Eddy Lanz
Der ungeteilte
Jesaja
Neues Licht auf
eine alte Streitfrage
Rawalpindi
Eved Adonai - Jes 53,11
2015
INHALT
Einleitung
1
1.1
1.2
1.2.1
1.2.2
1.2.3
1.3
1.3.1
1.3.2
1.3.3
1.3.4
1.3.5
1.3.6
1.3.7
1.3.8
1.4
2
2.1
2.1.1
2.1.2
2.1.3
2.1.4
2.1.5
1
Der Weg zur kritischen Aufteilung des Jesajabuches und 3
die Bedeutung von Jes 36-39 in diesem Zusammenhang
Die Einheit Jesajas im antiken Judentum und
der alten Kirche als Normalsicht
Die alte Wahrnehmung eines Gliederungseinschnittes zwischen Kp. 36-39 und 40ff ohne kritische Jesajaaufteilung
Johannes Calvin
Hugo Grotius
Campegius Vitringa
Der Schritt zur kritischen Aufteilung des Jesajabuches
Baruch Spinoza
Hermann von der Hardt
J.B. Koppe
J.C. Döderlein
J.G. Eichhorn
Wilhelm Gesenius
B. Duhm
Die nachfolgende Zeit
Thesenhafte Zusammenfassung über den
Weg zur kritischen Aufteilung
3
4
5
6
8
10
10
15
18
19
20
21
23
25
30
Auf der Suche nach der Einheit des Jesajabuches und
32
die Bedeutung von Jes 36-39 in diesem Zusammenhang
Die Einheit Jesajas bei Bestreitern der aufkommenden
kritischen Aufteilung des Jesajabuches
E.W. Hengstenberg
Joseph Addison Alexander
Rudolf Stier
Franz J. Delitzsch
Die nachfolgende Zeit
32
32
34
35
36
40
2.2
2.2.1
2.2.2
2.2.3
2.3
2.3.1
2.3.2
2.3.3
2.3.3.1
2.3.3.2
2.3.3.3
2.3.3.4
2.3.3.5
2.4
3
3.1
3.2
3.3
3.3.1
3.3.2
3.3.2.1
3.3.2.2
3.3.2.3
3.3.2.4
3.3.2.5
Die Beantwortung der Frage nach der Einheit auf dem
46
Wege computergestützter sprachstatisischer Untersuchungen
Asa Kasher
45
Yehuda T. Radday
45
Larry La Mar Adams
48
Die jüngere Suche nach der Einheit Jesajas
52
Anfängliche Versuche, auf dem Hintergrund
52
der Teilungshypothesen die Einheit zu erklären.
Das neuerwachte Interesse an der
54
Einheit des Jesajabuches
Zusammenfassende Beobachtungen zur
92
jüngeren Suche nach der Einheit Jesajas
Die Betonung der Endgestalt
92
Die redaktionskritische Erklärung
93
Zentrale verbindende Themen
96
Strukturbeobachtungen
98
Die Bedeutung von Jes 36-39 in der Gesamtkomposition
99
Thesenhafte Zusammenfassung über die Einheitssuche und 101
die Bedeutung von Jes 36-39 in diesem Zusammenhang
Die Beziehung von Jes 36-39 zu 2 Kg 18-20 und ihre
Bedeutung für die Entstehung von Jes 36-39
Geschichtlicher Überblick über die Forschung
zur Beziehung von Jes 36-39 und 2 Kg 18-20
Die Frage der Geschichtlichkeit von Jes 36-39 in
Zusammenhang mit der Frage der Beziehung
von Jes 36-39 zu 2 Kg 18-20
Der Textvergleich beider Berichte und seine
Bedeutung für die Prioritätsfrage
Der Textvergleich
Auswertung des Textvergleiches
Nur Punktuation anders
Plene- und Defektivschreibung
Unterschiede bei Schreibweisen von Namen
Andere unterschiedliche Schreibweisen oder
Varianten desselben Wortes
Unterschiedliche Reihenfolge der Wörter
103
103
125
136
136
144
145
146
147
150
151
3.3.2.6
3.3.2.7
3.3.2.8
3.3.2.9
3.3.2.10
3.3.3
4
Überhänge des einen gegenüber dem anderen Text
Kleine z.T. stilistische Unterschiede
Kontextuell erklärbare Unterschiede, andere Wortwahl
Unterschiedlich plazierter / bearbeiteter Text
Klassische “textkritische” Unterschiede
Thesenhafte Zusammenfassung über die Auswertung des Textvergleiches
Jes 36-39 und die Komposition des Jesajabuches
4.1
4.1.1
4.1.1.1
4.1.1.1.1
4.1.1.1.2
4.1.1.1.3
4.1.1.1.4
4.1.2
4.1.2.1
4.1.2.2
4.1.2.3
4.1.3
4.1.3.1
4.1.3.2
4.1.3.2.1
4.1.3.2.2
4.1.3.2.3
4.1.3.3
4.2
Ein Vorschlag für den Aufbau des Jesajabuches
Ein Vorschlag für den Aufbau von Jes 1-35
Strukturhinweise innerhalb von Jes 1-35
Die Überschriften in 1,1; 2,1 und 13,1
Die Verwendung des Wortes ַמ ָּׂשאin Jes 13-23
Die Verwendung des Wortes הֹויin Jes 28-33
Grobgliederung für Jes 1-35
Ein Vorschlag für den Aufbau von Jes 40-66
Strukturhinweise innerhalb von Jes 40-66
Gliederung von Jes 40-66
Die עבדי יהוה
Der Platz von Jes 36-39 im Aufbau des Jesajabuches
Zeit und Ort im Jesajabuch
Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu 1-35
Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu Jes 1
Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu Jes 2-12
Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu Jes 13-35
Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu 40-66
Die Kombination der Stellung von Jes 36-39 im Buch mit
der Jesajapriorität und ihren Konsequenzen
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Autorenregister
153
177
179
183
184
190
195
195
195
195
195
198
201
203
204
204
208
209
212
212
215
215
216
221
224
241
243
299
304
Einleitung
In den letzten Jahrzehnten befindet sich die Jesajaforschung in einem
Umbruch.1 Bezeichnend ist, daß in diesem Zusammenhang die Frage einer
„Einheit“ Jesajas offen angesprochen und reflektiert wird.2
Döderlein hatte 17753 die Kapitel Jes 40-66 als eigenständiges Werk von
Jes 1-39 abgetrennt und damit die moderne Forschungsgeschichte zu Jesaja
eröffnet. Einen weiteren literarkritischen Meilenstein setzte Duhm 18924,
indem er in den Kapiteln 40-66 neben einem „zweiten Jesaja“ (40-55) noch
einen „dritten“ identifizierte (56-66). Man kann sagen, daß seit 1775 etwa
200 Jahre lang eine literarkritische Arbeit am Jesajabuch dominierte, die
eigentlich immer mehr Verfasser, Redaktoren, Kompilatoren, Schichten
„entdeckte“.
Aber in etwa seit den 70er Jahren haben immer mehr Autoren Artikel oder Monographien hervorgebracht, die verbindende Linien zwischen den
einzelnen „Teilen“ des Buches nachzeichnen und von einer meist redaktionskritisch zu erklärenden „Einheit des Jesajabuches“ sprechen. Die Betonung der kanonischen Endgestalt der alttestamentlichen Bücher im Sinne
des „canonical approach“ von B.S. Childs5 hat diesen Trend mit gefördert.
Bei dieser „Neuen Literarkritik“ läßt man oft einfach die Resultate der älteren historisch ausgerichteten Literarkritik mit ihrer komplizierten Entstehungsgeschichte der einzelnen biblischen Bücher mit mehreren Verfassern /
Redaktoren / Kompilatoren usw. stehen und wendet sich frei der kanonischen Endgestalt zu, um sie auf eine einheitliche Struktur und inhaltliche
Gesamtausrichtung hin zu untersuchen und damit so die kanonische Botschaft des betreffenden Buches innerhalb des alttestamentlichen Kanons zu
würdigen.
1 So überschrieb 1986 Christof Hardmeier einen Artikel in Verkündigung und
Forschung (Vol. 31, Nr. 1, S. 3-31) mit „Jesajaforschung im Umbruch“.
2 Vgl. Vermeylen, J., L ‘unité du livre d’ Isaïe in „The Book of Isaiah“, Vermeylen,
J. (Hrsg.), Leuven: 1989, S. 11-53; Becker, Uwe, Jesajaforschung (Jes 1-39),
Theologische Rundschau, 1999, 64, S. 1-37, 117-152, bes. S. 4; Hermisson,
Hans-Jürgen, Neue Literatur zu Deuterojesaja, Theologische Rundschau, 2000,
65, S. 237-284, 379-430, bes. S. 238.
3 Döderlein, J. C., Esaias, Altorf: 1775, S. XII-XV.
4 Duhm, B., Das Buch Jesaia, Göttingen: 1892.
5 Childs, B. S., Introduction to the Old Testament as Scripture, Philadelphia: 1979.
1
Aufgrund dieser neuen Blickrichtung ist inzwischen für viele Bücher des
Alten Testamentes eine einheitliche Gesamtstruktur gefunden oder behauptet worden. Das wiederum hat die wissenschaftliche Diskussion enorm stimuliert und befruchtet, sowohl durch den Wettstreit verschiedener
Strukturvorschläge zu demselben Buch als auch durch die Kritik derer, die
diesem neuen Ansatz skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen.
Kritiker sehen in diesem Paradigmenwechsel der Fragestellungen eine
Vernachlässigung der historischen Dimension alttestamentlicher Forschung:
Das Buch kann und soll in seiner kanonischen Endgestalt eine Botschaft
entfalten, nachdem man die oft kontrovers diskutierten und meist komplizierten Entstehungstheorien bewußt hintangestellt hat. Dadurch werde das
Buch in seinen einzelnen Teilen aus seiner historischen Einbettung
herausgerissen und damit notgedrungen fehlinterpretiert, ungeschichtlich
ausgelegt.
In dieser Arbeit zum Jesajabuch soll es sowohl um die Komposition des
Jesajabuches auf dem Hintergrund des modernen Forschungstrends (Kap.
2.3) gehen als auch um eine spezielle geschichtliche Fragestellung in diesem
Zusammenhang: Die geschichtlichen Kapitel Jes 36-39, die sich ganz
ähnlich auch in 2 Kg 18-20 finden, spielen m.E. eine Schlüsselrolle bei
jedem Verständnis der Komposition des Jesajabuches, sei es bei der älteren
literarkritischen Forschung (siehe 1.2) oder auch bei der neueren (siehe 2.3).
Je nachdem, wie das Zueinander der Jesaja- und Königekapitel gesehen
wird, ergeben sich historische Konsequenzen als Ergebnis (Kap. 3). Entscheidet man sich nach einer eingehenden Untersuchung für eine wahrscheinliche Priorität der Jesajakapitel vor den entsprechenden Königekapiteln mit einer Abhängigkeit der letzteren von den ersteren, so können
dabei Hinweise auf die Entstehungszeit nicht nur dieser Kapitel, sondern
auch ihres Kontextes im Gesamtaufbau (Kap. 4) gewonnen werden.
2
Kapitel 1:
Der Weg zur kritischen Aufteilung des
Jesajabuches und die Bedeutung von
Jes. 36-39 in diesem Zusammenhang
1.1 Die Einheit Jesajas im antiken Judentum und
der alten Kirche als Normalsicht
Es ist eine weithin anerkannte Tatsache, daß sowohl das Judentum als auch
das Christentum1 bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in ihrer Hauptströmung das Jesajabuch als eine Einheit gesehen haben, die im wesentlichen auf Jesaja, den Sohn des Amoz, zurückging. Die Aussage des Talmud, Hiskia und seine Leute hätten Jesaja, Sprüche, Hohelied und Prediger
„geschrieben“, ist wohl mit R.K. Harrison als „herausgeben“ oder „kompilieren“ zu verstehen2, da der Talmud ansonsten Sprüche des Buches Jesaja
auf den gleichnamigen Propheten zurückführt. So spricht auch die Handschriftenüberlieferung einmütig sowohl für die Einheitlichkeit des Buches
als auch für die Verfasserschaft durch Jesaja (MT, Qumran3, LXX, Vulgata,
Peschitta). Bekannt ist das Wort von Jesus Sirach (ca. 180 v.Chr.), der über
Jesaja in 48,24 feststellt: „Mit großer Geisteskraft schaute er die Zukunft
und tröstete die Trauernden in Zion“4, was sich natürlich auf Jes. 40,1ff
bezieht.
1 Das Christentum ist natürlich maßgeblich durch das Neue Testament geprägt, das
folgende 22 Zitate mit ausdrücklicher Namensnennung des Jesaja bringt,
unterschiedslos, ob aus Kap. 1-39 (=I) oder aus Kap. 40-66 (=II): Mt 3,3 (II); 4,14
(I); 8,17 (II); 12,17 (II); 13,14 (I); 15,7 (I); Mk 1,2 (II); 7,6 (I); Lk 3,4 (II); 4,17
(II); Joh 1,23 (II); 12,38-39 (II); 12,41 (I); Apg 8,28.30 (II); 28,25 (I); Röm
9,27.29 (I); 10,16.20 (II); 15,12 (I).
2 R.K. Harrison zu Baba Bathra 15a (Introduction to the OT, Grand Rapids,
Michigan: Eerdmans 1979, S. 765).
3 Brownlee, W. H., The Literary Significance of the Bisection of Isaiah in the
Ancient Scroll of Isaiah from Qumran [1QIsa], ACIO 25 (Moscoviae 1960, ed
1962), I 431-37, 1962.
4 Zitiert nach der Einheitsübersetzung (Die Bibel - Altes und Neues Testament Einheitsübersetzung, Freiburg: 1980).
3
Es werden mitunter abweichende Stimmen genannt. So verweist etwa R. K.
Harrison auf Moses ben Samuel Ibn Gekatilla, einen jüdischen Autoren des
2. Jahrhunderts, der die anfänglichen Kapitel dem Propheten Jesaja zuschrieb und die folgenden Abschnitte der Zeit des zweiten Tempels.5 Seine
Beobachtungen wurden laut Harrison durch den jüdischen Kommentator Ibn
Esra (1092-1167)6 der Nachwelt erhalten, der dessen Überzeugung, Kp 4066 seien das Werk eines anderen als des Propheten aus dem 8. Jahrhundert,
teilte.7 Aber diese Stimmen sind eher Ausnahmen.8.
1.2 Die alte Wahrnehmung eines Gliederungseinschnittes zwischen Kap. 36-39 und 40ff ohne kritische Jesajaaufteilung
In seinem lesenswerten Forschungsüberblick zur Entstehung der deuterojesajanischen Hypothese stellt J.M. Vincent fest9: „Die Unterscheidung
zwischen Jes. 40-66 und 1-39 ist keine Neuerung der Modernen, sondern
durch die ganze Auslegungsgeschichte hindurch üblich.“ Er verweist hier
besonders auf die Tatsache, daß schon Hieronimus Jesaja einen Evangelisten
nennt10, nicht nur mit Blick auf Jes. 7, 9 oder 11, sondern besonders Kap.
40ff. Ebenso sei „die historische Deutung von Jes. 40-66 auf das baby5 Harrison, R.K., Introduction to the OT, Grand Rapids, Michigan: Eerdmans 1979,
S. 765.
6 J.D.W. Watts sieht in der Jesajaauslegung des Mittelalters die jüdischen
Gelehrten als führend an, und unter ihnen insbesondere Ibn Esra und David
Kimchi mit ihren Kommentaren (Isaiah 1-33, Word Commentary 24, Waco: 1985,
S. xxxix): Ibn Ezra (Abraham ben Meir), Commentary of Ibn Ezra on Isaiah.
Hebrew text, 2. Aufl., Friedlander, M. <trans>, New York: 1966; Kimchi, David,
The Commentary of David Kimchi on Isaiah (Hebrew with introduction in
English), Finkelstein, L. <Hg.>, CUOS 19, New York, 1926.
7 Harrison, a.a.O., S. 765.
8 Rachel Margalioth bezweifelt, daß Ibn Esra wirklich Kp 40-66 dem Propheten
Jesaja absprach (in: The Indivisible Isaiah, New York: Jeshiva University, 1964,
S.11-13).
9 Im ersten Kapitel seines Werkes „Studien zur literartischen Eigenart und zur
geistigen Heimat von Jesaja, Kap. 40-55“, Dissertation [Bochum, 1973], Beiträge
zur biblischen Exegese und Theologie 5, Frankfurt / Bern / Las Vegas: 1977, S.
15.
10 Und zwar in seinem Jesajakommentar in „S. Hieronymi presbyteri Opera“, Pars
I,2, Corpus Christianorum, Series latina, Turnholti, 1963, S. 1.
4
lonische Exil keine Erfindung der späteren kritischen Forschung“, sondern
sowohl in der jüdischen als auch der christlichen Auslegung vorzufinden.11
Diese Beobachtungen sind so wesentlich, daß wir sie noch etwas vertiefen
wollen. Wenn etwa herausragende christliche Jesajaexegeten wie Johannes
Calvin (1509-1564)12, Hugo Grotius (1583-1645) und Campegius Vitringa
(gest. 1722) sowohl die Einheitlichkeit des Buches als auch seine grundsätzliche jesajanische Verfasserschaft13 vertraten und gleichzeitig Jes. 40ff
abgesetzt von 36-39 unter anderem auch auf das babylonische Exil deuteten,
so stellt sich die Frage, welche „neuen Einsichten“ im aufkommenden
Zeitalter der Aufklärung zur kritischen Aufteilung des Jesaja geführt haben.
1.2.1 Calvin
bemerkt einleitend zu Jes. 36-37, daß der Prophet Jesaja in diesen Kapiteln
eine Begebenheit berichtet, die wie ein Siegel der Prophezeiungen ist, die
Calvin bis dahin ausgelegt hat.14 Wir werden später noch einmal zu dieser
Einsicht zurückkehren, daß die Kap. 36-37 innerhalb des Kontextes des
Jesa-jabuches eine Linie von zuvor stehenden Prophezeiungen zu einem
gewissen Abschluß bringen. Calvin bemerkt auch 15, daß der in 36,3
erwähnte Eljakim nun das Amt innehat, das ihm gegenüber dem Vorgänger
Schebna in 22,15.20 verheißen worden war. Damit legt Calvin Kap. 36ff
eingebettet an ihrem Platz im Jesajabuch in Verbindung mit dem
Vorhergehenden aus. Kap. 38-39 datiert er durch Verbindung von der
Zeitangabe in 36,1 (14. Jahr His-kias) mit den in 38,5 verheißenen
zusätzlichen 15 Jahren zu der bekannten Gesamtregierungszeit Hiskias von
11 Ebd., S. 15.
12 Calvin sei hier als Beispiel aus der Reformationszeit angeführt. Auch Luther und
Zwingli haben sich eingehender zu Jesaja geäußert: Luther, Martin, Der Prophet
Jesaja (1528), D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe, Band 25, S.
87-401, Weimar: 1883. Zwingli, Ulrich, Complanationis Isaiae Prophetae, Zürich:
1529.
13 Das schließt etwa wie bei Vitringa (s.u.) nicht aus, daß das Buch nach Jesajas
Tod noch unter Hiskias Regierung und Fürsorge (vgl. Spr 25,1) von „frommen
Männern“ kompiliert oder ediert worden ist, beinhaltet aber die grundsätzliche
Zurückführung des ganzen Buchinhaltes auf den Propheten Jesaja im Sinne von
Jes 1,1.
14 Calvin, Johannes, „Ioannis Calvini commentarii in Isaiam prophetam“, Genf:
1551, S. 345: „Hoc capite & sequenti Propheta narrat insignem historiam, quae
veluti sigillum est earum Prophetiarum quas prius habuimus.“
15 Ebd., S.345.
5
29 Jahren (2.Kg 18,2): Also hätten 36-37 und 38-39 im selben Jahr
stattgefunden (vgl. 38,1 und 39,1). Für Calvin ereignen sich Kap. 38-39
nicht vor oder während der Belagerung, sondern danach.16
Kp 40 und die folgenden Kapitel leitet Calvin mit der Bemerkung ein, daß
der Prophet hier zu einem neuen Gedankengang kommt. Wahrscheinlich
habe der Prophet diese Kapitel in dem Bewußtsein der herannahenden Zeit
seines Todes abgefaßt, weil sich alle Prophetien, die er anfügt, auf jene Zeit
beziehen, die auf Jesajas Tod folgt. In diesen Abschnitten spreche er folglich
zu denen, die in dieser zukünftigen Zeit leben würden.17 Zuerst wende sich
Jahwe durch Jesaja an die Juden, die in die babylonische Gefangenschaft
geführt werden würden, wo sie der Opfer und der Propheten entbehren
würden und somit allen Trostes beraubt wären, wenn Gott nicht mit diesen
Prophezeiungen ihrem elenden Zustand zuhilfe kommen würde. Dann aber
gelten diese Worte auch allen Frommen, die zukünftig leben würden.
Speziell zu Jes. 40 stellt Calvin fest, daß die Verheißung der Trostworte, die
Gott sprechen wird, sich nicht nur auf die babylonische Gefangenschaft
beziehen, sondern auf alle Zeiten bis zum Ende der Welt.18
1.2.2 Hugo Grotius
bringt in seiner bekannten Jesajaauslegung zu Beginn von Kap. 40 damalige
Sichten so klassisch und konzentriert auf den Punkt, daß er selber zu Wort
kommen soll, zumal durch einen Vergleich dann deutlich wird, in welchem
Punkt die spätere kritische Aufteilung über ihn hinausgegangen ist und was
sie damit Neues gebracht hat:
„Nachdem der Prophet schon deutlich jene Deportation vorhergesagt hat,
welche sich durch Nebukadnezar und seinen Heerführer Nebusaradan
ereignen würde, treibt er freimütig die zukünftigen Teilnehmer jenes Unheils teils zur Besserung des Lebens an, teils, falls sie jene in der Tat erweisen würden, verheißt er ihren Feinden gegenüber schwere Gerichte
Gottes, ihnen selbst aber die Rückkehr ins Vaterland, einen blühenden
Wohlstand und Sicherheit gegenüber feindlichen Nachbarn, herausragende Siege und schließlich eine große Anzahl von solchen, welche
durch ihr Beispiel und ihre Belehrung entweder das ganze Gesetz auf sich
nehmen oder mit Entschiedenheit von Götzendienst und schlechten
Sitten, die gewöhnlich mit dem Götzendienst Hand in Hand gehen, Ab16 Ebd., S. 369.
17 Ebd., S. 383.
18 Ebd., S. 383.
6
stand nehmen würden. Diese Weissagungen erstrecken sich aber auch
über eine lange Zeit, von den Zeiten des Exils bis zu den Zeiten des Tempels und der wiederhergestellten Stadt, ja sogar auch bis zu den Zeiten
der Makkabäer und darauf folgenden Zeiten...Wenn schon aber alle
Wohltaten Gottes einen Schatten von jenen Gütern in sich bergen, die
Christus an den Tag gelegt hat, dann besonders vorzugsweise alle jene,
welche der Reihe nach von Jesaja vorhergesagt worden sind, wobei die
Worte sehr oft von Gott so gelenkt worden sind, daß sie einfacher und
klarer zu der Sache Christi paßten als zu jenen Dingen, die Jesaja zuerst
bezeichnen wollte.“19
Das „deutliche Vorhersagen“, von dem Grotius zu Beginn spricht, bezieht
sich natürlicherweise auf das direkt vorhergehende Kap. 39, so daß Grotius
zu denen zu rechnen ist, die innerhalb des Buchaufbaus von Jesaja die
herausragende vorbereitende Rolle von Kap. 39 für die Kap. 40-66 erkannt
haben. Was die Erfüllungszeit betrifft, so nimmt Grotius in dem Punkt die
spätere Kritik vorweg, daß er als Inhalt nicht nur das babylonische Exil,
sondern auch die Jahrhunderte danach etwa bis zu den Makkabäern und
darüber hinaus sieht. Das eine, was die spätere Kritik an Neuem bringt, ist,
daß sie eine solch weitgehende Prophezeiung über die Jahrhunderte hinweg
verneint und folglich die einzelnen Stücke näher an die prophetisch
angesprochene Zeit heran datiert und versetzt, was dann zur kritischen Aufteilung des Gesamtbuches führt. In demselben Zusammenhang zerschneidet
19 Der Originaltext findet sich in Grotius, Hugo, „Hugonis Grotii Annotationes in
Vetus Testamentum. Tomus secundus“, Doederlein, Iohannes Christophorus
(Hg.), Halae: 1776, S. 70-71 (obige Übersetzung: E. Lanz):
„Cum aperte iam praedixisset Propheta eam deportationem quae per Nabuchodonosorum eiusque Ducem Nabuzardanem erat euentura, liberaliter eius
calamitatis participes futuros partim ad emendationem vitae excitat, partim, si
eam praestent, promittit seuera Dei iudicia in ipsorum hostes, ipsis vero reditum
in patriam, statum florentem, tutumque contra infestos vicinos, egregias victorias,
magnum denique numerum eorum qui ipsorum exemplo atque institutione, aut
Legem totam susciperent, aut certe ab idololatria moribusque improbis, qui
idololatriam plerumque comitantur, discederent. In longum autem tempus
extendunt se haec vaticinia, a temporibus exsilii ad tempora Templi et Vrbis
restitutae, imo et ad Maccabaeorum et sequentia tempora...Cum autem omnia Dei
beneficia vmbram in se contineant eorum quae Christus praestitit, tum praecipue
ista omnia quae deinceps ab Esaia praenuntiabuntur, verbis saepissime a Deo sic
directis, ut simplicius limpidiusque in res Christi, quam in illas, quas primo
significare Esaias voluit, conuenirent.“
7
die spätere Kritik auch das Band, mit welchem Grotius die Wohltaten Gottes
im Alten Bund und die Wohltaten Gottes in Christus verflochten sieht: die
Lehre von Schatten20 und Leib, vom Typos und Antitypos, vom Literalsinn
und mystischen Sinn. Stellen mit einem vergleichbaren hermeneutischen
Ansatz finden sich auch bei Calvin und Vitringa21. Vincent stellt in diesem
Zusammenhang fest, daß die kritische Aufteilung des Jesajabuches damit
begann, daß die Unterscheidung vom „buchstäblichen“ und „geistlichen“
Sinn abgelehnt und letzterer verworfen wurde: „Die Kritik an der jesajanischen Auslegung fing damit an, daß man diesen zweiten Sinn als dogmatischen (sic!, E. Lanz) Eisegese ablehnte. Jes. 40,3 z.B. sei nicht eine Prophetie auf Johannes, sondern einzig auf die Heimkehr der Exulanten aus Babylon zu deuten.“22
Übrigens kann Hugo Grotius bei der Erwähnung des Namens Cyrus in
Jes. 44,28 noch an das Wunder glauben, daß Gott hier nach der Berechnung
von Josephus 210 Jahre vor der Zeit den Namen des Herrschers vorhergesagt
hat, der Jerusalem wieder aufbauen ließ. Dabei verweist Grotius auf die
vergleichbare Prophezeiung in 1 Kg 13,2.23
1.2.3 Campegius Vitringa
sieht in dem Jesajabuch ein Buch in fünf Teilen, vergleichbar mit dem
Pentateuch und dem Psalter, wobei er interessanterweise Jes. 36-39 als
„Historica Pars“ (Historischen Teil) ausklammert und bei der Gliederung
hinten anstellt und die Fünfteilung nur auf den prophetischen Teil bezieht:24
20 Schatten = „umbra“, vgl. dazu in der Vulgata, Kol 2,17; Hbr 10,1.
21 Vitringa, Campegius, Commentarius in librum prophetiarum Jesaiae, Leovardiae,
Pars I+II, 1714-1720, und zwar zu Jes 40ff im „pars posterior“ (2. Teil), S. 349.
22 Vincent, a.a.O., S. 15. Vincent verweist in diesem Zusammenhang als Beispiel
auf S. Parvish, „An Inquiry into the Jewish and Christian Revelation... In a
Dialogue between an Indian and a Christian“, London: 1737, S. 215, der es mit
dem Kontext aus Kp 39 begründet: „The Prophet tells him, that all which they
had seen, should be carried into Babylon; his People captivated, and his Posterity
made Domestick Servants to the King of Babylon. Thus ends the 39th Chapter;
and the 40th Chapter begins with the Promise of a Return from Captivity“.
23 Grotius, a.a.O., S. 86.
24 Vitringa, Campegius, Commentarius in librum prophetiarum Jesaiae, Leovardiae:
1714, Pars I, S. 24.
8
┌───────────────────┐
│Prophetischer Teil:│
├───────────────────┤
│I.
Kap. 1-12
│
│II. Kap. 13-23
│
│III. Kap. 24-35
│
│IV. Kap. 40-48
│
│V.
Kap. 49-66
│
└───────────────────┘
┌───────────────────┐
│Historischer Teil: │
├───────────────────┤
│ Kap. 36 - 39
│
│
│
│
│
│
│
│
│
└───────────────────┘
Für unsere Untersuchung von besonderem Interesse ist auch noch die
Charakterisierung der Teile IV. 40-48 und V. 49-66: Der vierte prophetische
Hauptabschnitt (Kp 40-48) entfalte aus vier Unterabschnitten tröstlicher
Argumentation bestehend die „Offenbarung des Messias im Fleisch“ mit
ihren Umständen und Auswirkungen und auch die „Zeichen“ (Signa), die
jener Offenbarung vorangehen, unter welchen sich auch die Befreiung der
Gemeinde Judäas aus dem babylonischen Exil befinde. Der fünfte
prophetische Hauptabschnitt (Kp 49-66) biete in fünf Unterabschnitten
Weissagungen und Ereignisse, die sich auf Jesus Christus, seine Person und
seine Königsherrschaft beziehen, womit diese vortrefflichste Prophetie (=
das Buch) abgeschlossen werde.25
Bemerkenswert ist die Interpretation der Befreiung aus dem babylonischen Exil als ein „signum“ für die spätere Befreiung durch Christus. Beide
Be-freiungen sieht Vitringa als vorhergesagt und real an, die eine ist ein
Typus für die andere, so sind sie seiner Meinung nach auch beide wirklich
in Kp 40-48 vorhanden und ineinander verflochten.
Wie schon oben erwähnt, nimmt Vitringa mit anderen vor ihm an, daß
die einzelnen Prophezeiungen Jesajas nach seinem Tod „von frommen Männern, sei es von Priestern, bei denen es ein Teil ihres Amtes gewesen ist, sei
es von seinem Schüler, zu einem Buch zusammengestellt“ worden seien,
und zwar „zweifellos auch unter der Fürsorge des Königs Hiskia“, der
25 Ebd., S.24. Der entsprechende Text lautet wörtlich:
„QUARTA a Capite quadragesimo usque ad Caput nonum supra quadragesimum
Concionibus quatuor argumenti consolatorii Manifestationem Messiae in carne
cum ejus circumstantiis ac effectis, & Signa eam antecessura, inter quae
Liberationem Ecclesiae Iduaeae ex Exilio Babylonico, explicat. QUINTA denique
a Capite nono supra quadragesimum Christi Jesu, ejusque Personae & Regni Fata
atque eventus quinque exhibet Sermonibus; quibus nobilissima haec prophetia
clauditur.“
9
nämlich ausdrücklich in dieser Hinsicht in den Göttlichen Schriften (Spr
25,1) gerühmt werde.26
Zu Jes. 36-39 behandelt Vitringa relativ ausführlich die Frage, ob diese
Kapitel von Jesaja selbst verfaßt seien oder von jemand anders und warum
sie an dieser Stelle eingefügt seien.27 Seine Überzeugung ist, daß Jesaja sie
selbst bald nach der assyrischen Krise verfaßt hat und der jüdischen
Gemeinde zur Erbauung übergeben und daß die heiligen Schreiber, welche
die Prophezeiungen des Jesaja zum Jesajabuch zusammengestellt haben,
diesen historischen Teil hier eingefügt haben, weil er zum Verständnis der
Prophetien Jesajas nötig sei.28 Sie hätten Kp 36-39 dabei an dieser Stelle
eingefügt, weil für sie die vorherigen Prophezeiungen vor der assyrischen
Krise erfolgten und die Prophezeiungen von Kp 40ff nach jenem Ereignis
kamen.29
1.3 Der Schritt zur kritischen Aufteilung des Jesajabuches
In der Regel werden J.B. Koppe, J.C. Döderlein oder J.G. Eichhorn als die
Wegbereiter der modernen kritischen Jesajaforschung genannt. Auch wenn
diese die ersten öffentlichen Signale mit einer gewissen Breitenwirkung zu
einer kritischen Aufteilung Jesajas gegeben haben, so erscheint es mir doch
sinnvoll, wenigstens zwei Namen noch davorzuschalten und zu betrachten:
Baruch Spinoza (1632-1677) und Hermann von der Hardt (1660-1746).
1.3.1 Baruch Spinoza
gehört zu den bahnbrechenden Aufklärungsphilosophen des 17. Jahrhunderts.30 In seinem 1670 zuerst erschienenen „Tractatus Theologico-Politi26 Ebd., S. 24. Der entsprechende Text lautet wörtlich:“...Conciones Propheticas ...
a piis Viris, sive Sacerdotibus, quorum id fuit pars officii, sive a Discipulus ejus,
in unum congestas Volumen; haud dubie etiam cura Regis Hiskiae. Ille enim hoc
nomine exerte celebratur in Divinis Scripturis“.
27 Vitringa, Campegius, Commentarius in librum prophetiarum Jesaiae, Pars
posterior, Leovardiae: 1720, S. 304-307. Er berücksichtigt dabei auch die
Parallele in Könige. Einzelne seiner Argumente sollen später noch an gegebener
Stelle gebracht und bedacht werden.
28 Ebd., S. 306.
29 Ebd., S. 304.
30 Zur Bedeutung Spinozas für die Bibelwissenschaft siehe auch Geisler, Norman L.
(Hrsg.), Biblical Errancy. An Analysis of its Philosophical Roots, Grand Rapids,
Michigan, 1981, S. 16ff und Michel, Karl-Heinz, Anfänge der Bibelkritik.
Quellentexte aus Orthodoxie und Aufklärung, Wuppertal, 1985, S. 36ff.
10
cus“ verfolgt er das Ziel, Theologie und Philosophie zu trennen,31 und in
diesem Zusammenhang setzt er sich auch für einen freien Staat mit völliger
Meinungsfreiheit ein.32 Nur in einem freien Staat dieser Art sei auch
Frieden und Frömmigkeit auf die Dauer gewährleistet. 33 Unter diesem
Vorzeichen eines Befreiungsversuches34 wendet sich Spinoza in seinem
theologisch-politischen Traktat u.a. folgenden Themen zu: Prophetie, Propheten, Erwählung Israels, Gesetz Gottes, Zeremonien, Glaube an Geschichten, Wunder, Schriftauslegung usw.35 Auf der einen Seite versucht er dabei
immer mit Schriftstellen zu argumentieren, auf der anderen Seite orientiert
er sich an den Schlüsselbegriffen seiner Philosophie „natura“ und „ratio“.
Das Ergebnis seiner Überlegungen (oder ihre Voraussetzung?) ist eine
Vernunftreligion, die ohne den Glauben an die biblischen Geschichten36 und
die Zeremonien des Alten oder Neuen Testamentes37 auskommt, kurz gesagt
die Vernunftreligion der Aufklärung38, die jenseits aller Kirchen- oder Religionsstreitigkeiten kraft des natürlichen Lichtes alle wahrhaft frommen
Menschen eint, und zwar in Gottesverehrung und Nächstenliebe.39 Dabei
muß natürlich die Erwählung der Hebräer so aufgefaßt werden, daß sie die
Hebräer nicht allen anderen Menschen gegenüber bevorzugt. Die Schrift
redet etwa in Dt 4,7 und 10,15 nur der Fassungskraft der Hebräer gemäß,
um sie zum Gesetzesgehorsam anzuspornen, weil sie noch nicht so weit
31 Spinoza, Opera - Werke, Lateinisch und Deutsch, Erster Band: Tractatus
Theologico-Politicus, Gawlick, G.; Niewöhner, Fr. (Hg.), Darmstadt: 1989, S.99
und 445ff (Kapitel 15). Deutsche Übersetzung: G. Gawlick.
32 Ebd., S. 601ff (20. Kapitel).
33 Ebd., S. 11.
34 In der damaligen Zeit stellte die jeweils im Lande vorherrschende Kirche mit
Bibel und Bekenntnisschriften neben den weltlichen Obrigkeiten noch eine reale
Macht dar, was auch das Schicksal von Spinozas Buch zeigt, das 1674 als
„gotteslästerlich“ verboten wurde (ebd., S. VII), was seine Breitenwirkung unter
den Intellektuellen aber nicht aufgehalten hat.
35 Ebd., S. 27ff.
36 Ebd., S. 181: Der Glaube an sie sei nur für das gewöhnliche Volk notwendig.
37 Ebd., S. 177: Spinoza bezweifelt, ob etwa Taufe und Abendmahl auf Christus
oder die Apostel zurückgehen, nach ihm tragen sie nicht zur Glückseligkeit bei.
38 Ebd., S. 437-439 werden die „Dogmen des allgemeinen Glaubens“ dargelegt.
39 Genau dies sei der Sinn von Gottes Gesetz als dem „natürlichen göttlichen
Gesetz“, ebd., S. 141ff.
11
waren, die besondere Nähe Gottes allen Menschen zu gönnen.40 So hätte es
gewiß Propheten auch in anderen Völkern gegeben.41
Am deutlichsten wird Spinoza bei seiner Besprechung des „Wunders“:
„Wir können also daraus unbedingt den Schluß ziehen, daß alle
wirklichen Geschehnisse, von denen die Schrift berichtet, sich wie
überhaupt alles notwendig nach den Naturgesetzen zugetragen haben.
Findet sich irgend etwas, von dem man unumstößlich beweisen kann, daß
es den Naturgesetzen widerstreitet oder sich nicht aus ihnen herleiten
läßt, so muß man ohne weiteres annehmen, daß es von Frevlerhänden in
die Heilige Schrift eingefügt worden ist. Denn was gegen die Natur ist, ist
auch gegen die Vernunft, und was gegen die Vernunft ist, ist widersinnig
und darum auch zu verwerfen.“42
So wird von Spinoza, was für unsere Belange von besonderem Interesse ist,
auch das Prophetische „natürlich“ definiert: Der Prophet sei ein „Dolmetscher Gottes“ (mit Verweis auf Ex 7,1), die Prophetie sei „die von Gott den
Menschen offenbarte sichere Erkenntnis einer Sache“43, aber nicht etwa in
übernatürlichen Bahnen, wie obiges Zitat zu den Wundern auch schon hätte
vermuten lassen, sondern innerhalb der natürlichen Grenzen des jeweiligen
Propheten. Zum Prophezeien sei „nicht ein vollkommenerer Geist, sondern
ein lebhafteres Vorstellungsvermögen nötig“.44 Diese Gegenüberstellung
von Verstandeskraft und Vorstellungsvermögen geht bei Spinoza so weit,
daß er formulieren kann:
„Denn bei wem das Vorstellungsvermögen herrschend ist, der taugt weniger zur reinen Verstandeserkenntnis und umgekehrt, bei wem der Verstand vorherrscht und am meisten ausgebildet wird, dessen Vorstellungskraft ist gemäßigter und beherrschter, gleichsam gezügelt, damit
sie sich nicht mit dem Verstand vermengt. Wer daher Weisheit und
Erkenntnis der natürlichen und geistigen Dinge in den Büchern der
Propheten suchen will, der ist auf dem falschen Wege.“45
Diese Aussagen stehen natürlich in Zusammenhang mit der beabsichtigten
Scheidung von Theologie und Philosophie. Die Theologie lebt vom Prophe40 Ebd., S. 101. Außerdem sei die Erwählung der Hebräer keine ewige, ebd., S.
125.
41 Ebd., S. 117. Vgl. S. 121: „... und diejenigen, welche die Heiden gewöhnlich
Auguren und Wahrsager nannten, sind wahre Propheten gewesen...“
42 Ebd., S. 215.
43 Ebd., S. 31.
44 Ebd., S. 47.
45 Ebd., S. 65.
12
tentum, die Philosophie vom „natürlichen Licht“ und der „natürlichen
Erkenntnis“, die von Spinoza durch verschiedene Maßnahmen geadelt wird,
während er die Theologie in ihren kleinen Bereich hinein beschränken will.
So hebt Spinoza letztlich die Philosophie empor, wenn er sagt, „daß man die
natürliche Erkenntnis Prophetie nennen kann. Denn was wir durch das
natürliche Licht erkennen, hängt bloß von der Erkenntnis Gottes und seinem
ewigen Ratschluß ab“.46 Auch sei die natürliche Erkenntnis der Prophetie in
dem Fall überlegen, daß die Prophetie zur Gewißheit immer ein Zeichen
brauche (das Eintreffen eines zukünftigen Ereignisses), das auch trügerisch
sein könne47, während die natürliche Erkenntnis „kein Zeichen nötig hat,
sondern ihrer Natur nach die Gewißheit in sich schließt.“48
Auch habe die Prophetie „niemals die Propheten klüger gemacht“, und
die Prophezeiungen der verschiedenen Propheten wichen voneinander ab
„auf Grund des Vorstellungsvermögens und des Temperaments der einzelnen Propheten“ und „der Anschauungen, von denen sie beherrscht waren“.49
„Hinsichtlich des Temperaments war der Unterschied der: war der Prophet von heiterer Gemütsart, so wurden ihm Siege, Friede und was die
Menschen sonst zur Freude stimmt, offenbart, denn Menschen von dieser
Art pflegen sich häufiger solchen Vorstellungen hinzugeben; war der
Prophet dagegen von trauriger Gemütsart, so wurden ihm Kriege,
Strafgerichte und alles Unheil offenbart... Hinsichtlich des Vorstellungsvermögens war der Unterschied dieser: war der Prophet ein Mann
von Geschmack, so faßte er den Sinn Gottes in geschmackvollem Stile
auf, unklar aber, wenn er ein unklarer Kopf war.“50
Alle diese Äußerungen Spinozas zeigen, daß der Prophet sich bei ihm rein
innerhalb der Grenzen seiner Persönlichkeit bewegt und daß der Empfang
der „Offenbarungen Gottes“ ganz „natürlich“ erfolgt.
Die beiden wichtigsten Äußerungen Spinozas speziell zum Propheten
Jesaja51 finden sich in den Kapiteln 7-10, in welchen er seine Hermeneutik
entfaltet und die Entstehungsgeschichte der einzelnen Bücher des Alten
46 Ebd., S. 31-33.
47 Spinoza verweist hier auf Dt 13,1ff und sagt sogar: „Ja Hesekiel lehrt Kap. 14, V.
9 ganz klar, daß Gott die Menschen zuweilen durch falsche Offenbarungen
täuscht...“, a.a.O., S. 69.
48 Ebd., S. 67.
49 Ebd., S.65-67.
50 Ebd., S. 71-73.
51 Ebd., S. 309f und S. 349.
13
Testamentes im Überblick zu beleuchten versucht. Seine Methode der
Schriftauslegung läßt kein anderes Licht als „das natürliche Licht“ zu,
jegliche Forderung einer „übernatürlichen Erleuchtung“ bei der Auslegung
der Heiligen Schrift weist er zurück.52 Dieses natürliche Licht muß geschichtlich arbeiten und entsprechend die Entstehungsgeschichte der einzelnen Bücher und des ganzen Alten Testamentes (die Einleitungsfragen,
Geschichte des Kanons usw.) bei der Auslegung berücksichtigen. Diese
Kapitel sind eine Fundgrube für Beobachtungen und Sichten, die sich in den
folgenden Jahrhunderten der historisch-kritischen Erforschung des Alten
Testamentes wiederfinden werden. Die nachexilische Ansetzung des
Pentateuch53, die herausragende Stellung des Deuteronomiums in demselben 54, ein Geschichtswerk, das sich vom Pentateuch bis 2. Könige erstreckt55, die makkabäische oder nachmakkabäische Ansetzung des Buches
Daniel56, die Verwendung sich widerstreitender Quellenschriften in den
alttestamentlichen Büchern57, der Gedanke von Dubletten, die aus verschiedenen Quellen stammen 58, die Forderung der freien Untersuchung des
Kanon ein Jahrhundert vor Semler.59
Die erste wichtige Bemerkung Spinozas zu Jesaja findet sich in seiner
Erläuterung darüber, daß Esra sein Geschichtswerk bis 2.Kg. aus älteren
Geschichtswerken zusammengestellt und dabei vieles ungeordnet, ungeprüft
und unvollendet gelassen habe. Ein Beispiel für solches Benutzen von
Quellen ist ihm 2.Kg. 18,17ff in Parallele zu Jes. 36ff:
„Denn die Geschichte des Hiskia im 2. Buch der Könige, Kap. 18, von V.
17 an ist von dem Berichte des Jesajas abgeschrieben, wie er sich in der
Chronik der Könige von Juda findet. Denn wir lesen die ganze Geschichte im Buche des Jesajas, das in der Chronik der Könige von Juda
enthalten war (s. 2. Buch der Chronik, Kap. 32, vorletzter Vers), und
52 Ebd., S. 265.
53 Ebd., S. 291 „viele Jahrhunderte nach Moses“ entstanden, S. 295 die
Verfasserschaft des Mose wird als der Vernunft widersprechend abgelehnt, S.
299f: Esra habe das Geschichtswerk von den Büchern Mose bis 2. Könige
verfaßt.
54 Ebd., S. 305.
55 Ebd., S. 299ff.
56 Ebd., S. 361.
57 Ebd., S. 311f.
58 Ebd., S. 319: Spinoza sieht in 1 Sam 24 und 26 zwei Berichte desselben
Ereignisses.
59 Ebd., S. 371.
14
zwar mit ganz wenigen Ausnahmen in den gleichen Worten. Man kann
daraus nur den Schluß ziehen, daß es mehrere Lesarten von dem Berichte
des Jesajas gab, wenn man nicht auch hier lieber von Geheimnissen
träumen will.“60
Die nächste wichtige Bemerkung Spinozas zu Jesaja schließt sich inhaltlich
gut an die eben zitierte an und will nachweisen, daß Jesaja und alle Propheten nur in Fragmenten auf uns gekommen sind:
„Ich gehe nun weiter zu den Büchern der Propheten. Bei aufmerksamer
Prüfung bemerke ich, daß die in ihnen enthaltenen Prophezeiungen aus
anderen Büchern gesammelt, in diesen Büchern aber nicht in derselben
Ordnung niedergeschrieben sind, in der sie von den Propheten ausgesprochen oder geschrieben waren, und daß auch nicht alle darin
enthalten sind, sondern nur die, welche da und dort gefunden werden
konnten. Darum sind diese Bücher nichts weiter als die Fragmente der
Propheten. Denn Jesajas begann unter der Regierung des Usia zu
prophezeien, wie der Abschreiber selbst im ersten Vers bezeugt. Er hat
aber damals nicht bloß prophezeit, sondern dazu noch alle Taten dieses
Königs beschrieben (s. 2. Buch der Chronik, Kap. 26, V.22), ein Buch,
das uns nicht erhalten ist. Was wir darüber haben, ist, wie gezeigt, aus
der Chronik der Könige von Juda und Israel abgeschrieben. Dazu kommt
noch, daß nach der Behauptung der Rabbinen dieser Prophet auch unter
der Regierung des Manasse, von dem er schließlich ermordet wurde,
prophezeit hat, und wenn das auch anscheinend eine Fabel ist, so haben
sie doch offenbar geglaubt, daß nicht alle seine Prophezeiungen erhalten
seien.“61
Beide Äußerungen Spinozas zu Jesaja stehen im Interesse seiner Kritik, mit
der er seine Leser vor der „Buchstabenanbetung“62 bewahren will und vor
der Meinung, die Bibel sei ein vom Himmel gesandter Brief Gottes an die
Menschen.63Auch wenn Spinoza noch nicht ausdrücklich die Einheit des
Jesajabuches angreift, so implizieren doch seine Äußerungen, daß nicht
Jesaja das Jesajabuch geschrieben hat, sondern eben ein „Abschreiber“
(descriptor), der z.B. auch die Überschrift in Jes. 1,1 zu verantworten hat.
Das Jesajabuch erscheint nicht als Design des Propheten, sondern fragmentarisch von verschiedenen Orten ungeordnet zusammengeschrieben. Von
60 Ebd., S. 309ff.
61 Ebd., S. 349.
62 Ebd., S. 409.
63 Ebd., S. 393.
15
diesem Standpunkt aus, gerade unter Zuhilfenahme von Spinozas Sicht der
Prophetie innerhalb der Grenzen von „Natur“ und „Vernunft“, ist es nur ein
kleiner Schritt zu der kritischen Aufteilung des Jesajabuches, wie sie sich
etwa einhundert Jahre später offen durchzusetzen begann. Daß diese
Konsequenz aber im Geheimen viel früher gezogen worden ist, zeigt sich bei
dem im Einflußbereich von Spinoza stehenden Hermann von der Hardt.
1.3.2 Hermann von der Hardt (1660-1746)64
wirkte seit 1690 als Professor für orientalische Sprachen in Helmstedt.65 Da
er sich mehrmals „heterodox“ geäußert hatte, ließ man ihn jahrzehntelang
nicht zum Professor der Theologie avancieren und beschränkte seine Publikationsmöglichkeiten.66 Zu den Vorgängern, „deren Gedanken Hardt übernimmt“, rechnet Möller neben Hugo Grotius und Vitringa auch Spinoza und
Hobbes (1588-1679).67
„Hardts Unternehmen, schließlich den ganzen Pentateuch Mose abzusprechen, hat nur einen Vorgänger: Spinoza... Wie Spinoza führt Hardt
manches Stück des Pentateuch auf Esra zurück. Vor Hardt hat schon Spinoza die Schreibweise Moses und die der Propheten nach Num. 12,6-8
unterschieden und gemeint, die Propheten hätten alles parabelmäßig und
änigmatisch erfaßt und gelehrt... Mit Spinoza teilt Hardt die Ansicht,
rechte Frömmigkeit bedürfe keiner Zeremonien, und Wunder seien so zu
erklären, daß sie nicht als etwas der Natur Widerstreitendes erscheinen.“68
Wie Hobbes im Kapitel 3 seines „Leviathan“ (1651) sage „optimus conjector
optimus est Propheta“69, heiße es bei Hardt „qui bene conjectat, is optimus
64 Die Darstellung erfolgt hier nach der von Hans Möller bei der Karl-MarxUniversität in Leipzig 1962 eingereichten Habilitationsschrift „Hermann von der
Hardt (1660-1746) als Alttestamentler. Zur Vorgeschichte moderner Bibelkritik“,
die leider nicht veröffentlicht worden ist. Mir lag ein vom Verfasser zur Veröffentlichung vorgesehenes Manuskript mit einem Vorwort vom 29.11.1975 vor.
65 Ebd., S. 60.
66 Ebd., S. 90ff.
67 Ebd., S. 234ff.
68 Ebd., S. 236.
69 Ebd., S. 238. Möller übersetzt: „Der beste Vermuter ist der beste Prophet.“ Zu
Hobbes Einfluß in Zusammenhang mit der Sicht von der Heiligen Schrift siehe
auch Geisler, Norman L. (Hrsg.), Biblical Errancy. An Analysis of its Philosophical Roots, Grand Rapids, Michigan, 1981, S.14-16.
16
vates“.70 Mit diesem kurzen Merkspruch ist Hardts Prophetieschau gut auf
den Punkt gebracht. Von daher muß Hardt alle Prophetien in die Nähe der
Zeit rücken, auf die sie sich inhaltlich beziehen. Treffende Vorhersagen über
lange Zeit gibt es nicht,71 nur solche von kurzer Zeit vorher, bei der das
Kombinationsvermögen wirksam einsetzen kann.72 So geht Hermann von
der Hardt über Vitringa hinaus, wenn etwa dieser Jes. 24-26 und Jes. 33 auf
die Makkabäerzeit bezieht, aber doch nicht ihre Entstehung zu dieser Zeit
ansetzt, Hardt tut es. Er muß es.73
Zum Buche Jesaja hatte Hardt am 7.4.1739 A. Gesenius geschrieben:
„Dieses Korpus hat Stücke vieler Verfasser verschiedenster Zeit, darunter
welche vor Jesaja, welche nach ihm, und unter diesen welche auf die babylo70 H. Möller, a.a.O., S. 238 und S. 109. Von Möller übersetzt: „Wer gut kombiniert,
der ist der beste Seher.“ Der lateinische Satz findet sich gleich mehrfach in
Schriften von der Hardts und scheint ein Merksatz von ihm zu sein: H. von der
Hardt, „De quatuor monarchiis Babyloniae pro antiquae historiae judaicae luce ad
illustrandum colossum in insomnio Nebucadnezaris Dan. II“, Helmstedt: 1708;
derselbe, „De indagine ad illustr. virum de peste disquirentem, in majorem
orientis et bonarum literarum lucem epistola philologica“, Helmstedt: 1711, S.
16; derselbe, „Jaddus pro republica“, Wolfenbüttel: 1716, am Schluß des
Vorworts (Angaben nach Möller).
71 In der Zeit, in welcher die kritische Aufteilung des Jesaja auch in öffentlicher
Diskussion vollzogen werden wird, wird entsprechend auch das vorhersagende
Element der Prophetie zurückgedrängt werden. So wird sich H.E.G. Paulus,
Philologischer Clavis über das Alte Testament für Schulen und Akademien:
Jesaias, Jena: Cuno 1793, auf S. X-XIII wie folgt äußern: „Man hat längst die
Beziehung prophetischer Schriften allzu sehr beschränkt, wenn man beinahe
nichts als Voraussagungen künftiger Begebenheiten darinnen finden zu müssen
glaubte, weil man selbst schon die Benennung Prophet viel zu eingeschränkt blos
vom Voraussagen deutete. Sind gleich offenbar die meisten Stücke der hebr.
Prophetenschriften Reden zur Ermahnung und Aufmunterung über das
vergangene und gegenwärtige Schicksal des hebräischen und einiger anderer auf
sie bezogener Völker, so hat doch das Studium der Propheten fast durchgängig
die unrichtige Wendung genommen, das meiste auf Beschreibungen der Zukunft,
das heißt, auf Befriedigungen einer wundersüchtigen Neugierde, hin zu deuten...
So war Weissagen bey den hebr. Propheten in Wahrheit ‘etwas Weises sagen’.
Und etwas Weises sagen wie viel mehr ist dies als alles bloße Voraussagen!“
72 H. Möller, a.a.O., S. 150.
73 H. Möller, a.a.O., S. 151. Hardt, „Aenigmata prisci orbis. Jonas in luce...“,
Helmstedt: 1723, Vorrede, S. 15.
17
nische Gefangenschaft, teils in ihr, teils nach ihr, und welche auf die Zeiten
der Makkabäer“.74
Jes. 38,1-9 deutete Hardt „auf den Sieg der Makkabäer über das falsche
Hohepriestertum zur Zeit des Antiochus Epiphanes“, es sei vom Königebuch
ins Jesajabuch übernommen worden, und Jes. 38,9-20 sei „ein makkabäisches Lied auf die Wiederherstellung des Hohenpriestertums durch die
Makkabäer“, in Jes. 39 reflektiere der „Mythus der babylonischen Gesandten“ die „Geschichte des von Hyrcan verworfenen Pharisäismus“.75
Weil von der Hardt öfters Schwierigkeiten bekommen hatte, seine Sichten zu publizieren, griff er seit 1738 auf eine Form der Verschlüsselung zurück, die er schon als Sechzehnjähriger praktiziert hatte.76 Für Möller ist
neben Hardts Gewohnheit, meistens Einzelstellenexegese zu betreiben und
seine Gedanken weitverzweigt in vielen Schriften zu veröffentlichen, u.a.
die Verschlüsselung ein Grund, warum Hardt nach seinem Tod so schnell in
Vergessenheit geriet.77
So ist es auch verständlich, daß Hardt zwar Jesaja schon vor Döderlein
kritisch aufgeteilt hat, aber dafür nicht die forschungsgeschichtliche
„Anerkennung“ bekommt, die ihm Möller wieder zuteil werden läßt:
74 Übersetzung von H. Möller, ebd., S. 215, der auch das Original bietet: „Quod
corpus multorum autorum diversissimi temporis habet libellos, in quibus alii ante
Esaiam, alii post illum, et in his alii ad captivitatem Babylonicam, tum in illa,
tum post illam, alii ad Maccabaeorum tempora“. Hardts Briefe an Aug. Gesenius
(gest. 6.1.1773) befinden sich laut Möller, ebd., S. 262, in der Wolfenbütteler
Herzog-August-Bibliothek (Cod. Guelf. 196,2 Extravagantes). Auf S. 215 weist
Möller auch auf weitere Jesajaaussagen hin: Hardt, „Tomus I in Jobum...“, Helmstedt: 1728, S. 91, 168, 199f; derselbe, „Derceto, mater Semiramidis, in piscem et
Semiramis in columbam“, Helmstedt: 1738, S. 62 entschlüsselt; derselbe,
„Silenus expergefactus, satis est potuisse videri“, Helmstedt: 1741, S. 7.
75 So die Zusammenfassung von Möller (a.a.O., S. 216) zu den Seiten 4-34 des
1741 in Helmstedt erschienenen Werkes „Ulcus Hiskiae manu Esaiae sanatum“.
76 H. Möller, a.a.O., S. 96-97. „Damit löst sich das Rätsel der oft seitenlangen
Sinnspruchreihen, die meist so allgemein und nichtssagend sind, daß man sich
gefragt hat, warum Hardt das eigentlich hat drucken lassen. Er hat das, was er
sagen wollte, verschlüsselt. Der Schlüssel ist je und dann etwas variiert:
Zuweilen sind die Anfangsbuchstaben der Worte in der Reihenfolge von vorn
nach hinten zu lesen. Manchmal verschlüsselt er denselben Satz zwei-, drei- oder
mehrmal, auch abwechselnd von vorn nach hinten und von hinten nach vorn“
(Möller, ebd., S. 96).
77 Ebd., S. 260f.
18
„Jes. 40ff spricht Hardt dem Propheten Jesaja ab, versetzt es in die Zeit
des babylonischen Exils und meint, die Kapitel 40-66 seien in sich nicht
einheitlich, sondern stammten von mehreren Jesajas... Damit ist Hardt
ein Vorläufer Döderleins, der 1775 Jes. 40ff einem Deuterojesaja
zuschrieb, ja er geht durch die weitere Aufteilung schon über ihn hinaus
und nimmt schon völlig die moderne Anschauung vorweg.“78
1.3.3 J.B. Koppe
empfängt von Hengstenberg die „Ehre“, mit einer Bemerkung zu Jes 50
noch vor Döderlein dem Jesaja Kp 40-55 „streitig zu machen“.79 Die entsprechende Aussage Koppes lautet:
„Dies Cap. schließt sich genau an das vorhergehende an. Der Prophet
(vielleicht Ezechiel oder ein anderer im Exsil lebender Prophet s. Ezech.
III,11) wirft dem Volke sein Mistrauen vor, das sie in Jehovens Macht
setzen. Sie zweifelten an der Möglichkeit ihrer Rettung, und wollten
nicht wieder nach Palästina zurückkehren. Er selbst, der das Volk zur
Rückkehr ermunterte, sah sich den fürchterlichsten Mishandlungen
ausgesetzt.“80
Zu Jes 36ff bemerkt Koppe, daß es wahrscheinlicher sei, daß diese Stücke
nicht von Jesaja selbst sind, sondern daß „der Sammler der Weissagungen
des Propheten“ diesen Teil der Geschichte Hiskias „aus den Büchern der
Könige (dem grösseren Werke nämlich, wovon unsere Bücher der Könige
nur ein dürftiger Auszug sind)“ entnommen habe. Dadurch sollte der Ausspruch in Kap. 37, der unter dem Volk als Ausspruch Jesajas bekannt war,
von seinem geschichtlichen Hintergrund her erläutert werden.81
78 Ebd., S. 274.
79 Hengstenberg, E.W., Christologie des Alten Testaments und Commentar über die
Messianischen Weissagungen der Propheten. Ersten Theiles zweite Abtheilung
enthaltend die Messianischen Weissagungen des Jesaias, Berlin, 1829, S. 172.
Die Priorität Koppes sieht auch Vincent, J. M., Studien zur literarischen Eigenart
und zur geistigen Heimat von Jes, Kap. 40-55, Dissertation [Bochum, 1973],
Beiträge zur biblischen Exegese und Theologie 5, Frankfurt / Bern / Las Vegas,
Lang, 1977, S.16-17: Für Koppe seien jesajanisch gewesen Jes 52,1-12; 53; 56-58
und 65-66, vorexilisch 54-55 und 62 und definitiv exilisch 40-46, 47-48 und 4950. Auch J. G. Eichhorn schreibt Koppe „große Verdienste um die höhere Kritik
des Propheten“ zu (Einleitung ins Alte Testament, Band 4, 4. Aufl., Göttingen:
1824, S. 82).
80 Koppe, J.B. (Übers. & Hrsg.) „Robert Lowth’s Jesaias neu übersetzt... Aus dem
Englischen. Mit Zusätzen und Anmerkungen von Johann Benjamin Koppe“,
Leipzig, Band 1-4, 1779-1781, hier aus Band 4, S.43.
81 Ebd., Band III, S. 175.
19
1.3.4 J.C. Döderlein (1746-1792)82
schrieb in einer Rezension zu Koppes Band III von der Lowth-Jesajaausgabe, in der Koppe noch nicht so deutlich geredet hatte wie in Band IV
(s.o.), in Zusammenhang mit einer Ablehnung des doppelten Schriftsinnes,
eines buchstäblichen und eines „geistlichen“, folgende bezeichnende Worte:
„Die Dogmatik der Christen kan nicht die Dogmatik der Zeitgenossen des
Esaias seyn, und wo Cyrus beschrieben ist, da denke ich nicht an den
Meßias; aber ob die Juden damals die Erfüllung aller dieser Zusagen
durch Einen oder durch mehrere erwarteten? Das, dünkt mich, läßt sich
nun schwer ausmachen. - Noch ließe sich fragen: ob es nicht sehr
glaublich sey, daß dieser ganze Abschnitt erst während des Babylonischen Exils sey niedergeschrieben worden? Wir wundern, daß Herr
Koppe, dessen Scharfsinn mehrere solche Probleme entdeckt und entwickelt hat, bey diesem Abschnitt über die Zeit seiner Abfassung und
über seinen Inhalt schweiget.“83
In seinem Jesajakommentar stellt Döderlein nicht nur die Frage einer babylonischen Abfassung von Jes 40ff, sondern vertritt sie offen.84 Dadurch, daß
Döderlein Jes 40-66 einem im Exil lebenden Verfasser einheitlich zuschrieb,
ist er zum „Entdecker Deuterojesajas“ geworden.85
82 Zu Person und Werk Döderleins gibt Karl Aner, „Die Theologie der Lessingzeit“,
Hildesheim: 1964 [Halle: 1929], auf den Seiten 112-113 und 306ff Auskunft.
Döderlein war zuerst 10 Jahre Professor in Altorf und kam dann nach Jena.
83 Doederlein, J. C., Auserlesene theologische Bibliothek, Leipzig, Band 1-4, 17801792, Band 1, S.832. Döderlein feuert Koppe an, deutlicher zu werden.
84 Döderlein, J. C., Esaias ex recensione textus hebraei..., Altdorf 1789, 3. Aufl., S.
XV (die erste Auflage war 1775 erschienen). Vincent, (a.a.O., S. 18) verfolgt
Döderleins entsprechende Aussagen über die Jahre 1786 (Christlicher ReligionsUnterricht nach den Bedürfnissen unserer Zeit, Frankfurt und Leipzig, Zweyter
Theil, 1786, S. 155 und 183), 1788 (Auserlesene theologische Bibliothek, Band
4, Leipzig: 1788, Achtes Stück, S. 559) und eben bis in die dritte Auflage seines
Jesajakommentares im Jahre 1789. Martin Mulzer weist in seinem Artikel
„Döderlein und Deuterojesaja“ [BN, 1993 (66) S. 15-22] darauf hin, daß „die
erstmalige Zuschreibung der Kapitel 40ff. des Jesajabuches an einen exilischen
Verfasser“ durch Döderlein nicht 1775, sondern erst 1781 erfolgt sei (S. 15).
85 So Vincent, a.a.O., S. 17. Dort auch in Unterscheidung zu dem im folgenden zu
besprechenden Eichhorn, der der „Entdecker des Propheten Jesaja“ in seinem
richtigen geschichtlichen Verständnis gewesen sei. Zur Entstehung der
Deuterojesajahypothese bemerkt Vincent sehr treffend auf S. 21: „Die dtjes
Hypothese basiert nicht auf einer kritischen Prüfung des Textes, auf einer
literarischen Entdeckung (wie etwa die Quellentheorie im Pentateuch), sondern
auf einem Bild vom Propheten, das die immer schon anerkannte Eigenart von Jes.
20
1.3.5 J.G. Eichhorn,
hingegen machte im ganzen Jesajabuch viele Verfasser aus, deren Orakel
„wie einzelne namenlose Perlen auf eine lange Schnur gereihet zu seyn“
scheinen.86 Jes 40-52 seien nicht vor dem babylonischen Exil abgefaßt, 4066 seien dem ersten Teil des Jesajabuches (Kap. 1-39) erst nach dem Exil
beigelegt worden.87 Dabei wendet sich Eichhorn in einer Kritik des Kommentares von Gesenius (s.u.) entschieden gegen die Deuterojesajahypothese, daß nämlich Kapitel 40-66 einem Propheten beigelegt werden, da sie
„offenbar Propheten aus ganz verschiedenen Zeiten als Verfasser erkennen“.88 Jes 36-39 seien aus den Königebüchern entlehnt, die selbst erst
„während des Babylonischen Exil’s können zusammengesetzt worden seyn“.
Wenn aber Kap. 36-39 erst nachexilisch aus Könige ins Jesajabuch
übernommen worden sind, so wurden auch 40-66 erst nachexilisch mit
diesem vereinigt.89 Auch in Kap. 1-35 gebe es nichtjesajanische Stücke .90
Aber wie soll man sich nun die Zusammenstellung so vieler Einzelteile
zu einem Buch vorstellen? Eichhorns Antwort ist seine Theorie von den vier
Rollen: Jeremia, Hesekiel und das Zwölfprophetenbuch gaben etwa drei
gleichgroße Rollen ab für die anerkannten Sprüche dieser namentlich
bekannten Propheten. Die Entstehung der vierten Rolle, nämlich unseres
heutigen Jesajabuches, erklärte Eichhorn so:
„Außer diesen waren noch einige kleine Sammlungen von Orakeln übrig,
unter denen eine oder mehrere entweder den Jesajas allein, oder schon
ihn in Verbindung mit allerley fremden Orakeln von Propheten aus
verschiedenen Zeiten enthielt, der aber, so wie die Sammler des A.T. ihn
40ff vernünftig und einleuchtend erklärt.“ Auch die Wurzeln dieses
Prophetenbildes skizziert Vincent treffend (S. 19): „Dieses Verständnis der
Prophetie war nicht ganz neu. Die geistesgeschichtlichen Voraussetzungen für
dieses Prophetenbild werden im englischen Deismus und in seiner Rezeption in
Deutschland (etwa durch J.S. Semler und H.S. Reimarus) zu suchen sein. Wir
müssen hier nur feststellen, daß dieses Bild für die Entstehung ‘Jesajas’ und
‘Deuterojesajas’ entscheidend war.“ Vgl. hierzu auch die oben in Zusammenhang
mit Hermann von der Hardt gemachten Beobachtungen.
86 Eichhorn, Johann Gottfried, Einleitung ins Alte Testament, Band 4, 4. Aufl.,
Göttingen: 1824 <17831>, S. 83. Vgl. auch Eichhorns Kommentar zu den
Propheten, Jesaja eingeschlossen: „Die hebräischen Propheten“, Göttingen: 18161819.
87 Ebd., S. 89.
88 Ebd., S. 97.
89 Ebd., S. 109-112.
90 Ebd., S. 113.
21
überkommen hatten, für eine beträchtliche Rolle nicht stark genug war.
Um ihm für eine Rolle von ähnlicher Größe, wie die übrigen drey
prophetischen waren, die gehörige Stärke zu geben, hob man nicht nur
aus den Geschichtsbüchern die den Jesajas betreffenden Kapitel aus,
sondern schlug auch alle übrigen noch vorräthigen Orakel zu ihm, deren
Verfasser den Ordnern des A.T. nicht namentlich bekannt waren.“
1.3.6 Wilhelm Gesenius
ist in seinem Jesajakommentar Döderleins Spuren gefolgt und vertrat für
Kap. 40-66 eine Deuterojesajahypothese. Für unsere Diskussion hat er einen
besonders wichtigen Beitrag91 zu Jes 36-39 in seinem Verhältnis zu 2.Kg.
18,13-20,19 geliefert.92 Er untersucht dort die Frage, „welcher Text der
ältere und ursprüngliche, und welcher der entlehnte und nach jenem
bearbeitete sey?“ Gesenius sieht den Text von 2 Kg als den ursprünglichen
und Jes 36-39 als „eine spätere Bearbeitung desselben“ an.93 Er meint, mit
seiner Argumentation die ältere Meinung von Vitringa, der Abschnitt stamme von Jesaja und sei aus dem Jesajabuch in die Königebücher übernommen
worden, widerlegt zu haben.94 Gesenius beobachtet die Unterschiede und
stellt sie als Gründe für eine Priorität des Königetextes dar:
1. Auslassungen und Abkürzungen des Jesajatextes gegenüber Könige:
a) Weglassung von Nebenumständen (36,2.3; 38,4.5.6.8),
b) Abkürzungen von Formulierungen (36,2.3.6.7.11.13.17.18.19.21.
37,20.21.36; 37,25; 38,6).
2. Ein bedeutender Zusatz: das Lied des Hiskia (Jes 37,9-20).
3. Kleine Schwierigkeiten des Königetextes werden im Jesaja erleichtert
(36,2.5.14.15; 37,6.13.17.18.24.26; 38,2; 39,8; 36,11; 37,2; 36,20).
Das Leichtere sei fast sicher auch das Jüngere. Jesaja habe öfters die
„Lesart Keri..., wenn in dem Texte 2 Kön. ein Chethib und Keri, und
letzteres dann das Leichtere ist“95 (37,24.26; 39,7).
4. „Gleichförmigkeit in der Wahl der Formen und Constructionen“ in der
„Recension“ des Jesajabuches (36,7 vgl. mit 36,4; 36,11.12;
37,14.16.27).
91 B.S. Childs bemerkt hierzu: „The first thorough examination of these problems in
the modern period was carried out by Gesenius (1821), and his remarkable study
remained basic for all subsequent treatments“ („Isaiah and the Assyrian Crisis“,
Studies in Biblical Theology, Second Series 3, London: 1967, S. 137).
92 Gesenius, W., Commentar über den Jesaja, Leipzig: 1821, Ersten Theiles zweiyte
Abtheilung, enthaltend Kapitel 13-39, nebst einer Charte, S. 932-936.
93 Gesenius, a.a.O., S. 934.
94 Ebd., S. 935.
95 Ebd., S. 933.
22
5. Spuren „später gewöhnlich gewordener Spracherscheinungen“ (36,8.13;
37,10; 37,30) und „Vermeidung älterer und veralteter“ (36,15; 37,24).
6. „das Hineintragen eines herrschenden Idiotismus des Buches Jesaja ְיהָֹוה
ְצָבאֹות37,16.32; 39,5, wo 2 Kön. blos ְיהָֹוהsteht“.
7. Die Versetzung des Textes in 38,21.22 ist so ungeschickt, daß sie nicht
intendiert sein kann und nicht zum Gesamtbefund paßt, nach dem man
den Eindruck hat, der spätere Bearbeiter hätte mit Nachdenken und
Besonnenheit gearbeitet.96
Aus all diesen Beobachtungen schließt Gesenius wie gesagt auf die Priorität
des Königetextes und fügt noch folgende drei Zusatzargumente an:
1. So wie der Text in Könige stehe, passe er völlig zu dem Plan des Königewerkes, seinem Ausdruck und seiner „historischen Manier“ und seiner
sonstigen Prophetenerzählungen.
2. Die Sammlung des Jesajabuches sei zweifellos später als die des Königewerkes geschehen, die nach 2 Kg 25,30 in die letzte Zeit des Exils fällt. Dadurch ist die Benutzung von Könige durch das Jesajabuch wahrscheinlicher.
3. Auch die Analogie zu Jer 52 (verglichen mit 2 Kg 24,18ff) passe dazu, da
ja auch dort der historische Abschnitt durch den Kompilator des prophetischen Buches entlehnt worden sei.97
„Man hat sich also die Entstehung dieses Abschnittes so zu denken, daß
der Sammler des Buches Jesaja, welches wahrscheinlich ursprünglich mit
Kap. 35 geschlossen war, diesem Buche noch jenen historischen
Abschnitt beygab, um alles über diesen Propheten beysammen zu haben,
gerade wie man es mit dem ähnlichen den Propheten Jeremia betreffenden Abschnitt that.“98
1.3.7 B. Duhm
setzte schon mit der ersten Auflage seines Jesaja-kommentares von 1892
einen weiteren Meilenstein in der Forschung. Darum soll seine Entstehungssicht des Jesajabuches in seinen Grundzügen grob skizziert werden. Duhm
siedelt die Schlußredaktion des Jesajabuches erst im ersten Jahrhundert vor
Christus an.99 Seine evolutive Entstehungsgeschichte brauchte viel Zeit.
Lk 4,17 war für ihn die erste Erwähnung des Jesajabuches in seinem
gegenwärtigen Umfang.100 Von daher wollte er wohl nicht bis in das erste
96 Die Punkte 1-7 finden sich bei Gesenius, a.a.O., S. 932-934.
97 Ebd., S. 934-935.
98 Ebd., S. 935.
99 Duhm, B., Das Buch Jesaia, Nowack, W. (Hg.), Handkommentar zum Alten
Testament, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 21902, S.XXI.
100
Ebd. S. V.
23
Jahrhundert n. Chr. hineingehen. In der Einleitung seines Kommentares
stellt er fest:
„Bis jetzt hätten wir folgende Akte in der Entstehungsgeschichte des B.
Jesaia zu verzeichnen: 1) die Sammlung von a) c. 1-12, b) c. 13-23; 2) die
Verbindung der drei Gruppen c.1 ff. 13 ff und 24 ff. und ihre Abschliessung durch die geschichtlichen Nachträge c. 36-39; 3) die Anfügung von
c. 40-66. Selbstverständlich können mehrere Akte auf einen und denselben Urheber zurückgehen, aber auch das Umgekehrte ist möglich, dass
nämlich jeder einzelne Akt eine weitläufige Geschichte für sich hat. Es ist
sogar wahrscheinlich, dass die Entstehung des Buches viel komplizierter
war, als sich bis jetzt zeigte.“
Den Redaktor von 1-12 will er möglichst spät ansetzen, wegen der Ähnlichkeit von Kap. 12 mit Dichtungen in Kap. 24-27, die „mindestens bis hart an
die Grenze des 1. Jahr.s herabgehen“, etwa ähnlich spät.101Der Redaktor von
13-23 habe in der Zeit des Alexander Jannäus102gelebt oder in der zweiten
Hälfte des 2. Jahrhunderts v.Chr.103„Die Gruppe c. 24-35“ böte keine Anzeichen, daß sie als Ganzes einmal ein selbständiges Buch gewesen und
„vielleicht“ durch den Schriftgelehrten in ihre jetzige Verbindung gebracht
worden sei, „der unter Hinzufügung von c. 36-39 das ganze Buch c. 1-39
abschloss, dessen eschatologischen Teil sie bilden“.104Zu den Kapiteln, um
die es uns besonders geht, soll Duhm ausführlicher zu Wort kommen:
„Die geschichtlichen Zusätze c. 36-39, verschiedenen Quellen entnommen, sind wahrscheinlich vom Redaktor der Königsbücher zusammengestellt, also nicht zu dem Zweck, um dem B. Jesaia einverleibt zu werden. Letzteres ist erst nach der Zeit des Chronisten geschehen ... und hat
zu einem vorläufigen, aber nicht zu einem endgültigen Abschluss von
c.1-39 geführt. Denn wenn sogar in c. 36-39 nachträglich noch c. 38,1020 und v. 21f. eingesetzt worden sind, so kann erst recht c. 1-35 noch
umfangreiche Vermehrungen erfahren haben. Es wäre z. B. möglich, dass
das durch c. 36-39 abzuschliessende Jesaiabuch nichts weiter ausser
diesen Capiteln enthalten hätte, als diejenigen Stücke, die mehr historischen Charakter oder doch kurze Einleitungen haben, also etwa c. 6,19,6 c. 20, ausserdem etwa c. 3,16-4,1 14,28-32 29,13f. Denn es ist
101
102
Ebd. S. X.
Alexander Jannäus 103-76 v.Chr. (siehe F.F. Bruce, New Testament History,
New York: 1980, S.6).
103 Duhm, Jesaia, S. XI.
104 Ebd. S. XII. Dort auch: „Demnach stellt sich auch die Gruppe c. 24-35 als sehr
jung heraus.“
24
wahrscheinlich, dass die Herstellung von mehr biographisch gehaltenen
Prophetenbüchern in der Vorgeschichte des Kanons eine ältere Phase
bildet, als die Sammlung des reinen Wortes. Jedenfalls aber hat derjenige,
der den cc. 36ff. ihre jetzige Stelle angewiesen hat, nicht beabsichtigt, c.
40-66 mit aufzunehmen.“105
Für unsere Untersuchung ist die letzte Bemerkung von besonderem Belang:
Duhm negiert ausdrücklich einen Bezug von 36-39 zu den folgenden
Kapiteln 40-66. Für 40-66 unterscheidet Duhm „drei Schriftsteller“: „Deuterojesaja“ (40-55 minus spätere Zusätze) schreibe ca. 540 v.Chr. in einem
am Libanon, etwa in Phönizien gelegenen Ort. Die „Ebed-Jahve-Lieder c.
42,1-4; c. 49,1-6; c. 50,4-9; c. 52,13-53,12“ seien jünger als Deuterojesaja,
nachexilisch und wahrscheinlich „älter als die dritte Schrift c. 56-66, die
sich nach Form und Inhalt als Erzeugnis eines einzigen Schriftstellers
ausweist, den wir der Kürze halber Tritojesaja nennen.“106 Falls nun Jesus
Sirach 48,23ff wirklich von dem Siraciden um 200 v.Chr. geschrieben
worden sein sollte, „so ist damals wahrscheinlich c. 40-66 mit dem ...
besprochenen älteren und noch wenig umfangreichen Jesaiabuch bereits
verbunden gewesen, die Vereinigung also in den letzten Dezennien des 3.
Jahrh. erfolgt.“ Das sei aber noch nicht der kanonische Jesaia gewesen.107
1.3.8 Die nachfolgende Zeit
Mit dem In-Gang-Kommen der kritischen Aufteilung des Jesajabuches
kristallisierten sich im Laufe des Prozesses besonders drei Argumentationskreise (1. Geschichte, 2. Sprache und Stil, 3. Theologie)108 für die Unter105
Duhm, Jesaia, S. XIII. Diese Gedanken führt Duhm auch auf S. XIX, 226 und
244 noch weiter aus: Die Frage, ob Jes 36-39 (2 Kg 18,13.17-20,19) aus der
Zeit nach Esra stammen oder z.T. älter sind, weiß Duhm nicht zu
beantworten. Kp 36-39 seien aus Schriften größeren Umfangs entlehnt
worden, aber auf uns gekommen in der Zusammenstellung durch den Redaktor
der Königsbücher, der die zeitlich vor 36-37 spielenden Kapitel 38-39 (ohne
38,9ff) ans Ende gestellt habe, um auf das babylonische Exil in 2 Kg
vorzubereiten.
106 Ebd. S. XIII.
107 Ebd. S. XIV.
108 Siehe zu den drei Argumentationskreisen: Harrison, K., Introduction to the
OT, Grand Rapids: 1979, S. 774f; La Sor, William Sanford; Hubbard, David
Allan; Bush, Frederic William, Old Testament Survey, Grand Rapids,
Michigan: 1989, S. 371ff; Külling, S.R. et al., Argumente in der
Auseinandersetzung mit bibelkritischen Theorien in bezug auf die 5 Bücher
Mose und Jesaja, Fundamentum 3/81, S. 54ff und 4/81, S. 23ff (dort
insbesondere auch S. 40 die Hinweise auf eine schwankende Haltung O.
Eissfeldts Einleitung in das Alte Testament, 4. Aufl., Tübingen: 1976, was
25
scheidung der verschiedenen postulierten Verfasser heraus.
Der erste Argumentationskreis aufgrund von geschichtlichen Beobachtungen hängt stark mit der Prophetensicht zusammen und ist der geschichtlich zuerst wirksame gewesen. Hierher gehört etwa die Erwähnung von
Cyrus und Babel in Jes 40-48109 und der von Jesaja aus gesehen „futuristische“ Standpunkt dieser Kapitel: Es sei viel naheliegender, daß ein Exilsprophet eine Exilsgemeinde anrede, als daß der Jesaja des 8. Jahrhunderts
über so viele Kapitel hinweg sich in die Zukunft hineinversetze und Leute in
einem prophetisch geschauten babylonischen Exil anrede, von deren
Situation er menschlich gesehen eigentlich noch gar nichts wissen könne.
Dasselbe gilt dann für den „palästinischen“ Flair von Jes 56-66 im
Vergleich zu dem „babylonischen“ von Jes 40-55.110
Der zweite Argumentationskreis setzt schon die Aufteilung in gewissem
Sinne voraus und untermauert sie mit Argumenten von Sprache und Stil:
Diese seien bei Proto-, Deutero-111 und Tritojesaja112 so stark, daß man verschiedene Verfasser annehmen müsse.113
109
110
111
112
113
26
„stilistische und sachliche Ähnlichkeiten“ betrifft); Stoll, Claus-Dieter,
„Umstrittene Verfasserschaft am Beispiel des Jesaja-Buches“ in: Dein Wort
ist die Wahrheit: Festschrift für Gerhard Maier; Beiträge zu einer
schriftgemäßen Theologie, Hahn, Eberhard u.a. <ed>, Wuppertal: 1997, S.
173ff. Für das literarische Problem ist auch Gustav Adolf Danell, Einige
alttestamentlich-exegetische Axiome in kritischer Beleuchtung, Bibel und
Gemeinde, 1967, 67/1, S. 33-42, bes. S. 40-42 bedenkenswert.
Vgl. hierzu etwa König, E., Das Buch Jesaja, Gütersloh: 1927, S. 334ff.
Volz, P., Jesaia II, KAT, Leipzig: 1932, formuliert es auf S. 197 so:
„Duhm hat mit meisterlichem Griff die Kap. 56-66 von Dtjesaja abgetrennt,
und mit ganz wenigen Ausnahmen ist ihm die wissenschaftliche Welt gefolgt.
In der Tat stehen wir in diesen Kapiteln auf völlig anderem Boden, sowohl
hinsichtlich der äußeren und der inneren Geschichte als auch in der ganzen
Geistesrichtung. Von Erlösung, Heimkehr und Wiederaufbau ist nicht die
Rede, in den meisten Stücken erscheint Jerusalem als wiederhergestellte Stadt
und das Volk befindet sich in Palästina.“
Für die sprachliche Unterscheidung von Deutero- gegenüber Protojesaja vgl.
z.B. Königs Argumentation, a.a.O., S. 331-334.
Erwähnenswert sind die Worte von Volz zur sprachlichen Trennung Tritojesajas von Deuterojesaja (a.a.O., S. 198): „Zwingend und durchschlagend für
die Abtrennung der Kapitel von Dtjes. ist, daß Dtjes. vielfach zitiert wird,
bisweilen geradezu buchstäblich und doch mit Umbiegung des Wortsinns; so
hätte Dtjes. gewiß sich selbst nicht wiederholt und umgewandelt.“
Computergestützte sprachstatistische Untersuchungen zur möglichen Bestätigung einer vielfältigen Verfasserschaft werden in Kap. 2 besprochen werden.
Auch beim dritten Argumentationskreis wird die Aufteilung vorausgesetzt. Man beschreibt eine Theologie von Jes 1-39, 40-55 und 56-66 und
grenzt sie gegeneinander ab und untermauert mit diesen Beobachtungen die
Teilungshypothesen. So sei die Sicht von Gott in Jes 40-55 weiter entwickelt
als in Jes 1-39; Gottes Größe und seine Souveränität gegenüber den
Heidenvölkern und deren Götzen werde stark vor die Augen gemalt. Auch
stehe in Jes 40-55 mehr der Gottesknecht im Mittelpunkt, nicht der Messias
wie in Jes 1-39.114 Gegenüber Jes 40-55 falle die Theologie in Jes 56-66
dann wieder auf eine niedere Stufe.115
Mit Duhms Kommentar setzte sich die Aufteilung Jesajas in 1-39, 40-55
und 56-66 so weit durch116, daß im 20. Jahrhundert oft nur Kommentare zu
114
Vgl. z.B. König, a.a.O., S. 335: „Aber auch auf dem innerlichen oder
geistesgeschichtlichen Gebiete zeigen sich mehrere Differenzen. Denn
zunächst ist in bezug auf die Gottesanschauung die Entfaltung des potenziellen
Monotheismus zum numerischen entschieden weiter fortgeschritten. Der
Verfasser sieht doch eine Hauptaufgabe darin, die Einzigkeit Jahwes zu
betonen ... (45,5f.18.22; 46,9)..., die Lebendigkeit Jahwes aus seinen
Weissagungen und deren Erfüllung zu erweisen (41,20ff; 43,9ff; 44,7f;
45,19ff; 46,9f; 48,3ff) und die Nichtigkeit der Götter zu beleuchten (40,19f;
41,6f.21ff.29; 42,17; 43,9; 44,7-20; 45,20f.; 46,1f.5-7)... Endlich betreffs der
messianischen Weissagung ist es ein bemerkenswerter Unterschied, daß die
dem Hause Davids gegebenen und in 9,5f 11,1f so deutlich hervortretenden
Verheißungen in 55,3-5 auf das Volk übertragen werden.“
115 Volz, a.a.O., S. 197, beschreibt es so:
„Das prophetische Bewußtsein ist nicht mehr dasselbe wie bei Dtjes.: Dtjes.
hatte Weissagungen und religiöse Grundsätze in ganz großem Stil, Elementares und Ewigbleibendes ausgesprochen; hier werden wir immer wieder in
die Einzelheiten des Gemeindeaufbaus und in die Streitigkeiten innerhalb des
Volkes und der Gemeinde hineingeführt. Der Sprecher ragt nicht mehr wie
Dtjes. als Bote Gottes weit über Volk und Gemeinde hinaus, er ist mehr
Prediger, Seelsorger, Führer der Synagoge, frommer Psalmist. Und so steht
auch die Gottesauffassung meist nicht mehr auf der Höhe, von der herab
Dtjes. seine Botschaft verkündigt hatte; statt der Herrlichkeit Gottes tritt jetzt
vielfach die Herrlichkeit Jerusalems in den beherrschenden Mittelpunkt, und
das Glück der Heilszukunft selbst ist viel materieller geschildert. Die Völker
sind im besten Fall Zuschauer beim Heil Jerusalems, nirgends (außer 56,1-8)
werden sie von Jahwe zum Heil eingeladen...“
116 Auch K. Marti (Das Buch Jesaja, Tübingen: 1900) sprach sich für diese
Aufteilung aus. Duhms und Martis Sicht wurde zur Standarderklärung des
Buches, vgl. Harrison, a.a.O., S. 766. Andere Kommentare mit kritischer
Aufteilung (nur Deutero- oder auch mit Tritojesaja) Ende des 19. Jahrhunderts
und anfangs des 20. waren: Cheyne, T.K., The Book of the Prophet Isaiah, 5.
27
den einzelnen Teilen117 und nicht mehr zum Ganzen118 verfaßt wurden, mit
Aufl., New York, 1904 <1880>. Smith, G.A., The Book of Isaiah, 2 vols, New
York: 1928 <1890>. Skinner, J., The Book of the Prophet Isaiah in the
Revised Version, Cambridge: 1963 <1896-1898>. Wade, G.W., The Book of
the Prophet Isaiah with Introduction and Notes, London: 1929 <1911>. Auch
Alttestamentler mit einer ausgeprägten persönlichen Frömmigkeit übernahmen
die Teilungshypothesen, so etwa C. von Orelli, Der Prophet Jesaja, München:
1904 oder Franz J. Delitzsch, Das Buch Jesaja, 4. Aufl., Leipzig: 1889 (in der
dritten Auflage hatte sich Delitzsch noch für die Einheit ausgesprochen, in der
vierten ist diese aufgegeben, auch in seinem Buch: „Messianische Weissagungen“, Berlin: 1899).
117 Zu Jes 1-39:
Gray, G.B., A Critical and Exegetical Commentary on the Book of Isaiah IXXVII, ICC, New York: 1912. Boutflower, C., The Book of Isaiah (I-XXXIX)
In the Light of the Assyrian Monuments, London: 1930. Procksch, O., Jesaia I:
Kapitel 1-39, KAT IX, Leipzig: 1930. Bentzen, Aage, Jesaja. Bind 1: Jes. 139, Kobenhavn: 1944. Scott, R.B.Y., The Book of Isaiah, IB 5, S. 149-381,
New York: 1956. Eichrodt, Walther, Der Heilige in Israel, Jesaja 1-12, BAT,
Stuttgart: 21976, derselbe, Der Herr der Ge-schichte, Jesaja 13-23/28-39,
BAT, Stuttgart: 1967. Kaiser, Otto, Der Prophet Jesaja, Kapitel 1-12,
Göttingen: 1960, derselbe, Der Prophet Jesaja, Kapitel 13-39, Göt-tingen:
2
1976. Wildberger, H., Jesaja, Jesaja 1-12, Jesaja 13-27, Jesaja 28-39, BKAT
10, Neukirchen: 1972, 1978, 1982. Auvray, P., Isaïe 1 à 39, Coll. „Sources
bibl.“, Paris: 1972. Herbert, A. S., The Book of the Prophet Isaiah, 1-39, CBC,
London: 1973. Clements, R.E., Isaiah 1-39, NCBC, Grand Rapids: 1987
<1980>.
Zu Jes 40-66:
Budde, K., Jesaja 40-66, , HSAT, Bonn, 41922. Volz, P., Jesaia II, 40-66, KAT
10, Leipzig: 1932. Muilenburg, J., The Book of Isaiah, IB 5, New York, 382773, 1956. North, C.R., The Second Isaiah, Ch. 40-55, Oxford: 1964. Smart, J.
D., History and Theology in Second Isaiah. A Commentary on Isaiah 35.4060, Philadelphia: 1965. Knight, George A.F., Deutero-Isaiah. A Theological
Commentary on Isaiah 40-55, New York: 1965, derselbe, Isaiah 40-55; Servant
Theology, ITC, Grand Rapids: 1984, derselbe, The new Israel: a commentary
on the Book of Isaiah 56-66, ITC, Grand Rapids: 1985. Westermann, C., Das
Buch Jesaja - Kapitel 40-66, Göttingen: 1970. McKenzie, J. L., Second Isaiah,
AB 20, Garden City, NY: 1968. Elliger, K., Deuterojesaja 40,1-45,7, S.
Herrmann und H. W. Wolff <ed>, BKAT 11/1, Neukirchen: 1978. Bonnard, P.
É., Le Second Isaïe. Son disciple et leurs éditeurs. Is 40-66, Coll. Ét. bibl.,
Paris: 1973. Whybray, R.N., Isaiah 40-66, NCBC, Grand Rapids: 1975.
118 Zu Jes 1-66:
Feldmann, Franz, Das Buch Isaias, Exegetisches Handbuch zum Alten
Testament, 2 Bde., Münster: 1925-1926. Fischer, Johann, Das Buch Isaias, 2
28
der Nuance, daß Duhms Einheit „Tritojesajas“ (56-66) von späteren nur
noch selten vertreten wurde.119 Überhaupt führte die weitere Entwicklung
auch zu einer stärkeren Aufteilung innerhalb der drei Einzelteile, so daß es
nicht ganz passend wäre, bei „Protojesaja“ (1-39), „Deuterojesaja“ (40-55)120
Bände, Bonn: 1937-39. Kissane, E.J., The Book of Isaiah (I.1-39, II.40-66),
Dublin: 21961 <1941-1943>. Dennefeld, L., Isaïe, LSB, Paris: 1946.
Steinmann, J., Le Prophète Isaïe. Sa vie, son oeuvre, son temps, Paris: 1950.
Fohrer, G., Das Buch Jesaja, I: Kap. 1-23, II: Kap. 24-39, III: Kap. 40-66,
Zürich: 1960, 1962, 1965. Leslie, E. A., Isaiah, New York: 1963. Young, E.
J., The Book of Isaiah, I: Ch. 1-18, II: Ch. 19-39, III: Ch. 40-66, NICOT, 3
Bde., Grand Rapids: 1965, 1969, 1972. Kelley, P.H., Isaiah, BBC 5, S. 149374, Nashville: 1971. Butler, T.C., Isaiah, LBBC 10, Nashville: 1982.
119 Vgl. Harrison, a.a.O., S. 767. Die einen lehnten Duhms Tritojesaja ab, weil
sie an der substantiellen Einheit von Jes 40-66 festhielten, so etwa Glahn,
Torrey und König: Glahn, Ludvig (Vol I.); Köhler, Ludwig (Vol II.), Der
Prophet der Heimkehr (Jesaja 40-66). Vol. I: Die Einheit von Kap. 40-66 des
Buches Jesaja. Vol. II: Das Buch Jesaja Kap. 56-66, textkritisch und metrisch
behandelt, Kopenhagen, Giessen, Munksgaard: 1934. Torrey, C.C., The
Second Isaiah: A New Interpretation, New York: 1928. Torrey, C.C., Some
Important Editorial Operations in the Book of Isaiah, JBL, 57 (1938), S. 109139. König, E., Das Buch Jesaja, Gütersloh: 1927, S. 548. Die anderen gaben
die Einheit von 56-66 auf, so etwa Fohrer und Kaiser: Fohrer, Georg,
Einleitung in das Alte Testament, Heidelberg: 121979, S.397-426. Kaiser, O.,
Einleitung in das Alte Testament, Gütersloh: 21970, S. 212-215.
Festgehalten an der substantiellen Einheit Tritojesajas hat Karl Elliger, Die
Einheit des Tritojesaja (Jesaja 56-66), Stuttgart: 1928. Die Stücke gäben ein
einheitliches Bild, sie liessen sich gut aus der Schaffenszeit eines Mannes aus
dem letzten Viertel des 6. Jahrhunderts begreifen, der Schüler Deuterojesajas
war (p. 123). Jes. 56-66 seien nicht als Fortsetzung von Jes. 40-55 geschrieben
(p. 125). In der gegenwärtigen Gestalt gehe Jes. 56-66 auf die Arbeit eines
Redaktors aus dem 5. Jahrhundert zurück (p. 126). Vgl. auch K. Elliger,
Deuterojesaja in seinem Verhältnis zu Tritojesaja, BWAT 63, Stuttgart: 1933,
S. 267-272. Einen guten Forschungsüberblick über die Diskussion bis Anfang
des 20. Jahrhunderts gibt Karl Cramer, Der geschichtliche Hintergrund der
Kapitel 56-66 im Buche Jesaia, Dorpat: 1905, S. 3-13, und bis in neuere Zeit
Paul D. Hanson, The Dawn of Apocalyptic, Philadelphia: 1983, S. 32ff.
120 Schon bald erfolgten auch Analysen von Deuterojesaja, die sich an H. Gunkels
formkritischen Ansatz orientierten:
Gressmann, H., Die literarische Analyse Deuterojesajas, ZAW, 34 (1914) S.
254- 297. Köhler, L., Deuterojesja stilkritisch untersucht, Beiheft zur ZAW
37, 1923. Mowinckel, S., Die Komposition des deuterojesajanischen Buches,
ZAW 49 (1931), pp. 87-112, 242-260. Begrich, J., Studien zu Deuterojesaja,
BWANT 77, Stuttgart: 1938. Vgl. Melugin, R. F., Deutero-Isaiah and Form
29
und „Tritojesaja“ (56-66) jeweils an einen „Verfasser“ zu denken. Es sind
mehr Sammelnamen geworden, hinter denen sich neben den „Verfassern“
eine ganze Reihe von Glossenschreibern, Ergänzern, Redaktoren,
Kompilatoren usw. befinden. Die Gesamtzahl der so über die Jahrhunderte
als beteiligt angesehenen beläuft sich problemlos auf ca. dreißig, vierzig,
fünfzig Personen, je nach Forscher und Gründlichkeit der Fragmentierung.121
121
30
Criticism, Vetus Testamentum, 21 (1971) S. 326-39.
Einen guten Überblick aus evangelikaler Perspektive zur Auslegung gibt:
Young, E. J., The Book of Isaiah, I: Ch. 1-18, NICOT, Grand Rapids: 1965, S.
487ff und ders., Studies in Isaiah, Grand Rapids: 1954. Vgl. Eaton, J. H.,
Commentaries on the Book of Isaiah, Theology (London), 60 (1957) S. 451-55.
Neuere Forschungsüberblicke zu Jes 1-39 finden sich in:
Hardmeier, Christof, Jesajaforschung im Umbruch, Verkündigung und
Forschung, 31 (1986), Heft 1, S. 3-31. Kilian, Rudolf, Jesaja 1-39, Erträge
der Forschung 200, Darmstadt: 1983. Fohrer, G., Neue Literatur zur
alttestamentlichen Prophetie (1961-1970), ThR 45
(1980), S. 1-39. Barth,
Hermann, Die Jesaja-Worte in der Josiazeit: Israel und Assur als Thema einer
produktiven Neuinterpretation der Jesajaüberlieferung, WMANT 48, Neukirchen: 1977. Vermeylen, J., Du prophète Isaïe à l’Apocalyptique. Is 1-35:
Miroir d’un demi millénaire d’expérience religieuse en Israël, Paris: 1977.
Zu Jes 40ff siehe (in zeitlich rückwärtiger Folge):
Conrad, Edgar W., „Prophet, Redactor and Audience: Reforming the Notion of
Isaiah’s Formation“ in „New Visions of Isaiah“, edd. R. F. Melugin und M. A.
Sweeney, 306-26. JSOT Supplement, no. 214. Sheffield: 1996. Leene,
Hendrik, Auf der Suche nach einem redaktionskritischen Modell für Jesaja 4055, ThLZ, 121 (1996), S. 803-818. Albertz, Rainer, „Das Deuterojesaja-Buch
als Fortschreibung der Jesaja-Prophetie“, in „Die Hebräische Bibel und ihre
zweifache Nachgeschichte: Festschrift für Rolf Rendtorff zum 65. Geburtstag“,
ed. Erhard Blum, 241-57. Neukirchen-Vluyn: 1990. Beuken, W. A. M., The
Main Theme of Trito-Isaiah „The Servants of YHWH“, JSOT, 47 (1990), S.
67-87. Merrill, Eugene H., The Literary Character of Isaiah 40-55. Part 1:
Survey of a Century of Studies on Isaiah 40-55, BS, 144, 24-43, 1987. Merrill,
Eugene H., The Literary Character of Isaiah 40-55. Part 2: Literary Genres in
Isaiah 40-55, BS, 144, 144-156, 1987. Hermisson, Hans-Jürgen,
„Deuterojesaja-Probleme“ in Verkündigung und Forschung 31 (1986), Heft 1,
S. 53-84. Whybray, R. Norman, „Two recent studies on Second Isaiah“, JSOT
34 (1986), S. 109-17. Polan, Gregory J., In the ways of justice toward salvaton: a rhetorical analysis of Isaiah 56-59 , Dissertation, AmerUnivSt 7/13,
New York: 1986. Clements, R. E., Beyond traditon-history. Deutero-Isaianic
development of First Isaiah’s themes. Journal for the study of the Old
Testament 31 (1985), S. 95-113. Merrill, Eugene H., The language and
1.4 Thesenhafte Zusammenfassung über den Weg zur
kritischen Aufteilung
1.4.1 Die Einheit Jesajas ist bis zum Zeitalter der Aufklärung im Judentum
und Christentum als Normalsicht anzusehen.
1.4.2 Die Beobachtung, daß zwischen Kap. 36-39 und 40ff sich ein
Gliederungseinschnitt findet, war schon vor der kritischen Aufteilung des
Buches etabliert.
1.4.3 Auch die Deutung bestimmter Prophetien des Jesajabuches auf das
babylonische Exil oder auf pätere Zeiten war schon zuvor geläufig.
1.4.4 Ein von Spinoza herkommender Antisupranaturalismus und ein vom
englischen Deismus beeinflußtes neues Prophetenbild sind entscheidende
Ursachen für den Durchbruch zur kritischen Aufteilung des Jesajabuches.
1.4.5 Damit verknüpft war eine Verneinung von typologischen Zusammenhängen zwischen der Erlösung durch Cyrus aus Babel und der Erlösung
durch den Messias.
1.4.6 Das neue Prophetenbild lieferte geschichtliche Teilungsargumente, die
ergänzt wurden durch Sprach- und Stilargumente und ein Hervorheben der
unterschiedlichen Theologie der angenommenen Verfasser.
1.4.7 Mit Beginn der kritischen Aufteilung wurde es üblich, Jes 36-39 als
nicht vom Propheten stammend anzusehen. Jes 36-39 seien entweder aus
Könige entlehnt, oder beide Berichte schöpften aus einer älteren Quelle.
literary characteristics of Isaiah 40-55 as anti-Babylonian polemic, Dissertation, New York, Columbia, 1984. Graffy, Adrian, A Prophet confronts his
People, Rome: 1984. Westermann, Claus, Sprache und Struktur der Prophetie
Deuterojesajas, Stuttgart: 1981. Merendino, Rosario P., Der Erste und der
Letzte; eine Untersuchung von Jes 40-48, VT Suppl. 31, Leiden: 1981
Murtonen, A., Third Isaiah - Yes or no?, Abr-Nahrain, 19 (1980), S. 20-42.
Stuhlmueller, C., „Deutero-Isaiah: Major Transitions in the Prophet’s
Theology and in Contemporary Scholarship“ in CBQ, 42 (1980), S. 1-29.
Vincent, J. M., Studien zur literarischen Eigenart und zur geistigen Heimat
von Jes, Kap. 40-55, Dissertation [Bochum, 1973], Beiträge zur biblischen
Exegese und Theologie 5, Frankfurt: 1977. Melugin, R. F., The Formation of
Isaiah 40-55, BZAW 141, Berlin: 1976. Lack, R., La Symbolique du Livre
d’Isaïe, Analecta Biblica 59, Rom, 1973. Hermisson, H. J., Diskussionsworte
bei Deuterojesaja. Zur theologischen Argumentation des Propheten, Evangelische Theologie, 31, 665-80, 1971. Gamper, A., Deutero-Isaias und die
heutige katholische Exegese, in „Orientierung“ 28 (1964) S. 185-87. Schoors,
A., De litteraire en doctrinale eenheid van Dt.-Is., Ph. D. Diss., Louvain:
1963. Waldow, H. E., Anlass und Hintergrund der Verkündigung des DeuteroJesaja, Dissertation, Bonn, 1953.
31
Kapitel 2:
Auf der Suche nach der Einheit des
Jesajabuches und die Bedeutung von
Jes. 36-39 in diesem Zusammenhang
2.1 Die Einheit Jesajas bei Bestreitern der aufkommenden
kritischen Aufteilung des Jesajabuches
2.1.1 E.W. Hengstenberg
ist in seiner „Christologie“1 relativ ausführlich auf die Teilungsargumente
eingegangen, um die Einheit Jesajas zu verteidigen. Auch für ihn war der
letzte Grund der modernistischen Aufteilung ein weltanschaulicher:
„Dogmatisches Interesse hat in der neueren Zeit Zweifel an der von der
jüdischen Synagoge und der christlichen Kirche durch alle Jahrhunderte
als unbezweifelte Thatsache angenommenen Integrität des Jesaias hervorgerufen. Sobald man eimal den Satz von vorn herein festgestellt hatte,
daß Wunder und Weissagungen ummöglich seyen und daß kein Eintreten
einer höheren Causalität in die Natur statt finden könne, so konnte man
die Ächtheit eines großen Theiles der Jesaianischen Weissagungen eben
so wenig anerkennen, wie die Ächtheit des Pentateuch.“2
Auf den Seiten 174-194 geht Hengstenberg auf 10 Argumente für die Abtrennung von Jes 40-66 ein und versucht, sie zu widerlegen: Argumente 1.5. beziehen sich auf den geschichtlichen „babylonischen“ Standpunkt von
1 Hengstenberg, E.W., Christologie des Alten Testaments und Commentar über die
Messianischen Weissagungen der Propheten. Ersten Theiles zweite Abtheilung
enthaltend die Messianischen Weissagungen des Jesaias, Berlin, 1829, S. 172207. Er verweist auf diesen Seiten u.a. auf folgende Vorgänger in der Verteidigung der Einheit: Piper, Integritas Jesaiae a recentiorum conatibus vindicata,
Greifswalde: 1793. Moeller, Jo. Ulr., De authentia oraculorum Jesaiae c. 40-66,
Coppenh.: 1825.
2 Hengstenberg, o.c., S.9. In einem ähnlichen Zusammenhang erwähnt Hengstenberg auf S. 172 „die Ansicht der Neueren, daß die Propheten sich keines unmittelbaren göttlichen Einflusses erfreuten und daher nichts wissen konnten, als
was sich aus dem schon in ihrer Zeit Gegebenen durch den berechnenden
Verstand und politischen Scharfblick vorher bestimmen ließ“.
32
Jes 40ff, das 6. verweist darauf, daß Jeremia das Jesajabuch noch nicht in
dieser Form gekannt habe, 7.-9. sind Sprach- und Stilargumente, 10. geht es
um die Erwähnung des Cyrus.
Zu 1.-5. entgegnet Hengstenberg: Die Propheten „nahmen entweder ihren
Standpunct in der Gegenwart und schauten von dort auf die nähere Zukunft,
oder sie nahmen ihren Standpunct in der näheren Zukunft und schauten von
dort in die entferntere. In dem letzteren Falle ist die nähere Zukunft von
ihnen als Gegenwart dargestellt, von der aus sie das in der Wirklichkeit
noch Zukünftige als vergangen betrachten“ (S. 175). Jesaja könne in 40ff die
Wegführung nach Babel auch voraussetzen, weil sie von Micha 4,9-10
schon geweissagt war, aber auch in Jes 39 von ihm selbst. Dem Einwand,
die „Weissagung so ferner Begebenheiten“ wäre für die Zeitgenossen unverständlich und daher zwecklos, begegnet Hengstenberg mit dem Gedanken, daß sie nicht alles verstehen mußten, um in den Genuß des sittlichen
Endzweckes der Weissagung zu gelangen (S.178). Außerdem sei der ganze
zweite Teil des Jesaja, der unter den gott-losen Zeiten des Manasse entstanden sei, wohl „nie öffentlich recitiert worden“, er diente den Juden im
babylonischen Exil, um sie vor Mutlosigkeit zu bewahren (S. 179). Die in
40-48 erwähnten erfüllten alten Weissagungen meinen u.a. auch die Wegführung ins Exil (Jes 39), der nun die neuen Weissagungen des zukünftigen
Heils gegenübergestellt werden, das genauso gewiß kommt wie die
eingetretenen Gerichte (S. 180-181). Den Unterschied zwischen den großen
Heilshoffnungen in Jes 40ff und dem „Zustand der ärmlichen Colonie unter
Esra und Nehemia“ erklärt Hengstenberg mit einem doppelten Gegenstand
der Verheißung, der sowohl die „Rückkehr aus dem Babylonischen Exil“ als
auch die „Seligkeit der Messianischen Zeit“ umfasse (S. 182).
Zu Argument 6. wird entgegenet, daß Jeremia doch den zweiten Teil
Jesajas gekannt und benutzt habe (S. 183f; 206f).
Zu 7., in Jes 40ff fänden sich „chaldaisierende und spätere Sprachspuren“, wird erwidert: „Wir haben zu wenige schriftliche Denkmahle der
hebräischen Litteratur, als daß wir es unternehmen könnten den Sprachvorrath eines jeden Zietalters genau zu bestimmen. Kommt ein Wort erst in
späteren Schriften vor, so ist dies noch gar kein Beweis, daß es früher nicht
im Gebrauch gewesen.“3
3 Hengstenberg, o.c., S. 184. Vgl. auch die grundsätzlichen Überlegungen zur
„Sprache als Datierungsargument“ bei Samuel R. Külling, Zur Datierung der
„Genesis-P-Stücke“ namentlich des Kapitels Genesis XVII, Riehen, Ch:
Immanuel-Verlag, 19852 <1964>, S. 166ff.
33
Dem Gedanken, Jes 40ff habe viel „Eigenthümliches, welches der ächte
Jesaias nicht kennt“ und die Sprechweise sei unterschiedlich (Argument
8.+9.), wird entgegengehalten, ein Schriftsteller könne in seinen Idiomen
variieren, besonders wenn die schriftstellerischen Erzeugnisse über so lange
Zeit hinweg entstünden, wie das beim Jesaja der Fall gewesen sei, oder wenn
unterschiedliche Gegenstände eine Verschiedenheit der Worte erforderten
(188-192). Der Name Cyrus (10.) reiche nicht zum Erweise der Unechtheit
von Jes 40ff. „Cyrus“ sei höchstwahrscheinlich wie der Titel „Pharao“ in
Ägypten oder „Abimelech“ in Philistäa Ehrenname der persischen Könige
(S. 192). Aber selbst wenn Gott einen Namen vorhersagen lassen will, stehe
das in seiner Macht, siehe „Josia“ in 1 Kg 13,2.
Nach Behandlung der Argumente für die Aufteilung Jesajas bringt
Hengstenberg auf den Seiten 194-207 positive Argumente für die Einheit,
unter anderem sprachliche Verbindungslinien (etwa den „Heiligen Israels“,
S. 197f) zwischen beiden Teilen.
Alles in allem war für Hengstenberg die kritische Aufteilung des Jesajabuches die Frucht nicht der Überlegenheit der Argumente, sondern deren
Übereinstimmung mit dem „Zeitgeist“, mit dem oben erwähnten „dogmatischen Interesse“.
2.1.2 Joseph Addison Alexander
legte 1846 einen herausragenden zweibändigen Jesajakommentar vor, der
ebenfalls von der Einheit Jesajas ausging. Alexander selbst sieht Hengstenbergs Christologie von 1829 als positiv bahnbrechend an.4 Zu der Prophetie
in Jes 40ff stellt Alexander fest, daß sie von ihrer engen Verknüpfung mit
Jes 39 her zu verstehen ist:
„The form in which the Prophecy begins has been determined by its
intimate connection with the threatening in the thirtyninth chapter. To
assure the Israel of God, or true Church, that the national judgments
which had been denounced should not destroy it, is the Prophet’s purpose
in the fortieth chapter, and is executed by exhibiting Jehovah’s power,
and willingness, and fixed determination to protect and save his own
elect.“5
4 Alexander, J. A., Commentary on the Prophecies of Isaiah, 2 vols, Grand Rapids,
MI: 1953 <1875>, S. 43. Neben Alexander kann auch Barnes, A., Notes, Critical,
Explanatory and Practical on the Book of the Prophet Isaiah, 2 vols, New York:
1875 <1840> als konservativer englischer Jesajakommentar aus der Mitte des
letzten Jahrhunderts erwähnt werden.
5 Alexander, o.c., S. 77.
34
Die Tatsache, daß Babylon nur in Jes 40-48 auftaucht, nicht aber später,
belegt für Alexander, daß es in Jes 40ff nicht nur um die Befreiung aus
Babylon geht, sondern wie bei Hengstenberg und den alten Auslegern, wie
etwa Vitringa, auch um das Heil und die Erlösung durch den Messias.6
2.1.3 Rudolf Stier
argumentiert u.a. auch mit dem ganzen Aufbau („Ordnungsplan“) des
Buches für die Einheit Jesajas:7
I. Der erste Hauptteil
Kap. 1-39
Vorstück
Kap. 1-6
I.
Vorherrschende Drohung
Kap. 1
II. Durchblickende Verheißung
Kap. 2-5
III. Des Propheten Sendung von Gott Kap. 6
Erster Hauptteil
Kap. 7-39
I.
Vorherrschend Verheißung
Kap. 7-12 Assur und Immanuel
II. Vorherrschend Drohung
Kap. 13-23 Babel und Israel
III. Vorlegung des Entweder-Oder
Kap. 24-35 Babel oder Zion
von Drohung und Verheißung
Historischer Abschnitt eingeschaltet
Kap. 36-39
(als Erklärung, Abschluß, Übergang)
II. Der zweite und dritte Hauptteil
Kap. 40-66
Vorstück
Kap. 40
Zweiter Hauptteil: Erlösung aus Babel Kap. 41-48
durch Cyrus als Typus der Erlösung durch
den Messias von Sünde und Tod
Dritter Hauptteil: offen messianisch
Kap. 49-66
I.
Ansatz:
Kap. 49-55 Israel nur im Messias
II. Ansatz:
Kap.56-60 Einladung der Abtrünnigen
III. Ansatz:
Kap. 61-66 Israels Not und Erlösung
Sehr aufschlußreich für unsere Untersuchung ist Stiers Deutung des
eingeschalteten historischen Abschnittes (Kap. 36-39) im Gesamtaufbau:
„An dieser Stelle finden wir zur nächsten Erklärung des geschichtlichen
Theiles, zum sichtbarsten Abschluß des bis hieher noch stark an die nahe
6 Ebd., S. 77.
7 Stier, Rudolf, Jesajas, nicht Pseudojesajas. Auslegung seiner Weissagung Kapitel
40-66. Nebst Einleitung wider die Pseudo-Kritik, Barmen: 1850. Der
„Ordnungsplan“ ist von mir in konzentrierter Form nach den Angaben Stiers auf
den Seiten LIX-CIV zusammengestellt worden, hält sich aber an seine Wortwahl.
35
Geschichte knüpfenden Weissagens, wie zum grundlegenden Uebergang
für den folgenden Theil einen historischen Abschnitt eingeschaltet:
Kapitel 36-39... Mit dieser Verkündigung der Wegführung nach Babel an
Hiskias ist aber auch im Plane der ganzen Sammlung die Unterlage und
der Uebergang vorausgestellt für alles Folgende, welches als Predigt von
der Erlösung sich schon in die Gefangenschaft versetzt.“8
Wir halten an dieser Stelle fest, daß Stier im Aufbau des Buches Kap. 36-39
sowohl als Abschluß des ersten Teiles ansieht als auch als Eröffnung oder
Übergang zum zweiten. Er gibt ihm also eine doppelte Funktion.
Stiers Argumentation gegen die Aufteilungsargumente bewegt sich im
übrigen in ähnlichen Bahnen wie bei Hengstenberg: Prophetie ist eine von
Gott gegebene Vorwegnahme künftiger Geschichte (S. VIII), wobei die geschaute Zeit öfters „perspektivisch verkürzt in Einem Gemälde hinter einander“ liegt und der Endpunkt „oft heller und näher als die Vorge-schichte“
glänzt (S. XII). Daß nicht alles von Jesaja selbst so geschrieben worden sein
muß, gesteht Stier zu, aber die „späteren Beifüger“ hätten gewußt, daß die
beigefügten Worte auf Jesaja zurückgehen (S. XXXIX). Auf Unterschiede
der Sprache zwischen 40-66 und 1-39 geht Stier auf S. XLIff ein, auf die
Cyrusweissagungen eben als beabsichtigte „Weissagungen“ auf S. XLVI.
2.1.4 Franz J. Delitzsch
hat eine besondere Rolle in der Jesajaauslegung inne. Er spiegelt sozusagen
in seiner Person den großen Umbruch in der deutschen alttestamentlichen
Forschung allgemein und speziell zum Jesaja wider. Einerseits ist, mit G.
Maier gesprochen9, „die 3. Auflage des Jesajakommentars von Delitzsch der
letzte große, wissenschaftliche Kommentar in der deutschen evangelischen
Forschung, der von der Einheit des Buches“ ausging. Andererseits vollzog
er in seiner 4. Auflage den Schritt zur Anerkennung eines Deuterojesaja10,
wobei er gleichzeitig ein gewisses Schwanken zwischen beiden Positionen
beibehielt.11 Uns geht es in diesem Abschnitt um Delitzschs Gründe für die
Einheit Jesajas in der 3. Auflage und um seine Sicht von Jes 36-39 in
diesem Zusammenhang. Nachdem Delitzsch den planmäßigen Aufbau des
8 Ebd., S. LXXIV-LXXV, Hervorhebung Stier.
9 Im Geleitwort zu: Delitzsch, Franz, Das Buch Jesaja, 5. Aufl., Giessen, 1984
(Nachdruck der 3. in Leipzig erschienenen Auflage von 1879).
10 Delitzsch, F., Das Buch Jesaja, 4. Aufl., Leipzig: 1889.
11 Siehe Siegfried Wagners Kapitel über die Jesajaforschung von Delitzsch in
seinem Buch: „Franz Delitzsch: Leben und Werk“, 2. Auflage, Gießen: 1991.
36
Buches12 dargelegt hat, stellt er zu den kritischen Fragen zu und stellt fest:
„Die jesaianische Weissagungssamlung ist also ein sinnvoll gegliedertes
Ganzes. Sie ist des Propheten ganz und gar würdig. Trotzdem müßten wir
ihm die vorliegende Gestaltung derselben absprechen, wenn 1) die Weissagungen 13-14,23. 21,1-10. c. 23. 24-27. 34-35 wirklich, wie gemeinhin
angenommen wird, nicht von Jesaia verfaßt sein könnten, und wenn 2)
die Geschichten c. 36-39, die wir 2 K. 18,13-20,19 noch einmal lesen,
nicht auf Aufzeichnungen Jesaia’s zurückgingen. Denn nimmt man jene
Weissagungen heraus, so fällt allerdings das schöne Ganze, insbes. das
Buch gegen die Völker, in eine wirres Quodlibet auseinander, und sind c.
36-39 nicht unmittelbar jesaianisch, so fehlt die beide Hälften der
Samlung verbindende Spange.“13
Die Beobachtung der entscheidenden Rolle von Jes 36-39 bei der Gesamtkomposition deckt sich mit dem, was wir bisher gesehen haben. Es war inzwischen üblich, daß sie bei kritischer Aufteilung Jesaja abgesprochen wurden, und genauso üblich, daß Verteidiger der Einheit auf ihre verbindende
Rolle nach vorne und hinten hingewiesen haben (Delitzsch: „Spange“).14
Nach der Schilderung der Geschichte der Kritik (S. XXX) führt Delitzsch
„Gegenbeweise“ gegenüber den Zweifeln an der Einheit des Verfassers an
(S. XXXI): Es wäre „ein sonderbares Spiel des Zufalls“, wenn so viele
fremde Prophezeiungen im Jesajabuch enthalten wären, die gleichzeitig aber
so jesajanisch wären, daß man sie 2000 Jahre lang mit Jesajas Weissagungen verwechseln konnte. Gleichzeitig wäre aber der Geschichtsschreibung
das Wissen um diese jesajanische Prophetenreihe abhanden gekommen, und
alle Namen dieser Männer hätten das „gemeinsame Schicksal gehabt“, ver12 Kap. 1 ist ihm Einführung zum ganzen Buch. Kap. 1-39 und 40-66 sind die zwei
Hauptteile, von denen der erste sieben Teile hat (1. 2-6; 2. 7-12; 3. 13-23; 4. 2427; 5. 28-33; 6. 34-35; 7. 36-39), der zweite drei Teile (1. 40-48; 2. 49-57; 3. 5866), siehe ebd., S. XXVII-XXIX und 403.
