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Eine Bemerkung zum Epinikion, Hermes 127, 1999, 118–120.

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Eine Bemerkung zum Epinikion Author(s): Andreas Bagordo Reviewed work(s): Source: Hermes, 127. Bd., H. 1 (1st Qtr., 1999), pp. 118-120 Published by: Franz Steiner Verlag Stable URL: http://www.jstor.org/stable/4477290 . Accessed: 13/11/2012 10:43 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Franz Steiner Verlag is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Hermes. http://www.jstor.org This content downloaded by the authorized user from 192.168.52.66 on Tue, 13 Nov 2012 10:43:47 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions 118 Miszellen EINE BEMERKUNGZUM EPINIKION Eine der erheblichen wissenschaftlichen Neuheiten der ?Letteraturagreca<<von L.E. Rossi ist die Vermutung, die Anwesenheit der bekannten scherzhaften Motive in den Siegesliedem des Simonides, eines ansonsten stilistisch raffmierten Autors, sei auf volkstuimlicheElemente zuruckzufuihren1. Das aufschlugreichste Beispiel von den drei angefiihrten ist ein Wortspiel im Fr. 507, 1 PMG, an das auch bei Aristophanes (nub. 1355 sq.) erinnert wird2: I't?ai' 0 Kptos o5ic ?tetic >>Kri6s(d.h. ,Widder') wurde angemessen geschert< Die von Rossi gezogenen SchluBfolgerungen sind diese: der Ton der Unmittelbarkeit, der von der volkstiimlichen Improvisation stammte, konnte uns zu den Anfingen der Gattungdes Siegesliedes fuihren- das diesbezuglich mit den carminatriumphaliain Rom etwas gemein hatte. Das Epinikion - in seiner raschen Entwicklung - habe mit Bakchylides und Pindar diese Zuge schon ganzlich verloren, die solchen Autoren eher als unerhorterschienen waren. Fur Pindar ist diese Behauptung ohne weiteres zutreffend. In seinen Siegesliedem finden wir keine Scherze und nicht einmal Humor im eigentlichen Sinne, sondem nur einen von sich selbst uberzeugten ,Esprit'3. Bei Bakchylides liegen, wie wir sehen werden, die Dinge anders. Am Anfang des kurzen 6. Epinikions des Bakchylides, verfaBtzu EhrenLachons aus Keos, des Siegers im Stadion zu Olympia, lesen wir: Ad'Xtov Atk5 gvyiatou Xa e, ,Oppaov no'&aat ?r AX9p0o 7poXoata[t VtKiOV, KV5Oq In den V. 1 f. findet sich ein Wortspiel zwischen AaXov und kaXe, das in einer jungst erschienenen Ausgabe gut wiedergegeben wird4. Diese Art von Witzen gilt demnach noch im Jahre 452, dem Datum dieses Siegesliedes, nicht als unerhort. Die parallelen Stellen, die H. MAEHLER5 - uber jene von Simonides hinaus - von Pindar als etymologisierende Wortspiele mit den Eigennamen anfiihrt, sind, so scheint mir, von einer ganz anderenNatur6.Hier haben wir es mit Etymologien von mythischen I Firenze1995, 169;vgl. bereitsM. VErrA,RivFilol. 112, 1984, 344f. 2 Die beidenanderenBeispiele sind:Fr. 509: oV& lIoXo6e,A5eo; ,BiaI Xeipa; 'vrcivavr6 K' tvavuov a-orc&t,I o-6i at&ipeov 'AXicva; tico; und Fr. 515: xaipxr' &aXXoit6&iv tV-yatp; 'i7rn(ov. 3 Dies ist die SchluBfolgerung von G. KURZ, Humorbei Pindar?,in: Musa iocosa. Fs. A. THIERFELDER, Hildesheim- New York 1974, 24 f., der den simonideischen,Krios'-Witzneben PindarsFr. 105 a SN.-M.stellt,unddabeizurechtbemerkt,daBdiesersich auf einembetrachtlich hoherenNiveauals Simonidesbefindet:Es handeltsich umein HierongewidmetesHyporchema (vielleicht fur die pythischenSpiele): 1v-6; 6 tot Xkyto,I 5ai?tov ieptov E(v14oe I 7tatep, Ktiaxop Alrva;. Zum Fr. 507 des Simonidesvgl. jetzt Chr. KUGELMEIER, Reflexe fruherund zeitgenossischerLyrikin derAltenattischenKomodie,Stuttgart - Leipzig(BzA 80) 1996,76-82. 