Untersuchungen zur relativen
Chronologie der Nekropole von
Marlik
Christian Konrad Piller
Dissertation
an der Fakultät für Kulturwissenschaften
der Ludwig-Maximilians-Universität
München
vorgelegt von
Christian Konrad Piller
aus Straubing
München, den 7. August 2008
Erstgutachter:
Zweitgutachter:
Tag der mündlichen Prüfung:
Prof. Dr. Stephan Kroll
Prof. Dr. Michael Roaf
3. Juli 2007
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
7
1. Einleitung: Vorgeschichte und Idee zur Arbeit
8
2. Ziele und Grenzen
11
2.1. Ziele der Untersuchung
11
2.2. Nicht bearbeitete Themenbereiche
11
3. Der Fundort und sein Umfeld
13
3.1. Nordiran – der Naturraum
13
3.2. Kurzer Abriss der Forschungsgeschichte der früheisenzeitlichen
19
Archäologie Nordirans
3.2.1 Die Gebrüder de Morgan im Taleshgebiet
19
3.2.2. Kommerzielle Grabungen
20
3.2.3. Der „Schatz von Kalar Dasht“
22
3.2.4. Die „Amlash-Bronzen“
23
3.2.5. Die japanischen Expeditionen in der Region Dailaman
24
3.2.6. Marlik
25
3.2.7. Kaluraz
28
3.2.8. Weitere Forschungen
29
3.3. Der Fundort Tepe Marlik
30
3.4. Kurzbeschreibung der Gräber
33
4. Bemerkungen zur methodischen Vorgehensweise
36
4.1. Horizontale Stratigraphie
36
4.2. Zum Vorhandensein Geschlossener Funde
37
4.2.1. Erbstücke
37
4.2.2. Beraubung
38
4.2.3. Mehrfach- und Nachbestattungen
44
2
5. Die Grundlagen der Kombinationstabelle
5.1. Die Funde
52
52
5.1.1. Keramik
53
5.1.2. Metallgefäße
63
5.1.3. Steingefäße
64
5.1.4. Zoomorphe Figurinen
65
5.1.5. Schmuck und Tracht
68
5.1.6. Waffen
84
5.1.7. Geräte, Zubehör und Sonstiges
100
5.2. Die Gräber
6. Die Kombinationstabelle
102
124
6.1. In der Tabelle enthaltene Typen
124
6.2. In der Tabelle enthaltene Gräber
128
6.3. Die Kombinationstabelle
130
6.3.1. Durchläufer
7. Interpretation der Tabelle
7.1. Interpretationsmöglichkeiten
130
133
133
7.1.1. Geschlechtsspezifische Interpretation
133
7.1.2. Soziologische Interpretation
135
7.1.3. Chronologische Interpretation
137
7.1.3.1. Typologische Reihen
137
7.1.3.2 Eisenfunde
146
7.1.3.3. Zusammenfassung
149
8. Auswertung der Tabelle
8.1. Zuordnung der Gräber zu den Stufen
151
151
8.1.1. Stufe I
153
8.1.2. Stufe II
154
8.1.2.1. Stufe IIa
155
8.1.2.2. Stufe IIb
156
8.1.3. Stufe III
157
3
8.2. Belegungschronologie
157
8.2.1. Stufe I
158
8.2.2. Stufe IIa
159
8.2.3. Stufe IIb
160
8.2.4. Stufe III
161
8.3. Auswertung der Typen
163
8.3.1. Keramik
163
8.3.2. Unverzierte Metallgefäße
170
8.3.3. Steingefäße
170
8.3.4. Zoomorphe Figurinen
170
8.3.5. Schmuck und Tracht
171
8.3.6. Waffen
187
8.3.7. Geräte, Zubehör und Sonstiges
195
8.4. Auswertung weiterer Funde
8.4.1. Figürlich verzierte Metallgefäße
199
199
8.4.1.1. Stufe I
200
8.4.1.2. Stufe IIa
201
8.4.1.3. Stufe IIb
202
8.4.1.4. Stufe III
203
8.4.1.5. Zusammenfassung
204
8.4.2. Anthropomorphe Figurinen
206
8.4.3. Siegel
209
8.4.3.1. Stempelsiegel
209
8.4.3.2. Rollsiegel
209
8.4.3.3. Zusammenfassung
211
8.5. Auswertung der Gräber
213
8.5.1. Stufe I
213
8.5.2. Stufe IIa
215
8.5.3. Stufe IIb
222
8.5.4. Stufe III
230
8.5.5. Pferdegräber
233
8.5.6. Nicht zuweisbare Gräber
234
4
9. Absolute Datierung – Die Nekropole von Marlik und ihr chronologisches Umfeld 236
9.1. Stufe I: die Ghalekuti-Stufe
237
9.2. Stufe II: die klassische Marlik-Kultur
238
9.3. Stufe III
239
9.4. Ausblick: die Eisenzeit II-IV
239
10. Zusammenfassung der Ergebnisse
242
11. Literaturverzeichnis
247
12. Abbildungsnachweise
271
13. Karte
277
14. Typentafeln
278
5
Zum Geleit
„Zohak saß eintausend Jahre auf dem Thron; die ganze Welt gehorchte ihm.
Während dieser langen Zeit waren die Sitten der Weisen in Vergessenheit geraten.
Jegliche Tugend wurde verachtet, die schwarze Kunst höchst geschätzt;
das Recht unterlag der Nacht, und das Unglück triumphierte.“
Ferdowsi, Schahnameh, I,35
„Hier ist die Einsicht: Wer Verstand hat, der berechne die Zahl des Tieres; denn es ist eines
Menschen Zahl.“
Die Bibel, Neues Testament
Offenbarung des Johannes, 13,18.
„Für alle Perioden und für jedes Land ist es möglich die relative Chronologie zu bestimmen,
auch in dem Falle, dass jenes Land in der betreffenden Periode ganz isoliert war.“
Oskar Montelius
Die Typologische Methode, 1903
6
Vorwort
Die Nekropole von Marlik gilt als einer der bekanntesten, zugleich aber auch verwirrendsten
Fundorte der eisenzeitlichen Archäologie Irans. Das Hauptziel der vorliegenden Arbeit, die
eine überarbeitete Fassung der im April 2007 am Institut für Vorderasiatische Archäologie der
Ludwig-Maximilians Universität München eingereichten Inaugural-Dissertation darstellt, war
es deshalb, ein chronologisches Grundgerüst für diese wichtige Ausgrabung zu erstellen und
so die Basis für zukünftige Arbeiten zur Eisenzeit in Nordiran zu schaffen. Dies wäre ohne
die Hilfe und Unterstützung zahlreicher Personen nicht möglich gewesen.
An erster Stelle ist mein Lehrer, Herr Prof. Dr. St. Kroll, zu nennen, der sich bereit erklärte,
die vorliegende Dissertation zu betreuen, obwohl der Autor seine Geduld über die Jahre
hinweg sicherlich das ein oder andere mal ein bisschen überstrapazierte. Herr Kroll war
immer bereit, über Anlage und Inhalt der Arbeit zu diskutieren, wofür ich ihm an dieser Stelle
herzlich danken möchte. Auch Herrn Prof. Dr. M. Roaf gebührt Dank für sein Interesse an der
Arbeit und seine tatkräftige Unterstützung.
Zahlreiche Personen haben durch ihre Kenntnisse in Fachdiskussionen immer wieder zum
Fortgang der Arbeit beigetragen. Mein Dank gilt P. Bartl, M.A., E. Findling, M.A., Dr. K.
Kaniuth, Dr. U. Löw, B. Muhle, M.A. sowie Dr. J. Schreiber. Herrn M. Guckenbiehl danke
ich für die technische Unterstützung bei der Anfertigung der Gräberfeldpläne und anderer
Abbildungen.
Zuletzt möchte ich meiner Frau Simone danken, die mich während der entscheidenden Phase
der Arbeit mit viel Verständnis und Geduld unterstützte und meine geistige Abwesenheit in
der nordiranischen Eisenzeit immer mit Fassung trug.
München, im Sommer 2008
Christian Konrad Piller
7
Einleitung
1. Einleitung: Vorgeschichte und Idee zur Arbeit
Die Grundidee zu der vorliegenden Untersuchung geht auf die Magisterarbeit des Autors mit
dem Titel „Schwerter im Alten Orient“ zurück1. Darin wurde versucht, die Schwertfunde aus
dem Bereich der Kulturen des Alten Vorderasien möglichst umfassend zusammen zu stellen
und für jeden Typ Informationen zur Verbreitung, Datierung und seiner Stellung innerhalb
des kulturgeschichtlichen Umfeldes zu erarbeiten. Schnell stellte sich heraus, dass viele dieser
Zielsetzungen mit dem vorliegenden Fundmaterial bestenfalls ansatzweise zu erreichen
waren. Die Gründe hierfür waren höchst unterschiedlicher Natur.
Neben zahlreichen Altfunden, deren Auswertung sich durch die seinerzeit angewandte
Grabungs- und Publikationstechnik als schwierig erwies, stammte ein Großteil der
aufgenommenen Schwerter aus dem internationalen Kunsthandel, so dass es bei diesen
Stücken in der Regel nicht möglich war, Informationen zum Fundort und den Fundumständen
zu verifizieren. Viele wissenschaftliche Grabungen waren wiederum nur sehr unvollständig
publiziert worden, was eine Gesamtbewertung der dort gefundenen Objekte oft erschwerte
bzw. unmöglich machte.
Ein solcher Fundort ist Tepe Marlik in der Provinz Gilan in Nordiran, der in den Jahren 1961
bis 1962 von einer iranischen Expedition unter der Leitung von E.O. Negahban untersucht
worden war. Schon im Laufe der Grabungen wurde klar, dass es sich um den Bestattungsplatz
einer gesellschaftlich hoch stehenden Schicht handeln musste, wie man ihn in Iran bisher
nicht gekannt hatte2. In einigen der insgesamt 53 steinernen Grabbauten wurden Objekte zu
Tage gefördert, welche zu den herausragenden Werken altorientalischen Kunstschaffens zu
zählen sind und dem Fundort schnell zu überregionaler Bedeutung innerhalb der
Vorderasiatischen Archäologie verhalfen. Deshalb war es umso mehr zu bedauern, dass eine
ausführliche Vorlage der Funde und Befunde jahrzehntelang auf sich warten ließ. Nach einem
bereits kurz nach Ende der Ausgrabungen in monographischer Form erschienenen Vorbericht3
wurden in der Folgezeit verschiedentlich einzelne Fundgruppen publiziert, die vor allem in
kunstgeschichtlicher Sicht relevant waren4. Die Verwirrung unter denjenigen, welche sich im
1
Vorgelegt im März 1995.
Negahban benutzte später des Öfteren, wohl in bewusster Anlehnung an den bereits in den zwanziger Jahren
durch Leonard Woolley ergrabenen Königsfriedhof von Ur, den Terminus „royal cemetery“. Da wir über die
gesellschaftlichen Verhältnisse des früheisenzeitlichen Nordiran ohne entsprechende Siedlungsgrabungen aber
nur ungenügend informiert sind, wird in der vorliegenden Arbeit eine neutralere Terminologie verwendet.
3
Negahban 1964.
4
Hier sind vor allem die Siegel, Figurinen, Metallgefäße und Anhänger zu nennen. Von den zahlreichen
Waffenfunden wurden lediglich die Keulenköpfe vollständig publiziert. Für eine kurze Aufzählung der
wichtigsten Veröffentlichung des Ausgräbers siehe Seidl 1998, 553.
2
8
Einleitung
Rahmen verschiedener wissenschaftlicher Untersuchungen weiterführend mit den Funden aus
Marlik befassen wollten, blieb jedoch weiterhin bestehen. An Versuchen, das vielfältige
Fundmaterial zu ordnen und zu analysieren fehlte es keineswegs5, wohl aber an den
Informationen, die hierfür notwendig gewesen wären6. Neben der absoluten Datierung und
der Belegungsdauer der Nekropole waren auch Fragen nach der relativen Datierung der
einzelnen Gräber lange Zeit umstritten7. Schließlich gab man sich mit der Aussage zufrieden,
dass eine exakte Gliederung unter den gegebenen Bedingungen kaum zu erreichen sein
würde. Auch der Autor der vorliegenden Arbeit kam damals zu einer ähnlich
unbefriedigenden Schlussfolgerung und sah sich gezwungen, die Schwerter aus Marlik nur
ganz allgemein zu datieren8. Weiterführende Aussagen verboten sich beim damaligen
Kenntnisstand.
1995 erschien die Monographie Weapons from Marlik9, in welcher der Ausgräber umfassend
alle Waffenfunde aus Marlik vorstellte. Damit war erstmals der Zugriff auf eine Fundgattung
gegeben, die in größerer Stückzahl und fest definierten Typen in der Mehrheit der Befunde
vorhanden war10. Mit diesen Informationen versuchte der Verfasser dieser Arbeit, eine
chronologische Untergliederung der Nekropole von Marlik zu erstellen. Bereits die ersten
Ansätze erbrachten interessante Ergebnisse11, welche mit dem Erscheinen des so genannten
Complete Excavation Report im Jahre 1996 auf eine sehr viel breitere Basis gestellt werden
konnten12.
5
Maxwell-Hyslop 1971; Muscarella 1984, 415-416; Dittmann 1990, 136-137, Anm. 102; Löw 1996; Calmeyer
1987, Fahimi 2003 sowie Vahdati 2005b, um nur einige zu nennen.
6
Immerhin wurde in den späteren Publikationen die zuvor für Außenstehende recht verwirrende Zuordnung der
Funde und Befunde in einzelne Quadranten zugunsten einer eingängigeren Durchnummerierung der Gräber von
1 bis 53 abgelöst. Hierzu einige Beispiele: das spätere Grab 25 war auf insgesamt vier Quadranten aufgeteilt
(XV E, XV F, XVI E und XVI F), während der Quadrant XIV D im Gegensatz dazu Teile von drei Gräbern
beinhaltete (Gr. 18, 23 und 24). Im Vorbericht wurden die Objekte ausschließlich unter Abgabe eines
Quadranten publiziert, so dass es auch scharfsinnigen Bearbeitern nicht immer gelingen konnte, festzustellen,
aus welchem Grab denn die jeweiligen Funde wirklich stammen. Vgl. Calmeyer 1987, 346-347, Anm. 26.
7
Eine ausführliche Zusammenfassung der wichtigsten bisherigen Datierungsversuche findet sich bei Löw 1998,
33-38, gefolgt von einem eigenen Vorschlag. Da seither keine neuen Erkenntnisse mehr hinzugekommen sind,
ist eine erneute Auflistung an dieser Stelle nicht notwendig.
8
Piller 1995, 28-30.
9
Negahban 1995.
10
Bei Negahban 1983, der Monographie über die Metallgefäße, war dies nicht der Fall, da die dort vorgestellten
Objekte in typologischem Sinne als Einzelstücke zu betrachten sind.
11
Vorgestellt bei einem Referat im Archäologischen Colloquium des Instituts für Vorderasiatische Archäologie
und bei einem Vortrag im Rahmen der Jahresversammlung der Deutschen Orientgesellschaft im Mai 2003 in
Berlin.
12
Der Titel „complete“ ist allerdings nicht ganz korrekt, da einige zuvor bereits bekannte Fundstücke hier nicht
mehr auftauchen. Löw 1998, 39-40, zeigt deutlich auf, dass sich einige an verschiedenen Stellen von Negahban
publizierte Inventarlisten in ihrer Zusammensetzung durchaus unterscheiden. Auch der Verfasser konnte einige
Beispiele ausfindig machen. So wird bei Negahban 1995, 88 die Anzahl der Knochenpfeilspitzen aus Grab 27
mit drei angegeben. Bei Negahban 1996, 281 sind es hingegen sieben Stück. Für eine typologische Auswertung
ist die Anzahl der Funde nicht so wichtig wie ihr generelles Vorhandensein. Im Folgenden soll deshalb das bei
Negahban 1996 publizierte Material die Basis der vorliegenden Untersuchung bilden.
9
Einleitung
Die Veröffentlichung aller Inventarlisten im Rahmen dieses Endberichtes konnte dem
Bearbeiter der Nekropole das notwendige Handwerkszeug für eine komplette Auswertung
liefern und bildet die Hauptgrundlage der vorliegenden Arbeit13.
13
Eine komplette Fundvorlage wurde bereits von Muscarella 1984, 417 gefordert. Dennoch war er damals der
Ansicht: „and even then all these problems will not be resolved.“
10
Ziele und Grenzen
2. Ziele und Grenzen
2.1. Ziele der Untersuchung
Obgleich man dem Ausgräber für seine unermüdliche Arbeit in Marlik sicherlich zu Dank
verpflichtet ist, so bestehen doch vor allem auch aufgrund der von ihm angewandten
Grabungs- und Publikationstechnik größere Desiderate. Hierbei ist in erster Linie zu
bemängeln, dass eine angemessene wissenschaftliche Dokumentation der außergewöhnlichen
Befunde offenbar so gut wie nicht erfolgte. Im Laufe der Ausgrabungen sind so zahlreiche
wichtige Informationen für das Verständnis des Fundortes und seines Umfeldes verloren
gegangen. Der große zeitliche Abstand zwischen den Grabungen und dem Erscheinen einer
abschließenden Publikation führte zur mehrfachen Veröffentlichung derselben Fundgattungen
und teilweise auch zu unterschiedlichen Behauptungen bezüglich der Zusammensetzung
einzelner Grabinventare14. Wurde bisher versucht, die Zeitstellung von Gräbern zu erarbeiten,
so konzentrierte man sich dabei in der Regel auf einzelne Funde, die man durch äußere
Vergleich
zu
datieren
versuchte.
Wie
die
oben
zitierte
Auflistung
zahlreicher
Datierungsansätze zeigt, war man mit dieser Methode kaum in der Lage, befriedigende
Ergebnisse zu erzielen.
Das Hauptziel der vorliegenden Arbeit ist somit eine möglichst umfassende chronologische
Analyse der Nekropole von Marlik. Dies beinhaltet neben einem absoluten Datierungsansatz
insbesondere eine Untersuchung zur relativen Chronologie der Gräber sowie der darin
enthaltenen Fundstücke. Von besonderer Bedeutung ist hierbei die Frage, ob der Friedhof –
wie bisher vermutet - tatsächlich ohne Plan angelegt wurde15, oder ob sich hinter der
Verteilung der Grabbauten auf dem Hügel eine bisher nicht erkannte Struktur, also eine
horizontale Stratigraphie verbirgt. Hiermit wäre es dann möglich, das äußerst umfangreiche
Fundmaterial aus diesem reichen Gräberfeld relativchronologisch zu gliedern und damit eine
Feinchronologie für den entsprechenden Abschnitt der Frühen Eisenzeit in Nordiran
vorzulegen.
2.2. Nicht bearbeitete Themenbereiche
Im Gegensatz zu den oben aufgeführten Zielen steht eine Reihe von Aspekten, die im Rahmen
dieser Arbeit nicht näher untersucht werden können. So bildet beispielsweise eine Bewertung
der
14
15
früheisenzeitlichen
Grab-
und
Beigabensitte
im
Folgenden
keinen zentralen
Seidl 1998, 553-555; Löw 1998, 39-40.
Als Beispiele seien Negahban 1996, 11-13 und Löw 1998, 28 genannt.
11
Ziele und Grenzen
Themenbereich, da diese Faktoren durch die mangelhafte Grabungs- und Publikationsweise,
vor allem aber wegen der quasi nicht vorhandenen Dokumentation in Form von Fotografien,
Zeichnungen und Befundbeschreibungen kaum in wünschenswerter Weise zu behandeln
sind16. Zudem macht das beinahe völlige Fehlen von Skelettfunden eine Untersuchung der
Beigabensitten so gut wie unmöglich.
Gerne wird von Autoren, welche sich mit der eisenzeitlichen Archäologie Irans beschäftigen,
eine ethnische Komponente in ihre Beurteilung der damaligen Verhältnisse eingebracht17. Der
bisherige Forschungsstand reicht jedoch nicht aus, um derartige Thesen absichern zu können.
Alle bisher geäußerten Meinungen zum Thema der ethnischen Interpretation der aus dem
iranischen Hochland vorliegenden Funde und Befunde müssen – deutlich ausgedrückt – beim
derzeitigen Kenntnisstand als gegenstandslos gelten. Deshalb wird in der vorliegenden Arbeit
auch auf eine derartige Bewertung der Nekropole von Marlik vollständig verzichtet.
Das Hauptaugenmerk der vorliegenden Arbeit ist, wie oben ausgeführt, stark auf eine
relativchronologische Zielsetzung ausgerichtet. Vergleichbare Funde oder Befunde aus
anderen Orten werden deshalb im Zuge der Arbeit meist nur dann erwähnt, wenn sie in dieser
Hinsicht einen entsprechenden Wert besitzen. Damit soll eine Basis für zukünftige Arbeiten
innerhalb der eisenzeitlichen Archäologie Nordirans geschaffen werden.
16
Informationen zur Fundlage der Beigaben sind kaum vorhanden. Einzelne Vermutungen lassen sich zwar
durch die wenigen Beschreibungen und Grabungsfotografien erschließen, sind aber nicht auf eine
wissenschaftlich fundierte Basis zu stellen. Will man Ergebnisse in dieser Richtung erhalten, so ist man
gezwungen, auf Informationen besser dokumentierter Fundorte wie Ghalekuti zurückzugreifen. Ob die
Erkenntnisse von dort aber in jedem Fall ohne weiteres auf die Verhältnisse in Marlik übertragbar sind, ist
keineswegs gesichert, da es sich hier um einen weniger reichen Bestattungsplatz handelt, der nicht die gesamte
Laufzeit der Nekropole von Marlik abdeckt.
17
Zuletzt Fahimi 2004.
12
Der Fundort und sein Umfeld
3. Der Fundort und sein Umfeld
3.1. Nordiran – der Naturraum
Mit dem geographischen Begriff Nordiran soll im Folgenden die Region des Elbursgebirges
und des ihm vorgelagerten Kaspischen Tieflandes, also in etwa das Territorium der heutigen
iranischen Provinzen Gilan, Mazanderan und Golestan umschrieben werden (Karte I)18. Das
mächtige, aus mehreren annähernd west-östlich verlaufenden Auffaltungen bestehende
Elbursgebirge trennt das Iranische Hochland vom Kaspischen Meer und stellt seit jeher nicht
nur eine natur-, sondern auch eine kulturgeographische Barriere zwischen diesen beiden
Regionen dar19.
Abb. 1: Blick über die fruchtbare Küstenebene am Kaspischen Meer auf das Elbursgebirge.
18
Dies entspricht relativ genau dem Bereich, den die Iraner noch heute shomal (Norden) nennen. Die Provinz
Golestan, welche bereits den Übergang vom Küstentiefland zur Turkmenensteppe bildet, entstand erst im Jahre
1996 durch Abtrennung des östlichen Teiles der Provinz Mazanderan und ist deshalb in früheren Arbeiten und
Karten nicht zu finden.
19
Ehlers 1980, 330, bezeichnet das südkaspische Tiefland in dieser Hinsicht als „innerhalb Irans einmalig“.
13
Der Fundort und sein Umfeld
Während im Iranischen Hochland selbst heute weitgehend kontinentales und arides Klima mit
nur geringen Niederschlägen vorherrscht, zeichnet sich die südkaspische Küstenebene durch
reichliche Regenfälle und eine üppige Vegetation aus (Abb. 1)20. Die zur Ebene hin steil
abfallende Nordabdachung des Elbursgebirges wird durch einen von Eichen- und
Buchenbeständen dominierten Bergwald mit entsprechendem Tier- und Pflanzenreichtum
geprägt21. In den höheren Lagen greift das trockene Hochlandklima auch auf die nördlichen
Hänge des Elbursgebirges über und bildet eine xerophytische Felssteppe (Abb. 2)22.
Die besondere geographische Lage dürfte wohl schon seit vorgeschichtlicher Zeit die
Gesamtentwicklung der Region stark beeinflusst haben. Während der östliche Teil des
Südkaspischen Tieflandes vom Gorgangebiet aus vergleichsweise leicht zugänglich war und
noch im 19. Jh. unter dauernder Bedrohung durch die kriegerischen Turkmenenstämme zu
leiden hatte, blieb der eigentliche Gebirgsraum ebenso wie der westliche Teil des Tieflandes
vor derartigen Turbulenzen während seiner gesamten Geschichte beinahe vollständig
verschont23. Dies betrifft insbesondere den Süden der heutigen Provinz Gilan, in der sich auch
der Fundort Tepe Marlik befindet24. Bis in die jüngste Zeit stellt diese Region einen Raum
20
Während an den zur Zentraliranischen Wüste hin orientierten Südhängen des Elbursgebirges im Jahresmittel
lediglich Niederschläge von etwa 200 bis 250 Millimeter pro Quadratmeter gemessen werden, beträgt die
jährliche Niederschlagsmenge direkt an der Küste bei Bandar Anzali bis zu 2000 Millimeter pro Quadratmeter.
Damit stellt die südkaspische Tiefebene das einzige ganzjährig humide Gebiet Irans dar. Landeinwärts Richtung
Elbursnordabdachung nehmen diese Mengen zwar schnell ab, übertreffen den Landesdurchschnitt aber immer
noch um ein vielfaches. Vgl. Gehrke/Mehner 1975, 30, Tab. 2; Ehlers 1980, 75.
21
Gehrke/Mehner 1975, 34; Ehlers 1980, 331. Im Gegensatz zu dem insbesondere seit dem Mittelalter immer
stärker entwaldeten Binnenland scheint der Kaspische Gebirgswald abgesehen von vereinzelten, intensiver
genutzten Regionen lange Zeit weitgehend intakt geblieben zu sein. Die neuen iranisch-japanischen Forschungen
haben ergeben, dass die Ebene von Rostamabad und die umliegenden Gebirgszüge früher bis zu einer
Meereshöhe von über 850 m mit dichtem Wald bewachsen waren. Vgl. Yamauchi 2005, 109. Ab dem späten 19.
Jh. erfolgte dann auch hier eine großflächige Entwaldung vieler Gebiete, um den stetig steigenden
Holzkohlebedarf der schnell anwachsenden Hauptstadt Teheran decken zu können. Wie Negahban 1964, 9,
Anm. 3, anmerkt, waren die um das Tal des Gohar Rud liegenden Hügelketten zur Zeit der Ausgrabungen in
Marlik erheblich von Abholzung betroffen. Noch während der Schahzeit wurden erste Maßnahmen eingeleitet,
um dieser Entwicklung erfolgreich entgegenzuwirken. Umfangreiche Aufforstungsprogramme haben dazu
geführt, dass der Charakter der Region zumindest zum Teil erhalten werden konnte.
22
Ehlers 1980, 331. Diese beginnt oberhalb von etwa 2500 m über Meereshöhe, da auf dieser Höhe im Regelfall
das Kondensationsniveau der maritimen Luftmassen endet und damit die notwendige Versorgung mit
Regenwasser nicht mehr gegeben ist. Eine anschauliche Beschreibung findet sich bei Morier 1985, 517 sowie
521-524.
23
Dies wirkt sich auch auf die Struktur größerer Ansiedlungen aus, die auf größere Befestigungsanlagen im
Regelfall verzichten können und sich in ihrem Erscheinungsbild von den Städten des iranischen Hochlandes und
des östlichen Mazanderan deutlich unterscheiden. Der wehrhafte Charakter der Provinz von Mazanderan wird
von Morier 1985, 517, 525-526 ausführlich geschildert. Zu den Unterschieden zwischen dem Hochland und der
gilakischen Tiefebene vgl. Ehlers 1980, 323; Stodte 1999, 196 sowie Loti 1925, 293, der anmerkt, dass Rasht
„nicht einmal mehr einen persischen Anstrich zeigt.“
24
Wie schon Olearius 1959, 466, berichtet, war auch der Weg direkt entlang der Küste kaum gangbar, bevor
Schah Abbas ihn mit einer dammartigen Konstruktion aus Holzbohlen befestigen ließ. Zu den Erlebnissen eines
Reisenden im durch Regen frisch aufgeweichten Boden der Kaspischen Tiefebene äußert sich unter anderem
Vámbéry 1867, 279-280, 303-304: „Nur wenigen von uns gelang es, trocken in Sari anzukommen. Jeder hatte
sich ein- oder zweimal im Kothe gewälzt.“ Ein gutes Jahrhundert danach hatte sich an den Verhältnissen
14
Der Fundort und sein Umfeld
dar, welcher an den politischen und historischen Entwicklungen des Iranischen Hochlandes
nur eingeschränkt oder mit größerer Verzögerung teilnahm25.
Abb. 2: Blick über die höheren Lagen des Elbursgebirges
Die Verkehrswege zwischen dem Iranischen Hochland und der Region am Kaspischen Meer
waren bis in die 30er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts auf einige wenige natürliche
Verbindungen beschränkt, als deren bedeutendste der Durchbruch des Sefid Rud durch das
Elbursgebirge zu nennen ist. Es handelt sich hierbei um einen der größten iranischen Flüsse,
der aus dem Zusammenfluss des Kizil Uzun mit dem Schahrud entsteht, kurz vor Rudbar
durch einen heute mit einem Staudamm versehenen Engpass bricht und dann zum Kaspischen
Meer hin entwässert26. Eine weitere wichtige Route führte vom Gebiet des heutigen Teheran
grundlegend noch nichts geändert, wie H. Luschey im Juni 1963 feststellte, muss man „damit rechnen, auch
einmal bis zum Knie im feuchtwarmen Sumpf einzusinken.“ Luschey 1983, 388.
25
Am deutlichsten wird dies hinsichtlich der Islamisierung der Region, die erst zwei Jahrhunderte nach der
Eroberung des Sassanidischen Reiches durch die Araber erfolgte. Vgl. Ehlers 1980, 322; Gronke 2003, 17, 32.
26
Seit dem 17. Jh. war dies der bevorzugte Verbindungsweg, wenn man von Mitteleuropa über Russland nach
Persien oder umgekehrt reisen wollte. Er wurde auch noch Ende des 19. Jh. von Schah Naser ad-Din auf seinen
berühmt-berüchtigten Europareisen benutzt. Siehe hierzu Leicht 1969, 43-44. Aber auch dieser Weg war
teilweise alles andere als gut gangbar oder gar ungefährlich. Entsprechende Berichte finden sich bei Olearius
15
Der Fundort und sein Umfeld
aus über die Orte Damavand und Firuzkuh zur Tiefebene von Mazanderan und dann weiter in
Richtung Zentralasien27. Andere Wege, etwa die nahe am Hochbecken von Kalar Dasht
vorbeiführende Strecke von Teheran über Karadj nach Chalus mögen zwar auch in früheren
Zeiten saisonal gangbar gewesen sein, erreichten aber ihre heutige Bedeutung erst durch den
unter Reza Schah während der 20er und 30er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts in Angriff
genommenen Ausbau der Infrastruktur Irans. Zuvor war ein einfacher Zugang in das Gebirge
neben den genannten Hauptverkehrswegen meist nur im Bereich der aus dem Gebirge
kommenden Wasserläufe möglich, welche insbesondere am dessen nördlichen Hängen
zahlreich vorhanden sind. Hier war bis in die jüngste Zeit hinein zu beobachten, dass die
ortsansässige Bevölkerung einen saisonalen Wechsel des Wohnsitzes zwischen dem Tiefland
und höher gelegenen, kühleren Sommerdörfern praktizierte28. Die höheren Lagen des
Gebirges waren nur wenige Monate im Jahr für Weidewirtschaft nutzbar und blieben
abgesehen davon weitgehend siedlungsfrei29. Größere Siedlungszentren konnten sich lediglich
im Bereich günstig gelegener Kleinräume wie der Hochbecken von Kalar Dasht oder
Dailaman bilden30. Inwieweit sich dies auf die vor- und frühgeschichtliche Zeit übertragen
1959, 464-465; Hedin 1967, 17-19 oder Loti 1925, 287-290, welche die Route in den Jahren 1639, 1886 bzw.
1900 bereisten.
27
Negahban 1996, 1. Heute hat sich allgemein die Ansicht durchgesetzt, dass sich in diesem Bereich die in
zahlreichen antiken und islamischen Quellen genannte Kaspische Pforte befand. Zusammenfassend zu den
Argumenten hierzu hat sich zuletzt Vahdati 2006 geäußert. In safawidischer Zeit wurde der Weg stark
ausgebaut, da es sich um die beste Verbindung von Zentraliran zu den Sommerresidenzen von Schah Abbas I. in
Ashraf und Farhabad handelt. Vgl. Kleiss 1981, 129. Eine gute Routenbeschreibung findet sich bei Morier
1985,496-524. Dennoch blieb dieser Weg, „ein minder besuchter als alle übrigen Strassen in Iran, ging durch die
nur schlecht bevölkerte Gegend über beträchtliche Hügel, rauschende Bergströme gegen Firuzkuh“. Vámbéry
1867, 269-272 erwähnt zudem, dass diese Passstraße im Winter nur unter erheblicher Lebensgefahr zu benutzen
war.
28
Ehlers 1980, 332. Für die Region um Marlik Negahban 1996, 1-3 sowie 25, Anm.1; für Kaluraz Yamauchi
2005, 110. Ähnliches war auch im Gebiet von Dailaman zu beobachten, wo sich im Bereich des zum Kaspischen
Meer hin fließenden Pol-i Rud zahlreiche Dörfer befinden, die von ihren eigentlich in der Tiefebene siedelnden
Bewohnern nur zwischen Frühling und Herbst zum hauptsächlichen Zweck der Weidewirtschaft bezogen
werden. Ab September sind die meisten Flussläufe so stark angeschwollen, dass sie nicht mehr zu überqueren
sind, und ab Oktober befindet sich die gesamte Region unter einer Schneedecke, die eine Mächtigkeit von
mehreren Metern besitzen kann. Vgl. Fukai/Ikeda 1971, 1. Es steht zu vermuten, dass vergleichbare klimatische
Bedingungen auch während des 2. und 1. Jt. v.Chr. herrschten und eine dauerhafte Besiedlung in diesen
Höhenlagen unmöglich machten.
29
Dies stellte bereits Freya Stark fest, die in den Jahren 1930 und 1931 Nordiran bereiste. Vgl. Stark 1991, 337.
Negahban 1964, 9, Anm. 5, gibt an, dass die am höchsten gelegenen Ansiedlungen an den Hängen des Kuh-e
Darfak nahe Marlik maximal für zwei Monate im Hochsommer von Hirten und Viehzüchtern genutzt wurden,
die aus dem Tal des Sefid Rud in die Berge wandern. Ein regelrechter Nomadismus ist in Nordiran aber nicht
vorhanden, wie Ehlers 1980, 325 und 332, deutlich ausführt.
30
Die zahlreichen Bodendenkmäler im der Hochebene von Kalar Dasht lassen darauf schließen, dass diese
bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit dicht besiedelt war. Vgl. Samadi 1959. Schon zuvor wurde immer
wieder ein größerer Tepe in der Ebene erwähnt, der aber vor allem mit der mittelalterlich-islamischen
Besiedlung der Region in Zusammenhang gebracht wurde. Vgl. Stark 1991, 345-354. Erst unlängst stellt sich
heraus, dass dieser Siedlungshügel auch frühbronzezeitliches Fundmaterial der Kura-Araxes Kultur enthält, was
auf eine Siedlungstätigkeit spätestens ab dem 3. vorchristlichen Jahrtausend schließen lässt. Vgl.
Mousavi/Abbasnejad/Heydarian 2007.
16
Der Fundort und sein Umfeld
lässt, ist aufgrund des bisherigen Forschungsstandes nur begrenzt feststellbar, doch dürften
sich die antiken Verhältnisse nicht allzu sehr von dem Bild unterschieden haben, das sich dem
Besucher der Region noch bis vor wenigen Jahrzehnten bot31.
Auch die Täler des Sefid Rud und seiner Nebenflüsse sind aufgrund des fruchtbaren Bodens,
des milden Klimas und der hohen Niederschläge bereits in der Antike als bedeutende
Siedlungskammer und wichtige Verkehrsverbindung genutzt worden32. Dies belegen die
zahlreichen Fundplätze, die sich in einem verhältnismäßig kleinen Abschnitt dieser Strecke
geradezu konzentrieren, darunter die ausgesprochen reichen Nekropolen von Marlik und
Kaluraz samt der zugehörigen, aber bisher nur ansatzweise untersuchten Siedlungshügel Pile
Qal’eh und Tepe Jalaliye (Kaluraz Tepe)33.
Die besonderen Umweltbedingungen in Nordiran haben sich auf zahlreiche Bereiche des
täglichen Lebens ausgewirkt. So unterscheiden sich die lokale Tracht und die
gesellschaftlichen Verhältnisse, welche eng an die Zusammenarbeit bei der Bestellung der
Felder gekoppelt sind, deutlich von anderen Regionen Irans34. Auch die bis vor kurzem noch
weit verbreitete traditionelle Architektur ist ganz auf die klimatischen Besonderheiten vor Ort
ausgerichtet. Es handelt sich um hölzerne Ständerbauten, deren Zwischenräume mit
Zweiggeflecht ausgefüllt wurden, bevor man die Wände innen und außen mit einem
Lehm/Stroh-Gemisch beschmierte35. Die steilen Giebeldächer wurden mit Reisstroh,
Holzschindeln oder anderen organischen Materialien gedeckt und sind in der regenreichen
Region ausgesprochen zweckorientiert (Abb. 3). Mit einer ähnlichen Konstruktion der
Auch die zahlreichen vor- und frühgeschichtlichen Gräberfelder im 1500 bis 2000 m hoch gelegene Becken des
Pol-i Rud deuten auf eine intensive Nutzung dieser Region hin. Vgl. Fukai/Ikeda 1971, 1-5.
31
Yamauchi 2005, 110. Im Gegensatz dazu scheint die vergleichsweise breite Küstenebene von Mazanderan
bereits in vorgeschichtlicher Zeit relativ dicht besiedelt gewesen zu sein. Luschey 1983, 386 sowie 388, stellte
bei einer Reise Anfang der sechziger Jahre fest, dass sich in der Nähe der rezenten Dörfer oft auch vor- und
frühgeschichtliche Tepes befinden. Dennoch setzte die archäologische Erforschung der Region erst vor wenigen
Jahren ein. Als wichtigster Fundort ist der bisher leider kaum publizierte Gohar Tepe zwischen Sari und
Behshahr zu nennen. Neben Wohn- und Werkstattbereichen wurden auch zahlreiche Bestattungen freigelegt.
Zusammenfassend hierzu Azarnoush/Helwing 2005, 230-231. Für die durch das Mündungsgebiet des Sefid Rud
gebildete gilakische Tiefebene fehlen derartige Fundplätze bisher.
32
Negahban 1964, 9-10; Kleiss 1989, 1.
33
Die von einer japanisch- iranischen Expedition begonnenen Untersuchungen in Tepe Jalaliye wurden in den
letzten Jahren unter iranischer Leitung weitergeführt, befinden sich aber immer noch im Anfangsstadium. Bisher
wurden größere Gebäudekomplexe vor allem aus parthischer Zeit freigelegt. Zahlreiche Keramikfunde deuten
auf eine stärkere Besiedlung des Ortes vor allem während der Eisenzeit II hin, was gut zu den bereits Ende der
60er Jahre durch Hakemi freilegten Gräbern aus Kaluraz passen würde. Die vereinzelt im Füllschutt
aufgefundenen Steinwerkzeuge belegen die Nutzung des Platzes durch den Menschen jedoch bereits ab dem
Paläolithikum. Vgl. Khalatbari 2007.
34
Dies beobachtete bereits Olearius 1959, 467-468, der insbesondere auch auf die Unterschiede zwischen den
Ackerbau betreibenden Gilakis im Süden und den von der Viehwirtschaft lebenden Talesh im Norden der
heutigen Provinz Gilan hinweist.
35
Luschey 1983, 390-391, Taf. 47, 1-2. Vereinzelt ist eine Nischengliederung oder einer Verzierung der Fassade
mit einfachen Reliefdarstellungen zu beobachten, welche von der Frau des Hauses persönlich gestaltet worden
waren.
17
Der Fundort und sein Umfeld
Wohnhäuser muss auch in vorgeschichtlicher Zeit gerechnet werden, wenngleich sich dies im
archäologischen Befund bisher nicht nachweisen ließ36.
Abb. 3: Traditionelles Wohnhaus am Rande des Elbursgebirges bei Shaft.
Generell kann festgestellt werden, dass die regionalen Besonderheiten auch die
archäologische Erforschung der Region stark mit beeinflusst haben. Zahlreiche vor- und
frühgeschichtliche Fundorte in Nordiran dürften von der üppigen Vegetation überwuchert
worden sein und sind damit oft nur schwer zu entdecken. Daneben haben die in dieser
niederschlagsreichen Region häufig auftretenden Erdrutsche und die intensive Tätigkeit von
Raubgräbern ebenfalls zu einem großen Verlust an Bodendenkmälern geführt37. Im
Küstentiefland Gilans haben hingegen vor allem die intensive landwirtschaftliche Nutzung,
die dichte rezente Besiedlung und der durch inneriranischen Tourismus ausgelöste Bauboom
dafür gesorgt, dass vor- und frühgeschichtliche Fundstätten bisher nicht bekannt geworden
sind.
36
37
Luschey 1983, 388-390.
Negahban 1964, 10; Fahimi/Kazuya 2005, 7; Fahimi 2005, 44.
18
Der Fundort und sein Umfeld
3.2. Kurzer Abriss der Forschungsgeschichte der früheisenzeitlichen Archäologie
Nordirans
3.2.1 Die Gebrüder de Morgan im Taleshgebiet
Die archäologische Erforschung des südlichen Kaspigebietes setzte bereits vergleichsweise
früh ein38. Um die Jahrhundertwende besuchte Jacques de Morgan neben seiner Tätigkeit in
Susa immer wieder verschiedene Regionen des Iranischen Hochlandes. Neben Mazanderan,
Aserbaidschan und Luristan39 reiste er im April 1890, angeregt durch seine vorherigen
Forschungen im russischen Teil Armeniens, in das Taleshgebiet bei Lenkoran, welches seit
dem Frieden von Turkmançai 1829 ebenfalls zu Russland gehörte. Von dort aus begab sich de
Morgan in die bewaldeten Gebirgszüge westlich des Kaspischen Meeres, wo er zahlreiche
vor- und frühgeschichtliche Gräberfelder entdeckte und diese stichprobenartig untersuchen
konnte (Abb. 4).
Abb. 4: Jacques de Morgan (mit Tropenhelm) beaufsichtigt die Aufdeckung eines steinernen Grabbaus im
Taleshgebirge. Aufnahme aus dem Jahre 1890.
38
Im Folgenden werden nur die für die Zeitstellung relevanten Untersuchungen dargestellt. Eine
Gesamtschilderung der archäologischen Forschungsgeschichte Nordirans vom Paläolithikum bis in die
islamische Zeit wäre für die vorliegende Arbeit weitestgehend irrelevant und würde zudem unverhältnismäßig
viel Raum beanspruchen.
39
De Morgan 1896, 1-11.
19
Der Fundort und sein Umfeld
In der Hauptsache handelte es sich um steinerne Grabbauten, die meist über einen längeren
Zeitraum genutzt wurden und zahlreiche Keramik- und Metallfunde lieferten. Der 1896
erschienene Bericht40 war reich mit Landschaftsskizzen, Fundortkartierungen, sowie Grabund Fundzeichnungen ausgestattet und ermöglichte der Fachwelt einen ersten Einblick in die
vorgeschichtlichen Kulturen der Region.
1901 folgte, diesmal zusammen mit seinem Bruder Henri, eine zweite Reise an das Kaspische
Meer, um die persische Seite des Taleshgebietes zu untersuchen. Erneut wurden zahlreiche
Fundorte besucht, zum Teil kartiert und eine Vielzahl von Gräbern ausgegraben. Die
Ergebnisse erschienen bereits kurz darauf in einer für die damalige Zeit ansprechenden
Form41 und machten das Taleshgebiet insbesondere in der französischen Forschung der
folgenden Jahrzehnte zu einer festen Größe42. Weitere Arbeiten vor Ort fanden danach jedoch
nicht mehr statt, so dass die Aktivitäten der Gebrüder de Morgan noch Jahrzehnte später die
einzigen nennenswerten Grabungstätigkeiten im nördlichen Teil der iranischen Provinz Gilan
darstellten43.
3.2.2. Kommerzielle Grabungen
1930 wurde das Denkmalschutzgesetz in Persien durch Reza Schah geändert. Das
Archäologiemonopol Frankreichs, im Jahre 1895 für die Summe von 50.000 Goldfrancs vom
Kadscharenherrscher Naser ad-Din Schah erkauft44, wurde aufgehoben. Der Weg war frei für
Expeditionen anderer Staaten, leider aber auch für unselige „kommerzielle Grabungen“ von
Geschäftsleuten, Basarhändlern und so genannten „Privatgelehrten“ (Abb. 5)45. Hierbei
konnten beim iranischen Kultusministerium offizielle Grabungsgenehmigungen gegen
Zahlung einer gewissen Summe erkauft werden. Die Funde aus den Grabungen waren zur
Hälfte Eigentum des Lizenznehmers, der im Anschluss das Recht hatte, diese im nationalen
40
De Morgan 1896.
De Morgan 1905.
42
Dies zeigt sich besonders deutlich in dem 1927 posthum erschienenen Werk La Préhistoire Orientale von
Jacques de Morgan und in Claude Schaeffers ambitionierter Stratigraphie Comparèe et Chronologie de l’Asie
Occidentale von 1948. Noch heute sind Funde aus den Grabungen de Morgans in einigen Vitrinen des großen
Vorgeschichtsmuseums von Saint Germain en Laye bei Paris ausgestellt. International wurden sie hingegen
bestenfalls als Randnotiz wahrgenommen.
43
Kroll 1984, 48-58 sowie 126-127, besuchte die Region im Rahmen eines Surveys, wobei er auf die Berichte
der de Morgans zurückgreifen und einige der von ihnen entdeckten Fundorte erneut aufsuchen konnte. Erst in
den letzten Jahren wurde von iranischer Seite intensiv damit begonnen, Grabungen im Taleshgebiet
durchzuführen. Eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Aktivitäten findet sich bei Vahdati 2007, 126.
44
Kargar/Loyrette 2001, 15.
45
Als Beispiel ist Dr. Benjamin Mahboubian zu nennen, ein aus Hamadan stammender Arzt, der im Laufe seiner
mehrere Jahrzehnte währenden Karriere als Hobbyarchäologe über einhundert Ausgrabungen in verschiedenen
Regionen Irans, hauptsächlich im Westen und Nordwesten des Landes durchführte. Die Notizbücher, in die
Mahboubian seine Beobachtungen während der Grabungen eingetragen haben soll, sind zwischenzeitlich leider
verloren gegangen. Vgl. Mahboubian 1997, 8-16.
41
20
Der Fundort und sein Umfeld
oder internationalen Kunsthandel zu veräußern. Abgesehen davon, dass diese kommerziellen
Grabungen im Regelfall weder in Anwesenheit eines Beamten des zuständigen Ministeriums
noch unter Aufsicht eines wissenschaftlich qualifizierten Grabungsleiters durchgeführt
wurden46, war es insbesondere für Kunsthändler ein Leichtes, ihre auf anderen Wegen
erworbenen Handelsobjekte mit einer scheinbar verifizierbaren und damit legalen, den Wert
steigernden Herkunftsbezeichnung zu versehen. Eine Dokumentation nach wissenschaftlichen
Gesichtspunkten wurde so gut wie nie erstellt.
Abb. 5: Kommerzielle Grabung Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts in Iranisch-Aserbaidschan.
Derartige Aktivitäten fanden vor allem in Westiran statt, da seit 1928 die vermeintlich aus
dieser Region stammenden Luristanbronzen im internationalen Kunsthandel und der Fachwelt
Aufsehen erregt hatten. Nordiran lag hingegen (noch) nicht im Zielbereich professioneller
46
Negahban 1996, 5, beschreibt eindrücklich die damaligen Verhältnisse. Demnach bestand bei den meisten
Beamten des neu geschaffenen Antikendienstes kein großes Verlangen, eine unbestimmte Zeit weitab der
pulsierenden Metropole Teheran auf einer einsamen und vermutlich nicht ganz staub- und schmutzfreien
Ausgrabung zu verbringen. Stattdessen wurde den Lehrern der örtlichen Schulen die Aufgabe übertragen, die
Vertretung des Antikendienstes zu übernehmen und die Funde aus den kommerziellen Grabungen für den
Handel frei zu geben. Im Jahre 1959 wurden 96 % der kommerziellen Grabungen auf diese Art und Weise
betreut. Mahboubian 1997, 8, betont jedoch, dass diese Grabungen in völligem Einklang mit den damaligen
Gesetzen des Landes standen und keineswegs heimlich durchgeführt wurden.
21
Der Fundort und sein Umfeld
Raubgräber und Kunsthändler. Dennoch dürften auch hier vereinzelt entsprechende
Maßnahmen stattgefunden haben, denn bereits in den 30er Jahren finden sich im Fundmaterial
kommerzieller Grabungen durchaus Objekte, die wohl aus Nordiran stammen, denen aber aus
verkaufstechnischen Gründen das Etikett „Luristan“ sozusagen übergestülpt wurde47. Vor
allem Bearbeitern, die mit der Materie nicht allzu eng vertraut sind, ist es deshalb manchmal
bis in die jüngere Zeit nicht immer möglich gewesen, deutlich zwischen den iranischen
„Kunsthandelsprovinzen“ und den tatsächlichen Fundorten der von ihnen besprochenen
Fundstücke zu unterscheiden48.
3.2.3. Der „Schatz von Kalar Dasht“
Die Entdeckung der ersten international Aufsehen erregenden Funde aus Nordiran geht
ebenfalls in die Regierungszeit Reza Schahs zurück. Er beauftragte zu Anfang der 30er Jahre
einen deutschen Architekten mit dem Bau eines palastartigen Komplexes in der Hochebene
von Kalar Dasht. 1934 reiste Reza Schah, selbst aus der Provinz Mazanderan stammend, zur
geplanten Einweihung des Palastes in das Elbursgebirge. Dort angekommen, musste der
Monarch jedoch feststellen, dass die Bauarbeiten dem Zeitplan hinterher hinkten und die
geplante Einweihung des Palastes sich deshalb verzögert würde. Während der Schah samt
Eskorte, Ministern und Honoratioren in der Nähe der Baustelle in einem Zelt die
Fertigstellung abwartete, entdeckte einer der Arbeiter zufällig mehrere unterirdische
Grabanlagen49. Dies war die Geburtstunde des so genannten „Schatzes von Kalar Dasht“50.
Ein fachkundiger Archäologe wurde zur Bergung der Funde, die zunächst in das Archiv der
iranischen Nationalbank gebracht wurden, nicht hinzugezogen. Aus den spärlichen
Veröffentlichungen geht lediglich hervor, dass einzelne Bestattungen bis zu zwanzig
Keramikgefäße und diverse Objekte aus Bronze oder Gold enthalten haben sollen. Die
Gesamtzahl der geborgenen Keramikgefäße wurde später mit 125 Stück angegeben. Zu den
47
Dies lässt sich gut an einem figürlich verzierten Bronzebecher zeigen, der in der Erstpublikation durch Godard
1933, 132, einer kommerziellen Grabung bei Zalu Ab in Luristan zugeschrieben wurde. Noch de Waele 1982,
226, 234-235, übernahm diese Herkunftsangabe, obwohl er sich der deutlichen Bezüge des Stückes zu den
mittlerweile bekannten Funden aus Marlik und Kaluraz durchaus bewusst war. Erst Löw 1998, 386-388, 390-395
sowie 456-457, konnte nachweisen, dass das Gefäß in das Umfeld der nordiranischen Stilgruppen einzuordnen
ist. Es handelt sich hierbei im Übrigen um das erste figürlich verzierte Metallgefäß aus Nordiran, das überhaupt
publiziert wurde.
48
So werden bei Zahlhaas 2002, 33-35 die Dolche Kat.-Nr. 43 und 46, die Lanzenspitzen Kat.-Nr. 49-50 und der
Lanzenschuh Kat.-Nr. 51 Luristan zugeordnet, obwohl von dort keine gesicherten Exemplare dieser Typen
vorliegen. Vergleichbare, zum Teil sogar beinahe identische Stücke wurden vielmehr bei verschiedenen
Grabungen in Nordiran gefunden. Ähnliche Fälle sind auch bei Seifert 2005, 47, Kat.-Nr. 25 sowie Khorasani
2006, 380 und 384, Kat.-Nr. 12 und 20, vorhanden.
49
Diese wurden später von Samadi 1959, 4, als Galerien bezeichnet. Was sich genau hinter diesem Ausdruck
verbirgt, ist allerdings nicht zu klären.
50
Anschaulich geschildert von Samadi 1959b, 175-176.
22
Der Fundort und sein Umfeld
bekanntesten Metallfunden gehören ein goldener Dolch mit halbmondförmigem Heft sowie
mehrere aus Goldblech getriebene Gefäße. Besonders hervorzuheben ist ein Wulstbodennapf
mit reliefierter Darstellung schreitender Löwen, deren angenietete Köpfe rundplastisch
ausgearbeitet sind51.
Abb. 7: Schah Mohammed Reza Pahlevi besichtigt die im Nationalmuseum in Teheran ausgestellten
Funde aus Kalar Dasht.
1944 wurden die Funde auf ein Dekret des neuen Schahs Mohammed Reza Pahlevi hin in das
Iran Bastan Museum überführt, von wo sie vier Jahre später erstmals zu einer Ausstellungen
außer Landes geschickt und damit international bekannt gemacht wurden.
3.2.4. Die „Amlash-Bronzen“
Im Jahre 1953 besuchte der Schah das Iran Bastan Museum, zeigte sich stark beeindruckt von
den Goldobjekten aus Kalar Dasht und ordnete archäologische Untersuchungen in ihrem
Herkunftsgebiet an (Abb. 7). Daraufhin machte sich im Folgejahr eine iranische Expedition
unter Leitung von H. Samadi in die Hochebene von Kalar Dasht auf, um im Umfeld des
Fundortes archäologische Untersuchungen durchzuführen. Die Grabungen erbrachten zur
51
Samadi 1959, 13-14, Fig. 10-11. Gute Farbabbildungen bei Kargar 2004, 22.
23
Der Fundort und sein Umfeld
Enttäuschung der Ausgräber jedoch nur einige Keramikgefäße, die in den betreffenden
Publikationen auch später niemals näher beschrieben wurden. Man wechselte deshalb in das
nur wenige Kilometer entfernte Garmabak, wo der Bürgermeister des Ortes zufällig bei
Arbeiten auf einem seiner Felder eine Stierfigurine und fünf Gefäße aus Keramik sowie zwei
Dolche und zwei Armreifen aus Bronze gefunden hatte.
Dort wurden innerhalb von zwanzig Grabungstagen 31 Gräber freigelegt. Es handelt sich um
vergleichsweise kleine, einfache Erdgräber ohne Grabarchitektur, die oft mehrere Skelette
enthielten52. Da auch diese Ergebnisse die Ausgräber nicht zu befriedigen mochten, zog man
schließlich weiter zur Kleinstadt Amlash, die sich in der Provinz Gilan an den Nordhängen
des Elbursgebirges befindet. Von dort waren ebenfalls Zufallsfunde bekannt geworden, so
dass sich die Expedition entschloss, ihr Glück in den beiden Dörfern Tomadjan und Emam im
Gebirge südlich von Amlash zu versuchen. Hier war man ein wenig erfolgreicher, denn es
fanden sich immerhin einige steinerne Grabbauten mit vergleichsweise ansehnlichen
Metallobjekten. Leider wurde durch diese Grabungen auch das Interesse des Kunsthandels auf
die Region gelenkt. Ab den späten 50er Jahren wurde der internationale Markt geradezu mit
Bronze- und Keramikfunden überschwemmt, die sich deutlich von den bisher mehrheitlich
gehandelten Luristanbronzen unterschieden. In Anlehnung an diese entstand der Begriff
„Amlash-Bronzen“, da man den meisten Objekten eine Herkunft aus der eben dieser Region
zuschrieb53.
3.2.5. Die japanischen Expeditionen in der Region Dailaman
1959 hielten sich mehrere Mitarbeiter des archäologischen Instituts der Universität Tokio in
Teheran auf, um ein Grabungsprojekt zur Erforschung der Vorgeschichte der Marv-DashtEbene in der Provinz Fars im Süden Irans vorzubereiten54. Im Teheraner Basar wurden sie auf
die zahlreichen Objekte aufmerksam, welche im Kunsthandel mit der Herkunftsbezeichnung
„Amlash“ angeboten wurden. Daraufhin begab sich eine Abordnung der japanischen
52
Samadi 1959, 27, erwähnt, dass die Skelette nicht ordentlich ausgerichtet, sondern völlig durcheinander
liegend aufgefunden wurden, was im Hinblick auf die große Anzahl der Toten wohl auf mehrere sukzessiv
vorgenommene Nachbestattungen schließen lässt. So auch Dyson 1979, 6.
53
Der Begriff wurde nach Dyson 1985, 976, erstmals im Jahre 1961 bei einer Ausstellung in Paris verwendet.
Vergleichsweise früh versuchte Calmeyer 1962, 215, 222-223, das bisher bekannte Fundmaterial ansatzweise in
drei Gruppen zu gliedern, war sich aber der Vorläufigkeit dieses Unterfangens durch die damals noch
ausstehenden Publikationen für Marlik und Ghalekuti sehr wohl bewusst. Negahban 1998,46, trat später dafür
ein, den Begriff Amlash durch den Terminus „Marlik-Kultur“ zu ersetzen, um damit die früheisenzeitlichen
Kulturerscheinungen in Nordiran zu umschreiben. Auch dies ist indes keine korrekte Ansprache, denn die
Nekropole von Marlik vermag trotz ihres Reichtums bestenfalls einen chronologisch und chorologisch kleinen
Ausschnitt dieser Periode zu illustrieren. In der vorliegenden Arbeit wird die Bezeichnung Marlik-Kultur für die
Hauptbelegungsphase der Nekropole verwendet.
54
Egami/Masuda/Fukai 1965, xi-xii.
24
Der Fundort und sein Umfeld
Expedition dorthin, um festzustellen, dass dieser Ort lediglich als Verteilungszentrum der
Funde diente. Hinweise aus der Bevölkerung brachten die Japaner schließlich in das
Hochbecken von Dailaman inmitten des Elbursgebirges. Dort fanden sie zahlreiche, zum Teil
bereits geplünderte Gräberfelder vor. Die aufgesammelten Keramik- und Knochenfragmente
zeigten aber, dass man sich auf der richtigen Spur befand. Ebenso wurde auch der dringende
Handlungsbedarf deutlich, wollte man zumindest einige der noch nicht beraubten Gräber
einer wissenschaftlichen Untersuchung unterziehen. Kurz entschlossen wurde eine Expedition
zusammengestellt, die im darauf folgenden Jahr in den Orten Ghalekuti und Lasulkan
erfolgreiche Ausgrabungen durchführen konnte. Bis Mitte der 60er Jahre kehrten die
japanischen Archäologen mehrmals in die Region zurück und unternahmen an verschiedenen
Orten Surveys und Grabungen55. Hierbei konnten in den Jahren 1960 und 1964 in Ghalekuti
etwa zwanzig meist intakte früheisenzeitliche Gräber freigelegt werden56.
Die Ergebnisse dieser Kampagnen wurden bereits kurz darauf in mehreren Monographien
umfassend
vorgestellt57.
Noch
heute
enthalten
diese
Berichte
die
ausführlichste
Grabungsdokumentation, die bisher aus dem nordiranischen Bereich vorgelegt wurde. Vor
allem was die Auswertung des Totenbrauchtums, der Beigabensitte und der Trachtsitte
betrifft, sind die Grabungen von Ghalekuti der reicheren Nekropole von Marlik sogar deutlich
überlegen. Sie sind deshalb von eminenter Bedeutung auch für eine Bearbeitung des
Fundortes Tepe Marlik.
3.2.6. Marlik
Auch von iranischer Seite erkannte man Anfang der 60er Jahre den Ernst der Situation. Es
folgte eine Umstrukturierung der zuständigen Behörden, die zunächst die kommerziellen
Grabungen verboten58. Als nächsten Schritt plante man die systematische Aufnahme der
archäologischen Stätten des Landes. Hierbei richtete sich das Hauptaugenmerk zunächst auf
55
Das Problem der Amlash-Bronzen zu klären war dabei nur eines der Ziele der Expedition Ein weiterer
Schwerpunkt lag auf der Erforschung der parthisch-sassanidischen Zeit und deren Bedeutung für den Ost-WestHandel entlang der so genannten Seidenstraße bis nach Ostasien. In unserem Zusammenhang sind hier allerdings
nur die Funde und Befunde der Frühen Eisenzeit von Interesse, obwohl die japanische Expedition auch in Bezug
auf den zweiten Forschungsschwerpunkt als durchaus erfolgreich eingestuft werden darf.
56
Dieser Fundort besteht aus insgesamt vier nahe beieinander liegenden Hügeln, die von den Ausgräbern mit
den lateinischen Ziffern I bis IV durchnummeriert wurden. Für unseren Themenbereich ist vor allem Ghalekuti I,
in geringerem Maße auch Ghalekuti II von Interesse. Die anderen Hügel lieferten hauptsächlich Material
achämenidischer und parthischer Zeitstellung.
57
Egami/Fukai/Masuda 1965; Fukai/Ikeda 1971. Die Grabungsberichte umfassen neben der archäologischen
Dokumentation auch Analysen zu den Metall- und Glasfunden sowie zwei monographische Bände mit
anthropologischer Auswertung des geborgenen Skelettmaterials. Siehe hierzu Egami/Ikeda 1963 und Ikeda 1968.
58
Negahban 1996, 5. Erwähnenswert ist die bei Negahban 1964, 1, gemachte Feststellung, dass man die
Raubgrabungen in Nordiran noch 1960 durch die Vergabe von Lizenzen für kommerzielle Grabungen in den
Griff zu bekommen glaubte, was allerdings nicht zu den erwünschten Ergebnissen führte.
25
Der Fundort und sein Umfeld
die Provinz Gilan, da diese am akutesten der Bedrohung durch Raubgräber und Schmuggler
ausgesetzt war. Im Zuge der Vorbereitungen zu diesem Großprojekt wurde der neu in den
Archaeological Service berufene iranische Archäologe E.O. Negahban darauf aufmerksam,
dass insbesondere ein Hügel namens Cheragh Ali Tepe bei Rudbar immer wieder in den
Berichten über illegale Aktivitäten in dieser Region auftauchte und stellte für sein
Expeditionsteam eine Genehmigung für einen zweiwöchigen Survey in der Region aus59. Das
Team legte auf dem Cheragh Ali Tepe einen Suchschnitt an und förderte vierzehn
Goldblechknöpfe, zwei Rollsiegel und mehrere bronzene Tierfigurinen zu Tage. Dabei stand
man von Anfang an unter dem Druck lokaler Machthaber, die auf eine Fundteilung oder sogar
auf einen Abzug der Archäologen drängten, so dass die Sondage nur unter Polizeischutz
fortgeführt werden konnte60.
Abb. 8: Ezat O. Negahban (recht mit Aktentasche) auf dem Wege nach Marlik.
Daraufhin erwirkte Negahban eine offizielle Grabungsgenehmigung und begab sich selbst vor
Ort (Abb. 8). Der erste Suchschnitt wurde unter seiner Leitung erweitert, ein zweiter am
östlichen Hang des Hügels eröffnet. Auch hier stieß man schnell auf zum Teil wertvolle
59
Negahban 1996, 6.
Negahban 1996, 8, schildert sehr eindrücklich, wie er seinen stellvertretenden Grabungsleiter beim Aufstieg in
das Tal des Gohar Rud Tal traf. Dieser hatte sich in einem nahe gelegenen Ort einen bekannten Hobbyringer
gemietet, welcher die Funde aus dem ersten Suchschnitt von morgens bis abends in einem Leinenrucksack auf
seinem Rücken mit sich herumtrug, um sie vor dem Zugriff der Einheimischen zu schützen.
60
26
Der Fundort und sein Umfeld
Funde sowie auf eine in etwa rechteckige, aus rohen Bruchsteinen errichtete Struktur.
Nachdem man zunächst der Ansicht war, es handele sich um ein Gebäude, wurde bei
fortschreitender Grabungstätigkeit klar, dass man ein in den Hügel eingetiefes Grab mit
steinernen Wänden entdeckt hatte. Negahban legte daraufhin ein Vermessungsnetz über den
gesamten Hügel, zeichnete einen Plan mit Höhenlinien und teilte die Grabungsfläche in
Quadranten von fünf mal fünf Metern auf, die er in nord-südlicher Richtung mit
Großbuchstaben und in west-östlicher Richtung mit lateinischen Ziffern bezeichnete.
Anschließend wurde der gesamte Hügel in einer beinahe durchgehenden Kampagne von 14
Monaten zwischen Mitte 1961 und Herbst 1962 ergraben. Während der Arbeiten benannte
Negahban den Hügel von Cheragh Ali Tepe, dem Namen des letzten Vorbesitzers, in Tepe
Marlik um61. Unter diesem Namen ist der Fundort bis heute bekannt geblieben.
Im Spätherbst des Jahres 1962 kam es in Iran zu einem der in damaliger Zeit nicht gerade
unüblichen Regierungswechsel, der sich auch auf die Ministerien auswirkte, welche für die
archäologische Erforschung des Landes zuständig waren. Einflussreiche Personen aus dem
Umfeld der Regierung erwirkten eine Einstellung der Grabungen in Gilan. Das Feld wurde
erneut den Raubgräbern überlassen. Als Negahban ein Jahr später in das Tal des Gohar Rud
zurückkehrte, konnte er nur noch feststellen, dass das gesamte Gebiet intensiv von illegalen
Grabungen betroffen war62. Bei einem kurzen Survey wurden mehr als 2000 Raublöcher im
unmittelbaren Umfeld des Tepe Marlik verzeichnet. Bei gutem Wetter hatten sich hier
bisweilen bis zu 400 Personen versammelt, um sich „ihren“ Anteil an den wertvollen
Grabbeigaben der verschiedenen Nekropolen zu sichern63.
61
Während der gesamten Dauer der archäologischen Untersuchungen erschienen immer wieder verschiedene
Lokalgrößen auf der Grabung, um Besitzansprüche auf die Funde anzumelden oder eine Beteiligung an der
Ausgrabung und dementsprechend auch einen Anteil an den Fundobjekten zu fordern, meist unter dem Vorwand
einer Verwandtschaft mit dem mittlerweile verstorbenen Vorbesitzer. Bemerkenswert ist auch, dass sich die
zuvor offenbar schwer vermittelbaren Töchter des Cheragh Ali nach Bekanntwerden der reichen Funde vor
heiratswilligen jungen Männern kaum retten konnten. Ob aus diesen ersten Annäherungsversuchen dauerhafte
Verbindungen hervorgegangen sind, ist dem Verfasser jedoch nicht bekannt.
Im internationalen Kunsthandel wurde der Name Cheragh Ali Tepe weiterhin verwendet, um hochwertige Funde
aus sassanidischer Zeit mit einer allgemein bekannten, aber ganz offensichtlich falschen Fundortangabe
ausstatten zu können. Overlaet 1995, 95-97, spricht in diesem Zusammenhang von einem „fashionable origin“.
62
Negahban 1996, 11, lastet den von oben verordneten Grabungsstopp einer Clique aus Raubgräbern,
Schmugglern, hohen Regierungsbeamten und einflussreichen Personen aus dem Kreis der Schahfamilie an.
Derartige Bemerkungen finden sich in Publikationen, welche vor der islamischen Revolution erschienen sind,
selbstverständlich nicht.
63
Dies erinnert an die Schilderung der erst vor einigen Jahren vorgefallenen Ereignisse in Jiroft. Nachdem in der
Region per Zufall wertvolle Objekte aus dem 3. Jt. v.Chr. aufgetaucht waren, fanden sich an den Wochenenden
und den zahlreichen iranischen Feiertagen viele Familien aus der Region bei den mittlerweile bekannten
Gräberfeldern ein und verbanden die gute alte iranische Tradition des Picknickmachens mit der Durchführung
von Raubgrabungen.
27
Der Fundort und sein Umfeld
3.2.7. Kaluraz
Kurz nach den ausgesprochen erfolgreichen Grabungen in Marlik legte A. Hakemi in den
Jahren 1965-1969 nur wenige Kilometer flussabwärts von Marlik auf der westlichen Seite des
Sefid Rud im Umfeld der Ortschaft Kaluraz mehrere Sondageschnitte an. Neben einigen
Architekturresten konnte er verschiedene Grabbauten freilegen, die zum Teil Beigaben von
ausgesprochen hoher Qualität enthielten. Bedauerlicherweise wurden bisher lediglich einige
kürzere Artikel, aber kein umfassender Grabungsbericht vorgelegt, so dass wir über die
Fundzusammenhänge vor Ort nicht hinreichend unterrichtet sind64. Zu den bemerkenswerten
Funden gehören figürlich verzierte Metallgefäße, Bronzewaffen, Tierfigurinen aus Keramik
und Metall sowie goldene Scheibenanhänger und Pferdegeschirr65. Andere iranische
Unternehmungen wie beispielsweise die von M. Moghadam durchgeführten Grabungen in
Ghiasabad (Abb. 9), wurden mangels ausreichender Publikation in der Fachwelt bestenfalls
am Rande wahrgenommen, um dann gleich wieder vergessen zu werden66.
Abb. 9.: Mohsen Moghaddam im Jahre 1961 bei der Freilegung eines Grabes in Ghiasabad.
64
Hakemi 1986; Hakemi 1972; Hakemi 1973.
Keramik, Tonfigurinen und Metallgefäße aus den Altgrabungen von Kaluraz wurden unlängst im Rahmen der
Arbeiten der iranisch-japanischen Expedition in Gilan vorgelegt. Vgl. Ohtsu/Adachi 2006.
66
Moghadam 1972, 133-136, publizierte unter anderem Grabungsfotos eines rechteckigen, gut gemauerten
Steinkammergrabes, das gute Parallelen zu einigen Befunden in Ghalekuti und Marlik aufweist. Erwähnenswert
scheint dem Ausgräber vor allem die Tatsache, dass sich in diesem Grab ein Schildkrötenpanzer fand. Ansonsten
wird kaum etwas zu den Ergebnissen dieser Grabungen gesagt.
65
28
Der Fundort und sein Umfeld
3.2.8. Weitere Forschungen
Die 60er Jahre, während denen die erfolgreichen Grabungen in Marlik, Kaluraz und Ghalekuti
stattfanden, stellen bis heute die fruchtbarste Zeit in der archäologischen Erforschung
Nordirans dar. Die Arbeiten der damaligen Jahre bilden dementsprechend auch die
Hauptbasis der vorliegenden Arbeit. Danach schlief die archäologische Forschung in der
Region weitgehend ein. Während anderen eisenzeitlichen Kulturgruppen, beispielsweise in
Nordwest- und Westiran vor allem während der 60er und 70er Jahre des zwanzigsten
Jahrhunderts große Aufmerksamkeit zuteil wurde, fanden im Gebiet des Elbursgebirges kaum
noch Aktivitäten statt. Erwähnenswert sind aus dieser Zeit bestenfalls die während der 70er
Jahre erfolgten Untersuchungen der zurück gekehrten japanischen Expedition im
früheisenzeitlichen Gräberfeld von Lameh Zamin, das jedoch nur sehr einfache Bestattungen
enthielt67. Nach der islamischen Revolution kam die archäologische Erforschung Nordirans
schließlich für einige Jahre völlig zum Erliegen. Als positiver Nebeneffekt dieser
Entwicklung kann gewertet werden, dass auch die Tätigkeit der Raubgräber offensichtlich
zurückging, da durch Revolution und Krieg der internationale Kunsthandel im Laufe der 80er
Jahre als Abnehmer für iranische Antiken weitgehend ausfiel. Erst in den 90er Jahren wurden,
zunächst im Rahmen von Rettungsgrabungen, erneut Unternehmungen durchgeführt68. Seit
kurzem finden wieder intensivere Forschungen in Form wissenschaftlicher Survey- und
Grabungsprojekte statt, welche auch in Zusammenarbeit mit ausländischen Kollegen
erfolgen69. Besonders zu erwähnen sind die iranisch-japanischen Aktivitäten in der Region
Rostamabad, wo mit Tepe Jalaliyeh erstmals auch eine größere Siedlungsgrabung in Gilan
begonnen wurde70, sowie die iranischen Grabungen in verschiedenen Gräberfeldern des
Taleshgebietes71. Es ist zu erwarten, dass sich unser Kenntnisstand in den nächsten Jahren
deutlich verbessern wird, wenn die Ergebnisse dieser Unternehmungen in entsprechender
Form ausgewertet wurden. Nach wie vor ist aber festzustellen, dass die Nekropole von Marlik
bis auf weiteres als wichtigster Fundort im gesamten Nordiran zu betrachten ist.
67
Fukai/Matsutani 1982.
Khalatbari 1997.
69
Beispielsweise Nokhandeh/Fahimi 2004; zusammenfassend Vahdati 2007, 126.
70
Ohtsu/Nokandeh/Yamauchi 2003; Ohtsu/Nokandeh/Yamauchi 2004a; Ohtsu/Nokandeh/Yamauchi 2004b;
Ohtsu/Nokandeh/Yamauchi 2005; Ohtsu/Nokandeh/Yamauchi 2006. Seit 2006 werden die Grabungen auf dem
nunmehr Kaluraz Tepe genannten Hügel unter iranischer Leitung fortgesetzt. Siehe hierzu Khalatbari 2007.
71
Khalatbari 2004a; Khalatbari 2004b; Khalatbari 2004c.
68
29
Der Fundort und sein Umfeld
3.3 Der Fundort Tepe Marlik
Tepe Marlik ist ein steil aufragender, natürlich entstandener Hügel, der sich in prominenter
Lage im Tal des Flusses Gohar Rud befindet. Der Gohar Rud, einer der rechten Nebenflüsse
des Sefid Rud, entspringt etwa fünfzehn Kilometer östlich von Marlik und bildet nahe seiner
Mündung einen relativ breiten Taleinschnitt (Abb.10).
Abb. 10: Blick von Süden in das Tal des Gohar Rud.
Unmittelbar nördlich davon verengt sich das Bett des Sefid Rud erneut72, bevor sich die weite,
fruchtbare Ebene von Rostamabad öffnet, welche den Blick auf den Kuh-e Darfak, den
höchsten Berg in der Region, freigibt. Sowohl die Ebene als auch die Hänge rund um Tepe
Marlik werden heute intensiv zur Anlage von Reisfeldern genutzt. Das Tal des Gohar Rud
befindet sich also in einer strategisch höchst günstigen Position mit guter Wasserversorgung
72
In islamischer Zeit befand sich exakt an dieser Stelle eine inmitten des Sefid Rud auf einer Insel erbaute
Sperrbefestigung, welche den Zugang nach Norden kontrollierte. Vgl. Kleiss 198
30
Der Fundort und sein Umfeld
in unmittelbarer Nähe zu üppigen Waldgebieten sowie ertragreichen Ackerbauflächen73.
Zudem war man von hier aus in der Lage, die Kontrolle über den wichtigen Verkehrsweg
entlang des Sefid Rud auszuüben (Abb. 11)74.
Abb. 11: Blick vom Tepe Marlik über das Tal des Sefid Rud nach Westen.
Die Kuppe des Tepe Marlik weist von Nordwesten nach Südosten eine Ausdehnung von etwa
140 m, von Südwesten nach Nordosten eine von maximal 80 m auf. Das von den Ausgräbern
angefertigte Höhenrelief zeigt ebenso wie einige Fotografien, dass sich die Hügelkuppe aus
einer niedrigeren Erhebung im Westen und einem breiteren Sattel im Osten bzw. Südosten
mit einer dazwischen liegenden, nach Norden hin breiter werdenden flachen Senke
zusammensetzt. Der Hügel selbst besteht aus natürlich gewachsenem Fels mit einer
73
Die günstige Lage ist auch durch das Vorkommen zahlreicher Feldfrüchte ersichtlich. Vgl. Ehlers 1980, 324,
Abb. 57. Das Tal des Sefid Rud ist die einzige Region außerhalb der Küstenebene, in der bereits früh
Zitrusfrüchte und Oliven angebaut wurden. Ähnlich auch Negahban 1964, 9.
74
Noch heute ist der Lauf des Sefid Rud und die neu erbaute Hauptstraße Qazvin-Rasht vom Tepe Marlik aus
gut einzusehen.
31
Der Fundort und sein Umfeld
unterschiedlich mächtigen Humusauflage und wurde während der Frühen Eisenzeit als
Begräbnisplatz genutzt75.
Die Gräber sind unregelmäßig über die Hügeloberfläche verteilt (Abb. 12). Hierbei sind
einige Bereiche sehr dicht belegt, andere hingegen weisen wenige bzw. gar keine Befunde
auf. Dem Ausgräber war es nicht möglich, eine Struktur im Gräberfeld zu erkennen; die
Grabbauten schienen mehr oder weniger planlos und größtenteils ohne direkten Bezug
zueinander errichtet worden zu sein76.
Abb. 12: Gräberplan der Nekropole von Marlik
Am intensivsten war die oben erwähnte Senke mit Gräbern ausgestattet. Hier kommt es
aufgrund der engen Belegung auch zu fast allen Fällen, in denen sich Grabbauten beinahe
75
Diese Erdschicht besitzt eine Mächtigkeit von 1,00 bis 2,70 m, besteht aber nicht, wie Calmeyer 1990, 426,
fälschlich meint, aus Kulturschutt, sondern aus natürlich gebildetem humosem Oberboden.
76
Negahban 1996, 11 sowie 13. Andere Bearbeiter standen später vor dem gleichen Problem. Eine Ausnahme
bilden die kleinen Pferdegräber 49, 51 und 53, welche offensichtlich in direktem Bezug zu den großen
Waffengräbern 44, 50 und 52 angelegt wurden.
32
Der Fundort und sein Umfeld
oder tatsächlich berühren. Regelrechte Überschneidungen sind aber nicht gegeben77. Weniger
intensiv wurden die Bereiche im Nordwesten und Osten bzw. Südosten genutzt, wo zum Teil
größere Abstände zwischen den einzelnen Befunden liegen. Die steilen Hänge am äußersten
östlichen, südlichen und westlichen Rand des Hügels enthielten keine Befunde, da sie
aufgrund der erheblichen Steillage für die Anlegung großflächiger Grabbauten nicht geeignet
sind78. Auch der südliche Abschnitt des Hügels weist zwischen den beiden erwähnten
Erhebungen eine größere Fläche auf, in der keine Gräber vorhanden sind79. Gleiches trifft auf
die westliche Erhebung zu, welche offenbar nicht für die Anlage von Grabbauten genutzt
wurde.
3.4. Kurzbeschreibung der Gräber
Bei der Anlage der Grabbauten wurden zunächst von der antiken Oberfläche des Hügels aus
große Gruben abgetieft, welche mit steinernen Wänden ausgekleidet wurden. Anfangs
versuchte man offenbar, mehr oder weniger rechteckige Strukturen zu errichten, was jedoch
aufgrund des felsigen Untergrundes, welcher zahlreiche Spalten und Klüfte aufwies, nicht
immer möglich war. Eine Abarbeitung des natürlich gewachsenen Felsens wurde wohl wegen
des damit verbundenen Aufwandes so gut wie nie vorgenommen. Aus dem gleichen Grund
wurden in einigen Gräbern anstehende Felsblöcke bei der Errichtung des Grabbaus einfach als
Teil der Wände genutzt, wodurch die unregelmäßige Struktur und fehlende Ausrichtung vieler
Befunde zumindest zum Teil zu erklären sein dürfte. Die unterschiedliche Tiefe der
Grabbauten zwischen einem und drei Metern ist ebenfalls auf die natürlichen Gegebenheiten
vor Ort zurückzuführen. Vermutlich richtete sich dieser Faktor in erster Linie nach der
Mächtigkeit der vorhandenen Humusauflage.
Die Grabwände bestehen in der Regel aus lokalen Bruchsteinen, deren Größe nach oben hin
meist stark abnimmt. Kleinere Lücken wurden oft mit Kieseln aufgefüllt. Die Rückseite der
Grabwände wurde grob belassen und mit Erde und Steinen hinterfüttert. Auch die Innenseiten
der Grabbauten waren bisweilen relativ unregelmäßig, dennoch ließen sich verschiedentlich
Ansätze beobachten, dieser Fassade eine geradere Form zu geben. In einigen Fällen wurden
77
Darauf lässt zumindest der Grabungsplan schließen. Vom Ausgräber liegen hierzu keine Informationen vor.
Der einzige Fall, in den ein Grabbau in einen anderen eingreift, befindet sich im Südosten des Gräberfeldes (Gr.
49 und 50, siehe auch weiter unten).
78
Diese Hänge sind so steil, dass sie auch ohne Gepäck zu Fuß nur schwierig zu ersteigen sind, wie der Autor
bei einem Besuch vor Ort im Frühjahr 2004 erfahren musste.
79
Wie einige Aufnahmen aus der Zeit der Grabungen vor Ort zeigen, befand sich exakt in diesem Bereich an der
südlichen Hügelflanke ein lang gestrecktes rezentes Gebäude, welches mit der Rückwand offenbar in den
anstehenden Boden eingetieft war. Vgl. Negahban 1995, Colour Pl. I unten; Negahban 1997, 217-218. Man kann
wohl davon ausgehen, dass eventuell in diesem Bereich vorhandene Gräber beim Bau des Gebäudes zerstört
worden waren.
33
Der Fundort und sein Umfeld
die Wände innen auch mit Lehmputz grob verschmiert80. Neben dem vor Ort vorkommenden
Gestein wurde auch ein gelblicher Stein verwendet, der aus einer Entfernung von etwa
fünfzehn Kilometern aus dem Quellbereich des Gohar Rud stammt81. Negahban weist darauf
hin, dass sich zumindest ein Stück dieses Gesteines in jedem Grab fand82. Er war entweder
auf dem Boden niedergelegt oder in die Grabwände verbaut worden. Herausragende Befunde
wie Grab 52 wiesen große Steinplatten auf, die ebenfalls aus diesem gelblichen Stein
bestanden. Außerdem gab es Gräber, in denen eine ganze Wand daraus erbaut worden war.
Außergewöhnlich ist der Befund von Grab 36, welches völlig aus gelbem Stein bestand83.
Der Grabboden wurde im Regelfall nicht besonders vorbereitet, obwohl man meist versuchte,
eine mehr oder weniger ebene Fläche herzustellen84. In einigen Gräbern befanden sich
steinerne Plattformen, auf denen die Toten in ihrer Kleidung mit Waffen und anderen
Beigaben niedergelegt wurden85. Hier hatten sich die Skelette wesentlich besser erhalten als in
den meisten anderen Befunden, wo bestenfalls noch spärliche Knochenreste festgestellt
werden konnten. Nachdem man die Bestattung samt Beigaben in das Grab eingebracht hatte,
wurde der Boden mit einer etwa 20 bis 30 cm mächtigen Schicht weicher, rötlichbrauner Erde
zugedeckt, die sich hinsichtlich ihrer Konsistenz und Farbe deutlich von dem vor Ort
vorhandenen Oberboden unterschied. Auf dieser Schicht wurden manchmal Fragmente des
oben erwähnten gelben Gesteines niedergelegt, bevor man das Grab mit lokaler Erde vom
Hügel, oft vermischt mit Bruchsteinen, auffüllte. Decksteine, wie sie im benachbarten Fundort
Ghalekuti bei einigen Gräbern vorhanden sind, wurden aufgrund der außergewöhnlichen
Abmessungen der Grabbauten in Marlik nicht verwendet86.
80
Bereits während der Grabungen fiel Negahban die Diskrepanz zwischen dem Reichtum der Beigaben und der
vergleichsweise einfachen, oft nicht sehr sorgfältigen Architektur der Grabbauten auf. Negahban 1996, 13-14.
