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Der ungeteilte Jesaja

In dieser Arbeit zum Jesajabuch soll es sowohl um die Komposition des Jesajabuches auf dem Hintergrund des modernen Forschungstrends (Kap. 2.3) gehen als auch um eine spezielle geschichtliche Fragestellung in diesem Zusammenhang: Die geschichtlichen Kapitel Jes 36-39, die sich ganz ähnlich auch in 2 Kg 18-20 finden, spielen m.E. eine Schlüsselrolle bei jedem Verständnis der Komposition des Jesajabuches, sei es bei der älteren literarkritischen Forschung (siehe 1.2) oder auch bei der neueren (siehe 2.3). Je nachdem, wie das Zueinander der Jesaja- und Königekapitel gesehen wird, ergeben sich historische Konsequenzen als Ergebnis (Kap. 3). Ent- scheidet man sich nach einer eingehenden Untersuchung für eine wahr- scheinliche Priorität der Jesajakapitel vor den entsprechenden Könige- kapiteln mit einer Abhängigkeit der letzteren von den ersteren, so können dabei Hinweise auf die Entstehungszeit nicht nur dieser Kapitel, sondern auch ihres Kontextes im Gesamtaufbau (Kap. 4) gewonnen werden.

Eddy Lanz Der ungeteilte Jesaja Neues Licht auf eine alte Streitfrage Rawalpindi Eved Adonai - Jes 53,11 2015 INHALT Einleitung 1 1.1 1.2 1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.3 1.3.1 1.3.2 1.3.3 1.3.4 1.3.5 1.3.6 1.3.7 1.3.8 1.4 2 2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 2.1.5 1 Der Weg zur kritischen Aufteilung des Jesajabuches und 3 die Bedeutung von Jes 36-39 in diesem Zusammenhang Die Einheit Jesajas im antiken Judentum und der alten Kirche als Normalsicht Die alte Wahrnehmung eines Gliederungseinschnittes zwischen Kp. 36-39 und 40ff ohne kritische Jesajaaufteilung Johannes Calvin Hugo Grotius Campegius Vitringa Der Schritt zur kritischen Aufteilung des Jesajabuches Baruch Spinoza Hermann von der Hardt J.B. Koppe J.C. Döderlein J.G. Eichhorn Wilhelm Gesenius B. Duhm Die nachfolgende Zeit Thesenhafte Zusammenfassung über den Weg zur kritischen Aufteilung 3 4 5 6 8 10 10 15 18 19 20 21 23 25 30 Auf der Suche nach der Einheit des Jesajabuches und 32 die Bedeutung von Jes 36-39 in diesem Zusammenhang Die Einheit Jesajas bei Bestreitern der aufkommenden kritischen Aufteilung des Jesajabuches E.W. Hengstenberg Joseph Addison Alexander Rudolf Stier Franz J. Delitzsch Die nachfolgende Zeit 32 32 34 35 36 40 2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.3 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.3.3.1 2.3.3.2 2.3.3.3 2.3.3.4 2.3.3.5 2.4 3 3.1 3.2 3.3 3.3.1 3.3.2 3.3.2.1 3.3.2.2 3.3.2.3 3.3.2.4 3.3.2.5 Die Beantwortung der Frage nach der Einheit auf dem 46 Wege computergestützter sprachstatisischer Untersuchungen Asa Kasher 45 Yehuda T. Radday 45 Larry La Mar Adams 48 Die jüngere Suche nach der Einheit Jesajas 52 Anfängliche Versuche, auf dem Hintergrund 52 der Teilungshypothesen die Einheit zu erklären. Das neuerwachte Interesse an der 54 Einheit des Jesajabuches Zusammenfassende Beobachtungen zur 92 jüngeren Suche nach der Einheit Jesajas Die Betonung der Endgestalt 92 Die redaktionskritische Erklärung 93 Zentrale verbindende Themen 96 Strukturbeobachtungen 98 Die Bedeutung von Jes 36-39 in der Gesamtkomposition 99 Thesenhafte Zusammenfassung über die Einheitssuche und 101 die Bedeutung von Jes 36-39 in diesem Zusammenhang Die Beziehung von Jes 36-39 zu 2 Kg 18-20 und ihre Bedeutung für die Entstehung von Jes 36-39 Geschichtlicher Überblick über die Forschung zur Beziehung von Jes 36-39 und 2 Kg 18-20 Die Frage der Geschichtlichkeit von Jes 36-39 in Zusammenhang mit der Frage der Beziehung von Jes 36-39 zu 2 Kg 18-20 Der Textvergleich beider Berichte und seine Bedeutung für die Prioritätsfrage Der Textvergleich Auswertung des Textvergleiches Nur Punktuation anders Plene- und Defektivschreibung Unterschiede bei Schreibweisen von Namen Andere unterschiedliche Schreibweisen oder Varianten desselben Wortes Unterschiedliche Reihenfolge der Wörter 103 103 125 136 136 144 145 146 147 150 151 3.3.2.6 3.3.2.7 3.3.2.8 3.3.2.9 3.3.2.10 3.3.3 4 Überhänge des einen gegenüber dem anderen Text Kleine z.T. stilistische Unterschiede Kontextuell erklärbare Unterschiede, andere Wortwahl Unterschiedlich plazierter / bearbeiteter Text Klassische “textkritische” Unterschiede Thesenhafte Zusammenfassung über die Auswertung des Textvergleiches Jes 36-39 und die Komposition des Jesajabuches 4.1 4.1.1 4.1.1.1 4.1.1.1.1 4.1.1.1.2 4.1.1.1.3 4.1.1.1.4 4.1.2 4.1.2.1 4.1.2.2 4.1.2.3 4.1.3 4.1.3.1 4.1.3.2 4.1.3.2.1 4.1.3.2.2 4.1.3.2.3 4.1.3.3 4.2 Ein Vorschlag für den Aufbau des Jesajabuches Ein Vorschlag für den Aufbau von Jes 1-35 Strukturhinweise innerhalb von Jes 1-35 Die Überschriften in 1,1; 2,1 und 13,1 Die Verwendung des Wortes ‫ ַמ ָּׂשא‬in Jes 13-23 Die Verwendung des Wortes ‫ הֹוי‬in Jes 28-33 Grobgliederung für Jes 1-35 Ein Vorschlag für den Aufbau von Jes 40-66 Strukturhinweise innerhalb von Jes 40-66 Gliederung von Jes 40-66 Die ‫עבדי יהוה‬ Der Platz von Jes 36-39 im Aufbau des Jesajabuches Zeit und Ort im Jesajabuch Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu 1-35 Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu Jes 1 Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu Jes 2-12 Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu Jes 13-35 Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu 40-66 Die Kombination der Stellung von Jes 36-39 im Buch mit der Jesajapriorität und ihren Konsequenzen Literaturverzeichnis Abkürzungsverzeichnis Autorenregister 153 177 179 183 184 190 195 195 195 195 195 198 201 203 204 204 208 209 212 212 215 215 216 221 224 241 243 299 304 Einleitung In den letzten Jahrzehnten befindet sich die Jesajaforschung in einem Umbruch.1 Bezeichnend ist, daß in diesem Zusammenhang die Frage einer „Einheit“ Jesajas offen angesprochen und reflektiert wird.2 Döderlein hatte 17753 die Kapitel Jes 40-66 als eigenständiges Werk von Jes 1-39 abgetrennt und damit die moderne Forschungsgeschichte zu Jesaja eröffnet. Einen weiteren literarkritischen Meilenstein setzte Duhm 18924, indem er in den Kapiteln 40-66 neben einem „zweiten Jesaja“ (40-55) noch einen „dritten“ identifizierte (56-66). Man kann sagen, daß seit 1775 etwa 200 Jahre lang eine literarkritische Arbeit am Jesajabuch dominierte, die eigentlich immer mehr Verfasser, Redaktoren, Kompilatoren, Schichten „entdeckte“. Aber in etwa seit den 70er Jahren haben immer mehr Autoren Artikel oder Monographien hervorgebracht, die verbindende Linien zwischen den einzelnen „Teilen“ des Buches nachzeichnen und von einer meist redaktionskritisch zu erklärenden „Einheit des Jesajabuches“ sprechen. Die Betonung der kanonischen Endgestalt der alttestamentlichen Bücher im Sinne des „canonical approach“ von B.S. Childs5 hat diesen Trend mit gefördert. Bei dieser „Neuen Literarkritik“ läßt man oft einfach die Resultate der älteren historisch ausgerichteten Literarkritik mit ihrer komplizierten Entstehungsgeschichte der einzelnen biblischen Bücher mit mehreren Verfassern / Redaktoren / Kompilatoren usw. stehen und wendet sich frei der kanonischen Endgestalt zu, um sie auf eine einheitliche Struktur und inhaltliche Gesamtausrichtung hin zu untersuchen und damit so die kanonische Botschaft des betreffenden Buches innerhalb des alttestamentlichen Kanons zu würdigen. 1 So überschrieb 1986 Christof Hardmeier einen Artikel in Verkündigung und Forschung (Vol. 31, Nr. 1, S. 3-31) mit „Jesajaforschung im Umbruch“. 2 Vgl. Vermeylen, J., L ‘unité du livre d’ Isaïe in „The Book of Isaiah“, Vermeylen, J. (Hrsg.), Leuven: 1989, S. 11-53; Becker, Uwe, Jesajaforschung (Jes 1-39), Theologische Rundschau, 1999, 64, S. 1-37, 117-152, bes. S. 4; Hermisson, Hans-Jürgen, Neue Literatur zu Deuterojesaja, Theologische Rundschau, 2000, 65, S. 237-284, 379-430, bes. S. 238. 3 Döderlein, J. C., Esaias, Altorf: 1775, S. XII-XV. 4 Duhm, B., Das Buch Jesaia, Göttingen: 1892. 5 Childs, B. S., Introduction to the Old Testament as Scripture, Philadelphia: 1979. 1 Aufgrund dieser neuen Blickrichtung ist inzwischen für viele Bücher des Alten Testamentes eine einheitliche Gesamtstruktur gefunden oder behauptet worden. Das wiederum hat die wissenschaftliche Diskussion enorm stimuliert und befruchtet, sowohl durch den Wettstreit verschiedener Strukturvorschläge zu demselben Buch als auch durch die Kritik derer, die diesem neuen Ansatz skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen. Kritiker sehen in diesem Paradigmenwechsel der Fragestellungen eine Vernachlässigung der historischen Dimension alttestamentlicher Forschung: Das Buch kann und soll in seiner kanonischen Endgestalt eine Botschaft entfalten, nachdem man die oft kontrovers diskutierten und meist komplizierten Entstehungstheorien bewußt hintangestellt hat. Dadurch werde das Buch in seinen einzelnen Teilen aus seiner historischen Einbettung herausgerissen und damit notgedrungen fehlinterpretiert, ungeschichtlich ausgelegt. In dieser Arbeit zum Jesajabuch soll es sowohl um die Komposition des Jesajabuches auf dem Hintergrund des modernen Forschungstrends (Kap. 2.3) gehen als auch um eine spezielle geschichtliche Fragestellung in diesem Zusammenhang: Die geschichtlichen Kapitel Jes 36-39, die sich ganz ähnlich auch in 2 Kg 18-20 finden, spielen m.E. eine Schlüsselrolle bei jedem Verständnis der Komposition des Jesajabuches, sei es bei der älteren literarkritischen Forschung (siehe 1.2) oder auch bei der neueren (siehe 2.3). Je nachdem, wie das Zueinander der Jesaja- und Königekapitel gesehen wird, ergeben sich historische Konsequenzen als Ergebnis (Kap. 3). Entscheidet man sich nach einer eingehenden Untersuchung für eine wahrscheinliche Priorität der Jesajakapitel vor den entsprechenden Königekapiteln mit einer Abhängigkeit der letzteren von den ersteren, so können dabei Hinweise auf die Entstehungszeit nicht nur dieser Kapitel, sondern auch ihres Kontextes im Gesamtaufbau (Kap. 4) gewonnen werden. 2 Kapitel 1: Der Weg zur kritischen Aufteilung des Jesajabuches und die Bedeutung von Jes. 36-39 in diesem Zusammenhang 1.1 Die Einheit Jesajas im antiken Judentum und der alten Kirche als Normalsicht Es ist eine weithin anerkannte Tatsache, daß sowohl das Judentum als auch das Christentum1 bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in ihrer Hauptströmung das Jesajabuch als eine Einheit gesehen haben, die im wesentlichen auf Jesaja, den Sohn des Amoz, zurückging. Die Aussage des Talmud, Hiskia und seine Leute hätten Jesaja, Sprüche, Hohelied und Prediger „geschrieben“, ist wohl mit R.K. Harrison als „herausgeben“ oder „kompilieren“ zu verstehen2, da der Talmud ansonsten Sprüche des Buches Jesaja auf den gleichnamigen Propheten zurückführt. So spricht auch die Handschriftenüberlieferung einmütig sowohl für die Einheitlichkeit des Buches als auch für die Verfasserschaft durch Jesaja (MT, Qumran3, LXX, Vulgata, Peschitta). Bekannt ist das Wort von Jesus Sirach (ca. 180 v.Chr.), der über Jesaja in 48,24 feststellt: „Mit großer Geisteskraft schaute er die Zukunft und tröstete die Trauernden in Zion“4, was sich natürlich auf Jes. 40,1ff bezieht. 1 Das Christentum ist natürlich maßgeblich durch das Neue Testament geprägt, das folgende 22 Zitate mit ausdrücklicher Namensnennung des Jesaja bringt, unterschiedslos, ob aus Kap. 1-39 (=I) oder aus Kap. 40-66 (=II): Mt 3,3 (II); 4,14 (I); 8,17 (II); 12,17 (II); 13,14 (I); 15,7 (I); Mk 1,2 (II); 7,6 (I); Lk 3,4 (II); 4,17 (II); Joh 1,23 (II); 12,38-39 (II); 12,41 (I); Apg 8,28.30 (II); 28,25 (I); Röm 9,27.29 (I); 10,16.20 (II); 15,12 (I). 2 R.K. Harrison zu Baba Bathra 15a (Introduction to the OT, Grand Rapids, Michigan: Eerdmans 1979, S. 765). 3 Brownlee, W. H., The Literary Significance of the Bisection of Isaiah in the Ancient Scroll of Isaiah from Qumran [1QIsa], ACIO 25 (Moscoviae 1960, ed 1962), I 431-37, 1962. 4 Zitiert nach der Einheitsübersetzung (Die Bibel - Altes und Neues Testament Einheitsübersetzung, Freiburg: 1980). 3 Es werden mitunter abweichende Stimmen genannt. So verweist etwa R. K. Harrison auf Moses ben Samuel Ibn Gekatilla, einen jüdischen Autoren des 2. Jahrhunderts, der die anfänglichen Kapitel dem Propheten Jesaja zuschrieb und die folgenden Abschnitte der Zeit des zweiten Tempels.5 Seine Beobachtungen wurden laut Harrison durch den jüdischen Kommentator Ibn Esra (1092-1167)6 der Nachwelt erhalten, der dessen Überzeugung, Kp 4066 seien das Werk eines anderen als des Propheten aus dem 8. Jahrhundert, teilte.7 Aber diese Stimmen sind eher Ausnahmen.8. 1.2 Die alte Wahrnehmung eines Gliederungseinschnittes zwischen Kap. 36-39 und 40ff ohne kritische Jesajaaufteilung In seinem lesenswerten Forschungsüberblick zur Entstehung der deuterojesajanischen Hypothese stellt J.M. Vincent fest9: „Die Unterscheidung zwischen Jes. 40-66 und 1-39 ist keine Neuerung der Modernen, sondern durch die ganze Auslegungsgeschichte hindurch üblich.“ Er verweist hier besonders auf die Tatsache, daß schon Hieronimus Jesaja einen Evangelisten nennt10, nicht nur mit Blick auf Jes. 7, 9 oder 11, sondern besonders Kap. 40ff. Ebenso sei „die historische Deutung von Jes. 40-66 auf das baby5 Harrison, R.K., Introduction to the OT, Grand Rapids, Michigan: Eerdmans 1979, S. 765. 6 J.D.W. Watts sieht in der Jesajaauslegung des Mittelalters die jüdischen Gelehrten als führend an, und unter ihnen insbesondere Ibn Esra und David Kimchi mit ihren Kommentaren (Isaiah 1-33, Word Commentary 24, Waco: 1985, S. xxxix): Ibn Ezra (Abraham ben Meir), Commentary of Ibn Ezra on Isaiah. Hebrew text, 2. Aufl., Friedlander, M. <trans>, New York: 1966; Kimchi, David, The Commentary of David Kimchi on Isaiah (Hebrew with introduction in English), Finkelstein, L. <Hg.>, CUOS 19, New York, 1926. 7 Harrison, a.a.O., S. 765. 8 Rachel Margalioth bezweifelt, daß Ibn Esra wirklich Kp 40-66 dem Propheten Jesaja absprach (in: The Indivisible Isaiah, New York: Jeshiva University, 1964, S.11-13). 9 Im ersten Kapitel seines Werkes „Studien zur literartischen Eigenart und zur geistigen Heimat von Jesaja, Kap. 40-55“, Dissertation [Bochum, 1973], Beiträge zur biblischen Exegese und Theologie 5, Frankfurt / Bern / Las Vegas: 1977, S. 15. 10 Und zwar in seinem Jesajakommentar in „S. Hieronymi presbyteri Opera“, Pars I,2, Corpus Christianorum, Series latina, Turnholti, 1963, S. 1. 4 lonische Exil keine Erfindung der späteren kritischen Forschung“, sondern sowohl in der jüdischen als auch der christlichen Auslegung vorzufinden.11 Diese Beobachtungen sind so wesentlich, daß wir sie noch etwas vertiefen wollen. Wenn etwa herausragende christliche Jesajaexegeten wie Johannes Calvin (1509-1564)12, Hugo Grotius (1583-1645) und Campegius Vitringa (gest. 1722) sowohl die Einheitlichkeit des Buches als auch seine grundsätzliche jesajanische Verfasserschaft13 vertraten und gleichzeitig Jes. 40ff abgesetzt von 36-39 unter anderem auch auf das babylonische Exil deuteten, so stellt sich die Frage, welche „neuen Einsichten“ im aufkommenden Zeitalter der Aufklärung zur kritischen Aufteilung des Jesaja geführt haben. 1.2.1 Calvin bemerkt einleitend zu Jes. 36-37, daß der Prophet Jesaja in diesen Kapiteln eine Begebenheit berichtet, die wie ein Siegel der Prophezeiungen ist, die Calvin bis dahin ausgelegt hat.14 Wir werden später noch einmal zu dieser Einsicht zurückkehren, daß die Kap. 36-37 innerhalb des Kontextes des Jesa-jabuches eine Linie von zuvor stehenden Prophezeiungen zu einem gewissen Abschluß bringen. Calvin bemerkt auch 15, daß der in 36,3 erwähnte Eljakim nun das Amt innehat, das ihm gegenüber dem Vorgänger Schebna in 22,15.20 verheißen worden war. Damit legt Calvin Kap. 36ff eingebettet an ihrem Platz im Jesajabuch in Verbindung mit dem Vorhergehenden aus. Kap. 38-39 datiert er durch Verbindung von der Zeitangabe in 36,1 (14. Jahr His-kias) mit den in 38,5 verheißenen zusätzlichen 15 Jahren zu der bekannten Gesamtregierungszeit Hiskias von 11 Ebd., S. 15. 12 Calvin sei hier als Beispiel aus der Reformationszeit angeführt. Auch Luther und Zwingli haben sich eingehender zu Jesaja geäußert: Luther, Martin, Der Prophet Jesaja (1528), D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe, Band 25, S. 87-401, Weimar: 1883. Zwingli, Ulrich, Complanationis Isaiae Prophetae, Zürich: 1529. 13 Das schließt etwa wie bei Vitringa (s.u.) nicht aus, daß das Buch nach Jesajas Tod noch unter Hiskias Regierung und Fürsorge (vgl. Spr 25,1) von „frommen Männern“ kompiliert oder ediert worden ist, beinhaltet aber die grundsätzliche Zurückführung des ganzen Buchinhaltes auf den Propheten Jesaja im Sinne von Jes 1,1. 14 Calvin, Johannes, „Ioannis Calvini commentarii in Isaiam prophetam“, Genf: 1551, S. 345: „Hoc capite & sequenti Propheta narrat insignem historiam, quae veluti sigillum est earum Prophetiarum quas prius habuimus.“ 15 Ebd., S.345. 5 29 Jahren (2.Kg 18,2): Also hätten 36-37 und 38-39 im selben Jahr stattgefunden (vgl. 38,1 und 39,1). Für Calvin ereignen sich Kap. 38-39 nicht vor oder während der Belagerung, sondern danach.16 Kp 40 und die folgenden Kapitel leitet Calvin mit der Bemerkung ein, daß der Prophet hier zu einem neuen Gedankengang kommt. Wahrscheinlich habe der Prophet diese Kapitel in dem Bewußtsein der herannahenden Zeit seines Todes abgefaßt, weil sich alle Prophetien, die er anfügt, auf jene Zeit beziehen, die auf Jesajas Tod folgt. In diesen Abschnitten spreche er folglich zu denen, die in dieser zukünftigen Zeit leben würden.17 Zuerst wende sich Jahwe durch Jesaja an die Juden, die in die babylonische Gefangenschaft geführt werden würden, wo sie der Opfer und der Propheten entbehren würden und somit allen Trostes beraubt wären, wenn Gott nicht mit diesen Prophezeiungen ihrem elenden Zustand zuhilfe kommen würde. Dann aber gelten diese Worte auch allen Frommen, die zukünftig leben würden. Speziell zu Jes. 40 stellt Calvin fest, daß die Verheißung der Trostworte, die Gott sprechen wird, sich nicht nur auf die babylonische Gefangenschaft beziehen, sondern auf alle Zeiten bis zum Ende der Welt.18 1.2.2 Hugo Grotius bringt in seiner bekannten Jesajaauslegung zu Beginn von Kap. 40 damalige Sichten so klassisch und konzentriert auf den Punkt, daß er selber zu Wort kommen soll, zumal durch einen Vergleich dann deutlich wird, in welchem Punkt die spätere kritische Aufteilung über ihn hinausgegangen ist und was sie damit Neues gebracht hat: „Nachdem der Prophet schon deutlich jene Deportation vorhergesagt hat, welche sich durch Nebukadnezar und seinen Heerführer Nebusaradan ereignen würde, treibt er freimütig die zukünftigen Teilnehmer jenes Unheils teils zur Besserung des Lebens an, teils, falls sie jene in der Tat erweisen würden, verheißt er ihren Feinden gegenüber schwere Gerichte Gottes, ihnen selbst aber die Rückkehr ins Vaterland, einen blühenden Wohlstand und Sicherheit gegenüber feindlichen Nachbarn, herausragende Siege und schließlich eine große Anzahl von solchen, welche durch ihr Beispiel und ihre Belehrung entweder das ganze Gesetz auf sich nehmen oder mit Entschiedenheit von Götzendienst und schlechten Sitten, die gewöhnlich mit dem Götzendienst Hand in Hand gehen, Ab16 Ebd., S. 369. 17 Ebd., S. 383. 18 Ebd., S. 383. 6 stand nehmen würden. Diese Weissagungen erstrecken sich aber auch über eine lange Zeit, von den Zeiten des Exils bis zu den Zeiten des Tempels und der wiederhergestellten Stadt, ja sogar auch bis zu den Zeiten der Makkabäer und darauf folgenden Zeiten...Wenn schon aber alle Wohltaten Gottes einen Schatten von jenen Gütern in sich bergen, die Christus an den Tag gelegt hat, dann besonders vorzugsweise alle jene, welche der Reihe nach von Jesaja vorhergesagt worden sind, wobei die Worte sehr oft von Gott so gelenkt worden sind, daß sie einfacher und klarer zu der Sache Christi paßten als zu jenen Dingen, die Jesaja zuerst bezeichnen wollte.“19 Das „deutliche Vorhersagen“, von dem Grotius zu Beginn spricht, bezieht sich natürlicherweise auf das direkt vorhergehende Kap. 39, so daß Grotius zu denen zu rechnen ist, die innerhalb des Buchaufbaus von Jesaja die herausragende vorbereitende Rolle von Kap. 39 für die Kap. 40-66 erkannt haben. Was die Erfüllungszeit betrifft, so nimmt Grotius in dem Punkt die spätere Kritik vorweg, daß er als Inhalt nicht nur das babylonische Exil, sondern auch die Jahrhunderte danach etwa bis zu den Makkabäern und darüber hinaus sieht. Das eine, was die spätere Kritik an Neuem bringt, ist, daß sie eine solch weitgehende Prophezeiung über die Jahrhunderte hinweg verneint und folglich die einzelnen Stücke näher an die prophetisch angesprochene Zeit heran datiert und versetzt, was dann zur kritischen Aufteilung des Gesamtbuches führt. In demselben Zusammenhang zerschneidet 19 Der Originaltext findet sich in Grotius, Hugo, „Hugonis Grotii Annotationes in Vetus Testamentum. Tomus secundus“, Doederlein, Iohannes Christophorus (Hg.), Halae: 1776, S. 70-71 (obige Übersetzung: E. Lanz): „Cum aperte iam praedixisset Propheta eam deportationem quae per Nabuchodonosorum eiusque Ducem Nabuzardanem erat euentura, liberaliter eius calamitatis participes futuros partim ad emendationem vitae excitat, partim, si eam praestent, promittit seuera Dei iudicia in ipsorum hostes, ipsis vero reditum in patriam, statum florentem, tutumque contra infestos vicinos, egregias victorias, magnum denique numerum eorum qui ipsorum exemplo atque institutione, aut Legem totam susciperent, aut certe ab idololatria moribusque improbis, qui idololatriam plerumque comitantur, discederent. In longum autem tempus extendunt se haec vaticinia, a temporibus exsilii ad tempora Templi et Vrbis restitutae, imo et ad Maccabaeorum et sequentia tempora...Cum autem omnia Dei beneficia vmbram in se contineant eorum quae Christus praestitit, tum praecipue ista omnia quae deinceps ab Esaia praenuntiabuntur, verbis saepissime a Deo sic directis, ut simplicius limpidiusque in res Christi, quam in illas, quas primo significare Esaias voluit, conuenirent.“ 7 die spätere Kritik auch das Band, mit welchem Grotius die Wohltaten Gottes im Alten Bund und die Wohltaten Gottes in Christus verflochten sieht: die Lehre von Schatten20 und Leib, vom Typos und Antitypos, vom Literalsinn und mystischen Sinn. Stellen mit einem vergleichbaren hermeneutischen Ansatz finden sich auch bei Calvin und Vitringa21. Vincent stellt in diesem Zusammenhang fest, daß die kritische Aufteilung des Jesajabuches damit begann, daß die Unterscheidung vom „buchstäblichen“ und „geistlichen“ Sinn abgelehnt und letzterer verworfen wurde: „Die Kritik an der jesajanischen Auslegung fing damit an, daß man diesen zweiten Sinn als dogmatischen (sic!, E. Lanz) Eisegese ablehnte. Jes. 40,3 z.B. sei nicht eine Prophetie auf Johannes, sondern einzig auf die Heimkehr der Exulanten aus Babylon zu deuten.“22 Übrigens kann Hugo Grotius bei der Erwähnung des Namens Cyrus in Jes. 44,28 noch an das Wunder glauben, daß Gott hier nach der Berechnung von Josephus 210 Jahre vor der Zeit den Namen des Herrschers vorhergesagt hat, der Jerusalem wieder aufbauen ließ. Dabei verweist Grotius auf die vergleichbare Prophezeiung in 1 Kg 13,2.23 1.2.3 Campegius Vitringa sieht in dem Jesajabuch ein Buch in fünf Teilen, vergleichbar mit dem Pentateuch und dem Psalter, wobei er interessanterweise Jes. 36-39 als „Historica Pars“ (Historischen Teil) ausklammert und bei der Gliederung hinten anstellt und die Fünfteilung nur auf den prophetischen Teil bezieht:24 20 Schatten = „umbra“, vgl. dazu in der Vulgata, Kol 2,17; Hbr 10,1. 21 Vitringa, Campegius, Commentarius in librum prophetiarum Jesaiae, Leovardiae, Pars I+II, 1714-1720, und zwar zu Jes 40ff im „pars posterior“ (2. Teil), S. 349. 22 Vincent, a.a.O., S. 15. Vincent verweist in diesem Zusammenhang als Beispiel auf S. Parvish, „An Inquiry into the Jewish and Christian Revelation... In a Dialogue between an Indian and a Christian“, London: 1737, S. 215, der es mit dem Kontext aus Kp 39 begründet: „The Prophet tells him, that all which they had seen, should be carried into Babylon; his People captivated, and his Posterity made Domestick Servants to the King of Babylon. Thus ends the 39th Chapter; and the 40th Chapter begins with the Promise of a Return from Captivity“. 23 Grotius, a.a.O., S. 86. 24 Vitringa, Campegius, Commentarius in librum prophetiarum Jesaiae, Leovardiae: 1714, Pars I, S. 24. 8 ┌───────────────────┐ │Prophetischer Teil:│ ├───────────────────┤ │I. Kap. 1-12 │ │II. Kap. 13-23 │ │III. Kap. 24-35 │ │IV. Kap. 40-48 │ │V. Kap. 49-66 │ └───────────────────┘ ┌───────────────────┐ │Historischer Teil: │ ├───────────────────┤ │ Kap. 36 - 39 │ │ │ │ │ │ │ │ │ └───────────────────┘ Für unsere Untersuchung von besonderem Interesse ist auch noch die Charakterisierung der Teile IV. 40-48 und V. 49-66: Der vierte prophetische Hauptabschnitt (Kp 40-48) entfalte aus vier Unterabschnitten tröstlicher Argumentation bestehend die „Offenbarung des Messias im Fleisch“ mit ihren Umständen und Auswirkungen und auch die „Zeichen“ (Signa), die jener Offenbarung vorangehen, unter welchen sich auch die Befreiung der Gemeinde Judäas aus dem babylonischen Exil befinde. Der fünfte prophetische Hauptabschnitt (Kp 49-66) biete in fünf Unterabschnitten Weissagungen und Ereignisse, die sich auf Jesus Christus, seine Person und seine Königsherrschaft beziehen, womit diese vortrefflichste Prophetie (= das Buch) abgeschlossen werde.25 Bemerkenswert ist die Interpretation der Befreiung aus dem babylonischen Exil als ein „signum“ für die spätere Befreiung durch Christus. Beide Be-freiungen sieht Vitringa als vorhergesagt und real an, die eine ist ein Typus für die andere, so sind sie seiner Meinung nach auch beide wirklich in Kp 40-48 vorhanden und ineinander verflochten. Wie schon oben erwähnt, nimmt Vitringa mit anderen vor ihm an, daß die einzelnen Prophezeiungen Jesajas nach seinem Tod „von frommen Männern, sei es von Priestern, bei denen es ein Teil ihres Amtes gewesen ist, sei es von seinem Schüler, zu einem Buch zusammengestellt“ worden seien, und zwar „zweifellos auch unter der Fürsorge des Königs Hiskia“, der 25 Ebd., S.24. Der entsprechende Text lautet wörtlich: „QUARTA a Capite quadragesimo usque ad Caput nonum supra quadragesimum Concionibus quatuor argumenti consolatorii Manifestationem Messiae in carne cum ejus circumstantiis ac effectis, & Signa eam antecessura, inter quae Liberationem Ecclesiae Iduaeae ex Exilio Babylonico, explicat. QUINTA denique a Capite nono supra quadragesimum Christi Jesu, ejusque Personae & Regni Fata atque eventus quinque exhibet Sermonibus; quibus nobilissima haec prophetia clauditur.“ 9 nämlich ausdrücklich in dieser Hinsicht in den Göttlichen Schriften (Spr 25,1) gerühmt werde.26 Zu Jes. 36-39 behandelt Vitringa relativ ausführlich die Frage, ob diese Kapitel von Jesaja selbst verfaßt seien oder von jemand anders und warum sie an dieser Stelle eingefügt seien.27 Seine Überzeugung ist, daß Jesaja sie selbst bald nach der assyrischen Krise verfaßt hat und der jüdischen Gemeinde zur Erbauung übergeben und daß die heiligen Schreiber, welche die Prophezeiungen des Jesaja zum Jesajabuch zusammengestellt haben, diesen historischen Teil hier eingefügt haben, weil er zum Verständnis der Prophetien Jesajas nötig sei.28 Sie hätten Kp 36-39 dabei an dieser Stelle eingefügt, weil für sie die vorherigen Prophezeiungen vor der assyrischen Krise erfolgten und die Prophezeiungen von Kp 40ff nach jenem Ereignis kamen.29 1.3 Der Schritt zur kritischen Aufteilung des Jesajabuches In der Regel werden J.B. Koppe, J.C. Döderlein oder J.G. Eichhorn als die Wegbereiter der modernen kritischen Jesajaforschung genannt. Auch wenn diese die ersten öffentlichen Signale mit einer gewissen Breitenwirkung zu einer kritischen Aufteilung Jesajas gegeben haben, so erscheint es mir doch sinnvoll, wenigstens zwei Namen noch davorzuschalten und zu betrachten: Baruch Spinoza (1632-1677) und Hermann von der Hardt (1660-1746). 1.3.1 Baruch Spinoza gehört zu den bahnbrechenden Aufklärungsphilosophen des 17. Jahrhunderts.30 In seinem 1670 zuerst erschienenen „Tractatus Theologico-Politi26 Ebd., S. 24. Der entsprechende Text lautet wörtlich:“...Conciones Propheticas ... a piis Viris, sive Sacerdotibus, quorum id fuit pars officii, sive a Discipulus ejus, in unum congestas Volumen; haud dubie etiam cura Regis Hiskiae. Ille enim hoc nomine exerte celebratur in Divinis Scripturis“. 27 Vitringa, Campegius, Commentarius in librum prophetiarum Jesaiae, Pars posterior, Leovardiae: 1720, S. 304-307. Er berücksichtigt dabei auch die Parallele in Könige. Einzelne seiner Argumente sollen später noch an gegebener Stelle gebracht und bedacht werden. 28 Ebd., S. 306. 29 Ebd., S. 304. 30 Zur Bedeutung Spinozas für die Bibelwissenschaft siehe auch Geisler, Norman L. (Hrsg.), Biblical Errancy. An Analysis of its Philosophical Roots, Grand Rapids, Michigan, 1981, S. 16ff und Michel, Karl-Heinz, Anfänge der Bibelkritik. Quellentexte aus Orthodoxie und Aufklärung, Wuppertal, 1985, S. 36ff. 10 cus“ verfolgt er das Ziel, Theologie und Philosophie zu trennen,31 und in diesem Zusammenhang setzt er sich auch für einen freien Staat mit völliger Meinungsfreiheit ein.32 Nur in einem freien Staat dieser Art sei auch Frieden und Frömmigkeit auf die Dauer gewährleistet. 33 Unter diesem Vorzeichen eines Befreiungsversuches34 wendet sich Spinoza in seinem theologisch-politischen Traktat u.a. folgenden Themen zu: Prophetie, Propheten, Erwählung Israels, Gesetz Gottes, Zeremonien, Glaube an Geschichten, Wunder, Schriftauslegung usw.35 Auf der einen Seite versucht er dabei immer mit Schriftstellen zu argumentieren, auf der anderen Seite orientiert er sich an den Schlüsselbegriffen seiner Philosophie „natura“ und „ratio“. Das Ergebnis seiner Überlegungen (oder ihre Voraussetzung?) ist eine Vernunftreligion, die ohne den Glauben an die biblischen Geschichten36 und die Zeremonien des Alten oder Neuen Testamentes37 auskommt, kurz gesagt die Vernunftreligion der Aufklärung38, die jenseits aller Kirchen- oder Religionsstreitigkeiten kraft des natürlichen Lichtes alle wahrhaft frommen Menschen eint, und zwar in Gottesverehrung und Nächstenliebe.39 Dabei muß natürlich die Erwählung der Hebräer so aufgefaßt werden, daß sie die Hebräer nicht allen anderen Menschen gegenüber bevorzugt. Die Schrift redet etwa in Dt 4,7 und 10,15 nur der Fassungskraft der Hebräer gemäß, um sie zum Gesetzesgehorsam anzuspornen, weil sie noch nicht so weit 31 Spinoza, Opera - Werke, Lateinisch und Deutsch, Erster Band: Tractatus Theologico-Politicus, Gawlick, G.; Niewöhner, Fr. (Hg.), Darmstadt: 1989, S.99 und 445ff (Kapitel 15). Deutsche Übersetzung: G. Gawlick. 32 Ebd., S. 601ff (20. Kapitel). 33 Ebd., S. 11. 34 In der damaligen Zeit stellte die jeweils im Lande vorherrschende Kirche mit Bibel und Bekenntnisschriften neben den weltlichen Obrigkeiten noch eine reale Macht dar, was auch das Schicksal von Spinozas Buch zeigt, das 1674 als „gotteslästerlich“ verboten wurde (ebd., S. VII), was seine Breitenwirkung unter den Intellektuellen aber nicht aufgehalten hat. 35 Ebd., S. 27ff. 36 Ebd., S. 181: Der Glaube an sie sei nur für das gewöhnliche Volk notwendig. 37 Ebd., S. 177: Spinoza bezweifelt, ob etwa Taufe und Abendmahl auf Christus oder die Apostel zurückgehen, nach ihm tragen sie nicht zur Glückseligkeit bei. 38 Ebd., S. 437-439 werden die „Dogmen des allgemeinen Glaubens“ dargelegt. 39 Genau dies sei der Sinn von Gottes Gesetz als dem „natürlichen göttlichen Gesetz“, ebd., S. 141ff. 11 waren, die besondere Nähe Gottes allen Menschen zu gönnen.40 So hätte es gewiß Propheten auch in anderen Völkern gegeben.41 Am deutlichsten wird Spinoza bei seiner Besprechung des „Wunders“: „Wir können also daraus unbedingt den Schluß ziehen, daß alle wirklichen Geschehnisse, von denen die Schrift berichtet, sich wie überhaupt alles notwendig nach den Naturgesetzen zugetragen haben. Findet sich irgend etwas, von dem man unumstößlich beweisen kann, daß es den Naturgesetzen widerstreitet oder sich nicht aus ihnen herleiten läßt, so muß man ohne weiteres annehmen, daß es von Frevlerhänden in die Heilige Schrift eingefügt worden ist. Denn was gegen die Natur ist, ist auch gegen die Vernunft, und was gegen die Vernunft ist, ist widersinnig und darum auch zu verwerfen.“42 So wird von Spinoza, was für unsere Belange von besonderem Interesse ist, auch das Prophetische „natürlich“ definiert: Der Prophet sei ein „Dolmetscher Gottes“ (mit Verweis auf Ex 7,1), die Prophetie sei „die von Gott den Menschen offenbarte sichere Erkenntnis einer Sache“43, aber nicht etwa in übernatürlichen Bahnen, wie obiges Zitat zu den Wundern auch schon hätte vermuten lassen, sondern innerhalb der natürlichen Grenzen des jeweiligen Propheten. Zum Prophezeien sei „nicht ein vollkommenerer Geist, sondern ein lebhafteres Vorstellungsvermögen nötig“.44 Diese Gegenüberstellung von Verstandeskraft und Vorstellungsvermögen geht bei Spinoza so weit, daß er formulieren kann: „Denn bei wem das Vorstellungsvermögen herrschend ist, der taugt weniger zur reinen Verstandeserkenntnis und umgekehrt, bei wem der Verstand vorherrscht und am meisten ausgebildet wird, dessen Vorstellungskraft ist gemäßigter und beherrschter, gleichsam gezügelt, damit sie sich nicht mit dem Verstand vermengt. Wer daher Weisheit und Erkenntnis der natürlichen und geistigen Dinge in den Büchern der Propheten suchen will, der ist auf dem falschen Wege.“45 Diese Aussagen stehen natürlich in Zusammenhang mit der beabsichtigten Scheidung von Theologie und Philosophie. Die Theologie lebt vom Prophe40 Ebd., S. 101. Außerdem sei die Erwählung der Hebräer keine ewige, ebd., S. 125. 41 Ebd., S. 117. Vgl. S. 121: „... und diejenigen, welche die Heiden gewöhnlich Auguren und Wahrsager nannten, sind wahre Propheten gewesen...“ 42 Ebd., S. 215. 43 Ebd., S. 31. 44 Ebd., S. 47. 45 Ebd., S. 65. 12 tentum, die Philosophie vom „natürlichen Licht“ und der „natürlichen Erkenntnis“, die von Spinoza durch verschiedene Maßnahmen geadelt wird, während er die Theologie in ihren kleinen Bereich hinein beschränken will. So hebt Spinoza letztlich die Philosophie empor, wenn er sagt, „daß man die natürliche Erkenntnis Prophetie nennen kann. Denn was wir durch das natürliche Licht erkennen, hängt bloß von der Erkenntnis Gottes und seinem ewigen Ratschluß ab“.46 Auch sei die natürliche Erkenntnis der Prophetie in dem Fall überlegen, daß die Prophetie zur Gewißheit immer ein Zeichen brauche (das Eintreffen eines zukünftigen Ereignisses), das auch trügerisch sein könne47, während die natürliche Erkenntnis „kein Zeichen nötig hat, sondern ihrer Natur nach die Gewißheit in sich schließt.“48 Auch habe die Prophetie „niemals die Propheten klüger gemacht“, und die Prophezeiungen der verschiedenen Propheten wichen voneinander ab „auf Grund des Vorstellungsvermögens und des Temperaments der einzelnen Propheten“ und „der Anschauungen, von denen sie beherrscht waren“.49 „Hinsichtlich des Temperaments war der Unterschied der: war der Prophet von heiterer Gemütsart, so wurden ihm Siege, Friede und was die Menschen sonst zur Freude stimmt, offenbart, denn Menschen von dieser Art pflegen sich häufiger solchen Vorstellungen hinzugeben; war der Prophet dagegen von trauriger Gemütsart, so wurden ihm Kriege, Strafgerichte und alles Unheil offenbart... Hinsichtlich des Vorstellungsvermögens war der Unterschied dieser: war der Prophet ein Mann von Geschmack, so faßte er den Sinn Gottes in geschmackvollem Stile auf, unklar aber, wenn er ein unklarer Kopf war.“50 Alle diese Äußerungen Spinozas zeigen, daß der Prophet sich bei ihm rein innerhalb der Grenzen seiner Persönlichkeit bewegt und daß der Empfang der „Offenbarungen Gottes“ ganz „natürlich“ erfolgt. Die beiden wichtigsten Äußerungen Spinozas speziell zum Propheten Jesaja51 finden sich in den Kapiteln 7-10, in welchen er seine Hermeneutik entfaltet und die Entstehungsgeschichte der einzelnen Bücher des Alten 46 Ebd., S. 31-33. 47 Spinoza verweist hier auf Dt 13,1ff und sagt sogar: „Ja Hesekiel lehrt Kap. 14, V. 9 ganz klar, daß Gott die Menschen zuweilen durch falsche Offenbarungen täuscht...“, a.a.O., S. 69. 48 Ebd., S. 67. 49 Ebd., S.65-67. 50 Ebd., S. 71-73. 51 Ebd., S. 309f und S. 349. 13 Testamentes im Überblick zu beleuchten versucht. Seine Methode der Schriftauslegung läßt kein anderes Licht als „das natürliche Licht“ zu, jegliche Forderung einer „übernatürlichen Erleuchtung“ bei der Auslegung der Heiligen Schrift weist er zurück.52 Dieses natürliche Licht muß geschichtlich arbeiten und entsprechend die Entstehungsgeschichte der einzelnen Bücher und des ganzen Alten Testamentes (die Einleitungsfragen, Geschichte des Kanons usw.) bei der Auslegung berücksichtigen. Diese Kapitel sind eine Fundgrube für Beobachtungen und Sichten, die sich in den folgenden Jahrhunderten der historisch-kritischen Erforschung des Alten Testamentes wiederfinden werden. Die nachexilische Ansetzung des Pentateuch53, die herausragende Stellung des Deuteronomiums in demselben 54, ein Geschichtswerk, das sich vom Pentateuch bis 2. Könige erstreckt55, die makkabäische oder nachmakkabäische Ansetzung des Buches Daniel56, die Verwendung sich widerstreitender Quellenschriften in den alttestamentlichen Büchern57, der Gedanke von Dubletten, die aus verschiedenen Quellen stammen 58, die Forderung der freien Untersuchung des Kanon ein Jahrhundert vor Semler.59 Die erste wichtige Bemerkung Spinozas zu Jesaja findet sich in seiner Erläuterung darüber, daß Esra sein Geschichtswerk bis 2.Kg. aus älteren Geschichtswerken zusammengestellt und dabei vieles ungeordnet, ungeprüft und unvollendet gelassen habe. Ein Beispiel für solches Benutzen von Quellen ist ihm 2.Kg. 18,17ff in Parallele zu Jes. 36ff: „Denn die Geschichte des Hiskia im 2. Buch der Könige, Kap. 18, von V. 17 an ist von dem Berichte des Jesajas abgeschrieben, wie er sich in der Chronik der Könige von Juda findet. Denn wir lesen die ganze Geschichte im Buche des Jesajas, das in der Chronik der Könige von Juda enthalten war (s. 2. Buch der Chronik, Kap. 32, vorletzter Vers), und 52 Ebd., S. 265. 53 Ebd., S. 291 „viele Jahrhunderte nach Moses“ entstanden, S. 295 die Verfasserschaft des Mose wird als der Vernunft widersprechend abgelehnt, S. 299f: Esra habe das Geschichtswerk von den Büchern Mose bis 2. Könige verfaßt. 54 Ebd., S. 305. 55 Ebd., S. 299ff. 56 Ebd., S. 361. 57 Ebd., S. 311f. 58 Ebd., S. 319: Spinoza sieht in 1 Sam 24 und 26 zwei Berichte desselben Ereignisses. 59 Ebd., S. 371. 14 zwar mit ganz wenigen Ausnahmen in den gleichen Worten. Man kann daraus nur den Schluß ziehen, daß es mehrere Lesarten von dem Berichte des Jesajas gab, wenn man nicht auch hier lieber von Geheimnissen träumen will.“60 Die nächste wichtige Bemerkung Spinozas zu Jesaja schließt sich inhaltlich gut an die eben zitierte an und will nachweisen, daß Jesaja und alle Propheten nur in Fragmenten auf uns gekommen sind: „Ich gehe nun weiter zu den Büchern der Propheten. Bei aufmerksamer Prüfung bemerke ich, daß die in ihnen enthaltenen Prophezeiungen aus anderen Büchern gesammelt, in diesen Büchern aber nicht in derselben Ordnung niedergeschrieben sind, in der sie von den Propheten ausgesprochen oder geschrieben waren, und daß auch nicht alle darin enthalten sind, sondern nur die, welche da und dort gefunden werden konnten. Darum sind diese Bücher nichts weiter als die Fragmente der Propheten. Denn Jesajas begann unter der Regierung des Usia zu prophezeien, wie der Abschreiber selbst im ersten Vers bezeugt. Er hat aber damals nicht bloß prophezeit, sondern dazu noch alle Taten dieses Königs beschrieben (s. 2. Buch der Chronik, Kap. 26, V.22), ein Buch, das uns nicht erhalten ist. Was wir darüber haben, ist, wie gezeigt, aus der Chronik der Könige von Juda und Israel abgeschrieben. Dazu kommt noch, daß nach der Behauptung der Rabbinen dieser Prophet auch unter der Regierung des Manasse, von dem er schließlich ermordet wurde, prophezeit hat, und wenn das auch anscheinend eine Fabel ist, so haben sie doch offenbar geglaubt, daß nicht alle seine Prophezeiungen erhalten seien.“61 Beide Äußerungen Spinozas zu Jesaja stehen im Interesse seiner Kritik, mit der er seine Leser vor der „Buchstabenanbetung“62 bewahren will und vor der Meinung, die Bibel sei ein vom Himmel gesandter Brief Gottes an die Menschen.63Auch wenn Spinoza noch nicht ausdrücklich die Einheit des Jesajabuches angreift, so implizieren doch seine Äußerungen, daß nicht Jesaja das Jesajabuch geschrieben hat, sondern eben ein „Abschreiber“ (descriptor), der z.B. auch die Überschrift in Jes. 1,1 zu verantworten hat. Das Jesajabuch erscheint nicht als Design des Propheten, sondern fragmentarisch von verschiedenen Orten ungeordnet zusammengeschrieben. Von 60 Ebd., S. 309ff. 61 Ebd., S. 349. 62 Ebd., S. 409. 63 Ebd., S. 393. 15 diesem Standpunkt aus, gerade unter Zuhilfenahme von Spinozas Sicht der Prophetie innerhalb der Grenzen von „Natur“ und „Vernunft“, ist es nur ein kleiner Schritt zu der kritischen Aufteilung des Jesajabuches, wie sie sich etwa einhundert Jahre später offen durchzusetzen begann. Daß diese Konsequenz aber im Geheimen viel früher gezogen worden ist, zeigt sich bei dem im Einflußbereich von Spinoza stehenden Hermann von der Hardt. 1.3.2 Hermann von der Hardt (1660-1746)64 wirkte seit 1690 als Professor für orientalische Sprachen in Helmstedt.65 Da er sich mehrmals „heterodox“ geäußert hatte, ließ man ihn jahrzehntelang nicht zum Professor der Theologie avancieren und beschränkte seine Publikationsmöglichkeiten.66 Zu den Vorgängern, „deren Gedanken Hardt übernimmt“, rechnet Möller neben Hugo Grotius und Vitringa auch Spinoza und Hobbes (1588-1679).67 „Hardts Unternehmen, schließlich den ganzen Pentateuch Mose abzusprechen, hat nur einen Vorgänger: Spinoza... Wie Spinoza führt Hardt manches Stück des Pentateuch auf Esra zurück. Vor Hardt hat schon Spinoza die Schreibweise Moses und die der Propheten nach Num. 12,6-8 unterschieden und gemeint, die Propheten hätten alles parabelmäßig und änigmatisch erfaßt und gelehrt... Mit Spinoza teilt Hardt die Ansicht, rechte Frömmigkeit bedürfe keiner Zeremonien, und Wunder seien so zu erklären, daß sie nicht als etwas der Natur Widerstreitendes erscheinen.“68 Wie Hobbes im Kapitel 3 seines „Leviathan“ (1651) sage „optimus conjector optimus est Propheta“69, heiße es bei Hardt „qui bene conjectat, is optimus 64 Die Darstellung erfolgt hier nach der von Hans Möller bei der Karl-MarxUniversität in Leipzig 1962 eingereichten Habilitationsschrift „Hermann von der Hardt (1660-1746) als Alttestamentler. Zur Vorgeschichte moderner Bibelkritik“, die leider nicht veröffentlicht worden ist. Mir lag ein vom Verfasser zur Veröffentlichung vorgesehenes Manuskript mit einem Vorwort vom 29.11.1975 vor. 65 Ebd., S. 60. 66 Ebd., S. 90ff. 67 Ebd., S. 234ff. 68 Ebd., S. 236. 69 Ebd., S. 238. Möller übersetzt: „Der beste Vermuter ist der beste Prophet.“ Zu Hobbes Einfluß in Zusammenhang mit der Sicht von der Heiligen Schrift siehe auch Geisler, Norman L. (Hrsg.), Biblical Errancy. An Analysis of its Philosophical Roots, Grand Rapids, Michigan, 1981, S.14-16. 16 vates“.70 Mit diesem kurzen Merkspruch ist Hardts Prophetieschau gut auf den Punkt gebracht. Von daher muß Hardt alle Prophetien in die Nähe der Zeit rücken, auf die sie sich inhaltlich beziehen. Treffende Vorhersagen über lange Zeit gibt es nicht,71 nur solche von kurzer Zeit vorher, bei der das Kombinationsvermögen wirksam einsetzen kann.72 So geht Hermann von der Hardt über Vitringa hinaus, wenn etwa dieser Jes. 24-26 und Jes. 33 auf die Makkabäerzeit bezieht, aber doch nicht ihre Entstehung zu dieser Zeit ansetzt, Hardt tut es. Er muß es.73 Zum Buche Jesaja hatte Hardt am 7.4.1739 A. Gesenius geschrieben: „Dieses Korpus hat Stücke vieler Verfasser verschiedenster Zeit, darunter welche vor Jesaja, welche nach ihm, und unter diesen welche auf die babylo70 H. Möller, a.a.O., S. 238 und S. 109. Von Möller übersetzt: „Wer gut kombiniert, der ist der beste Seher.“ Der lateinische Satz findet sich gleich mehrfach in Schriften von der Hardts und scheint ein Merksatz von ihm zu sein: H. von der Hardt, „De quatuor monarchiis Babyloniae pro antiquae historiae judaicae luce ad illustrandum colossum in insomnio Nebucadnezaris Dan. II“, Helmstedt: 1708; derselbe, „De indagine ad illustr. virum de peste disquirentem, in majorem orientis et bonarum literarum lucem epistola philologica“, Helmstedt: 1711, S. 16; derselbe, „Jaddus pro republica“, Wolfenbüttel: 1716, am Schluß des Vorworts (Angaben nach Möller). 71 In der Zeit, in welcher die kritische Aufteilung des Jesaja auch in öffentlicher Diskussion vollzogen werden wird, wird entsprechend auch das vorhersagende Element der Prophetie zurückgedrängt werden. So wird sich H.E.G. Paulus, Philologischer Clavis über das Alte Testament für Schulen und Akademien: Jesaias, Jena: Cuno 1793, auf S. X-XIII wie folgt äußern: „Man hat längst die Beziehung prophetischer Schriften allzu sehr beschränkt, wenn man beinahe nichts als Voraussagungen künftiger Begebenheiten darinnen finden zu müssen glaubte, weil man selbst schon die Benennung Prophet viel zu eingeschränkt blos vom Voraussagen deutete. Sind gleich offenbar die meisten Stücke der hebr. Prophetenschriften Reden zur Ermahnung und Aufmunterung über das vergangene und gegenwärtige Schicksal des hebräischen und einiger anderer auf sie bezogener Völker, so hat doch das Studium der Propheten fast durchgängig die unrichtige Wendung genommen, das meiste auf Beschreibungen der Zukunft, das heißt, auf Befriedigungen einer wundersüchtigen Neugierde, hin zu deuten... So war Weissagen bey den hebr. Propheten in Wahrheit ‘etwas Weises sagen’. Und etwas Weises sagen wie viel mehr ist dies als alles bloße Voraussagen!“ 72 H. Möller, a.a.O., S. 150. 73 H. Möller, a.a.O., S. 151. Hardt, „Aenigmata prisci orbis. Jonas in luce...“, Helmstedt: 1723, Vorrede, S. 15. 17 nische Gefangenschaft, teils in ihr, teils nach ihr, und welche auf die Zeiten der Makkabäer“.74 Jes. 38,1-9 deutete Hardt „auf den Sieg der Makkabäer über das falsche Hohepriestertum zur Zeit des Antiochus Epiphanes“, es sei vom Königebuch ins Jesajabuch übernommen worden, und Jes. 38,9-20 sei „ein makkabäisches Lied auf die Wiederherstellung des Hohenpriestertums durch die Makkabäer“, in Jes. 39 reflektiere der „Mythus der babylonischen Gesandten“ die „Geschichte des von Hyrcan verworfenen Pharisäismus“.75 Weil von der Hardt öfters Schwierigkeiten bekommen hatte, seine Sichten zu publizieren, griff er seit 1738 auf eine Form der Verschlüsselung zurück, die er schon als Sechzehnjähriger praktiziert hatte.76 Für Möller ist neben Hardts Gewohnheit, meistens Einzelstellenexegese zu betreiben und seine Gedanken weitverzweigt in vielen Schriften zu veröffentlichen, u.a. die Verschlüsselung ein Grund, warum Hardt nach seinem Tod so schnell in Vergessenheit geriet.77 So ist es auch verständlich, daß Hardt zwar Jesaja schon vor Döderlein kritisch aufgeteilt hat, aber dafür nicht die forschungsgeschichtliche „Anerkennung“ bekommt, die ihm Möller wieder zuteil werden läßt: 74 Übersetzung von H. Möller, ebd., S. 215, der auch das Original bietet: „Quod corpus multorum autorum diversissimi temporis habet libellos, in quibus alii ante Esaiam, alii post illum, et in his alii ad captivitatem Babylonicam, tum in illa, tum post illam, alii ad Maccabaeorum tempora“. Hardts Briefe an Aug. Gesenius (gest. 6.1.1773) befinden sich laut Möller, ebd., S. 262, in der Wolfenbütteler Herzog-August-Bibliothek (Cod. Guelf. 196,2 Extravagantes). Auf S. 215 weist Möller auch auf weitere Jesajaaussagen hin: Hardt, „Tomus I in Jobum...“, Helmstedt: 1728, S. 91, 168, 199f; derselbe, „Derceto, mater Semiramidis, in piscem et Semiramis in columbam“, Helmstedt: 1738, S. 62 entschlüsselt; derselbe, „Silenus expergefactus, satis est potuisse videri“, Helmstedt: 1741, S. 7. 75 So die Zusammenfassung von Möller (a.a.O., S. 216) zu den Seiten 4-34 des 1741 in Helmstedt erschienenen Werkes „Ulcus Hiskiae manu Esaiae sanatum“. 76 H. Möller, a.a.O., S. 96-97. „Damit löst sich das Rätsel der oft seitenlangen Sinnspruchreihen, die meist so allgemein und nichtssagend sind, daß man sich gefragt hat, warum Hardt das eigentlich hat drucken lassen. Er hat das, was er sagen wollte, verschlüsselt. Der Schlüssel ist je und dann etwas variiert: Zuweilen sind die Anfangsbuchstaben der Worte in der Reihenfolge von vorn nach hinten zu lesen. Manchmal verschlüsselt er denselben Satz zwei-, drei- oder mehrmal, auch abwechselnd von vorn nach hinten und von hinten nach vorn“ (Möller, ebd., S. 96). 77 Ebd., S. 260f. 18 „Jes. 40ff spricht Hardt dem Propheten Jesaja ab, versetzt es in die Zeit des babylonischen Exils und meint, die Kapitel 40-66 seien in sich nicht einheitlich, sondern stammten von mehreren Jesajas... Damit ist Hardt ein Vorläufer Döderleins, der 1775 Jes. 40ff einem Deuterojesaja zuschrieb, ja er geht durch die weitere Aufteilung schon über ihn hinaus und nimmt schon völlig die moderne Anschauung vorweg.“78 1.3.3 J.B. Koppe empfängt von Hengstenberg die „Ehre“, mit einer Bemerkung zu Jes 50 noch vor Döderlein dem Jesaja Kp 40-55 „streitig zu machen“.79 Die entsprechende Aussage Koppes lautet: „Dies Cap. schließt sich genau an das vorhergehende an. Der Prophet (vielleicht Ezechiel oder ein anderer im Exsil lebender Prophet s. Ezech. III,11) wirft dem Volke sein Mistrauen vor, das sie in Jehovens Macht setzen. Sie zweifelten an der Möglichkeit ihrer Rettung, und wollten nicht wieder nach Palästina zurückkehren. Er selbst, der das Volk zur Rückkehr ermunterte, sah sich den fürchterlichsten Mishandlungen ausgesetzt.“80 Zu Jes 36ff bemerkt Koppe, daß es wahrscheinlicher sei, daß diese Stücke nicht von Jesaja selbst sind, sondern daß „der Sammler der Weissagungen des Propheten“ diesen Teil der Geschichte Hiskias „aus den Büchern der Könige (dem grösseren Werke nämlich, wovon unsere Bücher der Könige nur ein dürftiger Auszug sind)“ entnommen habe. Dadurch sollte der Ausspruch in Kap. 37, der unter dem Volk als Ausspruch Jesajas bekannt war, von seinem geschichtlichen Hintergrund her erläutert werden.81 78 Ebd., S. 274. 79 Hengstenberg, E.W., Christologie des Alten Testaments und Commentar über die Messianischen Weissagungen der Propheten. Ersten Theiles zweite Abtheilung enthaltend die Messianischen Weissagungen des Jesaias, Berlin, 1829, S. 172. Die Priorität Koppes sieht auch Vincent, J. M., Studien zur literarischen Eigenart und zur geistigen Heimat von Jes, Kap. 40-55, Dissertation [Bochum, 1973], Beiträge zur biblischen Exegese und Theologie 5, Frankfurt / Bern / Las Vegas, Lang, 1977, S.16-17: Für Koppe seien jesajanisch gewesen Jes 52,1-12; 53; 56-58 und 65-66, vorexilisch 54-55 und 62 und definitiv exilisch 40-46, 47-48 und 4950. Auch J. G. Eichhorn schreibt Koppe „große Verdienste um die höhere Kritik des Propheten“ zu (Einleitung ins Alte Testament, Band 4, 4. Aufl., Göttingen: 1824, S. 82). 80 Koppe, J.B. (Übers. & Hrsg.) „Robert Lowth’s Jesaias neu übersetzt... Aus dem Englischen. Mit Zusätzen und Anmerkungen von Johann Benjamin Koppe“, Leipzig, Band 1-4, 1779-1781, hier aus Band 4, S.43. 81 Ebd., Band III, S. 175. 19 1.3.4 J.C. Döderlein (1746-1792)82 schrieb in einer Rezension zu Koppes Band III von der Lowth-Jesajaausgabe, in der Koppe noch nicht so deutlich geredet hatte wie in Band IV (s.o.), in Zusammenhang mit einer Ablehnung des doppelten Schriftsinnes, eines buchstäblichen und eines „geistlichen“, folgende bezeichnende Worte: „Die Dogmatik der Christen kan nicht die Dogmatik der Zeitgenossen des Esaias seyn, und wo Cyrus beschrieben ist, da denke ich nicht an den Meßias; aber ob die Juden damals die Erfüllung aller dieser Zusagen durch Einen oder durch mehrere erwarteten? Das, dünkt mich, läßt sich nun schwer ausmachen. - Noch ließe sich fragen: ob es nicht sehr glaublich sey, daß dieser ganze Abschnitt erst während des Babylonischen Exils sey niedergeschrieben worden? Wir wundern, daß Herr Koppe, dessen Scharfsinn mehrere solche Probleme entdeckt und entwickelt hat, bey diesem Abschnitt über die Zeit seiner Abfassung und über seinen Inhalt schweiget.“83 In seinem Jesajakommentar stellt Döderlein nicht nur die Frage einer babylonischen Abfassung von Jes 40ff, sondern vertritt sie offen.84 Dadurch, daß Döderlein Jes 40-66 einem im Exil lebenden Verfasser einheitlich zuschrieb, ist er zum „Entdecker Deuterojesajas“ geworden.85 82 Zu Person und Werk Döderleins gibt Karl Aner, „Die Theologie der Lessingzeit“, Hildesheim: 1964 [Halle: 1929], auf den Seiten 112-113 und 306ff Auskunft. Döderlein war zuerst 10 Jahre Professor in Altorf und kam dann nach Jena. 83 Doederlein, J. C., Auserlesene theologische Bibliothek, Leipzig, Band 1-4, 17801792, Band 1, S.832. Döderlein feuert Koppe an, deutlicher zu werden. 84 Döderlein, J. C., Esaias ex recensione textus hebraei..., Altdorf 1789, 3. Aufl., S. XV (die erste Auflage war 1775 erschienen). Vincent, (a.a.O., S. 18) verfolgt Döderleins entsprechende Aussagen über die Jahre 1786 (Christlicher ReligionsUnterricht nach den Bedürfnissen unserer Zeit, Frankfurt und Leipzig, Zweyter Theil, 1786, S. 155 und 183), 1788 (Auserlesene theologische Bibliothek, Band 4, Leipzig: 1788, Achtes Stück, S. 559) und eben bis in die dritte Auflage seines Jesajakommentares im Jahre 1789. Martin Mulzer weist in seinem Artikel „Döderlein und Deuterojesaja“ [BN, 1993 (66) S. 15-22] darauf hin, daß „die erstmalige Zuschreibung der Kapitel 40ff. des Jesajabuches an einen exilischen Verfasser“ durch Döderlein nicht 1775, sondern erst 1781 erfolgt sei (S. 15). 85 So Vincent, a.a.O., S. 17. Dort auch in Unterscheidung zu dem im folgenden zu besprechenden Eichhorn, der der „Entdecker des Propheten Jesaja“ in seinem richtigen geschichtlichen Verständnis gewesen sei. Zur Entstehung der Deuterojesajahypothese bemerkt Vincent sehr treffend auf S. 21: „Die dtjes Hypothese basiert nicht auf einer kritischen Prüfung des Textes, auf einer literarischen Entdeckung (wie etwa die Quellentheorie im Pentateuch), sondern auf einem Bild vom Propheten, das die immer schon anerkannte Eigenart von Jes. 20 1.3.5 J.G. Eichhorn, hingegen machte im ganzen Jesajabuch viele Verfasser aus, deren Orakel „wie einzelne namenlose Perlen auf eine lange Schnur gereihet zu seyn“ scheinen.86 Jes 40-52 seien nicht vor dem babylonischen Exil abgefaßt, 4066 seien dem ersten Teil des Jesajabuches (Kap. 1-39) erst nach dem Exil beigelegt worden.87 Dabei wendet sich Eichhorn in einer Kritik des Kommentares von Gesenius (s.u.) entschieden gegen die Deuterojesajahypothese, daß nämlich Kapitel 40-66 einem Propheten beigelegt werden, da sie „offenbar Propheten aus ganz verschiedenen Zeiten als Verfasser erkennen“.88 Jes 36-39 seien aus den Königebüchern entlehnt, die selbst erst „während des Babylonischen Exil’s können zusammengesetzt worden seyn“. Wenn aber Kap. 36-39 erst nachexilisch aus Könige ins Jesajabuch übernommen worden sind, so wurden auch 40-66 erst nachexilisch mit diesem vereinigt.89 Auch in Kap. 1-35 gebe es nichtjesajanische Stücke .90 Aber wie soll man sich nun die Zusammenstellung so vieler Einzelteile zu einem Buch vorstellen? Eichhorns Antwort ist seine Theorie von den vier Rollen: Jeremia, Hesekiel und das Zwölfprophetenbuch gaben etwa drei gleichgroße Rollen ab für die anerkannten Sprüche dieser namentlich bekannten Propheten. Die Entstehung der vierten Rolle, nämlich unseres heutigen Jesajabuches, erklärte Eichhorn so: „Außer diesen waren noch einige kleine Sammlungen von Orakeln übrig, unter denen eine oder mehrere entweder den Jesajas allein, oder schon ihn in Verbindung mit allerley fremden Orakeln von Propheten aus verschiedenen Zeiten enthielt, der aber, so wie die Sammler des A.T. ihn 40ff vernünftig und einleuchtend erklärt.“ Auch die Wurzeln dieses Prophetenbildes skizziert Vincent treffend (S. 19): „Dieses Verständnis der Prophetie war nicht ganz neu. Die geistesgeschichtlichen Voraussetzungen für dieses Prophetenbild werden im englischen Deismus und in seiner Rezeption in Deutschland (etwa durch J.S. Semler und H.S. Reimarus) zu suchen sein. Wir müssen hier nur feststellen, daß dieses Bild für die Entstehung ‘Jesajas’ und ‘Deuterojesajas’ entscheidend war.“ Vgl. hierzu auch die oben in Zusammenhang mit Hermann von der Hardt gemachten Beobachtungen. 86 Eichhorn, Johann Gottfried, Einleitung ins Alte Testament, Band 4, 4. Aufl., Göttingen: 1824 <17831>, S. 83. Vgl. auch Eichhorns Kommentar zu den Propheten, Jesaja eingeschlossen: „Die hebräischen Propheten“, Göttingen: 18161819. 87 Ebd., S. 89. 88 Ebd., S. 97. 89 Ebd., S. 109-112. 90 Ebd., S. 113. 21 überkommen hatten, für eine beträchtliche Rolle nicht stark genug war. Um ihm für eine Rolle von ähnlicher Größe, wie die übrigen drey prophetischen waren, die gehörige Stärke zu geben, hob man nicht nur aus den Geschichtsbüchern die den Jesajas betreffenden Kapitel aus, sondern schlug auch alle übrigen noch vorräthigen Orakel zu ihm, deren Verfasser den Ordnern des A.T. nicht namentlich bekannt waren.“ 1.3.6 Wilhelm Gesenius ist in seinem Jesajakommentar Döderleins Spuren gefolgt und vertrat für Kap. 40-66 eine Deuterojesajahypothese. Für unsere Diskussion hat er einen besonders wichtigen Beitrag91 zu Jes 36-39 in seinem Verhältnis zu 2.Kg. 18,13-20,19 geliefert.92 Er untersucht dort die Frage, „welcher Text der ältere und ursprüngliche, und welcher der entlehnte und nach jenem bearbeitete sey?“ Gesenius sieht den Text von 2 Kg als den ursprünglichen und Jes 36-39 als „eine spätere Bearbeitung desselben“ an.93 Er meint, mit seiner Argumentation die ältere Meinung von Vitringa, der Abschnitt stamme von Jesaja und sei aus dem Jesajabuch in die Königebücher übernommen worden, widerlegt zu haben.94 Gesenius beobachtet die Unterschiede und stellt sie als Gründe für eine Priorität des Königetextes dar: 1. Auslassungen und Abkürzungen des Jesajatextes gegenüber Könige: a) Weglassung von Nebenumständen (36,2.3; 38,4.5.6.8), b) Abkürzungen von Formulierungen (36,2.3.6.7.11.13.17.18.19.21. 37,20.21.36; 37,25; 38,6). 2. Ein bedeutender Zusatz: das Lied des Hiskia (Jes 37,9-20). 3. Kleine Schwierigkeiten des Königetextes werden im Jesaja erleichtert (36,2.5.14.15; 37,6.13.17.18.24.26; 38,2; 39,8; 36,11; 37,2; 36,20). Das Leichtere sei fast sicher auch das Jüngere. Jesaja habe öfters die „Lesart Keri..., wenn in dem Texte 2 Kön. ein Chethib und Keri, und letzteres dann das Leichtere ist“95 (37,24.26; 39,7). 4. „Gleichförmigkeit in der Wahl der Formen und Constructionen“ in der „Recension“ des Jesajabuches (36,7 vgl. mit 36,4; 36,11.12; 37,14.16.27). 91 B.S. Childs bemerkt hierzu: „The first thorough examination of these problems in the modern period was carried out by Gesenius (1821), and his remarkable study remained basic for all subsequent treatments“ („Isaiah and the Assyrian Crisis“, Studies in Biblical Theology, Second Series 3, London: 1967, S. 137). 92 Gesenius, W., Commentar über den Jesaja, Leipzig: 1821, Ersten Theiles zweiyte Abtheilung, enthaltend Kapitel 13-39, nebst einer Charte, S. 932-936. 93 Gesenius, a.a.O., S. 934. 94 Ebd., S. 935. 95 Ebd., S. 933. 22 5. Spuren „später gewöhnlich gewordener Spracherscheinungen“ (36,8.13; 37,10; 37,30) und „Vermeidung älterer und veralteter“ (36,15; 37,24). 6. „das Hineintragen eines herrschenden Idiotismus des Buches Jesaja ‫ְיהָֹוה‬ ‫ ְצָבאֹות‬37,16.32; 39,5, wo 2 Kön. blos ‫ ְיהָֹוה‬steht“. 7. Die Versetzung des Textes in 38,21.22 ist so ungeschickt, daß sie nicht intendiert sein kann und nicht zum Gesamtbefund paßt, nach dem man den Eindruck hat, der spätere Bearbeiter hätte mit Nachdenken und Besonnenheit gearbeitet.96 Aus all diesen Beobachtungen schließt Gesenius wie gesagt auf die Priorität des Königetextes und fügt noch folgende drei Zusatzargumente an: 1. So wie der Text in Könige stehe, passe er völlig zu dem Plan des Königewerkes, seinem Ausdruck und seiner „historischen Manier“ und seiner sonstigen Prophetenerzählungen. 2. Die Sammlung des Jesajabuches sei zweifellos später als die des Königewerkes geschehen, die nach 2 Kg 25,30 in die letzte Zeit des Exils fällt. Dadurch ist die Benutzung von Könige durch das Jesajabuch wahrscheinlicher. 3. Auch die Analogie zu Jer 52 (verglichen mit 2 Kg 24,18ff) passe dazu, da ja auch dort der historische Abschnitt durch den Kompilator des prophetischen Buches entlehnt worden sei.97 „Man hat sich also die Entstehung dieses Abschnittes so zu denken, daß der Sammler des Buches Jesaja, welches wahrscheinlich ursprünglich mit Kap. 35 geschlossen war, diesem Buche noch jenen historischen Abschnitt beygab, um alles über diesen Propheten beysammen zu haben, gerade wie man es mit dem ähnlichen den Propheten Jeremia betreffenden Abschnitt that.“98 1.3.7 B. Duhm setzte schon mit der ersten Auflage seines Jesaja-kommentares von 1892 einen weiteren Meilenstein in der Forschung. Darum soll seine Entstehungssicht des Jesajabuches in seinen Grundzügen grob skizziert werden. Duhm siedelt die Schlußredaktion des Jesajabuches erst im ersten Jahrhundert vor Christus an.99 Seine evolutive Entstehungsgeschichte brauchte viel Zeit. Lk 4,17 war für ihn die erste Erwähnung des Jesajabuches in seinem gegenwärtigen Umfang.100 Von daher wollte er wohl nicht bis in das erste 96 Die Punkte 1-7 finden sich bei Gesenius, a.a.O., S. 932-934. 97 Ebd., S. 934-935. 98 Ebd., S. 935. 99 Duhm, B., Das Buch Jesaia, Nowack, W. (Hg.), Handkommentar zum Alten Testament, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 21902, S.XXI. 100 Ebd. S. V. 23 Jahrhundert n. Chr. hineingehen. In der Einleitung seines Kommentares stellt er fest: „Bis jetzt hätten wir folgende Akte in der Entstehungsgeschichte des B. Jesaia zu verzeichnen: 1) die Sammlung von a) c. 1-12, b) c. 13-23; 2) die Verbindung der drei Gruppen c.1 ff. 13 ff und 24 ff. und ihre Abschliessung durch die geschichtlichen Nachträge c. 36-39; 3) die Anfügung von c. 40-66. Selbstverständlich können mehrere Akte auf einen und denselben Urheber zurückgehen, aber auch das Umgekehrte ist möglich, dass nämlich jeder einzelne Akt eine weitläufige Geschichte für sich hat. Es ist sogar wahrscheinlich, dass die Entstehung des Buches viel komplizierter war, als sich bis jetzt zeigte.“ Den Redaktor von 1-12 will er möglichst spät ansetzen, wegen der Ähnlichkeit von Kap. 12 mit Dichtungen in Kap. 24-27, die „mindestens bis hart an die Grenze des 1. Jahr.s herabgehen“, etwa ähnlich spät.101Der Redaktor von 13-23 habe in der Zeit des Alexander Jannäus102gelebt oder in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts v.Chr.103„Die Gruppe c. 24-35“ böte keine Anzeichen, daß sie als Ganzes einmal ein selbständiges Buch gewesen und „vielleicht“ durch den Schriftgelehrten in ihre jetzige Verbindung gebracht worden sei, „der unter Hinzufügung von c. 36-39 das ganze Buch c. 1-39 abschloss, dessen eschatologischen Teil sie bilden“.104Zu den Kapiteln, um die es uns besonders geht, soll Duhm ausführlicher zu Wort kommen: „Die geschichtlichen Zusätze c. 36-39, verschiedenen Quellen entnommen, sind wahrscheinlich vom Redaktor der Königsbücher zusammengestellt, also nicht zu dem Zweck, um dem B. Jesaia einverleibt zu werden. Letzteres ist erst nach der Zeit des Chronisten geschehen ... und hat zu einem vorläufigen, aber nicht zu einem endgültigen Abschluss von c.1-39 geführt. Denn wenn sogar in c. 36-39 nachträglich noch c. 38,1020 und v. 21f. eingesetzt worden sind, so kann erst recht c. 1-35 noch umfangreiche Vermehrungen erfahren haben. Es wäre z. B. möglich, dass das durch c. 36-39 abzuschliessende Jesaiabuch nichts weiter ausser diesen Capiteln enthalten hätte, als diejenigen Stücke, die mehr historischen Charakter oder doch kurze Einleitungen haben, also etwa c. 6,19,6 c. 20, ausserdem etwa c. 3,16-4,1 14,28-32 29,13f. Denn es ist 101 102 Ebd. S. X. Alexander Jannäus 103-76 v.Chr. (siehe F.F. Bruce, New Testament History, New York: 1980, S.6). 103 Duhm, Jesaia, S. XI. 104 Ebd. S. XII. Dort auch: „Demnach stellt sich auch die Gruppe c. 24-35 als sehr jung heraus.“ 24 wahrscheinlich, dass die Herstellung von mehr biographisch gehaltenen Prophetenbüchern in der Vorgeschichte des Kanons eine ältere Phase bildet, als die Sammlung des reinen Wortes. Jedenfalls aber hat derjenige, der den cc. 36ff. ihre jetzige Stelle angewiesen hat, nicht beabsichtigt, c. 40-66 mit aufzunehmen.“105 Für unsere Untersuchung ist die letzte Bemerkung von besonderem Belang: Duhm negiert ausdrücklich einen Bezug von 36-39 zu den folgenden Kapiteln 40-66. Für 40-66 unterscheidet Duhm „drei Schriftsteller“: „Deuterojesaja“ (40-55 minus spätere Zusätze) schreibe ca. 540 v.Chr. in einem am Libanon, etwa in Phönizien gelegenen Ort. Die „Ebed-Jahve-Lieder c. 42,1-4; c. 49,1-6; c. 50,4-9; c. 52,13-53,12“ seien jünger als Deuterojesaja, nachexilisch und wahrscheinlich „älter als die dritte Schrift c. 56-66, die sich nach Form und Inhalt als Erzeugnis eines einzigen Schriftstellers ausweist, den wir der Kürze halber Tritojesaja nennen.“106 Falls nun Jesus Sirach 48,23ff wirklich von dem Siraciden um 200 v.Chr. geschrieben worden sein sollte, „so ist damals wahrscheinlich c. 40-66 mit dem ... besprochenen älteren und noch wenig umfangreichen Jesaiabuch bereits verbunden gewesen, die Vereinigung also in den letzten Dezennien des 3. Jahrh. erfolgt.“ Das sei aber noch nicht der kanonische Jesaia gewesen.107 1.3.8 Die nachfolgende Zeit Mit dem In-Gang-Kommen der kritischen Aufteilung des Jesajabuches kristallisierten sich im Laufe des Prozesses besonders drei Argumentationskreise (1. Geschichte, 2. Sprache und Stil, 3. Theologie)108 für die Unter105 Duhm, Jesaia, S. XIII. Diese Gedanken führt Duhm auch auf S. XIX, 226 und 244 noch weiter aus: Die Frage, ob Jes 36-39 (2 Kg 18,13.17-20,19) aus der Zeit nach Esra stammen oder z.T. älter sind, weiß Duhm nicht zu beantworten. Kp 36-39 seien aus Schriften größeren Umfangs entlehnt worden, aber auf uns gekommen in der Zusammenstellung durch den Redaktor der Königsbücher, der die zeitlich vor 36-37 spielenden Kapitel 38-39 (ohne 38,9ff) ans Ende gestellt habe, um auf das babylonische Exil in 2 Kg vorzubereiten. 106 Ebd. S. XIII. 107 Ebd. S. XIV. 108 Siehe zu den drei Argumentationskreisen: Harrison, K., Introduction to the OT, Grand Rapids: 1979, S. 774f; La Sor, William Sanford; Hubbard, David Allan; Bush, Frederic William, Old Testament Survey, Grand Rapids, Michigan: 1989, S. 371ff; Külling, S.R. et al., Argumente in der Auseinandersetzung mit bibelkritischen Theorien in bezug auf die 5 Bücher Mose und Jesaja, Fundamentum 3/81, S. 54ff und 4/81, S. 23ff (dort insbesondere auch S. 40 die Hinweise auf eine schwankende Haltung O. Eissfeldts Einleitung in das Alte Testament, 4. Aufl., Tübingen: 1976, was 25 scheidung der verschiedenen postulierten Verfasser heraus. Der erste Argumentationskreis aufgrund von geschichtlichen Beobachtungen hängt stark mit der Prophetensicht zusammen und ist der geschichtlich zuerst wirksame gewesen. Hierher gehört etwa die Erwähnung von Cyrus und Babel in Jes 40-48109 und der von Jesaja aus gesehen „futuristische“ Standpunkt dieser Kapitel: Es sei viel naheliegender, daß ein Exilsprophet eine Exilsgemeinde anrede, als daß der Jesaja des 8. Jahrhunderts über so viele Kapitel hinweg sich in die Zukunft hineinversetze und Leute in einem prophetisch geschauten babylonischen Exil anrede, von deren Situation er menschlich gesehen eigentlich noch gar nichts wissen könne. Dasselbe gilt dann für den „palästinischen“ Flair von Jes 56-66 im Vergleich zu dem „babylonischen“ von Jes 40-55.110 Der zweite Argumentationskreis setzt schon die Aufteilung in gewissem Sinne voraus und untermauert sie mit Argumenten von Sprache und Stil: Diese seien bei Proto-, Deutero-111 und Tritojesaja112 so stark, daß man verschiedene Verfasser annehmen müsse.113 109 110 111 112 113 26 „stilistische und sachliche Ähnlichkeiten“ betrifft); Stoll, Claus-Dieter, „Umstrittene Verfasserschaft am Beispiel des Jesaja-Buches“ in: Dein Wort ist die Wahrheit: Festschrift für Gerhard Maier; Beiträge zu einer schriftgemäßen Theologie, Hahn, Eberhard u.a. <ed>, Wuppertal: 1997, S. 173ff. Für das literarische Problem ist auch Gustav Adolf Danell, Einige alttestamentlich-exegetische Axiome in kritischer Beleuchtung, Bibel und Gemeinde, 1967, 67/1, S. 33-42, bes. S. 40-42 bedenkenswert. Vgl. hierzu etwa König, E., Das Buch Jesaja, Gütersloh: 1927, S. 334ff. Volz, P., Jesaia II, KAT, Leipzig: 1932, formuliert es auf S. 197 so: „Duhm hat mit meisterlichem Griff die Kap. 56-66 von Dtjesaja abgetrennt, und mit ganz wenigen Ausnahmen ist ihm die wissenschaftliche Welt gefolgt. In der Tat stehen wir in diesen Kapiteln auf völlig anderem Boden, sowohl hinsichtlich der äußeren und der inneren Geschichte als auch in der ganzen Geistesrichtung. Von Erlösung, Heimkehr und Wiederaufbau ist nicht die Rede, in den meisten Stücken erscheint Jerusalem als wiederhergestellte Stadt und das Volk befindet sich in Palästina.“ Für die sprachliche Unterscheidung von Deutero- gegenüber Protojesaja vgl. z.B. Königs Argumentation, a.a.O., S. 331-334. Erwähnenswert sind die Worte von Volz zur sprachlichen Trennung Tritojesajas von Deuterojesaja (a.a.O., S. 198): „Zwingend und durchschlagend für die Abtrennung der Kapitel von Dtjes. ist, daß Dtjes. vielfach zitiert wird, bisweilen geradezu buchstäblich und doch mit Umbiegung des Wortsinns; so hätte Dtjes. gewiß sich selbst nicht wiederholt und umgewandelt.“ Computergestützte sprachstatistische Untersuchungen zur möglichen Bestätigung einer vielfältigen Verfasserschaft werden in Kap. 2 besprochen werden. Auch beim dritten Argumentationskreis wird die Aufteilung vorausgesetzt. Man beschreibt eine Theologie von Jes 1-39, 40-55 und 56-66 und grenzt sie gegeneinander ab und untermauert mit diesen Beobachtungen die Teilungshypothesen. So sei die Sicht von Gott in Jes 40-55 weiter entwickelt als in Jes 1-39; Gottes Größe und seine Souveränität gegenüber den Heidenvölkern und deren Götzen werde stark vor die Augen gemalt. Auch stehe in Jes 40-55 mehr der Gottesknecht im Mittelpunkt, nicht der Messias wie in Jes 1-39.114 Gegenüber Jes 40-55 falle die Theologie in Jes 56-66 dann wieder auf eine niedere Stufe.115 Mit Duhms Kommentar setzte sich die Aufteilung Jesajas in 1-39, 40-55 und 56-66 so weit durch116, daß im 20. Jahrhundert oft nur Kommentare zu 114 Vgl. z.B. König, a.a.O., S. 335: „Aber auch auf dem innerlichen oder geistesgeschichtlichen Gebiete zeigen sich mehrere Differenzen. Denn zunächst ist in bezug auf die Gottesanschauung die Entfaltung des potenziellen Monotheismus zum numerischen entschieden weiter fortgeschritten. Der Verfasser sieht doch eine Hauptaufgabe darin, die Einzigkeit Jahwes zu betonen ... (45,5f.18.22; 46,9)..., die Lebendigkeit Jahwes aus seinen Weissagungen und deren Erfüllung zu erweisen (41,20ff; 43,9ff; 44,7f; 45,19ff; 46,9f; 48,3ff) und die Nichtigkeit der Götter zu beleuchten (40,19f; 41,6f.21ff.29; 42,17; 43,9; 44,7-20; 45,20f.; 46,1f.5-7)... Endlich betreffs der messianischen Weissagung ist es ein bemerkenswerter Unterschied, daß die dem Hause Davids gegebenen und in 9,5f 11,1f so deutlich hervortretenden Verheißungen in 55,3-5 auf das Volk übertragen werden.“ 115 Volz, a.a.O., S. 197, beschreibt es so: „Das prophetische Bewußtsein ist nicht mehr dasselbe wie bei Dtjes.: Dtjes. hatte Weissagungen und religiöse Grundsätze in ganz großem Stil, Elementares und Ewigbleibendes ausgesprochen; hier werden wir immer wieder in die Einzelheiten des Gemeindeaufbaus und in die Streitigkeiten innerhalb des Volkes und der Gemeinde hineingeführt. Der Sprecher ragt nicht mehr wie Dtjes. als Bote Gottes weit über Volk und Gemeinde hinaus, er ist mehr Prediger, Seelsorger, Führer der Synagoge, frommer Psalmist. Und so steht auch die Gottesauffassung meist nicht mehr auf der Höhe, von der herab Dtjes. seine Botschaft verkündigt hatte; statt der Herrlichkeit Gottes tritt jetzt vielfach die Herrlichkeit Jerusalems in den beherrschenden Mittelpunkt, und das Glück der Heilszukunft selbst ist viel materieller geschildert. Die Völker sind im besten Fall Zuschauer beim Heil Jerusalems, nirgends (außer 56,1-8) werden sie von Jahwe zum Heil eingeladen...