13 Ebd., S. XXIX-XXX. Zu Jes 36-39 bemerkt Delitzsch ferner auf S. XXIX: „Diese
4 Geschichten sind mit Darangabe der Zeitfolge eigens so geordnet, daß sie halb
rückwärts, halb vorwärts schauen und also beide Hälften zusammenklammern.
Die Weissagung 39,5-7 steht zwischen beiden Hälften wie ein Wegweiser, dessen
Arm die Inschrift בבלhat. Dorthin geht der weitere Weg der Geschichte Israels,
dorthin ist Jesaia fortan mit seinem Volke im Geiste begraben, dort predigt er
c.40-66 den babylonischen Exulanten die nahe Erlösung.“
14 So weist auch C.W.E. Nägelsbach, Der Prophet Jesaja, Leipzig: 1877, auf S. 377
auf die doppelte Aufgabe von Jes. 36-39 nach vorne und nach hinten hin. Diese
Kapitel stünden genau aus diesem Grunde in dieser Reihenfolge auch an eben
dieser Stelle des Jesajabuches. Ausdrücklich stimmt er dabei Delitzsch zu.
37
gessen zu werden, obwohl sie der Schlußredaktion zeitlich viel näher standen als Jesaja. Das Verhältnis von Zefanja und Jeremia zu Jes. 40-66 und
auch zu den angezweifelten Stücken in Jes 1-39 zeige gleichzeitig, daß sie
diese Stücke schon kannten.15 Und schließlich stehe „der Typus der angefochtenen Weissagungen“ dem Typus der anerkannt echten Weissagungen
nicht schroff gegenüber, sondern letztere leiten zu den ersteren „mannigfach“ über: Die „verklärtere Form und der reichere eschatologische Inhalt
der angefochtenen Weissagungen“ haben an den anerkannt echten Weissagungen ihre „Präludien“. Verbunden mit der großen Zeitspanne von Jesajas
Wirksamkeit könne man die wahrgenommenen Unterschiede ihm, der „der
universalste aller Propheten“ ist, zutrauen. Wenn die „moderne Kritik“ die
Gegenargumente für die Einheit Jesajas nicht anerkenne, so liege das besonders an zwei „Vorurtheilen“:
„Es gibt keine eigentliche Weissagung und: Es gibt kein eigentliches
Wunder. Entweder verwandelt sie, wie die Wundergeschichten in Sagen
und Mythen, so die Weissagungen in Rückblicke (vaticinia post eventum), oder sie rückt die geweissagten Ereignisse so nahe mit dem Propheten zusammen, daß es zu ihrer Voraussicht nicht der Inspiration, sondern
nur der Combination bedurfte. Sie kann nicht anders. Wir aber können
anders.“16
Delitzsch lehnte dabei aber nicht alle „Kritik“ ab, sondern nur die von einer
naturalistischen Weltanschauung beherrschte (S. XXXIII). Aber selbst der
„destruktiven Theologie der 2. Hälfte des 18. Jahrh.“ mit ihrem umstürzlerischen Wesen gewinnt Delitzsch gute Seiten ab: „... die Verneinung des
Göttlichen und Ewigen an der Schrift hat ihre menschliche und zeitliche
15 Hier verweist Delitzsch auf Casparis Untersuchungen: Caspari, C.P., Jeremia ein
Zeuge für die Echtheit von Jes. c. 34 und mithin auch für die Echtheit von Jes.
c.40-66 c.13-14,23 und c. 21,1-10, Zeitschrift f.d.ges.luth. Theologie u. Kirche,
1843. Vgl. auch Caspari, Carl Paul, Jesajanische Studien, Leipzig: 1843. Neben
Casparis Arbeit zu Jesaja würdigt Delitzsch auch sehr stark die von M. Drechsler
als Fortschritt in der Jesajaauslegung. Drechsler hatte seinen Kommentar bis
Kap. 27 selbst herausgegeben, posthum haben dann Delitzsch und Heinr. Aug.
Hahn „mit Benutzung des Drechslerschen Nachlasses, der aber zu c. 40-66 wenig
Verwendbares bot“, das Werk „zu Ende geführt (2 Bdd. 1845-57)“ (S.XXXV).
Ein wichtiger konservativer jüdischer Kommentar, der Delitzsch auch bekannt
war, war der zuerst 1855 in Padua erschienene von Samuel David Luzzatto,
Profeta Isaia volgarizzato e commentato ad uso degli Israeliti, Padua: 1855-66.
16 Delitzsch, Franz, Das Buch Jesaja, 5. Aufl., Giessen, 1984 (Nachdruck der 3.
Aufl. von 1879, Leipzig), S. XXXII.
38
Seite zur Anerkennung gebracht, den Liebreiz ihrer Poesie und, was noch
mehr bedeutet, die concrete Wirklichkeit ihrer Geschichte.“17
In der zweiten Einleitung seines Kommentares, die er den Kap. 40-66
vorausschickt, nennt Delitzsch noch weitere Gründe für die Autorschaft Jesajas:18 Erstens werde die Erlösung aus Babel in diesen Kapiteln als ein von
Menschen nicht vorher zu Wissendes dargestellt, das bei Eintreffen Jahwes
alleinige Gottheit beweise, insbesondere die Vorhersage des Namens von
Cyrus als Befreier. Zweitens bereite sich der exilische Standpunkt der Reden
von Jes. 40-66 durch die Kap. 1-39 vor: „die ganze erste Hälfte der Sammlung“ sei „eine zu diesen Reden an die Exulanten emporführende Treppe“.
Und im weiteren verweist Delitzsch auf gemeinsame charakteristische
inhaltliche und stilistische Merkmale für beide Teile Jesajas.
In der Einleitung zu Jesaja 40-66 aus der 4. Auflage von 1889 sagt
Delitzsch vieles wortwörtlich so wie in der Einleitung dieser Kapitel aus der
3. Auflage, aber insgesamt vollzieht er den Schritt, hierin „das Buch des
anderen Jesaia“ zu sehen. Gerade nach der Passage, die in der 3. Auflage
den Argumenten für die Einheit der Verfasserschaft entspricht, sagt
Delitzsch in der 4. Auflage:
„Aber andererseits ist auch wahr: alles das beweist nicht die Identität der
beiden Jesaia, sondern nur daß der andere Jesaia ein Jünger des ersten ist,
welcher den Meister, an dem er sich gebildet, überflügelt... Der Verf. von
c. 40-66 ist jedenfalls ein Prophet von jesaianischem Typus, aber von eigentümlich fortgebildetem jesaianischem Typus...Ich habe an sich nie etwas Anstößiges in der Annahme gefunden, daß das B. Jesaia, wie es vorliegt, Weissagungsreden Jesaia’s und anderer jüngerer Propheten enthalte, welche mit seinen Weissagungsreden vermischt und planvoll zu einem
Ganzen verbunden sind - die Zusammenfassung, dachte ich, wäre doch
kein Spiel des Zufalls, kein Machwerk der Willkür. Die jüngeren Bestandteile wären wirklich die gleichartige ebenbürtige Fortsetzung der jes.
Prophetie... Jene jüngeren Propheten sind wirklich Jesaja’s Doppelgänger
und konnten deshalb von der Nachwelt mit ihm identificiert werden.“19
Delitzsch sieht das Jesajabuch nun als eine inhaltliche Einheit, die durch
eine Jesajaschule entstanden ist (mit Hinweis auf Jesajas Jünger in Jes 8,16),
so daß Jesaja einerseits indirekt für Jes 40-66 mitverantwortlich ist, ander17 Ebd., S. XXXIII-XXXIV.
18 Ebd., S. 407ff.
19 Aus der Einleitungsrede zu Jes. 40-66 in der 4. Auflage von 1889 (Leipzig), die
sich auf den Seiten 399-408 findet. Der zitierte Abschnitt findet sich auf den
Seiten 405-408.
39
erseits sogar von dem Verfasser von 40-66, seinem Schüler, dem großen
Evangelisten des A.T., in seinem Lebenswerk überstrahlt wird.20
2.1.5 Die nachfolgende Zeit
Mit dem Siegeszug von Duhms Hypothese und dem Nachgeben auch
hervorragender konservativer Alttestamentler gegenüber der historischen
Kritik und der Aufteilung des Jesajabuches verlagerte sich die Argumentation für eine Einheit der Verfasserschaft im Jesajabuch auf eine Minderheit,
die einem kritischen Konsensus gegenüberstand und dadurch in den Geruch
der Unwissenschaftlichkeit oder ideologiebedingten Unwahrhaftigkeit geriet.
Ein Verteidiger der Einheit Jesajas, William Henry Cobb, äußerte vor einem Jahrhundert in seinem Artikel „On Integrating the Book of Isaiah“21
die Ansicht, daß der Prozeß der Reintegration des Jesajabuches lange dauern
wird, vielleicht 100 Jahre, nachdem ja auch der Prozeß der Aufteilung des
Werkes seine Zeit gefordert hatte. Einerseits durchschaute Cobb schon damals die mangelnde Stichhaltigkeit von Stilargumenten22, andererseits verband Cobb seine Argumentation für die Einheit Jesajas etwa mit Sachkritik
an der zeitlichen Darstellung der Hiskiareformen durch die Chronik, oder er
erklärte die Erwähnung von Cyrus in Jes 44,28 und 45,1 zur Glosse.23
20 Ebd., S. 408. Damit gelangt Delitzsch im wesentlichen bei der von ihm schon in
der 3. Aufl. vorgestellten Sicht (S. 411, Fußnote 1) von Klostermann an, die er
dort als „vermittelndes Ergebnis“ bezeichnet. Siehe: Klostermann, Aug., Jesaja
Cap. 40-66. Eine Bitte um Hülfe in großer Noth, Zeitschrift für luth. Theologie,
37 (1876) S. 1-60. Derselbe Ansatz findet sich auch in La Sor, W.S.; Hubbard,
D.A.; Bush, F.W., Old Testament Survey, Grand Rapids: 1989, S. 375ff. Ähnlich
auch in der deutschen Bearbeitung: La Sor, W. S.; Hubbard, D. A.; Bush, F. W.,
Das Alte Testament, Entstehung - Geschichte - Botschaft, Helmuth Egelkraut
<Übersetzer & Hg.>, Giessen: 1989, S. 442ff.
21 Cobb, William Henry, On Integrating the Book of Isaiah, Journal of Biblical
Literature, 1901 (20) S. 77-100, siehe S. 77-78. Vgl. auch ders., The Integrity of
the Book of Isaiah, Bibliotheca Sacra, 1882 (39) S. 519-554 und ders., Where
was Isaiah XL-LXVI written?, Journal of Biblical Literature, 1908 (27) S. 48-64.
22 Ebd., S. 92. Vgl. zur heutigen Lage La Sor / Hubbard / Bush, o.c., S. 373: „All
scholars admit that any argument based on style is precarious.“
23 Cobb, On Integrating..., S. 83 und 90. Auch ein weiterer wichtiger moderner
Vertreter der Einheit Jesajas, R.K. Harrison favorisiert die „Glossenlösung“ der
Cyrus-Frage, Introduction, o.c., S. 794. Zur Cyrusweissagung siehe auch G. Ch.
Aalders, Cyrus in Jesaja 40-66 (ohne Orts- und Zeitangabe).
40
Im deutschen Sprachbereich sind Wilhelm Möller und sein Sohn Hans
Möller als Vertreter der Einheit Jesajas zu erwähnen24, im anglophonen
Sprachbereich werden häufig E.J. Young25 und O.T. Allis26 in einem
Atemzug genannt.
Das Buch von O.T. Allis ist besonders erwähnenswert wegen seiner Untersuchung zur Cyrusprophetie in Zusammenhang mit dem vorhersagenden
Element biblischer Prophetie. In den ersten Abschnitten seines Buches27
weist Allis darauf hin, daß in dem historisch-kritischen Verständnis von
Prophetie ein Antisupranaturalismus vorherrscht, der entweder das vorhersagende Element biblischer Prophetie leugnet oder es auf ein Minimum reduziert. Demgegenüber schließe aber das wirklich biblische Verständnis von
Prophetie das vorhersagende Element maßgeblich mit ein, und zwar nicht
als Randphänomen, sondern ganz zentral. Gerade im Buche Jesaja diene die
Erfüllung der Prophetie zum Erweis der göttlichen Sendung des Propheten
und damit auch der Gottheit Gottes, der Überlegenheit Jahwes über alle
Götzen. In einer detaillierten Analyse von Jes 44,24-28 weist Allis darauf
hin, daß diese Verse strukturell auf eine Klimax hin aufgebaut sind, die
genau in der Erwähnung des Namens Cyrus und seiner Aufgabe, den
Wiederaufbau des Tempels zu gewähren, liegt. Die Struktur sei von den drei
24 Möller, W., Die Einheit des Jesajabuches, eine Forderung des Glaubens und der
Wissenschaft, Nach dem Gesetz und Zeugnis, 1935 (35), S. 206-217; Möller,
Wilhelm; Möller, Grete; Möller, Hans, Einleitung in das Alte Testament ,
Zwickau: 1934, S. 96-107; Möller, Hans, Alttestamentliche Bibelkunde, Berlin:
1986, S. 202-225. Vgl. auch den jüngst erschienenen Beitrag von Claus-Dieter
Stoll, „Umstrittene Verfasserschaft am Beispiel des Jesaja-Buches“ in „Dein
Wort ist die Wahrheit: Festschrift für Gerhard Maier; Beiträge zu einer
schriftgemäßen Theologie“, Hahn, Eberhard u.a. <ed>, Wuppertal: 1997, S. 165187. Stoll vertritt, daß nicht die Faktenlage selbst die Vorherrschaft der
kritischen Teilungshypothesen herbeigeführt habe, sondern daß das Ergebnis
jedes Forschers „mit persönlichen Vorentscheidungen“ zusammenhängt. Nach
Stolls Sicht der Fakten gibt es einiges, was für die Einheit des Jesajabuches und
seine Herkunft von dem gleichnamigen Propheten spricht.
25 Young, E. J., Studies in Isaiah, Grand Rapids, Mi: 1954; idem, Who Wrote
Isaiah?, Grand Rapids: 1958, idem, The Book of Isaiah, I: Ch. 1-18, II: Ch. 19-39,
III: Ch. 40-66, NICOT, Grand Rapids: 1965, 1969, 1972; idem, An introduction to
the Old Testament, Grand Rapids: 1977. Vgl. auch W.A. Wordsworth, En-Roeh.
The Prophecies of Isaiah, Edinburgh: 1939 und G.L. Archer, A Survey of Old
Testament Introduction, Chicago: 1974.
26 Allis, O. T., The Unity of Isaiah, Philadelphia: 1950.
27 Allis, O. T., The Unity of Isaiah, London: 1951, S. 1-38.
41
Zeitdimensionen „entfernte Vergangenheit“, „Gegenwart“ und „ferne Zukunft“ geprägt, wobei die Cyrusweissagung zur fernen Zukunft gehört. So
verstanden sei die Erwähnung des Cyrus kein Argument für die Aufteilung
des Jesajabuches mehr, sondern sie würde im Gegenteil die Einheit des
Buches und seine Abfassung durch Jesaja unterstützen.28
Ein weiterer bemerkenswerter englischsprachiger Vertreter der Einheit
Jesajas, der sich mehrfach29 zu dieser Thematik geäußert hat, ist J. Barton
Payne. Von Interesse in unserem Zusammenhang ist sein Artikel „The
Unity of Isaiah: Evidence from chapters 36-39“ aus dem Jahre 1963.
Unter der Überschrift „1. Conditioning Factors in Evangelicalism’s
Approach to Isaiah 36-39“ stellt Payne fest, daß liberale und konservative
Schreiber angesichts der parallelen Kapitel Jes 36-39 und 2 Kg 18-20
gegensätzliche Ergebnisse aufgrund ihrer unterschiedlichen Methodologien
erreichen. Er stellt dabei fünf Prinzipien bibeltreuer Forscher fest: a. Sie
erkennen mehrere Verfasser an, wenn dies ausdrücklich im Text festgestellt
wird (z.B. Spr. 1,1; 10,1; 25,1; Jer 51,64). b. Sie gehen von der Zuverlässigkeit auch des Werkes der Chronik aus. c. Sie wissen um die mangelnde Möglichkeit, allein aufgrund von literarischen Vergleichen (besonders in
bezug auf Jes. 36-39 und 2.Kg. 18-20) zu einer eindeutigen Schlußfolgerung
zu gelangen. d. Sie erkennen die geschichtliche Glaubwürdigkeit der Kontexte der zitierten Reden an und auch e. die Inspiration der biblischen Kompilatoren ( S. 50-51).
Im zweiten Kapitel „The Significance of Chapters 36-39 with the Book of
Isaiah“ vertritt Payne, daß die Neuorientierung innerhalb des Jesajabuches
28 Ebd., S. 78-80. Auf Allis baut J.C. Whitcomb, Jr., „Cyrus in the Prophecies of
Isaiah“ auf, in: The Law and the Prophets, Festschrift: O. T. Allis, Skilton, J. H .
<ed>, Nutley, NJ: 1974, S. 388-401. Vgl. auch R.E. Manahan, The Cyrus
Notations of Deutero-Isaiah, Grace Journal, 1970 (11) 2 S. 22-33 und J.H.
Thomas, The Authorship of the Book of Isaiah, Abilene TX, Restoration
Quarterly, 1967, S. 46-55. Robert Vasholz vertritt in seinem Artikel „Isaiah
versus ‘The Gods’: a Case for Unity“, Westminster Theological Journal, 1980
(42) S. 389-94, daß es lächerlich wäre, wenn Jes 40-48 nur vaticinia ex eventu
verkünden würden, diese Kapitel wären dann angesichts der wiederholten
Betonung der echten Vorhersage von Ereignissen ein echter Selbstwiderspruch in
sich. Gerade die Cyrusweissagung als lange vorhergesagte Prophetie diene zum
Erweis der Überlegenheit Jahwes über alle Götzen.
29 Payne, J. B., The Unity of Isaiah: Evidence from chapters 36-39, BEvTSoc, 1963,
(6) S. 50-56; ders., The Effect of Sennacherib’s Anticipated Destruction in
Isaianic Prophecy, Westminster Theological Journal, 1971s (34), 22-38; ders.,
Encyclopedia of Biblical Prophecy, edition no. 2, Grand Rapids, Michigan: 1982.
42
hin zur Gnade nicht erst in Kap. 40, sondern schon in 36-39 einsetzt: „It
cannot be denied moreover, that 36-39 (except for the threat in 39:6-7) does
exhibit a changed prophetic attitude, shifting from Judah’s condemnation to
its acceptance by God, with comfort for the ravished people and encouragement for Hezekiah the king, thereby ‘locking’ closely with the messsage of
chapters 40ff.“ Vgl. zu den Städten Judas 36,1 mit 40,9; 44,26; zu Gottes
Fürsorge für Jerusalems Mauern 37,33.35 mit 49,16; 62,6; zur Verheißung
der Errettung Zions 36,15; 37,22 mit 40,9; 41,27.
Payne bedenkt in Zusammenhang mit Jes 36-39 auch Jesajas literarische
Absicht: Jes 37,38 beinhalte, jesajanische Verfasserschaft vorausgesetzt, daß
Jesaja nicht nur bis 701, sondern mindestens bis zum Tod Sanheribs 681 v.
Chr. gelebt habe. Das gäbe ihm genügend Zeit, bis zur Abfassung von Jes
36-39 auch die Schriftwerdung der anderen nach 701 empfangenen
Prophezeiungen zu planen. So gesehen, entspreche die Ankündigung der
babylonischen Gefangenschaft in 39,6-7 nicht nur der in 43,14; 45,13; 48,20
ausgesprochenen Erlösung aus derselben, sondern das Kap. 39 gehöre
kontextmäßig zu einem Weissagungskomplex mit der in Kap. 44
ausgesprochenen Cyrusweissagung. Jes 40-66 sei eben nicht von einem
babylonischen 6. Jhd. v.Chr. Standpunkt aus zu verstehen, sondern von
einem im 8. Jhd. v.Chr. prophetisch verankerten aus ( S. 52-53).30 Vieles in
40-66 könne sich nicht auf Babylon beziehen, 52,3-6 scheine einen direkten
Hinweis auf eine Erlösung aus assyrischer Gefangenschaft zu geben. Die
Abweichung in 36-39 von einer chronologischen Ordnung, so daß 38-39 im
Jesajabuch 40ff vorbereiten, obwohl sie zeitlich vor 36-37 liegen, sei dem
Ursprung nach der prophetischen Quelle zuzuschreiben, nicht 2. Kg. Das
spreche für einen jesajanischen Ursprung sowohl von 36-39 als auch von
40ff (p. 54).31 Im dritten Kapitel zeigt Payne die „Relationships between
Isaiah 36-39 and Isaiah 40-48“ auf, die er in a. literarischen Entsprechungen
sieht, in b. kultischen Zusammenhängen und in c. parallelen Vorstellungen.
Einen sehr guten Überblick über die Entwicklung der Jesajafrage innerhalb
der katholischen Exegese bis in die fünfziger Jahre gibt S.Gozzo in „De
30 Diesen Gedanken hat Payne später in einer Serie von drei Artikeln weiter
ausgeführt: Payne, J.B., Eighth Century Israelitish Background of Isaiah 40-66,
parts I-III, Westminster Theological Journal, 29 (1967) S. 179-90; 30 (1968) S.
50-58; 185-203.
31 Hier fußt Payne auf E.J. Young, Who Wrote Isaiah?, Grand Rapids: 1958, S. 3540.
43
catholicorum sententia circa authenticitatem Is 40-66 inde ab anno 1908“.32
Gozzo stellt darin fest (p. 375), daß bis zum Jahre 1937 kein größeres
katholisches Werk außer denen von Fischer 33 und Feldmann 34 für
Deuterojesaja oder Tritojesaja votiert hat. In der Folgezeit hätten sich diese
Teilungshypothesen allerdings stärker auch in der katholischen Exegese
verbreitet.35 Gozzos eigene Ansicht läßt sich kurz wie folgt skizzieren: Ein
Schüler Jesajas hätte die Prophezeiungen des Jesaja geordnet und herausgegeben und dabei seinem Meister gegenüber so treu sein wollen, daß sein
eigener Name da nicht hingehörte.36 Ende des siebten Jahrhunderts galt darum das Buch als das von Jesaja. Im sechsten und fünften Jahrhundert mag
es noch kleinere Zusätze gegeben haben.37 Auch für Gozzo ist dabei Jes
39,5ff ein Schlüssel zum Verständnis des ganzen Buches, insbesondere
durch die Tatsache, daß schon dem Propheten Jesaja im ausgehenden achten
Jahrhundert das zukünftige babylonische Exil Judas prophetisch geoffenbart
wurde.38
Einer der herausragendsten Vertreter der Einheit Jesajas in der jüdischen
Exegese ist Aaron Kaminka.39 In einem Artikel40 über die Entwicklung der
32 Antonianum, 1957 (32) S. 269-410. Vgl. auch S.M. Gozzo, La dottrina teologica
del libro di Isaia. Studio critico-esegetico, Biblioth. Pont. Athenaei Antoniani 11,
Rom: 1962. Joseph Knabenbauer (Erklärung des Propheten Isaias, Freiburg:
1881) geißelt zu recht als eigentlichen Hauptgrund der Aufteilung die
dogmatische Überzeugung: „eine wahre Prophezeiung ist ein Unding“ (p. 30).
33 Fischer, Johann, Das Buch Isaias, Bonn, 2 Bände, 1937-39; idem, Isaias 40-55
und die Perikopen vom Gottesknecht, Münster, Alttestamentliche Abhandlungen,
VI, 4-5, (1916) 45ss.
34 Feldmann, Franz, Das Buch Isaias, Exegetisches Handbuch zum Alten
Testament, 2 Bände, Münster: 1925-1926.
35 Siehe auch Hans-Winfried Jünglings Darstellung in Erich Zenger et alii,
Einleitung in das Alte Testament, 3., neu bearb. und erw. Aufl., Stuttgart: 1998,
S. 381-404.
36 Gozzo, De Catholicorum Sententia..., o.c., S. 409.
37 Ebd., S. 410.
38 Ebd., S. 406.
39 Radday stellt fest (Unity of Isaiah, o.c., S. 12.): „The boldest and outspoken
champion of the unity of the whole Book of Isaiah is Kaminka.“ Auch Joseph
Carlebach, Die drei grossen Propheten, Jesajas, Jirmija und Jecheskel, Frankfurt
a.M.: 1932, setzt sich für die Einheit Jesajas ein.
40 A. Kaminka, Le développement des idées du prophète Isaïe et l’unité de son
livre, Revue des Etudes Juives 1925 (80) S. 42-59, 131-169. Vgl. auch
A. Kaminka, Mehqarim ba-Miqra uva-Talmud uva-Sifrut ha-rabbanit, I, Tel Aviv:
1935.
44
Ideen des Jesaja auf dem Hintergrund der Religions- und Sprachgeschichte
des Alten Testamentes plädiert Kaminka für die Einheit des Buches. Für ihn
ist die Hypothese von Deuterojesaja als einem großen Unbekannten äußerst
unwahrscheinlich. Außerdem mache die Entwicklung der hebräischen
Sprache und Religion seit Hesekiel die exilisch-nachexilische Ansetzung
von Jes 40-66 unmöglich. Die Visionen und Ideen des Jesaja passen viel
besser in die traditionell ihm zugewiesene Zeit, wobei er beeinflußt worden
sei von Mose (insbesondere Dt. 32), alten Psalmen und anderen Schriftpropheten des achten Jahrhunderts. Gerade auch in der Entwicklung der
theologischen Konzepte und prophetisch erwarteten Gestalten wie dem
Messias als Sohn Davids und dem leidenden Hirten versucht Kaminka dies
aufzuzeigen.41 Außerdem könne man sehen, daß Jeremia und andere vorexilische Propheten den zweiten Teil des Jesajabuches sehr gut kannten.
Schließlich liefert Kaminka eine detaillierte, wenn auch nach eigenen
Angaben bei weitem nicht komplette Liste, welche die Gemeinsamkeiten der
zwei Teile des Jesajabuches aufzeigt. Angesichts der langen Zeit der
Wirksamkeit des Propheten und der großen Themenvariationen innerhalb
des Jesajabuches sei es nicht verwunderlich, daß es gewisse Unterschiedlichkeiten im Stil gebe, aber die Gemeinsamkeitenbänden das Buch so fest
zusammen, daß die Teilungstheorien unwahrscheinlich würden.
Ein weiterer jüdischer Autor, Rachel Margalioth, hat den wahrscheinlich
gründlichsten Sprachbeweis42 geliefert, um die Einheit beider Teile des Jesajabuches (1-39 und 40-66) aufzuzeigen. Sie ist sich im Klaren darüber, daß
spätere Verfasser den Stil der früheren bewußt nachahmen oder einfach
unbewußt von ihnen beeinflußt sein können. Sie gesteht zu, daß Ähnlichkeit
im Stil- und Sprachgebrauch keine Einheit des Verfassers per se beweisen
muß. Aber für sie sind die Parallelen, Ähnlichkeiten, ja Einzigartigkeiten im
Sprachgebrauch so zahlreich und vielschichtig, daß sie zu der Schlußfolgerung der Einheit des Buches und des Verfassers gelangt: „Our purpose
41 In diesem Zusammenhang vertritt Kaminka die Theorie, daß die Erwähnung des
Cyrus in 44,28 und 45,1 eine spätere Glosse sei (Le developpement des idees,
o.c., S. 150-151).
42 Rachel Margalioth, The Indivisible Isaiah, New York: 1964. Sie würdigt
ausdrücklich das Werk Kaminkas: „But the hero in this war against the critics is
doubtless Dr. Aaron Kaminka, who championed the unity of the book in many
articles and researches“ (p. 30).
45
in the present book is not only to point to similarity in style, but to prove that
this similarity cannot be ascribed but to a single brain.“43
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß auch nach dem großen kritischen
Durchbruch im letzten Jahrhundert immer eine Gruppe von Forschern
bestanden hat, welche die Einheit des Jesajabuches und seine substantielle
Herkunft von Jesaja verteidigt hat. Dies geschah genau in den Argumentationsbereichen (1. Geschichte, 2. Sprache und Stil44, 3. Theologie), in
denen die Einheit angefochten worden war. Dabei spielte das jeweilige unterschiedliche Verständnis der Prophetie eine fundamentale Rolle.
2.2 Die Beantwortung der Frage nach der Einheit auf dem Wege computergestützter sprachstatistischer Untersuchungen
Wir hatten oben schon festgestellt, daß ein wichtiger Argumentationskreis
für die Aufteilung des Jesajabuches mit Sprach- und Stilbeobachtungen der
angenommenen unterschiedlichen Verfasser operierte. Mit Aufkommen der
Computertechnologie bot sich an, die komplexen Berechnungsmöglichkeiten des Computers zu nutzen, um statistische Stiluntersuchungen zu
betreiben, um aus der Subjektivität der Stilbeurteilungen herauszukommen.
2.2.1 Asa Kasher
hat sich in seinem Artikel „The Book of Isaiah. Characterization of Authors by Morphological Data Processing“45 genau diesem Weg zugewandt, um die Verfasserschaftsfrage zu klären. Kasher hat dabei hauptsächlich mit der Morphologie des Verbums statistisch gearbeitet (nicht mit Satzlängen oder syntaktischen Tests): „Among Hebrew words the verbs have the
43 Ebd., S. 35. M.E. ist der Gründlichkeit ihrer Argumentation bis heute noch nicht
wirklich begegnet worden. Vertreter der Teilung verweisen in der Regel einfach
auf ihr Buch, wenn sie es überhaupt erwähnen, und begnügen sich höchstens mit
ein paar grundsätzlichen Erwägungen, warum diese Argumentation nicht
stichhaltig sein muß. Auch der gegenwärtige Verfasser war bei seinem vielfältigen Studium des hebräischen Textes beeindruckt von der Fülle der sprachlichen Querverflochtenheit durch alle 66 Kapitel.
44 Eine Dissertation, welche in diesem Bereich auch für die Einheit argumentiert,
hat Stephen R. Miller vorgelegt: „The literary style of the Book of Isaiah and the
unity question“ (Mid-America Theol. Sem., 1982).
45 Kasher, A., The Book of Isaiah. Characterization of Authors by Morphological
Data Processing, Liège, Rev. de l’Organ. internat. pour l’Étude des Langues anci.
par Ordinateur, 3 (1972), S. 1-62
46
richest structure and that is why they were chosen for our stylistic examinations.“46 Die Ergebnisse faßt Kasher so zusammen:
„a) Detailed statistical examination has shown that the Book of Isaiah is
not a stylistically homogeneous work. On the basis of certain stylistic
elements it may be divided into three parts: (1) chapters 1-37,47 (2) chapters 40-55, and (3) chapters 56-66. Each of the first two parts are stylistically more homogeneous - as regards the elements examined - than the
work as a whole. The third part is not stylistically homogeneous, with
some units showing the stylistic characteristics of the first part and other
leaning towards the second part.
b) By processing morphological data by statistical methods and pattern
recognition techniques it is possible to characterize the internal stylistic
structure of each part of the work under consideration so as to reveal
some slight stylistic divergences that may require explanation.“
Die Ergebnisse von Kasher konnte man damals (eine Kurzfassung war
schon 1969 auf der 5. „Israeli National Conference on data processing“ in
Jerusalem vorgetragen worden) als eine Bestätigung der Proto-, Deuteround Tritojesajatheorie auffassen (vgl. Kashers Verweis auf Duhms Theorie
in Fußnote 38).
2.2.2 Yehuda T. Radday
hat sich ebenfalls der computergestützten statistischen Verfasserschaftsanalyse des Jesajabuches gewidmet. Neben einigen anderen Einzelveröffentlichungen48 ist sein Werk „The Unity of Isaiah in the Light of Statistical
46 Ebd., S. 15.
47 Kasher hat Kap. 38-39 als „prose sections“ von der Untersuchung
ausgeklammert, o.c., S. 16.
48 Radday, Y. T.; Shor, C., סימנו של מחבר בס' ישעיהו- ( ה' היידועDer Artikel als
Merkmal des Verfassers des Jesajabuches), Balsanut Simmusit, 2 (1979), S. 7798: Der Gebrauch des Artikels spreche für einen wahrnehmbaren Wechsel in der
Verfasserschaft vor Kap. 13 und Kap. 40.
Radday, Y. T., Isaiah’s War Vocabulary, Christian News from Israel, 23 (1973),
S. 158-63; idem, An Analytical Linguistic Concordance to the Book of Isaiah, The
Computer Bible, 2, Missoula, MT: 1972; idem, Isaias propheta et rationaria
electronica (Hebr.), Ha’universita, 17 (1971s), H.1, 42-49; idem, Isaiah and the
Computer: A Preliminary Report, Computers and the Humanities, 5 (1970), H. 2,
S. 65-73; idem, Test in Word Frequency in Is (by computer) (Hebr.), Bêt miqrâ’,
15 (1970), H. 3, S. 313-22; idem, Vocabulary Eccentricity and the Unity of Isaiah
(Hebr.), Tarbiz, 39 (1969s), H. 4, S. 323-41; idem, Sum.: Studies in Statistical
Linguistics in Isaiah (Hebr.), Diss., Jerusalem, 1968s. Vgl. auch: Almagor, R., On
the Unity of the Book of Isaiah in the Light of Papers by Y. T. Radday (Hebr.),
47
Linguistics“ die wesentliche Zusammenfassung seiner Forschungsergebnisse. 49 Radday untersuchte statistisch Satz- und Wortlängen, Partikel,
Kriegsvokabular, die häufigsten Worte und andere statistisch wahrnehmbare
Phänomene im ganzen Buch und seinen Teilen (ausgenommen allerdings
Kapitelüberschriften und Narrativtexte, also auch Jes 36-39!)50 und stellte
diese Beobachtungen in Zusammenhang mit der Frage, ob das Buch einen
oder wahrscheinlich mehrere Verfasser hat.
Da das Jesajabuch als Gegenstand seiner Untersuchungen ein prophetisches Buch ist, äußert er sich auch zu seinem Verständnis von Prophetie,
z.B. mit den Worten: „After all, the prophets have never foretold what was
inevitably going to happen, but what was bound to come unless the people
mended their ways.“51
Radday stellt verschiedene Methoden vor, einen Verfasser statistisch zu
erfassen, z.B.: „Estoup-Zipf have established their famous formula r x f = c,
where r stands for the rank of a word in the frequency list, f for its frequency
and c for the constant value.“52
Oder: „The proportion V/N (where V signifies the number of different
words and N the total size of the text in terms of words) will slowly fluctuate
between 1 and 0.“53 Die Vorgehensweise wäre dann, „to calculate the deviation from the norm both in the authentic and the disputed writings of the
author“.54 Besonders wichtig ist dabei der Gedanke, daß bestimmte Bereiche
des Sprachverhaltens eines Verfassers von ihm selbst nicht bewußt kontrolliert werden und somit unbewußte „Fingerabdrücke“ im Text sind, die
helfen könnten, ihn zu identifizieren oder von anderen zu unterscheiden.
Radday ist sich dieser sprachphilosophischen Voraussetzung seiner statistischen Sprachanalyse bewußt und gesteht auch offen, daß er hier von den
Voraussetzungen anderer Schulen abweicht:
Lesonenu, 36 (1971) H. 1, S. 51-66.
49 Radday, Y. T., The Unity of Isaiah in the Light of Statistical Linguistics,
Hildesheim: 1973.
50 Es ist ein interessantes Phänomen, daß sowohl Kasher (Jes 38-39) als auch
Radday (Jes 36-39) Teile oder das Ganze von Jes 36-39 exkludiert haben.
51 Ebd., S. 16.
52 Radday, o.c., S. 34.
53 Ebd., S. 37. Für den gesamten Jesaja betragen die Werte nach Raddays Angaben:
N=15806 (S.54), V=7440 (S.61).
54 Ebd., S. 39-40.
48
„The linguist of the structural school, esp. of its recent developments, will
of course have sensed that the discussion has so far disregarded most of
its achievements and avoided mentioning both the Linguist Circle of Prag
(Jakobson) and the concepts introduced into modern linguistics by,
among others, Martinet. The main reason for this omission is that these
schools do not fully agree with one of the basic ideas of the present study,
namely, what in language should be conceived of as chance and what as
choice. The term ‘involuntary’ has no place in the glossary of these latest
trends in linguistic ... The same applies to the theories of Chomsky.“55
Seine Ergebnisse faßt er selber so zusammen:
„(a) The book is composed of two different parts, i.e. chaps. 1-35 and
chaps. 40-66:
(b) The most dissimilar parts are chaps. 1-12 and chaps. 40-48. Since
Isaiah ben Amoz was beyond any doubt the author of the first, he cannot
have written the latter.
(c) Chaps. 13-23 must be ascribed with a very high degree of probability
to the author of chaps. 1-12, namely to Isaiah himself.
(d) Chaps. 49-57 and 58-66 display so many affinities with each other
and so few with the rest of the book that one has to attribute them to yet
another prophet.
(e) As to chaps. 23-35 the verdict is inconclusive, but they belong in any
case to the first part of the book...
Whether or not our five conclusions are correct will be possible to
ascertain only after statistical linguistics in general, and in Hebrew and in
the Hebrew Bible in particular, have progressed much further.“56
Radday spricht sich also von der Sprachstatistik her gegen eine einheitliche
Abfassung Jesajas aus, so daß seine Untersuchung scheinbar die Teilungshypothesen stützt. Aber das auch nur auf den ersten Blick, denn Radday
spricht sich für einen Verfasser von Jes 49-66 aus, der von dem Verfasser
von 40-48 und auch 1-35 unterschieden werden soll. 57 Ebenso ist sein
Ergebnis, Jes 1-12 und 13-23 sei von demselben Verfasser, nämlich Jesaja,
dem Sohn des Amoz, ungewöhnlich für die Teilungshypothesen.
A.Q. Morton vom Department of Computer Science, University of
Edinburgh, hat in einer Besprechung zu Raddays Buch grundsätzlich die
55 Radday, o.c., S. 47.
56 Ebd., S. 274-277.
57 Siehe hierzu auch M. Kugele, Deuterojesaja und Computer, Bibel und Gemeinde,
70/3, S. 320 und die Nachschrift der Redaktion ebendort S. 321-322.
49
Forschungsarbeit von Radday begrüßt: „From now on Old Testament studies
in general and the study of Isaiah in particular stand on new ground.“58
Kritik äußert Morton nur in dreierlei Hinsicht: Erstens sei das dem Untersuchenden zur Verfügung stehende Material begrenzt gewesen. Jeder Verfasserschaftstest müsse in seiner Aussagekraft anhand von einer größeren
Bandbreite hebräischer Texte geprüft werden, damit nicht etwa eine
Änderung der literarischen Form oder ein Wechsel des besprochenen
Gegenstandes fälschlicherweise mit einem Wechsel in der Verfasserschaft
verwechselt wird. Zweitens bemerkt Morton über Raddays Anwendung
stylometrischer Tests, „that in many cases the author has something less
than a complete knowledge of the origin and development of the tests which
he employs.“59 Drittens müsse Radday nicht nur mit dem zu untersuchenden
Text beginnen, sondern auch damit enden, indem er durch einzelne Beispiele aus dem Text veranschaulicht, wie die verschiedenen Autoren dieses Textes vergleichbare Passagen schreiben.
2.2.3 Larry La Mar Adams
hat eine noch etwas grundsätzlichere Kritik zu Raddays Arbeit geäußert.
Adams reagierte in einem Leserbrief auf die Veröffentlichung von Mortons
Buchbesprechung.60 Radday habe irreführende methodische Vorgehensweisen eingesetzt: „Differences in usage of literary elements found in a text
are not necessarily an indication of differences in authorship, unless interauthorship parameters have been compared to intra-authorship parameters
to establish critical levels of variation.“61 Adams hinterfragt nicht, daß
statistische Stilunterschiede gefunden wurden, aber ob diese den Schluß auf
einen anderen Autoren zulassen bzw. notwendig machen. Insbesondere
seien Satzlängenuntersuchungen zur Bestimmung eines Verfassers äußerst
58 A.Q. Morton, Review of „The Unity of Isaiah in the Light of Statistical
Linguistics“ by Y.T. Radday, in ALLC Bulletin Vol. 2 (1974), No. 1, S. 101-103.
59 Ebd., S. 102.
60 Adams, Larry La Mar, Answer to Morton’s Review of „The Unity of Isaiah in the
Light of Statistical Linguistics“ by Y.T. Radday, Assoc. for Lit. and Ling.
Computing Bulletin, 2, 2, Summer, 85-87, 1974. Vgl. die Veröffentlichungen von
Adams zur Thematik: Adams, L. L., A Statistical Analysis of the Book of Isaiah
in Relation to the Isaiah Problem, Dissertation, Brigham Young University, 1972.
Ders., Statistical Style Analysis of the Book of Isaiah - Problem of Authorship,
Osprey FL, Computers and the Humanities, 7 (1972), S. 120.
61 Adams, Answer to Morton’s Review, S. 86.
50
zweifelhaft. In seinem Aufsatz „Selection of Appropriate Methods for Style
Analysis in Relation to the Isaiah Problem“62 zeigt Adams die Vorgehensweise auf, die er für angemessen erachtet. Er geht den Weg, für das Hebräische die „function prefixes“ als beste Möglichkeit zur Stilanalyse einzusetzen (insbesondere: כ,מ,ב,ל,ש,ה, וund Kombinationen dieser Präfixe miteinander).63 Adams untersuchte in den verschiedenen Phasen seiner Arbeit
sowohl Unterschiede zwischen Texten (inter-text variation) als auch
innerhalb von Texten (intra-text variation). Das erste waren Vergleiche von
Jesajatexten mit herangezogenen Texten anderer Bücher (Am., Jer., Hes.,
Mi., Hab., Sach., Dan., Esra, Mal., Neh.)64, das zweite Untersuchungen
dieser Stilphänomene innerhalb von Jesaja und innerhalb der Kontrolltexte
der anderen Bücher. Das Ergebnis von Adams lautet:
„Statistical compari-sons of intra-text with inter-text variation indicated
that a high degree of similarity in authorship style exists throughout the
Book of Isaiah. In fact, there was even greater intra-text similarity in the
Book of Isaiah than in the control texts examined.“
Somit kommt Adams auf seinem Wege zu einem völlig anderen Ergebnis als
Kasher oder Radday. Da der gegenwärtige Verfasser in dem Bereich der
computergestützten linguistisch-sprachstatistischen Verfasserschaftsanalyse
die für ein Urteil notwendige fachmännische Kompetenz nicht besitzt,
möchte er sich lieber eines solchen enthalten. Abschließend bemerkenswert
ist aber auf jeden Fall die sowohl von Radday als auch von Morton eingeräumte Vorläufigkeit der Ergebnisse, bis die statistische Linguistik im allgemeinen und besonders auch im Hebräischen größere Fortschritte gemacht hat.65
2.3 Die jüngere Suche nach der Einheit Jesajas
2.3.1 Anfängliche Versuche auf dem Hintergrund der Teilungshypothesen,
die Einheit zu erklären.
62 Hebrew Computational Linguistics, 7 (1973), S. 73-88.
63 Ebd., S. 77.
64 Ebd., S. 76-77.
65 Zur konkordanzmäßigen Nutzung der Computertechnologie in Zusammenhang
mit dem Jesajabuch vgl. die Werke: Talstra, E.; Postma, F.; Zwet, H. A. van,
Deuterojesaja. Proeve van automatische tekstverwerking ten dienste van de
exegese, Informatika, Amsterdam: 1980. Bastiaens, Jean al., Trito-Isaiah; an
exhaustive computer-assisted concordance of Isa. 56-66, especially with reference
to Deutero-Isaiah, Application 4, Amsterdam: 1984.
51
Mit dem Beginn der Aufteilung des Jesajabuches war auch eigentlich sogleich die Aufgabe verbunden, erklären zu müssen, wie es geschichtlich zu
dem einen Buch kommen konnte, wenn es doch angeblich mehrere Verfasser gehabt hatte und aus mehreren Teilen bestand. Zur Erklärung wurden
Zufälle herangezogen, Textverbindungen aufgrund von Stichworten, Jesajaschüler und angenommene Redaktionen. Bei dem ersten kritischen Durchbruch der Teilungshypothesen gab es eine Reihe von Theorien einer mehr
zufälligen Zusammenfügung der Teile. Man denke etwa an Eichhorns
Theorie von vier prophetischen Buchrollen, wobei die Jesajarolle zum Sammelsurium aller „übrigen noch vorräthigen Orakel“ wurde, „deren Verfasser
den Ordnern des A.T. nicht namentlich bekannt waren“ (s.o. unter 1.3.5).
Oder an den Gedanken, daß Jes 40-66 anonym gewesen sei, und zufällig,
etwa weil noch Platz war, auf der Rolle hinter Jes 1-39 zu stehen gekommen
und danach nicht mehr als eigenes Buch erkannt worden sei.66 Eine weitere
Zufallserklärung war die angenommene Namensgleichheit von Jesaja ben
Amoz und „Deuterojesaja“.67 Zu Recht sind diese Zufallstheorien heute
praktisch völlig aufgegeben.68
Dabei erscheint es, daß es damals leichter war, das Jesajabuch aufzuteilen, als es zusammenzusetzen. Entsprechend schrieb Cornill in der Einleitung zu seinem Artikel „Die Composition des Buches Jesaja“ noch im
Jahre 1884, daß er der erste sei, der nach der Analyse das Problem der
Synthese des Jesajabuches wirklich aufwerfe und behandle.69 Dabei konstatierte er: „Nächst den mittleren Büchern des Pentateuchs ist es kein alttestamentliches Buch, welches, als Ganzes betrachtet, einen so chaotischen
Eindruck hervorruft, als Jes 1-39.“70 Die Ordnung, die er dennoch findet,
erklärt er redaktionsgeschichtlich: Der Redaktor, der die Bücher Jeremias
und Ezechiels schon gekannt habe, habe die Absicht gehabt, „die Weissagungen des Buches Jesaja chronologisch zu ordnen“ und hätte dabei die
Stücke, welche er nicht zeitlich einzuordnen vermochte, als Prolog an den
Anfang gestellt, darum stehe z.B. die Berufungsvision erst in Kap. 6. Zwei66 So etwa noch in diesem Jahrhundert Pfeiffer, R.H., Introduction to the Old
Testament, New York: 1953, S. 447-448.
67 So Cornill, C. H., Die Composition des Buches Jesaja, Zeitschrift für die
alttestamentliche Wissenschaft, 1884 (4) S. 83-105, hier S. 104.
68 Vgl. Vermeylen, J., „L’unité du livre d’ Isaïe“ in idem <ed>, The Book of Isaiah,
Leuven: 1989, S. 11-53, hier besonders S. 13 und 27.
69 Ebd., S. 83.
70 So Cornill, C. H., Die Composition des Buches Jesaja, o.c., S. 84.
52
tens hätte der Redaktor innerhalb dieses „chronologischen Rahmens“ eine
Sachordnung nach Stichworten durchgeführt. Innerhalb dieses Aufbaus
seien Kap. 36-39 dem Königsbuche entnommen. Kap. 40-66 seien ebenfalls
nach dem Prinzip des Stichwortes an 1-39 angehängt worden, und zwar aufgrund der Erwähnung von Babel in 39,6-7, zusätzlich noch veranlaßt durch
die Namensgleichheit von Jesaja und dem postulierten Deuterojesaja.71
Duhms oben (1.3.7) skizzierte Sicht der Entstehung des Buches ist ein
Beispiel für eine recht komplizierte und langwierige Entstehungsgeschichte
mit mehreren Verfassern, Glossatoren, Redaktoren usw. Der späte Delitzsch
(siehe oben 2.1.4) kann einerseits trotz seiner Jesajaaufteilung immer noch
eine kunstvolle Struktur im Buchganzen erkennen und ist somit ein
Vorläufer entsprechender jüngerer Strukturbeobachtungen, und andererseits
ist er im Gefolge von Klostermann ein Vertreter für die Erklärung der
Bucheinheit durch einen Jesajaschüler. Diesen letzten Gedanken hat S.
Mowinckel im Sinne einer Jesajaschule in seinen Arbeiten zur Entstehung
des Buches weiterentwickelt. 72 Bei Mowinckel finden sich auch Beob71 Ebd., S. 101 und 103-104.
72 S. Mowinckel, Jesaja disiplene, Oslo: 1926; idem, Die Komposition des
deuterojesajanischen Buches, Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft,
1931 (49) S. 87-112, 242-260; idem, Die Komposition des Jesajabuches Kap. IXXXIX, AcOr 1933 (11), S. 267-292; idem, Jesaja, Oslo, Gyldendal, 1949. Vgl.
zu dem Gedanken einer Jesajaschule vor Mowinckel: Margoliouth, G., Isaiah and
Isaianic, The Expositor, 1910 (9) S. 525-529.
Andere Anhänger des Gedankes einer Jesajaschule nach Mowinckel sind u.a.:
Achtemeier, Elizabeth, The Community and Message of Isaiah 56-66; a
Theological Commentary, Minneapolis: 1982; Eaton, J.H., „The Isaiah
Tradition“, in: Israel’s Prophetic Tradition. Essays in Honor of Peter A. Ackroyd,
Hg. R. Coggins, A. Phillips, and M. Knibb, Cambridge: 1982, S. 58-76; idem,
The Origin of the Book of Isaiah, VT 1959 (9) S. 138-157; Hill, W., Book of
Isaiah, New Catholic Encyclope-dia, 1967 (7) S. 666-71; Holladay, William L.,
Isaiah: Scroll of a Prophetic Heritage, Grand Rapids: Eerdmans, 1978; Jones,
Douglas, The Traditio of the Oracles of Isaiah of Jerusalem, ZAW 67 (1955):
226-46; McKenzie, J.L., Second Isaiah. Introduction, Translation and Notes,
Anchor Bible 20. Garden City, NY: Doubleday, 1968; Schreiner, J., „Das Buch
Jesajanischer Schule“ in: Wort und Botschaft, J. Schreiner (Hg.), Würzburg:
1966, S. 143-62; Ziegler, J., Isaias, Würzburg: 1960.
Kritik an der Vorstellung, daß eine Jesajaschule für das Buch verantwortlich sei,
wurde u.a. geäußert von: Clements, R.E., Isaiah and the Deliverance of
Jerusalem, JSOT suppl. 13, Sheffield: 1980, S. 115; Fohrer, G., Das Buch Jesaja,
I: Kap. 1-23, Züricher Bibelkommentar. Zürich: 1960; Vermeylen, J., „L ‘unité
du Livre d’ Isaïe“ in: The Book of Isaiah, idem (Hg.), Leuven: 1989, S. 17;
53
achtungen zu Stichwortverknüpfungen wie bei Cornill.
2.3.2 Das neuerwachte Interesse an der Einheit des Jesajabuches und die
Stellung von Jes 36-39 in dem Zusammenhang.73
Beginnend etwa mit den 70er Jahren zeichnet sich eine verstärkte Suche
nach der Einheit des Jesajabuches ab. In der Regel wird dabei die historischkritische Aufteilung nicht hinterfragt. Es geht nicht um eine Verneinung der
„gesicherten Ergebnisse“ der historisch-kritischen Forschung, sondern
schlicht um einen Blickwechsel, um ein neues, verstärktes Interesse an der
Endgestalt, am Ganzen, und an seiner Struktur. Man kann die Bemühungen
in diesem Zusammenhang unter vier Hauptnennern zusammenfassen, wobei
sich die einzelnen Bereiche natürlich zum Teil überschneiden: 1. die Betonung der Endgestalt biblischer Bücher als Auslegungskontext, 2. redaktionskritische Erklärungen einigender Elemente, 3. zentrale verbindende Themen, 4. die Einheit unterstreichende Strukturbeobachtungen, 5. die Bedeutung von Jes 36-39 in diesem Zusammenhang. Die Reihenfolge der Darstellung ist im folgenden chronologisch, um der Entwicklung der Diskussion
besser folgen zu können.74 Wegen der großen Anzahl der Forscher und ihrer
Beiträge wird nicht bei jedem Aufsatz eine kritische Würdigung abgegeben
oder Stellungnahme bezogen. Stattdessen werden am Ende dieses Überblickes sich wiederholende Linien, Argumente und Voraussetzungen
aufgezeigt, die ausgewertet und kritisch gewürdigt werden.
Gewissermaßen ein Vorreiter der modernen Suche nach der Einheit
Jesajas ist Leon J. Liebreich mit seinen zwei Artikeln75 aus den 50er Jahren,
Wildberger, H., Jesaja, 3. Teilband: Jesaja 28-39, Biblischer Kommentar AT
10,3. Neukirchen: 1982, S. 1514-1516.
73 Einen guten Überblick über diesen Teil der Forschungsgeschichte bietet Ulrich
Berges, Das Buch Jesaja: Komposition und Endgestalt, Freiburg: 1998, auf den
Seiten 11-49.
74 Darum wird oft nach dem Namen eines Verfassers die Jahreszahl seines Beitrages in Klammern angegeben. Mitunter wird bei einem wichtigen Beitrag eines
Verfassers auf andere Beiträge in Fußnoten verwiesen, die einen Gedanken oder
Ansatz dieses Beitrages noch weiter ausführen, ohne daß die Aufsätze, auf die
verwiesen wird, noch einmal extra aufgeführt werden. Manche wichtigen
Beiträge, die sich spezieller auf Jes 36-39 beziehen, werden in folgenden
Kapiteln an gegebener Stelle behandelt.
75 Liebreich, Leon J., The Compilation of the Book of Isaiah, JQR, 1955/56 (46) S.
259-277 und 1956/57 (47) S. 114-138. Vgl. auch: Liebreich, L. J., The Position of
Ch. Six in the Book of Isaiah, HUCA, 1954 (25) S. 37-40.
54
in denen er zahlreiche Stichwortverknüpfungen und Anwendungen der
Stilfigur Inclusio aufzeigt und so zu folgendem Aufbau für Jes 1-39 und 4066 kommt:
Jes 1-39:
„IA
:
chaps.
Transition: chap.
IB:
:
chaps.
IIA
:
chaps.
Transition: chap.
IIB
:
chaps.
III
:
chaps.
IV
:
chaps.
Jes 40-6676
1-5;
│ I. Kap. 40-55
6;
│
A. Kap. 40-49
7-12;
│
B. Kap. 50-55
13-19;
│ II. Kap. 56-66
20;
│
21-27;
│
28-35; and│
36-39.“77 │
Dabei argumentiert Liebreich auch schon für eine Gesamtkomposition des
ganzen Buches: „A comparative study of the last chapter of the Book of
Isaiah (chap. 66) and the first (chap. 1) warrants the inference that the
position of chap. 66 at the end of the Book presupposes the unmistakable
intention and fixed determination to make the Book end in the same vein
with which it begins.“78
Anfang der 60er Jahre schlug dann William H. Brownlee79 vor, daß das
Jesajabuch das Produkt einer jesajanischen Schule sei, die ein zweibändiges
Werk jesajanischen Materials herausgeben wollte, wobei die zwei Hälften in
ihrem Aufbau einander entsprächen:
76 Liebreich, Compilation, o.c., S. 122-124.
77 Liebreich, Compilation, o.c., S. 263.
78 Liebreich, o.c., S. 276. Zu einer Parallele der konzentrischen Form zwischen Jes
66 und Jes 1,21-31 vgl. Edwin C. Webster, A rhetorical study of Isaiah 66,
Journal for the study of the Old Testament, 1986 (34) S. 106-107, Fußnote 15.
Zur Inklusio zwi-schen Jes 1,1-2,4 und Jes 65-66 siehe Holman, Jan, De
kernboodschap van Jesaja: Omvang et betekenis van de inclusie van Jes. 1-2,4
met 65-66, Tijdschrift voor Theologie, 1996 (36) S. 3-17.
79 Brownlee, W. H., The Literary Significance of the Bisection of Isaiah in the
Ancient Scroll of Isaiah from Qumran [1QIsa], ACIO 25 (Moscoviae 1960, ed
1962), I 431-37.
55
The Two Volumes of the Book of Isaiah:80
Volume I of Isaiah (Chapters 1-33)
I.
The Ruin and Restoration of Judah (Chapters 1-5)
II. Biography (Chapters 6-8)
III. Agents of Divine Blessing and Judgment (Chapters 9-12)
IV. Anti-foreign oracles (Chapters 13-23)
V. Universal Judgment and the Deliverance of God’s People (Chapters
24-27)
VI. Ethical sermons, indicting Israel and Judah (Chapters 28-31)
VII. The Restoration of Judah and the Davidic Kingdom (Chapters 32-33)
Volume II of Isaiah (Chapters 34-66)
I.
Paradise Lost and Regained (Chapters 34-35)
II. Biography (Chapters 36-40)
III. Agents of Deliverance and Judgment (Chapters 41-45)
IV. Anti-Babylonian Oracles (Chapters 46-48)
V. Universal Redemption through the Lord’s Servant,
also the glorification of Israel (Chapters 49-55)
VI. Ethical Sermons, the Ethical Conditions for Israel’s Redemption
(Chapters 56-59)
VII. Paradise Regained: The Glories of the New Jerusalem and the New
Heavens and the New Earth (Chapters 60-66).
Der Fortschritt sowohl bei Liebreich als auch bei Brownlee 81 war, daß sie
für das ganze Buch analysierend Hinweise fanden, daß es auch als ganzes
Werk konzipiert war. Mit ihren relativ kurzen Beiträgen waren sie Vorboten
einer inzwischen angewachsenen Forschungsbewegung. Dabei lehnen sie
wie der Hauptstrom der folgenden Bewegung nicht den Gedanken mehrerer
Verfasser für Teile des Buches ab, sondern weisen mit ihren Überlegungen
80 Ebd., S. 435-436. Die englischen Überschriften Brownlees sind beibehalten worden, aber nicht jeder Unterpunkt seiner Gliederung ist aufgeführt, sondern nur
die Hauptpunkte mit Kapitelangaben, die zum Teil von mir nach Brownlees
Unterpunkten dazugeschrieben wurden.
81 Brownlee stimmen u.a. zu: Richards, K. H., A Note on the Bisection of Isaiah,
Revue de Qumran, 1965 (5) S. 257s; Callaway, J. A., Isaiah in Modern
Scholarship, Review and Expositor, 1968 (65) 4 S. 397-407 und Evans, C. A.,
The Unity and parallel Structure of Isaiah, Vetus Testamentum, 1988 (XXXVIII)
S. 129ff.
56
auf den redaktorischen Prozeß hin, der ihrer Meinung nach für das Gesamtkonzept verantwortlich war.
G. Fohrer (1967)82 bewegt sich in seiner Darstellung der Entstehung von Jes
1-39 auf mehr traditionellen Bahnen. Jes 36-39 sind für ihn aus 2 Kg
übernommen.83
Zu B.S. Childs (1967)84 siehe unten S. 110 im Kapitel zur Beziehung von
Jes 36-39 zu 2 Kg 18-20 und damit zusammenhängenden Fragen.
Joachim Becker (1968) sieht es so, daß Jes 40-55 nicht vor 539
entstanden zu sein brauchen, sondern in dieselbe Zeit passen wie Jes 56-66,
„also wahrscheinlich ... kurz nach 539“ entstanden sind.85 Der Verfasser
von Jes 40ff setze dabei Jes 1-39 voraus:
„Hat es nicht von vornherein eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich,
daß derjenige diese wie das Werk eines Literaten anmutenden Kapitel
verfaßt hat, der Is 39 bei der redaktionellen Arbeit an seinen Platz gestellt
hat? Denn an Is 39 will Is 40ff doch offenkundig anknüpfen.“86
Die „früheren Dinge“ in 40ff seien die Drohweissagungen in Jes 1-39, von
der Redaktion als Vorhersage des Falles Jerusalems 586 v.Chr. verstanden.
Die „späteren (neuen) Dinge“ bezögen sich auf das jetzt angekündigte „neue
Heilsereignis“.87 Becker ruft als Folge seiner Überlegungen zur holistischen
Exegese des Jesajabuches auf:
„Man sollte heute das Stadium begreiflicher Entdeckerfreude über die
erwiesene Unechtheit von Is 40-55 und die daraus resultierende
isolierende Exegese hinter sich lassen und zur ganzheitlichen Erklärung
dieser Kapitel im Rahmen des Isaiasbuches zurückkehren, freilich mit
dem klaren Wissen um die Fiktion.“88
82 G. Fohrer, Entstehung, Komposition und Überlieferung von Jesaja 1-39, BZAW,
1967 (99) S. 113-47. Dieser Beitrag entstand aus: ders., The Origin, Composition and Tradition of Isaiah 1-39, AnLeedsUOS 3 (1961s), Leiden: 1963, S. 3-38.
83 Fohrer, Entstehung, o.c., S. 134.
84 Childs, B. S., Isaiah and the Assyrian Crisis, Studies in Biblical Theology,
Second Series 3, London: 1967.
85 Becker, J., Isaias - der Prophet und sein Buch, SBS 30, Stuttgart: 1968, S. 38.
86 Ebd., S. 37.
87 Ebd., S. 37-38. Hier greift Becker einen Gedanken von Douglas Jones, The
Traditio of the Oracles of Isaiah of Jerusalem, Zeitschrift für alttestamentliche
Wissen-schaft, 1955 (67) S. 226-246, speziell S. 244ff auf.
88 Ebd., S. 38.
57
P.É. Bonnard (1973) fragt, ob nicht Jes 39 an seine Stelle plaziert worden
ist, um die Aussprüche Jesajas abzuschließen und als Vorspiel zum Trostbuch zu fungieren.89
R. Lack (1973) untersucht die Symbolik des Jesajabuches90 und sieht in ihr
ein einigendes Element. Jes 36-39 ist für ihn nicht authentisch, er
bezeichnet es als Appendix.91 Wie Liebreich weist auch Lack auf Kontaktpunkte zwischen Kp 1 und 65-66 u.a. hin. 92 Er sieht die Stilfigur der
Inclusio bei 40-55, 56-6693, 40-66 und 1-66. In Zusammenhang mit der
Redaktionsgeschichte des Buches setzt er eine Redaktionsstufe am Ende des
6. Jahrhunderts an, eine andere im 5. Jahrhundert.94
C. Schedl (1973) wendet seine logotechnische Methode auf Jes 1-12 an
und kommt zu dem Ergebnis, daß es kunstvoll durchkomponiert sei.95
P.R. Ackroyd (1974) wertet in seinem Artikel „An Interpretation of the
Babylonian Exile. A Study of 2 Kings 20 / Isaiah 38-39“96 die Hiskia-JesajaErzählungen auch für das Ganze des Jesajabuches aus. Die Sendung der
babylonischen Botschafter und das folgende Verhalten des Hiskia mit dem
durch Jesaja ergehenden Gotteswort stelle eine prophetische Vorwegnahme
des Exils dar: Die Vorhersage-Erfüllung-Form sei erkennbar, ebenso, daß
das Exil kein Zufall, sondern Auswirkung göttlichen Willens in Verbindung
mit dem Verhalten des Königs sei. 97 Die Krankheit Hiskias und das
Todesurteil über ihn (Jes 38) versteht Ackroyd als einen Typus von Gericht
und Exil (parallel zur Botschaftergeschichte in Jes 39). Dabei sei das Thema
von Hiskias wiederhergestelltem Leben und seiner dann fortgesetzten
Herrschaft nach seinem starken Flehen zur Gottheit ein Hinweis auf die
89 Bonnard, P. É., Le Second Isaïe. Son disciple et leurs éditeurs. Is 40-66, Paris:
1973, S. 74.
90 R. Lack, La Symbolique du Livre d’Isaïe, Analecta Biblica 59, Rom: 1973.
91 Ebd., S. 143.
92 Ebd., S. 139-141.
93 Bei der konzentrischen Struktur von 56-66 ist 60-62 im Mittelpunkt.
94 Ebd., S. 142-145.
95 C. Schedl, Rufer des Heils in heilloser Zeit. Der Prophet Jesajah Kap. I-XII
logotechnisch und bibeltheologisch erklärt, Paderborn / München: 1973. Es ist
hier nicht der Raum, auf Schedls Methode näher einzugehen. Interessant ist, daß
er sich in die Reihe der Ansätze nahtlos einfügt, die für Teile oder das Ganze des
Jesajabuches eine kunstvolle einheitliche Struktur vertreten.
96 Scottish Journal of Theology 1974 (27) S. 329-352.
97 Ebd., S. 341-342.
58
Möglichkeit der Wiederherstellung der im Exil lebenden Glaubensgemeinschaft. 98 Auch Jes 36-37 (und die Königeparallele) können in diesem
Zusammenhang verstanden werden. Die Rede des Rabschake sei eine (blasphemische) Parodie, welche die göttlichen Zusagen des Deuteronomiums auf
den Kopf stelle und Sanherib an die Stelle Jahwes setze.
Das Gedicht in 2 Kg 19,21-28 (mit Jesajaparallele) stelle nun fest, daß
dieser assyrische Herrscher selbst unter dem Gottesgericht steht und genauso
gefangengeführt wird, wie er andere gefangen geführt hat. Die aufgezeigten
Elemente inner-halb von Jes 36-39 machen für Ackroyd umso erkennbarer,
daß diese Kapitel im Jesajabuch an ihre Stelle gebracht worden sind, um die
Beziehung zwischen Jesaja von Jerusalem und seinem namenlosen Nachfolger zu erklären, dessen Worte mit denen Jesajas in der gegenwärtigen
Buchgestalt verbunden worden sind.99
Roy F. Melugin (1976) vertrat in einer Arbeit zur Entstehung von Jes 4055100, daß die Erwähnung des Königs von Babel in Kp 39 den babylonischen
Teil des Buches vorbereite.101
Für H.L. Spykerboer (1977) sind die Texte zur Götzenpolemik und die
Gottesknechtsabschnitte Teile von Jes 40-55, das so als ein zusammenhängendes Ganzes entstanden sei, abgesehen von einigen wenigen späteren Zusätzen.102
98 Ebd., S. 345-346.
99
Ebd., S. 348-349.
100 R.F. Melugin, The Formation of Isaiah 40-55, BZAW 141, Berlin / New York:
1976 (entstanden aus der Dissertation, aber mit Unterschieden: Melugin, R.
F., The Structure of Deutero-Isaiah, Dissertation, Yale: 1968). Vgl. auch idem,
Deutero-Isaiah and Form Criticism, Vetus Testamentum, 1971 (21) S. 326-39;
idem, The Servant, God’s Call, and the Structure of Isaiah 40-48, Society of
Biblical Literature 1991 Seminar Papers, Lovering, Eugene H. <ed.>, Society
of Biblical Literature Seminar Paper Series 30, Atlanta: 1991; idem, Figurative Speech and the Reading of Isaiah 1 as Scripture, in „New Visions of
Isaiah“, Melugin, R.F.; Sweeney, M.A. <ed>, JSOT suppl. 214, Sheffield:
1996, S. 282-305; idem, Prophetic Books and the Problem of Historical
Reconstruction, in „Prophets and Paradigms: Essays in Honor of Gene M.
Tucker“, Reid, S.B. <ed>, JSOT suppl. 229, Sheffield: 1996, S. 63-78.
101 Melugin, Formation, o.c., S. 176f.
102 Spykerboer, H. L., The Structure and Composition of Deutero-Isaiah. With
Special Reference to the Polemics Against Idolatry, Dissertation [Groningen
1976, Dir. A. S. Van der Woude]. Meppel: 1977, S. 234.
59
Peter R. Ackroyd (1978) stellt in seinem Artikel “Isaiah I-XII: Presentation
of a Prophet“103 in Frage, ob es überhaupt möglich ist, Jes 1-39 als ein
eigenständiges Buch zu betrachten, losgelöst von dem Ganzen, in dem es
nun enthalten ist. 104 Er wendet sich gegen H. Barths Sicht 105 des
Jesajabuches, die Ackroyd als neue Variante der Zufallstheorie einstuft.106
In 2 Kg 18-20 = Jes 36-39 sieht Ackroyd ein bedeutsames Anwachsen der
Jesajatradition, die inhaltlich in einem scharfen Kontrast zu den Gerichtsworten steht, die allgemein zum echten jesajanischen Material gerechnet
werden (etwa zum Gericht in Kp 6; 1,4-8 und 29,1-8).107 Der häufig vertretene Gedanke einer Jesajaschule, die für das Buchganze verantwortlich sei,
sei mehr eine Ableitung aus der gegenwärtigen Gestalt des Buches als in
sich klar erwiesen. Die Fakten wiesen zwar auf die Existenz von Tradenten,
Editoren, Glossatoren usw. hin, aber das gelte nicht nur für Jesaja, sondern
für alle prophetischen Bücher.
Ein Schlüssel zur Beantwortung der Frage, warum der Prophet Jesaja mit
dem Buchganzen in Verbindung gebracht worden sei, liege in der Struktur
der ersten zwölf Kapitel des Buches.108 Die Überschriften in 1,1; 2,1 und
13,1 seien dabei einige der wenigen offensichtlichen Strukturmarker innerhalb von Jes 1-33(35).109 Kp 12 sei bei der Analyse wichtig durch seine
103
104
105
106
107
108
109
60
Ackroyd, P. R., Isaiah I-XII: Presentation of a Prophet, Vetus Testamentum
Supplementum 29, 1978, S.16-48.
Ebd., S. 16.
Siehe Hermann Barth, Die Jesaja-Worte in der Josiazeit: Israel und Assur als
Thema einer produktiven Neuinterpretation der Jesajaüberlieferung, WMANT
48, Neukirchen, Neukirchener Verlag, 1977 [entstanden aus der Dissertation,
auf die sich auch Ackroyd bezieht: „Israel und das Assyrerreich in den
nichtjesajanischen Texten des Protojesajabuches: eine Untersuchung zur
produktiven Neuinterpretation der Jesajaüberlieferung“, Hamburg 1974].
Barth verbindet die Gestaltung von Jes 1-35 mit einer „assyrischen Redaktion“
zur Zeit des Königs Josia und des Zusammenbruches des assyrischen Reiches.
An Jes 1-35 sei dann Jes 36-39 als historischer Appendix angehängt worden
und daran schließlich 40-66. Der Grund, warum 40-66 zum Buchganzen kam,
war vielleicht ein Nach-ahmen der damals schon vorliegenden dreigeteilten
Struktur von Jeremia und Hesekiel: Jes 1-12 Gericht über das eigene Volk, 1335 (39) Fremdvölker betreffende Themen, 40-66 Heil für das eigene Volk.
Acroyd, Presentation, o.c., S. 18-20.
Ebd., S. 25.
Ebd., S. 28-29.
Ebd., S. 30.
Verbindungen zu Kp 1-11, 24-27 und 40.110 Kp 12 gebe einen interpretierenden Kommentar zu dem Vorangehenden „drawing out in a final poetic
statement the broadest significance of the prophet’s person and message.“111
Die Art der Präsentation des Propheten in Kp 1-12 mit Gerichts- und
Heilsbotschaft sei auch verantwortlich dafür gewesen, daß sich an den Propheten Jesaja eine so große Tradition angeschlossen habe:
„Both the confirmation of his message of doom and the affirmation of the
salvation theme associated with his name, provided for the period of exile
and its aftermath, with the continuing experience of deferred hope, a clear
picture of the reality of the divine word associated with this particular
figure.“112
Brevard S. Childs (1979) entfaltet in seinem Buch „Introduction to the Old
Testament as Scripture“113 seinen kanonischen Ansatz (canonical approach),
der zwar die literarkritischen Ergebnisse der historisch-kritischen Forschung
anerkennt und darauf aufbaut, aber zusätzlich stark die Bedeutung der
kanonischen Endgestalt eines Buches für die Auslegung innerhalb der
Gemeinschaft der Gläubigen betont. Für die Jesajaauslegung bedeutet das
einerseits das selbstverständliche Anerkennen eines komplizierten Entstehungsprozesses mit solchen Begriffen wie „Proto-, Deutero- und Tritojesaja“ und den ihnen „klassisch“ zugeteilten Kapiteln, andererseits aber betont
Childs, daß durch die redaktionsmäßige Zusammenstellung der einzelnen
Teile zu einem Ganzen etwas Neues geschaffen worden ist:
„Chapters 40ff. are now understood as a prophetic word of promise offered to Israel by the eight-century prophet, Isaiah of Jerusalem. It is a basic misunderstanding simply to disregard the present context as a historical fiction. Rather, the present non-historical setting into which the canon
has placed these traditions is a highly reflective, theological con-text.“114
Der theologische Kontext werde aufgrund einer Dehistorisierung geschaffen.
Childs zieht in Erwägung, daß die „canonical editors“ in ihrer Behandlung
des Materials fast alle konkreten, greifbaren Dinge eliminiert haben. Die
Kapitel Jes 40ff hätten keinen wirklichen historischen Kontext, keine
Überschriften, keine Datierungen. Die einzige Ausnahme stelle der Cyrus110
111
112
113
114
Ebd., S. 37, Fußnote 61, wo folgende Hinweise gegeben werden: Vgl. 12,2.4.5
mit 2,6ff; 12,3 mit 8,6ff; 12,6 mit 6,11; 3,25ff und 12,1 mit 40,1.
Ebd., S. 40.
Ebd., S. 46.
Philadelphia: 1979.
Childs, B. S., Introduction to the Old Testament as Scripture, 1979, S. 325.
61
hinweis (44,28-45,1) dar, aber selbst hier seien die Bezüge auf historische
Ereignisse minimal. In Tritojesaja gebe es zwar ein paar historische Referenzen mehr, aber im Prinzip sei die Situation dieselbe.115 Die Redaktion
des Buchganzen habe nicht nur durch diese Dehistorisierung ihr theologisches Ziel erreicht, sondern auch durch lehrmäßige Veränderungen der
Einzelteile: Dem Gerichtspropheten Protojesaja seien Verheißungen beigefügt worden, dem Vergebungsprediger Deuterojesa (auch Tritojesaja) Gerichtsworte.116 Die Verbindung zwischen erstem und zweiten Teil des Buches sei einerseits u.a. durch das Konzept der „früheren und späteren Dinge“ in Jes 40-55 hergestellt worden117 und andererseits durch die Einfügung
von Jes 36-39 genau an seiner Stelle.118 Childs geht bei seiner Analyse der
Querverflechtungen beider Teile sogar so weit, die Feststellung zu machen:
„In the light of the present shape of the book of Isaiah the question must
be seriously raised if the material of Second Isaiah in fact ever circulated
in Israel apart from its being connected to an earlier form of First
Isaiah.“119
Was das Verhältnis von Trito- zu Deuterojesaja betrifft, betont Childs, daß
bei Berücksichtigung des kanonischen Kontextes keine wirklichen Spannungen zwischen diesen beiden Abschnitten bestünden. Die oft hervorgehobenen Unterschiede würden mehr auf der hypothetischen Rekonstruktion der
historischen Situationen beruhen als auf wirklichen Hinweisen im Text.120
Hans Wildberger (1982) stellt fest, man sei sich in der Forschung einig,
daß Jes 36-39 nicht von Jesaja stammten.121 Es gebe drei Möglichkeiten zur
115
116
117
118
119
120
121
62
Ebd., S. 325-326.
Ebd., S. 327.
Nach Childs können die früheren Dinge im kanonischen Kontext nur die
Prophezeiungen Protojesajas meinen (ebd., S. 329).
Ebd., S. 333 sagt Childs: „They were edited in such a way as to anticipate the
Babylonian exile of chs. 40ff. (cf. particularly 39.6, ‘nothing shall be left’) and
thus they provided a historical context for Second Isaiah’s message of hope.“
Ebd., S. 329.
Ebd., S. 333-334. James Barr setzt sich in seinem Buch: „Holy Scripture,
Canon, Authority, Criticism. The Sprunt Lectures delivered at Union
Theological Seminary, Richmond, Virginia February 1982“, Oxford: 1983, mit
Childs auseinander. Für Barr ist die Wahrheitsfrage entscheidend, nicht die
theologische Relevanz. Wenn es z.B. „wahr“ ist, daß Jes 40-66 im Exil
abgefaßt worden ist, dann ist das wichtig und sehr relevant. Es könnte auch
nicht „wahr“ sein, und man müsse entsprechend alle Argumente in die eine
oder andere Richtung prüfen (ebd., S. 118; vgl. auch S. 132-133).
Wildberger, H., Jesaja, 3. Teilband: Jesaja 28-39, Biblischer Kommentar AT
10,3, Neukirchen: 1982, S. 1370.
Erklärung der Herkunft dieser Kapitel in Jesaja und Könige: Sie seien ursprünglicher Bestandteil von Könige, sie seien von vornherein als Anhang
zum Jesajabuch verfaßt worden, oder sie seien zunächst eine Schrift für sich
gewesen122. Für Wildberger ist klar, daß der Redaktor des Jesajabuches aufgrund der Formulierung von Jes 36,1 das Königebuch vor sich gehabt haben
muß.123 Was die Textüberlieferung angeht, sieht er den besseren Text in Jesaja.124 Trotzdem sei Jes 36-39 aus Könige entlehnt, wobei der Königetext
nach der Entnahme noch erweitert und verändert worden ist.125 Ursprünglich seien sie aber als selbständige Einheit verfaßt: „Die vier Kapitel Jes 3639 sind eine in sich geschlossene Einheit. Wären sie isoliert überliefert, würde man sie nicht unbedingt im Jesaja- oder Königsbuch suchen, und schiede
man sie an ihrer jetzigen Stelle aus, würde man sie nicht vermissen.“126
J.J.M. Roberts (1982) unterstreicht, daß die Schau von Jahwe als dem
„Heiligen Israels“ das zentrale Konzept des ganzen Buches sei.127
Einen besonders wichtigen Beitrag128 hat P.R. Ackroyd (1982) geliefert.
Weil er einer der Hauptrepräsentanten für den Paradigmenwechsel und sich
speziell unseren Kapiteln zuwendet, soll er hier eigens zu Wort kommen:
„In a study of Isaiah 1-12129, I have pointed out, in considering general
questions about the structure of the whole book of Isaiah, that there is no
adequate basis for the common supposition that these chapters130 were
added to an already completed first book of Isaiah. Such a book is
generally described as being 1-35, though this may well be qualified by
the recognition that some parts of those chapters are evidently late - this
122
123
124
125
126
127
128
129
130
Ebd., S. 1370f.
Ebd., S. 1371.
Ebd., S. 1372. Gegenüber Gesenius Gedanken der textlichen Überlegenheit
von Könige und den ihm folgenden Forschern stellt Wildberger ebendort fest:
„Man hat den Eindruck, die Erkenntnis, daß der Erzählungskomplex dem
Königsbuche entnommen ist, habe dann und wann die Annahme der
Überlegenheit des K-Textes begünstigt.“
Ebd., S. 1373.
Ebd., S. 1374.
Roberts, J.J.M., Isaiah in Old Testament Theology, Int, 1982 (36) S. 130-143.
Ackroyd, P. R., „Isaiah 36-39: Structure and Function“ in: Delsman, W. C. et.
al. <ed>, Von Kanaan bis Kerala: Festschrift für Prof. Dr. Dr. J. P. M. van der
Ploeg, Alter Orient und Altes Testament <no. 211>, Neukirchen: 1982, S. 3ff.
Ackroyd, P. R., Is I-XII: Presentation of a Prophet, Vetus Testamentum
Supplementum 29, 16-48, 1978, bes. S. 18-21.
Gemeint sind die Kap. 36-39.
63
is particularly claimed for 24-27. It is then assumed that the section 36-39
was extracted from 2 Kings and placed at the end of the current form of
1-35. This, as generally presented, does less than justice to the complex
structure of 1-35, and takes too little account of the degree of interrelationship of language, thought and structure between the various parts
of the whole book of Isaiah. It also often takes as analogy the appearance
of Jer. 52 as a concluding appendix to the book of Jeremiah, without
noting the degree of difference between Isaiah 36-39 and that chapter;
namely that Jer. 52 is virtually a straight variant of the last part of 2
Kings, whereas Isaiah 36-39, while clearly closely related to 2 Kings 1820, shares with that passage and with Jer. 37-44 the interweaving of the
activity of the prophet with the narrative of the events.“131
Die Reihenfolge 36-37 und 38-39 ist für Ackroyd nicht chronologisch132,
sondern in Zusammenhang mit dem Gesamtaufbau des Buches zu sehen.
Der Grund für die Positionierung von 36-39 an ihrer Stelle müsse jenseits
der „orthodoxen Sicht“, 36-39, 40-55 und 56-66 seien einfach an 1-35
angehängt worden, neu überdacht werden; dieser Grund sei u.a. mit dem
Jerusalemthema in 36-39 verbunden: „The placing of 36-39 underscores this
prospect of a restored Jerusalem. That hope is expressed also in a variety of
comments in prophetic collections associated with words of Isaiah both in
the opening chapters of the book and in 28-32; it is drawn out more fully in
33, 34-35.“133 So wie die erhoffte Wiederherstellung Jerusalems in Jes 40ff
durch die Errettung Jerusalems in Jes 36f unterstrichen wird, finde sich auch
die Zukunftshoffnung „in Davidic terms“ (Jes 55,3) in einer gedanklichen
131
132
Ackroyd, Structure and Function, o.c., S. 6-7.
Ebd., S. 10-11. Auch Feldmann, Franz, Das Buch Isaias, Exegetisches
Handbuch zum Alten Testament, 2 Bände, Münster: 1925-1926, Bd. 1, S.
XVII sieht Jes 36-39 nicht als chronologisch geordnet an, sondern Jes. 38-39
falle zeitlich vor Jes. 36-37. Jes. 36-37 dienen als Epilog des ersten Teils, Jes.
38-39 wegen 39,6 als Einleitung für Kap. 40-66. Ebenso hatte F. Giesebrecht,
Beiträge zur Jesajakritik, Göttingen: 1890, S. 85, Jes. 36-39 im Gesamtaufbau
einerseits als historischen Abschluß des vorhergehenden und Überleitung
„zum exilischen Theil“ angesehen. Vgl. auch C. J. Bredenkamp, Der Prophet
Jesaja, Erlangen: 1887, S. 223: „Die Stellung der Cap. 36-39 im B.Jes. ist
durchaus absichtlich und passend. Die Cap. 36-38 sind retrospectiv, die
assyrische Zeit abschliessend; Cap. 39 bahnt die babylonische Zeit an. Der
Redaktor, welcher Cap. 39 vor den 2. Theil gestellt hat, hat diesen jedenfalls
für jesajanisch angesehen.“
133 Ackroyd, Structure and Function, o.c., S. 8.
64
Linie mit der positiven Darstellung des frommen Davididen Hiskia in Jes
36ff im Gegensatz zu seinem Vater Ahas in Jes 7f: „The basis for the words
of hope and salvation is here declared to rest in the realities of a historic
situation - no longer to be unravelled fully - in which deliverance is
portrayed, new life out of death is granted, the Babylonian exile is
foretold.“134
John H. Eaton (1982) sieht die Einheit des Jesajabuches in einer
einheitlichen Tradition begründet.135 Diese Tradition ist immer wieder der
prophetische Ausdruck von Gottes liturgischem Wirken136, das Eaton in drei
Aspekten verfolgt: „(1) His assertion of His supremacy and glory, (2) His
speeches and dialogues amid the congregation, (3) His bestowal of vocation
and destiny on the Davidic heir“.137 Diese drei Linien versucht Eaton zuerst
in den Kapiteln 13-14, 24-27, 33, 35, 40-66 aufzuzeigen, da man von ihnen
allgemein glaubt, daß sie aus einer späteren Zeit als der Jesajas stammen138,
um schließlich auch bei Jesaja selbst seine Verwurzelung in der Liturgie mit
denselben Aspekten aufzuzeigen 139. Entsprechend faßt Eaton seine
Überlegungen zum Buchganzen zusammen: „Accordingly, we may conclude
that the Book of Isaiah, which has the characteristics of being a tradition
and which contains a record of the solemn founding of a tradition, should
indeed be regarded as essentially the fixation of the tradition that flowed
from Isaiah through his fellowship of prophetic disciples into the period of
the exile and a little beyond.“140
Schon in seinem „The Unity of the Book of Isaiah“ (1982)141 hatte
Ronald E. Clements vorgeschlagen, daß die Erwähnung des Königs von
Babel den babylonischen Teil des Buches vorbereite und daß die „früheren“
und die „neuen“ Weissagungen der Unglücksweissagung von 1-39 und der
Heilsweissagung in 40-66 entsprächen.142 1985 verfolgte er mit „Beyond
134
135
136
137
138
139
140
141
142
Ebd., S. 20-21.
Eaton, J.H., „The Isaiah Tradition“ in „Israel’s Prophetic Tradition. Essays in
Honor of Peter A. Ackroyd“, Coggins, R. et al. <Hg.>, 1982, S. 58-76.
Wörtlich: „the prophetic expression of God’s liturgical work“, ebd., S. 59.
Ebd., S. 59.
Ebd., S. 59-71. Eaton setzt Jes 40-55 zwischen 550 und 540 v.Chr. an, S. 61.
Ebd., S. 71-74.
Ebd., S. 75.
Interpretation 1982 (36) S. 117-129.
Ebd., S. 125. Zu R.E. Clements, Isaiah and the Deliverance of Jerusalem,
JSOTS 13, Sheffield: 1980 siehe unten das Kapitel zur Geschichtlichkeit von
Jes 36-39. Im Kommentar „Isaiah 1-39“, New Century Bible, Grand Rapids:
1982 <1980>, sieht Clements die Einfügung von Jes 36-39 in das Jesajabuch
65
tradition-history. Deutero-Isaianic development of First Isaiah’s themes“143
solche und ähnliche Überlegungen noch weiter: Nicht nur Kap. 35 bereite
hervorragend Kap. 40-55 vor, auch der zwischen 35 und 40 eingeschobene
Block 36-39 diene einer herausgeberischen Absicht genau an seiner Stelle:
„ch. 39 serves as an important editorial ‘bridge’ between the threat to
Jerusalem posed by the Assyrians and that which was later posed by the
armies of Babylon“.144 Clements sieht es so, daß das in Jes 40-55 enthaltene
Material von Anfang an entstanden ist mit der Absicht, prophetische
Aussagen des Jesaja von Jerusalem weiterzuentwickeln und zu entfalten.145
Das könne man z.B. illustrieren zum ersten an Zusammenhängen zwischen den Blindheitsmotiven in Jes 6,9-10; 29,18; 35,5; 42,16ff; 43,8 und
44,18 und zum zweiten an der starken Betonung der göttlichen Erwählung
Israels in Jes 40-55 als bewußten korrigierenden Kontrast zur Verwerfung
des Volkes z.B. in Jes 2,6 (vgl. „dieses Volk“, nicht „mein Volk“ in 6,9-10;
8,6.12; 28,14; 29,13).146 Clements schlußfolgert:
„In any case it certainly suggests that ch. 40-55 should no longer be
regarded as the self-contained and independent body of material that it
has so widely been thought to be in recent years. The ‘life and times of
Second Isaiah’ would appear to be a highly problematic reconstruction
on the part of the modern critic!“147
Clements sieht keine Einheit der Verfasserschaft, sondern eine auf
redaktionellem Wege zustande gekommene „Einheit“ des Buches.148
R.N. Whybray (1983)149 fragt, warum Kap. 40-55 (und 56-66) zur älteren
Sammlung von Jesajaaussprüchen hinzugefügt worden seien, und antwortet:
„This was certainly not done accidentally. The Book of Isaiah in its
present form is intended to give the impression that all the oracles which
143
144
145
146
147
148
149
66
als einen der letzten Schritte in der Entstehung des Buches an, geschehen, um
mit Hilfe von Kap. 39 einen Übergang zwischen dem assyrischen Hintergrund
von 1-35 und dem babylonischen von 40-66 herzustellen. Das Verständnis und
die Interpretation von Jes 36-39 könne am besten von ihrem Platz in 2. Kg. her
geleitet werden, nicht so sehr von ihrem Hintergrund in Jesaja (p. 277). Siehe
auch: Clements, R. E., The Prophecies of Isaiah and the Fall of Jerusalem in
587 B.C., Vetus Testamentum 1980 (30) S. 421-436.
Journal for the study of the Old Testament 1985 (31) S. 95-113.
Ebd., S. 98.
Ebd., S. 101.
Ebd., S. 101-106.
Ebd., S. 106.
Ebd., S. 111.
Whybray, R.N., The Second Isaiah, Old Testament Guides, Sheffield: 1983.
it contains are those of Isaiah him self. The final editors wished to invest
these anonymous prophecies with the authority of a great and famous prophet, and at the same time to present a much more positive and hopeful
version of his message than was conveyed by chapters 1-39 alone.“150
Rolf Rendtorff äußert sich 1984 „Zur Komposition des Buches Jesaja“151. Er
will auf den Beobachtungen von Ackroyd und Melugin u.a. aufbauen und
setzt an den Beginn seiner eigenen Ausführungen diese Überlegung: „Die
bewußte Wiederaufnahme eines bestimmten Wortes oder einer bestimmten
Formulierung kann ein ‘Signal’ dafür sein, daß zwischen den entsprechenden Texten eine Beziehung besteht, auf die der Leser aufmerksam
gemacht werden soll.“ 152 Im folgenden verweist Rendtorff auf Beziehungen
zwischen Jes 40,1; 12,1; 51,12 und 66,13 (trösten), zwischen 6,3; 35,2;
40,5; 59,19; 60,1-2; 66,18; 2,2-5 (die Herrlichkeit Jahwes), zwischen 35,4;
40,9; 52,11; 12,2; 58,9; 65,1; 52,6 (sage ..., siehe ...) und zwischen 1,4;
40,2; 5,18; 22,14; 30,13; 27,9; 33,24; 6,7; 43,24f; 50,1; 53; 59 (Schuld und
Vergebung). Rendtorff sieht in den beobachteten Beziehungen „bewußt
hergestellte Verbindungslinien“, wobei die Bezugspunkte von Jes 40, dem
einleitenden Kapitel des zweiten Teiles des Jesajabuches, besonders in drei
Kapiteln liegen : Kp 1 (Einleitung des Ganzen), Kp 12 (Abschluß von 1-12)
und Kp 35 (wohl zusammen mit 36-39 Abschluß des ersten Teils).153
Auch thematische und theologische Beziehungen verbänden das ganze
Buch miteinander, etwa das Thema „Zion/Jerusalem“154, der „Heilige
Israels“155 und „Gerechtigkeit“156. Nach allen Beobachtungen hält Rendtorff
fest, daß Kap. 12 und 35 „erkennbar die Funktion“ hätten, „eine Verbindung
zwischen dem ersten Teil und dem zweiten (bzw. auch dem dritten) Teil des
Jesajabuches herzustellen“157, diese Funktion hätten sie mit Kap. 1 „im Zusammenhang einer tiefgreifenden theologischen Redaktion des ersten Teils“
bekommen. 158 Dabei nehme Jes 40-55 „eine dominierende Stellung im
Ganzen“ ein.159 Für Rendtorff ist eine selbständige Existenz des „dritten
150
151
152
153
154
155
156
157
158
159
Ebd., S. 5.
Vetus Testamentum 1984 (34) S. 295-320.
Ebd., S. 298.
Ebd., S. 298-305.
Ebd., S. 305-310.
Ebd., S. 310-312.
Ebd., S. 312-314.
Ebd., S. 316.
Ebd., S. 317.
Ebd., S. 318.
67
Teils“ (Jes 56-66) „kaum vorstellbar“, die Gestaltung des dritten Teils sieht
er mehr in Zusammenhang mit der Komposition der Endgestalt des ganzen
Buches.160
Bertil Wiklander (1984) nennt als ein Ergebnis seiner detaillierten Studie
zu Jes 2-4:161 „Isa. 2-4 is either ‘an original, coherent and well-formed discourse intended for reading or oral public performance’, or it is ‘a wellformed, redactional and literary unit consisting of originally self-contained
speeches that were gradually shaped into a unified whole according to a
fixed plan’.“ Seine Arbeit sei aber nicht so angelegt gewesen, zu entscheiden, welche Möglichkeit den Vorzug verdient.162
Für Walter Brueggemann (1984) haben Childs und Clements zwar
einerseits berechtigterweise auf einigende Elemente des Buchganzen bei
Jesaja hingewiesen, aber andererseits sei ihre Sichtweise im wesentlichen
statisch. Es fehle an einem stärkeren Interesse an „sozialer Dynamik“ hinter
dem Text.163 Gottwalds Arbeit sei als Ergänzung hilfreich.164 Die Verbindung beider Ansätze ergibt mit Brueggemanns Worten: „If the canonical
shape is matched to social experience, I suggest these elements of correlation: Isaiah 1-39: a critique of ideology; Isaiah 40-55: a public embrace of
pain which leads to hope; Isaiah 56-66: a release of social imagination. Thus
the parts of the Isaiah tradition are dynamically related to each other. Each
is thus better understood out of the preceding which permitted it and/or the
following element permitted by it.“165
Für William J. Dumbrell (1985) gibt es ein Thema, welches das gesamte
Buch Jesajas eint: „This is the theme of Yahweh’s interest in and devotion
160
161
162
163
164
165
68
Ebd., S. 319-320. Siehe auch: Rendtorff, R., Kanon und Theologie.
Vorarbeiten zu einer Theologie des Alten Testaments, Neukirchen-Vluyn:
1991 (mit den Aufsätzen: „Zur Komposition des Jesajabuches“; „Jesaja 6 im
Rahmen der Komposition des Jesajabuches“; „Jes 56,1 als Schlüssel für die
Komposition des Buches Jesajas“) und ders., „The Book of Isaiah: A Complex
Unity. Synchronic and Diachronic Reading“ in: „New Visions of Isaiah“,
Melugin, R. F.; Sweeney, M. A.<Hg.>, JSOT Supplement 214, Sheffield:
1996, S. 32-49.
Prophecy as literature; a text-linguistic and rhetorical approach to Is 2-4,
Coniectanea Biblica OT 22, Malmö: 1984.
Ebd., S. 248.
Unity and Dynamic in the Isaiah Tradition, Journal for the Study of the Old
Testament 1984 (29) S. 89-107. Im Original: „social dynamic“, ebd., S. 90.
Gottwald, Norman K., The tribes of Yahweh: a sociology of the religion of
liberated Israel, 1250-1050 B.C., Maryknoll, N.Y.: 1979.
Brueggemann, Unity and Dynamic, o.c., S. 102.
to the city of Jerusalem.“166 Die Bewegung führt dabei durch Gottes Gericht
und Heil vom dekadenten Jerusalem in Kp 1 bis zum eschatologischen
neuen Jerusalem in 66,20-24, in dem alle Welt Jahwe anbetet.167 Dieses
schon in Jes 2,2-4 in Aussicht gestellte Ziel wird durch den leidenden Dienst
des עבד יהוהin 42,1-4 in Erfüllung gebracht werden.168
O.H. Steck (1985)169 legt viele Bezugspunkte von Jes 35 zu anderen
Teilen des Jesajabuches dar170 und versteht sie als Hinweis auf eine redaktionelle Entstehung dieses Kapitels als Brückentext in Zusammenhang mit
der Zusammenfügung von Jes 1-34.36-39* einerseits und 40-62* andererseits zum ersten Großjesajabuch.171 Der dafür verantwortliche schriftgelehrte
Kreis sei uns zwar nicht bekannt, dem Ort nach aber wohl in Jerusalem
anzusetzen, der Zeit nach etwa in den Wirren der Diadochenkämpfe.172 Bis
Anfang des dritten Jahrhunderts seien dann auch die restlichen Kapitel und
Abschnitte des Jesajabuches dazugekommen, letzte Einzelzusätze bis in die
konsolidierte Ptolemäerzeit hinein.173
Gerald T. Sheppard (1985)174 baut in seiner Sicht auf einer antiassyrischen
Redaktion innerhalb des Jesajabuches auf H. Barth175 auf und versucht,
einzelne ergänzende Beobachtungen hinzuzufügen. Barth hatte vorgeschlagen, daß die Antiassurredaktion Jes 5,25-30 und 9,7-20 versetzt hatte,
Sheppard fügt dem noch die Versetzung von 5,15-16 (aus 2,6-21) und 3,13166
167
168
169
170
171
172
173
174
175
W.J. Dumbrell, The Purpose of the Book of Isaiah, Tyndale Bulletin 1985 (36)
S. 111-128, Zitat S. 112.
Ebd., S. 128.
Ebd., S. 124-125.
Steck, O. H., Bereitete Heimkehr; Jesaja 35 als redaktionelle Brücke zwischen
dem Ersten und dem Zweiten Jesaja, SDS 121, Stuttgart: 1985.
Besonders zu Kp 32-34; 40,1-11; 11,11-16; 27,12-13; 62,10-12 (ebd., S. 25ff;
60-61). Die Verbindungen von Jes 35 zu Jes 40ff sind altbekannt. Vgl. auch
die Arbeit von M. Pope, Is 34 in Relation to Is 35.40-66, Journal of Biblical
Literature 1952 (71) S. 235-43.
Steck, Bereitete Heimkehr, o.c., S.101.
Ebd., S. 102.
Ebd., S. 80.
The anti-Assyrian redaction and the canonical context of Isaiah 1-39, Journal
of Biblical Literature 1985 (104) S. 193-216.
Barth, Hermann, Die Jesaja-Worte in der Josiazeit: Israel und Assur als
Thema einer produktiven Neuinterpretation der Jesajaüberlieferung, WMANT
48, Neukirchen: 1977.
69
15 (aus 5,1-7) hinzu176, wodurch u.a. eine doppelte Inclusio um das
Testimonium des Jesaja (6,1-8,18) herum entstehe:177
Seven woe oracles against leaders in Judah
┌──────────────────────────────────────────────┐
│
Invective threats against Israel
│
│
┌───────────────────────┐
│
│
│
Testimonium
│
│
5,8-24 + 5,25-30 + 6,1-8,18* +
9,7-20 + 10,1-4
Die Assurredaktion habe durch ihre Überarbeitung ein Lesen von Jes 2-39
unter Schlüsselthemen hervorgebracht, als da sind: der Stolz des Bevorzugten vor seinem Fall, die schmale Linie zwischen dem Land als fruchtbar
wie ein Weinberg und unnütz wie ein Feld von Dornen und Disteln und
schließlich die Rolle der unabwendbaren Herrschaft der Hand Gottes
innerhalb der Geschichte.178
Als John D. W. Watts 1985 und 1987 seinen zweibändigen Jesajakommentar 179 vorlegte, sprachen manche Rezensenten von einer Herausforderung. Diese bestand darin, daß Watts nicht nur einen Kommentar zum
gesamten Jesaja geliefert hatte, sondern darin vertrat, daß das ganze Buch
eine einheitliche „Vision“ sei, die sich als ein Drama in zwei Teilen zu 12
Akten entfaltet. Das Buch sei aus älteren Überlieferungen180 um 435 v.Chr.
als Einheit konzipert, entstanden und vorgetragen worden.181 Jedem der 12
Akte wird eine spätere Zeit zugeordnet:182
Kap.
1-6
7-14
15-22
176
177
178
179
Generation/
Akt
Eins
Zwei
Drei
Davidische
Erben
Usia/Jotham
Ahas
Hiskia
Jahre
750-735 v.Chr.
735-715 v.Chr.
715-687 v.Chr.
Sheppard, The Anti-Assyrian Redaction, o.c., S. 194ff.
Ebd., S. 196.
Ebd., S. 216.
Watts, John D. W., Isaiah 1-33, Isaiah 34-66, Word Commentary 24+25,
Waco: 1985, 1987.
180 Diese Überlieferungen sieht er als von Jesaja im 8. Jahrhundert über die
Exilszeit bis in die nachexilische Zeit reichend an (Watts, Isaiah 1-33, o.c., S.
xxxi).
181 Ebd., S. xxx-xxxi.
182 Ebd., S. li.
70
23-27
28-33
34-39
40-44
44-48
49-52
52-57
58-62
63-66
Vier
Fünf
Sechs
Sieben
Acht
Neun
Zehn
Elf
Zwölf
Manasse/Amon
687-642 v.Chr.
Josia/Jojakim
640-605 v.Chr.
Jojakim/Zedekia 605-587 v.Chr.
Jojachin
Scheschbazar
Serubabel
Hananja
Schechanja/Esra/Nehemia
Das kommende Zeitalter.
Das Problem bei Watts Ansatz ist, daß sich die zeitliche Zuordnung seiner
Akte ab Kap. 23 nicht wirklich aus dem Text erhärten läßt.183 Auffällig ist
z.B., daß er Kap. 36-39 nicht Hiskia zuordnet. Sein Rahmen scheint dem
Buch künstlich aufoktruiert zu sein.
W.A.M. Beuken (1986) nimmt eine Redaktion des ganzen Jesajabuches
an, deren Spuren man aufgrund von Berührungspunkten zwischen Kap. 1
und 65-66 sehen kann und aufgrund der Übergangsabschnitte Jes 36-39 und
55,1-56,8. Jes 36-39 seien von 2 Kg 18-20 mit Modifikationen übernommen. Jes 39,8 habe einen Abschluß, der zum optimistischen Ton von
40-55 passe.184 Anhand von Jes 56,9-57,13 geht Beuken dem Gedanken der
Berührungspunkte gegenüber dem Rest des Buches in einem Artikel desselben Jahres weiter nach.185 Er bespricht dort folgende Bezüge: 56,9 - 5,11;
56,11 - 53,6; 56,9-57,13 - 55,1-3; 57,7 - 40,9; 57,7 - 2,2; 57,6-13a - 47. Für
Beuken ist klar, daß „Tritojesaja“ in diesem untersuchten Abschnitt bewußt
und intensiv das Erbe seiner zwei „Vorläufer“ benutzt, auch wenn das seine
Eigenständigkeit nicht aufhebt.186
183
So kann er selber nur von „verborgenen Hinweisen“ sprechen (ebd., S. l):
„The veiled references and unspoken names would have been familiar to a
fifth-century audience.“
184 „De redactiekritische methode“ in: „Inleiding tot de studie van het Oude
Testament“, A. S. van der Woude <Hg.>, Kampen: 1986, S. 173-187. Siehe
auch ders., Jesaja Dl. II A + B, De Prediking van het OT. Nijkerk: 1979-1983.
185 „Isaiah 56,9-57,13 - an Example of the Isaianic Legacy of Trito-Isaiah“, in: J.
W. van Henten et al. <Hg.>, Tradition and Re-interpretation in Jewish and
Early Christian Literature. Festschrift J. C. H. Lebram, Studia Post-Biblica 36,
Leiden: 1986, S. 48-64.
186 Ebd., S. 64. Beukens Beitrag „Trito-Jesaja: profetie en schriftgeleerdheid“ (in
der Festschrift für A. S. van der Woude: „Profeten en profetische geschriften“,
F. Garcia Martinez et al. <Hg.>, Kampen - Nijkerk: 1986, S. 71-85) will
zeigen, wie „Tritojesaja“ Themen von „Protojesaja“ aufgreift und verarbeitet.
71
John N. Oswalt (1986) vertritt in der Einleitung seines Kommentars zu
Jes 1-39187 sowohl die Einheit des Gesamtbuches188 als auch dessen
grundsätzliche Abfassung durch Jesaja, den Sohn des Amoz: „... it is my
conviction that the essential content of the book has come to us through one
human author, Isaiah the son of Amoz. It is he who received the revelations
from God and who directed the shaping of the book.“189 Oswalt gehört auch
zu den wenigen in diesem Jahrhundert, die sich für eine Priorität von Jes 3639 gegenüber 2 Kg 18-20 ausgesprochen haben.190
Eva Heßler (1988) sieht in Jes 40-55 eine planvoll durchgeführte Komposition, die maßgeblich von Jes 36-39 beeinflußt worden sei: „Es besteht aber
die Vermutung, daß der Verfasser ein Problemfeld vor Augen gehabt hat, zu
dem er einen Gegenentwurf liefern wollte und woraus er Anregungen und
einen beträchtlichen Teil des verwendeten Vokabulars entnommen hat. Es
findet sich in den Jesajalegenden (2. Kö. 18,13-20,19 = Jes 36-39!). Die
Jesajalegenden sind also nicht dem ersten Jesajabuch angehängt, sondern
dem zweiten Jesajabuch vorgeschaltet worden.“191
Craig A. Evans (1988) stimmt in „On the Unity and parallel Structure of
Isaiah“192 der Theorie von Brownlee, Jesaja sei als zweibändiges Werk (Jes
1-33 und 34-66) mit parallelen Strukturen aufgebaut (s.o.), zu und versucht
diese noch mehr zu erhärten, indem er auf entsprechende sprachliche
Parallelen in den zusammengehörigen Parallelabschnitten hinweist.
Edgar Conrad (1988) will in „The Royal Narratives and the Structure of
the Book of Isaiah“ 193 auf Ackroyds „Structure and Function“ (s.o.)
aufbauend Gründe darlegen, warum Jes 36-39 mit ihrer Positionierung im
Buch und ihrem Inhalt einen Schlüssel für den Aufbau des Ganzen bieten.
Dazu verweist er zuerst auf Ähnlichkeiten zwischen den Ahas- und den Hiskiaerzählungen: 1. In beiden Erzählungen bedroht eine feindliche Invasion
Jerusalem (Jes 7,1; 36,2), 2. der Ort der Szene für die Bedrohung Jerusalems
ist beide Male gleich (7,3; 36,2), 3. die Könige sind jeweils stark erschüttert
(7,2; 37,1), 4. als Antwort auf die Bedrohung hält der Prophet Jesaja jeweils
187
188
189
190
191
The Book of Isaiah Chapters 1-39, NICOT, Grand Rapids, Michigan: 1986.
Ebd., S. 17-23.
Ebd., S. 25.
Ebd., S. 700 in einem Exkurs zu Jes 36-39 / 2 Kg 18-20 (S. 699-703).
Heßler, Eva, Das Heilsdrama: Der Weg zur Weltherrschaft Jahwes (Jes. 4055), Hildesheim: 1988, S. 312.
192 Vetus Testamentum 1988 (XXXVIII) S. 129ff.
193 Journal for the Study of the Old Testament 1988 (41) S. 67-81.
72
dem König (direkt oder durch des Königs Boten) eine Kriegsansprache mit
„Fürchte dich nicht...“ (7,4-9; 37,6-7), 5. beiden Königen wird ein Zeichen
gewährt, daß Jahwe die feindliche Bedrohung beendet (7,10-16; 37,30-32),
Hiskia wird noch ein zusätzliches Zeichen gegeben (38,7) und auch von ihm
erbeten (38,22), 6. obwohl in beiden Erzählungen die Rettung der Stadt
verheißen wird, enden sie mit dem Hinweis auf eine weitaus größere Katastrophe durch einen anderen erobernden König (7,15-17.20 durch den
König von Assyrien, 39,6-7194 durch den König von Babel). Conrad schließt
aus diesen Beobachtungen: „The similarities between these two third-person
narratives suggest that they are strategically located in the structure of the
book and are an important clue for uncovering its developing literary
world.“195 Die Kriegsansprache an das Volk in Jes 10,24-27 sei im folgenden deswegen so wichtig, weil die in ihr enthaltene Verheißung der Errettung von Assyrien im Buch selbst tatsächlich in Erfüllung geht, und zwar in
Jes 36ff: Dadurch bewegen sich die Ahas-Erzählung und die Hiskia-Erzählung im Rahmen von Verheißung und Erfüllung entwicklungsmäßig
vorwärts196, sie seien nicht einfach Kopien voneinander, sondern gerade
durch die Unterschiede entstünden zusätzliche Aussagen. In Jes 36-39
würden die Könige (sowohl Sanherib als auch Hiskia) als Charaktere erzählerisch stärker entfaltet als in Jes 7f (Rezin und Pekach erscheinen als
zahnlose Bedrohung, Ahas spricht nur einen Satz). Die Bedeutsamkeit von
Sanherib und Hiskia werde ferner dadurch hervorgehoben, daß ihr Erscheinen in dem Buchmaterial zuvor andeutungsweise angekündigt wird.197
Zu Sanherib vergleicht Conrad: 1. das Ausmaß der Zerstörung 36,1 - 7,1425; 8,6-8; 2. der assyrische König im Auftrag Jahwes 36,10 - 10,5-6; 3. die
gotteslästerliche Selbstsicherheit des Königs 36,18-20; 37,10-13 - 10,811.13-14; und 4. Jahwes Gerichtsworte dagegen 37,22-29 - 10,15-19; 5. der
tatsächliche Fall des assyrischen Königs angekündigt und erfüllt 37,33-37 10,15-19. Hinweise auf Hiskia sieht Conrad im Immanuel-Zeichen, das
Hiskia erfüllt, indem er im Kontrast zu Ahas 1. nicht nur ein Zeichen
akzeptiert (37,30; 38,7), sondern auch aktiv erbittet (38,22), 2. sich in der
Krise über Jesaja an Jahwe um Hilfe wendet (37,4) und auf Jahwe vertraut
(36,18; 37,10) und schließlich 3. daß er in der Krankheit auf seine ungeteilte
Treue gegenüber Gott verweisen kann (38,3; vgl. 7,9b).198 Außerdem bereite
194
195
196
197
198
Conrad hat hier irrtümlich 36,6-7 (ebd., S. 69), meint aber gewiß 39,6-7.
Ebd., S. 69.
Ebd., S. 70.
Ebd., S. 71-72.
Ebd., S. 72-74.
73
Jes 9,1-6 ebenso das Kommen Hiskias vor wie 10,24-27 das Gericht über
den König von Assyrien (Vgl. 9,6 mit 37,32; bemerkenswert seien auch die
Parallelen zwischen 9,1-6 und 10,24-27).199 Die Kriegsansprachen in Jes
40ff als Ansprachen gegenüber der Gemeinschaft (41,8-13; 41,14-16; 43,14; 43,5-7; 44,1-5) brächten die Entwicklung des Buches nun noch ein
Stückchen weiter. Der Inhalt von Kap. 11-35 könne unter drei Kategorien
betrachtet werden: 1. Ein Teil betrifft die assyrische Krise und erfüllt sich in
der Hiskiaerzählung, 2. ein Teil betrifft das Gericht gegenüber anderen
Fremdvölkern als Assyrien, was sich nicht in der Hiskiaerzählung erfüllt
(man denke etwa an Babel in Kap. 13-14; 21, welches in Jes 39 noch als
zukünftige Bedrohung angekündigt wird), 3. ein Teil umfaßt eine universale
Erlösung, die alle Völker umfaßt (11,6-9; 19,18-24; 24-27; 34-35).
Die Kriegsansprachen in Jes 40ff nun seien auf dem Hintergrund der
Teile zu verstehen, die über Jes 36-39 hinaus einer Erfüllung zustrebten:
„Just as the community War Oracle in 10,24-27 announces the deliverance
of the people from the Assyrian crisis, so these later War Oracles in the book
announce the deliverance of the community from the Babylonian crisis and
point to the fulfillment of things mentioned earlier in the book.“200
Die implizierte Leserschaft des Buches sei eine, die darauf warte, daß
Jahwe seine Verheißung der Erlösung von babylonischer Unterdrückung
genauso wahrmache, wie er das bei der Erlösung von den Assyrern gemacht
habe. Die angesprochene Gemeinschaft sei nicht stumm wie Ahas gegenüber
Jahwe, sondern bete am Ende des Buches ähnlich vertrauensvoll wie Hiskia
(Jes 63-64) um die Erlösung. Die Tatsache, daß das Volk in den Kriegsansprachen (Kap. 10; 11; 43; 44) anstelle des Königs angeredet werde, zeige,
daß die im Buch erhoffte Erlösung jenseits des davidischen Königtums auf
eine Zeit schaue, in der das Volk selbst König sei.201
Dieter Schneider (1988/1990) hat in der Reihe der Wuppertaler Studienbibel Altes Testament einen deutschsprachigen Kommentar zum ganzen
Jesaja202 vorgelegt, der mit Verweis auf Rendtorff und Childs203 das ganze
Buch als Auslegungseinheit nimmt und noch über sie hinausgehen will:
199
200
201
202
Ebd., S. 74.
Ebd., S. 76.
Ebd., S. 77.
Der Prophet Jesaja, Bd. 1: Kapitel 1-39, Bd. 2: Kapitel 40-66, Wuppertal:
1988-1990.
203 Ebd., Bd. 1, S. 18: Rolf Rendtorff, Das Alte Testament. Eine Einführung,
Neukirchen-Vluyn: 1983, S. 211f; B.S. Childs, Introduction, o.c., S. 72f.
74
„Der vorliegende Kommentar zieht jedoch die von Rendtorff und Childs
neu gesehenen Linien aus und geht noch einen Schritt weiter: Er geht von
der - an vielen Stellen erweisbaren - Tatsache aus, daß die Zusammengehörigkeit der Schriftabschnitte im Jesaja-Prophetenbuch in der ursprünglichen Absicht des Jesaja, des Sohnes des Amoz, gelegen hat, ohne daß
damit Vermutungen über den literarischen Abfassungshergang des
ganzen Buches angestellt werden. Ich sehe jeden kompositorischen
Prozeß nicht als Gegensatz zur, sondern als Fortsetzung der ursprünglichen Geschichtsschau Jesajas, so daß ich mit gutem Gewissen zu jedem
einzelnen Kapitel sagen kann: Jesaja spricht hier ... Jesaja meint hier ...
usw. Nur ein voreingenommener Kritiker wird dieses einen platten Fundamentalismus nennen, der die geschichtliche Bewegung und die unterschiedlichen Profile von Textgruppen nicht wahrnehme. Ich spreche von
einer biblisch-geschicht-lichen Auslegung der Bibel im Unterschied zu
einer historisch-kritischen, welche von bestimmten Vorurteilen herkommt, was als möglich und unmöglich, was als geschichtlich denkbar
und undenkbar anzusehen ist.“204
Schneider grenzt sich einerseits hier sowohl gegen bestimmte weltanschauliche Vorurteile der historisch-kritischen Methode als auch gegenüber
einem „platten Fundamentalismus“ ab. Er baut auf Rendtorff und Childs auf
und will noch weiter gehen, aber in welcher Hinsicht? Er weigert sich,
„Vermutungen über den literarischen Abfassungshergang des ganzen Buches“ anzustellen, will also etwa nicht sagen, der Prophet Jesaja habe es
selbst verfaßt. Schneider rechnet mit einem „kompositorischen Prozeß“, der
eine „Fortsetzung der ursprünglichen Geschichtsschau Jesajas“ ist. Was hat
Jesaja „ursprünglich“ geschaut? Wer oder welche anderen haben das dann
„kompositorisch“ fortgesetzt und wann? Wie groß ist der zeitliche Abstand
zwischen „ursprünglich“ und „fortgesetzt“? Reicht er bis ins babylonische
Exil oder darüber hinaus? Schneider referiert auf den Seiten 23-28 unter der
Überschrift „Einzelheiten der kritischen Jesaja-Auslegung“ die gängigen
Proto-, Deutero- und Tritojesajatheorien und schließt mit der Bemerkung ab:
„Auf eine Beurteilung dieser Meinungen soll an dieser Stelle verzichtet
werden, weil unter der Rubrik ‘Zusammenhang’ zu den Einzelheiten der
kritischen Bibelauslegung Stellung bezogen wird.“205
Schlägt man nun z.B. im zweiten Band den „Zusammenhang“ zur Kyrusweissagung auf (p. 118), findet man wieder das Vorurteil der historisch204
205
Schneider, Jesaja 1-39, o.c., S. 18-19.
Ebd., S. 28.
75
kritischen Methode abgelehnt, Jesaja hätte den Namen des Kyrus nicht
vorhersagen können, und dann folgende Bemerkung:
„Wenn nun Jesaja - und mit ihm möglicherweise seine Schüler, die im
Exil seine Schriften dem Volk in göttlicher Vollmacht vortrugen und
auslegten - das Werkzeug dieser folgenreichen Erlösung namentlich
bezeichnet, dann will damit gesagt sein, daß diese besondere Erlösung
nicht von einem beliebig austauschbaren Werkzeug, sondern von einem
ganz bestimmten und von Gott besonders berufenen in Gang gesetzt wird.
Man kommt nicht darum herum, hierin eine besondere Offenbarung
durch den Geist Gottes zu erkennen.“
Man gewinnt den Eindruck, daß Schneider sich nicht entscheiden will, Jesaja oder möglicherweise „mit ihm“ seine Schüler „im Exil“, wer hat nun von
Kyrus wann gesprochen und wie deutlich? Das gute Gewissen Schneiders,
Jesaja mit seinen Schülern alles in den Mund legen zu können, was die
Schüler „kompositorisch“ im Exil „von seiner urspünglichen Schau fortschreiben“, läßt den Leser im Unklaren, wer nun was und wann gesagt hat.
In seinem Essay „Isaiah 1-66: Making Sense of the Whole“206 bekennt
sich Christopher R. Seitz (1988) zu einem Ansatz, den er „Canonical Critical“ nennt. Er stellt zwei Fragen: 1. Was ist die Quelle der Einheit des Buches Jesaja? 2. Wie können wir als Leser dem Buch Jesaja als einem 66 Kapitel umfassenden Ganzen Sinn abgewinnen?207 Seine Antworten stellen
gleich drei weitverbreitete Überzeugungen in Frage: 1. Daß die Endgestalt
des Buches zufällig entstanden sei oder in solchen Phasen, die einen ersten,
zweiten und dritten Jesaja als getrennte Bücher oder getrennte Personen beinhalten. 2. Daß die gegenwärtige Gestalt des Buches geographisch klar ersichtlich sich von Juda nach Babel und dann wieder nach Juda fortbewegt
und zeitlich vom achten über das siebte ins sechste Jahrhundert, erkennbar
an den internen Buchgrenzen Kap. 39/40 und 55/56. 3. Daß diese Aufteilung notwendig sei, weil wir uns von einem klaren Protojesajapropheten zu
einem babylonischen und zu einem persischen Propheten fortbewegten.208
206
In: „Reading and Preaching the Book of Isaiah“, Seitz, C.R. <Hg.>,
Philadelphia: 1988, S. 105-126.
207 Ebd., S. 105. Auch in seinem Kommentar „Isaiah 1-39“ [Interpretation,
Louisville: 1993] ist Seitz die Betonung der Endgestalt des Buches wichtig.
Entsprechend legt er Jes 1-39 als den eröffnenden Teil des Gesamtwerkes aus.
