Neue Bouhousbucher · neue Zohlung Bond 3 · hrsg. vom Bouhous-Archiv Berlin
Oliver A. I. Botar
Laszlo Moholy-Nagys Synthesekonzept von 1922
Im Marz 1923 engagierte Walter Gropius den erst 28jahrigen Immigranten Laszlo MoholyNagy in Nachfolge des kurz zuvor ausgeschiedenen Johannes Itten als Leiter des BauhausVorkurses und der Metallwerkstatt. Der Ungar mit dem komplizierten Namen sprach mit
starkem ungarischen Akzent, hatte praktisch keine offizielle kunstlerische Ausbildung genossen, bis dato erst funf Jahre kunstlerisch gearbeitet, keine echte Erfahrung als Lehrer und
beherrschte die Metallbearbeitung allenfalls rudimentar. Diese Berufung loste bei einigen Fakultatsmitgliedern Verbluffung, ja Entsetzen aus. Aber Gropius' mutige Entscheidung sollte
sich als Glucksgriff erweisen: Moholy-Nagy erwarb sich schon bald einen ausgezeichneten
Ruf als einer der erfolgreichsten und einflussreichsten Lehrer, Kunstler, Autoren und Theoretiker, die jemals am Bauhaus gearbeitet haben. Angesichts der geschilderten Voraussetzungen stellt sich jedoch die berechtigte Frage, warum Gropius' Wahl auf Moholy-Nagy fiel.
Meine Antwort in Kurzform: Schon im Sommer 1922 hatte Moholy-Nagy gemeinsam mit
Alfred Kemeny und seiner ersten Frau Lucia (Schulz) Moholy' eine Art Synthese, ein Handlungsprogramm vorgestellt, das weit tiber die Kunst als solche hinausging und viele Fragestellungen beruhrte, die Gropius zu dieser Zeit in Zusammenhang mit dem Bauhaus
beschaftigten. Dieses Programm war, urn sich der Worte von Moholy-Nagy zu bedienen,
gleicherma!Sen »konstruktiv« (weil es synkretistisch war) und »dynamisch« (weil es permanent weiterentwickelt wurde). Er formulierte es in sechs 1922 verfassten theoretischen
Aufsatzen: Dynamisch-konstruktives Kraftsystem; Produktion - Reproduktion; ein Beitrag fur
Vita az uj tartalom es az uj forma problemdjdr6l [Debatte uber das Problem des neuen Inhalts
und der neuen Form] in einer ungarischen Emigrantenzeitschrift; Neue Gestaltung in der
Musik. Moglichkeiten des Grammophons; Light- A Medium ofPlastic Expression; sowie Richt-
82
Oliver A. I. Bolar
linien for eine synthetische Zeitschrift. 2 Nachstehend fassen wir den Inhalt dieser Synrhese
kurz zusammen:
1. Ein im ungarischen Aktivismus und der kommunistischen Bewegung verwurzeltes utopisches Streben nach einer gerechteren Gesellschaft.
2. Ein Verstandnis vom Universum im Sinne der Tektologie von Bogdanow, also basierend
auf den Prinzipien der »Energetik« von Ostwald, als systemisches Zusammenspiel von
Energien anstatt von Materie.
3. Das Bekenntnis zu einer elementaren abstrakten Malerei und Bildhauerei.
4. Ein biozentrisches Padagogikkonzept, das den Menschen als Teil der organischen Gesamtheit des Lebens begreift und eine Verbindung von Kunst und Technik als Mittel sah,
das in jedem Menschen innewohnende Potential zu entfalten- insbesondere die Fahigkeit,
ihre Sinneswahrnehmungen in vollem Umfang einzusetzen- und sogar zu erweitern.
5. Eine positive, aber nicht unkritische Hal tung zur Technik: Wir mussen die Technik kontrollieren, statt zuzulassen, class wir von den technischen Entwicklungen gesteuert werden.
6. Die Aufgabe jeder exklusiven Bindung an ein Medium oder eine Mediengruppe, d. h. Offenheit fur die Arbeit in alten und neuen Medien sowie mit alten und neuen Materialien.
7. Eine wachsende Faszination fur Licht als primares Medium des visuellen Ausdrucks.
8. Der Versuch, den allumfassenden Impuls des »Gesamtwerks« - so seine Bezeichnung ab
1924 - zu formulieren und in Druckerzeugnissen zu verbreiten - also die Verschmelzung
von Kunst mit allen Aspekten des Lebens: Wissenschaft, Bildung, Technik, Sport, Erholung, Architektur, Design usw., urn sich seinem Ziel eines Lebensstils zu nahern, der allen
Menschen ein Dasein in Harmonie und Erfullung ermoglicht.