81
Eine Verbindung zwischen dem Tal des Gohar Rud und seinem viel höher gelegenen Quellgebiet war noch zur
Zeit der Ausgrabungen in Marlik festzustellen. Laut Negahban 1996, 25, Anm. 1, befanden sich dort die
Sommerlager der Talbewohner. Eine archäologische Untersuchung dieser Region könnte hoch interessante
Ergebnisse erbringen.
82
Negahban 1996, 14.
83
Dieses Gestein lässt sich im Gegensatz zum lokalen Bruchstein in flachen Platten brechen, so dass eine
sorgfältigere Konstruktion der Wände möglich ist, wie man besonders gut am Beispiel von Grab 36 beobachten
kann. Vgl. Negahban 1983, Pl. 2,4.
84
Eine Ausnahme bildet die in Grab 45 freigelegte Gipsplatte, welche von Negahban 1996, 22 sowie Pl. 12, A,
als Teil des Grabfußbodens interpretiert wurde. In einigen Fällen ließ sich lediglich ein unregelmäßiger oder
schräg abfallender Boden feststellen, was Negahban auf natürliche Erdbewegungen, vielleicht in Folge eines
Bebens, zurückführte. Oft fanden sich auch größere Steinbrocken auf bzw. über dem Boden.
85
Die zahlreich aufgefundenen Goldblechknöpfe werden gemeinhin als Besatz des Obergewandes interpretiert.
Wie und wo genau die Knöpfe saßen, bleibt aber unbekannt. Auch dieses interessante Detail ist also kaum weiter
verwertbar und lässt sich wohl auch nicht auf die meisten anderen Gräber übertragen, wie es bisweilen geschieht.
Die wenigen Textilfunde aus Marlik, wiederum hauptsächlich aufgrund der besseren Erhaltungsbedingungen aus
Grab 52 stammend, wurden zwar publiziert, aber nicht weiter untersucht. Angaben zum Rohmaterial, zur Art des
Stoffes und zur angewandten Webtechnik hätten unsere Kenntnisse über die früheisenzeitliche Tracht Nordirans
erheblich bereichert.
86
Auch das große, etwa 3,6 mal 3,9 m messende Grab A-V in Ghalekuti I war im Gegensatz zu den kleineren
Grabbauten vor Ort nicht mit Steinplatten überdeckt worden. Vielmehr fanden sich in der Auffüllung mehrere
34
Der Fundort und sein Umfeld
Größe, Form und Ausrichtung der Grabbauten hinterlassen auf den Betrachter kein
strukturiertes Bild, obwohl Negahban bereits kurz nach Abschluss der Grabungen eine
Typologie mit vier verschiedenen Grabtypen vorlegte87. Da er jedoch auch in der Folge
immer darauf verzichtete, diesen Typen bestimmte Gräber zuzuordnen, erwies sich eine
Auswertung der Nekropole mittels der Grabtypen auch für spätere Bearbeiter als
undurchführbar88.
Lagen von dicht aneinander gelegten Holzbohlen, welche immer wieder mit fest gestampfter Erde überdeckt
worden waren. Vgl. Egami 1965, 4, 6. Das Fehlen von Decksteinen bei größeren Gräbern scheint demnach
durchaus nicht unüblich zu sein und muss nicht unbedingt als Anzeichen einer Störung des Befundes interpretiert
werden.
87
Negahban 1964, 14-16.
88
Lediglich Grabtyp 4, also die vermutlichen Pferdegräber 49, 51 und 53 am Osthang des Hügels, sind durch die
vorhandenen Informationen gut zu identifizieren. Bei den anderen Gräbern gibt es nur allgemeine Hinweise, die
sich zum Teil aber widersprechen bzw. oft für mehrere Typen gelten. Dies musste auch Löw 1998, 31-32,
erkennen, die im Rahmen einer versuchten Auswertung der Grabtypen nur zu recht allgemeinen Ergebnissen
gelangte.
35
Methodik
4. Bemerkungen zur methodischen Vorgehensweise
Wie oben bereits dargelegt, konnten die bisherigen Ansätze zur chronologischen Gliederung
der Nekropole von Marlik aus verschiedenen Gründen keine zufrieden stellenden Ergebnisse
erbringen. Problematisch erwies sich für viele Bearbeiter dieses Fundortes auch, dass eine
„klassische“ vertikale Stratigraphie, wie sie bei Tellgrabungen im Orient gemeinhin möglich
ist, hier nicht anzuwenden war89. Der Untergrund, in den die Befunde eingegraben wurden,
verfügt über keinerlei stratigraphische Gliederung, da es sich sowohl beim Humus als auch
beim Felsen um natürlich gewachsene Bodenschichten handelt. Überschneidungen, welche
das chronologische Verhältnis bestimmter Befunde zueinander klären könnten, bestehen
abgesehen von einer einzigen Ausnahme nicht90.
4.1. Horizontale Stratigraphie
Die vorliegende Arbeit beruht auf dem Versuch, eine horizontale Stratigraphie und damit eine
Belegungschronologie für die Nekropole von Marlik zu erarbeiten91. Hierbei bestehen die
„Schichten“ der Stratigraphie nicht aus tatsächlich greifbaren, natürlichen oder anthropogenen
Ablagerungen, sondern aus Gruppen von Befunden mit ähnlichem oder identischem
Fundmaterial, die aufgrund eben dieser Gemeinsamkeiten als annähernd gleichzeitig
betrachtet werden92.
Um dies zu erreichen, ist zunächst eine umfassende Auswertung der Grabinventare
hinsichtlich
regelhafter
Vergesellschaftungen
bestimmter
Beigabenkombinationen
durchzuführen93. Dies ist am besten in einer Kombinationstabelle möglich, in der die
89
Negahban 1964, 13, weist ganz richtig darauf hin, dass die Gräber von Marlik in vertikalstratigraphischem
Sinne allesamt der gleichen archäologischen Schicht angehören.
90
Grab 49 überlagert die nördliche Ecke Grab 50 und dürfte deshalb jünger sein. Da es sich aber bei Grab 49 um
ein beinahe fundleeres Pferdegrab handelt, ist diese Aussage für die relative Chronologie des Gräberfeldes
allerdings von ausgesprochen geringem Wert.
91
Müller-Karpe 1975, 69, versuchte, diesen Begriff in einem Satz zu erklären: „Darunter versteht man Befunde
in Siedlungen, Friedhöfen und einzelnen Grabanlagen, wo aus der Verbreitung bestimmter, chronologisch
voneinander zu unterscheidender Fundtypen (Keramik, Schmuck, Waffen, Geräte) etwa über die stufenweise
Vergrößerung bzw. Verlagerung des Siedlungs- bzw. Friedhofsareals oder der Belegung einer einzelnen
Grabanlage in Erfahrung gebracht werden kann, was dann als Bestätigung einer allgemeinen chronologischen
Stufenfolge zu werten ist.“ Eggers 1959, 82, meint hierzu: „Innerhalb der Vorderasiatischen Archäologie wird
diese Methode weniger oft genutzt, da sich durch Grabungen in Tellsiedlungen meist gute und aussagekräftige
Ergebnisse am besten über eine vertikale Stratigraphie erschließen lassen.“
92
Eggers 1959, 82 kurz und prägnant: „Horizontale Stratigraphie ist eigentlich ein paradoxer Ausdruck, der sich
aber doch bewährt hat.“
93
Matney 1998, 84, bemerkt ganz richtig, dass die von Negahban 1996 angewandte Publikationsweise dem
Bearbeiter den Blick auf die Grabinventare erschwert. Die Bedeutung der Veröffentlichung nach Inventaren
wurde in der iranischen Archäologie bis heute nicht wahrgenommen. Man bevorzugt immer noch eine
Gliederung nach Fundgattungen und/oder Typen. Vgl. Kambakhsh Fard 1990 für Gheytariyeh, Negahban 1996
für Marlik und Khalatbari 2004c für Maryan. Gegenbeispiele stammen in der Regel von nicht-iranischen
Archäologen. Hier sind unter anderem Ghirshman 1939 für die Nekropolen A und B von Tepe Sialk und
36
Methodik
verschiedenen Typen (Funde) mit den Gräbern (Befunden) verknüpft dargestellt werden
können. Ziel dieser Vorgehensweise ist es, Grabgruppen mit ähnlichen Inventaren
herauszuarbeiten und festzustellen, ob und wie diese Gruppen miteinander in Verbindung
stehen bzw. inwiefern sie sich voneinander unterscheiden. In einem weiteren Schritt werden
die auf diese Art erstellten Grabgruppen auf den Gräberfeldplan übertragen. Im Idealfall
wären hierbei Belegungsareale zu erkennen, die Rückschlüsse auf Entstehung und
Entwicklung des Friedhofes zu geben könnten94.
Diese Methode wird vor allem in der europäischen Vor- und Frühgeschichte bereits seit
längerem zur relativen Datierung archäologischer Befunde angewandt. Insbesondere bei
Gräberfeldern
hat
sich
dort
die
Erstellung
einer
Kombinationsstatistik
bzw.
Korrelationsanalyse, also die „systematische Registrierung (und tabellarische Darstellung)
und Vergesellschaftung von bestimmten Typen und Kulturerscheinungen in geschlossenen
(gleichzeitig niedergelegten) Funden“ bewährt95.
4.2. Zum Vorhandensein Geschlossener Funde
Eine grundlegende Voraussetzung für die hier angewandte Methodik ist das Vorhandensein
von sicheren oder geschlossenen Funden in der bereits 1903 von O. Montelius aufgestellten
Definition96. Spätere Eingriffe, bei denen die Zusammensetzung eines Grabinventars
verändert wurde, können sich erheblich auf die Bewertung eines Befundes auswirken. Hier
sind vor allem so genannte Sekundär- oder Nachbestattungen zu nennen, während andere
Faktoren wie beispielsweise Beraubung, eine gleichzeitige Bestattung mehrerer Individuen
oder das Vorhandensein älterer Fundstücke die Definition eines geschlossenen Fundes in der
Regel nicht beeinträchtigen.
4.2.1. Erbstücke
Wie die Forschung der letzten Jahrzehnte gezeigt hat, kann man im Regelfall davon ausgehen,
dass die Beigaben zum größten Teil während der Lebenszeit der in einem Grab bestatteten
Person hergestellt worden sind. Gleiches ist auch für Marlik zu vermuten. So genannte
Muscarella 1974 für die früheisenzeitlichen Bestattungen in Dinkha Tepe zu nennen. Löw unternahm 1996 den
bis dahin umfangreichsten Versuch, die Inventare von Marlik aufgrund der damals bekannten Informationen so
weit als möglich zusammenzustellen. Diese aufwändige Arbeit wurde allerdings durch das zwischenzeitliche
Erscheinen des Endberichtes obsolet.
94
Hrouda 1978, 32.
95
Müller-Karpe 1975, 69.
96
Montelius 1903, 3: „Ein Fund in dieser Meinung (…) kann als die Summe von denjenigen angesehen werden,
welche unter solchen Verhältnissen gefunden worden sind, dass sie als ganz gleichzeitig niedergelegt betrachtet
werden müssen.“
37
Methodik
Erbstücke bilden die große Ausnahme und fallen im Vergleich zum üblichen
Beigabenspektrum meist durch ihr ungewöhnliches Gepräge auf. Oft handelt es sich um
besondere Objekte, nicht selten um Importstücke97. In methodischer Hinsicht sind derartige
Funde als wenig problematisch einzustufen, da sie als Einzelstücke keinen Eingang in die
Kombinationstabelle finden. Für Datierungsfragen sind sie in der Regel kaum zu gebrauchen,
da sie bestenfalls einen terminus post quem für ihre Herstellung liefern, aber nichts über den
Zeitpunkt aussagen, an dem sie in Marlik als Teil einer Grabausstattung in den Boden kamen.
4.2.2. Beraubung
Die Äußerungen des Ausgräbers zum Vorhandensein beraubter Befunde in Marlik sind
ausgesprochen unterschiedlich. Während Negahban deren Existenz in einigen Publikationen
kategorisch ausgeschlossen hatte, äußerte er sich an anderen Stellen etwas differenzierter.
Gleich mehrfach wird erwähnt, dass vor Beginn der Grabungstätigkeiten in bestimmten
Bereichen des Hügels Raublöcher und Suchschnitte von Plünderern zu erkennen waren,
wobei Negahban diese Beraubungsversuche aber größtenteils für erfolglos hielt98.
In der Tat wurden die Beigaben in einigen Befunden ohne erkennbare Ordnung durcheinander
liegend aufgefunden; in der Grabverfüllung befanden sich manchmal unregelmäßig verstreute
Bruchsteine. Zudem gibt es Gräber, in denen die oben beschriebene Trennung zwischen den
sich deutlich unterscheidenden Erdschichten offenbar nicht mehr vorhanden war. All diese
Faktoren könnten auf eine eventuelle Störung durch Grabraub hindeuten. Da die betreffenden
Befunde - darunter die Gräber 26, 32, 44 und 45 - aber meist über eine angemessene bis sogar
ausgesprochen reiche Ausstattung verfügten, ist eine Beraubung zumindest in diesen Fällen
wohl kaum anzunehmen. Negahban war vielmehr der Ansicht, die unregelmäßige Fundlage
sei auf natürliche Ursachen wie Erdbeben oder eines Absenkung des Untergrundes
zurückzuführen99. Leider sind genaue Beschreibungen, Fotografien und vor allem
97
Hier können einige Beispiele aus Hasanlu angeführt werden. Aus dem Zerstörungsschutt der Schicht IV B
stammen zwei mit Keilschrift versehene, importierte Steingefäße aus altelamischer bzw. mittelbabylonischer
Zeit. Abbildungen bei Dyson 1989, 123, Fig. 21; Piggott 1989, 77, Fig. 16. In diesen Bereich ist vielleicht auch
die berühmte Hasanlu-Goldschale einzuordnen, bei der es sich vermutlich um ein Produkt aus Nordiran handelt,
welches wohl Ende des 2. Jt. v.Chr. hergestellt wurde. Vgl. hierzu vor allem Löw 1998, 269-272.
98
Negahban 1983, VIII recht deutlich, etwas moderater Negahban 1964, 10. Vgl. hierzu Negahban 1983, VII
sowie Negahban 1964, 11: “Marlik, which bore on one slope the scars of several ditches cut by unsuccessful
antique hunters” und Negahban 1996, 8-9: „ traces of disturbances and digging by clandestine excavators could
be seen on the northern slope as well as some other parts of the mound“. Andere Autoren äußerten sich ähnlich.
So berichtet Mahboubian 1997, 27, dass bereits während der 50er Jahre auf dem Cheragh Ali Tepe und anderen
benachbarten Fundorten Raubgrabungen durchgeführt worden seien. Auch Calmeyer 1990, 426, ist der Ansicht,
dass eine unbekannte Zahl von Funden bereits vor den offiziellen Ausgrabungen durch Raubgräber entwendet
worden sein dürfte.
99
Negahban 1996, 16, spricht von Ausnahmefällen. In der Regel scheinen demnach ungestörte Befunde
aufgedeckt worden zu sein.
38
Methodik
Zeichnungen der von den Ausgräbern angetroffenen Befunde so gut wie nicht vorhanden,
weswegen man bei der Identifizierung eventuell beraubter Gräber weitgehend auf
Vermutungen angewiesen bleibt.
Der Verdacht einer Beraubung richtet sich in erster Linie auf die in der Endpublikation als
fundleer bezeichneten Gräber. Hierbei handelt es sich um die Grabnummern 9, 22, 28, 31, 34,
35, 38, 43, 46, 48 sowie 51100. Bei vorsichtiger Auswertung lassen sich zudem Befunde
herausfiltern, die vermutlich partiell beraubt worden waren und zum Zeitpunkt der
Ausgrabungen nur noch ein unvollständiges Inventar enthielten101. Hierfür kommen vor allem
diejenigen Grabbauten in Frage, die im Vergleich zu ihrer Größe nur wenige kleinformatige
Funde wie Perlen, Anhänger oder Pfeilspitzen lieferten. Diese dürften der Aufmerksamkeit
der Plünderer entgangen sein und verblieben deshalb im Grab102. Im Einzelnen könnten
folgende Befunde betroffen sein:
Grab 4
Negahban betont, dass sich in diesem Grab weder Waffen noch Schmuckstücke fanden103. Es
konnten lediglich wenige Einzelstücke aus dem Grabbau geborgen werden. Die Keramik
besteht nur aus einer einfachen Ausgussschale.
100
Vgl. Negahban 1996, 17 für Grab 9; Negahban 1996, 19 für Grab 22; Negahban 1996, 20 für Grab 31;
Negahban 1996, 21 für Grab 35; Negahban 1996, 23 für Grab 48. Hierbei stellt sich im Hinblick auf die
angewandte Grabungs- und Publikationstaktik die Frage, ob tatsächlich immer alle Funde aus einem Grab
angegeben werden. Ein gutes Beispiel hierfür bietet Grab 7. Der kurzen Beschreibung ist zu entnehmen, dass
sich im Grabbau zahlreiche Keramikfragmente fanden. Diese werden später dann aber weder in den
Inventarlisten noch im Katalog erwähnt bzw. abgebildet, obwohl sie für die Bewertung des Grabes durchaus von
Bedeutung sein dürften. Vgl. Negahban 1996, 17 und 28. Daneben besteht bei völlig fundleeren Gräbern auch
die Möglichkeit, dass es sich hierbei um so genannte Kenotaphe handelt, welche von vorneherein nicht zur
Aufnahme einer Bestattung bestimmt waren. Dies mutmaßte anfänglich auch Calmeyer 1962, 216. Dass es
Derartiges im früheisenzeitlichen Nordiran gegeben haben könnte, deutet sich bei einer genaueren Betrachtung
von Grab B-III in Ghalekuti an. Dieser steinerne Grabbau enthielt keinerlei Funde, die Decksteine befanden sich
in Originalposition. Über dem Grab verstreut fanden sich zahlreiche Keramik- und Metallfunde. Haerinck 1988,
73, war der Ansicht, dass hier in einem Grabbau der EZ I im Laufe der EZ III Nachbestattungen vorgenommen
worden waren. Eindeutiges Fundmaterial der EZ I fehlt allerdings. Die Nachbestattungen scheinen den Grabbau
selbst nicht betroffen zu haben. Vielleicht liegt also auch hier ein so genannter Kenotaph vor.
101
Bei einer Beraubung werden keinesfalls immer alle Beigaben entwendet. Bei antiker Beraubung bleibt
Keramik meist im Grab zurück, da sie für die Raubgräber keinen Wert besitzt. Dies ist auch bei modernen
Raubgrabungen der Fall, wenn die Gefäße zerscherbt sind und sich nicht gewinnbringend weiter veräußern
lassen. Hier werden dann meist nur die vollständig erhaltenen Exemplare geborgen. Nicht selten finden sich um
beraubte Gräber herum die zerschlagenen Reste der Geschirrbeigaben, während wertvollere Funde entwendet
wurden. Das Hauptaugenmerk der Raubgräber dürfte im Regelfall auf die Metallfunde gerichtet sein. Dennoch
können durch gewisse Umstände auch diese Objekte der Aufmerksamkeit der Plünderer entgehen. Als Beispiel
ist Grab T.7 in Area D von Ghalekuti II zu nennen, bei dem sich in einem geplünderten Grab drei Bronzedolche
unter einem in das Grab gestürzten Deckstein fanden. Fukai/Ikeda , 10-11, Pl. XXVIII.
102
Ein gut vergleichbares Beispiel liegt aus der beraubten Nekropole von Dosaran bei Zanjan vor. Dort konnten
die iranischen Archäologen bei Nachgrabungen in dem laut Informationen der Raubgräber ehemals reich
ausgestatteten Grab 2 lediglich einige kleinformatige Objekte wie Ohrringe, Perlen und Pressblechmasken sowie
ein stark korrodiertes Eisenmesser und einen Keramiktopf bergen. Die Pressblechmasken mit Bes-Motiv
veranlassten die Ausgräber, eine Datierung in die achämenidische Zeit anzunehmen. Vgl. Rahbar 1997, 119.
103
Negahban 1996, 17.
39
Methodik
Grab 6
Der Großteil der Funde wird aus kleineren Bronzeobjekten wie Glöckchen oder Anhängern
gebildet. An Waffen werden nur einige Pfeilspitzen aufgeführt, die zum größten Teil
unpubliziert blieben. Am auffälligsten sind eine beschädigte Bronzeflaschen und zwei kleine
unverzierte Goldanhänger. Keramik wird nirgends erwähnt.
Grab 7
Im Grab fanden sich ein fragmentierter Dolchgriff und eine Pfeilspitze. Die zahlreichen
zerbrochenen Keramikgefäße werden nur in der Grabbeschreibung erwähnt, tauchen aber
weder in der Inventarliste noch im Katalog auf. Auch Negahban deutet an, dass es sich um
einen beraubten Befund handeln könnte104.
Grab 8
Die Funde bestehen aus einem beschädigten Bronzemesser ohne Spitze, einer einfachen
Keramikschale und zwei stark abgenutzten Rollsiegel mit assyrischer Inschrift. Dieses
dürftige Inventar steht in auffälligem Gegensatz zu der Größe des Grabbaus.
Grab 11
Der einzige Fund ist das Randfragment einer Schnabelkanne mit Ausgusstülle aus Keramik.
Eine Beraubung dieses Befundes kann als sehr wahrscheinlich angesehen werden.
Grab 14
Hierbei handelt es sich um eines der größten Gräber der gesamten Nekropole. Bereits
Negahban hatte die auffällige Diskrepanz zwischen der Größe des Grabbaus und den
vergleichsweise wenigen Funden, die hauptsächlich aus kleinteiligem Schmuck bestehen,
bemerkt105.
Grab 29
In dem vergleichsweise großen Grabbau waren nur wenige Funde vorhanden. Aufgelistet
werden drei Keramikgefäße und vier Bronzewaffen. Eine Beraubung wäre möglich, kann aber
nicht sicher nachgewiesen werden.
104
105
Negahban 1996, 17.
Negahban 1996, 18.
40
Methodik
Grab 30
Die Funde bestehen aus wenig Keramik und einigen Bronzefunden, darunter auch ein Dolch.
Eine vollständige Ausstattung dürfte hier aber wohl nicht vorliegen.
Grab 42
Im Bereich dieses Befundes wurde der erste Suchschnitt in Marlik angelegt. Hierbei wurden
zwei Rollsiegel, vierzehn Goldknöpfe und mehrere bronzene Rinderfiguren entdeckt, wobei
von letzteren in der Grabbeschreibung und der Inventarliste dann allerdings nicht mehr die
Rede ist106. Als weitere Funde sind nur noch drei teils fragmentierte Bronzegefäße und ein
Wetzstein genannt. Eine eiserne Dolchklinge stammt aus dem oberflächennahen Bereich. Ihre
Zuordnung zum Grabinventar ist nicht gesichert. Goldknöpfe und Fragmente figürlich
verzierter Metallgefäße aus dem Grab deuten auf eine reiche Kriegerbestattung ähnlich wie in
den Befunden 47 oder 52 hin. Bezüglich der Menge der Goldknöpfe nimmt Grab 42 hinter
den beiden erwähnten Befunde und Grab 24 immerhin den vierten Rang in Marlik ein. Als
vollständig ist das Inventar aber auf keinen Fall zu bezeichnen.
Grab 37
Der einzige Fund aus diesem Grab ist ein verziertes Goldgefäß107. Obwohl es seltsam
anmutet, dass bei einer Beraubung ausgerechnet dieses wertvolle Stück zurückgelassen
worden sein sollte, kann man aufgrund des völligen Fehlens weiterer Funde wohl dennoch
von einer Plünderung des Grabes ausgehen. Das Gefäß muss hierbei wohl übersehen worden
sein.
Grab 39
Hier stellt sich die gleiche Frage wie bei Grab 37. Außer vier figürlich verzierten
Metallgefäßen sind keine Funde aus diesem Grab aufgeführt. Ob eine Beraubung vorliegt,
kann demnach nicht sicher geklärt werden.
Die aufgeführten Verdachtsfälle konzentrieren sich jeweils in bestimmten Teilen des Tepe
Marlik (Abb. 13). Hier ist zunächst ist ein kleineres, wohl fünf bis sieben (Gr. 4, 6, 7 und 8,
evtl. auch Gr. 10 und 14) Grabbauten umfassendes Areal im nordwestlichen Bereich des
106
107
Vgl. die Äußerungen bei Negahban 1996, 6 mit der Inventarliste Negahban 1996, 42.
Negahban 1996, Kat.-Nr. 7.
41
Methodik
Hügels zu nennen108. Daneben lässt sich ein zweites Areal postulieren, in dem vermutlich
beraubte Gräber (Gr. 29, 30, 37, 39, 41 und 42) in zum Teil enger Nachbarschaft zu den
fundleeren Gräbern auftauchen. Es scheint, als ob die Grabräuber jeweils abschnittsweise,
wohl in Form von Suchschnitten vorgegangen sind. Im Gegensatz dazu waren der dicht
belegte Bereich in der nördlichen Senke zwischen den beiden Hügelkuppen sowie die
Randzonen im äußersten Nordwesten, Nordosten und - zum Teil auch – Südosten offenbar
nicht von diesen Aktivitäten betroffen.
Abb. 13: Kartierung der vermutlich beraubten Areale und Gräber.
Eine weitere Frage stellt sich nach dem Zeitpunk des Grabraubes. Zeitgenössisch, wie dies für
einige vor- und frühgeschichtliche Kulturen belegbar ist, dürfte er wohl nicht gewesen sein,
denn sonst wären wohl auch die besonders reichen Gräber ein Hauptziel der Täter gewesen
und dürften kaum verschont worden sein109. Eine Gesellschaft, die es sich leisten konnte, ihre
108
Dies passt gut zu den oben zitierten Bemerkungen Negahbans, der schon vor Beginn der Grabungen in exakt
diesem Bereich zahlreiche Raublöcher vorgefunden hatte.
109
Negahban 1983, VIII.
42
Methodik
herausragenden Mitglieder an einer derart prominenten Stelle mit außergewöhnlich reichen
Beigaben zu bestatten hatte sicherlich auch die Möglichkeit, für den Schutz der Grabbauten
zu sorgen, zumal sich die vermutlich zur Nekropole gehörende Siedlung in Sichtweite auf
dem Pile Qal’eh, nur wenige hundert Meter östlich des Marlik Tepe befand (Abb. 14)110. Die
Beraubungen scheinen demnach erst nach der Aufgabe des Ortes als Bestattungsplatz
stattgefunden zu haben. Zu diesem Zeitpunkt war die exakte Lage der Grabbauten auf der
Hügeloberfläche wohl nicht mehr ohne weiteres zu erkennen, weshalb viele der reich
ausgestatteten Befunde einer Beraubung entgingen.
Abb. 14: Blick vom Tepe Marlik nach Osten zum Siedlungshügel Pile Qal’eh.
Methodisch gesehen ist das Vorhandensein beraubter Befunde zwar nicht ideal, aber
vertretbar. Die oben genannte Definition eines geschlossenen Fundes ist hierbei nicht
betroffen, da beim Grabraub zwar Gegenstände entnommen, aber im Regelfall keine
hinzugefügt werden. Die im Grab aufgefundenen Artefakte gehören damit nach wie vor zum
originalen Inventar einer Bestattung und können im Rahmen einer Kombinationstabelle
ausgewertet werden.
110
Negahban 1983, VIII; Kleiss 1996, 36.
43
Methodik
4.2.3. Mehrfach- und Nachbestattungen
So genannte Sekundär- oder Nachbestattungen stellen in methodischer Hinsicht das größte
Problem bei der horizontalstratigraphischen Auswertung eines Gräberfeldes dar, da hierbei
die Zusammensetzung des Fundmaterials erheblich verändert werden kann. Im Gegensatz
dazu würde eine Mehrfachbestattung - also die gleichzeitige Einbringung mehrerer Individuen
in einen dafür vorgesehenen Grabbau - die Definition eines geschlossenen Fundes nicht
beeinflussen: alle Funde gelangten zur gleichen Zeit in das Grab111. Als Beispiel kann hier
Grab 21 aus Marlik angeführt werden, in dem sich zwei beinahe intakte Skelette fanden112.
Die veröffentlichten Beschreibungen und Fotografien lassen kaum einen Zweifel daran, dass
die beiden Individuen gemeinsam beerdigt wurden. Soweit erkennbar, dürfte diese
Doppelbestattung aber wohl nicht als exemplarisch für andere Befunde vor Ort gelten, zumal
sie auch hinsichtlich des Fundinventars einen eher ungewöhnlichen Eindruck hinterlässt113.
Ein Überblick über die bisher ergrabenen Fundorte in Nordiran zeigt, dass Gräber mit
mehreren Individuen in dieser Region keine Seltenheit sind. In der Bewertung derartiger
Befunde kamen die Ausgräber aber meist zu verschiedenen Ergebnissen. Schon de Morgan
hatte im Taleshgebiet zahlreiche Steingräber mit mehreren, zum Teil regellos durcheinander
liegenden Skeletten aufgedeckt.114 Nach ausführlicher Diskussion kam er zu dem Schluss, es
könnte sich bei einigen Skeletten um Gefolgschaftsbestattungen von Frauen oder Sklaven
handeln, welche der Hauptbestattung in das Grab folgten115. Das von Samadi untersuchte
Grab 7 in Garmabak enthielt nicht weniger als neun Individuen, welche in zwei Schichten
übereinander aufgefunden wurden116. Während sich der Ausgräber selbst nicht hierzu äußerte,
veranlasste seine Beschreibung Dyson später zu der Vermutung, es handele sich um die
111
Lediglich hinsichtlich der geschlechtsspezifischen oder soziologischen Interpretation könnten sich
differenzierte Aspekte ergeben, wenn zugleich männliche und weibliche Individuen oder Personen
unterschiedlichen Ranges in einem Grab bestattet worden wären.
112
Negahban 1996, Pl. C.
113
Insgesamt macht die Keramik einen etwas jüngeren Eindruck, womit sich die Vermutung aufdrängt, es
könnte sich generell um die spätere Nutzung eines fundleeren früheren Grabbaus handeln. Hierfür würde auch
der ungewöhnlich gute Erhaltungszustand der Knochen sprechen. Beweisen lässt sich diese Vermutung indes
nicht.
114
Beispiele liegen aus folgenden Fundorten vor: Veri: De Morgan 1896, Fig. 38 und Fig. 40; Djönü: De
Morgan 1896, Fig. 46 und Fig. 49; Agha Evlar: De Morgan 1905, Fig. 634.
115
De Morgan 1927, 196-197, stellt zunächst die Frage in den Raum, ob es sich hierbei um eine Art
Familiengräber handeln könnte, die zum Zwecke der Nachbestattung nachträglich mehrmals geöffnet wurden, ist
aber dann doch der Ansicht, dass alle Bestattungen zur gleichen Zeit erfolgten. Seine ebenfalls geäußerte Idee
der Gefolgschaftsbestattungen scheint von den zu dieser Zeit publik gewordenen Befunden aus dem berühmten
Ur-Friedhof geprägt und hat seinerseits die Interpretation der japanischen Ausgräber in Ghalekuti stark
beeinflusst.
116
Samadi 1959, 28, erwähnt, dass dies in Garmabak die große Ausnahme darstellt. In den anderen Gräbern
fanden sich lediglich ein bis höchstens zwei Skelette, nur ein weiteres Grab enthielt 13 Tote.
44
Methodik
nachträglich erfolgte Einbringung weiterer Individuen im Rahmen einer Nachbestattung117.
Bei den neuen iranischen Forschungen im Taleshgebiet wurden ebenfalls zahlreiche Gräber
freigelegt, die mehrere Individuen enthielten, wobei sowohl Mehrfach- als auch
Nachbestattungen festgestellt werden konnten118.
Auch in Ghalekuti konnten die japanischen Ausgräber einige Befunde freilegen, in denen sich
mehr
als
ein
Skelett
befand,
hielten
diese
aber
jeweils
für
gleichzeitige
Gefolgschaftsbestattungen119. Zur Begründung bediente man sich der Argumentation, welche
De Morgan für die Dolmengräber des Taleshgebietes vorgelegt hatte120. Demnach ist eine
Nachbestattung nur dann anzunehmen, wenn hierbei die Erstbestattung teilweise gestört,
beiseite geräumt oder ganz aus dem Grab entfernt wurde121. Hier sind vor allem die Gräber AV und C-I zu nennen, die zum Teil Überreste von mehr als zehn Individuen enthielten. Bereits
während der Grabungen stellte man fest, dass sich die auf dem Boden des Grabes bestatteten
Toten von den oberflächennah aufgefundenen Skelettresten hinsichtlich ihrer Ausrichtung und
der beigegebenen Objekte stark unterschieden122. Während die Hauptbestattung auf dem
Rücken liegend, mit Bronzewaffen und grauschwarzer Keramik versehen war, befanden sich
die darüber aufgefundenen Toten meist in einer Art Hockerlage und besaßen als Beigaben
unter anderem auch eine orange bis rötliche Ware und zum Teil eiserne Waffen. Die
Grabeinfüllung war über den Hauptbestattungen sehr stark verdichtet, im oberflächennahen
Bereich allerdings sehr viel lockerer. Dennoch wurde aufgrund der oben dargelegten These
eine gleichzeitige Niederlegung all dieser Toten postuliert. Den eisernen Waffen, mit denen
117
Dyson 1979, 6.
Als Beispiel einer gleichzeitigen Mehrfachbestattung kann Grab 2 von Mianrud genannt werden. Hier wurde
ein mit Helm und Schwertern bewaffneter Mann gefunden, der zu beiden Seiten von je einer weiblichen
Bestattung flankiert wurde. Khalatbari 2004b, 53-55. Dieses Grab ist aufgrund der beigegebenen Waffen und der
bemalten Keramik in die Mitteleisenzeit zu datieren. In Maryan enthielten unter anderem die Gräber 20 und
21Überreste mehrerer Individuen. Khalatbari 2004c, 103 und 106. Nachbestattet wurde hingegen ganz
offensichtlich in Grab 1 in Tul-e Gilan. Vgl. Khalatbari 2004 a, 35-38 sowie Vahdati 2007, 136.
119
Es handelt sich um die Gräber A-II, A-III, A-V, A-VI, B-III und C-I. Bei den Gräbern A-II und A-III wurden
über den Decksteinen einfache Bestattungen eingebracht, die aufgrund der kaum vorhandenen Beigaben nicht zu
datieren sind. Im Fall von Grab B-III war der eigentliche Grabbau völlig fundleer. Über dem Grab fanden sich
hingegen Reste von mindestens drei Individuen, durchmischt mit Keramik und fragmentierten Metallfunden. Es
dürfte sich um ein beraubtes Grab oder einen Kenotaph handeln.
120
Egami/Fukai/Masuda 1965, 11-13.
121
Dies ist beispielsweise bei Grab A-VI zu beobachten. Knochen und Beigaben der Erstbestattung wurden
beiseite geräumt und sorgfältig an den Rändern des Grabbaus deponiert. Ihren Platz auf der Sohle des Grabbaus
nahm ein anderer Toter ein. Die Nachbestattung lässt sich aufgrund der Beifunde eindeutig mit Belegungsstufe
IIa in Marlik gleichsetzen und erfolgte damit zu einem erheblich früheren Zeitpunkt als dies in den Gräbern A-V,
B-III und C-I der Fall war.
122
Egami 1965, 11-13, 28. Laut anthropologischer Untersuchung soll sich auch die Schädelform beider Gruppen
gut voneinander absetzen lassen. Eine Diskussion zur Aussagekraft derartiger Ergebnisse soll aber kein
Bestandteil der vorliegenden Arbeit sein.
118
45
Methodik
die vermeintlichen Gefolgsleute ausgestattet worden waren, wurde hierbei eine religiöse oder
kultische Bedeutung zum Schutz des Grabes zugeschrieben123.
Als erste wies D. Cinquabre darauf hin, dass diese Interpretation nicht korrekt sein kann124.
Nur wenig später ordnete R.H. Dyson die rötlich gefärbte Keramik aus den oberen Schichten
der Gräber A-V und C-I der deutlich jüngeren, EZ III-zeitlichen orange ware zu125.
Schließlich gelang es E. Haerinck, nachzuweisen, dass es sich bei diesen Skeletten in den
oberen Beereichen dieser Gräber um Nachbestattungen handelt, die während der Eisenzeit III
in die oberen Bereiche von Grabbauten aus der Eisenzeit I eingebracht worden waren126.
Die Diskussion um das Vorhandensein etwaiger Nachbestattungen in Marlik wurde indirekt
durch einen Artikel O.W. Muscarellas ausgelöst, der einen Fibelfund aus Grab 36 zum Anlass
nahm, um auf chronologische Unstimmigkeiten bei der Datierung der Nekropole
hinzuweisen127. Während dies für Muscarella einen eindeutigen Beleg für eine späte
Zeitstellung mehrerer Gräber in Marlik darstellte, schlug Haerinck eine andere Lösung vor
und stellte erstmals die Möglichkeit in den Raum, dass einige Befunde in diesem Friedhof
jüngere Nachbestattungen aus dem 1. Jt. v.Chr. enthielten, die während der zum Teil recht
chaotischen Grabungen nicht erkannt worden waren128. Hierbei bereif er sich neben den
bereits erwähnten Befunden aus Ghalekuti vor allem auch auf Grab 14 aus Tomadjan. Wenn
er hierbei auch einigen Fehlschlüssen erlag129, so ist die Arbeit Haerincks dennoch als
wichtiger Beitrag für das Verständnis der Archäologie nordiranischer Gräberfelder zu werten.
123
Egami/Fukai/Masuda 1965, 13, 28-32, mit umfassenden, aber leider gegenstandslosen ethnischen und
kulturhistorischen Ausführungen. Diese Fehlinterpretation treibt bisweilen seltsame Blüten. So liest man in der
von A. Lippert übersetzten deutschen Ausgabe von Matheson 1980, 66: „In den Gräbern fanden sich zwei oder
mehrere Bestattungen, vermutlich handelte es sich um rituelle Selbstmorde von Häuptlingen mit ihren Dienern.“
124
Cinquabre 1978, 338, Anm. 30.
125
Dyson 1979, insbesondere 12-13.
126
Gleiches trifft sicherlich auch auf die Skelette zu, welche in den Gräbern A-II und A-III an den schräg in das
Grab ragenden Decksteinen lagen. Auch hier handelt es sich offensichtlich um spätere Nachbestattungen, die
eine völlig andere Ausrichtung als der ursprüngliche Grabbau aufweisen. Die wenigen Perlenfunde ermöglichten
aber keine exakte Datierung dieser Bestattungen.
127
Muscarella 1984, 415-417, ordnete das Stück Typ III,7 nach Stronach zu und datierte es deshalb analog zu
den bekannten Vergleichsfunden in das späte 8. und 7. Jh., was nach iranischer Terminologie der EZ III
entsprechen würde. Wie Pedde 2000, 253-256, bei einer neueren Untersuchung zeigen konnte, handelt es sich
um einen beinahe im gesamten Vorderen Orient vorkommenden Fibeltyp, den er als Gruppe D1.2 benannte und
der in das 7. und 6. Jh. v.Chr. zu datieren ist. Die Fibel ist also noch jünger als von Muscarella angenommen;
damit wird eine niedrige Datierung des gesamten Inventares von Grab 36 noch unwahrscheinlicher, denn das
Fundmaterial der Mittleren Eisenzeit, welche der Achämenidenzeit unmittelbar vorangeht, sieht in Gilan völlig
anders aus. Vgl. hierzu Haerinck 1988, Hori 1981 sowie Khalatbari 2004b und 2004c.
128
Haerinck 1988, 65.
129
Haerinck nahm an, dass die Dolche alle zu Grab 14 gehören. Dies ist allerdings nicht der Fall. Die daggers
with barbs, welche in der Tat als Leitform der EZ I anzusehen sind, stammen aus anderen Befunden. Vgl.
Samadi 1959, 40-44. Es handelt sich bei diesen Waffen auch nicht um eine Beigabe ärmerer Gräber, wie
Haerinck meinte, denn in Ghalekuti kommen sie in den reichsten Bestattungen vor. Vgl. Egami/Fukai/Masuda
1965, Pl. L; Fukai/Ikeda 1971, Pl. L. Der dortige Befund legt vielmehr nahe, dass es sich hierbei sogar um eine
Art Statussymbol hochrangiger Krieger handelte. Des Weiteren stellte Haerinck eine Entwicklungsreihe für die
Dolche mit spulenförmigem Knauf auf und ging hierbei davon aus, dass ganz aus Bronze gearbeitete Exemplare
46
Methodik
Vor allem U. Löw griff später die Argumentation Haerincks auf und versuchte, jüngeres
Fundmaterial in den Gräbern von Marlik zu identifizieren. Sie kam zu dem Schluss, dass eine
ganze Reihe wichtiger Gräber sowohl Fundmaterial der EZ I als auch der EZ II/III
enthielten130. Als tendenziell späte Typen führte Löw unter anderem bronzene
Schnabelkropfkannen, zweizinkige Bronzeforken, Bronzekessel mit Schöpfkellen sowie
Gewandnadeln mit Felidenköpfen an, wobei sie die späte Zeitstellung dieser Objekte meist
mit Vergleichsfunden aus der Nekropole B von Tepe Sialk begründete. In der
deutschsprachigen Forschung wurde die Datierung dieses Gräberfeldes in das 8. und 7. Jh.
v.Chr. beinahe zeitgleich während der frühen 60er Jahre durch P. Calmeyer sowie R.M.
Boehmer131 erarbeitet und seitdem prinzipiell nicht mehr in Frage gestellt. Neuere
Erkenntnisse und eine exakte Analyse des Fundmaterials aus Sialk zeigen jedoch, dass man
für Teile der Nekropole B durchaus mit einem höheren Zeitansatz rechnen kann132.
Unabhängig von der zeitlichen Stellung der Nekropole B von Sialk waren nicht alle von Löw
als spät betrachtete Funde aus Marlik so eindeutig zu datieren, wie sie annahm. Hier ist
zunächst eine bronzene Schnabelkropfkanne aus Grab 52 zu nennen133. Die Gefäßform an
denjenigen mit eisernen Klingen zeitlich voran gehen und damit in die EZ I zu datieren wären. In der Tat gibt es
keinen einzigen EZ I-zeitlichen Befund, in dem derartige Waffen vorkommen. Es scheint sich um einen Typ zu
handeln, dessen Entwicklung erst nach dem Ende der Belegungszeit der Nekropole von Marlik im Laufe der EZ
II einsetzt. Wie auch bei anderen Typen dieser Zeitstellung zu beobachten, ist hier noch mit einem
nebeneinander von bronzenen und eisernen Klingen zu rechnen, die in beiden Fällen einen im Überfangguss
abgebrachten Bronzegriff aufweisen. Es existieren zahlreiche Beispiele, bei denen im bronzenen Griff ein
eiserner Kern festgestellt werden konnte, was im Sinne einer Spätdatierung, wohl in die EZ II zu verstehen sein
dürfte. Vgl. Piller 1995, 59-60; Kontani 2005. Erst ab der EZ III tauchen dann die schmaleren Varianten auf, die
abgesehen von dem nun wieder kleineren Knauf ganz aus Eisen geschmiedet sind. Vgl. Piller 1995, 62-64, Kat.Nr. 111-114; Khalatbari 2004c, 292, Abb. 93. Der Endpunkt der Entwicklung ist dann nach allgemeiner Ansicht
in achämenidischer Zeit erreicht. Hier liegt aus Deve Hüyük in Syrien ein Dolchgriff mit stark verändertem
Spulenknauf vor. Vgl. Moorey 1975, 112, Fig. 3,4. Das besondere an dem Exemplar aus Tomadjan Grab 14 ist
die gegossene Oberflächenstruktur der Klinge. Gleiches wäre bei einer eisernen Klinge nicht machbar gewesen.
Mehrfache Profilierung der Klingenoberfläche ist bei vielen Dolchtypen der EZ II zu beobachten. Vgl.
Mahboubian 1997, Kat.-Nr. 392-396; Khalatbari 2004a, 83, Fig. 49 oben. Außerdem scheint die Errichtung
steinerner Grabbauten nicht auf die EZ I beschränkt zu sein, wie unter anderem die neuen iranischen Grabungen
im Taleshgebiet zeigen. Dort waren auch Gräber vorhanden, die mehr als ein Individuum enthielten. Diese Sitte
scheint sich in der EZ III weit verbreitet zu haben. Ein Blick auf die Funde, welche Grab 14 in Tomadjan sicher
zugeordnet werden können, zeigt, dass es sich um eine Bestattung aus dem Übergangsbereich zwischen der EZ
III und der Achämenidenzeit handeln dürfte. Ob wirklich eine Nachbestattung vorliegt, ist nicht gesichert. Sollte
dies der Fall sein, dann ist der zeitliche Abstand zwischen Erst- und Zweitbestattung jedenfalls nicht sehr groß
gewesen. Die EZ I scheidet hierfür jedoch völlig aus.
130
Löw 1998, 56-57.
131
Calmeyer 1969, Gruppen 38, 39 und 40; Boehmer 1965, 802-822.
132
Mit ausführlicher Diskussion bei Dittmann 1990, 131, Anm. 89. Es ist sogar zu vermuten, dass die ältesten
Belegungsstufen aus Sialk B nahe an die späteren Gräber in Marlik anzuschließen sind.
133
Negahban 1996, Kat.-Nr. 45. Calmeyer 1969, 104, datierte das Stück aufgrund einer entfernt ähnlichen
Schnabelkanne aus Samos vergleichsweise spät. Eine gute Abbildung findet sich bei Maxwell-Hyslop 1956, Pl.
XXXIV, 4. Ob man mit diesem Befund derart exakt datieren kann, bleibt m.E. eher zweifelhaft, da wir über die
Zeiten und Wege der Kanne von Iran nach Samos keinerlei Vorstellungen haben. Zudem scheint der Befund
nicht ganz unumstritten, was Calmeyer zugunsten einer willkommenen Datierungsmöglichkeit als nebensächlich
abtut. Typologisch älter sind seiner Meinung nach in jedem Fall die Kannen aus Tepe Guran und Marlik. Dem
kann man sich voll und ganz anschließen. Auch Löw 1998, 52-53 stellte fest, dass sich die Schnabelkanne aus
47
Methodik
sich ist in Marlik nicht ungewöhnlich. Sie kommt beinahe identisch bei einem unverzierten
Exemplar aus Grab 45 vor134.
Dass Schnabelkannen dieser Art durchaus bereits im ausgehenden 2. Jt. v.Chr. vorhanden
gewesen sein könnten, zeigen zwei Funde aus Westiran. Schon seit längerem bekannt ist eine
Schnabelkanne aus Grab 4 in Tepe Guran, die aufgrund neuerer Untersuchungen wohl in die
Phase Iron I B eingeordnet werden kann135. Ein gut vergleichbares Stück befand sich auch im
Fundmaterial des Grabes 7B von Khatunban B136. Da die exakten Fundzusammenhänge
dieser Altgrabungen nicht mehr rekonstruierbar waren, gestaltet sich eine Datierung dieses
Grabes als schwierig. Aufgrund des Fehlens von bemalter Keramik im Stil von Baba Jan III
und dem Vorhandensein einer klassischen luristanischen Scheinaxt kann aber ein Datum
innerhalb der EZ III ausgeschlossen werden. Die Bearbeiter sprechen sich für eine Datierung
in die Eisenzeit IIA-B aus, was absolutchronologisch etwa dem Zeitraum zwischen 1000 und
800/750 v.Chr. entsprechen dürfte137.
Ähnlich verhält es sich mit den zweizinkigen Bronzeforken. Vergleichbare Objekte waren
bereits in dem mittlerweile verschollenen „Schatz von Astarabad“ enthalten, der zwar durch
einfache Umzeichnungen bekannt ist, sich einer wissenschaftlichen Bewertung aufgrund der
nicht mehr rekonstruierbaren Fundumstände aber weitgehend entzieht. Aufgrund des
gesamten Erscheinungsbildes des Schatzes ist davon auszugehen, dass dieser Fund „in
wesentlichen Teilen zeitgleich mit Tepe Hissar III C zu datieren ist138. Aus Tepe Hissar selbst
liegen Beispiele ähnlicher Bronzeforken mit zwei und drei Zinken aus Fundzusammenhängen
Marlik in verschiedener Hinsicht von den jüngeren Exemplaren unterscheidet. Die von Muscarella 1988, 255259, für eine weitere Schnabelkanne erarbeitete Datierung lehnt sich stark an die Grabungsergebnisse aus
Hasanlu an, die jedoch nicht ohne Weiteres auf Nordiran übertragen werden können. Insbesondere werden
Schnabelkannen aus Keramik und Metall verglichen, was gerade in Bezug auf den so genannten bridged spout
wenig sinnvoll ist, da dieser bei Metallexemplaren nicht vorhanden ist und deshalb auch nicht als datierendes
Element eingesetzt werden kann.
134
Negahban 1996, Kat.-Nr. 44.
135
Thrane 1963, 129, Fig. 30-31; Thrane 2001, 93-101, Pl. 65, T 4.6. Das Grab enthielt auch einen
Randleistendolch der Gruppe B3 nach Overlaet 2003, 160-161, Abb. 126-127. Die breite, blattförmige Klinge
steht noch ganz in der Tradition älterer Stücke, während der zusehends profilierte Griff bereits die Entwicklung
der nachfolgenden Eisenschwerter der Eisenzeit II aus Kutal-i Gulgul und Bard-i Pal vorwegnimmt. Vgl.
Overlaet 2003, 163-164, Abb. 131. Die Datierung ergibt sich aus zahlreichen Schwertern und Dolchen dieses
Typs, welche mit Inschriften babylonischer Könige versehen sind. Vgl. hierzu Nagel 1960, Lambert 1969,
Das Vorhandensein eiserner Fingerringe in Grab 4 von Tepe Guran passt gut zu dem Auftauchen derartiger
Stücke in der Phase Iron I B nach Overlaet 2003, 210. Damit dürfte die Schnabelkanne aus Grab 4 von Tepe
Guran wohl in das 12. oder 11. Jh. v.Chr. zu datieren sein.
136
Haerinck/Jaffar-Mohammadi/Overlaet 2004, 117-118, Fig. 2 sowie 150, Pl. 10.
137
Haerinck/Jaffar-Mohammadi/Overlaet 2002, 125, 132-133. Hierbei wird eine längere Nutzung des Grabes zur
Einbringung von Nachbestattungen während dieses Zeitraumes durchaus in Erwägung gezogen. Zur Datierung
Overlaet 2005, 12-14.
138
Zusammenfassen zu den Argumenten Löw 1998, 514-516.
48
Methodik
des späten 3. bzw. frühen 2. Jt. v.Chr. vor139. Eine ähnliche Zeitstellung dürften auch die
Exemplare aus dem erst jüngst entdeckten Hortfund von Bazgir Tepe besitzen140.
Die besten Parallelen zu den Bronzeforken mit Tüllenschäftung aus Marlik liegen allerdings
aus Nordwest- und Zentraliran sowie aus dem südlichen Kaukasusraum vor. Während die
Exemplare aus Hasanlu und Tepe Sialk in das frühe 1. Jt. v.Chr. datieren141, sind die
vergleichbaren Funde aus Georgien, Armenien und Aserbaidschan über einen relativ langen
Zeitraum vom 14. bis zum 8. Jh. v.Chr. belegt142. Damit würde eine Zeitstellung im späten
zweiten Jahrtausend auch für die Forken aus Marlik durchaus im Bereich des Möglichen
liegen. Als Indiz einer Nachbestattung können sie jedenfalls nicht angeführt werden143.
Eine weitere Fundgruppe, die erstaunlich enge Vergleichsfunde in der Nekropole B von Tepe
Sialk besitzt, sind Bronzekessel mit halbrunden Henkeln, die mittels eines schmalen
Blechbandes am Gefäßkörper angebracht sind144. Auch hier liegen entsprechende Funde
bereits aus Zusammenhängen des späten 2. Jt. v.Chr. im südlichen Kaukasus vor145.
Außerdem wurden in einigen der Bronzekessel typische Keramikformen der EZ I gefunden,
die man im Zuge der Bestattungsriten im Grab deponierte146. An einer gleichzeitigen
Niederlegung beider Fundgattungen ist demnach wohl nicht zu zweifeln. Ähnlich wie bei den
zweizinkigen Forken kann man auch hier vermuten, dass es sich um einen Typ handelt,
dessen Form in erster Linie an seine Funktion gebunden war, weshalb sie sich über einen
längeren Zeitraum nur wenig veränderte.
Gewandnadeln mit Felidenköpfen wurden in zahlreichen Gräbern in Tepe Sialk, Nekropole B
gefunden, sind dort aber wesentlich einfacher gearbeitet147. In Marlik lassen sich die
139
Schmidt 1933, 407, Pl. CXX A, H.166.
Nokandeh/Ravakandi/Abbasi 2006, 121, Abb. 2,10-12.
141
In diese Zeit dürften die meisten Bestattungen der Nekropole B von Tepe Sialk fallen. Zur Datierung unten.
In Hasanlu IVB fanden sich drei Exemplare, wovon zwei plastische Verzierung in Tierform aufweisen. Vgl. De
Schauensee 1988, 52-53, Pl. 46-47.
142
Eine Bronzeforke aus Grab 117 der Nekropole von Treli in Georgien gehörte einer zwar beraubten, aber
offensichtlich reichen Bestattung an. Es ist zu vermuten, dass derartige Objekte offenbar eine Funktion als
Statussymbol besaßen. Vgl. Miron/Orthmann 1995, 322, Kat.-Nr. 351. In Aserbaidschan sind unter anderem die
Funde aus Helenendorf und Arčadzor zu nennen, die in das 12./11. bzw. das 9. Jh. v.Chr. zu datieren sind und
damit die ausgesprochen lange Laufzeit dieses Typs anschaulich illustrieren. Vgl. Kossack 1983, 108-110 sowie
126-129.
143
Ansatzweise führt auch Löw 1998, 53-57, diese Möglichkeit ins Feld.
144
Ghirshman 1939, Pl. XXIV, 9. Eine gute Farbaufnahme findet sich bei Stöllner/Slotta/Vatandoust 2004, 705,
Kat.-Nr. 352. Diese Beispiele aus Sialk entsprechen in Marlik am besten den Bronzekesseln der Variante B,
welche aus den Gräbern 47 und 52 vorliegen. Vgl. Negahban 1996, 83, Kat.-Nr. 24-25.
145
Torosian/Chikikian/Petrosian 2002, Lčašen Grab XIV. Zur Datierung siehe Kossack 1983, 105-108.
146
Befundfotografien finden sich bei Negahban 1983, 64,24 für Grab 47 und Negahban 1983, Pl. 5,8 für Grab
18.
147
Ein Überblick wird bei Ghirshman 1939, Pl. XXIX, 1, gegeben. In folgenden Befunde sind Nadeln dieses
Typs sicher enthalten: Grab 123: Ghirshman 1939, Pl. LXXIX, S.991; Grab 132: Ghirshman 1939, Pl. XCIII, S.
1352; Grab 136: Ghirshman 1939, Pl. XCIII, S. 1478. Alle diese Gräber gehören der ältesten Belegungsstufe
nach Tourovetz 1989, 223, Anm. 23, an und dürften zeitlich nahe an die Nekropole von Marlik heranreichen.
140
49
Methodik
Tierkopfnadeln gut in eine größere Gruppe von Metallarbeiten einreihen, die durch
punzverzierte und mit Bitumen gefüllte Tierköpfe aus dünnem Goldblech charakterisiert
werden. Hierbei kann es sich um Nadelköpfe, Perlen oder Aufsätze in Vogel-, Capriden- oder
Felidenform handeln. Gegenstände dieser Art bilden einen festen Bestandteil der materiellen
Kultur von Marlik und können kaum alle als Anzeichen für Nachbestattungen gewertet
werden.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sicher der EZ II/III zuzuweisende Fundobjekte
aus Marlik so gut wie nicht vorliegen. Die Veröffentlichung des Endberichtes zeigt zudem,
dass der überwiegende Teil der Funde der gleichen materiellen Kultur angehört und sich
deshalb auch gut typologisch gliedern lässt. Dies wird nicht zuletzt durch das geschlossene
Bild der in dieser Arbeit vorgelegten Kombinationstabelle klar. Mittlerweile wurden auch
genügend Befunde aus der Mitteleisenzeit und der Achämenidenzeit in Nordiran ergraben, um
den markanten Unterschied der Marlik-Kultur zu diesen Zeitstufen gut erkennbar zu
machen148. Die oben erwähnte Fibel aus Grab 36 ist demnach als Einzelfall zu werten und
kann weder als Beleg für eine Spätdatierung einzelner Gräber noch gar der gesamten
Nekropole herangezogen werden149. Natürlich können unentdeckte Nachbestattungen in
Marlik aufgrund der etwas „rustikalen“ Grabungstechnik nicht mit Sicherheit ausgeschlossen
werden; die Regel bilden sie aber in keinem Fall. Sie sind vielmehr als große Ausnahme zu
betrachten und fallen bei einer auf Typologie basierenden Auswertung des Fundmaterials
nicht ins Gewicht.
Erwähnenswert ist zudem, dass alle150 oben aufgeführten Fälle von Mehrfach- und
Nachbestattungen eindeutig in das 1. Jt. v.Chr. datieren und damit deutlich jünger sind als die
Bestattungen in der Nekropole von Marlik151. Die Sitte, ältere Gräber wieder zu belegen,
dürfte sich erst im Laufe der Eisenzeit II und III herausgebildet haben. Dass die Verhältnisse
während der Eisenzeit I, insbesondere auch die Oberschichtgräber betreffend, sich davon
grundlegend unterscheiden, zeigt ein Blick auf den bereits mehrfach erwähnten
Referenzfundort Ghalekuti. Dort waren die zum Teil sehr aufwändigen steinernen Grabbauten
jeweils nur für einen Toten vorgesehen, auch wenn sie wie im Falle des Grabes A-V Ausmaße
148
Hori 1981; Haerinck 1989; Khalatbari 2004b.
Khalatbari meinte, große Übereinstimmungen zwischen dem Fundmaterial der Nekropole von Marlik und
dem durch einen Armreifen mit urartäischer Inschrift vermeintlich datierbaren Grab 1 in Tul-e Taleš erkennen zu
können. Er sprach sich deshalb für eine annähernd gleichzeitige Datierung beider Fundkomplexe in das 8./7. Jh.
v.Chr. aus. Wie Vahdati 2007, 129-136, zeigen konnte, handelt es sich um ein Grab, das Funde aus mehreren
Zeitstufen enthielt. Die ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass in dem Befund mehrfach Nachbestattungen
vorgenommen wurden.
150
Unklar bleibt hierbei wie bereits erwähnt die exakte Zeitstellung von Grab 21 in Marlik.
151
Siehe hierzu das Kapitel „Absolute Datierung“ gegen Ende der vorliegenden Arbeit. An der zuletzt von Löw
1998, 60-61, vorgeschlagenen Datierung der Nekropole in das späte 2. Jt. v.Chr. dürfte mittlerweile kaum mehr
zu zweifeln sein.
149
50
Methodik
besaßen, die weit über das für eine Person Notwendige hinausgehen152. In dem genannten
Grab fanden sich neben den unmittelbar zum Skelett gehörigen Beigaben zahlreiche Objekte
scheinbar ohne gezielte Anordnung im Grab verstreut153. Hierbei handelt es sich aber nicht
um Beigaben anderer, vielleicht zuvor in dem gleichen Grabbau bestatteter Individuen,
sondern offensichtlich um einen Teil des Totenbrauchtums, der es erforderte, einem
hochrangigen Verstorbenen zahlreiche Waffen und Gefäße mit ins Grab zu geben und dort
nach einer für uns nicht mehr nachvollziehbaren Anordnung zu deponieren.
Eine ähnliche Vorgehensweise lässt sich auch bei einigen Gräbern in Marlik beobachten. Hier
wurde lediglich ein Teil des Grabbaus genutzt, um den Toten mit seiner persönlichen
Ausstattung wie Schmuck, Tracht und einer Grundausstattung mit Waffen entweder auf einer
steinernen Plattform oder direkt auf dem Boden des Grabes niederzulegen. Der restliche
Bereich im Grab wurde für die Deponierung von Keramik- oder Metallgefäßen, weiteren
Waffen oder einer Fleischbeigabe verwendet.
152
So genannte Dolmengräber, wie sie im Taleshgebiet in mehreren Fundorten ergraben werden konnten, sind in
Marlik nicht vorhanden. Dieser große Grabtyp wurde offenbar im Gegensatz zu den Befunden in Marlik und
Ghalekuti bereits von Anfang an für die Aufnahme von Nachbestattungen geplant.
153
Egami/Fukai/Masuda 1965, 4.
51
Die Funde
5. Die Grundlagen der Kombinationstabelle
5.1. Die Funde
Zur Erstellung einer Kombinationstabelle sind zwei Quellen auszuwerten: die Funde und die
Befunde. Unter den Funden sind die in den Gräbern entdeckten Beigaben zu verstehen, die
sich zum größten Teil in Typen einteilen lassen.
Ein Fund kann dann als Typ definiert werden, wenn er in gleicher Ausfertigung in mindestens
zwei Gräbern vorhanden ist. Absolut identische Fundstücke kommen jedoch nur in seltenen
Fällen vor; meistens unterscheiden sich die Vertreter eines Typs in einigen Merkmalen
geringfügig voneinander. Es ist deshalb notwendig, zu jedem Typ eine ausführliche Definition
der bestimmenden Merkmale zu geben. Des Weiteren ist eine auf diese Weise definierte
Einheit gegen andere, typologisch nahe stehende Fundstücke abzugrenzen, welche aus
verschiedenen Gründen nicht mit aufgenommen wurden.
So genannte Einzelstücke sind für die typologische Bearbeitung eines Gräberfeldes nicht zu
verwerten, da es sich um Objekte handelt, die in dieser Form nur ein einziges mal auftauchen
und die deshalb in einer Kombinationstabelle nicht zu verknüpfen sind. Als prominente
Beispiele für Einzelstücke in Marlik sind die Rollsiegel oder die figürlich verzierten
Metallgefäße zu nennen, die sich zwar stilistisch in Gruppen einteilen lassen, aber keine
Typen bilden. Einige der Einzelstücke können jedoch später in die Auswertung der
Ergebnisse mit eingearbeitet werden.
Als Durchläufer werden Typen bezeichnet, die in allen Bereichen der Kombinationstabelle
vorhanden sind. Diese müssen identifiziert und besonders behandelt werden, da sie großen
Einfluss auf die Ergebnisse der Kombinationstabelle haben können. Dabei ist es zunächst
völlig unerheblich, wie die erarbeitete Tabelle zu interpretieren ist. Die einzige Aussage,
welche aus Durchläufern zu gewinnen ist, ist eben jene, dass sie in den Gräbern aller
Abschnitte vorhanden sind. Bei einer geschlechtsspezifischen Interpretation bedeutet dies,
dass es sich um Objekte handelt, die sowohl in Männer- als auch in Frauengräbern auftauchen
und demnach nicht als männer- bzw. frauenspezifische Beigabe zu werten sind. Bei einer
soziologischen Interpretation der Tabelle wäre es eine Beigabe, welche den sozialen Status
der bestatteten Person nicht zu definieren vermag. Ähnliches gilt auch für eine
chronologischen Bewertung: Funde, welche in allen Bereichen vorkommen, existieren
offenbar über einen längeren Zeitraum hinweg beinahe ohne Veränderungen und sind für
feinchronologische Untersuchungen nicht geeignet. Diese Formen „verwässern“ sozusagen
das Tabellenbild, da sie durch ihre zahlreichen Verknüpfungen durch alle Abschnitte hindurch
52
Die Funde
einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Stellung anderer Typen bzw. Gräber ausüben
können. Um eine aussagekräftige Horizontalstratigraphie zu erhalten, sollten die Durchläufer
bei deren Ausarbeitung identifiziert und aus der Tabelle entnommen bzw. deutlich an deren
Rand gestellt werden154. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass diese Objekte in der weiteren
Folge völlig aus dem Blickfeld geraten. Sie können durchaus interessante Ergebnisse zur
Untersuchung einer vorgeschichtlichen Kulturausprägung liefern und werden im Rahmen der
Auswertung mit behandelt.
Im folgenden Kapitel werden alle Fundgattungen der Reihe nach vorgestellt und analysiert.
Einführend wird zu jeder Fundgattung eine kurze Einleitung gegeben, die Informationen über
den Umfang, die Verbreitung und die Möglichkeit zur Auswertung im Rahmen einer
typologischen Analyse beinhaltet. Wenn sich Typen feststellen lassen, werden diese
beschrieben, definiert und kurz besprochen. Des Weiteren wird aufgeführt, in welchen
Gräbern die Vertreter eines Typs vorhanden sind. Hierbei gelten die Katalognummern aus
dem Endbericht des Ausgräbers als Referenznummer zur Identifizierung der Funde. Zuletzt
folgt ein Hinweis auf die Abbildungsnummer im Tafelteil der vorliegenden Arbeit.
5.1.1. Keramik
Gefäße aus gebranntem Ton gehören in den meisten archäologischen Ausgrabungen zu den
wichtigsten Fundgattungen. Dies trifft auch für die Nekropole von Marlik zu155, wenngleich
die Keramik dort von Anfang an im Schatten qualitativ hochwertigerer Fundgattungen wie
Schmuck, Waffen, Figurinen oder Metallgefäßen stand. Lange Jahre waren nur einige wenige
Gefäße bekannt, was eine Gesamtbewertung des Fundmaterials erschwerte bzw. beinahe
unmöglich machte. Meist handelte es sich hierbei um markante, auch innerhalb der Nekropole
seltene Funde, zum Teil sogar um ungewöhnliche Einzelstücke156. Eine umfassende
Publikation der keramischen Funde erfolgte erst im Endbericht des Ausgräbers157.
Die Keramik der eisenzeitlichen Kulturen Nordirans ist bisher fast ausschließlich aus Gräbern
bekannt. Es handelt sich nur um einen Teil des gesamten Formenbestandes, also um eine
„positive Auslese aus bekannten Gründen“158. Auch Negahban erkannte, dass die Tongefäße
154
Müller 1997, 116 mit weiterführender Literatur.
Keramikgefäße waren dort in mindestens 31 Befunden vorhanden. Im Einzelnen handelt es sich um die
Gräber 2, 3, 4, 5, 10, 11, 12, 13, 15, 17, 18, 19, 20, 21, 23, 24, 25, 26, 27, 29, 30, 32, 33, 36, 40, 41, 44, 45, 47,
50 und 52.
156
Negahban 1964, Fig. 21-26.
157
Negahban 1996, 219-250. Lediglich die ebenfalls aus Keramik hergestellten Figurinen wurden bereits bei
Negahban 1972 vorgestellt.
158
Eggers 1959, 264-268. „Positive Auslese“ meint hierbei, dass es sich um diejenigen Objekte aus dem Bestand
der jeweiligen Kulturausprägung handelt, welche dem Toten mit ins Grab gegeben wurden. Unter „bekannten
Gründen“ ist zu verstehen, dass man dabei einem gewissen Brauch folgte, d.h. der Tote wurden mit den
155
53
Die Funde
aus Marlik eine eigens für die Bestattung ausgewählte Grabkeramik darstellen159. Er
unterscheidet zwischen qualitativ hochwertigen Gefäßen, die er in eine Reihe mit den
prestige- oder statusträchtigen Beigaben aus wertvollerem Material setzen möchte, und einer
einfacher gemachten Ware für den täglichen Gebrauch. Letztere wurde offenbar hin und
wieder für die Deponierung einer Fleischbeigabe verwendet160. Bei den gut gearbeiteten
dünnwandigen Gefäßformen wird man wohl von einer Herstellung auf der schnell drehenden
Töpferscheibe ausgehen können. Ob die einfacheren dickwandigen, gröber wirkenden Formen
handgemacht sind, lässt sich zwar in einigen Fällen vermuten, aber nicht beweisen.
Negahban beschreibt den Ton als fein, gut vorbereitet und mit sehr kleinen Partikeln
mineralischer Magerung versehen. Auch der Brennvorgang scheint sorgfältig durchgeführt
worden zu sein. Die Gefäße sind gut gebrannt und zeigen keine Kernverfärbungen. Die
überwiegende Mehrzahl der Funde besitzt eine gleichmäßig polierte, einfarbige Oberfläche.
Als Färbungen kommen hauptsächlich verschiedene Rot-, Braun- und Grautöne vor. Auf die
Oberfläche wird ein dünner Überzug aufgetragen, der später geglättet und damit poliert wird.
Politurverzierung in Form von Streifenmustern oder Kreuzschraffur ist selten und beschränkt
sich auf wenige Gefäße, meist Kannen. Einige Kannen weisen Rippen, oft in Kombination
mit Stichreihen auf. Ritzverzierung kommt dagegen ausgesprochen selten vor. Bemalte
Keramik ist in früheisenzeitlichen Fundzusammenhängen in Nordiran bisher nicht
nachzuweisen161.
Obwohl in dieser Arbeit versucht wurde, aus Gründen der Übersichtlichkeit Negahbans
Typeneinteilung weitgehend zu übernehmen, war es vor allem im Bereich der Keramik nötig,
einige Änderungen vorzunehmen. Gerade hier fasst Negahban mehrfach unterschiedliche
Gefäße oder Fragmente zu einem Typ oder Subtyp zusammen, obwohl sie kaum
Gemeinsamkeiten zueinander aufweisen.
Beigaben ausgestattet, die ihm der örtlichen Tradition zufolge zustanden. Das soll aber nicht heißen, dass wir die
exakten Gründe für die Beigaben in jedem Fall mit unserem heutigen Wissensstand fassen könnten. In einigen
Fällen werden wir wohl nie sichere Gewissheit erlangen können, was genau aus welchen Gründen wie gemacht
wurde. Hierfür ist die rein archäologische Quellenlage in einem schriftlosen Raum wie Nordiran nicht
ausreichend. Dies betrifft natürlich nicht nur die Keramik, sondern alle in den Gräbern enthaltenen
Fundgattungen.
159
Negahban 1996, 219.
160
Negahban 1996, 219. Eine genauere Klärung dieses Themenbereiches wäre im Hinblick auf die Erforschung
der Grabsitten höchst aufschlussreich. Leider wird vom Ausgräber später nicht weiter darauf eingegangen.
Erwähnt werden lediglich verschiedene Tier- und Vogelknochen.
161
Ein von Samadi 1959, 41, Gig. 40, abgebildetes Gefäß aus Grab 28 in Tomadjan gehört aufgrund der guten
Vergleichsmöglichkeiten zur bemalten Keramik von Tepe Sialk Nekropole B wohl bereits in die Mitteleisenzeit.
Weitere Beispiele dieser olivbraunen Ware mit heller, cremefarbener Bemalung liegen auch aus dem
Kunsthandel vor. Vgl. Kawami 1992, 184-185, Fig. 73; Seipel 2000, 168, Kat.-Nr. 94. Durch die neueren
iranischen Grabungen im Talešgebiet konnte bestätigt werden, dass die bemalte Keramik in die Übergangsphase
zwischen Eisenzeit III und IV gehören dürfte. Vgl. Khalatbari 2004b, Fig. 53-54. Die betreffenden Gefäße
wurden in Grab 2 in Mianrud gefunden. Damit bietet sich für die bemalte Keramik in Nordiran eine Datierung
im 7. bis frühen 6. Jh. v.Chr. an.
54
Die Funde
Kannen Typ I
Es handelt sich um einhenkelige Kannen, deren schlanke Hälse oben meist leicht ausbiegen.
Der relativ kleine, aber starke Henkel ist auf der Schulter und an der unteren Hälfte des Halses
angesetzt. Am oberen Henkelansatz, im mittleren Bereich des Halses sowie am Übergang von
Hals zu Schulter können horizontal verlaufende Rippen angebracht sein, die manchmal
zusätzlich mit eingeritzten Mustern in Form von Stichreihen versehen sind. Ähnliche
Stichreihen können auch im Schulterbereich vorhanden sein. Die Gefäßböden sind entweder
flach oder leicht abgerundet. Meist wurde die Oberfläche geglättet bzw. leicht poliert und
besitzt eine graue bzw. graubraune Farbe, kann aber auch schwarz bis oliv oder ziegelrot sein.
Aufgrund der charakteristischen Form des Gefäßhalses und der Rippen- und Stichverzierung
besitzen diese Kannen einen hohen Wiedererkennungswert. Negahban unterteilt sie anhand
des Gefäßkörpers in verschiedene Typen und Subtypen, deren Grenzen allerdings oft fließend
sind162.
Kannen Typ I, Variante A
Kurzbeschreibung: Beschreibung wie oben. Der schlanke, hohe Gefäßkörper wurde von
Negahban als ovoid angesprochen. In Grab 26 kommt die Form in Metall vor163.
Vorkommen: Gr. 13, 19, 27 (2), und 32. Bronze: Gr. 26.
Lit.: Negahban 1996, 222, Kat.-Nr. 504-508.
Abb.: Taf. I,1.
Kannen Typ I, Variante B
Kurzbeschreibung: Beschreibung wie oben. Im Vergleich zu Variante A im oberen Teil meist
ein etwas breiterer Gefäßkörper, der dann zum Boden hin beinahe spitz zuläuft.
Vorkommen: Gr. 24 (2), 27, 33 und 36 (Doppelgefäß).
Lit.: Negahban 1996, 222-223, 226, Kat.-Nr. 509-512 und 533.
Abb.: Taf. I,2.
Kannen Typ I, Variante C
Kurzbeschreibung: Beschreibung wie oben. Der Gefäßkörper ist deutlich breiter als bei den
Varianten A und C und besitzt seinen größten Umfang etwa in der Mitte.
Vorkommen: Gr. 26, 32, 33, 47 (3), 50 (aus dem Bereich des Suchschnitts), 52 (3).
162
163
Negahban 1996, 222-224.
Negahban 1996, 85, Kat.-Nr. 39.
55
Die Funde
Lit.: Negahban 1996, 223-224, Kat.-Nr. 513-524164.
Abb.: Taf. I,3.
Kannen Typ II
Kurzbeschreibung: In Marlik wurden nur zwei Gefäße dieses Typs gefunden, die von
Negahban als Globular Jars, Subtype C bezeichnet wurden. Es handelt sich um Kannen mit
breitem, tief sitzenden Gefäßkörper, trichterförmigem, weit ausbiegendem Hals und einem
Henkel, der an Schulter und Rand ansetzt. Bei einigen Exemplaren befindet sich am oberen
Henkelansatz ein knubbenartiger Keramikfortsatz.
Vorkommen: Gr. 23, 41.
Lit.: Negahban 1996, 224-225, Kat.-Nr. 527-528165.
Abb.: Taf. I,4.
Kannen Typ III
Kurzbeschreibung: Die von Negahban als Depressed Globular Jars, Subtype A166
bezeichneten Gefäße verfügen über einen massig wirkenden, gedrungenen Gefäßkörper, bei
dem der größte Durchmesser unterhalb der Gefäßmitte liegen kann. Die Beispiele dieses Typs
wirken meist etwas gröber als die zuvor beschriebenen Kannen der Typen I und II.
Verzierungen sind selten und beschränken sich auf Stichreihen im Übergangsbereich
zwischen Hals und Schulter.
Vorkommen: Gr. 13, 18 (Doppelgefäß), 32, 33 (2) und 44.
Lit.: Negahban 1996, 225-226, Kat.-Nr. 529-530 und 534.
Abb.: Taf. I,5.
Würfelförmige Gefäße
Kurzbeschreibung: Es handelt sich um eine sehr ungewöhnliche Gefäßform mit eckigem,
würfelförmigem Gefäßkörper und kurzem rundem Hals.
Vorkommen: Gräber 5, 44.
Lit.: Negahban 1996, 226, Kat.-Nr. 535-537167.
Abb. Taf. I,6.
164
Nicht zum Typ gehören die Kat.-Nr. 522 und 523 aus Gheshlagh sowie Kat.-Nr. 524 aus Grab 52. Zu
beachten ist, dass bei der unter Kat.-Nr. 519 publizierten Umzeichnung offenbar ein falsches Gefäß abgebildet
wurde. Korrekt ist die fotografische Abbildung bei Negahban 1996, Pl. 103.
165
Negahban 1996, Kat.-Nr. 528 beinhaltet zwei Gefäße, von denen eines aus Gheshlagh stammt und deshalb
hier nicht mit aufgeführt wird.
166
Negahban 1996, 225.
167
Der Streufund aus Planquadrat XVIIIG (Negahban 1996, Kat.-Nr. 535) ist nicht verwertbar.
56
Die Funde
Töpfe
Kurzbeschreibung: Topfartige Gefäßform mit abgerundetem oder flachem Boden und schräg
ausgestelltem, schmalen Rand. Der von Negahban präsentierte Typ ist nicht einheitlich und
umfasst eine Zusammenstellung unterschiedlicher Gefäße168. Im Rahmen der vorliegenden
Auswertung kann diese Form deshalb nur sehr eingeschränkt verwertet werden. Gut
vergleichbar sind Exemplare aus den Gräbern 5, 13 und 52.
Vorkommen: Gr. 5, 13 und 52.
Lit.: Negahban 1996, 231-232, Kat.-Nr. 562-569.
Abb.: Taf. I,7.
Topfartige Gefäße mit einem Henkel
Kurzbeschreibung: Topfförmiger Gefäßkörper mit flachem Standboden und leicht
ausbiegendem, schmal auslaufendem Rand. Ein vertikaler Henkel ist oben am Rand, unten
etwa im Bereich des größten Gefäßumfangs angesetzt.
Vorkommen: Gr. 27, 33.
Lit.: Negahban 1996, 230, Kat.-Nr. 556-557169.
Abb.: Taf. I,8.
Töpfe mit zwei Henkeln
Kurzbeschreibung: Topfartiges, S-förmiges Profil mit flachem Standboden und zwei
randständigen vertikalen Henkeln170.
Vorkommen: Gr. 50 (2) und 52.
Lit.: Negahban 1996, 232, Kat.-Nr. 570-571.
Abb.: Taf. I,9.
Schüsseln mit Ritzverzierung
Kurzbeschreibung: Schüsseln mit flachem Standboden, leicht konkaver Wandung und nach
außen abgeschrägtem Rand. Unterhalb des Randes befindet sich ein breites Band mit
eingeritztem Kreuzschraffurmuster.
168
Der Autor unterscheidet hier zwischen feineren und gröberen Exemplaren. Ebenfalls dem Typ zuzuordnen ist
ein Siebgefäß aus Grab 13. Vgl. Negahban 1996, 242-243, Kat.-Nr. 636.
169
Negahban 1996, Kat.-Nr. 557 enthält auch ein Gefäß aus Grab 5, das diesem Typ aufgrund seiner schmäleren
und höheren Form nicht zuzuordnen ist.
170
Negahban 1996, 232, benutzt hier auch den Ausdruck „Dizie“, der einen heute noch gerne in Iran
zubereiteten, in einem Keramikgefäß mit zwei Henkeln gekochten Eintopf umschreibt.
57
Die Funde
Vorkommen: Gr. 36, 47 und 52.
Lit.: Negahban 1996, 234-235, Kat.-Nr. 585-586.
Abb.: Taf. I,10.
Schüsseln mit vertikalem Henkel
Kurzbeschreibung: Hohe Schüsselformen mit einem vertikalen Henkel, der in der Mitte bzw.
der unteren Hälfte des Gefäßkörpers angebracht ist.
Vorkommen: Gr. 18, 25 und 40.
Lit.: Negahban 1996, 236-237, Kat.-Nr. 600-601.
Abb.: Taf. I,11.
Tassen mit großem Henkel
Kurzbeschreibung: Die einfachen, tassenförmigen Gefäße besitzen randständige Bandhenkel,
die sich über den Gefäßrand nach oben hinaus wölben und zum Teil erhebliche Ausmaße
annehmen können.
Vorkommen: Gr. 4, 36.
Lit.: Negahban 1996, 229, Kat.-Nr. 554-555.
Abb.: Taf. I,12.
Schnabelkannen
Die so genannten Schnabelkannen gehören zu den charakteristischen Gefäßformen der
iranischen Vorgeschichte und zählen sowohl in der Eastern Grey Ware als auch der Western
Grey Ware zu den keramischen Leitformen171. In der Region des Elbursgebirges tauchen sie
ebenfalls in zahlreichen früheisenzeitlichen Fundorten auf. Aufgrund der ungewöhnlichen
Form wurde die Vermutung geäußert, es handele sich bei den keramischen Exemplaren um
Imitationen von Metallgefäßen, die im Kulturbereich der Eastern Grey Ware tatsächlich
nachzuweisen sind172.
In der Regel besitzen die Gefäße einen geschlossenen, oft topfartigen Körper, an dem auf
einer Seite eine Ausgusstülle angesetzt wird. Grundsätzlich lassen sich zwei Ausgussformen
unterscheiden. Die einfachere Variante sind lange, nur leicht gebogene Formen, die am
Gefäßkörper meist eine Tülle bilden. Bei der zweiten Möglichkeit sitzt der Ausguss weiter
171
Zusammenfassend hierzu Young 1985; Muscarella 1994 sowie Piller 2004a.
Der Hortfund von Tepe Bazgir, welcher weitgehend mit Hissar IIIC zu parallelisieren ist, enthielt eine
bronzene Schnabelkanne, die gute Vergleiche in Tepe Hissar besitzt. Vgl. Nokandeh/Rakavandi/Abbasi 2006,
121, Abb. 2,5 mit Schmidt 1937, Pl. LVIII, H2031 sowie Pl. LX, H2773, letzteres aus Stein.
172
58
Die Funde
unten, etwa in der Mitte der Gefäßwandung. Da der offene Teil des Schnabels sich aber
dennoch in etwa auf gleicher Höhe mit dem Rand des Gefäßkörpers befindet, wird die
Ausgusstülle knapp nach dem Ansatzpunkt am Gefäßkörper in etwa rechtem Winkel nach
oben geführt, wo er dann in den leicht gebogenen, aber annähernd horizontal nach vorne
verlaufenden offenen Ausguss übergeht. Bei vielen Keramik- und Metallschnabelkannen aus
Marlik ist der vertikale Teil der Tülle durch mehrere parallel verlaufende, nach hinten
hochgezogenen Rippen verziert. Diese für Nordiran charakteristische Gestaltung ist auch bei
zahlreichen
Schnabelkannen
aus
Metall
vorhanden
und
bildet
ein
wichtiges
Unterscheidungsmerkmal zu Gefäßen aus Nordwestiran173.
Schnabelkannen Typ I
Ein auf den ersten Blick sehr ungewöhnliches Ausgussgefäß aus Grab 12 weist bei näherer
Betrachtung eine Reihe von Gemeinsamkeiten mit einigen anderen Schnabelkannen auf174.
Der lange, nur leicht gebogene Ausguss wird knapp unterhalb des Gefäßrandes durch ein
Loch in der Wandung gespeist und ist oben auf voller Länge offen. Gegenüber der Tülle
befindet sich ein knubbenartiger Henkel. Der Rand biegt beinahe spitzwinklig nach innen ein
und ist auf der Oberseite mit einer zwei umlaufenden Rippen versehen, die auch bei anderen
Schnabelkannen in Marlik mehrfach belegt sind. Den zur Basis hin schmäler werdenden
Gefäßkörper kann man als annähernd ovoid beschreiben. Er ist auf einen flachen Standring
aufgesetzt.
Zwar nicht identisch, aber in allen genannten Grundzügen gut vergleichbar sind zwei
Schnabelkannen aus den Gräbern A-V und E.6 in Ghalekuti175. Der Gefäßkörper ist hier etwas
breiter und oben abgerundet, aber ansonsten stimmen die Details weitgehend überein176. Da
dieser Typ in Marlik allerdings nur in Grab 12 vorhanden ist, taucht er in der
Kombinationstabelle nicht auf. Ein beinahe identisches Exemplar wurde kürzlich in einem
Grab in Gohar Tepe entdeckt177.