“ 116 Auch K. Marti (Das Buch Jesaja, Tübingen: 1900) sprach sich für diese Aufteilung aus. Duhms und Martis Sicht wurde zur Standarderklärung des Buches, vgl. Harrison, a.a.O., S. 766. Andere Kommentare mit kritischer Aufteilung (nur Deutero- oder auch mit Tritojesaja) Ende des 19. Jahrhunderts und anfangs des 20. waren: Cheyne, T.K., The Book of the Prophet Isaiah, 5. 27 den einzelnen Teilen117 und nicht mehr zum Ganzen118 verfaßt wurden, mit Aufl., New York, 1904 <1880>. Smith, G.A., The Book of Isaiah, 2 vols, New York: 1928 <1890>. Skinner, J., The Book of the Prophet Isaiah in the Revised Version, Cambridge: 1963 <1896-1898>. Wade, G.W., The Book of the Prophet Isaiah with Introduction and Notes, London: 1929 <1911>. Auch Alttestamentler mit einer ausgeprägten persönlichen Frömmigkeit übernahmen die Teilungshypothesen, so etwa C. von Orelli, Der Prophet Jesaja, München: 1904 oder Franz J. Delitzsch, Das Buch Jesaja, 4. Aufl., Leipzig: 1889 (in der dritten Auflage hatte sich Delitzsch noch für die Einheit ausgesprochen, in der vierten ist diese aufgegeben, auch in seinem Buch: „Messianische Weissagungen“, Berlin: 1899). 117 Zu Jes 1-39: Gray, G.B., A Critical and Exegetical Commentary on the Book of Isaiah IXXVII, ICC, New York: 1912. Boutflower, C., The Book of Isaiah (I-XXXIX) In the Light of the Assyrian Monuments, London: 1930. Procksch, O., Jesaia I: Kapitel 1-39, KAT IX, Leipzig: 1930. Bentzen, Aage, Jesaja. Bind 1: Jes. 139, Kobenhavn: 1944. Scott, R.B.Y., The Book of Isaiah, IB 5, S. 149-381, New York: 1956. Eichrodt, Walther, Der Heilige in Israel, Jesaja 1-12, BAT, Stuttgart: 21976, derselbe, Der Herr der Ge-schichte, Jesaja 13-23/28-39, BAT, Stuttgart: 1967. Kaiser, Otto, Der Prophet Jesaja, Kapitel 1-12, Göttingen: 1960, derselbe, Der Prophet Jesaja, Kapitel 13-39, Göt-tingen: 2 1976. Wildberger, H., Jesaja, Jesaja 1-12, Jesaja 13-27, Jesaja 28-39, BKAT 10, Neukirchen: 1972, 1978, 1982. Auvray, P., Isaïe 1 à 39, Coll. „Sources bibl.“, Paris: 1972. Herbert, A. S., The Book of the Prophet Isaiah, 1-39, CBC, London: 1973. Clements, R.E., Isaiah 1-39, NCBC, Grand Rapids: 1987 <1980>. Zu Jes 40-66: Budde, K., Jesaja 40-66, , HSAT, Bonn, 41922. Volz, P., Jesaia II, 40-66, KAT 10, Leipzig: 1932. Muilenburg, J., The Book of Isaiah, IB 5, New York, 382773, 1956. North, C.R., The Second Isaiah, Ch. 40-55, Oxford: 1964. Smart, J. D., History and Theology in Second Isaiah. A Commentary on Isaiah 35.4060, Philadelphia: 1965. 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Fischer, Johann, Das Buch Isaias, 2 28 der Nuance, daß Duhms Einheit „Tritojesajas“ (56-66) von späteren nur noch selten vertreten wurde.119 Überhaupt führte die weitere Entwicklung auch zu einer stärkeren Aufteilung innerhalb der drei Einzelteile, so daß es nicht ganz passend wäre, bei „Protojesaja“ (1-39), „Deuterojesaja“ (40-55)120 Bände, Bonn: 1937-39. Kissane, E.J., The Book of Isaiah (I.1-39, II.40-66), Dublin: 21961 <1941-1943>. Dennefeld, L., Isaïe, LSB, Paris: 1946. Steinmann, J., Le Prophète Isaïe. Sa vie, son oeuvre, son temps, Paris: 1950. Fohrer, G., Das Buch Jesaja, I: Kap. 1-23, II: Kap. 24-39, III: Kap. 40-66, Zürich: 1960, 1962, 1965. Leslie, E. A., Isaiah, New York: 1963. Young, E. J., The Book of Isaiah, I: Ch. 1-18, II: Ch. 19-39, III: Ch. 40-66, NICOT, 3 Bde., Grand Rapids: 1965, 1969, 1972. Kelley, P.H., Isaiah, BBC 5, S. 149374, Nashville: 1971. Butler, T.C., Isaiah, LBBC 10, Nashville: 1982. 119 Vgl. Harrison, a.a.O., S. 767. Die einen lehnten Duhms Tritojesaja ab, weil sie an der substantiellen Einheit von Jes 40-66 festhielten, so etwa Glahn, Torrey und König: Glahn, Ludvig (Vol I.); Köhler, Ludwig (Vol II.), Der Prophet der Heimkehr (Jesaja 40-66). Vol. I: Die Einheit von Kap. 40-66 des Buches Jesaja. Vol. II: Das Buch Jesaja Kap. 56-66, textkritisch und metrisch behandelt, Kopenhagen, Giessen, Munksgaard: 1934. Torrey, C.C., The Second Isaiah: A New Interpretation, New York: 1928. Torrey, C.C., Some Important Editorial Operations in the Book of Isaiah, JBL, 57 (1938), S. 109139. König, E., Das Buch Jesaja, Gütersloh: 1927, S. 548. Die anderen gaben die Einheit von 56-66 auf, so etwa Fohrer und Kaiser: Fohrer, Georg, Einleitung in das Alte Testament, Heidelberg: 121979, S.397-426. Kaiser, O., Einleitung in das Alte Testament, Gütersloh: 21970, S. 212-215. Festgehalten an der substantiellen Einheit Tritojesajas hat Karl Elliger, Die Einheit des Tritojesaja (Jesaja 56-66), Stuttgart: 1928. Die Stücke gäben ein einheitliches Bild, sie liessen sich gut aus der Schaffenszeit eines Mannes aus dem letzten Viertel des 6. Jahrhunderts begreifen, der Schüler Deuterojesajas war (p. 123). Jes. 56-66 seien nicht als Fortsetzung von Jes. 40-55 geschrieben (p. 125). In der gegenwärtigen Gestalt gehe Jes. 56-66 auf die Arbeit eines Redaktors aus dem 5. Jahrhundert zurück (p. 126). Vgl. auch K. Elliger, Deuterojesaja in seinem Verhältnis zu Tritojesaja, BWAT 63, Stuttgart: 1933, S. 267-272. Einen guten Forschungsüberblick über die Diskussion bis Anfang des 20. Jahrhunderts gibt Karl Cramer, Der geschichtliche Hintergrund der Kapitel 56-66 im Buche Jesaia, Dorpat: 1905, S. 3-13, und bis in neuere Zeit Paul D. Hanson, The Dawn of Apocalyptic, Philadelphia: 1983, S. 32ff. 120 Schon bald erfolgten auch Analysen von Deuterojesaja, die sich an H. Gunkels formkritischen Ansatz orientierten: Gressmann, H., Die literarische Analyse Deuterojesajas, ZAW, 34 (1914) S. 254- 297. Köhler, L., Deuterojesja stilkritisch untersucht, Beiheft zur ZAW 37, 1923. Mowinckel, S., Die Komposition des deuterojesajanischen Buches, ZAW 49 (1931), pp. 87-112, 242-260. Begrich, J., Studien zu Deuterojesaja, BWANT 77, Stuttgart: 1938. Vgl. Melugin, R. F., Deutero-Isaiah and Form 29 und „Tritojesaja“ (56-66) jeweils an einen „Verfasser“ zu denken. Es sind mehr Sammelnamen geworden, hinter denen sich neben den „Verfassern“ eine ganze Reihe von Glossenschreibern, Ergänzern, Redaktoren, Kompilatoren usw. befinden. Die Gesamtzahl der so über die Jahrhunderte als beteiligt angesehenen beläuft sich problemlos auf ca. dreißig, vierzig, fünfzig Personen, je nach Forscher und Gründlichkeit der Fragmentierung.121 121 30 Criticism, Vetus Testamentum, 21 (1971) S. 326-39. Einen guten Überblick aus evangelikaler Perspektive zur Auslegung gibt: Young, E. J., The Book of Isaiah, I: Ch. 1-18, NICOT, Grand Rapids: 1965, S. 487ff und ders., Studies in Isaiah, Grand Rapids: 1954. Vgl. Eaton, J. H., Commentaries on the Book of Isaiah, Theology (London), 60 (1957) S. 451-55. Neuere Forschungsüberblicke zu Jes 1-39 finden sich in: Hardmeier, Christof, Jesajaforschung im Umbruch, Verkündigung und Forschung, 31 (1986), Heft 1, S. 3-31. Kilian, Rudolf, Jesaja 1-39, Erträge der Forschung 200, Darmstadt: 1983. Fohrer, G., Neue Literatur zur alttestamentlichen Prophetie (1961-1970), ThR 45 (1980), S. 1-39. Barth, Hermann, Die Jesaja-Worte in der Josiazeit: Israel und Assur als Thema einer produktiven Neuinterpretation der Jesajaüberlieferung, WMANT 48, Neukirchen: 1977. Vermeylen, J., Du prophète Isaïe à l’Apocalyptique. Is 1-35: Miroir d’un demi millénaire d’expérience religieuse en Israël, Paris: 1977. Zu Jes 40ff siehe (in zeitlich rückwärtiger Folge): Conrad, Edgar W., „Prophet, Redactor and Audience: Reforming the Notion of Isaiah’s Formation“ in „New Visions of Isaiah“, edd. R. F. Melugin und M. A. Sweeney, 306-26. JSOT Supplement, no. 214. Sheffield: 1996. Leene, Hendrik, Auf der Suche nach einem redaktionskritischen Modell für Jesaja 4055, ThLZ, 121 (1996), S. 803-818. Albertz, Rainer, „Das Deuterojesaja-Buch als Fortschreibung der Jesaja-Prophetie“, in „Die Hebräische Bibel und ihre zweifache Nachgeschichte: Festschrift für Rolf Rendtorff zum 65. Geburtstag“, ed. Erhard Blum, 241-57. Neukirchen-Vluyn: 1990. Beuken, W. A. M., The Main Theme of Trito-Isaiah „The Servants of YHWH“, JSOT, 47 (1990), S. 67-87. Merrill, Eugene H., The Literary Character of Isaiah 40-55. Part 1: Survey of a Century of Studies on Isaiah 40-55, BS, 144, 24-43, 1987. Merrill, Eugene H., The Literary Character of Isaiah 40-55. Part 2: Literary Genres in Isaiah 40-55, BS, 144, 144-156, 1987. Hermisson, Hans-Jürgen, „Deuterojesaja-Probleme“ in Verkündigung und Forschung 31 (1986), Heft 1, S. 53-84. Whybray, R. Norman, „Two recent studies on Second Isaiah“, JSOT 34 (1986), S. 109-17. 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Merrill, Eugene H., The language and 1.4 Thesenhafte Zusammenfassung über den Weg zur kritischen Aufteilung 1.4.1 Die Einheit Jesajas ist bis zum Zeitalter der Aufklärung im Judentum und Christentum als Normalsicht anzusehen. 1.4.2 Die Beobachtung, daß zwischen Kap. 36-39 und 40ff sich ein Gliederungseinschnitt findet, war schon vor der kritischen Aufteilung des Buches etabliert. 1.4.3 Auch die Deutung bestimmter Prophetien des Jesajabuches auf das babylonische Exil oder auf pätere Zeiten war schon zuvor geläufig. 1.4.4 Ein von Spinoza herkommender Antisupranaturalismus und ein vom englischen Deismus beeinflußtes neues Prophetenbild sind entscheidende Ursachen für den Durchbruch zur kritischen Aufteilung des Jesajabuches. 1.4.5 Damit verknüpft war eine Verneinung von typologischen Zusammenhängen zwischen der Erlösung durch Cyrus aus Babel und der Erlösung durch den Messias. 1.4.6 Das neue Prophetenbild lieferte geschichtliche Teilungsargumente, die ergänzt wurden durch Sprach- und Stilargumente und ein Hervorheben der unterschiedlichen Theologie der angenommenen Verfasser. 1.4.7 Mit Beginn der kritischen Aufteilung wurde es üblich, Jes 36-39 als nicht vom Propheten stammend anzusehen. Jes 36-39 seien entweder aus Könige entlehnt, oder beide Berichte schöpften aus einer älteren Quelle. literary characteristics of Isaiah 40-55 as anti-Babylonian polemic, Dissertation, New York, Columbia, 1984. Graffy, Adrian, A Prophet confronts his People, Rome: 1984. Westermann, Claus, Sprache und Struktur der Prophetie Deuterojesajas, Stuttgart: 1981. Merendino, Rosario P., Der Erste und der Letzte; eine Untersuchung von Jes 40-48, VT Suppl. 31, Leiden: 1981 Murtonen, A., Third Isaiah - Yes or no?, Abr-Nahrain, 19 (1980), S. 20-42. Stuhlmueller, C., „Deutero-Isaiah: Major Transitions in the Prophet’s Theology and in Contemporary Scholarship“ in CBQ, 42 (1980), S. 1-29. Vincent, J. M., Studien zur literarischen Eigenart und zur geistigen Heimat von Jes, Kap. 40-55, Dissertation [Bochum, 1973], Beiträge zur biblischen Exegese und Theologie 5, Frankfurt: 1977. Melugin, R. F., The Formation of Isaiah 40-55, BZAW 141, Berlin: 1976. 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Auch für ihn war der letzte Grund der modernistischen Aufteilung ein weltanschaulicher: „Dogmatisches Interesse hat in der neueren Zeit Zweifel an der von der jüdischen Synagoge und der christlichen Kirche durch alle Jahrhunderte als unbezweifelte Thatsache angenommenen Integrität des Jesaias hervorgerufen. Sobald man eimal den Satz von vorn herein festgestellt hatte, daß Wunder und Weissagungen ummöglich seyen und daß kein Eintreten einer höheren Causalität in die Natur statt finden könne, so konnte man die Ächtheit eines großen Theiles der Jesaianischen Weissagungen eben so wenig anerkennen, wie die Ächtheit des Pentateuch.“2 Auf den Seiten 174-194 geht Hengstenberg auf 10 Argumente für die Abtrennung von Jes 40-66 ein und versucht, sie zu widerlegen: Argumente 1.5. beziehen sich auf den geschichtlichen „babylonischen“ Standpunkt von 1 Hengstenberg, E.W., Christologie des Alten Testaments und Commentar über die Messianischen Weissagungen der Propheten. Ersten Theiles zweite Abtheilung enthaltend die Messianischen Weissagungen des Jesaias, Berlin, 1829, S. 172207. Er verweist auf diesen Seiten u.a. auf folgende Vorgänger in der Verteidigung der Einheit: Piper, Integritas Jesaiae a recentiorum conatibus vindicata, Greifswalde: 1793. Moeller, Jo. Ulr., De authentia oraculorum Jesaiae c. 40-66, Coppenh.: 1825. 2 Hengstenberg, o.c., S.9. In einem ähnlichen Zusammenhang erwähnt Hengstenberg auf S. 172 „die Ansicht der Neueren, daß die Propheten sich keines unmittelbaren göttlichen Einflusses erfreuten und daher nichts wissen konnten, als was sich aus dem schon in ihrer Zeit Gegebenen durch den berechnenden Verstand und politischen Scharfblick vorher bestimmen ließ“. 32 Jes 40ff, das 6. verweist darauf, daß Jeremia das Jesajabuch noch nicht in dieser Form gekannt habe, 7.-9. sind Sprach- und Stilargumente, 10. geht es um die Erwähnung des Cyrus. Zu 1.-5. entgegnet Hengstenberg: Die Propheten „nahmen entweder ihren Standpunct in der Gegenwart und schauten von dort auf die nähere Zukunft, oder sie nahmen ihren Standpunct in der näheren Zukunft und schauten von dort in die entferntere. In dem letzteren Falle ist die nähere Zukunft von ihnen als Gegenwart dargestellt, von der aus sie das in der Wirklichkeit noch Zukünftige als vergangen betrachten“ (S. 175). Jesaja könne in 40ff die Wegführung nach Babel auch voraussetzen, weil sie von Micha 4,9-10 schon geweissagt war, aber auch in Jes 39 von ihm selbst. Dem Einwand, die „Weissagung so ferner Begebenheiten“ wäre für die Zeitgenossen unverständlich und daher zwecklos, begegnet Hengstenberg mit dem Gedanken, daß sie nicht alles verstehen mußten, um in den Genuß des sittlichen Endzweckes der Weissagung zu gelangen (S.178). Außerdem sei der ganze zweite Teil des Jesaja, der unter den gott-losen Zeiten des Manasse entstanden sei, wohl „nie öffentlich recitiert worden“, er diente den Juden im babylonischen Exil, um sie vor Mutlosigkeit zu bewahren (S. 179). Die in 40-48 erwähnten erfüllten alten Weissagungen meinen u.a. auch die Wegführung ins Exil (Jes 39), der nun die neuen Weissagungen des zukünftigen Heils gegenübergestellt werden, das genauso gewiß kommt wie die eingetretenen Gerichte (S. 180-181). Den Unterschied zwischen den großen Heilshoffnungen in Jes 40ff und dem „Zustand der ärmlichen Colonie unter Esra und Nehemia“ erklärt Hengstenberg mit einem doppelten Gegenstand der Verheißung, der sowohl die „Rückkehr aus dem Babylonischen Exil“ als auch die „Seligkeit der Messianischen Zeit“ umfasse (S. 182). Zu Argument 6. wird entgegenet, daß Jeremia doch den zweiten Teil Jesajas gekannt und benutzt habe (S. 183f; 206f). Zu 7., in Jes 40ff fänden sich „chaldaisierende und spätere Sprachspuren“, wird erwidert: „Wir haben zu wenige schriftliche Denkmahle der hebräischen Litteratur, als daß wir es unternehmen könnten den Sprachvorrath eines jeden Zietalters genau zu bestimmen. Kommt ein Wort erst in späteren Schriften vor, so ist dies noch gar kein Beweis, daß es früher nicht im Gebrauch gewesen.“3 3 Hengstenberg, o.c., S. 184. Vgl. auch die grundsätzlichen Überlegungen zur „Sprache als Datierungsargument“ bei Samuel R. Külling, Zur Datierung der „Genesis-P-Stücke“ namentlich des Kapitels Genesis XVII, Riehen, Ch: Immanuel-Verlag, 19852 <1964>, S. 166ff. 33 Dem Gedanken, Jes 40ff habe viel „Eigenthümliches, welches der ächte Jesaias nicht kennt“ und die Sprechweise sei unterschiedlich (Argument 8.+9.), wird entgegengehalten, ein Schriftsteller könne in seinen Idiomen variieren, besonders wenn die schriftstellerischen Erzeugnisse über so lange Zeit hinweg entstünden, wie das beim Jesaja der Fall gewesen sei, oder wenn unterschiedliche Gegenstände eine Verschiedenheit der Worte erforderten (188-192). Der Name Cyrus (10.) reiche nicht zum Erweise der Unechtheit von Jes 40ff. „Cyrus“ sei höchstwahrscheinlich wie der Titel „Pharao“ in Ägypten oder „Abimelech“ in Philistäa Ehrenname der persischen Könige (S. 192). Aber selbst wenn Gott einen Namen vorhersagen lassen will, stehe das in seiner Macht, siehe „Josia“ in 1 Kg 13,2. Nach Behandlung der Argumente für die Aufteilung Jesajas bringt Hengstenberg auf den Seiten 194-207 positive Argumente für die Einheit, unter anderem sprachliche Verbindungslinien (etwa den „Heiligen Israels“, S. 197f) zwischen beiden Teilen. Alles in allem war für Hengstenberg die kritische Aufteilung des Jesajabuches die Frucht nicht der Überlegenheit der Argumente, sondern deren Übereinstimmung mit dem „Zeitgeist“, mit dem oben erwähnten „dogmatischen Interesse“. 2.1.2 Joseph Addison Alexander legte 1846 einen herausragenden zweibändigen Jesajakommentar vor, der ebenfalls von der Einheit Jesajas ausging. Alexander selbst sieht Hengstenbergs Christologie von 1829 als positiv bahnbrechend an.4 Zu der Prophetie in Jes 40ff stellt Alexander fest, daß sie von ihrer engen Verknüpfung mit Jes 39 her zu verstehen ist: „The form in which the Prophecy begins has been determined by its intimate connection with the threatening in the thirtyninth chapter. To assure the Israel of God, or true Church, that the national judgments which had been denounced should not destroy it, is the Prophet’s purpose in the fortieth chapter, and is executed by exhibiting Jehovah’s power, and willingness, and fixed determination to protect and save his own elect.“5 4 Alexander, J. A., Commentary on the Prophecies of Isaiah, 2 vols, Grand Rapids, MI: 1953 <1875>, S. 43. Neben Alexander kann auch Barnes, A., Notes, Critical, Explanatory and Practical on the Book of the Prophet Isaiah, 2 vols, New York: 1875 <1840> als konservativer englischer Jesajakommentar aus der Mitte des letzten Jahrhunderts erwähnt werden. 5 Alexander, o.c., S. 77. 34 Die Tatsache, daß Babylon nur in Jes 40-48 auftaucht, nicht aber später, belegt für Alexander, daß es in Jes 40ff nicht nur um die Befreiung aus Babylon geht, sondern wie bei Hengstenberg und den alten Auslegern, wie etwa Vitringa, auch um das Heil und die Erlösung durch den Messias.6 2.1.3 Rudolf Stier argumentiert u.a. auch mit dem ganzen Aufbau („Ordnungsplan“) des Buches für die Einheit Jesajas:7 I. Der erste Hauptteil Kap. 1-39 Vorstück Kap. 1-6 I. Vorherrschende Drohung Kap. 1 II. Durchblickende Verheißung Kap. 2-5 III. Des Propheten Sendung von Gott Kap. 6 Erster Hauptteil Kap. 7-39 I. Vorherrschend Verheißung Kap. 7-12 Assur und Immanuel II. Vorherrschend Drohung Kap. 13-23 Babel und Israel III. Vorlegung des Entweder-Oder Kap. 24-35 Babel oder Zion von Drohung und Verheißung Historischer Abschnitt eingeschaltet Kap. 36-39 (als Erklärung, Abschluß, Übergang) II. Der zweite und dritte Hauptteil Kap. 40-66 Vorstück Kap. 40 Zweiter Hauptteil: Erlösung aus Babel Kap. 41-48 durch Cyrus als Typus der Erlösung durch den Messias von Sünde und Tod Dritter Hauptteil: offen messianisch Kap. 49-66 I. Ansatz: Kap. 49-55 Israel nur im Messias II. Ansatz: Kap.56-60 Einladung der Abtrünnigen III. Ansatz: Kap. 61-66 Israels Not und Erlösung Sehr aufschlußreich für unsere Untersuchung ist Stiers Deutung des eingeschalteten historischen Abschnittes (Kap. 36-39) im Gesamtaufbau: „An dieser Stelle finden wir zur nächsten Erklärung des geschichtlichen Theiles, zum sichtbarsten Abschluß des bis hieher noch stark an die nahe 6 Ebd., S. 77. 7 Stier, Rudolf, Jesajas, nicht Pseudojesajas. Auslegung seiner Weissagung Kapitel 40-66. Nebst Einleitung wider die Pseudo-Kritik, Barmen: 1850. Der „Ordnungsplan“ ist von mir in konzentrierter Form nach den Angaben Stiers auf den Seiten LIX-CIV zusammengestellt worden, hält sich aber an seine Wortwahl. 35 Geschichte knüpfenden Weissagens, wie zum grundlegenden Uebergang für den folgenden Theil einen historischen Abschnitt eingeschaltet: Kapitel 36-39... Mit dieser Verkündigung der Wegführung nach Babel an Hiskias ist aber auch im Plane der ganzen Sammlung die Unterlage und der Uebergang vorausgestellt für alles Folgende, welches als Predigt von der Erlösung sich schon in die Gefangenschaft versetzt.“8 Wir halten an dieser Stelle fest, daß Stier im Aufbau des Buches Kap. 36-39 sowohl als Abschluß des ersten Teiles ansieht als auch als Eröffnung oder Übergang zum zweiten. Er gibt ihm also eine doppelte Funktion. Stiers Argumentation gegen die Aufteilungsargumente bewegt sich im übrigen in ähnlichen Bahnen wie bei Hengstenberg: Prophetie ist eine von Gott gegebene Vorwegnahme künftiger Geschichte (S. VIII), wobei die geschaute Zeit öfters „perspektivisch verkürzt in Einem Gemälde hinter einander“ liegt und der Endpunkt „oft heller und näher als die Vorge-schichte“ glänzt (S. XII). Daß nicht alles von Jesaja selbst so geschrieben worden sein muß, gesteht Stier zu, aber die „späteren Beifüger“ hätten gewußt, daß die beigefügten Worte auf Jesaja zurückgehen (S. XXXIX). Auf Unterschiede der Sprache zwischen 40-66 und 1-39 geht Stier auf S. XLIff ein, auf die Cyrusweissagungen eben als beabsichtigte „Weissagungen“ auf S. XLVI. 2.1.4 Franz J. Delitzsch hat eine besondere Rolle in der Jesajaauslegung inne. Er spiegelt sozusagen in seiner Person den großen Umbruch in der deutschen alttestamentlichen Forschung allgemein und speziell zum Jesaja wider. Einerseits ist, mit G. Maier gesprochen9, „die 3. Auflage des Jesajakommentars von Delitzsch der letzte große, wissenschaftliche Kommentar in der deutschen evangelischen Forschung, der von der Einheit des Buches“ ausging. Andererseits vollzog er in seiner 4. Auflage den Schritt zur Anerkennung eines Deuterojesaja10, wobei er gleichzeitig ein gewisses Schwanken zwischen beiden Positionen beibehielt.11 Uns geht es in diesem Abschnitt um Delitzschs Gründe für die Einheit Jesajas in der 3. Auflage und um seine Sicht von Jes 36-39 in diesem Zusammenhang. Nachdem Delitzsch den planmäßigen Aufbau des 8 Ebd., S. LXXIV-LXXV, Hervorhebung Stier. 9 Im Geleitwort zu: Delitzsch, Franz, Das Buch Jesaja, 5. Aufl., Giessen, 1984 (Nachdruck der 3. in Leipzig erschienenen Auflage von 1879). 10 Delitzsch, F., Das Buch Jesaja, 4. Aufl., Leipzig: 1889. 11 Siehe Siegfried Wagners Kapitel über die Jesajaforschung von Delitzsch in seinem Buch: „Franz Delitzsch: Leben und Werk“, 2. Auflage, Gießen: 1991. 36 Buches12 dargelegt hat, stellt er zu den kritischen Fragen zu und stellt fest: „Die jesaianische Weissagungssamlung ist also ein sinnvoll gegliedertes Ganzes. Sie ist des Propheten ganz und gar würdig. Trotzdem müßten wir ihm die vorliegende Gestaltung derselben absprechen, wenn 1) die Weissagungen 13-14,23. 21,1-10. c. 23. 24-27. 34-35 wirklich, wie gemeinhin angenommen wird, nicht von Jesaia verfaßt sein könnten, und wenn 2) die Geschichten c. 36-39, die wir 2 K. 18,13-20,19 noch einmal lesen, nicht auf Aufzeichnungen Jesaia’s zurückgingen. Denn nimmt man jene Weissagungen heraus, so fällt allerdings das schöne Ganze, insbes. das Buch gegen die Völker, in eine wirres Quodlibet auseinander, und sind c. 36-39 nicht unmittelbar jesaianisch, so fehlt die beide Hälften der Samlung verbindende Spange.“13 Die Beobachtung der entscheidenden Rolle von Jes 36-39 bei der Gesamtkomposition deckt sich mit dem, was wir bisher gesehen haben. Es war inzwischen üblich, daß sie bei kritischer Aufteilung Jesaja abgesprochen wurden, und genauso üblich, daß Verteidiger der Einheit auf ihre verbindende Rolle nach vorne und hinten hingewiesen haben (Delitzsch: „Spange“).14 Nach der Schilderung der Geschichte der Kritik (S. XXX) führt Delitzsch „Gegenbeweise“ gegenüber den Zweifeln an der Einheit des Verfassers an (S. XXXI): Es wäre „ein sonderbares Spiel des Zufalls“, wenn so viele fremde Prophezeiungen im Jesajabuch enthalten wären, die gleichzeitig aber so jesajanisch wären, daß man sie 2000 Jahre lang mit Jesajas Weissagungen verwechseln konnte. Gleichzeitig wäre aber der Geschichtsschreibung das Wissen um diese jesajanische Prophetenreihe abhanden gekommen, und alle Namen dieser Männer hätten das „gemeinsame Schicksal gehabt“, ver12 Kap. 1 ist ihm Einführung zum ganzen Buch. Kap. 1-39 und 40-66 sind die zwei Hauptteile, von denen der erste sieben Teile hat (1. 2-6; 2. 7-12; 3. 13-23; 4. 2427; 5. 28-33; 6. 34-35; 7. 36-39), der zweite drei Teile (1. 40-48; 2. 49-57; 3. 5866), siehe ebd., S. XXVII-XXIX und 403. 13 Ebd., S. XXIX-XXX. Zu Jes 36-39 bemerkt Delitzsch ferner auf S. XXIX: „Diese 4 Geschichten sind mit Darangabe der Zeitfolge eigens so geordnet, daß sie halb rückwärts, halb vorwärts schauen und also beide Hälften zusammenklammern. Die Weissagung 39,5-7 steht zwischen beiden Hälften wie ein Wegweiser, dessen Arm die Inschrift ‫ בבל‬hat. Dorthin geht der weitere Weg der Geschichte Israels, dorthin ist Jesaia fortan mit seinem Volke im Geiste begraben, dort predigt er c.40-66 den babylonischen Exulanten die nahe Erlösung.“ 14 So weist auch C.W.E. Nägelsbach, Der Prophet Jesaja, Leipzig: 1877, auf S. 377 auf die doppelte Aufgabe von Jes. 36-39 nach vorne und nach hinten hin. Diese Kapitel stünden genau aus diesem Grunde in dieser Reihenfolge auch an eben dieser Stelle des Jesajabuches. Ausdrücklich stimmt er dabei Delitzsch zu. 37 gessen zu werden, obwohl sie der Schlußredaktion zeitlich viel näher standen als Jesaja. Das Verhältnis von Zefanja und Jeremia zu Jes. 40-66 und auch zu den angezweifelten Stücken in Jes 1-39 zeige gleichzeitig, daß sie diese Stücke schon kannten.15 Und schließlich stehe „der Typus der angefochtenen Weissagungen“ dem Typus der anerkannt echten Weissagungen nicht schroff gegenüber, sondern letztere leiten zu den ersteren „mannigfach“ über: Die „verklärtere Form und der reichere eschatologische Inhalt der angefochtenen Weissagungen“ haben an den anerkannt echten Weissagungen ihre „Präludien“. Verbunden mit der großen Zeitspanne von Jesajas Wirksamkeit könne man die wahrgenommenen Unterschiede ihm, der „der universalste aller Propheten“ ist, zutrauen. Wenn die „moderne Kritik“ die Gegenargumente für die Einheit Jesajas nicht anerkenne, so liege das besonders an zwei „Vorurtheilen“: „Es gibt keine eigentliche Weissagung und: Es gibt kein eigentliches Wunder. Entweder verwandelt sie, wie die Wundergeschichten in Sagen und Mythen, so die Weissagungen in Rückblicke (vaticinia post eventum), oder sie rückt die geweissagten Ereignisse so nahe mit dem Propheten zusammen, daß es zu ihrer Voraussicht nicht der Inspiration, sondern nur der Combination bedurfte. Sie kann nicht anders. Wir aber können anders.“16 Delitzsch lehnte dabei aber nicht alle „Kritik“ ab, sondern nur die von einer naturalistischen Weltanschauung beherrschte (S. XXXIII). Aber selbst der „destruktiven Theologie der 2. Hälfte des 18. Jahrh.“ mit ihrem umstürzlerischen Wesen gewinnt Delitzsch gute Seiten ab: „... die Verneinung des Göttlichen und Ewigen an der Schrift hat ihre menschliche und zeitliche 15 Hier verweist Delitzsch auf Casparis Untersuchungen: Caspari, C.P., Jeremia ein Zeuge für die Echtheit von Jes. c. 34 und mithin auch für die Echtheit von Jes. c.40-66 c.13-14,23 und c. 21,1-10, Zeitschrift f.d.ges.luth. Theologie u. Kirche, 1843. Vgl. auch Caspari, Carl Paul, Jesajanische Studien, Leipzig: 1843. Neben Casparis Arbeit zu Jesaja würdigt Delitzsch auch sehr stark die von M. Drechsler als Fortschritt in der Jesajaauslegung. Drechsler hatte seinen Kommentar bis Kap. 27 selbst herausgegeben, posthum haben dann Delitzsch und Heinr. Aug. Hahn „mit Benutzung des Drechslerschen Nachlasses, der aber zu c. 40-66 wenig Verwendbares bot“, das Werk „zu Ende geführt (2 Bdd. 1845-57)“ (S.XXXV). Ein wichtiger konservativer jüdischer Kommentar, der Delitzsch auch bekannt war, war der zuerst 1855 in Padua erschienene von Samuel David Luzzatto, Profeta Isaia volgarizzato e commentato ad uso degli Israeliti, Padua: 1855-66. 16 Delitzsch, Franz, Das Buch Jesaja, 5. Aufl., Giessen, 1984 (Nachdruck der 3. Aufl. von 1879, Leipzig), S. XXXII. 38 Seite zur Anerkennung gebracht, den Liebreiz ihrer Poesie und, was noch mehr bedeutet, die concrete Wirklichkeit ihrer Geschichte.“17 In der zweiten Einleitung seines Kommentares, die er den Kap. 40-66 vorausschickt, nennt Delitzsch noch weitere Gründe für die Autorschaft Jesajas:18 Erstens werde die Erlösung aus Babel in diesen Kapiteln als ein von Menschen nicht vorher zu Wissendes dargestellt, das bei Eintreffen Jahwes alleinige Gottheit beweise, insbesondere die Vorhersage des Namens von Cyrus als Befreier. Zweitens bereite sich der exilische Standpunkt der Reden von Jes. 40-66 durch die Kap. 1-39 vor: „die ganze erste Hälfte der Sammlung“ sei „eine zu diesen Reden an die Exulanten emporführende Treppe“. Und im weiteren verweist Delitzsch auf gemeinsame charakteristische inhaltliche und stilistische Merkmale für beide Teile Jesajas. In der Einleitung zu Jesaja 40-66 aus der 4. Auflage von 1889 sagt Delitzsch vieles wortwörtlich so wie in der Einleitung dieser Kapitel aus der 3. Auflage, aber insgesamt vollzieht er den Schritt, hierin „das Buch des anderen Jesaia“ zu sehen. Gerade nach der Passage, die in der 3. Auflage den Argumenten für die Einheit der Verfasserschaft entspricht, sagt Delitzsch in der 4. Auflage: „Aber andererseits ist auch wahr: alles das beweist nicht die Identität der beiden Jesaia, sondern nur daß der andere Jesaia ein Jünger des ersten ist, welcher den Meister, an dem er sich gebildet, überflügelt... Der Verf. von c. 40-66 ist jedenfalls ein Prophet von jesaianischem Typus, aber von eigentümlich fortgebildetem jesaianischem Typus...Ich habe an sich nie etwas Anstößiges in der Annahme gefunden, daß das B. Jesaia, wie es vorliegt, Weissagungsreden Jesaia’s und anderer jüngerer Propheten enthalte, welche mit seinen Weissagungsreden vermischt und planvoll zu einem Ganzen verbunden sind - die Zusammenfassung, dachte ich, wäre doch kein Spiel des Zufalls, kein Machwerk der Willkür. Die jüngeren Bestandteile wären wirklich die gleichartige ebenbürtige Fortsetzung der jes. Prophetie... Jene jüngeren Propheten sind wirklich Jesaja’s Doppelgänger und konnten deshalb von der Nachwelt mit ihm identificiert werden.“19 Delitzsch sieht das Jesajabuch nun als eine inhaltliche Einheit, die durch eine Jesajaschule entstanden ist (mit Hinweis auf Jesajas Jünger in Jes 8,16), so daß Jesaja einerseits indirekt für Jes 40-66 mitverantwortlich ist, ander17 Ebd., S. XXXIII-XXXIV. 18 Ebd., S. 407ff. 19 Aus der Einleitungsrede zu Jes. 40-66 in der 4. Auflage von 1889 (Leipzig), die sich auf den Seiten 399-408 findet. Der zitierte Abschnitt findet sich auf den Seiten 405-408. 39 erseits sogar von dem Verfasser von 40-66, seinem Schüler, dem großen Evangelisten des A.T., in seinem Lebenswerk überstrahlt wird.20 2.1.5 Die nachfolgende Zeit Mit dem Siegeszug von Duhms Hypothese und dem Nachgeben auch hervorragender konservativer Alttestamentler gegenüber der historischen Kritik und der Aufteilung des Jesajabuches verlagerte sich die Argumentation für eine Einheit der Verfasserschaft im Jesajabuch auf eine Minderheit, die einem kritischen Konsensus gegenüberstand und dadurch in den Geruch der Unwissenschaftlichkeit oder ideologiebedingten Unwahrhaftigkeit geriet. Ein Verteidiger der Einheit Jesajas, William Henry Cobb, äußerte vor einem Jahrhundert in seinem Artikel „On Integrating the Book of Isaiah“21 die Ansicht, daß der Prozeß der Reintegration des Jesajabuches lange dauern wird, vielleicht 100 Jahre, nachdem ja auch der Prozeß der Aufteilung des Werkes seine Zeit gefordert hatte. Einerseits durchschaute Cobb schon damals die mangelnde Stichhaltigkeit von Stilargumenten22, andererseits verband Cobb seine Argumentation für die Einheit Jesajas etwa mit Sachkritik an der zeitlichen Darstellung der Hiskiareformen durch die Chronik, oder er erklärte die Erwähnung von Cyrus in Jes 44,28 und 45,1 zur Glosse.23 20 Ebd., S. 408. Damit gelangt Delitzsch im wesentlichen bei der von ihm schon in der 3. Aufl. vorgestellten Sicht (S. 411, Fußnote 1) von Klostermann an, die er dort als „vermittelndes Ergebnis“ bezeichnet. Siehe: Klostermann, Aug., Jesaja Cap. 40-66. Eine Bitte um Hülfe in großer Noth, Zeitschrift für luth. Theologie, 37 (1876) S. 1-60. Derselbe Ansatz findet sich auch in La Sor, W.S.; Hubbard, D.A.; Bush, F.W., Old Testament Survey, Grand Rapids: 1989, S. 375ff. Ähnlich auch in der deutschen Bearbeitung: La Sor, W. S.; Hubbard, D. A.; Bush, F. W., Das Alte Testament, Entstehung - Geschichte - Botschaft, Helmuth Egelkraut <Übersetzer & Hg.>, Giessen: 1989, S. 442ff. 21 Cobb, William Henry, On Integrating the Book of Isaiah, Journal of Biblical Literature, 1901 (20) S. 77-100, siehe S. 77-78. Vgl. auch ders., The Integrity of the Book of Isaiah, Bibliotheca Sacra, 1882 (39) S. 519-554 und ders., Where was Isaiah XL-LXVI written?, Journal of Biblical Literature, 1908 (27) S. 48-64. 22 Ebd., S. 92. Vgl. zur heutigen Lage La Sor / Hubbard / Bush, o.c., S. 373: „All scholars admit that any argument based on style is precarious.“ 23 Cobb, On Integrating..., S. 83 und 90. Auch ein weiterer wichtiger moderner Vertreter der Einheit Jesajas, R.K. Harrison favorisiert die „Glossenlösung“ der Cyrus-Frage, Introduction, o.c., S. 794. Zur Cyrusweissagung siehe auch G. Ch. Aalders, Cyrus in Jesaja 40-66 (ohne Orts- und Zeitangabe). 40 Im deutschen Sprachbereich sind Wilhelm Möller und sein Sohn Hans Möller als Vertreter der Einheit Jesajas zu erwähnen24, im anglophonen Sprachbereich werden häufig E.J. Young25 und O.T. Allis26 in einem Atemzug genannt. Das Buch von O.T. Allis ist besonders erwähnenswert wegen seiner Untersuchung zur Cyrusprophetie in Zusammenhang mit dem vorhersagenden Element biblischer Prophetie. In den ersten Abschnitten seines Buches27 weist Allis darauf hin, daß in dem historisch-kritischen Verständnis von Prophetie ein Antisupranaturalismus vorherrscht, der entweder das vorhersagende Element biblischer Prophetie leugnet oder es auf ein Minimum reduziert. Demgegenüber schließe aber das wirklich biblische Verständnis von Prophetie das vorhersagende Element maßgeblich mit ein, und zwar nicht als Randphänomen, sondern ganz zentral. Gerade im Buche Jesaja diene die Erfüllung der Prophetie zum Erweis der göttlichen Sendung des Propheten und damit auch der Gottheit Gottes, der Überlegenheit Jahwes über alle Götzen. In einer detaillierten Analyse von Jes 44,24-28 weist Allis darauf hin, daß diese Verse strukturell auf eine Klimax hin aufgebaut sind, die genau in der Erwähnung des Namens Cyrus und seiner Aufgabe, den Wiederaufbau des Tempels zu gewähren, liegt. Die Struktur sei von den drei 24 Möller, W., Die Einheit des Jesajabuches, eine Forderung des Glaubens und der Wissenschaft, Nach dem Gesetz und Zeugnis, 1935 (35), S. 206-217; Möller, Wilhelm; Möller, Grete; Möller, Hans, Einleitung in das Alte Testament , Zwickau: 1934, S. 96-107; Möller, Hans, Alttestamentliche Bibelkunde, Berlin: 1986, S. 202-225. Vgl. auch den jüngst erschienenen Beitrag von Claus-Dieter Stoll, „Umstrittene Verfasserschaft am Beispiel des Jesaja-Buches“ in „Dein Wort ist die Wahrheit: Festschrift für Gerhard Maier; Beiträge zu einer schriftgemäßen Theologie“, Hahn, Eberhard u.a. <ed>, Wuppertal: 1997, S. 165187. Stoll vertritt, daß nicht die Faktenlage selbst die Vorherrschaft der kritischen Teilungshypothesen herbeigeführt habe, sondern daß das Ergebnis jedes Forschers „mit persönlichen Vorentscheidungen“ zusammenhängt. Nach Stolls Sicht der Fakten gibt es einiges, was für die Einheit des Jesajabuches und seine Herkunft von dem gleichnamigen Propheten spricht. 25 Young, E. J., Studies in Isaiah, Grand Rapids, Mi: 1954; idem, Who Wrote Isaiah?, Grand Rapids: 1958, idem, The Book of Isaiah, I: Ch. 1-18, II: Ch. 19-39, III: Ch. 40-66, NICOT, Grand Rapids: 1965, 1969, 1972; idem, An introduction to the Old Testament, Grand Rapids: 1977. Vgl. auch W.A. Wordsworth, En-Roeh. The Prophecies of Isaiah, Edinburgh: 1939 und G.L. Archer, A Survey of Old Testament Introduction, Chicago: 1974. 26 Allis, O. T., The Unity of Isaiah, Philadelphia: 1950. 27 Allis, O. T., The Unity of Isaiah, London: 1951, S. 1-38. 41 Zeitdimensionen „entfernte Vergangenheit“, „Gegenwart“ und „ferne Zukunft“ geprägt, wobei die Cyrusweissagung zur fernen Zukunft gehört. So verstanden sei die Erwähnung des Cyrus kein Argument für die Aufteilung des Jesajabuches mehr, sondern sie würde im Gegenteil die Einheit des Buches und seine Abfassung durch Jesaja unterstützen.28 Ein weiterer bemerkenswerter englischsprachiger Vertreter der Einheit Jesajas, der sich mehrfach29 zu dieser Thematik geäußert hat, ist J. Barton Payne. Von Interesse in unserem Zusammenhang ist sein Artikel „The Unity of Isaiah: Evidence from chapters 36-39“ aus dem Jahre 1963. Unter der Überschrift „1. Conditioning Factors in Evangelicalism’s Approach to Isaiah 36-39“ stellt Payne fest, daß liberale und konservative Schreiber angesichts der parallelen Kapitel Jes 36-39 und 2 Kg 18-20 gegensätzliche Ergebnisse aufgrund ihrer unterschiedlichen Methodologien erreichen. Er stellt dabei fünf Prinzipien bibeltreuer Forscher fest: a. Sie erkennen mehrere Verfasser an, wenn dies ausdrücklich im Text festgestellt wird (z.B. Spr. 1,1; 10,1; 25,1; Jer 51,64). b. Sie gehen von der Zuverlässigkeit auch des Werkes der Chronik aus. c. Sie wissen um die mangelnde Möglichkeit, allein aufgrund von literarischen Vergleichen (besonders in bezug auf Jes. 36-39 und 2.Kg. 18-20) zu einer eindeutigen Schlußfolgerung zu gelangen. d. Sie erkennen die geschichtliche Glaubwürdigkeit der Kontexte der zitierten Reden an und auch e. die Inspiration der biblischen Kompilatoren ( S. 50-51). Im zweiten Kapitel „The Significance of Chapters 36-39 with the Book of Isaiah“ vertritt Payne, daß die Neuorientierung innerhalb des Jesajabuches 28 Ebd., S. 78-80. Auf Allis baut J.C. Whitcomb, Jr., „Cyrus in the Prophecies of Isaiah“ auf, in: The Law and the Prophets, Festschrift: O. T. Allis, Skilton, J. H . <ed>, Nutley, NJ: 1974, S. 388-401. Vgl. auch R.E. Manahan, The Cyrus Notations of Deutero-Isaiah, Grace Journal, 1970 (11) 2 S. 22-33 und J.H. Thomas, The Authorship of the Book of Isaiah, Abilene TX, Restoration Quarterly, 1967, S. 46-55. Robert Vasholz vertritt in seinem Artikel „Isaiah versus ‘The Gods’: a Case for Unity“, Westminster Theological Journal, 1980 (42) S. 389-94, daß es lächerlich wäre, wenn Jes 40-48 nur vaticinia ex eventu verkünden würden, diese Kapitel wären dann angesichts der wiederholten Betonung der echten Vorhersage von Ereignissen ein echter Selbstwiderspruch in sich. Gerade die Cyrusweissagung als lange vorhergesagte Prophetie diene zum Erweis der Überlegenheit Jahwes über alle Götzen. 29 Payne, J. B., The Unity of Isaiah: Evidence from chapters 36-39, BEvTSoc, 1963, (6) S. 50-56; ders., The Effect of Sennacherib’s Anticipated Destruction in Isaianic Prophecy, Westminster Theological Journal, 1971s (34), 22-38; ders., Encyclopedia of Biblical Prophecy, edition no. 2, Grand Rapids, Michigan: 1982. 42 hin zur Gnade nicht erst in Kap. 40, sondern schon in 36-39 einsetzt: „It cannot be denied moreover, that 36-39 (except for the threat in 39:6-7) does exhibit a changed prophetic attitude, shifting from Judah’s condemnation to its acceptance by God, with comfort for the ravished people and encouragement for Hezekiah the king, thereby ‘locking’ closely with the messsage of chapters 40ff.“ Vgl. zu den Städten Judas 36,1 mit 40,9; 44,26; zu Gottes Fürsorge für Jerusalems Mauern 37,33.35 mit 49,16; 62,6; zur Verheißung der Errettung Zions 36,15; 37,22 mit 40,9; 41,27. Payne bedenkt in Zusammenhang mit Jes 36-39 auch Jesajas literarische Absicht: Jes 37,38 beinhalte, jesajanische Verfasserschaft vorausgesetzt, daß Jesaja nicht nur bis 701, sondern mindestens bis zum Tod Sanheribs 681 v. Chr. gelebt habe. Das gäbe ihm genügend Zeit, bis zur Abfassung von Jes 36-39 auch die Schriftwerdung der anderen nach 701 empfangenen Prophezeiungen zu planen. So gesehen, entspreche die Ankündigung der babylonischen Gefangenschaft in 39,6-7 nicht nur der in 43,14; 45,13; 48,20 ausgesprochenen Erlösung aus derselben, sondern das Kap. 39 gehöre kontextmäßig zu einem Weissagungskomplex mit der in Kap. 44 ausgesprochenen Cyrusweissagung. Jes 40-66 sei eben nicht von einem babylonischen 6. Jhd. v.Chr. Standpunkt aus zu verstehen, sondern von einem im 8. Jhd. v.Chr. prophetisch verankerten aus ( S. 52-53).30 Vieles in 40-66 könne sich nicht auf Babylon beziehen, 52,3-6 scheine einen direkten Hinweis auf eine Erlösung aus assyrischer Gefangenschaft zu geben. Die Abweichung in 36-39 von einer chronologischen Ordnung, so daß 38-39 im Jesajabuch 40ff vorbereiten, obwohl sie zeitlich vor 36-37 liegen, sei dem Ursprung nach der prophetischen Quelle zuzuschreiben, nicht 2. Kg. Das spreche für einen jesajanischen Ursprung sowohl von 36-39 als auch von 40ff (p. 54).31 Im dritten Kapitel zeigt Payne die „Relationships between Isaiah 36-39 and Isaiah 40-48“ auf, die er in a. literarischen Entsprechungen sieht, in b. kultischen Zusammenhängen und in c. parallelen Vorstellungen. Einen sehr guten Überblick über die Entwicklung der Jesajafrage innerhalb der katholischen Exegese bis in die fünfziger Jahre gibt S.Gozzo in „De 30 Diesen Gedanken hat Payne später in einer Serie von drei Artikeln weiter ausgeführt: Payne, J.B., Eighth Century Israelitish Background of Isaiah 40-66, parts I-III, Westminster Theological Journal, 29 (1967) S. 179-90; 30 (1968) S. 50-58; 185-203. 31 Hier fußt Payne auf E.J. Young, Who Wrote Isaiah?, Grand Rapids: 1958, S. 3540. 43 catholicorum sententia circa authenticitatem Is 40-66 inde ab anno 1908“.32 Gozzo stellt darin fest (p. 375), daß bis zum Jahre 1937 kein größeres katholisches Werk außer denen von Fischer 33 und Feldmann 34 für Deuterojesaja oder Tritojesaja votiert hat. In der Folgezeit hätten sich diese Teilungshypothesen allerdings stärker auch in der katholischen Exegese verbreitet.35 Gozzos eigene Ansicht läßt sich kurz wie folgt skizzieren: Ein Schüler Jesajas hätte die Prophezeiungen des Jesaja geordnet und herausgegeben und dabei seinem Meister gegenüber so treu sein wollen, daß sein eigener Name da nicht hingehörte.36 Ende des siebten Jahrhunderts galt darum das Buch als das von Jesaja. Im sechsten und fünften Jahrhundert mag es noch kleinere Zusätze gegeben haben.37 Auch für Gozzo ist dabei Jes 39,5ff ein Schlüssel zum Verständnis des ganzen Buches, insbesondere durch die Tatsache, daß schon dem Propheten Jesaja im ausgehenden achten Jahrhundert das zukünftige babylonische Exil Judas prophetisch geoffenbart wurde.38 Einer der herausragendsten Vertreter der Einheit Jesajas in der jüdischen Exegese ist Aaron Kaminka.39 In einem Artikel40 über die Entwicklung der 32 Antonianum, 1957 (32) S. 269-410. Vgl. auch S.M. Gozzo, La dottrina teologica del libro di Isaia. Studio critico-esegetico, Biblioth. Pont. Athenaei Antoniani 11, Rom: 1962. Joseph Knabenbauer (Erklärung des Propheten Isaias, Freiburg: 1881) geißelt zu recht als eigentlichen Hauptgrund der Aufteilung die dogmatische Überzeugung: „eine wahre Prophezeiung ist ein Unding“ (p. 30). 33 Fischer, Johann, Das Buch Isaias, Bonn, 2 Bände, 1937-39; idem, Isaias 40-55 und die Perikopen vom Gottesknecht, Münster, Alttestamentliche Abhandlungen, VI, 4-5, (1916) 45ss. 34 Feldmann, Franz, Das Buch Isaias, Exegetisches Handbuch zum Alten Testament, 2 Bände, Münster: 1925-1926. 35 Siehe auch Hans-Winfried Jünglings Darstellung in Erich Zenger et alii, Einleitung in das Alte Testament, 3., neu bearb. und erw. Aufl., Stuttgart: 1998, S. 381-404. 36 Gozzo, De Catholicorum Sententia..., o.c., S. 409. 37 Ebd., S. 410. 38 Ebd., S. 406. 39 Radday stellt fest (Unity of Isaiah, o.c., S. 12.): „The boldest and outspoken champion of the unity of the whole Book of Isaiah is Kaminka.“ Auch Joseph Carlebach, Die drei grossen Propheten, Jesajas, Jirmija und Jecheskel, Frankfurt a.M.: 1932, setzt sich für die Einheit Jesajas ein. 40 A. Kaminka, Le développement des idées du prophète Isaïe et l’unité de son livre, Revue des Etudes Juives 1925 (80) S. 42-59, 131-169. Vgl. auch A. Kaminka, Mehqarim ba-Miqra uva-Talmud uva-Sifrut ha-rabbanit, I, Tel Aviv: 1935. 44 Ideen des Jesaja auf dem Hintergrund der Religions- und Sprachgeschichte des Alten Testamentes plädiert Kaminka für die Einheit des Buches. Für ihn ist die Hypothese von Deuterojesaja als einem großen Unbekannten äußerst unwahrscheinlich. Außerdem mache die Entwicklung der hebräischen Sprache und Religion seit Hesekiel die exilisch-nachexilische Ansetzung von Jes 40-66 unmöglich. Die Visionen und Ideen des Jesaja passen viel besser in die traditionell ihm zugewiesene Zeit, wobei er beeinflußt worden sei von Mose (insbesondere Dt. 32), alten Psalmen und anderen Schriftpropheten des achten Jahrhunderts. Gerade auch in der Entwicklung der theologischen Konzepte und prophetisch erwarteten Gestalten wie dem Messias als Sohn Davids und dem leidenden Hirten versucht Kaminka dies aufzuzeigen.41 Außerdem könne man sehen, daß Jeremia und andere vorexilische Propheten den zweiten Teil des Jesajabuches sehr gut kannten. Schließlich liefert Kaminka eine detaillierte, wenn auch nach eigenen Angaben bei weitem nicht komplette Liste, welche die Gemeinsamkeiten der zwei Teile des Jesajabuches aufzeigt. Angesichts der langen Zeit der Wirksamkeit des Propheten und der großen Themenvariationen innerhalb des Jesajabuches sei es nicht verwunderlich, daß es gewisse Unterschiedlichkeiten im Stil gebe, aber die Gemeinsamkeitenbänden das Buch so fest zusammen, daß die Teilungstheorien unwahrscheinlich würden. Ein weiterer jüdischer Autor, Rachel Margalioth, hat den wahrscheinlich gründlichsten Sprachbeweis42 geliefert, um die Einheit beider Teile des Jesajabuches (1-39 und 40-66) aufzuzeigen. Sie ist sich im Klaren darüber, daß spätere Verfasser den Stil der früheren bewußt nachahmen oder einfach unbewußt von ihnen beeinflußt sein können. Sie gesteht zu, daß Ähnlichkeit im Stil- und Sprachgebrauch keine Einheit des Verfassers per se beweisen muß. Aber für sie sind die Parallelen, Ähnlichkeiten, ja Einzigartigkeiten im Sprachgebrauch so zahlreich und vielschichtig, daß sie zu der Schlußfolgerung der Einheit des Buches und des Verfassers gelangt: „Our purpose 41 In diesem Zusammenhang vertritt Kaminka die Theorie, daß die Erwähnung des Cyrus in 44,28 und 45,1 eine spätere Glosse sei (Le developpement des idees, o.c., S. 150-151). 42 Rachel Margalioth, The Indivisible Isaiah, New York: 1964. Sie würdigt ausdrücklich das Werk Kaminkas: „But the hero in this war against the critics is doubtless Dr. Aaron Kaminka, who championed the unity of the book in many articles and researches“ (p. 30). 45 in the present book is not only to point to similarity in style, but to prove that this similarity cannot be ascribed but to a single brain.“43 Zusammenfassend läßt sich sagen, daß auch nach dem großen kritischen Durchbruch im letzten Jahrhundert immer eine Gruppe von Forschern bestanden hat, welche die Einheit des Jesajabuches und seine substantielle Herkunft von Jesaja verteidigt hat. Dies geschah genau in den Argumentationsbereichen (1. Geschichte, 2. Sprache und Stil44, 3. Theologie), in denen die Einheit angefochten worden war. Dabei spielte das jeweilige unterschiedliche Verständnis der Prophetie eine fundamentale Rolle. 2.2 Die Beantwortung der Frage nach der Einheit auf dem Wege computergestützter sprachstatistischer Untersuchungen Wir hatten oben schon festgestellt, daß ein wichtiger Argumentationskreis für die Aufteilung des Jesajabuches mit Sprach- und Stilbeobachtungen der angenommenen unterschiedlichen Verfasser operierte. Mit Aufkommen der Computertechnologie bot sich an, die komplexen Berechnungsmöglichkeiten des Computers zu nutzen, um statistische Stiluntersuchungen zu betreiben, um aus der Subjektivität der Stilbeurteilungen herauszukommen. 2.2.1 Asa Kasher hat sich in seinem Artikel „The Book of Isaiah. Characterization of Authors by Morphological Data Processing“45 genau diesem Weg zugewandt, um die Verfasserschaftsfrage zu klären. Kasher hat dabei hauptsächlich mit der Morphologie des Verbums statistisch gearbeitet (nicht mit Satzlängen oder syntaktischen Tests): „Among Hebrew words the verbs have the 43 Ebd., S. 35. M.E. ist der Gründlichkeit ihrer Argumentation bis heute noch nicht wirklich begegnet worden. Vertreter der Teilung verweisen in der Regel einfach auf ihr Buch, wenn sie es überhaupt erwähnen, und begnügen sich höchstens mit ein paar grundsätzlichen Erwägungen, warum diese Argumentation nicht stichhaltig sein muß. Auch der gegenwärtige Verfasser war bei seinem vielfältigen Studium des hebräischen Textes beeindruckt von der Fülle der sprachlichen Querverflochtenheit durch alle 66 Kapitel. 44 Eine Dissertation, welche in diesem Bereich auch für die Einheit argumentiert, hat Stephen R. Miller vorgelegt: „The literary style of the Book of Isaiah and the unity question“ (Mid-America Theol. Sem., 1982). 45 Kasher, A., The Book of Isaiah. Characterization of Authors by Morphological Data Processing, Liège, Rev. de l’Organ. internat. pour l’Étude des Langues anci. par Ordinateur, 3 (1972), S. 1-62 46 richest structure and that is why they were chosen for our stylistic examinations.“46 Die Ergebnisse faßt Kasher so zusammen: „a) Detailed statistical examination has shown that the Book of Isaiah is not a stylistically homogeneous work. On the basis of certain stylistic elements it may be divided into three parts: (1) chapters 1-37,47 (2) chapters 40-55, and (3) chapters 56-66. Each of the first two parts are stylistically more homogeneous - as regards the elements examined - than the work as a whole. The third part is not stylistically homogeneous, with some units showing the stylistic characteristics of the first part and other leaning towards the second part. b) By processing morphological data by statistical methods and pattern recognition techniques it is possible to characterize the internal stylistic structure of each part of the work under consideration so as to reveal some slight stylistic divergences that may require explanation.“ Die Ergebnisse von Kasher konnte man damals (eine Kurzfassung war schon 1969 auf der 5. „Israeli National Conference on data processing“ in Jerusalem vorgetragen worden) als eine Bestätigung der Proto-, Deuteround Tritojesajatheorie auffassen (vgl. Kashers Verweis auf Duhms Theorie in Fußnote 38). 2.2.2 Yehuda T. Radday hat sich ebenfalls der computergestützten statistischen Verfasserschaftsanalyse des Jesajabuches gewidmet. Neben einigen anderen Einzelveröffentlichungen48 ist sein Werk „The Unity of Isaiah in the Light of Statistical 46 Ebd., S. 15. 47 Kasher hat Kap. 38-39 als „prose sections“ von der Untersuchung ausgeklammert, o.c., S. 16. 48 Radday, Y. T.; Shor, C., ‫ סימנו של מחבר בס' ישעיהו‬- ‫( ה' היידוע‬Der Artikel als Merkmal des Verfassers des Jesajabuches), Balsanut Simmusit, 2 (1979), S. 7798: Der Gebrauch des Artikels spreche für einen wahrnehmbaren Wechsel in der Verfasserschaft vor Kap. 13 und Kap. 40. Radday, Y. T., Isaiah’s War Vocabulary, Christian News from Israel, 23 (1973), S. 158-63; idem, An Analytical Linguistic Concordance to the Book of Isaiah, The Computer Bible, 2, Missoula, MT: 1972; idem, Isaias propheta et rationaria electronica (Hebr.), Ha’universita, 17 (1971s), H.1, 42-49; idem, Isaiah and the Computer: A Preliminary Report, Computers and the Humanities, 5 (1970), H. 2, S. 65-73; idem, Test in Word Frequency in Is (by computer) (Hebr.), Bêt miqrâ’, 15 (1970), H. 3, S. 313-22; idem, Vocabulary Eccentricity and the Unity of Isaiah (Hebr.), Tarbiz, 39 (1969s), H. 4, S. 323-41; idem, Sum.: Studies in Statistical Linguistics in Isaiah (Hebr.), Diss., Jerusalem, 1968s. Vgl. auch: Almagor, R., On the Unity of the Book of Isaiah in the Light of Papers by Y. T. Radday (Hebr.), 47 Linguistics“ die wesentliche Zusammenfassung seiner Forschungsergebnisse. 49 Radday untersuchte statistisch Satz- und Wortlängen, Partikel, Kriegsvokabular, die häufigsten Worte und andere statistisch wahrnehmbare Phänomene im ganzen Buch und seinen Teilen (ausgenommen allerdings Kapitelüberschriften und Narrativtexte, also auch Jes 36-39!)50 und stellte diese Beobachtungen in Zusammenhang mit der Frage, ob das Buch einen oder wahrscheinlich mehrere Verfasser hat. Da das Jesajabuch als Gegenstand seiner Untersuchungen ein prophetisches Buch ist, äußert er sich auch zu seinem Verständnis von Prophetie, z.B. mit den Worten: „After all, the prophets have never foretold what was inevitably going to happen, but what was bound to come unless the people mended their ways.“51 Radday stellt verschiedene Methoden vor, einen Verfasser statistisch zu erfassen, z.B.: „Estoup-Zipf have established their famous formula r x f = c, where r stands for the rank of a word in the frequency list, f for its frequency and c for the constant value.“52 Oder: „The proportion V/N (where V signifies the number of different words and N the total size of the text in terms of words) will slowly fluctuate between 1 and 0.“53 Die Vorgehensweise wäre dann, „to calculate the deviation from the norm both in the authentic and the disputed writings of the author“.54 Besonders wichtig ist dabei der Gedanke, daß bestimmte Bereiche des Sprachverhaltens eines Verfassers von ihm selbst nicht bewußt kontrolliert werden und somit unbewußte „Fingerabdrücke“ im Text sind, die helfen könnten, ihn zu identifizieren oder von anderen zu unterscheiden. Radday ist sich dieser sprachphilosophischen Voraussetzung seiner statistischen Sprachanalyse bewußt und gesteht auch offen, daß er hier von den Voraussetzungen anderer Schulen abweicht: Lesonenu, 36 (1971) H. 1, S. 51-66. 49 Radday, Y. T., The Unity of Isaiah in the Light of Statistical Linguistics, Hildesheim: 1973. 50 Es ist ein interessantes Phänomen, daß sowohl Kasher (Jes 38-39) als auch Radday (Jes 36-39) Teile oder das Ganze von Jes 36-39 exkludiert haben. 51 Ebd., S. 16. 52 Radday, o.c., S. 34. 53 Ebd., S. 37. Für den gesamten Jesaja betragen die Werte nach Raddays Angaben: N=15806 (S.54), V=7440 (S.61). 54 Ebd., S. 39-40. 48 „The linguist of the structural school, esp. of its recent developments, will of course have sensed that the discussion has so far disregarded most of its achievements and avoided mentioning both the Linguist Circle of Prag (Jakobson) and the concepts introduced into modern linguistics by, among others, Martinet. The main reason for this omission is that these schools do not fully agree with one of the basic ideas of the present study, namely, what in language should be conceived of as chance and what as choice. The term ‘involuntary’ has no place in the glossary of these latest trends in linguistic ... The same applies to the theories of Chomsky.“55 Seine Ergebnisse faßt er selber so zusammen: „(a) The book is composed of two different parts, i.e. chaps. 1-35 and chaps. 40-66: (b) The most dissimilar parts are chaps. 1-12 and chaps. 40-48. Since Isaiah ben Amoz was beyond any doubt the author of the first, he cannot have written the latter. (c) Chaps. 13-23 must be ascribed with a very high degree of probability to the author of chaps. 1-12, namely to Isaiah himself. (d) Chaps. 49-57 and 58-66 display so many affinities with each other and so few with the rest of the book that one has to attribute them to yet another prophet. (e) As to chaps. 23-35 the verdict is inconclusive, but they belong in any case to the first part of the book... Whether or not our five conclusions are correct will be possible to ascertain only after statistical linguistics in general, and in Hebrew and in the Hebrew Bible in particular, have progressed much further.“56 Radday spricht sich also von der Sprachstatistik her gegen eine einheitliche Abfassung Jesajas aus, so daß seine Untersuchung scheinbar die Teilungshypothesen stützt. Aber das auch nur auf den ersten Blick, denn Radday spricht sich für einen Verfasser von Jes 49-66 aus, der von dem Verfasser von 40-48 und auch 1-35 unterschieden werden soll. 57 Ebenso ist sein Ergebnis, Jes 1-12 und 13-23 sei von demselben Verfasser, nämlich Jesaja, dem Sohn des Amoz, ungewöhnlich für die Teilungshypothesen. A.Q. Morton vom Department of Computer Science, University of Edinburgh, hat in einer Besprechung zu Raddays Buch grundsätzlich die 55 Radday, o.c., S. 47. 56 Ebd., S. 274-277. 57 Siehe hierzu auch M. Kugele, Deuterojesaja und Computer, Bibel und Gemeinde, 70/3, S. 320 und die Nachschrift der Redaktion ebendort S. 321-322. 49 Forschungsarbeit von Radday begrüßt: „From now on Old Testament studies in general and the study of Isaiah in particular stand on new ground.“58 Kritik äußert Morton nur in dreierlei Hinsicht: Erstens sei das dem Untersuchenden zur Verfügung stehende Material begrenzt gewesen. Jeder Verfasserschaftstest müsse in seiner Aussagekraft anhand von einer größeren Bandbreite hebräischer Texte geprüft werden, damit nicht etwa eine Änderung der literarischen Form oder ein Wechsel des besprochenen Gegenstandes fälschlicherweise mit einem Wechsel in der Verfasserschaft verwechselt wird. Zweitens bemerkt Morton über Raddays Anwendung stylometrischer Tests, „that in many cases the author has something less than a complete knowledge of the origin and development of the tests which he employs.“59 Drittens müsse Radday nicht nur mit dem zu untersuchenden Text beginnen, sondern auch damit enden, indem er durch einzelne Beispiele aus dem Text veranschaulicht, wie die verschiedenen Autoren dieses Textes vergleichbare Passagen schreiben. 2.2.3 Larry La Mar Adams hat eine noch etwas grundsätzlichere Kritik zu Raddays Arbeit geäußert. Adams reagierte in einem Leserbrief auf die Veröffentlichung von Mortons Buchbesprechung.60 Radday habe irreführende methodische Vorgehensweisen eingesetzt: „Differences in usage of literary elements found in a text are not necessarily an indication of differences in authorship, unless interauthorship parameters have been compared to intra-authorship parameters to establish critical levels of variation.“61 Adams hinterfragt nicht, daß statistische Stilunterschiede gefunden wurden, aber ob diese den Schluß auf einen anderen Autoren zulassen bzw. notwendig machen. Insbesondere seien Satzlängenuntersuchungen zur Bestimmung eines Verfassers äußerst 58 A.Q. Morton, Review of „The Unity of Isaiah in the Light of Statistical Linguistics“ by Y.T. Radday, in ALLC Bulletin Vol. 2 (1974), No. 1, S. 101-103. 59 Ebd., S. 102. 60 Adams, Larry La Mar, Answer to Morton’s Review of „The Unity of Isaiah in the Light of Statistical Linguistics“ by Y.T. Radday, Assoc. for Lit. and Ling. Computing Bulletin, 2, 2, Summer, 85-87, 1974. Vgl. die Veröffentlichungen von Adams zur Thematik: Adams, L. L., A Statistical Analysis of the Book of Isaiah in Relation to the Isaiah Problem, Dissertation, Brigham Young University, 1972. Ders., Statistical Style Analysis of the Book of Isaiah - Problem of Authorship, Osprey FL, Computers and the Humanities, 7 (1972), S. 120. 61 Adams, Answer to Morton’s Review, S. 86. 50 zweifelhaft. In seinem Aufsatz „Selection of Appropriate Methods for Style Analysis in Relation to the Isaiah Problem“62 zeigt Adams die Vorgehensweise auf, die er für angemessen erachtet. Er geht den Weg, für das Hebräische die „function prefixes“ als beste Möglichkeit zur Stilanalyse einzusetzen (insbesondere: ‫כ‬,‫מ‬,‫ב‬,‫ל‬,‫ש‬,‫ה‬,‫ ו‬und Kombinationen dieser Präfixe miteinander).63 Adams untersuchte in den verschiedenen Phasen seiner Arbeit sowohl Unterschiede zwischen Texten (inter-text variation) als auch innerhalb von Texten (intra-text variation). Das erste waren Vergleiche von Jesajatexten mit herangezogenen Texten anderer Bücher (Am., Jer., Hes., Mi., Hab., Sach., Dan., Esra, Mal., Neh.)64, das zweite Untersuchungen dieser Stilphänomene innerhalb von Jesaja und innerhalb der Kontrolltexte der anderen Bücher. Das Ergebnis von Adams lautet: „Statistical compari-sons of intra-text with inter-text variation indicated that a high degree of similarity in authorship style exists throughout the Book of Isaiah. In fact, there was even greater intra-text similarity in the Book of Isaiah than in the control texts examined.“ Somit kommt Adams auf seinem Wege zu einem völlig anderen Ergebnis als Kasher oder Radday. Da der gegenwärtige Verfasser in dem Bereich der computergestützten linguistisch-sprachstatistischen Verfasserschaftsanalyse die für ein Urteil notwendige fachmännische Kompetenz nicht besitzt, möchte er sich lieber eines solchen enthalten. Abschließend bemerkenswert ist aber auf jeden Fall die sowohl von Radday als auch von Morton eingeräumte Vorläufigkeit der Ergebnisse, bis die statistische Linguistik im allgemeinen und besonders auch im Hebräischen größere Fortschritte gemacht hat.65 2.3 Die jüngere Suche nach der Einheit Jesajas 2.3.1 Anfängliche Versuche auf dem Hintergrund der Teilungshypothesen, die Einheit zu erklären. 62 Hebrew Computational Linguistics, 7 (1973), S. 73-88. 63 Ebd., S. 77. 64 Ebd., S. 76-77. 65 Zur konkordanzmäßigen Nutzung der Computertechnologie in Zusammenhang mit dem Jesajabuch vgl. die Werke: Talstra, E.; Postma, F.; Zwet, H. A. van, Deuterojesaja. Proeve van automatische tekstverwerking ten dienste van de exegese, Informatika, Amsterdam: 1980. Bastiaens, Jean al., Trito-Isaiah; an exhaustive computer-assisted concordance of Isa. 56-66, especially with reference to Deutero-Isaiah, Application 4, Amsterdam: 1984. 51 Mit dem Beginn der Aufteilung des Jesajabuches war auch eigentlich sogleich die Aufgabe verbunden, erklären zu müssen, wie es geschichtlich zu dem einen Buch kommen konnte, wenn es doch angeblich mehrere Verfasser gehabt hatte und aus mehreren Teilen bestand. Zur Erklärung wurden Zufälle herangezogen, Textverbindungen aufgrund von Stichworten, Jesajaschüler und angenommene Redaktionen. Bei dem ersten kritischen Durchbruch der Teilungshypothesen gab es eine Reihe von Theorien einer mehr zufälligen Zusammenfügung der Teile. Man denke etwa an Eichhorns Theorie von vier prophetischen Buchrollen, wobei die Jesajarolle zum Sammelsurium aller „übrigen noch vorräthigen Orakel“ wurde, „deren Verfasser den Ordnern des A.T. nicht namentlich bekannt waren“ (s.o. unter 1.3.5). Oder an den Gedanken, daß Jes 40-66 anonym gewesen sei, und zufällig, etwa weil noch Platz war, auf der Rolle hinter Jes 1-39 zu stehen gekommen und danach nicht mehr als eigenes Buch erkannt worden sei.66 Eine weitere Zufallserklärung war die angenommene Namensgleichheit von Jesaja ben Amoz und „Deuterojesaja“.67 Zu Recht sind diese Zufallstheorien heute praktisch völlig aufgegeben.68 Dabei erscheint es, daß es damals leichter war, das Jesajabuch aufzuteilen, als es zusammenzusetzen. Entsprechend schrieb Cornill in der Einleitung zu seinem Artikel „Die Composition des Buches Jesaja“ noch im Jahre 1884, daß er der erste sei, der nach der Analyse das Problem der Synthese des Jesajabuches wirklich aufwerfe und behandle.69 Dabei konstatierte er: „Nächst den mittleren Büchern des Pentateuchs ist es kein alttestamentliches Buch, welches, als Ganzes betrachtet, einen so chaotischen Eindruck hervorruft, als Jes 1-39.“70 Die Ordnung, die er dennoch findet, erklärt er redaktionsgeschichtlich: Der Redaktor, der die Bücher Jeremias und Ezechiels schon gekannt habe, habe die Absicht gehabt, „die Weissagungen des Buches Jesaja chronologisch zu ordnen“ und hätte dabei die Stücke, welche er nicht zeitlich einzuordnen vermochte, als Prolog an den Anfang gestellt, darum stehe z.B. die Berufungsvision erst in Kap. 6. Zwei66 So etwa noch in diesem Jahrhundert Pfeiffer, R.H., Introduction to the Old Testament, New York: 1953, S. 447-448. 67 So Cornill, C. H., Die Composition des Buches Jesaja, Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, 1884 (4) S. 83-105, hier S. 104. 68 Vgl. Vermeylen, J., „L’unité du livre d’ Isaïe“ in idem <ed>, The Book of Isaiah, Leuven: 1989, S. 11-53, hier besonders S. 13 und 27. 69 Ebd., S. 83. 70 So Cornill, C. H., Die Composition des Buches Jesaja, o.c., S. 84. 52 tens hätte der Redaktor innerhalb dieses „chronologischen Rahmens“ eine Sachordnung nach Stichworten durchgeführt. Innerhalb dieses Aufbaus seien Kap. 36-39 dem Königsbuche entnommen. Kap. 40-66 seien ebenfalls nach dem Prinzip des Stichwortes an 1-39 angehängt worden, und zwar aufgrund der Erwähnung von Babel in 39,6-7, zusätzlich noch veranlaßt durch die Namensgleichheit von Jesaja und dem postulierten Deuterojesaja.71 Duhms oben (1.3.7) skizzierte Sicht der Entstehung des Buches ist ein Beispiel für eine recht komplizierte und langwierige Entstehungsgeschichte mit mehreren Verfassern, Glossatoren, Redaktoren usw. Der späte Delitzsch (siehe oben 2.1.4) kann einerseits trotz seiner Jesajaaufteilung immer noch eine kunstvolle Struktur im Buchganzen erkennen und ist somit ein Vorläufer entsprechender jüngerer Strukturbeobachtungen, und andererseits ist er im Gefolge von Klostermann ein Vertreter für die Erklärung der Bucheinheit durch einen Jesajaschüler. Diesen letzten Gedanken hat S. Mowinckel im Sinne einer Jesajaschule in seinen Arbeiten zur Entstehung des Buches weiterentwickelt. 72 Bei Mowinckel finden sich auch Beob71 Ebd., S. 101 und 103-104. 72 S. Mowinckel, Jesaja disiplene, Oslo: 1926; idem, Die Komposition des deuterojesajanischen Buches, Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, 1931 (49) S. 87-112, 242-260; idem, Die Komposition des Jesajabuches Kap. IXXXIX, AcOr 1933 (11), S. 267-292; idem, Jesaja, Oslo, Gyldendal, 1949. Vgl. zu dem Gedanken einer Jesajaschule vor Mowinckel: Margoliouth, G., Isaiah and Isaianic, The Expositor, 1910 (9) S. 525-529. Andere Anhänger des Gedankes einer Jesajaschule nach Mowinckel sind u.a.: Achtemeier, Elizabeth, The Community and Message of Isaiah 56-66; a Theological Commentary, Minneapolis: 1982; Eaton, J.H., „The Isaiah Tradition“, in: Israel’s Prophetic Tradition. Essays in Honor of Peter A. Ackroyd, Hg. R. Coggins, A. Phillips, and M. Knibb, Cambridge: 1982, S. 58-76; idem, The Origin of the Book of Isaiah, VT 1959 (9) S. 138-157; Hill, W., Book of Isaiah, New Catholic Encyclope-dia, 1967 (7) S. 666-71; Holladay, William L., Isaiah: Scroll of a Prophetic Heritage, Grand Rapids: Eerdmans, 1978; Jones, Douglas, The Traditio of the Oracles of Isaiah of Jerusalem, ZAW 67 (1955): 226-46; McKenzie, J.L., Second Isaiah. Introduction, Translation and Notes, Anchor Bible 20. Garden City, NY: Doubleday, 1968; Schreiner, J., „Das Buch Jesajanischer Schule“ in: Wort und Botschaft, J. Schreiner (Hg.), Würzburg: 1966, S. 143-62; Ziegler, J., Isaias, Würzburg: 1960. Kritik an der Vorstellung, daß eine Jesajaschule für das Buch verantwortlich sei, wurde u.a. geäußert von: Clements, R.E., Isaiah and the Deliverance of Jerusalem, JSOT suppl. 13, Sheffield: 1980, S. 115; Fohrer, G., Das Buch Jesaja, I: Kap. 1-23, Züricher Bibelkommentar. Zürich: 1960; Vermeylen, J., „L ‘unité du Livre d’ Isaïe“ in: The Book of Isaiah, idem (Hg.), Leuven: 1989, S. 17; 53 achtungen zu Stichwortverknüpfungen wie bei Cornill. 2.3.2 Das neuerwachte Interesse an der Einheit des Jesajabuches und die Stellung von Jes 36-39 in dem Zusammenhang.73 Beginnend etwa mit den 70er Jahren zeichnet sich eine verstärkte Suche nach der Einheit des Jesajabuches ab. In der Regel wird dabei die historischkritische Aufteilung nicht hinterfragt. Es geht nicht um eine Verneinung der „gesicherten Ergebnisse“ der historisch-kritischen Forschung, sondern schlicht um einen Blickwechsel, um ein neues, verstärktes Interesse an der Endgestalt, am Ganzen, und an seiner Struktur. Man kann die Bemühungen in diesem Zusammenhang unter vier Hauptnennern zusammenfassen, wobei sich die einzelnen Bereiche natürlich zum Teil überschneiden: 1. die Betonung der Endgestalt biblischer Bücher als Auslegungskontext, 2. redaktionskritische Erklärungen einigender Elemente, 3. zentrale verbindende Themen, 4. die Einheit unterstreichende Strukturbeobachtungen, 5. die Bedeutung von Jes 36-39 in diesem Zusammenhang. Die Reihenfolge der Darstellung ist im folgenden chronologisch, um der Entwicklung der Diskussion besser folgen zu können.74 Wegen der großen Anzahl der Forscher und ihrer Beiträge wird nicht bei jedem Aufsatz eine kritische Würdigung abgegeben oder Stellungnahme bezogen. Stattdessen werden am Ende dieses Überblickes sich wiederholende Linien, Argumente und Voraussetzungen aufgezeigt, die ausgewertet und kritisch gewürdigt werden. Gewissermaßen ein Vorreiter der modernen Suche nach der Einheit Jesajas ist Leon J. Liebreich mit seinen zwei Artikeln75 aus den 50er Jahren, Wildberger, H., Jesaja, 3. Teilband: Jesaja 28-39, Biblischer Kommentar AT 10,3. Neukirchen: 1982, S. 1514-1516. 73 Einen guten Überblick über diesen Teil der Forschungsgeschichte bietet Ulrich Berges, Das Buch Jesaja: Komposition und Endgestalt, Freiburg: 1998, auf den Seiten 11-49. 74 Darum wird oft nach dem Namen eines Verfassers die Jahreszahl seines Beitrages in Klammern angegeben. Mitunter wird bei einem wichtigen Beitrag eines Verfassers auf andere Beiträge in Fußnoten verwiesen, die einen Gedanken oder Ansatz dieses Beitrages noch weiter ausführen, ohne daß die Aufsätze, auf die verwiesen wird, noch einmal extra aufgeführt werden. Manche wichtigen Beiträge, die sich spezieller auf Jes 36-39 beziehen, werden in folgenden Kapiteln an gegebener Stelle behandelt. 75 Liebreich, Leon J., The Compilation of the Book of Isaiah, JQR, 1955/56 (46) S. 259-277 und 1956/57 (47) S. 114-138. Vgl. auch: Liebreich, L. J., The Position of Ch. Six in the Book of Isaiah, HUCA, 1954 (25) S. 37-40. 54 in denen er zahlreiche Stichwortverknüpfungen und Anwendungen der Stilfigur Inclusio aufzeigt und so zu folgendem Aufbau für Jes 1-39 und 4066 kommt: Jes 1-39: „IA : chaps. Transition: chap. IB: : chaps. IIA : chaps. Transition: chap. IIB : chaps. III : chaps. IV : chaps. Jes 40-6676 1-5; │ I. Kap. 40-55 6; │ A. Kap. 40-49 7-12; │ B. Kap. 50-55 13-19; │ II. Kap. 56-66 20; │ 21-27; │ 28-35; and│ 36-39.“77 │ Dabei argumentiert Liebreich auch schon für eine Gesamtkomposition des ganzen Buches: „A comparative study of the last chapter of the Book of Isaiah (chap. 66) and the first (chap. 1) warrants the inference that the position of chap. 66 at the end of the Book presupposes the unmistakable intention and fixed determination to make the Book end in the same vein with which it begins.“78 Anfang der 60er Jahre schlug dann William H. Brownlee79 vor, daß das Jesajabuch das Produkt einer jesajanischen Schule sei, die ein zweibändiges Werk jesajanischen Materials herausgeben wollte, wobei die zwei Hälften in ihrem Aufbau einander entsprächen: 76 Liebreich, Compilation, o.c., S. 122-124. 77 Liebreich, Compilation, o.c., S. 263. 78 Liebreich, o.c., S. 276. Zu einer Parallele der konzentrischen Form zwischen Jes 66 und Jes 1,21-31 vgl. Edwin C. Webster, A rhetorical study of Isaiah 66, Journal for the study of the Old Testament, 1986 (34) S. 106-107, Fußnote 15. Zur Inklusio zwi-schen Jes 1,1-2,4 und Jes 65-66 siehe Holman, Jan, De kernboodschap van Jesaja: Omvang et betekenis van de inclusie van Jes. 1-2,4 met 65-66, Tijdschrift voor Theologie, 1996 (36) S. 3-17. 79 Brownlee, W. H., The Literary Significance of the Bisection of Isaiah in the Ancient Scroll of Isaiah from Qumran [1QIsa], ACIO 25 (Moscoviae 1960, ed 1962), I 431-37. 55 The Two Volumes of the Book of Isaiah:80 Volume I of Isaiah (Chapters 1-33) I. The Ruin and Restoration of Judah (Chapters 1-5) II. Biography (Chapters 6-8) III. Agents of Divine Blessing and Judgment (Chapters 9-12) IV. Anti-foreign oracles (Chapters 13-23) V. Universal Judgment and the Deliverance of God’s People (Chapters 24-27) VI. Ethical sermons, indicting Israel and Judah (Chapters 28-31) VII. The Restoration of Judah and the Davidic Kingdom (Chapters 32-33) Volume II of Isaiah (Chapters 34-66) I. Paradise Lost and Regained (Chapters 34-35) II. Biography (Chapters 36-40) III. Agents of Deliverance and Judgment (Chapters 41-45) IV. Anti-Babylonian Oracles (Chapters 46-48) V. Universal Redemption through the Lord’s Servant, also the glorification of Israel (Chapters 49-55) VI. Ethical Sermons, the Ethical Conditions for Israel’s Redemption (Chapters 56-59) VII. Paradise Regained: The Glories of the New Jerusalem and the New Heavens and the New Earth (Chapters 60-66). Der Fortschritt sowohl bei Liebreich als auch bei Brownlee 81 war, daß sie für das ganze Buch analysierend Hinweise fanden, daß es auch als ganzes Werk konzipiert war. Mit ihren relativ kurzen Beiträgen waren sie Vorboten einer inzwischen angewachsenen Forschungsbewegung. Dabei lehnen sie wie der Hauptstrom der folgenden Bewegung nicht den Gedanken mehrerer Verfasser für Teile des Buches ab, sondern weisen mit ihren Überlegungen 80 Ebd., S. 435-436. Die englischen Überschriften Brownlees sind beibehalten worden, aber nicht jeder Unterpunkt seiner Gliederung ist aufgeführt, sondern nur die Hauptpunkte mit Kapitelangaben, die zum Teil von mir nach Brownlees Unterpunkten dazugeschrieben wurden. 