Ich behaupte weder, class diese Zusammenfassung alle Aspekte der Asthetik Moholy-Nagys,
seine soziale und politische Weltanschauung erfasst, noch class sich diese Elemente streng
voneinander trennen lassen. Vielmehr bietet sie eine Ubersicht uber seine Anschauungen im
Jahre 1922. 3
1. In der Literatur zu Moholy-Nagy wird meist beschonigt, class er wie die meisten seiner
Kollegen von etwa 1918 bis 1923 Anhanger der kommunistischen Bewegung war. Auch
wenn bisher kein Dokument aufgetaucht ist, das die Mitgliedschaft Moholy-Nagys in einer
kommunistischen Panei belegen wurde, sah er sich in dieser Zeit nicht nur selbst als kommunistischer Kulturschaffender, sondern trat laut seinem alteren Bruder Jeno Nagy 1919
tatsachlich der Partei bei. 4 Anders als seine Freunde und Kollegen Alfred Kemeny, Laszlo
Peri, Bela Uitz, Sandor Bonnyik, Erwin Piscator und Herwarth Walden wurde MoholyNagy nach seiner Ankunft in Deutschland nicht vollig von der Partei absorbiert. Parteiaktivisten wurden von Gropius am Bauhaus nicht toleriert, und nach seiner Einstellung distanzierte sich Moholy-Nagy von seinen Parteibindungen. 5
2. Urn die Jahre 1922/23 hatten die Berliner Ungarn Moholy-Nagy, Liszl6 Peri und Erno
Kallai den Ruf, ausgewiesene Kenner des Konstruktivismus zu sein. Bedenkt man, class keiner von ihnen je in Moskau gewesen war, stellt sich die Frage, was ihnen diesen Ruf einbrachte. Wahrend der Ungarischen Raterepublik von 1919 gab es kaum Kontakt zu Sowjetrussland und keinerlei Wissen uber die dortige Kunstszene. Der Zusammenbruch der Repu-
Laszlo Moholy-Nagys Synthesekonzept von 1922
blik loste eine Welle rechter Gewalt aus, die viele linksstehende Ungarn ins Exil trieb- die
meisten nach Wien und Berlin. Der Kern der avantgardistischen ungarischen Aktivistengruppe (der Moholy-Nagy angehorte) lief~
sich in Wien nieder, wo sie die Veroffentlichung
der Zeitschrift MA fortsetzten. Aufgrund ihrer Kontakte zur Kommunistischen Internationale reisten Uitz sowie der Kunsthistoriker Alfred Kemeny (der mit Moholy-Nagy in Budapest Jura srudiert harte) nach Moskau, urn dort an der III. Kommunistischen Internationale
(22. Juni bis 12. Juli 1921) teilzunehmen. In Moskau trafen Uitz und Kemeny den Maler
Kasimir Malewitsch und besuchten die Kunsthochschule VChUTEMAS sowie das INCh UK [Insti rut fur Kiinstlerische Kultur], wo sie mit Alexander Rodtschenko, Warwara Stepanowa und anderen Konstruktivisten zusammentrafen. Wahrend ihres Aufenthaltes in
Moskau vollzog Uitz in seinem kiinstlerischen Schaffen eine Wende in Richtung Konstruktivismus, und Kemeny studierte die russische Kunst der Moderne. Kemeny band sich eng an
das INChUK. 6
Wie Christina Lodder und Jaroslav Andel vermuteten und Charlotte Douglas nachwies,
kursierte am INChUK die Tektologija [Tektologie] des weigrussischen Psychiaters und Proletkulr-Begriinders Alexander Bogdanow. 7 Die Tekrologie ihrerseits basierte auf den Prinzipien
der Energetik von Wilhelm Ostwald, fur den nicht Materie, sondern Energie die Primarsubstanz des Universums bildete. Uitz und Kemeny waren die ersten aus Mitteleuropa stammenden Kii nstler, die von der Bildung der ersten Arbeitsgruppe der Konstruktivisten am
INChUK am 18.Marz 1921 erfuhren. Zudem gehorten sie zu den wenigen Augenstehenden, die die am 22. Mai eroffnete Zweite Fruhjahrsausstellung der OBMOChU-Gruppe
[Gesellschaft junger Kiinstler] sahen, auf der Werke der Konstruktivisten gezeigt wurden. 8
Uitz bewunderte sowohl Malewitsch als auch die Konstruktivisten und sammelte einschlagige Dokumente und Bilder. 9
lm Spatsommer kehrte Uitz nach Wien zuriick. Nach eigener Aussage berichtete er MoholyNagy und Kallai wahrend eines kurzen Aufenthalts in Berlin vom Konstruktivismus. Es war
also Uitz, tiber den Moholy-Nagy, Kallai und tiber diese auch Laszlo Peri akruelle Informationen tiber die Moskauer Kunstszene erhielten. Dies ist deshalb wichtig, weil Konstantin
Umansky, der in Deutschland ein Buch tiber die neue russische Kunst herausgegeben und
den Aktivisten in Wien bereits im November 1920 Vortrage zu diesem Thema gehalten harte, Russland noch vor Bildung der Gruppe der Konstruktivisten verlassen hatte. Das stellt
die allgemeine Ansicht in Frage, class Naum Gabo, Lazar El Lissitzky oder sogar Ivan Puni,
der den Konstruktivismus, bevor er Russland verlieg, ebenfalls nicht kennengelernt harte,
die ersten waren, die Informationen tiber den Konstruktivismus nach Berlin brachten. 10
Nach seiner Riickkehr nach Wien bot Uitz nach eigenen Angaben Lajos Kassak russisches
Material zur Veroffentlichung in der Emigrantenzeitschrift J\1A an. Weil Kassak dies aber
nicht tat, kames Anfang 1922 zum Bruch zwischen Kassak und Uitz. 11
Kemeny blieb auch nach Uitz' Abreise in Moskau. Davon ausgehend, class sich Kemeny am
INChUK fur Bogdanows Ideen interessiert hatte, konnte er eine Rede von Bogdanow gehorr haben, die dieser unter dem Titel Die sozial-organisatorische Bedeutung der Kunst am
29. Oktober 1921 in Moskau hielt. Dieses Thema bildete einen Aspekt der Bogdanowschen
Tektologie bzw. der Organisation von Systemen - eine fruhe Spielart der Kybernetik. Als
aktiv am intellektuellen Leben des INChUK Beteiligter hielt Kemeny dort eine Vorlesung
83
84
Oliver A. I. Bolar
zu »den neuesten Entwicklungen in der modernen deutschen und russischen Kunst«. Er war
zugegen, als Stepanova im Rahmen der Debatte »Komposition- Konstruktion« ihre Rede
Zum Konstruktivismus hielt. Dort hielt auch El Lissitzky einen Vortrag zu seinen ProunKonstruktionen, und Kemeny sprach uber Die konstruktivistische Kunst der OBMOChUGruppe. Die Durchsicht der Protokolle der beiden Veranstaltungen ergibt, dass Kemeny bereits mit der Terminologie der Bogdanowschen Energetik und Tektologie arbeitete. 12 Direkt
im Anschluss an die Debatte kehrte Kemeny nach Berlin zuruck- fast zur selben Zeit, zu der
sich auch Lissitzky dorthin begab. Er bildete eine Arbeitspartnerschaft mit Moholy-Nagy,
und gemeinsam verfassten sie den Text Dynamisch-konstruktives Kraftsystem, in dem sie einen
vollig neuen Typus Kunst auf der Basis der von Bogdanow definierten Kategorien forderten.
Ausgehend davon, dass die Bogdanowsche Theorie die Welt im Kern als System einander
durchdringender Krafte begreift, wollten Kemeny und Moholy-Nagy die »Kunst als System«, in dem sich die Energien des Universums manifestieren, neu erfinden. In diesem Zusammenhang postulierten sie eine kinetische Kunst, eine Idee, die Fortunato Depero 13 schon
vorher entwickelt harte und die von Naum Gabo sowie dem Realistischen Manifest von Anton (Antoine) Pevsner (einem der Texte, die Uitz aus Moskau mitgebracht hatte) inspiriert
war. Im Gegensatz zur Annahme von Gabo und Pevsner, dass zwischen Kunstwerk und Betrachter eine traditionelle Beziehung bestehe, forderten die Ungarn jedoch eine vollig immersive und partizipatorische Kunst, bei der der Betrachter universelle Energien wie Licht,
Magnetismus und Schwerkraft erleben konne. Damit wurde das Werk zu einem Ort, der
dem Teilnehmer Moglichkeiten bot, seiner Sinne starker gewahr zu werden. 14
Im selben Jahr stellte Moholy-Nagy sein Kinetisches konstruktives System. Bau mit Bewegungsbahn for Spiel und Be.forderung vor. Es war ein Versuch, die genannten Prinzipien in die Praxis
umzusetzen. Meines Wissens waren dies das erste Manifest und Kunstwerk, in deren Titel
sich das Wort »System« fand. Wahrend seiner Bauhaus-Jahre lieg er den Plan jedoch ruhen.
1928, nachdem Moholy-Nagy das Bauhaus verlassen hatte, beauftragte er den in Berlin
arbeitenden ungarischen Architekten Istvan Sebok mit einer vollstandigeren Konstruktionszeichnung. Dieser Vorschlag war hochst radikal, da es sich meines Wissens urn den ersten
Plan fur ein absolutes Kunstwerk handelte, das physische Aktivitat von Seiten des Betrachters
voraussetzte. Zwar ahnelt es eher einer Jahrmarkts-Rutschbahn oder einem Baukasten-Spiel
fur Erwachsene, doch verweist es bereits auf die partizipatorische Kunst der 1960er Jahre.
3. Im Sommer 1921 klang die mechano-dadaistischen Phase von Moholy-Nagy langsam
aus. Einige seiner Werke zeugen von einer Entwicklung hin zum Elementarismus, der Verwendung geometrischer Formen und Primarfarben, wie sie im Berlin dieser Tage gerade
Mode wurde. Urn 1922 verschmolz dieser Stil mit Impulsen aus dem russischen Konstruktivismus zu dem, was wir nach Stephan Bann heute als »Internationalen« Konstruktivismus
bezeichnen. 15 Gemeinsam mit Ivan Puni und Hans Arp unterzeichnete Moholy-Nagy Raoul
Hausmanns Auftuffur elementare Kunst, der in der Ausgabe von De Stijl vom Oktober 1921
erschien. Hausmann verstand den Begriff »elementar« jedoch eher im philosophischen als
im bildlichen Sinne, und Moholy-Nagys Kontakt mit ihm erwies sich als entscheidendzum einen, weil Hausmanns Sicht dessen, was kunsderische Aktivitat konstituieren oder fur
sie von Relevanz sein konnte, keinen Beschrankungen unterlag, und zum anderen, weil
Hausmann von den Sinnen und der Moglichkeit ihrer Erweiterung fasziniert war.
23 Laszlo Moholy-Nagy, Kinetisch-konstruktives System, Bau mit Bewegungsbahn fur Spiel und
Beforderung, 1922-1928, Fotomontage; Theaterw issenschaftliche Sammlung der Universitat Koln.
Im Februar 1922 prasentierte man der Berliner Offentlichkeit in der Galerie Der Sturm eine
Ausstellung mit Werken von Moholy-Nagy und Peri. Viele der don gezeigten Arbeiten
stammten aus der mechano-dadaistischen Phase Moholy-Nagys. Die Berliner Kunstkenner
waren jedoch etwas i.iberrascht, class Moholy-Nagy auch abstrakte geometrische Malerei,
Assemblage-Reliefs und frei stehende Konstruktionen in seinem neuen post-dadaistischen
Stil zeigte. Einige der Werke von Peri waren architektonisch - sehr im Gegensatz zu der postkubistischen Abstraktion, die unter ihren Kollegen vorherrschte. Die Ausstellung zeigte erstmals in Berlin die ni.ichterne, architektonische und materialbezogene Abstraktion, aus der
schliefSlich die schon bald als Konstruktivismus bezeichnete Kunstrichtung hervorging. 16
1922 hatte Moholy-Nagy seinen charakteristischen abstrakten M alstil gefunden, der von
schwebenden Figuren gepragt war. Inspiration zog er aus den Arbeiten von Malewitsch und
Lissitzky, aber im Gegensatz zu ihnen betonte Moholy-Nagy die Transparenz. Nach der ersten
Ausstellung in der Galerie Der Sturm gewann seine ki.instlerische Laufbahn an Schwung.
Mit gewissen Variationen blieb er diesen durchscheinenden, im Raum schwebenden geometrischen Konstruktionen in den Folgejahren bei seinen Bildern, Grafiken und Fotogrammen
treu.
4. Nur der Umstand, class Moholy-Nagy ein erfolgreicher Ki.instler des internationalen Konstruktivismus war, di.irfte fi.ir Gropius bei seiner Enrscheidung fi.ir Moholy-Nagy jedoch nicht
ausschlaggebend gewesen sein. Obwohl Moholy-Nagy bis dato noch nie unterrichtet hatte,
85
86
24
Laszlo Moholy-Nagy, Einband fur Christoph Natter Kunstlerische
Erziehung aus eigengesetzlicher Kraft. Gotha und Stuttgart 1924
Verlag Friedrich Andreas Perthes; Privatsammlung.
'
stimmten seine erklarten reformpadagogischen Uberzeugungen mit der Theorie und Praxis
des Bauhauses iiberein - ironischerweise besonders mit denen von Johannes Itten, dessen
Stelle er ja iibernommen hatte.
Sein Lehrkonzept hatte Moholy-Nagy von der Reformpadagogik iibernommen, die ihrerseits Teil der Lebensreformbewegung war. 17 Mit den Lebensreform-Prinzipien kam MoholyNagy tiber Freunde in Beriihrung, die er kurz nach seiner Ankunft in Berlin im Marz 1920
in der Freideutschen Jugend gefunden hatte - darunter auch seine zukunftige Frau Lucia
Schulz. Lucia hatte im Jahr 1919 einige Zeit in der Barkenhof-Kommune von Heinrich Vogeler verbracht und in der Folge enge Beziehungen zu den Frauen-Kommunen Loheland
und Schwarzerden in der Rhon gepfl.egt. Im Sommer 1922 verbrachten die Moholy-Nagys
sogar ihren Urlaub in der Umgebung von Loheland. Moholy-Nagy arbeitete dort an den
eingangs genannten Artikeln. So iiberrascht es nicht, class diese Texte von reformpadagogischem Gedankengut durchdrungen sind.
Moholy-Nagys Padagogik war beeinflusst von Marie Buchhold, einer Herausgeberin der
Freideutschen ]ugend. Buchhold pfl.egte engen Kontakt mit der Padagogin der Freideutschen
Jugend und Tanzerin Elisabeth Vogler. Moglicherweise sind sich die Moholy-Nagys sowie
Vogler und Buchhold im Sommer 1920 auf Loheland begegnet. Nachweislich trafen sie
Vogler don im Sommer 1922. Aus dieser Begegnung entstand rasch eine Freundschaft zwischen Vogler und Lucia Moholy-Nagy. Buchholds Padagogik vermittelt den Eindruck, class
sie eine bislang nicht anerkannte Vorreiterin des Oko-Feminismus war. Spuren des biozentrischen Aspekts von Buchholds Denken finden sich in Produktion - Reproduktion. Darin
laszlo Moholy-Nagys Synthesekonzept von 1922
entwickelten Liszl6 und Lucia Moholy-Nagy die Idee, Medien, die normalerweise der Reproduktion von Bildern und Tonen dienen (wie fotografische Platten und Wachsplatten zur
Tonaufnahme) fur produktive, das hei!Sr kreative Zwecke zu nutzen - zum Beispiel in der
Form von Forogrammen oder von Tonkompositionen durch direktes Einritzen. Gro!Sen
Wert legten sie auf die Emfaltung der jedem Menschen innewohnenden Kreativitat und die
Einbezieh ung jedes einzelnen Individuums. Im Herbst 1923 grilndeten Buchhold und Vogler in Schwarzerden, 10,5 km osdich von Loheland, eine Frauen-Kommune. Nach seiner
Aussrellung am Bauhaus verriefte Moholy-Nagy dorr wahrend seiner Urlaubsaufemhalte mit
Lucia sein Wissen tiber die Reformpadagogik.
Aus der padagogischen Reformbewegung innerhalb der Freideutschen Jugend ging unter
anderem der Bund Emschiedener Schulreformer hervor. Urn 1923 hatte Moholy-Nagy
Kontakr zu zwei Erziehern dieser Organisation: Heinrich Jacoby und Christoph Natter. Fur
letzteren gestaltete er einen Bucheinband. 18 Eine besonders enge Freundschaft pflegten
Liszl6 und Lucia Moholy-Nagy mit Jacoby. Neben der Erziehung der Sinne, was meist als
zentrales Konzept des padagogischen Ansatzes von Moholy-Nagy gilt, ist es aber auch die
Vorstellung, class jeder Mensch begabt ist. Diese Idee stammte jedoch nicht von MoholyNagy; er ilbernahm sie und ebenfalls sein Konzept der biologischen Grundlagen des Ausdrucks von Jacoby1 9 und blieb Zeit seines Lebens in seinem Denken stark biologistisch, sogar
87
88
26
Laszlo Moholy-Nagy, Nickelplastik mit Spirale, 1921, (35,9 x 17,5 x 23,8 em),
Museum of Modern Art (MoMA), New York: Spende von Sibyl Moholy-Nagy (lnv. nr.
