Der andere Film
Schrift vor der Erfindung des Buchdrucks
Vergleichen kann.D3
Es stellt sich die Frage, ob die Kijnstler des bewegten Bildes - nattjrlich nicht
nur in Polen - die Herausforderung annehmen, neue Wege zu suchen, die der
Fi] m in Zeiten des digitalen Umbruchs
Bei seiner Einsch;tzung der zeitgenós.
sischen Kunst Anfang der l990er Jahre
steI lt Zygmunt BaUman fest, in Zeiten
< beweglicher Stagnationl gelte: (Der
Ausdruck (postmoderne AVantqarde)
ist ein Wlderspruch in sich,"r Zbiqniew
Rybczyński, der l 9B3 ftir den Experimentalfi| m Tł ruco ('19B0) den Oskar erhielt,
behauptet konsequent, dass alle groBen
Fllme schon gedreht wurd n, derqrundlegende lmperativ kunst| erischen HandeI ns
mLisse daher das Experiment sein, das
jedoch nicht unbedingt zu abgeschlossenen Projekten fuhren miisse, Sein letzter
lź ngerer Film,' KAFKA, entstand lg92
und stellt den krónenden Abschluss einer
Suche dar, deren Ziel die Schaffung einer
vollkommen neuen Art elektronischer Filme war, die sich die Digitaltechnik High
Definition zu Nutze machen, Zwanzig Jah-
re lang arbeitete Rybczyński
-
Zunechst
in den USA, danach in Deutschland, wieder in Amerika und heute in polen - an einer Technologie, die ihm die Realisierung
von Filmen erlauben wilrde, die mit den
neuen Ansichten uber die Natur des beweqten Bi] des in Einklang 5tź nden. Seine
Erfahrungen und Uberlegungen fasste
er in seinem 2009 veróffentlichten Text
TrŻ ktat o obrdzie (Traktot t)bel das BiI d)
zusammen, wo er schreibt, dass ł man den
gegenwjrtigen intellektuell"technischen
zustand des Bildes mit dem zustand der
gehen kann. Tragen die neuen Technolo
gien ftir die Erschaffung bewegter Bilder
zur Entstehung neuartiger Werke bei, die
das Gesicht der Filmkunst verż ndern wtjrden? Aber vielleicht bleibt auch nur die
Mó9lichkeit, das, was friiher einmal die
pioniertaten der FiI mkiinstler kennzeichnete, auf mehr oder weniger gelungene
weise zu wiederholen. ln zeiten vom angeblichen Ende der Kunst fragen sich die
kiinstler auch, weI che Botschaft sie ver
milteln sol| en. Die Gruppe uAzorroo (| gor
Krenz, Oskar Dawicki, Łukasz Skąpski,
Wojciech Niedzielko) realisiert seit Beginn
ihrer Aktivitż ten (2O0l) ironische und
autoreflexive Filme, deren arglistiger Sinn
gut durch einen ihrerTitel wiedergegeben
wird: Koruttc szrurl (DAs ENDE DER KUNsT,
2002). Die Kunst wal zu Ende,
denn
WszysTKo Już ByŁo (Das cna rs scHoru
ł rrrs,
die Aufzeichnung eine5 mu5ikali5chen
2004) - so der Titel elner ihrer weiteren
Arbeiten. Es ist unmóglich, etwas Neues
zu erfinden und zu schaffen, jede kiinstlerische Geste ist eine Art Wiederholung,
Experiments, das aus Probenaufnahmen
einiger Rockgruppen besteht, die der kurze Dokumentarfilm THr Rlvrn (Den Fruss,
1937) von Pare Lorentz uber den Mississipi interpretieren. Musik ist fiir Sasnal
(wie fi-ir vlele zeitgenóssische Ki] nstler
auch) sehr wichtig als Bezugspunkt und
die sich auf eine Strategie des kulturellen
Remixes stutzt, oder auch, um sich eines
musikwissenschaftlichen Terminus zu be
dienen, eines ł Mashupn, a| so einer nicht
ten, die bereits von jemahd anderem g*
schaffen wurden, um nun durch eine int+
ressante Montage noch einmal rekontextualisiert zu werden, Die Frage nach der
kLinstlerischen Freiheit (Czr ARTyś clEwol-
mischen Experimenten untersucht er die
Grenzen der Wahrnehmung und der filmischen Representanz und ftigt ihnen eine
hóchst subjektive Beobachtung der Wirklichkeit hinzu. Diese Erfahrungeń fi.jhrten
Sasnal (die Co-Regie hatte Anna Sasnal)
schI ieBlich zu 5einem 201o produzierten
a
ZbiqnieW Rybczyński|
Tloktat o obfuzie, Poznań 2009, s,
'I
B.
zeichnet, eine Kompilation frlmischel 5ż enen, in denen Uhren zu sehen sind, Dies
i5t ein Weiterer 8eweis dafljr, da55 die K!nstweI t 5ich mit der Tatsache abgefunden
hat, da55 in einem endl05en Reigen Von selbstbezLjgen etwas verarbeitet Wird, Wa5
bereits zuVol elsch;ffen wurde. ln Baudrillard'5chen Geiste lesst 5ich die5 auch als
"spjel
mit Flaktalen" bezeichnen.
494
post-
strukturalistischen ceist gehaltenen fil-
2
Als bestel Ktinstler der Biennale Von Venedig 20ll WUrde christian Marclay
mit dem 60] denen LóWen fur sein 24 stunden Welk THE CLocK (DlE Ura) ausge
als lnspiration. ln seinen ganz im
enden wollenden Verbindung von Elemen-
l Zygmunt Bauman: Po tmoderne Kunst oder: Die Unmóglichkeit derAVantgar
de, ln: ders,: Unbehagen in del Postmodeme- Hamburg 1999, s. l70, 17B,
3
4
Verwendet Wie in Brzrvruru (oHNETI TEL,
1999). ln diesem Film nimmt die Kamera
Bildschirmansichten von Computerspielen (Autorennen) aul Das alte Medium
trifft auf neue Medien, was sich als Praxis der heute allteglichen Remediation
betrachten ldsst. ln dem Film Rzlrł (Dtn
FtUss, 2005) Verwendet der Kiinstler
eine l6-mm-Kamera: e5 handelt sich um
tlo wszrsrrco? | DARF ElN Kuł lsrrrn ł rrrs?} ,
R,: Azzoro, 2002) ist auch eine Frage nach
Crenzen - der Aneignung von Werken anderer Kunstler, der Strategien bildlicher
2007 schuf del KLjn5tiel die kurze lmpression WlERsz NA MANHATTANI E (oEDlcHT ] N MANHATTAN), und 2010 entstand in Zusammenarbeit mit Dorota Zgł obicka
(und inspilielt Von Umberto Eco) das Werk THE VlsloN (DlE VlsloN).
tisches Merkmal fł r die Aktivitż ten der
Ki] nstler au5 dem Bereich der visuelI en
Kunste - Maler, Bi!dhauer, Fotografen in den vergangen ZWei Jahrż ehnten ist
der geradezu durchgż ngige 6riff nach
der Kamera. Meistens nach einer Digitalkamera, aber nicht nur. Ein Beispiel
hierfiir ist Wilhelm SasnaI (seine Arbeiten waren unter anderem in der Tate
Modern in London, im Centre Pompidou
in Paris und im Museum of Modern Art
in New York zu sehen, 2006 wurde er in
derZeitschrift Flash Art als einer der lO0
Wichtlgsten jungen Kijnstler genannt),
einer der zur Zeit bekanntesten polnischen Maler, der fLir seine Filmprojekte
auch eine traditionelle Super-8-Kamera
ppro
p
rati o ns, des Recyclings, der Rekons-
truktion und, im Zeitalter der Kopien ohne
Oriqinale, auch des reenactment.A
kiinstlerfilme
Nicht zufż llig wurde ln diesem Zusammenhang an die Aktivitóten der Cruppe
ł Azorrol erinnert, denn ein charaktelis-
Der Polnische Film - Von seinen Anfangen bis zur Cegenwart
Spielfrlm
Z
(Voru we tle
DALEKA wlDoK ] EsT plĘKNy
ł l l5T
DER ANBLI CK scHóN),
Einen etwas anderen Weg Zum Film
nahm der Maler, Kunstfotograf und Autor von Videoclips und lnstallationen Piotr Uklański, der seit Beginn der l990er
Jahre in den USA lebt, Nach spektakulź ren Erfolgen in Kunstgalerien auf der
ganzen Welt und seinem kontroversen
Proiekt uNaziś ciu (Die Nazls, 200O), das
zuerst in London und dann in der war-
. (Un)Móglichkeiten
dt
schauer Kunstgalerie Zachęta ausgestellt wurde - es bestand aus Fotos von
mehreren Dutzend Schau5pielern, die
in Spielfrlmen deutsche Offrziere in der
Zeit des Zweiten Weltkriegs dargestellt
hatten - realisierte der Kt] nst| er den (ersten polnischen Westernn.5 sUMMER LoVE
(Sotł tlrnrtenr, 2006), in dem polnische
(Bogusł aw Linda, Katarzyna Figura) und
amerikanische (Val Ki!mer) Filmstars auf-
traten, war jedoch ein Projekt, bei dem
es sich eher um eine subversive Aktion
gegen das klassische Filmgenre handelte
als um einen versuch, die amerikanische
Konvention auf die polnische Realitat
zu | ,ibertlagen (Abb,l), Der Film war auf
dem Polnischen Filmfestival in 6dynia
zu sehen und lief auBer konkurrenz bei
den lnternationalen Filmfestspielen von
Venedig, Bei dem Projekt handelt es
sich um eine Art Filmperformance. Die
Handlung spielt im Wilden Westen, in
die Stadt kommt ein Fremder (Karel Roden) mit dem Leichnam eines gesuchten
Verbrechers (die Leiche wird von Val
Ki| mer tgespieltl), auf den ein Kopfgeld
ausgesetzt ist. Der die Stadt regierende
und in eine Frau (Figura) ver] iebte Sheriff (Linda) muss sich mit dem Fremden
messen, Das klassische schema des westerns wird hier fijr ein ironisches Spiel mit
der filmischen konvention verwendet, es
geht dabei jedoch nicht um eine Parodie,
sondern um ein subtiles Spiel mit den Gewohnheiten der zuschauer. Der von dem
Kameramann Jacek Petrycki (er fiihrte
die Kamera schon filr Ftlme von Agnieszka Holland, Krzysztol Kieś lowski und
Marcel Łoziński) in Szene gesetzte Film
nutzt die poetik des westerns und kann
als eine Art ki-instlerische provokation
angesehen werden.6 Der Ki] nstler setzt
ein populż res ki.instlerisches Medium
ein, wie der Spielfrlm (und zugleich Cenrefilm) es ist, und holt es im Ergebnis in
die Calerien, mehr oder weniger erzwungenermaBen, denn SoNł tr,trnuesr fand
5
polski Westernu mit diesem listigen sloga
"Pierwsż y
bewolben (listig deshalb, weil - noch in der Volk5republik stream-kino Filme entstanden, die so bezeichnet welden kónr
[ DAs RECHT UND DlF
R,l
6
FAUST, R,:
AleksanderŚciborRylski,
Jerzy Hoffman,
l
964] oder WlL|
l968] ),
ln seinem Film Dusr (srł uo, CB/ DE/ | I / MK 2oo1)
Manć evskiś aUf 5hnliche Weise des Western-cenres,
Teil
lV l9f
l
Der andere Film
Piotr Zawojski
Der von Ż mijewski aufgelistete
ist eine lapidare Zusammenstellung
Móglichkeiten, wie die Videokamera
Eine weitgehend vollstż ndige Dokumentation dieses zeitraum5 liefert eine vierteilige DVD-Ausgabe (acht einstiindige
thematische Blócke) und die sie beglei-
lnstrument der Datstellung von
keit und des Ausdrucks eigener
ten genutzt werden kann,
tende Publikation, in der die wichtigsten
Strómungen der Videoktjnstler und ihrer
Aktvitóten dargestellt werden.lr Ein TeiI
Bei der Herausbildung der
Kunst spielte das Umfeld der
Von ihnen gestaltet den Bereich des experimenteI len Films und der Videokunst
in Polen im Ubrigen bis heute aktiv mit,
Zumindest einige der in dieser Publikation Vorgestellten Kijnstler seien 9enannt:
der Móglichkeiten, die der
Film
kri
ten ukowalniao, der werkstatt von profesł
sor Crzegorz Kowalski in der Abteilung
Bildhauerei an der Akademie der Bildenl
l
SoMMERI I EBE
(2009) keinen Filmverleih und erschien nur auf
DVD, in den USA unter dem geż nderten
Titel Drł o Mnru's Bourury,
Die sich in den l990er Jahren
wickelnde Strómung der
ent-
< kritischen
Kunst,7, eine radikale Kunst, die sich in
kritischer Weise auf kulturelle und geseI l-
schaftliche Normen bezog, machte den
FiI m zu einem der grundlegenden
Trdger
der von den kunstlern kommunizierten
lnhalte, Artur Zmijewski 5chrieb in dem
kritischen Manifest stosowone sztuki
społ eczne | Angewandte Gesellschaftskunst, 2oo7), in dem er die ldee der kritischen kunst entwickelte:
lEin gutes Bei5piel ftir
kL] nstlerisches
Handeln, das keine scheu hat, diverse
Abhengigkeitsverhóltnisse
einzugehen,
ist der Film, Film wird von unterschiedlichen Diskursen wortwórtlich (benutzt,,
ohne zweifel oder widerstand zu wecken.
Mit Hilfe des Films wird interveniert, 9e,
kż impft, prdsentiert, informiert, unterrich
tet. wissen aktualisiert, Merchen werden
erzóhlt, Utlerzeugungsarbeit
wird geleis,
tet, es wird auf virulente, problemati5che
Momente hingewiesen. Dabei steht der
Film der kunst sehr nahe, Die kamera ist
heute der beste Freund des K[ ] nstlers,o8
den Kijnste in Warschau (Akademia sztuk
Pięknych), eine besondere Rolle. lm
2OOl wurde sie zur (Werkstatt fi.ir
suellen RaumD. was die bedeutenden Ver.
ónderungen widerspiegelt, die sich
nur an diesem konkreten ort, sondern
auch im Bereich der polnischen modernen Kunst vollzogen hatten. ln der
statt, so der bereits zitierte Ż mijewski zui
damaligen Situation, (realisieren Studeni
ten Filme, nur damit befassen sie sich
Aus demselben umfeld kommen auRei
Ż mijewski u.a. Katarzyna Kozyra, Paweł
Althamer, Anna Niestorowicz und
arzyna Górna. Der Cruppe kónnte
weitere Namen hinzufijgen: Zbigniew Lii
bera, Mirosł aw Bał ka, Piotr Wyrzykowski;
Alicja Ż ebrowska und lzabella 6ustowska,
Bevor einige ihrer Arbeiten genannt Weiden, muss ein frilherer, a| s (Versteckteg
Jahrzehnto (Ukryta Dekada) bezeichnetet
Zeitraum, Erwż hnung fi nden
Cemeint ist die polnische Videokunst
und der Beginn der Verwendung von Di.
gitaltechnik Ende der 1980er Jahre und
in der erste Helfte des folgenden Jahr:
zehnts. Diese
ł fiihrt von der Verpestung der Wirklichl
keit. die nach dem Kriegszustand erstaI ń
war. hin zur Entstehung einer Kunstszene, die ihren derzeitigen Charakter be|
reits erwarten lieB. Es beginnt mit indivi-
7
Diese Bezeichnung schlegt Rysż ald W. KlUś ż czyński Vor| Artyś ci pod pręgieI z,
klytycy sztuki do kiiniki psychiatrycznej, czyli najnowsze dyskusje Wokół sztuki krytycznej ln: EXit. Nawa sztuka w Palsce_ Nl_ 4, l 999, S, 2074-208l,
B
Artur zmijewsk] | Anqewandte Cesellschaftskun5t, I nI dels.| Kórpel in AufruhL
Gespldche nit Kinstlerr, Bytom, Ber] in 20] 0, s, 32, { Die polnische oI iginalau59abe
e$chjen 2oa6. - Anm, d. 0.),
9
nik
Filmowcy
U
f i l nowy 64,
blam. MitArturŻ mijewski
sprichtŁukasż Maciejewski.ln: Kwartal-
2oo8,s.l85.
lo
Piotr Krajewski, Violetta Kutluba5is,Krajewska: Plzedmowa. ln: dies. (Hr5g.):
Ukryta Dekoda. Pol'ką
wideo l985-1999,wrocł aw )010, s_ 7_
'ztukq
496
Der Polnische
Film *
duellen versuchen einer Handvoll kiinstler, die nach dem relativ neuen Medium
qriffen und verstreut und auBerhalb der
damaligen Kunstinstitutionen arbeiteten, und endet mit der Anerkennung der
videokunst als wesentlicher Bereich der
bildenden Ktjnste, die eine wichtige Position in der zeitgenóssischen Kunst und
ihren lnstitutionen einnimmt.l'o
Von seinen Anfż ngen bis zur Gegenwart
Marek Wasilewski, Andrzej Dudek-Di.irer,
lgor Krenz, Wojciech Zamiara, Artur
Tajbeą Mirosł aw Rogala, Andrze,j K.
Urbański, Barbara Konopka, Zygmunt
Rytka, Marta Deskur.
Bevor aber diese publikation erschien,
fand im "Kunstbunken, (Bunkier Sztuki),
dem uBLiro ftjr Kunstausstellungen, (Biuro Wystaw Artystycznych) in Krakau,
Ende 2009, Anfang 2010 eine groBe
RetrospektiVe statt, auf der Arbeiten
der oben genannten KLinst| er zu sehen
waren, kuratiert wurde sie von piotr krajewski, dem ktjnstlerischen Direktor des
(Kunstzentrum WROD (centrum Sztuki
WRO) in Wrocł aw und zugleich ktinstlerischem Direktor der seit l989 stattfindenden nBiennale fijr Medienkunstl (Biennale sztuki Mediów), dem wichtigsten
Ereignis neuer Medienkunst in Polen.
lnsbesondere in der Anfanqszeit, als
das Ki_irzel WRo fljr lVisuelle musiknahe Realisationenl (wizualne Realizacje
Okoł omuzyczne) stand, wurden auf dem
Festival audiovisuelle Arbeiten presentiert, die in besonderer Weise Fragestellungen der qemeinsamen synergetischen
Beziehungen von Bild und Ton erforschten. lm Ubrigen stellen unterschied| iche
Formen Von EXperimenten mit bewegten
Bildern bis heute - nach einer bedeutenden Erweiterung des Festivalformats, auf
dem unter einem iibergeordneten Thema
tGloba(z,B, uCeo/ lnfoterritory"
] 997,
I ical 2003, uExpanded City, 2009, rAlternative Nowl 2o11) auch Multimediainstallationen, interaktive kunstwerke,
lnternetprojekte und Performances zu
sehen 5ind - ein wichtiges Element der
.
(Un)MógI ichkeiten
der
Beispiel ftir eine gewisse EvoI ution ihrer
Einstellung ist Katarzyna Kozyra, die Videos anfangs vor allem zur Dokumenta-
tion ihres schaffens verwendete, wie im
Falle ihrer beriihmten, kontroversen Diplomarbeit PtRł lttlon zwlERż ĄT (DlE TlERPYRAMlDE,
1
993). Aufeinander platzierte,
preparierte Tiere (Pferd, Hund, Katze,
Hahn) waren zuvor, wehrend der Vorbe,
reitungen zu ihrer Tótung und beim Cerbevorgang, von Kozyra gefilmt worden,
Der Film selbst war Teil des Projekts. Die
folgenden Arbeiten der Kijnstlerin nutzen die videokamera auf funktionellere
'l996)
handelt
Art: bei Orrmrrł (OLvtrlptł ,
es sich um die fotografische und filmerische Aufzeichnung des Kampfes der
KLinstlerin gegen eine Krebserkrankung,
ŁAź NtA ż EŃSKA (Dł urruano, 1997) und
ŁAź NlA MĘsKA (HrnnrNał o, 1999) sind
mit Versteckter Kamera gedrehte Filme
tjber die im Titel erwź ihnten stź dtischen
Bóder; bei letzerem filmte die Kiinstlerin,
mit einem ktinstlichen penis versehen
und ihre Briiste unter einem Handtuch
Versteckt, Mż nner in einer Budapester
sauna. Es entstand eine videoinstallation, die im polnischen Pavillon der Kunst-
Biennale in Venedig (1999) zu sehen
war und ausgezeichnet wurde. Fragen
der Kórperlichkeit, die von Ceschlechterdiskursen dominiert werden, Ausgrenzungen, Tod und Versti] mmelungen, die
in diesen Projekten gegenwż irtig
sind,
nehmen speter Gestalt in dem ab 2003
realisierten Projekt "W sztuce marzenia
stają się rzeczywistoś cią (ln der Kunst
werden Trż ume wahr) an,zu dem u. a, die
Videofrlme Kł sranr (2006) und Lerntł
oPoWlEś c (Soutlrł tReRzAHruruc, 2008) gehóren. Die erste Arbeit Wurde im ,iI eatro
settecentesco di villa Mazzacorati, in
Bologna gefilmt und ist eine Art Nachahmung einer einaktigen Barockoper in einer ungezi.igelten Szenografie sind
kunstvol] e Kost| me, Drag Queens und
Kozyrazu sehen, die in einem den Kórper
eines Knaben imitierenden Kosti] m (Ave
Marian von Schubert sinqt. Eine
mer-
chenhafte und idyllische Konvention und
eine an Alice im Wunderland ange| ehn-
Biennale dar.