Vorkommen: Gr. 12.
Lit.: Negahban 1996, 241-242, Kat.-Nr. 632.
Abb.: Taf. II,1.
173
Vgl. hierzu Muscarella 1994, Fig. 12.4.2., 12.5, 12.1.2 und 12.2.2.
Negahban 1996, Fig. 30 und Pl. 116, jeweils Kat.-Nr. 632.
175
Egami 1965, Pl. LII, 17; Fukai/Ikeda 1971, Pl. LI, 11.
176
Dies entspricht auch der von Mousavi 2001, 165-166 vorgeschlagenen Gliederung.
177
Vom Autor selbst bei einem Besuch im April 2008 vor Ort gesehen und fotografisch dokumentiert.
174
59
Die Funde
Schnabelkannen Typ II, Variante A
Kurzbeschreibung: Die Schnabelkannen besitzen runde, topfartige Gefäßkörper und einen
doppelt gebogenem Ausguss. Gut vergleichbar sind vor allem zwei Beispiele aus den Gräbern
47 und 52, während zu anderen Stücken größere Unterschiede bestehen.
Vorkommen: Gr. 47, 52.
Lit.: Negahban 1996, 232-233, Kat.-Nr. 574 und 577178.
Abb.: Taf. II,2.
Schnabelkannen Typ II, Variante B
Kurzbeschreibung: Halbhoher Gefäßkörper mit nach innen gezogenem Rand. Der Ausguss ist
etwa auf halber Höhe am Gefäßkörper angesetzt und doppelt gebogen. Der offene obere Teil
des Ausgusses ist relativ lang, der mittlere Teil mit den für Marlik typischen Ritzlinien
verziert.
Vorkommen: Gr. 27, 41.
Lit.: Negahban 1996, 232-233, Kat.-Nr. 572-573.
Abb.: Taf. II,3.
Schnabelkanne Typ II, Variante C
Kurzbeschreibung: Entspricht weitgehend Variante B, weist aber einen deutlich höheren
Gefäßkörper auf.
Vorkommen: Gr. 26, 27 und 36.
Lit.: Negahban 1996, 242, Kat.-Nr. 633-635.
Abb.: Taf. II,4.
178
Eine Schnabelkanne mit ausbiegendem Rand und bridged spout aus Grab 13 (Negahban 1996, Kat.-Nr. 578)
und ein Exemplar mit tiefliegendem Gefäßkörper und kurzem Ausguss aus Grab 2 (Negahban 1996, Kat.-Nr.
572) stehen diesem Typ zwar nahe, sind aber aufgrund der genannten Unterschiede dennoch als Einzelstücke zu
betrachten.
60
Die Funde
Ausgussschalen
Es handelt sich meist um eine eher schüsselartige Gefäßform, an deren Rand ein oben offener
Ausguss ansitzt. Die hier definierten Varianten unterscheiden sich hauptsächlich in der
Gestaltung des Gefäßbodens und der Henkel.
Ausgussschalen Typ I, Variante A
Kurzbeschreibung: Hohe, geschlossene Schalen mit flachem Standboden und manchmal nach
außen abgeschrägtem Rand. Der Ausguss sitzt am Rand an und ist oben auf voller Länge
offen.
Vorkommen: Gr. 13, 15179, 19, 24, 26, 29, 44, 47 und 52.
Lit.: Negahban 1996, 237-238, Kat.-Nr. 606-608.
Abb.: Taf. II,5.
Ausgussschalen Typ I, Variante B
Kurzbeschreibung: Die Grundform ist ähnlich wie bei Variante A, allerdings ist ein niedriger
Standfuß an den Boden angesetzt. Gegenüber des Ausgusses befindet sich ein leicht nach
oben gezogener, manchmal eckig ausgeformter Henkel. Außen unterhalb des Randes verläuft
eine horizontale Rille.
Vorkommen: Gr. 4, 13 und 29.
Lit.: Negahban 1996, 238-239, Kat.-Nr. 612-615.
Abb.: Taf. II,6.
Ausgussschalen Typ II
Kurzbeschreibung: Ähnlicher Gefäßkörper wie für die anderen Varianten beschrieben, jedoch
auf sehr hohem Standring180. Seitlich können vertikale Ösenhenkel angebracht sein.
Vorkommen: Gr. 30, 36.
Lit.: Negahban 1996, 238-239, Kat.-Nr. 609, 616-617.
Abb.: Taf. II,7.
179
Negahban 1996, Kat.-Nr. 608 wurde in den Typ mit aufgenommen, da sie sich lediglich durch den etwa
schmaleren Ausguss von den anderen Exemplaren unterscheidet.
180
Diese drei Gefäße wurden trotz kleinerer Unterschiede zu einem Typ zusammengefasst.
61
Die Funde
Becken
Hierbei handelt es sich um Gefäße mit schüsselförmigem Körper und einem breiten
tellerartigen Rand. Negahban unterschied aufgrund der Ausgestaltung der Gefäßinnenseite
mehrere Subtypen. Diese typologische Gliederung wird hier jedoch nicht übernommen181.
Stattdessen werden im Folgenden zwei Varianten definiert, die sich in Bezug auf den
Gefäßumriss gut unterscheiden lassen.
Becken Variante A
Kurzbeschreibung: Flacher Standboden, Wandung schräg davon abgesetzt und bis zum Rand
durchgehend konkav durchgebogen. Der Rand selbst biegt leicht nach unten aus182.
Vorkommen: Gr. 12.
Lit.: Negahban 1996, 239, Kat.-Nr. 618.
Abb.: Taf. III,1.
Becken Variante B
Kurzbeschreibung: Im Gegensatz zur ersten Variante besitzt die Gefäßwand einen deutlichen
Knick. Der untere Teil ist leicht nach außen gewölbt, und geht nach dem Knick in einen
breiten, leicht nach oben geschwungenen Rand über.
Vorkommen: Gr. 13, 19, 25, 44 und 45183.
Lit.: Negahban 1996, 239-240.
Abb.: Taf. III,2.
Teller
Kurzbeschreibung: Flache tellerartige Gefäße mit leicht nach oben gezogenem Rand.
Vorkommen: Gr. 3, 13, 18, 40184.
Lit.: Negahban 241, Kat.-Nr. 625-630.
Abb.: Taf. III,3.
181
Negahban 1996, 239-241.
Eine Schale aus Grab 18 besitzt eine gut vergleichbare Randform. Vgl. Negahban 1996, 236, Kat.-Nr. 596.
183
Bei Negahban 1996, 239, heißt es, auch in Grab 47 wäre ein Becken gefunden worden. Hierbei handelt es
sich aber um einen Druckfehler. Korrekt ist stattdessen Grab 45.
184
Kat.-Nr. 625 aus Grab 21 stellt aufgrund der plastischen Verzierungen ein Einzelstück dar, während Kat.-Nr.
626 aus Planquadrat XXV L keinem gesicherten Befund entstammt.
182
62
Die Funde
5.1.2. Metallgefäße
Wie bereits erwähnt, sind die figürlich verzierten Metallgefäße in typologischer Hinsicht als
Einzelstücke zu betrachten. Ähnlichkeiten bezüglich der Gefäßform oder stilistische
Übereinstimmungen reichen für eine typologische Gliederung dieser Fundgattung nicht
aus185. Lediglich bei den unverzierten Bronzegefäßen lassen sich einige Typen bilden.
Bronzekessel
Große Kessel aus Bronzeblech mit zwei gegenständigen Henkeln sind in mehreren Gräbern
vertreten. Unterschiede bestehen hauptsächlich in der Art der Befestigung der Henkel.
Bronzekessel, Variante A
Kurzbeschreibung: Die beiden kleinen Henkel sind mittels Attaschen direkt auf den
Gefäßrand aufgenietet186.
Vorkommen: Gr. 18, 44.
Lit.: Negahban 1996, 83, Kat.-Nr. 22-23.
Abb.: Taf. IV,1.
Bronzekessel, Variante B
Kurzbeschreibung: Hier erfolgt die Befestigung der Henkel an einem Bronzeblechband,
welches den gesamten Gefäßrand umgibt.
Vorkommen: Gr. 47, 52.
Lit.: Negahban 1996, 83, Kat.-Nr. 24-25.
Abb.: Taf. IV,2.
Bronzetassen
Kurzbeschreibung: Bronzetassen mit s-förmig geschwungenen Profil und rundem bzw. leicht
abgeflachtem Standboden. Am Rand und an der Gefäßwandung kurz unterhalb des größten
Durchmessers ist ein schmaler vertikaler Bandhenkel angenietet.
Vorkommen: Gr. 25, 27.
Lit.: Negahban 1996, 84-85, Kat.-Nr. 34-35.
Abb.: Taf. IV,3.
185
Eine ausführliche Behandlung der figürlich verzierten Metallgefäße folgt weiter unten im Kapitel
„Auswertung weiterer Funde“.
186
Eine ähnliche Art der Befestigung findet sich bereits an einem Metallkessel aus Assur Grab 18, der wohl in
die späte U-III-Zeit datiert. Vgl. Haller 1954, 9, Pl. 9,i.
63
Die Funde
5.1.3. Steingefäße
Die Herstellung von Gefäßen aus Stein besaß im vorachämenidischen Nordiran offenbar
keine große Tradition187. Wertvolle Stücke in ungewöhnlichen Formen, wie sie in
vergleichsweise großer Zahl aus bronzezeitlichen Kulturgruppen Nordostirans vorhanden
sind, fehlen in Marlik völlig188. Die wenigen Funde beschränken sich auf einfache, rein
zweckorientierte Formen wie Reibeschalen oder Mörser.
Steinmörser
Bei den Mörsern handelt es sich um vergleichsweise grobe, becherartige Gefäße mit dicker
Wandung und einem oben offenen Ausguss, der in einem Stück mit dem Gefäßkörper
gearbeitet ist. Aufgrund der Gestaltung des Ausgusses lassen sich zwei Varianten
unterscheiden.
Steinmörser, Variante A
Kurzbeschreibung: Der Ausguss sitzt nahe dem Rand an der oberen Hälfte des Mörsers. Er ist
oben offen und wird durch ein Loch gespeist, das durch die Wandung des Gefäßes gebohrt
wurde.
Vorkommen: Gr. 19, 27.
Lit.: Negahban 1996, 300, Kat.-Nr. 901, 903-904.
Abb.: Taf. IV,4
Steinmörser, Variante B
Kurzbeschreibung: Bei dieser Variante sitzt der oben völlig offene Ausguss direkt am Rand
des Gefäßes.
Vorkommen: Gr. 1, 2, 3.
Lit.: Negahban 1996, 300, Kat.-Nr. 900, 902.
Abb.: Taf. IV,5.
187
Die während der 60er Jahre in der Region Dailaman tätige japanische Expedition konnte in Ghalekuti auch
einige achämenidenzeitliche Gräber freilegen. Grab Ghalekuti I, Grab 5 enthielt eine typisch achämenidische
Steinschale. Sono/Fukai 1968, Pl. LXXXV,4; Pl. LI, 19.
188
Vgl. hierzu die Funde aus Tepe Hissar bei Schmidt 1937, 212-216 sowie Pl. LIX-LX.
64
Die Funde
5.1.4. Zoomorphe Figurinen
Bei den anthropomorphen Figurinen handelt es sich ausschließlich um Einzelstücke, die in der
Kombinationstabelle nicht erscheinen. Die weitaus zahlreicher vorhandenen zoomorphen
Figurinen lassen sich hingegen größtenteils in feste Typen einteilen189. In beiden Fällen
wurden hauptsächlich die Werkstoffe Keramik und Bronze, seltener Gold verwendet.
Tierfigurinen aus Keramik
Bei den hier aufgeführten Typen handelt es sich um hohle, gefäßartige Nachbildungen
verschiedener Tierarten. Warenart und Oberflächenbehandlung entsprechen der feineren
Grabkeramik vor Ort. Die Oberfläche ist meist glänzend poliert und kann Andeutungen von
Politurverzierung und eingestochenen Punktreihen aufweisen. In einigen Gräbern fanden sich
zahlreiche dieser Figuren nebeneinander auf dem Boden aufgestellt. Ansonsten besitzen wir
keinerlei Information zur Fundlage. Auch zur Funktion dieser Figurinen gibt es nur wenige
Hinweise. Bei den meisten Exemplaren ist die Schnauze zu einem oben offenen Ausguss
umgestaltet, was darauf schließen lässt, dass man aus diesen Figurinen eine Flüssigkeit
ausgegossen hat190. Ähnliches ist wohl auch für einige der anthropomorphen Figurinen zu
vermuten.
Stierfiguren aus Keramik
Kurzbeschreibung: Hohl gearbeitete Keramikfigurinen von Buckelrindern. Verzierung in
Form von Stichreihen kann im Halsbereich oder über den Rumpf verteilt vorkommen. Die
Hörner sind separat gefertigt und wurden später oberhalb des Ausgusses auf dem Kopf
angesetzt. Vorne auf der Brust verläuft eine vertikale Rippe, welche die Wamme des Tieres
andeuten sollte. Eine Tierfigurine aus Grab 36 wurde von Negahban wohl wegen der
fehlenden
Wamme
als
Widder
angesprochen191.
Es
dürfte
sich
aufgrund
des
Gesamterscheinungsbildes aber auch hier um eine Rinderfigurine handeln. An den
durchlochten Ohren können Draht- oder Blechohrringe aus Gold angebracht sein.
Vorkommen: Gr. 5, 13. 18 (5), 19 (4), 24, 27 (2), 32, 36 und 52.
Lit.: Negahban 1996, 116-120, 124, Kat.-Nr. 83-99 und 109.
Abb.: Taf. V,1.
189
Negahban 1996, 113, erwähnt nicht weniger als 33 Stück aus Keramik und 68 aus Metall.
Bei den Tierfigurinen aus Grab 36 besteht die Ausgussvorrichtung aus einer konisch zulaufenden, oben
geschlossenen Röhre, welche die Tierschnauze vergleichsweise realistisch wiedergibt. Offensichtlich handelt es
sich hierbei um eigens für diesen Befund hergestellte Sonderanfertigungen. Dies betrifft sowohl Hirsch- als auch
Widder- Stier-, Maultier- und Leopardenfigurinen. Nur zwei der Widder weisen den sonst üblichen offenen
Ausguss auf.
191
Negahban 1996, 124, Kat.-Nr. 109.
190
65
Die Funde
Hirschfiguren aus Keramik
Kurzbeschreibung: Hohl gearbeitete Keramikfiguren von Hirschen. Oberflächenbehandelung
und Verzierungsmöglichkeiten entsprechen den Stierfigurinen.
Vorkommen: Gr. 36 (2), 47, 52.
Lit.: Negahban 1996, 120-122, Kat.-Nr. 100-103.
Abb.: Taf. V,2.
Maultierfiguren aus Keramik
Kurzbeschreibung: Die Gesamtgestaltung und Technik entspricht den bereits beschriebenen
Tierfigurinen. Um welche Tierart es sich handelt, ist aufgrund der vorhandenen Merkmale
kaum zu entscheiden. Wegen der seitlich befestigten Packsättel entschied sich Negahban für
eine Ansprache als Maultier, die mangels besserer Alternativen im Folgenden beibehalten
werden soll.
Vorkommen: Gr. 24 und 36.
Lit.: Negahban 1996, 122-123, Kat.-Nr. 104-105.
Abb.: Taf. V,3.
Tierfigurinen aus Metall
Die meisten Metallfigurinen wurden in der Technik der verlorenen Form aus Bronze
gegossen192. Diese Vorgehensweise bringt es mit sich, dass absolut identische Stücke kaum
vorhanden sind, da die Form nach dem Guss zerstört wird. Dargestellt werden die gleichen
Tiere wie in Keramik; außer den Buckelrindern sind vor allem Hirsche sehr zahlreich,
daneben gibt es auch Widder, Equiden und Feliden193. Einige Stücke weisen im
Schulterbereich eine Durchlochung auf, die vermutlich als Aufhängevorrichtung diente194.
Über die Fundlage sind wir durch Grab A-V in Ghalekuti informiert, wo sich eine bronzene
192
Bei den Felidenköpfen aus Goldblech handelt es sich streng genommen nicht um Figurinen. Sie wurden aber
dennoch in dieses Kapitel mit aufgenommen.
193
Widderfiguren aus Bronze liegen zwar aus einer Reihe von Gräbern vor (Gr. 26, 36), sind aber typologisch zu
weit voneinander entfernt, um mit aufgenommen werden zu können. Als Einzelstücke sind auch die hundebzw. katzenartigen Figuren aus Gr. 52 zu betrachten.
Hirsche stammen aus den Gräbern 36, 50 (3), 47 (2) und 52. Widder- oder Ziegen in unterschiedlicher Form in
den Gräbern 36, 26, Equiden (2) und Feliden (3) in Grab 52.
194
Negahban 1996, 126, betont, dass Tierfiguren mit auf dem Rücken angebrachten Hängeösen nicht in Marlik
selbst, sondern in dem benachbarten Gheshlagh vorhanden sind. Diese sind auch sehr viel einfacher gearbeitet
als die qualitativ meist hochwertigeren Stücke aus Marlik. Die unterschiedliche Aufhängung dürfte wohl ein
chronologischer Faktor sein. Schon Haerinck 1987, 73, hatte vermutet, dass bronzene Tierfigurinen mit
Hängeöse zum charakteristischen Fundgut seiner Stufe Eisenzeit III gehören. Da auch andere Funde aus
Gheshlagh einen durchaus späten Eindruck machen, wäre eine derartige Datierung für die bronzenen
Rinderfiguren mit Hängeöse durchaus möglich.
66
Die Funde
Hirschfigur im Bereich innerhalb des rechten Unterarmes des Toten zusammen mit einer
Axthacke und einer Bronzespatula fand195.
Wie Negahban bemerkt, besitzen die Figuren aus verschiedenen Gräbern in der Regel leicht
unterschiedliche Maße, Proportionen oder andere Charakteristika196. Besonders deutlich wird
dies, wenn man die Bronzefigurinen aus den Gräbern 36 und 52 vergleicht. Während erstere
einen gedrungenen, massigen Körperbau mit kurzen massigen Beinen aufweisen, wirken
letztere sehr viel schlanker und leichter. Zudem können hier die schmalen Beine schräg nach
vorne gesetzt sein197. Dieser Befund zeigt einmal mehr, dass zumindest ein gewisser Teil der
Beigaben von entsprechenden Handwerkern speziell für den Bestatteten hergestellt worden
sein dürfte198.
Stierfiguren aus Bronze
Kurzbeschreibung: Figurinen von Rindern mit Hörnern und deutlich ausgeprägtem Buckel. In
seltenen Fällen werden die Beine mit Rädern versehen. Manchmal sind die Rinder auch
paarweise mit einem Miniaturpflug aus Bronze kombiniert.
Vorkommen: Gr. 13 (2), 24 (mit Rädern), 36 (3), 40 (3), 47 (2), zusammen mit Pflug
in Gr. 18, 25, 27, 47 und 52.
Lit.: Negahban 1996, 126-129, Kat.-Nr. 115-124 sowie 129-133199.
Abb.: Taf. V,4.
Hirschfiguren aus Bronze
Kurzbeschreibung: Technik und Gestaltung wie bei den Stierfiguren. Auffällig ist die
unterschiedliche Ausformung des Geweihs.
Vorkommen: 36, 47 (2), 50 (3) und 52.
Lit.: Negahban 1996, 129-131, 134-140200.
Abb.: Taf. V,5.
195
Egami 1965, Pl. VI, 3 und Pl. L.
Negahban 1996, 126.
197
Vgl. Negahban 1996, Pl. 42, 115-117, Pl. 45, 134, Pl. 46, 143-144 und Pl. 47, 145 und 149 aus Grab 36 mit
Negahban 1996, Pl. 43, 124, Pl. 46, 140-141 sowie Pl. 47, 148
198
Diese Vermutung wurde von Löw 1998, 481-485 auch schon in Bezug auf die figürlich verzierten
Metallgefäße untersucht.
199
Die Kat.-Nr. 125-128 stammen aus Gheshlagh und sind aufgrund der auf dem Rücken angebrachten
Hängeösen wohl in das frühe 1. Jt. zu datieren.
200
Kat.-Nr. 141 aus Geshlagh unterscheidet sich erneut von den Exemplaren aus Marlik durch die Hängeöse auf
dem Rücken.
196
67
Die Funde
Felidenköpfe aus Goldblech
Kurzbeschreibung: Aus dünnem Goldblech gearbeitete, punzverzierte Köpfe von Feliden mit
langen Eckzähnen und aufgerissenem Maul. Der unten offene Halsansatz lässt vermuten, dass
diese Objekte ursprünglich auf einem anderen Gegenstand aufgesetzt waren.
Vorkommen: Gr. 24, 26 (2).
Lit.: Negahban 1996, 134, Kat.-Nr. 153-154.
Abb.: Taf. V,6.
5.1.5. Schmuck und Tracht
In der europäischen Vor- und Frühgeschichtsforschung wird insbesondere bei der Auswertung
von Grabinventaren seit längerem eine strikte Trennung zwischen Schmuck und
Trachtbestandteilen praktiziert. Sinnvoll ist eine derartige Unterscheidung aber nur, wenn
man weitergehende Informationen und Hintergründe über die Fundlage der Objekte und die
Entwicklung der Trachtausstattung besitzt. Beides ist in Marlik nicht der Fall. Deshalb ist eine
exakte Trennung zwischen Schmuck und Tracht aufgrund des derzeitigen Forschungsstandes
für die nordiranische Früheisenzeit kaum möglich. Während Perlen bzw. Perlenketten,
Armreifen, Finger- und Ohrringe sowie Anhänger wohl zum Schmuck zu zählen sind, dürften
zur Tracht eher jene Objekte gehören, die in Zusammenhang mit Kleidung, Haartracht oder
Kopfputz stehen. Hier sind Nadeln, welche vermutlich als Haar- oder Gewandnadeln dienten,
Diademe, Lockenringe, Blechknöpfe, Gürtelbleche, Goldblätter und so genannte „Zimbeln“
zu nennen. Solange keine ausreichende Anzahl gut dokumentierter Grabungsbefunde vorliegt,
kann eine derartige Zuordnung jedoch nur spekulativ bleiben.
Perlen und Perlenketten
Ein Großteil der Schmuckfunde besteht aus Perlen, welche von Negahban oft zu Ketten
zusammengestellt wurden201. Zur Herstellung von Perlen wurden vor allem Gold und
verschiedene Halbedelsteine wie Karneol und Achat, in geringerem Umfang auch Bronze,
Fritte bzw. Glaspaste, Gips und Muscheln verarbeitet.
201
Bei der fachgerechten Bergung von Perlenketten aus Grabbefunden ist eine vorsichtige Vorgehensweise
ebenso wie eine ausführliche grabungsbegleitende Dokumentation absolut notwendig, um Struktur und
Zusammensetzung der Ketten rekonstruieren zu können. In Anbetracht der in Marlik angewandten
Grabungstechnik ist deshalb wohl nicht gesichert, ob die Reihenfolge und Kombination der Perlen wirklich der
publizierten Fassung entspricht. Des Weiteren ist nicht sicher, ob tatsächlich alle Teile der Kette geborgen
werden konnten. Außerdem wäre es möglich, dass einige Ketten aus Perlen rekonstruiert worden, die
ursprünglich gar nicht zusammen gehört haben. Aus diesem Grund werden ganze Ketten hier nicht bewertet,
sondern nur die einzelnen Bestandteile, welche sicher bestimmten Grabbefunden zugeordnet werden können.
68
Die Funde
Konische Goldblechperlen
Kurzbeschreibung: Einfache, aus Goldblech zusammengerollte Perlen in annähernd konischer
Form.
Vorkommen: Gr. 32, 36.
Lit.: Negahban 11996, 165, Kat.-Nr. 336.
Abb.: Taf. VI,1.
Olivenförmige Goldblechperlen
Kurzbeschreibung: Es handelt sich um einfache kurze Röhrenperlen aus Goldblech mit
mittiger Verdickung, die Negahban zu einem Vergleich mit Olivenfrüchten anregte. Mangels
einer prägnanteren Bezeichnung soll dies hier beibehalten werden.
Vorkommen: Gr. 2, 5, 19, 24, 27, 36, 45, 50 und 47.
Lit.: Negahban 1996, 142-144, 151-152, 165, Kat.-Nr. 158-159, 163, 167, 213, 217,
335.
Abb.: Taf. VI,2.
Goldene Ringscheiben
Kurzbeschreibung: Kleine Goldscheiben mit mittig angebrachtem rundem Loch.
Vorkommen: Gr. 10, 47.
Lit.: Negahban 1996, 165, Kat.-Nr. 334.
Abb.: Taf. VI,3.
Goldene Scheibenperlen mit Durchschub
Kurzbeschreibung: Flache, scheibenförmige Goldperlen mit mittig angebrachter Rippe zur
Aufnahme der Perlenschnur.
Vorkommen: Gr. 10, 23, 47 und 50.
Lit.: Negahban 1996, 165, Kat.-Nr. 160, 331.
Abb.: Taf. VI,4.
Zahnradperlen aus Fritte
Kurzbeschreibung: Flache, scheibenförmige Fritteperlen mit gezacktem Rand.
Vorkommen: Gr. 32, 47.
Lit.: Negahban 1996, 160, Kat.-Nr. 289-290.
69
Die Funde
Abb.: Taf. VI,5.
Kugelförmige Goldblechperlen
Kurzbeschreibung: Aus zwei Hälften zusammengesetzte, runde Blechperlen.
Vorkommen: Gr. 19, 26, 27, 32, 33, 47 und 52.
Lit.: Negahban 1996, 142-144, 151, 165, Kat.-Nr. 161, 163, 168, 213, 333.
Abb.: Taf. VI,6.
Goldene Rippenperlen
Kurzbeschreibung: Aus Goldblech hergestellte, runde oder bikonische Blechperlen mit
vertikalem Rippenmuster.
Vorkommen: Gold: Gr. 15, 47, 50.
Lit.: Negahban 1996, 142, 164-165, Kat.-Nr. 160, 329.
Abb.: Taf. VI,7.
Flache Rippenperlen
Kurzbeschreibung: Hierbei handelt es sich um eine einfache, flach-bikonische Variante der
goldenen Rippenperlen. Als Werkstoff wird Gips oder Fritte verwendet.
Vorkommen: Gr. 27 und 50.
Lit.: Negahban 1996, 160, Kat.-Nr. 292-293 (Fritte) und 298202 (Gips).
Abb.: Taf. VI,8.
Granatapfelförmige Perlen
Kurzbeschreibung: Hohl gearbeitete, runde Goldblechperlen mit röhrenförmigem Ansatz, der
eine Granatapfelfrucht darstellen soll. Auf der entgegen gesetzten Seite befindet sich ein
kleine Öse, welche zur Befestigung der Perlen an einer Kettenschnur diente203.
Vorkommen: Gr. 5, 19, 27, 32, 36, 47.
Lit.: Negahban 1996, 144, 164, Kat.-Nr. 165, 204 -205, 210, 326-327.
Abb.: Taf. VI,9
202
Die Perlenkette Negahban 1996, Kat.-Nr. 297 enthielt ebenfalls eine gerippte Perle, allerdings von völlig
unterschiedlicher Form. Sie wurde deshalb hier nicht mit aufgenommen.
203
Größere Anhänger in Form eines Granatapfels wie Kat.-Nr. 164 und 175-176 aus Grab 36 sind von diesen
Perlen deutlich zu unterscheiden.
70
Die Funde
Schwarzweiß gebänderte Glasperlen
Kurzbeschreibung: Kleine Perlen von annähernd zylindrischer Form aus einem weißen, glasoder fritteartigen Material mit schwarzer Streifenbänderung.
Vorkommen: Gr. 26, 36 und 47.
Lit.: Negahban 1996, 159, 166, Kat.-Nr. 283-287, 340.
Abb.: Taf. VI,10.
Spiraldrahtperlen
Kurzbeschreibung: Länglich-röhrenförmige Perlen aus spiralförmig zusammen gedrehtem,
manchmal flach gehämmertem Metalldraht. Meist aus Gold, in Grab 36 auch aus Bronze.
Vorkommen: Gr. 10, 19, 23, 36 und 50.
Lit.: Negahban 1996, 165, Kat.-Nr. 160, 211, 267 und 332.
Abb.: Taf. VI,11.
Röhrenperlen mit Gittermuster
Kurzbeschreibung: Lange Röhrenperlen aus Goldblech mit eingeritztem Gittermuster.
Vorkommen: Gr. 15, 23204.
Lit.: Negahban 1996, 162-163, Kat.-Nr. 316-317.
Abb.: Taf. VI,12.
Goldene Tierkopfperlen
Kurzbeschreibung: Stilisierte Capriden- und Felidenköpfe aus dünnem Goldblech, zum Teil
ornamental verziert. Das Innere ist mit Bitumen ausgefüllt. An der Rückseite befinden sich
halbrunde Ösen zur Befestigung an einer Perlenkette.
Vorkommen: Gr. 24, 27, 32, 36 und 41.
Lit.: Negahban 1996, 163-164, Kat.-Nr. 158, 322-325.
Abb.: Taf. VI,13.
Vierspiralige Schieberperlen
Kurzbeschreibung: Bestehend aus einer zentralen Goldblechröhre, an deren Enden zu beiden
Seiten symmetrisch je zwei aus dünn gehämmertem Golddraht gerollte Voluten angesetzt
sind. Wie bei den Rippenperlen existiert auch hier eine einfachere Variante aus Fritte.
Vorkommen: Gold: Gr. 16, 32, 36; Fritte: Gr. 16 und 40.
204
Vergleichbar ist auch eine Perle aus Grab 2 bei Negahban 1996, 152, Kat.-Nr. 217.
71
Die Funde
Lit.: Negahban 1996, 143, 164, Kat.-Nr. 162, 163, 212, 328 (Gold) sowie 206, 296
(Fritte).
Abb.: Taf. VI,14.
Birnenförmige Goldblechobjekte
Kurzbeschreibung: In den Gräbern 24 und 26 fanden sich mehrere beinahe identische
birnenförmige Objekte aus dünnem Goldblech. Die Oberfläche ist im oberen Teil glatt
belassen, im bauchigen unteren Teil mit einfachen runden Punzschlägen von hinten versehen
worden. Zur Funktion dieser etwa 2,5 bis 2,8 cm großen Objekte lassen sich keine Angaben
machen. Negahban geht davon aus, dass es sich um Anhänger handelt.
Vorkommen: Gr. 24, 26.
Lit.: Negahban 1996, 149, Kat.-Nr. 200-201.
Abb.: Taf. VI,15.
Armreifen und Ringe
Die Armreifen aus Marlik sind alle aus Metall hergestellt. Bei den zahlreich vorhandenen
Einzelstücken wurde hauptsächlich Gold als Werkstoff verwendet. Als Typen lassen sich nur
einige sehr einfache Formen ansprechen.
Offene Armreifen
Kurzbeschreibung: Offene Armreifen aus dickem Metalldraht mit rundem Querschnitt. Die
Enden können sich verjüngen und leicht überlappen. Beispiele liegen aus Gold und Bronze
vor.
Vorkommen: Gold: Gr. 24, 33, 45, 47; Bronze: Gr. 1, 2, 3, 20, 6, 15, 18, 25, 36, 44
und 50.
Lit.: Negahban 1996, 168-169, Kat.-Nr. 353, 355-356.
Abb.: Taf. VII,1.
Offene tordierte Armreifen
Kurzbeschreibung: Offene, in sich verdrehte Armreifen aus einem dicken vierkantigen
Golddraht. Aus Marlik liegen nur zwei Exemplare vor, die überdies leichte Unterschiede
zueinander aufweisen.
Vorkommen: Gr. 33 und 50.
Lit.: Kat.-Nr. Negahban 1996, 168, Kat.-Nr. 351-352.
72
Die Funde
Abb.: Taf. VII,2.
„Bronzebarren“
Kurzbeschreibung:
Eine
Reihe
von
schweren,
kreisförmig
zusammen
gebogenen
Bronzeringen wurde von Negahban als Barren angesprochen. Die sich leicht verjüngenden
Enden sind mit einfachen eingeritzten Strich- und Fischgrätmustern verziert. Sollte es sich
tatsächlich um Barren handeln, so lassen zumindest die Abmessungen kein festes Maßsystem
erkennen. Auf Gewichtsangaben wird in der Publikation verzichtet, was in diesem Fall aber
sehr wünschenswert gewesen wäre.
Vorkommen: Gr. 25 (2), 36 (8) und 40 (2).
Lit.: Negahban 1996, 312-313, Kat.-Nr. 974-976.
Abb.: Taf. VII,3.
Geschlossene Bronzeringe
Kurzbeschreibung: Geschlossen gegossene Bronzeringe mit länglichem Querschnitt. Eine
Verwendung als Armreifen ist nicht gesichert.
Vorkommen: Gr. 36, 50.
Lit.: Negahban 1996, 169, Kat.-Nr. 357.
Abb.: Taf. VII,4.
Ohrringe
Ohrringe liegen aus Marlik in großer Zahl vor. Auch sie sind überwiegend aus Gold gefertigt.
Die Grundform besteht aus einem dünnen, rund gebogenen Drahtstecker und einem oft
halbmondförmig gerundeten Hauptteil. Anhänger an einfachen Drahtringen kommen
vergleichsweise selten vor. Das Typenspektrum ist als durchaus umfangreich zu bezeichnen
und belegt einmal mehr den meisterhaften Umgang der nordiranischen Goldschmiede mit
ihrem Werkstoff.
Informationen zur Trageweise sind auch hier mangels Dokumentation kaum vorhanden. Die
zahlreichen Darstellungen von Menschen auf den figürlich verzierten Metallgefäßen helfen in
dieser Hinsicht nicht weiter, da Ohrringe dort nirgends zu erkennen sind. Im Regelfall wird
man aber wohl davon auszugehen haben, dass jeweils zwei identische Exemplare getragen
wurden, wie dies im benachbarten Fundort Ghalekuti nachgewiesen ist205. Auch in sind
205
Hier ist vor allem das reiche Kriegergrab E.6 zu nennen. Vgl. Fukai/Ikeda 1971, Pl. XV und L. Auch die
anthropomorphen Keramikfigurinen aus Marlik besitzen jeweils nur eine Durchlochung an jedem Ohr. Vgl.
Negahban 1972, 144-145, Fig. 7-9.
73
Die Funde
Marlik zahlreiche Ohrringe paarweise vorhanden. Darüber hinaus sind einige Befunde wie
beispielsweise Grab 36 mit einem vielfachen der einfachen Ausstattung versehen und können
zum Teil mehr als zehn Exemplare enthalten206. Einige der Rinderfiguren aus Keramik
besitzen ebenfalls durchlochte Ohren, in denen sich zum Teil noch einfache Draht- oder
Blechohrringe aus Gold fanden207.
Bootsförmige Ohrringe
Die Ohrringe bestehen aus einem breiten, in der Mitte verdickten Körper aus Goldblech und
einem schmalen Drahtaufhänger. An der Vorderseite können Applikationen in verschiedenen
Formen angelötet sein. Bei einer Sonderform, die in Marlik nur mit drei Exemplaren aus Grab
52 belegt ist, sind die Aufsätze in Form eines Tierkopfes ausgeführt208.
Bootsförmige Ohrringe, Variante A
Kurzbeschreibung: An der Vorderseite sind eine oder mehrere hohle Goldkugeln aufgelötet.
Vorkommen: Gr. 23, 44, 45 und 50.
Lit.: Negahban 1996, 171-172, Kat.-Nr. 367-370.
Abb.: Taf. VIII,1.
Bootsförmige Ohrringe, Variante B
Kurzbeschreibung: An der Vorderseite befindet sich ein scheibenförmiger Aufsatz, der mittels
eines kurzen Goldröhrchens mit dem Körper verbunden ist.
Vorkommen: Gr. 2 und 5.
Lit.: Negahban 1996, 172, Kat.-Nr. 371-372.
Abb.: Taf. VIII,2.
Halbmondförmige Blechohrringe
Kurzbeschreibung: Es handelt sich um breite, aus Goldblech hergestellte Blechohrringe.
Verzierungen sind üblicherweise nicht vorhanden. Nur ein Exemplar auch Grab 50 ist mit
206
Hierzu passt, dass eine aus Goldblech gearbeitete Büste aus Grab 36 mehrfach durchlochte Ohren aufweist.
Ein Drahtohrring befand sich noch an Ort und Stelle, während die anderen offenbar verloren gegangen waren.
Gute Aufnahmen finden sich bei Stöllner/Slotta/Vatandoust 2004, 754-755.
207
Sehr schön zu sehen bei einem Exemplar aus Grab 18. Vgl. Seipel 2000, 157, Kat.-Nr. 83.
208
Negahban 1996, 172; Kat.-Nr. 372. Ein Beispiel dieses Typs soll angeblich auch in Khurvin gefunden worden
sein, doch lassen sich diese angaben nicht verifizieren, da das entsprechende Material aus dem Kunsthandel
stammt. Vgl. Vanden Berghe, Pl. L, 357.
74
Die Funde
langem schmalen Punzschlägen versehen worden209. Kleine Ohrringe ähnlicher Form finden
sich manchmal an Buckelrinderfiguren aus Keramik210.
Vorkommen: Gr. 10, 19, 50; an Buckelrindern: Gr. 18.
Lit.: Negahban 172-173, Kat.-Nr. 373-375.
Abb.: Taf. VIII,3.
Tordierte Drahtohrringe
Einige Drahtohrringe besitzen keinen glatten, sondern einen in sich verdrehten, tordierten
Körper. Hinsichtlich Material und Ausführung lassen sich zwei qualitativ und technisch
verschiedene Varianten unterscheiden.
Tordierte Drahtohrringe, Variante A
Kurzbeschreibung: Einfach in sich verdrehte Drahtringe aus Bronze oder Silber.
Vorkommen: Gr. 40, 36.
Lit.: Negahban 1996, 174, Kat.-Nr. 385 (Silber) und 386 (Bronze).
Abb.: Taf. VIII,4.
Tordierte Drahtohrringe, Variante B
Kurzbeschreibung: Ringförmig zusammen gebogene Bronzedrahtohrringe. Der in sich
verdrehte Metalldraht nimmt zu den Enden hin zusehends ab und endet in einem einfachen
runden Golddraht. Möglich wäre wie im Fall der Vergleichsstücke aus Dinkha Tepe, dass
man mehrere Golddrähte zusammenlötete und erst dann in sich verdrehte211.
Vorkommen: Gr. 23, 50.
Lit.: Negahban 1996, 173, Kat.-Nr. 376-377.
Abb.: Taf. VIII,5.
209
Entfernt nahe stehend sind zwei gut gearbeitete granulierte Exemplare aus Grab 10. In das Innere der
Rundung sind vierstrahlige Sterne eingesetzt, welche mit Lapislazulieinlagen versehen wurden. Negahban 1996,
171, Kat.-Nr. 365.
210
In Grab 18 wurden gleich mehrere Buckelrinder mit Blechohrring gefunden. Negahban 1996, 117-118, Kat.Nr. 86, 88.
211
Rubinson 1991, 384-385. Der Unterschied zu den Ohrringen aus Dinkha Tepe besteht aber darin, dass diese
um einen zentralen Draht gewickelt wurden, der bei anderen Beispielen aus Enkomi, Lachish oder Marlik nicht
vorhanden zu sein scheint. Zu unterschiedlichen Herstellungstechniken für diesen Typ siehe auch MaxwellHyslop 1971, 115 und 130.
75
Die Funde
Goldene Drahtohrringe
Rund gebogene Ohrringe aus dickem, sich zu den Enden hin verjüngendem Golddraht.
Goldene Drahtohrringe, Variante A
Kurzbeschreibung: Beschreibung wie oben. Unverziert.
Vorkommen: Gr. 10, 14, 16, 19, 36, 40, 45.
Lit.: Negahban 1996, 174, Kat.-Nr. 384.
Abb.: Taf. VIII,6.
Goldene Drahtohrringe,Variante B
Kurzbeschreibung: Mit einem bis drei angelöteten Goldkügelchen212.
Vorkommen: Gr. 14, 15, 23.
Lit.: Negahban 1996, 173-174, Kat.-Nr. 379-382.
Abb.: Taf. VIII,7.
Lockenringe
Kurzbeschreibung: Für mehrfach spiralförmig zusammen gedrehte Ringe aus dünnem
Metalldraht nimmt Negahban eine Verwendung als Lockenringe an. Diese Funktion ist jedoch
nicht gesichert. Auf zeitgenössischen Abbildungen fehlen Hinweise auf eine derart
geschmückte Haartracht. Leider konnten auch die besser dokumentierten Befunde aus
Ghalekuti in dieser Frage nicht weiterhelfen213. Sie zeigen aber, dass es sich um Funde
handelt, die sowohl in männlichen als auch in weiblichen Bestattungen zu finden ist. In
Marlik stammen alle Exemplare aus waffenführenden Gräbern. Als Werkstoff wird in der
Regel Gold, seltener Bronze verwendet.
Vorkommen: Gold: Gr. 1, 15, 27, 47 und 50; Bronze: Gr. 50214.
Lit.: Negahban 1996, 177-178, Kat.-Nr. 404-408.
Abb.: Taf. IX,1.
212
Kat.-Nr. 378 aus Grab 24 und Kat.-Nr. 383 aus Grab 47 sind als Einzelstücke zu betrachten, welche diesem
Typ nicht angehören.
213
Ähnliche Funde wurden auch in mehreren Gräbern in Ghalekuti I gemacht, doch leider ist die exakte
Fundlage aufgrund der vorhandenen Dokumentation nicht herauszufinden. Lediglich in Grab A-V kann
angenommen werden, dass sich die Ringe im Bereich des Schädels befunden haben dürften. Vgl. Egami 1965,
Pl. L.
214
Ähnliche Spiraldrahtringe aus Grab 36 unterscheiden sich durch die dicke des Drahtes und das nur einfache
überlappen der Enden deutlich und dürften wohl nicht dem gleichen Zweck gedient haben wie die bedeutend
leichteren und feiner gearbeiteten Mehrfachspiralen.
76
Die Funde
Goldblechblätter
Kurzbeschreibung: Länglich-ovale Blätter aus dünn gehämmertem Goldblech mit Mittelrippe
und Aufhängevorrichtung dünnem, gebogenen Draht.
Vorkommen: Gr. 32, 50.
Lit.: Negahban 1996, 183, Kat.-Nr. 445-446.
Abb.: Taf. IX,2.
Goldblechknöpfe
Kurzbeschreibung: Runde Goldblechscheiben mit zentraler Erhebung. Während der Rand mit
eingepunzten Strich- und Punktverzierungen versehen sein kann215, bleibt der halbrunde bis
beinahe spitzkonische Buckel unverziert. Durchlochungen auf dem Rand weisen darauf hin,
dass diese Objekte auf eine Unterlage aus organischem Material aufgenäht worden waren. Der
archäologische Befund in den Gräbern 47 und 52 bestätigt diese Vermutung. Dort fanden sich
zahlreiche Goldblechknöpfe im Bereich des Oberkörpers als Gewandverzierung.
Vorkommen: Gr. 1 (1), Gr. 10 (1), 24 (6), 26 (59), 27 (1), 32 (1), 33 (9), 42 (14), 45
(10), 47 (24), 50 (3), 52 (66).
Lit.: Negahban 1996, 178-181, Kat.-Nr. 409-430.
Abb.: Taf. IX,3.
Bronzeknöpfe
Kurzbeschreibung: In Bezug auf die Form bestehen große Ähnlichkeiten mit einigen der oben
beschriebenen Goldblechknöpfe. Löcher befinden sich meist am, manchmal aber auch auf der
zentralen Erhebung. Die Ähnlichkeit zu den „Zimbeln“ und einem Objekt aus Grab 52,
welches von Negahban unter die Helme eingereiht wurde, ist vor allem bei den Exemplaren
aus Grab 41 bemerkenswert216. Daneben existieren einige Einzelstücke217.
Vorkommen: Gr. 15 (2), 27 (2), 52.
Lit.: Negahban 1996, 181-182, Kat.-Nr. 433-437.
Abb.: Taf. IX,4.
215
Kat.-Nr. 431 aus Grab 18 und Kat.-Nr. 432 aus Grab 36 unterscheiden sich deutlich von den anderen Knöpfen
und wurden nicht in den Typ mit aufgenommen. Weitere Knöpfe aus Knochen, Fritte oder Muscheln stellen
Ausnahmen dar und sind nicht mit den erwähnten Blechknöpfen zu vergleichen.
216
Negahban 1996, 286, Kat.-Nr. 891.
217
Dies betrifft Kat.-Nr. 438-439 aus Grab 52.
77
Die Funde
„Zimbeln“
Die kreisrunden, aus Bronzeblech gegossenen und durch hämmern nachbearbeiteten Scheiben
besitzen einen halbrunden Mittelbuckel, auf dessen Scheitelpunkt sich eine mittig angebrachte
Durchlochung befindet. Der Durchmesser schwankt stark und reicht von 10,4 cm bis 27,5 cm.
In seltenen Fällen befindet sich auf dem Rand eine von hinten eingehämmerte Verzierung.
Zum Teil sind kleine Bronzeappliken vorhanden, die wohl einen rein ornamentalen Zweck
besitzen. In einem Fall wurden kleine Perlenketten auf den Rand aufgesetzt.
Die Ansprache dieser Objekte ist nicht gesichert. Negahban meint, es könnte sich um Zimbeln
handeln218. Da sich auf einer ganzen Reihe dieser Objekte fest korrodierte Textilreste
befinden, ist eine solche Ansprache aber wohl eher abzulehnen. Es könnte sich um Teile der
Tracht handeln, die ähnlich wie die Goldblechknöpfe auf der Kleidung befestigt waren. In
dieser Verwendung sind beinahe identische Objekte in Nordiran noch in partherzeitlichen
Fundzusammenhängen belegt219.
Vorkommen: Gr. 13 (2), 24 (2), 26 (3), 36 (7), 41 (1), 47 (2), 50 (4) und 52 (1).
Lit.: Negahban 1996, 286, 313-314, Kat.-Nr. 891, 979-986.
Abb.: Taf. IX,5.
Goldblechdiademe
Lange Streifen aus dünn gehämmertem Goldblech wurden von Negahban als Diademe oder
Stirnbänder angesprochen220. Die ganz erhaltenen Stücke weisen bei einer durchschnittlichen
Breite von etwa 1 cm Längen zwischen 18 und 75 cm auf. Meist finden sich an den Enden
Durchlochungen, die zur Befestigung mittels einer Schnur oder eines Bandes benutzt wurden,
218
Negahban 1964, 45. Nicht ganz klar ist bei einer solchen Ansprache ist, warum die Erstpublikation der
gesamten Fundgruppe im Rahmen der Monographie über die Waffen vorgenommen wurde. Boehmer 1972, 135136, schlägt für beinahe identische Objekte aus Boğazköy ebenfalls eine Interpretation als Zimbeln an. Moorey
1971, 246-248, schließt sich zwar prinzipiell dieser Deutung an, ist sich aber offenbar nicht ganz sicher. Einige
der von ihm aufgeführten Beispiele weisen Verzierungen auf, die den spätparthischen Stücken aus Noruzmahale
Grab B-V ähneln.
219
In Noruzmahale treten derartige Objekte sowohl verziert (Grab B-V) als auch unverziert (Grab A-II)
paarweise aufeinander gelegt im Bereich über der linken Schulter auf. Vgl. Egami/Fukai/Masuda 1966, Pl.
XLIII, 8-9 und Pl. XLVI, 1-2. Laut Hori 1981, 45-48, gehören die Gräber aus Noruzmahale in die spätparthische
Zeit und sind in das 1. bis 3. Jh. n.Chr. zu datieren.
In Ghalekuti II, Tomb 2 liegen die beiden Objekte nebeneinander im Bereich der rechten Hälfte des Brustkorbes.
Der rechte Arm des Bestatteten ist darüber gelegt, was für eine Befestigung auf der Brust spricht. Sono/Fukai
1968, Pl. LXXVI und LXXVII, 9-10. Die falsche Datierung dieses Befundes durch die Ausgräber in die
achämenidische Zeit wurde später von Haerinck 1989, 457-461, übernommen, aber durch Hori 1981, 48-51,
berichtigt. Demnach ist das Grab vor allem aufgrund der durchbrochenen Gürtelschnalle aus Bronze, welche
gute Vergleichsmöglichkeiten mit südrussischen, zentralasiatischen und sibirischen Fundstücken besitzt,
eindeutig in den Zeitraum zwischen dem 3. und 1. vorchristlichen Jahrhundert einzuordnen.
220
Diese Annahme wird durch die Fundlage einiger beinahe identischer Objekte aus der Nekropole von Sumbar
I bestätigt. Vgl. Chlopin 1986, 87. Entsprechenden Funde stammen aus den Gräbern S I 49, S I 89 und S I 115.
Chlopin 1986, 71, Abb. 43,7; 85, Abb. 64, 3; 95, Abb. 77, 8.
78
Die Funde
während kleinere Löcher entlang der Ränder zum Aufnähen auf einer organischen Unterlage
gedient haben dürften.
Goldblechdiademe, Variante A
Kurzbeschreibung: Die Goldblechstreifen sind durch von hinten eingepunzte Punktreihen und
größere kreisrunde Erhebungen verziert.
Vorkommen: Gr. 14, 15, 23, 50.
Lit.: Negahban 1996, 176-177, Kat.-Nr. 397-401, 403.
Abb.: Taf. IX,6.
Goldblechdiademe, Variante B
Kurzbeschreibung: Wie oben, aber unverziert.
Vorkommen: Gr. 32, 45, 47, 50.
Lit.: Negahban 1996, 176-177, Kat.-Nr. 402.
Abb.: Keine Abbildung vorhanden.
Gürtelbleche
Objekte, die vom Ausgräber als Gürtelbleche angesprochen wurden, waren in sieben Gräbern
vorhanden. Es handelt sich hierbei um längliche Bronzeblechstreifen, die oft mit eingepunzter
oder von hinten getriebener Reliefverzierung versehen sind. Grundsätzlich unterschied
Negahban drei verschiedene Typen, die er mit lateinischen Großbuchstaben (A, B, C)
bezeichnete221. Die größte Gruppe bilden Gürtel des Typs A, die in immerhin vier Gräbern
gefunden wurden. Auffällig ist die einheitliche Länge zwischen 46,00 und 48,00 cm. Damit
konnten diese Bleche den Hüftbereich eines erwachsenen Mannes auf keinen Fall vollständig
umfassen. Es ist zu vermuten, dass diese Gürtel einen Teil des Körpers offen ließen222. Der
von Negahban ebenfalls den Gürteln zugerechnete Typ B besteht aus zwei Exemplaren, die
sogar ein wenig kürzer sind als die Bleche des Typs A. Auffällig ist die Buckelverzierung auf
dem Gürtelblech und den daran befestigten Scheiben. Negahban selbst ist sich nicht sicher, ob
es sich nicht auch um Teile eines Pferdebrustschmucks handeln könnte223. Typ C schließlich
stellt lediglich eine Ansammlung von verzierten Bronzeblechfragmenten dar, die er für
221
Negahban 1995, 97-103.
Damit unterscheiden sich diese Stücke gut von den späteren urartäischen Blechen, die sehr viel größere
Längen aufweisen und sich zum Teil an den Enden wohl auch überlappt haben. Ein gut vergleichbares Exemplar
von 60 cm Länge wurde angeblich in Tsheshme Sohrab bei Bisotun gefunden. Kleiss 1989, 28-29, Abb. 6. Die
angeblichen Beifunde bestehen aus einer Pfeilspitze und einem Bronzedolch mit schmaler, durchlochter
Griffangel.
223
Negahban 1996, 284.
222
79
Die Funde
Gürtelteile hält. Typologisch sind diese Stücke nicht zu verwerten und werden deshalb in die
folgende Auswertung auch nicht mit aufgenommen. Festzuhalten bleibt, dass alle hier
aufgeführten Funde aus Waffengräbern stammen und damit wohl zur Ausstattung von
Männern gehört haben dürften.
Gürtelbleche, Typ I
Kurzbeschreibung: Hierbei handelt es sich um Negahbans Typ A. Die länglichen
Metallstreifen aus gehämmertem Bronzeblech besitzen volutenartig eingerollte Enden. Bei
einigen Stücken ist punktartige Punzverzierung zu sehen. Die Befestigung könnte durch ein
Loch zwischen den Voluten erfolgt sein.
Vorkommen: 26, 32, 47 und 52.
Negahban 1996, 284-286, Kat.-Nr. 874-881.
Abb.: Taf. IX,7.
Gürtelbleche, Typ II
Kurzbeschreibung: Entspricht Negahbans Typ B. Die breiten Blechstreifen besitzen
applizierte Bronzescheiben und eine Reliefverzierung, die einigen der so genannten
„Schildbuckel“ aus Marlik ähnelt224. Kleine Löcher entlang der Ränder sprechen dafür, dass
diese Objekte auf eine vermutlich lederne Unterlage aufgenäht waren, während die größeren
Löcher nahe den Enden zur Befestigung gedient haben dürften. Ob es sich tatsächlich um
Gürtelbleche handelt, ist wie bereits erwähnt nicht sicher. Wahrscheinlicher ist eine
Ansprache als Pferdepektorale oder ähnliches.
Vorkommen: Gr. 26, 44.
Lit.: Negahban 1996, 284-285, Kat.-Nr. 882-883.
Abb.: Taf. IX,8.
224
Negahban 1995, Pl. XIII, 161-162. In Grab 44 sind ein Gürtel des Typs II und ein „Schildbuckel“ miteinander
vergesellschaftet.
80
Die Funde
Nadeln
Die meisten der in Marlik gefundenen Nadeln dürften als Gewandnadeln zu interpretieren
sein225. Funde liegen aus insgesamt acht Gräbern vor. Damit deutet sich bereits an, dass
Gewandnadeln vor Ort im Gegensatz zu vielen anderen Fundgattungen keinen substantiellen
Bestandteil des Fundmaterials bilden. Auffällig ist auch die große Vielfalt an verschiedenen
Formen. Feste Typen haben sich in Marlik offenbar nur zum Teil herausgebildet.
Tierkopfnadeln
Kurzbeschreibung: Der obere Teil des goldenen Nadelschaftes wurde mit einer
bitumengefüllten Goldblechfolie umrollt, die außen mit Granulation verziert ist. Mittels eines
schmalen Drahtes sind ebenfalls mit Bitumen gefüllte, aus Gold getriebene Feliden- oder
Vogelköpfe auf den schmalen Schaft aufgesetzt. Eine einfache Version ohne Granulation und
applizierte Tierköpfe liegt aus Grab 36 (zwei mit Goldblechhülse, eine ohne) vor226.
Vorkommen: Gr. 32 (2), 41 (2).
Lit.: Negahban 1996, 185, Kat.-Nr. 449-450.
Abb.: Taf. X,1.
Goldene Kegelkopfnadeln
Kurzbeschreibung: Goldene Nadeln mit Schaftloch und konischem Kegelkopf. Zwischen
Schaftloch und Kopf ist der Nadelschaft in durch eingetiefte Rillen in unterschiedlich breite
horizontale Zonen unterteilt, von denen einige zusätzlich mit vertikalen Strichen versehen
sein können. Neben den Tierkopfnadeln handelt es sich um die qualitativ hochwertigsten
Nadeln aus dem gesamten Gräberfeld.
Vorkommen: Gr. 10, 50.
Lit.: Negahban 1996, 187, Kat.-Nr. 457-458.
Abb.: Taf. X,2.
Pilzknopfnadeln
Kurzbeschreibung: Bronzene Nadeln mit Schaftloch und breitem, pilzförmigem Kopf. Der
Bereich zwischen Schaftloch und Kopf ist ritzverziert.
Vorkommen: Gr. 10, 36.
225
Eine andere Verwendung ist für einen massiven Vierkantspieß mit Capridenkopfende aus Grab 26 und eine
lange Bronzenadel mit Kopf in Form einer kleinen Buckelrinderfigurine aus Grab 44 anzunehmen. Bei beiden
Objekten handelt es sich um Einzelstücke. Vgl. Negahban 1996, Pl. 93, Kat.-Nr. 451-452. Nadeln mit Ösenkopf
wurden von Negahban 1996, 311, als Nähnadeln angesprochen und deshalb unter die Geräte eingeordnet.
226
Negahban 1996, Kat.-Nr. 455-456.
81
Die Funde
Lit.: Negahban 1996, 187, Kat.-Nr. 463.
Abb.: Taf. X,3.
Gerillte Nadeln mit kleinem Kopf
Kurzbeschreibung: Bronzenadeln mit Schaftloch, die im oberen Teil mehrfach gerillt sind.
Der Kopf ist nur leicht abgesetzt. Es handelt sich vermutlich um eine einfache Variante der
goldenen Kegelkopfnadeln. Verwandt scheint auch eine einzelne Nadel mit unterteiltem
Schaft, aber soweit feststellbar ohne Durchlochung, aus Grab 36.
Vorkommen: 19 (2), 36 (3), 50 (2) und 52 (4).
Lit.: Negahban 1996, 187-188, Kat.-Nr. 462, 464-465.
Abb.: Taf. X,4.
Ösenkopfnadeln
Kurzbeschreibung: Gold- oder Bronzenadeln mit kleiner Schleifenöse. Aufgrund dieser Form
schlug Negahban eine Verwendung als Nähnadel vor, was jedoch nicht zu beweisen ist.
Vorkommen: Gold: Gr. 36 (5); Bronze: Gr. 26 (3), 32 (9) und 36 (10).
Lit.: Negahban 1996, 311, Kat.-Nr. 968-970.
Abb.: Taf. X,5.
Anhänger
Die typisierbaren Anhänger aus Marlik lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Die erste
Gruppe besteht aus mehreren aneinandergefügten, meist hohlen Perlen, die zu Pyramiden,
Granatapfelclustern oder Traubenreben zusammengesetzt sind. Diese Konglomerate werden
mit einer Öse an einem goldenen Drahtring befestigt, der als Aufhängevorrichtung dient. Bei
den anderen Anhängern handelt es sich um runde Goldblechscheiben, die durch Punz-, Ritzund Treibarbeit verziert sind.
Clusteranhänger
Granatapfelanhänger
Kurzbeschreibung: Ringförmig zusammen gebogene Ohranhänger mit granatapfelförmigen
Perlenclustern.
Vorkommen: Gr. 24, 32, 33, 36 und 47.
Lit.: Negahban 1996, 143, 145, 170, Kat.-Nr. 163, 170-174, 205-206, 360-362.
82
Die Funde
Abb.: Taf. XI,1.
Doppelpyramidenanhänger
Kurzbeschreibung: Zusammengelötete Goldkugeln in Form einer Doppelpyramide an
Ohrhängern aus dickem Golddraht.
Vorkommen: Gr. 27, als Anhänger an einer Halskette in Gr. 24 (144, K 169)
Lit.: Negahban 1996, 170-171, Kat.-Nr. 363.
Abb.: Taf. XI,2.
Traubenförmige Perlen/Anhänger
Kurzbeschreibung: Aus Goldblech gefertigte runde Perlen, die in Form einer Traubenrebe
zusammengelötet wurden.
Vorkommen: Gr. 24, 26, 27, 47.
Lit.: Negahban 1996, 145, Kat.-Nr. 177-180.
Abb.: Taf. XI,3.
Scheibenanhänger
Eine größere Gruppe innerhalb der Anhänger bilden runde Scheiben aus getriebenem
Goldblech mit eingeritzten und eingepunzten Verzierungen sowie einer Aufhängevorrichtung.
Sie gehören zu einer Form, die in verschiedenen Regionen Vorderasiens belegt ist. Erneut
lässt sich auch bei dieser Fundgattung eine gewisse Spezialisierung der Handwerker
feststellen. So tauchen mit Granulation versehene Scheibenanhänger ausschließlich in Grab
26227, mit aufgelöteten Metallstegen verzierte nur in Grab 33 auf. Neben der floral wirkenden
Ornamentik der letzteren lassen sich alle Anhänger in den Bereich der Astralsymbolik
einordnen. Hierbei können grundsätzlich zwei Varianten unterschieden werden.
Scheibenanhänger, Variante A
Kurzbeschreibung: Runde Anhänger aus getriebenem Goldblech mit eingepunzten oder
ritzverzierten Astralsymbolen in Strahlenform.
Vorkommen: Gr. 12, 15, 23, 50.
Lit.: Negahban 1996, 146-148, Kat.-Nr. 185-190, 197.
Abb.: Taf. XI,4.
227
Zur Technik der Granulation vgl. Maxwell-Hyslop 1971, 128-130.
83
Die Funde
Scheibenanhänger, Variante B
Kurzbeschreibung: Runde Anhänger aus getriebenem Goldblech mit von hinten eingepunztem
Muster in Form mehrerer konzentrischer Buckel. Ein Anhängerpaar aus Grab 2 ist als
Zwischenform zwischen den Varianten A und B zu betrachten und entfällt für die
typologische Auswertung228.
Vorkommen: Gr. 24, 27, 36, 45, 47, 50.
Lit.: Negahban 1996, 148, Kat.-Nr. 166-167, 191-195, 207-208.
Abb.: Taf. XI,5.
5.1.6. Waffen
Neben Schmuck und Keramik gehören die Waffen zu den wichtigsten Fundgattungen in
Marlik. Hier sind ausgesprochen viele Bestattungen mit einer ungewöhnlich hohen Anzahl
von Waffenbeigaben ausgestattet. Für die früheisenzeitliche Kultur Nordirans bildet eine
angemessene Waffenbeigabe in Männergräbern ab einer gewissen sozialen Stellung offenbar
eine wichtige Komponente. Auch in Ghalekuti zeichnen sich die sozial hochrangigen
Bestattungen durch eine vielfältige Waffenbeigabe aus, welche die Ausstattung normaler
Gräber erheblich übersteigt229. Dem bewaffneten Krieger kam demnach wohl eine gewisse
Bedeutung innerhalb der damaligen Gesellschaftsstruktur zu. Dies lässt sich gut mit den
antiken und islamischen Quellen über die Bewohner des Elbursgebirges in Einklang bringen.
Dort gelten die Bergstämme im Bereich der heutigen Provinz Gilan gemeinhin als extrem
kriegerische Zeitgenossen230. Erstaunlicherweise ist dieser martialisch wirkende Aspekt der
früheisenzeitlichen Kultur Nordirans im gleichzeitigen Kunstschaffen so gut wie nicht
auszumachen. So werden bisweilen zwar bewaffnete Männer auf Metallgefäßen oder als
Figurinen dargestellt, jedoch sind diese nie übermäßig mit Waffen ausgestattet und erwecken
228
Negahban 1996, 148, Kat.-Nr. 196.
Dies betrifft die beiden bereits erwähnten Gräber A-V und E.6. Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. L-LVII;
Fukai/Ikeda 1971, Pl. L-LII.
230
Die archäologischen Funde aus Nordiran reichen bisher noch nicht aus, um eine gesicherte ethnische
Ansprache für die eisenzeitliche Bevölkerung in Nordiran zu finden. Nach verschiedenen antiken Quellen
befanden sich ab achämenidischer Zeit die Stämme der Kadusier, welche oft mit den Giliten gleichgesetzt
werden, und der Marden oder Amarden in der Region. Als Grenze zwischen den beiden Stämmen wird in der
Regel der Sefid Rud angegeben. In frühislamischer Zeit widerstanden die Dailamiten, welche zuvor noch als
herausragende Fußsoldaten im Heer der Sassaniden Erwähnung finden, in der Region des Elbursgebirges gut
zwei Jahrhunderte lang allen Islamisierungsversuchen und bedrohten sogar islamische Zentren im nördlichen
Zentraliran. Gronke 2003, 17, 32. Schmitt 1990, 612.
229
84
Die Funde
auch keinen allzu kriegerischen Eindruck. Kampfszenen sind bisher völlig unbekannt;
Waffeneinsatz wird lediglich bei den seltenen Jagddarstellungen gezeigt231.
Die Waffenproduktion ist ausgesprochen vielfältig und schnelllebig. Parallel zueinander
werden fast immer mehrere Typen von Dolchen bzw. Schwertern sowie Lanzen- und
Pfeilspitzen produziert, die sich im Laufe der Zeit starken typologischen Entwicklungen
unterworfen sind. Bemerkenswert ist auch die starke lokale Prägung der nordiranischen
Waffenindustrie. Gute Vergleichsmöglichkeiten zu anderen Regionen sind nur in wenigen
Fällen vorhanden.
Dolche bzw. Schwerter
Die exakte Ansprache eines Fundstückes als Dolch oder Schwert ist nicht immer ganz
einfach. Bei beiden Bezeichnungen handelt es sich um zweischneidige Blankwaffen.
Entscheidend für die Formenansprache ist meist die Klinge, die bei einem Schwert eine
deutlich größere Länge aufweisen sollte als bei einem Dolch. Hierbei sind die Grenzen aber
fließend und lassen sich nicht immer eindeutig festlegen, da auch andere Faktoren wie Form
und Querschnitt der Klinge berücksichtigt werden sollten232. Die meisten Blankwaffen aus
Marlik befinden sich in etwa im Übergangsbereich zwischen Dolch und Schwert, der im
Regelfall zwischen vierzig und fünfzig Zentimetern liegt. Im Folgenden wird der Einfachheit
halber die Bezeichnung Dolch verwendet, mit der die meisten der hier aufgeführten Funde gut
zu umschreiben sind233.
Dolche Typ I
Diese Waffen wurde von Negahban zu den Lanzenspitzen gerechnet, obwohl er selbst zum
Teil Zweifel an dieser Zuordnung äußert234. Vergleiche zu Funden aus Ghalekuti zeigen aber,
dass es sich eindeutig um Dolche handelt. Die Klingen besitzen abgerundete Schultern und
231
Die einzige Denkmälergattung, auf der sich entsprechende Darstellungen finden, sind die figürlich verzierten
Metallgefäße. Vgl. Negahban 1983, 81-82, Kat.-Nr. 56 aus Grab 42; Negahban 1983, 84-85, Kat.-Nr. 59 aus
Grab 5 sowie Negahban 1983, 86-87, Kat.-Nr. 61 aus Grab 44.
232
Diese beiden Faktoren zeigen meist an, wie die Waffen verwendet wurden. Exemplare mit triangulärer Klinge
und ausgeprägter Spitze sind in erster Linie als Stoßwaffen geeignet. Eine markante Mittelrippe unterstützt diese
Funktion, die sowohl für Dolche als auch für Schwerter möglich ist. Bei einer Hiebwaffe verlaufen die
Schneiden zur gerundeten oder stumpfen Spitze hin annähernd gerade; die Mittelrippe ist oft flach und breit.
233
Die Typen II A und B bewegen sich im Rahmen zwischen 41,5 cm und 50 cm, wobei eine auffällige Häufung
im Bereich um etwa 48.00 cm zu beobachten ist (Typ IIA: 48, 49, 43, 48, 41.5, 47.5, 48; Typ IIB: 50, 46, 49,5,
48, 43, 50, 44). Eine absolute Ausnahme bildet das 0,82 cm lange Exemplar aus Grab 26. Typ III A fällt etwa
fünf bis zehn Zentimeter kürzer aus (38.5, 43, 32, 38, 42.5), während der schmälere Typ III B in etwa gleich lang
ist wie Typ II (48, 46.1, 44, 44, 46, 43.5, 41.5). Das einzige ganz erhaltene Stück des Typs IV weist mit 59,3 cm
ebenfalls eine außergewöhnliche Länge auf. Die Beispiele des Typs IIIA liegen bei 39, 43, 47.8, 42, 46.5, 41, 40,
und 37,5 cm, während Typ IIIB nur ein ganzes Exemplar mit einer Länge von 44 cm lieferte. Insgesamt sind nur
drei Exemplare in Marlik länger als fünfzig Zentimeter.
234
Negahban 1995, 67-68.
85
Die Funde
annähernd parallel oder leicht triangulär verlaufende Schneiden. Die Mittelrippen sind
unterschiedlich gestaltet. Zusammen mit der Klinge wurde eine kurze und schmale Griffzunge
mit flachem Querschnitt gegossen, die nahe dem Ende ein Nietloch zur Sicherung des Griffes
oder des Knauf aufweisen kann. Des Weiteren befinden sich bei einigen Varianten im Bereich
der Klingenschultern zwei Niete, um eine zusätzliche Befestigung des Griffes zu
gewährleisten. Wie die Griffe ursprünglich ausgesehen haben, ist nicht bekannt. Die
Korrosionsabdrücke auf den Klingenwurzeln einiger Exemplare aus Ghalekuti zeigen, dass
mehrheitlich mit einem runden Heftausschnitt zu rechnen sein dürfte235; auch in Marlik lassen
die publizierten Fotografien zum Teil ähnliches vermuten236. Bei einem Dolch aus Grab C-I in
Ghalekuti kann ein halbmondförmiger Heftausschnitt rekonstruiert werden237.
In den einfachen Waffengräbern von Ghalekuti ist jeweils nur ein Dolch vorhanden, während
in den reichen Befunden A-V und E.6 alle vier Varianten gefunden wurden. Direkt am Skelett
befand sich in beiden Fällen quer über dem Hüftbereich liegend jeweils ein Dolch des Typs I
D238. Die anderen Waffen waren im Grab verstreut und gehörten offenbar nicht zur
unmittelbaren Ausrüstung des Toten. Die Varianten A, B und D können in Marlik selbst als
Einzelstücke betrachtet werden, wurden aber dennoch in die folgende Beschreibung
aufgenommen, um das gesamte Spektrum dieses Typs zeigen zu können.
Dolche Typ I, Variante A
Kurzbeschreibung: Gerade Schneiden, stumpfe Klingenspitze, kantig abgerundete Schultern.
Klinge ähnlich wie bisher. Die Griffzunge wurde in Längsrichtung um neunzig Grad verdreht
und sieht von vorne deshalb spitz zulaufend aus.
Vorkommen: Gr. 15.
Lit.: Negahban 1996, 270, Kat.-Nr. 790.
Abb.: Taf. XII,1.
Dolche Typ I, Variante B
Kurzbeschreibung: Löffelartige Griffzunge mit Nietloch nahe dem gerundeten Abschluss;
abgerundete Klingenschultern mit vergleichsweise kurzer (29,00 cm), bis nahe zur Spitze
breit bleibender Klinge. Niedrige, zu den Seiten hin auslaufende Mittelrippe oder Mittelgrat.
235
Grab A-V: Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LV, 41-45; Grab A-VII: Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LXII, 11;
Grab E.6: Fukai/Ikeda 1971, Pl. LII, 9. In einem Fall aus Grab A-VIII scheint das Heft abgerundet zur Klinge
hin auszugreifen. Vgl. Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LXIV, 18.
236
Negahban 1995, Pl. IX, 115 aus Grab 12 sowie Negahban 1995, Pl. IX, 117 aus Grab 15.
237
Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LXXLX, 200. Dieser Umstand zeigt, dass halbmondförmige Hefte in
Nordiran bereits gleichzeitig mit Belegungsstufe I in Marlik vorhanden sind.
238
Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. VI,3 sowie Pl. L ; Fukai/Ikeda 1971, Pl. XVII,1 und Pl. L.
86
Die Funde
Vorkommen: Gr. 12.
Lit.: Negahban 1996, 270, Kat.-Nr. 788.
Abb.: Taf. XII,2.
Dolche Typ I, Variante C
Kurzbeschreibung: Kurze Griffzunge mit geradem Abschluss, vergleichsweise breite, gut
abgerundete Klingenschultern, in denen sich zwei Niete mit breitem Kopf befinden. Markante
Mittelrippen sind nicht zu erkennen. Längen von 40,00 cm bis 49,00 cm.
Vorkommen: Gr. 12, 15.
Lit.: Negahban 1996, 270, Kat.-Nr. 787 und 789.
Abb.: Taf. XII,3.
Dolche Typ I, Variante D
Kurzbeschreibung: Wie oben, nur schmalere Klinge. Die Schneiden verlaufen gerade, nähern
sich nach vorne hin gleichmäßig an und biegen dann kurz vor der Spitze nach innen ein.
Klingenschultern leicht abgerundet bzw. abgetreppt. Die Klinge besitzt eine kantig abgesetzte,
hohe Mittelrippe, die zu beiden Seiten von mehreren kleineren Rippen begleitet wird.
Vorkommen: Gr. 12.
Lit.: Negahban 1996, 270, Kat.-Nr. 786.
Abb.: Taf. XI,4.
Dolche Typ I, Variante E
Kurzbeschreibung: Die vergleichsweise breite, trianguläre Klinge besitzt eine deutlich
abgesetzte, halbrunde Mittelrippe, die zu beiden Seiten von mehreren schmalen Rippen
begleitet wird. Am Ende schmalen Griffzunge befindet sich ein Loch zur Aufnahme eines
Nietstiftes.
Vorkommen: Gr. 47, 52.
Lit.: Negahban 1996, 266, 270, Kat.-Nr. 731 und 782239.
Abb.: Taf. XII,5.
239
Kat.-Nr. 782 wurde von Negahban 1995, 66, seinen Lanzenspitzen des Typs V zugeordnet, unterscheidet sich
aber m.E. in vielerlei Hinsicht von diesen. Zudem zeigen sowohl die Fundlage als auch der zusammen mit der
Waffe geborgene Knauf, dass es sich um einen Dolch handeln dürfte. Gleiches gilt für Kat.-Nr. 731, welche von
Negahban 1995, 57 ebenfalls als Lanzenspitze angesprochen wurde.
87
Die Funde
Dolche Typ II
Bronzedolche mit breiter, triangulär zulaufender Klinge. Der Klingenquerschnitt kann einen
Mittelgrat oder eine schmale, deutlich erkennbare Mittelrippe besitzen. Nachdem die Klinge
gegossen und überarbeitet worden war, wurde in der Technik des Überfanggusses ein
Bronzegriff über Klingenschultern und Angel gegossen240. Die Schultern des geraden Heftes
sind eckig abgesetzt; zur Klinge hin kann das Heft spitz eingezogen sein241. Bei einigen
Exemplaren findet sich im Heftbereich mitgegossene plastische Verzierung. Die Handhabe
besitzt einen runden Querschnitt und ist mit mehreren Rippen untergliedert. Im hohlen
Bereich des halbmondförmigen Knaufes ist zum Teil noch das Ende der Angel zu sehen. Die
Oberseite des Knaufes ist durch mehrere quer verlaufende Rippen gegliedert. Auf der
Handhabe können sich kleine, meist viereckige Aussparungen befinden, die zur Aufnahme
von Einlagen aus organischen Materialien bestimmt waren242. Auch die hohlen Bereiche des
Knaufes sind manchmal noch mit Einlagen versehen. Über den Knaufrücken verlaufen in
Längsrichtung mehrere deutlich ausgeprägte breite Rippen. Die beiden von Negahban
definierten Varianten unterscheiden sich lediglich in der Anordnung der Profilierung auf der
Handhabe.
Dolche Typ II, Variante A
Kurzbeschreibung: Mehrere Rippen oder Rillen sind eng beieinander in der Mitte der
Handhabe angebracht.
Vorkommen: Gr. 26, 33, 47, 52.
Lit.: Negahban 1996, 259-260, Kat.-Nr. 676-687.
Abb.: Taf. XIII,1.
240
Zur Technik allgemein siehe Drescher 1958, für nordiranische Dolche vgl. Maxwell-Hyslop/Hodges 1964.
Bei einer eingehenden Untersuchung einem aus dem Kunsthandel stammenden Exemplar dieses Typs stellten
Birmingham/Kennon/Malin 1964, 46-49, fest, dass sich im Bereich der Handhabe ein Tonkern befand, um den
der Griff gegossen worden war. Diese Maßnahme diente vermutlich zur Materialersparnis oder zum Austarieren
der Waffe.
241
Die Klingenschultern können sowohl eckig als auch abgerundet sein. Dies ist von außen ohne entsprechende
Untersuchungen aber nicht zu erkennen. Für ein Beispiel mit abgerundeten Ecken siehe
Birmingham/Kennon/Malin 1964, Pl. IX, 3.
242
Reste hölzerner Einlagen haben sich beispielsweise am Dolch Negahban 1996, Kat.-Nr. 692 erhalten, wie bei
Negahban 1995, 45 nachzulesen ist. Ein verwandtes Stück aus dem Kunsthandel besitzt ebenfalls kleine, mit
Löchern versehene Holzeinlagen. Vgl. Mahboubian 1997, Kat.-Nr. 384b.
88
Die Funde
Dolche Typ II, Variante B
Kurzbeschreibung: Die Rippen an der Handhabe sind deutlich voneinander abgesetzt.
Vorkommen: Gr. 26, 47243.
Lit.: Negahban 1996, 260, Kat.-Nr. 688, 690-692, 694-695.
Abb.: Taf. XIII,2.
Dolche Typ III
Es handelt sich um Waffen mit spitz zulaufenden, triangulären Klingen, einem gerade
anschließenden Heft mit eckig abgesetzten Schultern und einem pilzförmigem Knauf. In der
Fachliteratur finden sich verschiedene Meinungen darüber, ob Waffen dieses Typs in einem
Stück hergestellt wurden oder aus einer Klinge mit einem darauf gegossenen Griff
bestehen244. Herstellungstechnisch sinnvoller wäre die zweite Vermutung245.
Zu beiden Seiten der Handhabe befinden sich je drei spitze Auskerbungen, die einen besseren
Griff garantieren sollten. Handhabe und Knauf waren ursprünglich mit Griffschalen aus
organischem Material ausgelegt. Die Befestigung dieser Einlagen erfolgte nicht durch Nieten,
sondern durch das Zusammenhämmern der hohen Randleisten nach Innen246.
Dolche Typ III, Variante A
Kurzbeschreibung: Randleistendolche mit breiter triangulärer Klinge und schmaler
Mittelrippe, die sich gut mit den oben beschriebenen Dolchen des Typs II vergleichen lässt.
Der halbmondförmige Knauf ist meist etwas breiter als die rechteckigen Heftschultern.
Vorkommen: Grab 16, 27, 29, 33.
Lit.: Negahban 1996, 260, Kat.-Nr. 689, 696-701.
Abb.: Taf. XIII,3.
243
Das von Negahban 1995, 35, Pl. III, 39, diesem Typ zugeordnete Exemplar aus Grab 27 gehört laut
Beschreibung und Abbildung den Randleistendolchen des Typs III A. Auch der Dolch bei Negahban 1996, Kat.Nr. 693 aus Grab 29 unterscheidet sich deutlich von den anderen Beispielen, wie auch Negahban 1995, 45
anmerkt. Er wurde deshalb hier nicht in den Typ mit aufgenommen. Gleiches trifft auf den fragmentierten Dolch
Negahban 1995, 43, Fig. 25 aus Grab 33 zu.
244
Muscarella 1988, 101, weist ganz richtig darauf hin, dass der optische Eindruck eines in einem Stück
gegossenen Dolches vorhanden ist, man aber ohne weitergehende Untersuchungen kaum feststellen könne, ob
nicht doch ein Überfangguss angewendet wurde. Erstere Möglichkeit vertreten unter anderem Calmeyer 1962,
218 und Stutzinger 2001, 14. Für einen Überfangguss sprechen sich Maxwell-Hyslop/Hodges 1964, 51, Fig. I,8;
Moorey 1971, 77 sowie Negahban 1995, 45, Anm. 76, aus.
245
Wie von Birmingham/Kennon/Malin 1964, 47-48 dargelegt, wurde in einem ersten Arbeitsgang die Klinge
gegossen und dann hart geschmiedet, bevor man den Griff im Wachsausschmelzverfahren über den Griff
gegossen hat. Im Anschluss wurden Griff, Knauf und Klinge nur noch durch einige wenige Hammerschläge
nachbearbeitet und dann geglättet. Das Hartschmieden der Klinge wäre mit bereits angebrachtem Griff nur
schwer zu bewerkstelligen.
246
Aus dem Kunsthandel liegt ein Exemplar der Variante A vor, bei der sich die hölzernen Griffeinlagen gut
erhalten haben. Vgl. Seifert 2005, 49, Abb. 37.
89
Die Funde
Dolche Typ III, Variante B
Kurzbeschreibung: Diese Dolche entsprechen in ihrem grundsätzlichen Parametern zwar
Variante A, sind jedoch in ihrem Erscheinungsbild erkennbar schlanker gehalten. Deshalb
läuft die schmale Klinge, die keine markante Mittelrippe aufweist, auch in einer deutlicheren
Spitze aus. Das Heft ist sehr schmal, die Schultern können spitzwinklig nach oben gezogen
sein. Auch der Knauf ist im Vergleich zu Variante A deutlich schmäler und nur unwesentlich
breiter oder in etwa so breit wie das Heft.
Vorkommen: Grab 13, 18, 25, 30, 45.
Lit.: Negahban 1996, 261, Kat.-Nr. 702-708.
Abb.: Taf. XIII,4.
Dolche Typ IV
Auch hier wird ein bronzener Griff wird über die Klinge gegossen. Die breiten Klingen
weisen eine für die Verhältnisse in Marlik ungewöhnliche Länge auf, besitzen leicht konkav
einziehende Schneiden und flache, aber breite Mittelrippen sowie eine abgerundete, stumpfe
Spitze. All diese Faktoren deuten auf eine Verwendung als Hiebwaffe hin, während alle
anderen bisher beschriebenen Varianten hauptsächlich als Stichwaffen eingesetzt worden sein
dürften.
Das schmale Heft schließt zur Klinge hin gerade ab und besitzt eckige Schultern. Der untere
Teil der Handhabe ist wie das Heft voll gegossen, der größere obere Teil aber mitsamt dem
schmalen, oben halbrund abschließenden Knauf als Griffzunge mit Randleisten ausgeführt.
An der geraden Handhabe befinden sich keine Ausbuchtungen oder Rippen. Einlagen haben
sich nicht erhalten.
Vorkommen: Gr. 26, 33247.
Lit.: Negahban 1996, 261, Kat.-Nr. 709-710.
Abb.: Taf. XIII,5.
247
Das von Negahban 1996, 261, Kat.-Nr. 711 diesem Typ zugeordnete Stück aus Grab 1 unterscheidet sich
erheblich von den anderen Vertretern und ist als Einzelstück zu betrachten, das hier nicht mit aufgenommen
wurde.
90
Die Funde
Dolche Typ V
Die triangulär spitz zulaufende Klinge ist zusammen mit dem mit einer Randleiste umgebenen
Griff in einem Stück gegossen. Das markanteste Merkmal dieses Typs ist das zur Klinge hin
eingebogene Heft, welches oft als „halbmondförmig“ charakterisiert wird248. Es wurde in
einem zweiten Arbeitsgang auf die Waffe aufgegossen249. Bei dieser Konstruktion ragen die
rechteckigen oder spitz zulaufenden Klingenschultern zu beiden Seiten über das Heft hinaus.
Die Mittelrippe ist meist gut zu erkennen und setzt sich durch die Heftenden bis zur
Klingenwurzel fort. In dem vom Heft umschlossenen Bereich der Klinge können zu beiden
Seiten der Mittelrippe punktförmige Erhebungen vorhanden sein250.
Dolche Typ V, Variante A
Kurzbeschreibung: Der Griff besteht aus einer glatten Handhabe und einem schmalen, oben
halbkreisförmig abschließenden Knauf, die beide mit einer Randleiste eingefasst werden.
Zum Teil ist ein fließender, durch eine konkave Biegung des Umrisses erzeugter Übergang
zwischen Handhabe und Knauf vorhanden. Der Knauf ist meist in etwa so breit wie das Heft,
in jedem Falle aber schmäler als die Klingenschultern. Die Schneiden der Klinge können
manchmal leicht nach außen gebogen sein.
Vorkommen: Gr. 1, 2, 3, 13 und 44.
Lit.: Negahban 1996, 262, Kat.-Nr. 712-721.
Abb.: Taf. XIII,6.
Dolche Typ V, Variante B
Kurzbeschreibung: In seinen Grundzügen entsprechen die hier aufgeführten Exemplare dem
zuvor beschriebenen Typ. Allerdings ist der untere Teil der Handhabe nun massiv ausgeführt.