81 Brownlee stimmen u.a. zu: Richards, K. H., A Note on the Bisection of Isaiah, Revue de Qumran, 1965 (5) S. 257s; Callaway, J. A., Isaiah in Modern Scholarship, Review and Expositor, 1968 (65) 4 S. 397-407 und Evans, C. A., The Unity and parallel Structure of Isaiah, Vetus Testamentum, 1988 (XXXVIII) S. 129ff. 56 auf den redaktorischen Prozeß hin, der ihrer Meinung nach für das Gesamtkonzept verantwortlich war. G. Fohrer (1967)82 bewegt sich in seiner Darstellung der Entstehung von Jes 1-39 auf mehr traditionellen Bahnen. Jes 36-39 sind für ihn aus 2 Kg übernommen.83 Zu B.S. Childs (1967)84 siehe unten S. 110 im Kapitel zur Beziehung von Jes 36-39 zu 2 Kg 18-20 und damit zusammenhängenden Fragen. Joachim Becker (1968) sieht es so, daß Jes 40-55 nicht vor 539 entstanden zu sein brauchen, sondern in dieselbe Zeit passen wie Jes 56-66, „also wahrscheinlich ... kurz nach 539“ entstanden sind.85 Der Verfasser von Jes 40ff setze dabei Jes 1-39 voraus: „Hat es nicht von vornherein eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich, daß derjenige diese wie das Werk eines Literaten anmutenden Kapitel verfaßt hat, der Is 39 bei der redaktionellen Arbeit an seinen Platz gestellt hat? Denn an Is 39 will Is 40ff doch offenkundig anknüpfen.“86 Die „früheren Dinge“ in 40ff seien die Drohweissagungen in Jes 1-39, von der Redaktion als Vorhersage des Falles Jerusalems 586 v.Chr. verstanden. Die „späteren (neuen) Dinge“ bezögen sich auf das jetzt angekündigte „neue Heilsereignis“.87 Becker ruft als Folge seiner Überlegungen zur holistischen Exegese des Jesajabuches auf: „Man sollte heute das Stadium begreiflicher Entdeckerfreude über die erwiesene Unechtheit von Is 40-55 und die daraus resultierende isolierende Exegese hinter sich lassen und zur ganzheitlichen Erklärung dieser Kapitel im Rahmen des Isaiasbuches zurückkehren, freilich mit dem klaren Wissen um die Fiktion.“88 82 G. Fohrer, Entstehung, Komposition und Überlieferung von Jesaja 1-39, BZAW, 1967 (99) S. 113-47. Dieser Beitrag entstand aus: ders., The Origin, Composition and Tradition of Isaiah 1-39, AnLeedsUOS 3 (1961s), Leiden: 1963, S. 3-38. 83 Fohrer, Entstehung, o.c., S. 134. 84 Childs, B. S., Isaiah and the Assyrian Crisis, Studies in Biblical Theology, Second Series 3, London: 1967. 85 Becker, J., Isaias - der Prophet und sein Buch, SBS 30, Stuttgart: 1968, S. 38. 86 Ebd., S. 37. 87 Ebd., S. 37-38. Hier greift Becker einen Gedanken von Douglas Jones, The Traditio of the Oracles of Isaiah of Jerusalem, Zeitschrift für alttestamentliche Wissen-schaft, 1955 (67) S. 226-246, speziell S. 244ff auf. 88 Ebd., S. 38. 57 P.É. Bonnard (1973) fragt, ob nicht Jes 39 an seine Stelle plaziert worden ist, um die Aussprüche Jesajas abzuschließen und als Vorspiel zum Trostbuch zu fungieren.89 R. Lack (1973) untersucht die Symbolik des Jesajabuches90 und sieht in ihr ein einigendes Element. Jes 36-39 ist für ihn nicht authentisch, er bezeichnet es als Appendix.91 Wie Liebreich weist auch Lack auf Kontaktpunkte zwischen Kp 1 und 65-66 u.a. hin. 92 Er sieht die Stilfigur der Inclusio bei 40-55, 56-6693, 40-66 und 1-66. In Zusammenhang mit der Redaktionsgeschichte des Buches setzt er eine Redaktionsstufe am Ende des 6. Jahrhunderts an, eine andere im 5. Jahrhundert.94 C. Schedl (1973) wendet seine logotechnische Methode auf Jes 1-12 an und kommt zu dem Ergebnis, daß es kunstvoll durchkomponiert sei.95 P.R. Ackroyd (1974) wertet in seinem Artikel „An Interpretation of the Babylonian Exile. A Study of 2 Kings 20 / Isaiah 38-39“96 die Hiskia-JesajaErzählungen auch für das Ganze des Jesajabuches aus. Die Sendung der babylonischen Botschafter und das folgende Verhalten des Hiskia mit dem durch Jesaja ergehenden Gotteswort stelle eine prophetische Vorwegnahme des Exils dar: Die Vorhersage-Erfüllung-Form sei erkennbar, ebenso, daß das Exil kein Zufall, sondern Auswirkung göttlichen Willens in Verbindung mit dem Verhalten des Königs sei. 97 Die Krankheit Hiskias und das Todesurteil über ihn (Jes 38) versteht Ackroyd als einen Typus von Gericht und Exil (parallel zur Botschaftergeschichte in Jes 39). Dabei sei das Thema von Hiskias wiederhergestelltem Leben und seiner dann fortgesetzten Herrschaft nach seinem starken Flehen zur Gottheit ein Hinweis auf die 89 Bonnard, P. É., Le Second Isaïe. Son disciple et leurs éditeurs. Is 40-66, Paris: 1973, S. 74. 90 R. Lack, La Symbolique du Livre d’Isaïe, Analecta Biblica 59, Rom: 1973. 91 Ebd., S. 143. 92 Ebd., S. 139-141. 93 Bei der konzentrischen Struktur von 56-66 ist 60-62 im Mittelpunkt. 94 Ebd., S. 142-145. 95 C. Schedl, Rufer des Heils in heilloser Zeit. Der Prophet Jesajah Kap. I-XII logotechnisch und bibeltheologisch erklärt, Paderborn / München: 1973. Es ist hier nicht der Raum, auf Schedls Methode näher einzugehen. Interessant ist, daß er sich in die Reihe der Ansätze nahtlos einfügt, die für Teile oder das Ganze des Jesajabuches eine kunstvolle einheitliche Struktur vertreten. 96 Scottish Journal of Theology 1974 (27) S. 329-352. 97 Ebd., S. 341-342. 58 Möglichkeit der Wiederherstellung der im Exil lebenden Glaubensgemeinschaft. 98 Auch Jes 36-37 (und die Königeparallele) können in diesem Zusammenhang verstanden werden. Die Rede des Rabschake sei eine (blasphemische) Parodie, welche die göttlichen Zusagen des Deuteronomiums auf den Kopf stelle und Sanherib an die Stelle Jahwes setze. Das Gedicht in 2 Kg 19,21-28 (mit Jesajaparallele) stelle nun fest, daß dieser assyrische Herrscher selbst unter dem Gottesgericht steht und genauso gefangengeführt wird, wie er andere gefangen geführt hat. Die aufgezeigten Elemente inner-halb von Jes 36-39 machen für Ackroyd umso erkennbarer, daß diese Kapitel im Jesajabuch an ihre Stelle gebracht worden sind, um die Beziehung zwischen Jesaja von Jerusalem und seinem namenlosen Nachfolger zu erklären, dessen Worte mit denen Jesajas in der gegenwärtigen Buchgestalt verbunden worden sind.99 Roy F. Melugin (1976) vertrat in einer Arbeit zur Entstehung von Jes 4055100, daß die Erwähnung des Königs von Babel in Kp 39 den babylonischen Teil des Buches vorbereite.101 Für H.L. Spykerboer (1977) sind die Texte zur Götzenpolemik und die Gottesknechtsabschnitte Teile von Jes 40-55, das so als ein zusammenhängendes Ganzes entstanden sei, abgesehen von einigen wenigen späteren Zusätzen.102 98 Ebd., S. 345-346. 99 Ebd., S. 348-349. 100 R.F. Melugin, The Formation of Isaiah 40-55, BZAW 141, Berlin / New York: 1976 (entstanden aus der Dissertation, aber mit Unterschieden: Melugin, R. F., The Structure of Deutero-Isaiah, Dissertation, Yale: 1968). Vgl. auch idem, Deutero-Isaiah and Form Criticism, Vetus Testamentum, 1971 (21) S. 326-39; idem, The Servant, God’s Call, and the Structure of Isaiah 40-48, Society of Biblical Literature 1991 Seminar Papers, Lovering, Eugene H. <ed.>, Society of Biblical Literature Seminar Paper Series 30, Atlanta: 1991; idem, Figurative Speech and the Reading of Isaiah 1 as Scripture, in „New Visions of Isaiah“, Melugin, R.F.; Sweeney, M.A. <ed>, JSOT suppl. 214, Sheffield: 1996, S. 282-305; idem, Prophetic Books and the Problem of Historical Reconstruction, in „Prophets and Paradigms: Essays in Honor of Gene M. Tucker“, Reid, S.B. <ed>, JSOT suppl. 229, Sheffield: 1996, S. 63-78. 101 Melugin, Formation, o.c., S. 176f. 102 Spykerboer, H. L., The Structure and Composition of Deutero-Isaiah. With Special Reference to the Polemics Against Idolatry, Dissertation [Groningen 1976, Dir. A. S. Van der Woude]. Meppel: 1977, S. 234. 59 Peter R. Ackroyd (1978) stellt in seinem Artikel “Isaiah I-XII: Presentation of a Prophet“103 in Frage, ob es überhaupt möglich ist, Jes 1-39 als ein eigenständiges Buch zu betrachten, losgelöst von dem Ganzen, in dem es nun enthalten ist. 104 Er wendet sich gegen H. Barths Sicht 105 des Jesajabuches, die Ackroyd als neue Variante der Zufallstheorie einstuft.106 In 2 Kg 18-20 = Jes 36-39 sieht Ackroyd ein bedeutsames Anwachsen der Jesajatradition, die inhaltlich in einem scharfen Kontrast zu den Gerichtsworten steht, die allgemein zum echten jesajanischen Material gerechnet werden (etwa zum Gericht in Kp 6; 1,4-8 und 29,1-8).107 Der häufig vertretene Gedanke einer Jesajaschule, die für das Buchganze verantwortlich sei, sei mehr eine Ableitung aus der gegenwärtigen Gestalt des Buches als in sich klar erwiesen. Die Fakten wiesen zwar auf die Existenz von Tradenten, Editoren, Glossatoren usw. hin, aber das gelte nicht nur für Jesaja, sondern für alle prophetischen Bücher. Ein Schlüssel zur Beantwortung der Frage, warum der Prophet Jesaja mit dem Buchganzen in Verbindung gebracht worden sei, liege in der Struktur der ersten zwölf Kapitel des Buches.108 Die Überschriften in 1,1; 2,1 und 13,1 seien dabei einige der wenigen offensichtlichen Strukturmarker innerhalb von Jes 1-33(35).109 Kp 12 sei bei der Analyse wichtig durch seine 103 104 105 106 107 108 109 60 Ackroyd, P. R., Isaiah I-XII: Presentation of a Prophet, Vetus Testamentum Supplementum 29, 1978, S.16-48. Ebd., S. 16. Siehe Hermann Barth, Die Jesaja-Worte in der Josiazeit: Israel und Assur als Thema einer produktiven Neuinterpretation der Jesajaüberlieferung, WMANT 48, Neukirchen, Neukirchener Verlag, 1977 [entstanden aus der Dissertation, auf die sich auch Ackroyd bezieht: „Israel und das Assyrerreich in den nichtjesajanischen Texten des Protojesajabuches: eine Untersuchung zur produktiven Neuinterpretation der Jesajaüberlieferung“, Hamburg 1974]. Barth verbindet die Gestaltung von Jes 1-35 mit einer „assyrischen Redaktion“ zur Zeit des Königs Josia und des Zusammenbruches des assyrischen Reiches. An Jes 1-35 sei dann Jes 36-39 als historischer Appendix angehängt worden und daran schließlich 40-66. Der Grund, warum 40-66 zum Buchganzen kam, war vielleicht ein Nach-ahmen der damals schon vorliegenden dreigeteilten Struktur von Jeremia und Hesekiel: Jes 1-12 Gericht über das eigene Volk, 1335 (39) Fremdvölker betreffende Themen, 40-66 Heil für das eigene Volk. Acroyd, Presentation, o.c., S. 18-20. Ebd., S. 25. Ebd., S. 28-29. Ebd., S. 30. Verbindungen zu Kp 1-11, 24-27 und 40.110 Kp 12 gebe einen interpretierenden Kommentar zu dem Vorangehenden „drawing out in a final poetic statement the broadest significance of the prophet’s person and message.“111 Die Art der Präsentation des Propheten in Kp 1-12 mit Gerichts- und Heilsbotschaft sei auch verantwortlich dafür gewesen, daß sich an den Propheten Jesaja eine so große Tradition angeschlossen habe: „Both the confirmation of his message of doom and the affirmation of the salvation theme associated with his name, provided for the period of exile and its aftermath, with the continuing experience of deferred hope, a clear picture of the reality of the divine word associated with this particular figure.“112 Brevard S. Childs (1979) entfaltet in seinem Buch „Introduction to the Old Testament as Scripture“113 seinen kanonischen Ansatz (canonical approach), der zwar die literarkritischen Ergebnisse der historisch-kritischen Forschung anerkennt und darauf aufbaut, aber zusätzlich stark die Bedeutung der kanonischen Endgestalt eines Buches für die Auslegung innerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen betont. Für die Jesajaauslegung bedeutet das einerseits das selbstverständliche Anerkennen eines komplizierten Entstehungsprozesses mit solchen Begriffen wie „Proto-, Deutero- und Tritojesaja“ und den ihnen „klassisch“ zugeteilten Kapiteln, andererseits aber betont Childs, daß durch die redaktionsmäßige Zusammenstellung der einzelnen Teile zu einem Ganzen etwas Neues geschaffen worden ist: „Chapters 40ff. are now understood as a prophetic word of promise offered to Israel by the eight-century prophet, Isaiah of Jerusalem. It is a basic misunderstanding simply to disregard the present context as a historical fiction. Rather, the present non-historical setting into which the canon has placed these traditions is a highly reflective, theological con-text.“114 Der theologische Kontext werde aufgrund einer Dehistorisierung geschaffen. Childs zieht in Erwägung, daß die „canonical editors“ in ihrer Behandlung des Materials fast alle konkreten, greifbaren Dinge eliminiert haben. Die Kapitel Jes 40ff hätten keinen wirklichen historischen Kontext, keine Überschriften, keine Datierungen. Die einzige Ausnahme stelle der Cyrus110 111 112 113 114 Ebd., S. 37, Fußnote 61, wo folgende Hinweise gegeben werden: Vgl. 12,2.4.5 mit 2,6ff; 12,3 mit 8,6ff; 12,6 mit 6,11; 3,25ff und 12,1 mit 40,1. Ebd., S. 40. Ebd., S. 46. Philadelphia: 1979. Childs, B. S., Introduction to the Old Testament as Scripture, 1979, S. 325. 61 hinweis (44,28-45,1) dar, aber selbst hier seien die Bezüge auf historische Ereignisse minimal. In Tritojesaja gebe es zwar ein paar historische Referenzen mehr, aber im Prinzip sei die Situation dieselbe.115 Die Redaktion des Buchganzen habe nicht nur durch diese Dehistorisierung ihr theologisches Ziel erreicht, sondern auch durch lehrmäßige Veränderungen der Einzelteile: Dem Gerichtspropheten Protojesaja seien Verheißungen beigefügt worden, dem Vergebungsprediger Deuterojesa (auch Tritojesaja) Gerichtsworte.116 Die Verbindung zwischen erstem und zweiten Teil des Buches sei einerseits u.a. durch das Konzept der „früheren und späteren Dinge“ in Jes 40-55 hergestellt worden117 und andererseits durch die Einfügung von Jes 36-39 genau an seiner Stelle.118 Childs geht bei seiner Analyse der Querverflechtungen beider Teile sogar so weit, die Feststellung zu machen: „In the light of the present shape of the book of Isaiah the question must be seriously raised if the material of Second Isaiah in fact ever circulated in Israel apart from its being connected to an earlier form of First Isaiah.“119 Was das Verhältnis von Trito- zu Deuterojesaja betrifft, betont Childs, daß bei Berücksichtigung des kanonischen Kontextes keine wirklichen Spannungen zwischen diesen beiden Abschnitten bestünden. Die oft hervorgehobenen Unterschiede würden mehr auf der hypothetischen Rekonstruktion der historischen Situationen beruhen als auf wirklichen Hinweisen im Text.120 Hans Wildberger (1982) stellt fest, man sei sich in der Forschung einig, daß Jes 36-39 nicht von Jesaja stammten.121 Es gebe drei Möglichkeiten zur 115 116 117 118 119 120 121 62 Ebd., S. 325-326. Ebd., S. 327. Nach Childs können die früheren Dinge im kanonischen Kontext nur die Prophezeiungen Protojesajas meinen (ebd., S. 329). Ebd., S. 333 sagt Childs: „They were edited in such a way as to anticipate the Babylonian exile of chs. 40ff. (cf. particularly 39.6, ‘nothing shall be left’) and thus they provided a historical context for Second Isaiah’s message of hope.“ Ebd., S. 329. Ebd., S. 333-334. James Barr setzt sich in seinem Buch: „Holy Scripture, Canon, Authority, Criticism. The Sprunt Lectures delivered at Union Theological Seminary, Richmond, Virginia February 1982“, Oxford: 1983, mit Childs auseinander. Für Barr ist die Wahrheitsfrage entscheidend, nicht die theologische Relevanz. Wenn es z.B. „wahr“ ist, daß Jes 40-66 im Exil abgefaßt worden ist, dann ist das wichtig und sehr relevant. Es könnte auch nicht „wahr“ sein, und man müsse entsprechend alle Argumente in die eine oder andere Richtung prüfen (ebd., S. 118; vgl. auch S. 132-133). Wildberger, H., Jesaja, 3. Teilband: Jesaja 28-39, Biblischer Kommentar AT 10,3, Neukirchen: 1982, S. 1370. Erklärung der Herkunft dieser Kapitel in Jesaja und Könige: Sie seien ursprünglicher Bestandteil von Könige, sie seien von vornherein als Anhang zum Jesajabuch verfaßt worden, oder sie seien zunächst eine Schrift für sich gewesen122. Für Wildberger ist klar, daß der Redaktor des Jesajabuches aufgrund der Formulierung von Jes 36,1 das Königebuch vor sich gehabt haben muß.123 Was die Textüberlieferung angeht, sieht er den besseren Text in Jesaja.124 Trotzdem sei Jes 36-39 aus Könige entlehnt, wobei der Königetext nach der Entnahme noch erweitert und verändert worden ist.125 Ursprünglich seien sie aber als selbständige Einheit verfaßt: „Die vier Kapitel Jes 3639 sind eine in sich geschlossene Einheit. Wären sie isoliert überliefert, würde man sie nicht unbedingt im Jesaja- oder Königsbuch suchen, und schiede man sie an ihrer jetzigen Stelle aus, würde man sie nicht vermissen.“126 J.J.M. Roberts (1982) unterstreicht, daß die Schau von Jahwe als dem „Heiligen Israels“ das zentrale Konzept des ganzen Buches sei.127 Einen besonders wichtigen Beitrag128 hat P.R. Ackroyd (1982) geliefert. Weil er einer der Hauptrepräsentanten für den Paradigmenwechsel und sich speziell unseren Kapiteln zuwendet, soll er hier eigens zu Wort kommen: „In a study of Isaiah 1-12129, I have pointed out, in considering general questions about the structure of the whole book of Isaiah, that there is no adequate basis for the common supposition that these chapters130 were added to an already completed first book of Isaiah. Such a book is generally described as being 1-35, though this may well be qualified by the recognition that some parts of those chapters are evidently late - this 122 123 124 125 126 127 128 129 130 Ebd., S. 1370f. Ebd., S. 1371. Ebd., S. 1372. Gegenüber Gesenius Gedanken der textlichen Überlegenheit von Könige und den ihm folgenden Forschern stellt Wildberger ebendort fest: „Man hat den Eindruck, die Erkenntnis, daß der Erzählungskomplex dem Königsbuche entnommen ist, habe dann und wann die Annahme der Überlegenheit des K-Textes begünstigt.“ Ebd., S. 1373. Ebd., S. 1374. Roberts, J.J.M., Isaiah in Old Testament Theology, Int, 1982 (36) S. 130-143. Ackroyd, P. R., „Isaiah 36-39: Structure and Function“ in: Delsman, W. C. et. al. <ed>, Von Kanaan bis Kerala: Festschrift für Prof. Dr. Dr. J. P. M. van der Ploeg, Alter Orient und Altes Testament <no. 211>, Neukirchen: 1982, S. 3ff. Ackroyd, P. R., Is I-XII: Presentation of a Prophet, Vetus Testamentum Supplementum 29, 16-48, 1978, bes. S. 18-21. Gemeint sind die Kap. 36-39. 63 is particularly claimed for 24-27. It is then assumed that the section 36-39 was extracted from 2 Kings and placed at the end of the current form of 1-35. This, as generally presented, does less than justice to the complex structure of 1-35, and takes too little account of the degree of interrelationship of language, thought and structure between the various parts of the whole book of Isaiah. It also often takes as analogy the appearance of Jer. 52 as a concluding appendix to the book of Jeremiah, without noting the degree of difference between Isaiah 36-39 and that chapter; namely that Jer. 52 is virtually a straight variant of the last part of 2 Kings, whereas Isaiah 36-39, while clearly closely related to 2 Kings 1820, shares with that passage and with Jer. 37-44 the interweaving of the activity of the prophet with the narrative of the events.“131 Die Reihenfolge 36-37 und 38-39 ist für Ackroyd nicht chronologisch132, sondern in Zusammenhang mit dem Gesamtaufbau des Buches zu sehen. Der Grund für die Positionierung von 36-39 an ihrer Stelle müsse jenseits der „orthodoxen Sicht“, 36-39, 40-55 und 56-66 seien einfach an 1-35 angehängt worden, neu überdacht werden; dieser Grund sei u.a. mit dem Jerusalemthema in 36-39 verbunden: „The placing of 36-39 underscores this prospect of a restored Jerusalem. That hope is expressed also in a variety of comments in prophetic collections associated with words of Isaiah both in the opening chapters of the book and in 28-32; it is drawn out more fully in 33, 34-35.“133 So wie die erhoffte Wiederherstellung Jerusalems in Jes 40ff durch die Errettung Jerusalems in Jes 36f unterstrichen wird, finde sich auch die Zukunftshoffnung „in Davidic terms“ (Jes 55,3) in einer gedanklichen 131 132 Ackroyd, Structure and Function, o.c., S. 6-7. Ebd., S. 10-11. Auch Feldmann, Franz, Das Buch Isaias, Exegetisches Handbuch zum Alten Testament, 2 Bände, Münster: 1925-1926, Bd. 1, S. XVII sieht Jes 36-39 nicht als chronologisch geordnet an, sondern Jes. 38-39 falle zeitlich vor Jes. 36-37. Jes. 36-37 dienen als Epilog des ersten Teils, Jes. 38-39 wegen 39,6 als Einleitung für Kap. 40-66. Ebenso hatte F. Giesebrecht, Beiträge zur Jesajakritik, Göttingen: 1890, S. 85, Jes. 36-39 im Gesamtaufbau einerseits als historischen Abschluß des vorhergehenden und Überleitung „zum exilischen Theil“ angesehen. Vgl. auch C. J. Bredenkamp, Der Prophet Jesaja, Erlangen: 1887, S. 223: „Die Stellung der Cap. 36-39 im B.Jes. ist durchaus absichtlich und passend. Die Cap. 36-38 sind retrospectiv, die assyrische Zeit abschliessend; Cap. 39 bahnt die babylonische Zeit an. Der Redaktor, welcher Cap. 39 vor den 2. Theil gestellt hat, hat diesen jedenfalls für jesajanisch angesehen.“ 133 Ackroyd, Structure and Function, o.c., S. 8. 64 Linie mit der positiven Darstellung des frommen Davididen Hiskia in Jes 36ff im Gegensatz zu seinem Vater Ahas in Jes 7f: „The basis for the words of hope and salvation is here declared to rest in the realities of a historic situation - no longer to be unravelled fully - in which deliverance is portrayed, new life out of death is granted, the Babylonian exile is foretold.“134 John H. Eaton (1982) sieht die Einheit des Jesajabuches in einer einheitlichen Tradition begründet.135 Diese Tradition ist immer wieder der prophetische Ausdruck von Gottes liturgischem Wirken136, das Eaton in drei Aspekten verfolgt: „(1) His assertion of His supremacy and glory, (2) His speeches and dialogues amid the congregation, (3) His bestowal of vocation and destiny on the Davidic heir“.137 Diese drei Linien versucht Eaton zuerst in den Kapiteln 13-14, 24-27, 33, 35, 40-66 aufzuzeigen, da man von ihnen allgemein glaubt, daß sie aus einer späteren Zeit als der Jesajas stammen138, um schließlich auch bei Jesaja selbst seine Verwurzelung in der Liturgie mit denselben Aspekten aufzuzeigen 139. Entsprechend faßt Eaton seine Überlegungen zum Buchganzen zusammen: „Accordingly, we may conclude that the Book of Isaiah, which has the characteristics of being a tradition and which contains a record of the solemn founding of a tradition, should indeed be regarded as essentially the fixation of the tradition that flowed from Isaiah through his fellowship of prophetic disciples into the period of the exile and a little beyond.“140 Schon in seinem „The Unity of the Book of Isaiah“ (1982)141 hatte Ronald E. Clements vorgeschlagen, daß die Erwähnung des Königs von Babel den babylonischen Teil des Buches vorbereite und daß die „früheren“ und die „neuen“ Weissagungen der Unglücksweissagung von 1-39 und der Heilsweissagung in 40-66 entsprächen.142 1985 verfolgte er mit „Beyond 134 135 136 137 138 139 140 141 142 Ebd., S. 20-21. Eaton, J.H., „The Isaiah Tradition“ in „Israel’s Prophetic Tradition. Essays in Honor of Peter A. Ackroyd“, Coggins, R. et al. <Hg.>, 1982, S. 58-76. Wörtlich: „the prophetic expression of God’s liturgical work“, ebd., S. 59. Ebd., S. 59. Ebd., S. 59-71. Eaton setzt Jes 40-55 zwischen 550 und 540 v.Chr. an, S. 61. Ebd., S. 71-74. Ebd., S. 75. Interpretation 1982 (36) S. 117-129. Ebd., S. 125. Zu R.E. Clements, Isaiah and the Deliverance of Jerusalem, JSOTS 13, Sheffield: 1980 siehe unten das Kapitel zur Geschichtlichkeit von Jes 36-39. Im Kommentar „Isaiah 1-39“, New Century Bible, Grand Rapids: 1982 <1980>, sieht Clements die Einfügung von Jes 36-39 in das Jesajabuch 65 tradition-history. Deutero-Isaianic development of First Isaiah’s themes“143 solche und ähnliche Überlegungen noch weiter: Nicht nur Kap. 35 bereite hervorragend Kap. 40-55 vor, auch der zwischen 35 und 40 eingeschobene Block 36-39 diene einer herausgeberischen Absicht genau an seiner Stelle: „ch. 39 serves as an important editorial ‘bridge’ between the threat to Jerusalem posed by the Assyrians and that which was later posed by the armies of Babylon“.144 Clements sieht es so, daß das in Jes 40-55 enthaltene Material von Anfang an entstanden ist mit der Absicht, prophetische Aussagen des Jesaja von Jerusalem weiterzuentwickeln und zu entfalten.145 Das könne man z.B. illustrieren zum ersten an Zusammenhängen zwischen den Blindheitsmotiven in Jes 6,9-10; 29,18; 35,5; 42,16ff; 43,8 und 44,18 und zum zweiten an der starken Betonung der göttlichen Erwählung Israels in Jes 40-55 als bewußten korrigierenden Kontrast zur Verwerfung des Volkes z.B. in Jes 2,6 (vgl. „dieses Volk“, nicht „mein Volk“ in 6,9-10; 8,6.12; 28,14; 29,13).146 Clements schlußfolgert: „In any case it certainly suggests that ch. 40-55 should no longer be regarded as the self-contained and independent body of material that it has so widely been thought to be in recent years. The ‘life and times of Second Isaiah’ would appear to be a highly problematic reconstruction on the part of the modern critic!“147 Clements sieht keine Einheit der Verfasserschaft, sondern eine auf redaktionellem Wege zustande gekommene „Einheit“ des Buches.148 R.N. Whybray (1983)149 fragt, warum Kap. 40-55 (und 56-66) zur älteren Sammlung von Jesajaaussprüchen hinzugefügt worden seien, und antwortet: „This was certainly not done accidentally. The Book of Isaiah in its present form is intended to give the impression that all the oracles which 143 144 145 146 147 148 149 66 als einen der letzten Schritte in der Entstehung des Buches an, geschehen, um mit Hilfe von Kap. 39 einen Übergang zwischen dem assyrischen Hintergrund von 1-35 und dem babylonischen von 40-66 herzustellen. Das Verständnis und die Interpretation von Jes 36-39 könne am besten von ihrem Platz in 2. Kg. her geleitet werden, nicht so sehr von ihrem Hintergrund in Jesaja (p. 277). Siehe auch: Clements, R. E., The Prophecies of Isaiah and the Fall of Jerusalem in 587 B.C., Vetus Testamentum 1980 (30) S. 421-436. Journal for the study of the Old Testament 1985 (31) S. 95-113. Ebd., S. 98. Ebd., S. 101. Ebd., S. 101-106. Ebd., S. 106. Ebd., S. 111. Whybray, R.N., The Second Isaiah, Old Testament Guides, Sheffield: 1983. it contains are those of Isaiah him self. The final editors wished to invest these anonymous prophecies with the authority of a great and famous prophet, and at the same time to present a much more positive and hopeful version of his message than was conveyed by chapters 1-39 alone.“150 Rolf Rendtorff äußert sich 1984 „Zur Komposition des Buches Jesaja“151. Er will auf den Beobachtungen von Ackroyd und Melugin u.a. aufbauen und setzt an den Beginn seiner eigenen Ausführungen diese Überlegung: „Die bewußte Wiederaufnahme eines bestimmten Wortes oder einer bestimmten Formulierung kann ein ‘Signal’ dafür sein, daß zwischen den entsprechenden Texten eine Beziehung besteht, auf die der Leser aufmerksam gemacht werden soll.“ 152 Im folgenden verweist Rendtorff auf Beziehungen zwischen Jes 40,1; 12,1; 51,12 und 66,13 (trösten), zwischen 6,3; 35,2; 40,5; 59,19; 60,1-2; 66,18; 2,2-5 (die Herrlichkeit Jahwes), zwischen 35,4; 40,9; 52,11; 12,2; 58,9; 65,1; 52,6 (sage ..., siehe ...) und zwischen 1,4; 40,2; 5,18; 22,14; 30,13; 27,9; 33,24; 6,7; 43,24f; 50,1; 53; 59 (Schuld und Vergebung). Rendtorff sieht in den beobachteten Beziehungen „bewußt hergestellte Verbindungslinien“, wobei die Bezugspunkte von Jes 40, dem einleitenden Kapitel des zweiten Teiles des Jesajabuches, besonders in drei Kapiteln liegen : Kp 1 (Einleitung des Ganzen), Kp 12 (Abschluß von 1-12) und Kp 35 (wohl zusammen mit 36-39 Abschluß des ersten Teils).153 Auch thematische und theologische Beziehungen verbänden das ganze Buch miteinander, etwa das Thema „Zion/Jerusalem“154, der „Heilige Israels“155 und „Gerechtigkeit“156. Nach allen Beobachtungen hält Rendtorff fest, daß Kap. 12 und 35 „erkennbar die Funktion“ hätten, „eine Verbindung zwischen dem ersten Teil und dem zweiten (bzw. auch dem dritten) Teil des Jesajabuches herzustellen“157, diese Funktion hätten sie mit Kap. 1 „im Zusammenhang einer tiefgreifenden theologischen Redaktion des ersten Teils“ bekommen. 158 Dabei nehme Jes 40-55 „eine dominierende Stellung im Ganzen“ ein.159 Für Rendtorff ist eine selbständige Existenz des „dritten 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 Ebd., S. 5. Vetus Testamentum 1984 (34) S. 295-320. Ebd., S. 298. Ebd., S. 298-305. Ebd., S. 305-310. Ebd., S. 310-312. Ebd., S. 312-314. Ebd., S. 316. Ebd., S. 317. Ebd., S. 318. 67 Teils“ (Jes 56-66) „kaum vorstellbar“, die Gestaltung des dritten Teils sieht er mehr in Zusammenhang mit der Komposition der Endgestalt des ganzen Buches.160 Bertil Wiklander (1984) nennt als ein Ergebnis seiner detaillierten Studie zu Jes 2-4:161 „Isa. 2-4 is either ‘an original, coherent and well-formed discourse intended for reading or oral public performance’, or it is ‘a wellformed, redactional and literary unit consisting of originally self-contained speeches that were gradually shaped into a unified whole according to a fixed plan’.“ Seine Arbeit sei aber nicht so angelegt gewesen, zu entscheiden, welche Möglichkeit den Vorzug verdient.162 Für Walter Brueggemann (1984) haben Childs und Clements zwar einerseits berechtigterweise auf einigende Elemente des Buchganzen bei Jesaja hingewiesen, aber andererseits sei ihre Sichtweise im wesentlichen statisch. Es fehle an einem stärkeren Interesse an „sozialer Dynamik“ hinter dem Text.163 Gottwalds Arbeit sei als Ergänzung hilfreich.164 Die Verbindung beider Ansätze ergibt mit Brueggemanns Worten: „If the canonical shape is matched to social experience, I suggest these elements of correlation: Isaiah 1-39: a critique of ideology; Isaiah 40-55: a public embrace of pain which leads to hope; Isaiah 56-66: a release of social imagination. Thus the parts of the Isaiah tradition are dynamically related to each other. Each is thus better understood out of the preceding which permitted it and/or the following element permitted by it.“165 Für William J. Dumbrell (1985) gibt es ein Thema, welches das gesamte Buch Jesajas eint: „This is the theme of Yahweh’s interest in and devotion 160 161 162 163 164 165 68 Ebd., S. 319-320. Siehe auch: Rendtorff, R., Kanon und Theologie. Vorarbeiten zu einer Theologie des Alten Testaments, Neukirchen-Vluyn: 1991 (mit den Aufsätzen: „Zur Komposition des Jesajabuches“; „Jesaja 6 im Rahmen der Komposition des Jesajabuches“; „Jes 56,1 als Schlüssel für die Komposition des Buches Jesajas“) und ders., „The Book of Isaiah: A Complex Unity. Synchronic and Diachronic Reading“ in: „New Visions of Isaiah“, Melugin, R. F.; Sweeney, M. A.<Hg.>, JSOT Supplement 214, Sheffield: 1996, S. 32-49. Prophecy as literature; a text-linguistic and rhetorical approach to Is 2-4, Coniectanea Biblica OT 22, Malmö: 1984. Ebd., S. 248. Unity and Dynamic in the Isaiah Tradition, Journal for the Study of the Old Testament 1984 (29) S. 89-107. Im Original: „social dynamic“, ebd., S. 90. Gottwald, Norman K., The tribes of Yahweh: a sociology of the religion of liberated Israel, 1250-1050 B.C., Maryknoll, N.Y.: 1979. Brueggemann, Unity and Dynamic, o.c., S. 102. to the city of Jerusalem.“166 Die Bewegung führt dabei durch Gottes Gericht und Heil vom dekadenten Jerusalem in Kp 1 bis zum eschatologischen neuen Jerusalem in 66,20-24, in dem alle Welt Jahwe anbetet.167 Dieses schon in Jes 2,2-4 in Aussicht gestellte Ziel wird durch den leidenden Dienst des ‫ עבד יהוה‬in 42,1-4 in Erfüllung gebracht werden.168 O.H. Steck (1985)169 legt viele Bezugspunkte von Jes 35 zu anderen Teilen des Jesajabuches dar170 und versteht sie als Hinweis auf eine redaktionelle Entstehung dieses Kapitels als Brückentext in Zusammenhang mit der Zusammenfügung von Jes 1-34.36-39* einerseits und 40-62* andererseits zum ersten Großjesajabuch.171 Der dafür verantwortliche schriftgelehrte Kreis sei uns zwar nicht bekannt, dem Ort nach aber wohl in Jerusalem anzusetzen, der Zeit nach etwa in den Wirren der Diadochenkämpfe.172 Bis Anfang des dritten Jahrhunderts seien dann auch die restlichen Kapitel und Abschnitte des Jesajabuches dazugekommen, letzte Einzelzusätze bis in die konsolidierte Ptolemäerzeit hinein.173 Gerald T. Sheppard (1985)174 baut in seiner Sicht auf einer antiassyrischen Redaktion innerhalb des Jesajabuches auf H. Barth175 auf und versucht, einzelne ergänzende Beobachtungen hinzuzufügen. Barth hatte vorgeschlagen, daß die Antiassurredaktion Jes 5,25-30 und 9,7-20 versetzt hatte, Sheppard fügt dem noch die Versetzung von 5,15-16 (aus 2,6-21) und 3,13166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 W.J. Dumbrell, The Purpose of the Book of Isaiah, Tyndale Bulletin 1985 (36) S. 111-128, Zitat S. 112. Ebd., S. 128. Ebd., S. 124-125. Steck, O. H., Bereitete Heimkehr; Jesaja 35 als redaktionelle Brücke zwischen dem Ersten und dem Zweiten Jesaja, SDS 121, Stuttgart: 1985. Besonders zu Kp 32-34; 40,1-11; 11,11-16; 27,12-13; 62,10-12 (ebd., S. 25ff; 60-61). Die Verbindungen von Jes 35 zu Jes 40ff sind altbekannt. Vgl. auch die Arbeit von M. Pope, Is 34 in Relation to Is 35.40-66, Journal of Biblical Literature 1952 (71) S. 235-43. Steck, Bereitete Heimkehr, o.c., S.101. Ebd., S. 102. Ebd., S. 80. The anti-Assyrian redaction and the canonical context of Isaiah 1-39, Journal of Biblical Literature 1985 (104) S. 193-216. Barth, Hermann, Die Jesaja-Worte in der Josiazeit: Israel und Assur als Thema einer produktiven Neuinterpretation der Jesajaüberlieferung, WMANT 48, Neukirchen: 1977. 69 15 (aus 5,1-7) hinzu176, wodurch u.a. eine doppelte Inclusio um das Testimonium des Jesaja (6,1-8,18) herum entstehe:177 Seven woe oracles against leaders in Judah ┌──────────────────────────────────────────────┐ │ Invective threats against Israel │ │ ┌───────────────────────┐ │ │ │ Testimonium │ │ 5,8-24 + 5,25-30 + 6,1-8,18* + 9,7-20 + 10,1-4 Die Assurredaktion habe durch ihre Überarbeitung ein Lesen von Jes 2-39 unter Schlüsselthemen hervorgebracht, als da sind: der Stolz des Bevorzugten vor seinem Fall, die schmale Linie zwischen dem Land als fruchtbar wie ein Weinberg und unnütz wie ein Feld von Dornen und Disteln und schließlich die Rolle der unabwendbaren Herrschaft der Hand Gottes innerhalb der Geschichte.178 Als John D. W. Watts 1985 und 1987 seinen zweibändigen Jesajakommentar 179 vorlegte, sprachen manche Rezensenten von einer Herausforderung. Diese bestand darin, daß Watts nicht nur einen Kommentar zum gesamten Jesaja geliefert hatte, sondern darin vertrat, daß das ganze Buch eine einheitliche „Vision“ sei, die sich als ein Drama in zwei Teilen zu 12 Akten entfaltet. Das Buch sei aus älteren Überlieferungen180 um 435 v.Chr. als Einheit konzipert, entstanden und vorgetragen worden.181 Jedem der 12 Akte wird eine spätere Zeit zugeordnet:182 Kap. 1-6 7-14 15-22 176 177 178 179 Generation/ Akt Eins Zwei Drei Davidische Erben Usia/Jotham Ahas Hiskia Jahre 750-735 v.Chr. 735-715 v.Chr. 715-687 v.Chr. Sheppard, The Anti-Assyrian Redaction, o.c., S. 194ff. Ebd., S. 196. Ebd., S. 216. Watts, John D. W., Isaiah 1-33, Isaiah 34-66, Word Commentary 24+25, Waco: 1985, 1987. 180 Diese Überlieferungen sieht er als von Jesaja im 8. Jahrhundert über die Exilszeit bis in die nachexilische Zeit reichend an (Watts, Isaiah 1-33, o.c., S. xxxi). 181 Ebd., S. xxx-xxxi. 182 Ebd., S. li. 70 23-27 28-33 34-39 40-44 44-48 49-52 52-57 58-62 63-66 Vier Fünf Sechs Sieben Acht Neun Zehn Elf Zwölf Manasse/Amon 687-642 v.Chr. Josia/Jojakim 640-605 v.Chr. Jojakim/Zedekia 605-587 v.Chr. Jojachin Scheschbazar Serubabel Hananja Schechanja/Esra/Nehemia Das kommende Zeitalter. Das Problem bei Watts Ansatz ist, daß sich die zeitliche Zuordnung seiner Akte ab Kap. 23 nicht wirklich aus dem Text erhärten läßt.183 Auffällig ist z.B., daß er Kap. 36-39 nicht Hiskia zuordnet. Sein Rahmen scheint dem Buch künstlich aufoktruiert zu sein. W.A.M. Beuken (1986) nimmt eine Redaktion des ganzen Jesajabuches an, deren Spuren man aufgrund von Berührungspunkten zwischen Kap. 1 und 65-66 sehen kann und aufgrund der Übergangsabschnitte Jes 36-39 und 55,1-56,8. Jes 36-39 seien von 2 Kg 18-20 mit Modifikationen übernommen. Jes 39,8 habe einen Abschluß, der zum optimistischen Ton von 40-55 passe.184 Anhand von Jes 56,9-57,13 geht Beuken dem Gedanken der Berührungspunkte gegenüber dem Rest des Buches in einem Artikel desselben Jahres weiter nach.185 Er bespricht dort folgende Bezüge: 56,9 - 5,11; 56,11 - 53,6; 56,9-57,13 - 55,1-3; 57,7 - 40,9; 57,7 - 2,2; 57,6-13a - 47. Für Beuken ist klar, daß „Tritojesaja“ in diesem untersuchten Abschnitt bewußt und intensiv das Erbe seiner zwei „Vorläufer“ benutzt, auch wenn das seine Eigenständigkeit nicht aufhebt.186 183 So kann er selber nur von „verborgenen Hinweisen“ sprechen (ebd., S. l): „The veiled references and unspoken names would have been familiar to a fifth-century audience.“ 184 „De redactiekritische methode“ in: „Inleiding tot de studie van het Oude Testament“, A. S. van der Woude <Hg.>, Kampen: 1986, S. 173-187. Siehe auch ders., Jesaja Dl. II A + B, De Prediking van het OT. Nijkerk: 1979-1983. 185 „Isaiah 56,9-57,13 - an Example of the Isaianic Legacy of Trito-Isaiah“, in: J. W. van Henten et al. <Hg.>, Tradition and Re-interpretation in Jewish and Early Christian Literature. Festschrift J. C. H. Lebram, Studia Post-Biblica 36, Leiden: 1986, S. 48-64. 186 Ebd., S. 64. Beukens Beitrag „Trito-Jesaja: profetie en schriftgeleerdheid“ (in der Festschrift für A. S. van der Woude: „Profeten en profetische geschriften“, F. Garcia Martinez et al. <Hg.>, Kampen - Nijkerk: 1986, S. 71-85) will zeigen, wie „Tritojesaja“ Themen von „Protojesaja“ aufgreift und verarbeitet. 71 John N. Oswalt (1986) vertritt in der Einleitung seines Kommentars zu Jes 1-39187 sowohl die Einheit des Gesamtbuches188 als auch dessen grundsätzliche Abfassung durch Jesaja, den Sohn des Amoz: „... it is my conviction that the essential content of the book has come to us through one human author, Isaiah the son of Amoz. It is he who received the revelations from God and who directed the shaping of the book.“189 Oswalt gehört auch zu den wenigen in diesem Jahrhundert, die sich für eine Priorität von Jes 3639 gegenüber 2 Kg 18-20 ausgesprochen haben.190 Eva Heßler (1988) sieht in Jes 40-55 eine planvoll durchgeführte Komposition, die maßgeblich von Jes 36-39 beeinflußt worden sei: „Es besteht aber die Vermutung, daß der Verfasser ein Problemfeld vor Augen gehabt hat, zu dem er einen Gegenentwurf liefern wollte und woraus er Anregungen und einen beträchtlichen Teil des verwendeten Vokabulars entnommen hat. Es findet sich in den Jesajalegenden (2. Kö. 18,13-20,19 = Jes 36-39!). Die Jesajalegenden sind also nicht dem ersten Jesajabuch angehängt, sondern dem zweiten Jesajabuch vorgeschaltet worden.“191 Craig A. Evans (1988) stimmt in „On the Unity and parallel Structure of Isaiah“192 der Theorie von Brownlee, Jesaja sei als zweibändiges Werk (Jes 1-33 und 34-66) mit parallelen Strukturen aufgebaut (s.o.), zu und versucht diese noch mehr zu erhärten, indem er auf entsprechende sprachliche Parallelen in den zusammengehörigen Parallelabschnitten hinweist. Edgar Conrad (1988) will in „The Royal Narratives and the Structure of the Book of Isaiah“ 193 auf Ackroyds „Structure and Function“ (s.o.) aufbauend Gründe darlegen, warum Jes 36-39 mit ihrer Positionierung im Buch und ihrem Inhalt einen Schlüssel für den Aufbau des Ganzen bieten. Dazu verweist er zuerst auf Ähnlichkeiten zwischen den Ahas- und den Hiskiaerzählungen: 1. In beiden Erzählungen bedroht eine feindliche Invasion Jerusalem (Jes 7,1; 36,2), 2. der Ort der Szene für die Bedrohung Jerusalems ist beide Male gleich (7,3; 36,2), 3. die Könige sind jeweils stark erschüttert (7,2; 37,1), 4. als Antwort auf die Bedrohung hält der Prophet Jesaja jeweils 187 188 189 190 191 The Book of Isaiah Chapters 1-39, NICOT, Grand Rapids, Michigan: 1986. Ebd., S. 17-23. Ebd., S. 25. Ebd., S. 700 in einem Exkurs zu Jes 36-39 / 2 Kg 18-20 (S. 699-703). Heßler, Eva, Das Heilsdrama: Der Weg zur Weltherrschaft Jahwes (Jes. 4055), Hildesheim: 1988, S. 312. 192 Vetus Testamentum 1988 (XXXVIII) S. 129ff. 193 Journal for the Study of the Old Testament 1988 (41) S. 67-81. 72 dem König (direkt oder durch des Königs Boten) eine Kriegsansprache mit „Fürchte dich nicht...“ (7,4-9; 37,6-7), 5. beiden Königen wird ein Zeichen gewährt, daß Jahwe die feindliche Bedrohung beendet (7,10-16; 37,30-32), Hiskia wird noch ein zusätzliches Zeichen gegeben (38,7) und auch von ihm erbeten (38,22), 6. obwohl in beiden Erzählungen die Rettung der Stadt verheißen wird, enden sie mit dem Hinweis auf eine weitaus größere Katastrophe durch einen anderen erobernden König (7,15-17.20 durch den König von Assyrien, 39,6-7194 durch den König von Babel). Conrad schließt aus diesen Beobachtungen: „The similarities between these two third-person narratives suggest that they are strategically located in the structure of the book and are an important clue for uncovering its developing literary world.“195 Die Kriegsansprache an das Volk in Jes 10,24-27 sei im folgenden deswegen so wichtig, weil die in ihr enthaltene Verheißung der Errettung von Assyrien im Buch selbst tatsächlich in Erfüllung geht, und zwar in Jes 36ff: Dadurch bewegen sich die Ahas-Erzählung und die Hiskia-Erzählung im Rahmen von Verheißung und Erfüllung entwicklungsmäßig vorwärts196, sie seien nicht einfach Kopien voneinander, sondern gerade durch die Unterschiede entstünden zusätzliche Aussagen. In Jes 36-39 würden die Könige (sowohl Sanherib als auch Hiskia) als Charaktere erzählerisch stärker entfaltet als in Jes 7f (Rezin und Pekach erscheinen als zahnlose Bedrohung, Ahas spricht nur einen Satz). Die Bedeutsamkeit von Sanherib und Hiskia werde ferner dadurch hervorgehoben, daß ihr Erscheinen in dem Buchmaterial zuvor andeutungsweise angekündigt wird.197 Zu Sanherib vergleicht Conrad: 1. das Ausmaß der Zerstörung 36,1 - 7,1425; 8,6-8; 2. der assyrische König im Auftrag Jahwes 36,10 - 10,5-6; 3. die gotteslästerliche Selbstsicherheit des Königs 36,18-20; 37,10-13 - 10,811.13-14; und 4. Jahwes Gerichtsworte dagegen 37,22-29 - 10,15-19; 5. der tatsächliche Fall des assyrischen Königs angekündigt und erfüllt 37,33-37 10,15-19. Hinweise auf Hiskia sieht Conrad im Immanuel-Zeichen, das Hiskia erfüllt, indem er im Kontrast zu Ahas 1. nicht nur ein Zeichen akzeptiert (37,30; 38,7), sondern auch aktiv erbittet (38,22), 2. sich in der Krise über Jesaja an Jahwe um Hilfe wendet (37,4) und auf Jahwe vertraut (36,18; 37,10) und schließlich 3. daß er in der Krankheit auf seine ungeteilte Treue gegenüber Gott verweisen kann (38,3; vgl. 7,9b).198 Außerdem bereite 194 195 196 197 198 Conrad hat hier irrtümlich 36,6-7 (ebd., S. 69), meint aber gewiß 39,6-7. Ebd., S. 69. Ebd., S. 70. Ebd., S. 71-72. Ebd., S. 72-74. 73 Jes 9,1-6 ebenso das Kommen Hiskias vor wie 10,24-27 das Gericht über den König von Assyrien (Vgl. 9,6 mit 37,32; bemerkenswert seien auch die Parallelen zwischen 9,1-6 und 10,24-27).199 Die Kriegsansprachen in Jes 40ff als Ansprachen gegenüber der Gemeinschaft (41,8-13; 41,14-16; 43,14; 43,5-7; 44,1-5) brächten die Entwicklung des Buches nun noch ein Stückchen weiter. Der Inhalt von Kap. 11-35 könne unter drei Kategorien betrachtet werden: 1. Ein Teil betrifft die assyrische Krise und erfüllt sich in der Hiskiaerzählung, 2. ein Teil betrifft das Gericht gegenüber anderen Fremdvölkern als Assyrien, was sich nicht in der Hiskiaerzählung erfüllt (man denke etwa an Babel in Kap. 13-14; 21, welches in Jes 39 noch als zukünftige Bedrohung angekündigt wird), 3. ein Teil umfaßt eine universale Erlösung, die alle Völker umfaßt (11,6-9; 19,18-24; 24-27; 34-35). Die Kriegsansprachen in Jes 40ff nun seien auf dem Hintergrund der Teile zu verstehen, die über Jes 36-39 hinaus einer Erfüllung zustrebten: „Just as the community War Oracle in 10,24-27 announces the deliverance of the people from the Assyrian crisis, so these later War Oracles in the book announce the deliverance of the community from the Babylonian crisis and point to the fulfillment of things mentioned earlier in the book.“200 Die implizierte Leserschaft des Buches sei eine, die darauf warte, daß Jahwe seine Verheißung der Erlösung von babylonischer Unterdrückung genauso wahrmache, wie er das bei der Erlösung von den Assyrern gemacht habe. Die angesprochene Gemeinschaft sei nicht stumm wie Ahas gegenüber Jahwe, sondern bete am Ende des Buches ähnlich vertrauensvoll wie Hiskia (Jes 63-64) um die Erlösung. Die Tatsache, daß das Volk in den Kriegsansprachen (Kap. 10; 11; 43; 44) anstelle des Königs angeredet werde, zeige, daß die im Buch erhoffte Erlösung jenseits des davidischen Königtums auf eine Zeit schaue, in der das Volk selbst König sei.201 Dieter Schneider (1988/1990) hat in der Reihe der Wuppertaler Studienbibel Altes Testament einen deutschsprachigen Kommentar zum ganzen Jesaja202 vorgelegt, der mit Verweis auf Rendtorff und Childs203 das ganze Buch als Auslegungseinheit nimmt und noch über sie hinausgehen will: 199 200 201 202 Ebd., S. 74. Ebd., S. 76. Ebd., S. 77. Der Prophet Jesaja, Bd. 1: Kapitel 1-39, Bd. 2: Kapitel 40-66, Wuppertal: 1988-1990. 203 Ebd., Bd. 1, S. 18: Rolf Rendtorff, Das Alte Testament. Eine Einführung, Neukirchen-Vluyn: 1983, S. 211f; B.S. Childs, Introduction, o.c., S. 72f. 74 „Der vorliegende Kommentar zieht jedoch die von Rendtorff und Childs neu gesehenen Linien aus und geht noch einen Schritt weiter: Er geht von der - an vielen Stellen erweisbaren - Tatsache aus, daß die Zusammengehörigkeit der Schriftabschnitte im Jesaja-Prophetenbuch in der ursprünglichen Absicht des Jesaja, des Sohnes des Amoz, gelegen hat, ohne daß damit Vermutungen über den literarischen Abfassungshergang des ganzen Buches angestellt werden. Ich sehe jeden kompositorischen Prozeß nicht als Gegensatz zur, sondern als Fortsetzung der ursprünglichen Geschichtsschau Jesajas, so daß ich mit gutem Gewissen zu jedem einzelnen Kapitel sagen kann: Jesaja spricht hier ... Jesaja meint hier ... usw. Nur ein voreingenommener Kritiker wird dieses einen platten Fundamentalismus nennen, der die geschichtliche Bewegung und die unterschiedlichen Profile von Textgruppen nicht wahrnehme. Ich spreche von einer biblisch-geschicht-lichen Auslegung der Bibel im Unterschied zu einer historisch-kritischen, welche von bestimmten Vorurteilen herkommt, was als möglich und unmöglich, was als geschichtlich denkbar und undenkbar anzusehen ist.“204 Schneider grenzt sich einerseits hier sowohl gegen bestimmte weltanschauliche Vorurteile der historisch-kritischen Methode als auch gegenüber einem „platten Fundamentalismus“ ab. Er baut auf Rendtorff und Childs auf und will noch weiter gehen, aber in welcher Hinsicht? Er weigert sich, „Vermutungen über den literarischen Abfassungshergang des ganzen Buches“ anzustellen, will also etwa nicht sagen, der Prophet Jesaja habe es selbst verfaßt. Schneider rechnet mit einem „kompositorischen Prozeß“, der eine „Fortsetzung der ursprünglichen Geschichtsschau Jesajas“ ist. Was hat Jesaja „ursprünglich“ geschaut? Wer oder welche anderen haben das dann „kompositorisch“ fortgesetzt und wann? Wie groß ist der zeitliche Abstand zwischen „ursprünglich“ und „fortgesetzt“? Reicht er bis ins babylonische Exil oder darüber hinaus? Schneider referiert auf den Seiten 23-28 unter der Überschrift „Einzelheiten der kritischen Jesaja-Auslegung“ die gängigen Proto-, Deutero- und Tritojesajatheorien und schließt mit der Bemerkung ab: „Auf eine Beurteilung dieser Meinungen soll an dieser Stelle verzichtet werden, weil unter der Rubrik ‘Zusammenhang’ zu den Einzelheiten der kritischen Bibelauslegung Stellung bezogen wird.“205 Schlägt man nun z.B. im zweiten Band den „Zusammenhang“ zur Kyrusweissagung auf (p. 118), findet man wieder das Vorurteil der historisch204 205 Schneider, Jesaja 1-39, o.c., S. 18-19. Ebd., S. 28. 75 kritischen Methode abgelehnt, Jesaja hätte den Namen des Kyrus nicht vorhersagen können, und dann folgende Bemerkung: „Wenn nun Jesaja - und mit ihm möglicherweise seine Schüler, die im Exil seine Schriften dem Volk in göttlicher Vollmacht vortrugen und auslegten - das Werkzeug dieser folgenreichen Erlösung namentlich bezeichnet, dann will damit gesagt sein, daß diese besondere Erlösung nicht von einem beliebig austauschbaren Werkzeug, sondern von einem ganz bestimmten und von Gott besonders berufenen in Gang gesetzt wird. Man kommt nicht darum herum, hierin eine besondere Offenbarung durch den Geist Gottes zu erkennen.“ Man gewinnt den Eindruck, daß Schneider sich nicht entscheiden will, Jesaja oder möglicherweise „mit ihm“ seine Schüler „im Exil“, wer hat nun von Kyrus wann gesprochen und wie deutlich? Das gute Gewissen Schneiders, Jesaja mit seinen Schülern alles in den Mund legen zu können, was die Schüler „kompositorisch“ im Exil „von seiner urspünglichen Schau fortschreiben“, läßt den Leser im Unklaren, wer nun was und wann gesagt hat. In seinem Essay „Isaiah 1-66: Making Sense of the Whole“206 bekennt sich Christopher R. Seitz (1988) zu einem Ansatz, den er „Canonical Critical“ nennt. Er stellt zwei Fragen: 1. Was ist die Quelle der Einheit des Buches Jesaja? 2. Wie können wir als Leser dem Buch Jesaja als einem 66 Kapitel umfassenden Ganzen Sinn abgewinnen?207 Seine Antworten stellen gleich drei weitverbreitete Überzeugungen in Frage: 1. Daß die Endgestalt des Buches zufällig entstanden sei oder in solchen Phasen, die einen ersten, zweiten und dritten Jesaja als getrennte Bücher oder getrennte Personen beinhalten. 2. Daß die gegenwärtige Gestalt des Buches geographisch klar ersichtlich sich von Juda nach Babel und dann wieder nach Juda fortbewegt und zeitlich vom achten über das siebte ins sechste Jahrhundert, erkennbar an den internen Buchgrenzen Kap. 39/40 und 55/56. 3. Daß diese Aufteilung notwendig sei, weil wir uns von einem klaren Protojesajapropheten zu einem babylonischen und zu einem persischen Propheten fortbewegten.208 206 In: „Reading and Preaching the Book of Isaiah“, Seitz, C.R. <Hg.>, Philadelphia: 1988, S. 105-126. 207 Ebd., S. 105. Auch in seinem Kommentar „Isaiah 1-39“ [Interpretation, Louisville: 1993] ist Seitz die Betonung der Endgestalt des Buches wichtig. Entsprechend legt er Jes 1-39 als den eröffnenden Teil des Gesamtwerkes aus. 208 Seitz, Making Sense, o.c., S. 107. 76 Gegen drei unabhängige Sammlungen spreche die eine Überschrift über dem Ganzen (Jes 1,1), der eine Berufungsbericht eines Propheten (Kap. 6)209 und die Tatsache, daß die literarischen Grenzen zwischen dem ersten, zweiten und dritten Teil überhaupt nicht speziell hervorgehoben worden seien.210 Auch die Behauptung der geographischen und zeitlichen Bewegungen scheitere schon gleich in Kap. 1-2, wo man schon bis Hiskia und sogar noch weiter ins Eschatologische geführt werde, und danach noch mehrfach.211 Besonders ist Seitz der Widerspruch zum Dritten wichtig: Man habe eben nicht drei erkennbare Prophetengestalten im Buch.212 Seitz kann es ganz pointiert formulieren: „I have already said that attempts to pull a prophetic figure out of 2 Isaiah have proven difficult, and out of 3 Isaiah, nearly impossible... Not only is Isaiah strikingly, and logi-cally, absent from 2 and 3 Isaiah, but he is virtually absent from so-called First Isaiah. Put another way, not only are Deutero-Isaiah and Trito-Isaiah elusive, but so too is Proto-Isaiah, Isaiah of Jerusalem, First Isaiah, or whatever you would call him.“213 209 210 211 212 213 Kap. 40 sei zwar als ähnlicher Bericht beansprucht worden, gebe aber keine geschichtlich klar greifbare Person her (ebd., S. 109 und 116ff). Ebd., S. 109. Besonders geht Seitz auch auf Kap. 36-39 als vermeintlichen Abschluß vom „Ersten Jesaja“ (ebd., S. 110-111) ein, aber die Argumentation dazu hat er später in „Zion’s Final Destiny“ (Minneapolis: 1991) ausgeführt, was noch zu besprechen sein wird. Ebd., S. 113. Seitz nennt hier fünf Zeitphasen im Jesajabuch: „(1) judgment over Israel / Judah in the Assyrian period; (2) judgment over Zion / Judah / Jerusalem in the Babylonian period; (3) judgment over Israel’s neighbors; (4) judgment over the whole cosmos; (5) restoration of Zion and a new creation. The fifth phase is picked up in the oracle of 2:1-5“ (ebd., S. 113-114). Dieses Problem war so drängend für Seitz, daß er nicht nur auf S. 116-122 dieses Aufsatzes darauf eingegangen ist, sondern auch noch später: Der Frage, wer der Sprecher in Jes 40,6b-7.8 ist und was für Folgen das für Jes 40-48 hat, geht Seitz in „The Divine Council: Temporal Transition and New Prophecy in the Book of Isaiah“ [JBL 1990 (109) S. 229-247] nach. Ähnliche Gedanken verfolgt er auch in: „How Is the Prophet Isaiah Present in the Latter Half of the Book? The Logic of Chapters 40-66 within the Book of Isaiah“ [JBL 1996 (115) S. 219-240]. Seitz, Making Sense, o.c., S. 120. Jesaja erscheine eigentlich nur richtig in Jes 6-8 und in 36-39, wobei die Kombination von 1,1 und Jes 39 ergebe, daß Jesaja, der nur noch bis unter Hiskia gewirkt habe, mit dem Ausscheiden von Hiskia in Jes 39 auch selber abtrete (ebd., S. 121). 77 Die wirklich zentrale Person des Buches sei Gott, der nicht nur in „Protojesaja“ der direkte Sprecher sei, sondern auch im zweiten Teil über einhundert Mal in der ersten Person Israel, den Knecht oder Zion anrede.214 Die Quelle der Einheit des Buches liegt also in der Zurücknahme der prophetischen Persönlichkeit in allen Teilen und in der Prominenz der Gottesrede.215 So kann Seitz resümierend feststellen: „With these observations in place, it might be fitting to call the Book of Isaiah ‘The Drama of God and Zion’“.216 J.H. Coetzee (1989) untersucht das Lied des Hiskia (Jes 38,9-20) und sieht darin den Höhepunkt von Jes 36-39, das Jes 1-35 und 40-66 miteinander verbindet.217 Für J. Vermeylen (1989)218 ist die Einheit des Großjesajabuches keine Einheit eines einzelnen Verfassers219, auch nicht einer jesajanischen Schule220, ist aber doch auch so real im Text vorhanden, daß alle Zufallstheorien zur Erklärung der Existenz des einen Buches zu verwerfen sind221. Vermeylens Antwort auf die Frage nach der Einheit bringt den Gedanken von mehreren „relectures“ und redaktioneller Überarbeitung ins Spiel: Zuerst hätte es zwei voneinander unabhängige Sammlungen gegeben: erstens das Protojesajabuch, dessen Grundbestand auf Aussprüche des Propheten des 8. Jahrhunderts zurückgehe, und zweitens eine kleinere deuterojesajanische Sammlung. Um 480 v.Chr. hätte dann eine Neubearbeitung des Protojesajabuches durch eine eschatologische „relecture“ stattgefunden, welche die Betonung auf Jahwes Gericht über die heidnische Welt und ihrer Hauptstadt Babel legte. Die deuterojesajanische Sammlung, welche die Juden zur Unterstützung von Cyrus aufgerufen hatte, sei nicht von dieser „relecture“ berührt worden. Wahrscheinlich um 445 v.Chr. seien dann beide Sammlungen durch einen Redaktor zusammengeführt worden, der in Nehemias Wirksamkeit den Anfang einer neuen Ära für Zion sah. Dieser 214 215 216 217 218 219 220 221 78 Ebd., S. 121-122. Ebd., S. 121-122. Ebd., S. 120. Diesen Gedanken hat Seitz weiterverfolgt in: „Zion’s Final Destiny: The Development of the Book of Isaiah: A Reassessment of Isaiah 3639“, Minneapolis: 1991, siehe unten. Coetzee, J.H., The „song of Hezekiah“ (Isaiah 38:9-20): A doxology of judgement from the exilic period, OTE 2 (3), S. 13-26, 1989. Vermeylen, J., „L ‘unité du livre d’ Isaïe“ in idem (Hg.), The Book of Isaiah, Leuven: 1989, S. 11-53. Ebd., S. 27. Ebd., S. 17. Ebd., S. 27. Bearbeiter habe beide Bücher zusammengebracht und mit einer historischen Abfolge versehen, dabei habe er viele neue Kommentare und Erweiterungen hinzugefügt, und als Krönung seiner Arbeit dann die Kapitel Jes 56-66. „Tritojesaja“ sei dabei nicht die Wiedergabe der Worte eines anonymen Propheten und Schülers von Deuterojesaja, sondern die Arbeit eines Redaktors, der zu den Zeiten Nehemias mit seiner eigenen Reflektion Jes 155 fortschrieb. Nach der Zeit Nehemias hätte es dann noch einige „relectures“ gegeben, die das ganze Werk von 1-66 erweiterten.222 Frank Matheus (1990) geht in seiner Abhandlung über „die Hymnen Deuterojesajas“223 auch der Frage der Komposition des Jesajabuches nach und resümiert, „daß zumindest die Kapitel 1-55 in ihrer wesentlichen Gliederung ... auf eine einheitliche Redaktion zurückzuführen sind.“224 Der Grund, warum die Jesaja-Erzählung in Jes 36-39 ihren Ort hat, besteht für ihn „nicht zuletzt“ darin, daß der Gebrauch des Begriffes „retten“ (Wurzel: ‫)נצל‬, in „Deuterojesaja ein zentraler Begriff im Kontext der Verschleppung und Götzenpolemik“ (44,22; 44,17; 47,14), innerhalb von Jes 1-39 in Kap. 36-39 besonders häufig vorkommt.225 Indem der Rabschake die Gottheit Gottes und seine Fähigkeit zur Rettung in Zweifel zieht (36,15), werde damit genau das zentrale Thema der Götzenpolemik in Jes 40-48 berührt: „die Wirk- und Rettungsmächtigkeit Jhwhs im Vergleich zu den anderen Göttern“.226 Eine weitere Verbindungslinie zwischen 1-39 und 40ff sieht Matheus in den Verben, die im Verstockungsauftrag (Jes 6) im Vordergrund stehen: Diese zögen sich „wie ein roter Faden durch die gesamte Kompo222 223 224 225 226 Ebd., S. 52-53. In Zusammenhang mit diesem Artikel spricht Vermeylen nur kurz von Jes 36-39 als historischem Appendix, vergleichbar mit Jer LXX 4252, ebd. S. 29. Später ging er dem Problem Jes 36-39 / 2 Kg 18-20 gründlicher nach, s.u. zu: Vermeylen, J., „Hypotheses sur l’origine d’Isaïe 36-39“ in „Studies in the Book of Isaiah. Festschrift Willem A.M. Beuken“, J. van Ruiten; M. Vervenne <Hg.>, Leuven: 1997, S. 95-118. Vgl. auch: Vermeylen, J., Structure et composítion littéraire d’Is 1-35. Étude analytique., Dissertation, 2 vols, Louvain: 1972. Aus der Dissertation entstand: Vermeylen, J., Du prophète Isaïe à l’Apocalyptique. Is 1-35: Miroir d’un demimillénaire d’expérience religieuse en Israël, Paris: 1977. Siehe auch von demselben Autor „La composition littéraire de l’ ‘Apoc. d’ Isaïe’ (Is 24-27)“, Ephemerides Theologicae Lovanienses 1974 (50) S. 5-38. Singt dem Herrn ein neues Lied: die Hymnen Deuterojesajas, Stuttgart: 1990. Ebd., S. 171. Ebd., S. 162-163. Ebd., S. 163. 79 sition des Jesajabuches“227, die in ihrer Ganzheit voller Ästhetik und theologischer Fülle stecke, so daß das sehende Auge mit Jes 62,4 sagen könne: „Nicht länger soll man dich ‘Ödland’ nennen!“228 B.G. Webb (1990) behandelt in seinem Aufsatz: „Zion in Transformation. A Literary Approach to Isaiah“ das Jesajabuch als Ganzes, das er strikt synchron liest. Die „Transformation“ des Zion sei ein zentrales Thema des Buches: Das Gericht trifft Jerusalem als Läuterung, so daß ein Rest übrig bleibt, der dann Ausgangspunkt des neuen eschatologischen Zion wird.229 W.A.M. Beuken (1990) fragt nach dem Hauptthema des „Tritojesaja“230 und sieht selbst als zentrales Thema die ‫עבדי יהוה‬, die in 56-66 immer im Plural stehen, was aber schon in Jes 54,17 und 53,10 vorbereitet werde. Das ganze Jesajabuch sei in einem komplizierten Prozeß in Redaktion als Einheit ent-standen.231 Der Gedanke der verbindenden Elemente zwischen „Tritojesaja“ und dem Rest des Jesajabuches ist auch Thema in Beukens Aufsatz: „Isaiah Chapters LXV-LXVI: Trito-Isaiah and the Closure of the Book of Isaiah“232. Der Artikel „Jesaja 33 als Spiegeltext im Jesajabuch“233 entfaltet den Gedanken, daß dieses Kapitel den Interpretationsschlüssel liefert, um das Ganze verstehen zu können. Zu dem für unser Thema wichtigen Buch von C. Seitz (1991) „Zion’s Final Destiny: The Development of the Book of Isaiah: A Reassessment of Isaiah 36-39“ wenden wir uns in dem Kapitel über die Frage der Priorität des Textes in Jesaja 36-39 oder in 2 Kg 18-20 zu. Gerald T. Sheppard (1992) stellt als ein Ergebnis der letzten zwei Jahrzehnte Forschungstätigkeit fest: „While scholars had recognized before the dependence of Trito-Isaiah on the earlier portions, we are now overwhelmed by the editorial interdependence between so-called First (chapters 1-39) and Second Isaiah (40-55). Whoever edited 40-55 exerted a major rather than a minor influence on the presentation of Isaiah in 1-39. Neither part could exist in a form very close to what we have in the Bible without the 227 228 229 230 231 232 233 80 Ebd., S. 167. Ebd., S. 171. In: „The Bible in Three Dimensions“, Clines, D.J.A.; Fowl, S.E.; Porter, S.A. <Hg.>, Sheffield: 1990, S. 65-84 (Jes 36-39 als Brücke: S. 70f). „The Main Theme of Trito-Isaiah ‘The Servants of YHWH’“, Journal for the Study of the Old Testament 1990 (13) S. 67-87. Ebd., S. 67. In „Congress Volume: Leuven 1989“, Emerton, J.A. <ed.>, VT suppl. 43, Leiden: 1991, S. 204-221. ETL 1991 (67) S. 5-35. other.“234 Aber Sheppard warnt angesichts des modernen Trends, „Strukturen“ von biblischen Büchern aufzuzeigen, davor, unreflektiert einem philosophischem Klima zum Opfer zu fallen, das stark von strukturalistischen Ansätzen beeinflußt sei.235 Ein Hauptteil von Sheppards Artikel236 ist die kritische Würdigung von Arbeiten Sweeneys237, Conrads238 und von Seitz239. Richard J. Clifford (1993) verweist in Zusammenhang mit der Frage der Einheit Jesajas240 auf drei Zentralthemen des „Zweiten Jesaja“, die oft als Problem für eine redaktionell gedachte Einheit gesehen werden, nämlich 1. Zion als Ziel des Exodus und der Landnahme, 2. die Schöpfung, 3. Cyrus als Gesalbter, aber alle diese Bereiche stünden in tiefer Kontinuität mit der jesajanischen Tradition. Für Peter D. Miscall (1993) ist das Jesajabuch im fünften Jahrhundert v. Chr. entstanden. Auch wenn das meiste in Jes 1-39 die Zeiten in der letzten Hälfte des 8. Jahrhunderts beschreibe und der Stil dieser Kapitel sich von Jes 40-66 unterscheide, liest Miscall auch Jes 1-39 als zu derselben Zeit und von denselben Leuten abgefaßt wie Jes 40-66 und sagt lapidar: „I do not enter into arguments about historcal authorship or about what other already existing materials, written or oral, contemporary or ancient, may have been included in the book of Isaiah.“241 Ganz ähnlich sagt er zu Jes 36f: „I pay little attention to historical issues concerning the individuals and events or 234 235 236 237 238 239 240 241 Sheppard, G.T., „The Book of Isaiah: Competing Structures according to a Late Modern Description of Its Shape and Scope“ in SBL 1992 Seminar Papers, Lovering, E.H. Jr. <ed.>, Atlanta: 1992, S. 549-582. Ebd., S. 551. Vgl. zur Thematik Herbert H. Klement, „Beobachtungen zu literaturwissenschaftlichen Ansätzen in alttestamentlicher Exegese“ in Jahrbuch für evangelikale Theologie 7, Burkhardt, Helmut <ed> e.a., Wuppertal: 1993, S. 7-28. Sheppard, Competing Structures, o.c., S. 555-565. Siehe auch G.T. Sheppard, „The ‘Scope’ of Isaiah as a Book of Jewish and Christian Scriptures“ in: „New Visions of Isaiah, Melugin, R. F. et al. <ed>, Sheffield: 1996, S. 257-281. Sweeney, M., Isaiah 1-4 and the Post-Exilic Understanding of the Isaianic Tradition, BZAW 171, Berlin / New York: 1988. Conrad, E.W., Reading Isaiah, Minneapolis: 1991. Seitz, Christopher R. <Hg.>, Reading and preaching the Book of Isaiah, Philadelphia: 1988, S. 13-22; idem, Zion’s Final Destiny: The Development of the Book of Isaiah: A Reassessment of Isaiah 36-39, Minneapolis: 1991. „The Unity of the Book of Isaiah and Its Cosmogonic Language“, CBQ 1993 (55) S. 1-17. P.D. Miscall, Isaiah, Sheffield: 1993, S. 96. 81 to the relationship between 36-39 and the nearly identical story in 2 Kings 18-20.“242 David Carr (1993)243 beurteilt die Versuche der jüngeren Vergangenheit, eine Einheit Jesajas aufzuzeigen, mit großer Skepsis. Kein Herausgeber hätte tief genug in den Text eingegriffen, um eine Struktur hineinzubringen, die einen einheitlichen großen Entwurf widerspiegle. „As a result, the book of Isaiah displays the kind of fractured thematic and inter-textual unity that might be expected in a text whose authors/editors did not generally subsume the book’s earlier parts into a larger whole.“244 J.A. Motyer (1993) hat innerhalb der modernen Diskussion um die Einheit Jesajas einen Kommentar vorgelegt245, der nicht nur die einheitliche Entstehung des Gesamtbuches vertritt, sondern auch dessen Abfassung durch Jesaja, den Sohn des Amoz: „Chapters 1-39 and 40-55 are thus the main battleground in the matter of Isaianic authorship. As the commentary shows in detail, if chapters 40-55 (though referring to the exile) are not to be dated during the exile there is no insuperable difficulty in allowing chapters 56-66 a preexilic, Isaianic origin. Everything depends on the dating of chapters 40-55, and we will consider this under the headings of literature, geography, history, prophecy and theology.“246 Literarisch gesehen sei es im Alten Testament üblich gewesen, die verschiedenen Identitäten der Propheten zu bewahren und nicht zuzulassen, daß das Werk des einen mit dem des anderen verschmelze, das gelte sogar bei so einem kleinen Buch wie Obadja.247 Geographisch seien Jes 40-55 nicht durch einen Wechsel nach Mesopotamien gekennzeichnet, die Hinweise auf Flora oder Klima im Text scheinen eher auf Phönizien oder Palästina zu deuten.248 Zur historischen Situation bemerkt Motyer: „’Babylon’ is predicted rather than presupposed, and is something foreseen in very broad terms at that. It is no more than the name of the captor. There is no evidence of eyewitness participation. The sort of detail by which an eyewitness would betray himself is simply not there 242 243 244 245 246 247 248 82 Ebd., S. 88. David Carr, Reaching for Unity in Isaiah, JSOT 1993 (57) S. 61-80 (später auch abgedruckt in: „The Prophets: A Sheffield Reader“, Davies, Philip R. <Hg.>, Sheffield: 1996, S. 164-183). Ebd., S. 78. Motyer, J.A., The Prophecy of Isaiah, Leicester: 1993. Ebd., S. 26. Ebd., S. 27. Ebd., S. 27. observations about the city, the way its life is ordered, the structures of its society, the feel and smell of the place.“249 Was die Prophetie betrifft, erfülle Jes 39,1-8 alle Bedingungen für das moderne Verständnis der Prophetie, nachdem der Prophet nur Dinge weissagt, die auch mit seiner eigenen Zeit einen Zusammenhang bilden: Babylon biete sich dort Jesaja als ein Thema an, auf das er prophetisch antworte, und zwar mit einer Gerichtsbotschaft, die auch für seine Zeitgenossen Relevanz hatte. Babylon war eine Macht, auch eine potentielle Weltmacht. Wie lange es dauern würde, bis die Vorhersage eintraf, wissen wir zwar heute rückblickend, aber Jesaja damals wohl nicht. Sobald aber Jesaja diese Vorhersage der babylonischen Gefangenschaft gemacht hatte, sei es notwendig gewesen, die Frage zu beantworten, wie Gott dann noch seine Zukunftsverheißung eines weltweiten Friedensreiches unter einem König in Zion erfüllen würde. Von daher hätten auch Jes 40ff im Horizont Jesajas und seiner Zeit Relevanz.250 Theologisch biete Jes 1-39 sechs Hauptlehren: „den HERRn als den Herrn der Geschichte (z.B. 10,5-15) und den Götzen überlegen (z.B. 2,1220); die Verheißung eines Restes (z.B. 1,27; 4,3; 8,11-20; 10,20); die Versöhnung des Sünders mit Gott auf der Basis der Sühne (6,6-7); die Schau eines wiederhergestellten Zion (z.B. 1,26-27; 2,2-4; 4,2-6) und den davidischen Messias (z.B. Kap. 7-12). Diese sechs Bereiche machen auch die theologische Substanz der Kapitel 40-55 aus.“251 Speziell zum Messias vertritt Motyer in seiner Auslegung zu Jes 55,3-4 die Identität des individuellen ‫ עבד יהוה‬und des Messias aus dem Haus Davids. Das schlägt sich auch in seiner Buchgliederung nieder: „Isaiah 1-37: The book of the King“, „Isaiah 38-55: The book of the Servant“, „Isaiah 56-66: The book of the Anointed Conqueror“.252 Jes 36-39 sieht er nicht als aus Könige entlehnt an; beide, Jesaja und Könige, hätten unabhängig voneinander Zugang zu Annalen und Geschichtsberichten gehabt und sie für ihre Zwecke benutzt. Die Umstellung der Chronologie (Jes 38-39, obwohl zeitlich vor 36-37, danach stehend) passe aber in Jesaja im Unterschied zu Könige besonders zum Aufbau des Buches und zeige, daß die Jesajatradition über die Geschehnisse schon gut 249 250 251 252 Ebd., S. 28. Ebd., S. 29. Ebd., S. 29-30 (Übersetzung Lanz). Ebd., S. 35; 287; 459. 83 etabliert war, als der Geschichtsschreiber oder Herausgeber der Königebücher sein Werk zusammenstellte.253 John L. McLaughlin (1994) kommt in seiner Untersuchung von Jes 6,910 im Jesajabuch u.a. zu dem Ergebnis, daß die Verbindung von 40-66 mit dem Rest des Buches nicht die Folge von Zufall, sondern von Plan war.254 H.G.M. Williamson (1994) versucht in seinem Werk „The Book Called Isaiah: Deutero-Isaiah’s Role in Composition and Redaction“255 darzulegen, daß Deuterojesaja einerseits von einer schriftlichen Form „Protojesajas“ beeinflußt war und andererseits diesen „Protojesaja“ redaktionell überarbeitete, um ihn mit seinem „Deuterojesaja“ zu einem Werk zu vereinen .256 Knut Holter (1995) sieht die Polemik gegen die Götzenmacher in Jes 40ff (40,19-20; 41,6-7; 44,9-20; 46,6-7) als völlig kontextmäßig eingebettet und „funktionierend“ in Jes 40-55 an.257 Er will daraus einerseits nicht den Schluß ziehen, daß sie von Deuterojesaja stammen müssen, aber er sieht auch andererseits diejenigen als voreilig an, die sie als „unauthentisch“ einstufen. Die eigentliche Betonung liege auf den Götzenmachern und noch nicht einmal auf den Götzen. Dadurch werde die Überlegenheit und Souveränität Jahwes noch schärfer hervorgehoben.258 Für R.H. O’Connell (1995) kann das Jesajabuch als in sieben asymmetrisch konzentrischen Teilen aufgebaut verstanden werden:259 1. 1,1-2,5 exordium: appeal for covenant reconciliation 2. 2,6-21 two structurally analogous 3. 3,1-4,1 accusatory threats of judgement 4. 4,2-11,16 two structurally analogous schemes 5. 13,1-39,8 for the punishment and restoration of Zion and the nations 6. 40,1-54,17 an exoneration on YHWH 7. 55,1-66,24 a final ultimatum, which again appeals for covenant reconciliation. 253 254 255 256 257 258 259 84 Ebd., S. 286. McLaughlin, John J., Their Hearts Were Hardened: The Use of Isaiah 6,9-10 in the Book of Isaiah, Bib 1994 (75) S. 1-25, besonders S. 24. Oxford: 1994. Ebd., S. 93ff. Second Isaiah’s Idol-Fabrication Passages, BET 28, Frankfurt am Main: 1995. Ebd., S. 238-239. Concentricity and Continuity - The Literary Structure of Isaiah, JSOT suppl. series 188, Sheffield: 1995, S. 20. Die Struktur des Buches sei so durchdacht und das bis ins Detail gehend, daß ein einheitlicher Verfasser anzunehmen sei, der im sechsten Jahrhundert angesetzt wird.260 Was J. Barton (1995) über die Kapitel Jes 36-39 sagt, bringt die neueren redaktionskritischen Beobachtungen so gut auf den Punkt und setzt sie so gut in Beziehung mit der traditionellen konservativen Auslegungstradition der Bedeutung dieser Kapitel im Buchganzen, daß er hier selbst ausführlich zu Wort kommen soll: „These chapters thus bridge the gap between ‘First’ and ‘Second’ Isaiah. This interpretation has a slightly subversive effect. One of the arguments critical scholars used, in the days when the existence of more than one ‘Isaiah’ was contentious, was that 40-55 concerned itself with the exiles in Babylon, and therefore could not be by Isaiah ben Amoz: there was a clear break between 1-39 and 40-55. Conservative scholars commonly retorted that the break had been created by ignoring 36-39. If these were read as a continuous part of the work, then the transition from Judah to Babylon was prepared for in the narrative. Prepared for, too, in Isaiah’s mind: having grasped the terrible implications of Hezekiah’s carelessness over the Babylonian envoys, he foresaw the exile to which it would eventually lead, and then uttered oracles about the eventual deliverance from exile. There are many reasons why most scholars did not find this convincing. But in so far as the case for Deutero-Isaiah rested on the perception of a break between 1-39 and 40-55, what we have just suggested about the rather smooth redaction at this point may seem to undermine it. Redaction criticism can be a dangerous ally.