Literatur und Welt:
Zur Dimension der Literarizität im Werk von Claudio Magris
Letteratura e mondo:
Sulla dimensione letteraria dell’opera di Claudio Magris
Bernhard Huss (Hg.)
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin
Band 1
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin
Die Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin werden vom Italienzentrum
herausgegeben. Die einzelnen Bände sind auf unserer Webseite sowie dem Dokumentenserver der
Freien Universität Berlin kostenfrei abrufbar:
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Zitationsangabe für diesen Band:
Huss, Bernhard (Hg.): Literatur und Welt: Zur Dimension der Literarizität im Werk von Claudio
Magris / Letteratura e mondo: Sulla dimensione letteraria dell’opera di Claudio Magris. Freie
Universität Berlin 2018.
DOI
ISBN
10.17169/FUDOCS_document_000000028948
978-3-96110-166-5
Schriften des Italienzentrums – Beirat:
Prof. Dr. Christian Armbrüster
Prof. Dr. Giulio Busi
Prof. Dr. Daniela Caspari
Prof. Dr. Dr. Giacomo Corneo
Prof. Dr. Johanna Fabricius
Prof. Dr. Doris Kolesch
Prof. Dr. Klaus Krüger
Herausgeber: Prof. Dr. Bernhard Huss
Editorische Betreuung: Sabine Greiner
Lektorat: Sabine Greiner, Emanuela Mingo, Linda Schmidt
Freie Universität Berlin
Italienzentrum
Geschäftsführung
Habelschwerdter Allee 45
D-14195 Berlin
Tel: +49-(0)30-838 50455
mail:
[email protected]
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Inhalt
Seite
Geleitwort
Prefazione
3
4
Verleihung der Ehrendoktorwürde an Claudio Magris, 11. Mai 2017
Ansprache des Präsidenten der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Peter-André Alt
6
Ansprache der Dekanin des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien
Universität Berlin, Prof. Dr. Claudia Olk
8
Wo liegt unser Ithaka? – Laudatio von Prof. Dr. Bernhard Huss, Direktor des
Italienzentrums der Freien Universität Berlin
11
Schreiben, Finden und Erfinden – Dankesrede des Laureaten Prof. Dr. h.c. Claudio Magris
16
Literatur und Welt: Zur Dimension der Literarizität im Werk von Claudio Magris
Letteratura e mondo: Sulla dimensione letteraria dell’opera di Claudio Magris
Studientag zu Ehren von (und mit) Claudio Magris, 12. Mai 2017
Maria Carolina Foi (Trieste)
Diventare Claudio Magris: come un germanista scopre il suo meridiano letterario
27
Renate Lunzer (Wien)
„Das Leben ist origineller als jede literarische Erfindung“. Fiktionalität und Faktualität im
Werk von Claudio Magris
38
Irene Fantappiè (Berlin)
Diario e romanzo tra realtà e invenzione. Alcune riflessioni su Claudio Magris e Scipio
Slataper
49
Natalie Dupré (Leuven)
Tra fiction e saggismo. Il senso del possibile nella narrativa di Claudio Magris
58
Gisela Schlüter (Erlangen-Nürnberg)
Lukács in Budapest. Politische Portraits in Danubio
65
Ludger Scherer (Bonn)
Goethe e oltre – appunti sul teatro di Claudio Magris
78
2
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Geleitwort
Das Italienzentrum der Freien Universität Berlin wurde vor rund 20 Jahren gegründet. Von Anfang an
hatte es die Aufgabe, die italienbezogenen Aktivitäten im Hochschulraum Berlin sowie an der
Universität Potsdam zu bündeln und zu dokumentieren. Dementsprechend sind die HumboldtUniversität zu Berlin, die Technische Universität Berlin und die Universität Potsdam kontinuierlich im
Wissenschaftlichen Beirat des Italienzentrums vertreten und gestalten das Programm aktiv mit. So ist
es über die Jahre gelungen, universitäre Kontakte zwischen Berlin und Potsdam einerseits und
andererseits vielen Universitäten in Italien mit einer großen Zahl italienischer Kolleginnen und
Kollegen aufzubauen, zu verstetigen und beständig auszuweiten. Der ursprüngliche Fokus auf die
klassischen Disziplinen der Italianistik, italienische Literaturwissenschaft und Linguistik, wurde dabei
geöffnet; mittlerweile koordiniert und gestaltet das Italienzentrum Veranstaltungen und Projekte in
den verschiedensten Fachdisziplinen. Dazu gehören die ,Bausteinfächer‘ des BA Italienstudien
(Geschichte, Kunstgeschichte, Theaterwissenschaft, Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft),
dazu gehören aber – unter anderem – auch die Judaistik, die Klassische Archäologie, die Philosophie,
die Architektur und Städteplanung, aber auch die naturwissenschaftlichen Fächer. Das Italienzentrum
realisiert sein entsprechend reichhaltiges Programm mit nachhaltiger Unterstützung des Fachbereichs
Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität Berlin sowie des Italienischen
Kulturinstituts Berlin und der Botschaft der Republik Italien in Deutschland. Wir sind diesen
Institutionen zu großem und beständigem Dank verpflichtet.
Mit der vorliegenden Publikation eröffnet das Italienzentrum eine Publikationsreihe Schriften des
Italienzentrums, die künftig in unregelmäßigen Abständen erscheinen soll. Diese Reihe dokumentiert
die Ergebnisse ausgewählter Veranstaltungen des Italienzentrums in Form einer wissenschaftlichen
open access-Publikation mit Qualitätssicherung. Die zur Veröffentlichung vorgesehenen Texte werden
von einem editorial board geprüft und dem Wissenschaftlichen Beirat des Italienzentrums vorgestellt.
Im Zuge der Feierlichkeiten zur Gründung des Italienzentrums ist seinerzeit Umberto Eco an der
Freien Universität mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet worden. Wir sind außerordentlich froh,
dass 20 Jahre später die Schriften des Italienzentrums mit der Dokumentation der Verleihung des
Doctor honoris causa an Claudio Magris und mit der Präsentation der Ergebnisse eines Studientags
eröffnet werden können, der nach der Verleihung an der Freien Universität stattfand und Claudio
Magris’ literarischem Werk gewidmet war (11./12. Mai 2017). Der überzeugte Europäer Claudio Magris
öffnet seit jeher den binationalen Diskurs zwischen Italien und Deutschland auf eine multilaterale
Diskussion kultureller Werte und historischer Geflechte, die unsere Länder untereinander und mit
ganz Europa vereinen. Das beständige Erinnern an unsere gemeinsame Geschichte und an die
unausweichliche Notwendigkeit einer Gestaltung europäischer Zukunft in gemeinsamer
Verantwortung und in einer im Wortsinn humanitären Dimension, wofür Claudio Magris steht und
energisch eintritt, ist heute von höherer Bedeutung denn je. Claudio Magris’ Texte umreißen in
diesem Sinne auch eine Aufgabe, der sich das Italienzentrum in jedem Semester von Neuem stellt.
Die hiermit eröffnete Schriftenreihe sei somit Ausdruck unserer gesamteuropäischen Verpflichtung
an unseren Universitäten in beiden Ländern.
Berlin, im Juni 2018
Bernhard Huss
Direktor des Italienzentrums der Freien Universität
3
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Prefazione
L’Italienzentrum (Centro Studi Italia) della Freie Universität Berlin, fondato ormai 20 anni fa, ha fin
dall’inizio sostenuto e documentato le attività svolte dalle università di Berlino e di Potsdam che hanno
come tema comune l’Italia. La Humboldt-Universität e la Technische Universität di Berlino come
anche l’università di Potsdam sono infatti rappresentate all’interno del Comitato Scientifico
dell’Italienzentrum e contribuiscono da sempre attivamente a proporre eventi e manifestazioni
culturali che concorrono a formulare e a definire il suo programma. Ed è con grande soddisfazione
che constatiamo quanto, nel corso del tempo, siamo riusciti a costruire e consolidare relazioni proficue
e significative degli atenei di Berlino e di Potsdam con una serie di università e numerosi colleghe e
colleghi italiani. Inizialmente l’interesse dell’Italienzentrum era focalizzato soprattutto sulle discipline
classiche dell’Italianistica, come la linguistica e la letteratura italiane, ma nel tempo esso ha ampliato
il proprio campo di interesse, proponendo e coordinando manifestazioni culturali, eventi e progetti
collegati alle più diverse discipline, a cominciare da quelle facenti parte del curriculum del Bachelor
“Italienstudien” (Studi italiani) quali storia, storia dell’arte, teatro, giurisprudenza ed economia,
passando per la giudaistica, l’archeologia classica, la filosofia, l’architettura e l’urbanistica e le discipline
scientifiche. Se l’Italienzentrum riesce a realizzare il proprio nutrito programma di manifestazioni
culturali ed eventi lo deve al fondamentale sostegno del dipartimento di Filosofia e Scienze
Umanistiche della Freie Universität Berlin e dell’Istituto Italiano di Cultura e dell’Ambasciata Italiana a
Berlino, istituzioni che in questa occasione ringraziamo sentitamente.
Con la presente pubblicazione l’Italienzentrum inaugura la collana Schriften des Italienzentrums (Atti
del Centro Studi Italia), pubblicazioni scientifiche con open access, approvate dal comitato editoriale e
dal Comitato Scientifico dell’Italienzentrum. In occasione dei festeggiamenti per la fondazione
dell’Italienzentrum, Umberto Eco aveva ricevuto la laurea honoris causa della Freie Universität di
Berlino. A distanza di vent’anni siamo particolarmente lieti che la collana Schriften des Italienzentrums
venga inaugurata con la documentazione relativa al conferimento della laurea honoris causa a Claudio
Magris e con la presentazione degli atti del convegno avuto luogo proprio in quella occasione e
dedicato alla sua opera letteraria (11 e 12 maggio 2017). Da convinto europeo Claudio Magris mantiene
vivo da sempre il dialogo tra Italia e Germania sui valori culturali e sulle interrelazioni storiche che
uniscono i nostri paesi tra di loro e con tutto il resto dei paesi europei. L’idea che Claudio Magris ha
da sempre sostenuto e difeso, e che continua a sostenere e difendere, ossia la memoria costantemente
rivolta alla nostra storia comune e l’assoluta necessità di pensare al futuro dell’Europa come frutto di
una assunzione di responsabilità comune all’interno di una dimensione culturale ed umanitaria, è oggi
più importante che mai. E i suoi testi delineano anche in questo senso uno dei compiti che
l’Italienzentrum continua ad assumersi giorno dopo giorno, da vent’anni a questa parte. La presente
collana Schriften des Italienzentrums vuole dunque essere espressione della vocazione europeista delle
nostre università sia qui in Germania che in Italia.
Berlino, giugno 2018
Bernhard Huss
Direttore dell’Italienzentrum della Freie Universität
4
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
5
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Ansprache des Präsidenten der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Peter-André Alt
Exzellenz, sehr geehrter Herr Botschafter Benassi,
sehr geehrter Herr Gesandter Gaudiano,
sehr geehrter Herr Reitani,
sehr geehrter Herr Kanzler Gerlof,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Gäste,
und natürlich sehr geehrter Herr Magris!
Mit einem ironischen Seitenblick auf ihre eigenen Zeitgenossen attestiert die französische
Schriftstellerin Madame de Staël Anfang des 19. Jahrhunderts den Deutschen „viel Universalität in
Literatur und Philosophie“. In Frankreich bleibe hingegen das Dichten und das Denken unverbunden.
„Daher, daß man in Frankreich mehr Leute von Verstand und weniger Denker findet.“ Mit Fug und
Recht kann ich heute sagen, dass wir einen italienischen Dichter und Denker ehren, der diese beiden
Bereiche souverän miteinander verbindet.
Lieber Herr Magris, Sie selbst schreiben in Ihrer Biographie der Donau „Gerade in den Klassifikationen
enthüllt das Leben seine verzehrende Oszillation, in den Listen und Protokollen, die es zu
katalogisieren suchen und auf diese Weise den nie ganz aufklärbaren Rest Geheimnis und Zauber erst
recht deutlich macht.“ – Das ist eine überaus treffende Beschreibung des Antriebs, der
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern danach streben lässt, die sie umgebende Welt zu
verstehen. Sie tun das zumeist, indem sie die Wirklichkeit auseinandernehmen, sezieren, in Moleküle
oder in Silben zerlegen.
Die Wirklichkeit in Silben zerlegen - das ist die wissenschaftliche Haltung. Der Dichter dagegen
bedient sich der Silben, formt sie zu Wörtern und Sätzen und erschließt so die Geheimnisse und den
Zauber der Welt für sein Publikum. Denker wie Dichter tragen folglich auf unterschiedliche Weise zu
unserem Verständnis der Welt und zu unserem Verständnis des Anderen bei. Diese Art von
Verständnis ist heute wichtiger denn je. Wichtig ist es, dass Menschen wie Sie, sehr geehrter Herr
Magris, mit einem Blick für die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen Europas fortwährend
davor warnen, Grenzen in den Köpfen nicht zu verfestigen, sondern aufzulösen.
Wir erleben zurzeit in Europa, dass das Gegenteil geschieht. Das Andere wird vielen plötzlich fremder.
Die Grenzen in den Köpfen verfestigen sich erneut. Sie betreffen nicht nur die Grenzen des Nationalen,
sondern auch die Beschränkungen der eigenen Weltsicht. Sokrates gestand sich ein, nur zu wissen,
dass er nichts wusste. Eine solche Haltung führt zu dem Wunsch, mehr zu lernen. Heute scheint es
vielfach, als sinke das Interesse daran, mehr zu wissen, mehr zu erfahren und die eigenen Grenzen zu
erweitern oder gar zu überschreiten. In Deutschland findet sich diese Haltung in der Skandierung
„Lügenpresse!“ wieder, in Ungarn wurde gar auf politischer Ebene die wissenschaftliche Freiheit
eingeschränkt. Wir erleben im gleichen Zuge aber erfreuliche Gegenbewegungen. Ausgehend von den
USA wurde auch in Berlin vor knapp drei Wochen beim „March for Science“ für die Freiheit der
Wissenschaft demonstriert. Es gilt zu zeigen, dass es für eine kritische Auseinandersetzung und die
Analyse unserer Welt notwendig ist, sich auf Informationen verlassen zu können. Und dass es die
Aufgabe der Wissenschaft ist, verlässliche Informationen zu liefern – selbst, wenn die Welt dadurch
nicht immer einfacher, sondern zuweilen komplizierter wird.
Vor zwei Tagen, am 9. Mai, wurde zum 67sten Mal der Europatag begangen: das festliche Gedenken
an die Idee, das einende Element zwischen bisher befeindeten Völkern zu finden. Lieber Herr Magris,
Sie sagten, Sie träumten von einem europäischen Bundesstaat. Einen solchen Staat würde die
Unterschiedlichkeit seiner Mitglieder einen – die Idee, dass die Akzeptanz der Pluralität das
verbindende Kriterium für das Zusammenleben unterschiedlicher Nationen ist. Bedauerlicherweise
erleben wir in Europa zurzeit eine Rückbesinnung auf Unterschiede als trennendes Merkmal, die dann
bei manchen eine Erhebung über das Andere zur Folge haben. Mit großem Glück, so muss man sagen,
6
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
ist ein weiterer Rutsch hin zum antieuropäischen, rechtsgerichteten Populismus durch die
Wählerinnen und Wähler in Frankreich verhindert worden.
Die Geschichte der Freien Universität ist auch eine Geschichte der Grenzen und ihrer Überwindung.
Mit ihrer Gründungsidee von Freiheit, Wahrheit und Gerechtigkeit steht die Freie Universität Berlin
für ein liberales Deutschland in einem weltoffenen Europa. Nach dem Beispiel angloamerikanischer
Campusmodelle entstand die Freie Universität als eine Hochschule, in der demokratische
Partizipation, Dialogkultur und Gemeinschaftsgefühl maßgebliche Elemente einer selbstbewussten
Institution bildeten. Die Freie Universität Berlin wurde am 4. Dezember 1948 von Studierenden und
Wissenschaftlern mit Unterstützung der amerikanischen Alliierten gegründet. Hier sollte frei von
politischem Einfluss, von ideologischen Zwängen und staatlicher Kontrolle gelehrt und geforscht
werden.
Deshalb verbinden wir uns als Freie Universität nicht nur mit Partnern auf regionaler Ebene, sondern
bauen auch unsere internationalen akademischen Kontakte kontinuierlich aus. Die „internationale
Netzwerkuniversität“ ist ein wichtiger Bestandteil unserer Zukunftsstrategie – sie ermöglicht es,
Forschung interdisziplinär und international zu verbinden. Zudem studieren, promovieren und lehren
Menschen aus mehr als 130 Staaten an unserer Universität. Internationale Impulse prägen somit
Forschung und studentisches Leben an der Freien Universität.
Es geht darum, mit den Worten von Prof. Huss, dem Leiter des Italienzentrums, „akademische
Brücken“ zu bilden, um die genannten verlässlichen Informationen nicht nur über das eigene Land zu
liefern, sondern auch übereinander zu erhalten. Zu diesem Zweck veranstaltet das Italienzentrum
morgen mit Ihnen zusammen den Studientag „Literatur und Welt“: um gemeinsam wissenschaftlich
Länder- und Sprachgrenzen zu überwinden. Das Italienzentrum, das 1996 auf der Basis eines
Abkommens mit der Republik Italien gegründet wurde, steht exemplarisch für unsere
Netzwerkuniversität: Deutsch-italienische Kooperationen werden in den unterschiedlichen
Wissenschaften und interdisziplinär angestrebt, unabhängig von einem thematischen Italienbezug.
Seit dem Wintersemester 2002/2003 wird zudem der Regionalstudiengang „Italienstudien“ angeboten
und seit letztem Jahr durch die Anwesenheit von jeweils zwei italienischen Gastdozentinnen oder
Gastdozenten mit weiterer Authentizität gefüllt.
Auf diese Weise lernen nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern auch unsere
Studierenden auf qualifizierte Weise den Blick über Grenzen: in ein anderes Land und dessen
Gesellschaft und Kultur. Es muss doch unser Primat bleiben – als Denker, wie als Dichter – das Andere
und die Anderen zu begrüßen und kennenzulernen. Ungeachtet dessen, ob wir sie besuchen und nach
einer Reise wieder verlassen oder ob sie zu uns kommen und vielleicht bleiben.
Sie, Herr Magris, haben uns mitgenommen auf Ihre Reisen durch Europa. Ihre persönlichen, wie die
literarischen. Mit Ihnen gemeinsam sind wir dem Verlauf der Donau durch Europa gefolgt und haben
uns Geschichten von Europäern erzählen lassen, die sich vermutlich nicht primär als solche begreifen.
Aber Europa besteht aus den Menschen, die in ihm leben, und aus ihren Geschichten. Durch die
Erzählung, die Weiterverbreitung dieser menschlichen Geschichten, kann es gelingen, Verständnis
füreinander zu entwickeln. Manchmal gelingt es dadurch auch, die sich zurzeit schließenden Grenzen
wieder zu öffnen. Die Grenzen zwischen Ländern ebenso wie die Grenzen in den Köpfen.
Lieber Herr Magris, unser Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften verleiht Ihnen heute
den Grad eines Doktors der Philosophie ehrenhalber. Im Namen des gesamten Präsidiums der Freien
Universität möchte ich Ihnen dazu herzlich gratulieren. Für den morgigen Studientag zu Ihren Ehren
wünsche ich Ihnen und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern inspirierende Debatten und
Diskussionen - zweisprachig und kosmopolitisch, wie es sich für unser Italienzentrum und unsere
Universität gehört.
7
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Ansprache der Dekanin des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien
Universität Berlin, Prof. Dr. Claudia Olk
Sehr geehrter Herr Prof. Magris,
eure Exzellenz Herr Botschafter Benassi,
Herr Gesandter Gaudiano,
sehr geehrter Herr Prof. Reitani,
sehr geehrter Herr Präsident Alt,
onorevoli colleghi,
meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es ist mir eine große Freude, Sie im Namen des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften
der Freien Universität Berlin zu diesem Festakt willkommen zu heißen. Ich danke Ihnen für Ihr
Engagement und Ihre Verbundenheit zur Freien Universität, die Sie heute hierhergeführt haben.
Eine besondere Ehre ist es mir, Herrn Professor Claudio Magris zur Verleihung der Ehrendoktorwürde
der Freien Universität Berlin und zu seinem Vortrag mit dem Titel „Schreiben, Finden und Erfinden“
begrüßen zu dürfen.
In Claudio Magris’ Sammelband von Reiseeindrücken, L’infinito viaggiare, auf Deutsch Ein Nilpferd
in Lund, findet sich im Vorwort ein ganz ähnlicher Dreisatz wie im Titel seines heutigen Vortrages.
Hier heißt es nicht „Schreiben, finden und erfinden“, sondern „Vivere, viaggiare, scrivere“ - „Leben,
Reisen, Schreiben“. Das Schreiben und das Reisen sind eng miteinander verbunden, sowohl in der
Welt wie auch auf dem Papier, denn es sind grenzüberschreitende Tätigkeiten: „Non c’è viaggio senza
che si attraversino frontiere – politiche, linguistiche, sociali, culturali, psicologiche, anche quelle
invisibili [che separano un quartiere da un altro nella stessa città, quelle tra le persone, quelle tortuose
che nei nostri inferi sbarrano la strada a noi stessi].“1
Als Schreibender, so sagte Magris einmal, ist man zugleich Zollbeamter und Passierender, Grenzen
werden markiert und überschritten in sich neu konstituierende Texträume hinein. 2 Solche
Grenzüberschreitungen sind dem Werk Claudio Magris’, wie der Literatur überhaupt, immanent. Hier
geht es nicht um nativ-euphorische Schmelztiegelphantasien, sondern um ein „darüber hinaus“, in
dem sich Perspektiven eröffnen und Sagbarkeiten ergeben die evident werden lassen, dass die
Faktizität des Hier und Jetzt nicht den letzten Horizont des Verstehens bildet.
Nicht alle, ja nicht einmal die wichtigsten Werke Magris’ können an dieser Stelle Erwähnung finden.
Als Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Essayist und Übersetzer hat er sich in vielfältiger Weise mit
der Kultur, dem Erbe und dem Mythos Mitteleuropas auseinandergesetzt. Von der Dissertation über
den Habsburger-Mythos in der modernen österreichischen Literatur, Il Mito absburgico nella
letteratura austriaca moderna (1963), 24-jährig in Turin verfasst und bis heute eine zentrale Studie, von
seinem ersten Roman Danubio (1986) bis zum jüngsten Roman, Verfahren eingestellt (dt. 2017; it.
Orig. Non luogo a procedere 2015), von seinen journalistischen Arbeiten über innen- und
außenpolitische Themen in der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera bis hin zu seinen
eigenen Übersetzungen, zeichnet sich sein Werk durch eine transnationale Perspektive aus.
Analog zur Donau, deren Biegungen und Mäandern er in seinem ersten Roman Danubio bis zum
Meer hin folgt, bewegen sich auch seine Texte horizontal über geographische, nationale und kulturelle
Grenzen hinweg und beleuchten zugleich die vertikale Ereignisebene, das einzigartige
Beziehungsgeflecht der deutschsprachigen Literatur der Moderne in ihrer Verankerung in Traditionen
1
L’infinito viaggiare, S. XVI
2
„Wer schreibt, arbeitet an den Grenzen und ihren gleitenden Übergangen, dort, wo sie verfließen und
verschwinden.“ (MAGRIS 1999: 70)
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
jüdischen Denkens, historischen Entwicklungen und europäischen Mythen. Claudio Magris ist mithin
auch ein Zeuge der Geschichte Europas: Er beschreibt den Schrecken des 20. Jahrhunderts, aber auch
die Träume von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit. Grenzen öffnen sich nämlich nicht nur in
die Freiheit, sondern auch in die Barbarei.
Wie James Joyce, dem Magris’ Heimatstadt Triest zum selbstgewählten Exil wurde, 3 ist Claudio Magris
ein Schriftsteller, der sich auf große Distanzen versteht. Wie in Joyces Flussroman Anna Livia Plurabelle
wird in Danubio das Wasser als sprachbildendes Element und Gegenstand historischer Reflexion
verwendet, auch um die Verflüssigung tradierter Wissensbestände imperialer Epistemologie in der
Materialität des Kunstwerks selbst zu exponieren.
Brachte Joyce in der Figur des Odysseus die mediterrane Welt nach Dublin, so bringt Magris die
,schöne blaue Donau‘ mit Kubricks „Odyssee im Weltraum“ in Beziehung und reflektiert über Weisen
in denen die Vergangenheit auf die Zukunft projiziert wird.
Wir ehren in Claudio Magris somit im besten Sinne einen Literaturwissenschaftler und Schriftsteller
„dietro le nazioni“.
Lieber Herr Professor Magris, in Anerkennung Ihrer außerordentlichen Verdienste und Ihrer
wegweisenden Beiträge zur Kulturvermittlung und Geschichte Europas ist es mir eine große Freude,
Ihnen die offizielle Urkunde zur Verleihung des Doktorgrades ehrenhalber präsentieren zu dürfen,
und ich darf Sie dazu zu mir auf das Podium bitten.
Nach akademischer Tradition darf ich nun den Urkundentext verlesen.
Mit der Verleihung der Würde eines Doktors der Philosophie ehrenhalber zeichnet der Fachbereich
Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität Berlin die überragenden Verdienste von
Claudio Magris als Literaturwissenschaftler und Schriftsteller aus.
Claudio Magris hat in seinem international sehr stark beachteten, in eine Vielzahl von Sprachen
übersetzten literaturwissenschaftlichen Œuvre Grundlegendes zur deutschen und österreichischen
Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts gesagt. Seine klarsichtige Analyse des ‚habsburgischen Mythos‘
mit ihren Untersuchungen zur fortgesetzten Präsenz und Remodellierung des Habsburg-Themas in
der österreichischen Literatur (Hugo von Hofmannsthal, Robert Musil, Franz Werfel u.a.) hat der
Literaturwissenschaft ein ganzes Forschungsfeld neu eröffnet. Es ist ferner das Verdienst von Claudio
Magris, als einer der ersten Literaturwissenschaftler die fortdauernde Prägung der mitteleuropäischen
Literatur durch eine Dimension jüdischen Denkens umfassend und aus transnationaler Warte
untersucht zu haben.
Die Freie Universität Berlin ehrt in Claudio Magris einen Wissenschaftler und Autor, der die
deutschsprachige Literatur der Moderne in geographisch, national und kulturell
grenzüberschreitender Weise gewürdigt hat und der zugleich in seinem italienischsprachigen
fiktionalen und essayistischen Werk stets die ethische Verpflichtung der Literatur in einem gerade
heute problemreichen europäischen Kontext mit Nachdruck unterstrichen hat. In seiner ebenso
reichen wie bisweilen unbequemen literarischen und essayistischen Produktion umkreist Magris mit
stets noch zunehmender Intensität schwierige Phasen und Zonen der deutschen, der italienischen
und der europäischen Geschichte in ihren unmittelbaren Auswirkungen auf das europäische
Selbstverständnis. Magris reflektiert dabei mit scharfem Problembewusstsein die Schnittstelle
zwischen dem deutsch- und dem italienischsprachigen Kulturraum als eine exemplarische kulturelle
Konfiguration Europas.
3
Finnegan's Wake 301, 16: „And Trieste, ah Trieste I ate my liver. Se non è vero (è ben trovato)“.
9
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Meine sehr verehrten Damen und Herren, bitte gratulieren Sie mit mir unserem neuen Ehrendoktor
Prof. Dr. h.c. Claudio Magris.
Liebe Festversammlung: Die Betonung auf der Notwendigkeit der Erinnerung sowie einer
unpathetischen, präzisen Analyse der Gegenwart geht einher mit einer Verantwortung der Literatur,
aus der Magris sie nicht entlassen will, sondern die gerade in Krisenzeiten relevant wird: 1987, zwei
Jahre vor dem Fall der Mauer, schrieb er anlässlich eines Besuches über Berlin, es sei „una città per la
quale, come per molte città in crisi, la cultura è divenuta un elemento essenziale di vita e di lavoro,
una primaria attività produttiva e una vera e propria ragion d’essere“. 4
Sehr geehrter Herr Professor Magris, wir sind stolz, dass unsere Stadt und in diesem historischen
Moment auch unsere Universität Teil Ihrer Geschichte geworden sind!
Zitate
JOYCE, James: Finnegans Wake, London 1971.
MAGRIS, Claudio: L'Infinito Viaggiare, Milano 2005.
MAGRIS, Claudio: „Auf der anderen Seite. Grenzbetrachtungen.“ In: Ders.: Utopie und Entzauberung.
Geschichten, Hoffnungen und Illusionen der Moderne, München 1999, 60-80.
4
L’infinito viaggiare, 60.
10
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Wo liegt unser Ithaka?
Laudatio anlässlich der Ehrenpromotion von Claudio Magris am Fachbereich Philosophie und
Geisteswissenschaften der Freien Universität Berlin
Prof. Dr. Bernhard Huss (FU Berlin)
Eccellenza, sehr geehrter Herr Botschafter, sehr geehrter Herr Gesandter,
sehr geehrter Herr Präsident, lieber Herr Alt,
sehr geehrte Frau Dekanin, liebe Frau Olk,
lieber Luigi Reitani,
sehr geehrter Herr Kanzler unserer Partneruniversität Potsdam, Herr Gerlof,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
und vor allem natürlich: sehr geehrter, lieber Claudio Magris!
Claudio Magris in einer Laudatio angemessen zu würdigen, scheint prima vista zugleich sehr leicht
und sehr schwer. Es wäre sehr leicht ihn zu loben, blickte man auch nur ganz kurz auf das stupende
Werk und die Vielseitigkeit des Autors sowie auf seine zahlreichen vorgängigen Ehrungen: Claudio
Magris ist germanistischer Literaturwissenschaftler, Kulturhistoriker und Kulturtheoretiker,
Übersetzer, Essayist, Romancier, Dramatiker, Verfasser einer ganzen Reihe von anderen Texten in
diversen Genres, bei denen die Überschreitung hergebrachter Grenzen literarischer Gattungen und
abtrennbarer Textsorten gewissermaßen Programm ist. Claudio Magris ist niemals ‚nur‘ der
Literaturwissenschaftler, niemals ‚nur‘ ein literarischer Autor, niemals ‚nur‘ der Essayschreiber. Der
Auftaktband seiner Werkausgabe in der überaus angesehenen Reihe I Meridiani beim Verlag
Mondadori versammelt mit gutem Grund zwei der bekanntesten und wirkungsmächtigsten Texte
wissenschaftlicher Prägung aus der Feder von Magris – die ursprüngliche Doktorarbeit über den
Habsburgischen Mythos in der modernen österreichischen Literatur (Original 1963, dt. 1966 und it.
überarbeitet 1996, dt. 2000) und Weit von wo. Verlorene Welt des Ostjudentums (Original 1971, dt.
1974) – neben einigen der bekanntesten ‚literarischen‘ Werke, insbesondere Donau. Biographie eines
Flusses (Original 1986, dt. 1988) und Mutmaßungen über einen Säbel (Original 1984, dt. 1986). Claudio
Magris hat darüber hinaus, wie gesagt, eine Vielzahl von Texten vorgelegt. Insgesamt ist er in mehr
als 30 Sprachen übersetzt worden. Er ist Mitglied einer ganzen Reihe von national und international
bedeutsamen Akademien (Österreichische Akademie der Wissenschaften; Accademia delle Scienze di
Torino; Akademie der Wissenschaften Göttingen; Akademie der schönen Künste München; Akademie
der Künste Berlin; Accademia dei Lincei). Das Wirken von Claudio Magris im akademischen und
kulturpolitischen Bereich wurde mit zahlreichen Auszeichnungen honoriert; so ist Magris unter
anderem Träger des Großkreuzes des Verdienstordens der Republik Italien, des Österreichischen
Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, des Verdienstordens der Bundesrepublik
Deutschland sowie des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern, ferner des Ordens Pour le Mérite.
Wie man sieht: Es ist leicht, eine Persönlichkeit wie Claudio Magris zu loben.
Es ist aber auch schwer. Claudio Magris selbst wäre wohl der Erste, der das soeben Referierte in eine
kritische Distanz rücken würde und mehr verlangte als nur ein äußerliches Resümee einer
persönlichen Erfolgsstatistik. Das so beeindruckend facettenreiche Oeuvre lässt sich leicht
katalogisieren, gerade angesichts seiner Vielseitigkeit aber weniger leicht charakterisieren. Dennoch
ist es, denke ich, möglich, Claudio Magris’ Wirken und Werk zumindest tentativ gerecht zu werden,
indem man den Versuch unternimmt, eine Art Generalthema seines Denkens ausfindig zu machen
und seine Texte von hier aus einzuordnen. Notgedrungen bleibt das eine Interpretation, eine
Deutung, und es ist nicht einfach die Wahrheit über Magris. Doch dürfte Claudio Magris selbst eine
solche Selbstbescheidung des Laudators auch aus programmatischen Gründen sehr viel lieber sein
und näher liegen als ein allzu gewisser Gestus.
11
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Wo liegt unser Ithaka?, so könnte man in Anlehnung an Magris’ Band Itaca e oltre (1982), einer
Sammlung von Aufsätzen und Artikeln aus dem Corriere della Sera, als Grundfrage formulieren, die
Magris wieder und wieder beschäftigt hat. Der hier titelgebende Essay geht von Novalis’ Fragment
gebliebenem Roman Heinrich von Ofterdingen aus, wenn er Ithaka als die Chiffre der vom
romantischen Subjekt ersehnten Totalität profiliert, zu der der Mensch heimzukehren begehrt, wie
Odysseus. Ithaka in diesem Sinne ist die “concezione totale e organica del mondo” (Itaca e oltre, 44),
deren Essenz und Atem im Leben des Kosmos dichterisch zu erfassen wäre, um lebensweltliche
Realität und metaphysische Universalität in eins zu bringen und so die Brücke zwischen dem
Individuum und der von ihm schmerzlich vermissten und stets erstrebten Totalität zu schlagen. Und
Dichtung und Literatur haben sich, wie Claudio Magris in seinem fundamentalen Aufsatz „Großer Stil
und Totalität“ (aus: Der Ring der Clarisse. Großer Stil und Nihilismus in der modernen Literatur,
Original 1984, dt. 1987) eindringlich dartut, immer wieder an einer solchen Verbindung und Synthese
versucht, auch in der so genannten Moderne. Der ‚Große Stil‘, der nicht etwa ein einheitliches
Stilphänomen im engeren Sinne ist, definiert sich geradezu durch die Sehnsucht und das Bemühen,
die Totalität zu erfassen, auf ganz unterschiedlichen Wegen ‚nach Ithaka‘ zu gelangen. Doch tritt
diesem Bemühen seit dem Ende des 18. und verstärkt im 19. Jahrhundert der ‚Nihilismus‘ entgegen,
eine Infragestellung zunächst des Weges nach, dann der Existenz von Ithaka, und schließlich auch des
Subjekts selbst, das als ‚alter Ulyxes‘ dorthin gelangen möchte. Hier, in diesem Aus-dem-BlickGeraten Ithakas, scheint mir ein Grundproblem zu liegen, um das der Literaturwissenschaftler wie der
Literat Magris immer von Neuem kreist und das er aus immer wieder unterschiedlicher Warte in den
Blick nimmt; „[...] in eben diesen Jahren zeichnet sich mit außerordentlicher Intensität jene Spannung
ab zwischen dem Traum von der Totalität und der Angst des Nihilismus, zwischen Fülle des Sinnes
und Sinnzerfall, die auch unsere Kultur prägt“ („Großer Stil und Totalität“, 25).
Claudio Magris hat in eindringlichen Analysen exemplarisch gezeigt, wie die Literatur auf den Verlust
der Gewissheit um Ithaka reagiert. Sein besonderes Interesse gilt dabei der deutschsprachigen
Literatur der Moderne, und es ließen sich sehr viele seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen
heranziehen, um dies zu belegen. Mir gefallen (auch aus persönlichen Gründen) unter anderem seine
Arbeiten zu E.T.A. Hoffmann ganz besonders, von denen einige bedeutende in deutscher Sprache der
Band Die andere Vernunft. E.T.A. Hoffmann versammelt (Original 1978, dt. 1980). Magris betont hier
nachdrücklich die Bedeutung Hoffmanns für die europäische Literatur der Moderne und weist
eindrücklich nach, wie die Verabschiedung ‚romantischer‘ Gewissheiten und die Aufgabe des
Vertrauens auf eine ‚holistische‘ Bändigung der Welt durch ein Erzählen quittiert werden, das zeitlich,
räumlich und sachlich ins Polyperspektivische rückt und den vermeintlichen Wirklichkeitsbezug einer
linear erzählbaren Welt zugunsten einer facettierten, fragmentierten Chronotopik abtreten lässt.
Magris zeigt hier, wie eine neue, höhere Form des phantastischen Realismus Antworten auf die
Situation zu finden versucht, die sich aus der Absage an vorgängige klassizistisch-humanistische
Vorstellungen von Objektivität und universeller Humanität ergibt.
Diese Absage ist keine Affirmation, sondern ein schmerzlicher Prozess, der zudem verquickt ist mit
dem „Untergang des Subjekts“, wie ihn Magris unter anderem in Analysen der Narrativik von Italo
Svevo meisterhaft behandelt hat („Das Schreiben und das wilde Alter: Italo Svevo“, Der Ring der
Clarisse, hier: 248). Beides geht einher mit der von Magris offen und implizit immer wieder am
historischen Objekt beobachteten, aber auch selbst gestellten Frage, worin nach dem Wegbrechen
zunächst der metaphysisch-religiösen Heilsversprechen, sodann aber auch des Optimismus
aufklärerischer Vernunftbegeisterung der Wert und die Funktion der Rationalität noch liegen können.
Mir scheint – aber unter anderem darüber wäre beim morgigen Studientag zur literarischen
Dimension von Magris’ Werk noch zu sprechen – in Magris’ Literatur durchaus eine subkutane
Spannung zwischen (vielleicht ‚spätilluministischer‘) Vernunftorientiertheit und einem
entsprechenden Ethos einerseits und andererseits deren skeptischer Preisgabe, wenigstens
Infragestellung, und vielleicht auch einer Versuchung des nihilistisch ‚Wilden‘ zu liegen. Was nämlich
passiert in einer Situation, da – so Magris bezüglich Svevos Altersfigurationen – dem alt gewordenen
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Menschen nur noch das wilde Lachen über Alternativlosigkeiten bleibt, da das faustische Projekt
überholt ist und der Teufel „der Vertreter einer Firma ist, die nichts mehr anzubieten hat“ („Das
Schreiben und das wilde Alter: Italo Svevo“, 263)? Claudio Magris selbst fasst jedenfalls die generelle
Situation in schonungslos präzise Worte, die sich keineswegs nur auf Literatur beziehen: „Das antike
Epos schien spontan von einem einigenden Sinn durchdrungen; das moderne Denken muß ihn mit
dem jeder Konstruktion innewohnenden autoritären Zugriff begründen, oder es muß darauf
verzichten, mit der Regression, die dieses Nichts mit sich bringt. Die zeitgenössische Intelligenz
schwankt daher zwischen dem Zentralismus der Vernunft, die Modelle konstruiert und verordnet, und
dem Partikularismus der unverbundenen und zusammenhanglosen Verschiedenheiten, die sich
gegenseitig aufheben in dem, was Musil ‚ein Delirium vieler‘ nannte“ („Großer Stil und Totalität“, 43).
Wo große Erzählungen versagen, wo der ‚Große Stil‘ mit seinen Totalisierungsversuchen ins
Hintertreffen gerät und wo das Subjekt auf sich selbst und auf die Frage und Fragwürdigkeit seiner
eigenen Konstruktion und Konstruierbarkeit zurückgeworfen ist, wo wir uns auf einer “odissea senza
Itaca” befinden (Itaca e oltre, 48), da werden Probleme der individuellen und kollektiven
Selbstdefinition virulent. Und hier kommt die für Claudio Magris so zentrale Thematik der Grenze,
der Grenzerfahrung, der Eingrenzung, Abgrenzung und Ausgrenzung ins Spiel. Vielleicht nirgends ist
die Bedeutung der Grenze für das menschliche Selbst- und Fremdverständnis, für die Konstitution
kultureller Identitäten, aber auch für die Produktion literarischer Texte, so präzise und zugleich so
persönlich erörtert worden wie in Claudio Magris’ Buch Wer steht auf der anderen Seite?
Grenzbetrachtungen (1993). Grenzen sind erfahrbar zunächst und am Schärfsten in zugespitzten
historisch-politischen Situationen, die zur Stellungnahme im wahrsten Sinne des Wortes zwingen, wie
Magris eingangs in diesem Text am Fall eines Deutschen aus dem Schwarzwald klar macht, der in den
1930er Jahren trotz seines ‚Ariertums‘ aufgrund seines „Menschheitspatriotismus“ die von den
Nationalsozialisten vereinnahmte Heimat örtlich verlässt: „Als er die Grenze zwischen Deutschland
und Frankreich überschritt, dachte er gewiß nicht daran, seine deutsche Heimat zu vergessen oder ihr
den Rücken zu kehren. In diesem Augenblick fühlte er ganz einfach, daß seine eigentliche Heimat,
oder besser, sein eigentlicher Standort, solange die Herrschaft der Nazis dauerte, auf der anderen
Seite war“ (Wer steht auf der anderen Seite?, 6).
Das Oktroyieren von Grenzen in Frage zu stellen ist eine der grundständigsten Aufgaben von Literatur,
wie Magris sogleich nach jenem Fallbeispiel eindringlich formuliert: „Die Grenze ist etwas Zwiefaches
und Doppeldeutiges: bisweilen ist sie eine Brücke, um dem anderen entgegenzugehen, bisweilen eine
Schranke, um ihn zurückzustoßen. Oft entspringt sie dem Wahn, jemanden oder etwas auf die andere
Seite verweisen zu wollen. Ich glaube, daß die Literatur unter anderem auch eine Reise auf der Suche
nach der Entzauberung dieses Mythos der anderen Seite ist, der Versuch, zu verstehen, daß jeder bald
hier und bald dort steht – daß Jedermann, wie in einem mittelalterlichen Mysterienspiel, der Andere
ist“ (ebd.).