208 Seitz, Making Sense, o.c., S. 107.
76
Gegen drei unabhängige Sammlungen spreche die eine Überschrift über
dem Ganzen (Jes 1,1), der eine Berufungsbericht eines Propheten (Kap. 6)209
und die Tatsache, daß die literarischen Grenzen zwischen dem ersten,
zweiten und dritten Teil überhaupt nicht speziell hervorgehoben worden
seien.210 Auch die Behauptung der geographischen und zeitlichen Bewegungen scheitere schon gleich in Kap. 1-2, wo man schon bis Hiskia und
sogar noch weiter ins Eschatologische geführt werde, und danach noch
mehrfach.211 Besonders ist Seitz der Widerspruch zum Dritten wichtig: Man
habe eben nicht drei erkennbare Prophetengestalten im Buch.212 Seitz kann
es ganz pointiert formulieren:
„I have already said that attempts to pull a prophetic figure out of 2 Isaiah
have proven difficult, and out of 3 Isaiah, nearly impossible... Not only is
Isaiah strikingly, and logi-cally, absent from 2 and 3 Isaiah, but he is
virtually absent from so-called First Isaiah. Put another way, not only are
Deutero-Isaiah and Trito-Isaiah elusive, but so too is Proto-Isaiah, Isaiah
of Jerusalem, First Isaiah, or whatever you would call him.“213
209
210
211
212
213
Kap. 40 sei zwar als ähnlicher Bericht beansprucht worden, gebe aber keine
geschichtlich klar greifbare Person her (ebd., S. 109 und 116ff).
Ebd., S. 109. Besonders geht Seitz auch auf Kap. 36-39 als vermeintlichen
Abschluß vom „Ersten Jesaja“ (ebd., S. 110-111) ein, aber die Argumentation
dazu hat er später in „Zion’s Final Destiny“ (Minneapolis: 1991) ausgeführt,
was noch zu besprechen sein wird.
Ebd., S. 113. Seitz nennt hier fünf Zeitphasen im Jesajabuch: „(1) judgment
over Israel / Judah in the Assyrian period; (2) judgment over Zion / Judah /
Jerusalem in the Babylonian period; (3) judgment over Israel’s neighbors; (4)
judgment over the whole cosmos; (5) restoration of Zion and a new creation.
The fifth phase is picked up in the oracle of 2:1-5“ (ebd., S. 113-114).
Dieses Problem war so drängend für Seitz, daß er nicht nur auf S. 116-122
dieses Aufsatzes darauf eingegangen ist, sondern auch noch später: Der Frage,
wer der Sprecher in Jes 40,6b-7.8 ist und was für Folgen das für Jes 40-48 hat,
geht Seitz in „The Divine Council: Temporal Transition and New Prophecy in
the Book of Isaiah“ [JBL 1990 (109) S. 229-247] nach. Ähnliche Gedanken
verfolgt er auch in: „How Is the Prophet Isaiah Present in the Latter Half of the
Book? The Logic of Chapters 40-66 within the Book of Isaiah“ [JBL 1996
(115) S. 219-240].
Seitz, Making Sense, o.c., S. 120. Jesaja erscheine eigentlich nur richtig in Jes
6-8 und in 36-39, wobei die Kombination von 1,1 und Jes 39 ergebe, daß
Jesaja, der nur noch bis unter Hiskia gewirkt habe, mit dem Ausscheiden von
Hiskia in Jes 39 auch selber abtrete (ebd., S. 121).
77
Die wirklich zentrale Person des Buches sei Gott, der nicht nur in „Protojesaja“ der direkte Sprecher sei, sondern auch im zweiten Teil über einhundert
Mal in der ersten Person Israel, den Knecht oder Zion anrede.214 Die Quelle
der Einheit des Buches liegt also in der Zurücknahme der prophetischen
Persönlichkeit in allen Teilen und in der Prominenz der Gottesrede.215 So
kann Seitz resümierend feststellen: „With these observations in place, it
might be fitting to call the Book of Isaiah ‘The Drama of God and Zion’“.216
J.H. Coetzee (1989) untersucht das Lied des Hiskia (Jes 38,9-20) und
sieht darin den Höhepunkt von Jes 36-39, das Jes 1-35 und 40-66
miteinander verbindet.217
Für J. Vermeylen (1989)218 ist die Einheit des Großjesajabuches keine
Einheit eines einzelnen Verfassers219, auch nicht einer jesajanischen
Schule220, ist aber doch auch so real im Text vorhanden, daß alle Zufallstheorien zur Erklärung der Existenz des einen Buches zu verwerfen sind221.
Vermeylens Antwort auf die Frage nach der Einheit bringt den Gedanken
von mehreren „relectures“ und redaktioneller Überarbeitung ins Spiel: Zuerst hätte es zwei voneinander unabhängige Sammlungen gegeben: erstens
das Protojesajabuch, dessen Grundbestand auf Aussprüche des Propheten
des 8. Jahrhunderts zurückgehe, und zweitens eine kleinere deuterojesajanische Sammlung. Um 480 v.Chr. hätte dann eine Neubearbeitung des
Protojesajabuches durch eine eschatologische „relecture“ stattgefunden, welche die Betonung auf Jahwes Gericht über die heidnische Welt und ihrer
Hauptstadt Babel legte. Die deuterojesajanische Sammlung, welche die Juden zur Unterstützung von Cyrus aufgerufen hatte, sei nicht von dieser
„relecture“ berührt worden. Wahrscheinlich um 445 v.Chr. seien dann beide
Sammlungen durch einen Redaktor zusammengeführt worden, der in
Nehemias Wirksamkeit den Anfang einer neuen Ära für Zion sah. Dieser
214
215
216
217
218
219
220
221
78
Ebd., S. 121-122.
Ebd., S. 121-122.
Ebd., S. 120. Diesen Gedanken hat Seitz weiterverfolgt in: „Zion’s Final
Destiny: The Development of the Book of Isaiah: A Reassessment of Isaiah 3639“, Minneapolis: 1991, siehe unten.
Coetzee, J.H., The „song of Hezekiah“ (Isaiah 38:9-20): A doxology of
judgement from the exilic period, OTE 2 (3), S. 13-26, 1989.
Vermeylen, J., „L ‘unité du livre d’ Isaïe“ in idem (Hg.), The Book of Isaiah,
Leuven: 1989, S. 11-53.
Ebd., S. 27.
Ebd., S. 17.
Ebd., S. 27.
Bearbeiter habe beide Bücher zusammengebracht und mit einer historischen
Abfolge versehen, dabei habe er viele neue Kommentare und Erweiterungen
hinzugefügt, und als Krönung seiner Arbeit dann die Kapitel Jes 56-66.
„Tritojesaja“ sei dabei nicht die Wiedergabe der Worte eines anonymen
Propheten und Schülers von Deuterojesaja, sondern die Arbeit eines
Redaktors, der zu den Zeiten Nehemias mit seiner eigenen Reflektion Jes 155 fortschrieb. Nach der Zeit Nehemias hätte es dann noch einige
„relectures“ gegeben, die das ganze Werk von 1-66 erweiterten.222
Frank Matheus (1990) geht in seiner Abhandlung über „die Hymnen
Deuterojesajas“223 auch der Frage der Komposition des Jesajabuches nach
und resümiert, „daß zumindest die Kapitel 1-55 in ihrer wesentlichen
Gliederung ... auf eine einheitliche Redaktion zurückzuführen sind.“224 Der
Grund, warum die Jesaja-Erzählung in Jes 36-39 ihren Ort hat, besteht für
ihn „nicht zuletzt“ darin, daß der Gebrauch des Begriffes „retten“ (Wurzel:
)נצל, in „Deuterojesaja ein zentraler Begriff im Kontext der Verschleppung
und Götzenpolemik“ (44,22; 44,17; 47,14), innerhalb von Jes 1-39 in Kap.
36-39 besonders häufig vorkommt.225 Indem der Rabschake die Gottheit
Gottes und seine Fähigkeit zur Rettung in Zweifel zieht (36,15), werde
damit genau das zentrale Thema der Götzenpolemik in Jes 40-48 berührt:
„die Wirk- und Rettungsmächtigkeit Jhwhs im Vergleich zu den anderen
Göttern“.226 Eine weitere Verbindungslinie zwischen 1-39 und 40ff sieht
Matheus in den Verben, die im Verstockungsauftrag (Jes 6) im Vordergrund
stehen: Diese zögen sich „wie ein roter Faden durch die gesamte Kompo222
223
224
225
226
Ebd., S. 52-53. In Zusammenhang mit diesem Artikel spricht Vermeylen nur
kurz von Jes 36-39 als historischem Appendix, vergleichbar mit Jer LXX 4252, ebd. S. 29. Später ging er dem Problem Jes 36-39 / 2 Kg 18-20 gründlicher
nach, s.u. zu: Vermeylen, J., „Hypotheses sur l’origine d’Isaïe 36-39“ in
„Studies in the Book of Isaiah. Festschrift Willem A.M. Beuken“, J. van
Ruiten; M. Vervenne <Hg.>, Leuven: 1997, S. 95-118. Vgl. auch: Vermeylen,
J., Structure et composítion littéraire d’Is 1-35. Étude analytique., Dissertation, 2 vols, Louvain: 1972. Aus der Dissertation entstand: Vermeylen, J.,
Du prophète Isaïe à l’Apocalyptique. Is 1-35: Miroir d’un demimillénaire
d’expérience religieuse en Israël, Paris: 1977. Siehe auch von demselben
Autor „La composition littéraire de l’ ‘Apoc. d’ Isaïe’ (Is 24-27)“,
Ephemerides Theologicae Lovanienses 1974 (50) S. 5-38.
Singt dem Herrn ein neues Lied: die Hymnen Deuterojesajas, Stuttgart: 1990.
Ebd., S. 171.
Ebd., S. 162-163.
Ebd., S. 163.
79
sition des Jesajabuches“227, die in ihrer Ganzheit voller Ästhetik und theologischer Fülle stecke, so daß das sehende Auge mit Jes 62,4 sagen könne:
„Nicht länger soll man dich ‘Ödland’ nennen!“228
B.G. Webb (1990) behandelt in seinem Aufsatz: „Zion in Transformation.
A Literary Approach to Isaiah“ das Jesajabuch als Ganzes, das er strikt
synchron liest. Die „Transformation“ des Zion sei ein zentrales Thema des
Buches: Das Gericht trifft Jerusalem als Läuterung, so daß ein Rest übrig
bleibt, der dann Ausgangspunkt des neuen eschatologischen Zion wird.229
W.A.M. Beuken (1990) fragt nach dem Hauptthema des „Tritojesaja“230
und sieht selbst als zentrales Thema die עבדי יהוה, die in 56-66 immer im
Plural stehen, was aber schon in Jes 54,17 und 53,10 vorbereitet werde. Das
ganze Jesajabuch sei in einem komplizierten Prozeß in Redaktion als
Einheit ent-standen.231 Der Gedanke der verbindenden Elemente zwischen
„Tritojesaja“ und dem Rest des Jesajabuches ist auch Thema in Beukens
Aufsatz: „Isaiah Chapters LXV-LXVI: Trito-Isaiah and the Closure of the
Book of Isaiah“232. Der Artikel „Jesaja 33 als Spiegeltext im Jesajabuch“233
entfaltet den Gedanken, daß dieses Kapitel den Interpretationsschlüssel
liefert, um das Ganze verstehen zu können.
Zu dem für unser Thema wichtigen Buch von C. Seitz (1991) „Zion’s
Final Destiny: The Development of the Book of Isaiah: A Reassessment of
Isaiah 36-39“ wenden wir uns in dem Kapitel über die Frage der Priorität
des Textes in Jesaja 36-39 oder in 2 Kg 18-20 zu.
Gerald T. Sheppard (1992) stellt als ein Ergebnis der letzten zwei Jahrzehnte Forschungstätigkeit fest: „While scholars had recognized before the
dependence of Trito-Isaiah on the earlier portions, we are now overwhelmed by the editorial interdependence between so-called First (chapters
1-39) and Second Isaiah (40-55). Whoever edited 40-55 exerted a major
rather than a minor influence on the presentation of Isaiah in 1-39. Neither
part could exist in a form very close to what we have in the Bible without the
227
228
229
230
231
232
233
80
Ebd., S. 167.
Ebd., S. 171.
In: „The Bible in Three Dimensions“, Clines, D.J.A.; Fowl, S.E.; Porter, S.A.
<Hg.>, Sheffield: 1990, S. 65-84 (Jes 36-39 als Brücke: S. 70f).
„The Main Theme of Trito-Isaiah ‘The Servants of YHWH’“, Journal for the
Study of the Old Testament 1990 (13) S. 67-87.
Ebd., S. 67.
In „Congress Volume: Leuven 1989“, Emerton, J.A. <ed.>, VT suppl. 43,
Leiden: 1991, S. 204-221.
ETL 1991 (67) S. 5-35.
other.“234 Aber Sheppard warnt angesichts des modernen Trends, „Strukturen“ von biblischen Büchern aufzuzeigen, davor, unreflektiert einem philosophischem Klima zum Opfer zu fallen, das stark von strukturalistischen
Ansätzen beeinflußt sei.235 Ein Hauptteil von Sheppards Artikel236 ist die
kritische Würdigung von Arbeiten Sweeneys237, Conrads238 und von Seitz239.
Richard J. Clifford (1993) verweist in Zusammenhang mit der Frage der
Einheit Jesajas240 auf drei Zentralthemen des „Zweiten Jesaja“, die oft als
Problem für eine redaktionell gedachte Einheit gesehen werden, nämlich 1.
Zion als Ziel des Exodus und der Landnahme, 2. die Schöpfung, 3. Cyrus als
Gesalbter, aber alle diese Bereiche stünden in tiefer Kontinuität mit der
jesajanischen Tradition.
Für Peter D. Miscall (1993) ist das Jesajabuch im fünften Jahrhundert v.
Chr. entstanden. Auch wenn das meiste in Jes 1-39 die Zeiten in der letzten
Hälfte des 8. Jahrhunderts beschreibe und der Stil dieser Kapitel sich von Jes
40-66 unterscheide, liest Miscall auch Jes 1-39 als zu derselben Zeit und von
denselben Leuten abgefaßt wie Jes 40-66 und sagt lapidar: „I do not enter
into arguments about historcal authorship or about what other already existing materials, written or oral, contemporary or ancient, may have been
included in the book of Isaiah.“241 Ganz ähnlich sagt er zu Jes 36f: „I pay
little attention to historical issues concerning the individuals and events or
234
235
236
237
238
239
240
241
Sheppard, G.T., „The Book of Isaiah: Competing Structures according to a
Late Modern Description of Its Shape and Scope“ in SBL 1992 Seminar
Papers, Lovering, E.H. Jr. <ed.>, Atlanta: 1992, S. 549-582.
Ebd., S. 551. Vgl. zur Thematik Herbert H. Klement, „Beobachtungen zu
literaturwissenschaftlichen Ansätzen in alttestamentlicher Exegese“ in
Jahrbuch für evangelikale Theologie 7, Burkhardt, Helmut <ed> e.a.,
Wuppertal: 1993, S. 7-28.
Sheppard, Competing Structures, o.c., S. 555-565. Siehe auch G.T. Sheppard,
„The ‘Scope’ of Isaiah as a Book of Jewish and Christian Scriptures“ in: „New
Visions of Isaiah, Melugin, R. F. et al. <ed>, Sheffield: 1996, S. 257-281.
Sweeney, M., Isaiah 1-4 and the Post-Exilic Understanding of the Isaianic
Tradition, BZAW 171, Berlin / New York: 1988.
Conrad, E.W., Reading Isaiah, Minneapolis: 1991.
Seitz, Christopher R. <Hg.>, Reading and preaching the Book of Isaiah,
Philadelphia: 1988, S. 13-22; idem, Zion’s Final Destiny: The Development of
the Book of Isaiah: A Reassessment of Isaiah 36-39, Minneapolis: 1991.
„The Unity of the Book of Isaiah and Its Cosmogonic Language“, CBQ 1993
(55) S. 1-17.
P.D. Miscall, Isaiah, Sheffield: 1993, S. 96.
81
to the relationship between 36-39 and the nearly identical story in 2 Kings
18-20.“242
David Carr (1993)243 beurteilt die Versuche der jüngeren Vergangenheit,
eine Einheit Jesajas aufzuzeigen, mit großer Skepsis. Kein Herausgeber
hätte tief genug in den Text eingegriffen, um eine Struktur hineinzubringen,
die einen einheitlichen großen Entwurf widerspiegle. „As a result, the book
of Isaiah displays the kind of fractured thematic and inter-textual unity that
might be expected in a text whose authors/editors did not generally subsume
the book’s earlier parts into a larger whole.“244
J.A. Motyer (1993) hat innerhalb der modernen Diskussion um die
Einheit Jesajas einen Kommentar vorgelegt245, der nicht nur die einheitliche
Entstehung des Gesamtbuches vertritt, sondern auch dessen Abfassung
durch Jesaja, den Sohn des Amoz: „Chapters 1-39 and 40-55 are thus the
main battleground in the matter of Isaianic authorship. As the commentary
shows in detail, if chapters 40-55 (though referring to the exile) are not to be
dated during the exile there is no insuperable difficulty in allowing chapters
56-66 a preexilic, Isaianic origin. Everything depends on the dating of
chapters 40-55, and we will consider this under the headings of literature,
geography, history, prophecy and theology.“246 Literarisch gesehen sei es im
Alten Testament üblich gewesen, die verschiedenen Identitäten der Propheten zu bewahren und nicht zuzulassen, daß das Werk des einen mit dem des
anderen verschmelze, das gelte sogar bei so einem kleinen Buch wie
Obadja.247 Geographisch seien Jes 40-55 nicht durch einen Wechsel nach
Mesopotamien gekennzeichnet, die Hinweise auf Flora oder Klima im Text
scheinen eher auf Phönizien oder Palästina zu deuten.248 Zur historischen
Situation bemerkt Motyer:
„’Babylon’ is predicted rather than presupposed, and is something foreseen in very broad terms at that. It is no more than the name of the
captor. There is no evidence of eyewitness participation. The sort of detail
by which an eyewitness would betray himself is simply not there 242
243
244
245
246
247
248
82
Ebd., S. 88.
David Carr, Reaching for Unity in Isaiah, JSOT 1993 (57) S. 61-80 (später
auch abgedruckt in: „The Prophets: A Sheffield Reader“, Davies, Philip R.
<Hg.>, Sheffield: 1996, S. 164-183).
Ebd., S. 78.
Motyer, J.A., The Prophecy of Isaiah, Leicester: 1993.
Ebd., S. 26.
Ebd., S. 27.
Ebd., S. 27.
observations about the city, the way its life is ordered, the structures of its
society, the feel and smell of the place.“249
Was die Prophetie betrifft, erfülle Jes 39,1-8 alle Bedingungen für das
moderne Verständnis der Prophetie, nachdem der Prophet nur Dinge weissagt, die auch mit seiner eigenen Zeit einen Zusammenhang bilden: Babylon
biete sich dort Jesaja als ein Thema an, auf das er prophetisch antworte, und
zwar mit einer Gerichtsbotschaft, die auch für seine Zeitgenossen Relevanz
hatte. Babylon war eine Macht, auch eine potentielle Weltmacht. Wie lange
es dauern würde, bis die Vorhersage eintraf, wissen wir zwar heute rückblickend, aber Jesaja damals wohl nicht. Sobald aber Jesaja diese Vorhersage der babylonischen Gefangenschaft gemacht hatte, sei es notwendig
gewesen, die Frage zu beantworten, wie Gott dann noch seine Zukunftsverheißung eines weltweiten Friedensreiches unter einem König in Zion
erfüllen würde. Von daher hätten auch Jes 40ff im Horizont Jesajas und
seiner Zeit Relevanz.250
Theologisch biete Jes 1-39 sechs Hauptlehren: „den HERRn als den
Herrn der Geschichte (z.B. 10,5-15) und den Götzen überlegen (z.B. 2,1220); die Verheißung eines Restes (z.B. 1,27; 4,3; 8,11-20; 10,20); die
Versöhnung des Sünders mit Gott auf der Basis der Sühne (6,6-7); die
Schau eines wiederhergestellten Zion (z.B. 1,26-27; 2,2-4; 4,2-6) und den
davidischen Messias (z.B. Kap. 7-12). Diese sechs Bereiche machen auch
die theologische Substanz der Kapitel 40-55 aus.“251
Speziell zum Messias vertritt Motyer in seiner Auslegung zu Jes 55,3-4
die Identität des individuellen עבד יהוהund des Messias aus dem Haus
Davids. Das schlägt sich auch in seiner Buchgliederung nieder:
„Isaiah 1-37: The book of the King“,
„Isaiah 38-55: The book of the Servant“,
„Isaiah 56-66: The book of the Anointed Conqueror“.252
Jes 36-39 sieht er nicht als aus Könige entlehnt an; beide, Jesaja und
Könige, hätten unabhängig voneinander Zugang zu Annalen und Geschichtsberichten gehabt und sie für ihre Zwecke benutzt. Die Umstellung
der Chronologie (Jes 38-39, obwohl zeitlich vor 36-37, danach stehend)
passe aber in Jesaja im Unterschied zu Könige besonders zum Aufbau des
Buches und zeige, daß die Jesajatradition über die Geschehnisse schon gut
249
250
251
252
Ebd., S. 28.
Ebd., S. 29.
Ebd., S. 29-30 (Übersetzung Lanz).
Ebd., S. 35; 287; 459.
83
etabliert war, als der Geschichtsschreiber oder Herausgeber der Königebücher sein Werk zusammenstellte.253
John L. McLaughlin (1994) kommt in seiner Untersuchung von Jes 6,910 im Jesajabuch u.a. zu dem Ergebnis, daß die Verbindung von 40-66 mit
dem Rest des Buches nicht die Folge von Zufall, sondern von Plan war.254
H.G.M. Williamson (1994) versucht in seinem Werk „The Book Called
Isaiah: Deutero-Isaiah’s Role in Composition and Redaction“255 darzulegen,
daß Deuterojesaja einerseits von einer schriftlichen Form „Protojesajas“
beeinflußt war und andererseits diesen „Protojesaja“ redaktionell überarbeitete, um ihn mit seinem „Deuterojesaja“ zu einem Werk zu vereinen .256
Knut Holter (1995) sieht die Polemik gegen die Götzenmacher in Jes 40ff
(40,19-20; 41,6-7; 44,9-20; 46,6-7) als völlig kontextmäßig eingebettet und
„funktionierend“ in Jes 40-55 an.257 Er will daraus einerseits nicht den
Schluß ziehen, daß sie von Deuterojesaja stammen müssen, aber er sieht
auch andererseits diejenigen als voreilig an, die sie als „unauthentisch“
einstufen. Die eigentliche Betonung liege auf den Götzenmachern und noch
nicht einmal auf den Götzen. Dadurch werde die Überlegenheit und
Souveränität Jahwes noch schärfer hervorgehoben.258
Für R.H. O’Connell (1995) kann das Jesajabuch als in sieben asymmetrisch konzentrischen Teilen aufgebaut verstanden werden:259
1. 1,1-2,5
exordium: appeal for covenant reconciliation
2. 2,6-21
two structurally analogous
3. 3,1-4,1
accusatory threats of judgement
4. 4,2-11,16 two structurally analogous schemes
5. 13,1-39,8 for the punishment and restoration of Zion and the nations
6. 40,1-54,17 an exoneration on YHWH
7. 55,1-66,24 a final ultimatum, which again appeals for covenant
reconciliation.
253
254
255
256
257
258
259
84
Ebd., S. 286.
McLaughlin, John J., Their Hearts Were Hardened: The Use of Isaiah 6,9-10
in the Book of Isaiah, Bib 1994 (75) S. 1-25, besonders S. 24.
Oxford: 1994.
Ebd., S. 93ff.
Second Isaiah’s Idol-Fabrication Passages, BET 28, Frankfurt am Main: 1995.
Ebd., S. 238-239.
Concentricity and Continuity - The Literary Structure of Isaiah, JSOT suppl.
series 188, Sheffield: 1995, S. 20.
Die Struktur des Buches sei so durchdacht und das bis ins Detail gehend,
daß ein einheitlicher Verfasser anzunehmen sei, der im sechsten Jahrhundert angesetzt wird.260
Was J. Barton (1995) über die Kapitel Jes 36-39 sagt, bringt die neueren
redaktionskritischen Beobachtungen so gut auf den Punkt und setzt sie so
gut in Beziehung mit der traditionellen konservativen Auslegungstradition
der Bedeutung dieser Kapitel im Buchganzen, daß er hier selbst ausführlich
zu Wort kommen soll:
„These chapters thus bridge the gap between ‘First’ and ‘Second’ Isaiah.
This interpretation has a slightly subversive effect. One of the arguments
critical scholars used, in the days when the existence of more than one
‘Isaiah’ was contentious, was that 40-55 concerned itself with the exiles
in Babylon, and therefore could not be by Isaiah ben Amoz: there was a
clear break between 1-39 and 40-55. Conservative scholars commonly
retorted that the break had been created by ignoring 36-39. If these were
read as a continuous part of the work, then the transition from Judah to
Babylon was prepared for in the narrative. Prepared for, too, in Isaiah’s
mind: having grasped the terrible implications of Hezekiah’s carelessness
over the Babylonian envoys, he foresaw the exile to which it would
eventually lead, and then uttered oracles about the eventual deliverance
from exile. There are many reasons why most scholars did not find this
convincing. But in so far as the case for Deutero-Isaiah rested on the
perception of a break between 1-39 and 40-55, what we have just
suggested about the rather smooth redaction at this point may seem to
undermine it. Redaction criticism can be a dangerous ally.“261
260
Ebd., S. 245-246: „It is unnecessary to conclude that all biblical books that
present themselves as unified, coherent and thematically focused are
necessarily the product of a single author or compiler... Nevertheless, the
patterning of literary subunits within Isaiah’s overall design makes it difficult
to imagine that its overall design should be accounted for as the product of
accretion under (three or more) separate hands. Indeed, preferring to choose
that set of interpretative criteria that grants maximal relevance to the existence
and arrangement of the book prompts me to postulate that the compilation of
Isaiah took place under a single rhetorical program and, probably, a single
hand in the late sixth century BCE.“
261 J. Barton, Isaiah 1-39, Sheffield: 1995, S. 96. In diesem Zusammenhang stellt
Barton unter der Überschrift „The Redaction of Isaiah 1-39“ auf S. 99 einen
Umschwung fest: „If nineteenth-century scholarship sometimes made it seem
that the book of Isaiah was almost a random collection of prophecies with
nothing in common, more recently the pendulum has swung in the opposite
85
J. Barton gesteht hier also zu, daß redaktionskritisch arbeitende historischkritische Theologen in der jüngeren Vergangenheit ein Hauptargument für
die Aufteilung des Jesajabuches in Proto- und Deuterojesaja aufgehoben
haben. Der Bruch zwischen 1-39 und 40-55 existiert nicht. Barton weiß, daß
„konservative“ Forscher dieses Argument zugunsten eines auch verfassermäßig einheitlichen Jesaja ausschlachten könnten, und er lehnt eine solche
Argumentation ab, der Weg in die Richtung wäre ihm „dangerous“ und
„subversive“.
In seinem Aufsatz „The King in the Book of Isaiah“ kann Richard
Schultz 1995 unter der Kapitelüberschrift „The Unity and Structure of the
Book of Isaiah“ feststellen: „For those familiar with the often polemical
secondary literature addressing the question of the authorship of Isaiah, it is
somewhat surprising to note that the majority of the scholars discussing the
book of Isaiah today assume its basic redactional or tradition-historical
unity.“262
Irmtraud Fischer (1995) sieht bei ihrer Arbeit263 das Jesajabuch als eine
kanonische Einheit an und untersucht von daher die 12 Stellen zu „Tora“ im
Buch. Es werden dabei zwei Traditionskomplexe voneinander unterschieden
(1. Tora für Israel, z.B. 1,10, 2. Tora für die Völker, z.B. 2,3), die in Jes 51
zusammengeflochten werden zu einer Einheit. Die Ebene, auf welcher diese
Verknüpfung geschah, setzt schon den (evtl. schon abgeschlossenen) Pentateuch, die Tora voraus.264
Der kurze Kommentar von Barry Webb (1996) „The Message of Isaiah:
On Eagles’ Wings“265 führt das Jesajabuch substantiell auf Jesaja, den Sohn
des Amoz, zurück.
Auch Ronald E. Clements (1996) reiht sich mit seinem Beitrag „A Light
to the Nations: A Central Theme of the Book of Isaiah“266 bei denen ein, die
262
263
264
265
266
86
direction. Most scholars now think of Isaiah 1-39, indeed of the whole book of
Isaiah, as a carefully crafted whole.“
In „The Lord’s Anointed. Interpretation of Old Testament Messianic Texts“,
Satterthwaite, Ph.E.; Hess, R.S.; Wenham, G.J. (Hg.), Grand Rapids,
Michigan: 1995, S. 147.
Fischer, Irmtraud, Tora für Israel - Tora für die Völker. Das Konzept des
Jesajabuches, Stuttgart, 1995, S. 12.
Ebd., S. 117.
Leicester: Intervarsity Press 1996.
In: „Forming Prophetic Literature: Essays on Isaiah and the Twelve in Honor
of John D. W. Watts“, James W. Watts; Paul R. House (Hg.), JSOT suppl.
235, Sheffield: 1996, S. 57-69.
auf verbindende Themen im ganzen Buch hinweisen. Das Licht als Bild der
Erlösung in Schlüsselpassagen eingebettet (Jes 9,2; 42,6; 60,1ff) sei als
zentrales Thema durch die traditionelle Buchaufteilung oft übersehen worden.
Marvin A. Sweeney (1996) gibt in seinem Kommentar zu Jes 1-39 auch
eine Einleitung in das ganze Buch, das in vier Phasen mit Jesaja beginnend
bis zum Ende des 5. Jahrhunderts in Zusammenhang mit den Reformen
Esras und Nehemias entstanden sei.267 Sweeneys Vorschlag für den Aufbau
des Jesajabuches kann man sowohl der Einleitung seines Kommentares
entnehmen als auch zusammengefaßt seinem Essay „The Book of Isaiah as
Prophetic Torah“268:
„The first part in Isaiah 1-33 focuses on YHWH’s projected plans for
worldwide sovereignty at Zion in that these chapters are designed to
project judgment aganinst Jerusalem, Judah, Israel and the nations,
followed by restoration once the judgment is complete. The second part in
Isaiah 34-66 focuses on the realization of YHWH’s plans for world-wide
sovereignty at Zion in that these chapters presuppose that the judgment
(or at least the initial stage of judgment at the hands of Assyria and
Babylonia) is over and that the period of restoration is about to begin with
the return of the people to Jerusalem.“269
Daß der zweite Buchteil mit Kap. 34-35 beginnt, werde durch die überleitende Funktion von Jes 36-39270 und Kap. 34-35271 bestärkt und noch durch
einige ergänzende Beobachtungen. 272 Zur Gattung und Absicht des
gesamten Buches stellt Sweeney fest: „Overall, the final form of the book of
Isaiah presents an argument or exhortation to adhere to YHWH’s covenant
267
268
269
270
271
272
Isaiah 1-39 with an Introduction to Prophetic Literature, FOTL 16, Grand
Rapids: 1996, S. 31-62.
In: New Visions of Isaiah, Melugin, R. F.; Sweeney, M. A.<Hg.>, Sheffield:
1996, S. 50-67, zum Aufbau siehe S. 52-56.
Ebd., S. 53.
Ebd., S. 53: „But more recent studies demonstrate that Isaiah 36-39 does not
close the material devoted to First Isaiah; instead it introduces the material
that appears beginning in Isaiah 40 (Ackroyd 1982; Seitz 1990; Seitz 1991).“
Ebd., S. 54: „Isaiah 34-35 constitute an introduction to Isaiah 34-66 that is
parallel to Isaiah 1 and its introductory role in relation to Isaiah 1-33
(Brownlee 1964; Evans 1988).“
Ebd., S. 54-56.
87
... Altogether, the final form of the book of Isaiah is designed to support the
reforms of Ezra in the late fifth century BCE.“273
Gary Stansell (1996) sieht in Jes 28-33 ein Band, das das ganze Jesajabuch
zusammenbindet. 274 Er erkennt ausdrücklich an, daß die diachronen
Betrachtungsweisen, welche die Entstehungsgeschichte des Buches über die
Jahrhunderte zum Thema haben, ihr gutes Recht haben, aber der Sinn seines
Artikels sei, in einer synchronen Lesung des ganzen Buches auf die Einbettung der Einheit von Jes 28-33 im Ganzen einzugehen.275 Jes 28-33 sei
erkennbar als zusammenhängender Abschnitt durch die Verbindung der
sechs einleitenden Weherufe, welche Gerichtsworte einleiten, die jeweils
durch Heilsworte abgewechselt werden.276 Zusätzlich werde Jes 28-33 durch
die Art der Behandlung der Themen „(1) Zion / Jerusalem; (2) Yahweh’s
Exaltation; (3) Hearing / Sight / Insight; (4) Foreign Alliances and the
Assyrian Threat“ geeint.277 Die Einbettung im Buchganzen betreffend weist
Stansell auf Berührungspunkte von Jes 28-33 mit 1-12 (S. 78-87), 13-23 (S.
88-89), 24-27 (S. 90-92), 34-39 (S. 92-95) und 40-66 (S. 95-99) hin. Zur
Funktion von Jes 28-33 bemerkt Stansell resümierend:
We „have seen that chs. 28-33 are significantly connected to every major
section of the book. In Janus-like fashion, the section looks in both
directions, forward and backward.“278
Chris A. Franke (1996) untersucht Jes 14 und 47, das poetisch ausgesprochene Gericht über den „König von Babel“ und die „Jungfrau Tochter
Babel“ in ihrer wechselseitigen Beziehung zueinander und im Buchganzen.279 In Jes 47 (auch in 13,19-22) könne man die „Jungfrau Tochter
Babel“ als Kontrast zur „Tochter Zion“ sehen, und innerhalb des Buchganzen geschehe eine „Umkehrung des Geschickes“ beider Größen:
273
274
275
276
277
278
279
88
Ebd., S. 56. Vgl. Sweeneys Dissertation: „Isaiah 1-4 and the post-exilic understanding of the Isaianic tradition“ (Dissertation, Claremont: 1982s), die später
mit gleichem Titel erschienen ist: BZAW 171, Berlin / New York: 1988, und
„Structure and Redaction in Isaiah 2-4“, HAR 1987 (11) S. 407-422.
„Isaiah 28-33: Blest Be the Tie that Binds (Isaiah Together)“ in „New Visions
of Isaiah“, Melugin, R. F.; Sweeney, M. A.<Hg.>, JSOT Supplement 214,
Sheffield: 1996, S. 68-103.
Ebd., S. 69.
Ebd., S. 70-71.
Ebd., S. 72-78.
Ebd., S. 100.
„Reversals of Fortune in the Ancient Near East: A Study of the Babylon
Oracles in the Book of Isaiah“ in „New Visions of Isaiah“, Melugin, R. F.;
Sweeney, M. A. <Hg.>, Sheffield: 1996, S. 104-123.
„In ch. 47, the figure of VDB280 functions as a foil to that of Daughter
Zion in chs. 40-46 and 48-55. In chs. 40-46, Judah/Israel is downtrodden,
oppressed, humiliated, hopeless, living in darkness. By ch. 48 changes
are beginning to take place, and in chs. 49-55 Judah/Zion has been
transformed. In ch. 48 Zion is urged to go out from Babylon, and to flee
Chaldea. In chs. 49-55 Zion will be inhabited with many dwellers,
prisoners will come out of darkness, children will be numerous to the
surprise of once barren Zion. Kings and queens will now care for the
children of the once humiliated Zion, they will bow down to her and lick
the dust of her feet. She will be adorned like a bride. Chapter 47 is the
key to the reversal of fortune of Daughter Zion. It functions as a pivot for
Second Isaiah in that it is the point in the book where Judah/Israel
changes places with the oppressor, Babylon.“281
Was Jes 36-39 betrifft, meint Franke, daß durch eine genauere Untersuchung von Jes 37,22-29 (das Verspotten des Tyrannen Sanherib) noch
„weitere Querverbindungen zwischen den drei Abschnitten des Buches
Jesaja, welche Babylon mit Namen nennen“, aufgezeigt werden könnten.282
Benjamin D. Sommer (1996) gehört zu denen, welche die Arbeit der
„Unity School“ im Gefolge eines „canon criticism“ wegen dreier Trugschlüsse in ihrer Argumentation ablehnen:283 1. Man schaut nur auf einigende Elemente innerhalb der zwei Hälften des Jesajabuches, anstatt auch andere biblische Bücher mit in Betracht zu ziehen (z.B. Jeremia), welche dieselben Elemente haben mögen.284 2. Die Elemente, welche dann als beide
Hälften einigend gesehen werden, werden gleichzeitig von einigen herangezogen, um zu behaupten, daß „Deuterojesajas“ Werk nie ein unabhängiges
gewesen sei. Der Trugschluß liegt darin zu übersehen, daß ein späteres
Werk als selbständiges Werk ergänzend neben ein früheres treten kann.285
3. Einige Gelehrte vertreten, daß die Heilsweissagungen in Jes 1-39 eingefügt worden seien, um den Weg für Jes 40-66 zu bereiten. Diesem Gedanken
von Jesaja als einem nur Gericht Predigenden widerspricht er treffend:
280
281
282
VDB = Virgin Daughter Babylon, siehe ebd., S. 107.
Ebd., S. 119.
Ebd., S. 122 (Übersetzung Lanz, original: „further interconnections between
the three segments of the book of Isaiah which mention Babylon by name“).
283 „Allusions and Illusions: The Unity of the Book of Isaiah in Light of DeuteroIsaiah’s Use of Prophetic Tradition“ in: „New Visions of Isaiah“, Melugin, R.
F.; Sweeney, M. A.<Hg.>, Sheffield: 1996, S. 156-186.
284 Ebd., S. 183. Daß nach seiner Meinung „Deuterojesaja“ dem Propheten
Jeremia näher steht als einem „Protojesaja“, wird S. 176ff ausgeführt.
285 Ebd., S. 184-185.
89
„But the same thinker who predicted disaster could also foresee its end:
two ideas do not indicate the existence of two authors. Indeed one of
Isaiah’s most characteristic notions, that of the remnant that will return,
itself combines his positive and negative viewpoints: yes, there will be
survivors of the coming disaster, but only a few.“286
Für H.A.J. Kruger (1996) ist der theologische Charakter von Jes 36-37
gegenüber dem historischen entscheidend:287 Es geht um einen Kampf der
Ideologien, es geht um Jahwe gegen die Götter. Jahwe erweist durch Reden
und Handeln, durch Wort und Geschichte, daß er einzig wahrer Gott sei.288
Ulrich Berges hat mit seiner Habilitationsschrift „Das Buch Jesaja:
Komposition und Endgestalt“ (Freiburg, 1998) die bisher umfassendste
Arbeit zur Komposition des Jesajabuches vorgelegt und gleichzeitig die
äußerst lebhafte Diskussion der letzten 20 Jahre zu dieser Thematik mit
eingearbeitet. Auch er sieht den Vollzug eines „Paradigmenwechsels“ in der
gegenwärtigen alttestamentlichen Wissenschaft:
„Von den treibenden Fragen nach der Textgenese (Redaktionen, Kompositionen, Sammlungen, aktualisierende Fortschreibungen, punktuelle Erweiterungen und Glossierungen, etc.) geht das Interesse verstärkt auf die
Beschreibung der Endgestalt biblischer Bücher und Buchsammlungen.“289
Berges will in dieser Situation alte und neue Ansätze miteinander verbinden
und vertritt eine „diachron reflektierte Synchronie“: Er nimmt zuerst einmal
das Jesajabuch in seiner vorliegenden „synchronen Endgestalt“ wahr und
analysiert diese. Er kommt dabei auf „sechs Großabschnitte... (1-12;1327;28-35;36-39;40-48/49-55;56-66)“, wobei „die Kapitel 36-39“ mit ihrer
Zionstheologie die „textlich-weltliche Mitte“ des ganzen Jesajabuches
bilden. Der Zion ist dabei „gegen alle historische Ratio“ unbezwingbar. Alle
anstürmenden Völker (Assur, Babel, Edom) müssen an ihm zerbrechen290.
Der Bewegung gegen den Gottesberg in 1-35 entspreche in 40-66 die
Bewegung zum Zion, die Juden aus Babylon und der weltweiten Diaspora
und Bekehrte aus allen Völkern umfaßt. 291 Die für die letzte große
286
287
288
289
290
291
90
Ebd., S. 185.
Kruger, H. A. J., „Gods“, For Argument’s Sake: A Few Remarks on the
Literature and Theological Intention of Isaiah 36-37 (Part I), Old Testament
Essays 1996 (9) S. 52-67.
Ebd., S. 64.
Berges, Das Buch Jesaja, S.535.
Ebd., S. 535-537.
Ebd., S. 539.
Redaktion des Jesajabuches verantwortliche „Knechtsgemeinde“, die auch
Jes 36-39 als kompositorische Mitte in das Buch eingefügt habe292, stand
„im Gegensatz zur restriktiven Religionspolitik eines Nehemia und Esra“,
da sie den bekehrten Heiden nicht die Beschneidung, sondern nur den
JHWH-Monotheismus, ethisches Verhalten und das Sabbatgebot auferlegte,
um zum Gottesberg und Tempel zugelassen zu werden.293 Diese Programmatik, nicht Ethnie, sondern Ethik als Zulassungsbedingung, führte nach
Berges schließlich sogar zur „Spaltung der nachexilischen Gemeinde im
Namen JHWHs“, welche die Knechtsgemeinde mit Jes 65 vollzogen habe.294
Das Jesajabuch als „geschichtete Geschichte“295 mache aber noch eine
diachrone Analyse der „fast fünfhundertjährigen Geschichte der Textwerdung“ notwendig. Die beiden Großteile des Jesajabuches (Jes 1-32; 40-66)
seien „in ihren Kernbeständen unabhängig voneinander entstanden..., so daß
Jes 40ff nicht als Fortschreibung der protojesajanischen Sammlung zu
erklären“296 seien.
„Die kompositorische Entwicklung von Jes 1-32“ beginnt bei Jesaja Ben
Amoz und führt über eine Komposition aus der Manasse-Zeit (1. Hälfte 7.
Jhd.), über Gestaltungen durch die „Zionsgemeinde“ (2. Hälfte 5. Jhd.) und
eine „Universalisierung“ in 24-27 bis hin zu einer protoapokalyptischen
Bearbeitung in frühhellenistischer Zeit.297
„Die kompositorische Entwicklung von Jes 40-55“ hebt mit Deuterojesaja
(550-539) an, woran sich eine „Gola-Redaktion“ (539-521) seiner heimkehrwilligen Schüler anschloß, gefolgt von einer „1. Jerusalemer Redaktion“
der heimgekehrten Gola nach 521 und einer „2. Jerusalemer Redaktion“
(Mitte 5. Jhd.), die sich gegen etwaiges Resignieren richtete. Die spätere
Einschreibung des 4. Gottesknechtsabschnittes (52,13-53,12) behandelt
„Zions unerwartete Restauration aus Sicht der Diaspora und der Völker“.298
„Die kompositorische Entwicklung von Jes 56-66“ zeichnet Berges ausgehend von Tritojesaja (1. Hälfte 5. Jhd.; Jes 60-62) über die „Umkehrredaktion“ (2. Hälfte 5. Jhd.; Jes 56,9-59,21) bis hin zu den beiden Redak292
293
294
295
296
297
Ebd., S. 546.
Ebd., S. 540.
Ebd., S. 545.
Ebd., S. 535.
Ebd., S. 541.
Siehe das zusammenfassende Schaubild von Berges, a.a.O., S. 548, oder auch
seine komprimierten Ergebnisbeschreibungen auf S. 541-543.
298 Ebd., S. 549.
91
tionen der „Knechtsgemeinde“ (a. Frevler gegen Fromme, 63,1-6; 63,764,11; 65, b. Integration von Fremden, 56,1-8; 66,1-24) Ende 5. Jhd. Beginn 4. Jhd.299
„Die kompositorische Entwicklung von Jes 1-66 mit Brückentexten“ läßt
sich wie folgt skizzieren: Die „2. Jerusalemer Redaktion“ hat Mitte des 5.
Jhd. die „Redaktion der Zionsgemeinde“ 1-32* und die Deuterojesaja-Tradition gemäß der 1. Jerusalemer Redaktion 40-52* miteinander verknüpft, indem Jes 33 als Brückentext und Jes 54-55 selbständig gestaltet hinzugefügt
wurden. In dieses Buch 1-32.33.40-55 sei nach dem Untergang Edoms Ende
des 5. Jhd. dann Jes 34 eingesetzt worden. Dadurch wurde Jes 35 als weiterer Brückentext notwendig, um zu Jes 40ff überzuleiten: 1-35.40-55. An die
so gewachsene Rolle wurden vor oder mit der „Umkehrredaktion“ Jes 60-62
angefügt. Die „Umkehrredaktion“ (2. Hälfte 5. Jhd.) ist die erste „großjesajanische Redaktion“ und griff auch mit Zufügung von 1,27f und 2,2-5 in
den ersten Hauptteil mit ein, das Ergebnis war: Jes 1-35.40-62*. Die Redaktionen der „Knechtsgemeinde“ (Ende 5. Jhd. - Beginn 4. Jhd.) erweiterten
das Gesamtbuch durch Einfügung von Jes 36-39 und die Komplettierung
innerhalb von Jes 40ff bis einschließlich Jes 66. Wahrscheinlich erst danach
sei Jes 24-27* in das Jesajabuch eingesetzt worden.300
2.3.3
Zusammenfassende Beobachtungen zur jüngeren Suche nach der
Einheit Jesajas
2.3.3.1 Die Betonung der Endgestalt biblischer Bücher
als Auslegungskontext hat ein belebendes Element in die Forschung der
letzten Jahrzehnte gebracht. Die Forscher variieren zum Teil in ihren Ansätzen301, aber das Ergebnis, immer wieder nach der Bedeutung des Einzeltextes im Buchganzen zu fragen, war förderlich, ein Korrektiv gegenüber
der früheren Tendenz zur „Atomisierung“. Durch die Erforschung der Endgestalt ist atmosphärisch in der Forschung der Freiraum entstanden, auch
einmal synchrone Entwürfe für das Ganze vorlegen zu können.
299
300
Ebd., S. 550.
Ebd., S. 551 für die Übersicht, S. 544-546 und 198 finden sich dazugehörige
Textpassagen.
301 Siehe oben unter den angegebenen Seitenzahlen: S. 57 Becker (1968), S. 61
Childs (1979), S. 88 Franke (1996), S. 79 Matheus (1990), S. 81 Miscall
(1993), S. 67 Rendtorff (1984), S. 76 Seitz (1988), S. 70 Watts (1985/1987),
S. 80 Webb (1990), S. 67 Whybray (1983).
92
Eine Gefahr aber ist eine mögliche Vernachlässigung der Geschichte als
konstitutiv für die Wahrheit und auch die Bedeutung von Aussagen.302
James Barr hat in diesem Zusammenhang treffend den Finger in die Wunde
des „canonical approach“ von Childs gelegt: Es geht um die Wahrheitsfrage,
nicht die Frage der theologischen Relevanz.303 Ein bloßer Verweis auf ein
geschichtliches Faktum des Kanon schafft noch nicht die Einheit von theologischer Relevanz und Wahrheit, zumal wenn die ganze Frage der göttlichen Inspiration der Heiligen Schriften vernachlässigt oder gar negiert wird.
2.3.3.2 Die redaktionskritische Erklärung
einigender Elemente ist inzwischen so etwas wie ein Allgemeinplatz geworden.304 Eine Schwierigkeit ist die „Unkontrollierbarkeit“ der Anzahl der
„Redaktionen“. In der Redaktionskritik geschieht in gewissem Sinne heute
oft das, was früher in der Atomisierung von Textabschnitten üblich war, nur
daß heute nicht der Text atomisiert wird, sondern der gedachte Entstehungsprozeß eines Buches. Man bewegt sich von einer Vielzahl von Fragmenten
weg hin zu einer synchronen Einheitsschau eines Buches bei gleichzeitig
ansteigender Zahl der beteiligten Hände in dieser Einheit.
Kann eine postulierte „Jesajaschule“ über Jahrhunderte305 oder können
viele einzelne das leisten? Die redaktionskritischen Urteile über die Vorge 302
Vgl. J. Becker, o.c., S. 38: „Man sollte heute das Stadium begreiflicher Entdeckerfreude über die erwiesene Unechtheit von Is 40-55 und die daraus
resultierende isolierende Exegese hinter sich lassen und zur ganzheitlichen
Erklärung dieser Kapitel im Rahmen des Isaiasbuches zurückkehren, freilich
mit dem klaren Wissen um die Fiktion.“ Ebenso Childs, Introduction, o.c., S.
325: „Chapters 40ff. are now unterstood as a prophetic word of promise
offered to Israel by the eight-century prophet, Isaiah of Jerusalem. It is a basic
misunderstanding simply to disregard the present context as a historical
fiction. Rather, the present non-historical setting into which the canon has
placed these traditions is a highly reflective, theological context.“
303 James Barr, „Holy Scripture, Canon, Authority, Criticism. The Sprunt
Lectures delivered at Union Theological Seminary, Richmond, Virginia
February 1982“, Oxford: 1983, S. 118.
304 Siehe oben unter den angegebenen Seitenzahlen: S. 90 Berges (1998), S. 71
Beuken (1986), S. 80 Beuken (1990), S. 66 Clements (1985), S. 79 Matheus
(1990), S. 67 Rendtorff (1984), s.u. Seitz (1991), S. 69 Sheppard (1985) und
S. 80 Sheppard (1992), S. 69 Steck (1985), S. 87 Sweeney (1996), S. 78
Vermeylen (1989), S. 84 Williamson (1994).
305 Vgl. Berges, o.c., S. 541: „So ist das Buch Jesaja zugleich ‘literarisches
Kunstwerk’ (Synchronie), zeitgeschichtliches Zeugnis und Endprodukt einer
fast fünfhundertjährigen Geschichte der Textwerdung (Diachronie).“
93
schichte des Textes richten sich nach der Vorstellungskraft des jeweiligen
Forschers. Eine Einheit, die der eine sich nur als Ausdruck eines einzigen
schöpferischen Geistes denken kann, erklärt der andere für das Endprodukt
eines jahrhundertealten, viele Verfasser / Redaktoren einschließenden Prozesses.306
Man hat den Eindruck, daß man nach Belieben „Relectures“ von Prophetensprüchen erfinden, Schichten entdecken und Redaktoren ansetzen kann.
Entsprechend vielfältig sind die redaktionskritischen Rekonstruktionen der
diachronen Entstehung der Texte.Die Bezugspunkte, an denen „Redaktionen“ oder „Überarbeitungen“ ange-nommen werden, sind in der Regel
solche Gelegenheiten, bei denen der Skopus des Textes geschichtlich erneute
Relevanz bekommen hat.307 Das erklärt auch, warum trotz der Vielfalt der
Rekonstruktionen doch in manchem Bereich in der kritischen Forschung ein
Konsensus entsteht: nämlich dort, wo herausragende geschichtliche
Ereignisse sich als Kristallisationspunkte für den Skopus der entsprechenden prophetischen Texte anbieten, etwa das Jesajabuch betreffend, der Fall
Jerusalems 587 v.Chr.308, das Aufkommen des Cyrus in der 2. Hälfte des 6.
306
Siehe R.H. O’Connell, Concentricity, o.c., S. 245-246: „It is unnecessary to
conclude that all biblical books that present themselves as unified, coherent
and thematically focused are necessarily the product of a single author or
compiler... Nevertheless, the patterning of literary subunits within Isaiah’s
overall design makes it difficult to imagine that its overall design should be
accounted for as the product of accretion under (three or more) separate hands.
Indeed, preferring to choose that set of interpretative criteria that grants
maximal relevance to the existence and arrangement of the book prompts me
to postulate that the compilation of Isaiah took place under a single rhetorical
program and, probably, a single hand in the late sixth century BCE.“
Ebenso Rachel Margalioth, The Indivisible Isaiah, o.c., S. 35: „Our purpose in
the present book is not only to point to similarity in style, but to prove that this
similarity cannot be ascribed but to a single brain.“
307 Hier wiederholt sich hundertfach, was mit dem Gesetz des Mose in 2. Kg
22,10ff geschehen ist: Aus der Aussage des biblischen Berichtes, daß dem
König Josia ein altes, neu aufgefundenes Buch des Bundes vorgelesen wurde,
erwächst der Gedanke, daß es erst zur Zeit Josias abgefaßt wurde. Vgl. zur
Kritik an dieser These M.J. Paul, Het Archimedisch Punt van de Pentateuchkritiek, ‘s-Gravenhage: 1988.
308 Dabei wird in der Regel das vorhersagende Element in der Prophetie auf den
Zeitraum der ungefähren Gegenwart des Propheten begrenzt. Vgl. z.B. die
Datierung der Entstehung von 2 Kg 20,12-19 / Jes 39 bei Seitz, Zion’s Final
Destiny, Minneapolis: 1991, S. 187-188.
94
Jahrhunderts v.Chr.309 und die Wirksamkeit von Esra und Nehemia.310
Wie stellt man sich heute den Hauptverantwortlichen für den Redaktionsprozeß, den Redaktor, vor? Zum ersten ist zu sagen, daß heute der
Unterschied zwischen Verfasser, Kompilator und Redaktor eigentlich aufgegeben ist: Der kreative Redaktor arbeitet wie ein Verfasser, ja er hat die
sprachlichen Qualitäten eines geisterfüllten Propheten, auch wenn er nur
„am Schreibtisch“ arbeitet. Er ist auch psychologisch interessant aufgebaut:
Er hat einerseits „kanonischen“ Respekt vor den Worten seines zu verarbeitenden Propheten, d.h. seines von Gott gegebenen Mentors (z.B. Jesaja
oder „Deuterojesaja“). Seine Worte tradiert er noch nach Generationen und
über inzwischen eingetretene Katastrophen hinweg treu, er bewegt sich
sprachlich so vertraut in ihnen, daß man ihn zum Teil nicht von seinem
„Lehrer“ unterscheiden kann. Dessen Worte nimmt er als Kristallisationsausgangspunkt seines Werkes, er will sie nur aktualisieren bzw. „fortschreiben“. Andererseits kann er ihnen direkt widersprechen, ihren Sinn
„umbiegen“, die Wucht von Gerichtsworten durch danebengestellte Verheißungen abfedern.
Trotz dieser starken Veränderung des (verstorbenen) Propheten, der inzwischen im Volk so anerkannt ist, daß es sich lohnt, sich auf ihn zu
berufen, hat der Redaktor mit seinen Umformungen großen Erfolg. Was den
Propheten zu Lebzeiten nicht gelingt, eine allgemeine Akzeptanz zu erlangen, trotz Zeichen und erfüllter Vorhersagen, das schaffen diese Redaktoren
z.T. innerhalb von 10 bis 20 Jahren, weil es für den nächsten Schritt der
postulierten diachronen Entstehungsgeschichte des Gesamtbuches notwendig ist.
Ein grundsätzliches Problem, das wir heute haben, ist, daß wir kaum
hinter den Text zurück können. Ausnahmen sind etwa klare Hinweise im
Text selbst (etwa Quellenangaben im Königewerk) oder die innerbiblische
Überlieferung von Paralleltexten, die man vergleichen kann und bei denen
eventuelle Rückschlüsse aufgrund von Unterschieden naheliegen. Was
darüber hinausgeht, gehört oft in den spekulativen Bereich und führt auch
häufig nicht zu einem stabilen, gesunden Konsensus, auf dem man in der
Forschung weiter aufbauen kann.
Interessant ist allerdings innerhalb der redaktionskritischen Forschung,
daß sie in jüngerer Vergangenheit ein „freundlicheres Klima“ für die Wahr309
310
Siehe oben unter den angegebenen Seitenzahlen: S. 57 Becker (1968).
Siehe oben unter den angegebenen Seitenzahlen: S. 81 Miscall (1993), S. 70
Watts (1985/1987).
95
nehmung von ganzheitlichen Buchkonzepten dargeboten hat.311 Berges wäre
etwa ein Beispiel für die Vereinigung von Synchronie und Diachronie mit
einer Gesamtschau fürs Ganze. In dem Zusammenhang ist es auch positiv
zu vermerken, daß man allgemein die „Zufallstheorien“ bei der Entstehung
des Gesamtjesajabuches aufgegeben und mehr Planvolles erkannt hat.312
Bemerkenswert ist ferner die Feststellung einiger Forscher, daß das Jesajabuch in seiner heutigen Gestalt quasi vorgibt, das Wort Jesajas, des Sohnes
des Amoz, darzubieten.313
2.3.3.3 Zentrale verbindende Themen,
die aufgezeigt worden sind, betreffen 1. Jahwe, 2. Zion, 3. Tora / Wort
Jahwes, 4. den Messias und die עבדי יהוה, 5. Gericht und Heil.
2.3.3.3.1 Jahwe
2.3.3.3.1.1 Seine Erhabenheit und Herrlichkeit als Weltenkönig.314
2.3.3.3.1.2 Seine Heiligkeit.315
2.3.3.3.1.3 Seine Einzigkeit - die Gottheit Gottes gegenüber den Götzen.316
2.3.3.3.2 Zion317
311
312
313
314
315
316
317
96
Eine so ausgerichtete Redaktionskritik berührt oder überschneidet sich z.T.
mit dem „canonical approach“ von Childs, den man in gewissem Sinn als eine
Sonderform der Redaktionskritik mit einer starken Betonung auf der „letzten
Redaktion“ (= Endgestalt) und ihrer Aufnahme in den jüdischen und
christlichen Kanon ansehen könnte.
Vgl. Vermeylen, J., „L’unite du livre d’ Isaie“ in ders. <ed>, The Book of
Isaiah, Leuven: 1989, S. 11-53, hier besonders S. 13 und 27.
Wie z.B. R.N. Whybray, The Second Isaiah, Sheffield: 1983, S. 5: „The Book
of Isaiah in its present form is intended to give the impression that all the
oracles which it contains are those of Isaiah himself.“
Siehe oben S. 65 Eaton (1982: „His assertion of His supremacy and glory“); S.
82 Motyer (1993: z.B. 10,5-15); S. 69 Sheppard (1985: ein Schlüsselthema der
Assurredaktion von Jes 2-39 sei die Rolle der unabwendbaren Herrschaft der
Hand Gottes innerhalb der Geschichte); S. 88 Stansell (1996: eins von vier
Kernthemen in Jes 28-33).
Siehe oben S. 63 Roberts (1982: Die Schau von Jahwe als dem „Heiligen
Israels“ sei das zentrale Konzept des Buches).
Siehe oben S. 82 Motyer (1993: z.B. 2,12-20 ); S. 79 Matheus (1990: Jes 3639 verbinde durch das Thema der Götzenthematik Jes 1-39 mit 40-48).
Siehe oben S. 69 Dumbrell (1985: Gottes Liebe zum Zion sei das Hauptthema,
die Bewegung führe dabei durch Gottes Gericht und Heil vom dekadenten
Jerusalem in Kp 1 bis zum eschatologischen neuen Jerusalem in 66,20-24, in
dem alle Welt Jahwe anbetet.); S. 76 Seitz (1988: „...it might be fitting to call
the Book of Isaiah ‘The Drama of God and Zion’“); S. 80 Webb (1990: Die
2.3.3.3.3 Tora / Wort Jahwes.318
2.3.3.3.4 Der Messias und die עבדי יהוה.319
2.3.3.3.5 Gericht und Heil.320
Umwandlung Zions durch Läuterung sei ein zentrales Thema.); S. 82 Motyer
(1993: Die Schau vom wiederhergestellten Zion sei ein Hauptthema.); S. 88
Stansell (1996: Eins von vier Schlüsselthemen in Jes 28-33 ist Zion /
Jerusalem); S. 90 Berges (1998: Die Kapitel 36-39 mit ihrer Zionstheologie
bilden die „textlich-weltliche Mitte“ des ganzen Jesajabuches. Der Zion ist
dabei „gegen alle historische Ratio“ unbezwingbar.) Andere vorgeschlagene
wichtige Themen können auch mit dem Zion assoziiert werden: Siehe oben
S. 65-66 Clements (1985: Erwählung Israels in Jes 40-55 sei Kontrast zur
Verwerfung in 2,6.); S. 72ff Conrad (1988: Die Kriegsansprachen angesichts
des bedrängten Zion); S. 88 Franke (1996: Babel als Gegenstück zum Zion in
Jes 13-14; 40-48 und 36-39); S. 81 Clifford (1993: Zion sei neben der
„Schöpfung“ und „Cyrus als Gesalbtem“ eines von drei zentralen Themen
Deuterojesajas, die aber in tiefer Kontinuität mit der jesajanischen Tradition
stünden).
318 Siehe oben S. 86 Fischer (1995: Die 12 Stellen zu „Tora“ im Buch teilen sich
auf zwei Traditionskomplexe auf: 1. Tora für Israel, z.B. 1,10, 2. Tora für die
Völker, z.B. 2,3, die in Jes 51 zusammengeflochten würden zu einer Einheit.);
S. 87 Sweeney (1996: „The Book of Isaiah as Prophetic Torah“); S. 65 Eaton
(1982: Ein Aspekt von drei Aspekten des liturgischen Wirkens Gottes in der
Jesajatradition sei: „His speeches and dialogues amid the congregation“.)
319 Siehe oben S. 65 Eaton (1982: Ein Aspekt von drei Aspekten des liturgischen
Wirkens Gottes in der Jesajatradition sei: „His bestowal of vocation and
destiny on the Davidic heir“.); S. 82 Motyer (1993: Der Messias gehöre zu den
sechs Hauptlehren in Jes 1-39, welche auch die theologische Substanz von Jes
40-55 ausmachten. Der Messias sei identisch mit dem individuellen עבד יהוהin
Jes 53 u.a.). Für C. Seitz (Zion’s Final Destiny, o.c., S. 185) kommt in Jes
39,7 zum Ausdruck, daß das davidische Königtum in Babel endet, und er
schlägt vor, daß Zion in Jes 53 der עבד יהוהsei (ebd., S. 203ff). Beuken sieht
als Hauptthema „Tritojesajas“ die עבדי יהוה, die in Tritojesaja immer im Plural
stünden, was aber schon in Jes 53,10 + 54,17 vorbereitet werde, siehe oben S.
80 Beuken (1990).
320 Zum Verstockungsauftrag / Blindheitsmotiv siehe oben S. 65-66 Clements
(1985); S. 79 Matheus (1990: Die Verben des Verstockungsauftrages aus Jes 6
zögen sich „wie ein roter Faden durch die gesamte Komposition des
Jesajabuches“.); S. 84 McLaughlin (1994: Gebrauch von Jes 6,9-10 im Buch);
p. 88 Stansell (1996: eins von vier Schlüsselthemen in Jes 28-33: „Hören /
Sehen / Einsicht“). Zum Licht als Bild der Erlösung an zentralen Texten siehe
oben S. 86 Clements (1996: Jes 9,2; 42,6; 60,1ff). Zum Thema Gericht und
Heil lassen sich noch zwei der sechs Hauptthemen Motyers einordnen: Siehe
97
2.3.3.4 Strukturbeobachtungen,
welche die organische Einheit des ganzen Buches oder einzelner Teile im
Blick haben, fanden sich in Fülle, verbunden mit vielen detaillierten
Beobachtungen. Natürlich ist es wichtig, auch die warnenden Stimmen von
Carr (1993), Sheppard (1992) und Sommer (1996) zu hören. Aber nach
meiner Überzeugung haben gerade die Strukturbeobachtungen eine Chance,
auch die historisch-grammatische Auslegung ergänzend zu befruchten, so
daß Einzeltexte mehr im Kontext des Gesamtbuches ausgelegt werden können. Gerade auch, wenn mehrere Texte durch erkennbare Stichwortverknüpfungen oder durch ihre Positionierung im Buch miteinander in
Beziehung zu stehen kommen und in ihrer wechselseitigen Beziehung ausgelegt werden müssen. Das gilt z.B. für die Inclusio von Jes 1 / 65-66321.
Auch der Vorschlag, das Jesajabuch als zweibändiges Werk (Jes 1-33 und
34-66)322 zu sehen, muß ernsthaft neben anderen Vorschlägen für die
Gesamtstruktur323 erwogen und geprüft werden. Auffallend ist, daß Untersuchungen zu einzelnen Textblöcken auch immer wieder zur Entdeckung von
Plan und Design im Kontrast zur bloßen Zufälligkeit führten.324 Hilfreich
für ein Erfassen der Struktur können auch die Beobachtungen sein, welche
bestimmte Kapitel in ihrer Verflochtenheit zum Ganzen untersuchen325, mit
321
322
323
324
325
98
oben S. 82 Motyer (1993: die Verheißung eines Restes, z.B. 1,27; 4,3; 8,1120; 10,20; die Versöhnung des Sünders mit Gott auf der Basis der Sühne, z.B.
6,6-7).
Siehe oben S. 55 Liebreich (1955/56); S. 58 Lack (1973); S. 71 Beuken
(1986).
Siehe oben S. 56 Brownlee (1962), S. 72 Evans (1988), S. 87 Sweeney
(1996).
Siehe oben S. 70 Watts (1985-1987), S. 84 O’Connell (1995) mit sieben
Abschnitten: 1. 1,1-2,5; 2. 2,6-21; 3. 3,1-4,1; 4. 4,2-11,16; 5. 13,1-39,8; 6.
40,1-54,17; 7. 55,1-66,24; S. 90 Berges (1998) mit sechs Abschnitten und Jes
36-39 im Mittelpunkt: 1-12; 13-27; 28-35; 36-39; 40-48/49-55; 56-66.
Siehe oben unter den angegebenen Seiten. Zu 1-12: S. 58 Schedl (1973: Jes 112 sei kunstvoll durchkomponiert.); S. 68 Wiklander (1984: zum planvollen
Aufbau von Jes 2-4); S. 70 Sheppard (1985) eine doppelte Inclusio umschließe
in Jes 5-10 das Testimonium des Jesaja 6,1-8,18*. Zu 28-33: S. 88 Stansell
(1996). Zu 40-55: S. 72 Heßler (1988: Jes 40-55 planvoll komponiert mit Jes
36-39 vorgeschaltet); S. 59 Spykerboer (1977); S. 84 vgl. Holter (1995).
Siehe oben S. 88 Stansell (1996: Jes 28-33 sei ein Band, das in janusartiger
Weise das ganze Jesajabuch zusammenhalte.); S. 80 Beuken (1991: Jes 33
liefere den Schlüssel zum Verständnis für das Ganze.); S. 69 M. Pope (1952:
Jes 34 in Beziehung zu Jes 35.40-66); S. 69 Steck (1985: Jes 35 in Beziehung
zu Jes 32-34; 40,1-11; 11,11-16; 27,12-13; 62,10-12); S. 67-68 Rendtorff
besonderem Interesse natürlich für uns bei Jes 36-39.326 Die hier genannten
Veröffentlichungen ergeben zusammengenommen den Eindruck, daß keines
der Kapitel Jes 28-40ff isoliert in seinem Kontext steht, jedes scheint
jedenfalls nach gewissen Betrachtungsmöglichkeiten „an seinem Platz“ zu
stehen. Gerade die Kapitel Jes 36-39 werden dabei von gewissen Forschern
als besonders zentral angesehen, dem wir voll zustimmen. Für ein rechtes
Verständnis der Gesamtstruktur des Jesajabuches erscheint es uns besonders
wichtig, die Bedeutung von Jes 36-39 für die Komposition des Jesajabuches
zu erfassen.
2.3.3.5 Die Bedeutung von Jes 36-39 in der Gesamtkomposition
Längst schon gilt Jes 36-39 nicht mehr als „Bruch“ vor dem Beginn des
sogenannten „Deuterojesaja“, sondern als bewußt insbesondere wegen Jes 39
direkt vor Jes 40 plaziert.327 Andere haben zusätzlich auf Berührungspunkte
zwischen Jes 36-39 und 1-35 verwiesen.328
Clements sieht es so, daß das in Jes 40-55 enthaltene Material von
Anfang an mit der Absicht entstanden ist, prophetische Aussagen von Jesaja
von Jerusalem weiterzuentwickeln und zu entfalten, Jes 36-39 diene in dem
Zu-sammenhang als herausgeberische Brücke.329
Zur Frage, welcher Text die Priorität habe, Jes 36-39 oder 2 Kg 18-20,
wird von den drei Möglichkeiten 330 die seit Gesenius „klassische“
326
327
328
329
330
(1984: Jes 40 in Beziehung zu Jes 1; 12; 35).
Siehe oben S. 72 Conrad (1988: Jes 7-8 und Jes 36-39 seien ein Schlüssel zum
Verständnis für das Ganze.); S. 72 Heßler (1988: Jes 40-55 seien ein planvoller Gegenentwurf zu dem Problemfeld von Jes 36-39, woraus der Verfasser
„Anregungen und einen beträchtlichen Teil des verwendeten Vokabulars entnommen“ habe.); S. 90 Berges (1998: Das Buchganze bestehe aus 6 Abschnitten mit Jes 36-39 im Mittelpunkt.)
Siehe oben S. 57 Becker (1968); S. 58 Bonnard (1973); S. 58, 64 Ackroyd
(1974 und 1982); S. 59 Melugin (1976); S. 62 Childs (1979); S. 65-66
Clements (1982 und 1985); S. 72 Heßler (1988); S. 79 Matheus (1990).
Rendtorff meint, daß erkennbar hergestellte Bezugspunkte von Jes 40, dem
einleitenden Kapitel des zweiten Teiles des Jesajabuches, besonders in drei
Kapiteln liegen : Kp 1 (Einleitung des Ganzen), Kp 12 (Abschluß von 1-12)
und Kp 35, wohl zusammen mit 36-39 Abschluß des ersten Teils („Zur
Komposition des Buches Jesaja“, o.c., S. 298-305). Siehe auch oben S. 72-74
Conrad (1988); S. 78 Coetzee (1989); S. 88 Franke (1996); S. 90-91 Berges
(1998).
Siehe oben S. 65-66 Clements (1985).
1. Jesajapriorität, 2. Königepriorität, 3. gemeinsame Quelle beider.
99
Königepriorität etwa von Wildberger vertreten, auch wenn er bemerkt, daß
der Jesajatext entgegen der Meinung von Gesenius besser sei.331 Für die
Jesajapriorität sprechen sich z.B. Oswalt und Motyer aus. 332 Eine Sonderposition vertritt, wie wir noch sehen werden, Seitz, der für Jes 36-38 eine
Jesajapriorität sieht, aber für Jes 39 eine Entstehung zuerst in Könige.333
Die Bedeutung von Jes 36-39 hat in der Jesajaauslegung der letzten Jahre
mit die herausragendste „Karriere“ gemacht, sie läßt sich am besten durch
zwei Zitate illustrieren, die nur sechzehn Jahre auseinander liegen:
„Die vier Kapitel Jes 36-39 sind eine in sich geschlossene Einheit. Wären
sie isoliert überliefert, würde man sie nicht unbedingt im Jesaja- oder
Königsbuch suchen, und schiede man sie an ihrer jetzigen Stelle aus,
würde man sie nicht vermissen.“334
„Bei dieser Makrostruktur wird deutlich, daß die Kapitel 36-39, die von
der Bedrohung und Errettung des Zion im Jahre 701 handeln, keinen im
Grunde genommen überflüssigen geschichtlichen Appendix an die Orakeltradition des Buches darstellen, sondern dessen text-weltliche Mitte
bilden, die die für das Jesajabuch konstitutive Zionstheologie auf den
Punkt bringen.“335
Ist mit Ulrich Berges Analyse zur Komposition des Jesajabuches und der
Bedeutung von Jes 36-39 dabei schon alles gesagt?336 Unseres Erachtens
gibt es noch eine andere Möglichkeit, die uns entgegen tretenden Phänomene des Jesajabuches und dieser besonderen Kapitel zu deuten. Eine
Möglichkeit, welche die Entstehungsgeschichte des Buches nach Berges auf
den Kopf stellt und auch sonst einige weitreichende Konsequenzen für das
Verständnis des Jesajabuches hat und darüber hinaus des kanonischen Umfelds, in welches es eingebettet ist. Diese andere Möglichkeit hat der schon
angeführte J. Barton in folgende Worte gefaßt:
„Conservative scholars commonly retorted that the break had been
created by ignoring 36-39. If these were read as a continuous part of the
work, then the transition from Judah to Babylon was prepared for in the
331
332
333
334
Siehe oben S. 63 Wildberger (1982).
Siehe oben S. 72 Oswalt (1986); S. 83 Motyer (1993).
Seitz, Zion’s Final Destiny, o.c., S. 187-188.
Wildberger, H., Jesaja, 3. Teilband: Jesaja 28-39, Biblischer Kommentar AT
10,3, Neukirchen: 1982, S. 1374.
335 Ulrich Berges, „Das Buch Jesaja: Komposition und Endgestalt“, Freiburg:
1998, S. 536.
336 Siehe oben S. 90-92.
100
narrative. Prepared for, too, in Isaiah’s mind: having grasped the terrible
implications of Hezekiah’s carelessness over the Babylonian envoys, he
foresaw the exile to which it would eventually lead, and then uttered
oracles about the eventual deliverance from exile.“337
2.4 Thesenhafte Zusammenfassung über die Einheitssuche und
die Bedeutung von Jes 36-39 in diesem Zusammenhang
2.4.1 Die Einheit des Jesajabuches scheint sich wieder als Normalsicht oder
zumindest als eine normale Sicht durchzusetzen. Allerdings wird diese
Einheit meist redaktions- oder traditionsgeschichtlich verstanden, nicht als
Einheit eines Verfassers oder gar des Propheten Jesajas. Es wird allerdings
zugestanden, daß das Buch den Anschein erweckt, von diesem Propheten zu
sein.
2.4.2 Die Beobachtung, daß zwischen Kap. 36-39 und 40ff sich ein Gliederungseinschnitt findet, wird heute normalerweise nicht mehr als Bruch
verstanden, der Jes 1-35 von 40-66 trennt. Im Gegenteil erkennt man heute
weitgehend Jes 36-39 als einen Brückentext, der strukturmäßig treffend
positioniert, durch Berührungspunkte nach vorne und nach hinten im
Buchganzen verankert ist.
2.4.3 Trotz der oft anerkannten (redaktorischen) Einheit wird das Buch in
der Regel auf dem Hintergrund seiner angenommenen Entstehungsgeschichte (achtes bis sechstes, fünftes oder drittes Jahrhundert) verstanden.
2.4.4 Der Antisupranaturalismus und der Deismus werden heute meist in
den Veröffentlichungen etwa zu Jesaja nicht mehr reflektiert, sie sind kein
Thema mehr, aber sie wirken im Hintergrund in der Prophetenauslegung
nach, und wenn es nur durch die große exegetische Tradition von über 200
Jahren aufklärerischer, immanenter Theologie ist. Ein kritisches Prophetieverständnis verhindert bis heute ein theologisches Umdenken hin zur Anerkennung der Verfasserschaft des Propheten Jesaja. Wir bewegen uns zwar
geschichtlich nach der (vorkritischen) „Ein Prophet - ein Buch“-Interpretation und der kritischen „Dreibuch“- Interpretation wieder auf eine „EinBuch“-Interpretation zu, aber dieses Buch ist immer noch dem Propheten
entrissen.
337
J. Barton, Isaiah 1-39, Sheffield: 1995, S. 96. In ähnlichem Zusammenhang
äußert sich Williamson (The Book called Isaiah, o.c., S. 190) zu „conservative
scholars“ wie z.B. Oswalt: „Perhaps their contributions will not be so
marginalized by other scholars in future.“
101
2.4.5 Es gibt zwar hier und da „typologische“ oder „gleichnismäßige“ Exegese (etwa der kranke Hiskia als Gleichnis für das kranke Zion), aber daß
der Messias neben Cyrus und diesem überlegen in Jes 40-55 eine Hoffnung
darstellt, wird trotz 55,3 verneint. Es werden zwar „eschatologische“ Einschübe in 40-55 gesehen, aber die Auslegung, welche allein Babel in Jes 4055 betont, bleibt aufrechterhalten.
2.4.6 Die geschichtlichen Teilungsargumente sind heute geschwächt, weil
ein Teil der kritischen Forscher von einer bewußten „Dehistorisierung“ von
Jes 40-55 spricht. Sprach- und Stilargumente werden heute nicht mehr so
vehement vorgebracht. Eher gab es im Zuge der Endgestaltbetonung eine
Befreiung der Forschungswelt, auf unzählige sprachliche Berührungen und
Stichwortverknüpfungen oft durchs ganze Buch hindurch hinweisen zu
können. Auch in der Theologie der verschiedenen „Teile“ des Buchganzen
hat man z.T. stärker auf die einigenden Linien (aber nicht nur) hingewiesen.
Was allerdings geblieben ist, ist ein Verständnis von Prophetie, das dem
Jesaja nicht zutraut, über ein Jahrhundert vor Cyrus diesen geweissagt zu
haben.
2.4.7 Auch heute ist es noch üblich, Jes 36-39 als nicht vom Propheten
stammend anzusehen. Allerdings ist die Dominanz der Königepriorität
gegenüber dem Jesajatext teilweise durchbrochen. Die Position der textkritischen Überlegenheit des Jesajatextes scheint gegenüber dem alten Dictum von Gesenius an Boden zu gewinnen. Selbst wenn die Jesajapriorität
angenommen wird, sieht man Jesaja nicht als Verfasser an und bestreitet die
Historizität der Wundergeschehnisse in Jes 36-39. Jes 39 wird exilischnachexilisch angesetzt, meist ohne daß ausdrücklich von einem vaticinium
ex eventu gesprochen wird.
2.4.8 In einem Klima der Vernachlässigung der Geschichte ist das Festhalten an wirklichen Tatsachen der Heilsgeschichte elementar. Die (redaktionsgeschichtliche) Einheit des Jesajabuches und seine „fiktive“ Vorgabe
von Jesaja, dem Sohn des Amoz, empfangene Offenbarung zu sein, ist zu
wenig, falls dieses Buch wirklich, wie lange von Juden und Christen
geglaubt, von Jesaja stammt.
2.4.9 Jes 36-39 ist ein narrativer, ein geschichtlicher Text, der eine enge
Parallele im Königewerk hat und zu dessen Inhalten auch außerbiblische
Parallelen vorhanden sind. Sollte es möglich sein, diesen strukturmäßig
bedeutsamen Text mit einer geschichtlichen Dimension zu verknüpfen, die
gleichzeitig Licht auf die Entstehung des Jesajabuches wirft, wäre viel
gewonnen, mit weitreichenden Konsequenzen für die Auslegung nicht nur
Jesajas, sondern der Schriftpropheten allgemein und der kanonischen
Bücher, die sich auf sie berufen.
102
Kapitel 3:
Die Beziehung von Jes 36-39 zu 2 Kg 1820 und ihre Bedeutung für
die Entstehung von Jes 36-39
3.1 Geschichtlicher Überblick über die Forschung zur Beziehung
von Jes 36-39 und 2 Kg 18-20
Wir hatten zuvor schon gesehen, daß vor dem kritischen Durchbruch zur
Aufteilung des Jesajabuches solche Ausleger wie Vitringa1 die jesajanische
Verfasserschaft von Jes 36-39 vertreten hatten.
Ja, selbst ein Mann wie H.E.G. Paulus (1793) hatte noch die Abfassung
dieser Kapitel durch Jesaja anerkannt.2 In seiner Diskussion sieht er die
Möglichkeiten, daß entweder Jesaja oder Könige ursprünglich sind oder daß
beide unabhängig voneinander von einer gemeinsamen Quelle abhängen,
Letzteres aber scheidet Paulus aufgrund folgender Überlegungen aus:
„Beide Aufsätze sind in den meisten, auch unbedeutenden Umständen
z.B. in einer gleichlautenden wörtlichen Ausführung der Reden des
Rabsakeh und des Gebets Chiskiah’s zu ausführlich, als daß man sie mit
Wahrscheinlichkeit für solche von einander unabhängige Auszüge aus
einem dritten Document halten könnte. Wäre der Epitomator eine und
eben dieselbe Person gewesen, so würden beide Aufsätze, die, einige
Schreibfehler abgerechnet, in den meisten Stücken Wort für Wort gleichlautend sind, nicht gerade in wenigen absichtlichen Zusätzen und Auslassungen von einander abgehen. Wäre aber der Epitomator bei der
Jesaian. Orakelsammlung ein anderer als der im 2 BK., so würde der eine
im Epitomieren nicht gerade wörtlich dem andern gleich geblieben sein.
Unter beiden Aufsätzen muß also einer als der ursprüngliche, wenigstens
in Beziehung auf den andern, erkannt werden. Welcher dann? Soviel ich
sehe: der bei Jesajah!“3
1 Siehe oben S. 9.
2 Paulus, H.E.G., Philologischer Clavis über das Alte Testament für Schulen und
Akademien: Jesaias, Jena: 1793, S. 242.
3 Ebd., S. 240.
103
Als Gründe für die Jesajapriorität führt Paulus an: 1. In 2 Kg 19,17 sei die
Aussage von Jes 37,18 verständlicher gemacht worden, 2. 2 Kg 18,14-16 sei
eine in Könige eingeschobene Ergänzung, die gut zum Geschichtsbuchcharakter von Könige passe (18,17 würde sich an 18,13 gut zusammenhängend angeschlossen haben), 3. Könige habe weitere Ergänzungen, die
man nicht für Auslassungen bei Jesaja halten könne (18,17; 18,34), 4. dann
habe Könige noch „Ergänzungen, welche die Erzählung ins Wunderbarere
ausbilden“ (19,25; 19,8.11).4
Zur Datierung bemerkt Paulus, daß das Königewerk im Exil entstanden
sei und daß dabei die von Jesaja abgefaßten Stücke Jes 36ff eingefügt
worden seien. Das Jesajabuch als Ganzes sei dann aber möglicherweise noch
später als Könige entstanden, denn auch er sieht Jes 40ff als exilisch an.5
Wie schon erwähnt, stellt die Diskussion der Prioritätsfrage in Gesenius
Kommentar (1821) einen weichenstellenden Meilenstein in der Auslegungsgeschichte dar.6 Hier sei noch einmal der Übersichtlichkeit halber die zusammenfassende Darstellung der Unterschiede, wie er sie sieht, dargeboten:
1. Auslassungen und Abkürzungen des Jesajatextes gegenüber Könige:
a) Weglassung von Nebenumständen (36,2.3; 38,4.5.6.8),
b) Abkürzungen von Formulierungen (36,2.3.6.7.11.13.17.18.19.21.
37,20.21.36; 37,25; 38,6).
2. Ein bedeutender Zusatz: das Lied des Hiskia (Jes 37,9-20).
3. Kleine Schwierigkeiten des Königetextes werden im Jesaja erleichtert
(36,2.5.14.15; 37,6.13.17.18.24.26; 38,2; 39,8; 36,11; 37,2; 36,20).
Das Leichtere sei fast sicher auch das Jüngere. Jesaja habe öfters die
„Lesart Keri..., wenn in dem Texte 2 Kön. ein Chethib und Keri, und
letzteres dann das Leichtere ist“7 (37,24.26; 39,7).
4. „Gleichförmigkeit in der Wahl der Formen und Constructionen“ in der
„Recension“ des Jesajabuches (36,7 vgl. mit 36,4; 36,11.12;
37,14.16.27).
5. Spuren „später gewöhnlich gewordener Spracherscheinungen“ (36,8.13;
37,10; 37,30) und „Vermeidung älterer und veralteter“ (36,15; 37,24).
6. „das Hineintragen eines herrschenden Idiotismus des Buches Jesaja ְיהָֹוה
ְצָבאֹות37,16.32; 39,5, wo 2 Kön. blos ְיהָֹוהsteht“.
7. Die Versetzung des Textes in 38,21.22 ist so ungeschickt, daß sie nicht
4 Ebd., S. 240-242.
5 Ebd., S. 243.
6 Gesenius, W., Commentar über den Jesaja, Leipzig: 1821, Ersten Theiles zweiyte
Abtheilung, enthaltend Kapitel 13-39, nebst einer Charte, S. 932-936.
7 Ebd., S. 933.
104
intendiert sein kann und nicht zum Gesamtbefund paßt, nach dem man
den Eindruck hat, der spätere Bearbeiter hätte mit Nachdenken und
Besonnenheit gearbeitet.8
Ferdinand Hitzig (1833) sieht Jes 36-39 als nicht von Jesaja an.9 Könige und
Jesaja hätten unabhängig voneinander aus einer gemeinsamen Quelle
geschöpft, wobei „die Recension in den BB. der Könige ihr Original viel
treuer wiedergegeben hat, als der andere Redakteur.“10
Carl W.E. Nägelsbach (1877)11 meint, Jes 36-39 stamme zwar einerseits
wohl höchstwahrscheinlich aus einer Aufzeichnung Jesajas, sei aber
überarbeitet worden. So hätte die ursprüngliche Quelle die richtige chronologische Ordnung der Kapitel gehabt (38-39 zuerst, dann 36-37), die
Erzählungen seien dann dem „Zweck des Weissagungsbuches entsprechend“
umgestellt worden. 12 Textkritisch gesehen biete das Königebuch den
besseren und älteren Text.13
A. Kuenen stellt die Varianten von Könige und Jesaja einander gegenüber
und kommt zu demselben Schluß wie Gesenius.14 In diesem Zusammenhang
trifft er folgende Feststellung: „H. XXXVI-XXXIX zijn door den verzamelaar van Jesaja’s profetieën aan het boek Koningen ontleend en aan den door
hem bijeengebrachten bundel H. I-XXXV toegevoegd, ter opheldering en
aanvulling (verg. H. XXXVII:21-35) van sommige godspraken die hij had
opgenomen, en ter verheerlijking van Jesaja’s persoon.“15
Neben der grundlegenden Analyse von Gesenius ist noch ein weiterer
weichenstellender Beitrag unbedingt zu erwähnen: B. Stade (1886) hat in
seinen „Anmerkungen zu 2 Kö. 15-21“16 auf wenigen Seiten17 einen Entwurf zur Quellenscheidung von 2 Kg 18,13-19,37 vorgelegt, der abgesehen
von kleinen Modifikationen bis heute weitgehend übernommen worden ist
und die Überlegungen zum Ursprung von 2 Kg 18-19 und Jes 36-37 maß8 Ebd., S. 932-934.
9 F. Hitzig, Der Prophet Jesaja, Heidelberg: 1833, S. 409.
10 Ebd., S. 412.
11 Der Prophet Jesaja theologisch-homiletisch bearbeitet, ThHB, Leipzig: 1877.
12 Ebd., S. XVIII.
13 Ebd., S. 378-379.
14 Kuenen, A., Historisch-critisch onderzoek naar het ontstaan en de verzameling
van de boeken des ouden verbonds. Tweede deel: De profetische boeken des
ouden verbonds, Amsterdam: 21884, S. 79-81.
15 Ebd., S. 78.
16 ZAW 1886, S. 156-189.
17 Ebd., S. 172-183.
105
geblich bestimmt hat. Für ihn gehören 2 Kg 18,13 und 17 zusammen, die
Verse 18,14-16 bilden einen „Einschub aus einer anderen und zwar aus
einer sehr guten und alten Quelle“.18 Wir werden 18,14-16 der Kürze halber
wie einige spätere Bericht „A“ nennen. Die verbleibenden Verse 18,13.1719,37 teilt Stade zwei Berichten zu, die wir mit „B1“ und „B2“ abkürzen
wollen. B1 umfaßt 18,13.17-19,9 bis ַויָָּׁשבund ist „eine selbständige, jetzt
ihres Schlusses beraubte Erzählung von Jerusalems Bedrohung“.19 Mit dem
Verbum ַו יְִּׁש ַלחbeginne in 19,9 schon die zweite Erzählung derselben
Begebenheit. Die Doppelungen beider Erzählungen lassen sich miteinander
vergleichen:
Die Mahnung, sich nicht auf Jahwe zu verlassen (B1: 18,20ff; B2: 19,10),
Jahwe könne nicht vor Assur retten (B1: 18,33ff; B2: 19,12f),
Hiskias Weg ins Haus Gottes als Antwort (B1: 19,1; B2: 19,14) und
Jesajas Antwort in beiden Fällen.
Beide Berichte seien voneinander unabhängig in dem, daß z.B. 19,14 gar
nicht auf die „Nichterfüllung der nach 19,6f. dem Hiskia bereits gegebenen
Weissagung“ Rücksicht nimmt, daß Sanherib in 19,9bff nicht darauf Bezug
nimmt, daß Hiskia der ersten Aufforderung zur Unterwerfung nicht nachgekommen ist und daß im zweiten Orakel des Jesaja nicht auf das erste „zurückgewiesen“ wird.20
Als Unterschiede zwischen B1 und B2 vermerkt Stade:
1. In B1 ergehe die Botschaft mündlich an Hiskia, in B2 durch einen Brief.
2. In B2 fehle jeder Versuch der Aufwiegelung des Volkes gegen Hiskia.
3. In B1 erfolge das Orakel Jesajas auf eine Gesandtschaft des Königs hin,
in B2 aus eigener Initiative Jesajas.21
Die „doppelte Weissagung von Sanheribs Abzug“ in B2 (19,28b und
19,33) stelle „zwei von einander unabhängige, ja ... einander widersprechende Orakel“ des Jesaja dar: ein kurzes 19,20b.32-34 und ein ausführliches 19,21-31. Das erste sei durch „trockene Rede“ und „trockenen Ton“
gekennzeichnet, das zweite hebe sich davon stark „durch gehobenen Ton,
die Fülle der Bilder und die kurzen Rhythmen“ ab. Ob 2 Kg 19,21-31
„einem dritten Berichte“ entstamme oder immer nur als Ergänzung im
Zusammenhang mit B2 existiert hat, läßt Stade offen.22
18 Ebd., S. 172.
19 Ebd., S. 175.
20 Ebd., S. 175-176. Ebendort verweist Stade auch auf die „dreifache Verkündigung
der Fruchtlosigkeit der Bemühungen Sanheribs“ in 19,7; 19,28b und 19,33.
21 Ebd., S. 176-177.
22 Ebd., S. 177-179.
106
Historisch sei weder B1 noch B2 zuverlässig, beide werden als „legendarisch“ eingestuft. In B1 etwa werde Hiskias Reform mit der von Josia verwechselt, in B2 fänden sich Äußerungen über Gott und die Götter (19,1719), die „frühestens exilischen Ursprungs“ sein könnten. B2 sei dadurch
auch gegenüber B1 als die jüngere Erzählung erkennbar.23
Der Bericht A sei historisch zwar einerseits „richtig hinter v. 13 gesetzt
worden“, löse aber vor V. 17 eine doppelte Täuschung aus: Erstens sei die
Unterwerfung Hiskias und seine Tributzahlung eine Folge der Belagerung
Jerusalems mit „großer Heeresmacht“ (18,17) und nicht früher anzusetzen.
Möglicherweise sei Sanherib dabei durch den Ausbruch der Pest in seinem
Lager „zur Annahme der Unterwerfung Hiskias unter ... milden Formen“
bewogen worden. Zweitens sei Tirhaka nicht nach der in 14-16 erfolgten
Unterwerfung Hiskias unter Sanherib herangezogen, sondern nach Sanheribs Inschriften schon vor 18,13.24
Am Ausgang des vergangenen Jahrhunderts war die Königepriorität
längst „orthodoxer“ Standpunkt in der historisch-kritischen Jesajaforschung
geworden, in gewissem Sinn bis heute.25
23 Ebd., S. 179-180.
24 Ebd., S. 180-181.
25 Folgende Beiträge z.B. sehen den Jesajatext als aus Könige entlehnt an oder
bezeichnen etwas kürzer Jes 36-39 einfach als Appendix ans Jesajabuch:
Abraham Kuenen, The Prophets and Prophecy in Israel, Amsterdam: 1969
<Leiden 1875>, S. 171. Samuel Rolles Driver, Isaiah: His Life and Times, New
York: 1893, S. 74. Carl Steuernagel, Lehrbuch der Einleitung in das Alte
Testament, Tübingen: 1912, S. 473: „Kap. 36-39 bilden einen historischen
Anhang.“ W.O.E. Oesterley, Studies in Isaiah XL-LXVI with an introductory
chapter on the composite character of Isaiah I-XXXIX, London: 1916, S. 10. S.
Mowinckel, S., Die Komposition des Jesajabuches Kap. 1-39, AcOr 1933 (11) S.
267-292, bes. 289. (Mowinckel konstatiert auch Planlosigkeit, z.B. auf S. 269:
„Innerhalb der drei ersten Gruppen finden wir aber oft eine sehr große
Planlosigkeit.“ Auf S. 270 meint er, es sei nicht nur klar, „daß das Buch in seiner
gegenwärtigen Form nicht von Jesaja stammen kann, sondern auch, daß es nicht
ein planmäßiges Werk eines einzelnen Sammlers oder Redaktors ist; es bietet
vielmehr ein Bild der höchsten Planlosigkeit und Unordnung dar.“) Adolphe
Lods, The Prophets and the Rise of Judaism, Hooke, S.H. (Übersetzer), Westport,
Connecticut: 1971 <New York: Dutton 1937>, S. 32. (Auf S. 34 findet sich ein
interessanter Kommentar zur Rabschake-Rede: „The speech of the Assyrian
envoy was doubtless composed after the event by the Israelite historian, but it
gives us a very vivid and certainly correct idea of the methods by which the
conquerors brought pressure to bear upon the vanquished.“) P.P. Saydon, The
107
K. Fullerton (1906)26 gehört zu denen, die nicht nur Stades Analyse
übernehmen 27, sondern auch wie Winckler 28 von zwei Westfeldzügen
Sanheribs ausgehen.29 Herodots Bericht sei zwar legendär30, aber gewisse
Übereinstimmungen stützten doch den biblischen Bericht.31 Assyria hätte
sein Waterloo erlebt, nicht 701 v.Chr., sondern in einem späteren zweiten
Authorship of the Book of Isaiah, Scripture 1952 (5) S. 55-59, speziell S. 59: Der
historische Appendix Jes 36-39 sei gewiß später zur ursprünglichen Sammlung
hinzugefügt worden. R.B.Y. Scott, Isaiah 1-39, Interpretation 1953 (7) S. 452-65,
siehe S. 465. J. Schreiner, „Das Buch jesajanischer Schule“ in „Wort und
Botschaft“, J. Schreiner (Hg.), Würzburg: 1966, S. 143-62, bes. S. 145 und 162.
G. Fohrer, Entstehung, Komposition und Überlieferung von Jesaja 1-39, BZAW
1967 (99) S. 113-47, speziell S. 134. R.L. Honeycutt Jr., Introducing Isaiah,
Southwestern Journal of Theology 1968 (11) S. 9-28. Jes 36-39 sei an das
ursprüngliche Material in Jesaja „angehängt“ worden („has been appended to the
original nucleus“; S. 9). O. Kaiser, Die Verkündigung des Propheten Jesaja im
Jahre 701, ZAW 1969 (81) S. 304-315, baut auf Stade auf (p. 305) und geht
wegen Jes 36,1 und 2 Kg 18,13ff von der Königepriorität aus (p. 306). Zum
Textvergleich siehe S. 307-315. G. Wallis, Das Jesaja-Buch, Die Zeichen der
Zeit, 1971 (25), S. 201-206, speziell S. 204. O. Eissfeldt, Einleitung in das Alte
Testament, Tübingen, 41976, S. 395. Georg Fohrer, Die Propheten des Alten
Testamentes, Gütersloh: 1977, S. 109. Franz J. Helfmeyer, Der Heilige Israels
dein Erlöser: das Buch Jesaja, Stuttgarter Kleiner Kommentar - Altes Testament
9/10, Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 1981, S. 76. George A.F. Knight, The
new Israel: a Commentary on the Book of Isaiah 56-66, International Theological
Commentary, Edinburgh: 1985, S. XI. D.G. Meade, Pseudonymity and Canon. An
Investigation into the Relationship of Authorship and Authority in Jewish and
Earliest Christian Tradition, WUNT 39, Tübingen: 1986, S. 42 (Interessant auch
S. 36: Die „früheren“ und die „neuen“ Weissagungen entsprechen der Unglücksweissagung von 1-39 und der Heilsweissagung in 40-66.). Ludger Camp, Hiskija
und Hiskijabild. Analyse und Interpretation von 2 Kön 18-20, Münsteraner
Theologische Abhandlungen 9, Altenberge: 1990, S. 59. Martin O’Kane, Isaiah:
A Prophet in the Footsteps of Moses, JSOT 1996 (69) 29-51. O’Kane stellt mit
einem „if“ den Gedanken der Königepriorität nur sachte in den Raum (p. 49).
26 The Invasion of Sennacherib, BS 1906 (63) S. 577-634.
27 Ebd., S. 601 und 618.
28 Ebd., S. 608, 620. Siehe H. Winckler, „Beiträge zur Quellenscheidung der
Königsbücher“ in ders., „Altestamentliche Untersuchungen“, Leipzig: 1892, S. 154, bes. S. 28ff.
29 Fullerton, The Invasion of Sennacherib, o.c., S. 617.
30 Herodot, Historien. Erster Band, Feix, Josef (Hg.), Darmstadt: 41988, S. 323
(Historien II, 141).
31 Fullerton, Invasion, o.c., S. 600-601.
108
Westfeldzug Sanheribs, wodurch man die Erwähnung von „Tirhaka“ auch
besser unterbringen könne.32 Im Unterschied zu Winckler weist Fullerton
allerdings nicht nur B2, sondern auch B1 diesem (hypothetischen) zweiten
Westfeldzug Sanheribs zu. Sie seien Parallelberichte desselben Geschehens.33 In einem späteren Artikel34 zu Jesajas Haltung im Sanheribfeldzug
äußert Fullerton, daß er nicht denke, daß Jesaja an die Unverletzlichkeit des
Zions geglaubt habe.35 Beim Anwachsen des Einflusses der antiassyrischen
Partei in Juda sei Jesaja in den verschiedenen Krisenzeiten sich selbst treu
geblieben, jedenfalls wenn man es von den religiösen Motiven her beurteilte.
735 war er gegen die pro-assyrische Politik des Ahas, der sich nicht auf
Assur, sondern auf Jahwe verlassen sollte. Jes 28,1-4 könne ein Hinweis
sein, daß er 725-722 angesichts einer anti-assyrischen Politik Israels nur mit
einer Katastrophe gerechnet habe. 720 habe er der anti-assyrischen Partei in
Juda, die auf den unerfahrenen Hiskia Einfluß nehmen wollte, widerstanden
und gegen Allianzen mit anderen Fremdmächten protestiert, ähnlich noch
einmal 713-711 zum Wohl des Landes. Zu Jesajas Haltung im Jahre 701 v.
Chr. könne Jes 36-39 nicht gut Auskunft geben, da es sehr fraglich sei, ob
diese Kapitel jemals urspünglich zu irgendeiner Sammlung seiner Prophezeiungen gehört hätten. Man müsse sich bei dieser Frage eher an Jes 28-33
halten.36
A.T. Olmstead hat in einer Untersuchung von 191337 seiner Meinung
Ausdruck verliehen, daß der Masoretische Text nicht länger als Standard
angesehen werden sollte.38 Er kommt zu seiner Sicht aufgrund einer vergleichenden Untersuchung unter Zuhilfenahme von LXX-Texten, insbesondere
auch von 2 Kg 18ff und Jes 36ff.39 Die LXX-Version von Könige sei die von
Theodotion.40 Eine Form „deuteronomistischer Redaktion“ vom Königewerk
sei nach der Zeit der Septuagintaübersetzung durchgeführt worden 41.
32 Ebd., S. 620.
33 Ebd., S. 618-620.
34 Isaiah’s Attitude in the Sennacherib Campaign, AJSL 1925-1926 (42) S. 1-25.
35 Ebd., S. 1.
36 Ebd., S. 23-25.
37 Source Study and the Biblical Text, AJSL 1913 (30) S. 1-35.
38 Ebd., S. 35. Diese Sicht dürfte heute nach den Funden von Qumran und der sich
daran anschließenden Diskussion nicht ratsam sein. Siehe unten bei der
Einleitung zum Textvergleich die zur Textkritik angegebenen Werke.
39 Ebd., S. 9ff.
40 Ebd., S. 9-10.
41 Ebd., S. 24 und 31.
109
Nachdem er es durch eine Bemerkung in seinem Artikel von 1913 schon angekündigt hatte42, meldete sich Olmstead 1915 zum Thema „The Earliest
Book of Kings“43 zu Wort. Bei seiner Argumentation nimmt die Diskussion
zu 2 Kg 18,13-20,19 / Jes 36-39 einen wichtigen Platz ein.44 Für ihn ist
zwar klar, daß Jes 36-39 eine ganz spät ins Jesajabuch eingeschobene Interpolation ist45, aber: „Yet lateness of insertion is a very long way from lateness of source, and there are grave objections to our taking the Isaiah
passage as derived from our present Book of Kings.“46 2 Kg 18,14-16 habe
nicht in der Quelle von Jes 36-39 gestanden, weil der Herausgeber des
Jesajabuches sie sonst nicht weggelassen hätte. Wahrscheinlich seien die
Königeversion und die Jesajaversion aus einer gemeinsamen Quelle prophetischen Charakters kopiert worden.47
„The current theory that the Isaiah recension is an abridgment of that of
Kings would be possible only if one could prove actual abridgment
consciously carried out and which would omit facts, not words. In truth,
the differences between Isaiah and Kings are just such variants as are
likely to develop with the transmission of a manuscript text.“48
Nach einer Besprechung von Varianten kommt Olmstead zu dem Ergebnis:
„This long and wearisome recital of the minutiae of the two texts has
served its purpose if it has made one fact clear, that the Isaiah text is the
earlier in type and that, like Chronicles, it could not have been copied
from our present text of Kings.“49
L.L. Honor (1926) setzt den Ansatz von Stade etwas modifiziert voraus.50
Die traditionelle Sicht, daß Jesaja der Verfasser von Jes 36-39 sei, gilt ihm
angesichts des Wissens um die komplizierte Entstehungsgeschichte des
Jesajabuches als naive und unhaltbare Annahme.51 Statt dessen stellt er
42 Ebd., S. 13: „The bearing of all this on source questions of Kings and Isaiah must
be left for later discussion.“
43 AJSL 1915 (31) S. 169-214.
44 Ebd., S. 196-201.
45 Ebd., S. 196: „The interpolation seems to have been made after the collection of
prophecies had assumed practically its present shape as it divides the body of the
so-called Deuero-Isaiah, chaps. 40f., from its introduction in chap. 35.“
46 Ebd., S. 197.
47 Ebd., S. 197.
48 Ebd., S. 198.
49 Ebd., S. 201.
50 Sennacherib’s Invasion of Palestine. A Critical Source Study, Contributions to
Oriental History and Philology 12, New York: 1966 <1926>, S. 73.
51 Ebd., S. 43.
110
sechs kritische Grundhypothesen über die Beziehung zwischen „A“, „B1“,
„B2“ und den assyrischen Annalen zusammen, die für ihn möglich sind und
in bezug auf welche man keine endgültige Entscheidung fällen könne.52
Auch H.H. Rowley (1961s) baut in seiner Untersuchung „Hezekiah’s Reform
and Rebellion“53 auf Stades Quellenscheidung auf.54 Er scheint auch der von
ihm zitierten allgemeinen Auffassung zu sein, daß der Jesajabericht aus
Könige übernommen worden sei.55 Bei einem Vergleich müsse man sowohl
die biblischen Berichte als auch Sanheribs eigenen Bericht kritisch unter die
Lupe nehmen, um nicht etwa allzu leicht dem von Sanherib erweckten Eindruck, sein Feldzug sei völlig erfolgreich gewesen, zu erliegen.56 Die Unterschiede zwischen den biblischen und assyrischen Berichten haben manche
Forscher unter Zuhilfenahme von zwei Feldzügen Sanheribs nach Israel zu
erklären versucht, aber dieser Sicht Wincklers57 und anderer kann Rowley
nicht zustimmen. Angesichts der chronologischen Probleme für die Zeit von
Ahas und Hiskia scheine die beste Lösung, das „14. Jahr Hiskias“ in 2 Kg
18,13 / Jes 36,1 als in Könige entstandenen Abschreibfehler für das „24.
Jahr Hiskias“ zu nehmen, der ins Jesajabuch kopiert worden sei.58
Was den Unterschied in der Darstellung des Tributempfanges betrifft, sei
der assyrische Bericht erkennbar nicht in chronologischer Reihenfolge
abgefaßt:
„For the account of Sennacherib states that he took Padi, the king of
Ekron, from Jerusalem before it records any move against Jerusalem or
any payment of an indemnity by Hezekiah. The annalist wished to finish
the account of the treatment of Ekron before he turned to Jerusalem, and
so here he anticipated. He may equally well have reversed the order of
Hezekiah’s submission and resistance, so as to give the impression of a
completely successful campaign, especially since the reversed order would
read more naturally. Yet it has often been observed that he does not state
that the city was captured, but merely leaves it for his readers to infer
this.“59
52 Ebd., S. 61-62.
53 BJRL 1961-1962 (44) S. 395-431.
54 Ebd., S. 396, 397, 400f.
55 Ebd., S. 397.
56 Ebd., S. 404-405.
57 Winckler, H., „Beiträge zur Quellenscheidung der Königsbücher“ in idem,
Altestamentliche Untersuchungen, Leipzig: 1892, S. 1-54, bes. S. 28ff.
58 Ebd., S. 411.
59 Ebd., S. 415-416.
111
Rowley hält hier die Reihenfolge des biblischen Berichtes für glaubhaft: Als
Juda überrannt und Sanherib vor Lachisch war, kapituliert Hiskia und
übersendet den auferlegten Tribut ohne Aufgabe Jerusalems. Als jedoch
Sanherib von der heranrückenden ägyptischen Armee hört, bereut er, daß er
Jerusalem nicht in der Hand hält, und sendet den Rabschake, um die Stadt
zu übernehmen, was Hiskia gestützt durch Jesaja ablehnt. Wenn man den
Hinweis auf den Engel Jahwes (Jes 37,36) wie in 2. Sam 24,16f als Hinweis
auf eine Pestplage verstehe (vgl. Herodots II, 141)60, dann könne man das
biblische Material als zum Geschehen passend einordnen, bis darauf, daß B2
eine Variante von B1 sein mag und daß Tirhaka mit neun Jahren noch keine
Armee habe anführen können.61 Rowleys Fazit: „The deliverance of Jerusalem by no human hand, in the teeth of all probabilities, is not just a tall
story, but one which is thoroughly credible.“62 Ähnlich hält er auch den
Bericht von Hiskias Reform laut Könige für grundsätzlich glaubwürdig.63
B.S. Childs (1967) setzt in seiner formkritischen Untersuchung64 von 2
Kg 18-19 und Jes 36-39 die Quellenscheidung von Stade65 voraus. Er
kommt zu dem Schluß, daß die wirklichen historischen Geschehnisse des 3.
Sanheribfeldzuges anhand der biblischen Berichte nicht mehr zu rekonstruieren seien,66 und zwar weder aufgrund von „Bericht A“, noch von „B1“
oder „B2“ oder der Chronik. Man dürfe von daher die Texte nicht einfach
historisch befragen oder verstehen wollen, man müsse ihre theologische
Bedeutung und Funktion innerhalb ihrer Kontexte erkennen.67 Ein historisch nicht so sorgfältiger oder wertvoller Text könne dennoch theologisch
sehr wertvoll und aussagekräftig sein.68 Woher bekommt man aber Normen,
um sich auslegungsmäßig angesichts der Diversität der biblischen parallelen
Berichte und Zeugnisse zu orientieren? Bei der Auslegung der verschie60 Herodot, Historien. Erster Band, Feix, Josef (Hg.), Darmstadt: 41988, S. 323.
61 Rowley, „Hezekiah’s Reform and Rebellion“, o.c., S. 424-425, 420.
62 Ebd., S. 431.
63 Ebd., S. 430.
64 Childs, B. S., Isaiah and the Assyrian Crisis, Studies in Biblical Theology,
Second Series 3, London: 1967.
65 Stade, B., Anmerkungen zu 2 Kö. 15-21, ZAW (1886) S. 156-189.
66 Ebd., S. 118.
67 Ebd., S. 121.
68 Ebd., S. 124.
112
denen Zeugnisse alttestamentlicher Texte könne sich der christliche Ausleger am christlichen Kanon als seinem theologischen Kontext orientieren.69
Clements (1980) baut in „Isaiah and the Deliverance of Jerusalem“70 sowohl
auf Childs (1967) als auch auf Stade auf. Die Trilogie von Ereignissen in 2
Kg 18,17-20,19 sei wahrscheinlich schon in dieser zusammenhängenden
Form in das Königewerk inkorporiert worden, auch wenn die einzelnen
Teile nicht alle zu derselben Zeit entstanden seien.
Was die Bedrohung Jerusalems betreffe, sei der Bericht A (2 Kg 18,1316) von Bericht B (2 Kg 18,17-19,37) zu unterscheiden. Die in Bericht B zu
findende kategorische Zusage durch den Propheten Jesaja, daß Jerusalem
vor den Assyrern beschützt werden würde, spricht Clements dem Propheten
ab. Die entsprechenden Passagen seien sekundär, sie seien im Zuge einer
midraschartigen Auslegung von Jesajaworten entstanden und das in der Zeit
von König Josia.71
Der geschichtliche Verlauf der Dinge um 701 v.Chr. herum sei anders
gewesen: 1. Sanherib eroberte alle Städte Judas bis auf Jerusalem, das er
isolierte, Hiskias Truppen desertierten in Massen, Hiskia kapitulierte, 2.
Sanherib empfing eine große Geldsumme zur Rekompensation von Hiskia,
3. Sanherib bestätigte Hiskia aus politischen Gründen auf seinem Thron,
nicht etwa aus Milde oder aus irgendwelchen Schwierigkeiten heraus, die
ihn unter Druck gesetzt hätten, 4. Sanherib kehrte nach Ninive zurück, wo
er 20 Jahre später, 681 v.Chr., ermordet wurde.
Die Tatsache, daß er trotz Hiskias Rebellion Jerusalem nicht zerstörte
und Hiskia nicht absetzte, habe später zur Zeit Josias nicht nur zur Ausfor69 Ebd., S. 127. In einem Exkurs zu textkritischen Problemen in 2 Kg 18-19 und Jes
36-37 relativiert Childs etwas die Ergebnisse von Gesenius, der den Königetext
für textkritisch überlegen angesehen hat gegenüber dem Jesajatext: „The
evidence on the whole would seem to indicate that at times Kings has the
preferred reading, while at other times it lies with Isaiah. Perhaps in terms of
percentage, the Kings text does retain a slight advantage“ (ebd., S. 140). Unter
dem Eindruck der Argumente von Smelik und Seitz (siehe unten) würde Childs
Jahre später in seinem Jesajakommentar (Isaiah, OTL, Louisville: 2001, S. 262)
feststellen: „Thus in the present form of chapters 36-39 this collection does fit
better with Isaiah than with Kings. It most certainly forms a bridge to Second
Isaiah. However, what now seems evident is that from an original nucleus the
tradition was shaped in different ways by the editors of both Kings and Isaiah.“
70 R.E. Clements, Isaiah and the Deliverance of Jerusalem, JSOTS 13, Sheffield:
1980.
71 Ebd., S. 52-53.
113
mung der angeblichen Jesajaverheißungen zum Schutz Jerusalems geführt,
sondern auch zur Entstehung des Berichts B: Jahwe beschützt seine Stadt
Jerusalem um seiner auserwählten Königsdynastie der Nachfahren Davids willen. Die Gestalt des frommen Hiskia in Jes 36-37 passe zur Zeit
des frommen Josia. Die erste ergänzende Geschichte der tödlichen Krankheit Hiskias sei nach dem schockierenden und unerwarteten Tod von Josia
im Jahre 609 v.Chr. hinzugefügt worden.72 Für Clements waren die Erzählungen nicht vollständig bis zu irgendeiner Zeit im 6. Jahrhundert.73 Für
ihn sind sie weniger Geschichtsschreibung als vielmehr Theologie.
F. Gonçalves hat 1986 eine umfangreiche Arbeit unter dem Titel
„L’expédition de Sennachérib en Palestine dans la littérature hébraïque
ancienne“ vorgelegt.74 Er erkennt B. Stades Quellenscheidung zu 2 Kg 1819 / Jes 36-37 im Wesentlichen an, und darauf aufbauend versucht er, die
Berichte „A“, „B1“ und „B2“ sinnvoll abzugrenzen. 75 B1 sei Mitte des
siebten Jahrhun-derts v.Chr. entstanden76, B2 stamme von einem Schreiber
im Exil wohl ge-gen Ende desselben77. Dabei sei B2 u.a. abhängig von einer
„relecture“ der Aussprüche Jesajas zur Zeit Josias.78 Die Frage, ob der
Königetext oder der Jesajatext die Priorität habe, wird zugunsten des
Königetextes entschieden 79, auch wenn man vom rein textkritischen
Vergleich, dem Plus und Minus des einen Textes gegenüber dem anderen,
nicht auf den ursprünglichen Text schließen könne.80 Die Einfügung von 2
Kg 18,17-20,19 sei wahrscheinlich nicht nach der Anfügung von Jes 40-55
(66) an das Jesajabuch geschehen, sondern entweder bei oder vor dieser
Anfügung: Bei der Anfügung, wenn Jes 36-39 nach dem Willen des
Redaktors zu Jes 40ff überleiten sollte, vor der Anfügung, wenn Jes 36-39
das Protojesajabuch 1-35 abschließen sollte.81 In den Bereichen, die sich mit
unserer Arbeit berühren, bringt Gonçalves mit diesen Überlegungen keine
grundsätzlich neuen Ansätze.82
72 Ebd., S. 62-63.
73 Clements, Isaiah 1-39, o.c., S. 277.
74 Paris: 1986.
75 Ebd., S. 354.
76 Ebd., S. 538.
77 Ebd., S. 479-480, 540.
78 Ebd., S. 540.
79 Ebd., S. 349-350. Hauptgrund ist die Übernahme von 2 Kg 18,13 in Jesaja 36,1.
80 Ebd., S. 348.
81 Ebd., S. 347.
82 So urteilt auch Seitz in „Zion’s Final Destiny“ (Minneapolis: 1991), S. 118.
114
Ernst Vogt (1986)83 unterscheidet wie Stade zwischen einem „Kurzbericht“ (2 Kg 18,13-16) und einer „langen, erbaulichen Erzählung“ (2 Kg
18,17-19,37), deren Zweck „nicht die Berichterstattung, sondern religiöse
Erbauung und fromme Belehrung“84 sei und die aus zwei kürzeren Erzählungen zusammengesetzt sei85. Die erste beider Erzählungen, etwa ein Jahrhundert nach 701 v.Chr. entstanden86, berichte „nichts, was geschichtlich
unwahrscheinlich“ sei87, die zweite habe „Erzählungselemente, die ... geschichtlich kaum wahrscheinlich, wenn nicht überhaupt ungeschichtlich“
seien88; sie sei „frühestens gegen Ende des Exils“ entstanden. Von daher
erkläre sich auch die anachronistische Ansetzung Tirhakas und die Tatsache, daß dieser Bericht „mit Hilfe der Aussage von der plötzlichen
Vernichtung des assyrischen Heeres sogar die geschichtlich sichere Einschliessung Jerusalems in Abrede“ stelle.89
J.H.Hayes und S.A.Irvine (1987) stufen die auch von ihnen vertretenen
Quellen „B1“ und „B2“ beide als legendarisch ein, auch wenn die diplomatischen Reden und Verhandlungen der assyrischen Gesandten wahrscheinlich ziemlich authentisch seien.90 Jes 36-37, 38 und 39 werden von
ihnen als drei ursprünglich voneinander unabhängig entstandene Stücke
angesehen, die alle drei wichtige im Jesajabuch heimische Themen widerspiegeln und folglich wohl zuerst als Teil der jesajanischen Tradition
formuliert wurden und erst später ins Königematerial eingefügt wurden. 2
Kg 18,14-16 sei dabei wohl nie Teil der jesajanischen Überlieferungen
gewesen.91 Jes 38 und 39 seien spät und unter dem Eindruck der Exil 83 Vogt, Ernst, S.J., Der Aufstand Hiskias und die Belagerung Jerusalems 701 v.
Chr., analecta biblica 106, Rome: 1986.
84 Ebd., S. 33. Der Kurzbericht schreibe den Namen Hiskias immer Hizqîyâ, die
lange Erzählung Hizqîyâhû.
85 Ebd., S. 34ff.
86 Ebd., S. 58.
87 Ebd., S. 39.
88 Ebd., S. 44.
89 Ebd., S. 59.
90 Hayes, John Haralson; Irvine, Stuart A., Isaiah, the eighth-century prophet: his
times and his preaching, Nashville: 1987, S. 375. Sie stimmen grundsätzlich
Stades Analyse zu, ebd., S. 373. Ein Beispiel für die von ihnen vertretene
mangelnde historische Glaubwürdigkeit der Berichte findet sich S. 383: „During
the process, Hezekiah apparently showed less confidence in Isaiah’s promises
than had Ahaz during the Syro-Ephraimitic crisis. In popular tradition, the
outcome was nonetheless recalled as the result of divine deliverance.“
91 Ebd., S. 372.
115
erfahrung entstanden, nicht nur wegen 39,5-8, sondern auch weil Hiskias
Krankheit und Genesung ein Modell des Exilleidens und der Wiederherstellung seien.92
Antti Laato (1988) geht in seinem Werk „Who is Immanuel? : the rise
and the foundering of Isaiah’s Messianic expectations“ auch auf Sanheribs
Feldzug im Jahre 701 v.Chr. ein.93 Er vertritt eine modifizierte Form der
Quellenscheidung von Stade.94 B1 sei bald nach 681 v.Chr. im Schülerkreis
Jesajas entstanden.95 B2 stamme in seiner Endgestalt aus der Zeit gegen
Ende des 7. Jahrhunderts; das Gebet Hiskias sei noch später vom deuteronomistisch ausgerichteten Redaktor in seine Form gebracht worden. B2 sei
wohl aus polemischem Interesse entstanden: Nach Jesajas Prophetie sei die
Rebellion Hiskias gegen Jahwes Willen gewesen, B2 würde dagegen polemisieren, indem Hiskia als frommer Mann dargestellt werde, den Jahwe aus
Sanheribs Fängen rettete.96 Der Abschnitt Jes 37,22-29 wird von Laato
gesondert gesehen (als Quelle „C“) und wegen der starken üblen Gefühle
gegenüber Sanherib als „sehr alt“ eingestuft.97 Die Frage, wie diese Abschnitte in das Buch der Könige / Jesaja kamen, beantwortet Laato so:
„In my opinion the only explanation left is that traditions A, B1, B2 and
C (as well as Isa 39, of course) were simultaneously redacted into the
Books of Kings. It is probable that B1, B2 and C were linked already
before the redaction of the Deuteronomistic historiography.“98
Diese zusammengefügte Form von B1, B2 und C, deuteronomistisch beeinflußt, aber ohne A und vor der Einfügung ins Königewerk, sei dann ins
Buch Jesaja gelangt.99
92 Ebd., S. 384.
93 Abo: Abo Academy Press 1988, S. 248-300.
94 Ebd., S. 281.
95 Ebd., S. 287: „Sennacherib’s murder took place in 681. Thus tradition B1 took its
final form only after 681. It presents the historical events and spiritual
atmosphere of the year 701 so well that I think it probable that it solidified into
its final form soon after 681. Since the historical information presented in B1 is
so reliable, we have to examine the mysterious defeat of Sennacherib (37:36) in a
new light. It need not be mere legendary poetry created because Sennacherib was
not able to conquer Jerusalem.“
96 Ebd., S. 292. Die Erzählung von Hiskias Genesung gehört nach Laato zu B2.
97 Ebd., S. 293.
98 Ebd., S. 295.
99 Ebd., S. 296. Vgl. S. 274: „It is probably that the Isa text is more original than 2
Kgs“.
116
Eberhard Ruprecht (1990) folgt in seinem Aufsatz „Die ursprüngliche
Komposition der Hiskia-Jesaja-Erzählungen und ihre Umstrukturierung
durch den Verfasser des deuteronomistischen Geschichtswerkes“100 der
Sicht Stades zu den Berichten „B1“ und „B2“.101
Zur Tirhaka-Frage meint Ruprecht:
„Das ist kein Anachronismus, wie man auf den ersten Blick meinen
könnte, weil Thirhaka, der zur 25., der ‘äthiopischen’ Dynastie gehört,
erst um 690-664 König von Äthiopien und Ägypten war. Aber sein
Bruder Schabataka, der spätestens ab 701 den Thron innehatte, hatte
schon zu Beginn seiner Herrschaft Thirhaka die Wahrung der Belange
des Nillandes übertragen. Thirhaka war im Jahre 701 bereits etwa 20-21
Jahre alt. Deshalb ist es durchaus glaubwürdig, daß er das ägyptische
Heer in der Schlacht bei Elteke gegen die Assyrer anführte. Wenn der
Erzähler ihm den Königstitel zuschreibt, soll das nur für den Leser seine
spätere Identität sichern.“102
Überhaupt billigt Ruprecht dem Verfasser des ursprünglichen Erzählungszyklusses „außerordentlich genaue historische Kenntnisse“ zu, die er sich
dadurch erklärt, daß dieser „schriftliche historische Quellen“ benutzt habe,
vor allem die „Chroniken der Könige von Israel und Juda“.103
Dabei bemerkt er die chronologische Umkehrung von 2 Kg 20 mit 2 Kg
18.104 Den kürzeren Jesajatext von Hiskias Krankheit sieht er als den
ursprünglicheren an.105 Das Gebet Hiskias in Jes 37 sei theologisch von der
Götzenpolemik Deuterojesajas abhängig, darum sei die Entstehung von
„B2“ nachexilisch anzusetzen.106 Der ursprüngliche Erzählungszyklus sei
„vor dem Untergang Jerusalems im Jahre 587, spätestens im Frühjahr
588“107 von einem hohen „Durchhaltewillen bei der Verteidigung Jeru100
101
102
103
104
105
106
107
Zeitschrift für Theologie und Kirche 1990 (87) 1, S. 33-66.
Ebd., S. 34.
Ebd., S. 57.
Ebd., S. 58.
Ebd., S. 44.
Ebd., S. 52.
Ebd., S. 62.
Hierbei stützt sich Ruprecht auf C. Hardmeier, Die Polemik gegen Ezechiel
und Jeremia in den Hiskia-Jesaja-Erzählungen, BZAW 187, 1990; vgl. auch C.
Hardmeier, Umrisse eines vordeuteronomistischen Annalenwerks der
Zidkijazeit. Zu den Möglichkeiten Computergestützter Textanalyse, Vetus
Testamentum 1990 (40) 2 S. 165-184. Hardmeier hat auch die Sicht von
Rainer Albertz („Das Deuterojesaja-Buch als Fortschreibung der JesajaProphetie“ in „Die Hebräische Bibel und ihre zweifache Nachgeschichte:
117
salems gegen die Babylonier“ zu bestärken.108 Der Verfasser des deuteronomistischen Geschichtswerkes hätte diesen Zyklus dann in sein Werk
eingefügt, und zwar unter Hintanstellung der Erzählung von Hiskias
Krankheit und von der babylonischen Gesandtschaft, „um das Prophetenwort 20,17-18“ auf die Ereignisse der Jahre 598 und 587 beziehen zu
können. „B2“ sei mehrere Jahrzehnte nach dem Abschluß des deuteronomistischen Geschichtswerkes und zwar in frühnachexilischer Zeit hinzugefügt worden, wenig später von jemand anders auch das „Spottlied auf den
König von Assur“ (19,21-28). Sehr viel später, nach Abschluß von Jes 1-35,
wohl nach 400 v.Chr., habe schließlich „die Redaktion des Protojesajabuches“ den Zyklus aus dem deuteronomistischen Geschichtswerk übernommen und „als Anhang an Jes 1-35 ange-fügt“.109
K.A.D. Smelik vertritt in seinem Aufsatz „King Hezekiah Advocates True
Prophecy: Remarks on Isaiah xxxvi and xxxvii // II Kings xviii and xix“110
die Priorität des Jesajatextes. Er widerspricht Gesenius’ Argumentation, der
meinte, Jes 36-39 sei außergewöhnlich im Jesajabuch, aber passe gut zu der
Art des Königebuches. Das sei nämlich das einzige Mal, daß in Könige ein
Prophet, dessen Sprüche in den Hinteren Propheten aufgezeichnet worden
sind, in einer Erzählung auftaucht. Hosea, Amos, Micha und selbst Jeremia
würden nicht erwähnt.111
Außerdem hätten Jes 36-39 eine starke Parallele in Jes 7. Die Berichte in
Jes 36-39 enthielten poetische Abschnitte, für die Hinteren Propheten
üblich, nicht aber für Könige.112 Der Bericht über Hiskias Genesung sei in
Jesaja besser aufgebaut als in Könige und darum ursprünglicher. Am wichtigsten aber sei, daß Jes 36-39 nicht einfach einen Anhang an den „Ersten
Jesaja“ darstellten, sondern eine erkennbare editorische Brücke zwischen
108
109
110
111
112
118
Festschrift für Rolf Rendtorff zum 65. Geburtstag“, E. Blum <Hg.>,
Neukirchen-Vluyn: 1990, S. 241-256) zu Jes 36-39 geprägt, siehe dort S. 252,
254.
Ruprecht, Die ursprüngliche Komposition, o.c., S. 65.
Ebd., S. 65-66.
In: Smelik, K.A.D., Converting the Past. Studies in Ancient Israelite and
Moabite Historiography, OTS 28, Leiden: 1992, S. 93-128. Im Wesentlichen
ist dieser Artikel eine leicht überarbeitete, minimal erweiterte Fassung seines
Aufsatzes: „Distortion of Old Testament Prophecy. The Purpose of Isaiah
xxxvi and xxxvii“ in „Crises and Perspectives“, J. de Moor et al. <Hg.>, Oudtestamentische Studiën XXIV, Leiden: 1986, S. 70-93.
Ebd., S. 97-98.
Ebd., S. 98.
dem ersten und zweiten Teil des Jesajabuches seien.113 Jes 7 sei eine so eindeutige Parallele, daß Smelik schlußfolgert:
„Since Isaiah vii is only found in the Book of Isaiah, it is evident that its
literary counterpart, Isaiah xxxvi-xxxix, must also have been intended for
this book and not for Kings.“114
Die Ankündigung der Rettung vor den Assyrern in Jes 38,6 zeige ferner, daß
Kp 38-39 zeitlich vor 36-37 gehören. Sie stünden aber in dieser Reihenfolge, um Jes 40ff vorzubereiten, das passe zu Jesaja, aber nicht zu Könige:
„We may conclude that the present arrangement of the Hezekiah
narratives is only understandable from the perspective of the Book of
Isaiah, not from that of Kings.“115
Wegen all dieser Beobachtungen gebühre dem Jesajatext die Priorität, die
Erzählung sei später dem Königebuch hinzugefügt worden aufgrund der
herausragenden Rolle des Königs Hiskia in ihr.116
Smelik wendet sich in diesem Aufsatz auch gegen Stades Auffassung. Er
zeigt m.E. erfolgreich auf, daß die Wiederholungen in Jes 36-37 nicht Anzeichen für eine literarisch gebotene Quellenscheidung sind, sondern in der
Entfaltung des Berichtes als zu einem erzählerischen Höhepunkt führend
verstanden werden können.117 Allerdings sind seine späte Datierung des
Berichtes in die persische Zeit und seine skeptische Haltung gegenüber dem
historischen Wert des Textes zu hinterfragen.118
C. Seitz (1991) folgt in seinem Buch „Zion’s Final Destiny: The Development of the Book of Isaiah: A Reassessment of Isaiah 36-39“ Smeliks Argumentation119 über die Erzählabfolge in Jes 36-37 und der Ablehnung von
Stades Quellen B1 und B2 und auch dem Gedanken, daß diese Kapitel
ursprünglich zuerst in Jesaja waren und nicht in Könige.120 2 Kg 18,14-16
ist für ihn nicht Quelle A (gegenüber Quelle B1 und Quelle B2), von der die
Entwicklung der anderen ausgeht, sondern spätere Einfügung in die
Hiskiaerzählungen, die gegenüber der äußerst positiven Darstellung des
113
114
115
116
117
118
119
Ebd., S. 98-100.
Ebd., S. 100.
Ebd., S. 101.
Ebd., S. 101.
Ebd., S. 105-123.
Siehe ebd., S. 123ff.
In Smeliks Aufsatz: „Distortion of Old Testament Prophecy. The Purpose of
Isaiah xxxvi and xxxvii“ in „Crises and Perspectives“, J. de Moor et al.
<Hg.>, Oudtestamentische Studiën XXIV, Leiden: 1986, S. 70-93.
120 Seitz, Zion’s Final Destiny, Minneapolis: 1991, S. 39, 48ff, 96-97.
119
Königs Hiskia ein Element der Trübung hineinbringt und zur Art der
deuteronomistischen Geschichtsschau passe.121 „Bericht A“ stimme gar
nicht so gut mit den Annalen von Sanherib überein, wie oft gesagt worden
sei, und überhaupt, auch die Annalen von Sanherib seien keine „objektive
Geschichtsschreibung“.122 Eine weitere Beobachtung sei wichtig: Hiskia
habe zwar gegen Assur rebelliert, aber im Jesajabuch gebe es keine Hinweise, daß Hiskia selbst in Fremdvölkerallianzen gegen Assur verwickelt
war. Diese beiden Dinge seien oft miteinander verwechselt worden123 und
von Sanheribs Annalen her in Jesaja hineingetragen worden. Die in Jes 28ff
öfters verurteilte Bündnispolitik mit Ägypten erwähnt den Namen Hiskia
nicht ausdrücklich, und der Königstitel werde nur in Kp 32 gebraucht und
dort ohne „Weh“ und positiv. In Jes 36-37 sei die Attacke von Rabschake in
36,6 Propaganda, die eigentliche Spitze richte sich dann gegen Hiskias Gottvertrauen und seinen entsprechenden Einfluß in dieser Hinsicht in Jerusalem (Jes 36,15).124 Es seien Leute in Hiskias Umgebung, die für die Bündnispolitik rege tätig gewesen seien, die Jesaja in Jes 30,1-5; 31,1-3; 22,1-4
verurteile, Hiskia hingegen werde nicht als „abtrünnig“ (30,1), sondern als
tiefgläubig dargestellt. 125 Das anfangs eher positive, wenn auch nicht
idealistische Bild von Hiskia werde dann später durch 2 Kg 18,14-16 und
auch Jes 39 (s.u.) „deuteronomistisch“ getrübt. 126 Wahrscheinlich stehe
hinter Jes 36-37 eine mündliche Legende, die auf die wunderbaren Ereignisse von 701 v.Chr. selbst zurückging und aus drei Elementen bestand:
Sanherib konnte die Stadt nicht einnehmen und wurde irgendwie gezwun121
122
123
124
125
126
120
Ebd., S. 51ff. Auf S. 59-60 vertritt Seitz, die Notiz 2 Kg 18,14-16 sei
eingefügt worden, um zwischen den beiden „unübertroffenen“ Königen Hiskia
und Josia die Entscheidung für Josia zu fällen (vgl. 2 Kg 18,5 mit 23,25). Seitz
übersieht hier, daß Hiskia einzigartig ist in bezug auf sein Vertrauen, Josia
hingegen in bezug auf seine radikale Bekehrung von ganzem Herzen nach dem
Gesetz des Mose. Siehe auch C.R. Seitz, Account A and the Annals of Sennacherib: A Reassessment, JSOT 1993 (58) S. 47-57.
Ebd., S. 61ff. Vgl. die Bemerkung auf S. 65: „The point is that AS [the annals
of Sennacherib, Notiz: Lanz] is shot through with an arrogant and exaggerated
character that might be explained in this instance as due to Sennacherib’s
offended pride at not having captured Jerusalem and meted out to Hezekiah,
king of Judah, the same treatment he reserved for Sidqa, king of Ashkelon,
and Luli, king of Tyre.“
Ebd., S. 72.
Ebd., S. 73-74.
Ebd., S. 78ff.
Ebd., S. 98.
gen, auf seinem Weg umzukehren, wie Jesaja gesagt hatte (37,7; 37,29;
37,37). Ein Engel Jahwes sei dann in Erfüllung eines weiteren Jesajawortes
(Jes 10,15) ausgezogen und hätte das assyrische Lager geschlagen. Und im
Unterschied zu Ahas im syrisch-ephraimitischen Krieg sei Hiskia in der
Krise ein Vorbild an Gehorsam und Frömmigkeit gewesen.127 Zur Datierung
von Jes 36-37 argumentiert Seitz mit zwei „Anachronismen“: Tirhaka (37,9)
hätte noch keine Armee führen können, und der Tod Sanheribs (37,38) sei
nicht direkt nach der Rückkehr von 701 v.Chr. geschehen, sondern erst 681
v.Chr. Damit sei der Bericht in Jes 36-37 frühestens nach 681 v.Chr. verfaßt. Aber in die Jahre nach 681 v.Chr., als Manasse erst wenige Jahre
regiert hatte, passe dann auch gut die Abfassung von Jes 36-37: Es sei eine
Aufforderung an den jungen Monarchen, dem frommen Beispiel seines
Vaters zu folgen, abgefaßt durch „Männer Hiskias“ aus dem Hofstaat.128
Angeregt durch die Hiskiaerzählung Jes 36-37 sei dann zeitlich nicht viel
später129 auch das Kap. 38 entstanden: Dem Tod Sanheribs im Hause seines
Götzen (37,38) entspreche in Jes 38 die Rettung Hiskias vom Tod zu einem
Leben der Anbetung im Hause Gottes (38,22).130 Dabei sei Jes 38 genauso
eine literarische Erfindung wie Jer 45. Schon die Frage zu stellen, ob Hiskia
wirklich krank gewesen sei, sei irreführend.131 Die Erzählung habe vielmehr
ein gleichnishaftes Anliegen: Die Krankheit Hiskias spiegle die tödliche
Krankheit Zions wider (vgl. Jes 1,5f), und seine Heilung auf sein Gebet hin
beinhalte auch die Hoffnung auf die Rettung Zions (vgl. Jes 38,5-6).132 Bei
Jes 38 und 39 sieht Seitz ursprünglich keine starke Verbindung:
„In the contributions of Ackroyd and Clements, chapter 38 is argued to
have been composed with the purpose of pointing to restoration, after the
events of 587 B.C.E. Chapter 39, whatever else is to be said about it,
points to judgement, not restoration. It does so not metaphorically, nor in
a veiled way, but by means of direct prophecy (39:5-7). Davidic kingship
will come to an end, and Hezekiah’s sons will be sârîsîm in the palace of
127
128
129
130
131
132
Ebd., S. 95. Augenzeugenschaft lehnt Seitz ausdrücklich ab und rechnet mit
einem „process of tradition building“, S. 90.
Ebd., S. 100ff. Seitz verweist in diesem Zusammenhang auf das rabbinische
Zitat in „b. batra. 14b, 15a“ (p. 115), daß die Männer Hiskias das Jesajabuch
verfaßt hätten.
Ebd., S. 176.
Ebd., S. 173-174.
Ebd., S. 174-176.
Ebd., S. 177ff.
121
the king of Babylon (39:7). In sum, it is difficult to see points of common
redactional purpose spanning both of these chapters.“133
2 Kg 20,12-19 / Jes 39 sei etwa 100 Jahre nach Komposition von Jes 36-38
entstanden, und zwar zuerst im Königebuchkontext, zusammen mit 18,1416 von deuteronomistischer Hand eingefügt, um das Hiskiabild etwas zu
korrigieren, und motiviert von Fragestellungen, die mit dem Fall Jerusalems
597-587 v.Chr. zusammenhingen: Dadurch konnte das erlebte Exil als
schon prophetisch vorhergesagtes Gericht gedeutet werden, das auf das
Verhalten eines Königs und die Interpretation eines Propheten zurückging.
Und gleichzeitig konnte das Ganze in das Schema von Vorhersage-Erfüllung gekleidet werden, was man bei der deuteronomistischen Geschichtsschreibung öfters habe.134 Ins Jesajabuch sei 2 Kg 20,12-19 übernommen
worden, weil es gut zu den anderen Hiskia-Jesaja-Erzählungen und als
„Vorwort“ zum folgenden Material „Deuterojesajas“ gepaßt habe.135
In bezug auf den „Ersten Jesaja“ beobachtet Seitz, daß bei den
zahlreichen Berührungspunkten von Jes 36-37 zu Jes 7-8, beides Schlüsselabschnitte in Prosa, nicht immer ganz klar sei, in welche Richtung die
Beeinflussung gehe.
„Yet in the final depiction of 7-8 and 36-38, we come to learn: the greater
the threat, the greater the faith. Hezekiah reestablishes a house of David
weakened by Ahaz, and in so doing delivers a city and its people, as,
according to the tradition, God had promised (8:9-10).“136
133
134
Ebd., S. 185.
Ebd., S. 187-188. Bei den Gedanken zur prophetischen Funktion von Jes 39
stützt sich Seitz ausdrücklich auf P.R. Ackroyd, An interpretation of the
Babylonian Exile. A Study of 2 Kings 20 / Isaiah 38-39, Scottish Journal of
Theology 1974 (27) S. 341.
135 Ebd., S. 188. Siehe auch S. 190: „Celebration of Zion’s near destiny in the
Hezekiah-Isaiah narratives (36-38) would ultimately give rise to questions
about Zion’s final destiny. Those questions are ultimately addressed not so
much within the context of the Deueronomistic history (though see 2 Kgs
25:27-30) as within the larger Book of Isaiah. In my judgment, Second Isaiah
chapters were composed with one eye trained on the preceding material (the
„former things“) and the other on God’s plans for the future, given the
dramatic execution of a sentence of judgment, not in 701, but in 597-587. Seen
from that perspective, the final word of the prophet is not heard at 39:5-7, but
only as God spoke again from the divine council, ‘to the heart of Jerusalem’
40:2.“
136 Ebd., S. 196.
122
H.G.M. Williamson (1994) wendet sich in seinem Buch „The Book Called
Isaiah: Deutero-Isaiah’s Role in Composition and Redaction“ auch der Frage
nach dem Ursprung von Jes 36-39 / 2 Kg 18-20 zu.137 Er sieht keine
überzeugenden Beweise dafür, daß Jes 36-39 ursprünglich für ihre
gegenwärtige Stellung im Buch Jesaja geschrieben worden seien, auch nicht
dafür, daß etwa „Deuterojesaja“ sie überarbeitet hätte, um sie als Brücke für
Jes 40ff zu nutzen. Was man allerdings sagen könne ist, daß sie eine ausgesprochene Kenntnis früheren Materials in Jesaja verraten und gleichzeitig
Kennzeichen aufweisen, die sie vom Rest der deuteronomistischen Geschichtsschreibung unterscheiden:
„It is, therefore, likely that they were composed in circles where the
prophet’s words were valued and were then incorporated as a separate
source into the Deuteronomic History... Later, they were borrowed from
Kings by an editor of the book of Isaiah. Since they serve as a bridge
between the two major parts of the book, it is clear (on the hypothesis of
the present work) that this must have been some time after the work of
Deutero-Isaiah.“138
Den genaueren Zeitpunkt der Einfügung von Jes 36-39 sieht Williamson als
mit der Schlußredaktion des ganzen Buches geschehen an.139
Von den drei wesentlichen Möglichkeiten zur Erklärung der Abhängigkeit von Jes 36-39 und 2 Kg 18-20 scheidet Vermeylen (1997) zuerst die
Abhängigkeit beider biblischer Berichte von einer älteren Quelle als zu theoretisch und schwer verifizierbar aus, um sich dann der Frage zuzuwenden,
ob der Jesajatext aus Könige entlehnt worden ist oder umgekehrt.140 Die
Unterschiede zwischen beiden Texten allein können für ihn dabei noch nicht
in die eine oder andere Richtung entscheidend sein, es müssen zusätzliche
Argumente hinzukommen.141 Zu den schwächeren Argumenten zählt er dabei etwa den Gedanken, daß Jes 36-39 als Brücke zur Verbindung der zwei
großen Teile des Jesajabuches abgefaßt worden sei, oder das Schweigen des
„deuteronomistischen Geschichtswerkes“ zu den „klassischen Propheten“
(als Argument für eine Jesajapriorität) oder auch die Zuhilfenahme von Jer
52 (im Vergleich zu 2 Kg 24-25) als Analogie für einen narrativen Appen137
138
139
140
Oxford: 1994, S. 188-211.
Ebd., S. 209.
Ebd., S. 211.
Vermeylen, J., Hypotheses sur l’origine d’Isaïe 36-39, Studies in the Book of
Isaiah. Festschrift Willem A.M. Beuken, Ruiten, J. van; Vervenne, M. <ed>,
Leuven: 1997, S. 95-118, hier S. 96-97.
141 Ebd., S. 97.
123
dix an das Prophetenbuch Jes 1-35. 142 Das stärkste Argument für eine
Königepriorität sind für ihn die dem Hiskia zusätzlich verheißenen 15 Jahre
von 2 Kg 20,6 (Jes 38,5), die allein aus der Königechronologie her erklärbar
seien (2.Kg. 18,2.13: 29 Jahre insgesamt, minus 14 Jahre bei Sanheribeinfall). Aber selbst dieses Argument spreche nicht unwiderlegbar für die
Königepriorität, falls man etwa eine spätere harmonisierende Korrektur in
Jes 38,5 annimmt.143 Die Waagschale neigt sich für Vermeylen zugunsten
einer Jesajapriorität aufgrund folgender Beobachtungen: Die Zahl und Qualität der Überhänge von Könige gegenüber Jesaja (bei 146 Unterschieden
finden sich 38 „Plus“-Texte in Könige gegenüber 21 „Plus“-Texten in Jesaja), das übereinstimmende redaktionelle Verfahren des Weglassens vom
Tribut in Jes 36,1 (vgl. 2 Kg 18,13ff) und Jes 7,1 (vgl. 2 Kg 16,5ff), die
allgemeine Parallelität der Erzählungen in Jes 7 und Jes 36-37 und schließlich das Aufnehmen einer ganzen Anzahl von jesajanischen Traditionselementen in Jes 36-39.144 Von daher nimmt Vermeylen an, daß Jes 36-39 in
einer engen Beziehung zur Formierung des Jesajabuches entstanden ist, und
er verwirft die klassische Theorie, daß Jes 36-39 als ein aus 2 Kg 18-20
abgeleiteter Appendix anzusehen ist.
Zusammenfassend läßt sich am Ende dieses Überblickes sagen, daß auch
heute noch die Königepriorität bei weitem von den meisten Forschern bevorzugt wird.145 Der Gedanke, daß Jes 36-39 und 2 Kg 18-20 unabhängig voneinander eine gemeinsame Quelle benutzt haben, findet sich in der Auslegungsgeschichte seltener,146 und in jüngerer Zeit war eine größere Bereitschaft da, die Jesajapriorität ganz oder teilweise zu vertreten.147
142
143
144
145
Ebd., S. 107-108.
Ebd., S. 107.
Ebd., S. 108.
So z.B. von Gesenius (siehe oben S. 104), Kuenen (p. 105), Stade (p. 105),
Fullerton (p. 108), Honor (p. 110), Rowley (p. 111), Childs (p. 112), Clements
(p. 113), Gonçalves (p. 114), Vogt (p. 114), Hayes / Irvine (p. 115), Ruprecht
(p. 116), Wildberger (p. 63).
146 Z.B. von Hitzig (siehe oben S. 105), Olmstead (p. 109) und Laato (p. 115) und
Childs (Isaiah, o.c., S. 262): „However, what now seems evident is that from
an original nucleus the tradition was shaped in different ways by the editors of
both Kings and Isaiah.“
147 So z.B. bei Smelik (siehe oben S. 118), Seitz (S. 119: für Jes 36-38), Vermeylen (S. 123). Bei Evangelikalen wie Payne (S. 42), Oswalt (S. 72), Motyer
(S. 82), Young (The Book of Isaiah, II: Ch. 19-39, Grand Rapids: 1969, S.
556-565) und R.F. Youngblood (The Book of Isaiah, Grand Rapids: 1993, S.
100) ist es die Normalsicht.
124
3.2 Die Frage der Geschichtlichkeit von Jes 36-39 in Zusammenhang mit der Frage der Beziehung von Jes 36-39 zu 2 Kg 18-20
In unserem Forschungsüberblick zur Beziehung von Jes 36-39 zu 2 Kg 1820 wurde deutlich, daß die Frage der Entstehung dieser Kapitel und ihrer
Beziehung zueinander unlösbar mit der Frage nach ihrer Historizität verbunden ist. Meist werden nur Teile als historisch glaubwürdig angesehen.
So sind für W.A.Irwin (1935) die angeblichen Weissagungen Jesajas in
Jes 37 wegen ihrer von ihm angenommenen Widersprüche zu fraglos authentischen Stücken unecht und spät. Jesaja hätte nicht unter dem Druck der
Gefahr seine Prinzipien aufgegeben und Hiskia zum Widerstand ermutigt, er
hätte auch nicht Assur Strafen für Gotteslästerung angedroht, da es ja nur
das Werk ausführte, das Gott ihm als Geißel für das Volk zugedacht hatte.148
Auch T.C. Vriezen sieht Jes 37,32 als nicht jesajanisch an, es passe nicht
zu dem, was uns sonst von Jesaja überliefert sei. Auch einen möglichen Fall
Jerusalems hätte Jesaja nicht grundsätzlich ausgeschlossen.149
In seinem Artikel von 1967 „Entstehung, Komposition und Überlieferung
von Jesaja 1-39“ sagt G.Fohrer lapidar: „Die Probleme der Historizität der
Legenden und der historischen Beurteilung der angeblichen Verheißungen
Jesajas können in diesem Zusammenhang nicht untersucht werden. Sie
spielen für die Probleme von Entstehung, Komposition und Überlieferung
des Buches Jesaja auch keine Rolle.“150
Auch für Hermann Barth (1977) ist „Protojesaja“ so selbstverständlich
nur Jes 1-35*, daß er Jes 36-39 von seiner Betrachtung ausschließt: „Die Erzählungen c. 36-39 sind eine Größe für sich, die überlieferungsgeschichtlich und redaktionsgeschichtlich eine von c. 1-35 unabhängige Entwicklung
ommen hat, und werden in unsre Untersuchung nicht einbezogen.“151
W. Zimmerli (1974) sieht in Jes 36-37 eine Verdrehung der Botschaft
Jesajas: Jes 36-37 sei auf die Seite der Jubler gegen die Meinung des echten
Jesaja gewechselt.152
148
149
The Attitude of Isaiah in the Crisis of 701, Chicago, JR 1936 (16) S. 406-418.
„Essentials of the Theology of Isaiah“ in „Israel’s Prophetic Heritage. Essays“,
Muilenberg, J. (Hg.), New York: 1962, ebd., S. 140.
150 BZAW 1967 (99) S. 113-47.
151 Die Jesaja-Worte in der Josiazeit: Israel und Assur als Thema einer
produktiven Neuinterpretation der Jesajaüberlieferung, WMANT 48,
Neukirchen: 1977, S. 4.
152 Zimmerli, W., „Jesaja und Hiskia“ in seinem Buch „Studien zur alttestamentlichen Theologie und Prophetie“, München: 1974, S. 88-103, bes. S. 102.
125
Nach John F.A. Sawyer (1986) ist der Verfasser von Jes 36ff noch weniger
an der tatsächlichen Geschichte interessiert als der Autor der Königebücher,
weil er 2 Kg 18,14-16 einfach weggelassen habe. Der jesajanische Bericht
spreche nur von Sieg. Er sei eher ein theologischer Diskurs als ein historischer Bericht.153
Ehud Ben Zvi (1990) schließlich stellt die Frage: „Who Wrote the Speech
of Rabshakeh and When?“154 und beantwortet sie dahingehend, daß sie
wegen ihres deuteronomistischen Inhaltes nach Josia entstanden sein muß.
Sie stamme von einem deuteronomistisch beeinflußten Schreiber im Königreich Juda.155
Man kann den Eindruck haben, daß Jes 36-39 zwar formal in Prosa und
wie ein narrativer Bericht mit Jahresangaben usw. geschrieben ist, aber
geschichtlich gesehen von äußerst geringem Wert. Aber wir haben auch
gesehen, daß trotz Stades Quellenscheidung und historisch-kritischer Forschungsmethode immer wieder an einem Kern des geschichtlichen Geschehens festgehalten wurde. Mal wurde mehr, mal weniger von den biblischen
Berichten stehengelassen. In Einzelzügen wurde ihnen sogar von einigen
Forschern ein Vorzug gegenüber den assyrischen selbstherrlichen und jede
Niederlage verschweigenden Annalen Sanheribs eingeräumt. So meinte z.B.
J. Meinhold (1898) über Sanheribs Bemerkung, der Tribut sei ihm nach
Ninive nachgebracht worden:
„Der König stellt es so dar, als sei ihm der Tribut von Jerusalem direkt
nach Ninive gebracht worden. Aber warum ist Sanherib nun plötzlich in
Ninive? Er muß doch unverricheteter Sache abgezogen sein. Und da
sollte Hizkia ihm nach Ninive Tribut und Unterwürfigkeitserklärung
nachsenden? Gerade diese Verwischung des wahren Verhaltes durch eine
Darstellung, welche den Anschein erweckt, als ob die Tribute dem Großkönig nach Ninive gesandt seien, zeigt, daß Sanherib ein Mißgeschick
zugestoßen sein muß, welches irgendwie mit Jerusalem in Beziehung
stand. Das Bemühen, die Sachlage zu verhüllen, verrät genügend, daß
dieser Abzug Sanherib’s weder freiwillig noch rühmlich gewesen ist.
153
154
155
126
J.F.A. Sawyer, Isaiah II, Daily Study Bible, Edinburgh: 1986, S. 19f.
Journal of Biblical Literature 1990 (109) S. 79-92.
Ebd., S. 91-92. Auch Zvi setzt dabei die Quellenscheidung Stades in Jes 36-37
voraus (p. 90). Er legt in seinem Artikel „Isaiah 1,4-9, Isaiah, and the Events
of 701 BCE in Judah“, Scandinavian Journal of the Old Testament 1991 (1) S.
95-111, dar, daß auch Jes 1,4-9 nicht von Jesaja stamme, sondern spät sei und
daher auch nicht die Ereignisse von 701 v.Chr. widerspiegle (S. 110-111).
Ueber sein Mißgeschick giebt uns nun, wie es scheinen will, Bericht II
und III des Königsbuches genügend Aufklärung.“156
Den Ablauf der Dinge, die zu diesem „Mißgeschick“ Sanheribs führten,
rekonstruiert Meinhold so: 1. Sanherib schlägt die durch arabisch-ägyptische Truppen verstärkten Südsyrer, 2. nimmt Ekron ein, 3. empfängt in
Lachisch Hiskias Tribut, 4. hört vom Herannahmen des Äthiopiers, 5. will
daraufhin nicht nur Hiskias Tribut, sondern Jerusalem als Festung hinter
seinem Rücken in der Hand haben, 6. seine Forderung wird abgewiesen, 7.
eine Pest bricht in seinem Lager aus (Herodot II 141; 2 Kg 19,35), und 8.
Sanherib muß nach Assur zurückkehren. Bei Meinhold gehen Herodot und
die biblischen Berichte zusammen, um zu bekräftigen, daß Sanherib nicht
nur Glanz und Sieg erlebt hat, sondern bewußt eine dunklere Seite seines
dritten Feldzuges verschweigt.
Der erste Ursprung der ersten angenommenen Quellen bzw. Berichte
wurde von mehreren Forschern bis in die Nähe Jesajas und das Jahr 681 v.
Chr. gerückt, öfters verbunden mit einem nicht näher bezeichneten Schülerkreis. So äußert Fritz Wilke (1905) über Jes 36-39, daß er „in seiner ältesten
Gestalt auf einen jüngeren Schüler des Propheten zurückgehen dürfte“, der
hier Worte seines Meisters wiedergibt.157 Aber mit Jesaja selbst als Augenzeugen und Verfasser werden diese Kapitel in der kritischen Forschung
nicht in Verbindung gebracht.
Interessanterweise haben die Kapitel Jes 36-39 in den letzten Jahrzehnten, was die historische Glaubwürdigkeit in umstrittenen Teilen betrifft,
aber auch Schützenhilfe bekommen, öfters verbunden mit einer Argumentation von archäologischen Befunden her und Parallelen aus Zeugnissen des
Alten Vorderen Orient.158 Oded Borowski stellt in seinem Artikel „Hezekiah’s Reform and the Revolt against Assyria“159 unter der Überschrift „The
Results of the Reforms as Gleaned from Archaeology“ die Fragen:
156
J. Meinhold, Jesaja und seine Zeit, Freiburg, 1898, S. 16-17. Meinholds
„Bericht II“ entspricht in etwa „B1“ und sein „Bericht III“ ist „B2“.
157 Fritz Wilke, Jesaja und Assur. Eine exegetisch-historische Untersuchung zur
Politik des Propheten Jesaja, Leipzig: 1905, S. 91-92.
158 Vgl. schon K. Fullertons Feststellung, „Isaiah’s Attitude“, o.c., S. 2: „In fact,
we have the curious and rather disconcerting spectacle of many biblical critics
defending the Assyrian account of the campaign at the expense of the biblical,
while many Assyriologists incline to accept the biblical account at the expense
of the Assyrian!“
159 Borowski, Oded, „Hezekiah’s Reform and the Revolt against Assyria“ in
Biblical Archaeologist 1995 (58) S. 148-155.
127
„Can archaeology illuminate this chain of events? Are there any remains
that illustrate Hezekiah’s reforms? Are there any remains illustrating the
revolt and its outcome?“ und fährt dann fort: „While presently there is no
way to investigate what happened in the Solomonic Temple, there are
archaeological remains suggesting the accuracy of the biblical description
concerning the abolishment of other shrines.“160
Chaim Cohen untersucht „Neo-Assyrian Elements in the First Speech of the
Biblical Rabsaqe“161 und sieht nur einen einzigen Ausdruck dieser Rede als
fast sicher unauthentisch an.162 Cohen zeigt auf, daß das „Setting“ der Rede
durch neoassyrische Parallelen belegt ist, assyrische Könige haben auch an
anderer Stelle wie in Jes 36,19 auf die Ereignisse um das Jahr 720 v.Chr.
verwiesen.163 Sie konnten wie in Jes 36,2 bei solchen Gelegenheiten politische Botschaften senden164. Zum Königstitel bemerkt Cohen nach Anfüh160
161
162
163
164
128
Von Borowski veranschaulicht anhand von Beerscheba, Arad, Tell Halaf und
Lachisch, ebd. S. 150-152. Vgl. auch den sehr guten Überblick zur Thematik
bei Laato, Who is Immanuel?, o.c., S. 251-271.
Israel and Oriental Studies 1979 (9) S. 32-48.
Ebd., S. 46 Fußnote 65: Es geht um die „deuteronomistische Wendung“ הסיר
את הבמותin 2 Kg 18,22 und Jes 36,7. Für mich stellt sich allerdings folgende
Frage: Wenn Sanherib, wie das sein Prisma und der biblische Bericht
übereinstimmend sagen, bis auf Jerusalem alle befestigten Städte Judas
eingenommen hat, hat er dann nicht ausreichend Kriegsgefangene gemacht,
die seine Soldaten verhören konnten? Was werden die Judäer selber als Grund
für die nationale Katastrophe gesehen haben? War es nicht naheliegend für
einen dem Höhenkult verfallenen Juden, zu glauben, daß die assyrische
Katastrophe ein Gericht Jahwes über Hiskias „Sakrileg“ an Seinen Höhenkultstätten gewesen ist, ganz im Sinne von Jes 36,7? Wenn der Rabschake,
wie es offensichtlich ist, seine Rede hält, um die Bevölkerung Jerusalems ganz
im Sinne von Kriegspropaganda zu demoralisieren und zur Kapitulation zu
bewegen, liegt es nicht nahe, daß er seine Rede dem Denken und Vokabular
der Bevölkerung anpaßt? Wenn man die Spätdatierung des Deuteronomiums
nicht vertritt, dann kann sehr wohl die Problematik der Höhenkulte im
ausgehenden achten Jahrhundert bei Befürwortern und Gegnern sehr virulent
gewesen sein, vgl. hierzu: Paul, M. J., Het Archimedisch Punt van de
Pentateuchkritiek, ‘s-Gravenhage, Niederlande: 1988.
Cohen, Neo-Assyrian Elements, o.c., S. 36.
Cohen, Neo-Assyrian Elements, o.c., S. 37. Ähnlich stellt auch John S.
Holladay Jr. in seinem Aufsatz „Assyrian Statecraft and the Prophets of Israel“
von 1970 (veröffentlicht in: Petersen, David L. <Hg.>, Prophecy in Israel:
Search for an Identity, London: 1987, S. 122ff) fest: „... it should be noted that
the essential authenticity of both the Rabshakeh’s mission and speech is
vindicated by exceedingly close cuneiform parallels“. Er äußert auch an
rung von Belegstellen: „Thus, המלך הגדול מלך אשורwhich occurs only in the
first speech of the Biblical רבשקהand nowhere else in Biblical Hebrew, is
the most authentic royal title of an Assyrian king in the entire Bible.“165
Außerdem sei der Gebrauch des Verbums „takâlu“ (ein assyrisches Pendant zum hebräischen = בטחvertrauen) quasi stereotyp für das Beschreiben
von Assurs Feinden in ihrem rebellischen Verhalten gegenüber der
Weltmacht. Genau dementsprechend ist „ בטחvertrauen“ ein Schlüsselwort
in der Rede des Rabschake in Jes 36.166 Der „zerbrochene Rohrstab“ (hbr.
)הקנה הרצוץ, der neben Jes 36,6 / 2 Kg 18,21 nur noch in Jes 42,3 und Hes
29,6-7 in der Bibel vorkomme, entspreche völlig einem assyrischen Idiom
„to break (the enemy) like a reed“ und sei ganz klar ein Nachhall neoassyrischen annalistischen Stiles.167
Das Geißeln des in Ägypten fehlinvestierten Vertrauens (Jes 36,6), das
sich Verlassen auf Ägypten um der Kriegswagen willen (Jes 36,9), sogar die
Tatsache, daß der assyrische König sagt, der Gott des Feindes habe ihn
gerufen, den Feind zu bestrafen (Jes 36,10), auch die Formulierung דבר המלך
im Sinne von „Order of the King“ in 2 Kg 18,28, die Vorstellung der Hand
Assyriens entrinnen zu wollen (Jes 36,18), all das hat, so Cohen, klare, gute
Parallelen in neo-assyrischen Annalen.168 Cohen schlußfolgert:
„It is therefore quite likely that a substantial part of the extant first speech
may well have been ultimately based on the actual words of the Assyrian
official. Tadmor’s theory169 concerning the possible Aramean or perhaps
even Israelite ultimate ethnic origin of this particular rabsaqê thus
becomes even more credible“.170
K.A. Kitchen stellt fest, daß die 26jährige Regierungszeit Tirhakas über
Ägypten 664 v.Chr. endete und von daher nicht vor 690 v.Chr. begonnen
haben kann.171 Es sei aber nicht nötig, seinen Titel „König von Äthiopien“
165
166
167
168
169
170
171
derselben Stelle, daß Rabschake eigentlich eine Rolle innehatte, die klassisch
die Propheten ausübten, nicht nur eine Botschaft zu überliefern, sondern auch
das Volk zu überzeugen und zum Handeln zu bewegen (ebd., S. 131).
Ebd., S. 39.
Ebd., S. 39.
Ebd., S. 41-43.
Ebd., S. 43-46.
Siehe: Tadmor, H., „The Aramaization of Assyria: Aspects of Western Impact,
Mesopotamien und seine Nachbarn“ in H.J. Nissen; J. Renger, <eds>, Berlin:
Reimer 1982, II S. 464.
Cohen, Neo-Assyrian Elements, o.c., S. 47.
The Third Intermediate Period in Egypt, Warminster: 1973, S. 158-159.
129
in 2 Kg 19,9 und Jes 37,9 als Anachronismus im Sinne eines Irrtums
anzusehen, denn der hebräische Text mache deutlich, daß diese Worte zu
dem späteren Erzähler gehörten „either the writer of Kings or the prophet
Isaiah“.172 Der in 2 Kg 19,37; Jes 37,38 erwähnte Tod Sanheribs sei 681 v.
Chr. geschehen und der Bericht von daher nicht vorher entstanden. Aber
schon ab 690 v.Chr. konnte man erwarten, daß ein Erzähler Tirhaka „König“ nannte, allein schon wegen der Identifizierung für die Zeitgenossen.
Welcher Zeitgenosse würde die Aussage „Königin Elisabeth wurde 1926
geboren.“ als einen anachronistischen Irrtum einstufen? Solch eine proleptische Redeweise sei universaler Sprachgebrauch von damals bis heute und
gerade auch für Tirhaka selbst in der „Kawa stela IV“ inschriftlich nachgewiesen: „Now His Majesty was in Nubia, being a goodly youth and a king’s
brother pleasant of love, and he came north to Thebes among the goodly
youths whom His Majesty King Shebitku had sent to fetch from Nubia.“173
Einerseits sei Tirhaka kein König gewesen, als er als junger Mann von
seinem Bruder in den Norden geholt wurde, andererseits aber sei im
Ägyptischen die entsprechende Phrase für „His Majesty“ nur auf Könige
und Götter anwendbar. Tirhaka sei zum Zeitpunkt der Abfassung des Textes
dieser Stele jedoch, exakt wie in 2 Kg und Jes mehr als ein Jahrzehnt danach, ganz klar König gewesen. Kitchens Feststellung: „No one has ever alleged an ‘anachronism’ here.“174
Zum Alter Tirhakas im Jahre 701 v.Chr. sagt Kitchen, nachdem er die
dazugehörigen Fakten der ägyptischen Chronologie dargelegt hat, folgendes:
„First Shebitku reigned, on any reckoning, decidedly longer than the Year
3 otherwise (and accidentally) his highest monumentally attested so far.
Second, with Piankhy dying at the very latest in 714-713 B.C. (and in
fact at any time back to 717/716 B.C.!), Taharqa could not, as his son, be
a boy of but nine years old in 701 B.C. - in that year, he could not be less
than twelve years old, and in fact could be anything up to sixteen or
seventeen years old at a minimum. No child is born three to seven years
posthumous! In point of fact, he was pretty certainly twenty to twenty-one
in 701 B.C., as we shall see. Thus dies the impossible myth that Taharqa
was but nine years old in 701 B.C.“175
172
173
174
175
130
Ebd., S. 159.
Ebd., S. 160.
Ebd., S. 160.
K.A. Kitchen, „Late Epyptian Chronology and the Hebrew Monarchy“, Journal
of the Ancient Near Eastern Society of Columbia University, 1973 (5) S. 229.
Die Herrschaft Schebitkus, Tirhakas Bruders, setzt Kitchen 702/701-690
v.Chr. an (S. 230).
Ein 20-21 Jahre alter Tirhaka sei aber vollkommen in der Lage gewesen,
zumindest als nomineller Führer einer Heeresmacht im Palästina des Jahres
701 v.Chr. zu fungieren, zweifellos unterstützt durch die Generäle.176
Eine hervorragende Rekonstruktion zum Ablauf der verschiedenen,
insbesondere auch militärischen Ereignisse des Jahres 701 v.Chr. liefert
Kitchen in seinem Aufsatz „Egypt, the Levant and Assyria in 701 B.C.“.177
A. R. Millard argumentiert in seinem Artikel „Sennacherib’s Attack on
Hezekiah“178, daß sich Jes 36-37 (und Könige) auf dem Hintergrund der
Informationen des Alten Vorderen Orient betrachtet, nicht jenseits der
historischen Glaubhaftigkeit bewegen. So sei Tirhaka (Jes 37,9) nicht zu
jung gewesen, um eine Armee zu führen. Zwei französische Ägyptologen
hätten durch Neuübersetzungen von Inschriften 1952 gezeigt, daß Tirhaka,
der Bruder von Schebitku, dem regierenden Pharao, zum Zeitpunkt des
dritten Sanheribfeldzuges etwa 20 Jahre alt gewesen sei, 179 und K.A.
Kitchen habe klar gezeigt, daß er damals auch wirklich eine Armee habe
führen können.180 Auch wenn man das Wesen der assyrischen Quellen
richtig in Betracht ziehe, müssten sie sich nicht gegen den biblischen
Bericht wenden. Das Taylor-Prisma etwa, das auch über den dritten Feldzug
Sanheribs berichtet, gehöre z.B. zu den Arten von Gedenkschriften, die
Sanherib wie andere assyrische Könige von seinen Hofschreibern habe
verfassen lassen, damit noch spätere Generationen von seinen Ruhmestaten
lesen könnten. Man könne diese Art Schriftstellerei über ein halbes Jahrtausend verfolgen mit entsprechender Tradition in Form und Stil der Erzählung: „... in particular, no mention of a failure or reverse should have any
place“.181 Von daher sei es nicht verwunderlich, daß kein Disaster Sanheribs, wie in Jes 36f geschildert, erwähnt wird. Aber wenn man die
Inschriften und bildlichen Darstellungen richtig auswerte, dann könne man
176
177
178
179
180
181
Ebd. S. 230.
In „Fontes atque Pontes. Eine Festgabe für Helmut Brunner“, Ägypten und
Altes Testament 5, Wiesbaden: 1983, S. 243-253.
Tyndale Bulletin 1985 (36) S. 61-77. Vgl. auch A. Millard, „Story, History,
and Theology“ in „Faith, Tradition, and History. Old Testament Historiography in Its Near Eastern Context“, Millard, A.R.; Hoffmeier, J.K.; Baker,
D.W. (Hg.), Winona Lake, IN: 1994, S. 37-64. Die Seiten 50ff behandeln
ähnlich wie hier Jes 36-39 und geschichtliche Fragen.
Leclant, J.; Yoyotte, J., „Notes d’histoire et de civilisation éthiopiennes“,
Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale, 1952 (51) S. 17-27.
Siehe die oben wiedergegebenen Beiträge Kitchens.
Millard, Sennacherib’s Attack, o.c., S. 65.
131
einen guten Gesamtrahmen erkennen, in den hinein auch die biblische Geschichte passe. So sei es z.B. bemerkenswert, daß nur die Eroberung der
Stadt Lachisch (vgl. Jes 36,2; 37,8) in Sanheribs Palast in Ninive als Relief
dargestellt gefunden wurde, und zwar an zentraler Stelle, nicht etwa eine
Eroberung Jerusalems, die er auch in seinen Inschriften nicht behaupte.182
Zudem stelle Sanherib in seinem Bericht fest, daß Hiskia ihm den Tribut
nach Ninive hinterhergeschickt habe. Aber er berichtet von keiner Belagerung Jerusalems, von keiner Kapitulation oder keinem Herauskommen
Hiskias aus Jerusalem. Im Vergleich zu seinem „Vergehen“ und seiner Rebellion komme Hiskia verhältnismäßig überdurchschnittlich glimpflich
davon. Warum?183 Der biblische Bericht, interpretiert auf dem Hintergrund
der assyrischen Quellen, könne eine Antwort geben. 2 Kg 18,13-16 gebe einen kurzen Bericht über den Angriff Sanheribs und Hiskias Unterwerfung
samt Tributzahlung. Davon sei der längere Bericht von der Sendung des
Rabschake, dem Brief des Königs von Assyrien und dem Rat Jesajas zu
unterscheiden (2 Kg 18,17-19,37), der aber dennoch deswegen nicht als
unglaubwürdig abgetan werden müsse, wie das Clements184 voraussetze.
Cohen (s.o.) habe gezeigt, daß die Rede des Rabschaqe im wesentlichen als
historisch glaubwürdig angesehen werden könne.185
Zudem lieferten die Berichte Assurbanipals, des Enkels Sanheribs, eine
interessante Analogie zu Jes 37,38, dem Vers, welcher den Tod Sanheribs
berichtet, der einige Zeit nach dem Feldzug Sanheribs anzusetzen sei.
Assurbanipals Berichte durchliefen teilweise herausgeberische Veränderungen. Einige wurden einfach von einer Ausgabe zur nächsten wiederholt,
andere seien durch Redewendungen oder Sätze ergänzt worden und z.T. mit
noch späteren Informationen angereichert worden. Diese herausgeberischen
Veränderungen kommentiert Millard so:
„They supply an analogy for the verse about Sennacherib’s death. It is not
proof that the narrative it closes was written long after the events it
describes. An attentive chronicler could have added it in order to bring up
-to-date and complete a document composed contemporaneously with the
events.“186
Auch sei es nicht rechtens, aufgrund der Erwähnung vom Engel Jahwes in
Jes 37,36 zu schließen, daß Jes 36-37 eine späte, mehr theologische und
182
183
184
185
186
132
Ebd., S. 67ff.
Ebd., S. 69-72.
Clements, R. E., Isaiah and the Deliverance of Jerusalem, Sheffield: 1980.
Millard, Sennacherib’s Attack, o.c., S. 73.
Ebd., S. 74.
unhistorische Reflektion eines früheren Geschehens sei. Es gäbe Beispiele
aus assyrischen, ägyptischen und hethitischen Quellen, in denen die Geschichtsschreiber zum Teil nur einige Monate nach dem Geschehen Ereignisse berichteten, die sie nur in Begriffen göttlicher Intervention zum
Ausdruck bringen konnten.187 Millard kommt nach all seinen Überlegungen
zu dem Schluß:
„Whatever uncertainties remain, there are adequate grounds for deducing
that something deflected Sennacherib from pressing his attack on
Jerusalem and caused him to return to Niniveh before he received Hezekiah’s tribute. To the Hebrew historian, and to all who share his faith
today, that was an act of God.“188
Die Frage der Geschichtlichkeit oder Ungeschichtlichkeit der in Jes 36-39
berichteten Ereignisse scheint sich weniger in der allseits bekannten
Faktenbasis zu entscheiden als vielmehr in der Deutung der klaren Fakten.
Die biblischen Berichte in Jesaja, Könige, Chronik, die assyrischen Annalen, das, was Herodot in Ägypten aufgenommen hat, die archäologischen
Ausgrabungen in Israel und Ninive, all das ist jedermann zugänglich. Aber
wie ist es auszuwerten?
Wenn die Erwähnung eines Engels Jahwes Hinweis für den legendarischen
Charakter eines Textes ist, wenn die wunderbare Heilung eines Todgeweihten auf sein Gebet hin jenseits der Vorstellung liegt, wenn ein Prophet
das nicht kann, was der Prophet Mose189 als ein Kennzeichen des echten
Propheten formuliert hat, nämlich ein zukünftiges, menschlich nicht vorhersehbares Ereignis in göttlicher Vollmacht anzukündigen, ja wenn Mose gar
nicht die Kultzentralisation in Gottes Auftrag angeordnet hat, sondern die
Urform des Deuteronomiums erst zur Zeit Josias entstand, dann kann man
natürlich nicht anders als Jes 36-39 einzeln oder als Ganzes „wissenschaftlich“ erwiesen weit von Jesaja zu trennen.
Aber was sind Fakten, und was ist Deutung der Fakten? Überall dort, wo
wir Zugang zu außerbiblischen Informationen aus dem Alten Vorderen
Orient haben, hat sich nicht die Bibel als wahr erwiesen, das wäre zu viel
behauptet, aber überall dort, wo wir Zugang haben, hat sich immer und
immer wieder erwiesen, daß die Informationen aus dem Alten Vorderen
Orient uns ein Hintergrundwissen gegeben haben, das uns die Bühne
ausleuchtet, um besser die Signifikanz biblischer Geschichte wahrnehmen
187
188
189
Ebd., S. 75-76.
Ebd., S. 77.
Nach Dt 18,9-22, vgl. 13,1ff.
133
zu können: Solche in Jesaja 36-39 vorgestellten Darsteller in Haupt- oder
Nebenrollen, wie Hiskia, Sanherib, Merodach-Baladan oder sogar der durch
Kitchen wieder erwachsen gewordene Tirhaka, sind uns doch tatsächlich
außerbiblisch bekannt. Ja, wir lernen wirklich Sanheribs eigene Sicht und
Darstellung der Dinge kennen, die offenbare und die zwischen den Zeilen.
Angesichts der bekannten Fakten sollte man nicht behaupten, daß die
Kapitel Jes 36-39 als „legendarisch“ ihres geschichtlichen Wertes entbehren. Damit stimmt ebenfalls eine bemerkenswerte Zahl auch der historischkritischen Forscher überein, die im Laufe der Jahrzehnte immer wieder etwa
eine Pest in der assyrischen Armee als Hintergrund von Jes 37,36 (und
Herodot) angenommen haben.
Aber wir müssen auch zugeben, daß Fragen offen bleiben. Was ist mit
dem 14. Jahr des Königs Hiskia (Jes 36,1; 2 Kg 18,13)? Die Chronologie des
Königs Hiskia ist notorisch schwierig. Edwin R. Thiele hat in seinem
bahnbrechenden Werk zur Chronologie der Könige Israels und Judas190
viele Rätsel und Nüsse geknackt und den Wert der Synchronismen der
Könige Israels und Judas wieder bewußt gemacht. Aber gerade bei Hiskia,
dessen 14. Jahr er mit 701 v.Chr. als festen Punkt seiner Chronologie setzt,
muß er feststellen:
„In a discussion of the regnal data of Hezekiah, it is of paramount importance that the synchronisms between him and Hoshea be recognized as
late and artificial. These synchronisms came into being because the final
editor of Kings did not understand dual dating for Pekah. Because of this
he began the twenty years of Pekah in 740, the fifty-second year of
Azariah ... But the twenty years actually began in 752. This was the same
year when Menahem began. Having thrust the commencement of Pekah
twelve years ahead, from 752 to 740, the editor also thrust the beginning
of Hoshea twelve years ahead, from 732 to 720. In such a case the nine
years of Hoshea would terminate in 711, not in 723 as they actually did.
But with Hoshea being given the terminal date of 711 his years would
overlap those of Hezekiah, who began in 715. This brought into being the
synchronisms of 2 Kg 17 and 18.“191
E.J. Young sieht die Lösung des Problems eher wie Rowley (siehe oben S.
109) in einem Abschreibfehler: statt „14. Jahr“ müsse es wohl „24. Jahr“
heißen, ein Fehler, der wegen ähnlicher Buchstabenfolge möglich wäre.192
190
191
192
134
The Mysterious Numbers of the Hebrew Kings, Grand Rapids: 1983.
Ebd., S. 174-175. Es geht um die Synchronismen in 2 Kg 18,1.9.10.
Young, E. J., The Book of Isaiah, II: Ch. 19-39, 1969, S. 540-542.
Eugene H. Merrill geht in seiner Geschichte Israels193 davon aus, daß
Hiskia mit elf Jahren Koregent seines Vaters Ahas wurde und im Jahre 715
v. Chr. Alleinregent. Hiskias 14. Jahr in Jes 36,1 / 2 Kg 18,13 wäre dann
von seiner Alleinregentschaft her zu rechnen (= 701 v.Chr.) und die Angaben in 2 Kg 18,1.9.10 vom Beginn seiner Koregentschaft mit Ahas. Allerdings „verlagert“ sich bei dieser Betrachtungsweise Merrills die Schwierigkeit auf die von ihm auch angenommene Koregentschaftszeit zwischen Ahas
und Jotham:
„But if Ahaz lived until 715 and commenced his rule in 735, in what
sense could he have reigned for sixteen years? The answer lies, we
submit, in a four-year coregency between Jotham and Ahaz (735-731)
which for some reason or another is not included in the total regnal years
of either. In other words, they were truly coequal during this period.“194
Wie schon gesagt, es bleiben geschichtliche Fragen offen. Die Frage ist aber,
ob wir von den offenen Fragen ausgehen 195 und von einer implizierten
Antwort herkommend eine Theorie aufbauen oder ob wir bei offenen Fragen
Zurückhaltung wahren und versuchen, mehr von klareren Fakten/Hinweisen
auszugehen, um von daher behutsam eine Rekonstruktion zu entfalten.
Die ersten Fakten aber, von denen wir bei der Frage der Beziehung von Jes
36-39 und 2 Kg 18-20 auszugehen haben, sind diese Texte selbst. Stimmt
der Eindruck vieler Forscher, daß ein Textvergleich beider Abschnitte mit
klarer Tendenz das Übergewicht der Argumente auf der Waagschale in
Richtung auf die Königepriorität neigt?
193
194
195
Kingdom of Priests - A History of Old Testament Israel, 1988, S. 403, 410.
Ebd., S. 403.
Es ist oft darauf hingewiesen worden, daß die 29 Jahre Hiskias (2 Kg 18,2)
nur verständlich seien auf dem Hintergrund der Priorität des Königetextes:
Jemand habe das 14. Jahr von 2 Kg 18,13 (Jes 36,1) genommen und die 15
Jahre von 2 Kg 20,6 (Jes 38,5) dazugerechnet, weil er fälschlicherweise
angenommen habe, daß die Aussage in 2 Kg 20,1 (Jes 38,1) „zu der Zeit“
gleich „in jenem Jahr“ bedeutete (siehe oben S. 121). Aber dieser Eindruck
könnte sich auch umdrehen, wenn man z.B. wie Merrill annimmt, daß die 14
Jahre in 2 Kg 18,13 (Jes 36,1) von einer in 715 v.Chr. angefangenen
Alleinregentschaft zu rechnen seien, während die Synchronismen in 2 Kg
18,1.9.10 von einer Koregentschaft mit Ahas ausgingen. Falls das stimmte,
würde dies dafür sprechen, daß 18,13 aus einer anderen Quelle stammte als
18,1.9.10. Warum nicht aus Jes 36-39? Und die 29 Jahre Hiskias könnten ja
möglicherweise nicht fälschlich errechnet, sondern zutreffend sein.
135
3.3 Der Textvergleich beider Berichte und seine Bedeutung für
die Prioritätsfrage
3.3.1 Der Textvergleich
Die Texte, die miteinander zu vergleichen sind, finden sich in Jes 36,1-39,8
einerseits und in 2 Kg 18,13-20,19 andererseits. Die entsprechenden Kapitel
über Hiskia im Buch der Chronik heben sich gegenüber der textlichen Nähe
dieser beiden Berichte zueinander stärker ab und brauchen nicht in den
detaillierten Textvergleich zwischen Jesaja und Könige miteinbezogen zu
werden.196 Im Jesajabuch bilden die Kap. 36-39 einen in sich geschlossenen
Narrativblock, der von anders geartetem Material kontextmäßig umschlossen wird, während unser Text im Königewerk im Zusammenhang weiterer
Teile der Hiskiageschichte (18,1-12; 20,20-21) dargeboten wird.
Die Basis unseres Textvergleiches ist der in der BHS197 dargebotene
masoretische Text (MT), weil andere alte Zeugen von ihrer Beschaffenheit
her nicht gleich gute Voraussetzungen mitzubringen scheinen und mehr als
ergänzende Hilfen genutzt werden können. Man muß natürlich die LXX und
die Jesajarolle von Qumran (1QJesa, Qa) mit im Auge behalten, aber
gleichzeitig berücksichtigen, daß sie jeweils eigene Charakteristika haben,
die zur Vorsicht mahnen, allzu schnell etwa 1QJesa zu benutzen, um bei
einem textlichen Unterschied zwischen Könige und Jesaja das Urteil zu
sprechen. So äußert sich Arie van der Kooij in einer Zusammenfassung
seines Forschungsüberblickes zur Septuaginta (LXX) wie folgt:
„Unser Überblick ergab, dass OTTLEY198, FISCHER199, ZIEGLER200 und
196
197
198
199
200
136
Natürlich müssen die Aussagen aus den Büchern der Chronik an anderer
Stelle in das Gesamtbild mit einbezogen werden.
Elliger, K.; Rudolph, W. et al., Biblia Hebraica Stuttgartensia, Stuttgart: 196777.
Ottley, R.R., The Book of Isaiah according to the Septuagint (Codex
Alexandrinus). Vol. I: Introduction and Translation, 2. Aufl., Cambridge:
1909; Vol. II: Text and Notes, Cambridge: 1906. Van der Kooij verweist
besonders auf Vol. I, S. 50-51.
Siehe Johann Fischer, In welcher Schrift lag das Buch Isaias den LXX vor?
Eine textkritische Studie, Giessen: 1930, S. 6-12. Das Resultat seiner
Untersuchung lautet (p. 89): „Die Vorlage zur Is.LXX war sicher nicht ein gr.
tr. Text, sondern der hebr. Kons.T. Das Alphabet der Vorlage war wie beim
Pentateuch ein neuaramäisches mit Neigung zur Quadratschrift; doch war bei
der Isaiasvorlage die Hinneigung zur Quadratschrift eine stärkere als bei der
Vorlage zum Pentateuch.“
Ziegler, J., Untersuchungen zur Septuaginta des Buches Isaias, Alttesta-
SEELIGMANN201 gleichermassen zu dem Ergebnis gelangten, dass die
Vorlage der LXX Jes ein weithin mit MT übereinstimmender Text gewesen
sei. Fast alle Unterschiede zwischen beiden schreiben sie dem Übersetzer zu,
der aus folgenden Gründen von seiner Vorlage abgewichen sei: unzureichende Hebräischkenntnisse, Verlesungen, Einfluss des Aramäischen,
Streben nach gutem Koine-Griechisch und Neigung zu freien, paraphrasierenden, interpretierenden und aktualisierenden Übersetzungen.“202
Was die große Jesajahandschrift von Qumran203 betrifft, stützt sich van
der Kooij in seiner Darstellung besonders auf Kutscher.204 Typisch für
1QJesa sei die Pleneschreibung mit waw, etwas seltener mit yod (als matres
lectiones). Die Schreibungen יה, יא, וה, ואkönne man von daher verstehen,
201
202
203
204
mentliche Abhandlungen XII,3, Münster: 1934. Besonders wichtig als
Textgrundlage für die LXX ist auch: Ziegler, J., Isaias. Septuaginta, 2.,
durchges. Aufl., Vetus Testamentum Graecum auctoritate academiae litterarum Gottingensis editum Vol. XIV, Göttingen: 1967.
Seeligmann, I.L., The Septuagint Version of Isaiah. A Discussion of its
Problems, Leiden: 1948, S. 4, 59.
A. van der Kooij, Die alten Textzeugen des Jesajabuches. Ein Beitrag zur
Textgeschichte des Alten Testamentes, OBO 35, Freiburg, 1981, S. 29. Im
Zusammenhang mit nachgewiesenen Erfüllungsinterpretationen der LXX
warnt Kooij: „Was den Rückschluss auf die Vorlage selbst betrifft, ist darauf
hinzuweisen, dass, wie die Beispiele der Erfüllungsinterpretation gezeigt
haben, die LXX Jes textkritisch nur mit grösster Vorsicht auszuwerten ist“ (S.
65). Vgl. auch Delekat, L., Ein Septuagintatargum, VT 1958 (8) S. 225-252;
idem, Die syrolukianische Übersetzung des Buches Jesaja und das Postulat
einer alttestamentlichen Vetus Syra, ZAW 1957 (69) S. 21ff; ders., Die
syropalästinische Jesaja-Übersetzung, ZAW 1959 (71) S. 165-201; ders., Die
Peschitta zu Jesaja zwischen Targum und Septuaginta, Biblica 1957 (38) S.
185-199, 321-335; Orlinsky, H.M., The Treatment of Anthropomorphisms and
Anthropopathisms in the Septuagint of Isaiah, HUCA 1956 (27) S. 193-200;
Fritsch, C.T., „The Concept of God in the Greek Translation of Isaiah“ in
„Biblical Studies in Memory of H.C. Alleman“, New York: 1960, S. 155-169.
Siehe: Burrows, M.; Trever, J.C.; Brownlee, W.H., The Dead Sea Scrolls of
St. Mark’s Monastery. Vol. I: The Isaiah Manuscript and the Habakkuk
Commentary, New York: 1950.
Kutscher, E. Y., The Language and Linguistic Background of the Isaiah Scroll,
StTextsDesJud 6, Leiden: 1974 (Hebräische Ausgabe: Jerusalem, 1959).
Qimron, E.; Kutscher, E.Y., The Language and Linguistic Background of the
Isaiah Scroll (1QIsa). Indices and Corrections, StTextsDesJud 6A, Leiden:
1979. Siehe auch S. Talmon, Aspects of the Textual Transmission of the Bible
in the Light of Qumran Manuscripts, Textus 1964 (4) S. 95-132.
137
daß in den letzten Jahrhunderten vor der Zeitenwende die Kenntnis des
biblischen Hebräisch abnahm und sich ein neuer Dialekt zu entwickeln
begann, der im 2. Jahrhundert n.Chr. zur Sprache der Mischna werden
sollte. Durch die gleichzeitige Benutzung des Aramäischen in Israel sei es
zu einer gegenseitigen Beeinflussung des Hebräischen und Aramäischen gekommen.
„Der Verfasser von Qa, dem nach Kutscher ein im biblischen Hebräisch
verfasster Text des Jesajabuches vorlag, habe diesen Text so weit wie
möglich dem hebräischen Dialekt seiner Zeit angepasst. Deshalb führte er
nicht nur Pleneschreibungen ein, sondern ersetzte auch nicht mehr
gebräuchliche Wörter durch gängige Begriffe. Von daher kann Kutscher
den Zweck der oben genannten Pleneschreibungen dahingehend bestimmen, dass sie die hebräische Aussprache festhalten sollten. So wird etwa
die Negation לאauch im Aramäischen לאgeschrieben, aber lâ ausgesprochen. Die Pleneschreibung in לואin Qa soll somit die hebräische
Aussprache lô deutlich machen.“205
Während Kutscher bei Abweichungen von 1QJesa von sprachlichen Gesichtspunkten ausgeht, sieht van der Kooij auch „interpretative
Varianten“206, aus denen er den Schluß zieht: „Die angeführten Beispiele für
interpretative Varianten haben ergeben, dass der Verfasser von Qa Prophezeiungen des Jesajabuches auf seine eigene Zeit bezog.“207 In der „ersten
Phase der Qumrangemeinde“ habe es nach 1QHab 2,8f aber nur einen
gegeben, „der prophetische Worte auf diese Weise auslegen konnte ()פשר,
nämlich den ‘Lehrer der Gerechtigkeit’“, der heute meist etwa auf 160 bis
135 v.Chr. datiert werde, zu welcher Zeit auch 1QJesa entstanden sei. Van
der Kooij setzt den „Lehrer der Gerechtigkeit“ mit dem „Verfasser“ von
1QJesa gleich.208
Im weiteren gibt van der Kooij noch folgende Gründe für Varianten von
1QJesa gegenüber dem MT: „1. Unterschiede, die durch eine Auslassung
oder eine Hinzufügung entstanden sind... 2. Kontextuelle Harmonisation...
3. Varianten, die durch Einfluss einer anderen Stelle des Jesajabuches
205
206
207
208
138
Van der Kooij, Die alten Textzeugen, o.c., S. 75-76.
Ebd., S. 81-94.
Ebd., S. 95.
Ebd., S. 96. Andere Forscher gehen davon aus, daß zwei Abschreiber bei
dieser Rolle tätig gewesen sind, so z.B. E. Tov auf S. 501 in seinem Aufsatz
„The Text of Isaiah at Qumran“ in „Writing and reading the scroll of Isaiah:
studies of an interpretive tradition“, Volume Two, Broyles, C.C.; Evans, C.A.
<Hg.>, VT Suppl. 70,2, Leiden: 1997, S. 491-511.
entstanden sind ... oder durch Einfluss einer Stelle ausserhalb des
Jesajabuches... 4. Andere Wortkombinationen... 5. Vorliebe für Pluralformen bei Aussagen über Gott“.209
Emanuel Tov gibt einen guten aktuellen Forschungsüberblick über die 21
in Qumran gefundenen Jesajatexte und ihren Beitrag zur Textgeschichte des
Jesajabuches.210 Man könne diese Texte grob in zwei Gruppen einteilen:
„The MT group. Most of the Qumran texts of Isaiah reflect the same
consonantal framework as the medieval text of MT... When comparing
1QIsab, dating from the first century BCE, with codex L written one
thousand years later, one easily recognizes the close relation between the
two texts, which sometimes are almost identical.“211
Die zweite Gruppe neben der „MT Gruppe“ sei die Gruppe von Texten,
welche die „Qumran-Schreiber-Praxis“ widerspiegle („Texts reflecting the
‘Qumran scribal practice’“). In bezug auf diese Gruppe stellt Tov fest: „It is,
however, not easy to characterize the textual character of the Vorlagen of
these texts; the scribes took so many liberties that their Vorlagen cannot
easily be identified. This pertains, e.g. to contextual harmonizations,
frequently occurring in 1QIsaa. Possibly that text, as well as 4QIsac, was
copied from a text that did not differ much from the Isaiah scrolls from cave
4, or from 1QIsab, most of which are rather close to M, but no certainty can
be had.“212
Wegen dieser Sachlage scheint es, wie gesagt, das Beste zu sein, den
masoretischen Text als Basis unseres Textvergleiches zu nutzen. Im folgenden wird zuerst eine Liste der Unterschiede des hebräischen Textes
gegeben, die daraufhin in bezug auf ihre mögliche Aussagekraft über die
Ursprünglichkeit des einen oder anderen Textes ausgewertet wird. Die
Unterschiede werden numeriert, um spätere Verweise zu erleichtern. Die
erste Angabe bezieht sich immer auf den Jesajatext, die zweite gehört zu
Könige. Fehlt ein Ausdruck oder eine Aussage in einem Text, steht die
Versangabe, wo man den Text erwarten würde und folgendes „--“ als
Auslassungszeichen.
209
210
Van der Kooij, o.c., S. 98-100.
Tov, „The Text of Isaiah at Qumran“, o.c., S. 491-511. Zu den Charakteristika von 1QJesa äußert er sich auf den Seiten 501-503.
211 Ebd., S. 505.
212 Ebd., S. 508.
139
וְּבַאְרַּבע ַ 18,13ויְִהי ְּבַאְרַּבע 1. 36,1
ִחְזִקָּיה ִ 18,13חְזִקָּיהוּ 2. 36,1
ַויְִּׁשַלח ִחְזִקָּיה ֶמֶלְך־ְיהּוָדה ֶאל־ֶמֶלְך־ַאּׁשּור ַ ...ויְִּּתֵנם ְלֶמֶלְך ַאּׁשּור :פ 3. 36,2 -- 18,14-16
ֶאת־ ַּתְר ָּתן ְוֶאת־ַרב־ָסִריס ְוֶאת־ַרב־ָׁשֵקה ֶ 18,17את־ַרב־ָׁשֵקה 4. 36,2
ִמן־ָלִכיׁש ִ 18,17מ ָּלִכיׁש 5. 36,2
ֶאל־ַהֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהוּ ְּבֵחיל ּכֵָבד ְירוָּׁשִָלם ְ 18,17ירוָּׁשְַלָמה ֶאל־ַהֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהוּ ְּבֵחיל ּכֵָבד 6. 36,2
ַויֲַּעלוּ ַויָּ ֹ
מד 7. 36,2
באוּ ַויַַּעְמדוּ ַ 18,17ויֲַּע ֹ
באוּ ְירוָּׁשִַלם ַויֲַּעלוּ ַויָּ ֹ
ֲאֶׁשר 8. 36,2 -- 18,17
ַויְִּקְראוּ ֶאל־ַהֶּמֶלְך 9. 36,3 -- 18,18
ֲאֵלֶהם ֵ 18,18אָליו 10. 36,3
ְוֶׁשְבָנה ְ 18,18וֶׁשְבָנא 11. 36,3
ָאַמְר ָּת ָ 18,20אַמְר ִּתי 12. 36,5
ַע ָּתה 13. 36,6 -- 18,21
ְּלָך 14. 36,6 -- 18,21
תאַמר 15. 36,7
תאְמרּון ְ 18,22וִכי־ ֹ
ְוִכי־ ֹ
ִּבירוָּׁשִָלם16. 36,7 -- 18,22 :
ֶאת־ֶמֶלְך ַ 18,23הֶּמֶלְך 17. 36,8
ַע ָּתה ְ 18,25וַע ָּתה 18. 36,10
ַעל־ַהָּמקֹום ַהֶּזה ְלַהְׁשִחתוֹ ַ 18,25על־ָהָאֶרץ ַה ֹּזאת ְלַהְׁשִחיָתּה 19. 36,10
ַעל־ָהָאֶרץ ֶ 18,25אל־ָהָאֶרץ 20. 36,10
ֶּבן־ִחְלִקָּיהוּ 21. 36,11 -- 18,26
ְוֶׁשְבָנה ְ 18,26וֶׁשְבָנא 22. 36,11
ִעָּמנוּ ֵ 18,26אֵלינוּ 23. 36,11
ַעל־ַהחָֹמהַ 18,26 :על־ַהחוָֹמה 24. 36,11
ֲאֵליֶהם 25. 36,12 -- 18,27
ַהַעל ַ 18,27הֶאל 26. 36,12
ַעל־ַהחָֹמהַ 18,27 :על־ַהחוָֹמה 27. 36,12
חריהם 18,27חראיהם 28. 36,12
ַוְיַדֵּבר 29. 36,13 -- 18,28
ְּדַבר־ ֶ 18,28את־ִּדְבֵרי 30. 36,13
ַאל־יִַּׁשיא ַ 18,29אל־יִַּׁשא 31. 36,14
לא־יוַּכל 32. 36,14
לא יוַּכל ִּ 18,29כי ֹ
ִּכי־ ֹ
ִמָּידֹו33. 36,14 -- 18,29 :
לא 34. 36,15
לא ֹ 18,30
ְו ֹ
ֶאת־ 35. 36,15 -- 18,30
ֶמֶלְך ַ 18,31הֶּמֶלְך 36. 36,16
לא ָתֻמתוּ ְוַאל־ ִּתְׁשְמעוּ ֶאל־ִחְזִקָּיהוּ 37. 36,17 -- 18,32
ֶאֶרץ ֵזית יְִצָהר ּוְדַבׁש ִוְחיוּ ְו ֹ
ִּכי־יִַּסית ֶּ 18,32פן־יִַּסית 38. 36,18
ִ 18,32 -חְזִקָּיהוּ 39. 36,18140
צילוּ 40. 36,18
צילוּ ַ 18,33הִהִּ
צל ִהִּ
ַהַהֵּ
ְסַפְרַוִים ְ 18,34סַפְרָוִים 41. 36,19
ֵהַנע ְוִעָּוה 42. 36,19 -- 18,34
ִּכי ְ 18,34וִכי 43. 36,19
ָ 18,35 -הֵאֶּלה 44. 36,20ְוֶהֱחִריׁשוּ ַ 18,36ויֲַּחִריׁשוּ 45. 36,21
ָהָעם 46. 36,21 -- 18,36
ִחְלִקָּיה ִ 18,37חְלִקָּיהוּ 47. 36,22
ַהּסֵֹפר ַ 18,37הּסוֵֹפר 48. 36,22
ַויִַּּגדוּ ַ 18,37ויִַּּגידוּ 49. 36,22
ֵ 18,37 -את 50. 36,22ְ 19,2 -וֵאת 51. 37,2ַהּסֵֹפר ַ 19,2הּסוֵֹפר 52. 37,2
ַהנִָּביא ֶּבן־ָאמֹוץֶ 19,2 :בן־ָאמֹוץ ַהנִָּביא53. 37,2 :
ָּכל־ 54. 37,4 -- 19,4
ָלֶהם ֲ 19,6אֵליֶהם 55. 37,6
אִֹתי 19,6אוִֹתי 56. 37,6
נֵֹתן 19,7נוֵֹתן 57. 37,7
ְלַאְרצוֹ ֶ 19,7אל־ַאְרצוֹ 58. 37,7
ֶאל־ ִּתְרָהָקה ַ 19,9על־ ִּתְרָהָקה 59. 37,9
ִהֵּנה 60. 37,9 -- 19,9
ַויָָּׁשב ַ 19,9ויְִּׁשַמע 61. 37,9
ּבֵֹטַח ּ 19,10בוֵֹטַח 62. 37,10
ֵאת 63. 37,11 -- 19,11
אָֹתם 19,12אוָֹתם 64. 37,12
ִׁשֲחתוּ ִ 19,12הְׁשִחיתוּ 65. 37,12
ִּבְתַלא ָּׂשרִּ 19,12 :בְתַל ָּׂשר66. 37,12 :
ַאיּוֹ ַ 19,13אֵּיה 67. 37,13
ַויְִּקָרֵאם ַ 19,14ויְִּקָרֵאהוּ 68. 37,14
ִלְפֵני ְיהָוה ֶ 19,15אל־ְיהָוה 69. 37,15
מר70. 37,15 :
ַוֹּיאַמר ֵ 19,15לא ֹ
ְ 19,15 -צָבאֹות 71. 37,16וֲּׁשָמע 19,16וְּׁשָמע 72. 37,17
ֵעיֶניָך ֵ 19,16עיֶנָך 73. 37,17
ָּ 19,16 -כל־ 74. 37,17ְׁשָלחוֹ ָׁ 19,16שַלח 75. 37,17
ָּ 19,17 -כל־ 76. 37,18ַהגּוִֹים ָ 19,17הֲאָרצֹות 77. 37,18
תן 78. 37,19
ְונְָתנוּ ְ 19,18ונָ ֹ
141
ָנא 79. 37,20 -- 19,19
ִמָּידוֹ ִ 19,19מָידוֹ 80. 37,20
ֱאלִֹהים 81. 37,20 -- 19,19
ַסְנֵחִרב ַ 19,20סְנֵחִריב 82. 37,21
ָׁשָמְע ִּתי83. 37,21 -- 19,20 :
ֲהִרימוָֹת ֲ 19,22הִרימוָֹתה 84. 37,23
ַעל־ְקדוֹׁש ֶ 19,22אל־ְקדוֹׁש 85. 37,23
ַמְלָאֶכיָך ֲ 19,23עָבֶדיָך 86. 37,24
ברכב 19,23ברב 87. 37,24
ִמְבחֹור ִ 19,23מְבַחר 88. 37,24
ְוָאבוָֹאה ְ 19,23וָאבֹוא 89. 37,24
ְמלֹון ְ 19,23מרֹום 90. 37,24
צה ִ 19,23קצּוֹ 91. 37,24
ִק ֹּ
ָזִרים 92. 37,25 -- 19,24
לא ֲ 19,25הלֹוא 93. 37,26
ֲה ֹ
אָֹתּה 19,25אוָֹתּה 94. 37,26
ְלִמיֵמי ִ 19,25מיֵמי 95. 37,26
ֲהֵביאִתיָה ֲ 19,25הֵבאִתיָה 96. 37,26
ַלְהׁשֹות ְ 19,25לַהְׁשאֹות 97. 37,26
ַויֵּבֹׁשוּ ָ 19,26ובֹׁשוּ 98. 37,27
וְּׁשֵדָפה 19,26וְּׁשֵדָמה 99. 37,27
וּבֲֹאָך ּ 19,27ובוֲֹאָך 100. 37,28
ַוֲהִׁשבִֹתיָך ַ 19,28וֲהִׁשיבִֹתיָך 101. 37,29
ָסִחיׁש ָׁ 19,29שִחיס 102. 37,30
ְוִאְכלוּ 19,29ואכול 103. 37,30
]קר ולא כת[ ְ 19,31 --צָבאֹות 104. 37,32
בא ָ 19,32יבֹוא 105. 37,33
יָ ֹ
ָעֶליָה ֳ 19,32עֶליָה 106. 37,33
ֶאל־ָהִעיר ַ 19,34על־ָהִעיר 107. 37,35
ַויְִהי ַּב ַּליְָלה ַההּוא 108. 37,36 -- 19,35
ַויְַּך ַ 19,35ויֶַּּכה 109. 37,36
ְׁשמוִֹנים 19,35וְּׁשמִֹנים 110. 37,36
]קר ולא כת[ָּ 19,37 --בָניו 111. 37,38
בא ַ 20,1וָּיבֹוא 112. 38,1
ַויָּ ֹ
ִ 20,2 -חְזִקָּיהוּ 113. 38,2ֶאת־ 114. 38,2 -- 20,2
מרַ 20,2 :וֹּיאַמר 115. 38,3
ֵלא ֹ
וְּבֵלָבב 20,3וְּבֵלב 116. 38,3
לא יָָצא העיר ַה ִּתיכָֹנה 117. 38,4 -- 20,4
יְַׁשְעָיהוּ ֹ
142
ּוְדַבר־ ְּ 20,4דַבר־ 118. 38,4
ֵאָליו ֶ 20,4אל־יְַׁשְעָיהוּ 119. 38,4
ׁשּוב ָ 20,5הלוְֹך 120. 38,5
ְנִגיד־ַעִּמי 121. 38,5 -- 20,5
רֶֹפא ָלְך ַּביֹּום ַה ְּׁשִליִׁשי ַּתֲעֶלה ֵּבית ְיהָוה122. 38,5 -- 20,5 :
ְוהַֹסְפ ִּתי 20,6יוִֹסף 123. 38,5
ְלַמֲעִני וְּלַמַען ָּדִוד ַעְבִּדי] 20,6 :מלכים ב 124. 38,6 -- [vgl. 37,35; 19,34
ַוֹּיאֶמר יְַׁשְעָיהוּ ְקחוּ ְּדֶבֶלת ְּתֵאִני מ 125. [vgl. 38,21] 20,7
ַויְִּקחוּ ַויִָּׂשימוּ ַעל־ַה ְּׁשִחין ַויִֶּחי:
ַוֹּיאֶמר ִחְזִקָּיהוּ ֶאל־יְַׁשְעָיהוּ ָמה אֹות ִּכי־ִיְרָּפא ְיהָוה ִלי 126. [vgl. 38,21] 20,7-9
ְוָעִליִתי ַּביֹּום ַה ְּׁשִליִׁשי ֵּבית ְיהָוהַ :וֹּיאֶמר יְַׁשְעָיהוּ
ֶזה־ ְ 20,9וֶזה־ 127. 38,7
ִּכי ֲ 20,9אֶׁשר 128. 38,7
ַ 20,9 -הֶּזה 129. 38,7צל ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות ַ ...הנִָּביא ֶאל־ְיהָוה 130. 38,7 -- 20,9-11
ָהַלְך ַהֵּ
ַויֶָּׁשב ִ 20,11הְנִני ֵמִׁשיב 131. 38,8
צל ֶ 20,11את־ֵצל 132. 38,8
ֶאת־ַהֵּ
ַּבַּמֲעלֹות ַ 20,11הַּמֲעלֹות 133. 38,8
ַּ 20,11 -ב ֶּׁשֶמׁש 134. 38,8ַ 20,11 -ו ָּתָׁשב ַה ֶּׁשֶמׁש ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות ַּבַּמֲעלֹות ֲאֶׁשר ָיָרָדה135. 38,8 :לתוֹ ַ ...על־ֵּבית ְיהָוה136. 38,9-20 :
ִ 20,11 -מְכ ָּתב ְלִחְזִקָּיהוּ ֶמֶלְך־ְיהּוָדה ַּבֲח ֹ]ַ [vgl. 20,7וֹּיאֶמר יְַׁשְעָיהוּ יְִׂשאוּ ְּדֶבֶלת ְּתֵאִנים ְויְִמְרחוּ ַעל־ַה ְּׁשִחין ְויִֶחי137. 38,21 :
]ַ [vgl. 20,8וֹּיאֶמר ִחְזִקָּיהוּ ָמה אֹות ִּכי ֶאֱעֶלה ֵּבית ְיהָוה138. 38,22 :
רַדְך 139. 39,1
ראַדְך ְ 20,12מ ֹ
ְּב ֹ
ִּכי ָׁשַמע ַ 20,12ויְִּׁשַמע 140. 39,1
ִחְזִקָּיהּוַ 20,12 :ויֱֶּחָזק141. 39,1 :
ַויְִּׁשַמע ַ 20,13ויְִּׂשַמח 142. 39,2
ֶאת־ ָּכל־ֵּבית ֶ 20,13את־ֵּבית 143. 39,2
ֶׁשֶמן ַ 20,13ה ֶּׁשֶמן 144. 39,2
ֵּבית ָּ 20,13כל־ֵּבית 145. 39,2
ְּבאוְֹצרָֹתיו ְּ 20,13באְֹצרָֹתיו 146. 39,2
ֵ 20,14 -אַלי 147. 39,3ִהְרִאיִתם ִ 20,15הְרִאיִתים 148. 39,4
ְּבאְֹצרָֹתיְּ 20,15 :באוְֹצרָֹתי149. 39,4 :
ְ 20,16 -צָבאֹות150. 39,5 :ָּבֶבָלה ָּ 20,17בֶבל 151. 39,6
יקח 20,18יקחו 152. 39,7
ֲהלֹוא ִאם־ָׁשלֹום ֶוֱאֶמת יְִהֶיה ְביָָמיִּ 20,19 :כי יְִהֶיה ָׁשלֹום ֶוֱאֶמת ְּביָָמי153. 39,8 :
143
3.3.2 Auswertung des Textvergleiches
Die nach unserer Zählweise 153 Unterschiede von MT Jes zu MT Kg
verteilen sich wie folgt:
1. Nur Punktuation anders
2. Plene- und Defektivschreibung
3. Unterschiede bei Schreibweisen von Namen
4. Andere unterschiedliche Schreibweisen
5. Unterschiedliche Reihenfolge der Wörter
6. Überhänge des einen gegenüber dem anderen Text
7. Kleine z.T. stilistische Unterschiede
8. Kontextuell erklärbare Unterschiede, andere Wortwahl
9. Unterschiedlich plazierter / bearbeiteter Text
10. Klassische „textkritische“ Unterschiede
4
23
6
7
3
59
14
11
4
22
───
153
Es liegt völlig auf der Hand, daß nicht alle Unterschiede gleich signifikant
sind, aber alle sind auch in irgendeiner Hinsicht bemerkenswert. In der
Diskussion der Prioritätsfrage spielten natürlich die 59 Überhänge die gewichtigste Rolle, verbunden mit „8.“ und „9.“. Im folgenden werden die
Prozentzahlen mitangegeben (153 wäre hundert Prozent). Genau genommen
kann man die diversen Unterschiede natürlich nicht so exakt messen, da
z.T. Überschneidungen vorliegen und eigentlich ein mehrere Verse umfassender Unterschied schwerer wiegt als nur eine differierende Punktuation.
Dennoch werden die Prozente angegeben, damit man einen groben Eindruck
hat, wie häufig insgesamt gesehen eine Art von Variation vorkommt.
Ganz wesentlich ist, daß der Vergleich zwischen Jesaja und Könige kein
rein textkritischer sein kann. Wir haben nicht einfach zwei Manuskripte
desselben Buchtextes vor uns, sondern wir untersuchen zwei Texte zu denselben geschichtlichen Begebenheiten, die zwar erkennbar in einer literarischen Beziehung zueinander stehen, aber in erster Linie in ihr Buch
inkorporiert worden sind und in ihrem Buchkontext als Teil des Ganzen
fungieren. Viele auch scheinbar textkritisch erklärbare Unterschiede könnten Ergebnis einer bewußten Überarbeitung im Prozeß der Inkorporierung
sein. An einigen Stellen kann man die Unterschiede nicht textkritisch erklären, sondern muß sie im Sinne einer Überarbeitung des übernommenen Textes verstehen. Wenn aber eine Überarbeitung erwiesen ist, muß immer eine
Unsicherheit bleiben, ob etwa der Unterschied ein Abschreibfehler ist (wie
144
wahrscheinlich bei 12. 36,5 אמרתי18,20 )אמרתoder ob etwa eine inhaltlich
gleiche oder ähnliche Stilvariante gewählt wurde, die zum Entwurf des
Ganzen im neuen Buchkontext paßt (wie m.E. 37,15 אל־יהוה19,15 לפני יהוה
69.). An vielen Stellen wäre eine Unterscheidung zwischen textkritischer
oder aus Überarbeitung resultierender Variante künstlich, wenn es etwa um
unterschiedliche mögliche Schreibweisen geht, die der jeweilige Verfasser
(oder Abschreiber213) als zu seiner Zeit selbstverständlich benutzt.214
3.3.2.1 Nur Punktuation anders (4 x = 2,61%):
41; 72; 80; 106.
41. 36,19 ְסַפְרָוִים18,34 ְסַפְרַוִים
72. 37,17 וְּׁשָמע19,16 וֲּׁשָמע
80. 37,20 ֹ ִמָידו19,19 ִֹמָּידו
106. 37,33 ֳעֶליָה19,32 ָעֶליָה
Es ist bemerkenswert, daß sich diese Unterschiede (und andere vergleichbar
geringe) in Jes MT und Kg MT überhaupt gehalten haben. Warum wurden
sie nicht angeglichen, so unbedeutend wie sie scheinen? Oft geht man in der
Textüberlieferungsgeschichte von einer starken Bereitschaft in der Angleichung gegenüber Paralleltexten aus. Das ist hier und dort auch immer wieder geschehen, ähnlich wie in manchen Handschriften des Neuen Testamentes in den Evangelien. Aber wie bei neutestamentlichen Handschriften
die Tendenz zu solchen Angleichungen unterschiedlich stark ausgeprägt
war, so scheint es auch in der hebräischen Texttradition Handschriften zu
geben, die über Jahrhunderte eine sehr konservative Abschreibhaltung
widerspiegeln. Die Frage, die immer wieder aufgeworfen wird, gerade nach
213
Da es immer die Möglichkeit gibt, daß spätere Abschreiber die Rechtschreibung ihrer Zeit angepaßt haben, gehen orthographische Unterschiede bei
Paralleltexten nicht notwendigerweise auf die Autographen zurück. Zur frühen
Orthographie siehe Cross, F.M.; Freedman, D.N., Early Hebrew Orthography A Study of the Epigraphic Evidence, American Oriental Series <vol. 36>, New
Haven, Connecticut: 1952, insbesondere S. 56-57 und 59 und Cross, F.M.;
Freedman, D.N. , Studies in Ancient Yahwistic Poetry, SBL Dissertation
Series <vol. 21>, Missoula, Montana: 1975, S. 182-183.
214 So stellen auch B. K. Waltke und M. O’Connor, An Introduction to Biblical
Hebrew Syntax, Winona Lake, Indiana: 1990 auf S. 17 fest: „Moreover, scribal
practices through the ancient Near East reflect a conservative attitude... On the
other hand, scribes, aiming to teach the people by disseminating an
understandable text, felt free to revise the script, orhtography (i.e., spelling),
and grammar, according to the conventions of their own times.“
145
den Qumranfunden, ist: Wie weit geht die masoretische konservative Abschreibhaltung zurück? Wie hat man sich die protomasoretische Textüberlieferung vorzustellen?215
3.3.2.2 Plene- und Defektivschreibung (23 x = 15,03%):
3.3.2.2.1 Jes Plene (18 x = 11,76%):
24; 27; 48; 49; 52; 56; 57; 62; 64; 84; 93; 94; 100; 101; 105;
112; 148; 149.
24. 36,11 ַעל־ַהחוָֹמה18,26 :ַעל־ַהחָֹמה
27. 36,12 ַעל־ַהחוָֹמה18,27 :ַעל־ַהחָֹמה
48. 36,22 ַהּסוֵֹפר18,37 ַהּסֵֹפר
49. 36,22 ּ ַויִַּּגידו18,37 ַּויִַּּגדו
52. 37,2 ַהּסוֵֹפר19,2 ַהּסֵֹפר
56. 37,6 אוִֹתי19,6 אִֹתי
57. 37,7 נוֵֹתן19,7 נֵֹתן
62. 37,10 ּבוֵֹטַח19,10 ּבֵֹטַח
64. 37,12 אוָֹתם19,12 אָֹתם
84. 37,23 ֲהִרימוָֹתה19,22 ֲהִרימוָֹת
93. 37,26 ֲהלֹוא19,25 לא
ֹ ֲה
94. 37,26 אוָֹתּה19,25 אָֹתּה
100. 37,28 ּובוֲֹאָך19,27 וּבֲֹאָך
101. 37,29 ַוֲהִׁשיבִֹתיָך19,28 ַוֲהִׁשבִֹתיָך
105. 37,33 ָיבֹוא19,32 בא
ֹ ָי
112. 38,1 ַוָּיבֹוא20,1 בא
ֹ ַָּוי
148. 39,4 ִהְרִאיִתים20,15 ִהְרִאיִתם
149. 39,4 : ְּבאוְֹצרָֹתי20,15 :ְּבאְֹצרָֹתי
3.3.2.2.2 Kg Plene (5 x = 3,27%):
31; 73; 88; 96; 146.
215
146
August H. Konkel versucht in seinem Artikel „The sources of the story of
Hezekiah in the book of Isaiah“, VT 1993 (43) S. 462-482, anhand von
griechischen Übersetzungen vormasoretische Lesarten in Könige zu rekonstruieren. Aufgrund der von ihm vollzogenen Rekonstruktionen kommt er zu
dem Schluß, daß der Text in 2 Kg 18-20 die Priorität gegenüber dem
Jesajatext habe (p. 477). Aber die Kette seiner Argumentation ist nicht in
allen Gliedern gleich stark. Und von Lesart zu Lesart muß man sich fragen, ob
man die Sache nicht auch andersherum sehen kann. Außerdem ist es grundsätzlich schwierig, von einer griechischen Übersetzung her eine hebräische
Vorlage zu rekonstruieren.
31. 36,14 ַאל־יִַּׁשא216 18,29 ַאל־יִַּׁשיא
73. 37,17 ֵעיֶנָך19,16 ֵעיֶניָך
88. 37,24 ִמְבַחר19,23 ִמְבחֹור
96. 37,26 ֲהֵבאִתיָה19,25 ֲהֵביאִתיָה
146. 39,2 ְּבאְֹצרָֹתיו20,13 ְּבאוְֹצרָֹתיו
Das Übergewicht in der Pleneschreibung hat eindeutig der Jesajatext. Zu
ergänzen ist dabei noch Nr. 82: die Pleneschreibung des Namens Sanherib
in Jes 37,21 gegenüber Defektivschreibung in 2 Kg 19,20. Vgl. auch Nr. 66.
3.3.2.3 Unterschiede bei Schreibweisen von Namen (6 x = 3,92%):
2; 11; 22; 47; 66; 82 (auch Plene bei Jes).
2. 36,1 ּ ִחְזִקָּיהו18,13 ִחְזִקָּיה
11. 36,3 ְוֶׁשְבָנא18,18 ְוֶׁשְבָנה
22. 36,11 ְוֶׁשְבָנא18,26 ְוֶׁשְבָנה
47. 36,22 ּ ִחְלִקָּיהו18,37 ִחְלִקָּיה
66. 37,12 : ִּבְתַל ָּׂשר19,12 :ִּבְתַלא ָּׂשר
82. 37,21 ַסְנֵחִריב19,20 ַסְנֵחִרב
2. 36,1 ּ ִחְזִקָּיהו18,13 ִחְזִקָּיה
Wie Laato ausführt, ist der Unterschied hier in der masoretischen Textüberlieferung kein eindeutiger.217 Es scheint uns mit Laato wahrscheinlich, daß
MT Jes und MT Kg hier zusammengehen. Vergleiche auch noch die Ausführungen zu Nr. 3 (unter 3.3.2.6.2.3).
216
Zu den Jussivformen mit î siehe F.E. König, Historisch-kritisches Lehrgebäude der hebräischen Sprache, Hildesheim: Band I-III, Leipzig: 1979 , Bd.
I, S. 627 und 635; P. Joüon, A Grammar of Biblical Hebrew, übersetzt und
bearbeitet von T. Muraoka, 2 Bände, Rom: 1993, § 78i.
217 Laato, Who is Immanuel?, o.c., S. 272-273: „V. 18:13 is problematic, since in
many of the Kennicott manuscripts the form חזקיהוis used instead of חזקיה,
which appears for example in the Codex Leningradiensis... NORIN has
pointed out that all the manuscripts dated before 1200 have the form חזקיהו.
Thus it is clear that external criticism cannot rule out the reading חזקיהוin
2Kgs 18:13. Internal criticism can explain the reading חזקיהוas more authentic
than the form חזקיה. The change from חזקיהוto חזקיהis understandable, since
the shorter form appears in verses 18:10 and 18:14-16. Thus it is natural that
in verse 13, between verses 10 and 14-16, the longer form becomes shorter... It
is interesting that in KITTEL’s edition of 1909 the reading חזקיהוis still
present in 2Kgs 18:13. But BHS (1979) reads חזקיהand does not even mention
the possible form חזקיהו.“
147
11. 36,3 ְוֶׁשְבָנא18,18 ְוֶׁשְבָנה
22. 36,11 ְוֶׁשְבָנא18,26 ְוֶׁשְבָנה
Der Name Schebna ist von einem gewissen Interesse für die Frage der
Priorität des einen Textes gegenüber dem anderen. Dieser Name kommt in
Jesaja immer mit einem Aleph am Schluß vor (22,15; 36,3; 36,11; 36,22;
37,2), die Schreibweise ist also konsistent. Hingegen hat der Königetext
zwar ein Schlußaleph in 2 Kg 18,37 (vgl. Jes 36,22) und 19,2 (vgl. Jes
37,2), aber in 18,18 (Nr. 11) und 18,26 (Nr. 22) ein Hê am Schluß. Da der
Name Schebna nur an diesen aufgeführten Stellen in Jesaja und Könige im
Alten Testament vorkommt, haben wir keinen innerbiblischen Vergleich für
die Entwicklung der Schreibweise und damit auch keine Erklärung für den
Schreibunterschied in Könige. Falls dieser inhaltlich belanglose Unterschied
durch einen Abschreibprozeß erklärt werden sollte, spricht dies m.E. eher
dafür, daß der Königetext aus Jesaja kopiert worden ist. Dazu kommt noch
eine inhaltliche Beobachtung. In Jes 22,15 wird dem Schebna angekündigt,
daß er seine Stellung, „der über dem Haus“ (des Königs) zu sein, an
„Eljakim, den Sohn Hilkias“ verlieren werde (22,19-21). In unserem Text
kommen beide immer in einem Atemzug vor, aber inzwischen ist Eljakim
über das Haus des Königs gesetzt und an erster Stelle der verhandelnden
Minister Hiskias genannt, während Schebna als „Schreiber“ immer an zweiter Stelle kommt (36,3.11.22; 37,2). Das Verbum in 36,3.11.22 steht immer
im Singular, bezieht sich inhaltlich aber auf Eljakim, Schebna und Joach:
Evtl. deutet der Singular an, daß der erstgenannte Eljakim der Hauptverhandlungspartner im Auftrag Hiskias ist. Innerhalb des Jesajabuches ist mit
der Erwähnung von Eljakim und Schebna in Jes 36-37 eine starke und sinnvolle Verbindung zu Jes 1-35 (Kap. 22) hergestellt, während im Königebuch
die Erwähnung beider mit ihren Ämtern keine tiefere Bedeutung hat. In Jesaja hingegen ist Jes 36-37 eine Erfüllung der Prophetie von Jes 22,15-25.
47. 36,22 ּ ִחְלִקָּיהו18,37 ִחְלִקָּיה
Jesaja hat immer die Langform des Namens Hilkia218, Könige hier die
Kurzform und in 2 Kg 18,18.26 die Langform219. Demselben werden wir
unter 3.3.2.6.2.3, Nr. 3, in Zusammenhang mit dem Namen Hiskia
begegnen. Darum sind hier ein paar Beobachtungen zu dieser Thematik
angebracht. Wie schon beim Namen Schebna festgestellt, kann man nämlich
218
219
148
Jes 22,20; 36.3.22. Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 376.
Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 376. Dasselbe gilt auch
für einen anderen Hilkia: lang in 2 Kg 22,4.8.14; 23,4.24; kurz in 22,8.10.12.
beobachten, daß MT Jes überhaupt die Namen in größerer Konsistenz bietet
als MT Kg. Das zeigt sich bei den theophoren Namen gleicher Endung im
Buche Jesaja, wie Jesaja, Usia, Hiskia, Remalja, Sacharja, Jeberechja, Uria.
Gleichzeitig scheint die Langform tendenziell der älteren Zeit anzugehören
und die Kurzform tendenziell einer jüngeren Zeit.220
Von den 35 Stellen mit der Langform des Namens Jesaja221 entfallen 33
auf den Propheten. 1 Chr 26,25 meint einen Nachkommen des Mose noch
vor der Zeit Davids und 25,3 einen Sohn Jeduthuns, einen levitischen
Vorsteher zur Zeit Davids. Hingegen kommt die Kurzform viermal vor (Esra 8,7.19; Neh 11,7; 1 Chr 3,21)222, bezeichnet dreimal klar Männer, die aus
dem Exil zurückkehrten oder nach der Rückkehr in Juda lebten. Einmal, in
Neh 11,7, bezeichnet zwar der Name einen vorexilischen Ahnen des
Benjaminiten „Sallu“, aber die Liste selbst betrifft wieder die Rückkehrer
aus Babel, insbesondere diejenigen, die freiwillig in Jerusalem wohnten, also
ist der Zeitpunkt der Aufzeichnung dieser Liste nachexilisch. Von daher läßt
sich, auch im Vergleich mit der Entwicklung anderer Namen, eine klare
Tendenz erkennen, daß in exilisch / nachexilischen Zeiten die Kurzform die
normale wurde.
Der König Usia wird in Jesaja immer in Langform geschrieben (1,1; 6,1;
7,1), in 2 Kg 15,32.34 lang, 2 Kg 15,13.30 kurz.223 Remalja hat im AT immer die Langform (13x).224 MT Jes bietet auch Sacharja und Jeberechja in
8,2 in Langform. Der Priester Uria wird überall im AT225 in Kurzform geschrieben und überall mit dem Priestertitel. Die sozusagen stereotype Bezeichnung dieses Hohenpriesters könnte auch der Grund sein, warum sich
220
221
222
223
224
225
A. van der Kooij (Die alten Textzeugen, o.c., S. 74-75) führt in
Zusammenhang mit Qa hierzu aus: „Für einige Namen, die in MT Jes
entweder auf יהו- oder auf יה- enden, bietet Qa stets die Endung יה- . Auch
damit folgt Qa der jüngeren Orthographie; denn während die Lachis-Briefe die
Langform enthalten, findet sich die Kurzform jeweils in jüngeren Texten, in
neubabylonischen Inschriften aus Nippur, in den Papyri aus Elephantine und
in Inschriften aus Jerusalem aus dem Ende der Zeit des zweiten Tempels.
Auch in den Büchern Esra und Nehemia ist meist die kurze Form gebraucht.“
Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance of the Bible, Jerusalem: 1981, S.
508.
Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 508.
Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 849.
5 x in Jes, 7 x in Kg, 1 x Chr. Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance,
o.c., S. 1079.
Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 28: Jes 8,2; 2 Kg
15,10.11.11.15.16.
149
auch in MT Jes die Kurzform anbot, weil man dann nämlich die beiden Hê
in der Aussprache zueinander ziehen konnte: אּוִרָּיה ַהּכֵֹהן. Das könnte sehr
wohl die Art sein, wie er auch wirklich zur Zeit Jesajas benannt wurde. Zum
König Hiskia siehe unten 3.3.2.6.2.3, Nr. 3. Jes MT gibt alle Namen gleichbleibend mit der Endung יהו- wieder, bis auf die Ausnahme beim Priester
Uria. MT Kg hingegen schwankt auch bei denselben Personen des öfteren
zwischen kurzer und langer Form des Namens.
66. 37,12 : ִּבְתַל ָּׂשר19,12 :ִּבְתַלא ָּׂשר
Watts226 folgt hier der Identifikation von KB, daß der Ortsname das akkadische „til asuri“ wiedergibt. MT Jes und MT Kg könnten verschiedene
geläufige Schreibweisen für diesen selben Ort wiedergeben.227
82. 37,21 ַסְנֵחִריב19,20 ַסְנֵחִרב
MT Jes bietet immer die Pleneform, MT Kg nur hier abweichend die
Defektivschreibung.228 Wieder ist MT Jes konsistent, MT Kg schwankend.
3.3.2.4 Andere unterschiedliche Schreibweisen oder Varianten desselben
Wortes
(7 x = 4,58%): 5 (Kg länger); 28 (Jes länger); 32; 67; 91; 97; 109
5. 36,2 ִמ ָּלִכיׁש18,17 ִמן־ָלִכיׁש
28. 36,12 חראיהם18,27 חריהם
32. 36,14 לא־יוַּכל
ֹ ִּכי18,29 לא יוַּכל
ֹ ִּכי־
67. 37,13 ַאֵּיה19,13 ַֹאיּו
91. 37,24 ֹ ִקצּו19,23 צה
ֹּ ִק
97. 37,26 ְלַהְׁשאֹות229 19,25 ַלְהׁשֹות
109. 37,36 ַויֶַּּכה19,35 ַויְַּך
Die hier aufgeführten Unterschiede fallen nicht so ins Gewicht und können
alle als inhaltsgleiche Varianten aufgefaßt werden.
226
227
Watts, John D. W., Isaiah 34-66, Word Commentary 25, Waco: 1987, S. 33.
Vgl. hierzu auch Barthélemy, Dominique, Critique Textuelle de l’Ancien
Testament, Vol. 2, OBO 50/2, Fribourg: 1986, S. 254: Man solle den masoretischen Text belassen und ungeachtet von etwaigen Identifikationsversuchen den Ortsnamen einfach transskribiert wiedergeben („Telassar“).
228 Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 811. Die 13
Vorkommen im AT verteilen sich zu je vier Malen auf Jes und Kg (36,1 /
18,13; 37,17 / 19,16; 37,21 / 19,20; 37,37 / 19,36). In den fünf Stellen in 2
Chr steht immer die Pleneform (32,1.2.9.10.22). 2 Kg 19,20 ist also die
einzige Defektivschreibung dieses Namens.
229 Vgl. hierzu König, Historisch-kritisches Lehrgebäude der hebräischen
Sprache, o.c., Bd. I, S. 570.
150
3.3.2.5 Unterschiedliche Reihenfolge der Wörter (3 x = 1,96%):
6; 53; 153.
6. 36,2 ְירוָּׁשְַלָמה ֶאל־ַהֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהוּ ְּבֵחיל ּכֵָבד18,17 ֶאל־ַהֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהוּ ְּבֵחיל ּכֵָבד ְירוָּׁשִָלם
53. 37,2 : ֶבן־ָאמֹוץ ַהנִָּביא19,2 :ַהנִָּביא ֶּבן־ָאמֹוץ
153. 39,8 : ִּכי יְִהֶיה ָׁשלֹום ֶוֱאֶמת ְּביָָמי20,19 :ֲהלֹוא ִאם־ָׁשלֹום ֶוֱאֶמת יְִהֶיה ְביָָמי
6. 36,2 ְירוָּׁשְַלָמה ֶאל־ַהֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהוּ ְּבֵחיל ּכֵָבד18,17 ֶאל־ַהֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהוּ ְּבֵחיל ּכֵָבד ְירוָּׁשִָלם
Diese Variante ist eng verbunden und erklärt sich von Nr. 7 (siehe unten
6.2.3) her: In 2 Kg 18,17 gibt es eine beabsichtigte doppelte Doppelung:
ַויְִּׁשַלח ֶמֶלְך־ַאּׁשּור ֶאת־ ַּתְר ָּתן ְוֶאת־ַרב־ָסִריס ְוֶאת־ַרב־ָׁשֵקה
ִמן־ָלִכיׁש ֶאל־ַהֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהוּ ְּבֵחיל ּכֵָבד ְירוָּׁשִָלם
ֹ ַָּויֲַּעלוּ ַוי
באוּ ְירוָּׁשִַלם
:באוּ ַויַַּעְמדוּ ִּבְתָעַלת ַהְּבֵרָכה ָהֶעְליוָֹנה ֲאֶׁשר ִּבְמִס ַּלת ְׂשֵדה כוֵֹבס
ֹ ַָּויֲַּעלוּ ַוי
Der Ausdruck „nach Jerusalem“ wird gedoppelt und ebenso „sie zogen
herauf und kamen“: Dadurch wird erzählerisch folgendes erreicht: Der
König gibt seinem Riesenheer den Befehl „nach Jerusalem“, und der Befehl
„nach Jersualem“ wird ausgeführt. Hätte 2 Kg 18,17 die Formulierung von
Jes 36,2 ירושלמה, so wäre der Gleichklang der Worte im Hebräischen verlorengegangen und damit auch die akustische Unterstreichung. Bei der
zweiten Wiederholung („sie zogen herauf und kamen nach Jerusalem: sie
zogen herauf und kamen und stellten sich an der Wasserleitung ...auf“) wird
auf einmal überraschend das Ziel Jerusalem durch den so entscheidenden
Ort der Wasserleitung ersetzt, über die sie in diesem Feldzug nie hinauskommen werden. So erklären sich die Wortreihenfolge und der Unterschied
der Formulierung durch die Einbettung in den Kontext.
53. 37,2 : ֶבן־ָאמֹוץ ַהנִָּביא19,2 :ַהנִָּביא ֶּבן־ָאמֹוץ
Auch dieser Unterschied läßt sich aus der Funktion beider Stellen in Jesaja
und in Könige erklären. Um Jesaja im Jesajabuch an wichtigen Stellen
eindeutig zu identifizieren und zu würdigen, wird er meistens mit ישעיהו
בן־אמוץvorgestellt (Jes 1,1; 2,1; 13,1; 20,2; 37,2; 37,21; 38,1). In 37,2 und
38,1 kommt nachgestellt noch הנביאdazu. In Jesaja wird der Prophet sonst
nur noch in 39,3 הנביאgenannt. In Jes 8,3 kommt die Betitelung von Jesajas
Frau als הנביאהdem nahe. Wahrscheinlich wird Jesaja in Jes 36-39 הנביא
genannt, weil er hier gegenüber dem König Hiskia erkennbar die Funktion
eines נביאausübt. In Könige hingegen ist הנביאein häufiger Titel für die von
Gott zu den Königen mit einem Wort gesandten Männer. In 2 Kg 19,2 wird
der Prophet Jesaja eingeführt; es ist das erste Mal, daß er im Buch auftaucht.
Vielleicht schien es dem Verfasser passender, ihn als „den Propheten Jesaja,
151
den Sohn des Amoz“ vorzustellen, eventuell, damit man den Prophetentitel
eindeutiger auf Jesaja beziehen mußte und nicht etwa auf Amoz („zu Jesaja,
dem Sohn des Propheten Amoz“).230 An den übrigen Stellen ist die Formulierung von Kg und Jes meist gleich.231 In Könige finden sich drei Stellen,
in denen eine Benennung Jesajas keine Entsprechung im Jesajatext hat.
Interessanterweise gehören sie alle zu 2 Kg 20 und stehen im Zusammenhang mit der Heilung Hiskias (20,8.9.11), welche ohnehin die meisten
Abweichungen zwischen Jesaja und Könige aufweist (siehe Nr. 126 unter
„9.“ und Nr. 130 unter „ 6.2.3“).
153. 39,8 : ִּכי יְִהֶיה ָׁשלֹום ֶוֱאֶמת ְּביָָמי20,19 :ֲהלֹוא ִאם־ָׁשלֹום ֶוֱאֶמת יְִהֶיה ְביָָמי
Beide etwas unterschiedlichen Aussagen kann und muß man wohl auch
inhaltlich gleich verstehen. Denn beide werden inhaltlich von der Aussage
Hiskias bestimmt, daß das Wort Jesajas eine „gute“ Nachricht sei. Die mit
ֲהלֹואeingeleitete Frage bringt in der Regel eine Tatsache zum Ausdruck und
entspricht damit dem ִּכיin Jes 39,8. Es handelt sich zwar um ein Wort, das
eine zukünftige Katastrophe schildert, aber Hiskia gewinnt ihm eine
Heilsaussage für die Gegenwart ab. Eine mit ֲהלֹואeingeleitete Frage gibt es
sowohl in Jesaja232 als auch in Könige häufig.233 Sie vermittelt den Eindruck
einer lebendigen Wiedergabe einer Rede. Der Verfasser des Königewerkes
hatte eine Vorliebe für die Redewendung הלוא הם כתוביםund damit auch für
diese Form der Frage. Falls man von anderer Stelle her zeigen könnte, daß
er die Hiskiaerzählungen bei Jesaja entlehnt hat, würde sich der Unterschied
an unserer Stelle dadurch erklären, daß er die Aussage des Jesajatextes inhaltlich gleich, aber in seiner eigenen Idiomatik ausgedrückt hat.
230
Allerdings findet sich in 1 Kg 16,7.12 die Bezeichnung וגם ביד־יהוא בן־חנני
הנביא, so daß im Königewerk hier zur Einführung eines Propheten eine
ähnliche Formulierung steht wie in Jes 37,2. Vgl. auch 2 Kg 14,25.
231 Siehe Even-Shoshan, o.c., S. 508: 19,5/37,5; 19,6/37,6; 19,20/37,21;
20,1/38,1; 20,4 in etwa wie 38,4, nicht ganz wegen der unterschiedlichen
Darstellung in diesem Abschnitt; 20,7/37,21; 20,14/39,3; 20,16/39,5;
20,19/39,8.
232 Jes 8,19; 10,8.9.11; 28,25; 29,17; 36,12.17.26; 37,26; 40,21.21.21.21.28;
42,24; 43,19; 44,8.20; 45,21; 48,6; 51,9.10; 57,4.11; 58,6.7.
233 1 Kg 1,11.13; 2,42; 18,13; 22,18; 2 Kg 2,18; 4,28; 5,12.12.13; 6,11.23;
18,22.27; 19,25; 20,19. Besonders hervorzuheben sind die Stellen mit der
Formulierung הלוא הם כתוביםin 1 Kg 11,41; 14,29; 15,7.23.31; 16,5.14.20.27;
22,39.46; 2 Kg 1,18; 8,23; 10,34; 12,20; 13,8.12; 14,15.18.28; 15,6.21.36;
16,19; 20,20; 21,17.25; 23,28; 24,5. Es ist eine für das ganze Werk charakteristische Redewendung.
152
3.3.2.6 Überhänge des einen gegenüber dem anderen Text (59 x = 38,56%).
Für die Frage der Priorität des einen Textes gegenüber dem anderen ist die
Behandlung und Deutung der Überhänge eine ganz entscheidende. Es fällt
auf, daß der Königetext nicht nur zahlenmäßig (Kg: 35, Jes: 24) mehr
Überhänge gegenüber Jesaja aufweist, sondern daß bei genauerer Analyse
dieser 35 zu 24 Fälle ganz klar mehr schwerwiegende Überhänge bei Könige
zu finden sind: Die 24 Jesajaüberhänge betreffen sechsmal einen Konsonanten, 16mal ein Wort und nur zweimal mehrere Worte, und das in demselben Kontext Jes 38,8 und 38,9-20. Die 35 Königeüberhänge beziehen sich
dreimal auf einen Konsonanten, 19mal auf ein Wort und 13mal auf mehrere
Worte (davon 7mal in der Parallele Jes 36 betreffend, einmal Jes 37 und
5mal Jes 38).
3.3.2.6.1 Überhänge von Jesaja gegenüber Könige (24 x = 15,69%):
3.3.2.6.1.1 Ein-Konsonant-Überhänge (6 x = 3,92%):
18; 36; 43; 110 (+ Plene Kg); 127; 144 (evtl. stilistisch);
18. 36,10 ְוַע ָּתה18,25 ַע ָּתה
36. 36,16 ַהֶּמֶלְך18,31 ֶמֶלְך
43. 36,19 ְוִכי234 18,34 ִּכי
110. 37,36 וְּׁשמִֹנים19,35 ְׁשמוִֹנים
127. 38,7 ְוֶזה־20,9 ֶזה־
144. 39,2 ַה ֶּׁשֶמן20,13 ֶׁשֶמן
In vier Fällen ist das Plus bei Jesaja ein einfaches וim Sinne eines „und“,
in zwei Fällen geht es um ein Hê, das eine Determination anzeigt, die in
Könige aber auch ohne dieses Hê vom Kontext her gegeben ist. Alle diese
sechs Unterschiede stellen keinen schweren Eingriff in den Text dar; der
Inhalt bleibt gleich. Man kann hier stilistische Variationen sehen. Die
Annahme eines Abschreibfehlers auf einer von beiden Seiten ist nicht nötig.
3.3.2.6.1.2 Ein-Wort-Überhänge (16 x = 10,46%):
30; 39; 44; 50; 51; 71; 74; 76; 104; 111; 113; 129; 134;
145 (vgl. 143); 147; 150;
30. 36,13 ֶאת־ִּדְבֵרי18,28 ְּדַבר־
39. 36,18 ּ ִחְזִקָּיהו18,32 -44. 36,20 ָהֵאֶּלה18,35 -50. 36,22 ֵאת18,37 -234
Siehe Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 249.
153
51. 37,2 ְוֵאת19,2 -71. 37,16 ְצָבאֹות19,15 -74. 37,17 ָּכל־19,16 -76. 37,18 ָּכל־19,17 -104. 37,32 ְצָבאֹות19,31 -- []קר ולא כת
111. 37,38 ָּבָניו19,37 --[]קר ולא כת
113. 38,2 ּ ִחְזִקָּיהו20,2 -129. 38,7 ַהֶּזה20,9 -134. 38,8 ַּב ֶּׁשֶמׁש20,11 -145. 39,2 ָּכל־ֵּבית20,13 ֵּבית
147. 39,3 ֵאַלי20,14 -150. 39,5 : ְצָבאֹות20,16 -Als kleine stilistische Varianten, die nicht markant ins Gewicht fallen, kann
man die Überhänge mit ( אתNr. 50, 51) und ( כלNr. 74, 76, 145) einstufen.
Sie haben ihre direkten Entsprechungen in den Ein-Wort-Überhängen in
Könige: ( אתNr. 35, 63, 114) und ( כלNr. 54, 143). Ähnlich einzustufen sind
m.E. die Jesajaüberhänge ( ָהֵאֶּלהNr. 44), ( ַהֶּזהNr. 129) und ( ֵאַליNr. 147) und
die vergleichbaren in Könige mit ( אשרNr. 8), ( עתהNr. 13), ( ְלָךNr. 14), הנה
(Nr. 60) und ( נאNr. 79).