“261 260 Ebd., S. 245-246: „It is unnecessary to conclude that all biblical books that present themselves as unified, coherent and thematically focused are necessarily the product of a single author or compiler... Nevertheless, the patterning of literary subunits within Isaiah’s overall design makes it difficult to imagine that its overall design should be accounted for as the product of accretion under (three or more) separate hands. Indeed, preferring to choose that set of interpretative criteria that grants maximal relevance to the existence and arrangement of the book prompts me to postulate that the compilation of Isaiah took place under a single rhetorical program and, probably, a single hand in the late sixth century BCE.“ 261 J. Barton, Isaiah 1-39, Sheffield: 1995, S. 96. In diesem Zusammenhang stellt Barton unter der Überschrift „The Redaction of Isaiah 1-39“ auf S. 99 einen Umschwung fest: „If nineteenth-century scholarship sometimes made it seem that the book of Isaiah was almost a random collection of prophecies with nothing in common, more recently the pendulum has swung in the opposite 85 J. Barton gesteht hier also zu, daß redaktionskritisch arbeitende historischkritische Theologen in der jüngeren Vergangenheit ein Hauptargument für die Aufteilung des Jesajabuches in Proto- und Deuterojesaja aufgehoben haben. Der Bruch zwischen 1-39 und 40-55 existiert nicht. Barton weiß, daß „konservative“ Forscher dieses Argument zugunsten eines auch verfassermäßig einheitlichen Jesaja ausschlachten könnten, und er lehnt eine solche Argumentation ab, der Weg in die Richtung wäre ihm „dangerous“ und „subversive“. In seinem Aufsatz „The King in the Book of Isaiah“ kann Richard Schultz 1995 unter der Kapitelüberschrift „The Unity and Structure of the Book of Isaiah“ feststellen: „For those familiar with the often polemical secondary literature addressing the question of the authorship of Isaiah, it is somewhat surprising to note that the majority of the scholars discussing the book of Isaiah today assume its basic redactional or tradition-historical unity.“262 Irmtraud Fischer (1995) sieht bei ihrer Arbeit263 das Jesajabuch als eine kanonische Einheit an und untersucht von daher die 12 Stellen zu „Tora“ im Buch. Es werden dabei zwei Traditionskomplexe voneinander unterschieden (1. Tora für Israel, z.B. 1,10, 2. Tora für die Völker, z.B. 2,3), die in Jes 51 zusammengeflochten werden zu einer Einheit. Die Ebene, auf welcher diese Verknüpfung geschah, setzt schon den (evtl. schon abgeschlossenen) Pentateuch, die Tora voraus.264 Der kurze Kommentar von Barry Webb (1996) „The Message of Isaiah: On Eagles’ Wings“265 führt das Jesajabuch substantiell auf Jesaja, den Sohn des Amoz, zurück. Auch Ronald E. Clements (1996) reiht sich mit seinem Beitrag „A Light to the Nations: A Central Theme of the Book of Isaiah“266 bei denen ein, die 262 263 264 265 266 86 direction. Most scholars now think of Isaiah 1-39, indeed of the whole book of Isaiah, as a carefully crafted whole.“ In „The Lord’s Anointed. Interpretation of Old Testament Messianic Texts“, Satterthwaite, Ph.E.; Hess, R.S.; Wenham, G.J. (Hg.), Grand Rapids, Michigan: 1995, S. 147. Fischer, Irmtraud, Tora für Israel - Tora für die Völker. Das Konzept des Jesajabuches, Stuttgart, 1995, S. 12. Ebd., S. 117. Leicester: Intervarsity Press 1996. In: „Forming Prophetic Literature: Essays on Isaiah and the Twelve in Honor of John D. W. Watts“, James W. Watts; Paul R. House (Hg.), JSOT suppl. 235, Sheffield: 1996, S. 57-69. auf verbindende Themen im ganzen Buch hinweisen. Das Licht als Bild der Erlösung in Schlüsselpassagen eingebettet (Jes 9,2; 42,6; 60,1ff) sei als zentrales Thema durch die traditionelle Buchaufteilung oft übersehen worden. Marvin A. Sweeney (1996) gibt in seinem Kommentar zu Jes 1-39 auch eine Einleitung in das ganze Buch, das in vier Phasen mit Jesaja beginnend bis zum Ende des 5. Jahrhunderts in Zusammenhang mit den Reformen Esras und Nehemias entstanden sei.267 Sweeneys Vorschlag für den Aufbau des Jesajabuches kann man sowohl der Einleitung seines Kommentares entnehmen als auch zusammengefaßt seinem Essay „The Book of Isaiah as Prophetic Torah“268: „The first part in Isaiah 1-33 focuses on YHWH’s projected plans for worldwide sovereignty at Zion in that these chapters are designed to project judgment aganinst Jerusalem, Judah, Israel and the nations, followed by restoration once the judgment is complete. The second part in Isaiah 34-66 focuses on the realization of YHWH’s plans for world-wide sovereignty at Zion in that these chapters presuppose that the judgment (or at least the initial stage of judgment at the hands of Assyria and Babylonia) is over and that the period of restoration is about to begin with the return of the people to Jerusalem.“269 Daß der zweite Buchteil mit Kap. 34-35 beginnt, werde durch die überleitende Funktion von Jes 36-39270 und Kap. 34-35271 bestärkt und noch durch einige ergänzende Beobachtungen. 272 Zur Gattung und Absicht des gesamten Buches stellt Sweeney fest: „Overall, the final form of the book of Isaiah presents an argument or exhortation to adhere to YHWH’s covenant 267 268 269 270 271 272 Isaiah 1-39 with an Introduction to Prophetic Literature, FOTL 16, Grand Rapids: 1996, S. 31-62. In: New Visions of Isaiah, Melugin, R. F.; Sweeney, M. A.<Hg.>, Sheffield: 1996, S. 50-67, zum Aufbau siehe S. 52-56. Ebd., S. 53. Ebd., S. 53: „But more recent studies demonstrate that Isaiah 36-39 does not close the material devoted to First Isaiah; instead it introduces the material that appears beginning in Isaiah 40 (Ackroyd 1982; Seitz 1990; Seitz 1991).“ Ebd., S. 54: „Isaiah 34-35 constitute an introduction to Isaiah 34-66 that is parallel to Isaiah 1 and its introductory role in relation to Isaiah 1-33 (Brownlee 1964; Evans 1988).“ Ebd., S. 54-56. 87 ... Altogether, the final form of the book of Isaiah is designed to support the reforms of Ezra in the late fifth century BCE.“273 Gary Stansell (1996) sieht in Jes 28-33 ein Band, das das ganze Jesajabuch zusammenbindet. 274 Er erkennt ausdrücklich an, daß die diachronen Betrachtungsweisen, welche die Entstehungsgeschichte des Buches über die Jahrhunderte zum Thema haben, ihr gutes Recht haben, aber der Sinn seines Artikels sei, in einer synchronen Lesung des ganzen Buches auf die Einbettung der Einheit von Jes 28-33 im Ganzen einzugehen.275 Jes 28-33 sei erkennbar als zusammenhängender Abschnitt durch die Verbindung der sechs einleitenden Weherufe, welche Gerichtsworte einleiten, die jeweils durch Heilsworte abgewechselt werden.276 Zusätzlich werde Jes 28-33 durch die Art der Behandlung der Themen „(1) Zion / Jerusalem; (2) Yahweh’s Exaltation; (3) Hearing / Sight / Insight; (4) Foreign Alliances and the Assyrian Threat“ geeint.277 Die Einbettung im Buchganzen betreffend weist Stansell auf Berührungspunkte von Jes 28-33 mit 1-12 (S. 78-87), 13-23 (S. 88-89), 24-27 (S. 90-92), 34-39 (S. 92-95) und 40-66 (S. 95-99) hin. Zur Funktion von Jes 28-33 bemerkt Stansell resümierend: We „have seen that chs. 28-33 are significantly connected to every major section of the book. In Janus-like fashion, the section looks in both directions, forward and backward.“278 Chris A. Franke (1996) untersucht Jes 14 und 47, das poetisch ausgesprochene Gericht über den „König von Babel“ und die „Jungfrau Tochter Babel“ in ihrer wechselseitigen Beziehung zueinander und im Buchganzen.279 In Jes 47 (auch in 13,19-22) könne man die „Jungfrau Tochter Babel“ als Kontrast zur „Tochter Zion“ sehen, und innerhalb des Buchganzen geschehe eine „Umkehrung des Geschickes“ beider Größen: 273 274 275 276 277 278 279 88 Ebd., S. 56. Vgl. Sweeneys Dissertation: „Isaiah 1-4 and the post-exilic understanding of the Isaianic tradition“ (Dissertation, Claremont: 1982s), die später mit gleichem Titel erschienen ist: BZAW 171, Berlin / New York: 1988, und „Structure and Redaction in Isaiah 2-4“, HAR 1987 (11) S. 407-422. „Isaiah 28-33: Blest Be the Tie that Binds (Isaiah Together)“ in „New Visions of Isaiah“, Melugin, R. F.; Sweeney, M. A.<Hg.>, JSOT Supplement 214, Sheffield: 1996, S. 68-103. Ebd., S. 69. Ebd., S. 70-71. Ebd., S. 72-78. Ebd., S. 100. „Reversals of Fortune in the Ancient Near East: A Study of the Babylon Oracles in the Book of Isaiah“ in „New Visions of Isaiah“, Melugin, R. F.; Sweeney, M. A. <Hg.>, Sheffield: 1996, S. 104-123. „In ch. 47, the figure of VDB280 functions as a foil to that of Daughter Zion in chs. 40-46 and 48-55. In chs. 40-46, Judah/Israel is downtrodden, oppressed, humiliated, hopeless, living in darkness. By ch. 48 changes are beginning to take place, and in chs. 49-55 Judah/Zion has been transformed. In ch. 48 Zion is urged to go out from Babylon, and to flee Chaldea. In chs. 49-55 Zion will be inhabited with many dwellers, prisoners will come out of darkness, children will be numerous to the surprise of once barren Zion. Kings and queens will now care for the children of the once humiliated Zion, they will bow down to her and lick the dust of her feet. She will be adorned like a bride. Chapter 47 is the key to the reversal of fortune of Daughter Zion. It functions as a pivot for Second Isaiah in that it is the point in the book where Judah/Israel changes places with the oppressor, Babylon.“281 Was Jes 36-39 betrifft, meint Franke, daß durch eine genauere Untersuchung von Jes 37,22-29 (das Verspotten des Tyrannen Sanherib) noch „weitere Querverbindungen zwischen den drei Abschnitten des Buches Jesaja, welche Babylon mit Namen nennen“, aufgezeigt werden könnten.282 Benjamin D. Sommer (1996) gehört zu denen, welche die Arbeit der „Unity School“ im Gefolge eines „canon criticism“ wegen dreier Trugschlüsse in ihrer Argumentation ablehnen:283 1. Man schaut nur auf einigende Elemente innerhalb der zwei Hälften des Jesajabuches, anstatt auch andere biblische Bücher mit in Betracht zu ziehen (z.B. Jeremia), welche dieselben Elemente haben mögen.284 2. Die Elemente, welche dann als beide Hälften einigend gesehen werden, werden gleichzeitig von einigen herangezogen, um zu behaupten, daß „Deuterojesajas“ Werk nie ein unabhängiges gewesen sei. Der Trugschluß liegt darin zu übersehen, daß ein späteres Werk als selbständiges Werk ergänzend neben ein früheres treten kann.285 3. Einige Gelehrte vertreten, daß die Heilsweissagungen in Jes 1-39 eingefügt worden seien, um den Weg für Jes 40-66 zu bereiten. Diesem Gedanken von Jesaja als einem nur Gericht Predigenden widerspricht er treffend: 280 281 282 VDB = Virgin Daughter Babylon, siehe ebd., S. 107. Ebd., S. 119. Ebd., S. 122 (Übersetzung Lanz, original: „further interconnections between the three segments of the book of Isaiah which mention Babylon by name“). 283 „Allusions and Illusions: The Unity of the Book of Isaiah in Light of DeuteroIsaiah’s Use of Prophetic Tradition“ in: „New Visions of Isaiah“, Melugin, R. F.; Sweeney, M. A.<Hg.>, Sheffield: 1996, S. 156-186. 284 Ebd., S. 183. Daß nach seiner Meinung „Deuterojesaja“ dem Propheten Jeremia näher steht als einem „Protojesaja“, wird S. 176ff ausgeführt. 285 Ebd., S. 184-185. 89 „But the same thinker who predicted disaster could also foresee its end: two ideas do not indicate the existence of two authors. Indeed one of Isaiah’s most characteristic notions, that of the remnant that will return, itself combines his positive and negative viewpoints: yes, there will be survivors of the coming disaster, but only a few.“286 Für H.A.J. Kruger (1996) ist der theologische Charakter von Jes 36-37 gegenüber dem historischen entscheidend:287 Es geht um einen Kampf der Ideologien, es geht um Jahwe gegen die Götter. Jahwe erweist durch Reden und Handeln, durch Wort und Geschichte, daß er einzig wahrer Gott sei.288 Ulrich Berges hat mit seiner Habilitationsschrift „Das Buch Jesaja: Komposition und Endgestalt“ (Freiburg, 1998) die bisher umfassendste Arbeit zur Komposition des Jesajabuches vorgelegt und gleichzeitig die äußerst lebhafte Diskussion der letzten 20 Jahre zu dieser Thematik mit eingearbeitet. Auch er sieht den Vollzug eines „Paradigmenwechsels“ in der gegenwärtigen alttestamentlichen Wissenschaft: „Von den treibenden Fragen nach der Textgenese (Redaktionen, Kompositionen, Sammlungen, aktualisierende Fortschreibungen, punktuelle Erweiterungen und Glossierungen, etc.) geht das Interesse verstärkt auf die Beschreibung der Endgestalt biblischer Bücher und Buchsammlungen.“289 Berges will in dieser Situation alte und neue Ansätze miteinander verbinden und vertritt eine „diachron reflektierte Synchronie“: Er nimmt zuerst einmal das Jesajabuch in seiner vorliegenden „synchronen Endgestalt“ wahr und analysiert diese. Er kommt dabei auf „sechs Großabschnitte... (1-12;1327;28-35;36-39;40-48/49-55;56-66)“, wobei „die Kapitel 36-39“ mit ihrer Zionstheologie die „textlich-weltliche Mitte“ des ganzen Jesajabuches bilden. Der Zion ist dabei „gegen alle historische Ratio“ unbezwingbar. Alle anstürmenden Völker (Assur, Babel, Edom) müssen an ihm zerbrechen290. Der Bewegung gegen den Gottesberg in 1-35 entspreche in 40-66 die Bewegung zum Zion, die Juden aus Babylon und der weltweiten Diaspora und Bekehrte aus allen Völkern umfaßt. 291 Die für die letzte große 286 287 288 289 290 291 90 Ebd., S. 185. Kruger, H. A. J., „Gods“, For Argument’s Sake: A Few Remarks on the Literature and Theological Intention of Isaiah 36-37 (Part I), Old Testament Essays 1996 (9) S. 52-67. Ebd., S. 64. Berges, Das Buch Jesaja, S.535. Ebd., S. 535-537. Ebd., S. 539. Redaktion des Jesajabuches verantwortliche „Knechtsgemeinde“, die auch Jes 36-39 als kompositorische Mitte in das Buch eingefügt habe292, stand „im Gegensatz zur restriktiven Religionspolitik eines Nehemia und Esra“, da sie den bekehrten Heiden nicht die Beschneidung, sondern nur den JHWH-Monotheismus, ethisches Verhalten und das Sabbatgebot auferlegte, um zum Gottesberg und Tempel zugelassen zu werden.293 Diese Programmatik, nicht Ethnie, sondern Ethik als Zulassungsbedingung, führte nach Berges schließlich sogar zur „Spaltung der nachexilischen Gemeinde im Namen JHWHs“, welche die Knechtsgemeinde mit Jes 65 vollzogen habe.294 Das Jesajabuch als „geschichtete Geschichte“295 mache aber noch eine diachrone Analyse der „fast fünfhundertjährigen Geschichte der Textwerdung“ notwendig. Die beiden Großteile des Jesajabuches (Jes 1-32; 40-66) seien „in ihren Kernbeständen unabhängig voneinander entstanden..., so daß Jes 40ff nicht als Fortschreibung der protojesajanischen Sammlung zu erklären“296 seien. „Die kompositorische Entwicklung von Jes 1-32“ beginnt bei Jesaja Ben Amoz und führt über eine Komposition aus der Manasse-Zeit (1. Hälfte 7. Jhd.), über Gestaltungen durch die „Zionsgemeinde“ (2. Hälfte 5. Jhd.) und eine „Universalisierung“ in 24-27 bis hin zu einer protoapokalyptischen Bearbeitung in frühhellenistischer Zeit.297 „Die kompositorische Entwicklung von Jes 40-55“ hebt mit Deuterojesaja (550-539) an, woran sich eine „Gola-Redaktion“ (539-521) seiner heimkehrwilligen Schüler anschloß, gefolgt von einer „1. Jerusalemer Redaktion“ der heimgekehrten Gola nach 521 und einer „2. Jerusalemer Redaktion“ (Mitte 5. Jhd.), die sich gegen etwaiges Resignieren richtete. Die spätere Einschreibung des 4. Gottesknechtsabschnittes (52,13-53,12) behandelt „Zions unerwartete Restauration aus Sicht der Diaspora und der Völker“.298 „Die kompositorische Entwicklung von Jes 56-66“ zeichnet Berges ausgehend von Tritojesaja (1. Hälfte 5. Jhd.; Jes 60-62) über die „Umkehrredaktion“ (2. Hälfte 5. Jhd.; Jes 56,9-59,21) bis hin zu den beiden Redak292 293 294 295 296 297 Ebd., S. 546. Ebd., S. 540. Ebd., S. 545. Ebd., S. 535. Ebd., S. 541. Siehe das zusammenfassende Schaubild von Berges, a.a.O., S. 548, oder auch seine komprimierten Ergebnisbeschreibungen auf S. 541-543. 298 Ebd., S. 549. 91 tionen der „Knechtsgemeinde“ (a. Frevler gegen Fromme, 63,1-6; 63,764,11; 65, b. Integration von Fremden, 56,1-8; 66,1-24) Ende 5. Jhd. Beginn 4. Jhd.299 „Die kompositorische Entwicklung von Jes 1-66 mit Brückentexten“ läßt sich wie folgt skizzieren: Die „2. Jerusalemer Redaktion“ hat Mitte des 5. Jhd. die „Redaktion der Zionsgemeinde“ 1-32* und die Deuterojesaja-Tradition gemäß der 1. Jerusalemer Redaktion 40-52* miteinander verknüpft, indem Jes 33 als Brückentext und Jes 54-55 selbständig gestaltet hinzugefügt wurden. In dieses Buch 1-32.33.40-55 sei nach dem Untergang Edoms Ende des 5. Jhd. dann Jes 34 eingesetzt worden. Dadurch wurde Jes 35 als weiterer Brückentext notwendig, um zu Jes 40ff überzuleiten: 1-35.40-55. An die so gewachsene Rolle wurden vor oder mit der „Umkehrredaktion“ Jes 60-62 angefügt. Die „Umkehrredaktion“ (2. Hälfte 5. Jhd.) ist die erste „großjesajanische Redaktion“ und griff auch mit Zufügung von 1,27f und 2,2-5 in den ersten Hauptteil mit ein, das Ergebnis war: Jes 1-35.40-62*. Die Redaktionen der „Knechtsgemeinde“ (Ende 5. Jhd. - Beginn 4. Jhd.) erweiterten das Gesamtbuch durch Einfügung von Jes 36-39 und die Komplettierung innerhalb von Jes 40ff bis einschließlich Jes 66. Wahrscheinlich erst danach sei Jes 24-27* in das Jesajabuch eingesetzt worden.300 2.3.3 Zusammenfassende Beobachtungen zur jüngeren Suche nach der Einheit Jesajas 2.3.3.1 Die Betonung der Endgestalt biblischer Bücher als Auslegungskontext hat ein belebendes Element in die Forschung der letzten Jahrzehnte gebracht. Die Forscher variieren zum Teil in ihren Ansätzen301, aber das Ergebnis, immer wieder nach der Bedeutung des Einzeltextes im Buchganzen zu fragen, war förderlich, ein Korrektiv gegenüber der früheren Tendenz zur „Atomisierung“. Durch die Erforschung der Endgestalt ist atmosphärisch in der Forschung der Freiraum entstanden, auch einmal synchrone Entwürfe für das Ganze vorlegen zu können. 299 300 Ebd., S. 550. Ebd., S. 551 für die Übersicht, S. 544-546 und 198 finden sich dazugehörige Textpassagen. 301 Siehe oben unter den angegebenen Seitenzahlen: S. 57 Becker (1968), S. 61 Childs (1979), S. 88 Franke (1996), S. 79 Matheus (1990), S. 81 Miscall (1993), S. 67 Rendtorff (1984), S. 76 Seitz (1988), S. 70 Watts (1985/1987), S. 80 Webb (1990), S. 67 Whybray (1983). 92 Eine Gefahr aber ist eine mögliche Vernachlässigung der Geschichte als konstitutiv für die Wahrheit und auch die Bedeutung von Aussagen.302 James Barr hat in diesem Zusammenhang treffend den Finger in die Wunde des „canonical approach“ von Childs gelegt: Es geht um die Wahrheitsfrage, nicht die Frage der theologischen Relevanz.303 Ein bloßer Verweis auf ein geschichtliches Faktum des Kanon schafft noch nicht die Einheit von theologischer Relevanz und Wahrheit, zumal wenn die ganze Frage der göttlichen Inspiration der Heiligen Schriften vernachlässigt oder gar negiert wird. 2.3.3.2 Die redaktionskritische Erklärung einigender Elemente ist inzwischen so etwas wie ein Allgemeinplatz geworden.304 Eine Schwierigkeit ist die „Unkontrollierbarkeit“ der Anzahl der „Redaktionen“. In der Redaktionskritik geschieht in gewissem Sinne heute oft das, was früher in der Atomisierung von Textabschnitten üblich war, nur daß heute nicht der Text atomisiert wird, sondern der gedachte Entstehungsprozeß eines Buches. Man bewegt sich von einer Vielzahl von Fragmenten weg hin zu einer synchronen Einheitsschau eines Buches bei gleichzeitig ansteigender Zahl der beteiligten Hände in dieser Einheit. Kann eine postulierte „Jesajaschule“ über Jahrhunderte305 oder können viele einzelne das leisten? Die redaktionskritischen Urteile über die Vorge 302 Vgl. J. Becker, o.c., S. 38: „Man sollte heute das Stadium begreiflicher Entdeckerfreude über die erwiesene Unechtheit von Is 40-55 und die daraus resultierende isolierende Exegese hinter sich lassen und zur ganzheitlichen Erklärung dieser Kapitel im Rahmen des Isaiasbuches zurückkehren, freilich mit dem klaren Wissen um die Fiktion.“ Ebenso Childs, Introduction, o.c., S. 325: „Chapters 40ff. are now unterstood as a prophetic word of promise offered to Israel by the eight-century prophet, Isaiah of Jerusalem. It is a basic misunderstanding simply to disregard the present context as a historical fiction. Rather, the present non-historical setting into which the canon has placed these traditions is a highly reflective, theological context.“ 303 James Barr, „Holy Scripture, Canon, Authority, Criticism. The Sprunt Lectures delivered at Union Theological Seminary, Richmond, Virginia February 1982“, Oxford: 1983, S. 118. 304 Siehe oben unter den angegebenen Seitenzahlen: S. 90 Berges (1998), S. 71 Beuken (1986), S. 80 Beuken (1990), S. 66 Clements (1985), S. 79 Matheus (1990), S. 67 Rendtorff (1984), s.u. Seitz (1991), S. 69 Sheppard (1985) und S. 80 Sheppard (1992), S. 69 Steck (1985), S. 87 Sweeney (1996), S. 78 Vermeylen (1989), S. 84 Williamson (1994). 305 Vgl. Berges, o.c., S. 541: „So ist das Buch Jesaja zugleich ‘literarisches Kunstwerk’ (Synchronie), zeitgeschichtliches Zeugnis und Endprodukt einer fast fünfhundertjährigen Geschichte der Textwerdung (Diachronie).“ 93 schichte des Textes richten sich nach der Vorstellungskraft des jeweiligen Forschers. Eine Einheit, die der eine sich nur als Ausdruck eines einzigen schöpferischen Geistes denken kann, erklärt der andere für das Endprodukt eines jahrhundertealten, viele Verfasser / Redaktoren einschließenden Prozesses.306 Man hat den Eindruck, daß man nach Belieben „Relectures“ von Prophetensprüchen erfinden, Schichten entdecken und Redaktoren ansetzen kann. Entsprechend vielfältig sind die redaktionskritischen Rekonstruktionen der diachronen Entstehung der Texte.Die Bezugspunkte, an denen „Redaktionen“ oder „Überarbeitungen“ ange-nommen werden, sind in der Regel solche Gelegenheiten, bei denen der Skopus des Textes geschichtlich erneute Relevanz bekommen hat.307 Das erklärt auch, warum trotz der Vielfalt der Rekonstruktionen doch in manchem Bereich in der kritischen Forschung ein Konsensus entsteht: nämlich dort, wo herausragende geschichtliche Ereignisse sich als Kristallisationspunkte für den Skopus der entsprechenden prophetischen Texte anbieten, etwa das Jesajabuch betreffend, der Fall Jerusalems 587 v.Chr.308, das Aufkommen des Cyrus in der 2. Hälfte des 6. 306 Siehe R.H. O’Connell, Concentricity, o.c., S. 245-246: „It is unnecessary to conclude that all biblical books that present themselves as unified, coherent and thematically focused are necessarily the product of a single author or compiler... Nevertheless, the patterning of literary subunits within Isaiah’s overall design makes it difficult to imagine that its overall design should be accounted for as the product of accretion under (three or more) separate hands. Indeed, preferring to choose that set of interpretative criteria that grants maximal relevance to the existence and arrangement of the book prompts me to postulate that the compilation of Isaiah took place under a single rhetorical program and, probably, a single hand in the late sixth century BCE.“ Ebenso Rachel Margalioth, The Indivisible Isaiah, o.c., S. 35: „Our purpose in the present book is not only to point to similarity in style, but to prove that this similarity cannot be ascribed but to a single brain.“ 307 Hier wiederholt sich hundertfach, was mit dem Gesetz des Mose in 2. Kg 22,10ff geschehen ist: Aus der Aussage des biblischen Berichtes, daß dem König Josia ein altes, neu aufgefundenes Buch des Bundes vorgelesen wurde, erwächst der Gedanke, daß es erst zur Zeit Josias abgefaßt wurde. Vgl. zur Kritik an dieser These M.J. Paul, Het Archimedisch Punt van de Pentateuchkritiek, ‘s-Gravenhage: 1988. 308 Dabei wird in der Regel das vorhersagende Element in der Prophetie auf den Zeitraum der ungefähren Gegenwart des Propheten begrenzt. Vgl. z.B. die Datierung der Entstehung von 2 Kg 20,12-19 / Jes 39 bei Seitz, Zion’s Final Destiny, Minneapolis: 1991, S. 187-188. 94 Jahrhunderts v.Chr.309 und die Wirksamkeit von Esra und Nehemia.310 Wie stellt man sich heute den Hauptverantwortlichen für den Redaktionsprozeß, den Redaktor, vor? Zum ersten ist zu sagen, daß heute der Unterschied zwischen Verfasser, Kompilator und Redaktor eigentlich aufgegeben ist: Der kreative Redaktor arbeitet wie ein Verfasser, ja er hat die sprachlichen Qualitäten eines geisterfüllten Propheten, auch wenn er nur „am Schreibtisch“ arbeitet. Er ist auch psychologisch interessant aufgebaut: Er hat einerseits „kanonischen“ Respekt vor den Worten seines zu verarbeitenden Propheten, d.h. seines von Gott gegebenen Mentors (z.B. Jesaja oder „Deuterojesaja“). Seine Worte tradiert er noch nach Generationen und über inzwischen eingetretene Katastrophen hinweg treu, er bewegt sich sprachlich so vertraut in ihnen, daß man ihn zum Teil nicht von seinem „Lehrer“ unterscheiden kann. Dessen Worte nimmt er als Kristallisationsausgangspunkt seines Werkes, er will sie nur aktualisieren bzw. „fortschreiben“. Andererseits kann er ihnen direkt widersprechen, ihren Sinn „umbiegen“, die Wucht von Gerichtsworten durch danebengestellte Verheißungen abfedern. Trotz dieser starken Veränderung des (verstorbenen) Propheten, der inzwischen im Volk so anerkannt ist, daß es sich lohnt, sich auf ihn zu berufen, hat der Redaktor mit seinen Umformungen großen Erfolg. Was den Propheten zu Lebzeiten nicht gelingt, eine allgemeine Akzeptanz zu erlangen, trotz Zeichen und erfüllter Vorhersagen, das schaffen diese Redaktoren z.T. innerhalb von 10 bis 20 Jahren, weil es für den nächsten Schritt der postulierten diachronen Entstehungsgeschichte des Gesamtbuches notwendig ist. Ein grundsätzliches Problem, das wir heute haben, ist, daß wir kaum hinter den Text zurück können. Ausnahmen sind etwa klare Hinweise im Text selbst (etwa Quellenangaben im Königewerk) oder die innerbiblische Überlieferung von Paralleltexten, die man vergleichen kann und bei denen eventuelle Rückschlüsse aufgrund von Unterschieden naheliegen. Was darüber hinausgeht, gehört oft in den spekulativen Bereich und führt auch häufig nicht zu einem stabilen, gesunden Konsensus, auf dem man in der Forschung weiter aufbauen kann. Interessant ist allerdings innerhalb der redaktionskritischen Forschung, daß sie in jüngerer Vergangenheit ein „freundlicheres Klima“ für die Wahr309 310 Siehe oben unter den angegebenen Seitenzahlen: S. 57 Becker (1968). Siehe oben unter den angegebenen Seitenzahlen: S. 81 Miscall (1993), S. 70 Watts (1985/1987). 95 nehmung von ganzheitlichen Buchkonzepten dargeboten hat.311 Berges wäre etwa ein Beispiel für die Vereinigung von Synchronie und Diachronie mit einer Gesamtschau fürs Ganze. In dem Zusammenhang ist es auch positiv zu vermerken, daß man allgemein die „Zufallstheorien“ bei der Entstehung des Gesamtjesajabuches aufgegeben und mehr Planvolles erkannt hat.312 Bemerkenswert ist ferner die Feststellung einiger Forscher, daß das Jesajabuch in seiner heutigen Gestalt quasi vorgibt, das Wort Jesajas, des Sohnes des Amoz, darzubieten.313 2.3.3.3 Zentrale verbindende Themen, die aufgezeigt worden sind, betreffen 1. Jahwe, 2. Zion, 3. Tora / Wort Jahwes, 4. den Messias und die ‫עבדי יהוה‬, 5. Gericht und Heil. 2.3.3.3.1 Jahwe 2.3.3.3.1.1 Seine Erhabenheit und Herrlichkeit als Weltenkönig.314 2.3.3.3.1.2 Seine Heiligkeit.315 2.3.3.3.1.3 Seine Einzigkeit - die Gottheit Gottes gegenüber den Götzen.316 2.3.3.3.2 Zion317 311 312 313 314 315 316 317 96 Eine so ausgerichtete Redaktionskritik berührt oder überschneidet sich z.T. mit dem „canonical approach“ von Childs, den man in gewissem Sinn als eine Sonderform der Redaktionskritik mit einer starken Betonung auf der „letzten Redaktion“ (= Endgestalt) und ihrer Aufnahme in den jüdischen und christlichen Kanon ansehen könnte. Vgl. Vermeylen, J., „L’unite du livre d’ Isaie“ in ders. <ed>, The Book of Isaiah, Leuven: 1989, S. 11-53, hier besonders S. 13 und 27. Wie z.B. R.N. Whybray, The Second Isaiah, Sheffield: 1983, S. 5: „The Book of Isaiah in its present form is intended to give the impression that all the oracles which it contains are those of Isaiah himself.“ Siehe oben S. 65 Eaton (1982: „His assertion of His supremacy and glory“); S. 82 Motyer (1993: z.B. 10,5-15); S. 69 Sheppard (1985: ein Schlüsselthema der Assurredaktion von Jes 2-39 sei die Rolle der unabwendbaren Herrschaft der Hand Gottes innerhalb der Geschichte); S. 88 Stansell (1996: eins von vier Kernthemen in Jes 28-33). Siehe oben S. 63 Roberts (1982: Die Schau von Jahwe als dem „Heiligen Israels“ sei das zentrale Konzept des Buches). Siehe oben S. 82 Motyer (1993: z.B. 2,12-20 ); S. 79 Matheus (1990: Jes 3639 verbinde durch das Thema der Götzenthematik Jes 1-39 mit 40-48). Siehe oben S. 69 Dumbrell (1985: Gottes Liebe zum Zion sei das Hauptthema, die Bewegung führe dabei durch Gottes Gericht und Heil vom dekadenten Jerusalem in Kp 1 bis zum eschatologischen neuen Jerusalem in 66,20-24, in dem alle Welt Jahwe anbetet.); S. 76 Seitz (1988: „...it might be fitting to call the Book of Isaiah ‘The Drama of God and Zion’“); S. 80 Webb (1990: Die 2.3.3.3.3 Tora / Wort Jahwes.318 2.3.3.3.4 Der Messias und die ‫עבדי יהוה‬.319 2.3.3.3.5 Gericht und Heil.320 Umwandlung Zions durch Läuterung sei ein zentrales Thema.); S. 82 Motyer (1993: Die Schau vom wiederhergestellten Zion sei ein Hauptthema.); S. 88 Stansell (1996: Eins von vier Schlüsselthemen in Jes 28-33 ist Zion / Jerusalem); S. 90 Berges (1998: Die Kapitel 36-39 mit ihrer Zionstheologie bilden die „textlich-weltliche Mitte“ des ganzen Jesajabuches. Der Zion ist dabei „gegen alle historische Ratio“ unbezwingbar.) Andere vorgeschlagene wichtige Themen können auch mit dem Zion assoziiert werden: Siehe oben S. 65-66 Clements (1985: Erwählung Israels in Jes 40-55 sei Kontrast zur Verwerfung in 2,6.); S. 72ff Conrad (1988: Die Kriegsansprachen angesichts des bedrängten Zion); S. 88 Franke (1996: Babel als Gegenstück zum Zion in Jes 13-14; 40-48 und 36-39); S. 81 Clifford (1993: Zion sei neben der „Schöpfung“ und „Cyrus als Gesalbtem“ eines von drei zentralen Themen Deuterojesajas, die aber in tiefer Kontinuität mit der jesajanischen Tradition stünden). 318 Siehe oben S. 86 Fischer (1995: Die 12 Stellen zu „Tora“ im Buch teilen sich auf zwei Traditionskomplexe auf: 1. Tora für Israel, z.B. 1,10, 2. Tora für die Völker, z.B. 2,3, die in Jes 51 zusammengeflochten würden zu einer Einheit.); S. 87 Sweeney (1996: „The Book of Isaiah as Prophetic Torah“); S. 65 Eaton (1982: Ein Aspekt von drei Aspekten des liturgischen Wirkens Gottes in der Jesajatradition sei: „His speeches and dialogues amid the congregation“.) 319 Siehe oben S. 65 Eaton (1982: Ein Aspekt von drei Aspekten des liturgischen Wirkens Gottes in der Jesajatradition sei: „His bestowal of vocation and destiny on the Davidic heir“.); S. 82 Motyer (1993: Der Messias gehöre zu den sechs Hauptlehren in Jes 1-39, welche auch die theologische Substanz von Jes 40-55 ausmachten. Der Messias sei identisch mit dem individuellen ‫ עבד יהוה‬in Jes 53 u.a.). Für C. Seitz (Zion’s Final Destiny, o.c., S. 185) kommt in Jes 39,7 zum Ausdruck, daß das davidische Königtum in Babel endet, und er schlägt vor, daß Zion in Jes 53 der ‫ עבד יהוה‬sei (ebd., S. 203ff). Beuken sieht als Hauptthema „Tritojesajas“ die ‫עבדי יהוה‬, die in Tritojesaja immer im Plural stünden, was aber schon in Jes 53,10 + 54,17 vorbereitet werde, siehe oben S. 80 Beuken (1990). 320 Zum Verstockungsauftrag / Blindheitsmotiv siehe oben S. 65-66 Clements (1985); S. 79 Matheus (1990: Die Verben des Verstockungsauftrages aus Jes 6 zögen sich „wie ein roter Faden durch die gesamte Komposition des Jesajabuches“.); S. 84 McLaughlin (1994: Gebrauch von Jes 6,9-10 im Buch); p. 88 Stansell (1996: eins von vier Schlüsselthemen in Jes 28-33: „Hören / Sehen / Einsicht“). Zum Licht als Bild der Erlösung an zentralen Texten siehe oben S. 86 Clements (1996: Jes 9,2; 42,6; 60,1ff). Zum Thema Gericht und Heil lassen sich noch zwei der sechs Hauptthemen Motyers einordnen: Siehe 97 2.3.3.4 Strukturbeobachtungen, welche die organische Einheit des ganzen Buches oder einzelner Teile im Blick haben, fanden sich in Fülle, verbunden mit vielen detaillierten Beobachtungen. Natürlich ist es wichtig, auch die warnenden Stimmen von Carr (1993), Sheppard (1992) und Sommer (1996) zu hören. Aber nach meiner Überzeugung haben gerade die Strukturbeobachtungen eine Chance, auch die historisch-grammatische Auslegung ergänzend zu befruchten, so daß Einzeltexte mehr im Kontext des Gesamtbuches ausgelegt werden können. Gerade auch, wenn mehrere Texte durch erkennbare Stichwortverknüpfungen oder durch ihre Positionierung im Buch miteinander in Beziehung zu stehen kommen und in ihrer wechselseitigen Beziehung ausgelegt werden müssen. Das gilt z.B. für die Inclusio von Jes 1 / 65-66321. Auch der Vorschlag, das Jesajabuch als zweibändiges Werk (Jes 1-33 und 34-66)322 zu sehen, muß ernsthaft neben anderen Vorschlägen für die Gesamtstruktur323 erwogen und geprüft werden. Auffallend ist, daß Untersuchungen zu einzelnen Textblöcken auch immer wieder zur Entdeckung von Plan und Design im Kontrast zur bloßen Zufälligkeit führten.324 Hilfreich für ein Erfassen der Struktur können auch die Beobachtungen sein, welche bestimmte Kapitel in ihrer Verflochtenheit zum Ganzen untersuchen325, mit 321 322 323 324 325 98 oben S. 82 Motyer (1993: die Verheißung eines Restes, z.B. 1,27; 4,3; 8,1120; 10,20; die Versöhnung des Sünders mit Gott auf der Basis der Sühne, z.B. 6,6-7). Siehe oben S. 55 Liebreich (1955/56); S. 58 Lack (1973); S. 71 Beuken (1986). Siehe oben S. 56 Brownlee (1962), S. 72 Evans (1988), S. 87 Sweeney (1996). Siehe oben S. 70 Watts (1985-1987), S. 84 O’Connell (1995) mit sieben Abschnitten: 1. 1,1-2,5; 2. 2,6-21; 3. 3,1-4,1; 4. 4,2-11,16; 5. 13,1-39,8; 6. 40,1-54,17; 7. 55,1-66,24; S. 90 Berges (1998) mit sechs Abschnitten und Jes 36-39 im Mittelpunkt: 1-12; 13-27; 28-35; 36-39; 40-48/49-55; 56-66. Siehe oben unter den angegebenen Seiten. Zu 1-12: S. 58 Schedl (1973: Jes 112 sei kunstvoll durchkomponiert.); S. 68 Wiklander (1984: zum planvollen Aufbau von Jes 2-4); S. 70 Sheppard (1985) eine doppelte Inclusio umschließe in Jes 5-10 das Testimonium des Jesaja 6,1-8,18*. Zu 28-33: S. 88 Stansell (1996). Zu 40-55: S. 72 Heßler (1988: Jes 40-55 planvoll komponiert mit Jes 36-39 vorgeschaltet); S. 59 Spykerboer (1977); S. 84 vgl. Holter (1995). Siehe oben S. 88 Stansell (1996: Jes 28-33 sei ein Band, das in janusartiger Weise das ganze Jesajabuch zusammenhalte.); S. 80 Beuken (1991: Jes 33 liefere den Schlüssel zum Verständnis für das Ganze.); S. 69 M. Pope (1952: Jes 34 in Beziehung zu Jes 35.40-66); S. 69 Steck (1985: Jes 35 in Beziehung zu Jes 32-34; 40,1-11; 11,11-16; 27,12-13; 62,10-12); S. 67-68 Rendtorff besonderem Interesse natürlich für uns bei Jes 36-39.326 Die hier genannten Veröffentlichungen ergeben zusammengenommen den Eindruck, daß keines der Kapitel Jes 28-40ff isoliert in seinem Kontext steht, jedes scheint jedenfalls nach gewissen Betrachtungsmöglichkeiten „an seinem Platz“ zu stehen. Gerade die Kapitel Jes 36-39 werden dabei von gewissen Forschern als besonders zentral angesehen, dem wir voll zustimmen. Für ein rechtes Verständnis der Gesamtstruktur des Jesajabuches erscheint es uns besonders wichtig, die Bedeutung von Jes 36-39 für die Komposition des Jesajabuches zu erfassen. 2.3.3.5 Die Bedeutung von Jes 36-39 in der Gesamtkomposition Längst schon gilt Jes 36-39 nicht mehr als „Bruch“ vor dem Beginn des sogenannten „Deuterojesaja“, sondern als bewußt insbesondere wegen Jes 39 direkt vor Jes 40 plaziert.327 Andere haben zusätzlich auf Berührungspunkte zwischen Jes 36-39 und 1-35 verwiesen.328 Clements sieht es so, daß das in Jes 40-55 enthaltene Material von Anfang an mit der Absicht entstanden ist, prophetische Aussagen von Jesaja von Jerusalem weiterzuentwickeln und zu entfalten, Jes 36-39 diene in dem Zu-sammenhang als herausgeberische Brücke.329 Zur Frage, welcher Text die Priorität habe, Jes 36-39 oder 2 Kg 18-20, wird von den drei Möglichkeiten 330 die seit Gesenius „klassische“ 326 327 328 329 330 (1984: Jes 40 in Beziehung zu Jes 1; 12; 35). Siehe oben S. 72 Conrad (1988: Jes 7-8 und Jes 36-39 seien ein Schlüssel zum Verständnis für das Ganze.); S. 72 Heßler (1988: Jes 40-55 seien ein planvoller Gegenentwurf zu dem Problemfeld von Jes 36-39, woraus der Verfasser „Anregungen und einen beträchtlichen Teil des verwendeten Vokabulars entnommen“ habe.); S. 90 Berges (1998: Das Buchganze bestehe aus 6 Abschnitten mit Jes 36-39 im Mittelpunkt.) Siehe oben S. 57 Becker (1968); S. 58 Bonnard (1973); S. 58, 64 Ackroyd (1974 und 1982); S. 59 Melugin (1976); S. 62 Childs (1979); S. 65-66 Clements (1982 und 1985); S. 72 Heßler (1988); S. 79 Matheus (1990). Rendtorff meint, daß erkennbar hergestellte Bezugspunkte von Jes 40, dem einleitenden Kapitel des zweiten Teiles des Jesajabuches, besonders in drei Kapiteln liegen : Kp 1 (Einleitung des Ganzen), Kp 12 (Abschluß von 1-12) und Kp 35, wohl zusammen mit 36-39 Abschluß des ersten Teils („Zur Komposition des Buches Jesaja“, o.c., S. 298-305). Siehe auch oben S. 72-74 Conrad (1988); S. 78 Coetzee (1989); S. 88 Franke (1996); S. 90-91 Berges (1998). Siehe oben S. 65-66 Clements (1985). 1. Jesajapriorität, 2. Königepriorität, 3. gemeinsame Quelle beider. 99 Königepriorität etwa von Wildberger vertreten, auch wenn er bemerkt, daß der Jesajatext entgegen der Meinung von Gesenius besser sei.331 Für die Jesajapriorität sprechen sich z.B. Oswalt und Motyer aus. 332 Eine Sonderposition vertritt, wie wir noch sehen werden, Seitz, der für Jes 36-38 eine Jesajapriorität sieht, aber für Jes 39 eine Entstehung zuerst in Könige.333 Die Bedeutung von Jes 36-39 hat in der Jesajaauslegung der letzten Jahre mit die herausragendste „Karriere“ gemacht, sie läßt sich am besten durch zwei Zitate illustrieren, die nur sechzehn Jahre auseinander liegen: „Die vier Kapitel Jes 36-39 sind eine in sich geschlossene Einheit. Wären sie isoliert überliefert, würde man sie nicht unbedingt im Jesaja- oder Königsbuch suchen, und schiede man sie an ihrer jetzigen Stelle aus, würde man sie nicht vermissen.“334 „Bei dieser Makrostruktur wird deutlich, daß die Kapitel 36-39, die von der Bedrohung und Errettung des Zion im Jahre 701 handeln, keinen im Grunde genommen überflüssigen geschichtlichen Appendix an die Orakeltradition des Buches darstellen, sondern dessen text-weltliche Mitte bilden, die die für das Jesajabuch konstitutive Zionstheologie auf den Punkt bringen.“335 Ist mit Ulrich Berges Analyse zur Komposition des Jesajabuches und der Bedeutung von Jes 36-39 dabei schon alles gesagt?336 Unseres Erachtens gibt es noch eine andere Möglichkeit, die uns entgegen tretenden Phänomene des Jesajabuches und dieser besonderen Kapitel zu deuten. Eine Möglichkeit, welche die Entstehungsgeschichte des Buches nach Berges auf den Kopf stellt und auch sonst einige weitreichende Konsequenzen für das Verständnis des Jesajabuches hat und darüber hinaus des kanonischen Umfelds, in welches es eingebettet ist. Diese andere Möglichkeit hat der schon angeführte J. Barton in folgende Worte gefaßt: „Conservative scholars commonly retorted that the break had been created by ignoring 36-39. If these were read as a continuous part of the work, then the transition from Judah to Babylon was prepared for in the 331 332 333 334 Siehe oben S. 63 Wildberger (1982). Siehe oben S. 72 Oswalt (1986); S. 83 Motyer (1993). Seitz, Zion’s Final Destiny, o.c., S. 187-188. Wildberger, H., Jesaja, 3. Teilband: Jesaja 28-39, Biblischer Kommentar AT 10,3, Neukirchen: 1982, S. 1374. 335 Ulrich Berges, „Das Buch Jesaja: Komposition und Endgestalt“, Freiburg: 1998, S. 536. 336 Siehe oben S. 90-92. 100 narrative. Prepared for, too, in Isaiah’s mind: having grasped the terrible implications of Hezekiah’s carelessness over the Babylonian envoys, he foresaw the exile to which it would eventually lead, and then uttered oracles about the eventual deliverance from exile.“337 2.4 Thesenhafte Zusammenfassung über die Einheitssuche und die Bedeutung von Jes 36-39 in diesem Zusammenhang 2.4.1 Die Einheit des Jesajabuches scheint sich wieder als Normalsicht oder zumindest als eine normale Sicht durchzusetzen. Allerdings wird diese Einheit meist redaktions- oder traditionsgeschichtlich verstanden, nicht als Einheit eines Verfassers oder gar des Propheten Jesajas. Es wird allerdings zugestanden, daß das Buch den Anschein erweckt, von diesem Propheten zu sein. 2.4.2 Die Beobachtung, daß zwischen Kap. 36-39 und 40ff sich ein Gliederungseinschnitt findet, wird heute normalerweise nicht mehr als Bruch verstanden, der Jes 1-35 von 40-66 trennt. Im Gegenteil erkennt man heute weitgehend Jes 36-39 als einen Brückentext, der strukturmäßig treffend positioniert, durch Berührungspunkte nach vorne und nach hinten im Buchganzen verankert ist. 2.4.3 Trotz der oft anerkannten (redaktorischen) Einheit wird das Buch in der Regel auf dem Hintergrund seiner angenommenen Entstehungsgeschichte (achtes bis sechstes, fünftes oder drittes Jahrhundert) verstanden. 2.4.4 Der Antisupranaturalismus und der Deismus werden heute meist in den Veröffentlichungen etwa zu Jesaja nicht mehr reflektiert, sie sind kein Thema mehr, aber sie wirken im Hintergrund in der Prophetenauslegung nach, und wenn es nur durch die große exegetische Tradition von über 200 Jahren aufklärerischer, immanenter Theologie ist. Ein kritisches Prophetieverständnis verhindert bis heute ein theologisches Umdenken hin zur Anerkennung der Verfasserschaft des Propheten Jesaja. Wir bewegen uns zwar geschichtlich nach der (vorkritischen) „Ein Prophet - ein Buch“-Interpretation und der kritischen „Dreibuch“- Interpretation wieder auf eine „EinBuch“-Interpretation zu, aber dieses Buch ist immer noch dem Propheten entrissen. 337 J. Barton, Isaiah 1-39, Sheffield: 1995, S. 96. In ähnlichem Zusammenhang äußert sich Williamson (The Book called Isaiah, o.c., S. 190) zu „conservative scholars“ wie z.B. Oswalt: „Perhaps their contributions will not be so marginalized by other scholars in future.“ 101 2.4.5 Es gibt zwar hier und da „typologische“ oder „gleichnismäßige“ Exegese (etwa der kranke Hiskia als Gleichnis für das kranke Zion), aber daß der Messias neben Cyrus und diesem überlegen in Jes 40-55 eine Hoffnung darstellt, wird trotz 55,3 verneint. Es werden zwar „eschatologische“ Einschübe in 40-55 gesehen, aber die Auslegung, welche allein Babel in Jes 4055 betont, bleibt aufrechterhalten. 2.4.6 Die geschichtlichen Teilungsargumente sind heute geschwächt, weil ein Teil der kritischen Forscher von einer bewußten „Dehistorisierung“ von Jes 40-55 spricht. Sprach- und Stilargumente werden heute nicht mehr so vehement vorgebracht. Eher gab es im Zuge der Endgestaltbetonung eine Befreiung der Forschungswelt, auf unzählige sprachliche Berührungen und Stichwortverknüpfungen oft durchs ganze Buch hindurch hinweisen zu können. Auch in der Theologie der verschiedenen „Teile“ des Buchganzen hat man z.T. stärker auf die einigenden Linien (aber nicht nur) hingewiesen. Was allerdings geblieben ist, ist ein Verständnis von Prophetie, das dem Jesaja nicht zutraut, über ein Jahrhundert vor Cyrus diesen geweissagt zu haben. 2.4.7 Auch heute ist es noch üblich, Jes 36-39 als nicht vom Propheten stammend anzusehen. Allerdings ist die Dominanz der Königepriorität gegenüber dem Jesajatext teilweise durchbrochen. Die Position der textkritischen Überlegenheit des Jesajatextes scheint gegenüber dem alten Dictum von Gesenius an Boden zu gewinnen. Selbst wenn die Jesajapriorität angenommen wird, sieht man Jesaja nicht als Verfasser an und bestreitet die Historizität der Wundergeschehnisse in Jes 36-39. Jes 39 wird exilischnachexilisch angesetzt, meist ohne daß ausdrücklich von einem vaticinium ex eventu gesprochen wird. 2.4.8 In einem Klima der Vernachlässigung der Geschichte ist das Festhalten an wirklichen Tatsachen der Heilsgeschichte elementar. Die (redaktionsgeschichtliche) Einheit des Jesajabuches und seine „fiktive“ Vorgabe von Jesaja, dem Sohn des Amoz, empfangene Offenbarung zu sein, ist zu wenig, falls dieses Buch wirklich, wie lange von Juden und Christen geglaubt, von Jesaja stammt. 2.4.9 Jes 36-39 ist ein narrativer, ein geschichtlicher Text, der eine enge Parallele im Königewerk hat und zu dessen Inhalten auch außerbiblische Parallelen vorhanden sind. Sollte es möglich sein, diesen strukturmäßig bedeutsamen Text mit einer geschichtlichen Dimension zu verknüpfen, die gleichzeitig Licht auf die Entstehung des Jesajabuches wirft, wäre viel gewonnen, mit weitreichenden Konsequenzen für die Auslegung nicht nur Jesajas, sondern der Schriftpropheten allgemein und der kanonischen Bücher, die sich auf sie berufen. 102 Kapitel 3: Die Beziehung von Jes 36-39 zu 2 Kg 1820 und ihre Bedeutung für die Entstehung von Jes 36-39 3.1 Geschichtlicher Überblick über die Forschung zur Beziehung von Jes 36-39 und 2 Kg 18-20 Wir hatten zuvor schon gesehen, daß vor dem kritischen Durchbruch zur Aufteilung des Jesajabuches solche Ausleger wie Vitringa1 die jesajanische Verfasserschaft von Jes 36-39 vertreten hatten. Ja, selbst ein Mann wie H.E.G. Paulus (1793) hatte noch die Abfassung dieser Kapitel durch Jesaja anerkannt.2 In seiner Diskussion sieht er die Möglichkeiten, daß entweder Jesaja oder Könige ursprünglich sind oder daß beide unabhängig voneinander von einer gemeinsamen Quelle abhängen, Letzteres aber scheidet Paulus aufgrund folgender Überlegungen aus: „Beide Aufsätze sind in den meisten, auch unbedeutenden Umständen z.B. in einer gleichlautenden wörtlichen Ausführung der Reden des Rabsakeh und des Gebets Chiskiah’s zu ausführlich, als daß man sie mit Wahrscheinlichkeit für solche von einander unabhängige Auszüge aus einem dritten Document halten könnte. Wäre der Epitomator eine und eben dieselbe Person gewesen, so würden beide Aufsätze, die, einige Schreibfehler abgerechnet, in den meisten Stücken Wort für Wort gleichlautend sind, nicht gerade in wenigen absichtlichen Zusätzen und Auslassungen von einander abgehen. Wäre aber der Epitomator bei der Jesaian. Orakelsammlung ein anderer als der im 2 BK., so würde der eine im Epitomieren nicht gerade wörtlich dem andern gleich geblieben sein. Unter beiden Aufsätzen muß also einer als der ursprüngliche, wenigstens in Beziehung auf den andern, erkannt werden. Welcher dann? Soviel ich sehe: der bei Jesajah!“3 1 Siehe oben S. 9. 2 Paulus, H.E.G., Philologischer Clavis über das Alte Testament für Schulen und Akademien: Jesaias, Jena: 1793, S. 242. 3 Ebd., S. 240. 103 Als Gründe für die Jesajapriorität führt Paulus an: 1. In 2 Kg 19,17 sei die Aussage von Jes 37,18 verständlicher gemacht worden, 2. 2 Kg 18,14-16 sei eine in Könige eingeschobene Ergänzung, die gut zum Geschichtsbuchcharakter von Könige passe (18,17 würde sich an 18,13 gut zusammenhängend angeschlossen haben), 3. Könige habe weitere Ergänzungen, die man nicht für Auslassungen bei Jesaja halten könne (18,17; 18,34), 4. dann habe Könige noch „Ergänzungen, welche die Erzählung ins Wunderbarere ausbilden“ (19,25; 19,8.11).4 Zur Datierung bemerkt Paulus, daß das Königewerk im Exil entstanden sei und daß dabei die von Jesaja abgefaßten Stücke Jes 36ff eingefügt worden seien. Das Jesajabuch als Ganzes sei dann aber möglicherweise noch später als Könige entstanden, denn auch er sieht Jes 40ff als exilisch an.5 Wie schon erwähnt, stellt die Diskussion der Prioritätsfrage in Gesenius Kommentar (1821) einen weichenstellenden Meilenstein in der Auslegungsgeschichte dar.6 Hier sei noch einmal der Übersichtlichkeit halber die zusammenfassende Darstellung der Unterschiede, wie er sie sieht, dargeboten: 1. Auslassungen und Abkürzungen des Jesajatextes gegenüber Könige: a) Weglassung von Nebenumständen (36,2.3; 38,4.5.6.8), b) Abkürzungen von Formulierungen (36,2.3.6.7.11.13.17.18.19.21. 37,20.21.36; 37,25; 38,6). 2. Ein bedeutender Zusatz: das Lied des Hiskia (Jes 37,9-20). 3. Kleine Schwierigkeiten des Königetextes werden im Jesaja erleichtert (36,2.5.14.15; 37,6.13.17.18.24.26; 38,2; 39,8; 36,11; 37,2; 36,20). Das Leichtere sei fast sicher auch das Jüngere. Jesaja habe öfters die „Lesart Keri..., wenn in dem Texte 2 Kön. ein Chethib und Keri, und letzteres dann das Leichtere ist“7 (37,24.26; 39,7). 4. „Gleichförmigkeit in der Wahl der Formen und Constructionen“ in der „Recension“ des Jesajabuches (36,7 vgl. mit 36,4; 36,11.12; 37,14.16.27). 5. Spuren „später gewöhnlich gewordener Spracherscheinungen“ (36,8.13; 37,10; 37,30) und „Vermeidung älterer und veralteter“ (36,15; 37,24). 6. „das Hineintragen eines herrschenden Idiotismus des Buches Jesaja ‫ְיהָֹוה‬ ‫ ְצָבאֹות‬37,16.32; 39,5, wo 2 Kön. blos ‫ ְיהָֹוה‬steht“. 7. Die Versetzung des Textes in 38,21.22 ist so ungeschickt, daß sie nicht 4 Ebd., S. 240-242. 5 Ebd., S. 243. 6 Gesenius, W., Commentar über den Jesaja, Leipzig: 1821, Ersten Theiles zweiyte Abtheilung, enthaltend Kapitel 13-39, nebst einer Charte, S. 932-936. 7 Ebd., S. 933. 104 intendiert sein kann und nicht zum Gesamtbefund paßt, nach dem man den Eindruck hat, der spätere Bearbeiter hätte mit Nachdenken und Besonnenheit gearbeitet.8 Ferdinand Hitzig (1833) sieht Jes 36-39 als nicht von Jesaja an.9 Könige und Jesaja hätten unabhängig voneinander aus einer gemeinsamen Quelle geschöpft, wobei „die Recension in den BB. der Könige ihr Original viel treuer wiedergegeben hat, als der andere Redakteur.“10 Carl W.E. Nägelsbach (1877)11 meint, Jes 36-39 stamme zwar einerseits wohl höchstwahrscheinlich aus einer Aufzeichnung Jesajas, sei aber überarbeitet worden. So hätte die ursprüngliche Quelle die richtige chronologische Ordnung der Kapitel gehabt (38-39 zuerst, dann 36-37), die Erzählungen seien dann dem „Zweck des Weissagungsbuches entsprechend“ umgestellt worden. 12 Textkritisch gesehen biete das Königebuch den besseren und älteren Text.13 A. Kuenen stellt die Varianten von Könige und Jesaja einander gegenüber und kommt zu demselben Schluß wie Gesenius.14 In diesem Zusammenhang trifft er folgende Feststellung: „H. XXXVI-XXXIX zijn door den verzamelaar van Jesaja’s profetieën aan het boek Koningen ontleend en aan den door hem bijeengebrachten bundel H. I-XXXV toegevoegd, ter opheldering en aanvulling (verg. H. XXXVII:21-35) van sommige godspraken die hij had opgenomen, en ter verheerlijking van Jesaja’s persoon.“15 Neben der grundlegenden Analyse von Gesenius ist noch ein weiterer weichenstellender Beitrag unbedingt zu erwähnen: B. Stade (1886) hat in seinen „Anmerkungen zu 2 Kö. 15-21“16 auf wenigen Seiten17 einen Entwurf zur Quellenscheidung von 2 Kg 18,13-19,37 vorgelegt, der abgesehen von kleinen Modifikationen bis heute weitgehend übernommen worden ist und die Überlegungen zum Ursprung von 2 Kg 18-19 und Jes 36-37 maß8 Ebd., S. 932-934. 9 F. Hitzig, Der Prophet Jesaja, Heidelberg: 1833, S. 409. 10 Ebd., S. 412. 11 Der Prophet Jesaja theologisch-homiletisch bearbeitet, ThHB, Leipzig: 1877. 12 Ebd., S. XVIII. 13 Ebd., S. 378-379. 14 Kuenen, A., Historisch-critisch onderzoek naar het ontstaan en de verzameling van de boeken des ouden verbonds. Tweede deel: De profetische boeken des ouden verbonds, Amsterdam: 21884, S. 79-81. 15 Ebd., S. 78. 16 ZAW 1886, S. 156-189. 17 Ebd., S. 172-183. 105 geblich bestimmt hat. Für ihn gehören 2 Kg 18,13 und 17 zusammen, die Verse 18,14-16 bilden einen „Einschub aus einer anderen und zwar aus einer sehr guten und alten Quelle“.18 Wir werden 18,14-16 der Kürze halber wie einige spätere Bericht „A“ nennen. Die verbleibenden Verse 18,13.1719,37 teilt Stade zwei Berichten zu, die wir mit „B1“ und „B2“ abkürzen wollen. B1 umfaßt 18,13.17-19,9 bis ‫ ַויָָּׁשב‬und ist „eine selbständige, jetzt ihres Schlusses beraubte Erzählung von Jerusalems Bedrohung“.19 Mit dem Verbum ‫ ַו יְִּׁש ַלח‬beginne in 19,9 schon die zweite Erzählung derselben Begebenheit. Die Doppelungen beider Erzählungen lassen sich miteinander vergleichen: Die Mahnung, sich nicht auf Jahwe zu verlassen (B1: 18,20ff; B2: 19,10), Jahwe könne nicht vor Assur retten (B1: 18,33ff; B2: 19,12f), Hiskias Weg ins Haus Gottes als Antwort (B1: 19,1; B2: 19,14) und Jesajas Antwort in beiden Fällen. Beide Berichte seien voneinander unabhängig in dem, daß z.B. 19,14 gar nicht auf die „Nichterfüllung der nach 19,6f. dem Hiskia bereits gegebenen Weissagung“ Rücksicht nimmt, daß Sanherib in 19,9bff nicht darauf Bezug nimmt, daß Hiskia der ersten Aufforderung zur Unterwerfung nicht nachgekommen ist und daß im zweiten Orakel des Jesaja nicht auf das erste „zurückgewiesen“ wird.20 Als Unterschiede zwischen B1 und B2 vermerkt Stade: 1. In B1 ergehe die Botschaft mündlich an Hiskia, in B2 durch einen Brief. 2. In B2 fehle jeder Versuch der Aufwiegelung des Volkes gegen Hiskia. 3. In B1 erfolge das Orakel Jesajas auf eine Gesandtschaft des Königs hin, in B2 aus eigener Initiative Jesajas.21 Die „doppelte Weissagung von Sanheribs Abzug“ in B2 (19,28b und 19,33) stelle „zwei von einander unabhängige, ja ... einander widersprechende Orakel“ des Jesaja dar: ein kurzes 19,20b.32-34 und ein ausführliches 19,21-31. Das erste sei durch „trockene Rede“ und „trockenen Ton“ gekennzeichnet, das zweite hebe sich davon stark „durch gehobenen Ton, die Fülle der Bilder und die kurzen Rhythmen“ ab. Ob 2 Kg 19,21-31 „einem dritten Berichte“ entstamme oder immer nur als Ergänzung im Zusammenhang mit B2 existiert hat, läßt Stade offen.22 18 Ebd., S. 172. 19 Ebd., S. 175. 20 Ebd., S. 175-176. Ebendort verweist Stade auch auf die „dreifache Verkündigung der Fruchtlosigkeit der Bemühungen Sanheribs“ in 19,7; 19,28b und 19,33. 21 Ebd., S. 176-177. 22 Ebd., S. 177-179. 106 Historisch sei weder B1 noch B2 zuverlässig, beide werden als „legendarisch“ eingestuft. In B1 etwa werde Hiskias Reform mit der von Josia verwechselt, in B2 fänden sich Äußerungen über Gott und die Götter (19,1719), die „frühestens exilischen Ursprungs“ sein könnten. B2 sei dadurch auch gegenüber B1 als die jüngere Erzählung erkennbar.23 Der Bericht A sei historisch zwar einerseits „richtig hinter v. 13 gesetzt worden“, löse aber vor V. 17 eine doppelte Täuschung aus: Erstens sei die Unterwerfung Hiskias und seine Tributzahlung eine Folge der Belagerung Jerusalems mit „großer Heeresmacht“ (18,17) und nicht früher anzusetzen. Möglicherweise sei Sanherib dabei durch den Ausbruch der Pest in seinem Lager „zur Annahme der Unterwerfung Hiskias unter ... milden Formen“ bewogen worden. Zweitens sei Tirhaka nicht nach der in 14-16 erfolgten Unterwerfung Hiskias unter Sanherib herangezogen, sondern nach Sanheribs Inschriften schon vor 18,13.24 Am Ausgang des vergangenen Jahrhunderts war die Königepriorität längst „orthodoxer“ Standpunkt in der historisch-kritischen Jesajaforschung geworden, in gewissem Sinn bis heute.25 23 Ebd., S. 179-180. 24 Ebd., S. 180-181. 25 Folgende Beiträge z.B. sehen den Jesajatext als aus Könige entlehnt an oder bezeichnen etwas kürzer Jes 36-39 einfach als Appendix ans Jesajabuch: Abraham Kuenen, The Prophets and Prophecy in Israel, Amsterdam: 1969 <Leiden 1875>, S. 171. Samuel Rolles Driver, Isaiah: His Life and Times, New York: 1893, S. 74. Carl Steuernagel, Lehrbuch der Einleitung in das Alte Testament, Tübingen: 1912, S. 473: „Kap. 36-39 bilden einen historischen Anhang.“ W.O.E. Oesterley, Studies in Isaiah XL-LXVI with an introductory chapter on the composite character of Isaiah I-XXXIX, London: 1916, S. 10. S. Mowinckel, S., Die Komposition des Jesajabuches Kap. 1-39, AcOr 1933 (11) S. 267-292, bes. 289. (Mowinckel konstatiert auch Planlosigkeit, z.B. auf S. 269: „Innerhalb der drei ersten Gruppen finden wir aber oft eine sehr große Planlosigkeit.“ Auf S. 270 meint er, es sei nicht nur klar, „daß das Buch in seiner gegenwärtigen Form nicht von Jesaja stammen kann, sondern auch, daß es nicht ein planmäßiges Werk eines einzelnen Sammlers oder Redaktors ist; es bietet vielmehr ein Bild der höchsten Planlosigkeit und Unordnung dar.“) Adolphe Lods, The Prophets and the Rise of Judaism, Hooke, S.H. (Übersetzer), Westport, Connecticut: 1971 <New York: Dutton 1937>, S. 32. (Auf S. 34 findet sich ein interessanter Kommentar zur Rabschake-Rede: „The speech of the Assyrian envoy was doubtless composed after the event by the Israelite historian, but it gives us a very vivid and certainly correct idea of the methods by which the conquerors brought pressure to bear upon the vanquished.“) P.P. Saydon, The 107 K. Fullerton (1906)26 gehört zu denen, die nicht nur Stades Analyse übernehmen 27, sondern auch wie Winckler 28 von zwei Westfeldzügen Sanheribs ausgehen.29 Herodots Bericht sei zwar legendär30, aber gewisse Übereinstimmungen stützten doch den biblischen Bericht.31 Assyria hätte sein Waterloo erlebt, nicht 701 v.Chr., sondern in einem späteren zweiten Authorship of the Book of Isaiah, Scripture 1952 (5) S. 55-59, speziell S. 59: Der historische Appendix Jes 36-39 sei gewiß später zur ursprünglichen Sammlung hinzugefügt worden. R.B.Y. Scott, Isaiah 1-39, Interpretation 1953 (7) S. 452-65, siehe S. 465. J. Schreiner, „Das Buch jesajanischer Schule“ in „Wort und Botschaft“, J. Schreiner (Hg.), Würzburg: 1966, S. 143-62, bes. S. 145 und 162. G. Fohrer, Entstehung, Komposition und Überlieferung von Jesaja 1-39, BZAW 1967 (99) S. 113-47, speziell S. 134. R.L. Honeycutt Jr., Introducing Isaiah, Southwestern Journal of Theology 1968 (11) S. 9-28. Jes 36-39 sei an das ursprüngliche Material in Jesaja „angehängt“ worden („has been appended to the original nucleus“; S. 9). O. Kaiser, Die Verkündigung des Propheten Jesaja im Jahre 701, ZAW 1969 (81) S. 304-315, baut auf Stade auf (p. 305) und geht wegen Jes 36,1 und 2 Kg 18,13ff von der Königepriorität aus (p. 306). Zum Textvergleich siehe S. 307-315. G. Wallis, Das Jesaja-Buch, Die Zeichen der Zeit, 1971 (25), S. 201-206, speziell S. 204. O. Eissfeldt, Einleitung in das Alte Testament, Tübingen, 41976, S. 395. Georg Fohrer, Die Propheten des Alten Testamentes, Gütersloh: 1977, S. 109. Franz J. Helfmeyer, Der Heilige Israels dein Erlöser: das Buch Jesaja, Stuttgarter Kleiner Kommentar - Altes Testament 9/10, Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 1981, S. 76. George A.F. Knight, The new Israel: a Commentary on the Book of Isaiah 56-66, International Theological Commentary, Edinburgh: 1985, S. XI. D.G. Meade, Pseudonymity and Canon. An Investigation into the Relationship of Authorship and Authority in Jewish and Earliest Christian Tradition, WUNT 39, Tübingen: 1986, S. 42 (Interessant auch S. 36: Die „früheren“ und die „neuen“ Weissagungen entsprechen der Unglücksweissagung von 1-39 und der Heilsweissagung in 40-66.). Ludger Camp, Hiskija und Hiskijabild. Analyse und Interpretation von 2 Kön 18-20, Münsteraner Theologische Abhandlungen 9, Altenberge: 1990, S. 59. Martin O’Kane, Isaiah: A Prophet in the Footsteps of Moses, JSOT 1996 (69) 29-51. O’Kane stellt mit einem „if“ den Gedanken der Königepriorität nur sachte in den Raum (p. 49). 26 The Invasion of Sennacherib, BS 1906 (63) S. 577-634. 27 Ebd., S. 601 und 618. 28 Ebd., S. 608, 620. Siehe H. Winckler, „Beiträge zur Quellenscheidung der Königsbücher“ in ders., „Altestamentliche Untersuchungen“, Leipzig: 1892, S. 154, bes. S. 28ff. 29 Fullerton, The Invasion of Sennacherib, o.c., S. 617. 30 Herodot, Historien. Erster Band, Feix, Josef (Hg.), Darmstadt: 41988, S. 323 (Historien II, 141). 31 Fullerton, Invasion, o.c., S. 600-601. 108 Westfeldzug Sanheribs, wodurch man die Erwähnung von „Tirhaka“ auch besser unterbringen könne.32 Im Unterschied zu Winckler weist Fullerton allerdings nicht nur B2, sondern auch B1 diesem (hypothetischen) zweiten Westfeldzug Sanheribs zu. Sie seien Parallelberichte desselben Geschehens.33 In einem späteren Artikel34 zu Jesajas Haltung im Sanheribfeldzug äußert Fullerton, daß er nicht denke, daß Jesaja an die Unverletzlichkeit des Zions geglaubt habe.35 Beim Anwachsen des Einflusses der antiassyrischen Partei in Juda sei Jesaja in den verschiedenen Krisenzeiten sich selbst treu geblieben, jedenfalls wenn man es von den religiösen Motiven her beurteilte. 735 war er gegen die pro-assyrische Politik des Ahas, der sich nicht auf Assur, sondern auf Jahwe verlassen sollte. Jes 28,1-4 könne ein Hinweis sein, daß er 725-722 angesichts einer anti-assyrischen Politik Israels nur mit einer Katastrophe gerechnet habe. 720 habe er der anti-assyrischen Partei in Juda, die auf den unerfahrenen Hiskia Einfluß nehmen wollte, widerstanden und gegen Allianzen mit anderen Fremdmächten protestiert, ähnlich noch einmal 713-711 zum Wohl des Landes. Zu Jesajas Haltung im Jahre 701 v. Chr. könne Jes 36-39 nicht gut Auskunft geben, da es sehr fraglich sei, ob diese Kapitel jemals urspünglich zu irgendeiner Sammlung seiner Prophezeiungen gehört hätten. Man müsse sich bei dieser Frage eher an Jes 28-33 halten.36 A.T. Olmstead hat in einer Untersuchung von 191337 seiner Meinung Ausdruck verliehen, daß der Masoretische Text nicht länger als Standard angesehen werden sollte.38 Er kommt zu seiner Sicht aufgrund einer vergleichenden Untersuchung unter Zuhilfenahme von LXX-Texten, insbesondere auch von 2 Kg 18ff und Jes 36ff.39 Die LXX-Version von Könige sei die von Theodotion.40 Eine Form „deuteronomistischer Redaktion“ vom Königewerk sei nach der Zeit der Septuagintaübersetzung durchgeführt worden 41. 32 Ebd., S. 620. 33 Ebd., S. 618-620. 34 Isaiah’s Attitude in the Sennacherib Campaign, AJSL 1925-1926 (42) S. 1-25. 35 Ebd., S. 1. 36 Ebd., S. 23-25. 37 Source Study and the Biblical Text, AJSL 1913 (30) S. 1-35. 38 Ebd., S. 35. Diese Sicht dürfte heute nach den Funden von Qumran und der sich daran anschließenden Diskussion nicht ratsam sein. Siehe unten bei der Einleitung zum Textvergleich die zur Textkritik angegebenen Werke. 39 Ebd., S. 9ff. 40 Ebd., S. 9-10. 41 Ebd., S. 24 und 31. 109 Nachdem er es durch eine Bemerkung in seinem Artikel von 1913 schon angekündigt hatte42, meldete sich Olmstead 1915 zum Thema „The Earliest Book of Kings“43 zu Wort. Bei seiner Argumentation nimmt die Diskussion zu 2 Kg 18,13-20,19 / Jes 36-39 einen wichtigen Platz ein.44 Für ihn ist zwar klar, daß Jes 36-39 eine ganz spät ins Jesajabuch eingeschobene Interpolation ist45, aber: „Yet lateness of insertion is a very long way from lateness of source, and there are grave objections to our taking the Isaiah passage as derived from our present Book of Kings.“46 2 Kg 18,14-16 habe nicht in der Quelle von Jes 36-39 gestanden, weil der Herausgeber des Jesajabuches sie sonst nicht weggelassen hätte. Wahrscheinlich seien die Königeversion und die Jesajaversion aus einer gemeinsamen Quelle prophetischen Charakters kopiert worden.47 „The current theory that the Isaiah recension is an abridgment of that of Kings would be possible only if one could prove actual abridgment consciously carried out and which would omit facts, not words. In truth, the differences between Isaiah and Kings are just such variants as are likely to develop with the transmission of a manuscript text.“48 Nach einer Besprechung von Varianten kommt Olmstead zu dem Ergebnis: „This long and wearisome recital of the minutiae of the two texts has served its purpose if it has made one fact clear, that the Isaiah text is the earlier in type and that, like Chronicles, it could not have been copied from our present text of Kings.“49 L.L. Honor (1926) setzt den Ansatz von Stade etwas modifiziert voraus.50 Die traditionelle Sicht, daß Jesaja der Verfasser von Jes 36-39 sei, gilt ihm angesichts des Wissens um die komplizierte Entstehungsgeschichte des Jesajabuches als naive und unhaltbare Annahme.51 Statt dessen stellt er 42 Ebd., S. 13: „The bearing of all this on source questions of Kings and Isaiah must be left for later discussion.“ 43 AJSL 1915 (31) S. 169-214. 44 Ebd., S. 196-201. 45 Ebd., S. 196: „The interpolation seems to have been made after the collection of prophecies had assumed practically its present shape as it divides the body of the so-called Deuero-Isaiah, chaps. 40f., from its introduction in chap. 35.“ 46 Ebd., S. 197. 47 Ebd., S. 197. 48 Ebd., S. 198. 49 Ebd., S. 201. 50 Sennacherib’s Invasion of Palestine. A Critical Source Study, Contributions to Oriental History and Philology 12, New York: 1966 <1926>, S. 73. 51 Ebd., S. 43. 110 sechs kritische Grundhypothesen über die Beziehung zwischen „A“, „B1“, „B2“ und den assyrischen Annalen zusammen, die für ihn möglich sind und in bezug auf welche man keine endgültige Entscheidung fällen könne.52 Auch H.H. Rowley (1961s) baut in seiner Untersuchung „Hezekiah’s Reform and Rebellion“53 auf Stades Quellenscheidung auf.54 Er scheint auch der von ihm zitierten allgemeinen Auffassung zu sein, daß der Jesajabericht aus Könige übernommen worden sei.55 Bei einem Vergleich müsse man sowohl die biblischen Berichte als auch Sanheribs eigenen Bericht kritisch unter die Lupe nehmen, um nicht etwa allzu leicht dem von Sanherib erweckten Eindruck, sein Feldzug sei völlig erfolgreich gewesen, zu erliegen.56 Die Unterschiede zwischen den biblischen und assyrischen Berichten haben manche Forscher unter Zuhilfenahme von zwei Feldzügen Sanheribs nach Israel zu erklären versucht, aber dieser Sicht Wincklers57 und anderer kann Rowley nicht zustimmen. Angesichts der chronologischen Probleme für die Zeit von Ahas und Hiskia scheine die beste Lösung, das „14. Jahr Hiskias“ in 2 Kg 18,13 / Jes 36,1 als in Könige entstandenen Abschreibfehler für das „24. Jahr Hiskias“ zu nehmen, der ins Jesajabuch kopiert worden sei.58 Was den Unterschied in der Darstellung des Tributempfanges betrifft, sei der assyrische Bericht erkennbar nicht in chronologischer Reihenfolge abgefaßt: „For the account of Sennacherib states that he took Padi, the king of Ekron, from Jerusalem before it records any move against Jerusalem or any payment of an indemnity by Hezekiah. The annalist wished to finish the account of the treatment of Ekron before he turned to Jerusalem, and so here he anticipated. He may equally well have reversed the order of Hezekiah’s submission and resistance, so as to give the impression of a completely successful campaign, especially since the reversed order would read more naturally. Yet it has often been observed that he does not state that the city was captured, but merely leaves it for his readers to infer this.“59 52 Ebd., S. 61-62. 53 BJRL 1961-1962 (44) S. 395-431. 54 Ebd., S. 396, 397, 400f. 55 Ebd., S. 397. 56 Ebd., S. 404-405. 57 Winckler, H., „Beiträge zur Quellenscheidung der Königsbücher“ in idem, Altestamentliche Untersuchungen, Leipzig: 1892, S. 1-54, bes. S. 28ff. 58 Ebd., S. 411. 59 Ebd., S. 415-416. 111 Rowley hält hier die Reihenfolge des biblischen Berichtes für glaubhaft: Als Juda überrannt und Sanherib vor Lachisch war, kapituliert Hiskia und übersendet den auferlegten Tribut ohne Aufgabe Jerusalems. Als jedoch Sanherib von der heranrückenden ägyptischen Armee hört, bereut er, daß er Jerusalem nicht in der Hand hält, und sendet den Rabschake, um die Stadt zu übernehmen, was Hiskia gestützt durch Jesaja ablehnt. Wenn man den Hinweis auf den Engel Jahwes (Jes 37,36) wie in 2. Sam 24,16f als Hinweis auf eine Pestplage verstehe (vgl. Herodots II, 141)60, dann könne man das biblische Material als zum Geschehen passend einordnen, bis darauf, daß B2 eine Variante von B1 sein mag und daß Tirhaka mit neun Jahren noch keine Armee habe anführen können.61 Rowleys Fazit: „The deliverance of Jerusalem by no human hand, in the teeth of all probabilities, is not just a tall story, but one which is thoroughly credible.“62 Ähnlich hält er auch den Bericht von Hiskias Reform laut Könige für grundsätzlich glaubwürdig.63 B.S. Childs (1967) setzt in seiner formkritischen Untersuchung64 von 2 Kg 18-19 und Jes 36-39 die Quellenscheidung von Stade65 voraus. Er kommt zu dem Schluß, daß die wirklichen historischen Geschehnisse des 3. Sanheribfeldzuges anhand der biblischen Berichte nicht mehr zu rekonstruieren seien,66 und zwar weder aufgrund von „Bericht A“, noch von „B1“ oder „B2“ oder der Chronik. Man dürfe von daher die Texte nicht einfach historisch befragen oder verstehen wollen, man müsse ihre theologische Bedeutung und Funktion innerhalb ihrer Kontexte erkennen.67 Ein historisch nicht so sorgfältiger oder wertvoller Text könne dennoch theologisch sehr wertvoll und aussagekräftig sein.68 Woher bekommt man aber Normen, um sich auslegungsmäßig angesichts der Diversität der biblischen parallelen Berichte und Zeugnisse zu orientieren? Bei der Auslegung der verschie60 Herodot, Historien. Erster Band, Feix, Josef (Hg.), Darmstadt: 41988, S. 323. 61 Rowley, „Hezekiah’s Reform and Rebellion“, o.c., S. 424-425, 420. 62 Ebd., S. 431. 63 Ebd., S. 430. 64 Childs, B. S., Isaiah and the Assyrian Crisis, Studies in Biblical Theology, Second Series 3, London: 1967. 65 Stade, B., Anmerkungen zu 2 Kö. 15-21, ZAW (1886) S. 156-189. 66 Ebd., S. 118. 67 Ebd., S. 121. 68 Ebd., S. 124. 112 denen Zeugnisse alttestamentlicher Texte könne sich der christliche Ausleger am christlichen Kanon als seinem theologischen Kontext orientieren.69 Clements (1980) baut in „Isaiah and the Deliverance of Jerusalem“70 sowohl auf Childs (1967) als auch auf Stade auf. Die Trilogie von Ereignissen in 2 Kg 18,17-20,19 sei wahrscheinlich schon in dieser zusammenhängenden Form in das Königewerk inkorporiert worden, auch wenn die einzelnen Teile nicht alle zu derselben Zeit entstanden seien. Was die Bedrohung Jerusalems betreffe, sei der Bericht A (2 Kg 18,1316) von Bericht B (2 Kg 18,17-19,37) zu unterscheiden. Die in Bericht B zu findende kategorische Zusage durch den Propheten Jesaja, daß Jerusalem vor den Assyrern beschützt werden würde, spricht Clements dem Propheten ab. Die entsprechenden Passagen seien sekundär, sie seien im Zuge einer midraschartigen Auslegung von Jesajaworten entstanden und das in der Zeit von König Josia.71 Der geschichtliche Verlauf der Dinge um 701 v.Chr. herum sei anders gewesen: 1. Sanherib eroberte alle Städte Judas bis auf Jerusalem, das er isolierte, Hiskias Truppen desertierten in Massen, Hiskia kapitulierte, 2. Sanherib empfing eine große Geldsumme zur Rekompensation von Hiskia, 3. Sanherib bestätigte Hiskia aus politischen Gründen auf seinem Thron, nicht etwa aus Milde oder aus irgendwelchen Schwierigkeiten heraus, die ihn unter Druck gesetzt hätten, 4. Sanherib kehrte nach Ninive zurück, wo er 20 Jahre später, 681 v.Chr., ermordet wurde. Die Tatsache, daß er trotz Hiskias Rebellion Jerusalem nicht zerstörte und Hiskia nicht absetzte, habe später zur Zeit Josias nicht nur zur Ausfor69 Ebd., S. 127. In einem Exkurs zu textkritischen Problemen in 2 Kg 18-19 und Jes 36-37 relativiert Childs etwas die Ergebnisse von Gesenius, der den Königetext für textkritisch überlegen angesehen hat gegenüber dem Jesajatext: „The evidence on the whole would seem to indicate that at times Kings has the preferred reading, while at other times it lies with Isaiah. Perhaps in terms of percentage, the Kings text does retain a slight advantage“ (ebd., S. 140). Unter dem Eindruck der Argumente von Smelik und Seitz (siehe unten) würde Childs Jahre später in seinem Jesajakommentar (Isaiah, OTL, Louisville: 2001, S. 262) feststellen: „Thus in the present form of chapters 36-39 this collection does fit better with Isaiah than with Kings. It most certainly forms a bridge to Second Isaiah. However, what now seems evident is that from an original nucleus the tradition was shaped in different ways by the editors of both Kings and Isaiah.“ 70 R.E. Clements, Isaiah and the Deliverance of Jerusalem, JSOTS 13, Sheffield: 1980. 71 Ebd., S. 52-53. 