Nur der Bereich des Knaufes besitzt eine Randleiste und ist zur Aufnahme einer Einlage aus
organischem Material bestimmt. Diesem Typ ist auch ein Fragment aus Grab 2 zuzuordnen,
welches zwar kein Halbmondheft, dafür aber die typische Form der Handhabe samt den auf
anderen Exemplare nachweisbaren Ritzerzierungen aufweist. Typologisch nah stehend ist ein
248
Dyson 1964, 40-41. Autoren, welche den Text wohl etwas unaufmerksam lasen, nahmen bisweilen an, dass
die bei Dyson 1964, Pl. IX, 4-5 abgebildeten Dolche mit Halbmondheft nicht aus Hasanlu, sondern aus dem
Kunsthandel stammten.
249
Maxwell-Hyslop/Hodges 1964, 51, Fig. I, 5, 10. Nicht richtig beurteilt von Nagel 1963, 14.
250
Gut zu erkennen bei Negahban 1995, Pl. V, 61-62 aus den Gräber 13 und 1 in Marlik. Diese Verzierung ist
bei Samadi 1959, 20, Fig. 18, für ein Exemplar dieses Typs mit mehrfach profilierter Handhabe aus Kalar Dasht
belegt.
91
Die Funde
Bronzegriff mit verlorener Eisenklinge aus Grab 7, der jedoch hier nicht mit aufgenommen
wurde251.
Vorkommen: Gr. 1, 2, 5.
Lit.: Negahban 1996, 262-263, Kat.-Nr. 722-726.
Abb.: Taf. XIII,7.
Lanzenspitzen
Laut Negahban kommen Lanzenspitzen in Marlik häufiger vor als Dolche und bilden nach
den Pfeilspitzen die zahlenmäßig zweitgrößte Gruppe innerhalb der Waffenfunde252. Hierbei
ist allerdings darauf hinzuweisen, dass ihm bei der Ansprache einiger Typen
Fehleinschätzungen unterliefen. Eine ganze Reihe der unter die Lanzenspitzen eingeordneten
Typen und Einzelstücke ist als Dolch oder Schwert zu bezeichnen253.
Die im Folgenden aufgeführten Stücke sind, sofern nicht extra erwähnt, aus Bronze gegossen.
Vor allem für die Lanzen mit Tüllenimitation benötigte man hierfür eine zweischalige
Gussform. Dies ist aufgrund der meist gut erkennbaren Mittelrippen auch für den Großteil der
anderen Stücke anzunehmen. Eisen wird als Werkstoff kaum verwendet und ist lediglich bei
einem Exemplar des Typs III A und einigen Tüllenlanzen aus den Gräbern 41 und 5 belegt254.
Lanzenspitzen Typ I
Einfache Formen mit am Ende umgebogener, oft mit einem Knopf abgeschlossener Angel
stellen die größte Gruppe von Lanzenspitzen in Marlik dar. Die hier aufgeführten Varianten
unterscheiden sich nur geringfügig hinsichtlich Form und Querschnitt des Blattes. Meist ist
die Mittelrippe nur schwach ausgebildet.
251
Negahban 1995, 39, Fig. 14.
Negahban 1995, 37, 57, gibt die Zahl der Dolche mit 59, die der Lanzen mit „nearly 119“ mehr oder weniger
komplett erhaltenen Exemplaren an. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass sich bei den vermeintlichen
Lanzenspitzen eine ganze Reihe von Dolchklingen befindet.
253
Dies betrifft bei den Einzelstücken das Klingenfragment Negahban 1995, Fig. 36, welches typologisch den
Dolchen des Typs V A nahe steht. Die kurze eiserne Waffe bei Negahban 1995, Pl. XII, 144 aus Grab 16 dürfte
wohl auch eher als Dolch anzusprechen sein. Zu nennen ist außerdem die in Grab 24 gefundene Waffe Negahban
1995, Pl. VI, 66. Hierbei handelt es sich eindeutig um eine Dolchklinge mit verlorenem Griff. Die Form des
Heftes, welches mit Hilfe einer Niete an der Klinge befestigt wurde, zeichnet sich deutlich als unterschiedlich
korrodierter Schatten im Bereich der Klingenwurzel ab. Form und Querschnitt stehen den Dolchen des Typs II A
und B nahe, die ausschließlich in den Grab 24 nahe stehenden Gräbern gefunden wurden. Vermutlich stellt das
Stück den Übergang zwischen den frühen Griffzungendolchen und den späteren Vollgriffdolchen dar, was
ausgesprochen gut zu der vermuteten relativchronologischen Stellung von Grab 24 passen würde.
Negahbans Lanzenspitzen Typ VI ist eine Zusammenstellung verschiedener Varianten von Griffzungendolchen,
wie weiter oben im Kapitel „Vorstellung der Funde“ bereits ausgeführt wurde. Der von Negahban 1995, 68-69
definierte Typ VII A wurde ausschließlich in Grab 47 gefunden. Es handelt sic hier ebenfalls um Dolchklingen,
die zusammen mit den typologisch nahe stehenden Dolchen der Typen II A-B die Unterlage des Bestatteten
bildeten.
254
Negahban 1995, 59, Fig. 44; 74-75, Fig. 53 und 74, Pl. XII,145.
252
92
Die Funde
Lanzenspitzen Typ I, Variante A
Kurzbeschreibung: Lanzen mit mäßig abgerundeten Schultern und flacher, nach vorne hin
vergleichsweise breitem Blatt. Die breite Mittelrippe ist zwar meist gut zu erkennen, aber
dennoch relativ flach.
Vorkommen: Gr. 24, 26, 33.
Lit.: Negahban 1996, 269, Kat.-Nr. 763-766.
Abb.: Taf. XIV,1.
Lanzenspitzen Typ I, Variante B
Kurzbeschreibung: Ähnlich wie Variante A, jedoch mit gestreckter Form des Blattes und nur
leicht verdickter, niedriger Mittelrippe.
Vorkommen: Gr. 15, 29.
Lit.: Negahban 1996, 269, Kat.-Nr. 767-768.
Abb.: Taf. XIV,2.
Lanzenspitzen Typ I, Variante C
Kurzbeschreibung: Schmaleres Blatt als die anderen Varianten sowie deutlich abgesetzte,
breite Mittelrippe und eckiger abgesetzte Schultern. Die Angel ist am Ende gerade
abgeschlossen.
Vorkommen: Gr. 24, 26, 32.
Lit.: Negahban 1996, 269, Kat.-Nr. 769-771.
Abb.: Taf. XIV,3.
Lanzenspitzen Typ I, Variante D
Kurzbeschreibung: Die Form entspricht einigen Beispielen der Variante A, unterscheidet sich
aber durch die kleineren Abmessungen, welche auf eine Verwendung als Speer oder
Wurfspieß hindeuten könnten.
Vorkommen: Gr. 26, 33255.
Lit.: Negahban 1996, 273, Kat.-Nr. 815-816.
Abb.: Taf. XIV,4.
255
Kat.-Nr. 817 und 818 sind als Einzelstücke zu betrachten.
93
Die Funde
Lanzenspitzen Typ I, Variante E
Kurzbeschreibung: Das Blatt ist im Bereich der abgerundeten Schultern relativ breit und
verjüngt sich zur Spitze hin stark. Da die Mittelrippen nur als leichte Erhebungen angedeutet
sind, ist der Blattquerschnitt vergleichsweise flach. Beinahe alle Stücke stammen aus Grab 47.
Bei einem Exemplar aus Grab 52 sind beiderseits der Mittelrippe zwei parallel verlaufende
Rillen eingetieft. Ein weiteres, mit mehreren Rillen versehenes Stück dürfte aufgrund der am
Ende mit einem Nietloch versehenen Angel, der abgetreppten Schultern und des nahebei
aufgefundenen Knaufes wohl eher als Dolchklinge anzusprechen256.
Vorkommen: Gr. 24, 47, 52.
Lit.: Negahban 1996, 269-270, Kat.-Nr. 772-785.
Abb.: Taf. XIV,5.
Lanzenspitzen Typ II
Die Vertreter dieses Typs werden vor allem durch ihr langes, schmal zulaufendes Blatt
charakterisiert. Hinsichtlich Klingengestaltung und Form der Schultern lassen sich zwei
Varianten unterscheiden.
Lanzenspitzen Typ II, Variante A
Kurzbeschreibung: Ausgesprochen schlank wirkende Waffen mit extrem langer, schmaler
Angel, welche am Ende umbiegt und in einem kleinen Knopf endet. Die Blätter laufen spitz
zu, besitzen eine unterschiedlich breite, hohe Mittelrippe und spitzwinklig nach oben
gezogene Schultern. Am Heft kann ein schmaler Bronzesteg angebracht sein, wie er für
Lanzenspitzen eigentlich recht untypisch ist. Die zwei Exemplare aus Grab 5 weisen geradere,
bereits leicht abgerundete Schultern und eine gerade Form der Schneiden auf. Ein Stück aus
Grab 18 ist aus Eisen geschmiedet, unterscheidet sich aber ansonsten kaum von den anderen
Beispielen dieses Typs. Typologisch nahe stehend ist eine bronzene Lanzenspitze aus Grab 24
(Taf. XIV,6)257.
Vorkommen: Grab 5, 13, 16, 18 (Eisen), 25, 27.
Lit.: Negahban 1996, 268-269, 273, Kat.-Nr. 752-760, 822.
256
Negahban 1995, 66, erwähnt einen runden Fritteknopf nahe der Angel. Auch dies spricht – analog zum
Befund aus Grab E.6 von Ghalekuti – für eine Ansprache der Waffe als Dolch. Der Fritteknopf wäre dann wohl
als Knauf anzusprechen. Leider taucht der erwähnte Fritteknopf bei Negahban 1996, Pl. 123, 782 lediglich als
Abbildung auf, wird aber im Text nicht mehr erwähnt. Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist,
verschiedene Publikationen des Ausgräbers miteinander zu vergleichen.
257
Negahban 1996, 268, Kat.-Nr. 760, Color Plate XXXII, C. Diese Waffe ist in der vorhergehenden Publikation
Negahban 1995 nicht enthalten.
94
Die Funde
Abb.: Taf. XIV,7.
Lanzenspitzen Typ II, Variante B
Kurzbeschreibung: Lanzenspitzen mit triangulär spitz zulaufendem Blatt und deutlich
ausgeprägter Mittelrippe. Die Schultern sind herzförmig abgerundet. Am Ende der vierkantig
geschmiedeten Angel befindet sich eine im rechten Winkel umgebogene knopfartige
Verdickung.
Vorkommen: Gr. 1, 5.
Lit.: Negahban 1996, 268-269, Kat.-Nr. 761-762.
Abb.: Taf. XIV,8.
Lanzenspitzen Typ III
Hierbei handelt es sich um Angellanzen mit Tüllenimitation. Aufgrund der Blattform sind
zwei Varianten zu unterscheiden.
Lanzenspitzen Typ III, Variante A
Kurzbeschreibung: Schwere Lanzenspitze mit großem Blatt. Die Schultern sind sanft
abgerundet und gehen in gerade, leicht aufeinander zulaufende Schneiden über, die vorne in
einer breiten Spitze enden. Die Mittelrippe ist relativ breit und geht direkt in die nach unten
ausschwingende Tüllenimitation über. Danach folgt eine massive Angel, die am Ende
umgebogen sein kann und in diesem Fall mit einem knopfartigen Abschluss endet258.
Vorkommen: Gr. 15, 18.
Lit.: Negahban 1996, 267-268, Kat.-Nr. 749-751.
Abb.: Taf. XIV,1.
Lanzenspitze Typ III, Variante B
Kurzbeschreibung:
Lanzenspitzen
mit
triangulär
spitz
zulaufendem
Blatt.
Die
Klingenschultern sind eckig abgesetzt, manchmal auch leicht abgerundet. Die Mittelrippe ist
deutlich hervorgehoben und verbreitert sich kontinuierlich von der Spitze zur Blattwurzel, wo
sie direkt in die Tüllenimitation übergeht. Diese wird durch einen breiten Absatz mit
dreieckiger Aussparung abgeschlossen. Danach folgt die viereckig zugeschmiedete, am Ende
umgebogene und mit knopfartiger Verdickung versehene Angel. Der Bereich der
258
Es gibt aber auch Beispiele aus anderen Fundorten, bei denen die Angel gerade ausläuft und dementsprechend
auch kein Knopf benötigt wird. Vgl. Moghadam 1972, 136, Fig. 3 aus Ghiasabad.
95
Die Funde
Tüllenimitation kann durch Ritzlinien verziert sein. Verwandt sind Lanzen mit blattförmiger
Spitze aus Grab 44 (Taf. XV,3)259.
Vorkommen: Gr. 2, 3, 5, 13, 50.
Lit.: Negahban 1996, 267-268, Kat.-Nr. 739-748.
Abb.: Taf. XV,2.
Lanzenspitzen Typ IV
Lanzenspitzen mit Tüllen sind in Marlik vergleichsweise selten. Negahban führt insgesamt
drei Subtypen auf, die aber in der vorliegenden Arbeit nur eingeschränkt übernommen werden
konnten260.
Lanzenspitzen Typ IV, Variante A
Kurzbeschreibung: Als markantes Merkmal können die schräg abfallenden Schultern gelten,
die jeweils von Blatt und Tülle eckig abgesetzt sind. Die Schneiden verlaufen gerade und
nähern sich bis zur leicht abgerundeten Spitze nur leicht an; die Mittelrippen bleiben bis zur
Spitze hin relativ breit und weisen einen abgerundeten Querschnitt auf.
Vorkommen: Gr. 27, 44261.
Lit.: Negahban 1995, 71, Fig. 47-48; Negahban 1996, 272, Kat.-Nr. 812-813.
Abb.: Taf. XV,4.
Lanzenspitzen Typ IV, Variante B
Kurzbeschreibung: Die hier zusammen gefassten Exemplare besitzen triangulär spitz
zulaufende Schneiden mit deutlich abgesetzten Ecken. Die Klingenschultern sind leicht
konkav gerundet, die Mittelrippe schmal und deutlich ausgeprägt. Typologisch nahe stehend
sind die beiden Exemplare mit blattförmiger Spitze aus Grab 44 (Taf. XV,6)262.
Vorkommen: Gr. 1, 3, 5.
Lit.: Negahban 1996, 272, Kat.-Nr. 803-811.
Abb.: Taf. XV,5.
259
Negahban 1995, Pl. VI, 67-68.
Negahban 1995, 70-73. Negahban 1996, 272, Kat.-Nr. 801-802, Subtyp A liegt lediglich aus Grab 44 vor und
kann als Variante der Tüllenlanzen des hier definierten Typs IV angesprochen werden.
261
Negahban 1996, Kat.-Nr. 814 ist aus diesem Typ auszugliedern, da die Form von Blatt und Tülle den oben
definierten Kriterien nicht entsprechen. Diese Lanzenspitze ist als Einzelstück zu bewerten.
262
Negahban 1995, Pl. X, 129-130.
260
96
Die Funde
Pfeilspitzen
Naturgemäß sind bei dieser Fundgattung die Unterschiede weniger markant als bei den
anderen Waffen. Bronzepfeilspitzen sind aus einem Stück gegossen können ebenso wie die
Lanzen mittels Angel oder Tülle am Schaft befestigt werden. Einige Typen weisen zwischen
Blatt und Angel eine Schaftverdickung auf. Tüllenpfeilspitzen sind in Marlik, abgesehen von
den mehreren Knochenspitzen aus Grab 27263, nicht vorhanden. Dreiflügelige Exemplare
liegen lediglich aus Grab 7 vor264. Wie auch schon bei den Dolchen und Lanzenspitzen
kommen auch hier einige Sonderanfertigungen vor, die meist Einzelstücke darstellen265.
Pfeilspitzen Typ I
Kurzbeschreibung: Hierbei handelt es sich eigentlich nicht um Pfeilspitzen, sondern vielmehr
um Miniaturnachbildungen ganzer Pfeile mit schmaler Spitze, kurzem tordiertem Schaft und
breit ausfächernden Ende, welches die Fiederung am Schaftende darstellen soll.
Vorkommen: Gr. 15, 24.
Lit.: Negahban 1996, 275-276, Kat.-Nr. 824-825.
Abb.: Taf. XVI,1.
Pfeilspitzen Typ II
Kurzbeschreibung: Breite, mit weiten Flügeln ausgestattete Spitzen mit lange nach hinten
gezogenen Widerhaken und einer schmalen Angel. Die Beispiele dieses Typs weisen zwar
eine gewisse Variationsbreite, aber auch einen hohen Wiedererkennungswert auf.
Vorkommen: Gr. 15, 24 und 26.
Lit.: Negahban 1996, 277-278, Kat.-Nr. 828-831.
Abb.: Taf. XVI,2.
Pfeilspitzen Typ III
Dieser Typ lässt sich in mehrere Varianten unterteilen. Gemeinsames Merkmal ist das mehr
oder weniger trianguläre Blatt, die deutlich erkennbare Mittelrippe und die Schaftverdickung.
Pfeilspitzen Typ III, Variante A
263
Negahban 1995, 88, Pl. XII, 158.
Dies sind die einzigen Exemplare dieses Typs aus Marlik. Gut vergleichbare Knochenspitzen liegen aus Grab AVI in Ghalekuti vor. Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LX, 14-19.
264
Negahban 1995, 84 ,Pl. XII, 157.
265
Beispielsweise Negahban 1995, Pl. XII, 148.
97
Die Funde
Kurzbeschreibung: Spitzen mit dreieckigem Blatt und leicht nach unten ausgezogenen Ecken.
Die Mittelrippe verbreitert sich zur Angel hin ständig und bildet einen verdickten Bereich aus,
bevor die eigentliche schmale Angel ansetzt.
Vorkommen: Gr. 25, 44 und 50.
Lit.: Negahban 1996, 279, Kat.-Nr. 832-834.
Abb.: Taf. XVI,3.
Pfeilspitzen Typ III, Variante B
Kurzbeschreibung: Die Exemplare dieser Variante ähneln den oben beschriebenen Beispielen
stark, besitzen aber im Gegensatz zu diesen leicht abgerundete Schultern. Die Grenzen sind
allerdings zum Teil fließend.
Vorkommen: Gr. 6, 24, 26 und 50.
Lit.: Negahban 1996, 279, Kat.-Nr. 835-839.
Abb.: Taf. XVI,4.
Pfeilspitzen Typ III, Variante C
Kurzbeschreibung: Schlanke, längliche Spitzen mit spitz ausgezogenen Ecken und leicht
abgerundet nach vorne hin zulaufenden Schneiden. Schaftverdickung und schmal zulaufende
Angel.
Vorkommen: 24, 26, 47 und 52.
Lit.: Negahban 1996, 279-280, Kat.-Nr. 840-844.
Abb.: Taf. XVI,5.
Pfeilspitzen Typ IV
Kurzbeschreibung: Einfache dreieckige Spitzen mit spitzwinklig ausgezogenen Ecken und
einfacher Angel ohne Schaftverdickung.
Vorkommen: Gr. 24, 25, 27 und 33266.
Lit.: Negahban 1996, 280-281, Kat.-Nr. 849-852.
Abb.: Taf. XVI,6.
Pfeilspitzen Typ V
Diese einfachen Pfeilspitzen weisen keine Schaftverdickung auf. Der von Negahban
geschlossen publizierte Typ lässt sich anhand der Blattform in zwei Varianten aufteilen.
266
Das sehr einfache Stück Negahban 1996, Kat.-Nr. 853, unterscheidet sich deutlich von den übrigen Vertretern
des Typs und wurde deshalb ausgegliedert.
98
Die Funde
Pfeilspitzen Typ V, Variante A
Kurzbeschreibung: Schmale blattförmige Spitzen mit abgerundeten Schultern und einer
beinahe bis zur Spitze gleich bleibenden Breite. Mittelgrat.
Vorkommen: Gr. 12, 15.
Lit.: Negahban 1996, 281, Kat.-Nr. 856, 858 und 861.
Abb.: Taf. XVI,7.
Pfeilspitzen Typ V, Variante B
Kurzbeschreibung: Tropfenförmige Spitzen mit breiten, abgerundeten Schultern und nach
vorne hin spitz zulaufenden Schneiden. Mittelgrat oder Mittelrippe.
Vorkommen: Gr. 24, 26, 36 und 52.
Lit.: Negahban 1996, 281, Kat.-Nr. 854-855, 857, 859 und 860.
Abb.: Taf. XVI,8.
Keulenköpfe
Keulenköpfe aus Metall oder Stein wurden in zahlreichen Gräbern in Marlik entdeckt. Zum
Teil fanden sich gleich mehrere solche Objekte in einem Befund. Eine typologische
Auswertung bleibt jedoch aufgrund der vielen Einzelstücke schwierig. Dies betrifft
insbesondere die Exemplare aus Bronze, da diese aufgrund des angewandten Gussverfahrens
mit der verlorenen Form eine hohe Individualität aufweisen. Bei einigen dieser Stücke dürfte
es sich um Einzelanfertigungen für den jeweiligen Besitzer des Grabes zu handeln.
Keulenköpfe aus Stein besitzen naturgemäß eine einfachere Form und lassen sich besser
typisieren.
Birnenförmige Keulenköpfe
Kurzbeschreibung: Rundliche Keulenköpfe aus Stein oder Metall mit schlankem Einzug und
leicht ausschwingendem Fuß. Eine vertikale Durchbohrung dient zur Aufnahme eines
Schaftes.
Vorkommen: Bronze: Gr. 44; Stein: Gr. 16, 27, 44 und 50.
Lit.: Negahban 1996, 253, 255, Kat.-Nr. 644, 661-665.
Abb.: Taf. XVII,1.
99
Die Funde
5.1.7. Geräte, Zubehör und Sonstiges
Axthacken
Kurzbeschreibung: Äxte mit Schaftloch und zwei Schneiden, die im rechten Winkel
zueinander angeordnet sind.
Vorkommen: Gr. 2, 15, 19, 24, 26 (oberflächennah), 44 und 50.
Lit.: Negahban 1996, 304-305, Kat.-Nr. 938-939.
Abb.: Taf. XVII,2.
„Fingernagelsäuberer“
Kurzbeschreibung: Nadelartige Bronzeobjekte mit großem durchbrochenem Kopf. Ob die von
Negahban angenommene Funktion zutrifft, ist nicht zu klären. Es bestehen aber große
Ähnlichkeiten zu Gewandnadeln mit durchbrochenem Kopf, welche ebenfalls in Grab 36
gefunden wurden267.
Vorkommen: Gr. 26, 27, 36 und 44.
Lit.: Negahban 1996, 310, Kat.-Nr. 961.
Abb.: Taf. XVII,3.
Ohrensäuberer
Kurzbeschreibung: Toilettbesteck aus starkem Gold- oder Bronzestift. An den Enden befindet
sich eine löffelartige Verbreiterung. Wie die gut dokumentierten Befunde in Ghalekuti zeigen,
gehörten solche Objekte zur üblichen Ausstattung in den Waffengräbern268.
Vorkommen: Gr. 12, 26 (2), 36 und 47 (2).
Lit.: Negahban 1996, 310-311, Kat.-Nr. 962-967.
Abb.: Taf. XVII,4.
Runde Bronzeschellen
Kurzbeschreibung: Durchbrochene runde Bronzeglöckchen mit Aufsatz in Granatapfelform.
Vorkommen: Gr. 13, 18, 30, 36, 44 und 47.
Lit.: Negahban 307-308, Kat.-Nr. 943-949.
267
Negahban 1996, Kat.-Nr. 459.
Dort handelt es sich um einfache vierkantige Pfrieme, welche oft spitz zulaufende oder flache, manchmal
löffelartig gehämmerte Enden aufweisen. Vgl. Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LV,51-52 aus Grab A-V, Pl.
LXII,10 aus Grab A-VII und Pl. LXIV,17 aus Grab A-VIII sowie Fukai/Ikeda 1971, Pl. LII,5 für Grab E.6. In
den Gräbern A-VII und A-VIII befanden sich diese Objekte im Beckenbereich. Man kann demnach annehmen,
dass sie im Gürtel getragen wurden. Vgl. Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LXI und LXIII.
268
100
Die Funde
Abb.: Taf. XVII,5.
Schöpfkellen
Kurzbeschreibung: Halbrunde Schöpfkellen aus Bronze mit langem, tordierten Griff und
umgebogenem Ende.
Vorkommen: Gr. 24, 26, 36 und 52.
Lit.: Negahban 1996, 302-303, Kat.-Nr. 925-926.
Abb.: Taf. XVIII,1.
Bronzeforken
Diese Objekte besitzen eine Tüllenschäftung, die den Lanzenspitzen des Typs IV entspricht.
Statt eines Lanzenblattes wird die Tülle jedoch in zwei parallel zueinander angeordnete dünne
Spieße überführt. Die exakte Funktion dieser Forken konnte bisher noch nicht abschließend
geklärt werden269.
Bronzeforken, Variante A
Kurzbeschreibung: Zweizinkige Bronzeforken mit Tülle zur Aufnahme eines Schaftes. Zwei
lange, gerade und parallel zueinander verlaufende Zinken.
Vorkommen: Gr. 1, 24, 26, 33, 36, 50 und 52.
Lit.: Negahban 1996, 303, Kat.-Nr. 927-928.
Abb.: Taf. XVIII,2.
Bronzeforken, Variante B
Kurzbeschreibung: Zweizinkige Bronzeforken mit Tülle und s-förmig geschwungenem
Ansatz der Zinken.
Vorkommen: Gr. 44, 45.
Lit.: Negahban 1996, 303, Kat.-Nr. 929-930.
Abb.: Taf. XVIII,3.
269
Näheres zu den verschiedenen Möglichkeiten im Kapitel „Auswertung der Typen“.
101
Die Gräber
5.2. Die Gräber
Die Befunde bestehen aus den 53 Gräbern auf dem Tepe Marlik, die im Folgenden
katalogartig vorgestellt werden sollen. Neben einigen allgemeinen Angaben wie der Lage,
Form und Ausrichtung des Grabbaus werden auch dessen Abmessungen und seine Tiefe
aufgeführt, sofern hierzu Informationen vorhanden sind. Erwähnenswerte Besonderheiten
werden kurz dargestellt, ebenso eventuelle Skelettbefunde270.
Grab Nr.:
1
Lage:
Planquadrat IIID+
Form:
unregelmäßig viereckig
Abmessungen:
3,5 m mal 2,5 m
Grabtiefe:
ca. 1,5 m
Ausrichtung:
etwa west-östlich
Sonstiges:
Die Wände bestehen aus gebrochenem Stein und Kieseln. Auf
eine gerade bzw. vertikale Konstruktion scheint wenig Wert
gelegt worden zu sein.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
2
Lage:
Planquadrat VIB+
Form:
annähernd rechteckig, mit zum Teil abgerundeten Ecken
Abmessungen:
3,0 m mal 2,5 m
Grabtiefe:
ca. 1,5 m
Ausrichtung:
nord-südlich
Sonstiges:
Einfache Bauart der Grabwände mit größeren Steinen unten und
kleineren Steinen oben, teilweise mit Tonmörtel. Nahe der
nordöstlichen Ecke befindet sich ein großer Steinblock.
Skelettbefund:
nein
270
Eine vollständige Neuvorstellung der gesamten Grabinventare kann kein Bestandteil dieser Untersuchung
sein. Dies würde den zur Verfügung stehenden Rahmen bei weitem sprengen und wäre ohne direkten Zugang
zum Fundmaterial zudem wenig sinnvoll.
102
Die Gräber
Grab Nr.:
3
Lage:
Planquadrat VI A
Form:
annähernd rechteckig
Abmessungen:
4,5 m mal 2,5 m
Grabtiefe:
ca. 1,5 m
Ausrichtung:
südwest-nordöstlich
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
4
Lage:
Planquadrat VIII A+, VIII B+
Form:
unregelmäßig viereckig
Abmessungen:
4,0 m mal 2,5 m
Grabtiefe:
ca. 1,5 m
Ausrichtung:
etwa südwest-nordöstlich
Sonstiges:
In der Mitte des Grabes wurde ein großer Felsblock
aufgefunden.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
5
Lage:
Planquadrat VIII A+, VIII B+
Form:
unregelmäßig viereckig
Abmessungen:
4,0 m mal 3,0 m
Grabtiefe:
ca. 1,75 m
Ausrichtung:
etwa südwest-nordöstlich
Sonstiges:
Ein Teil der Wände besteht aus importiertem gelbem Stein. Auf
dem Boden fanden sich zwei große Felsbrocken.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
6
Lage:
Planquadrat IXA+, XA+
Form:
länglich-oval, mit leichten Ecken
103
Die Gräber
Abmessungen:
4,0 m mal 2,5 m
Grabtiefe:
ca. 1,5 m
Ausrichtung:
etwa nordwest-südöstlich
Sonstiges:
Die südwestliche Grabwand scheint gestört oder erodiert zu
sein. Nahe der südöstlichen Ecke lag ein großer Felsbrocken.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
7
Lage:
Planquadrat IXB
Form:
unregelmäßig viereckig
Abmessungen:
Keine Angaben; laut Plan aber in etwa wie Grab 5.
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
etwa west-östlich
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
8
Lage:
Planquadrat IXD
Form:
beinahe rechteckig
Abmessungen:
3,0 m mal 2,5 m
Grabtiefe:
ca. 2,25 m
Ausrichtung:
nordwest-südöstlich
Sonstiges:
Die östliche Grabwand war aus großen Steinblöcken, die
westliche aus kleinen Brocken mit Tonmörtel errichtet.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
9
Lage:
Planquadrat IXI, XI
Form:
unregelmäßig viereckig
Abmessungen:
keine Angaben
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
etwa nord-südlich
104
Die Gräber
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
10
Lage:
Planquadrat XA, XB, XIA, XIB
Form:
annähernd rechteckig
Abmessungen:
4,5 m mal 4,0 m
Grabtiefe:
ca. 2,0 m
Ausrichtung:
nordwest-südöstlich
Sonstiges:
Auf dem Boden befinden sich drei große Steinblöcke.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
11
Lage:
Planquadrat XC
Form:
unregelmäßig viereckig
Abmessungen:
keine Angaben
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
südwest-nordöstlich
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
12
Lage:
Planquadrat XID, XIE, XIID, XIIE
Form:
annähernd rechteckig
Abmessungen:
5,0 m mal 3,0 m
Grabtiefe:
ca. 2,0 m
Ausrichtung:
südwest-nordöstlich
Sonstiges:
Nahe der nördlichen Ecke des Grabbaus lagen zwei größere
Steinblöcke auf dem Boden.
Skelettbefund:
nein
105
Die Gräber
Grab Nr.:
13
Lage:
Planquadrat XIIG, XIIH
Form:
annähernd quadratisch
Abmessungen:
3,0 mal 3,0 m
Grabtiefe:
ca. 2,0 m
Ausrichtung:
west-östlich
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
14
Lage:
Planquadrat XIIA, XIIB, XIIIA, XIIIB
Form:
unregelmäßig fünfeckig mit abgerundeten Ecken
Abmessungen:
8,0 m mal 6,0 m
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
südwest-nordöstlich
Sonstiges:
Zahlreiche große Felsbrocken waren ohne erkennbare Ordnung
im Grabbau verstreut.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
15
Lage:
Planquadrat XIIC, XIIIC, XIIID
Form:
annähernd rechteckig
Abmessungen:
4,0 m mal 3,0 m
Grabtiefe:
ca. 1,5 m
Ausrichtung:
südwest-nordöstlich
Sonstiges:
Nahe der nördlichen Ecke fand sich eine große Steinplattform.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
16
Lage:
Planquadrat XIII F
Form:
annähernd rechteckig
Abmessungen:
2,5 m mal 2,0 m
106
Die Gräber
Grabtiefe:
ca. 1,5 m
Ausrichtung:
etwa west-östlich
Sonstiges:
Der Grabbau wurde aus Bruchsteinen errichtet und weist keine
gute Qualität auf. Im östlichen Bereich des Grabes befindet sich
ein großer Felsblock im Grab.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
17
Lage:
Planquadrat XIV C, XV C
Form:
annähernd rechteckig
Abmessungen:
keine Angaben, etwa wie Grab 23
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
südwest-nordwestlich
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
18
Lage:
Planquadrat XIV D, XV D
Form:
unregelmäßig oval, mit leichten Ecken
Abmessungen:
3,0 m mal 1,5 m
Grabtiefe:
ca. 1,5 m
Ausrichtung:
etwa west-östlich
Sonstiges:
Bemerkenswert schien dem Ausgräber lediglich die schlechte
Ausführung des Grabbaus
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
19
Lage:
Planquadrat XIV E, XIV F
Form:
annähernd rechteckig
Abmessungen:
2,5 m mal 1,5 m
Grabtiefe:
ca. 1,5 m
Ausrichtung:
südwest-nordöstlich
107
Die Gräber
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
20
Lage:
Planquadrat XIV H
Form:
unregelmäßig oval, zum Teil mit Ecken
Abmessungen:
keine Angaben
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
etwa west-östlich
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
21
Lage:
Planquadrat XIV G, XV G, XV F
Form:
annähernd rechteckig
Abmessungen:
4,0 m mal 3,0 m
Grabtiefe:
ca. 1,0 m
Ausrichtung:
südwest-nordöstlich
Skelettbefund:
Zwei annähernd parallel zueinander niedergelegte, beinahe
vollständig erhaltene Skelette in linkseitiger Hockerlage. Der
Schädel befindet sich im Norden, der Blick richtet sich nach
Osten. Die Beine waren unterschiedlich stark angewinkelt, ein
Arm war vor der Brust ebenfalls abgeknickt. An den Toten
fanden sich mehrere Keramikgefäße als Grabbeigaben.
Grab Nr.:
22
Lage:
Planquadrat XV I, XIV I
Form:
annähernd rechteckig
Abmessungen:
keine Angaben
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
etwa west-östlich
Sonstiges:
Größe und Ausrichtung entsprechen dem direkt angrenzenden
Grab 20.
108
Die Gräber
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
23
Lage:
Planquadrat XV D, XVI D
Form:
annähernd rechteckig
Abmessungen:
3,5 m mal 2,5 m
Grabtiefe:
ca. 2,0 m
Ausrichtung:
südwest-nordöstlich
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
24
Lage:
Planquadrat XVD, XVE, XVID, XVI E
Form:
annähernd rechteckig, zum Teil abgerundete Ecken
Abmessungen:
3,0 m mal 2,0 m
Grabtiefe:
ca. 1,5 m
Ausrichtung:
südwest-nordöstlich
Sonstiges:
Die zum Teil aus importiertem gelblichen Stein errichteten
Grabwände reichten nicht bis zur Sohle nach unten. Ein ebener
Boden konnte von den Ausgräbern nicht festgestellt werden.
Skelettbefund:
Die wenigen Knochenfragmente waren zu schlecht erhalten, um
sie bergen zu können.
Grab Nr.:
25
Lage:
Planquadrat XVIE, XVIF
Form:
unregelmäßig rechteckig mit stark abgerundeten Ecken
Abmessungen:
6,5 m mal 5,5 m
Grabtiefe:
ca. 1,5 m
Ausrichtung:
südwest-nordöstlich
Sonstiges:
Grabbau von schlechter Qualität mit kleinen Bruchsteinen und
viel Tonmörtel.
Skelettbefund:
nein
109
Die Gräber
Grab Nr.:
26
Lage:
Planquadrat XVII B, XVI B
Form:
etwa sechseckig
Abmessungen:
6,0 m mal 4,5 m
Grabtiefe:
ca. 2,5 m
Ausrichtung:
west-östlich
Sonstiges:
Die Beigaben befanden sich nicht in einer horizontalen Schicht
wie in anderen Gräbern, sondern wurden völlig durcheinander
aufgefunden.
Skelettbefund:
In der Verfüllung des Grabes konnten teilweise kleine
Knochensplitter festgestellt werden. Lage und Orientierung des
Bestatteten waren aber nicht mehr zu klären.
Grab Nr.:
27
Lage:
Planquadrat XVI D, XVII D
Form:
rechteckig
Abmessungen:
3,0 m mal 2,0 m
Grabtiefe:
ca. 1,5 m
Ausrichtung:
nordwest-südöstlich
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
28
Lage:
Planquadrat XVI G
Form:
unregelmäßig oval, zum Teil mit Ecken
Abmessungen:
keine Angaben
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
etwa südwest-nordöstlich
Skelettbefund:
nein
110
Die Gräber
Grab Nr.:
29
Lage:
Planquadrat XVI G, XVI H
Form:
unregelmäßig oval, zum Teil leicht eckig
Abmessungen:
5,5 m mal 4,5 m
Grabtiefe:
2,0 m
Ausrichtung:
südwest-nordöstlich
Sonstiges:
Zwei große Steinblöcke auf dem Boden des Grabes.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
30
Lage:
Planquadrat XVI L
Form:
unregelmäßig oval
Abmessungen:
keine Angaben
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
südwest-nordöstlich
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
31
Lage:
Planquadrat XVI N, XVI O
Form:
rechteckig
Abmessungen:
keine Angaben
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
etwa südwest-nordöstlich
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
32
Lage:
Planquadrat XVII E
Form:
rechteckig
Abmessungen:
3,0 m mal 1,5 m
Grabtiefe:
1,5 m
Ausrichtung:
südwest-nordöstlich
111
Die Gräber
Sonstiges:
Ein Teil der Grabwände bestand aus importiertem gelbem Stein.
Mehrere Brocken dieses Gestein lagen neben- und übereinander
auf dem Grabboden. Viele der Beigaben wurden zwischen
diesen Steinen zerdrückt aufgefunden. Eine Beraubung des
Grabes ist aufgrund der verbliebenen Funde wohl eher nicht
anzunehmen. Negahban führt diesen Befund auf natürliche
Ursachen zurück271.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
33
Lage:
Planquadrat XVII F, XVIII F
Form:
leicht unregelmäßig rechteckig, beinahe quadratisch
Abmessungen:
3,5 m mal 3,0 m
Grabtiefe:
2,0 m
Ausrichtung:
nord-südlich
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
34
Lage:
Planquadrat XVII J
Form:
annähernd rechteckig
Abmessungen:
keine Angaben
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
beinahe nord-südlich
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
35
Lage:
Planquadrat XVI M, XVI N, XVII M, XVII N
Form:
unregelmäßig viereckig
271
Negahban 1996, 20, meint, es könne sich bei den aufgefundenen Felsbrocken um die Decksteine des
Grabbaus gehandelt haben, die irgendwann in das Grab gestürzt wären. Da Decksteine aber ansonsten in Marlik
nicht zu belegen sind, kann auch diese Theorie als eher unwahrscheinlich gelten, zumal die Gräber nachweislich
sorgfältig mit Erde verfüllt wurden.
112
Die Gräber
Abmessungen:
keine Angaben
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
nordwest-südöstlich
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
36
Lage:
Planquadrat XVIII C
Form:
beinahe quadratisch, zum Teil mit abgerundeten Ecken
Abmessungen:
2,0 m mal 1,5 m
Grabtiefe:
1,25 m
Ausrichtung:
nord-südlich
Sonstiges:
Es handelt sich um das einzige Grab, dessen Wände vollständig
aus dem gelben importierten Stein errichtet wurden. Auf dem
Boden lagen drei größere Platten dieses Gesteins ohne
erkennbare Ordnung. Die Funde waren regelrecht aufeinander
gestapelt, wobei bestimmte Fundgattungen offenbar beieinander
lagen272.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
37
Lage:
Planquadrat XVIIE, XVIIIE
Form:
rechteckig
Abmessungen:
keine Angaben, aber etwas größer als Grab 27
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
nordwest-südöstlich
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
38
Lage:
Planquadrat XVII I, XVIII I
272
Negahban 1996, 21.
113
Die Gräber
Form:
unregelmäßig
Abmessungen:
keine Angaben
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
west-östlich
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
39
Lage:
Planquadrat XVIIL
Form:
annähernd quadratisch
Abmessungen:
4,0 m mal 4,0 m
Grabtiefe:
2,0 m
Ausrichtung:
etwa südwest-nordöstlich
Sonstiges:
In der südöstlichen Ecke wurde ein großer ovaler Steinbrocken
aufgefunden.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
40
Lage:
Planquadrat XVIII N
Form:
unregelmäßig
Abmessungen:
2,5 m mal 1,5 m
Grabtiefe:
ca. 1,5 m
Ausrichtung:
etwa west-östlich
Sonstiges:
Die Grabwände wurden zwischen natürlichen Felsbrocken
angelegt, was die unregelmäßige Form erklären dürfte. Entlang
der nördlichen Grabwand befand sich ein großer Steinblock.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
41
Lage:
Planquadrat XIX K
Form:
unregelmäßig
Abmessungen:
3,5 m mal 2,5 m
114
Die Gräber
Grabtiefe:
ca. 2,25 m
Ausrichtung:
etwa nordwest-südöstlich
Sonstiges:
Ein großer Felsbrocken mitten im Grab nimmt einen Großteil
des Bodens ein.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
42
Lage:
Planquadrat XX F
Form:
annähernd quadratisch
Abmessungen:
5,0 m mal 5,0 m
Grabtiefe:
ca. 2,5 m
Ausrichtung:
etwa nord-südlich
Sonstiges:
Ein ebener Boden konnte nicht festgestellt werden. Drei große
unregelmäßige Steinbrocken stören den Boden des Grabbaus.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
43
Lage:
Planquadrat XX J
Form:
unregelmäßig länglich oval
Abmessungen:
keine Angaben
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
etwa west-östlich
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
44
Lage:
Planquadrat XX M, XX N, XXI M, XXI N
Form:
unregelmäßig oval
Abmessungen:
7,0 m mal 4,0 m
Grabtiefe:
ca. 2,5 m
Ausrichtung:
etwa nordwest-südöstlich
115
Die Gräber
Sonstiges:
Die Grabwände bestehen hauptsächlich aus lokalem Stein, sind
aber mit einigen importierten Steinen durchsetzt. Nahe der
nordwestlichen Ecke ist ein geborstener großer Steinblock in die
Wand integriert, der wohl als eine Art Treppenabgang in das
Grab fungierte. Die Beigaben fanden sich nicht in einer
bestimmten Schicht, sondern zwischen den Felsblöcken.
Skelettbefund:
Stark fragmentierte Knochenreste, „which turned to powder at
the slightest touch“273.
Grab Nr.:
45
Lage:
Planquadrat XXI G, XXI H, XXII G, XXII H
Form:
unregelmäßig oval
Abmessungen:
10,0 m mal 5,0 m
Grabtiefe:
ca. 1,5 m
Ausrichtung:
etwa nordwest-südöstlich
Sonstiges:
Negahban weist auf die schlechte Qualität des Grabbaus hin. In
Teilen des Grabes wurden Reste einer Gipsfläche gefunden, die
vielleicht den ursprünglich ebenen Boden darstellen.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
46
Lage:
Planquadrat XXI J
Form:
unregelmäßig oval
Abmessungen:
keine Angaben
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
etwa west-östlich
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
47
Lage:
Planquadrat XXII E, XXII F
273
Negahban 1996, 22.
116
Die Gräber
Form:
unregelmäßig oval
Abmessungen:
5,5 m mal 4,5 m
Grabtiefe:
ca. 1,5 m
Ausrichtung:
etwa nordwest-südöstlich
Skelettbefund:
Schlecht erhaltenes Skelett in linksseitiger Hockerlage.
Sonstiges:
Parallel zur nordwestlichen Grabwand befanden sich drei große
Steinplatten, die man zu einer Plattform zusammengesetzt hatte.
Die Umgebung dieser Konstruktion war geebnet worden. Auf
der Plattform wurde der Tote auf einer Art Unterlage aus
Waffen gebettet. Diese bestand aus fünf Vollgriffdolchen,
welche auf der linken, d.h. westlichen Hälfte der Plattform
parallel zueinander mit den Spitzen zur Mitte hin ausgerichtet,
niedergelegt worden waren. Auf der gegenüber liegenden Seite
der Plattform fanden sich sieben ebenfalls annähernd parallel
mit den Spitzen zur Mitte ausgerichtete Griffangeldolche274.
Zwischen den Spitzen dieser beiden Waffenreihen befand sich
ein in der Längsachse der Plattform ausgerichteter großer
Griffangeldolch275. Dieser gehörte aber wohl nicht zur
Waffenunterlage, wie Negahban meint. Auf den von oben
aufgenommenen Fotografien ist gut zu erkennen, dass sich der
Dolch vor dem Körper des Bestatteten befand und demnach
seiner unmittelbaren Ausrüstung zuzurechnen sein dürfte276.
Der Tote war in linksseitiger Hockerlage mit leicht angehockten
Beinen niedergelegt worden und nordost(Kopf)-südwestlich
orientiert; demnach richtete sich der Blick nach Südosten. In situ
waren noch Teile des Schädels samt einigen Zähnen sowie die
274
Es handelt sich nicht um Lanzenspitzen, wie Negahban meint, sondern um Dolchklingen. Siehe oben im
Kapitel „Vorstellung der Typen“.
275
Auch diese Waffe wurde von Negahban, 1996, 22, als Lanzenspitze bezeichnet. Aufgrund der publizierten
Fotografien und Beschreibungen dürfte es sich um einen Griffangeldolch des oben definierten Typs I E mit
hoher Mittelrippe und begleitenden Rillen handeln, der in Negahban 1995, 59, Abb. 38 in Umzeichnung
publiziert wurde. Die Abbildung lässt darauf schließen, dass die rechteckig geschmiedete Angel im Bereich
eines Nietlochs, dessen halbrunder Ansatz noch gut zu erkennen ist, abgebrochen ist. Ein auf einer Reihe von
Befundfotografien ist in der Verlängerung der Griffangel ein großer Knopf mit zentraler Durchlochung zu
erkennen, der vermutlich als Knauf für die Waffe fungierte. Vgl. Negahban 1983, 33 und Negahban 1996, Pl. 13
B. In der Endpublikation ist dieser Knauf allerdings dann leider nicht mehr aufgeführt. Gut vergleichbar sind
eine Dolchklinge mit Rillendekor und Fritteknauf aus Grab 52 und ein Griffzungendolch mit goldenem Knauf
aus Grab E.6 in Ghalekuti. Siehe Fukai/Ikeda 1971, Pl. L.
276
Negahban 1999, 88, Abb. 40.
117
Die Gräber
Langknochen von Ober- und Unterschenkel erhalten, während
Wirbelsäule und Rippen größtenteils vergangen waren. Von den
Armen und Händen hatten sich lediglich einige Fragmente
erhalten. Vor den Hüften des Toten lag ein mit der Öffnung zum
Kopf hin orientierter, zerdrückt aufgefundener Goldbecher277
sowie zwei parallel nebeneinander niedergelegte Pfeil- oder
Wurfspießspitzen. Auf und um den Oberkörper wurden 28
Goldblechknöpfe freigelegt, die ursprünglich wohl auf der
Kleidung des Toten aufgenäht worden waren. Des Weiteren
nennt der Ausgräber Ohrringe, Perlen aus unterschiedlichen
Materialien und Anhänger, aber leider ohne zu spezifizieren, um
welche Objekte oder Typen es sich genau handelt.
Um die Plattform herum verstreut lagen Waffen wie
Keulenköpfe oder Pfeilspitzen und Ausrüstungsgegenstände wie
Bronzegürtel und ein Köcherblech. Nahe der westlichen
Grabwand waren zahlreiche Bronze- und Keramikgefäße
ineinander gestellt worden. Negahban vermutet, dass diese
Behältnisse ursprünglich mit Speisebeigaben gefüllt waren278.
Erwähnt wird noch, dass weitere Fundgattungen wie Schmuck,
Goldblech und Bronzefigurinen in anderen Teilen des Grabes
aufgefunden wurden.
Grab Nr.:
48
Lage:
Planquadrat XXII J, XXIII J
Form:
annähernd rechteckig mit abgerundeten Ecken
Abmessungen:
keine Angaben
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
etwa nord-südlich
Skelettbefund:
nein
277
Ob die Hände des Bestatteten tatsächlich nach diesem Gefäß griffen, wie Negahban 1996, 22, vermutet, ist
allerdings den wenigen veröffentlichten Fotografien nicht zu entnehmen.
278
Negahban 1996, 22.
118
Die Gräber
Grab Nr.:
49
Lage:
Planquadrat XXII K
Form:
länglich oval, mit leichten Ecken
Abmessungen:
1,5 m mal 1,0 m
Grabtiefe:
ca. 1,0 m
Ausrichtung:
etwa nordwest-südöstlich
Sonstiges:
Erwähnenswert ist die schlechte Qualität der Ausführung unter
Einbezug von vielen natürlichen Felsblöcken. Der Befund greift
in die nordöstliche Ecke des benachbarten Grabes 50 ein.
Skelettbefund:
Zähne und Knochenreste eines Pferdes.
Grab Nr.:
50
Lage:
Planquadrat XXI K, XXI L, XXII K, XXII L, XXIII K, XXIII L
Form:
annähernd rechteckig
Abmessungen:
7,0 m mal 5,0 m
Grabtiefe:
ca. 1,5 m im Osten, 1,0 m im Westen
Ausrichtung:
etwa nordwest-südöstlich
Skelettbefund:
nein
Sonstiges:
Dieses Grab verfügt über eine ausgesprochen sorgfältige
Bauweise mit beinahe vertikalen Wänden und einem ebenen
Boden. Im nördlichen Bereich stieß man auf eine in etwa
rechteckige Plattform, die mit einer ihrer Schmalseiten an die
nördliche Grabwand angesetzt war. Die Ausrichtung dieser circa
3,0 Meter langen, 1,20 Meter breiten und 0,75 Meter hohen
Installation verläuft in Längsrichtung in etwa parallel zu der
südwest-nordöstlich orientierten Grabwand. Offenbar hatte man
versucht, die Oberfläche der aus größeren Blöcken bestehenden
Plattform mit kleineren gelblichen Steinplatten und Tonmörtel
möglichst glatt und eben zu gestalten279. Analog zu den
Befunden aus Grab 47 und 52 könnte man auch hier annehmen,
dass diese Konstruktion als Unterlage für eine Bestattung dienen
279
Negahban 1996, 10, 23. Die Beschreibung lässt an den bereits erwähnten importierten Stein aus dem
Quellgebiet des Gohar Rud denken, obwohl dies hier nicht ausdrücklich gesagt wird. In Grab 52 bestand die
große Steinplatte, auf welcher der Tote niedergelegt worden war, aus einem massiven Stück dieses Gesteins.
119
Die Gräber
sollte. Auf der Plattform fanden sich aber weder Knochenreste
noch Beigaben; stattdessen lag eine ganze Reihe von Funden
unregelmäßig verstreut um diese Konstruktion auf dem Boden
des Grabes herum.
An der nordwestlichen Ecke des Grabbaus schließt sich das
kleine
Pferdegrab
49
an.
Gräberfeldplan
und
Befundbeschreibungen lassen kaum einen Zweifel daran, dass
dieses Grab in den großen Grabbau 50 eingreift und stört. Grab
49 dürfte demnach später errichtet worden sein.
Ebenfalls im nordwestlichen Bereich, zum Teil wohl an Grab 49
anschließend, fand sich eine aus zusammengesetzten Steinen
bestehende
Struktur,
die
aufgrund
der
Asche-
und
Holzkohlenreste als Herd angesprochen wurde. Negahban war
der Ansicht, dass man hier während der Begräbniszeremonie
etwas gekocht oder verbrannt hatte280. An anderer Stelle wird
jedoch betont, dass sich diese Herdkonstruktion auf einem
vergleichsweise hohen Niveau befand und man beim weiteren
Abtiefen des Bereiches in Bodennähe auf Funde stieß281. Damit
wird deutlich, dass es sich bei dem Herd wohl um einen späteren
Eingriff handelt, der nicht in Zusammenhang mit dem Grabbau
oder den dort eingebrachten Bestattungen steht, zumal die
Verwendung von Feuer während der Bestattungszeremonien
ansonsten nirgends in Marlik nachgewiesen ist. Auch der
Herdbefund ist vor Ort singulär geblieben.
Die unregelmäßige Anordnung der Funde veranlasste Negahban
zu
der
Vermutung,
Bestattungsprozedur
oder
dass
zu
entweder
einem
während
späteren
der
Zeitpunkt
irgendeine Störung vorgefallen war. Aufgrund der zahlreichen
noch enthaltenen Funde sprach er sich für die Möglichkeit eines
nicht vollständig durchgeführten Beraubungsversuches aus282.
280
Negahban 1996, 23.
Negahban 1996, 10. Bedauerlicherweise wird nirgends erwähnt, welche Fundobjekte aus welchen Bereichen
des Grabes stammen. Dies wäre für die Klärung dieses schwierigen Befundes sicherlich hilfreich gewesen.
282
Negahban 1996, 23.
281
120
Die Gräber
Grab Nr.:
51
Lage:
Planquadrat XXI M, XXII M
Form:
länglich oval, mit leichten Ecken
Abmessungen:
keine Angaben, etwa wie Grab 49
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
west-östlich
Sonstiges:
nahe an Grab 44 gesetzt.
Skelettbefund:
nein
Grab Nr.:
52
Lage:
Planquadrat XXIII G, XXIII F, XXIV G
Form:
unregelmäßig oval
Abmessungen:
7,0 m mal 4,5 m
Grabtiefe:
ca. 2,5 m im Westen, 1,0 m im Osten
Ausrichtung:
nordwest-südöstlich
Skelettbefund:
Schlecht erhaltenes Skelett in linksseitiger Hockerlage.
Sonstiges:
Der Grabbau besteht aus größeren Steinblöcken, die mit lokalem
Bruchsteinen, Kiesel und Tonmörtel ausgefüllt waren. Nahe der
nordwestlichen Seite des Grabbaus fanden sich zwei parallel
angeordnete kleine Steinmauern, auf die ein sehr großer Block
des importierten gelblichen Steines gelegt worden war. Die
Ausrichtung dieses langrechteckigen Blockes (Länge 2,60 m,
Breite 0,70 m, Stärke 0,20 m) verläuft in nordost-südwestlicher
Richtung. Die Höhe über dem Grabboden, der durch
Auffüllungen ein in etwa waagerechtes Niveau erhalten hatte,
beträgt in etwa 0,35 m. Der Bereich westlich der Plattform war
mit Steinplatten regelrecht gepflastert, um mehr Raum für den
Bestatteten und seine Beigaben zu schaffen.
Unter den Schultern des Toten lagen zwei Vollgriffdolche,
welche mit den Spitzen zur Mitte der Plattform hin ausgerichtet
waren. Des Weiteren waren drei Vollgriffwaffen von der
östlichen Seite her mit Spitze zur Mitte etwa parallel zueinander
121
Die Gräber
platziert worden, bevor man den Toten auf der Plattform
niederlegte. Bei einer dieser Waffen handelt es sich um einen
Griffangeldolch des Typs I E mit Rillen beiderseits der
Mittelrippe
283
Fritteknauf
und
einem
nahe
der
Angel
aufgefundenen
. Das gesamte Arrangement gleicht dem in Grab
47, besteht aber aus deutlich weniger Waffen. Auch hinsichtlich
der Orientierung und Lage des bestatteten Individuums sind sich
beide Befunde ausgesprochen ähnlich. Es handelt sich um einen
linksseitigen Hocker mit leicht angewinkelten Beinen. Der Kopf
befand sich im Nordosten, der Blick war dementsprechend nach
Südosten gerichtet. Das Skelett war sehr schlecht erhalten,
jedoch schützte die steinerne Unterlage die Knochen weitaus
besser vor dem Verfall als es sonst in den Gräbern von Marlik
der Fall war. Textilreste und Goldblechknöpfe auf und um den
Brustbereich legen nahe, dass dieser Teil des Leichnams bei der
Bestattung mit einem Gewand bekleidet war, welches mit
verzierten Goldblechknöpfen besetzt war. Grab 52 lieferte in
Marlik die mit Abstand größte Anzahl solcher Knöpfe. Des
Weiteren erwähnt Negahban im Skelettbereich diverse Perlen
aus Gold, Karneol und Muscheln sowie Ohrringe, eine Kette
und einen Lockenring aus Gold, Bronzeblechknöpfe und
Silberringe.
Zu den hinter dem Rücken des Skeletts aufgefundenen Objekten
gehören ein stark beschädigtes, figürlich verziertes Goldgefäß
sowie mehrere in Längsrichtung der Plattform ausgerichtete
große
Pfeilspitzen284.
Im
Zwischenraum
zwischen
der
Steinplatte und der Grabwand fanden sich eng beieinander
liegend
zwei
länglich-röhrenförmige
Keulenköpfe,
eine
bronzene Spatula sowie eine größere Menge von Pfeilspitzen.
Sternförmige Knochenobjekte, die mit Bronzestiften auf einer
283
Der Knauf ist beschrieben, aber nicht abgebildet bei Negahban 1995, 66, Pl. IX, 110 und abgebildet, aber
nicht beschrieben bei Negahban 1996, Pl. 123, 782 und ebenso wie der Dolchknauf aus Grab 47 in der
Endpublikation nicht aufgeführt.
284
Negahban 1996, 24, meint, die Beschädigung könne absichtlich bei der Begräbniszeremonie herbeigeführt
worden sein. Da dies aber ansonsten in Marlik nicht nachgewiesen werden konnte, dürften wohl eher natürlich
Ursachen für den Schaden verantwortlich zu machen sein.
122
Die Gräber
ledernen Unterlage befestigt waren, wurden von Negahban als
Überzug
für
ein
nahebei
aufgefundenes
Köcherblech
angesprochen.
Unter der Steinplatte wurden zwei weitere Keulenköpfe, eine
anthropomorphe Keramikfigur, Keramikgefäße, „Zimbeln“,
Gürtelbleche und andere Geräte aus Bronze entdeckt. Im
westlichen Teil des Grabes fanden sich mehr als dreißig
Keramik- und Bronzegefäße, darunter zwei große Bronzekessel,
die mit Tierknochen von Vögeln und Säugetieren gefüllt waren.
Auf
der
östlichen
Seite
des
Grabbaus
befanden
sich
vierundzwanzig zoomorphe Bronzefiguren.
Grab Nr.:
53
Lage:
Planquadrat XXIII H, XXIV H
Form:
länglich oval, mit leichten Ecken
Abmessungen:
keine Angaben, etwas größer als Grab 49
Grabtiefe:
keine Angaben
Ausrichtung:
etwa nordwest-südöstlich
Sonstiges:
nahe an Grab 52 gesetzt.
Skelettbefund:
Pferdezähne
123
Die Kombinationstabelle
6. Die Kombinationstabelle
6.1. In der Tabelle enthaltene Typen
Kapitel 5.2. ergab, dass sich das Fundmaterial der Nekropole von Marlik in 117 Typen
untergliedern lässt. Diese bilden die y-Achse der Kombinationstabelle.
Keramik
Kannen Typ I, Variante A
Kannen Typ I, Variante B
Kannen Typ I, Variante C
Kannen Typ II
Kannen Typ III
Würfelförmige Gefäße
Tassen mit übergroßem Henkel
Topfartige Gefäße mit einem Henkel
Töpfe
Töpfe mit zwei Henkeln
Schnabelkannen Typ II, Variante A
Schnabelkannen Typ II, Variante B
Schnabelkanne Typ II, Variante C
Schüsseln mit Ritzverzierung
Schüsseln mit niedrigem Henkel
Ausgussschalen Typ I, Variante A
Ausgussschalen Typ I, Variante B
Ausgussschalen Typ II
Becken Variante A
Becken Variante B
Teller
Metallgefäße
Bronzekessel, Variante A
Bronzekessel, Variante B
Bronzetassen
124
Die Kombinationstabelle
Steingefäße
Steinmörser, Variante A
Steinmörser, Variante B
Zoomorphe Tierfigurinen
Stierfiguren aus Keramik
Hirschfiguren aus Keramik
Maultierfiguren aus Keramik
Stierfiguren aus Bronze
Hirschfiguren aus Bronze
Felidenköpfe aus Goldblech
Schmuck und Tracht
Schwarzweiß gebänderte Glasperlen
Zahnradperlen aus Fritte
Goldene Tierkopfperlen
Goldene Scheibenperlen
Goldene Rippenperlen
Flache Rippenperlen
Spiraldrahtperlen
Kugelförmige Goldblechperlen
Vierspiralige Schieberperlen
Granatapfelförmige Perlen
Olivenförmige Goldblechperlen
Konische Goldblechperlen
Goldene Ringscheiben
Röhrenperlen mit Gittermuster
Birnenförmige Goldblechobjekte
Offene Armreifen
Offene tordierte Armreifen
Geschlossene Bronzeringe
„Bronzebarren“
Granatapfelanhänger
Doppelpyramidenanhänger
125
Die Kombinationstabelle
Traubenförmige Perlen/Anhänger
Bootsförmige Ohrringe, Variante A
Bootsförmige Ohrringe, Variante B
Halbmondförmige Blechohrringe
Tordierte Drahtohrringe, Variante A
Tordierte Drahtohrringe, Variante B
Goldene Drahtohrringe, Variante A
Goldene Drahtohrringe, Variante B
Goldblechdiademe, Variante A
Goldblechdiademe, Variante B
Lockenringe
Goldblechblätter
Goldblechknöpfe
Bronzeknöpfe
„Zimbeln“
Gürtelbleche, Typ I
Gürtelbleche, Typ II
Tierkopfnadeln
Goldene Kegelkopfnadeln
Gerillte Nadeln mit kleinem Kopf
Pilzknopfnadeln
Ösenkopfnadeln
Scheibenanhänger, Variante A
Scheibenanhänger, Variante B
Waffen
Birnenförmige Keulenköpfe
Dolche Typ I, Variante A
Dolche Typ I, Variante B
Dolche Typ I, Variante C
Dolche Typ I, Variante D
Dolche Typ I, Variante E
Dolche Typ II, Variante A
Dolche Typ II, Variante B
126
Die Kombinationstabelle
Dolche Typ III, Variante A
Dolche Typ III, Variante B
Dolche Typ IV
Dolche Typ V, Variante A
Dolche Typ V, Variante B
Lanzenspitzen Typ I, Variante A
Lanzenspitzen Typ I, Variante B
Lanzenspitzen Typ I, Variante C
Lanzenspitzen Typ I, Variante D
Lanzenspitzen Typ I, Variante E
Lanzenspitzen Typ II, Variante A
Lanzenspitze Typ III, Variante B
Lanzenspitzen Typ II, Variante B
Lanzenspitzen Typ III, Variante A
Lanzenspitzen Typ III, Variante B
Lanzenspitzen Typ IV A
Lanzenspitzen Typ IV B
Pfeilspitzen Typ I
Pfeilspitzen Typ II
Pfeilspitzen Typ III, Variante A
Pfeilspitzen Typ III, Variante B
Pfeilspitzen Typ III, Variante C
Pfeilspitzen Typ IV
Pfeilspitzen Typ V, Variante A
Pfeilspitzen Typ V, Variante B
Geräte, Zubehör und Sonstiges
Schöpfkellen
Bronzeforken, Variante A
Bronzeforken, Variante B
Axthacken
Runde Bronzeschellen
„Fingernagelsäuberer“
Ohrensäuberer
127
Die Kombinationstabelle
6.2. In der Tabelle enthaltene Gräber
Ein Grab sollte mindestens zwei der oben definierten Typen enthalten, um eine gesicherte
Verknüpfung innerhalb einer Kombinationstabelle zu ermöglichen. Befunde, die diese
Voraussetzung nicht erfüllen, können nicht in die Tabelle aufgenommen werden. Dies betrifft
zunächst die Grabnummern 9, 22, 28, 31, 34, 35, 38, 43, 46, 48 und 51, welche laut Angaben
des Ausgräbers fundleer vorgefunden wurden. Des Weiteren enthielten die Gräber 11, 37, 49
und 53 lediglich ein einziges Fundstück, weshalb auch sie nicht in die Auswertung mit
einbezogen werden können. Die Gräber 7, 8, 17, 20, 21, 39 und 42 lieferten zwar mehrere
Funde, aber niemals zwei verwertbare Typen. Damit sind auch sie nicht in der Tabelle
enthalten.
Grab 6
Eine Bronzekanne stellt vor Ort ein Einzelstück dar, ebenso zwei goldene Scheibenanhänger,
die vielleicht als Ohrgehänge anzusprechen sind. Die Funktion zweier Anhänger aus
Bronzedraht ist unklar. Auch hier handelt es sich um singuläre Objekte. Gleiches gilt für
einen Bronzehaken sowie mehrere doppelkonische Glöckchen. Im Gegensatz dazu sind offene
Bronzearmreifen zwar in einer Vielzahl von Gräbern vorhanden, besitzen aber aufgrund ihres
Charakters als Durchläufer kaum typologische Aussagekraft. Verwertbar wären lediglich die
Pfeilspitzen des Typs III B. Dies reicht jedoch für eine Aufnahme in die Tabelle nicht aus.
Grab 7
In diesem Grab befanden sich eine Pfeilspitze und ein fragmentierter Dolch. Bei beiden
Funden handelt es sich um Einzelstücke, die vor Ort typologisch nicht einzuordnen sind.
Grab 8
Das Bodenstück einer Schüssel aus grauer Ware wurde von Negahban zwar in einer
Katalognummer mit ähnlichen Gefäßen zusammengefasst285, doch ist eine typologische
Ähnlichkeit mit den anderen Fundstücken nicht gegeben.
Grab 17
Obwohl in der Inventarliste fünf Keramikgefäße für diesen Befund aufgeführt sind lässt sich
keines davon einem der oben definierten Typen zuordnen.
285
Negahban 1996, 235, Kat.-Nr. 591.
128
Die Kombinationstabelle
Grab 20
Dieses Grab enthielt einfache offene Bronzearmreifen, wie sie in zahlreichen Befunden in
Marlik vorkommen. Einen chronologisch relevanten Typ bilden diese jedoch nicht. Zu den
keramischen Funden gehören eine breite Kanne auf Standfuß bzw. Standring mit einpolierter
metopenartiger Verzierung im Schulterbereich, die trotz entfernt vergleichbarer Stücke aus
den Gräbern 10 und 15 typologisch gesehen als Einzelstück zu werten ist. Vor Ort absolut
ungewöhnlich sind drei ritzverzierte bauchige Gefäße in dunkelgrauer bzw. brauner Ware.
Bisher erwies es sich auch als äußerst schwierig, Referenzfunde zu diesen Stücken zu finden.
In den Fundlisten werden überdies die Fragmente von mindestens drei weiteren Gefäßen
erwähnt, die allerdings nicht weiter behandelt werden.
Grab 21
Eine breite Schüssel besitzt ein entferntes Vergleichsstück in Grab 52. Zur Erstellung eines
Typs reichen die Ähnlichkeiten allerdings nicht aus. Des Weiteren fand sich ein Teller mit vor
Ort völlig ungewöhnlicher Rippenverzierung, der als Einzelstück zu betrachten ist.
Grab 39
Dieser Befund enthielt nur vier figürlich verzierte Metallgefäße, welche den Stilgruppen 8, 9
und 10 nach Löw angehören. Da Stilgruppen aber nicht als Typ zu werten sind, kann auch
dieses Grab nicht in die Tabelle aufgenommen werden.
Grab 42
Die Bronzegefäße fallen für eine typologische Untersuchung aus. Gleiches gilt für die
Rollsiegel und den Wetzstein. Grab 42 enthielt auch zahlreiche Goldbuttons. Diese lassen
zwar gewisse Rückschlüsse auf die früheisenzeitliche Tracht in Nordiran, aber nur sehr
ungenaue Aussagen zur typologischen Bewertung dieser Objektgruppe zu.
Die restlichen Befunde erfüllen die oben genannten Voraussetzungen und lassen sich
bezüglich ihres Fundmaterials mehrfach mit anderen Gräbern verknüpfen. In der Tabelle
verbleiben damit 30 Gräber, die auf der x-Achse eingetragen wurden. Hierbei handelt es sich
um die Grabnummern 1, 2, 3, 4, 5, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 18, 19, 23, 24, 25, 26, 27, 29, 30,
32, 33, 36, 40, 41, 44, 45, 47, 50 und 52.
129
Die Kombinationstabelle
6.3. Die Kombinationstabelle
Die Verknüpfung von Typen und Gräbern in einer Kombinationstabelle ist entweder per Hand
oder über die Eingabe in ein Computerprogramm möglich286. In der Frühphase der
vorliegenden Arbeit wurden beide Vorgehensweisen angewandt. Die Ergebnisse stimmen in
ihren Grundzügen weitgehend überein: Unterschiede ergeben sich lediglich in der exakten
Position einiger weniger Gräber. In beiden Fällen zeigt das Tabellenbild eine von links oben
nach rechts unten verlaufende Diagonale, die zwar gewisse Abstufungen, aber keine Brüche
oder Lücken erkennen lässt. Dies ist im Sinne einer weitgehend geradlinigen Entwicklung der
materiellen Kultur der Nekropole von Marlik zu interpretieren. In einigen Bereichen der
Tabelle sind dichte Konzentrationen zu erkennen, die auf Gräber hindeuten, welche über eine
umfangreiche Basis an gemeinsamen Beigabentypen verfügen. Des Weiteren ist festzustellen,
dass die Gräber an beiden Enden der Tabelle kaum Gemeinsamkeiten hinsichtlich ihrer
Ausstattung aufweisen.
6.3.1. Durchläufer
Wichtig für die Erstellung eines klaren Tabellenbildes ist das Erkennen so genannter
Durchläufer. Hierunter sind, wie bereits weiter oben ausgeführt, diejenigen Typen zu
verstehen, die in allen Abschnitten der Kombinationstabelle vorhanden sind und das
Tabellenbild ungünstig beeinflussen. Beim Streichen von Durchläufern ist jedoch Vorsicht
geboten, damit keine wichtigen Informationen verloren gehen287.
Axthacken
Querschneidige Axthacken liegen bereits aus mittelbronzezeitlichen Fundzusammenhängen in
Tepe Hissar vor. Es handelt sich um eine offensichtlich zweckgebundene Form, die sich auch
im Laufe mehrerer Jahrhunderte nicht erkennbar verändert hat288. In Marlik gibt es derartige
Axthacken in Gräbern der Stufen I, IIa, IIb und III. Es handelt sich damit um einen der
wenigen Typen, die in allen vier großen Belegungsabschnitten auftauchen. Für eine
chronologische Auswertung sind sie demnach auch nicht zu gebrauchen.
Lockenringe
Spiralförmig zusammen gedrehte Ringe aus Metalldraht wurden in Gräbern der Stufen I, IIa-b
und III gefunden. Negahban verwendet die Bezeichnung „hair binder“, was dem älteren
286
In der vorliegenden Arbeit wurde eine frei erhältliche Version des Programms Winbasp benutzt.
Müller 1997, 116.
288
Zum Typ an sich siehe Deshayes 1960, 279-291.
287
130
Die Kombinationstabelle
deutschen Begriff Lockenring in etwa entspricht. Ob die damit implizierte Verwendung als
Teil der Haartracht korrekt ist, lässt sich mangels Befundbeschreibungen nicht verifizieren.
Als eindeutiger Durchläufer sind die Lockenringe für die Tabelleninterpretation demnach
nicht zu verwenden.
Offene Armreifen
Einfache offene Armreifen aus Bronze oder Gold kommen in zahlreichen Gräbern vor.
Vertreten sind Befunde der Stufen I, IIa-b und III. Wie nicht anders zu erwarten, besitzt diese
ausgesprochen einfache Form eine lange Laufzeit und kann als klassischer Durchläufer
gewertet werden.
Nach Entnahme der Durchläufer bietet sich das Folgende Tabellenbild (Abb. 15.):
131
Die Kombinationstabelle
Typen / Grabnummern
15 12 14 23 10 50 24 26 47 52 36 32 33 27 19 41 44 45 30
Dolche Typ I C
●
●
Pfeilspitzen Typ V A
●
●
Pfeilspitzen Typ I
●
Lanzenspitzen Typ I B
●
Lanzenspitzen Typ III A
●
Röhrenperlen mit Gittermuster
●
Drahtohrringe Variante B
●
●
●
Goldblechdiademe Variante A
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Spiraldrahtperlen
●
●
●
●
Goldene Ringscheiben
●
Pilzkopfnadeln
●
Goldene Kegelkopfnadeln
●
●
Blechohrringe
●
●
●
●
●
●
●
Geschlossene Bronzeringe
●
Gerillte Nadeln mit kleinem Kopf
●
Goldblechdiademe Variante B
●
Goldblechblätter
●
Kannen Typ I C
●
Offene tordierte Armreifen
●
Scheibenanhänger Variante B
●
●
Pfeilspitzen Typ III B
●
●
●
Zimbeln
●
●
●
●
●
Goldblechknöpfe
●
●
●
●
●
Bronzeforken Variante A
●
●
●
Olivenförmige Goldblechperlen
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Birnenförmige Goldblechobjekte
●
●
Felidenköpfe aus Goldblech
●
●
Lanzenspitzen Typ I C
●
●
Pfeilspitzen Typ V B
●
●
●
●
Schöpfkellen
●
●
●
●
Maultierfiguren aus Keramik
●
Lanzenspitzen Typ I A
●
Doppelpyramidenanhänger
●
Pfeilspitzen Typ IV
●
Kannen Typ I B
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Schwarzweiß gebänderte Glasperlen
●
●
●
Dolche Typ II B
●
●
Lanzenspitzen Typ I D
●
Dolche Typ IV
●
Gürtelbleche Typ II
●
Gürtelbleche Typ I
●
●
●
Dolche Typ II A
●
●
●
Schnabelkannen Typ II A
●
●
Bronzekessel Variante B
●
Dolche Typ I E
●
●
●
●
Hirschfiguren aus Keramik
●
●
Schüsseln mit Ritzverzierung
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Tordierte Ohrringe Variante A
●
Konische Goldblechperlen
●
●
Vierspiralige Schieberperlen
●
●
●
●
●
●
Tassen mit großem Henkel
●
●
●
Zahnradperlen aus Fritte
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Tierkopfnadeln
●
●
●
●
●
●
Topfartige Gefäße mit einem Henkel
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Granatapfelförmige Perlen
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Steinmörser Variante A
●
Schnabelkannen Typ II B
●
Flache Rippenperlen
●
●
●
●
●
Becken Variante B
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Ausgusschalen Typ I B
●
Dolche Typ III A
Goldene Drahtohrringe Variante A
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Bronzekessel Variante A
●
Schüsseln mit vertikalem Henkel
●
Kannen Typ III
●
●
●
●
●
●
●
●
Dolche Typ III B
●
Lanzenspitzen Typ II A
●
●
●
Teller
●
Dolche Typ V A
Lanzenspitzen Typ III B
●
●
●
●
Töpfe
●
●
●
●
●
Bronzebarren
Runde Bronzeschellen
●
●
●
●
Bronzeforken Variante B
Pfeilspitzen Typ III A
●
●
●
●
Bronzetassen
●
●
●
●
●
Bootsförmige Ohrringe Variante A
●
●
Lanzenspitzen IV A
Birnenförmige Keulenköpfe
●
●
●
●
●
●
●
●
Lanzenspitzen Typ IV B
●
●
Steinmörser Variante B
●
●
Lanzenspitzen Typ II B
●
Dolche Typ V B
●
Bootsförmige Ohrringe Variante B
Würfelförmige Gefäße
●
●
●
Ausgusschalen Typ II
Kannen Typ I A
●
●
●
Ösenkopfnadeln
Stierfiguren aus Keramik
●
●
●
●
Fingernagelsäuberer
Stierfiguren aus Bronze
●
●
●
Schnabelkanne Typ II C
Goldene Tierkopfperlen
●
●
●
●
Bronzeknöpfe
●
●
Kugelförmige Goldblechperlen
Granatapfelanhänger
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Traubenförmige Anhänger
●
●
●
●
●
Pfeilspitzen Typ III C
●
●
●
●
●
Lanzenspitzen Typ I E
●
●
●
Hirschfiguren aus Bronze
●
●
Töpfe mit zwei Henkeln
Ohrensäuberer
5
●
●
Scheibenperlen mit Durchschub
Pfeilspitzen Typ II
2
●
Tordierte Ohrringe Variante B
Ausgusschalen Typ I A
1
●
●
Scheibenanhänger Variante A
3
●
Kannen Typ II
Goldene Rippenperlen
4 29 16 40 25 18 13
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Abb. 15: Kombinationstabelle der Typen und Gräber in Marlik.
132
Interpretation der Tabelle
7. Interpretation der Tabelle
7.1. Interpretationsmöglichkeiten
Für die Interpretation einer Kombinationstabelle bieten sich verschiedene Möglichkeiten an.
Die Unterschiede im Fundmaterial könnten beispielsweise auf geschlechtsspezifische,
soziologische oder chronologische Ursachen zurückzuführen sein289.
7.1.1. Geschlechtsspezifische Interpretation
Männer- und Frauengräber sind oft mit geschlechtsspezifischen Beigaben ausgestattet. Neben
einigen gemeinsamen Fundgattungen dürften demnach auch Funde vorhanden sein, die als
typische Beigaben für männliche oder weibliche Bestattungen zu identifizieren sind.
Waffen gelten gemeinhin als geradezu „klassische“ Beigabe in Männergräbern; in
Zusammenhang mit weiblichen Bestattungen sind sie in vorgeschichtlichen Kulturen
hingegen nur selten zu finden. Dies trifft auch auf die bisher bekannt gewordenen
eisenzeitlichen Befunde aus Nordiran zu. Hier kann die Waffenbeigabe sogar ein
ausgesprochen intensives Ausmaß erreichen. In Befunden wie den Gräbern 47 und 52 wurden
die Toten geradezu auf eine Unterlage aus Waffen gebettet, und auch aus vielen anderen
Gräbern liegen bedeutend mehr Exemplare vor, als für eine einfache Ausstattung eines
Kriegers vonnöten wären. Damit wird anschaulich illustriert, welche wichtige Rolle die
Waffenbeigabe im Grabkult der Region spielte290.
Gesicherte Waffenfunde wurden in Marlik in 28 bzw. 29 Gräbern gemacht (Abb. 16)291. Da,
wie weiter unten dargelegt, die Grabbauten jeweils nur für eine einzige Bestattung errichtet
worden sein dürften, ist davon auszugehen, dass Gräber, die Waffen enthalten, die
Bestattungen männlicher Individuen darstellen292. Des Weiteren existieren einige Befunde, in
denen zwar keine Waffen, aber andere Objekte vorhanden waren, die eher dem männlichen
Beigabenspektrum zuzuordnen sind (Abb. 16). Zu nennen ist hier ein Streitwagenknauf aus
Grab 4, ein Bronzemeißel aus Grab 10 und vielleicht auch ein Messer aus Grab 8293. Wie
oben ausgeführt, stehen diese drei Befunde im Verdacht, aufgrund einer Beraubung zum
289
Müller-Karpe 1975, 70.
Dieser Befund steht in deutlichem Gegensatz zu den Erzeugnissen der bildlichen Kunst. Hier verfügen die
männlichen Figurinen und die auf den Metallgefäßen dargestellten Männer bestenfalls über eine einfache
Bewaffnung aus Dolch oder Bogen. Insbesondere letzter werden manchmal zur Jagd eingesetzt. Kampfszenen
fehlen hingegen in der eisenzeitlichen Kunst Nordirans bisher völlig.
291
Hinzu käme vielleicht noch Grab 42, wenn der eiserne Dolch, welcher von Negahban 1995, 103, Pl. XVII,
189, im oberflächennahen Bereich von Test Trench I über dem Grab gefunden wurde, diesem Grab zuzuordnen
ist.
292
Zu diesem Schluss kommt auch Haerinck 1987, 68.
293
Negahban 1996, Kat.-Nr. 957, Kat.-Nr. 937; Kat.-Nr. 916.
290
133
Interpretation der Tabelle
Zeitpunkt der Ausgrabung keine vollständigen Grabinventare mehr enthalten zu haben. Das
Fehlen ursprünglich vorhandener Waffen wäre somit durchaus erklärbar, obgleich ein Beweis
für diese Vermutung natürlich nicht zu erbringen ist.
Abb. 16: Gräber mit Waffen (orange) oder anderen männerspezifischen Beigaben (braun).
Typischen Beigaben für Frauen lassen sich sehr viel schwieriger identifizieren. Negahban
neigt dazu, Schmuckfunde meist weiblichen Bestattungen zuzuschreiben294. Schmuck gehörte
in den altorientalischen Kulturen gemeinhin aber oft auch zur Ausstattung von Männern. Dies
ist auch in Nordiran der Fall, wie ein Blick auf die besser dokumentierten Grabungen in
Ghalekuti zeigt295. In der Tat sind Waffen- und Schmuckfunde in zahlreichen Befunden in
Marlik miteinander vergesellschaftet. Reiche Schmuckgräber ohne Waffen wie beispielsweise
294
Negahban 1996, 17-23. Als Beispiele seien die Gr. 5, 10, 12, 16, 19, 23, 24, 32, 41, 45 und 50 genannt, die
aufgrund der Schmuckfunde meist mit Frauen in Verbindung gebracht werden. Allerdings ist zu beachten, dass
eine Reihe dieser Befunde auch Waffen enthielt. In diesem Fällen ist Negahban meist unschlüssig, ob er sich für
ein Frauen- oder Männergrab entscheiden soll und nennt dann meist beide Möglichkeiten.
295
Egami 1965, Pl. LVII für Grab A-V, Fukai/Ikeda 1971, Pl. LI für Grab E.6 in Ghalekuti.
134
Interpretation der Tabelle
Grab 23 sind nur in geringer Zahl vorhanden. Hier könnte es sich tatsächlich um Frauengräber
handeln, was jedoch in Ermangelung anthropologischer Untersuchungen nicht nachzuweisen
ist. Ein Spiegel aus Grab 10 und eine Spindel aus Grab 41 gehören zu den Objekten, die man
als frauenspezifisch einstufen könnte296. Leider handelt es sich in beiden Fällen vor Ort um
Einzelstücke, so dass eine typologische Bewertung nicht möglich ist.
Klammert man die elf fundleeren Grabbauten aus, dann beläuft sich die Zahl der vermutlichen
Männergräber in Marlik auf 32 von 42 Befunden. In der Kombinationstabelle fällt der Anteil
mit 25 von 30 Gräbern prozentual sogar noch höher aus. Die entsprechenden Befunde
verteilen sich über alle Bereiche des Gräberfeldes und der Kombinationstabelle. Damit dürfte
klar sein, dass diese Tabelle keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in der
Grabausstattung widerspiegelt.
7.1.2. Soziologische Interpretation
Ein weiterer Grund für abweichende Beigabenkombinationen könnte in der unterschiedlichen
sozialen Stellung der Bestatteten zu suchen sein. Bei Gräberfeldern, in denen verschiedene
soziale Schichten der ortsansässigen Bevölkerung bestattet wurden, setzen sich die Gräber der
Oberschicht in der Regel durch eine qualitativ und quantitativ höher stehende
Beigabenausstattung von denen der einfachen Bevölkerung ab.
Wie die ärmeren Bestattungen während der Frühen Eisenzeit aussahen, ist in dem kleinen
Gräberfeld von Lameh Zamin zu sehen297. Dort enthalten die Gräber lediglich einen
überschaubaren Satz von durchschnittlich fünf Keramikgefäßen, dazu bestenfalls einige
Perlen aus Halbedelsteinen. Metallfunde bilden die Ausnahme und sind relativ einfach
gearbeitet. Ein gutes Beispiel eines Friedhofes, in dem verschiedene soziale Schichten
gemischt sind, bietet der Fundort Ghalekuti I298. Hier repräsentieren die Gräber A-V und E.6
die oberste Ausstattungskategorie. Ersteres überragt auch bezüglich seiner Abmessungen alle
anderen Gräber vor Ort und erreicht mit 3,6 mal 3,9 m die Größe vieler Grabbauten in Marlik.