30. 36,13 ֶאת־ִּדְבֵרי18,28 ְּדַבר־
Wenn das hebräische דבר המלךin 2 Kg 18,28 im Sinne von Chaim Cohen
„Order of the King“ meint und das Akkadische „awât/amât/abât sarri(m)“
widerspiegelt, dann legt sich auch seine Schlußfolgerung nahe: „On the
basis of this parallel, it is clear that the text in II Kings XVIII 28 ... is
preferable to that of Isa. XXXVI 13“.235 Das ist möglich. Allerdings ist
dabei noch folgendes zu bemerken: Auch in 2 Kg 18-19 taucht des öfteren
der Plural für die „Worte“ Sanheribs durch Rabschake oder durch den Brief
auf (18,27 direkt vor 18,28; 18,37; 19,4.4.6.16). Und im Königewerk selbst
gibt es keine Parallele zu דבר המלךin 18,28. Man kann nun die Singularformulierung in 18,28 als lectio difficilior gegenüber den Pluralformulierungen sehen und darüber hinaus als Bewahrung eines terminus technicus. Oder man könnte sich vorstellen, daß der Verfasser von Könige im
235
154
Cohen, C., Neo-Assyrian Elements in the First Speech of the Biblical
Rabsaqe, Israel and Oriental Studies 1979 (9), S. 45. Zur Formulierungדבר
המלכvgl. 1 Sam 21,9; 2 Sam 24,4; 1 Chr 21,4.6; 2 Chr 19,11; 26,32; Est
1,.12.13; 2,8; 3,15; 4,3; 5,8; 8,14.17; 9,1; Pred 8,4 (siehe A. Even-Shoshan, A
New Concordance, o.c., S. 253-254.
Wissen um diesen terminus technicus die allgemeinere Formulierung im
übernommenen Jesajatext als vom Kontext her passend präzisiert hat.
39. 36,18 ּ ִחְזִקָּיהו18,32 -Dieser Unterschied ist in Zusammenhang mit Nr. 37 und Nr. 38 zu sehen
und wird unter Nr. 37 behandelt (siehe unter 3.3.2.6.2.3).
71. 37,16 ְצָבאֹות19,15 -104. 37,32 ְצָבאֹות19,31 -- []קר ולא כת
150. 39,5 : ְצָבאֹות20,16 -Dieses dreimalige Plus in MT Jes gegenüber dem Konsonantentext in MT
Kg ist eines der auffälligsten Merkmale in der Untersuchung der Überhänge
beider Texte gegeneinander. Es ist auch schon von Gesenius als ein wesentliches Argument für eine Abhängigkeit des Jesajatextes von Könige vermerkt worden. Er spricht von dem „Hineintragen eines herrschenden
Idiotismus des Buches Jesaja צָבאֹות ְיהָֹוה37,16.32; 39,5, wo 2 Kön. blos ְיהָֹוה
steht“.236
In der Tat ist die Bezeichnung יהוה צבאותim Jesajabuch äußerst häufig
und markant,237 im Königebuch jedoch recht selten.238 Nun besteht grundsätzlich die Möglichkeit, daß entweder Jesaja hier diese Namen hinzugefügt
oder daß der Verfasser von Könige sie weggelassen hat. Ansonsten geht
Gesenius in seiner Argumentation oft davon aus, daß in Jesaja gekürzt
worden ist. Hier, meint er, sei in Übereinstimmung mit der Idiomatik Jesajas
ergänzt worden. Eine Antwort, in welche Richtung die Übernahme gegangen ist, könnte sich finden lassen, wenn man den Gebrauch von יהוה צבאות
nicht nur im Jesajabuch ansieht, sondern auch in Könige. Dabei fällt
folgendes auf: Die vier Stellen sind nach dem Schema A-B-B’-A’ geordnet
und finden sich alle in dem großen und für das ganze Buch zentralen
Komplex der Elia-Elisa-Erzählungen:
236
237
Gesenius, W., Commentar über den Jesaja, o.c., S. 934.
Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 973, zählt 249 Stellen mit dieser
Bezeichnung für Jahwe, eine davon ist in 2 Kg 19,31 nach MT Kg zwar zu
lesen, aber nicht geschrieben (Even-Shoshans Nr. 187). Dazu kommen noch
Stellen, die bei ihm unter Nr. 425-452 stehen, wo dieser Name zum Teil
kombiniert mit אלהיםoder אדניvorkommt. Von diesen Stellen des AT finden
sich allein im Jesajabuch 62: Jes 1,9.24; 2,12; 3,1.15; 5,7.9.16.24; 6,3.5;
8,13.18; 9,6.12.18; 10,16.23.24.26.33; 13,4.13; 14,22.23.24.27; 17,3; 18,7.7;
19,4.12.16.17.18.20.25; 21,10; 22.5.12.14.14.15.25; 23,9; 24,23; 25,6;
28,5.22.29; 29,6; 31,4.5; 37,16.32; 39,5; 44,6; 45,13; 47,4; 48,2; 51,15; 54,5.
238 1 Kg 18,15; 19,10; 19,14; 2 Kg 3,14. Siehe Even-Shoshan, A New
Concordance, o.c., S. 973. Vgl. dazu die Vorkommen in Chronik: 1 Chr 11,9;
17,7; 17,24.
155
A. 1 Kg 18,15
...ַוֹּיאֶמר ֵאִלָּיהוּ ַחי ְיהָוה ְצָבאֹות ֲאֶׁשר ָעַמְד ִּתי ְלָפָניו ִּכי
B. 1 Kg 19,10
ַּוֹּיאֶמר ַק ֹּנא ִקֵּנאִתי ַליהָוה ֱאלֵֹהי ְצָבאֹות ִּכי־ָעְזב וּ ְבִריְתָך ְּבֵני יְִׂשָרֵאל ֶאת־ִמְזְּבחֶֹתיָך ָהָרסו
:ְוֶאת־ְנִביֶאיָך ָהְרגוּ ֶבָחֶרב ָוִאָוֵּתר ֲאִני ְלַבִּדי ַויְַבְקׁשוּ ֶאת־נְַפִׁשי ְלַקְח ָּתּה
B’. 1 Kg 19,14
ַּוֹּיאֶמר ַקֹּנא ִקֵּנאִתי ַליהָוה ֱאלֵֹהי ְצָבאֹות ִּכי־ָעְזבוּ ְבִריְתָך ְּבֵני יְִׂשָרֵאל ֶאת־ִמְזְּבחֶֹתיָך ָהָרסו
:ְוֶאת־ְנִביֶאיָך ָהְרגוּ ֶבָחֶרב ָוִאָוֵּתר ֲאִני ְלַבִּדי ַויְַבְקׁשוּ ֶאת־נְַפִׁשי ְלַקְח ָּתּה
A’ 2 Kg 3,14
...ַוֹּיאֶמר ֱאִלי ָׁשע ַחי־ְיהָוה ְצָבאֹות ֲאֶׁשר ָעַמְד ִּתי ְלָפָניו ִּכי
Es ist hier nicht der Ort, eine Struktur für das Königebuch zu entfalten, aber
ein paar Bemerkungen sind in diesem Zusammenhang doch angebracht.
Auffällig ist, daß das Königewerk mit einem geeinten Königreich Israel und
Juda unter Salomo als Sohn Davids beginnt, daß der mittlere Teil die Geschichte des getrennten Königreiches verfolgt und daß das Werk im dritten
Teil die „Endgeschichte“ des übriggebliebenen Juda bis zur Zerstörung
Jerusalems und des Tempels zeichnet, also wieder ein einziges Königreich
unter einem Davididen. Am Anfang und Ende stehen einerseits die Dynastie
Davids (in Salomo und Jojachin) und andererseits Jerusalem (als auserwählter Ort mit dem Tempel) im Blickpunkt, allerdings in einem traurigen
Kontrast von Herrschaft und Aufbau am Anfang und Zerstörung und
Ohnmacht am Ende. Im Zentrum des mittleren Teils dominieren aber nicht
zwei Könige, sondern zwei Propheten, Elia und Elisa. Die Kapitel, in denen
sie auftreten und das Geschick der Königreiche im Auftrag Gottes mitbestimmen, erstrecken sich von 1 Kg 17-22 und 2 Kg 1-13, also über 19
Kapitel, in einem Werk, das 47 Kapitel umfaßt. Dabei sind Elia und Elisa
einander so ähnlich, und es gibt so viele Parallelen zwischen beiden, daß sie
wie Zwillingspropheten erscheinen, oder besser gesagt, wie Vater und Sohn
im geistlich prophetischen Sinn (vgl. 2 Kg 2,9). Der Titel „Jahwe Zebaoth“
setzt nun aber Gott besonders in Beziehung zu den Heerscharen der Erde
(insbesondere Israels, 1 Sam 17,45) und des Himmels (vgl. 1 Kg 22,19). Er
schildert Jahwe als den König der ganzen Welt, von Himmel und Erde.
Entsprechend gibt die LXX239 1 Kg 19,10 und 19,14 „Ζηλω ν ε ζη λωκα τω
κυρι ω παντοκρα τορι“ wieder. In 1 Kg 18,15 und 2 Kg 3,14 ist die
Übersetzung auch gleichbleibend: „Ζη κυ ριος τω ν δυνα μεων“. Gott ist
Jahwe der Heere, der Allmächtige, aber wie kann es dann so weit kommen,
239
156
Nach Alfred Rahlfs, Septuaginta, Stuttgart: 1935.
daß der Tempel in Jerusalem am Ende zerstört daliegt, der Sohn Davids
entmachtet ist und sich freuen muß, daß er im Exil erhöht und wieder
freundlich behandelt wird? Die Antwort wird im Mittelteil des Buches
gegeben, wo der Zerfallsprozeß des Nordreiches geschildert wird, der sich
später im Südreich genauso wiederholt. Mit der Dynastie Omris und
insbesondere mit Ahab wird nach der Ursünde Jerobeams eine neue Ebene
des Abfalls eingeleitet (1 Kg 16,29-33). In dieser Zeit nun erweckt sich
Jahwe Zebaoth einen Elia und später als seinen Nachfolger einen Elisa.
Relativ am Anfang beider Erzählzyklen, bei dem des Elia und dem des
Elisa, steht A (1 Kg 18,15) und A’ (2 Kg 3,14). Der Gott, vor dem sie stehen
und dem sie dienen, wird als Jahwe Zebaoth, als Herr der Welt beschrieben.
Die Zyklen zeigen, daß dies beinhaltet, daß er die Macht hat, den Himmel
zu verschließen und wieder zu öffnen, die Heere Israels oder der Aramäer
mit Sieg oder Niederlage zu versehen. Seine himmlischen Heere sind jeder
Armee überlegen (2 Kg 6,17). Er ist Herr über Leben und Tod und kann
seinen Diener Elia in einem Feuerwagen seines himmlischen Heeres zu sich
nehmen.
In dem Kapitel nun, in dem Elia am Ende ist, und zwar am Berge Gottes,
am Horeb, wo der Bund Jahwes mit Israel angefangen hatte, in diesem
Kapitel tauchen Elia und Elisa zum ersten Mal gemeinsam auf, und zwar als
Antwort auf die Worte Elias in 1 Kg 19,10 und 19,14. Anders als bei Mose,
wo Jahwe sich mit Donner und Blitz, mit Rauch und Erdbeben auf dem
Sinai offenbarte, um seinen Bund anzubieten und zu schließen (Ex 19,56.16ff; 20,18; vgl. auch Ex 33-34), offenbart sich Gott als Antwort auf Elias
Worte in 19,10 in einem „stillen sanften Sausen“. Diese Offenbarung Gottes
ist ein Gleichnis und von 19,10 und 19,14 eingerahmt. Es ist die zentrale
Gottesoffenbarung im Buch Könige, im Rückgriff auf den Bund vom Berg
Sinai und doch neu: Nachdem Israel Jahwe verlassen hat, gibt Gott seine
Antwort auf diesen Bundesbruch. Die gleichnishafte Gottesoffenbarung von
19,12 wird in 19,15-18 „ausgelegt“: Gott verzichtet auf die große Masse des
Volkes und erwählt 7000 Mann, die ihre Knie nicht beugen vor dem Baal.
Es ist der Weg des Restes, den er in dem Gericht übrigläßt, das er durch
Hasaël, Jehu und Elisa schickt. Dieser Weg des Restes läßt die Allmacht
Jahwe Zebaoths unscheinbar erscheinen wie ein „stilles sanftes Sausen“.
Aber es ist eine grundsätzliche Weichenstellung,240 die sich auch in späteren
Propheten, wie etwa bei Jesaja, findet.
240
Elia als Gegenstück zu Mose ist nie in Vergessenheit geraten, siehe Mal 3,2224 und Mt 17,3.
157
Indem der Verfasser des Königewerkes den Namen יהוה צבאותauf diese
zentralen Elia-Elisa- Kapitel beschränkt und speziell das Zentrum des A-BB’-A’ Musters um 19,12 gestaltet sein läßt, zeigt er, daß יהוה צבאותimmer
noch יהוה צבאותist, trotz aller Katastrophen in Israel und aller verlorenen
Schlachten, daß er der Weltherrscher ist und der Gott Israels auf dem Wege
des Restes, der ihm treu bleibt. In diesem Sinne wird auch im Königewerk
an der Nathanverheißung für ganz Israel festgehalten (1 Kg 11,39), was sich
nicht zuletzt im Abschluß des ganzen Werkes zeigt: Die Verheißung des
Bundes Gottes mit Israel, daß er die Israeliten auch im Exil bei ihren Feinden Gnade finden lassen kann (Dt 30,3; 32,36; vgl. 1 Kg 8,33-34.44-50!),
wird greifbar in der Begnadigung Jojachins durch Evil-Merodach, den
König von Babel. Das letzte Wort ist nicht Gericht, sondern Gnade, Gnade
auch für das Haus David.
Zusammenfassend läßt sich also zu dem Gebrauch von יהוה צבאותim
Königewerk sagen, daß der Verfasser die vier Stellen,241 an denen diese
Gottesbezeichnung vorkommt, bewußt ausgewählt und plaziert hat. Das
„ “צבאותin Jes 37,16.32 und 39,5 ist von daher kein Argument für eine Priorität des Königetextes.
111. 37,38 ָּבָניו19,37 --[]קר ולא כת
MT Jes identifiziert die Attentäter Sanheribs Adrammelech und Sarezer
mit „seinen Söhnen“, was nicht im Konsonantentext von MT Kg steht,
sondern nur als zu lesende Variante. In vielen masoretischen Handschriften
von Könige242 und den alten Übersetzungen (LXX, Targum u.a.) steht
allerdings „seine Söhne“. Die schwierigere Lesart ist freilich MT Kg ohne
„seine Söhne“. Wenn „seine Söhne“ ursprünglich im Text stand, wird kein
Verfasser oder Editor es haben streichen wollen. Es könnte höchstens durch
einen Abschreibfehler unabsichtlich fortgefallen sein.
113. 38,2 ּ ִחְזִקָּיהו20,2 -Durch das Fehlen von Hiskia in 2 Kg 20,2 ändert sich der Sinn nicht, das
Subjekt ist auch dort implizit Hiskia. Warum der Name in Jesaja steht und
in Könige nicht, muß seinen Grund nicht in einem Abschreibfehler haben,
241
In dem Zusammenhang ist vielleicht noch bemerkenswert, daß an fünf anderen
Stellen im Königewerk Israel (2 Kg 17,16) und Juda (2 Kg 21,3.5; 23,4-5)
dem ganzen Heer des Himmels ( )לכל צבא השמיםgötzendienerisch verfallen
sind. In 1 Kg 22,19 aber sieht der Prophet Micha Ben Jimla Jahwe auf seinem
Thron und das ganze Heer des Himmels ( )וכל־צבא השמיםihm zu Diensten
stehend.
242 Siehe den BHS-Apparat zur Stelle.
158
es könnte auch beabsichtigt sein. Mitunter kann man z.B. feststellen, daß
Namen wichtiger Personen in einer ganz bestimmten Anzahl vorkommen,
die möglicherweise absichtlich so gewählt ist. Ein Beispiel für diese Praxis
in Könige scheint mir in Zusammenhang mit David gegeben zu sein. Im
Königewerk spielen zwei Personen als Maßstab für die Könige eine
herausragende Rolle, negativ Jerobeam, „der Israel sündigen machte“,
positiv David. Ist es Zufall, daß die Vergleiche mit David tabellarisch so
wiedergegeben werden können?
Vergleiche mit David:
1.
1 Kg 3,3
Salomo
2.
3,14
Salomo
3.
9,4
Salomo
4.
11,4
Salomo
5.
11,6
Salomo
6.
11,33 Salomo
7.
11,38 Jerobeam
8.
14,8
Jerobeam
9.
15,3
Abia
10.
15,11 Asa
11. 2 Kg 14,3
Amazja
12.
16,2
Ahas
13.
18,3
Hiskia
14.
22,2
Josia
Juda
Juda
Juda
Juda
Juda
Juda
Israel
Israel
Juda
Juda
Juda
Juda
Juda
Juda
A. Die ersten sechs betreffen Salomo und Juda, die letzten sechs Juda; die im
Zentrum stehenden betreffen Jerobeam und Israel.
B. Die ersten drei, die von Salomo sprechen, sind positiv oder beinhalten
immer noch die positive Möglichkeit. Die letzten drei sind negativ und
enden mit Nr. 6 im Gerichtswort der Reichsteilung.
C. Erschwerend kommt hinzu, daß Jahwe dem Salomo in Nr. 2 und 3
erschien, er aber trotzdem abgefallen ist.
D. Nr. 1 spricht von einem Salomo, der Gott liebt wie David; ähnlich redet
Nr. 14 von Josia.
Die häufigste Schreibweise für David in MT Kg ist דוד, das einen Zahlenwert von 14 aufweist. Evtl. ist von daher die Zahl 14 bei den Vergleichen
mit David Absicht.243 Nach meiner Zählung kommt der Name Hiskia 44mal
243
Vgl. auch das Geschlechtsregister in Mt 1, bei dem die Zahl 14 und der
Messias als Sohn Davids auch eine Rolle spielen.
159
in Könige vor.244 Für diese Zahl ist mir allerdings keine passende symbolische Bedeutung bekannt. Was ich mit dem Hinweis auf die mögliche
14er-Symbolik bei den Vergleichen mit David nur zu bedenken geben
wollte, ist dies: Wenn eine Zahlensymbolik in diesem Zusammenhang für
das Königewerk zugestanden wird, könnten auch andere herausragende
Persönlichkeiten in diesem Werk symbolisch mit Zahlen in Verbindung
stehen. Hiskia und Josia nun sind aber ganz herausragende positive Söhne
Davids (siehe 2 Kg 18,5; 23,25). Daher bekommen sie im Vergleich zu den
anderen Königen in den Schlußkapiteln auch besonders breiten Raum. Deswegen würde es nicht verwundern, wenn der Verfasser ihnen besondere
Aufmerksamkeit zuwendete, auch in Zusammenhang mit der Anzahl des
Vorkommens ihrer Namen. Falls der Verfasser von Könige den Jesajatext
übernommen hat, hat er möglicherweise den Namen in 2 Kg 20,2 aus einem
solchen Grund weggelassen.
Im Buch Jesaja kommt der Name Hiskia 33mal vor.245 Diese Zahl 33
könnte in Jesaja absichtlich sein, weil das zentrale Konzept des עבד יהוהim
Jesajabuch auch 33 Vorkommen zählt und dieses Konzept in der Person
Davids in Jes 36-39 eine entscheidende Rolle zur Rettung der Stadt spielt
(37,35). Hiskia als Sohn Davids hat mit seinem Gebet und den ihm gegebenen Verheißungen ebenfalls starken Anteil an dieser Rettung.
134. 38,8 ַּב ֶּׁשֶמׁש20,11 -Dieser Unterschied befindet sich in dem Bereich, in welchem das
Jesajabuch die stärksten Überhangabweichungen vom Königetext hat (vgl.
Nr. 135 und 136 unter 3.3.2.6.1.3). Aber auch der Königetext hat hier
244
Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 463 und 357 (zu 2 Kg
20,12 gibt er fälschlicherweise auf S. 357 nur einmal den Namen Hiskia an).
In der „besonders“ langen Form יחזקיהוkommt der Name nur einmal in 2 Kg
20,10 vor. (So wird der König Hiskia 40mal im AT bezeichnet, 37mal in 1.
und 2. Chr, dann noch Jes 1,1; Jer 15,4 und an dieser Stelle in Könige.) Die
„Kurzform“ חזקיהfindet sich, wenn man 2 Kg 18,13 miteinschließt, achtmal: 2
Kg 18,1.10.13.14.14.15.16.16 (so Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S.
357; daneben noch im AT in Spr 25,1; Zeph 1,1; 1 Chr 3,23; Neh 7,21; 10,18).
Die Form חזקיהוkommt nach Even-Shoshan (p. 357) 72mal im AT vor und ist
damit am häufigsten. Sie findet sich in 2 Kg 16,20; 18,9.17.19.22.29;
18,30.31.32.37; 19,1.3.5.9.10.14.14.15.20; 20,1.3.5.8; 20,12.12.13.13;
20,14.14.15.16.19.20.21; 21,3.
245 32mal in der Form חזקיהוin Jes 36-39: 36,1.2.4.7.14.15.16.18.22;
37,1.3.5.9.10.14.14.15.21; 38,1.2.3.5.9.22; 39,1.2.2.3.3.4.5.8 (siehe A. EvenShoshan, A New Concordance, o.c., S.357). In Jes 1,1 steht יחזקיהו. Die kurze
Form חזקיהkommt in MT Jes nicht vor.
160
ausgeprägte Überhänge gegenüber dem Jesajatext (vgl. Nr. 117; 121; 122;
124; 130). Ebenso fallen die unterschiedlichen Plazierungen Nr. 125 <=>
137; Nr. 126 <=> 138 in diesen Zusammenhang (wiederum mit Überhängen
von Könige gegenüber Jesaja). Von daher findet sich in Jes 38 und 2 Kg
20,1-11 der Bereich, in dem - in welcher Richtung auch immer - die stärksten Veränderungen bei der Übernahme des einen durch den anderen stattgefunden haben. Neben 2 Kg 18,13-17 / Jes 36,1-2 drängt sich bei diesem
Textbereich am stärksten die Frage auf, ob nicht der übernehmende Teil zu
einer anderen zweiten Quelle Zugang gehabt hat. Wenn Jes 38 ursprünglich
ist und von 2 Kg 20 mitverwertet worden ist, so legen doch die ausgeprägten
Überhänge im Königetext nahe, daß der Verfasser Zugang zu einer weiteren
Tradition hatte. Wenn 2 Kg 20,1-11 die Priorität haben sollte, so hat der
Verfasser von Jes 38 zusätzlich noch Zugang zu einer Tradition gehabt, der
er den Psalm Hiskias entnehmen konnte. Die Unterschiede sind darum
wahrscheinlich nicht textkritisch zu erklären, sondern im Rahmen der Art,
wie beide Verfasser diese Einzelgeschichte in ihren Gesamtrahmen eingearbeitet haben.
Was nun ַּב ֶּׁשֶמׁשbetrifft, so wird dadurch und auch durch das Ende von
V.8 ַו ָּתָׁשב ַה ֶּׁשֶמׁש ֶעֶׂשר ַמֲעלֹותin Jesaja klar, daß bei diesem Zeichen (vgl. 7,11)
die Sonne beteiligt war. Im Königetext, in dem nicht von der Sonne die
Rede ist, ist der im hebräischen maskuline Schatten (צל
ֵּ )־ַהals Subjekt etwas
schwierig für das feminine Verbum ()ֲאֶׁשר ָיְרָדה. Vielleicht ist daher auch in
Könige als nicht ausgesprochenes Subjekt dieses Satzes „sie“, d.h. die Sonne, zu verstehen. Man weiß nicht genau, ob es sich hier um eine Sonnenuhr
gehandelt hat oder um den Schatten etwa eines Obelisken, der an den Stufen
einer von Ahas gebauten Treppe mit der Sonne zurückging.246
Textkritisch gesehen wäre der kürzere und schwierigere Text in Könige
der wahrscheinlich ursprünglichere. Aber, wie gesagt, ist hier gerade in Jes
38 / 2 Kg 20,1-11 besondere Vorsicht mit solchen Annahmen geboten, da
beide Texte einige Überhänge haben und eine Überarbeitung des übernehmenden Teils klar ist.247
3.3.2.6.1.3 Mehr-Wort-Überhänge (2 x = 1,31%):
135 (7 Worte); 136 (141 Worte).
135. 38,8 : ַו ָּתָׁשב ַה ֶּׁשֶמׁש ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות ַּבַּמֲעלֹות ֲאֶׁשר ָיָרָדה20,11 -246
247
Vgl. Young, The Book of Isaiah II, o.c., S. 513-514.
Zu der für Jes 38,8 nicht einfachen Lage der Textüberlieferung siehe auch
Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 261-263.
161
136. 38,9-20 : ַעל־ֵּבית ְיהָוה... ֹלתו
ֹ ִמְכ ָּתב ְלִחְזִקָּיהוּ ֶמֶלְך־ְיהּוָדה ַּבֲח20,11 -Diese beiden markantesten Überhänge von Jesaja gegenüber dem Königetext
sind zusammen zu behandeln. Das Ende von V.8 zeigt die wunderbare
Erfüllung des von Gott angebotenen Zeichens. Mit dem gegebenen Zeichen
konnte Hiskia wissen, daß er a) von seiner Krankheit genesen wird und b)
von den Assyrern errettet werden wird (38,6). Dann folgt der Psalm Hiskias,
den er verfaßte, nachdem er von seiner lebensgefährlichen Krankheit
genesen war, worauf V. 21 die Begleitumstände der Heilung noch einmal
aufgreifen und der V. 22 mit der Frage Hiskias nach einem Zeichen noch
vor das gegebene Zeichen zurückgeht.
Wir hatten schon gesehen, daß Gesenius in seiner weichenstellenden
Untersuchung diese Reihenfolge (gerade V. 21-22 betreffend) unmöglich
fand. Die Versetzung des Textes in 38,21.22 sei so ungeschickt, daß sie
nicht intendiert sein könne und nicht zum Gesamtbefund passe, nach dem
man den Eindruck habe, der spätere Bearbeiter hätte mit Nachdenken und
Besonnenheit gearbeitet. 248 Aber ist es wirklich unbesonnen? Oder hat
Gesenius nur den wesentlichen Punkt, welchen Jesaja mit dieser Anordnung
betonen wollte, übersehen? Der Psalm Hiskias und Jes 38 enden mit denselben Worten, die dadurch als wesentlicher Inhalt von Jes 38, sozusagen als
die Pointe am Schluß, hervorgehoben werden:
38,19-20:
:ַחי ַחי הּוא יֹוֶדָך ָּכמוִֹני ַהיֹּום ָאב ְלָבִנים יֹוִדיַע ֶאל־ֲאִמ ֶּתָך
:ְיהָוה ְלהוִֹׁשיֵעִני וְּנִגנוַֹתי ְננֵַּגן ָּכל־יְֵמי ַחֵּיינוּ ַעל־ֵּבית ְיהָוה
38,22:
:ָמה אֹות ִּכי ֶאֱעֶלה ֵּבית ְיהָוה
Es geht Hiskia, dem Sohn Davids (38,5), um das Haus Jahwes. Er will
leben, um Gemeinschaft mit Jahwe zu haben allezeit. Das ist sein Lebensinhalt, sein Wunsch und Gebet, sein Lobpreis. Der Aufbau von Kap. 38 ist
alles andere als ungeschickt, sondern streicht diesen Inhalt heraus:
A. 38,1: Gottes Wort durch Jesaja: Hiskia wird nicht leben.
B. 38,2-3: Hiskias Bitte: Denk an mein Leben in Frömmigkeit ()ֶּבֱאֶמת.
C. 38,4-8: Gottes Wort durch Jesaja: 15 Jahre dazu, Rettung von Assur und
Zeichen.
C.’ 38,9-20: Hiskias Dankpsalm nach der Heilung; der Vater tut den
Kindern die Treue Gottes ( )ֶאל־ֲאִמ ֶּתָךkund, seine Freude, zum
Haus Jahwes zu gehen.
A.’ 38,21: Gottes Wort durch Jesaja: Hiskia wird leben.
248
162
Gesenius, W., Commentar über den Jesaja 13-39, o.c., S. 934.
B.’ 38,22: Hiskias Frage: Was ist das Zeichen, daß ich wieder zum Haus
Jahwes gehen kann.?
Im Zentrum von Kap. 38 stehen so das Wort Gottes über die Begnadigung
Hiskias zum Leben (C) und sein Dankpsalm249 als Antwort auf das Wort
Gottes und die Heilung. Am Anfang des Kapitels spricht Jesaja von Hiskias
Tod (לא ִתְחֶיה
ֹ )ְו, am Ende von seinem Leben ()ְויִֶחי. Am Anfang spricht Hiskia
sein Gebet, das die Wende bringt, am Ende fragt er nach einem Gotteszeichen für die verheißene Wende. Der gute Ausgang am Ende ist die
Pointe, auf die alles hinausläuft, und dort steht das Hinaufgehen zum Haus
Jahwes als Inbegriff des Lebens und des Lebenszweckes.
Damit steht das Ende von Jes 38 in Kontrast zu dem Ende von Jes 36-37:
Sanherib stirbt im Hause seines Götzen Nisroch, getötet von den eigenen
Söhnen. Das Götzenhaus erweist sich als ein Haus des Todes durch die
eigenen Kinder. In Jes 38 ist das Haus Gottes der Ort, an dem der Vater lebt,
singt und spielt und seinen Kindern die Treue Jahwes kundtut. Was ja auch
der Sinn der Aufbewahrung dieses Psalmes ist! Und das Ende von Jes 38 hat
auch eine Beziehung zu dem Ende von Jes 39: In beiden Kapiteln hat dieser
fromme König das letzte Wort. Und die letzten Worte, die wir von ihm in
beiden Kapiteln hören, sind Worte, mit denen er auf das Wort Gottes antwortet und es respektiert. In der Formulierung ָׁשלֹום ֶוֱאֶמת ְּביָָמיfindet sich einerseits eines der Schlüsselworte im Munde Hiskias: ֱאֶמתund andererseits
mit ָׁשלֹוםauch eines der Schlüsselworte in Jes 40-66 (vgl. 48,22; 57,21).
Mit anderen Worten, der Aufbau von Jes 38 paßt total in den Aufbau von
Jes 36-39 und damit auch ins Buchganze. Gerade der Psalm Hiskias ist hier
wichtig. Hiskia schildert in diesem Lied, wie er von Gott um seiner Sünden
willen mit dem Tod bedroht wurde (38,10-13), dann aber sehnsüchtig zu
ihm um Hilfe ( ) ָׁשלֹוםbittet (14-16), Vergebung der Sünden und neues Leben
empfängt (17), was für ihn Anlaß wird, Gott sein Leben lang zu preisen.
Damit schildert Hiskia als Sohn Davids dieselbe Erfahrung, die Jesaja in Jes
6 gemacht hat: Todesbedrohung in der Begegenung mit Jahwe um der eige249
Untersuchungen auch textkritischer Art zum Psalm des Hiskia sind: Begrich,
Joachim, Der Psalm des Hiskia. Ein Beitrag zum Verständnis von Jesaja
38,10-20, Göttingen: 1926 (Auf den Seiten 51-53 findet sich der „wiederhergestellte“ hebräische Text mit deutscher Übersetzung). Barré, Michael L.,
Restoring the „Lost“ Prayer in the Psalm of Hezekiah (Isaiah 38,16-17b),
Journal of Biblical Literature, 1995 (114) S. 385-399. Driver, G. R., Isaiah IXXXIX: Textual and Linguistic Problems, Journal of Semitic Studies 1968
(13) S. 36-57 (Besonders auf den Seiten 55-57 finden sich Übersetzungs- und
Emendationsvorschläge zu Jes 38,8.10.12.13.15).
163
nen Unreinheit und Sünde willen (6,1-5), Reinigung und Vergebung (6,6-7)
und Beauftragung, das Wort Jahwes zu verkündigen (6,8ff).
Das Lied Hiskias gehört zu einer Reihe von Liedern (oder poetischen
Texten) im Jesajabuch, die immer wieder an markanten Stellen zentrale
Inhalte des Buches reflektieren und poetisch zusammenfassen (vgl. 12,1ff;
14,4ff; 27,2ff; 38,9-20; 53,1-10; 63,7-64,11).
Wenn aber im Königewerk ein anderes Interesse und ein anderer Aufbau
vorlagen, so kann es gut sein, daß der Verfasser dieses Buches den Psalm
Hiskias aus diesem Grunde wegließ. Das hatte aber zur Folge, daß er
zwangsweise auch die Verse 21-22 anders plazieren mußte.
Ferner scheint es mir wahrscheinlich, daß der König Hiskia einen Bedarf
sah, diese Begebenheiten der Nachwelt zu erhalten. Antike Könige im Alten
Vorderen Orient haben besonders gerne erfolgreiche Kriege, ruhmreiche
Bauvorhaben und besondere Gottesbestätigungen ihrer Regierung „verewigen“ wollen. Bei der tödlichen Krankheit Hiskias muß damals ganz Juda
den Atem angehalten haben. Seine vom Prophetenwort und -zeichen
begleitete wunderbare Genesung wurde gewiß von ihm und anderen als Bestätigung Gottes dafür aufgefaßt, daß er als König für Juda erwählt war.
Was lag näher, als diese Begebenheiten festzuhalten? Sei es durch Jesaja,
den beteiligten Propheten, oder durch Schreiber am Hof. Die Überhänge im
Königetext, die eine Bestätigung des davidischen Königtumes (20,6) und
Zitate der persönlichen Reaktionen Hiskias enthalten (20,10), scheinen mir
aus solch einer Tradition neben der uns aus dem Jesajabuch erhaltenen
Version des Geschehens zu stammen. Daß Jesaja selber Begebenheiten aus
der Zeit Hiskias aufgeschrieben hat und Aufzeichnungen darüber im Buch
der Könige von Israel und Juda vorlagen, beides bekräftigt 2 Chr 32,32.
3.3.2.6.2 Überhänge von Könige gegenüber Jesaja (35 x = 22,88%):
3.3.2.6.2.1 Ein-Konsonant-Überhänge (3 x = 1,96%):
34; 75; 95;
34. 36,15 לא
ֹ 18,30 לא
ֹ ְו
75. 37,17 ָׁשַלח19,16 ְֹׁשָלחו
95. 37,26 ִמיֵמי19,25 ְלִמיֵמי
Die Unterschiede Nr. 34 und 95 bringen keine inhaltlichen Unterschiede
mit sich; für sie gilt dasselbe wie für die Ein-Konsonanten-Überhänge bei
Jesaja (siehe 3.3.2.6.1.1).
Auf Nr. 75 geht H.M. Orlinsky ein. Er zählt 32 Überhänge von Könige
gegenüber Jesaja. Bei diesen 32 Überhängen habe die LXX in 27 Fällen treu
die hebräische Vorlage reproduziert. In den übrigen fünf Fällen könnten vier
klar analysiert werden (unsere Nummern 7.; 42; 46 und 75).
164
In allen Fällen sei es klar, daß der hebräische Text einige Zeit, nachdem die
LXX-Übersetzung gemacht worden war, verändert worden sei.250 Orlinsky
meint zu Nr. 75, daß ֹ ְׁשָלחוmit Suffix hier unmöglich sei und daß es durch
den Einfluß von 19,4 hierher geraten sei. LXX Kg und Jes hätten den
originalen Text.251 Aber ich denke, das Suffix kann sich auf „die Briefe“ /
den Brief ֶאת־ ַה ְּס ָפִריםvon 19,14 beziehen, die zwar zuerst mit ַו יְִּקָר ֵאם
pluralisch aufgegriffen werden, aber gleich darauf mit ּ ַו יְִּפְר ֵׂשה וsingularisch.252 Trotz des grammatischen Plurals war es auch vorher schon klar,
daß es sich um einen inhaltlichen Singular handelt. Man könnte unsere
Stelle übersetzen: „Höre die Worte Sanheribs, der diesen (Brief) gesandt hat,
um den lebendigen Gott zu schmähen.“ Also scheinen beide Versionen, Jes
und Kg, grammatisch möglich zu sein, und beide könnten, textkritisch für
sich betrachtet, auch ursprünglich sein. Aber wir haben es ja bei dem Vergleich zwischen Jes 36-39 und 2 Kg 18-20 nicht nur mit einer textkritischen
Ebene zu tun, sondern auch mit einer Ebene der Überarbeitung oder Einarbeitung in das entsprechende Werk. Darum ist nicht immer klar, ob es sich
um eine „textkritische“ Variante handelt oder um eine Abweichung, die
deswegen geschehen ist, weil der übernehmende Teil diesen Text in sein
Gesamtwerk überarbeitend (nicht verfälschend) integriert hat. Denn daß die
beiden Versionen sich inhaltlich gesehen nicht widersprechen, liegt auf der
Hand: Die Worte Sanheribs (Jes 37,17) und der vor Gott ausgebreitete Brief
(2 Kg 19,16) sind identisch.
3.3.2.6.2.2 Ein-Wort-Überhänge (19 x = 12,42%):
8; 13; 14; 16; 25; 29; 33; 35; 40; 46; 54; 60; 63; 79; 81; 83;
92; 114; 143;
8. 36,2 -- 18,17 ֲאֶׁשר
13. 36,6 -- 18,21 ַע ָּתה
14. 36,6 -- 18,21 ְּלָך
16. 36,7 -- 18,22 :ִּבירוָּׁשִָלם
25. 36,12 -- 18,27 ֲאֵליֶהם
29. 36,13 -- 18,28 ַוְיַדֵּבר
250
The Kings-Isaiah Recensions of the Hezekiah Story, JQR 1939-40 (30) S. 3349, bes. S. 44.
251 Ebd., S. 48.
252 Vgl. Gesenius, W.; Kautzsch, E.; Bergsträsser, G., Hebräische Grammatik, 28.
Aufl. von Gesenius/Kautzsch <1909> plus Bergsträsser, Hildesheim: 1962,
§124 b Fußnote 1.
165
33. 36,14 -- 18,29 :ִמָּידֹו
35. 36,15 -- 18,30 ֶאת־
40. 36,18 ּצילו
ִּ ַהִה18,33 ּצילו
ִּצל ִה
ֵַּהַה
46. 36,21 -- 18,36 ָהָעם
54. 37,4 -- 19,4 ָּכל־
60. 37,9 -- 19,9 ִהֵּנה
63. 37,11 -- 19,11 ֵאת
79. 37,20 -- 19,19 ָנא
81. 37,20 -- 19,19 ֱאלִֹהים
83. 37,21 -- 19,20 :ָׁשָמְע ִּתי
92. 37,25 -- 19,24 ָזִרים
114. 38,2 -- 20,2 ֶאת־
143. 39,2 ֶאת־ֵּבית20,13 ֶאת־ ָּכל־ֵּבית
Wie schon unter 3.3.2.6.1.2 bei den Ein-Wort-Überhängen von Jesaja
erwähnt, kann man die Überhänge mit ( אתNr. 35, 63, 114) und ( כלNr. 54,
143) als kleine stilistische Varianten einstufen, die nicht markant ins
Gewicht fallen. Sie haben ihre direkten Entsprechungen in den Ein-WortÜberhängen in Jesaja: ( אתNr. 50, 51) und ( כלNr. 74, 76, 145). Ähnlich
einzustufen sind m.E. die Königeüberhänge mit ( אשרNr. 8), ( עתהNr. 13),
( ְלָךNr. 14), ( הנהNr. 60) und ( נאNr. 79) und die vergleichbaren in Jesaja
( ָהֵאֶּלהNr. 44), ( ַהֶּזהNr. 129) und ( ֵאַליNr. 147).
16. 36,7 -- 18,22 :ִּבירוָּׁשִָלם
Weil die große Jesajarolle von Qumran hier ִּבירוָּׁשִָלםhat, sagt Kaiser: „Daß
der Text des Jesajabuches im Fluß geblieben ist, dürften die sieben Stellen
hinreichend zeigen, in denen 1QJsa mit dem Königetext die ursprüngliche
Lesart bezeugt, vgl. 1QJsa Jes 36,5aα.7aα..12bβ. 36,15bα 37,6aα und 7aβ
mit II Reg 18,20aα.22aα.27bβ.30bα 19,6aα und 7aβ.“253 Aber warum ist
unsere Stelle nicht die ursprüngliche Lesart? Wir hatten gesehen, daß Van
der Kooij zu den Charakteristiken der großen Jesajarolle von Qumran zählt,
daß „Varianten, die durch Einfluss einer anderen Stelle des Jesajabuches
entstanden sind ... oder durch Einfluss einer Stelle ausserhalb des
Jesajabuches“ vorkommen.254 Der Text ohne „in Jerusalem“ in MT Jes ist
eindeutig die schwierigere Lesart. Was sollte auch der Grund für ein Wegfallen gewesen sein? Die Lesart ist die wahrscheinlichste, welche die Entstehung der anderen am besten erklärt. Wenn Jesaja nicht „in Jerusalem“
253
254
166
Kaiser, Die Verkündigung des Propheten Jesaja im Jahre 701, o.c., S. 314.
Van der Kooij, o.c., S. 98-100.
geschrieben haben sollte, dann ist es verständlich, warum der Verfasser von
Könige bei der Übernahme des Jesajatextes möglicherweise ִּבירוָּׁשִָלםergänzt
hat: Es paßt zu seiner Betonung im ganzen Werk, daß Jerusalem der von
Gott erwählte Ort der Anbetung ist.255 Auch MT Jes impliziert natürlich,
daß der in 36,7 angesprochene Altar in Jerusalem steht, aber er sagt es nicht
ausdrücklich. Der Verfasser in Könige aber schreibt es expressis verbis.
25. 36,12 -- 18,27 ֲאֵליֶהם
Bei Übernahme des Jesajatextes durch Könige wäre das Motiv für die
Hinzufügung von ֲאֵליֶהםdeutlich: Der Verfasser wollte klarstellen, daß der
Rabschake in 18,27 noch zu den drei Unterhändlern von V. 26 redet (zu
Eljakim, Schebna und Joach, allerdings primär zu Eljakim, dem Führer der
Unterhändler, darum die Einzahl in „zu deinem Herrn“ in V. 27). Erst ab V.
28, als er sich provokativ hinstellt und mit lauter Stimme schreit, richtet er
sich demnach gezielt an die Volksmenge auf der Mauer. Allerdings ist klar,
daß er auch vorher Jüdisch gesprochen hat, um seine demoralisierende
Kriegspropaganda unters Volk zu bringen.
29. 36,13 -- 18,28 ַוְיַדֵּבר
Evtl. hat der Verfasser des Königewerkes ַוְיַדֵּברidiomatisch eingefügt, als er
den Plural in der Vorlage in den Singular (vgl. Nr. 30 oben S. 152-153 unter
3.3.2.6.1.2) verwandelt hat, um im Sinne eines terminus technicus die
Worte des Rabschake als „Befehl des Königs“ einzuleiten:
:ַוְיַדֵּבר ַוֹּיאֶמר ִׁשְמעוּ ְּדַבר־ַהֶּמֶלְך ַהָּגדֹול ֶמֶלְך ַאּׁשּור.
33. 36,14 -- 18,29 :ִמָּידֹו
In Jesaja 36-39 kommt der Gedanke, daß Jahwe „aus der Hand“ ( מידי,)מידו
des Feindes errettet, fünfmal vor, viermal vom Rabschake verneint, einmal
von Hiskia erbeten: In 36,18.19.20.20 bestreitet der Rabschake, daß Jahwe
Jerusalem aus der Hand des Königs von Assyrien retten könne. Er könne das
genauso wenig, wie die Götter der von Assur unterworfenen Völker diese
retten konnten. Hierbei wird besonders auch Samaria ausdrücklich erwähnt.256
In 2 Kg nun kommt die Formulierung, außer in den Parallelstellen zu Jesaja
(18,33.34.35.35; 19,19) und in unserer Überhangstelle 18,29, noch direkt
255
Vgl. z.B. die Tatsache, daß die Könige Judas immer wieder auch an ihrer
Haltung zu den Höhenkulten gemessen werden (1 Kg 15,14; 22,44). Gerade
Hiskia und Josia taten sich hier positiv hervor (2 Kg 18,4; 23,8).
256 In 37,10 (2 Kg 19,10) bestreitet Sanheribs Brief, daß Jahwe Jerusalem
bewahrt, daß es nicht „in die Hand“ des Königs von Assur gegeben werde:
לא ִתנֵָּתן ְירוָּׁשִַלם ְּבַיד ֶמֶלְך ַאּׁשּור
ֹ . Ähnlich auch Jes 36,15/2 Kg 18,30.
167
vor dem Beginn der Hiskiaerzählung vor, nämlich in 17,39. Ja, in gewissem
Sinne gehört das Kapitel 17 mit zur Hiskiaerzählung, weil Hiskia in 16,20
schon als Nachfolger von Ahas den Thron besteigt, weil der in Kap. 17,3-6
verhandelte Fall Samarias unter Hosea257 ausdrücklich noch einmal in 18,912 genau parallel wiedererzählt und dabei mit der Regierung Hiskias in 18,9
synchronisiert wird. In 17,38-39 wird zur Bundestreue aufgefordert mit der
Verheißung der Rettung aus der Hand der Feinde:
:לא ִתיְראוּ ֱאלִֹהים ֲאֵחִרים
ֹ לא ִתְׁש ָּכחוּ ְו
ֹ ְוַהְּבִרית ֲאֶׁשר־ ָּכַר ִּתי ִא ְּתֶכם
:ציל ֶאְתֶכם ִמַּיד ָּכל־אֹיְֵביֶכם
ִִּּכי ִאם־ֶאת־ְיהָוה ֱאלֵֹהיֶכם ִּתיָראוּ ְוהּוא ַי
Während nun aber in 17,40-41 deutlich gesagt wird, daß das Nordreich
Israel den Bund gebrochen hat (und impliziert deswegen auch untergegangen ist), beginnt mit 18,1 synchronisiert mit dem letzten König des
Nordreiches Hosea die Geschichte Hiskias, der den Bund gehalten hat und
aus der Hand der Feinde errettet wurde:
:ַויְִהי ִּבְׁשַנת ָׁשלֹׁש ְלהוֵֹׁשַע ֶּבן־ֵאָלה ֶמֶלְך יְִׂשָרֵאל ָמַלְך ִחְזִקָּיה ֶבן־ָאָחז ֶמֶלְך ְיהּוָדה
Es ist klar, daß durch diesen Aufbau von 2 Kg 17 und 18,1ff Hosea und
Hiskia, Israel und Juda miteinander kontrastiert werden. Der Vers 17,39 gehört nicht nur zum Abschluß der Geschichte Samarias, sondern ist gleichzeitig Einleitung für die wunderbare Errettung von Jerusalem und Juda aus
der Hand des Königs von Assur, weil Hiskia Jahwe als den einzigen Gott
gefürchtet und auf ihn einzigartig vertraut hat (18,3-7). Mit anderen
Worten: 2 Kg 18 ist ein anschauliches Beispiel für die Wahrheit von 17,39.
Dazu paßt, daß auch in 18,29-35 nicht nur die Frage der Rettung aus der
Hand Assurs aufgeworfen wird, sondern gleichzeitig betont wird, daß
Samaria (18,34) nicht gerettet wurde. Also bereitet nicht nur Kap. 17 das
Kap. 18 vor, sondern Kap. 18 schaut noch einmal kontrastierend auf Kap.
17 zurück. Samaria ging unter, nicht weil Jahwe ohnmächtig war, es zu
retten, sondern weil es Gott verlassen hatte. Wenn man die Zahl der Stellen
„der Rettung aus der Hand von“ zählt, kommt man auf sieben:
:ציל ֶאְתֶכם ִמַּיד ָּכל־אֹיְֵביֶכם
ִּ ִּכי ִאם־ֶאת־ְיהָוה ֱאלֵֹהיֶכם ִּתיָראוּ ְוהּוא ַי17,39 א
:ציל ֶאְתֶכם ִמָּידֹו
ִּלא יוַּכל ְלַה
ֹ כה ָאַמר ַהֶּמֶלְך ַאל־יִַּׁשיא ָלֶכם ִחְזִקָּיהוּ ִּכי־
ֹּ 18,29 ב
:צילוּ ֱאלֵֹהי ַהגּוִֹים ִאיׁש ֶאת־ַאְרצוֹ ִמַּיד ֶמֶלְך ַאּׁשּור
ִּצל ִה
ֵּ ַהַה18,33 ג
ַאֵּיה ֱאלֵֹהי ֲחָמת ְוַאְרָּפד ַאֵּיה ֱאלֵֹהי ְסַפְרַוִים ֵהַנע ְוִעָּוה18,34 ד
:צילוּ ֶאת־ׁשְֹמרֹון ִמָּיִדי
ִִּּכי־ִה
צילוּ ֶאת־ַאְרָצם ִמָּיִדי
ִּ ִמי ְּבָכל־ֱאלֵֹהי ָהֲאָרצֹות ֲאֶׁשר־ִה18,35 'ג
:ציל ְיהָוה ֶאת־ְירוָּׁשִַלם ִמָּיִדי
ִּ ִּכי־ַי18,35 'ב
257
168
Woran sich die Reflexion über den Grund für Samarias Katastrophe direkt
anschließt: 17,7-41.
ְוַע ָּתה ְיהָוה ֱאלֵֹהינוּ הוִֹׁשיֵענוּ ָנא ִמָּידוֹ ְוֵיְדעוּ ָּכל־ַמְמְלכֹות ָהָאֶרץ ִּכי ַא ָּתה ְיהָוה ֱאלִֹהים19,19 'א
:ְלַבֶּדָך
Unter 3.3.2.6.2.3 werden wir bei Nr. 42 sehen, daß der Verfasser von
Könige wohl gerade in diesen Versen von seiner Jesajavorlage noch einmal
abgewichen ist, weil er die Siebenzahl realisieren wollte. Das könnte hier
auch geschehen sein. Die sieben Stellen lassen sich so ordnen: Die erste und
letzte Stelle steht im Verhältnis von Verheißung Gottes auf der einen Seite
und Inanspruchnahme der Verheißung durch Hiskia im Gebet auf der anderen Seite. Dieser Rahmen taucht die mittleren fünf Aussagen des Rabschake
in das richtige Licht. Denn Sanherib leugnet durch ihn die Möglichkeit der
Rettung durch Jahwe in blasphemischer Weise. B und B’ leugnen, daß Jahwe retten könne, C-D-C’ verweisen zum Beweis dafür auf die Unfähigkeit
aller anderen Götter, „ihre“ Länder und Städte vor Assur zu schützen.
Interessanterweise ist das Zentrum der sieben Beispiele die Stadt Samaria! Damit spielt Samaria am Anfang der Siebenerreihe (17,39) eine Rolle
und im Zentrum. Die Rettung Jerusalems in A’ aber sollte aller Welt zeigen,
daß Jahwe der einzig wahre Gott ist. Das ist die theologische Stoßrichtung
von Hiskias Gebet und des ganzen Abschnittes 2 Kg 18-19 / Jes 36-37.
40. 36,18 ּצילו
ִּ ַהִה18,33 ּצילו
ִּצל ִה
ֵַּהַה
Zu dem eben entfalteten Gedankengang paßt auch dieser Unterschied.
Dadurch daß der Verfasser von Könige gegenüber dem Jesajatext den Infinitivus absolutus (צל
ֵּ )ַהhinzufügt, wie wir glauben, verstärkt er den Charakter
dieser rhetorischen Frage zu Beginn des mittleren Teiles C-D-C’. Die
Antwort ist ein emphatisches Nein. Kein Gott hat auch nur irgendein Land
vor den Assyrern retten können.
46. 36,21 -- 18,36 ָהָעם
Zu dieser Stelle sagt Orlinsky:
„The Isaiah recension had no influence on the LXX translator of Kings.
Accordingly we may with safety absolve him of having omitted ָהָעם, and
explain both the LXX of Kings and the Hebrew of Isaiah as original, ָהָעם
having come in as a marginal note to indicate that the subject was not the
three officials (cf. v. 37) but ‘the people (that are on the wall)’ (cf. v.
26).“258
Könnte es evtl. sein, daß die LXX einfach „das Volk“ nicht übersetzt hat,
weil in ihr sich die implizierten Subjekte der Verben in 18,36a auf das
„Volk auf der Mauer“ von V. 26 beziehen? Targum Jonathan hat עמא.259
258
259
The Kings-Isaiah Recensions, o.c., S. 47.
Sperber, Alexander <Hg.>, The Former Prophets according to Targum
Jonathan, Leiden: 1992 <1959-1973>.
169
81. 37,20 -- 19,19 ֱאלִֹהים
Der Verfasser von Könige scheint das Wort „Gott“ (ִּכי ַא ָּתה ְיהָוה ֱאלִֹהים
)ְלַבֶּדָךhinzugefügt zu haben, um herauszustreichen, daß es um die Erkenntnis des einzig wahren Gottes geht. Die Aussage in Jes 37,20 meint letztlich
dasselbe. Man kann dabei schon voraussetzen, daß Hiskia, wenn er betet,
daß „Du allein Jahwe bist“, diese Aussage gleichsetzt mit, daß „Du allein
der wahre Gott bist“ (siehe auch die Lutherübersetzung zur Stelle).260
83. 37,21 -- 19,20: ָׁשָמְע ִּתי
Die Zusage der Erhörung des Gebetes ist in 2 Kg 19 schon mit dem ָׁשָמְע ִּתי
in V. 20 klar. In Jesaja ist die Antwort Gottes inhaltlich auch eine Erhörung,
das wird aber erst im Laufe der Verse 37,22ff deutlich. Die Einfügung in
Könige stellt eine Vereinfachung zum schnelleren Verstehen dar.261
92. 37,25 -- 19,24 ָזִרים
Dasselbe ist bei der Bildrede der Fall, zu der auch 2 Kg 19,24 / Jes 37,25
gehören. Der Zusatz „fremde“ Wasser expliziert, was auch bei Jesaja implizit vorhanden ist und stellt eine Vereinfachung dar.262
3.3.2.6.2.3 Mehr-Wort-Überhänge (13 x = 8,50%):
3 (60 Worte); 4 (5 Worte); 7 (5 Worte); 9 (3 Worte); 21 (2 Worte); 37 (11
Worte); 42 (2 Worte); 108 (3 Worte); 117 (5 Worte); 121 (2 Worte); 122
(7 Worte); 124 (4 Worte); 130 (27 Worte).
3. 36,2 -- 18,14-16 : ַויְִּּתֵנם ְלֶמֶלְך ַאּׁשּור... ַויְִּׁשַלח ִחְזִקָּיה ֶמֶלְך־ְיהּוָדה ֶאל־ֶמֶלְך־ַאּׁשּור
4. 36,2 ֶאת־ַרב־ָׁשֵקה18,17 ֶאת־ ַּתְר ָּתן ְוֶאת־ַרב־ָסִריס ְוֶאת־ַרב־ָׁשֵקה
7. 36,2 מד
ֹ ַויֲַּע18,17 ּבאוּ ַויַַּעְמדו
ֹ ָּבאוּ ְירוָּׁשִַלם ַויֲַּעלוּ ַוי
ֹ ַָּויֲַּעלוּ ַוי
9. 36,3 -- 18,18 ַויְִּקְראוּ ֶאל־ַהֶּמֶלְך
21. 36,11 -- 18,26 ֶּּבן־ִחְלִקָּיהו
37. 36,17 -- 18,32 ּלא ָתֻמתוּ ְוַאל־ ִּתְׁשְמעוּ ֶאל־ִחְזִקָּיהו
ֹ ֶאֶרץ ֵזית יְִצָהר ּוְדַבׁש ִוְחיוּ ְו
42. 36,19 -- 18,34 ֵהַנע ְוִעָּוה
108. 37,36 -- 19,35 ַויְִהי ַּב ַּליְָלה ַההּוא
117. 38,4 -- 20,4 לא יָָצא העיר ַה ִּתיכָֹנה
ֹ ּיְַׁשְעָיהו
121. 38,5 -- 20,5 ְנִגיד־ַעִּמי
260
Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und des Neuen Testaments
- Nach der deutschen Übersetzung Martin Luthers, Wien: 1972. In
Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 252, wird zu recht angemerkt, daß 1Qa hier an die Lesart in 2 Kg 19,19 angleicht und sekundär ist.
261 Darum ist auch mit Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 255, am
masoretischen Text Jesajas festzuhalten.
262 Auch an dieser Stelle sieht Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 257, in der
Lesart von 1Q-a eine an 2 Kg angleichende Lesart (wie in 36,5; 37,9.20).
170
רֶֹפא ָלְך ַּביֹּום ַה ְּׁשִליִׁשי ַּתֲעֶלה ֵּבית ְיהָוה122. 38,5 -- 20,5 :
ְלַמֲעִני וְּלַמַען ָּדִוד ַעְבִּדי] 20,6 :מלכים ב 124. 38,6 [37,35; 19,34
צל ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות ַ ...הנִָּביא ֶאל־ְיהָוה 130. 38,7 -- 20,9-11
ָהַלְך ַהֵּ
ַויְִּׁשַלח ִחְזִקָּיה ֶמֶלְך־ְיהּוָדה ֶאל־ֶמֶלְך־ַאּׁשּור ַ ...ויְִּּתֵנם ְלֶמֶלְך ַאּׁשּור :פ 3. 36,2 -- 18,14-16
Der markanteste und wichtigste Überhang auf seiten von Könige gegenüber
Jesaja ist ohne Zweifel der in 2 Kg 18,14-16. Es ist interessant, diesen Text
mit einer Ahas-Parallele in 2 Kg 16,7-9 zu vergleichen.263
2 Kg 16,7-9
ַויְִּׁשַלח ָאָחז ַמְלָאִכים
ֶאל־ ִּתְגַלת ְּפֶלֶסר ֶמֶלְך־ַאּׁשּור
מר
ֵלא ֹ
ַעְבְּדָך וִּבְנָך ָאִני ֲעֵלה ְוהוִֹׁשֵעִני
ִמ ַּכף ֶמֶלְך־ֲאָרם וִּמ ַּכף ֶמֶלְך יְִׂשָרֵאל
ַהּקוִֹמים ָעָלי:
ַויִַּּקח ָאָחז
ֶאת־ַהּכֶֶסף ְוֶאת־ַהזָָּהב
ַהִנְּמָצא ֵּבית ְיהָוה
וְּבאְֹצרֹות ֵּבית ַהֶּמֶלְך
ַויְִּׁשַלח ְלֶמֶלְך־ַאּׁשּור ׁשַֹחד:
2 Kg 18,14-16
ַ 41ויְִּׁשַלח ִחְזִקָּיה ֶמֶלְך־ְיהּוָדה
ֶאל־ֶמֶלְך־ַאּׁשּור ָלִכיָׁשה
מר
ֵלא ֹ
ָחָטאִתי ׁשּוב ֵמָעַלי
ֵאת ֲאֶׁשר־ ִּת ֵּתן ָעַלי ֶא ָּׂשא
ַויֶָּׂשם ֶמֶלְך־ַאּׁשּור
ַעל־ִחְזִקָּיה ֶמֶלְך־ְיהּוָדה
ְׁשלֹׁש ֵמאֹות ּכִ ַּכר־ּכֶֶסף
וְּׁשלִֹׁשים ּכִ ַּכר זָָהב:
ַויִֵּּתן ִחְזִקָּיה
ֶאת־ ָּכל־ַהּכֶֶסף
ַהנְִּמָצא ֵבית־ְיהָוה
וְּבאְֹצרֹות ֵּבית ַהֶּמֶלְך:
צץ ִחְזִקָּיה ֶאת־ַדְּלתֹות ֵהיַכל
ָּבֵעת ַהִהיא ִק ַּ
ְיהָוה ְוֶאת־ָהאְֹמנֹות ֲאֶׁשר ִצָּפה ִחְזִקָּיה
ֶמֶלְך ְיהּוָדה
ַויְִּּתֵנם ְלֶמֶלְך ַאּׁשּור:
Vgl. Seitz, C., Zion’s Final Destiny, o.c., S. 56.
171
263
Die Situation in beiden Berichten ist ähnlich: Juda und Jerusalem werden
bedroht, und die Könige Judas handeln, indem sie dem König von Assur
Teile des Staatsschatzes abliefern, Ahas als finanziellen Anreiz zum erwünschten Handeln mit Angebot der Eingliederung Judas ins großassyrische
Reich, Hiskia als Erstattung des geforderten Tributes mit Bekundung der erneuten Unterwerfung unter die Herrschaft Assurs. Der ähnliche Aufbau
dieser vergleichbaren Verse und einzelne identische Formulierungen darin
lassen die Vermutung aufkommen, daß hier ein bestimmter einheitlicher
Schreibstil angewandt wird oder evtl. auch eine Quelle benutzt worden ist.
Dazu kommt eine Beobachtung zur Schreibung des Namens Hiskia in
Könge. In diesen Versen (18,14-16) sehen wir die kurze Form ( חזקיהsie
findet sich in 2 Kg 18,1.10.13.264 14.14.15.16.16). Die lange Form חזקיהוhat
Kön i ge i n 2 Kg 16, 20; 18, 9.17; 18, 19. 22. 29; 18, 30. 31. 32. 37;
19,1.3.5.9.10.14.14.15.20; 20,1.3.5.8.12.12; 20,13.13.14.14.15.16.19.20.21;
21,3. In der „besonders“ langen Form יחזקיהוkommt der Name nur einmal
in 2 Kg 20,10 vor.
Nun fällt folgendes auf: Die besonders lange Form יחזקיהוsteht in den
Versen 20,9b-11a, die einen Königeüberhang gegenüber dem Jesajatext
darstellen (siehe Nr. 130). Der Jesajatext (MT Jes) hat in Jes 36-39 immer
nur die Form חזקיהו, und der Königetext hat in all den Stellen, die er mit
dem Jesajatext gemeinsam hat, ebenfalls die Form חזקיהו, bis auf die eine
Ausnahme von 18,13. Wir hatten aber schon gesehen, daß auch in 18,13
einige masoretische Handschriften die Form חזקיהוbieten. Die beste Deutung
dieser Phänomene ist u.E. diese: Der Verfasser von Könige hat Jes 36-39 als
Vorlage gehabt und in sein Werk eingearbeitet. Die Schreibweise des Namens Hiskia ist in 18,14-16 darum anders, weil der Verfasser von Könige
die Informationen aus einer anderen Quelle hatte. Diese Quelle könnte dieselbe Quelle sein, aus der er auch 2 Kg 16,7-9 geschöpft hat. Darum fehlen
2 Kg 18,14-16 in Jesaja.265 Das Buch Könige sagt selber, daß es um Quellen
264
265
172
Ein Teil der masoretischen Überlieferung hat für V. 13 die lange Form.
Childs, Isaiah and the Assyrian Crisis, o.c., S. 69-70 erklärt das Fehlen von 2
Kg 18,14-16 durch eine Haplographie wegen der in V. 14 und V. 17
wiederkehrenden identischen Verbform ַויְִּׁשַלח. Das ist eine Möglichkeit. Wir
glauben aber, daß die auffällige unterschiedliche Schreibweise des Namens
Hiskia gerade in diesen Versen eher nahelegt, daß der Verfasser von Könige
diesen Text aus einer anderen Quelle hat. Die gängige Theorie, daß der
angenommene Redaktor des Jesajabuches bei Übernahme des Königetextes
18,14-16 bewußt getilgt hat, halten wir für nicht ausreichend begründet. So
vermutet O. Procksch (Jesaia I, Leipzig: 1930, S. 441) etwa: Die „Unterdrückung der Kapitulation Hizkias (2 Reg 18,14-16), eines höchst wichtigen
der Geschichte der Könige von Israel und Juda weiß, und verweist immer
wieder darauf.266 Ja, es mußte Quellen benutzen, da hier die Geschichte
Israels über Generationen hinweg verfolgt wird. Beim Jesajabuch ist das anders. Wenn Jesaja, wie 2 Chr 32,32 sagt, eine Geschichte Hiskias geschrieben hat,267 so hatte er selber als mit dem König bekannt und von ihm als
Prophet anerkannt Zugang zu den Personen und Ereignissen, von denen
berichtet wird. Ja, er war Augenzeuge der in Jes 36-39 geschilderten Ereignisse. Wenn Jesaja wirklich etwas über diese Ereignisse abgefaßt hat, dann
wäre er von der inneren Logik her für den Verfasser von Könige sofort eine
maßgebliche Quelle zur Zeit. Der Verfasser von Könige mußte Quellen einarbeiten, außerdem erkannte er Jesaja, wie 2 Kg 18-20 zeigt, als Propheten
an. Das Widerstreben, trotz dieser Sachlage den Jesajatext als den ursprünglichen anzusehen, hängt m.E. damit zusammen, daß man Jes 36-39 als
„legendarisch“ und damit historisch als eines Augenzeugenverfassers nicht
glaubwürdig einstuft. Das aber hat seine tiefsten Wurzeln in dem antisupranaturalistischen Einfluß der Aufklärung auf die damals entstehende
historisch-kritische Erforschung des Alten Testamentes.
Dafür daß der Verfasser von Könige wahrscheinlich Jesaja übernommen
und überarbeitet hat, sprechen auch die Unterschiede Nr. 4, Nr. 7, Nr. 9 und
Nr. 10, die alle miteinander zusammenhängen und nur im Sinne einer
gemeinsamen Überarbeitung verständlich sind, nicht im Sinne etwa von
einzelnen Abschreibfehlern. Alle diese Unterschiede bieten in Könige in
Zusammenhang mit den drei hohen Gesandten Tartan, Rabsaris und
Rabschake einen Plural, während in Jesaja der Singular steht, weil nur vom
Rabschake die Rede ist:
Berichts, im Jesaiabuche erklärt sich aus dem Bestreben, die Erfolglosigkeit
des Kampfes zu verschleiern, den Jesaia um die Seele des schwachen Königs
führte, den er zum Ausharren um jeden Preis hatte bewegen wollen.“ Aber das
Jesajabuch läßt uns in Kap. 39 wissen, daß Hiskias Nachkommen ins babylonische Exil werden gehen müssen, und das ausdrücklich in Zusammenhang
mit dem Verhalten Hiskias gegenüber der babylonischen Gesandtschaft.
Hiskia wird zwar in Jesaja einerseits als gläubiger, frommer König gezeichnet,
aber andererseits auch realistisch als ein König mit Sünden (38,17), der
deswegen in seiner Krankheit von Gott selbst wie von einem Löwen tödlich
bedroht wird (38,1.12-13) und dessen Lebensverlängerung Gnade ist.
266 Siehe alle Stellen mit der Formulierung הלוא הם כתוביםin 1 Kg 11,41; 14,29;
15,7.23.31; 16,5.14.20.27; 22,39.46; 2 Kg 1,18; 8,23; 10,34; 12,20; 13,8.12;
14,15.18.28; 15,6.21.36; 16,19; 20,20; 21,17.25; 23,28; 24,5.
267 ְויֶֶתר ִדְּבֵרי יְִחזְִקָּיהוּ ַוֲחָסָדיו ִהָּנם ְּכתוִּבים ַּבֲחזֹון יְ ַׁשְעָיהוּ ֶבן־ָאמֹוץ ַהנִָּביא ַעל־ֵסֶפר ַמְלֵכי־ְיהּוָדה
:ְויְִׂשָרֵאל
173
4. 36,2 ֶאת־ַרב־ָׁשֵקה18,17 ֶאת־ ַּתְר ָּתן ְוֶאת־ַרב־ָסִריס ְוֶאת־ַרב־ָׁשֵקה
9. 36,3 -- 18,18 ַויְִּקְראוּ ֶאל־ַהֶּמֶלְך
ֹ ַָּויֲַּעלוּ ַוי
7. 36,2 מד
ֹ ַויֲַּע18,17 ּבאוּ ַויַַּעְמדו
ֹ ָּבאוּ ְירוָּׁשִַלם ַויֲַּעלוּ ַוי
10. 36,3 ֵאָליו18,18 ֲאֵלֶהם
Wenn man sich vorstellen wollte, daß Jesaja in seiner angenommenen
Vorlage den Plural der Gesandten Sanheribs gefunden hat, dann würde sich
die Frage erheben, warum er sich die Mühe gemacht hat, alles in den
Singular umzuwandeln. Es bringt ihm keinen erkennbaren Vorteil für sein
Buchganzes oder auch nur für diesen Teil seines Buches. Bei der angenommenen Priorität des Jesajatextes aber, die wir vertreten, erklärt sich die
Sachlage viel einfacher. Zuerst einmal ist festzustellen, daß in beiden Texten
der Rabschake der Hauptverhandlungspartner ist, denn aus 2 Kg 18,26-27
(// Jes 36,11-12) geht hervor, daß der Rabschake als Einzelperson die Rede
hält. Dies ist auch der Grund, warum Jesaja nur ihn, eben das Sprachrohr
Sanheribs, erwähnt. Das Königewerk mag neben dem Rabschake zusätzlich
noch den Tartan268und Rabsaris269 erwähnt haben wollen, weil es durch
andere Quellen von ihrer Anwesenheit bei dieser Gesandtschaft wußte und
weil es an den verschieden agierenden hohen Ministern dieser Großmacht
ein Interesse hatte. Vgl. in diesem Zusammenhang auch die häufige Erwähnung von Nebusaradan, dem „Obersten der Leibwache“ רב־טבחיםdes babylonischen Königes Nebukadnezar in 2 Kg 25,8.10.11.12.15.18.20.
Neben dem Plural gibt es bei Unterschied Nr. 7 noch etwas anderes zu
bemerken:
7. 36,2 מד
ֹ ַויֲַּע18,17 ּבאוּ ַויַַּעְמדו
ֹ ָּבאוּ ְירוָּׁשִַלם ַויֲַּעלוּ ַוי
ֹ ַָּויֲַּעלוּ ַוי
Orlinsky sieht hier eine Dittographie von ּבאו
ֹ ָּ ַויֲַּעלוּ ַויund streicht diese beiden
Worte, dies auch mit einem Querblick auf die LXX, die sie wegläßt.270Aber
man kann den hebräischen Text gut im Sinne einer wiederholenden Steigerung verstehen:
באוּ ְירוָּׁשִַלם
ֹ ַָּויֲַּעלוּ ַוי
באוּ ַויַַּעְמדוּ ִּבְתָעַלת ַהְּבֵרָכה ָהֶעְליוָֹנה
ֹ ַָּויֲַּעלוּ ַוי
In der Wiederholung tritt die Wasserleitung an die Stelle von Jerusalem.
Das heißt, der Text in Könige drückt durch das Stilmittel der Wiederholung
aus, daß sie eigentlich nach Jerusalem hineinkommen wollten, aber sie ka268
Im AT neben 2 Kg 18,17 nur noch in Jes 20,1 (siehe A. Even-Shoshan, A New
Concordance, o.c., S. 1241).
269 Im AT neben 2 Kg 18,17 noch in Jeremia 39,3.13 (siehe A. Even-Shoshan, A
New Concordance, o.c., S. 1055).
270 Orlinsky, The Kings-Isaiah Recensions, o.c., S. 44-45.
174
men nur bis zu der besagten schicksalhaften Wasserleitung. Und die Zukunft
würde zeigen, daß sie nie weiter kommen würden.
21. 36,11 -- 18,26 ֶּּבן־ִחְלִקָּיהו
In 2 Kg 18,26 wird durch die Hinzufügung von 27118,26 ּ ֶּבן־ִחְלִקָּיהוder
Name Eljakims besonders hervorgehoben im Unterschied zu Schebna und
Joach, deren Namen in 18,18 wie Eljakim auch noch Zusätze hatten, hier
aber nur mit ihrem Namen erwähnt werden.
37. 36,17 -- 18,32 ּלא ָתֻמתוּ ְוַאל־ ִּתְׁשְמעוּ ֶאל־ִחְזִקָּיהו
ֹ ֶאֶרץ ֵזית יְִצָהר ּוְדַבׁש ִוְחיוּ ְו
Auch dieser Unterschied in der an das Volk auf der Mauer gewandten
Kriegspropaganda könnte mit der Siebenzahl zusammenhängen: Die unterstrichenen Worte zeigen die siebenfache Qualifizierung:
[ ְוִתירוֹׁש3] [ ָּדָגן2] [ ּכְַאְרְצֶכם ֶאֶרץ1] ַעד־ּבִֹאי ְוָלַקְח ִּתי ֶאְתֶכם ֶאל־ֶאֶרץ
ּלא ָתֻמתו
ֹ [ ּוְדַבׁש ִוְחיוּ ְו7] [ ֵזית יְִצָהר6] [וְּכָרִמים ֶאֶרץ5] [ ֶלֶחם4] ֶאֶרץ
:ציֵלנּו
ִּמר ְיהָוה ַי
ֹ ְוַאל־ ִּתְׁשְמעוּ ֶאל־ִחְזִקָּיהוִּּכי־יִַּסית ֶאְתֶכם ֵלא
Der Rabschake bietet hier als „Prophet Sanheribs“ wie Mose ein „verheißenes Land“ an, und zwar im Austausch mit dem von Jahwe verheißenen
Land. Die Siebenzahl unterstreicht das quasi göttliche Auftreten Sanheribs,
des Weltenkönigs, der durch seinen „Propheten“ alle Götter der Völker als
ihm unterlegen bezeichnet, Jahwe eingeschlossen.Der Gehorsam gegenüber
seinem Gebot, nämlich die Kapitulation Jerusalems, hätte einen „Segen“ zur
Folge (vgl. das hebr. Wort ברכהin Jes 36,16 / 2 Kg 18,31), Leben und nicht
Tod, ein Leben in Hülle und Fülle im „verheißenen Land“ Assurs (vgl. 2 Kg
18,31 mit 1 Kg 5,5 zur Zeit Salomos!).
Das Hören auf Hiskia (und damit auch auf Gottes Wort durch Jesaja: 2
Kg 20,6; 19,34) sei nur eine üble Täuschung und müsse im Tod (und Fluch)
enden. Durch den starken Überhang in 2 Kg 18,32 erklären sich auch die
Unterschiede Nr. 38 und 39. Weil der Verfasser des Königetextes schon in
seinem Überhang den Namen Hiskia eingefügt hatte, ließ er ihn bei Nr. 39
weg, um ihn nicht zu doppeln (18,32 -- 36,18 ּ)ִחְזִקָּיהו. Ebenso veränderte er
in Zusammenhang mit seinem Einschub das ֶּפן־ יַ ִּסיתin Jes 36,18 zu
ֶאְתֶכם ְוַאל־ ִּתְׁשְמעוּ ֶאל־ִחְזִקָּיהוּ ִּכי־יִַּסיתin 2 Kg 18,32 (Nr. 38).
42. 36,19 -- 18,34 ֵהַנע ְוִעָּוה
Bei Nr. 42 entscheidet Orlinsky sich dafür, daß ֵהַנע ְוִעָּוהin 2 Kg 18,34
eine Randglosse sei, die von 19,13 her in MT Kg eingedrungen sei, aber in
MT Jes und in LXX Kg fehle. Allerdings kann dieses Plus in Kg vom
Verfasser intendiert sein. In 18,34-35 kann man mit dem Plus sieben
271
Der Name Hilkia bezeichnet in 2 Kg 18,18.26.37 den Vater Eljakims, in 2 Kg
22,4.8.8.10.14; 23,4.24 den Hohenpriester, der das Gesetz im Tempel fand.
175
Ortsnamen zählen,272sechs schon von den Assyrern eroberte und als siebtes,
jetzt anvisiertes Ziel eben Jerusalem. Der Großkönig der Assyrer geht zu
weit, er will auch noch mit der Stadt Jerusalem die Vollzahl erreichen,273
symbolisch gesprochen die Vollendung seiner Macht durch die Kapitulation
der Stadt Gottes. Er wirft den einzig wahren Gott in einen Topf mit den
toten Götzen, und zwar zu seinem eigenen Untergang.274
108. 37,36 -- 275 19,35 ַויְִהי ַּב ַּליְָלה ַההּוא
Dieser Untergang Sanheribs wird eingeleitet durch die Niederlage seiner
Armee über Nacht, verursacht durch einen aus dem Nichts auftauchenden
Engel Jahwes, dessen Wirken am nächsten Morgen nur an den schrecklichen Resultaten erkennbar wird. An dieser Stelle ist eine Reflexion zu den
von uns angenommenen Königezusätzen gegenüber der Jesajavorlage angebracht. Wir erinnern hier an Millards Beobachtung zu den verschiedenen
Versionen von assyrischen Berichten über dieselben Ereignisse:
„They supply an analogy for the verse about Sennacherib’s death. It is not
proof that the narrative it closes was written long after the events it
describes. An attentive chronicler could have added it in order to bring
up-to-date and complete a document composed contemporaneously with
the events.“276
Wenn ein Bericht des Propheten Jesaja über das Leben Hiskias nach 2 Chr
32,32 nicht nur in unserem Buch Jesaja ַּבֲחזֹון יְַׁשְעָיהוּ ֶבן־ָאמֹוץ ַהנִָּביא,277 sondern
auch in einem Buch der Könige von Juda und Israel ַעל־ֵסֶפר ַמְלֵכי־ְיהּוָדה
ְויְִׂשָרֵאלinkorporiert wurde, so ergibt sich folgende Möglichkeit: Zu dem
272 ִמי ְּבָכל־ֱאלֵֹהי:צילוּ ֶאת־ׁשְֹמרֹון ִמָּיִדי
ִַּאֵּיה ֱאלֵֹהי ֲחָמת ְוַאְרָּפד ַאֵּיה ֱאלֵֹהי ְסַפְרַוִים ֵהַנע ְוִעָּוה ִּכי־ִה
:ציל ְיהָוה ֶאת־ְירוָּׁשִַלם ִמָּיִדי
ִּצילוּ ֶאת־ַאְרָצם ִמָּיִדי ִּכי־ַי
ִָּהֲאָרצֹות ֲאֶׁשר־ִה
273 Genau dasselbe Phänomen der Siebenzahl in Zusammenhang mit der
geplanten assyrischen Eroberung von Jerusalem und des assyrischen Hochmutes findet sich in der engsten Parallele zu unserem Text in Jes 10,8f:
לא כְַאְרַּפד ֲחָמת
ֹ לא ּכְַכְרּכְִמיׁש ּכְַלנוֹ ִאם־
ֹ ֲה9 :לא ָׂשַרי יְַחָּדו ְמָלִכים
ֹ ִּכי ֹיאַמר ֲה8
:כת ָהֱאִליל וְּפִסיֵליֶהם ִמירוָּׁשִַלם וִּמּׁשְֹמרֹון
ֹ ּכֲַאֶׁשר ָמְצָאה ָיִדי ְלַמְמְל10 :לא ְכַד ֶּמ ֶׂשק ׁשְֹמרֹון
ֹ ִאם־
:לא ּכֲַאֶׁשר ָעִׂשיִתי ְלׁשְֹמרֹון ְוֶלֱאִליֶליָה ֵּכן ֶאֱעֶׂשה ִלירוָּׁשִַלם ְוַלֲעַצֶּביָה
ֹ ֲה11
274 Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 249f, ist für Beibehaltung des
masoretischen Textes zu Jesaja.
275 Zu recht wendet sich Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 260, gegen eine
Angleichung des Jesajatextes an die Königeparallele.
276 Millard, Sennacherib’s Attack on Hezekiah, o.c., S. 74.
277 Es scheint uns selbstverständlich, daß der Verfasser der Chronik, die etwa um
400 v.Chr. entstanden sein wird, wenn er hier die ersten Worte des
Jesajabuches ַּבֲחזֹון יְַׁשְעָיהוּ ֶבן־ָאמֹוץbenutzt, auch tatsächlich dieses Buch so als
Quelle bezeichnen wollte.
176
Bericht von Jesaja „im Buch der Könige von Juda und Israel“, welches nach
den Quellenangaben in Könige ein offenes Buch gewesen sein mag, das mit
der Geschichte gewachsen ist, konnten noch andere Bemerkungen von
Schreibern des Hofes eingetragen werden, welche im Sinne Millards nicht
ungeschichtliche Ergänzungen darstellen mußten, sondern zusätzliche
Informationen, die damals geschichtlich noch faßbar waren. Dazu konnte
die Bemerkung „und es geschah in jener Nacht“ in 19,35 gehören. Diese
Überlegung hilft auch möglicherweise, den komplizierten Sachverhalt in Jes
38 // 2 Kg 20-11 zu erhellen, mit dem die folgenden Unterschiede zusammenhängen:
117. 38,4 -- 20,4 לא יָָצא העיר ַה ִּתיכָֹנה
ֹ ּיְַׁשְעָיהו
121. 38,5 -- 20,5 ְנִגיד־ַעִּמי
122. 38,5 -- 20,5 :רֶֹפא ָלְך ַּביֹּום ַה ְּׁשִליִׁשי ַּתֲעֶלה ֵּבית ְיהָוה
124. 38,6 -- [37,35; 19,34 ]מלכים ב20,6 :ְלַמֲעִני וְּלַמַען ָּדִוד ַעְבִּדי
130. 38,7 -- 20,9-11 ַהנִָּביא ֶאל־ְיהָוה... צל ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות
ֵָּהַלְך ַה
Die beste Erklärung dieser Überhänge von Könige gegenüber dem
Jesajatext scheint uns zu sein, daß am Hofe neben dem Jesajatext wohl auf
Veranlassung des dankbaren Hiskia noch zusätzliche Erinnerungen festgehalten worden sind, welche die zeitliche Dramatik des Geschehens (Nr. 117,
122), Hiskias persönliche Beteiligung am Dialog (Nr. 130) und seine
Stellung als Teil der erwählten Dynastie betreffen (Nr. 121, 124).
3.3.2.7 Kleine z.T. stilistische Unterschiede (14 x = 9,15%):
17; 23; 55; 58; 69; 70; 78; 89; 103; 115; 116; 120; 128; 151.
17. 36,8 ַהֶּמֶלְך18,23 ֶאת־ֶמֶלְך
23. 36,11 ּ ֵאֵלינו18,26 ִּעָּמנו
55. 37,6 ֲאֵליֶהם19,6 ָלֶהם
58. 37,7 ֹ ֶאל־ַאְרצו19,7 ְֹלַאְרצו
69. 37,15 ֶאל־ְיהָוה19,15 ִלְפֵני ְיהָוה
70. 37,15 :מר
ֹ ֵלא19,15 ַוֹּיאַמר
78. 37,19 תן
ֹ ָ ְונ19,18 ְּונְָתנו
89. 37,24 ְוָאבֹוא19,23 ְוָאבוָֹאה
103. 37,30 ואכול19,29 ְּוִאְכלו
115. 38,3 ַוֹּיאַמר20,2 :מר
ֹ ֵלא
116. 38,3 וְּבֵלב20,3 וְּבֵלָבב
120. 38,5 ָהלוְֹך20,5 ׁשּוב
128. 38,7 ֲאֶׁשר20,9 ִּכי
151. 39,6 ָּבֶבל20,17 ָּבֶבָלה
177
Auch bei diesen kleinen stilistischen Unterschieden scheint es, wie so oft bei
den Unterschieden in diesen Kapiteln, nicht um textkritische Probleme zu
gehen, sondern synonyme Ausdrucksweisen, die bei einem Text, der nicht
nur kopiert, sondern inkorporiert wird, vorkommen können und auch zu
erwarten sind. Bemerkenswert sind die absoluten Infinitive im Jesajatext, die
in Könige mit flektierten Verben wiedergegeben werden (Nr. 78: Jes
37,19278 // 2 Kg 19,18; Nr. 103: Jes 37,30 // 2 Kg 19,29; Nr. 120: Jes 38,5 //
2 Kg 20,5), was gewiß eine Vereinfachung oder Präzisierung der
sprachlichen Formulierung bedeutet. Bei Nr. 115 findet sich der Infinitiv bei
Könige, wenn auch in einem ganz geläufigen Gebrauch. Besonders erwähnt
werden sollte noch der Unterschied Nr. 69:
69. 37,15 ֶאל־ְיהָוה19,15 ִלְפֵני ְיהָוה
In Jesaja kommt die Formulierung ִלְפֵני ְיהָוהnur an zwei Stellen vor
(23,18; 37,14), aber nicht in 37,15. Der Verfasser von Könige scheint das
allgemeinere ֶאל־ְיהָוהvon Jesaja, vielleicht beeinflußt von 37,14 her, durch
das ִלְפֵני ְיהָוהersetzt zu haben, weil Hiskia im Tempelbereich betete, welcher
in Könige öfters mit dieser Redewendung verbunden ist (1 Kg 8,59.62.64;
8,65; 9,25; 2 Kg 16,14; 19,14; 19,15; 23,3).279 Besonders die Parallele in 1
Kg 8,59 ist ein relevanter Hintergrund für unseren Text, weil die Erhörung
von Hiskias Gebet in Jes 37 in gewissem Sinn als eine erneute Erfüllung der
Erhörung des Gebetes von Salomo in 1 Kg 8 gesehen werden kann (vgl. dort
die Verse 8,59-60):
ְויְִהיוּ ְדָבַרי ֵאֶּלה ֲאֶׁשר ִהְתַחנְַּנ ִּתי ִלְפֵני ְיהָוה ְקרִֹבים ֶאל־ְיהָוה ֱאלֵֹהינוּ יוָֹמם ָוָליְָלה ַלֲעׂשֹות ִמְׁשַּפט
:ַעְבּדוֹ וִּמְׁשַּפט ַעּמוֹ יְִׂשָרֵאל ְּדַבר־יֹום ְּביֹומֹו
:ְלַמַען ַּדַעת ָּכל־ַעֵּמי ָהָאֶרץ ִּכי ְיהָוה הּוא ָהֱאלִֹהים ֵאין עֹוד
Zu den Gebetsanliegen, die Salomo vor Gott gebracht hatte, gehörte auch
die Errettung vor angreifenden Feinden (1 Kg 8,33-34.44-45). Zu diesen
Versen ist genau 2 Kg 19,15.19 zu vergleichen:
...ַויְִּתַּפֵּלל ִחְזִקָּיהוּ ִלְפֵני ְיהָוה ַוֹּיאַמר
ְֹוַע ָּתה ְיהָוה ֱאלֵֹהינוּ הוִֹׁשיֵענוּ ָנא ִמָּידו
:ְוֵיְדעוּ ָּכל־ַמְמְלכֹות ָהָאֶרץ ִּכי ַא ָּתה ְיהָוה ֱאלִֹהים ְלַבֶּדָך
Diese kleine stilistische Veränderung, die keine Verfälschung darstellt,
sondern nur eine andere Wortwahl, könnte also im Rahmen des Könige278
Zum absoluten Infinitiv in Jes 37,19 nach einer Qatal-Verbform siehe
Joüon/Muraoka, o.c., § 123 x.
279 Vgl. auch die anderen Stellen dieser Formulierung in Könige, die immer die
besondere Gegenwart Jahwes voraussetzen: 1 Kg 2,45; 19,11.11; 22,21; EvenShoshan-Konkordanz, o.c., S. 604.
178
buches dazu intendiert gewesen sein, zwischen dem Geschehen in 1 Kg 1819 und der Einweihung des Tempels in 1 Kg 8 eine bewußte Verbindung
herzustellen. Denn Querverweise in antiken Büchern geschahen nicht durch
Fettdruck, sondern oft durch das Stilmittel der Wiederholung, die immer
wieder als Hervorhebung dient. In 1 Kg 8 fleht Salomo in Jerusalem zu
Gott, den Tempel als sein Haus anzunehmen und seiner Weltherrschaft von
dort aus Ausdruck zu verleihen, damit alle Völker ihn anerkennen. In 1 Kg
18-19 wird nun genau diese Weltherrschaft Jahwes durch den alttestamentlichen „Antimessias“ Sanherib in Frage gestellt. Hiskia geht den Weg
des Flehens von 1 Kg 8 und erlebt auch die Erhörung von 1 Kg 8 (vgl. 1 Kg
9,1-9: eine Erhörung mit Verheißungen für das Haus David).
3.3.2.8 Kontextuell erklärbare Unterschiede, andere Wortwahl (11 x =
7,19%):
1; 10; 19; 77; 86; 118 (wegen 117); 119 (wegen 117); 123 (wegen 122);
131 (wegen 130); 132; 133.
1. 36,1 ַויְִהי ְּבַאְרַּבע18,13 וְּבַאְרַּבע
10. 36,3 ֵאָליו18,18 ֲאֵלֶהם
19. 36,10 ַעל־ָהָאֶרץ ַה ֹּזאת ְלַהְׁשִחיָתּה18,25 ַֹעל־ַהָּמקֹום ַהֶּזה ְלַהְׁשִחתו
77. 37,18 ָהֲאָרצֹות19,17 ַהגּוִֹים
86. 37,24 ֲעָבֶדיָך19,23 ַמְלָאֶכיָך
118. 38,4 ְּדַבר־20,4 ּוְדַבר־
119. 38,4 ּ ֶאל־יְַׁשְעָיהו20,4 ֵאָליו
123. 38,5 יוִֹסף20,6 ְוהַֹסְפ ִּתי
131. 38,8 ִהְנִני ֵמִׁשיב20,11 ַויֶָּׁשב
132. 38,8 ֶאת־ֵצל20,11 צל
ֵֶּאת־ַה
133. 38,8 ַהַּמֲעלֹות20,11 ַּבַּמֲעלֹות
1. 36,1 ַויְִהי ְּבַאְרַּבע18,13 וְּבַאְרַּבע
Der erste Unterschied erklärt sich daraus, daß in Jes 36,1 mit der Formulierung ַויְִהי ְּבַאְרַּבעähnlich wie in Jes 7,1 ein Narrativtext eingeleitet wird,
während in 2 Kg 18,13 der Bericht von der Regierung Hiskias schon
eingeleitet war und durch וְּבַאְרַּבע ֶעְׂשֵרה ָׁשָנה ַלֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהstark mit 18,9-12
(beginnend mit: ּ )ַויְִהי ַּב ָּׁשָנה ָהְרִביִעית ַלֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהוverbunden werden sollte, dem
Abschnitt über das Ende Samarias durch die Assyrer, welches der
erzählerische Kontrast zu der Errettung Jerusalems vor Sanherib ist.
179
10. 36,3 ֵאָליו18,18 ֲאֵלֶהם
Dieser Unterschied ist in Zusammenhang mit Nr. 4, 7 und 9 zu sehen,
dem Plural der Gesandtschaft Sanheribs in 2 Kg 18 (siehe oben S. 173-174
unter 3.3.2.6.2.3).
19. 36,10 ַעל־ָהָאֶרץ ַה ֹּזאת ְלַהְׁשִחיָתּה18,25 ַֹעל־ַהָּמקֹום ַהֶּזה ְלַהְׁשִחתו
Im Jesajatext wird in V. 10 zweimal dieselbe Formulierung gebraucht:
ְוַע ָּתה ֲהִמַּבְלֲעֵדי ְיהָוה ָעִליִתי ַעל־ָהָאֶרץ ַה ֹּזאת ְלַהְׁשִחיָתּה
:ְיהָוה ָאַמר ֵאַלי ֲעֵלה ֶאל־ָהָאֶרץ ַה ֹּזאת ְוַהְׁשִחיָתּה
Demgegenüber stellt die Königeversion eine Variation dar. Sie schließt, wie
die Fortsetzung von V. 25 zeigt, das Land ein. Aber die Formulierung in
Könige kann sich auch speziell auf Jerusalem beziehen, so wie in 1 Kg 8,29
und in 2 Kg 22,16-20. Und genau das ist m.E. der Grund, warum der
Verfasser von Könige seine Jesajavorlage geändert hat. Wir hatten schon
gesehen, daß durch eine andere solche Änderung eine Beziehung zu dem
Gebet von Salomo in 1 Kg 8 hergestellt worden war (siehe oben Nr. 69 unter
3.3.2.7). Vgl. 1 Kg 8,28-29:
וָּפִניָת ֶאל־ ְּתִפ ַּלת ַעְבְּדָך ְוֶאל־ ְּתִחָּנתוֹ ְיהָוה ֱאלָֹהי
:ִלְׁשמַֹע ֶאל־ָהִרָּנה ְוֶאל־ַה ְּתִפ ָּלה ֲאֶׁשר ַעְבְּדָך ִמְתַּפֵּלל ְלָפֶניָך ַהיֹּום
ִלְהיֹות ֵעיֶנָך ְפֻתחֹות ֶאל־ַהַּבִית ַהֶּזה ַליְָלה ָויֹום
ֶאל־ַהָּמקֹום ֲאֶׁשר ָאַמְר ָּת יְִהֶיה ְׁשִמי ָׁשם
:ִלְׁשמַֹע ֶאל־ַה ְּתִפ ָּלה ֲאֶׁשר יְִתַּפֵּלל ַעְבְּדָך ֶאל־ַהָּמקֹום ַהֶּזה
Ebenso bezeichnend ist die Beziehung, welche durch diese Formulierung zu
2 Kg 22,16.20 hergestellt wird, einem Text, in dem Gott Josia wegen seiner
Buße von dem Unheil ausnimmt, das Er, Jahwe, gegen diesen Ort schicken
wird. Gerade wenn man bedenkt, daß Hiskia und Josia zwei herausragende
fromme Könige waren (2 Kg 23,25; 18,5). Vgl. also 2 Kg 22,16.20:
כה ָאַמר ְיהָוה ִהְנִני ֵמִביא ָרָעה ֶאל־ַהָּמקֹום ַהֶּזה
ֹּ
... :על־ְֹׁשָביו ֵאת ָּכל־ִּדְבֵרי ַהֵּסֶפר ֲאֶׁשר ָקָרא ֶמֶלְך ְיהּוָדה
ְו ַ י
ָלֵכן ִהְנִני אִֹסְפָך ַעל־ֲאבֶֹתיָך ְוֶנֱאַסְפ ָּת ֶאל־ִקְברֶֹתיָך ְּבָׁשלֹום
כל ָהָרָעה
ֹ לא־ִתְרֶאיָנה ֵעיֶניָך ְּב
ֹ ְו
:ֲאֶׁשר־ֲאִני ֵמִביא ַעל־ַהָּמקֹום ַהֶּזה ַויִָּׁשיבוּ ֶאת־ַהֶּמֶלְך ָּדָבר
Diese Verbindungslinien zwischen 1 Kg 8, 2 Kg 18-19 und 2 Kg 22 liegen
alle auf der einen Linie, daß Jahwe die Gebete von frommen Söhnen Davids
(Salomo in seinen guten Zeiten, Hiskia, Josia) erhört, um Jerusalem zu
segnen und mitsamt Tempel zu schützen. In 2 Kg 18,25 will Sanherib nicht
nur das ganze Land, sondern insbesondere auch Jerusalem, wie er sagt, im
Auftrag Jahwes in seine Gewalt bekommen und verderben. Die Deportation
180
ist ja auch nach 2 Kg 18,32 // Jes 36,17 schon beschlossene Sache. Es
handelt sich also nicht um eine kontextwidrige Verfälschung durch den
Königeverfasser, sondern um eine kontextgemäße Präzisierung innerhalb
des Königebuchkontextes.
77. 37,18 ָהֲאָרצֹות19,17 ַהגּוִֹים
In Jesaja lautet der ganze Vers:
:ָאְמָנם ְיהָוה ֶהֱחִריבוּ ַמְלֵכי ַאּׁשּור ֶאת־ ָּכל־ָהֲאָרצֹות ְוֶאת־ַאְרָצם
Diesen Vers kann man so verstehen, daß die Könige von Assur die Länder
der Welt verheert haben und auch ihr eigenes Land ()ְוֶאת־ַאְרָצם. Der Gedanke
wäre dann, daß sie mit eiserner Faust regieren und auch im eigenen
Assurkernland im Falle von Aufständen und Putschversuchen rigoros durchgreifen. Der Königetext ist allgemeiner formuliert und könnte nur auf die
Fremdvölker bezogen werden:
:ָאְמָנם ְיהָוה ֶהֱחִריבוּ ַמְלֵכי ַאּׁשּור ֶאת־ַהגּוִֹים ְוֶאת־ַאְרָצם
Der Jesajatext kann „textkritisch“ als die schwierigere Lesart angesehen
werden und der Königetext als vereinfachende Verallgemeinerung. 280
Innerhalb des Jesajabuches ist die Verheerung des eigenen Landes ein
durchaus bezeugter Gedanke (Jes 14,20):
ִּכי־ַאְרְצָך ִׁשַח ָּת ַעְּמָך ָהָרְג ָּת
Welche Verheerungen wird Sanherib bei seiner Zerstörung Babylons auch
an Tempeln durchgeführt haben, deren Götter sowohl von Babyloniern als
auch Assyrern verehrt wurden.
86. 37,24 ֲעָבֶדיָך19,23 ַמְלָאֶכיָך
Zu der Möglichkeit, beide Formulierungen als synonym anzusehen, vgl.
die Parallele in Jes 42,19. Beide Texte sprechen in 2 Kg 19,9.14/ Jes 37,9.14
von Boten. Wie des öfteren festgestellt, hat der Königetext die präzisere,
mehr eingeengte Formulierung.
280
In Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 252-253, findet sich zu dieser Stelle
einer der Fälle, in denen das Komitee ein geteiltes Votum abgab: Einig waren
sich alle in der Beibehaltung von הארצותin Jes 37,18 gegenüber dem הגוים
von 2 Kg 19,17, aber vier Mitglieder waren mit 1Q-a für die Weglassung von
( ואת ארצםmit B-Gewißheit), nur einer votierte für die Beibehaltung vom
masoretischen Text zu Jes 37,18 (ebenfalls mit B-Gewißheit). Diesem
Minderheitenvotum würde ich mich mit Verweis auf die schwierigere Lesart,
die gleichzeitig die Entstehung der anderen besser erklärt, anschließen.
181
118. 38,4 ְּדַבר־20,4 ּוְדַבר־
119. 38,4 ּ ֶאל־יְַׁשְעָיהו20,4 ֵאָליו
Beide Unterschiede scheinen durch dieselbe Hinzufügung verursacht zu
sein. Vergleichen wir einmal Jes 38,4 und 2 Kg 20,4 als ganze Verse:
Jes 38,4:
:מר
ֹ ַויְִהי ְּדַבר־ְיהָוה ֶאל־יְַׁשְעָיהוּ ֵלא
2 Kg 20,4:
:מר
ֹ *ָהִעיר **ָחֵצר ַה ִּתיכָֹנה ּוְדַבר־ְיהָוה ָהָיה ֵאָליו ֵלא281 לא יָָצא
ֹ ַּויְִהי יְַׁשְעָיהו
Wir stellen einen starken Königeüberhang fest, der schon einmal den
Namen Jesaja enthält. Weil der Verfasser von Könige durch seine Hinzufügung den Namen Jesajas282 in diesem Vers nicht doppeln wollte, hat er das
zweite Mal ֵאָליוgesetzt. Und weil er nicht zweimal ַויְִהיsetzen wollte, hat er
seine vorliegende Satzkonstruktion gewählt.
123. 38,5 יוִֹסף283 20,6 ְוהַֹסְפ ִּתי
Der Vergleich beider Textpassagen läßt erkennen, woher die Unterschiedlichkeit im Kontext kommt:
Jes 38,5:
כה־ָאַמר ְיהָוה ֱאלֵֹהי ָּדִוד ָאִביָך ָׁשַמְע ִּתי ֶאת־ ְּתִפ ָּלֶתָך ָרִאיִתי ֶאת־ִדְּמָעֶתָך
ֹּ
:ִהְנִני יוִֹסף ַעל־יֶָמיָך ֲחֵמׁש ֶעְׂשֵרה ָׁשָנה
2 Kg 20,5-6a:
כה־ָאַמר ְיהָוה ֱאלֵֹהי ָּדִוד ָאִביָך ָׁשַמְע ִּתי ֶאת־ ְּתִפ ָּלֶתָך ָרִאיִתי ֶאת־ִדְּמָעֶתָך
ֹּ
ְוהַֹסְפ ִּתי ַעל־יֶָמיָך ֲחֵמׁש ֶעְׂשֵרה ָׁשָנה:ִהְנִני רֶֹפא ָלְך ַּביֹּום ַה ְּׁשִליִׁשי ַּתֲעֶלה ֵּבית ְיהָוה
Auch hier ist es so, daß durch eine Hinzufügung in Könige kontextmäßig an
dieser Stelle eine Veränderung des Textes die Folge war.284
131. 38,8 ִהְנִני ֵמִׁשיב20,11 ַויֶָּׁשב
132. 38,8 ֶאת־ֵצל20,11 צל
ֵֶּאת־ַה
133. 38,8 ַהַּמֲעלֹות20,11 ַּבַּמֲעלֹות
Alle drei Unterschiede stehen in demselben Zusammenhang. Es ist wieder
ein Textvergleich im Kontext nötig:
281
282
Das Wort mit einem Stern (*) ist das Kethib, mit zweien (**) das Quere.
Der Name Jesaja steht in Könige an diesen 13 Stellen: 19,2.5.6.20;
20,1.4.7.8.9.11.14.16.19.
283 Mit König (Historisch-kritisches Lehrgebäude, Bd. I, S. 403-404) als Qal
Partizip aufzufassen.
284 Wegen der unterschiedlichen Überlieferung in Könige und Jesaja gerade auch
im engeren Kontext unserer Stelle ist mit Barthélemy, Critique Textuelle, o.c.,
S. 260 eine Änderung des masoretischen Textes zu Jesaja 38,5 durch
Hinzufügung aus 2 Kg 20,5 abzulehnen.
182
Jes 38,7-8:
:ְוֶזה־ְּלָך ָהאֹות ֵמֵאת ְיהָוה ֲאֶׁשר יֲַעֶׂשה ְיהָוה ֶאת־ַהָּדָבר ַהֶּזה ֲאֶׁשר ִּדֵּבר
ִהְנִני ֵמִׁשיב ֶאת־ֵצל ַהַּמֲעלֹות
חַרִּנית ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות
ֹ ֲאֶׁשר ָיְרָדה ְבַמֲעלֹות ָאָחז ַּב ֶּׁשֶמׁש ֲא
2 Kg 20,9-11:
ֶזה־ְּלָך ָהאֹות ֵמֵאת ְיהָוה ִּכי יֲַעֶׂשה ְיהָוה ֶאת־ַהָּדָבר ֲאֶׁשר ִּדֵּבר
ּ ַוֹּיאֶמר יְִחְזִקָּיהו:צל ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות ִאם־יָׁשּוב ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות
ֵָּהַלְך ַה
:חַרִּנית ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות
ֹ צל ֲא
ֵּלא ִכי יָׁשּוב ַה
ֹ צל ִלְנטֹות ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות
ֵּנֵָקל ַל
צל ַּבַּמֲעלֹות
ֵַּויְִּקָרא יְַׁשְעָיהוּ ַהנִָּביא ֶאל־ְיהָוה ַויֶָּׁשב ֶאת־ַה
:חַרִּנית ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות
ֹ ֲאֶׁשר ָיְרָדה ְּבַמֲעלֹות ָאָחז ֲא
Wiederum veranlaßte die Hinzufügung in Könige kontextmäßig an dieser
Stelle eine Veränderung des Textes. Nr. 131 hängt von dem großen Einschub in 2 Kg 20,9b-11a ab. Bei Nr. 132 ist der Schatten beide Male determiniert: in Jes 38,8, wenn man ֶאת־ֵצל ַהַּמֲעלֹותals Constructusverbindung
versteht; in 2 Kg 20,11 erfolgt die Determination durch den Artikel, weil
=( ַּבַּמֲעלֹותNr. 133, keine Constructusverbindung) folgt.
3.3.2.9 Unterschiedlich plazierter / bearbeiteter Text (4 x = 2,61%):
125 <=> 137 (Könige 10 Worte / Jesaja 9 Worte);
126 <=> 138 (Könige 17 Worte / Jesaja 8 Worte).
125.[ 38,21] 20,7 ַוֹּיאֶמר יְַׁשְעָיהוּ ְקחוּ ְּדֶבֶלת ְּתֵאִני מ
:ַויְִּקחוּ ַויִָּׂשימוּ ַעל־ַה ְּׁשִחין ַויִֶּחי
137. 38,21 :[ ַוֹּיאֶמר יְַׁשְעָיהוּ יְִׂשאוּ ְּדֶבֶלת ְּתֵאִנים ְויְִמְרחוּ ַעל־ַה ְּׁשִחין ְויִֶחי20,7]
126.[ 38,21] 20,7-9 ַוֹּיאֶמר ִחְזִקָּיהוּ ֶאל־יְַׁשְעָיהוּ ָמה אֹות ִּכי־ִיְרָּפא ְיהָוה ִלי
ּ ַוֹּיאֶמר יְַׁשְעָיהו:ְוָעִליִתי ַּביֹּום ַה ְּׁשִליִׁשי ֵּבית ְיהָוה
138. 38,22 :[ ַוֹּיאֶמר ִחְזִקָּיהוּ ָמה אֹות ִּכי ֶאֱעֶלה ֵּבית ְיהָוה20,8]
Wie oben285 bereits gesagt, sehen wir als Grund für die unterschiedliche
Plazierung, daß der Verfasser von Könige den Psalm des Hiskia nicht mit
übernehmen wollte (er wäre einzig in Könige) und daher den planvollen
Aufbau von Jes 38 ändern mußte.286
285
286
Siehe unter 3.3.2.6.1.3, Nr. 135 und Nr. 136, S. 161-162.
Darum ist auch hier mit Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 261 allen
Angleichungsversuchen des Jesajatextes an den von Könige zu widersprechen.
183
3.3.2.10 Klassische “textkritische“ Unterschiede (22 x = 14,38%):
12; 15; 20; 26; 38; 45; 59; 61; 65; 68; 85; 87; 90; 98 (oder 7.?);
99; 102; 107; 139; 140; 141; 142; 152.
12. 36,5 ָאַמְר ִּתי18,20 ָאַמְר ָּת
15. 36,7 תאַמר
ֹ ְוִכי־18,22 תאְמרּון
ֹ ְוִכי־
20. 36,10 ֶאל־ָהָאֶרץ18,25 ַעל־ָהָאֶרץ
26. 36,12 ַהֶאל18,27 ַהַעל
38. 36,18 ֶּפן־יִַּסית287 18,32 ִּכי־יִַּסית
45. 36,21 ּ ַויֲַּחִריׁשו18,36 ְּוֶהֱחִריׁשו
59. 37,9 ַעל־ ִּתְרָהָקה19,9 ֶאל־ ִּתְרָהָקה
61. 37,9 ַויְִּׁשַמע19,9 ַויָָּׁשב
65. 37,12 ּ ִהְׁשִחיתו19,12 ִּׁשֲחתו
68. 37,14 ּ ַויְִּקָרֵאהו19,14 ַויְִּקָרֵאם
85. 37,23 ֶאל־ְקדוֹׁש19,22 ַעל־ְקדוֹׁש
87. 37,24 ברב19,23 ברכב
90. 37,24 ְמרֹום19,23 ְמלֹון
98. 37,27 ּ ָובֹׁשו19,26 ַּויֵּבֹׁשו
99. 37,27 וְּׁשֵדָמה19,26 וְּׁשֵדָפה
102. 37,30 ָׁשִחיס19,29 ָסִחיׁש
107. 37,35 ַעל־ָהִעיר19,34 ֶאל־ָהִעיר
139. 39,1 רַדְך
ֹ ְמ20,12 ראַדְך
ֹ ְּב
140. 39,1 ַויְִּׁשַמע20,12 ִּכי ָׁשַמע
141. 39,1 : ַויֱֶּחָזק20,12 :ִחְזִקָּיהּו
142. 39,2 ַויְִּׂשַמח20,13 ַויְִּׁשַמע
152. 39,7 יקחו20,18 יקח
Ich habe diese Liste mit „klassische textkritische Unterschiede“ betitelt,
nicht weil ich glaube, daß alle 22 Fälle textkritisch zu verstehen sind,
sondern weil man bei diesen Fällen im Unterschied zu den meisten anderen
zu Recht „textkritische“ Probleme sehen kann. Das erste Beispiel ist m.E.
gar nicht anders zu verstehen:
12. 36,5 ָאַמְר ִּתי18,20 ָאַמְר ָּת
Mir scheint der Jesajatext („ich sprach“, „ich dachte“) ursprünglich zu
sein. Gleich zwei Kanones der klassischen Textkritik treffen auf ihn zu. Erstens ist die schwierigere Lesart die wahrscheinlich ursprünglichere und
zweitens die, welche die Entstehung der anderen am besten erklärt. Die
287
184
Siehe Joüon/Muraoka, o.c., § 168 g.
Lesart ist die schwierigere288, weil die Verben im Umfeld dieses Verbums
alle die zweite Person singular maskulin haben. Sie erklärt die Entstehung
der anderen in dem Sinne leicht, daß, falls das Schlußjod auf der
handschriftlichen Vorlage beschädigt wird und wegfällt, sofort bei unvokalisiertem Text die Lesart ָאַמְר ָּתentsteht.
15. 36,7 תאַמר
ֹ ְוִכי־18,22 תאְמרּון
ֹ ְוִכי־
Die Königeform des Verbums kommt in 2 Kg 18,22; 19,6 und 19,10 vor,
auch in Jes 8,12; 37,6.10, ist also für beide Bücher bezeugt. Die Lesart in
Jesaja scheint auch hier die ursprünglichere zu sein, weil die angeführte
Rede in der ersten Person Plural ausgeführt wird. Falls zuerst der Singular
stand, ist leicht erklärlich, daß wegen der Pluralform in der Rede daraus ein
Plural wird.
20. 36,10 ֶאל־ָהָאֶרץ18,25 ַעל־ָהָאֶרץ
26. 36,12 ַהֶאל18,27 ַהַעל
59. 37,9 ַעל־ ִּתְרָהָקה19,9 ֶאל־ ִּתְרָהָקה
85. 37,23 ֶאל־ְקדוֹׁש19,22 ַעל־ְקדוֹׁש
107. 37,35 ַעל־ָהִעיר19,34 ֶאל־ָהִעיר
Gleich fünf der hier angeführten 22 Unterschiede hängen mit den zu
bestimmten Zeiten der Überlieferungsgeschichte ähnlich klingenden und
inhaltlich oft synonymen Worten אלund עלzusammen. Es könnte sich um
akustische Abschreibfehler handeln, weil die Vorlage vorgelesen wurde und
mehrere gleichzeitig schrieben. Die Fälle sind so gleich verteilt, wie es nur
eben bei fünf Vorkommen geht: MT Jes hat dreimal אלund zweimal על, und
bei MT Kg ist es genau umgekehrt. Die Verwechslungen waren allerdings
auch so einfach, weil inhaltlich vom Kontext her kein großer Unterschied
gesehen werden muß. Bei Nr. 26 etwa muß das ַהַעלin 2 Kg 18,27 nicht
feindlicher verstanden werden als das ַהֶאלin Jes 36,12, denn gleich wird
deutlich, daß der Rabschake den Männern auf der Mauer ein „Friedensangebot“ macht, wenn sie nur kapitulieren: ַהַעלbedeutet hier also gesandt
„zu“, nicht gesandt „gegen“.
38. 36,18 ֶּפן־יִַּסית18,32 ִּכי־יִַּסית
Hier könnte man einen klassischen textkritischen Abschreibfehler sehen.
Zur möglichen Verwechslung von כund פeinerseits und נund יandererseits
siehe Fischers Untersuchung zur LXX Jes.289 Allerdings muß dieser Unter288
So auch in Barthélemy, Dominique, Critique Textuelle de l’Ancien Testament,
Vol. 2, OBO 50/2, Fribourg: 1986, S. 248: Die in 1Q-a befindliche Form ָאַמְר ָּת
sei in Angleichung an die leichtere Lesart im Königetext entstanden.
289 Fischer, In welcher Schrift lag das Buch Isaias den LXX vor?, o.c., S. 71ff.
185
schied m.E. in Zusammenhang mit Nr. 37 und Nr. 39 gesehen werden und
wird unter Nr. 37 behandelt (siehe 3.3.2.6.2.3).
45. 36,21 ּ ַויֲַּחִריׁשו18,36 ְּוֶהֱחִריׁשו
Orlinsky spricht sich hier für den Jesajatext aus (auch in Verbindung mit
Nr. 46, siehe oben S. 169).290 Die Frage, die man sich stellen kann, ist, ob
hier evtl. zwei stilistische Varianten vorliegen.
61. 37,9 ַויְִּׁשַמע19,9 ַויָָּׁשב
Der Textvergleich im Gesamtvers zeigt, daß beide Lesarten möglich sind:
Jes 37,9:
מר יָָצא ְלִה ָּלֵחם ִא ָּתְך
ֹ ַויְִּׁשַמע ַעל־ ִּתְרָהָקה ֶמֶלְך־ּכוּׁש ֵלא
:מר
ֹ ַויְִּׁשַמע ַויְִּׁשַלח ַמְלָאִכים ֶאל־ִחְזִקָּיהוּ ֵלא
2 Kg 19,9:
מר ִהֵּנה יָָצא ְלִה ָּלֵחם ִא ָּתְך
ֹ ַויְִּׁשַמע ֶאל־ ִּתְרָהָקה ֶמֶלך־ּכוּׁש ֵלא
:מר
ֹ ַויָָּׁשב ַויְִּׁשַלח ַמְלָאִכים ֶאל־ִחְזִקָּיהוּ ֵלא
Der Jesajavers greift das Hören ַויְִּׁשַמעvon 37,9a auf und schildert als Folge
des Hörens das Senden der Boten ַויְִּׁשַמע ַויְִּׁשַלח. Der Vers in Könige greift
nicht auf 19,9a zurück, sondern drückt mit ַויָָּׁשב ַויְִּׁשַלחdie erneute Sendung
von Boten aus. Beides paßt zum Kontext.291 Wenn das eine die bewußt
überarbeitete Fassung des anderen ist, ist nicht ganz klar, warum die
Änderung erfolgte. Von daher könnte es eine textkritisch zu beurteilende
Variante sein.292 Vielleicht ist die Verwechslung in Richtung von ַויְִּׁשַמעauf
ַויָָּׁשבleichter als umgekehrt, weil eher durch Handschriftenabnutzung aus
zwei Buchstaben einer wird als aus einem zwei.
65. 37,12 ּ ִהְׁשִחיתו19,12 ִּׁשֲחתו
Wenn man bedenkt, daß MT Jes oft die Pleneschreibung hat und MT Kg
an derselben Stelle nicht, so unterscheiden sich die beiden Formen (MT Jes
290
The Kings-Isaiah Recensions, o.c., S. 47: „In the Aramaic Cursive of the LXX
Vorlage (see above) יand ו, הand חwere not confused paleographically. In the
succeeding Square Script they could only too frequently not be told apart.
Hence ויחרישוcould become והחרישו... in the post-LXX Square Script.“
291 Gemäß Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 251, ist die Lesart von 1Q-a zu
Jes 37,9 ( ;וישמע וישובvgl. auch LXX: α κου σας α πεστρεψεν και α πεστειλεν) als
Mischlesart aus Jes und 2 Kg zu erklären.
292 Fischer stellt fest, daß anscheinend bei der Vorlage der LXX Verwechslungen
von מzu בund umgekehrt vorgekommen sind (In welcher Schrift lag das Buch
Isaias den LXX vor?, o.c., S. 69 und 72). Aber man muß natürlich
mitberücksichtigen, daß es hier um eine Verwechslung von מעund בgeht.
186
Hif’il, MT Kg Pi’el; beides bedeutet „zerstören“, „verderben“) nur durch das
Anfangs-Hê bei der Jesaja-Form. Jesaja hat das Hif’il in 11,9; 36,10.10;
37,12; 51,13; 65,25 und das Pi’el in 14,20. Das Hif’il findet sich in 2 Kg
8,19; 13,23; 18,25.25, das Pi’el in 2 Kg 19,12 (also an unserer Stelle).293
Das häufigere ist somit in beiden Werken das Hif’il. Es ist aber nicht so
häufig, daß man sagen müßte, der Abschreiber hätte die schwierigere Lesart
des Pi’el an die geläufigere des Hif’il angeglichen. Das kann natürlich sein.
Genauso gut ist möglich, daß durch Beschädigung des Hê beim Hif’il die
Manuskriptvorlage als Pi’el gelesen wurde. Beide Veränderungen, egal in
welche Richtung, konnten umso leichter geschehen, als Hif’il und Pi’el
synonym gebraucht werden.
68. 37,14 ּ ַויְִּקָרֵאהו19,14 ַויְִּקָרֵאם
Beide Verse sind bis auf diesen Unterschied identisch.
ַּויִַּּקח ִחְזִקָּיהוּ ֶאת־ַהְּסָפִרים ִמַּיד ַהַּמְלָאִכים ַויְִּקָרֵאהו
:ַויַַּעל ֵּבית ְיהָוה ַויְִּפְרֵׂשהוּ ִחְזִקָּיהוּ ִלְפֵני ְיהָוה
Der Plural in Könige ( )ַויְִּקָרֵאםkann leicht wegen des grammatischen Plurals
ַהְּסָפִריםentstanden sein. Inhaltlich gesehen ist ַהְּסָפִריםaber in beiden Texten
ein Singular, wie das folgende ּ ַויְִּפְרֵׂשהוin Jes und Kg zeigt.
87. 37,24 ברב19,23 ברכב
Der Unterschied hier besteht nur zwischen dem Kethib von 2 Kg 19,23
und Jes 37,24. Das nach den Masoreten zu Lesende ist identisch. Das
Geschriebene von 2 Kg 19,23 übersetzt Watts294 mit „by the drivers of my
chariots“ im Unterschied zu „by the numbers of my chariots“ im zu lesenden
Text von Könige und in Jes 37,24. Eine Verschreibung von רב ִרְכִּבי
ֹ ְּבzu ְּבֶרֶכב
ִרְכִּביwar gut möglich.
90. 37,24 ְמרֹום19,23 ְמלֹון
Hier scheint wiederum ein klassisch textkritisch zu erklärender Unterschied vorzuliegen, verursacht durch die Verlesung eines Buchstabens mit
einem anderen leicht zu verwechselnden ( לund )ר.295 Das Wort ָמלֹוןkommt
achtmal296 im Alten Testament vor und bedeutet einen Ort zur Übernachtung. Für ָמרֹוםbietet die Even-Shoshan-Konkordanz (p. 710) 54 Stellen; es ist also das häufigere Wort von beiden. Es bezeichnet einen hoch293
294
295
Siehe Even-Shoshan-Konkordanz, o.c., S. 1132.
Watts, Isaiah 34-66, o.c., S. 40.
Zur Verwechslungsmöglichkeit dieser Buchstaben siehe Fischer, In welcher
Schrift lag das Buch Isaias den LXX vor?, o.c., S. 72 und 74.
296 Nach der Even-Shoshan-Konkordanz, o.c., S. 661: Gen 42,27; 43,21; Ex 4,24;
Josua 4,3.8; 2 Kg 19,23; Jes 10,29; Jer 9,1.
187
gelegenen Ort, eine Höhe, Anhöhe. Wieder treffen wir das Phänomen an,
daß beide Worte vom Kontext her passen und dadurch wohl erst der
Abschreibfehler, der an und für sich leicht passieren kann, auch möglich
wurde und sich halten konnte. In diesem Fall ist die Entscheidung für die
wahrscheinlich ursprüngliche Lesart schwer. In MT Jes könnte die Aussage
ָעִליִתי ְמרֹום ָהִריםin demselben Vers ein paar Worte vor unserem Ausdruck
eine Verlesung von ְוָאבוָֹאה ְמלֹוןzu ְוָאבֹוא ְמרֹוםverursacht haben.
98. 37,27 ּ ָובֹׁשו19,26 ַּויֵּבֹׁשו
Beide Aussagen können inhaltlich gleich aufgefaßt werden. Die engste
Parallele innerhalb von Jesaja ist Jes 20,5 (vgl. auch 19,9; 24,23; 26,11;
40,24; 45,24). Möglicherweise handelt es sich hier nicht um eine
textkritische Lesart, sondern um stilistische Variationen.