113 mung der angeblichen Jesajaverheißungen zum Schutz Jerusalems geführt, sondern auch zur Entstehung des Berichts B: Jahwe beschützt seine Stadt Jerusalem um seiner auserwählten Königsdynastie der Nachfahren Davids willen. Die Gestalt des frommen Hiskia in Jes 36-37 passe zur Zeit des frommen Josia. Die erste ergänzende Geschichte der tödlichen Krankheit Hiskias sei nach dem schockierenden und unerwarteten Tod von Josia im Jahre 609 v.Chr. hinzugefügt worden.72 Für Clements waren die Erzählungen nicht vollständig bis zu irgendeiner Zeit im 6. Jahrhundert.73 Für ihn sind sie weniger Geschichtsschreibung als vielmehr Theologie. F. Gonçalves hat 1986 eine umfangreiche Arbeit unter dem Titel „L’expédition de Sennachérib en Palestine dans la littérature hébraïque ancienne“ vorgelegt.74 Er erkennt B. Stades Quellenscheidung zu 2 Kg 1819 / Jes 36-37 im Wesentlichen an, und darauf aufbauend versucht er, die Berichte „A“, „B1“ und „B2“ sinnvoll abzugrenzen. 75 B1 sei Mitte des siebten Jahrhun-derts v.Chr. entstanden76, B2 stamme von einem Schreiber im Exil wohl ge-gen Ende desselben77. Dabei sei B2 u.a. abhängig von einer „relecture“ der Aussprüche Jesajas zur Zeit Josias.78 Die Frage, ob der Königetext oder der Jesajatext die Priorität habe, wird zugunsten des Königetextes entschieden 79, auch wenn man vom rein textkritischen Vergleich, dem Plus und Minus des einen Textes gegenüber dem anderen, nicht auf den ursprünglichen Text schließen könne.80 Die Einfügung von 2 Kg 18,17-20,19 sei wahrscheinlich nicht nach der Anfügung von Jes 40-55 (66) an das Jesajabuch geschehen, sondern entweder bei oder vor dieser Anfügung: Bei der Anfügung, wenn Jes 36-39 nach dem Willen des Redaktors zu Jes 40ff überleiten sollte, vor der Anfügung, wenn Jes 36-39 das Protojesajabuch 1-35 abschließen sollte.81 In den Bereichen, die sich mit unserer Arbeit berühren, bringt Gonçalves mit diesen Überlegungen keine grundsätzlich neuen Ansätze.82 72 Ebd., S. 62-63. 73 Clements, Isaiah 1-39, o.c., S. 277. 74 Paris: 1986. 75 Ebd., S. 354. 76 Ebd., S. 538. 77 Ebd., S. 479-480, 540. 78 Ebd., S. 540. 79 Ebd., S. 349-350. Hauptgrund ist die Übernahme von 2 Kg 18,13 in Jesaja 36,1. 80 Ebd., S. 348. 81 Ebd., S. 347. 82 So urteilt auch Seitz in „Zion’s Final Destiny“ (Minneapolis: 1991), S. 118. 114 Ernst Vogt (1986)83 unterscheidet wie Stade zwischen einem „Kurzbericht“ (2 Kg 18,13-16) und einer „langen, erbaulichen Erzählung“ (2 Kg 18,17-19,37), deren Zweck „nicht die Berichterstattung, sondern religiöse Erbauung und fromme Belehrung“84 sei und die aus zwei kürzeren Erzählungen zusammengesetzt sei85. Die erste beider Erzählungen, etwa ein Jahrhundert nach 701 v.Chr. entstanden86, berichte „nichts, was geschichtlich unwahrscheinlich“ sei87, die zweite habe „Erzählungselemente, die ... geschichtlich kaum wahrscheinlich, wenn nicht überhaupt ungeschichtlich“ seien88; sie sei „frühestens gegen Ende des Exils“ entstanden. Von daher erkläre sich auch die anachronistische Ansetzung Tirhakas und die Tatsache, daß dieser Bericht „mit Hilfe der Aussage von der plötzlichen Vernichtung des assyrischen Heeres sogar die geschichtlich sichere Einschliessung Jerusalems in Abrede“ stelle.89 J.H.Hayes und S.A.Irvine (1987) stufen die auch von ihnen vertretenen Quellen „B1“ und „B2“ beide als legendarisch ein, auch wenn die diplomatischen Reden und Verhandlungen der assyrischen Gesandten wahrscheinlich ziemlich authentisch seien.90 Jes 36-37, 38 und 39 werden von ihnen als drei ursprünglich voneinander unabhängig entstandene Stücke angesehen, die alle drei wichtige im Jesajabuch heimische Themen widerspiegeln und folglich wohl zuerst als Teil der jesajanischen Tradition formuliert wurden und erst später ins Königematerial eingefügt wurden. 2 Kg 18,14-16 sei dabei wohl nie Teil der jesajanischen Überlieferungen gewesen.91 Jes 38 und 39 seien spät und unter dem Eindruck der Exil 83 Vogt, Ernst, S.J., Der Aufstand Hiskias und die Belagerung Jerusalems 701 v. Chr., analecta biblica 106, Rome: 1986. 84 Ebd., S. 33. Der Kurzbericht schreibe den Namen Hiskias immer Hizqîyâ, die lange Erzählung Hizqîyâhû. 85 Ebd., S. 34ff. 86 Ebd., S. 58. 87 Ebd., S. 39. 88 Ebd., S. 44. 89 Ebd., S. 59. 90 Hayes, John Haralson; Irvine, Stuart A., Isaiah, the eighth-century prophet: his times and his preaching, Nashville: 1987, S. 375. Sie stimmen grundsätzlich Stades Analyse zu, ebd., S. 373. Ein Beispiel für die von ihnen vertretene mangelnde historische Glaubwürdigkeit der Berichte findet sich S. 383: „During the process, Hezekiah apparently showed less confidence in Isaiah’s promises than had Ahaz during the Syro-Ephraimitic crisis. In popular tradition, the outcome was nonetheless recalled as the result of divine deliverance.“ 91 Ebd., S. 372. 115 erfahrung entstanden, nicht nur wegen 39,5-8, sondern auch weil Hiskias Krankheit und Genesung ein Modell des Exilleidens und der Wiederherstellung seien.92 Antti Laato (1988) geht in seinem Werk „Who is Immanuel? : the rise and the foundering of Isaiah’s Messianic expectations“ auch auf Sanheribs Feldzug im Jahre 701 v.Chr. ein.93 Er vertritt eine modifizierte Form der Quellenscheidung von Stade.94 B1 sei bald nach 681 v.Chr. im Schülerkreis Jesajas entstanden.95 B2 stamme in seiner Endgestalt aus der Zeit gegen Ende des 7. Jahrhunderts; das Gebet Hiskias sei noch später vom deuteronomistisch ausgerichteten Redaktor in seine Form gebracht worden. B2 sei wohl aus polemischem Interesse entstanden: Nach Jesajas Prophetie sei die Rebellion Hiskias gegen Jahwes Willen gewesen, B2 würde dagegen polemisieren, indem Hiskia als frommer Mann dargestellt werde, den Jahwe aus Sanheribs Fängen rettete.96 Der Abschnitt Jes 37,22-29 wird von Laato gesondert gesehen (als Quelle „C“) und wegen der starken üblen Gefühle gegenüber Sanherib als „sehr alt“ eingestuft.97 Die Frage, wie diese Abschnitte in das Buch der Könige / Jesaja kamen, beantwortet Laato so: „In my opinion the only explanation left is that traditions A, B1, B2 and C (as well as Isa 39, of course) were simultaneously redacted into the Books of Kings. It is probable that B1, B2 and C were linked already before the redaction of the Deuteronomistic historiography.“98 Diese zusammengefügte Form von B1, B2 und C, deuteronomistisch beeinflußt, aber ohne A und vor der Einfügung ins Königewerk, sei dann ins Buch Jesaja gelangt.99 92 Ebd., S. 384. 93 Abo: Abo Academy Press 1988, S. 248-300. 94 Ebd., S. 281. 95 Ebd., S. 287: „Sennacherib’s murder took place in 681. Thus tradition B1 took its final form only after 681. It presents the historical events and spiritual atmosphere of the year 701 so well that I think it probable that it solidified into its final form soon after 681. Since the historical information presented in B1 is so reliable, we have to examine the mysterious defeat of Sennacherib (37:36) in a new light. It need not be mere legendary poetry created because Sennacherib was not able to conquer Jerusalem.“ 96 Ebd., S. 292. Die Erzählung von Hiskias Genesung gehört nach Laato zu B2. 97 Ebd., S. 293. 98 Ebd., S. 295. 99 Ebd., S. 296. Vgl. S. 274: „It is probably that the Isa text is more original than 2 Kgs“. 116 Eberhard Ruprecht (1990) folgt in seinem Aufsatz „Die ursprüngliche Komposition der Hiskia-Jesaja-Erzählungen und ihre Umstrukturierung durch den Verfasser des deuteronomistischen Geschichtswerkes“100 der Sicht Stades zu den Berichten „B1“ und „B2“.101 Zur Tirhaka-Frage meint Ruprecht: „Das ist kein Anachronismus, wie man auf den ersten Blick meinen könnte, weil Thirhaka, der zur 25., der ‘äthiopischen’ Dynastie gehört, erst um 690-664 König von Äthiopien und Ägypten war. Aber sein Bruder Schabataka, der spätestens ab 701 den Thron innehatte, hatte schon zu Beginn seiner Herrschaft Thirhaka die Wahrung der Belange des Nillandes übertragen. Thirhaka war im Jahre 701 bereits etwa 20-21 Jahre alt. Deshalb ist es durchaus glaubwürdig, daß er das ägyptische Heer in der Schlacht bei Elteke gegen die Assyrer anführte. Wenn der Erzähler ihm den Königstitel zuschreibt, soll das nur für den Leser seine spätere Identität sichern.“102 Überhaupt billigt Ruprecht dem Verfasser des ursprünglichen Erzählungszyklusses „außerordentlich genaue historische Kenntnisse“ zu, die er sich dadurch erklärt, daß dieser „schriftliche historische Quellen“ benutzt habe, vor allem die „Chroniken der Könige von Israel und Juda“.103 Dabei bemerkt er die chronologische Umkehrung von 2 Kg 20 mit 2 Kg 18.104 Den kürzeren Jesajatext von Hiskias Krankheit sieht er als den ursprünglicheren an.105 Das Gebet Hiskias in Jes 37 sei theologisch von der Götzenpolemik Deuterojesajas abhängig, darum sei die Entstehung von „B2“ nachexilisch anzusetzen.106 Der ursprüngliche Erzählungszyklus sei „vor dem Untergang Jerusalems im Jahre 587, spätestens im Frühjahr 588“107 von einem hohen „Durchhaltewillen bei der Verteidigung Jeru100 101 102 103 104 105 106 107 Zeitschrift für Theologie und Kirche 1990 (87) 1, S. 33-66. Ebd., S. 34. Ebd., S. 57. Ebd., S. 58. Ebd., S. 44. Ebd., S. 52. Ebd., S. 62. Hierbei stützt sich Ruprecht auf C. Hardmeier, Die Polemik gegen Ezechiel und Jeremia in den Hiskia-Jesaja-Erzählungen, BZAW 187, 1990; vgl. auch C. Hardmeier, Umrisse eines vordeuteronomistischen Annalenwerks der Zidkijazeit. Zu den Möglichkeiten Computergestützter Textanalyse, Vetus Testamentum 1990 (40) 2 S. 165-184. Hardmeier hat auch die Sicht von Rainer Albertz („Das Deuterojesaja-Buch als Fortschreibung der JesajaProphetie“ in „Die Hebräische Bibel und ihre zweifache Nachgeschichte: 117 salems gegen die Babylonier“ zu bestärken.108 Der Verfasser des deuteronomistischen Geschichtswerkes hätte diesen Zyklus dann in sein Werk eingefügt, und zwar unter Hintanstellung der Erzählung von Hiskias Krankheit und von der babylonischen Gesandtschaft, „um das Prophetenwort 20,17-18“ auf die Ereignisse der Jahre 598 und 587 beziehen zu können. „B2“ sei mehrere Jahrzehnte nach dem Abschluß des deuteronomistischen Geschichtswerkes und zwar in frühnachexilischer Zeit hinzugefügt worden, wenig später von jemand anders auch das „Spottlied auf den König von Assur“ (19,21-28). Sehr viel später, nach Abschluß von Jes 1-35, wohl nach 400 v.Chr., habe schließlich „die Redaktion des Protojesajabuches“ den Zyklus aus dem deuteronomistischen Geschichtswerk übernommen und „als Anhang an Jes 1-35 ange-fügt“.109 K.A.D. Smelik vertritt in seinem Aufsatz „King Hezekiah Advocates True Prophecy: Remarks on Isaiah xxxvi and xxxvii // II Kings xviii and xix“110 die Priorität des Jesajatextes. Er widerspricht Gesenius’ Argumentation, der meinte, Jes 36-39 sei außergewöhnlich im Jesajabuch, aber passe gut zu der Art des Königebuches. Das sei nämlich das einzige Mal, daß in Könige ein Prophet, dessen Sprüche in den Hinteren Propheten aufgezeichnet worden sind, in einer Erzählung auftaucht. Hosea, Amos, Micha und selbst Jeremia würden nicht erwähnt.111 Außerdem hätten Jes 36-39 eine starke Parallele in Jes 7. Die Berichte in Jes 36-39 enthielten poetische Abschnitte, für die Hinteren Propheten üblich, nicht aber für Könige.112 Der Bericht über Hiskias Genesung sei in Jesaja besser aufgebaut als in Könige und darum ursprünglicher. Am wichtigsten aber sei, daß Jes 36-39 nicht einfach einen Anhang an den „Ersten Jesaja“ darstellten, sondern eine erkennbare editorische Brücke zwischen 108 109 110 111 112 118 Festschrift für Rolf Rendtorff zum 65. Geburtstag“, E. Blum <Hg.>, Neukirchen-Vluyn: 1990, S. 241-256) zu Jes 36-39 geprägt, siehe dort S. 252, 254. Ruprecht, Die ursprüngliche Komposition, o.c., S. 65. Ebd., S. 65-66. In: Smelik, K.A.D., Converting the Past. Studies in Ancient Israelite and Moabite Historiography, OTS 28, Leiden: 1992, S. 93-128. Im Wesentlichen ist dieser Artikel eine leicht überarbeitete, minimal erweiterte Fassung seines Aufsatzes: „Distortion of Old Testament Prophecy. The Purpose of Isaiah xxxvi and xxxvii“ in „Crises and Perspectives“, J. de Moor et al. <Hg.>, Oudtestamentische Studiën XXIV, Leiden: 1986, S. 70-93. Ebd., S. 97-98. Ebd., S. 98. dem ersten und zweiten Teil des Jesajabuches seien.113 Jes 7 sei eine so eindeutige Parallele, daß Smelik schlußfolgert: „Since Isaiah vii is only found in the Book of Isaiah, it is evident that its literary counterpart, Isaiah xxxvi-xxxix, must also have been intended for this book and not for Kings.“114 Die Ankündigung der Rettung vor den Assyrern in Jes 38,6 zeige ferner, daß Kp 38-39 zeitlich vor 36-37 gehören. Sie stünden aber in dieser Reihenfolge, um Jes 40ff vorzubereiten, das passe zu Jesaja, aber nicht zu Könige: „We may conclude that the present arrangement of the Hezekiah narratives is only understandable from the perspective of the Book of Isaiah, not from that of Kings.“115 Wegen all dieser Beobachtungen gebühre dem Jesajatext die Priorität, die Erzählung sei später dem Königebuch hinzugefügt worden aufgrund der herausragenden Rolle des Königs Hiskia in ihr.116 Smelik wendet sich in diesem Aufsatz auch gegen Stades Auffassung. Er zeigt m.E. erfolgreich auf, daß die Wiederholungen in Jes 36-37 nicht Anzeichen für eine literarisch gebotene Quellenscheidung sind, sondern in der Entfaltung des Berichtes als zu einem erzählerischen Höhepunkt führend verstanden werden können.117 Allerdings sind seine späte Datierung des Berichtes in die persische Zeit und seine skeptische Haltung gegenüber dem historischen Wert des Textes zu hinterfragen.118 C. Seitz (1991) folgt in seinem Buch „Zion’s Final Destiny: The Development of the Book of Isaiah: A Reassessment of Isaiah 36-39“ Smeliks Argumentation119 über die Erzählabfolge in Jes 36-37 und der Ablehnung von Stades Quellen B1 und B2 und auch dem Gedanken, daß diese Kapitel ursprünglich zuerst in Jesaja waren und nicht in Könige.120 2 Kg 18,14-16 ist für ihn nicht Quelle A (gegenüber Quelle B1 und Quelle B2), von der die Entwicklung der anderen ausgeht, sondern spätere Einfügung in die Hiskiaerzählungen, die gegenüber der äußerst positiven Darstellung des 113 114 115 116 117 118 119 Ebd., S. 98-100. Ebd., S. 100. Ebd., S. 101. Ebd., S. 101. Ebd., S. 105-123. Siehe ebd., S. 123ff. In Smeliks Aufsatz: „Distortion of Old Testament Prophecy. The Purpose of Isaiah xxxvi and xxxvii“ in „Crises and Perspectives“, J. de Moor et al. <Hg.>, Oudtestamentische Studiën XXIV, Leiden: 1986, S. 70-93. 120 Seitz, Zion’s Final Destiny, Minneapolis: 1991, S. 39, 48ff, 96-97. 119 Königs Hiskia ein Element der Trübung hineinbringt und zur Art der deuteronomistischen Geschichtsschau passe.121 „Bericht A“ stimme gar nicht so gut mit den Annalen von Sanherib überein, wie oft gesagt worden sei, und überhaupt, auch die Annalen von Sanherib seien keine „objektive Geschichtsschreibung“.122 Eine weitere Beobachtung sei wichtig: Hiskia habe zwar gegen Assur rebelliert, aber im Jesajabuch gebe es keine Hinweise, daß Hiskia selbst in Fremdvölkerallianzen gegen Assur verwickelt war. Diese beiden Dinge seien oft miteinander verwechselt worden123 und von Sanheribs Annalen her in Jesaja hineingetragen worden. Die in Jes 28ff öfters verurteilte Bündnispolitik mit Ägypten erwähnt den Namen Hiskia nicht ausdrücklich, und der Königstitel werde nur in Kp 32 gebraucht und dort ohne „Weh“ und positiv. In Jes 36-37 sei die Attacke von Rabschake in 36,6 Propaganda, die eigentliche Spitze richte sich dann gegen Hiskias Gottvertrauen und seinen entsprechenden Einfluß in dieser Hinsicht in Jerusalem (Jes 36,15).124 Es seien Leute in Hiskias Umgebung, die für die Bündnispolitik rege tätig gewesen seien, die Jesaja in Jes 30,1-5; 31,1-3; 22,1-4 verurteile, Hiskia hingegen werde nicht als „abtrünnig“ (30,1), sondern als tiefgläubig dargestellt. 125 Das anfangs eher positive, wenn auch nicht idealistische Bild von Hiskia werde dann später durch 2 Kg 18,14-16 und auch Jes 39 (s.u.) „deuteronomistisch“ getrübt. 126 Wahrscheinlich stehe hinter Jes 36-37 eine mündliche Legende, die auf die wunderbaren Ereignisse von 701 v.Chr. selbst zurückging und aus drei Elementen bestand: Sanherib konnte die Stadt nicht einnehmen und wurde irgendwie gezwun121 122 123 124 125 126 120 Ebd., S. 51ff. Auf S. 59-60 vertritt Seitz, die Notiz 2 Kg 18,14-16 sei eingefügt worden, um zwischen den beiden „unübertroffenen“ Königen Hiskia und Josia die Entscheidung für Josia zu fällen (vgl. 2 Kg 18,5 mit 23,25). Seitz übersieht hier, daß Hiskia einzigartig ist in bezug auf sein Vertrauen, Josia hingegen in bezug auf seine radikale Bekehrung von ganzem Herzen nach dem Gesetz des Mose. Siehe auch C.R. Seitz, Account A and the Annals of Sennacherib: A Reassessment, JSOT 1993 (58) S. 47-57. Ebd., S. 61ff. Vgl. die Bemerkung auf S. 65: „The point is that AS [the annals of Sennacherib, Notiz: Lanz] is shot through with an arrogant and exaggerated character that might be explained in this instance as due to Sennacherib’s offended pride at not having captured Jerusalem and meted out to Hezekiah, king of Judah, the same treatment he reserved for Sidqa, king of Ashkelon, and Luli, king of Tyre.“ Ebd., S. 72. Ebd., S. 73-74. Ebd., S. 78ff. Ebd., S. 98. gen, auf seinem Weg umzukehren, wie Jesaja gesagt hatte (37,7; 37,29; 37,37). Ein Engel Jahwes sei dann in Erfüllung eines weiteren Jesajawortes (Jes 10,15) ausgezogen und hätte das assyrische Lager geschlagen. Und im Unterschied zu Ahas im syrisch-ephraimitischen Krieg sei Hiskia in der Krise ein Vorbild an Gehorsam und Frömmigkeit gewesen.127 Zur Datierung von Jes 36-37 argumentiert Seitz mit zwei „Anachronismen“: Tirhaka (37,9) hätte noch keine Armee führen können, und der Tod Sanheribs (37,38) sei nicht direkt nach der Rückkehr von 701 v.Chr. geschehen, sondern erst 681 v.Chr. Damit sei der Bericht in Jes 36-37 frühestens nach 681 v.Chr. verfaßt. Aber in die Jahre nach 681 v.Chr., als Manasse erst wenige Jahre regiert hatte, passe dann auch gut die Abfassung von Jes 36-37: Es sei eine Aufforderung an den jungen Monarchen, dem frommen Beispiel seines Vaters zu folgen, abgefaßt durch „Männer Hiskias“ aus dem Hofstaat.128 Angeregt durch die Hiskiaerzählung Jes 36-37 sei dann zeitlich nicht viel später129 auch das Kap. 38 entstanden: Dem Tod Sanheribs im Hause seines Götzen (37,38) entspreche in Jes 38 die Rettung Hiskias vom Tod zu einem Leben der Anbetung im Hause Gottes (38,22).130 Dabei sei Jes 38 genauso eine literarische Erfindung wie Jer 45. Schon die Frage zu stellen, ob Hiskia wirklich krank gewesen sei, sei irreführend.131 Die Erzählung habe vielmehr ein gleichnishaftes Anliegen: Die Krankheit Hiskias spiegle die tödliche Krankheit Zions wider (vgl. Jes 1,5f), und seine Heilung auf sein Gebet hin beinhalte auch die Hoffnung auf die Rettung Zions (vgl. Jes 38,5-6).132 Bei Jes 38 und 39 sieht Seitz ursprünglich keine starke Verbindung: „In the contributions of Ackroyd and Clements, chapter 38 is argued to have been composed with the purpose of pointing to restoration, after the events of 587 B.C.E. Chapter 39, whatever else is to be said about it, points to judgement, not restoration. It does so not metaphorically, nor in a veiled way, but by means of direct prophecy (39:5-7). Davidic kingship will come to an end, and Hezekiah’s sons will be sârîsîm in the palace of 127 128 129 130 131 132 Ebd., S. 95. Augenzeugenschaft lehnt Seitz ausdrücklich ab und rechnet mit einem „process of tradition building“, S. 90. Ebd., S. 100ff. Seitz verweist in diesem Zusammenhang auf das rabbinische Zitat in „b. batra. 14b, 15a“ (p. 115), daß die Männer Hiskias das Jesajabuch verfaßt hätten. Ebd., S. 176. Ebd., S. 173-174. Ebd., S. 174-176. Ebd., S. 177ff. 121 the king of Babylon (39:7). In sum, it is difficult to see points of common redactional purpose spanning both of these chapters.“133 2 Kg 20,12-19 / Jes 39 sei etwa 100 Jahre nach Komposition von Jes 36-38 entstanden, und zwar zuerst im Königebuchkontext, zusammen mit 18,1416 von deuteronomistischer Hand eingefügt, um das Hiskiabild etwas zu korrigieren, und motiviert von Fragestellungen, die mit dem Fall Jerusalems 597-587 v.Chr. zusammenhingen: Dadurch konnte das erlebte Exil als schon prophetisch vorhergesagtes Gericht gedeutet werden, das auf das Verhalten eines Königs und die Interpretation eines Propheten zurückging. Und gleichzeitig konnte das Ganze in das Schema von Vorhersage-Erfüllung gekleidet werden, was man bei der deuteronomistischen Geschichtsschreibung öfters habe.134 Ins Jesajabuch sei 2 Kg 20,12-19 übernommen worden, weil es gut zu den anderen Hiskia-Jesaja-Erzählungen und als „Vorwort“ zum folgenden Material „Deuterojesajas“ gepaßt habe.135 In bezug auf den „Ersten Jesaja“ beobachtet Seitz, daß bei den zahlreichen Berührungspunkten von Jes 36-37 zu Jes 7-8, beides Schlüsselabschnitte in Prosa, nicht immer ganz klar sei, in welche Richtung die Beeinflussung gehe. „Yet in the final depiction of 7-8 and 36-38, we come to learn: the greater the threat, the greater the faith. Hezekiah reestablishes a house of David weakened by Ahaz, and in so doing delivers a city and its people, as, according to the tradition, God had promised (8:9-10).“136 133 134 Ebd., S. 185. Ebd., S. 187-188. Bei den Gedanken zur prophetischen Funktion von Jes 39 stützt sich Seitz ausdrücklich auf P.R. Ackroyd, An interpretation of the Babylonian Exile. A Study of 2 Kings 20 / Isaiah 38-39, Scottish Journal of Theology 1974 (27) S. 341. 135 Ebd., S. 188. Siehe auch S. 190: „Celebration of Zion’s near destiny in the Hezekiah-Isaiah narratives (36-38) would ultimately give rise to questions about Zion’s final destiny. Those questions are ultimately addressed not so much within the context of the Deueronomistic history (though see 2 Kgs 25:27-30) as within the larger Book of Isaiah. In my judgment, Second Isaiah chapters were composed with one eye trained on the preceding material (the „former things“) and the other on God’s plans for the future, given the dramatic execution of a sentence of judgment, not in 701, but in 597-587. Seen from that perspective, the final word of the prophet is not heard at 39:5-7, but only as God spoke again from the divine council, ‘to the heart of Jerusalem’ 40:2.“ 136 Ebd., S. 196. 122 H.G.M. Williamson (1994) wendet sich in seinem Buch „The Book Called Isaiah: Deutero-Isaiah’s Role in Composition and Redaction“ auch der Frage nach dem Ursprung von Jes 36-39 / 2 Kg 18-20 zu.137 Er sieht keine überzeugenden Beweise dafür, daß Jes 36-39 ursprünglich für ihre gegenwärtige Stellung im Buch Jesaja geschrieben worden seien, auch nicht dafür, daß etwa „Deuterojesaja“ sie überarbeitet hätte, um sie als Brücke für Jes 40ff zu nutzen. Was man allerdings sagen könne ist, daß sie eine ausgesprochene Kenntnis früheren Materials in Jesaja verraten und gleichzeitig Kennzeichen aufweisen, die sie vom Rest der deuteronomistischen Geschichtsschreibung unterscheiden: „It is, therefore, likely that they were composed in circles where the prophet’s words were valued and were then incorporated as a separate source into the Deuteronomic History... Later, they were borrowed from Kings by an editor of the book of Isaiah. Since they serve as a bridge between the two major parts of the book, it is clear (on the hypothesis of the present work) that this must have been some time after the work of Deutero-Isaiah.“138 Den genaueren Zeitpunkt der Einfügung von Jes 36-39 sieht Williamson als mit der Schlußredaktion des ganzen Buches geschehen an.139 Von den drei wesentlichen Möglichkeiten zur Erklärung der Abhängigkeit von Jes 36-39 und 2 Kg 18-20 scheidet Vermeylen (1997) zuerst die Abhängigkeit beider biblischer Berichte von einer älteren Quelle als zu theoretisch und schwer verifizierbar aus, um sich dann der Frage zuzuwenden, ob der Jesajatext aus Könige entlehnt worden ist oder umgekehrt.140 Die Unterschiede zwischen beiden Texten allein können für ihn dabei noch nicht in die eine oder andere Richtung entscheidend sein, es müssen zusätzliche Argumente hinzukommen.141 Zu den schwächeren Argumenten zählt er dabei etwa den Gedanken, daß Jes 36-39 als Brücke zur Verbindung der zwei großen Teile des Jesajabuches abgefaßt worden sei, oder das Schweigen des „deuteronomistischen Geschichtswerkes“ zu den „klassischen Propheten“ (als Argument für eine Jesajapriorität) oder auch die Zuhilfenahme von Jer 52 (im Vergleich zu 2 Kg 24-25) als Analogie für einen narrativen Appen137 138 139 140 Oxford: 1994, S. 188-211. Ebd., S. 209. Ebd., S. 211. Vermeylen, J., Hypotheses sur l’origine d’Isaïe 36-39, Studies in the Book of Isaiah. Festschrift Willem A.M. Beuken, Ruiten, J. van; Vervenne, M. <ed>, Leuven: 1997, S. 95-118, hier S. 96-97. 141 Ebd., S. 97. 123 dix an das Prophetenbuch Jes 1-35. 142 Das stärkste Argument für eine Königepriorität sind für ihn die dem Hiskia zusätzlich verheißenen 15 Jahre von 2 Kg 20,6 (Jes 38,5), die allein aus der Königechronologie her erklärbar seien (2.Kg. 18,2.13: 29 Jahre insgesamt, minus 14 Jahre bei Sanheribeinfall). Aber selbst dieses Argument spreche nicht unwiderlegbar für die Königepriorität, falls man etwa eine spätere harmonisierende Korrektur in Jes 38,5 annimmt.143 Die Waagschale neigt sich für Vermeylen zugunsten einer Jesajapriorität aufgrund folgender Beobachtungen: Die Zahl und Qualität der Überhänge von Könige gegenüber Jesaja (bei 146 Unterschieden finden sich 38 „Plus“-Texte in Könige gegenüber 21 „Plus“-Texten in Jesaja), das übereinstimmende redaktionelle Verfahren des Weglassens vom Tribut in Jes 36,1 (vgl. 2 Kg 18,13ff) und Jes 7,1 (vgl. 2 Kg 16,5ff), die allgemeine Parallelität der Erzählungen in Jes 7 und Jes 36-37 und schließlich das Aufnehmen einer ganzen Anzahl von jesajanischen Traditionselementen in Jes 36-39.144 Von daher nimmt Vermeylen an, daß Jes 36-39 in einer engen Beziehung zur Formierung des Jesajabuches entstanden ist, und er verwirft die klassische Theorie, daß Jes 36-39 als ein aus 2 Kg 18-20 abgeleiteter Appendix anzusehen ist. Zusammenfassend läßt sich am Ende dieses Überblickes sagen, daß auch heute noch die Königepriorität bei weitem von den meisten Forschern bevorzugt wird.145 Der Gedanke, daß Jes 36-39 und 2 Kg 18-20 unabhängig voneinander eine gemeinsame Quelle benutzt haben, findet sich in der Auslegungsgeschichte seltener,146 und in jüngerer Zeit war eine größere Bereitschaft da, die Jesajapriorität ganz oder teilweise zu vertreten.147 142 143 144 145 Ebd., S. 107-108. Ebd., S. 107. Ebd., S. 108. So z.B. von Gesenius (siehe oben S. 104), Kuenen (p. 105), Stade (p. 105), Fullerton (p. 108), Honor (p. 110), Rowley (p. 111), Childs (p. 112), Clements (p. 113), Gonçalves (p. 114), Vogt (p. 114), Hayes / Irvine (p. 115), Ruprecht (p. 116), Wildberger (p. 63). 146 Z.B. von Hitzig (siehe oben S. 105), Olmstead (p. 109) und Laato (p. 115) und Childs (Isaiah, o.c., S. 262): „However, what now seems evident is that from an original nucleus the tradition was shaped in different ways by the editors of both Kings and Isaiah.“ 147 So z.B. bei Smelik (siehe oben S. 118), Seitz (S. 119: für Jes 36-38), Vermeylen (S. 123). Bei Evangelikalen wie Payne (S. 42), Oswalt (S. 72), Motyer (S. 82), Young (The Book of Isaiah, II: Ch. 19-39, Grand Rapids: 1969, S. 556-565) und R.F. Youngblood (The Book of Isaiah, Grand Rapids: 1993, S. 100) ist es die Normalsicht. 124 3.2 Die Frage der Geschichtlichkeit von Jes 36-39 in Zusammenhang mit der Frage der Beziehung von Jes 36-39 zu 2 Kg 18-20 In unserem Forschungsüberblick zur Beziehung von Jes 36-39 zu 2 Kg 1820 wurde deutlich, daß die Frage der Entstehung dieser Kapitel und ihrer Beziehung zueinander unlösbar mit der Frage nach ihrer Historizität verbunden ist. Meist werden nur Teile als historisch glaubwürdig angesehen. So sind für W.A.Irwin (1935) die angeblichen Weissagungen Jesajas in Jes 37 wegen ihrer von ihm angenommenen Widersprüche zu fraglos authentischen Stücken unecht und spät. Jesaja hätte nicht unter dem Druck der Gefahr seine Prinzipien aufgegeben und Hiskia zum Widerstand ermutigt, er hätte auch nicht Assur Strafen für Gotteslästerung angedroht, da es ja nur das Werk ausführte, das Gott ihm als Geißel für das Volk zugedacht hatte.148 Auch T.C. Vriezen sieht Jes 37,32 als nicht jesajanisch an, es passe nicht zu dem, was uns sonst von Jesaja überliefert sei. Auch einen möglichen Fall Jerusalems hätte Jesaja nicht grundsätzlich ausgeschlossen.149 In seinem Artikel von 1967 „Entstehung, Komposition und Überlieferung von Jesaja 1-39“ sagt G.Fohrer lapidar: „Die Probleme der Historizität der Legenden und der historischen Beurteilung der angeblichen Verheißungen Jesajas können in diesem Zusammenhang nicht untersucht werden. Sie spielen für die Probleme von Entstehung, Komposition und Überlieferung des Buches Jesaja auch keine Rolle.“150 Auch für Hermann Barth (1977) ist „Protojesaja“ so selbstverständlich nur Jes 1-35*, daß er Jes 36-39 von seiner Betrachtung ausschließt: „Die Erzählungen c. 36-39 sind eine Größe für sich, die überlieferungsgeschichtlich und redaktionsgeschichtlich eine von c. 1-35 unabhängige Entwicklung ommen hat, und werden in unsre Untersuchung nicht einbezogen.“151 W. Zimmerli (1974) sieht in Jes 36-37 eine Verdrehung der Botschaft Jesajas: Jes 36-37 sei auf die Seite der Jubler gegen die Meinung des echten Jesaja gewechselt.152 148 149 The Attitude of Isaiah in the Crisis of 701, Chicago, JR 1936 (16) S. 406-418. „Essentials of the Theology of Isaiah“ in „Israel’s Prophetic Heritage. Essays“, Muilenberg, J. (Hg.), New York: 1962, ebd., S. 140. 150 BZAW 1967 (99) S. 113-47. 151 Die Jesaja-Worte in der Josiazeit: Israel und Assur als Thema einer produktiven Neuinterpretation der Jesajaüberlieferung, WMANT 48, Neukirchen: 1977, S. 4. 152 Zimmerli, W., „Jesaja und Hiskia“ in seinem Buch „Studien zur alttestamentlichen Theologie und Prophetie“, München: 1974, S. 88-103, bes. S. 102. 125 Nach John F.A. Sawyer (1986) ist der Verfasser von Jes 36ff noch weniger an der tatsächlichen Geschichte interessiert als der Autor der Königebücher, weil er 2 Kg 18,14-16 einfach weggelassen habe. Der jesajanische Bericht spreche nur von Sieg. Er sei eher ein theologischer Diskurs als ein historischer Bericht.153 Ehud Ben Zvi (1990) schließlich stellt die Frage: „Who Wrote the Speech of Rabshakeh and When?“154 und beantwortet sie dahingehend, daß sie wegen ihres deuteronomistischen Inhaltes nach Josia entstanden sein muß. Sie stamme von einem deuteronomistisch beeinflußten Schreiber im Königreich Juda.155 Man kann den Eindruck haben, daß Jes 36-39 zwar formal in Prosa und wie ein narrativer Bericht mit Jahresangaben usw. geschrieben ist, aber geschichtlich gesehen von äußerst geringem Wert. Aber wir haben auch gesehen, daß trotz Stades Quellenscheidung und historisch-kritischer Forschungsmethode immer wieder an einem Kern des geschichtlichen Geschehens festgehalten wurde. Mal wurde mehr, mal weniger von den biblischen Berichten stehengelassen. In Einzelzügen wurde ihnen sogar von einigen Forschern ein Vorzug gegenüber den assyrischen selbstherrlichen und jede Niederlage verschweigenden Annalen Sanheribs eingeräumt. So meinte z.B. J. Meinhold (1898) über Sanheribs Bemerkung, der Tribut sei ihm nach Ninive nachgebracht worden: „Der König stellt es so dar, als sei ihm der Tribut von Jerusalem direkt nach Ninive gebracht worden. Aber warum ist Sanherib nun plötzlich in Ninive? Er muß doch unverricheteter Sache abgezogen sein. Und da sollte Hizkia ihm nach Ninive Tribut und Unterwürfigkeitserklärung nachsenden? Gerade diese Verwischung des wahren Verhaltes durch eine Darstellung, welche den Anschein erweckt, als ob die Tribute dem Großkönig nach Ninive gesandt seien, zeigt, daß Sanherib ein Mißgeschick zugestoßen sein muß, welches irgendwie mit Jerusalem in Beziehung stand. Das Bemühen, die Sachlage zu verhüllen, verrät genügend, daß dieser Abzug Sanherib’s weder freiwillig noch rühmlich gewesen ist. 153 154 155 126 J.F.A. Sawyer, Isaiah II, Daily Study Bible, Edinburgh: 1986, S. 19f. Journal of Biblical Literature 1990 (109) S. 79-92. Ebd., S. 91-92. Auch Zvi setzt dabei die Quellenscheidung Stades in Jes 36-37 voraus (p. 90). Er legt in seinem Artikel „Isaiah 1,4-9, Isaiah, and the Events of 701 BCE in Judah“, Scandinavian Journal of the Old Testament 1991 (1) S. 95-111, dar, daß auch Jes 1,4-9 nicht von Jesaja stamme, sondern spät sei und daher auch nicht die Ereignisse von 701 v.Chr. widerspiegle (S. 110-111). Ueber sein Mißgeschick giebt uns nun, wie es scheinen will, Bericht II und III des Königsbuches genügend Aufklärung.“156 Den Ablauf der Dinge, die zu diesem „Mißgeschick“ Sanheribs führten, rekonstruiert Meinhold so: 1. Sanherib schlägt die durch arabisch-ägyptische Truppen verstärkten Südsyrer, 2. nimmt Ekron ein, 3. empfängt in Lachisch Hiskias Tribut, 4. hört vom Herannahmen des Äthiopiers, 5. will daraufhin nicht nur Hiskias Tribut, sondern Jerusalem als Festung hinter seinem Rücken in der Hand haben, 6. seine Forderung wird abgewiesen, 7. eine Pest bricht in seinem Lager aus (Herodot II 141; 2 Kg 19,35), und 8. Sanherib muß nach Assur zurückkehren. Bei Meinhold gehen Herodot und die biblischen Berichte zusammen, um zu bekräftigen, daß Sanherib nicht nur Glanz und Sieg erlebt hat, sondern bewußt eine dunklere Seite seines dritten Feldzuges verschweigt. Der erste Ursprung der ersten angenommenen Quellen bzw. Berichte wurde von mehreren Forschern bis in die Nähe Jesajas und das Jahr 681 v. Chr. gerückt, öfters verbunden mit einem nicht näher bezeichneten Schülerkreis. So äußert Fritz Wilke (1905) über Jes 36-39, daß er „in seiner ältesten Gestalt auf einen jüngeren Schüler des Propheten zurückgehen dürfte“, der hier Worte seines Meisters wiedergibt.157 Aber mit Jesaja selbst als Augenzeugen und Verfasser werden diese Kapitel in der kritischen Forschung nicht in Verbindung gebracht. Interessanterweise haben die Kapitel Jes 36-39 in den letzten Jahrzehnten, was die historische Glaubwürdigkeit in umstrittenen Teilen betrifft, aber auch Schützenhilfe bekommen, öfters verbunden mit einer Argumentation von archäologischen Befunden her und Parallelen aus Zeugnissen des Alten Vorderen Orient.158 Oded Borowski stellt in seinem Artikel „Hezekiah’s Reform and the Revolt against Assyria“159 unter der Überschrift „The Results of the Reforms as Gleaned from Archaeology“ die Fragen: 156 J. Meinhold, Jesaja und seine Zeit, Freiburg, 1898, S. 16-17. Meinholds „Bericht II“ entspricht in etwa „B1“ und sein „Bericht III“ ist „B2“. 157 Fritz Wilke, Jesaja und Assur. Eine exegetisch-historische Untersuchung zur Politik des Propheten Jesaja, Leipzig: 1905, S. 91-92. 158 Vgl. schon K. Fullertons Feststellung, „Isaiah’s Attitude“, o.c., S. 2: „In fact, we have the curious and rather disconcerting spectacle of many biblical critics defending the Assyrian account of the campaign at the expense of the biblical, while many Assyriologists incline to accept the biblical account at the expense of the Assyrian!“ 159 Borowski, Oded, „Hezekiah’s Reform and the Revolt against Assyria“ in Biblical Archaeologist 1995 (58) S. 148-155. 127 „Can archaeology illuminate this chain of events? Are there any remains that illustrate Hezekiah’s reforms? Are there any remains illustrating the revolt and its outcome?“ und fährt dann fort: „While presently there is no way to investigate what happened in the Solomonic Temple, there are archaeological remains suggesting the accuracy of the biblical description concerning the abolishment of other shrines.“160 Chaim Cohen untersucht „Neo-Assyrian Elements in the First Speech of the Biblical Rabsaqe“161 und sieht nur einen einzigen Ausdruck dieser Rede als fast sicher unauthentisch an.162 Cohen zeigt auf, daß das „Setting“ der Rede durch neoassyrische Parallelen belegt ist, assyrische Könige haben auch an anderer Stelle wie in Jes 36,19 auf die Ereignisse um das Jahr 720 v.Chr. verwiesen.163 Sie konnten wie in Jes 36,2 bei solchen Gelegenheiten politische Botschaften senden164. Zum Königstitel bemerkt Cohen nach Anfüh160 161 162 163 164 128 Von Borowski veranschaulicht anhand von Beerscheba, Arad, Tell Halaf und Lachisch, ebd. S. 150-152. Vgl. auch den sehr guten Überblick zur Thematik bei Laato, Who is Immanuel?, o.c., S. 251-271. Israel and Oriental Studies 1979 (9) S. 32-48. Ebd., S. 46 Fußnote 65: Es geht um die „deuteronomistische Wendung“ ‫הסיר‬ ‫ את הבמות‬in 2 Kg 18,22 und Jes 36,7. Für mich stellt sich allerdings folgende Frage: Wenn Sanherib, wie das sein Prisma und der biblische Bericht übereinstimmend sagen, bis auf Jerusalem alle befestigten Städte Judas eingenommen hat, hat er dann nicht ausreichend Kriegsgefangene gemacht, die seine Soldaten verhören konnten? Was werden die Judäer selber als Grund für die nationale Katastrophe gesehen haben? War es nicht naheliegend für einen dem Höhenkult verfallenen Juden, zu glauben, daß die assyrische Katastrophe ein Gericht Jahwes über Hiskias „Sakrileg“ an Seinen Höhenkultstätten gewesen ist, ganz im Sinne von Jes 36,7? Wenn der Rabschake, wie es offensichtlich ist, seine Rede hält, um die Bevölkerung Jerusalems ganz im Sinne von Kriegspropaganda zu demoralisieren und zur Kapitulation zu bewegen, liegt es nicht nahe, daß er seine Rede dem Denken und Vokabular der Bevölkerung anpaßt? Wenn man die Spätdatierung des Deuteronomiums nicht vertritt, dann kann sehr wohl die Problematik der Höhenkulte im ausgehenden achten Jahrhundert bei Befürwortern und Gegnern sehr virulent gewesen sein, vgl. hierzu: Paul, M. J., Het Archimedisch Punt van de Pentateuchkritiek, ‘s-Gravenhage, Niederlande: 1988. Cohen, Neo-Assyrian Elements, o.c., S. 36. Cohen, Neo-Assyrian Elements, o.c., S. 37. Ähnlich stellt auch John S. Holladay Jr. in seinem Aufsatz „Assyrian Statecraft and the Prophets of Israel“ von 1970 (veröffentlicht in: Petersen, David L. <Hg.>, Prophecy in Israel: Search for an Identity, London: 1987, S. 122ff) fest: „... it should be noted that the essential authenticity of both the Rabshakeh’s mission and speech is vindicated by exceedingly close cuneiform parallels“. Er äußert auch an rung von Belegstellen: „Thus, ‫ המלך הגדול מלך אשור‬which occurs only in the first speech of the Biblical ‫ רבשקה‬and nowhere else in Biblical Hebrew, is the most authentic royal title of an Assyrian king in the entire Bible.“165 Außerdem sei der Gebrauch des Verbums „takâlu“ (ein assyrisches Pendant zum hebräischen ‫ = בטח‬vertrauen) quasi stereotyp für das Beschreiben von Assurs Feinden in ihrem rebellischen Verhalten gegenüber der Weltmacht. Genau dementsprechend ist ‫„ בטח‬vertrauen“ ein Schlüsselwort in der Rede des Rabschake in Jes 36.166 Der „zerbrochene Rohrstab“ (hbr. ‫)הקנה הרצוץ‬, der neben Jes 36,6 / 2 Kg 18,21 nur noch in Jes 42,3 und Hes 29,6-7 in der Bibel vorkomme, entspreche völlig einem assyrischen Idiom „to break (the enemy) like a reed“ und sei ganz klar ein Nachhall neoassyrischen annalistischen Stiles.167 Das Geißeln des in Ägypten fehlinvestierten Vertrauens (Jes 36,6), das sich Verlassen auf Ägypten um der Kriegswagen willen (Jes 36,9), sogar die Tatsache, daß der assyrische König sagt, der Gott des Feindes habe ihn gerufen, den Feind zu bestrafen (Jes 36,10), auch die Formulierung ‫דבר המלך‬ im Sinne von „Order of the King“ in 2 Kg 18,28, die Vorstellung der Hand Assyriens entrinnen zu wollen (Jes 36,18), all das hat, so Cohen, klare, gute Parallelen in neo-assyrischen Annalen.168 Cohen schlußfolgert: „It is therefore quite likely that a substantial part of the extant first speech may well have been ultimately based on the actual words of the Assyrian official. Tadmor’s theory169 concerning the possible Aramean or perhaps even Israelite ultimate ethnic origin of this particular rabsaqê thus becomes even more credible“.170 K.A. Kitchen stellt fest, daß die 26jährige Regierungszeit Tirhakas über Ägypten 664 v.Chr. endete und von daher nicht vor 690 v.Chr. begonnen haben kann.171 Es sei aber nicht nötig, seinen Titel „König von Äthiopien“ 165 166 167 168 169 170 171 derselben Stelle, daß Rabschake eigentlich eine Rolle innehatte, die klassisch die Propheten ausübten, nicht nur eine Botschaft zu überliefern, sondern auch das Volk zu überzeugen und zum Handeln zu bewegen (ebd., S. 131). Ebd., S. 39. Ebd., S. 39. Ebd., S. 41-43. Ebd., S. 43-46. Siehe: Tadmor, H., „The Aramaization of Assyria: Aspects of Western Impact, Mesopotamien und seine Nachbarn“ in H.J. Nissen; J. Renger, <eds>, Berlin: Reimer 1982, II S. 464. Cohen, Neo-Assyrian Elements, o.c., S. 47. The Third Intermediate Period in Egypt, Warminster: 1973, S. 158-159. 129 in 2 Kg 19,9 und Jes 37,9 als Anachronismus im Sinne eines Irrtums anzusehen, denn der hebräische Text mache deutlich, daß diese Worte zu dem späteren Erzähler gehörten „either the writer of Kings or the prophet Isaiah“.172 Der in 2 Kg 19,37; Jes 37,38 erwähnte Tod Sanheribs sei 681 v. Chr. geschehen und der Bericht von daher nicht vorher entstanden. Aber schon ab 690 v.Chr. konnte man erwarten, daß ein Erzähler Tirhaka „König“ nannte, allein schon wegen der Identifizierung für die Zeitgenossen. Welcher Zeitgenosse würde die Aussage „Königin Elisabeth wurde 1926 geboren.“ als einen anachronistischen Irrtum einstufen? Solch eine proleptische Redeweise sei universaler Sprachgebrauch von damals bis heute und gerade auch für Tirhaka selbst in der „Kawa stela IV“ inschriftlich nachgewiesen: „Now His Majesty was in Nubia, being a goodly youth and a king’s brother pleasant of love, and he came north to Thebes among the goodly youths whom His Majesty King Shebitku had sent to fetch from Nubia.“173 Einerseits sei Tirhaka kein König gewesen, als er als junger Mann von seinem Bruder in den Norden geholt wurde, andererseits aber sei im Ägyptischen die entsprechende Phrase für „His Majesty“ nur auf Könige und Götter anwendbar. Tirhaka sei zum Zeitpunkt der Abfassung des Textes dieser Stele jedoch, exakt wie in 2 Kg und Jes mehr als ein Jahrzehnt danach, ganz klar König gewesen. Kitchens Feststellung: „No one has ever alleged an ‘anachronism’ here.“174 Zum Alter Tirhakas im Jahre 701 v.Chr. sagt Kitchen, nachdem er die dazugehörigen Fakten der ägyptischen Chronologie dargelegt hat, folgendes: „First Shebitku reigned, on any reckoning, decidedly longer than the Year 3 otherwise (and accidentally) his highest monumentally attested so far. Second, with Piankhy dying at the very latest in 714-713 B.C. (and in fact at any time back to 717/716 B.C.!), Taharqa could not, as his son, be a boy of but nine years old in 701 B.C. - in that year, he could not be less than twelve years old, and in fact could be anything up to sixteen or seventeen years old at a minimum. No child is born three to seven years posthumous! In point of fact, he was pretty certainly twenty to twenty-one in 701 B.C., as we shall see. Thus dies the impossible myth that Taharqa was but nine years old in 701 B.C.“175 172 173 174 175 130 Ebd., S. 159. Ebd., S. 160. Ebd., S. 160. K.A. Kitchen, „Late Epyptian Chronology and the Hebrew Monarchy“, Journal of the Ancient Near Eastern Society of Columbia University, 1973 (5) S. 229. Die Herrschaft Schebitkus, Tirhakas Bruders, setzt Kitchen 702/701-690 v.Chr. an (S. 230). Ein 20-21 Jahre alter Tirhaka sei aber vollkommen in der Lage gewesen, zumindest als nomineller Führer einer Heeresmacht im Palästina des Jahres 701 v.Chr. zu fungieren, zweifellos unterstützt durch die Generäle.176 Eine hervorragende Rekonstruktion zum Ablauf der verschiedenen, insbesondere auch militärischen Ereignisse des Jahres 701 v.Chr. liefert Kitchen in seinem Aufsatz „Egypt, the Levant and Assyria in 701 B.C.“.177 A. R. Millard argumentiert in seinem Artikel „Sennacherib’s Attack on Hezekiah“178, daß sich Jes 36-37 (und Könige) auf dem Hintergrund der Informationen des Alten Vorderen Orient betrachtet, nicht jenseits der historischen Glaubhaftigkeit bewegen. So sei Tirhaka (Jes 37,9) nicht zu jung gewesen, um eine Armee zu führen. Zwei französische Ägyptologen hätten durch Neuübersetzungen von Inschriften 1952 gezeigt, daß Tirhaka, der Bruder von Schebitku, dem regierenden Pharao, zum Zeitpunkt des dritten Sanheribfeldzuges etwa 20 Jahre alt gewesen sei, 179 und K.A. Kitchen habe klar gezeigt, daß er damals auch wirklich eine Armee habe führen können.180 Auch wenn man das Wesen der assyrischen Quellen richtig in Betracht ziehe, müssten sie sich nicht gegen den biblischen Bericht wenden. Das Taylor-Prisma etwa, das auch über den dritten Feldzug Sanheribs berichtet, gehöre z.B. zu den Arten von Gedenkschriften, die Sanherib wie andere assyrische Könige von seinen Hofschreibern habe verfassen lassen, damit noch spätere Generationen von seinen Ruhmestaten lesen könnten. Man könne diese Art Schriftstellerei über ein halbes Jahrtausend verfolgen mit entsprechender Tradition in Form und Stil der Erzählung: „... in particular, no mention of a failure or reverse should have any place“.181 Von daher sei es nicht verwunderlich, daß kein Disaster Sanheribs, wie in Jes 36f geschildert, erwähnt wird. Aber wenn man die Inschriften und bildlichen Darstellungen richtig auswerte, dann könne man 176 177 178 179 180 181 Ebd. S. 230. In „Fontes atque Pontes. Eine Festgabe für Helmut Brunner“, Ägypten und Altes Testament 5, Wiesbaden: 1983, S. 243-253. Tyndale Bulletin 1985 (36) S. 61-77. Vgl. auch A. Millard, „Story, History, and Theology“ in „Faith, Tradition, and History. Old Testament Historiography in Its Near Eastern Context“, Millard, A.R.; Hoffmeier, J.K.; Baker, D.W. (Hg.), Winona Lake, IN: 1994, S. 37-64. Die Seiten 50ff behandeln ähnlich wie hier Jes 36-39 und geschichtliche Fragen. Leclant, J.; Yoyotte, J., „Notes d’histoire et de civilisation éthiopiennes“, Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale, 1952 (51) S. 17-27. Siehe die oben wiedergegebenen Beiträge Kitchens. Millard, Sennacherib’s Attack, o.c., S. 65. 131 einen guten Gesamtrahmen erkennen, in den hinein auch die biblische Geschichte passe. So sei es z.B. bemerkenswert, daß nur die Eroberung der Stadt Lachisch (vgl. Jes 36,2; 37,8) in Sanheribs Palast in Ninive als Relief dargestellt gefunden wurde, und zwar an zentraler Stelle, nicht etwa eine Eroberung Jerusalems, die er auch in seinen Inschriften nicht behaupte.182 Zudem stelle Sanherib in seinem Bericht fest, daß Hiskia ihm den Tribut nach Ninive hinterhergeschickt habe. Aber er berichtet von keiner Belagerung Jerusalems, von keiner Kapitulation oder keinem Herauskommen Hiskias aus Jerusalem. Im Vergleich zu seinem „Vergehen“ und seiner Rebellion komme Hiskia verhältnismäßig überdurchschnittlich glimpflich davon. Warum?183 Der biblische Bericht, interpretiert auf dem Hintergrund der assyrischen Quellen, könne eine Antwort geben. 2 Kg 18,13-16 gebe einen kurzen Bericht über den Angriff Sanheribs und Hiskias Unterwerfung samt Tributzahlung. Davon sei der längere Bericht von der Sendung des Rabschake, dem Brief des Königs von Assyrien und dem Rat Jesajas zu unterscheiden (2 Kg 18,17-19,37), der aber dennoch deswegen nicht als unglaubwürdig abgetan werden müsse, wie das Clements184 voraussetze. Cohen (s.o.) habe gezeigt, daß die Rede des Rabschaqe im wesentlichen als historisch glaubwürdig angesehen werden könne.185 Zudem lieferten die Berichte Assurbanipals, des Enkels Sanheribs, eine interessante Analogie zu Jes 37,38, dem Vers, welcher den Tod Sanheribs berichtet, der einige Zeit nach dem Feldzug Sanheribs anzusetzen sei. Assurbanipals Berichte durchliefen teilweise herausgeberische Veränderungen. Einige wurden einfach von einer Ausgabe zur nächsten wiederholt, andere seien durch Redewendungen oder Sätze ergänzt worden und z.T. mit noch späteren Informationen angereichert worden. Diese herausgeberischen Veränderungen kommentiert Millard so: „They supply an analogy for the verse about Sennacherib’s death. It is not proof that the narrative it closes was written long after the events it describes. An attentive chronicler could have added it in order to bring up -to-date and complete a document composed contemporaneously with the events.“186 Auch sei es nicht rechtens, aufgrund der Erwähnung vom Engel Jahwes in Jes 37,36 zu schließen, daß Jes 36-37 eine späte, mehr theologische und 182 183 184 185 186 132 Ebd., S. 67ff. Ebd., S. 69-72. Clements, R. E., Isaiah and the Deliverance of Jerusalem, Sheffield: 1980. Millard, Sennacherib’s Attack, o.c., S. 73. Ebd., S. 74. unhistorische Reflektion eines früheren Geschehens sei. Es gäbe Beispiele aus assyrischen, ägyptischen und hethitischen Quellen, in denen die Geschichtsschreiber zum Teil nur einige Monate nach dem Geschehen Ereignisse berichteten, die sie nur in Begriffen göttlicher Intervention zum Ausdruck bringen konnten.187 Millard kommt nach all seinen Überlegungen zu dem Schluß: „Whatever uncertainties remain, there are adequate grounds for deducing that something deflected Sennacherib from pressing his attack on Jerusalem and caused him to return to Niniveh before he received Hezekiah’s tribute. To the Hebrew historian, and to all who share his faith today, that was an act of God.“188 Die Frage der Geschichtlichkeit oder Ungeschichtlichkeit der in Jes 36-39 berichteten Ereignisse scheint sich weniger in der allseits bekannten Faktenbasis zu entscheiden als vielmehr in der Deutung der klaren Fakten. Die biblischen Berichte in Jesaja, Könige, Chronik, die assyrischen Annalen, das, was Herodot in Ägypten aufgenommen hat, die archäologischen Ausgrabungen in Israel und Ninive, all das ist jedermann zugänglich. Aber wie ist es auszuwerten? Wenn die Erwähnung eines Engels Jahwes Hinweis für den legendarischen Charakter eines Textes ist, wenn die wunderbare Heilung eines Todgeweihten auf sein Gebet hin jenseits der Vorstellung liegt, wenn ein Prophet das nicht kann, was der Prophet Mose189 als ein Kennzeichen des echten Propheten formuliert hat, nämlich ein zukünftiges, menschlich nicht vorhersehbares Ereignis in göttlicher Vollmacht anzukündigen, ja wenn Mose gar nicht die Kultzentralisation in Gottes Auftrag angeordnet hat, sondern die Urform des Deuteronomiums erst zur Zeit Josias entstand, dann kann man natürlich nicht anders als Jes 36-39 einzeln oder als Ganzes „wissenschaftlich“ erwiesen weit von Jesaja zu trennen. Aber was sind Fakten, und was ist Deutung der Fakten? Überall dort, wo wir Zugang zu außerbiblischen Informationen aus dem Alten Vorderen Orient haben, hat sich nicht die Bibel als wahr erwiesen, das wäre zu viel behauptet, aber überall dort, wo wir Zugang haben, hat sich immer und immer wieder erwiesen, daß die Informationen aus dem Alten Vorderen Orient uns ein Hintergrundwissen gegeben haben, das uns die Bühne ausleuchtet, um besser die Signifikanz biblischer Geschichte wahrnehmen 187 188 189 Ebd., S. 75-76. Ebd., S. 77. Nach Dt 18,9-22, vgl. 13,1ff. 133 zu können: Solche in Jesaja 36-39 vorgestellten Darsteller in Haupt- oder Nebenrollen, wie Hiskia, Sanherib, Merodach-Baladan oder sogar der durch Kitchen wieder erwachsen gewordene Tirhaka, sind uns doch tatsächlich außerbiblisch bekannt. Ja, wir lernen wirklich Sanheribs eigene Sicht und Darstellung der Dinge kennen, die offenbare und die zwischen den Zeilen. Angesichts der bekannten Fakten sollte man nicht behaupten, daß die Kapitel Jes 36-39 als „legendarisch“ ihres geschichtlichen Wertes entbehren. Damit stimmt ebenfalls eine bemerkenswerte Zahl auch der historischkritischen Forscher überein, die im Laufe der Jahrzehnte immer wieder etwa eine Pest in der assyrischen Armee als Hintergrund von Jes 37,36 (und Herodot) angenommen haben. Aber wir müssen auch zugeben, daß Fragen offen bleiben. Was ist mit dem 14. Jahr des Königs Hiskia (Jes 36,1; 2 Kg 18,13)? Die Chronologie des Königs Hiskia ist notorisch schwierig. Edwin R. Thiele hat in seinem bahnbrechenden Werk zur Chronologie der Könige Israels und Judas190 viele Rätsel und Nüsse geknackt und den Wert der Synchronismen der Könige Israels und Judas wieder bewußt gemacht. Aber gerade bei Hiskia, dessen 14. Jahr er mit 701 v.Chr. als festen Punkt seiner Chronologie setzt, muß er feststellen: „In a discussion of the regnal data of Hezekiah, it is of paramount importance that the synchronisms between him and Hoshea be recognized as late and artificial. These synchronisms came into being because the final editor of Kings did not understand dual dating for Pekah. Because of this he began the twenty years of Pekah in 740, the fifty-second year of Azariah ... But the twenty years actually began in 752. This was the same year when Menahem began. Having thrust the commencement of Pekah twelve years ahead, from 752 to 740, the editor also thrust the beginning of Hoshea twelve years ahead, from 732 to 720. In such a case the nine years of Hoshea would terminate in 711, not in 723 as they actually did. But with Hoshea being given the terminal date of 711 his years would overlap those of Hezekiah, who began in 715. This brought into being the synchronisms of 2 Kg 17 and 18.“191 E.J. Young sieht die Lösung des Problems eher wie Rowley (siehe oben S. 109) in einem Abschreibfehler: statt „14. Jahr“ müsse es wohl „24. Jahr“ heißen, ein Fehler, der wegen ähnlicher Buchstabenfolge möglich wäre.192 190 191 192 134 The Mysterious Numbers of the Hebrew Kings, Grand Rapids: 1983. Ebd., S. 174-175. Es geht um die Synchronismen in 2 Kg 18,1.9.10. Young, E. J., The Book of Isaiah, II: Ch. 19-39, 1969, S. 540-542. Eugene H. Merrill geht in seiner Geschichte Israels193 davon aus, daß Hiskia mit elf Jahren Koregent seines Vaters Ahas wurde und im Jahre 715 v. Chr. Alleinregent. Hiskias 14. Jahr in Jes 36,1 / 2 Kg 18,13 wäre dann von seiner Alleinregentschaft her zu rechnen (= 701 v.Chr.) und die Angaben in 2 Kg 18,1.9.10 vom Beginn seiner Koregentschaft mit Ahas. Allerdings „verlagert“ sich bei dieser Betrachtungsweise Merrills die Schwierigkeit auf die von ihm auch angenommene Koregentschaftszeit zwischen Ahas und Jotham: „But if Ahaz lived until 715 and commenced his rule in 735, in what sense could he have reigned for sixteen years? The answer lies, we submit, in a four-year coregency between Jotham and Ahaz (735-731) which for some reason or another is not included in the total regnal years of either. In other words, they were truly coequal during this period.“194 Wie schon gesagt, es bleiben geschichtliche Fragen offen. Die Frage ist aber, ob wir von den offenen Fragen ausgehen 195 und von einer implizierten Antwort herkommend eine Theorie aufbauen oder ob wir bei offenen Fragen Zurückhaltung wahren und versuchen, mehr von klareren Fakten/Hinweisen auszugehen, um von daher behutsam eine Rekonstruktion zu entfalten. Die ersten Fakten aber, von denen wir bei der Frage der Beziehung von Jes 36-39 und 2 Kg 18-20 auszugehen haben, sind diese Texte selbst. Stimmt der Eindruck vieler Forscher, daß ein Textvergleich beider Abschnitte mit klarer Tendenz das Übergewicht der Argumente auf der Waagschale in Richtung auf die Königepriorität neigt? 193 194 195 Kingdom of Priests - A History of Old Testament Israel, 1988, S. 403, 410. Ebd., S. 403. Es ist oft darauf hingewiesen worden, daß die 29 Jahre Hiskias (2 Kg 18,2) nur verständlich seien auf dem Hintergrund der Priorität des Königetextes: Jemand habe das 14. Jahr von 2 Kg 18,13 (Jes 36,1) genommen und die 15 Jahre von 2 Kg 20,6 (Jes 38,5) dazugerechnet, weil er fälschlicherweise angenommen habe, daß die Aussage in 2 Kg 20,1 (Jes 38,1) „zu der Zeit“ gleich „in jenem Jahr“ bedeutete (siehe oben S. 121). Aber dieser Eindruck könnte sich auch umdrehen, wenn man z.B. wie Merrill annimmt, daß die 14 Jahre in 2 Kg 18,13 (Jes 36,1) von einer in 715 v.Chr. angefangenen Alleinregentschaft zu rechnen seien, während die Synchronismen in 2 Kg 18,1.9.10 von einer Koregentschaft mit Ahas ausgingen. Falls das stimmte, würde dies dafür sprechen, daß 18,13 aus einer anderen Quelle stammte als 18,1.9.10. Warum nicht aus Jes 36-39? Und die 29 Jahre Hiskias könnten ja möglicherweise nicht fälschlich errechnet, sondern zutreffend sein. 135 3.3 Der Textvergleich beider Berichte und seine Bedeutung für die Prioritätsfrage 3.3.1 Der Textvergleich Die Texte, die miteinander zu vergleichen sind, finden sich in Jes 36,1-39,8 einerseits und in 2 Kg 18,13-20,19 andererseits. Die entsprechenden Kapitel über Hiskia im Buch der Chronik heben sich gegenüber der textlichen Nähe dieser beiden Berichte zueinander stärker ab und brauchen nicht in den detaillierten Textvergleich zwischen Jesaja und Könige miteinbezogen zu werden.196 Im Jesajabuch bilden die Kap. 36-39 einen in sich geschlossenen Narrativblock, der von anders geartetem Material kontextmäßig umschlossen wird, während unser Text im Königewerk im Zusammenhang weiterer Teile der Hiskiageschichte (18,1-12; 20,20-21) dargeboten wird. Die Basis unseres Textvergleiches ist der in der BHS197 dargebotene masoretische Text (MT), weil andere alte Zeugen von ihrer Beschaffenheit her nicht gleich gute Voraussetzungen mitzubringen scheinen und mehr als ergänzende Hilfen genutzt werden können. Man muß natürlich die LXX und die Jesajarolle von Qumran (1QJesa, Qa) mit im Auge behalten, aber gleichzeitig berücksichtigen, daß sie jeweils eigene Charakteristika haben, die zur Vorsicht mahnen, allzu schnell etwa 1QJesa zu benutzen, um bei einem textlichen Unterschied zwischen Könige und Jesaja das Urteil zu sprechen. So äußert sich Arie van der Kooij in einer Zusammenfassung seines Forschungsüberblickes zur Septuaginta (LXX) wie folgt: „Unser Überblick ergab, dass OTTLEY198, FISCHER199, ZIEGLER200 und 196 197 198 199 200 136 Natürlich müssen die Aussagen aus den Büchern der Chronik an anderer Stelle in das Gesamtbild mit einbezogen werden. Elliger, K.; Rudolph, W. et al., Biblia Hebraica Stuttgartensia, Stuttgart: 196777. Ottley, R.R., The Book of Isaiah according to the Septuagint (Codex Alexandrinus). Vol. I: Introduction and Translation, 2. Aufl., Cambridge: 1909; Vol. II: Text and Notes, Cambridge: 1906. Van der Kooij verweist besonders auf Vol. I, S. 50-51. Siehe Johann Fischer, In welcher Schrift lag das Buch Isaias den LXX vor? Eine textkritische Studie, Giessen: 1930, S. 6-12. Das Resultat seiner Untersuchung lautet (p. 89): „Die Vorlage zur Is.LXX war sicher nicht ein gr. tr. Text, sondern der hebr. Kons.T. Das Alphabet der Vorlage war wie beim Pentateuch ein neuaramäisches mit Neigung zur Quadratschrift; doch war bei der Isaiasvorlage die Hinneigung zur Quadratschrift eine stärkere als bei der Vorlage zum Pentateuch.“ Ziegler, J., Untersuchungen zur Septuaginta des Buches Isaias, Alttesta- SEELIGMANN201 gleichermassen zu dem Ergebnis gelangten, dass die Vorlage der LXX Jes ein weithin mit MT übereinstimmender Text gewesen sei. Fast alle Unterschiede zwischen beiden schreiben sie dem Übersetzer zu, der aus folgenden Gründen von seiner Vorlage abgewichen sei: unzureichende Hebräischkenntnisse, Verlesungen, Einfluss des Aramäischen, Streben nach gutem Koine-Griechisch und Neigung zu freien, paraphrasierenden, interpretierenden und aktualisierenden Übersetzungen.“202 Was die große Jesajahandschrift von Qumran203 betrifft, stützt sich van der Kooij in seiner Darstellung besonders auf Kutscher.204 Typisch für 1QJesa sei die Pleneschreibung mit waw, etwas seltener mit yod (als matres lectiones). Die Schreibungen ‫ יה‬,‫ יא‬,‫ וה‬,‫ וא‬könne man von daher verstehen, 201 202 203 204 mentliche Abhandlungen XII,3, Münster: 1934. Besonders wichtig als Textgrundlage für die LXX ist auch: Ziegler, J., Isaias. Septuaginta, 2., durchges. Aufl., Vetus Testamentum Graecum auctoritate academiae litterarum Gottingensis editum Vol. XIV, Göttingen: 1967. Seeligmann, I.L., The Septuagint Version of Isaiah. A Discussion of its Problems, Leiden: 1948, S. 4, 59. A. van der Kooij, Die alten Textzeugen des Jesajabuches. Ein Beitrag zur Textgeschichte des Alten Testamentes, OBO 35, Freiburg, 1981, S. 29. Im Zusammenhang mit nachgewiesenen Erfüllungsinterpretationen der LXX warnt Kooij: „Was den Rückschluss auf die Vorlage selbst betrifft, ist darauf hinzuweisen, dass, wie die Beispiele der Erfüllungsinterpretation gezeigt haben, die LXX Jes textkritisch nur mit grösster Vorsicht auszuwerten ist“ (S. 65). Vgl. auch Delekat, L., Ein Septuagintatargum, VT 1958 (8) S. 225-252; idem, Die syrolukianische Übersetzung des Buches Jesaja und das Postulat einer alttestamentlichen Vetus Syra, ZAW 1957 (69) S. 21ff; ders., Die syropalästinische Jesaja-Übersetzung, ZAW 1959 (71) S. 165-201; ders., Die Peschitta zu Jesaja zwischen Targum und Septuaginta, Biblica 1957 (38) S. 185-199, 321-335; Orlinsky, H.M., The Treatment of Anthropomorphisms and Anthropopathisms in the Septuagint of Isaiah, HUCA 1956 (27) S. 193-200; Fritsch, C.T., „The Concept of God in the Greek Translation of Isaiah“ in „Biblical Studies in Memory of H.C. Alleman“, New York: 1960, S. 155-169. Siehe: Burrows, M.; Trever, J.C.; Brownlee, W.H., The Dead Sea Scrolls of St. Mark’s Monastery. Vol. I: The Isaiah Manuscript and the Habakkuk Commentary, New York: 1950. Kutscher, E. Y., The Language and Linguistic Background of the Isaiah Scroll, StTextsDesJud 6, Leiden: 1974 (Hebräische Ausgabe: Jerusalem, 1959). Qimron, E.; Kutscher, E.Y., The Language and Linguistic Background of the Isaiah Scroll (1QIsa). Indices and Corrections, StTextsDesJud 6A, Leiden: 1979. Siehe auch S. Talmon, Aspects of the Textual Transmission of the Bible in the Light of Qumran Manuscripts, Textus 1964 (4) S. 95-132. 137 daß in den letzten Jahrhunderten vor der Zeitenwende die Kenntnis des biblischen Hebräisch abnahm und sich ein neuer Dialekt zu entwickeln begann, der im 2. Jahrhundert n.Chr. zur Sprache der Mischna werden sollte. Durch die gleichzeitige Benutzung des Aramäischen in Israel sei es zu einer gegenseitigen Beeinflussung des Hebräischen und Aramäischen gekommen. „Der Verfasser von Qa, dem nach Kutscher ein im biblischen Hebräisch verfasster Text des Jesajabuches vorlag, habe diesen Text so weit wie möglich dem hebräischen Dialekt seiner Zeit angepasst. Deshalb führte er nicht nur Pleneschreibungen ein, sondern ersetzte auch nicht mehr gebräuchliche Wörter durch gängige Begriffe. Von daher kann Kutscher den Zweck der oben genannten Pleneschreibungen dahingehend bestimmen, dass sie die hebräische Aussprache festhalten sollten. So wird etwa die Negation ‫ לא‬auch im Aramäischen ‫ לא‬geschrieben, aber lâ ausgesprochen. Die Pleneschreibung in ‫ לוא‬in Qa soll somit die hebräische Aussprache lô deutlich machen.“205 Während Kutscher bei Abweichungen von 1QJesa von sprachlichen Gesichtspunkten ausgeht, sieht van der Kooij auch „interpretative Varianten“206, aus denen er den Schluß zieht: „Die angeführten Beispiele für interpretative Varianten haben ergeben, dass der Verfasser von Qa Prophezeiungen des Jesajabuches auf seine eigene Zeit bezog.“207 In der „ersten Phase der Qumrangemeinde“ habe es nach 1QHab 2,8f aber nur einen gegeben, „der prophetische Worte auf diese Weise auslegen konnte (‫)פשר‬, nämlich den ‘Lehrer der Gerechtigkeit’“, der heute meist etwa auf 160 bis 135 v.Chr. datiert werde, zu welcher Zeit auch 1QJesa entstanden sei. Van der Kooij setzt den „Lehrer der Gerechtigkeit“ mit dem „Verfasser“ von 1QJesa gleich.208 Im weiteren gibt van der Kooij noch folgende Gründe für Varianten von 1QJesa gegenüber dem MT: „1. Unterschiede, die durch eine Auslassung oder eine Hinzufügung entstanden sind... 2. Kontextuelle Harmonisation... 3. Varianten, die durch Einfluss einer anderen Stelle des Jesajabuches 205 206 207 208 138 Van der Kooij, Die alten Textzeugen, o.c., S. 75-76. Ebd., S. 81-94. Ebd., S. 95. Ebd., S. 96. Andere Forscher gehen davon aus, daß zwei Abschreiber bei dieser Rolle tätig gewesen sind, so z.B. E. Tov auf S. 501 in seinem Aufsatz „The Text of Isaiah at Qumran“ in „Writing and reading the scroll of Isaiah: studies of an interpretive tradition“, Volume Two, Broyles, C.C.; Evans, C.A. <Hg.>, VT Suppl. 70,2, Leiden: 1997, S. 491-511. entstanden sind ... oder durch Einfluss einer Stelle ausserhalb des Jesajabuches... 4. Andere Wortkombinationen... 5. Vorliebe für Pluralformen bei Aussagen über Gott“.209 Emanuel Tov gibt einen guten aktuellen Forschungsüberblick über die 21 in Qumran gefundenen Jesajatexte und ihren Beitrag zur Textgeschichte des Jesajabuches.210 Man könne diese Texte grob in zwei Gruppen einteilen: „The MT group. Most of the Qumran texts of Isaiah reflect the same consonantal framework as the medieval text of MT... When comparing 1QIsab, dating from the first century BCE, with codex L written one thousand years later, one easily recognizes the close relation between the two texts, which sometimes are almost identical.“211 Die zweite Gruppe neben der „MT Gruppe“ sei die Gruppe von Texten, welche die „Qumran-Schreiber-Praxis“ widerspiegle („Texts reflecting the ‘Qumran scribal practice’“). In bezug auf diese Gruppe stellt Tov fest: „It is, however, not easy to characterize the textual character of the Vorlagen of these texts; the scribes took so many liberties that their Vorlagen cannot easily be identified. This pertains, e.g. to contextual harmonizations, frequently occurring in 1QIsaa. Possibly that text, as well as 4QIsac, was copied from a text that did not differ much from the Isaiah scrolls from cave 4, or from 1QIsab, most of which are rather close to M, but no certainty can be had.“212 Wegen dieser Sachlage scheint es, wie gesagt, das Beste zu sein, den masoretischen Text als Basis unseres Textvergleiches zu nutzen. Im folgenden wird zuerst eine Liste der Unterschiede des hebräischen Textes gegeben, die daraufhin in bezug auf ihre mögliche Aussagekraft über die Ursprünglichkeit des einen oder anderen Textes ausgewertet wird. Die Unterschiede werden numeriert, um spätere Verweise zu erleichtern. Die erste Angabe bezieht sich immer auf den Jesajatext, die zweite gehört zu Könige. Fehlt ein Ausdruck oder eine Aussage in einem Text, steht die Versangabe, wo man den Text erwarten würde und folgendes „--“ als Auslassungszeichen. 209 210 Van der Kooij, o.c., S. 98-100. Tov, „The Text of Isaiah at Qumran“, o.c., S. 491-511. Zu den Charakteristika von 1QJesa äußert er sich auf den Seiten 501-503. 211 Ebd., S. 505. 212 Ebd., S. 508. 139 ‫וְּבַאְרַּבע ‪ַ 18,13‬ויְִהי ְּבַאְרַּבע ‪1. 36,1‬‬ ‫ִחְזִקָּיה ‪ִ 18,13‬חְזִקָּיהוּ ‪2. 36,1‬‬ ‫ַויְִּׁשַלח ִחְזִקָּיה ֶמֶלְך־ְיהּוָדה ֶאל־ֶמֶלְך־ַאּׁשּור ‪ַ ...‬ויְִּּתֵנם ְלֶמֶלְך ַאּׁשּור‪ :‬פ ‪3. 36,2 -- 18,14-16‬‬ ‫ֶאת־ ַּתְר ָּתן ְוֶאת־ַרב־ָסִריס ְוֶאת־ַרב־ָׁשֵקה ‪ֶ 18,17‬את־ַרב־ָׁשֵקה ‪4. 36,2‬‬ ‫ִמן־ָלִכיׁש ‪ִ 18,17‬מ ָּלִכיׁש ‪5. 36,2‬‬ ‫ֶאל־ַהֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהוּ ְּבֵחיל ּכֵָבד ְירוָּׁשִָלם ‪ְ 18,17‬ירוָּׁשְַלָמה ֶאל־ַהֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהוּ ְּבֵחיל ּכֵָבד ‪6. 36,2‬‬ ‫ַויֲַּעלוּ ַויָּ ֹ‬ ‫מד ‪7. 36,2‬‬ ‫באוּ ַויַַּעְמדוּ ‪ַ 18,17‬ויֲַּע ֹ‬ ‫באוּ ְירוָּׁשִַלם ַויֲַּעלוּ ַויָּ ֹ‬ ‫ֲאֶׁשר ‪8. 36,2 -- 18,17‬‬ ‫ַויְִּקְראוּ ֶאל־ַהֶּמֶלְך ‪9. 36,3 -- 18,18‬‬ ‫ֲאֵלֶהם ‪ֵ 18,18‬אָליו ‪10. 36,3‬‬ ‫ְוֶׁשְבָנה ‪ְ 18,18‬וֶׁשְבָנא ‪11. 36,3‬‬ ‫ָאַמְר ָּת ‪ָ 18,20‬אַמְר ִּתי ‪12. 36,5‬‬ ‫ַע ָּתה ‪13. 36,6 -- 18,21‬‬ ‫ְּלָך ‪14. 36,6 -- 18,21‬‬ ‫תאַמר ‪15. 36,7‬‬ ‫תאְמרּון ‪ְ 18,22‬וִכי־ ֹ‬ ‫ְוִכי־ ֹ‬ ‫ִּבירוָּׁשִָלם‪16. 36,7 -- 18,22 :‬‬ ‫ֶאת־ֶמֶלְך ‪ַ 18,23‬הֶּמֶלְך ‪17. 36,8‬‬ ‫ַע ָּתה ‪ְ 18,25‬וַע ָּתה ‪18. 36,10‬‬ ‫ַעל־ַהָּמקֹום ַהֶּזה ְלַהְׁשִחתוֹ ‪ַ 18,25‬על־ָהָאֶרץ ַה ֹּזאת ְלַהְׁשִחיָתּה ‪19. 36,10‬‬ ‫ַעל־ָהָאֶרץ ‪ֶ 18,25‬אל־ָהָאֶרץ ‪20. 36,10‬‬ ‫ֶּבן־ִחְלִקָּיהוּ ‪21. 36,11 -- 18,26‬‬ ‫ְוֶׁשְבָנה ‪ְ 18,26‬וֶׁשְבָנא ‪22. 36,11‬‬ ‫ִעָּמנוּ ‪ֵ 18,26‬אֵלינוּ ‪23. 36,11‬‬ ‫ַעל־ַהחָֹמה‪ַ 18,26 :‬על־ַהחוָֹמה ‪24. 36,11‬‬ ‫ֲאֵליֶהם ‪25. 36,12 -- 18,27‬‬ ‫ַהַעל ‪ַ 18,27‬הֶאל ‪26. 36,12‬‬ ‫ַעל־ַהחָֹמה‪ַ 18,27 :‬על־ַהחוָֹמה ‪27. 36,12‬‬ ‫חריהם ‪ 18,27‬חראיהם ‪28. 36,12‬‬ ‫ַוְיַדֵּבר ‪29. 36,13 -- 18,28‬‬ ‫ְּדַבר־ ‪ֶ 18,28‬את־ִּדְבֵרי ‪30. 36,13‬‬ ‫ַאל־יִַּׁשיא ‪ַ 18,29‬אל־יִַּׁשא ‪31. 36,14‬‬ ‫לא־יוַּכל ‪32. 36,14‬‬ ‫לא יוַּכל ‪ִּ 18,29‬כי ֹ‬ ‫ִּכי־ ֹ‬ ‫ִמָּידֹו‪33. 36,14 -- 18,29 :‬‬ ‫לא ‪34. 36,15‬‬ ‫לא ‪ֹ 18,30‬‬ ‫ְו ֹ‬ ‫ֶאת־ ‪35. 36,15 -- 18,30‬‬ ‫ֶמֶלְך ‪ַ 18,31‬הֶּמֶלְך ‪36. 36,16‬‬ ‫לא ָתֻמתוּ ְוַאל־ ִּתְׁשְמעוּ ֶאל־ִחְזִקָּיהוּ ‪37. 36,17 -- 18,32‬‬ ‫ֶאֶרץ ֵזית יְִצָהר ּוְדַבׁש ִוְחיוּ ְו ֹ‬ ‫ִּכי־יִַּסית ‪ֶּ 18,32‬פן־יִַּסית ‪38. 36,18‬‬ ‫‪ִ 18,32 -‬חְזִקָּיהוּ ‪39. 36,18‬‬‫‪140‬‬ ‫צילוּ ‪40. 36,18‬‬ ‫צילוּ ‪ַ 18,33‬הִהִּ‬ ‫צל ִהִּ‬ ‫ַהַהֵּ‬ ‫ְסַפְרַוִים ‪ְ 18,34‬סַפְרָוִים ‪41. 36,19‬‬ ‫ֵהַנע ְוִעָּוה ‪42. 36,19 -- 18,34‬‬ ‫ִּכי ‪ְ 18,34‬וִכי ‪43. 36,19‬‬ ‫‪ָ 18,35 -‬הֵאֶּלה ‪44. 36,20‬‬‫ְוֶהֱחִריׁשוּ ‪ַ 18,36‬ויֲַּחִריׁשוּ ‪45. 36,21‬‬ ‫ָהָעם ‪46. 36,21 -- 18,36‬‬ ‫ִחְלִקָּיה ‪ִ 18,37‬חְלִקָּיהוּ ‪47. 36,22‬‬ ‫ַהּסֵֹפר ‪ַ 18,37‬הּסוֵֹפר ‪48. 36,22‬‬ ‫ַויִַּּגדוּ ‪ַ 18,37‬ויִַּּגידוּ ‪49. 36,22‬‬ ‫‪ֵ 18,37 -‬את ‪50. 36,22‬‬‫‪ְ 19,2 -‬וֵאת ‪51. 37,2‬‬‫ַהּסֵֹפר ‪ַ 19,2‬הּסוֵֹפר ‪52. 37,2‬‬ ‫ַהנִָּביא ֶּבן־ָאמֹוץ‪ֶ 19,2 :‬בן־ָאמֹוץ ַהנִָּביא‪53. 37,2 :‬‬ ‫ָּכל־ ‪54. 37,4 -- 19,4‬‬ ‫ָלֶהם ‪ֲ 19,6‬אֵליֶהם ‪55. 37,6‬‬ ‫אִֹתי ‪ 19,6‬אוִֹתי ‪56. 37,6‬‬ ‫נֵֹתן ‪ 19,7‬נוֵֹתן ‪57. 37,7‬‬ ‫ְלַאְרצוֹ ‪ֶ 19,7‬אל־ַאְרצוֹ ‪58. 37,7‬‬ ‫ֶאל־ ִּתְרָהָקה ‪ַ 19,9‬על־ ִּתְרָהָקה ‪59. 37,9‬‬ ‫ִהֵּנה ‪60. 37,9 -- 19,9‬‬ ‫ַויָָּׁשב ‪ַ 19,9‬ויְִּׁשַמע ‪61. 37,9‬‬ ‫ּבֵֹטַח ‪ּ 19,10‬בוֵֹטַח ‪62. 37,10‬‬ ‫ֵאת ‪63. 37,11 -- 19,11‬‬ ‫אָֹתם ‪ 19,12‬אוָֹתם ‪64. 37,12‬‬ ‫ִׁשֲחתוּ ‪ִ 19,12‬הְׁשִחיתוּ ‪65. 37,12‬‬ ‫ִּבְתַלא ָּׂשר‪ִּ 19,12 :‬בְתַל ָּׂשר‪66. 37,12 :‬‬ ‫ַאיּוֹ ‪ַ 19,13‬אֵּיה ‪67. 37,13‬‬ ‫ַויְִּקָרֵאם ‪ַ 19,14‬ויְִּקָרֵאהוּ ‪68. 37,14‬‬ ‫ִלְפֵני ְיהָוה ‪ֶ 19,15‬אל־ְיהָוה ‪69. 37,15‬‬ ‫מר‪70. 37,15 :‬‬ ‫ַוֹּיאַמר ‪ֵ 19,15‬לא ֹ‬ ‫‪ְ 19,15 -‬צָבאֹות ‪71. 37,16‬‬‫וֲּׁשָמע ‪ 19,16‬וְּׁשָמע ‪72. 37,17‬‬ ‫ֵעיֶניָך ‪ֵ 19,16‬עיֶנָך ‪73. 37,17‬‬ ‫‪ָּ 19,16 -‬כל־ ‪74. 37,17‬‬‫ְׁשָלחוֹ ‪ָׁ 19,16‬שַלח ‪75. 37,17‬‬ ‫‪ָּ 19,17 -‬כל־ ‪76. 37,18‬‬‫ַהגּוִֹים ‪ָ 19,17‬הֲאָרצֹות ‪77. 37,18‬‬ ‫תן ‪78. 37,19‬‬ ‫ְונְָתנוּ ‪ְ 19,18‬ונָ ֹ‬ ‫‪141‬‬ ‫ָנא ‪79. 37,20 -- 19,19‬‬ ‫ִמָּידוֹ ‪ִ 19,19‬מָידוֹ ‪80. 37,20‬‬ ‫ֱאלִֹהים ‪81. 37,20 -- 19,19‬‬ ‫ַסְנֵחִרב ‪ַ 19,20‬סְנֵחִריב ‪82. 37,21‬‬ ‫ָׁשָמְע ִּתי‪83. 37,21 -- 19,20 :‬‬ ‫ֲהִרימוָֹת ‪ֲ 19,22‬הִרימוָֹתה ‪84. 37,23‬‬ ‫ַעל־ְקדוֹׁש ‪ֶ 19,22‬אל־ְקדוֹׁש ‪85. 37,23‬‬ ‫ַמְלָאֶכיָך ‪ֲ 19,23‬עָבֶדיָך ‪86. 37,24‬‬ ‫ברכב ‪ 19,23‬ברב ‪87. 37,24‬‬ ‫ִמְבחֹור ‪ִ 19,23‬מְבַחר ‪88. 37,24‬‬ ‫ְוָאבוָֹאה ‪ְ 19,23‬וָאבֹוא ‪89. 37,24‬‬ ‫ְמלֹון ‪ְ 19,23‬מרֹום ‪90. 37,24‬‬ ‫צה ‪ִ 19,23‬קצּוֹ ‪91. 37,24‬‬ ‫ִק ֹּ‬ ‫ָזִרים ‪92. 37,25 -- 19,24‬‬ ‫לא ‪ֲ 19,25‬הלֹוא ‪93. 37,26‬‬ ‫ֲה ֹ‬ ‫אָֹתּה ‪ 19,25‬אוָֹתּה ‪94. 37,26‬‬ ‫ְלִמיֵמי ‪ִ 19,25‬מיֵמי ‪95. 37,26‬‬ ‫ֲהֵביאִתיָה ‪ֲ 19,25‬הֵבאִתיָה ‪96. 37,26‬‬ ‫ַלְהׁשֹות ‪ְ 19,25‬לַהְׁשאֹות ‪97. 37,26‬‬ ‫ַויֵּבֹׁשוּ ‪ָ 19,26‬ובֹׁשוּ ‪98. 37,27‬‬ ‫וְּׁשֵדָפה ‪ 19,26‬וְּׁשֵדָמה ‪99. 37,27‬‬ ‫וּבֲֹאָך ‪ּ 19,27‬ובוֲֹאָך ‪100. 37,28‬‬ ‫ַוֲהִׁשבִֹתיָך ‪ַ 19,28‬וֲהִׁשיבִֹתיָך ‪101. 37,29‬‬ ‫ָסִחיׁש ‪ָׁ 19,29‬שִחיס ‪102. 37,30‬‬ ‫ְוִאְכלוּ ‪ 19,29‬ואכול ‪103. 37,30‬‬ ‫]קר ולא כת[ ‪ְ 19,31 --‬צָבאֹות ‪104. 37,32‬‬ ‫בא ‪ָ 19,32‬יבֹוא ‪105. 37,33‬‬ ‫יָ ֹ‬ ‫ָעֶליָה ‪ֳ 19,32‬עֶליָה ‪106. 37,33‬‬ ‫ֶאל־ָהִעיר ‪ַ 19,34‬על־ָהִעיר ‪107. 37,35‬‬ ‫ַויְִהי ַּב ַּליְָלה ַההּוא ‪108. 37,36 -- 19,35‬‬ ‫ַויְַּך ‪ַ 19,35‬ויֶַּּכה ‪109. 37,36‬‬ ‫ְׁשמוִֹנים ‪ 19,35‬וְּׁשמִֹנים ‪110. 37,36‬‬ ‫]קר ולא כת[‪ָּ 19,37 --‬בָניו ‪111. 37,38‬‬ ‫בא ‪ַ 20,1‬וָּיבֹוא ‪112. 38,1‬‬ ‫ַויָּ ֹ‬ ‫‪ִ 20,2 -‬חְזִקָּיהוּ ‪113. 38,2‬‬‫ֶאת־ ‪114. 38,2 -- 20,2‬‬ ‫מר‪ַ 20,2 :‬וֹּיאַמר ‪115. 38,3‬‬ ‫ֵלא ֹ‬ ‫וְּבֵלָבב ‪ 20,3‬וְּבֵלב ‪116. 38,3‬‬ ‫לא יָָצא העיר ַה ִּתיכָֹנה ‪117. 38,4 -- 20,4‬‬ ‫יְַׁשְעָיהוּ ֹ‬ ‫‪142‬‬ ‫ּוְדַבר־ ‪ְּ 20,4‬דַבר־ ‪118. 38,4‬‬ ‫ֵאָליו ‪ֶ 20,4‬אל־יְַׁשְעָיהוּ ‪119. 38,4‬‬ ‫ׁשּוב ‪ָ 20,5‬הלוְֹך ‪120. 38,5‬‬ ‫ְנִגיד־ַעִּמי ‪121. 38,5 -- 20,5‬‬ ‫רֶֹפא ָלְך ַּביֹּום ַה ְּׁשִליִׁשי ַּתֲעֶלה ֵּבית ְיהָוה‪122. 38,5 -- 20,5 :‬‬ ‫ְוהַֹסְפ ִּתי ‪ 20,6‬יוִֹסף ‪123. 38,5‬‬ ‫ְלַמֲעִני וְּלַמַען ָּדִוד ַעְבִּדי‪] 20,6 :‬מלכים ב ‪124. 38,6 -- [vgl. 37,35; 19,34‬‬ ‫ַוֹּיאֶמר יְַׁשְעָיהוּ ְקחוּ ְּדֶבֶלת ְּתֵאִני מ ‪125. [vgl. 38,21] 20,7‬‬ ‫ַויְִּקחוּ ַויִָּׂשימוּ ַעל־ַה ְּׁשִחין ַויִֶּחי‪:‬‬ ‫ַוֹּיאֶמר ִחְזִקָּיהוּ ֶאל־יְַׁשְעָיהוּ ָמה אֹות ִּכי־ִיְרָּפא ְיהָוה ִלי ‪126. [vgl. 38,21] 20,7-9‬‬ ‫ְוָעִליִתי ַּביֹּום ַה ְּׁשִליִׁשי ֵּבית ְיהָוה‪ַ :‬וֹּיאֶמר יְַׁשְעָיהוּ‬ ‫ֶזה־ ‪ְ 20,9‬וֶזה־ ‪127. 38,7‬‬ ‫ִּכי ‪ֲ 20,9‬אֶׁשר ‪128. 38,7‬‬ ‫‪ַ 20,9 -‬הֶּזה ‪129. 38,7‬‬‫צל ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות ‪ַ ...