4 J. IRIGOIN- J. DUCHEMIN - L. BARDOLLET, Bacchylide,Paris1993. 5 Die Liederdes Bakchylides,II. Die Siegeslieder,Leiden 1982,ad loc. 6 In 0. 6 wird 'Iaio; (43) in den V. 55 ff. etymologisiert: 'i o v 4avs0atcn K Kai agnop16pot; 6xtiat kopey&Vo; &ppo6vI ca6*a tO Kai Kate9agt4ev xaKXeaiftt vtv Xp6vcporu5jiavct Hermes, 127. Band, Heft 1 (1999) C Franz Steiner Verlag Wiesbaden GmbH, Sitz Stuttgart This content downloaded by the authorized user from 192.168.52.66 on Tue, 13 Nov 2012 10:43:47 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions Miszellen 119 Personen zu tun (lamos, Medeia und Aias), gemaBeinem auch anderswo wohlbekannten Gebrauch (z.B. im Falle des Aias vgl. Soph. Ai. 430: von actut).Bei Bakchylides - wie auch bei Simonides - wird mit dem Namen des Siegers gespielt, und zwar auf eine vollig unmittelbareWeise: Dies sind wirkliche Wortspiele, die Beispiele bei Pindarnur gelehrte ,Eponymien', die nichts Spontanes haben7. Die beste Bestatigung hierfuirist das 6. Epinikion selbst. Es handelt sich um eines der kurzen Siegeslieder (wie sicherlich das 2. und das 4.), die eine gemeinsame Eigenschaft haben: Sie wurden gleich nach dem Sieg improvisiert. Fur das 2. Epinikion, ein vom Komos am Isthmos fur Argeios von Keos improvisiertes Lied, erweist sich dies an dem Ausdruck Moiid a*tyevil;, wie WILAMowITz bereits feststellte8. DaB das 6. Epinikion einen provisorischen Charakterhatte - es fehlt der Mythos und daB es aus dem Erfordernisder Situation, das heiBt auf dem Platz des Wettkampfes von Olympia (und nicht auf Keos), verfaBtwurde, hat B. GENTILI gezeigt9. Dies gilt auch fur das dem Hieron von Syrakusgewidmete 4. Epinikion: Das Lied fur die feierliche Zeremonie war die 1. Pythie von Pindar. Es ist vielleicht bemerkenswert,daB von den kurzen Epinikien das 2. und das 6. fur Athleten aus Keos, der Heimat des Bakchylides, verfaBtwurden. Auch im 8. Epinikion, das man als kurz ansehen kann (32 Verse) und das ebenfalls einem Sportler aus Keos gewidmet ist, verhindert der schwer verstummelte Text der Rarrip Ixoi5 6v-oi Tdtvatov; in P. 4 erinnern die V. 25 ff. an Mi6e_a (9): 6c68ica 6i? rp&rEpov I &gpa; ?4 '2iceavoi q?poRev voTov ioiep yata; ep1giov I ?vvdkXov 66px, t q 6 ? a t v &gcot;;zuletzt werden Aia; und aioT6; in I. 6, 49-54 von Pindar nebengestellt: taivt' apa oi pacEvco ?gxVFiv i06; 1 dpX6v oi(ovcv ?yav a i ? 6 vV- 6?ea 6' ?vSov gv tiKVtFC_VXdpt;, I citi?v r pcoviaat; ire- gdvri; dvip I "'Eaacrai Tot iai;, ov atir6t, co TeXaRv I icai vtv 6pvtXo; pav9vro; icKi?xK??rv-oRov s5p-oiav A ; a v r a, Xa6ov I ?V 6vot; 9KicayXov'Evua)Xioo'. 7 In der Tat ist hier ein Hinweis auf Pindars N. 2 anzubringen: Das Ende dieses kurzen Epinikions (25 Verse) ist nicht vergleichbar mit irgendeinem anderen bei Pindar und erinnert, wie WILAMOWITZ (Pindaros, Berlin 1922, 158) bemerkte, an den heiteren Refrain 'nivEXXa KaXivtIKE, der einige Komodien des Aristophanes (,V6gel', ,Acharner', ,Frieden') beschlieBt; vgl. auch H. FRANKEL, Dichtung und Philosophie des fruhen Griechentums, Munchen 19622, 488.6: >>Dieses kurze Lied war dazu bestimmt da capo ad infinitum wiederholt zu werden, sodaB es alle Zuschauer ganz zu horen bekamen, welche die StraBensaumten, durch die der Zug ging<; L.R. FARNELL, The Works of Pindar. II, London 1932 (= Amsterdam 1961), u V. 25: >>Pindar has in mind the march-shout of the Attic komos<. Das erste Beispiel dieses den improvisierten Siegesliedern eigentumlichen Refrains findet sich bei Archilochos, Fr. 324 WEST: ttjveXxa KaXXivtCEI Xatpe &vae 'Hpdicxt;, Ia-6r6;,-r Kai6Xao;, aiXRqirrr 6Co; daB Pindarihn gut im Kopf behalten hatte, zeigt sich durch 0. 