Die Literatur (und mittelbar, sie untersuchend, der Literaturwissenschaftler) ist also befasst mit der
Verarbeitung und Darstellung von Grenzerfahrungen, nicht zuletzt mit der Infragestellung von
Grenzen. Für Claudio Magris ist die hier angesprochene (historische, politische, moralische)
Fragwürdigkeit mancher Grenze und Grenzziehung allerdings ein Komplement zur Notwendigkeit
der Grenze, die dem Menschen angesichts jenes Verlusts der Totalität umso unverzichtbarer wird:
„Jede Abgrenzung hat mit Unsicherheit zu tun und mit dem Bedürfnis nach Sicherheit. Die Grenze ist
eine Notwendigkeit, denn ohne sie, oder besser ohne begrenzende Unterscheidung, gibt es keine
Identität, keine Form, keine Individualität, ja nicht einmal eine reale Existenzmöglichkeit, denn sie
würde vom Gestalt- und Unterschiedslosen verschlungen. Die Grenze bedeutet Wirklichkeit, verleiht
Umrisse und Gestalt, bestimmt die Besonderheit der Einzelperson wie des Kollektivs, der Existenz wie
der Kultur. Grenze ist Form, also auch Kunst. Die dionysische Lebensauffassung, die sich für das
Aufgehen des Ich in den Gluten einer ungeordneten Triebwelt ausspricht, was angeblich befreiend
wirken soll, tatsächlich aber nur zur totalen Vereinnahmung führt, nimmt dem Subjekt jede
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Widerstandsfähigkeit, jede Möglichkeit zur ironischen Distanzierung, setzt es der Gewalt und der
Gefahr der Auslöschung aus und löst jede einheitliche Wertvorstellung in eine rohe, gallertartige
Masse auf“ (Wer steht auf der anderen Seite?, 20).
Nichtigkeit und Beständigkeit, Skandalosität und Berechtigung von Grenzen und Grenzziehung sind
im Spannungsfeld von Totalität und Nihilismus Antithesen, die Claudio Magris in allen von ihm
verfassten Textsorten und von ihm eingenommenen Textperspektiven unablässig beschäftigt haben.
So spürt er in seinem Erfolgsbuch Donau entlang dem Lauf des Flusses regionalen, nationalen,
kulturellen, historischen und individuell-persönlichen Grenzmarken nach; es entsteht das gewaltige
Gemälde eines von instabilen Grenzen durchzogenen, diese Grenzen immer wieder neu ziehenden
Kulturraums Europa, der sich durch die Vielfalt der Ein- und Ausgrenzungen im Positiven wie im
Negativen seit Jahrhunderten bestimmt. So untersucht Claudio Magris in seiner 1963 an der
Universität Turin entstandenen Dissertation zum Habsburgmythos die im 18. Jahrhundert wurzelnde
und für die österreichische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts in Affirmation wie Kritik und
Dekonstruktion konstitutive ‚mythische‘ Großerzählung von der österreichisch-ungarischen
Monarchie als Selbstdefinitionsmuster – auch dieses Muster setzt auf Grenzziehungen, nicht nur
regional und historisch, sondern auch zu kontrastiven Teilen der k.u.k.-fernen Realität nach 1918, als
der Mythos seinen Einfluss keineswegs schon eingebüßt hatte. Das Buch Weit von wo über Joseph
Roth trägt, wie zuvor kurz angemerkt, im Deutschen den Untertitel Verlorene Welt des Ostjudentums;
besser ist der Untertitel des Originals Joseph Roth e la tradizione ebraico-orientale, denn es geht hier
immer wieder um Joseph Roth, aber das große und wichtige Thema ist die Relation der jüdischen zur
europäischen Kultur, tatsächliche und postulierte Abgrenzungen ebenso betreffend wie vor allem eine
lange Zeit verdrängte, übersehene oder verschwiegene Einbettung. Mit der Behandlung der
kulturhistorischen Bedeutung der Shoah in diesem Kontext ebenso wie der Integration dieses Themas
in jene grundsätzliche Antithese von Individuation vs. Totalität hat Claudio Magris einer transnational
und trans- wie interdisziplinär orientierten Forschung zur europäischen Moderne entscheidende
Impulse gegeben.
In diesem Buch ist die Frage nach der Überlagerung von vermeintlich abgegrenzten Bereichen, nach
ihrer Synthese, nach dem Wesen des ‚Buntgemischten und Zusammengesetzten‘ (wie Magris
andernorts sagt: Wer steht auf der anderen Seite?, 18) von höchster Bedeutung. Und diesem
Buntgemischten und Zusammengesetzten hat das Interesse von Claudio Magris seit jeher gegolten.
Hieraus entstehen seine Romane, die – wie Blindlings (Original 2005, dt. 2007) oder jetzt Verfahren
eingestellt (Original 2015, dt. 2017) – eine soziale, historische, politische Polyphonie in Szene setzen,
die im Sinne des von Claudio Magris aufmerksam gelesenen Michail M. Bachtin eine Reaktion auf die
Facettiertheit lebensweltlicher Erfahrung ist. Das Interesse an der Hybridität und sozialen wie
kulturellen Vielstimmigkeit ist bei Magris ein Interesse, dessen biographische Wurzeln der Autor selbst
des Öfteren herausgestrichen hat – unter stets ausdrücklichem Verweis auf Triest (man denke hier vor
allem an den mit Angelo Ara zusammen publizierten Band Triest. Eine literarische Hauptstadt in
Mitteleuropa, Original 1982, dt. 1987), Triest, eine Stadt der Grenzen, der Grenzerfahrung und der
kulturellen ‚Buntgemischtheit‘, Triest, „als Umschlagplatz und Hafen des habsburgischen
Vielvölkerstaates [...] eine kosmopolitische Provinzstadt, in der das italienische Bürgertum fortgesetzt
andere Volks- und Kulturgruppen assimilierte“ („Das Schreiben und das wilde Alter: Italo Svevo“, 265).
Triest, eine Stadt, in der Trennung durch Grenzziehung ebenso klar und schmerzhaft erfahren wurde
wie dort klarsichtig vorausgeahnt wurde, dass die Beseitigung von Grenzen nicht einfach und ohne
Weiteres im Erreichen einer ersehnten Totalität resultiert und dass Ithaka nicht schon wieder in
Reichweite ist, weil eine Grenzziehung aufgegeben wird. Die Parallele zu Berlin hat Claudio Magris
selbst formuliert, und die Parallele zu Europas Situation drängt sich auf.
Claudio Magris hat mit erschreckender Weitsichtigkeit bezüglich der Vorgänge im Ex-Jugoslawien der
frühen 1990er Jahre Sätze über Europa geschrieben, die sehr heutig anmuten: „Nach den großen
befreienden Ereignissen des Jahres 1989, die die Möglichkeit zum Niederreißen von Mauern und
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Grenzbarrieren schufen, die Möglichkeit, ein neues, gemeinsames Europa aufzubauen, sehen wir jetzt,
wie man neue Gräben zieht und neue Mauern baut: ethnische, chauvinistische, partikularistische.
Überdies taucht am Horizont das Schreckgespenst der massenhaften Wanderung von Menschen auf,
die, angetrieben von Leid und Hunger, wahrscheinlich ihre Heimat, ihre Grenzen verlassen und Haß
und Furcht hervorrufen werden, was wiederum zur Entstehung neuer Barrieren führen wird. Von der
Antwort auf diese epochemachenden Verschiebungen – hoffentlich einer von Haß und demagogischer
Gefühlsduselei freien Antwort – wird schon in allernächster Zukunft das Überleben oder zumindest
die Würde Europas abhängen“ (Wer steht auf der anderen Seite?, 28f.).
Einen Teil solcher Antwort hat die Literatur mit zu leisten. Hier haben Sie, lieber Claudio Magris, in
beharrlicher literaturwissenschaftlicher, essayistischer und literarischer Arbeit und unter
kontinuierlicher intensiver Analyse der literarischen Tradition der europäischen Moderne, das
Programm einer entspannten Akzeptanz kultureller ‚Buntgemischtheit‘ entworfen. Das ist explizit
keine literarische Ideologie des ‚anything goes‘, denn Sie haben zugleich – gerade auch unter Verweis
auf literarische und akademische Diskussionen unserer Zeit – vor der Gefahr des Totalitarismus einer
eigentlich oder vermeintlich anti-totalitaristischen Welthaltung, Philosophie und Poetik eindringlich
gewarnt. Ein Hauptmittel dagegen ist, so haben Sie wiederholt betont, neben der Memorialfunktion
der Dichtung, die vor dem Vergessen zu bewahren hilft („Domande“, Problemi del nichilismo, 192),
die literarische Ironie und die ironische Distanzierung von allen Versuchen einer Vereinnahmung
durch all diejenigen, die uns Ithaka dort vorspiegeln wollen, wo es nicht sein kann oder nicht sein
sollte. An diesem Projekt ironischer Hellsichtigkeit, das Sie literarhistorisch schon bei Ihrer ins
vielsagende Jahr 1968 fallenden Arbeit zu einem Autor wie Wilhelm Heinse (Wilhelm Heinse, 1968)
beschäftigt hat, waren und sind Sie unablässig tätig. Mehr dazu wird es morgen zu sagen geben.
Heute freuen wir uns im Sinne all des Gesagten und sind stolz, dass die Freie Universität Berlin die
erste deutsche Universität ist, die Sie mit dem Doctor philosophiae honoris causa auszeichnet.
Lieber Claudio Magris, Ihr so umfassendes persönliches Forschungs- und Literaturprojekt ist für uns
heute in Europa nötiger und wichtiger denn je. Die Frage ‚Wo liegt unser Ithaka?‘ könnten wir nämlich
selbst dann nicht aufgeben, wenn wir es wollten. Herzlichen Dank.
Claudio MAGRIS:
Wilhelm Heinse, Udine 1968.
Die andere Vernunft. E.T.A. Hoffmann (Literatur in der Geschichte – Geschichte in der Literatur 1),
Königstein/Ts. 1980.
„Domande“, in: Claudio MAGRIS/Wolfgang KAEMPFER (Hgg.): Problemi del nichilismo, Milano 1981,
191-194.
Itaca e oltre, Milano 1982.
„Großer Stil und Literatur“, in: ders.: Der Ring der Clarisse. Großer Stil und Nihilismus in der
modernen Literatur, Frankfurt a.M. 1987, 7-50.
„Das Schreiben und das wilde Alter: Italo Svevo“, in: ders.: Der Ring der Clarisse. Großer Stil und
Nihilismus in der modernen Literatur, Frankfurt a.M. 1987, 240-268.
[mit Angelo ARA] Triest. Eine literarische Hauptstadt in Mitteleuropa, München/Wien 1987.
Wer steht auf der anderen Seite? Grenzbetrachtungen, Salzburg/Wien 1993.
Opere. Volume primo, a cura e con un saggio introduttivo di Ernestina PELLEGRINI e uno scritto di
Maria FANCELLI, Milano 2012.
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Schreiben, Finden und Erfinden
Dankesrede des Laureaten Prof. Dr. h.c. Claudio Magris
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Frau Dekanin, sehr geehrter Herr Botschafter Italiens, liebe
Kolleginnen und Kollegen, lieber Bernhard Huss, lieber Luigi Reitani, sehr geehrte Damen und
Herren, liebe Freunde und Freundinnen!
Man sagt, Heimspiel sei schwieriger als Auswärtsspiel, weil man weniger Recht hat, zu verlieren. Ich
weiß nicht genau, ob ich hier heim oder auswärts spiele. Ich bin Italiener, Italienisch ist meine Sprache,
die Syntax meiner Wahrnehmung und Darstellung der Welt. Aber es sind die Deutsche Literatur, die
Deutsche Kultur – Kultur, sagte vor vielen Jahren ein genialer Triestiner Philosoph und Germanist,
Carlo Antoni, ein Wort, in dem ein besonderes Pathos klingt – die meine Weltanschauung geprägt
haben, mein Gefühl der Geschichte mit ihren Hoffnungen, Entzauberungen, Trümmern,
Katastrophen und Utopien.
Nein, es wäre für mich komisch zu denken, dass ich hier im Ausland bin. Deutschland, wo ich gelernt,
studiert, gelehrt habe; die Städte meines Lebens, Freiburg, München, Berlin und andere, meine
Städte. Als ich zum ersten Mal an dieser Freien Universität eine Vorlesung gehalten habe – im geteilten
Berlin, in den stürmischen Zeiten der Studentenbewegung –, hätte ich nie gedacht, dass mir eines
Tages von dieser Universität eine solche Ehre erwiesen würde.
Man darf eine solche Ehre mit gutem Gewissen annehmen nur weil man weiß, dass eine solche
Anerkennung nicht nur uns, in diesem Falle mir, erwiesen wird, sondern implizit allen anderen
Menschen, denen wir zum guten Teil verdanken, was wir gemacht, verstanden, geschaffen haben.
Menschen, die uns wesentliche Seiten des Lebens gezeigt haben, die wir allein nicht entdeckt hätten;
Menschen, die uns durch das ganze Leben begleitet oder unser Leben nur für einen Augenblick
gekreuzt haben und uns die Augen, die Gedanken, das Herz geöffnet haben.
Gregorius Magnus sagte, er hätte die wesentlichen Dinge des Lebens ohne seine Brüder nicht
entdeckt oder verstanden. Das kann auch einer wiederholen, der kein Papst ist, ohne natürlich dabei
die Schwestern zu vergessen.
Mein Dank gilt allen, die mir geholfen haben, meinen Weg zu gehen und besonders Euch allen. Ich
wünsche Euch allen alles Gute und Liebe. Unberufen, wie man auf Jiddisch sagt.
Statt einer richtigen literaturwissenschftlichen Vorlesung, die vielleicht bei dieser Gelegenheit mehr
am Platz wäre, werde ich versuchen, etwas aus der Werkstatt der literarischen Arbeit zu erzählen.
Im Vorwort zu den Lyrical Ballads (1800) schreibt Wordsworth: „Ich kann nicht behaupten, dass ich
jedes Mal mit einem klaren, fest umrissenen Plan zu schreiben begonnen habe.“ Es gibt Bücher, die
schreibt man und kennt dabei schon von Anfang an, noch bevor man beginnt, ihre Natur, ihr Thema,
ihren Gegenstand. Das ist bei einigen literaturkritischen Texten der Fall. Aber manchmal schleicht sich
bei manchen literaturkritischen Aufsätzen ein Schwanken, eine stimulierende Unsicherheit über das
ein, wonach man sucht, über die eigentliche und noch verborgene Thematik der Untersuchung und
somit über den Stil, der dem in Entstehung begriffenen Text ein Gesicht geben würde. In einer Studie
über Hoffmann, als ich mich in das Chaos von Träumen und Alpträumen seiner Werke hineinwagte,
in denen der Ich-Erzähler sich häufig dabei überrascht, mit einer unbekannten Stimme zu sprechen,
die ihn verblüfft, bezaubert oder ruiniert, wurde die historisch-kritische Analyse nach und nach auch
zu einer Reise in die unbekannten Labyrinthe des Lebens und damit irgendwie auch meines eigenen
Lebens. Auch der Forscher könnte manchmal sich fragen, wie Nathanael in dem Sandmann, als er sein
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Gedicht laut vorliest: „Wessen grauenvolle Stimme ist das?“ Vielleicht nicht unbedingt grauenvoll, im
Fall des Literaturwissenschaftlers, aber immerhin.
Fiktion wie Essayistik gehen oft tastend vor, sondieren das Terrain, schaffen ihr Thema und entdecken
den richtigen Weg, während sie ihn suchen oder konstruieren. Als ich mein erstes Buch schrieb, Der
habsburgische Mythos (1963), wusste ich nicht genau, was ich schreiben wollte und was ich schreiben
würde, und das passiert mir auch jetzt noch; erst wenn ich ein Drittel geschrieben habe, weiß ich,
welches Buch ich schreibe. Der habsburgische Mythos faszinierte mich, weil jene österreichische Welt
auf der einen Seite als die Welt der Ordnung, der Harmonie, der Einheit und der Totalität des Lebens
gefeiert und ihm nachgetrauert wurde, auf der anderen Seite aber eine Literatur geschaffen hatte, die
die Leere, das Chaos, die Krise der Zivilisation ans Licht gebracht hatten. Die Leere der ganzen Realität,
die, wie Musil schreibt, „in der Luft steht“. Eine Wetterstation für Weltuntergang, wie Karl Kraus sagte,
eine Werkstatt des modernen Nihilismus und gleichzeitig ein ironischer Guerillakrieg gegen ihn.
Ich habe die Bedeutung der habsburgischen Welt nicht über die Nostalgie der alten ‘austriacanti’ von
Triest kennengelernt, sondern von den alten Triestiner Irredentisten, die gegen sie gekämpft hatten
und sie eben entdeckt und bewundert hatten, nachdem sie dazu beigetragen hatten, sie zu zerstören.
Auch in meinem Buch wird die Verführung dieser Welt durch ein hartes, kritisches Urteil gefiltert.
Durch die Arbeit an diesem Buch habe ich verstanden, dass jede authentische Nostalgie eine Negation
voraussetzt, dass jedes ,Ja‘, um wirklich authentisch zu sein, vor dem ,Nein‘ zu Kreuze kriechen muss.
Übrigens sagte Joseph Roth, einer der größten Nostalgiker des Kaiserreichs, nur weil er als junger
Mann gegen Franz Joseph rebelliert habe, habe er auch das Recht, ihm nachzutrauern und jener Welt
nachzutrauern, die ihn durch die Rebellion zur Treue erzogen hatte.
Aber das bemerkte ich erst beim Schreiben und eher gegen Ende hin. Als ich mit meinem Doktorvater
Leonello Vincenti, einem Meister der Germanistik der Universität Turin, dem ich viel verdanke,
darüber sprach – Der habsburgische Mythos ist als Dissertation entstanden – da konnte er nicht
verstehen, was eigentlich mein Thema war, denn ich wusste es selbst nicht ganz genau und daher
konnte ich es ihm nicht richtig erklären. Es war ein komisches Gespräch, wie zwischen zwei Tauben.
Ähnlich ist der Essay Weit von wo (1971) entstanden, der dem Ostjudentum gewidmet ist und aus
meiner leidenschaftlichen Begeisterung für Singer entstanden ist – ich lernte ihn persönlich kennen
und das war eine der wichtigsten Begegnungen meines Lebens. Die Initialzündung ging von der
zufälligen Lektüre einer ostjüdischen Geschichte aus. Es ist die Geschichte von zwei Juden aus einer
kleinen Stadt in Osteuropa: einer trifft den anderen, beladen mit Koffern, am Bahnhof und fragt:
„Wohin fährst du?“ Und der andere sagt: „Ich fahre nach Argentinien.“ Darauf der erste: „Du fährst
aber weit!“ Und der andere: „Weit von wo?“ Er antwortet also mit einer Frage, wie im Talmud; das
heißt einerseits, dass der Jude, der im Exil lebt, immer weit von allem ist, andererseits, dass er, da er
eine Heimat im Heiligen Buch, in der Tradition, im Gesetz hat, niemals weit von nichts ist.
Ich stürzte mich also auf die Lektüre von Ghetto-Geschichten aus allen möglichen Ländern, Klassiker
und weniger bekannte jiddische Autoren, chassidische Geschichten und Erzählungen aus aller Welt,
vor allem aus Osteuropa. Eine Kultur, die enorme Gewalt, Entwurzelung, Exil und Verfolgung erlitten
hat, ja von der Auslöschung ihrer Identität bedroht war, und die all dem eine außerordentliche,
individuelle Widerstandskraft und einen unzerstörbaren Sinn für Humor entgegensetzte. Doch
allmählich wurde aus dem Buch eine Art Metapher meiner Existenz, meiner Gefühle über Liebe,
Familie, Exil, Angst und Mut, Tragik und Lachen. Als ich es, vor vielen Jahren, in Turin präsentierte,
meinte Cesare Cases, es sei keine eigene Widmung an Marisa, meine Frau, nötig, weil man ihre
Anwesenheit – natürlich indirekt, ohne Erwähnung ihres Namens – ohnehin ganz stark spüre.
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Weit von wo ist formal als ein Buch angelegt, das sich im Wesentlichen auf Joseph Roth stützt, dessen
Lebensgang und Werk wie das Bett ist, in dem der Fluss des Buches dahinströmt, obwohl auch von
vielen, vielleicht allzu vielen anderen Dingen und Autoren die Rede ist. Aber in Wirklichkeit ist es von
Singer inspiriert. Allerdings wagte ich damals nicht, Singer in den Vordergrund zu rücken und jene
Welt mit seinen Augen zu betrachten, denn Singer war, ist in ihr geistig verwurzelt, sie gehört ihm
und er gehört ihr. „Sie sind wohl doch kein Jude?“, sagte mir einmal, während einer Literaturtagung
in Eisenstadt, ein Wiener Rabbiner und nach meiner Antwort, ich sei es nicht, fügte er hinzu, mit einer
beruhigender Geste: „Es war nur eine Frage“. Roth hingegen, auch wenn er natürlich dieser Welt viel
näher stand, als ich es könnte, war schon entwurzelt, er hatte sie schon verloren. Also konnte ich mich
mit mehr Recht in seine Perspektive versetzen, in die Perspektive jemandes, für den diese Welt schon
verloren war.
Ähnlich irgendwie ist auch Donau entstanden. Im September 1982 machte ich mit Marisa und vier
Freunden eine Reise in die Slowakei. Wir befanden uns in Fischamend zwischen Wien und Bratislava,
in der Nähe der Grenze zum Osten, an der Grenze zum ,anderen‘ Europa, wie man es damals nannte.
Man sah die Donau dahinfließen, man sah den Glanz ihres Gewässers, kaum zu unterscheiden von
dem der schimmernden Donauauen. Man konnte nicht genau sehen, wo der Fluss begann und wo er
endete, was Fluss war und was nicht. Wir erlebten einen glücklichen Moment von Harmonie, einen
jener seltenen Momente der Übereinstimmung mit dem Fließen der Existenz, auch mit ihrem Fließen
auf die Mündung zu. Plötzlich sahen wir eine Aufschrift: „Donaumuseum“. Das Wort „Museum“ war
in jenem Augenblick ganz seltsam; es war, als ob man entdeckte, Teil oder Objekt einer Ausstellung
in einem Museum zu sein. „Ist das nur deswegen die Donau, weil es die Aufschrift sagt?“, fragten wir
uns. „Und was wäre, wenn wir weiter gingen und uns herumtrieben bis zur Mündung hin?“ Das war
der Beginn von vier Jahren Reisen, Schreiben, Neuschreiben, Umherstreifen, Abschied und Rückkehr,
wo die Donau und Mitteleuropa zum Babel unserer heutigen Welt gerieten, mit all ihren Chancen und
Verwerfungen. Lange Zeit wusste ich nicht, was für ein Buch ich letzten Endes dabei war zu schreiben
– ob eine Reportage oder ein Essay herauskommen würden, oder, wie es dann zutraf, ein heimlicher
Roman, dessen Protagonist natürlich viele Züge von mir hat. Aber ich bin’s nicht, er stirbt ja auch am
Ende, wobei ich heute einen Ehrendoktor kriege. Auch die Essays entstehen oft unterwegs, aus auch
unerwarteten Begegnungen mit Texten und Themen. Das leidenschaftliche Interesse für die Krise oder
die Unrettbarkeit des Ich und der Sprache in der europäischen Literatur zwischen dem Ende des 19.
Jahrhunderts und den Zwanziger-, Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts hat mich dazu gebracht, mich
mit verschiedenen Autoren zu beschäftigen – Nietzsche, Hofmannsthal, Jacobsen, Ibsen, Strindberg,
Gontscharow, Hamsun, Walser, Rilke, Musil, Canetti. Essays, die versuchen, in die Wirbel der
„Anarchie der Atome“ einzudringen, in die Anarchie der Atome, aus denen – für Nietzsche, Musil und
viele andere – das Ich besteht. Die Sprache verstummt; es öffnet sich eine Spaltung zwischen dem Ich
und dem Leben, dessen Münzen in der Tasche von Niels Lyhne, dem Helden Jacobsens, klingen, ohne
dass er die Möglichkeit hat, sie herauszuholen. Und aus dem ursprünglichen Archipel der
verschiedenen Essays entstand der Versuch eines Buchs über das Kontinent des Nihilismus, Der Ring
der Clarisse (1984).
So entstand auch ein Buch, das ein zentrales Moment meiner Anschauung des Lebens, der Welt, der
Geschichte darstellt, Utopie und Entzauberung (1999). Die Utopie ist ein Salz der Erde, obwohl
scheinbar heute diskreditiert. Die Utopie, die sich schon verwirklicht glaubt oder glaubt, ein
unfehlbares Rezept zu besitzen, ist falsch und gefährlich, denn sie tut der Realität und den Menschen
Gewalt an. Die Entzauberung erinnert uns daran, dass wir nicht im Gelobten Land leben, dass die Welt
nicht morgen früh erlöst werden wird. Die Entzauberung verstärkt aber die Utopie, indem sie die
Wanderschaft zum Gelobten Land korrigiert und bekräftigt, wie für Moses, der ebenfalls das Gelobte
Land nie erreichte, aber seine Wanderschaft nie aufgab. Aus verschiedenen Texten über verschiedene
Autoren, Themen, Ereignisse entsteht ein Buch, Utopie und Entzauberung, das an die heute so
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vergessene Notwendigkeit erinnert, die Welt nicht nur zu verwalten, sondern auch und vor allem zu
befreien, ein bisschen besser zu machen. Ändere die Welt, sie braucht es, sagt ein Vers von Brecht.
Manchmal sind es der Stil, die Syntax, die ein Buch entstehen lassen. Der Stil ist nicht gesucht,
sondern gewissermaßen aufgezwungen vom Thema, in einer notwendigen Übereinstimmung oder
zumindest Entsprechung zwischen dem ,Was‘ und dem ,Wie‘. Denn es ist die Syntax, die der Welt
Ordnung verleiht, und die Syntax ethisch-politischer Aussagen unterscheidet sich – wenigstens in
meinem Fall – ganz instinktiv und notwendig von der Syntax der Fiktion.
Meine ethisch-politischen Beiträge – besonders im Corriere della Sera, für den ich seit 50 Jahren
schreibe – sind parataktisch, eindringlich, klar, einprägsam, bestehen also überwiegend aus
Hauptsätzen. Wenn man gegen etwas protestiert, Anklage erhebt, wenn man jemanden oder etwas
angreift oder verteidigt, dann drückt man sich naturgemäß wie das Evangelium mit schonungsloser
Klarheit aus („Eure Rede aber sei: Ja! Ja! Nein! Nein!“). Diese Klarheit erreicht man nicht nur, aber vor
allem mit einer parataktischen, klaren Syntax. Das schließt freilich nicht das Wissen darum aus, wie
komplex und schwierig die Probleme, wie verwickelt, widersprüchlich und manchmal absurd bis zur
Lähmung politische Situationen sein können. Sich mit ihnen auseinanderzusetzen erfordert
zumindest die Mühe, Klarheit zu schaffen, die moralische Verpflichtung, ja oder nein zu sagen.
Wenn man hingegen die Geschichte eines Menschen erzählt, so wird das Schreiben eine
kompliziertere Angelegenheit, denn ein Mensch ist nie auf ein einziges Element seiner Persönlichkeit
reduzierbar. Der Versuch, diese veränderliche und komplexe Wirklichkeit schreibend zu erfassen, führt
dann eben zu einer komplexen, widersprüchlichen, hypotaktischen Schreibweise; einer Schreibweise,
bei der die Hauptsätze, die das Wesentliche sagen oder sagen sollten, von den Nebensätzen, von
Konzessivsätzen, von Konjunktiven und Konditionalen berichtigt, abgeschwächt, in Zweifel gezogen
werden. Die Lebensbeschreibung eines Menschen, der Böses tut, beeinflusst nicht im geringsten ein
klares und geradliniges Urteil über das Böse, aber es kann keine lineare Beschreibung sein, weil in
diesem Menschen auch das Fürchterlichste mit vielen anderen, auch ganz verschiedenen Elementen
einhergeht. Das Schreiben ist in diesem Fall wie ein Fluss, der stets seine Dämme sprengen kann,
auch wenn diese Dämme klar und fest umrissen scheinen.
Manchmal enthüllt sich uns erst beim Stil das Thema, die Geschichte, die man schreiben wird und
von der man bis dorthin nicht wusste, dass man sie schreiben würde. Meine erste Erzählung oder
Kurzroman, Mutmaßungen über einen Säbel (1984), entstand auf diese Art. Ich hatte eben einen Artikel
für den Corriere della Sera geschrieben, in dem ich auf die grotesk-tragische Geschichte der im
Zweiten Weltkrieg mit den Nazis verbündeten Kosaken hinwies. Die Nazis hatten ihnen eine Heimat
versprochen, ein Kosakenland, das ursprünglich auf dem Gebiet der Sowjetunion liegen hätte sollen,
aber nachdem der Krieg für die Nazis einen immer ungünstigeren Verlauf genommen hatte und sie
sich zurückziehen mussten, verschob sich auch dieses Kosakenland immer mehr nach Westen, wie bei
einer tragischen Variante des Gänsespiels oder bei Monopoly, bis es für einige Monate provisorisch in
Karnien eingerichtet wurde, einem Gebiet an der Ostgrenze Italiens, zwischen Triest und Udine, wo
ich mich als Kind im letzten Kriegswinter 44-45 aufhielt und diese Leute sah.
Die Nazis hatten den alten Ataman Krasnow aus der Versenkung seines Exils geholt und an die Spitze
dieser Armee in Auflösung gesetzt. Er trug immer seine bunte Atamans-Uniform von früher und hatte
eine Art Hauptquartier oder Kosakenhof in einem kleinen Gasthof eines kleinen karnischen Dorfes
aufgeschlagen. Krasnow hatte schon einmal am Ende des Ersten Weltkriegs gegen die Roten gekämpft
und verloren und auch Romane geschrieben, in denen er bisweilen die Wahrheit über seine Existenz
begriffen zu haben schien. Jetzt war er dabei, eine schon gelebte und verlorene Geschichte zu
wiederholen, träumte von großen militärischen Unternehmungen und wurde von den Deutschen
doch nur für widerliche kleine Kampfhandlungen verwendet.
19
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
In den letzten Wochen des Krieges ergaben sich die Kosaken, denen es gelungen war, der Einkreisung
durch die Partisanen zu entkommen, in Österreich den Engländern, die ihnen versprachen, sie nicht
an die Sowjets auszuliefern. Sie wurden aber trotzdem von den Engländern an die Sowjets ausgeliefert
und fast alle hingerichtet. Manche von ihnen stürzten sich mit ihren Pferden in einer Art kollektiven
Selbstmords in die Drau. Auch Krasnow wurde 1947 in Moskau gehenkt. Aber lange wollte man
glauben, und manche glauben jetzt noch daran, dass Krasnow beim letzten Zusammenstoß mit den
Partisanen in Karnien umgekommen sei. Da habe er nicht mehr seine grelle, anachronistische
Uniform getragen, sondern die eines einfachen Soldaten; man habe einen Toten mit Krasnow
identifiziert und dort begraben. Als die sowjetischen Archive geöffnet wurden, konnte schließlich kein
Zweifel mehr daran bestehen, dass Krasnow in Moskau gehenkt worden war. Aber auch nach
Bekanntwerden dieser unanfechtbaren Wahrheit glaubten viele Leute, vor allem in den Tälern
Karniens, unerschütterlich daran, dass Krasnow jener tote alte Mann in der schäbigen Uniform neben
dem Flüsschen San Michele gewesen sei.
Ich hatte also diese Geschichte im Corriere della Sera erzählt und mich dabei an die historischen
Fakten, das heißt auch an den Tod Krasnows in Moskau, gehalten. Aber als ich meinen Artikel durchlas,
bemerkte ich, dass er voll war von Konzessiv- und Konditionalsätzen, von Konjunktiven, von
„vielleicht“, „wenngleich“, „obwohl“, die den Tod Krasnows in Zweifel zu ziehen schienen, als wollte
auch ich insgeheim glauben und glauben machen, Krasnow sei nicht in Moskau gestorben, sondern
in Karnien, in der Uniform eines einfachen Soldaten. Und da musste ich mich fragen, welche
menschliche, existenzielle, poetische Wahrheit hinter dem Wunsch steckte, an eine historisch
unhaltbare Version zu glauben. Um das zu verstehen, braucht man die Literatur, die – wie Manzoni
sagte – nicht Tatsachen feststellt, sondern erzählt, wie die Menschen sie erlebt haben.
Das war ein Thema, wie geschaffen für Borges, und wirklich wollte ich ihm, als ich einen Tag mit ihm
am Lido von Venedig verbrachte, dieses Thema, diesen plot schenken. Ich erzählte ihm also die
Geschichte, aber er streichelte nur leicht meinen Arm und sagte: „Nein, Sie müssen sie schreiben, es
ist eine Geschichte aus Ihrem Leben“. So hat die Weltliteratur ein Meisterwerk eingebüßt, ich aber
überwand meine Schreibblockade und verfasste meinen ersten Erzähltext, Mutmaßungen über einen
Säbel, dessen Protagonist nicht Krasnow ist, sondern ein alter Priester, der als Ich-Erzähler seine
Geschichte rekonstruiert, ja innig wiedererlebt, wobei er trotz politischer Distanz einen Sinn, eine
Metapher, eine Reife der eigenen Existenz findet.
Ein Buch geht in meinem Fall oft von der Realität aus, von etwas, das wirklich geschehen ist, oder von
jemandem, der wirklich gelebt hat. Ich glaube, wie Svevo, dass das Leben „originell“ ist, origineller als
es ein Schriftsteller jemals sein könnte. „Truth is stranger than fiction“ sagte Mark Twain. Man braucht
sich nur umschauen, in der großen Weltgeschichte oder in dem kleinen Kreis unserer Bekannten und
unseres Alltags, um die unvorstellbare Kreativität, die unglaubliche Phantasie des Lebens zu erkennen,
das voll von Überraschungen ist, unzählige Geschichten schreibt – schöne, hässliche, peinliche,
grausame, großmütige, oft auch widersprüchliche Szenarien, die man für übertrieben und unwahr
hielte, wenn sie ein Autor erfände. Die Wirklichkeit macht der Literatur eine unfaire Konkurrenz.
Manche Details, die der Wahrheit entsprechen, kann man nicht zu Papier bringen, denn schwarz auf
weiß in einer Erzählung würden sie unwahr, unglaublich, kitschig wirken. Im Übrigen haben ja auch
die größten Schriftsteller der Weltliteratur für ihre genialsten Einfälle oft auf Gestalten
zurückgegriffen, die wirklich existierten, historische und private, und auf Geschichten, die sich wirklich
zutrugen.
Deshalb haben mich wirklich vorgefallene Geschichten und wirklich gelebte Leben wirklicher Personen
immer fasziniert und haben mein Herz gerührt. Wenn ich ein Buch schreibe, komme ich mir vor wie
beim Zusammensetzen eines Mosaiks; das einzelne Steinchen des Mosaiks entspricht einem
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
tatsächlichen, authentischen Stück Realität und mit diesen Steinen setze ich dann erfundene Figuren
und Geschichten zusammen.
„Ein Mensch setzt sich die Aufgabe, die Welt abzuzeichnen. Im Laufe der Jahre bevölkert er einen
Raum mit Bildern von Provinzen, Königreichen, Gebirgen, Buchten, Schiffen, Inseln, Fischen,
Behausungen, Werkzeugen, Gestirnen, Pferden und Personen. Kurz bevor er stirbt, entdeckt er, dass
dieses geduldige Labyrinth aus Linien das Bild seines eigenen Gesichts wiedergibt.“ Das hat Borges
in einer Parabel geschrieben. Und so geschieht es in meinem Buch Die Welt en gros und en détail
(1997), die Geschichte eines Mannes erzählt durch die realen und symbolischen Orte seiner Existenz,
provisorische Stationen und gleichzeitig treue Heimstätten seiner Wanderschaft auf dieser Erde. Es
ist, als wären Spuren im Sand sichtbar und man versuchte, durch die Landschaft und die Leute, durch
die Geschichten, die dort geschehen sind, durch ein Sichumschauen, herauszufinden, wer und mit
welchen Gefühlen, mit welchem Schicksal dort vorbeigegangen ist, welches der Sinn seines Lebens
gewesen ist. Mir fällt eine Erzählung von Jack London ein, in der die Jagd und der Kampf zwischen
den Wölfen und dem Elch durch die Spuren erzählt werden, welche die verschiedenen Phasen der
Jagd im Schnee hinterlassen. Die Geschichte dieses namenlosen Mannes setzt sich aus dem
vielstimmigen Chor der Schicksale zusammen, die sich kreuzen und mit seinem zusammenfließen.
Das Ich ist mit diesen Geschehnissen, diesen Geschichten und diesen Personen verwoben. Das Ich ist
ein Blick, eine Empfindung, eine Muschel, in der das Gemurmel der Welt widerhallt.
Ein Thema, das mit besonderer Beharrlichkeit von der mitteleuropäischen Literatur empfunden
wurde, ist das Gefühl einer großen Bedrohung durch das Leben, die Empfindung, wonach das Leben
selbst eine Bedrohung darstellt. Diese Bedrohung führt dazu, Verteidigungsmechanismen zu
elaborieren und schließlich das gesamte Leben auf diese Verteidigung zu reduzieren, d. h. das Leben
für diese Verteidigung aufzubrauchen und es dadurch zu zerstören. Canetti hat dafür die Metapher
der Chinesischen Mauer gebraucht, die zum Schutz des Reiches (ein Symbol für das Leben) errichtet
wurde, aber da die Angst groß ist, scheint die Mauer nie groß genug zu sein, und so wird sie immer
größer und größer, bis sie schließlich das ganze Reich bedeckt und dadurch das Leben, das sie
eigentlich hätte schützen sollen, erdrückt und erstickt. Verteidigung ist angebracht und notwendig,
aber wenn man sich einzig und allein darauf reduziert, sich vor dem Leben zu schützen, dann lebt
man nicht mehr, sondern man stirbt, wie jemand, der aus Angst vor Vergiftung nicht mehr isst und
schließlich verhungert. Diese Zwangsvorstellung, sich verteidigen zu müssen, stellt auch die Schuld
von Kafkas Figuren dar.
Was mich betrifft, so hat ein fiktionaler Text im Allgemeinen zwei Grundlagen. Zunächst einmal ein
ausgeprägtes, bewusstes und unbewusstes Interesse für ein Thema, eine Problematik, eine moralische
oder existenzielle Frage oder eine Persönlichkeit, die mich zutiefst berühren. Aber damit dieses
Interesse nicht unterschwellig bleibt, sondern an die Oberfläche kommt und eine Gestalt, eine Person,
eine Geschichte wird, braucht es oft ein zufälliges Ereignis, das sozusagen die Funktion der Hebamme
übernimmt und das Thema ans Licht des Tages holt.
Das Motiv der Authentizität, des wahren Lebens, seiner Suche, seiner Notwendigkeit und der
Schwierigkeit, es zu erreichen, ist ein zentrales und immer wiederkehrendes Motiv meines Schreibens
und meines Daseins. Das alles aber ist verbunden mit dem Wissen um die enorme Schwierigkeit dieser
Suche nach dem echten und wahren Leben und um den gefährlichen Irrtum zu glauben oder sich
einzubilden, man besitze schon diese Authentizität, man lebe schon dieses wahre Leben, man sei
schon angelangt in der Wahrheit. Zu diesem Thema habe ich Verschiedenes geschrieben – Essays,
Artikel, vor allem aber den Roman Ein anderes Meer (1991), der vom Denken Michelstaedters
beeinflusst ist. Michelstaedters Philosophie ist von grundlegender Bedeutung für mein Leben und
mein Denken, denn sie packt mit Zielsicherheit ein wesentliches Thema des Lebens im Allgemeinen
und unseres modernen Lebens im Besonderen an der Wurzel. Die „Überzeugung“ ist der
21
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
gegenwärtige Besitz des eigenen Lebens, die Fähigkeit, den Augenblick zu leben, jeden, nicht nur den
besonderen und außergewöhnlichen Augenblick, und zwar ohne ihn der Zukunft zu opfern, ohne ihn
mit Projekten und Programmen zu vernichten, ohne ihn bloß als einen Moment zu betrachten, der
möglichst schnell vergehen soll, um etwas Anderes zu erreichen. Fast immer im Leben haben wir zu
viele Gründe, die uns hoffen lassen, es möge so schnell wie möglich vergehen, die Gegenwart möge
schnell Zukunft werden, das Morgen möge so rasch wie möglich kommen, weil wir gespannt auf den
Befund des Arztes, das Resultat der Wahlen, den Beginn der Ferien, den Ausgang einer
Unternehmung warten und daher nicht leben, um zu leben, sondern um schon gelebt zu haben, um
dem Tod ein wenig näher zu sein. Die Zeit, in der wir leben, hat diesen Vernichtungsprozess der
Gegenwart beschleunigt; sie schleudert uns mit immer höherer Geschwindigkeit in die Zukunft und
verheizt die Gegenwart mit Projekten und Programmen. Bei diesem Buch ergab sich die
Übereinstimmung von Wie und Was spontan und der Roman ist im Präsens erzählt, obwohl er lange
Zeiträume und historische Wendepunkte umfasst.
Aus dieser Dialektik von Echt und Unecht ist beispielsweise auch ein kurzer Theatertext, der Monolog
Die Stimmen (1994), hervorgegangen. Die Geschichte einer gestörten Persönlichkeit, Opfer und
Aggressor zugleich, der die wahre Stimme der Frauen sucht, nicht die zufällige des Moments, die von
Müdigkeit, Aufregung, Zorn oder Verzweiflung getrübt ist. Dieser Monolog wäre aber nicht
entstanden ohne eine kleine Episode, die mir zustieß. Eines Abends rief ich eine Freundin in München
an. Sie war nicht zu Hause und der Anrufbeantworter – damals nahm man noch die eigene Stimme
für die Telefonansage auf – sagte mit eindringlichem, ja verführerischem Tonfall, dass sie nicht zu
Hause sei und bitte – die Stimme war süß, einladend – sie später wieder anzurufen. Das tat ich auch
ein paar Stunden später; meine Freundin war eben, ermüdet von der Arbeit und der Rückfahrt, nach
Hause gekommen und antwortete mit einem nachlässigen „Hallooo…“. Also sagte ich ihr, dass ihre
registrierte Stimme viel verführerischer sei als ihre wirkliche, immer von der jeweiligen Laune
abhängige, und dass ich ab nun ihrem Anrufbeantworter den Hof machen und sie möglichst dann
anrufen würde, wenn sie nicht zu Hause sei. Und das war die Anregung für die Geschichte von dem
Verrückten, der, Opfer und Aggressor zugleich, auf der Suche ist nach den eigentlichen, das heißt den
registrierten Stimmen, und das Ganze endet in einem Wahnsinnsdurcheinander, in dem alle diese
eigentlichen, wesenhaften Stimmen von verschiedenen Anrufbeantwortern auf ihn einreden und sich
dabei überlagern.
Ein Text ist ein Zöllner und ein Schmuggler zugleich, er setzt und übertritt Grenzen. Manchmal
widerspricht er den Gefühlen und Meinungen des Autors, wenn diese zwar mit seinem Denken, aber
nicht mit dem Text übereinstimmen. Tolstoj hat es ein für alle Male gesagt: „Ich habe die Kontrolle
über Anna Karenina verloren. Sie macht, was sie will.“
Eine Dialektik, die ich zutiefst fühle, ist die zwischen dem „taghellen“ und dem „nächtlichen“
Schreiben. Diese Definition habe ich vom großen argentinischen Schriftsteller Ernesto Sabato, mit
dem ich befreundet war, übernommen. Bei der erstgenannten Schreibweise bringt der Schriftsteller
eine Welt zum Ausdruck, in der er sich wiedererkennt, redet von der eigenen Seinsweise und den
eigenen Werten. Das kann auch eine Konfrontation mit unangenehmen Wahrheiten bedeuten, denn
der Autor setzt sich mit den eigenen Schwächen und Enttäuschungen auseinander, aber er kämpft
doch weiterhin für die Werte, an die er glaubt und in denen er sich als Mensch wiedererkennt, wie
Sabato mit seinem Kampf gegen die Militärdiktatur und für die desaparecidos.
Aber in einem seiner „taghellen“ Werke, Antes del fin (1998), sagt Sabato, dass die Leser in diesem
Buch nicht seine „erschütterndsten Wahrheiten“ finden werden. Wahrheiten, die ihn „manchmal
verraten haben“, weil sie den Werten widersprechen, an die er glaubt, Wahrheiten, die man nur in
seinen fiktionalen Werken finden kann, in seinen Romanen, „die Dinge aussprechen, die man mit
offenem Visier nicht zu sagen wagte; empörende, wenn nicht gar schändliche Vorstellungen, die mir
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
unterlaufen sind und über das hinausgehen, was mein Gewissen zulässt.“ Wahrheiten, die ihn
abstoßen, mit denen er sich aber auseinandersetzen muss. Er möchte zwar, dass die Sonne nicht
gleichermaßen auf Gerechte und Bösewichte, auf ermordete Kinder und auf ihre Mörder schiene,
gleichgültig gegen Gut und Böse. Aber wenn der Schriftsteller mit dieser inakzeptablen
Gleichgültigkeit konfrontiert ist, weiß er sehr gut, dass er sich nicht mit edelmütigen Protesten aus
der Affäre ziehen kann, sondern dass es seine Pflicht ist, die inakzeptable Realität rücksichtslos in ihrer
nackten Grausamkeit darzustellen. Hier kommt eine Schreibweise zum Tragen, in der ein
Doppelgänger des Autors redet, und dieser selbst, wenn er ehrlich ist, kann nicht anders als ihm das
Wort überlassen, auch wenn er lieber andere Dinge ausspräche als der Doppelgänger.
Was nun mich selbst betrifft, war ich mit dieser nächtlichen écriture, ohne dass ich es mir
vorgenommen hätte, vor allem beim Schreiben von Theaterstücken, besonders von Monologen
konfrontiert. Die nächtliche Schreibweise ist für mich in erster Linie mit dem Theater, der Physis, dem
Schweiß und der Stimme verbunden. Dieses Verhältnis zeigt sich besonders an einem Theatertext, Die
Ausstellung (2001), den ich einmal als meinen ,autobiographischsten‘ Text bezeichnet habe –
metaphorisch natürlich, denn im Unterschied zum Protagonisten bin ich weder ein Maler noch
verrückt und auch nicht im Irrenhaus gestorben. Es ist eine Geschichte extremen Unglücks und
extremer Selbstzerstörung, die Geschichte eines Mannes, der sich selbst zerstört, weil es ihm nicht
gelingt, das Negative des Daseins zu ertragen, ja nicht einmal die Liebe und das Glück, die für ihn
eine große Flamme werden, die ihn verbrennt. In diesem Text kommen Ausdrücke vor, die meinen
Überzeugungen und Gefühlen widerstreben, die aber notwendig sind, um die Raserei einer zerstörten
Existenz darzustellen. Manchmal zeigt das Leben ein derart unerträgliches, unausstehliches Gesicht,
dass man diesen Moment, diese Epiphanie des Negativen und der Finsternis unbedingt bezeugen
muss, ohne deshalb eine Lebensphilosophie daraus zu machen. Im Gegenteil, man darf nicht
aufhören, dieses Gefühl zurückzudrängen.
Die Vielfalt von Sprachen, Mundarten, Lall-Liedern, nonsensical Versen, die dieses Stück besonders
kennzeichnen, verdanke ich, glaube ich, meinen Übersetzungen, besonders von Theaterstücken und
für bestimmte Inszenierungen. In diesem Sinne ist für mich die Übersetzung des Woyzeck ein
Wendepunkt gewesen.
Auch Verstehen Sie mich bitte recht (2006), Monolog einer Frau, gehört zum nächtlichen Schreiben.
Eine Frau spricht aus einem mysteriösen Altersheim (vermutlich ein Symbol für das Jenseits) darüber,
was hinter dem Tor des finsteren Hauses steht. Sie spricht zu einem ebenso mysteriösen Präsidenten,
den man nicht sieht, der aber der große Erbauer und manchmal unverständliche Erzähler des ganzen
Ladens zu sein scheint. Sie spricht zu ihm, um ihm zu erklären, warum sie beschlossen hat, das Heim
nicht zu verlassen und nicht ins Leben zurückzukehren, obwohl sie sich das sehr stark gewünscht hatte
und obwohl ihr Lebensgefährte bis in die Unterwelt gegangen war, um sie zurückzuholen. Es ist eine
moderne Version des Mythos von Orpheus und Eurydike, aber die Geschichte wird aus der Sicht der
Frau erzählt. Sie ist es, welche die Geschichte erklärt und welche die Entscheidung getroffen hat.
Ausschlaggebend war aber für mich bei diesem Text eine Erfahrung, die ich „Schwellenerfahrung“
nennen möchte. Die Handlung spielt in einem fiktiven Altersheim, das symbolisch für das Jenseits,
für den Tod steht. Einige Jahre lang hatte ich die Gelegenheit, regelmäßig ein Altersheim zu besuchen,
um mich um eine alte Frau zu kümmern. Jedes Mal wenn ich die Schwelle dieses Haus, das sich im
Zentrum von Triest befindet, überschritt, betrat ich eine ganz andere Welt. Drinnen im Heim hatte
die Zeit eine andere Dimension, eine andere Dauer. Die Zeit gerann oder dehnte sich aus. Es
herrschten dort andere Beziehungen, andere Hierarchien, andere Zuneigungen, ein anderer Groll,
andere Lichter, andere Schatten. Und jedes Mal, wenn ich über die Schwelle eintrat oder ausging,
fragte ich mich, ob ich die Welt und das Leben in jenem Heim oder außerhalb besser verstehen konnte,
vor dem Spiegel oder hinter dem Spiegel. Aus dieser Stimmung heraus entstand die Motivation,
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
weshalb sich die Frau in einem letzten Liebesopfer entscheidet, die Unterwelt nicht zu verlassen, dem
geliebten Mann nicht zu folgen. Somit bleibt ihm die grauenhafte Entdeckung erspart, dass man auch
im Jenseits nicht viel mehr als im Diesseits vom Leben versteht. In diesem nächtlichen Schreiben stelle
ich keineswegs eine persönliche, philosophische oder religiöse Meinung dar. Es ist ein Gefühl, so wie
wir manchmal das vernichtende Gefühl haben können, das Leben sei fürchterlich und nur negativ,
ohne dass wir uns damit zu einer Philosophie des Pessimismus bekennen müssen, oder das Leben sei
wunderbar und voller Gnade, ohne dass wir uns damit zu einer Philosophie des Optimismus bekennen
müssen.
Aus dem nächtlichen Schreiben, oder wie man gesagt hat, aus dem Schreiben mit der linken Hand
oder der Schlaflosigkeit, ist auch das Buch Schon gewesen sein (2001) entstanden. Es ist ein Monolog,
ein ,Mikrodrama‘, das vielleicht ironisch und parodistisch – indem es das Thema von Ein anderes Meer
wiederaufnimmt und es umkehrt – auf einem Wunsch nach der Leere und dem Nichts beruht, auf
dem Wunsch, das Leben immer erst dann zu genießen, wenn es schon vorbei ist und nicht mehr
schmerzt. Mitteleuropa scheint die Landschaft dieses abwesenden Lebens zu sein, das fast glücklich
ist, weil es abgemildert und abwesend ist.
Meine beiden letzten Romane, Blindlings (2005) und Verfahren eingestellt (2015) begann ich in
linearer, traditioneller Form, aber das funktionierte nicht und konnte nicht funktionieren, weil in einer
Erzählung das ,Wie‘ – das heißt der Stil, die Struktur, die écriture – dem ,Was‘ entsprechen muss, dem
Geschehen, seinem Sinn oder seiner Unsinnigkeit, ja sich mit ihm identifizieren muss. Man kann nicht
in herkömmlicher, geordneter, rationaler, harmonischer Art eine Geschichte von Wahnvorstellungen,
Zersplitterung jeglichen Sinns und maßloser Unordnung schreiben.
Beide Romane handeln von der Zerrüttung der Beziehungen zwischen der Geschichte und den
Geschichten, von der Schwierigkeit, den Faden der einzelnen Schicksale nicht zu verlieren, die sich
verwickeln, überschneiden und manchmal abwürgen. Wahrheit und Wahn der Revolution, Liebe, die
von den Strudeln der Geschichte verschluckt werden, Entsetzen und Vergessen, ein unablässiger
Zauber lasten auf den Personen wie die Welt auf den Schultern des Atlas, der nachgibt, fast
zusammenbricht, und doch weiterhin an dieser äußersten Grenze verharrt. Die erste Idee von
Blindlings kam mir zum Beispiel, als ich in Antwerpen einige Galionsfiguren sah, jene Frauengesichte
mit ihren offenen Augen, welche kommende Katastrophen sehen, die für die anderen noch unsichtbar
sind.
In diesen beiden Büchern sind Unordnung und Tragödie in den Dingen und deswegen in den Worten
enthalten. Ich bin hineingezogen worden in einen Strudel, der das Verhältnis von Zeit und Geschichte
grundsätzlich verändert hat; das Verhältnis zwischen dem zeitgenössischen Roman und der
Geschichte, zwischen Geschichte schreiben und Geschichten erzählen, zwischen Erzählen und
Erfinden der Realität, „History as Fiction, Fiction als History“, wie Norman Mailer anmerkte.
In den Romanen des 19. Jahrhunderts waren die Handlungen des Individuums in eine schwierige,
aber nicht völlig irrationale Geschichte eingefügt. Wenn der Schriftsteller des 19. Jahrhunderts
Geschichten erfindet, kann er sich auf denselben Geschichtsbegriff verlassen, den er in seinen
historischen und politischen Texten ausdrückt. Und er kann auch einen analogen Stil verwenden.
Victor Hugos Schreibweise in den Misérables ist jener in seinen Polemiken gegen Napoleon III. nicht
unähnlich; Kafka hingegen hätte eine politische Stellungnahme oder eine Solidaritätsadresse an die
schlesischen Bergarbeiter nicht in der gleichen Sprachform wie die Verwandlung schreiben können.
Die Meisterwerke des 20. Jahrhunderts, schrieb Raffaele La Capria, sind missglückte Meisterwerke.
Damit wollte er natürlich nicht die Größe von Kafka, Svevo, Joyce, Musil, Faulkner u.s.w. leugnen,
sondern nur deutlich machen, dass diese Schriftsteller in den Strukturen ihrer Epik selbst die
Unordnung der Welt auf sich genommen haben, die Schwierigkeit oder Unmöglichkeit, sie zu
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
verstehen und den Maelstrom, in dem Dinge und Worte untergehen, auf geordnete Weise
darzustellen.
Warum schreibt man? Aus unzähligen Gründen: aus Liebe, aus Angst, aus Protest, um sich von der
Unmöglichkeit des Daseins abzulenken, um eine Leere zu vertreiben, um den Sinn des Lebens zu
suchen. Manchmal, um Ordnung zu schaffen, manchmal, um eine Ordnung abzuschaffen; um etwas
zu verteidigen, zu lieben oder anzugreifen. Um gegen das Vergessen zu kämpfen, aus einer vielleicht
pathetischen, aber leidenschaftlichen Sehnsucht heraus, die Dinge festzuhalten und zu retten, vor
allem um das Antlitz geliebter Menschen vor der Verwitterung in Zeit und Tod zu bewahren. Schreiben
ist auch ein Versuch, eine Arche Noah zu bauen, um alles zu retten, was man liebt – um jedes Leben
zu retten. Vergebliches und unmögliches Verlangen, denn die Arche Noah, die unsereins bauen kann,
ist ein schwankendes, brüchiges kleines Boot und es wird bald untergehen. Aber deshalb hört man
nicht auf zu schreiben. Der Mensch, sagt ein chassidisches Sprichwort, kommt aus dem Staub und
zum Staub muss er wieder zurück, aber dazwischen kann er doch ab und zu ein Gläschen Wein trinken.
Claudio Magris
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
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Maria Carolina Foi (Trieste)
Diventare Claudio Magris: come un germanista scopre il suo meridiano letterario
Tu, mio luogo, tu nessun luogo,
sopra le nuvole, sotto la zappa,
sotto la notte, sopra il giorno,
mia città e mio fiume. Io,
tua onda e tu, mia riva.
Ingeborg Bachmann
1. Premessa
A cominciare dagli anni Novanta dello scorso secolo si può notare nel panorama internazionale degli
studi letterari un’attenzione crescente alla dimensione spaziale. Il recente successo delle tematiche e
degli approcci spaziali con le loro diverse declinazioni teoriche è in parte spiegabile con un
generalizzato scetticismo verso le grandi narrazioni e con la critica alla dimensione teleologica implicita
nelle storie letterarie orientate sulle filologie nazionali. Il paradigma spaziale pare attualmente offrirsi
come una credibile alternativa ai paradigmi di strutturazione temporale della storia del sapere e quindi
anche della Literaturgeschichtsschreibung. 1 Tuttavia, già sul finire degli anni Sessanta, e dunque con
larghissimo anticipo sulla ricerca internazionale, si registra nell’ambito dell’italianistica uno spiccato
interesse per il rapporto fra spazio e produzione letteraria. Come si sa, nell’Ottocento il grande
Francesco De Sanctis, partendo da Dante, aveva tracciato nel suo capolavoro un percorso laico e liberale
delle lettere italiane che sarebbe culminato nel Risorgimento con la realizzazione della unità nazionale.
A mettere in luce i limiti di questa interpretazione, troppo marcata dalla teleologia dello state-building,
è stato nel lontano 1967, Carlo Dionisotti. In un volumetto poi divenuto celebre, Dionisotti ha per
primo sottolineato la necessità di considerare la geografia accanto alla storia per cogliere
adeguatamente il carattere peculiare, regionale e policentrico, della tradizione letteraria italiana.2 È
stata un’indicazione preziosa, poi recepita e ampiamente sviluppata negli studi internazionali. Per
rimanere in Italia, ricordo soltanto una recente e discussa ricostruzione storiografica come l’Atlante
della letteratura italiana realizzato da Gabriele Pedullà e Sergio Luzzato nel 2010 che ha insistito sul
ruolo dei luoghi (PEDULLÀ/ LUZZATO 2010: I, XV-XXV). 3
Ma sempre in Italia è stato a ben vedere anche un merito della germanistica quello di aver scoperto
nuovi continenti e di aver così reso fruttuosa, seppure in modo ancora latente e implicito, la
dimensione dello spazio per comprendere meglio i fenomeni nel tempo. Nel 1963 il giovane
germanista triestino Claudio Magris pubblica Il mito absburgico nella letteratura austriaca moderna.
Nell’orizzonte di attesa di quel periodo, quando in Italia la germanistica accademica identifica ancora
per tanti versi la cultura tedesca con il canone dell’età di Goethe e la tradizione hegelo-marxista, il libro
rappresenta una novità assoluta perché riscopre una geografia austro-danubiana ignorata o
Con osservazioni interessanti in chiave di storiografia letteraria comparata: LAMPART: 2014, 337-355. La letteratura
critica sugli approcci spaziali e sul rapporto fra spazio e produzione letteraria è ormai smisuratamente cresciuta.
In Italia per un primo orientamento IACOLI: 2008 e con esempi di alcuni dei possibili approcci (geostorico, storicoletterario, culturalista, semiotico, filosofico): FIORENTINO/ SOLIVETTI 2012. Per ulteriore bibliografia internazionale,
alcune recenti pubblicazioni in tedesco: DÖRING/THIELMANN: 2008, 7-45; GÜNZEL: 2010; WINKLER/SEIFERT/
DETERING: 2012, 253-269; DÜNNE/MAHLER: 2015.
2
DIONISOTTI: 1967. Risale al 1951 la prima pubblicazione del contributo sulla rivista Italian Studies, poi quel saggio
darà il titolo complessivo al volume del 1967 e soltanto allora le tesi di Dionisotti entrano pienamente nel dibattito
italiano.
3
PEDULLÀ è ritornato sull’impostazione dell’Atlante tracciando un confronto genealogico con le proposte
storiografiche di Tiraboschi, De Sanctis e Dionisotti, nel suo contributo “Letteratura e geografia: la via italiana”,
in: FIORENTINO/SOLIVETTI 2012: 45-92.
1
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dimenticata. Al di là del ruolo importante assolto dalle prime generazioni di mediatori, soprattutto
triestini – lo ha spiegato benissimo Renate Lunzer (LUNZER 2009) e lo spiegano anche importanti
ricerche in corso4 – , e al di là dell’impegno editoriale profuso negli anni Sessanta da Bobi Bazlen, è
specialmente grazie al libro del giovane Magris che si configura poi, per oltre un ventennio, una vera
e propria “austrofilia della cultura italiana” (LUNZER 2009: 385). 5
In questa particolare austrofilia, categorie geografiche e categorie storiche finiscono per
rincorrersi e sovrapporsi, richiamandosi a vicenda, perché la civiltà absburgica di cui Magris traccia la
parabola storica discendente esula dai narrativi improntati alle identità degli stati-nazione e riporta in
luce lo spazio danubiano nella sua costitutiva ibridità, nella sua complessa e plurisecolare
stratificazione etnica, linguistica, culturale e nazionale. Dal Mito absburgico e più oltre – ma
l’osservazione vale anche per la narrativa fino al recentissimo Non luogo a procedere (2015) – nel caso
dell’autore triestino, luoghi e spazi, insieme ai confini che li hanno attraversati o definiti, offrono
innumerevoli spunti per interrogare le relazioni fra i paesaggi culturali dell’Europa centro-orientale e
l’immaginazione letteraria e narrarne, o inventarne, le innumerevoli storie. 6 Almeno fino a Microcosmi
(1997), la critica italiana – soprattutto con Alfonso Berardinelli –, ha collocato gli scritti del nostro
festeggiato in una tipologia di saggismo che procede a “esplorazioni speculative, storiografiche e
mitografiche in zone culturali di confine” (BERARDINELLI 2008: 155). Ma rinuncio qui a ripercorre questi
aspetti della ricezione degli scritti di Magris. 7 Il mio intento ora è un altro: vorrei infatti tentare di
avvicinare geografia e storia e metterle in una diversa prospettiva, se vogliamo più nettamente
letteraria e rispondente agli interrogativi posti dal tema del nostro incontro. In forma necessariamente
schematica si tratta, nel mio caso, di tentare di individuare quella linea di demarcazione ideale che
consente dapprima allo studioso di scoprire la storia e i paesaggi culturali dello spazio danubiano e
successivamente, o contemporaneamente, al saggista e al narratore di attraversarli, creando le sue
nuove, ulteriori topografie letterarie. Nel segmento più marcatamente germanistico degli scritti
dell’autore – cioè nell’arco di tempo che va dal fortunatissimo esordio del 1963 con la tesi di laurea al
successo internazionale con il romanzo-saggio Danubio nel 1986 – vorrei cogliere, impiegando una
espressione antica, e un po’ antiquata, alcuni tratti di una poetica latente che prosegue e si sviluppa
poi anche nella narrativa.
Nel tentativo di tracciare questa linea non intendo dunque impegnare gli approcci teorici
spazialmente orientati attualmente tanto in voga nella ricerca internazionale. Per cogliere le ragioni
profonde dell’impresa storiografica compiuta dallo studioso Magris e individuare quindi anche alcuni
elementi che condizionano il suo stile di scrittura, può essere più illuminante ricorrere piuttosto alla
teoria, alla poesia o, meglio, alla riflessione poetologica di Paul Celan. Azzardando un parallelo fra due
fisionomie d’autore lontanissime come quelle di Celan e di Magris, ragionando su analogie e
differenze fra i due, si può intravvedere già nella parabola più strettamente accademica e germanistica
una sorta di poetica della Toposforschung in Magris. Vorrei insomma individuare, appoggiandomi
sulle spalle di Celan, almeno alcuni degli elementi che potrebbero concorrere a costituire una sorta di
Meridiano dello scrittore triestino. 8
4
Mi riferisco a un ampio progetto tuttora in corso, di cui alcuni primi risultati si leggono in un recentissimo
volume sui mediatori (qui i ‘triestini’ Slataper e Spaini): Storia e mappe digitali della letteratura tedesca in Italia,
BALDINI/BIAGI/DE LUCIA/FANTAPPIÈ/SISTO 2018.
5
L’espressione si deve al critico François Bondy ed è riportata in LUNZER 2009.
6
Manca però un’indagine sistematica sul tema: O’RAWE 2003; interessanti spunti in questa direzione si trovano
in DUPRÉ 2009, che lavora sul concetto di confine.
7
Sulla ricezione del Mito absburgico in Italia si vedano: le prefazioni dell’autore alle edizioni del 1986 e del 1996
e l’intervista contenuta nel catalogo della mostra Quarant’anni di ‘Mito absburgico’, a c. di Luigi REITANI, Udine
2003, 13-23; con parecchi preziosi spunti per futuri approfondimenti la Cronologia e la Bibliografia essenziale in:
MAGRIS 2012: XCI-CLXV, 1641-1667. Sempre fondamentale per la ricezione immediata anche nel milieu dei
mediatori triestini e in Austria, LUNZER 2009: 379, 388.
8
In occasione del conferimento a Claudio Magris del Friedenspreis des deutschen Buchhandels nel 2009, il titolo
della Laudatio allora tenuta dallo storico Karl SCHLÖGEL, che a sua volta ha valorizzato la categoria dello spazio
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Che si possa sperare di rintracciare un simile meridiano a cominciare dal germanista, non
dovrebbe sorprendere. Come ha osservato Ernestina Pellegrini, gli scritti del Magris saggista si
possono considerare infatti l’ipotesto del successivo narratore in virtù di un rapporto stretto e in
qualche modo originario fra il critico e l’autore in proprio. 9 Un rapporto originario, peraltro, che nel
corso degli anni ha saputo esprimersi attraverso un’amplissima gamma di generi, di forme e delle loro
combinazioni, per diventare così un caso eminente di tanta scrittura della contemporaneità (REITANI
2012).
Insomma, se lo studioso è già anche uno scrittore, Claudio Magris tuttavia è diventato Claudio
Magris. E se l’identità plurale dell’autore si sottrae per definizione alla pretesa di determinarne
univocamente l’origine, è plausibile invece chiedersi come si svolge e si trasforma e, soprattutto, se di
questo suo svolgimento si può rintracciare o suggerire una trama. Più che determinare generi
codificati dalla tradizione cui ricondurre i suoi libri e tenendo conto della loro costitutiva e incerta
caratterizzazione tipologica, mi accontento perciò di mostrare nel Magris germanista, spostamenti di
accento, ambivalenze, oscillazioni interne ai testi, di alludere a un movimento interno, a una
metamorfosi che ricombina e rinnova alcuni temi e motivi di fondo.
Per tornare al titolo del mio contributo e anticipare la tendenza delle considerazioni che
seguiranno, aggiungo – e qui si spiegherà il riferimento a Celan – che il germanista scopre il suo
meridiano letterario attraversando luoghi e dunque una geografia, ma lo fa attraverso luoghi inghiottiti
dalla storia e che recupera via via attraverso una scrittura accademica, saggistica, creativa. Una scrittura
che progressivamente cambia il suo statuto, dettandosi o scoprendo sue proprie regole (con
l’avvertenza che, almeno nel segmento che qui considero, resta orientata a una idea, a una
concettualità). 10 In definitiva, vorrei insistere sulla progressiva liberazione o meglio sul crescente
disimpegno da parte dell’autore da una scrittura accademica, germanistica, da un saggismo con le
note, per arrivare all’invenzione dell’io narrante professore-filologo di Danubio che ormai si autoredime dalla dannazione della referenza bibliografica.
2. Il meridiano di Celan
Imbocco dunque all’inizio una via traversa, richiamando in breve il più celebre dei pochi testi
poetologici di Paul Celan, il discorso tenuto a Darmstadt nel 1960 in occasione del conferimento del
Premio Büchner. In quel testo densissimo ed elittico, Celan muove alla ricerca delle ragioni del suo
fare poetico e prospetta l’alternanza o, meglio, lo sdoppiamento e l’identità di Arte e di Poesia quale
problema eterno. Ma subito dopo aggiunge che questo gioco, il dialogo dell’arte, potrebbe continuare
all’infinito, “se non accadesse qualcosa” (CELAN 2014: 33). 11 La leva che lo scardina, che costituisce una
radicale messa in discussione della parola poetica, conducendola alla soglia dell’ammutolimento, è la
per comprendere i fenomeni storici, suonava: “Auf dem Meridian von Triest”. Tuttavia il discorso di SCHLÖGEL
non si sofferma sui significati del termine che introduce nel titolo, né tantomeno sulla concettualizzazione
proposta da Celan. Cfr. https://www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de/sixcms/media.php/1290/
2009%20Friedenspreis%20Reden.pdf (ultima consultazione: 19.08.2017).
9
È l’ipotesi avanzata da PELLEGRINI 2012: XXVIII. Ma si veda più oltre anche l’ipotesi sui saggi come custodia per
altre opere più ‘scandalose’ o ‘notturne’: ivi, XXXVII.
10
A riprova di una impronta saggistico-filosofica, che molto deve alla tradizione tedesca del Novecento dal
giovane Lukàcs a Adorno, si può leggere una dichiarazione di Magris del 1986 a proposito di Danubio: “Credo
che questo genere intermedio, questo narrare senza fare a meno delle idee, mi sia particolarmente congeniale”,
PELLEGRINI 2012, XVII. Successivamente, Magris ha ripreso a proposito del suo doppio binario saggisticopubblicistico e narrativo la distinzione di Ernesto Sabato fra scrittura diurna e scrittura notturna: PELLEGRINI 2012:
XXII-XXIII.
11
I riferimenti dei passi citati si rifanno alla edizione tedesca. La presenza dell’opera di Celan in Italia è vivissima:
oltre al volume Mondadori del 1998 con la lirica, curato da Giuseppe BEVILACQUA, rimando per il lettore italiano
al volume con alcune prose curato dallo stesso studioso: BEVILACQUA 20082: XVIII-XIX, da cui sono tratte le
traduzioni in italiano. Accanto alla “Introduzione” di Bevilacqua, per una suggestiva interpretazione degli aspetti
politico-libertari del discorso di Celan MIGLIO 2009:109-129.
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
storia: perché – scrive Celan – «qualcosa accade» (CELAN 2014: 33). È il 20 gennaio il giorno in cui il
Lenz büchneriano ricordato da Celan intraprende il suo ultimo vagabondaggio. Ma ognuno ha la sua
data, e in quella di Lenz Celan iscrive anche la propria storia: il 20 gennaio 1942 si decide a Wannsee
‘la soluzione finale della questione ebraica’. Nella forma cifrata a lui tanto consueta, Celan pone così il
problema della natura, della poesia e insieme della propria vocazione poetica, nel tempo, in un tempo
in cui si è costretti a chiedersi se e come sia ancora possibile scrivere poesie dopo Auschwitz.
Ma Celan pone i suoi interrogativi anche nella prospettiva dello spazio. Nel discorso pronunciato
a Brema due anni prima, il poeta aveva evocato i luoghi da cui proveniva come “una contrada in cui
vivevano uomini e libri” (CELAN 2014: 23), dunque come un paesaggio in cui dimensione fisica, spaziale,
concreta e dimensione immaginaria, culturale, spirituale erano indissolubili. 12 E di quel paesaggio dava
pure precisi connotati storico-politici perché – si legge ancora – era una “ex provincia della monarchia
absburgica ora caduta vittima dell’esclusione dalla storia”. (CELAN 2014: 23). Il luogo anagrafico di
origine del poeta, la patria reale, appare irraggiungibile, non solo e non tanto perché, quando parla
Celan, essa si trova al di là della ‘cortina di ferro’, ma anche perché la carta geografica – su cui il poeta
stesso ammette di andare a cercarla – è quella della sua infanzia. Quei luoghi sono ormai irrecuperabili,
caduti negli abissi della storia, e forse solo la parola poetica, dando parola all’Altro anche nella sua
assoluta negazione, e dunque ai morti e alla morte, può procedere a tentoni verso quei luoghi,
cercarli. 13
A questo tipo di ricerca Celan dà il nome di Toposforschung: questa è la via che il poema giunto
all’orlo di se stesso potrebbe ancora percorrere: “Toposforschung? Certo! Ma alla luce di ciò che si va
cercando: alla luce della U-topie” (CELAN 2014: 47). In questo passo Celan scrive la parola u-topia con
il trattino, nel senso etimologico di assenza di luogo: quelli della propria origine non esistono più,
sono introvabili, resta soltanto la direzione impressa a una poesia memore della propria data. Eppure,
nella pagina conclusiva del suo discorso, qualcosa si trova. La luce di una utopia, che questa volta Celan
scrive senza trattino, un’utopia che, intesa come auspicio e speranza, pare illuminare l’operazione che
il poeta premiato dice di compiere di fronte ai suoi uditori: 14 sulla carta geografica non trovo più il mio
paese, ma so dove dovrebbe esserci, e trovo un… meridiano, ovvero “qualcosa che è – come la lingua
– immateriale, eppure terrestre, qualcosa di circolare che attraverso entrambi i poli ritorna a se stesso”
(CELAN 2014: 50). Alla fine di una interrogazione urgente ed autentica, resta questa immagine che evoca
astratto e concreto e che lega assenza e presenza nel carattere universalizzante della poesia.
3. Il meridiano del Mito absburgico
Il discorso di Celan risale al 1960, viene dunque concepito e pubblicato quasi nello stesso giro d’anni,
fra il 1959 e il 1962, in cui matura l’esordio saggistico dello studioso triestino. Ma in che senso la
Toposforschung alla luce dell’utopia di Celan potrebbe aiutare a individuare, ovviamente con tutte le
cautele del caso, alcuni aspetti del percorso di Magris germanista e poi narratore dello spazio
danubiano? La domanda può sembrare del tutto inappropriata o perlomeno bizzarra a fronte di due
fisionomie letterarie e intellettuali, e a due destini, distantissimi. Eppure, per le operazioni che
concorrono a ritrovare il meridiano in Celan si possono registrare diverse corrispondenze in Magris.15
Il quale, – va aggiunto – , allora non conosceva affatto il lavoro del poeta di Czernowitz. Orientarsi alla
ricerca di un paesaggio culturale nella piena consapevolezza della sua anche tragica perdita, tentare il
suo recupero dagli abissi della storia nella forma di una prosa particolare: nell’affresco storico del Mito,
Nella scia di Celan è stata riscoperta e ampiamente valorizzata soprattutto negli ultimi venti anni la
notevolissima letteratura in lingua tedesca della Bucovina, con una attenzione specifica alle topografie letterarie:
CORBEA-HOISIE 2003: 13-29; per uno sguardo panoramico su questo straordinario paesaggio letterario: DE VILLA
2012: 147-175.
13
Su questo punto mi rifaccio alla interpretazione di BÖSCHENSTEIN 2008: 171.
14
E’ merito di Giuseppe Bevilacqua aver rilevato questa importante differenza nella grafia della parola e le sue
implicazioni: BEVILACQUA 20082: XVIII.
15
Agli inizi degli anni Sessanta Magris, come ha di recente dichiarato a chi scrive, non conosceva ancora il testo
di Celan.
12
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nella ricognizione critica del proprio luogo di provenienza del saggio dedicato a Trieste e infine, nella
mappatura interiore ed esteriore del filologo-narratore di Danubio, anche Magris mette in pratica una
sua specifica forma di Toposforschung, in cui geografia e storia si incontrano nella scoperta di una
propria cifra poetica e narrativa.
Come tale, questa Toposforschung non viene certo mai né definita, né teorizzata. Per avvicinarla
in termini necessariamente astratti e generali si può richiamare di nuovo un’osservazione di Ernestina
Pellegrini, che ha parlato di un “nodo concettuale che si può riassumere un po’ sbrigativamente nel
rapporto speculare fra l’assenza e la presenza, fra ciò che è e ciò che non è più, o avrebbe potuto essere”
(PELLEGRINI 2012: XXVI). Magris, d’altra parte è stato definito uno “scienziato di luoghi” (BERARDINELLI
2008: 223). Tuttavia – e l’osservazione vale soprattutto per gli inizi del suo percorso intellettuale e
letterario –, i luoghi verso cui muove sono soprattutto quelli dell’assenza, della perdita, quelli segnati
dalle cesure della storia, i luoghi che non si trovano più.
Collocato in questa prospettiva, il Mito absburgico rappresenta infatti la ricostruzione storica di
un paesaggio danubiano che può rivelarsi tale soltanto ex negativo. Come si sa e come si legge nella
introduzione, l’intento dichiarato del libro è smascherare la funzione alienante e sostanzialmente
conservatrice di quel mito, che pure era stato capace di generare autentica poesia, rispetto alle laceranti
contraddizioni della realtà politica absburgica. Senza dubbio i riferimenti concettuali di questa
operazione rimandano in parte al Lukàcs della teoria del rispecchiamento, ovvero della possibilità della
letteratura non solo di restituire in forma ideologica la sottostante struttura sociale, ma anche di
interagire a sua volta dialetticamente con essa.16 Ma il vocabolario della critica storico-ideologica può
trarre in inganno. Del resto, Magris già qui rifugge, come farà poi altrove, da formulazioni teoriche
troppo impegnative. Negli schematismi della monografia scientifica, – il lavoro nasce pur sempre
come una tesi di laurea –, si insinua a tratti la libertà obliqua del saggio, che ridefinisce in modo
autonomo il suo oggetto. Se lo storicismo del secondo Lukàcs pare presiedere all’impalcatura della
ricostruzione storico-critica, all’intento di sondare la interazione sociale e ideologica della letteratura
absburgica, è piuttosto il primo Lukàcs che agisce sotterraneamente per trasformare la tesi di laurea
in un saggio. Come si legge infatti nella celebre Lettera a Popper del giovane filosofo ungherese: “Il
saggio parla di qualcosa che è già formato o almeno di qualcosa che è già esistito una volta […], è
proprio della sua essenza non ricavare novità dal nulla, ma dare un nuovo ordine alle cose già esistite”
(LUKÀCS 1972: 24-25).
È grazie a questa originale opera di riordino, di risistemazione, di ripensamento, che Magris
traccia una nuova mappa, mette in atto una Toposforschung, capace di rivelare anche la dimensione
spaziale della sua ricognizione storica. Nel carattere sovranazionale del mito lavora infatti sotto traccia
un concetto di spazio centro-europeo. Il mito certo parla in tedesco, la lingua del potere politico
centrale. Ma in quanto strumento di propaganda di un ideale sovranazionale, finisce per rendere
poroso e friabile l’elemento tedesco, per rivelarne crepe, contaminazioni, ibridazioni, per evocare
luoghi intrinsecamente plurali, dove si incontrano (o si scontrano) componenti eterogenee. Esemplari,
sotto questo aspetto, sono le pagine sui confini orientali e la letteratura austro-slava. Al tempo della
pubblicazione del saggio, nel 1963, è proprio questa dimensione spaziale implicita, calata nell’affresco
storico, a dispiegare un notevolissimo potenziale euristico: scavalcando le barriere ideologico-politiche
del secondo dopoguerra, il Mito absburgico faceva intravvedere i contorni di una Atlantide sommersa
dalle tragedie e dagli orrori del Novecento, in controtendenza con la definizione di ‘altra Europa’,
Nella intervista a Magris contenuta in CHIARINI/VENTURELLI 1977: 115-142, un volumetto da rileggere anche quale
esempio alto e notevolissimo di una Wissenschaftsgeschichte in Italia assai poco praticata, lo studioso triestino
richiama a proposito del Mito la teoria del rispecchiamento (120), che sarebbe anche “involontariamente” uno
dei presupposti del libro, ma insiste soprattutto sulla categoria di totalità, in riferimento alla Teoria del romanzo
di Lukàcs, categoria a cui ascrive in una prospettiva qui autocritica una certa volontà di chiusura nella sua
rappresentazione dell’epoca absburgica. Non compare alcun riferimento a Essenza e forma del saggio con cui si
apre L’anima e le forme del giovane Lukàcs. Sul filosofo ungherese, uno dei riferimenti centrali in tutto l’itinerario
di Magris, si veda anche il contributo di Gisela Schlüter nella presente pubblicazione.
16
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
ovvero minore, arretrata, periferica, altrimenti in uso per il mondo danubiano collocato oltre la cortina
di ferro.
E il rapporto oscillante del saggista con il suo oggetto, un rapporto che non si lascia stringere
nelle maglie del sistema e dell’argomentazione logico-deduttiva, si rivela a tratti nello stile della
scrittura, fitto di aggettivi, spesso ossimorici, e di metafore, che fanno da contrappeso ai giudizi troppo
netti e negativi. Così la critica a una civiltà al tramonto può unirsi all’apprezzamento, se non già alla
fascinazione, per alcuni aspetti della medesima. Della perdita di questa peculiare qualità stilistica (e
dunque pure di sostanza critica) – lo ha spiegato Renate Lunzer (LUNZER 2009: 389-390) – soffre la
prima traduzione del saggio in tedesco, con le sue soluzioni approssimative che spesso non mediano
oltralpe il valore connotativo dell’aggettivazione originaria.
Qui vale la pena di aggiungere solo qualche osservazione sulla particolarissima funzione assolta
dalle citazioni. Basta rileggere ad esempio l’introduzione del Mito absburgico: quello stesso mito che
l’indagine scientifica si propone di smascherare viene qui evocato e sostanziato al quadrato, attraverso
le rievocazioni postume di testimoni d’eccellenza quali Stefan Zweig, Joseph Roth e Franz Werfel, tutti
autori doppiamente sradicati perché orfani dopo il 1918 del mondo in cui si erano formati e
successivamente costretti dal nazismo all’emigrazione. Prevalentemente dalle loro memorie sono
tratte le citazioni abbondantissime o, in alternativa, brevi e incisive (cfr. MAGRIS 2012: 5, 6, 9, 10, 11, 16)
che costellano l’introduzione. È una orchestrazione sapiente in cui attraverso i passi citati, il riferimento
filologico-testuale, il giudizio critico e l’argomentazione rimbalzano fra loro, oscillando fra la presa di
distanza e l’adesione di chi scrive. Tra l’altro, in questo singolare impiego della citazione si annunciano
per certi versi altri tratti stilistici successivi, tipici della scrittura pubblicistica, saggistica, narrativa di
Magris, perché si può scorgere ad esempio una analogia fra la citazione e l’aneddoto, spesso di
carattere autobiografico, che si inserisce in apertura o chiusura a illuminare il tessuto discorsivo. 17
Ragioni non troppo dissimili da quelle che animavano la proposta di Celan si ritrovano anche in
questa Toposforschung del giovane Magris: basta notare qualche elemento relativo alla genesi di
questo primo lavoro. Come Celan fa da Parigi per la Bucovina, anche il laureando che indaga il Mito
absburgico lo fa, per così dire, da lontano. È a Torino infatti che nasce in lui l’esigenza di fare i conti
con il proprio luogo di provenienza, di conoscere quella che lui stesso ha definito “la mia realtà
prenatale” (cfr. PELLEGRINI 2012: XXX). Evidentemente, a differenza di Celan, la distanza non si
configura nel suo caso come una perdita in assoluto, e tantomeno come una perdita tragica. Tuttavia,
negli anni Sessanta, anche Trieste, che verrà definitivamente assegnata all’Italia soltanto nel 1975, può
apparire come una “ex provincia della monarchia absburgica, caduta vittima dell’esclusione dalla
storia”. E certo non a caso studi recentissimi tuttora in corso hanno rilevato le numerose e significative
analogie fra il milieu pluriculturale di Czernowitz e quello di Trieste. Il Mito absburgico, che pure della
città non parla, implica la riscoperta di un mondo perduto e plurale di cui Trieste era stata parte prima
delle lacerazioni nazionalistiche del ventennio fascista e del successivo doloroso e contrastato secondo
dopoguerra.
Si sa che la poesia di Celan intrattiene un rapporto unico, complesso e fatale, con la biografia del
suo autore. Nel giovane triestino, la riappropriazione del retaggio absburgico, mediata dalla
letteratura, è il primo indizio di un autobiografismo che attraverserà tutta la sua scrittura, saggistica e
narrativa (MENGALDO 1998: 112). In Vent’anni dopo, la prefazione alla seconda edizione del libro nel
1988, si legge che quel suo primo studio è diventato in un certo senso “il romanzo della vita del suo
autore, la mappa della sua geografia spirituale e intellettuale” (PELLEGRINI 2012: XXVIII).
Già nel 1974 Tito Perlini osservava che “Magris è un saggista che racconta per aneddoti, montati
cinematograficamente nel tessuto discorsivo”: PERLINI 1974: 172, citato in: PELLEGRINI 2012: XXXVIII.
17
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4. Toposforschung a Trieste
L’esigenza di riscoprire gli antefatti absburgici del mondo prenatale si trasforma in una indagine
esplicita sulla città d’origine nel libro scritto a quattro mani con lo storico Angelo Ara: Trieste.
Un’identità di frontiera del 1982. È uno studio in cui il registro storico- e critico-letterario prevale
decisamente su quello saggistico-narrativo. Tuttavia, nel primo capitolo, che prende le mosse dal Mio
Carso di Scipio Slataper, si può rintracciare una formulazione obliqua della Toposforschung praticata
da Magris, sulla quale vale la pena di soffermarsi.
Come si sa, nell’incipit giustamente famoso e tante volte citato della sua autobiografia poetica del
1912, Slataper vorrebbe spiegare ai suoi amici di Firenze, dove pure lui è andato a studiare, amici che
non dubitano certo della loro italianissima identità, il suo modo di sentirsi italiano, così diverso e
problematico rispetto al loro. E vorrebbe raccontare di sue ascendenze lontane, esotiche ed elusive.
Ma ammette poi che sarebbe un inganno, si capirebbe subito che lui è “solo un povero italiano che
cerca di imbarbarire le sue solitarie preoccupazioni” (SLATAPER 19682: 11), in altre parole la propria
particolare condizione di italiano in una Trieste absburgica e plurale.
Ed ecco l’interpretazione di Magris:
Nell’aspra e scontrosa liricità del Mio Carso Slataper, vincendo con la sua sincerità l’impulso alla
declamazione, identifica la triestinità con la consapevolezza e col vagheggiamento di una diversità reale,
ma indefinibile, autentica quando viene vissuta nella pudica interiorità del sentimento e subito falsata
quando viene proclamata ed esibita. Il retaggio e gli echi di altre civiltà, che Slataper sente confluire in se
stesso, sono radici e linfe così fuse nella sua persona da non essere precisabili […]; la sua reale diversità
[…] si sottrae ad ogni formulazione, inevitabilmente menzognera: Slataper non è nato né sul Carso né in
Croazia né in Moravia, l’italiano è la sua unica lingua e la sua vera nazionalità, anche se quest’ultima
riassume in sé un impasto plurinazionale. (ARA/MAGRIS 20073: 4).
Consapevole che “la patria di cui egli ha nostalgia non esiste in alcun luogo” (ibidem), Slataper
denuncia – secondo Magris – la difficoltà di definire se stessi e la propria appartenenza in modo
positivo, diretto, vitale, e in virtù di questa consapevolezza crea il topos della diversità triestina, una
diversità reale, ma indefinibile, e che può essere colta in modo autentico solo attraverso la sua
trasfigurazione poetica. “Il Mio Carso – conclude infatti Magris – scopre e inventa il paesaggio
dell’anima della letteratura triestina” (ARA/MAGRIS 20073: 15).
Insomma, lo studioso attribuisce a Slataper un’operazione che rivela per certi versi qualche
analogia con quella compiuta da Celan per rinvenire il proprio meridiano. Perché anche il poeta di
Czernowitz è consapevole che il luogo della sua origine non si trova più, ma che può sopravvivere nella
parola poetica soltanto come mera proiezione spirituale, come segno completamente astratto dalla
sua collocazione fisico-geografica. Una parola poetica – aggiungo – che per Celan, in implicita
polemica con gli esercizi della poesia pura e monologica, si assume la totale responsabilità delle sue
date, il confronto con la storia.
Non soltanto il capitolo di apertura, tutto il saggio su Trieste è esplicitamente e dichiaratamente
orientato (ARA/MAGRIS 20073: 6-7) sulla figura di Slataper e la sua interpretazione. Ma l’operazione che
il germanista attribuisce a Slataper, il riconoscimento del non-luogo di una autentica poesia, è a ben
vedere, quella che lo stesso Magris compie attraverso lo scrittore triestino, che così può diventare allora
la cifra della Toposforschung messa in atto dal suo stesso interprete. Attraverso la diversità triestina
vagheggiata da Slataper, autentica se vissuta, falsata se esibita, Magris trova il suo particolare nonluogo di scrittore, intravvede forse il proprio meridiano.
A Slataper Magris riconduce l’atto fondante di una letteratura, che in nome di una protesta della
vita contro la cultura cerca la verità, non vuole confondersi con l’esercizio letterario e rifiuta ogni gioco
estetico con la finzione. Ma il gesto antiletterario, la denuncia del dissidio fra la vita e le forme, è unita
alla consapevolezza che anche quella denuncia non può non esprimersi attraverso le forme. Di fronte
alla impossibilità di esperimentare la vita vera, Slataper si ritroverà a sacrificare la vita stessa per una
estrema radicale fedeltà alla sua autenticità. Sul fondatore della letteratura triestina, Magris ritornerà
poi a più riprese. A me qui interessa soltanto rilevare che nel ‘complesso Slataper’ convergono motivi
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centrali e ricorrenti del germanista. 18 Ed è forse a questo punto, attraverso lo Slataper rivisitato nella
monografia sulla città d’origine, che si apre in Magris l’ipotesi di una scrittura diversa: una prosa
saggistica senza note e referenze, che dunque relativizza l’esercizio della critica accademica (ecco la
critica alla cultura fossilizzata in nome della vita autentica!), ma che mantiene l’istanza del giudizio
etico e della ricerca di una verità esistenziale e storica. Ma soprattutto – questa è la novità – una prosa
che si concede talvolta di affidare le sue istanze e la sua ricerca a un io finzionale. Slataper va incontro
al sacrificio. Magris (saggiamente?) non si espone alla presa diretta della realtà, all’illusione della vita
vera. La letterarietà del mondo riscoperto dal germanista viene fatta attraversare anche da una
controfigura. Il mondo di carta, il riferimento bibliografico, la proliferazione del secondario, ora sta
nella testa di un io narrante al quale come personaggio il suo autore può consentire di fare altre
esperienze.
5. Danubio e l’utopia senza trattino
Mi accorgo che in questo modo ho già cominciato a parlare di Danubio, che sotto diversi punti di vista
è stato definito “una svolta radicale” (PELLEGRINI 2012: XLI) nel divenire di Claudio Magris. Ora, “la
cultura si spazializza” (MORPURGO-TAGLIABUE 1987: 127), l’autore qui sembra davvero trasformarsi in
uno “scienziato di luoghi”. La dimensione orizzontale si sovrappone a quella verticale. Geografia e
storia convergono, saggio e narrazione si mescolano. Il diario del viaggio lungo il fiume è senza dubbio
una auto-rappresentazione del proprio percorso e delle proprie origini intellettuali. L’io narrante di
una prosa che ormai ha risolutamente rinunciato alle note a piè di pagina è adesso un professorefilologo che intraprende le sue esplorazioni anche per conoscere e ridefinire la propria geografia
interiore. È armato della sua erudizione, ma è disposto a oltrepassarla. Un oltrepassamento, che sarà
poi esplicitamente riconosciuto dall’autore stesso: “Danubio non è un libro sulla Mitteleuropa, ma
proviene da quel mondo, è un congedo da quel mondo” (PELLEGRINI 2012: XL). Il viaggiatore, che si
muove nella scia della Toposforschung trascendentale attuata in precedenza dal germanista, si
dimostra a tratti capace di deporre le sue mappe concettuali per diventare uno sguardo, quasi una
forma cava che accoglie senza filtri la pluralità della vita e delle sue forme. Il paesaggio storico-culturale
ricostruito dallo studioso può a momenti rivelarsi un luogo mitico che lascia quasi apparire un suo
genius loci e chi lo racconta può trasformarsi talvolta in una voce sussurrante, anonima e corale.
Ma, per citare ancora una volta il primo Lukàcs, tanto spesso frequentato dal germanista, “il saggio
è un tribunale, ma ciò che è essenziale e istitutore di valori in lui (come nel sistema) non è la sentenza
ma il processo di giudizio” (LUKÀCS 1972: 34). Danubio rimane certamente anche un saggio: il
viaggiatore continua pur sempre a portarsi dietro il suo mondo nella testa. La sua ricognizione lungo
il fiume è anche un processo di giudizio. Per l’io narrante lo spazio diventa un “magazzino di storie a
cielo aperto” (PELLEGRINI 2012: XLI) in cui incontrare le storie di tutto ciò che la grande Storia ha messo
a tacere, seppellito e spazzato via, le storie delle possibilità non realizzate, delle opzioni messe in gioco
e andate perdute.
In questo caso, per ritornare un’ultima volta a Paul Celan, la distanza dalla Toposforschung
prospettata dal poeta di Czernowitz, non potrebbe essere più grande. Diversamente da Celan, in
Magris la possibilità della perdita assoluta, irrimediabile, al limite del dicibile, è contemplata sì, ma
non completamente passata agli atti, non viene accettata fino in fondo. L’io narrante di Danubio non
rinuncia del tutto al suo habitus intellettuale e da filologo scrupoloso, che segue il consiglio di Jean
Paul, annota ansiosamente “immagini, vecchie prefazioni, locandine di teatro, chiacchiere in stazione,
poemi e battaglie, scritte funebri, ritagli di giornale, avvisi nelle osterie e nelle parrocchie” (MAGRIs
2012: 891). In questa epica del dettaglio che insegue anche il particolare più infimo dell’esistenza
rimane la traccia di una speranza in un illuminismo ancora da compiere. Ma forse è solo la traccia di
Tracciando il profilo del germanista Magris, Maria Fancelli ha dato parecchio rilievo alla figura di Slataper anche
quale mediatore delle letterature scandinave: FANCELLI 2012: LXXVIII. Sulla perdurante presenza slataperiana nel
recentissimo Non luogo a procedere del 2015 si veda anche l’ottimo contributo di Irene Fantappiè nella presente
pubblicazione.
18
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una speranza semplicemente metafisica, che rimanda a quello schema triadico della cultura
occidentale per cui alla caduta, alla perdita della totalità, subentra la scissione, ma questa a sua volta
può preludere al recupero dell’unità perduta, al ritorno. In questo senso Magris non è un critico
compiutamente tragico, né, come scrittore, è un postmoderno.
Come ha notato Pier Vincenzo Mengaldo, alle tragedie senza riscatto della storia, Magris oppone
qualcosa: “l’assenza di distanza, il pathos fraterno comunque espressione di una dignità umana non
sgretolata” (MENGALDO 1998: 115). È un pathos fraterno che sa riconoscere la sua parentela con tutte le
creature, persino con le lepri che devastano con modesta irriverenza le aiuole del Zentralfriedhof di
Vienna. Magris scrive qui alcune delle pagine più felici e insieme più toccanti di Danubio. In questa
singolarissima meditatio mortis per la contemporaneità, in cui volendo si riconosce una fittissima rete
intertestuale – dal mistero medievale e barocco, allo Hofmannsthal di Jedermann e al Kafka del
Processo –, l’assenza di distanza, il pathos fraterno arriva a comprendere “la sofferenza della creatura
che non ha chiesto di vivere, né meritato di morire” (MAGRIS 2012: 1087), ovvero di quella piccola lepre
che non è riuscita a sfuggire a uno dei cacciatori incaricati dal Comune di mantenere la corretta
ecologia del parco.
Nell’ordine eterotopico del cimitero, il saggista che si dichiara tale, – sono stati i suoi libri sulla
Mitteleuropa absburgica a ottenergli dal borgomastro di Vienna l’autorizzazione ad accompagnare i
forestali –, e l’io narrante finzionale, che racconta la sua esperienza, si neutralizzano a vicenda. E il
climax della chiusa, mentre fa di nuovo pensare al Processo kafkiano, chiama direttamente in causa
anche il lettore: “Non so bene di cosa, perché – come tutte le comparse nello spettacolo del mondo –
non ho ruoli centrali né quindi responsabilità dirette, ma certo, dinanzi a quella lepre, provo un
sentimento di vergogna” (MAGRIS 2012: 1087).
35
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Renate Lunzer (Wien)
„Das Leben ist origineller als jede literarische Erfindung“. Fiktionalität und Faktualität im Werk von
Claudio Magris
1. Präliminarien
Ispirata dalle tante considerazioni di Claudio Magris stesso sul tema fattualità e finzione narrativa mi
sono spontaneamente (incautamente?) decisa per questo tema, senza prevedere, in un primo
momento, il pericolo di essere risucchiata nel vortice di secoli di discussione poetologica ed estetica
da Platone fino a Gérard Genette. Bene, per evitare il naufragio nelle onde alte, ho tentato di salvarmi
anche con l’aiuto del nuovo doctor honoris causa: così si spiegano le molte sue citazioni che
seguiranno. Comunque, queste mie osservazioni non possono essere altro che una raccolta, un elenco
incompiuto di alcuni punti chiave da approfondire con più calma in un secondo momento.
2. Facts und fiction. Mimesis
Faktuale Texte oder faktuale Erzählungen [,Text‘ = Abfolge von Zeichen, die eine Abfolge von
Ereignissen (,Geschichte‘) repräsentieren] stellen – ich berufe mich dabei auf GENETTE 1991 – unter
Behauptung eines Wirklichkeitsanspruchs und einer ‚Referenzialisierbarkeit‘ ein Geschehen dar, das
vom Leser prinzipiell für wahr gehalten werden soll. Im Unterschied zu solchen faktengebundenen
(auch pragmatischen oder expositorischen Texten) haben wir es bei fiktionalen Texten mit einem
,imaginativen Schreiben‘ zu tun – ich berufe mich dabei auf EAGLETON – „das nicht im wörtlichen
Sinn wahr ist“ (EAGLETON 31994: 12) und auch nicht den Gesetzen formaler Logik entsprechen muss.
Fiktionale Texte erzeugen fiktive Welten 1, in denen erfundene Geschehnisse stattfinden und erfundene
Gestalten handeln können, d.h. solche, die empirisch nicht nachweisbar sind, faktual ist hingegen die
Rede von realen Dingen. Außerdem hat Siegfried J. SCHMIDT, Begründer der anwendungsorientierten
sogenannten Empirischen Literaturwissenschaft, den Begriff der fiktionalen, d.h. a-pragmatischen
Kommunikationssituation ins Spiel der Literaturdefinitionen gebracht, in der keine verbindlichen
Rollen für die Beteiligten und keine Konsequenzen für den falschen Umgang mit den Texten
vorgeschrieben sind (SCHMIDT 1991), zum Unterschied etwa von Medikamenten-Beipackzetteln,
Kochrezepten oder Gebrauchsanweisungen, Textsorten, denen wir allerdings bei Magris nicht
begegnen. Es muss hier nicht betont werden, dass die Unterscheidung von Texten nach facts und
fiction keineswegs klaglos funktioniert, dass es Grenz- und Übergangsbereiche sowie
Verschränkungen zwischen faktualem und fiktionalem Erzählen gibt. Die Literaturgeschichte kennt
seit der Antike – wer dächte nicht spontan an Thukydides oder die großen römischen Historiker? –
zahlreiche Beispiele von Sachtexten, die durch ihren offensichtlichen Stil- und Gestaltungswillen die
Sachmitteilung bei weitem überschreiten. Ebenso kennt sie nicht wenige Texte, die bei Änderung des
kulturhistorischen Kontexts ihren Fiktionalitätsstatus änderten – ein schönes Beispiel dafür ist die
Wanderung der Bibel zwischen verschiedenen Kommunikationsfeldern, wobei natürlich über die
künstlerische, die formale Gestaltung zu sprechen wäre, ein Bereich, auf den ich zurückkommen
werde.
Die Kritik hat bei Magris oft von einer scrittura non fantastica, d.h. von einer Schreibweise mit
geringem Fiktionalitätsstatus und starkem Wirklichkeitsbezug gesprochen. Der Autor selbst hat
wiederholt festgestellt, dass seine Werke häufig von der Realität ausgehen, von wirklichen
Geschehnissen und Personen, denn das Leben sei ,originell‘, sehr viel „origineller […] als es ein
Schriftsteller jemals sein könnte“ (MAGRIS 2017b: 5) und die Wahrheit sei bizarrer und phantastischer
als die Fiktion. Dazu zitiert er gerne die Mark Twain, aber auch Lord Byron oder dem Volksmund
zugeschriebene Definition „Truth is stranger than fiction“. In einem Passus von Magris’
Essaysammlung Utopie und Entzauberung heißt es: „Die Literatur und im Besonderen der Roman,
„Welt“ im Sinne der Annahme, dass man sich über Handlungen, Ereignisse, Personen, Orte etc. so äußern
kann, als wären sie den Regeln der Kontinuität unterworfen, die für die reale Welt gelten.
1
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
oder besser gesagt, die moderne Epik, ist Nachahmung der Realität, ihres unreinen und flüchtigen
Wirrwarrs, ihrer chaotischen Hinfälligkeit“ (MAGRIS 2002: 29). Was aber ist Nachahmung, also
Mimesis, worin besteht der Bezug zwischen Leben und Literatur, zwischen Geschichte und Literatur,
Geschichte und Geschichten? Ich suche eine Antwort in drei Feststellungen; die von Magris, inspiriert
von Alessandro Manzoni, ist, wenn ich so sagen darf, unter ihnen die zärtlichste, getragen von pietas
für das Leben.
Ich beginne mit Aristoteles’ Poetik, Kap. 9, 1451a-b, der hier das Mimesis-Konzept aus Kap.1, 1447a
präzisiert:
[…] es [ist] nicht Aufgabe des Dichters […] mitzuteilen, was wirklich geschehen ist, sondern vielmehr, was
geschehen könnte, d.h. das nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit oder Notwendigkeit Mögliche. Denn
der Geschichtsschreiber und der Dichter unterscheiden sich nicht dadurch voneinander, dass sich der
eine in Versen und der andere in Prosa mitteilt – (…) vielmehr dadurch, dass der eine das wirklich
Geschehene mitteilt, der andere, was geschehen könnte. Daher ist Dichtung etwas Philosophischeres und
Ernsthafteres als Geschichtsschreibung; denn die Dichtung teilt mehr das Allgemeine, die
Geschichtsschreibung hingegen das Besondere mit. 2
Und Magris, Soll man die Dichter aus dem Staat verbannen?
Die Philosophie und die Religion sprechen Wahrheiten aus, die Geschichte stellt Tatsachen fest, aber nur
die Literatur, bemerkt Manzoni […], sagt uns, wie und warum die Menschen jene Wahrheiten und jene
Tatsachen erleben; […] wie die philosophischen, religiösen und politischen Wahrheiten mit den
Hoffnungen und den Ängsten der Menschen, mit ihrem Begehren, Altern und Sterben verflochten sind.
[…] Literatur [zeigt] das Absolute in den alltäglichen Gesten (MAGRIS 2002: 28).
Fragen wir nun, wie es bei einem so weltzugewandten und im besten Sinne neugierigen Schriftsteller
wie Magris mit den „Wahrheiten“ und dem „Absolute[n] in den alltäglichen Gesten“ steht.
3. Romanziere refoulé
Meinem Geburtsort Wien und der Chronologie des Werkes von Magris zuliebe beginne ich mit einem
faktualen (?) Text, der Dissertation des enfant prodige aus Triest an der Universität Turin: Der
habsburgische Mythos in der modernen österreichischen Literatur von 1963 war, mehr als eine
literarische Untersuchung, eine Geschichte zweier Jahrhunderte österreichischer Kultur, verfasst vom
Standpunkt der Widerspiegelungstheorie aus. Der Mythos und seine literarischen Transpositionen
waren in diesem Sinn als Fluchtbewegungen vor einer epochalen Krise erfasst und ein großer Teil der
österreichischen Dichter und Schriftsteller – vor und nach dem Untergang des habsburgischen
Imperiums – wurde wegen ideologischer Mystifikation und historisch-politischer Entfremdung –
alienazione war ein Schlüsselbegriff der Untersuchung – auf die Anklagebank verwiesen.3 Hinter der
a priori kritischen Position kamen jedoch nur umso authentischer jene Werte der Donaukultur zum
Vorschein, die offensichtlich eine starke Anziehungskraft auf den jungen Triestiner ausübten und die
niemals aufgehobene Spannung des Buches ausmachen – Österreich und sein Untergang als
Metapher von etwas Größerem, des Zusammenbruchs eines Weltbilds der Ordnung und der damit
verbundenen Krise des epischen Erzählens. Überdies drängte ihn die Notwendigkeit, sich in Distanz
von und Nostalgie nach Triest seiner triestinità und damit seines österreichischen Elements, 4 seiner
eigenen „pränatalen Vergangenheit“ zu versichern: „[…] und in der Tat wollte ich sie auch demolieren,
Ich verwende die deutsche Standard-Übersetzung von Manfred Fuhrmann.
Wie sehr Magris mit diesem, im italienischen Original immer mit dem Signifikanten alienazione denotierten
Begriff die Lukács’sche Kategorie der Entfremdung aufnahm, wäre im einzelnen Fall zu diskutieren. Die deutsche
Übersetzung von 1966 jedenfalls hat alienazione bald mit ,Entfremdung‘, bald mit ,Verfremdung‘ wiedergegeben und so ein schwer entwirrbares Durcheinander geschaffen.
4
„Und ich begann der Austriazität der Österreicher im Verhältnis zu meinem Heimweh nach Triest
innezuwerden... und dann, also dann habe ich begonnen, das zu suchen, was ich später den „habsburgischen
Mythos“ nannte...“ (MAGRIS 1995 in: LUNZER 2002:461)
2
3
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
oder besser, ich wollte sie aufdecken und liebevoll betrachten, während ich sie demolierte“ (MAGRIS
1977: 119). Der ,liebevolle‘ Charakter des Demolierungsversuchs kam vor allem auf konnotativer,
sprachästhetischer Ebene zur Geltung, durch den epischen Fluss der Erzählung, in der die Ergebnisse
eines umfangreichen Quellenstudiums mit der lyrischen Beschwörung des Ambientes verbunden
waren. Dem war die eher bescheidene Kompetenz der deutschen Übersetzerin nicht gewachsen, was
die vielen „fruchtbaren Missverständnisse“ des Buches förderte. 5 Eine Dissertation als indirekte
Autobiographie also, eine Liebeserklärung per viam negativam als zentrale Dialektik – der Autor wollte
keineswegs dem sentimentalen Sog zu einer falsifizierenden Apologie erliegen – ein frühes Beispiel
für das, was Magris später als „scrittura obliqua“, Schreiben auf Umwegen, bezeichnen wird.
Der Philosoph und Ästhetiker Tito Perlini hatte schon immer behauptet, dass es sich bei seinem
jüngeren Freund Magris um einen romanziere refoulé handle (PERLINI 1974: 172), bevor sich dieser
aber als Romanschriftsteller outete, sollte noch mehr als ein Jahrzehnt vergehen, prall gefüllt mit
wissenschaftlich-essayistischen und anderen Publikationen. Als Forscher setzte sich Magris in diesem
Zeitraum oft mit der anderen Seite des habsburgischen Mythos auseinander, mit den „Archiven des
Negativen“ der österreichischen Literatur, mit der Unordnung, mit dem Unbehagen in der Kultur, mit
der Fragmentierung der Wirklichkeit und der Auflösung jenes Systems, das die radikalsten Denker
jener Welt so nachhaltig registriert hatten. Der Großessay Lontano da dove (1971) hatte als Kernthema
das jüdische Exil als Metapher der historischen Bedingungen unserer desorientierten
zeitgenössischen Existenz – wir sind alle „Expatriierte“, ausgeschlossen von der „Totalität des wahren
Lebens“.
4. Wahrheit des Moments: Magris und der Corriere della Sera
Seit 1967, 6 also in den Jahren zwischen den beiden eben genannten Standardwerken des MitteleuropaDiskurses, eroberte sich der rastlose Triestiner ein weiteres intellektuelles Feld, die Journalistik, wobei
sich die Thematik seiner Artikel für den Corriere della Sera bald vom rein Literarischen ins EthischPolitische ausweitete. Magris hatte, im Unterschied zu anderen akademischen Kolleginnen und
Kollegen, stets gerne die Nase in den Wind der aktuellen Ereignisse gehalten und lernte nun den
Zwang zur ununterbrochenen Öffnung der eigenen Gedankenwelt hin zur wirklichen Welt und zur
Leserschaft, dem ein Journalist unterliegt, immer höher schätzen. Auch den Zwang zur Klarheit ohne
verfälschende Vereinfachung. Auf die „Wahrheit des Moments“ (BONDI 2014) greift er linear, im
Indikativ Präsens mit parataktischer Syntax kräftig zu, nicht mit der scrittura obliqua mancher seiner
literarischen Essays oder der komplexen écriture seiner Narrativik, wo die Hauptsätze von den
Nebensätzen in Zweifel gezogen werden können, wie zum Beispiel in Mutmaßungen über einen
Säbel, wovon gleich die Rede sein wird. Die Presse gab und gibt ihm die Möglichkeit, seine unendliche
Neugier zu bewähren („eine Osmose mit dem Realen durch Präzision, feine Nuancierung und kleinste
Details“ 7) und zugleich seine Sensibilität für den malor civile, das Übel in der Gesellschaft, das
individuelle und kollektive Leid. „Es gibt Momentaufnahmen, die absolut notwendig sind, wo man
Der Germanist Albert Berger findet es „erstaunlich, daß Magris’ Buch [...] als Kritik an der österreichischen
Literatur mißverstanden werden konnte“, Magris sei in den Mythos, den er ans Licht hebe, selbst verliebt, und
die grundlegende Zweideutigkeit des Begriffs mache es möglich, dass die erklärte Absicht einer Kritik am Mythos
mit dem Mythos selbst verschwimme. Sein Verfahren sei ein aufschlussreiches Beispiel dafür, wie man mit
Traditionen umgehen könne, ohne sie naiv zu übernehmen oder sie schlechterdings zu verleugnen (vgl. BERGER
1986: 27)
6
Magris’ erster Artikel im Corriere eschien am 15. Okt. 1967, somit konnte im Oktober 2017 in der Mailänder
Sala Buzzati ein vielbeachtetes Fest anlässlich der ,Goldenen Hochzeit‘ des Autors mit dem Blatt stattfinden.
„Manche meiner Bücher, Itaca e oltre, aber auch Danubio, wären vielleicht gar nicht ohne die vielen Stimuli und
die Artikel, die der Corriere von mir verlangte, entstanden“, hielt Magris in seiner Rede fest, in der er vor allem
einiger historischer Namen, zugleich Freunde, wie Alberto Cavallari, Giulio Nascimbeni oder Indro Montanelli,
gedachte
(http://www.corriere.it/cultura/17_ottobre_11/claudio-magris-corriere-incontro-anniversario28bfcd4a-aeb8-11e7-b0c4-b8561c2586e6.shtml).
7
Diese Aussage von Magris referiert DI STEFANO 1997.
5
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den Finger sofort auf die offene Wunde legen muss, ohne Umschweife“ (MAGRIS in: BONDI 2014). Viele
der in Livelli di guardia. Note civili (2006-2011) versammelten Artikel sind solche Momentaufnahmen
eines geliebten, aber gefährdeten Italien, das in jenen gar nicht heiteren Jahren (vgl. STAJANO 2011)
oftmals die livelli di guardia/ Alarmstufen überstiegen hat. Mit seinen im ursprünglichen Sinn
politischen Artikeln reiht sich Magris übrigens in eine Tradition der sogenannten Triestiner Literatur
ein, als deren Kennzeichen man seit jeher die zivile Verantwortlichkeit, den „moralischen Stachel“ und
die Distanz von einer lediglich als l’art pour l’art verstandenen Literatur hervorgehoben hat. 8 Magris
schreibt eine bella pagina nie um ihrer selbst willen. In der Tat wäre eine solche absolut autonome
Literatur der bella pagina von den heteronomen Elementen des Mimesis-Begriffs, von dem wir
ausgingen, am weitesten entfernt.
5. Mutmaßungen über…die Realität
Die Demarkationslinie zu seiner ersten fiction, Mutmaßungen über einen Säbel, überschritt Magris
1984 mit der absurden und tragischen Geschichte der bunt zusammengewürfelten Armee von
Donkosaken, die 1944 im Gefolge der Nazis Karnien okkupiert hatten. Der Autor hatte diese
abenteuerlichen Gestalten, die mit ihren Familien unterwegs waren, als kleines Kind gesehen und nie
mehr vergessen – also auch hier das autobiographische Movens seines Schreibens. Opfer eines
pervertierten Traums von einer Heimat, einem Kosakenland, dessen Grenzen sich infolge der
Niederlagen der Deutschen ständig nach Westen verschoben hatten, waren sie zugleich Täter und
Kollaborateure des Bösen. Der Anführer dieses Haufens, der alte Ataman Piotr Krasnow, der schon
1918 den Roten unterlegen war, wiederholte nun eine schon gelebte und schon verlorene Geschichte.
Er träumte von gloriosen militärischen Unternehmungen und wurde von den Deutschen doch nur als
Handlanger bei widerlichen Hilfsaktionen verwendet. Bei Kriegsende ergaben sich die Kosaken den
Engländern, die sie – trotz gegenteiliger Zusicherung – den Sowjets auslieferten. Ihr Ende war
schrecklich: Hinrichtung und/oder kollektiver Selbstmord. Krasnow wurde 1947 in Moskau gehenkt,
dennoch hielt sich, auch nach Öffnung der sowjetischen Archive, unerschütterlich der Glaube,
Krasnow sei beim letzten Zusammenstoß mit den jugoslawischen Partisanen in Karnien
umgekommen und dort in einer einfachen Uniform, nicht mehr in seiner grell anachronistischen
Generalsuniform von früher, begraben worden. An jenem Ort, wo man den Korb eines Kosakensäbels
fand. Magris hatte die Geschichte schon vorher, streng faktual, in einem Corriere-Artikel erzählt und
sich damals beim Durchlesen gewundert, warum sich so viele Konjunktive, Konzessiv-und
Konditionalsätze in den Text eingeschlichen hatten, als wollte auch er insgeheim an die falsche Version
glauben und sie glauben machen. Die brennende Frage, welche existenzielle und poetische Wahrheit
hinter diesem Wunsch steckte, ließ Magris dann seinen Ich-Erzähler, Don Guido, im Roman
abarbeiten. An der schwankenden Grenze von Wahrheit und Lüge, von Realität und Traum, von Echt
und Unecht erkennt der alte Priester die Anmaßung des Anspruchs auf absolute Wahrheit und die
Berechtigung des Möglichkeitssinns. Magris hat diese Frage nach der poetischen Wahrheit des
Insistierens auf der Hypothese vom Tod Krasnows in Karnien in einem Brief an die Florentiner
Literaturwissenschafterin Ernestina Pellegrini, der zugleich einen Abriss seiner Poetik darstellt,
folgendermaßen beantwortet:
Einerseits […] bin ich von den wahren Geschichten, von den Romanen, die das Leben schreibt […]
fasziniert. […] Die Erfindung, die Phantasie kommt dann bei der Montage ins Spiel, in der Art, wie man
die Fakten […] und über die realen Existenzen erzählt […] im Kontext, in den man sie in der Erzählung
stellt, in ihrer Funktion und relativen Bedeutung innerhalb des Ganzen. Auf diese Weise – und das ist der
erste Schritt, ich will nicht sagen zum Fälschen, aber zur Veränderung der faktualen Wahrheit – kann sich
das enthüllen, was zum eigentlichen Wesen einer Person gehört, sich aber nicht in Realität umsetzen
Es war der Kritiker Pietro Pancrazi, der an einer von ihm – etwas gewagt – zusammengestellten ,Familie‘ von
Triestiner Schriftstellern das Kennzeichen des „moralischen Stachels“ und die Distanz von einer lediglich als l’art
pour l’art verstandenen Literatur hervorhob, vgl. PANCRAZI 1946:103.
8
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konnte […] was diese Person machen hätte können und vielleicht machen hätte sollen […] kurz, es geht,
wie bei Musil, um den Möglichkeitssinn. […] Ich glaube, dass die Literatur auch diese Möglichkeiten
einfangen muss […] sie können nicht von der Geschichtsschreibung erzählt werden, sondern nur von der
Literatur, nur von der Phantasie, durch Mutmaßungen über die Realität (MAGRIS in: PELLEGRINI 1997: 41).
Im Falle unseres Atamans – ich fasse mich notgedrungen kurz – geht es um die Möglichkeit, in
extremis die Falschheit seines grotesken Abenteuers zu erkennen und die grelle mit der grauen
Uniform zu tauschen, bei den Gläubigen der historisch unhaltbaren Version seines Todes ist es der
Wunsch nach, die Option für die Möglichkeit.
Die Faszination durch die Dialektik von Echt und Unecht, von Wirklichkeit und Möglichkeit hat Magris
nie verlassen, wie man an dem umfangreichen zentralen und genialen Kapitel „Soldat Schimek“ seines
letzten Romans Verfahren eingestellt 9 ablesen kann. Es bietet auch ein prägnantes Beispiel für die
virtuose Beherrschung oder besser das lustvolle Spiel mit dem Erzählerdiskurs, in dem die einzelnen
Ebenen funktionieren wie die russischen Puppen – eine Erzählerstimme gibt den zögernden,
ironischen, mit philosophischen Gedankensplittern durchsetzten Bericht über die reale Affäre Schimek
wider, den ein erfundener, präzise beschriebener zweiter Erzähler, angeblich Teilnehmer an der Affäre,
der erfundenen Deuteragonistin von Magris’ Roman erstattet. Dabei stützt er sich auf die Aussagen
und Erzählungen von überwiegend realen, nachweisbaren Personen und Dokumenten, die ihrerseits
teils die Wahrheit, teils Lügen erzählen. Meta-Erzählungen ohne Ende fordern die Konzentration des
Lesers heraus. Es geht, kurz gesagt, wieder um den Wunsch, an eine historisch unhaltbare Version
von Ereignissen zu glauben, beziehungsweise um ihr Dementi und den dadurch bedingten Wechsel
von Positionen: Zwei österreichische Jungschriftsteller setzen in bestem Glauben eine Geschichte in
Umlauf, die der Erleichterung des schlechten nationalen Gewissens dient – ein einfacher
Wehrmachtssoldat aus Wien habe sich im Polenfeldzug geweigert, Exekutionen an der
Zivilbevölkerung zu vollziehen und sei deswegen hingerichtet worden. Österreich hat somit seinen
antinazistischen Märtyrer, die Polen einen christlichen Helden, der sich weigert – wir sind in den
Zeiten der Solidarnošć –, einer unmenschlichen Obrigkeit zu gehorchen. Der reale österreichische
Außenminister eilt ans virtuelle Grab des armen Soldaten in Machowa, die polnische Kirche denkt an
Seligsprechung, doch da müssen die beiden Jungschriftsteller einen Widerruf schreiben: in Wahrheit
ist Schimek desertiert, in Zivil, mit einem Brotlaib unter dem Arm in Tarnow verhaftet und wegen
Fahnenflucht und Feigheit vor dem Feind hingerichtet worden. Auch Spürhunde kommen manchmal
mit falschen Fundstücken im Maul zurück, merkt der Erzähler ironisch an. Nun müssen die beiden als
bösartig-intellektuelle Zerstörer ihrer eigenen Ikone gebrandmarkten Journalisten die wütenden
Beschimpfungen der aggressiven Sorte von Schimek-Gläubigen ertragen, die von ihrem Glauben
nicht abfallen wollen, aber viel mehr noch schmerzt sie die bittere Enttäuschung echter schöner
Seelen, die sich fest an ihr Idol klammern. Der hingerichtete junge Gefreite aus Wien, war er nun ein
Held oder nicht? Ein zweifacher, meinen Pollack und Ransmayr, die Journalisten: Held, weil er „am
Krieg nicht interessiert war“ (MAGRIS 2017a: 224), ein Knabe, der „weder schießen noch erschossen
werden wollte, auch wenn er gerade, weil er nicht schießen wollte, erschossen wurde“ (MAGRIS 2017a:
223). Held aufgrund des Brotlaibs unter dem Arm. Mehr als das unauffindbare, angeblich
weggeworfene Gewehr ist das Brot sein Symbol, wie – so dürfen wir als Leser ergänzen – der
mutmaßliche, aber zerbrochene Säbel das des Kosakengenerals gewesen war. Die Wahrheit hinter der
Wahrheit.
Verfahren eingestellt (München 2017) ist die von Ragni Gschwend besorgte Übersetzung des Originals Non
luogo a procedere (Milano 2015).
9
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6. Nicht eingelöste Hypothesen und mögliche Wirklichkeiten
Hätte ich genug Raum, könnte ich jetzt über Faktualität und Fiktionalität in dem anderen großen
Roman reden, Alla cieca, 10 den Magris 2005 publizierte. Hier falten sich über der mythologischen
Tiefenstruktur der Argonautensage dicht verflochten die Handlungsstränge zahlreicher historischer
Ereignisse samt ihren (realen) Akteuren auf, die die Erinnerung des (fiktiven) proteischen
Protagonisten über Zeiten, Länder und Meere hinweg bewahrt. Ebenso könnte ich reden über ein
Ostinato in allem, was unser Autor schreibt, nämlich das Überschreiten von Grenzen. Das bringt mich
auf Danubio (1986, dt. Donau, 1988), das eigenwillige Buch, das Magris berühmt machte. Die fast
einhellig positive Kritik rätselte darüber, was dieses Werk nun eigentlich sei: Ein geographischer
Exkursus? Ein mit erzählenden Elementen vermischter Großessay? Ein moralphilosophisches
Reisejournal, das hinter der physischen Evidenz der beschriebenen Landschaft auch ihr verborgenes
Pathos erkennen lässt? Ein unterirdischer Bildungsroman, eine mitteleuropäische Autobiographie mit
einem inkonsistenten Ich, aber konsistenten Werten und Wertungen? Jedenfalls war es ein
abschließender „Wahrheitsbeweis“ für seine literaturwissenschaftliche Forschungstätigkeit: Als einer
der Begründer des Mitteleuropa-Diskurses hatte Magris diesen Kulturraum zerebral in allen
Richtungen durchquert, in den 80er Jahren ließ er sich dann auch physisch, mit der
Wahrnehmungsfreude des „Alltagsphilologen“ (MAGRIS 1992: 25) auf die Welt der Donau diesseits und
jenseits des Eisernen Vorhangs ein. Für ihn galt kein „anderes“ Europa hinter den Wachtürmen der
„Hüter der falschen Totalität“: die Donau war „das deutsch-ungarisch-slawisch-romanisch-jüdische
Mitteleuropa“ gewesen, eine Welt hinter den Nationen‘, der seine Forschungen gegolten hatten, die
Donau war immer noch „der Fluß von Wien, Bratislava, Budapest, Belgrad und von Dakien“ (MAGRIS
1988: 30) , ein offenes Band der ethnischen, politisch-sozialen und kulturellen Verschiedenheiten. Eine
der Isotopien des Werks ist die Antithese von Donau und Rhein; dem Rhein als ideologiebefrachtetem
Symbol einer monolithischen nationalen Reinheit wird die „Mestizin“ Donau, an deren Lauf sich
jahrhundertelang alle mit allen kreuzten und vermischten, entgegengesetzt. Der vagabundierende
Erzähler und seine Freunde, die ihn begleiten, fühlen sich jener Konzeption einer toleranten Symbiose
der Vielheiten verbunden, die die Habsburger Monarchie in ihrer letzten Phase, als Rückzugsideologie
aus Deutschland – freilich als „unzureichend eingelöste Hypothese“, aber immerhin – entworfen
hatte, als eine „Chance für Mitteleuropa“ (vgl. RUMPLER 1997). Magris’ Herz schlage für diese Option,
meint Giorgio Cabibbe, einer der sensibelsten Interpreten von Danubio, und dieses Pathos sei der
eigentliche Hintergrund des ganzen Werkes, eine „nicht offenkundige Stimmung, die die
Orientierung abgebe für die Reiseroute, die verborgene Sehnsucht nach dem, was Donaueuropa hätte
sein können und sollen: ein friedliches Konsortium von Staaten, eine exemplarische Antizipation jenes
Europa, das wir heute evozieren, aber nicht konstruieren können“ (CABIBBE 1987: 292). Nebenbei
gesagt: Cabibbes Feststellung von 1987 gilt heute, 2017, noch immer, oder, fast möchte ich sagen,
mehr denn je.
Dichtung sei etwas Ernsteres und Philosophischeres als Geschichtsschreibung, weil sie mehr das
Allgemeine als das Besondere mitteile – so hatte Aristoteles sein Mimesis-Konzept präzisiert und
vertieft. Nun, Danubio ist voll von ,Besonderem‘, jedoch keine Geschichtsschreibung, denn all das
Interesse des reisenden Hermeneutikers für große und kleine Gegenwartsphänomene genauso wie
für die Sedimente von Zeit und Geschichte in den durchquerten Räumen, all seine hochpotenzierte
Sensibilität für Farbe, Form und Fülle der Dinge, die die deskriptive und szenographische Qualität
des Buches und damit seinen Publikumserfolg ausmachen, entspringen einer pietas gegenüber dem
Leben, die über Registration, porträtierende Mimesis und rein ästhetisches Gefallen weit
hinausgeht. Das auffallendste Strukturmerkmal von Danubio ist das Aufsteigen von den ,kleinen
Zeichen‘, also von den Charakteristika eines Menschen oder einer Landschaft, von historischen oder
literarischen Reminiszenzen, von Anekdoten oder auch nur von zufälligen Erscheinungen, zur
10
Alla cieca (Miano 2005) erschien unter dem Titel Blindlings (München 2007) in der Übersetzung von Ragni
Gschwend.
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
ethisch-sozialen, moralisch-philosophischen Reflexion, 11 also zu dem, was Aristoteles σπουδαιότερον
nannte.
Viel Zeit verbringt der gelehrte Reisende in Bayern. Von Ulm, wo Österreich gegen Napoleon, den
„Weltgeist zu Pferde“, verloren hat („Grillparzer und Napoleon“, in: Donau 1988: 88-93, 88-93), und
von Straubing aus, wo Agnes Bernauer, bedauernswertes Opfer eines Staatsverbrechens, begraben
liegt, lenkt er unseren Blick auf Formen des Wirklichkeitsbezugs, die einem antidialektischen,
possibilistischen österreichischen Denken, aber bisweilen auch seinem eigenen inhärent sind. Die
schöne Baderstochter Agnes, ,morganatische‘ Ehefrau des jungen Herzogs Albrecht von Bayern, die
man 1435 aufgrund partikularistischer dynastischer Überlegungen in der Donau ertränkte, wurde, wie
Magris ausführt, von den selbsternannten Rechtsvertretern des hegelianischen Weltgeistes wie zum
Beispiel dem Dramatiker Friedrich Hebbel zur Zentralfigur eines „Märchens von der Staatsräson“
verklärt. In Hebbels homonymem Drama muss Agnes sterben, weil sie, subjektiv unschuldig, aber
,objektiv‘ schuldig, den Gang der Geschichte (eigentlich aber: die Erbfolge der Wittelsbacher im
Herzogtum Bayern) zu stören droht, und die Exekutoren der Hinrichtung empfinden daher weder
Schuld noch Reue. Doch „wer garantiert uns“, setzt der Autor, der vor dem Grab der schönen
Bürgerstochter steht, fort, „daß das, was ist, zugleich das ist, was sein soll“. Dass „die Totalität der
Vernunft in der Wirklichkeit der Geschichte“ erscheint, wie der Erfinder des Weltgeistes selbst gesagt
hätte. Vielleicht hätte die Geschichte, so mutmaßt Magris, in jenem historischen Moment von 1435 die
Totalität des Kaisertums, den Sieg des Ganzen gegenüber dem Partikularismus der Landesfürsten
gewollt, vielleicht wäre die morganatische Ehe der Agnes Bernauer nicht ein Bruch, sondern Ausdruck
der Totalität und Agnes eine Inkarnation des Weltgeists gewesen („Das große Rad“, in: Donau 1988,
127-131).
Grillparzer setzt sich in seiner Tragödie Die Jüdin von Toledo mit einer ganz ähnlichen
Konstellation auseinander. Aber die spanischen Granden, die die schöne, dämonische Geliebte ihres
Königs aus staatspolitischen Gründen ermorden lassen, wissen sehr wohl, dass die Opferung des
einzelnen zugunsten des Ganzen schuldhaft ist, dass sie damit zwar „das Gute“ zur Rettung des
Staates, ,,aber nicht die Gerechtigkeit“ verfolgt haben, und dass sie vor einem fernen und
geheimnisvollen Gott Mörder sind:
Für den Österreicher Grillparzer fällt die Weltgeschichte nicht mit dem Weltgericht zusammen. Das
moralische Urteil über die Welt ist nicht identisch mit dem Weltgeschehen an sich, die Fakten fallen nicht
zusammen mit den Werten und das Sein nicht mit dem Seinsollen. Der Hegelschen Gleichung von
Wirklichkeit und Vernunft setzt die österreichische Kultur einen Abstand zwischen beiden entgegen, die
Dinge, die immer auch anders verlaufen könnten, die Geschichte im Konjunktiv […] (MAGRIS 1986a: 118) 12
Gegen die Gleichsetzung von Realität und Rationalität verteidigt nicht nur Grillparzer, sondern die
ganze reiche österreichische Tradition des Antihistorismus und des kritischen Rationalismus die
irreguläre und abweichende Individualität, die Würde der ,Nebensache‘. Das hochphilosophische
Kapitel, inspiriert von Agnes Bernauer, über die das ,große Rad‘ der Geschichte hinwegging, endet –
Bindeglied ist der in Straubing geborene Librettist der Zauberflöte, Emanuel Schikaneder – mit einem
Hoch auf die Wiener Volkskomödie, die kapriziös jede Wirklichkeit auflöst, um wieder und wieder eine
andre, ebenfalls mögliche Wirklichkeit zu erfinden.
Als Beispiel dieser für Magris kennzeichnenden literarischen Technik mag das kurzgefasste Idyll „Ein
Rauchfaden“ dienen, das zum Entsetzlichen überleitet: ,,Im Schlossmuseum von Linz zeigt ein Stich aus dem
19. Jahrhundert eine Ansicht von Mauthausen. Sanfte Hügel, behagliche Häuser, Boote auf der Donau voller
winkender Menschen in Festtagsstimmung, die idyllische Atmosphäre eines Ausflugs. Von den Schiffen auf dem
Fluss erhebt sich fröhlich ein Rauchfaden.“ (MAGRIS 1988: 165)
12
Die deutsche Übersetzung stammt hier ausnahmsweise von mir, da die offizielle Übersetzung von HeinzGeorg HELD (1988) an dieser Stelle die Präzision vermissen lässt.
11
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
7. De vive voix
Und damit könnte auch ich schließen, ich will aber lieber eintauchen in ein Gespräch mit Magris über
seinen, am Anfang von Alfabeti (2008, dt. Das Alphabet der Welt 2011) halb im Spaß, halb im Ernst
geäußerten Verdacht, die Literatur sei nichts anderes als Aktualisation eines anonymen Intertextes und
„[e]s wäre besser, wenn es die Autoren gar nicht gäbe oder man sie wenigstens nicht kennen würde
[…] gezwungen […] unauffindbar zu bleiben“ (MAGRIS 2011: 7-8). Dieser Verdacht rief mir, mutatis
mutandis, die zunehmende Skepsis des großen Alessandro Manzoni an der invenzione, d. h. an der
Fiktion und an der romantischen Idee der création, der genialen schöpferischen Individualität
überhaupt ins Gedächtnis, die sich von der Lettre à Monsieur Chauvet (1823) bis zum Dialog
Dell’invenzione (1850) so sehr radikalisierte, dass er schließlich den Begriff der invenzione selbst
verwarf, da alles Tun und Wissen des Menschen auf ,Nachahmungen‘ (imitazioni) der göttlichen
Wahrheit zurückgehe. Magris lächelte und führte unser Gespräch lieber zurück auf den Brief an
Monsieur Chauvet, der ihn seit jeher fasziniert, wohl auch in seinen eigenen theoretischen
Überlegungen beeinflusst hat und den er gerne zitiert (vgl. MAGRIS 2010: 14).
Der (tragische) Dichter, so verteidigt sich Manzoni gegenüber Victor Chauvets Kritik an seinem
Conte di Carmagnola, soll die Geschehnisse nicht erfinden, denn die Geschichte bietet bereits eine
Unzahl bedeutender, erzählenswerter Fakten: dem Dichter fällt die Aufgabe zu, mit Hilfe seiner
Vorstellungskraft jene Aspekte der Realität zu rekonstruieren und zu interpretieren, die Gefühle,
Ängste, Hoffnungen des Einzelnen und der menschlichen Gemeinschaft zu zeigen, die das Auge des
Historikers nicht sehen kann.
Mais, dira-t-on peut-être, si l’on enlève au poëte ce qui le distingue de l’historien, le droit d’inventer les
faits, que lui reste-t-il? Ce qui lui reste? La poésie; oui, la poésie. Car enfin que nous donne l’histoire? des
événemens qui ne sont, pour ainsi dire, connus que par leurs dehors; ce que les hommes ont exécuté:
mais ce qu'ils ont pensé, les sentimens qui ont accompagné leurs délibérations et leurs projets, leurs
succès et leurs infortunes; les discours par lesquels ils ont fait ou essayé de faire prévaloir leurs passions
et leurs volontés, sur d’autres passions et sur d’autres volontés, par lesquels ils ont exprimé leur colère,
épanché leur tristesse, par lesquels, en un mot, ils ont révélé leur individualité: tout cela, à peu de chose
près, est passé sous silence par l’histoire; et tout cela est le domaine de la poésie (MANZONI 1991: 122).
Die Dichtung hat also eine ethische Aufgabe: die historischen Fakten ,von innen her‘ zu interpretieren,
denn „tout secret de l’âme humaine […] le poéte peut le deviner; ou, pour mieux dire, l’apercevoir, le
saisir et le rendre“ (MANZONI 1991: 122), wenn auch das ,von innen her‘ für den tief religiösen Manzoni
eine andere Bedeutung hatte als für den laizistischen Magris. Das Gespräch über den Brief an
Monsieur Chauvet endete aber mit einem Furioso über das, was Aristoteles poiesis nannte, über die
Techniken der Fiktionalisierung also, dem nichts hinzuzufügen ist und das ich dem Leser nicht
vorenthalten kann:
Ja, da gibt es zwei Probleme. ,,Erfinden“ ist eines: Denk an [...] die großen Beispiele: Shakespeare erfindet
natürlich, aber die Heinriche, Heinrich IV, V, die hat er nicht erfunden. Schiller, Wallenstein: den hat er
nicht erfunden. Natürlich, wenn man sehr große und kompakte Elemente kombiniert, dann ist das sofort
zu merken. Wallenstein, Dreißigjähriger Krieg, Wallensteins Tod, das sind so authentische Brocken von
Realität, dass es ein jeder merkt. Das gilt – klarerweise – nicht nur für die großen Geschichtsdramen.
Nehmen wir aber etwas anderes her: Thomas Mann, Buddenbrooks, wenn wir unter Erfindung die freie,
die total freie Erfindung verstehen, so hat er die Buddenbrooks nicht erfunden. Natürlich gibt es
Schriftsteller, die eine blühendere, zügellosere Phantasie haben. Der Goldene Topf von Hoffmann mit all
seinen Verformungen und Metamorphosen – Atlantis wird Dresden und der Archivarius, dessen Ur-urur-urgroßmutter eine Feuerlilie war, fliegt weg wie ein Stoßgeier, drei in grünem Gold glitzernde kleine
Schlangen warten flüsternd im Holunderbusch auf einen menschlichen Heiratskandidaten und
Menschen werden Tiere, auch in Meister Floh usw. usw., kurz, es gibt eine Erfindung der Art, die in
Wirklichkeit nie passiert, dass z.B. ein Richter ein Uhu wird oder ein Uhu ein Richter. Aber, pass auf, auch
da: Wie viele Details wird Hoffmann aus dem Gesicht eines Richters übernommen haben, den er vielleicht
während seiner Beamtenkarriere kennengelernt hatte, und sie dann zusammengesetzt haben. Noch
einmal: Manzoni sagt in der Lettera à Monsieur Chauvet etwas sehr Wichtiges: der Historiker stellt die
Tatsachen fest und der Schriftsteller versucht zu verstehen, wie und warum die Menschen sie gelebt
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
haben. [...] Ja, und dann, mir scheint, dass heute die Realität, im Guten wie im Bösen, so erfinderisch ist,
dass sie der Fiktion eine unfaire Konkurrenz macht. Wenn ich in Alla cieca das Detail erfunden hätte, dass
manche, nach Goli Otok 13 Deportierte wieder nach Monfalcone zurückkehren und ihre Häuser inzwischen
von den istrianischen Flüchtlingen besetzt vorfinden, das wäre wirklich Kitsch gewesen, unglaublicher
Kitsch, und trotzdem war es so in Wirklichkeit. Was Erfindung ist, die Beziehungen, die ein Schriftsteller
herstellt, das könnte ich so definieren, [...] als würde ich ein Mosaik machen, in dem jedes einzelne
Steinchen ein getreues Stück Realität ist, dann aber mache ich eine völlig imaginäre Figur daraus. Mit
den Steinchen kann ich einen Löwen machen, einen Esel, alles, was du willst, und das ist imaginär, ist
Komposition, Erfindung… (MAGRIS 2010: 14-15)
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wanderten etwa 2500 Italiener, vor allem Werftarbeiter aus Monfalcone, ins
jugoslawische Istrien und Fiume aus, um dort beim Aufbau des neuen Staatswesens mitzuhelfen, von dem sie
sich soziale Gerechtigkeit und Freiheit erhofften. Nach der Kominformkrise und dem Bruch Titos mit Stalin 1948
standen die meist hochpolitisierten Arbeiter jedoch vor der dramatischen Alternative, sich für den Eigenweg des
jugoslawischen Marschalls oder für den kommunistischen Übervater Stalin zu entscheiden. Im Zuge der von der
titoistischen Staatsräson geprägten Verfolgung „innerer Feinde“ landeten nicht wenige Italiener auf der
Strafinsel Goli Otok oder wurden an andere Orte deportiert. Manche der Ausgewanderten kehrten auch wieder
in ihre Heimat Friaul-Julisch Venetien zurück, wo sie unter Umständen ihre Häuser von den Angehörigen einer
gegensätzlichen Auswandererwelle – dem Exodus der italienischen Istrianer und Fiumaner, die nicht im
kommunistischen Jugoslawien bleiben wollten – besetzt fanden. Magris wies in seiner Publizistik als einer der
Ersten auf diese tragischen „Kreuzwege“ hin, denen sich mittlerweile auch die historische Forschung widmet.
(vgl. SCOTTI 1997).
13
46
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Bibliographie
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BERRINI, Andrea: Noi siamo la classe operaia: i duemila di Monfalcone, Milano 2004.
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http://www.qcodemag.it/2014/10/07/claudio-magris-festivaletteratura/ [1.11.2017]
CABIBBE, Giorgio: „II Danubio di Claudio Magris“, in: Nuova Antologia 2164 (1987) 290-305.
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MAGRIS, Claudio: „Razionalità del negativo“, in: VENTURELLI, Aldo/CHIARINI, Paolo (Hgg.), Dopo Lukács.
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MAGRIS, Claudio: „Soll man die Dichter aus dem Staat verbannen?“, in: ders.: Utopie und
Entzauberung. Geschichten, Hoffnungen und Illusionen der Moderne, übersetzt von Ragni Maria
GSCHWEND, Karin KRIEGER, Renate LUNZER u.a., München 2002, 26-40.
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MAGRIS, Claudio 2017a: Verfahren eingestellt, übersetzt von Ragni Maria GSCHWEND, München 2017.
MAGRIS, Claudio 2017b: Rede anlässlich der Verleihung des Ehrendoktorats der FU Berlin, 11.5.2017 (in
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http://www.corriere.it/cultura/17_ottobre_11/claudio-magris-corriere-incontro-anniversario28bfcd4a-aeb8-11e7-b0c4-b8561c2586e6.shtml [1.11.2017].
MANZONI, Alessandro: „Dell’invenzione“, in: CHIARI, Alberto/GHISALBERTI, Fausto (Hgg.): Tutte le
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MANZONI, Alessandro: „Lettre à monsieur Chauvet sur l'unité de temps et de lieu dans la tragédie“, in:
CHIARI, Alberto/GHISALBERTI, Fausto (Hgg.): Tutte le Opere di Alessandro Manzoni, Bd. 5,3 hg. v.
Carla RICCARDI und Biancamaria TRAVI, Milano 1991, 73-166.
PANCRAZI, Pietro: Scrittori d’oggi, serie 2°, Bari 1946
PELLEGRINI, Ernestina: Epica sull’acqua. L’opera letteraria di Claudio Magris, Bergamo 1997.
PERLINI, Tito: „Magris o della rievocazione al quadrato“, in Nuova Corrente 63 (1974) 172-185.
RUMPLER, Helmut: Eine Chance für Mitteleuropa. Bürgerliche Emanzipation und Staatsverfall in der
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
SCHMIDT, Siegfried J.: Der gesellschaftliche Handlungsbereich Literatur, Frankfurt a.M. 1991.
SCOTTI, Giacomo: Goli Otok. Italiani nel gulag di Tito, Trieste 1997.
STAJANO, Corrado: „Un nuovo pattriotismo contro il malore civile. Il manuale di resistenza di Claudio
Magris“, in: Corriere della Sera, 2.11.2011.
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Irene Fantappiè (Berlin)
Diario e romanzo tra realtà e invenzione. Alcune riflessioni su Claudio Magris e Scipio Slataper
I.
“Invenzione che si alimenta di realtà”: così Claudio Magris definisce, nella Nota posta in chiusura, il
suo ultimo romanzo Non luogo a procedere (MAGRIS 2015: 361). Il protagonista, che rimane anonimo
per tutto il corso della narrazione, è modellato su una persona realmente esistita, il professore triestino
Diego de Henriquez (1909-1974), che ha dedicato tutta la sua vita a raccogliere armi e materiale bellico
di ogni genere per costruire – continua Magris – “un originale, debordante Museo della Guerra che
servisse, tramite l’esposizione di tanti strumenti di morte, alla pace […] sino a trovare la morte nel
rogo del capannone in cui dormiva fra gli oggetti del suo Museo, rogo misterioso che ha messo in
moto un’inchiesta e un processo conclusi con un nulla di fatto” (MAGRIS 2015: 361) – ovverosia con,
appunto, un non luogo a procedere.
Operando una commistione di finzione e realtà, Magris si situa – scrive egli stesso nella medesima
Nota – nel solco di una lunga tradizione, che annovera tra gli altri Turgenev e Thomas Mann. Si
potrebbe aggiungere che, problematizzando esplicitamente in un metatesto e/o paratesto del libro tale
commistione di finzione e realtà, Magris si inserisce in una tradizione altrettanto florida, antica quanto
la letteratura stessa; una tradizione che nei secoli ha risposto, nei modi e nelle forme più diverse,
all’accusa formulata da Platone nella Repubblica che i poeti siano da disprezzare perché raccontano
mythos pseudeis (“favole false”, PLATONE III 387b, 1-7); una tradizione che va da Luciano di Samosata a
Montaigne, da Ariosto a Cervantes, da Walter Scott a Oscar Wilde, da Leopardi a Manganelli. Non è
questa la sede per rievocare questa tradizione, né sul piano generale né in specifica relazione a Claudio
Magris; sulla valenza della sua narrativa come meditazione sulla storia e, specularmente, sulla presenza
di un ipotesto narrativo nei suoi saggi sono già state scritte molte pagine (cfr. tra gli altri PELLEGRINI
2012). Il presente contributo si concentra piuttosto sul fatto che la commistione, o ancor meglio la
tensione, tra “invenzione” e “realtà” si articola in Magris – in molti luoghi della sua opera e
particolarmente in quest’ultimo romanzo – attraverso la forma del diario. Se il carattere autobiografico
della scrittura magrisiana, sia narrativa sia critica, non è stato trascurato dagli studiosi (tra gli altri, cfr.
MENGALDO 1999), vorrei offrire qualche riflessione preliminare sul ruolo che nelle opere di Magris
svolge la specifica forma del diario, e su quale sia la genealogia storico-letteraria a cui l’autore fa più o
meno intenzionalmente riferimento quando impiega, sul piano intra- o extradiegetico, tale tipologia
di testo.
Non luogo a procedere difatti è (o meglio è anche) 1 l’autopalinsesto di un diario. Il romanzo non
è un diario, ma al centro del romanzo c’è un diario, quello che il professore protagonista tiene durante
i decenni in cui raccoglie reperti bellici. (Due osservazioni en passant. La prima: si tratta di un vero e
proprio diario, non di un mero taccuino. Esso contiene innumerevoli passi strettamente autobiografici,
e nel complesso è il resoconto di una vita; non a caso già alla seconda pagina del romanzo le “migliaia
di fogli divisi in quaderni numerati, con vari richiami e integrazioni” vergate dal professore sono
definite appunto “diari”, cfr. MAGRIS 2015: 10. La seconda riflessione: questo è, per così dire, un ‘diariomondo’. Include tipologie di testo diversissime, che vanno dalle riflessioni sull’esistenza ai ritratti di
personaggi storici, dai ricordi autobiografici dell’infanzia e dell’adolescenza alle trascrizioni di scritte
oscene sui muri o di numeri di telefono o di targhe; è un diario, inoltre, fatto non solo di fogli scritti
ma anche di pezzi di giornale, mozziconi di sigaretta, cappucci di penne stilografiche).
Al centro del romanzo c’è un diario, dunque; ma i lettori non possono leggerlo, o comunque non
possono leggerlo nella sua interezza, anche perché alcune sue parti – nella finzione del libro e, a quanto
pare, anche nella realtà – sono andate perdute nel misterioso incendio in cui ha perso la vita il loro
La collocazione di Non luogo a procedere nel sistema dei generi letterari è indubbiamente non semplice: si
tratta anche, ad esempio, di un ‘romanzo-museo’, che per certi aspetti fa pensare a Il museo dell’innocenza di
PAMUK (2009).
1
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
autore. Si tratta delle parti che, a quanto si dice, contenevano i materiali più scottanti: le trascrizioni
dei nomi incisi sui muri delle celle dai prigionieri dell’unico campo di concentramento su suolo
italiano, la Risiera di San Sabba alla periferia di Trieste. Nomi che provano la connivenza, se non l’attiva
collaborazione, della cittadinanza e delle autorità italiane con coloro che avevano istituito e gestito il
campo; nomi che erano incisi su muri su cui, finita la guerra, si è provveduto a stendere una spessa
mano di calce.
Magris adotta un espediente narrativo attraverso il quale il diario, pur non direttamente presente
nel romanzo, diventa il centro (vuoto) del romanzo stesso: l’inserzione di una figura fittizia, quella di
Luisa, la donna che si occupa di allestire il museo voluto dal professore e che, essendo egli morto,
utilizza i suddetti diari come guida o come cava dei materiali grezzi da impiegare per le varie sale.
Grazie alla mediazione di Luisa, i lettori possono accedere al diario in varie forme, tutte au second
degré: Il taccuino è antologizzato e citato in lacerti più o meno ampi, descritto (anche per ipotesi, per
quel che riguarda le parti mancanti), rielaborato per via di riassunto o di ampliamento, commentato,
sottoposto a una traduzione intermediale che lo traspone in installazioni di vario genere (sonore,
luminose, visuali), e addirittura interpolato (da Luisa stessa, e su questo tornerò tra poco).
Non luogo a procedere è quindi in gran parte una costellazione di testi derivati da un testo ‘primo’
non accessibile; in questo senso, appunto, è un autopalinsesto. Lo spazio che separa il testo di primo
grado (che non è dato) da quello di secondo grado (che invece è presente davanti agli occhi del lettore)
è lo spazio in cui avviene il gioco tra verità e finzione, è lo spazio che fa sì che la finzione del libro possa
consistere nel non essere una finzione.
La questione, però, è ancora più complessa, perché Non luogo a procedere è l’autopalinsesto non
di un testo qualunque ma di un diario – forma che implica di per sé una peculiarissima interrelazione
tra realtà e invenzione.
L’arte, da sempre, racconta la realtà, ma non è la realtà: in questo non essere la realtà sta lo
specifico dell’arte tutta, che, allora, non può che porsi come finzione e menzogna. 2 Ha scritto Mario
LAVAGETTO (1992: 9): “La bugia […] è il banco di prova di ogni possibile narrazione, perché anche il più
veritiero, il più fedele dei racconti nasce da una deformazione preliminare, è costruito e articolato in
base a parametri di coerenza interna, alle norme di una retorica territoriale”. Se ciò vale per ogni
narrazione, a più forte ragione è vero per la forma ‘diario’. 3 Nel diario i “parametri di coerenza interna”
e le “norme di una retorica territoriale” esercitano un’influenza particolarmente marcata sul testo, o
addirittura ne costituiscono l’intrinseca ossatura, poiché l’autore è al contempo soggetto e oggetto del
proprio discorso – cosa che rende la relazione tra invenzione e realtà del tutto paradossale.
Da una parte il diario annulla la distinzione tra reale e fittizio, poiché è scrittura non falsificabile.
Il suo statuto di verità è quanto di più lontano da quello della storiografia; il diario è documento in
quanto è scrittura soggettiva, di conseguenza non è passibile di verifica da parte di nessuno che non
sia il suo autore. In questo senso, il diario – anche quando contiene resoconti di eventi storici, e anzi
soprattutto quando contiene resoconti di eventi storici – complica la dialettica tra vero e falso, poiché
la intreccia inestricabilmente a quella singolare relazione tra autore e lettore che si origina dalla
presenza, insegna Philippe LEJEUNE in un suo famoso libro, di un pacte autobiographique.
D’altra parte, il diario è anche, da sempre, lo strumento per eccellenza dell’indagine della realtà,
dell’unica realtà davvero indagabile (la propria, la vita), e in questo senso da sempre vale come l’unica
scrittura che possa davvero dirsi ‘vera’. Da questo punto di vista il diario è stato, tra le varie forme
testuali, tra quelle privilegiate per pensare la letteratura come chiave d’accesso alla verità – una verità
che non è realtà e non è menzogna, poiché la possibilità di mentire vi opera come elemento costitutivo
della narrazione stessa; una verità, dunque, che rivendica il proprio diritto di essere distinta sia dalla
realtà sia dalla menzogna. Il diario è inoltre, ancora una volta paradossalmente, l’unica scrittura che
Su questo ampio problema cfr. almeno il ricco panorama trans-epocale tracciato da Stefano JOSSA (2014), al
quale rimando anche per la bibliografia sul tema.
3
Sulla questione del diario, e della scrittura autobiografica in genere, si veda almeno il volume di D’INTINO (1998),
corredato anche di una ricca panoramica degli studi sull’argomento.
2
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
possa veicolare verità davvero condivise, proprio perché si fonda sulla presa di coscienza del carattere
soggettivo della conoscenza, precondizione necessaria di ogni affermazione non menzognera, e quindi
potenzialmente condivisibile, o persino universalizzabile.
Claudio Magris, in questo libro e non solo, sfrutta entrambi i suddetti aspetti del genere ‘diario’:
da una parte intrecciando la finzione con la verità storica e al contempo inserendole nell’ambito di un
patto tra autore e lettore, dall’altra avventurandosi nei meandri di una forma testuale che mira,
appunto grazie al proprio carattere autoriflessivo, a indagare la realtà, a mettersi in cerca della verità,
e a renderla in forme potenzialmente condivisibili proprio in quanto palesemente soggettive.
II.
Nelle pagine di Non luogo a procedere, l’effetto di realtà – quella che Aristotele chiamava enargeia,
Quintiliano evidentia, Cicerone inlustratio: la vividezza della narrazione che fa sì che il discorso sembri
vero – scaturisce, oltre che dalla presenza di fatti storici o di nomi di persone realmente esistite, anche
(o addirittura soprattutto) dalla presenza della forma ‘diario’: dai passaggi autobiografici contenuti
negli appunti del professore, come ad esempio l’episodio della morte del padre o altri episodi
dell’infanzia e dell’adolescenza raccontati “frettolosamente e con il fiato grosso” (MAGRIS 2015: 35), e
più ancora dai resoconti intimi della sua vita di uomo maturo.
Un esempio: cercando di spiegarsi, e di spiegare nel museo, la svolta che trasforma un
“imbarazzante maniaco in un arcangelo della giustizia e della vendetta” (MAGRIS 2015: 306), ovverosia
un freddo e autoriferito collezionatore di reperti eterogenei in un appassionato fautore del
disvelamento della verità sulla Risiera, Luisa incappa in pagine di diario che spiegano sì tale
metamorfosi, ma sono anche scabrose, poiché raccontano con dovizia di particolari un amplesso
piuttosto peculiare. Da una parte, Magris esplicita per bocca di Luisa il carattere privatissimo e
diaristico di quelle pagine, come testimonia l’interrogativo che ella si pone sul loro impiego: “Utilizzarli
o distruggerli – si chiede Luisa – quegli appunti estremi, eccitati e frenetici, delle ultime giornate a
Roma, talora lasciati a metà? Obbedire alla legge della correttezza professionale e del rigore storico,
che impone di pubblicare ogni documento senza censure morali o d’altro genere, oppure alla legge
del rispetto per l’inaccessibile segreto di ogni anima […]?” (MAGRIS 2015: 307-308). Dall’altra parte, è
proprio il carattere privatissimo e diaristico di quelle pagine a creare nel lettore l’effetto di realtà, a dar
luogo a quell’enargeia, che, ricorda Carlo Ginzburg rifacendosi a un saggio di Luciano Canfora su
Demetrio, da sempre “dipende dal fatto che sono menzionate tutte le circostanze e nulla viene
omesso” (GINZBURG 2006: 19). In Non luogo a procedere, Luisa si chiede se pubblicare quelle pagine
o no; ma in quello stesso libro, di fatto, Magris le pubblica, o, per meglio dire, scrivendole e inserendole
nel libro stesso dà al lettore la possibilità di leggerle. Da questo gesto di disvelamento di tutte le
circostanze, dalla presenza di quelle pagine intime e palesemente diaristiche scaturisce un potente
effetto di realtà, in un certo senso addirittura più potente di quello che nasce dalle descrizioni di
persone realmente esistite, ma non necessariamente note al lettore, come ad esempio il vescovo o il
prefetto di Trieste di quegli anni.
È superfluo, ma doveroso, ricordare che in altre opere di Claudio Magris il diario e le forme
letterarie ad esso immediatamente liminari svolgono un ruolo altrettanto centrale. Danubio (1986), pur
ibridato di pagine saggistiche, è e rimane un diario di viaggio; anche Microcosmi (1987), è, dal punto
di vista del genere letterario, un ibrido nel quale la forma ‘diario’ è indubitabilmente presente. In altre
opere di Magris, inoltre, il diario, oltre a essere presente, svolge un ruolo simile a quello appena
descritto per Non luogo a procedere. Nel libro che costituisce l’inizio della produzione non saggistica
dell’autore, Illazioni su una sciabola (1984), la narrazione è affidata a lettere confidenziali che
presentano anche tratti diaristici. Le notazioni personali del prete protagonista, riguardanti ad esempio
la necessità di dotare di nuovi scaffali la sua sobria stanzetta, contribuiscono massicciamente a
proiettare un effetto di verità sulla storia (tanto vera quanto dimenticata) dei cosacchi in Friuli durante
la Seconda guerra mondiale. Il carattere anche diaristico della scrittura è il sigillo che ne garantisce la
funzione non meramente estetica, configurandola come mirante a una ricerca della verità.
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Specularmente, e quindi similmente, nella scrittura saggistica magrisiana ricorre l’aneddoto di tipo
autobiografico-diaristico. Emanuele ZINATO (2008: 25) ha messo in rilievo il fatto che si tratta di una
consapevole strategia retorica, ricordando giustamente che esso svolge funzioni simili a quelle
dell’exemplum nella predicazione e nei sermoni della tradizione medievale cristiana: brevità, retorica
pedagogica della persuasione, finalità didattica e morale, oltre che, appunto, veridicità (cfr.
BREMOND/LE GOFF/SCHMITT 1996: 36).
In Magris la forma diaristica vuole inoltre schiudere la possibilità di un dialogo inter-soggettivo
che permetta al lettore di identificarsi nell’autore (leggendo il diario del professore Luisa scrive “sto
diventando anch’io come lui”, MAGRIS 2015: 12). Ciò apre inoltre alla possibilità di produrre un “vero
falso” (MAGRIS 2015: 89) che è opera contemporaneamente di più persone. Dopo aver letto nel diario
la trascrizione di una serie di citazioni di testi sulla guerra di Sun Tzu, Vegezio, Raimondo
Montecuccoli, Carl von Clausewitz, Gregor von Rezzori, Luisa ne aggiunge di suo pugno un’altra:
Era certo un’imperdonabile scorrettezza professionale, Luisa se ne rendeva conto, ma, colta da un
improvviso slancio di simpatia per lui e per quel furore che lo dilaniava, non poté fare a meno di
aggiungere indebitamente in fondo al foglio, imitando meglio che poteva la sua calligrafia – un vero falso
– due frasi di Sun Tzu, che lui aveva annotato ma poi cancellato con un tratto di penna: ‘Non elogiare la
vittoria. Non amare la guerra’. (MAGRIS 2015: 89)
I diari stessi sembrano autorizzare e addirittura invocare questa appropriazione inter-soggettiva. Così
difatti scrive il professore: “Chi aiuterà a sistemare il Museo e queste carte dovrà riordinarle, in parte
riscriverle per renderle più chiare, me ne rendo conto, e dunque le carte che spiegano e celebrano la
mia opera saranno anche, anzi soprattutto sue” (MAGRIS 2015: 30).
III.
Per quanto riguarda alcuni aspetti di questo utilizzo della forma ‘diario’ in Non luogo a procedere,
Magris continua – intenzionalmente o meno – e fa evolvere una tradizione già esistente e a lui ben
nota, vale a dire quella che vede tra i suoi esponenti, tra gli altri, Scipio Slataper.4
Ci sono varie ragioni grazie alle quali si può sostenere che, per questo libro, il riferimento a
Slataper non sia del tutto peregrino. Prima di tutto per via della presenza, all’interno delle numerose
e complesse sotto-trame che compongono Non luogo a procedere, di fili che conducono a Slataper o
a figure a lui legate. Ad esempio a quella di Elody Oblath, una delle tre amiche autrici dell’omonimo
carteggio con Slataper che, se egli non fosse morto sul Monte Calvario il 3 dicembre del 1915, avrebbe
dovuto costituire la base per il libro successivo a Il mio Carso (1920). Elody è anche una importante
controparte intellettuale di Scipio, provvida di stimoli ad esempio per il suo lavoro su Ibsen (SLATAPER
1916), per tacer del fatto che, dopo la morte di Slataper, diventa la moglie del fraterno amico dello
scrittore Giani Stuparich e con lui prende parte attiva nella canonizzazione dell’opera slataperiana. Pur
non citata, Elody Oblath sembra proiettare la sua ombra sul romanzo di Magris, e in particolare sulla
figura di Luisa, per via di numerosi elementi comuni, prima di tutto le origini ebraiche. Inoltre, la
Risiera di San Sabba, che per Luisa costituisce un oggetto di lavoro, è anche il luogo dove Elody finisce
assieme a Stuparich, in conseguenza delle leggi razziali; la delazione, che per Luisa macchia il ricordo
della nonna ebrea connivente coi nazisti, è anche il motivo per cui Elody subisce l’internamento; il
vescovo Santin, di cui troviamo un efficacissimo ritratto negli appunti del professore editati da Luisa,
è proprio colui che interviene a favore di Elody e Giani Stuparich, rendendone possibile la liberazione
dalla Risiera.
Ancor più evidenti di quelle sul piano dei dati e dei nomi sono le tracce slataperiane sul piano
tematico. Il conflitto attorno al quale Magris costruisce il personaggio del professore è quello stesso
dissidio tra lavoro-morale-etica da una parte e vita-eros dall’altra, tra il desiderio della vita vera da una
Non è questa la sede per dar conto della letteratura su Slataper; basti ricordare il fondamentale studio di
LUPERINI (1977).
4
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parte e la coscienza dell’impossibilità di esperirla dall’altra, che è centrale per Slataper e soprattutto
per Slataper lettore di Ibsen, come ha messo in rilievo lo stesso Magris in una celeberrima pagina di
Microcosmi:
Con Slataper nasce la trestinità, che è insieme adolescenza, senilità e mancanza di sicura maturità; utopia
della vita vera e disincanto per la sua assenza, unite sotto il dominio di una volontà morale che impone
di vivere come se non si fosse fatta l’esperienza radicale del disagio della civiltà. Pretendere di vivere è da
megalomani, dice Ibsen, e Slataper, che scrive il grande libro su Ibsen, decide di essere megalomane e
muore. La guerra è il futuro di queste giovinezze che sognano la vita ma sacrificano quest’ultima al suo
sogno e sono pronte al sacrificio e all’autosacrificio. (MAGRIS 1997: 246; sull’Ibsen di Slataper Magris ha
scritto anche in MAGRIS 2008b)
Come Slataper, anche il professore sogna la vita ma sacrifica quest’ultima al suo sogno. Come Slataper,
o per meglio dire come lo Slataper di Magris, il professore decide di essere megalomane e muore: la
sua vita finisce, proprio come quella dell’autore de Il mio Carso, con un sacrificio al limite
dell’autosacrificio, che si compie, sia per Slataper sia per il professore, nella guerra (rispettivamente, in
mezzo a una guerra vera e in mezzo ai relitti che essa ha prodotto).
Su un piano ancor più generale, quello di Slataper è un nome non difficile da associare a quello
di Magris. 5 Se però nella maggior parte dei casi – lo vedremo più avanti – Slataper viene associato a
Magris per via della ‘triestinità’ (sia per via delle origini triestine di entrambi gli autori, sia per via del
ruolo cruciale che Slataper svolge nel concetto di ‘triestinità’ come lo intende Magris), rimane
inesplorata la relazione di Magris con Slataper per quel che riguarda la forma ‘diario’, strettamente
legata al concetto di ‘letterarietà’ che sovraintende alla sua opera. Non si tratterà di dimostrare la
presenza, nel testo di Magris, di una vera e propria ripresa intertestuale strictu senso, ma di inquadrare
l’opera di Magris in una tradizione di cui Slataper è un riferimento obbligato, seppur sempre solo uno
dei rappresentanti.
Il 26 gennaio 1911 Slataper scrive all’amico Marcello Loewy: “Non stupirti: l’arte è il superamento della
letterarietà, il ritorno alla lettera confidenziale, al Tagebuch. Come tutti i ritorni dopo aver superato
qualcosa è più perfetto: da Einfall diventa idea: da cosa che può interessare chi conosce, diventa
interessante per tutti. Ma naturalmente bisogna vivere intensamente lo stadio della letterarietà per
liberar l’artista” (SLATAPER 1950: 60).
Dall’affermazione di Slataper si evincono due prese di posizione.
1. L’arte è ritorno al diario (“alla lettera confidenziale, al Tagebuch”). L’arte non deve farsi
direttamente diario, ma deve passare attraverso la letterarietà. Letterarietà vale qui come artificio, come
finzione fine a se stessa. Il diario – quando non è mera trascrizione diretta della vita bensì il punto
d’arrivo di un processo che passa attraverso la letterarietà, per superarla e lasciarsela alle spalle – è la
forma più compiuta di arte intesa come tentativo di raggiungimento di una verità.
2. Il diario, inoltre, è la forma privilegiata per veicolare verità condivise. Einfall – nel modo in cui
lo usa, tra gli altri, Hegel – designa un’idea improvvisa che è frutto della propria mente, anche se
occasionata dall’esterno. L’opposizione tra Einfall e idea corrisponde all’opposizione tra una
rappresentazione che è prodotto del soggetto e una rappresentazione che preesiste al soggetto e lo
trascende, ovverosia che è condivisa inter-soggettivamente, addirittura “interessante per tutti”.
Già ha fornito indicazioni in questo senso, tra gli altri, LUNZER 2002. Il mito absburgico è a suo parere anche
una autobiografia, un’opera che mira alla ricerca della propria identità sul modello de Il mio Carso di Slataper:
“Wie Scipio Slataper seine (slawische? deutsche? italienische?) Identität auf dem Papier suchen ging und mit Il
mio Carso die multiple literarische Landschaft von Triest erfand, so zeitigte das Nachdenken des jungen Magris
über seine pluralistische Zugehörigkeit als erstes folgenreiches Ergebnis den Habsburgischen Mythos. Damit
war die Perspektive auf eine bis dahin ebenfalls wenig erforschte Kulturlandschaft eröffnet: Mitteleuropa”
(LUNZER 2002: 513). Su Magris germanista, cfr. l’intervento di FOI in questa stessa pubblicazione.
5
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Slataper elabora i due argomenti in relazione a un’occasione concreta: l’autore triestino non ha
soltanto riflettuto sul diario come forma letteraria ma ci ha concretamente lavorato, sia come autore
(traendone spunti fondamentali per Il mio Carso) sia, in modo ancor più diretto, come mediatore della
letteratura di lingua tedesca. In particolare, quando scrive a Loewy “Non stupirti”, Slataper sta
chiedendo all’amico di non meravigliarsi dell’impegno che egli sta profondendo nella traduzione,
antologizzazione e edizione dei diari di Friedrich Hebbel. 6
Di Hebbel Slataper si interessa sino dal 1909, probabilmente su consiglio di Prezzolini che l’aveva
scoperto già nel 1906. 7 L’anno successivo Slataper pubblica sulla “Voce”, con la quale ha appena iniziato
a collaborare, una traduzione di pensieri di Hebbel e due articoli, uno sull’autore e uno su Judith (1840).
Hebbel è per lui un autore cruciale, tant’è che progetta di dedicargli la sua tesi di laurea (poi invece
dedicata a Ibsen, ma a Prezzolini Slataper scrive il 20 luglio 1910: “Ibsen non si spiega senza Hebbel”,
PREZZOLINI/SLATAPER 2011: 152). È interessante notare che il testo hebbeliano che Slataper considera il
vero capolavoro dell’autore non è Judith, da lui tradotto assieme allo stesso Loewy per la collana I
Quaderni della Voce diretta da Prezzolini. Sono i Tagebücher, i diari, che usciranno – in una selezione
antologica curata e tradotta dallo stesso Slataper – per Carabba nel 1912, nella collana Cultura
dell’Anima diretta da Giovanni Papini.
Nella prefazione alla suddetta edizione dei Diari di Hebbel, Slataper scrive:
Hebbel, sto per dire, è il contenuto di un nuovo Faust, più vicino a noi; ma contenuto che è balzato alcune
volte al sole con opere di tale ansiosa bellezza che ci sgomentano. Ed è naturale dunque che il suo
capolavoro sia la confessione minuta, cotidiana di questa personalità, nei suoi travagli e nelle sue
intuizioni, nelle sue contingenze e nei suoi atteggiamenti. Cioè il Diario: che l’ha fatto, si può dire,
conoscere e ammettere svelando ciò che pareva l’enigma della sua arte. (SLATAPER 1912: 20)
Nell’interpretazione di Slataper, inoltre, il diario di Hebbel, lungi dal ricercare meramente la
piacevolezza estetica, documenta un processo di ricerca della verità. Nella già citata prefazione al Diario
Slataper scrive appunto che Hebbel “è un artista che cerca la verità, non la bellezza. ‘Grazioso è certo,
ma vorrei sapere se è anche vero’. La bellezza nasce dal ritrovamento della verità; senza di essa una
cosa può esser seducente, non bella” (SLATAPER 1912: 16). Ma “Hebbel è poeta, non filosofo”, scrive
Slataper: Hebbel cerca la verità in quanto poeta, poiché anche la poesia può – deve – cercare la verità.
O quantomeno, esistono poeti che la cercano: come Hebbel, afferma Slataper, intendendo però anche
e soprattutto se stesso.
Slataper mette in evidenza come il diario di Hebbel, lungi dall’essere una cronaca ordinata della
sua esistenza, contenga le annotazioni più diverse e sia disomogeneo anche per quel che riguarda il
supporto materiale e gli strumenti della scrittura:
Del resto nei primi anni Hebbel scriveva anche il Diario su foglietti volanti che poi cuciva con uno spillo.
Quando i soldi mancavano, per risparmiare la carta scriveva più fitto; una volta adoperò per pennino uno
zolfanello appuntito. Non sapeva spesso in che giorno s’era; e le sue date sono qualche volta sbagliate.
Scriveva tutto: l’idea geniale, il lamento, quanto spendeva, sfoghi, giudizi critici, citazioni di autori che
aveva a prestito dal gabinetto di lettura, schemi di opere, lettere, epigrammi, brani di poesie come gli
saltavano in testa, notizie di cronaca interessanti, indirizzi di corrispondenti, annunzi di morte (le pagine
per la morte del figliolo è consigliabile che le legga chi nega affettuosità a Hebbel), verbali di scene con
conoscenti, indirizzati alla posterità, debitamente legalizzati da testimoni. (SLATAPER 1912: 22)
Lavorando su questo ‘diario-mondo’ Slataper lo riscrive, interpolando il testo, modificandolo,
tagliandone ampie parti, oltre che traducendolo. Così facendo – ha notato Paola Maria FILIPPI (2014) –
se ne appropria, ne diventa una sorta di secondo autore: gli stralci dei taccuini di Hebbel diventano,
nella traduzione, anche suoi. Non a caso eserciteranno non poca influenza sui suoi stessi Diari (cfr.
FILIPPI 2014). I Tagebücher di Hebbel permettono insomma a Slataper di eleggere quest’autore ad alter
Sull’intersezione tra traduzione e autobiografia riguardo al caso di Slataper e Hebbel mi permetto di rimandare
a FANTAPPIÈ 2018.
7
Cfr. SISTO 2018, oltre al saggio di FILIPPI menzionato più avanti.
6
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ego; in tal modo, entra con lui in un dialogo che mira a trarre dalle contingenze personali verità più
alte, condivise. Concetti non dissimili, d’altra parte, esprime lo stesso Hebbel, di seguito citato nella
traduzione di Slataper:
83) S’io dovessi esprimere il mio concetto sull’arte, lo baserei sulla libertà incondizionata dell’artista, e
direi: L’arte deve comprendere e rappresentare la vita in tutte le sue forme diverse. E naturalmente a ciò
non ci s’arriva con il semplice copiare: la vita deve trovare nell’artista qualche cosa d’altro che una camera
mortuaria dove la si vesta e la si componga. […] 95) Compito di ogni arte è la rappresentazione della vita:
cioè render tangibile l’infinito nel fenomeno particolare. E arriva a ciò afferrando gli attimi significativi
d’un’individualità o di un suo stato d’animo. (HEBBEL 1912: 37)
IV.
La relazione con gli scritti e con la figura di Scipio Slataper, cui ci ha condotti il problema della forma
‘diario’, è un nodo fondamentale per interpretare l’opera letteraria e in particolare il concetto di
letterarietà di Claudio Magris. Di seguito si ripercorreranno rapidamente – raccogliendole e
connettendole l’una con l’altra – alcune tappe fondamentali del lavoro di Magris su Slataper, nella
speranza che ciò aiuti a chiarire quale filo leghi i due autori sul piano della letterarietà oltre che della
triestinità (fermo restando che, in Magris, le due questioni non sono completamente separabili).
Trieste. Un’identità di frontiera, il libro scritto da Magris assieme a Angelo Ara e uscito a Torino
nel 1982, segna il sorgere di una accezione del concetto di ‘triestinità’ che fin da subito godrà di grande
fortuna. La figura che ha fondato, o ri-fondato, tale ‘triestinità’ è individuata da Magris e da Ara proprio
in Scipio Slataper: “Una grande stagione della cultura triestina, ovvero il periodo precedente la prima
guerra mondiale, inizia con una presa di coscienza e con una denuncia di un proprio vuoto spirituale;
inizia quando Slataper scrive, in un articolo apparso sulla “Voce” nel 1909, che “Trieste non ha
tradizioni di cultura” (ARA/MAGRIS 1982: 8). In particolare, secondo Magris e Ara, Slataper è colui che
permette il superamento dell’erudizione locale perché mira a una cultura anti-letteraria, basata sulla
“rivolta della vita contro la cultura”:
La cultura di fine secolo è costituita in primo luogo, sulle orme di Nietzsche, dalla rivolta della vita contro
la cultura, contro quel sapere che già Flaubert aveva raffigurato fatalmente imbecille; Il mio carso di
Slataper è una voce di questa protesta […] La diagnosi slataperiana [...] fonda, contro l’erudizione
municipale-antiquaria e contro la letteratura tradizionalistica-epigonale, una nuova cultura, espressione
della crisi del sapere. (ARA/MAGRIS 1982: 13-14)
Slataper, il quale nega la cultura provinciale che lo precede, intende con ciò, inconsapevolmente,
distruggerla […] Egli inoltre sogna di fondare e di iniziare, su quel terreno sgomberato dai relitti, una
cultura nuova, mentre egli stesso […] esprime, con la sua vitalità, la poesia che nasce dall’agonia e dalla
fine di una cultura, non dal suo inizio, la verità che si disvela e si dà figura – ossia nasce – nel tramonto e
nella morte. (ARA/MAGRIS 1982: 14-15)
Slataper, inoltre, secondo Magris e Ara è all’origine di quella letteratura triestina che cerca la verità e
non il gioco formale, e nello specifico cerca verità condivise; una letteratura che, dunque, è ‘antiletteraria’ nella misura in cui la letterarietà è intesa come menzogna.
In questo senso Il mio Carso scopre e inventa il paesaggio dell’anima della letteratura triestina […] In tal
modo [tramite Slataper] la letteratura acquista un valore esistenziale, una ragione di vita che non vuole
essere confusa con l’esercizio letterario. L’‘anti-letterarietà’ dei triestini, di cui si è tanto parlato, è
l’atteggiamento di uomini che chiedono allo scrivere non bellezza ma verità, perché per essi scrivere vuol
dire acquistare un’identità, non solo come individui ma come gruppo. In dichiarazioni famose, gli scrittori
triestini rifiutano la letteratura quale ‘menzogna’ [Saba, Storia e cronistoria del canzoniere], quale cosa
‘ridicola e dannosa’ [Svevo, Saggi e pagine sparse], quale ‘triste e secco mestiere’ [Slataper, Il mio Carso].
In tali posizioni echeggia certamente la passione per una poesia rivolta all’esistenza anziché al gioco
formale, sull’esempio della letteratura d’oltralpe e in polemica, spesso faziosa, con quella italiana.
(ARA/MAGRIS 1984: 15-16)
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Tredici anni dopo, nel 1997, esce a Milano Microcosmi. Slataper vi compare, ancora una volta, come
anima della ‘triestinità’, stavolta intesa soprattutto in quanto espressione del dissidio tra il desiderio
della vita vera e la coscienza dell’impossibilità di esperirla.
Slataper è l’anima di Trieste, che egli scopre e inventa; sogna per la città una grande aurora dello spirito
mentre essa sta avviandosi al tramonto e strappa a questo tramonto luci e bagliori di una vera aurora.
Fonda la cultura triestina denunciando che Trieste non ha tradizioni di cultura; l’atto spirituale di nascita
è una diagnosi di morte e assenza. Con Slataper nasce la trestinità, che è insieme adolescenza, senilità e
mancanza di sicura maturità; utopia della vita vera e disincanto per la sua assenza, unite sotto il dominio
di una volontà morale che impone di vivere come se non si fosse fatta l’esperienza radicale del disagio
della civiltà. Pretendere di vivere è da megalomani, dice Ibsen, e Slataper, che scrive il grande libro su
Ibsen, decide di essere megalomane e muore. La guerra è il futuro di queste giovinezze che sognano la
vita ma sacrificano quest’ultima al suo sogno e sono pronte al sacrificio e all’autosacrificio. (MAGRIS 1997:
246)
La letteratura triestina che Slataper contribuisce a fondare è, secondo Magris, una scrittura che
combatte contro la cultura fossilizzata, che tende verso la “vita vera” e che al contempo la scopre
inaccessibile da parte della letteratura:
Triestinità – vitalità e malinconia, nostalgia di purezza che si accorge di tutti i compromessi ma anche
quando vi indulge non dimentica che sono tali e non se la dà a intendere. Esigenza adolescente di vita
vera, coscienza senile della vita falsa; non resta che la bisboccia all’osteria. […] Anche a Trieste ha luogo,
con respiro europeo, una battaglia nietzscheana contro la cultura fossilizzata. La triestinità è anche – forse
soprattutto – questa vitalità verde liberata, con asprezza e goffaggine adolescente, dal grigio della civiltà.
Questa irruenza generosa e liberatoria è mortale, perché strappa al disagio della civiltà la maschera di
nobile decoro che permetteva di non guardarlo in volto, e scopre che la vita vera – dopo la vista della quale
non ci si può appagare delle menzogne convenzionali – è inaccessibile. Chi vede questa cruda verità,
muore. (MAGRIS 1997: 246-247)
Degno di nota è anche che, nel 2008, nell’introduzione a Alfabeti. Saggi di letteratura, Magris racconti
della propria formazione sottolineando che essa è avvenuta sugli stessi testi amati da Scipio Slataper:
Qualche anno dopo [le letture di Salgari], passando ore nel retrobottega di una libreria triestina il cui
proprietario teneva sempre il berretto in testa, frugavo fra volumi pubblicati anche quaranta o
cinquant’anni prima, specialmente testi di quella ‘Biblioteca dei popoli’ che, nel 1911, aveva entusiasmato
Slataper: il Mahabharata e il Ramayana sanscriti, il Kalevala finlandese, poi l’Edda, la Canzone dei
Nibelunghi, le saghe norrene, i grandi poemi epici che narrano la creazione del mondo, la lotta fra il bene
e il male e i valori di una civiltà; Herder, il grande illuminista amico e rivale di Goethe e così spesso
calunniato, mi insegnava a vedere nella letteratura, soprattutto nelle grandi epopee nazionali, la
storiografia dell’umanità, di cui ogni nazione, come ogni foglia di un albero, è un momento significativo.
(MAGRIS 2008a: 11)
Ma il segno forse più incontrovertibile del legame che Magris intrattiene con la figura di Slataper è
una lettera scritta a Magris stesso da parte del poeta triestino Biagio Marin, figura che costituisce per
lo scrittore un punto di riferimento importante, come si intuisce anche dal titolo che Magris dà
all’epistolario col poeta, recentemente pubblicato: Ti devo tanto di ciò che sono. Carteggio con Biagio
Marin (MAGRIS/SANSON 2014). In una delle primissime lettere, quella del 25 marzo 1958, Marin –
ricordando la propria giovinezza, tracciando genealogie di autori che si snodano per tutto il Novecento
italiano – compie una sorta di ‘investitura’ di Magris come ‘nuovo Slataper’. Si può a ben ragione
supporre che essa non sia stata priva di peso per la formazione di un giovane studioso che sarebbe
presto diventato anche scrittore: “E gli uomini che vedevo quasi ogni giorno si chiamavano Slataper e
Stuparich e Prezzolini e Papini e Jahier […]. Il mio affetto misto ad ammirazione andava a Scipio, che
era tutto ciò che io non ero: forte, sano, intelligente, colto. E soprattutto puro! La purità di Scipio era
il fiore e la sorgente più viva della sua forza. Perciò io penso che in te ci sia molto di Scipio; tu sei il
suo erede, il suo fratello minore!” (MAGRIS/SANSON 2014: 87).
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Natalie Dupré (Leuven)
Tra fiction e saggismo. Il senso del possibile nella narrativa di Claudio Magris
In Utopia e disincanto Magris afferma che resistere al totalitarismo significa, tra le altre cose, rifiutare
quel “falso realismo, che scambia la facciata della realtà per la realtà intera e [...] assolutizza il presente
e non crede che esso possa cambiare, considerando ingenui utopisti coloro che ritengono di poter
mutare il mondo” (MAGRIS 1999: 10). A tale forma di realismo Magris contrappone una scrittura che
nasce dall’esigenza di ridestare un senso dell’utopia che si ispira direttamente alla teoria del saggismo
ideata da Robert Musil. Ne L’uomo senza qualità sono due i tipi di presenza di elementi saggistici: una
parziale e una che coinvolge l’intero romanzo (BACHMANN 1969: 180). Lo stesso vale per Danubio in cui
la dinamica tra la componente romanzesca e quella saggistica si dispone lungo queste stesse
dimensioni. Il primo tipo di presenza è quello discorsivo, nel senso che lunghe parti del libro
contengono riflessioni di carattere generico; la seconda è di natura cognitiva e riguarda un’attitudine
di fondo che consiste nel contrapporre all’esperienza della realtà un senso del ‘possibile’. Ora, il
riferimento alla teoria del saggismo di Musil ci permette di comprendere meglio la concezione di realtà
e il concetto di letteratura di Magris, nonché la dinamica tra i vari generi in Danubio.
La compresenza in Danubio di una componente saggistica e romanzesca non è da considerare come
una semplice messa in discussione del genere romanzesco, ma va letto piuttosto quale segno di una
crisi più generica del soggetto (BACHMANN 1969: 192) che coinvolge a sua volta i fondamenti e gli
strumenti della narrazione. Tale crisi si definisce non solo come rottura, ma anche come
riorganizzazione (MOSER 1980: 190), come occasione di sperimentalità estetica (ROTH 1983: 117), ma
soprattutto etica: sia Magris che Musil infatti contrappongono al ‘senso della realtà’ un ‘senso della
possibilità’. In questo brano tratto da L’uomo senza qualità, dal capitolo intitolato “Se esiste il senso
della realtà deve esistere anche il senso della possibilità”, Musil scrive:
Chi voglia varcare senza inconvenienti una porta aperta deve tener presente il fatto che gli stipiti sono
duri: questa massima alla quale il vecchio professore si era sempre attenuto è semplicemente un postulato
del senso della realtà. Ma se il senso della realtà esiste, e nessuno può mettere in dubbio che la sua
esistenza sia giustificata, allora ci dev’essere anche qualcosa che chiameremo senso della possibilità.
Chi lo possiede non dice, ad esempio: qui è accaduto questo o quello, accadrà, deve accadere; ma
immagina: qui potrebbe, o dovrebbe accadere la tale o talaltra cosa; e se gli si dichiara che una cosa è
com’è, egli pensa: be’, probabilmente potrebbe anche essere diversa. Cosicché il senso della possibilità si
potrebbe anche definire come la capacità di pensare tutto quello che potrebbe egualmente essere, di non
dar maggiore importanza a quello che è, che a quello che non è. (MUSIL 1996: 13)
Anche in Magris il saggismo diventa un’attitudine cognitiva, esistenziale e discorsiva che si mostra
sensibile alla mutevolezza e alla variabilità del reale. Per questo motivo il saggio come forma discorsiva
non può essere che asistematico e aperto. In Danubio le parti saggistiche sono però saldamente
ancorate nei brani romanzeschi che raccontano il viaggio dell’io narrante; le riflessioni e le divagazioni
del viaggiatore danubiano nascono da una serie di impressioni visive e sensitive, da una concreta
situazione enunciativa che cambia man mano che prosegue il viaggio. La cornice romanzesca del
viaggio diventa così un principio di dislocazione spaziale e temporale a cui il saggismo deve rispondere
a forza di mobilità prospettica.
Le parti romanzesche del libro prendono la forma di frammenti di racconto simultaneo (GENETTE 1972:
230-231); in questi brani viene adoperato un presente contemporaneo all’azione narrata, o almeno
sembra che il momento della narrazione venga a coincidere con la storia narrata. Si tratta quindi di un
presente diverso da quello usato nelle parti saggistiche del testo. Importante è anche notare che questa
sospensione del distacco temporale avviene sempre nei momenti in cui la comitiva di amici si ferma,
nei momenti di sosta del viaggio. Ecco il primo frammento di racconto simultaneo:
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Le gambe della cameriera che serve al tavolo, con quelli zoccoli che vanno su e giù per l’impiantito di
legno ad maiorem Dei gloriam e a edificazione dei presenti, sono un motivo più che sufficiente per stare
al mondo un po’ più a lungo – o anche a quest’osteria, a sentire Gigi che tiene banco e a guardare i volti
intorno a lui. Maria Giuditta traffica con le salsicce e con la senape, Francesca ascolta silenziosa,
insignificante e affascinante come la Effi Briest di Fontane, fascino dell’acqua che sembra scorrere via lieve
e trasparente come il ruscello poco più in là, senza celare nulla, superficie tersa e chiara che, come quella
del mare tranquillo e appena increspato da una bava di vento, è più insondabile dei fondali che esibiscono
le loro cavernose oscurità e richiama un gentile e taciturno infinito. (MAGRIS 1986: 38-39)
In questo primo brano di racconto simultaneo la preoccupazione per la risposta mancante alla
questione delle sorgenti si dilegua nel sentimento di comunione provvisoria avvertito dall’io narrante.
I brani di sosta in Danubio sono il locus amoenus dei piaceri sensuali della vita, delle belle gambe della
cameriera e del buon mangiare gustato in compagnia. O, in altri termini, di tutto ciò che distoglie
l’attenzione dei viaggiatori dalla querelle sulle possibili sorgenti del fiume, di tutto ciò che solleva
almeno momentaneamente il dolore per la risposta mancante alla questione del fondamento primo.
Nei brani romanzeschi il bisogno di un fondamento, di una forma di totalità che dia unità e senso al
caos e alle contraddizioni del mondo e della storia, cede momentaneamente spazio alla persuasione;
nel discorso simultaneo prevalgono le sensazioni visive e il senso di comunione, anziché il linguaggio
e la sua ambiguità.
Non è però assoluta la finzione di simultaneità. A varie riprese il narratore fornisce indicazioni esplicite
sul luogo e sul momento della narrazione, da cui si evince che sta adoperando una forma di narrazione
ulteriore. Ne L’infinito viaggiare Magris definisce Danubio e anche Microcosmi ‘rielaborazioni di
esperienze di viaggio’:
In Danubio o in Microcosmi il viaggio, le persone e le cose viste, le storie raccolte per strada vengono
reinventate e rinarrate; diventano la storia di un personaggio, in gran parte immaginario. Non
appartengono più a quel viaggio; hanno un’altra misura, un altro tempo, misto e composito, il tempo
della letteratura che non coincide con quello della grammatica e nemmeno con quello della Storia.
(MAGRIS 2005a: XXV).
Nelle parti saggistiche del testo l’io narrante relativizza a più riprese il senso di persuasione che emana
dalla sua narrazione simultanea. Arrivato a Passau, ad esempio, esprime il suo scetticismo nei confronti
di quel senso di pienezza su carta:
Quel senso di pienezza vitale […] l’ho avuto davvero per i vicoli e sulle rive di Passau, o credo di averlo
provato soltanto perché cerco ora di descriverlo sui tavolini del caffè San Marco? Probabilmente sulla carta
si finge, si inventa ogni felicità. (MAGRIS 1986: 137)
A costituire la particolarità dell’io narrante non è il suo ritratto psicologico, bensì le modalità che
assume il suo rapporto con la realtà. Il narratore diventa il luogo di convergenza (MOSER 1980: 183) di
questioni epistemiche, ideologiche, storiche che s’intrecciano nella sperimentazione interdiscorsiva.
Nonostante sia attraversato da una molteplicità di discorsi, è tuttavia lo stesso narratore a sperimentare
nuove combinazioni discorsive e nuove situazioni d’enunciazione; Danubio indica la possibilità di un
rapporto vivo con la realtà attraverso il sottile dosaggio di posizioni che singolarmente rischierebbero
di irrigidirsi e di esasperarsi. Lo scetticismo dell’autore nei confronti delle utopie totalitarie è infatti da
considerare un elemento centrale nel suo pensiero attorno al 1986, l’anno di pubblicazione di Danubio,
ma anche dopo. Lo stesso rifiuto di credere a soluzioni definitive e totalizzanti porterà Magris a
ridefinire, in Utopia e disincanto, l’accezione comune dell’utopia e a collegarla, anziché con
l’impossibile, con il possibile, ma nello stesso tempo anche con il disincanto, cioè con quel modo di
vita e di pensiero capace di “affrontare le continue disillusioni” senza cedere alla smania di volerle
negare o illudersi di trovare soluzioni definitive (MAGRIS 1999).
In Danubio la nozione di crisi comporta potenzialità nuove per la scrittura nonostante il sentimento
d’impotenza provato dal narratore nei confronti della realtà. A questa realtà Magris contrappone il suo
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
senso dell’ironia che definisce come “sterniana, cioè affettuosa”, o ancora, come “un modo di amare”
(TAVANO/MAGRIS 1987: 32) e che considera un tratto distintivo della civiltà mitteleuropea. In Danubio
l’autoironia dell’istanza enunciativa non è da considerare come una figura retorica che agisce a un
livello superficiale del testo, bensì come “ironia generativa [...] che investe le modalità del pensiero”
(MUSARRA 1994: 415). Le marche che permettono di cogliere l’ironia in Danubio riguardano infatti il
livello cognitivo del testo; l’ironia nasce dalla contrapposizione tra punti di vista, giudizi e affermazioni,
e la demistificazione degli stessi. In particolare, l’ironia in Danubio è costitutiva della dimensione
autoriflessiva che s’interroga sulle potenzialità epistemiche e etiche dell’io moderno e sulla possibilità
stessa della scrittura.
La “compresenza dei contrari” (MUSARRA 1994), che Franco Musarra definisce come il nucleo costitutivo
dell’ironico, è in Danubio una modalità cognitiva che non determina solo l’ironico, ma che è costitutivo
del pensiero in senso più ampio. In Danubio Magris proietta l’incontro con la cosiddetta ‘altra’ Europa
nell’unità di ciò che chiama un ‘affresco epico’, per la cui resa ricorre al saggismo che già in Musil si
profilava quale „unendliche verwobene Fläche“ (ROTH 1983: 123). L’autore elabora così una visione del
mondo, un’attitudine nei confronti del reale, che apre il presente alla memoria del passato e alla
possibilità di un altro in fieri. Perciò la scrittura di Magris appare alquanto restia alla linearità; 1 al
movimento progressivo e sistematico del filo narrativo contrappone i salti e i volteggi di un saggismo
multilivellare e incompiuto come la realtà e le storie che racconta.
Strumento fondamentale di questo saggismo è la “svolta discorsiva” (DUPRÉ 2009: 107), ovvero il
considerare una determinata entità, storia, personaggio sotto un’angolatura parziale e il completare
consecutivamente questo giudizio limitato con altri giudizi parziali che relativizzano i precedenti, fino
a comporre un giudizio globale complesso e sfumato. Questa sintesi non totalizzante prende la forma
di una “visione d’insieme di dettagli” (DUPRÉ 2009: 107). Grazie alla scissione dell’istanza enunciativa,
il narratore non perde mai di vista la concretezza dei singoli dettagli che compongono il suo sguardo
sulla realtà; sono appunto i giudizi incompleti del narratore a fare da ponte tra la realtà plurima e la
visione d’insieme, e a costituire delle risposte possibili o parziali agli interrogativi dell’autore, il quale
a sua volta ironizza sui giudizi parziali del suo narratore delegato. Si può dire che il senso di frontiera
in Magris crea una prospettiva scissa, nel senso di contemporaneamente proprio e altro, una terza
posizione irrispettosa delle dicotomie, che porta a considerare se stessi e l’altro da una prospettiva non
propria e aiuta a capire il mondo e la sua storia. Una terza posizione quindi che conferisce al romanzo
e alla letteratura un ruolo cognitivo di primo piano (CODA 2012: 375).
Se Musil tiene a proclamare la sua fede nelle potenzialità del discorso letterario, in Danubio Magris
tende a mettere in rilievo soprattutto l’impotenza della letteratura ovvero la sua impossibilità d’influire
sulla realtà. Ciononostante le riflessioni metaletterarie di Magris sono spesso inventate dalla sua
affettuosa ironia; la consapevolezza dell’impotenza letteraria, infatti, non toglie per l’autore il valore
della scrittura. Per l’autore triestino la letteratura è innanzitutto la coscienza di ciò che manca, la
consapevolezza della propia impotenza nei confronti del mondo e della storia, anziché la
compensazione del malessere. La parte dello scrittore, per Magris, non consiste nel creare nuove realtà
(finzionali o meno); il suo ruolo è quello di spiegare la pluralità stratificata del reale trascendendola
nella ricerca dei suoi significati. Il narratore danubiano si rende però anche conto che è proprio quella
ricerca del significato a produrre compensazioni e finzioni che distraggono dalla vita, anche se –
paradossalmente – fanno vivere costituendosi parte integrante della vita e della ricerca di senso.
Nella prima parte di Danubio, il narratore considera la scrittura letteraria “una strategia per proteggere
quegli strappi mal rattoppati sul sipario della lontananza, per impedire che quei minimi spiragli si
1
Musil parla di “Faden der Erzählung” in opposizione alla “unendliche verwobene Fläche”.
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
chiudano del tutto” (MAGRIS 1986: 25). Nella seconda parte del libro Magris dà espressione alla sua
concezione tipicamente mitteleuropea della letteratura:
La letteratura è contabilità, libro maestro del dare e dell’avere, inevitabile bilancio di un deficit. Ma l’ordine
del registro, la precisione e la completezza del protocollo possono dare un piacere che compensa la
sgradevolezza di ciò che viene annotato. (MAGRIS 1986: 85)
Questa definizione evidenzia il valore compensatorio che secondo Magris ha la letteratura; rispetto al
punto di vista del suo narratore delegato esibito nella prima parte, Magris qui amplia il suo giudizio
conferendo alla letteratura l’opportunità di compensare le mancanze della vita. Estrapolando immagini
da una vita che muore ad ogni istante, la scrittura è in grado di creare uno spazio immateriale e
atemporale, che si oppone alla vita e può aprire la realtà a ciò che lo trascende. Nonostante l’impotenza
della letteratura è per Magris, infatti, la stessa differenza fra vita e letteratura a salvare l’uomo-scrittore,
dal momento che la vanità della scrittura rispetto alla vita insegna l’umiltà; cambiare prospettiva
guardando la vita attraverso la scrittura e considerare la scrittura attraverso le cose della vita, insegna
la relatività di ogni sguardo concreto sul reale. E nei momenti in cui le parole risultano carenti, è la
vita stessa a rimediare allo sfasamento tra linguaggio e realtà: “Il sogno della vita, diceva Jean Paul,
viene sognato su un materasso troppo duro, ma dormire insieme completa le carenze grammaticali e
sospende il deesse, è persuasione” (MAGRIS 1986: 103).
Essendo il ruolo dello scrittore per Magris quello di spiegare la pluralità stratificata della realtà e non
di creare nuove realtà, il narratore di Danubio esorta a scavare e scoprire gli “strati di realtà diverse
ancora presenti anche se non afferrabili a occhio nudo” (MAGRIS 1986: 297). L’autore definisce la
letteratura come strumento di questo tentativo ed espressione di un viaggio cognitivo: “forse la
letteratura non è altro che quest’archeologia della vita” (MAGRIS 1986: 297). Il viaggio e il principio di
dislocazione in Danubio si trovano a servire la grande e paradossale “spedizione di salvataggio”
(MAGRIS 1986: 305) che è in fondo ogni viaggio e, in particolare, quello danubiano. L’io narrante di
Danubio tenta infatti di capire e di ricollegare le varie storie e visioni del mondo che – paradossalmente
‒ danno e tolgono consistenza al suo fiume metaforico; è nell’io narrante che confluiscono opinioni e
idee contrastanti ed è lo stesso io a conferire unità alla pluralità del mondo interpretandola,
criticandola, ordinandola nel tentativo di comprenderla e di costituirne una parte. Ed è in quest’ottica
che va considerato il recupero della nozione di epicità nella quinta parte del libro.
Se comunemente l’epica rimanda a ciò che trascende il quotidiano, come l’eroico o il sublime, in
Magris, invece, riguarda una determinata maniera di rapportarsi alla realtà stessa; trascendere la realtà
non significa oltrepassarla, lasciarsela alle spalle per un altrove che si innalzi al di là della realtà e
dell’esistenza quotidiana. L’epica nell’opera di Magris riguarda una certa maniera di vivere la realtà, la
quale consiste nell’ordinarla e nell’interrogarsi sul suo significato. Non per caso “l’epica del
quotidiano” (DUPRÉ 2009) prende forma nella parte centrale del libro; è lì che avviene il passaggio
dall’Europa occidentale a quella centro-orientale.
Il senso epico del narratore è diretto anzitutto contro lo spietato individualismo che contrassegna il
pensiero occidentale moderno, e contro alcune tendenze ad esso legate: la trasgressione quale forma
di superamento del reale, la sempre più sentita scissione tra natura e cultura e il paradossale ripiego
dell’epico su ciò che è proprio. L’epica del quotidiano in Danubio denota un trascendere il reale
all’interno della stessa dimensione reale. In questo senso richiede quel distacco che permette di
guardare le cose e se stessi come dal di fuori; il narratore di Danubio infatti non mira ad autodissolversi
nel nulla come i poeti nomadi che incontra lungo le rive del suo fiume, né a spostare o a trasgredire
frontiere. In Danubio Magris vuole ripristinare quei limiti e quelle distinzioni che, a suo avviso,
ingiustamente si fanno sempre più vaghi. Alla mera giustapposizione delle differenze e all’indifferenza
Magris contrappone la ricerca della legge e del significato. E da questo impegno costante nasce
l’identità del narratore e prende consistenza il suo viaggio danubiano. Oltre alla definizione
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
dell’identità in termini di luoghi (al plurale), Magris ne propone infatti un’altra che costituisce il
secondo momento di riflessione esplicita sulla questione dell’identità, dopo la constatazione della sua
indefinibilità nelle prime tre parti del libro:
È forse l’intuizione più fulminea dell’essenza di un uomo, la chiave per leggere la sua storia e la sua natura:
noi siamo ciò in cui crediamo, gli dèi che alberghiamo nella nostra mente, e questa religione, alta o
superstiziosa, ci segna indelebile, s’imprime nei nostri lineamenti e nei nostri gesti, diviene il nostro
modo di essere. (MAGRIS 1986: 247).
Un’identità è fatta anche di luoghi, delle strade nelle quali abbiamo vissuto e lasciato parte di noi. La carta
del Monte Nevoso, con i nomi delle sue radure e dei suoi sentieri, è certo anche un mio ritratto,
l’immagine di ciò che ho vissuto e che sono. (MAGRIS 1986: 252)
L’epicità quindi non è data nella realtà; anzi, l’epos trascende l’immediato, dal momento in cui
concepisce l’unità oltre la frammentarietà, e va “ricostruito con la cultura” (MAGRIS 1986: 315).
Ciononostante rimane sempre la consapevolezza della distanza che separa l’io narrante dalla realtà. In
Danubio, infatti, la necessità epica di trascenderla pensandone l’unità e il significato, nasce
precisamente dalla difficoltà di far coincidere le concezioni ideate dall’io con la realtà alla quale si
rapportano. In questo senso, con l’aprire il proprio sguardo occidentale a quello orientale, Magris
compie con Danubio quell’estremo tentativo di autotrascendenza che debba compensare, in qualche
modo, la differenza irrevocabile tra realtà e significato, valore, possibilità.
Microcosmi, l’altra opera di Magris in bilico tra saggismo e narrativa, segna una tappa ulteriore nel
cammino intellettuale e esistenziale dell’autore. La crisi che investe le pagine di Microcosmi non è più
quella che fece scatenare il gioco delle parti tra autore e ‘narratori delegati’ in Danubio. L’idea di una
sintesi non totalizzante appare ormai soltanto sullo sfondo. In Microcosmi sono i luoghi rivisitati a
tracciare i lineamenti di un viso invecchiato di dieci anni, per il quale nulla sarà più come prima; è la
malinconia a dire e a ridire il dolore per l’assenza e a conferire, semmai, una qualche unità al mondo.
In Microcosmi il narrare per Magris si fa ancora più “guerriglia contro l’oblio”, ma nello stesso tempo
anche “connivenza con essa”: “Narrare è guerriglia contro l’oblio e connivenza con esso; se non ci
fosse la morte, forse nessuno racconterebbe” (MAGRIS 1997: 210). Se in Danubio il fiume era metafora
della vita, del tempo, della storia, in Microcosmi l’autore affronta anzitutto quel “buio in cui ‘muoiono
le metafore’” (MAGRIS 1997: 129) – il narratore cita qui da Un vento sottile di Stefano Jacomuzzi. La fede
nelle cose in Danubio doveva compensare il senso di straniamento dovuto al passare del tempo, il
vuoto che sorge ogni volta che la realtà chiede di essere pensata. In Microcosmi, invece, ha bisogno di
luoghi familiari e ‘reali’ di per sé:
È bene ribadire l’oggettività del reale, in un secolo di pirandellismi, altrimenti si finisce male [...]. Gli
oggetti sono, grazie a Dio; la chiesa è là, davanti agli occhi, a conferma del mondo creato. (MAGRIS 1997:
138)
Nonostante la presenza di qualche riferimento a quella forma mitteleuropea celebrata in Danubio,
Magris si astiene in Microcosmi dal criticare i tratti totalizzanti del pensiero forte, concentrando la
narrazione sulla concretezza dei luoghi rivisitati. Le insidie della modernità appaiono ormai solo sullo
sfondo e il confine tra saggismo e narrazione risulta più labile: nelle considerazioni del narratore anche
l’autobiografismo vuole la sua parte.
Il percorso narrativo attraverso i microcosmi questa volta non è diretto verso l’ignoto; anzi, il narratore
evita di addentrarsi in luoghi di cui non conosce la lingua. Microcosmi rispetto a Danubio vuol essere
anzitutto convivenza, sia nel senso della vita condivisa che nel senso del dialogo con l’altro. In
Microcosmi prevale più che mai il richiamo della vera vita, anche se si fa confronto con la morte.
Davanti a un mare quale luogo d’umiltà, il narratore lascia alle spalle le proprie ansie di superamento
e quella vanità dell’io post-barocco analizzata in maniera così magistrale e ironica in Danubio. In
Microcosmi l’interesse dell’autore per le frontiere lascia spazio a una ricerca più consapevole
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
dell’indistinto. E questa ricerca pone il narratore di Microcosmi sempre di nuovo di fronte al passaggio
tra vita e morte. Nel finale del libro manca quel narratore delegato di Danubio che era pronto ad
assumersi l’ironico peso di una ricerca sistematica quanto vana. In Microcosmi il viaggio è quello vero:
si ha paura di tuffarsi in quel mare e da solo il narratore forse non è pronto a vedere come mare e
amore si ricongiungano in quel buio dove muoiono anche le metafore.
In Alla cieca l’indistinto e l’assenza di confini si manifestano con una presenza ormai assidua e
incontornabile. Nascendo da un sentito impegno etico-umano di restituire una qualche forma di
esistenza ai ‘caduti’ della Storia, il romanzo traccia il percorso di vita di Salvatore Cippico e altri
displaced persons attraverso il mare oscuro della Storia, un mare “più mare degli altri, perché non ha
alcuna memoria” (MAGRIS 2005b: 92). Il percorso imposto all’io narrante non assomiglia in nulla alle
deviazioni lunghe che dovevano portare il viaggiatore danubiano alla riappropriazione della sua ‘altra
Europa’, né si associa alle circumnavigazioni a zigzag di Microcosmi. Il circuito obbligato di Cippico si
configura come un lungo e interminabile vortice sulla superficie delle acque del mondo, vortice che
non gli concede soste, né la possibilità di mettere radici o ritrovare i suoi confini perduti. Nel suo lungo
e delirante monologo l’io narrante di Alla cieca racconta e mette in scena la propria disgregazione.
Cippico/Jorgensen non dispone di quella forza della memoria capace di restituire dignità e senso alla
propria esperienza di vita e alla sofferenza delle sue voci dislocate. Nel discorso ansante del narratore
persistono ormai solo pochi echi vaghi e disperati di senso come relitti solitari forse destinati anch’essi
al naufragio.
Anche in Non luogo a procedere la violenza finisce per cancellare la memoria della violenza. Nelle
ultime pagine del romanzo il protagonista senza nome si vede inghiottire dal grande mare della Storia
dopo che nel rogo del suo capannone sono sparite anche le ultime tracce dell’oblio. Quel rogo che,
secondo Luisa Brooks, era stato per lui però anche “una luminaria regale, il falò di un sovrano che
ostenta la sua magnificenza gettando tutto il suo avere e ancor più il suo essere nel fuoco [...] un rogo
divino, il rosso tramonto finale dell’eone cosmico del male, della guerra, dell’uccidere” (MAGRIS 2015:
17). Nemmeno in Alla cieca, infatti, Magris aveva rinunciato al senso del possibile: “vivere è credere”,
diceva Cippico, anche dopo aver visto “nel viso le fedi perdute” (Magris 2005b).
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Gisela Schlüter (Erlangen-Nürnberg)
Lukács in Budapest. Politische Portraits in Danubio
1.
Politische Portraits in Danubio
Historische Portraits politischer Intellektueller bildeten Mitte des 20. Jahrhunderts eine beliebte
Textsorte. Man mag sich hier an die historischen Portraits erinnern, die Isaiah Berlin publiziert hat,
solche westlicher Denker seit dem 18. Jahrhundert wie auch solche russischer Intellektueller, ebenso
an die zahlreichen und sorgfältig ausgeführten historischen Portraits aus der Feder Franco Venturis,
der sich, übrigens wie Claudio Magris im Turiner Milieu, mit mehr oder weniger vergessenen
politischen Intellektuellen Italiens vor allem des 18. Jahrhunderts, aber auch mit russischen
Intellektuellen des 19. und 20. Jahrhunderts befasste. Unvergessen sind zudem die Portraits von
Jakobinern und russischen Anarchisten in Albert Camus’ Essaysammlung L’Homme révolté. Danubio
eröffnet eine Galerie politischer Köpfe. Unterschiedlichste Personen und Persönlichkeiten von
politischer Bedeutung werden charakterisiert und in ihrem historischen Umfeld und Wirken gezeigt:
u.a. Marc Aurel, Raimund Montecuccoli, Napoleon, Erzherzog Franz Ferdinand, Hitler, Mengele,
Eichmann, Rommel, die Geschwister Scholl, Louis-Ferdinand Céline, Marschall Antonescu sowie, mit
einiger Ausführlichkeit und besonderer Prägnanz des physiognomischen und psychologischen
Details, einige politische Intellektuelle des damaligen sog. Ostblocks, deren Namen in einigen Fällen
vorsichtshalber nicht genannt werden und die der Erzähler persönlich kennengelernt hat, sowie, auf
der anderen Seite des Eisernen Vorhangs und der ideologischen Lager, etwa Franz Josef Strauß. Das
ist eine bunte Reihe, deren Zufälligkeit der bunt bewegten Geschichte des Donauraums geschuldet
ist. Die mehr oder weniger ausführlichen Portraits sind, vor allem, sofern es sich um Personen und
Persönlichkeiten der Vergangenheit handelt, mehrheitlich ästhetisch-medial überformt und
intertextuell eingebunden. Sie sollen das individuelle Wesen einer Person erfassen, doch vor allem
sollen sie den lebendigen Kern einer speziellen Überlieferung über die Zeiten hinweg bewahren. 1
2.
Reframing Lukács
Georg Lukács (1885-1971), dem in mehrfacher Hinsicht eine wichtige Stellung in Danubio zukommt,
ist einer der dort am detailliertesten portraitierten politischen Köpfe, eine der am ausführlichsten
vergegenwärtigten historischen Persönlichkeiten. Zudem ist er ein politischer Intellektueller, der das
westliche Mitteleuropa und den Ostblock in einem einzigen Leben eng und sinnfällig problematisch
miteinander verbindet – Danubio ist ja durchaus auch ein politischer Bericht, zu dessen besonderen
Reizen heute die Dokumentation der Lebensverhältnisse im damaligen Ostblock zählt. Lukács
erscheint als eine Figur des historischen Übergangs zwischen dem Ersten Weltkrieg, Ende des
Habsburgerreichs und den kommunistischen Regimes des Ostblocks.
Magris’ Portraittechnik soll an den Lukács betreffenden Kapiteln und Passagen exemplarisch
vorgestellt werden. Darüber hinaus soll die Poetik von Danubio an die Essaytheorie des jungen Lukács
aus dem Jahre 1910 zurückgebunden werden. Über diese poetologischen Perspektiven hinaus soll,
gewissermaßen typologisch, der portraitierte Philosoph Lukács als Antipode des Ich-Erzählers und
Essayisten und sollen Weltbild und Denkstil des reifen Lukács als antithetisch zum Weltbild und
Denkstil des Ich-Erzählers herausgearbeitet werden: Danubio ist dialektisch auf das bezogen, was der
reife Lukács verkörpert.
Claudio Magris hat sich zum Genre der Biographie und zur Vielzahl von fragmentarischen Biographien – auch
solchen unbekannt gebliebener Personen der Vergangenheit – in Danubio geäußert: “Non sono un biografo né
ho mai avuto vero interesse per il genere biografico, ma ho raccontato quasi sempre vicende di personaggi
realmente esistiti, dei quali ho cercato di ricostruire le tracce; tutto Danubio brulica di esistenze, specialmente
marginali ed oscure, realmente vissute e ripescate dall’oblio, quasi ritrovate impigliate sulle rive del fiume.”
(MAGRIS 1995: 617)
1
65
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Lukács war in den 1960er Jahren und besonders um 1968 en vogue. 2 Er hatte die wichtigsten Köpfe
der Frankfurter Schule gekannt und hatte als ungarischer Parteifunktionär Ernst gemacht mit dem
Kommunismus. Lukács, philosophisch geschult, hatte sich Jahrzehnte lang in vielen gewichtigen und
umstrittenen Büchern um eine philosophische Grundlegung des Marxismus bemüht; vor nicht allzu
langer Zeit hat Axel Honneth Lukács als den wichtigsten marxistischen Philosophen (im strikten
Wortsinne) des 20. Jahrhunderts bezeichnet. 3 Zugleich war Lukács auf Grund seiner frühen und seiner
späteren marxistischen Ästhetik, seiner frühen Essays und Essaytheorie, vor allem aber seiner
Romantheorie, eine zentrale Referenz der Literaturtheorie jener Jahre. In Italien wurden ihm auch
lange nach seinem Tod noch Studien gewidmet, auch von Freunden von Magris wie Cesare Cases. 4 In
diesem Milieu war er durchaus noch präsent, als Danubio 1986 erschien. Erwähnt sei schließlich der
Umstand, dass 1980 im ungarischen Original, in den Folgejahren in Übersetzungen ein Band mit
einem langen Interview mit Lukács unter dem Titel Gelebtes Denken erschienen war, der, an eine
autobiographische Skizze von Lukács anknüpfend, als sein autobiographisches intellektuelles
Vermächtnis figurierte (vgl. LUKÁCS 1981/2009).
Mittlerweile hat nicht nur die Frankfurter Schule, sondern auch Lukács eine Renaissance erfahren,
dessen Denken Axel Honneth zufolge ‚insular überlebt‘ hat (HONNETH/ DANNEMANN 2009: 265). In den
vergangenen Jahren ist viel Neues über Lukács publiziert worden, das ihn aus der Schattenexistenz
eines kompromittierten politischen Intellektuellen und von dem Kultstatus innerhalb einer politisch
sektiererischen linken Lukács-Philologie befreit hat. Zeit also, die Lukács-Kapitel in Danubio erneut
aufzuschlagen.
Als geschichtsphilosophisch ambitionierter Literaturtheoretiker, dem zentrale Kategorien entlehnt
werden, ist Lukács schon in Il mito absburgico präsent. Licia Governatori hat diesbezüglich festgestellt:
„Quest’opera è permeata di hegelismo, filtrato però attraverso lo sguardo poetico e totalizzante del
primo Lukács“ (GOVERNATORI 1999: 17). In der Folge ist Lukács vielerorts im essayistischen und
erzählerischen Werk von Magris präsent: der junge Lukács als brillanter Essayist und Theoretiker des
Essays, Lukács als lange Zeit maßgeblicher Theoretiker des Romans, als einer der prominenten und
einflussreichsten Intellektuellen Osteuropas, aber auch als dogmatischer Marxist, zeitweiliger Stalinist
und politischer Funktionär. Im Sinne dessen, was Magris über seine Faszination durch „le storie
realmente accadute, i romanzi scritti dalla vita prima di essere riportati sulla carta“ (MAGRIS 1995: 617)
ausgeführt hat, sind es wohl auch das von höchster Konsequenz gezeichnete Leben von Lukács, die
stetige Gespanntheit seines Intellekts nach einer Jugendphase idealistischer Spekulation, die
Sammlung der Kräfte zur Gestaltung eines vernunftgeleiteten, entschiedenen und engagierten Lebens
und seine Courage gewesen, die ihm die Funktion persönlicher Vorbildlichkeit oder Beispielhaftigkeit
im Werk von Magris oder doch zumindest in einigen Werken von Magris verschafft haben. In seinem
essayistischen Werk kommt Magris mehrfach auf Lukács zu sprechen und widmet ihm in Itaca e oltre
„In den fünfziger und dann verstärkt in den Jahren um 1968 fand eine Wiederentdeckung Lukács‘ statt.
Zunächst waren es vor allem Merleau-Ponty und Lucien Goldmann, die dem Mythos gewordenen frühen Lukács
eindrucksvolle Studien widmeten, obwohl die Frühschriften seit Jahrzehnten vom Buchmarkt verschwunden
waren. Die Lukács-Renaissance der späten sechziger Jahre findet dann auch in der Bundesrepublik statt. Die
wichtigsten Sprecher der Studentenbewegung, Hans Jürgen Krahl und Rudi Dutschke, arbeiten sich intensiv an
Lukács‘ Schriften der zwanziger Jahre ab […]“. (DANNEMANN 1997: 16)
3
„[Würdest du […] zustimmen […], dass Lukács eigentlich der Philosoph des Marxismus ist?] Ja, sofort.
Wahrscheinlich der einzige des zwanzigsten Jahrhunderts. Ich wüsste keinen anderen zu nennen im Sinne einer
wirklich radikalen, auch grundbegrifflichen Durcharbeitung des Marxschen Erbes auf einer Augenhöhe mit dem
Neukantianismus, Heideggers Daseinsanalyse und dem phänomenologischen Erbe. Ich glaube, es gibt keinen
anderen, der hier dieselbe Fassungskraft hatte, in Bezug darauf, das philosophisch auszulegen, was Marx
intendierte.“ (HONNETH/ DANNEMANN 2009: 270)
4
Cesare Cases hatte 1965 eine italienische Übersetzung von Lukács‘ Theorie des historischen Romans
herausgegeben (Il romanzo storico, 1965) und 1985 Su Lukács. Vicende di un’interpretazione publiziert. Vgl. auch
u.a. Elio Matassi, Il giovane Lukács. Saggio e sistema (1979) und Alberto Asor Rosa, „Il giovane Lukács, teorico
dell’arte borghese“, in: Contropiano 1 (1968), 59-104.
2
66
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
einen eigenen Essay mit dem Titel Lukács e il demone della totalità (MAGRIS ²1998). Doch sollen weder
der Begriff der Totalität noch der des großen Stils, die Magris in seinen Essays mit Lukács verbunden
hat (vgl. Grande stile e totalità, MAGRIS 1984), in den folgenden Überlegungen eine Rolle spielen, da
Lukács als intellektuelle Persönlichkeit hinter diesen Begriffen zu verschwinden drohte.
In Danubio geht der Erzähler an mehreren Stellen auf die Person von Lukács ein, zunächst im Teil
Café Central, 13: Lukács a Vienna, dann ausführlich im Teil Pannonia, zunächst in 10: Un gelato a
Budapest, dann ausführlich in 16: La biblioteca sul Danubio (MAGRIS 2012: 1184-1189). An einer der drei
Stellen geht es um den jungen Lukács, an den beiden anderen Stellen ausführlicher um Lukács als
militanten Kommunisten und um den greisen Lukács kurz vor seinem Tod. Wie, so ist zu fragen,
portraitiert Magris Lukács, warum räumt er gerade Lukács eine so prominente Stellung ein, und
welche konzeptionelle und strukturelle Funktion kommt Lukács als Person – als jugendlichem, dann
als reifem Intellektuellen –, seiner Essay-, dann seiner politischen Theorie im Gesamtnarrativ von
Danubio zu?
Um mit jener Passage zu beginnen, die den jungen Lukács betrifft: Hier erscheint er eher marginal
in seinem heimatlichen Milieu, nämlich im Budapest des beginnenden 20. Jahrhunderts, und im
Milieu des sog. Sonntagskreises, der sich 1915 im Hause von Béla Bálasz traf und zu dem neben Lukács
auch Karl Mannheim und Arnold Hauser zählten (vgl. KARÁDI/VEZER 1985). Es ist der Lukács der
Essaysammlung Die Seele und die Formen (LUKÁCS 2011), mithin jenes Werkes, das sich in seinem
spekulativen, Lucien Goldmann zufolge präexistentialistischen Duktus (GOLDMANN 1966) 5 am tiefsten
von Lukács’ späterem politischen, philosophischen, aber auch deutlich von seinem späteren
ästhetischen Werk unterscheidet und das, wohl nicht zuletzt auf Grund seiner Kommentierung durch
Judith Butler, vor einiger Zeit auf die literaturwissenschaftliche Agenda zurückgekehrt ist (vgl. schon
HELLER/FEHÉR/MARKÚS 1977; jetzt LÖRINCZ 2016; GUMBRECHT 2016). In dieser Frühphase, in der Die
Seele und die Formen – Magris zufolge „la sua opera più grande“ (MAGRIS ²1998: 124) – entstanden ist,
steht Lukács noch im Bann der Philosophie Nietzsches, welche er später verwerfen wird.6 Lukács hat
in diesem Jugendwerk zur Einleitung in eine Serie literaturkritischer Essays einen auf 1910 datierten
Essay über die Form des Essays (Über Form und Wesen des Essays) publiziert, der neben Adornos
späteren Reflexionen über den Essay zu den grundlegenden Bestimmungen des Genres zählt.
Danubio, diese essayistische Erzählung par excellence, knüpft an die dergestalt geprägte essayistische
Gattungstradition an. Wenn freilich an der soeben angesprochenen Stelle im Zusammenhang mit
dem jungen Lukács von Essayismus gesprochen wird – „la peripezia, struggente e insieme ironica,
dell’intelligenza che avverte l’inautenticità dell’immediatezza […]“ (MAGRIS 2012: 1172) –, so wird damit
ein Begriff verwendet, der Musil zuzuschreiben ist und im Mann ohne Eigenschaften wohl auch eine
ganz eigene Färbung besitzt. 7
Der junge Georg Lukács habe, so heißt es in Un gelato a Budapest, im Budapest der ersten Jahre
des 20. Jahrhunderts die Künstlichkeit und Instabilität der Epoche erkannt und ihnen einen „saggismo
ironico e tollerante di chi, nonostante tutto, non vuole negarsi tragicamente a questa realtà e cioè
morire“ (MAGRIS 2012: 1173) entgegengesetzt, der Möglichkeiten eines lebbaren Lebens in der
Wirklichkeit sondiert habe. Er habe, so heißt es im dritten und letzten Teil über Lukács, in seinen
Jugendwerken „evocato genialmente il divario tra l’esistenza e il suo significato, fra l’anima e la parola,
fra l’essenza e i fenomeni“ (MAGRIS 2012: 1185). Den greisen Lukács portraitiert der Erzähler anhand
Goldmann vertritt u.a. die These, der junge Lukács sei ein Vorläufer der Existentialisten gewesen. In dieser Linie
kommt Kierkegaard, den der junge Lukács intensiv rezipiert hat, eine wichtige Funktion in der Genese der
existentialistischen Philosophie zu.
6
„Nietzsche’s pervasive influence in fin-de-siècle Budapest is not surprising, for nowhere was the discord
between truth and reality felt to be greater. The presence of Nietzsche in Lukács’s Heidelberg Notebooks is as
overwhelming as it is in his History of the Development of Modern Drama. On every conceivable topic that
arrested Lukács’s attention – literary style, war, happiness, Eros, religion, fate – he consulted Nietzsche, who
became the radius of Lukács’s expanding intellectual life. Nietzsche was the raw material out of which Lukács’s
intellect molded its splendid products.“ (KADARKAY 1991: 57)
7
Zu Konzept und diskursiver Praxis des saggismo bei Magris vgl. DUPRÉ 2009: 87-103.
5
67
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
einer Photographie, nicht jedoch den jungen Lukács – von dem es durchaus auch aussagekräftige
Photographien gibt (FEKETE/KARÁDI 1981). Adorno hat Lukács’ Erscheinungsbild 1925 in einem Brief an
Kracauer höchst anschaulich beschrieben und in seiner Beschreibung ein gewisses Unbehagen
angesichts des Porträtierten anklingen lassen: „Mein erster Eindruck war groß und tief“, schrieb er an
Kracauer,
ein kleiner, zarter, ungeschickt blonder Ostjude mit einer talmudischen Nase und wunderbaren,
unergründlichen Augen; in einem leinenen Sportanzug recht gelehrtenhaft, aber mit einer ganz
konventionslosen, totenhaft klaren und milden Atmosphäre um sich; durch die von der Person nur
Schüchternheit leise durchdringt. Das Ideal der Unscheinbarkeit verwirklicht er und freilich auch die Idee
der Intangibilität. Ich fühlte sofort ihn jenseits auch nur möglicher menschlicher Beziehung und habe
mich auch in dem mehr als dreistündigen Gespräch entsprechend verhalten und zurückgehalten.
(ADORNO über Lukács in einem Brief an Kracauer vom 17.6.1925, zit. nach WIGGERSHAUS ⁵1997: 92)
Es folgen Einzelheiten dieses Gesprächs, das in den Augen Adornos ‚Irrsinn‘, ‚menschliche Größe‘ und
‚Tragik‘ des Kommunisten Lukács verdeutlichte (ADORNO, zit. nach JÄGER 2003: 42-43). 8 Lukács hat sich
Jahrzehnte später revanchiert, indem er die Frankfurter Schule als ‚Grand Hotel Abgrund‘ verächtlich
machte. 9
Das Kapitel Lukács a Vienna betrifft eine Episode, die auch in dem Essay Lukács e il demone della
totalità erzählt worden war (MAGRIS ²1998: 122-123). Es zeigt den ungarischen Philosophen Jahrzehnte
später, um 1952, in einem Setting, das ihm wesensfremd ist, nämlich in Wien, der „città del
postmoderno, nella quale la realtà cede alla propria rappresentazione e all’apparenza“ (MAGRIS 2012:
1089), während das letzte Kapitel ihn nochmals zu Hause in Budapest in Szene setzt, in Budapest, der
dem Erzähler zufolge schönsten Stadt des Donauraums, einer Stadt „con una robusta sostanza e una
vitalità sconosciute alla rivale austriaca“ (MAGRIS 2012: 1171). Dort also Budapest als Ort der Jugend,
des politischen Wirkens und des Alters von Lukács, die kraftvolle ungarische Metropole, deren
Robustheit und Vitalität den Charakter von Lukács zu spiegeln scheint, hier hingegen das dekadente
Wien, wo der stramme Kommunist Lukács 1952 einen Auftritt hatte, der dem effeminierten und
narzisstischen Genius loci diametral entgegengesetzt war:
Lukács è agli antipodi dello spirito viennese, per il quale del resto, da buon ungherese, non aveva simpatia.
Vienna – la Vienna dov’era stato in esilio – è la città del disagio contemporaneo, che egli ha bollato in
blocco in quella Distruzione della ragione che sembra un’autocaricatura del suo pensiero. Vienna è un
luogo di naufragi, sia pur mascherati dall’ironia, di uno scetticismo nei confronti dell’universale e dei
sistemi dei valori. (MAGRIS 2012: 1089)
Der Erzähler berichtet von einem politischen Vortrag von Lukács im Keller des Cafés Landtmann am
Ring, in der Nähe des Burgtheaters, um 1952: „un grigio comizio di propaganda sovietica, seguito da
pochi presenti, circa una trentina, ma contemporaneamente trasmesso per radio in molti paesi
comunisti“ (MAGRIS 2012: 1089). Wohlgemerkt hat der Erzähler die Anekdote von jemandem
übernommen, von jemandem namens Wolfgang Kraus. Dies ist ein durchgängiger Zug von Danubio:
Empirisches Wissen wird, wenn nicht aus persönlicher Anschauung oder als historisches Wissen, aus
sekundären Quellen unterschiedlicher Art geschöpft, und die Quellen und Zeugen werden benannt,
„Über Tolstoi sagte er traurig Böses, vielleicht im Gedanken an sich selbst“ (Fortsetzung des Adorno-Zitats),
ADORNO, zit. nach JÄGER 2003: 42-43.
9
Ein anschauliches und amüsantes Zeugnis einer Begegnung mit dem ideologisch gestählten alten Lukács in
Turin hat Italo Calvino, Verlagslektor bei Einaudi, hinterlassen, der in einem Brief an Elsa de' Giorgio berichtet:
„Unterbrechung eines intensiv ,philosophischen‘ Tages. Diskussionen über Ästhetik mit Lukács am Vormittag,
dann Mittagessen mit ihm auf den Hügeln (im Restaurant, wohin ich vor einem Jahr eine der faszinierendsten
Frauen führte, dieses Jahr bin ich mit dem großartigsten philosophischen Kopf dahin gegangen) und bald werde
ich ihn auf seinen Touren in Turin begleiten. Er ist ein altes Männlein mit großartiger Klarheit, angehaucht von
der Melancholie und der Verschmitztheit der Juden. Mir macht es Spaß zu versuchen, spitze Steinchen in seine
Maschine zu werfen und sie vollkommen glatt und kugelig wieder zurückzubekommen.“ (CALVINO, Lettera di
Calvino a Elsa de’ Giorgi, in: Epoca, 26 settembre 1990, zit. nach EINAUDI 1993: 86)
8
68
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
in erster Linie, um dokumentarische Zuverlässigkeit zu verbürgen, aber wohl auch aus anderen
Gründen und mit ästhetischen Effekten, die ein Wachsen, Wuchern und Mäandern von Überlieferung
suggerieren, aber auch Distanz markieren. Im folgenden Lukács-Kapitel wird der Erzähler bspw. von
einem photographischen Portrait Lukács’ ausgehen. Bereits geformtes Material, sekundäre Quellen
zum Ausgangspunkt der Betrachtung zu machen, entspricht der von Lukács skizzierten Definition der
Gattung des Essays als eines Nachdenkens und Räsonierens über kulturell Geformtes, über Themen
und Gegenstände in ihrer in irgendeiner Form überlieferten, intellektuell, ästhetisch oder medial
überformten bzw. bearbeiteten Gestalt. Danubio beinhaltet ebenso eine Erzählung vom Durchstreifen
des Donauraums im buchstäblichen Sinne – wenngleich häufig in metaphorischer Modellierung –
wie auch das essayistische, gewissermaßen ‚beiläufige‘ Durchstreifen, Revue-passieren-Lassen der
Kulturgeschichte dieses Raumes im Ausgang von Überlieferung, Überformung; 10 in den Worten des
jungen Lukács:
der Essay spricht immer von etwas bereits Geformtem, oder bestenfalls von etwas schon einmal
Dagewesenem [!]; es gehört also zu seinem Wesen, daß er nicht neue Dinge aus einem leeren Nichts
heraushebt, sondern bloß solche, die schon irgendwann lebendig waren, aufs neue ordnet. (LUKÁCS 2011:
34)
Doch zurück zu Lukács’ kolportiertem Auftritt als Parteifunktionär im Wien des Jahres 1952: Eine
farblose Propagandarede für die Sowjetunion in einer spärlich besuchten politischen Versammlung
im Keller eines Wiener Caféhauses, eine Rede, die über den Rundfunk in den kommunistischen
Ostblock übertragen wurde – dieser von persönlicher Eitelkeit und von jeglichem Bedürfnis nach
kommunikativem Feedback freie Auftritt von Lukács gilt dem Erzähler als charakteristisch für dessen
gewissermaßen unpersönliche, einer abstrakten Objektivität verpflichtete Persönlichkeit:
Quella conferenza di risonanza insieme modesta e mondiale pone in risalto, fino al paradosso, il pathos
oggettivo di Lukács, capace di porre la propria persona al servizio di un valore superiore e di scendere
dalle altezze del grande stile sino al modesto e rozzo livello di quei microfoni, con tutta la pericolosa
complicità ma anche col magnanimo autotrascendimento che ogni servizio comporta. (MAGRIS 2012: 1089)
Damit tritt die Persönlichkeit von Lukács aus der bunt bevölkerten Welt von Danubio hervor. Lukács
steht für Unpersönlichkeit, Wertbewusstsein, bedingungsloses Engagement, Risikobereitschaft, Mut,
zudem auch für das, was Magris an vielen Stellen seines Werkes, unter Rekurs auf einen zentralen
Begriff Michelstaedters, als persuasione postuliert hat, mit dem Heidegger von Sein und Zeit könnte
man von Eigentlichkeit sprechen. Im Gegensatz zum Werteverlust des dekadenten Westens, als dessen
Inbegriff Lukács die Philosophie Nietzsches begreift – „Lukács combatte contro il fantasma di
Nietzsche che egli vede rinascere vittorioso” (MAGRIS 2012: 1090) –, im Gegensatz zur so genannten
Postmoderne ist Lukács “il pensatore moderno per eccellenza, che ragiona per categorie forti, inquadra
il mondo in un sistema e instaura, al di sopra dei bisogni, dei fermi valori“ (MAGRIS 2012: 1089).
Es ist also paradoxerweise nicht in erster Linie der feinsinnige junge Lukács, der es dem Essayisten
auf Wanderschaft in einer facettenreichen Danubio-Welt angetan hat, sondern es ist der dogmatische
Theoretiker, Parteifunktionär, Systematiker und Begriffsarbeiter Lukács. In seiner Strenge, seiner
planen Rhetorik, seiner Unpersönlichkeit, in seiner Entschiedenheit und Entschlossenheit ist der reife
Lukács jener Gegenspieler des Essayisten und Erzählers, dem dessen heimliche Sehnsucht gilt, er ist
gewissermaßen sein Naphta: Georg Lukács hat Thomas Mann als Modell für die faszinierende und
Zu dieser Art von kulturgeschichtlicher Vergegenwärtigung im Modus des Essayistischen gehört, dem
Essaytheoretiker Lukács zufolge, die Ironie: „Die Ironie meine ich hier, daß der Kritiker immer von den letzten
Fragen des Lebens spricht, aber doch immer in dem Ton, als ob nur von Bildern und Büchern, nur von den
wesenlosen und hübschen Ornamenten des großen Lebens die Rede wäre; und auch hier nicht vom Innersten
des Innern, sondern bloß von einer schönen und nutzlosen Oberfläche. So scheint es, als ob jeder Essay in der
größtmöglichsten [!] Entfernung von dem Leben wäre, und die Trennung scheint um so größer zu sein, je
brennender und schmerzlicher die tatsächliche Nähe der wirklichen Wesen beider fühlbar ist.“ (LUKÁCS: „Über
Form und Wesen des Essays. Ein Brief an Leo Popper“, in: LUKÁCS 2011: 23-44, hier: 33)
10
69
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
abgründige Figur des Naphta als Gegenspieler Settembrinis im Zauberberg gedient. 11 Dieser Umstand
hatte auch in einem Essay von Magris über den Essayisten Thomas Mann Erwähnung gefunden, 12 und
nebenbei bemerkt führt Magris in dem soeben besprochenen Lukács-Teil von Danubio ein
vielzitiertes, ambivalentes und schillerndes Diktum von Thomas Mann über Lukács an: „Solange er
sprach, hatte er recht“. 13 Mann und Lukács haben einander über gewaltige weltanschauliche
Differenzen hinweg geschätzt und in einzelnen Schriften gewürdigt. Lukács war sich des Umstandes
bewusst, dass Thomas Mann ihm die Figur des Naphta nachgebildet hatte, und er hat sich in einer
Weise dazu geäußert, die einen Eindruck von Lukács’ Kaltblütigkeit vermittelt. 14 Er hat in diesem
Zusammenhang den Verdacht geäußert, Thomas Mann habe sich vor ihm, vor Lukács, gefürchtet. 15
Tatsächlich scheint Lukács etwas Dämonisches, 16 kalt Bedrohliches an sich gehabt zu haben, das selbst
sein Vater, übrigens überraschend neutral, in einem Brief an seinen jungen Sohn an diesem
diagnostiziert hatte. 17 In der Sekundärliteratur zu Lukács ist dementsprechend verschiedentlich von
seiner Grausamkeit und Brutalität die Rede gewesen; Magris hat im zitierten Essay Lukács e il demone
„Im ‚Zauberberg‘ hat ihm Thomas Mann, in der Figur des Leo Naphta, ein literarisches Denkmal gesetzt.
Dieser ist der östliche Gegenspieler des Freimaurers Lodovico Settembrini, der in endlosen Reden die
Segnungen der laizistischen westlichen Zivilisation preist. Auf Lukács spielt Naphtas Adresse an: wohnhaft ist er
in einem Haus, in dem auch der Damenschneider Lukacek sein Domizil hat. ‚Er war ein kleiner, magerer Mann,
rasiert und von so scharfer, man möchte sagen: ätzender Häßlichkeit, daß die Vettern sich geradezu wunderten.
Alles war scharf an ihm: die gebogene Nase, die sein Gesicht beherrschte, der schmal zusammengenommene
Mund, die dickgeschliffenen Gläser der im übrigen leichtgebauten Brille, die er vor seinen hellgrauen Augen
trug, und selbst das Schweigen, das er bewahrte und dem zu entnehmen war, daß seine Rede scharf und
folgerecht sein werde.‘ Naphta tritt auf als geschworener Feind des Individualismus und des ‚Bürgers‘, er hält es
mit der sinnerfüllten Epoche des Mittelalters gegen die ‚kapitalistische Weltrepublik‘. Was er sich erträumt, ist
die Wiederkehr theologisch begründeter Ordnung. In dem Kapitel ‚Vom Gottesstaat und von übler Erlösung‘
läßt ihn Thomas Mann zu Wort kommen. Naphtas Eschatologie entpuppt sich als Feier der Grausamkeit“ (JÄGER
2003: 41f. Zu Mann/Naphta/Lukács vgl. u.a. MARCUS 1989; LÖWY 1989; BOLZ 1989: 13-20). Lukács und Thomas
Mann waren einander erstmals 1922 begegnet. Thomas Mann kannte den Vater von Georg Lukács.
12
Die Beziehung Mann – Naphta – Lukács hat Magris marginal erwähnt. „[…] il significato simbolico che Mann
conferisce a Storm deriva da un capitolo di L’anima e le forme di Lukács, capolavoro della saggistica moderna.
Tuttavia Lukács, a sua volta, aveva derivato, indirettamente, l’immagine di Storm dallo spirito e dall’atmosfera
dei primi romanzi e racconti manniani, iniziando quella complementarietà che porterà il grande narratore e il
grande saggista a illuminarsi e completarsi a vicenda. Thomas Mann – che nella Montagna incantata ritrae
Lukács nella figura di Naphta e che interviene presso il Cancelliere austriaco monsignor Seipel in difesa del
filosofo ungherese esule comunista a Vienna – apprende da Lukács il senso esplicito della propria ‘ricerca del
borghese’ […].“ (MAGRIS 1999: 180f.)
13
„,Finché parlava‘, diceva Thomas Mann di lui, per sottolinearne la forza dialettica, ,aveva ragione‘.” (MAGRIS
2012: 1090)
14
„Ja, ja, das läßt sich überhaupt nicht bestreiten, daß Thomas Mann in Naphta mich porträtieren wollte. […]
Genauso werde ich niemals untersuchen, ob ein Mensch, der von einem x-beliebigen Schriftsteller porträtiert
worden ist, tatsächlich dem betreffenden Menschen ähnelt oder nicht, weil diese Frage nicht interessant ist.
Interessant ist vielmehr, ob es dem Schriftsteller gelungen ist, den Typus darzustellen, den er darstellen wollte.
Genauso werde ich auch nicht untersuchen, inwieweit Naphta mir ähnelt. In Naphtas Fall ist diese Darstellung
gelungen. Folglich ist mit Naphta alles in Ordnung“ (LUKÁCS 2009: 134). Lukács hielt ein Seminar über den
Zauberberg ab, in dem es auch um die Figur Naphtas ging (HELLER 2014: 20).
15
„Schauen Sie, ich glaube, ich muß in Thomas Manns Augen so etwas wie – ich weiß nicht, wie ich mich
ungarisch ausdrücken soll – eine unheimliche Erscheinung gewesen sein.“ (LUKÁCS 2009: 133)
16
Vgl. den Titel von Magris’ Essay über Lukács: Lukács e il demone della totalità; Magris schreibt Lukács eine
„demonicità goethiana nella sua grandeur aristocratica e insieme grande borghese“ zu (MAGRIS ²1998: 124). Eine
gewisse Brutalität als Charakterzug von Lukács wurde mehrfach betont, vgl. z.B. THÉBAUD 2013: 39; vgl. auch das
Adorno-Zitat bei JÄGER 2003: 42.
17
„Was ich Dir und dadurch mir selber wünsche, ist, daß Du Dir auch gegenüber Deinen Freunden die ruhige
und manchmal in ihrer Unbarmherzigkeit beinahe grausame Objektivität bewahrst, die Du Deiner Umgebung
gegenüber in so hohem Maße zu bezeigen imstande bist.“ J. Lukács am 23.8.1909 an seinen Sohn, zit. nach
FEKETE/KARÁDI 1981: 33.
11
70
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
della totalità Lukács als „un beniamino degli dei, brutale come i prediletti della natura“ bezeichnet
(MAGRIS ²1998: 124).
Das letzte und längere Kapitel über Lukács retuschiert dieses ins Dämonische spielende Bild
insofern, als die Hinfälligkeit des greisen Lukács, seine Todesnähe dem Erzähler Anlass geben, hinter
der unpersönlichen, strengen und Furcht einflößenden Erscheinung, hinter dem Dogmatiker und
Stalinisten Georg Lukács ‚den Menschen‘, wie man gerne sagt, zu suchen. Lukács wird in seiner an
der Donau gelegenen Wohnung an der Belgràd Rakpart Str. 2 in Budapest gezeigt, mit deren
Beschreibung übrigens ein Lukács gewidmetes, 2014 erschienenes Themenheft der Zeitschrift für
Ideengeschichte eröffnet wird (vgl. ZEITSCHRIFT FÜR IDEENGESCHICHTE 8.4 (2014) 5-6) und deren Besuch
Hans Ulrich Gumbrecht Anlass zu seiner aktuellen Beschäftigung mit Lukács gegeben hat (vgl.
GUMBRECHT 2016: 41, unbezifferte Fußnote). „Un’identità è fatta anche di luoghi, delle strade nelle
quali abbiamo vissuto e lasciato parte di noi“ (MAGRIS 2012: 1121), so hat der Erzähler an anderer Stelle
postuliert, und in diesem Sinne fasst er auch die Budapester Wohnung von Lukács als Teil von dessen
Persönlichkeit auf, so wie er Freuds Wohnung in der Wiener Berggasse 19 auf charakteristische Spuren
abgesucht hatte. Auch in diesem Kapitel folgt der Erzähler einer Spur, um Lukács zu vergegenwärtigen,
in diesem Falle nicht einer Anekdote über Lukács, sondern einer Photographie, die den greisen Lukács
zeigt. In Danubio spielen in vielen Kontexten Photographien verstorbener Persönlichkeiten eine
wichtige Rolle; verschiedentlich wird auch die Rolle von Photos als Erinnerungsträgern thematisiert.
Lukács selbst hatte in Über Form und Wesen des Essays die Frage aufgeworfen, inwiefern das Portrait
einer Person, ihr Bildnis, das Wesen der Person wiedergeben könne, und er hatte bezweifelt, dass dies
gelingen könnte. 18 Der Erzähler beschreibt nun zunächst das wohl 1971, im Todesjahr, aufgenommene
Portraitphoto des alten Lukács, der als Gelehrter genretypisch in seiner Arbeitsumgebung, vor seiner
Bücherwand und neben seinem mit Papieren überladenen Schreibtisch, 19 posiert. 20
Le spalle sono leggermente curve, la mano destra tiene, seminascosto dietro il fianco, il famoso sigaro,
un sigaro che può accompagnare e confortare una lunga vita, coinvolta da protagonista negli avvenimenti
capitali del nostro secolo, più fedelmente dello Spirito del Mondo e del filo rosso della storia universale.
(MAGRIS 2012: 1184)
Bevor der Erzähler sich in das letzte Portraitphoto vertieft, ruft er sich die ein paar Wochen zuvor
aufgenommenen Photographien in Erinnerung; diese zeigen
un vecchio vitale e battagliero, per il quale le carte che affollano il suo tavolo, la conferenza che sta
preparando o la discussione con i suoi interlocutori appaiono gesti pieni di significato, espressioni
concrete di qualcosa d’essenziale, in cui egli crede. (MAGRIS 2012: 1184)
Bis ins hohe Alter, bis kurz vor seinem Tod hat Lukács existentielle und intellektuelle Entschiedenheit
und Entschlossenheit verkörpert. Dass diese phasenweise stalinistisch gestählt und jedenfalls seit
Lukács bezieht sich freilich auf das gemalte Porträt: „Die wirklich bedeutenden Porträts geben uns also neben
all ihren anderen künstlerischen Sensationen auch dies: das Leben eines Menschen, der einmal wahrhaft gelebt
hat, und sie zwingen uns das Gefühl auf, sein Leben sei so gewesen, wie es uns die Linien und Farben des Bildes
zeigen. Nur weil wir Maler vor Menschen um dieses Ausdrucksideal schwere Kämpfe ausfechten sehen, weil der
Schein und das Schlagwort dieses Kampfes nichts anderes sein kann, als eines Kampfes um die Ähnlichkeit, nur
darum nennen wir diese Suggestion eines Lebens so; obwohl es keinen in der Welt gibt, dem das Bildnis ähnlich
sein könnte. Denn wenn wir auch den dargestellten Menschen kennen, dessen Bild ‚ähnlich‘ oder ‚unähnlich‘
heißen soll, - ist es nicht eine Abstraktion, von irgend welchem willkürlichen Moment oder Ausdruck zu
behaupten: das ist sein Wesen? Und wenn wir deren Tausende kennen, was wissen wir von den unermeßlich
großen Teilen seines Lebens, wo wir ihn nicht sahen, was von den inneren Lichtern der Bekannten, was von den
Reflexen, die sie andern geben?“ (LUKÁCS 2011: 35)
19
Vgl. FEKETE/KARÁDI 1981: 261.
20
Erinnert sei an dieser Stelle an die große Tradition der photographischen Autorenportraits seit den Tagen
Daguerres, Victor Hugos, Balzacs und Baudelaires. Diese Tradition der photographischen Schriftstellerportraits
wird in dem Band Claudio Magris. Argonauta mit einer Photoserie fortgeführt, die den Autor Magris an jenen
Orten zeigt, die seine Identität geprägt haben, vgl. DE MARCO/GONZÁLEZ SAINZ 2009.
18
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Jahrzehnten autoritär-dogmatisch betoniert waren, bleibt hier nebensächlich. Es sind die
Entschiedenheit, die Parteilichkeit als solche, die Lukács für den Erzähler zum Helden werden lassen,
ohne dass die Sache, für die Lukács eingetreten, für die er Partei ergriffen hat, in diesem Kontext von
Belang wäre. Schon der junge Lukács scheint solche Entschiedenheit herbeigesehnt zu haben: In
seinem Essay hatte er notiert, es sei problematisch, dass der Essayist seine Urteilsprinzipien, seine
„richtenden Werte“ selbst festsetze, obwohl doch „nichts vom Richtigen durch tiefere Abgründe
getrennt [ist] als sein Beinahe, diese schielende Kategorie eines genügsamen und selbstgefälligen
Erkennens“ (LUKÁCS 2011: 41). Der junge Essaytheoretiker hatte bereits mit Blick auf Sokrates von
einem ‚tiefsten Lebensgefühl‘ gesprochen, nämlich der „Priorität des Standpunktes, des Begriffes vor
dem Gefühl“ (LUKÁCS 2011: 40) und damit die Position des reifen Lukács vorweggenommen.
Lukács, so fährt der Erzähler fort, sei, als er mit 86 Jahren schwer erkrankt sei, „prendendo atto
serenamente del proprio decadimento fisico […] passava agli atti il proprio declino biologico e si
toglieva dalla scena“ (MAGRIS 2012: 1185). Er habe sich vom ‚Erkenntnisvermögen und der Vitalität‘
verabschiedet und die Arbeit an seiner Ontologie abgebrochen – aber sein Leben scheinbar ungerührt
weitergeführt, „[attività], scevra di ogni pathos sentimentale e da ogni malinconia di chi vede fuggire
la vita“ (MAGRIS 2012: 1185). Das letzte Photo zeige jedoch jenseits solcher Gefasstheit und
Nüchternheit auch etwas Anderes, Müdigkeit, milden Spott, Ironie, Distanziertheit:
benevolo e sorpreso, Lukács guarda a un territorio che non è più il suo e che non riesce più a dominare,
quasi alla scena di una commedia insensata, come sorpreso di questa rivelazione e derisorio verso
l’ingenuità della propria sorpresa. […] In quello sguardo estremo del vecchio Lukács, il filosofo che ha
perseguito l’unità fra la realtà e la ragione, sembra riaffiorare la nostalgia del giovane Lukács, il quale nei
suoi saggi giovanili – da L’anima e le forme alla Teoria del romanzo – aveva evocato genialmente il divario
tra l’esistenza e il suo significato, fra l’anima e la parola, fra l’essenza e i fenomeni. (MAGRIS 2012: 1185f.)
„Wunderbare, unergründliche Augen“ hatte Adorno in seinem Brief an Kracauer dem jungen Lukács
zugeschrieben, „lo sguardo […] stanco e ironico“, „enigmatico e ironico“ (MAGRIS 2012: 1185f.) entdeckt
der Erzähler im Gesichtsausdruck des todkranken sechsundachtzigjährigen Lukács, der den
Photographen und mithin den Betrachter zu fixieren scheint. Der Erzähler verzichtet auf ein peinliches
Sondieren des medial mehrfach gebrochenen Blickkontakts des Photographierten mit dem Betrachter.
Stattdessen leitet er zu einer längeren Betrachtung des Liebes- und Ehelebens von Lukács über, das
bis hin zu Judith Butler und Hans Ulrich Gumbrecht auffällig viel Beachtung gefunden hat. In diesem
Zusammenhang stimmt er erneut das in Danubio mehrfach intonierte Lob der ehelichen
Verbundenheit an und beschwört in einer an Thomas Mann erinnernden Weise die Erbaulichkeit
bürgerlicher und ehelicher Rituale (MAGRIS 2012: 1187f.). An dieser Stelle sei im Zusammenhang
solcher Lebensrituale noch einmal kurz auf die der auf dem Photo sichtbaren Zigarre zugeschriebene
Funktion zurückverwiesen, die, so der Erzähler, den Raucher Lukács lebenslang gegen die tückischen
Launen des Weltgeistes gewappnet habe. Zu den zahlreichen Geschichten und Geschichtchen, die
sich um Lukács ranken und die die Lukács-Kapitel in Danubio um etliche heitere und düstere
Ornamente bereichern könnten, gehört auch die Geschichte der Begegnung zwischen Lukács, Rudi
Dutschke und zwei weiteren deutschen Genossen, darunter einer Genossin, die just in der
beschriebenen Wohnung von Lukács in der Belgràd Rakpart Str. 2 in Budapest im Jahre 1966 stattfand.
Dutschke und seine Genossen hatten der linken Ikone ihre Aufwartung gemacht, und Dutschke hat
die Begegnung später in seinem Tagebuch festgehalten. Erwähnt sei an dieser Stelle nur der
unmittelbare Solidarisierungseffekt, den, nach anfänglicher Schüchternheit der jungen deutschen
Linken, der gemeinsame Griff zur Zigarette auf die versammelten Genossen hatte. 21
„[…] keiner von uns war wirklich entspannt, wir waren irgendwie kindlich aufgeregt. Der Mann, der auf unser
Klingeln öffnete, war klein, hatte ein freundliches Gesicht, eine Zigarette in der Hand, weiße Haare, große Ohren,
ein Hemd mit Schlips, keine Jacke. Zu einem Gespräch kam es nicht gleich, wir waren zurückhaltend und er
wollte erst mal Kaffee trinken. Als Lothar und Inge die Roth-Händle rausholten und ihm gaben, freute er sich,
lachte – und wir konnten uns ein wenig entkrampfen“ (DUTSCHKE 2009: 274)
21
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„In quella stanza Lukács ha vissuto“ (MAGRIS 2012: 1188), so heißt es gegen Ende des Kapitels. Die
Verwendung des Deiktikons und erst sie fügt damit schließlich das Lukács-Portrait in die Erzählung
ein. Denn erst hier wird knapp und unmissverständlich gesagt, dass sich der in die Betrachtung der
Photographie und der Physiognomie von Lukács vertiefte Erzähler selbst in der Wohnung von Lukács
in der Belgràd Rakpart Nr. 2 befindet, welche, nebenbei bemerkt, im erläuterten Sinne artifiziell
ausgestellt, weil als Gedenkstätte eingerichtet ist. Dass dieser Switch vom essayistischen, hier
biographischen und historischen und insofern sekundären Diskurs zum narrativen Diskurs und zur
diskreten Gegenwart des Erzählers hier wie im gesamten Text völlig störungsfrei funktioniert, dies
scheint eines der technischen Produktionsgeheimnisse von Danubio zu sein.
Was der Erzähler schon auf dem Photo betrachtet hatte, schaut er nun auch direkt an, die
„scrivania di legno scuro e pesante“ und zudem eine Büste von „Endre Ady, il poeta maudit ungherese,
gli ricordava il suo giovanile e rinnegato amore per l’avanguardia“ (MAGRIS 2012: 1188). Er schlägt auch
ein Buch aus Lukács’ Bibliothek auf, nämlich Wittgensteins Tractatus, und studiert den
unterstrichenen Paragraphen 4.003 – Unterschiede und latente Affinitäten zwischen Wittgenstein und
Lukács waren schon im vorausgegangenen Lukács-Kapitel insinuiert worden. Der Erzähler von
Danubio schaut sich im museal ausgestellten Arbeitszimmer weiter um und sieht, dass Lukács vom
Fenster seines Arbeitszimmers aus „il grande Danubio“ sehen konnte, „ma probabilmente lo
apprezzava poco, insensibile com’era nei confronti della natura“ (MAGRIS 2012: 1189).
Lukács, das ist der Begleiter des Essayisten, der in Danubio die Feder führt und durch den Kulturund Geschichtsraum der Donau geleitet. Er ist jedoch keineswegs der Begleiter des Erzählers als eines
Phänomenologen und Naturkundlers des Donauraums, geschweige denn des Lyrikers, der am Schluss
die schöne Unbestimmtheit des Mündungsdeltas der Donau evoziert. 22 Als Essayist begleitet der junge
Lukács den Erzähler-Essayisten von Danubio. Doch hatte, wie bereits erwähnt, schon der junge
Essaytheoretiker von einem ‚tiefsten Lebensgefühl‘ gesprochen, nämlich der ‚Priorität des
Standpunktes, des Begriffes vor dem Gefühl‘, und damit die Position des reifen Lukács
vorweggenommen. Als systematischer und militanter Philosoph, als Dogmatiker des Eindeutigen, als
Begriffsarbeiter und linientreuer Funktionär des Weltgeistes bildet der reife Lukács den Antipoden des
Erzähler-Essayisten. Letzterem erscheint alles im Flusse, punktuell phänomenologisch beschreibbar
und in Metaphern fassbar. 23 Der reife Lukács hingegen hat seinen festen Standpunkt bezogen, von
Die Schwermut und Todesnähe des Schlusskapitels von Danubio wird konterkariert durch die Sehnsucht nach
dem Meer, in das die Donau/Danubio in vielen Text-Strömungen – um die entsprechende Metaphorik
fortzuführen - einmündet, das Meer, das als Ort der persuasione verherrlicht wird. Nicht zufällig ist es wohl
auch der alte und todgeweihte Lukács, den der Erzähler-Essayist im dritten Lukács-Kapitel aufsucht, wohl um
den Tod eines von persuasione Durchdrungenen proleptisch-kontrafaktisch darzustellen und zu zeigen, wie ein
solcher Mensch „mit Entschlossenheit die Szene verlässt“ (MAGRIS 2012: 1185).
23
Das Erzählen und Reflektieren des Ich-Erzählers funktioniert in erster Linie als dichtes Metapherngeflecht und
bewegt sich an folgenden Leitmetaphern entlang: das Verfließen der Zeit, das Fließen des Lebens, „l’insondabile
fiume della vita“ (MAGRIS 2012: 1265), der Gedankenfluss, der Bewusstseinsstrom, der Erzählfluss („fluire del
racconto“, MAGRIS 2012: 394 [Il Mito absburgico, Prefazione]), der mäandernde Essay als Digression, der
Essayismus (saggismo) als Lebensform, der Essayist als Flaneur und Grenzgänger. Dies sind konventionalisierte
Metaphern, die in Danubio sehr dicht miteinander verflochten und buchstäblich mit dem Gegenstand des
Erzählens verbunden sind, nämlich dem Fluss Donau, der, um auch diese nahe liegende Metapher anzuführen,
dem Erzähler, der dem Flusslauf folgt, gewissermaßen beiläufig Gelegenheit zu essayistischen Digressionen
bietet. Sowohl auf der Ebene des Erzählens als auch auf der Ebene der Selbstkommentierung des Erzählers und
der internen Spiegelung der Erzählung stiftet dieser dicht gefügte Metaphernkomplex Bedeutung und
Kohärenz; so figuriert die Metapher des Fließens, Strömens, Sich-Ergießens in Danubio auch als ‚Quelle‘ jener
„metafora scrittoria“, die Simone Rebora als „cardin[e] non solo di questo libro, ma dell’intera ricerca letteraria
magrisiana“ bezeichnet hat (REBORA 2015: 80). Weder der an den Finessen der Narratologie geschulte noch der
fiktionstheoretisch beschlagene Hermeneut wird der Besonderheit dieses Buches gerecht werden können, eher
schon der Metaphorologe. Dem „libro fluviale“ (MAGRIS 2012: 1263) liegen starke und begrifflich vielfach präsente
Zeit- und Raumkonzeptionen zu Grunde. Auch diese stiften narrativ und narratologisch Einheit, so dass Begriffe
wie Randständigkeit, Marginalität, Grenze, Gleichzeitigkeit, Ungleichzeitigkeit nicht nur als Ordnungsprinzipien
22
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
dem aus sich der ‚Fluss der Ereignisse‘ beobachten lässt – wie sich die Donau wortwörtlich von seinem
Arbeitszimmer aus beobachten lässt –, von dem aus sich die Ereignisse beurteilen und ‚beeinflussen‘
lassen und von dem aus sich alles begrifflich ordnet und fügt. Gerade als seinen Gegenpart heroisiert
der Erzähler-Essayist den Meisterdenker und Strategen Lukács, über den Ernst Bloch so treffend
bemerkt hatte, man brauche, um aus Lukács’ Werken Trost zu schöpfen, eine gute Gesundheit (vgl.