99. 37,27 וְּׁשֵדָמה19,26 וְּׁשֵדָפה
Auch bei diesem Unterschied fällt die Entscheidung schwer.297 ְׁשֵדָמה
kommt neben unserer Stelle in Jes 37,27 noch in Dt 32,32; 2 Kg 23,4; Jes
16,8; Jer 31,40 und Hab 3,17 vor, ist an diesen anderen Stellen aber immer
im Plural. 298 Gesenius/Buhl gibt für die Pluralstellen die Bedeutungen
„Weinpflanzungen“ (Dt 32,32; Jes 16,8), „Getreidefelder“ (Hab 3,17) und
„das Gefilde bis zum Kidrontale“ (Jer 31,40) an.299 Unsere Stelle sieht er
wegen der Parallele in Könige als unklar an. Für ְׁשֵדָפהin 2 Kg 19,26 wird
die Bedeutung „Brand des Getreides“ geboten.300
102. 37,30 ָׁשִחיס19,29 ָסִחיׁש
Unter ָׁשִחיסverweist Gesenius/Buhl auf ָסִחיׁש, wo er ersteres als transponierte Schreibung von letzterem sieht und die Bedeutung „das was im
dritten Jahre n.d. Saat noch v. selbst hervorkommt“ angibt (2 Kg 19,29; Jes
37,30).301
297
298
299
300
301
188
Das spiegelt sich auch in Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 257-259
wider: Der masoretische Text in Jes 37,27 wird als Abschreibfehler angesehen, jedoch nicht die Lesart in 2 Kg 19,26 übernommen, um nicht der
Gefahr der Angleichung zu erliegen. Die Lesart in 1Q-a ( )הנשדףwird dem
Sinne nach akzeptiert, wenn auch das „nifal“ nicht ursprünglich sein könne.
Even-Shoshan-Konkordanz, o.c., S. 1116.
Gesenius, W.; Buhl, Fr., Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über
das Alte Testament, Unveränderter Neudruck der 1915 erschienenen 17.
Auflage, Berlin: 1962, S. 809.
Ebd., S. 809.
Ebd., S. 819 und 541.
139. 39,1 רַדְך
ֹ ְמ20,12 ראַדְך
ֹ ְּב
Hier liegt wohl eine Verschreibung von מzu בvor,302 da der akkadische
Name bekannt ist (Marduk-apla-iddin[a]).303
140. 39,1 ַויְִּׁשַמע20,12 ִּכי ָׁשַמע
141. 39,1 : ַויֱֶּחָזק20,12 :ִחְזִקָּיהּו
4QIsb stützt das ִּכיin 2 Kg 20,12. F.J. Morrow304 bemerkt dazu: „The
reading ִּכיfollowed by all the versions305, fits the context better.“ Aber hier
muß man Nr. 141 mit dazunehmen, denn MT Jes gibt, wenn man 140 und
141 als für Jes ursprünglich beläßt, auch den Sinn, daß die Worteַויְִּׁשַמע ִּכי
: ָחָלה ַויֱֶּחָזקden Grund aufzeigen, aus welchem Anlaß Merodach-Baladan
seine Gesandten schickt. Dazu muß man nur ַויְִּׁשַמעals Plusquamperfekt
auffassen, was sich vom Kontext her m.E. anbietet.306 Damit wäre aber Jes
39,1 die lectio difficilior und potior. Eine Verlesung von וin כwar nach
Fischers Untersuchung zur LXX möglich.307 Daher ist nicht auszuschließen,
daß MT Jes einen ursprünglichen Text bietet und 4QIsb sich an den einfacheren Text in MT Kg angeglichen hat. Evtl. muß man es aber gar nicht
textkritisch sehen, da der Verfasser von Könige, falls er den Jesajatext
übernommen hat, in seiner Formulierung vielleicht den Sinn noch deutlicher hervorheben wollte. Dabei hätte er allerdings gleichzeitig das Gesundwerden in Jesaja durch den Namen Hiskia ersetzt.
142. 39,2 ַויְִּׂשַמח20,13 ַויְִּׁשַמע
Der MT Jes gibt einen besseren Sinn als MT Kg, bei welchem vom
vorhergehenden ִּכי ָׁשַמעbeeinflußt ein ursprüngliches ַויְִּׂשַמחin ein ַויְִּׁשַמע
verändert worden sein könnte.308
152. 39,7 יקחו20,18 יקח
302
303
304
305
306
307
308
Nach Fischer, In welcher Schrift lag das Buch Isaias den LXX vor?, o.c., S.
77, 69 und 72 eine häufige Verwechslung.
Mit Watts, Isaiah 34-66, o.c., S. 63.
Morrow, F. J., The Text of Isaiah at Qumran, Dissertation, Catholic University
of America, S. 110 (bes. S. 8, 108-110, 180).
LXX, Targum, Peschitta und Vulgata.
So wie C.J. Collins in seinem Artikel „The wayyiqtol as ‘pluperfect’: when
and why“, Tyndale Bulletin 1995 (46) S. 117-140 das plusquamperfektische
Verständnis für Gen 2,19 vorschlägt, könnte man es auch in Jes 39,1 sehen.
In welcher Schrift lag das Buch Isaias den LXX vor?, o.c., S. 70-71.
Vgl. Fischer zu der Möglichkeit der dabei vorausgesetzten Buchstabenverwechslung, In welcher Schrift lag das Buch Isaias den LXX vor?, o.c.,
S. 71 und 73.
189
Der Unterschied betrifft nur das Kethib in 2 Kg 20,18, das den Singular
anstelle des Plurals hat.
3.3.3 Thesenhafte Zusammenfassung über die Auswertung des
Textvergleiches
3.3.3.1 Die Ähnlichkeit und weitgehende Parallelität von Jes 36-39 und 2
Kg 18,13-20,19 ist dergestalt, daß sie nur im Rahmen einer literarischen
Abhängigkeit oder Beziehung zueinander erklärt werden kann. Mit H.E.G.
Paulus309 scheint uns die Möglichkeit, daß beide Texte von einem dritten
Dokument abhängig sind, wenig wahrscheinlich.
3.3.3.2 Das Selbstzeugnis des Königewerkes, daß es auf älteren Quellen
aufgebaut ist, und das Zeugnis von 2 Chr 32,32 würden an und für sich die
traditionelle Sicht nahelegen, daß in der literarischen Beziehung beider Texte zueinander die Prioriät bei Jesaja liegt.310
309
Paulus, H.E.G., Philologischer Clavis über das Alte Testament für Schulen
und Akademien: Jesaias, Jena: 1793, S. 242 (siehe oben S. 101).
310 Eine bemerkenswerte Sicht der Beziehung beider Texte zueinander entfaltet
Vitringa: Grundsätzlich vertritt er die Abfassung von Jes 36-39 durch Jesaja
(Commentarius in librum prophetiarum Jesaiae Pars II, o.c., S. 307). Aber er
nimmt die Aussage von 2 Chr 32,32 und die Überhänge in Könige und die in
Jes 36-39 argumentativ wie folgt zusammen: 1. Jesaja habe eine Geschichte
eines Teiles des Lebens von Hiskia geschrieben, die in die königliche
Geschichtsschreibung ( )ַעל־ֵס ֶפר ַמ ְלֵכי־ְיה ּוָדה ְויְִׂשָרֵאלeingegangen sei (2 Chr
32,32). Eines Teiles deswegen, weil die Formulierung in 2 Chr 32,32 ( ְויֶֶתר
)ִדְּבֵרי יְִחזְִקָּיהוּ ַוֲחָסָדיוnicht so umfassend klingt wie die Formulierung bei der
nach 2 Chr 26,22 auch von ihm verfaßten Geschichte des Lebens Usias ( ְויֶֶתר
ּעִָּּיהו
ִדְּבֵרי ֻ ז:ָהִראׁשִֹנים ְוָהֲאֲחרִֹנים ּכַָתב יְַׁשְעָיהוּ ֶבן־ָאמֹוץ ַהנִָּביא. 2. Die Version in unserem
Königebuch (2 Kg 18,13-20,19) sei ein Exzerpt aus der von Jesaja verfaßten
und damals in der königlichen Geschichtsschreibung vorliegenden Hiskiageschichte gewesen. 3. Die heiligen Schreiber, welche die Prophetien des Jesaja
zum Jesajabuch zusammengestellt hätten, hätten den Bericht aus Könige ein
wenig kontrahiert ins Jesajabuch eingefügt (ähnlich wie bei Jer 52), damit der
Leser diese Kapitel immer schnell vor Augen hätte und sie nicht anderswo
suchen müßte (ebd., S. 306). In gewissem Sinn vertritt Vitringa damit eine
Synthese der drei Möglichkeiten: Die „Jesajapriorität“ findet sich bei ihm in
der Abfassung durch Jesaja, die gemeinsame Quelle in der königlichen
Geschichtsschreibung und die Königepriorität in der Annahme, Jes 36-39 sei 2
Kg 18,13-20,19 etwas kontrahiert dargeboten. Für uns spricht gegen diese
Sicht Vitringas der Aufbau des Jesajabuches und die Stellung von Jes 36-39 in
diesem Aufbau. Wir glauben, daß die Reihenfolge der Geschichten in Jes 3639 (2 Kg 18,13-20,19) dafür spricht, daß Jes 36-39 von Anfang an für diesen
190
3.3.3.3 Die „textkritische“ Analyse des Phänomens der Beziehung beider
Texte kann nur eine Ebene der Betrachtung sein, die ergänzt werden muß
durch das Bewußt sein, daß der übernehmende Teil den anderen passend zu
seinem Gesamtbuchentwurf überarbeitet hat. Die wenigsten der von uns
gezählten 153 Unterschiede müssen ausschließlich textkritisch erklärt werden.
3.3.3.4 Die Argumentation von Gesenius, ein Textvergleich zwischen Jes
36-39 und 2 Kg 18,13-20,19 spreche für eine Königepriorität, ist nicht die
einzig mögliche und bei näherer Analyse auch umkehrbar.311 Eine Reihe
von Forschern hat sich für die Überlegenheit des Jesajatextes ausgesprochen.312
Ort im Jesajabuch abgefaßt worden sind und daß Könige diese Reihenfolge
mit übernommen hat (siehe das nächste Kapitel). Es zeigt sich, daß die
Schwachstelle in Vitringas Analyse darin besteht, daß er Jes 36-39 als
historischen Einschub sieht, der mit dem Gesamtaufbau des Buches nicht so
stark verbunden ist.
311 Vgl. die interessante schon erwähnte Bemerkung Wildbergers (Jesaja, 3.
Teilband: Jes 28-39, o.c., S. 1372) über Gesenius Gedanken der textlichen
Überlegenheit von Könige und den ihm folgenden Forschern: „Man hat den
Eindruck, die Erkenntnis, daß der Erzählungskomplex dem Königsbuche
entnommen ist, habe dann und wann die Annahme der Überlegenheit des KTextes begünstigt.“ A. Jepsen (Die Quellen des Königsbuches, Halle: 1956, S.
77) beurteilt die Sachlage bei der Prioritätsfrage wie folgt: „Ebenso scheint RII
die Jesaja-Legenden bereits in der von ihm aufgenommenen Form abgeschlossen vorgefunden zu haben, vielleicht sogar schon im Zusammenhang der
ersten Sammlung der Jesaja-Reden. Jedenfalls ist die Textüberlieferung des
Jesaja-Buches älter und die oft vertretene Ansicht, der Redaktor des Jesaja
habe die Kapitel aus dem Königsbuch entnommen, kaum zu halten. Dazu
kommen eine Reihe weiterer Gründe, die zuletzt es als sicher erscheinen
lassen, daß RII entweder das Jesaja-Buch (Kap. 1-39) benutzt hat oder zum
mindesten die Jesaja-Legenden schon als abgeschlossenes Büchlein vorfand
und in sein Werk aufnahm.“
312 Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch die ausführlicheUntersuchung von A. Catastini über die Textüberlieferung von 2 Kg 18-20 und
Jes 36-39: „Isaia ed Ezechia: Studio di storia della tradizione di II Re 18-20 /
Is 36-39“, Rome: 1989. Für ihn bietet die Proto-Lukianische Version (= pL),
die er aus der Lukianischen Rezension der LXX rekonstruieren zu können
glaubt und die er als von der späteren καιγε-Rezension unabhängig sieht, die
älteste Stufe der Tradition für 2 Kg 18-20 (p. 321). Seine Ergebnisse sind
unter anderem (S. 324-325): „With regard to the text contained in the two
books, that in Isaiah generally proves to be more conservative than that in II
Kings... MT II Kings contains what is, from an editorial point of view, the
191
3.3.3.5 Die entscheidende Dimension zum Verständnis beider Texte liegt in
einer Analyse ihrer Funktion in dem jeweiligen Gesamtwerk: 2 Kg 18,1320,19 in Könige und Jes 36-39 in Jesaja. Beide Textblöcke sind in ihrem jeweiligen Werk kein Fremdkörper, sondern dem Kontext und der Gesamtintention angepaßt.
3.3.3.6 Bei der Untersuchung einer ganzen Reihe von Unterschieden hat
sich gezeigt, daß diese sich gut auf dem Hintergrund einer Jesajapriorität
erklären lassen: Der Verfasser von Könige scheint den Jesajatext durch
Hinzufügungen, Kürzungen oder Änderungen in seinen Gesamtentwurf
passend inkorporiert zu haben.
most developed form of the narratives about Hezekiah. It may sometimes carry
an earlier text than // MT Isaiah; however it has generally undergone
important ideological modifications, especially with regard to the most crucial
points, as the analysis of variants of 20:11 // 38:8 amply demonstrates...
Within the Isaiah tradition, 1Q and LXX* preserve the earliest textual form,
closer to the one detected in the pL stratum of II Kings; 1Q contains the
Hebrew tradition, which must have been remarkably wide-spread. - Compared
with 1Q and LXX* Isaiah, MT Isaiah represents a developed form of the text,
but one preserving several earlier textual peculiarities. It is nevertheless
without any doubt superior to the forms closer to // MT II Kings... Lastly, it
should be said that these results present us with a novel view of the
manuscript tradition... the more ancient a manuscript is, the more likely it is to
contain extremely early textual readings...“ Die Arbeit von Catastini ist
gründlich und zieht alle wesentlichen alten Übersetzungen mit in Betracht.
Dabei muß aber folgendes noch mehr berücksichtigt werden: Jes 36-39 und 2
Kg 18-20 sind zwar über weite Teile parallel, aber befinden sich in zwei
verschiedenen Büchern. Es geht nicht nur um eine textkritische Untersuchung,
sondern auch um die Frage, wie die Verfasser beider Werke die entsprechenden Kapitel in ihrem ganzen Werk einarbeiten wollten. Die späteren
Übersetzer der hebräischen Texte und auch die Rezensionen der Übersetzungen hatten zu ihrer Zeit in der Regel Zugang zu beiden hebräischen
Texten. Beide Textblöcke waren sozusagen wie zwei Brennpunkte in einer
Ellipse, wobei auch der jeweils andere Textblock immer Einfluß nehmen
konnte auf eine Übersetzung oder eine Rezension einer Übersetzung des
anderen Textblockes. Das heißt nicht, daß das immer geschehen ist, aber die
Möglichkeit war permanent gegeben. Von daher scheint es schwierig, von
einer Übersetzung her einen hebräischen Text zu rekonstruieren, der besser ist
als der MT Jes oder MT Kg. Zu Catastinis Wertschätzung von 1QJes a
vergleiche das oben zu den Charakteristika von 1QJesa Gesagte.
192
3.3.3.7 Die entsprechenden Änderungen durch den Königeverfasser müssen
nicht als „Verfälschungen“ eingestuft werden, sondern sind meist verständlich im Sinne einer synonymen Ausdrucksweise oder einer präzisierenden
Interpretation.
3.3.3.8 Neben dem Jesajatext scheint der Verfasser von Könige noch eine
andere oder andere Quellen gehabt zu haben, aus denen er z.B. den Königeüberhang 2 Kg 18,14-16 und auch gewisse Königeüberhänge von 2 Kg 20,111 geschöpft hat.
3.3.3.9 Wenn, wie wir glauben, die chronologische Angabe in 2 Kg 18,13
ihren Hintergrund von Jes 36,1 her hat (Jesajapriorität vorausgesetzt), so
ergibt sich die Möglichkeit, von verschiedenen Zählweisen der Quellen des
Königewerkes auszugehen und so gewisse chronologische Probleme zu
lösen. Jesajas vierzehntes Jahr fiele in das Jahr 701 v.Chr. Dabei scheint
Jesaja die Regierungszeit Hiskias von seiner Alleinregentschaft im Jahre
715 v.Chr. her zu zählen. Die Zeitangaben von Jes 38,1 und 39,1 implizieren dabei nicht, daß die Ereignisse dieser Kapitel in dasselbe Jahr 701
v.Chr. fallen, sondern nur zu ungefähr derselben Zeitepoche (eben Hiskias)
geschehen sind.
3.3.3.10 Die chronologischen Angaben in 2 Kg 18,9.10 (vgl. 17,1.5.6)
könnte man hingegen auf dem Hintergrund einer angenommenen Korregentschaft mit Ahas rechnen.313 Dies würde dem Verfasser von Könige
ermöglichen, die angesprochene Kontrastierung zwischen Hiskia und Hosea
durchzuführen. Der Kontrast zwischen dem gottlosen Hosea und dem gottlosen Ahas wäre nicht so groß gewesen, und es war ja auch Hiskia, der eine
ähnliche Überflutung durch die Assyrer erlebt hat wie das Nordreich Samaria unter Hosea und der durch seine Frömmigkeit überlebte.
3.3.3.11 Die von uns angenommene Jesajapriorität würde gleichzeitig den
Königetext zu einem ersten schriftlichen Zeugnis für die Existenz von Jes
36-39 (oder weiterer Teile des Buches oder des ganzen Jesajabuches) machen. Bei einer exilischen Datierung der Entstehung des Königebuches314
313
314
Vgl. Merrill, Kingdom of Priests, o.c., S. 410 und 404.
Nichts in den geschichtlichen Angaben des Königebuches geht über die Zeit
des Exils hinaus. Das letzte Ereignis, die Begnadigung des Königs Jojachin (2
Kg 25,27), fällt ins erste Jahr von Evil-Merodach (562-560 v.Chr.; nach
Merrill, a.a.O, S. 474). Aus der Nichterwähnung der Rückkehr aus dem Exil
kann man natürlich nicht hundertprozentig schließen, daß das Werk noch im
Exil abgefaßt worden ist. Das wäre ein argumentum e silentio. Als Beispiel
für eine exilische Datierung siehe Harrison, Introduction to the Old Testament,
o.c., S. 731. Höchst interessant ist in diesem Zusammenhang ein Unterschied
zwischen Jer 52,34 und 2 Kg 25,30: Der Jeremiatext weiß von dem Tod des
193
würde das eine zumindest vorexilische Entstehung dieser Jesajakapitel
wahrscheinlich machen.315
3.3.3.12 In Zusammenhang mit dem Aufbau des Jesajabuches, dem wir uns
im nächsten Kapitel zuwenden wollen, ergibt sich damit folgender
Eindruck: Das vorexilische Jes 36-39 setzt in der Hintanstellung der
chronologisch früheren Kap. 38-39 voraus, daß sich danach Jes 40ff anschließen. Das würde aber bedeuten, daß der Königetext nicht nur ein erstes
Zeugnis für die Existenz von Jes 36-39 ist, sondern wahrscheinlich schon
für Jes 36-40ff.
3.3.3.13 Wenn man aber in dem Königetext ein erstes schriftliches Zeugnis
für die vorexilische Existenz von Jes 36-40ff hat, was würde dann noch
hindern, daran zu glauben, daß der Prophet, der das Babylonische Exil in
Jes 39 vorausgesagt hat und der in Jes 40ff in es hinein und darüber hinaus
gesprochen hat, daß dieser Prophet das ganze Buch geschrieben haben
könnte?
Jojachin, den Könige nicht erwähnt. Könnte es sein, daß Könige noch zu
Lebzeiten Jojachins abgefaßt wurde, begünstigt durch die neue Gnadenstellung des jüdischen Monarchen?
315 Der Verfasser von Könige scheint seine Quellen in dem Bewußtsein
verarbeitet zu haben, daß sie wirkliche Informationen über die betreffende
Zeit liefern. Von daher muß er zumindest persönlich geglaubt haben, daß
seine Quellen geschichtlich bis an die jeweiligen Ereignisse heranreichen. Daß
er aber in der Lage gewesen ist, eine nur 10 -20 Jahre alte Quelle von einer
70-100jährigen zu unterscheiden, setzen wir dabei voraus. Folglich scheint es
uns wahrscheinlich, daß Jes 36-39 vorexilisch ist.
194
Kapitel 4
Jes 36-39 und die Komposition des
Jesajabuches
4.1 Ein Vorschlag für den Aufbau des Jesajabuches
Wie schon festgestellt,1 scheint uns die Plazierung von Jes 36-39 nach Jes 135 und vor Jes 40-66 ein Schlüssel zu sein, um die Gesamtkomposition des
Jesajabuches zu verstehen. Von daher wollen wir uns nun zuerst möglichen
Strukturmarkern in Jes 1-35 und 40-66 zuwenden, um zu sehen, inwieweit
das Buch selbst gewisse Gliederungsblöcke anbietet.
4.1.1 Ein Vorschlag für den Aufbau von Jes 1-35
In dieser Arbeit kann es nicht um die Erschließung der Mikrostruktur von
einzelnen Kapiteln oder von Unterabschnitten einzelner Kapitel gehen. Für
den Zweck unserer Arbeit genügt das Aufzeigen von Gliederungsabschnitten, die das Buch selbst durch entsprechende Strukturmarker nahelegt.
4.1.1.1 Strukturhinweise innerhalb von Jes 1-35
In Jes 1-35 gibt es wenigstens drei Reihen von Strukturmarkern, die zu
berücksichtigen sind, um eine Grobgliederung zu erstellen: Die Überschriften in 1,1; 2,1 und 13,1; die wiederholte Verwendung des Wortes ַמ ָּׂשא
in Jes 13-23 und der mehrfache Gebrauch von הֹויin Jes 28-33.
4.1.1.1.1 Die Überschriften in 1,1; 2,1 und 13,1.
Die Parallelität der Formulierungen dieser Überschriften läßt sie als
mögliche Strukturmarker erscheinen:
ֲחזֹון יְַׁשְעָיהוּ ֶבן־ָאמֹוץ ֲאֶׁשר ָחָזה ַעל־ְיהּוָדה ִוירוָּׁשִָלם1,1
:ִּביֵמי ֻעזִָּּיהוּ יוָֹתם ָאָחז יְִחְזִקָּיהוּ ַמְלֵכי ְיהּוָדה
: ַהָּדָבר ֲאֶׁשר ָחָזה יְַׁשְעָיהוּ ֶּבן־ָאמֹוץ ַעל־ְיהּוָדה ִוירוָּׁשִָלם2,1
: ַמ ָּׂשא ָּבֶבל ֲאֶׁשר ָחָזה יְַׁשְעָיהוּ ֶּבן־ָאמֹוץ13,1
1 Siehe oben S. 96.
195
Kap. 1 scheint als literarischer Prolog für das ganze Buch gedacht zu sein.2
Mit 13,1 beginnt der Textblock Jes 13-23, der durch die Gerichtsworte über
die Fremdvölker und Israel ( )ַמ ָּׂשאgekennzeichnet ist.
Jes 2-12 kommt dadurch innerhalb dieser zwei Textblöcke (Jes 1 und Jes
13-23) zu stehen und ist auch strukturmäßig mit Andrew Bartelt (1996)3 als
kunstvolle Komposition erkennbar. Bartelt sieht in Jes 2-12 ein völlig durchkomponiertes Ganzes, so daß sogar die einzelnen Abschnitte und Unterabschnitte in bezug auf ihre Wort- und Silbenlänge genau dosiert sind. Der
Kern seines Ergebnisses ist, daß um die „Denkschrift“ Jes 6,1-8,18 herum
eine konzentrische Struktur aufgebaut ist, die das Immanuelzeichen genau
im Mittelpunkt hat. In dem Zusammenhang sieht Bartelt auch in der Denkschrift eine konzentrische Struktur:
„A. Isaiah’s ministry hidden in Yahweh: 6:1-13
B. The sign of Immanuel and the Syro-Ephraimite threat
1. Biographical: Isaiah (Yahweh) vs. Ahaz: 7:1-25
a. Round 1: Isaiah’s child is sign of deliverance for Ahaz:
7:1-9
b. Round 2: Ahaz rejects; Immanuel is sign of destruction:
7:10-25
2. Autobiographical: Isaiah and Yahweh re Ahaz: 8:1-8
a. Round 1: Isaiah’s child is sign of deliverance: 8:1-4
b. Round 2: Rejection: Immanuel is sign of destruction :
8:5-8
B’. The sign of Immanuel and all peoples: 8:9-10
A’. Isaiah’s ministry hidden in Yahweh: 8:11-18.“4
Auch um die Denkschrift herum findet Bartelt einen „Ring“:
2 Vgl. G. Fohrer, Jesaja 1 als Zusammenfassung der Verkündigung Jesajas, ZAW
1962 (74), S. 251ff; Luc, Alex, Isaiah 1 as Structural Introduction, Zeitschrift für
alttestamentliche Wissenschaft, 1989 (101) S. 115ff.; Gosse, Bernhard, Isaïe 1
dans la rédaction du livre d’Isaïe, ZAW 1992 (104) S. 52-66.
3 The Book Around Immanuel: Style and Structure in Isaiah 2-12, Biblical and
Judaic Studies from the University of California, Winona Lake: 1996. Vgl. auch
Erhard Blums Aufsatz „Jesajas prophetisches Testament: Beobachtungen zu Jes
1-11“, Teil I, ZAW 1996 (108) S. 547-568. Teil II, ZAW 1997 (109) S. 12-29.
4 Ebd., S. 117. Siehe auch S. 118: „One striking feature of an analysis that
considers length to be measured by syllables and words is the recognition that the
center of the entire Denkschrift falls precisely at the Immanuel sign of 7,14“.
196
„X. Darkness and distress (5:26-30): 151 syllables, and 66 words
A. Isaiah’s ministry hidden in Yahweh: 6:1-13
B. The sign of Immanuel and the Syro-Ephraimite threat: 7:1-8:8
B’. The sign of Immanuel and all peoples: 8:9-10
A’. Isaiah’s ministry hidden in Yahweh: 8:11-18.“
X’. Darkness and distress (8,19-23a): 136 syllables and 59 words“.5
In dem Makrostrukturaufbau von 5,1-10,4 seien drei zusammengehörige
Texte um die Denkschrift herum aufgebaut:
„A
B
A’
I.
5:1-7
6:1-8:18
I.
8:19-23a
II. 5:8-25
II. 8:23b-9:6
III. 5:26-30
III. 9:7-10:4“6
Die Abschnitte von A und A’ würden sich dabei über Kreuz aufeinander
beziehen:
„A I matches A’II
A II matches A’III
A III matches A’I“.7
Auch für die verbleibenden Texte von Jes 2-12 (Jes 2-4 / 10,5-12,6) zeigt
Bartelt Berührungspunkte und Entsprechungen und auch passend portionierte Größen auf.8 Im Zentrum des Ganzen stehe folgendes:
„There are 377 words before and 377 words after the fourword unit that
concludes 7:14, and it can be calculated that there are 844 syllables before
and 844 after this line (7:14b): ְוָקָראת ְׁשמוֹ ִעָּמנוּ ֵאל.“9
Bartelts Analyse scheint uns, besonders für 5,1-10,4, sorgfältig und im
großen und ganzen das widerzuspiegeln, was der Text wirklich hergibt. Für
unsere These ist wichtig, daß er Jes 2-12 als einen durchkomponierten
Textblock erkannt hat, in dessen Zentrum der narrative Text Jes 6,1-8,18
zum Stehen kommt. Wie wir später noch sehen werden, verbinden viele
starke Bezüge in Jes 36-37 den Narrativtextblock Jes 36-39 mit dem anderen
großen Narrativtextblock des Jesajabuches, nämlich Jes 6-8.
5
6
7
8
9
Ebd., S. 119.
Ebd., S. 137.
Ebd., S. 138.
Ebd., S. 240-241.
Ebd., S. 256. Paul R. House sieht in „Isaiah’s Call and its Context in Isaiah 1-6“,
CTR 1993 (6) S. 207-222, das Kapitel Jes 6 als verbindenden Text einerseits zu
Jes 1-5 und andererseits zu Jes 7-12 hin und somit als zentral für 1-12.
197
4.1.1.1.2 Die Verwendung des Wortes ַמ ָּׂשאin Jes 13-23
Jes 13-23 ist durch das wiederkehrende ( ַמ ָּׂשאmassa’ = Ausspruch) klar
als zusammenhängender Abschnitt erkennbar:
13,1-14,23
14,24-27
14,28-32
15,1-16,14
17,1-3(11)
17,3/4-11
17,12-14
18,1-7
19,1-25
20,1-6
21,1-10
21,11-12
21,13-17
22,1-14
22,15-25
23,1-18
Babel (1. massa’) [Medien V. 17]
Israel:
Assyrien
„
Philister (2. massa’, mit Datum)
„
Moab (3. massa’)
„
Damaskus (4. massa’)
„
Ephraim
Viele Völker (hoy)
„
Kusch (hoy) [alle Erdbewohner V. 3-7] „
Ägypten (5. massa’) [Assur V. 23-25]
„
Ägypten, Kusch [Assur V. 4.6]
„
Meereswüste (Babel; 6. massa’)
„
Duma (7. massa’)
Arabien (8. massa’)
Offenbarungstal (Jerusalem; 9. massa’) „
Schebna und Eljakim
„
Tyrus (10. massa’)
„
14,1-4
14,25
14,30.32
16,4-5
17,3-11
17,14
18,7
19,17ff
20,5-6
21,10
22,1-14
22,15-25
23,18
Man kann die zehn Vorkommen des Wortes ַמ ָּׂשאin zwei Fünferreihen
aufteilen, die jeweils mit Babel beginnen (Nr. 1 und Nr. 6). Gleichzeitig
kommt dabei strukturmäßig Jes 20,1-6 in der Mitte zu stehen, ein Narrativtext in Jes 13-23, der eine Zeichenhandlung Jesajas bietet, welche die
Bündnispolitik mit Ägypten gegen Assur als nichtige Hoffnung illustriert
(20,6).10 In Jes 13-23 geht es vordergründig hauptsächlich um Fremdvölker,
mit denen Israel konfrontiert war, aber nicht nur um sie. Im Hintergrund
berührt das Geschick der Fremdvölker immer auch Israel. Siehe die rechte
Spalte, z.B. 14,1-4: Der Untergang Babels führt zur Heimkehr Israels. Kap.
22 ist ganz Juda gewidmet. Interessant ist, daß das zur Zeit Jesajas wichtige
Assur kein eigenes משאbekommt, sondern anscheinend unter Babel
subsummiert wird. In diesem Zusammenhang der Wichtigkeit Babels
innerhalb von Jes 13-23 sind Beobachtungen von S. Erlandsson zur Einheit
10 Mit Berges, Komposition und Endgestalt, o.c., S. 142. Warum Berges eine
doppelte Einrahmung durch sechs ביום ההואin 19,16-25 einerseits (wohl:
19,16.18.19; 19,21.23.24) und in 25,9-27,13 andererseits (wohl: 25,9; 26,1;
27,1.2.12.13) zählt, aber dabei die Vorkommen dieser Wendung in 20,6;
22,20.25; 23,15; 24,21 und auch 17,4.7.9 nicht berücksichtigt, ist nicht ganz klar.
198
Jesajas und speziell zu Jes 13-14 erwähnenswert. Erlandsson sieht vier
Gründe, warum das Buch Jesaja in der kritischen Analyse so auseinandergenommen worden sei:
„... first, the misunderstanding that texts about Babel as the enemy are
irrelevant in Isaiah’s time; secondly, the disregard of the immense plundering and exile in 701 as the historical background to chapters 40ff.;
thirdly, the disregard of the key role of chapters 36-39 in the composition
of the whole Book; and, fourthly, an a priori denial of real prophecies
about the future.“11
Zum ersten Grund hat Erlandsson einen eigenständigen Beitrag geliefert. Er
führt aus, daß die Könige von Assur zur Zeit Jesajas in Personalunion auch
Könige von Babel waren und damit Herren über ein assyrisch-babylonisches
Weltreich mit Babel als dominierendem Zentrum.12
„To the prophet, the term Babel designates the world power hostile to
God, regardless of whether the king of Babel is of Assyrian or of
Chaldean descent. This does not mean that we ought to restrict Isaiah’s
prophecies against Babel to his own days at the expense of the NeoBabylonian period. They aim at the enemy of God’s Jerusalem both in
Isaiah’s days and later, and are thus relevant both for the prophet’s
contemporaries and for future generations.“13
In seiner Dissertation zu Jes 13-14 hat Erlandsson ausführlich die „Diktion“
dieser Kapitel im Vergleich zu Jes 1-39 untersucht und kommt zu dem
Schluß, daß es wirklich überraschend sei, daß irgend jemand aufgrund von
sprachlichen Argumenten behaupten konnte, Jes 13-14 sei eine späte Interpolation ins Jesajabuch. Im Gegenteil mache die Analyse deutlich, daß „die
Last für Babel“ in keiner Weise ein „Fremdkörper“ im gegenwärtigen Kontext sei.14 Ein Vergleich mit Jer 50-51 zeige, daß der Jeremiatext einerseits
eine prophetische Aktualisierung des Jesajatextes für die Zeit Jeremias sei
und daß andererseits gleichzeitig der Jesajatext nicht in die Zeit des
neobabylonischen Reiches passe.15 Für Erlandsson zielt ein Teil von Jes 1314 klar auf die assyrische Zeit:
11 Erlandsson, S., „The Unity of Isaiah - A New Solution?“ in „A Lively Legacy:
Essays in Honor of Robert Preus“, Marquart, K.E. et al. <Hg.>, Fort Wayne, IN:
1985, S. 33-39, bes. S. 34.
12 Hier verweist er auch auf seine Dissertation: „The Burden of Babylon: A Study of
Isaiah 13:2-14:23“, Lund: 1970.
13 Erlandsson, The Unity of Isaiah, o.c., S. 36.
14 „The Burden of Babylon: A Study of Isaiah 13:2-14:23“, Lund: 1970, S. 138.
15 Ebd., S. 154-159.
199
„In 13:2-18 the judgment of Yahweh over the proud and arrogant is
developed and the description becomes more general because of the
stereotyped phrases which belong to the theme of ‘Yahweh’s exhortation
to fight’, vs. 2-5, and ‘the day of Yahweh’, vs. 6-13. It seems equally
obvious that this more general picture of the judgment is aimed in the
first place at the Assyrians, whose pride stands in the centre of the
descripton of the Assyrian king in 10:5ff. and 14,4b ff. (cf. 37:22ff). The
judgment over the Assyrians is also mentioned in Is. 29:5 and 20 without
them being specifically named. As in 13:11 they are merely called עריצים
‘tyrants’. Thus the judgment over Assyria has not only been stated in
10:5ff but has been developed in a grandiose way in 13:2ff and 14:4bff.,
to which 14:24-27 is linked and gives a sworn confirmation.“16
Babel hätte nach der Zeit von Sargons Tod 705 v.Chr. die Doppelrolle
innegehabt, sowohl mächtigstes Zentrum des assyrischen Reiches als auch
Zentrum für revolutionäre Bewegungen zu sein.17 Sanherib ließ Babel als
Strafe für seinen nicht enden wollenden rebellischen Geist im Jahre 689 v.
Chr. in Schutt und Asche legen.18 Das speziell über Babel ausgesagte Gericht in Jes 13-14 sei begrenzt auf die Verse 13,19-22, und dort gehe es um
die Stadt Babel, nicht um das neobabylonische Königreich. Die in Jes 13 angekündigte Zerstörung passe besser zu Sanheribs Zeit als zu der von Cyrus,
der die Stadt bei der Eroberung völlig intakt gelassen habe.19 Auch hätte ein
im Exil in Babylon lebender Jude nicht einfach den Begriff „Meder“ gewählt, um das medopersische Reich zu beschreiben.20 Von daher sei es
falsch, Jes 13-14 ins 6. Jahrhundert zu datieren. Jer 50-51 setze Jesaja schon
voraus und könne kaum später als 590 v.Chr. datiert werden. Jes 13-14 (vgl.
14,22-27) selbst gehöre in die Zeit Jesajas, des Sohnes des Amoz, und zum
Jahr 701 v.Chr.21
Die Überlegungen Erlandssons zu Jes 13-14 berühren sich zum Teil mit
ähnlichen Feststellungen von Payne zur zeitgeschichtlichen Relevanz von
Jes 36-37 gegenüber Kap. 40ff (siehe oben S. 40-42). Wir stimmen
Erlandsson zu, daß die Subsummierung von Assur (14,24-27) unter dem
Ausspruch über Babel (massa’ Babel 13,1-14,23) mit der Intention gesche16 Ebd., S. 162.
17 Ebd., S. 163.
18 Vgl. Sanheribs eigene Beschreibung der Zerstörung in der Wiedergabe durch
Erlandsson, ebd., S. 91.
19 Ebd., S. 164.
20 Ebd., S. 164.
21 Ebd., S. 165-166.
200
hen ist, die damals gegenwärtige Weltmacht Assur als eine Erscheinungsform der uralten antigöttlichen Weltmacht Babel (vgl. Gen 10,8-12;
11,1-9; vgl. auch Offb. 17-18) darzustellen.22 Aber die Erwähnungen der
Meder in Jes 13,17 und später des Cyrus in 44,28 und 45,1 machen doch
deutlich, wie Erlandsson auch zugesteht, daß der Skopus der Babelweissagungen Jesajas weit über seine eigene Zeit hinausreicht und Babel auch
von Assur unterscheidet. Jesaja hat nach der ihm ausdrücklich zugesprochenen Weissagung von Jes 13-14 (13,1) somit die Ablösung der Weltmacht
Assur durch Babel und auch die Ablösung der zukünftigen Weltmacht Babel
durch die Meder beziehungsweise „Cyrus“ vorhergesehen.23
4.1.1.1.3 Die Verwendung des Wortes הֹויin Jes 28-33.
Der Textabschnitt Jes 28-33 wird durch sechs Weherufe ( )הֹויüber Israel,
Juda und den Verwüster zusammengehalten:24
28,1-29 כֵרי ֶאְפַרִים
ֹּ הֹוי ֲעֶטֶרת ֵּגאּות ִׁש
Gericht über Samaria (1-6; Verheißung: 5-6),
Gericht über Juda (7-29; Verheißung: 23-29).
29,1-14 הֹוי ֲאִריֵאל ֲאִריֵאל ִקְרַית ָחָנה ָדִוד
29,15-24 הֹוי ַהַּמֲעִמיִקים ֵמיהָוה ַלְס ִּתר ֵעָצה
Jerusalems Belagerung (1-8),
Verblendung des Volkes (9-16),
Verwandlung des Volkes (17-24).
30,1-33 הֹוי ָּבִנים סֹוְרִרים
Gegen die Ägyptenpolitik (1-5),
( ַמ ָּׂשא ַּבֲהמֹות ֶנֶגב6-7; Ägypten).
Gegen die Offenbarungsverachtung (8-17),
Zions Erlösung (18-26),
Gericht über die Völker, bes. Assyrien (27-33).
31,1-32,20 הֹוי ַהֹּיְרִדים ִמְצַרִים ְלֶעְזָרה
Gegen die Ägyptenpolitik (31,1-3),
Assyrien wird gerichtet, Zion errettet (4-9),
22 Man kann die babylonische Gefangenschaft Manasses, des Sohnes des Hiskia,
unter den Assyrern als eine erste Teilerfüllung von Jes 39,7 ansehen (2 Chr
33,11).
23 Dazu sind solche prophetischen Texte wie Dan 2 und Dan 7 zu vergleichen, in
denen auch die Abfolge mehrerer Weltreiche geschaut wird.
24 Siehe auch oben auf S. 85 die Zusammenfassung von Stansells Aufsatz über „Jes
28-33“ als ein Band, welches das Jesajabuch zusammenbindet.
201
das zukünftige Reich der Gerechtigkeit (32,1-8),
gegen die sorglosen Frauen (9-14),
die Wende: die Ausgießung des Geistes (15-20).
33,1-24 לא ָׁשדּוד
ֹ הֹוי ׁשֹוֵדד ְוַא ָּתה
Gericht über den Verwüster und die Völker (1-13),
Zions Erlösung, das Erscheinen Gottes (14-24).
Die Weherufe leiten jeweils die Abschnitte ein und sind von daher ein klar
erkennbarer Strukturmarker.
Dadurch, daß die Kapitel Jes 13-23 durch einen Strukturmarker
eingeleitet werden und Jes 28-33 durch einen anderen, folgt für die Kapitel
Jes 24-27, die keinen solchen deutlichen Strukturmarker aufweisen, daß sie
sich sowohl von Jes 13-23 abheben als auch von Jes 28-33. Wir sehen mit
Berges Jes 24-27 als einen universalen Abschluß von 13-23.25
Die Kapitel Jes 28-33 sind durch den Ausspruch ( משאmassa’) in 30,6-7
mit den Kapiteln Jes 13-23 verflochten, deren Hauptcharakteristikum die
„Aussprüche“ als Strukturmarker sind. Dieser Ausspruch wendet sich
inhaltlich gegen die „nutzlose“ Bündnispolitik mit Ägypten. Auf der
anderen Seite sind Jes 13-23 durch die zwei „Wehe“ ( הויhoy) in 17,12 und
18,1 mit Jes 28-33 verbunden, die klar erkennbar der dominante Strukturmarker in Jes 28-33 sind. Das Wehe in 17,12-14 betont Gott als dem
gesamten brausenden Völkermeer überlegen. Das Wehe in 18,1 betrifft
Kusch, das sich in Jes 37,9 (in Verbindung mit 36,6) als Teil der ägyptischen Armeen unter Tirhaka als kurze Scheinhoffnung erweisen wird.
Damit ergibt sich ein Kontext von 17,12-14 über 18,1-7 und 19,1-25 bis
hin zu 20,1-6, der hintereinanderweg zur Kusch-Ägypten-Bündnispolitik
spricht. Damit betrifft die doppelte Verflechtung von Jes 13-23 und Jes 2833 mit ihren jeweiligen Strukturmarkern in beiden Teilen die Bündnispolitik Judas mit Ägypten. Dadurch ist auch klar, daß beide Textblöcke
aufeinander zu beziehen sind: Gott ist der Richter über die Fremdvölker (1323) und ebenso über Israel (28-33). Darum ist die in Jes 28-33 verurteilte
Bündnispolitik Israels an Gott vorbei (30,1) sinnlos, denn sogar das mächtige Ägypten wird in einem zentralen Text von Jes 13-27, nämlich in 19,120,6 (bes. 20,6), als Assur preisgegeben bezeichnet. Durch die verflechtende
Parallelsetzung von Jes 13-23 und Jes 28-33 kommen auch ihre beiden
„universalen Abschlüsse“ (Jes 24-27 und Jes 34-35) parallel zu stehen:
A 13-23 Sprüche über die Heidenvölker, Israel ist im Hintergrund.
B 24-27 Die Erde vergeht. Moab wird gerichtet. Gottes Reich kommt.
25 Berges, Komposition und Endgestalt, o.c., S. 139ff.
202
A’ 28-33 Wehe über Israel, die Heidenvölker sind im Hintergrund.
B’ 34-35 Die Himmel vergehen. Edom wird gerichet. Gottes Reich kommt.
Es ist wie eine Art Parallelismus membrorum, nicht von Versen, sondern
ganzen Textblöcken. So wie Jes 24-27 einen universalen Abschluß zu 13-23
bildet, scheint auch Jes 34-35 den Text Jes 28-33 universal abzuschließen.26
Dabei sind Jes 34-35 dadurch von ihrem Kontext unterschieden, daß sie
weder an der „Wehe“-Struktur des vorhergehenden Blockes teilhaben (Jes
28-33) noch ein Narrativtext sind wie der folgende Abschnitt (Jes 36-39).
4.1.1.1.4 Grobgliederung für Jes 1-35
Aus den vorstehenden Beobachtungen ergibt sich als Vorschlag für den
Aufbau von Jes 1-35 folgende Grobgliederung:
I.
Jes 1
II.
Jes 2-12
III.
Jes 13-23
IV. Jes 24-27
V.
Jes 28-33
VI. Jes 34-35
Gottes Rechtsstreit mit Juda und Jerusalem: Bekehrung
und Leben oder Ungehorsam und Gericht.
Judas und Jerusalems Weg durch Gericht zur Erlösung,
durch die Nacht zum Licht des Messias.
Gerichtssprüche über Babel und die Heidenvölker,
Israel ist im Hintergrund.
Die Erde vergeht. Moab wird gerichtet. Gottes Reich
kommt.
Wehe über Israel, Juda und Jerusalem,
die Heidenvölker sind im Hintergrund.
Die Himmel vergehen. Edom wird gerichet. Gottes Reich
kommt.
26 Die starke Einheit und Zusammengehörigkeit von Jes 34-35 hat M. Pope in
seinem Aufsatz „Is 34 in Relation to Is 35.40-66“, JBL 1952 (71) S. 235-43 zu
Recht betont. Er faßt seine Untersuchung dort auf S. 242 wie folgt zusammen:
„The vocabulary affinities have already been appraised above. As to style, after
Köhler’s analysis, 34 certainly corresponds as closely with 40-55 as does 35. The
parallels in phraseology, ideology, and subject matter are also notable. Striking
affinities between 34 and 56-66 have been noted in passing. The question of the
unity of 34 and 35 is crucial. Few critics have denied unity here... It thus seems
probable that Isa 34 and 35 are a unity, and the case for adding both to the
expanding Deutero-Isaianic corpus is doubly strenghtened.“ Die letzte
Auffassung, daß Jes 34-35 „zum deutero-jesajanischen Korpus“ gehören, teilen
wir nicht, sondern stimmen hier Jeffrey K. Kuan zu, der sich in „The Authorship
and Historical Background of Isaiah 35“, Jian Dao 1996 (6) S. 1-12, für eine
protojesajanische Verfasserschaft nach 701 v.Chr. ausspricht.
203
4.1.2 Ein Vorschlag für den Aufbau von Jes 40-66
4.1.2.1 Strukturhinweise innerhalb von Jes 40-66
Innerhalb der Kapitel Jes 40-66 gibt es auf den ersten Blick keine
vergleichbar klaren markanten Einschnitte in der Gliederung mit entsprechenden Strukturmarkern, wie man sie etwa in Jes 1-39 immer wieder hat.
Mit der Aufteilung in Deutero- und Tritojesaja ging die Gliederung 40-55
und 56-66 einher. Aber diese Aufteilung war nicht aus dem Buchganzen
durch Strukturmarker abgeleitet, sondern der Versuch, aufgrund der Inhalte
der verschiedenen Kapitel sie verschiedenen Zeiten zuzuordnen.
Bei einer alternativen Gliederung hat man auch gern die Verse 48,22; 57,21
und 66,24 als die drei inhaltlich ähnlich abschließenden Verse der
Abschnitte 40-48, 49-57 und 58-66 genommen.27 Aber, während 48,22 und
57,21 hinreichend parallel formuliert sind und beide die abschließende
Aussage eines Abschnittes bilden und so dem Leser als mögliche Strukturmarker ins Auge fallen können, ist doch 66,24 nur inhaltlich ähnlich, im
Wortlaut jedoch ganz anders und scheidet deswegen m.E. als formaler
Strukturmarker aus.
Auffällig ist, daß die Kapitel 40-66 Rede sind. Es melden sich
verschiedene Personen zu Wort oder sie werden vorgestellt oder mit Imperativen angesprochen. Der Hauptsprecher ist Gott selbst. Jes 40-66 ist ein
Diskurs, ein dramatisches Redegeschehen, ohne jeglichen eigentlichen
Narrativtext, ohne sichtbares, fixierbares Geschehen (etwa im Unterschied
zu Jes 6-8 oder 36-39). Das ist auch das, was die Kapitel Jes 40-66 als einen
Kontext, einen großen Textblock im Jesajabuch zusammenhält. Wir stimmen denen zu, welche diesen auch sprachlich zusammenhängenden Abschnitt als eine Einheit sehen, und sehen diesen Abschnitt als Einheit mit
dem Gesamtjesajabuch verbunden an, wobei das Scharnier und Verbindungsglied die Kapitel Jes 36-39 sind.
Innerhalb der Kapitel 40-66 werden Unterabschnitte eingeleitet durch
Befehlsformen (doppelte wie z.B. 40,1; 51,9; 51,17; 52,1; einfache: 49,1
u.a.); Fragen (z.B.: 40,12); Hinweise auf Personen (42,1) u.a.
Weil aber natürlich nicht jeder Imperativ oder jede Frage einen Abschnitt
einleitet, ist es mitunter schwierig, Anfang oder Ende eines Unterabschnittes
27 Vgl. Berges, Komposition und Endgestalt, o.c., S. 333. Oswalt erwähnt die
mögliche Dreiteilung, lehnt sie aber ab, weil er 48,22 für „editorial addition“ hält
(The Book of Isaiah, Chapters 40-66, NICOT, Grand Rapids: 1998, S. 14). Zu
dieser Frage siehe auch John W. Olley, ‘No peace’ in a book of consolation. A
framework for the book of Isaiah?, VT 49 (1999), S. 351-370.
204
einzugrenzen. Diese schwachen und weniger deutlichen Strukturmarker
müssen ergänzt werden durch inhaltliche Beobachtungen28, den Rede- und
Argumentationsfluß oder auch durch das Herauskristallisieren erkennbarer
Chiasmen. Die Vielzahl der heranzuziehenden Faktoren führt ganz natürlich zu einer Vielzahl von Gliederungsvorschlägen und Analysen, sowohl zu
Jes 40-5529als auch zu 56-66.30
Ein Herausschälen der Hauptpersonen in den Kapiteln 40-66 hilft, dem
Handlungsablauf oder der Gedankenentfaltung besser folgen zu können:
Die alles dominierende und überragende Gestalt ist immer und immer
wieder neu Jahwe selbst, der sich in seiner Majestät als Schöpfer und Regent
der Welt mit einer Fülle von Epitheta vorstellt.31
28 So untersucht z.B. F.B. Huey Jr. „Great Themes in Isaiah 40-66“ (Southwestern
Journal of Theology 1968 (11) S. 45-58), das er als Einheit sieht. Die großen
Themen seien: „The Proclamation of Salvation“ (p. 54), „The Mission of Israel“
(p. 55), „Eschatological Expectation“ (p. 56) und ganz zentral und von ihm am
weitesten ausgeführt die Theologie im engeren Sinn unter der Überschrift:
„Concept of God“: „God as Sovereign“ (p. 48), „God as Only“ (p. 49), „The
Foolishness of Idolatry“ (p. 50), „God as Creator“ (p. 50), „God’s Activity in
History“ (p. 51), „God as Universal“ (p. 52), „God as Redeemer“ (p. 53) und
„God as Holy“ (p. 53). Auch M. Haran sieht diese Einheit in Jes 40-66 und
schreibt die Kapitel einem und demselben Verfasser zu in „The Literary Structure
and the Chronological Framework of the Prophecies in Is. XL-XLVIII“, VT
Suppl. 9 (Congress Volume Bonn 1962), Leiden: 1963, S. 127-155.
29 So stellt z.B. Tryggve N. D. Mettinger in seinem Aufsatz „In search of the hidden
structure; YHWH as king in Isaiah 40-55“ (Svensk exegetisk årsbok 1986s (51s)
S. 148-57) fest: „The idea of the Divine Warrior, who vindicates his kingship in a
new victory over the forces of chaos, is something that gives a profound unity to
the whole book of Isaiah 40-55“ (p. 155). Wir glauben, daß Mettinger zu Jes 40ff
etwas richtiges erkannt hat und daß Jahwe als siegreicher göttlicher Kämpferkönig in Jes 40ff einen Kontrast bildet zu dem menschlich anmaßend blasphemischen König Sanherib, der in Jes 36-37 dem Richterspruch Jahwes unterliegt.
30 Siehe z.B. Charpentier, Etienne, Jeunesse du Vieux Testament, Paris: 1963, S.
79f; Gregory J. Polan, In the ways of justice toward salvation: a rhetorical
analysis of Isaiah 56-59, Dissertation, AmerUnivSt 7/13, New York: 1986,
insbesondere S. 15-16; Emmerson, Grace I., Isaiah 56-66, OTG, Sheffield: 1992,
S. 20 und auch Berges, Komposition und Endgestalt, o.c., S. 419-420.
31 Man folge etwa einem Teil der Stellen, die mit „So spricht ...“ ( )כה אמרeingeleitet werden: 43,16; 45,18; 49,7; 57,15], oder den Selbstoffenbarungsworten
Jahwes, die mit „ich“ gebildet sind (אנכי: 43,11.25; 44,24; 45,12; 46,9; 51,12.15;
אני: 41,4.10.13; 42,8; 43,3.10.12.13.15; 44,6; 45,3.5.6.7.8.12.18.19.21.22; 46,4;
48,12.17; 49,23.26; 52,6; 60,16; 61,8; 63,1; 66,9).
205
Hauptsächlich angeredet wird Jakob/Israel32, oft als עבד יהוהbezeichnet,
oder Zion/Jerusalem,33 mitunter als Frau vorgestellt. Wenn Zion/Jerusalem
als „mein Volk“, also Volk Gottes (40,1-2; 51,16) bezeichnet wird, so
schließt das die Städte Judas in 40,9 natürlich nicht vom Gottesvolk aus. Es
soll dadurch die Stadt besonders geehrt und getröstet werden, die das Gericht Gottes so hart getroffen hat und die sich in diesen Kapiteln so verlassen vorkommt. Sie ist erwählte Hauptstadt und Inbegriff des Volkes Gottes und zu großer Herrlichkeit berufen.
Neben Jahwe und dem Volk Gottes spielen auch noch die Völker34 und
die Götzen35 der Völker eine Rolle in diesen Kapiteln. Auch die Völker werden wie Zion oder Israel von Jahwe (41,1ff) oder von seinem persönlichen
32 Jakob: 40,27; 41,8.14.21; 42,24; 43,1.22.28; 44,1.2.5.21.23; 45,4.19; 46,3;
48,1.12.20; 49,5.6.26; 58,1.14; 59,20; 60,16; 65,9. Israel: 40,27; 41,8.14.14.16;
41,17.20.24; 43,1.3.14.15.22.28; 44,1.5.6.21.21.23; 45,3.4.11.15.17.25; 46,3.13;
47,4; 48,1.1.2.12.17; 49,3.5.6.7.7; 52,12; 54,5; 55,5; 56,8; 60,9.14; 63,7.16;
66,20.
33 Zion: 41,27; 46,13; 49,14; 51,3.16; 52,1.2.7; 59,20; 60,14; 61,3; 62,1.11; 64,9;
66,8. Jerusalem: 40,2; 44,26.28; 52,1; 62,6.7; 64,9; 65,18.19; 66,10.20. Man hat
den Eindruck, daß Zion als Frau in der Tochter Babel Jes 47,1ff ihr negatives
Gegenstück hat. Babels Selbsteinschätzung in 47,7-8 ( ...תאמרי לעולם אהיה גברת עד
)אני ואפסי עודerinnert auf dem Hintergrund vergleichbarer Selbstoffenbarungsworte Jahwes (45,6.14; 46,9) an die blasphemische Haltung Sanheribs in
Jes 36-37 und Jes 10.
34 Die verschiedenen Worte, um die nichtisraelitische Menschheit zu bezeichnen,
nehmen zusammengenommen einen breiten Raum in Jes 40ff ein. גוים: 40,15.17;
41,2; 42,1; 43,9; 45,1.20; 49,6.22; 52,10.15; 54,3; 60,3.5.12.16; 61,6.9; 62,2;
66,18.19. עמים: 49,22; 51,4; 61,9; 63,6. לאמים: 41,1; 43,4.9; 49,1; 55,4; 60,2. Auch
die „Inseln“ ( )אייםbezeichnen nicht nur die Wohngegenden an den Meeren,
sondern auch die Menschen dort, oft synonym parallel mit einem der eben
aufgeführten Begriffe: 40,15; 41,1.5; 42,4.10.12.15; 49,1; 51,5; 59,18; 60,9;
66,19. Neben den Völkern allgemein werden auch konkrete Völker/bzw. ihre
Orte benannt: Babel: 43,14; 47,1; 48,14.20 [13,1.19; 14,4.22; 21,9; 39,1.3.6.7].
Die Chaldäer: 43,14; 47,1; 48,20 [13,19; 23,13]. Sowohl Babel als auch die
Chaldäer kommen nach Jes 48 nicht mehr im Buch vor. Danach treten noch
einmal die zur Zeit Jesajas so wichtigen zwei Großmächte Assur und Ägypten in
52,4 in Erinnerung. Auffällig ist auch die gemeinsame Erwähnung von Ägypten,
Kusch und Seba in 43,3 und 45,14.
35 Folgende Worte werden (auch) in Zusammenhang mit Götzendienst in diesen
Kapiteln gebraucht: Götzenbild ( )פסל40,19.20; 44,9.10.15.17; 45,20; 48,5;
gegossenes Bild ()מסכה: 42,17; gegossenes Götzenbild ()נסך: 41,29; 48,5; Gott
()אל: 40,18; 44,10.17; 45,20; Gott ()אלהים: 41,23; 42,17.
206
Knecht (49,1ff) angeredet und aufgefordert, den Götzendienst fahren zu lassen und das Heil allein in Gott (45,22-24) und seinem persönlichen Knecht
(49,6; 52,13-53,12) zu suchen.
Die Götzen sind eigentlich keine Akteure in diesen Kapiteln, sondern
„Nichtse“. Sie werden so gut wie gar nicht selbst angeredet, eher wird
indirekt auf dem Weg des Spottes über die Götzenbildner ihre Nichtigkeit
deklariert. Paradoxerweise werden sie in 41,21-24 wie in einem Rechtsstreit
aufgefordert, Beweise für ihre Existenz zu bringen, indem sie Gutes oder
Böses tun, nur damit im gleichen Atemzug ihre Nichtexistenz und Unwirksamkeit ausgesprochen wird.
Wir haben also in Jes 40-66 vier Hauptakteure: Gott und sein Volk auf
der einen Seite, die Völker und die heidnischen Götzen auf der anderen,
wobei die letzteren eigentlich nichts bewirken, sondern nur als Gegenstand
der Verehrung der Heiden oder auch abgefallener Israeliten auftauchen.
Als zentralen Gedanken von 40-66 können wir sehen, daß Jahwe Zion
aus Babel und somit aus dem Heidentum heraus erlösen will, um es sich
wieder ganz neu zuzueignen und sich in ihm zu verherrlichen, um die ganze
Welt zu erreichen und seiner Herrschaft zu unterwerfen.
Der Auszug aus Babel ist als Auszug aus dem Heidentum gleichzeitig ein
Auszug aus der Unreinheit hin zur Gottgeweihtheit. Der Exodus aus Ägypten gibt in vielen Teilen von Jes 40ff die Farben für das prophetische Gemälde von dem hier verlangten Auszug Zions aus dem Heidentum. Es geht
nicht nur um eine politische Befreiung, sondern auch um eine religiöse
Rückführung zu Jahwe, auch um eine Reinigung von Sünden. Darum
gebraucht Jahwe nicht nur Cyrus als politisches Werkzeug (44,28; 45,1), als
Hirten zur Sammlung seiner Herde, sondern er stellt auch seinen geheimnisvollen persönlichen Knecht vor (42,1ff; 52,13ff), der das Problem der Sünde
seines Volkes durch seinen Sühnetod löst (53,8).
207
4.1.2.2 Gliederung von Jes 40-66
┌────────
│
│
┌
│
│
│
├
│ ┌────┤
│ │
├
│ │
│
│ │
└
│ │
│ │ ┌───
│ │ │
│ │ │┌──
│ │ ││
│ │ ││┌─
│ │ │││┌
│ │ ││││
│ │ │││└
│ │ │││
│ │ ││└─
│ │ │└──
│ │ │
│ │ └───
│ │
│ │
┌
│ │
│
│ │
├
│ │
│
│ │
│
│ │
│
│ │
├
│ └────┤
│
│
│
├
│
│
│
│
│
├
│
│
│
└
│
└────────
208
A 40,1-11 Tröstet, tröstet mein Volk! Gott
kommt und sammelt mit seinem Arm sein Volk.
B 40,12-41,7 Der einzig wahre Gott.
Rechtsstreit mit den Nationen.
C 41,8-29 Gott hilft Israel, spendet Wasser
und kündet die Zukunft. Götzen sind nichts.
D 42,1-12 Gott schickt den Messias als Knecht,
und Bund für Israel und Licht der Nationen.
E 42,13-24 Gott heilt und befreit seinen
blinden Knecht Israel.
F 42,25-43,13 Gott errettet Israel aus Feuer
und Wasser und erweist sich als Weltheiland.
G 43,14-21 Gott befreit sein Volk aus Babel,
gibt Wasserströme auf dem Weg nach Haus.
H 43,22-28 Gott selbst tilgt Israels Sünde.
I 44,1-5 Gott gießt seinen Geist wie Wasserströme auf Israel aus.
I’44,6-20 Der einzig wahre Gott kündet die
Zukunft. Die Götzen sind nichts.
H’44,21-23 Gott selbst tilgt Israels Sünde.
G’44,24-45,13 Der Ströme austrocknende Gott
befreit durch Cyrus Israel aus Babel.
F’45,14-25 Gott rettet als Weltheiland neben
Israel auch die Entronnen der Heiden.
B’46,1-47,15 Der einzig wahre Gott richt Babel
und seine Götzen und gewährt Israel Buße.
C’48,1-22 Israel soll durch eingetroffene
Prophetie zur Buße gerufen werden. Nur Gott
kündet die Zukunft und gibt Wasser in der
Wüste. Die Götzen sind nichts.
D’49,1-13 Der Messias ist als Knecht Gottes
Bund für Israel, Licht der Nationen und so
Heil der Welt.
E’49,14-50,3 Zion klagt, wird aber als Frau
Gottes erlöst und verherrlicht.Zions Schuld
war Ursache des Elends.
D’’50,4-11 Der Messias gehorcht als Knecht
Gottes auch im Leiden.
E’’51,1-8 Gott tröstet Zion. Seine Tora wird
Licht der Völker. Himmel und Erde vergehen.
A’a 51,9-16 Wach auf, wach auf, Arm des Herrn.
Gott schafft Himmel, Erde und Jerusalem neu.
b 51,17-23 Wach auf, wach auf, steh auf,
Jerusalem. Gott nimmt den Gerichtskelch aus
Jerusalems Hand.
b’ 52,1-6 Wach auf, wach auf Zion, zieh an
deine Stärke. Kein Unreiner kommt herein.
a’ 52,7-12 Der Herr hat seinen heiligen Arm
offenbart. Weicht, weicht, zieht dort aus.
┌
│
┌───────┤
│
│
│
└
│
│ ┌──────
│ │
│ │
│ │┌─────
│ ││┌────
│ │││
│ │││
┌
└─│││───┼
│││
│
│││
└
││└────
││
│└─────
│
└──────
E 52,13-53-12 Der Messias stirbt als Knecht Gottes
zur Erlösung für viele und wird verherrlicht.
D 54,1-17 Jerusalem wird als Frau Gottes erlöst und
verherrlicht unter einem ewigen Gnadenbund.
E’55,1-13 Einladung zum ewigen Bund des Messias
durch das Hören auf Gottes wirksames Wort.
A 56,1-59,8 Bedingungen für die Zugehörigkeit zu
Gottes Gemeinde.Zurechtweisungen für die
Gottlosen, Verheißungen für die Gläubigen.
B 59,8-15a Gläubige („Wir“) bekennen ihre Sünden.
C 59,15b-21 Der Tag der Vergeltung Gottes.
Neuer erlösender Bund mit Zion.
D 60,1-22 Das neue Jerusalem als Gottes Braut
E“61,1-11 Der Messias mit Frohbotschaft:Der Geist des
Herrn ist auf mir.Der Tag der Vergeltung Gottes.
D’62,1-12 Das neue Jerusalem als Gottes Braut
C’63,1-6 Der Tag der Vergeltung Gottes.
Gottes Gericht über Edom und die Völker.
B’64,7-64,11 Gläubige („Wir“) bekennen ihre
Sünden und bitten um Vergebung und Erbarmen.
A’65,1-66,24 Gottes Knechte, die vor seinem Wort
erzittern, werden an der Freude des neuen Himmels,
der neuen Erde und des neuen Jerusalem teilhaben,
aber die Feinde Gottes trifft ewiges Verderben.36
4.1.2.3 Die עבדי יהוה
Noch eine weitere wichtige Beobachtung zum Aufbau des Jesajabuches
hängt mit dem Motiv der Knechte Jahwes zusammen. Im folgenden sollen
die Stellen, an denen im Jesajabuche von einem Knecht bzw. von Knechten
Jahwes die Rede ist, angeführt werden.
20,3
ַּעְבִּדי יְ ַׁשְעָיהו
22,20 ְוָקָראִתי ְלַעְבִּדי ְלֶאְליִָקים
37,35 ְלַמֲעִני וְּלַמַען ָּדִוד ַעְבִּדי
41,8
ְוַא ָּתה יְִׂשָרֵאל ַעְבִּדי
41,9
( ַעְבִּדי־ַא ָּתהgemeint ist das Volk Israel)
42,1
( ַעְבִּדיgemeint ist ein besonderer, persönlicher עבד יהוה, der auch eine
Aufgabe am Volk und den Nationen hat, vgl. 42,6; 49,5-6.)
42,19 ( ַעְבִּדיdas Volk Israel gemeint)
42,19 ( ְוִעֵּור ּכְֶעֶבד ְיהָוהdas Volk Israel gemeint)
43,10 ְוַעְבִּדי
44,1
קב ַעְבִּדי
ֹ ( יֲַעdas Volk Israel)
ַ
44,2
קב
ֹ ( ַעְבִּדי יֲעdas Volk Israel)
44,21 קב ְויְִׂשָרֵאל ִּכי ַעְבִּדי־ָא ָּתה
ֹ ( יֲַעVolk Israel)
36 Die konzentrische Struktur von Jes 56-66 mit R. Lack, o.c., s. oben S. 58.
209
( ֶעֶבד־ִלי ַא ָּתהdas Volk Israel)
ֵמִקים ְּדַבר ַעְבּדוֹ ַוֲעַצת ַמְלָאָכיו יְַׁשִלים
(vielleicht ein Prophet? oder die Propheten, wobei der kollektive
Singular gewählt wäre, weil Jesaja bis Kp 54 den Singular hat)
45,4
קב
ֹ ( ְלַמַען ַעְבִּדי יֲַעum des Volkes Israel willen hat Jahwe Cyrus bei
seinem Namen gerufen)
48,20 :קב
ֹ ( גַָּאל ְיהָוה ַעְבּדוֹ יֲַעDie Botschaft der aus Babel Fliehenden, die in
der ganzen Welt widerhallt.)
49,3
( ַעְבִּדי־ָא ָּתה יְִׂשָרֵאלHier wird ein persönlicher Knecht Jahwes mit dem
Namen „Israel“ benannt, vgl. 49,5-6.)
49,5
קב ֵאָלי
ֹ ְוַע ָּתה ָאַמר ְיהָוה יְֹצִרי ִמֶּבֶטן ְלֶעֶבד לוֹ ְלׁשוֵֹבב יֲַע
(der persönliche )עבד יהוה.
49,6
קב
ֹ נֵָקל ִמְהיוְֹתָך ִלי ֶעֶבד ְלָהִקים ֶאת־ִׁשְבֵטי יֲַע
(der persönliche )עבד יהוה
50,10 ֹ( ׁשֵֹמַע ְּבקֹול ַעְבּדוDas Vertrauen auf Jahwe äußert sich im Gehorsam
gegenüber dem persönlichen עבד יהוה.)
52,13 ( ַעְבִּדיder persönliche Knecht)
53,11 ( ַעְבִּדיder persönliche Knecht)
22 Stellen von Kp 1 - 53 im Singular.
54,17 ֹזאת נֲַחַלת ַעְבֵדי ְיהָוה
56,6
ִלְהיֹות לוֹ ַלֲעָבִדיםSöhne der Fremde (= Nichtisraeliten) werden freiwillig Jahwe zu Knechten.
63,17 ( ׁשּוב ְלַמַען ֲעָבֶדיָךJahwe wird gebeten, um seiner Knechte willen zurückzukehren)
65,8
( ְלַמַען ֲעָבַדיum seiner Knechte willen vernichtet Gott nicht das
Ganze, sondern läßt einen Rest übrig)
65,9
( ֲעָבַדיso heißen Gottes Auserwählte; vgl. 42,1)
13
ִּהֵּנה ֲעָבַדי ֹיאֵכלוּ ְוַא ֶּתם ִּתְרָעבו
13
ִּהֵּנה ֲעָבַדי יְִׁשּתוּ ְוַא ֶּתם ִּתְצָמאו
13
:ִהֵּנה ֲעָבַדי יְִׂשָמחוּ ְוַא ֶּתם ֵּתבֹׁשּו
14
ִהֵּנה ֲעָבַדי יָרֹנּוּ ִמּטּוב ֵלב ְוַא ֶּתם ִּתְצֲעקוּ ִמּכְֵאב ֵלב
15
:ְוַלֲעָבָדיו יְִקָרא ֵׁשם ַאֵחר
66,14 :ְונֹוְדָעה ַיד־ְיהָוה ֶאת־ֲעָבָדיו ְוזַָעם ֶאת־אֹיְָביו
11 Stellen von Kp 54 - 66 im Plural.
44,21
44,26
Es ist Oswalt37 zuzustimmen, daß das Konzept „servanthood“ für das Jesajabuch, insbesondere für die Entfaltung von Jes 40-66 zentral ist.
37 The Book of Isaiah, Chapters 40-66, 1998, S. 7.
210
Von Jes 20,3 bis 53,11 finden sich zuerst 22 Stellen (zweimal elf) mit
dem עבד יהוהim Singular, ab 54,17 erfolgt der Wechsel in den Plural (elf
Stellen.) Diese Anordnung scheint mir bei diesem zentralen Konzept des
Buches Jesaja nicht zufällig. Man beachte auch, daß alle drei Teile („Proto-,
Deutero- und Tritojesaja“) davon betroffen sind und daß der Wechsel in den
Plural nicht erst in 56-66 erfolgt, sondern schon in 54,17! Mit dem Tod des
persönlichen עבד יהוהin Kp 53 und seiner Auferstehung wechselt der
Singular in den Plural עבדי יהוה. (Man beachte das Schlüsselwort „Viele“ in
Jes 52,13-53,12.) Vielleicht will Jesaja damit anzeigen, daß mit Kap. 53 ein
Durchbruch geschehen ist. Vorher war das Volk Israel als עבד יהוהblind
(42,19; vgl. 6,10). Jetzt aber heilt der persönliche עבד יהוה38 seine Blindheit
(49,6-7) und verleiht ihm Erkenntnis und Gerechtigkeit (53,11). Dadurch
kann nun das zuvor unfruchtbare Zion eine Zeit ungekannter Fruchtbarkeit
und Bedeutsamkeit gewinnen (Jes 54 mit dem Plural in V. 17). Somit
kommt dem Kap. 53 eine besondere Stellung zu: Einerseits ist es der
Abschluß der vier Texte zum persönlichen ( עבד יהוה42,1ff; 49,1ff; 50,4ff;
52,13ff)39, vollendet also etwas in 40-53, andererseits schafft es neue
Voraussetzungen und eröffnet etwas Neues für 54-66.
In Jes 40-53 geht es um die Erlösung Zions und des Volkes Gottes aus
Babel und aus der Sünde und die Wiederinthronisation Jahwes in Zion und
unter seinem Volk. Die Kapitel 53-55 beschreiben das grundlegende Heil
(fremde, geschenkte Gerechtigkeit in 53,11; Stichwort: Gnadenbund 54,10;
55,3-5), auf dem die Verherrlichung Zions in der messianischen Zeit von
60-62 aufbauen kann. In den Kapiteln 56-66 finden sich von diesem
grundlegenden Heil her mehr ermahnende und Schuld aufzeigende Ab38 Siehe zu einem Überblick der Auslegungsgeschichte der Gottesknechtsabschnitte
North, C.R., The suffering Servant in Deutero-Isaiah. An historical and critical
study, 2. Aufl., Oxford, 1969; Rowley, H. H., „The Servant of the Lord in the
Light of Three Decades of Criticism“ und „The Suffering Servant and the Davidic
Messiah“ in „Servant of the Lord“, herausgegeben von H.H. Rowley, Oxford:
1965, S. 3-60.61-93; Bellinger, William H.; Farmer, William R. <Hrsg.>, Jesus
and the Suffering Servant: Isaiah 53 and Christian Origins, Harrisburg, PA: 1998.
39 Auch die Anordnung dieser vier Texte ist bewußt gewählt: Im ersten und letzten
spricht Jahwe und weist mit einem „Siehe ... mein Knecht“ auf seinen Diener
hin, in den beiden mittleren meldet sich der Knecht selbst zu Wort. Der vierte
Abschnitt spiegelt noch einmal die Anordnung der vier Abschnitte in dem Sinn
wider, daß am Anfang und am Ende Gott von seinem Knecht spricht. Aber in der
Mitte spricht nicht der Knecht von sich selbst, er ist verstummt (53,7), sondern
die Menge der Erlösten, für die er gestorben ist und die er gerechtfertigt hat,
bekennt sich zu ihm als Quelle ihrer Heilung.
211
schnitte als vergleichsweise in Jes 40-55. Jes 55,1ff ist eine Einladung in
den ewigen Bund, eine Einladung, sich an den reich gedeckten Tisch Jahwes
zu setzen und umsonst die Heilsgüter zu genießen, alles das im Hören auf
das Wort Gottes (55,3.6-11). Die Kapitel 56-66 zeigen dann auf, wie sich
durch Hören oder Ungehorsam eine Spaltung im Volk Gottes vollzieht und
sich das wahre Zion herauskristallisiert, während die abtrünnigen Gottlosen
dem Gericht anheimfallen. Ebenso eröffnen diese Kapitel den Weg für
bekehrte Heiden zum Gnadentisch Gottes (56,6-7) und konkretisieren somit
in der Paränese das die Heiden einschließende Heil von Jes 53-55.
4.1.3 Der Platz von Jes 36-39 im Aufbau des Jesajabuches
Unsere These ist, daß Jes 36-39 ein integraler Bestandteil des ganzen
Buches Jesaja ist, daß man es nicht herauslösen oder als spätes Anhängsel
deklarieren kann, ohne den Charakter des gesamten Buches zu verändern
und es zu einem Torso zu machen. Die Kapitel 36-39 haben Anteil an einem
Phänomen, das sich durch das ganze Buch hindurch findet, nämlich an
einer außerordentlich starken textlichen Interdependenz einzelner Teile im
Gesamtwerk. Das Ganze besteht aus einzelnen Teilen, die so stark mit anderen verflochten sind, daß man kaum Teile herauslösen kann, ohne daß andere Stücke dadurch wichtige Bezugspunkte verlieren.
Aus diesem Grund wollen wir uns noch einmal dem Thema des Aufbaus
zuwenden, doch nun aus der Perspektive der Bezüge von Jes 36-39 zu den
anderen Teilen des Buches:
Jes 36-39 in seinem Verhältnis zu 1-35,
Jes 36-39 in seinem Verhältnis zu 40-66.
4.1.3.1 Zeit und Ort im Jesajabuch
Bevor wir uns der Frage nach dem Platz von Jes 36-39 im Aufbau des
Jesajabuches im Detail zuwenden, ist noch eine Vorüberlegung zu Ort und
Zeit im Jesajabuch notwendig. Immer, wenn von Jesajas Aufenthaltsort die
Rede ist, trifft man ihn in Jerusalem. Zur Zeit kann man grundsätzlich
feststellen, daß die Kapitel 1-39 mit ihren geschichtlichen einleitenden
Notizen einem chronologischen Schema folgen: Wenn Zeitangaben gemacht
werden, entspricht die Buchreihenfolge der Zeitenfolge: 1,1 nennt als Zeit
des Jesaja die der vier Könige Judas: Usia, Jotham, Ahas und Hiskia; 6,1
Todesjahr des Usia; 7,1 Regierungszeit des Ahas; 14,28 Todesjahr des Ahas;
20,1 Regierungszeit des assyrischen Königs Sargon (= zur Zeit des Hiskia);
36,1 vierzehntes Jahr des Hiskia; 38,1 ungefähr derselben Zeit zugeordnet;
39,1 ungefähr derselben Zeit zugeordnet.
212
Der erste und letzte Vers von 1,1-39,8 können als Inklusio um die Zeit
des Jesaja aufgefaßt werden, denn 1,1 erwähnt, daß Jesaja seine Vision
geschaut habe „in den Tagen des Usia, Jotham, Ahas und Hiskia“ (ֲּחזֹון יְַׁשְעָיהו
ּ ִּביֵמי ֻעזִָּּיהוּ יוָֹתם ָאָחז יְִחְזִקָּיהו... ֲאֶׁשר ָחָזה...), und 39,8 schließt mit den letzten
Worten eben dieses Hiskia im Jesajabuch: „Es wird doch Friede und Sicherheit sein in meinen Tagen“ () ִּכי יְִהֶיה ָׁשלֹום ֶוֱאֶמת ְּביָָמי.
Ab Kap. 40 betritt man die prophetische Dimension einer Zeit, die jenseits des Lebens des Hiskia und auch jenseits der Zeit Jesajas lag. Dies bedeutet nicht, daß Jesaja diese Kapitel nicht geschaut haben kann, aber sie
gehen über seine Lebenszeit hinaus. Man kann nun sagen, daß die Lebenszeit des Jesaja politisch stark von einer aufkommenden expandierenden
Weltmacht geprägt wurde, nämlich von Assur.
Die Kapitel 1-39 setzen die assyrische Zeit voraus. Sie reden nicht nur
über diese Zeit, prophetisch gehen sie teilweise auch darüber hinaus (Jes 11;
13-14; 39), aber sie sind maßgeblich von der assyrischen Zeit geprägt. Insoweit geschichtliche Angaben greifbar sind, passen sie zur Assurzeit.
Anders ist es mit Jes 40-66. Hier werden keine Datierungen geboten, kein
regierender König mit Regierungsjahr und Namen erwähnt. (Es gibt keine
Angabe: „Im dritten Jahr des Cyrus, des Königs der Meder und Perser...“
Man kann durchaus mit Allis die Cyrusweissagung als weit vor Cyrus ergangene Prophetie auffassen). Außer Babel und Jerusalem wird kein konkreter Ort in dem Sinn genannt, daß einzelne Personen mit ihm lebensmäßig verbunden werden (vgl. im Kontrast Hes 1,1-2; 8,1; 20,1). Nun enden
sogar die Erwähnungen Babels in 48,20.
Natürlich könnte man als Zeit für Jes 40-66 nun die babylonische Zeit
nennen, aber das würde nicht zutreffen. Zählt Cyrus in 44,28 und 45,1 noch
zur babylonischen oder schon zur medopersischen Zeit? Wurde die
babylonische übersprungen? Wo soll man die neuen Himmel und die neue
Erde von Jes 65-66 einordnen? Man kann Jes 1-39 leichter der assyrischen
Zeit zuordnen als 40-66 geographisch einem babylonischen Umfeld. So
bestreitet Hans M. Barstad etwa heftig, daß „Deuterojesaja“ in Babel lebte:
„Wie ist man überhaupt auf den Gedanken gekommen, dass der Prophet
in Babylon wirkte? Soweit ich dazu imstande bin, die Situation zu beurteilen, haben wir hier abermals ein Beispiel dafür, wie eine ganz unmögliche These sich durch die Forschungsgeschichte hindurch behauptet hat,
obwohl die Voraussetzungen, die zu dieser These geführt haben, längst
213
nicht mehr aufrechtzuerhalten sind.“40
Besser als die Kapitel 40-66 einem babylonischen Umfeld und etwa einer
babylonischen Zeit zuzuordnen, ist, sie mit der von Jesaja aus zukünftigen
Zeit zu verbinden, eine Position, die sie mit Jes 13-14, 24-27, 34-35 u.a.
gemeinsam haben. Genau genommen scheint Jesaja mehrere Zeiten prophetisch unterschieden zu haben: Die Zeit Assurs (das meiste in Jes 1-39), die
Zeit Babels (Jes 13-14; 21,1-10; 39; 40-48), die Zeit der Meder, die Babel
zerstören, und des Cyrus (Jes 13,17; 44,28; 45,1 und einige Passagen in
40ff, die von Cyrus ohne Namen reden), die Zeit der namenlos bleibenden
„Tohu-Stadt“ von 24,10, der Anbruch der Königsherrschaft Jahwes über alle
Welt (24,23), die Zeit der „vielen Tage“ von 24,22.
Wenn Jesaja selbst die hier genannten Kapitel geschaut hat, so mußte er
selbst diese Zeiten chronologisch nicht auseinanderhalten. Das würden die
Zeiten der Erfüllung an den Tag bringen. Für ihn waren es zukünftige
Zeiten auf dem Weg zu der letzten Zeit von Jes 2,1-5. Zu diesen zukünftigen
Zeiten gehörte auch die Zeit Babels. Jes 40ff reden davon, aber nicht nur,
und gehen zum Teil (von der Erfüllung her betrachtet) weit darüber hinaus
(vgl. etwa 51,6).
In diesem Sinn kann man folgendes für Jes 36-39 in Zusammenhang mit
der Frage nach Ort und Zeit im Jesajabuch festhalten: Da die Kapitel 1-35
wesentlich von der Zeit der assyrischen Weltmacht geprägt sind, kann man
sagen, daß Gottes Gericht über Assur in Jes 36-39 in gewissem Sinn den
„Assur-Teil“ des Buches und damit auch gleichzeitig die „Jesajazeit“
abschließt. Mit Jes 40ff beginnt prophetisch eine Zeit jenseits der Zeit des
40 Barstad, Hans M., ‘Lebte Deuterojesaja in Judäa?’, Norsk Teologisk Tidsskrift
1982 (83) S. 77-87, hier S. 77-78. Vgl. idem, Akkadian ‘Loanwords’ in Isaiah 4055 and the Question of Babylonian Origin of Deutero-Isaiah, Text and Theology.
Studies in Honour of Prof. Dr. Theol. Magne Saebo, Tangberg, Arvid <ed>, Oslo:
1994, S. 36-48. Das ausführlichste Argument zur Sache liefert Barstad in seiner
Monographie: „The Babylonian Captivity of the Book of Isaiah: ‘Exilic’ Judah
and the Provenance of Isaiah 40-55“, Oslo: 1997, vgl. seine resümierende
Bemerkung dort (p. 92): „One important discovery of the present study has been
the fact that the early discussions on the ‘home of Second Isaiah’, which ended up
by placing the prophet’s whereabouts outside Palestine, should come to form a
part of the very debate concerning the Second Isaian thesis itself. It became an
important underlying factor in the discussion to stress the non-Palestinian
character of Isa 40-55 (66) in order to separate this part of the book of Isaiah from
the Palestinian chapters 1-39.“ Vgl. auch William H. Cobb, Where was Isaiah
XL-LXVI written?, Journal of Biblical Literature, 1908 (27) S. 48-64: Jes 40-66
seien in Palästina abgefaßt (p. 48).
214
Jesaja, die auch die Zeit Babels und des darauf folgenden medopersischen
Reiches einschließt, aber ebenso darüber hinaus die messianische Zeit und
die Zeit eines neuen Himmels und einer neuen Erde.
Würde man diese Kapitel auf nur eine oder zwei Zeiten davon reduzieren,
täte man ihnen Unrecht. Das Körnchen Wahrheit an der von Childs behaupteten „Dehistorisierung“ von Jes 40-66 ist, daß diese Kapitel einen Bezug zu
mehreren Zeiten haben und nicht in eine „babylonische Gefangenschaft“
eingesperrt werden können. Forscher, die an das Phänomen einer vom
heiligen Geist inspirierten Zukunftprophetie glauben, hatten die geschichtlich so wenig faßbare Gestalt von Jes 40-66 schon immer darauf
zurückgeführt, daß der alte Jesaja nach den Ereignissen des Jahres 701, prophetisch gleichsam seiner Zeit entrückt, Trost und Worte für zukünftige
Zeiten empfing. Gleichzeitig aber ist es für biblische Prophetie wichtig, daß
sie Wurzeln in der Heilsgeschichte Israels hat und mit konkreten geschichtlichen Situationen zusammenhängt. Diese Verwurzelung von Jes 40-66 in
der Zeit Hiskias und Jesajas leisten nun unsere Kapitel Jes 36-39. Sie verbinden als prophetisch-heilsgeschichtliche Brücke Jes 1-35 und 40-66 miteinander und mit den Ereignissen um das Jahr 701 vor Christus herum. Sie
leisten den geschichtlichen Übergang vom Assur-Teil zum zukünftigen und
eschatologischen Teil des Jesajabuches.
4.1.3.2 Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu 1-35
4.1.3.2.1 Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu Jes 1
Wenn man Jes 36-39 nicht hätte, so hätte man keinen weiteren Text, der
den in V. 1 erwähnten König Hiskia namentlich erwähnt. Er würde dann
das Geschick von Jotham teilen, der zwar in der Zeitangabe 1,1 vorkommt,
aber innerhalb des Buches nicht mehr. Mit 36-39 aber gehört Hiskia neben
Ahas zu den beiden Hauptcharakteren, denen Jesaja gegenübersteht.
In Verbindung mit Jes 1,2-9 kann man die Tatsache, daß nur Jerusalem
vor Sanherib errettet worden ist,41 die Städte Judas ihm aber zum Opfer
fielen, als Erweis der Gnade Gottes einordnen. Gleichzeitig ist das Gericht
selbst von Jes 1 her als Züchtigung (1,5) und Läuterung (1,25) verstehbar.
Wenn Jahwe in 1,10-17 den sündigen Mißbrauch des Tempelgottesdienstes im Sinne eines opus operatum geißelt, so spricht er doch immer
41 Die andere Möglichkeit ist, den syrisch-ephraimitischen Krieg von Jes 7-8 als
Hintergrund von 1,7-9 zu sehen, aber 1,8 gibt zu deutlich die Situation von 36,1-2
wieder. Die Verwüstung des syrisch-ephraimitischen Krieges ist ein anderer von
den Schlägen von 1,5 und trug natürlich auch zu 1,7 bei.
215
noch von „meinen Vorhöfen“ (1,12), was zu Hiskias Haltung der Ehrung
des Tempels paßt (37,1.14; 38,20.22).
Die zentralen Verse Jes 1,18-20 sprechen genau von den beiden Gegensätzen Leben und Vergebung bei Gehorsam und Gericht und Tod bei Ungehorsam, die sich in Jes 7-8 und 36-39 in den Personen von Ahas und
Hiskia verkörpert gegenüberstehen (7,9.17.20; 38,17.5-6; 37,30-35). Jes 7-8
und 36-39 sind geschichtliche Illustrationen des Prinzips, das sich auch in
1,18-20 nierderschlägt. Als Ausdruck des Heils beachte man das Essen des
Guten des Landes in 1,19 im Vergleich zum Essen der Früchte in 37,30.
In Zusammenhang mit dem Läuterungsgedanken von 1,21-26 ist die Formulierung der Not in den Worten Hiskias in 37,3 Hinweis auf die Hitze des
„Ofens“, in den Jerusalem hineingeraten war. Zion als untreu gewordene
Ehefrau (1,21ff) hat ihr positives Gegenstück in „der Jungfrau, der Tochter
Zion“ von 37,22, die möglicherweise auch die in 37,3 implizierte Mutter ist,
die eine fast tödlich endende Geburt erleidet. Daß Eliakim den Schebna in
36,3 schon abgelöst hat (vgl. 22,15ff), berührt sich mit dem Austauschen der
Führer in 1,21-26. Zusammenfassend läßt sich sagen: Jes 36-39 illustrieren
als geschichtliche Texte die theologischen Aussagen von Jes 1.
4.1.3.2.2 Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu Jes 2-12
Die Ähnlichkeiten zwischen Jes 36-39 und Jes 7-8 sind, wie sie Conrad
aufgezeigt hat, so klar, daß die besondere Beziehung beider Abschnitte
zueinander offensichtlich ist: 1. In beiden Erzählungen bedroht eine feindliche Invasion Jerusalem (Jes 7,1; 36,2), 2. der Ort der Szene für die Bedrohung Jerusalems ist beide Male gleich (7,3; 36,2)42, 3. die Könige sind jeweils stark erschüttert (7,2; 37,1), 4. als Antwort auf die Bedrohung hält der
Prophet Jesaja jeweils dem König (direkt oder durch des Königs Boten) eine
Kriegsansprache mit „Fürchte dich nicht...“ (7,4-9; 37,6-7), 5. beiden
Königen wird ein Zeichen gewährt, daß Gott die feindliche Bedrohung beendet (7,10-16; 37,30-32), Hiskia wird noch ein zusätzliches Zeichen gegeben (38,7) und auch von ihm erbeten (38,22), 6. obwohl in beiden Erzählungen die Rettung der Stadt verheißen wird, enden sie mit dem Hinweis auf
eine weitaus größere Katastrophe durch einen anderen erobernden König
42 Die Tatsache, daß an beiden Stellen der Ort der Wasserversorgung erwähnt ist,
ist natürlich nichts besonderes, da Wasser für eine belagerte Stadt in jedem Fall
wichtig ist.
216
(7,15-17.20 durch den König von Assyrien, 39,6-7 durch den König von
Babel).43 Auch Conrads Schlußfolgerung aus all dem ist zu unterstreichen:
„The similarities between these two third-person narratives suggest that
they are strategically located in the structure of the book and are an
important clue for uncovering its developing literary world.“44
Die Tatsache, daß Conrad die Kriegsansprache von Jes 10,24-27 nicht nur
in Jes 36-37 in Erfüllung gehen sieht, sondern auch eine inhaltliche Weiterführung in 41,8-13; 41,14-16; 43,1-4; 43,5-7; 44,1-5 erkennt, ist hier
besonders bemerkenswert. Nicht zu teilen ist in dem Zusammenhang
Conrads Auffassung, daß das Volk selbst König und die messianische
Hoffnung in den Hintergrund getreten sei. Im Gegenteil scheint uns eine
rechte Auswertung der Beziehung von Jes 7-8 und 36-39 mit den folgenden
Kapiteln einen Schlüssel zum Verständnis der messianischen Hoffnung
Jesajas zu geben.
Die auffällige Ortsangabe in Jes 7,3 und 36,2 ist beachtenswert:
ֵצא־ָנא ִלְקַראת ָאָחז ַא ָּתה וְּׁשָאר יָׁשּוב ְּבֶנָך7,3
:ֶאל־ְקֵצה ְּתָעַלת ַהְּבֵרָכה ָהֶעְליוָֹנה ֶאל־ְמִס ַּלת ְׂשֵדה כוֵֹבס
ַויְִּׁשַלח ֶמֶלְך־ַאּׁשּור ֶאת־ַרב־ָׁשֵקה ִמ ָּלִכיׁש ְירוָּׁשְַלָמה36,2
ֶאל־ַהֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהוּ ְּבֵחיל ּכֵָבד
:מד ִּבְתָעַלת ַהְּבֵרָכה ָהֶעְליוָֹנה ִּבְמִס ַּלת ְׂשֵדה כוֵֹבס
ֹ ַויֲַּע
Diese Ortsangabe hat doppeltes Gewicht, weil sie Teil einer prophetischen Anweisung Gottes an seinen Propheten und dessen Sohn SchearJaschub ist. Der Unglaube des Ahas (7,9-13) wird ihn den Assyrern in die
Hände treiben (2 Kg 16,7). Die Entscheidung fällt genau dort, wo Jesaja ihn
warnt: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.“ An eben diesem Ort werden
ca. 34 Jahre später die Assyrer stehen, in klarer Erfüllung von Jes 7,17-20;
8,6-8. Die Ortsangabe kommt auch in 2 Kg 18,17 vor. Von Jes 7 her ist sie
zusätzlich mit Ankündigung-Erfüllungsspannung geladen.
Dies ist ein wichtiges Argument für die Jesajapriorität von Jes 36-39
gegenüber 2 Kg 18-20. Wenn die Hiskiaerzählungen zuerst in Könige
entstanden sein sollten, warum ist diese Ortsangabe im Jesajabuch um so
vieles sinnträchtiger? Oder soll man annehmen, daß der Verfasser von Jesaja diese Kapitel aus Könige entlehnt hat und nach deren Vorbild im Kontrast Jes 7-8 geschrieben hat? Wenn man aber vom Textvergleich her zu einer Jesajapriorität neigt und diese Ortsangabe hinzunimmt, wird die Jesajapriorität zur Gewißheit (natürlich ergänzt durch weitere Beobachtungen).
43 Siehe oben auf S. 70-72 die Zusammenfassung von Edgar Conrads Aufsatz „The
Royal Narratives and the Structure of the Book of Isaiah“.
44 Conrad, o.c., S. 69.
217
Indem Hiskia in der nationalen Notlage von 36-37 mit völligem Gottvertrauen reagiert, nachdem alle Hoffnung mancher Judäer auf ägyptische Hilfe
zerschlagen war, ist er das gestreckte Gegenstück zu Ahas und bringt das
Gegenüber von Jes 7-8 und 36-37 in das Spannungsverhältnis von Unglauben zu Glauben. Das wird auch durch das Stichwort des Zeichens
unterstrichen, das diese Kapitel miteinander verbindet:
ְׁשַאל־ְלָך אֹות ֵמִעם ְיהָוה ֱאלֶֹהיָך
7,11
ְוֶזה־ְּלָך ָהאֹות ָאכֹול ַה ָּׁשָנה ָסִפיַח וַּב ָּׁשָנה ַה ֵּׁשִנית ָׁשִחיס
37,30
ְוֶזה־ְּלָך ָהאֹות ֵמֵאת ְיהָוה ֲאֶׁשר יֲַעֶׂשה ְיהָוה ֶאת־ַהָּדָבר ַהֶּזה
38,7
בא ֶאל־ְׁשֵני ָבֶניָך
ֹ ָ ְוֶזה־ְּלָך ָהאֹות ֲאֶׁשר י1 Sam 2,34
Wenn wir richtig beobachtet haben, gibt es kein fünftes Zeichenangebot45 im
Alten Testament, das sprachlich diesen vier so nahe kommt, wie sie einander sind. Es geht also nicht nur um drei Zeichenangebote, sondern um
drei ähnlich formulierte Zeichenangebote. Man beachte zusätzlich noch die
Ähnlichkeit von ֵמִעם ְיהָוהin 7,11 mit ֵמֵאת ְיהָוהin 38,7. Das Band zwischen
Jes 7-8 und 36-39 ist eng. Ahas wird aufgefordert, sich ein Zeichen zur
Glaubensstärkung zu erbitten, was er ablehnt, weil er nicht wirklich auf
Jahwe vertrauen und sich nicht durch ein Zeichen „festnageln“ lassen will.
Er will seinen gottlosen Handlungsspielraum nicht eingeengt sehen. Hiskia
ist auch hierin ein Kontrast, daß er das ihm zugesagte Zeichen im Glauben
annimmt, um in der Not einen umso festeren Halt in Gott zu haben.
Daß Jahwe in seiner göttlichen Zusage an Hiskia zur Rettung vor den Assyrern in 37,23 der „Heilige Israels“ ( )ְקדוֹׁש יְִׂשָרֵאלgenannt wird, verbindet
diesen Text zwar nicht direkt mit Jes 7-8, aber mit folgenden Stellen in Jes
1-66: 1,4; 5,19; 5,24; 10,20; 12,6; 17,7; 29,19; 30,11; 30,12; 30,15; 31,1;
41,14; 41,16; 41,20; 43,3; 43,14; 45,11; 47,4; 48,17; 54,5; 55,5; 60,9; 60,14.
Außerhalb von Jesaja kommt diese Formulierung noch in Ps 71,22; 78,41;
89,19; Hab 1,12; Jer 50,29; 51,5 vor. Innerhalb von Jesaja sind noch 10,17
( ;)וְּקדוֹׁשֹו29,23 (קב
ֹ ;)ְקדוֹׁש יֲַע40,25 ( ;)ְוֶאל־ִמי ְתַדְּמיוִּני ְוֶאְׁשֶוה ֹיאַמר ָקדוֹׁש43,15
( ;)ְקדוְֹׁשֶכם49,7 ( ;)ְקדוֹׁשֹו57,15 (כה ָאַמר ָרם ְוִנ ָּׂשא ׁשֵֹכן ַעד ְוָקדוֹׁש ְׁשמֹו
ֹ ) ִּכיals sehr
ähnliche Gottesbezeichnungen zu vergleichen.
Nicht nur diese äußerst auffällige jesajanische Rede vom „Heiligen
Israels“ verbindet Jes 36-39 mit dem ganzen Buch. Es gibt auch kleinere,
mehr „zufällige“ jesajanische Formulierungen, die auch in anderen
45 Die Paralleltexte in 2 Kg 18-20 sehe ich in diesem Zusammenhang als mit Jes
36-39 zusammengehörig an, ohne daß sie immer extra erwähnt werden müssen.
Auch die Parallelität der Zeichenangebotsformulierung in 7,11 stärkt m.E. die
Jesajapriorität.
218
einzelnen Teilen vorkommen. Nehmen wir z.B. das folgende Verbum, das
nur an diesen vier Stellen46 im Alten Testament vorkommt:
אבֹות ְוֶאל־ַהִּיְּדעִֹנים ַהְמַצְפְצפים ְוַהַּמְהִּגים
ֹ ִּדְרׁשוּ ֶאל־ָה
8,19
לא ָהָיה ֹנֵדד ּכָָנף וּפֶֹצה ֶפה וְּמַצְפֵצף
ֹ ְו10,14
ְוָהָיה ְּכאֹוב ֵמֶאֶרץ קוֵֹלְך וֵּמָעָפר ִאְמָרֵתְך ְּתַצְפֵצף
29,4
ְּכסּוס ָעגּור ֵּכן ֲאַצְפֵצף ֶאְהֶּגה ּכַיּוָֹנה ַּדּלוּ ֵעיַני ַלָּמרֹום38,14
An zwei Stellen wird es von den akustisch wahrnehmbaren Äußerungen
eines Totengeistes gebraucht (8,19; 29,4). An den beiden anderen von den
Geräuschen eines Vogels (10,14; 38,14).
In derselben Richtung kann man die „Ströme“ oder „Flüsse Ägyptens“47
einordnen:
אֵרי ִמְצרִים
ֹ ְרק ְיהָוה ַלְּזבּוב ֲאֶׁשר ִּבְקֵצה י
ֹ יְִׁש
7,18
אֵרי ָמצֹור
ֹ ְְוֶהֶאְזִניחוּ ְנָהרֹות ָּדֲללוּ ְוָחְרבוּ י
19,6
אֵרי ָמצֹור
ֹ ְכל י
ֹּ ְוַאְחִרב ְּבַכף־ְּפָעַמי37,25
Auch hier haben wir spezielle Formulierungen, die Jes 36-39 mit 1-35 an
einer Stelle verbinden. So kommt auch die Kombination „Rat und Kraft“
( )ֵעָצה וְּגבּוָרהim Alten Testament nur in Jes 36,5/2 Kg 18,20 und Jes 11,2
vor.48Es ist nicht nur so, daß Jes 10,13-14 inhaltlich 37,24-25 ähnelt,
sondern man kann auch im Umfeld dieser Verse einige wörtliche Parallelen
ausmachen: Vgl. ֹ יְַערוֹ ְוַכְרִמּלוin 10,18 mit : יַַער ַּכְרִמּלֹוin 37,24; (29,17; 32,15);
ֶמֶלְך־ַאּׁשּורin 10,12 und 37,21; רּום ֵעיָניוin 10,12 mit ְוַעל־ִמי ֲהִרימוָֹתה ּקֹול ַו ִּת ָּׂשא
ָמרֹום ֵעיֶניָךin 37,23 und ַעל־ִמיin 10,3; 37,23; (36,5; 53,1; 57,4.4).
Wie stark die ganze Sanherib-Invasion von Jes 36-39 mit Jes 7-10
verbunden ist, wird für den Leser auch noch in 37,32 durch die wörtliche
Wiederholung von 9,6 markiert:
ִקְנַאת ְיהָוה ְצָבאֹות ַּתֲעֶׂשה־ ֹּזאת
9,6
ִקְנַאת ְיהָוה ְצָבאֹות ַּתֲעֶׂשה־ ֹּזאת37,32
Was will der Prophet damit sagen? Jes 9,6 schließt die Verheißung des kommenden Messias auf dem Thron Davids ab, der ein unendliches Friedensreich aufrichten wird. Die Kraft, welche so die Welt verändert, ist der „Eifer
Jahwe Zebaoths“, und zwar trotz eines Ahas und trotz eines gottlosen
Volkes. Wenn nun 37,32 genau diese Worte aufgreift, und das in dem
Zusammenhang eines vor Assur und Sanherib in Jerusalem geretteten
Restes, so wird diese Errettung in eine Beziehung zu dem Friedensreich des
46 Siehe Even-Shoshan-Konkordanz, o.c., S. 993.
47 Siehe zu einer anderen Sicht der Formulierungen (außer 7,18): Calderone, P. J.,
The Rivers of Masor [Is 19,6; 37,25 (2 Reg 19,24); Mi 8,12], Biblica 1961 (42) S.
423-32.
48 Siehe Even-Shoshan-Konkordanz, o.c., S. 219.
219
Davidssohnes in 8,23-9,6 gesetzt: Assur kann Juda nicht durch Deportation
als Gottesvolk vernichten (36,17), weil Jahwe seine blasphemische Anmassung nicht duldet und an der Davidsverheißung (37,35) festhält. Ist Hiskia
denn der Davidssohn von 9,5-6 oder der Immanuel von 7,14; 8,10? Wir
meinen, daß Jes 38-39 genau diese von 37,30-35 / 9,5-6 herkommende
Frage beantworten, und zwar negativ.49 Hiskia hat sich selbst nicht als der
Messias von 9,5-6 gesehen: Er war trotz einer katastrophalen Zukunftsperspektive für seine Nachkommen und seine Reichtümer im Wort Gottes an
ihn (39,5-7) ganz zufrieden mit diesem Wort, weil er in ihm wenigstens für
seine Zeit Frieden und Sicherheit verheißen sah (39,8). Aus dieser „Bescheidenheit“ Hiskias kann man erkennen, wie düster er seine Zeit eingeschätzt
hat. Jerusalem konnte zufrieden sein, wenn es überlebte. In dieser Zeit hatte
Gott ihm die Gesundheit und 15 weitere Jahre nach seiner schweren Krankheit verheißen, mehr nicht (38,5-8). Das ihm in diesen Versen gewährte
Zeichen deutete symbolisch ein Aufhalten, aber nicht ein endgültiges Abwenden des Gerichtes von 6,9-10 an. Er selbst wußte um seine eigenen
Sünden (38,17.12-13) und daß das ihm gewährte neue Leben Gnade war.
Das Jesajabuch legt nicht nahe, daß sich Jes 8,23-9,6 im Lebenshorizont
des Hiskia erfüllt. Aber es baut mit Jes 7-12 und 36-39 eine Spannung auf:
Wann und wie wird sich die Messiasverheißung erfüllen? Wir lernen zwei
Söhne Davids im Jesajabuch genauer kennen: Ahas (Jes 7-8) und Hiskia
(36-39). Der eine ist gottlos und ungläubig, der andere gottesfürchtig und
voller Vertrauen. Aber selbst der Fromme entgeht nur knapp dem Tod in
seiner Krankheit und der Katastrophe in der Überflutung durch Assur. Er
weiß um seine Sünden und kann die Söhne nicht vor Babel retten (39,7).
Wenn selbst der fromme Sohn Davids, dem ein beispielhafter Glaube
bestätigt wird, nicht der Messias von Jes 9,5-6 und 11,1-10 sein kann, wie
muß dann dieser Messias aussehen, der in dem eschatologischen Zion die
Welt für Gott zurückgewinnt und die Finsternis beendet? Genau das ist die
Frage, die m.E. aus der Beziehung von Jes 36-39 zu Jes 7-8 in ihrem
Kontext erwächst. Die Antwort auf diese Frage wird in Jes 40-66 gegeben,
zuerst ohne Erwähnung des Namens David in der Schau von dem
persönlichen עבד יהוהin Jes 42,1ff; 49,1ff; 50,4ff und 52,13-53,12 und dann
offener im Festhalten am Bund Davids in 55,3-5 und Jes 61.
In diesem Zusammenhang ist auch das Thema der Kindschaft wichtig,
welches sich sowohl in Jes 7ff (7,3.14-16; 8,1-4.8.10.18; 9,5-6) als auch in
36ff (37,3; 38,19-20; 39,7) an hervorragender Stelle findet. Davids Sohn
49 Gegen Conrad, siehe oben S. 71.
220
Hiskia faßt seine und Jerusalems Hilflosigkeit in 37,3 in die drastischen
Worte einer Geburt, die nicht mehr weiter geht: Mutter und Kind droht der
Tod aufgrund von Kraftlosigkeit. Diese Situation läßt sich mit 7,14 kontrastieren, wo das Immanuelskind dem Haus Davids Zeichen von Gottes rettender Gegenwart ist. In 38,19-20 kann der gerettete Vater Hiskia seinen
Kindern die Treue Gottes verkünden, diese Kinder aber sind in 39,7 vom
babylonischen Exil bedroht. Von daher beginnt und endet das Kindschaftsthema in Jes 36-39 negativ. Wird es noch einmal Söhne Davids auf
dem Thron geben? Wird die gesamte Hoffnung Israels vom babylonischen
Exil verschlungen? Wird Gott wie in Jes 37 dann doch noch eingreifen und
„Geburtshelfer“ sein?
Es gibt Beziehungen zwischen Jes 7-8 einerseits und 36-39 andererseits.
Fehlten etwa die Kap. 36-39, so hätte die Ortsangabe in 7,3 nur die Bedeutung, daß der Prophet den König an der Wasserleitung treffen konnte, weil
er sie zur Vorbereitung einer kommenden Belagerung inspizierte.
4.1.3.2.3 Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu Jes 13-35
Nicht nur Kap. 10 mit seiner Prophezeiung über Gottes Gericht an Assur
wartet auf Erfüllung in Jes 36-37, auch die Kapitel Jes 13-35 weisen wichtige Bezüge zur judäisch-ägyptischen Bündnispolitik angesichts der
assyrischen Bedrohung auf (20,1-6; 29,15ff; 30,1ff; siehe besonders 20,6
und 30,2), also zu eben der Thematik, die auch in 36-37 zum Abschluß
geführt wird.50 Besonders die Beobachtung der gegenseitigen Verflechtung51
von 13-27 und 28-35 durch das משא-Wort in 30,6-7 und die הוי-Worte in
17,12 und 18,1, die alle im Zusammenhang der judäisch-ägyptischen
Bündnispolitik stehen, unterstreicht noch einmal die zentrale Rolle der
Bündnisthematik. Der Rabschake überschüttet die in Jerusalem festsitzenden
Judäer52 wegen ihrer Hoffnung auf Ägypten mit beißendem Spott (36,5ff):
: ַע ָּתה ַעל־ִמי ָבַטְח ָּת ִּכי ָמַרְד ָּת ִּבי... 5
ִהֵּנה ָבַטְח ָּת ַעל־ִמְׁשֶעֶנת ַה ָּקֶנה ָהָרצץ ַהֶּזה ַעל־ִמְצַרִים6
ֲאֶׁשר יִָּסֵמְך ִאיׁש ָעָליו וָּבא ְבַכּפוֹ וְּנָקָבּה
... :עה ֶמֶלְך־ִמְצַרִים ְלָכל־ַהּבְֹטִחים ָעָליו
ֹ ֵּכן ַּפְר
50 Siehe oben S. 237, 239 und 256.
51 Siehe oben S. 237.
52 Insbesondere Eljakim, Schebna und Joach, die Verhandlungspartner des
Rabschake und Übermittler der Worte an Hiskia (36,3): Auf den in Jes 22,15ff
prophezeiten Amtswechsel von Schebna zu Eljakim hatten wir schon hingewiesen
als ein weiteres verbindendes Element zwischen 36-39 und 13-35, aber auch als
ein Argument dafür, daß Jes 36-39 gegenüber 2 Kg 18-20 die Priorität gebührt.
221
ְוַע ָּתה ִהְתָעֶרב ָנא ֶאת־ֲאדִֹני ַהֶּמֶלְך ַאּׁשּור8
:ְוֶא ְּתָנה ְלָך ַאְלַּפִים סוִּסים ִאם־ּתוַּכל ָלֶתת ְלָך רְֹכִבים ֲעֵליֶהם
ְוֵאיְך ָּתִׁשיב ֵאת ְּפֵני ַפַחת ַאַחד ַעְבֵדי ֲאדִֹני ַהְקַטִּנים9
:ַו ִּתְבַטח ְלָך ַעל־ִמְצַרִים ְלֶרֶכב וְּלָפָרִׁשים
Die Worte „vertrauen, Ägypten, Pharao, Wagen, Pferde, Reiter“ sind Worte
(noch zu ergänzen durch „)“הציל, die im Jesajabuch in 13-35 zuvor bei der
Predigt des Propheten gegen die ägyptische Bündnispolitik oder auch anderenorts benutzt wurden:
Verschiedene Worte, die zur Wortfamilie mit den drei Konsonanten בטח
(vertrauen, Sicherheit, Vertrauen u.a.) gehören: 26,4; 30,12; 30,15; 31,1;
32,9.10.11.17.18 // 36,4.4.5.6.6.7.9.15.
( מצריםÄgypten) 19,1.1.1.2.2.3.4.13.14.15.16.17.18.19.20.21.22.23
19,23.24.25; 20,3.5; 23,5; 27,12.13; 30,2.3.7; 31,1.3 // 36,6.6.9.
( פרעהPharao): 19,11.11; 30,2.3 // 36,6.
( סוסיםPferde): 30,16; 31,1.3 // 36,8.
Verschiedene Worte, die zur Wortfamilie mit den drei Konsonanten רכב
(fahren, Wagen, Reiter u.a.) gehören: 19,1; 21,7.7.7.9; 22,6.7.18; 30,16;
31,1 // 36,8.9; 37,24.
( פרשיםPferde, Reiter): 21,7.9; 22,6.7; 28,28; 31,1 // 36,9.
( אשורAssur): 14,25; 19,23.23.23.23.24.25; 20,1.4.6; 23,13; 27,13; 30,31;
31,8 // 36,1.2.4.8.13.15.16.18; 37,4.6.8.10.11.18.21.33.36.37; 38,6 [52,4].
( הצילerretten) 19,20; [Niphal: 20,6]; 31,5 // 36,14.15.15.18.18.19; 36,20.20;
[Niphal: 37,11] 37,12.
( נמלטentrinnen) 20,6; 37,38.
Eine gewisse Ironie liegt in der Aussage der Bewohner von Israels Küstenregion, daß sie nicht hoffen können, dem König von Assyrien zu entrinnen
(20,6 )נמלט, daß der König von Assyrien aber in 37,38 von den eigenen
Söhnen ermordet wird, die dann auch noch entrinnen können ()נמלטו.
Beim Abwägen dieser Wortparallelen und auch inhaltlicher Bezüge wird
deutlich, daß sich der stärkste Bezug von Jes 36,4-10 zu 19,1-20,653; 30,133 und 31,1-10 ergibt.
Dabei tritt in Kap. 30-31 neben den Skopus der Bündnispolitik mit
Ägypten auch noch der andere von Assurs Niederlage durch Gottes Eingreifen zur Rettung Jerusalems (30,27-33; 31,4-9), ein Gedanke, der Jes 8,810; 10,5-34 und auch 14,24-27 fortsetzt. Dabei ist bemerkenswert, daß
gerade in Jes 31,5 auch eine enge sprachliche Parallele zu 36-39 (Jes
37,35/2 Kg 19,34; Jes 38,6/2 Kg 20,6) vorkommt:
53 Siehe auch die Verbindung von 7,18; 19,6 und 37,25 durch die „Flüsse
Ägyptens“. Auch dieser besondere Ausdruck betrifft 19,1-20,6.
222
ְוַגנּוִֹתי ַעל־ָהִעיר ַה ֹּזאת ְלהוִֹׁשיָעּה37,35
ְוַגנּוִֹתי ַעל־ָהִעיר ַה ֹּזאת
38,6
ּכְִצֳּפִרים ָעפֹות ֵּכן יֵָגן ְיהָוה ְצָבאֹות ַעל־ְירוָּׁשִָלם
31,5
ְיהָוה ְצָבאֹות יֵָגן ֲעֵליֶהם
Sach 9,15
Sach 12,8
ַּביֹּום ַההּוא יֵָגן ְיהָוה ְּבַעד יוֵֹׁשב ְירוָּׁשִַלם
Die Parallelen in Sach 9,15 und 12,8 könnten bei diesem nachexilischen
Propheten in Anlehnung an den früheren Propheten (vgl. Sach 1,4ff und
seine Kenntnis von Jeremias 70 Jahren in 1,12) Jesaja formuliert sein.54 Wie
dem auch sei, die Nähe der sprachlichen Formulierungen in 31,5; 37,35 und
38,6 ist offensichtlich. Der Schutz Jerusalems und das Gericht über Assur ist
etwas, auf das die Kapitel 30-31 in Jesaja ausschauen. Ohne Jes 36-39 würde
ihnen der Abschluß und die Erfüllung im Buch fehlen.55
Noch erwähnt werden können kleinere sprachliche Parallelen, die inhaltlich nicht so schwer ins Gewicht fallen, aber wieder eine „unverdächtige“
Brücke von 36-39 zu 13-35 darstellen. Zu vergleichen sind z.B. 16,13; 37,22
und 38,7:
ֶזה ַהָּדָבר ֲאֶׁשר ִּדֶּבר ְיהָוה ֶאל־מוָֹאב ֵמָאז16,13
ֶזה ַהָּדָבר ֲאֶׁשר־ִּדֶּבר ְיהָוה ָעָליו37,22
יֲַעֶׂשה ְיהָוה ֶאת־ַהָּדָבר ַהֶּזה ֲאֶׁשר ִּדֵּבר
38,7
Jes 16,13 und 37,22 sagen identisch: „Dies ist das Wort, das Jahwe ...
geredet hat“, Jes 38,7 kommt dem sprachlich sehr nahe.
Eine für das Alte Testament seltene Form der Rede ist auch die mit
„Jungfrau Tochter XY“ in Jes 37,22/2 Kg 19,21 und diesen Parallelen:
לא־תוִֹסיִפי עֹוד ַלְעלֹוז ַהְמֻע ָּׁשָקה ְּבתוַּלת ַּבת־ִצידֹון
ֹ
23,12
37,22 ָּבָזה ְלָך ָלֲעָגה ְלָך ְּבתוַּלת ַּבת־ִציֹּון
37,22
47,1 ְרִדי וְּׁשִבי ַעל־ָעָפר ְּבתוַּלת ַּבת־ָּבֶבל
47,1
ַּגת ָּדַרְך ֲאדָֹני ִלְבתוַּלת ַּבת־ְיהּוָדהKlg. 1,15
ָמה ַאְׁשֶוה־ ָּלְך ַוֲאנֲַחֵמְך ְּבתוַּלת ַּבת־ִציֹּוןKlg. 2,13
ִּכי ֶׁשֶבר ָּגדֹול ִנְׁשְּבָרה ְּבתוַּלת ַּבת־ַעִּמיJer 14,17
Eine weiteres kleines Detail: Sowohl in 29,14 als auch in 38,5 spricht Gott
als Subjekt und läßt verlauten, daß er etwas hinzufügend tun will ()ִהְנִני יוִֹסף.
Was kann man jetzt noch, weniger im Detail als mehr in den großen
Zügen, über 13-35 in seiner Beziehung zu 36-39 sagen? Die vordergründig
54 Auch bei Sach 10,10-11,2 scheint mir eine deutliche Bezugnahme dieses
Propheten auf Jesaja (10,33-34; 11,11.15-16) vorzuliegen.
55 Es braucht eigentlich nicht extra erwähnt zu werden, daß hier wieder ein
Umstand vorliegt, der für die Jesajapriorität von 36-39 gegenüber 2 Kg 18-20
spricht.
223
alles dominierende Weltmacht in 13-35 ist einerseits Assur (z.B. 20,6), aber
andererseits wird etwas überraschend, jedenfalls wenn man an die Zeit
Jesajas denkt, Babel ins Spiel gebracht (Jes 13-14; 21,1-10), und das direkt
zu Beginn der Fremdvölkersprüche in 13,1 und auch zu Beginn der zweiten
Fünferreihe in 21,1-10. Die Fremdvölkersprüche beginnen in Jes 13,1 im
ersten Ausspruch mit Babel, gehen dann aber in demselben Ausspruch zu
Assur über (14,24-27). Die Kapitel Jes 36-39 beginnen in 36,1 mit der
assyrischen Bedrohung, gehen dann aber zur babylonischen über (39,1ff).
Jes 13-14 thematisieren Babel und Assur unter dem Aspekt des Gerichtes
Gottes und des Sturzes dieser Weltmächte verbunden mit der Befreiung
Israels (14,1-3; 14,25), Jes 36-39 zeigen in 36-37 die Erfüllung des
Gerichtes Gottes an Assur auf und leiten in 38-39 zur babylonischen
Bedrohung mit Exil über, aus dem dann Israel erst in 40ff befreit wird.
Wenn man Anfang und Ende des Blockes Jes 13-39 ansieht, hat man also
die Reihenfolge: Babel - Assur - Assur - Babel, wobei Jes 13-14 in gewissem
Sinn Jes 36-39 in klein ist, oder sollte man besser sagen Jes 36-40ff in klein
ist? Wiederum kann man feststellen, daß Jes 36-39 als Fortführung für Jes
13-35 bedeutsam sind: Jes 39 führt die Babelthematik, über die auch 13-14
spricht, in einem geschichtlichen Sinn ein, und Jes 36-38 schließt die
Assurthematik in einem geschichtlichen Sinn ab und dient somit gleichzeitig auch als Erfüllung von Jes 14,24-27; 30,27-33 und 31,4-9 (und 33,1ff
ohne Namensnennung Assurs).
4.1.3.3 Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu 40-66
Ein Autor, der sich zur Bedeutung von Jes 36-39 im Buchganzen
geäußert und dabei auch die Wirkung von 36-39 auf 40-66 reflektiert hat, ist
J.W. Groves. Er wendet in diesem Zusammenhang G. von Rads Gedanken
der „Aktualisierung“ auf Jes 36-39 an.56 Einerseits baut er dabei speziell auf
Ackroyds Beobachtungen auf,57andererseits möchte er in einem Punkt über
ihn hinausgehen: Es gehe nicht wie bei Ackroyd um eine Interpretation des
Exils, also um eine zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte verankerten Aktualisierung der Hiskiatradition, sondern um eine rein literarische Aktualisierung, die gleichzeitig die Hiskiatradition dehistorisiert und
universalisiert.58
56 „Actualization and Interpretation in the Old Testament“, SBLDS 86, Atlanta:
1987, S. 191-201.