Aber zuriick zu den visuellen kiinst-
lern, die FiI me realisieren. Ein gutes
l
1
Vgl. tukasz Ronduda: Nurty Ukrytej Dekady. ln: Krajewski,
ska,5,59 63; DVD-Ausqabe:
Ukryta Dekada.4 DVD, centrum
Teil
lV l98!
| 'l,,lt
Der andere Film
7,1* ,,,,.1,
te Stilisierung Werden in der SouurnERzAHLUN6 mittels tragischer Elemente
und crausamkeit durchbrochen, ln ihrer
Cestaltung rufen diese Arbeiten - trotz
aI ler offensichtlicher Unterschiede - Erinnerungen an die phantasien oder phantasmagorien von Matthew Barney und
seinen Zyklus CREMAsTER (l995-2OO2)
wach. Lawrence kardish, der kurator
der Fi| mabteilung des Museum of Modern Art in New york, beschrieb diesen
Ktinstler, neben Wllliam Kentridge und
Lech Majewski, als Vertreter der nkunstfertigen Videokunstl. ln gewisser Weise
kónnen die letzten Arbeiten Kozyras zu
dieser Strómung gezóhlt werden,
Artur Ż mijewski hat eine vollkommen
andere Auffassung vom Medium Film,
mit Katarzyna Kozyra verbindet ihn je,
doch, dass er Polen 2005 auf der KunstBiennale von Venedig vertrat. Źmi.jewski
beteiligt sich aktiv an der óffentlichen
Debatte, nicht nur i.] ber die zejtgenóssische Kunst und ihre geseI lschaftliche
Rolle, sondern auch tjber weiter gefasste,
die politische und kulturelle Lage Polens
bestimmende Erscheinungen, Er gehórt
zum einflussreichen Kreis junger linker
lntellektueller im umfeld der zeitschrift
KryĘka Polityczna (Politische Kritik). AuBer dem bereits erwdhnten Manifest ver-
óffentiichte er auch das wichtige Buch
Kórper in Aufruhr (2O1O)1', ein Manifest
der jungen kritischen Kunst in Polen, die
radikale kijnstlerische EinstelI ungen und
eine kritische Haltung zur polnischen politischen und qesellschaftlichen Wirklichkeit Vertrittl 2o12 war Ż mijewski Kurator
der uBerlin Biennale fi.lr zeitgenóssische
gen darf, Werden die gefi| mten Cefange.
nen und Wż jrter, die angeblich bestimmte Rollen spielen, aber anfangen, sich mit
den gespielten Figuren zu identifizieren,
nicht selbst Opfer eines grausamen, vom
Auch im Bereich des Off- und Amateur-
KLinstler nachgeahmten Experiments?
Der Film, der (wie die meisten Arbeiten,
von denen hier die Rede ist) ausschlie8lich in GaI erieausstelI ungen zu sehen
war, rief zahlreiche Kontroversen hervor,
woran auch andere Arbeiten Zmijewskis
ihren Anteil hatten, Erinnert sei beispielsweise an BrRrr (i999), wo nackte
Frauen und Mdnner in einer ehemaligen
Gaskammer, in der Menschen mit Zyklon
B ermordet wurden, Fangen spielen. ln
LEKCJA ś plEwu l (Cesł rucssrunor t, 200l)
und
LEKC.JA ś PlEWU ll
Vgi.ArturŻ mijew5k| KórperinAufruhr.Ge| prijchemitKin,tlern
Bytom,Bellin
Bei dem soziopsychologischen Experiment
entstanden,
aus diesem Bereich erwż hnenswert: die
Filme Knrrł rronR (Brunrrruronr, 1999)
MlT DAs LEBEN E| NEN S| NN
ul
serus
(Dł -
Hł 1 2000) von
Crzegorz Lipiec, das Schaffen der Cruppe
uŁyż ka czyI i ChilI il (Ein Lóffel, also Chi"
li) sowie die Kiinstler Sł awomir Shuty
und kobas Laksa oder der AmateurfilmVeteranen Franciszek Dzida und Henryk
Lehnert.
Am interessantesten
sind jedoch die
die - eine Eigenschaft, die bei den Amateurktjnstlern nur se| ten anzutreffen ist das frlmische Handwerk und die Technik
meisterhaft beherrschen. Einer von ihnen
singen
ist Lech Majewski, dessen letzte Produk-
tion, Mtyn l KRZYż (DlE MUHLE a oł s
Kaeuz, PL/ SE 20l0; Abb, 2), weltweite
Anerkennung erlangte - der Film kam
in rund 50 Lż ndern in den Verleih, was
(Dł s Zlttlurn otn Renr,'l997),
WoJAczEK (1999, im Verleih von Arsenal - Freunde der deutschen kinemathek
erschienen), Ar.lceLus (2000), die internationale Koproduktion Oonóp nozroszy zlEMsKlcH (DER GARTEN otn L[ jsrr,
CB/ I / PL 2004),
der ebenfalls in Polen
produzierte Film Cr.lss Lles (Glł sllrrer,:,
2007) sowie der oben bereits erwż hnte
Film Dle MijHlr & DAs KREUZ.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei Pro.jekte, die in gewisser Weise
iber das Kino hinausgehen. Dł s Zttuurn
otn Rrxt lst Majewskis erste Erfahrung
mit Videotechnik. Die von der Theaterbi.ihne auf die Leinwand 0bertragene
uautobiografische operD stiltzt sich auf
jugendliche Verse Majewskis, der neben
dem Libretto auch die Musik verfasste
(zusammen mit Józef Skrzek) und das
Bijhnenbild entwarl Das werk wurde in
Polen ungewóhnlich kritisch aufgenommen, um nach einiger Zeit als Endlos-
Loop-lnstaI lation,
als
naudiovisuelles
Freskou, in vielen Museen und 0alerien
der Verwendung einer vollendeten Form
und der 5chaffung e5thetischer Werte zu
behandeln, sondern iiber die eng begriffene Autonomie der Kunst hinauszuge-
ein beispielloser Erfolg eines polnischen
Ktinstlers ist. Der Film ist meist in Studiound Arthouse Kinos zu sehen, er wurde
aber auch (als Videoinstallation, dazu
auf der ganzen Welt gezeigt zu werden
(z.B, im Museum of Modern Art in Buenos Aires, im Palagraziussi in Venedig,
im Museum of Modern Art in New York
und der Whitechapel Art Gallery in London). Diese Erfahrung war der Beginn
hen und sie zu benutzen, um konkrete
weiter unten) im Rahmen der
der Zusammenarbeit
Wirkungen zu erzielen.
Biennale von Venedig 20ll gezeigt, Der
kiinstlerische Weg Majewskis ist eine Art
Weltreise und ein eigenartiges nńediales
Nomadentumnra, das auf einer stż ndigen
Uberwindung der Hindernisse zwischen
Die Entfremdung der Kunst zu
winden, sie programmatisch
0ber-
im Rahmen
eines gesellschaftlichen Di5kurses
zu
schen Form, was in gewisser Weise auch
dem Mangel professioneller Fż higkeiten
im Umgang mit der Kino- und Videoapparatur qeschuldet ist,
ging e5 darum zU beobachten, wie
Hierarchie und 6ewalt zWi5chen zwei Ver5uch59ruppen
Kinos gab e5 interessante Projekte, aber
die Hoffnungen, die die lilmszene an sie
kniipfte, erfilllten sich in den meisten
Fellen nicht. Trotż dem sind einige Namen
Passagen religióser Musik zu
(nMsza polska, ,/ lPolnische Me55eD von
Jan Maklakiewicz in der ersten und kantaten von Johann sebastian Bach in der
zweiten Arbeit). Schon diese fltichtige
Vorstellun9 der Themen, die Zmijewski
in seinen Filmen behandelt, zeigt sein lnteresse, geselI schaftliche Tabus zu iiberschreiten und Kunst nicht in Kategorien
nutzen und als ein das System infizieren-
20] 0,
snnrru
Arbeiten professioneller Filmemacher,
den ovirus, zu behandeln,- das ist die
Strategie der engagierten Kijnstler. Die
Kunst wird programmatisch in die Nóhe
der Wirklichkeit gerLickt und als lnstrument begriffen, das auf sie einwirkt. Leider fijhrt diese Strategie oftmals zu einer
tibermź Bigen Vereinfachunq der frlmi-
'l97l
denen die Rol-
len Von WaI tern und Gefangenen ż ugeordnet wwden. - Anm. der Hrsg.
498
(cesł NcssruNoe z,
und den er produzierte, bis hin zu erneut
in Polen prodUZierten Arbeiten: PoróL
Mainstream
von Jacek Borcuch,Ż r ż vcle
Der Polnische Film - Von seinen Anfangen bis zur Gegenwart
Kunst-
den unterschiedlichen Ausdrucksformen
beruht. Der Dichter, Prosaschriftsteller,
Essayist, Maler, Bildhauer, Komponist,
Opernregisseur
und
Bijhnenbildner
brachte einen langen Wpg im Kino hin-,
ter sich, von Rvcrnz (Drn Rlrrrn, 1980),
in Polen produziert, uber FLtGHT oF THE
Spnuce Coose ( Konretlsrł ua ut.lo CllrZERTRAuME
, UiA,/ PL
'l986),
PRlsoNER
or Rlo (GrrnnctN lN Rto, PL/ CB/ BR/
CH 19BB), die poinisch-amerikanische
Cosper ł ccoRotNo ro Hł n(Dł s Evł ncelluM NACH Hean1 l992),
Blsourł r (R.:.lulian Schnabel, USA ] 996)
Koproduktion
nv
de
fiir den Majewski das Drehbuch schlieb
2O03) versuchen gehórlose Jugendliche
PowtóRzrult (Dte WlEDERHoLuNc,
20O5) ist ein fiir Ż mijewski typisches
FiI mprojekt, bei dem es sich um die
Wiederholung des beriihmten Gefż ingZimbardo aus dem Jahre
handelt.r3
Dieses Projekt wirft die Frage au| was engagierte Kunst ist, was Wissenschaft ist
und wie weit man sich bei wissenschaft-
]3
Filmemacher jenseits des
Kunstu,
nisexperiments des Psychologen Philip
]2
lichen - in diesem Fall gesellschaftswis.
senschaftlichen - Experimenten Vorwai
. (Un)Móqlichkeiten
Majewskis mit dem
kameramann Adam sikora, I enkte seine
Aufmerksamkeit aber auch auf die Mó9lichkeiten der digitalen Videotechnik. Ein
Beispiel fr)r Majewskis eigenen ł digitalen
Neorealismusu war die filmische Adaption seiner eigenen Erzź hlung Metafizyka
| Metaphysik, 2002) mit dem Titel Den
CARTEN DER LL] srr, die er mit Hilfe einer
kleinen DigitaI kamera ś elbst drehte, wobei er diese,jedoch oftmals an die beiden
Hauptdarsteller abgab. Majewski elzż hlt
darin die ceschichte einer todkranken
Frau, die an der Entrż tselung eines BiI des von Hieronymus Bosch arbeitet. Dabei wird sie von ihrem Celiebten beglei-
l4
Vgl. Piotr Zawojski; Poezja kamerą (za)pisana. 0d (Wo]
PoETY" i oszKrAŃYcH usrn Lecha Majewskiego. ln: Andrzej 6W
okotice. z dziejówX muzy na Śląsku. Katowice 2008, 5, 209-24
Teil
lV
'] 98!
l
Der andere FiI m
l'i()t| 1aWoj5ki
DAs KREUZ bestehende
(Visuelle oratori-
umo besticht durch eine vollendete Form,
die mittels der Verwendung
neuester
der digitalen Bildaufzeichnunq und eine mehrere ] ahre dauelnde
Postproduktion erreicht wurde, Blue Box,
Komposition, Dutzende Bildschichten
ijbereinander gestaffelt, in den Film ein-
Technologien
D| E lv] ijHLE &
DAs
tet, einem mit der Kamera verwachsenen
KuEUz(2olo) Schiffsbauer und lngenieur, der das
Ge_
heimnis um den Bau venezianischer condeln entschl[ isseln móchte.
ln den folgenden Jahren beginnt Lech
Majewski mit der Realisierung von VideoArtZyklen: DtVlrulrlrs (2oo6) und Knrw
Porrv (Brur DEs DlcHTERs, 2006) sind
eigenttimlicher Ursprung der FiI me GusrlpprN und DlE MaiHLE a ons Kneuz. Die
im Zyklus DlVlrulrlrs versammelten
uvisu-
ellen Dichtungenn sind das Ergebnis der
Verwendung digitaler Technologien in
Verbindung mit ui.ibermenschlicher Vollkommenheitu (lat. divinitas), wie auch
die (post)moderne Verwirklichung der
Horaz'schen Formel ut pictura poesis (ein
Gedicht ist Wie ein Bild), Der Kunstler betonte oft, dass er selbst probleme damit
habe zu bestimmen, ob das wesen seiner
Kunst eher Dichtung oder Bild sei. Trotz
aller zweifel aber schreibt er dem Bild eine
primż re Rolle zu, Das bedeutendste Werk
in diesem Zusammenhang ist zwelfellos
seine letzte Arbeit, die (ż hnlich wie Dł s
ZlMMER DER REHE und Brur ors DtcnreRs)
Anerkennung bei den Veranstaltern der
Kunst-Biennale von Venedig 20ll fand,
so dass Majewski damit zur AusstelI ung
eingeladen wurde. Bei der Vorbereitung
der Schau in Venedig schlug der KLinstler
jedoch eine besondere Form vor: Er wollte keinen abgeschlossenen Film zeigen,
wie bei der Vorftihrung in traditionellen
kinos, sondern er schuf in der kirche san
Lio eine aus zwei groBen Leinwónden
und vier Plasmadisplays bestehende Vi-
deoinstalI ation, Die Arbeit erhielt den
Titel Bnurcrr Sulrr. Dieses aus ausgewź hlten Szenen des Films DlE MuHtE
500
&
gearbeitete Fragmente des Bildes uDie
Kreuztragung Christil (l564) von Pieter
Bruegel, die ungewóhnliche Kameraarbeit von Adam sikora und die akribische
Arbeit der 5pecial-Effects-Experten, dazu
die Mitarbeit von Michael York, Rutger
Hauer und Charlotte Rampling, lieRen
ein Meisterwerk entstehen. Das belebte
Bild des flómischen Malers, das wie ein
ndigitaler Cobelin aus vielschichtigen
Perspektlven aufgebaut istD (so der Regisseur selbst), regt mit seinen hunderten
Figuren, die es bevólkern, zum Nachdenken ijber das malerische wesen des Films
als groBes Schauspiel an, aber es weckt
auch Cedanken Liber die letzten Dinge:
t-iber die Kreuzigung des Erlósers, i,iber
Freiheit und Sklaverei (die Spanier als Eroberer und Besatzer Flanderns), iiber die
Fraqe, wo die Wurzel menschlichen Ubels
lieqt und wie dieses beschaffen ist.
vielleicht wdre dieses werk nicht entstanden, hette nicht der bereits erwóhn-
te Lawrence Kardish Majewski (speziell
fijr seine Retrospektive im New Yorker
MoMA) zur Mehrkana1-1nstallation BLUT
DEs DtcHTERs ijberredet, die nicht nur
mit ihrem Titel an Jean Cocteaus Film LE
sANc D'UN roirr (Dł s BI UT DEs PoETEN,
l930) ankniipft. Auf 33 Bildschirmen
und Monitoren konnten die Betrachter
eine nichtlineare, aus kurzen video-se-
quenzen zusammengesetzte Erzż hlung
sehen und eigene Lesarten entwickeln.
Das wesentliche dieser lnstallation, die
spż ter an vielen orten in Amerika, Europa und Japan gezeigt Wurde, besteht im
Navigieren zwischen bewegten Bildern,
die die konvention der linearen Erzż hlung durchbrechen, Die Figur des Dichters, die zuvor im Film
wolł cztr im
zen-
trum stand, wird zu einem spezifischen
Medium, durch dessen Velmittlung wir
die feindliche welt betrachten.