MAGRIS 2012: 1189).
Verlängern wir die mit dem Namen Lukács verbundene Spur über das besprochene Kapitel hinaus
bis ins letzte Kapitel, bis zur Mündung der Donau ins Meer. Wie bereits angemerkt wurde, hat Lukács,
der als junger Mann Nietzsche glühend verehrt hatte, Nietzsches Philosophie später kategorisch
abgelehnt und u.a. für die nationalsozialistischen Verheerungen des deutschen Geisteslebens
verantwortlich gemacht. Nietzsche ist der Antipode des kommunistischen Philosophen Lukács, nicht
zuletzt jener Nietzsche, für den Begriffe verblasste Metaphern sind und der auch insofern in klarem
Gegensatz zum philosophischen Begriffsarbeiter Lukács steht. Nietzsche, der „die Metaphernquelle
des Fließens bis zum Grund ausschöpft“ (STEGMAIER 2007: 113), Nietzsche als Denker des ‚ewigen
Flusses der Dinge‘ (STEGMAIER 2007: 111f.) begleitet – in unerwarteter Reisegesellschaft mit Quine –
den Erzähler bis in die grenzenlose, diffuse, begrifflich nicht zu fassende und zu beschreibende
Donaumündung, jener Nietzsche, der eine epistemologische Apologie der Unbestimmtheit umrissen
hat: „‚selbst für die größten Liebhaber der Erkenntniss ist es nützlicher, wenn um alles Erforschbare
und der Vernunft Zugängliche ein umnebelter trügerischer Sumpfgürtel sich legt, ein Streifen des
Undurchdringlichen, Ewig-Flüssigen und Unbestimmbaren‘“ (NIETZSCHE, zit. nach STEGMAIER 2007:
112). Diese Epistemologie und Ontologie des Undeutlichen, Unklaren hatte der junge Lukács in die
Worte gefasst: „Alles fließt und fließt ineinander, hemmungslos in unreiner Mischung“ (LUKÁCS, zit.
nach DANNEMANN 1997: 21f.) – und seine Idiosynkrasie gegenüber dem epistemologisch und
ontologisch ‚Unreinen‘ hatte ihn zum Purismus, Fundamentalismus oder, um auf Blochs Diktum
zurückzukommen, zur Robustheit seiner späteren Weltanschauung prädisponiert. Ins gewissermaßen
infektiöse Donaudelta hätte Lukács den Erzähler wohl nicht begleitet.
3.
Stalin, überlebensgroß
Ein weiteres politisches Tableau in Danubio, welches unmittelbar auf das Kapitel über Lukács in
Budapest folgt (MAGRIS 2012: 1189-1191), symbolisiert den Zusammenbruch jenes politischen
Sinnhorizonts, ja jener metaphysischen Transzendenz, die dem Kommunisten Lukács Jahrzehnte lang
Sinn gestiftet oder, an sein wohl bekanntestes Diktum anknüpfend, Obdach geboten hat: Josef Stalin,
dessen große Statue im Herbst 1956 in Budapest zertrümmert wurde. „Il giovane cronista di quei
momenti“ – ihn zitiert der Erzähler hier, es handelt sich um Alberto Cavallari – „è un Tacito dinanzi
alla rovina di un impero“ (MAGRIS 2012: 1190). Und der Erzähler fährt fort, indem er Cavallaris Bericht
wörtlich wiedergibt:
Il monumento a Stalin era già stato schiantato, ma in cima al basamento c’erano ancora i monconi dei
suoi stivali, e la gente saliva una lunga, lunghissima scala, con sassi, martelli, persino seghe di ferro,
frantumando lentamente anche i grossi piedi del dittatore. Ricordo che salimmo anche noi la lunga scala,
per veder meglio, e prendemmo un ‘pezzo di Stalin’, come souvenir; e che poi lo perdemmo subito, nel
fuggire il carosello delle autoblindo, mentre loro, gli ungheresi, tra i proiettili continuavano a salire la
scala, a picchiare, sbriciolare, frantumare. Ricordo che non scesero nemmeno con l’arrivo dei carri armati,
e che due operai segavano pazientemente uno stivale, mentre il frastuono dei cingoli s’avvicinava. (MAGRIS
2012: 1190)
dessen fungieren, von dem konkret erzählt wird, des Donauraums und seiner Geschichte, sondern auch als
narrative Ordnungsfaktoren und narratologische Reflexionsbegriffe eingesetzt werden und daher zwischen
ihrem buchstäblichen, topologisch-chronologischen, ihrem abstrakten Sinn und ihren metaphorischen
Verwendungen changieren.
74
Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin, Band 1
Solche Bilder, solche Zeugnisse von Symbolpolitik sind in unseren Tagen allgegenwärtig. Die
Budapester Stalin-Statue wird in Danubio im Jahr des Ungarn-Aufstandes, so erinnert sich der
Chronist der Ereignisse, Cavallari, und mit ihm der Erzähler, mit der Gründlichkeit der Werktätigen
zerlegt, zerstört. An der Statue – steinernes Abbild des Diktators – wird exemplarisch Rache
genommen, die Zertrümmerung der Statue, die in ihrer Überlebensgröße Symbol für die schier
unermessliche Macht Stalins ist und daher von den vergleichsweise winzigen Plebejern mit der Leiter
erklommen und mit der Wucht proletarischer Meißel zerstört werden muss, repräsentiert
offensichtlich symbolisch Sturz und Hinrichtung des Diktators durch das Volk. Auch hier wieder
erzählt der Donauflaneur aus zweiter Hand, indem er sich auf einen Augenzeugenbericht beruft, den
er, wohl ironisch, als taciteisch nobilitiert. Und die Person, politische Persönlichkeit, von der er erzählt,
Stalin, ist ihrerseits erstens nur innerhalb des vom Erzähler zitierten Augenzeugenberichts und
insofern sekundär präsent, und zweitens insofern ohnehin schon ästhetisch-medial entrückt, als sie
nur in Form einer kolossalen Statue mit tönernen oder zumindest zerbrechlichen Füßen in den Blick
rückt, deren steinerne Fragmente, drittens, als Souvenirs, greifbare Zeugen der Zeitläufte, präsent
bleiben. Die Statue sei, so fährt der Erzähler fort, nie neu erbaut worden, selbst wenn „quella regia
occulta che muove la storia universale“ (MAGRIS 2012: 1191) das kommunistische Regime nach dem
1956er Aufstand habe überleben lassen. In der geschilderten Szene rollen schon unter
ohrenbetäubendem Lärm die Panzer heran, um das autoritäre Regime wiederherzustellen und den
Volksaufstand gegen den Stalinismus in der Erinnerung auszulöschen.
Mit dem Hinweis auf ,quella regia occulta che muove la storia universale‘ nimmt der Erzähler sein
beiläufiges und zwangloses Zwiegespräch mit dem Weltgeist wieder auf. In Danubio setzt Magris mit
Lukács und marginal auch mit Stalin zwei Protagonisten des welthistorisch prägenden Kommunismus
des 20. Jahrhunderts ins Bild, dessen osteuropäische Regimes nur wenige Jahre nach Erscheinen von
Danubio kollabieren sollten. Die Episode von der Zertrümmerung des Stalin-Monuments nimmt sich
in dieser Perspektive geradezu als Vorwegnahme des Zusammenbruchs des Kommunismus aus. So
ist Danubio nicht nur ein Buch der Erinnerung an die Geschichte des Donauraums, sondern es legt
auch Zeugnis ab von der Vitalität, aber auch von der Brüchigkeit des kommunistischen Ostblocks
Mitte des 20. Jahrhunderts. Danubio zählt zu den herausragenden Dokumenten literarisch
ausgetragener Geschichtspolitik, einem Genre, in dem Italien traditionell und Jahrhunderte lang im
europäischen Kontext eine führende Rolle gespielt hat.
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Ludger Scherer (Bonn)
Goethe e oltre – appunti sul teatro di Claudio Magris
Introduzione: Il teatro di Claudio Magris
Nell’œuvre di Claudio Magris spiccano numerose opere narrative e studi critici sulla letteratura tedesca
e la cultura mitteleuropea, esiste però anche un filone teatrale notevole. In questa sede si abbozza
un’interpretazione del suo teatro, concentrandosi su Stadelmann. Prima di entrare in una doppia
lettura di questa pièce, si daranno alcuni cenni sui cinque testi che, fino ad oggi, formano l’opera
teatrale del triestino, edita in volume nel 2010 da Guido Davico BONINO che la definisce una
“drammaturgia del disagio” (MAGRIS 2010: 6).
L’esordio teatrale di Magris, Stadelmann appunto, del 1988, fu diffuso prima in forma di
radiodramma nel 1989 (per la regia di Gianni Casalino), poi portato in scena dallo Stabile di Trieste nel
gennaio 1991 (regia di Egisto Marcucci, interpretato da Tino Schirinzi).
Le voci (1995), monologo di un telefonista impazzito per le voci altrui, fu trasmesso come
radiodramma nel 1995, poi anche in tedesco per la Westdeutscher Rundfunk.
La mostra (2001), andata in scena a Trieste nell’aprile 2003 (regia di Antonio Calenda), rappresenta
un cupo racconto polifonico della vita tribolata e della morte del pittore Vito Rimmel.
Essere già stati, pubblicato nel 2002 e recitato prima al Mittelfest nell’estate 2001, è un monologo
drammatico sul disagio umano tra essere e essere stato.
Lei dunque capirà del 2006, monologo di una voce femminile, è andato in scena presso lo Stabile
di Trieste nel gennaio 2007. In questa sua ultima pièce Magris capovolge il mito di Orfeo ed Euridice,
dando al personaggio femminile la parola insieme all’iniziativa per una interpretazione à rebours del
mito fondatore dell’arte.
Johann Carl Wilhelm Stadelmann – documenti biografici
Il punto di partenza della pièce intitolata Stadelmann di Claudio Magris è la biografia del personaggio
storico Johann Carl Wilhelm Stadelmann (1782-1844), noto come uno dei servitori di Goethe. Lo spunto
viene dunque da documenti dell’epoca, fonti reperite dalla filologia tedesca e usate come materia
prima dallo studioso triestino.
Stadelmann, nato il 21 gennaio 1782 a Jena, tipografo di mestiere, ha lavorato come servitore in
casa Goethe dal primo luglio 1814 fino alla fine dell’anno 1815 e di nuovo dal primo febbraio 1817 fino
al primo luglio 1824, quando fu licenziato per eccessi di alcolismo. Fungeva anche da compagno di
viaggio del suo maestro durante i viaggi al Rhein e al Neckar, nonché infermiere fedele durante la
lunga malattia di Goethe nel 1823. Stadelmann assisteva al Goethe scienziato nei suoi esperimenti
mineralogici, botanici e ottici, acquistando lui stesso con l’occasione conoscenze profonde sui
minerali. Viene descritto come intelligente, sicuro di sé e loquace. Dal 1811 fu sposato con Rosine
Marie Schulze e dopo la morte della moglie, avvenuta nel 1834, finisce nell’ospizio della sua città natale
Jena, dove era tornato dopo la dimissione. Lì morì suicida il 27 dicembre 1844. 1
Torniamo però alla documentazione storica sul personaggio che l’autore poteva usare per la
stesura della pièce.
Una prima testimonianza ci procura Anton Kippenberg (1874-1950), esperto di Goethe e al suo tempo
direttore della casa editrice Insel. Nel suo articolo “Stadelmann” nella collana Schriften der
Stadelmann-Gesellschaft del 1912 nota:
Das Buch ,Goethe und seine Dienstboten‘ ist noch nicht geschrieben worden. Hier klafft eine
empfindliche Lücke, die ein ,Philologe des zwanzigsten Jahrhunderts‘ auszufüllen haben wird. Seine
Aufgabe wird es sein, die Wirkung häuslichen Behagens oder Unbehagens auf Goethes dichterisches
Schaffen zu zeigen (KIPPENBERG 1952: 201).
1
Sulla biografia di Stadelmann cf. SCHLEIF 1965, RUDNIK 1998 e von WILPERT 1998: 1009.
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Alla filologia germanica sarà sfuggito l’evidente ironia del passaggio, visto che Walter Schleif pubblicò
davvero un voluminoso studio su Goethes Diener (1965). Il breve contributo di Kippenberg si concentra
sull’edizione delle otto lettere di Stadelmann a Kräuter del 1817, concedendo che
Über Johann Carl Wilhelm Stadelmann, den Schreiber dieser Briefe, wissen wir nur wenig; nicht, wann
und wo er geboren und gestorben ist. (KIPPENBERG 1952: 201)
Queste informazioni lacunose l’autore le completerà dieci anni dopo nell’articolo “Stadelmanns Glück
und Ende” (1922) citando la testimonianza di Riemer del 27 dicembre 1844 sulla morte del servitore:
“Hatte Stadelmann sich erhängt.” (KIPPENBERG 1952: 205) Nella stessa sede Kippenberg menziona un
diario di Stadelmann dell’anno 1815, pubblicato nel 1846 nella rivista Das Neue Europa, nonché un
resoconto della scrittrice Amalie Schoppe sugli ultimi giorni di Stadelmann, stampato nella sua rivista
Neue Pariser Modeblätter nel 1845. Ricordando il suo primo articolo aggiunge:
Diese Publikation [delle lettere di Stadelmann a Kräuter nel 1912] ist das Samenkorn der StadelmannGesellschaft gewesen, das nun zu einem so lieblichen, Frucht und Freude spendenden Baum sich
entwickelt hat. Es lag nahe, daß wir in erster Linie die Lebensschicksale dessen, der uns zusammengeführt
hat, zu erforschen und insbesondere festzustellen versuchten, was aus dem Manne, der für uns, die
Apologeten der Goethischen Hausangestelltenschaft, immer der Diener des Meisters bleiben wird, nach
seinem Ausscheiden aus Goethes Diensten im Jahre 1824 geworden war. (KIPPENBERG 1952: 205)
Nel 1931 Kippenberg pubblicò altre cinque lettere di Stadelmann a Goethe del 1819, sempre nelle
Schriften der Stadelmann-Gesellschaft – un’associazione assai misteriosa sulla quale bisogna
trattenersi un attimo.
La cosiddetta Stadelmann-Gesellschaft era un circolo privato di amici intorno a Anton Kippenberg, il
già nominato intenditore del venerato poeta classico e collezionista di documenti goetheani. Questo
“Freundeskreis” (KIPPENBERG 1952: 313) era perciò concentrato sulla personalità del suo fondatore e
animatore che fungeva al contempo da direttore della prestigiosa Goethe-Gesellschaft. In contrasto
agli studi seri sul poeta nazionale le attività della Stadelmann-Gesellschaft, che fa stampare 21
pubblicazioni a tiratura bassissima dal 1912 al 1941, avevano evidentemente la funzione di un antidoto
scherzoso (cf. KIPPENBERG 1952: 314). La parodia produttiva dell’associazione scientifica seria mira alla
sobrietà pedante della germanistica universitaria, proponendo un approccio inconsueto a Goethe dal
punto di vista del servitore. Con questo sguardo dal basso gli scritti di Kippenberg, anche se la loro
prospettiva rimane su Goethe e la sua influenza edificante persino sulla servitù, superano la mera
parodia e aprono una valvola di sicurezza carnevalesca contro la venerazione pietrificata del massimo
poeta tedesco (cf. BEUTLER 1995). 2
In questo contesto si trova una testimonianza di Goethe stesso sul suo servitore, trasmessaci da
Frédéric Jacob Soret (1795-1865) all’occasione di un incontro avvenuto il 16 maggio 1824:
Da unterbricht (le valet de chambre) Stadelmann mit einer Art Triumphgebärde unsere Unterhaltung; er
wendet sich an Goethe: „Gestatten Exzellenz, ich muß Ihnen eine Entdeckung mitteilen.“
Goethe: „Nun Stadelmann, laß sehen!“
Stadelmann: „Also ich nehme dies Glas Wein und stelle es auf ein Blatt weißes Papier, so, und hierhin ein
Licht; das Licht scheint durch den Wein und bildet auf dem Papier drei Sonnen und einen Regenbogen,
ganz wie wir das neulich am Himmel beobachtet haben. Dreht man das Glas so, dann ist hier die Sonne;
so, dann werden es zwei, und so drei, und hier ist der Regenbogen und hier der helle und der dunkle
Kreis.“
Goethe: „Stadelmann ist ein Genie, er wetteifert mit der lieben Natur; er ist sogar sparsamer als sie, er
braucht nur ein Glas Weißwein, um ihren ganzen Himmelsraum zu schaffen. […]“
Stadelmann: „[…] und ich habe für das Experiment nur eine halbe Stunde gebraucht; wenn ich nur Zeit
dazu hätte, ich würde noch viel anderes entdecken.“
2
Cf. BEUTLER 1995: 615-626.
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Goethe: „Davon bin ich überzeugt, et (poursuit-il en français) surtout s’il avait l’instruction, car cet homme
est observateur, mais il fait comme tant d’autres, il se méprend sur la valeur des faits qui se présentent à
lui, et il suffit qu’ils lui appartiennent pour leur attribuer de l’importance.“ (KIPPENBERG 1952: 202-203;
SCHLEIF 1965: 183-184)
La citazione mette in rilievo da una parte la distanza ironica di Goethe nei confronti del suo servitore
che si crede uno scienziato. Dall’altra parte però la dimostrazione di Stadelmann risulta corretta e fa
vedere l’intelligenza del servitore e l’alto grado del suo coinvolgimento negli esperimenti scientifici di
Goethe.
Infine Goethe fa allusione a Stadelmann e al segretario John nella sua famosa Marienbader Elegie
(1823), testimoniando all’occasione della sua amara delusione amorosa un certo legame affettivo con i
suoi servitori:
Verlaßt mich hier, getreue Weggenossen!
Lasst mich allein am Fels, in Moor und Moos;
Nur immer zu! euch ist die Welt erschlossen,
Die Erde weit, der Himmel hehr und groß;
Betrachtet, forscht, die Einzelheiten sammelt,
Naturgeheimnis werde nachgestammelt.
(vgl. KIPPENBERG 1952: 204; SCHLEIF 1965: 186)
Stadelmann – il dramma di un personaggio imperfetto
L’esordio teatrale di Claudio Magris su Stadelmann segue la biografia del personaggio storico,
concentrandosi però su un evento chiave nella vita del servitore: la sua accertata partecipazione
all’inaugurazione del monumento di Goethe, opera di Ludwig Michael von Schwanthaler, a
Francoforte nel 1844 (SCHLEIF 1965: 191). Intorno a questa ultima esperienza mondana del servitore
fuori servizio, Magris costruisce una pièce a struttura ciclica, partendo dall’ospizio di Jena dove
Stadelmann passa la sua triste vita da vecchio impoverito e alcoolizzato. Il primo tempo della pièce è
ambientato lì tra scene di ricordo al passato in casa Goethe e preparativi di viaggio a Francoforte. La
notizia dell’invito all’inaugurazione solenne del monumento provoca varie reazioni di invidia all’ospizio
nonché numerosi flashback del protagonista. Il secondo tempo è dedicato al viaggio in carrozza e
all’incontro con i patrizi di Francoforte in occasione della festa dedicata alla memoria di Goethe.
Malgrado il suo disagio crescente e la tentazione dell’alcool, Stadelmann riesce a compiere abbastanza
bene il suo ruolo da servitore umile e fedele del sommo poeta nazionale. Nel terzo tempo il
protagonista è tornato nello squallore dell’ospizio di Jena che, dopo le esperienze del viaggio, l’opprime
più che mai. Immediatamente prima dell’arrivo di un messo della città di Francoforte che concede
all’ex-servitore di Goethe una pensione annuale e un alloggio gratuito Stadelmann, in modo del tutto
inaspettato, s’impicca nella soffitta dell’ospizio.
Lo Stadelmann della pièce di Magris fa evidentemente parte di tutta una serie di “biografie imperfette”
(PELLEGRINI 1997: 109), di personaggi letterari alla ricerca disperata del proprio posto nella vita. La vita
autentica però alla quale aspirano rimane irraggiungibile e la ricerca dell’io non porta ad una
personalità stabile. In questo rispecchiano l’esperienza umana nell’età (post)moderna: “The self does
not exist as a self-contained and complete entity in time and space.” (PIREDDU 2015: 17)
Stadelmann, cosciente d’aver ricevuto l’invito onorevole a Francoforte solo grazie al suo ruolo di
servitore in casa Goethe e inoltre dovuto all’assenza per motivi di salute del professor Riemer, allarga
questa situazione personale ad una esperienza universale: “tutti sono sempre solo al posto di qualche
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altro” (17). 3 Anche la sua posizione da ex-servitore di Goethe desidera elevare a livello filosofico,
affermando: “Ognuno è un ex, ex non so cosa, solo che molti non se ne accorgono” (18). Nello stesso
colloquio del protagonista con l’ispettore dell’ospizio e con Menz, l’inviato del borgomastro di
Francoforte, Stadelmann dimostra la sua insicurezza esistenziale rispondendo all’ordine “State al
vostro posto, Stadelmann!” con la frase “Volentieri, se sapessi qual è…” (18). Queste riflessioni sulla
conditio humana vengono ridimensionate immediatamente quando parla degli effetti dell’alcool: “e
quando mi veniva un rutto mi sentivo qualcuno, mi sentivo Stadelmann” (20). Solo nello stato di
ebbrezza alcolica il personaggio acquisisce un’identità passeggera, mentre normalmente, in modo
notevolmente riflettuto però, si dimostra incerto sulla sua posizione nella vita. In più l’attività stessa di
vivere sembra sospesa per il protagonista: “Lo so, c’è sempre qualche accidente, si può far di tutto,
tranne vivere…” (50). Fin dall’infanzia Stadelmann si sente impedito da tutti gli altri di condurre una
vita auto-determinata. In che modo però sarebbe possibile questa vita autentica alla quale Stadelmann
aspira senza successo? Durante la conversazione col barbiere che l’abbellisce per il viaggio a
Francoforte viene fuori una teoria particolare della classicità che rispecchia le riflessioni del
protagonista. Parlando delle varie facce che le persone fanno durante la giornata, il barbiere, al modo
di “uno scultore”, pretende di tirarne “fuori una faccia ideale, valida per tutte le situazioni e gli usi”.
Questa “faccia classica”, oppure la “vera faccia” della persona, sarebbe però al contempo la “maschera
mortuaria” alla quale s’immagina di lavorare quando fa il suo mestiere. Un tale idealismo classico
implicherebbe di conseguenza una pietrificazione dei movimenti umani, un’assenza di vita. La “faccia
valida per l’eternità” (39) della quale sogna l’artista mancato e che fa ribrezzo a Stadelmann accenna al
tema della morte, anticipando in questo modo la fine del protagonista. Inoltre il discorso del barbiere
stabilisce una relazione intertestuale con il protagonista della pièce Le voci (1995) che, anche lui,
preferisce la riproduzione tecnica, surrogato della vita umana, all’espressione immediata, affermando:
“Una voce vera, consapevole, necessaria, è solo quella registrata, così come una vera parola è solo
quella che si scrive sulla carta” (MAGRIS 2010: 119).
In genere, l’intertestualità gioca un ruolo importante nei testi di Claudio Magris, anche nella sua prima
pièce che fra l’altro non rappresenta il primo contatto dell’autore con il teatro, visto che Magris aveva
elaborato numerose traduzioni e allestimenti teatrali, particolarmente del Woyzeck di Georg Büchner. 4
Trattando l’ex-servitore di Goethe, nella pièce Stadelmann non mancano i riferimenti all’opera del
poeta nazionale dell’Ottocento tedesco, anche se la critica non sembra d’accordo in questo punto. Da
un lato esagera i paralleli parlando di “quel Faust modernamente nichilista che è Stadelmann”
(PULVIRENTI 1999: 154), dall’altro lato nega la pertinenza del poeta: “La presencia de Goethe no es
fundamental, es casual, ya que Stadelmann vivió largo tiempo en su casa” (AVERSA 2004: 120). La
presenza di Goethe è essenziale invece, il protagonista della pièce si riferisce in continuazione al suo
maestro, rielaborando la loro relazione e riflettendo sulla propria dipendenza-indipendenza.
Già nel primo colloquio con (l’ombra di) Goethe, Stadelmann allude al Faust, affermando “Io sì che gli
avrei detto subito, a quell’attimo là sul muro, di fermarsi”. Goethe però l’interrompe subito,
indicandogli la sua posizione da servitore: “Lasciate stare adesso quel Faust, Stadelmann, è già molto
se ci capisco qualcosa io” (13). Durante il ricevimento a Francoforte questo ritegno si rivelerà
profeticamente adeguato, visto che il borgomastro non manca di distorcere la famosa citazione nel
suo discorso banale, pretendendo che “anche Faust avrebbe certamente detto, come ognuno di noi:
attimo, fermati, sei bello!” (70). Mentre le altre allusioni faustiane nella pièce si riferiscono al noto
Le citazioni da Stadelmann si fanno dalla prima edizione Garzanti MAGRIS 1988, indicando solo la pagina.
Cf. “Stadelmann si rivela un po’ büchneriano in quel nesso di precisa storicità e universalità esistenziale che è
alla base di Woyzeck” (GOVERNATORI 1999: 66).
3
4
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“patto col diavolo” (30) 5 oppure al personaggio di Helena, 6 il riferimento citato allo Streben di Faust è
collegato immediatamente con la problematica di Stadelmann di afferrare la vita che gli sfugge dalle
mani. La citazione dal Faust che la “silhouette e voce di Goethe” pronuncia nella scena onirica del
lupanare suona come un’ammonizione classica all’indirizzo del servitore errante: “Finché s’affanna
l’uomo è soggetto all’errore, ma nel suo oscuro istinto un uomo buono sa sempre trovare la diritta
via” (36).
Fin dall’inizio il “povero diavolo” (36) Stadelmann, tentato dall’alcool, dimostra nondimeno una
notevole sicurezza di sé nei confronti del poeta classico quando ribadisce il proprio contributo agli
studi scientifici di Goethe: “Eppure proprio io, a suo tempo, gli ho fatto scoprire un paio di cosette che
neanche lui, senza di me, avrebbe mai…” (15). Il servitore irriverente include persino il suo padrone in
quanto poeta di corte nella sua visione di servitù universale, affermando che “lui, anche lui sapeva di
essere solo al servizio di qualcuno” (19).
Nel confronto delle autorità universitarie e comunali che provano a monopolizzare l’interpretazione
dell’opera di Goethe, l’ex-servitore fa vedere le sue conoscenze intime. Rispetto alla
‘monumentalizzazione’ ottocentesca del poeta, per esempio, emette le sue riserve: “un monumento
va bene, si capisce, anzi ci vuole, ma lui, altro che monumento, era!” (16). Anche agli studenti
nazionalistici che incontra per strada oppone l’europeismo del suo padrone: “Un vero tedesco pensa
all’Europa e al mondo, ricordatevi di quello che diceva Goethe!” (53), buttandosi persino in una rissa
con i giovani rivoluzionari. All’occasione del banchetto a Francoforte Stadelmann racconta sì anche le
storie divertenti sul Goethe ‘umanamente umano’, come quella della data di compleanno sbagliata, 7
fa vedere però un livello alto di comprensione per le poesie del Goethe “grande”:
quando metteva sul suo tavolo la Trilogia della passione, rilegata in cartone blu, e mi diceva di accendere
due candele, e si metteva a leggere ad alta voce quei versi in cui ci sono anch’io, eh già, mi ha messo
dentro anche a me, uno di quei ‘fedeli compagni’ sono io, proprio io… quando ascoltavo quei versi sentivo
che là c’era tutto, la felicità, il dolore, l’addio, tutto quello che non abbiamo mai avuto, e forse neanche
lui… (61).
Oltre a dimostrare un orgoglio ingenuo da servitore per il fatto di figurare in una poesia del famoso
maestro, Stadelmann sente la profondità umana dei versi della Marienbader Elegie, senza poter
spiegarsela razionalmente, come neanche il professore presente che deve ammettere: “Non capisco…”
(61). Più tardi Stadelmann racconterà questo episodio in casa Schlosser con parole decise che
dimostrano la sua sicurezza: “Ah sì, e quando quel professorino voleva spiegarmi, a me, la poesia di
Goethe, gli ho fatto vedere io, gli ho detto sul muso chiaro e tondo come e qualmente…” (69).
La “maschera mortuaria di Goethe” (61) che gli viene presentata da un funzionario della città di
Francoforte irrita l’ex-servitore fino a ribadire l’inadeguatezza dell’artefatto per la commemorazione
del poeta: “Ma credete sul serio che una faccia così potesse scrivere il Werther o il Faust?” (62). La
grandezza di Goethe si basa, secondo Stadelmann, sulla sua conoscenza della caducità della vita
Stadelmann attribuisce in modo scherzoso al personaggio di Steffi, la lavandaia dell’ospizio, il ruolo di “un Faust
in gonnella” (30) per il quale il tempo non passa.
6
In questo caso il personaggio di Madame Schnips, la tenutaria di un bordello, si presenta con le parole famose
della Helena di Goethe: “Molto ammirata ed infamata, io, Elena” (33).
7
Cf. “come quella volta che mi ordina di mettere una bottiglia di vino, di vino rosso, su una finestra, con un
bicchiere, e un’altra, con un altro bicchiere, sull’altra finestra. E lui comincia ad andare su e giù per la stanza,
prima a una finestra, e giù un bicchiere, poi a quell’altra, e giù un altro bicchiere, e così avanti, su e giù, finché
mi domanda: è il ventotto, no? E io, no Eccellenza, è il ventisette. Imbecille, fa lui, vuoi saperne più di me? È il
ventotto, il mio compleanno. Domando scusa, Eccellenza, dico io, ma oggi è il ventisette. Dammi il calendario,
animale, e io glielo porto, lui guarda ed esclama, hai ragione, sacramento, è il ventisette, e io che mi son
sbronzato per niente!” (60); l’aneddoto si trova in forma leggermente diversa da SCHLEIF 1965: 176-177.
5
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umana, “la fragilità della carne” (62) come la nomina un “consigliere ecclesiastico” presente. In
conseguenza, “questa maschera distinta e melensa, che va bene per qualsiasi mezza tacca” (62) non gli
sembra appropriata.
In contrasto a Stadelmann che vive delle sue memorie e non dimentica niente, Goethe viene dipinto
da Magris nel suo vitalismo: “Io non ammetto memoria, non c’è passato di cui dobbiamo avere
nostalgia, tutto è sempre eternamente nuovo” (25), “il passato non esiste, Stadelmann” (57). Il famoso
,Weltkind‘ Goethe prova ad esortare anche il suo servitore insicuro di sé alla vita: “Stadelmann, cercate
sempre di guardare il mondo…” (42). La festa della vita sarebbe stato il cardine della filosofia di Goethe,
secondo Stadelmann, che contrasta la presunta “sensibilità” del suo padrone con la sua esperienza che
“a lui importava soprattutto che niente, e neanche la poesia, guastasse la festa…” (65).
Quanto Stadelmann s’orientasse alla vita del suo padrone, viene anche fuori nel suo colloquio con
Amalia Schoppe dopo il ritorno a Jena. Parlando dell’utilità dei diari, “le cose diventano vere quando
sono messe sulla carta” (79) afferma l’attrice, e del diario che il servitore teneva nel 1815, Stadelmann
ammette d’averlo scritto unicamente in funzione di Goethe: “un diario, l’ho scritto solo quando era in
ballo lui, le cose che succedevano a lui” (79-80). Gli anni passati in casa Goethe sembrano esser stati
quelli decisivi per il servitore fedele ma testardo che fino alla fine della sua vita difenderà il suo maestro,
soprattutto nel campo della scienza.
Stadelmann – il complice di una scienza idealistica
In questa seconda lettura della pièce ci concentreremo sulla teoria dei colori di Goethe, alla quale
Stadelmann pretendeva, come abbiamo visto, aver contribuito di persona.
Goethe ha sviluppato la sua Farbenlehre (1810) dal 1790 e ha continuato quasi fino alla sua morte ad
occuparsi del tema che da lui si muove fra fisica, chimica, fisiologia, psicologia, estetica e arte. La sua
teoria, alimentata da un malinteso, da un esperimento in condizioni sbagliate, è il frutto
dell’atteggiamento ostinatamente classico e olistico di Goethe. Contro il modello ormai canonico di
Newton, il Weimariano si rifiutava assolutamente di ammettere che la luce bianca, la più pura, fosse il
risultato dell’addizione dei colori spettrali. Per il poeta idealista importava l’omogeneità della luce,
mentre la sua effettiva eterogeneità e pluralità si conciliava male con la sua visione armoniosa e
idealizzante della natura. 8
In quanto servitore del padrone scienziato, Stadelmann partecipava agli esperimenti ottici di Goethe
che aprono anche la pièce di Claudio Magris. Ricordando un fenomeno di ombre colorate durante il
colloquio con l’ombra di Goethe nella prima scena del primo tempo, a Stadelmann sembra interessare
soprattutto il corpo della bella ragazza mentre Goethe insiste sui colori complementari che si vedevano
sulla parete – “però avete una buona memoria per i colori, devo ammetterlo, un occhio ben esercitato”
(12). Fin dall’inizio i dialoghi della coppia padrone-servitore sui colori mettono in rilievo la stima di
Goethe per il suo assistente diligente e intelligente, anche se Stadelmann si diverte a contrastare la
serietà scientifica del vecchio maestro con aspetti sensuali dell’osservazione della natura (umana). È
anche evidente che Stadelmann non dubitava mai del ruolo decisivo di Goethe: “E bisogna averli visti
quei colori, come li ho visti io – ma chi li vede più adesso, senza lui che me li mostra e me li spiega…”
(14). Oltre alla bravura di Goethe nelle spiegazioni dei fenomeni ottici, la citazione allude alla fortuna
della sua teoria dei colori dopo la morte del poeta. Falsificata da tempo dalle scienze moderne, la
Farbenlehre rimane rilevante nella discussione umanistica soprattutto grazie al nome famoso
dell’autore e serve da controargomento olistico per attaccare la visione unilaterale delle scienze.
Sulla teoria dei colori di Goethe cf. WITTE / SCHMIDT / BÖHME 1997, KÖTTER 1998 e WENZEL 2012 (con bibliografia
esaustiva).
8
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Per Goethe la sua teoria dei colori significava la sua opera più importante, addirittura il suo testamento,
e Stadelmann si impegna a difendere questa sua posizione centrale nell’œuvre di Goethe contro le
chiacchiere della borghesia di Francoforte: “Il suo capolavoro, diceva lui, era la Teoria dei colori, e avrà
ben saputo perché lo diceva, no? E anch’io, modestamente, ho dato il mio piccolo contributo a
quell’opera immortale” (60). Mentre alla società ottocentesca importava il poeta nazionale, Stadelmann
insiste sull’uomo universale che era Goethe, sulle aspirazioni scientifiche che facevano parte integrante
dell’impegno creativo dell’artista. I tentativi quasi disperati del servitore di ricordare il suo
coinvolgimento nelle scoperte ottiche di Goethe acquistano una nota tragica alla fine del banchetto,
quando la quantità consumata di alcool impedisce a Stadelmann di tenere il suo discorso. Il tentativo
di raccontare e al contempo dimostrare il suo già citato esperimento col bicchiere di vino, che col
passaggio della luce produce tre soli e un arcobaleno, finisce nell’imbarazzo comune sul servitore
ubriaco. Invece di riprodurre l’effetto ottico, Stadelmann è solo in grado di ripetere le parole
lusinghevoli di Goethe “Siete un genio, Stadelmann!” (74), contaminando con il fallimento
dell’esperimento alcolico, suo malgrado, anche la reputazione dello scienziato Goethe. La sua
dimissione per alcoolismo nel 1824 si trova, in questa luce, giustificata vent’anni dopo.
Le qualità dei colori nella teoria goethiana risultano dalla combinazione di osservazioni fisiche e
tradizioni culturali. Il blu, insieme al giallo uno dei due colori fondamentali per Goethe, gioca un ruolo
importante nella pièce e viene nominato in momenti decisivi per il protagonista. La prima citazione
rilevante si trova durante il viaggio da Jena a Francoforte, che per Stadelmann rappresenta un viaggio
nel proprio passato. “Come tutto sembra azzurro, da lontano! E quando poi saremo anche noi laggiù,
mica saremo dentro l’azzurro… il colore dell’assenza, diceva lui, della privazione, di quello che ci
manca” (48). Anche nel soliloquio del protagonista nella sua camera d’albergo a Francoforte questo
colore fondamentale tornerà fuori. Prima Stadelmann osserva i “colori fluttuanti” nel vetro ghiacciato
della finestra che si mischiano con i riflessi della sua faccia, “quel brutto ceffo” (66). Alla fine si interessa
agli effetti dei colori sul vetro appannato dal soffio: “Ecco di nuovo i colori, e adesso spariscono,
l’ultimo a sparire, come diceva lui, è l’azzurro…” (67). Dopo le avventure del viaggio, Stadelmann, di
ritorno nell’ospizio di Jena fantasticando nel dormiveglia, osserva i colori del mattino: “Giusto, là in
fondo c’è già una sottile striscia azzurra, una striscia di luce azzurra … separarsi è la morte … lui è
morto, lei chissà dove sarà e io sono qua, già, qua” (78). Il legame fra il colore azzurro e la separazione,
la morte si fa sempre più stretto, culminando nel suicidio di Stadelmann. Nella soffitta dell’ospizio
riproduce in modo esatto, questa ultima volta, l’esperimento col bicchiere di vino che girando proietta
i soli e l’arcobaleno sulle lenzuola bianche. Il suo discorso si dissolve però in parole sconnesse mentre
gesticola con la sciarpa che gli servirà per impiccarsi. Come ultimo colore nella luce affievolita del
tramonto Stadelmann nomina finalmente l’azzurro: “E adesso il bianco sembra grigio, no, azzurrino,
azzurro…” (89).
Fino alla sua morte Stadelmann rimane fedele alle teorie del suo maestro, teorie idealistiche che
guardano alla natura da un punto di vista olistico, inglobando osservazioni fisiche e riflessioni
umanistiche. Il suo coinvolgimento nel lavoro di Goethe produce l’effetto di legarlo ancora di più alla
sua opera, in particolare alla teoria dei colori che acquista un valore esistenziale anche per l’ex-servitore.
Conclusione: Stadelmann – un altro personaggio suicida
La morte del protagonista marca la fine della pièce che porta il suo nome, il suicidio di Stadelmann
viene rappresentato però solo in modo indiretto sul palcoscenico, quasi seguendo la dottrina classicista
della bienséance. La penultima scena fa vedere i preparativi confusi del vecchio servitore e l’ultima
riporta le discussioni degli altri personaggi a fatto avvenuto. Rimane da interpretare questo suicidio di
Stadelmann, poco prima dell’arrivo del messo con la notizia positiva che avrebbe migliorato il resto
della sua vita, nel momento più sbagliato, per così dire. Il personaggio di Stadelmann delineato da
Magris per tutta la pièce dimostra una gran vitalità, si presenta forte anche nella decadenza degli ultimi
anni, intelligente, curioso e sicuro di sé. La sua storia non si legge come “caso peculiare del fallimento,
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della sconfitta dell’uomo di fronte alla vita”, anzi Stadelmann sembra “un campione della lotta contro
il nulla dell’esistenza” (REBORA 2015: 93). Anche se la morte e il suo colore, l’azzurro, è presente fin
dall’inizio della pièce, il suicidio del protagonista rimane imprevedibile e quasi casuale. I veri e ultimi
motivi di una tale azione sembrano rimanere personali e inspiegabili in fondo, cosa che vale anche per
quell’altro suicida famoso nell’opera di Magris, Carlo Michelstaedter (1887-1910), 9 personaggio storico
anche lui e trasportato in quanto personaggio letterario nel romanzo Un altro mare (1991). Con questo
parallelo in mente si può tentare una ipotesi sui motivi possibili dell’ultimo passo: Forse questi suicidi
sono l’ultima conseguenza della cognizione che la pluralità complessa della vita non coincide con un
concetto omogeneo di essa, con l’autenticità classica, con l’esistenza da “persuaso” nelle parole di
Michelstaedter. 10
Cf. anche PELLEGRINI 1997: 108.
Su questa nozione chiave di Carlo Michelstaedter cf. la sua tesi La Persuasione e la Rettorica (1910) e MAGRIS
2012, passim.
9
10
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Bibliografia
AVERSA, Yvonne: Claudio Magris: La escritura en la frontera, Cuenca 2004.
BEUTLER, Ernst: „Stadelmann und die Stadelmann-Gesellschaft“, in: ders., Essays um Goethe.
Frankfurt a.M. 1995, 615-626.
GOVERNATORI, Licia: Claudio Magris. L’opera saggistica e narrativa, Trieste 1999.
KIPPENBERG, Anton: Reden und Schriften, Frankfurt a.M. 1952.
KÖTTER, Rudolf: „Newton und Goethe zur Farbenlehre“, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 46.4
(1998) 585-600.
MAGRIS, Claudio: Stadelmann, Milano 1988.
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Schriften des Italienzentrums der Freien Universität Berlin
Herausgeber: Prof. Dr. Bernhard Huss
Editorische Betreuung: Sabine Greiner
Freie Universität Berlin
Italienzentrum
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