57 Ebd., S. 195.
58 Ebd., S. 200-201.
224
Die Brückenfunktion von Jes 36-39 zur Verbindung von „Proto-“ und „Deuterojesaja“-Material59 wirke sich auf das ganze Buch aus:
„Since Isa 36-39 acts as a literary connective, it also affects the surrounding material. While these chapters lack the impact to impose an ahistorical interpretation upon the whole book of Isaiah, they do move the book
in that direction. Isa 36-39... help to de-historicize Isaiah and cast the
book in a metaphorical light. Therefore, we may describe the contemporization encountered here as actualization through metaphor: it functions
in the literary sphere and acts as a contemporization for all generations.“60
Wo wir Groves zustimmen, ist, daß eine Beziehung zwischen Jes 36-39 und
40-66 besteht. Der Gedanke der Dehistorisierung ist allerdings erst dann
gegeben, wenn man 40-66 exilisch-nachexilisch datiert und sie durch
Vorschaltung von 36-39 aus diesem Sitz im Leben herausgerissen sieht.
Wenn aber, wie wir meinen, Jes 36-39 als erfüllte „frühere Weissagung“ par
excellence den Sitz im Leben für die Entstehung von 40ff darstellen, so
„dehistorisieren“ sie 40-66 nicht, sondern verwurzeln sie in diesen Jahren
der Heilsgeschichte Israels, mit der Zeit, als das Nordreich von den Assyrern
vernichtet und viele deportiert wurden und die Menschen des Südreiches in
großer Zahl derselben Gefahr ausgeliefert waren.61
59 Ebd., S. 197-199.
60 Ebd., S. 201. Ähnlich deutet auch T. Collins (in dem Kapitel „A Book called
Isaiah“, S. 37-58 in „The Mantle of Elijah. The Redaction Criticism of the
Prophetic Books“, Sheffield: 1993) die erkennbaren Verbindungslinien zwischen
1-39 und 40ff redaktionskritisch: „Deuterojesaja“ sei abgefaßt worden mit
existierender Protojesaja- Poesie vor Augen (p. 42), Jes 36-39 diene als Brücke
zwischen 1-35* und 40-55, die erste Ausgabe des so gearteten Jesajabuches sei
ca. 538 v.Chr. erfolgt (p. 43). Zum Einfluß des Propheten Jesaja auf sein Buch
stellt Collins fest (p. 55): „To what extent the roots of this great vision go back to
a man of the eighth century called Isaiah is something we cannot determine, but it
certainly permeates the whole book from start to finish. There are no doubt some
authentic words of Isaiah preserved in amongst the oracles of chs. 1-11 and 2832, but it is impossible to be definite about them. In any case they represent only
a small fraction of the book, which is the product of a much later period.“
61 In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich die Ausmaße der assyrischen
Überflutung Judas auch im Vergleich zur späteren babylonischen (2 Kg 24,14-16;
Jer 52,27-30) vor Augen zu halten. Sanherib mag eventuell in seiner Darstellung
übertrieben haben, etwa bei der Zahl der Deportierten, aber seine Schilderung
gibt einen Eindruck von diesen Jahren, als das Völkermeer brodelte und das
kleine Juda in seiner Existenz bedrohte: „Hiskia von Juda jedoch, der sich nicht
unter mein Joch gebeugt hatte - 46 mächtige ummauerte Städte sowie die
225
Das Jahr 701 hätte genauso traumatisch für Jerusalem und Juda werden
können wie später die Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier. Für
Jesaja mag es wie die Krönung seiner prophetischen Tätigkeit gewesen sein,
nachdem alles überstanden war, ein Siegel auf seinem prophetischen Dienst
vor aller Welt Augen. Er mag noch lange darüber nachgedacht haben, und
es scheint uns, daß ihm darüber die Ereignisse der Kapitel 36-39 zum
Hintergrund und zur Bühne wurden für die Entfaltung der Kapitel 40-66.
Die Ermordung Sanheribs im Jahre 681 v.Chr. mag den gealterten
Jesaja62 als letzte Erfüllung seiner dramatischen Prophetien aus dem Jahre
701 (37,7) dazu bewogen haben, sein Buch in den Zeiten des gottlosen
Manasse abzufassen, um das Licht dieser Offenbarungen in der Finsternis
weiterleuchten zu lassen in Hoffnung auf die besseren Zeiten, die darin
angekündigt werden. Die Kapitel 40-66 sind in so vieler Hinsicht eine
Entfaltung der Worte und Themen aus Jes 36-39, daß man sagen kann, was
Jes 36-39 narrativ in nuce, das sind Jes 40-66 in voll ausgeführter wunderbarer poetischer Sprache als vollendetes, vielfarbiges Gemälde.
Gehen wir in der Reihenfolge der drei Abschnitte von Jes 36-39 vor und
beginnen mit Jes 36-37. Jes 40ff spiegelt in vielerlei Hinsicht die Situation
von Jes 36-37 wider, nur mit vertauschten Rollen. Was Rabschake als Bote
des „Großkönigs“ Sanherib, das ist Jesaja als Bote Jahwes, des Schöpfers
und Königs der Welt. Darum sprechen wir im folgenden von Rabschakes
Worten als Sanheribs Worten und von des Propheten Worten als Gottes
Worten. Sanheribs Argumente wollen Zion zur Kapitulation und Einwilligung in die Deportation führen (Jes 36,16-17). Gottes Worte in 40ff wollen
zahllosen kleinen Städte ihrer Umgebung belagerte und eroberte ich durch das
Anlegen von Belagerungsdämmen, Einsatz von Sturmwiddern, Infanteriekampf,
Untergrabungen, Breschen und Sturmleitern. 200150 Leute, groß und klein,
männlich und weiblich, Pferde, Maultiere, Esel, Kamele, Rinder und Kleinvieh
ohne Zahl holte ich aus ihnen heraus und zählte sie als Beute. Ihn selbst schloß
ich gleich einem Käfigvogel in Jerusalem, seiner Residenz, ein. Schanzen warf
ich gegen ihn auf, und das Hinausgehen aus seinem Stadttor verleidete ich ihm.
Seine Städte, die ich geplündert hatte, trennte ich von seinem Lande ab und gab
sie Mitinti, dem König von Asdod, Padi, dem König von Ekron, und Silbel, dem
König von Gaza, und verkleinerte (so) sein Land...“ (Sanherib-Prisma, III.18-34
zitiert aus TUAT (Texte aus der Umwelt des Alten Testamentes), Band I,
Lieferung 4, Gütersloh 1984, S. 389-390, Übersetzung von R. Borger).
62 Bei einem jungen Alter von etwa 20 Jahren im Jahre 740 v.Chr. (Jes 6) wäre der
Prophet um 680 v.Chr. etwa 80 Jahre alt, ein hohes, aber kein unmögliches Alter
(vgl. 2 Chr 24,15). Wahrscheinlich war Jesaja aber zum Zeitpunkt von Jes 6
schon älter (vgl. 2 Chr 26,22).
226
Zion für Jahwe zurückgewinnen, zum Auszug aus Babel und zur Rückkehr
aus der Deportation bewegen, was einen inneren Auszug aus dem Götzendienst und Heidentum voraussetzt.63 Sanherib steht in der Person des Rabschake vor dem eingeschlossenen Jerusalem, Jahwe steht in der prophetischen Schau vor dem von seinem bevollmächtigten Cyrus eingeschlossenen Babel und fordert Zion auf, rechtzeitig die „Seiten“ zu wechseln und
zu Jahwe „überzulaufen“ (ebenso alle rettungswilligen Heiden).
Da beide Seiten, Sanherib und auch Jahwe, ihre Angeredeten überzeugen wollen, findet man auch auf beiden Seiten eine ganze Reihe von
Argumenten, die sich interessanterweise miteinander vergleichen lassen.
Alle größeren Themen und Linien in Jes 40-55 lassen sich in diesen Rahmen einordnen.
Wir wollen versuchen, das in zwei vergleichenden Bereichen aufzuzeigen: Zuerst geht es um die Kontrahenten (ihre Größe, ihre Knechte und
ihre Geschichtsbeherrschung) und sodann um ihre Argumentation (die Ziele
der Argumentation, die einzelnen Argumente).
63 Vgl. hierzu in bezug auf Jes 40ff die Analyse von Y. Gitay, Prophecy and
Persuasion: A Study of Isaiah 40-48, Forum Theologiae Linguisticae 14, Bonn:
1981: Jes 40f sei eine öffentliche Ansprache („public address“), die einer
rhetorischen Analyse unterzogen werden müsse (S. 26-27). Bei der Frage, ob
„Deuterojesaja“ in der Zeit (kurz) vor oder nach dem Fall Babylons anzusetzen
ist, tendiert Gitay zur Zeit vor dem Fall der Stadt (S. 56-57). Gitay definiert
Rhetorik als Kunst der überzeugenden Rede („art of persuasion“; Kap. 2 S. 34ff).
Es ist Teil von Gitays rhetorischem Ansatz, daß er den Text in seinem größeren
Kontext als sich entfaltende Rhetorik analysieren muß, wodurch atomisierenden
Tendenzen früherer Ansätze, etwa bei der Formkritik im Herausschälen von
kleinen und kleinsten Sprucheinheiten, entgegengewirkt wird. Gitays rhetorische
Analyse reiht sich damit gut in die Reihe der Ansätze ein, die größere
Texteinheiten oder auch die Endgestalt der Bücher betonen und untersuchen. Vgl.
auch sein Buch „Isaiah and his Audience. The Structure and Meaning of Isaiah 112“ (Studia Semitica Neerlandica 30, Assen: 1991), in dem er 13 Redeeinheiten
in Jes 1,2-12,6 ausmacht: 1,2-20; 1,21-2,5; 2,6-22; 3,1-15; 3,16-4,6; 5,1-30; 6,113; 7,1-25; 8,1-20; 8,21-9,6; 9,7-10,4; 10,5-32; 10,33-12,6. Diese Reden soll
Jesaja innerhalb kurzer Zeit um den syrisch-ephraimitischen Krieg herum
gehalten haben (p. 235). Auch hier wendet er sich zu Recht gegen die Annahme
„kurzer prophetischer Aussprüche“ (p. 6): „The specific communicative character
as well as the rich style of Isaiah’s discourse indicate that the earlier assumption
of short prophetic oracles is missleading [sic!]. The older image of the ecstatic
nature of the prophetic speech must be corrected.“
227
Als Kontrahenten stehen sich einerseits Sanherib und Jahwe gegenüber,
andererseits Jahwe und Babel (samt den verbundenen Götzen und den Völkern).
Die Größe der Kontrahenten: Sanherib läßt seine Größe von seinem
Knecht64 Rabschake, mit großer Heeresmacht im Rücken (36,2), bis ins
Unermeßliche, ja Gottgleiche steigern. In der Botenformel ist er „der große
König, der König von Assur“ (36,4: כה־ָאַמר ַה ֶּמֶלְך ַהָּגדֹול ֶמֶלְך ַא ּׁשּור
ֹּ ; vgl.
36,14.16). Bei Hiskia wird zum Vergleich der Königstitel in der Rabschakerede konsequent weggelassen (36,4.7.14.15.16.18)65, so daß er als illegitimer Rebell gegenüber dem „Großkönig“ dasteht. Auch Ägypten ist vor
dem überlegenen Assur für Sanherib nur ein geknickter Rohrstab (36,6: ַה ָּקֶנה
)ָהָרצּוץ. Ja, er brüstet sich sogar, nicht nur von den Strömen Ägyptens
getrunken, sondern sie mit seinen Fußsohlen ausgetrocknet zu haben: Die
Parallele zum Durchzug Israels durch das trockengelegte Schilfmeer erhebt
Sanherib zur Gottgleichheit (37,25). Es ist bezeichnend, daß die Überlegenheit Assurs, zumindest in der Rede des Rabschake (36,18-20) und in
dem Brief Sanheribs (36,10-13), gegenüber allen Göttern der Völker nicht
mit einer Überlegenheit der Götter Assurs begründet wird, sondern mit der
Stärke der Hand des Königs von Assur, der die Geschicke der Völker
entscheidet (36,18; 37,11). Sanherib beansprucht damit blasphemisch, nicht
nur Großkönig der Welt, sondern größer als die von den Völkern verehrten
Gottheiten, ja größer als Jahwe, der Gott Israels, zu sein. Dieser Jahwe
hingeworfene Fehdehandschuh bringt die Thematik der Gottheit Gottes in
Jes 36-37 hinein und führt zum Untergang des Lästerers.66
64 Vgl. 37,6. Auch die Provinzstatthalter sind seine „Knechte“ (36,9: )ַעְבֵדי ֲאדִֹני.
65 Der Grund mag darin liegen, daß die Rede von vornherein darauf aus war, einen
Keil zwischen dem Volk auf der Mauer und den König zu treiben (vgl. 36,13ff),
Hiskia zu stürzen und so die Kapitulation zu erreichen. Ganz ähnlich vermeidet
das Sanheribprisma den Königstitel bei Hiskia. Anders steht es mit dem Brief
von Jes 37,10-13, der Hiskia als König anspricht und einen Keil zwischen ihn
und seinen Gott treiben will. Auch Hiskia selbst läßt in 37,3 gegenüber dem
Propheten Jesaja seinen Titel weg, passend zu seinen abgelegten königlichen
Kleidern samt Insignien. Der Sack ist Zeichen der Buße und Demütigung vor
Gott (37,1).
66 Vgl. H. A. J. Kruger, „Gods“, For Argument’s Sake: A Few Remarks on the
Literature and Theological Intention of Isaiah 36-37 (Part I), Old Testament
Essays, 1996 (9) S. 52-67: Der Kern von Jes 36-37 ist für Kruger zu Recht die
theologische Aussage, daß Jahwe im Kampf mit den Assyrern und den Göttern
sich durch Wort und Geschichtshandeln als der einzig wahre Gott erweist (p. 64).
Robert Vasholz verweist ebenso zu Recht darauf, daß damit sowohl in Jes 36-39
als auch in 40-48 die Polemik gegen die Götzen und die Einzigartigkeit Jahwes
228
Babel, die Kontrahentin Gottes in Jes 40ff, erscheint ebenfalls als „Herrin
über Königreiche“ (47,5: )ְגֶּבֶרת ַמְמָלכֹותmit blasphemischen Zügen, die sich
in gottähnlichem Selbstbewußtsein (47,7-8 im Vergleich mit 46,9) äußern.
Gleichzeitig ist sie versunken in Götzendienst (Jes 46) und Okkultismus
(47,12ff) und will dadurch auch die Geschichte im voraus wissen (47,13).
Auch durch die menschenverachtende Unterdrückung des unterjochten Volkes Gottes (47,6) erinnert die „Frau“ Babel an den Mann Sanherib von
36,1.19; 37,24-25. Aber Babel erscheint in Jes 47 schon als eine gestürzte,
gedemütigte Ehemalsherrin. Überhaupt hat Babel in 40-48 Anteil an der
Schwäche der Völker, die vor Jahwe wie nichts sind (40,17). Es ist eigentlich kein rechtes Gegenüber für die Gewalt Gottes. Das unterscheidet es von
Sanherib, der bis zu seinem Untergang in 37,38 ahnungslos selbstherrlich
war.
Jahwe läßt sich von Hiskia erbitten, der den Fehdehandschuh Sanheribs
in Form des Briefes in den Tempel getragen hat (37,14), seine Größe vor
aller Welt zu erweisen. Hiskias Gebet ist innerhalb von Jes 36-37 die
entscheidende Stelle, an der die Größe Jahwes im Glauben erfaßt und in
größter Anfechtung (37,3) proklamiert wird (37,16-20):
A Jahwe ist allein Gott über alle Königreiche auf der Erde.
B Jahwe hat Himmel und Erde gemacht.
C Jahwe möge die Schmährede Sanheribs hören und sein
Handeln sehen.
C’ Es stimmt, die Könige Assurs haben alle Länder
verwüstet und ihre Götter im Feuer vernichtet.
B’ Denn die Götzen sind von Menschen gemacht.
A’ Jahwe möge Jerusalem erretten, damit alle Königreiche
der Erde erkennen, daß er allein Gott ist.
(16a+b)
(16c)
(17)
(18)
(19)
(20)
Hiskia weiß: Der wahre König der Welt ist der über den Cherubim thronende Jahwe der himmlischen und irdischen Heerscharen, alle Götter der
Völker sind nur Menschenwerk (37,16.19). Die Rettung Jerusalems wäre ein
Erweis dafür, daß Jahwe der einzig wahre Gott ist. Gott erhört dieses Gebet.
Besonders der Punkt C’ (37,18) wird noch einmal als lange zuvor von Jahwe
geplant und bereitet deklariert, er läßt kommen, was er will (37,26:
mit zur Hauptthematik gehören und den Gedanken der Einheit Jesajas mit unterstützen (Isaiah versus ‘The Gods’: a Case for Unity, Westminster Theological
Journal, 1980 (42) S. 389-94).
229
צים
ֲִּהלֹוא־ָׁשַמְע ָּת ְלֵמָרחֹוק אוָֹתּה ָעִׂשיִתי ִמיֵמי ֶקֶדם ִויַצְר ִּתיָה ַע ָּתה ֲהֵבאִתיָה וְּתִהי ְלַהְׁשאֹות גִַּּלים ִנ
:)ָעִרים ְּבֻצרֹות. Hierin zeigt sich, daß Jahwe der eigentliche Lenker der Geschichte ist. Von den עבדי יהוה67 wird in Jes 36-39 nur David als solcher
erwähnt (37,35), aber dieser eine Knecht reicht neben Gottes eigenen
Interessen (um meinetwillen) aus,68 Jerusalem vor Assur zu retten. Militärisch gesehen braucht Gott nur seinen Engel, um Assur zu besiegen (37,36).
Nichtsahnende Werkzeuge in Gottes Hand sind Sanheribs Söhne (37,38;
vgl. 37,7) und Sanherib selbst (37,26).
Diese Aussagen von der Größe Jahwes angesichts der Sanherib-Herausforderung findet man auch ähnlich in Jes 40ff angesichts der Babel-Herausforderung. Jahwe benutzt Cyrus,69 der Gott zuerst nicht kannte (45,4), als
sein Werkzeug, dieses Mal nicht, um wie bei Sanherib sein Volk zu züchtigen, sondern zu befreien (44,28; 45,13). Alle Welt soll dadurch wie in
37,20 erkennen, daß Jahwe der einzige Gott ist (45,5-6). Das alles geschieht
in Erfüllung der Prophezeiungen seines Knechtes (44,26). Somit ist es wie
in 37,26 lange zuvor geplant, und Jahwe läßt es zur rechten Zeit „kommen“
(41,2.4.22ff.25-29 u.a.). Wie in 37,16 ist Jahwe der Schöpfer von Himmel
und Erde (44,24). Auch Babel konnte wie Assur nur Israel schaden, weil
Gott Israel „in seine Hand“ gegeben hatte, also über Babel stand (47,6; vgl.
37,26). Die Götzen als Machwerk von Menschenhänden sind ein Hauptangriffspunkt der Polemik in Jes 40ff (44,9-20; vgl. 37,19).
Daß Jahwe König Israels und über alles ist, ist ein Hauptgedanke in Jes
40ff (44,6; 52,7; vgl. 37,16). Teil dieses Gedankens ist die Rede von den
עבדי יהוה, die Jahwe wie Sanherib (37,6.; 36,9) selbstverständlich hat. Wenn
Sanherib viele Knechte hat, so ist es nicht verwunderlich, daß das Jesajabuch mehrere Größen als עבדי יהוהbezeichnet.70 Es ist darum müßig, wenn
man meint, man müßte wegen des grammatischen Singulars bei den Stellen
67 Siehe die Liste hierzu oben. An dieser Stelle soll nur noch einmal darauf
verwiesen werden, daß Jes 36-39 sich auch darin in 1-66 einfügt, daß es nur eine
Singularstelle zu den Knecht-Stellen liefert, was zu den 22 Singularformen bis
Jes 53-54 paßt, die dann von 11 Pluralformen abgelöst werden.
68 Es geht um die Davidsverheißung, auf die auch Jes 55,3-5 noch einmal
zurückgreifen wird.
69 Wir nehmen die Cyrusweissagung (44,24-45,13) und 44,1-23 als ersten Beispieltext aus Jes 40ff, weil in diesen Abschnitten von 40-55 wesentliche Gedanken
von 40-55 konzentriert vorkommen. Die einzelnen Belegstellen lassen sich in der
Regel ohne weiteres durch Parallelen in 40-55 vermehren, etwa zum Gedanken
von Jahwe als Schöpfer neben 44,24 auch 40,22; 42,5 und öfters.
70 Siehe die Liste oben.
230
zu den עבדי יהוהin Jes 40-53 für alle Stellen ein und denselben עבד
annehmen. Man würde den David von 37,35 nur wegen des Singulars niemals mit dem Jesaja von 20,3 identifizieren. Der Kontext entscheidet, wer
jeweils mit „mein Knecht“ gemeint ist. So ist offensichtlich in Jes 42 z.B.
von zwei עבדי יהוהdie Rede: Der eine, der „Licht“ ist und die Augen der
Blinden öffnet (42,6-7), und der andere, der blind ist und selber Heilung
braucht (42,19).71 Die ganze Redeweise Gottes, auch in Botenformeln72 und
rhetorischen Fragen,73 erinnert an die Argumentation des Rabschake vor
den Toren Jerusalems, nur mit dem Unterschied, daß die Rede des Rabschake von Jahwe durch die Tatsachen zunichte gemacht wurde und daß
hier in Jes 40ff die Wahrheit zu hören ist. Der eine prahlt als Großkönig, der
andere ist es wirklich. Die militärischen Möglichkeiten Jahwe Zebaoths
(44,6; 45,13; 47,4; 48,2; 51,15; 54,5) übertreffen das „große Heer“ Sanheribs von 36,2 bei weitem. Er gebietet sogar dem Heer des Himmels (40,26;
45,12), er hat Kraft ohne Ende (40,26.28).
Was die Argumentation der Kontrahenten betrifft, so kann man zwischen
den Zielen der Argumentation und den einzelnen Argumenten unterscheiden.
Sanheribs Ziele sind klar: Er will Zion nach Assur deportieren und damit
seine angestrebte Weltbeherrschung noch mehr realisieren und stabilisieren
(36,16-17; 37,11.24-25). Jerusalems freiwillige Kapitulation (36,16: ֲעׂשּו־ִא ִּתי
)ְבָרָכה וְּצאוּ ֵאַליwürde ihm auf dem Weg zu diesem Ziel viel Zeit und Aufwand ersparen. Die Argumente wollen das erreichen.
Im Falle Babels findet sich keine Argumentation. Es ist klar, daß es Zion
als unterjochtes Volk halten will (47,6), da es sich als eine Herrin für ewig
und ohne Konkurrenz ansieht (47,5.6.8). Babel argumentiert nicht, da es
nicht angreift, sondern angegriffen wird:
Jahwe hat als Kriegsherr die Initiative übernommen (42,13: ְיהָוה ּכִַגּּבֹור יֵֵצא
)ּכְִאיׁש ִמְלָחמֹות יִָעיר ִקְנָאה. Er greift Babel an. Wie Sanherib ein Heer nach
71 Ebenso kann man in 49,3 den Knecht „Israel“ als persönlichen Knecht (vgl. 44,5
zum mehrfachen Gebrauch des Namens „Israel“) von dem Volk Israel unterscheiden, an dem er eine Aufgabe hat (49,6).
72 Jahwe spricht in 37,6; 43,16; 45,14.18; 49,7.8.25; 50,1; 52,3.4; 56,1.4; 57,15;
65,8; 66,1.12.
73 Vgl. hierzu die Fragen, die von Jahwe, von Rabschake oder Israel u.a. an
folgenden Stellen vorgebracht werden: ָמה36,4; 38,15.22; 39,3.4; 40,9.18; 41,22;
45,9.10.10; 52,5.7. מי36,20; 37,23; 40,12.13.14.18.25.26; 41,2.4.26; 42,19.19;
42,23 ( ;)מי בכם42,24; 43,9 ( ;)מי בהם יגיד זאת43,13; 44,7; 44,10; 45,21; 46,5;
48,14; 49,21.21; 50,1; 50,8.8.9.10; 51,12.19.19; 53,1; 54,15; 57,11; 60,8; 63,1;
66,8.8. ַעל־ִמי36,5; 37,23; 53,1.8; 57,4.4.
231
Jerusalem entsandte (36,2: ְּבֵחיל... ַויְִּׁשַלח ֶמֶלְך־ַאּׁשּור ֶאת־ַרב־ָׁשֵקה ִמ ָּלִכיׁש ְירוָּׁשְַלָמה
)ּכֵָבד, so sandte auch Jahwe nach Babel, um die Riegel des Gefängnisses
Israels zu zerbrechen (43,14: )ְלַמַעְנֶכם ִׁש ַּלְח ִּתי ָבֶבָלה ְוהֹוַרְד ִּתי ָבִריִחים ּכֻ ָּלם.
Das Ziel Gottes ist also die Befreiung Israels, öfters stellvertretend
„Zion“, „Jerusalem“ genannt, aus der Gefangenschaft in Babel und für viele
damit auch im Heidentum. Der Sinn der babylonischen Gefangenschaft war
eine Läuterung im Glutofen des Elends (48,10; vgl. 1,22.25). Wie Gott
Babel so als Gerichtswerkzeug an Israel benutzt hat, so hatte er auch einen
Plan mit Assurs Überflutung Judas (37,26-27; 10,5ff): Der gerettete Rest
(vergleichbar mit dem Rest beim Läutern) sollte einen fruchtbaren Neuanfang erleben (37,31).
Aber Jahwes Ziele sind nicht auf Israel beschränkt: Das Gericht an Assur
und die Rettung Jerusalems sollte allen Völkern eine Erkenntnis der Größe
Jahwes vermitteln (37,20). Ebenso sollte das Gericht an Babel und die Befreiung Jerusalems allen Völkern zur Gotteserkenntnis helfen (45,1-2.56.22-25). Die Ziele Gottes sind sowohl in Jes 1-39 als auch in 40-66 eine
Rückgewinnung Israels und eine Bekehrung aller Völker.
Man kann die Ziele knapp für unsere Kapitel so formulieren:
Jes 36-39: Dadurch daß Jahwe Zion vor Assur errettet, weist er sich vor aller
Welt als der einzig wahre Gott aus.
Jes 40-55: Dadurch daß Jahwe seine Verheißung, Zion aus Babel zu erretten, erfüllt, weist er sich vor aller Welt als der einzig wahre Gott aus.
Auf welchem Wege nun versuchen die Kontrahenten, ihre Ziele zu erreichen?
Die Argumente Sanheribs bewegen sich im Sinne von Zuckerbrot und
Peitsche zwischen Drohung und Verheißung. Die bedrohliche Seite unterstreicht: Ihr habt keinen, auf den ihr euch verlassen könnt, keiner kann euch
aus meiner Hand retten.
Ägypten kann es nicht, denn dieser geknickte Rohrstab (36,6: )ַה ָּקֶנה ָהָרצץ
nützt überhaupt nichts, im Gegenteil verletzt er jeden, der sich auf ihn
verläßt. Ägyptische Wagen und Pferde (36,8: ;סוִּסים36,9: ַו ִּתְבַטח ְלָך ַעל־ִמְצַרִים
)ְלֶרֶכב וְּלָפָרִׁשיםnützen ebenso nichts gegen das übermächtige multinational
agierende assyrische Weltreich. Schon ein kleiner assyrischer Provinzregent
könne Jerusalem erobern (36,8-9). Das Ägyptenargument ist dann nach dem
ersten Teil der Rede (36,4-10) des Rabschake abgehakt.
Im folgenden geht es gegen Hiskia und insbesondere in letzter Konsequenz gegen Jahwe und das Vertrauen auf ihn. Hiskia könne sie nicht
retten (36,14), darum sollen sie gar nicht auf ihn hören (36,16): Hiskias
Hoffnungsmacherei mit dem Verweis auf Jahwe führe zur Täuschung der
232
daran Glaubenden und lasse sie als Betrogene zurück (36,14). Hörten sie
weiter auf Hiskia, müßten sie Kot essen und Urin trinken (36,12).
Auch Jahwe wolle und könne sie nicht retten (36,18): Er selbst habe
Sanherib beauftragt, das Land Juda zu verderben (36,10). Er sei auch kein
besonderer Gott gegenüber den Götzen der Völker und nicht mächtiger als
diese (36,18-30). Keine anderen Götter konnten ihre Länder vor der Hand
des Königs von Assur retten. Jahwe würde das auch nicht schaffen (20).
Die verheißungsvolle Seite sagt den in Jerusalem eingeschlossenen Judäern das Ende ihrer Qualen zu: Das Herauskommen zum König von Assyrien
und das Anerkennen seiner Königsherrschaft ist ein Segen(sbund) mit ihm
(36,16): Jeder ißt dann von seinem eigenen Weinstock und seinem Feigenbaum (vgl. Micha 4,1-4). Jeder trinkt Wasser aus seinem Brunnen. Die Rede
geht sogar so weit, die geplante Deportation als einen Einzug in ein neues
Ersatz-Verheißungsland darzustellen: Ein Land „wie euer Land“ mit Korn,
Wein, Brot und Weinbergen (36,17).
Dies stellt natürlich einen Angriff auf die göttliche Landverheißung dar
und wird von Gott als „Toben gegen Jahwe“ gewertet (37,28). Sanherib beabsichtigt, das aus seiner Sicht rebellische Volk der Juden im Völkergemisch des Assurreiches aufgehen zu lassen. Sowohl in Jes 7 (7,6) als auch
in 36-37 stehen damit Bündniszusagen Gottes in Gefahr, so daß er um seines Knechtes David willen (37,35) eingreift.
Die Argumente Jahwes in Jes 40ff zur Erreichung seiner Ziele kann man
über weite Strecken, bis hin zu wörtlichen Übereinstimmungen, parallel zu
denen von Sanherib lesen, mit dem Unterschied, daß in Jes 40ff die verheißungsvolle Seite überwiegt und die bedrohliche untergeordnet ist, natürlich in starkem Kontrast zu Sanherib.
Wie Sanherib „Jerusalem“ auffordert, zu ihm aus Jerusalem herauszukommen (36,16: )וְּצאוּ ֵאַלי, so fordert Jahwe Jerusalem auf, zu ihm aus
Babel herauszukommen (48,20: ;ְצאוּ ִמָּבֶבל ִּבְרחוּ ִמּכְַׂשִּדים52,11:ּסּורוּ סּורוּ ְצאו
: ;ִמ ָּׁשם ָטֵמא ַאל־ ִּתָּגעוּ ְצאוּ ִמּתוֹכָּה ִהָּברוּ נְֹׂשֵאי ּכְֵלי ְיהָוהvgl. auch 55,12 und 49,9).
Besonders Kap. 54-55 sprechen von einem Bund, der in diesem Zusammenhang angeboten wird (54,10; 55,3), aber dazu müssen die Israeliten auf ihn
hören (55,2-3) und kommen (55,1). Daß dieses Kommen mit einem Herauskommen in Verbindung steht, sagt der Vers 55,12. Wie Sanherib mit dem
Herauskommen das Wasserangebot verbindet, so auch Jahwe mit seinem
Angebot des Zu-Ihm-Kommens und des sich anschließenden Exodus nach
Hause. 55,1-2 bieten ähnliche Güter ( ָלָּמה ִתְׁשְקלּו־כֶֶסף: יִַין ְוָחָלב... ְלכוּ ַלַּמִים
: ָׁשמוַֹע ֵאַלי ְוִאְכלּו־טֹוב ְוִתְתַעַּנג ַּבֶּדֶׁשן נְַפְׁשֶכם... )ְּבלֹוא־ֶלֶחםwie 37,16-17 ( ִּאְכלו
: ֶאֶרץ ָּדָגן ְוִתירוֹׁש ֶאֶרץ ֶלֶחם וְּכָרִמים... :)ִאיׁש־גְַּפנוֹ ְוִאיׁש ְּתֵאָנתוֹ וְּׁשתוּ ִאיׁש ֵמי־בֹורֹו. Die
233
Verheißung vom Wasser, Essen und Trinken, Nicht-Dürsten und NichtHungern ist sehr häufig in Jes 40ff: 40,11; 41,18; 43,19-20; 44,3; 49,10;
65,13ff.21ff und öfters.
Wenn Sanherib Juda in ein neues Pseudo-Verheißungsland führen will,
so geht die Bewegung von Jes 40-66 mit ihrer Betonung des Zion oder der
Stadt Jerusalem und dem heiligen Berg Gottes natürlich in die entgegengesetzte Richtung: Zion ist auserwählt, einzigartig. An ihm entscheidet sich
das Geschick der Völker, und ihr Reichtum strömt zu ihm (60,11-12). Wenn
Zion als Verkündigerin angesprochen ihren Platz auf dem hohen Berg einnimmt (40,9; vgl. 2,1-5), so muß sie natürlich zuerst aus Babel herausgegangen sein, aber dann hat sie ihren Bestimmungsort erreicht, von dem
aus sie den in 36,1 eroberten Städten Judas die befreiende Botschaft vom
Herannahen des rettenden Königs Jahwe bringen kann (40,9-11). Als Heimgekehrte wird Zion ihre Bestimmung in Gottes Heilsplan erfüllen können
(Jes 54; 60-62; 65-66).
Um Zion für diese hohe Berufung aus Babel und dem Heidentum (vgl.
den Auftrag zur Reinigung in 52,11) herauszuführen, hat Jahwe Werkzeuge
bereit: Einmal benutzt Gott Cyrus (44,28; 45,1), aber zum andern hat er
auch den עבד יהוהvon 42,1ff; 49,1ff; 50,4ff; 52,13ff, den man um seiner
Aufgabe willen den Erlöser-Knecht nennen kann (42,6-7; 49,6-9; 53,8-12).
Während Cyrus für die politisch-äußerliche Befreiung „gut“ ist, ist das
Heil durch den Erlöser-Knecht umfassender. Er ist sozusagen eines der
besten Argumente für Israel, sich zu Jahwe führen zu lassen. Denn auch der
Erlöser-Knecht hat Teil an dem „Herausführen“ (49,9) und „Heimführen“
Israels zu Gott (49,9-10.6), aber seine Aufgabe geht darüber hinaus: Jahwe
gewinnt durch ihn die Völker für sich zurück (49,6; 42,6).
Von daher ist die Befreiung aus der Gefangenschaft im Finstern (49,6;
42,6-7) nicht nur eine Befreiung aus dem geographischen Babel oder geographischen Gefängnissen darin, sondern eine Befreiung aus symbolischen
Gefängnisssen und der Finsternis des Heidentums, sozusagen ein geistlicher
Auszug aus den Gefängnissen Babels. Wenn der Erlöser-Knecht gerade in
bezug auf die Heiden „Licht der Heiden“ genannt wird (42,6; 49,6), so wird
deutlich, daß es hier wirklich um eine geistliche Finsternis oder Blindheit
geht, von der dieser Erlöser-Knecht heilen muß (42,7).
Indem also Jahwe bildlich gesprochen Babel eingeschlossen hat, es als
Kriegsmann belagert (42,13; 43,14), gibt er nicht nur den gefangenen Israeliten eine Einladung, herauszukommen und zu ihm „überzulaufen“, sondern
dieses Angebot gilt genauso den „Entronnenen der Heiden“ (45,20), die sich
sammeln und zu Jahwe als einzigem Gott kommen sollen (45,22). Die
Ägypter gehören mit zu den Überläufern (45,14).
234
Wie Sanherib seine Weltherrschaft durch die Eroberung und Deportation
Jerusalems festigen und weiter verfolgen will, so hat Jahwe geschworen, daß
sich alle Knie ihm beugen und alle Zungen ihm als dem König den Treueeid
schwören müssen (45,23-24). Es ist also eine „Belagerung“ bis zum letzten
Mann.
Damit kommen wir zur bedrohlichen Seite der Argumente Gottes in Jes
40ff. Wenn Sanherib feststellt, daß die Jerusalemer keinen haben, der sie aus
seiner Hand erretten kann (הציל: 36,14.15.18.19.20; 37,12), so betont auch
Jahwe zum Teil mit denselben Worten, daß er allein Gott ist und daß niemand aus seiner Hand oder Gewalt retten könne: ציל
ִַּּגם־ִמיֹּום ֲאִני הּוא ְוֵאין ִמָּיִדי ַמ
( ֶאְפַעל וִּמי יְִׁשיֶבָּנה43,13). Weil Gott Israel dahingegeben hatte (42,24-25), war
niemand da, der es retten konnte (42,22: ציל
ִּ)ָהיוּ ָלַבז ְוֵאין ַמ. Es lag nicht
daran, daß Jahwe etwa keine Kraft zum Retten gehabt hätte (50,2: ְוִאם־ֵאין־ִּבי
ציל
ִּ)כַֹח ְלַה.
Wenn Sanherib feststellt, daß die Götter der Völker diese nicht retten
konnten (36,18; 37,12), und Hiskia betet, daß diese nur Menschenwerk von
Holz oder Stein waren (37,19), so entspricht dies genau den Aussagen in
Kap. 44: Wer zu einem von Menschen gemachten Götzen um Errettung
betet (44,17: ציֵלִני ִּכי ֵאִלי ָא ָּתה
ִּ)ַה, der ist dem Betrug ( ;ֶׁשֶקרvgl. 36,14ff) verfallen und kann sein Leben nicht erretten (44,20: ֹציל ֶאת־נְַפׁשו
ִּלא־ַי
ֹ )ְו.
So versichert Gott auch der Tochter Babel, daß ihre okkulten Helfershelfer wie Spreu vom Feuer verbrannt werden und ihr Leben nicht aus der
Hand (Gewalt) der Flamme retten können (47,14: ִהֵּנה ָהיוּ ְכַקׁש ֵאׁש ְׂשָרָפַתם
ציל וּ ֶאת־נְַפ ָׁשם ִמַּיד ֶלָהָבה
ִּלא־ַי
ֹ ). Das sollte auch Israel eine Warnung sein,
endgültig zu erkennen, daß auch seine vielen Götzen es nicht retten können
(57,13: ציֻלְך ִקּבוַּציְִך
ִּ)ְּבזֲַעֵקְך ַי.
Mit einem Wort kann man sagen, daß sowohl Sanherib in 36-37 als auch
Jahwe in 40-66 ihre überlegene Gewalt (Hand) darstellen, aus der niemand
erretten kann, insbesondere nicht die Götzen. Der Rechenfehler Sanheribs
war aber, daß er Jahwe als hilflosen Götzen eingestuft hat. Das wurde durch
die Ereignisse gründlich korrigiert. Nun kann Jahwe sich in 40ff hinstellen
und darauf verweisen, daß er die „früheren Prophezeiungen“ erfüllt hat und
jetzt seine neuen Pläne bekanntmacht und ebenso gewiß erfüllen wird.
Wenn Sanherib Ägypten als einen geknickten Rohrstab einstuft, den er
problemlos erledigen kann (36,6), so ist bei der Vorgehensweise Jahwes in
40ff aber ein starker Kontrast spürbar: Sein erwählter Erlöser-Knecht wird,
geleitet vom Geist Gottes, Menschen, die wie ein geknicktes Rohr sind,
nicht zerbrechen (42,3: לא יְִׁשּבֹור
ֹ )ָקֶנה ָרצּוץ, die wie ein glimmender Docht
sind, nicht auslöschen. Das heißt doch wohl vom Kontext her, daß er den
235
Schwachen nicht nur nicht den Todesstoß geben, sondern ihre Lebenskraft
neu zur Flamme entfachen wird; daß seine Tora und sein Recht, worauf die
ganze Menschheit wartet (42,1-4), davon geprägt ist, daß er weiß, wie man
einen Müden mit dem Wort Gottes aufrichtet (50,4); daß er die Blinden
nicht nur nicht als unwert vernichtet, sondern ihnen als ihr „Licht“ das Augenlicht wiedergibt.
Man kann sich vorstellen, daß die von diesem Erlöser-Knecht durchgesetzte Tora zu einem Gottesfrieden auf der ganzen Welt führt (42,4; 2,3).
Das Ausgehen des Gottesrechtes in 2,3 und in 42,1 mag in beiden Fällen
von Jerusalem aus gedacht sein, in 42,1 ist der Ort aber nicht explizit
genannt. Während Sanherib, wie gesagt, mit Ägypten kurzen Prozeß machen und sich auch noch dessen rühmen will (36,6; 37,25), ordnet Gott
Ägypten zwar in 43,3 den Interessen Israels unter, aber in der engen Parallele von 45,14-15 kommt es zur Bekehrung und damit Rettung (45,22) der
Ägypter (vgl. Jes 19,23-25). Auch die Wagen und Pferde Ägyptens, die
Sanherib als nicht hilfreich abtut (36,8-9), tauchen in 40ff wieder (ohne
Nennung Ägyptens) auf, wobei die Sprache sowohl an 42,3 als auch an den
Durchzug durchs Schilfmeer erinnert:
:כה ָאַמר ְיהָוה ַהנּוֵֹתן ַּבָּים ָּדֶרְך וְּבַמִים ַעִּזים ְנִתיָבה
ֹּ 43,16
: ַהּמוִֹציא ֶרֶכב־ָוסּוס ַחִיל ְוִעזּּוז יְַחָּדו יְִׁש ְּכבוּ ַּבל־ָיקּומוּ ָּדֲעכוּ ּכִַּפְׁש ָּתה ָכבּו43,17
Sanherib rühmt sich zwar großspurig, die Flüsse Ägyptens ausgetrocknet
zu haben (37,25), womit er eine Parallele zum Schilfmeerereignis setzt, aber
diese Kraft ist nur angemaßt und reicht nicht an die Fähigkeit dessen heran,
der dies geschichtlich unter Beweis gestellt hat (42,15; 43,16-17; 44,27).
Wenn Sanherib auf die früheren Siege der Könige von Assur weltweit
verweist (37,11), so erinnert er damit an die früheren „Großtaten“ Assurs
und will damit einen Eindruck in der Gegenwart erreichen: Es sei nutzlos,
sich Assur zu widersetzen. Wenn nun Jahwe, der in Jes 40ff an Taten der
Heilsgeschichte erinnert, an „frühere“ Prophezeiungen, die eingetroffen
sind, so will er damit auch die Zuhörer beeindrucken, sie gewinnen und
davon überzeugen, daß er als der einzig wahre Gott auch allein retten und
siegen kann.
Das Ende Sanheribs und seiner Armee läßt sich mit dem Kampf vom Tag
Jahwes in Jes 66 vergleichen: In 37,36 läßt Gott die 185000 Mann seiner
Armee durch den ausgehenden Engel Jahwes ( )ַויֵֵּצא ַמְלַאְך ְיהָוהsterben und am
Morgen, da konnte man lauter Leichname sehen (:)ְוִהֵּנה ֻכ ָּלם ְּפָגִרים ֵמִתים. In
66,16 sind die von Jahwes Schwert Getöteten viele (ִֹּכי ָבֵאׁש ְיהָוה ִנְׁשָּפט וְּבַחְרּבו
:) ֶאת־ ָּכל־ ָּב ָׂשר ְוַר ּב וּ ַח ְל ֵלי ְיהָוה, und in 66,24 geht man hinaus, um ihre
Leichname anzusehen ()ְויְָצאוּ ְוָראוּ ְּבִפְגֵרי ָהֲאנִָׁשים ַהּפְֹׁשִעים ִּבי. Auch bei Sanherib
236
heißt es, daß er „mit dem Schwert“ getötet wurde (37,38: )ַבֶחֶרב, welches
indirekt durch Jahwe geschah (37,7). Es kann sein, daß diese parallelen
Formulierungen zeigen sollen, daß der Tag Jahwes am Ende (Jes 66) genau
so gewiß einen Sieg Jahwes bringen wird, wie Israel das bei dem Gericht
über den „Großkönig“ Sanherib erlebt hat. Die früheren erfüllten Weissagungen machen die neuen umso gewisser.
Jes 38 hat mit seiner Thematik von einer tödlich bedrohlichen Krankheit
in Verbindung mit Sünde, Vergebung und Heilung einige Parallelen zu Jes
53. Wenn Hiskia als Sohn Davids auf dem Thron sterbenskrank wurde
(38,1: )ַּביִָּמים ָהֵהם ָחָלה ִחְזִקָּיהוּ ָלמּות, kann man davon ausgehen, daß ganz Juda
den Atem angehalten hat. Denn mit dem Tod des regierenden Monarchen
und der Thronbesteigung eines anderen konnten sich die Zeiten ändern, ob
erwünscht oder nicht. Ähnlich wichtig ist die „Schwachheit / Krankheit“74
des Erlöserknechtes, des Mannes der Schmerzen, mit Krankheit/Schwachheit vertraut (53,3: אבֹות ִוידוַּע חִֹלי
ֹ )ִאיׁש ַמְכ: Er war zwar verachtet, aber doch
von vielen beachtet, wenn auch mit Entsetzen (52,14; 53,3).
Hiskias Krankheit hing in irgendeiner Form auch mit seiner Sünde
zusammen, denn er erlebte die Heilung als mit Vergebung verbunden
(38,17: ) ִּכי ִהְׁשַלְכ ָּת ַאֲחֵרי ֵגְוָך ָּכל־ֲחָטָאי. Außerdem taucht in diesem Zusammenhang die Formulierung „zum Frieden“ (38,17: )ְלָׁשלֹוםauf. Der ErlöserKnecht aber hat nicht aufgrund einer Sünde gelitten, sondern weil er unsere
Krankheit trug (53,4: )ֳחָלֵינוּ הּוא נָָׂשא. Die Züchtigung lag zu unserem Frieden
auf ihm (53,5: )מוַּסר ְׁשלוֵֹמנוּ ָעָליו, durch seine Verletzung ist uns Heilung
geworden (53,5: ּ)וַּבֲחֻבָרתוֹ ִנְרָּפא־ָלנו. Während Hiskia also auch um seiner
Sünden willen litt oder zumindest das neu geschenkte Leben als gleichzeitige neu geschenkte Vergebung und Trost empfand, litt der ErlöserKnecht für andere, trug „Schwachheit/Krankheit“ zur Heilung für die sprechenden „Wir“. Gerade wenn man bedenkt, daß der Gedanke der Krankheit
und der Heilung in ganz zentralen Zusammenhängen des Jesajabuches
vorkommt und immer wieder auch in Verbindung mit Sünde, Vergebung75
und Bekehrung, ist die Verbindung von Krankheit und Heilung, Sünde und
Vergebung mit dem Erlöser-Knecht umso auffälliger:
:ראׁש ָלֳחִלי ְוָכל־ֵלָבב ַּדָּוי
ֹ ַעל ֶמה ֻתּכוּ עֹוד ּתוִֹסיפוּ ָסָרה ָּכל־1,5-6
74 Das hebräische Wort חִֹליbedeutet Krankheit, Leiden, Schwachheit (durch Leiden
oder Krankheit). Es wird nicht scharf zwischen „Krankheit“ oder „geschwächtem
Zustand“ (etwa von Menschen verursacht: 53,7ff) unterschieden.
75 Siehe zu Sünde und Vergebung folgende Stellen in Jes 40ff: 40,2; 42,24;
43,24.25.27; 44,22; 53,12.
237
תם ֶּפַצע ְוַחּבּוָרה וַּמ ָּכה ְטִרָּיה
ֹ ראׁש ֵאין־ּבוֹ ְמ
ֹ ִמ ַּכף־ֶרֶגל ְוַעד־
לא ֻרּכְָכה ַּב ָּׁשֶמן
ֹ לא ֻחָּבׁשוּ ְו
ֹ לא־ֹזרוּ ְו
ֹ
ֶֹּפן־ִיְרֶאה ְבֵעיָניו וְּבָאְזָניו יְִׁשָמע וְּלָבבוֹ יִָבין ָוָׁשב ְוָרָפא לו
6,10
נַָגף ְיהָוה ֶאת־ִמְצַרִים נָֹגף ְוָרפֹוא19,22
ְוָׁשבוּ ַעד־ְיהָוה ְוֶנְע ַּתר ָלֶהם ּוְרָפָאם
: וַּבל־ֹיאַמר ָׁשֵכן ָחִליִתי ָהָעם ַהיֵֹּׁשב ָּבּה נְֻׂשא ָעֹון33,24
Man könnte auf die Idee kommen, daß Israel in Kap. 1 zwar von der
Fußsohle bis zum Scheitel krank ist, aber durch diesen Knecht (53,8)
Heilung bekommt; daß die Umkehr zur Heilung zwar für eine Weile dem
Volk verwehrt war (6,9-10), aber durch die Fürbitte und das Sühneleiden
(53,12) dieses Erlöser-Knechtes schließlich doch das Heil von 6,13 erlebt;
ja, daß auch die Ägypter als zerbrochener Rohrstab (36,6) von dem, der das
Heil bis an das Ende der Erde, auch bis nach Ägypten, ist (49,6), der das
geknickte Rohr nicht zerbricht (42,3), geheilt werden (19,22), weil er die
Heiden besprengt und auch ihre Sünden getragen hat (52,15; 53,12).
Könnte es sein, daß die Querlinien76 von Jes 53 zu 38 hin andeuten, daß
es eine Beziehung zwischen beiden Kapiteln gibt, eine Beziehung der
Ähnlichkeit (beide Male geht es um Krankheit, Sünde, Tod, und zwar in
Zusammenhang mit einem für Israel wichtigen Mann), aber auch des
Kontrastes (der eine wird geheilt, der andere schafft die Heilung). Könnte es
sein, daß auch der todkranke Hiskia Vergebung und Heilung von diesem
Erlöser-Knecht empfangen hat, daß auch Hiskia sich in die sprechenden
„Wir“ einreiht, wie auch Jesaja (6,7)? Ist die „glühende Kohle“ vom Altar,
an dem ja eigentlich im normalen Gottesdienst auch Opferblut fließt, ist
diese glühende Kohle vom Altar als Mittel der Sühnung der Sünden Jesajas
ein visionärer Typus auf das, was derselbe Prophet hier in die Worte faßt,
daß er um unserer Sünde wegen zerschlagen wurde (53,5)? Die Thematik
Krankheit / Gesundheit Israels kommt auch in 57,10.18-19 zur Sprache,
ebenso mit der Hoffnung auf Heilung und Frieden.
Bei der Krankheit Israels steht in 6,9-10 der Heilung eine Sache im
Wege, das ist die „Blindheit“ und „Taubheit“ im Verstockungsgericht.
Beides wird aber in Jes 40-66 mehrfach angesprochen: Blindheit
(42,7.16.18.19.19.19; 43,8; 56,10; 59,10) und Taubheit (42,18; 43,8).
76 Vgl. 38,12 ְונְִגָלהmit 53,1 ;נְִגָלָתה38,11 לא־ֶאְרֶאה יָּה
ֹ mit 53,4 ;ֻמ ֵּכה ֱאלִֹהים38,11 ְּבֶאֶרץ
ַהַחִּייםmit 53,8 ;ֵמֶאֶרץ ַחִּיים38,12 דֹּוִריmit 53,8 ֹ( דֹּורוauch wenn es in anderer
Bedeutung gemeint sein sollte; vgl. Rachel Margalioth, o.c., S. 125); 38,17 ִּכי
: ִהְׁשַלכְ ָּת ַאֲחֵרי גְֵוךָ ָּכל־ֲחָטָאיmit 53,12 ;ְוהּוא ֵחְטא־ַרִּבים נָָׂשא38,13 ּכֲָאִרי ֵּכן יְ ַׁשֵּבר ָּכל־ַעְצמוָֹתי
mit 53,10 ;ַויהָוה ָחֵפץ ַדּ ְּכאוֹ ֶהֱחִלי38,18 ָמֶותmit 53,9 ;ְּבמָֹתיו38,17 ְוַא ָּתה ָחַׁשְק ָּת נְַפִׁשי
ִמ ַּׁשַחת ְּבִליmit 53,10 ִֹאם־ ָּתִׂשים ָאָׁשם נְַפׁשו.
238
Bezeichnend ist, daß der Erlöser-Knecht nicht nur allgemein mit der
Heilung verbunden wird (53,5), sondern auch speziell mit der Heilung der
Blinden (42,7). Der letzte Erlöser-Gottesknechtsabschnitt zeigt in 53,5, woher dieser Knecht die Kraft von 42,7 hat, blinde Augen zu heilen: Es ist sein
sühnendes, stellvertretendes Sterben.
Weil das Thema Krankheit und Heilung im Jesajabuch mehr ist als nur
eine Episode im Leben Hiskias, sondern das ganze Volk und alle Völker
betrifft, glauben wir, daß Jes 38 tatsächlich über die wirkliche Heilung des
todkranken Hiskia hinaus eine typische Bedeutung hat: Gott hat hier
geschichtlich bewiesen, daß er eine unheilbare, tödliche Krankheit heilen
kann. Genauso gewiß kann er den letzten, tödlichen Krankheitsschaden
seines Volkes heilen, und zwar wird er dies durch den Erlöser-Knecht von
Jes 40-66 tun. Der Dankpsalm Hiskias findet so auch mit der Aufforderung
zum Singen und Spielen (38,20) sein Echo in den Liedern und Jubelrufen
von 40-66 (z.B. 42,10 nach 42,6-7; 44,23 nach 44,22; 55,12-13).
Daß Jes 39 mit seiner Babelperspektive innerhalb des Buchaufbaus zur
Vorbereitung von Jes 40,1-52,12 enorm wichtig ist, wurde schon mehrfach
betont. Aber es gibt da noch mehr zu beobachten. Die Bewegung der Kinder,
die von Hiskia ausgehen (39,7: )וִּמָּבֶניָך ֲאֶׁשר יְֵצאוּ ִמְּמָךund die als Diener
( )ָסִריִסיםnach Babel müssen, wird in Jes 40-66 umgedreht: Die Israeliten, die
aus dem Wasser Judas ausgegangen sind (48,1:)וִּמֵּמי ְיהּוָדה יָָצאּו, werden in
48,20 aufgefordert, aus Babel auszuziehen und zu fliehen (ְּצאוּ ִמָּבֶבל ִּבְרחו
)ִמּכְַׂשִּדים. Und in 56,3-4 sagt Jahwe, daß er den Verschnittenen ()ַל ָּסִריִסים
einen Platz in seinem Hause geben wird, sie gehören also nun (trotz Dt 23,2)
zur Gemeinde Gottes dazu. Hat Hiskia seine Kinder noch nach Babel verloren, so läßt Jahwe in Jes 40-66 die Kinder Israel nach Israel strömen und
in großer Zahl heimkehren (z.B. 49,18-23; 60,4; 66,12). Zion tritt an diesen
Stellen wieder als Frau auf (wie in 37,22)77, und das Thema der Kindschaft
von 37,3; 38,19-20 und 39,7 wird mit ihr verbunden (54,1ff; 60,21-22). Die
Art, wie vom Emporheben der Augen Zions in 60,4 gesprochen wird, hat
sprachliche Parallelen u.a. zu Jes 37,23 / 2 Kg 19,22:
ְוַעל־ִמי ֲהִרימוָֹתה ּקֹול ַו ִּת ָּׂשא ָמרֹום ֵעיֶניָך ֶאל־ְקדוֹׁש יְִׂשָרֵאל37,23
ְׂשאּו־ָמרֹום ֵעיֵניֶכם ּוְראוּ ִמי־ָבָרא ֵאֶּלה40,26
ְׂשִאי־ָסִביב ֵעינַיְִך ּוְרִאי ּכֻ ָּלם ִנְקְּבצוּ ָבאּו־ָלְך49,18
ְׂשאוּ ַל ָּׁשַמִים ֵעיֵניֶכם ְוַהִּביטוּ ֶאל־ָהָאֶרץ ִמ ַּתַחת
51,6
ְׂשִאי־ָסִביב ֵעינַיְִך ּוְרִאי ּכֻ ָּלם ִנְקְּבצוּ ָבאּו־ָלְך
60,4
77 Vgl. das „Jungfrau, Tochter ...“ ( )ְּבתוַּלת ַּבתin Zusammenhang mit Zion (37,22/2
Kg 19,21), Sidon (Jes 23,12) und Babel (47,1).
239
Wenn Hiskia in Jes 37,3 / 2 Kg 19,3 sagt, daß die Not Jerusalems wie ein
drohender Tod der Mutter über dem Gebären ist, weil die Kraft fehlt (ִּּכי ָבאו
)ָבִנים ַעד־ַמְׁשֵּבר ְוכַֹח ַאִין ְלֵלָדה, so hat diese Situation in 66,8-9 ihren direkten
Kontrast. Am Tag Jahwes ist es so, wie wenn Zion auf einen Tag ein ganzes
Volk und Land gebiert. Kaum daß sie in Wehen kommt, hat sie ihre Kinder
schon geboren (66,8). Der Kom-mentar Gottes dazu ist nur: „Sollte ich das
Kind den Mutterschoß durch-brechen und nicht auch geboren werden
lassen?“ (66,9: לא אוִֹליד ֹיאַמר ְיהָוה
ֹ )ַהֲאִני ַאְׁשִּביר ְו.78
Nicht nur die Kinder, auch die Schätze Hiskias mußten nach Babel: alles
aus seinen Schatzkammern (39,2: ;ְוֵאת ָּכל־ֲאֶׁשר ִנְמָצא ְּבאְֹצרָֹתיו39,4: ;ְּבאוְֹצרָֹתי
39,6: )ְוִנ ָּׂשא ָּכל־ֲאֶׁשר ְּבֵביֶתָך ַוֲאֶׁשר ָאְצרוּ ֲאבֶֹתיָך ַעד־ַהיֹּום ַהֶּזה ָּבֶבל, das Silber und Gold
(39,2: )ֶאת־ַהּכֶֶסף ְוֶאת־ַהזָָּהב. Auch dieser Weg wird in Jes 40-66 umgedreht. Die
nach Babel geschafften Güter werden aus den Schatzkammern Babels dem
Gesalbten Jahwes Cyrus gegeben (45,3: )ְונַָת ִּתי ְלָך אוְֹצרֹות חֶֹׁשְך. Darum können
später die erwähnt werden, die bei ihrem Auszug aus Babel nichts Unreines
anrühren sollen, weil sie die „Träger der Geräte Jahwes“ (נְֹׂשֵאי ּכְֵלי ְיהָוה
52,11) sind. Das besondere Kapitel der Umkehrung des angedrohten Geschickes von Jes 39 ist Jes 60: Dort stehen die Tarsisschiffe bereit, um die
Kinder Zions samt ihrem Silber und Gold aus der Ferne zu bringen (60,9:
;ְלָהִביא ָבנַיְִך ֵמָרחֹוק ּכְַסָּפם וְּזָהָבם ִא ָּתם ְלֵׁשם ְיהָוהvgl. 39,3 ;ֵמֶאֶרץ ְרחוָֹקה39,7: ;וִּמָּבֶניָך
39,2: )ֶאת־ַהּכֶֶסף ְוֶאת־ַהזָָּהב. In 60,17 verheißt Gott entsprechend, statt der
Bronze Gold und statt des Eisens Silber zu bringen (ַּתַחת ַהנְּחֶֹׁשת ָאִביא זָָהב ְוַתַחת
)ַהַּבְרֶזל ָאִביא כֶֶסף. Die Reichtümer der Völker werden nach Zion gebracht
(60,11: ;ֵחיל גּוִֹיםebenso 60,5; 61,6). Auch der Messias in 61,1 paßt in dieses
Bild: Trotz der Aussage in 39,7 gibt es noch von 55,3-5 herkommend eine
messianische Hoffnung.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß Jes 36-39 weit davon entfernt
sind, beziehungslos neben Jes 40-66 oder 1-35 zu stehen. Im Gegenteil sie
sind der notwendige Abschluß von Jes 1-35, und sie sind gleichzeitig die
notwendige Vorbereitung für Jes 40-66, ohne welche diese Kapitel „dehistorisiert“ in der Luft hingen. Jes 36-39 bieten die vorexilische heilsgeschichtliche Verwurzelung von Jes 40-66 in Israels Geschichte, so daß die Erfüllung dieser prophetischen Schau des Jesaja von Cyrus über den ErlöserKnecht bis zum neuen Himmel und der neuen Erde die Einzigartigkeit des
Gottes Israels verewigt (Jes 42,8-9):
:לא־ֶא ֵּתן וְּתִה ָּלִתי ַלְּפִסיִלים
ֹ ֲאִני ְיהָוה הּוא ְׁשִמי וְּכבֹוִדי ְלַאֵחר
:שנֹות ִהֵּנה־ָבאוּ ַוֲחָדׁשֹות ֲאִני ַמִּגיד ְּבֶטֶרם ִּתְצַמְחָנה ַאְׁשִמיע ֶאְתֶכם
ֹׁ ָהִרא
78 Vgl. Margalioth (o.c., S. 149) zu den Formulierungen in Jes 37,3 und 66,9.
240
4.2 Die Kombination der Stellung von Jes 36-39 im Buch mit
der Jesajapriorität und ihre Konsequenzen
4.2.1 Jes 36-39 schließt in den Kapiteln 36-37 passend Jes 1-35 ab und
eröffnet in Jes 38-39 die Perspektive der Kapitel 40ff. Da das Buch
insgesamt bei erkennbaren chronologischen Angaben der voranschreitenden
Zeit nach angeordnet ist, fällt die Inversion von Jes 36-37 und 38-39
besonders auf: Jes 38-39 müssen zeitlich vor 36-37 liegen, sind aber im
Jesaja- und Köni-gebuch danach angeordnet, weil sie innerhalb des
Jesajabuches so in Kap. 39 die Babelperspektive eröffnen.
4.2.2 In Jes 36-37 und Jes 40-55 reden zwei Weltkönige, der eine angemaßt
und blasphemisch, der andere als Schöpfer der Welt und Regent der Geschichte. Die besondere Disputationssprache von Jes 40-55 innerhalb des
Jesajabuches erklärt sich aus dieser Ähnlichkeit mit Jes 36-37. Beide Reden
wollen durch eine bestimmte Argumentation ihr Ziel erreichen: im einen
Fall die Kapitulation Jerusalems mit anschließender Deportation in die Ferne, im anderen Fall das Herauskommen Jerusalems aus Babel und aus dem
Heidentum zu Jahwe mit Rückkehr ins verheißene Land und ebenfalls die
Bekehrung der Heidenwelt zum Gott Israels. Die Ähnlichkeit von Situation,
Sprache und Thematik in beiden Textabschnitten (36-37 und 40-52)
verbindet sie miteinander. Der gesamte Textzusammenhang von Jes 36-39
hat starke Beziehungen zu Jes 40-66.
4.2.3 Die Frage der literarischen Abhängigkeit von Jes 36-39 und 2 Kg
18,13-20,19 in einer Richtung ist nach Abwägen aller Beobachtungen im
Textvergleich und in der Einarbeitung in das jeweilige Gesamtkorpus zugunsten der Jesajapriorität zu entscheiden.
4.2.4 Wenn aber das wahrscheinlich im Exil entstandene Königewerk den
Text Jes 36-39 übernommen hat, so spricht die mitübernommene Inversion
von 36-37 und 38-39 dafür, daß dadurch nicht nur ein erster historischer
Beleg für die Existenz von Jes 36-39 gegeben ist, sondern auch für Jes 3639 in seinem Kontext mit Jes 40ff.
4.2.5 Zusätzlich spricht die Tatsache, daß der Verfasser des Königewerkes
sich bemüht hat, mit alten Quellen zu arbeiten, dafür, daß er selbst den
übernommenen Text Jes 36-39 für vorexilisch hielt. Die Fähigkeit eines im
Exil lebenden Verfassers vorausgesetzt, zwischen einem ca. 20 oder 70-120
241
Jahre alten Manuskript zu unterscheiden, gehen wir von einer vorexilischen
Existenz nicht nur von Jes 36-39, sondern auch ihres Kontextes Jes 40ff
aus.
4.2.6 Wenn man aber die Existenz eines vorexilischen Schriftstückes
anerkennt, das mindestens Jes 36-40ff enthalten hat und somit eine sich
später erfüllende Prophetie der Exilierung Jerusalems nach Babel inklusive
einer Rückführung, hat man eigentlich keinen weltanschaulichen Grund
mehr, dem entsprechenden Propheten auch die übrigen Prophetien bis Jes
66 und des ganzen Buches nicht zuzutrauen.
4.2.7 Der Aufbau des Gesamtbuches mit seiner Positionierung von Jes 36-39
nach 1-35 und vor 40-66 spricht dafür, daß Jes 36-39 eher mit zum Fundament des Gesamten gehören, als daß sie spät in ein schon früher existierendes Großjesajabuch eingearbeitet worden seien. Die von uns angenommene exilische Bezeugung von Jes 36-40ff durch das Königewerk schließt
u.E. darum auch ein vorexilisches Gesamtjesajabuch ein.
4.2.8 Von daher ließen sich auch die Berührungspunkte des Jeremia mit
dem Jesajabuch als Hinweise auf ein schon zur Zeit des Jeremia vorliegendes Jesajabuch deuten.79
79 Jeremia scheint sich auf die Schultern Jesajas zu stellen, indem er auf ihn zu
Anfang und Ende seines Buches Bezug nimmt. Die Berufungsvision in Jer 1
erinnert an Jes 6: Vergleiche ַויַַּּגע ַעל־ִּפיin Jes 6,7 und Jer 1,9 und das dreimalige
ָואַֹמרdes Propheten in seiner Vision jeweils in Jes 6,5.8.11 und Jer 1,6.11.13. Die
Babelabschnitte in Jer 50-51 haben Bezüge zu den Babelabschnitten Jes 13-14
und 46-47.
242
LITERATURVERZEICHNIS
Aalders, G. Ch. 1919. De Profeten des Ouden Verbonds. Kampen /
Niederlande.
ders., keine Jahresangabe. Cyrus in Jesaja 40-66. keine Ortsangabe.
Abma, Richtsje. 1997. Travelling from Babylon to Zion: Location and its
function in Isaiah 49-55. JSOT 74:3-28.
ders.,1999. Bonds of Love: Methodic Studies of Prophetic Texts with
Marriage Imagery (Isaiah 50:1-3 and 54:1-10, Hosea 1-3, Jeremiah 23). SSN 40. Assen.
Abraham, W. J. 1982. Divine Revelation and the limits of Historical
Criticism. Oxford: Oxford University Press.
Achtemeier, Elizabeth. 1982. The community and message of Isaiah 56-66;
a theological commentary. Minneapolis.
Ackroyd, P. R. 1978. Is I-XII: Presentation of a Prophet. In Vetus
Testamentum Supplementum 29, 16-48.
ders., 1982. Isaiah 36-39: Structure and Function. Ed. W. C. et. al.
Delsman. In Von Kanaan bis Kerala: Festschrift für Prof. Dr. Dr. J. P.
M. van der Ploeg, 3-21. Alter Orient und Altes Testament, no. 211.
Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag.
ders., 1974. An interpretation of the Babylonian Exile. A Study of 2 Kings
20 / Isaiah 38-39. Scottish Journal of Theology 27:329-52.
Adams, L.L. 1972a. A Statistical Analysis of the Book of Isaiah in Relation
to the Isaiah Problem. Ph. D. Diss. n.p.: Brigham Young University.
ders., 1972b. Statistical Style Analysis of the Book of Isaiah - Problem of
Authorship. Computers and the Humanities (7):120. Osprey FL.
ders., 1973. Selection of Appropiate Methods for Style Analysis in Relation
to the Isaiah Problem. Hebrew Computational Linguistics 7:73-88.
ders., 1974. Answer to Morton’s Review of ‘The Unity of Isaiah in the
Light of Statistical Linguistics’ by Y.T. Radday. Assoc. for Lit. and
Ling. Computing Bulletin 2 (Summer):85-87.
Adna, Jostein. 1996. Der Gottesknecht als triumphierender und interzessorischer Messias. Die Rezeption von Jes 53 im Targum Jonathan
untersucht mit besonderer Berücksichtigung des Messiasbildes. In Der
leidende Gottesknecht. Jesaja 53 und seine Wirkungsgeschichte, mit
243
einer Bibliographie zu Jes 53, ed. B. Janowski and P. Stuhlmacher,
129-58. Forschungen zum Alten Testament, no. 23.
Aiken, K. T. 1993. Hearing and Seeing: Metamorphoses of a Motive in
Isaiah 1-39. In Among the Prophets: Language, Image and Structure in
the Prophetic Writings, 12-41. JSOT suppl. 144. Sheffield.
Albertz, Rainer. 1990. Das Deuterojesaja-Buch als Fortschreibung der
Jesaja-Prophetie. In Die Hebräische Bibel und ihre zweifache Nachgeschichte: Festschrift für Rolf Rendtorff zum 65. Geburtstag, ed.
Erhard Blum, 241-56. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag. 21: 30
A 17061.
Alexander, J. A. 1953 <1875>. Commentary on the Prophecies of Isaiah.
Grand Rapids, Mi: Eerdmans.
Allan, G. B. 1930. The Book of Isaiah Chapters 1-39. London.
Allegro, J. M. 1958. More Isaiah Commentaries from Qumran’s Fourth
Cave [4QpIsb]. Journal of Biblical Literature 77:215-21.
Allis, O. T. 1951. The Unity of Isaiah. London.
Almagor, R. 1971. On the Unity of the Book of Isaiah in the Light of Papers
by Y. T. Radday (Hebr.). Lesonenu 36(1):57-66.
Alobaidi, Joseph. 1998. The Messiah in Isaiah 53: The commentaries of
Saadia Gaon, Salmon ben Yeruham and Yefet ben Eli on Is 52:1353:12. Bern.
Alonso-Schökel, L. 1957. Estudios sobre el estilo poético de Is 1-35. Ph. D.
Diss. Rom: Pont. Inst. Bibl. Romae.
Altieri, Charles. 1990. Canons and Consequences: Reflections on the
Ehtical Force of Imaginative Ideas. Evanston.
Ambrogio, C. De. 1968. Isaia: Il Libro dell’Emmanuele. Trad. e commento
die primi 12 capitoli del profeta Isaia. Torino: L.D.C.
Amparo Alba, Cecilia. 1980. Biblia Babilónica. Isaías. Textos y Estudios
‘Cardenal Cisneros’ 28. Madrid: CSIC.
Anderson, B. W. 1962. Exodus Typology in Second Isaiah. In Israel’s
Prophetic Heritage, Essays, ed. J. Muilenburg, 177-95. New York.
ders., 1988. The Apocalyptic Rendering of the Isaiah Tradition. In The
Social World of Formative Christianity and Judaism. Festschrift H.C.
Kee, ed. J. et al. Neusner, 17-38. Philadelphia.
Anderson, R. T. 1960. Was Isaiah a Scribe? Journal of Biblical Literature
79:57 s.
Aner, Karl. 1964 <Halle: 1929>. Die Theologie der Lessingzeit.
Hildesheim.
Archer, Gl. L., Jr. 1985. A Survey of Old Testament Introduction. Chicago:
Moody Press.
244
Armerding, C. E. 1983. The Old Testament and Criticism. Grand Rapids:
Eerdmans.
Artom, E. S. 1967. Sepher Jeschajah mephorasch (Hebr.). Sifre ham-Miqra’
10. Tel Aviv: Yavneh.
Asch, S. 1957. Isaïe. Paris: Calman-Lévy.
Asurmendi, Jesús M. 1978a. Isaías 1-39. Estella: Verbo Divino.
ders., 1978b. Isaïe 1-39. Cahiers Évangile 23. Paris: Cerf.
Augé, R. 1935-6. Isaias. Monestir de Montserrat.
Auvray, P. 1972. Isaïe 1 à 39. Coll. “Sources bibl.”. Paris: Gabalda.
Bachmann, J. 1891. Praeparation und Commentar zum Deutero-Jesaja II.
Berlin.
Baldermann, Ingo. 1993 <1988>. Einführung in die Bibel. 4th ed. UTB
1486. Göttingen: Vandenhoeck.
Baltzer, D. 1971. Ezechiel und Deuterojesaja. Berührungen in der
Heilserwartung der beiden grossen Exilspropheten. BZAW 121.
Berlin.
Baltzer, Klaus. 1999. Deutero-Jesaja. KAT 10/2. Gütersloh.
Barnes, A. 1875 <1840>. Notes, Critical, Explanatory and Practical on the
Book of the Prophet Isaiah. New York.
Barr, J. 1983. Holy Scripture, Canon, Authority, Criticism. The Sprunt
Lectures delivered at Union Theological Seminary, Richmond,
Virginia February 1982. Oxford.
Barré, Michael L. 1995. Restoring the ‘Lost’ Prayer in the Psalm of
Hezekiah (Isaiah 38,16-17b). Journal of Biblical Literature 114:38599.
ders., 2000. Textual and Rhetorical-critical Observations on the Last Servant
Song (Isaiah 52:13-52:12). CBQ 62:1-27.
Barrois, G. 1972. Critical Exegesis and Traditional Hermeneutics: A
Methodological Inquiry on the Basis of the Book of Isaiah. STVladTQ
16:107-27.
Barstad, H. M. 1990. Profetene i det gamle testamente, fakta eller fiksjon?
Norsk Teologisk Tidsskrift 91:149-56.
ders., 1982. ‘Lebte Deuterojesaja in Judäa?’ Norsk Teologisk Tidsskrift
83:77-87.
ders., 1994. Akkadian ‘Loanwords’ in Isaiah 40-55 and the Question of
Babylonian Origin of Deutero-Isaiah. In Text and Theology. Studies in
Honour of Prof. Dr. Theol. Magne Saebo, ed. Arvid Tangberg, 36-48.
Oslo.
ders., 1997. The Babylonian Captivity of the Book of Isaiah: “Exilic” Judah
and the Provenance of Isaiah 40-55. Oslo.
245
Bartelt, Andrew H. 1996. The Book Around Immanuel: Style and Structure
in Isaiah 2-12. Biblical and Judaic Studies from the University of
California, San Diego, no. 4. Winona Lake, IN: Eisenbrauns.
Barth, Hermann. 1977. Die Jesaja-Worte in der Josiazeit: Israel und Assur
als Thema einer produktiven Neuinterpretation der Jesajaüberlieferung. WMANT 48. Neukirchen.
Barthel, Jörg. 1997. Prophetenwort und Geschichte. Die Jesajaüberlieferung in Jes 6-8 und 28-31. FAT 19. Tübingen.
Barthélemy, Dominique. 1986. Critique Textuelle de l’Ancien Testament,
Vol. 2. OBO 50/2. Fribourg.
Barthold, E. 1952. Das messianische Reich im Buche Isaias. Theologie und
Glaube 42:426-44.
Barton, J. 1995. Isaiah 1-39. Sheffield: Sheffield Academic Press.
Bastiaens, Jean al. 1984. Trito-Isaiah; an exhaustive computer-assisted
concordance of Isa. 56-66, especially with reference to DeuteroIsaiah. Application 4. Amsterdam: Vrije Univ.
Baumann, Gerlinde. 2000. Liebe und Gewalt: Die Ehe als Metapher für das
Verhältnis JHWH - Israel in den Prophetenbüchern. SBS 185.
Stuttgart.
Beaucamp, Evode. 1991. Le livre de la consolation d’Israël: Isaïe XL-LV.
Lire la Bible 93. Paris.
Becker, J. 1968. Isaias - der Prophet und sein Buch. SBS 30. Stuttgart:
Kath. Bibelwerk.
Becker, Uwe. 1999. Jesajaforschung (Jes 1-39). Theologische Rundschau
64:1-37, 117-52.
Beecher, W. J. 1973. The Servant. In Classical Evangelical Essays in OT
Interpretation, ed. W. C. Kaiser, 187-204. Grand Rapids: Baker Book
House.
Beentjes, P. C. 1979. De ‘Redaktionsgeschichte’ van Jesaja I-XXXV notitie. Bijdragen 40:168-72.
Beer, G. 1914. Zur Zukunftserwartung Jesajas. In Studien zur semitischen
Philologie und Religionsgeschichte, Festschrift J. Wellhausen, 13-35.
BZAW 27. Gießen.
Begg, Christopher. 1986. Zedekiah and the Servant. Ephemerides
Theologicae Lovaniensis 62:393--8.
Begrich, J. 1926. Der Psalm des Hiskia. Ein Beitrag zum Verständnis von
Jesaja 38,10-20. Göttingen: Vandenhoeck.
ders., 1938. Studien zu Deuterojesaja. BWANT 77. Stuttgart: Kohlhammer.
Bellinger, William H., and William R. Farmer, Hrsg. 1998. Jesus and the
Suffering Servant: Isaiah 53 and Christian Origins. Harrisburg, PA.
246
Bennet, F. W. 1968. Christian Living from Isaiah. Grand Rapids: Baker.
Bentzen, Aage. 1944. Jesaja. Bind 1: Jes. 1-39. Kobenhavn: Gads Forlag.
Berges, Ulrich. 1998. Das Buch Jesaja: Komposition und Endgestalt.
Freiburg.
ders., 1999a. Die Armen im Buch Jesaja. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte des AT. Bib 80:153-77.
ders., 1999b. Sion als thema in het boek Jesaja. Nieuwe exegetische
benadering en theologische gevolgen. TT 39:118-38.
Bergey, Ronald. 1997. The Rhetorical Role of Reiteration in the Suffering
Servant Poem (Isa 52:13-53:12). JETS 40:177-88.
Best, Steven, and Douglas Kellner. 1991. Postmodern Theory: Critical
Interrogations. New York City.
Betz, O. 1995. The Servant Tradition of Isaiah in the Dead Sea Scrolls.
Journal of Semitics 7:40-56.
Beuken, W. A. M. 1979. Jesaja dl. II A. De Prediking van het OT. Nijkerk:
Callenbach.
ders., 1983. Jesaja dl. II B. De Prediking van het OT. Nijkerk: Callenbach.
ders., 1986a. De redactiekritische methode. In Inleiding tot de studie van het
Oude Testament, ed. A. S. van der Woude, 173-87. Kampen.
ders., 1986b. Isaiah 56,9-57,13 - an Example of the Isaianic Legacy of TritoIsai ah . E d. J. W. va n Hen ten an d et a l. In Tradit ion and
Reinterpretation in Jewish and Early Christian Literature. Festschrift
J. C. H. Lebram, 48-64. Studia Post-Biblica 36. Leiden.
ders., 1986c. Trito-Jesaja: Profetie en schriftgeleerdheid. In Profeten en
profetische geschriften. Festschrift A. S. van der Woude, ed. F. Garcia
et al. Martinez, 71-85. Kampen - Nijkerk.
ders., 1990. The Main Theme of Trito-Isaiah ‘The Servants of YHWH’
Journal for the study of the Old Testament 13(47):67-87.
ders., 1991a. Isaiah Chapters LXV-LXVI: Trito-Isaiah and the Closure of
the Book of Isaiah. In Congress Volume: Leuven, 1989, Ed. J. A.
Emerton, 204-21. VT suppl. 43. Leiden.
ders., 1991b. Jesaja 33 als Spiegeltext im Jesajabuch. ETL 67:5-35.
ders., 2000. Isaiah II: Volume 2 / Isaiah 28-39. Leuven.
Birch, Bruce C. 1990. Singing the Lord’s Song: A Study of Isaiah 40-55.
Nashville: Abingdon.
Birks, T. R. 1871. Commentary on the Book of Isaiah. London.
Birnbaum, S. A. 1960. The Date of the Incomplete Isaiah Scroll from
Qumran [1QIsb]. Palestine Exploration Quarterly 92:19-26.
Blank, S. H. 1956. Traces of Prophetic Agony in Isaiah. Hebrew Union
College Annual 27:81-92.
247
ders., 1958. Prophetic Faith in Isaiah. London.
Blenkinsopp, J. 1962. The Unknown Prophet of the Exile. Scripture 14:8190, 109-18.
ders., 1966. Absicht und Sinn der Exodustradition in Deutero-Jesaja (Is 4055). Concilium deutsch [= Internationale Zeitschrift für Theologie]
2(10):762-67.
ders., 1996. A History of Prophecy in Israel. Rev. and Enlarged Ed.
Louisville, KY.
Blocher, Henri. 1975. Songs of the Servant, Isaiah’s Good News. London:
Inter-Varsity.
Blum, Erhard. 1996. Jesajas prophetisches Testament: Beobachtungen zu
Jes 1-11 (Teil I). Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft
108:547-68.
ders., 1997. Jesajas prophetisches Testament: Beobachtungen zu Jes 1-11
(Teil II). Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 109:12-29.
Boelter, Francis. 1978. From the OT: An Isaiah Apocalypse? Explor 4:7578.
Boer, P. A. H. de. 1956. Second-Isaiah’s Message. Oudtestamentische
Studiën 11. Leiden.
Bohren, R. 1969. Prophet in dürftiger Zeit. Auslegung von Jesaja 56-66.
Bibliothek der Lesepredigten, Bd. 2. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener
Verlag.
Bonnard, P. É. 1973. Le Second Isaïe. Son disciple et leurs éditeurs. Is 4066. Paris: Gabalda.
Borowski, Oded. 1995. Hezekiah’s Reform and the Revolt against Assyria.
Biblical Archaeologist 58:148-55.
Bosman, H. J., and H. et al. van Grol, Hrsg. 2000. Studies in Isaiah 24-27:
The Isaiah Workshop - De Jesaja Werkplaats. OTS 43. Leiden.
Bosshard-Nepustil, Erich. 1997. Rezeptionen von Jesaja 1-39 im Zwölfprophetenbuch: Untersuchungen zur literarischen Verbindung von
Prophetenbüchern in babylonischer und persischer Zeit. Göttingen.
Boutflower, C. 1930. The Book of Isaiah (I-XXXIX) In the Light of the
Assyrian Monuments. London.
Boyce, R. N. 1990. Isaiah 55:6-13. Interpretation 44(1):56.
Brandenburg, H. 1988. Jesaja II. 4th ed. Gießen.
Bratsiotis, P. I. 1956. Ho Prophetes Esaias. Eisagoge, keimenon ton O’,
metaphrasis, scholia I - K. 1-12. Athenis: Ekdot. Oikos Charal. P.
Synodinu.
Bredenkamp, C. J. 1887. Der Prophet Jesaja. Erlangen.
248
Bright, J. 1960. Le problème des campagnes de Sennachérib en Palestine. In
Hommage à Wilhelm Vischer, Maqqel shâqedh - La branche
d’amandier, ed. D. Lys, 20-31. Montpellier.
ders., 1974 <1959>. A history of Israel. 2d ed. Philadelphia: Westminster.
Brodie, Louis. 1979. The Children and the Prince: The Structure, Nature
and Date of Isaiah 6-12. BTB 9:27-31.
Brown, William P. 1990. The So-Called Refrain in Isaiah 5:25-30 and 9:710:4. CBQ 52(3):432-43.
Brownlee, W. H. 1952. The Manuscripts of Isaiah from which DSIa was
copied. Bulletin of the American Schools of Oriental Research 127:1621.
ders., 1962. The Literary Significance of the Bisection of Isaiah in the
Ancient Scroll of Isaiah from Qumran [1QIsa]. In ACIO 25 (Moscoviae
1960, ed 1962), I 431-37.
Broyles, C. C., and C. A. Evans, ed. 1997. Writing and reading the scroll of
Isaiah: Studies of an interpretive tradition. VT Suppl. 70,1-2. Leiden.
Brueggemann, Walter. 1984. Unity and Dynamic in the Isaiah Tradition.
Journal for the Study of the Old Testament 29:89-107.
Bruno, D. A. 1953. Jesaja. Eine rhythmische und textkritische Untersuchung. Stockholm: Almquist Och Wiksell.
Buber, M. 1950. Der Glaube der Propheten. Zürich.
Buda, J. 1937. De Origine Isaiae 36-39. Bansha Bystrica: Machold.
Budde, K. 1922. Jesaja 40-66. 4. Aufl. HSAT. Bonn.
Bühlmann, Walter, and Karl Scherer. 1973. Stilfiguren der Bibel. Ein
kleines Nachschlagewerk. Fribourg, CH: Schweizerisches Katholisches
Bibelwerk.
Buksbazen, V. 1971. The Prophet Isaiah. New Translation and Commentary. Collingswood, N.J.: Collingswood.
Bullock, C. Hassell. 1986. An Introduction to the Old Testament Prophetic
Books. Chicago.
Bultema, Harry. 1923. Practische Commentaar op Jesaja. Muskegon.
Burrows, M., J. C. Trever, and W. H. Brownlee. 1950. The Dead Sea Scrolls
of St. Mark’s Monastery. Vol. I: The Isaiah Manuscript and the
Habakkuk Commentary. New York.
Butler, P. T. 1975. Isaiah. Bible Study Textbook Series. Jophin, MO:
College Pr.
Butler, T. C. 1982. Isaiah. LBBC 10. Nashville.
Cahill, Michael. 1991. The Oracles Against the Nations: Synthesis and
Analysis for Today. LS 16:121-36. .
249
Cajot, Rodel M. 1999. Second Isaiah’s Servant of Yahweh Revisited. PS
34:201-18.
Calderone, P. J. 1961. The Rivers of Masor [Is 19,6;37,25 (2 Reg 19,24);Mi
8,12]. Biblica 42:423-32.
Callaway, J. A. et al. 1968. The Book of Isaiah. Review and Expositor
65(4):395-482. Louisville, Ky.
Calvin, Johannes. 1551. Ioannis Calvini commentarii in Isaiam prophetam.
Genf.
Camp, Ludger. 1990. Hiskija und Hiskijabild. Analyse und Interpretation
von 2 Kön 18-20. Münsteraner Theologische Abhandlungen, no. 9.
Altenberge: Telos-Verlag.
Carlebach, Joseph. 1932. Die drei grossen Propheten, Jesajas, Jirmija und
Jecheskel. Frankfurt a.M.
Carr, David. 1996. Reaching for Unity in Isaiah. In The Prophets: A
Sheffield Reader, ed. Philip R. Davies, 164-83. Sheffield: Sheffield
Academic Press.
Carroll, R. P. 1978. Inner Tradition Shifts in Meaning in Isaiah 1-11. The
Expository Times 89:301-04.
Caspari, C. P. 1843. Jeremia ein Zeuge für die Echtheit von Jes. c. 34 und
mithin auch für die Echtheit von Jes. c.40-66 c.13-14,23 und c. 21,110. Zeitschrift f.d.ges.luth. Theologie u. Kirche.
ders., 1843. Jesajanische Studien. Leipzig.
Cassuto, U. 1973. On the Formal and Stylistic Relationship between
Deutero-Isaiah and Other Biblical Writings. In Bibl. & Or. St., I, 14177. Jerusalem: Magnes.
Catastini, A. 1989. Isaia ed Ezechia: Studio di storia della tradizione di II
Re 18-20 / Is 36-39. Rome.
Ceronetti, Guido. 1981. Il Libro del Profeta Isaia. Biblioteca Adelphi 110.
Milano: Adelphi.
Challenor, J. 1971. Isaiah 40-66. In Prophets I, 165-214. Scripture
Discussion Com. 2. London.
Charpentier, Etienne. 1963. Jeunesse du Vieux Testament. Paris.
Cherian, C. M. 1959. The Great Prophet of Divine Faith. Clergy Monthly
23:181-90.344-52.
Cheyne, T. K. 1895. Introduction of the Book of Isaiah. London.
ders., 1897. Einleitung in das Buch Jesaja. Gießen.
ders., 1904 <1880>. The Book of the Prophet Isaiah. 5. Aufl. New York.
Childs, B. S. 1967. Isaiah and the Assyrian Crisis. Studies in Biblical
Theology, Second Series 3. London: SCM.
250
ders., 1977. Old Testament Books for Pastor and Teacher. Philadelphia:
Westminster.
ders., 1979. Introduction to the Old Testament as Scripture. Philadelphia.
ders., 1980. Response to Reviewers of Introduction to the Old Testament as
Scripture. Journal for the Study of the Old Testament 16:52-60.
ders., 1992. Biblical Theology of the Old and New Testaments. London:
SCM.
ders., 1996. Retrospective Reading of the Old Testament Prophets.
Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 108:362-77.
ders., 2001. Isaiah. OTL. Louisville.
Chisholm, Robert B. 1987. Wordplay in the Eighth-Century Prophets.
Bibliotheca Sacra 144:44-52.
Choque, Efraín. 1999. Canto anticipado por la liberación final: Una
exposición escatológica de Isaías 25. Theo 14:172-87.
Cimosa, M. 1983. Isaia, l’evangelista dell’Emmanuele (Is 1-39). Napoli:
Dehoniane.
Clements, R. E. 1980a. Isaiah and the Deliverance of Jerusalem. JSOTS 13.
Sheffield. 21: ZA 3927.
ders., 1980b. The Prophecies of Isaiah and the Fall of Jerusalem in 587 B.
C. Vetus Testamentum 30:421-36.
ders., 1982. The Unity of the Book of Isaiah. Interpretation 36:117-29. 21:
Ge 3581.
ders., 1985. Beyond Tradition-History. Deutero-Isaianic development of
First Isaiah’s themes. Journal for the study of the Old Testament
31:95-113.
ders., 1990. The Immanuel Prophecy of Isa. 7:10-17 and Its Messianic
Interpretation. In Die Hebräische Bibel und ihre zweifache Nachgeschichte: Festschrift für Rolf Rendtorff zum 65. Geburtstag, ed. Erhard
Blum, 225-41. Neukirchen-Vluyn.
ders., 1982 <1980>. Isaiah 1-39. New Century Bible. Grand Rapids /
London: Eerdmans / Marshall.
ders., 1996a. A Light to the Nations: A Central Theme of the Book of
Isaiah. In Forming Prophetic Literature: Essays on Isaiah and the
Twelve in Honor of John D. W. Watts, ed. James W. Watts and Paul R.
House, 57-69. JSOTSup, no. 235. Sheffield: Sheffield Academic Press.
ders., 1996b. Old Testament Prophecy: From Oracles to Canon. Louisville.
Clifford, Richard J. 1984. Fair spoken and persuading; an interpretation of
Second Isaiah. New York: Paulist Press.
ders., 1993. The Unity of the Book of Isaiah and Its Cosmogonic Language.
CBQ 55:1-17.
251
Cobb, W. H. 1882. The Integrity of the Book of Isaiah. Bibliotheca Sacra
39:519-54.
ders., 1908. Where was Isaiah XL-LXVI written? Journal of Biblical
Literature 27:48-64.
ders., 1901. On Integrating the Book of Isaiah. Journal of Biblical
Literature 20:77-100.
Coetzee, J. H. 1989. The ‘Song of Hezekiah’ (Isaiah 38:9-20): A doxology of
judgement from the exilic period. OTE 2 (3):13-26.
Coggins, Richard J. 1978 s. The Problem of Isaiah 24-27. The Expository
Times 90:328-33.
ders., 1990. Introducing the Old Testament. The Oxford Bible Series.
Oxford University Press: Oxford.
ders., 1996. New Ways with Old Texts: How Does One Write a Commentary
on Isaiah? Expository Times 107:362-67.
Coggins, R., A. Phillips, and M. Knibb, eds. 1984. Israel’s Prophetic
Tradition. Cambridge: Cambridge University Press.
Coggins, Richard J. 1998. Do we still need Deutero-Isaiah? JSOT 81:77-92.
Cohen, C. 1979. Neo-Assyrian Elements in the First Speech of the Biblical
Rabsaqe. Israel and Oriental Studies 9:32-48.
Collins, John J. 1986. Isaiah. Collegeville, Minn.: Liturg. Pr.
Collins, T. 1993. The Mantle of Elijah. The Redaction Criticism of the
Prophetic Books. Sheffield: JSOT.
Condamin, Albert. 1905. Le livre d’Isaïe. Paris.
Conrad, E. W. 1974. Patriarchal Traditions in Second Isaiah. Ph. D. Diss.
Princeton Theological Seminary.
ders., 1988. The Royal Narratives and the Structure of the Book of Isaiah.
Journal for the Study of the Old Testament 41:67-81.
ders., 1991. Reading Isaiah. Minneapolis.
ders., 1996. Prophet, Redactor and Audience: Reforming the Notion of
Isaiah’s Formation. In New Visions of Isaiah, ed. R. F. Melugin and M.
A. Sweeney, 306-26. JSOT Supplement, no. 214. Sheffield: JSOT.
Cook, Johann. 1992. The Dichotomy of 1QIsaa. In Intertestamental Essays
in Honour of Józef Tadeusz Milik, ed. Zdzislaw Kapera, J., 7-24.
Cracow.
Cornill, C. H. 1884. Die Composition des Buches Jesaja. Zeitschrift für die
alttestamentliche Wissenschaft 4:83-105. 21: Ge 1944.
ders., 1892. Einleitung in das Alte Testament. Freiburg: Mohr / Siebeck.
Cramer, Karl. 1905. Der geschichtliche Hintergrund der Kapitel 56-66 im
Buche Jesaia. Dorpat.
252
Cresson, B. C. 1968. Isaiah and the Restoration Community. Review and
Expositor 65(4):447-57. Louisville, Ky.
Criswell, Wallie A. 1978. Isaiah: An Exposition. Grand Rapids: Zondervan.
Croatto, J. Severino. 2000. Composición y querigma del libro de Isaías.
Ribla 35/36:36-67.
Cross, F. M. 1964. The History of the Biblical Text in the Light of
Discoveries in the Judean Desert. HTR 57:281ff.
Cross, F. M., and D. N. Freedman. 1952. Early Hebrew Orthography - A
Study of the Epigraphic Evidence. American Oriental Series, vol. 36.
New Haven, Conn.
Cross, F. M., and D. N. Freedman. 1975. Studies in Ancient Yahwistic
Poetry. SBL Dissertation Series, vol. 21. Missoula, Mont.
Danell, Gustav Adolf. 1967. Einige alttestamentlich-exegetische Axiome in
kritischer Beleuchtung. Bibel und Gemeinde 67(1):33-42.
Davies, Graham I. 1995. Were there Schools in Ancient Israel? In Wisdom
in Ancient Israel: Essays in Honour of J. A. Emerton, ed. John et al.
Day, 199-211. Cambridge: Cambridge University Press.
Davies, Philip R. 1996. The Audiences of Prophetic Scrolls: Some
Suggestions. In Prophets and Paradigms: Essays in Honor of Gene M.
Tucker, ed. S. B. Reid, 48-62. JSOT suppl. 229. Sheffield.
Davis, Ellen F. 1990. A strategy of delayed comprehension: Isaiah liv 15.
Vetus Testamentum 40(2):217.
Day, John. 1980. A Case of Inner Scriptural Interpretation: The dependence
of Isaiah XXVI,13-XXVII,11 on Hosea XIII,4-XIV,10 (Eng. 9) and its
relevance to some theories of the redaction of the ‘Isaiah Apocalypse’
Journal of Theological Studies 31:309-19.
Day, John N. 1998. God and Leviathan in Isaiah 27:1. BS 155:423-36.
Delekat, L. 1957a. Die Peschitta zu Jesaja zwischen Targum und
Septuaginta. Biblica 38:185-99, 321-35.
ders., 1957b. Die syrolukianische Übersetzung des Buches Jesaja und das
Postulat einer alttestamentlichen Vetus Syra. Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft 69:21ff.
ders., 1958. Ein Septuagintatargum. VT 8:225-52.
ders., 1959. Die syropalästinische Jesaja-Übersetzung. Zeitschrift für
alttestamentliche Wissenschaft 71:165-201.
Delitzsch, Franz J. 1869. Biblischer Commentar über den Propheten Jesaja.
3. Aufl. Leipzig.
ders., 1889. Das Buch Jesaja. 4. Aufl. Leipzig.
ders., 1980. Isaiah. Trans. James Martin. Grand Rapids.
253
ders., 1984 <Nachdruck der 3. Aufl. von 1879, Leipzig>. Das Buch Jesaja.
5. Aufl. Giessen.
Dempsey, Carol J. 2000. The Prophets: A Liberation Critical Reading.
Minneapolis.
Derby, Josiah. 1996. Isaiah and Cyrus. Jewish Bible Quarterly 24:173-77.
Derrida, J. 1972. Marge de la philosophie. Paris.
Deutsch, R. R. 1969. Die Hiskia-Erzählungen; eine formgeschichtliche
Untersuchung der Texte Is 36-39 und 2 Reg 18-20. Dissertation [Basel
1969]. Basel: Basileia Verlag.
Dicou, Bert. 1991. Literary Function and Literary History of Isaiah 34. BN
58:30-45.
Diestel, L. 1872. Der Prophet Jesaia. KEH. Leipzig.
Dietrich, W. 1976. Jesaja und die Politik. München.
Dijk, H. J. van. 1967. Consolamini, consolamini, popule meus?
Observationes exegeticae ad Is 40,1-2. VD (45):342-46.
Dillmann, August. 1890. Der Prophet Jesaja. KEH. Leipzig.
Döderlein, J.C. 1775. Esaias. Altdorf.
ders., 1780-92. Auserlesene theologische Bibliothek. Leipzig.
ders., 1789. Esaias ex recensione textus hebraei... 3. Aufl. Altdorf.
Doïkos, D. 1974. Ho prophetes Esaias (Kp 1-6). EEThThess 16.
Donner, H. 1964. Israel unter den Völkern. Die Stellung der klassischen
Propheten des 8. Jahrhunderts v. Chr. zur Außenpolitik der Könige
von Israel und Juda. VT suppl. 11. Leiden.
ders., 1990. ‘Forscht in der Schrift Jahwes und lest!’ Ein Beitrag zum
Verständnis der israelitischen Prophetie. ZTK 87:285-98.
Doorly, William J. 1992. Isaiah of Jerusalem: An Introduction. New York.
Doyle, Brian. 2000. The Apocalypse of Isaiah Metaphorically Speaking: A
Study of the Use, Function and Significance of Metaphors in Isaiah
24-27. BETL 151. Leuven.
Drane, John W. 1989. Introducing the Old Testament. Oxford: Lion Book.
Drechsler, M. 1865. Der Prophet Jesaja. Berlin.
Driver, G. R. 1958. Notes on Isaiah. Beiheft zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 77:42-48.
ders., 1967. Isaianic Problems. In Festschrift W. Eilers, 43-57. Wiesbaden:
Harrassowitz.
ders., 1968. Isaiah I-XXXIX: Textual and Linguistic Problems. Journal of
Semitic Studies 13:36-57.
Driver, Samuel Rolles. 1893. Isaiah: His Life and Times. New York.
ders., 1972 Reprint. Introduction to the Literature of the Old Testament.
9th ed. Magnolia/Mass.
254
Driver, S. R., and A. Neubauer. 1969. The Fifty-third Chapter of Isaiah
according to the Jewish Interpreters. I: Texts by A.N. [11876] II:
Translations, ed. by S.R.D. & A.N. [11877]. Prolegomenon by R.
Loewe. Library of Bible Studies. New York: Ktav.
Duhm, B. 1902 <1892>. Das Buch Jesaia. 2d ed. Ed. W. Nowack. Handkommentar zum Alten Testament. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht.
Dumbrell, William J. 1985. The Purpose of the Book of Isaiah. Tyndale
Bulletin 36:111-28.
Dumortier, Jean. 1983. Jean Chrysostome, Commentaire sur Isaïe. Trans.
Arthur Liefooghe. Sources Chrétiennes 304. Paris: Cerf.
Eaton, J. H. 1957. Commentaries on the Book of Isaiah. Theology (London)
60:451-55.
ders., 1959. The origin of the Book of Isaiah. Vetus Testamentum 9:138.
ders., 1982. The Isaiah Tradition. In Israel’s Prophetic Tradition. Essays in
Honor of Peter A. Ackroyd, Hg. R. Coggins, A. Phillips, and M.
Knibb, 58-76. Cambridge.
Edel, R. F. 1964. Hebräisch-deutsche Präparationen zu Jesaja. Marburg:
Edel.
Ehud Ben Zvi. 1990. Who Wrote the Speech of Rabshakeh and When?
Journal of biblical literature 109(1):79-92.
Eichhorn, J. G. 1783. Einleitung ins Alte Testament, Teil 3. Leipzig.
ders., 1824. Einleitung ins Alte Testament, Band 4. 4. Aufl. Göttingen.
ders., 1816-9. Die hebräischen Propheten. Göttingen.
Eichrodt, Walther. 1967. Der Herr der Geschichte, Jesaja 13-23/28-39.
Stuttgart: Calver Verlag.
ders., 1976. Der Heilige in Israel, Jesaja 1-12. 2d ed. Stuttgart: Calver
Verlag.
Eißfeldt, O. 1922-3. Das Buch Jesaia (Kap. 1-35). Tübingen.
Eising, H. 1970. Das Buch Jesaja. I und II: Geistliche Schriftlesung.
Erläuterungen zum AT für die Geistliche Lesung, 2,1-2. Düsseldorf:
Patmos.
Eissfeldt, O. 1956. Einleitung in das Alte Testament. 2d ed. Tübingen.
ders., 1964. Einleitung in das Alte Testament. 3d ed. Tübingen.
ders., 1976. Einleitung in das Alte Testament. 4th ed. Tübingen.
Ekblad, Eugene Robert Jr. 1999. Isaiah’s Servant Poems According to the
Septuagint: An Exegetical and Theological Study. CBET 23. Leuven.
Elder, W. H. 1974. A Theological-Historical Study of Isaiah 24-27. Ph. D.
Diss. Baylor University. Order No. 74-26.409.
255
Eldridge, Victor J. 1978. The Influence of Jeremiah on Isaiah 40-55. Ph. D.
Diss. Dir. C. T. Francisco. Southern Baptist Theological Seminary.
Elliger, K. 1928. Die Einheit des Tritojesaja (Jesaja 56-66). Stuttgart:
Kohlhammer.
ders., 1933. Deuterojesaja in seinem Verhältnis zu Tritojesaja. BWAT 63.
Stuttgart: Kohlhammer.
ders., 1935. Prophet und Politik. ZAW 53:3-22. Berlin.
ders., 1967. Ein neuer Zugang? BZAW 105:59-64.
ders., 1971. Textkritisches zu Deuterojesaja. In Festschrift W. F. Albright,
ed. H. Goedicke, 113-19. London.
Elliger, K.; Rudolph, W. et al. 1967-77, Biblia Hebraica Stuttgartensia,
Stuttgart.
ders., 1978. Deuterojesaja 40,1-45,7. Ed. S. Herrmann und H. W. Wolff.
Biblischer Kommentar Altes Testament 11/1. Neukirchen-Vluyn:
Neukirchener Verlag.
Emerton, J. A. 1982. The translation and interpretation of Isaiah vi.13. In
Interpreting, 85-115.
Emmerson, Grace I. 1992. Isaiah 56-66. OTG. Sheffield: JSOT.
Engnell, I. 1945. Till fragen om Ebed Jahve-sangerna och den lidande
Messias hos ‘Deuerojesaja’ Svensk exegetisk årsbok 10:31-65. 21: Gd
1222.
ders., 1949. The Call of Isaiah. An Exegetical and Comparative Study.
Uppsala.
ders., 1962. Profeten. In Svenskt Bibliskt Uppslagswerk, Bd. I, 1140-47.
Stockholm.
Erlandsson, S. 1970. The Burden of Babylon: A Study of Isaiah 13:2-14:23.
Lund.
ders., 1985. The Unity of Isaiah - A New Solution? In A Lively Legacy:
Essays in Honor of Robert Preus, Hg. K. E. et al. Marquart, 33-39.
Fort Wayne, IN.
Evans, C. A. 1983. Isaiah 6: 9-10 in early Jewish and Christian interpretation. Ph. D. Diss. Claremont.
ders., 1988. On the Unity and parallel Structure of Isaiah. Vetus Testamentum XXXVIII:129ff.
Ewald, H. 1840-1. Die Propheten des Alten Bundes erklärt. Stuttgart.
Exum, J. Cheryl. 1979. Isaiah 28-32: A Literary Approach. In Seminar, P.
Achtemeier, vol. 2, 123-51.
Eynikel, Erik, and Archibald van Wieringen, eds. 1996. Toen zond de Heer
een Profeet naar Israël. Het voor-exilisch profetisme van het Oude
Testament. Averbode: Uitgeverij Altiora Averbode.
256
Fasol, Al. 1994. Preaching from Isaiah. CTR 7(2):91-101.
Feldmann, Franz. 1925-6. Das Buch Isaias. Exegetisches Handbuch zum
Alten Testament. Münster.
Feuillet, A. 1975a. Les ch. LVI-LXVI [d’Is]: Étude littéraire et doctrinale.
In Ét. d’exégèse et de théol. bibl., Feuillet, 181-201. Paris: Gabalda.
ders., 1975b. L’origine de la seconde partie du livre d’Isaïe et les
caractéristiques littéraires et doctrinales d’Is XL-LV (abstraction faite
des Poèmes du Serviteur). In Ét. d’exégèse et de théol. bibl., Feuillet,
97-117. Paris: Gabalda.
ders., 1975c. Les Poèmes du Serviteur. In Ét. d’exégèse et de théol. bibl.,
Feuillet, 119-79. Paris: Gabalda.
Field, Fridericus. 1964. Origenis Hexaplorum quae supersunt sive veterum
interpretum graecorum in totum vetus testamentum fragmenta, Tomus
II: Jobus - Malachias, Auctarium et indices. Hildesheim.
Finley, Th. J., and G. Payton. 1993. A Discourse Analysis of Isaiah 7-12.
JOTT 6:317-35.
Fischer, Irmtraud. 1995. Tora für Israel - Tora für die Völker. Das Konzept
des Jesajabuches. Stuttgart.
Fischer, J. 1916. Isaias 40-55 und die Perikopen vom Gottesknecht.
Alttestamentliche Abhandlungen VI(4-5):45ss. Münster.
ders., 1930. In welcher Schrift lag das Buch Isaias den LXX vor? Eine
textkritische Studie. Giessen.
ders., 1937-39. Das Buch Isaias. Bonn.
Flier, Van der. 1931. De Profeet Jesaja. Zust.
Fohrer, G. 1951. Neuere Literatur zur alttestamentlichen Prophetie. ThR
19:277-346. Tübingen.
ders., 1952. Neuere Literatur zur alttestamentlichen Prophetie. ThR 20:193271.295-361. Tübingen.
ders., 1960. Das Buch Jesaja, I: Kap. 1-23. Züricher Bibelkommentar.
Zürich: Zwingli-Verlag.
ders., 1962a. Das Buch Jesaja, II: Kap. 24-39. Züricher Bibelkommentare.
Zürich: Zwingli-Verlag.
ders., 1962b. Zehn Jahre Literatur zur alttestamentlichen Prophetie (19511960). ThR 28:1-75.235-97.301-74. Tübingen.
ders., 1962c. Jesaja 1 als Zusammenfassung der Verkündigung Jesajas.
Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft 74:251.
ders., 1963a. Der Aufbau der Apokalypse des Jesajabuches. Catholic
Biblical Quarterly 24:34-45.
ders., 1963b. The Origin, Composition and Tradition of Isaiah 1-39. In
AnLeedsUOS 3 (1961s), 3-38. Leiden: Brill.
257
ders., 1965. Das Buch Jesaja, III: Kap. 40-66. Zürich: Zwingli-Verlag.
ders., 1967. Entstehung, Komposition und Überlieferung von Jesaja 1-39.
BZAW 99:113-47.
ders., 1977. Die Propheten des Alten Testamentes. 1st ed. Gütersloh: Mohn.
ders., 1979. Einleitung in das Alte Testament. 12. Aufl. Heidelberg: Quelle
+ Meyer.
ders., 1980. Neue Literatur zur alttestamentlichen Prophetie (1961-1970).
ThR 45:1-39.
ders., 1981. Wandlungen Jesajas. Beiheft zur Zeitschrift für die
alttestamentliche Wissenschaft 155:11-23.
Fox, Michael V. et al., ed. 1996. Texts, Temples and Traditions: A Tribute
to Menahem Haran. Winona Lake, IN: Eisenbrauns.
Francisco, C. T. 1968. Isaiah in the Christian Proclamation. Review and
Expositor 65(4):471-82. Louisville, Ky.
Franke, Chris A. 1996. Reversals of Fortune in the Ancient Near East: A
Study of the Babylon Oracles in the Book of Isaiah. In New Visions of
Isaiah, ed. R. F. Melugin and M. A. Sweeney, 104-23. JSOT Supplement, no. 214. Sheffield: JSOT.
Freedman, D. N. et alii, Hrsg. 1992. Studies in Hebrew and Aramaic
Orthography. Biblical and Judaic Studies. Winona Lake.
Freehof, S. B. 1972. Book of Isaiah. The Jewish Commentary for Jewish
Readers. New York: Union of American Congregations.
Frey, H. 1937. Das Buch der Weltpolitik Gottes, Kapitel 40-55 des Buches
Jesaja. Die Botschaft des Alten Testamentes 18. Stuttgart: Calwer
Vereinsbuchhandlung.
ders., 1975. Handkommentar zum Buch Jesaja 1-5. Bad Liebenzell: Verlag
der Liebenzeller Mission.
ders., 1978. Handkommentar zum Buch Jesaja 2. Der heilige Gott, der
Messias und der autonome Mensch (Kap. 6-12). Bad Liebenzell:
Verlag der Liebenzeller Mission.
Fritsch, C. T. 1960. The Concept of God in the Greek Translation of Isaiah.
In Biblical Studies in Memory of H.C. Alleman, 155-69. New York.
Fullerton, K. 1906. The Invasion of Sennacherib. BS 63:577-634.
ders., 1916. Studies in Isaiah. JBL 35.
ders., 1919. Studies in Isaiah. JBL 38.
ders., 1922. Viewpoints in the Discussion of Isaiah’s Hopes for the Future.
JBL 41:1-101. Philadelphia, Pa.
ders., 1925-6. Isaiah’s Attitude in the Sennacherib Campaign. AJSL 42:125.
258
Galil, Gershon. 1995. A New Look at the ‘Azekah Inscription’ Revue
Biblique 102:321-29.
Galling, K. 1963. Jesaja 21 im Lichte der neuen Nabonidtexte. In Festschrift
A. Weiser, 49-62. Göttingen: Vandenhoeck.
Gamper, A. 1964. Deutero-Isaias und die heutige katholische Exegese.
Orientierung 28:185-87.
ders., 1965. Deutero-Isaias und die heutige katholische Exegese. Theologie
der Gegenwart in Auswahl 8:196-200.
Garland, D. D. 1968. Isaiah - A Study Guide. Grand Rapids: Zondervan.
Garza, Carlos Junco. 2000. Palabra sin Fronteras: Los profetas de Israel.
Mexico, D.F.
Geisler, Norman L. (Hrsg.). 1981. Biblical Errancy. An Analysis of its
Philosophical Roots. Grand Rapids, Mich.
Gelin, A. 1962. Isaïe. DTC, Tables 10:2328-32.
Gesenius, W. 1821. Commentar über den Jesaja. Leipzig.
Gesenius, W., and Fr. Buhl. 1962. Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament. Unveränderter Neudruck der 1915
erschienenen 17. Auflage. Berlin.
Gesenius, Wilhelm. 1987-95. Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament (Band 1 und 2). Ed. D. R. Meyer and
H. Donner. 18th ed. Berlin u.a.: Springer.
Gesenius, W., E. Kautzsch, G. Bergsträsser. 1962. Hebräische Grammatik.
28. Aufl. von Gesenius/Kautzsch plus Bergsträsser, Hildesheim.
Gevaryahu, Haim. 1989-90. Isaiah: How the Book Entered Holy Writ. The
Jewish Bible Quarterly 18:206-12.
Giblin, C. H. 1959. A Note on the Composition of Is 49,1-6(9a). Catholic
Biblical Quarterly 21:207-12.
Giesebrecht, Friedrich. 1890. Beiträge zur Jesajakritik. Göttingen.
Gileadi, Avraham. 1981. A holistic structure of the Book of Isaiah. Ph. D.
Diss. Dir. H. Nibley. o.O.: Brigham Young.
Ginsberg, H. L. 1958. The ‘Arm’ of Yahweh in Is 51-63 and the Text of Is
53,10s. Journal of Biblical Literature 17:152-56.
ders., 1964. Miwmnw schel jeschajahu ben amoz. Jerusalem: Sepher D. BenGurion.
ders., 1967. Isaiah in the Light of History. Conservative Judaism 22(1):1-18.
ders., 1974. The Book of Isaiah. A new Translation (with drawings by C.
Gros). Introd. by H. L. Ginsberg. Philadelphia: Jewish Publication
Society of America.
ders., 1979. The Supernatural in the Prophets with special reference to
Isaiah. Goldenson Lecture 1978. Cincinnati: Hebrew Union College.
259
Girotti, G. 1942. Introduzione generale ai Profeti. Il libro di Isaia
commentato. La Santa Bibbia commentato da M. Soler e G. Girotti, Il
Vecchio Testametno VII. Turin.
Gitay, Y. 1978. Rhetorical Analysis of Is 40-48: A Study of Prophetic
Persuasion. Ph. D. Diss. dir> J. H. Hayes. Emory Univ.
ders., 1980. Deutero Isaiah: Oral or Written? Journal of Biblical Literature
99.
ders., 1981. Prophecy and Persuasion: A Study of Isaiah 40-48. Forum
Theologiae Linguisticae 14. Bonn: Linguistica Biblica.
ders., 1983. Reflections on the study of the prophetic discourse; the question
of Isaiah i,2-20. Vetus Testamentum 33:207-21.
ders., 1984 s. The effectivness of Isaiah’s speech. Jewish Quarterly Review
75:162-72.
ders., 1989. Oratorical Rhetoric: The Question of Prophetic Language with
Special Attention to Isaiah. ACEBT 10:72-83.
ders., 1991. Isaiah and his Audience. The Structure and Meaning of Isaiah
1-12. Studia Semitica Neerlandica 30. Assen.
ders., 1997. Back to Historical Isaiah: Reflections on the act of Reading. In
Studies in the Book of Isaiah. Festschrift Willem A.M. Beuken, ed. J.
van Ruiten and M. Vervenne, 63-72. Leuven.
ders., 1997. Prophecy and Prophets: The Diversity of Contemporary Issues
in Scholarship. Atlanta.
Glahn, Ludvig (Vol I. )., and Ludwig (Vol II. ). Köhler. 1934. Der Prophet
der Heimkehr (Jesaja 40-66). Vol. I: Die Einheit von Kap. 40-66 des
Buches Jesaja. Vol. II: Das Buch Jesaja Kap. 56-66, textkritisch und
metrisch behandelt. Kopenhagen and Giessen: Munksgaard;
Töpelmann.
Goldingay, J. 1979. The arrangement of Isaiah xli-xlv. Vetus Testamentum
29:289-99.
Golebiewski, M. 1974. Z najnowszej literatury biblijnej na temat ksiegi
Izajasza. La plus récente littérature biblique sur Is. Ateneum
Kaplanskie 88:459-65.
Gonçalves, Francolino J. 1986. L’expédition de Sennachérib en Palestine
dans la littérature hébraïque ancienne. Études Bibliques. Paris.
Gordon, Robert P., ed. 1995. The Place is Too Small for us: The Israelite
Prophets in Recent Scholarship. Sources for Biblical and Theological
Study, no. 5. Winona Lake, IN: Eisenbrauns.
Goshen-Gottstein, Moshe H., 1995. The Book of Isaiah. The Hebrew
University Bible. Jerusalem: Magnes.
260
Gosse, B. 1985. Un texte pré-apocalyptique du règne de Darius: Isaïe XIII,1XIV,23. Revue Biblique 92:200-22.
ders., 1986. Le ‘moi’ prophétique de l’oracle contre Baylone d’Isaïe XXI,110. Revue Biblique 93:70-84.
ders., 1989. L’emploi de kbyr dans le livre d’Isaie, un problème de
méthodologie. Biblische Zeitschrift 33:259-60.
ders., 1990a. Isaie 21,11-12 et Isaie 60-62. Biblische Notizen (53):21-23.
ders., 1990b. Oracles contre les nations et structures comparées des livres
d’Isaïe et d’Ezéchiel. BN (54):19-21.
ders., 1990c. Detournement de la vengeance du Seigneur contre Edom et les
nations en Isa 63,1-6. Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft
102(1):105.
ders., 1990d. Isaïe 34-35: Le chatiment d’Edom et des nations, salut pour
Sion. Contribution à l’étude de la rédaction du livre d’Isaïe. ZAW
102:396-404.
ders., 1991a. Isaïe 14,28-32 et les traditions sur Isaïe d’Isaïe 36-39 et Isaïe
20,1-6. BZ 35:97-98.
ders., 1991b. Isaïe 52,13-53,12 et Isaïe 6. RB 98:537-43.
ders., 1991c. Isaïe 17,12-14 dans la rédaction du livre d’Isaïe. BN 58:20-23.
ders., 1992a. Isaïe 1 dans la rédaction du livre d’Isaïe. ZAW 104:52-66.
ders., 1992b. Isaïe vi et la tradition isaïenne. VT 42:340-49.
ders., 1993. Michée 4,1-5, Isaïe 2,1-5 et les rédacteurs finaux du livre
d’Isaïe. ZAW 105:98-102.
ders., 1995. Isaïe 28-32 et la rédaction d’ensemble du livre d’Isaïe. SJOT
9:75-82.
ders., 1997. Isaïe 56-59, le livre d’Isaïe et la mémoire du prophetè Isaïe. Hen
19:267-81.
ders., 1998. La rédaction du livre d’Isaïe en rapport au livre d’Amos et au
Psautier. Hen 20:259-70.
Gozzo, S. 1957. De catholicorum sententia circa authenticitatem Is 40-66
inde ab anno 1908. Antonianum 32:269-410.
Graffy, Adrian. 1984. A Prophet confronts his People. Rome: Biblical
Institute Press.
Gray, G. B. 1912. A Critical and Exegetical Commentary on the Book of
Isaiah I-XXVII. ICC. New York.
ders., 1926. The Prophecy of Isaiah. Edinburgh.
Green, J. L. 1968. God Reigns. Expository Studies in the Prophecy of
Isaiah. Grand Rapids: Broadman.
Green, W. H. 1980 <1898>. General Introduction to the Old Testament.
Grand Rapids: Baker Book House.
261
Greenfield, Jonas C. 1961. The Prepositions B... Tahat ... in Jes 57,5.
Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft 73:226.
Gressmann, H. 1898. Über die in Jesaja 56-66 vorausgesetzten zeitgeschichtlichen Verhältnisse. Göttingen.
ders., 1914. Die literarische Analyse Deuterojesajas. ZAW 34:254-97.
ders., 1929. Der Messias. FRLANT 43. Göttingen.
Grimm, Werner, Kurt Dittert. 1990a. Deuterojesaja: Deutung-WirkungGegenwart. Calwer Bibelkommentare. Stuttgart: Calwer.
ders., 1990b. Das Trostbuch Gottes. Jesaja 40-55. Stuttgart: Calwer.
Grollenberg, L. H. 1971. Zwischen Gott und Politik. Der Prophet Jesaja.
Trans. J. Rump. Biblisches Forum 8. Stuttgart: Kath. Bibelwerk.
Grotius, Hugo. 1776. Hugonis Grotii Annotationes in Vetus Testamentum.
Tomus secundus. Ed. Iohannes Christophorus Doederlein. Halae.
Groves, J. W. 1987. Actualization and Interpretation in the Old Testament.
SBLDS 86. Atlanta.
Guthe, H. 1896. Das Buch Jesaia (Kap. 1-35). Tübingen.