9, 1: To ,U?v 'ApXO%6Xou 'OX uria, iCaxivtCo; 6 gX0o; I ovpwv&ev rpurk6o; KEkXa6a6;. 8 Rezension von: The Poems of Bacchylides [ed. by F.G. KENYON,London 1897], GGA 160, 1898, 125-160 (= W.M. CALDER III - J. STERN, Pindaros und Bakchylides, WdF, Darmstadt 1970, 326). - G. PERROTTA, 9 B. GENTILI Polinnia. Poesia greca arcaica, Messina - Firenze 19652, S. 335; s. vor allem zu V. 13: irpo6o'got; dot8af; (14 f.) heiBt ,canti davanti alla casa' von Lachon zu Olympia, wie bereits B. SNELL, Bacchylidis carmina cum fragmentis, Leipzig 19618, S. 42* [und Anm. 3] verstand, indem er auf Pind. P. 2, 18 7rp6 866Wovverwies; vgl. auch R. HAMILTON, Epinikion, The Hague - Paris 1974, 79. avaltaaaavt,E; This content downloaded by the authorized user from 192.168.52.66 on Tue, 13 Nov 2012 10:43:47 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions 120 Miszellen ersten Strophe nicht, ein weiteres wahrscheinliches Wortspiel mit dem Namen des Siegers, Liparion, zu entdecken ? Versuchen wir nun die Schlugfolgerungen zu ziehen. Wir haben drei scherzhafte Motive bei Simonides beobachtet" und - stets hinsichtlich der Siegeslieder - haben davon eines mit Sicherheit und eines mit Wahrscheinlichkeitin zwei kurzen und improvisierten Liedem des Bakchylides gefunden. Wir kennen nicht den Zusammenhang der Scherze bei Simonides, weil es sich um die einzigen - in indirekter Uberlieferung erhalten gebliebenen Fragmentevon drei Siegesliedem handelt. Ausgehend von Bakchylides, von dem wir wesentlich mehr besitzen, haben wir vielleicht eine deutlichere Vorstellung gewonnen. Wenn diese Scherze, wie es nicht zu bezweifeln ist, volkstumliche Elemente sind, ist nicht auszuschlieBen,daBsie - eher als die Nahe zu den Anfangen dieser Gattung - die Tatsache gemein haben, und zwar durchgehend in der (von Archilochos begonnenen) Tradition, daB sie sich in kurzen und improvisierten Siegesliedem befinden. Gottingen ANDREAS BAGORDO 10 Vgl. die Erganzung des V. 9 von A. - ]oo dycov[o; (?) KORTE, Bacchylidea, Hermes 53, 1918, 122 (V. 8 ff.): uu [ rav kira[p&v - Fvatr unaA - -. II Fr. 507, Fr. 509 und Fr. 515 (vgl. Anm. 2) ON THE SO-CALLEDATHENIANEPIGRAMS ON THEPERSIANWARS MEIGGS/LEWIS1, 54 say the following: >>Twofragments of a base; the right-handone found in Hadrian Street to the northeast of the Acropolis, the left-hand one in the Agora, both in modem houses, so that no conclusion can be drawn about their original situation.<< And 54 infra: >>Thereare two inscriptions. The first, on the original smooth band which ran round the face of the base, is stoichedon, with punctuationmarks of three dotted circles, and is certainly by the same stone-cutter as IG 12, 3-4. Later, a new panel was smoothed in the stippled area below the upper band to receive the second, non-stoichedon inscription.<< The texts run as follows: I: &v8p6v'rOV6a' apeTr [..... 9. o aptov] ateit.] [p [9 .] ... [ .... ] V 0voati .ot] yap ne1oti Te [ Kai 6Kvuo6pov Xirtve3] v a%Xov heXka'[&a g]? nrcaav SoiAto [v 4tap i5?v j II. ?V apaOt;tal 'ca&ag [a - -] a,taag npofati nuXOv a'v [--------- hoT' aitjev ---] l A full bibliography on the texts is in IG 13 503/504 up to 1994. This content downloaded by the authorized user from 192.168.52.66 on Tue, 13 Nov 2012 10:43:47 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions