78
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
Als methodischer Ansatz für die
Untersuchung der Verfassungs-‐‑ und
Rechtsgeschichte dienen die Erkennt-‐‑
nisse der Transferforschung.21 In der
Analyse der Rechtsverbindungen
wird den Wegen und Formen des
Rechtstransfers nachgegangen. Mit
diesem grenzüberschreitenden For-‐‑
schungsansatz lässt sich der Prozess
der Rechtsentwicklung in Ostmittel-‐‑
europa adäquater erfassen. An dieser
Stelle bietet die Aufarbeitung der
sozialhistorischen Hintergrundinfor-‐‑
mationen wie die Siedlungsge-‐‑
schichte, der Landesausbau und die
Stadtentwicklung einen neuen Zu-‐‑
gang zur Rechtsgeschichte gegen-‐‑
über der römisch-‐‑rechtlich geprägten
Rezeptionsforschung.
Außerdem
können weitere gemeinsame Themen
der Rechtshistoriographie Ostmittel-‐‑
europas in die Untersuchung der
Verfassungs-‐‑ und Rechtsgeschichte
einbezogen werden: die Christiani-‐‑
sierung, die Etablierung der jeweili-‐‑
gen Königreiche innerhalb Europas,
die Rolle des ius commune, die
Leipzig vom 31. Oktober bis 2. November
2003, Berlin 2008, 1–28.
21 Lück, Heiner, Rechtstransfer und Rechts-‐‑
verwandtschaft. Zum Einfluss des Magde-‐‑
burger Stadtrechts im Königreich Böhmen.
In: Malý, Karel/Šouša, Jiří (Hrsg.), Městské
právo ve střední Evropě. Sborník příspěvků
z mezinárodní právnické konference, Praha
2013, S. 298–317; Lück, Heiner, Aspects of
the transfer of the Saxon-‐‑Magdeburg Law to
Central and Eastern Europe. In: Rechtsge-‐‑
schichte – Legal History, 22 (2014), 79–89,
online: http://dx.doi.org/10.12946/rg22/079-‐‑
089 (letzter Zugriff am 11.05.2015); Bos, El-‐‑
len/Pócza, Kálmán (Hrsg.), Rechtssysteme
im Donauraum. Vernetzung und Transfer,
Baden-‐‑Baden 2014.
Zur neuzeitlichen rechtshistorischen Trans-‐‑
ferforschung mit Bezug auf Ostmitteleuropa
siehe u.a. die Ergebnisse des Projektes
„Rechtskulturen des modernen Osteuropa.
Traditionen und Transfers“ am Max-‐‑Planck-‐‑
Institut für europäische Rechtsgeschichte.
Rechtsaufzeichnungsversuche und
der Rechtspartikularismus.
Als eine Zwischenbilanz zu den
Ländern Ostmitteleuropas ergibt
sich, dass das sächsisch-‐‑magdebur-‐‑
gische Recht am intensivsten in Po-‐‑
len wirkte. Bis zum 19. Jahrhundert
wurde das Magdeburger Recht in
Kleinpolen und Galizien an ca. 650
Ortschaften, in Großpolen an 150
Ortschaften verliehen. Von Polen aus
verbreitete sich das Magdeburger
Recht in Richtung Ukraine, Litauen
und Weißrussland, so dass Polen als
Drehscheibe im Rechtstransfer cha-‐‑
rakterisiert werden kann. In den pol-‐‑
nischen Städten bildeten sich auch
örtliche Varianten des Magdeburger
Rechts heraus. Unter diesen lokalen
Varianten erreichte das Kulmer
Recht die weiteste Verbreitung auf
den Gebieten des Deutschordens-‐‑
landes.
Der Rechtstransfer begann im 13.
Jahrhundert in Richtung Schlesien,
als der Stadtherr, der schlesische
Herzog, das Magdeburger Recht an
seine Städte verlieh. Dies geschah in
der Regel bei der Gründung bzw.
Neugründung einer Stadt durch ein
Lokationsprivileg zur Begünstigung
der Rechtsstellung der Siedler. Die
Siedlungsgründungen und -‐‑privile-‐‑
gierungen sollten zur Stärkung der
Herrschaft beitragen. So erfolgte z.B.
1211 die Verleihung des Magdebur-‐‑
ger Rechts an die schlesische Stadt
Goldberg, wo sich Bergarbeiter aus
Deutschland in einer größeren Zahl
niederließen. 1257 wurde Krakau an-‐‑
lässlich der Neugründung nach dem
Mongolensturm mit einer günstigen
Rechtsstellung nach dem Magdebur-‐‑
ger Recht ausgestattet. Der Stadtherr
förderte diese Siedlungen auch aus
wirtschaftlichen Gründen, wofür er
Privilegien erließ. In Pommern wa-‐‑
ren es die Herzöge und die adeligen
Grundherren, die die Siedlungs-‐‑ und
Städtegründungsprozesse in Gang
K. Gönczi & M. Lazar, Slavistik an der SAW
setzten. Außerdem vermittelten auch
die vor Ort anwesenden Orden, wie
die Zisterzienser in Polen, jene
kulturelle Kontakte, die zu Rechts-‐‑
verbindungen führten.22
Neben den Rechtsverleihungen
gab es auch eine horizontale Kom-‐‑
munikation zwischen den Städten,
wenn eine städtische Gemeinde die
Stadt Magdeburg um die Versen-‐‑
dung der Privilegien bat. Solche
Rechtsmitteilungen sind bekannt für
Breslau, Görlitz, Kulm und Schweid-‐‑
nitz. Nach der Verleihung des Mag-‐‑
deburger Rechts an Breslau (1241)
bestätigte 1261 der schlesische Her-‐‑
zog den Breslauer Bürgern die per-‐‑
sönliche Freiheit nach dem Magde-‐‑
burger Recht. Im gleichen Jahr wur-‐‑
de eine Rechtsmitteilung aus Magde-‐‑
burg nach Breslau gesandt.23
Aus dem Einflussbereich des Mag-‐‑
deburger Rechts wurden an die
Magdeburger Schöffen Anfragen ge-‐‑
richtet, die sie in Form von Rechts-‐‑
auskünften beantworteten. Die Form
der Kommunikation war zuerst
mündlich; später wurden die An-‐‑
fragen und Auskünfte in Briefen ver-‐‑
fasst. Die Normen des Magdeburger
Rechts kann man am besten aus
diesen Schöffensprüchen erschließen.
Aus der Formulierung der Anfragen
und der Schöffensprüche kann man
auf eine präzise juristische Denk-‐‑
weise schließen, denn Tatbestände
wie Diebstahl, Betrug und Ehebruch
wurden mit juristischer Genauigkeit
formuliert. Kenntnisse in der juristi-‐‑
22 Bily, Inge/Carls, Wieland/Gönczi, Katalin:
Sächsisch-‐‑magdeburgisches Recht in Polen.
Untersuchungen zur Geschichte des Rechts
und seiner Sprache. Berlin– Boston 2011, 25–
27.
23 Ebel, Friedrich, Breslau. In: Handwörter-‐‑
buch zur deutschen Rechtsgeschichte, Hrsg.
von Albrecht Cordes, Heiner Lück, Dieter
Werkmüller und Ruth Schmidt-‐‑Wiegand als
philolog. Beraterin. 2., völlig überarb. u.
erw. Aufl., Bd. 1, Berlin 2008, Sp. 681–684.
79
schen Dogmatik lassen sich auch in
der Korrespondenz zwischen den
Magdeburger Schöffen und dem an-‐‑
fragenden Rat beobachten.24
Nach der Vorlage des Magdebur-‐‑
ger Schöffenstuhls bildeten sich bald
auch in Osteuropa rechtsberatende
Schöffenkollegien, die ebenfalls
Rechtsauskünfte nach dem Magde-‐‑
burger Recht erteilten. Solche Schöf-‐‑
fenstühle gab es auch in Polen: in
Breslau, Neumarkt und Posen. In der
polnischen Residenzstadt Krakau
gründete der König 1356 das Oberge-‐‑
richt des deutschen Rechts, an das
sich die Städte Kleinpolens wenden
konnten.25 Dieses königliche Gericht
sprach Recht auf der Grundlage des
Magdeburger Rechts. Zugleich wur-‐‑
de der direkte Weg der Kommunika-‐‑
tion mit Magdeburg untersagt.
Die wissenschaftliche Bearbeitung
des Magdeburger Rechts begann im
16. Jahrhundert – zuerst in Latein,
danach aber auch in der Landes-‐‑
sprache. Durch den Buchdruck (ab
1440) vermehrten sich die Kompen-‐‑
dien des sächsisch-‐‑magdeburgischen
Rechts. Die intensive wissenschaft-‐‑
liche Auseinandersetzung erfolgte
durch die neue Schicht der Rechtsho-‐‑
noratioren, den juristisch gebildeten
Mitgliedern des Stadtregiments. Ein
Zentrum der Juristenausbildung in
Ostmitteleuropa war die Krakauer
Universität, zu deren Absolventen
24 Ebel, Friedrich: Des spreke wy vor eyn recht
....Versuch über das Recht der Magdeburger
Schöppen. In: Unseren fruntlichen grus zu-‐‑
vor. Deutsches Recht des Mittelalters im
mittel-‐‑ und osteuropäischen Raum. Kleine
Schriften, Fijal, Andreas/ Leuchte, Hans-‐‑
Jörg/Schiewer, Hans-‐‑Jörg (Hrsg.), Köln–
Weimar–Wien 2004, 423–511.
25 Łysiak, Ludwik, Ius supremum Mayde-‐‑
burgense castri Cracoviensis 1356–1794.
Organisation, Tätigkeit und Stellung des
Krakauer Oberhofs in der Rechtsprechung
Altpolens. Frankfurt a. Main 1990.
80
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
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K. Gönczi & M. Lazar, Slavistik an der SAW
Etliche Quellen des sächsisch-‐‑
magdeburgischen Rechts waren im
Donau-‐‑ und Karpatenraum vorhan-‐‑
den, so enthielt z.B. der Hermann-‐‑
städter Codex Altemberger, eine
Handschrift aus dem 15. Jahrhun-‐‑
dert, das Magdeburger Weichbild.
Der Weg des sächsisch-‐‑magdebur-‐‑
gischen Rechts in den Donau-‐‑ und
Karpatenraum führte in erster Linie
über Schlesien, das als Vermittler im
Prozess der Verbreitung des säch-‐‑
sisch-‐‑magdeburgischen Rechts in
Richtung Osteuropa angesehen wer-‐‑
den kann. Dieser Vorgang wurde
durch die wirtschaftlichen Verbin-‐‑
dungen der Städte der heutigen Slo-‐‑
wakei nach Schlesien unterstützt. So
reichten z.B. die Fernhandelsbezieh-‐‑
ungen von Breslau bis in den Osten
der Slowakei.29 Der Warenverkehr
war ein Mittler für den Rechtstrans-‐‑
fer, so dass die Kaufleute als Träger
des kulturellen Austausches mit
Schlesien anzusehen sind. Allerdings
lag das Königreich Ungarn auch im
Einflussbereich der süddeutschen
Stadtrechte; daher sind die Stadt-‐‑
rechte der Donauhandelsstädte eben-‐‑
falls dem süddeutschen Rechtskreis
zuzuordnen.30
Die Stadtrechtsentwicklung so-‐‑
wohl im Königreich Ungarn, als auch
transfer im Donau-‐‑ und Karpatenraum, Ber-‐‑
lin–Boston 2013, 105–112.
29 Nikolicza, Erika, Boroszló és Görlitz
lehetséges szerepe a budaiak magdeburgi
joggal való megismerkedésében [Die mögli-‐‑
che Rolle von Breslau und Görlitz beim Ken-‐‑
nenlernen des Magdeburger Rechts seitens
der Budaer]. In: Mikó, Gábor/Péterfi,
Bence/Vadas, András (Hrsg.), Tiszteletkör.
Történeti tanulmányok Draskóczy István
egyetemi tanár 60. születésnapjára, Buda-‐‑
pest 2012, 155–163.
30 Blazovich, László, Das Ofner Stadtrecht
und die Rechtsbücher von Ungarn. In: Eike
von Repgow. A Szász tükör [Sachsenspie-‐‑
gel], Blazovich, László/Schmidt, József
(Hrsg.), Szeged 2005, 91–101.
81
in den böhmischen Ländern zeigt,
dass das sächsisch-‐‑magdeburgische
Recht mit anderen Rechtskreisen zu-‐‑
sammenwirkte. Insbesondere die
Städte im Norden des Königreichs
Böhmen wurden vom Magdeburger
Recht geprägt: Leitmeritz, Olmütz,
Leobschütz und Troppau. In den
südlichen Städten des Königreichs
Böhmen lässt sich hingegen (bis zur
Vereinheitlichung des böhmischen
Stadtrechts im 16. Jahrhundert) auch
ein Einfluss des Wiener Stadtrechts
beobachten.
Außerdem waren in den böhmi-‐‑
schen Ländern wie auch in Deutsch-‐‑
land römisch-‐‑rechtliche Rechtstraditio-‐‑
nen vorhanden.31 Dennoch wurde die
Vollrezeption im Königreich Böhmen
von den Ständen bekämpft und ab-‐‑
gelehnt. Da die Rechtsgrundlagen
des römischen Rechts aber bekannt
blieben, konnten die römisch-‐‑rechtli-‐‑
chen Begriffe trotz der Dominanz der
Stände insbesondere im Stadtrecht
Fuß fassen. Ein Beispiel dafür ist das
Brünner Schöffenbuch sowie das
Werk von Paul Christian Koldin, das
vom römischen Recht entscheidend
geprägt ist.
Die Geschichte des sächsisch-‐‑mag-‐‑
deburgischen Rechts in Ostmittel-‐‑
europa zeigt, dass es sich hierbei um
ein länderübergreifendes, im besten
Sinne europäisches Recht handelt.
Die Akzeptanz war meist freiwillig
und die Übernahmen dienten vor al-‐‑
lem der Rationalisierung des Rechts.
Dabei lagen die Bindung an das
Recht und die Einhaltung der Nor-‐‑
men im Interesse der jeweiligen
Rechtsstädte.
Die Analyse des Rechtstransfers
trägt wesentlich dazu bei, dass
sprachliche und thematische Gren-‐‑
31 Pfeifer, Guido Christian: Ius Regale Mon-‐‑
tanorum. Ein Beitrag zur spätmittelalterli-‐‑
chen Rezeptionsgeschichte des römischen
Rechts in Mitteleuropa. Ebelsbach 2002.
82
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
zen innerhalb der Rechtsgeschichts-‐‑
schreibung Europas überwunden
werden können. Denn in dieser in-‐‑
tensiven Phase der europäischen In-‐‑
tegration wird auf die Erforschung
der gemeinsamen Grundlagen der
europäischen Rechtskultur besonders
Wert gelegt. Durch die hier beschrie-‐‑
benen Wege des Transfers wurde das
sächsisch-‐‑magdeburgische Recht ein
Teil der Rechtskultur und somit ein
gemeinsames historisches Erbe in
Ostmitteleuropa.
Exkurs: Die Geschichte der Natur-‐‑
wissenschaften untersucht das zwei-‐‑
te aktuelle Langzeitprojekt an der
Sächsischen Akademie der Wissen-‐‑
schaften „Wissenschaftsbeziehungen
im 19. Jh. zwischen Deutschland und
Russland auf den Gebieten Chemie,
Pharmazie und Medizin“, wobei
auch auf Erkenntnisse der slavisti-‐‑
schen Forschung zurückgegriffen
wird. Als Ergebnis dieses Vorhabens
entsteht die Reihe Relationes32, die
Handbuchcharakter besitzt und etwa
die Karrierewege deutscher Leibärzte
in Russland oder die Entwicklung
der Embryologie als Wechselwir-‐‑
kung zwischen dem deutschen und
dem russischen Raum behandelt. Im
Rahmen dieses Projekts ist ein online
verfügbares biobibliographisches Le-‐‑
xikon der Naturwissenschaftler ver-‐‑
öffentlicht, die in Russland und
Deutschland im 19. Jh. fungierten
und für den regen Austausch sorg-‐‑
ten.33
III. Fazit
Die interdisziplinären Ansätze der
linguistischen und historischen For-‐‑
schung bilden eine gute Grundlage
32 Sie umfasst z.Zt. 16 Bände.
33 Siehe http://www.saw-‐‑leipzig.de/de/pro-‐‑
jekte/wissenschaftsbeziehungen-‐‑im-‐‑19-‐‑jahr-‐‑
hundert-‐‑zwischen-‐‑deutschland-‐‑und-‐‑russ-‐‑
land-‐‑auf-‐‑den-‐‑gebieten-‐‑chemie-‐‑pharmazie-‐‑
und-‐‑medizin (letzter Zugriff am 17.04.2015).
für die Suche nach den historischen
und kulturellen Wurzeln Europas.