Gutzke, M. G. 1977. Plain Talk on Isaiah. Grand Rapids: Zondervan.
Haag, H. 1951. La Campagne de Sennachérib contre Jérusalem en 701.
Revue Biblique 58:348-59.
Haag, H. 1959. Ebed-Jahwe-Forschung 1948-58. Biblische Zeitschrift 3:174204.
ders., 1985a. Der ‘Gottesknecht’ bei Deuterojesaja im Verständnis des
Judentums. Judaica 41:27-36.
ders., 1985b. Der Gottesknecht bei Deuterojesaja. Erträge der Forschung
233. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
Habets, G. N. M. 1974. Die grosse Jesaja-Apokalypse (Jes 24-27). Ein
Beitrag zur Theologie des AT. Ph. D. Diss. Bonn.
Hackmann, H. 1893. Die Zukunftserwartung des Jesaia. Göttingen.
Hamlin, E. John. 1979. A Guide to Isaiah 40-66. Theological Education
Fund, Study Guide 16.
ders., 1980. Comfort my People: A Guide to Isaiah 40-66. Atlanta: Knox.
Hanhart, R. 1977. Die jahwefeindliche Stadt: Ein Kapitel aus ‘Israel in
hellenistischer Zeit’. In Festschrift für W. Zimmerli, ed. H. et al.
Donner, 152-63. Göttingen: Vandenhoeck.
Hanson, Paul D. 1983. The dawn of apocalyptic. Philadelphia: Fortress.
ders., 1995. Isaiah 40-66. Interpretation: A Bible Commentary for Teaching
and Preaching. Louisville: John Knox.
Haran, M. 1963a. Between Former and New Prophecies. A LiteraryHistorical Study in the Group of Prophecies Isaiah 40-48 (Hebr.).
Jerusalem: Hebrew University [Magnes Press].
262
ders., 1963b. Beyn Risonot la-Hadasot. Jerusalem.
ders., 1963c. The Literary Structure and the Chronological Framework of
the Prophecies in Is. XL-XLVIII, 127-55. VT Suppl. 9 (Congress
Volume Bonn 1962). Leiden.
Hardmeier, C. 1986. Jesajaforschung im Umbruch. Verkündigung und
Forschung 31(1):3-31.
ders.,1990a. Prophetie im Streit vor dem Untergang Judas. Erzählkommunikative Studien zur Entstehungssituation der Jesaja- und Jeremiaerzählungen in II Reg 18-20 und Jer 37-40. BZAW 187. Berlin.
ders., 1990b. Umrisse eines vordeuteronomistischen Annalenwerks der
Zidkijazeit. Zu den Möglichkeiten Computergestützter Textanalyse.
Vetus Testamentum 40(2):165.
ders., 1990c. Die Polemik gegen Ezechiel und Jeremia in den Hiskia-JesajaErzählungen. BZAW 187.
Hardmeier, C., E. Talstra. 1989. Sprachgestalt und Sinngehalt: Wege zu
neuen Instrumenten der computergestützten Textwahrnehmung. ZAW
101:408-28.
Hardt, Hermann von der. 1723. Aenigmata prisci orbis. Jonas in luce...
Helmstedt.
ders., 1728. Tomus I in Jobum. Helmstedt.
ders., 1738. Derceto, mater Semiramidis, in piscem et Semiramis in
columbam. Helmstedt.
ders., 1741a. Silenus expergefactus, satis est potuisse videri. Helmstedt.
ders., 1741b. Ulcus Hiskiae manu Esaiae sanatum. Helmstedt.
Hastings, E. 1934. Isaiah 1-39. Speaker’s Bible. Aberdeen.
Haug, H., ed. 1978. Licht der Völker; das Buch Jesaja. Bibelauslegung für
die Praxis 11. Stuttgart: KBW.
Havet, E. 1891. La modernité des prophètes. Paris.
Hayes, John Haralson, and Stuart A. Irvine. 1987. Isaiah, the eighth-century
prophet: His times and his preaching. Nashville: Abington.
Heater, Homer Jr. 1998. Do the Prophets Teach that Babylonia will be
rebuilt in the Eschaton? JETS 41:23-43.
Hegermann, Harald. 1954. Jesaja 53 in Hexapla, Targum und Peschitta.
Gütersloh: C. Bertelsmann Verlag Gütersloh.
Helfmeyer, Franz J. 1978. Lic ht de r Völ ker. Das Buc h Jesaja.
Bibelauslegung für die Praxis. Stuttgart: Katholisches Bibelwerk.
ders., 1981. Der Heilige Israels dein Erlöser: Das Buch Jesaja. Stuttgarter
Kleiner Kommentar - Altes Testament 9/10. Stuttgart: Katholisches
Bibelwerk.
263
Hempel, J. 1949. Worte der Propheten. Berlin.
ders., 1965. Hebräisches Wörterbuch zu Jesaja. Einzelwörterbuch zum AT,
2. Berlin: Töpelmann.
Henderson, Ebenezer. 1840. The Book of the Prophet Isaiah. London.
Hengel, Martin. 1996. Zur Wirkungsgeschichte von Jes 53 in vorchristlicher
Zeit. In Der leidende Gottesknecht. Jesaja 53 und seine Wirkungsgeschichte, mit einer Bibliographie zu Jes 53, ed. B. Janowski and P.
Stuhlmacher, 49-91. Forschungen zum Alten Testament, no. 23.
Hengstenberg, E. W. 1829. Christologie des Alten Testaments und Commentar über die Messianischen Weissagungen der Propheten. Ersten
Theiles zweite Abtheilung enthaltend die Messianischen Weissagungen
des Jesaias. Berlin.
Henry, M. L. 1967. Glaubenskrise und Glaubensbewährung in den
Dichtungen der Jesajaapokalypse. Versuch einer Deutung der
literarischen Komposition Jes 24-27 aus dem Zusammenhang ihrer
religiösen Motivbildungen. BWANT 86. Stuttgart: Kohlhammer.
Herbert, A. S. 1973. The Book of the Prophet Isaiah, 1-39. Cambridge Bible
Com-mentary on the N.E.B. London / New York: Cambridge
University Press.
Herdan, G. 1966. The Advanced Theory of Language as Choice and
Chance. Berlin - Heidelberg - New York.
Hermisson, H. J. 1971. Diskussionsworte bei Deuterojesaja. Zur theologi schen Argumentation des Propheten. Evangelische Theologie 31:66580.
ders., 1986. Deuterojesaja-Probleme. Verkündigung und Forschung
31(1):53-84.
ders., 2000. Neue Literatur zu Deuterojesaja. Theologische Rundschau
65:237-84, 379-430.
Herntrich, V. 1950. Der Prophet Jesaja 1-12. ATD 17. Göttingen:
Vandenhoeck.
Hertzberg, H. W. 1936. Der erste Jesaja, Jesaja Kap. 1-39. Leipzig und
Hamburg: Gustav Schloeßmanns Verlagsbuchhandlung / Gustav Fick.
ders., 1952. Der erste Jesaja. (zweite, völlig neu bearbeitete Auflage).
Kassel: Oncken.
Herzog, D. 1915. Zum Verständnis des Propheten Jesaja. Schweizerische
Kirchenzeitung (IV):137.
Heßler, Eva. 1988. Das Heilsdrama: Der Weg zur Weltherrschaft Jahwes
(Jes. 40-55). Hildesheim.
Hessler, E. 1961. Gott der Schöpfer. Ein Beitrag zur Komposition und
Theologie Deuterojesajas. Ph. D. Diss. Greifswald.
264
Hieronimus. 1963. S. Hieronymi presbyteri Opera, Pars I,2. Corpus
Christianorum, Series latina. Turnholti.
Hill, W. 1967. Book of Isaiah. New Catholic Encyclopedia 7:666-71.
Hillyer, N. 1969. The Servant of God. Evangelical Quarterly 41:143-60.
Hindson, E. E. 1969a. Development of the Interpretation of Is 7,14. A
Tribute to E. J. Young. Grace Journal 10(2):19-25. Winona Lake, IN.
ders., 1969b. Isaiah’s Immanuel. Grace Journal 10(3):3-15. Winona Lake.
Hirsch, J. 1911. Das Buch Jesaia. Frankfurt a.M.
Hitzig, Ferdinand. 1833. Der Prophet Jesaja. Heidelberg.
Hofheinz, W. C. 1964. An Analysis of the Usage and Influence of Isaiah Ch.
40-66 in the NT. Ph. D. Diss. Columbia University.
Höfken, Peter. 1993. Das Buch Jesaja Kapitel 1-39. Neuer Stuttgarter
Kommentar AT 18/1. Stuttgart.
ders., 1998a. Das Buch Jesaja Kapitel 40-66. Neuer Stuttgarter Kommentar
AT 18/2. Stuttgart.
ders., 1998b. Zur Eigenart von Jes 39 par. II Reg 20,12-19. ZAW 110:24449.
Hogenhaven, Jesper. 1988. Gott und Volk bei Jesaja. Eine Untersuchung zur
biblischen Theologie. Leiden u.a.: Brill.
ders., 1990. The Prophet Isaiah and Judaean Foreign Policy under Ahaz and
Hezekiah. JNES 49:351-54.
Holladay, William L. 1978. Isaiah: Scroll of a Prophetic Heritage. Grand
Rapids: Eerdmans.
Holman, Jan. 1996. De kernboodschap van Jesaja: Omvang et betekenis van
de inclusie van Jes. 1-2,4 met 65-66. Tijdschrift voor Theologie 36:317.
Holmgren, F. 1969. Chiastic Structure in Is 51,1-11. Vetus Testamentum
19:196-201.
ders., 1973. With Wings of Eagles: Isaiah 40-55. An Interpretation.
Choppaqua, NY: Biblical Scholars Press.
Hölscher, G. 1914. Die Profeten. Untersuchungen zur Religionsgeschichte
Israels. Leipzig.
ders., 1952. Jesaja. TLZ 77:683-94.
Holter, Knut. 1995. Second Isaiah’s Idol-Fabrication Passages. BET 28.
Frankfurt am Main: Peter Lang.
ders., 1996. Zur Funktion der Städte Judas in Jes xl 9. Vetus Testamentum
46:119-21.
Honeycutt, R. L. Jr. 1968. Introducing Isaiah. Southwestern Journal of
Theology 11:9-28.
265
Honor, L. L. 1966 <1926>. Sennacherib’s Invasion of Palestine. A Critical
Source Study. Contributions to Oriental History and Philology 12. New
York.
Hoonacker, A. Van. 1932. Het Boek Isaias. Brugge.
House, Paul R. 1993. Isaiah’s Call and its Context in Isaiah 1-6. CTR 6:20722.
Huber, F. 1976. Jahwe, Juda und die anderen Völker beim Propheten
Jesaja. BZAW 137. Berlin.
Hubmann, F. D. 1977. Der ‘Weg’ zum Zion. Literatur- und stilkritische
Beobachtungen zu Jes 35,8-10. Seitz, Christopher R. In Memoria
Jerusalem. Freundesgabe Franz Sauer zum 70. Geburtstag, 29-41.
Graz.
Huesman, J. E. 1961. The Book of Isaiah. New York.
Huey, F. B. Jr. 1968. Great Themes in Isaiah 40-66. Southwestern Journal
of Theology 11:45-58.
Huffmon, Herbert B. 1997. The Expansion of Prophecy in the Mari
Archives: New Texts, New Readings, New Information. In Prophecy
and Prophets: The Diversity of Contemporary Issues in Scholarship,
ed. Yehoshua Gitay, 7-22. Atlanta.
Hurwitz, M. S. 1957. The Septuagint of Isaiah 36-39 in Relation to that of
1-35.40-66. HUCA 28:57-83.
Hutter, M. 1982. Hiskija König von Juda: Ein Beitrag zur judäischen
Geschichte in assyrischer Zeit. Graz.
Ibn Ezra, (Abraham ben Meir). 1966. Commentary of Ibn Ezra on Isaiah.
Heb. text. Trans. M. Friedlander. 2d ed. New York.
Irsigler, Hubert. 1998. Ein Weg aus der Gewalt? Gottesknecht kontra Kyros
im Deuterojesajabuch. Beiträge zur Friedensethik 28. Stuttgart.
Irvine, Stuart A. 1992. The Isaianic Denkschrift: Reconsidering an Old
Hypothesis. Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft
104(2):216-31.
Irwin, W. A. 1936. JR 16:406-18. The Attitude of Isaiah in the Crisis of
701. Chicago.
Irwin, W. H. 1973 (defensa 1974). Isaiah 28-33: Translation with
Philological Notes. Ph. D. Diss. Dir. M. J. Dahood. Rom.
ders., 1979. Syntax and Style in Isaiah 26. Catholic Biblical Quarterly
41:240-61.
Jacob, Edmond. 1987. Esaïe 1-12. Commentaire de l’Ancien Testament
VIIIa. Genève: Labor et Fides.
266
Janowski, Bernd, Peter Stuhlmacher, eds. 1996. Der leidende Gottesknecht:
Jesaja 53 und seine Wirkungsgeschichte. FORSCHUNGEN ZUM
ALTEN TESTAMENT 14. Tübingen: Mohr.
Jenkins, A. K. 1976. Hezekiah’s Fourteenth Year: A new interpretation of 2
Kings xviii 13 - xix 37. Vetus Testamentum 26:289-94.
Jenner, K. D. 2000. Petucha and Setuma: Tools for Interpretation or Simply
a Matter of Lay-Out? Hrsg. H. J. Bosman and H. et al. van Grol. In
Studies in Isaiah 24-27: The Isaiah Workshop - De Jesaja Werkplaats,
81-117. OTS 43. Leiden.
Jenni, E. 1954. Die Rolle des Kyros bei Deuterojesaja. Theologische Zeitschrift 10. Basel.
ders., 1956. Die politischen Voraussagen der Propheten. Zürich: ZwingliVerlag.
ders., 1959. Jesajas Berufung in der neueren Forschung. Theologische
Zeitschrift (Basel) 15:321-39.
Jennings, F. C. 1950. Studies in Isaiah. New York.
Jensen, I. L. 1969. Studies in Isaiah and Jeremiah. Bible Self-study Series.
Chicago: Moody.
Jensen, Joseph. 1984. Isaiah 1-39. OT Message 8. Wilmington / Dublin.
Jeppesen, Knud. 1990. From ‘You, My Servant’ to ‘the Hand of the Lord is
with My Servants’. A Discussion of Is 40-66. Scandinavian Journal of
the Old Testament (1):113-29.
Jepsen, A. 1956. Die Quellen des Königsbuches. Halle.
Johnson, Dan G. 1985. Devastation and restoration; a compositional study
of Isaiah 24-27. Ph. D. Diss. Dir. J. Roberts. Princeton.
ders., 1988. From Chaos to Restoration. An Integrative Reading of Isaiah
24-27. Ph. D. Diss. JSOTSS. Sheffield: JSOT Press.
Jones, Brian C. 1993. Isaiah 8.11 and Isaiah’s Vision of Yahweh. In History
and Interpretation: Essays in Honour of John H. Hayes, ed. M. P.
Graham, W. P. Brown, and J. K. Kuan, 145-59. JSOT suppl. 173.
Sheffield.
Jones, D. R. 1962. Isaiah II and III. Ed. M. Black and H. H. Rowley.
Peake’s Commentary on the Bible. London.
ders., 1972. Isaiah 56-66 and Joel. Torch Bible Paperbacks. London: SCM.
Jones, Douglas. 1955. The Traditio of the Oracles of Isaiah of Jerusalem.
Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft 67:226-46.
ders., 1963. The Cessation of Sacrifice after the Destruction of the Temple
in 586 B. C. Journal of Theological Studies 14:12-31.
Joüon, Paul. 1993. A Grammar of Biblical Hebrew. Übersetzt und bearbeitet
von T. Muraoka. Rom.
267
Kaiser, O. 1960. Der Prophet Jesaja, Kapitel 1-12. ATD 17. Göttingen:
Vandenhoeck & Ruprecht.
ders., 1962. Der königliche Knecht. Eine traditionsgeschichtlichexegetische Studie über die Ebed-Jahwe-Lieder bei Deuterojesaja. 2.
Aufl. FRLANT 70. Göttingen.
ders., 1969. Die Verkündigung des Propheten Jesaja im Jahre 701. ZAW
81:304-15.
ders., 1970. Einleitung in das Alte Testament. 2. Aufl. Gütersloh.
ders., 1976. Der Prophet Jesaja, Kapitel 13-39. 2. Auflage. Göttingen:
Vandenhoeck & Ruprecht.
ders., 1978. Der Prophet Jesaja, Kapitel 1-12. 4. Auflage. ATD, Neues
Göttinger Bibelwerk 17. Göttingen: Vandenhoeck.
ders., 1981. Das Buch des Propheten Jesaja: Kapitel 1-12. 5. Auflage. ATD
17. Göttingen: Vandenhoeck.
Kaiser, Walter C. jr. 1989. The Unfailing Kindnesses Promised to David:
Isaiah 55,3. Journal for the study of the Old Testament 13(45):91-98.
Kalimi, Isaac. 1995. The Contribution of the Literary Study of Chronicles to
the Solution of its Textual Problems. Biblical Interpretation 3:190-212.
Kalt, E. 1938. Das Buch der Weisheit. Das Buch Isaias. Freiburg.
Kaminka, A. 1925. Le développement des idées du prophète Isaïe et l’unité
de son livre. Revue des Etudes Juives LXXX:42-59, 131-69.
ders., 1935. Mehqarim ba-Miqra uva-Talmud uva-Sifrut ha-rabbanit, I. Tel
Aviv.
Kapelrud, A. S. 1960. Levde Deuterojeseja i Judea? Norsk Teologisk
Tidsskrift 61:23-27.
ders., 1964. Et folk pa hjemferd. “Trostprofeten” - den annen Jesaja - og
hans budskap. Oslo: Universitetsforlaget.
ders., 1982. The main concern of Second Isaiah. Vetus Testamentum 32:5058.
Kapera, Zdzislaw J., ed. 1992. Intertestamental Essays in Honour of Józef
Tadeusz Milik. Cracow.
Kasher, A. 1972. The Book of Isaiah. Characterization of Authors by Morphological Data Processing. Rev. de l’Organ. internat. pour l’Étude
des Langues anci. par Ordinateur (3):1-62. Liège.
Kaufmann, Y. 1970. The Babylonian Captivity and Deutero-Isaiah. History
of the Religion of Israel 4, ch. 1-2. New York: Union of American
Hebrew Congregations.
Keil, C. F. 1873. Lehrbuch der historisch-kritischen Einleitung in das Alte
Testament. 3. Aufl. Frankfurt a.M.
268
Keizer, P. 1947. De profeet Jesaja. Kampen.
Kellermann, Ulrich. 1991. Tritojesaja und das Geheimnis des Gottesknechts: Erwägungen zu Jes 59,21; 61,1-3; 66,18-24. BN 58:46-82.
Kelley, P. H. 1971. Isaiah. In Broadman Bible Commentary 5, Hg. C. J.
Allen, 149-374. Nashville.
Kelly, William. 1979. An Exposition of the Book of Isaiah. Minneapolis:
Klock.
Kennett, R. H. 1910. The Composition of the Book of Isaiah in the Light of
History and Archaeology. London.
Keßler, W. 1956. Zur Auslegung von Jes 56-66. TLZ 81:335-38.
Kessler, W. 1956. Studien zur religiösen Situation im ersten nachexilischen
Jahrhundert und zur Auslegung von Jes 56-66. Wissenschaftliche
Zeitschrift Halle 6:41-73.
ders., 1967. Gott geht es um das Ganze, Jesaja 56-66/24-27. 2. Auflage. Die
Botschaft des Alten Testaments. Stuttgart: Calver Verlag.
Khalil, Samir. 1978. Le commentaire d’Isaïe de Denys bar Salibi; notes
bibliographiques. Oriens Christianus 62:158-65.
Kidner, D. 1970. Isaiah. In New Bible Commentary Revised, ed. D. Guthrie,
588-625. London: Inter-Varsity Press.
Kiesow, Klaus. 1990. Deuterojesaja - der unbekannte Prophet. BLit 63:21921.
Kilian, Rudolf. 1983. Jesaja 1-39. Erträge der Forschung 200. Darmstadt.
ders., 1986. Jesaja 1-12. Würzburg.
ders., 1994. Jesaja 13-39. Würzburg.
Kilpatrick, G. G. D. 1978. The Book of Isaiah 1-39. IB. Nashville.
Kim, Hyun Chul Paul. 1999. An Intertextual Reading of ‘A Crushed Reed’
and ‘A Dim Wick’ in Isaiah 42.3. JSOT 83:113-24.
Kimchi, David. 1926. The Commentary of David Kimchi on Isaiah (Hebrew
with introduction in English). Hg. L. Finkelstein. CUOS 19. New York.
Kissane, E. J. 1961 <1941-1943>. The Book of Isaiah. Translated from a
Critically Revised Hebrew Text with Commentary. (I. 1-39, II. 40-66).
2nd ed. Dublin.
Kitchen, K. A. 1973. Late Egyptian Chronology and the Hebrew Monarchy.
Journal of the Ancient Near Eastern Society of Columbia University
5:225-33.
ders., 1983. Egypt, the Levant and Assyria in 701 B.C. In Fontes atque
Pontes. Eine Festgabe für Helmut Brunner, 243-53. Ägypten und Altes
Testament 5. Wiesbaden.
ders., 1986. The Third Intermediate Period in Egypt. 2d ed. Warminster:
Aris and Phillips.
269
Kittel, R. 1898a. Cyrus und Deuterojesaja. ZAW 18:149ff.
ders., 1898b. Der Prophet Jesaja. KEH. Leipzig.
Kleinert, Adolph Friedrich. 1829. Ueber die Echtheit sämmtlicher in dem
Buche Jesaia enthaltenen Weissagungen. Erster Theil. Berlin.
Klement, Herbert H. 1993. Beobachtungen zu literaturwissenschaftlichen
Ansätzen in alttestamentlicher Exegese. In Jahrbuch für evangelikale
Theologie 7, ed. Helmut Burkhardt, 7-28. Wuppertal.
Klostermann, Aug. 1876. Jesaja Cap. 40-66. Eine Bitte um Hülfe in großer
Noth. Zeitschrift für luth. Theologie 37:1-60.
Knabenbauer, J. 1881. Commentarius in Isaiam Prophetam. Cursus
Scripturae Sacrae. Paris.
Knabenbauer, Joseph. 1881. Erklärung des Propheten Isaias. Freiburg.
Knight, George A. F. 1965. Deutero-Isaiah. A Theological Commentary on
Isaiah 40-55. New York / Nashville: Abingdon.
ders., 1984. Isaiah 40-55; Servant Theology. International Theological
Commentary. Edinburgh / Grand Rapids: Handsel / Eerdmans.
ders., 1985. The new Israel: A commentary on the Book of Isaiah 56-66.
International Theological Commentary. Edinburgh / Grand Rapids:
Handsel / Eerdmans.
Knobel, August W. 1872. Der Prophet Jesaja. Kurzgefaßtes Exegetisches
Handbuch zum A.T. Leipzig.
Koch, R. 1966. Die Theologie des Deutero-Jesaja. Theologie der Gegenwart
in Auswahl 9:20-30.
Koenen, Klaus. 1990. Ethik und Eschatologie im Tritojesajabuch. Eine
literarkritische und redaktionsgeschichtliche Studie. Neukirchen:
Neukirchener Verlag.
Köhler, L. 1923. Deuterojesja stilkritisch untersucht. Beiheft zur ZAW 37.
Köhler, L., W. Baumgartner. 1953. Lexicon in Veteris Testamenti libros.
Leiden.
ders., 1958. Lexicon in Veteris Testamenti libros. Supplementum. Leiden.
König, E. 1927. Das Buch Jesaja. Gütersloh.
König, Friedrich Eduard. 1979 <Leipzig: 1881-1897>. Historisch-kritisches
Lehrgebäude der hebräischen Sprache. Hildesheim: Olms.
Konkel, August H. 1993. The sources of the story of Hezekiah in the book of
Isaiah. VT 43:462-82.
Kooij, A. van der. 1981. Die alten Textzeugen des Jesajabuches. Ein
Beitrag zur Textgeschichte des Alten Testamentes. OBO 35. Freiburg.
Koole, J. L. 1985. Jesaja II vertaald en verklaard I 40-48. COT. Kampen:
Kok.
270
ders., 1990. Jesaja II vertaald en verklaard II 49-55. COT. Kampen: Kok.
ders., 1995. Jesaja III vertaald en verklaard. COT. Kampen: Kok.
Korpel, Marjo C. A., and Johannes C. De Moor. 1998. The Structure of
Classical Hebrew Poetry: Isaiah 40-55. OTS 41. Leiden.
Kosmala, H. 1967. Form and Structure of Isaiah 58. Annual of the Swedish
Theological Institute 5:69-81.
Kratz, Reinhard Gregor. 1991. Kyros im Deuterojesaja-Buch. Redaktionsgeschichtliche Untersuchungen zu Entstehung und Theologie von Jes
40-55. Forschungen zum Alten Testament 1. Tübingen.
ders., 1993. Der Anfang des Zweiten Jesaja in Jes 40,1f. und seine literarischen Horizonte. ZAW 105:400-19.
Kraus, H. J. 1956. Geschichte der historisch-kritischen Erforschung des
Alten Testamentes. Neukirchen.
ders., 1966. Die ausgebliebene Endtheophanie. Eine Studie zu Jes 56-66.
Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft 78:317-22.
ders., 1990. Das Evangelium der unbekannten Propheten: Jesaja 40-66.
Kleine Bibli-sche Bibliothek. Neukirchen-Vluyn.
Kroeker, Jakob. 1934. Jesaja der Ältere (Cap. 1-35). Giessen.
Kruger, H. A. J. 1996. ‘Gods’, For Argument’s Sake: A Few Remarks on the
Literature and Theological Intention of Isaiah 36-37 (Part I). Old
Testament Essays 9:52-67.
Kuan, Jeffrey K. 1996. The Authorship and Historical Background of Isaiah
35. Jian Dao 6:1-12.
Kuenen, A. 1884. Historisch-critisch onderzoek naar het ontstaan en de
verzameling van de boeken des ouden verbonds. Tweede deel: De
profetische boeken des ouden verbonds. 2d ed. Amsterdam.
ders., 1875. De Profeten en de Profetie onder Israel. Leiden.
ders., 1969 <Leiden 1875>. The Prophets and Prophecy in Israel.
Amsterdam: Philo Press.
Kugele, Martin. 1970. Deuterojesaja und Computer. Bibel und Gemeinde
70(3):320.
Külling, Samuel R. 19852 <1964>. Zur Datierung der “Genesis-P-Stücke”
namentlich des Kapitels Genesis XVII. Riehen, Ch: Immanuel-Verlag.
Külling, S. R. /. J. Buchegger /. M. Gerber /. D. Poysti. 1981. Argumente in
der Auseinandersetzung mit bibelkritischen Theorien in bezug auf die
5 Bücher Mose und Jesaja: Argumentation für die Einheit des Buches
Jesaja in O.T.Allis «The Unity of Isaiah» ; ‘Argumentation für die
Verfasserschaft Jesajas und die Echtheit von Jesaja 40-66 in
G.L.Archer ‘«A Survey of Old Testament Introduction»’ Fundamentum (3/81):48-57 pp.
271
Külling, S. R. /. Maas, M. 1981. Argumente in der Auseinandersetzung mit
bibel-kritischen Theorien in bezug auf die 5 Bücher Mose und Jesaja:
Argumentation über Stil und Sprache bei Jesaja in R.Margalioth «Der
unteilbare Jesaja». Fundamentum (4/1981):23-42 pp.
Kutscher, E. Y. 1959. The Language and Linguistic Background of the
Isaiah Scroll (Hebr.). Jerusalem: Magnes.
ders., 1974. The Language and Linguistic Background of the Isaiah Scroll.
StTextsDesJud 6. Leiden: Brill.
L’Heureux, Conrad E. 1984. The redactional history of Isaiah 5.1-10.4. In
Festschrift für G. Ahlström, 99-119.
La Sor, W. S., D. A. Hubbard, and F. W. Bush. 1989. Das Alte Testament,
Entstehung - Geschichte - Botschaft. Trans. and ed. Helmuth
Egelkraut. Giessen, Basel: Brunnen Verlag.
ders., 1989. Old Testament Survey. Grand Rapids, Mich.
Laato, Antti. 1988. Who is Immanuel? : The rise and the foundering of
Isaiah’s Messianic expectations. Abo: Abo Academy Press.
ders., 1990. The Composition of Isaiah 40-55. Journal of Biblical Literature
109(2):207-28.
ders., 1992. The Servant of YHWH and Cyrus. A Reinterpretation of the
Exilic Messianic Programme in Isaiah 40-55. Stockholm.
ders., 1998. “About Zion I will not be silent”: The Book of Isaiah as an
Ideological Unity. ConBOT 44. Stockholm.
Labahn, Antje. 1999a. The Delay of Salvation within Deutero-Isaiah. JSOT
85:71-84.
ders., 1999b. Wort Gottes und Schuld Israels: Untersuchungen zu Motiven
deuteronomistischer Theologie im Deuerojesajabuch mit einem
Ausblick auf das Verhältnis von Jes 40-55 zum Deuteronomismus.
BWANT 143. Stuttgart.
Lack, R. 1973a. La strutturazione di Is 40-55. La Scuola Cattolica 101:4358.
ders., 1973b. La Symbolique du Livre d’Isaïe. Analecta Biblica 59. Rom.
Lamparter, H. 1958. Jesaja II. Stuttgart: Quell-Verlag.
ders., 1964. Tröstet mein Volk. Reden über die Botschaft des Zweiten Jesaja.
Metzingen: Franz.
Langer, Birgit. 1989. Gott als “Licht” in Israel und Mesopotamien: Eine
Studie zu Jes 60,1-3.19f. Klosterneuburg: Verl. Österr. Kath.
Bibelwerk.
Lapide, C. A. 1866. Commentaria in Scripturam Sacram. XI: In Isaiam
Prophetam. 9. Aufl. Parisiis.
272
LaRocca-Pitts, Beth. 1997. Isaiah and the Future of Israel. TBT 35:204-09.
Leclant, J., and J. Yoyotte. 1952. Notes d’histoire et de civilisation
éthiopiennes. Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale
51:17-27.
Lee, Stephen. 1995. Creation and Redemption in Isaiah 40-55. Jian Dao
Dissertation Series 2. Hong Kong.
Leene, Hendrik. 1996. Auf der Suche nach einem redaktionskritischen
Modell für Jesaja 40-55. Theologische Literaturzeitung (121):803-18.
Lentricchia, Frank. 1980. After the New Criticism. Chicago: University of
Chicago Press.
Lescow, T. 1967. Das Geburtsmotiv in den messianischen Weissagungen bei
Jesaja und Micha. Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft
79:172-207.
Leslie, E. A. 1963. Isaiah. Nashville / New York: Abingdon.
Leupold, H. C. 1968. Exposition of Isaiah, Vol. I (Ch. 1-39). Grand Rapids:
Baker Book House.
ders., 1971. Exposition of Isaiah, vol. II. Ch. 40-66. Grand Rapids: Baker
Book House.
Lias, J. J. 1915. The Unity of Isaiah. Bibliotheca Sacra LXXII:560-91.
ders., 1918. The Unity of Isaiah. Bibliotheca Sacra LXXV:267-74.
Liebreich, L. J. 1954. The Position of Ch. Six in the Book of Isaiah. HUCA
25:37-40.
ders., 1955 /56. The Compilation of the Book of Isaiah. JQR 46:259-77.
ders., 1956 /57. The Compilation of the Book of Isaiah. JQR 47:114-38.
Lods, Adolphe. 1971 <New York: Dutton 1937>. The Prophets and the
Rise of Judaism. Trans. S. H. Hooke. Westport, Conn.: Greenwood
Press.
Loewinger, S. 1954. The variants of DSI II. VT 4:155-163.
Loretz, Oswald. 1984. Die Gattung des Prologs zum Buche Deuterojesaja
(Jes 40,1-11). Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft 96:210.
Lourenco, Joao. 1990. Targum de Is 52,13-53,12: Pressupostos históricos e
Processos literários. Did 20:155-66.
Lowth, Robert. 1779-81. Robert Lowth’s Jesaias neu übersetzt... Aus dem
Englischen. Mit Zusätzen und Anmerkungen von Johann Benjamin
Koppe. Leipzig.
Lubsczyk, H. 1972. Das Buch Jesaja, erläutert von H. Lubsczyk, Teil II.
Geistliche Schriftlesung, AT 2,2. Düsseldorf: Patmos.
Luc, Alex. 1989. Isaiah 1 as Structural Introduction. Zeitschrift für
alttestamentliche Wissenschaft 101:115.
273
Ludwig, O. 1960 /61. Die Stadt in der Jesaja-Apokalypse. Zur Datierung
von Jes 24-27. Ph. D. Diss. Bonn.
Lund, Nils W. 1992 <1942>. Chiasmus in the New Testament. A Study in
the Form and Function of Chiastic Structures. Peabody, Mass.
Luque, Jordán. 1999. Leyendo Isaías, Oseas y Miqueas: Estructuras
literarias semejantes en la literatura profética del Siglo VIII AC. Theo
14:154-70.
Luther, Martin. 1883. D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe.
Vol. 25. Der Prophet Jesaja (1528), 87-401. Weimar.
Luzzatto, Samuel David. 1970 <Padova: 1855>. Commentary on the Book
of Isaiah (Hebrew). Tel Aviv: Davir.
Luzzi, G. 1928. I Profeti, Isaia. Florenz.
Ma, Wonsuk. 1999. Until the Spirit Comes: The Spirit of God in the Book of
Isaiah. JSOTSup 271. Sheffield.
Maass, F. 1967. ‘Tritojesaja’? BZAW 105:153-63.
McKenzie, David L. 1993. Isaiah 1-39. The Communicator’s Commentary
16A. Dallas.
ders., 1994. Isaiah 40-66. The Communicator’s Commentary 16B. Dallas.
McKenzie, J. L. 1968. Second Isaiah. Introduction, Translation and Notes.
Anchor Bible 20. Garden City, NY: Doubleday.
McLaughlin, John J. 1994. Their Hearts Were Hardened: The Use of Isaiah
6,9-10 in the Book of Isaiah. Bib 75:1-25.
McNamara, M. 1969. El libro de Isaias 1-39. Trans. J. Iniguez. Conoce la
Biblia: AT, 16. Santander: Sal Terrae.
MacRae, A. A. 1964. The Servant of the Lord in Isaiah. Bibliotheca Sacra
121:125-32, 218-27.
ders., 1977. The Gospel of Isaiah. Chicago: Moody.
Mailland, A. 1956. La “petite apocalypse” d’ Isaïe. Ph. D. Diss. Lyon: Fac.
Cath. de Lyon.
Manahan, R. E. 1970. The Cyrus Notations of Deutero-Isaiah. Grace
Journal 11(2):22-33.
Margalioth, Rachel. 1964. The Indivisible Isaiah. New York: Jeshiva
University.
Margoliouth, G. 1910. Isaiah and Isaianic. The Expositor 9:525-29.
Marshall, R. J. 1962a. The Structure of Isaiah 1-12. Biblical Research 7:1932.
ders., 1962b. The Unity of Isaiah 1-12. LuthQuart 14:21-38.
Marti, K. 1900. Das Buch Jesaja. KHC. Tübingen: Mohr.
Martin, Alfred, John Martin. 1983. Isaiah, the glory of the Messiah.
Chicago: Moody.
274
Martin, M. 1958. The Scribal Character of the Dead Sea Scrolls. Bibliothèque du Muséon 44. Louvain: Publications Universitaires.
Marx, Alfred. 1990. Esaie II 20, une signature karaite? Vetus Testamentum
40(2).
Matheus, Frank. 1990. Verl. Kath. Bibelwerk. Singt dem Herrn ein neues
Lied: Die Hymnen Deuterojesajas. Stuttgart.
Mathews, Claire R. 1995. Defending Zion: Edom’s Desolation and Jacob’s
Restoration (Isaiah 34-35) in Context. BZAW 236. Berlin.
Mattioli, A. 1964. La dottrina di Isaia nella prima sezione del suo libro (112). RBibIt 12:349-411.
Mauchline, J. 1962. Isaiah 1-39. TBC. London.
Mays, James L. 1978. Ezekiel, Second Isaiah. Proclamation Commentaries.
Philadelphia: Fortress.
Meade, D. G. 1986. Pseudonymity and Canon. An Investigation into the
Relationship of Authorship and Authority in Jewish and Earliest
Christian Tradition. WUNT 39. Tübingen.
Meek, T. J. 1950 Some Passages Bearing on the Date of Second Isaiah.
HUCA 23(1):173-84.
Meinhold, J. 1898. Jesaja und seine Zeit. Freiburg.
Melugin, R. F. 1968. The Structure of Deutero-Isaiah. Ph. D. Diss. Yale.
ders., 1971. Deutero-Isaiah and Form Criticism. Vetus Testamentum 21:32639.
ders., 1976. The Formation of Isaiah 40-55. BZAW 141. Berlin / New York:
De Gruyter.
ders., 1991. The Servant, God’s Call, and the Structure of Isaiah 40-48. In
Society of Biblical Literature 1991 Seminar Papers, Ed. Eugene H.
Lovering. Society of Biblical Literature Seminar Paper Series 30.
Atlanta.
ders., 1996a. Figurative Speech and the Reading of Isaiah 1 as Scripture. In
New Visions of Isaiah, ed. R. F. Melugin and M. A. Sweeney, 282-305.
JSOT Supplement, no. 214. Sheffield: JSOT.
ders., 1996b. Prophetic Books and the Problem of Historical Reconstruction.
In Prophets and Paradigms: Essays in Honor of Gene M. Tucker, ed.
S. B. Reid, 63-78. JSOT suppl. 229. Sheffield.
Melugin, R. F., and M. A. Sweeney, eds. 1996. New Visions of Isaiah. JSOT
Supplement, no. 214. Sheffield: JSOT.
Merendino, Rosario P. 1981. Der Erste und der Letzte; eine Untersuchung
von Jes 40-48. Vetus Testamentum Supplementum 31. Leiden: Brill.
275
Merrill, Eugene H. 1984. The language and literary characteristics of
Isaiah 40-55 as anti-Babylonian polemic. Ph. D. Diss. New York:
Columbia.
ders., 1987a. The Literary Character of Isaiah 40-55. Part 1: Survey of a
Century of Studies on Isaiah 40-55. BS 144:24-43.
ders., 1987b. The Literary Character of Isaiah 40-55. Part 2: Literary Genres
in Isaiah 40-55. BS 144:144-56.
Merwe, B. J. van der. 1955. Pentateuchtradisies in die prediking van
Deuterojesaja. Gron.: Wolters.
ders., 1966. Echoes from the Teaching of Hosea in Isaiah 40-55. OuTestamentiese Werkgemeenskap in Suid-Afrika 7s:20-29.
Mettinger, T. N. D. 1983. A Farewell to the Servant Songs; a critical
examination of an exegetical axiom. Lund: Gleerup.
ders., 1986s. In search of the hidden structure; YHWH as king in Isaiah 4055. Svensk exegetisk årsbok 51s:148-57.
Meyer, Ernst. 1850. Der Prophet Jesaja. Erste Hälfte. Pforzheim.
Meyer, F. B. 1970. Christ in Isaiah. Lakeland Series. London: Oliphants.
Michel, D. 1965 s. Zur Eigenart Tritojesajas. Theologia Viatorum 10:21330.
ders., 1977. Das Rätsel Deuterojesaja. In Theologia Viatorum 13, 115-32.
ders., 1981. Deuterojesaja. In Theologische Realenzyklopädie 8, 510-30.
Berlin.
Milgrom, J. 1964. Did Isaiah prophesy during the Reign of Uzziah? Vetus
Testamentum 14:164-82.
Millar, W. R. 1976. Isaiah 24-27 and the Origin of Apocalyptic.
HarvSemMon 11. Missoula, MT: Scholars Press.
Millard, A. R. 1964. Isaiah 40:20, Toward a Solution. Tyndale House
Bulletin 14:12-13. Cambridge.
ders., 1969. Isaiah 53,2. Tyndale Bulletin 20:127.
ders., 1985. Sennacherib’s Attack on Hezekiah. Tyndale Bulletin 36:61-77.
ders., 1990. Israelite and Aramean History in the Light of Inscriptions.
Tyndale Bulletin 41 (November):261-75.
Miller, Stephen R. 1982. The literary style of the Book of Isaiah and the
unity question. Ph. D. Diss. Mid.-America Theol. Sem.
Miscall, Peter D. 1993. Isaiah. Sheffield: JSOT Press.
Miscall, Peter D. 1999. Isaiah 34-35: A Nightmare / A Dream. JSOTSup
281. Sheffield.
Moeller, Jo. Ulr. 1825. De authentia oraculorum Jesaiae c. 40-66. Coppenh.
Möller, Hans. 1986. Alttestamentliche Bibelkunde. Berlin: Evangelische
Verlags-anstalt.
276
ders., Hermann von der Hardt (1660-1746) als Alttestamentler. Zur
Vorgeschichte moderner Bibelkritik. <Bei der Karl-Marx-Universität
in Leipzig 1962 eingereichte Habilitationsschrift>
Möller, W. 1935. Die Einheit des Jesajabuches, eine Forderung des
Glaubens und der Wissenschaft. Nach dem Gesetz und Zeugnis 35:20617.
ders., 1958. Grundriss für eine alttestamentliche Einleitung. Berlin.
Möller, Wilhelm, Grete Möller, Hans Möller. 1934. Einleitung in das Alte
Testament. Zwickau: Verlag von Johannes Herrmann.
Montagnini, F. 1966. Il libro di Isaia. Parte Prima (1-39). Coll. “Esegesi
Biblica” 1. Brescia: Paideia.
Morgenstern, J. 1958. The Message of Deutero-Isaiah in its Sequential
Unfolding. Hebrew Union College Annual (HUCA) XXIX:1-68.
ders., 1959. The Message of Deutero-Isaiah in its Sequential Unfolding.
Hebrew Union College Annual (HUCA) XXX:1-102.
ders., 1961. The Message of Deutero-Isaiah. Cincinatti: Hebrew Union
College.
ders., 1965. Isaiah 49-55. Hebrew Union College Annual 36:1-35.
Moriarty, F. L. 1968. Isaiah 1-39. In Jerome Bibl. Com. 1, 265-82.
ders., 1971. Isaías 1-39. In ComBíbSJerón 1, 705-50. Madrid: Cristiandad.
Morozov, N. 1914. Proroki. Moscow.
Morrow, F. J. 1973. The Text of Isaiah at Qumran. Ph. D. Diss. Catholic
University of America. Order No. 74-5079.
Morton, A. Q. 1974. Review of ‘The Unity of Isaiah in the Light of
Statistical Linguistics’ by Y.T. Radday. Assoc. for Lit. and Ling.
Computing Bulletin 2(1):101-03.
Motyer, J. A. 1993. The Prophecy of Isaiah. Leicester.
Mowinckel, S. 1926. Jesaja disiplene. Oslo.
ders., 1931. Die Komposition des deuterojesajanischen Buches. Zeitschrift
für die alttestamentliche Wissenschaft 49:87-112, 242-60. 21: Ge 1944.
ders., 1933. Die Komposition des Jesajabuches Kap. 1-39. AcOr 11:267-92.
ders., 1949. Jesaja. Oslo: Gyldendal.
Muckle, J. Y. 1960. Isaiah 1-39. London: Epworth.
Muilenburg, J. 1956. The Book of Isaiah, 382-773. IB 5. New York.
Mulder, E. S. 1954. Die Teologie van die Jesaja-Apocalipse. Proefschrift.
Groningen: Wolters.
Mulzer, Martin. 1993. Döderlein und Deuterojesaja. BN 66:15-22.
Murtonen, A. 1980. Third Isaiah - Yes or no? Abr-Nahrain (19):20-42.
Mury, O. 1965. Ésaïe et l’histoire. Thèse Lic. Théol. Église Libre Du
Canton de Vaud. Lausanne.
277
Nägelsbach, Carl W. E. 1877. Der Prophet Jesaja theologisch-homiletisch
bearbeitet. ThHB. Leipzig.
Napier, B. D. 1966. Isaiah and the Isaian. Vetus Testamentum 15:240-51.
Neidoff, B. D. 1981. The two-fold structure of Isaiah lxv 9-13. Vetus
Testamentum 31:180.
Nestle, E.; Aland, K. et al. 1979. Novum Testamentum Graece, 26. Aufl.,
Stuttgart.
Neuberg, F. J. 1958. Ugaritic and the Book of Isaiah. Baltimore: Johns
Hopkins Univ.
Nicholls, Bruce J. 1996. The Servant Songs of Isaiah in Dialogue with
Muslims. Evangelical Review of Theology 20:168-77.
Nickels, P. 1977. An Eternal Witness: Isaiah 1-39. BiTod 92:1343-49.
Nielsen, E. 1970. Deuterojesaja. Erwägungen zur Formkritik, Traditionsund Redaktionsgeschichte. Vetus Testamentum 20:190-205.
Noah, M. M. 1977. Discourse on the Restauration of the Jews. In Call to
America to build Sion, Macdonald. New York: Arno.
Nola, A. M. di. 1971. Isaia, Libro di Isaia. In Enciclopedia delle Religioni,
vol. 3, 1200-25.
Norris, Christopher. 1982. Deconstruction: Theory and Practice. New York.
North, C. R. 1964. The Second Isaiah. Introd., Translation and Commentary
to Ch. 40-55. Oxford: Clarendon Press.
ders., 1969. The suffering Servant in Deutero-Isaiah. An historical and
critical study. 2nd ed. Oxford.
Noth, M. 1976. Geschichte Israels. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Nurmela, Risto. 1996. Prophets in Dialog: Inner-Biblical Allusions in
Zechariah 1-8 and 9-14. Abo: Åbo Akademi University.
O’Connell, R. H. 1988. Isaiah xiv 4b-23: Ironic reversal through concentric
structure and mythic allusion. Vetus Testamentum 38:407.
ders., 1995. Concentricity and Continuity - The Literary Structure of Isaiah.
JSOT SS 188. Sheffield: JSOT.
O’Kane, Martin. 1996. Isaiah: A Prophet in the Footsteps of Moses. Journal
for the Study of the Old Testament 69:29-51.
Ockinga, B. G. 1979. Rosch wezanab, kippah we’agmon in Jes 9,13 und
19,15. Biblische Notizen 10:31-34.
Odendaal, D. H. 1970. The Eschatological Exspectation of Is 40-66 with
Special Reference to Israel and the Nations. Dissertation [Westminster
Theological Seminary, 1966]. Nutley, N.J.: Presbyterian and Reformed.
Oesch, Josef M. 1994. Jes 1,8f und das Problem der ‘Wir-Reden’ im
Jesajabuch. ZKT 116:440-46.
278
Oesterley, W. O. E. 1916. Studies in Isaiah XL-LXVI with an introductory
chapter on the composite character of Isaiah I-XXXIX. London.
Olley, John W. 1993. ‘Hear the word of YHWH’: The structure of the book
of Isaiah in 1QIsaa. VT 43:19-49.
ders., 1999. ‘No peace’ in a book of consolation. A framework for the book
of Isaiah? VT 49:351-70.
Olmstead, A. T. 1913. Source Study and the Biblical Text. AJSL 30:1-35.
ders., 1915. The Earliest Book of Kings. AJSL 31:169-214.
Oorschot, Jürgen van. 1993. Von Babel zum Zion. Eine literarkritische und
redaktionsgeschichtliche Untersuchung. BZAW. Berlin: Walter de
Gruyter.
Orelli, C. von. 1904. Der Prophet Jesaja. München: Beck’sche Verlagsbuchhandlung.
Orlinsky, H. M. 1939-40. The Kings-Isaiah Recensions of the Hezekiah
Story. JQR 30:33-49.
ders., 1956. The Treatment of Anthropomorphisms and Anthropopathisms
in the Septuagint of Isaiah. HUCA 27:193-200.
Orlinsky, H. M., and N. H. Snaith. 1964. Studies on the Second Part of the
Book of Isaiah. Suppl. to Vetus Testamentum 14. Leiden: Brill.
Oswalt, John H. 1993. The Significance of the Almah Prophecy in the
Context of Isaiah 7-12. CTR 6:223-35.
Oswalt, John N. 1986. The Book of Isaiah Chapters 1-39. Grand Rapids,
Mich.: Eerdmans.
ders., 1998. The Book of Isaiah, Chapters 40-66. NICOT. Grand Rapids.
Ottley, R. R. Vol. I: 1909; Vol. II: 1906. The Book of Isaiah according to
the Septuagint (Codex Alexandrinus). Vol. I: Introduction and
Translation; Vol. II: Text and Notes. 2nd. ed. Cambridge.
Otzen, B. 1974. Tradition and Structure of Isaiah 24-27. Vetus Testamentum
24:196-206.
Pagán, Samuel. 1992. Apocalyptic Poetry: Isaiah 24-27. BT 43:314-25.
Park, Cheol-Woo. n.d. The triadic pattern, a study in the structure of Isaiah
40-48. Ph. D. Diss. Aberdeen.
Parvish, S. 1737. An Inquiry into the Jewish and Christian Revelation... In a
Dialogue between an Indian and a Christian, 214-16. London.
Paul, M. J. 1988. Het Archimedisch Punt van de Pentateuchkritiek. ‘sGravenhage, Niederlande: Uitgeverij Boekencentrum.
Paul, S. 1969. Literary and Ideological Echoes of Jeremiah in Deutero-Isaiah
(Hebr.). PrWCJewSt 5(1):102-20.
Paul, S. M. 1968. Deutero-Isaiah and Cuneiform Royal Inscriptions. In
Mem. E. A. Speiser, ed. W. W. Hallo, 180-86. NH.
279
Paulus, H. E. G. 1793. Philologischer Clavis über das Alte Testament für
Schulen und Akademien: Jesaias. Jena: Cuno.
Pauritsch, K. 1968. Der ‘Sitz im Leben’ von Jesaja 56-66. Eine
literarkritische, form-, gattungs-, und redaktionsgeschichtliche
Untersuchung des Tritojesaja-Problems. Ph. D. Diss. Graz.
ders., 1971. Die neue Gemeinde: Gott sammelt Ausgestossene und Arme
(Jesaja 56-66). Die Botschaft des Tritojesaia-Buches literar-, form-,
gattungskritisch und redaktionsgeschichtlich untersucht. Analecta
Biblica 47. Rom: Biblical Inst. Press.
Payne, D. F. 1967. Characteristic Word-Play in ‘Second Isaiah’: A Reappraisal. Journal of Semitic Studies 12:207-29.
Payne, J. B. 1963. The Unity of Isaiah: Evidence from chapters 36-39.
BEvTSoc (6):50-56.
ders., 1967a. Eighth Century Israelitish Background of Isaiah 40-66.
Westminster Theological Journal 29:179-90.
ders., 1967bs. Eighth Century Israelitish Background of Isaiah 40-66 Part II.
Westminster Theological Journal 30:50-58.
ders., 1968. Eighth Century Israelitish Background of Is 40-66. Part III.
Westminster Theological Journal 30:185-203.
ders., 1971 s. The Effect of Sennacherib’s Anticipated Destruction in
Isaianic Prophecy. Westminster Theological Journal 34:22-38.
Penna, A. 1958. Isaia. Torino: Marietti.
ders., 1965a. Isaías. EncBib 4:225-41.
ders., 1965b. Le parti narrative in Isaia e Geremia. RBibIt 13:321-46.
ders., 1969. Isaiah. In New Cath. Com. on Holy Scripture, 568-600. London
/ New York.
ders., 1972. Il libro della Consolazione (Is 40-66). Parole di Vita 17:405-17.
ders., 1974. La buona novella è annunziata ai poveri (Is 55-66 e Lc 4,18):
Chiesa per il mondo. In Misc. M. Pellegrino, I, 9-20. Bologna: EDB.
Peschke, Erhard. 1992. Zur Jesajaauslegung August Hermann Franckes.
ThLZ 117:321-34.
Petersen, David L., ed. 1987. Prophecy in Israel: Search for an identity.
London.
ders., 1997. Rethinking the Nature of Prophetic Literature. In Prophecy and
Prophets: The Diversity of Contemporary Issues in Scholarship, ed.
Yehoshua Gitay, 23-40. Atlanta.
Peterson, S. L. 1975. Babylonian Literary Influence on Deutero-Isaiah: A
Bibliographic and Critical Study. Ph. D. Diss. Vanderbilt University.
Order No. 76-15.502.
280
Petitjean, A. 1967. Représentations littéraires de Dieu chez Isaïe.
Introduction à la théologie isaïenne. RDNamur 21:145-58.
Pfeifer, C. J. 1977. Isaiah, Man of Jerusalem. BiTod 92:1350-57.
Pfeiffer, R. H. 1953. Introduction to the Old Testament. New York.
Philipps, Anthony. 1982. ‘Double for all her Sins’ Zeitschrift für
alttestamentliche Wissenschaft 94:130.
Pieper, August. 1979 <1919>. Isaiah II. Trans. Erwin E. Kowalke. Milwaukee: Northwestern.
Pines, Z. 1972 s. Parusch schel Jeschajahu [Commentarius Is., Reimpressio
ed. Wien 1927]. Jerusalem: Makor ?
Pinto, E. 1979. Second Isaiah: A Prophet of Exile - A Message of Hope.
Pastoral Notes April, 57-65.
Piper. 1793. Integritas Jesaiae a recentiorum conatibus vindicata.
Greifswalde.
Polan, Gregory J. 1986. In the ways of justice toward salvation: A rhetorical
analysis of Isaiah 56-59. Ph. D. Diss. AmerUnivSt 7/13. New York:
Lang.
Pope, M. 1952. Is 34 in Relation to Is 35.40-66. Journal of Biblical
Literature 71:235-43.
Porubcan, S. 1958. Il Patto nuovo in Is. 40-66. AnBib 8. Rom: Pont. Ist.
Biblico.
Prätorius, F. 1927. Nachträge und Verbesserungen zu Deutero-Jesaias.
Halle.
Preuß, Horst Dietrich, Hg. 1978. Eschatologie im Alten Testament.
Darmstadt.
ders., 1976. Deuterojesaja: Eine Einführung in seine Botschaft. Neukirchen.
Prince, Robert. 1991. Isaiah: The Man and His Book. SwJT 34:5-12.
Procksch, O. 1930. Jesaia I. Leipzig: Deichertsche Verlagsbuchhandlung.
Qimron, E., and E. Y. Kutscher. 1979. The Language and Linguistic
Background of the Isaiah Scroll (1QIsa). Indices and Corrections.
Leiden: StTextsDesJud 6A.
Raabe, Paul R. 1984. The effect of repetition in the Suffering Servant songs.
Journal of Biblical Literature 103:77-81.
Rabban, N. 1971. Jeschajahu hascheni. nbu’tu, ‘ischiutu uschmu; mchqrim
bisch’hu 40-66 (Hebr.). Jerusalem: Hachaberah Lechaqer Hamiqra’
Bejisrael.
Radday, Y. T. 1968 s. Studies in Statistical Linguistics in Isaiah (Hebr.). Ph.
D. Diss. Jerusalem.
ders., 1969 s. Vocabulary Eccentricity and the Unity of Isaiah (Hebr.).
Tarbiz 39(4):323-41.
281
ders., 1970a. Isaiah and the Computer: A Preliminary Report. Computers
and the Humanities 5(2):65-73.
ders., 1970b. Test in Word Frequency in Is (by computer) (Hebr.). Bêt
miqrâ’ 15(3):313-22.
ders., 1970c. Two Computerized Statistical-Linguistic Texts Concerning the
Unity of Isaiah. Journal of Biblical Literature 89:319-24.
ders., 1971 s. Isaias propheta et rationaria electronica (Hebr.). Ha’universita
17(1):42-49.
ders., 1972a. An Analytical Linguistic Concordance to the Book of Isaiah.
The Computer Bible, 2. Missoula, MT: Scholars Pr. for Biblical
Research Associates.
ders., 1972bs. Identity of the Second Isaiah according to Y. D. Brach
(Hebr.). Bêt miqrâ’ 18(1):74-76.132.
ders., 1973a. Isaiah and the Computer. Christian News from Israel 23:15862, 280.
ders., 1973b. Isaiah’s War Vocabulary. Christian News from Israel 23:15863.
ders., 1973c. The Unity of Isaiah in the Light of Statistical Linguistics.
Collection Massorah: Sér. 2: Études quantitatives et automatisées, 1.
Hildesheim: Gerstenberg.
ders., 1973d. Über einen linguistischen Test mittels Datenverarbeitung
betreffs der Einheit des Buches Jesaja (Hebr.). In Proceedings of the
Fifth Jewish World Congress 4, 247-50. Jerusalem.
Radday, Y. T., and C. Shor. 1979. סימנו של מחבר בס' ישעיהו- ה' היידוע
(Der Artikel als Merkmal des Verfassers des Jesajabuches). Balsanut
Simmusit (2):77-98.
Radjawane, Arnold N. 1973. Das deuteronomistische Geschichtswerk. Ein
Forschungsbericht. In Israel zwischen Wüste und Land, Studien zur
Theologie von Deuteronomium 1-3. Ph. D. Diss.
Rahlfs, Alfred n.d., Septuaginta, Stuttgart.
Raurell, Frederic. 1997. Isaïas - LXX i Isaïas - Qumran. RCT 22:395-407.
Redditt, P. L. 1972. Isaiah 24-27: A Form Critical Analysis. Ph. D. Diss.
Vanderbilt University. Order No. 73-1630.
Redpath, A. 1977. Faith for the times. Studies in the Prophecy of Isaiah Ch.
40-66. Deliverance. Old Tappan, N. J.: Fl. H. Revell.
Rehm, M. 1968. Der königliche Messias im Licht der ImmanuelWeissagungen des Buches Jesaja. Eichstädter Studien hrg. von der
Phil.-Theol. Hochschule Eichstätt, N. F. 1. Kevelaer: Butzon & B.
Reichel, Carl Rudolf. 1755-9. Der Prophet Jesaias. Leipzig und Görlitz.
282
Renckens, H. 1967. Isaïe, le prophète de la proximité de Dieu. Lectures
bibliques empruntées aux douze premiers chapitres d’Isaïe. Paris:
Desclée De Brouwer.
Rendtorff, R. 1983. Das Alte Testament. Eine Einführung. NeukirchenVluyn.
ders., 1984. Zur Komposition des Buches Jesaja. Vetus Testamentum
34:295-320.
ders., 1991. Kanon und Theologie. Vorarbeiten zu einer Theologie des Alten
Testaments. Neukirchen-Vluyn.
ders., 1996. The Book of Isaiah: A Complex Unity. Synchronic and
Diachronic Reading. In New Visions of Isaiah, edd. R. F. Melugin and
M. A. Sweeney, 32-49. JSOT Supplement, no. 214. Sheffield: JSOT.
Renker, Alwin. 1990. Propheten - das Gewissen Israels. Freiburg.
Reuss, E. 1890. Die Geschichte der Heiligen Schriften Alten Testaments.
Braun-schweig: C. A. Schwetschke und Sohn.
Rhymer, J. 1971. Isaiah 1-39. In Prophets I, 55-111. Scripture Discussion
Com. 2. London: Sheed & W.
Richards, K. H. 1965. A Note on the Bisection of Isaiah. Revue de Qumran
5:257s.
Ridderbos, J. 1922. De Profeet Jesaja opnieuw uit de Grondtext vertaald en
verklaard, Bd. I (Kp. 1-39). Kampen.
ders., 1932. Het godswoord der profeten, II: Jesaja. Kampen.
ders., 1950-1. Jesaja. Korte Verklaring der Heilige Schrift. Kampen, NL:
Kok.
ders., 1985 <1950-51>. Isaiah. Trans. John Vriend. Grand Rapids, Mich.:
Zondervan.
Rignell, H. 1973. Some Observations on Style and Structure in the Isaiah
Apocalypse. Annual of the Swedish Theological Institute 9:107-15.
Rignell, L. G. 1956. A Study of Isaiah 40-55. Lund: Gleerup.
ders., 1957. Isaiah Ch. 1. Some Exegetical Remarks with Special Reference
to the Relationship between the Text and the Book of Dt. Studia
Theologica 11:140-58.
Rinaldi, G., A. Romeo. 1951. Isaia. EC 7:235-43.
Ringgren, H. 1967. Deuterojesaja och kultspraket. Teologinen Aikakauskirja
/ Teologisk Tidskrift 72:166-76.
ders., 1977. Zur Komposition von Jes 49-55. In Festschrift für W. Zimmerli,
ed. H. et al. Donner, 370-76. Göttingen: Vandenhoeck.
Roberts, J. J. M. 1982. Isaiah in Old Testament Theology. Int 36:130-43.
ders., 1987. Yahweh’s Foundation in Zion (Isa 28:16). Journal of Biblical
Literature 106:27-45. 21: Ge 3159.
283
Roberts, L. G. A. 1931. Commentary on the Book of the Prophet Isaiah.
London.
Robinson, G. L., and R. K. Harrison. 1982. Isaiah. In ISBEnc 2, 885-904.
Roelants, A. 1924. Het Boek Isaias. Brügge.
Rofé, Alexander. 1997. Introduction to the Prophetic Literature. Sheffield.
Rondeleux, L. J. 1977. Isaia e il profetismo. Torino: Gribaudi.
Rooker, Mark F. 1996. Dating Isaiah 40-66: What Does the Linguistic
Evidence Say? WTJ 58:303-12.
Rosenberg, A. J. 1985. Isaiah, a new English translation. New York:
Judaica.
Rosenberg, Roy A. 1987. The Slain Messiah in the Old Testament. ZAW
99:259.
Rosenmüller, E. 1835. Scholia in Jesajae vaticinia in compendium redacta.
Scholia in Vetus Testamentum 2. Lipsiae.
Rowlands, E. R. 1959. The Targum and the Peshitta version of the Book of
Isaiah. Vetus Testamentum 9:178.
Rowley, H. H. 1951. The Old Testament and modern study. Oxford:
Clarendon.
ders., 1961-2. Hezekiah’s Reform and Rebellion. BJRL 44:395-431.
ders., 1965a. The Servant of the Lord in the Light of Three Decades of
Criticism. In Servant of the Lord, ed. H. H. Rowley, 3-60. Oxford.
ders., 1965b. The Suffering Servant and the Davidic Messiah. In Servant of
the Lord, ed. H. H. Rowley, 61-93. Oxford.
Rudolph, W. 1930. Sanherib in Palästina. PJB 25:59-80.
ders., 1963. Jesaja 15-16. In Festschrift G. R. Driver, 130-43. O.
Ruppert, Lothar. 1994. Das Heil der Völker (Heilsuniversalismus) in
Deutero- und ‘Trito’-Jesaja. MTZ 45:137-59.
Ruprecht, Eberhard. 1990. Die ursprüngliche Komposition der HiskiaJesaja-Erzählungen und ihre Umstrukturierung durch den Verfasser
des deuteronomistischen Geschichtswerkes. Zeitschrift für Theologie
und Kirche 87(1):33.
Ruszkowski, Leszek. 2000. Volk und Gemeinde im Wandel: Eine Untersuchung zu Jesaja 56-66. FRLANT 191. Göttingen.
Rutgers, A. 1866. De echtheid van het tweede gedeelte van Jesaja. Leiden:
Brill.
Saggs, H. W. F. 1959. A Lexical Consideration for the Date of Dt.-Is. JTS
10:84-87.
Sardarel, S. 1978. The Hebrew Scriptures: An Introduction to their
Literature and Religious Ideas. Oxford.
284
Satterthwaite, Ph. E., R. S. Hess, and G. J. Wenham. 1995. The Lord’s
Anointed. Interpretation of Old Testament Messianic Texts. Grand
Rapids, Mich.: Baker.
Sawyer, John F. A. 1984. Isaiah I. Daily Study Bible. Edinburgh: Saint
Andrew’s.
ders., 1986. Isaiah II. Daily Study Bible. Edinburgh: Saint Andrew’s.
ders., 1996. The Fifth Gospel: Isaiah in the History of Christianity.
Cambridge: Cambridge University Press.
Saydon, P. P. 1952. The Authorship of the Book of Isaiah. Scripture 5:5559.
ders., 1953. The Literary Structure of Is 40-55 and the Servant Songs.
Melita Theologica 6:1-15.
ders., 1959. The Use of Tenses in Dt.-Is. Biblica 30:290-301.
Scharbert, J. 1965. Die Propheten Israels bis 700 v. Chr. Köln.
ders., 1971. Jesaja. In Die Grossen der Weltgeschichte, K. Fassmann, vol. 1,
231-41. München.
Schedl, C. 1973. Rufer des Heils in heilloser Zeit. Der Prophet Jesajah Kap.
I-XII logotechnisch und bibeltheologisch erklärt. Paderborn /
München: Schöningh.
Scheiber, Alexander. 1972. Der Zeitpunkt des Auftretens von Deuterojesaja.
Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft 84:242.
Schildenberger, J. 1959. Die Gottesknecht-Lieder des Isaiasbuches. Ein
Höhepunkt messianischer Weissagung. BenMs 35:92-108.
Schilling, S. P. 1959. Isaiah Speaks. New York: Crowell.
Schmidt, H. 1915. Die großen Propheten. SAT II/2. Göttingen.
Schmidt, Sebastian. 1702. Commentarius super illustres prophetias Jesaeae.
Hamburg.
Schmidt, W. H. 1977. Die Einheit der Verkündigung Jesajas. Versuch einer
Zusammenschau. Evangelische Theologie 37:260-72.
ders., 1979. Einführung in das Alte Testament. Berlin: De Gruyter.
Schmitt, H.-C. 1979. Prophetie und Schultheologie im Deuterojesajabuch.
Beobachtungen zur Redaktionsgeschichte von Jes 40-55. ZAW 91:4361.
Schmitt, John J. 1985. Isaiah and his interpreters. New York: Paulist.
Schneider, Dieter. 1988. Der Prophet Jesaja, Kapitel 1-39. Wuppertal:
R.Brockhaus Verlag.
ders., 1990. Der Prophet Jesaja, Kapitel 40-66. Wuppertal: R.Brockhaus
Verlag.
Scholastika, Deck. 1991. Die Gerichtsbotschaft Jesajas: Charakter und
Begründung. Würzburg.
285
Schoors, A. 1963. De litteraire en doctrinale eenheid van Dt.-Is. Ph. D.
Diss. Louvain.
ders., 1967. L’eschatologie dans les prohéties du Dt.-Is. RechBib 8:107-28.
ders., 1969. The Rib-Pattern in Is 40-55. Bijdragen 30:25-38.
ders., 1971. Arrière-fonds historique et critique d’authenticité des textes
deutéro-isaïens. Orientalia Lovaniensia Periodica 2:105-35.
ders., 1972. Jesaja uit de grondtekst vertaald en uitgelegd. BoekOT 9.
Roermond: Romen.
ders., 1973. I am God Your Saviour. A Form-critical Study of the Main
Genres in Is 40-55. Supplementum Vetus Testamentum 24. Leiden:
Brill.
Schramm, Brooks. 1995. The Opponents of Third Isaiah: Reconstructing the
Cultic History of the Restoration. JSOT suppl. 193. Sheffield.
Schreiner, J. 1966. Das Buch jesajanischer Schule. In Wort und Botschaft,
ed. J. Schreiner, 143-62. Würzburg.
Schultz, Richard L. 1989. Prophecy and Quotation: A Methodological
Study. Ph. D. Diss. UMI. facsimile from microfilm.
ders., 1995. The King in the Book of Isaiah. In The Lord’s Anointed.
Interpretation of Old Testament Messianic Texts, Ph. E. Satterthwaite,
R. S. Hess, and G. J. Wenham, 141ff. Grand Rapids, Mich.: Baker.
ders., 1999. The Search for Quotation: Verbal Parallels in the Prophets.
JSOTSup 180. Sheffield.
Scoggin, B. E. 1955. Application of Hebrew Verb States to a Translation of
Isaiah 40-55. Ph. D. Diss. Southern Baptist Seminary.
Scott, R. B. Y. 1953. Isaiah 1-39. Interpretation 7:452-65.
ders., 1956. The Book of Isaiah, 149-381. IB 5. New York.
Scullion, J. J. 1971. Sedeq-Sedaqah in Is 40-66, with Special Reference to
the Continuity in Meaning between Second and Third Isaiah. UgaritForschungen 3:335-48.
Scullion, John. 1982. Isaiah 40-66. OTMessage 12. Wilmington / Dublin.
Seeligmann, I. L. 1948. The Septuagint Version of Isaiah. A Discussion of
its Problems. Leiden.
Segal, M. H. 1958. Isaias et liber eius (hebr.). Ensiqlopediya miqra’it /
Encyclopaedia Biblica 3:908-36.
Sehmsdorf, Eberhard. 1972a. Studien zur Redaktionsgeschichte von Jes 5666 (I). (Jes 65,16b-25;66,1-4;56,18). Zeitschrift für alttestamentliche
Wissenschaft 84:517-62.
ders., 1972b. Studien zur Redaktionsgeschichte von Jes 56-66 (II). (Jes
66,17-24). Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft 84:562-76.
286
Seidel, M. 1935. Maqbilot be-Sefer Yesa’yahu uve-Sefer Tehilim. Jerusalem:
Minha Le-David.
ders., 1956. Maqbilot ben sepher Jeschajahu les. tehillim (Hebr.). Sinai
38:149-72.229-40.272-80.333-56.
ders., 1970. Internal Parallels in the Book of Isaiah and the Book of
Jeremiah. Jerusalem: Schocken.
Seierstad, I. P. 1957. Forelesninger over Kap. 6-12 i Jesajaboken. Oslo:
Universitetsforlaget.
Seitz, C. R. 1988. Isaiah 1-66: Making Sense of the Whole. In Reading and
Preaching the Book of Isaiah, ed. C. R. Seitz, 105-26. Philadelphia.
------, ed. 1988. Reading and preaching the Book of Isaiah. Philadelphia:
Fortress.
ders., 1990. The Divine Council: Temporal Transition and New Prophecy in
the Book of Isaiah. Journal of Biblical Literature 109:229-47.
ders., 1991. Zion’s Final Destiny: The Development of the Book of Isaiah: A
Reassessment of Isaiah 36-39. Minneapolis.
ders., 1993a. Account A and the Annals of Sennacherib: A Reassessment.
JSOT 58:47-57.
ders., 1993b. Isaiah 1-39. Interpretation. Louisville.
ders., 1996. How is the Prophet Isaiah present in the latter Half of the Book?
The Logic of Chapters 40-66 within the Book of Isaiah. Journal of
Biblical Literature 115:219-40.
ders., First Isaiah. The Anchor Bible Dictionary, Vol. 3 H-J. Hrsg. David
Noel Freedman. New York: Doubleday, 472-88.
Selms, A. van. 1982. The expression ‘the Holy One of Israel’ In Von
Kanaan bis Kerala. Festschrift J. P. M. van der Ploeg, 257-69. AOAT
221. Kevelaer-Neukirchen.
Seybold, Klaus. 1999a. Akrostichie bei Deuterojesaja? In Die Sprache der
Propheten: Studien zur Literaturgeschichte der Prophetie, 200-09.
Zürich.
ders., 1999b. Die Sprache der Propheten: Studien zur Literaturgeschichte
der Prophetie. Zürich.
Shalit, A. 1960. Two Traditions Concerning the Time of Isaiah’s Prophecy
on the Destruction of the Temple and the Return to Zion (hebr.). In
Sefer ... Y. F. Baer, 69-94. Jerusalem: Historical Soc. of Israel.
Shapira, D. S. 1955. Jeschajahu ben Amoz weThorath Moshe. Bitzaron
16:65-71.
Sheppard, G. T. 1985. The anti-Assyrian redaction and the canonical
context of Isaiah 1-39. Journal of Biblical Literature 104:193-216.
287
ders., 1992. The Book of Isaiah: Competing Structures according to a Late
Modern Description of its Shape and Scope. In SBL 1992 Seminar
Papers, ed. E. H. Jr. Lovering, 549-82. Atlanta.
ders., 1996. The ‘Scope’ of Isaiah as a Book of Jewish and Christian
Scriptures. In New Visions of Isaiah, ed. R. F. Melugin and M. A.
Sweeney, 257-81. JSOT Supplement, no. 214. Sheffield: JSOT.
Sievi, J., L. Krinetzki, G. Zieler, E. Beck, W. Baier, A. Smitmans, F. Geyer.
1969. Der unbekannte Prophet. Buch und Botschaft des Deuterojesaja.
Bibel und Kirche 24(4):121-41.
Simon, U. E. 1953. A Theology of Salvation. London: SPCK.
Skinner, J. 1963 <1896-1898>. The Book of the Prophet Isaiah in the
Revised Version. The Cambridge Bible. Cambridge.
Skjoldal, Neil O. 1993. The Function of Isaiah 24-27. JETS 36:163-72.
Slotki, I. W. 1983. Isaiah. Ed. A. J. Rosenberg. London: Soncino.
Smart, J. D. 1965. History and Theology in Second Isaiah. A Commentary
on Isaiah 35.40-60. Philadelphia: Westminster.
Smelik, K. A. D. 1986. Distortion of Old Testament Prophecy. The Purpose
of Isaiah xxxvi and xxxvii. In Crises and Perspectives, Eds. J. de et al.
Moor, 70-93. Oudtestamentische Studiën XXIV. Leiden: Brill.
ders., 1990. Ostracon, schriftafel of boekrol? Jeremia 36, Jesaja 30,8 en twee
ostraca uit Saqqara. Nederlands Theologisch Tijdschrift 44:198-207.
ders., 1992. King Hezekiah Advocates True Prophecy: Remarks on Isaiah
xxxvi and xxxvii // II Kings xviii and xix. In Converting the Past.
Studies in Ancient Israelite and Moabite Historiography, K. A. D.
Smelik, 93-128. OTS 28. Leiden.
Smend, Rudolf. 1984. Die Entstehung des Alten Testaments. Stuttgart.
Smith, Ethan. 1977 [=1823]. View of the Hebrews. (Exhibiting the
destruction of Jerusalem, the certain restoration of Judah and Israel,
the present state of Judah and Israel, and an address of the Prophet
Isaiah relative to their restoration). America and the Holy Land. New
York: Arno.
Smith, G. A. 1888-90. The Book of Isaiah. New York.
Smith, Gary V. 1994. An Introduction to the Hebrew Prophets: The
Prophets as Preachers. Nashville.
Smith, Morton. 1963. II Isaiah and the Persians. Journal of the American
Oriental Society 83:415-21.
Smith, Paul Allan. 1995. Rhetoric and Redaction in Trito-Isaiah. The
Structure, Growth and Authorship of Isaiah 56-66. Vetus Testamentum, Supplements 62.
288
Snaith, N. H. 1967. Isaiah 40-66. A study of the teaching of the Second
Isaiah and its consequences. In Studies on the second part of the book
of Isaiah, 135-264. VT suppl. 14. Leiden.
Snijders, L. A. 1969. Jesaja, deel I. De Prediking van het OT. Nijkerk:
Callenbach.
ders., 1976. Review: Hoffmann, H. W., Die Intention der Verkündigung
Jesajas. Vetus Testamentum 26:251.
Soggin, Jan A. 1975. Tod und Auferstehung des leidenden Gottesknechtes
Jesaja 53,8-10. Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft 87:346.
ders., 1989. Introduction to the Old Testament: From its origins to the
closing of the Alexandrian canon. 3d ed. Louisville, KY.
Soloff, R. A. 1967. The Fifty-third Chapter of Isaiah Acc. to the Jewish
Commentators, to the Sixteenth Century. Ph. D. Diss. Drew University.
Sommer, Benjamin D. 1996. Allusions and Illusions: The Unity of the Book
of Isaiah in Light of Deutero-Isaiah’s Use of Prophetic Tradition. In
New Visions of Isaiah, edd. R. F. Melugin and M. A. Sweeney, 156-86.
JSOT Supplement, no. 214. Sheffield: JSOT.
ders., 1998. A Prophet Reads Scripture: Allusions in Isaiah 40-66. Stanford.
Songer, H. S. 1968. Isaiah and the New Testament. Review and Expositor
65(4):459-70. Louisville, Ky.
Soulen, R. V. 1976. Handbook of Biblical Criticism. Atlanta: John Knox.
Spadafora, F., C. Calafranceschi. 1966. Isaia. Bibl. Sanct. Lateran. 7:92744.
Sperber, Alexander, ed. 1992 <1959-1973>. The Bible in Aramaic based on
old manuscripts and printed texts. Vol. 3. The Former Prophets
according to Targum Jonathan. Leiden: Brill.
------, ed. 1992 <1959-1973>. The Bible in Aramaic based on old
manuscripts and printed texts. Vol. 3. The Latter Prophets according
to Targum Jonathan. Leiden: Brill.
Spykerboer, H. L. 1977. The Structure and Composition of Deutero-Isaiah.
With Special Reference to the Polemics against Idolatry. Dissertation
[Groningen 1976, Dir. A. S. Van der Woude]. Meppel: Krips Repro
[uitgave: T. Wever, Franeker].
Stacey, David. 1993. Isaiah 1-39. Epworth Commentaries. London.
Stade, B. 1886. Anmerkungen zu 2 Kö. 15-21. ZAW:156-89.
Stansell, Gary. 1996. Isaiah 28-33: Blest Be the Tie that Binds (Isaiah
Together). In New Visions of Isaiah, ed. R. F. Melugin and M. A.
Sweeney, 68-103. JSOT Supplement, no. 214. Sheffield: JSOT.
Stassen, S. L. 1991. Jesaja 40:1-11 en 49:1-13 as belangrike struktuurmerkers in die komposisie van Jesaja 40-55. NGTT 32:178-86.
289
ders., 1997. The Plot in Isaiah 40-55. AcT 17:128-42.
Steck, O. H. 1985. Bereitete Heimkehr; Jesaja 35 als redaktionelle Brücke
zwischen dem Ersten und dem Zweiten Jesaja. SDS 121. Stuttgart.
ders., 1986a. Der Grundtext in Jesaja 60 und sein Aufbau. Zeitschrift für
Theologie und Kirche 83:261-96.
ders., 1986b. Der Rachetag in Jesaja lxi 2. Ein Kapitel redaktionsgeschichtlicher Kleinarbeit. Vetus Testamentum 36:323-33.
ders., 1991. Studien zu Tritojesaja. BZAW 203. Berlin.
ders., 1992. Gottesknecht und Zion. Gesammelte Aufsätze zu Deuterojesaja.
Forschungen zum Alten Testament 4. Tübingen.
ders., 1993. Der sich selbst aktualisierende ‘Jesaja’ in Jes 56,9-59,21. In
Biblische Welten: Festschrift für Martin Metzger zu seinem 65.
Geburtstag, ed. Wolfgang Zwickel, 215-30. Göttingen.
ders., 1998. Die erste Jesajarolle von Qumran (1 QIsaa). Schreibweise als
Leseanleitung für ein Prophetenbuch. SBS 173/1-2. Stuttgart.
Steinmann, J. 1950. Le Prophète Isaïe. Sa vie, son oeuvre, son temps. Paris:
Ed. Du Cerf.
Stern, Philipp. 1994. The ‘Blind Servant’ Imagery of Deutero-Isaiah and Its
Implications. Bib 75:224-32.
Steuernagel, Carl. 1912. Lehrbuch der Einleitung in das Alte Testament.
Tübingen: Mohr / Siebeck.
Stier, Rudolf. 1850. Jesajas, nicht Pseudojesajas. Auslegung seiner
Weissagung Kapitel 40-66. Nebst Einleitung wider die Pseudo-Kritik.
Barmen.
Stoll, Claus-Dieter. 1997. Umstrittene Verfasserschaft am Beispiel des
Jesaja-Buches. In Dein Wort ist die Wahrheit: Festschrift für Gerhard
Maier; Beiträge zu einer schriftgemäßen Theologie, ed. Eberhard U.
A. Hahn, 165-87. Wuppertal: Brockhaus.
Strachey, Edward. 1853. Jewish Politics in the Times of Sargon and
Sennacherib. London.
Stuart, A. I. 1990. Isaiah, Ahaz, and the Syro-Ephraimitic Crisis. Atlanta.
Stuhlmacher, Peter. 1996. Jes 53 in den Evangelien und in der Apostelgeschichte. In Der leidende Gottesknecht: Jesaja 53 und seine
Wirkungsgeschichte, ed. Bernd Janowski and Peter Stuhlmacher, 93105. FORSCHUNGEN ZUM ALTEN TESTAMENT 14. Tübingen:
Mohr.
Stuhlmueller, C. 1965. The Book of Isaiah. Chapt. 40-66. OT Reading
Guide 20. Collegeville, Minn.: Liturgical Press.
ders., 1968. Deutero-Isaiah. In Jerome Bibl. Com. 1, 366-86.
290
ders., 1970. Creative redemption in Deutero-Isaiah. AnBib 43. Roma.
ders., 1979. The Painful Cost of Great Hopes: The Witness of Isaiah 40-55.
In Sin, Salvation and the Spirit, ed. D. Durken, 146-62.
ders., 1980. Deutero-Isaiah: Major Transitions in the Prophet’s Theology
and in Contemporary Scholarship. Catholic Biblical Quarterly 42:129.
Swartzentruber, A. O. 1970. The Servant Songs in Relation to Their Context
in Deutero-Isaiah: A Critique of Contemporary Methodologies. Ph. D.
Diss. Princeton University.
Sweeney, Marvin A. 1982 s. Isaiah 1-4 and the post-exilic understanding of
the Isaianic tradition. Ph. D. Diss. Claremont.
ders., 1987. Structure and Redaction in Isaiah 2-4. HAR 11:407-22.
ders., 1994. Sargon’s Threat Against Jerusalem in Isaiah 10,27-32. Bib
75:457-70.
ders., 1996a. The Book of Isaiah as Prophetic Torah. In New Visions of
Isaiah, edd. R. F. Melugin and M. A. Sweeney, 50-67. JSOT
Supplement, no. 214. Sheffield: JSOT.
ders., 1996b. Isaiah 1-39 with an Introduction to Prophetic Literature.
FOTL 16. Grand Rapids: Eerdmans.
Tadmor, H. 1982. The Aramaization of Assyria: Aspects of Western Impact.
In Mesopotamien und seine Nachbarn, edd. H. J. Nissen and J. Renger,
II, 464. Berlin: Reimer.
Talmon, S. 1964. Aspects of the Textual Transmission of the Bible in the
Light of Qumran Manuscripts. Textus 4:95-132.
Talshir, Ziporah. 1996. Towards the Structure of the Book of Kings:
Formulaic Synchronization and Story Synchronism (1 Kings 12- 2
Kings 17). In Texts, Temples and Traditions: A Tribute to Menahem
Haran, ed. Michael V. et al. Fox, 73-87. Winona Lake, IN:
Eisenbrauns.
Talstra, E., F. Postma, and H. A. van Zwet. 1980. Deuterojesaja. Proeve
van automatische tekstverwerking ten dienste van de exegese.
Informatika. Amsterdam: Vrije Univ.
Tate, M. E. 1968. King and Messiah in Isaiah of Jerusalem. Review and
Expositor 65(4):409-21. Louisville, Ky.
ders., 1996. The Book of Isaiah in Recent Study. In Forming Prophetic
Literature: Essays on Isaiah and the Twelve in Honor of John D. W.
Watts, edd. James W. Watts and Paul R. House, 22-56. JSOTSup, no.
235. Sheffield: Sheffield Academic Press.
Taylor, Larry. 1991. The Holy One of Israel is Savior: Theological Themes
in Isaiah. SwJT 34:13-19.
291
Thexton, S. C. 1958. Isaiah 40-66. London: Epworth.
Thiele, Edwin R. 1982. A Chronology of the Hebrew Kings. 6th ed. Grand
Rapids, Mich.: Zondervan.
ders., 1983. The Mysterious Numbers of the Hebrew Kings. Grand Rapids,
Mich.: Zondervan.
Thomas, J. H. 1967. The Authorship of the Book of Isaiah. Restoration
Quarterly: 46-55. Abilene TX.
Todd, V. H. 1972. Prophet without Portfolio. A Study and Interpretation of
Second Isaiah. North Quincy, Mass.: Christopher.
Tom, W. 1959. Welke is de zin van het ‘dubbel ontvangen’ uit Jes 40,2?
Gereformeerd Theologisch Tijdschrift 59:123 s.
Tomasino, Anthony J. 1996. Isaiah 1,1-2,4 and 63-66 and the Composition
of the Isaianic Corpus. In The Prophets: A Sheffield Reader, ed. Philip
R. Davies, 147-63. Sheffield: Sheffield Academic Press.
Torrey, C. C. 1928. The Second Isaiah: A New Interpretation. New York.
ders., 1938. Some Important Editorial Operations in the Book of Isaiah.
Journal of Biblical Literature 57:109-39. 21: Ge 3159.
Tov, Emanuel. 1997. The Text of Isaiah at Qumran. In Writing and reading
the scroll of Isaiah: Studies of an interpretive tradition, Volume Two,
Ed. C. C. Broyles and C. A. Evans, 491-511. VT Suppl. 70,2. Leiden.
Trembelas, P. 1968. Hypomnema eis ton propheten Esaian. Athen: Ekd.
“Soteros”.
Tur-Sinai, N. H. A. 1961. A Contribution to the Understanding of Is 1-12.
ScriptHieros 8:154-88.
Uffenheimer, Benyamin. 1994. The Motif of ‘The Day of God’ in Isaiah 2-4
(Hebrew). Beit Mikra 39:97-132.
ders., 1999. Early Prophecy in Israel. Jerusalem.
Umbreit, F. W. C. 1841. Jesaja. n.p.
Unger, M. F. 1952. Introductory Guide to the Old Testament. Grand Rapids:
Zondervan.
Varenius, August. 1673. Commentarium in Isaiam, Pars I-III. Rostochi.
Vasholz, Robert. 1980. Isaiah versus ‘The Gods’: A Case for Unity.
Westminster Theological Journal 42:389-94.
Venter, P. M. 1989. Jesaja en die kanonvormingsproses vanaf die agste eeu
voor Christus. Hervormde Teologiese Studies 45:527-53.
Verhoef, P. A. 1950. Die vraagstuk van die onvervulde voorsegginge in
verband met Jesaja 1-39. Academisch Proefschrift. Amsterdam /
Kaapstad / Pretoria.
Vermeylen, J. 1972. Structure et composition littéraire d’Is 1-35. Étude
analytique. Ph. D. Diss. Louvain.
292
ders., 1974. La composítion littéraire de l’ ‘Apoc. d’ Isaie’ (Is 24-27).
Ephemerides Theologicae Lovanienses (50):5-38. Leuven.
ders., 1977. Du prophète Isaïe à l’Apocalyptique. Is 1-35: Miroir d’un
demi-millénaire d’expérience religieuse en Israël. Paris: Gabalda.
ders., ed. 1989a. The Book of Isaiah. Leuven.
ders., 1989b. L ‘unité du livre d’ Isaïe. In The Book of Isaiah, ed. J.
Vermeylen, 11-53. Leuven: University.
ders., 1997. Hypothèses sur l’origine d’Isaïe 36-39. In Studies in the Book of
Isaiah. Festschrift Willem A.M. Beuken, edd. J. van Ruiten and M.
Vervenne, 95-118. Leuven.
Vicent, R. 1977. Análisis estructural de Isaías 24-27. La imagen [hombre,
casa, diluvio] como elemento de estructuración. Estudios Bíblicos
36:22-34.
Vieweger, Dieter. 1986. Die Spezifik der Berufungsberichte Jeremias und
Ezechiels im Umfeld ähnlicher Einheiten des Alten Testaments.
Frankfurt a.M.: Lang.
Vincent, J. M. 1977. Studien zur literarischen Eigenart und zur geistigen
Heimat von Jes, Kap. 40-55. Dissertation [Bochum, 1973]. Beiträge
zur biblischen Exegese und Theologie 5. Frankfurt / Bern / Las Vegas:
Lang.
Vine, W. E. 1971. Isaiah: Prophecies, Promises, Warnings. Grand Rapids:
Zondervan.
Vitringa, Campegius. 1714-20. Commentarius in librum prophetiarum
Jesaiae. Leovardiae.
Vogt, Ernst, S.J. 1986. Der Aufstand Hiskias und die Belagerung
Jerusalems 701 v. Chr. analecta biblica 106. Rome: Biblical Institute
Press.
Volz, P. 1932. Jesaia II. Leipzig: Deichertsche Verlagsbuchhandlung.
Vriezen, T. C. 1962. Essentials of the Theology of Isaiah. In Israel’s
Prophetic Heritage; Essays, ed. J. Muilenberg. New York.
Vuk, T. 1979. Wiedererkaufte Freiheit. Der Feldzug Sanheribs gegen Juda
nach dem Invasionsbericht 2 Kö 18,13-16. Thesis. Pontificium
Athenaeum Antonianum. Facultas Hierosolymitana Theologiae
Biblicae.
Waard, Jan de. 1997. A Handbook on Isaiah, Textual Criticism and the
Translator, Volume I. Winona Lake.
Wade, G. W. 1929 <1911>. The Book of the Prophet Isaiah with
Introduction and Notes. London.
293
Wagner, Renate. 1989. Textexegese als Strukturanalyse: Sprachwissenschaftliche Methode zur Erschliessung althebräischer Texte am
Beispiel des Visionsberichtes Jes 6,1-11. St. Ottilien: EOS-Verl.
Wagner, Siegfried. 1991. Franz Delitzsch: Leben und Werk. 2. Auflage.
Gießen: Brunnen.
Wahl, Harald-Martin. 1994. Die Überschriften der Prophetenbücher. Anmerkungen zu Form, Redaktion und Bedeutung für die Datierung der
Bücher. ETL 70:91-104.
Waldow, H. E. von 1953. Anlass und Hintergrund der Verkündigung des
Deutero-Jesaja. Ph. D. Diss. Bonn.
ders., 1968. The Message of Deutero-Isaiah. Interpretation 22:259-87.
Wallis, G. 1970. Gott und seine Gemeinde. Eine Betrachtung zum Tritojesaja-Buch. Theologische Zeitschrift 27:182-200.
ders., 1971. Das Jesaja-Buch. Die Zeichen der Zeit 25:201-06.
ders., ed. 1990. Erfüllung und Erwartung: Studien zur Prophetie auf dem
Weg vom Alten zum Neuen Testament. Berlin.
Waltke, Bruce K., M. O’Connor, and . 1990. An Introduction to Biblical
Hebrew Syntax. Winona Lake, Ind.
Walton, J. H. 1985. New Observations on the Date of Isaiah. JETS 28:12932.
Ward, J. M. 1968. The Servant Songs in Isaiah. Review and Expositor
65(4):433-46. Louisville, Ky.
ders., 1976. Isaiah. In IDB, Sup, 456-61. Nashville.
Watson, W. G. E. 1972 /73. The Language and Poetry of the Book of Isaiah
in the Light of Recent Research in North-West Semitic. Ph. D. Diss.
Aberdeen.
ders., 1984. Classical Hebrew Poetry. A Guide to its Technics. JSOT
Supplement 26. Sheffield: JSOT.
Watts, J. W. 1995. Song and the Ancient Reader. Perspectives in Religious
Studies 22:135-47.
Watts, James W., Paul R. House, edd. 1996. Forming Prophetic Literature:
Essays on Isaiah and the Twelve in Honor of John D. W. Watts.
JSOTSup, no. 235. Sheffield: Sheffield Academic Press.
Watts, John D. W. 1985. Isaiah 1-33. Word Commentary 24. Waco: Word.
ders., 1986. The characterization of Yahweh in the vision of Isaiah. Review
and Expositor (83):439-50.
ders., 1987. Isaiah 34-66. Word Commentary 25. Waco: Word.
Watts, Rikki E. 1990. Consolation or Confrontation? - Isaiah 40-55 and the
Delay of the New Exodus. Tyndale Bulletin 41(1):31-59.
294
Webb, Barry. 1996. The Message of Isaiah: On Eagles’ Wings. Leicester.
Webb, Barry G. 1990. Zion in transformation. A Literary Approach to
Isaiah. In The Bible in Three Dimensions, Ed. D. J. A. Clines, S. E.
Fowl, and S. A. Porter, 65-84. Sheffield.
Webster, Edwin C. 1990. The Rhetoric of Isaiah 63-65. Journal for the
study of the Old Testament 13(47):89-102.
Wegner, Paul D. 1992. An Examination of Kingship and Messianic
Expectation in Isaiah 1-35. Lewiston, N.Y.
Weiland, J. S. 1964. Jesaja. Commentaar. Amsterdam: De Bezige Bij.
Weinberg, Zwi. 1980. Jacob Barth’s (1851-1914) lectures on Isaiah in the
Berlin Rabbinical Seminary (Hebr.). In Mem. Arie Toeg, 229-41.
Weiser, A. 1966. Einleitung in das Alte Testament. 6th ed. Göttingen:
Vandenhoeck und Ruprecht.
Werlitz, Jürgen. 1997. Vom Knecht der Lieder zum Knecht des Buches: Ein
Versuch über die Ergänzungen zu den Gottesknechtstexten des
Deuterojesajabuches. ZAW 109:30-43.
Werner, Wolfgang. 1982. Eschatologische Texte in Jesaja 1-39. Dissertation [Augsburg 1982]. Dir. Kilian. Forschung zur Bibel 46. Würzburg:
Echter.
Westermann, C. 1964. Grundformen prophetischer Rede. 2. Aufl. München.
ders., 1970. Das Buch Jesaja - Kapitel 40-66. Göttingen.
ders., 1981. Sprache und Struktur der Prophetie Deuterojesajas. Calwer
Theologische Monographien 11. Stuttgart.
Whitcomb, J. C., Jr. 1974. Cyrus in the Prophecies of Isaiah. In The Law
and the Prophets, Festschrift: O. T. Allis, ed. J. H. Skilton, 388-401.
Nutley, N. J.: Presbyterian & Reformed.
Whitehouse, O. C. 1905-9. Isaiah. Edinburgh.
Whybray, R. N. 1975. Isaiah. New Century Bible. London: Oliphants.
ders., 1983. The Second Isaiah. Old Testament Guides. Sheffield: JSOT
Press.
ders., 1986. Two recent studies on Second Isaiah. Journal for the study of
the Old Testament 34:109-17.
Widengren, G. 1976 s. The Gathering of the Dispersed. Svensk exegetisk
årsbok 41s:224-34.
Widyapranawa, S. H. 1990. The Lord is Savior: Faith in National Crisis. A
Commentary on the Book of Isaiah 1-39. International Theological
Commentary. Grand Rapids: Eerdmans.
Wieringen, A. L. H. M. van. 1989. Jesaja 40,1-11: Eine dramalinguistische
Lesung von Jesaja 6 her. BN (49):82-93.
295
ders., 1993. Analogies in Isaiah, Vol. A: Computerized Analysis of Parallel
Text between Isaiah 56-66 and Isaiah 40-66; Vol. B: Computerized
Concordance of Analogies between Isaiah 56-66 and Isaiah 40-66.
Amsterdam.
Wiklander, Bertil. 1984. Prophecy as literature; a text-linguistic and rhetorical approach to Is 2-4. Coniectanea Biblica OT 22. Malmö: Liber.
Wildberger, H. 1960. Die Thronnamen des Messias, Jes 9,6b. Theologische
Zeitschrift (Basel) 16:314-32.
ders., 1972. Jesaja, 1. Teilband: Jesaja 1-12. Biblischer Kommentar AT
10,1. Neukirchen: Neukirchener Verlag.
ders., 1978. Jesaja, 2. Teilband: Jesaja 13-27. Biblischer Kommentar AT
10,2. Neukirchen: Neukirchener Verlag.
ders., 1982. Jesaja, 3. Teilband: Jesaja 28-39. Biblischer Kommentar AT
10,3. Neukirchen: Neukirchener Verlag.
ders., 1984. Königsherrschaft Gottes; Jesaja 1-39, Teil I. Das Buch, der
Prophet Jesaja und seine Botschaft; Teil II. Die Nachfahren des
Propheten und ihre Verkündigung; der Text. Neukirchen: Neukirchener Verlag.
Wilke, Fritz. 1905. Jesaja und Assur. Eine exegetisch-historische
Untersuchung zur Politik des Propheten Jesaja. Leipzig.
Williams, D. L. 1968. The Message of the Exilic Isaiah. Review and
Expositor 65(4):423-32. Louisville, Ky.
Williamson, H. G. M. 1990. Isaiah 63,7 - 64,11. Exilic Lament or PostExilic Protest? Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft
102(1):48.
ders., 1993. First and Last in Isaiah. In Of Prophets’ Visions and the
Wisdom of Sages: Essays in Honour of R. Norman Whybray on His
Seventieth Birthday, edd. H. A. Mckay and D. J. A. Clines, 95-108.
JSOT suppl. 163. Sheffield.
ders., 1994. The Book Called Isaiah: Deutero-Isaiah’s Role in Composition
and Redaction. Oxford.
ders., 1995. Isaiah and the Wise. In Wisdom in Ancient Israel: Essays in
Honour of J. A. Emerton, ed. John et al. Day, 133-41. Cambridge.
ders., 1996. Hezekiah and the Temple. In Texts, Temples and Traditions: A
Tribute to Menahem Haran, ed. Michael V. et al. Fox, 47-52. Winona
Lake, IN.
ders., 1998. Variations on a Theme: King, Messiah and Servant in the Book
of Isaiah. Carlisle.
Willis, John T. 1980. Isaiah. Living Word Commentary OT. Austin: Sweet.
296
Willmes, B. 1990. Gott erlöst sein Volk. Gedanken zum Gottesbild
Deuterojesajas nach Jes 43,1-7. Biblische Notizen (51):61.
Wilson, Andrew. 1986. The nations in Deutero-Isaiah. Lewiston, N.Y.
Winckler, H. 1892. Beiträge zur Quellenscheidung der Königsbücher. In
Altestamentliche Untersuchungen, by H. Winckler. Leipzig.
Wischnowsky, Marc. 1993. Das Buch Deuterojesaja: Komposition und
Wachstum in Jes 40-55. BN 69:87-96.
Wonneberger, Reinard. 1984. Understanding BHS - A Manual for the Users
of Biblia Hebraica Stuttgartensia. Übers. Dwight R. Daniels. Rom.
Wordsworth, W. A. 1939. En-Roeh. The Prophecies of Isaiah. Edinburgh.
Worgul, John E. 1990. The Quatrain in Isaianic Poetry. GTJ 11:187-204.
Wright, G. E. 1965. Isaiah. Layman’s Bible commentary 11. London: SCM.
Yadin, Y. 1957. Commentaries on Gen 49 and Is, from Qumran Cave 4.
Israel Exploration Journal 7:66 ss.
Young, E. J. 1952. Isaiah 53. Grand Rapids: Eerdmans.
ders., 1954. Studies in Isaiah. Grand Rapids, Mi: Eerdmans.
ders., 1958. Who Wrote Isaiah? Grand Rapids: Eerdmans.
ders., 1965. The Book of Isaiah, I: Ch. 1-18. NICOT. Grand Rapids:
Eerdmans.
ders., 1969. The Book of Isaiah, II: Ch. 19-39. NICOT. Grand Rapids:
Eerdmans.
ders., 1972. The Book of Isaiah, III: Ch. 40-66. NICOT. Grand Rapids:
Eerdmans.
ders., 1977. An introduction to the Old Testament. Grand Rapids:
Zondervan.
Young, F. W. 1955. A Study of the Relation of Isaiah to the Fourth Gospel.
Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der
älteren Kirche 46:215-33.
Youngblood, Ronald F. 1993. The Book of Isaiah: An Introductory
Commentary. 2nd ed. Grand Rapids.
Zapff, Burkard M. 1995. Schriftgelehrte Prophetie - Jesaja 13 und die
Komposition des Jesajabuches: Ein Beitrag zur Erforschung der
Redaktionsgeschichte des Jesajabuches. FB 74. Würzburg: Echter.
Zeidel, M. 1970. Parallelae textuales in Is et Jer (Hebr.). Jerusalem.
Zenger, Erich. 1998. Einleitung in das Alte Testament. 3., Neu Bearb. und
Erw. Aufl. Stuttgart.
Ziegler, J. 1934. Untersuchungen zur Septuaginta des Buches Isaias.
Alttestamentliche Abhandlungen XII,3. Münster.
ders., 1948. Isaias. Echterbibel AT, 5. Würzburg: Echterverlag.
297
ders., 1967. Isaias. Septuaginta. 2., Durchges. Aufl. Vetus Testamentum
Graecum auctoritate academiae litterarum Gottingensis editum Vol.
XIV. Göttingen.
ders., ed. 1975. Eusebius Werke. Neunter Band: Der Jesajakommentar.
Berlin.
Zijl, J. B. Van. 1979. A Concordance to the Targum of Isaiah. Society of
Biblical Literature: Aramaic Studies 3.
Zimmerli, W. 1950. Zur Sprache Tritojesajas. SchwTUm 20:109-22.
ders., 1974. Jesaja und Hiskia. In Studien zur alttestamentlichen Theologie
und Prophetie, Zimmerli, 88-103. München: Kaiser.
ders., 1995. From Prophetic Word to Prophetic Book. In The Place is Too
Small for us: The Israelite Prophets in Recent Scholarship, ed. Robert
P. Gordon. Sources for Biblical and Theological Study, no. 5. Winona
Lake, IN: Eisenbrauns.
Zurro, Rodriguez E. 1970. Filología y crítica textual en Is 40-55. Burgense
11:81-116.
Zvi, E. Ben. 1990. Who Wrote the Speech of Rabshakeh and When? Journal
of Biblical Literature 109:79-92.
ders., 1991. Isaiah 1,4-9, Isaiah, and the Events of 701 BCE in Judah.
Scandinavian Journal of the Old Testament (1):95-111.
ders., 1993a. History and Prophetic Texts. In History and Interpretation:
Essays in Honour of John H. Hayes, ed. M. P. Graham, W. P. Brown,
and J. K. Kuan, 106-20. JSOT suppl. 173. Sheffield.
ders., 1993b. Understanding the Message of the Tripartite Prophetic Books.
ResQ 35:93-100.
Zwingli, Ulrich. 1529. Complanationis Isaiae Prophetae (1529). Zürich.
Zyl, A. H. van. 1962. Isaiah 24-27: Their Date of Origin. Ou-Testamentiese
Werkgemeenskap in Suid-Afrika 5:44-57.
298
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abkürzungen der biblischen Bücher
Gen.
Ex.
Lev.
Num.
Dt.
Jos.
Ri.
Rt.
1.Sam.
2.Sam.
1.Kg., 1 Kg
2.Kg., 2 Kg
1.Chr.
2.Chr.
Esra
Neh.
Est.
Hi.
Ps.
Spr.
Prd.
Hl.
Jes.
Jer.
Klg.
Hes.
Dan.
Hos.
Joel
Am.
Obd.
Jona
Mi.
Nah.
Genesis
Exodus
Levitikus
Numeri
Deuteronomium
Josua
Richter
Ruth
1. Samuel
2. Samuel
1. Könige
2. Könige
1. Chronik
2. Chronik
Esra
Nehemia
Ester
Hiob
Psalmen
Sprüche
Prediger
Hohelied
Jesaja
Jeremia
Klagelieder
Hesekiel
Daniel
Hosea
Joel
Amos
Obadja
Jona
Micha
Nahum
299
Hab.
Zeph.
Hag.
Sach.
Mal.
Habakuk
Zephanja
Haggai
Sacharja
Maleachi
Abkürzungen allgemeiner Art
1Q-a
A // B
AT, A.T.
atl.
Aufl.
Bd., Bde.
bes.
cf.
d.h.
Diss.
ed., edd.
et al.
f, ff
H.
Hg.
Jhd.
Kap., Kp., Kp
LXX
m.a.W.
m.E.
MT
no.
NT, N.T.
o.a.
o.c.
OT.
p., pp.
sog.
s.
S.
300
Die große Jesajarolle “A” aus Qumran
(Text) A ist parallel zu (Text) B
Altes Testament
alttestamentlich
Auflage
Band, Bände
besonders
confer
das heisst
Dissertation
edidit, ediderunt; bei engl. Büchern: ed. = edition
et alii, und andere
folgende
Heft
Herausgeber
Jahrhundert
Kapitel
Septuaginta
mit anderen Worten
meines Erachtens
Masoretischer Text
Numero, numero
Neues Testament
oder andere(s)
opus citatum
Old Testament, Oude Testament
pagina, paginae, Seite, Seiten
sogenannt
siehe
Seite, Seiten
s,sq., sqq.
suppl.
s.v.
TM
u.a.
u.E.
V., VV.
v.Chr.
Verf.
vol., vols.
z.B.
z.T.
sequens, sequentes
supplementum, supplement
sub verbo
Textus Masoreticus
und andere(s), unter anderem
unseres Erachtens
Vers, Verse
vor Christus
Verfasser
volume, volumes
zum Beispiel
zum Teil
Abkürzungen von Kommentaren:
AB
ATD
BAT
BBC
BKAT
BWANT
CBC
FOTL
HK
HSAT
IB
ICC
ITC
KAT
KEH
LBBC
LSB
NCBC
Anchor Bible
Das Alte Testament Deutsch, edd. Herntrich und Weiser,
Göttingen
Die Botschaft des Alten Testaments, Stuttgart
Broadman Bible Commentary, ed. Allen, Nashville
Biblischer Kommentar Altes Testament, edd. Herrmann und
Wolff, Neukirchen
Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament,
Stuttgart
Cambridge Bible Commentary
The Forms of the Old Testament Literature
Handkommentar zum A.T., ed. Nowack, Göttingen
Die Heilige Schrift des A.T., edd. Feldmann und Herkenne,
Bonn
Interpreter’s Bible
International Critical Commentary
International Theological Commentary
Kommentar zum Alten Testament, ed. E. Sellin, Leipzig
Kurzgefaßtes exegetisches Handbuch zum AT, begründet
von Hitzig u.a., Leipzig
Layman’s Bible Book Commentary, Nashville
La Sainte Bible, edd. Pirot und Clamer, Paris
New Century Bible Commentary, Grand Rapids
301
NICOT
SAT
TBC
ThHB
ZBK
New International Commentary on the Old Testament
Die Schriften des A.T.’s, ed. Gunkel, Göttingen
Torch Bible Commentary, London
Theologisch homiletisches Bibelwerk, ed. Lange, Bielefeld
und Leipzig
Zürcher Bibelkommentare
Abkürzungen weiterer Bücher, Encyclopädien, Zeitschriften usw.
ACEBT
AJSL
AnBib
BLit
BEvTSoc
Bib
BJRL
BN
BHS
BS
BTB
BZ
BZAW
CBQ
CTR
Did
ETL
FRLANT
GTJ
HAR
IBD
Int
JBL
JR
302
Amsterdamse Cahiers voor Exegese en Bijbelse Theologie,
Amsterdam,
American Journal of Semitic Languages and Literatures
Analecta Biblica. Investigationes scientificae in res biblicas,
Rom
Bibel und Liturgie, Klosterneuburg, Österreich
Bulletin of the Evangelical Theological Society
Biblica, Rom
Bulletin of the John Rylands University Library of
Manchester
Biblische Notizen, München
Biblia Hebraica Stuttgartensia
Bibliotheca Sacra, Dallas
Biblical Theology Bulletin, Rom
Biblische Zeitschrift, Paderborn
Beiheft zur Zeitschrift für die alttestamentliche
Wissenschaft
Catholic Biblical Quarterly, Washington, DC
Criswell Theological Review, Dallas
Didaskalia, Lissabon, Portugal
Ephemerides Theologicae Lovanienses, Leuven
Forschungen zur Religion und Literatur des A und NT,
Göttingen
Grace Theological Journal, Winona Lake IN
Hebrew Annual Review, Ohio State University
The Illustrated Bible Dictionary, Gladstone, M. <Hg.> et al
Interpretation
Journal of Biblical Literature
Journal of Religion.
JOTT
JSOT
Journal of Translation and Textlinguistics, Dallas
Journal for the Study of the Old Testament, Sheffield
KB
Köhler/Baumgartner, Lexicon in Veteris Testamenti libros,
Leiden: 1953
LS
Louvain Studies, Leuven
LÜ
Luther-Übersetzung, Wien: 1972 (AT-Revision von 1964)
MTZ
Münchener Theologische Zeitschrift, St. Ottilien
OTE
Old Testament Essays, Pretoria
OTS
Oudtestamentische Studiën, Leiden
REÜ
Revidierte Elberfelder Übersetzung, Wuppertal: 1986
ResQ
Restoration Quarterly, Abilene
SchwTUm
Schweizerische Theologische Umschau
SJOT
Scandinavian Journal of Old Testament, Oslo, Norwegen
StTextsDesJud Studies on the texts of the desert of Judah
SwJT
Southwestern Journal of Theology, Fort Worth, TX
TBT
The Bible Today, Collegeville MN
ThLZ
Theologische Literaturzeitung, Leipzig
ThR
Theologische Rundschau, Tübingen
VT
Vetus Testamentum
WMANT
Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen
Testament
ZAW
Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft
ZKT
Zeitschrift für katholische Theologie, Innsbruck, Österreich
ZTK
Zeitschrift für Theologie und Kirche, Tübingen
303
AUTORENREGISTER
Aalders, G. Ch. 40
Achtemeier, E. 53
Ackroyd, P. 53, 58-59, 60, 63-65,
67, 72, 87, 99, 121, 122, 224
Adams, L. 50-51
Albertz, R. 30, 117
Alexander, J. 34
Allis, O.T. 41-42, 213
Aner, K. 19
Auvray, P. 27
Barré, M. 163
Barr, J. 62, 93
Barstad, H. 213
Bartelt, A. 196
Barth, H. 29, 60, 69, 125
Barthélemy, D. 150, 153, 161,
170, 176, 181, 182, 183,
185, 186, 188
Barton, J. 85-86, 100, 101
Bastiaens, J. 51
Becker, J. 57, 92, 93, 95, 99
Begrich, J. 29, 163
Bentzen, A. 27
Berges, U. 54, 90-93, 96, 98, 99,
100, 198, 202, 204, 205
Beuken, W. 30, 71, 72, 79, 80,
93, 97, 98, 123
Bonnard, P. 28, 58, 99
Borowski, O. 127, 128
Boutflower, C. 27
Brownlee, W. 3, 56, 72, 87, 98
Bruce, F. 23
Brueggemann, W. 68, 69
Budde, K. 28
Bush, F. 25, 40
304
Butler, T. 28
Calderone, P. 219
Callaway, J. 56
Calvin, J. 5, 6, 8
Carlebach, J. 44
Carr, D. 82, 98
Caspari, C. 38
Catastini, A. 191
Charpentier, E. 205
Cheyne, T. 27
Childs, B. 1, 21, 57, 61-62, 68,
75, 92, 93, 96, 99, 112,
113, 124, 172, 215
Clements, R. 27, 30, 53, 65, 66,
68, 86, 93, 97, 99, 113,
114, 121, 124, 132
Clifford, R. 81, 97
Cobb, W. 40, 214
Coetzee, J. 78, 99
Cohen, C. 128-129, 132, 154
Collins, C. 189
Collins, T. 225
Conrad, E. 29, 72-73, 81, 97, 99,
216, 217, 220
Cornill, C. 52, 54
Cramer, K. 29
Danell, G.A. 25
Delekat, L. 137
Delitzsch, Franz 27, 36-40, 53
Dennefeld, L. 28
Döderlein, J. 1, 10, 18-21
Drechsler, M. 38
Driver, G. 163
Driver, S.R. 107
Duhm, B. 1, 23-24, 26, 27, 28,
40, 47, 53
Dumbrell, W. 69, 96
Eaton, J. 29, 53, 65, 96
Eichhorn, J. 10,18, 20
Eichrodt, W. 27
Eissfeldt, O. 25, 108
Elliger, K. 28, 29, 136
Erlandsson, 198-201
Evans, C. 56, 72, 87, 98
Feldmann, F. 28, 44
Fischer, I. 86, 97
Fischer, J. 28, 44, 136, 185, 186,
187, 188, 189
Fohrer, G. 28, 29, 53, 57, 108,
125, 196
Franke, C. 88, 92, 97
Fritsch, C. 137
Fullerton, K. 108, 124, 127
Gamper, A. 30
Geisler, N. 10
Gesenius, A 17
Gesenius, W. 20-21, 63, 99, 102,
104, 105, 113, 118, 124,
155, 162, 165, 188, 191
Gitay, Y. 227
Glahn, L. 28
Gonçalves, F. 114, 124
Gosse, B. 196
Gottwald, N. 68
Gozzo, S. 44
Graffy, A. 30
Gray, B. 27
Gressmann, H. 29
Grotius, H. 5ff
Groves, J. 224
Gunkel, H. 29
Hahn, H. 38
Hanson, P. 29
Haran, M. 205
Hardmeier, C. 1, 29, 117
Hardt, H. von der 10, 15-17
Harrison, R. 3, 4, 25, 27, 28, 40,
193
Hayes, J. 115, 124
Heßler, E. 72, 98, 99
Helfmeyer, F. 108
Hengstenberg, E. 18, 32-34, 36
Herbert, A. 27
Hermisson, H.-J. 30
Herodot 108
Hieronimus 4
Hill, W. 53
Hitzig, F. 105, 124
Holladay, W. 53
Holter, K. 84, 98
Honeycutt, R. 108
Honor, L. 110, 124
House, P. 197
Hubbard, D. 25
Irvine, S. 115, 124
Irwin, W. A. 125
Jepsen, A. 191
Jones, D. 53
Joüon, P. 147, 178, 184
Jüngling, H.-W. 44
Kaiser, O. 27, 28, 108, 166
Kaminka, A. 44
Kasher, A. 46
Kelley, P. 28
Kilian, R. 29
Kissane, E. 28
Kitchen, K. 129-131, 134
Klostermann, A. 40, 53
Knight, G. 28, 108
Köhler, L. 28
König, E. 25, 26, 28, 147, 150,
182
305
Konkel, A. 146
Kooij, A. 136-139, 149, 166
Koppe, J. 10, 18-19
Kruger, H. 90, 228
Kuan, J. 203
Kuenen, A. 105, 107, 124
Kugele, M. 49
Külling, S. 25, 33
Kutscher, E. 137
Laato, A. 116, 124, 128, 147
Lack, R. 30, 58, 98, 209
La Sor, W. 25, 40
Leclant, J. 131
Leene, H. 29
Leslie, E. 28
Liebreich, L. 54-55, 56, 58, 98
Lods, A. 107
Lowth, R. 19
Luc, A. 196
Luther, M. 5
Luzzatto, S. 38
Manahan, R. 42
Margalioth, R. 4, 45, 238, 239
Margaliouth, G. 53
Marti, K. 27
Matheus, F. 79, 92, 93, 96, 97, 99
McKenzie, J. 28, 53
McLaughlin, J. 84, 97
Meade, D. 108
Meinhold, J. 126-127
Melugin, R. 29, 30, 59, 67, 68,
81, 87, 88, 89, 99
Merendino, R. 30
Merrill, E. 30, 135, 193
Mettinger, T. 205
Millard, A. 131-133, 176
Miller, R. 46
Miscall, P. 81, 92, 95
306
Möller, H. 15ff, 41
Möller, W. 41
Morrow, F. 189
Morton, A. 49
Motyer, J. 82-83, 96, 97, 100,
124
Mowinckel, S. 29, 53, 107
Muilenburg, J. 28
Murtonen, A. 30
Nägelsbach, C. 37, 105
North, C. 28, 211
O’Connell, R. 84, 94, 98
O’Connor, M. 145
Oesterley, W. 107
O’Kane, M. 108
Olmstead, A. 109, 110, 124
Orelli, C. von 27
Orlinsky, H. 137, 164, 165, 169,
174, 175, 186
Oswalt, J. 72, 100, 101, 124,
204, 210
Ottley, R. 136
Parvish, S. 8
Paul, M. 94
Paulus, H. 16, 103, 104, 190
Payne, J. 42-43, 124
Pfeiffer, R. 52
Polan, G. 30, 205
Pope, M. 69, 98, 203
Postma, F. 51
Procksch, O. 27, 172
Radday, Y. 44, 47-51
Rendtorff, R. 67-68, 75, 92, 93,
98, 99, 117
Richards, K. 56
Roberts, J. 63, 96
Rowley, H. 111, 112, 124, 134,
211
Ruprecht, E. 117-118, 124
Sawyer, F. 126
Saydon, P. 107
Schedl, C. 58, 98
Schneider, D. 74-76
Schoors, A. 30
Schreiner, J. 53, 108
Schultz, R. 86
Scott, R. 27, 108
Seeligmann, I. 137
Seitz, C. 76-78, 80-81, 87, 92, 91,
92, 93, 94, 96, 97, 100, 113,
114, 119-122, 124, 171
Sheppard, G. 69, 80, 93, 98
Skinner, J. 27
Smart, J. 28
Smelik, K. 113, 118-119, 124
Smith, G. 27
Sommer, B. 89
Spinoza, B. 10-16, 31
Spykerboer, H. 59, 98
Stade, B. 105-108, 110-116, 119,
124, 126
Stansell, G. 88, 96-98, 201
Steck, O. 69, 93, 98
Steinmann, J. 28
Steuernagel, C. 107
Stier, R. 35
Stoll, C. 25, 41
Stuhlmueller, C. 30
Sweeney, M. 59, 68, 81, 87-89,
93, 97, 98
Tadmor, H. 129
Talstra, E. 51
Thiele, E. 134
Thomas, J. H. 42
Torrey, C. 28
Tov, E. 138-139
Vasholz, R. 42, 228
Vermeylen, J. 1, 29, 52, 53, 7879, 93, 96, 123, 124
Vincent, J. 4, 8, 18-20, 30
Vitringa, C. 5, 8-9, 15, 190
Vogt, E. 115
Volz, P. 26, 27, 28
Vriezen, T. 125
Wade, G. 27
Wallis, G. 108
Waltke, B.K. 145
Watts, J. 4, 70, 71, 86, 92, 95,
98, 150, 187, 188
Webb, B. 86, 92, 96
Webb, B.G. 80
Webster, E. 55
Westermann, C. 28, 30
Whitcomb, J. 42
Whybray, R. 28, 30, 67, 92, 96
Wiklander, B. 68, 98
Wildberger, H. 27, 54, 62-63,
99, 100, 124, 191
Wilke, F. 127
Williamson, H. 84, 93, 101, 122
Winckler, H. 108, 111
Wordsworth, W. 41
Youngblood, R. 124
Young, E. 28, 29, 41, 43, 124,
134, 161
Yoyotte, J. 131
Zenger, E. 44
Ziegler, J. 53, 136
Zimmerli, W. 125
Zvi, Ehud Ben 126
Zwet, H.A. van 51
Zwingli, H. 5
307
Eddy Lanz lebt mit seiner
Frau in Pakistan. Sie haben
sieben Kinder im Alter von
16 bis 29 Jahren. Er ist seit
28 Jahren als theologischer
Lehrer tätig.
Copyright © 2015 Eddy Lanz.
Permission is granted to copy, distribute and/or modify this document under the terms of the GNU Free
Documentation License, Version 1.3 or any later version published by the Free Software Foundation; with
no Invariant Sections, no Front-Cover Texts, and no
Back-Cover Texts.