‬הנִָּביא ֶאל־ְיהָוה ‪130. 38,7 -- 20,9-11‬‬ ‫ָהַלְך ַהֵּ‬ ‫ַויֶָּׁשב ‪ִ 20,11‬הְנִני ֵמִׁשיב ‪131. 38,8‬‬ ‫צל ‪ֶ 20,11‬את־ֵצל ‪132. 38,8‬‬ ‫ֶאת־ַהֵּ‬ ‫ַּבַּמֲעלֹות ‪ַ 20,11‬הַּמֲעלֹות ‪133. 38,8‬‬ ‫‪ַּ 20,11 -‬ב ֶּׁשֶמׁש ‪134. 38,8‬‬‫‪ַ 20,11 -‬ו ָּתָׁשב ַה ֶּׁשֶמׁש ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות ַּבַּמֲעלֹות ֲאֶׁשר ָיָרָדה‪135. 38,8 :‬‬‫לתוֹ ‪ַ ...‬על־ֵּבית ְיהָוה‪136. 38,9-20 :‬‬ ‫‪ִ 20,11 -‬מְכ ָּתב ְלִחְזִקָּיהוּ ֶמֶלְך־ְיהּוָדה ַּבֲח ֹ‬‫]‪ַ [vgl. 20,7‬וֹּיאֶמר יְַׁשְעָיהוּ יְִׂשאוּ ְּדֶבֶלת ְּתֵאִנים ְויְִמְרחוּ ַעל־ַה ְּׁשִחין ְויִֶחי‪137. 38,21 :‬‬ ‫]‪ַ [vgl. 20,8‬וֹּיאֶמר ִחְזִקָּיהוּ ָמה אֹות ִּכי ֶאֱעֶלה ֵּבית ְיהָוה‪138. 38,22 :‬‬ ‫רַדְך ‪139. 39,1‬‬ ‫ראַדְך ‪ְ 20,12‬מ ֹ‬ ‫ְּב ֹ‬ ‫ִּכי ָׁשַמע ‪ַ 20,12‬ויְִּׁשַמע ‪140. 39,1‬‬ ‫ִחְזִקָּיהּו‪ַ 20,12 :‬ויֱֶּחָזק‪141. 39,1 :‬‬ ‫ַויְִּׁשַמע ‪ַ 20,13‬ויְִּׂשַמח ‪142. 39,2‬‬ ‫ֶאת־ ָּכל־ֵּבית ‪ֶ 20,13‬את־ֵּבית ‪143. 39,2‬‬ ‫ֶׁשֶמן ‪ַ 20,13‬ה ֶּׁשֶמן ‪144. 39,2‬‬ ‫ֵּבית ‪ָּ 20,13‬כל־ֵּבית ‪145. 39,2‬‬ ‫ְּבאוְֹצרָֹתיו ‪ְּ 20,13‬באְֹצרָֹתיו ‪146. 39,2‬‬ ‫‪ֵ 20,14 -‬אַלי ‪147. 39,3‬‬‫ִהְרִאיִתם ‪ִ 20,15‬הְרִאיִתים ‪148. 39,4‬‬ ‫ְּבאְֹצרָֹתי‪ְּ 20,15 :‬באוְֹצרָֹתי‪149. 39,4 :‬‬ ‫‪ְ 20,16 -‬צָבאֹות‪150. 39,5 :‬‬‫ָּבֶבָלה ‪ָּ 20,17‬בֶבל ‪151. 39,6‬‬ ‫יקח ‪ 20,18‬יקחו ‪152. 39,7‬‬ ‫ֲהלֹוא ִאם־ָׁשלֹום ֶוֱאֶמת יְִהֶיה ְביָָמי‪ִּ 20,19 :‬כי יְִהֶיה ָׁשלֹום ֶוֱאֶמת ְּביָָמי‪153. 39,8 :‬‬ ‫‪143‬‬ 3.3.2 Auswertung des Textvergleiches Die nach unserer Zählweise 153 Unterschiede von MT Jes zu MT Kg verteilen sich wie folgt: 1. Nur Punktuation anders 2. Plene- und Defektivschreibung 3. Unterschiede bei Schreibweisen von Namen 4. Andere unterschiedliche Schreibweisen 5. Unterschiedliche Reihenfolge der Wörter 6. Überhänge des einen gegenüber dem anderen Text 7. Kleine z.T. stilistische Unterschiede 8. Kontextuell erklärbare Unterschiede, andere Wortwahl 9. Unterschiedlich plazierter / bearbeiteter Text 10. Klassische „textkritische“ Unterschiede 4 23 6 7 3 59 14 11 4 22 ─── 153 Es liegt völlig auf der Hand, daß nicht alle Unterschiede gleich signifikant sind, aber alle sind auch in irgendeiner Hinsicht bemerkenswert. In der Diskussion der Prioritätsfrage spielten natürlich die 59 Überhänge die gewichtigste Rolle, verbunden mit „8.“ und „9.“. Im folgenden werden die Prozentzahlen mitangegeben (153 wäre hundert Prozent). Genau genommen kann man die diversen Unterschiede natürlich nicht so exakt messen, da z.T. Überschneidungen vorliegen und eigentlich ein mehrere Verse umfassender Unterschied schwerer wiegt als nur eine differierende Punktuation. Dennoch werden die Prozente angegeben, damit man einen groben Eindruck hat, wie häufig insgesamt gesehen eine Art von Variation vorkommt. Ganz wesentlich ist, daß der Vergleich zwischen Jesaja und Könige kein rein textkritischer sein kann. Wir haben nicht einfach zwei Manuskripte desselben Buchtextes vor uns, sondern wir untersuchen zwei Texte zu denselben geschichtlichen Begebenheiten, die zwar erkennbar in einer literarischen Beziehung zueinander stehen, aber in erster Linie in ihr Buch inkorporiert worden sind und in ihrem Buchkontext als Teil des Ganzen fungieren. Viele auch scheinbar textkritisch erklärbare Unterschiede könnten Ergebnis einer bewußten Überarbeitung im Prozeß der Inkorporierung sein. An einigen Stellen kann man die Unterschiede nicht textkritisch erklären, sondern muß sie im Sinne einer Überarbeitung des übernommenen Textes verstehen. Wenn aber eine Überarbeitung erwiesen ist, muß immer eine Unsicherheit bleiben, ob etwa der Unterschied ein Abschreibfehler ist (wie 144 wahrscheinlich bei 12. 36,5 ‫ אמרתי‬18,20 ‫ )אמרת‬oder ob etwa eine inhaltlich gleiche oder ähnliche Stilvariante gewählt wurde, die zum Entwurf des Ganzen im neuen Buchkontext paßt (wie m.E. 37,15 ‫ אל־יהוה‬19,15 ‫לפני יהוה‬ 69.). An vielen Stellen wäre eine Unterscheidung zwischen textkritischer oder aus Überarbeitung resultierender Variante künstlich, wenn es etwa um unterschiedliche mögliche Schreibweisen geht, die der jeweilige Verfasser (oder Abschreiber213) als zu seiner Zeit selbstverständlich benutzt.214 3.3.2.1 Nur Punktuation anders (4 x = 2,61%): 41; 72; 80; 106. 41. 36,19 ‫ ְסַפְרָוִים‬18,34 ‫ְסַפְרַוִים‬ 72. 37,17 ‫ וְּׁשָמע‬19,16 ‫וֲּׁשָמע‬ 80. 37,20 ֹ‫ ִמָידו‬19,19 ֹ‫ִמָּידו‬ 106. 37,33 ‫ ֳעֶליָה‬19,32 ‫ָעֶליָה‬ Es ist bemerkenswert, daß sich diese Unterschiede (und andere vergleichbar geringe) in Jes MT und Kg MT überhaupt gehalten haben. Warum wurden sie nicht angeglichen, so unbedeutend wie sie scheinen? Oft geht man in der Textüberlieferungsgeschichte von einer starken Bereitschaft in der Angleichung gegenüber Paralleltexten aus. Das ist hier und dort auch immer wieder geschehen, ähnlich wie in manchen Handschriften des Neuen Testamentes in den Evangelien. Aber wie bei neutestamentlichen Handschriften die Tendenz zu solchen Angleichungen unterschiedlich stark ausgeprägt war, so scheint es auch in der hebräischen Texttradition Handschriften zu geben, die über Jahrhunderte eine sehr konservative Abschreibhaltung widerspiegeln. Die Frage, die immer wieder aufgeworfen wird, gerade nach 213 Da es immer die Möglichkeit gibt, daß spätere Abschreiber die Rechtschreibung ihrer Zeit angepaßt haben, gehen orthographische Unterschiede bei Paralleltexten nicht notwendigerweise auf die Autographen zurück. Zur frühen Orthographie siehe Cross, F.M.; Freedman, D.N., Early Hebrew Orthography A Study of the Epigraphic Evidence, American Oriental Series <vol. 36>, New Haven, Connecticut: 1952, insbesondere S. 56-57 und 59 und Cross, F.M.; Freedman, D.N. , Studies in Ancient Yahwistic Poetry, SBL Dissertation Series <vol. 21>, Missoula, Montana: 1975, S. 182-183. 214 So stellen auch B. K. Waltke und M. O’Connor, An Introduction to Biblical Hebrew Syntax, Winona Lake, Indiana: 1990 auf S. 17 fest: „Moreover, scribal practices through the ancient Near East reflect a conservative attitude... On the other hand, scribes, aiming to teach the people by disseminating an understandable text, felt free to revise the script, orhtography (i.e., spelling), and grammar, according to the conventions of their own times.“ 145 den Qumranfunden, ist: Wie weit geht die masoretische konservative Abschreibhaltung zurück? Wie hat man sich die protomasoretische Textüberlieferung vorzustellen?215 3.3.2.2 Plene- und Defektivschreibung (23 x = 15,03%): 3.3.2.2.1 Jes Plene (18 x = 11,76%): 24; 27; 48; 49; 52; 56; 57; 62; 64; 84; 93; 94; 100; 101; 105; 112; 148; 149. 24. 36,11 ‫ ַעל־ַהחוָֹמה‬18,26 :‫ַעל־ַהחָֹמה‬ 27. 36,12 ‫ ַעל־ַהחוָֹמה‬18,27 :‫ַעל־ַהחָֹמה‬ 48. 36,22 ‫ ַהּסוֵֹפר‬18,37 ‫ַהּסֵֹפר‬ 49. 36,22 ּ‫ ַויִַּּגידו‬18,37 ּ‫ַויִַּּגדו‬ 52. 37,2 ‫ ַהּסוֵֹפר‬19,2 ‫ַהּסֵֹפר‬ 56. 37,6 ‫ אוִֹתי‬19,6 ‫אִֹתי‬ 57. 37,7 ‫ נוֵֹתן‬19,7 ‫נֵֹתן‬ 62. 37,10 ‫ ּבוֵֹטַח‬19,10 ‫ּבֵֹטַח‬ 64. 37,12 ‫ אוָֹתם‬19,12 ‫אָֹתם‬ 84. 37,23 ‫ ֲהִרימוָֹתה‬19,22 ‫ֲהִרימוָֹת‬ 93. 37,26 ‫ ֲהלֹוא‬19,25 ‫לא‬ ֹ ‫ֲה‬ 94. 37,26 ‫ אוָֹתּה‬19,25 ‫אָֹתּה‬ 100. 37,28 ‫ ּובוֲֹאָך‬19,27 ‫וּבֲֹאָך‬ 101. 37,29 ‫ ַוֲהִׁשיבִֹתיָך‬19,28 ‫ַוֲהִׁשבִֹתיָך‬ 105. 37,33 ‫ ָיבֹוא‬19,32 ‫בא‬ ֹ ָ‫י‬ 112. 38,1 ‫ ַוָּיבֹוא‬20,1 ‫בא‬ ֹ ָּ‫ַוי‬ 148. 39,4 ‫ ִהְרִאיִתים‬20,15 ‫ִהְרִאיִתם‬ 149. 39,4 :‫ ְּבאוְֹצרָֹתי‬20,15 :‫ְּבאְֹצרָֹתי‬ 3.3.2.2.2 Kg Plene (5 x = 3,27%): 31; 73; 88; 96; 146. 215 146 August H. Konkel versucht in seinem Artikel „The sources of the story of Hezekiah in the book of Isaiah“, VT 1993 (43) S. 462-482, anhand von griechischen Übersetzungen vormasoretische Lesarten in Könige zu rekonstruieren. Aufgrund der von ihm vollzogenen Rekonstruktionen kommt er zu dem Schluß, daß der Text in 2 Kg 18-20 die Priorität gegenüber dem Jesajatext habe (p. 477). Aber die Kette seiner Argumentation ist nicht in allen Gliedern gleich stark. Und von Lesart zu Lesart muß man sich fragen, ob man die Sache nicht auch andersherum sehen kann. Außerdem ist es grundsätzlich schwierig, von einer griechischen Übersetzung her eine hebräische Vorlage zu rekonstruieren. 31. 36,14 ‫ ַאל־יִַּׁשא‬216 18,29 ‫ַאל־יִַּׁשיא‬ 73. 37,17 ‫ ֵעיֶנָך‬19,16 ‫ֵעיֶניָך‬ 88. 37,24 ‫ ִמְבַחר‬19,23 ‫ִמְבחֹור‬ 96. 37,26 ‫ ֲהֵבאִתיָה‬19,25 ‫ֲהֵביאִתיָה‬ 146. 39,2 ‫ ְּבאְֹצרָֹתיו‬20,13 ‫ְּבאוְֹצרָֹתיו‬ Das Übergewicht in der Pleneschreibung hat eindeutig der Jesajatext. Zu ergänzen ist dabei noch Nr. 82: die Pleneschreibung des Namens Sanherib in Jes 37,21 gegenüber Defektivschreibung in 2 Kg 19,20. Vgl. auch Nr. 66. 3.3.2.3 Unterschiede bei Schreibweisen von Namen (6 x = 3,92%): 2; 11; 22; 47; 66; 82 (auch Plene bei Jes). 2. 36,1 ּ‫ ִחְזִקָּיהו‬18,13 ‫ִחְזִקָּיה‬ 11. 36,3 ‫ ְוֶׁשְבָנא‬18,18 ‫ְוֶׁשְבָנה‬ 22. 36,11 ‫ ְוֶׁשְבָנא‬18,26 ‫ְוֶׁשְבָנה‬ 47. 36,22 ּ‫ ִחְלִקָּיהו‬18,37 ‫ִחְלִקָּיה‬ 66. 37,12 :‫ ִּבְתַל ָּׂשר‬19,12 :‫ִּבְתַלא ָּׂשר‬ 82. 37,21 ‫ ַסְנֵחִריב‬19,20 ‫ַסְנֵחִרב‬ 2. 36,1 ּ‫ ִחְזִקָּיהו‬18,13 ‫ִחְזִקָּיה‬ Wie Laato ausführt, ist der Unterschied hier in der masoretischen Textüberlieferung kein eindeutiger.217 Es scheint uns mit Laato wahrscheinlich, daß MT Jes und MT Kg hier zusammengehen. Vergleiche auch noch die Ausführungen zu Nr. 3 (unter 3.3.2.6.2.3). 216 Zu den Jussivformen mit î siehe F.E. König, Historisch-kritisches Lehrgebäude der hebräischen Sprache, Hildesheim: Band I-III, Leipzig: 1979 , Bd. I, S. 627 und 635; P. Joüon, A Grammar of Biblical Hebrew, übersetzt und bearbeitet von T. Muraoka, 2 Bände, Rom: 1993, § 78i. 217 Laato, Who is Immanuel?, o.c., S. 272-273: „V. 18:13 is problematic, since in many of the Kennicott manuscripts the form ‫ חזקיהו‬is used instead of ‫חזקיה‬, which appears for example in the Codex Leningradiensis... NORIN has pointed out that all the manuscripts dated before 1200 have the form ‫חזקיהו‬. Thus it is clear that external criticism cannot rule out the reading ‫ חזקיהו‬in 2Kgs 18:13. Internal criticism can explain the reading ‫ חזקיהו‬as more authentic than the form ‫חזקיה‬. The change from ‫ חזקיהו‬to ‫ חזקיה‬is understandable, since the shorter form appears in verses 18:10 and 18:14-16. Thus it is natural that in verse 13, between verses 10 and 14-16, the longer form becomes shorter... It is interesting that in KITTEL’s edition of 1909 the reading ‫ חזקיהו‬is still present in 2Kgs 18:13. But BHS (1979) reads ‫ חזקיה‬and does not even mention the possible form ‫חזקיהו‬.“ 147 11. 36,3 ‫ ְוֶׁשְבָנא‬18,18 ‫ְוֶׁשְבָנה‬ 22. 36,11 ‫ ְוֶׁשְבָנא‬18,26 ‫ְוֶׁשְבָנה‬ Der Name Schebna ist von einem gewissen Interesse für die Frage der Priorität des einen Textes gegenüber dem anderen. Dieser Name kommt in Jesaja immer mit einem Aleph am Schluß vor (22,15; 36,3; 36,11; 36,22; 37,2), die Schreibweise ist also konsistent. Hingegen hat der Königetext zwar ein Schlußaleph in 2 Kg 18,37 (vgl. Jes 36,22) und 19,2 (vgl. Jes 37,2), aber in 18,18 (Nr. 11) und 18,26 (Nr. 22) ein Hê am Schluß. Da der Name Schebna nur an diesen aufgeführten Stellen in Jesaja und Könige im Alten Testament vorkommt, haben wir keinen innerbiblischen Vergleich für die Entwicklung der Schreibweise und damit auch keine Erklärung für den Schreibunterschied in Könige. Falls dieser inhaltlich belanglose Unterschied durch einen Abschreibprozeß erklärt werden sollte, spricht dies m.E. eher dafür, daß der Königetext aus Jesaja kopiert worden ist. Dazu kommt noch eine inhaltliche Beobachtung. In Jes 22,15 wird dem Schebna angekündigt, daß er seine Stellung, „der über dem Haus“ (des Königs) zu sein, an „Eljakim, den Sohn Hilkias“ verlieren werde (22,19-21). In unserem Text kommen beide immer in einem Atemzug vor, aber inzwischen ist Eljakim über das Haus des Königs gesetzt und an erster Stelle der verhandelnden Minister Hiskias genannt, während Schebna als „Schreiber“ immer an zweiter Stelle kommt (36,3.11.22; 37,2). Das Verbum in 36,3.11.22 steht immer im Singular, bezieht sich inhaltlich aber auf Eljakim, Schebna und Joach: Evtl. deutet der Singular an, daß der erstgenannte Eljakim der Hauptverhandlungspartner im Auftrag Hiskias ist. Innerhalb des Jesajabuches ist mit der Erwähnung von Eljakim und Schebna in Jes 36-37 eine starke und sinnvolle Verbindung zu Jes 1-35 (Kap. 22) hergestellt, während im Königebuch die Erwähnung beider mit ihren Ämtern keine tiefere Bedeutung hat. In Jesaja hingegen ist Jes 36-37 eine Erfüllung der Prophetie von Jes 22,15-25. 47. 36,22 ּ‫ ִחְלִקָּיהו‬18,37 ‫ִחְלִקָּיה‬ Jesaja hat immer die Langform des Namens Hilkia218, Könige hier die Kurzform und in 2 Kg 18,18.26 die Langform219. Demselben werden wir unter 3.3.2.6.2.3, Nr. 3, in Zusammenhang mit dem Namen Hiskia begegnen. Darum sind hier ein paar Beobachtungen zu dieser Thematik angebracht. Wie schon beim Namen Schebna festgestellt, kann man nämlich 218 219 148 Jes 22,20; 36.3.22. Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 376. Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 376. Dasselbe gilt auch für einen anderen Hilkia: lang in 2 Kg 22,4.8.14; 23,4.24; kurz in 22,8.10.12. beobachten, daß MT Jes überhaupt die Namen in größerer Konsistenz bietet als MT Kg. Das zeigt sich bei den theophoren Namen gleicher Endung im Buche Jesaja, wie Jesaja, Usia, Hiskia, Remalja, Sacharja, Jeberechja, Uria. Gleichzeitig scheint die Langform tendenziell der älteren Zeit anzugehören und die Kurzform tendenziell einer jüngeren Zeit.220 Von den 35 Stellen mit der Langform des Namens Jesaja221 entfallen 33 auf den Propheten. 1 Chr 26,25 meint einen Nachkommen des Mose noch vor der Zeit Davids und 25,3 einen Sohn Jeduthuns, einen levitischen Vorsteher zur Zeit Davids. Hingegen kommt die Kurzform viermal vor (Esra 8,7.19; Neh 11,7; 1 Chr 3,21)222, bezeichnet dreimal klar Männer, die aus dem Exil zurückkehrten oder nach der Rückkehr in Juda lebten. Einmal, in Neh 11,7, bezeichnet zwar der Name einen vorexilischen Ahnen des Benjaminiten „Sallu“, aber die Liste selbst betrifft wieder die Rückkehrer aus Babel, insbesondere diejenigen, die freiwillig in Jerusalem wohnten, also ist der Zeitpunkt der Aufzeichnung dieser Liste nachexilisch. Von daher läßt sich, auch im Vergleich mit der Entwicklung anderer Namen, eine klare Tendenz erkennen, daß in exilisch / nachexilischen Zeiten die Kurzform die normale wurde. Der König Usia wird in Jesaja immer in Langform geschrieben (1,1; 6,1; 7,1), in 2 Kg 15,32.34 lang, 2 Kg 15,13.30 kurz.223 Remalja hat im AT immer die Langform (13x).224 MT Jes bietet auch Sacharja und Jeberechja in 8,2 in Langform. Der Priester Uria wird überall im AT225 in Kurzform geschrieben und überall mit dem Priestertitel. Die sozusagen stereotype Bezeichnung dieses Hohenpriesters könnte auch der Grund sein, warum sich 220 221 222 223 224 225 A. van der Kooij (Die alten Textzeugen, o.c., S. 74-75) führt in Zusammenhang mit Qa hierzu aus: „Für einige Namen, die in MT Jes entweder auf ‫יהו‬- oder auf ‫יה‬- enden, bietet Qa stets die Endung ‫יה‬- . Auch damit folgt Qa der jüngeren Orthographie; denn während die Lachis-Briefe die Langform enthalten, findet sich die Kurzform jeweils in jüngeren Texten, in neubabylonischen Inschriften aus Nippur, in den Papyri aus Elephantine und in Inschriften aus Jerusalem aus dem Ende der Zeit des zweiten Tempels. Auch in den Büchern Esra und Nehemia ist meist die kurze Form gebraucht.“ Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance of the Bible, Jerusalem: 1981, S. 508. Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 508. Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 849. 5 x in Jes, 7 x in Kg, 1 x Chr. Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 1079. Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 28: Jes 8,2; 2 Kg 15,10.11.11.15.16. 149 auch in MT Jes die Kurzform anbot, weil man dann nämlich die beiden Hê in der Aussprache zueinander ziehen konnte: ‫אּוִרָּיה ַהּכֵֹהן‬. Das könnte sehr wohl die Art sein, wie er auch wirklich zur Zeit Jesajas benannt wurde. Zum König Hiskia siehe unten 3.3.2.6.2.3, Nr. 3. Jes MT gibt alle Namen gleichbleibend mit der Endung ‫יהו‬- wieder, bis auf die Ausnahme beim Priester Uria. MT Kg hingegen schwankt auch bei denselben Personen des öfteren zwischen kurzer und langer Form des Namens. 66. 37,12 :‫ ִּבְתַל ָּׂשר‬19,12 :‫ִּבְתַלא ָּׂשר‬ Watts226 folgt hier der Identifikation von KB, daß der Ortsname das akkadische „til asuri“ wiedergibt. MT Jes und MT Kg könnten verschiedene geläufige Schreibweisen für diesen selben Ort wiedergeben.227 82. 37,21 ‫ ַסְנֵחִריב‬19,20 ‫ַסְנֵחִרב‬ MT Jes bietet immer die Pleneform, MT Kg nur hier abweichend die Defektivschreibung.228 Wieder ist MT Jes konsistent, MT Kg schwankend. 3.3.2.4 Andere unterschiedliche Schreibweisen oder Varianten desselben Wortes (7 x = 4,58%): 5 (Kg länger); 28 (Jes länger); 32; 67; 91; 97; 109 5. 36,2 ‫ ִמ ָּלִכיׁש‬18,17 ‫ִמן־ָלִכיׁש‬ 28. 36,12 ‫ חראיהם‬18,27 ‫חריהם‬ 32. 36,14 ‫לא־יוַּכל‬ ֹ ‫ ִּכי‬18,29 ‫לא יוַּכל‬ ֹ ‫ִּכי־‬ 67. 37,13 ‫ ַאֵּיה‬19,13 ֹ‫ַאיּו‬ 91. 37,24 ֹ‫ ִקצּו‬19,23 ‫צה‬ ֹּ ‫ִק‬ 97. 37,26 ‫ ְלַהְׁשאֹות‬229 19,25 ‫ַלְהׁשֹות‬ 109. 37,36 ‫ ַויֶַּּכה‬19,35 ‫ַויְַּך‬ Die hier aufgeführten Unterschiede fallen nicht so ins Gewicht und können alle als inhaltsgleiche Varianten aufgefaßt werden. 226 227 Watts, John D. W., Isaiah 34-66, Word Commentary 25, Waco: 1987, S. 33. Vgl. hierzu auch Barthélemy, Dominique, Critique Textuelle de l’Ancien Testament, Vol. 2, OBO 50/2, Fribourg: 1986, S. 254: Man solle den masoretischen Text belassen und ungeachtet von etwaigen Identifikationsversuchen den Ortsnamen einfach transskribiert wiedergeben („Telassar“). 228 Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 811. Die 13 Vorkommen im AT verteilen sich zu je vier Malen auf Jes und Kg (36,1 / 18,13; 37,17 / 19,16; 37,21 / 19,20; 37,37 / 19,36). In den fünf Stellen in 2 Chr steht immer die Pleneform (32,1.2.9.10.22). 2 Kg 19,20 ist also die einzige Defektivschreibung dieses Namens. 229 Vgl. hierzu König, Historisch-kritisches Lehrgebäude der hebräischen Sprache, o.c., Bd. I, S. 570. 150 3.3.2.5 Unterschiedliche Reihenfolge der Wörter (3 x = 1,96%): 6; 53; 153. 6. 36,2 ‫ ְירוָּׁשְַלָמה ֶאל־ַהֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהוּ ְּבֵחיל ּכֵָבד‬18,17 ‫ֶאל־ַהֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהוּ ְּבֵחיל ּכֵָבד ְירוָּׁשִָלם‬ 53. 37,2 :‫ ֶבן־ָאמֹוץ ַהנִָּביא‬19,2 :‫ַהנִָּביא ֶּבן־ָאמֹוץ‬ 153. 39,8 :‫ ִּכי יְִהֶיה ָׁשלֹום ֶוֱאֶמת ְּביָָמי‬20,19 :‫ֲהלֹוא ִאם־ָׁשלֹום ֶוֱאֶמת יְִהֶיה ְביָָמי‬ 6. 36,2 ‫ ְירוָּׁשְַלָמה ֶאל־ַהֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהוּ ְּבֵחיל ּכֵָבד‬18,17 ‫ֶאל־ַהֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהוּ ְּבֵחיל ּכֵָבד ְירוָּׁשִָלם‬ Diese Variante ist eng verbunden und erklärt sich von Nr. 7 (siehe unten 6.2.3) her: In 2 Kg 18,17 gibt es eine beabsichtigte doppelte Doppelung: ‫ַויְִּׁשַלח ֶמֶלְך־ַאּׁשּור ֶאת־ ַּתְר ָּתן ְוֶאת־ַרב־ָסִריס ְוֶאת־ַרב־ָׁשֵקה‬ ‫ִמן־ָלִכיׁש ֶאל־ַהֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהוּ ְּבֵחיל ּכֵָבד ְירוָּׁשִָלם‬ ֹ ָּ‫ַויֲַּעלוּ ַוי‬ ‫באוּ ְירוָּׁשִַלם‬ :‫באוּ ַויַַּעְמדוּ ִּבְתָעַלת ַהְּבֵרָכה ָהֶעְליוָֹנה ֲאֶׁשר ִּבְמִס ַּלת ְׂשֵדה כוֵֹבס‬ ֹ ָּ‫ַויֲַּעלוּ ַוי‬ Der Ausdruck „nach Jerusalem“ wird gedoppelt und ebenso „sie zogen herauf und kamen“: Dadurch wird erzählerisch folgendes erreicht: Der König gibt seinem Riesenheer den Befehl „nach Jerusalem“, und der Befehl „nach Jersualem“ wird ausgeführt. Hätte 2 Kg 18,17 die Formulierung von Jes 36,2 ‫ירושלמה‬, so wäre der Gleichklang der Worte im Hebräischen verlorengegangen und damit auch die akustische Unterstreichung. Bei der zweiten Wiederholung („sie zogen herauf und kamen nach Jerusalem: sie zogen herauf und kamen und stellten sich an der Wasserleitung ...auf“) wird auf einmal überraschend das Ziel Jerusalem durch den so entscheidenden Ort der Wasserleitung ersetzt, über die sie in diesem Feldzug nie hinauskommen werden. So erklären sich die Wortreihenfolge und der Unterschied der Formulierung durch die Einbettung in den Kontext. 53. 37,2 :‫ ֶבן־ָאמֹוץ ַהנִָּביא‬19,2 :‫ַהנִָּביא ֶּבן־ָאמֹוץ‬ Auch dieser Unterschied läßt sich aus der Funktion beider Stellen in Jesaja und in Könige erklären. Um Jesaja im Jesajabuch an wichtigen Stellen eindeutig zu identifizieren und zu würdigen, wird er meistens mit ‫ישעיהו‬ ‫ בן־אמוץ‬vorgestellt (Jes 1,1; 2,1; 13,1; 20,2; 37,2; 37,21; 38,1). In 37,2 und 38,1 kommt nachgestellt noch ‫ הנביא‬dazu. In Jesaja wird der Prophet sonst nur noch in 39,3 ‫ הנביא‬genannt. In Jes 8,3 kommt die Betitelung von Jesajas Frau als ‫ הנביאה‬dem nahe. Wahrscheinlich wird Jesaja in Jes 36-39 ‫הנביא‬ genannt, weil er hier gegenüber dem König Hiskia erkennbar die Funktion eines ‫ נביא‬ausübt. In Könige hingegen ist ‫ הנביא‬ein häufiger Titel für die von Gott zu den Königen mit einem Wort gesandten Männer. In 2 Kg 19,2 wird der Prophet Jesaja eingeführt; es ist das erste Mal, daß er im Buch auftaucht. Vielleicht schien es dem Verfasser passender, ihn als „den Propheten Jesaja, 151 den Sohn des Amoz“ vorzustellen, eventuell, damit man den Prophetentitel eindeutiger auf Jesaja beziehen mußte und nicht etwa auf Amoz („zu Jesaja, dem Sohn des Propheten Amoz“).230 An den übrigen Stellen ist die Formulierung von Kg und Jes meist gleich.231 In Könige finden sich drei Stellen, in denen eine Benennung Jesajas keine Entsprechung im Jesajatext hat. Interessanterweise gehören sie alle zu 2 Kg 20 und stehen im Zusammenhang mit der Heilung Hiskias (20,8.9.11), welche ohnehin die meisten Abweichungen zwischen Jesaja und Könige aufweist (siehe Nr. 126 unter „9.“ und Nr. 130 unter „ 6.2.3“). 153. 39,8 :‫ ִּכי יְִהֶיה ָׁשלֹום ֶוֱאֶמת ְּביָָמי‬20,19 :‫ֲהלֹוא ִאם־ָׁשלֹום ֶוֱאֶמת יְִהֶיה ְביָָמי‬ Beide etwas unterschiedlichen Aussagen kann und muß man wohl auch inhaltlich gleich verstehen. Denn beide werden inhaltlich von der Aussage Hiskias bestimmt, daß das Wort Jesajas eine „gute“ Nachricht sei. Die mit ‫ ֲהלֹוא‬eingeleitete Frage bringt in der Regel eine Tatsache zum Ausdruck und entspricht damit dem ‫ ִּכי‬in Jes 39,8. Es handelt sich zwar um ein Wort, das eine zukünftige Katastrophe schildert, aber Hiskia gewinnt ihm eine Heilsaussage für die Gegenwart ab. Eine mit ‫ ֲהלֹוא‬eingeleitete Frage gibt es sowohl in Jesaja232 als auch in Könige häufig.233 Sie vermittelt den Eindruck einer lebendigen Wiedergabe einer Rede. Der Verfasser des Königewerkes hatte eine Vorliebe für die Redewendung ‫ הלוא הם כתובים‬und damit auch für diese Form der Frage. Falls man von anderer Stelle her zeigen könnte, daß er die Hiskiaerzählungen bei Jesaja entlehnt hat, würde sich der Unterschied an unserer Stelle dadurch erklären, daß er die Aussage des Jesajatextes inhaltlich gleich, aber in seiner eigenen Idiomatik ausgedrückt hat. 230 Allerdings findet sich in 1 Kg 16,7.12 die Bezeichnung ‫וגם ביד־יהוא בן־חנני‬ ‫הנביא‬, so daß im Königewerk hier zur Einführung eines Propheten eine ähnliche Formulierung steht wie in Jes 37,2. Vgl. auch 2 Kg 14,25. 231 Siehe Even-Shoshan, o.c., S. 508: 19,5/37,5; 19,6/37,6; 19,20/37,21; 20,1/38,1; 20,4 in etwa wie 38,4, nicht ganz wegen der unterschiedlichen Darstellung in diesem Abschnitt; 20,7/37,21; 20,14/39,3; 20,16/39,5; 20,19/39,8. 232 Jes 8,19; 10,8.9.11; 28,25; 29,17; 36,12.17.26; 37,26; 40,21.21.21.21.28; 42,24; 43,19; 44,8.20; 45,21; 48,6; 51,9.10; 57,4.11; 58,6.7. 233 1 Kg 1,11.13; 2,42; 18,13; 22,18; 2 Kg 2,18; 4,28; 5,12.12.13; 6,11.23; 18,22.27; 19,25; 20,19. Besonders hervorzuheben sind die Stellen mit der Formulierung ‫ הלוא הם כתובים‬in 1 Kg 11,41; 14,29; 15,7.23.31; 16,5.14.20.27; 22,39.46; 2 Kg 1,18; 8,23; 10,34; 12,20; 13,8.12; 14,15.18.28; 15,6.21.36; 16,19; 20,20; 21,17.25; 23,28; 24,5. Es ist eine für das ganze Werk charakteristische Redewendung. 152 3.3.2.6 Überhänge des einen gegenüber dem anderen Text (59 x = 38,56%). Für die Frage der Priorität des einen Textes gegenüber dem anderen ist die Behandlung und Deutung der Überhänge eine ganz entscheidende. Es fällt auf, daß der Königetext nicht nur zahlenmäßig (Kg: 35, Jes: 24) mehr Überhänge gegenüber Jesaja aufweist, sondern daß bei genauerer Analyse dieser 35 zu 24 Fälle ganz klar mehr schwerwiegende Überhänge bei Könige zu finden sind: Die 24 Jesajaüberhänge betreffen sechsmal einen Konsonanten, 16mal ein Wort und nur zweimal mehrere Worte, und das in demselben Kontext Jes 38,8 und 38,9-20. Die 35 Königeüberhänge beziehen sich dreimal auf einen Konsonanten, 19mal auf ein Wort und 13mal auf mehrere Worte (davon 7mal in der Parallele Jes 36 betreffend, einmal Jes 37 und 5mal Jes 38). 3.3.2.6.1 Überhänge von Jesaja gegenüber Könige (24 x = 15,69%): 3.3.2.6.1.1 Ein-Konsonant-Überhänge (6 x = 3,92%): 18; 36; 43; 110 (+ Plene Kg); 127; 144 (evtl. stilistisch); 18. 36,10 ‫ ְוַע ָּתה‬18,25 ‫ַע ָּתה‬ 36. 36,16 ‫ ַהֶּמֶלְך‬18,31 ‫ֶמֶלְך‬ 43. 36,19 ‫ ְוִכי‬234 18,34 ‫ִּכי‬ 110. 37,36 ‫ וְּׁשמִֹנים‬19,35 ‫ְׁשמוִֹנים‬ 127. 38,7 ‫ ְוֶזה־‬20,9 ‫ֶזה־‬ 144. 39,2 ‫ ַה ֶּׁשֶמן‬20,13 ‫ֶׁשֶמן‬ In vier Fällen ist das Plus bei Jesaja ein einfaches ‫ ו‬im Sinne eines „und“, in zwei Fällen geht es um ein Hê, das eine Determination anzeigt, die in Könige aber auch ohne dieses Hê vom Kontext her gegeben ist. Alle diese sechs Unterschiede stellen keinen schweren Eingriff in den Text dar; der Inhalt bleibt gleich. Man kann hier stilistische Variationen sehen. Die Annahme eines Abschreibfehlers auf einer von beiden Seiten ist nicht nötig. 3.3.2.6.1.2 Ein-Wort-Überhänge (16 x = 10,46%): 30; 39; 44; 50; 51; 71; 74; 76; 104; 111; 113; 129; 134; 145 (vgl. 143); 147; 150; 30. 36,13 ‫ ֶאת־ִּדְבֵרי‬18,28 ‫ְּדַבר־‬ 39. 36,18 ּ‫ ִחְזִקָּיהו‬18,32 -44. 36,20 ‫ ָהֵאֶּלה‬18,35 -50. 36,22 ‫ ֵאת‬18,37 -234 Siehe Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 249. 153 51. 37,2 ‫ ְוֵאת‬19,2 -71. 37,16 ‫ ְצָבאֹות‬19,15 -74. 37,17 ‫ ָּכל־‬19,16 -76. 37,18 ‫ ָּכל־‬19,17 -104. 37,32 ‫ ְצָבאֹות‬19,31 -- [‫]קר ולא כת‬ 111. 37,38 ‫ ָּבָניו‬19,37 --[‫]קר ולא כת‬ 113. 38,2 ּ‫ ִחְזִקָּיהו‬20,2 -129. 38,7 ‫ ַהֶּזה‬20,9 -134. 38,8 ‫ ַּב ֶּׁשֶמׁש‬20,11 -145. 39,2 ‫ ָּכל־ֵּבית‬20,13 ‫ֵּבית‬ 147. 39,3 ‫ ֵאַלי‬20,14 -150. 39,5 :‫ ְצָבאֹות‬20,16 -Als kleine stilistische Varianten, die nicht markant ins Gewicht fallen, kann man die Überhänge mit ‫( את‬Nr. 50, 51) und ‫( כל‬Nr. 74, 76, 145) einstufen. Sie haben ihre direkten Entsprechungen in den Ein-Wort-Überhängen in Könige: ‫( את‬Nr. 35, 63, 114) und ‫( כל‬Nr. 54, 143). Ähnlich einzustufen sind m.E. die Jesajaüberhänge ‫( ָהֵאֶּלה‬Nr. 44), ‫( ַהֶּזה‬Nr. 129) und ‫( ֵאַלי‬Nr. 147) und die vergleichbaren in Könige mit ‫( אשר‬Nr. 8), ‫( עתה‬Nr. 13), ‫( ְלָך‬Nr. 14), ‫הנה‬ (Nr. 60) und ‫( נא‬Nr. 79). 30. 36,13 ‫ ֶאת־ִּדְבֵרי‬18,28 ‫ְּדַבר־‬ Wenn das hebräische ‫ דבר המלך‬in 2 Kg 18,28 im Sinne von Chaim Cohen „Order of the King“ meint und das Akkadische „awât/amât/abât sarri(m)“ widerspiegelt, dann legt sich auch seine Schlußfolgerung nahe: „On the basis of this parallel, it is clear that the text in II Kings XVIII 28 ... is preferable to that of Isa. XXXVI 13“.235 Das ist möglich. Allerdings ist dabei noch folgendes zu bemerken: Auch in 2 Kg 18-19 taucht des öfteren der Plural für die „Worte“ Sanheribs durch Rabschake oder durch den Brief auf (18,27 direkt vor 18,28; 18,37; 19,4.4.6.16). Und im Königewerk selbst gibt es keine Parallele zu ‫ דבר המלך‬in 18,28. Man kann nun die Singularformulierung in 18,28 als lectio difficilior gegenüber den Pluralformulierungen sehen und darüber hinaus als Bewahrung eines terminus technicus. Oder man könnte sich vorstellen, daß der Verfasser von Könige im 235 154 Cohen, C., Neo-Assyrian Elements in the First Speech of the Biblical Rabsaqe, Israel and Oriental Studies 1979 (9), S. 45. Zur Formulierung‫דבר‬ ‫ המלכ‬vgl. 1 Sam 21,9; 2 Sam 24,4; 1 Chr 21,4.6; 2 Chr 19,11; 26,32; Est 1,.12.13; 2,8; 3,15; 4,3; 5,8; 8,14.17; 9,1; Pred 8,4 (siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 253-254. Wissen um diesen terminus technicus die allgemeinere Formulierung im übernommenen Jesajatext als vom Kontext her passend präzisiert hat. 39. 36,18 ּ‫ ִחְזִקָּיהו‬18,32 -Dieser Unterschied ist in Zusammenhang mit Nr. 37 und Nr. 38 zu sehen und wird unter Nr. 37 behandelt (siehe unter 3.3.2.6.2.3). 71. 37,16 ‫ ְצָבאֹות‬19,15 -104. 37,32 ‫ ְצָבאֹות‬19,31 -- [‫]קר ולא כת‬ 150. 39,5 :‫ ְצָבאֹות‬20,16 -Dieses dreimalige Plus in MT Jes gegenüber dem Konsonantentext in MT Kg ist eines der auffälligsten Merkmale in der Untersuchung der Überhänge beider Texte gegeneinander. Es ist auch schon von Gesenius als ein wesentliches Argument für eine Abhängigkeit des Jesajatextes von Könige vermerkt worden. Er spricht von dem „Hineintragen eines herrschenden Idiotismus des Buches Jesaja‫ צָבאֹות ְיהָֹוה‬37,16.32; 39,5, wo 2 Kön. blos ‫ְיהָֹוה‬ steht“.236 In der Tat ist die Bezeichnung ‫ יהוה צבאות‬im Jesajabuch äußerst häufig und markant,237 im Königebuch jedoch recht selten.238 Nun besteht grundsätzlich die Möglichkeit, daß entweder Jesaja hier diese Namen hinzugefügt oder daß der Verfasser von Könige sie weggelassen hat. Ansonsten geht Gesenius in seiner Argumentation oft davon aus, daß in Jesaja gekürzt worden ist. Hier, meint er, sei in Übereinstimmung mit der Idiomatik Jesajas ergänzt worden. Eine Antwort, in welche Richtung die Übernahme gegangen ist, könnte sich finden lassen, wenn man den Gebrauch von ‫יהוה צבאות‬ nicht nur im Jesajabuch ansieht, sondern auch in Könige. Dabei fällt folgendes auf: Die vier Stellen sind nach dem Schema A-B-B’-A’ geordnet und finden sich alle in dem großen und für das ganze Buch zentralen Komplex der Elia-Elisa-Erzählungen: 236 237 Gesenius, W., Commentar über den Jesaja, o.c., S. 934. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 973, zählt 249 Stellen mit dieser Bezeichnung für Jahwe, eine davon ist in 2 Kg 19,31 nach MT Kg zwar zu lesen, aber nicht geschrieben (Even-Shoshans Nr. 187). Dazu kommen noch Stellen, die bei ihm unter Nr. 425-452 stehen, wo dieser Name zum Teil kombiniert mit ‫ אלהים‬oder ‫ אדני‬vorkommt. Von diesen Stellen des AT finden sich allein im Jesajabuch 62: Jes 1,9.24; 2,12; 3,1.15; 5,7.9.16.24; 6,3.5; 8,13.18; 9,6.12.18; 10,16.23.24.26.33; 13,4.13; 14,22.23.24.27; 17,3; 18,7.7; 19,4.12.16.17.18.20.25; 21,10; 22.5.12.14.14.15.25; 23,9; 24,23; 25,6; 28,5.22.29; 29,6; 31,4.5; 37,16.32; 39,5; 44,6; 45,13; 47,4; 48,2; 51,15; 54,5. 238 1 Kg 18,15; 19,10; 19,14; 2 Kg 3,14. Siehe Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 973. Vgl. dazu die Vorkommen in Chronik: 1 Chr 11,9; 17,7; 17,24. 155 A. 1 Kg 18,15 ...‫ַוֹּיאֶמר ֵאִלָּיהוּ ַחי ְיהָוה ְצָבאֹות ֲאֶׁשר ָעַמְד ִּתי ְלָפָניו ִּכי‬ B. 1 Kg 19,10 ּ‫ַוֹּיאֶמר ַק ֹּנא ִקֵּנאִתי ַליהָוה ֱאלֵֹהי ְצָבאֹות ִּכי־ָעְזב וּ ְבִריְתָך ְּבֵני יְִׂשָרֵאל ֶאת־ִמְזְּבחֶֹתיָך ָהָרסו‬ :‫ְוֶאת־ְנִביֶאיָך ָהְרגוּ ֶבָחֶרב ָוִאָוֵּתר ֲאִני ְלַבִּדי ַויְַבְקׁשוּ ֶאת־נְַפִׁשי ְלַקְח ָּתּה‬ B’. 1 Kg 19,14 ּ‫ַוֹּיאֶמר ַקֹּנא ִקֵּנאִתי ַליהָוה ֱאלֵֹהי ְצָבאֹות ִּכי־ָעְזבוּ ְבִריְתָך ְּבֵני יְִׂשָרֵאל ֶאת־ִמְזְּבחֶֹתיָך ָהָרסו‬ :‫ְוֶאת־ְנִביֶאיָך ָהְרגוּ ֶבָחֶרב ָוִאָוֵּתר ֲאִני ְלַבִּדי ַויְַבְקׁשוּ ֶאת־נְַפִׁשי ְלַקְח ָּתּה‬ A’ 2 Kg 3,14 ...‫ַוֹּיאֶמר ֱאִלי ָׁשע ַחי־ְיהָוה ְצָבאֹות ֲאֶׁשר ָעַמְד ִּתי ְלָפָניו ִּכי‬ Es ist hier nicht der Ort, eine Struktur für das Königebuch zu entfalten, aber ein paar Bemerkungen sind in diesem Zusammenhang doch angebracht. Auffällig ist, daß das Königewerk mit einem geeinten Königreich Israel und Juda unter Salomo als Sohn Davids beginnt, daß der mittlere Teil die Geschichte des getrennten Königreiches verfolgt und daß das Werk im dritten Teil die „Endgeschichte“ des übriggebliebenen Juda bis zur Zerstörung Jerusalems und des Tempels zeichnet, also wieder ein einziges Königreich unter einem Davididen. Am Anfang und Ende stehen einerseits die Dynastie Davids (in Salomo und Jojachin) und andererseits Jerusalem (als auserwählter Ort mit dem Tempel) im Blickpunkt, allerdings in einem traurigen Kontrast von Herrschaft und Aufbau am Anfang und Zerstörung und Ohnmacht am Ende. Im Zentrum des mittleren Teils dominieren aber nicht zwei Könige, sondern zwei Propheten, Elia und Elisa. Die Kapitel, in denen sie auftreten und das Geschick der Königreiche im Auftrag Gottes mitbestimmen, erstrecken sich von 1 Kg 17-22 und 2 Kg 1-13, also über 19 Kapitel, in einem Werk, das 47 Kapitel umfaßt. Dabei sind Elia und Elisa einander so ähnlich, und es gibt so viele Parallelen zwischen beiden, daß sie wie Zwillingspropheten erscheinen, oder besser gesagt, wie Vater und Sohn im geistlich prophetischen Sinn (vgl. 2 Kg 2,9). Der Titel „Jahwe Zebaoth“ setzt nun aber Gott besonders in Beziehung zu den Heerscharen der Erde (insbesondere Israels, 1 Sam 17,45) und des Himmels (vgl. 1 Kg 22,19). Er schildert Jahwe als den König der ganzen Welt, von Himmel und Erde. Entsprechend gibt die LXX239 1 Kg 19,10 und 19,14 „Ζηλω ν ε ζη λωκα τω κυρι ω παντοκρα τορι“ wieder. In 1 Kg 18,15 und 2 Kg 3,14 ist die Übersetzung auch gleichbleibend: „Ζη κυ ριος τω ν δυνα μεων“. Gott ist Jahwe der Heere, der Allmächtige, aber wie kann es dann so weit kommen, 239 156 Nach Alfred Rahlfs, Septuaginta, Stuttgart: 1935. daß der Tempel in Jerusalem am Ende zerstört daliegt, der Sohn Davids entmachtet ist und sich freuen muß, daß er im Exil erhöht und wieder freundlich behandelt wird? Die Antwort wird im Mittelteil des Buches gegeben, wo der Zerfallsprozeß des Nordreiches geschildert wird, der sich später im Südreich genauso wiederholt. Mit der Dynastie Omris und insbesondere mit Ahab wird nach der Ursünde Jerobeams eine neue Ebene des Abfalls eingeleitet (1 Kg 16,29-33). In dieser Zeit nun erweckt sich Jahwe Zebaoth einen Elia und später als seinen Nachfolger einen Elisa. Relativ am Anfang beider Erzählzyklen, bei dem des Elia und dem des Elisa, steht A (1 Kg 18,15) und A’ (2 Kg 3,14). Der Gott, vor dem sie stehen und dem sie dienen, wird als Jahwe Zebaoth, als Herr der Welt beschrieben. Die Zyklen zeigen, daß dies beinhaltet, daß er die Macht hat, den Himmel zu verschließen und wieder zu öffnen, die Heere Israels oder der Aramäer mit Sieg oder Niederlage zu versehen. Seine himmlischen Heere sind jeder Armee überlegen (2 Kg 6,17). Er ist Herr über Leben und Tod und kann seinen Diener Elia in einem Feuerwagen seines himmlischen Heeres zu sich nehmen. In dem Kapitel nun, in dem Elia am Ende ist, und zwar am Berge Gottes, am Horeb, wo der Bund Jahwes mit Israel angefangen hatte, in diesem Kapitel tauchen Elia und Elisa zum ersten Mal gemeinsam auf, und zwar als Antwort auf die Worte Elias in 1 Kg 19,10 und 19,14. Anders als bei Mose, wo Jahwe sich mit Donner und Blitz, mit Rauch und Erdbeben auf dem Sinai offenbarte, um seinen Bund anzubieten und zu schließen (Ex 19,56.16ff; 20,18; vgl. auch Ex 33-34), offenbart sich Gott als Antwort auf Elias Worte in 19,10 in einem „stillen sanften Sausen“. Diese Offenbarung Gottes ist ein Gleichnis und von 19,10 und 19,14 eingerahmt. Es ist die zentrale Gottesoffenbarung im Buch Könige, im Rückgriff auf den Bund vom Berg Sinai und doch neu: Nachdem Israel Jahwe verlassen hat, gibt Gott seine Antwort auf diesen Bundesbruch. Die gleichnishafte Gottesoffenbarung von 19,12 wird in 19,15-18 „ausgelegt“: Gott verzichtet auf die große Masse des Volkes und erwählt 7000 Mann, die ihre Knie nicht beugen vor dem Baal. Es ist der Weg des Restes, den er in dem Gericht übrigläßt, das er durch Hasaël, Jehu und Elisa schickt. Dieser Weg des Restes läßt die Allmacht Jahwe Zebaoths unscheinbar erscheinen wie ein „stilles sanftes Sausen“. Aber es ist eine grundsätzliche Weichenstellung,240 die sich auch in späteren Propheten, wie etwa bei Jesaja, findet. 240 Elia als Gegenstück zu Mose ist nie in Vergessenheit geraten, siehe Mal 3,2224 und Mt 17,3. 157 Indem der Verfasser des Königewerkes den Namen ‫ יהוה צבאות‬auf diese zentralen Elia-Elisa- Kapitel beschränkt und speziell das Zentrum des A-BB’-A’ Musters um 19,12 gestaltet sein läßt, zeigt er, daß ‫ יהוה צבאות‬immer noch ‫ יהוה צבאות‬ist, trotz aller Katastrophen in Israel und aller verlorenen Schlachten, daß er der Weltherrscher ist und der Gott Israels auf dem Wege des Restes, der ihm treu bleibt. In diesem Sinne wird auch im Königewerk an der Nathanverheißung für ganz Israel festgehalten (1 Kg 11,39), was sich nicht zuletzt im Abschluß des ganzen Werkes zeigt: Die Verheißung des Bundes Gottes mit Israel, daß er die Israeliten auch im Exil bei ihren Feinden Gnade finden lassen kann (Dt 30,3; 32,36; vgl. 1 Kg 8,33-34.44-50!), wird greifbar in der Begnadigung Jojachins durch Evil-Merodach, den König von Babel. Das letzte Wort ist nicht Gericht, sondern Gnade, Gnade auch für das Haus David. Zusammenfassend läßt sich also zu dem Gebrauch von ‫ יהוה צבאות‬im Königewerk sagen, daß der Verfasser die vier Stellen,241 an denen diese Gottesbezeichnung vorkommt, bewußt ausgewählt und plaziert hat. Das „‫ “צבאות‬in Jes 37,16.32 und 39,5 ist von daher kein Argument für eine Priorität des Königetextes. 111. 37,38 ‫ ָּבָניו‬19,37 --[‫]קר ולא כת‬ MT Jes identifiziert die Attentäter Sanheribs Adrammelech und Sarezer mit „seinen Söhnen“, was nicht im Konsonantentext von MT Kg steht, sondern nur als zu lesende Variante. In vielen masoretischen Handschriften von Könige242 und den alten Übersetzungen (LXX, Targum u.a.) steht allerdings „seine Söhne“. Die schwierigere Lesart ist freilich MT Kg ohne „seine Söhne“. Wenn „seine Söhne“ ursprünglich im Text stand, wird kein Verfasser oder Editor es haben streichen wollen. Es könnte höchstens durch einen Abschreibfehler unabsichtlich fortgefallen sein. 113. 38,2 ּ‫ ִחְזִקָּיהו‬20,2 -Durch das Fehlen von Hiskia in 2 Kg 20,2 ändert sich der Sinn nicht, das Subjekt ist auch dort implizit Hiskia. Warum der Name in Jesaja steht und in Könige nicht, muß seinen Grund nicht in einem Abschreibfehler haben, 241 In dem Zusammenhang ist vielleicht noch bemerkenswert, daß an fünf anderen Stellen im Königewerk Israel (2 Kg 17,16) und Juda (2 Kg 21,3.5; 23,4-5) dem ganzen Heer des Himmels (‫ )לכל צבא השמים‬götzendienerisch verfallen sind. In 1 Kg 22,19 aber sieht der Prophet Micha Ben Jimla Jahwe auf seinem Thron und das ganze Heer des Himmels (‫ )וכל־צבא השמים‬ihm zu Diensten stehend. 242 Siehe den BHS-Apparat zur Stelle. 158 es könnte auch beabsichtigt sein. Mitunter kann man z.B. feststellen, daß Namen wichtiger Personen in einer ganz bestimmten Anzahl vorkommen, die möglicherweise absichtlich so gewählt ist. Ein Beispiel für diese Praxis in Könige scheint mir in Zusammenhang mit David gegeben zu sein. Im Königewerk spielen zwei Personen als Maßstab für die Könige eine herausragende Rolle, negativ Jerobeam, „der Israel sündigen machte“, positiv David. Ist es Zufall, daß die Vergleiche mit David tabellarisch so wiedergegeben werden können? Vergleiche mit David: 1. 1 Kg 3,3 Salomo 2. 3,14 Salomo 3. 9,4 Salomo 4. 11,4 Salomo 5. 11,6 Salomo 6. 11,33 Salomo 7. 11,38 Jerobeam 8. 14,8 Jerobeam 9. 15,3 Abia 10. 15,11 Asa 11. 2 Kg 14,3 Amazja 12. 16,2 Ahas 13. 18,3 Hiskia 14. 22,2 Josia Juda Juda Juda Juda Juda Juda Israel Israel Juda Juda Juda Juda Juda Juda A. Die ersten sechs betreffen Salomo und Juda, die letzten sechs Juda; die im Zentrum stehenden betreffen Jerobeam und Israel. B. Die ersten drei, die von Salomo sprechen, sind positiv oder beinhalten immer noch die positive Möglichkeit. Die letzten drei sind negativ und enden mit Nr. 6 im Gerichtswort der Reichsteilung. C. Erschwerend kommt hinzu, daß Jahwe dem Salomo in Nr. 2 und 3 erschien, er aber trotzdem abgefallen ist. D. Nr. 1 spricht von einem Salomo, der Gott liebt wie David; ähnlich redet Nr. 14 von Josia. Die häufigste Schreibweise für David in MT Kg ist ‫דוד‬, das einen Zahlenwert von 14 aufweist. Evtl. ist von daher die Zahl 14 bei den Vergleichen mit David Absicht.243 Nach meiner Zählung kommt der Name Hiskia 44mal 243 Vgl. auch das Geschlechtsregister in Mt 1, bei dem die Zahl 14 und der Messias als Sohn Davids auch eine Rolle spielen. 159 in Könige vor.244 Für diese Zahl ist mir allerdings keine passende symbolische Bedeutung bekannt. Was ich mit dem Hinweis auf die mögliche 14er-Symbolik bei den Vergleichen mit David nur zu bedenken geben wollte, ist dies: Wenn eine Zahlensymbolik in diesem Zusammenhang für das Königewerk zugestanden wird, könnten auch andere herausragende Persönlichkeiten in diesem Werk symbolisch mit Zahlen in Verbindung stehen. Hiskia und Josia nun sind aber ganz herausragende positive Söhne Davids (siehe 2 Kg 18,5; 23,25). Daher bekommen sie im Vergleich zu den anderen Königen in den Schlußkapiteln auch besonders breiten Raum. Deswegen würde es nicht verwundern, wenn der Verfasser ihnen besondere Aufmerksamkeit zuwendete, auch in Zusammenhang mit der Anzahl des Vorkommens ihrer Namen. Falls der Verfasser von Könige den Jesajatext übernommen hat, hat er möglicherweise den Namen in 2 Kg 20,2 aus einem solchen Grund weggelassen. Im Buch Jesaja kommt der Name Hiskia 33mal vor.245 Diese Zahl 33 könnte in Jesaja absichtlich sein, weil das zentrale Konzept des ‫ עבד יהוה‬im Jesajabuch auch 33 Vorkommen zählt und dieses Konzept in der Person Davids in Jes 36-39 eine entscheidende Rolle zur Rettung der Stadt spielt (37,35). Hiskia als Sohn Davids hat mit seinem Gebet und den ihm gegebenen Verheißungen ebenfalls starken Anteil an dieser Rettung. 134. 38,8 ‫ ַּב ֶּׁשֶמׁש‬20,11 -Dieser Unterschied befindet sich in dem Bereich, in welchem das Jesajabuch die stärksten Überhangabweichungen vom Königetext hat (vgl. Nr. 135 und 136 unter 3.3.2.6.1.3). Aber auch der Königetext hat hier 244 Siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 463 und 357 (zu 2 Kg 20,12 gibt er fälschlicherweise auf S. 357 nur einmal den Namen Hiskia an). In der „besonders“ langen Form ‫ יחזקיהו‬kommt der Name nur einmal in 2 Kg 20,10 vor. (So wird der König Hiskia 40mal im AT bezeichnet, 37mal in 1. und 2. Chr, dann noch Jes 1,1; Jer 15,4 und an dieser Stelle in Könige.) Die „Kurzform“ ‫ חזקיה‬findet sich, wenn man 2 Kg 18,13 miteinschließt, achtmal: 2 Kg 18,1.10.13.14.14.15.16.16 (so Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 357; daneben noch im AT in Spr 25,1; Zeph 1,1; 1 Chr 3,23; Neh 7,21; 10,18). Die Form ‫ חזקיהו‬kommt nach Even-Shoshan (p. 357) 72mal im AT vor und ist damit am häufigsten. Sie findet sich in 2 Kg 16,20; 18,9.17.19.22.29; 18,30.31.32.37; 19,1.3.5.9.10.14.14.15.20; 20,1.3.5.8; 20,12.12.13.13; 20,14.14.15.16.19.20.21; 21,3. 245 32mal in der Form ‫ חזקיהו‬in Jes 36-39: 36,1.2.4.7.14.15.16.18.22; 37,1.3.5.9.10.14.14.15.21; 38,1.2.3.5.9.22; 39,1.2.2.3.3.4.5.8 (siehe A. EvenShoshan, A New Concordance, o.c., S.357). In Jes 1,1 steht ‫יחזקיהו‬. Die kurze Form ‫ חזקיה‬kommt in MT Jes nicht vor. 160 ausgeprägte Überhänge gegenüber dem Jesajatext (vgl. Nr. 117; 121; 122; 124; 130). Ebenso fallen die unterschiedlichen Plazierungen Nr. 125 <=> 137; Nr. 126 <=> 138 in diesen Zusammenhang (wiederum mit Überhängen von Könige gegenüber Jesaja). Von daher findet sich in Jes 38 und 2 Kg 20,1-11 der Bereich, in dem - in welcher Richtung auch immer - die stärksten Veränderungen bei der Übernahme des einen durch den anderen stattgefunden haben. Neben 2 Kg 18,13-17 / Jes 36,1-2 drängt sich bei diesem Textbereich am stärksten die Frage auf, ob nicht der übernehmende Teil zu einer anderen zweiten Quelle Zugang gehabt hat. Wenn Jes 38 ursprünglich ist und von 2 Kg 20 mitverwertet worden ist, so legen doch die ausgeprägten Überhänge im Königetext nahe, daß der Verfasser Zugang zu einer weiteren Tradition hatte. Wenn 2 Kg 20,1-11 die Priorität haben sollte, so hat der Verfasser von Jes 38 zusätzlich noch Zugang zu einer Tradition gehabt, der er den Psalm Hiskias entnehmen konnte. Die Unterschiede sind darum wahrscheinlich nicht textkritisch zu erklären, sondern im Rahmen der Art, wie beide Verfasser diese Einzelgeschichte in ihren Gesamtrahmen eingearbeitet haben. Was nun ‫ ַּב ֶּׁשֶמׁש‬betrifft, so wird dadurch und auch durch das Ende von V.8 ‫ ַו ָּתָׁשב ַה ֶּׁשֶמׁש ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות‬in Jesaja klar, daß bei diesem Zeichen (vgl. 7,11) die Sonne beteiligt war. Im Königetext, in dem nicht von der Sonne die Rede ist, ist der im hebräischen maskuline Schatten (‫צל‬ ֵּ‫ )־ַה‬als Subjekt etwas schwierig für das feminine Verbum (‫)ֲאֶׁשר ָיְרָדה‬. Vielleicht ist daher auch in Könige als nicht ausgesprochenes Subjekt dieses Satzes „sie“, d.h. die Sonne, zu verstehen. Man weiß nicht genau, ob es sich hier um eine Sonnenuhr gehandelt hat oder um den Schatten etwa eines Obelisken, der an den Stufen einer von Ahas gebauten Treppe mit der Sonne zurückging.246 Textkritisch gesehen wäre der kürzere und schwierigere Text in Könige der wahrscheinlich ursprünglichere. Aber, wie gesagt, ist hier gerade in Jes 38 / 2 Kg 20,1-11 besondere Vorsicht mit solchen Annahmen geboten, da beide Texte einige Überhänge haben und eine Überarbeitung des übernehmenden Teils klar ist.247 3.3.2.6.1.3 Mehr-Wort-Überhänge (2 x = 1,31%): 135 (7 Worte); 136 (141 Worte). 135. 38,8 :‫ ַו ָּתָׁשב ַה ֶּׁשֶמׁש ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות ַּבַּמֲעלֹות ֲאֶׁשר ָיָרָדה‬20,11 -246 247 Vgl. Young, The Book of Isaiah II, o.c., S. 513-514. Zu der für Jes 38,8 nicht einfachen Lage der Textüberlieferung siehe auch Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 261-263. 161 136. 38,9-20 :‫ ַעל־ֵּבית ְיהָוה‬... ֹ‫לתו‬ ֹ ‫ ִמְכ ָּתב ְלִחְזִקָּיהוּ ֶמֶלְך־ְיהּוָדה ַּבֲח‬20,11 -Diese beiden markantesten Überhänge von Jesaja gegenüber dem Königetext sind zusammen zu behandeln. Das Ende von V.8 zeigt die wunderbare Erfüllung des von Gott angebotenen Zeichens. Mit dem gegebenen Zeichen konnte Hiskia wissen, daß er a) von seiner Krankheit genesen wird und b) von den Assyrern errettet werden wird (38,6). Dann folgt der Psalm Hiskias, den er verfaßte, nachdem er von seiner lebensgefährlichen Krankheit genesen war, worauf V. 21 die Begleitumstände der Heilung noch einmal aufgreifen und der V. 22 mit der Frage Hiskias nach einem Zeichen noch vor das gegebene Zeichen zurückgeht. Wir hatten schon gesehen, daß Gesenius in seiner weichenstellenden Untersuchung diese Reihenfolge (gerade V. 21-22 betreffend) unmöglich fand. Die Versetzung des Textes in 38,21.22 sei so ungeschickt, daß sie nicht intendiert sein könne und nicht zum Gesamtbefund passe, nach dem man den Eindruck habe, der spätere Bearbeiter hätte mit Nachdenken und Besonnenheit gearbeitet. 248 Aber ist es wirklich unbesonnen? Oder hat Gesenius nur den wesentlichen Punkt, welchen Jesaja mit dieser Anordnung betonen wollte, übersehen? Der Psalm Hiskias und Jes 38 enden mit denselben Worten, die dadurch als wesentlicher Inhalt von Jes 38, sozusagen als die Pointe am Schluß, hervorgehoben werden: 38,19-20: :‫ַחי ַחי הּוא יֹוֶדָך ָּכמוִֹני ַהיֹּום ָאב ְלָבִנים יֹוִדיַע ֶאל־ֲאִמ ֶּתָך‬ :‫ְיהָוה ְלהוִֹׁשיֵעִני וְּנִגנוַֹתי ְננֵַּגן ָּכל־יְֵמי ַחֵּיינוּ ַעל־ֵּבית ְיהָוה‬ 38,22: :‫ָמה אֹות ִּכי ֶאֱעֶלה ֵּבית ְיהָוה‬ Es geht Hiskia, dem Sohn Davids (38,5), um das Haus Jahwes. Er will leben, um Gemeinschaft mit Jahwe zu haben allezeit. Das ist sein Lebensinhalt, sein Wunsch und Gebet, sein Lobpreis. Der Aufbau von Kap. 38 ist alles andere als ungeschickt, sondern streicht diesen Inhalt heraus: A. 38,1: Gottes Wort durch Jesaja: Hiskia wird nicht leben. B. 38,2-3: Hiskias Bitte: Denk an mein Leben in Frömmigkeit (‫)ֶּבֱאֶמת‬. C. 38,4-8: Gottes Wort durch Jesaja: 15 Jahre dazu, Rettung von Assur und Zeichen. C.’ 38,9-20: Hiskias Dankpsalm nach der Heilung; der Vater tut den Kindern die Treue Gottes (‫ )ֶאל־ֲאִמ ֶּתָך‬kund, seine Freude, zum Haus Jahwes zu gehen. A.’ 38,21: Gottes Wort durch Jesaja: Hiskia wird leben. 248 162 Gesenius, W., Commentar über den Jesaja 13-39, o.c., S. 934. B.’ 38,22: Hiskias Frage: Was ist das Zeichen, daß ich wieder zum Haus Jahwes gehen kann.? Im Zentrum von Kap. 38 stehen so das Wort Gottes über die Begnadigung Hiskias zum Leben (C) und sein Dankpsalm249 als Antwort auf das Wort Gottes und die Heilung. Am Anfang des Kapitels spricht Jesaja von Hiskias Tod (‫לא ִתְחֶיה‬ ֹ ‫)ְו‬, am Ende von seinem Leben (‫)ְויִֶחי‬. Am Anfang spricht Hiskia sein Gebet, das die Wende bringt, am Ende fragt er nach einem Gotteszeichen für die verheißene Wende. Der gute Ausgang am Ende ist die Pointe, auf die alles hinausläuft, und dort steht das Hinaufgehen zum Haus Jahwes als Inbegriff des Lebens und des Lebenszweckes. Damit steht das Ende von Jes 38 in Kontrast zu dem Ende von Jes 36-37: Sanherib stirbt im Hause seines Götzen Nisroch, getötet von den eigenen Söhnen. Das Götzenhaus erweist sich als ein Haus des Todes durch die eigenen Kinder. In Jes 38 ist das Haus Gottes der Ort, an dem der Vater lebt, singt und spielt und seinen Kindern die Treue Jahwes kundtut. Was ja auch der Sinn der Aufbewahrung dieses Psalmes ist! Und das Ende von Jes 38 hat auch eine Beziehung zu dem Ende von Jes 39: In beiden Kapiteln hat dieser fromme König das letzte Wort. Und die letzten Worte, die wir von ihm in beiden Kapiteln hören, sind Worte, mit denen er auf das Wort Gottes antwortet und es respektiert. In der Formulierung ‫ ָׁשלֹום ֶוֱאֶמת ְּביָָמי‬findet sich einerseits eines der Schlüsselworte im Munde Hiskias: ‫ ֱאֶמת‬und andererseits mit ‫ ָׁשלֹום‬auch eines der Schlüsselworte in Jes 40-66 (vgl. 48,22; 57,21). Mit anderen Worten, der Aufbau von Jes 38 paßt total in den Aufbau von Jes 36-39 und damit auch ins Buchganze. Gerade der Psalm Hiskias ist hier wichtig. Hiskia schildert in diesem Lied, wie er von Gott um seiner Sünden willen mit dem Tod bedroht wurde (38,10-13), dann aber sehnsüchtig zu ihm um Hilfe (‫ ) ָׁשלֹום‬bittet (14-16), Vergebung der Sünden und neues Leben empfängt (17), was für ihn Anlaß wird, Gott sein Leben lang zu preisen. Damit schildert Hiskia als Sohn Davids dieselbe Erfahrung, die Jesaja in Jes 6 gemacht hat: Todesbedrohung in der Begegenung mit Jahwe um der eige249 Untersuchungen auch textkritischer Art zum Psalm des Hiskia sind: Begrich, Joachim, Der Psalm des Hiskia. Ein Beitrag zum Verständnis von Jesaja 38,10-20, Göttingen: 1926 (Auf den Seiten 51-53 findet sich der „wiederhergestellte“ hebräische Text mit deutscher Übersetzung). Barré, Michael L., Restoring the „Lost“ Prayer in the Psalm of Hezekiah (Isaiah 38,16-17b), Journal of Biblical Literature, 1995 (114) S. 385-399. Driver, G. R., Isaiah IXXXIX: Textual and Linguistic Problems, Journal of Semitic Studies 1968 (13) S. 36-57 (Besonders auf den Seiten 55-57 finden sich Übersetzungs- und Emendationsvorschläge zu Jes 38,8.10.12.13.15). 163 nen Unreinheit und Sünde willen (6,1-5), Reinigung und Vergebung (6,6-7) und Beauftragung, das Wort Jahwes zu verkündigen (6,8ff). Das Lied Hiskias gehört zu einer Reihe von Liedern (oder poetischen Texten) im Jesajabuch, die immer wieder an markanten Stellen zentrale Inhalte des Buches reflektieren und poetisch zusammenfassen (vgl. 12,1ff; 14,4ff; 27,2ff; 38,9-20; 53,1-10; 63,7-64,11). Wenn aber im Königewerk ein anderes Interesse und ein anderer Aufbau vorlagen, so kann es gut sein, daß der Verfasser dieses Buches den Psalm Hiskias aus diesem Grunde wegließ. Das hatte aber zur Folge, daß er zwangsweise auch die Verse 21-22 anders plazieren mußte. Ferner scheint es mir wahrscheinlich, daß der König Hiskia einen Bedarf sah, diese Begebenheiten der Nachwelt zu erhalten. Antike Könige im Alten Vorderen Orient haben besonders gerne erfolgreiche Kriege, ruhmreiche Bauvorhaben und besondere Gottesbestätigungen ihrer Regierung „verewigen“ wollen. Bei der tödlichen Krankheit Hiskias muß damals ganz Juda den Atem angehalten haben. Seine vom Prophetenwort und -zeichen begleitete wunderbare Genesung wurde gewiß von ihm und anderen als Bestätigung Gottes dafür aufgefaßt, daß er als König für Juda erwählt war. Was lag näher, als diese Begebenheiten festzuhalten? Sei es durch Jesaja, den beteiligten Propheten, oder durch Schreiber am Hof. Die Überhänge im Königetext, die eine Bestätigung des davidischen Königtumes (20,6) und Zitate der persönlichen Reaktionen Hiskias enthalten (20,10), scheinen mir aus solch einer Tradition neben der uns aus dem Jesajabuch erhaltenen Version des Geschehens zu stammen. Daß Jesaja selber Begebenheiten aus der Zeit Hiskias aufgeschrieben hat und Aufzeichnungen darüber im Buch der Könige von Israel und Juda vorlagen, beides bekräftigt 2 Chr 32,32. 3.3.2.6.2 Überhänge von Könige gegenüber Jesaja (35 x = 22,88%): 3.3.2.6.2.1 Ein-Konsonant-Überhänge (3 x = 1,96%): 34; 75; 95; 34. 36,15 ‫לא‬ ֹ 18,30 ‫לא‬ ֹ ‫ְו‬ 75. 37,17 ‫ ָׁשַלח‬19,16 ֹ‫ְׁשָלחו‬ 95. 37,26 ‫ ִמיֵמי‬19,25 ‫ְלִמיֵמי‬ Die Unterschiede Nr. 34 und 95 bringen keine inhaltlichen Unterschiede mit sich; für sie gilt dasselbe wie für die Ein-Konsonanten-Überhänge bei Jesaja (siehe 3.3.2.6.1.1). Auf Nr. 75 geht H.M. Orlinsky ein. Er zählt 32 Überhänge von Könige gegenüber Jesaja. Bei diesen 32 Überhängen habe die LXX in 27 Fällen treu die hebräische Vorlage reproduziert. In den übrigen fünf Fällen könnten vier klar analysiert werden (unsere Nummern 7.; 42; 46 und 75). 164 In allen Fällen sei es klar, daß der hebräische Text einige Zeit, nachdem die LXX-Übersetzung gemacht worden war, verändert worden sei.250 Orlinsky meint zu Nr. 75, daß ֹ‫ ְׁשָלחו‬mit Suffix hier unmöglich sei und daß es durch den Einfluß von 19,4 hierher geraten sei. LXX Kg und Jes hätten den originalen Text.251 Aber ich denke, das Suffix kann sich auf „die Briefe“ / den Brief ‫ ֶאת־ ַה ְּס ָפִרים‬von 19,14 beziehen, die zwar zuerst mit ‫ַו יְִּקָר ֵאם‬ pluralisch aufgegriffen werden, aber gleich darauf mit ּ‫ ַו יְִּפְר ֵׂשה ו‬singularisch.252 Trotz des grammatischen Plurals war es auch vorher schon klar, daß es sich um einen inhaltlichen Singular handelt. Man könnte unsere Stelle übersetzen: „Höre die Worte Sanheribs, der diesen (Brief) gesandt hat, um den lebendigen Gott zu schmähen.“ Also scheinen beide Versionen, Jes und Kg, grammatisch möglich zu sein, und beide könnten, textkritisch für sich betrachtet, auch ursprünglich sein. Aber wir haben es ja bei dem Vergleich zwischen Jes 36-39 und 2 Kg 18-20 nicht nur mit einer textkritischen Ebene zu tun, sondern auch mit einer Ebene der Überarbeitung oder Einarbeitung in das entsprechende Werk. Darum ist nicht immer klar, ob es sich um eine „textkritische“ Variante handelt oder um eine Abweichung, die deswegen geschehen ist, weil der übernehmende Teil diesen Text in sein Gesamtwerk überarbeitend (nicht verfälschend) integriert hat. Denn daß die beiden Versionen sich inhaltlich gesehen nicht widersprechen, liegt auf der Hand: Die Worte Sanheribs (Jes 37,17) und der vor Gott ausgebreitete Brief (2 Kg 19,16) sind identisch. 3.3.2.6.2.2 Ein-Wort-Überhänge (19 x = 12,42%): 8; 13; 14; 16; 25; 29; 33; 35; 40; 46; 54; 60; 63; 79; 81; 83; 92; 114; 143; 8. 36,2 -- 18,17 ‫ֲאֶׁשר‬ 13. 36,6 -- 18,21 ‫ַע ָּתה‬ 14. 36,6 -- 18,21 ‫ְּלָך‬ 16. 36,7 -- 18,22 :‫ִּבירוָּׁשִָלם‬ 25. 36,12 -- 18,27 ‫ֲאֵליֶהם‬ 29. 36,13 -- 18,28 ‫ַוְיַדֵּבר‬ 250 The Kings-Isaiah Recensions of the Hezekiah Story, JQR 1939-40 (30) S. 3349, bes. S. 44. 251 Ebd., S. 48. 252 Vgl. Gesenius, W.; Kautzsch, E.; Bergsträsser, G., Hebräische Grammatik, 28. Aufl. von Gesenius/Kautzsch <1909> plus Bergsträsser, Hildesheim: 1962, §124 b Fußnote 1. 165 33. 36,14 -- 18,29 :‫ִמָּידֹו‬ 35. 36,15 -- 18,30 ‫ֶאת־‬ 40. 36,18 ּ‫צילו‬ ִּ‫ ַהִה‬18,33 ּ‫צילו‬ ִּ‫צל ִה‬ ֵּ‫ַהַה‬ 46. 36,21 -- 18,36 ‫ָהָעם‬ 54. 37,4 -- 19,4 ‫ָּכל־‬ 60. 37,9 -- 19,9 ‫ִהֵּנה‬ 63. 37,11 -- 19,11 ‫ֵאת‬ 79. 37,20 -- 19,19 ‫ָנא‬ 81. 37,20 -- 19,19 ‫ֱאלִֹהים‬ 83. 37,21 -- 19,20 :‫ָׁשָמְע ִּתי‬ 92. 37,25 -- 19,24 ‫ָזִרים‬ 114. 38,2 -- 20,2 ‫ֶאת־‬ 143. 39,2 ‫ ֶאת־ֵּבית‬20,13 ‫ֶאת־ ָּכל־ֵּבית‬ Wie schon unter 3.3.2.6.1.2 bei den Ein-Wort-Überhängen von Jesaja erwähnt, kann man die Überhänge mit ‫( את‬Nr. 35, 63, 114) und ‫( כל‬Nr. 54, 143) als kleine stilistische Varianten einstufen, die nicht markant ins Gewicht fallen. Sie haben ihre direkten Entsprechungen in den Ein-WortÜberhängen in Jesaja: ‫( את‬Nr. 50, 51) und ‫( כל‬Nr. 74, 76, 145). Ähnlich einzustufen sind m.E. die Königeüberhänge mit ‫( אשר‬Nr. 8), ‫( עתה‬Nr. 13), ‫( ְלָך‬Nr. 14), ‫( הנה‬Nr. 60) und ‫( נא‬Nr. 79) und die vergleichbaren in Jesaja ‫( ָהֵאֶּלה‬Nr. 44), ‫( ַהֶּזה‬Nr. 129) und ‫( ֵאַלי‬Nr. 147). 16. 36,7 -- 18,22 :‫ִּבירוָּׁשִָלם‬ Weil die große Jesajarolle von Qumran hier ‫ ִּבירוָּׁשִָלם‬hat, sagt Kaiser: „Daß der Text des Jesajabuches im Fluß geblieben ist, dürften die sieben Stellen hinreichend zeigen, in denen 1QJsa mit dem Königetext die ursprüngliche Lesart bezeugt, vgl. 1QJsa Jes 36,5aα.7aα..12bβ. 36,15bα 37,6aα und 7aβ mit II Reg 18,20aα.22aα.27bβ.30bα 19,6aα und 7aβ.“253 Aber warum ist unsere Stelle nicht die ursprüngliche Lesart? Wir hatten gesehen, daß Van der Kooij zu den Charakteristiken der großen Jesajarolle von Qumran zählt, daß „Varianten, die durch Einfluss einer anderen Stelle des Jesajabuches entstanden sind ... oder durch Einfluss einer Stelle ausserhalb des Jesajabuches“ vorkommen.254 Der Text ohne „in Jerusalem“ in MT Jes ist eindeutig die schwierigere Lesart. Was sollte auch der Grund für ein Wegfallen gewesen sein? Die Lesart ist die wahrscheinlichste, welche die Entstehung der anderen am besten erklärt. Wenn Jesaja nicht „in Jerusalem“ 253 254 166 Kaiser, Die Verkündigung des Propheten Jesaja im Jahre 701, o.c., S. 314. Van der Kooij, o.c., S. 98-100. geschrieben haben sollte, dann ist es verständlich, warum der Verfasser von Könige bei der Übernahme des Jesajatextes möglicherweise ‫ ִּבירוָּׁשִָלם‬ergänzt hat: Es paßt zu seiner Betonung im ganzen Werk, daß Jerusalem der von Gott erwählte Ort der Anbetung ist.255 Auch MT Jes impliziert natürlich, daß der in 36,7 angesprochene Altar in Jerusalem steht, aber er sagt es nicht ausdrücklich. Der Verfasser in Könige aber schreibt es expressis verbis. 25. 36,12 -- 18,27 ‫ֲאֵליֶהם‬ Bei Übernahme des Jesajatextes durch Könige wäre das Motiv für die Hinzufügung von ‫ ֲאֵליֶהם‬deutlich: Der Verfasser wollte klarstellen, daß der Rabschake in 18,27 noch zu den drei Unterhändlern von V. 26 redet (zu Eljakim, Schebna und Joach, allerdings primär zu Eljakim, dem Führer der Unterhändler, darum die Einzahl in „zu deinem Herrn“ in V. 27). Erst ab V. 28, als er sich provokativ hinstellt und mit lauter Stimme schreit, richtet er sich demnach gezielt an die Volksmenge auf der Mauer. Allerdings ist klar, daß er auch vorher Jüdisch gesprochen hat, um seine demoralisierende Kriegspropaganda unters Volk zu bringen. 29. 36,13 -- 18,28 ‫ַוְיַדֵּבר‬ Evtl. hat der Verfasser des Königewerkes ‫ ַוְיַדֵּבר‬idiomatisch eingefügt, als er den Plural in der Vorlage in den Singular (vgl. Nr. 30 oben S. 152-153 unter 3.3.2.6.1.2) verwandelt hat, um im Sinne eines terminus technicus die Worte des Rabschake als „Befehl des Königs“ einzuleiten: :‫ַוְיַדֵּבר ַוֹּיאֶמר ִׁשְמעוּ ְּדַבר־ַהֶּמֶלְך ַהָּגדֹול ֶמֶלְך ַאּׁשּור‬. 33. 36,14 -- 18,29 :‫ִמָּידֹו‬ In Jesaja 36-39 kommt der Gedanke, daß Jahwe „aus der Hand“ (‫ מידי‬,‫)מידו‬ des Feindes errettet, fünfmal vor, viermal vom Rabschake verneint, einmal von Hiskia erbeten: In 36,18.19.20.20 bestreitet der Rabschake, daß Jahwe Jerusalem aus der Hand des Königs von Assyrien retten könne. Er könne das genauso wenig, wie die Götter der von Assur unterworfenen Völker diese retten konnten. Hierbei wird besonders auch Samaria ausdrücklich erwähnt.256 In 2 Kg nun kommt die Formulierung, außer in den Parallelstellen zu Jesaja (18,33.34.35.35; 19,19) und in unserer Überhangstelle 18,29, noch direkt 255 Vgl. z.B. die Tatsache, daß die Könige Judas immer wieder auch an ihrer Haltung zu den Höhenkulten gemessen werden (1 Kg 15,14; 22,44). Gerade Hiskia und Josia taten sich hier positiv hervor (2 Kg 18,4; 23,8). 256 In 37,10 (2 Kg 19,10) bestreitet Sanheribs Brief, daß Jahwe Jerusalem bewahrt, daß es nicht „in die Hand“ des Königs von Assur gegeben werde: ‫לא ִתנֵָּתן ְירוָּׁשִַלם ְּבַיד ֶמֶלְך ַאּׁשּור‬ ֹ . Ähnlich auch Jes 36,15/2 Kg 18,30. 167 vor dem Beginn der Hiskiaerzählung vor, nämlich in 17,39. Ja, in gewissem Sinne gehört das Kapitel 17 mit zur Hiskiaerzählung, weil Hiskia in 16,20 schon als Nachfolger von Ahas den Thron besteigt, weil der in Kap. 17,3-6 verhandelte Fall Samarias unter Hosea257 ausdrücklich noch einmal in 18,912 genau parallel wiedererzählt und dabei mit der Regierung Hiskias in 18,9 synchronisiert wird. In 17,38-39 wird zur Bundestreue aufgefordert mit der Verheißung der Rettung aus der Hand der Feinde: :‫לא ִתיְראוּ ֱאלִֹהים ֲאֵחִרים‬ ֹ ‫לא ִתְׁש ָּכחוּ ְו‬ ֹ ‫ְוַהְּבִרית ֲאֶׁשר־ ָּכַר ִּתי ִא ְּתֶכם‬ :‫ציל ֶאְתֶכם ִמַּיד ָּכל־אֹיְֵביֶכם‬ ִּ‫ִּכי ִאם־ֶאת־ְיהָוה ֱאלֵֹהיֶכם ִּתיָראוּ ְוהּוא ַי‬ Während nun aber in 17,40-41 deutlich gesagt wird, daß das Nordreich Israel den Bund gebrochen hat (und impliziert deswegen auch untergegangen ist), beginnt mit 18,1 synchronisiert mit dem letzten König des Nordreiches Hosea die Geschichte Hiskias, der den Bund gehalten hat und aus der Hand der Feinde errettet wurde: :‫ַויְִהי ִּבְׁשַנת ָׁשלֹׁש ְלהוֵֹׁשַע ֶּבן־ֵאָלה ֶמֶלְך יְִׂשָרֵאל ָמַלְך ִחְזִקָּיה ֶבן־ָאָחז ֶמֶלְך ְיהּוָדה‬ Es ist klar, daß durch diesen Aufbau von 2 Kg 17 und 18,1ff Hosea und Hiskia, Israel und Juda miteinander kontrastiert werden. Der Vers 17,39 gehört nicht nur zum Abschluß der Geschichte Samarias, sondern ist gleichzeitig Einleitung für die wunderbare Errettung von Jerusalem und Juda aus der Hand des Königs von Assur, weil Hiskia Jahwe als den einzigen Gott gefürchtet und auf ihn einzigartig vertraut hat (18,3-7). Mit anderen Worten: 2 Kg 18 ist ein anschauliches Beispiel für die Wahrheit von 17,39. Dazu paßt, daß auch in 18,29-35 nicht nur die Frage der Rettung aus der Hand Assurs aufgeworfen wird, sondern gleichzeitig betont wird, daß Samaria (18,34) nicht gerettet wurde. Also bereitet nicht nur Kap. 17 das Kap. 18 vor, sondern Kap. 18 schaut noch einmal kontrastierend auf Kap. 17 zurück. Samaria ging unter, nicht weil Jahwe ohnmächtig war, es zu retten, sondern weil es Gott verlassen hatte. Wenn man die Zahl der Stellen „der Rettung aus der Hand von“ zählt, kommt man auf sieben: :‫ציל ֶאְתֶכם ִמַּיד ָּכל־אֹיְֵביֶכם‬ ִּ‫ ִּכי ִאם־ֶאת־ְיהָוה ֱאלֵֹהיֶכם ִּתיָראוּ ְוהּוא ַי‬17,39 ‫א‬ :‫ציל ֶאְתֶכם ִמָּידֹו‬ ִּ‫לא יוַּכל ְלַה‬ ֹ ‫כה ָאַמר ַהֶּמֶלְך ַאל־יִַּׁשיא ָלֶכם ִחְזִקָּיהוּ ִּכי־‬ ֹּ 18,29 ‫ב‬ :‫צילוּ ֱאלֵֹהי ַהגּוִֹים ִאיׁש ֶאת־ַאְרצוֹ ִמַּיד ֶמֶלְך ַאּׁשּור‬ ִּ‫צל ִה‬ ֵּ‫ ַהַה‬18,33 ‫ג‬ ‫ ַאֵּיה ֱאלֵֹהי ֲחָמת ְוַאְרָּפד ַאֵּיה ֱאלֵֹהי ְסַפְרַוִים ֵהַנע ְוִעָּוה‬18,34 ‫ד‬ :‫צילוּ ֶאת־ׁשְֹמרֹון ִמָּיִדי‬ ִּ‫ִּכי־ִה‬ ‫צילוּ ֶאת־ַאְרָצם ִמָּיִדי‬ ִּ‫ ִמי ְּבָכל־ֱאלֵֹהי ָהֲאָרצֹות ֲאֶׁשר־ִה‬18,35 '‫ג‬ :‫ציל ְיהָוה ֶאת־ְירוָּׁשִַלם ִמָּיִדי‬ ִּ‫ ִּכי־ַי‬18,35 '‫ב‬ 257 168 Woran sich die Reflexion über den Grund für Samarias Katastrophe direkt anschließt: 17,7-41. ‫ ְוַע ָּתה ְיהָוה ֱאלֵֹהינוּ הוִֹׁשיֵענוּ ָנא ִמָּידוֹ ְוֵיְדעוּ ָּכל־ַמְמְלכֹות ָהָאֶרץ ִּכי ַא ָּתה ְיהָוה ֱאלִֹהים‬19,19 '‫א‬ :‫ְלַבֶּדָך‬ Unter 3.3.2.6.2.3 werden wir bei Nr. 42 sehen, daß der Verfasser von Könige wohl gerade in diesen Versen von seiner Jesajavorlage noch einmal abgewichen ist, weil er die Siebenzahl realisieren wollte. Das könnte hier auch geschehen sein. Die sieben Stellen lassen sich so ordnen: Die erste und letzte Stelle steht im Verhältnis von Verheißung Gottes auf der einen Seite und Inanspruchnahme der Verheißung durch Hiskia im Gebet auf der anderen Seite. Dieser Rahmen taucht die mittleren fünf Aussagen des Rabschake in das richtige Licht. Denn Sanherib leugnet durch ihn die Möglichkeit der Rettung durch Jahwe in blasphemischer Weise. B und B’ leugnen, daß Jahwe retten könne, C-D-C’ verweisen zum Beweis dafür auf die Unfähigkeit aller anderen Götter, „ihre“ Länder und Städte vor Assur zu schützen. Interessanterweise ist das Zentrum der sieben Beispiele die Stadt Samaria! Damit spielt Samaria am Anfang der Siebenerreihe (17,39) eine Rolle und im Zentrum. Die Rettung Jerusalems in A’ aber sollte aller Welt zeigen, daß Jahwe der einzig wahre Gott ist. Das ist die theologische Stoßrichtung von Hiskias Gebet und des ganzen Abschnittes 2 Kg 18-19 / Jes 36-37. 40. 36,18 ּ‫צילו‬ ִּ‫ ַהִה‬18,33 ּ‫צילו‬ ִּ‫צל ִה‬ ֵּ‫ַהַה‬ Zu dem eben entfalteten Gedankengang paßt auch dieser Unterschied. Dadurch daß der Verfasser von Könige gegenüber dem Jesajatext den Infinitivus absolutus (‫צל‬ ֵּ‫ )ַה‬hinzufügt, wie wir glauben, verstärkt er den Charakter dieser rhetorischen Frage zu Beginn des mittleren Teiles C-D-C’. Die Antwort ist ein emphatisches Nein. Kein Gott hat auch nur irgendein Land vor den Assyrern retten können. 46. 36,21 -- 18,36 ‫ָהָעם‬ Zu dieser Stelle sagt Orlinsky: „The Isaiah recension had no influence on the LXX translator of Kings. Accordingly we may with safety absolve him of having omitted ‫ָהָעם‬, and explain both the LXX of Kings and the Hebrew of Isaiah as original, ‫ָהָעם‬ having come in as a marginal note to indicate that the subject was not the three officials (cf. v. 37) but ‘the people (that are on the wall)’ (cf. v. 26).“258 Könnte es evtl. sein, daß die LXX einfach „das Volk“ nicht übersetzt hat, weil in ihr sich die implizierten Subjekte der Verben in 18,36a auf das „Volk auf der Mauer“ von V. 26 beziehen? Targum Jonathan hat ‫עמא‬.259 258 259 The Kings-Isaiah Recensions, o.c., S. 47. Sperber, Alexander <Hg.>, The Former Prophets according to Targum Jonathan, Leiden: 1992 <1959-1973>. 169 81. 37,20 -- 19,19 ‫ֱאלִֹהים‬ Der Verfasser von Könige scheint das Wort „Gott“ (‫ִּכי ַא ָּתה ְיהָוה ֱאלִֹהים‬ ‫ )ְלַבֶּדָך‬hinzugefügt zu haben, um herauszustreichen, daß es um die Erkenntnis des einzig wahren Gottes geht. Die Aussage in Jes 37,20 meint letztlich dasselbe. Man kann dabei schon voraussetzen, daß Hiskia, wenn er betet, daß „Du allein Jahwe bist“, diese Aussage gleichsetzt mit, daß „Du allein der wahre Gott bist“ (siehe auch die Lutherübersetzung zur Stelle).260 83. 37,21 -- 19,20: ‫ָׁשָמְע ִּתי‬ Die Zusage der Erhörung des Gebetes ist in 2 Kg 19 schon mit dem ‫ָׁשָמְע ִּתי‬ in V. 20 klar. In Jesaja ist die Antwort Gottes inhaltlich auch eine Erhörung, das wird aber erst im Laufe der Verse 37,22ff deutlich. Die Einfügung in Könige stellt eine Vereinfachung zum schnelleren Verstehen dar.261 92. 37,25 -- 19,24 ‫ָזִרים‬ Dasselbe ist bei der Bildrede der Fall, zu der auch 2 Kg 19,24 / Jes 37,25 gehören. Der Zusatz „fremde“ Wasser expliziert, was auch bei Jesaja implizit vorhanden ist und stellt eine Vereinfachung dar.262 3.3.2.6.2.3 Mehr-Wort-Überhänge (13 x = 8,50%): 3 (60 Worte); 4 (5 Worte); 7 (5 Worte); 9 (3 Worte); 21 (2 Worte); 37 (11 Worte); 42 (2 Worte); 108 (3 Worte); 117 (5 Worte); 121 (2 Worte); 122 (7 Worte); 124 (4 Worte); 130 (27 Worte). 3. 36,2 -- 18,14-16 :‫ ַויְִּּתֵנם ְלֶמֶלְך ַאּׁשּור‬... ‫ַויְִּׁשַלח ִחְזִקָּיה ֶמֶלְך־ְיהּוָדה ֶאל־ֶמֶלְך־ַאּׁשּור‬ 4. 36,2 ‫ ֶאת־ַרב־ָׁשֵקה‬18,17 ‫ֶאת־ ַּתְר ָּתן ְוֶאת־ַרב־ָסִריס ְוֶאת־ַרב־ָׁשֵקה‬ 7. 36,2 ‫מד‬ ֹ ‫ ַויֲַּע‬18,17 ּ‫באוּ ַויַַּעְמדו‬ ֹ ָּ‫באוּ ְירוָּׁשִַלם ַויֲַּעלוּ ַוי‬ ֹ ָּ‫ַויֲַּעלוּ ַוי‬ 9. 36,3 -- 18,18 ‫ַויְִּקְראוּ ֶאל־ַהֶּמֶלְך‬ 21. 36,11 -- 18,26 ּ‫ֶּבן־ִחְלִקָּיהו‬ 37. 36,17 -- 18,32 ּ‫לא ָתֻמתוּ ְוַאל־ ִּתְׁשְמעוּ ֶאל־ִחְזִקָּיהו‬ ֹ ‫ֶאֶרץ ֵזית יְִצָהר ּוְדַבׁש ִוְחיוּ ְו‬ 42. 36,19 -- 18,34 ‫ֵהַנע ְוִעָּוה‬ 108. 37,36 -- 19,35 ‫ַויְִהי ַּב ַּליְָלה ַההּוא‬ 117. 38,4 -- 20,4 ‫לא יָָצא העיר ַה ִּתיכָֹנה‬ ֹ ּ‫יְַׁשְעָיהו‬ 121. 38,5 -- 20,5 ‫ְנִגיד־ַעִּמי‬ 260 Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und des Neuen Testaments - Nach der deutschen Übersetzung Martin Luthers, Wien: 1972. In Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 252, wird zu recht angemerkt, daß 1Qa hier an die Lesart in 2 Kg 19,19 angleicht und sekundär ist. 261 Darum ist auch mit Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 255, am masoretischen Text Jesajas festzuhalten. 262 Auch an dieser Stelle sieht Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 257, in der Lesart von 1Q-a eine an 2 Kg angleichende Lesart (wie in 36,5; 37,9.20). 170 ‫רֶֹפא ָלְך ַּביֹּום ַה ְּׁשִליִׁשי ַּתֲעֶלה ֵּבית ְיהָוה‪122. 38,5 -- 20,5 :‬‬ ‫ְלַמֲעִני וְּלַמַען ָּדִוד ַעְבִּדי‪] 20,6 :‬מלכים ב ‪124. 38,6 [37,35; 19,34‬‬ ‫צל ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות ‪ַ ...‬הנִָּביא ֶאל־ְיהָוה ‪130. 38,7 -- 20,9-11‬‬ ‫ָהַלְך ַהֵּ‬ ‫ַויְִּׁשַלח ִחְזִקָּיה ֶמֶלְך־ְיהּוָדה ֶאל־ֶמֶלְך־ַאּׁשּור ‪ַ ...‬ויְִּּתֵנם ְלֶמֶלְך ַאּׁשּור‪ :‬פ ‪3. 36,2 -- 18,14-16‬‬ ‫‪Der markanteste und wichtigste Überhang auf seiten von Könige gegenüber‬‬ ‫‪Jesaja ist ohne Zweifel der in 2 Kg 18,14-16. Es ist interessant, diesen Text‬‬ ‫‪mit einer Ahas-Parallele in 2 Kg 16,7-9 zu vergleichen.263‬‬ ‫‪2 Kg 16,7-9‬‬ ‫ַויְִּׁשַלח ָאָחז ַמְלָאִכים‬ ‫ֶאל־ ִּתְגַלת ְּפֶלֶסר ֶמֶלְך־ַאּׁשּור‬ ‫מר‬ ‫ֵלא ֹ‬ ‫ַעְבְּדָך וִּבְנָך ָאִני ֲעֵלה ְוהוִֹׁשֵעִני‬ ‫ִמ ַּכף ֶמֶלְך־ֲאָרם וִּמ ַּכף ֶמֶלְך יְִׂשָרֵאל‬ ‫ַהּקוִֹמים ָעָלי‪:‬‬ ‫ַויִַּּקח ָאָחז‬ ‫ֶאת־ַהּכֶֶסף ְוֶאת־ַהזָָּהב‬ ‫ַהִנְּמָצא ֵּבית ְיהָוה‬ ‫וְּבאְֹצרֹות ֵּבית ַהֶּמֶלְך‬ ‫ַויְִּׁשַלח ְלֶמֶלְך־ַאּׁשּור ׁשַֹחד‪:‬‬ ‫‪2 Kg 18,14-16‬‬ ‫‪ַ 41‬ויְִּׁשַלח ִחְזִקָּיה ֶמֶלְך־ְיהּוָדה‬ ‫ֶאל־ֶמֶלְך־ַאּׁשּור ָלִכיָׁשה‬ ‫מר‬ ‫ֵלא ֹ‬ ‫ָחָטאִתי ׁשּוב ֵמָעַלי‬ ‫ֵאת ֲאֶׁשר־ ִּת ֵּתן ָעַלי ֶא ָּׂשא‬ ‫ַויֶָּׂשם ֶמֶלְך־ַאּׁשּור‬ ‫ַעל־ִחְזִקָּיה ֶמֶלְך־ְיהּוָדה‬ ‫ְׁשלֹׁש ֵמאֹות ּכִ ַּכר־ּכֶֶסף‬ ‫וְּׁשלִֹׁשים ּכִ ַּכר זָָהב‪:‬‬ ‫ַויִֵּּתן ִחְזִקָּיה‬ ‫ֶאת־ ָּכל־ַהּכֶֶסף‬ ‫ַהנְִּמָצא ֵבית־ְיהָוה‬ ‫וְּבאְֹצרֹות ֵּבית ַהֶּמֶלְך‪:‬‬ ‫צץ ִחְזִקָּיה ֶאת־ַדְּלתֹות ֵהיַכל‬ ‫ָּבֵעת ַהִהיא ִק ַּ‬ ‫ְיהָוה ְוֶאת־ָהאְֹמנֹות ֲאֶׁשר ִצָּפה ִחְזִקָּיה‬ ‫ֶמֶלְך ְיהּוָדה‬ ‫ַויְִּּתֵנם ְלֶמֶלְך ַאּׁשּור‪:‬‬ ‫‪Vgl. Seitz, C., Zion’s Final Destiny, o.c., S. 56.‬‬ ‫‪171‬‬ ‫‪263‬‬ Die Situation in beiden Berichten ist ähnlich: Juda und Jerusalem werden bedroht, und die Könige Judas handeln, indem sie dem König von Assur Teile des Staatsschatzes abliefern, Ahas als finanziellen Anreiz zum erwünschten Handeln mit Angebot der Eingliederung Judas ins großassyrische Reich, Hiskia als Erstattung des geforderten Tributes mit Bekundung der erneuten Unterwerfung unter die Herrschaft Assurs. Der ähnliche Aufbau dieser vergleichbaren Verse und einzelne identische Formulierungen darin lassen die Vermutung aufkommen, daß hier ein bestimmter einheitlicher Schreibstil angewandt wird oder evtl. auch eine Quelle benutzt worden ist. Dazu kommt eine Beobachtung zur Schreibung des Namens Hiskia in Könge. In diesen Versen (18,14-16) sehen wir die kurze Form ‫( חזקיה‬sie findet sich in 2 Kg 18,1.10.13.264 14.14.15.16.16). Die lange Form ‫ חזקיהו‬hat Kön i ge i n 2 Kg 16, 20; 18, 9.17; 18, 19. 22. 29; 18, 30. 31. 32. 37; 19,1.3.5.9.10.14.14.15.20; 20,1.3.5.8.12.12; 20,13.13.14.14.15.16.19.20.21; 21,3. In der „besonders“ langen Form ‫ יחזקיהו‬kommt der Name nur einmal in 2 Kg 20,10 vor. Nun fällt folgendes auf: Die besonders lange Form ‫ יחזקיהו‬steht in den Versen 20,9b-11a, die einen Königeüberhang gegenüber dem Jesajatext darstellen (siehe Nr. 130). Der Jesajatext (MT Jes) hat in Jes 36-39 immer nur die Form ‫חזקיהו‬, und der Königetext hat in all den Stellen, die er mit dem Jesajatext gemeinsam hat, ebenfalls die Form ‫חזקיהו‬, bis auf die eine Ausnahme von 18,13. Wir hatten aber schon gesehen, daß auch in 18,13 einige masoretische Handschriften die Form ‫ חזקיהו‬bieten. Die beste Deutung dieser Phänomene ist u.E. diese: Der Verfasser von Könige hat Jes 36-39 als Vorlage gehabt und in sein Werk eingearbeitet. Die Schreibweise des Namens Hiskia ist in 18,14-16 darum anders, weil der Verfasser von Könige die Informationen aus einer anderen Quelle hatte. Diese Quelle könnte dieselbe Quelle sein, aus der er auch 2 Kg 16,7-9 geschöpft hat. Darum fehlen 2 Kg 18,14-16 in Jesaja.265 Das Buch Könige sagt selber, daß es um Quellen 264 265 172 Ein Teil der masoretischen Überlieferung hat für V. 13 die lange Form. Childs, Isaiah and the Assyrian Crisis, o.c., S. 69-70 erklärt das Fehlen von 2 Kg 18,14-16 durch eine Haplographie wegen der in V. 14 und V. 17 wiederkehrenden identischen Verbform ‫ַויְִּׁשַלח‬. Das ist eine Möglichkeit. Wir glauben aber, daß die auffällige unterschiedliche Schreibweise des Namens Hiskia gerade in diesen Versen eher nahelegt, daß der Verfasser von Könige diesen Text aus einer anderen Quelle hat. Die gängige Theorie, daß der angenommene Redaktor des Jesajabuches bei Übernahme des Königetextes 18,14-16 bewußt getilgt hat, halten wir für nicht ausreichend begründet. So vermutet O. Procksch (Jesaia I, Leipzig: 1930, S. 441) etwa: Die „Unterdrückung der Kapitulation Hizkias (2 Reg 18,14-16), eines höchst wichtigen der Geschichte der Könige von Israel und Juda weiß, und verweist immer wieder darauf.266 Ja, es mußte Quellen benutzen, da hier die Geschichte Israels über Generationen hinweg verfolgt wird. Beim Jesajabuch ist das anders. Wenn Jesaja, wie 2 Chr 32,32 sagt, eine Geschichte Hiskias geschrieben hat,267 so hatte er selber als mit dem König bekannt und von ihm als Prophet anerkannt Zugang zu den Personen und Ereignissen, von denen berichtet wird. Ja, er war Augenzeuge der in Jes 36-39 geschilderten Ereignisse. Wenn Jesaja wirklich etwas über diese Ereignisse abgefaßt hat, dann wäre er von der inneren Logik her für den Verfasser von Könige sofort eine maßgebliche Quelle zur Zeit. Der Verfasser von Könige mußte Quellen einarbeiten, außerdem erkannte er Jesaja, wie 2 Kg 18-20 zeigt, als Propheten an. Das Widerstreben, trotz dieser Sachlage den Jesajatext als den ursprünglichen anzusehen, hängt m.E. damit zusammen, daß man Jes 36-39 als „legendarisch“ und damit historisch als eines Augenzeugenverfassers nicht glaubwürdig einstuft. Das aber hat seine tiefsten Wurzeln in dem antisupranaturalistischen Einfluß der Aufklärung auf die damals entstehende historisch-kritische Erforschung des Alten Testamentes. Dafür daß der Verfasser von Könige wahrscheinlich Jesaja übernommen und überarbeitet hat, sprechen auch die Unterschiede Nr. 4, Nr. 7, Nr. 9 und Nr. 10, die alle miteinander zusammenhängen und nur im Sinne einer gemeinsamen Überarbeitung verständlich sind, nicht im Sinne etwa von einzelnen Abschreibfehlern. Alle diese Unterschiede bieten in Könige in Zusammenhang mit den drei hohen Gesandten Tartan, Rabsaris und Rabschake einen Plural, während in Jesaja der Singular steht, weil nur vom Rabschake die Rede ist: Berichts, im Jesaiabuche erklärt sich aus dem Bestreben, die Erfolglosigkeit des Kampfes zu verschleiern, den Jesaia um die Seele des schwachen Königs führte, den er zum Ausharren um jeden Preis hatte bewegen wollen.