Komparatistische Quellenuntersu-‐‑
chungen, Wissenschaftsgeschichte
und vergleichende Rechtsgeschichte
können umfassend im Rahmen von
Langzeitprojekten bei der Sächsi-‐‑
schen Akademie der Wissenschaften
bearbeitet werden, so dass diese aka-‐‑
demische Forschungsstätte an der
europäischen historischen Grundla-‐‑
genforschung einen wesentlichen
Anteil nimmt.
Teilfächer der Slavistik
Nema problema? Südslavistische Expertise und die Einbettung
serbistischer Literaturwissenschaft in die deutschen Universitäten
nach dem Zerfall Jugoslawiens
Von Angela Richter (Halle)
Zu Veränderungen Stellung zu neh-‐‑
men, die es in der südslavistischen
Lehre und Forschung seit den Zer-‐‑
fallskriegen der 1990er Jahre gege-‐‑
ben hat, erweist sich bei näherer
Überlegung als nicht unkompli-‐‑
ziert, selbst wenn man sich auf die
Literaturwissenschaft und dabei auf
die serbistische beschränkt. Die Si-‐‑
tuation, wie sie sich heute darstellt,
besteht aus zahlreichen zu berück-‐‑
sichtigenden Facetten. Ich halte es
für wichtig, diese wenigstens kurz
zu skizzieren.
1. Im Hinblick auf die institutio-‐‑
nelle Verankerung an deutschen
Universitäten stellt die Südslavistik
ohne Zweifel das schwächste Glied
innerhalb des „kleinen Fachs“ Sla-‐‑
vistik dar. Zwar gab es gerade in
den politisch schwierigen 1990er
Jahren im ex-‐‑jugoslawischen Raum
Neugründungen bzw. Nachbeset-‐‑
zungen in Berlin, Leipzig, Halle
und Jena – bei jeweils unterschied-‐‑
licher Ausrichtung der Professuren.
Nach 2000 wurde zudem die Flanke
an der HU Berlin durch eine Pro-‐‑
fessur für südslavische Sprach-‐‑ und
Kulturwissenschaft und eine Juni-‐‑
orprofessur für süd-‐‑ und ostslavi-‐‑
sche Literaturen erheblich gestärkt,
in Jena erfolgte zum Wintersemes-‐‑
ter 2010 die Nachbesetzung der
Professur für Südslavistik. Aber
ebenso mussten wir konstatieren,
dass in Tübingen (Slavische Philo-‐‑
logie mit dem Schwerpunkt Südsla-‐‑
vistik) und Leipzig (Südslavische
Sprach-‐‑ und Übersetzungswissen-‐‑
schaft incl. Südosteuropa-‐‑Linguis-‐‑
tik) die Professuren den Sparmaß-‐‑
nahmen zum Opfer fielen, was das
Aus für südslavistische Studien-‐‑
programme bedeutete.1
Es ist ein offenes Geheimnis, dass
sich die Argumente auf der Ebene
der Fakultäten bei Kürzungswellen
und Einsparungsszenarien stets äh-‐‑
neln und häufig in das bekannte
Totschlagargument ausarten: die zu
geringe Zahl der Studienanfänger
(kein Wunder, wenn die Kapazi-‐‑
tätsberechnungen auf großen Fä-‐‑
chern wie Germanistik oder Politik-‐‑
wissenschaft basieren). Zu hören ist
mitunter auch, dass sich nicht jede
Universität alles leisten bzw. das
erhalten könne, was andere gestri-‐‑
chen oder zu entwickeln versäumt
haben. Ganz deutlich zu sehen ist in
der deutschen Hochschullandschaft
der Trend, sich auf die Westslavis-‐‑
tik zu fokussieren. Aktuell sieht es
auf der Ebene der Professuren so
1 In Leipzig werden seit dem Winterse-‐‑
mester 2014/15 von kompetenten Kolleg-‐‑
Innen des Mittelbaus südslavistische
Wahlbereichsmodule (sog. Kleines Wahl-‐‑
fach Bulgaristik oder BKS) mit einem inte-‐‑
grierten Anteil an südslavistischer Litera-‐‑
tur-‐‑ und Kulturwissenschaft angeboten.
84
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
aus, dass eigentlich nur zwei die
nähere Orientierung auf Literatur-‐‑
wissenschaft beinhalten, die Juni-‐‑
orprofessur in Berlin und die Pro-‐‑
fessur in Halle.2
Doch auch das sagt natürlich
nicht alles; erheblich unterscheidet
sich z. B. die personelle ‚Unterfütte-‐‑
rung‘. Bei den Professuren führt
das zu großen Herausforderungen
in der Lehre. Literatur-‐‑, kultur-‐‑,
sporadisch auch sprachwissen-‐‑
schaftliche Fragestellungen müssen
mehr oder minder von ein-‐‑ und
derselben Lehrkraft abgedeckt wer-‐‑
den. In der Lehre ist also auf jeden
Fall eine südslavistische Gesamt-‐‑
kompetenz gefragt. Das betrifft frei-‐‑
lich nicht nur die Südslavistik; ich
erwähne es trotzdem explizit, da
der Sachverhalt m. E. nicht selten
unterschätzt wird. Und gleicherma-‐‑
ßen ist es ein Glücksumstand, dass
südslavistische
literaturwissen-‐‑
schaftliche Lehre und besonders
Forschung natürlich – und das sehr
erfolgreich – mit breiterem Enga-‐‑
gement erfolgt und nicht nur an
bestimmte Denominationen gebun-‐‑
den ist.
2. Die latenten und mitunter
auch manifesten Marginalisierungs-‐‑
versuche in Bezug auf das Fach
Südslavistik in neuerer Zeit haben
deutlich etwas mit den jugoslawi-‐‑
schen Zerfallskriegen (absurder-‐‑
weise oft als „Balkankriege“ be-‐‑
zeichnet) zu tun. Wir alle waren
Zeugen dessen, wie alte Zuschrei-‐‑
bungen und Stereotype vom Balkan
2 Im Rahmen erneuter aktueller Umstruk-‐‑
turierungen resp. Sparmaßnahmen kann
im Moment keine verlässliche Aussage
über künftige Denominationen bzw. auch
die Fortführung der südslavistischen Pro-‐‑
fessur in Halle getroffen werden.
Auferstehung feierten (Pulverfass,
Hinterhof Europas, infernalisches
Chaos, grenzenlose Gewalt, Stätte
des Hasses), was durchaus in neu
ausgebildeten Vorurteilsstrukturen
resultierte. Wahrnehmungen dieser
Art – machen wir uns nichts vor –
waren nicht ohne Wirkung auf
Strukturüberlegungen im Kontext
des Gesamtfachs Slavistik bzw.
breiter innerhalb der philosophi-‐‑
schen Fakultäten. So gesehen ist es
mehr als eine glückliche Fügung,
dass trotz der ungünstigen Gesamt-‐‑
situation von der universitären For-‐‑
schung in Deutschland – fokussiert
auf die Südslavia oder auch breiter
komparatistisch bzw. interdiszipli-‐‑
när angelegt – gerade in den letzten
Jahren beachtliche Ergebnisse vor-‐‑
gelegt worden sind. Eine gesonder-‐‑
te Auflistung an dieser Stelle würde
zu weit führen; entsprechende Por-‐‑
tale, Websites, Bibliographien und
in unterschiedlichem Maße auch
die Homepages der Institutionen
bieten dazu nützliche Informatio-‐‑
nen. Unterstreichen möchte ich den
erfreulichen Anteil von Publikatio-‐‑
nen, die auf Promotions-‐‑ und Habi-‐‑
litationsprojekten beruhen.
3. Dass die inhaltliche Ausgestal-‐‑
tung des Studiums Veränderungen
unterliegt, ist selbstverständlich
und wichtig. Nach 2000 geschah so
einiges im Kontext der Einführung
der neuen gestuften Studiengänge.
Zunächst ist es eine Binsenwahr-‐‑
heit, dass das Studium einer natio-‐‑
nalsprachlichen Literatur und Kul-‐‑
tur außerhalb des eigenen Sprach-‐‑
gebiets immer auch ein Studium
der zugehörigen Sprache ist, die
einen integralen Bestandteil des
Studiengangs oder -‐‑programms bil-‐‑
Angela Richter: Serbistik in Deutschland
den muss.3 Durch die verstärkten
nationalen Orientierungen in den
südslavischen Philologien selbst im
Gefolge der postjugoslawischen
neuen Staatengründungen wurden
besonders bis zur Jahrtausendwen-‐‑
de durchaus auch im deutschen
Universitätsbetrieb seitens der Part-‐‑
ner in den jeweiligen Ländern
Wünsche vernehmbar, exklusiv das
Kroatische, Serbische, Bosnische zu
unterrichten und dies in den Curri-‐‑
cula auch so auszuweisen. Heute
sind Anflüge von Aggressivität ge-‐‑
genüber den Kolleginnen und Kol-‐‑
legen in Deutschland, die weiterhin
vom Plurizentrischen des einstigen
Serbokroatischen / Kroatoserbischen
ausgehen und das Kriterium wech-‐‑
selseitiger Verständlichkeit hoch
halten und dafür plädieren, dass
für die sprachpraktische Ausbil-‐‑
dung die Unterschiede zwischen
dem Serbischen, Kroatischen und
Bosnischen zu gering sind, um in
unterschiedlichen Kursen unter-‐‑
richtet zu werden, eher selten. Es
hat sich größere Gelassenheit ge-‐‑
genüber diesen Fragen eingestellt.
Inzwischen haben auch unsere Kol-‐‑
legInnen in den einzelnen Ländern
begriffen, dass sich jede Südslavis-‐‑
tik glücklich schätzen kann, wenn
sie für das sog. BKS überhaupt eine
Lehrkraft zur Verfügung hat; und
da haben wir noch kein einziges
Wort über das Slowenische, Make-‐‑
donische und Bulgarische verloren,
die ebenso zur Südslavia gehören
und heute leider nur an ganz weni-‐‑
gen Universitäten systematisch und
3 Bei den internationalen Studierenden
bzw. denen mit soliden sprachlichen
Kenntnissen in mehreren Sprachen stellt
sich die Situation natürlich etwas anders
dar.
85
kontinuierlich unterrichtet werden
können. Und die Situation ändert
sich fortlaufend, abhängig von
zahlreichen Zufällen und nicht un-‐‑
bedingt zum Besseren.
4. Warum habe ich das betont?
Weil es in unmittelbarem Zusam-‐‑
menhang mit dem Gesamtkonzept
in der Lehre steht und nicht ohne
Auswirkungen auf die Forschung
bleibt.
In den letzten Jahren mussten
wir – eben in Kenntnis der beson-‐‑
ders innerhalb der postjugoslawi-‐‑
schen universitären Community ge-‐‑
führten Diskussionen – den Kolle-‐‑
gInnen in den Partnerländern wie-‐‑
derholt nahebringen, dass wir uns
den Luxus der Atomisierung in un-‐‑
serem Fach Südslavistik wirklich
nicht leisten können und ein solcher
ohnehin nicht sinnvoll ist.4 Die Vor-‐‑
stellung, dass z. B. die – nennen wir
sie so, denn um sie geht es beson-‐‑
ders – štokavisch-‐‑sprachige Litera-‐‑
tur nach nationalstaatlichen Gren-‐‑
zen sinnvoll unterscheidbar sei und
daher national exklusiv gelehrt
werden müsse, ist – gelinde gesagt
– einfach unsinnig und führt zu
nicht vertretbaren Reduktionen im
Studium. Die versuchte program-‐‑
matische Verknüpfung von Litera-‐‑
tur und Nation mit ihren viel-‐‑
schichtigen Auswirkungen bis hin-‐‑
ein in die Lehrprogramme der
Schulen in den jugoslawischen
Nachfolgestaaten und die Margina-‐‑
lisierung der jeweils anderen5 be-‐‑
4 Siehe dazu auch Miranda Jakiša, Ange-‐‑
la Richter: O dvojbenom luksuzu atomizi-‐‑
ranja. Sarajevske sveske 35/36, 192–195.
Punktuell greife ich Gedanken aus diesem
Artikel auf.
5 S. dazu u.a. Nenad Veličković: Dijag-‐‑
noza – patriotizam. Beograd 2010.
86
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
deutet eine dezidierte Politisierung.
Die deutsche Südslavistik sieht es
nicht als ihre Aufgabe an, sich auf
jeweils (ethnisch) nationale ‚kano-‐‑
nische Werte‘ zu reduzieren. Damit
das nicht falsch verstanden wird:
Im Lehrangebot sind punktuell ver-‐‑
tiefte Einstiege in eine ausgewählte
Problematik einer Literatur bzw.
auch einmal die Konzentration auf
einen Autor / eine Autorin nebst ent-‐‑
sprechender
Kontextualisierung
durchaus erwünscht und sie sind
ebenso wichtig für das Verständnis
der südslavischen Literaturen. Als
Ausrichtung eines kompletten Stu-‐‑
diums sind atomisierte Ansätze
aber indiskutabel, denn es kommt
darauf an, den Studierenden den
Blick auf das südslavische Korpus
in einer vergleichenden Perspektive
zu schärfen. (Vorsichtig eingewor-‐‑
fen sei das Faktum, dass wir bei
derartigen Betrachtungen aller-‐‑
dings stark auf Übersetzungsleis-‐‑
tungen angewiesen sind, denn Stu-‐‑
dierende besonders in den Bache-‐‑
lorstudiengängen sind zunächst
meist nicht imstande, ein größeres
Pensum in der neu zu lernenden
Sprache zu lesen.)
Letztlich entscheidet doch der
Problemansatz alles Weitere. Eine
solche Herangehensweise fand im
Übrigen gerade auch bei den 24 von
mir betreuten StipendiatInnen im
Bosnien-‐‑Programm des Stabilitäts-‐‑
pakts für Südosteuropa großen Zu-‐‑
spruch, deren Studium in Sarajevo
zwar mehrheitlich an der Abteilung
für „Literaturen Bosniens und der
Herzegowina“ angesiedelt war,
was in der Vermittlung aber die
Aufspaltung in serbische, kroati-‐‑
sche und bosnische Literatur be-‐‑
deutete. Die Überwindung eines
solchen Isolationismus lag und liegt
dort in den Händen einzelner Leh-‐‑
render.
Uns als „AuslandsslavistInnen“
sollte es also vielmehr darum ge-‐‑
hen, statt einzelnen Literaturen zu
ihren vermeintlichen exklusiven
Rechten zu verhelfen, inhaltliche
Verflechtungen, Differenzierungen
und Vermischungen aufzuzeigen.
Ebenso wenig wie die südslavi-‐‑
schen Literaturen getrennt vonein-‐‑
ander betrachtet werden können,
kann man sie außerhalb ihres Ein-‐‑
gebundenseins in internationale
kulturelle und literarische Bewe-‐‑
gungen und außerhalb sozial-‐‑ und
kulturgeschichtlicher Entwicklun-‐‑
gen (Systemaspekte) lesen. Lehren-‐‑
de und forschende KollegInnen ha-‐‑
ben jedoch durchaus auch das
Recht, sich in Abhängigkeit von
den Leitfragen jeweiliger Untersu-‐‑
chungen auf ein bestimmtes Seg-‐‑
ment des südslavischen Korpus
konzentrieren zu dürfen, ohne un-‐‑
terschwellig stigmatisiert zu wer-‐‑
den.
Noch ein Letztes: die Balance
zwischen der Vermittlung von the-‐‑
oretischem Rüstzeug und literatur-‐‑
wissenschaftlichen Arbeitsweisen,
zwischen der diachronen Betrach-‐‑
tungsebene und der Vermeidung
frühzeitiger thematischer Veren-‐‑
gungen sollten wir vielleicht wieder
einmal genauer diskutieren, gerade
für die Bachelorprogramme. Dort
studieren bekanntlich auch viele,
deren Schwerpunkt nicht in einem
philologischen Fach gesetzt ist.
5. Die südslavistische literatur-‐‑
und kulturwissenschaftliche For-‐‑
schung ab den 1990er Jahren ist aus
meiner Sicht insgesamt zahlreichen
Problemkomplexen von größerer
politischer Relevanz und Brisanz
zugewandt. Sie nimmt seit längerer
Angela Richter: Serbistik in Deutschland
Zeit vor allem Bezug auf den Kon-‐‑
text der SFRJ und die kulturellen
Transformationsprozesse in den
Nachfolgestaaten wie auch auf den
Balkan oder auf ganz Südosteuro-‐‑
pa. Sie ist den Prinzipien der Inter-‐‑
textualität, Intermedialität und In-‐‑
terkulturalität verpflichtet und zu-‐‑
nehmend auch interdisziplinär ein-‐‑
gebunden.
Die nationalen Teilungen haben
dabei m. E. keine Einbußen bedeu-‐‑
tet. Allerdings lässt sich feststellen,
dass das Bemühen, sich literatur-‐‑
und kulturwissenschaftlich dezi-‐‑
dierter auch der serbischen Flanke
innerhalb der Südslavia von der
deutschen Slavistik her zu widmen,
abgenommen hat. Solche spezifi-‐‑
schen Ansätze, bei denen andere
Literaturen bzw. der größere Kon-‐‑
text zumindest „virtuell“ präsent
sind, müssen auch erlaubt sein,
denn Blicke von außen auf ein Kor-‐‑
pus bzw., noch besser, gekreuzte
Perspektiven eröffnen erfahrungs-‐‑
gemäß andere Einsichten und bie-‐‑
ten vielfältigen Stoff für einen sach-‐‑
lichen Disput. Und auch Arbeiten
zu einzelnen Autoren sollten nicht
aus dem Visier der Forschenden
geraten.
Die Beteiligung deutscher Wis-‐‑
senschaftlerInnen an Veranstaltun-‐‑
gen in Serbien bzw. zur serbischen
Literatur und Kultur ist in den letz-‐‑
ten Jahren stark zurückgegangen.
Hat hier tatsächlich eine Umorien-‐‑
tierung (besonders auf Kroatien)
stattgefunden? So einfach kann
man das m. E. nicht formulieren,
aber ein vorübergehender Prestige-‐‑
verlust für das serbische Segment
südslavistischer Forschung, dessen
Forschercommunity mehr oder
minder international längere Zeit
isoliert war, lässt sich wohl nicht in
87
Abrede stellen. WissenschaftlerIn-‐‑
nen in Deutschland haben versucht,
mit Konferenz-‐‑ und anderen Pro-‐‑
jekten gegenzusteuern, einiges auf-‐‑
zuarbeiten und als Publikation der
Öffentlichkeit zugänglich zu ma-‐‑
chen.6 Sie haben auch versucht,
durch die Initiierung von Lesun-‐‑
gen, die Beteiligung an Buchmes-‐‑
sen, durch Projekte speziell zur
Leipziger Buchmesse 2011 zur Po-‐‑
pularisierung der serbischen Kultur
in der Öffentlichkeit beizutragen.7
Es sei erlaubt, einige Monographien und
Sammelbände aufzulisten: A. Richter
(Hg.), unter Mitwirkung von T. Petzer,
Entgrenzte Repräsentationen. Gebrochene
Realitäten. Danilo Kiš im Spannungsfeld von
Ethik, Literatur und Politik. München 2001;
M. Mašek, Nation und Narration im litera-‐‑
rischen Werk Miloš Crnjanskis. Frankfurt/M.
2004; T. Petzer, Geschichte als Palimpsest.
Erinnerungsstrukturen in der Poetik von Da-‐‑
nilo Kiš. Frankfurt/M. 2008; A. C. Kenne-‐‑
weg, Städte als Erinnerungsräume. Deutun-‐‑
gen gesellschaftlicher Umbrüche in der serbi-‐‑
schen und bulgarischen Prosa im Sozialismus.
Berlin 2009; T. Petzer, A. Richter (Hg.),
„Isochimenen“. Kultur und Raum im Werk
von Isidora Sekulić. München 2012; E. Ko-‐‑
wollik, Geschichte und Narration. Fiktionali-‐‑
sierungsstrategien bei Radoslav Petković, Da-‐‑
vid Albahari und Dragan Velikić. Berlin etc.
2013, sowie die bisher publizierten zwei-‐‑
sprachigen Bände Serben und Deutsche,
Jena 2003 bzw. 2006, Bd. 1: G. Schubert, Z.
Konstantinović, U. Zwiener (Hg.) Traditio-‐‑
nen der Gemeinsamkeit gegen Feindbilder, Bd.
2: (Hg. G. Schubert) Literarische Begegnun-‐‑
gen. Diese Blickrichtung wurde kürzlich
ergänzt durch den zweisprachigen Band
von D. Grbić, VORENTSCHEIDUNGEN.
Halle–Leipzig, Wendepunkt im Leben von Do-‐‑
sitej Obradović. Übers. u. hg. von A. Rich-‐‑
ter, V. Matović, Halle – Beograd 2012.
6
Die Bibliographie L. Günthers Literatur
aus Serbien in deutscher Übersetzung 1991–
2010 (Beograd 2011) ist eine Hallesche Ma-‐‑
gisterarbeit. Die von A. Richter herausge-‐‑
gebene Anthologie Der Engel und der rote
7
88
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
Das spannende Rezensionsportal
novinki räumt regelmäßig auch ser-‐‑
bischen KünstlerInnen Platz ein.
6. Und damit bin ich bei den wis-‐‑
senschaftlichen Vernetzungen und
Kooperationen angelangt. Diese
hängen bei weitem nicht nur von
den vertraglich fixierten Kooperati-‐‑
onsbeziehungen (zwischen Univer-‐‑
sitäten, Fakultäten, Instituten) ab.
Die einzelnen Websites der Slavis-‐‑
tiken sind dazu in unterschiedlicher
Weise aussagekräftig. Über vertrag-‐‑
lich fixierte Kooperationsbeziehun-‐‑
gen zu serbischen universitären
und außeruniversitären Institutio-‐‑
nen verfügen meines Wissens z. Z.
die Slavistiken in Hamburg (IKUM
Belgrad), in Berlin (Universität Bel-‐‑
grad), in Halle (Universität Novi
Sad), in Regensburg (Novi Sad), in
Trier (Belgrad). Viel stärker wird
auf der Basis bilateraler und inter-‐‑
nationaler Projekte kooperiert. Über
Erasmus plus eröffnen sich zusätz-‐‑
lich neue Möglichkeiten der Zu-‐‑
sammenarbeit auch mit Serbien.
Zu sagen ist schließlich auch Fol-‐‑
gendes: Die wissenschaftlichen Ver-‐‑
netzungen der einzelnen Wissen-‐‑
schaftlerInnen hängen gewiss in
starkem Maße vom Budget der Sla-‐‑
vistiken in den jeweiligen Fakultä-‐‑
ten ab, denn die knappen finanziel-‐‑
len Ressourcen in Serbien selbst
müssen irgendwie abgefedert wer-‐‑
den. Da muss man – das sage ich
Hund (Berlin 2011) ist aus einer studen-‐‑
tischen Übersetzerwerkstatt hervorgegan-‐‑
gen. R. Hodel legte in Hundert Gramm
Seele (Leipzig 2011) seine Sicht auf die ser-‐‑
bische Poesie in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts dar, und bereits 2004 er-‐‑
schien die von M. Jähnichen herausgege-‐‑
bene Anthologie der serbischen Poesie des
20. Jahrhunderts Das Lied öffnet die Berge.
jetzt aus meiner persönlichen Per-‐‑
spektive – auch schon mal in das
eigene Portemonnaie greifen, um
bestimmte Unternehmungen zu
Ende zu führen.
Also: Ima problema, und diese
sind auf ganz unterschiedlichen
Ebenen angesiedelt. Eines liegt auf
der Hand: Je weniger südslavisti-‐‑
sche Expertise institutionell in der
Universitätslandschaft (wie auch
immer) verankert ist, desto aus-‐‑
sichtsloser ist es für wirklich gute
Nachwuchswissenschaftler
und
Nachwuchswissenschaftlerinnen,
kontinuierlicher und auf längere
Zeit in entsprechenden Forschungs-‐‑
kontexten zu arbeiten. Und die Ten-‐‑
denz abnehmenden Wissens über
Prozesse und Spezifika in den Län-‐‑
dern kann nicht einfach durch
Handbücher aufgefangen werden,
in denen Literatur ohnehin meist
nur knapp und nicht aktuell genug
dargestellt ist.
Teilfächer der Slavistik
Slavistische Literaturwissenschaft an der LMU München
Von Riccardo Nicolosi (München)
Das Münchener Institut für Slavi-‐‑
sche Philologie ist eines der weni-‐‑
gen deutschsprachigen Institute,
das eine Gesamtslavistik in For-‐‑
schung und Lehre vertritt. Mit sie-‐‑
ben hauptamtlichen LektorInnen,
die die Sprachen Russisch, Ukrai-‐‑
nisch, Polnisch, Tschechisch, Bosni-‐‑
sch/Kroatisch/Serbisch und Bulga-‐‑
risch unterrichten, sowie mit weite-‐‑
ren Lehrangeboten für Slovakisch
und Slovenisch bietet die Münche-‐‑
ner Slavistik eine solide Sprachaus-‐‑
bildung als unabdingbare Basis für
ein fundiertes Studium der slavisti-‐‑
schen Sprach-‐‑ und Literaturwissen-‐‑
schaft.
Diesem „vollslavistischen“ An-‐‑
spruch wird die Münchener Litera-‐‑
turwissenschaft durch eine relativ
hohe Anzahl an MitarbeiterInnen
gerecht, die verschiedene Schwer-‐‑
punkte in den ost-‐‑, west-‐‑, und süds-‐‑
lavischen Literaturen und Kulturen
in Forschung und Lehre vertreten:
Dem Lehrstuhl für Slavische Philo-‐‑
logie/Literaturwissenschaft
sind
derzeit fünf volle (Dr. Anja
Burghardt, PD Dr. Raoul Eshelman,
Dr. Jeanette Fabian, Dr. Anke Nie-‐‑
derbudde, Dr. Nora Scholz) und
eine halbe (Meike Fischer, M.A.)
Mitarbeiterstelle zugeordnet. Das
Team ergänzen außerdem eine as-‐‑
soziierte Postdoktorandin der Gra-‐‑
duiertenschule für Ost-‐‑ und Süd-‐‑
osteuropastudien (Dr. des Nina
Weller), zwei auch in der literatur-‐‑
wissenschaftlichen Forschung und
Lehre tätige LektorInnen (PD Dr.
Svetlana Kazakova und Dr. Il’ja Ku-‐‑
kuj) sowie zwei Mitarbeiterinnen in
DFG-‐‑Projekten (Vera Shibanova,
M.A. und Maria Wargin, M.A.).
Die Erhöhung der Mitarbeiter-‐‑
stellen im Zuge der Neubesetzung
der Professur – die allerdings auch
damit zu tun hat, dass die bis 2013
existierende Hochschuldozentur für
Westslavische Philologie nicht
mehr besetzt werden konnte und
ihr Wegfall daher kompensiert wer-‐‑
den musste – bietet die Möglichkeit,
ein in seiner Zusammenstellung
neues Team zu bilden, das nicht zu-‐‑
letzt durch seine methodologische
und thematische Vielfalt über Be-‐‑
dingungen, Möglichkeiten und
Grenzen slavistischer Literaturwis-‐‑
senschaft reflektieren und neue We-‐‑
ge erkunden kann.
Dabei stellt sich zunächst die al-‐‑
les andere als triviale Frage, was
slavistische Literaturwissenschaft
überhaupt ist. Denn im Grunde ge-‐‑
nommen kann es eine auf den sla-‐‑
vischen Sprachraum beschränkte
Literaturwissenschaft nur als Fort-‐‑
führung und Spezialisierung des
Faches „Slavische Philologie“ ge-‐‑
ben. Während aber die Bündelung
slavischer Sprachen unter dem
Dach eines einzigen Faches aus lin-‐‑
guistisch-‐‑philologischer Perspekti-‐‑
ve sicherlich sinnvoll ist, ist dies für
die Literaturwissenschaft nicht un-‐‑
problematisch – es sei denn, man
glaubt an die Herdersche Einheit
90
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
von Volk, Sprache und Literatur, in
deren Geist die philologischen Fä-‐‑
cher im 19. Jahrhundert entstanden
sind. Spätestens im 21. Jahrhundert
ist jedoch deutlich geworden, dass
im theoretisch-‐‑methodologischen
Sinne für das Fach Slavistische Lite-‐‑
raturwissenschaft die Betonung
nicht auf slavisch, sondern auf Lite-‐‑
raturwissenschaft liegt, wodurch sich
die Notwendigkeit der Überschrei-‐‑
tung der klassischen Institutsgren-‐‑
zen hin zu den anderen ‚Nationalli-‐‑
teraturwissenschaften‘ ergibt. Dar-‐‑
über hinaus aber hat die Slavistik
insgesamt den bildungspolitischen
Auftrag, Forschung und Lehre zu
regionalen Bereichen zu betreiben,
die aus den genannten fachhistori-‐‑
schen Gründen mit den Kulturen
identisch sind, in denen slavische
Sprachen gesprochen werden, wo-‐‑
für sie – und nur sie – über ein
komplexes analytisches Instrumen-‐‑
tarium verfügt. Dieses Spannungs-‐‑
feld, in dem sich die slavistische
Literaturwissenschaft seit längerem
befindet, erweitert in den letzten
Jahrzehnten die Tendenz, das eige-‐‑
ne Fach kulturwissenschaftlich und
interdisziplinär auszurichten, wo-‐‑
von die Neudenomination vieler
Lehrstühle als „Slavistische Litera-‐‑
tur-‐‑ und Kulturwissenschaft“ zeugt.
Wie reagiert die Münchener Sla-‐‑
vistische Literaturwissenschaft auf
diese Herausforderungen? In den
letzten Jahrzehnten hat sich die
Münchener literaturwissenschaftli-‐‑
che Slavistik durch die Entwicklung
von wegweisenden theoretischen
Positionen in den Bereichen von
literarischer Ästhetik der Moderne
und Postmoderne, Kultursemiotik
und Intermedialitätsforschung in-‐‑
ternational profiliert. Als extrem
fruchtbar hat sich dabei die enge
Vernetzung des Lehrstuhls mit an-‐‑
deren literaturwissenschaftlichen
Fächern (Allgemeine und Verglei-‐‑
chende Literaturwissenschaft, Ger-‐‑
manistik, Anglistik, Romanistik) er-‐‑
wiesen. Diese Vernetzung zeigt sich
nicht nur in der Lehre – die Slavis-‐‑
tik partizipiert sehr aktiv an den
komparatistischen Studiengängen
der LMU und wird künftig, voraus-‐‑
sichtlich ab dem WS 16/17, einen
eigenen Profilbereich „Russisch“ im
Masterstudiengang „Literarisches
Übersetzen“ anbieten –, sondern
auch in der Doktorandenausbil-‐‑
dung durch die Teilnahme an meh-‐‑
reren interphilologischen Dokto-‐‑
randenprogrammen: am Promoti-‐‑
onsstudiengang „Literaturwissen-‐‑
schaft“ innerhalb der „Graduate
School Language and Literature
Munich“ (ProLit), am DFG-‐‑Gradu-‐‑
iertenkolleg „Funktionen des Lite-‐‑
rarischen im Prozess der Globalisie-‐‑
rung“ und am Bayerischen Elite-‐‑
doktorandenprogramm „Mimesis“.
Diese Kooperationen sind äu-‐‑
ßerst wichtig, um den Blick auf die
eigenen theoretisch-‐‑methodologi-‐‑
schen Voraussetzungen zu schärfen
und den Beitrag im slavi(sti)schen
Kontext entstandener Positionen
zur Allgemeinen Literaturwissen-‐‑
schaft zu spezifizieren. Dabei kris-‐‑
tallisieren sich u.a. die Bereiche
Narratologie, Poetologie, Rhetorik-‐‑
forschung und Intermedialität als
gemeinsame methodologische Nen-‐‑
ner des neukonstituierten Teams
der Münchener Slavistischen Litera-‐‑
turwissenschaft heraus. Sie haben
in der Slavistik eine lange Traditi-‐‑
on, die wir aber auch im Sinne einer
Erweiterung ihres Geltungsberei-‐‑
ches auf nicht ausschließlich künst-‐‑
lerische Texte fortführen möchten.
Eine spezifisch literaturwissen-‐‑
Riccardo Nicolosi: Slav. Literaturwissenschaft LMU
schaftliche Herangehensweise bei
der Erforschung kultureller Phä-‐‑
nomene ist nicht nur deshalb not-‐‑
wendig, damit die Literaturwissen-‐‑
schaft in der methodologischen
Vielfalt
kulturwissenschaftlicher
Studien ihre Identität nicht verliert;
vielmehr trägt sie wesentlich zur
Entwicklung einer ernstzunehmen-‐‑
den Kulturwissenschaft bei, die
nicht in die Niederungen von de-‐‑
skriptiv und additiv arbeitenden
cultural studies absinken will.
Dabei geht es gerade nicht um
die Bestätigung der alten, bereits
überwundenen Sichtweise, dass
Kultur ohnehin nur in textueller
Form existiert, wodurch undiffe-‐‑
renziert alles Kulturelle, von der
Thermodynamik bis hin zu Pussy
Riot, zum Gegenstand literaturwis-‐‑
senschaftlicher Analyse werden
kann. Vielmehr geht es darum, Be-‐‑
reiche zu erforschen, in denen die
Literaturwissenschaft einen heuris-‐‑
tisch validen Beitrag leisten kann –
sei es durch die Bestimmung inter-‐‑
diskursiver Funktionen des Litera-‐‑
rischen, sei es durch die Anwen-‐‑
dung in der Literaturwissenschaft
entstandener Konzepte auf be-‐‑
stimmte kulturelle Phänomene. Da
Kulturen dynamische Konstrukte
sind, die ihre Spezifik durch Aus-‐‑
handlungs-‐‑ und Vergewisserungs-‐‑
prozesse gewinnen, bei denen er-‐‑
zählerische und argumentative
Momente eine zentrale Rolle spie-‐‑
len, kann die Literaturwissenschaft
dazu beitragen, kulturelle Reprä-‐‑
sentationsformen jenseits der alten
Dichotomie von Faktizität und Fik-‐‑
tion analytisch zu erfassen. Auch
hier erweisen sich Kooperationen
mit anderen Fächern von großer
Bedeutung: von der Ost-‐‑ und Süd-‐‑
osteuropäischen Geschichte, über
91
die Kunst-‐‑ und Theaterwissen-‐‑
schaft, Soziologie und Sozialanth-‐‑
ropologie bis hin zur Wissen-‐‑
schaftsgeschichte. Diese Kooperati-‐‑
onen finden zurzeit im Rahmen der
DFG-‐‑Graduiertenschule für Ost-‐‑
und Südosteuropastudien und des
MA-‐‑Elitestudiengangs „Osteuropa-‐‑
studien“ der LMU München und
der Universität Regensburg statt.
In diesem interdisziplinären
Kontext stellt der Bereich „Literatur
und Wissenschaft“ einen neuen
Schwerpunkt der Münchner Litera-‐‑
turwissenschaft dar. An in Mün-‐‑
chen entstandene Dissertationen
über Poetiken der Medizin und der
Geometrie anknüpfend und meine
langjährige Forschungsarbeit über
Erzählmodelle der Degeneration
zwischen medizinischem und lite-‐‑
rarischem Diskurs fortführend sol-‐‑
len in diesem Bereich Wechselwir-‐‑
kungsprozesse zwischen einer Poe-‐‑
tologie des Wissens und einer Epis-‐‑
temologie der Literatur untersucht
werden. Konkret geht es derzeit um
Projekte innerhalb der interdiszip-‐‑
linären DFG-‐‑Forschergruppe „Was
wäre wenn? Zur erkenntnistheore-‐‑
tischen, pragmatischen, psychologi-‐‑
schen und kulturellen Signifikanz
kontrafaktischen Denkens“, in de-‐‑
nen u.a. mithilfe des theoretischen
Ansatzes der „Wissenschaftsrheto-‐‑
rik“ Gedankenexperimente er-‐‑
forscht werden.
Ein genauso wichtiges Anliegen
der Münchner Literaturwissen-‐‑
schaft ist aber auch die Intensivie-‐‑
rung der Zusammenarbeit mit der
slavistischen Sprachwissenschaft.
Eine enge Verzahnung beider Dis-‐‑
ziplinen existiert in der Lehre be-‐‑
reits in den slavistischen Bachelor-‐‑
und Masterstudiengängen, in de-‐‑
nen, vor allem auf Anfängerniveau,
92
Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
Literatur-‐‑ und Sprachwissenschaft
durch den gemeinsamen semio-‐‑
tisch-‐‑strukturalistischen
Zugang
eng miteinander verzahnt sind. Es
lässt sich allerdings nicht leugnen,
dass Literatur-‐‑ und Sprachwissen-‐‑
schaft sich in den letzten Jahrzehn-‐‑
ten methodologisch sehr voneinan-‐‑
der entfernt haben; dieser Ausdiffe-‐‑
renzierungsprozess scheint jedwe-‐‑
der Zusammenarbeit die Grundlage
entzogen zu haben. Ein erster Ver-‐‑
such für eine erneute Annäherung
beider ‚Slavistiken‘ soll im kom-‐‑
menden Semester durch die ge-‐‑
meinsame Ausrichtung einer Ring-‐‑
vorlesung mit dem Titel „Russland
und die Ukraine verstehen. Kultu-‐‑
relle Grundlagen aus slavistischer
Perspektive“ unternommen wer-‐‑
den. Hier wollen wir aktuelle Phä-‐‑
nomene der russischen und ukrai-‐‑
nischen Kulturen und Literaturen
in ihrer interkulturellen Verschrän-‐‑
kung und historischen Dimension
untersuchen, um spezifisch slavisti-‐‑
sche Perspektiven auf ein zurzeit
politisch virulentes Thema zu er-‐‑
öffnen und das merkwürdige
Schweigen der deutschen Slavistik
in der aktuellen Debatte über die
Ukrainekrise zu brechen. Dieses
Anliegen soll in den kommenden
Jahren durch entsprechende Veran-‐‑
staltungen zu weiteren slavischen
Kulturen ausgebaut und fortgesetzt
werden.
Wort in die Zeit
Karel Toman: Červenec
Von Ludger Udolph (Dresden)
Am 6. Juli 1415, vor 600 Jahren also, wurde der Prager Magister Johannes Hus
vom Konzil zu Konstanz als Häretiker zum Tode verurteilt; noch am selben Tag
wurde er verbrannt. In der Folge kam es in Böhmen dann zu schwersten Unru-‐‑
hen, zum Bürgerkrieg, zu Kriegs-‐‑ und Raubzügen in benachbarte deutsche
Länder. In Europa galt Böhmen nach Hussens Verbrennung als ‚Ketzerland‘, das
man in Kreuzzügen zur Ordnung rufen mußte; doch das von Jan Žižka und
Andreas Prokop geführte hussitische Volksheer belehrte die Ritter jedesmal eines
besseren. Politisch war das Land zwischen 1419 (Tod König Wenzels) und 1437
(Annahme Sigismunds als König von Böhmen) praktisch eine Republik, in der
die Taboriten dominierten: radikal, militant, puritanisch, ikonoklastisch, kom-‐‑
munistisch, chiliastisch – „Gotteskämpfer“ eben, wie man sie heute etwa wieder
im ‚Islamischen Staat‘ erleben kann. Böhmen wurde zur Zufluchtstätte nonkon-‐‑
formistischer Gruppen aus anderen Ländern. Die Herrschaft der Taboriten
endete, als sie das Land wirtschaftlich ruiniert hatten, 1434 in der Schlacht bei
Lipany, wo sie von den gemäßigten Hussiten besiegt wurden. Aber eine Rück-‐‑
kehr zu den vorrevolutionären Zuständen gab es nicht mehr: die Utraquisten
resp. Calixtiner hatten die Anerkennung der in der römischen Kirche abge-‐‑
schafften Kelchkommunion für die Laien erreicht; Gottesdienste wurde in tsche-‐‑
chischer Sprache abgehalten, in tschechischer Sprache wurde gepredigt; es gab
den Gemeindegesang in der Volkssprache; in Prag amtete ein hussitischer Erz-‐‑
bischof, den Rom allerdings nicht anerkannte. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts
bildete sich aus einer ursprünglich anarcho-‐‑pazifistischen christlichen Gemein-‐‑
schaft die Unitas fratrum, die Brüdergemeinde; sie wurde offiziell nie anerkannt,
immer nur geduldet, mehrfach verfolgt. Und schließlich gab es auch noch Katho-‐‑
liken.
Neben entsetzter Ablehnung hatten die Hussiten auch Zustimmung gefunden;
schon seit 1412 gab es in der Prager Neustadt im Haus Zur schwarzen Rose eine
Schule, die sich hier um zwei ‚abtrünnige‘ Magister der Dresdner Kreuzschule
gebildet hatte. Hussitische Manifeste fanden sich auf der Pyrenäenhalbinsel, den
britischen Inseln, in Skandinavien. Die ideologisch recht bunte ‚hussitische Inter-‐‑
nationale‘ hatte ihre Anhänger in England, Südflandern, Artois, Hainaut und der
Picardie, in Arras und Burgund, am Rhein und in Süddeutschland, in der
Schweiz, im Piemont und in der Dauphiné, in Sachsen, in Krakau und Posen, in
Oberungarn, Kroatien und Slavonien, in Siebenbürgen, der Moldau. Luther
wurde wohl erst durch seinen Gegner Eck auf die Verwandtschaft seines
Kirchenbegriffs mit dem Hussens hingewiesen. Über die Leipziger Disputation
hatte ein Augenzeuge in Prag berichtet; zwei Utraquisten schickten Luther
umgehend Hussens Schrift De ecclesia und schrieben ihm, was Hus einst in
Böhmen gewesen sei, sei er nun in Sachsen. Luther sorgte für den Druck der
Schrift in einer Auflage von 2000 Exemplaren und äußerte sich geradezu
exaltiert: „Es sind nicht Johannes Hus‘ Artikel, sondern die Christi, des Paulus,
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Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
des Augustinus, aufs allerstärkste gegründet und unumstößlich bewehrt, wie das
alle, die sie lesen, bekennen müssen. Ach, wollte Gott, ich wäre seiner würdig
und solcher Artikel wegen aufs allerschmählichste verbrannt, zerrissen, zerrieben
worden, wie es Doktor Lügner selbst ausdenken konnte, und wenn es mich
tausend Hälse kostete, sie müßten alle ran“. Die Differenzen zwischen Hus und
Luther können hier nicht erörtert werden; den Zeitgenossen jedenfalls erschienen
beide nahe beisammen. Ein Holzschnitt von Lucas Cranach jener Jahre zeigt Hus
und Luther, wie sie gemeinsam den sächsischen Fürsten das Abendmahl reichen,
ein anderer beide als gute Hirten der ihnen anvertrauten Schafe. Luther hat auch
später (1531) eine Prophezeiung Hussens – die bei diesem allerdings so nicht
nachweisbar ist – auf sich bezogen: „St. Johannes Hus hat von mir geweissagt, als
er aus dem Gefängnis nach Böhmen schrieb. Sie werden jetzt eine Gans braten
(denn Hus heißt Gans). Aber nach hundert Jahren werden sie einen Schwan
singen hören. Den sollen sie leiden, dabei solls auch bleiben, so Gott will.“ Mit
der Reformation in Deutschland war auch die Isolierung Böhmens als
‚Ketzerland‘ beendet; Luthers Lehren wurden hier aufgenommen, seine Schriften
ins Tschechische übersetzt. Deutsche Lutheraner kamen ins Land und ließen sich
hier nieder. Böhmische Studenten gingen zum Studium nach Wittenberg.
Bei den Nachgeborenen hat – zunächst jedenfalls – Luther die größere Auf-‐‑
merksamkeit gefunden. Voltaire schrieb, es sei bekannt, „daß jene große Revolu-‐‑
tion im menschlichen Geiste und im politischen Systeme Europa’s durch Martin
Luther“ begonnen habe. Luther habe, so Herder, den Völkern in geistlichen
Dingen den Gebrauch der Vernunft zurückgegeben. Für Heine begann mit
Luther in Deutschland die Denkfreiheit. „Die Kette, womit der heilige Bonifaz
die deutsche Kirche an Rom gefesselt, wird entzweigehauen“. Luther, der
einfache Mönch mit dem einfachen, schlichten Herzen, mit der „Innigkeit des
deutschen Volkes“, habe die christliche Lehre von der Äußerlichkeit befreit;
Glaube sei das Bewußtsein „von einem Wirklichen, das nicht sinnlich ist“. So
jedenfalls dachte Hegel, der für Hus auch gar kein Verständnis hätte haben
können, da ja die Slaven bisher (Hegel starb 1831) „nicht als ein selbständiges
Moment in der Reihe der Gestaltungen der Vernunft in der Welt“ aufgetreten
seien. Wie dem auch sei – im revolutionär gestimmten Vormärz jedenfalls gab es
bei Deutschen und Tschechen ein starkes, aber eher politisches, nicht
theologisches Interesse an Hus und am Hussitismus, so bei den Prager Dichtern
Moritz Hartmann (Kelch und Schwert 1844) und Alfred Meißner (Žižka 1846), bei
Nikolaus Lenau (Johannes Ziska 1837ff.) und George Sand (vier Romane mit
hussitischer, das meint demokratischer Thematik in den 40er Jahren). Ein Ora-‐‑
torium Johann Huss von Carl Loewe wurde 1842 uraufgeführt. Als dramatis
persona kam die Figur Hussens erstmals in Josef Kajetan Tyls „dramatischer
Dichtung“ Jan Hus im Dezember 1848 auf die Prager Bühne. Der Andrang war so
groß, daß die Masse der Zuschauer, die keine Karte mehr bekommen hatte, vor
dem Theater blieb und sich von Bekannten nach jedem Akt über das Geschehen
erzählen ließ; die Polizeiagenten berichteten noch während der Vorstellung über
die Ereignisse auf und außerhalb der Bühne. Hus wurde Gegenstand bildlicher
Darstellungen, angefangen mit einem Zyklus von drei Gemälden des Düssel-‐‑
dorfer Malers Carl Gottfried Lessing (1828ff). Schließlich war es Palacký, der 1850
in der hussitischen Bewegung das Ende des Mittelalters und den Anfang einer
neuen Epoche sah. Der Widerstand gegen Rom und die kirchliche Hierarchie
wandelte sich von einer Angelegenheit nur der Gelehrten in eine des ganzen
L. Udolph: Karel Toman, Červenec
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Bulletin der deutschen Slavistik 21, 2015
Svatý stín strážný bdí nám nad Čechami
a děti v kolébkách
nám posvěcuje vzdušným pocelem.
Der heilige Wächterschatten wacht uns über der Heimat,
seine Stimme in der Stille zu hören: Gedenke!
Und im Rauschen der Blätter, im kalten Lied der Wasser
hörst du seine Stimme, hörst die Begleitung:
Gedenke!
Nicht der Schein des Scheiterhaufens, nur der Glaube, deine Glut,
die Tat mit männlichem Wort
geleite Dich durchs Tschechenland.
Nicht das erlogene bengalische Feuer, nur die stille beständige Flamme
brenne in den Seelen.
Der heilige Wächterschatten wacht uns über dem Tschechenland
und die Kinder in den Wiegen
weiht er uns mit beseeltem Kuß.
Hus’ Verbrennung wird hier nur im Bild vom ‚Schein des Scheiterhaufens’ (v. 6)
evoziert, ein Bild, das in v. 9 als „bengál vlhaný“, als erlogenes bengalisches Feu-‐‑
er, variiert wird. Dem Scheiterhaufen sind der Glaube, die Glut und die Tat mit
männlichem Wort entgegengesetzt, dem bengalischen Feuer die stille stetige
Flamme in der Seele. Der Glaube und die Gewaltlosigkeit sollen das Ich „durch
Böhmen“ führen; gegen die Gewalt stellt Toman die Natur. Sie schafft Identität
und Heimat, und zwar nicht vernichtend als ‚Feuer’, sondern schützend als
‚Schatten’: „Der heilige Wächterschatten wacht uns über der Heimat“ beginnt das
Gedicht, und dieses Bild nimmt den ersten Vers des vorangegangenen Gedichts
an den Bruder auf: „Der grüne Schatten der Bäume begrüßte dich auf der Welt“,
dessen Mittelteil das archetypische Bild der Familie aus Mutter, Vater und
Kindern, hier erweitert um ‚Volk’ ist, die in einer ‚Zauberkette’ verbunden sind.
In der dörflichen Gemeinschaft schwinden Hunger, Not und Bedrückung. So
endet auch das Hus-‐‑Gedicht mit dem Bild des sicherheitspendenden Baumes
über den Kindern in der Wiege.
❦