17.1956); Digital Image: The Museum of Modern Art, New York / Scala, Florenz.
biozentrisch orientiert. 20 Auf der Artikelreihe von 1922 basierend schrieb Moholy-Nagy im
Sommer 1924 in Loheland sein erstes Buch Malerei, Photographie, Film. Diese Publikation
begrundete seinen Ruf als fuhrender Theoretiker der Medienkunst des fruhen 20. Jahrhunderts.21
5-6. Eine der Verpflichtungen, fur die Gropius Moholy-Nagy geholt hatte, war die des
Formmeisters der Metallwerkstatt. Damit verband Gropius die Hoffnung, class MoholyNagy nicht nur die Ausbildung der Schuler fur die Arbeit in der Industrie leiten, sondern
Patente und Produkte entwickeln wurde, die der Schule zu Einnahmen verhelfen wurden ein Ziel, das Moholy-Nagy erreichte. Aber welche Beziehung hatte Moholy-Nagy vor dem
Bauhaus zu Technik und industriellen Werkstoffen? Als er kurz nach seiner Ankunft in Berlin im Februar 1920 das erste Mal Kurt Schwitters Verwendung unublicher Materialien sah,
empfand er dies als skandalos. Dieses Gefuhl der Emporung, diese Herausforderung - und
seine wachsende Freundschaft mit Schwitters - spornten ihn letzdich an, selbst mit Montagen zu experimentieren. 22 Als Uitz ihm von den Entwicklungen in der russischen Kunst erzahlte, begann Moholy-Nagy, mit Holz und Metall zu arbeiten. Seine fruhesten Werke dieser Art waren wahrscheinlich die Holzplastik und die Nickelplastik mit Spirale Ende 1921.
Letztere bedeutete den Durchbruch; es war das Objekt, auf dem zu dieser Zeit sein Ruf
L6szl6 Moholy-Nagys Synthesekonzept von 1922
grundete. Schaut man sich dieses Objekt genau an, wird deutlich, dass es nicht perfekt ist;
ihm fehlt die Prazision der spateren Arbeiten aus Metall.
Wenn Moholy-Nagy die Plastik tatsachlich selbst anfertigte (und wir konnen nicht sicher
sein, ob er sie nicht vielleicht anfertigen Hem, dann war er noch ein Lernender. Die Elemente
aus Eisen sind recht grob miteinander verschweiGt und vernietet und auBerdem achsenverschoben. Die rauen Kanten werden zwar durch die Vernickelung (mit der er sicherlich eine
Werkstatt beauftragte) geglattet, sind aber dennoch sichtbar. Am meisten fasziniert mich an
dieser Plastik, wie das Spiralband als optischer Ubertrager von Tonen und Bodenerschiitterungen dient und, mit anderen Worten, die geringsten Schwingungen in der Umgebung
aufnimmt und in Bewegung umsetzt. Ich hatte bereits erwahnt, dass Moholy-Nagy Hausmanns Aufruffur elementare Kunst unterzeichnet hatte. Darauf konnen wir hier nicht naher
eingehen. Es lasst sich jedoch sagen, dass Hausmanns Lebensprojekt - die Erweiterung der
sensorischen Fahigkeiten hinsichtlich eines intuitiveren Verstandnisses von Einsteins und
Minkowskis neuer Raum-Zeit-Vorstellung - , das sich am deutlichsten in seinem Optophon
manifestierte, einen entscheidenden Effekt aufMoholy-Nagy hatte. Dies betrafinsbesondere
seine Vorkurs-Lehre, in der die multisensorische und besonders die nichtvisuelle sensorische
Ausbildung einen zentralen Bestandteil bildete. 23 Im Herbst 1921 arbeite Hausmann an seinem Optophon; seine Aufzeichnungen dazu erschienen dank Moholy-Nagy in der OktoberAusgabe 1922 von MA. 24 Das Optophon hatte die Umsetzung akustischer Daten in eine visuelle Form zum Ziel. Es spiegelt jedoch nicht die Vorstellung Hausmanns von der Identitat
von Schall- und Lichtwellen wider. Eine einfache, aber eindrucksvolle Demonstration dieser
Idee stellt vielmehr die schwingende Spirale der Nickelplastik dar.
GleichermaGen radikal in ihrem as thetis chen Konzept war Moholy-Nagys Metallkonstruktion
in Glas und Nickel (auch bekannt als Metallskulptur und Exzentrische Konstruktion), an der
er wahrscheinlich im Laufe des Jahres 1922 arbeitete. Sie bestand aus Kupfer, Zink, Stahl,
Nickel und Flachglas und wies eine weit hohere Prazision und technisch beschlagenere Ausfiihrung als die Nickelplastik auf.2 5 Erstmalig wurde sie auf Moholy-Nagys zweiter SturmAusstellung im Februar 1923 als Exzentrische Konstruktion gezeigt. Don sah sie auch Gropius.26 Bemerkenswert an ihr ist das Radikale des raumlichen Konzeptes. Ihr Titel bezieht
sich auf die Vorstellung Bogdanows von den exzentrischen Kraften, die zu dieser Zeit von
Kemeny in seinen Schriften thematisiert wurden. 27 Moholy-Nagy verzichtete sowohl auf die
senkrechte Anordnung bisheriger avantgardistischer Assemblagen (einschlieBlich der Nickelplastik) und sogar auf die eigentliche Idee der Assemblage. Stattdessen ordnete er die Einzelteile aus verschiedenen Metallen und Glas auf einer horizontalen Ebene an. Sie waren nicht
zwangslaufig direkt miteinander verbunden, hatten aber dennoch einen klaren Bezug zueinander. Die Exzentrische Konstruktion bescheinigt ihrem Schopfer starker ausgepragte handwerkliche Fertigkeiten als die N ickelplastik und durch die Verwendung unterschiedlicher
Metalle eine groBere Erfindungsgabe. Hatte sie iiberlebt, ware sie heute ahnlich wie die
N ickelplastik und die so genannten Telefonbilder (die Emaille-Serie) zweifelsohne eine Ikone
des Imernationalen Konstruktivismus.
Wah rscheinlich schon kurz nach der Veroffentlichung eines wichtigen Kapitels des Buches
D ie Pjlanz e als Erfinder in der viel gelesenen Berliner Kunstzeitschrift Das Kunstblatt im Januar 1923 entdeckte Moholy-Nagy die Schriften von Raoul H einrich France. Im erwahmen
89
90
Oliver A. I. Bolar
Kapitel erlautert France seine Theorie, nach der samtliche Technik, die menschliche und die
nichtmenschliche, aus sieben Grundformen besteht. Mit anderen Worten: Genau wie der
Mensch Teil der Natur ist, ist die menschliche Technik eine Teilmenge der Naturtechnik.
Diese These war der auslosende Faktor dafur, class Moholy-Nagy seine Begeisterung fur
Technik in ein umfassenderes biozentrisches Konzept von der Stellung des Menschen in der
Welt einbertete. Dies legitimierte seine von Natur aus positive Sicht auf die Technik und
seinen starken Glauben daran, class der Mensch lernen muss, Technik zu seinem Vorreil einzusetzen, start sich von ihr an den Rand drangen zu lassen. 28
7. Aus Platzgrunden kann ich mich diesem Thema hier nicht widmen. Ich mochte lediglich
erwahnen, class Moholy-Nagys Faszination von Licht als Medium des »plastischen Ausdrucks« in seinen Kontakten zu einem Kreis feministischer Forografinnen im Budapest der
spaten 191 Oer Jahre wurzelte. Dieser Kontakt setzte sich tiber seine erste Frau Lucia Moholy
(selbst Forografin) und die Unterweisung in der Technik des Fotogramms durch Bertha
Gunther aus der Kommune Loheland fort. 29
8. Wie wir sahen, harten die Erfahrungen wahrend der Ungarischen Raterepublik bei
Moholy-Nagy die Moglichkeit einer radikalen und umfassenden Reform des Lebens Gestalt
annehmen lassen. Daher wares in Deutschland fur ihn nur logisch, sich der Lebensreformbewegung anzuschlieBen, die einen gleichermaBen ganzheitlichen Reformansatz verfolgte.
Mit dem Abebben des revolutionaren Schwungs 1922 wurde es wichtig, eher mit einem
Veroffentlichungsprogramm fur eine Reform zu werben als mit einem unmirtelbaren politischen Umsturz. Die Teilnahme an einem solchen Programm war Moholy-Nagy erstmalig
durch die Zusammenarbeit mit Lajos Kassak moglich.
Kassaks wichtigste Beitrage fur den sich herausbildenden lnternationalen Konstruktivismus,
seine groBten Kunstwerke sozusagen, sind die Weiterfuhrung der Zeitschrift JI1A in Wien
und die Anthologie Buch neuer Kunstler. Sowohl das Buch neuer Kunstler als auch JI1A (Marz
1921 bis Juli 1922) waren das Ergebnis der Zusammenarbeit mit Moholy-Nagy. Auch wenn
Kassak die internationalistische Phase von MA Anfang 1921 mit einer Ausgabe einleitete,
die dem Werk von Kurt Schwirters gewidmet war, ware ihm sein spateres Schaffen ohne
Moholy-Nagy nicht moglich gewesen. Schon bald nach seinem Besuch in Wien im Februar
1921 wurde Moholy-Nagy als Berlin-Korrespondent gefuhrt. In seinen Memoiren raumte
Kassak ein, class Moholy-Nagy den GroBteil des Bildmaterials fur das Buch neuer Kunstler
geliefert harte und die redaktionelle Arbeit gemeinsam erfolgt war. 30 Das Buch neuer Kunstler
wurde als erste bedeutende Anthologie der internationalen Avantgarde der Nachkriegszeit
anerkannt. Es enthielt umfangreiches Material zu Kunst, Literatur und Musik sowie Enrwurfe, die auch Beispiele der neuesten Industrieprodukte, modernste Transportfahrzeuge
und Gebaude zeigten. 31 Die Zusammenarbeit von Moholy-Nagy und Kassak bei JI1A und
dem Buch neuer Kunstler umfasst so etwas wie eine Obersicht des sich herausbildenden Internationalen Konstruktivismus. Obwohl Moholy-Nagy bereits 1917 und 1918 in Budapest
mit Ivan Hevesy gemeinsam an einer literarischen Zeitschrift gearbeitet harte, machte ihm
erst seine Mitarbeit an Kassaks Wiener Veroffentlichungen das Potential von Publikationen
als Mittel zur Verknupfung von Wissen verschiedener Kategorien bewusst.
Nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Kassak im Sommer 1922 hegte Moholy-Nagy
eigene Plane fur eine »synthetische«, d. h. interdisziplinare Zeitschrift, die tiber das hinaus-
27
Laszlo Moholy-Nagy, Metallkonstruktion in Glas und Nickel, 1922
(Fotograf unbekannt); Foto aus der Sammlung Hattula Moholy-Nagy.
gehen sollte, was Kassik under bis data erreicht hatten. Dieser Plan wurde erst 1924 veroffendicht (im tschechischen Avantgarde-Journal Pasmo [Zone]). Moholy-Nagy lids keinen
Zweifel an seinen Absichten, verschiedene Zweige des Wissens, der Forschung und des
menschlichen Handelns zusammenzufuhren, urn die Sache der ganzheidichen Reform des
Lebens voranzutreiben. In diesem Sinne setzte sein Werk das Projekt der Lebensreformbewegung fort - das, was er in Maferei, Photographie, Film als »Gesamtwerk«, d. h . die Integration der Kunst in das Leben, bezeichnet harte. Dem »Gesamtwerk« stellte er das »Gesamtkunstwerk« gegenuber, das in seinen Augen ein veraltetes Relikt einer allzu individualistischen Vergangenheit war. Das Streichen der »Kunst« aus »Gesamtkunstwerk« lids auf seine
Haltung schliegen, class »Leben« und nicht »Kunst« das Ziel warY Am Bauhaus waren seine
Plane fur die bauhausbucher-Reihe ein Schritt in Richtung dieses Ziels.
Wir haben gezeigt, class die Kunst der ungarischen Aktivisten, die Werke Kurt Schwi tters,
die Arbeiten der russischen Konstruktivisten und Suprematisten sowie die Theorien Hausmanns im Verbund mit den von Bogdanow gepragten Vorstellungen Alfred Kemenys, kommunistischen Idealen und den Komakten Lucia Moholys zur Lebensreform-Bewegung, zum
Biozemrismus und dem Lebenskonzept der Jugendbewegten Moholy-Nagy fur ein starkerweitertes Feld des moglichen asthetischen Ausdrucks, der Erfahrungen und Ziele sensibilisierten. 1922 formulierte Moholy-Nagy dies als weitgehend koharente - wenn auch nicht
Streng systematische- Synthese von Denken und Praxis. (Wobei die Bruche in ihr mindestens genau so interessant wie die Koharenzen sind ... ). Aus Sicht der Formulierung seiner
91
92
Oliver A. I. Bolar
Epistemologie und Asthetik stellte dieses Jahr den entscheidenden Moment seiner Laufbahn dar. Im Kern wares diese Synthese, an deren Vervollkommnung er bis zu seinern
fruhzeitigen Tod durch Leukamie in Chicago (1946) arbeitete.
Gropius war sich 1923 wahrscheinlich gar nicht aller Facetten des intellektuellen und
kunstlerischen Strebens von Moholy-Nagy bewusst. Was er von Moholys bisherigen Mejedoch einen solchen Eintallskulpturen, Gemalden und Schriften kannte, hinterld~
druck, class der damals 28jahrige Ungar am 3 1. Marz 1923 vom Meisterrat des Bauhauses als Dozent fur das zweite Semester des Vorkurses und Forrnmeister in der Metallwerkstatt eingestellt wurde.33
Sicher hatte aber Gropius 1923 erkannt, class Moholy-Nagy ein inspirierendes Prograrnm
mit asthetischen und reformerischen Ideen entwickelt hatte, das im Grunde ein padagogisches war. Daraufhin entschied er, den jungen Ungarn zu berufen. Und Moholy-Nagy
erfullte die von Gropius gehegten Erwartungen. Die Beziehung zwischen beiden war
zwar komplexer, als dies auf den ersten Blick scheint, die Bewunderung fur einander
blieb jedoch eine Konstante. Ruckblickend schrieb Gropius 1965: »Was das Bauhaus erreicht hat, ist undenkbar, ohne sich des groEen Stimulators Moholy und seines feurigen
Geistes zu erinnern.«34
2
3
4
5
6
7
8
Lucia Moholy gibt an, class ihre fri.ihen Texte das Ergebnis »einer Art symbiotischer Arbeitsgemeinschaft« seien.
Lucia M oholy: Marginalien zu Moholy-Nagy. D okumentarische U ngereimtheiten. Krefeld 1972, S. 11.
Laszlo Moholy-Nagy und Alfred Kemeny: D ynamisch-konstruktives Kraftsystem. In: D er Sturm 13 (1 922),
Nr. 12 (Dezember), S. 186. Die i.ibrigen Artikel wurden Moholy-Nagy als alleinigem Autor zugeschrieben:
Produktion- Reproduktio n. In: De Stijl 5 (1922), N r. 7 Quli), S. 98- 101; Ligh t: A Medium of Plastic Expression. In: Broom 4 (1923), S. 283 f.; Vita az uj tartalom es az uj forma problemajar61 [Probleme des neuen Inhalts
und der neuen Form]. In: Akasztott Ember [Der Gehiingte] 1 (1 922), N r. 3/4 (D ezember), S. 3 f.; Neue Gestaltung in der Musik. Moglichkeiten des Grammophons. In: Der Sturm 14 (1923), N r. 7 Qul i), S. 102- 06; Rich tlinien fur eine synrhetische Zeitschrift. In: Pasmo 1 (1924/25), Nr. 7/8, S. 5. Hinweis: D er letztgenannte Beitrag ist im Text selbst mit '' 1922« darien.
Aus Plarzgri.inden kann ich mich niche all diesen Punkten in gleicher Ausfi.ihrlichkeit widmen; an gegebener
Stelle werde ich den Leser auf eingehendere Erlauterungen verweisen. Erstmalig formu lierte ich den diese Synthese betreffenden Gedanken in meinem Buch Technical D etours. The Early M oholy-Nagy Reconsidered (New
York 2006), und entwickelte ihn in der ungarischen Ausgabe weiter Termeszet es technika. Az tijraertelmezett
Moholy-Nagy 1916- 1923 [Natur und Kunst: Neue Oberlegungen zu M oholy-Nagy 1916-1923] (Budapest
2007). Dieser Artikel ist eng an zwei Vomage angelehnt, die ich im Herbst 2009 hielt, I am KURI-ous (Red
White Green): Hungarians and the Bauhaus Shift, 1922-23, Internationale Konferenz bauhaus global, MartinG ropius-Bau, Berlin (22. September 2009) sowie The Dynamic-Constructive Synthesis. Moholy-Nagy on the Road
to W't-imar, Symposium H ungarians and the Bauhaus, Museum of M odern Art, N ew York (20. November
2009).
Vgl. O liver Botar: Termeszet es tech nika (Anm. 3), S. 64.
M ehr zu diesem 1hema siehe O liver Botar: Technical Detours (Anm. 3), S. 150 ff.
Ebd., S. 14 1 ff.
Oliver Botar: Termeszet es technika (Anm. 3), S. 156. Siehe C hristina Lodder: Russian Constructivism. New
Haven und London 1983, S. 74 f; Jaroslav Andel: The Co nstructivist Entanglement. Art Into Po litics, Poli tics
Into Art. In: Art Into Life. Russian Constructivism 19 14 - 1932. New York 1990, S. 225 f; C harlotte D o uglas:
Energetic Abstractio n. O stwald, Bogdanov and Russian Post-Revolutionary Art. In: Bruce C lark und Linda D.