“ Aber das Jesajabuch läßt uns in Kap. 39 wissen, daß Hiskias Nachkommen ins babylonische Exil werden gehen müssen, und das ausdrücklich in Zusammenhang mit dem Verhalten Hiskias gegenüber der babylonischen Gesandtschaft. Hiskia wird zwar in Jesaja einerseits als gläubiger, frommer König gezeichnet, aber andererseits auch realistisch als ein König mit Sünden (38,17), der deswegen in seiner Krankheit von Gott selbst wie von einem Löwen tödlich bedroht wird (38,1.12-13) und dessen Lebensverlängerung Gnade ist. 266 Siehe alle Stellen mit der Formulierung ‫ הלוא הם כתובים‬in 1 Kg 11,41; 14,29; 15,7.23.31; 16,5.14.20.27; 22,39.46; 2 Kg 1,18; 8,23; 10,34; 12,20; 13,8.12; 14,15.18.28; 15,6.21.36; 16,19; 20,20; 21,17.25; 23,28; 24,5. 267 ‫ְויֶֶתר ִדְּבֵרי יְִחזְִקָּיהוּ ַוֲחָסָדיו ִהָּנם ְּכתוִּבים ַּבֲחזֹון יְ ַׁשְעָיהוּ ֶבן־ָאמֹוץ ַהנִָּביא ַעל־ֵסֶפר ַמְלֵכי־ְיהּוָדה‬ :‫ְויְִׂשָרֵאל‬ 173 4. 36,2 ‫ ֶאת־ַרב־ָׁשֵקה‬18,17 ‫ֶאת־ ַּתְר ָּתן ְוֶאת־ַרב־ָסִריס ְוֶאת־ַרב־ָׁשֵקה‬ 9. 36,3 -- 18,18 ‫ַויְִּקְראוּ ֶאל־ַהֶּמֶלְך‬ ֹ ָּ‫ַויֲַּעלוּ ַוי‬ 7. 36,2 ‫מד‬ ֹ ‫ ַויֲַּע‬18,17 ּ‫באוּ ַויַַּעְמדו‬ ֹ ָּ‫באוּ ְירוָּׁשִַלם ַויֲַּעלוּ ַוי‬ 10. 36,3 ‫ ֵאָליו‬18,18 ‫ֲאֵלֶהם‬ Wenn man sich vorstellen wollte, daß Jesaja in seiner angenommenen Vorlage den Plural der Gesandten Sanheribs gefunden hat, dann würde sich die Frage erheben, warum er sich die Mühe gemacht hat, alles in den Singular umzuwandeln. Es bringt ihm keinen erkennbaren Vorteil für sein Buchganzes oder auch nur für diesen Teil seines Buches. Bei der angenommenen Priorität des Jesajatextes aber, die wir vertreten, erklärt sich die Sachlage viel einfacher. Zuerst einmal ist festzustellen, daß in beiden Texten der Rabschake der Hauptverhandlungspartner ist, denn aus 2 Kg 18,26-27 (// Jes 36,11-12) geht hervor, daß der Rabschake als Einzelperson die Rede hält. Dies ist auch der Grund, warum Jesaja nur ihn, eben das Sprachrohr Sanheribs, erwähnt. Das Königewerk mag neben dem Rabschake zusätzlich noch den Tartan268und Rabsaris269 erwähnt haben wollen, weil es durch andere Quellen von ihrer Anwesenheit bei dieser Gesandtschaft wußte und weil es an den verschieden agierenden hohen Ministern dieser Großmacht ein Interesse hatte. Vgl. in diesem Zusammenhang auch die häufige Erwähnung von Nebusaradan, dem „Obersten der Leibwache“ ‫ רב־טבחים‬des babylonischen Königes Nebukadnezar in 2 Kg 25,8.10.11.12.15.18.20. Neben dem Plural gibt es bei Unterschied Nr. 7 noch etwas anderes zu bemerken: 7. 36,2 ‫מד‬ ֹ ‫ ַויֲַּע‬18,17 ּ‫באוּ ַויַַּעְמדו‬ ֹ ָּ‫באוּ ְירוָּׁשִַלם ַויֲַּעלוּ ַוי‬ ֹ ָּ‫ַויֲַּעלוּ ַוי‬ Orlinsky sieht hier eine Dittographie von ּ‫באו‬ ֹ ָּ‫ ַויֲַּעלוּ ַוי‬und streicht diese beiden Worte, dies auch mit einem Querblick auf die LXX, die sie wegläßt.270Aber man kann den hebräischen Text gut im Sinne einer wiederholenden Steigerung verstehen: ‫באוּ ְירוָּׁשִַלם‬ ֹ ָּ‫ַויֲַּעלוּ ַוי‬ ‫באוּ ַויַַּעְמדוּ ִּבְתָעַלת ַהְּבֵרָכה ָהֶעְליוָֹנה‬ ֹ ָּ‫ַויֲַּעלוּ ַוי‬ In der Wiederholung tritt die Wasserleitung an die Stelle von Jerusalem. Das heißt, der Text in Könige drückt durch das Stilmittel der Wiederholung aus, daß sie eigentlich nach Jerusalem hineinkommen wollten, aber sie ka268 Im AT neben 2 Kg 18,17 nur noch in Jes 20,1 (siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 1241). 269 Im AT neben 2 Kg 18,17 noch in Jeremia 39,3.13 (siehe A. Even-Shoshan, A New Concordance, o.c., S. 1055). 270 Orlinsky, The Kings-Isaiah Recensions, o.c., S. 44-45. 174 men nur bis zu der besagten schicksalhaften Wasserleitung. Und die Zukunft würde zeigen, daß sie nie weiter kommen würden. 21. 36,11 -- 18,26 ּ‫ֶּבן־ִחְלִקָּיהו‬ In 2 Kg 18,26 wird durch die Hinzufügung von 27118,26 ּ‫ ֶּבן־ִחְלִקָּיהו‬der Name Eljakims besonders hervorgehoben im Unterschied zu Schebna und Joach, deren Namen in 18,18 wie Eljakim auch noch Zusätze hatten, hier aber nur mit ihrem Namen erwähnt werden. 37. 36,17 -- 18,32 ּ‫לא ָתֻמתוּ ְוַאל־ ִּתְׁשְמעוּ ֶאל־ִחְזִקָּיהו‬ ֹ ‫ֶאֶרץ ֵזית יְִצָהר ּוְדַבׁש ִוְחיוּ ְו‬ Auch dieser Unterschied in der an das Volk auf der Mauer gewandten Kriegspropaganda könnte mit der Siebenzahl zusammenhängen: Die unterstrichenen Worte zeigen die siebenfache Qualifizierung: ‫[ ְוִתירוֹׁש‬3] ‫[ ָּדָגן‬2] ‫[ ּכְַאְרְצֶכם ֶאֶרץ‬1] ‫ַעד־ּבִֹאי ְוָלַקְח ִּתי ֶאְתֶכם ֶאל־ֶאֶרץ‬ ּ‫לא ָתֻמתו‬ ֹ ‫[ ּוְדַבׁש ִוְחיוּ ְו‬7] ‫[ ֵזית יְִצָהר‬6] ‫[וְּכָרִמים ֶאֶרץ‬5] ‫[ ֶלֶחם‬4] ‫ֶאֶרץ‬ :‫ציֵלנּו‬ ִּ‫מר ְיהָוה ַי‬ ֹ ‫ְוַאל־ ִּתְׁשְמעוּ ֶאל־ִחְזִקָּיהוִּּכי־יִַּסית ֶאְתֶכם ֵלא‬ Der Rabschake bietet hier als „Prophet Sanheribs“ wie Mose ein „verheißenes Land“ an, und zwar im Austausch mit dem von Jahwe verheißenen Land. Die Siebenzahl unterstreicht das quasi göttliche Auftreten Sanheribs, des Weltenkönigs, der durch seinen „Propheten“ alle Götter der Völker als ihm unterlegen bezeichnet, Jahwe eingeschlossen.Der Gehorsam gegenüber seinem Gebot, nämlich die Kapitulation Jerusalems, hätte einen „Segen“ zur Folge (vgl. das hebr. Wort ‫ ברכה‬in Jes 36,16 / 2 Kg 18,31), Leben und nicht Tod, ein Leben in Hülle und Fülle im „verheißenen Land“ Assurs (vgl. 2 Kg 18,31 mit 1 Kg 5,5 zur Zeit Salomos!). Das Hören auf Hiskia (und damit auch auf Gottes Wort durch Jesaja: 2 Kg 20,6; 19,34) sei nur eine üble Täuschung und müsse im Tod (und Fluch) enden. Durch den starken Überhang in 2 Kg 18,32 erklären sich auch die Unterschiede Nr. 38 und 39. Weil der Verfasser des Königetextes schon in seinem Überhang den Namen Hiskia eingefügt hatte, ließ er ihn bei Nr. 39 weg, um ihn nicht zu doppeln (18,32 -- 36,18 ּ‫)ִחְזִקָּיהו‬. Ebenso veränderte er in Zusammenhang mit seinem Einschub das ‫ ֶּפן־ יַ ִּסית‬in Jes 36,18 zu ‫ ֶאְתֶכם ְוַאל־ ִּתְׁשְמעוּ ֶאל־ִחְזִקָּיהוּ ִּכי־יִַּסית‬in 2 Kg 18,32 (Nr. 38). 42. 36,19 -- 18,34 ‫ֵהַנע ְוִעָּוה‬ Bei Nr. 42 entscheidet Orlinsky sich dafür, daß ‫ ֵהַנע ְוִעָּוה‬in 2 Kg 18,34 eine Randglosse sei, die von 19,13 her in MT Kg eingedrungen sei, aber in MT Jes und in LXX Kg fehle. Allerdings kann dieses Plus in Kg vom Verfasser intendiert sein. In 18,34-35 kann man mit dem Plus sieben 271 Der Name Hilkia bezeichnet in 2 Kg 18,18.26.37 den Vater Eljakims, in 2 Kg 22,4.8.8.10.14; 23,4.24 den Hohenpriester, der das Gesetz im Tempel fand. 175 Ortsnamen zählen,272sechs schon von den Assyrern eroberte und als siebtes, jetzt anvisiertes Ziel eben Jerusalem. Der Großkönig der Assyrer geht zu weit, er will auch noch mit der Stadt Jerusalem die Vollzahl erreichen,273 symbolisch gesprochen die Vollendung seiner Macht durch die Kapitulation der Stadt Gottes. Er wirft den einzig wahren Gott in einen Topf mit den toten Götzen, und zwar zu seinem eigenen Untergang.274 108. 37,36 -- 275 19,35 ‫ַויְִהי ַּב ַּליְָלה ַההּוא‬ Dieser Untergang Sanheribs wird eingeleitet durch die Niederlage seiner Armee über Nacht, verursacht durch einen aus dem Nichts auftauchenden Engel Jahwes, dessen Wirken am nächsten Morgen nur an den schrecklichen Resultaten erkennbar wird. An dieser Stelle ist eine Reflexion zu den von uns angenommenen Königezusätzen gegenüber der Jesajavorlage angebracht. Wir erinnern hier an Millards Beobachtung zu den verschiedenen Versionen von assyrischen Berichten über dieselben Ereignisse: „They supply an analogy for the verse about Sennacherib’s death. It is not proof that the narrative it closes was written long after the events it describes. An attentive chronicler could have added it in order to bring up-to-date and complete a document composed contemporaneously with the events.“276 Wenn ein Bericht des Propheten Jesaja über das Leben Hiskias nach 2 Chr 32,32 nicht nur in unserem Buch Jesaja ‫ַּבֲחזֹון יְַׁשְעָיהוּ ֶבן־ָאמֹוץ ַהנִָּביא‬,277 sondern auch in einem Buch der Könige von Juda und Israel ‫ַעל־ֵסֶפר ַמְלֵכי־ְיהּוָדה‬ ‫ ְויְִׂשָרֵאל‬inkorporiert wurde, so ergibt sich folgende Möglichkeit: Zu dem 272‫ ִמי ְּבָכל־ֱאלֵֹהי‬:‫צילוּ ֶאת־ׁשְֹמרֹון ִמָּיִדי‬ ִּ‫ַאֵּיה ֱאלֵֹהי ֲחָמת ְוַאְרָּפד ַאֵּיה ֱאלֵֹהי ְסַפְרַוִים ֵהַנע ְוִעָּוה ִּכי־ִה‬ :‫ציל ְיהָוה ֶאת־ְירוָּׁשִַלם ִמָּיִדי‬ ִּ‫צילוּ ֶאת־ַאְרָצם ִמָּיִדי ִּכי־ַי‬ ִּ‫ָהֲאָרצֹות ֲאֶׁשר־ִה‬ 273 Genau dasselbe Phänomen der Siebenzahl in Zusammenhang mit der geplanten assyrischen Eroberung von Jerusalem und des assyrischen Hochmutes findet sich in der engsten Parallele zu unserem Text in Jes 10,8f: ‫לא כְַאְרַּפד ֲחָמת‬ ֹ ‫לא ּכְַכְרּכְִמיׁש ּכְַלנוֹ ִאם־‬ ֹ ‫ ֲה‬9 :‫לא ָׂשַרי יְַחָּדו ְמָלִכים‬ ֹ ‫ ִּכי ֹיאַמר ֲה‬8 :‫כת ָהֱאִליל וְּפִסיֵליֶהם ִמירוָּׁשִַלם וִּמּׁשְֹמרֹון‬ ֹ ‫ ּכֲַאֶׁשר ָמְצָאה ָיִדי ְלַמְמְל‬10 :‫לא ְכַד ֶּמ ֶׂשק ׁשְֹמרֹון‬ ֹ ‫ִאם־‬ :‫לא ּכֲַאֶׁשר ָעִׂשיִתי ְלׁשְֹמרֹון ְוֶלֱאִליֶליָה ֵּכן ֶאֱעֶׂשה ִלירוָּׁשִַלם ְוַלֲעַצֶּביָה‬ ֹ ‫ ֲה‬11 274 Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 249f, ist für Beibehaltung des masoretischen Textes zu Jesaja. 275 Zu recht wendet sich Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 260, gegen eine Angleichung des Jesajatextes an die Königeparallele. 276 Millard, Sennacherib’s Attack on Hezekiah, o.c., S. 74. 277 Es scheint uns selbstverständlich, daß der Verfasser der Chronik, die etwa um 400 v.Chr. entstanden sein wird, wenn er hier die ersten Worte des Jesajabuches ‫ ַּבֲחזֹון יְַׁשְעָיהוּ ֶבן־ָאמֹוץ‬benutzt, auch tatsächlich dieses Buch so als Quelle bezeichnen wollte. 176 Bericht von Jesaja „im Buch der Könige von Juda und Israel“, welches nach den Quellenangaben in Könige ein offenes Buch gewesen sein mag, das mit der Geschichte gewachsen ist, konnten noch andere Bemerkungen von Schreibern des Hofes eingetragen werden, welche im Sinne Millards nicht ungeschichtliche Ergänzungen darstellen mußten, sondern zusätzliche Informationen, die damals geschichtlich noch faßbar waren. Dazu konnte die Bemerkung „und es geschah in jener Nacht“ in 19,35 gehören. Diese Überlegung hilft auch möglicherweise, den komplizierten Sachverhalt in Jes 38 // 2 Kg 20-11 zu erhellen, mit dem die folgenden Unterschiede zusammenhängen: 117. 38,4 -- 20,4 ‫לא יָָצא העיר ַה ִּתיכָֹנה‬ ֹ ּ‫יְַׁשְעָיהו‬ 121. 38,5 -- 20,5 ‫ְנִגיד־ַעִּמי‬ 122. 38,5 -- 20,5 :‫רֶֹפא ָלְך ַּביֹּום ַה ְּׁשִליִׁשי ַּתֲעֶלה ֵּבית ְיהָוה‬ 124. 38,6 -- [37,35; 19,34 ‫ ]מלכים ב‬20,6 :‫ְלַמֲעִני וְּלַמַען ָּדִוד ַעְבִּדי‬ 130. 38,7 -- 20,9-11 ‫ ַהנִָּביא ֶאל־ְיהָוה‬... ‫צל ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות‬ ֵּ‫ָהַלְך ַה‬ Die beste Erklärung dieser Überhänge von Könige gegenüber dem Jesajatext scheint uns zu sein, daß am Hofe neben dem Jesajatext wohl auf Veranlassung des dankbaren Hiskia noch zusätzliche Erinnerungen festgehalten worden sind, welche die zeitliche Dramatik des Geschehens (Nr. 117, 122), Hiskias persönliche Beteiligung am Dialog (Nr. 130) und seine Stellung als Teil der erwählten Dynastie betreffen (Nr. 121, 124). 3.3.2.7 Kleine z.T. stilistische Unterschiede (14 x = 9,15%): 17; 23; 55; 58; 69; 70; 78; 89; 103; 115; 116; 120; 128; 151. 17. 36,8 ‫ ַהֶּמֶלְך‬18,23 ‫ֶאת־ֶמֶלְך‬ 23. 36,11 ּ‫ ֵאֵלינו‬18,26 ּ‫ִעָּמנו‬ 55. 37,6 ‫ ֲאֵליֶהם‬19,6 ‫ָלֶהם‬ 58. 37,7 ֹ‫ ֶאל־ַאְרצו‬19,7 ֹ‫ְלַאְרצו‬ 69. 37,15 ‫ ֶאל־ְיהָוה‬19,15 ‫ִלְפֵני ְיהָוה‬ 70. 37,15 :‫מר‬ ֹ ‫ ֵלא‬19,15 ‫ַוֹּיאַמר‬ 78. 37,19 ‫תן‬ ֹ ָ‫ ְונ‬19,18 ּ‫ְונְָתנו‬ 89. 37,24 ‫ ְוָאבֹוא‬19,23 ‫ְוָאבוָֹאה‬ 103. 37,30 ‫ ואכול‬19,29 ּ‫ְוִאְכלו‬ 115. 38,3 ‫ ַוֹּיאַמר‬20,2 :‫מר‬ ֹ ‫ֵלא‬ 116. 38,3 ‫ וְּבֵלב‬20,3 ‫וְּבֵלָבב‬ 120. 38,5 ‫ ָהלוְֹך‬20,5 ‫ׁשּוב‬ 128. 38,7 ‫ ֲאֶׁשר‬20,9 ‫ִּכי‬ 151. 39,6 ‫ ָּבֶבל‬20,17 ‫ָּבֶבָלה‬ 177 Auch bei diesen kleinen stilistischen Unterschieden scheint es, wie so oft bei den Unterschieden in diesen Kapiteln, nicht um textkritische Probleme zu gehen, sondern synonyme Ausdrucksweisen, die bei einem Text, der nicht nur kopiert, sondern inkorporiert wird, vorkommen können und auch zu erwarten sind. Bemerkenswert sind die absoluten Infinitive im Jesajatext, die in Könige mit flektierten Verben wiedergegeben werden (Nr. 78: Jes 37,19278 // 2 Kg 19,18; Nr. 103: Jes 37,30 // 2 Kg 19,29; Nr. 120: Jes 38,5 // 2 Kg 20,5), was gewiß eine Vereinfachung oder Präzisierung der sprachlichen Formulierung bedeutet. Bei Nr. 115 findet sich der Infinitiv bei Könige, wenn auch in einem ganz geläufigen Gebrauch. Besonders erwähnt werden sollte noch der Unterschied Nr. 69: 69. 37,15 ‫ ֶאל־ְיהָוה‬19,15 ‫ִלְפֵני ְיהָוה‬ In Jesaja kommt die Formulierung ‫ ִלְפֵני ְיהָוה‬nur an zwei Stellen vor (23,18; 37,14), aber nicht in 37,15. Der Verfasser von Könige scheint das allgemeinere ‫ ֶאל־ְיהָוה‬von Jesaja, vielleicht beeinflußt von 37,14 her, durch das ‫ ִלְפֵני ְיהָוה‬ersetzt zu haben, weil Hiskia im Tempelbereich betete, welcher in Könige öfters mit dieser Redewendung verbunden ist (1 Kg 8,59.62.64; 8,65; 9,25; 2 Kg 16,14; 19,14; 19,15; 23,3).279 Besonders die Parallele in 1 Kg 8,59 ist ein relevanter Hintergrund für unseren Text, weil die Erhörung von Hiskias Gebet in Jes 37 in gewissem Sinn als eine erneute Erfüllung der Erhörung des Gebetes von Salomo in 1 Kg 8 gesehen werden kann (vgl. dort die Verse 8,59-60): ‫ְויְִהיוּ ְדָבַרי ֵאֶּלה ֲאֶׁשר ִהְתַחנְַּנ ִּתי ִלְפֵני ְיהָוה ְקרִֹבים ֶאל־ְיהָוה ֱאלֵֹהינוּ יוָֹמם ָוָליְָלה ַלֲעׂשֹות ִמְׁשַּפט‬ :‫ַעְבּדוֹ וִּמְׁשַּפט ַעּמוֹ יְִׂשָרֵאל ְּדַבר־יֹום ְּביֹומֹו‬ :‫ְלַמַען ַּדַעת ָּכל־ַעֵּמי ָהָאֶרץ ִּכי ְיהָוה הּוא ָהֱאלִֹהים ֵאין עֹוד‬ Zu den Gebetsanliegen, die Salomo vor Gott gebracht hatte, gehörte auch die Errettung vor angreifenden Feinden (1 Kg 8,33-34.44-45). Zu diesen Versen ist genau 2 Kg 19,15.19 zu vergleichen: ...‫ַויְִּתַּפֵּלל ִחְזִקָּיהוּ ִלְפֵני ְיהָוה ַוֹּיאַמר‬ ֹ‫ְוַע ָּתה ְיהָוה ֱאלֵֹהינוּ הוִֹׁשיֵענוּ ָנא ִמָּידו‬ :‫ְוֵיְדעוּ ָּכל־ַמְמְלכֹות ָהָאֶרץ ִּכי ַא ָּתה ְיהָוה ֱאלִֹהים ְלַבֶּדָך‬ Diese kleine stilistische Veränderung, die keine Verfälschung darstellt, sondern nur eine andere Wortwahl, könnte also im Rahmen des Könige278 Zum absoluten Infinitiv in Jes 37,19 nach einer Qatal-Verbform siehe Joüon/Muraoka, o.c., § 123 x. 279 Vgl. auch die anderen Stellen dieser Formulierung in Könige, die immer die besondere Gegenwart Jahwes voraussetzen: 1 Kg 2,45; 19,11.11; 22,21; EvenShoshan-Konkordanz, o.c., S. 604. 178 buches dazu intendiert gewesen sein, zwischen dem Geschehen in 1 Kg 1819 und der Einweihung des Tempels in 1 Kg 8 eine bewußte Verbindung herzustellen. Denn Querverweise in antiken Büchern geschahen nicht durch Fettdruck, sondern oft durch das Stilmittel der Wiederholung, die immer wieder als Hervorhebung dient. In 1 Kg 8 fleht Salomo in Jerusalem zu Gott, den Tempel als sein Haus anzunehmen und seiner Weltherrschaft von dort aus Ausdruck zu verleihen, damit alle Völker ihn anerkennen. In 1 Kg 18-19 wird nun genau diese Weltherrschaft Jahwes durch den alttestamentlichen „Antimessias“ Sanherib in Frage gestellt. Hiskia geht den Weg des Flehens von 1 Kg 8 und erlebt auch die Erhörung von 1 Kg 8 (vgl. 1 Kg 9,1-9: eine Erhörung mit Verheißungen für das Haus David). 3.3.2.8 Kontextuell erklärbare Unterschiede, andere Wortwahl (11 x = 7,19%): 1; 10; 19; 77; 86; 118 (wegen 117); 119 (wegen 117); 123 (wegen 122); 131 (wegen 130); 132; 133. 1. 36,1 ‫ ַויְִהי ְּבַאְרַּבע‬18,13 ‫וְּבַאְרַּבע‬ 10. 36,3 ‫ ֵאָליו‬18,18 ‫ֲאֵלֶהם‬ 19. 36,10 ‫ ַעל־ָהָאֶרץ ַה ֹּזאת ְלַהְׁשִחיָתּה‬18,25 ֹ‫ַעל־ַהָּמקֹום ַהֶּזה ְלַהְׁשִחתו‬ 77. 37,18 ‫ ָהֲאָרצֹות‬19,17 ‫ַהגּוִֹים‬ 86. 37,24 ‫ ֲעָבֶדיָך‬19,23 ‫ַמְלָאֶכיָך‬ 118. 38,4 ‫ ְּדַבר־‬20,4 ‫ּוְדַבר־‬ 119. 38,4 ּ‫ ֶאל־יְַׁשְעָיהו‬20,4 ‫ֵאָליו‬ 123. 38,5 ‫ יוִֹסף‬20,6 ‫ְוהַֹסְפ ִּתי‬ 131. 38,8 ‫ ִהְנִני ֵמִׁשיב‬20,11 ‫ַויֶָּׁשב‬ 132. 38,8 ‫ ֶאת־ֵצל‬20,11 ‫צל‬ ֵּ‫ֶאת־ַה‬ 133. 38,8 ‫ ַהַּמֲעלֹות‬20,11 ‫ַּבַּמֲעלֹות‬ 1. 36,1 ‫ ַויְִהי ְּבַאְרַּבע‬18,13 ‫וְּבַאְרַּבע‬ Der erste Unterschied erklärt sich daraus, daß in Jes 36,1 mit der Formulierung ‫ ַויְִהי ְּבַאְרַּבע‬ähnlich wie in Jes 7,1 ein Narrativtext eingeleitet wird, während in 2 Kg 18,13 der Bericht von der Regierung Hiskias schon eingeleitet war und durch ‫ וְּבַאְרַּבע ֶעְׂשֵרה ָׁשָנה ַלֶּמֶלְך ִחְזִקָּיה‬stark mit 18,9-12 (beginnend mit: ּ‫ )ַויְִהי ַּב ָּׁשָנה ָהְרִביִעית ַלֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהו‬verbunden werden sollte, dem Abschnitt über das Ende Samarias durch die Assyrer, welches der erzählerische Kontrast zu der Errettung Jerusalems vor Sanherib ist. 179 10. 36,3 ‫ ֵאָליו‬18,18 ‫ֲאֵלֶהם‬ Dieser Unterschied ist in Zusammenhang mit Nr. 4, 7 und 9 zu sehen, dem Plural der Gesandtschaft Sanheribs in 2 Kg 18 (siehe oben S. 173-174 unter 3.3.2.6.2.3). 19. 36,10 ‫ ַעל־ָהָאֶרץ ַה ֹּזאת ְלַהְׁשִחיָתּה‬18,25 ֹ‫ַעל־ַהָּמקֹום ַהֶּזה ְלַהְׁשִחתו‬ Im Jesajatext wird in V. 10 zweimal dieselbe Formulierung gebraucht: ‫ְוַע ָּתה ֲהִמַּבְלֲעֵדי ְיהָוה ָעִליִתי ַעל־ָהָאֶרץ ַה ֹּזאת ְלַהְׁשִחיָתּה‬ :‫ְיהָוה ָאַמר ֵאַלי ֲעֵלה ֶאל־ָהָאֶרץ ַה ֹּזאת ְוַהְׁשִחיָתּה‬ Demgegenüber stellt die Königeversion eine Variation dar. Sie schließt, wie die Fortsetzung von V. 25 zeigt, das Land ein. Aber die Formulierung in Könige kann sich auch speziell auf Jerusalem beziehen, so wie in 1 Kg 8,29 und in 2 Kg 22,16-20. Und genau das ist m.E. der Grund, warum der Verfasser von Könige seine Jesajavorlage geändert hat. Wir hatten schon gesehen, daß durch eine andere solche Änderung eine Beziehung zu dem Gebet von Salomo in 1 Kg 8 hergestellt worden war (siehe oben Nr. 69 unter 3.3.2.7). Vgl. 1 Kg 8,28-29: ‫וָּפִניָת ֶאל־ ְּתִפ ַּלת ַעְבְּדָך ְוֶאל־ ְּתִחָּנתוֹ ְיהָוה ֱאלָֹהי‬ :‫ִלְׁשמַֹע ֶאל־ָהִרָּנה ְוֶאל־ַה ְּתִפ ָּלה ֲאֶׁשר ַעְבְּדָך ִמְתַּפֵּלל ְלָפֶניָך ַהיֹּום‬ ‫ִלְהיֹות ֵעיֶנָך ְפֻתחֹות ֶאל־ַהַּבִית ַהֶּזה ַליְָלה ָויֹום‬ ‫ֶאל־ַהָּמקֹום ֲאֶׁשר ָאַמְר ָּת יְִהֶיה ְׁשִמי ָׁשם‬ :‫ִלְׁשמַֹע ֶאל־ַה ְּתִפ ָּלה ֲאֶׁשר יְִתַּפֵּלל ַעְבְּדָך ֶאל־ַהָּמקֹום ַהֶּזה‬ Ebenso bezeichnend ist die Beziehung, welche durch diese Formulierung zu 2 Kg 22,16.20 hergestellt wird, einem Text, in dem Gott Josia wegen seiner Buße von dem Unheil ausnimmt, das Er, Jahwe, gegen diesen Ort schicken wird. Gerade wenn man bedenkt, daß Hiskia und Josia zwei herausragende fromme Könige waren (2 Kg 23,25; 18,5). Vgl. also 2 Kg 22,16.20: ‫כה ָאַמר ְיהָוה ִהְנִני ֵמִביא ָרָעה ֶאל־ַהָּמקֹום ַהֶּזה‬ ֹּ ... :‫על־ְֹׁשָביו ֵאת ָּכל־ִּדְבֵרי ַהֵּסֶפר ֲאֶׁשר ָקָרא ֶמֶלְך ְיהּוָדה‬ ‫ְו ַ י‬ ‫ָלֵכן ִהְנִני אִֹסְפָך ַעל־ֲאבֶֹתיָך ְוֶנֱאַסְפ ָּת ֶאל־ִקְברֶֹתיָך ְּבָׁשלֹום‬ ‫כל ָהָרָעה‬ ֹ ‫לא־ִתְרֶאיָנה ֵעיֶניָך ְּב‬ ֹ ‫ְו‬ :‫ֲאֶׁשר־ֲאִני ֵמִביא ַעל־ַהָּמקֹום ַהֶּזה ַויִָּׁשיבוּ ֶאת־ַהֶּמֶלְך ָּדָבר‬ Diese Verbindungslinien zwischen 1 Kg 8, 2 Kg 18-19 und 2 Kg 22 liegen alle auf der einen Linie, daß Jahwe die Gebete von frommen Söhnen Davids (Salomo in seinen guten Zeiten, Hiskia, Josia) erhört, um Jerusalem zu segnen und mitsamt Tempel zu schützen. In 2 Kg 18,25 will Sanherib nicht nur das ganze Land, sondern insbesondere auch Jerusalem, wie er sagt, im Auftrag Jahwes in seine Gewalt bekommen und verderben. Die Deportation 180 ist ja auch nach 2 Kg 18,32 // Jes 36,17 schon beschlossene Sache. Es handelt sich also nicht um eine kontextwidrige Verfälschung durch den Königeverfasser, sondern um eine kontextgemäße Präzisierung innerhalb des Königebuchkontextes. 77. 37,18 ‫ ָהֲאָרצֹות‬19,17 ‫ַהגּוִֹים‬ In Jesaja lautet der ganze Vers: :‫ָאְמָנם ְיהָוה ֶהֱחִריבוּ ַמְלֵכי ַאּׁשּור ֶאת־ ָּכל־ָהֲאָרצֹות ְוֶאת־ַאְרָצם‬ Diesen Vers kann man so verstehen, daß die Könige von Assur die Länder der Welt verheert haben und auch ihr eigenes Land (‫)ְוֶאת־ַאְרָצם‬. Der Gedanke wäre dann, daß sie mit eiserner Faust regieren und auch im eigenen Assurkernland im Falle von Aufständen und Putschversuchen rigoros durchgreifen. Der Königetext ist allgemeiner formuliert und könnte nur auf die Fremdvölker bezogen werden: :‫ָאְמָנם ְיהָוה ֶהֱחִריבוּ ַמְלֵכי ַאּׁשּור ֶאת־ַהגּוִֹים ְוֶאת־ַאְרָצם‬ Der Jesajatext kann „textkritisch“ als die schwierigere Lesart angesehen werden und der Königetext als vereinfachende Verallgemeinerung. 280 Innerhalb des Jesajabuches ist die Verheerung des eigenen Landes ein durchaus bezeugter Gedanke (Jes 14,20): ‫ִּכי־ַאְרְצָך ִׁשַח ָּת ַעְּמָך ָהָרְג ָּת‬ Welche Verheerungen wird Sanherib bei seiner Zerstörung Babylons auch an Tempeln durchgeführt haben, deren Götter sowohl von Babyloniern als auch Assyrern verehrt wurden. 86. 37,24 ‫ ֲעָבֶדיָך‬19,23 ‫ַמְלָאֶכיָך‬ Zu der Möglichkeit, beide Formulierungen als synonym anzusehen, vgl. die Parallele in Jes 42,19. Beide Texte sprechen in 2 Kg 19,9.14/ Jes 37,9.14 von Boten. Wie des öfteren festgestellt, hat der Königetext die präzisere, mehr eingeengte Formulierung. 280 In Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 252-253, findet sich zu dieser Stelle einer der Fälle, in denen das Komitee ein geteiltes Votum abgab: Einig waren sich alle in der Beibehaltung von ‫ הארצות‬in Jes 37,18 gegenüber dem ‫הגוים‬ von 2 Kg 19,17, aber vier Mitglieder waren mit 1Q-a für die Weglassung von ‫( ואת ארצם‬mit B-Gewißheit), nur einer votierte für die Beibehaltung vom masoretischen Text zu Jes 37,18 (ebenfalls mit B-Gewißheit). Diesem Minderheitenvotum würde ich mich mit Verweis auf die schwierigere Lesart, die gleichzeitig die Entstehung der anderen besser erklärt, anschließen. 181 118. 38,4 ‫ ְּדַבר־‬20,4 ‫ּוְדַבר־‬ 119. 38,4 ּ‫ ֶאל־יְַׁשְעָיהו‬20,4 ‫ֵאָליו‬ Beide Unterschiede scheinen durch dieselbe Hinzufügung verursacht zu sein. Vergleichen wir einmal Jes 38,4 und 2 Kg 20,4 als ganze Verse: Jes 38,4: :‫מר‬ ֹ ‫ַויְִהי ְּדַבר־ְיהָוה ֶאל־יְַׁשְעָיהוּ ֵלא‬ 2 Kg 20,4: :‫מר‬ ֹ ‫*ָהִעיר **ָחֵצר ַה ִּתיכָֹנה ּוְדַבר־ְיהָוה ָהָיה ֵאָליו ֵלא‬281 ‫לא יָָצא‬ ֹ ּ‫ַויְִהי יְַׁשְעָיהו‬ Wir stellen einen starken Königeüberhang fest, der schon einmal den Namen Jesaja enthält. Weil der Verfasser von Könige durch seine Hinzufügung den Namen Jesajas282 in diesem Vers nicht doppeln wollte, hat er das zweite Mal ‫ ֵאָליו‬gesetzt. Und weil er nicht zweimal ‫ ַויְִהי‬setzen wollte, hat er seine vorliegende Satzkonstruktion gewählt. 123. 38,5 ‫ יוִֹסף‬283 20,6 ‫ְוהַֹסְפ ִּתי‬ Der Vergleich beider Textpassagen läßt erkennen, woher die Unterschiedlichkeit im Kontext kommt: Jes 38,5: ‫כה־ָאַמר ְיהָוה ֱאלֵֹהי ָּדִוד ָאִביָך ָׁשַמְע ִּתי ֶאת־ ְּתִפ ָּלֶתָך ָרִאיִתי ֶאת־ִדְּמָעֶתָך‬ ֹּ :‫ִהְנִני יוִֹסף ַעל־יֶָמיָך ֲחֵמׁש ֶעְׂשֵרה ָׁשָנה‬ 2 Kg 20,5-6a: ‫כה־ָאַמר ְיהָוה ֱאלֵֹהי ָּדִוד ָאִביָך ָׁשַמְע ִּתי ֶאת־ ְּתִפ ָּלֶתָך ָרִאיִתי ֶאת־ִדְּמָעֶתָך‬ ֹּ ‫ ְוהַֹסְפ ִּתי ַעל־יֶָמיָך ֲחֵמׁש ֶעְׂשֵרה ָׁשָנה‬:‫ִהְנִני רֶֹפא ָלְך ַּביֹּום ַה ְּׁשִליִׁשי ַּתֲעֶלה ֵּבית ְיהָוה‬ Auch hier ist es so, daß durch eine Hinzufügung in Könige kontextmäßig an dieser Stelle eine Veränderung des Textes die Folge war.284 131. 38,8 ‫ ִהְנִני ֵמִׁשיב‬20,11 ‫ַויֶָּׁשב‬ 132. 38,8 ‫ ֶאת־ֵצל‬20,11 ‫צל‬ ֵּ‫ֶאת־ַה‬ 133. 38,8 ‫ ַהַּמֲעלֹות‬20,11 ‫ַּבַּמֲעלֹות‬ Alle drei Unterschiede stehen in demselben Zusammenhang. Es ist wieder ein Textvergleich im Kontext nötig: 281 282 Das Wort mit einem Stern (*) ist das Kethib, mit zweien (**) das Quere. Der Name Jesaja steht in Könige an diesen 13 Stellen: 19,2.5.6.20; 20,1.4.7.8.9.11.14.16.19. 283 Mit König (Historisch-kritisches Lehrgebäude, Bd. I, S. 403-404) als Qal Partizip aufzufassen. 284 Wegen der unterschiedlichen Überlieferung in Könige und Jesaja gerade auch im engeren Kontext unserer Stelle ist mit Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 260 eine Änderung des masoretischen Textes zu Jesaja 38,5 durch Hinzufügung aus 2 Kg 20,5 abzulehnen. 182 Jes 38,7-8: :‫ְוֶזה־ְּלָך ָהאֹות ֵמֵאת ְיהָוה ֲאֶׁשר יֲַעֶׂשה ְיהָוה ֶאת־ַהָּדָבר ַהֶּזה ֲאֶׁשר ִּדֵּבר‬ ‫ִהְנִני ֵמִׁשיב ֶאת־ֵצל ַהַּמֲעלֹות‬ ‫חַרִּנית ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות‬ ֹ ‫ֲאֶׁשר ָיְרָדה ְבַמֲעלֹות ָאָחז ַּב ֶּׁשֶמׁש ֲא‬ 2 Kg 20,9-11: ‫ֶזה־ְּלָך ָהאֹות ֵמֵאת ְיהָוה ִּכי יֲַעֶׂשה ְיהָוה ֶאת־ַהָּדָבר ֲאֶׁשר ִּדֵּבר‬ ּ‫ ַוֹּיאֶמר יְִחְזִקָּיהו‬:‫צל ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות ִאם־יָׁשּוב ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות‬ ֵּ‫ָהַלְך ַה‬ :‫חַרִּנית ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות‬ ֹ ‫צל ֲא‬ ֵּ‫לא ִכי יָׁשּוב ַה‬ ֹ ‫צל ִלְנטֹות ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות‬ ֵּ‫נֵָקל ַל‬ ‫צל ַּבַּמֲעלֹות‬ ֵּ‫ַויְִּקָרא יְַׁשְעָיהוּ ַהנִָּביא ֶאל־ְיהָוה ַויֶָּׁשב ֶאת־ַה‬ :‫חַרִּנית ֶעֶׂשר ַמֲעלֹות‬ ֹ ‫ֲאֶׁשר ָיְרָדה ְּבַמֲעלֹות ָאָחז ֲא‬ Wiederum veranlaßte die Hinzufügung in Könige kontextmäßig an dieser Stelle eine Veränderung des Textes. Nr. 131 hängt von dem großen Einschub in 2 Kg 20,9b-11a ab. Bei Nr. 132 ist der Schatten beide Male determiniert: in Jes 38,8, wenn man ‫ ֶאת־ֵצל ַהַּמֲעלֹות‬als Constructusverbindung versteht; in 2 Kg 20,11 erfolgt die Determination durch den Artikel, weil ‫ =( ַּבַּמֲעלֹות‬Nr. 133, keine Constructusverbindung) folgt. 3.3.2.9 Unterschiedlich plazierter / bearbeiteter Text (4 x = 2,61%): 125 <=> 137 (Könige 10 Worte / Jesaja 9 Worte); 126 <=> 138 (Könige 17 Worte / Jesaja 8 Worte). 125.[ 38,21] 20,7 ‫ַוֹּיאֶמר יְַׁשְעָיהוּ ְקחוּ ְּדֶבֶלת ְּתֵאִני מ‬ :‫ַויְִּקחוּ ַויִָּׂשימוּ ַעל־ַה ְּׁשִחין ַויִֶּחי‬ 137. 38,21 :‫[ ַוֹּיאֶמר יְַׁשְעָיהוּ יְִׂשאוּ ְּדֶבֶלת ְּתֵאִנים ְויְִמְרחוּ ַעל־ַה ְּׁשִחין ְויִֶחי‬20,7] 126.[ 38,21] 20,7-9 ‫ַוֹּיאֶמר ִחְזִקָּיהוּ ֶאל־יְַׁשְעָיהוּ ָמה אֹות ִּכי־ִיְרָּפא ְיהָוה ִלי‬ ּ‫ ַוֹּיאֶמר יְַׁשְעָיהו‬:‫ְוָעִליִתי ַּביֹּום ַה ְּׁשִליִׁשי ֵּבית ְיהָוה‬ 138. 38,22 :‫[ ַוֹּיאֶמר ִחְזִקָּיהוּ ָמה אֹות ִּכי ֶאֱעֶלה ֵּבית ְיהָוה‬20,8] Wie oben285 bereits gesagt, sehen wir als Grund für die unterschiedliche Plazierung, daß der Verfasser von Könige den Psalm des Hiskia nicht mit übernehmen wollte (er wäre einzig in Könige) und daher den planvollen Aufbau von Jes 38 ändern mußte.286 285 286 Siehe unter 3.3.2.6.1.3, Nr. 135 und Nr. 136, S. 161-162. Darum ist auch hier mit Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 261 allen Angleichungsversuchen des Jesajatextes an den von Könige zu widersprechen. 183 3.3.2.10 Klassische “textkritische“ Unterschiede (22 x = 14,38%): 12; 15; 20; 26; 38; 45; 59; 61; 65; 68; 85; 87; 90; 98 (oder 7.?); 99; 102; 107; 139; 140; 141; 142; 152. 12. 36,5 ‫ ָאַמְר ִּתי‬18,20 ‫ָאַמְר ָּת‬ 15. 36,7 ‫תאַמר‬ ֹ ‫ ְוִכי־‬18,22 ‫תאְמרּון‬ ֹ ‫ְוִכי־‬ 20. 36,10 ‫ ֶאל־ָהָאֶרץ‬18,25 ‫ַעל־ָהָאֶרץ‬ 26. 36,12 ‫ ַהֶאל‬18,27 ‫ַהַעל‬ 38. 36,18 ‫ ֶּפן־יִַּסית‬287 18,32 ‫ִּכי־יִַּסית‬ 45. 36,21 ּ‫ ַויֲַּחִריׁשו‬18,36 ּ‫ְוֶהֱחִריׁשו‬ 59. 37,9 ‫ ַעל־ ִּתְרָהָקה‬19,9 ‫ֶאל־ ִּתְרָהָקה‬ 61. 37,9 ‫ ַויְִּׁשַמע‬19,9 ‫ַויָָּׁשב‬ 65. 37,12 ּ‫ ִהְׁשִחיתו‬19,12 ּ‫ִׁשֲחתו‬ 68. 37,14 ּ‫ ַויְִּקָרֵאהו‬19,14 ‫ַויְִּקָרֵאם‬ 85. 37,23 ‫ ֶאל־ְקדוֹׁש‬19,22 ‫ַעל־ְקדוֹׁש‬ 87. 37,24 ‫ ברב‬19,23 ‫ברכב‬ 90. 37,24 ‫ ְמרֹום‬19,23 ‫ְמלֹון‬ 98. 37,27 ּ‫ ָובֹׁשו‬19,26 ּ‫ַויֵּבֹׁשו‬ 99. 37,27 ‫ וְּׁשֵדָמה‬19,26 ‫וְּׁשֵדָפה‬ 102. 37,30 ‫ ָׁשִחיס‬19,29 ‫ָסִחיׁש‬ 107. 37,35 ‫ ַעל־ָהִעיר‬19,34 ‫ֶאל־ָהִעיר‬ 139. 39,1 ‫רַדְך‬ ֹ ‫ ְמ‬20,12 ‫ראַדְך‬ ֹ ‫ְּב‬ 140. 39,1 ‫ ַויְִּׁשַמע‬20,12 ‫ִּכי ָׁשַמע‬ 141. 39,1 :‫ ַויֱֶּחָזק‬20,12 :‫ִחְזִקָּיהּו‬ 142. 39,2 ‫ ַויְִּׂשַמח‬20,13 ‫ַויְִּׁשַמע‬ 152. 39,7 ‫ יקחו‬20,18 ‫יקח‬ Ich habe diese Liste mit „klassische textkritische Unterschiede“ betitelt, nicht weil ich glaube, daß alle 22 Fälle textkritisch zu verstehen sind, sondern weil man bei diesen Fällen im Unterschied zu den meisten anderen zu Recht „textkritische“ Probleme sehen kann. Das erste Beispiel ist m.E. gar nicht anders zu verstehen: 12. 36,5 ‫ ָאַמְר ִּתי‬18,20 ‫ָאַמְר ָּת‬ Mir scheint der Jesajatext („ich sprach“, „ich dachte“) ursprünglich zu sein. Gleich zwei Kanones der klassischen Textkritik treffen auf ihn zu. Erstens ist die schwierigere Lesart die wahrscheinlich ursprünglichere und zweitens die, welche die Entstehung der anderen am besten erklärt. Die 287 184 Siehe Joüon/Muraoka, o.c., § 168 g. Lesart ist die schwierigere288, weil die Verben im Umfeld dieses Verbums alle die zweite Person singular maskulin haben. Sie erklärt die Entstehung der anderen in dem Sinne leicht, daß, falls das Schlußjod auf der handschriftlichen Vorlage beschädigt wird und wegfällt, sofort bei unvokalisiertem Text die Lesart ‫ ָאַמְר ָּת‬entsteht. 15. 36,7 ‫תאַמר‬ ֹ ‫ ְוִכי־‬18,22 ‫תאְמרּון‬ ֹ ‫ְוִכי־‬ Die Königeform des Verbums kommt in 2 Kg 18,22; 19,6 und 19,10 vor, auch in Jes 8,12; 37,6.10, ist also für beide Bücher bezeugt. Die Lesart in Jesaja scheint auch hier die ursprünglichere zu sein, weil die angeführte Rede in der ersten Person Plural ausgeführt wird. Falls zuerst der Singular stand, ist leicht erklärlich, daß wegen der Pluralform in der Rede daraus ein Plural wird. 20. 36,10 ‫ ֶאל־ָהָאֶרץ‬18,25 ‫ַעל־ָהָאֶרץ‬ 26. 36,12 ‫ ַהֶאל‬18,27 ‫ַהַעל‬ 59. 37,9 ‫ ַעל־ ִּתְרָהָקה‬19,9 ‫ֶאל־ ִּתְרָהָקה‬ 85. 37,23 ‫ ֶאל־ְקדוֹׁש‬19,22 ‫ַעל־ְקדוֹׁש‬ 107. 37,35 ‫ ַעל־ָהִעיר‬19,34 ‫ֶאל־ָהִעיר‬ Gleich fünf der hier angeführten 22 Unterschiede hängen mit den zu bestimmten Zeiten der Überlieferungsgeschichte ähnlich klingenden und inhaltlich oft synonymen Worten ‫ אל‬und ‫ על‬zusammen. Es könnte sich um akustische Abschreibfehler handeln, weil die Vorlage vorgelesen wurde und mehrere gleichzeitig schrieben. Die Fälle sind so gleich verteilt, wie es nur eben bei fünf Vorkommen geht: MT Jes hat dreimal ‫ אל‬und zweimal ‫על‬, und bei MT Kg ist es genau umgekehrt. Die Verwechslungen waren allerdings auch so einfach, weil inhaltlich vom Kontext her kein großer Unterschied gesehen werden muß. Bei Nr. 26 etwa muß das ‫ ַהַעל‬in 2 Kg 18,27 nicht feindlicher verstanden werden als das ‫ ַהֶאל‬in Jes 36,12, denn gleich wird deutlich, daß der Rabschake den Männern auf der Mauer ein „Friedensangebot“ macht, wenn sie nur kapitulieren: ‫ ַהַעל‬bedeutet hier also gesandt „zu“, nicht gesandt „gegen“. 38. 36,18 ‫ ֶּפן־יִַּסית‬18,32 ‫ִּכי־יִַּסית‬ Hier könnte man einen klassischen textkritischen Abschreibfehler sehen. Zur möglichen Verwechslung von ‫ כ‬und ‫ פ‬einerseits und ‫ נ‬und ‫ י‬andererseits siehe Fischers Untersuchung zur LXX Jes.289 Allerdings muß dieser Unter288 So auch in Barthélemy, Dominique, Critique Textuelle de l’Ancien Testament, Vol. 2, OBO 50/2, Fribourg: 1986, S. 248: Die in 1Q-a befindliche Form ‫ָאַמְר ָּת‬ sei in Angleichung an die leichtere Lesart im Königetext entstanden. 289 Fischer, In welcher Schrift lag das Buch Isaias den LXX vor?, o.c., S. 71ff. 185 schied m.E. in Zusammenhang mit Nr. 37 und Nr. 39 gesehen werden und wird unter Nr. 37 behandelt (siehe 3.3.2.6.2.3). 45. 36,21 ּ‫ ַויֲַּחִריׁשו‬18,36 ּ‫ְוֶהֱחִריׁשו‬ Orlinsky spricht sich hier für den Jesajatext aus (auch in Verbindung mit Nr. 46, siehe oben S. 169).290 Die Frage, die man sich stellen kann, ist, ob hier evtl. zwei stilistische Varianten vorliegen. 61. 37,9 ‫ ַויְִּׁשַמע‬19,9 ‫ַויָָּׁשב‬ Der Textvergleich im Gesamtvers zeigt, daß beide Lesarten möglich sind: Jes 37,9: ‫מר יָָצא ְלִה ָּלֵחם ִא ָּתְך‬ ֹ ‫ַויְִּׁשַמע ַעל־ ִּתְרָהָקה ֶמֶלְך־ּכוּׁש ֵלא‬ :‫מר‬ ֹ ‫ַויְִּׁשַמע ַויְִּׁשַלח ַמְלָאִכים ֶאל־ִחְזִקָּיהוּ ֵלא‬ 2 Kg 19,9: ‫מר ִהֵּנה יָָצא ְלִה ָּלֵחם ִא ָּתְך‬ ֹ ‫ַויְִּׁשַמע ֶאל־ ִּתְרָהָקה ֶמֶלך־ּכוּׁש ֵלא‬ :‫מר‬ ֹ ‫ַויָָּׁשב ַויְִּׁשַלח ַמְלָאִכים ֶאל־ִחְזִקָּיהוּ ֵלא‬ Der Jesajavers greift das Hören ‫ ַויְִּׁשַמע‬von 37,9a auf und schildert als Folge des Hörens das Senden der Boten ‫ַויְִּׁשַמע ַויְִּׁשַלח‬. Der Vers in Könige greift nicht auf 19,9a zurück, sondern drückt mit ‫ ַויָָּׁשב ַויְִּׁשַלח‬die erneute Sendung von Boten aus. Beides paßt zum Kontext.291 Wenn das eine die bewußt überarbeitete Fassung des anderen ist, ist nicht ganz klar, warum die Änderung erfolgte. Von daher könnte es eine textkritisch zu beurteilende Variante sein.292 Vielleicht ist die Verwechslung in Richtung von ‫ ַויְִּׁשַמע‬auf ‫ ַויָָּׁשב‬leichter als umgekehrt, weil eher durch Handschriftenabnutzung aus zwei Buchstaben einer wird als aus einem zwei. 65. 37,12 ּ‫ ִהְׁשִחיתו‬19,12 ּ‫ִׁשֲחתו‬ Wenn man bedenkt, daß MT Jes oft die Pleneschreibung hat und MT Kg an derselben Stelle nicht, so unterscheiden sich die beiden Formen (MT Jes 290 The Kings-Isaiah Recensions, o.c., S. 47: „In the Aramaic Cursive of the LXX Vorlage (see above) ‫ י‬and ‫ו‬,‫ ה‬and ‫ ח‬were not confused paleographically. In the succeeding Square Script they could only too frequently not be told apart. Hence ‫ ויחרישו‬could become ‫ והחרישו‬... in the post-LXX Square Script.“ 291 Gemäß Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 251, ist die Lesart von 1Q-a zu Jes 37,9 (‫ ;וישמע וישוב‬vgl. auch LXX: α κου σας α πεστρεψεν και α πεστειλεν) als Mischlesart aus Jes und 2 Kg zu erklären. 292 Fischer stellt fest, daß anscheinend bei der Vorlage der LXX Verwechslungen von ‫ מ‬zu ‫ ב‬und umgekehrt vorgekommen sind (In welcher Schrift lag das Buch Isaias den LXX vor?, o.c., S. 69 und 72). Aber man muß natürlich mitberücksichtigen, daß es hier um eine Verwechslung von ‫ מע‬und ‫ ב‬geht. 186 Hif’il, MT Kg Pi’el; beides bedeutet „zerstören“, „verderben“) nur durch das Anfangs-Hê bei der Jesaja-Form. Jesaja hat das Hif’il in 11,9; 36,10.10; 37,12; 51,13; 65,25 und das Pi’el in 14,20. Das Hif’il findet sich in 2 Kg 8,19; 13,23; 18,25.25, das Pi’el in 2 Kg 19,12 (also an unserer Stelle).293 Das häufigere ist somit in beiden Werken das Hif’il. Es ist aber nicht so häufig, daß man sagen müßte, der Abschreiber hätte die schwierigere Lesart des Pi’el an die geläufigere des Hif’il angeglichen. Das kann natürlich sein. Genauso gut ist möglich, daß durch Beschädigung des Hê beim Hif’il die Manuskriptvorlage als Pi’el gelesen wurde. Beide Veränderungen, egal in welche Richtung, konnten umso leichter geschehen, als Hif’il und Pi’el synonym gebraucht werden. 68. 37,14 ּ‫ ַויְִּקָרֵאהו‬19,14 ‫ַויְִּקָרֵאם‬ Beide Verse sind bis auf diesen Unterschied identisch. ּ‫ַויִַּּקח ִחְזִקָּיהוּ ֶאת־ַהְּסָפִרים ִמַּיד ַהַּמְלָאִכים ַויְִּקָרֵאהו‬ :‫ַויַַּעל ֵּבית ְיהָוה ַויְִּפְרֵׂשהוּ ִחְזִקָּיהוּ ִלְפֵני ְיהָוה‬ Der Plural in Könige (‫ )ַויְִּקָרֵאם‬kann leicht wegen des grammatischen Plurals ‫ ַהְּסָפִרים‬entstanden sein. Inhaltlich gesehen ist ‫ ַהְּסָפִרים‬aber in beiden Texten ein Singular, wie das folgende ּ‫ ַויְִּפְרֵׂשהו‬in Jes und Kg zeigt. 87. 37,24 ‫ ברב‬19,23 ‫ברכב‬ Der Unterschied hier besteht nur zwischen dem Kethib von 2 Kg 19,23 und Jes 37,24. Das nach den Masoreten zu Lesende ist identisch. Das Geschriebene von 2 Kg 19,23 übersetzt Watts294 mit „by the drivers of my chariots“ im Unterschied zu „by the numbers of my chariots“ im zu lesenden Text von Könige und in Jes 37,24. Eine Verschreibung von ‫רב ִרְכִּבי‬ ֹ ‫ ְּב‬zu ‫ְּבֶרֶכב‬ ‫ ִרְכִּבי‬war gut möglich. 90. 37,24 ‫ ְמרֹום‬19,23 ‫ְמלֹון‬ Hier scheint wiederum ein klassisch textkritisch zu erklärender Unterschied vorzuliegen, verursacht durch die Verlesung eines Buchstabens mit einem anderen leicht zu verwechselnden (‫ ל‬und ‫)ר‬.295 Das Wort ‫ ָמלֹון‬kommt achtmal296 im Alten Testament vor und bedeutet einen Ort zur Übernachtung. Für ‫ ָמרֹום‬bietet die Even-Shoshan-Konkordanz (p. 710) 54 Stellen; es ist also das häufigere Wort von beiden. Es bezeichnet einen hoch293 294 295 Siehe Even-Shoshan-Konkordanz, o.c., S. 1132. Watts, Isaiah 34-66, o.c., S. 40. Zur Verwechslungsmöglichkeit dieser Buchstaben siehe Fischer, In welcher Schrift lag das Buch Isaias den LXX vor?, o.c., S. 72 und 74. 296 Nach der Even-Shoshan-Konkordanz, o.c., S. 661: Gen 42,27; 43,21; Ex 4,24; Josua 4,3.8; 2 Kg 19,23; Jes 10,29; Jer 9,1. 187 gelegenen Ort, eine Höhe, Anhöhe. Wieder treffen wir das Phänomen an, daß beide Worte vom Kontext her passen und dadurch wohl erst der Abschreibfehler, der an und für sich leicht passieren kann, auch möglich wurde und sich halten konnte. In diesem Fall ist die Entscheidung für die wahrscheinlich ursprüngliche Lesart schwer. In MT Jes könnte die Aussage ‫ ָעִליִתי ְמרֹום ָהִרים‬in demselben Vers ein paar Worte vor unserem Ausdruck eine Verlesung von ‫ ְוָאבוָֹאה ְמלֹון‬zu ‫ ְוָאבֹוא ְמרֹום‬verursacht haben. 98. 37,27 ּ‫ ָובֹׁשו‬19,26 ּ‫ַויֵּבֹׁשו‬ Beide Aussagen können inhaltlich gleich aufgefaßt werden. Die engste Parallele innerhalb von Jesaja ist Jes 20,5 (vgl. auch 19,9; 24,23; 26,11; 40,24; 45,24). Möglicherweise handelt es sich hier nicht um eine textkritische Lesart, sondern um stilistische Variationen. 99. 37,27 ‫ וְּׁשֵדָמה‬19,26 ‫וְּׁשֵדָפה‬ Auch bei diesem Unterschied fällt die Entscheidung schwer.297 ‫ְׁשֵדָמה‬ kommt neben unserer Stelle in Jes 37,27 noch in Dt 32,32; 2 Kg 23,4; Jes 16,8; Jer 31,40 und Hab 3,17 vor, ist an diesen anderen Stellen aber immer im Plural. 298 Gesenius/Buhl gibt für die Pluralstellen die Bedeutungen „Weinpflanzungen“ (Dt 32,32; Jes 16,8), „Getreidefelder“ (Hab 3,17) und „das Gefilde bis zum Kidrontale“ (Jer 31,40) an.299 Unsere Stelle sieht er wegen der Parallele in Könige als unklar an. Für ‫ ְׁשֵדָפה‬in 2 Kg 19,26 wird die Bedeutung „Brand des Getreides“ geboten.300 102. 37,30 ‫ ָׁשִחיס‬19,29 ‫ָסִחיׁש‬ Unter ‫ ָׁשִחיס‬verweist Gesenius/Buhl auf ‫ָסִחיׁש‬, wo er ersteres als transponierte Schreibung von letzterem sieht und die Bedeutung „das was im dritten Jahre n.d. Saat noch v. selbst hervorkommt“ angibt (2 Kg 19,29; Jes 37,30).301 297 298 299 300 301 188 Das spiegelt sich auch in Barthélemy, Critique Textuelle, o.c., S. 257-259 wider: Der masoretische Text in Jes 37,27 wird als Abschreibfehler angesehen, jedoch nicht die Lesart in 2 Kg 19,26 übernommen, um nicht der Gefahr der Angleichung zu erliegen. Die Lesart in 1Q-a (‫ )הנשדף‬wird dem Sinne nach akzeptiert, wenn auch das „nifal“ nicht ursprünglich sein könne. Even-Shoshan-Konkordanz, o.c., S. 1116. Gesenius, W.; Buhl, Fr., Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament, Unveränderter Neudruck der 1915 erschienenen 17. Auflage, Berlin: 1962, S. 809. Ebd., S. 809. Ebd., S. 819 und 541. 139. 39,1 ‫רַדְך‬ ֹ ‫ ְמ‬20,12 ‫ראַדְך‬ ֹ ‫ְּב‬ Hier liegt wohl eine Verschreibung von ‫ מ‬zu ‫ ב‬vor,302 da der akkadische Name bekannt ist (Marduk-apla-iddin[a]).303 140. 39,1 ‫ ַויְִּׁשַמע‬20,12 ‫ִּכי ָׁשַמע‬ 141. 39,1 :‫ ַויֱֶּחָזק‬20,12 :‫ִחְזִקָּיהּו‬ 4QIsb stützt das ‫ ִּכי‬in 2 Kg 20,12. F.J. Morrow304 bemerkt dazu: „The reading ‫ ִּכי‬followed by all the versions305, fits the context better.“ Aber hier muß man Nr. 141 mit dazunehmen, denn MT Jes gibt, wenn man 140 und 141 als für Jes ursprünglich beläßt, auch den Sinn, daß die Worte‫ַויְִּׁשַמע ִּכי‬ :‫ ָחָלה ַויֱֶּחָזק‬den Grund aufzeigen, aus welchem Anlaß Merodach-Baladan seine Gesandten schickt. Dazu muß man nur ‫ ַויְִּׁשַמע‬als Plusquamperfekt auffassen, was sich vom Kontext her m.E. anbietet.306 Damit wäre aber Jes 39,1 die lectio difficilior und potior. Eine Verlesung von ‫ ו‬in ‫ כ‬war nach Fischers Untersuchung zur LXX möglich.307 Daher ist nicht auszuschließen, daß MT Jes einen ursprünglichen Text bietet und 4QIsb sich an den einfacheren Text in MT Kg angeglichen hat. Evtl. muß man es aber gar nicht textkritisch sehen, da der Verfasser von Könige, falls er den Jesajatext übernommen hat, in seiner Formulierung vielleicht den Sinn noch deutlicher hervorheben wollte. Dabei hätte er allerdings gleichzeitig das Gesundwerden in Jesaja durch den Namen Hiskia ersetzt. 142. 39,2 ‫ ַויְִּׂשַמח‬20,13 ‫ַויְִּׁשַמע‬ Der MT Jes gibt einen besseren Sinn als MT Kg, bei welchem vom vorhergehenden ‫ ִּכי ָׁשַמע‬beeinflußt ein ursprüngliches ‫ ַויְִּׂשַמח‬in ein ‫ַויְִּׁשַמע‬ verändert worden sein könnte.308 152. 39,7 ‫ יקחו‬20,18 ‫יקח‬ 302 303 304 305 306 307 308 Nach Fischer, In welcher Schrift lag das Buch Isaias den LXX vor?, o.c., S. 77, 69 und 72 eine häufige Verwechslung. Mit Watts, Isaiah 34-66, o.c., S. 63. Morrow, F. J., The Text of Isaiah at Qumran, Dissertation, Catholic University of America, S. 110 (bes. S. 8, 108-110, 180). LXX, Targum, Peschitta und Vulgata. So wie C.J. Collins in seinem Artikel „The wayyiqtol as ‘pluperfect’: when and why“, Tyndale Bulletin 1995 (46) S. 117-140 das plusquamperfektische Verständnis für Gen 2,19 vorschlägt, könnte man es auch in Jes 39,1 sehen. In welcher Schrift lag das Buch Isaias den LXX vor?, o.c., S. 70-71. Vgl. Fischer zu der Möglichkeit der dabei vorausgesetzten Buchstabenverwechslung, In welcher Schrift lag das Buch Isaias den LXX vor?, o.c., S. 71 und 73. 189 Der Unterschied betrifft nur das Kethib in 2 Kg 20,18, das den Singular anstelle des Plurals hat. 3.3.3 Thesenhafte Zusammenfassung über die Auswertung des Textvergleiches 3.3.3.1 Die Ähnlichkeit und weitgehende Parallelität von Jes 36-39 und 2 Kg 18,13-20,19 ist dergestalt, daß sie nur im Rahmen einer literarischen Abhängigkeit oder Beziehung zueinander erklärt werden kann. Mit H.E.G. Paulus309 scheint uns die Möglichkeit, daß beide Texte von einem dritten Dokument abhängig sind, wenig wahrscheinlich. 3.3.3.2 Das Selbstzeugnis des Königewerkes, daß es auf älteren Quellen aufgebaut ist, und das Zeugnis von 2 Chr 32,32 würden an und für sich die traditionelle Sicht nahelegen, daß in der literarischen Beziehung beider Texte zueinander die Prioriät bei Jesaja liegt.310 309 Paulus, H.E.G., Philologischer Clavis über das Alte Testament für Schulen und Akademien: Jesaias, Jena: 1793, S. 242 (siehe oben S. 101). 310 Eine bemerkenswerte Sicht der Beziehung beider Texte zueinander entfaltet Vitringa: Grundsätzlich vertritt er die Abfassung von Jes 36-39 durch Jesaja (Commentarius in librum prophetiarum Jesaiae Pars II, o.c., S. 307). Aber er nimmt die Aussage von 2 Chr 32,32 und die Überhänge in Könige und die in Jes 36-39 argumentativ wie folgt zusammen: 1. Jesaja habe eine Geschichte eines Teiles des Lebens von Hiskia geschrieben, die in die königliche Geschichtsschreibung (‫ )ַעל־ֵס ֶפר ַמ ְלֵכי־ְיה ּוָדה ְויְִׂשָרֵאל‬eingegangen sei (2 Chr 32,32). Eines Teiles deswegen, weil die Formulierung in 2 Chr 32,32 ( ‫ְויֶֶתר‬ ‫ )ִדְּבֵרי יְִחזְִקָּיהוּ ַוֲחָסָדיו‬nicht so umfassend klingt wie die Formulierung bei der nach 2 Chr 26,22 auch von ihm verfaßten Geschichte des Lebens Usias ( ‫ְויֶֶתר‬ ּ‫עִָּּיהו‬ ‫ ִדְּבֵרי ֻ ז‬:‫ָהִראׁשִֹנים ְוָהֲאֲחרִֹנים ּכַָתב יְַׁשְעָיהוּ ֶבן־ָאמֹוץ ַהנִָּביא‬. 2. Die Version in unserem Königebuch (2 Kg 18,13-20,19) sei ein Exzerpt aus der von Jesaja verfaßten und damals in der königlichen Geschichtsschreibung vorliegenden Hiskiageschichte gewesen. 3. Die heiligen Schreiber, welche die Prophetien des Jesaja zum Jesajabuch zusammengestellt hätten, hätten den Bericht aus Könige ein wenig kontrahiert ins Jesajabuch eingefügt (ähnlich wie bei Jer 52), damit der Leser diese Kapitel immer schnell vor Augen hätte und sie nicht anderswo suchen müßte (ebd., S. 306). In gewissem Sinn vertritt Vitringa damit eine Synthese der drei Möglichkeiten: Die „Jesajapriorität“ findet sich bei ihm in der Abfassung durch Jesaja, die gemeinsame Quelle in der königlichen Geschichtsschreibung und die Königepriorität in der Annahme, Jes 36-39 sei 2 Kg 18,13-20,19 etwas kontrahiert dargeboten. Für uns spricht gegen diese Sicht Vitringas der Aufbau des Jesajabuches und die Stellung von Jes 36-39 in diesem Aufbau. Wir glauben, daß die Reihenfolge der Geschichten in Jes 3639 (2 Kg 18,13-20,19) dafür spricht, daß Jes 36-39 von Anfang an für diesen 190 3.3.3.3 Die „textkritische“ Analyse des Phänomens der Beziehung beider Texte kann nur eine Ebene der Betrachtung sein, die ergänzt werden muß durch das Bewußt sein, daß der übernehmende Teil den anderen passend zu seinem Gesamtbuchentwurf überarbeitet hat. Die wenigsten der von uns gezählten 153 Unterschiede müssen ausschließlich textkritisch erklärt werden. 3.3.3.4 Die Argumentation von Gesenius, ein Textvergleich zwischen Jes 36-39 und 2 Kg 18,13-20,19 spreche für eine Königepriorität, ist nicht die einzig mögliche und bei näherer Analyse auch umkehrbar.311 Eine Reihe von Forschern hat sich für die Überlegenheit des Jesajatextes ausgesprochen.312 Ort im Jesajabuch abgefaßt worden sind und daß Könige diese Reihenfolge mit übernommen hat (siehe das nächste Kapitel). Es zeigt sich, daß die Schwachstelle in Vitringas Analyse darin besteht, daß er Jes 36-39 als historischen Einschub sieht, der mit dem Gesamtaufbau des Buches nicht so stark verbunden ist. 311 Vgl. die interessante schon erwähnte Bemerkung Wildbergers (Jesaja, 3. Teilband: Jes 28-39, o.c., S. 1372) über Gesenius Gedanken der textlichen Überlegenheit von Könige und den ihm folgenden Forschern: „Man hat den Eindruck, die Erkenntnis, daß der Erzählungskomplex dem Königsbuche entnommen ist, habe dann und wann die Annahme der Überlegenheit des KTextes begünstigt.“ A. Jepsen (Die Quellen des Königsbuches, Halle: 1956, S. 77) beurteilt die Sachlage bei der Prioritätsfrage wie folgt: „Ebenso scheint RII die Jesaja-Legenden bereits in der von ihm aufgenommenen Form abgeschlossen vorgefunden zu haben, vielleicht sogar schon im Zusammenhang der ersten Sammlung der Jesaja-Reden. Jedenfalls ist die Textüberlieferung des Jesaja-Buches älter und die oft vertretene Ansicht, der Redaktor des Jesaja habe die Kapitel aus dem Königsbuch entnommen, kaum zu halten. Dazu kommen eine Reihe weiterer Gründe, die zuletzt es als sicher erscheinen lassen, daß RII entweder das Jesaja-Buch (Kap. 1-39) benutzt hat oder zum mindesten die Jesaja-Legenden schon als abgeschlossenes Büchlein vorfand und in sein Werk aufnahm.“ 312 Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch die ausführlicheUntersuchung von A. Catastini über die Textüberlieferung von 2 Kg 18-20 und Jes 36-39: „Isaia ed Ezechia: Studio di storia della tradizione di II Re 18-20 / Is 36-39“, Rome: 1989. Für ihn bietet die Proto-Lukianische Version (= pL), die er aus der Lukianischen Rezension der LXX rekonstruieren zu können glaubt und die er als von der späteren καιγε-Rezension unabhängig sieht, die älteste Stufe der Tradition für 2 Kg 18-20 (p. 321). Seine Ergebnisse sind unter anderem (S. 324-325): „With regard to the text contained in the two books, that in Isaiah generally proves to be more conservative than that in II Kings... MT II Kings contains what is, from an editorial point of view, the 191 3.3.3.5 Die entscheidende Dimension zum Verständnis beider Texte liegt in einer Analyse ihrer Funktion in dem jeweiligen Gesamtwerk: 2 Kg 18,1320,19 in Könige und Jes 36-39 in Jesaja. Beide Textblöcke sind in ihrem jeweiligen Werk kein Fremdkörper, sondern dem Kontext und der Gesamtintention angepaßt. 3.3.3.6 Bei der Untersuchung einer ganzen Reihe von Unterschieden hat sich gezeigt, daß diese sich gut auf dem Hintergrund einer Jesajapriorität erklären lassen: Der Verfasser von Könige scheint den Jesajatext durch Hinzufügungen, Kürzungen oder Änderungen in seinen Gesamtentwurf passend inkorporiert zu haben. most developed form of the narratives about Hezekiah. It may sometimes carry an earlier text than // MT Isaiah; however it has generally undergone important ideological modifications, especially with regard to the most crucial points, as the analysis of variants of 20:11 // 38:8 amply demonstrates... Within the Isaiah tradition, 1Q and LXX* preserve the earliest textual form, closer to the one detected in the pL stratum of II Kings; 1Q contains the Hebrew tradition, which must have been remarkably wide-spread. - Compared with 1Q and LXX* Isaiah, MT Isaiah represents a developed form of the text, but one preserving several earlier textual peculiarities. It is nevertheless without any doubt superior to the forms closer to // MT II Kings... Lastly, it should be said that these results present us with a novel view of the manuscript tradition... the more ancient a manuscript is, the more likely it is to contain extremely early textual readings...“ Die Arbeit von Catastini ist gründlich und zieht alle wesentlichen alten Übersetzungen mit in Betracht. Dabei muß aber folgendes noch mehr berücksichtigt werden: Jes 36-39 und 2 Kg 18-20 sind zwar über weite Teile parallel, aber befinden sich in zwei verschiedenen Büchern. Es geht nicht nur um eine textkritische Untersuchung, sondern auch um die Frage, wie die Verfasser beider Werke die entsprechenden Kapitel in ihrem ganzen Werk einarbeiten wollten. Die späteren Übersetzer der hebräischen Texte und auch die Rezensionen der Übersetzungen hatten zu ihrer Zeit in der Regel Zugang zu beiden hebräischen Texten. Beide Textblöcke waren sozusagen wie zwei Brennpunkte in einer Ellipse, wobei auch der jeweils andere Textblock immer Einfluß nehmen konnte auf eine Übersetzung oder eine Rezension einer Übersetzung des anderen Textblockes. Das heißt nicht, daß das immer geschehen ist, aber die Möglichkeit war permanent gegeben. Von daher scheint es schwierig, von einer Übersetzung her einen hebräischen Text zu rekonstruieren, der besser ist als der MT Jes oder MT Kg. Zu Catastinis Wertschätzung von 1QJes a vergleiche das oben zu den Charakteristika von 1QJesa Gesagte. 192 3.3.3.7 Die entsprechenden Änderungen durch den Königeverfasser müssen nicht als „Verfälschungen“ eingestuft werden, sondern sind meist verständlich im Sinne einer synonymen Ausdrucksweise oder einer präzisierenden Interpretation. 3.3.3.8 Neben dem Jesajatext scheint der Verfasser von Könige noch eine andere oder andere Quellen gehabt zu haben, aus denen er z.B. den Königeüberhang 2 Kg 18,14-16 und auch gewisse Königeüberhänge von 2 Kg 20,111 geschöpft hat. 3.3.3.9 Wenn, wie wir glauben, die chronologische Angabe in 2 Kg 18,13 ihren Hintergrund von Jes 36,1 her hat (Jesajapriorität vorausgesetzt), so ergibt sich die Möglichkeit, von verschiedenen Zählweisen der Quellen des Königewerkes auszugehen und so gewisse chronologische Probleme zu lösen. Jesajas vierzehntes Jahr fiele in das Jahr 701 v.Chr. Dabei scheint Jesaja die Regierungszeit Hiskias von seiner Alleinregentschaft im Jahre 715 v.Chr. her zu zählen. Die Zeitangaben von Jes 38,1 und 39,1 implizieren dabei nicht, daß die Ereignisse dieser Kapitel in dasselbe Jahr 701 v.Chr. fallen, sondern nur zu ungefähr derselben Zeitepoche (eben Hiskias) geschehen sind. 3.3.3.10 Die chronologischen Angaben in 2 Kg 18,9.10 (vgl. 17,1.5.6) könnte man hingegen auf dem Hintergrund einer angenommenen Korregentschaft mit Ahas rechnen.313 Dies würde dem Verfasser von Könige ermöglichen, die angesprochene Kontrastierung zwischen Hiskia und Hosea durchzuführen. Der Kontrast zwischen dem gottlosen Hosea und dem gottlosen Ahas wäre nicht so groß gewesen, und es war ja auch Hiskia, der eine ähnliche Überflutung durch die Assyrer erlebt hat wie das Nordreich Samaria unter Hosea und der durch seine Frömmigkeit überlebte. 3.3.3.11 Die von uns angenommene Jesajapriorität würde gleichzeitig den Königetext zu einem ersten schriftlichen Zeugnis für die Existenz von Jes 36-39 (oder weiterer Teile des Buches oder des ganzen Jesajabuches) machen. Bei einer exilischen Datierung der Entstehung des Königebuches314 313 314 Vgl. Merrill, Kingdom of Priests, o.c., S. 410 und 404. Nichts in den geschichtlichen Angaben des Königebuches geht über die Zeit des Exils hinaus. Das letzte Ereignis, die Begnadigung des Königs Jojachin (2 Kg 25,27), fällt ins erste Jahr von Evil-Merodach (562-560 v.Chr.; nach Merrill, a.a.O, S. 474). Aus der Nichterwähnung der Rückkehr aus dem Exil kann man natürlich nicht hundertprozentig schließen, daß das Werk noch im Exil abgefaßt worden ist. Das wäre ein argumentum e silentio. Als Beispiel für eine exilische Datierung siehe Harrison, Introduction to the Old Testament, o.c., S. 731. Höchst interessant ist in diesem Zusammenhang ein Unterschied zwischen Jer 52,34 und 2 Kg 25,30: Der Jeremiatext weiß von dem Tod des 193 würde das eine zumindest vorexilische Entstehung dieser Jesajakapitel wahrscheinlich machen.315 3.3.3.12 In Zusammenhang mit dem Aufbau des Jesajabuches, dem wir uns im nächsten Kapitel zuwenden wollen, ergibt sich damit folgender Eindruck: Das vorexilische Jes 36-39 setzt in der Hintanstellung der chronologisch früheren Kap. 38-39 voraus, daß sich danach Jes 40ff anschließen. Das würde aber bedeuten, daß der Königetext nicht nur ein erstes Zeugnis für die Existenz von Jes 36-39 ist, sondern wahrscheinlich schon für Jes 36-40ff. 3.3.3.13 Wenn man aber in dem Königetext ein erstes schriftliches Zeugnis für die vorexilische Existenz von Jes 36-40ff hat, was würde dann noch hindern, daran zu glauben, daß der Prophet, der das Babylonische Exil in Jes 39 vorausgesagt hat und der in Jes 40ff in es hinein und darüber hinaus gesprochen hat, daß dieser Prophet das ganze Buch geschrieben haben könnte? Jojachin, den Könige nicht erwähnt. Könnte es sein, daß Könige noch zu Lebzeiten Jojachins abgefaßt wurde, begünstigt durch die neue Gnadenstellung des jüdischen Monarchen? 315 Der Verfasser von Könige scheint seine Quellen in dem Bewußtsein verarbeitet zu haben, daß sie wirkliche Informationen über die betreffende Zeit liefern. Von daher muß er zumindest persönlich geglaubt haben, daß seine Quellen geschichtlich bis an die jeweiligen Ereignisse heranreichen. Daß er aber in der Lage gewesen ist, eine nur 10 -20 Jahre alte Quelle von einer 70-100jährigen zu unterscheiden, setzen wir dabei voraus. Folglich scheint es uns wahrscheinlich, daß Jes 36-39 vorexilisch ist. 194 Kapitel 4 Jes 36-39 und die Komposition des Jesajabuches 4.1 Ein Vorschlag für den Aufbau des Jesajabuches Wie schon festgestellt,1 scheint uns die Plazierung von Jes 36-39 nach Jes 135 und vor Jes 40-66 ein Schlüssel zu sein, um die Gesamtkomposition des Jesajabuches zu verstehen. Von daher wollen wir uns nun zuerst möglichen Strukturmarkern in Jes 1-35 und 40-66 zuwenden, um zu sehen, inwieweit das Buch selbst gewisse Gliederungsblöcke anbietet. 4.1.1 Ein Vorschlag für den Aufbau von Jes 1-35 In dieser Arbeit kann es nicht um die Erschließung der Mikrostruktur von einzelnen Kapiteln oder von Unterabschnitten einzelner Kapitel gehen. Für den Zweck unserer Arbeit genügt das Aufzeigen von Gliederungsabschnitten, die das Buch selbst durch entsprechende Strukturmarker nahelegt. 4.1.1.1 Strukturhinweise innerhalb von Jes 1-35 In Jes 1-35 gibt es wenigstens drei Reihen von Strukturmarkern, die zu berücksichtigen sind, um eine Grobgliederung zu erstellen: Die Überschriften in 1,1; 2,1 und 13,1; die wiederholte Verwendung des Wortes ‫ַמ ָּׂשא‬ in Jes 13-23 und der mehrfache Gebrauch von ‫ הֹוי‬in Jes 28-33. 4.1.1.1.1 Die Überschriften in 1,1; 2,1 und 13,1. Die Parallelität der Formulierungen dieser Überschriften läßt sie als mögliche Strukturmarker erscheinen: ‫ ֲחזֹון יְַׁשְעָיהוּ ֶבן־ָאמֹוץ ֲאֶׁשר ָחָזה ַעל־ְיהּוָדה ִוירוָּׁשִָלם‬1,1 :‫ִּביֵמי ֻעזִָּּיהוּ יוָֹתם ָאָחז יְִחְזִקָּיהוּ ַמְלֵכי ְיהּוָדה‬ :‫ ַהָּדָבר ֲאֶׁשר ָחָזה יְַׁשְעָיהוּ ֶּבן־ָאמֹוץ ַעל־ְיהּוָדה ִוירוָּׁשִָלם‬2,1 :‫ ַמ ָּׂשא ָּבֶבל ֲאֶׁשר ָחָזה יְַׁשְעָיהוּ ֶּבן־ָאמֹוץ‬13,1 1 Siehe oben S. 96. 195 Kap. 1 scheint als literarischer Prolog für das ganze Buch gedacht zu sein.2 Mit 13,1 beginnt der Textblock Jes 13-23, der durch die Gerichtsworte über die Fremdvölker und Israel (‫ )ַמ ָּׂשא‬gekennzeichnet ist. Jes 2-12 kommt dadurch innerhalb dieser zwei Textblöcke (Jes 1 und Jes 13-23) zu stehen und ist auch strukturmäßig mit Andrew Bartelt (1996)3 als kunstvolle Komposition erkennbar. Bartelt sieht in Jes 2-12 ein völlig durchkomponiertes Ganzes, so daß sogar die einzelnen Abschnitte und Unterabschnitte in bezug auf ihre Wort- und Silbenlänge genau dosiert sind. Der Kern seines Ergebnisses ist, daß um die „Denkschrift“ Jes 6,1-8,18 herum eine konzentrische Struktur aufgebaut ist, die das Immanuelzeichen genau im Mittelpunkt hat. In dem Zusammenhang sieht Bartelt auch in der Denkschrift eine konzentrische Struktur: „A. Isaiah’s ministry hidden in Yahweh: 6:1-13 B. The sign of Immanuel and the Syro-Ephraimite threat 1. Biographical: Isaiah (Yahweh) vs. Ahaz: 7:1-25 a. Round 1: Isaiah’s child is sign of deliverance for Ahaz: 7:1-9 b. Round 2: Ahaz rejects; Immanuel is sign of destruction: 7:10-25 2. Autobiographical: Isaiah and Yahweh re Ahaz: 8:1-8 a. Round 1: Isaiah’s child is sign of deliverance: 8:1-4 b. Round 2: Rejection: Immanuel is sign of destruction : 8:5-8 B’. The sign of Immanuel and all peoples: 8:9-10 A’. Isaiah’s ministry hidden in Yahweh: 8:11-18.“4 Auch um die Denkschrift herum findet Bartelt einen „Ring“: 2 Vgl. G. Fohrer, Jesaja 1 als Zusammenfassung der Verkündigung Jesajas, ZAW 1962 (74), S. 251ff; Luc, Alex, Isaiah 1 as Structural Introduction, Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft, 1989 (101) S. 115ff.; Gosse, Bernhard, Isaïe 1 dans la rédaction du livre d’Isaïe, ZAW 1992 (104) S. 52-66. 3 The Book Around Immanuel: Style and Structure in Isaiah 2-12, Biblical and Judaic Studies from the University of California, Winona Lake: 1996. Vgl. auch Erhard Blums Aufsatz „Jesajas prophetisches Testament: Beobachtungen zu Jes 1-11“, Teil I, ZAW 1996 (108) S. 547-568. Teil II, ZAW 1997 (109) S. 12-29. 4 Ebd., S. 117. Siehe auch S. 118: „One striking feature of an analysis that considers length to be measured by syllables and words is the recognition that the center of the entire Denkschrift falls precisely at the Immanuel sign of 7,14“. 196 „X. Darkness and distress (5:26-30): 151 syllables, and 66 words A. Isaiah’s ministry hidden in Yahweh: 6:1-13 B. The sign of Immanuel and the Syro-Ephraimite threat: 7:1-8:8 B’. The sign of Immanuel and all peoples: 8:9-10 A’. Isaiah’s ministry hidden in Yahweh: 8:11-18.“ X’. Darkness and distress (8,19-23a): 136 syllables and 59 words“.5 In dem Makrostrukturaufbau von 5,1-10,4 seien drei zusammengehörige Texte um die Denkschrift herum aufgebaut: „A B A’ I. 5:1-7 6:1-8:18 I. 8:19-23a II. 5:8-25 II. 8:23b-9:6 III. 5:26-30 III. 9:7-10:4“6 Die Abschnitte von A und A’ würden sich dabei über Kreuz aufeinander beziehen: „A I matches A’II A II matches A’III A III matches A’I“.7 Auch für die verbleibenden Texte von Jes 2-12 (Jes 2-4 / 10,5-12,6) zeigt Bartelt Berührungspunkte und Entsprechungen und auch passend portionierte Größen auf.8 Im Zentrum des Ganzen stehe folgendes: „There are 377 words before and 377 words after the fourword unit that concludes 7:14, and it can be calculated that there are 844 syllables before and 844 after this line (7:14b): ‫ְוָקָראת ְׁשמוֹ ִעָּמנוּ ֵאל‬.“9 Bartelts Analyse scheint uns, besonders für 5,1-10,4, sorgfältig und im großen und ganzen das widerzuspiegeln, was der Text wirklich hergibt. Für unsere These ist wichtig, daß er Jes 2-12 als einen durchkomponierten Textblock erkannt hat, in dessen Zentrum der narrative Text Jes 6,1-8,18 zum Stehen kommt. Wie wir später noch sehen werden, verbinden viele starke Bezüge in Jes 36-37 den Narrativtextblock Jes 36-39 mit dem anderen großen Narrativtextblock des Jesajabuches, nämlich Jes 6-8. 5 6 7 8 9 Ebd., S. 119. Ebd., S. 137. Ebd., S. 138. Ebd., S. 240-241. Ebd., S. 256. Paul R. House sieht in „Isaiah’s Call and its Context in Isaiah 1-6“, CTR 1993 (6) S. 207-222, das Kapitel Jes 6 als verbindenden Text einerseits zu Jes 1-5 und andererseits zu Jes 7-12 hin und somit als zentral für 1-12. 197 4.1.1.1.2 Die Verwendung des Wortes ‫ ַמ ָּׂשא‬in Jes 13-23 Jes 13-23 ist durch das wiederkehrende ‫( ַמ ָּׂשא‬massa’ = Ausspruch) klar als zusammenhängender Abschnitt erkennbar: 13,1-14,23 14,24-27 14,28-32 15,1-16,14 17,1-3(11) 17,3/4-11 17,12-14 18,1-7 19,1-25 20,1-6 21,1-10 21,11-12 21,13-17 22,1-14 22,15-25 23,1-18 Babel (1. massa’) [Medien V. 17] Israel: Assyrien „ Philister (2. massa’, mit Datum) „ Moab (3. massa’) „ Damaskus (4. massa’) „ Ephraim Viele Völker (hoy) „ Kusch (hoy) [alle Erdbewohner V. 3-7] „ Ägypten (5. massa’) [Assur V. 23-25] „ Ägypten, Kusch [Assur V. 4.6] „ Meereswüste (Babel; 6. massa’) „ Duma (7. massa’) Arabien (8. massa’) Offenbarungstal (Jerusalem; 9. massa’) „ Schebna und Eljakim „ Tyrus (10. massa’) „ 14,1-4 14,25 14,30.32 16,4-5 17,3-11 17,14 18,7 19,17ff 20,5-6 21,10 22,1-14 22,15-25 23,18 Man kann die zehn Vorkommen des Wortes ‫ ַמ ָּׂשא‬in zwei Fünferreihen aufteilen, die jeweils mit Babel beginnen (Nr. 1 und Nr. 6). Gleichzeitig kommt dabei strukturmäßig Jes 20,1-6 in der Mitte zu stehen, ein Narrativtext in Jes 13-23, der eine Zeichenhandlung Jesajas bietet, welche die Bündnispolitik mit Ägypten gegen Assur als nichtige Hoffnung illustriert (20,6).10 In Jes 13-23 geht es vordergründig hauptsächlich um Fremdvölker, mit denen Israel konfrontiert war, aber nicht nur um sie. Im Hintergrund berührt das Geschick der Fremdvölker immer auch Israel. Siehe die rechte Spalte, z.B. 14,1-4: Der Untergang Babels führt zur Heimkehr Israels. Kap. 22 ist ganz Juda gewidmet. Interessant ist, daß das zur Zeit Jesajas wichtige Assur kein eigenes ‫ משא‬bekommt, sondern anscheinend unter Babel subsummiert wird. In diesem Zusammenhang der Wichtigkeit Babels innerhalb von Jes 13-23 sind Beobachtungen von S. Erlandsson zur Einheit 10 Mit Berges, Komposition und Endgestalt, o.c., S. 142. Warum Berges eine doppelte Einrahmung durch sechs ‫ ביום ההוא‬in 19,16-25 einerseits (wohl: 19,16.18.19; 19,21.23.24) und in 25,9-27,13 andererseits (wohl: 25,9; 26,1; 27,1.2.12.13) zählt, aber dabei die Vorkommen dieser Wendung in 20,6; 22,20.25; 23,15; 24,21 und auch 17,4.7.9 nicht berücksichtigt, ist nicht ganz klar. 198 Jesajas und speziell zu Jes 13-14 erwähnenswert. Erlandsson sieht vier Gründe, warum das Buch Jesaja in der kritischen Analyse so auseinandergenommen worden sei: „... first, the misunderstanding that texts about Babel as the enemy are irrelevant in Isaiah’s time; secondly, the disregard of the immense plundering and exile in 701 as the historical background to chapters 40ff.; thirdly, the disregard of the key role of chapters 36-39 in the composition of the whole Book; and, fourthly, an a priori denial of real prophecies about the future.“11 Zum ersten Grund hat Erlandsson einen eigenständigen Beitrag geliefert. Er führt aus, daß die Könige von Assur zur Zeit Jesajas in Personalunion auch Könige von Babel waren und damit Herren über ein assyrisch-babylonisches Weltreich mit Babel als dominierendem Zentrum.12 „To the prophet, the term Babel designates the world power hostile to God, regardless of whether the king of Babel is of Assyrian or of Chaldean descent. This does not mean that we ought to restrict Isaiah’s prophecies against Babel to his own days at the expense of the NeoBabylonian period. They aim at the enemy of God’s Jerusalem both in Isaiah’s days and later, and are thus relevant both for the prophet’s contemporaries and for future generations.“13 In seiner Dissertation zu Jes 13-14 hat Erlandsson ausführlich die „Diktion“ dieser Kapitel im Vergleich zu Jes 1-39 untersucht und kommt zu dem Schluß, daß es wirklich überraschend sei, daß irgend jemand aufgrund von sprachlichen Argumenten behaupten konnte, Jes 13-14 sei eine späte Interpolation ins Jesajabuch. Im Gegenteil mache die Analyse deutlich, daß „die Last für Babel“ in keiner Weise ein „Fremdkörper“ im gegenwärtigen Kontext sei.14 Ein Vergleich mit Jer 50-51 zeige, daß der Jeremiatext einerseits eine prophetische Aktualisierung des Jesajatextes für die Zeit Jeremias sei und daß andererseits gleichzeitig der Jesajatext nicht in die Zeit des neobabylonischen Reiches passe.15 Für Erlandsson zielt ein Teil von Jes 1314 klar auf die assyrische Zeit: 11 Erlandsson, S., „The Unity of Isaiah - A New Solution?“ in „A Lively Legacy: Essays in Honor of Robert Preus“, Marquart, K.E. et al. <Hg.>, Fort Wayne, IN: 1985, S. 33-39, bes. S. 34. 12 Hier verweist er auch auf seine Dissertation: „The Burden of Babylon: A Study of Isaiah 13:2-14:23“, Lund: 1970. 13 Erlandsson, The Unity of Isaiah, o.c., S. 36. 14 „The Burden of Babylon: A Study of Isaiah 13:2-14:23“, Lund: 1970, S. 138. 15 Ebd., S. 154-159. 199 „In 13:2-18 the judgment of Yahweh over the proud and arrogant is developed and the description becomes more general because of the stereotyped phrases which belong to the theme of ‘Yahweh’s exhortation to fight’, vs. 2-5, and ‘the day of Yahweh’, vs. 6-13. It seems equally obvious that this more general picture of the judgment is aimed in the first place at the Assyrians, whose pride stands in the centre of the descripton of the Assyrian king in 10:5ff. and 14,4b ff. (cf. 37:22ff). The judgment over the Assyrians is also mentioned in Is. 29:5 and 20 without them being specifically named. As in 13:11 they are merely called ‫עריצים‬ ‘tyrants’. Thus the judgment over Assyria has not only been stated in 10:5ff but has been developed in a grandiose way in 13:2ff and 14:4bff., to which 14:24-27 is linked and gives a sworn confirmation.“16 Babel hätte nach der Zeit von Sargons Tod 705 v.Chr. die Doppelrolle innegehabt, sowohl mächtigstes Zentrum des assyrischen Reiches als auch Zentrum für revolutionäre Bewegungen zu sein.17 Sanherib ließ Babel als Strafe für seinen nicht enden wollenden rebellischen Geist im Jahre 689 v. Chr. in Schutt und Asche legen.18 Das speziell über Babel ausgesagte Gericht in Jes 13-14 sei begrenzt auf die Verse 13,19-22, und dort gehe es um die Stadt Babel, nicht um das neobabylonische Königreich. Die in Jes 13 angekündigte Zerstörung passe besser zu Sanheribs Zeit als zu der von Cyrus, der die Stadt bei der Eroberung völlig intakt gelassen habe.19 Auch hätte ein im Exil in Babylon lebender Jude nicht einfach den Begriff „Meder“ gewählt, um das medopersische Reich zu beschreiben.20 Von daher sei es falsch, Jes 13-14 ins 6. Jahrhundert zu datieren. Jer 50-51 setze Jesaja schon voraus und könne kaum später als 590 v.Chr. datiert werden. Jes 13-14 (vgl. 14,22-27) selbst gehöre in die Zeit Jesajas, des Sohnes des Amoz, und zum Jahr 701 v.Chr.21 Die Überlegungen Erlandssons zu Jes 13-14 berühren sich zum Teil mit ähnlichen Feststellungen von Payne zur zeitgeschichtlichen Relevanz von Jes 36-37 gegenüber Kap. 40ff (siehe oben S. 40-42). Wir stimmen Erlandsson zu, daß die Subsummierung von Assur (14,24-27) unter dem Ausspruch über Babel (massa’ Babel 13,1-14,23) mit der Intention gesche16 Ebd., S. 162. 17 Ebd., S. 163. 18 Vgl. Sanheribs eigene Beschreibung der Zerstörung in der Wiedergabe durch Erlandsson, ebd., S. 91. 19 Ebd., S. 164. 20 Ebd., S. 164. 21 Ebd., S. 165-166. 200 hen ist, die damals gegenwärtige Weltmacht Assur als eine Erscheinungsform der uralten antigöttlichen Weltmacht Babel (vgl. Gen 10,8-12; 11,1-9; vgl. auch Offb. 17-18) darzustellen.22 Aber die Erwähnungen der Meder in Jes 13,17 und später des Cyrus in 44,28 und 45,1 machen doch deutlich, wie Erlandsson auch zugesteht, daß der Skopus der Babelweissagungen Jesajas weit über seine eigene Zeit hinausreicht und Babel auch von Assur unterscheidet. Jesaja hat nach der ihm ausdrücklich zugesprochenen Weissagung von Jes 13-14 (13,1) somit die Ablösung der Weltmacht Assur durch Babel und auch die Ablösung der zukünftigen Weltmacht Babel durch die Meder beziehungsweise „Cyrus“ vorhergesehen.23 4.1.1.1.3 Die Verwendung des Wortes ‫ הֹוי‬in Jes 28-33. Der Textabschnitt Jes 28-33 wird durch sechs Weherufe (‫ )הֹוי‬über Israel, Juda und den Verwüster zusammengehalten:24 28,1-29 ‫כֵרי ֶאְפַרִים‬ ֹּ ‫הֹוי ֲעֶטֶרת ֵּגאּות ִׁש‬ Gericht über Samaria (1-6; Verheißung: 5-6), Gericht über Juda (7-29; Verheißung: 23-29). 29,1-14 ‫הֹוי ֲאִריֵאל ֲאִריֵאל ִקְרַית ָחָנה ָדִוד‬ 29,15-24 ‫הֹוי ַהַּמֲעִמיִקים ֵמיהָוה ַלְס ִּתר ֵעָצה‬ Jerusalems Belagerung (1-8), Verblendung des Volkes (9-16), Verwandlung des Volkes (17-24). 30,1-33 ‫הֹוי ָּבִנים סֹוְרִרים‬ Gegen die Ägyptenpolitik (1-5), ‫( ַמ ָּׂשא ַּבֲהמֹות ֶנֶגב‬6-7; Ägypten). Gegen die Offenbarungsverachtung (8-17), Zions Erlösung (18-26), Gericht über die Völker, bes. Assyrien (27-33). 31,1-32,20 ‫הֹוי ַהֹּיְרִדים ִמְצַרִים ְלֶעְזָרה‬ Gegen die Ägyptenpolitik (31,1-3), Assyrien wird gerichtet, Zion errettet (4-9), 22 Man kann die babylonische Gefangenschaft Manasses, des Sohnes des Hiskia, unter den Assyrern als eine erste Teilerfüllung von Jes 39,7 ansehen (2 Chr 33,11). 23 Dazu sind solche prophetischen Texte wie Dan 2 und Dan 7 zu vergleichen, in denen auch die Abfolge mehrerer Weltreiche geschaut wird. 24 Siehe auch oben auf S. 85 die Zusammenfassung von Stansells Aufsatz über „Jes 28-33“ als ein Band, welches das Jesajabuch zusammenbindet. 201 das zukünftige Reich der Gerechtigkeit (32,1-8), gegen die sorglosen Frauen (9-14), die Wende: die Ausgießung des Geistes (15-20). 33,1-24 ‫לא ָׁשדּוד‬ ֹ ‫הֹוי ׁשֹוֵדד ְוַא ָּתה‬ Gericht über den Verwüster und die Völker (1-13), Zions Erlösung, das Erscheinen Gottes (14-24). Die Weherufe leiten jeweils die Abschnitte ein und sind von daher ein klar erkennbarer Strukturmarker. Dadurch, daß die Kapitel Jes 13-23 durch einen Strukturmarker eingeleitet werden und Jes 28-33 durch einen anderen, folgt für die Kapitel Jes 24-27, die keinen solchen deutlichen Strukturmarker aufweisen, daß sie sich sowohl von Jes 13-23 abheben als auch von Jes 28-33. Wir sehen mit Berges Jes 24-27 als einen universalen Abschluß von 13-23.25 Die Kapitel Jes 28-33 sind durch den Ausspruch (‫ משא‬massa’) in 30,6-7 mit den Kapiteln Jes 13-23 verflochten, deren Hauptcharakteristikum die „Aussprüche“ als Strukturmarker sind. Dieser Ausspruch wendet sich inhaltlich gegen die „nutzlose“ Bündnispolitik mit Ägypten. Auf der anderen Seite sind Jes 13-23 durch die zwei „Wehe“ (‫ הוי‬hoy) in 17,12 und 18,1 mit Jes 28-33 verbunden, die klar erkennbar der dominante Strukturmarker in Jes 28-33 sind. Das Wehe in 17,12-14 betont Gott als dem gesamten brausenden Völkermeer überlegen. Das Wehe in 18,1 betrifft Kusch, das sich in Jes 37,9 (in Verbindung mit 36,6) als Teil der ägyptischen Armeen unter Tirhaka als kurze Scheinhoffnung erweisen wird. Damit ergibt sich ein Kontext von 17,12-14 über 18,1-7 und 19,1-25 bis hin zu 20,1-6, der hintereinanderweg zur Kusch-Ägypten-Bündnispolitik spricht. Damit betrifft die doppelte Verflechtung von Jes 13-23 und Jes 2833 mit ihren jeweiligen Strukturmarkern in beiden Teilen die Bündnispolitik Judas mit Ägypten. Dadurch ist auch klar, daß beide Textblöcke aufeinander zu beziehen sind: Gott ist der Richter über die Fremdvölker (1323) und ebenso über Israel (28-33). Darum ist die in Jes 28-33 verurteilte Bündnispolitik Israels an Gott vorbei (30,1) sinnlos, denn sogar das mächtige Ägypten wird in einem zentralen Text von Jes 13-27, nämlich in 19,120,6 (bes. 20,6), als Assur preisgegeben bezeichnet. Durch die verflechtende Parallelsetzung von Jes 13-23 und Jes 28-33 kommen auch ihre beiden „universalen Abschlüsse“ (Jes 24-27 und Jes 34-35) parallel zu stehen: A 13-23 Sprüche über die Heidenvölker, Israel ist im Hintergrund. B 24-27 Die Erde vergeht. Moab wird gerichtet. Gottes Reich kommt. 25 Berges, Komposition und Endgestalt, o.c., S. 139ff. 202 A’ 28-33 Wehe über Israel, die Heidenvölker sind im Hintergrund. B’ 34-35 Die Himmel vergehen. Edom wird gerichet. Gottes Reich kommt. Es ist wie eine Art Parallelismus membrorum, nicht von Versen, sondern ganzen Textblöcken. So wie Jes 24-27 einen universalen Abschluß zu 13-23 bildet, scheint auch Jes 34-35 den Text Jes 28-33 universal abzuschließen.26 Dabei sind Jes 34-35 dadurch von ihrem Kontext unterschieden, daß sie weder an der „Wehe“-Struktur des vorhergehenden Blockes teilhaben (Jes 28-33) noch ein Narrativtext sind wie der folgende Abschnitt (Jes 36-39). 