Der bereits erwź hnte Adam sikora
gehórt heute zu den herausragendsten
Der Polnische Film - Von seinen Anfangen bis zur Cegenwart
polnischen Kameraleuten und wurde
auf zahlreichen Festivals wiederho| t ausgezeichnet. Mit Majewski realisierte er
neben Dns ZI MMER DER Rrne auch WoJAczEK, ANGELUS sowie Dte MI ] HLE & DAs
KREUZ. ln den letż ten Jahren arbeitete
er mit Jerż y 5kolimowski (Cz-rrnv ruoce
z ANNĄ [ VI ER NAcHte nł lr Aruruł , PLrlFR
2008] , EssrrurlaL KlttlNc | PL/ NO/ HU/
lE 20lo] ), Piotr Dumał a (LAs I DER WALD,
. (Un)Móglichkeiten
verfahren evoziert: durch die Reduktion
von Elementen, eine statische kamera,
die Verengung des Blickfelds und die
uverdunkelungo des Bildes. Der Betrachter wird aufgefordett, iiber die bewegten
Bilder als bewegungslose lkonen nachzudenken, Die Filme Den Clcł rur und De n
AuscEsTossENE (hier beziehen sich Siko-
ra und Maciej Melecki als Co-Autoren
des Drehbuchs auf das schaffen von sa-
2009] ) und David Ondiić ek (Vr srlruu [ I la
muel Beckett) sind Beispiele fiir filmische
Scxł rrtn, CZ 2O12D zusammen. Aber
die Sikoras ż sthetisches
Programm umsetzen. Diese Low-BudgetProduktionen, in denen der formale Rigorismus den erzehlten ceschichten dient,
stehen fi] r ein kino, das als vehikel fir
grundlegende, existenzielle und sehr persónliche Dinge begriffen wird.
lm Film Den G| GANT begibt sich die
Sikora ist auch ein bedeutender MaleĘ
Zeichner, Fotoqraf und Dokumentarfilmer (Brusuent. BAtLADA o JANKU uKYKslEo
Srnzeru [ BlursuEN, BALLADE ijBER JANEK
(KYKSD sKRzEK, l999] , Boż r ctAto
[ FRor'] LE| CHNAM; 20o5), sówrł Enwlru [ EnwI ru
Sówre; 2005] ) und setzte Beleuchtung
und ftihrte kamera beim unkonventionel-
len Fernsehtheater von Jola Ptaszyńska
(Dr Arcvero, l995; UMARLl ZE sPooN Rlvrn [ Dlr Toreru vonł Spoott RlvER] , 2006).
An dleser steI le sollen auBerdem seine
Spielfilme 6tcł nr (Drn Ctonru1 2006),
WyDAtoNy (Drn Auscrsrossrrur, 20lO)
und Ewn (20l0, Co-Regisseur und CoAutor war der polnische Dramaturg und
Theaterregisseur lngmar VilI qist [ eigtl.
] arosł aw Świerszcz] ) Erwdhnung finden.
Dieses letzte Projekt ist ein Beispiel fiir
sozial engagiertes Kino, wź ihrend die
ersten beiden Filme einen Minimalismus
filmischer Formen elkundet und demonstriert, wie er fiir sikoras kameraarbeit
typisch ist.
Die Anfż inge dieser Asthetik
erar-
beitete sich der kiinstler noch an der
Filmhochschule in Łódź und kurz nach
Abschluss seines Studiums (1988), als
Sikola gemeinsam mit Jacek Januszyk
die Gruppe nCiemnoś ć o(Finsternis) 9riindete, Seine Jahre spż ter veróffentlichten
Notizenls zeigen, dass er auf seinem
kunst| erischen Weq von Beginn an konsequent ein Ósthetisches Programm verfolgte. 5ikora beruft sich daraul Kunst
als ein mlnimaI istisches und asketisches
Werkzeug zu begreifen, das einer metaphysischen Suche dient, Ankntipfend an
lngmar Bergman, Call Theodor Dreyer
und Andrej Tarkovskij schuf Sikora eine
originelle Philosophie des Bildes, die die
kraft des Bi| des mithilfe verschiedener
del
Experimente,
Hauptfigur - ein 40jż hriger Fotograf auf eine Reise, die eher an eine wanderung ins eigene lnnere und eine Suche
nach der eigenen ldentitet erinnert als
an die Annż herung an irgendein physisches Ziel. Bar jeder lVerzierungenl und
dabei ungewóhnlich konsequent ist der
Film DER
AUsGEsTossENE
- ein
Beispiel
des l5tummfilmkin65l (der Film hat keinen einzi9en Dialog und Musik ertónt
nur in der letzten EinstelI ung), das mit
statischen Einstellungen und prózise
komponierten
Bildern operiert, in denen
die Hauptfiqur - del ausgestoBene Titelheld, gespielt von Krzysztof Siwczyk,
einem der interessantesten Dichter der
jungen Generation - immer present ist.
Zuvor spielte Siwczyk in Lech Majewskis
WoJAczEK die Figur des Titelhe| den, des
legendź ren polnischen poż te moudit
Rafał Wojaczek. Anstelle von Worten
und Dialogen gibt es in DER AUscEsTossENE nur Lauteffekte, Obwohl es sich
um einen Farbfilm handelt, erscheint er
beinahe schwarz-weiB, die Farben sind
sehr blass und es dominiert eine deprimierende Monotonie. uber dem alten
Krankenhaus oder Pflegeheim (worum
es sich genau handelt, bleibt unklar);
das der AusgestoBene verlż sst, und
ijber seiner Wanderung durch zerstórte
Wohnunqen, Hiuser und deprimierende
parks schwebt der - fast buchstż blich l
5
Adam sikora: Z pism olupy ciemnoś ć , lft opcje Ń. 4, 2oo1,
Teil
lV
'l9B9
Der andere Film
Piotr Zawo.jski
Herausforderung fijr Dumał a, der mit
diesem Film streng genommen seine Ar"
beit als Animationskiinstler beendete,
sich danach auf pż dagogische Aufgaben
3-4
FRANZ KAFKA
(l99l)
wahrnehmbare Ceruch von zerfall, von
auf historischen Fotografien
der Leere, der Ziel- und Sinnlosigkeit der
Wanderung,
Adam sikora war auch kameramann
bei Piotr Dumał as Film Drn Wnlo (2009).