H enderson (H rsg.): From Energy to Information. Representations in Science and Technology, Art and Literature. Stanford, CA 2002, S. 86-89.
O liver Botar: C onstructivism , International Constructivism and rhe Hungarian Emigratio n. In: John Kish
(Hrsg.): The Hungarian Avant-G arde, 19 14- 1933. Storrs, CT 1987, S. 94 f.
Laszlo Moholy-Nagys Synthesekonzept von 1922
9
Siehe Krisztina Passuth: Contacts berween the H ungarian and Russian Avant-Garde in the 1920s. In: An nely und
David Juda (Hrsg.): The First Russian Show. A Comm emoration of the Van Diemen Exhibition Berl in 1922. Lon-
don 1983, S. 48 ff.
Oliver Botar: Constructivism , I nternatio nal Constructivism and the H ungarian Emigration (Anm. 8), S. 94. Konstantin Umansky: Neue Kunst in Russland , 19 14- 1919. Potsdam und Mu nchen 1920 .
Eva Bajkay zitien in ihrem Buch U itz' Brief an Istvan Genrhon: U itz Bela. Budapest 197 4, S. 118.
11
l2 Oliver Botar: Termeszet es technika (Anm . 3), S. 157 f.
l3 zu Depero siehe Lois Relin: Two Pioneering Sculptures by Balla and Depero, 19 15. Tn : Gazette des Beaux-Arts 107
10
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
(1986), S. 81-85.
Oliver Botar: Tech nical Detours (Anm. 3), S. 172 ff.
Stephen Ban n: The Tradition of Constructivism. New York 1974. S. XXV ff.
Oliver Borar: Termeszet es technika (Anm. 3), S. 130 ff.
Fur eine ausfuhrliche Unrersuchu ng und vollstandige Dokumentation dieses Themas siehe O liver Botar: The Roots
of Laszlo Moholy-Nagy's Biocentric Constructivism. In: Eduardo Kac (Hrsg.): Signs of Life. Bio Art and Beyond.
Cambridge, MA 2007, S. 315-44.
Siebe Oliver Botar: Termeszet es tech nika (Anm. 3), S. 188.
Siebe auch Lucia Moholy: Marginalien zu Moholy-Nagy (An m . 1), S. 13.
Siehe O liver Botar: TI1e Roots o f Laszlo Moholy-Nagy' s Biocenrric Constructivism (Anm. 17).
Laszlo Moholy-Nagy: Malerei, Photographic, Film . Mu nchen 1925 .
Siehe O liver Botar: Tech nical Detours (Anm . 3), S. 161. Siebe dazu die Reproduktio nen der verschollenen Assemblagen-Reliefs von Moholy-Nagy ReliefH und ReliefS (beide 192 1) auf S. 130 f.
Oliver Botar: Technical Detours (An m. 3), S. 161f.
Raoul Hausmann: Optophonetika [Optophonetik] . In: MA 7 (1922), Nr. 1 (15. O ktober), o. S.
Der Titel Metallkonstruktion in Glas und Nickel sowie d ie verwendeten Werkstoffe sind auf der Ruckseite ei nes alten
Fotos seiner Arbeit vermerkt ( Arch iv H attula Moholy-Nagy, An n Arbor, M ich igan) .
Moholy-Nagy - Peri. H undertsechzehnre Ausstellung Februar 1923. Berlin : Galerie Der Sturm, 1923, N r. 18.
Alfred Kemeny: Das dyna mische Pri nzip der Welt-Konstruktion im Z usammenhang m it der funkt ionellen Bedeutung der konstruktiven Gestaltung. I n: Der Sturm (April1 923), S. 62-64.
Fur eine ausfuhrliche Unrersuchung und vollstandige D okumenratio n d ieses -nlemas siehe O liver Bo tar: TI1e Roots
ofU.szlo Moholy-Nagy's Biocentric Constructivism (Anm . 17) und O li ver Botar: L:iszlo Moholy-Nagy's New Visio n
and the Aestheticization ofScienrific Imagery in Weimar Germany. In: Science in Context. W riting Modern Art and
Science. Hrsg. von Linda Dalrym ple H enderson. 17 (2004) , N r. 4, S. 525-56.
Ausflihrlicheres in O liver Botar: Termeszet es tech n ika (Anm. 3), 72-75, und O liver Botar: Technical Detou rs
(Anm. 3), S. 163-69.
Oliver Botar: Technical Detours (Anm . 3), S. 147-49.
Siehe z.B. Kai-Uwe Hemken: World H armony and Power System. TI1e Book of New Artists (1922) as a visual
Manifesto of Hungarian Constructivism. An lage zur Faksimile-Ausgabe von Ludwig Kassdk und Ladislaus MoholyNagy. Buch neuer Kiinstler. Wien 1922, Baden 1991.
Zu diesem Thema siehe O liver Bo tar: Taking the Kunst out of Gesamtkunstwerk. Moholy-Nagy's Concep tion of the
Gesamtwerk. In: Oliva Marfa Rubio (Hrsg.): L:iszlo Moholy-Nagy. TI1e A rt of Light. Madrid 2010.
Siehe daZLI den Vertrag zwischen Moholy-Nagy und dem Bauhaus vom 3 1. Marz 1923. Thuringisches H auptstaatsarchiv Weimar, Staatl iches Bauhaus Weimar N r. 11 1, Bl. 147-149. Siebe auch Volker Wahl und Ute Ackermann
(Hrsg.): Die Meisterratsp rorokolle des Staatlichen Bauhauses Weimar 19 19 bis 1925 . Weimar 200 1, S. 299.
Walter Gropius: O n L:iszlo Moholy-Nagy. Zitiert in O liver Botar: Moho ly-Nagy and the H ungarian-America n
Council for Democracy, Documents. In: Hungarian Studies Review 15 (1988), Nr. 1, S. 85.
93