Beide Gräber enthielten nicht nur Metallgefäße und vergleichsweise hochwertigen
Goldschmuck, sondern auch eine Waffenausstattung, die weit über den Bedarf eines einzelnen
Kriegers hinausgeht299. Im Gegensatz dazu verfügten die anderen Männergräber vor Ort meist
nur über schlichte Perlenketten aus Halbedelsteinen und ein einzelnes Waffenset aus Dolch
296
Negahban 1996, Kat.-Nr. 971 und Kat.-Nr. 921. Allerdings fand sich in Grab 10 auch ein Bronzemeißel, der
eher eine männerspezifische Beigabe darstellen dürfte.
297
Fukai/Matsutani 1982.
298
Egami/Fukai/Masuda 1965; Fukai/Ikeda 1971.
299
In Grab A-V wurde ein silberner Becher gefunden, der sich im Bereich über dem Kopf des Bestatteten
befand. Zur Fundlage vgl. Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. VIII, 1 sowie Pl. L. Interessanterweise taucht dieses
Gefäß weder als Umzeichnung noch im Text der Publikation auf. Die Gründe hierfür sind nicht bekannt.
135
Interpretation der Tabelle
und Lanzenspitze300. Noch unscheinbarer wirkt die Ausstattung der Frauengräber, die meist
nur Keramik und einfache Schmuckfunde lieferten.
Auffällig ist, dass die beiden Gräber A-V und E.6 sowie das zwar beraubte, aber ehemals
vermutlich auch reich ausgestattete301 Grab E.7 in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander auf
der Kuppe eines Hügels angelegt worden waren, während die anderen Grabbauten sich weiter
unten an den Hängen befinden. Es scheint, als ob für reichere Bestattungen ein besonderes
Areal an prominenter Stelle innerhalb des Friedhofs vorgesehen war302. Eine ähnliche
Konstellation lässt sich auch in Marlik feststellen: Dort war die oben beschriebene
Hügelkuppe nicht der einzige Ort, der während der Frühen Eisenzeit für Bestattungen genutzt
wurde. Negahban erwähnt mehrfach, dass in den niedrigeren Lagen um den Hügel, wo sich in
rezenter Zeit hauptsächlich landwirtschaftlich genutzte Flächen wie Reisfelder oder
Obstplantagen befinden, weitere Gräber vorhanden waren. Dort sollen sich laut Aussage des
Ausgräbers die Bestattungsareale der einfacheren Bevölkerung befunden haben303. Leider
konnten diese Bereiche während der vierzehnmonatigen Grabungstätigkeiten in Marlik nur
stichprobenartig untersucht werden.
Die Hügelkuppe selbst scheint den Mitgliedern der Oberschicht vorbehalten gewesen zu sein.
Darauf lässt neben der Größe der Grabbauten auch die Qualität der Ausstattung schließen:
Goldfunde waren in nicht weniger als 29 Gräbern vorhanden304, figürlich verzierte
Metallgefäße in immerhin sechzehn Gräbern305. Reiche und zum Teil sehr reiche Befunde
liegen aus allen Bereichen der Tabelle vor; eine soziale Abstufung einzelner Gräber oder
ganzer Grabgruppen ist nicht zu erkennen306. Damit dürfte ein soziologischer Hintergrund für
die unterschiedliche Ausstattung der Gräber ebenfalls auszuschließen sein.
300
Dies betrifft Grab A-VII, A-VIII, C-I, C-III und C-IV. In Grab C-II wurde statt des Dolches eine zweite
Lanzenspitze beigegeben.
301
Hierfür sprechen Bauart und Ausrichtung, die dem parallel dazu angelegten Grab E.6 fast vollständig
entsprechen. Außerdem wurde das Randfragment eines zerscherbten Keramikbeckens gefunden. Diese Form ist
in Marlik und Ghalekuti auf reichere Waffengräber beschränkt.
302
Cinquabre 1979, 336, ist der Ansicht, dass alle anderen Gräber in Ghalekuti auf das in jeder Hinsicht
herausragende Grab A-V ausgerichtet gewesen seien. Dies würde allerdings bedeuten, dass Grab A-V älter sein
müsste als die anderen, oder dass man bereits bei der Anlage des Gräberfeldes die Planung entsprechend
ausrichtete. Beides lässt sich allerdings letztlich nicht nachweisen.
303
Negahban 1996, 13.
304
Hierbei handelt es sich um die Gräber 1, 2, 3, 5, 6, 10, 12, 14, 15, 16, 18, 19, 23, 24, 25, 26, 27, 32, 33, 36,
37, 40, 41, 42, 44, 45, 47, 50 und 52. Der Ausgräber spricht deshalb gerne von einem royal cemetery, eine für
die Vorderasiatische Archäologie nicht unübliche Wortwahl, die sicherlich von so bekannten Fundorten wie dem
so genannten Königsfriedhof von Ur beeinflusst sein dürfte.
305
Es handelt sich um die Grabnummern 1, 2, 5, 24, 26, 27, 32, 36, 37, 39, 42, 44, 45, 47, 50 und 52. Von diesen
sechzehn Gräbern besitzen 11 eine übermäßige Waffenbeigabe.
306
Wie oben ausgeführt, dürften einige Gräber mit weniger reichen Funden unvollständige Inventare sind wohl
auf Beraubungsversuche zurückzuführen und stellen keine soziologische Komponente dar.
136
Interpretation der Tabelle
7.1.3. Chronologische Interpretation
Die Methode, einzelne Objekte aus dem Gräberfeld mit datierbaren Stücken aus anderen
Fundorten zu vergleichen, erwies sich im Falle der Nekropole von Marlik bisher als wenig
erfolgreich307. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die materielle Kultur
Nordirans im Laufe der gesamten Früheisenzeit offensichtlich stark lokal geprägt war. Soweit
erkennbar, haben die Bewohner der Region weitgehend darauf verzichtet, ihre Kultur nach
außen zu tragen. Eine feste Basis mit vergleichbaren Objekten aus anderen Regionen zu
finden ist deshalb beinahe unmöglich. Dass es in gewissem Umfang Kontakte nach Außen
gegeben hat, zeigen zum einen die eindeutigen Importstücke wie Rollsiegel und
Mosaikglasgefäße, und zum anderen die auf den figürlich verzierten Metallgefäßen
feststellbaren Einflüsse aus dem assyrischen, babylonischen oder elamischen Kulturraum. Für
die Feststellung der relativen Abfolge der Gräber sind diese Objekte wenig geeignet, da wir
keinerlei Kenntnisse über Art und Weise des Kulturkontaktes besitzen.
Eine relativchronologische Gliederung des Fundmaterials aus Marlik kann folglich nur aus
sich selbst heraus erfolgen. Zu diesem Zweck werden bestimmte Fundgattungen dahingehend
untersucht, ob sich bei ihnen eine technologische oder typologische Entwicklung fassen lässt.
Damit wäre es auch möglich, die Laufrichtung der Kombinationstabelle festzustellen. Zur
Erstellung so genannter typologischer Reihen sind am ehesten Fundgruppen geeignet, die
über erkennbare und nachvollziehbare Veränderungen im Typenspektrum verfügen. In Marlik
ist dies am besten bei einigen Waffenformen wie den Dolchen und den Lanzenspitzen zu
beobachten, während Schmuck- und Keramikfunde für eine derartige Auswertung aus
unterschiedlichen Gründen nur eingeschränkt brauchbar sind. Gerade im Schmuckbereich
sind bei einigen Typen ausgesprochen lange Laufzeiten nachzuweisen, während eine
technologische Entwicklung kaum festzustellen ist. Die Keramik hat in Marlik den Nachteil,
dass sie offenbar nur unvollständig publiziert wurde, wohl nicht aus allen Bereichen der
Kombinationstabelle in gleichem Maße vorliegt und sich demnach kaum in dem
entsprechenden Umfang auswerten lässt.
7.1.3.1. Typologische Reihen
Dolche
Die Entwicklung metallener Dolche beginnt im Vorderen Orient im 4. Jahrtausend v.Chr.
Zunächst handelt es sich um einfache Griffplattendolche, welche die Form der aus Stein
307
Ein schönes Beispiel bietet Calmeyer 1987, 347.
137
Interpretation der Tabelle
hergestellten Vorbilder nachahmen308. Die logische Weiterentwicklung der Griffplatte bildet
die Griffzunge, die seit der Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends an ihrem Rand mit
Metallstegen zur Fixierung der Griffeinlagen versehen sein kann. Diese in der
Vorderasiatischen Archäologie als Randleistendolche bezeichnete Form ist manchmal
zusätzlich mit metallenen Lappen ausgestattet, die nach innen gehämmert werden, um einen
besseren Halt der Griffeinlage zu gewährleisten309. Daneben werden auch Vollgriffwaffen
produziert, bei denen der Griff in der Technik der verlorenen Form im Überfangguss auf die
Klinge gegossen wird. Letztere kann aus Bronze oder bereits aus Eisen bestehen und besitzt
eine schmale Griffangel. Ab der Eisenzeit III werden die meisten Waffen dann aus Eisen
hergestellt. Bronzene Vollgriffe kommen in diesem Zeitraum außer Gebrauch.
In der Kombinationstabelle treten in der linken oberen Ecke verschiedene Varianten einfacher
Griffzungendolche auf, die vom Ausgräber irrtümlich den Lanzenspitzen zugeordnet
wurden310. Die Griffe waren aus organischem Material gefertigt und haben sich nicht erhalten.
Vergleichbare Waffen mit löffelartiger, einfach durchlochter Griffzunge und gerader Klinge
mit Mittelgrat liegen aus Nordwest-311, West312- und Zentraliran313 sowie aus dem südlichen
Kaukasus314 und dem südwestlichen Turkmenistan vor (Abb. 18,a-d). Sie können dort jeweils
in die ausgehende Mittelbronzezeit, die Spätbronzezeit bzw. die Eisenzeit I datiert werden.
308
Aus dem iranischen Hochland ist ein Griffplattendolch aus Tepe Ghabristan bei Sagzabad zu nennen.
Stöllner/Slotta/Vatandoust 2004, 607, Kat.-Nr. 102.
309
Sehr anschaulich dargestellt bei Boehmer 1972, 43, Abb. 22.
310
Bei Negahban 1995, 67-68. In der vorliegendem Arbeit Dolchtyp I.
311
Ein Kurzschwert aus Dinkha Tepe ähnelt vor allem Variante A des Typs I. Vgl. Rubinson 1991, 380, Fig. 13.
Es stammt aus einem mittelbronzezeitlichen Grab, das auch über gute Vergleichsmöglichkeiten zum Schmuckund Trachtbereich in Marlik verfügt. Bereits Sir Aurel Stein hatte in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts
vergleichbare Funde in Dinkha Tepe gemacht, sie aber versehentlich in chalkolithische Zeit datiert. Vgl. Stein
1940, Pl. XXI, 4. In der Tat gehören die von ihm aufgedeckten Gräber dem Habur-Waren-Horizont der
ausgehenden Mittelbronzezeit an. Siehe hierzu Piller 2004b, 165-167.
Dolche mit ähnlicher Form finden sich außerdem im früheisenzeitlichen Gräberfeld von Dinkha Tepe. Siehe
Muscarella 1974, Fig. 3 für Grab VII, burial 2 und Fig. 6 für Grab B9a, burial 23. Beide Gräber gehören nach
Meinung des Ausgräbers zu den ältesten freigelegten Bestattungen der Phase Dinkha III, welche der Eisenzeit I
nordwestiranischer Terminologie weitgehend entspricht. Allerdings scheint die Waffenbeigabe in Nordwestiran
bei weitem nicht die Bedeutung erlangt zu haben wie in Nordiran. Dolche sind dort sogar ausgesprochen selten
vorhanden. Die bevorzugten Waffen der Eisenzeit II sind Lanzenspitzen und Keulenköpfe.
312
Funde aus Westiran sind vergleichsweise selten. Die besten Vergleiche stammen aus den Gräbern von Tepe
Giyan. Vgl. Contenau/Ghirshman 1935, Pl. VI, 1.
313
Hier bleiben aufgrund mangelnder Publikationen zum neu entdeckten Gräberfeld von Sarm nach wie vor die
bereits während der 30er Jahre des 20. Jh. von einer französischen Expedition ergrabenen beiden Nekropolen A
und B von Tepe Sialk bislang der wichtigste Referenzfundort zu Marlik. Aus Grab IV der Nekropole A liegt ein
eiserner Dolch mit löffelartiger Griffzunge vor, ähnliche Funde gibt es allerdings auch noch aus verschiedenen
Gräbern der Nekropole B. Siehe hierzu Ghirshman 1939, Pl. V, 1 sowie Pl. XCII, 28.
314
Gambaschidze/Hauptmann/Slotta 2001, Kat.-Nr. 81, 84, 104, 182-184, 188-191.
138
Interpretation der Tabelle
Stufe I
Stufe IIa
Stufe IIb
Stufe III
Abb. 17: Typologische Reihe der Dolchtypen aus der Nekropole von Marlik, übertragen auf das Bild der
Kombinationstabelle. Zur Stufengliederung siehe Kapitel 8.1.
139
Interpretation der Tabelle
a
b
c
d
e
f
g
Abb. 18,a-d: Mittel- und spätbronzezeitliche Dolche aus Nordostiran, Turkmenistan, Nordwestiran und dem
südlichen Kaukasus; Abb. 18,f-g: Vertreter der Marlik Typen I A, I B und I C.
Im Laufe der Zeit wird diese einfache Grundform in Marlik durch aufwändigere
Konstruktionen ersetzt. Ab dem mittleren Tabellenbereich existiert eine Vielzahl von
Vollgriff- und Randleistendolchen, wobei Klinge und Griff im Überfanggussverfahren
miteinander verbunden waren315.
315
Nicht korrekt dürfte die oft geäußerte Feststellung sein, dass derartige Waffen in einem Stück gegossen
wurden, wie z.B. Calmeyer, 1962, 218-222, vermutete. Zur Technik des Überfanggusses an typologisch nahe
stehenden Dolchen siehe Maxwell-Hyslop/Hodges 1964.
Zum Vergleich lässt sich die Entwicklung im benachbarten südlichen Kaukasus heranziehen. Auch hier gibt es
zunächst lediglich kleine Griffplattendolche mit flachem Klingenquerschnitt. In der Mittelbronzezeit entwickeln
sich längere Waffen, welche über eine Mittelrippe bzw. einen Mittelgrat und eine Griffzunge verfügen. Die
Befestigung des aus organischem Material hergestellten Griffes erfolgte mit Nieten. Nietlöcher befinden sich an
der Griffzunge, manchmal zusätzlich auch an beiden Seiten der Klingenschulter, so wie dies auch bei Variante C
des Dolchtyps I in Marlik zu beobachten ist. Vgl. Miron/Orthmann 1995, 242, Kat.-Nr. 106 aus Kwasatali sowie
Gambaschidze/Hauptmann/Slotta 2001, 318, Kat.-Nr. 182, ebenfalls Kwasatali und Kat.-Nr. 184 aus Sweli. Ab
der Frühen Eisenzeit werden diese Dolche und Schwerter durch Exemplare mit Randleisten oder Vollgriffen
abgelöst. Den entscheidenden Entwicklungsschub schreibt man gemeinhin dem Auftauchen der so genannten
Vorderasiatischen Dolche zu. Hierbei handelt es sich um Randleistendolche verschiedener Varianten, welche um
die Mitte des 2. vorchristlichen Jahrtausends im südlichen Kaukasus auftauchen und dann wohl als Prototyp der
einheimischen Vollgriffwaffen anzusprechen sind. Vgl. Gambaschidze/Hauptmann/Slotta 2001, 328, Kat.-Nr.
210-211 aus Rweli bzw. Treli. Ein ähnlicher Ablauf könnte auch für Nordiran postuliert werden, wie der seltene
Fund eines nicht in der Region beheimateten Randleistendolches in Djamshidabad andeutet. Vgl. Fallahiyan
2004, 231, Abb. 32, A. Das Fundmaterial aus Djamshidabad weist zahlreiche Vergleichsmöglichkeiten zu
Ghalekuti, Lameh Zamin und den ersten Belegungsstufen in Marlik auf und dürfte dementsprechend früh
einzuordnen sein. Bei den übrigen Dolchfunden vor Ort handelt es sich bezeichnenderweise um einfache
Griffplatten- oder Griffzungenwaffen, wie sie beinahe identisch neuerdings auch aus bronzezeitlichen Gräbern in
Gohar Tepe bekannt geworden sind.
140
Interpretation der Tabelle
a
b
c
d
e
f
g
Abb. 19,a-e: Dolche und Schwerter der letzten Belegungsstufe in Marlik; Abb. 19,f-g: Dolche und
Schwerter der Eisenzeit II.
Die Technik des Überfangusses ist auch bei den zwei einzigen bimetallischen Dolchen in
Marlik angewandt worden. Bimetallische Waffen mit bronzenem Griff und eiserner Klinge
gelten im Iranischen Hochland gemeinhin als Leitfossil der Eisenzeit II und sind typologisch
als Weiterentwicklung einfacher Griffzungendolche anzusehen316. Dazu passt gut, dass beide
Dolche aus Gräbern stammen, die in den rechten unteren Bereich der Kombinationstabelle
einzuordnen sind317.
Zusammenfassend lässt feststellen, dass die Dolche in der linken oberen Ecke der Tabelle sich
am besten mit mittel- und spätbronzezeitlichen Funden vergleichen lassen (Abb. 18), während
sich die Funde in der rechten unteren Ecke technologisch und typologisch bereits an Waffen
der Eisenzeit II anlehnen (Abb. 19)318.
316
Pigott 1989, 72-74.
Grab 25 gehört fest zu Stufe IIb, während Grab 7 zwar nicht in der Tabelle enthalten ist, aber aus
verschiedenen Gründen eng mit Stufe III zu verbinden sein dürfte. Zur Begründung siehe unten Kapitel
„Eisenfunde“. Typologische Vergleiche zu Funden außerhalb des Elbursgebirges sind in diesen Fällen kaum
vorhanden.
318
Dies betrifft auch zwei vor Ort ungewöhnliche Kurzschwerter aus Grab 1. Vgl. Negahban 1995, 38, Pl. III,
32-33. Der Typ liegt mehrfach auch dem Kunsthandel vor, wurde aber in wissenschaftlichen Grabungen bisher
nur selten gefunden. Vgl. Barbier 1970, 31, Kat.-Nr.207. Leider ist das von Hakemi 1972, 6, publizierte
Exemplar aus Kaluraz aufgrund fehlender Informationen über die Beifunde chronologisch nicht näher
einzuordnen. Das halbmondförmige Heft mit seiner markanten Hufeisenform entspricht jedoch einigen
317
141
Interpretation der Tabelle
Lanzenspitzen
Bronzene Lanzenspitzen sind in Marlik in zahlreichen Varianten vertreten. Grundsätzlich
lassen sich zwei Möglichkeiten unterscheiden, mit denen diese ursprünglich an hölzernen
Schäften zu befestigen waren. Im ersten Fall verfügen die Lanzenspitzen über eine
geschmiedete Angel, also einen dornartigen Fortsatz, der in den Schaft eingesetzt wurde. Als
zusätzliche Befestigungshilfe kann das Ende der Angel umgebogen und mit einer
knopfartigen Verdickung abgeschlossen sein319. Bei der zweiten Möglichkeit wird der meist
etwas zugespitzte Holzschaft in eine Metallhülse – die so genannte Tülle - eingeführt, die am
unteren Ende des Blattes ansitzt. Die Herstellung von Tüllen ist mit größeren Anforderungen
an das Können der Metallhandwerker verbunden, da diese entweder auf komplizierte Weise
mit gegossen oder ausgeschmiedet werden müssen. Auch technologisch stellen Tüllenlanzen
gegenüber den Angellanzen eine Weiterentwicklung dar, denn sie bieten weitaus größere
Vorteile bei der Verbindung von Schaft und Lanzenspitze. Als Sonderform sind Angellanzen
zu betrachten, bei denen das Blatt zunächst in einen massiv gegossenen Schaft übergeht, der
erst später in eine Angel mündet. Der Übergang zwischen Schaft und Angel wird hierbei
meist durch eine deutliche Rippe markiert, welche an der Vorder- und Rückseite durch eine
triangulär spitz zulaufende Einkerbung unterbrochen wird. Hierbei dürfte es sich um die
Imitation eines Tüllenschlitzes handeln, der bei geschmiedeten Tüllen in Längsrichtung
verläuft und am Ende leicht auseinander klaffen kann.
Schwertern der EZ II. Ein stark fragmentierter Dolch aus Grab 2 wurde von Negahban 1995, 59, Fig. 36,
irrtümlich den Lanzenspitzen zugeordnet. Die mehrfache Profilierung der Klinge, das aufgegossene Heft in Form
dreier nebeneinander angeordneter Halbmonde und vor allem die massiv aus Bronze gegossene Griffsäule mit
vertikalen Eintiefungen und schrägen Ritzverzierungen lassen einerseits die typologische Nähe zu den
Dolchtypen V A und V B, andererseits eine deutliche Hinwendung zu einigen Schwertformen der EZ II
erkennen. Insbesondere die Technik, den Knauf auf einer leicht zulaufenden Angel am Ende des Griffes
aufzusetzen, scheint typisch für die EZ II/III zu sein. Für Vergleiche zu beiden Beispielen siehe Piller 1995, Typ
17 A, 34-37, sowie Khalatbari 2004a, 83 Fig. 49 oben. In Marlik stellen sowohl das hufeisenförmige Heft als
auch die Knaufstange Einzelerscheinungen dar und bestätigen die vermutete späte Zeitstellung der Gräber 1 und
2, welche sich ganz am rechten Rand der Tabelle befinden.
319
Eine Rekonstruktionszeichnung dieser Befestigungstechnik findet sich bei Yadin 1963, 157.
142
Interpretation der Tabelle
Stufe I
Stufe IIa
Stufe IIb
Stufe III
Abb. 20: Typologische Reihe der Lanzenspitzen aus der Nekropole von Marlik, übertragen auf das Bild der
Kombinationstabelle. Zur Stufengliederung siehe Kapitel 8.1.
143
Interpretation der Tabelle
Einfache Angellanzen tauchen in einigen Regionen Vorderasiens bereits im Laufe des 4. Jt.
v.Chr. auf. Seit dem frühen 3. Jt. kommen als typologische Weiterentwicklung Typen mit
Tüllenimitation hinzu. Die Grundzüge beider Varianten sind - wie auch bei den Tüllenlanzen
- hauptsächlich funktional bedingt und verändern sich über längere Zeit nur unmerklich.
Unterschiede bestehen aber hinsichtlich der Form des Blattes, der Gestaltung der Mittelrippe
und dem Verhältnis der diversen Bestandeile zueinander. Im Iranischen Hochland sind alle
genannten
Formen
bereits
in
früh-
und
mittelbronzezeitlichen
Zusammenhängen,
insbesondere aus dem Kulturbereich der Eastern Grey Ware in Nordostiran, belegt320. Gut
vergleichbare Angellanzen mit und ohne Tüllenimitation kommen auch aus Pišva südöstlich
von Teheran, wo sie zusammen mit Keramik der Central Grey Ware aufgefunden wurden und
dementsprechend wohl in das zweite Viertel des 2. Jt. v.Chr. zu datieren sein dürften321.
a
b
c
d
e
f
Abb. 21,a-c: Lanzenspitzen aus den frühen Gräbern in Marlik; Abb. 22,d-f: Lanzenspitzen der
Mittel- und Spätbronzezeit aus Nordost- und Zentraliran.
Während man in allen anderen Regionen Vorderasiens die Produktion von Angellanzen mit
und ohne Tüllenimitation bis spätestens zur Mitte des 2. Jt. v.Chr. fast vollständig aufgab,
hielt man in Nordiran auch während der Eisenzeit I an diesen bereits leicht anachronistisch
320
Für die Angellanzen stammen die bekanntesten Beispiele sicherlich aus Tepe Hissar. Vgl. Schmidt 1937, Pl.
L-LI. Sie kommen aus den Schichten IIIB und IIIC. Bei einigen Stücken ist nicht ganz klar, ob sie als
Lanzenspitze oder als Dolchklinge anzusprechen sind. Ähnlich datieren auch die Funde aus Tureng Tepe. Vgl.
Wulsin 1932, Pl. XX. Während in Tepe Hissar lediglich ein Vierkantspieß mit Tülle entdeckt wurde, enthielt der
annähernd zeitgleich zu datierende Hortfund von Bazgir zahlreiche Tüllenlanzen. Vgl. Schmidt 1937, Pl. L, H.
2779 und Nokandeh/Rakavandi/Abbasi 2006, 122, Abb. 4 sowie 127, Abb. 15. Letztere zeigen, dass in
Nordostiran bereits zu dieser Zeit gut ausgeprägte Typen von Tüllenlanzen existierten. Typologisch sind
durchaus Vergleiche zu einigen Funden aus Ghalekuti möglich. Vgl. Egami/Fukai/Ikeda 1965, Pl. LXXXI, 16
aus Grab C-II. Auch im Gräberfeld von Gohar Tepe bei Sari wurden jüngst entsprechende Funde gemacht.
Freundliche Mitteilung des Ausgräbers.
321
Zur Datierung vgl. Piller 2004b, 170.
144
Interpretation der Tabelle
wirkenden Typen fest. Sie tauchen bis zum Ende der Belegung von Marlik relativ zahlreich in
den Gräbern auf und werden zum Teil sogar weiterentwickelt. In Ghalekuti und anderen
Orten hatte man aus der Grundform des Typs III A eine eindrucksvolle, aber wenig wirksame
Prestigewaffe hergestellt322.
a
b
c
d
e
f
Abb. 22,a-d: Lanzenspitzen aus den späteren Gräbern in Marlik; Abb. 22,e-f: Lanzenspitzen aus
dem frühen 1. Jt. v.Chr.
In der linken Hälfte der Kombinationstabelle sind keine Tüllenlanzen vorhanden. Etwa ab
dem mittleren Bereich tauchen die ersten Exemplare auf, und in der rechten Hälfte der Tabelle
existieren Tüllenlanzen dann in fest definierten, einheitlichen Formen323. Im Vergleich dazu
322
Diese von den japanischen Ausgräbern so genannten daggers with barbs sind keine Dolche, sondern
Lanzenspitzen, wie die Fundlage ein den Gräbern A-V, A-VII und E.6 eindeutig belegt. In diesen Befunden
wurden die entsprechenden Waffen exakt dort niedergelegt, wo sich in den Gräbern A-VIII, C-I und C-II die
Lanzenspitzen des Typs III A befinden. Vgl. Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. L, Pl. LXI und Fukai/Ikeda 1971,
Pl. L mit Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LXIII, Pl. LXXII und Pl. LXXX. Eine Verwendung als Schwert bzw.
Dolche, wie sie unter anderem von Calmeyer 1962, 219, und – für eine nahe verwandte Variante – von
Muscarella 1988, 99-100, vorgeschlagen wurde, ist deshalb abzulehnen, obwohl die breiten, geraden Schneiden
und der flache Klingenquerschnitt mit niedriger Mittelrippe eher dem Erscheinungsbild einer Hiebwaffe
entsprechen würden. Diese verhältnismäßig großen und schweren Waffen lassen sich mit ihrem kleinen Dorn
nicht sinnvoll an einem Schaft befestigen. Der bei einigen Exemplaren sichtbare Abdruck im unteren Bereich
spricht für eine Umwickelung aus organischem Material, mit deren Hilfe die Verbindung zwischen Waffe und
Schaft unterstützt wurde. Vgl. Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LIV, 36-40 aus Grab A-V sowie Pl. LXII, 12 aus
Grab A-VII. Auch dann ist eine tatsächliche Verwendung dieses Typs eher unwahrscheinlich. Für den oben
angesprochenen Prestigewert spricht die Tatsache, dass derartige Waffen gleich mehrfach in den beiden
reichsten Gräbern vor Ort enthalten waren. In Grab E.6 hatte man dem Toten ein Exemplar mit stark bestoßenen
Schneiden auf die rechte Armbeuge gelegt. Dass die Waffe bereits vor ihrer Niederlegung in der Bestattung
beschädigt war, zeigen Goldblechbänder, mit denen die entsprechenden Stellen eng umwickelt waren. Dies
deutet ebenfalls auf den hohen Stellenwert hin, den man diesen offensichtlich weitgehend unbrauchbaren
Lanzenspitzen zuschrieb.
323
Dies betrifft den oben beschriebenen Typ Lanzenspitzen IV.
145
Interpretation der Tabelle
nimmt die Zahl der einfachen Angellanzen ab, je weiter man sich in die rechte Tabellenhälfte
begibt324. Aus Befunden der Eisenzeit II und III liegen keine Angellanzen mehr vor. Alle
bisher aufgefundenen Exemplare besitzen Tüllen, einige davon lassen sich typologisch an die
Funde in der rechten unteren Ecke der Kombinationstabelle anschließen325.
Ebenfalls ab der EZ III werden Waffen mehr und mehr aus Eisen hergestellt, wodurch die
Produktion von Tüllenlanzen nochmals einen erheblichen Aufschwung erfuhr. Die Ergebnisse
der Kombinationstabelle von Marlik lassen sich insgesamt gut in die Entwicklung der
Lanzenspitzen des Vorderen Orients einordnen. Während die Funde aus der linken oberen
Ecke der Tabelle eindeutig in der Tradition mittelbronzezeitlicher Typen stehen326, weisen die
Tüllenlanzen mit triangulärer Klinge in der rechten unteren Ecke bereits den Weg zur
weiteren Entwicklung in der nachfolgenden Eisenzeit II. Die Auswertung der Lanzenspitzen
erbrachte für die Laufrichtung der Tabelle demnach ein ähnliches Ergebnis wie die der
Dolche und Schwerter.
7.1.3.2 Eisenfunde
Fundstücke aus Eisen327 werden in der Archäologie des Iranischen Hochlandes gerne als
chronologischer Indikator betrachtet328. Auch wenn man dieser Ansicht im Allgemeinen
durchaus zustimmen kann, so ist doch zu bedenken, dass Eisen eines der ersten Metalle war,
die vom Menschen genutzt wurden329. Lange Zeit waren nur besondere Quellen für diesen
Werkstoff verfügbar, was zu einer erheblichen Wertsteigerung im Vergleich zu anderen
Metallen führte330. Erst gegen Ende des 2. Jt. v.Chr. tauchen Eisenobjekte vermehrt im
Fundgut des Iranischen Hochlandes und den daran angrenzenden Regionen auf. Im frühen 1.
Jt. v.Chr. kommt es dann zu einem erheblichen Schub in der Entwicklung, und ab der
324
Eine ganz ähnliche typologische Entwicklung lässt sich am Übergang von der Früh- zur Mittelbronzezeit in
der Levante beobachten. Vgl. Philipp 1989, 69-101.
325
Den besten Vergleich zu Marlik Typ IV bietet eine Tüllenlanze aus Grab 1 in Tul-e Gilan. Vgl. Khalatbari
2004a, 83, Fig. 51, die einem charakteristischen Typ der Eisenzeit II angehört. Zu diesem Typ generell Moorey
1971, 90. Auch Haerinck 1988, 72, sieht eine Lanzenspitze dieses Typs aus Grab 4 in Ghalekuti II als
Weiterentwicklung der Typen der EZ I an.
326
Aufgrund der geographischen Nähe und der großen typologischen Übereinstimmungen können die Waffen
aus Tepe Hissar, Tureng Tepe und vor allem aus Pišva als direkte Vorläufer der Lanzen aus Marlik und
Ghalekuti angesprochen werden. Eine von Young 1985, 365, erwähnte Angellanzenspitze aus Gheytariyeh ist in
den entsprechenden Publikationen zu diesem Fundort allerdings nicht zu finden. Vgl. Kambakhsh Fard 1990;
Kambakhsh Fard 2001.
327
Rein technisch gesehen handelt es sich bei den hier erwähnten Fundstücken niemals um Eisen, da dieser
Terminus ein kohlenstofffreies Material umschreibt, während die antiken Objekte jeweils über zufällig oder
absichtlich beigefügte Kohlenstoffanteile verfügen. Richtiger, aber im Sprachgebrauch verwirrender wäre eine
Bezeichnung als Stahl. Zur Erklärung siehe Moorey 1994, 278 sowie Piller 1995, 1, Anm. 4.
328
Z.B. Tourovetz 1989; Pigott 1989.
329
Zusammenfassend hierzu Schoop 1995, siehe auch Moorey 1994, 287.
330
In Frage kommt hierfür vor allem Meteoreisen. Auch beim Schmelzen von Kupfererzen kann Eisen in
geringeren Mengen in Form von Eisenoxiden anfallen, die anschließend weiter verarbeitet werden können. Vgl.
Moorey 1994, 278-280 sowie Ottaway 1994, 101-101.
146
Interpretation der Tabelle
Eisenzeit III werden Waffen und Geräte hauptsächlich aus Eisen hergestellt331. Ein eisernes
Fundstück alleine reicht also noch nicht aus, um eine späte Datierung eines Befundes zu
begründen. Bei einer Häufung entsprechender Objekte sollte man allerdings davon ausgehen
können, dass die Produktion eiserner Artefakte ein ausreichendes Ausmaß angenommen hatte.
Abb. 23: Kartierung der Eisenfunde in der Nekropole von Marlik mit farbiger Kennzeichnung der
Stufenzugehörigkeit.
Eisenfunde wurden in Marlik in insgesamt acht Gräbern gemacht332. Überträgt man diese
Befunde auf die Kombinationstabelle, so fällt auf, dass in der linken Hälfte der Tabelle kaum
Gräber mit entsprechenden Objekten vorhanden sind333. Eisen ist hier lediglich durch einen
kleinen Metallstift aus Grab 52 vertreten, der als Punzwerkzeug angesprochen wurde334.
331
Haerinck 1988, 73, ist der Meinung, dass in der Eisenzeit III alle Waffen aus Eisen hergestellt sind. Eine
genauere Analyse der von ihm behandelten Befunde zeigt jedoch, dass auch in dieser Phase durchaus noch
bronzene Waffen vorkommen können. Der vollständige Wechsel zum Werkstoff Eisen wird in Nordiran erst in
der folgenden Achämenidenzeit (EZ IV) durchgeführt.
332
Im Einzelnen handelt es sich um die Gräber 5, 7, 16, 18, 25, 41, 42 und 52.
333
In den vom Fundmaterial her gut vergleichbaren Gräbern aus Ghalekuti fehlen Eisenfunde völlig.
334
Tylecote 1972. Interessanterweise wird dieses Objekt im Endbericht nicht mehr erwähnt. Ein entfernt
vergleichbares Objekt fand sich auch in Grab IV der Nekropole A von Tepe Sialk, welches auch einen eisernen
Griffzungendolch. Vgl. Ghirshman 1939, Pl. V,1 sowie Pl. XXXIX, S. 459 und S. 458. Auch hier handelt es sich
147
Interpretation der Tabelle
Zahlreicher werden die Eisenfunde dann in der rechten Tabellenhälfte, wo sie in einem
kleinen Abschnitt regelrecht konzentriert auftauchen. Nun ändert sich auch der Charakter der
Fundobjekte: es handelt sich durchweg um größere Waffen wie Lanzenspitzen sowie Dolchund Schwertklingen, für deren Herstellung auch die Verfügbarkeit über ausreichende
Materialmengen notwendig war. Dies lässt indirekt auf eine vermehrte Ausbeutung der
Lagerstätten und/oder das Vorhandensein der notwendigen Handelskontakte zur Erlangung
des Rohmaterials oder der Fertigprodukte schließen. Einen der Bronzeindustrie auch nur
annähernd gleichrangigen Produktionsumfang vermochte man während der Belegungsdauer
der Nekropole von Marlik allerdings noch nicht zu erreichen. Dies zeigt sich auch bei der
typologischen Einordnung der entsprechenden Objekte. Wie ein Blick auf die wenigen
Fundstücke zeigt, handelt es sich fast ausschließlich um Einzelstücke. Der einzige Eisenfund,
der einem auch in der Kombinationstabelle enthaltenen Typ zugeordnet werden kann, ist eine
Lanzenspitze aus Grab 18. Trotz des schlechten Erhaltungszustandes ist das Stück eindeutig
als Vertreter der ansonsten aus Bronze gegossenen Angellanzenspitzen des Typs II A zu
erkennen335. Im Gegensatz dazu sind die beiden Tüllenlanzen aus Grab 41 vor Ort als
Einzelstücke zu bezeichnen336.
Bei einer in mehrere Teile zerbrochenen Waffe ungeklärter Funktion aus Grab 5 konnte sich
der Ausgräber nicht entscheiden, ob es sich um eine Schwertklinge oder um eine
Lanzenspitze handelt337. Gleiches gilt für eine vergleichsweise kurze Klinge aus Grab 16338.
Unverständlich wirkt auf den ersten Blick auch die Umzeichnung eines bronzenen
Schwertgriffes mit Resten einer eisernen Klinge aus Grab 25339. Erst die im Endbericht
enthaltene Fotografie brachte hier mehr Klarheit340: Demnach besteht der Griff aus einer
flachen Handhabe mit konkav eingezogenen Seiten, deren Rand mit Metallleisten zur
Aufnahme von Griffschalen ausgestattet ist. Laut Beschreibung ist das Heft halbmondförmig
eingezogen. Der Knauf besteht aus einer Angel mit mehreren rillenartigen Verdickungen.
Bisher sind mir zu diesem Schwert keine Parallelen bekannt. Der gerillte Knauf könnte jedoch
als Vorstufe der so genannten Spulenknaufschwerter angesprochen werden, die im Laufe der
um ein vergleichsweise frühes Fundstück. Neuere Forschungen haben ergeben, dass die Nekropole A von Tepe
Sialk vermutlich um die Mitte des 2. Jt. v.Chr. einzuordnen sein dürfte. Vgl. Dittmann 1990, 134 und Piller
2004b, 170.
335
Negahban 1995, 63; Negahban 1996, 273.
336
Negahban 1996, 273, Kat.-Nr. 821 und 823.
337
Vgl. Negahban 1995, 103 mit Negahban 1996, 273. Die Abbildung vermag leider nichts zur Klärung dieser
Frage beizutragen.
338
Negahban 1995, 103 nimmt an, es könnte sich um einen Dolch handeln, während Negahban 1996, 273 davon
ausgeht, es sei eine Lanzenspitze.
339
Negahban 1995, Fig. 13.
340
Hilfreich ist jedenfalls die Veröffentlichung einer fotografischen Abbildung bei Negahban 1996, Pl. 119, 672.
Vielleicht handelt es sich um eine Vorstufe zu den später sehr verbreiteten Spulenknaufschwertern.
148
Interpretation der Tabelle
nachfolgenden Eisenzeit II aufkommen341. In Marlik bildet diese Waffe jedenfalls ein
absolutes Einzelstück.
Besser zu beurteilen ist hingegen ein ebenfalls bronzener Dolch- oder Schwertgriff aus Grab
7, der eine nicht erhaltene Eisenklinge besaß und typologisch in die Nähe der Dolche des
Typs V B gerückt werden kann342. Zuletzt ist noch eine kleine Dolchklinge mit Griffzunge zu
nennen, die oberflächennah in Planquadrat XX F gefunden wurde. Es handelt sich hierbei um
den Bereich von Test Trench I, der sich zum Teil über dem später freigelegten Grab 42
befand. Ob der Dolch damit sicher diesem Grab zugewiesen werden kann, muss jedoch offen
bleiben343.
Alle hier aufgeführten Waffenfunde gehören dem zweiten Abschnitt der Tabelle an. Diese
auffällige Häufung steht in bemerkenswertem Gegensatz zu deren Fehlen im linken
Tabellenbereich und könnte durchaus im Sinne einer chronologischen Aussage interpretiert
werden. Dies würde gut zu der oben durchgeführten Auswertung der Dolche und
Lanzenspitzen passen.
7.1.3.3. Zusammenfassung
Nach genauerer Betrachtung der vorliegenden Informationen konnten sowohl eine
geschlechtsspezifische als auch eine soziologische Interpretation der Kombinationstabelle
ausgeschlossen werden. Die Auswertung der Dolche bzw. Schwerter und der Lanzenspitzen
ergab übereinstimmend eine Laufrichtung von links oben nach rechts unten. Typologisch und
technologisch „älter“ sind offensichtlich in beiden Fällen diejenigen Funde, welche in der
Tabelle im linken oberen Bereich vorkommen, während nach rechts unten hin entwickelte
Typen auftreten344. Eine Untersuchung der Eisenfunde aus der Nekropole führte zu ähnlichen
Ergebnissen. Damit kombiniert die in der Kombinationstabelle erkennbare Diagonale den
Ablauf der Grabbelegung auf der x-Achse von links nach rechts mit der Abfolge des
Fundmaterials auf der y-Achse von oben nach unten. Dies bedeutet, dass Gräber und Typen in
341
Vgl. beispielsweise die zahlreichen Varianten dieses Typs in Grab 1 von Tul-e Gilan bei Khalatbari 2004a,
83-84, Fig. 51-53.
342
Gut vergleichbar sind die Ritzverzierungen mit mehreren parallelen Linien im unteren Teil der Handhabe,
welcher in Vollgrifftechnik gegossen ist. Das mit drei spitzen Ausläufern versehene Heft bildet offenbar eine
Sonderform der Halbmondhefte mit Mittelrippe. Die Aufteilung des oberen Teils der Handhabe durch Stege in
dreieckige Elemente zur Aufnahme von Einlagen findet eine gute Entsprechung zu einem Dolch des Typs V aus
dem Kunsthandel. Vgl. hierzu Nagel 1963, Tafel V,11.
343
Für Grab 42 wurde eine Stellung im späten Bereich der Nekropole, wohl am Übergang zwischen den Stufen
IIb und III, ermittelt.
344
In Grab 15 sind Lanzenspitzen des Typs III A mit verschiedenen Varianten der Griffzungendolchen des Typs
I vergesellschaftet. Diese Kombination kommt in den vom Fundmaterial her gut vergleichbaren Gräbern von
Ghalekuti mehrfach vor und bestätigt die enge chronologische Verbindung zwischen den beiden Waffenformen.
Als Beispiele können die Gräber A-VIII und C-I genannt werden. Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LXIV, 18-19
sowie Pl. LXXIX, 200-201.
149
Interpretation der Tabelle
der linken oberen Ecke der Tabelle generell als älter einzustufen sind als solche in der Mitte
und diese wiederum älter sind als diejenigen in der rechten unteren Ecke345.
345
Hierbei ist allerdings zu bedenken, dass nicht unbedingt mit einer linearen Zeitentwicklung zu rechnen ist.
Vgl. Zimmermann 1997, 11. Eggert 2001, 206-221, hat ausführlich darauf hingewiesen, dass dies nicht
zwangsweise bedeuten muss, dass die Gräber in exakt der Reihenfolge angelegt wurden, in der sie in der Tabelle
auftauchen. Es kann durch diese Methode bestenfalls eine chronologische Nähe verschiedener Befunde
zueinander angedeutet werden.
150
Auswertung der Tabelle
8. Auswertung der Tabelle
8.1. Zuordnung der Gräber zu den Stufen
Wie bereits einleitend kurz dargelegt, stand am Beginn der vorliegenden Arbeit zunächst eine
Untersuchung zu den Waffenfunden aus Marlik. Die hierzu angefertigte Kombinationstabelle
ergab vier deutlich voneinander abgesetzte Bereiche, welche bei chronologischer
Interpretation der Tabelle die Schichten einer horizontalen Stratigraphie bilden. Um
Missverständnisse bei der Verwendung des Terminus Schicht, welcher in der Tat besser im
Rahmen einer vertikalen Stratigraphie einzusetzen ist, zu vermeiden, wird dieser im
Folgenden durch die Bezeichnung Stufe ersetzt. Dadurch wird gleichzeitig zum Ausdruck
gebracht, dass es sich hierbei um Abstufungen einer chronologisch fortschreitenden
Entwicklung handelt. Die Stufen der Waffentabelle wurden zunächst mit lateinischen Ziffern
von I bis IV durchnummeriert. Mit der Einbeziehung weiterer Funde, welche erst nach dem
Erscheinen des Endberichtes 1996 möglich wurde, stellte sich heraus, dass die Stufen II und
III in vielen Bereichen enger miteinander verbunden waren als zunächst angenommen. Um
diesen neuen Erkenntnissen Rechnung zu tragen, wurde in der Gesamttabelle eine
Umbenennung vorgenommen. Die Abfolge beginnt wie zuvor mit Belegungsstufe I, jedoch
wurden nun die folgenden beiden Abschnitte zu einer Stufe zusammengefasst, welche in die
zwei Phasen IIa und IIb unterteilt wurde. Damit rückte die ehemalige Stufe IV auf und
erscheint in der Gesamttabelle als Stufe III. Diese Stufen werden im Folgenden bei Tabellen,
Grafiken und anderen Abbildungen farblich gekennzeichnet (Abb. 24): Stufe I: gelb; Stufe
IIa: grün; Stufe IIb: rot; Stufe III: blau.
151
Auswertung der Tabelle
Typen / Grabnummern
15 12 14 23 10 50 24 26 47 52 36 32 33 27 19 41 44 45 30
Dolche Typ I C
●
●
Pfeilspitzen Typ V A
●
●
Pfeilspitzen Typ I
●
Lanzenspitzen Typ I B
●
Lanzenspitzen Typ III A
●
Röhrenperlen mit Gittermuster
●
Drahtohrringe Variante B
●
●
●
Goldblechdiademe Variante A
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Spiraldrahtperlen
●
●
●
●
●
●
●
●
Goldene Ringscheiben
●
Pilzkopfnadeln
●
Goldene Kegelkopfnadeln
●
●
Blechohrringe
●
●
●
●
●
●
●
Geschlossene Bronzeringe
●
Gerillte Nadeln mit kleinem Kopf
●
Goldblechdiademe Variante B
●
Goldblechblätter
●
Kannen Typ I C
●
Offene tordierte Armreifen
●
Scheibenanhänger Variante B
●
●
Pfeilspitzen Typ III B
●
●
●
Zimbeln
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Olivenförmige Goldblechperlen
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Birnenförmige Goldblechobjekte
●
●
Felidenköpfe aus Goldblech
●
●
Lanzenspitzen Typ I C
●
●
Pfeilspitzen Typ V B
●
●
●
Schöpfkellen
●
●
●
Maultierfiguren aus Keramik
●
Lanzenspitzen Typ I A
●
Doppelpyramidenanhänger
●
Pfeilspitzen Typ IV
●
Kannen Typ I B
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Schwarzweiß gebänderte Glasperlen
●
●
●
Dolche Typ II B
●
●
Lanzenspitzen Typ I D
●
Dolche Typ IV
●
Gürtelbleche Typ II
●
Gürtelbleche Typ I
●
●
●
Dolche Typ II A
●
●
●
Schnabelkannen Typ II A
●
●
Bronzekessel Variante B
●
●
Dolche Typ I E
●
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●
●
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●
●
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●
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●
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●
●
Schüsseln mit Ritzverzierung
●
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●
●
●
Ausgusschalen Typ II
●
Tassen mit großem Henkel
●
Tordierte Ohrringe Variante A
●
Konische Goldblechperlen
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●
●
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●
●
Vierspiralige Schieberperlen
●
●
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●
●
Zahnradperlen aus Fritte
●
●
Hirschfiguren aus Keramik
●
●
●
●
●
●
●
Tierkopfnadeln
●
●
●
●
●
●
Topfartige Gefäße mit einem Henkel
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Steinmörser Variante A
●
●
Schnabelkannen Typ II B
●
●
●
Granatapfelförmige Perlen
●
●
Flache Rippenperlen
●
Bronzetassen
●
●
●
●
●
●
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●
●
Dolche Typ III A
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●
●
Kannen Typ III
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●
●
●
●
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●
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●
●
●
●
●
●
●
●
Dolche Typ III B
●
Lanzenspitzen Typ II A
●
●
●
Teller
●
Dolche Typ V A
Töpfe
●
●
Schüsseln mit vertikalem Henkel
Lanzenspitzen Typ III B
●
●
●
Bronzekessel Variante A
●
●
●
●
●
●
●
Bronzebarren
Runde Bronzeschellen
●
●
Ausgusschalen Typ I B
Goldene Drahtohrringe Variante A
●
●
●
●
Becken Variante B
Pfeilspitzen Typ III A
●
●
●
Bronzeforken Variante B
Bootsförmige Ohrringe Variante A
●
●
Lanzenspitzen IV A
Birnenförmige Keulenköpfe
●
●
●
●
●
●
●
●
Steinmörser Variante B
●
●
Lanzenspitzen Typ II B
●
Dolche Typ V B
●
●
●
●
●
●
Bootsförmige Ohrringe Variante B
●
●
●
Lanzenspitzen Typ IV B
Würfelförmige Gefäße
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Kannen Typ I A
●
●
●
●
Stierfiguren aus Keramik
●
●
●
Ösenkopfnadeln
Stierfiguren aus Bronze
●
●
●
●
Fingernagelsäuberer
Bronzeknöpfe
●
●
Schnabelkanne Typ II C
Goldene Tierkopfperlen
●
●
●
●
Granatapfelanhänger
●
●
●
Kugelförmige Goldblechperlen
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Traubenförmige Anhänger
●
●
●
●
●
Pfeilspitzen Typ III C
●
●
●
●
●
●
●
●
Goldblechknöpfe
Lanzenspitzen Typ I E
●
●
Bronzeforken Variante A
Hirschfiguren aus Bronze
●
●
Töpfe mit zwei Henkeln
Ohrensäuberer
5
●
●
Scheibenperlen mit Durchschub
Pfeilspitzen Typ II
2
●
Tordierte Ohrringe Variante B
Ausgusschalen Typ I A
1
●
●
Scheibenanhänger Variante A
3
●
Kannen Typ II
Goldene Rippenperlen
4 29 16 40 25 18 13
●
●
●
Abb. 24: Interpretation der Kombinationstabelle mit farbig hervorgehobener Stufengliederung.
152
Auswertung der Tabelle
8.1.1. Stufe I
Der erste Belegungsabschnitt ist als gut an der Konzentration von Funden in der linken oberen
Ecke der Tabelle zu erkennen. Er besteht aus den Gräbern 10, 12, 14, 15 und 23.
Waffengräber der Stufe I sind die beiden Befunde 12 und 15. Hinzu kommen die vor allem
über den Schmuck vergleichbaren Gräber 10, 14 und 23.
Während zu einigen Gräbern der nachfolgenden Stufe IIa zum Teil noch gute
Vergleichsmöglichkeiten bestehen, gibt es in der rechten Tabellenhälfte nur noch wenige
Übereinstimmungen mit Stufe I. Eine Ausnahme bildet Grab 50, das über den Schmuck an
Stufe I, ansonsten aber bereits an Stufe IIb gebunden ist346.
Abb.25: Gräber der Stufe I.
346
Zur Datierung dieses ungewöhnlichen Befundes siehe weiter unten im Kapitel „Auswertung der Gräber“.
153
Auswertung der Tabelle
Die besten Vergleiche zu den Grabinventaren der Stufe I kommen aus dem
früheisenzeitlichen Gräberfeld von Ghalekuti. Die meisten der dort aufgedeckten
Steinkistengräber dürften aufgrund ihres Inventars wohl in etwa gleichzeitig mit Stufe I sein
und bieten so eine willkommene Ergänzung zu den Befunden in Marlik.
8.1.2. Stufe II
Der Großteil der Tabelle wird von einem insgesamt neunzehn Gräber umfassenden Komplex
eingenommen, der als Stufe II bezeichnet wurde. Viele gemeinsame Fundgattungen und
Typen zeigen, dass es sich um eine zusammenhängende Kulturausprägung handelt, die sich in
einer Reihe von Merkmalen von den früheren und späteren Fundkonzentrationen an den
Enden der Kombinationstabelle unterscheidet.
Viele der oft als charakteristisch für den Fundort Marlik bezeichneten Objekte wie figürlich
verzierte Metallgefäße, Keramikkannen, anthropomorphe und zoomorphe Keramik- und
Metallfigurinen, mehrere markante Waffentypen und die Trachtausstattung mit zahlreichen
Goldblechknöpfen tauchen erst jetzt auf und sind später bestenfalls noch in Einzelfällen
vorhanden. Aus diesem Grund wurde Stufe II in der vorliegenden Arbeit auch als „Klassische
Marlik-Kultur“ bezeichnet.
Wie oben bereits dargelegt, lassen sich innerhalb dieses Abschnittes zwei Phasen feststellen.
Dies wird insbesondere im Bereich der Waffenfunde und der figürlich verzierten
Metallgefäße deutlich. Die erste Phase, welche zum Teil noch Anklänge an das Fundmaterial
der Stufe I aufweist, wurde Stufe IIa genannt. Der spätere Abschnitt tendiert bereits in einigen
Bereichen zur nachfolgenden Stufe III und wurde als Stufe IIa bezeichnet.
154
Auswertung der Tabelle
8.1.2.1. Stufe IIa
Zu Stufe IIa gehören die Befunde 24, 26, 27, 32, 33, 36, 47 und 52. Bei den Gräbern 26, 47
und 52 handelt es sich um ausgesprochen große Grabbauten mit zahlreichen Waffenfunden.
Die Tracht mit den auf der Kleidung aufgenähten Goldblechknöpfen bildet ein weiteres
gemeinsames Charakteristikum dieser so genannten Kriegergräber. Die Befunde 24, 27, 32
und 33 repräsentieren kleinere, aber dennoch durchaus gut ausgestattete Waffengräber.
Zuletzt ist noch das sogar für die Verhältnisse in Marlik äußerst reiche, in mehrerer Hinsicht
ungewöhnliche Grab 36 zu nennen. Es enthielt kaum Waffen, aber eine große Anzahl anderer
Fundgattungen sowie einige herausragende Einzelstücke, die regelrecht übereinander
gestapelt wurden. Wie die Kombinationstabelle zeigt, ist der Übergang zur nächsten Phase
fließend. Dies wird insbesondere bei der Analyse der Gräber 27 und 29 deutlich.
Abb. 26: Gräber der Stufe IIa.
155
Auswertung der Tabelle
8.1.2.2. Stufe IIb
Die zweite Phase der Stufe II umfasst die Gräber 13, 16, 18, 19, 25, 29, 30, 40, 41, 44, 45 und
50 und bildet damit die Belegungsstufe mit den meisten Befunden. Wie oben ausgeführt, ist
der Anteil beraubter Gräber in diesem Abschnitt besonders hoch, was die Auswertung zum
Teil erschwerte. Als reiche Kriegergräber, welche die Tradition der vorhergehenden Phase
weiterführen, können die Grabnummern 44, 45 und 50 genannt werden. Vermutlich gehörte
ursprünglich auch der stark gestörte Befund 42 in diese Kategorie. Die Gruppe der kleineren
Waffengräber wird durch die Grabnummern 13, 16, 18 und 29 gebildet.
Abb. 27: Gräber der Stufe IIb.
156
Auswertung der Tabelle
8.1.3. Stufe III
Vier Gräber setzten sich in der linken unteren Ecke der Kombinationstabelle deutlich von
Stufe II ab. Es handelt sich um die Befunde 1, 2, 3 und 5, die hauptsächlich durch
Waffentypen, einige Keramikformen und bestimmte Objekte aus dem Schmuckbereich
definiert sind. Bezüge bestehen vor allem zu einigen Gräbern der Stufe IIb, während zu den
älteren Belegungsbereichen kaum noch Gemeinsamkeiten vorhanden sind.
Abb. 28: Gräber der Stufe III.
8.2. Belegungschronologie
Die oben beschriebenen Stufen der Kombinationstabelle lassen sich zur Illustration der
Belegungschronologie auf den Gräberfeldplan übertragen. Es zeigt sich, dass die in der
Tabelle durch Stufenbildung voneinander abgesetzten Beigabenkombinationen im Gräberfeld
als weitgehend geschlossene Belegungsareale auftauchen.
157
Auswertung der Tabelle
8.2.1. Stufe I
Die dieser Stufe zugeordneten Befunde liegen nahe beieinander am dicht belegten
Zentralbereich der Nekropole auf der nördlichen Seite des Hügels (Abb. 29). Meist verfügen
sie über eine annähernd rechteckige Struktur (Gr. 10, 12, 15, 17 und 23), die sie von den
meisten anderen Gräbern vor Ort unterscheidet347. Auch die generelle Ausrichtung der
Grabwände in südwest-nordöstlicher Richtung stimmt bei den erwähnten Gräbern in etwa
überein.
Abb. 29: Belegungsbereich der Stufe I.
347
Es könnte sich um den von Negahban 1964, 16 definierten Grabtyp 3 handeln, den er aus nicht näher
dargelegten Gründen für den ältesten hielt. Dies würde gut mit den Ergebnissen der Horizontalstratigraphie
übereinstimmen.
158
Auswertung der Tabelle
8.2.2. Stufe IIa
Alle oben aufgeführten Grabbauten dieser Phase befinden sich am nordöstlichen Hang des
Hügels bzw. im dicht belegten Zentralbereich der Nekropole (Abb. 30). Auch hier liegen
diejenigen Gräber, welche laut Kombinationstabelle erhebliche Übereinstimmungen im
Fundmaterial aufweisen, in enger Nachbarschaft nahe beieinander. Das Belegungsareal hat
sich im Vergleich zur ersten Stufe nach Osten verlagert.
Einige Befunde der Stufe IIa zeichnen sich durch einen ausgesprochenen Reichtum der
Grabinventare aus. Ein vorherrschender Grabtyp ist nicht auszumachen. Neben großen, reich
mit Waffen ausgestatteten Kriegergräbern unregelmäßiger Form (Gr. 26, 47 und 52) gibt es
auch kleinere, annähernd langrechteckige Waffengräber in südost-nordwestlicher Ausrichtung
(Gr. 19, 24, 32) sowie in etwa quadratische Grabbauten mit grob nord-südlicher (Gr. 33, 36)
und langrechteckige Gräber in nordwest-südöstlicher Orientierung (Gr. 27, 37).
Abb. 30: Belegungsbereiche der Stufen I und IIa.
159
Auswertung der Tabelle
8.2.3 Stufe IIb
Eindeutig zu Stufe IIb gehören große, unregelmäßige (Gr. 42, 44, 45, 25) bzw. rechteckige
(Gr. 50) und annähernd rechteckige kleinere Gräber (Gr. 13, 16, 18) unterschiedlicher
Orientierung. Bei anderen Befunden (Gr. 30, 40 und 41) war lediglich eine allgemeine
Einstufung in den Gesamtbereich von Stufe II mit gewissen Tendenzen zur späteren Phase
möglich. Einige Gräber liegen im dicht belegten und gut durchmischten Zentralbereich, die
anderen erstrecken sich südlich und östlichen davon bis zur südöstlichen Erhebung des
Hügels. Damit deckt das Belegungsareal dieser Phase eine sehr viel größere Fläche ab als das
der beiden vorhergehenden Stufen. Innerhalb dieses Bereiches befinden sich die meisten der
leer vorgefundenen und wohl auch einige der zum Teil beraubten Grabbauten. Das
Belegungsareal schließt in etwa südlich an das der ersten Phase von Stufe II an und ist zum
Teil eng damit verbunden (Abb. 31).
Abb. 31: Belegungsbereiche der Stufen I bis IIb.
160
Auswertung der Tabelle
Im Grenzbereich zwischen diesen Arealen liegen auch die Befunde, welche aufgrund der
Kombinationstabelle als Übergangsgräber zwischen beiden Phasen der Stufe II zu
interpretieren sind (Gr. 27, 29 und 19).
8.2.4. Stufe III
Obwohl sich bezüglich der Inventare durchaus einige Gemeinsamkeiten zwischen den
späteren Gräbern der Stufe IIb (etwa Gr. 13 und 42) und denen der unmittelbar darauf
folgenden Stufe III feststellen lassen, unterscheidet sich das Fundmaterial dieser Stufe in
verschiedener Hinsicht von den vorhergehenden Phasen. Dies zeigt sich auch bei der
Kartierung der Belegungsareale, bei der sich Stufe III im nordwestlichen Bereich der
Nekropole deutlich von den anderen Grabgruppen absetzt. Den sicheren Gräbern (Gr. 1, 2, 3,
5) der Stufe III können wohl noch zwei weitere Befunde (Gr. 6, 7) zugeordnet werden, die in
unmittelbarer Nachbarschaft am nordwestlichen Randbereich der Nekropole ergraben wurden.
Abb. 32: Belegungsbereich der Stufen I bis III.
161
Auswertung der Tabelle
Mit diesen Befunden endet auch die Nutzung des Hügels von Marlik als Friedhof. Ob sich
jüngere Gräber, etwa der nachfolgenden Eisenzeit II in den niedrigeren Lagen um den Tepe
anschließen, ist aufgrund fehlender Grabungen nicht bekannt. Die nahe gelegenen Fundorte
Zeinab Bejar und Qara Qhešlagh lieferten überwiegend Material der Eisenzeit II/III und
könnten, vielleicht mit einer zeitlichen Lücke, relativchronologisch an die jüngsten Gräber in
Marlik anschließen348.
348
In Zejnab Bejar wurden mindestens fünf Bestattungen in einfachen Erdgruben freigelegt. Die fehlende
Grabarchitektur und die bei Negahban 1996, Pl. 4,C und Pl. 5, A deutlich erkennbare unregelmäßige
Körperhaltung lassen sogleich an die Nachbestattungen der Eisenzeit III in Grab C-I von Ghalekuti denken.
Dieser erste Eindruck kann durch einige der Funde bestätigt werden. Die Keramikkanne Negahban 1996, Kat.Nr. 499 aus Grab 1 gehört zu den Leitformen der EZ III-zeitlichen orange ware und besitzt ein fast identisches
Gegenstück in Grab C-I in Ghalekuti. Vgl. Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LXXIII, 2. Gleiches gilt für die
ziegelrote Schale Negahban 1996, Kat.-Nr. 623, mit ihren drei Knubbenfüße und dem schräg angebrachten Griff.
Zu zwei Bronzenadeln mit verbreitertem, flachen Oberteil und eingerolltem Ende wurden unlängst gute
Parallelen aus Grab 9 in Maryan bekannt. Vgl. Khalatbari 2004c, 235, Abb. 14,3-4. Auch diese Bestattung
könnte aufgrund der Totenlage in die Eisenzeit III zu datieren sein. Etwas später ist ein silberner Armreif mit
Schlangenkopfenden und Ritzverzierung einzuordnen. Vergleichsstücke aus Ghalekuti I, Grab 5 deuten auf eine
achämenidische Zeitstellung hin. Vgl. Haerinck 1989, Fig. 4.
Einige der aus Gheshlagh publizierten Funde stehen offenbar ebenfalls der orange ware nahe. Hierbei handelt es
sich um die keine Flasche mit drei Knubbenfüßen Negahban 1996, Kat.-Nr. 498 und eine Schüssel mit drei
typischen Zahnradhenkeln bei Negahban 1996, Kat.-Nr. 605.
162
Auswertung der Typen
8.3. Auswertung der Typen
Anhand der bisher erarbeiteten Stufengliederung besteht erstmals die Möglichkeit, dass
Fundmaterial der Nekropole von Marlik feinchronologisch zu gliedern.
8.3.1. Keramik
Die Keramik Nordirans zeichnet sich durch eine hohe Eigenständigkeit aus. Ab der Frühen
Eisenzeit349 bis weit hinein in die parthische Zeit passt sich die Keramikproduktion zwar
gewissen allgemeinen „Trends“ aus dem iranischen Hochland an, bewahrt aber zugleich ihren
selbständigen Charakter unter Herausbildung eigener Formen und Varianten350. Hinsichtlich
der absoluten Datierung können äußere Vergleiche nur bedingt, in Bezug auf die relative
Abfolge so gut wie gar nicht weiterhelfen351.
Wie bereits oben in Kapitel „Vorstellung der Typen“ geschildert, ist in Marlik gerade im
Bereich der Keramik mit einer größeren Menge an Funden zu rechnen, die aus diversen
Gründen unbeachtet blieben und folglich in keiner Publikation erwähnt wurden. Ein Blick auf
die Kombinationstabelle zeigt, dass der überwiegende Teil des verwertbaren Materials in
Stufe II einzuordnen ist. Demgegenüber sind aus Gräbern der Stufen I und III vergleichsweise
wenig Funde vorhanden. Für die in der vorliegenden Arbeit angestrebte relativchronologische
Gliederung der Nekropole von Marlik vermögen die keramischen Funde aus diesem Grund
nur eingeschränkt zum Erreichen detaillierter Ergebnisse beizutragen.
Kannen Typ I
Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass zwischen den drei Formen dieses Typs starke
Übereinstimmungen vorhanden sind. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass verschiedene
Varianten in mehreren Gräbern miteinander vergesellschaftet sein können352. Dies lässt darauf
349
Haerinck 1988, 66, weist darauf hin, dass aus Gilan kein Fundmaterial vorliegt, das sicher in die Früh- oder
Mittelbronzezeit zu datieren ist. Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen hat sich dieser Befund bis heute
kaum geändert. Siehe hierzu auch Kroll 1984, 138.
350
Haerinck hat die Keramikentwicklung in Nordiran für den genannten Zeitraum in mehreren Arbeiten
zusammengefasst und dargestellt. Für die Frühe und Mittlere Eisenzeit siehe Haerinck 1988, für die
achämenidische und frühparthische Zeit Haerinck 1989, für die parthische Zeit Haerinck 1983, 149-171.
351
Löw 1998, 33-61, ordnete die Keramik aus Marlik pauschal der von ihr so genannten „Kultur der Grauen
Ware“ zu. Es wurde in dieser Arbeit bereits darauf hingewiesen, dass dies nicht ganz korrekt ist. Von den
klassischen Leitformen der Western Grey Ware ist in Nordiran lediglich die Schnabelkanne vertreten, doch auch
hier lassen sich die Exemplare aus dem Elbursgebirge gut vom nordwestiranischen Fundmaterial unterscheiden.
352
So z.B. die Varianten A und B in Grab 27, die Varianten A und C in Grab 32 sowie die Varianten B und C in
Grab 33.
163
Auswertung der Typen
schließen, dass die Unterschiede wohl nicht auf chronologische Ursachen zurückzuführen
sind. Die verschiedenen Varianten dürften vielmehr in etwa gleichzeitig zu datieren sein.
Ein Blick auf die Ergebnisse der Kombinationstabelle bestätigt das gewonnene Bild. Alle
Gräber, die Kannen des Typs I enthalten, sind in Stufe II einzuordnen, wobei ein deutliches
Übergewicht in Stufe IIa zu erkennen ist. Aufgrund der großen Zahl von Funden und dem
trotz des Variantenreichtums geschlossenen Erscheinungsbildes kann man konstatieren, dass
die Kannen des Typs I als keramische Leitform der klassischen Marlik-Kultur, wie sie uns in
Stufe II begegnet, anzusprechen sind. Bisher sind sie weder davor noch danach
nachzuweisen353.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufe IIa und IIb.
Variante B: Marlik Stufe IIa.
Variante C: Marlik Stufe IIa.
Kannen Typ II
In Marlik sind Kannen dieses Typs lediglich in den Gräbern 23 und 41 gefunden worden. Ein
weiteres Gefäß aus Gheshlagh entzieht sich leider aufgrund der ungenauen Informationen
einer exakteren Bewertung354. Gut datierbar ist hingegen eine Kanne dieses Typs aus
Ghalekuti Grab E.6355. Dieses Grab ist mit Marlik Stufe I zu parallelisieren und bietet eine
Datierung, die gut zu Grab 23 passen würde. Der Fund aus Grab 41 deutet aber an, dass die
Form auch noch in Stufe II vorhanden war.
Zeitstellung: Marlik Stufen I bis II.
Kannen Typ III
Funde dieses Typs verteilen sich auf Gräber der Stufen IIa und IIb. In drei Fällen (Gräber 13,
32, 33) bestehen Vergesellschaftungen mit Kannen des Typs I, mit denen Typ III wohl in
etwas zeitgleich sein dürfte. Die Stichverzierungen am Übergang zwischen Hals und Schulter,
welche bei beiden Typen zu beobachten sind, weisen in die gleiche Richtung. Auch hier
handelt es sich demnach um eine typische Form der klassischen Marlik-Kultur der Stufe II.
Zeitstellung: Marlik Stufe II.
353
Dies betrifft auch die Befunde aus Ghalekuti, die weitgehend Stufe I in Marlik entsprechen.
Negahban 1996, 11, 24 sowie 51-52, äußert sich nur ganz allgemein über die Grabungen in Geshlagh.
Anhand der vorliegenden Informationen ist es nicht möglich, die verschiedenen Funde bestimmten
Grabungsarealen zuzuordnen.
355
Fukai/Ikeda 1971, Pl. LI, 15.
354
164
Auswertung der Typen
Würfelförmige Gefäße
Diese ausgesprochen charakteristische Form ist in Marlik lediglich dreimal vorhanden, wobei
das Exemplar aus Planquadrat XVIII G nicht zu bewerten ist. Grab 44 gehört Stufe IIb, Grab
5 Stufe III an. Damit sind würfelförmige Gefäße vermutlich in den späteren
Belegungsabschnitt der Nekropole einzuordnen.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIb und III.
Töpfe
Funde unterschiedlicher Varianten stammen aus den Gräbern 52 und 47, 36 (Stufe IIa), 13,
50, 30 (Stufe IIb) und 5 (Stufe III). In Ghalekuti und Lameh Zamin gehört die Form zur
üblichen Ausstattung fast aller Gräber. Wie sich zeigt, handelt es sich wohl um einen
Durchläufer, der aufgrund der einfachen Form eine lange Laufzeit aufweist und nur eine
geringe feinchronologische Relevanz besitzt.
Zeitstellung: Marlik Stufe I, IIa, IIb und III. Durchläufer.
Topfartige Gefäße mit einem Henkel
Die zwei Gefäße dieses Typs stammen aus Befunden der Stufe IIa. Eines der Exemplare ist in
Grab 27 mit einer von der Form her gut vergleichbaren Bronzetasse vergesellschaftet.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa.
Töpfe mit zwei Henkeln
Vor dem Erscheinen des Endberichtes nahm Haerinck an, dass es diese Form erst ab der
Eisenzeit II auftaucht356. Die erst mit Erscheinen des Endberichtes bekannt gewordenen
Funde aus den Gräbern 50 und 52 in Marlik legen jedoch nahe, dass es derartige Gefäße
bereits im späten 2. Jt. v.Chr. gab. Es dürfte sich demnach auch hier um eine ausgesprochen
langlebige Form handeln. In Marlik sind die wenigen Funde auf Gräber der Stufe II
beschränkt.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa-b.
Schüsseln mit Ritzverzierung
Eingeritzte kreuzschraffierte Verzierung ist in Marlik nur bei den drei Exemplaren dieses
Typs vorhanden. Die dadurch bereits angedeutete Nähe der Befunde 36, 47 und 52 wird auch
in der Kombinationstabelle deutlich. Alle Gefäße stammen aus Gräbern der Stufe IIa.
356
Haerinck 1987, 72.
165
Auswertung der Typen
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa.
Schüsseln mit vertikalem Henkel
In Marlik gehören die Funde in den Rahmen der Stufe II. Gut vergleichbare Schüsseln
kommen bereits in den Sumbar-Gräberfeldern im Südwesten Turkmenistans vor357, außerdem
in einigen Befunden von Ghalekuti und Lameh Zamin358. Es dürfte sich somit um eine Form
mit insgesamt längerer Laufzeit handeln, als dies die Befunde in Marlik andeuten.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIb.
Tasse mit großem Henkel
Von den beiden Befunden, die diesen Typ enthielten, lässt sich lediglich Grab 36 in das
Stufensystem einordnen, während Grab 4 nicht zuweisbar ist. Grab 36 gehört zu den
herausragenden Befunden der Stufe IIa. Ein ähnliches Gefäß mit etwas kleinerem Henkel aus
Ghalekuti Grab A-V zeigt, dass sich der Typ schon zuvor auszubilden begann359. Tassen
dieses Typs tauchen auch noch in mehreren Befunden der Nekropole B von Tepe Sialk auf360.
Es handelt sich offensichtlich um einen Typ, dessen Laufzeit nicht auf einzelne
Belegungsphasen in Marlik zu beschränken ist.
Zeitstellung: Durchläufer
Schnabelkannen
Die ältesten Schnabelkannen in Iran stammen aus dem Bereich der Eastern Grey Ware 361.Sie
werden in der Regel als Vorbilder für die jüngeren Beispiele in benachbarten Regionen,
insbesondere im Südwesten Turkmenistans und im nördlichen Zentraliran angesehen362. Als
gemeinsames Kennzeichen aller frühen Schnabelkannen ist ein hoch am Gefäßkörper
angesetzter, nur mäßig gekrümmter Ausguss zu nennen, der erhebliche Längen erreichen
kann. Dies ist übereinstimmend für das Sumbargebiet, Nordostiran, den nördlichen
357
Chlopin 1986, 18, Abb. 6, IIIa-b.
Ghalekuti Grab C-I, allerdings mit abgebrochenem Henkel: Egami 1965, Pl. LXXIX, 203. Von der Keramik
her dürfte Grab LZ-110 in Lameh Zamin in die gleiche Zeitstufe zu gehören. Fukai/Matsutani 1982 Pl. 63, 3,
während Grab LZ-105 Keramik der EZ II enthielt. Fukai/Matsutani 1982, Pl. 60, 1.
359
Egami 1965, Pl. LIII, 24.
360
Ghirshman 1939, P. XX, 1-2.
361
Schmidt 1937, 181, Fig. 107, H3511 aus Hissar IIIC; Arne 1945, 196, Fig. 386 aus Schah Tepe.
362
Die gesamte Literatur zu diesem Thema zusammenzutragen würde den hier zur Verfügung stehenden
Rahmen bei weitem sprengen. Zur Datierung der Sumbar-Nekropolen in die Mitte des 2. Jt. v.Chr. siehe Chlopin
1986, 31-34; Brentjes 1987, 23; Dittmann 1990, 134; zur Zeitstellung der Central Grey Ware vgl. Piller 2004b,
152-154.. Zusammenfassend hat sich zuletzt Adachi 2006, 36-43, mit Entwicklung und Typologie der
Schnabelkannen im Iranischen Hochland beschäftigt.
358
166
Auswertung der Typen
Zentraliran und das Urmiagebiet363 festzustellen. Erst später wird der Ansatzpunkt des
Ausgusses weiter nach unten verlegt und der Ausguss doppelt gekrümmt. Eine vergleichbare
Entwicklung lässt sich auch in Marlik beobachten.
Zwar ist Typ I in Marlik nur mit einem Exemplar vertreten und taucht deshalb nicht in der
Kombinationstabelle auf, doch sein Vorhandensein in Grab 12 und in den wohl zeitgleichen
Gräbern A-V und E.6 in Ghalekuti sowie in einem Grab in Gohar Tepe zeigen deutlich, dass
es sich hier um eine Form handelt, die ohne Zweifel früh einzuordnen ist. Dem würde auch
der hoch angesetzte, nur leicht gekrümmte Ausguss entgegenkommen, der - wie oben
ausgeführt - als Merkmal früher Schnabelkannen gelten kann. Ab Stufe IIa sind dann
Schnabelkannen mit doppelt gebogenem Ausguss vorhanden. Die verschiedenen Varianten
mit runden, länglichen oder hohen Gefäßkörpern verfügen meist über ähnliche Laufzeiten und
sind in einigen Gräber miteinander vergesellschaftet. So enthielt Grab 36 Exemplare der
Varianten A und C, Grab 27 Beispiele der Varianten B und C. Eine Kanne mit kurzem
Ausguss aus Grab 2 zeigt, dass Schnabelkannen in der gesamten Laufzeit der Nekropole von
Marlik vorhanden waren.
Schnabelkannen des Typs II finden gute Vergleiche am Südrand des Elbursgebirges in
mehreren Gräbern der Nekropole Gheytariyeh364. In Nord- und Zentraliran setzt sich die
Produktion charakteristischer Schnabelkannen auch in das frühe 1. Jt. v.Chr. hinein fort365.
Zeitstellung: Typ I:
Marlik Stufe I
Typ IIA:
Marlik Stufe IIa
Typ IIB:
Marlik Stufe IIa-b.
Typ IIC:
Marlik Stufe IIa.
Ausgussschalen
Diese keramische Form verfügt über eine ausgesprochen lange Tradition. Im iranischen
Hochland ist die einfache Variante A schon früh belegt, wie ein bemaltes Exemplar aus Tepe
Zageh366 zeigt. Zahlreiche Funde aus Schah Tepe IIa legen nahe, dass Ausgussschalen auch
363
Muscarella 1974, 39-40, Fig. 3, 237 sowie Fig. 4. Grab ß2 in Test Trench VII laut Meinung des Ausgräbers
aufgrund der ungewöhnlichen Formen von Schnabelkanne und Henkelbecher eines der ältesten eisenzeitlichen
Gräber vor Ort. Die klassischen lokalen Formen beider Typen bilden sich offensichtlich erst später aus.
364
Kambakhsh Fard 1990, 56-57, 83-85; Kambakhsh Fard 2001, 6, 21, 50, 55 und 59.
365
In Nordiran gibt es eine Reihe von Schnabelkannen, die der keramischen Tradition der Eisenzeit II und III
zuzurechnen sind. Hierzu einige Beispiele: Seipel 2000, 166, Kat.-Nr. 92 und Adachi 2006, Fig. 2,7 gehören der
EZ II, Dyson 1979, Fig. 3,2 der typischen orange ware der EZ III an. Zu den bekanntesten Beispielen aus
Zentraliran sind sicherlich die bemalten und unbemalten Exemplare aus der Nekropole B von Tepe Sialk zu
rechnen. Vgl. Ghirshman 1939, Pl. IX-XII.
366
Seipel 2000, 85, Kat.-Nr. 5. Das Gefäß datiert laut Publikation in die zweite Hälfte des 5. Jt. v.Chr.
167
Auswertung der Typen
zum Formenbestand der Eastern Grey Ware gehörten367. Von dort beeinflusst ist das
keramische Material der Sumbar-Gräberfelder im benachbarten Südwesten Turkmenistans,
wo Ausgussgefäße einen relativ großen Anteil an den Funden bilden368. Aus Qoli Darvish
liegt ein bemaltes Exemplar mit flachem Standboden und Henkel vor. Es ist der SagzabadKeramik zuzurechnen und vermutlich in die erste Hälfte oder die Mitte des 2. Jt. v.Chr. zu
datieren369.
Am häufigsten ist die Form jedoch in Nordiran vertreten, wo neben Marlik auch in Ghalekuti,
Lameh Zamin und Djamshidabad verschiedene Varianten von Ausgussschalen gefunden
wurden. Auch in der nachfolgenden Eisenzeit II und III sind Ausgussschalen in Nordiran fast
unverändert weiterhin belegt370. Ebenfalls in das frühe 1. Jt. v.Chr. sind Ausgussgefäße mit
Rippenverzierung aus Tepe Sialk, Nekropole B und Gheytariyeh zu datieren371.
Diese lange Laufzeit schlägt sich auch in der Auswertung der Kombinationstabelle nieder. Ein
Exemplar mit schmalen Ausguss ist in Marlik bereits in Stufe I (Grab 15) vertreten. Zu dieser
Zeitstufe gehört auch Grab A-V in Ghalekuti372. Aus den folgenden Stufen IIa (Gr. 24, 26, 47
und 52) und IIb (Gr. 13, 19, 29 und 44) liegen zahlreiche Exemplare der einfachen Variante A
vor. Variante B mit Henkel und Standfüßen ist seltener und dürfte eine spätere Form des Typs
darstellen, wie die Funde aus den Gräbern 13 und 29 (beide Stufe IIb) nahe legen. Aus Stufe
III wurden keine Beispiele bekannt, was allerdings durchaus mit dem generellen Mangel an
keramischen Funden aus den Gräbern dieser Zeitstufe zusammenhängen könnte. Das
Weiterleben der Form bis in die Eisenzeit III wird durch mehrere Befunde aus Ghalekuti und
Lameh Zamin anschaulich illustriert373. Ausgussschalen mit Henkel, aber ohne Standfuß sind
in Ghalekuti in Befunden der EZ II und EZ III enthalten374. Die charakteristischer wirkenden
Ausgussschalen des Typs II auf hohem Standring besitzen im Vergleich dazu eine sehr viel
kürzere Laufzeit. Sie stammen aus dem Bereich der Stufe II.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufen I bis IIb, wohl ein Durchläufer.
367
Arne 1945, 203, Fig. 406.
Chlopin 1986, 18-19.
369
Sarlak/Malekzadeh 2005, 66, Fig. 4.
370
Die zahlreichen Neufunde aus Tul-e Gilan bestätigen das bereits von Haerinck 1988, 72-73 festgestellte Bild.
Vgl. Khalatbari 2004a, Fig. 29-33.
371
Ghirshman 1939, Pl. XVII, 1-3; Kambakhsh Fard 1990, 58, Abb. 105.
372
Egami 1965, Pl. LII, 18.
373
Aus der oberflächennahen Schicht in Grab A-V stammt ein Fragment einer Schale mit offenem Ausguss,
dessen Unterseite in der typischen Art der EZ II/III-zeitlichen Orange Ware verziert ist. Vgl. Egami 1965, PL.
LI, 6. Auch im Fundmaterial der Nachbestattungen aus Grab C-I sind einfache Ausgussschalen vorhanden. Vgl.
Egami 1965, LXXIV, 17.
374
Fukai/Ikeda 1971, Pl. XLIV, 11-12. Eine Ansammlung von Metall- und Keramikfunden aus Ghalekuti Hügel
II wurde von den Ausgräbern als Inventar eines Grabes (Tomb 4) eingestuft. Wie Haerinck 1988, 72-73,
feststellte, handelt es sich um einen Befund der EZ II. Die Nachbestattungen in den oberen Schichten von Grab
C-I auf Hügel I enthielten die gleichen Gefäßformen. Vgl. Egami 1965, Pl. LXXIV, 14-15. Sie sind in die EZ III
einzuordnen.
368
168
Auswertung der Typen
Variante B: Marlik Stufe IIb.
Typ II: Marlik Stufe II.
Becken
Die Funde verteilen sich auf die Belegungsstufen I und II, wobei sich beide Varianten
feinchronologisch aufgliedern lassen. Aus Stufe III liegen ebenso wie aus der nachfolgenden
EZ II/III keine Beispiele mehr vor. Variante A ist in Marlik nur durch ein Exemplar aus Grab
12 vertreten. Die sich dadurch andeutende Zeitstellung im Rahmen der Belegungsstufe I wird
durch eine ganze Reihe von Vergleichsstücken aus Ghalekuti bestätigt.
Becken der Variante B sind in Marlik weitaus häufiger vorhanden. Alle Beispiele stammen
aus Gräbern der Stufe II mit deutlicher Tendenz zum späteren Abschnitt und sind demnach
jünger einzustufen als die erste Variante.
Zur Verwendung dieser ungewöhnlichen Keramikform lassen sich keine Hinweise finden.,
zumal sie außerhalb des Elbursgebirges bisher nicht nachzuweisen ist. Als eventuelle
Vorläufer lassen sich vielleicht die so genannten Fruchtständer aus dem Kulturbereich der
Eastern Grey Ware in Nordostiran anführen, welche jedoch im Gegensatz zu den Becken auf
einem hohen Standfuß sitzen375. Neben Marlik wurden Becken der ersten Varianten vor allem
in Ghalekuti376 gefunden. Aus Djamshidabad liegen Beispiele beider Varianten vor377. Ein
weiteres Exemplar ist aus Ghiasabad belegt, allerdings lässt sich hier die genaue Form nicht
feststellen378.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufe I.
Variante B: Marlik Stufe IIb.
375
Arne 1945, 183, Fig. 346a, 347. Ein genetischer Zusammenhang zwischen den beiden Formen ist aber nicht
nachzuweisen.
376
Funde stammen jeweils aus den Waffengräbern A-V, Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LII, 25; A-VII,
Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LXII, 19; Grab C-I, Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LXXIX, 208; Grab C-II,
Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LXXXI, 19. Grab E.7 war zwar geplündert, dürfte aber ehemals auch reich
ausgestattet gewesen sein. Von einem Becken der Variante A blieb lediglich ein Randfragment erhalten. Vgl.
Fukai/Ikeda 1971, Pl. LIV, 1.
377
Fallahiyan 2004, 230, Abb. 12 für Variante A; Fallahiyan 2004, 236, Abb. 9 für Variante B. Der Großteil des
Fundmaterials aus Djamshidabad macht einen relativ frühen Eindruck, der gut zu den Grabinventaren von
Ghalekuti und Lameh Zamin passt. Zu einigen der möglichen Vergleiche siehe Fallahiyan 2004, 232-233.
378
Moghadam 1972, 134, Fig. 1. Obwohl diese Grabung nur sehr unzureichend publiziert ist, lassen sich aus den
wenigen Abbildungen dennoch einige Hinweise für die Datierung dieses Grabes zusammentragen. Die
rechteckige Form des Grabbaus und die offensichtlich gute Bauart der Wände weisen gute
Vergleichsmöglichkeiten zu den Gräbern 12 und 15 in Marlik und E.6 sowie E.7 in Ghalekuti auf. Mit den
Kriegergräbern aus Ghalekuti stimmt auch die Rückenlage des Toten überein. Der schräg über dem Hüftbereich
liegende Griffzungendolch ist in den Gräbern A-V und E.6 in gleicher Weise deponiert worden, und auch die
Lanzenspitze befindet dort, wo es für die Kriegergräber aus Ghalekuti typisch ist. Zuletzt ist noch eine
Schnabelkanne mit hoch angesetztem, sehr langem Ausguss zu nennen, die man wohl als frühe Form ansprechen
kann. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das Grab aus Ghiasabad zeitgleich mit Marlik Stufe I und
einer Reihe von Befunden aus Ghalekuti sein dürfte. Das Vorhandensein eines Keramikbeckens passt demnach
gut ins Bild.
169
Auswertung der Typen
Teller
Diese eigentlich sehr einfache Form konzentriert sich in den späteren Abschnitten der Stufe II
sowie in der nachfolgenden Stufe III. Es scheint sich innerhalb der Nekropole von Marlik
damit um einen tendenziell jüngeren Typ zu handeln.
Zeitstellung: Marlik Stufe II (insbesondere Stufe IIb) und III.
8.3.2. Unverzierte Metallgefäße
Bronzekessel
Die beiden oben definierten Varianten unterscheiden sich hauptsächlich in Bezug auf die
Befestigung der Henkel am Gefäßkörper. Beispiele der Variante A sind in Gräbern der Stufe
IIa vorhanden, während Variante B bereits in Stufe IIa auftritt. Die Form dürfte allerdings
noch in das frühe 1. Jt. v.Chr. hinein existieren, wie Beispiele aus der Nekropole B von Tepe
Sialk zeigen.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufe IIb.
Variante B: Marlik Stufe IIa.
Bronzetassen
Die beiden Exemplare dieses Typs wurden in den Gräbern 25 und 27 gefunden, welche Stufe
IIb bzw. dem Übergangsbereich zwischen Stufe IIa und IIb zuzuordnen sind.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa spät bis IIb.
8.3.3. Steingefäße
Auch bei einfachen Formen wie den Steinmörsern ist mit Hilfe der Kombinationstabelle eine
feinchronologische Gliederung möglich. Während Variante A sich ausschließlich in Gräbern
der Stufe IIb findet, stammt Variante B geschlossen aus der folgenden Stufe III.
Zeitstellung: Steinmörser Variante A: Marlik Stufe IIb.
Steinmörser Variante B: Marlik Stufe III.
8.3.4. Zoomorphe Figurinen
Beinahe alle hohl gearbeiteten Keramikfigurinen von Tieren wurden in Gräbern der Stufe II
gefunden. Einzelstücke wie Leoparden, aber auch die Typen Maultier und Hirsch sind
170
Auswertung der Typen
ausnahmslos in Stufe IIa vorhanden. Rinderfigurinen verteilen sich auf beide Phasen der
Belegungsstufe II. Aus Stufe II stammt nur noch ein vereinzeltes Exemplar aus Grab 5, bei
dem Negahban aber bereits gewisse Unterschiede zu den anderen Beispielen des Typs
erkannte379. Hohle Tierfigurinen mit einer zu einem Ausguss umgearbeiteten Schnauze
können damit weitgehend als Leitform der klassischen Marlik-Kultur der Stufe II
angesprochen werden. Dass die Form an sich weitergeführt wurde, zeigen ähnliche Objekte
aus späteren Fundzusammenhängen. Die meisten Figurinen des 1. Jt. weisen allerdings im
Unterschied zu den Exemplaren der Eisenzeit I eine auf dem Rücken angebrachte Öffnung
auf, die wohl zum Einfüllen einer Flüssigkeit gedacht war.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Auswertung der Bronzefigurinen. Auch hier stammen
alle Typen aus Gräbern der Stufe II. Eine Hirschfigurine aus Grab A-V in Ghalekuti zeigt,
dass diese Entwicklung wohl bereits in Stufe I ihren Anfang nahm380. Auch nach dem Ende
der Nutzung des Marlik Tepe als Friedhof wurden in Nordiran bronzene Hirsch- und
Rinderfigurinen hergestellt. Bereits Haerinck hatte darauf hingewiesen, dass spätere Funde
der EZ II/III sich durch eine auf dem Rücken angebrachte Hängeöse und die meist etwas
krudere Ausführung deutlich von den früheren Exemplaren aus Marlik unterscheiden
lassen381. In leicht abgeänderter Form sind bronzene Hirschfiguren auch noch in parthischer
Zeit vorhanden382.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa-b, vereinzelt noch Stufe III.
Felidenköpfe aus Goldblech
Beispiele dieses Typs stammen aus zwei Gräbern der Stufe IIa. Sie können dem Marlik local
style zugeordnet werden, dessen andere Beispiele ebenfalls in diesen Zeitabschnitt zu datieren
ist.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa.
8.3.5. Schmuck und Tracht
Eine feinchronologische Bewertung vieler Schmuckformen gestaltet sich schwierig, da einige
dieser Typen über ein großes Verbreitungsgebiet und eine ausgesprochen lange Laufzeit
verfügen. Bei den in Nordiran entwickelten Schmuckformen bieten sich hingegen bessere
Möglichkeiten zur Auswertung.
379
Negahban 1996, 119.
Egami 1965, Pl. LVI, 63.
381
Haerinck 1988, 73.
382
Sono/Fukai 1968, Pl. LXIV, 26. Grab 4 in Hassani Mahale ist laut Hori 1981, 45-48 in die spätere Partherzeit
zu datieren.
380
171
Auswertung der Typen
Einige der verwendeten Materialien sind aus verschiedenen Gründen nur eingeschränkt für
eine typologische Auswertung zu gebrauchen. Dies betrifft in erster Linie Perlen aus
Muscheln, die keine typische Formgebung aufweisen. Fritte- und Glasperlen sind meist recht
unscheinbar und einfach. In einigen Fällen handelt es sich auch um Nachahmungen
wertvollerer Exemplare aus Gold383. Steinperlen bestehen in erster Linie aus Karneol bzw.
Achat, dessen Lagerstätten im Elbursgebirge selbst vorhanden sind384. Andere Gesteinsarten
sind anhand der Beschreibungen und Fotografien nicht zu identifizieren. Die Formen sind,
wie bei Steinperlen durchaus zu erwarten, meist relativ einfach und weisen keine
ausgesprochen charakteristischen Züge auf. Ähnliche oder sogar gleiche Perlen tauchen in
zahlreichen Fundorten des Vorderen Orients in höchst unterschiedlichen Zeitstellungen auf.
Konische Goldblechperlen
Die Funde dieses sehr einfachen Typs beschränken sich auf Stufe IIa.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa.
Olivenförmige Goldblechperlen
Diese Perlen verfügen über eine sehr einfache Form. Es überrascht daher auch nicht, dass die
Funde über einen vergleichsweise großen Bereich der Nekropole von Marlik streuen.
Zeitstellung: Marlik Stufen IIa, IIb und III.
Goldene Ringscheiben
Ob es sich hierbei um Perlen handelt, ist nicht ganz klar. Die wenigen Vertreter dieses Typs
tauchen in frühen Gräbern der Stufen I und IIa auf.
Zeitstellung: Marlik Stufen I und IIa.
Goldene Scheibenperlen mit Durchschub
Vergleichbare Funde aus Tepe Hissar385 und Troja386 zeigen, dass es sich um einen Typ
handelt, der beinahe unverändert seit dem 3. Jt. v.Chr. existierte. Aus Grab 10 in Godin Tepe
liegen zwei Perlen dieses Typs vor, die durch die beigegebene Keramik in die Eisenzeit I
datiert werden können387. In Marlik verteilen sich die Funde auf die Stufen I und IIa, wobei
Grab 47 im Verdacht steht, eines der früheren Gräber der Stufe IIa zu sein. Damit wird
383
Dies betrifft zum Beispiel die vierspiraligen Schieberperlen und die doppelkonischen Rippenperlen.
Moorey 1994, 97.
385
Yule 1982, 21, Abb. 13.
386
Tolstikov/Trejster 1996, 80-93, Kat.-Nr. 78-100.
387
Young 1969, 96-97, Fig. 25, 4-5.
384
172
Auswertung der Typen
deutlich, dass es sich tendenziell um einen älteren Perlentyp handelt, der aber bis ins Ende des
2. Jt. v.Chr. vorkommt. In späteren Fundzusammenhängen taucht er kaum mehr auf388.
Zeitstellung: Marlik Stufen I und IIa.
Zahnradperlen aus Fritte
Die wenigen Beispiele dieser einfachen, aber durchaus markanten Form stammen aus Gräbern
der Stufe IIa. Beispiele aus anderen Fundorten liegen bisher nicht vor.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa.
Kugelförmige Goldblechperlen
Obwohl es sich hierbei um einen sehr einfachen Typ handelt, kommen beinahe alle
Exemplare aus Stufe IIa. Stufe IIb ist lediglich durch Beispiele aus Grab 19 vertreten. Wie
groß die Aussagekraft dieses Ergebnisses ist, lässt sich jedoch nicht feststellen.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa, vereinzelt Stufe IIb.
Goldene Rippenperlen
Diese Perlenform ist über einen langen Zeitraum und einen großen geographischen Raum
belegt. Ihre Anfänge reichen bis in das 3. Jt. v.Chr. zurück389. Aus dem frühen 2. Jt. stammen
mehrere Ketten mit goldenen Rippenperlen und vierspiraligen Schieberperlen, die in Assur
Grab 20 gefunden wurden390. Auch in Palästina war dieser Typ verbreitet, wie zahlreiche
Funde in Gräbern der ausgehenden mittleren und der späten Bronzezeit in Tell el-Ajjul
zeigen391. Die chronologische und geographische Brücke ins Iranische Hochland bilden Funde
aus dem Gräberfeld von Dinkha Tepe392.
In Marlik wurden goldene Rippenperlen in den Gräbern 15, 47 und 50 gefunden. Diese
Befunde dürften chronologisch nahe zusammen gehören und sind den Stufen I und IIa
zuzuordnen. Im gleichen Zeitraum wurden auch die Gräber A-V und E.6 in Ghalekuti
388
Bei Nachgrabungen in der beraubten Nekropole von Dosaran wurde unter anderem auch eine Perle dieses
Typs zutage gefördert. Das Grab wurde von den Ausgräbern in die Achämenidenzeit datiert. Vgl. Rahbar 1997,
22 und 119.
389
In Troja finden sich einfache Rippenperlen in Ketten mit Scheibenperlen. Tolstikov/Trejster 1996, 80-93,
Kat.-Nr. 78-100.
390
Während Haller 1954, 10, Taf. 10, a, der Meinung ist, es handele sich um ein altassyrische Grab, tritt
Maxwell-Hyslop 1971, 58, 70-71, für eine Datierung in die Ur III-Zeit ein.
391
Maxwell-Hyslop 1971, 116, Fig. 80 und 126, Pl. 93 sowie 94b.
392
Muscarella 1974, 40-41, 43, Fig. 6, publizierte Rippenperlen aus Bronze und Fritte aus Grab B9a, burial 24 in
Dinkha Tepe. Es dürfte sich seiner Meinung nach um eines der älteren Gräber der Phase EZ I vor Ort handeln.
173
Auswertung der Typen
angelegt, welche zum Teil beinahe identische Exemplare enthielten393. Im frühen 1. Jt. ist der
Typ nicht mehr zu nachzuweisen.
Zeitstellung: Marlik Stufen I und IIa.
Flache Rippenperlen
Imitationen der qualitativ hochwertigeren Goldperlen aus Fritte oder Gips sind ebenfalls in
Gräbern der Stufen I und IIa zu beobachten und dürften damit eine ähnliche Zeitstellung
besitzen wie ihre Vorbilder.
Zeitstellung: Marlik Stufen I und IIa
Granatapfelförmige Perlen
Auch diese Form ist über einen längeren Zeitraum in wenig veränderter Ausführung belegt. In
Marlik kommen Exemplare in den Stufen IIa, IIb und III vor. Die lange Laufzeit wird auch
bei Funden aus mittel- und neuassyrischen Zusammenhängen deutlich394. Vergleichbare
Perlen aus Fritte und Bronze wurden in den Gräbern 123 und 150 der Nekropole B von Tepe
Sialk entdeckt395.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa, IIb und III.
Schwarzweiß gebänderte Glasperlen
Zu den charakteristischen, offenbar lokal produzierten Formen gehören schwarzweiß
gebänderte Perlen aus glasartigem Material, die außerhalb des Elbursgebirges nicht
vorkommen. In Marlik sind solche Perlen ausschließlich in reichen Gräbern der Stufe IIa
gefunden worden. Die Exemplare aus Kaluraz lassen sich mangels ausreichender Publikation
nicht sicher einordnen396.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa.
Spiraldrahtperlen
Aufgrund der einfachen Form ist dieser Typ feinchronologisch nur schwer zu bestimmen.
Funde stammen aus mehreren Belegungsphasen der Nekropole von Marlik.
393
Egami 1965, Pl. LVII, 89-90; Fukai/Ikeda 1971, Pl. LI, 1-2.
Gut gearbeitete Exemplare waren beispielsweise in der berühmten Gruft 45 vorhanden, welche eine
Nutzungsdauer im späteren 14. und 13. Jh. aufweist. Haller 1954, Taf. 34, l; für neuassyrische Beispiele vgl.
Damerji 1998, 60, Abb. 9.
395
Ghirshman 1939, 246, Pl. LXXIX, S. 993b und 250, Pl. XCV, S. 1443b. Beide Gräber gehören nach
Tourovetz 1989, 223, Anm. 23 zur ältesten Belegungsphase des Friedhofes und dürfte damit nur unwesentlich
jünger sein als die Nekropole von Marlik.
396
Khalatbari 1997, 123, Abb. B.
394
174
Auswertung der Typen
Zeitstellung: Marlik Stufen I, IIa und IIb.
Röhrenperlen mit Gittermuster
Zwei beinahe identische Exemplare wurden in den Gräbern 15 und 23 – beide Stufe I –
entdeckt. Vergleichsfunde aus Tell el-Ajjul bestätigen diese frühe Zeitstellung und
bekräftigen erneut die engen Verbindungen zu diesem Fundort397. In etwas abgewandelter
Form ist der Typ aber auch noch in Stufe III vorhanden.
Zeitstellung: Marlik Stufe I.
Goldene Tierkopfperlen
Tierkopfperlen aus Goldblech repräsentieren offenbar eine lokale Schmuckform. Sie stehen in
engem Zusammenhang mit den ähnlich gearbeiteten Tierkopfnadeln und den Felidenköpfen
aus Goldblech, welche ebenfalls mehrheitlich aus Befunden der Stufe IIa stammen. Diese
Zeitstellung trifft auch auf viele andere getriebene Goldblecharbeiten aus Marlik zu.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa, vereinzelt noch IIb.
Vierspiralige Schieberperlen
Maxwell-Hyslop unterschied zwei Typen vierspiraliger Schieberperlen. Die in Marlik
vorhandenen Funde gehören ihrem Typ 2 an, welcher eine erhebliche Laufzeit vom 3. bis in
das 1. Jt. v.Chr und ein ausgesprochen „internationales“ Gepräge besitzt398. Damit dürfte
diese Form für feinchronologische Auswertungen kaum zu gebrauchen sein, obwohl sie in
Marlik auf Gräber der Stufe II beschränkt ist.
Funde, welche um die Jahrhundertwende im Taleshgebiet gemacht wurden, zeigen, dass der
Typ in Nordiran offenbar nicht unüblich war. Das Taleshgebiet bildet auch die Verbindung
zum südlichen Kaukasus399, wo spätbronzezeitliche Spiralschieberperlen aus Lčašen die
bereits mehrfach angedeuteten Bezüge zwischen beiden Regionen bestätigen400.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa-b.
397
Maxwell-Hyslop 1971, 126, Pl. 94c.
Maxwell-Hyslop 1971, 34-36. Funde sind über den gesamten Vorderen Orient verstreut. Zu nennen sind
beispielsweise Troja, Mari, Tepe Hissar und Lothal. Zu den spätesten Beispielen gehören silberne Stücke aus
einem Depotfund in Tepe Nush-i Jan, der allerdings auch ältere Objekte enthalten könnte. Vgl. Curtis 1984, 1-6;
Roaf 1990, 183.
399
Bahşaliyev/Schachner 2001, 16-19, Abb. 5.
400
Culican 1964, 43. Diese lassen sich auch im technischen Bereich feststellen. Wie Schachner/Gasanova 2002,
236-238 herausfanden, unterscheidet sich die Metallurgie der Spätbronze- und Früheisenzeit im südlichen
Kaukasus und in Nordiran deutlich von anderen Regionen wie beispielsweise Luristan bzw. Westiran.
398
175
Auswertung der Typen
Birnenförmige Goldblechobjekte
Die vorliegenden Beispiele aus den Gräbern 24 und 26 sind beinahe identisch und belegen
erneut die guten Verbindungen zwischen diesen beiden Befunden. Wie bereits angemerkt, ist
die Funktion dieser Objekte unklar. Sie kommen ausschließlich in Stufe IIa vor.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa.
Offene Armreifen
Diese einfache Form ist in zahlreichen Befunden vorhanden. Funde verteilen sich auf Gräber
aller Belegungsstufen. Methodisch gesehen handelt es sich um einen Durchläufer, der
keinerlei feinchronologische Relevanz besitzt.
Zeitstellung: Marlik Stufen I, IIa-b und III. Durchläufer.
Offene tordierte Armreifen
Den beiden Funden aus der Nekropole kommt wohl keine sehr große Aussagekraft zu, zumal
sie nicht völlig identisch sind. Es scheint sich um qualitätvollere Varianten der einfachen
offenen Armreifen zu handeln. Funde stammen aus Gräbern der Stufe II.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa-IIb.
Geschlossene Bronzeringe
Der Verwendungszweck dieser Objekte ist nicht ganz klar. Es wurden nur wenige Funde in
Gräbern der Stufe II gemacht.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa-IIb.
Bronzebarren
Der Verwendungszweck dieser Objekte ist nicht gesichert. Funde liegen aus Gräbern der
Stufen IIa und IIb vor.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa-IIb.
Bootsförmige Ohrringe
Ohrringe mit dieser Grundform sind über einen langen Zeitraum belegt. Die Laufzeit beginnt
in der zweiten Hälfte des 2. Jt. v.Chr. und erstreckt sich bis weit in das 1. Jt. hinein401.
401
Der Typ ist in einfachen Varianten bereits im 3. Jt. v.Chr. belegt. Funde stammen unter anderem aus Ur und
Kültepe Vgl. Maxwell-Hyslop 1971, 4-5, 47, 83, Pl. 4, 37a und 57a. Damerji 1998, Abb. 11, publizierte ähnliche
Ohrringe, allerdings mit völlig anderen Anhängern, aus neuassyrischen Fundzusammenhängen. Die lange
Laufzeit wird anschaulich durch urartäische Funde aus Karmir Blur illustriert. Vgl. Maxwell-Hyslop 1971, 203,
Pl.158.
176
Auswertung der Typen
Variante A verteilt sich auf Gräber der Stufen I und II und wird in Stufe II durch Variante B
abgelöst. Letztere besitzt entfernte Vergleichsstücke im Inventar der Gruft 45 in Assur402.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufen I bis IIb.
Variante B: Marlik Stufe III.
Blechohrringe
Diese meist recht einfache Form ist in Marlik bereits in frühen Gräbern der Stufe I vorhanden.
Dazu passt auch ihr Vorhandensein in mehreren Befunden in Ghalekuti403. Die granulierten
Blechohrringe aus Grab 10 weisen ebenfalls auf eine frühe Zeitstellung hin. Beispiele sind
aber auch noch in Gräbern der Stufe II vorhanden.
Zeitstellung: Marlik Stufen I und IIa-b.
Tordierte Drahtohrringe
Einfache, in ich verdrehte Metalldrahtringe der Variante A kommen in zahlreichen
vorgeschichtlichen Kulturgruppen vor und besitzen dementsprechend einen extrem geringen
typologischen und chronologischen Aussagewert. In Marlik kommen die wenigen Funde aus
Gräbern der Stufe II.
Sehr viel charakteristischer wirken die Beispiele der zweiten Variante, die aber ebenfalls über
einen großen geographischen Raum verteilt sind. In Marlik beschränken sich die Funde auf
zwei Gräber der Stufe I, was zu den Vergleichsstücken aus Dinkha Tepe und der Levante
passen könnte. Der nächst gelegene Befund ist Grab 1 in Tul-e Talesh, welches offenbar
während des späten 2. und frühen 1. Jt. immer wieder für Nachbestattungen genutzt wurde404.
Auch das Kammergrab B10a B27 aus Dinkha Tepe enthielt mehrere Nachbestattungen aus
der Mitte des 2. Jt. v.Chr. An einem beiseite geräumten Skelett fanden sich zwei Ohrringe
dieses
Typs
zusammen
mit
zwei
Gewandnadeln
und
zwei
Anhängern405.
Die
Beigabenkombination tordierter Ohrringe der Variante B mit Kegelkopfnadeln und
Scheibenanhängern der Variante A ist in all diesen Befunden vorhanden. Es scheint sich um
402
Haller 1954, Taf. 33, a-b, hier allerdings mit eichelförmigen Ansätzen.
Grab C-I bei Egami 1965, Pl. LXXIX, 198, als Anhänger bezeichnet; Grab E.6: Fukai/Ikeda 1971, Pl. LI, 1617.
404
Vahdati 2007, 134-136, 128, Fig. 1,23. Das Grab enthielt unter anderem auch Kegelkopfnadeln und goldene
Scheibenanhänger mit eingeritztem Sternenmuster.
405
Rubinson 1991, 385-386. Eine silberne Gewandnadel mit durchlochtem Schaft entspricht den goldenen
Kegelkopfnadeln aus Marlik Gr. 10 und 50 sehr gut. Auch der Scheibenanhänger aus Goldblech mit eingeritztem
Sternenmuster besitzt überzeugende Vergleiche in einigen Gräbern in Marlik.
403
177
Auswertung der Typen
eine klassische Tracht- bzw. Schmuckausstattung im nördlichen und nordwestlichen Iran zu
handeln, dessen Ursprünge offenbar in Mesopotamien und der Levante liegen406.
Beinahe identische Ohrringe liegen auch aus Assur Grab 625 vor, wurden von den
Bearbeitern aber deutlich jünger datiert. Eine exakte Analyse der Vergleichsfunde zeigt, dass
auch hier eine Zeitstellung in der Mitte bzw. der zweiten Hälfte des 2. Jt. v.Chr. nicht
auszuschließen ist407.
Die bei weitem größte Zahl von Vergleichen liegt aus dem östlichen Mittelmeerraum vor.
Neben Tell el-Ajjul408, Lachish und Ras-Shamra409 ist auch Enkomi auf Zypern zu nennen410.
All diese Funde besitzen eine Zeitstellung innerhalb der ausgehenden Mittelbronzezeit und
der Spätbronzezeit, wobei die jüngeren Exemplare sich zeitlich wohl mit den Beispielen aus
Nordiran überschneiden dürften.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufe IIa-b.
Variante B: Marlik Stufe I.
Goldene Drahtohrringe
Beispiele mit applizierten Kugeln kommen alle aus Gräbern der Stufe I. Entfernt ähnliche aus
Stufe IIa. Drahtohrringe ohne Applikationen verteilen sich auf die Stufen I, IIa und IIb. Dazu
passen Funde aus Grab C-II in Ghalekuti411. Außerhalb Nordirans ist der Typ bisher nicht
belegt.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufe I.
Variante B: Marlik Stufen I und IIa-b.
406
Rubinson 1991, 388-390, betont den starken „internationalen“ Charakter vieler Funde aus Grab B10a B27.
Dieses so genannte Kapselgrab wurde von Haller 1954, 49, aufgrund der verdickten Drahtohrringe mit
„traubenförmigem Ansatz“ parthisch datiert, weil derartige Ohrringe auch in dem in die Partherzeit gehörenden
Topfgrab 529 enthalten waren. Auch in Nordiran ist dieser Typ in dem parthischen Grab D-IV aus Noruzmahale
belegt. Vgl. Egami/Fukai/Masuda 1966, Pl. XLIX, 30-31. Allerdings gibt es beinahe identische Exemplare in der
Levante und auf Zypern bereits während der späten Bronzezeit. Vgl. Maxwell-Hyslop 1971, 115-116, Pl. 77
sowie 121-122, Fig. 85 für Tell el-Ajjul und Maxwell-Hyslop 1971, 130-131, Pl. 96 für Enkomi. Dies würde
auch gut zu der in Assur Grab 625 vorliegenden Vergesellschaftung mit tordierten Drahtohrringen passen, die in
späteren Zusammenhängen in der Regel nicht mehr auftauchen. Bei den Drahtohrringen mit traubenförmigem
Ansatz zeigt sich deutlich, welche langen Laufzeiten und große Verbreitungsgebiete bestimmte Schmuckformen
im Alten Orient aufweisen können.
408
Maxwell-Hyslop 1971, 114-115, Pl. 75.
409
Rubinson 1991, 384, Anm. 37 und 38.
410
Maxwell-Hyslop 1971, 130, Pl. 96-98, führt das Vorhandensein dieses Typs in Zypern auf palästinischen
Einfluss zurück.
411
Egami 1965, Pl. LXXXI, 13-14.
407
178
Auswertung der Typen
Lockenringe
Spiralförmig zusammen gebogene Lockenringe sind feinchronologisch nicht näher
einzugrenzen. Sie gehören zu den wenigen Fundgruppen, die in allen Belegungsstufen in
Marlik vorhanden sind.
Zeitstellung: Marlik Stufen I, IIa, IIb und III. Durchläufer.
Goldblechblätter
Funde kommen lediglich in zwei Gräbern der Stufe I und IIa vor. Wie die bereits von
Negahban angeführten Vergleiche nahe legen, handelt es sich um eine ausgesprochen
langlebige Form, die bereits im 3. Jt. v.Chr. vorhanden ist412.
Zeitstellung: Marlik Stufen I und IIa.
Goldblechknöpfe
Stufe I lieferte kaum entsprechendes Material. Ein Goldblechknopf aus Grab 10 zeigt deutlich
das Vorbild der mit eingepunztem Astralmuster versehenen Scheibenanhänger der Variante
A, welche auf Stufe I beschränkt sind413. Dazu passt gut, dass in den gleichzeitigen Gräbern
von Ghalekuti keine Goldblechknöpfe dieser Art auftauchen.
In Stufe IIa kommt es zur Herausbildung der mit zahlreichen Knöpfen besetzten
Kriegertracht, die eindrucksvoll in den Befunden 47 und 52 festgestellt werden konnte. Im
Oberkörperbereich fanden sich zahlreiche Knöpfe aus getriebenem Goldblech, die vermutlich
auf der Kleidung der Bestatteten aufgenäht waren. Die vergleichsweise häufig abgebildeten
Befunde aus den beiden oben genannten Gräbern führten leider zu der nicht selten geäußerten
Ansicht, dass man eine Bestattung auf Steinbänken in einem mit Goldknöpfen reich besetzten
Obergewand als geradezu typisch für die Verhältnisse in Marlik anzusehen hatte.414 In der Tat
enthielten nur wenige Gräber entsprechend viele Exemplare dieser Goldblechknöpfe.
Bestenfalls für Grab 26 könnte eine ähnliche Trachtausstattung angenommen werden. Die
Gräber 26, 47 und 52 sind durch zahlreiche Typen fest miteinander verbunden und wurden
wohl in relativ kurzem Abstand hintereinander angelegt. Gräber der Stufe IIb lieferten bereits
bedeutend weniger Goldblechknöpfe, und Stufe III enthielt schließlich nur einen
Goldblechknopf415. Damit wird deutlich, dass die Entwicklung dieser Tracht in den reichen
412
Negahban 1996, 183. Geographisch und chronologisch am nächsten dürften Beispiele aus Tepe Hissar III C
sein. Vgl. Yule 1982, Abb. 15, 25-29.
413
Negahban 1996, Kat.-Nr. 415.
414
Löw 1998, 28.
415
Grabnummern und darin enthaltenen Goldblechknöpfe nach Negahban 1996: Gr. 1 (1), Gr. 10 (1), 24 (6), 26
(59), 27 (1), 32 (1), 33 (9), 42 (14), 45 (10), 47 (24), 50 (3), 52 (66).
179
Auswertung der Typen
Waffengräbern der Stufe IIa ihren Höhepunkt besaß und danach schnell wieder abnahm. Es
dürfte sich demnach wohl eher um eine kurzlebige Modeerscheinung gehandelt haben, die
zudem auf wenige herausragende Waffengräber beschränkt war, als um eine allgemeine
Trachtsitte von längerer Dauer.
Auch die bildlichen Darstellungen auf Metallgefäßen zeigen keine entsprechenden
Verzierungen der Kleidung. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass
Darstellungen von Menschen erst bei Metallgefäßen festzustellen sind, welche in Gräbern der
Stufe IIb und III gefunden wurden. Zu dieser Zeit aber war die oben beschriebene Tracht
bereits nicht mehr vorhanden. Ob es sich bei den kreisrunden Verzierungen auf den Gürteln
und Dolchscheiden der anthropomorphen Keramikfiguren aus den Gräbern 36 und 52 um
Darstellungen von auf Leder aufgenähten Blechknöpfen handelt, lässt sich nicht absichern.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa, vereinzelt auch in den Stufen I, IIb und III.
Bronzeknöpfe
Die nicht sehr auffälligen Bronzeknöpfe kommen in Gräbern der Stufen I und II vor. Die
Form an sich ist auch noch in Fundzusammenhänger der EZ III belegt, besitzt dann jedoch
eine andere Durchlochung416.
Zeitstellung: Marlik Stufen I und II.
Zimbeln
Alle so genannten Zimbeln aus Marlik stammen aus Gräbern der Stufe II. Funde aus
parthischen Gräbern zeigen jedoch, dass man mit einer erheblichen Laufzeit für diese Form zu
rechnen hat417.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa-IIb.
Goldblechdiademe
Das Tragen von Diademen ist auf bildlichen Darstellungen für die früheisenzeitlichen
Kulturen in Nord- und Nordwestiran mehrfach nachgewiesen418. Auch auf einigen reliefierten
416
Die Löcher sitzen dann paarweise einander gegenüber auf dem Rand. Vgl. Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl.
LXXIV, 22 aus einer Nachbestattung in Ghalekuti Grab C-I sowie Samadi 1959, Fig. 30, m aus Grab 14 in
Tomadjan.
417
Moorey 1971, 248.
418
Das bekannteste Beispiel hierfür bietet der Goldbecher von Hasanlu, auf dem die Mehrzahl der dargestellten
Männer ein deutlich erkennbares Stirnband besitzt, während die Frauen zwar zum Teil ebenfalls
Kopfbedeckungen, aber keine solchen Bänder oder Diademe tragen. Vgl. Stöllner/Slotta/Vatandoust 2004, 708709 und Kargar 2005, 18-19. Nahe verwandt ist ein von Porada 1972, 164-169, Fig. 1-4 ausführlich
besprochenes Blechfragment aus dem Kunsthandel, welches nach Löw 1998, 94-95, eindeutig Nordiran
zugewiesen werden kann. Des Weiteren ist ein Metallgefäß aus dem Kunsthandel zu nennen, auf dem ein
180
Auswertung der Typen
Metallgefäßfragmenten aus Marlik lassen sich entsprechende Objekte erkennen419. Diademe
und Stirnbänder werden in allen bekannten Fällen von männlichen Personen getragen. Dazu
passt, dass derartige Diademe mehrheitlich in Befunden aufgetaucht sind, die auch Waffen
enthalten und die demnach als Bestattungen von Männern interpretiert wurden420. Man wird
deshalb kaum in der Annahme fehlgehen, dass es sich bei solchen Stücken mehrheitlich um
eine männerspezifische Beigabe handeln dürfte. Ähnliches ist auch für die gut vergleichbaren
Diademe aus den Sumbar-Gräberfeldern festgestellt worden421.
Die meisten dieser Objekte stammen aus Gräbern, die man in die erste Hälfte der
Kombinationstabelle findet. Tendenziell lässt sich feststellen, dass verzierte Exemplare etwas
älter sein könnten, was gut zu den Vergleichsstücken aus den Sumbar-Gräberfeldern passen
würde422. Beide Varianten sind in Grab 50 miteinander vergesellschaftet, was auf eine
gewisse zeitliche Überlappung hindeutet.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufe I.
Variante B: Marlik Stufe I und II.
Gürtelbleche
Darstellungen zeigen, dass breite Gürtel durchaus zur früheisenzeitlichen Tracht in Nordiran
gehört haben. Eine der hohlen Keramikfigurinen aus Grab 36 besitzt neben dem Dolch auch
eine breite, mit eingedrückten Kreisstempeln verzierte Zone im Hüftbereich, die wohl als
Gürtel anzusprechen ist423. Ob es sich dabei um ein Gürtelblech oder einen Ledergürtel
handelt, ist allerdings nicht festzustellen. Aus dem Bereich der Metallgefäße lassen sich
mehrere Beispiele anführen. So trägt beispielsweise der Tierbezwinger auf dem Silberbecher
aus Grab 45 einen breiten, aber unverzierten Gürtel um die schmalen Hüften424. Auf dem
Hasanlu-Goldbecher wird der schreitende Bogenschütze mit einem breiten Gürtel gezeigt,
welcher abgesehen von den schmalen Seitenstreifen ebenfalls unverziert ist425. Daneben trägt
auch der vor dem Thron stehende Mann einen ähnlichen troddelbesetzten Rock mit einem
Streitwagenlenker mit einem Schlangendiadem ähnlich dem des Bogenschützen auf dem Goldbecher von
Hasanlu ausgestattet ist. Siehe Löw 1998, 359-361, Fig. 108 sowie 364-368. Schlangendiademe dieser Art
wurden bisher allerdings bei keiner wissenschaftlichen Grabung entdeckt. Alle genannten Stücke stehen auch
verschiedenen Bechern aus Marlik stilistisch nahe.
419
Dies betrifft vor allem die Fragmente eines Bronzegefäßes mit Jagddarstellung aus Grab 42. Vgl. Negahban
1983, 81-82, Abb. 56.
420
Die Ausnahmen bilden die Gräber 23 und 14. Wie oben ausgeführt, dürfte es sich aber bei letzterem mit
großer Wahrscheinlichkeit um ein beraubtes Grab handeln, welches kein vollständiges Inventar mehr enthielt.
421
In der Nekropole Sumbar I stammten zwei von drei Funden aus Männergräbern. Chlopin 1986, 27.
422
Chlopin 1986, 71, Abb. 43,7; 85, Abb. 64,3; 95, Abb. 77,8.
423
Seipel 2000, 155, Kat.-Nr. 81.
424
Negahban 1983, 50, Abb. 19.
425
Porada 1962, 88, links oben.
181
Auswertung der Typen
schmalen, vorne herabhängenden Band, bei dem es sich um das Ende eines Ledergürtels
handeln könnte426. Aus dem Kunsthandel ist noch ein Goldbecher mit zweiregistriger
Darstellung zu nennen, der unten Figuren im Knielauf zeigt427. Auffällig ist neben dem mit
gepunkteten Kreisen versehenen Obergewand der breite Gürtel, der auf beiden Seiten
halbkreisförmige Doppelrillen aufweist, was auf ein punz- oder reliefverziertes Gürtelblech
schließen lässt. Das Stück, welches von Löw ihrer Stilgruppe 20 zugeordnet wurde, ist
zweifelsohne echt und verfügt über sehr gute Vergleichsmöglichkeiten zum HasanluGoldbecher sowie zu einigen Gefäßen aus Marlik und dürfte damit auch ähnlich zu datieren
sein428.
Gürtel des Typs I weisen typologisch einen sehr geschlossenen Eindruck auf. Unter diesen
Umständen verwundert es auch nicht, dass alle Beispiele aus Gräbern der Stufe IIa kommen.
Typ II ist mit je einem Exemplar in Stufe IIa und IIb vertreten.
Zeitstellung: Typ I: Marlik Stufe IIa.
Typ II: Marlik Stufe IIa-IIb.
Gewandnadeln
Über die Trageweise der Gewandnadeln sind wir aufgrund fehlender Dokumentation in
Marlik leider nicht unterrichtet. Auch andere Fundorte in Nordiran konnten hierzu bisher
kaum Informationen liefern. Auffällig ist, dass einige der Nadeln paarweise in den Gräbern
vorkommen. Des Weiteren sind Kombinationen zweier Typen in einfacher Ausfertigung in
den gleichen Befunden festzustellen. Dies könnte auf eine Tracht mit im Regelfall zwei
Nadeln hindeuten.
Die einzige bildliche Darstellung, auf der wohl auch Gewandnadeln zu erkennen sind, ist der
Goldbecher von Hasanlu429. Bei der einen Löwen leitenden Frau sind im Bereich des
Schlüsselbeines vor den Schultern zwei nach außen ragende dünne Spitzen zu erkennen. Es
dürfte sich wohl um Gewandnadeln handeln, die schräg von innen durch den Stoff des
Gewandes geführt werden430. Die Köpfe der Nadeln sind auf dem Becher nicht zu erkennen,
wobei aber die Darstellung wohl insgesamt zu klein wäre, um eventuelle Typen identifizieren
zu können. Dennoch erfährt die oben geäußerte Vermutung einer Zweinadeltracht durch diese
Abbildung eine zusätzliche Bestätigung.
426
Winter 1989, 96, Fig. 16.
Negahban 1968, 68.
428
Löw 1998, 332-339 und 451.
429
Porada 1962, 86-87, Fig. 61-62.
430
Dies entspricht übrigens exakt der Fundlage zweier Löwenkopfnadeln in dem Frauengrab 123 der Nekropole
B von Tepe Sialk. Vgl. Ghirshman 1939, Pl. LXXIX.
427
182
Auswertung der Typen
Ungeklärt bleiben muss zunächst die Frage, ob es sich bei Gewandnadeln um eine
geschlechtsspezifische Fundgruppe handelt. Die mit Nadeln ausgestatte Person auf dem
Goldbecher von Hasanlu ist zwar eine Frau, doch andererseits enthielten abgesehen von Grab
10 alle oben aufgeführten Befunde neben Nadeln auch Waffen431.
Typenbezeichnung
Grabnummer
Anzahl
Vogelkopfnadeln
41
2
Felidenkopfnadeln
32
2
Nadeln mit Goldblechhülsen
36
2
Gerillte Nadeln mit kleinem Kopf
36
2
19
2
50
2
36
2
52
4
Nadeln mit durchbrochenem Kopf 36
2
Goldene Kegelkopfnadeln
10
2
50
1
Große Vierkantnadeln
26
keine Angaben
Blechnadeln
10
1
50
1
10
1
36
1
Glatte Nadeln mit kleinem Kopf
Pilzkopfnadeln
In den Waffengräbern der Stufe I sind keine Gewandnadeln gefunden worden. Gleiches gilt
für die auch ansonsten gut vergleichbaren Befunde in Ghalekuti. Dass es aber auch in dieser
frühen Stufe bereits vereinzelt Nadeln gab, deutet sich durch die Funde aus Djamshidabad
und aus Grab 10 in Marlik selbst an432. Gewandnadeln treten dann relativ unvermittelt mit
einer Vielzahl von Formen ab Stufe IIa auf. In Stufe IIb sind nur noch wenige Exemplare
vorhanden, und aus der darauf folgenden Stufe III liegt kein Fund mehr vor. Die Ergebnisse
der neueren iranischen Grabungen im Taleshgebiet lassen allerdings darauf schließen, dass
ähnliche Nadeln vereinzelt auch noch bis weit in das 1. Jt. v.Chr. hinein vorhanden waren433.
Einen essentiellen Bestandteil des Fundmaterials bilden Gewandnadeln in Nordiran allerdings
zu keiner Zeit.
431
Dies ist auch in Grab 1 von Tul-e Gilan der Fall, wobei in diesem Fall, wie bereits oben erwähnt, mehrere
Nachbestattungen vorliegen dürften.
432
Fallahiyan 2004, 231, Abb. 23 und 237, Abb. 17.
433
Tul-e Gilan: Khalatbari 2004a, 87, Abb. 65; Maryan: Khalatbari 2004c, 294, Abb. 95, 3-4 und 8-13.
183
Auswertung der Typen
Tierkopfnadeln
Diese auffälligen Nadeln kommen paarweise in den Gräbern 32 und 41, in einfacherer Form
auch in Grab 36 vor. Es handelt sich jeweils um Befunde der Stufen IIa und IIb.
Vergleichsstücke liegen aus der Nekropole B von Tepe Sialk vor, sind dort aber nicht so
qualitätvoll gearbeitet wie in Marlik434.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa bis IIb.
Goldene Kegelkopfnadeln
Obwohl der Typ aus dem Kunsthandel in größerer Zahl vorliegt435, wurden in Marlik nur drei
Exemplare aus den beiden Gräbern 10 und 50 geborgen. Dies würde einer Laufzeit von Stufe
I bis Stufe IIb entsprechen. Dass Nadeln dieses Typs offenbar über einen längeren Zeitraum
vorhanden sind, zeigen Vergleichsfunde aus mehreren mittelbronzezeitlichen Befunden in
Nordwest- und Westiran436. Aus Nordiran selbst kommen bisher nur wenige Beispiele, die
ebenfalls über einen größeren chronologischen Rahmen innerhalb der Frühen Eisenzeit
streuen437.
Zeitstellung: Marlik Stufe I bis Stufe IIb.
Gerillte Nadeln mit kleinem Kopf
Aufgrund der bisher publizierten Abbildungen ist es kaum möglich, diesen Typ in mehrere,
zweifelsohne vorhandene Varianten zu untergliedern. Die aufgeführten Funde gehören dem
Bereich zwischen Stufe I, IIa und IIb an.
Ähnliche Nadeln aus anderen Fundorten besitzen ebenfalls eine große chronologische
Bandbreite438. Gut vergleichbare Funde wurden in einigen Gräbern in Gheytariyeh
434
Ghirshman 1939, Pl. LXXIX. In Grab 123 fanden sich zwei Löwenkopfnadeln, die im Bereich des
Schlüsselbeins mit den Spitzen nach außen getragen wurden. Es handelt sich offenbar um das Grab einer
weiblichen Person, welches nach Tourovetz 1989, 23, Anm. 23 zu den ältesten Grabanlagen vor Ort gehört. Zu
weiteren Exemplaren des Typs siehe Ghirshman 1939, Pl. XXIX, 1.
435
Beispielsweise Moorey 1971, Pl. 43, 243-248.
436
Dinkha Tepe Grab B10a B27: Rubinson 1991, 385, Fig. 21, b, c, h und Fig. 22; Bad Hora Grab II:
Contenau/Ghirshman 1935, Pl. 82.
437
Djamshidabad: Fallahiyan 2004, 221, Abb. 23,E und 237, Abb. 18. Der überwiegende Teil der Funde dürfte
den Stufen I und IIa in Marlik entsprechen. Tul-e Gilan Grab 1: Vahdati 2007, 134, 128, Abb. 1,30-31. Die
Funde aus diesem Grab stammen offensichtlich von mehreren Nachbestattungen, die im Laufe der Zeit in das
Grab eingebracht wurden.
438
In die Mittelbronzezeit datieren die Funde aus Godin Tepe Tomb O, Burial B: Young 1969, 102-103, Fig. 30,
5-9 und Tepe Djamshidi Grab 16 und 17: Contenau/Ghirshman 1935, Pl. 80. Ein Vergleichsweise frühes Datum
wurde von Kroll 1984, 127, auch für ein Nadelpaar aus Vadjalik im Taleshgebiet angenommen. Vgl. De Morgan
1905, 302, Fig. 569-570. Eine ähnliche Nadeln aus Dinkha Tepe gehört laut Muscarella 1974, 40, Fig. 3, zu Grab
B9a, burial 25, welches eines der ältesten früheisenzeitlichen Gräber vor Ort darstellt. Etwas jünger, aber
dennoch vergleichsweise früh zu datieren, ist auch Grab B9a, burial 24, welches ähnliche Nadeln enthielt. Vgl.
Muscarella 1974, 43, Fig. 6.
184
Auswertung der Typen
entdeckt439. Leider reichen die über diesen Fundort publizierten Informationen nicht aus, um
eine feinchronologische Datierung innerhalb der Frühen Eisenzeit vornehmen zu können.
Zeitstellung: Marlik Stufen I, IIa und IIb.
Pilzkopfnadeln
Diese Form ist als eher ungewöhnlich zu bezeichnen und taucht dementsprechend selten auf.
Die in Frage kommenden Gräber sind in die Stufen I und IIa einzuordnen. Vergleichsfunde
aus anderen Orten sind kaum vorhanden und können zur Datierungsfrage nichts beitragen440.
Zeitstellung: Marlik Stufen I und IIa.
Ösenkopfnadeln
Der Typ kommt in Marlik lediglich in drei Befunden vor. Es handelt sich jeweils um Gräber
der Stufe IIa. Eine weitere Nadel des Typs wurde im früheisenzeitlichen Friedhof von Lameh
Zamin gefunden441. Diese einfache Form dürfte eine lange Laufzeit besessen haben, wie ein
Exemplar aus einem parthischen Grab in Noruzmahale nahe legt442.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa.
Anhänger
Granatapfelanhänger
Alle aufgeführten Beispiele stammen aus Befunde der Stufe IIa. Dies entspricht in etwa der
Zeitstellung granatapfelförmiger Perlen. Zwei beinahe identische Anhänger aus dem
Gräberfeld von Gheytariyeh lassen sich innerhalb der Frühen Eisenzeit nicht näher
einordnen443, während ein Exemplar aus Grab 155 der Nekropole B von Tepe Sialk vor Ort zu
den frühesten Gräbern zu zählen ist444.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa.
Doppelpyramidenanhänger
Bei den Doppelpyramiden wurde die gleiche Technik verwendet wie bei den Trauben- und
Granatapfelclustern. Die beiden Funde stammen aus Gräbern der Stufe IIa. Maxwell-Hyslop
ordnete sie ihrer späteren Grabgruppe in Marlik zu, da diese Ohrringe mit Beispielen aus
439
Kambakhsh Fard 1990, 67, Abb. 117 und 104-105, Abb. 7-8; bessere Abbildungen bei Kambakhsh Fard
2001, 57.
440
In Frage käme vielleicht eine Nadel aus Veri im Taleshgebiet bei De Morgan 1896, 99, Fig. 100,20.
441
Fukai/Matsutani 1982, Pl. 25,3.
442
Egami/Fukai/Masuda 1966, Pl. XXXVIII,4. Grab B-IV.
443
Kambakhsh Fard 1990, 107, Abb. 22.
444
Ghirshman 1939; 250, Pl. XCV, S. 1456; Tourovetz 1989, 223, Anm. 23.
185
Auswertung der Typen
Patnos verglich, die von ihr in das 9. Jh. datiert wurden445. Mittlerweile ist bekannt, dass
dieser Fundortangabe wohl nicht zu vertrauen ist, da sie im Kunsthandel in der Vergangenheit
immer wieder gerne als beliebter Herkunftsort genannt wurde. Ob die genannten Stücke
tatsächlich aus Patnos stammen und in welchem Kontext sie gefunden wurden, ist bis heute
nicht klar. Als sicher datierende Vergleiche fallen sie deshalb aus.
Zeitstellung: Marlik IIa.
Traubenförmige Perlen/Anhänger
Sowohl das äußere Erscheinungsbild als auch die angewandte Technik verbinden diesen Typ
mit den Granatapfelförmigen Perlenclustern. Dem entspricht auch die Zeitstellung in Gräbern
der Stufe IIa. Die Technik, hohle Goldperlen zu „clustern“ zusammenzusetzen scheint
demnach typisch für diese Phase zu sein. Damit ist aber keineswegs gesagt, dass diese
Feststellung auch auf andere Fundorte übertragen werden kann. Ein vergleichbarer Anhänger
wurde in Grab B9a, burial 26 von Dinkha Tepe gefunden, das nach nordwestiranischer
Terminologie in die Eisenzeit I zu datieren ist446. Nekropole B von Tepe Sialk lieferte
mehrere derartige Funde, welche dort der ältesten Zeitstufe angehören447.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa.
Scheibenanhänger
Die zahlreichen Vergleichsstücke aus der Levante verteilen sich auf die späte Mittelbronzezeit
und die ersten beiden Jahrhunderte der Spätbronzezeit448. Absolut gesprochen währe dies in
etwa der Zeitraum zwischen dem 16. und 14. Jahrhundert.
In Marlik ist Variante A hauptsächlich Stufe I vorhanden und bildet damit die ältere Gruppe.
Variante B scheint demgegenüber etwas jünger und ist hauptsächlich in Gräbern der Stufe IIa,
selten noch in IIb zu finden. Die Einzelstücke aus den Gräbern 26 und 33 gehören ebenfalls
fest zu Stufe IIa. Auffällig ist, dass sich die Funde solcher Anhänger auf die älteren Stufen in
Marlik
konzentrieren.
Die
späteren
Befunde
in
Marlik
enthalten
kaum
noch
Scheibenanhänger. Abgesehen von Grab 50, das beide Varianten enthielt, ist Stufe IIb
lediglich mit Grab 45 vertreten, Stufe III mit Grab 2. Damit deutet sich bereits an, dass es sich
um eine Form handelt, die tendenziell früh einzustufen ist. In Befunden des 1. Jt. v.Chr.
finden sich derartige Objekte jedenfalls kaum mehr.
445
Maxwell-Hyslop 1971, 195, 198.
Muscarella 1974, Fig. 7 oben rechts.
447
Ghirshman 1939, 250-251, S. 1476b und S. 1755; Tourovetz 1989, 223, Anm. 23.
448
Maxwell-Hyslop 1971, 138-157, mit ausführlicher Diskussion zum Hintergrund des Sternenmotivs.
446
186
Auswertung der Typen
Die engsten Bezüge zueinander weisen die Exemplare aus den Gräbern 12, 15 und 23 auf. Sie
besitzen gute Vergleichsmöglichkeiten zu einem Anhänger aus einem bronzezeitlichen Grab
in Dinkha Tepe449. Die Anhänger aus Grab 1 in Tul-e Talesh sind aufgrund der langen
Nutzungsdauer dieses Grabes nur schwer zu datieren450. Ein weiterer Anhänger aus Marlik
mit einem in den Mittelbuckel eingesetzten Lapislazuli besitzt ein etwas kleineres Gegenstück
aus Ghalekuti Grab C-I, dort allerdings ohne die Steineinlage451. Ansonsten sind beide
Anhänger geradezu identisch, was bei der großen Bandbreite an verschiedenen Stücken in der
Tat höchst erstaunlich ist und wohl im Sinne einer gleichen Zeitstellung interpretiert werden
kann.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufe I.
Variante B: Marlik Stufe I, IIa und IIb.
8.3.6. Waffen
Dolche
Dolche Typ I
Die Varianten A, B, C und D sind in Marlik ausschließlich in den Gräbern 12 und 15 belegt.
Diese beiden Waffengräber der Stufe I weisen zahlreiche Übereinstimmungen zu den
Befunden A-V und E.6 in Ghalekuti auf, in denen diese vier Varianten jeweils miteinander
vergesellschaftet sind452. An ihrer weitgehenden Gleichzeitigkeit dürfte demnach kaum zu
zweifeln sein.
Wie bereits im Kapitel „Vorstellung der Typen“ erwähnt, befand sich im Hüftbereich der
beiden Bestattungen A-V u d E.6 in Ghalekuti jeweils ein mit Rippen verzierter Dolch der
Variante D. Im Fall von Grab E.6 konnte in situ ein zugehöriger Knauf aus Gold festgestellt
werden, der ursprünglich auf den Griff aufgesetzt war453.
Ein Weiterleben dieser Tradition zeigt sich in frühen Gräbern der nachfolgenden Stufe IIa.
Hier wurde in den Gräbern 47 und 52 jeweils im Hüftbereich eine Dolchklinge des Typs I E
mit durchlochter Griffangel gefunden, welche an der Oberfläche parallel zur Mittelrippe
449
Rubinson 1991, 387, Fig. 24 c, 26. Das Grab ist nach Meinung der Ausgräber in den Zeitraum zwischen dem
Verschwinden der Haburware und dem Auftauchen der bemalten Urmiaware zu setzen. Anhand von C-14-Daten
gelangte man zu einem Zeitansatz in das 17. bis 16. Jh.
450
Vahdati 2007, 128, Fig. 1,28-29.
451
Egami 1965, Pl. LXXIX, 199; Pl. XXXII, 4.
452
Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LV, 41-46 sowie Fukai/Ikeda 1971, Pl. LII, 7-10, 12.
453
Fukai/Ikeda 1971, Pl. LI, 22. Zur Fundlage siehe Fukai/Ikeda 1971, Pl. L.
187
Auswertung der Typen
mehrere Rillen aufweist. Es dürfte sich um eine bereits abgeänderte Variante der gerippten
Dolche aus Stufe I handeln454. Auch hier sind noch aufgesetzte Knäufe aus anderen
Materialien belegt455.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufe I.
Variante B: Marlik Stufe I.
Variante C: Marlik Stufe I.
Variante D: Marlik Stufe I.
Variante E: Marlik Stufe IIa.
Dolche Typ II
Die beiden Varianten dieses Typs unterscheiden sich lediglich in Bezug auf die Profilierung
der Handhabe und sind in zwei Gräbern miteinander vergesellschaftet. Schwere
Vollgriffdolche können demnach als typische Leitform der klassischen Marlik-Kultur der
Stufe IIa betrachtet werden, wo sie ausschließlich in reichen Waffengräbern vorhanden
sind456. Dies legt die Vermutung nahe, dass mit diesem Typ auch eine gewisse
Prestigefunktion verbunden gewesen sein könnte. In den einfacher ausgestatteten
Waffengräbern der Stufe IIa sowie im Übergangsbereich zu Stufe IIa tauchen schmälere
Varianten von Vollgriffdolchen auf457. Daneben sind oft auch die Randleistendolche des Typs
III A vorhanden, die bezüglich ihrer äußeren Form den Vollgriffdolchen des Typs II sehr nahe
stehen.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufe IIa.
Variante B: Marlik Stufe IIa.
Dolche Typ III
Randleistendolche des Typs III A sind hinsichtlich ihrer breiten, triangulär zulaufende Klinge,
der schmalen, aber erhabenen Mittelrippe und dem breiten halbmondförmigen Knauf gut mit
den Vollgriffdolchen des Typs II zu vergleichen. Typ III A verteilt sich gleichmäßig auf
Gräber der Stufen IIa (Gr. 27, 33) und IIb (16, 29), während die Vertreter des Typs III B
ausschließlich in Stufe IIb auftauchen und wohl als Weiterentwicklung der ersten Variante
anzusprechen sind.
454
Negahban 1995, 59, Fig. 38 und Pl. IX,110.
Negahban 1996, Pl. 123, Kat.-Nr. 782.
456
Weitere Funde stammen aus den nur wenige Kilometer entfernten Kaluraz. Vgl. Hakemi 1972, 6.
457
Dies betrifft Negahban 1996, Kat.-Nr. 692 aus Grab 33, Negahban 1996, Kat.-Nr. 693 aus Grab 29 und
Negahban 1995, Pl. V,53 aus Grab 30.
455
188
Auswertung der Typen
Wie eng die Verbindungen zwischen den verschiedenen Varianten sind, wird durch einige
Exemplare aus dem Kunsthandel anschaulich illustriert. Dolche des Typs IV, Variante A sind
unter anderem aus Kalar Dasht mit einer Griffkonstruktion belegt, die in Marlik bei den
Vertretern des Typs III vorhanden ist458. Zu einem Dolch aus Grab 29 ist ebenfalls aus dem
Kunsthandel ein guter Vergleich vorhanden, welcher bereits ein halbmondförmiges Heft
besitzt459.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufe IIa-IIb.
Variante B: Marlik Stufe IIb.
Dolche Typ IV
Dieser eher ungewöhnliche Typ liegt lediglich aus zwei Befunden vor. Die beiden Gräber 26
und 33 gehören sicher zu Stufe IIa.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa.
Dolche Typ V
Dolche mit halbmondförmigem Heft sind in mehreren Varianten über einen längeren
Zeitraum und ein großes Verbreitungsgebiet belegt. Zu den ältesten bisher bekannt
gewordenen Exemplaren gehört ein Kurzschwert aus Grab I von Tepe Bad Hora in Westiran,
welches aufgrund der beigegebenen Keramik mit den Phasen Godin III:2 und Godin PostIII:2 gleichgesetzt werden kann, was in absoluten Daten in etwa dem 17. Jh. v.Chr.
entsprechen dürfte460. Umfangreicher ist die Variante, bei der Knauf, Handhabe und Heft von
einer durchgehenden Randleiste umgeben sind. Die Einlagen bestanden im Regelfall aus
organischem Material haben sich meist nicht erhalten. Erwähnenswert ist ein Kurzschwert mit
mosaikartigen Griffeinlagen aus Haft Tepe, welches der Hauptnutzungsphase dieses Ortes im
15. Jh. v.Chr. angehört461. Grab 8 in Godin Tepe enthielt ebenfalls einen Bronzedolch dieser
Variante. Die Keramik entspricht der Early Western Grey Ware und ist dementsprechend in
das 15.-13. Jh. v.Chr. einzuordnen462. Die gleiche Griffkonstruktion ist auch bei Dolchen aus
Ghalekuti II, Grab 7, Agha Evlar im Taleshgebiet und Kedabeg Grab 23 in Aserbaidschan
458
Samadi 1959, Fig. 10 und 18. Aus dem Kunsthandel bei Mahboubian 1997, Kat.-Nr. 385a.
Negahban 1995, Pl. IV, 42; Mahboubian 1997, 384b.
460
Contenau/Ghirshman 1935, Pl. 83,7, Pl. XXIV,2-3; Henrickson 1987, 63. Dieses Schwert gehört einer
Gruppe von Vollgriffwaffen an, die hauptsächlich in West- und Südwestiran beheimatet sein dürften. Siehe
Piller 1995, 31-34. Vergleichbare Funde sind sogar aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Halbinsel
Oman bekannt geworden, dort aber nur schwer zu datieren.
461
Negahban 1991, 47, Pl. 31.
462
Young 1969, Fig. 25,11.
459
189
Auswertung der Typen
vorhanden463. Entfernte Vergleiche liegen sogar aus den Vereinigten Arabischen Emiraten
bzw. der Halbinsel Oman vor464.
Der in Marlik vorhandene Typ V scheint im Gegensatz dazu auf Nordiran beschränkt zu sein.
Außerhalb von Marlik liegen derartige Funde bisher aus Kaluraz, Kalar Dasht und dem
Taleshgebiet vor465. Verwandte Exemplare wurden unlängst aus Gräbern in Sharhyeri bei
Meshkinshahr geborgen466. Die Dolche mit halbmondförmigem Heft gehören alle in die
späteren Belegungsstufen der Nekropole von Marlik. Variante A ist auf Gräber der Stufe IIb
und III verteilt, während die Exemplare der Variante B nur in Stufe III vorhanden sind.
Datierung:
Variante A: Marlik Stufen IIb und III.
Variante B: Marlik Stufe III.
Lanzenspitzen
Lanzenspitzen Typ I
Die unterschiedlichen Varianten dieses Typs sind nahe miteinander verwandt und decken in
etwa den gleichen Belegungszeitraum in Marlik ab467. Variante A, C, D und E sind auf Stufe
IIa beschränkt, während Variante B sich mit seinen beiden Vertretern auf die Stufen direkt
davor und danach verteilt. Grab 29 ist, wie oben ausgeführt, als Übergangsbefund zwischen
den beiden Phasen der Stufe II zu werten.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufe IIa.
Variante B: Marlik Stufe I und IIb.
Variante C: Marlik Stufe IIa.
Variante D: Marlik Stufe IIa.
Variante E: Marlik Stufe IIa.
463
Fukai/Ikeda 1971, Pl. XLV,35; De Morgan 1905, Fig. 638; Medvedskaya 1982, Fig 11,6.
Yule/Weisgerber 2001, 43, Pl. 2, 20-22 sowie 85, Pl. 52. In Marlik ist eine vergleichbare Art der
Griffkonstruktion bei zwei ungewöhnlichen Waffen aus Grab 1 vorhanden. Die Gesamtproportionen und die
Klingengestaltung unterscheiden sich jedoch eindeutig von den älteren Exemplaren. Zudem deutet das
hufeisenförmige Heft auf eine spätere Zeitstellung hin. Negahban 1995, 38, Pl. III, 32-33.
465
Kalar Dasht : Samadi 1959, Fig. 10 und 18 ; Kaluraz : Hakemi 1972, 6; Taleshgebiet: Hassan Zamini: De
Morgan 1905, Fig. 541; Tchila Khane: De Morgan 1905, Fig. 416-417; Djüodjik: De Morgan 1896, Fig. 62,2;
Veri: De Morgan 1896, Fig. 63, 4-7.
466
Azarnoush/Helwing 2005, 218, Fig. 40 links.
467
Obwohl der Typ sehr einfach scheint, gibt es außerhalb Nordirans kaum identische Funde. Als Vorläufer
können wohl Exemplare aus Nordostiran und dem nördlichen Zentraliran betrachtet werden. Vgl. Schmidt 1937,
Pl. LI, H 3855; Wulsin 1932, Pl. XX; Tehrani Moghaddam 1997, 61 oben.
464
190
Auswertung der Typen
Lanzenspitzen Typ II
Lanzenspitzen der Variante A setzen vereinzelt im Übergangsbereich der Stufen IIa und IIb
ein. Als Vorläufer kann ein Einzelstück aus Grab 24, einem der frühen Befunde von Stufe IIa,
gewertet werden468. Die meisten Funde stammen allerdings aus Gräbern der Stufe IIb, unter
anderem auch das eiserne Exemplar aus Grab 18. In Stufe III ist Variante A nur noch in Grab
5 vorhanden und dort bereits mit der jüngeren Variante B vergesellschaftet, die völlig auf den
letzten Belegungsabschnitt in Marlik beschränkt ist.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufe IIb, vereinzelt auch IIa und III.
Variante B: Marlik Stufe III.
Lanzenspitzen Typ III
Variante A mit breiter Blattform ist nur in zwei Gräbern vorhanden. Grab 15 gehört Stufe I,
Grab 18 Stufe IIb an. Die Andeutung einer relativ frühen Zeitstellung kann durch Vergleiche
mit dem Gräberfeld von Ghalekuti bestätigt werden. Dort gehört Variante A zur
Standardausstattung männlicher Bestattungen469. Eine Abwandlung dieser Form, die so
genannten daggers with barbs scheinen in Ghalekuti sogar eine Funktion als wichtiges
Statussymbol erfüllt zu haben470. Eine weitere Variante dieser Form fand sich unweit des
Tepe Marlik in dem ebenfalls früh zu datierenden Grab von Ali Karam Bagh471. Das
vergleichsweise späte Auftreten in Grab 18 kann wohl als Ausreißer gewertet werden, denn
zu dieser Zeit hatte sich der Typ offensichtlich bereits weiter entwickelt: Variante B kommt in
größerer Zahl in Gräbern der Stufen IIb und III vor und kann damit als jüngere Form dieses
Typs gewertet werden. Anzuschließen sind die blattförmigen Lanzenspitzen aus Grab 44, die
sich gut in den angesprochenen zeitlichen Rahmen einpassen lassen.
468
Negahban 1964, Fig. 44 und Negahban 1996, Color Plate XXXII, C, Kat.-Nr. 760.
Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LXIV,19; Pl. LXXIX,201; Pl. LXXXI,17 für die Gräber A-VIII, C-I und C-II.
470
Die Gräber A-V und E.6, welche die reichsten Befunde in Ghalekuti darstellen, enthielten jeweils mehrere
dieser Waffen. In Grab A-V nimmt ein Exemplar den Platz ein, an dem in anderen Befunden vor Ort
Lanzenspitzen des Typs III A liegen. Weitere vier Lanzenspitzen des Typs befanden sich nahe der südlichen
Wand des Grabbaus. Vgl. Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. L. In Grab E.6 wurde dem Toten ein zwar
fragmentierter, aber mit dünnem Goldblech umwickelter dagger with barbs in die rechte Armbeuge gelegt. Zwei
andere Exemplare wurden parallel zur Ausrichtung des Skeletts links vom Schädel aufgefunden. Vgl.
Fukai/Ikeda 1971, Pl. L. Als einziger Befund vor Ort enthielt Grab A-VIII noch eine derartige Waffe, diesmal
wiederum in der für Lanzenspitzen typischen Fundlage seitlich des Schulter- bzw. Kopfbereiches. Vgl. Egami
1965, Pl. LXI. Auffällig ist, dass sich auch dieses Grab in unmittelbarer Nähe zum Hauptgrab A-V nahe der
Hügelkuppe befindet. Weiter vom Zentrum des Gräberfeldes entfernte Grabbauten besaßen meist Lanzenspitzen
des Typs III A. Die von Samadi 1959, Fig. 32, 34, aus dem nahe gelegenen Tomadjan publizierten Waffen dieses
Typs lassen sich mangels ausreichender Publikation nicht näher bewerten.
471
Negahban 1995, 58-59, Fig. 41. Diese Waffe unterscheidet sich durch die schlankere Form und das triangulär
spitz zulaufende Blatt von den verwandten Exemplaren aus Ghalekuti und Tomadjan. Ein beinahe identisches
Exemplar wurde bereits von De Morgan in Chir-Chir im Taleshgebiet ausgegraben. De Morgan 1905, Fig. 575.
Das Grab in Ali Karam Bagh enthielt unter anderem eine Schnabelkanne mit hoch angesetztem Ausguss und
einige gut bearbeitete Steinpfeilspitzen und ist damit vielleicht noch älter als Stufe I in Marlik einzuordnen.
469
191
Auswertung der Typen
Zeitstellung: Variante A: Hauptsächlich Marlik Stufe I und gleichzeitige Befunde,
vereinzelt Marlik Stufe IIb.
Variante B: Marlik Stufe IIb bis III.
Lanzenspitzen Typ IV
Tüllenlanzen tauchen in Marlik erst relativ spät im Übergangsbereich zwischen den beiden
Phasen der Stufe II mit Tendenz zu Stufe IIb auf. In diesen Zeitabschnitt sind die Exemplare
des Typs IV A sowie ein Einzelstück aus Grab 29 zu datieren472. In Stufe IIb enthielt Grab 44
Exemplare verschiedener Tüllenlanzen473. Erst in Stufe III kommt es zur Ausprägung des
Typs IV B, der in mehreren Befunden zusammen mit den von der triangulären Blattform her
gut vergleichbaren Angellanzen mit Tüllenimitation des Typs IIB vorkommt474.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufe IIa (spät) bis IIb.
Variante B: Marlik Stufe III.
Pfeilspitzen
Pfeilspitzen Typ I
Die ungewöhnlichen Bronzeimitationen ganzer Pfeile sind bisher nur in Marlik gefunden
worden. Es vermag kaum zu überraschen, dass die beiden Exemplare dieses Typs in Gräbern
gefunden wurden, die auch in der Kombinationstabelle nahe beieinander liegen. Grab 15
gehört zu Stufe I, während Grab 24 eines der wohl älteren Gräber der folgenden Stufe IIa
repräsentiert.
Zeitstellung: Marlik Stufe I und IIa.
Pfeilspitzen Typ II
Breite Pfeilspitzen mit widerhakenartig ausgebildeten Flügeln wirken im Vergleich zu den
meisten anderen in Marlik vorhandenen Typen ebenfalls sehr auffällig. Obwohl die
Bandbreite innerhalb des Typs relativ groß ist, stammen alle Vertreter aus zeitlich nahe
zusammen gehörenden Befunden der Stufen I und IIa. In zwei Fällen (Gr. 15 und 24) liegt
eine Vergesellschaftung mit Pfeilspitzen des Typs I vor. Hierzu passt auch das Vorhandensein
472
Negahban 1995, 75, Fig. 48 sowie Pl. XI, 139.
Negahban 1995, 75, Fig. 47
474
Die große Ähnlichkeit dieser Stücke veranlasste Negahban 1995, 71, zu der Vermutung, alle stammten aus
ein und derselben Werkstatt und wurden vielleicht sogar von dem gleichen Handwerker hergestellt, was
zwangsweise für einen nahen Bezug der genannten Gräber zueinander sprechen würde.
473
192
Auswertung der Typen
eines Vertreters dieses Typs in Grab A-VI von Ghalekuti475. Die beiseite geräumten Beigaben
der Erstbestattung gehören allesamt dem Fundmaterial der Stufe IIa von Marlik an.
Ähnliche Funde sind über einen weiten geographischen Raum verstreut. Bereits 1964
publizierte Dyson eine Reihe von Waffen, welche angeblich aus dem kleinen Ort Bit Sorgh in
der Nähe von Kermanschah in Westiran stammen sollten476. In Sialk konnte aus Grab III der
Nekropole A ein zwar stark fragmentiertes, aber gut vergleichbares Exemplar des Typs
geborgen werden477. Auch in der Zerstörungsschicht von Hasanlu IV B kommen Pfeilspitzen
in ähnlicher Form vor478. Damit dürfte der Typ über eine Laufzeit von der Mitte des 2. Jt. bis
in das 9. Jh. v.Chr. verfügen479. Vergleichbare Pfeilspitzen, allerdings mit meist sehr viel
längerem Schaft, gelten im südlichen Kaukasus als Leitformen der früheisenzeitlichen HoçaliKedabeg-Kultur und können zwischen dem 11. und 9. Jh. datiert werden480. Gut vergleichbare
Exemplare aus Namin bestätigen erneut, dass das Talešgebiet in dieser Zeit eine typologische
Brücke zwischen Südkaukasus und Nordiran bildete481.
Zeitstellung: Marlik Stufen I und IIa.
Pfeilspitzen Typ III
Die ältesten Exemplare sind die der Variante C, die geschlossen in meist reichen
Waffengräbern der Stufe IIa enthalten sind. Eine doppelte Vergesellschaftung in den Gräbern
24 und 26 deutet an, dass Variante B bereits gleichzeitig beginnt, aber auch in Stufe IIb,
vertreten durch den Fund aus Grab 50, noch vorhanden ist. Grab 50 bildet zudem den
Übergang zu Variante A, die dann ausschließlich in Befunden der Stufe IIb auftaucht.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufe IIb.
Variante B: Marlik Stufen IIa und IIb.
Variante C: Marlik Stufe IIa.
475
Egami 1965, Pl. LX, 23.
Dyson 1964, Text-Fig. 1,6. Ob diese Herkunftsangabe stimmt, ist nicht zu klären, da die Funde aus dem
Kunsthandel stammen. Die angeblich zusammen mit der Lanzenspitze aufgefundenen Dolche dürften jedenfalls
eindeutig aus Westiran kommen. Ob dies auch für die Pfeilspitzen gilt, kann aufgrund ihrer wenig
aussagekräftigen Form nicht gesagt werden.
477
Ghirshman 1939, Pl. V,2 und Pl. XXXIX, S. 453.
478
Muscarella 1989, 28, Fig. 7a.
479
Zur Datierung der Nekropole A von Tepe Sialk siehe Dittmann 1990, 134-135 sowie Piller 2004b, 170.
480
Schachner/Gasanova 2002, 231, Abb. 1, mit weiterführender Literatur.
481
De Morgan 1905, 266, Fig. 355.
476
193
Auswertung der Typen
Pfeilspitzen Typ IV
Alle Exemplare dieses Typs stammen aus Gräbern der Stufe II, mit deutlichem Übergewicht
in deren erstem Abschnitt. Sie sind damit in etwa gleichzeitig mit den Pfeilspitzen des Typs V
zu datieren.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa, vereinzelt noch Stufe IIb.
Pfeilspitzen Typ V
Diese einfach geformten Stücke kommen als Variante A in den beiden Waffengräbern der
Stufe I vor. Die offenbar etwas jüngere Variante B schließt sich zeitlich direkt innerhalb der
nachfolgenden Stufe IIa an.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufe I.
Variante B: Marlik Stufe IIa.
Keulenköpfe
Trotz der reichhaltigen Funde scheinen Keulen in Nordiran keine große Tradition zu besitzen.
Gemessen an der großen Menge anderer Waffenfunde bleibt ihre Zahl relativ gering. Zudem
ist nicht auszuschließen, dass einige der Exemplare aus Marlik als Importe zu anzusprechen
sind482. Da es sich bei den meisten Keulenköpfen um Einzelstücke handelt, war eine
typologische Auswertung kaum möglich. Dennoch soll im Folgenden untersucht werden, ob
sich mit den Ergebnissen der Kombinationstabelle weitergehende Aussagen treffen lassen. In
ihrem Aufbau lassen sich die Keulen aus Marlik in drei Grundformen einteilen. Die erste
Gruppe verfügt über einen länglich röhrenförmigen Körper, der mit Einritzungen oder
diversen Applikationen versehen sein kann. Bei der zweiten Gruppe gibt es einen kürzeren,
aber ebenfalls röhrenförmigen Schaft und einen annähernd kugelförmigen Kopf. Auch hier
können plastische oder eingeritzte Verzierungen auftreten. Zuletzt sind noch die
birnenförmigen Keulenköpfe aus Metall oder Stein zu nennen, welche sich als einzige zu
einem fest definierbaren Typ zusammenfassen ließen.
In Gräbern der Stufe I gibt es - wie auch in Ghalekuti - keine Keulen. In Stufe III fehlen
derartige Funde ebenfalls. Alle Keulen aus Marlik stammen aus Gräbern der Stufe II.
Interessanterweise lassen sich beinahe sämtliche Keulen der ersten beiden Grundformen in die
Stufe IIa einordnen. Die einzige Ausnahme bildet das Exemplar aus Grab 45, das bereits zu
Stufe IIb gehört. Birnenförmige Keulenköpfe aus Metall oder Stein besitzen zwar allgemein
eine sehr lange Laufzeit und ein großes Verbreitungsgebiet, jedoch konnte ihr Vorkommen in
482
Dies betrifft wohl am ehesten die Keulen Negahban 1996, Kat.-Nr. 638 und Kat.-Nr. 665. Zu den Vergleichen
siehe Negahban 1995, 25-25 und 34.
194
Auswertung der Typen
Marlik auf Stufe IIb eingeschränkt werden. In diese Phase gehören abgesehen von einer
Ausnahme auch alle Keulenköpfe aus Stein. Zu der oben geäußerten Vermutung, die
Keulenköpfe seien zum Teil importiert, passt auch, dass sie erst dann im Fundmaterial
auftauchen, wenn sich zahlreiche andere äußere Einflüsse feststellen lassen. Es scheint hier
ein ähnliches Phänomen vorzuliegen wie bei den figürlich verzierten Metallgefäßen, bei
denen der Anstoß zur Entwicklung einer vielfältigen Eigenproduktion offenbar auch auf einen
Impuls von außen zurückzuführen ist483.
Der Keulenkopf aus Grab 27 ist in den Übergangsbereich zwischen Stufe IIa und IIb
einzuordnen. Vergleiche mit den Sumbar-Gräberfeldern in Turkmenistan zeigen, dass der Typ
beinahe identisch bereits um die Mitte des 2. Jt. vorhanden ist484. Entsprechende Funde aus
Tschoga Zambil weisen in das 14.-12. Jh. v.Chr485. Ein ähnliches Datum kann wohl auch für
die Keulenköpfe aus Marlik angenommen werden. Mit dem Ende der Stufe IIb verschwinden
auch die Keulenköpfe aus dem Fundmaterial der Nekropole von Marlik, und auch während
der folgenden EZ II und EZIII sind aus Gilan keine Keulenköpfe bekannt486.
Inwiefern Keulenköpfen in der früheisenzeitlichen Gesellschaft Nordirans eine Rolle als
Prestige- oder Statussymbol spielten, ist anhand der vorliegenden Befunde schwierig zu
beurteilen. Fest steht jedenfalls, dass sie meist in überdurchschnittlich reich ausgestatteten
Gräbern gefunden wurden (Gr. 26, 45, 24, 44, 47, 52, 50 aus Bronze; Gr. 26, 27, 44, 50,
16)487.
Zeitstellung: Röhrenförmige Keulenköpfe: Marlik Stufe IIa, vereinzelt Stufe IIb.
Kugelförmiger Kopf mit Röhrenschaft: Marlik Stufe IIa.
Birnenförmige Keulenköpfe: Marlik Stufe IIb.
8.3.7. Geräte, Zubehör und Sonstiges
Axthacken
Querschneidige Axthacken gehören zu den wenigen Typen in Marlik, die in allen vier
Belegungsstufen in beinahe identischer Form auftreten. Zu den ältesten Funden aus der
Nekropole gehört das Stück aus Grab 15, welches Stufe I zuzuordnen ist. Auch die
483
Siehe unten im Kapitel „Auswertung weiterer Funde“.
Chlopin 1986, 15, Abb. 5,C.
485
Ghirshman 1966, Pl. LXXXVIII, G.T.-Z.-65.
486
Dies steht im deutlichen Gegensatz zur gleichzeitigen Entwicklung in Nordwestiran und Luristan. Vgl.
Muscarella 1989, 26, Fig. 4a-e sowie Overlaet 2005, 14-15, 32, Pl. 13, 11-13.
487
Bei Negahban 1996, 32, wird in der Inventarliste für Grab 19 ein steinerner Keulenkopf erwähnt, der
allerdings sonst nirgends mehr auftaucht.
484
195
Auswertung der Typen
gleichzeitigen reichen Waffengräber A-V und E.6 in Ghalekuti lieferten entsprechende Funde.
Weitere Axthacken fanden sich in Gräbern der Stufen IIa, IIb und III. Es handelt sich
demnach um einen Durchläufer, wie auch Vergleiche zu anderen Fundorten zeigen.
Axthacken ähnlicher Form sind bereits in Tepe Hissar vorhanden und tauchen, allerdings als
Miniaturausgraben, auch noch in Gräbern der Nekropole B von Tepe Sialk auf488. Die
Laufzeit entspricht damit in etwa den einfachen Bronzeforken der Variante A. Für eine
feinchronologische Bewertung sind derartige Axthacken nicht zu gebrauchen.
Zeitstellung: Marlik Stufen I, IIa, IIb und III. Durchläufer.
Fingernagelsäuberer
Diese Objekte weisen gewisse Bezüge zu Nadeln mit durchbrochenem Kopf auf, mit denen
sie auch in Grab 36 zusammen vorkommen. Die Funde stammen aus Gräbern der Stufe II, mit
Schwerpunkt auf der ersten Phase.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa-b.
Ohrensäuberer
Trotz kleinerer Unterschiede in der Gestaltung lassen sich diese Funde gut zu einem Typ
zusammenfassen. In Marlik sind sie in Gräbern der Stufen I und IIa vertreten. Ähnliche
Objekte aus Ghalekuti bestätigen die Vermutung einer frühen Zeitstellung.
Zeitstellung: Marlik Stufe I und IIa.
Runde Bronzeschellen
Durchbrochene Bronzeglöckchen mit rundem Klangkörper sind in Marlik in Gräbern der
Stufe IIa-b vertreten. Auch hier ist allerdings darauf hinzuweisen, dass es sich um eine Form
handelt, die wohl in erster Linie durch den Verwendungszweck bedingt ist. Wozu genau diese
Objekte benutzt wurden, ist nicht gesichert. Vielleicht bildeten sie einen Teil des
Pferdegeschirrs. Funde aus dem Zerstörungshorizont von Hasanlu IVB zeigen, dass runde
Glöckchen ähnlicher Form noch im späten 9. Jh. v.Chr. in Gebrauch waren.
Die doppelkonischen Glöckchen könnten eine etwas jüngere Variante in Marlik darstellten.
Sie sind locker mit Stufe III zu verbinden. Da aber zwischen den Funden aus den Gräbern 5
und 6 größere Unterschiede bestehen, wurden diese Stücke nicht als gemeinsamer Typ mit
aufgeführt489.
Zeitstellung: Marlik Stufen IIa und IIb.
488
489
Yule 1982, 24, Abb. 16,1-2; Ghirshman 1939, Pl. XXVII,4.
Negahban 1996, Kat.-Nr. 951-957.
196
Auswertung der Typen
Schöpfkellen
Alle Beispiele dieses Typs stammen aus Gräbern der Stufe IIa. Beinahe identische Kellen sind
auch in einigen Gräbern der Nekropole B von Tepe Sialk vorhanden. Sie wurden deshalb als
Indiz einer möglichen Nachbestattung gewertet490. Wie oben ausgeführt, ist dies jedoch
zurückzuweisen. Es handelt sich vielmehr um eine gebrauchsorientierte Form, die wohl über
einen längeren Zeitraum hinweg ohne größere Veränderungen existierte. Zudem scheint Sialk
B chronologisch von Marlik nicht so weit entfernt zu sein, wie in der deutschsprachigen
Forschung bisher angenommen wurde.
Zeitstellung: Marlik Stufe IIa.
Bronzeforken
Für diese Objekte wurde verschiedentlich eine Verwendung als (Jagd-)Waffe, Gerät oder
Statussymbol vorgeschlagen, wovon ersteres wohl mit großer Wahrscheinlichkeit abzulehnen
ist491. Ghirshman neigte zu der Ansicht, hierin eine Art Grillspieße zu sehen, mit denen
Mahlzeiten aus Fleisch über offenem Feuer zubereitet wurden492. In der Tat werden ähnliche
Objekte in Iran noch heute für exakt diesen Zweck benutzt493. Andere Bearbeiter nehmen an,
es könnte sich um eine Art Statussymbol handeln494. In beiden Fällen ist aber festzustellen,
dass diese Form über längere Zeit keine grundsätzliche Veränderung erfahren hat.
Insbesondere die weiter oben zitierten Vergleichsfunde aus dem südlichen Kaukasusraum
belegen, dass Bronzeforken mit Tüllenschäftung eine Laufzeit vom 14. bis in das 8. Jh. v.Chr.
aufweisen können. Einfachere Vorläufer aus dem Bereich der Eastern Grey Ware sind zum
Teil sogar in das ausgehende 3. Jt. v.Chr. zu datieren495.
490
Löw 1998, 56-57.
Boehmer 1972, 141-142, ausgeführt an den dreizackigen Varianten, die vor allem im westlichen Teil
Vorderasien überliefert sind. Ob die Form aber, wie Boehmer meint, aus dem Fischfang entlehnt ist und später
auch eine kultische Funktion erfüllte, lässt sich ebenfalls nicht mit Sicherheit nachweisen.
492
Ghirshman 1939, 53, konnte feststellen, dass in einigen Fällen Reste von Vogelknochen am Metall fest
korrodiert waren.
493
Vom Autor der vorliegenden Zeilen in eigener Person bei einem Picknick in Firuzabad von örtlichen
Anwohnern geliehen.