Dieses interessante, Autoren- und Ani-
den nbiografischen, Animationsfi lm, bei
dessen Herstellung eine originelle und
arbeitsintensive Methode unter verwendung von Gipsplatten zur Anwendung
kam (Abb. 3-a). Auf diese Platten ritzte
mationsfrlm verblndende Experiment
in Schwarz-WeiB ist der bis| ang einzige
schwarzer Farbe versehen hatte) seine
abendfiillende Spielfilm von Dumał a, der
zu den interessantesten polnischen Animationsfilmern ż ehlt. Anknijpfend an die
biblische ceschichte von Abraham und
lsaac schuf Dumał a eine wirklichkeit
am Rande von Wachen und Traum, in
der sich zwei gegenseitig durchdringende welten miteinander verbinden. Eine
Wanderung von Vater und Sohn durch
den Wald ist die eine Ebene; die zweite sind szenen, in denen der sohn den
ans Bett gefesselten tódlich erkrankten
Vater umsorgt. Die suggestive und beun-
ruhigende Musik von Paweł Szamański
verleiht der Erzóhlung einen verlangsamten Rhythmus, Die paradokumentarische
Tónung uł ld der MinimaI ismus filmischer
Ausdrucksmittel schaffen eine metaphorische parabel iiber die einfachsten und
nach
schwierigsten Dinge zugleich
Verstż ndigung zu suchen, einen Sinn in
-
rituell wiederkehrenden Handlungen zu
finden, sich mit dem unabwendbaren Tod
auszusóhnen,
verschiedene Gesichter des
Animationsfilms
l99l drehte Piotr Dumał a -
Regisseur
von Animationsfilmen, Videoclips, Autor Von Beitregen zum Animationsfilm
und Kurzprosa, lllustrator fiir Zeitun-
- FRANZ Knrrł , einen auf der Prosa
und dem Leben des schriftstellers sowie
gen
502
beruhen-
Dumał a (nachdem er ihre Oberflż iche mit
Bildvorlagen. lhre Oberflóchenstruktur
erinnert an Ólmalerei mit ihrem charakteristischem Hell-Dunkel-Kontrast und
blasser Fdrbung, ż hnlich der Wirkung eines ł Chiaroscuro,,, Mit dieser mijhsamen,
langwierigen und einsamen Arbeit schuf
Dumał a de facto das wesen des kinos
selbst, das Andrei Tarkovski| als nMeiBeln
in der zeitn bezeichnet. kafkas mehrfach
verfilmten und fijr das Kino adaptierten
Roman Der Prozess nimmt Dumał a ledig-
lich zum vorwand, um ein kafkaeskes
universum zu schaffen, in dem surrealismus und visionen auf das konkrete und
die Materialitź t der geschlossenen Welt
kafkas treffen. wenn sich in der letzten
Szene des FiI ms die Hauptflgur in einen
Hund Verwandelt, dann erinnert das einerseits an Kafkas Die Verwandlung,
andererseits wirkt die Magie des Animationsfilms und es erscheint a| s Medium,
in dem alles móglich ist,
Eine ż jhnliche Technik verwendete
Dumał a in seiner Verfilmunq von Fedor
Dostojevskijs Roman Verbrechen und
Strafe,ZBRI DNI ^ l rł nł (2000), an der er
fastvierJahre arbeitete. schon 1985 hatte er den Film Łł ooorue (Dlr Snrurrr; siehe
S, 392, Abb. 67-70| auf GrundI age von
Dostoevskijs gleichnamiger Erzdhlung realisiert, Die Verfilmung von VrnsntcHtH
utto StRlrr war .jedoch weitaus kompli-
Computergrafi k und 3-D-Animation widmet (hier entstanden z. B, die Spezialeffekte zu Lars von Triers Ar,rrtcHntsr,
DK/
DE/ FR/ sE/ lT/ PL2oo9).
konzentrierte und sich viele Jahre auf
sein Debtit als 5pielfllmregisseur vorbereitete. Dumał a selbst erklerte diesen
Der Film Dre Kł rHtoRł Le war sehr erfolgreich (er erhielt Preise auf Festivals in
stuttgart und Krakau, aufder SlccRAPH
Umstand so: < Dieser Film ist gewissermaBen kein Animationsfilm in der grundlegenden Bedeutung dieses Begriffs mehr,
denn obwohl er Animation verwendet,
ist das Denken nicht animiert, sondern
schauspielerisch, lch habe noch animier-
in San Antonio und schlieBlich eine Oscar-Nominierung in der Kategorie ani-
te Figuren an SteI le von Schauspielern
eingesetzt, aber dies ist schon mein Abschied vom Animationsfi lm,ur6
Ahnlich wie Dumał a qeht auch Mariusz Wilczyński in seinem Film Klzl Mlzl
(2007) vor, indem er einen surrealen
Erzahlstil anwendet, der auf der Logik
traumóhnlicher Assoziat!onen beruht,
Wilczyński lernte das Animationshandwerk beim Fernsehen, wo er Mitte der
l990er Jahre Musikvideoclips (die auf
dem Viedeoclipfestival ,Yach FiI m, ausgezeichnet wurden) sowte Miniaturen
zu literarischen Texten (sog. Księgoklip,
Buchclip) produzierte. Von 20o5-20l0
leitete er die Abteilung ftjr grafische
Cestaltung beim Sender TVP Kultura.
lm Ausland werden Wilczyńskis FiI me
vorwiegend in Kunstgalerien prasentiert; er ist der einzige polnische AnimationsfilmeĘ dem eine Retrospektive
im New Yorker Museum of Modern Art
gewidmet wurde (Mai 2007). Auch als
Performance-Kiinstler
hat Wilczyński auf
sich aufmerksam gemacht; durch Hap-
mierter Kurzfilm) und er machte bewu55t,
dass sogar ein (Amateurfi| men, (Bagiński
hat Architektur studiert, eine Filmhochschule hat er nicht abgeschlossen) mit
den weltweit besten 3-D-Produktionen
konkunieren kann. Dte kł rnroRł rr ist
eine in der Konvention Von FantasyAsthetik gehaltene Parabel, die in ihrer
formalen Gestalt mit der Malerei von
Zdzisł aw Beksiński, einem polnischen
Maler, verwandt ist, sich aber auch auf
die Gotik betuft; Jacek Dukaj hat sich,
als er die Erzjhlung schrieb, auch von
der Architektur Antoni Gaudis visuell inspirieren lassen,
Weitere Werke Bagińskis - so der Film
SzruKA spADANlA (Dlt Kuusr zU FALLEN,
2OOĄ), der 2005 auf dem Festival Ars
Electronica in Linz in der Kategorie Com-
puteranimation und Spezialeffekte mit
der Coldenen Nica ausgezeichnet wurde
(Abb. 5), sowie Kltlrł tnrocnł r (2009)
zeugen davon, dass seine Arbeiten international wahrgenommen werden. Daneben hat er andere Projekte realisiert,
wie z. B. eine die Vorstellung begleitende
Computervisualisierung von einer Konzertaufzeichnung von Krzysztof Pendereckis 5 DlE r
Werk < Siedem bram 1erozolimyo (Die sie- (2004)
penings, bei denen er live malte und der
kiinstlerische prozess auf einer GroBlein-
wand gezeigt und von Jazz-, Rock- oder
Hip-Hop-Musikern
begleitet wurde.
Einen Cegenpol zu den Werken von
Dumał a und Wilczyński bildet das Schaffen Tomasz Bagińskis. 2002 fand die Premiere seines Films Klrronł (Dte Kł rHronnlr) statt; der Film ist an die gleichnamige Erzóhlung von Jacek Dukaj angelehnt,
der einer der interessantesten zeitgenóssischen polnischen ProsaschriftstelI er ist.
zierter und ambitionierter. Dostoevskijs
Bagiński realisierte diesen Film allein, sozusagen (nach Feierabendu, in seiner Firma < Platige lmagel, die sich der Produk-
klassische Erzóhlung war eine gewaltige
tion Von Spezialeffekten, Werbefilmen,
Der Polnische Film * Von seinen Anfangen bis zur Cegenwart
. (Un)Móglichkeiten de
16 Przestał em pamiętać moje sny, Z Piotrem Dumał ą rozmaw
Jelzy Almata | Hrcg.| Śnione filny Piotra Dunoł y, KrakóW 2009
Teil
lV l98
| 'lrlll / ;lwolski
mierte Adaption des musikalischen
chens von Sergej Prokofjew. Die
dieser gróBten polnisch-britischen
-
Kopri
duktion der letż ten Jahre, die mit
Oscar ausgezeichnet wurde, fiihrte
Templeton. Realisiert wurde der
von polnischen Kameraleuten, Animatl:
onskijnstlern, Bi.ihnenbildnern, Dekora!
teuren und Computergrafikeln aus dem
Umfeld des Filmstudios nSe-ma-fon, iQ
Łódź . Das Biihnenbild fiir diesen Puppenl
film entwarf Marek skrobecki, skrobecki
fungierte als zweiter Regisseur des Films;
6
l)lt
ARcllF
ben Tore von Jerusalem) am 75. 6eburts.
tag de5 Komponisten und
.