494
Makkay 1983; Miron/Orthmann 1995, 322, merken an, dass man diese Forken nur in Gräbern der oberen
Bevölkerungsschichten fand und gehend deshalb von einer Funktion als Würdezeichen aus. In deutlichem
Gegensatz dazu steht die von Ghirshman 1939, 53 getroffene Feststellung, dass Tüllenforken in der Nekropole B
von Tepe Sialk sowohl in ärmeren als auch in reicheren Gräbern vorhanden waren. Bei den bestatteten
Individuen in den betreffenden Befunden handelte es sich um Männer und Frauen. Damit sind diese Objekte in
Sialk offensichtlich weder an die soziale Stellung noch an das Geschlecht des Verstorbenen gebunden. Auch
Moorey 1971, 97-98, ist der Meinung, es könne sich aus diesen Gründen wohl nicht um Statussymbole handeln.
Schauensee 1988, 52, spricht sich hingegen bei den Siedlungsfunden aus Hasanlu IV B vor allem aufgrund der
Größe und Schwere der Forken für eine Verwendung im zeremoniellen Bereich aus. In Marlik kommen Forken
beider Varianten ausschließlich in gut ausgestatteten Waffengräbern vor.
495
Siehe oben im Kapitel: Mehrfach- und Nachbestattungen.
491
197
Auswertung der Typen
Aufgrund der langen Laufzeit dieses Typs führten Funde ähnlicher Forken aus Tepe Sialk
Nekropole B zu der Ansicht, es könne sich um einen späten Typ handeln496. In Marlik sind
Funde der Variante A bereits in frühen Gräbern der Stufe IIa vorhanden, finden sich aber auch
in Befunden der Stufen IIb und III. Damit ist diese Form weitgehend als Durchläufer zu
werten, die keine große chronologische Aussagekraft besitzt. Variante B ist als dekorative
Abwandlung der einfachen Forken zu betrachten. Sie findet sich lediglich in den beiden zu
Stufe IIb gehörenden Waffengräbern 44 und 45, deren große zeitliche Nähe zueinander
hiermit nochmals unterstrichen werden kann.
Zeitstellung: Variante A: Marlik Stufe IIa, IIb und III.
Variante B: Marlik Stufe IIb.
496
Löw 1998, 56-57.
198
Auswertung weiterer Funde
8.4. Auswertung weiterer Funde
Eine ganze Reihe von Funden aus dem Gräberfeld von Marlik ließ sich nicht typisieren und
konnte deshalb keinen Eingang in die Kombinationstabelle finden. Dennoch ist es für einige
Fundgruppen möglich, auf Basis der oben vorgestellten Kombinationstabelle eine
Auswertung vorzulegen.
8.4.1. Figürlich verzierte Metallgefäße
Figürlich verzierte Metallgefäße aus Gold, Silber, Elektron oder Bronze gehören zu den
bedeutendsten Funden der nordiranischen Eisenzeit497. Die zum Teil hervorragend
ausgeführten künstlerischen Darstellungen, welche unübersehbare Einflüsse aus dem
assyrischen, babylonischen und elamischen Kulturraum aufweisen können, haben das
Interesse zahlreicher Bearbeiter geweckt, die sich mit der Archäologie eines vermeintlich
derart abgelegenen Gebietes wie des Elbursgebirges ansonsten wohl kaum ernsthaft
auseinander gesetzt hätten. Es verwundert daher auch nicht, dass man in den älteren
Publikationen meist durchweg vermutete, dass die qualitätvolleren Metallgefäße als Arbeiten
mesopotamischer oder elamischer Herkunft anzusprechen seien, während man den
einheimischen Handwerkern lediglich die Herstellung der weniger gut ausgeführten
Exemplare zutraute498. Erst im Laufe der Zeit setzte sich die Ansicht durch, dass alle Gefäße
vor Ort in Nordiran produziert wurden. Seit der umfassenden Dissertation U. Löws zu diesem
Thema dürften hieran kaum mehr zu zweifeln sein499.
Die Nekropole auf dem Tepe Marlik ist bisher der mit Abstand wichtigste Fundort figürlich
verzierter Metallgefäße und lieferte den überwiegenden Teil des derzeit bekannten Materials
aus wissenschaftlichen Grabungen500. Löw teilte die Gefäße aus Marlik in zwölf verschiedene
Stilgruppen ein, die bis auf wenige Ausnahmen eng miteinander verwandt sind501. Diese gut
begründete Gliederung wird im Folgenden auch in dieser Arbeit übernommen.
497
Umfassend vorgestellt und bearbeitet durch Löw 1998.
Als Paradebeispiel ist Calmeyer 1987, 342 zu nennen, welcher der silbernen Schnabelkanne mit goldenen
Einlagen aus Grab 50 trotz der klassisch iranischen Form eine mittelassyrische Herkunft zuordnete. Diese
Ansicht korrigierte er allerdings später. Vgl. Calmeyer 1990, 429.
499
Löw 1998, 241-267.
500
Die meisten Gefäße stammen aus Gräbern, die auch Waffen enthielten. Soweit feststellbar, waren sie dort
unweit des Schädels oder des Oberkörpers des Bestatteten deponiert. Vgl. Negahban 1983, 33, Fig. 3 und
Negahban 1996, Pl. 16, C für Marlik Grab 47 und 52 sowie Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. L und Fukai/Ikeda
1971, Pl. L für die Gräber A-V und E.6 in Ghalekuti.
501
Es handelt sich um die Stilgruppen 4 bis 15. Löw 1998, 478. Lediglich die Stilgruppen 13, 14 und 15 setzen
sich deutlich von den anderen ab.
498
199
Auswertung weiterer Funde
Löws Datierungsversuche beruhten in erster Linie auf kunstgeschichtlichen Vergleichen und
einer Analyse ausgewählter Beifunde. Erst im folgenden Arbeitsschritt wurden auch
Vergleiche der Stilgruppen untereinander untersucht und mögliche Bezüge zueinander
aufgeführt502. Im Gegensatz dazu ist es nun durch eine Übertragung der Stilgruppen auf die
Kombinationstabelle möglich, die relative Abfolge der verschiedenen Stile aus dem
Fundmaterial der Nekropole von Marlik selbst zu erarbeiten. Dies führte zu Ergebnissen, die
sich zum Teil von den chronologischen Einschätzungen Löws erheblich unterscheiden.
8.4.1.1. Stufe I
Die Gräber der ersten Stufe enthalten keine verzierten Metallgefäße. Wie die Grabungen in
Ghalekuti zeigten, können becherförmige Metallgefäße aus Bronze oder Silber schon in
diesem Zeitabschnitt zu den Beigaben reicher Bestattungen gehören503. Bisher sind aber
weder ornamentale noch figürliche Verzierungen nachzuweisen.
8.4.1.2. Stufe IIa
In Stufe IIa, die generell durch einen imposanten Anstieg in Anzahl und Reichtum der
Grabbeigaben charakterisiert wird, tauchen erstmals figürlich verzierte Metallgefäße im
Fundmaterial auf.
Stilgruppe 13
Gefäße dieser Gruppe stammen aus den Gräbern 26, 32 (zwei Exemplare), 36 (zwei
Exemplare) und 52504. Alle genannten Befunde sind sicher Stufe IIa zuzuordnen und dürften
in kurzem Abstand zueinander angelegt worden sein. Damit gewinnt die von Löw geäußerte
Vermutung einer eng zusammen gehörigen Werkstatt für diese Gefäße eine weitere
Bestätigung505.
Stilgruppe 14
502
Löw 1998, 436-448. Zu der von Löw 1998, 596 publizierten Zeittabelle ist zu beachten, dass hier nicht der
chronologische Ablauf und die zeitlichen Zusammenhänge zwischen den diversen Stilgruppen im Vordergrund
stehen, sondern die Tabelle einfach die erarbeiteten Datierungen in der durchnummerierten Abfolge der
Stilgruppen dargestellt sind. Um eine tatsächliche „Zeittabelle“ zu erhalten sollte man daher die Abfolge der
Stilgruppen (y-Achse) mit der vorgegebenen Datierung (x-Achse) in Übereinstimmung bringen. Man erhält
damit eine Tabelle, in der von links oben nach rechts unten ein chronologischer Ablauf ablesbar ist.
503
Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. L, Fukai/Ikeda 1971, Pl. LII.
504
Löw 1998, 169-187. Ein fragmentiertes Goldgefäß aus Grab 37 gehört aufgrund des Flechtbandes wohl
ebenfalls dieser Gruppe an.
505
Löw 1998, 181-182.
200
Auswertung weiterer Funde
Diese Stilgruppe besteht nur aus einem Gefäß, welches in Grab 32 gefunden wurde506. In dem
gleichen Befund wurden unter anderem zwei Gefäße der oben erwähnten Stilgruppe 13
entdeckt, mit der Stilgruppe 14 auch stilistisch eng zu verbinden ist. Grab 32 lässt sich durch
zahlreiche andere Funde fest in Stufe IIa einbinden und besitzt besonders enge Bezüge zu
Grab 36, das ebenfalls zwei Gefäße der Stilgruppe 13 enthielt. Beide Stilgruppen dürften
demnach gleichzeitig sein.
Stilgruppe 15
Dieser Stilgruppe gehört lediglich ein einziges Exemplar an507. Es wurde in Grab 24 gefunden
und unterscheidet sich hinsichtlich der Gefäßform, der angewandten Technik und des Stils
erheblich von den meisten anderen verzierten Metallgefäßen in Marlik. Aus anderen
Fundorten liegen keine vergleichbaren Funde vor; und auch der Kunsthandel hat nichts
Entsprechendes zu bieten. Dieser Stil wurde von Löw deshalb, in Anlehnung an den so
genannten Hasanlu local style als Marlik local style bezeichnet. Er ist in Marlik noch auf
einigen anderen Gegenständen aus Goldblech zu beobachten, welche allesamt eindeutig Stufe
IIa zuzuordnen sind. Dabei handelt es sich um einen Wetzsteingriff und einen
Goldblechknopf aus Grab 26 sowie die berühmte anthropomorphe Büste aus Grab 36508. In
diesen beiden Befunden sind Beispiele des Marlik local styles mit Gefäßen der Stilgruppe 13
vergesellschaftet, was für eine annähernde Gleichzeitigkeit beider Stilgruppen sprechen
würde.
Goldgefäß aus Grab 47
Ebenfalls in einem Befund der Stufe IIa wurde ein weiteres verziertes Gefäß gefunden, das obwohl mit figürlichen Darstellungen versehen - von Löw nicht in ihre Arbeit aufgenommen
wurde. Es stammt aus Grab 47 und wurde von Negahban aufgrund der eingepunzten
Verzierung zusammen mit dem oben genannten Goldgefäß der Stilgruppe 15 aus Grab 24
behandelt509. Beide Befunde gehören sicher zu Stufe IIa und könnten sogar, wie weiter unten
noch auszuführen sein wird, die ältesten Gräber dieses Zeitabschnittes darstellen. Stilistisch
und technisch unterscheiden sich die zwei Gefäße allerdings deutlich voneinander, und auch
die Gefäßform ist eine andere.
506
Löw 1998, 188-191, 446.
Löw 1998, 192-195.
508
Löw 1998, 194, 446-448.
509
Negahban 1996, 55, Kat.-Nr. 3.
507
201
Auswertung weiterer Funde
Stilgruppe 8
Die Nekropole von Marlik enthielt zwei Gefäße dieser Gruppe510. Ein Exemplar stammt aus
Grab 36 und ist damit sicher mit Stufe IIa verbunden, das zweite kommt aus Grab 39, welches
als einzige weitere Funde figürlich verzierte Metallgefäße der Stilgruppen 9 und 10 enthielt.
Die Stilgruppen 8, 9 und 10 sind in mehrerer Hinsicht eng miteinander verwandt511.
Stilgruppe 9 ist auf zwei Gefäße in Grab 39 beschränkt, während Stilgruppe 10 ein weiteres
Exemplar in dem späten Grab 5 besitzt. Die erwähnten Gruppen gleichen sich in den
einfachen Kompositionen und bieten eher ein allgemeines Bild. Ungewöhnliche
Darstellungen oder auffallende Stilelemente sind nicht vorhanden. Aus diesem Grund ist es
auch nicht erstaunlich, dass diese drei Stilgruppen über die Belegungsstufen IIa, IIb und III
verteilt sind. Eine derart lange Laufzeit vermag keine andere Gruppe von Metallgefäßen
aufzuweisen. In typologischem Sinne wäre diese Gruppe als Durchläufer anzusprechen.
8.4.1.3. Stufe IIb
Stufe IIb, ansonsten durch zahlreiche Fundgruppen eng an die vorhergehende Stufe IIa
gebunden, setzt sich im Bereich der figürlich verzierten Metallgefäße deutlich ab. Die oberste
Ausstattungskategorie der Stufe IIb wird durch die Gräber 44, 45, 50 und 42 repräsentiert.
Diese
Gräber
enthalten
qualitätvolle,
untereinander
eng
verwandte
Metallgefäße
verschiedener Stilgruppen.
Stilgruppe 4
Nur ein Vertreter dieser Gruppe wurde in einer wissenschaftlichen Grabung gefunden512. Es
handelt sich um einen Wulstbodenbecher mit schreitenden Stieren, der sicherlich zu den
bekanntesten Funden der Nekropole von Marlik zu zählen ist. Das Stück passt sich gut in das
Gesamtbild von Grab 45 ein, welches durch den ausgesprochenen Reichtum der darin
aufgefundenen Beigaben auffällt. Die oft zitierten Vergleiche zur mittelassyrischen Glyptik
des 14. bis 12. Jh. decken nur eine Facette dieses sehr qualitätvollen Stückes ab. Über weitere
Exemplare aus dem Kunsthandel wurde eine Datierung das 13.-12. Jh. vermutet513. Innerhalb
der Nekropole von Marlik fallen die guten Vergleichsmöglichkeiten zu Stilgruppe 5 auf,
deren Vertreter ebenfalls aus Gräbern der Stufe IIb stammen.
510
Löw 1998, 144-149.
Löw 1998, 441-443.
512
Löw 1998, 115-121.
513
Hier ist vor allem Stilgruppe 24 gemeint. Vgl. Löw 1998, 453-454.
511
202
Auswertung weiterer Funde
Stilgruppe 5
Zu Stilgruppe 5 gehören zwei Bronzegefäße aus den Gräbern 42 und 44514. Bei beiden
Befunden handelt es sich um Gräber der Stufe IIb. Die engen Bezüge zu Stilgruppe 4, welche
aus der gleichen Belegungsstufe vorliegt, lassen auf eine weitgehend übereinstimmende
Zeitstellung der beiden Stilgruppen schließen.
Stilgruppe 7
Ein fragmentiertes Bronzegefäß dieser Gruppe wurde zusammen mit einen Exemplar der
Stilgruppe 5 in Grab 42 gefunden. Stilistisch ist eine enge Bindung an diese Gruppe
festzustellen515, und auch zu der ebenfalls in Stufe IIb vorhandenen Stilgruppe 4 bestehen
gute Vergleichsmöglichkeiten.
Stilgruppe 11
Ein im Vergleich eher ungewöhnliches Gefäß aus Grab 45 bestätigt die Ausnahmestellung
dieses Befundes. Vergleiche lassen sich zu einigen Stilgruppen wie auch zur mittelassyrischen
Glyptik ziehen516. Vor allem aber aufgrund großer stilistischer Ähnlichkeiten mit dem
Hasanlu-Goldbecher entscheidet sich Löw für eine Datierung ins 12. Jh.
Stilgruppe 12
Auch hier ist nur ein Gefäß aus Grab 50 vorhanden. Die von Löw als Vergleiche zitierten
Stilgruppen 1 und 16, also die Goldgefäße aus Hasanlu und Kalar Dasht, sind eng mit dem
späteren Belegungsabschnitt in Marlik verbunden517. Überdies ist die exakt gleiche
Gefäßform bei einer silbernen Schnabelkanne aus Grab 45, also ebenfalls in Stufe IIb,
belegt518. Die Waffenfunde aus Grab 50 lassen sich auch in diesen Zeitabschnitt einordnen.
8.4.1.4. Stufe III
In dieser Stufe enthielten drei von vier Waffengräbern figürlich verzierte Metallgefäße. Diese
bestanden meist aus Bronze und haben sich nur in Fragmenten erhalten.
Stilgruppe 6
514
Löw 1998, 122-129.
Löw 1998, 142.
516
Löw 1998, 160-164.
517
Löw 1998, 431-432. Der Hasanlu-Becher lässt sich eng an Stilgruppe 6.a. und Stilgruppe 24.a. anhängen.
Während erstere aus Marlik Stufe III stammt, kommt letztere aus dem Kunsthandel, kann aber über die
Stilgruppen 4 und 5 gleichzeitig zu den Stufen IIb und III datiert werden.
518
Negahban 1983, 49, Pl. 16 sowie53, Abb. 16.
515
203
Auswertung weiterer Funde
Grab 2 lieferte das einzige Goldgefäß dieser Stufe. Es handelt sich um die bekannte
Darstellung aus dem „Leben einer Ziege“519. In dem gleichen Befund fanden sich auch
Fragmente eines Bronzebechers. Beide Gefäße wurde von Löw zu Stufe 6 zusammengefasst,
wobei sie insbesondere den Goldbecher für etwas jünger hielt als die übrigen figürlich
verzierten Gefäße aus Marlik520. Dies passt gut zu der hier vorgeschlagenen Zugehörigkeit zur
spätesten Belegungsstufe vor Ort. Die zahlreichen Vergleichsmöglichkeiten zu Gefäßen der
unmittelbar vorangehenden Stufe IIb zeigen deutlich, dass diese Stilgruppe in den jüngeren
Abschnitt der Nekropole einzuordnen sein dürfte.
Aufgrund der Darstellung des Sakralbaumes wird ein ansonsten nicht bestimmbares
Gefäßfragment „ungefähr zeitgleich mit dem Becher 6.a.“ datiert521. Das Fragment stammt
aus Grab 1 und gehört damit wie Stilgruppe 6 in Stufe III. Die Vermutung Löws kann also
auch hier durch die Ergebnisse der Kombinationstabelle bestätigt werden.
Stilgruppe 9
Die Gefäße dieser Gruppe sind von vergleichsweise geringer Qualität. Es verwundert daher
auch nicht, dass sie und die damit verwandten Gruppen 8 und 10 über einen Großteil der
Nekropole streuen (siehe oben).
8.4.1.5. Zusammenfassung
Am Ende ihrer ausführlichen Studie kam Löw zu der Ansicht, die figürlich verzierten
Metallgefäße aus Nordiran seien „gleichsam ‚aus dem Nichts’ heraus entstanden“522. Durch
die Übertragung der Stilgruppen auf die Kombinationstabelle konnte nachgewiesen werden,
dass dem nicht so ist. Es lassen sich vielmehr gut nachvollziehbare Abläufe hinsichtlich der
Entstehung und der stilistischen sowie technischen Entwicklung der nordiranischen
Metallgefäße feststellen.
Von erheblicher Bedeutung für eine feinchronologische Analyse ist der Nachweis einer
zeitnahen Produktion der Metallgefäße, wie sie auch von Löw vorgeschlagen wurde523. Damit
verfügen die Metallgefäße im Vergleich zu den Rollsiegeln über den Vorteil, fundortnah und
wohl auch relativ zeitnah angefertigt worden zu sein. In der Tat gibt es kaum Fälle, in denen
519
Löw 1998, 165-168. Zu einer anderen Interpretation des dargestellten Motivs vgl. Vahdati 2005a.
Persönliche Mitteilung im November 1998.
521
Löw 1998, 459.
522
Löw 1998, 522.
523
In einigen Fällen konnte festgestellt werden, dass bestimmte Objekte jeweils für den Inhaber eines Grabes
hergestellt worden waren. Löw 1998, 481-485, geht zwar nicht davon aus, dass die Gefäße speziell für die
Bestattung angefertigt wurden, zweifelt aber nicht daran, dass es sich um den persönlichen Besitz des Bestatteten
handelte, den dieser im Laufe seines Lebens auf unterschiedlichem Weg erworben hatte.
520
204
Auswertung weiterer Funde
Stilgruppen stufenübergreifend belegt sind524. Dies bestätigt die Dynamik der nordiranischen
Metallindustrie während der Eisenzeit noch besser als die lebhafte und abwechslungsreiche
Waffenproduktion, die eine ähnlich rasante Entwicklung durchläuft.
Am Anfang stehen unverzierte becherartige Formen, die sich durchaus an ältere Funde aus
Nordostiran anschließen lassen525. Mit dem Beginn der klassischen Marlik-Kultur kommt es
in Stufe IIa zu einem außergewöhnlichen Entwicklungsschub, der sich unter anderem in einer
deutlichen Steigerung der Beigabenausstattung reicher Gräber äußert. Im Bereich der
Metallgefäße lassen sich zwei unterschiedliche Verzierungsarten feststellen. Während in
einigen Gräbern ritz- und punzverzierte Gefäße mit vergleichsweise einfachen Darstellungen
auftauchen, gibt es in anderen Befunden der gleichen Stufe bereits reliefverzierte, zum Teil
mit plastischen Aufsätzen versehene Gefäße von ausgesprochen hoher Qualität. Eine
Gemeinsamkeit beider Gruppen ist die bauchige, topfartige Form einiger Gefäße, die später
nicht mehr nachzuweisen ist526.
Zur ersten Gruppe, die aufgrund des einfachen Stils und einiger anderer Gründe etwas älter
sein könnte527, gehört auch der markante, aber recht kurzlebige Marlik local style, der noch
keinerlei Einflüsse aus dem mesopotamischen oder elamischen Kulturbereich erkennen lässt.
Diese lassen sich erstmals in Marlik bei der von Calmeyer so genannten Babylonischen
Gruppe (Stilgruppe 13) feststellen. Ob diese Entwicklung aber tatsächlich auf fremde
Handwerker zurückzuführen ist, wie verschiedentlich angenommen wurde528, lässt sich
aufgrund des vorliegenden Materials nicht nachweisen.
In Stufe IIb ist diese Aufteilung in zwei deutlich trennbare Stilrichtungen einer Vielfalt von
eng miteinander verbundenen Gefäßstilen gewichen, die kaum mehr Bezüge zu den früheren
Gefäßen der Stilgruppen 13, 14 und 15 aufweisen. Dieses eng verflochtene System
524
Eine Ausnahme bilden Gefäße der eng miteinander verwandten Stilgruppen 8, 9 und 10, die in Gräbern der
Stufen IIa, IIb und III vorhanden sind. Wie bereits oben ausgeführt, vermag dies bei dem unauffälligen Stil und
den einfachen Darstellungen durchaus nicht zu überraschen.
525
Bezüge der älteren Belegungsstufen von Marlik zum Kulturraum der Eastern Grey Ware ließen sich bereits
des Öfteren feststellen. Schmidt 1937, 212, Fig. 123, bildet einen goldenen Becher ab, der auf dem Fußboden des
Burned Buildings von Hissar III B gefunden wurde und der bezüglich seiner Form dem Becher aus Ghalekuti
Grab E.6 gut entspricht. Vgl. Fukai/Ikeda 1971, Pl. LII,13. Auch Löw 1998, 514-516, stellte gewisse
Übereinstimmungen zwischen beiden Regionen fest, nahm aber korrekterweise von einer ethnolinguistischen
Bewertung dieses Umstandes Abstand.
526
Löw 1998, 597, Abb. 10. Hierzu gehören zwei Gefäße der Stilgruppe 13 (13.c. und 13.d) aus den Gräbern 32
und 36, das Exemplar des Marlik local style aus Grab 24 (15.a.) und ein mit groben Punzschlägen versehener
Silbertopf aus dem gleichen Grab. Die von Negahban 1983, 54, ausdrücklich erwähnte Dicke des Bleches,
welche die der meisten anderen Gefäße deutlich übertrifft, sowie die einfache, fast grob wirkende Verzierung mit
einfachen Punzschlägen und Zickzackmuster könnten ebenfalls dahingehend zu interpretieren sein, dass man in
der Herstellung verzierter Metallgefäße noch über keine große Erfahrung verfügte.
527
Grab 24 lässt sich in mancher Hinsicht eng an die Waffengräber der Stufe I anschließen. Dies betrifft
beispielsweise die markanten Pfeilspitzen des Typs I und einen singulären Griffangeldolch, der sowohl Bezüge
den Griffzungenwaffen der Stufe I als auch zu den schweren Vollgriffdolchen der Stufe IIa aufweist.
528
Löw 1998, 276-277.
205
Auswertung weiterer Funde
verwandter Stile setzt sich auch in die folgende Stufe III hinein fort. Nun treten verstärkt
Elemente auf, die vor allem aus dem mittelassyrischen Bereich bekannt sind. Neu sind auch
narrative Darstellungen wie beispielsweise Jagdszenen. In diesen Zeithorizont gehören die
Stilgruppen 4, 5, 6, 7, 11 und 12 aus Marlik selbst, außerdem die berühmten Goldbecher aus
Hasanlu (Stilgruppe 1) und Kalar Dasht (Stilgruppe 16) sowie eine ganze Reihe von Funden
aus dem Kunsthandel529. Ähnlich wie bei den Waffen kann man also auch im Bereich der
figürlich verzierten Metallgefäße grob zwischen älteren (Stufe IIa) und jüngeren Typen bzw.
Gefäßstilen (Stufen IIb und III) unterscheiden. Dass die Entwicklung auch über das Ende der
Belegungszeit der Nekropole von Marlik hinaus führt, zeigen die guten Bezüge der jüngsten
Funde aus Marlik (Stilgruppe 6 aus Stufe III) mit den EZ II-zeitlichen Gefäßen aus Kaluraz
(Stilgruppe 17)530.
8.4.2. Anthropomorphe Figurinen
Menschengestaltige Figurinen wurden lediglich aus fünf Gräbern in Marlik geborgen, wobei
die überwiegende Mehrzahl der Funde aus Grab 36 stammt531. Hier sind zunächst die
Keramikfigurinen von jeweils drei nackten Männern und Frauen zu nennen532. Warenart und
Oberflächenbehandlung entsprechen der in Marlik vorhandenen Grabkeramik. Einige der
Figuren sind an verschiedenen Körperpartien mit eingestochenen Reihen verziert. Auch diese
Technik begegnet uns bei einigen Keramikgefäßen. Der „klagende“ Gesichtausdruck, die wie
zum Schrei geöffneten Münder und die Haltung der Arme, mit den Händen an den Wangen
oder im Bereich der Brust, haben zu der Vermutung geführt, es handele sich um
Nachbildungen von trauernden Personen, die stellvertretend für die Menschen mit ins Grab
gegeben wurden533. Bei zwei Beispielen ist direkt auf der Brust ein Miniaturgefäß mit
Ausguss angesetzt, eine dritte männliche Figur hält ein derartiges Gefäß in den Händen.
Zwei der männlichen Figuren sind mit einem aus Ton gefertigten, aufgesetzten Dolch
ausgestattet, eine davon trägt zusätzlich einen breiten Gürtel um die Hüften. Gürtel und
Dolchblatt sind mit in Reihen angeordneten kleinen Kreisen verziert, die mit einer Art
Stempel in den noch weichen Ton eingedrückt worden waren. Dies spricht dafür, dass der
Dolch in einer Scheide getragen wurde. Mit Buckeln verzierte Dolchscheiden und Gürtel aus
529
Hier sind vor allem die zahlreichen, von Löw 1998, 90-94, 197-199 herausgearbeiteten
Vergleichsmöglichkeiten beider Gefäße zueinander sowie zu den Stilgruppen 4, 5 und 12 aus Marlik.
530
Die bei Löw 1998, 204 sowie 450, zitierten Vergleiche für Stilgruppe 17 aus Kaluraz stammen jeweils aus
den späteren Abschnitten der Belegungsabfolge in Marlik.
531
Negahban 1996, 109-114, Kat.-Nr. 70-82.
532
Negahban 1996, Kat.-Nr. 70-75.
533
Vgl. Calmeyer 1987, 346, Anm. 26. Überflüssig zu erwähnen, dass sich solche Spekulationen natürlich nicht
beweisen lassen.
206
Auswertung weiterer Funde
Bronzeblech wurden in der Tat in einigen Gräbern in Marlik entdeckt. Der breite,
halbmondförmige Knauf besitzt auf seinem Rücken zwei tiefe Rillen. Diese Art der
Knaufgestaltung ist typisch für Dolche des Typs II, dem auch Griff und Klingenform
insgesamt gut entsprechen. Beide Varianten des Typs II sind fest an Stufe IIa gebunden.
Zwei sitzende Figuren aus Grab 24, die von Negahban als Bärendarstellungen angesprochen
wurden534, gehören ebenfalls zu dieser Gruppe. Hierfür sprechen die deutlich erkennbaren
primären und sekundären menschlichen Geschlechtsorgane sowie die Tatsache, dass auf der
Brust der männlichen Figur ein oben offener Ausguss aus Ton angesetzt wurde, der als
vereinfachte Version der oben beschriebene Tüllengefäße zu verstehen ist.
Etwas einfacher gearbeitet ist eine weitere männliche Figur aus Grab 52535. Es handelt sich
hier jedoch im Unterschied zu den bisher beschriebenen Stücken um eine massive
Tonstatuette. Der angesetzte Dolch entspricht mit der Kreisverzierung auf der Scheide und
den beiden tiefen Rillen auf dem großen Knauf dem zuvor erwähnten Exemplar. In diesem
Fall sind auch die drei Rippen auf dem Knauf mit eingedrückten Kreisreihen versehen. Der
Figurine wurde vom Ausgräber ein Miniaturbogen zwischen die ausgestreckten Arme
gegeben, der sich unweit davon fand536. Gut vergleichbar ist eine hinsichtlich Machart,
Armhaltung und Dolchdarstellung sehr ähnliche Figurine aus Grab 36, die zusammen mit
zwei auf Rädern montierten Equidenfiguren zu einem stark stilisierten Wagenmodell
kombiniert worden war537.
Ebenfalls in Grab 36 wurden zwei beinahe identische Bronzefigurinen gefunden538. Es
handelt sich um Darstellungen nackter Frauen mit ausladenden Hüften, deutlich erkennbaren
Geschlechtsmerkmalen und einem konisch überlängtem Kopf, der vielleicht als Darstellung
einer Kopfbedeckung oder Hochsteckfrisur zu interpretieren ist. Die Ohren sind mehrfach
durchlocht und waren zur Aufnahme kleiner Bronzeringe bestimmt, von denen noch Teile in
situ geborgen werden konnten. Auf der Suche nach Vorläufern zu diesen Figurinen gelangt
man zunächst nach Nordwestiran. Dort wurden in Schicht IIIC von Tepe Hissar einige kleine
Bronzeplastiken gefunden, die in Armhaltung und Kopfbedeckung entfernt vergleichbar
sind539, und auch drei Keramikfigurinen aus Tureng Tepe bieten trotz des unterschiedlichen
534
Negahban 1996, Kat.-Nr. 111-112.
Negahban 1996, Kat.-Nr. 76.
536
Negahban 1996, 111. Die tönerne Pfeilspitze befand sich in einer Entfernung von etwa 60 cm von der
Figurine entfernt. Pfeilschaft und Bogen stellen moderne Ergänzungen durch den Ausgräber dar.
537
Negahban 1996, Kat.-Nr. 77.
538
Negahban 1996, Kat.-Nr. 78-79. Gute Abbildung bei Seipel 2000, 153, Kat.-Nr.79.
539
Schmidt 1937, Pl. XLVII; Yule 1982, Abb. 15. Größe, Gestaltung und zum Teil auch das Geschlecht der
Figurinen unterscheidet sich jedoch von den besser gestalteten Exemplaren aus Marlik.
535
207
Auswertung weiterer Funde
Werkstoffes insgesamt gute Vergleichsmöglichkeiten540. Aus Nordiran wurden unlängst zwei
Keramikfigurinen mit ähnlichen Körperformen aus Djamshidabad bekannt, die eine ähnliche
Zeitstellung besitzen dürften wie die frühen Abschnitte der Nekropole von Marlik541. In der
Eisenzeit II/III setzen dann die charakteristischen Tonfigurinen der „Orange Ware“ diese
Tradition auch in das frühe 1. Jt. v.Chr. hinein fort542.
Zuletzt sind noch zwei kleine, nur fragmentarisch erhaltene Bronzefiguren von Männern in
sitzender Haltung aus Grab 13 zu nennen543. Hierbei handelt es sich offenbar um
Darstellungen von Reitern, wie die zusammen mit einem Stück gefundene Equidenfigur aus
Bronze nahe legt544.
Ein in vielerlei Hinsicht einzigartiges Artefakt bildet die reich verzierte goldene Büste aus
Grab 36545. Der Verwendungszweck dieses hohlen, unten offenen Stückes ist nicht klar.
Dargestellt ist eine bartlose menschliche Gestalt mit breiten Schultern und über der Brust
gekreuzten Armen. Der Rumpf ist mit eingepunzten Stichreichen und halbmondförmigen
Eindrücken verziert. In den Ohren befinden sich Löcher, die auf einer Seite noch einen
Ohrring aus dünnem Golddraht enthalten. Am unteren Ende und auf dem Kopf sitzen jeweils
Ringe aus kunstvoll verflochtenem Golddraht546. Löw konnte die Büste aufgrund der
erwähnten halbmondförmigen Verzierung dem von ihre definierten Marlik local style
zurechnen547. Weitere Beispiele dieses Stils sind in den Gräbern 24 und 26 enthalten, die wie
Grab 36 zu Stufe IIa gehören.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Figurinen aus den Gräbern 24, 36 und 52
allesamt zu Stufe IIa gehören. Inwieweit dieser Befund als repräsentativ zu betrachten ist,
lässt sich aufgrund des derzeitigen Forschungsstandes nur eingeschränkt sagen.
540
Wulsin 1932, 10, Pl. XV, Fig. 1-3; Stöllner/Slotta/Vatandoust 2004, 609, Kat.-Nr. 111. Diese betreffen das
allgemeine Erscheinungsbild, die Armhaltung, den neutralen Gesichtsausdruck und die mehrfache Durchlochung
der Ohren. Eine der Figurinen aus Tureng Tepe besitzt sogar eine ähnliche Kopfbedeckung wie die bronzenen
Beispiele aus Marlik.
541
Fallahiyan 2004, 230, Abb. 17, 237, Abb. 12-13; Fallahiyan/Ohtsu/Adachi 2006, 150-151, Fig. 201. Das
Fundmaterial dieses Ortes kann mit den Stufen I und IIa in Marlik parallelisiert werden.
542
Hakemi 1968, 80, Fig. 104-105 aus Kaluraz. Von diesem Typ liegen zahlreiche Beispiele aus dem
Kunsthandel vor.
543
Negahban 1996, 80-81.
544
Die Rippen auf dem Rücken des Equiden wurden von Negahban 1996, 113, als Satteldarstellungen
angesprochen. Ähnliche Funde wurden kurz darauf in Kaluraz gemacht. Vgl. Hakemi 1973, 5 oben.
545
Negahban 1996, Kat.-Nr. 82. Gute Abbildungen bei Stöllner/Slotta/Vatandoust 2004, 754-755, Kat.-Nr. 439.
546
Eine ähnliche Technik ist bei einem mittelelamischen Fingerring aus Susa zu beobachten, der des Öfteren als
Vergleich herangezogen wird. Stöllner/Slotta/Vatandoust 2004, 750-751, Kat.-Nr. 435b. Negahban 1996, 114,
vergleicht hingegen Flechtbänder auf verschiedenen Rollsiegeln. Da das Ornament des Flechtbandes aber recht
allgemeiner Natur und insbesondere im Bereich der Glyptik häufig zu finden ist, dürfte diesem Argument eher
eine geringe Aussagekraft zukommen.
547
Löw 1998, 194.
208
Auswertung weiterer Funde
8.4.3. Siegel
8.4.3.1. Stempelsiegel
Aus Bronze gegossene Stempelsiegel liegen in großer Zahl aus dem Kunsthandel vor548. In
wissenschaftlichen Grabungen konnten bisher aber nur wenige Exemplare geborgen
werden549. Die Nekropole von Marlik lieferte insgesamt fünf Stempelsiegel, alleine drei
davon aus Grab 36 und jeweils eines aus den Gräbern 23 und 27550. Die Stempelfläche kann
unterschiedlich geformt sein und verfügt jeweils über geometrische Muster aus tiefen Rillen.
Aus Marlik liegen Beispiele in runder, kreuzförmiger und drei- bis vierblättriger Form vor.
Der Griff ist auf der Rückseite der Stempelplatte angelötet und kann entweder gerade
abschließen oder einen Aufsatz in Form eines Tieres, meist eines Vogels oder eines
Buckelrindes aufweisen. Am Griff oder dem aufgesetzten Tier befindet sich eine
Durchlochung, seltener eine Öse, an der die Siegel mittels einer Schnur getragen werden
konnten.
Soweit feststellbar, sind derartige Stempelsiegel genuin nordiranisch. Ob sie in
Zusammenhang mit den bronzezeitlichen Stempelsiegeln aus Nordostiran stehen551, kann
zurzeit nicht sicher gesagt werden. Ebenso unklar ist auch, was man mit diesen Objekten
gestempelt hat. In den bisher aufgedeckten Grabbefunden in Nordiran ließen sich jedenfalls
keine Hinweise auf die Verwendung der Stempelsiegel finden552. Vielleicht können
zukünftige Siedlungsgrabungen in der Region Aufschlüsse zu dieser Frage liefern.
8.4.3.2. Rollsiegel
Die Rollsiegelfunde aus Marlik lassen sich in zwei Gruppen unterteilen. Neben einigen
wenigen Beispielen aus Metall, die wie die oben beschriebenen Stempelsiegel offenbar lokale
Produkte darstellen, besteht die bei weitem größere Gruppe aus importierten Stücken.
548
Erlenmeyer/Erlenmeyer 1965; Moorey 1974, 177-179; Orthmann 1982, 16-17; Hopp/Schaaf/Völcker-Jansen
1992, 36.
549
Neben Marlik ist bisher nur Kaluraz zu nennen. Vgl. Khalatbari 1997, 122,h.
550
Negahban 1996, Kat.-Nr. 486-490.
551
Moorey 1974, 179, stellt einen lockeren Bezug zu Metallstempelsiegeln mit Griff aus Tepe Hissar her, den er
aber nicht weiter kommentiert. Vgl. Schmidt 1937, 199-200, Fig. 118, H 3515 und H 4886. Die beiden
Exemplare stammen aus Gräbern der spätesten bronzezeitlichen Schicht Hissar IIIC, ersteres ist ein Männergrab.
Die Stempelsiegel aus Tepe Hissar zeigen aber im Unterschied zu den nordiranischen Stücken stark stilisierte
figürliche Darstellungen. Die Durchlochung am Griff spricht für eine gleichartige Trageweise.
552
An Vorschlägen, beispielsweise als Körperstempel für Mensch und Tier bzw. Brot- oder Farbstempel fehlt es
jedenfalls bisher nicht. Beweisen lässt sich allerdings keine dieser Thesen. Calmeyer 1987, 347, Anm. 27,
äußerte die Vermutung, es könnte sich um „Brandstempel für Vieh“ handeln. Mit dem Terminus Vieh sind
vermutlich Rinder, vielleicht auch Pferde gemeint, da eine derartige Kennzeichnung für Tiere mit längerem Fell
wie Schafe oder Ziegen wenig sinnvoll ist. Das Vorhandensein von Schweinen lässt sich bisher nicht
nachweisen. Fraglich ist aber bei dieser Interpretation, warum man die entsprechenden Muster bei den
zahlreichen Rinderfigurinen aus der Nekropole von Marlik nicht findet.
209
Auswertung weiterer Funde
Einheimische Rollsiegel
Ein ausgesprochen kleines (0,7 mal 1,1 cm), aus Gold gefertigtes Rollsiegel aus Grab 36 zeigt
grob eingetiefte Darstellungen eines nach links schreitenden Vogels und eines Feliden unter
einer Schlange mit dreieckigem Kopf553. Das Stück weist bezüglich Größe, Material und Stil
keine Bezüge zu den anderen Rollsiegelfunden aus Marlik auf, was Negahban dazu
veranlasste, von einer lokalen Fertigung auszugehen554. Diese Vermutung wurde von anderen
Autoren später weitgehend übernommen555.
Bei dem zweiten Objekt handelt es sich um eine mit bitumenartigem Material gefüllte
Goldblechhülse aus Grab 5, die nahe den Enden mit je einer tiefen Rille versehen ist556.
Sonstige Verzierungen oder Darstellungen auf der Hülse lassen sich bestenfalls ansatzweise
erkennen. Material und Machart sind für ein Rollsiegel eher ungewöhnlich, entsprechen dafür
aber bitumengefüllten Röhrenperlen aus Goldblech, wie sie in diversen Befunden in Marlik
vorhanden sind557. Es könnte sich also durchaus auch um eine Perle handeln.
Gleiches gilt für eine Gruppe von zylindrischen Fritte- und Gipsobjekten mit der Längsachse
folgender Durchlochung, die mehrfach in Grab 32 gefunden wurden. Trotz gewisser
Ähnlichkeiten zu geometrisch verzierten Mitanni-Siegeln558 legt der Befund nahe, dass diese
Exemplare wohl eher als Perlen verwendet worden sein dürften559.
Importierte Rollsiegel
Die größte Gruppe unter den importierten Siegeln stellen mehrere Mitanni-Siegel des so
genannten common style dar. Funde stammen aus den Gräbern 1, 2, 4 sowie 10 und streuen
damit über einen großen Teil der Belegungszeit der Nekropole von Marlik. Drei dieser
Siegel560 sind von B. Salje ihrer Stilgruppe <S/P 3> zugeordnet worden, die in Syrien in das
553
Negahban 1996, Kat.-Nr. 479.
Negahban 1979, 124.
555
Calmeyer 1987, 347 Anm. 27, meint, das Siegel sei „gewiss iranischer Lokalstil, aber nicht unbedingt aus
Marlik“. Wo das Stück sonst hergestellt worden sein könnte, wird aber nicht gesagt.
556
Negahban 1996, Kat.-Nr. 480.
557
Verschiedene Beispiel finden sich bei Negahban 1996, 162-163, Pl. 76-77.
558
Salje 1990, 72-75, betrachtet die Funde aus Marlik eindeutig als Mittani-Siegel. Diese einfachen Formen
müssen aber nicht immer Rollsiegel sein. So sind bei Salje auch ähnliche Stücke aus den Sumbar-Gräberfeldern
aufgeführt, die offenbar als Griffe für kleine gekrümmte Bronzemesser verwendet wurden. Vgl. Chlopin 1986,
25-27, Abb. 10,6. Ob es sich hierbei, wie Chlopin meint, tatsächlich um Teppichmesser handelt, ist jedoch nicht
zu klären.
559
Negahban 1979, 124—126, meint, dass es sich bei den Exemplaren aus Gips um Siegel, bei denen aus Fritte
aber um Perlen handeln könnte. Dafür spräche auch die von ihm erwähnte Fundlage zusammen mit anderen
Fritteperlen, die zu einer Halskette kombiniert werden konnten. Vgl. Negahban 1996, 160, 213 sowie Pl. 71,
288.
560
Negahban 1996, Kat.-Nr. 470, 471 und 473.
554
210
Auswertung weiterer Funde
16./15. Jh. datiert wird, in Palästina aber erst vom 14. bis zum 11. Jh. belegt werden kann561.
Für gewöhnlich wird für Siegel dieser Art eine Datierung in das 14. Jh. vorgeschlagen. Aus
Tell Zubeidi im Hamrin-Gebiet sind allerdings Mitanni-Siegel bekannt geworden, die noch in
das 13. und 12. Jh. v.Chr. zu datieren sind562.
Aus Test Trench II im Bereich des Grabes 42 kommen zwei weitere Siegel, von denen eines
als elamische Arbeit angesprochen wurde563. Matthews ordnet dieses Stück hingegen dem
Pseudokassitischen Stil zu, den er nicht vor 1250 v.Chr. ansetzen möchte564. M. Marcus zieht
als Vergleich ein Rollsiegel aus einer Bestattung aus Hasanlu V (demnach wohl vor 1250
v.Chr.) heran565. Das zweite Siegel aus Grab 42 wird von Matthews in die Zeit Salmanassars
I., also in das frühe 13. Jh. gesetzt566. Ein weiteres Rollsiegel aus Grab 3 besitzt Parallelen im
kassitischen und mittelassyrischen Bereich und dürfte ebenfalls wohl etwa im 13. Jh.
hergestellt worden sein567.
Grab 8 enthielt die einzigen beschrifteten Objekte der Nekropole von Marlik. Es handelt sich
um zwei mit assyrischer Keilschrift versehene Siegel, deren Inschrift nicht später als
Adadnirari (1307-1275) oder Tiglatpilesar I. (1117-1077) entstanden sein dürfte568. Auch hier
müsste demnach der Zeitpunkt der Herstellung wohl zwischen dem beginnenden 13. und dem
frühen 12. Jh. zu suchen sein.
8.4.3.3. Zusammenfassung
Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Zahl der Siegelfunde in der Nekropole von Marlik im
Vergleich zu anderen Fundgattungen als gering zu bezeichnen ist. Es scheint, als habe die
Produktion von Siegeln in Nordiran keine große Tradition; zumindest sind sie als Beigaben in
den bisher bekannten Grabfunden der Region nur selten aufgetaucht. Vor Ort in Nordiran
hergestellte Siegel sind in nur drei Befunden vorhanden. Die größere Gruppe bilden
importierte Rollsiegel, die auch in stark beschädigtem oder abgegriffenem Zustand eine
561
Salje 1990, 91.
Boehmer/Dämmer 1985, 69, 79, Kat.-Nr. 695.
563
Negahban 1996, Kat.-Nr. 474; zur Bewertung vgl. Amiet 1989, 314. So auch Calmeyer 1987, 347, Anm. 27.
564
Matthews 1990, 66-70, ist der Ansicht, dass dieses Stück der Übergangsphase vom ersten Kassitischen Stil
zum Pseudokassititschen am Anfang des 13. Jh. nicht angehört. Zum dritten Kassitischen Stil des 12./11. Jh.
sieht er ebenfalls keinerlei Verbindungen.
565
Marcus 1996, 143-145.
566
Negahban 1996, Kat.-Nr. 475. Matthews 1990, 98-101, Kat.-Nr. 350. Auch Calmeyer 1987, 347, Anm. 27
betont die mittelassyrischen Vergleichsstücke dieses Rollsiegels.
567
Negahban 1996, 210-211, Kat.-Nr. 476; Calmeyer 1987, 347, Anm. 27.
568
Negahban 1996, 211-212, Kat.-Nr. 477-478. Da beide Siegel aus demselben Grab stammen und zugleich die
einzigen beschrifteten Beispiele aus Marlik repräsentieren, liegt die Vermutung nahe, dass sie wohl auch
gemeinsam nach Marlik gekommen sein mögen.
562
211
Auswertung weiterer Funde
gewisse Bedeutung als Grabbeigabe besaßen569. Man könnte sich vorstellen, dass diese
Objekte in erster Linie aufgrund ihrer vor Ort ungewöhnlichen Darstellungen getragen und
einem Verstorbenen mit ins Grab gegeben wurden. Für ihren ursprünglichen Zweck wurden
sie wohl nicht mehr benutzt, denn „in Marlik selbst gab es offenbar nichts zu siegeln“570. Eine
endgültige Klärung dieser Fragestellung ist ohne ergänzende Grabungen in der zugehörigen
Siedlung aber kaum möglich571.
Für die Rekonstruktion der Beziehungen zwischen der früheisenzeitlichen Kultur Nordirans
zu Regionen außerhalb des Elbursgebirges sind die Rollsiegel ebenfalls von großer
Bedeutung. Sie stellen, abgesehen vielleicht von einigen Glasmosaikgefäßen, die einzig sicher
nicht im nordiranischen Bereich gefertigte Fundgruppe dar und belegen überdies, dass
gewisse Beziehungen zwischen dem vergleichsweise abgelegenen Gebirgsregionen und den
Hochkulturen des mesopotamischen und südwestiranischen Tieflandes existiert haben. Um
direkte Kontakte dürfte es sich hierbei wohl nicht gehandelt haben, denn sonst sollte man
deutlich mehr Importstücke oder beeinflusste Funde erwarten.
Für Datierungsfragen sind die Rollsiegel indes weniger geeignet als einige Bearbeiter
annehmen, da sich die oben genannten Daten jeweils nur auf den mutmaßlichen Zeitpunkt
ihrer Herstellung beziehen. Damit ist aber noch nichts über den Zeitpunkt ausgesagt, zu dem
diese Siegel zusammen mit den anderen Beigaben in Marlik in die Erde gekommen sind.
Zwischen diesen beiden Ereignissen befindet sich ein unbekannter Zeitraum, während dessen
die Siegel zunächst benutzt, dann verhandelt und schließlich an ihrem Zielort noch eine
unbekannte Zeit lang wohl in amulettartiger Funktion getragen wurden572. So lässt sich also
lediglich ein terminus post quem erarbeiten, der für die bestimmbaren Siegel zwischen dem
14. und dem 12. Jh. v.Chr. liegt. Spätere Herstellungsdaten können in allen Fällen
ausgeschlossen werden.
Die große Geschlossenheit der aus unterschiedlichen Quellen stammenden Importsiegel legt
die Vermutung nahe, dass sie im Zuge der gleichen Entwicklung nach Nordiran gelangten und
damit kein allzu langer Zeitraum zwischen Herstellung und Verwendung als Grabbeigabe
liegen dürfte.
569
Damit unterscheidet sich die Nekropole von Marlik deutlich von anderen eisenzeitlichen Friedhöfen wie
Hasanlu oder Tepe Sialk Nekropole B, in denen eine größere Zahl lokaler Rollsiegel entdeckt werden konnte. Im
Fall von Hasanlu ist zudem durch die Grabung in der Siedlung selbst nachgewiesen, dass diese Siegel vor Ort
auch als solche benutzt wurden. Marcus 1996, 25, weist darauf hin, dass solche Siegel gerne als Erbstücke
aufbewahrt werden.
570
Calmeyer 1987, 347 Anm.27.
571
Bei Negahbans Grabungen auf dem Pileh Qaleh wurden offenbar außer zerscherbter Keramik kaum Funde
gemacht. Wären dort Siegel oder gar Abrollungen gefunden worden, dann hätte man diese sicherlich publiziert.
572
Unterstellt wird hier, dass es sich nicht von vorneherein um rein für den Export hergestellte Stücke handelt,
sondern dass man vielmehr abgenutzte, beschädigte oder außer Mode gekommene Siegel in den Handel
einfließen ließ.
212
Auswertung der Gräber
8.5. Auswertung der Gräber
Das eingangs formulierte Hauptziel der vorliegenden Arbeit bestand darin, für die Gräber von
Marlik ein relativchronologisches System zu erarbeiten. Dies konnte mit der Erstellung der
Kombinationstabelle weitgehend erreicht werden. Im Folgenden soll nun für jedes Grab ein
Datierungsvorschlag vorgelegt werden. Im Anschluss daran werden Gräber aufgeführt, die
nicht in der Tabelle enthalten sind, da sie nicht über die erforderliche Anzahl auswertbarer
Typen verfügen. Dennoch lassen sich zum Teil Bezüge zu bestimmten Stufen herausarbeiten.
Diese Zuordnung basiert meist auf einzelnen Vergleich und ist oft nicht ausreichend
abzusichern, womit die Gräber meist nur vage einer bestimmten Stufe zuzuordnen sind.
8.5.1. Stufe I
Grab 12
Dieses Grab ist mit vier Typen in der Kombinationstabelle vertreten. In drei Fällen besteht
eine Vergesellschaftung mit dem benachbarten Grab 15, das auch hinsichtlich der Form und
der Ausrichtung des Grabbaus gut vergleichbar ist. Griffzungendolche der Varianten A bis D
und Pfeilspitzen des Typs V A sind vor Ort nur in diesen beiden Befunden vorhanden,
während Scheibenanhänger der Variante A außerdem aus den Gräbern 25 und 50 vorliegen.
Des Weiteren sind so genannte „Ohrensäuberer“ zu nennen, welche in den Gräbern 12, 26, 36
und 47 sowie in einigen Gräber in Ghalekuti vertreten sind. In etwa gleichzeitig dürften die
meisten Befunde aus Ghalekuti sein, welche ebenfalls Keramikbecken der Variante A,
Schnabelkannen des Typs I und Griffzungendolche enthielten. Besonders gut sind die
Vergleichsmöglichkeiten zu den reichen Gräbern A-V und E.6. Anklänge bestehen aber auch
zu einigen frühen Gräbern der Stufe II in Marlik selbst.
Datierung: Marlik Stufe I.
Grab 15
Goldene Scheibenanhänger der Variante A kommen in Marlik auch in den Gräbern 12, 25 und
50 vor. Ungewöhnlich ist, dass ein Exemplar aus diesem Grab statt des getriebenen
Blechbuckels eine Lapislazulieinlage besitzt. Die Randverzierung dieses Stückes taucht
beinahe identisch bei einem Scheibenanhänger aus Ghalekuti Grab C-I auf, was in Anbetracht
der erheblichen Variantenbreite innerhalb des Typs durchaus bemerkenswert ist. Die
213
Auswertung der Gräber
hierdurch angedeutete frühe Zeitstellung lässt sich durch die Waffenfunde, insbesondere
Dolche des Typs I und Pfeilspitzen des Typs V A, bestätigen. Beides ist auch in Grab 12
vorhanden. Pfeilspitzen des Typs I und II verbinden das Grab zudem mit Befunden der Stufe
IIa, vor allem mit Grab 24, das als eines der frühesten Gräber dieser Stufe betrachtet werden
kann. Lanzenspitzen des Typs III A finden sich in zahlreichen Gräbern in Ghalekuti. Ein
Exemplar ist in Marlik auch noch in Grab 18, einem vergleichsweise späten Befund der Stufe
IIb vertreten, was auf eine längere Laufzeit des Typs hindeutet. Goldblechdiademe und
Drahtohrringe sind feinchronologisch kaum einzugrenzen, während Rippenperlen und
Röhrenperlen mit eingeritztem Gittermuster wohl als frühe Typen eingestuft werden können.
Datierung: Marlik Stufe I.
Grab 23
Röhrenperlen mit eingeritztem Muster, Scheibenanhänger der Variante A, Scheibenperlen mit
Durchschub und goldene Drahtohrringe können als frühe Typen angesprochen werden.
Gerade im Schmuck- und Trachtbereich tauchen immer wieder Bezüge zu Grab 15 und den
Bestattungen A-V und E.6 in Ghalekuti auf. Erwähnenswert sind auch die engen Parallelen zu
den Gräbern 10 und 50 in Marlik selbst. Die bronzenen Stempelsiegel dürften ebenfalls eher
in einen frühen Bereich der Nekropole von Marlik gehören, denn sie sind noch in zwei
Gräbern der Stufe IIa vorhanden. Für Grab 23 ergäbe sich demnach eine Einordnung in den
Bereich der Stufe I mit gewissen Tendenzen zur folgenden Stufe II.
Datierung: Marlik Stufe I (spät).
Grab 14
Wie bereits weiter oben ausgeführt, dürfte dieser Befund vor der Ausgrabung beraubt worden
sein. Ein Großteil des verbliebenen Inventars besteht aus kleinteiligem, wenig
charakteristischem Schmuck, weshalb dieses Grab in der Kombinationstabelle lediglich mit
zwei Typen vertreten ist. Funde wie goldene Diademe oder Drahtohrringe stellen keine sicher
datierbaren Typen dar. Aufgrund der guten Übereinstimmungen zu den Gräbern 15 und 23
kann das Grab aber wohl Stufe I zugeordnet werden.
Datierung: Marlik Stufe I.
Grab 10
Ausgesprochen gute Verbindungen bestehen mit drei bzw. vier gemeinsamen Fundtypen zu
den Gräbern 23 und 50. Diese Vergleiche kommen allesamt aus dem Schmuck- und
214
Auswertung der Gräber
Trachtbereich. Im Einzelnen handelt es sich um Draht- und Blechohrringe, Scheibenperlen
mit Durchschub und Spiraldrahtperlen. Zur Tracht gehören die qualitätvollen gerillten
Kegelkopfnadeln und die nicht in der Kombinationstabelle enthaltenen Blechnadeln. Beides
kommt auch in Grab 50 vor. Goldenen Ringscheiben und Pilzkopfnadeln weisen auf
Verbindungen zu Gräbern der Stufe IIa hin. Das Rollsiegel und die wenigen Bronzefunde sind
für eine typologische Auswertung hingegen nicht brauchbar. Die auffälligen Bezüge zu den
Gräbern 14, 15, 23 und den Schmuckfunden aus Grab 50 lassen für diesen Befund eine
Zeitstellung im Bereich der Stufe I mit gewissen Anbindungen an Stufe II vermuten.
Datierung: Marlik Stufe I (spät).
Grab 11
Der einzige Fund aus diesem Grab besteht in einer Ausgusstülle aus Keramik. Gute
Vergleichsmöglichkeiten hierzu finden sich in den Gräbern 17 und 36. Der eingezogene, mit
zwei Rillen versehene Rand ist auch bei der Schnabelkanne aus Grab 12 vorhanden.
Hinsichtlich der langen, nur leicht gebogenen Ausgüsse sind auch Schnabelkannen aus
Ghalekuti, Djamshidabad und Ali Karam Bagh nahe stehend und weisen auf eine frühe
Zeitstellung dieses Grabes hin. Deshalb wird hier eine Einordnung in Stufe I vorgeschlagen.
Datierung: Marlik Stufe I (unsicher).
Grab 17
Von den fünf in diesem Grab enthaltenen Keramikgefäßen kann zur chronologischen
Einordnung lediglich eine Schnabelkanne mit hoch angesetztem, nur wenig gebogenen
Ausguss herangezogen werden. Diese Form ist als tendenziell früh zu bewerten. Ein ähnlicher
Verdacht besteht auch bei einigen anderen Gefäßen aus diesem Grab. Eine Datierung in den
Bereich der Stufe I wäre möglich.
Datierung: Marlik Stufe I (unsicher).
8.5.2. Stufe IIa
Grab 24
Einer der wichtigsten Funde aus diesem Grab ist ein Goldgefäß mit Darstellungen von
geflügelten Capriden und Bäumen, welches Stilgruppe 15 nach Löw angehört573. Die
573
Negahban 1996, Kat-.Nr. 4; Löw 1998, 192-195.
215
Auswertung der Gräber
gegenständig angeordneten Reihen halbmondförmiger Eindrücke sind als typisches Merkmal
des Marlik local style anzusprechen. Im Gegensatz dazu findet ein topfartiges Gefäß aus
relativ dickem Silberblech hinsichtlich seiner einfachen Punktverzierung vor Ort keine
Parallelen; die Gefäßform kann aber mit Vertretern der Stilgruppe 13 aus den Gräbern 32 und
36 und dem oben genannten Goldgefäß der Stilgruppe 15 verglichen werden574. Zu den
seltenen, aber prägnanten Funden in Marlik sind hohl gearbeitete Felidenköpfe zu zählen, die
ähnlich auch aus Grab 26 geborgen werden konnten. Alle bisher genannten Objekte stammen
aus Gräbern der Stufe IIa.
Die Schmuckfunde sind ebenfalls von hoher Qualität und finden gute Vergleiche in
verschiedenen Gräbern der Stufe IIa. Dem mit Bitumen gefüllten Goldblecharmreifen kommt
ein Exemplar mit Felidenkopfenden aus Grab 36 am nächsten575, während ein Anhänger in
Form einer Doppelpyramide ein identisches Gegenstück in Grab 27 besitzt. Goldene
Tierkopfperlen waren neben Grab 24 auch in den Gräbern 27, 32, 36 und 41 vorhanden;
birnenförmige Objekte aus Goldblech kommen in der gesamten Nekropole hingegen nur noch
in Grab 26 vor. Verzierte Goldblechknöpfe sind zwar in einer Reihe von Gräbern vorhanden,
jedoch besitzen einige der Exemplare aus Grab 24 erneut die besten Vergleichsstücke in Grab
26, wodurch die engen Verbindungen zu diesem großen Kriegergrab erneut bestätigt werden.
Die Keramik ist nicht vollständig beschrieben. Kannen des Typs IB waren auch in den
Gräbern 27, 33 und als Doppelgefäß in Grab 36 vorhanden. Bei den Waffen bieten
Keulenköpfe
und
Dolchklingen
keine
guten
Vergleichsmöglichkeiten;
wohingegen
Lanzenspitzen des Typs I A in den Gräbern 26 und 33, des Typs I C in den Gräbern 26 und 32
und des Typs I E in den Gräbern 47 und 52 gefunden wurden. Erneut stammen alle
Vergleiche aus Befunden der Stufe IIa.
Daneben wurden auch zahlreiche Pfeilspitzen unterschiedlicher Typen entdeckt. Die
ausgesprochen markanten Pfeilspitzen des Typs I sind nur in den Gräbern 15 und 24
vorhanden. Ebenfalls in Grab 15, aber auch in Grab 26 wurden Pfeilspitzen des Typs II
geborgen. Pfeilspitzen des Typs III, Variante B und C treten mehrheitlich in Gräbern der
Stufe IIa auf. Zuletzt sind noch Exemplare des Typs V B zu erwähnen, die erneut in den
bereits mehrfach genannten Vergleichsbefunden 26 und 36 enthalten sind. Andere
Fundgruppen wie beispielsweise zoomorphe Keramikfiguren gehören dem allgemeinen
Fundgut der Stufe II an.
Metallgefäße, markante Schmuckobjekte und nicht zuletzt auch die Waffenfunde verbinden
Grab 24 fest mit Stufe IIa. Aufgrund der Vergleiche mit Grab 15 (Stufe I) könnte eine frühe
574
575
Negahban 1996, Kat.-Nr. 18. Vgl. Hierzu die Aufstellung der Gefäßformen bei Löw 1998, 597
Vgl. Negahban 1996, Kat.-Nr. 354 aus Grab 24 mit Kat.-Nr. 344 aus Grab 36.
216
Auswertung der Gräber
Zeitstellung des Befundes innerhalb von Stufe IIa angenommen werden. Dieser Eindruck
konnte auch durch eine Analyse der Metallgefäße bestätigt werden576.
Datierung: Marlik Stufe IIa (früh).
Grab 26
Einen ersten Hinweis zu Einordnung des Grabes liefert ein Goldbecher der Stilgruppe 13577.
Die anderen Beispiele dieser Gruppe stammen ausschließlich aus Gräbern der Stufe IIa (Gr.
32, 36 und 52). Aus Goldblech getriebene Felidenköpfe gehören zum bereits besprochenen
Marlik local style, der auch in den Befunden 24 und 36 festgestellt werden konnte. Beide
Gräber gehören der Stufe IIa an.
Zu den Einzelstücken in Marlik gehört eine schlanke Bronzekanne, die aber hinsichtlich ihrer
Form exakt keramischen Exemplaren des Kannentyps IA entspricht. Funde kommen aus
verschiedenen Gräbern der Stufen IIa und IIb, unter anderem auch aus Grab 26 selbst.
Schnabelkannen des Typs IIC, Perlencluster in Traubenform und schwarzweiß gebänderte
Glasperlen sind ausschließlich in Gräbern der Stufe IIa vorhanden. Bei birnenförmigen
Objekten aus Goldblech ist die Funktion unbekannt. Die einzigen Funde in Marlik kommen
aus den Gräbern 24 und 26.
Grab 26 gehört zu den am intensivsten mit Waffen ausgestatteten Befunden in Marlik.
Länglich-röhrenförmige Keulenköpfe lassen sich mit ähnlichen Exemplaren aus den Gräbern
47 und 52 vergleichen. Beide Befunde gehören Stufe IIa an. In dieser Stufe fanden sich auch
zahlreiche Vertreter der Dolchtypen II A (Gr. 33, 47 und 52), II B (Gr. 33 und 47)und IV (Gr.
33). Die Lanzenspitzen vom Typ I, Variante A (Gr. 24 und 33), C (Gr. 24 und 32) und D (Gr.
33) stammen ebenfalls alle aus dieser Belegungsstufe. Bei den Pfeilspitzen ergibt sich ein
ähnliches Bild. Typ II ist in Stufe I und IIa vorhanden, Typ III B in Stufe IIa-b und die Typen
III C und V B ausschließlich in Stufe IIa.
Zu den weiteren Fundgruppen der Stufe IIa gehören Gürtelbleche des Typs I sowie
Ösenkopfnadeln. Ohrensäuberer tauchen in den Stufen I und IIa, Fingernagelsäuberer in den
Stufen IIa und IIb auf.
Damit lässt sich Grab 26 eindeutig mit den großen Kriegergräbern der Stufe IIa, vertreten
durch die Befunde 47 und 52, einordnen und besitzt überdies auffällige Parallelen zu den
Gräbern 33 und 36. An einer Zuordnung zu Stufe IIa kann kein Zweifel bestehen.
Datierung: Marlik Stufe IIa.
576
577
Siehe oben im Kapitel „Auswertung weiterer Funde“.
Negahban 1996, Kat.-Nr. 8.
217
Auswertung der Gräber
Grab 32
Grab 32 enthielt zwei verzierte Metallgefäße der Stilgruppe 13, deren weitere Vertreter
allesamt aus Befunden der Stufe IIa kommen578. Goldblechdiademe und Goldblechknöpfe
sind in verschiedenen Abschnitten vorhanden, besonders häufig aber in Stufe II. Gleiches gilt
für Buckelrindfigurinen aus Keramik.
Die meisten Vergleichsstücke zum Schmuck besitzen ein deutliches Übergewicht in Stufe IIa.
Hier sind vor allem granatapfelförmige Perlen, Spiralschieberperlen, konische Blechperlen,
Blechringe,
Tierkopfperlen
und
Tierkopfnadeln
zu
nennen.
Zahnradperlen
und
Ösenkopfnadeln kommen sogar ausschließlich aus Stufe IIa. Gleiches gilt für die
Gürtelbleche des Typs I.
Die keramischen Funde bestehen aus Kannen der Typen IA, IC und III. Damit bestätigt sich
das oben gewonnene Bild einer generellen Einordnung in Stufe II mit erkennbarem
Schwerpunkt in Stufe IIa. Dies wird durch den einzigen Waffenfund, eine Lanzenspitze des
Typs I C, die nur in Gräbern der Stufe IIa enthalten ist, noch weiter abgesichert.
Datierung: Marlik Stufe IIa
Grab 33
Eine Einordnung dieses Grabes ist in erster Linie durch die Funde aus dem Bereich der
Keramik und der Waffen möglich. Kannen des Typs I kommen in den Varianten B und C fast
ausschließlich in Befunden der Stufe IIa vor, während Kannen des Typs II auf beide Phasen
der Stufe II verteilt sind. Auf Stufe IIa beschränkt sind Dolche der Typen II A, II B und IV,
während die Vertreter des Typs III A auch noch in Stufe IIb auftauchen. Die Lanzenspitzen
der Typen I A und I D sind ebenfalls nur in Stufe IIa belegt. Generell zu Stufe II gehören
Pfeilspitzen des Typs IV. Aufgrund der zahlreichen Vergleichsmöglichkeiten ist Grab 32 aber
eindeutig Stufe IIa zuzurechnen.
Datierung: Marlik Stufe IIa
Grab 36
Dieses vergleichsweise kleine Grab zählt zu den mit Abstand reichsten Befunden in Marlik.
Von den vier Goldgefäßen gehören zwei Stilgruppe 13 an579, die auch in den Gräbern 26, 32
und 52 belegt ist. All diese Befunde sind gesicherte Gräber der Stufe IIa. Die goldene Büste
ist im Marlik local style gearbeitet, dessen anderen Vertreter in den Gräbern 24 und 26
gefunden wurden. Auch hier ist eine eindeutige Stellung in Stufe IIa zu verzeichnen. Gleiches
578
579
Siehe oben für Grab 26; des Weiteren Negahban 1996, Kat.-Nr. 5 und 13.
Negahban 1996, Kat.-Nr. 11-12.
218
Auswertung der Gräber
gilt für die anthropomorphen Keramikfiguren, die entfernte Vergleichsstücke in den Gräbern
24 und 52 besitzen.
Von den zahlreichen Schmuck- und Trachtobjekten lassen sich nur wenige Typen auswerten.
Schwarzweiß gebänderte Glasperlen kommen in den Gräber 26 und 47 vor, Tierkopfperlen
24, 27, 32 und 41. Abgesehen von Grab 41, das stark zu Stufe IIb tendiert, handelt es sich
sämtlich um Befunde der Stufe IIa. Bronzene Stempelsiegel stammen aus Grab 27 (Stufe IIa)
und Grab 23 (Stufe I).
Ein Doppelgefäß aus Keramik kann den Kannen des Typs IB angeschlossen werden. Funde
kommen aus den Gräbern 24, 27 und 33. Auch Schüsseln mit kreuzschraffierter
Ritzverzierung sind nur in Stufe IIa (Gr. 36, 47 und 52) belegt. Eine fragmentierte
Schnabelkanne mit hohem, kaum gebogenem Ausguss kann tendenziell früh datiert werden,
während Ausgussschalen des Typs II ansonsten nur noch in Grab 30 auftauchen, welches
wohl Stufe IIb zuzurechnen ist. Eine Tasse mit übergroßem Henkel besitzt leider nur ein
einziges Vergleichsstück in dem nicht bestimmbaren Grab 4. Funde aus Ghalekuti, Sialk und
anderen Orten deuten jedoch darauf hin, dass es sich hierbei um einen Typ mit geringer
feinchronologischer Aussagekraft handeln dürfte580.
Die Pfeilspitzen aus Grab 36 gehören Typ V B an, der geschlossen in Befunden der Stufe IIa
auftritt. Gleiches gilt für bronzene Schöpfkellen mit tordiertem Griff. Ohrensäuberer sind in
den Gräbern 12 (Stufe I), 26 und 47 (beide Stufe IIa), Fingernagelsäuberer in den Gräbern 26,
27 (beide Stufe IIa) und 44 (Stufe IIb) entdeckt worden. Zusammenfassend lässt sich ein
deutliches Übergewicht der Vergleichsfunde in Stufe IIa feststellen.
Datierung: Marlik Stufe IIa.
Grab 47
Das Goldgefäß aus Grab 47 entzieht sich aufgrund der einfachen Darstellungen einer
exakteren Bewertung. Im Bezug auf die angewandte Technik kann bestenfalls das Goldgefäß
aus Grab 24 angeführt werden, doch gehört dieses einem anderen Stil an581. Ein Bronzekessel
des Typs B ist auch in Grab 52 vorhanden, in dem auch in auffallend ähnlicher Grabritus
nachgewiesen werden konnte.
Hirschfiguren aus Keramik waren in Marlik nur in den Gräbern 36, 47 und 52 (jeweils Stufe
II) gefunden worden, während bronzene Hirsch- und Rinderfiguren in zahlreichen Gräbern,
hauptsächlich der Stufe II auftauchen. Gleiches trifft auch für Scheibenanhänger der Variante
580
Siehe oben im Kapitel „Vorstellung der Typen“.
Vgl. Negahban 1996, Kat.-Nr. 3 aus Grab 47 und Kat.-Nr. 5 aus Grab 4. Beide Gefäße gleichen sich zwar
hinsichtlich der angewandten Technik, sind aber in Bezug auf den Stil deutlich zu unterscheiden.
581
219
Auswertung der Gräber
B zu. Schwarzweiß gebänderte Glasperlen und capridenförmige Fritteperlen kommen nur in
wenigen Befunden der Stufe IIa vor. Scheibenperlen mit Durchschub, Rippenperlen und
goldene Ringscheiben können als tendenziell frühe Formen angesprochen werden, da sie
hauptsächlich in Gräbern der Stufen I und IIa vertreten sind. Zu den auswertbaren
keramischen Funden gehören Kannen des Typs IC, die aus den Gräbern 26, 32, 33, 50 und 52
stammen. Eine Schnabelkanne mit rundem Gefäßkörper besitzt ein vergleichbares
Gegenstück in Grab 52, während ein hoher Topf in Marlik zwar ein Einzelstück darstellt,
jedoch über ähnliche Funde aus Ghalekuti und Lameh Zamin ebenfalls früh datiert werden
kann582. Ritzverzierte Schüsseln sind auf Befunde der Stufe IIa beschränkt.
Bei den Waffen ergeben sich erneut gute Parallelen zu den bereits mehrfach angeführten
Befunden. So können röhrenförmige Keulenköpfe entfernt mit Exemplaren aus Grab 26 und
verglichen werden. Griffzungendolche des Typs I E kommen ansonsten nur noch in Grab 52
vor. Vollgriffdolche der Typen II A und II B sind auch in den Gräbern 26 und 33 vorhanden,
Variante B zusätzlich noch in den Gräbern 52 und 29, in letzterem aber bereits in leicht
abgewandelter Form. Die Lanzenspitzen des Typs I E (Gr. 24 und 52) und den Pfeilspitzen
Typ III (Gr. 24, 26 und 52) kommen aus reichen Waffengräbern der Stufe IIa, während
Pfeilspitzen des Typs IV auch noch in Stufe IIb vertreten sind. Zuletzt sind noch die so
genannten „Ohrensäuberer“ zu nennen, die ebenfalls in frühen Gräbern der Stufen I (Gr. 12)
und IIa (Gr. 26 und 36) sowie in einigen Befunden in Ghalekuti gefunden wurden.
Wie sich zeigt, ist Grab 47 fest mit dem benachbarten Grab 52 verbunden. Des Weiteren
bestehen enge Bezüge zu den Gräbern 26 und 36, in gewissem Maß auch zu den Gräbern 24
und 33. Damit gehört der Befund sicher in Stufe IIa. Einige Verbindungen bestehen auch
noch zu den älteren Gräbern der Stufe I und den zeitgleichen Waffengräbern in Ghalekuti.
Vielleicht ist der Befund deswegen innerhalb von Stufe IIa vergleichsweise früh einzuordnen.
Datierung: Marlik Stufe IIa (früh).
Grab 52
Ein figürlich verzierter Goldbecher ist Stilgruppe 13 nach Löw zuzuordnen583. Weitere
Beispiele stammen aus den Gräbern 26, 32 und 36, die sicher Stufe IIa angehören. Die
unverzierten Metallschnabelkannen zeigen ähnliche Gefäßformen wie Funde aus Grab 27,
welches ebenfalls diesem Belegungsabschnitt angehört.
582
Ghalekuti Grab A-V bei Egami 1965, Pl. LIII, 34 sowie Lameh Zamin Grab LZ-102, LZ-104 und LZ-108 bei
Fukai/Matsutani 1982, Pl. 57,4, 59,3 sowie Pl. 62,2.
583
Negahban 1996, Kat.-Nr. 15.
220
Auswertung der Gräber
Relativ selten in Marlik sind anthropomorphe Keramikfiguren. Vergleichbare Exemplare
tauchen lediglich in Grab 36 auf. Keramik- und Bronzefigurinen sind ebenso wie
Goldblechknöpfe und Diademe in Gräbern der Stufen IIa und IIb zahlreich vorhanden,
dagegen fanden sich Hirschfiguren aus Bronze mehrheitlich in Gräbern der Stufe IIa. Die
Trachtausstattung mit einer Vielzahl von Goldblechknöpfen verbindet allerdings Grab 52 und
47 eng miteinander. Hirschfiguren aus Keramik sind ebenso wie ritzverzierte Schüsseln und
Bronzekessel des Typs B alleine auf diese Phase beschränkt. Zu den wenig auswertbaren
Keramikfunden gehören Kannen des Typs IC, welche sich fast ausschließlich in reichen
Gräbern der Stufe IIa fanden.
Die länglich-röhrenförmigen Keulenköpfe kommen in abgewandelter Form auch in Grab 26
vor. Dolche der Typen I E, II A und Lanzenspitzen des Typs I E sind lediglich in Befunden
der Stufe IIa vorhanden. Gleiches gilt für Pfeilspitzen der Typen III C und V B. Eine
bronzene Spatula bildet zwar in Marlik ein Einzelstück, taucht aber in den Gräbern A-V und
E.6 in Ghalekuti als Beigabe reicher Waffenbestattungen auf584. Ein weiteres Exemplar wurde
aus Grab IV der Nekropole A in Tepe Sialk geborgen585, woraus sich ebenfalls eine
vergleichsweise frühe Zeitstellung ableiten lässt.
Datierung: Marlik Stufe IIa.
Grab 27
Die unverzierten Metallgefäße eignen sich kaum zur näheren Einordnung dieses Befundes.
Hohe Schnabelkannen aus Metall, Scheibenanhänger der Variante B und Keramikkannen des
Typs IA und B weisen nur ganz allgemein in den Bereich von Stufe II.
Doppelpyramidenanhänger gibt es ansonsten nur in Grab 24, Tierkopfperlen in den Gräbern
24, 32, 36 und 41. Bis auf den zuletzt genannten Befund können diese alle in Stufe IIa
eingeordnet werden. Ein einhenkeliger Krug besitzt ein beinahe identisches Gegenstück in
Grab 33 (Stufe IIa). Erneute Bezüge zu den Gräbern 26, 36 und 41 ergeben sich über die
Schnabelkannen Typ II, Varianten B und C.
Zu den Waffen gehören drei Exemplare des Dolchtyps III A und mehrere Pfeilspitzen des
Typs IV. Beide Formen sind annähernd gleichmäßig auf die zwei Phasen der Stufe II verteilt.
Lanzenspitzen des Typs II A und IV A weisen hingegen bereits eine deutliche Tendenz in den
584
Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LV,49; Fukai/Ikeda 1971, LII,4. Ähnliche Objekte aus Gheytariyeh lassen
sich generell der Frühen Eisenzeit zuordnen. Vgl. Kambakhsh Fard 1990, 104, Abb. rechts unten.
585
Ghirshman 1939, Pl. V, 1 Mitte sowie Pl. XXXIX, S. 465. Auch hier handelt es sich um ein Waffengrab mit
mehreren Pfeilspitzen und zwei geschmiedeten Bronzetüllen unbekannter Funktion. Im Hüftbereich befanden
sich ähnlich wie bei einigen Befunden aus Ghalekuti ein Griffangeldolch und ein Pfriem, der vermutlich als Teil
des Toilettbestecks anzusprechen ist. Beide Gegenstände bestehen aus Eisen, was die Bedeutung des Grabes
innerhalb des Gräberfeldes deutlich macht.
221
Auswertung der Gräber
zweiten Abschnitt dieser Stufe auf. Aus Knochen gefertigte Pfeilspitzen finden sich beinahe
identisch in Ghalekuti Grab A-VI, das eine beiseite geräumte Erstbestattung mit Beigaben der
Stufe Marlik IIa enthielt586. Steinmörser des Typs A und so genannte „Fingernagelsäuberer“
sind als Fundgut der Stufe II anzusprechen.
Grab 27 gehört sicher zu Stufe II, wobei sich deutliche Tendenzen zu Phase IIa, aber auch
gewisse Bezüge zu Phase IIb zeigen. Dies entspricht auch der Stellung des Befundes in der
Kombinationstabelle. Das Grab kann wohl ähnlich wie Befund 29 an den Übergang zwischen
beiden Phasen datiert werden, ist aber noch fest in Stufe IIa verankert.
Datierung: Marlik Stufe IIa (spät).
Grab 37
Die stilistische Einordnung des Metallgefäßes587 deutet eine Zugehörigkeit zu Stufe IIa an, in
der sämtliche andere Vertreter der Gruppe gefunden wurden. Da weitere Funde nicht
vorhanden sind, ist eine mehrfache Verknüpfung nicht möglich. Die Lage im Gräberfeld
würde jedenfalls zu der oben getroffenen Einschätzung passen.
Datierung: Marlik Stufe IIa (unsicher).
8.5.3. Stufe IIb
Grab 13
Dieses Grab taucht in der Kombinationstabelle sehr weit rechts im Übergangsbereich der
Stufen IIb und III auf. Dieser erste Eindruck kann durch die Auswertung des Fundmaterials
bestätigt werden.
Zunächst sind einige Typen zu erwähnen, die in den allgemeinen Bereich der Stufe II weisen.
Hierzu gehören „Zimbeln“, Rinderfiguren aus Keramik und Bronze sowie Kannen des Typs
IA bzw. III. Eine Reihe von Objekten wie Ausgussschalen Typ IA, Schnabelkannen mit
rundem Gefäßkörper und durchbrochene runde Glöckchen lassen sich feinchronologisch nicht
verwerten, da sie offensichtlich eine lange Laufzeit aufweisen. Ausschlaggebend für die
Einordnung in Stufe IIb waren Keramikformen wie Ausgussschalen des Typs IB, einfache
flache Teller und Becken der Variante B sowie Waffenfunde wie Dolche des Typs III B und
Lanzenspitzen des Typs II A. Lanzenspitzen des Typs III A und Dolche des Typs V A sind
586
Egami 1965, Pl. LX, 14-19.
Negahban 1996, Kat.-Nr. 7, ist nach Löw 1998, 185, mit großer Wahrscheinlichkeit an Stilgruppe 13
anzuschließen.
587
222
Auswertung der Gräber
mehrheitlich bereits in Stufe III vertreten. Wie eingangs bereits angedeutet ist Grab 13 ist
damit sicher Stufe IIb, mit deutlichen Tendenzen zum nachfolgenden Belegungsabschnitt
zuzuordnen.
Datierung: Marlik Stufe IIb spät.
Grab 16
Die Zusammensetzung des Grabinventars ist für die Verhältnisse in Marlik als eher
ungewöhnlich zu bezeichnen. Keramik und Trachtausstattung werden nirgends erwähnt.
Dafür enthielt der Befund relativ viel Schmuck und auch einige Waffen. Die Schmuckfunde
bieten mit einfachen Drahtohrringen, granatapfelförmigen Perlen oder Spiralschieberperlen
ein recht allgemeines Bild, das kaum weitergehende Rückschlüsse zulässt.
Im Gegensatz dazu ermöglichen die Waffen, darunter birnenförmige Keulenköpfe, Dolche
des Typs III A und Lanzenspitzen des Typs II A eine Einordnung in Stufe IIb. Das
Vorhandensein eines eisernen Dolches588 spricht ebenfalls für eine vergleichsweise späte
Zeitstellung innerhalb der Nekropole von Marlik.
Datierung: Marlik Stufe IIb.
Grab 18
Dieses vergleichsweise kleine Grab befindet sich mitten im dicht belegten Zentralbereich der
Nekropole. Das Fundmaterial besteht aus einigen allgemeinen Typen der klassischen MarlikKultur der Stufe II. Bemerkenswert sind die Übereinstimmungen mit Grab 25 und
insbesondere Grab 13, die über vier bzw. sieben gemeinsame Typen verfügen. Im
keramischen Bereich sind einfache Teller und Becken der Variante B, bei den Waffenfunden
Lanzenspitzen II A und Dolche des Typs III B zu nennen. Auffällig ist das Vorhandensein
einer Lanzenspitze des Typs III A, die ansonsten nur in früheren Fundzusammenhängen589
auftaucht, während in den gleichzeitigen Befunden der Stufe IIb ansonsten bereits die jüngere
Variante III B üblich zu sein scheint. Es dürfte sich demnach um einen späteren „Ausreißer“
handeln, der aus nicht bekannten Gründen erst relativ spät in den Boden gelangte. Da diese
Variante aber offenbar über einen längeren Zeitraum belegt ist, könnte sie auch in Stufe IIb
noch existiert haben.
588
Negahban 1996, Kat.-Nr. 819.
Negahban 1996, Kat.-Nr. 749 und 751 aus Grab 15; Egami 1965, Pl. LXIV, 19 aus Grab A-VIII, Pl. LXXIX,
201 aus Grab C-I und Pl. LXXXI, 17 aus Grab C-II; Moghadam 1972, 136, Fig. 3. aus Ghiasabad.
589
223
Auswertung der Gräber
Auch hinsichtlich der Ausstattung mit viel Keramik und Waffen aber wenig Schmuck bzw.
Trachtbestandteilen bestehen gute Vergleichsmöglichkeiten zu Grab 13 bestehen. Grab 18
kann als eines der kleineren Waffengräber der Stufe IIb angesprochen werden.
Datierung: Marlik Stufe IIb.
Grab 25
Bemerkenswert ist neben der schlechten Bauweise das auffallende Missverhältnis zwischen
der Größe des Grabbaus und der im Vergleich dazu geringen Qualität und Quantität der
Funde590. Gemeinsamkeiten zu Gräbern der Stufe I bestehen, abgesehen von den einfachen
Pfeilspitzen des Typs III A nicht, dafür lassen sich zahlreiche Bronzefunde der klassischen
Marlik-Kultur der Stufe II feststellen. Zu nennen sind Stierfiguren, Pfeilspitzen des Typs IV,
Barren in Ringform und Tassen mit vertikalem Henkel.
Die Keramik lässt sich über Schüsseln mit niedrigem Henkel und Becken der Variante B fest
mit Stufe IIb verbinden. Gleiches gilt für die Waffenfunde, die aus Dolchen des Typs III A
und Lanzenspitzen des Typ II A bestehen. Zu erwähnen ist noch ein singulärer Dolch mit
Bronzegriff und Eisenklinge, der ebenfalls auf eine späte Zeitstellung schließen lässt591.
Datierung: Marlik Stufe IIb.
Grab 29
Die Keramik- und Waffenfunde aus diesem Grab bieten eine interessante Mischung aus
einfachen und außergewöhnlichen Formen. Ausgussschalen des Typs IA sind als äußerst
langlebig zu bezeichnen, während Typ IB nur in Gräbern der Stufe IIb vorhanden ist. Dolche
des Typs III A verteilen sich gleichmäßig auf beide Phasen der Stufe II. Ein Dolch des Typs II
B unterscheidet sich deutlich von den anderen Exemplaren des Typs und wirkt in seinem
Erscheinungsbild bereits entwickelter.
Vermutlich kann Grab 29 an den Übergang zwischen den Stufen IIa und IIb gesetzt werden.
Aufgrund der oben angeführten Argumente ist eine deutliche Tendenz zu Stufe IIb
auszumachen.
Datierung: Marlik Stufe IIb (früh).
Grab 44
Figürlich verzierte Gefäße aus Bronze konnten in Marlik meist nur fragmentiert geborgen
werden. Grab 44 enthielt eine ganze Reihe von Bruchstücken, die von mehreren Gefäßen
590
591
So auch Negahban 1996, 19.
Negahban 1996, Kat.-Nr. 672.
224
Auswertung der Gräber
stammen592. Einige dieser Stücke wurde von Löw unter Vorbehalt Stilgruppe 5 zugewiesen593.
Des Weiteren haben sich Fragmente von mindestens zwei weiteren verzierten Gefäßen, eines
davon mit vertikalem Henkel, erhalten. Welchem dieser Exemplare ein Bodenfragment mit
Stechzirkelmotiv zuzuordnen ist, konnte nicht geklärt werden. Über verschiedene Stilgruppen,
die leider ausschließlich aus dem Kunsthandel vorliegen, konnte Löw enge Verbindungen zu
Stilgruppe 4 aus Grab 45 herausarbeiten594. Damit ist bereits ein Hinweis auf Stufe IIb
gegeben, der durch das Vorhandensein von Bronzekesseln der Variante A bestätigt werden
kann.
Einige Funde wie beispielsweise bootsförmige Ohrringe der Variante A, Keramikkannen des
Typs III und Ausgussschalen des Typs IA weisen eine lange Laufzeit auf. Andere Typen
gehören dem allgemeinen Fundgut der Stufe II an. Hierzu gehören birnenförmige
Keulenköpfe, „Fingernagelsäuberer“ und Pfeilspitzen des Typs III A. Hingegen können
Bronzeforken und Becken der Variante B ebenso wie Dolche Typ III B als typisch für Stufe
IIb gelten. Lanzenspitzen des Typs IV A tauchen bereits im Übergangsbereich zwischen den
Stufen IIa und IIb auf, während Typ III B auch noch in Stufe III vorkommt.
Vor allem aufgrund der figürlich verzierten Metallgefäße, der Waffen und einiger Keramikund Geräteformen kann die zeitliche Stellung von Grab 44 innerhalb Stufe IIb als gesichert
gelten. Besonders zu betonen sind die engen Bezüge zu Grab 45.
Datierung: Marlik Stufe IIb.
Grab 45
Zum Inventar des Grabes zählt eine Reihe hoch qualitativer Einzelstücke, die jedoch zur
chronologischen Auswertung nur wenig beizutragen vermögen. Als Beispiel wäre ein Dolch
mit gold- und lapislazuliverziertem Marmorgriff zu nennen595. Der exzellent gearbeitete
Goldbecher mit schreitenden Stieren stellt den einzigen Vertreter der Stilgruppe 4 nach Löw
dar, der in einer wissenschaftlichen Grabung gefunden wurde, doch kann dieser über Funde
aus dem Kunsthandel eng an Stilgruppe 5 gekoppelt werden596. Gefäße der Stilgruppe 5
waren in Marlik in den Gräbern 42 und 44 vorhanden und sind damit sicher Stufe IIb
zuzuordnen. Das verzierte Silbergefäß mit Darstellung eines Tierbezwingers gehört zu
592
Negahban 1996, Kat.-Nr. 59 und 61.
Löw 1998, 128.
594
Löw, 1998, 454, spricht von einer „engen stilistischen Verwandtschaft“ zwischen der bisher lediglich aus dem
Kunsthandel belegten Stilgruppe 24 und den beiden Stilgruppen 4 (Grab 45) und 5 (Grab 44) in Marlik.
595
Negahban 1996, Kat.-Nr. 667.
596
Negahban 1996, Kat.-Nr. 9.
593
225
Auswertung der Gräber
Stilgruppe 11, die ebenfalls gut mit Stilgruppe 5 zu verbinden ist597. Eine der beiden silbernen
Schnabelkannen entspricht hinsichtlich der stark profilierten Gefäßform mit dem abgesetzten
Wulstboden der Silberkanne mit Goldeinlagen aus Grab 50 (Stilgruppe 12 nach Löw)598.
Waffen und Metallgefäße dieses Befundes sind ebenfalls in Stufe IIb einzuordnen. Die
bronzene Schnabelkanne wirkt wie eine einfache Ausführung der Schnabelkropfkanne aus
Grab 52, die in Stufe IIa gehört.
Der Großteil der Schmuckfunde lässt sich nicht präzise einem einzelnen Belegungsabschnitt
zuweisen. Scheibenanhänger der Variante B sind generell in Gräber der Stufe II vertreten,
ebenso Goldblechknöpfe und offene Goldarmreifen. Fest mit Stufe IIb verbunden sind
hingegen Becken der Variante B und Dolche des Typs IID. Die dekorativen Bronzeforken der
Variante B kommen außer in Grab 45 nur noch in Grab 44 vor, womit die durch den
Vergleich der Stilgruppen gewonnenen engen Bezüge zwischen diesen beiden Befunden
anschaulich bestätigt werden. Damit kann Grab 45 als eines der reicheren Gräber der Stufe IIb
gelten.
Datierung: Marlik Stufe IIb.
Grab 50
Bei der Beschreibung dieses Grabes wurde vom Ausgräber ausdrücklich betont, dass die
Funde ohne erkennbare Anordnung im Grab lagen. Zu erwähnen ist auch, dass die
Steinplattform, die in anderen Gräbern zur Aufnahme des Leichnams bestimmt war, völlig
fundleer vorgefunden wurde. Zudem handelt es sich hierbei um den einzigen Grabbau, der
eindeutig von einem anderen gestört wird: das kleine Pferdegrab 49 greift klar erkennbar in
die Grabwände von Grab 50 ein und ist ohne Zweifel später errichtet worden. Eine herdartige
Konstruktion nahe der westlichen Grabwand bildet einen weiteren späten Eingriff in das
Grab. Diese vor Ort ungewöhnlichen Faktoren schlagen sich auch in der typologischen
Auswertung der Funde nieder.
Bei der Anfertigung der Waffentabelle schien Grab 50 ein eindeutiger Befund der Stufe IIb zu
sein. Auch die Auswertung der figürlich verzierten Metallgefäße und die Lage im Gräberfeld
deuteten auf eine derartige Zeitstellung hin. Mit der Veröffentlichung des Endberichtes
wurden aber zahlreiche Fundstücke aus Grab 50 bekannt, die auffallend enge Bezüge zu den
Befunden der Stufe I, insbesondere den Gräber 10 und 23 aufwiesen. Bei den betreffenden
Funden handelt es sich fast ausschließlich um Objekte aus dem Schmuck- und Trachtbereich
wie goldene Kegelkopfnadeln, verzierte und unverzierte Goldblechdiademe, goldene
597
598
Negahban 1996, Kat.-Nr. 19; Löw 1998, 444.
Vgl. Negahban 1996, Kat.-Nr. 44 mit Kargar 2004
226
Auswertung der Gräber
Scheibenanhänger beider Varianten sowie verschiedene Ohrring- und Perlentypen. Zu dieser
Zeitstufe würden auch die annähernd rechteckige Grundform, die nordost-südwestliche
Ausrichtung des Grabbaus und die sorgfältige Bauweise der Grabwände passen.
Es stellt sich nun die Frage, ob alle Funde gemeinsam in das Grab gelangten oder ob sich hier
Objekte verschiedener Belegungsstufen vermischen. Im ersten Fall sollten die jüngsten Funde
den gesamten Befund datieren. Dies würde für eine Zeitstellung innerhalb der Belegungsstufe
IIb sprechen. Die Schmuck- und Trachtfunde hätten dann eine längere Laufzeit als zuvor
anzunehmen war. Erweist sich die zweite Annahme als korrekt, müsste man eine spätere
Nachbestattung postulieren.
Eine ähnliche Mischung älterer und jüngerer Funde bietet auch das erst unlängst bekannt
gewordene Dolmengrab 1 von Tul-e Gilan599. Durch eine ausführliche Neubewertung des
dortigen Befundes konnte nachgewiesen werden, dass neben einer ursprünglichen, mit
Schmuck und Tracht ausgestatteten Kammer mehrmals Waffenbestattungen in den Dolmen
eingebracht worden waren, die eindeutig aus späteren Abschnitten der Eisenzeit datieren600.
Obwohl sich die Grabarchitektur im südlichen Teil der Provinz Gilan gut von den
Dolmengräbern des Taleshgebietes unterscheiden lässt und die Dolmengräber wohl von
vorneherein zur Aufnahme von Nachbestattungen vorgesehen waren, ist ein solcher Fall doch
auch in Marlik nicht völlig auszuschließen. Der ungewöhnliche Befund, welcher sich deutlich
von den anderen Inventaren vor Ort abhebt, könnte in der Tat das Resultat einer während der
Grabung nicht erkannten Nachbestattung darstellen601.
In diesem Fall könnte der Grabbau tatsächlich während Stufe I errichtet und mit einer
Schmuckbestattung belegt worden sein. Vielleicht wurde während Stufe IIb nochmals eine
Waffenbestattung in das Grab eingebracht. Diese könnte in Zusammenhang mit der Anlegung
des Pferdegrabes 49 stehen (siehe weiter unten). Daneben wäre auch die Doppelbestattung
einer mit älterem Schmuck ausgestatteten Frau und eines mit später zu datierenden Waffen
599
Khalatbari 2004a, 35-38.
Während der Ausgräber dazu neigte, alle Funde in den gleichen chronologischen und kulturgeschichtlichen
Kontext zu stellte, konnte Vahdati 2007, 125-137, belegen, dass dies aufgrund des Grabungsbefundes und der
typologischen Auswertung nicht richtig sein kann. Die ältesten Funde sind die erwähnten Schmuck- und
Trachtelemente aus der Hauptbestattung, die kaum später als im späten 2. Jt. v.Chr. hergestellt worden sein
dürften. Im Gegensatz dazu gehört die Masse der Funde der materiellen Kultur der Eisenzeit II an. Das jüngste
Objekt stellt ein mit urartäischer Inschrift versehener Armreif dar, der wohl erst sehr viel später in das Grab
gelangte.
601
Sicherlich hat die Tatsache, dass man exakt im Bereich von Grab 50 den zweiten Suchschnitt auf dem Hügel
anlegte und die Ausgräber zunächst annahmen, sie befänden sich in einem Gebäude, bevor erkannt wurde, dass
es sich um einen größeren Grabbau handelte, nicht gerade zur Vereinfachung der Lage beigetragen. Es steht zu
vermuten, dass bei diesen Aktivitäten bereits wichtige Informationen für die Auswertung des Befundes verloren
gingen.
600
227
Auswertung der Gräber
versehenen Mannes anzunehmen. Für die Datierung bieten sich also folgende Möglichkeiten
an:
Datierung:
1. Erstbestattung in Stufe I, Nachbestattung in Stufe IIb.
2. Geschlossenes Inventar aus Stufe IIb.
Grab 39
Die vier figürlich verzierten Metallgefäße aus diesem Grab sind alle eng miteinander
verwandt. Ein Bronzebecher der Stilgruppe 8602 besitzt ein stilistisches Vergleichsstück in
Grab 36, welches sicher zu Stufe IIa gehört. Daran anschließen lässt sich Stilgruppe 9, welche
außer den beiden Gefäßen aus Grab 39 noch einen Vertreter in Grab 5 (Stufe III) aufzuweisen
hat. Überdies bestehen gute Bezüge zur Darstellungsweise der Capriden auf dem Silberbecher
der Stilgruppe 11, der in Grab 45 gefunden wurde und damit fest in Stufe IIb zu datieren
ist.603 Stilgruppe 10 besteht lediglich aus einem Bronzebecher, der eng an die beiden vorher
genannten Stilgruppen aus Grab 39 anzuschließen ist. Die Vergleiche streuen also über die
Stufen IIa, IIb und III. Diese vergleichsweise große Bandbreite ist durch die relativ einfachen
Kompositionen und die nicht sehr ausgeprägten stilistischen Merkmale gut erklärbar.
Aufgrund der Tatsache, dass gute Bezüge von zwei Gefäßen zu Stufe IIb vorhanden sind,
wird Grab 39 unter Vorbehalt in diesen Belegungsabschnitt eingeordnet.
Datierung: Marlik Stufe IIb (unsicher).
Grab 19
Die Schmuckfunde aus diesem Grab sind wenig aussagekräftig. Vor allem die Perlenketten
aus unterschiedlichem Material lassen sich kaum auswerten. Draht- und Blechohrringe,
Spiraldrahtperlen und granatapfelförmige Perlen sind in einer Vielzahl von Befunden in
Marlik vorhanden. Einige Fundgruppen wie bronzene Rinderfiguren, Kannen des Typs IA,
Gewandnadeln mit gerilltem Schaft und Steinmörser der Variante A gehören zum Fundgut
der Stufen IIa und IIb. Dies zeigt sich auch daran, dass die Funde aus Grab 19 in der
Kombinationstabelle über den gesamten Bereich dieser beiden Belegungsphasen streuen.
Hierbei ist ein gewisser Schwerpunkt auf der zweiten Phase festzustellen. Ausschlaggebend
für die Einordnung in Stufe IIb war auch der Fund eines Beckens der Variante B.
Datierung: Marlik Stufe IIb (unsicher).
Grab 30
602
603
Negahban 1996, Kat.-Nr. 50. Bessere Abbildung bei Negahban 1983, 79, Abb. 52.
Löw 1998, 443.
228
Auswertung der Gräber
Das relativ große Grab enthielt nur wenige Funde und liegt zudem in einem Bereich des
Gräberfeldes, der wohl bereits antik intensiv geplündert worden war. Wie oben ausgeführt,
wird auch für diesen Befund ein Beraubungsversuch vermutet.
Die verbleibenden Funde sind meist wenig charakteristisch und deuten eine generelle
Zeitstellung in Stufe II an. Auffällig sind mehrere Vergleichsmöglichkeiten zu Grab 36, die
jedoch meist Typen von wenig prägnanter Form betreffen. Hierzu gehören geschlossene
Bronzeringe, Ausgussschalen auf hohem Standring und runde durchbrochene Glöckchen.
Letztere sind auch in einigen Befunden der Stufe IIb vorhanden. Dolche des Typs III B
kommen ausschließlich in dieser Stufe vor.
Ingesamt lässt sich feststellen, dass es sich um ein Grab der Stufe II handelt, welches
vermutlich deren zweiten Abschnitt Stufe IIb angehört.
Datierung: Marlik Stufe IIb (unsicher).
Grab 40
Dieser Befund lieferte kaum Objekte, die eine eindeutige Einordnung in das erarbeitete
Stufensystem ermöglichen. Viele Funde, insbesondere die Ohrringe und Halsketten, sind von
ausgesprochen allgemeiner Natur und besitzen nur eine geringe feinchronologische
Aussagekraft. Einige Objekte lassen sich dem allgemeinen Erscheinungsbild von Stufe II
zuordnen. Hierzu gehören bronzene Stierfiguren und Bronzebarren in Ringform. Aufgrund
einiger Keramikformen wie einfachen flachen Tellern und Schüsseln mit vertikalem Henkel
könnte es sich um ein Grab der Stufe IIb handeln.
Datierung: Marlik Stufe IIb (unsicher).
Grab 41
Die wertvollen Tierkopfperlen und -nadeln aus Gold kommen nur in wenigen Gräbern in
Marlik vor. Vergleichsstücke stammen wie bei den keramischen Funden allesamt aus dem
Bereich der Stufe II. Es gibt kaum Verbindungen zu Gräbern der Stufe I und auch keine zu
denen der Stufe III. Damit ist kaum daran zu zweifeln, dass es sich um ein Grab der Stufe II
handelt. Welcher der beiden Phasen es zuzurechnen ist, ist unsicher, doch befindet sich das
Grab in einem Bereich, der eindeutig zu Stufe IIb tendiert. Vielleicht handelt es sich wie im
Falle der Gräber 27 und 29 um einen Übergangsbefund zwischen den beiden Phasen.
Datierung: Marlik Stufe IIa oder IIb (unsicher).
Grab 42
229
Auswertung der Gräber
Im ersten Suchschnitt, der im Bereich dieses Befundes lag, wurden mehrere Goldknöpfe,
Bronzefigurinen und zwei Rollsiegel gefunden604. Ob diese zur Ausstattung des Grabes
gehörten ist nicht sicher, aber wohl als wahrscheinlich zu betrachten, da ansonsten keine
Gräber in der Nähe liegen. Die vergleichsweise Große Zahl von Goldblechknöpfen weist auf
die Trachtausstattung reicher Kriegergräber der Stufe II hin. Fragmente eines großen
Bronzebechers mit Jagddarstellungen gehören zu Stilgruppe 5 nach Löw, die auch in Grab 44
vertreten ist. Nahe stehend ist ein ebenfalls unvollständiges Gefäß der Stilgruppe 7, welches
im unteren Register eine Darstellung hintereinander schreitender, bepackter Equiden erkennen
lässt. Über diese Stilgruppen sind gute Vergleiche zu den Gräbern 44 und 45 möglich, die
beide sicher zu Stufe IIb gehören. Ob der Wetzstein aus grauem, gut poliertem Stein als
Datierungskriterium herangezogen werden kann, ist nicht nachzuprüfen. Ähnliche Funde
wurden jedenfalls in den Gräbern 13 und 18 (Stufe IIb) sowie 3 und 5 (Stufe III) gemacht.
Die stilistischen Vergleiche der Metallgefäße weisen deutlich in Stufe IIb. Es kann kaum ein
Zweifel daran bestehen, dass Grab 42 ursprünglich ähnlich gut ausgestattet war wie die
vergleichbaren Befunde 44 und 45, dann aber wohl bereits antik beraubt wurde. Einige
Hinweise deuten auf eine zeitliche Nähe zur nachfolgenden Stufe III hin.
Datierung: Marlik Stufe IIb (spät).
8.5.4. Stufe III
Grab 1
Von einem figürlich verzierten Bronzegefäß haben sich lediglich einige Fragmente erhalten,
die eine die eine Zuordnung zu einer der Stilgruppen nach Löw nicht gestatten. Dennoch lässt
sich die Darstellung der vegetabilen Elemente in Bezug zu Stilgruppe 6 setzen605. Diese ist
mit zwei Exemplaren in Grab 2 vertreten, welches Stufe III angehört. Steinmörser der
Variante B kommen ausschließlich in Gräbern der Stufe III vor.
Dolche des Typs V A und Lanzenspitzen des Typs III B sind in den Stufen IIb und III
vertreten, besitzen jedoch ein deutliches Übergewicht in Stufe III. Demgegenüber sind Dolche
des Typs V B sowie Lanzenspitzen der Typen II B und IV B völlig auf Stufe III beschränkt.
Grab 1 kann damit sicher in Stufe III eingeordnet werden.
Datierung: Marlik Stufe III.
604
605
Negahban 1996, 6.
Löw 1998, 213, 459.
230
Auswertung der Gräber
Grab 2
Dieses Grab enthielt den berühmten Becher mit den Darstellungen „aus dem Leben einer
Ziege606“, das einzige figürlich verzierte Goldgefäß der Stufe III. Es wurde von Löw
zusammen mit einem ebenfalls aus diesem Befund geborgenen Bronzegefäß zu Stilgruppe 6
zusammengefasst. Diese Gruppe ist zwar in keinem anderen Befund der Nekropole vertreten,
lässt sich jedoch bezüglich einiger Punkte mit den verzierten Bruchstücken eines
Metallgefäßes aus Grab 1 vergleichen, welches sicher in Stufe III eingeordnet werden kann.
Stilistisch nahe stehend sind außerdem die Metallgefäße der Stilgruppe 5, die in zwei
Befunden der Stufe IIb vorhanden sind und damit zeitlich nicht weit Stilgruppe 6 anzusetzen
sein dürften607.
Zwei Scheibenanhänger mit eingepunzter Verzierung sind entfernt mit früheren Beispielen
der Stufen I und II in Bezug zu setzen, können aber als eigenständige Variante angesprochen
werden, die in Marlik ansonsten nicht vertreten ist. Dafür besteht eine vierfache
Vergesellschaftung mit Grab 1. Dies betrifft Dolche der Typen V A und V B, Lanzenspitzen
des Typs III B und Steinmörser der Variante B. Bootsförmige Ohrringe der Variante B sind
nur in Gräbern der Stufe III vorhanden. An einer Zuordnung zu dieser Belegungsstufe ist
demnach kaum zu zweifeln.
Datierung: Marlik Stufe III.
Grab 3
Dieses Grab enthielt nur eine eingeschränkte Zahl verwertbarer Funde, die zumeist aus dem
Waffenbereich stammen. Dolche des Typs V A und Lanzenspitzen des Typs III B sind auf die
Stufen IIb und III verteilt. Gleiches gilt für einfache Keramikteller. Dolche des Typs V B,
Lanzenspitzen des Typs IV B und Steinmörser des Typs B kommen hingegen ausschließlich
Stufe III vor. Dies und die mehrfachen Vergesellschaftungen mit den Gräbern 1, 2 und 5
legen nahe, dass auch Grab 3 fest in Stufe III einzuordnen ist.
Datierung: Marlik Stufe III.
Grab 5
Wie bei einigen anderen Befunden der späteren Belegungsphasen in Marlik fanden sich auch
in Grab 5 Bruchstücke figürlich verzierter Bronzegefäße. Die meisten Fragmente waren
allerdings in einem Zustand, der es kaum erlaubte, die Darstellungen zu rekonstruieren oder
auszuwerten. Am besten hat sich ein Exemplar mit einer nur noch zum Teil erkennbaren
606
607
Zu einer anderen Interpretation siehe Vahdati 2005a.
Löw 1998, 439-440.
231
Auswertung der Gräber
Jagddarstellung erhalten, welches von Löw Stilgruppe 9 zugeordnet wurde. Ein Exemplar
dieser Stilgruppe wurde in Grab 39 gefunden, das vermutlich in Stufe IIb zu datieren ist.
Fragmente eines weiteren figürlich verzierten Gefäßes und zwei isolierte Böden von
Bronzebechern lieferten kaum Anhaltspunkte zu weiteren Auswertung. Die Rosette auf einem
der Böden ist mit einem Becher aus dem Kunsthandel vergleichbar, der wiederum eng an
Vertreter Stilgruppen 4 (Grab 45) und 5 (Grab 42) angeschlossen werden kann608. Dies deutet
auf eine gewisse zeitliche Nähe zu den Befunden der Marlik Stufe IIb hin.
Nur floral verziert ist ein Kelch oder Fruchtständer aus Bronze, den Löw locker an Stilgruppe
13 anschloss609. Die allgemeinen Übereinstimmungen mit den viel komplizierter ausgeführten
Bodenverzierungen einiger Vertreter der Stilgruppe 13 können aber nicht als Beleg einer
großen zeitlichen Nähe gewertet werden.
Das Grab ist durch einige einfache Objekte wie oliven- und granatapfelförmige Perlen sowie
eine Stierfigurine aus Keramik mit dem allgemeinen Fundgut der Stufe II verbunden.
Allerdings unterscheidet sich die Stierfigur bereits von den anderen Stücken vor Ort. Hierzu
passt auch, dass Lanzenspitzen des Typs II A die vor allem in Stufe IIb auftreten, in Grab 5
bereits in abgewandelter Form vorhanden sind. Würfelförmige Keramikgefäße und
Lanzenspitzen des Typs III B kommen noch in Stufe IIb, aber auch schon in Stufe III vor.
Dolche des Typs V B sowie Lanzenspitzen der Typen II B und IV B sind völlig auf Stufe III
beschränkt, ebenso wie Bootsförmige Ohrringe der Variante B. Insgesamt bestehen vier
Vergesellschaftungen mit Grab 1, drei mit Grab 2 und zwei mit Grab 3. Zusammen mit diesen
drei Befunden kann Grab 5 sicher in Stufe III zusammengefasst werden.
Datierung: Marlik Stufe III.
Grab 6
Die chronologische Einordnung dieses Befundes erweist sich als schwierig. Pfeilspitzen des
Typs VB kommen in mehreren Gräbern der Stufe II vor. Doppelkonische Glöckchen weisen
auf eine Verbindung mit Grab 5 und damit Stufe III hin. Vergleiche zu anderen Stufen fehlen
weitgehend.
Datierung: Marlik Stufe III (unsicher).
Grab 7
608
Löw 1998, 216, 454.
Löw 1998, 186. Als Gründe werden die Ähnlichkeit mit Bodenverzierungen einiger Gefäße der Stilgruppe 13
und der verstärkte Rand genannt, der „eventuell die Nachahmung einer Börtelung mit Metalldraht“ darstellen
könnte. Sollte dies der Fall sein, dann handelt es sich um ein typologisches Rudiment, was die spätere Datierung
des Kelches im Vergleich zu den Gefäßen der Stilgruppe 13 unterstützen könnte.
609
232
Auswertung der Gräber
Das Grab enthielt lediglich drei dreiflügelige Schaftpfeilspitzen und einen bronzenen
Dolchgriff mit verlorener, wohl eiserner Klinge. Bei beiden Funden handelt es sich in Marlik
um absolute Einzelstücke. Trotz seiner außergewöhnlichen Form kann der bimetallische
Dolch locker mit Typ V B verbunden werden, der ausschließlich in Stufe III auftaucht. Die
späte Stellung des Grabes wird durch die Tendenz hin zu den bimetallischen Schwertern der
EZ II und dem Beginn der Entwicklung dreiflügeliger Pfeilspitzen deutlich. Alle Funde aus
Grab 7 können typlogisch gesehen innerhalb des Gräberfeldes von Marlik als spät eingeordnet
werden.
Datierung: Marlik Stufe III (unsicher).
8.5.5. Pferdegräber
Bei dem bereits im ersten Vorbericht von Negahban definierten Grabtyp 4 handelt es sich um
vor Ort vergleichsweise kleine Gräber, die meist als Pferdebestattungen angesprochen
werden610. Auffällig ist die Häufung der drei in Frage kommenden Befunde Gr. 49, 51 und 53
im östlichen Bereich des Hügels von Marlik. Alle drei Gräber lehnen sich direkt an
benachbarte große Grabbauten an, die als reich ausgestattete Kriegergräber zu
charakterisieren sind.
Pferdebestattungen sind in Nordiran nicht unüblich, wie beispielsweise die Grabungen im
nahe gelegenen Fundort Kaluraz zeigen611. Häufig ist hierbei zu beobachten, dass die Pferde
nicht mit in das eigentliche Grab gegeben wurden, sondern direkt im Anschluss eine eigene
Grabgrube und im Falle von Marlik einen eigenen Grabbau aus Stein erhielten. Sollten diese
Pferdebestattungen tatsächlich in Zusammenhang mit dem Grabritus der Kriegergräber
stehen, dann müsste man die kleinen und großen Gräber als weitgehend gleichzeitig
betrachten. Dagegen spricht allerdings der oben beschriebene Befund, nach dem das kleine
Grab 49 offensichtlich in den großen Grabbau 50 eingreift und eindeutig später errichtet
wurde. Wie oben bereits ausgeführt, vermischen sich in Grab 50 frühe und spätere Funde. Es
wurde deshalb vorgeschlagen, hier zwei Bestattungen anzunehmen. Die ursprüngliche
Grablege erfolgte demnach in Zusammenhang mit der Errichtung des rechteckigen Grabbaus
etwa in Stufe I. Im Laufe der Stufe IIb wurde der östliche bzw. südöstliche Bereich des
Hügels mit zahlreichen Gräbern belegt. Im Verlauf dieser Stufe scheint auch eine weitere
Bestattung, diesmal wohl ein mit Waffen und Metallgefäßen versehener Mann, in den bereits
vorhandenen Grabbau 50 eingebracht worden zu sein. Die Anlage des kleinen Pferdegrabes
610
611
Negahban 1964, 16; Löw 1998, 30-31.
Hakemi 1968, 65; Khalatbari 1997, 113.
233
Auswertung der Gräber
49, welches leicht in die nördliche Ecke von Grab 50 eingreift, könnte im Laufe dieser
Wiederbelegung erfolgt sein.
Dies würde für Grab 53 analog zu Grab 52 eine Datierung in die Stufe IIa, für Grab 51 eine
Zeitstellung wie Grab 44 in Stufe IIb bedeuten. Grab 49 dürfte mit der Zweitbelegung von
Grab 50 ebenfalls in Stufe IIb errichtet worden sein.
8.5.6. Nicht zuweisbare Gräber
Eine Reihe von Grabbauten lässt sich nicht in das Chronologiesystem der Nekropole von
Marlik einarbeiten. Hierbei handelt es sich um Gräber, die gar keine oder zumindest nicht
genügend aussagekräftige Funde enthielten, um sicher mit anderen Befunden verknüpft
werden zu können. Damit entfällt neben der vertikalen Stratigraphie, die durch die fehlenden
Überschneidungen der Grabbefunde vor Ort keine Erkenntnisse erbringen kann, auch die
Möglichkeit zur Erstellung einer horizontalen Stratigraphie. Die von Negahban definierten
Grabtypen helfen ebenfalls nicht weiter, da sie – wie oben bereits ausgeführt – nur
ansatzweise definiert sind.
Fundleere Gräber
Eine Reihe von Grabbauten enthielt zum Zeitpunkt der Ausgrabungen keine Funde. Sie
dürften bereits zuvor beraubt worden sein. Es handelt sich um die Gräber 9, 22, 28, 31, 34, 35,
38, 43, 46, 48 und 51. Aufgrund der mangelhaften Informationen zur Bautechnik der Gräber
ist auch auf diesem Wege keine Zuordnung zu einer Belegungsstufe möglich.
Grab 4
Waffen sind nicht enthalten; die Bronzegefäße, der Haken und der Fritteknauf sind
Einzelstücke, während die Keramik aus langlebigen Formen wie Tassen mit großem Henkel
besteht. Somit verbleibt an datierenden Funden lediglich das Rollsiegel, welches Funden aus
Stufe III nahe steht. Da die entsprechenden Rollsiegel jedoch dem common style der MitanniGlyptik angehören, der über eine längere Laufzeit belegt ist und überdies allesamt in Nordiran
Importe darstellen, ist ihr chronologischer Aussagwert ebenfalls als eingeschränkt zu
betrachten.
Grab 8
Mit den vorliegenden Funden und Befundbeschreibungen ist es nicht möglich, dieses Grab in
das Stufensystem von Marlik einzureihen. Die Rollsiegel mit assyrischer Inschrift sind
234
Auswertung der Gräber
importiert und können bestenfalls einen terminus post quem für den Zeitpunkt ihrer
Herstellung bieten, aber nichts zur relativen Zeitstellung des Befundes innerhalb der
Nekropole von Marlik beitragen.
Grab 20
Die offenen Bronzearmreifen gehören einem einfachen und lange belegten Typ an, während
die Keramik hauptsächlich aus Einzelstücken besteht bzw. gar nicht erst abgebildet wird. Eine
genauere Datierung des Grabes ist nicht möglich.
Grab 21
Die Funde bestehen lediglich aus einer einfachen Schüssel und einem singulären
rippenverzierten Teller. Trotz der vor Ort seltenen Skelettfunde lässt sich dieses Grab nicht in
das Stufensystem einordnen.
235
Absolute Chronologie
9. Absolute Datierung – Die Nekropole von Marlik in ihrem chronologischen Umfeld
Der Versuch, absolute Daten für die oben erarbeiteten Belegungsstufen zu gewinnen, gestaltet
sich aus verschiedenen Gründen schwierig. Naturwissenschaftliche Methoden und
Untersuchungen wurden bei den Grabungen in Marlik kaum angewandt. Damit entfällt eine
der wichtigen Möglichkeiten, das Fundmaterial aus sich selbst heraus chronologisch
einzuordnen612.
Viele
umfangreiche
Fundgattungen
wie
Keramik,
Figurinen,
Trachtbestandteile und Waffen sind stark lokal geprägt und lassen sich nur vage mit anderen
Kulturgruppen des iranischen Hochlandes verbinden. Ein Großteil des Schmuckes verfügt
hingegen über eine zu große Verbreitung und eine zu lange Laufzeit, um ihn als
feinchronologischen Indikator nutzen zu können. Damit verbleibt letztendlich nur die
Möglichkeit, über Vergleiche mit datierbaren Funden aus anderen Regionen zu absoluten
Daten zu gelangen613. Hierbei kommt trotz aller damit verbundenen Unwägbarkeiten vor
allem denjenigen Funden eine besondere Bedeutung zu, die importiert oder zumindest
erkennbar von äußeren Einflüssen geprägt wurden.
Die einzigen Funde aus Marlik, die sicher als Importe anzusprechen sind, sind die oben
vorgestellten Rollsiegel. Wie bereits ausgeführt, besitzen diese vermeintlich gut datierbaren
Objekte jedoch nur einen eingeschränkten feinchronologischen Aussagewert. Aus anderen
Regionen Irans liegen gute Beispiele vor, dass „Altmaterial“ aus den Kulturen des Tieflandes
für die Bewohner des Hochlandes offensichtlich einen erheblichen Wert darstellen konnte.
Daher treten solche Funde manchmal in Zusammenhängen auf, die weitaus später datieren als
ihre Herstellung614. Trotz dieser einschränkenden Faktoren bieten die Rollsiegelfunde aus
Marlik ein relativ geschlossenes Bild: alle datierbaren Importsiegel sind zwischen dem
mittleren 14. und dem frühen 12. Jh. v.Chr. hergestellt worden. Aus dem gleichen Zeitraum
stammen auch die mittelassyrischen Vergleiche zu den Mosaikglasgefäßen aus Grab 45615. Ob
es sich bei diesen Objekten aber tatsächlich um assyrische Produkte handelt, ist aufgrund des
612
Das unter anderem bei Negahban 1983, 95 und Anm. 9, vorgelegte, einzelne 14-C-Datum aus Grab 24 mit
1457 +/- 55 Jahren v.Chr. kann in dieser Hinsicht vernachlässigt werden, da wir keine Möglichkeit zur
Überprüfung der Ergebnisse haben.
613
Wie bereits eingangs erwähnt, haben bereits zahlreiche Bearbeiter versucht, auf diesem Wege einen zeitlichen
Ansatz für verschiedene Gräber vorzulegen und kamen dabei je nach den herangezogenen Vergleichen zu höchst
unterschiedlichen Ergebnissen. Eine erneute Auflistung der bisherigen Datierungsversuche ist nicht im Sinne der
vorliegenden Arbeit, da dies erst unlängst durch Löw 1998, 33-39, vorgenommen wurde. Seither sind kaum neue
Erkenntnisse hinzugekommen. Erwähnenswert ist der von Khalatbari 2004a, 67, vorgelegte Versuch, Marlik mit
der urartäischen Zeit zu parallelisieren. Dies wurde jedoch durch Vahdati 2007, 136, als unhaltbar
zurückgewiesen wurde.
614
Dies wird auch an einigen Funden aus Hasanlu deutlich. Als Beispiele lassen sich eine kassitische Glas- und
eine elamische Steinschale aus dem späten 3. Jt. v.Chr. nennen Vgl. Pigott 1989, 77, Abb. 16; Dyson 1989, 123,
Abb. 21.
615
Negahban 1996, 103-104.
236
Absolute Chronologie
beschränkten Forschungsstandes und fehlender naturwissenschaftlicher Untersuchungen nicht
sicher zu sagen. Gleiches gilt auch für den goldenen Siegelring mit zweiregistriger
Darstellung von Vögeln, Feliden und anderen Tieren aus Grab 36. Dieses Stück weist enge
Parallelen zu Siegelringen auf, für die man gewöhnlich eine Herkunft aus Luristan und eine
Datierung in das 13. bis 12. Jh. v.Chr. annimmt616. Mehrere dieser hauptsächlich aus dem
Kunsthandel bekannt gewordenen Ringe zeigen Darstellungen, die sich eindeutig an die Isin
II-Glyptik anlehnen. Dies würde auch gut zu dem in dem gleichen Befund vorhandenen
Metallgefäß der Babylonischen Gruppe (Stilgruppe 13) passen, welches ebenfalls eng mit
diesen Rollsiegeln zu verbinden ist617.
Die figürlich verzierten Metallgefäße sind im Gegensatz zu der früher geäußerten Meinung, es
handele sich um Produkte aus Mesopotamien oder Elam, mit großer Sicherheit allesamt in
Nordiran hergestellt worden. Wie bereits weiter oben ausgeführt, lassen sich aber zum Teil
deutliche Einflüsse aus diesen Regionen konstatieren. Noch reichen unsere Kenntnisse über
Art und Weise des Kontaktes und Austausches zwischen den Bewohnern des Elbursgebirges
und dem Raum der vorderasiatischen Hochkulturen nicht aus, um derartige Funde sicher
bewerten zu können. Bei einigen Beispielen sind die mesopotamischen Vorbilder zum Teil
um Jahrhunderte älter als das anzunehmende Herstellungsdatum der Gefäße618. Dennoch lässt
sich feststellen, dass auch hier die überwältigende Menge an datierbaren Referenzfunden aus
dem 14. bis 12./11. Jh. v.Chr. stammt, während spätere Bezüge nicht mehr auszumachen
sind619.
9.1. Stufe I: die Ghalekuti-Stufe
Nach der oben erarbeiteten Abfolge müsste Stufe I älter sein als Stufe IIa und sich für eine
gewisse Zeitspanne mit dieser überlappen. Als Hauptfundort dieser Zeitstufe ist das
Gräberfeld von Ghalekuti I zu nennen, das im Wesentlichen mit Marlik Stufe I gleichzeitig
sein dürfte. Es bietet sich daher an, diese Phase als Ghalekuti-Stufe zu bezeichnen. Dort und
in den beiden Waffengräbern 12 und 15 in Marlik wird für uns erstmals die Sitte fassbar, die
herausragenden Mitglieder der damaligen Gesellschaft in großen Grabbauten mit übermäßiger
616
Porada 1964, 16-20, Pl. I, 2-4. Vergleichbare Funde sind unter anderem in kassitischen
Fundzusammenhängen im Hamrin-Gebiet und im Bereich des mittleren Euphrat vorhanden. Vgl. Boehmer 1982;
Beyer 1982.
617
Negahban 1996, Kat.-Nr. 8.
618
Dies betrifft Stilgruppe 23.a. mit akkadzeitlichen Merkmalen und Stilgruppe 25.a. mit deutlich
altbabylonischen Bezügen. Die stilistischen Vergleiche zeigten allerdings, dass diese Gefäße ebenso wie die
anderen Stilgruppen aus Nordiran in das späte 2. Jt. v.Chr. zu datieren sind. Löw 1998, 355-358, 370-375, 452455.
619
Löw 1998, 423-427, 436-448 sowie 596. Datierungsversuche vor der Mitte des 2. Jt. bzw. nach dem 9. Jh.
v.Chr. werden dort als nicht haltbar zurückgewiesen.
237
Absolute Chronologie
Waffenausstattung, Schmuck und Metallgefäßen zu bestatten. In diesem ersten Abschnitt
fehlen Eisenfunde bisher völlig, und auch Importe oder Einflüsse aus Mesopotamien und
Elam sind hier (noch) nicht festzustellen. Dafür bietet das Fundmaterial dieser Stufe immer
wieder gute Bezüge zu mittel- bis spätbronzezeitlichen Fundorten in Nordost- und
Nordwestiran620. Vergleichbare Objekte aus dem Schmuck- und Trachtbereich sind bis in die
Levante hinein vorhanden, was bereits in dieser Zeit auf einen gewissen Austausch mit
Regionen außerhalb des Elbursgebirges hindeuten könnte.
Legt man die unten vorgeschlagene Datierung der reichen Waffengräber aus Stufe IIa
zugrunde, dann dürften wir für Stufe I wohl mit absoluten Daten zwischen dem 15. und dem
13. Jh. rechnen. Damit wäre dieser Zeitabschnitt innerhalb weiter Teile Vorderasiens und der
angrenzenden Regionen mit der Spätbronzezeit zu parallelisieren621.
9.2. Stufe II: Die klassische Marlik-Kultur
Von zentraler Bedeutung für die absolute Chronologie der gesamten Nekropole ist das
Vorhandensein der Stilgruppe 13 in mehreren reichen Befunden von Stufe IIa. Die zeitliche
Nähe dieser Gefäße zueinander, vielleicht aufgrund eines Werkstattzusammenhanges, wie er
von Löw vermutet wurde622, konnte durch die Ergebnisse der Kombinationstabelle bestätigt
werden. Aufgrund der zahlreichen Übereinstimmungen mit der gut datierbaren Isin II-Glyptik
könnte man mit der gebotenen Vorsicht eine ungefähre Gleichzeitigkeit dieser Stilgruppe mit
den Siegeln zu postulieren. Dies würde bedeuten, dass wir Belegungsstufe IIa in Marlik in
etwa in das späte 13. und das 12. Jh. v.Chr. setzen könnten. Hierzu würde auch der bereits
erwähnte Siegelring aus Grab 36 passen.
Die klassische Marlik-Kultur bildet die Hauptphase der Eisenzeit I im Süden der Provinz
Gilan. Ihre beiden Abschnitte (Stufe IIa und IIb) sind vor allem im Bereich der Keramik, der
Tierfigurinen und anderer Fundgattungen eng miteinander verbunden, während bei den
Waffen und den figürlich verzierten Metallgefäßen deutliche Unterschiede auszumachen sind.
Die Grabnummern 19, 27 und 29 sind als Übergangsbefunde zwischen Stufe IIa und IIb zu
620
Die besten Vergleichsmöglichkeiten in Nordwestiran bietet das bronzezeitliche Dinkha IV, in
eingeschränktem Maße auch einige Funde aus frühen Gräbern der nachfolgenden Schicht Dinkha III. Ansonsten
bestehen zur Western Grey Ware nur wenige Verbindungen. Keramik und Waffenfunde der Ghalekuti-Stufe
lässt sich vielmehr eindeutig auf Einflüsse aus dem Nordosten zurückführen. Dies zeigen die oben zitierten
Bezüge zu Tepe Hissar, Turang Tepe, den Sumbar-Gräberfeldern und neuerdings auch Gohar Tepe in
Mazanderan.
621
Lediglich im Kulturbereich der Early Western Grey Ware spricht man bereits von Eisenzeit (Iron I), doch hat
dies in erster Linie forschungsgeschichtliche Gründe. Kroll 1984, 15-16, wies als einer der ersten darauf hin,
dass diese Bezeichnung eigentlich „widersinnig“ ist; dieser Meinung schlossen sich später auch Piller 2004a,
313-316 sowie Muscarella 2006, 73-75, an. Zusammenfassend zur Diskussion siehe Azarnoush/Helwing 2005,
231-234.
622
Löw 1998, 181.
238
Absolute Chronologie
werten. Ansonsten ist Stufe IIb laut Kombinationstabelle eindeutig jünger einzustufen als
Stufe IIa. Die vergleichsweise große Anzahl der Befunde legt nahe, dass es sich um eine
Phase mit gewisser Zeitdauer handelt. Für Stufe IIb verbliebe also nach den oben
vorgestellten Ergebnissen eine absolute Datierung im späten 12. und 11. Jh. v.Chr.
9.3. Stufe III
Die letzte Belegungsstufe vor Ort setzt sich im Fundmaterial etwas stärker ab. Dennoch ist der
Übergang als fließend zu bezeichnen. Ein Bruch in der Kulturentwicklung ist nicht zu
erkennen. Einige späte Gräber der vorhergehenden Stufe IIb (z.B. Grab 13 oder Grab 42)
tendieren deutlich Richtung Stufe III. Aus den Gräbern der letzten beiden Stufen kommen die
meisten importierten Rollsiegel, von denen keines jünger als das 12. oder bestenfalls das frühe
11. Jh. v.Chr. ist. Wie bereits erwähnt, ist uns der Zeitraum zwischen der Herstellung der
Siegel und ihrer Verwendung als Grabbeigabe nicht bekannt, doch spricht das erstaunlich
geschlossene Erscheinungsbild dafür, dass diese Objekte in einem überschaubaren
Zeitrahmen in Marlik in die Gräber kamen. Eine allzu lange Entfernung zwischen Herstellung
und Grablege dürfte demnach wohl nicht anzunehmen sein.
Typisches Fundmaterial der EZ II ist in Marlik nicht vorhanden. Diese Phase beginnt nach
allgemein gültiger Ansicht in Nordiran etwa um 1000 v.Chr. und deckt ungefähr das 10. und
9. Jh. ab623. Es lassen sich einige Hinweise dafür zusammen tragen, dass die spätesten
Befunde vor Ort in nicht allzu großer zeitlicher Entfernung davon angelegt worden sein
dürften624. Damit könnte man Stufe III in das ausgehende 11. Jh. bis um 1000 v.Chr.
einordnen. Es versteht sich von selbst, dass diese Daten aufgrund der eingangs erwähnten
Faktoren nur allgemeinen Charakter haben können.
9.4. Ausblick: die Eisenzeit II-IV
Die Entwicklung von Keramik und Waffen wird offenbar bruchlos von der Eisenzeit I in die
Eisenzeit II weitergeführt. Die in Marlik feststellbaren Einflüsse aus dem assyrischen,
babylonischen oder elamischen Kulturbereich verschwinden jedoch zu Beginn des 1. Jt.
v.Chr. völlig und weichen einem aus dem Kaukasusbereich kommenden Einfluss, der sich
623
Haerinck 1988, 72-73.
Einige Dolche und Lanzenspitzen aus Stufe III sind eindeutig als typologische Vorläufer EZ II-zeitlicher
Funde anzusprechen. Dies betrifft insbesondere die bereits erwähnten bimetallischen Dolche aus den Stufen IIb
und III, Dolche des Typs VB und die Lanzenspitzen des Typs IV. Siehe hierzu ausführlicher weiter oben in
Kapitel „Chronologische Interpretation“. Auch auf die engen Bezüge der späten Stilgruppe 6 zu den
nachfolgenden Metallgefäßen aus Kaluraz wurde bereits hingewiesen.
624
239
Absolute Chronologie
insbesondere im Bereich der figürlich verzierten Metallgefäße feststellen lässt625. Das Fehlen
dieses kaukasischen Einflusses in Marlik kann als weiterer Hinweis dafür gewertet werden,
dass die Aufgabe des Ortes als Bestattungsplatz vor Beginn der Eisenzeit II erfolgte.
Wie Haerinck bereits Ende der 80er Jahre feststellte, ist diese Phase in Nordiran nur sehr
unzureichend belegt626. Daran hat sich bisher wenig geändert, auch wenn durch die neuen
iranischen Grabungen im Taleshgebiet627 und die Publikation zahlreicher Altfunde aus
Kaluraz628 zusätzliches Material bekannt wurde. Die von einer japanisch-iranischen
Expedition begonnenen, derzeit von den Iranern fortgeführten Grabungen in Tepe
Jalaliye/Kaluraz Tepe629 stellen die erste Siedlungsgrabung der Eisenzeit II in Nordiran dar
und lassen hoffen, dass sich unser Kenntnisstand über diese lange unterschätzte Phase in
Zukunft erheblich verbessern wird. Im günstigen Falle lassen sich hieraus auch Rückschlüsse
für die Spätphase der Eisenzeit I und damit für die letzte Belegungsstufe in Marlik gewinnen.
Die materielle Kultur der nachfolgenden Eisenzeit III präsentiert sich als weitgehend
eigenständiger Komplex, der kaum Bezüge zu Regionen außerhalb des Elbursgebirges
erkennen lässt. Neben der nach wie vor vorhandenen grauschwarzen Ware entsteht die
ausgesprochen charakteristische und feine orange ware630. Lediglich einige Metallfunde
deuten auf Kontakte zum benachbarten nördlichen Zentraliran und dem dortigen
Hauptfundort Tepe Sialk hin631.
In der Eisenzeit IV zeigen sich in Nordiran erstmals seit dem Ende der klassischen MarlikKultur wieder deutliche Einflüsse aus dem Bereich der Hochkulturen des Alten Vorderasien.
Diesmal ist es das altpersische Reich der Achämeniden, welches die Entwicklung der lokalen
Kultur stark beeinflusst. Aus diesem Grunde wird die Eisenzeit IV auch als Achämenidenzeit
bezeichnet, obgleich keineswegs klar ist, inwieweit die Perserkönige das Gebiet am
625
Löw 1998, 202-205.
Haerinck 1988, 72-73, ging deshalb von einer relativ kurzen Dauer dieser Phase aus.
627
Hier ist vor allem das unberaubte Dolmengrab 1 aus Tul-e Gilan zu nennen. Vgl. Khalatbari 2004a, 35-38.
Wie von Vahdati 2007, 126-127, jedoch richtig bemerkt, ist es aufgrund der vorliegenden Publikation nicht
möglich, die zahlreichen Funde den jeweiligen Gräbern sicher zuzuordnen.
628
Ohtsu/Adachi 2006, 9-29. Es handelt sich offensichtlich um die Beigaben aus den von Hakemi aufgedeckten
Gräbern im Umfeld von Kaluraz. Leider wird bei dieser umfassenden Materialvorlage der Keramik und einiger
anderer Objekte von den Autoren völlig darauf verzichtet, auf die Fundzusammenhänge einzugehen, was für
eine Zusammenstellung der Grabinventare ausgesprochen wünschenswert gewesen wäre. Eine Neupublikation
der bereits von Hakemi 1972, 3-15, vorgestellten Waffen- und Schmuckfunde erfolgte bedauernswerter Weise
nicht.
629
Bei beiden Namen handelt es sich um den gleichen Fundort. Zum letzten Stand der japanisch-iranischen
Grabungen vgl. Ohtsu/Nokandeh/Yamauchi 2005, 61-95; zu den iranischen Grabungen Khalatbari 2007.
630
Dyson 1979, 10-15. Die Neuerungen der Eisenzeit III sind aber keinesfalls so extrem, wie Haerinck 1988, 73,
annahm. Bei genauerer Betrachtung der betreffenden Befunde lässt sich vielmehr eine kontinuierliche
Entwicklung feststellen.
631
Dies ist vor allem im Fundmaterial der Nachbestattungen der Gräber A-V, B-III und C-I in Ghalekuti zu
beobachten. Die dort vorhandenen Eisenschwerter, banjoförmigen Bronzeanhänger und andere Funde kommen
beinahe identisch auch in einigen Gräbern der Nekropole B von Tepe Sialk vor. Vgl. Egami/Fukai/Matsuda
1965, Pl. LI, LXVII und LXXVI mit Ghirshman 1939, LVI-LVII.
626
240
Absolute Chronologie
Kaspischen Meer tatsächlich beherrscht haben632. Nachdem diese Phase lange im Schatten der
beeindruckenden Hinterlassenschaften der Frühen Eisenzeit stand633, konnten auch hier durch
neue Grabungsergebnisse aus dem Taleshgebiet zusätzliche Erkenntnisse gewonnen werden.
Eine Reihe von Gräbern aus dem Taleshgebiet lassen einen deutlichen Übergangshorizont
zwischen der Eisenzeit III und IV erkennen und belegen damit die ungebrochene kulturelle
Entwicklung Nordirans von der Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends bis in die
Achämenidenzeit634.
Belegungsstufen in Marlik
Stufenbezeichnung
Archäologische Phase
Absolute Daten v.Chr.
Stufe I
Ghalekuti-Stufe
Spätbronzezeit
15.-13. Jh.
Stufe IIa
Stufe IIb
Stufe III
Klassische Marlik-Kultur früh
Klassische Marlik-Kultur spät
Zwischenstufe zur EZ II
Eisenzeit I
spätes 13.-12. Jh.
spätes 12.-11. Jh.
spätes 11. Jh. bis um 1000
Kaluraz-Stufe
Orange Ware-Stufe
Achämenidenzeit
Eisenzeit II
Eisenzeit III
Eisenzeit IV
10.-9. Jh.
8.-7. Jh.
6.-4. Jh.
Abb. 33: Chronologietabelle zur Eisenzeit in Nordiran.
632
Schmitt 1990, 612.
Bezeichnenderweise wurden bisher mit Hori 1981 und Haerinck 1989 lediglich zwei kürzere Artikel
veröffentlicht, die noch dazu bezüglich der Einordnung achämenidenzeitlichen Fundmaterials zu
unterschiedlichen Ergebnissen kamen.
634
Dies betrifft unter anderem Grab 3 in Vaske, Grab 2 in Mianrud sowie die Gräber 12 und 20 in Maryan. Vgl.
Khalatbari 2004b, 174-189, 210-221, Abb. 5-10 und Abb. 18-23; Khalatbari 2004 c, 225-235, Abb. 10-14.
633
241
Zusammenfassung der Ergebnisse
10. Zusammenfassung der Ergebnisse
Als eines der wichtigen Ergebnis der vorliegenden Arbeit lässt sich festhalten, dass die
Nekropole von Marlik nicht ohne Plan angelegt wurde. Durch die Anwendung von Methoden,
welche bisher hauptsächlich in der Vor- und Frühgeschichte zum Einsatz kamen, gelang es,
das Fundmaterial umfassend zu analysieren. Die erstellte Kombinationstabelle zeigt eine
durchgehende Entwicklung der materiellen Kultur, welche durch mehrere Abstufungen
gegliedert ist. Im Rahmen einer ausführlichen Untersuchung konnte nachgewiesen werden,
dass
diese
Tabelle
chronologisch
zu
interpretieren
ist.
Insgesamt
wurden
vier
Hauptbelegungsphasen (Stufe I, Stufe IIa, Stufe IIb und Stufe III) definiert. Bei einzelnen
Gräbern war es sogar möglich, die zeitliche Stellung innerhalb der jeweiligen Stufe näher zu
bestimmen. Diese Stufen zeichnen sich im Gräberfeld als deutliche Belegungsareale ab, die
den chronologischen Entwicklungsstufen der Nekropole entsprechen.
Die Nutzung des Tepe Marlik als Bestattungsareal beginnt mit Stufe I, welche die
Waffengräber 12 und 15 und die hauptsächlich über ihre Beigaben aus dem Schmuck- und
Trachtbereich definierten Gräbern 10, 14 und 23 umfasst. Diese Grabgruppe kann als
Vorstufe zur klassischen Marlik-Kultur betrachtet werden, wie sie uns in der nachfolgenden
Stufe II entgegentritt. Ergänzt werden die Gräber der Stufe I durch die weitgehend
zeitgleichen Bestattungen aus dem Fundort Ghalekuti I, die vor allem aufgrund der besseren
Dokumentation von großer Bedeutung für die Auswertung dieser Frühphase innerhalb der
Nekropole von Marlik sind. Deshalb wurde diese Phase nach dem wichtigsten Fundort auch
als Ghalekuti-Stufe oder Spätbronzezeit bezeichnet. Es zeigt sich, dass bereits hier viele der
später auftretenden Entwicklungen zumindest ansatzweise vorhanden sind. So zeichnet sich
Stufe I durch eine soziale Stratifizierung der früheisenzeitlichen Gesellschaft Nordirans aus,
in der sich die Oberschicht bereits durch ausgesprochen große Grabbauten und eine
überschwängliche Beigabenausstattung von der Masse der übrigen Bestattungen abzusetzen
sucht. Während in Ghalekuti diese verschiedenen Ausstattungskategorien noch innerhalb
eines Gräberfeldes vermischt sind, kommt es in Tepe Marlik zur Anlage eines reinen
Separatfriedhofes für die örtliche Oberschicht. Die restliche Bevölkerung bestattete ihre Toten
offenbar in den niedriger gelegenen Tälern rund um den Hügel.
Das
Fundmaterial
der
ältesten
Stufe
zeigt
gewisse
Anklänge
an
mittel-
und
spätbronzezeitliche Fundorte in Nordwest- und vor allem in Nordostiran, insbesondere zu den
neu aufgedeckten Bestattungen von Gohar Tepe in Mazanderan, die zusammen mit den
242
Zusammenfassung der Ergebnisse
Sumbar-Gräberfeldern im Südwesten Turkmenistans als unmittelbare Vorläufer der
eisenzeitlichen Kultur Nordirans zu betrachten sind. Als keramische Leitformen können vor
allem Schnabelkannen des Typs I sowie Becken der Variante A genannt werden. Hinzu
kommen verschiedene Varianten von Töpfen, Schüsseln und Schalen, die aber auch später
noch vorhanden sind. Metallgefäße sind selten, tönerne Figurinen – mit Ausnahme der nicht
sicher datierbaren Exemplare aus Djamshidabad - bisher nicht bekannt. Tierfigurinen aus
Bronze sind hingegen schon nachzuweisen, wie der Befund in Grab A-V in Ghalekuti zeigt.
Im Tracht- und Schmuckbereich finden sich zahlreiche Perlenformen, die zum Teil seit
Jahrhunderten in Gebrauch sind. Bei den Ohrringen konnten bisher nur einfachen Formen wie
Draht- oder Blechohrringe nachgewiesen werden. Bronzediademe und Scheibenanhänger aus
Goldblech gehören noch zur Trachtausstattung der bronzezeitlichen Kulturgruppen im
südwestlichen Kaspigebiet, während Gürtelbleche und Gewandbesätze in Form zahlreicher
Goldblechknöpfe, wie sie in Stufe IIa auftauchen, noch nicht nachzuweisen sind. Das Fehlen
von Gewandnadeln könnte auf den derzeit noch nicht sehr weitreichenden Forschungsstand
zurückzuführen sein. Im Waffenbereich sind vor allem die verschiedenen Varianten von
Griffzungendolchen zu nennen, die in den Gräbern mit Angellanzen und Lanzenspitzen des
Typs III A kombiniert werden. Als Datierung bietet sich der Zeitraum zwischen dem 15. und
13. Jh. v.Chr. an.
Stufe IIa markiert den Start der klassischen Marlik-Kultur. In dieser Phase beginnt die
Produktion zahlreicher Objekte, die als typisch für die materielle Kultur der Frühen Eisenzeit
in Nordiran gelten. Zur gleichen Zeit lassen sich diverse äußere Einflüsse auf die Region
konstatieren. Das Elbursgebirge, welches während Stufe I noch einen nach außen hin
weitgehend abgeschlossenen Kulturraum darstellte, steht nun mit einem mal unter einem
deutlich erkennbaren Einfluss der Hochkulturen des mesopotamischen und südwestiranischen
Tieflandes. Dies äußert sich besonders eindrücklich in den figürlich verzierten Metallgefäßen
der so genannten Babylonischen Gruppe (Stilgruppe 13). Dennoch bewahrt sich Nordiran
auch während dieser Phase weitgehend seine kulturelle Eigenständigkeit.
Der schon zuvor zu beobachtende Trend, die männlichen Mitglieder der lokalen Oberschicht
in übergroßen Steingräbern mit zahlreichen Keramikgefäßen, Waffen sowie Schmuck- und
Trachtobjekten zu bestatten, erlebt nun einen erheblichen Schub. Am deutlichsten zeigt sich
dies in den reichen Kriegergräbern 24, 26, 47 und 52. Im Gegensatz dazu enthielt Grab 36,
das reichste Grab der gesamten Nekropole, außer einigen Pfeilspitzen keine Waffen, dafür
aber eine ganze Reihe ungewöhnlicher Fundgattungen wie z.B. anthropomorphe Figurinen
243
Zusammenfassung der Ergebnisse
oder bronzene Stempelsiegel. Die Keramik ist im Großen und Ganzen als Weiterentwicklung
der vorhergehenden Stufe zu erkennen, wenngleich nun aber auch zahlreiche neue Gefäße in
den Formenbestand integriert werden. Die häufigsten keramischen Formen sind verschiedene
Kannen der Typen I und III, die in charakteristischer Weise mit Stichverzierung und Rippen
versehen sein können. Erst in dieser Phase bildet sich der klassisch nordiranische Typ der
Schnabelkanne mit doppelt gebogenem Ausguss heraus, der mit einem runden, halbhohen
oder hohen Gefäßkörper verbunden wird. Seltener tauchen Schüsseln mit kreuzschraffierter
Ritzverzierung auf, die bislang ausschließlich in Gräbern der Stufe IIa belegt sind.
Auch die Produktion von Waffen nimmt einen erheblichen Aufschwung. Griffzungendolche
sind kaum mehr vorhanden; stattdessen werden ab Stufe IIa technisch sehr viel
anspruchvollere
Vollgriff-
und
Randleistendolche
hergestellt,
die
außerhalb
des
Elbursgebirges keine Parallelen besitzen und offenbar eine eigenständige Entwicklung vor Ort
darstellen. Auch die extensive Ausführung der Waffenbeigabe erfährt in dieser Stufe
nochmals eine Steigerung. In besonders reich ausgestatteten Waffengräbern werden die Toten
geradezu auf eine Unterlage aus Dolchen gebettet. Metallgefäße, in der vorhergehenden Stufe
bereits als Kennzeichen wichtiger Bestattungen vorhanden, werden nun in außergewöhnlicher
Weise durch eingeritzte und reliefierte Darstellungen versehen. Damit gliedert sich die
Region des Elbursgebirges bezüglich ihrer Bildersprache in die spätbronzezeitliche Koiné der
vorderasiatischen Großreiche ein, wie sie unlängst von Feldmann definiert wurde635. Ob solch
ein Anspruch für die abgelegene Gegend angemessen war, ist wohl eher zu bezweifeln; in
ihrem Selbstverständnis scheinen die Einwohner Nordirans aber kaum daran gezweifelt zu
haben.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie der unvermutet auftretende
Entwicklungsschub und die sprunghafte Vermehrung äußerer Kontakte zu erklären sind. Dass
mesopotamische Händler in eigener Person den Handelsweg vom iranischen Hochland zum
Kaspischen Meer beschritten und dabei reiche Abgaben an die ansässigen Stammeshäuptlinge
abzuführen hatte, wie Calmeyer noch in den 80er Jahren vorschlug636, steht mittlerweile nicht
mehr zur Diskussion. Dennoch ist die noch immer wahrscheinlichste Erklärung für diese
schnelle Entwicklung wohl doch im Bereich des Handels zu suchen. In diesem Fall sollten die
Einwohner des Elbursgebirges über Güter verfügt haben, welche in anderen Regionen
dringend benötigt wurden. Im Elbursgebirge selbst existieren größere Vorkommen an
Metallerzen, insbesondere Kupfer und Eisen, aber auch Gold. Des Weiteren könnten
verschiedene Halbedelsteine, vor allem Karneol als Handelsgut gedient haben. Eventuell aus
635
636
Feldman 2006.
Calmeyer 1987, 341.
244
Zusammenfassung der Ergebnisse
organischem
Material
bestehende
Handelsgüter
haben
sich
nicht
erhalten.
Da
Siedlungsgrabungen oder entsprechende Schriftdokumente nicht vorhanden sind, besitzen wir
leider keine weiterführenden Informationen über diesen Themenbereich.
Stufe IIb repräsentiert eine bereits leicht abgewandelte Form der klassischen Marlik-Kultur.
Die Keramik entspricht weitgehend noch der vorherigen Phase; als keramische Leitform
können Becken der Variante B gelten. Auch Tierfigurinen aus Keramik und Bronze werden
weiterhin unverändert produziert. Nicht mehr vorhanden sind hingegen die in Stufe IIa gut
definierbaren Stilgruppen (Stilgruppe 13, 14 und 15) der figürlich verzierten Metallgefäße.
Sie machen einer größeren Menge von eng miteinander verwandten Stilen (Stilgruppen 4, 5,
12 und andere) Platz, die sich auch in die folgende Stufe III hinein fortsetzen. Szenische
Motive sind erst ab dieser Entwicklungsstufe vorhanden. Als bekanntestes Beispiel dieser
Zeitstufe ist der in Hasanlu gefundenen Goldbecher zu sehen, welcher ursprünglich wohl aus
Nordiran stammte.
Die Waffen entwickeln sich ausgesprochen schnell und bilden zahlreiche neue Typen und
Varianten heraus. Aus diesem Grund zählt die Nekropole von Marlik zu den wenigen
Fundorten in Vorderasien, in der sich feinchronologische Entwicklungen besser im Bereich
der Waffenfunde als bei der Keramik fassen lassen. Ab dieser Phase tauchen auch vermehrt
Eisenfunde auf. Die Tracht mit zahlreichen aufgesetzten Goldblechknöpfen kommt hier
offenbar bereits allmählich außer Mode. Nach wie vor werden aber zum Teil extrem große
Grabbauten angelegt (Gr. 25, 44, 45), wenngleich die anfänglich zu beobachtenden Versuche,
diese rechteckig und einigermaßen sorgfältig zu errichten, mehr und mehr in den Hintergrund
treten und einer ausgesprochen ungenauen Bauweise Platz machen.
Stufe III stellt die letzte Belegungsphase der Nekropole von Marlik dar. Die nördliche und
östliche Flanke des Hügels ist zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend mit Gräbern belegt, so
dass die Befunde dieser Stufe (Gr. 1, 2, 3 und 5, vielleicht auch Gr. 6 und 7) alle im
Nordwesten des Hügels aufzufinden sind. In Bezug auf die Waffen und die figürlich
verzierten Metallgefäße steht Stufe III noch in deutlicher Tradition der vorhergehenden Phase.
Eine ganze Reihe von Objekten, die als typisch für die klassische Marlik-Kultur der Stufe II
galten, sind nun aber nicht mehr oder nur noch selten vorhanden. Hierzu zählen
anthropomorphe und zoomorphe Figurinen aus Metall oder Ton, des Weiteren die typischen
Keramikkannen sowie eine große Anzahl von Fundobjekten aus dem Schmuck- und
Trachtbereich. Es scheint, als habe auch der Reichtum im Vergleich zu den Stufen IIa und IIb
245
Zusammenfassung der Ergebnisse
etwas abgenommen: aus Stufe III liegt nur noch ein goldener Becher vor; die überwiegende
Mehrzahl der figürlich verzierten Metallgefäße wird nun aus Bronze hergestellt. Keulenköpfe
und Gewandnadeln verschwinden ebenfalls aus dem Fundmaterial. Die Waffen und die
Keramik lassen ansatzweise bereits die Entwicklung der nachfolgenden Eisenzeit II/III
erkennen. Noch vor Beginn der Eisenzeit II, also vermutlich etwa gegen 1000 v.Chr., wurde
der Ort als Bestattungsplatz aufgegeben. Damit endet die Geschichte des Tepe Marlik als
Nekropole. Eine spätere Nutzung ist nur anhand einiger weniger Einzelfunde belegbar.
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270
Abbildungsnachweise
12. Abbildungsnachweise
Abbildungsnachweis für Pläne
Die in der vorliegenden Arbeit abgebildeten Pläne basieren auf einer Kombination der bei
Negahban 1964, Abb. 30 und 40 publizierten Grundlagen.
Abbildungsnachweise für Textabbildungen
Abb. 1: Eigene Aufnahme des Verfassers im Mai 2002.
Abb. 2: Eigene Aufnahme des Verfassers im Mai 2002.
Abb. 3: Eigene Aufnahme des Verfassers im Mai 2002.
Abb. 4: De Morgan 1896, Pl. IV.
Abb. 6 : Mahboubian 1997, 9.
Abb. 7: Samadi 1959, 1.
Abb. 8: Negahban 1997, 187 unten.
Abb. 9: Moghadam 1972, 134, Fig. 1.
Abb. 10: Eigene Aufnahme des Verfassers im April 2004.
Abb. 11: Eigene Aufnahme des Verfassers im April 2004.
Abb. 12: Plangrundlage wie oben zitiert.
Abb. 13: Plangrundlage wie oben zitiert.
Abb. 14: Eigene Aufnahme des Verfassers im April 2004.
Abb. 15: Eigene Anfertigung des Verfassers.
Abb. 16: Plangrundlage wie oben zitiert.
Abb. 17: Eigene Anfertigung des Verfassers nach verschiedenen Vorlagen.
Abb. 18: Eigene Anfertigung des Verfassers nach verschiedenen Vorlagen.
Abb. 19: Eigene Anfertigung des Verfassers nach verschiedenen Vorlagen.
Abb. 20: Eigene Anfertigung des Verfassers nach verschiedenen Vorlagen.
Abb. 21: Eigene Anfertigung des Verfassers nach verschiedenen Vorlagen.
Abb. 22: Eigene Anfertigung des Verfassers nach verschiedenen Vorlagen.
Abb. 23: Plangrundlage wie oben zitiert.
Abb. 24: Eigene Anfertigung des Verfassers nach verschiedenen Vorlagen.
Abb. 25: Plangrundlage wie oben zitiert.
Abb. 26: Plangrundlage wie oben zitiert.
Abb. 27: Plangrundlage wie oben zitiert.
271
Abbildungsnachweise
Abb. 28: Plangrundlage wie oben zitiert.
Abb. 29: Plangrundlage wie oben zitiert.
Abb. 30: Plangrundlage wie oben zitiert.
Abb. 31: Plangrundlage wie oben zitiert.
Abb. 32: Plangrundlage wie oben zitiert.
Abb. 33: Eigene Anfertigung des Verfassers.
Abbildungsnachweise für die Karte
Die Grundlage bildete die Karte Naher Osten, Iran, 1:2 Mio., RV Verlag Stuttgart 1991.
Umzeichnung durch C. Wolff, Ergänzungen durch den Verfasser.
Abbildungsnachweise für die Typentafeln
Tafel I
1. Negahban 1996, Fig. 17, 505.
2. Negahban 1996, Fig. 18, 510.
3. Negahban 1996, Fig. 18, 515.
4. Negahban 1996, Fig. 20, 528.
5. Negahban 1996, Fig. 21, 530.
6. Negahban 1996, Pl. 105, 536.
7. Negahban 1996, Fig. 23, 556.
8. Negahban 1996, Fig. 23, 562.
9. Negahban 1996, Fig. 24, 571.
10. Negahban 1996, Fig. 26, 586.
11. Negahban 1996, Fig. 27, 601.
12. Negahban 1996, Fig. 23, 555.
Tafel II
1. Negahban 1996, Fig. 30, 632.
2. Negahban 1996, Fig. 25, 577.
3. Negahban 1996, Fig. 25, 572.
4. Negahban 1996, Fig. 30, 633.
5. Negahban 1996, Fig. 28, 607.
272
Abbildungsnachweise
6. Negahban 1996, Fig. 28, 614.
7. Negahban 1996, Pl. 113, 609.
Tafel III
1. Negahban 1996, Fig. 29, 618.
2. Negahban 1996, Fig. 29, 620.
3. Negahban 1996, Fig. 29, 629.
Tafel IV
1. Negahban 1983, 64, 22.
2. Negahban 1996, Pl. 24, 25.
3. Negahban 1996, Pl. 26, 34.
4. Negahban 1996, Fig. 131, 900.
5. Negahban 1996, Fig. 131, 901.
Tafel V
1. Negahban 1996, Pl. 36, 85.
2. Negahban 1996, Pl. 39, 100.
3. Negahban 1996, Pl. 39, 104.
4. Negahban 1996, Pl. 44, 130.
5. Negahban 1996, Pl. 45, 138.
6. Negahban 1996, Pl. 48, 153.
Tafel VI
1. Negahban 1996, Pl. 79, 336.
2. Negahban 1996, Pl. 79, 335.
3. Negahban 1996, Pl, 78, 334.
4. Negahban 1996, Pl. 71, 289.
5. Negahban 1996, Pl. 78, 333.
6. Fukai/Ikeda 1971, Pl. LI,2.
7. Negahban 1996, Pl. 72, 293.
8. Negahban 1996, Pl. 78, 327.
9. Negahban 1996, Pl. 70, 284.
10. Negahban 1996, Pl. 78, 332.
273
Abbildungsnachweise
11. Negahban 1996, Pl. 76, 317.
12. Negahban 1996, Pl. 77, 322.
13. Negahban 1996, Pl. 78, 328.
14. Negahban 1996, Pl. 56, 200.
Tafel VII
1. Negahban 1996, Pl. 83, 356.
2. Negahban 1996, Pl. 82, 351.
3. Negahban 1996, Pl. 83, 357.
4. Negahban 1996, Pl. 139, 976.
Tafel VIII
1. Negahban 1996, Pl. 84, 368.
2. Negahban 1996, Pl. 85, 371.
3. Negahban 1996, Pl. 85, 374.
4. Negahban 1996, Pl. 86, 386.
5. Negahban 1996, Pl. 85, 376.
6. Negahban 1996, Pl. 86, 384.
7. Negahban 1996, Pl. 86, 379.
Tafel IX
1. Negahban 1996, Pl. 88, 399.
2. Negahban 1996, Pl. 88, 404.
3. Negahban 1996, Pl. 93, 445.
4. Negahban 1996, Pl. 91, 427.
5. Negahban 1996, Pl. 92, 436.
6. Negahban 1996, Pl. 140, 983.
7. Negahban 1995, 99, Fig. 89.
8. Negahban 1995, 101, Fig. 92.
Tafel X
1. Negahban 1996, Color Plate XXIX, C.
2. Negahban 1996, Pl. 94, 457.
3. Negahban 1996, Pl. 94, 463.
274
Abbildungsnachweise
4. Negahban 1996, Pl. 94, 464.
5. Negahban 1996, Pl. 138, 968.
Tafel XI
1. Negahban 1996, Pl. 84, 361.
2. Negahban 1996, Pl. 84, 363.
3. Negahban 1996, Pl. 53, 180.
4. Negahban 1996, Pl. 54, 189.
5. Negahban 1996, Pl. 55, 191.
Tafel XII
1. Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LV, 46.
2. Negahban 1995, Pl. IX, 116.
3. Negahban 1995, Pl. IX, 117.
4. Egami/Fukai/Masuda 1965, Pl. LV, 46.
5. Negahban 1995, Pl. IX, 110.
Tafel XIII
1. Negahban 1995, 47, Fig. 27.
2. Negahban 1995, Pl. IV, 40.
3. Negahban 1995, Pl. V, 55.
4. Negahban 1995, Pl. IV, 46.
5. Negahban 1995, Pl. IV, 47.
6. Negahban 1995, Pl. V, 56.
7. Negahban 1995, 47, Fig. 33.
Tafel XIV
1. Negahban 1995, Pl. VII, 92.
2. Negahban 1995, Pl. VIII, 97.
3. Negahban 1995, Pl. VIII, 99.
4. Negahban 1995, Pl. XI, 140
5. Negahban 1995, Pl. IX, 109.
6. Negahban 1996, Color Plate XXXII, C links.
7. Negahban 1995, Pl. VII, 84.
275
Abbildungsnachweise
8. Negahban 1995, Pl. VII, 89.
Tafel XV
1. Negahban 1995, Pl. VI, 78.
2. Negahban 1995, Pl. VI, 70.
3. Negahban 1995, Pl. VI, 67.
4. Negahban 1995, 75, Fig. 47.
5. Negahban 1995, Pl. XI, 135.
6. Negahban 1995, Pl. X, 130.
Tafel XVI
1. Negahban 1995, 75, Fig. 52.
2. Negahban 1995, 75, Fig. 54.
3. Negahban 1995, 75, Fig. 56.
4. Negahban 1995, 75, Fig. 62.
5. Negahban 1995, Pl. XII, 153.
6. Negahban 1995, 85, Fig. 69.
7. Negahban 1995, 85, Fig. 74.
8. Negahban 1995, 85, Fig. 75.
Tafel XVII
1. Negahban 1995, Pl. II, 26.
2. Negahban 1996, Pl. 134, 939.
3. Negahban 1996, Pl. 137, 961.
4. Negahban 1996, Pl. 137, 963.
5. Negahban 1996, Pl. 136, 943.
Tafel XVIII
1. Negahban 1996, Pl. 133, 926.
2. Negahban 1996, Pl. 133, 928.
3. Negahban 1996, Pl. 133, 929.
276
Karte
13._Karte
Karte I: Im Text erwähnte Fundorte.
277
Typentafeln
14. Typentafeln
Tafel I: Keramik
1. Kannen Typ I A
2. Kannen Typ I B
3.Kannen Typ I C
4. Kannen Typ II
5. Kannen Typ III
6. Würfelförmige Gefäße
7. Töpfe
8. Topfartige Gefäße
mit einem Henkel
9. Töpfe mit zwei
Henkeln
10. Schüsseln mit
Ritzverzierung
11. Schüsseln mit
niedrigem Henkel
12. Tassen mit
übergroßem Henkel
278
Typentafeln
Tafel II: Keramik
1. Schnabelkannen Typ I
2. Schnabelkannen Typ II A
3. Schnabelkannen Typ II B
4. Schnabelkannen Typ II C
5. Ausgusschalen Typ I A
6. Ausgusschalen Typ I B
7. Ausgusschalen Typ II
279
Typentafeln
Tafel III: Keramik
1. Becken Variante A
2. Becken Variante B
3. Teller
280
Typentafeln
Tafel IV: Metall- und Steingefäße
1. Bronzekessel Variante A
2. Bronzekessel Variante B
3. Bronzetassen
4. Steinmörser Variante A
5. Steinmörser Variante B
281
Typentafeln
Tafel V: Zoomorphe Figurinen
1. Buckelrinderfigurinen
aus Keramik
2. Hirschfigurinen aus Keramik
3. Maultierfigurinen aus Keramik
4. Buckelrinderfigurinen aus Bronze
5. Hirschfigurinen aus Bronze
6. Felidenköpfe aus Goldblech
282
Typentafeln
Tafel VI: Perlen
1. Konische
Goldblechperlen
2. Olivenförmige
Goldblechperlen
3. Goldene
Ringscheiben
4. Goldene
Scheibenperlen
5. Zahnradperlen
aus Fritte
6. Kugelförmige
Goldblechperlen
7. Goldene
Rippenperlen
8. Flache
Rippenperlen
9. Granatapfelförmige Perlen
10. Schwarzweiß
gebänderte Glasperlen
11. Spiraldrahtperlen
14. Vierspiralige
Schieberperlen
15. Birnenförmige
Goldblechobjekte
13. Goldene
Tierkopfperlen
12. Röhrenperlen
283
Typentafeln
Tafel VII: Armreifen, Barren und Ringe
1. Offene Armreifen
2. Offene tordierte Armreifen
3. Bronzebarren
4. Geschlossene Bronzeringe
284
Typentafeln
Tafel VIII: Ohrringe
1. Bootsförmige Ohrringe
Variante A
2. Bootsförmige Ohhringe
Variante B
3. Blechohrringe
4. Tordierte Drahtohrringe
Variante A
5. Tordierte Drahtohrringe
Variante B
6. Drahtohrringe
Variante A
7. Drahtohrringe
Variante B
285
Typentafeln
Tafel IX: Trachtbestandteile
1. Lockenringe
2. Goldblechblätter
3. Goldblechknöpfe
4. Bronzeknöpfe
5. Zimbeln
6. Goldblechdiademe
7. Gürtel Typ I
8. Gürtel Typ II
286
Typentafeln
Tafel X: Nadeln
1. Tierkopfnadeln
2. Goldene
Kegelkopfnadeln
3. Pilzkopfnadeln
4. Gerillte Nadeln
mit kleinem Kopf
5. Ösenkopfnadeln
287
Typentafeln
Tafel XI: Anhänger
1. Granatanhänger
2. Doppelpyramidenanhänger
4. Scheibenanhänger Variante A
3. Traubenanhänger
5. Scheibenanhänger Variante B
288
Typentafeln
Tafel XII: Griffzungendolche
1. Typ I A
2. Typ I B
3. Typ I C
4. Typ I D
5. Typ I E
289
Typentafeln
Tafel XIII: Vollgriff- und Randleistendolche
1. Typ II A
2. Typ II B
3. Typ III A
5. Typ IV
6. Typ V A
7. Typ V B
4. Typ III B
290
Typentafeln
Tafel XIV: Lanzenspitzen mit Angeln
1. Typ I A
2. Typ I B
3. Typ I C
4. Typ I D
5. Typ I E
6. Typ II A
Sonderform
aus Grab 24
7. Typ II A
8. Typ II B
291
Typentafeln
Tafel XV: Lanzenspitzen mit Tüllen und Tüllenimitationen
1. Typ III A
2. Typ III B
3. Typ III B
Sonderform aus Grab 44
4. Typ IV A
5. Typ IV B
6. Typ IV B
Sonderform aus Grab 44
292
Typentafeln
Tafel XVI: Pfeilspitzen
1. Pfeilspitzen
Typ I
2. Pfeilspitzen
Typ II
3. Pfeilspitzen
Typ III A
4. Pfeilspitzen
Typ III B
5. Pfeilspitzen
Typ III C
6. Pfeilspitzen
Typ IV
7. Pfeilspitzen
Typ V A
8. Pfeilspitzen
Typ V B
293
Typentafeln
Tafel XVII: Waffen, Geräte und Sonstiges
1. Birnenförmige
Keulenköpfe
3. Fingernagelsäuberer
2. Axthacken
4. Ohrensäuberer
5. Bronzeschellen
294
Typentafeln
Tafel XVIII: Geräte
1. Schöpfkellen
2. Bronzeforken Variante A
3. Bronzeforken Variante B
295
Typentafeln
Lebenslauf für Christian Piller
14. Mai 1969: geboren in Straubing als erster Sohn von Konrad und Hannelore Piller.
1975-1979:
Besuch der Grundschule in Oberpöring und Wallersdorf.
1979-1988:
Besuch des Gymnasiums Landau an der Isar, Abschluss Abitur (Gesamtnote
2,3).
Juli 1988-November 1989: Ableistung des Grundwehrdienstes in Bogen an der Donau.
1989-1995:
Magisterstudiengang
Hauptfach
an
der
Vorderasiatische
Kunstgeschichte
und
Ludwig-Maximilians-Universität
Archäologie,
Frühchristliche
Nebenfächer
Archäologie
sowie
München.
Byzantinische
Völkerkunde.
Daneben Besuch von Lehrveranstaltungen in Klassischer Archäologie,
Ägyptologie, Vor- und Frühgeschichte und Erwerb der Scheine Akkadisch I
und II im Fach Assyriologie.
1995:
Abschluss Magister Artium in den oben genannten Haupt- und Nebenfächern
(Gesamtnote 1,66).
seit 1996:
Promotion im Hauptfach Vorderasiatische Archäologie an der LudwigMaximilians-Universität München.
April 2007
Abgabe der Doktorarbeit mit dem Titel: „Untersuchungen zur relativen
Chronologie der Nekropole von Marlik.
3. Juli 2007
Mündliche Prüfung (Disputatio)
296
Typentafeln
Erklärung
Hiermit erkläre ich, Christian Konrad Piller, dass ich diese Arbeit selbständig und nur unter
Verwendung der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe.
München, Juli 2008
Christian Piller
297