Dirigenten
2008 im nTeatr Wielkju in Warschau, Als
Ergebnis entstand eine Produktion des
Fernsehsenders < Telewizja Polska", die fiil
den Emmy Award, den Preis der Fernsehindustrie, nominiert Wurde.
Dem Beispiel Bagińskis folgten in den
2000er Jahren einige serner Mitarbeiter
sowie kunstler aus dem umkreis von pla-
tjge lmage, Bisher ist noch keiner von
ihnen so erfolgreich wie Bagiński, aber
es lohnt sich, an dieser Stelle einige Titel
zu nennen: Mł urts (2000) und Anrł (Dtr
ARCHE, 2007; Abb. 6) von crzegorz Jonkajtys, Urvoo (2o03) von Marcin Waś ko,
MoLocH (2006) von Marcin Pazera,
Lł sre (Dns MAorL, 2008) von Damjan
Socha, Pł rHs oF HATE (WEoE DEs HAssEs,
zoto) von Damian Nenow. Erwż hnt werden muss auch der Film ptornuś t wlrr
(Prrtn uruo DER WoLF, 2006), eine ani-
17
und er ftihrte Regie bei den Filmen Dlł t
(1992), OM (l995) und lcHrHvs (
siehe S, 392, Abb. 71-76), in denen er.
selbst entworfene Puppen und
nierte Animationstechniken Verwendetei
in lcnrnys auch Computeranimation. ,ł
Die ł adition der polnischen Schuli
der Animation als eine Form der ki] nstle
rischen Aussage findet also eine vielver,
sprechende Fortsetzung. Dies gilt sowohl
fi] r die klassische stop-Motion-Animatioń
Filmgeschichten sind in der Regel chronologische Darstellungen von Filmen in
ihrem kultur- und 5oziaI geschichtI ichen
Kontext mit (bisweilen) Verweisen auf die
sich ż ndernden technischen und ókonomischen Bedingungen ihrer Herstellung.
(An-)geordnet werden sie ijblicherweise
nach cattun9en und Genres al5 Werke
ihrer Autoren (Regisseure, Drehbuchzu denen das ktinst| erische
(Schauspieler, Musiker) und techni5che
Personal (Kameraleute) hinzukommt.
Diese ursprtinglich literaturge5chichtliautoren),
che Perspektive auf den Film óndert sich,
wenn man zum Beispiel einen Kinobesitzer nach der lOrdnung der Fi| mel fragt,
die fLjr ihn durch die produktions- und
Verleihfirmen representiert wird, an die
sich auch die staatliche zensur hż lt,
Wenn e5 um Eingriffe in Filme geht (ein
Teil der Filmgeschichte ist nur noch als
Zensurgeschichte ilberliefert), Und ganz
anders wiirde eine Filmgeschichte der
Zuschauer aussehen, die sich womóglich
(mit Hilfe von Zeichnungen, Puppen, Knet-
mehr ais
masse etc.) wie auch fiir digitale 2-D- und
interessieren, ob es Schauspiele(inne)n
gelingt, in Filmen (und in ihlem Leben)
die verschiedensten wiinsche und sehnsiichte der zuschauer auf der Leinwand
zu Verkórpern. Eine Filmgeschichte der
3-D-Animation. Einen guten Uberblick
ijber das Schaffen der jtingsten Generati!
on polnischer Animationsfi lmer verschafft
eine DvDl mit den neuesten Arbeiten der
interessantesten Ki.instleą fiir die die Ani.
mation ein idea| es Feld fijr den Ausdruck
und die Suche nach neuen Móglichkeiten
im Bereich diverser (traditioneller und di"
gitaler) Animationsformen ist.
Aus dem Polnischen
vgl. Akcją animdcja. Filmy nąjnowsze, DVD. Warszawa 2009,
Von
sandra Ewers
fL.ir
kunst und ktjnstler
dafLir
Zuschauer wurde nach den Bedingungen
des ErfoI ges von Filmen fragen und welche Wirkunqen sie bei ihren Zuschauern
(ihrer Erinnerung, ihrem Verhalten) hinterlassen haben.
Zum hundertsten Geburtsjahr_ des
Films'l995 hatdas"British Film lnstituteo
weltweit mit vertretern nationaler kinematographien das Projekt ,lThe Century
of cinemao verabredet. ] edes Land sollte
seine Filmgeschichte der vergangenen
hundert Jahre in einem Beitrag erzż hlen.
Abgesehen davon, dass auf diese Weise
Filmgeschichte durch Film(ausschnitt)e
weI den konnden meisten Fiillen bei
adaquater wiedergegeben
te, blieb es in
Geschichten bert] hmter Werke groRer Regisseure und der nationaI en Begriindung
Filmgeschichte ihrer Zuschauer
in
Po-
len Vorzustellen, stammte von Krzysztof
Kieś lowski, der seit l974 dem Filmstudio
lTORD angehórte, das diesen Beitrag in
Polen produzierte.r
l995 erinnern sich Polinnen und Polen verschiedener Generationen an ihre
Erlebnisse im Kino, an Filme, die ihnen
im Gedóchtnis geblieben sind, an pelsón-
liche und politische Umstande ihrer Erfahrungen mit Filmen im Kino. lhre sprechenden portraits wechseln sich mit Ausschnitten aus Filmen ab, die selten direkt
angesprochen werden, die aber gemeint
sind, wenn es um besonders lustige oder
traurige Filme mit bestlmmten Lieblingsschauspielern der .jeweiligen Zeit geht.
Den Anfang noch vor dem Titel machen
sechs (pro9rammatischeo AuBerungen
zum Kino, die so in jedem Land zu ,jeder
Zeit zutreffen kónnen: Ein kleiner Junge
weiB, dass sich Filme in seinen Trdumen
fortsetzen, eine junge Frau lż sst sich immer wieder von der Leinwand uverschlingenn, ein Mann liebt die Atmosphere des
Kinos im Ubergang vom Foyer zum Saal
mit der Leinwand, eine speter erblindete
Frau ist die Erinnerung geblieben, wie
sehr sie sich mit den Leinwandfiguren
identifiziert hat, ein ż ilterer Mann betont,
dass das Kino fLir ihn der Ort groBer 6efLjhle ist, und eine ż ltere Frau mag den
Wechsel von erwartungsvoller Stille zum
Weinen und Lachen, wenn der Film im
Kino begonnen hat.
DeI erste Filmausschnitt aus MElR Ezo_
nowlcz (l91l) von Józef Ostoja-Sulnicki
bedeutet nicht mehr, als dass es sich um
einen Film aus den Anfdngen der polni-
ihres internationalen Ruhms.
l
504
Der Polnische Film - Von seinen Anfangen bis zur Gegenwart
Eine einzige Ausnahme machte der
polnische Beitrag Too rnr w xlnlr (loo
Jł xar trul Krr.ro, PL,/ GB 1995), den Paweł
Łoziński beigesteuert hat. Die ldee, statt
einer Geschichte polnischer Filme eine
]
] oo
LAT W KlNI E
(Polen
l
995), Regie: PaWeł Łoziń5kij Prod!
ti5h Film I nstitute (colin Maccabe, Bob tast); Produktion (Pol
Tadeusz szyma, Krzysż tof Zanussi, Krzysztof Kieś lowski, Rysza
Andrzej Poł eć , Fotoglafie: l
5trzał kowska; Ploduktion5leitun9:
buch: PaWeł Łoziński (nach einer ldee von Krzysztof Kieś loW
Wardę5zkieWicz. Deutsch 5ynchronisierte Fa15ung, sendun9 al
Teil
lV
198