4.1.1.1.4 Grobgliederung für Jes 1-35 Aus den vorstehenden Beobachtungen ergibt sich als Vorschlag für den Aufbau von Jes 1-35 folgende Grobgliederung: I. Jes 1 II. Jes 2-12 III. Jes 13-23 IV. Jes 24-27 V. Jes 28-33 VI. Jes 34-35 Gottes Rechtsstreit mit Juda und Jerusalem: Bekehrung und Leben oder Ungehorsam und Gericht. Judas und Jerusalems Weg durch Gericht zur Erlösung, durch die Nacht zum Licht des Messias. Gerichtssprüche über Babel und die Heidenvölker, Israel ist im Hintergrund. Die Erde vergeht. Moab wird gerichtet. Gottes Reich kommt. Wehe über Israel, Juda und Jerusalem, die Heidenvölker sind im Hintergrund. Die Himmel vergehen. Edom wird gerichet. Gottes Reich kommt. 26 Die starke Einheit und Zusammengehörigkeit von Jes 34-35 hat M. Pope in seinem Aufsatz „Is 34 in Relation to Is 35.40-66“, JBL 1952 (71) S. 235-43 zu Recht betont. Er faßt seine Untersuchung dort auf S. 242 wie folgt zusammen: „The vocabulary affinities have already been appraised above. As to style, after Köhler’s analysis, 34 certainly corresponds as closely with 40-55 as does 35. The parallels in phraseology, ideology, and subject matter are also notable. Striking affinities between 34 and 56-66 have been noted in passing. The question of the unity of 34 and 35 is crucial. Few critics have denied unity here... It thus seems probable that Isa 34 and 35 are a unity, and the case for adding both to the expanding Deutero-Isaianic corpus is doubly strenghtened.“ Die letzte Auffassung, daß Jes 34-35 „zum deutero-jesajanischen Korpus“ gehören, teilen wir nicht, sondern stimmen hier Jeffrey K. Kuan zu, der sich in „The Authorship and Historical Background of Isaiah 35“, Jian Dao 1996 (6) S. 1-12, für eine protojesajanische Verfasserschaft nach 701 v.Chr. ausspricht. 203 4.1.2 Ein Vorschlag für den Aufbau von Jes 40-66 4.1.2.1 Strukturhinweise innerhalb von Jes 40-66 Innerhalb der Kapitel Jes 40-66 gibt es auf den ersten Blick keine vergleichbar klaren markanten Einschnitte in der Gliederung mit entsprechenden Strukturmarkern, wie man sie etwa in Jes 1-39 immer wieder hat. Mit der Aufteilung in Deutero- und Tritojesaja ging die Gliederung 40-55 und 56-66 einher. Aber diese Aufteilung war nicht aus dem Buchganzen durch Strukturmarker abgeleitet, sondern der Versuch, aufgrund der Inhalte der verschiedenen Kapitel sie verschiedenen Zeiten zuzuordnen. Bei einer alternativen Gliederung hat man auch gern die Verse 48,22; 57,21 und 66,24 als die drei inhaltlich ähnlich abschließenden Verse der Abschnitte 40-48, 49-57 und 58-66 genommen.27 Aber, während 48,22 und 57,21 hinreichend parallel formuliert sind und beide die abschließende Aussage eines Abschnittes bilden und so dem Leser als mögliche Strukturmarker ins Auge fallen können, ist doch 66,24 nur inhaltlich ähnlich, im Wortlaut jedoch ganz anders und scheidet deswegen m.E. als formaler Strukturmarker aus. Auffällig ist, daß die Kapitel 40-66 Rede sind. Es melden sich verschiedene Personen zu Wort oder sie werden vorgestellt oder mit Imperativen angesprochen. Der Hauptsprecher ist Gott selbst. Jes 40-66 ist ein Diskurs, ein dramatisches Redegeschehen, ohne jeglichen eigentlichen Narrativtext, ohne sichtbares, fixierbares Geschehen (etwa im Unterschied zu Jes 6-8 oder 36-39). Das ist auch das, was die Kapitel Jes 40-66 als einen Kontext, einen großen Textblock im Jesajabuch zusammenhält. Wir stimmen denen zu, welche diesen auch sprachlich zusammenhängenden Abschnitt als eine Einheit sehen, und sehen diesen Abschnitt als Einheit mit dem Gesamtjesajabuch verbunden an, wobei das Scharnier und Verbindungsglied die Kapitel Jes 36-39 sind. Innerhalb der Kapitel 40-66 werden Unterabschnitte eingeleitet durch Befehlsformen (doppelte wie z.B. 40,1; 51,9; 51,17; 52,1; einfache: 49,1 u.a.); Fragen (z.B.: 40,12); Hinweise auf Personen (42,1) u.a. Weil aber natürlich nicht jeder Imperativ oder jede Frage einen Abschnitt einleitet, ist es mitunter schwierig, Anfang oder Ende eines Unterabschnittes 27 Vgl. Berges, Komposition und Endgestalt, o.c., S. 333. Oswalt erwähnt die mögliche Dreiteilung, lehnt sie aber ab, weil er 48,22 für „editorial addition“ hält (The Book of Isaiah, Chapters 40-66, NICOT, Grand Rapids: 1998, S. 14). Zu dieser Frage siehe auch John W. Olley, ‘No peace’ in a book of consolation. A framework for the book of Isaiah?, VT 49 (1999), S. 351-370. 204 einzugrenzen. Diese schwachen und weniger deutlichen Strukturmarker müssen ergänzt werden durch inhaltliche Beobachtungen28, den Rede- und Argumentationsfluß oder auch durch das Herauskristallisieren erkennbarer Chiasmen. Die Vielzahl der heranzuziehenden Faktoren führt ganz natürlich zu einer Vielzahl von Gliederungsvorschlägen und Analysen, sowohl zu Jes 40-5529als auch zu 56-66.30 Ein Herausschälen der Hauptpersonen in den Kapiteln 40-66 hilft, dem Handlungsablauf oder der Gedankenentfaltung besser folgen zu können: Die alles dominierende und überragende Gestalt ist immer und immer wieder neu Jahwe selbst, der sich in seiner Majestät als Schöpfer und Regent der Welt mit einer Fülle von Epitheta vorstellt.31 28 So untersucht z.B. F.B. Huey Jr. „Great Themes in Isaiah 40-66“ (Southwestern Journal of Theology 1968 (11) S. 45-58), das er als Einheit sieht. Die großen Themen seien: „The Proclamation of Salvation“ (p. 54), „The Mission of Israel“ (p. 55), „Eschatological Expectation“ (p. 56) und ganz zentral und von ihm am weitesten ausgeführt die Theologie im engeren Sinn unter der Überschrift: „Concept of God“: „God as Sovereign“ (p. 48), „God as Only“ (p. 49), „The Foolishness of Idolatry“ (p. 50), „God as Creator“ (p. 50), „God’s Activity in History“ (p. 51), „God as Universal“ (p. 52), „God as Redeemer“ (p. 53) und „God as Holy“ (p. 53). Auch M. Haran sieht diese Einheit in Jes 40-66 und schreibt die Kapitel einem und demselben Verfasser zu in „The Literary Structure and the Chronological Framework of the Prophecies in Is. XL-XLVIII“, VT Suppl. 9 (Congress Volume Bonn 1962), Leiden: 1963, S. 127-155. 29 So stellt z.B. Tryggve N. D. Mettinger in seinem Aufsatz „In search of the hidden structure; YHWH as king in Isaiah 40-55“ (Svensk exegetisk årsbok 1986s (51s) S. 148-57) fest: „The idea of the Divine Warrior, who vindicates his kingship in a new victory over the forces of chaos, is something that gives a profound unity to the whole book of Isaiah 40-55“ (p. 155). Wir glauben, daß Mettinger zu Jes 40ff etwas richtiges erkannt hat und daß Jahwe als siegreicher göttlicher Kämpferkönig in Jes 40ff einen Kontrast bildet zu dem menschlich anmaßend blasphemischen König Sanherib, der in Jes 36-37 dem Richterspruch Jahwes unterliegt. 30 Siehe z.B. Charpentier, Etienne, Jeunesse du Vieux Testament, Paris: 1963, S. 79f; Gregory J. Polan, In the ways of justice toward salvation: a rhetorical analysis of Isaiah 56-59, Dissertation, AmerUnivSt 7/13, New York: 1986, insbesondere S. 15-16; Emmerson, Grace I., Isaiah 56-66, OTG, Sheffield: 1992, S. 20 und auch Berges, Komposition und Endgestalt, o.c., S. 419-420. 31 Man folge etwa einem Teil der Stellen, die mit „So spricht ...“ (‫ )כה אמר‬eingeleitet werden: 43,16; 45,18; 49,7; 57,15], oder den Selbstoffenbarungsworten Jahwes, die mit „ich“ gebildet sind (‫אנכי‬: 43,11.25; 44,24; 45,12; 46,9; 51,12.15; ‫אני‬: 41,4.10.13; 42,8; 43,3.10.12.13.15; 44,6; 45,3.5.6.7.8.12.18.19.21.22; 46,4; 48,12.17; 49,23.26; 52,6; 60,16; 61,8; 63,1; 66,9). 205 Hauptsächlich angeredet wird Jakob/Israel32, oft als ‫ עבד יהוה‬bezeichnet, oder Zion/Jerusalem,33 mitunter als Frau vorgestellt. Wenn Zion/Jerusalem als „mein Volk“, also Volk Gottes (40,1-2; 51,16) bezeichnet wird, so schließt das die Städte Judas in 40,9 natürlich nicht vom Gottesvolk aus. Es soll dadurch die Stadt besonders geehrt und getröstet werden, die das Gericht Gottes so hart getroffen hat und die sich in diesen Kapiteln so verlassen vorkommt. Sie ist erwählte Hauptstadt und Inbegriff des Volkes Gottes und zu großer Herrlichkeit berufen. Neben Jahwe und dem Volk Gottes spielen auch noch die Völker34 und die Götzen35 der Völker eine Rolle in diesen Kapiteln. Auch die Völker werden wie Zion oder Israel von Jahwe (41,1ff) oder von seinem persönlichen 32 Jakob: 40,27; 41,8.14.21; 42,24; 43,1.22.28; 44,1.2.5.21.23; 45,4.19; 46,3; 48,1.12.20; 49,5.6.26; 58,1.14; 59,20; 60,16; 65,9. Israel: 40,27; 41,8.14.14.16; 41,17.20.24; 43,1.3.14.15.22.28; 44,1.5.6.21.21.23; 45,3.4.11.15.17.25; 46,3.13; 47,4; 48,1.1.2.12.17; 49,3.5.6.7.7; 52,12; 54,5; 55,5; 56,8; 60,9.14; 63,7.16; 66,20. 33 Zion: 41,27; 46,13; 49,14; 51,3.16; 52,1.2.7; 59,20; 60,14; 61,3; 62,1.11; 64,9; 66,8. Jerusalem: 40,2; 44,26.28; 52,1; 62,6.7; 64,9; 65,18.19; 66,10.20. Man hat den Eindruck, daß Zion als Frau in der Tochter Babel Jes 47,1ff ihr negatives Gegenstück hat. Babels Selbsteinschätzung in 47,7-8 ( ...‫תאמרי לעולם אהיה גברת עד‬ ‫ )אני ואפסי עוד‬erinnert auf dem Hintergrund vergleichbarer Selbstoffenbarungsworte Jahwes (45,6.14; 46,9) an die blasphemische Haltung Sanheribs in Jes 36-37 und Jes 10. 34 Die verschiedenen Worte, um die nichtisraelitische Menschheit zu bezeichnen, nehmen zusammengenommen einen breiten Raum in Jes 40ff ein. ‫גוים‬: 40,15.17; 41,2; 42,1; 43,9; 45,1.20; 49,6.22; 52,10.15; 54,3; 60,3.5.12.16; 61,6.9; 62,2; 66,18.19. ‫עמים‬: 49,22; 51,4; 61,9; 63,6. ‫לאמים‬: 41,1; 43,4.9; 49,1; 55,4; 60,2. Auch die „Inseln“ (‫ )איים‬bezeichnen nicht nur die Wohngegenden an den Meeren, sondern auch die Menschen dort, oft synonym parallel mit einem der eben aufgeführten Begriffe: 40,15; 41,1.5; 42,4.10.12.15; 49,1; 51,5; 59,18; 60,9; 66,19. Neben den Völkern allgemein werden auch konkrete Völker/bzw. ihre Orte benannt: Babel: 43,14; 47,1; 48,14.20 [13,1.19; 14,4.22; 21,9; 39,1.3.6.7]. Die Chaldäer: 43,14; 47,1; 48,20 [13,19; 23,13]. Sowohl Babel als auch die Chaldäer kommen nach Jes 48 nicht mehr im Buch vor. Danach treten noch einmal die zur Zeit Jesajas so wichtigen zwei Großmächte Assur und Ägypten in 52,4 in Erinnerung. Auffällig ist auch die gemeinsame Erwähnung von Ägypten, Kusch und Seba in 43,3 und 45,14. 35 Folgende Worte werden (auch) in Zusammenhang mit Götzendienst in diesen Kapiteln gebraucht: Götzenbild (‫ )פסל‬40,19.20; 44,9.10.15.17; 45,20; 48,5; gegossenes Bild (‫)מסכה‬: 42,17; gegossenes Götzenbild (‫)נסך‬: 41,29; 48,5; Gott (‫)אל‬: 40,18; 44,10.17; 45,20; Gott (‫)אלהים‬: 41,23; 42,17. 206 Knecht (49,1ff) angeredet und aufgefordert, den Götzendienst fahren zu lassen und das Heil allein in Gott (45,22-24) und seinem persönlichen Knecht (49,6; 52,13-53,12) zu suchen. Die Götzen sind eigentlich keine Akteure in diesen Kapiteln, sondern „Nichtse“. Sie werden so gut wie gar nicht selbst angeredet, eher wird indirekt auf dem Weg des Spottes über die Götzenbildner ihre Nichtigkeit deklariert. Paradoxerweise werden sie in 41,21-24 wie in einem Rechtsstreit aufgefordert, Beweise für ihre Existenz zu bringen, indem sie Gutes oder Böses tun, nur damit im gleichen Atemzug ihre Nichtexistenz und Unwirksamkeit ausgesprochen wird. Wir haben also in Jes 40-66 vier Hauptakteure: Gott und sein Volk auf der einen Seite, die Völker und die heidnischen Götzen auf der anderen, wobei die letzteren eigentlich nichts bewirken, sondern nur als Gegenstand der Verehrung der Heiden oder auch abgefallener Israeliten auftauchen. Als zentralen Gedanken von 40-66 können wir sehen, daß Jahwe Zion aus Babel und somit aus dem Heidentum heraus erlösen will, um es sich wieder ganz neu zuzueignen und sich in ihm zu verherrlichen, um die ganze Welt zu erreichen und seiner Herrschaft zu unterwerfen. Der Auszug aus Babel ist als Auszug aus dem Heidentum gleichzeitig ein Auszug aus der Unreinheit hin zur Gottgeweihtheit. Der Exodus aus Ägypten gibt in vielen Teilen von Jes 40ff die Farben für das prophetische Gemälde von dem hier verlangten Auszug Zions aus dem Heidentum. Es geht nicht nur um eine politische Befreiung, sondern auch um eine religiöse Rückführung zu Jahwe, auch um eine Reinigung von Sünden. Darum gebraucht Jahwe nicht nur Cyrus als politisches Werkzeug (44,28; 45,1), als Hirten zur Sammlung seiner Herde, sondern er stellt auch seinen geheimnisvollen persönlichen Knecht vor (42,1ff; 52,13ff), der das Problem der Sünde seines Volkes durch seinen Sühnetod löst (53,8). 207 4.1.2.2 Gliederung von Jes 40-66 ┌──────── │ │ ┌ │ │ │ ├ │ ┌────┤ │ │ ├ │ │ │ │ │ └ │ │ │ │ ┌─── │ │ │ │ │ │┌── │ │ ││ │ │ ││┌─ │ │ │││┌ │ │ ││││ │ │ │││└ │ │ │││ │ │ ││└─ │ │ │└── │ │ │ │ │ └─── │ │ │ │ ┌ │ │ │ │ │ ├ │ │ │ │ │ │ │ │ │ │ │ ├ │ └────┤ │ │ │ ├ │ │ │ │ │ ├ │ │ │ └ │ └──────── 208 A 40,1-11 Tröstet, tröstet mein Volk! Gott kommt und sammelt mit seinem Arm sein Volk. B 40,12-41,7 Der einzig wahre Gott. Rechtsstreit mit den Nationen. C 41,8-29 Gott hilft Israel, spendet Wasser und kündet die Zukunft. Götzen sind nichts. D 42,1-12 Gott schickt den Messias als Knecht, und Bund für Israel und Licht der Nationen. E 42,13-24 Gott heilt und befreit seinen blinden Knecht Israel. F 42,25-43,13 Gott errettet Israel aus Feuer und Wasser und erweist sich als Weltheiland. G 43,14-21 Gott befreit sein Volk aus Babel, gibt Wasserströme auf dem Weg nach Haus. H 43,22-28 Gott selbst tilgt Israels Sünde. I 44,1-5 Gott gießt seinen Geist wie Wasserströme auf Israel aus. I’44,6-20 Der einzig wahre Gott kündet die Zukunft. Die Götzen sind nichts. H’44,21-23 Gott selbst tilgt Israels Sünde. G’44,24-45,13 Der Ströme austrocknende Gott befreit durch Cyrus Israel aus Babel. F’45,14-25 Gott rettet als Weltheiland neben Israel auch die Entronnen der Heiden. B’46,1-47,15 Der einzig wahre Gott richt Babel und seine Götzen und gewährt Israel Buße. C’48,1-22 Israel soll durch eingetroffene Prophetie zur Buße gerufen werden. Nur Gott kündet die Zukunft und gibt Wasser in der Wüste. Die Götzen sind nichts. D’49,1-13 Der Messias ist als Knecht Gottes Bund für Israel, Licht der Nationen und so Heil der Welt. E’49,14-50,3 Zion klagt, wird aber als Frau Gottes erlöst und verherrlicht.Zions Schuld war Ursache des Elends. D’’50,4-11 Der Messias gehorcht als Knecht Gottes auch im Leiden. E’’51,1-8 Gott tröstet Zion. Seine Tora wird Licht der Völker. Himmel und Erde vergehen. A’a 51,9-16 Wach auf, wach auf, Arm des Herrn. Gott schafft Himmel, Erde und Jerusalem neu. b 51,17-23 Wach auf, wach auf, steh auf, Jerusalem. Gott nimmt den Gerichtskelch aus Jerusalems Hand. b’ 52,1-6 Wach auf, wach auf Zion, zieh an deine Stärke. Kein Unreiner kommt herein. a’ 52,7-12 Der Herr hat seinen heiligen Arm offenbart. Weicht, weicht, zieht dort aus. ┌ │ ┌───────┤ │ │ │ └ │ │ ┌────── │ │ │ │ │ │┌───── │ ││┌──── │ │││ │ │││ ┌ └─│││───┼ │││ │ │││ └ ││└──── ││ │└───── │ └────── E 52,13-53-12 Der Messias stirbt als Knecht Gottes zur Erlösung für viele und wird verherrlicht. D 54,1-17 Jerusalem wird als Frau Gottes erlöst und verherrlicht unter einem ewigen Gnadenbund. E’55,1-13 Einladung zum ewigen Bund des Messias durch das Hören auf Gottes wirksames Wort. A 56,1-59,8 Bedingungen für die Zugehörigkeit zu Gottes Gemeinde.Zurechtweisungen für die Gottlosen, Verheißungen für die Gläubigen. B 59,8-15a Gläubige („Wir“) bekennen ihre Sünden. C 59,15b-21 Der Tag der Vergeltung Gottes. Neuer erlösender Bund mit Zion. D 60,1-22 Das neue Jerusalem als Gottes Braut E“61,1-11 Der Messias mit Frohbotschaft:Der Geist des Herrn ist auf mir.Der Tag der Vergeltung Gottes. D’62,1-12 Das neue Jerusalem als Gottes Braut C’63,1-6 Der Tag der Vergeltung Gottes. Gottes Gericht über Edom und die Völker. B’64,7-64,11 Gläubige („Wir“) bekennen ihre Sünden und bitten um Vergebung und Erbarmen. A’65,1-66,24 Gottes Knechte, die vor seinem Wort erzittern, werden an der Freude des neuen Himmels, der neuen Erde und des neuen Jerusalem teilhaben, aber die Feinde Gottes trifft ewiges Verderben.36 4.1.2.3 Die ‫עבדי יהוה‬ Noch eine weitere wichtige Beobachtung zum Aufbau des Jesajabuches hängt mit dem Motiv der Knechte Jahwes zusammen. Im folgenden sollen die Stellen, an denen im Jesajabuche von einem Knecht bzw. von Knechten Jahwes die Rede ist, angeführt werden. 20,3 ּ‫ַעְבִּדי יְ ַׁשְעָיהו‬ 22,20 ‫ְוָקָראִתי ְלַעְבִּדי ְלֶאְליִָקים‬ 37,35 ‫ְלַמֲעִני וְּלַמַען ָּדִוד ַעְבִּדי‬ 41,8 ‫ְוַא ָּתה יְִׂשָרֵאל ַעְבִּדי‬ 41,9 ‫( ַעְבִּדי־ַא ָּתה‬gemeint ist das Volk Israel) 42,1 ‫( ַעְבִּדי‬gemeint ist ein besonderer, persönlicher ‫עבד יהוה‬, der auch eine Aufgabe am Volk und den Nationen hat, vgl. 42,6; 49,5-6.) 42,19 ‫( ַעְבִּדי‬das Volk Israel gemeint) 42,19 ‫( ְוִעֵּור ּכְֶעֶבד ְיהָוה‬das Volk Israel gemeint) 43,10 ‫ְוַעְבִּדי‬ 44,1 ‫קב ַעְבִּדי‬ ֹ ‫( יֲַע‬das Volk Israel) ַ 44,2 ‫קב‬ ֹ ‫( ַעְבִּדי יֲע‬das Volk Israel) 44,21 ‫קב ְויְִׂשָרֵאל ִּכי ַעְבִּדי־ָא ָּתה‬ ֹ ‫( יֲַע‬Volk Israel) 36 Die konzentrische Struktur von Jes 56-66 mit R. Lack, o.c., s. oben S. 58. 209 ‫( ֶעֶבד־ִלי ַא ָּתה‬das Volk Israel) ‫ֵמִקים ְּדַבר ַעְבּדוֹ ַוֲעַצת ַמְלָאָכיו יְַׁשִלים‬ (vielleicht ein Prophet? oder die Propheten, wobei der kollektive Singular gewählt wäre, weil Jesaja bis Kp 54 den Singular hat) 45,4 ‫קב‬ ֹ ‫( ְלַמַען ַעְבִּדי יֲַע‬um des Volkes Israel willen hat Jahwe Cyrus bei seinem Namen gerufen) 48,20 :‫קב‬ ֹ ‫( גַָּאל ְיהָוה ַעְבּדוֹ יֲַע‬Die Botschaft der aus Babel Fliehenden, die in der ganzen Welt widerhallt.) 49,3 ‫( ַעְבִּדי־ָא ָּתה יְִׂשָרֵאל‬Hier wird ein persönlicher Knecht Jahwes mit dem Namen „Israel“ benannt, vgl. 49,5-6.) 49,5 ‫קב ֵאָלי‬ ֹ ‫ְוַע ָּתה ָאַמר ְיהָוה יְֹצִרי ִמֶּבֶטן ְלֶעֶבד לוֹ ְלׁשוֵֹבב יֲַע‬ (der persönliche ‫)עבד יהוה‬. 49,6 ‫קב‬ ֹ ‫נֵָקל ִמְהיוְֹתָך ִלי ֶעֶבד ְלָהִקים ֶאת־ִׁשְבֵטי יֲַע‬ (der persönliche ‫)עבד יהוה‬ 50,10 ֹ‫( ׁשֵֹמַע ְּבקֹול ַעְבּדו‬Das Vertrauen auf Jahwe äußert sich im Gehorsam gegenüber dem persönlichen ‫עבד יהוה‬.) 52,13 ‫( ַעְבִּדי‬der persönliche Knecht) 53,11 ‫( ַעְבִּדי‬der persönliche Knecht) 22 Stellen von Kp 1 - 53 im Singular. 54,17 ‫ֹזאת נֲַחַלת ַעְבֵדי ְיהָוה‬ 56,6 ‫ ִלְהיֹות לוֹ ַלֲעָבִדים‬Söhne der Fremde (= Nichtisraeliten) werden freiwillig Jahwe zu Knechten. 63,17 ‫( ׁשּוב ְלַמַען ֲעָבֶדיָך‬Jahwe wird gebeten, um seiner Knechte willen zurückzukehren) 65,8 ‫( ְלַמַען ֲעָבַדי‬um seiner Knechte willen vernichtet Gott nicht das Ganze, sondern läßt einen Rest übrig) 65,9 ‫( ֲעָבַדי‬so heißen Gottes Auserwählte; vgl. 42,1) 13 ּ‫ִהֵּנה ֲעָבַדי ֹיאֵכלוּ ְוַא ֶּתם ִּתְרָעבו‬ 13 ּ‫ִהֵּנה ֲעָבַדי יְִׁשּתוּ ְוַא ֶּתם ִּתְצָמאו‬ 13 :‫ִהֵּנה ֲעָבַדי יְִׂשָמחוּ ְוַא ֶּתם ֵּתבֹׁשּו‬ 14 ‫ִהֵּנה ֲעָבַדי יָרֹנּוּ ִמּטּוב ֵלב ְוַא ֶּתם ִּתְצֲעקוּ ִמּכְֵאב ֵלב‬ 15 :‫ְוַלֲעָבָדיו יְִקָרא ֵׁשם ַאֵחר‬ 66,14 :‫ְונֹוְדָעה ַיד־ְיהָוה ֶאת־ֲעָבָדיו ְוזַָעם ֶאת־אֹיְָביו‬ 11 Stellen von Kp 54 - 66 im Plural. 44,21 44,26 Es ist Oswalt37 zuzustimmen, daß das Konzept „servanthood“ für das Jesajabuch, insbesondere für die Entfaltung von Jes 40-66 zentral ist. 37 The Book of Isaiah, Chapters 40-66, 1998, S. 7. 210 Von Jes 20,3 bis 53,11 finden sich zuerst 22 Stellen (zweimal elf) mit dem ‫ עבד יהוה‬im Singular, ab 54,17 erfolgt der Wechsel in den Plural (elf Stellen.) Diese Anordnung scheint mir bei diesem zentralen Konzept des Buches Jesaja nicht zufällig. Man beachte auch, daß alle drei Teile („Proto-, Deutero- und Tritojesaja“) davon betroffen sind und daß der Wechsel in den Plural nicht erst in 56-66 erfolgt, sondern schon in 54,17! Mit dem Tod des persönlichen ‫ עבד יהוה‬in Kp 53 und seiner Auferstehung wechselt der Singular in den Plural ‫עבדי יהוה‬. (Man beachte das Schlüsselwort „Viele“ in Jes 52,13-53,12.) Vielleicht will Jesaja damit anzeigen, daß mit Kap. 53 ein Durchbruch geschehen ist. Vorher war das Volk Israel als ‫ עבד יהוה‬blind (42,19; vgl. 6,10). Jetzt aber heilt der persönliche ‫עבד יהוה‬38 seine Blindheit (49,6-7) und verleiht ihm Erkenntnis und Gerechtigkeit (53,11). Dadurch kann nun das zuvor unfruchtbare Zion eine Zeit ungekannter Fruchtbarkeit und Bedeutsamkeit gewinnen (Jes 54 mit dem Plural in V. 17). Somit kommt dem Kap. 53 eine besondere Stellung zu: Einerseits ist es der Abschluß der vier Texte zum persönlichen ‫( עבד יהוה‬42,1ff; 49,1ff; 50,4ff; 52,13ff)39, vollendet also etwas in 40-53, andererseits schafft es neue Voraussetzungen und eröffnet etwas Neues für 54-66. In Jes 40-53 geht es um die Erlösung Zions und des Volkes Gottes aus Babel und aus der Sünde und die Wiederinthronisation Jahwes in Zion und unter seinem Volk. Die Kapitel 53-55 beschreiben das grundlegende Heil (fremde, geschenkte Gerechtigkeit in 53,11; Stichwort: Gnadenbund 54,10; 55,3-5), auf dem die Verherrlichung Zions in der messianischen Zeit von 60-62 aufbauen kann. In den Kapiteln 56-66 finden sich von diesem grundlegenden Heil her mehr ermahnende und Schuld aufzeigende Ab38 Siehe zu einem Überblick der Auslegungsgeschichte der Gottesknechtsabschnitte North, C.R., The suffering Servant in Deutero-Isaiah. An historical and critical study, 2. Aufl., Oxford, 1969; Rowley, H. H., „The Servant of the Lord in the Light of Three Decades of Criticism“ und „The Suffering Servant and the Davidic Messiah“ in „Servant of the Lord“, herausgegeben von H.H. Rowley, Oxford: 1965, S. 3-60.61-93; Bellinger, William H.; Farmer, William R. <Hrsg.>, Jesus and the Suffering Servant: Isaiah 53 and Christian Origins, Harrisburg, PA: 1998. 39 Auch die Anordnung dieser vier Texte ist bewußt gewählt: Im ersten und letzten spricht Jahwe und weist mit einem „Siehe ... mein Knecht“ auf seinen Diener hin, in den beiden mittleren meldet sich der Knecht selbst zu Wort. Der vierte Abschnitt spiegelt noch einmal die Anordnung der vier Abschnitte in dem Sinn wider, daß am Anfang und am Ende Gott von seinem Knecht spricht. Aber in der Mitte spricht nicht der Knecht von sich selbst, er ist verstummt (53,7), sondern die Menge der Erlösten, für die er gestorben ist und die er gerechtfertigt hat, bekennt sich zu ihm als Quelle ihrer Heilung. 211 schnitte als vergleichsweise in Jes 40-55. Jes 55,1ff ist eine Einladung in den ewigen Bund, eine Einladung, sich an den reich gedeckten Tisch Jahwes zu setzen und umsonst die Heilsgüter zu genießen, alles das im Hören auf das Wort Gottes (55,3.6-11). Die Kapitel 56-66 zeigen dann auf, wie sich durch Hören oder Ungehorsam eine Spaltung im Volk Gottes vollzieht und sich das wahre Zion herauskristallisiert, während die abtrünnigen Gottlosen dem Gericht anheimfallen. Ebenso eröffnen diese Kapitel den Weg für bekehrte Heiden zum Gnadentisch Gottes (56,6-7) und konkretisieren somit in der Paränese das die Heiden einschließende Heil von Jes 53-55. 4.1.3 Der Platz von Jes 36-39 im Aufbau des Jesajabuches Unsere These ist, daß Jes 36-39 ein integraler Bestandteil des ganzen Buches Jesaja ist, daß man es nicht herauslösen oder als spätes Anhängsel deklarieren kann, ohne den Charakter des gesamten Buches zu verändern und es zu einem Torso zu machen. Die Kapitel 36-39 haben Anteil an einem Phänomen, das sich durch das ganze Buch hindurch findet, nämlich an einer außerordentlich starken textlichen Interdependenz einzelner Teile im Gesamtwerk. Das Ganze besteht aus einzelnen Teilen, die so stark mit anderen verflochten sind, daß man kaum Teile herauslösen kann, ohne daß andere Stücke dadurch wichtige Bezugspunkte verlieren. Aus diesem Grund wollen wir uns noch einmal dem Thema des Aufbaus zuwenden, doch nun aus der Perspektive der Bezüge von Jes 36-39 zu den anderen Teilen des Buches: Jes 36-39 in seinem Verhältnis zu 1-35, Jes 36-39 in seinem Verhältnis zu 40-66. 4.1.3.1 Zeit und Ort im Jesajabuch Bevor wir uns der Frage nach dem Platz von Jes 36-39 im Aufbau des Jesajabuches im Detail zuwenden, ist noch eine Vorüberlegung zu Ort und Zeit im Jesajabuch notwendig. Immer, wenn von Jesajas Aufenthaltsort die Rede ist, trifft man ihn in Jerusalem. Zur Zeit kann man grundsätzlich feststellen, daß die Kapitel 1-39 mit ihren geschichtlichen einleitenden Notizen einem chronologischen Schema folgen: Wenn Zeitangaben gemacht werden, entspricht die Buchreihenfolge der Zeitenfolge: 1,1 nennt als Zeit des Jesaja die der vier Könige Judas: Usia, Jotham, Ahas und Hiskia; 6,1 Todesjahr des Usia; 7,1 Regierungszeit des Ahas; 14,28 Todesjahr des Ahas; 20,1 Regierungszeit des assyrischen Königs Sargon (= zur Zeit des Hiskia); 36,1 vierzehntes Jahr des Hiskia; 38,1 ungefähr derselben Zeit zugeordnet; 39,1 ungefähr derselben Zeit zugeordnet. 212 Der erste und letzte Vers von 1,1-39,8 können als Inklusio um die Zeit des Jesaja aufgefaßt werden, denn 1,1 erwähnt, daß Jesaja seine Vision geschaut habe „in den Tagen des Usia, Jotham, Ahas und Hiskia“ (ּ‫ֲחזֹון יְַׁשְעָיהו‬ ּ‫ ִּביֵמי ֻעזִָּּיהוּ יוָֹתם ָאָחז יְִחְזִקָּיהו‬... ‫ ֲאֶׁשר ָחָזה‬...), und 39,8 schließt mit den letzten Worten eben dieses Hiskia im Jesajabuch: „Es wird doch Friede und Sicherheit sein in meinen Tagen“ (‫) ִּכי יְִהֶיה ָׁשלֹום ֶוֱאֶמת ְּביָָמי‬. Ab Kap. 40 betritt man die prophetische Dimension einer Zeit, die jenseits des Lebens des Hiskia und auch jenseits der Zeit Jesajas lag. Dies bedeutet nicht, daß Jesaja diese Kapitel nicht geschaut haben kann, aber sie gehen über seine Lebenszeit hinaus. Man kann nun sagen, daß die Lebenszeit des Jesaja politisch stark von einer aufkommenden expandierenden Weltmacht geprägt wurde, nämlich von Assur. Die Kapitel 1-39 setzen die assyrische Zeit voraus. Sie reden nicht nur über diese Zeit, prophetisch gehen sie teilweise auch darüber hinaus (Jes 11; 13-14; 39), aber sie sind maßgeblich von der assyrischen Zeit geprägt. Insoweit geschichtliche Angaben greifbar sind, passen sie zur Assurzeit. Anders ist es mit Jes 40-66. Hier werden keine Datierungen geboten, kein regierender König mit Regierungsjahr und Namen erwähnt. (Es gibt keine Angabe: „Im dritten Jahr des Cyrus, des Königs der Meder und Perser...“ Man kann durchaus mit Allis die Cyrusweissagung als weit vor Cyrus ergangene Prophetie auffassen). Außer Babel und Jerusalem wird kein konkreter Ort in dem Sinn genannt, daß einzelne Personen mit ihm lebensmäßig verbunden werden (vgl. im Kontrast Hes 1,1-2; 8,1; 20,1). Nun enden sogar die Erwähnungen Babels in 48,20. Natürlich könnte man als Zeit für Jes 40-66 nun die babylonische Zeit nennen, aber das würde nicht zutreffen. Zählt Cyrus in 44,28 und 45,1 noch zur babylonischen oder schon zur medopersischen Zeit? Wurde die babylonische übersprungen? Wo soll man die neuen Himmel und die neue Erde von Jes 65-66 einordnen? Man kann Jes 1-39 leichter der assyrischen Zeit zuordnen als 40-66 geographisch einem babylonischen Umfeld. So bestreitet Hans M. Barstad etwa heftig, daß „Deuterojesaja“ in Babel lebte: „Wie ist man überhaupt auf den Gedanken gekommen, dass der Prophet in Babylon wirkte? Soweit ich dazu imstande bin, die Situation zu beurteilen, haben wir hier abermals ein Beispiel dafür, wie eine ganz unmögliche These sich durch die Forschungsgeschichte hindurch behauptet hat, obwohl die Voraussetzungen, die zu dieser These geführt haben, längst 213 nicht mehr aufrechtzuerhalten sind.“40 Besser als die Kapitel 40-66 einem babylonischen Umfeld und etwa einer babylonischen Zeit zuzuordnen, ist, sie mit der von Jesaja aus zukünftigen Zeit zu verbinden, eine Position, die sie mit Jes 13-14, 24-27, 34-35 u.a. gemeinsam haben. Genau genommen scheint Jesaja mehrere Zeiten prophetisch unterschieden zu haben: Die Zeit Assurs (das meiste in Jes 1-39), die Zeit Babels (Jes 13-14; 21,1-10; 39; 40-48), die Zeit der Meder, die Babel zerstören, und des Cyrus (Jes 13,17; 44,28; 45,1 und einige Passagen in 40ff, die von Cyrus ohne Namen reden), die Zeit der namenlos bleibenden „Tohu-Stadt“ von 24,10, der Anbruch der Königsherrschaft Jahwes über alle Welt (24,23), die Zeit der „vielen Tage“ von 24,22. Wenn Jesaja selbst die hier genannten Kapitel geschaut hat, so mußte er selbst diese Zeiten chronologisch nicht auseinanderhalten. Das würden die Zeiten der Erfüllung an den Tag bringen. Für ihn waren es zukünftige Zeiten auf dem Weg zu der letzten Zeit von Jes 2,1-5. Zu diesen zukünftigen Zeiten gehörte auch die Zeit Babels. Jes 40ff reden davon, aber nicht nur, und gehen zum Teil (von der Erfüllung her betrachtet) weit darüber hinaus (vgl. etwa 51,6). In diesem Sinn kann man folgendes für Jes 36-39 in Zusammenhang mit der Frage nach Ort und Zeit im Jesajabuch festhalten: Da die Kapitel 1-35 wesentlich von der Zeit der assyrischen Weltmacht geprägt sind, kann man sagen, daß Gottes Gericht über Assur in Jes 36-39 in gewissem Sinn den „Assur-Teil“ des Buches und damit auch gleichzeitig die „Jesajazeit“ abschließt. Mit Jes 40ff beginnt prophetisch eine Zeit jenseits der Zeit des 40 Barstad, Hans M., ‘Lebte Deuterojesaja in Judäa?’, Norsk Teologisk Tidsskrift 1982 (83) S. 77-87, hier S. 77-78. Vgl. idem, Akkadian ‘Loanwords’ in Isaiah 4055 and the Question of Babylonian Origin of Deutero-Isaiah, Text and Theology. Studies in Honour of Prof. Dr. Theol. Magne Saebo, Tangberg, Arvid <ed>, Oslo: 1994, S. 36-48. Das ausführlichste Argument zur Sache liefert Barstad in seiner Monographie: „The Babylonian Captivity of the Book of Isaiah: ‘Exilic’ Judah and the Provenance of Isaiah 40-55“, Oslo: 1997, vgl. seine resümierende Bemerkung dort (p. 92): „One important discovery of the present study has been the fact that the early discussions on the ‘home of Second Isaiah’, which ended up by placing the prophet’s whereabouts outside Palestine, should come to form a part of the very debate concerning the Second Isaian thesis itself. It became an important underlying factor in the discussion to stress the non-Palestinian character of Isa 40-55 (66) in order to separate this part of the book of Isaiah from the Palestinian chapters 1-39.“ Vgl. auch William H. Cobb, Where was Isaiah XL-LXVI written?, Journal of Biblical Literature, 1908 (27) S. 48-64: Jes 40-66 seien in Palästina abgefaßt (p. 48). 214 Jesaja, die auch die Zeit Babels und des darauf folgenden medopersischen Reiches einschließt, aber ebenso darüber hinaus die messianische Zeit und die Zeit eines neuen Himmels und einer neuen Erde. Würde man diese Kapitel auf nur eine oder zwei Zeiten davon reduzieren, täte man ihnen Unrecht. Das Körnchen Wahrheit an der von Childs behaupteten „Dehistorisierung“ von Jes 40-66 ist, daß diese Kapitel einen Bezug zu mehreren Zeiten haben und nicht in eine „babylonische Gefangenschaft“ eingesperrt werden können. Forscher, die an das Phänomen einer vom heiligen Geist inspirierten Zukunftprophetie glauben, hatten die geschichtlich so wenig faßbare Gestalt von Jes 40-66 schon immer darauf zurückgeführt, daß der alte Jesaja nach den Ereignissen des Jahres 701, prophetisch gleichsam seiner Zeit entrückt, Trost und Worte für zukünftige Zeiten empfing. Gleichzeitig aber ist es für biblische Prophetie wichtig, daß sie Wurzeln in der Heilsgeschichte Israels hat und mit konkreten geschichtlichen Situationen zusammenhängt. Diese Verwurzelung von Jes 40-66 in der Zeit Hiskias und Jesajas leisten nun unsere Kapitel Jes 36-39. Sie verbinden als prophetisch-heilsgeschichtliche Brücke Jes 1-35 und 40-66 miteinander und mit den Ereignissen um das Jahr 701 vor Christus herum. Sie leisten den geschichtlichen Übergang vom Assur-Teil zum zukünftigen und eschatologischen Teil des Jesajabuches. 4.1.3.2 Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu 1-35 4.1.3.2.1 Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu Jes 1 Wenn man Jes 36-39 nicht hätte, so hätte man keinen weiteren Text, der den in V. 1 erwähnten König Hiskia namentlich erwähnt. Er würde dann das Geschick von Jotham teilen, der zwar in der Zeitangabe 1,1 vorkommt, aber innerhalb des Buches nicht mehr. Mit 36-39 aber gehört Hiskia neben Ahas zu den beiden Hauptcharakteren, denen Jesaja gegenübersteht. In Verbindung mit Jes 1,2-9 kann man die Tatsache, daß nur Jerusalem vor Sanherib errettet worden ist,41 die Städte Judas ihm aber zum Opfer fielen, als Erweis der Gnade Gottes einordnen. Gleichzeitig ist das Gericht selbst von Jes 1 her als Züchtigung (1,5) und Läuterung (1,25) verstehbar. Wenn Jahwe in 1,10-17 den sündigen Mißbrauch des Tempelgottesdienstes im Sinne eines opus operatum geißelt, so spricht er doch immer 41 Die andere Möglichkeit ist, den syrisch-ephraimitischen Krieg von Jes 7-8 als Hintergrund von 1,7-9 zu sehen, aber 1,8 gibt zu deutlich die Situation von 36,1-2 wieder. Die Verwüstung des syrisch-ephraimitischen Krieges ist ein anderer von den Schlägen von 1,5 und trug natürlich auch zu 1,7 bei. 215 noch von „meinen Vorhöfen“ (1,12), was zu Hiskias Haltung der Ehrung des Tempels paßt (37,1.14; 38,20.22). Die zentralen Verse Jes 1,18-20 sprechen genau von den beiden Gegensätzen Leben und Vergebung bei Gehorsam und Gericht und Tod bei Ungehorsam, die sich in Jes 7-8 und 36-39 in den Personen von Ahas und Hiskia verkörpert gegenüberstehen (7,9.17.20; 38,17.5-6; 37,30-35). Jes 7-8 und 36-39 sind geschichtliche Illustrationen des Prinzips, das sich auch in 1,18-20 nierderschlägt. Als Ausdruck des Heils beachte man das Essen des Guten des Landes in 1,19 im Vergleich zum Essen der Früchte in 37,30. In Zusammenhang mit dem Läuterungsgedanken von 1,21-26 ist die Formulierung der Not in den Worten Hiskias in 37,3 Hinweis auf die Hitze des „Ofens“, in den Jerusalem hineingeraten war. Zion als untreu gewordene Ehefrau (1,21ff) hat ihr positives Gegenstück in „der Jungfrau, der Tochter Zion“ von 37,22, die möglicherweise auch die in 37,3 implizierte Mutter ist, die eine fast tödlich endende Geburt erleidet. Daß Eliakim den Schebna in 36,3 schon abgelöst hat (vgl. 22,15ff), berührt sich mit dem Austauschen der Führer in 1,21-26. Zusammenfassend läßt sich sagen: Jes 36-39 illustrieren als geschichtliche Texte die theologischen Aussagen von Jes 1. 4.1.3.2.2 Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu Jes 2-12 Die Ähnlichkeiten zwischen Jes 36-39 und Jes 7-8 sind, wie sie Conrad aufgezeigt hat, so klar, daß die besondere Beziehung beider Abschnitte zueinander offensichtlich ist: 1. In beiden Erzählungen bedroht eine feindliche Invasion Jerusalem (Jes 7,1; 36,2), 2. der Ort der Szene für die Bedrohung Jerusalems ist beide Male gleich (7,3; 36,2)42, 3. die Könige sind jeweils stark erschüttert (7,2; 37,1), 4. als Antwort auf die Bedrohung hält der Prophet Jesaja jeweils dem König (direkt oder durch des Königs Boten) eine Kriegsansprache mit „Fürchte dich nicht...“ (7,4-9; 37,6-7), 5. beiden Königen wird ein Zeichen gewährt, daß Gott die feindliche Bedrohung beendet (7,10-16; 37,30-32), Hiskia wird noch ein zusätzliches Zeichen gegeben (38,7) und auch von ihm erbeten (38,22), 6. obwohl in beiden Erzählungen die Rettung der Stadt verheißen wird, enden sie mit dem Hinweis auf eine weitaus größere Katastrophe durch einen anderen erobernden König 42 Die Tatsache, daß an beiden Stellen der Ort der Wasserversorgung erwähnt ist, ist natürlich nichts besonderes, da Wasser für eine belagerte Stadt in jedem Fall wichtig ist. 216 (7,15-17.20 durch den König von Assyrien, 39,6-7 durch den König von Babel).43 Auch Conrads Schlußfolgerung aus all dem ist zu unterstreichen: „The similarities between these two third-person narratives suggest that they are strategically located in the structure of the book and are an important clue for uncovering its developing literary world.“44 Die Tatsache, daß Conrad die Kriegsansprache von Jes 10,24-27 nicht nur in Jes 36-37 in Erfüllung gehen sieht, sondern auch eine inhaltliche Weiterführung in 41,8-13; 41,14-16; 43,1-4; 43,5-7; 44,1-5 erkennt, ist hier besonders bemerkenswert. Nicht zu teilen ist in dem Zusammenhang Conrads Auffassung, daß das Volk selbst König und die messianische Hoffnung in den Hintergrund getreten sei. Im Gegenteil scheint uns eine rechte Auswertung der Beziehung von Jes 7-8 und 36-39 mit den folgenden Kapiteln einen Schlüssel zum Verständnis der messianischen Hoffnung Jesajas zu geben. Die auffällige Ortsangabe in Jes 7,3 und 36,2 ist beachtenswert: ‫ ֵצא־ָנא ִלְקַראת ָאָחז ַא ָּתה וְּׁשָאר יָׁשּוב ְּבֶנָך‬7,3 :‫ֶאל־ְקֵצה ְּתָעַלת ַהְּבֵרָכה ָהֶעְליוָֹנה ֶאל־ְמִס ַּלת ְׂשֵדה כוֵֹבס‬ ‫ ַויְִּׁשַלח ֶמֶלְך־ַאּׁשּור ֶאת־ַרב־ָׁשֵקה ִמ ָּלִכיׁש ְירוָּׁשְַלָמה‬36,2 ‫ֶאל־ַהֶּמֶלְך ִחְזִקָּיהוּ ְּבֵחיל ּכֵָבד‬ :‫מד ִּבְתָעַלת ַהְּבֵרָכה ָהֶעְליוָֹנה ִּבְמִס ַּלת ְׂשֵדה כוֵֹבס‬ ֹ ‫ַויֲַּע‬ Diese Ortsangabe hat doppeltes Gewicht, weil sie Teil einer prophetischen Anweisung Gottes an seinen Propheten und dessen Sohn SchearJaschub ist. Der Unglaube des Ahas (7,9-13) wird ihn den Assyrern in die Hände treiben (2 Kg 16,7). Die Entscheidung fällt genau dort, wo Jesaja ihn warnt: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.“ An eben diesem Ort werden ca. 34 Jahre später die Assyrer stehen, in klarer Erfüllung von Jes 7,17-20; 8,6-8. Die Ortsangabe kommt auch in 2 Kg 18,17 vor. Von Jes 7 her ist sie zusätzlich mit Ankündigung-Erfüllungsspannung geladen. Dies ist ein wichtiges Argument für die Jesajapriorität von Jes 36-39 gegenüber 2 Kg 18-20. Wenn die Hiskiaerzählungen zuerst in Könige entstanden sein sollten, warum ist diese Ortsangabe im Jesajabuch um so vieles sinnträchtiger? Oder soll man annehmen, daß der Verfasser von Jesaja diese Kapitel aus Könige entlehnt hat und nach deren Vorbild im Kontrast Jes 7-8 geschrieben hat? Wenn man aber vom Textvergleich her zu einer Jesajapriorität neigt und diese Ortsangabe hinzunimmt, wird die Jesajapriorität zur Gewißheit (natürlich ergänzt durch weitere Beobachtungen). 43 Siehe oben auf S. 70-72 die Zusammenfassung von Edgar Conrads Aufsatz „The Royal Narratives and the Structure of the Book of Isaiah“. 44 Conrad, o.c., S. 69. 217 Indem Hiskia in der nationalen Notlage von 36-37 mit völligem Gottvertrauen reagiert, nachdem alle Hoffnung mancher Judäer auf ägyptische Hilfe zerschlagen war, ist er das gestreckte Gegenstück zu Ahas und bringt das Gegenüber von Jes 7-8 und 36-37 in das Spannungsverhältnis von Unglauben zu Glauben. Das wird auch durch das Stichwort des Zeichens unterstrichen, das diese Kapitel miteinander verbindet: ‫ְׁשַאל־ְלָך אֹות ֵמִעם ְיהָוה ֱאלֶֹהיָך‬ 7,11 ‫ְוֶזה־ְּלָך ָהאֹות ָאכֹול ַה ָּׁשָנה ָסִפיַח וַּב ָּׁשָנה ַה ֵּׁשִנית ָׁשִחיס‬ 37,30 ‫ְוֶזה־ְּלָך ָהאֹות ֵמֵאת ְיהָוה ֲאֶׁשר יֲַעֶׂשה ְיהָוה ֶאת־ַהָּדָבר ַהֶּזה‬ 38,7 ‫בא ֶאל־ְׁשֵני ָבֶניָך‬ ֹ ָ‫ ְוֶזה־ְּלָך ָהאֹות ֲאֶׁשר י‬1 Sam 2,34 Wenn wir richtig beobachtet haben, gibt es kein fünftes Zeichenangebot45 im Alten Testament, das sprachlich diesen vier so nahe kommt, wie sie einander sind. Es geht also nicht nur um drei Zeichenangebote, sondern um drei ähnlich formulierte Zeichenangebote. Man beachte zusätzlich noch die Ähnlichkeit von ‫ ֵמִעם ְיהָוה‬in 7,11 mit ‫ ֵמֵאת ְיהָוה‬in 38,7. Das Band zwischen Jes 7-8 und 36-39 ist eng. Ahas wird aufgefordert, sich ein Zeichen zur Glaubensstärkung zu erbitten, was er ablehnt, weil er nicht wirklich auf Jahwe vertrauen und sich nicht durch ein Zeichen „festnageln“ lassen will. Er will seinen gottlosen Handlungsspielraum nicht eingeengt sehen. Hiskia ist auch hierin ein Kontrast, daß er das ihm zugesagte Zeichen im Glauben annimmt, um in der Not einen umso festeren Halt in Gott zu haben. Daß Jahwe in seiner göttlichen Zusage an Hiskia zur Rettung vor den Assyrern in 37,23 der „Heilige Israels“ (‫ )ְקדוֹׁש יְִׂשָרֵאל‬genannt wird, verbindet diesen Text zwar nicht direkt mit Jes 7-8, aber mit folgenden Stellen in Jes 1-66: 1,4; 5,19; 5,24; 10,20; 12,6; 17,7; 29,19; 30,11; 30,12; 30,15; 31,1; 41,14; 41,16; 41,20; 43,3; 43,14; 45,11; 47,4; 48,17; 54,5; 55,5; 60,9; 60,14. Außerhalb von Jesaja kommt diese Formulierung noch in Ps 71,22; 78,41; 89,19; Hab 1,12; Jer 50,29; 51,5 vor. Innerhalb von Jesaja sind noch 10,17 (‫ ;)וְּקדוֹׁשֹו‬29,23 (‫קב‬ ֹ ‫ ;)ְקדוֹׁש יֲַע‬40,25 (‫ ;)ְוֶאל־ִמי ְתַדְּמיוִּני ְוֶאְׁשֶוה ֹיאַמר ָקדוֹׁש‬43,15 (‫ ;)ְקדוְֹׁשֶכם‬49,7 (‫ ;)ְקדוֹׁשֹו‬57,15 (‫כה ָאַמר ָרם ְוִנ ָּׂשא ׁשֵֹכן ַעד ְוָקדוֹׁש ְׁשמֹו‬ ֹ ‫ ) ִּכי‬als sehr ähnliche Gottesbezeichnungen zu vergleichen. Nicht nur diese äußerst auffällige jesajanische Rede vom „Heiligen Israels“ verbindet Jes 36-39 mit dem ganzen Buch. Es gibt auch kleinere, mehr „zufällige“ jesajanische Formulierungen, die auch in anderen 45 Die Paralleltexte in 2 Kg 18-20 sehe ich in diesem Zusammenhang als mit Jes 36-39 zusammengehörig an, ohne daß sie immer extra erwähnt werden müssen. Auch die Parallelität der Zeichenangebotsformulierung in 7,11 stärkt m.E. die Jesajapriorität. 218 einzelnen Teilen vorkommen. Nehmen wir z.B. das folgende Verbum, das nur an diesen vier Stellen46 im Alten Testament vorkommt: ‫אבֹות ְוֶאל־ַהִּיְּדעִֹנים ַהְמַצְפְצפים ְוַהַּמְהִּגים‬ ֹ ‫ִּדְרׁשוּ ֶאל־ָה‬ 8,19 ‫לא ָהָיה ֹנֵדד ּכָָנף וּפֶֹצה ֶפה וְּמַצְפֵצף‬ ֹ ‫ ְו‬10,14 ‫ְוָהָיה ְּכאֹוב ֵמֶאֶרץ קוֵֹלְך וֵּמָעָפר ִאְמָרֵתְך ְּתַצְפֵצף‬ 29,4 ‫ ְּכסּוס ָעגּור ֵּכן ֲאַצְפֵצף ֶאְהֶּגה ּכַיּוָֹנה ַּדּלוּ ֵעיַני ַלָּמרֹום‬38,14 An zwei Stellen wird es von den akustisch wahrnehmbaren Äußerungen eines Totengeistes gebraucht (8,19; 29,4). An den beiden anderen von den Geräuschen eines Vogels (10,14; 38,14). In derselben Richtung kann man die „Ströme“ oder „Flüsse Ägyptens“47 einordnen: ‫אֵרי ִמְצרִים‬ ֹ ְ‫רק ְיהָוה ַלְּזבּוב ֲאֶׁשר ִּבְקֵצה י‬ ֹ ‫יְִׁש‬ 7,18 ‫אֵרי ָמצֹור‬ ֹ ְ‫ְוֶהֶאְזִניחוּ ְנָהרֹות ָּדֲללוּ ְוָחְרבוּ י‬ 19,6 ‫אֵרי ָמצֹור‬ ֹ ְ‫כל י‬ ֹּ ‫ ְוַאְחִרב ְּבַכף־ְּפָעַמי‬37,25 Auch hier haben wir spezielle Formulierungen, die Jes 36-39 mit 1-35 an einer Stelle verbinden. So kommt auch die Kombination „Rat und Kraft“ (‫ )ֵעָצה וְּגבּוָרה‬im Alten Testament nur in Jes 36,5/2 Kg 18,20 und Jes 11,2 vor.48Es ist nicht nur so, daß Jes 10,13-14 inhaltlich 37,24-25 ähnelt, sondern man kann auch im Umfeld dieser Verse einige wörtliche Parallelen ausmachen: Vgl. ֹ‫ יְַערוֹ ְוַכְרִמּלו‬in 10,18 mit :‫ יַַער ַּכְרִמּלֹו‬in 37,24; (29,17; 32,15); ‫ ֶמֶלְך־ַאּׁשּור‬in 10,12 und 37,21; ‫ רּום ֵעיָניו‬in 10,12 mit ‫ְוַעל־ִמי ֲהִרימוָֹתה ּקֹול ַו ִּת ָּׂשא‬ ‫ ָמרֹום ֵעיֶניָך‬in 37,23 und ‫ ַעל־ִמי‬in 10,3; 37,23; (36,5; 53,1; 57,4.4). Wie stark die ganze Sanherib-Invasion von Jes 36-39 mit Jes 7-10 verbunden ist, wird für den Leser auch noch in 37,32 durch die wörtliche Wiederholung von 9,6 markiert: ‫ִקְנַאת ְיהָוה ְצָבאֹות ַּתֲעֶׂשה־ ֹּזאת‬ 9,6 ‫ ִקְנַאת ְיהָוה ְצָבאֹות ַּתֲעֶׂשה־ ֹּזאת‬37,32 Was will der Prophet damit sagen? Jes 9,6 schließt die Verheißung des kommenden Messias auf dem Thron Davids ab, der ein unendliches Friedensreich aufrichten wird. Die Kraft, welche so die Welt verändert, ist der „Eifer Jahwe Zebaoths“, und zwar trotz eines Ahas und trotz eines gottlosen Volkes. Wenn nun 37,32 genau diese Worte aufgreift, und das in dem Zusammenhang eines vor Assur und Sanherib in Jerusalem geretteten Restes, so wird diese Errettung in eine Beziehung zu dem Friedensreich des 46 Siehe Even-Shoshan-Konkordanz, o.c., S. 993. 47 Siehe zu einer anderen Sicht der Formulierungen (außer 7,18): Calderone, P. J., The Rivers of Masor [Is 19,6; 37,25 (2 Reg 19,24); Mi 8,12], Biblica 1961 (42) S. 423-32. 48 Siehe Even-Shoshan-Konkordanz, o.c., S. 219. 219 Davidssohnes in 8,23-9,6 gesetzt: Assur kann Juda nicht durch Deportation als Gottesvolk vernichten (36,17), weil Jahwe seine blasphemische Anmassung nicht duldet und an der Davidsverheißung (37,35) festhält. Ist Hiskia denn der Davidssohn von 9,5-6 oder der Immanuel von 7,14; 8,10? Wir meinen, daß Jes 38-39 genau diese von 37,30-35 / 9,5-6 herkommende Frage beantworten, und zwar negativ.49 Hiskia hat sich selbst nicht als der Messias von 9,5-6 gesehen: Er war trotz einer katastrophalen Zukunftsperspektive für seine Nachkommen und seine Reichtümer im Wort Gottes an ihn (39,5-7) ganz zufrieden mit diesem Wort, weil er in ihm wenigstens für seine Zeit Frieden und Sicherheit verheißen sah (39,8). Aus dieser „Bescheidenheit“ Hiskias kann man erkennen, wie düster er seine Zeit eingeschätzt hat. Jerusalem konnte zufrieden sein, wenn es überlebte. In dieser Zeit hatte Gott ihm die Gesundheit und 15 weitere Jahre nach seiner schweren Krankheit verheißen, mehr nicht (38,5-8). Das ihm in diesen Versen gewährte Zeichen deutete symbolisch ein Aufhalten, aber nicht ein endgültiges Abwenden des Gerichtes von 6,9-10 an. Er selbst wußte um seine eigenen Sünden (38,17.12-13) und daß das ihm gewährte neue Leben Gnade war. Das Jesajabuch legt nicht nahe, daß sich Jes 8,23-9,6 im Lebenshorizont des Hiskia erfüllt. Aber es baut mit Jes 7-12 und 36-39 eine Spannung auf: Wann und wie wird sich die Messiasverheißung erfüllen? Wir lernen zwei Söhne Davids im Jesajabuch genauer kennen: Ahas (Jes 7-8) und Hiskia (36-39). Der eine ist gottlos und ungläubig, der andere gottesfürchtig und voller Vertrauen. Aber selbst der Fromme entgeht nur knapp dem Tod in seiner Krankheit und der Katastrophe in der Überflutung durch Assur. Er weiß um seine Sünden und kann die Söhne nicht vor Babel retten (39,7). Wenn selbst der fromme Sohn Davids, dem ein beispielhafter Glaube bestätigt wird, nicht der Messias von Jes 9,5-6 und 11,1-10 sein kann, wie muß dann dieser Messias aussehen, der in dem eschatologischen Zion die Welt für Gott zurückgewinnt und die Finsternis beendet? Genau das ist die Frage, die m.E. aus der Beziehung von Jes 36-39 zu Jes 7-8 in ihrem Kontext erwächst. Die Antwort auf diese Frage wird in Jes 40-66 gegeben, zuerst ohne Erwähnung des Namens David in der Schau von dem persönlichen ‫ עבד יהוה‬in Jes 42,1ff; 49,1ff; 50,4ff und 52,13-53,12 und dann offener im Festhalten am Bund Davids in 55,3-5 und Jes 61. In diesem Zusammenhang ist auch das Thema der Kindschaft wichtig, welches sich sowohl in Jes 7ff (7,3.14-16; 8,1-4.8.10.18; 9,5-6) als auch in 36ff (37,3; 38,19-20; 39,7) an hervorragender Stelle findet. Davids Sohn 49 Gegen Conrad, siehe oben S. 71. 220 Hiskia faßt seine und Jerusalems Hilflosigkeit in 37,3 in die drastischen Worte einer Geburt, die nicht mehr weiter geht: Mutter und Kind droht der Tod aufgrund von Kraftlosigkeit. Diese Situation läßt sich mit 7,14 kontrastieren, wo das Immanuelskind dem Haus Davids Zeichen von Gottes rettender Gegenwart ist. In 38,19-20 kann der gerettete Vater Hiskia seinen Kindern die Treue Gottes verkünden, diese Kinder aber sind in 39,7 vom babylonischen Exil bedroht. Von daher beginnt und endet das Kindschaftsthema in Jes 36-39 negativ. Wird es noch einmal Söhne Davids auf dem Thron geben? Wird die gesamte Hoffnung Israels vom babylonischen Exil verschlungen? Wird Gott wie in Jes 37 dann doch noch eingreifen und „Geburtshelfer“ sein? Es gibt Beziehungen zwischen Jes 7-8 einerseits und 36-39 andererseits. Fehlten etwa die Kap. 36-39, so hätte die Ortsangabe in 7,3 nur die Bedeutung, daß der Prophet den König an der Wasserleitung treffen konnte, weil er sie zur Vorbereitung einer kommenden Belagerung inspizierte. 4.1.3.2.3 Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu Jes 13-35 Nicht nur Kap. 10 mit seiner Prophezeiung über Gottes Gericht an Assur wartet auf Erfüllung in Jes 36-37, auch die Kapitel Jes 13-35 weisen wichtige Bezüge zur judäisch-ägyptischen Bündnispolitik angesichts der assyrischen Bedrohung auf (20,1-6; 29,15ff; 30,1ff; siehe besonders 20,6 und 30,2), also zu eben der Thematik, die auch in 36-37 zum Abschluß geführt wird.50 Besonders die Beobachtung der gegenseitigen Verflechtung51 von 13-27 und 28-35 durch das ‫משא‬-Wort in 30,6-7 und die ‫הוי‬-Worte in 17,12 und 18,1, die alle im Zusammenhang der judäisch-ägyptischen Bündnispolitik stehen, unterstreicht noch einmal die zentrale Rolle der Bündnisthematik. Der Rabschake überschüttet die in Jerusalem festsitzenden Judäer52 wegen ihrer Hoffnung auf Ägypten mit beißendem Spott (36,5ff): :‫ ַע ָּתה ַעל־ִמי ָבַטְח ָּת ִּכי ָמַרְד ָּת ִּבי‬... 5 ‫ ִהֵּנה ָבַטְח ָּת ַעל־ִמְׁשֶעֶנת ַה ָּקֶנה ָהָרצץ ַהֶּזה ַעל־ִמְצַרִים‬6 ‫ֲאֶׁשר יִָּסֵמְך ִאיׁש ָעָליו וָּבא ְבַכּפוֹ וְּנָקָבּה‬ ... :‫עה ֶמֶלְך־ִמְצַרִים ְלָכל־ַהּבְֹטִחים ָעָליו‬ ֹ ‫ֵּכן ַּפְר‬ 50 Siehe oben S. 237, 239 und 256. 51 Siehe oben S. 237. 52 Insbesondere Eljakim, Schebna und Joach, die Verhandlungspartner des Rabschake und Übermittler der Worte an Hiskia (36,3): Auf den in Jes 22,15ff prophezeiten Amtswechsel von Schebna zu Eljakim hatten wir schon hingewiesen als ein weiteres verbindendes Element zwischen 36-39 und 13-35, aber auch als ein Argument dafür, daß Jes 36-39 gegenüber 2 Kg 18-20 die Priorität gebührt. 221 ‫ ְוַע ָּתה ִהְתָעֶרב ָנא ֶאת־ֲאדִֹני ַהֶּמֶלְך ַאּׁשּור‬8 :‫ְוֶא ְּתָנה ְלָך ַאְלַּפִים סוִּסים ִאם־ּתוַּכל ָלֶתת ְלָך רְֹכִבים ֲעֵליֶהם‬ ‫ ְוֵאיְך ָּתִׁשיב ֵאת ְּפֵני ַפַחת ַאַחד ַעְבֵדי ֲאדִֹני ַהְקַטִּנים‬9 :‫ַו ִּתְבַטח ְלָך ַעל־ִמְצַרִים ְלֶרֶכב וְּלָפָרִׁשים‬ Die Worte „vertrauen, Ägypten, Pharao, Wagen, Pferde, Reiter“ sind Worte (noch zu ergänzen durch „‫)“הציל‬, die im Jesajabuch in 13-35 zuvor bei der Predigt des Propheten gegen die ägyptische Bündnispolitik oder auch anderenorts benutzt wurden: Verschiedene Worte, die zur Wortfamilie mit den drei Konsonanten ‫בטח‬ (vertrauen, Sicherheit, Vertrauen u.a.) gehören: 26,4; 30,12; 30,15; 31,1; 32,9.10.11.17.18 // 36,4.4.5.6.6.7.9.15. ‫( מצרים‬Ägypten) 19,1.1.1.2.2.3.4.13.14.15.16.17.18.19.20.21.22.23 19,23.24.25; 20,3.5; 23,5; 27,12.13; 30,2.3.7; 31,1.3 // 36,6.6.9. ‫( פרעה‬Pharao): 19,11.11; 30,2.3 // 36,6. ‫( סוסים‬Pferde): 30,16; 31,1.3 // 36,8. Verschiedene Worte, die zur Wortfamilie mit den drei Konsonanten ‫רכב‬ (fahren, Wagen, Reiter u.a.) gehören: 19,1; 21,7.7.7.9; 22,6.7.18; 30,16; 31,1 // 36,8.9; 37,24. ‫( פרשים‬Pferde, Reiter): 21,7.9; 22,6.7; 28,28; 31,1 // 36,9. ‫( אשור‬Assur): 14,25; 19,23.23.23.23.24.25; 20,1.4.6; 23,13; 27,13; 30,31; 31,8 // 36,1.2.4.8.13.15.16.18; 37,4.6.8.10.11.18.21.33.36.37; 38,6 [52,4]. ‫( הציל‬erretten) 19,20; [Niphal: 20,6]; 31,5 // 36,14.15.15.18.18.19; 36,20.20; [Niphal: 37,11] 37,12. ‫( נמלט‬entrinnen) 20,6; 37,38. Eine gewisse Ironie liegt in der Aussage der Bewohner von Israels Küstenregion, daß sie nicht hoffen können, dem König von Assyrien zu entrinnen (20,6 ‫)נמלט‬, daß der König von Assyrien aber in 37,38 von den eigenen Söhnen ermordet wird, die dann auch noch entrinnen können (‫)נמלטו‬. Beim Abwägen dieser Wortparallelen und auch inhaltlicher Bezüge wird deutlich, daß sich der stärkste Bezug von Jes 36,4-10 zu 19,1-20,653; 30,133 und 31,1-10 ergibt. Dabei tritt in Kap. 30-31 neben den Skopus der Bündnispolitik mit Ägypten auch noch der andere von Assurs Niederlage durch Gottes Eingreifen zur Rettung Jerusalems (30,27-33; 31,4-9), ein Gedanke, der Jes 8,810; 10,5-34 und auch 14,24-27 fortsetzt. Dabei ist bemerkenswert, daß gerade in Jes 31,5 auch eine enge sprachliche Parallele zu 36-39 (Jes 37,35/2 Kg 19,34; Jes 38,6/2 Kg 20,6) vorkommt: 53 Siehe auch die Verbindung von 7,18; 19,6 und 37,25 durch die „Flüsse Ägyptens“. Auch dieser besondere Ausdruck betrifft 19,1-20,6. 222 ‫ ְוַגנּוִֹתי ַעל־ָהִעיר ַה ֹּזאת ְלהוִֹׁשיָעּה‬37,35 ‫ְוַגנּוִֹתי ַעל־ָהִעיר ַה ֹּזאת‬ 38,6 ‫ּכְִצֳּפִרים ָעפֹות ֵּכן יֵָגן ְיהָוה ְצָבאֹות ַעל־ְירוָּׁשִָלם‬ 31,5 ‫ְיהָוה ְצָבאֹות יֵָגן ֲעֵליֶהם‬ Sach 9,15 Sach 12,8 ‫ַּביֹּום ַההּוא יֵָגן ְיהָוה ְּבַעד יוֵֹׁשב ְירוָּׁשִַלם‬ Die Parallelen in Sach 9,15 und 12,8 könnten bei diesem nachexilischen Propheten in Anlehnung an den früheren Propheten (vgl. Sach 1,4ff und seine Kenntnis von Jeremias 70 Jahren in 1,12) Jesaja formuliert sein.54 Wie dem auch sei, die Nähe der sprachlichen Formulierungen in 31,5; 37,35 und 38,6 ist offensichtlich. Der Schutz Jerusalems und das Gericht über Assur ist etwas, auf das die Kapitel 30-31 in Jesaja ausschauen. Ohne Jes 36-39 würde ihnen der Abschluß und die Erfüllung im Buch fehlen.55 Noch erwähnt werden können kleinere sprachliche Parallelen, die inhaltlich nicht so schwer ins Gewicht fallen, aber wieder eine „unverdächtige“ Brücke von 36-39 zu 13-35 darstellen. Zu vergleichen sind z.B. 16,13; 37,22 und 38,7: ‫ ֶזה ַהָּדָבר ֲאֶׁשר ִּדֶּבר ְיהָוה ֶאל־מוָֹאב ֵמָאז‬16,13 ‫ ֶזה ַהָּדָבר ֲאֶׁשר־ִּדֶּבר ְיהָוה ָעָליו‬37,22 ‫יֲַעֶׂשה ְיהָוה ֶאת־ַהָּדָבר ַהֶּזה ֲאֶׁשר ִּדֵּבר‬ 38,7 Jes 16,13 und 37,22 sagen identisch: „Dies ist das Wort, das Jahwe ... geredet hat“, Jes 38,7 kommt dem sprachlich sehr nahe. Eine für das Alte Testament seltene Form der Rede ist auch die mit „Jungfrau Tochter XY“ in Jes 37,22/2 Kg 19,21 und diesen Parallelen: ‫לא־תוִֹסיִפי עֹוד ַלְעלֹוז ַהְמֻע ָּׁשָקה ְּבתוַּלת ַּבת־ִצידֹון‬ ֹ 23,12 37,22 ‫ָּבָזה ְלָך ָלֲעָגה ְלָך ְּבתוַּלת ַּבת־ִציֹּון‬ 37,22 47,1 ‫ְרִדי וְּׁשִבי ַעל־ָעָפר ְּבתוַּלת ַּבת־ָּבֶבל‬ 47,1 ‫ ַּגת ָּדַרְך ֲאדָֹני ִלְבתוַּלת ַּבת־ְיהּוָדה‬Klg. 1,15 ‫ ָמה ַאְׁשֶוה־ ָּלְך ַוֲאנֲַחֵמְך ְּבתוַּלת ַּבת־ִציֹּון‬Klg. 2,13 ‫ ִּכי ֶׁשֶבר ָּגדֹול ִנְׁשְּבָרה ְּבתוַּלת ַּבת־ַעִּמי‬Jer 14,17 Eine weiteres kleines Detail: Sowohl in 29,14 als auch in 38,5 spricht Gott als Subjekt und läßt verlauten, daß er etwas hinzufügend tun will (‫)ִהְנִני יוִֹסף‬. Was kann man jetzt noch, weniger im Detail als mehr in den großen Zügen, über 13-35 in seiner Beziehung zu 36-39 sagen? Die vordergründig 54 Auch bei Sach 10,10-11,2 scheint mir eine deutliche Bezugnahme dieses Propheten auf Jesaja (10,33-34; 11,11.15-16) vorzuliegen. 55 Es braucht eigentlich nicht extra erwähnt zu werden, daß hier wieder ein Umstand vorliegt, der für die Jesajapriorität von 36-39 gegenüber 2 Kg 18-20 spricht. 223 alles dominierende Weltmacht in 13-35 ist einerseits Assur (z.B. 20,6), aber andererseits wird etwas überraschend, jedenfalls wenn man an die Zeit Jesajas denkt, Babel ins Spiel gebracht (Jes 13-14; 21,1-10), und das direkt zu Beginn der Fremdvölkersprüche in 13,1 und auch zu Beginn der zweiten Fünferreihe in 21,1-10. Die Fremdvölkersprüche beginnen in Jes 13,1 im ersten Ausspruch mit Babel, gehen dann aber in demselben Ausspruch zu Assur über (14,24-27). Die Kapitel Jes 36-39 beginnen in 36,1 mit der assyrischen Bedrohung, gehen dann aber zur babylonischen über (39,1ff). Jes 13-14 thematisieren Babel und Assur unter dem Aspekt des Gerichtes Gottes und des Sturzes dieser Weltmächte verbunden mit der Befreiung Israels (14,1-3; 14,25), Jes 36-39 zeigen in 36-37 die Erfüllung des Gerichtes Gottes an Assur auf und leiten in 38-39 zur babylonischen Bedrohung mit Exil über, aus dem dann Israel erst in 40ff befreit wird. Wenn man Anfang und Ende des Blockes Jes 13-39 ansieht, hat man also die Reihenfolge: Babel - Assur - Assur - Babel, wobei Jes 13-14 in gewissem Sinn Jes 36-39 in klein ist, oder sollte man besser sagen Jes 36-40ff in klein ist? Wiederum kann man feststellen, daß Jes 36-39 als Fortführung für Jes 13-35 bedeutsam sind: Jes 39 führt die Babelthematik, über die auch 13-14 spricht, in einem geschichtlichen Sinn ein, und Jes 36-38 schließt die Assurthematik in einem geschichtlichen Sinn ab und dient somit gleichzeitig auch als Erfüllung von Jes 14,24-27; 30,27-33 und 31,4-9 (und 33,1ff ohne Namensnennung Assurs). 4.1.3.3 Jes 36-39 in ihrem Verhältnis zu 40-66 Ein Autor, der sich zur Bedeutung von Jes 36-39 im Buchganzen geäußert und dabei auch die Wirkung von 36-39 auf 40-66 reflektiert hat, ist J.W. Groves. Er wendet in diesem Zusammenhang G. von Rads Gedanken der „Aktualisierung“ auf Jes 36-39 an.56 Einerseits baut er dabei speziell auf Ackroyds Beobachtungen auf,57andererseits möchte er in einem Punkt über ihn hinausgehen: Es gehe nicht wie bei Ackroyd um eine Interpretation des Exils, also um eine zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte verankerten Aktualisierung der Hiskiatradition, sondern um eine rein literarische Aktualisierung, die gleichzeitig die Hiskiatradition dehistorisiert und universalisiert.58 56 „Actualization and Interpretation in the Old Testament“, SBLDS 86, Atlanta: 1987, S. 191-201. 57 Ebd., S. 195. 58 Ebd., S. 200-201. 224 Die Brückenfunktion von Jes 36-39 zur Verbindung von „Proto-“ und „Deuterojesaja“-Material59 wirke sich auf das ganze Buch aus: „Since Isa 36-39 acts as a literary connective, it also affects the surrounding material. While these chapters lack the impact to impose an ahistorical interpretation upon the whole book of Isaiah, they do move the book in that direction. Isa 36-39... help to de-historicize Isaiah and cast the book in a metaphorical light. Therefore, we may describe the contemporization encountered here as actualization through metaphor: it functions in the literary sphere and acts as a contemporization for all generations.“60 Wo wir Groves zustimmen, ist, daß eine Beziehung zwischen Jes 36-39 und 40-66 besteht. Der Gedanke der Dehistorisierung ist allerdings erst dann gegeben, wenn man 40-66 exilisch-nachexilisch datiert und sie durch Vorschaltung von 36-39 aus diesem Sitz im Leben herausgerissen sieht. Wenn aber, wie wir meinen, Jes 36-39 als erfüllte „frühere Weissagung“ par excellence den Sitz im Leben für die Entstehung von 40ff darstellen, so „dehistorisieren“ sie 40-66 nicht, sondern verwurzeln sie in diesen Jahren der Heilsgeschichte Israels, mit der Zeit, als das Nordreich von den Assyrern vernichtet und viele deportiert wurden und die Menschen des Südreiches in großer Zahl derselben Gefahr ausgeliefert waren.61 59 Ebd., S. 197-199. 60 Ebd., S. 201. Ähnlich deutet auch T. Collins (in dem Kapitel „A Book called Isaiah“, S. 37-58 in „The Mantle of Elijah. The Redaction Criticism of the Prophetic Books“, Sheffield: 1993) die erkennbaren Verbindungslinien zwischen 1-39 und 40ff redaktionskritisch: „Deuterojesaja“ sei abgefaßt worden mit existierender Protojesaja- Poesie vor Augen (p. 42), Jes 36-39 diene als Brücke zwischen 1-35* und 40-55, die erste Ausgabe des so gearteten Jesajabuches sei ca. 538 v.Chr. erfolgt (p. 43). Zum Einfluß des Propheten Jesaja auf sein Buch stellt Collins fest (p. 55): „To what extent the roots of this great vision go back to a man of the eighth century called Isaiah is something we cannot determine, but it certainly permeates the whole book from start to finish. There are no doubt some authentic words of Isaiah preserved in amongst the oracles of chs. 1-11 and 2832, but it is impossible to be definite about them. In any case they represent only a small fraction of the book, which is the product of a much later period.“ 61 In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich die Ausmaße der assyrischen Überflutung Judas auch im Vergleich zur späteren babylonischen (2 Kg 24,14-16; Jer 52,27-30) vor Augen zu halten. Sanherib mag eventuell in seiner Darstellung übertrieben haben, etwa bei der Zahl der Deportierten, aber seine Schilderung gibt einen Eindruck von diesen Jahren, als das Völkermeer brodelte und das kleine Juda in seiner Existenz bedrohte: „Hiskia von Juda jedoch, der sich nicht unter mein Joch gebeugt hatte - 46 mächtige ummauerte Städte sowie die 225 Das Jahr 701 hätte genauso traumatisch für Jerusalem und Juda werden können wie später die Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier. Für Jesaja mag es wie die Krönung seiner prophetischen Tätigkeit gewesen sein, nachdem alles überstanden war, ein Siegel auf seinem prophetischen Dienst vor aller Welt Augen. Er mag noch lange darüber nachgedacht haben, und es scheint uns, daß ihm darüber die Ereignisse der Kapitel 36-39 zum Hintergrund und zur Bühne wurden für die Entfaltung der Kapitel 40-66. Die Ermordung Sanheribs im Jahre 681 v.Chr. mag den gealterten Jesaja62 als letzte Erfüllung seiner dramatischen Prophetien aus dem Jahre 701 (37,7) dazu bewogen haben, sein Buch in den Zeiten des gottlosen Manasse abzufassen, um das Licht dieser Offenbarungen in der Finsternis weiterleuchten zu lassen in Hoffnung auf die besseren Zeiten, die darin angekündigt werden. Die Kapitel 40-66 sind in so vieler Hinsicht eine Entfaltung der Worte und Themen aus Jes 36-39, daß man sagen kann, was Jes 36-39 narrativ in nuce, das sind Jes 40-66 in voll ausgeführter wunderbarer poetischer Sprache als vollendetes, vielfarbiges Gemälde. Gehen wir in der Reihenfolge der drei Abschnitte von Jes 36-39 vor und beginnen mit Jes 36-37. Jes 40ff spiegelt in vielerlei Hinsicht die Situation von Jes 36-37 wider, nur mit vertauschten Rollen. Was Rabschake als Bote des „Großkönigs“ Sanherib, das ist Jesaja als Bote Jahwes, des Schöpfers und Königs der Welt. Darum sprechen wir im folgenden von Rabschakes Worten als Sanheribs Worten und von des Propheten Worten als Gottes Worten. Sanheribs Argumente wollen Zion zur Kapitulation und Einwilligung in die Deportation führen (Jes 36,16-17). Gottes Worte in 40ff wollen zahllosen kleinen Städte ihrer Umgebung belagerte und eroberte ich durch das Anlegen von Belagerungsdämmen, Einsatz von Sturmwiddern, Infanteriekampf, Untergrabungen, Breschen und Sturmleitern. 200150 Leute, groß und klein, männlich und weiblich, Pferde, Maultiere, Esel, Kamele, Rinder und Kleinvieh ohne Zahl holte ich aus ihnen heraus und zählte sie als Beute. Ihn selbst schloß ich gleich einem Käfigvogel in Jerusalem, seiner Residenz, ein. Schanzen warf ich gegen ihn auf, und das Hinausgehen aus seinem Stadttor verleidete ich ihm. Seine Städte, die ich geplündert hatte, trennte ich von seinem Lande ab und gab sie Mitinti, dem König von Asdod, Padi, dem König von Ekron, und Silbel, dem König von Gaza, und verkleinerte (so) sein Land...“ (Sanherib-Prisma, III.18-34 zitiert aus TUAT (Texte aus der Umwelt des Alten Testamentes), Band I, Lieferung 4, Gütersloh 1984, S. 389-390, Übersetzung von R. Borger). 62 Bei einem jungen Alter von etwa 20 Jahren im Jahre 740 v.Chr. (Jes 6) wäre der Prophet um 680 v.Chr. etwa 80 Jahre alt, ein hohes, aber kein unmögliches Alter (vgl. 2 Chr 24,15). Wahrscheinlich war Jesaja aber zum Zeitpunkt von Jes 6 schon älter (vgl. 2 Chr 26,22). 226 Zion für Jahwe zurückgewinnen, zum Auszug aus Babel und zur Rückkehr aus der Deportation bewegen, was einen inneren Auszug aus dem Götzendienst und Heidentum voraussetzt.63 Sanherib steht in der Person des Rabschake vor dem eingeschlossenen Jerusalem, Jahwe steht in der prophetischen Schau vor dem von seinem bevollmächtigten Cyrus eingeschlossenen Babel und fordert Zion auf, rechtzeitig die „Seiten“ zu wechseln und zu Jahwe „überzulaufen“ (ebenso alle rettungswilligen Heiden). Da beide Seiten, Sanherib und auch Jahwe, ihre Angeredeten überzeugen wollen, findet man auch auf beiden Seiten eine ganze Reihe von Argumenten, die sich interessanterweise miteinander vergleichen lassen. Alle größeren Themen und Linien in Jes 40-55 lassen sich in diesen Rahmen einordnen. Wir wollen versuchen, das in zwei vergleichenden Bereichen aufzuzeigen: Zuerst geht es um die Kontrahenten (ihre Größe, ihre Knechte und ihre Geschichtsbeherrschung) und sodann um ihre Argumentation (die Ziele der Argumentation, die einzelnen Argumente). 63 Vgl. hierzu in bezug auf Jes 40ff die Analyse von Y. Gitay, Prophecy and Persuasion: A Study of Isaiah 40-48, Forum Theologiae Linguisticae 14, Bonn: 1981: Jes 40f sei eine öffentliche Ansprache („public address“), die einer rhetorischen Analyse unterzogen werden müsse (S. 26-27). Bei der Frage, ob „Deuterojesaja“ in der Zeit (kurz) vor oder nach dem Fall Babylons anzusetzen ist, tendiert Gitay zur Zeit vor dem Fall der Stadt (S. 56-57). Gitay definiert Rhetorik als Kunst der überzeugenden Rede („art of persuasion“; Kap. 2 S. 34ff). Es ist Teil von Gitays rhetorischem Ansatz, daß er den Text in seinem größeren Kontext als sich entfaltende Rhetorik analysieren muß, wodurch atomisierenden Tendenzen früherer Ansätze, etwa bei der Formkritik im Herausschälen von kleinen und kleinsten Sprucheinheiten, entgegengewirkt wird. Gitays rhetorische Analyse reiht sich damit gut in die Reihe der Ansätze ein, die größere Texteinheiten oder auch die Endgestalt der Bücher betonen und untersuchen. Vgl. auch sein Buch „Isaiah and his Audience. The Structure and Meaning of Isaiah 112“ (Studia Semitica Neerlandica 30, Assen: 1991), in dem er 13 Redeeinheiten in Jes 1,2-12,6 ausmacht: 1,2-20; 1,21-2,5; 2,6-22; 3,1-15; 3,16-4,6; 5,1-30; 6,113; 7,1-25; 8,1-20; 8,21-9,6; 9,7-10,4; 10,5-32; 10,33-12,6. Diese Reden soll Jesaja innerhalb kurzer Zeit um den syrisch-ephraimitischen Krieg herum gehalten haben (p. 235). Auch hier wendet er sich zu Recht gegen die Annahme „kurzer prophetischer Aussprüche“ (p. 6): „The specific communicative character as well as the rich style of Isaiah’s discourse indicate that the earlier assumption of short prophetic oracles is missleading [sic!]. The older image of the ecstatic nature of the prophetic speech must be corrected.“ 227 Als Kontrahenten stehen sich einerseits Sanherib und Jahwe gegenüber, andererseits Jahwe und Babel (samt den verbundenen Götzen und den Völkern). Die Größe der Kontrahenten: Sanherib läßt seine Größe von seinem Knecht64 Rabschake, mit großer Heeresmacht im Rücken (36,2), bis ins Unermeßliche, ja Gottgleiche steigern. In der Botenformel ist er „der große König, der König von Assur“ (36,4: ‫כה־ָאַמר ַה ֶּמֶלְך ַהָּגדֹול ֶמֶלְך ַא ּׁשּור‬ ֹּ ; vgl. 36,14.16). Bei Hiskia wird zum Vergleich der Königstitel in der Rabschakerede konsequent weggelassen (36,4.7.14.15.16.18)65, so daß er als illegitimer Rebell gegenüber dem „Großkönig“ dasteht. Auch Ägypten ist vor dem überlegenen Assur für Sanherib nur ein geknickter Rohrstab (36,6: ‫ַה ָּקֶנה‬ ‫)ָהָרצּוץ‬. Ja, er brüstet sich sogar, nicht nur von den Strömen Ägyptens getrunken, sondern sie mit seinen Fußsohlen ausgetrocknet zu haben: Die Parallele zum Durchzug Israels durch das trockengelegte Schilfmeer erhebt Sanherib zur Gottgleichheit (37,25). Es ist bezeichnend, daß die Überlegenheit Assurs, zumindest in der Rede des Rabschake (36,18-20) und in dem Brief Sanheribs (36,10-13), gegenüber allen Göttern der Völker nicht mit einer Überlegenheit der Götter Assurs begründet wird, sondern mit der Stärke der Hand des Königs von Assur, der die Geschicke der Völker entscheidet (36,18; 37,11). Sanherib beansprucht damit blasphemisch, nicht nur Großkönig der Welt, sondern größer als die von den Völkern verehrten Gottheiten, ja größer als Jahwe, der Gott Israels, zu sein. Dieser Jahwe hingeworfene Fehdehandschuh bringt die Thematik der Gottheit Gottes in Jes 36-37 hinein und führt zum Untergang des Lästerers.66 64 Vgl. 37,6. Auch die Provinzstatthalter sind seine „Knechte“ (36,9: ‫)ַעְבֵדי ֲאדִֹני‬. 65 Der Grund mag darin liegen, daß die Rede von vornherein darauf aus war, einen Keil zwischen dem Volk auf der Mauer und den König zu treiben (vgl. 36,13ff), Hiskia zu stürzen und so die Kapitulation zu erreichen. Ganz ähnlich vermeidet das Sanheribprisma den Königstitel bei Hiskia. Anders steht es mit dem Brief von Jes 37,10-13, der Hiskia als König anspricht und einen Keil zwischen ihn und seinen Gott treiben will. Auch Hiskia selbst läßt in 37,3 gegenüber dem Propheten Jesaja seinen Titel weg, passend zu seinen abgelegten königlichen Kleidern samt Insignien. Der Sack ist Zeichen der Buße und Demütigung vor Gott (37,1). 66 Vgl. H. A. J. Kruger, „Gods“, For Argument’s Sake: A Few Remarks on the Literature and Theological Intention of Isaiah 36-37 (Part I), Old Testament Essays, 1996 (9) S. 52-67: Der Kern von Jes 36-37 ist für Kruger zu Recht die theologische Aussage, daß Jahwe im Kampf mit den Assyrern und den Göttern sich durch Wort und Geschichtshandeln als der einzig wahre Gott erweist (p. 64). Robert Vasholz verweist ebenso zu Recht darauf, daß damit sowohl in Jes 36-39 als auch in 40-48 die Polemik gegen die Götzen und die Einzigartigkeit Jahwes 228 Babel, die Kontrahentin Gottes in Jes 40ff, erscheint ebenfalls als „Herrin über Königreiche“ (47,5: ‫ )ְגֶּבֶרת ַמְמָלכֹות‬mit blasphemischen Zügen, die sich in gottähnlichem Selbstbewußtsein (47,7-8 im Vergleich mit 46,9) äußern. Gleichzeitig ist sie versunken in Götzendienst (Jes 46) und Okkultismus (47,12ff) und will dadurch auch die Geschichte im voraus wissen (47,13). Auch durch die menschenverachtende Unterdrückung des unterjochten Volkes Gottes (47,6) erinnert die „Frau“ Babel an den Mann Sanherib von 36,1.19; 37,24-25. Aber Babel erscheint in Jes 47 schon als eine gestürzte, gedemütigte Ehemalsherrin. Überhaupt hat Babel in 40-48 Anteil an der Schwäche der Völker, die vor Jahwe wie nichts sind (40,17). Es ist eigentlich kein rechtes Gegenüber für die Gewalt Gottes. Das unterscheidet es von Sanherib, der bis zu seinem Untergang in 37,38 ahnungslos selbstherrlich war. Jahwe läßt sich von Hiskia erbitten, der den Fehdehandschuh Sanheribs in Form des Briefes in den Tempel getragen hat (37,14), seine Größe vor aller Welt zu erweisen. Hiskias Gebet ist innerhalb von Jes 36-37 die entscheidende Stelle, an der die Größe Jahwes im Glauben erfaßt und in größter Anfechtung (37,3) proklamiert wird (37,16-20): A Jahwe ist allein Gott über alle Königreiche auf der Erde. B Jahwe hat Himmel und Erde gemacht. C Jahwe möge die Schmährede Sanheribs hören und sein Handeln sehen. C’ Es stimmt, die Könige Assurs haben alle Länder verwüstet und ihre Götter im Feuer vernichtet. B’ Denn die Götzen sind von Menschen gemacht. A’ Jahwe möge Jerusalem erretten, damit alle Königreiche der Erde erkennen, daß er allein Gott ist. (16a+b) (16c) (17) (18) (19) (20) Hiskia weiß: Der wahre König der Welt ist der über den Cherubim thronende Jahwe der himmlischen und irdischen Heerscharen, alle Götter der Völker sind nur Menschenwerk (37,16.19). Die Rettung Jerusalems wäre ein Erweis dafür, daß Jahwe der einzig wahre Gott ist. Gott erhört dieses Gebet. Besonders der Punkt C’ (37,18) wird noch einmal als lange zuvor von Jahwe geplant und bereitet deklariert, er läßt kommen, was er will (37,26: mit zur Hauptthematik gehören und den Gedanken der Einheit Jesajas mit unterstützen (Isaiah versus ‘The Gods’: a Case for Unity, Westminster Theological Journal, 1980 (42) S. 389-94). 229 ‫צים‬ ִּ‫ֲהלֹוא־ָׁשַמְע ָּת ְלֵמָרחֹוק אוָֹתּה ָעִׂשיִתי ִמיֵמי ֶקֶדם ִויַצְר ִּתיָה ַע ָּתה ֲהֵבאִתיָה וְּתִהי ְלַהְׁשאֹות גִַּּלים ִנ‬ :‫)ָעִרים ְּבֻצרֹות‬. Hierin zeigt sich, daß Jahwe der eigentliche Lenker der Geschichte ist. Von den ‫עבדי יהוה‬67 wird in Jes 36-39 nur David als solcher erwähnt (37,35), aber dieser eine Knecht reicht neben Gottes eigenen Interessen (um meinetwillen) aus,68 Jerusalem vor Assur zu retten. Militärisch gesehen braucht Gott nur seinen Engel, um Assur zu besiegen (37,36). Nichtsahnende Werkzeuge in Gottes Hand sind Sanheribs Söhne (37,38; vgl. 37,7) und Sanherib selbst (37,26). Diese Aussagen von der Größe Jahwes angesichts der Sanherib-Herausforderung findet man auch ähnlich in Jes 40ff angesichts der Babel-Herausforderung. Jahwe benutzt Cyrus,69 der Gott zuerst nicht kannte (45,4), als sein Werkzeug, dieses Mal nicht, um wie bei Sanherib sein Volk zu züchtigen, sondern zu befreien (44,28; 45,13). Alle Welt soll dadurch wie in 37,20 erkennen, daß Jahwe der einzige Gott ist (45,5-6). Das alles geschieht in Erfüllung der Prophezeiungen seines Knechtes (44,26). Somit ist es wie in 37,26 lange zuvor geplant, und Jahwe läßt es zur rechten Zeit „kommen“ (41,2.4.22ff.25-29 u.a.). Wie in 37,16 ist Jahwe der Schöpfer von Himmel und Erde (44,24). Auch Babel konnte wie Assur nur Israel schaden, weil Gott Israel „in seine Hand“ gegeben hatte, also über Babel stand (47,6; vgl. 37,26). Die Götzen als Machwerk von Menschenhänden sind ein Hauptangriffspunkt der Polemik in Jes 40ff (44,9-20; vgl. 37,19). Daß Jahwe König Israels und über alles ist, ist ein Hauptgedanke in Jes 40ff (44,6; 52,7; vgl. 37,16). Teil dieses Gedankens ist die Rede von den ‫עבדי יהוה‬, die Jahwe wie Sanherib (37,6.; 36,9) selbstverständlich hat. Wenn Sanherib viele Knechte hat, so ist es nicht verwunderlich, daß das Jesajabuch mehrere Größen als ‫ עבדי יהוה‬bezeichnet.70 Es ist darum müßig, wenn man meint, man müßte wegen des grammatischen Singulars bei den Stellen 67 Siehe die Liste hierzu oben. An dieser Stelle soll nur noch einmal darauf verwiesen werden, daß Jes 36-39 sich auch darin in 1-66 einfügt, daß es nur eine Singularstelle zu den Knecht-Stellen liefert, was zu den 22 Singularformen bis Jes 53-54 paßt, die dann von 11 Pluralformen abgelöst werden. 68 Es geht um die Davidsverheißung, auf die auch Jes 55,3-5 noch einmal zurückgreifen wird. 69 Wir nehmen die Cyrusweissagung (44,24-45,13) und 44,1-23 als ersten Beispieltext aus Jes 40ff, weil in diesen Abschnitten von 40-55 wesentliche Gedanken von 40-55 konzentriert vorkommen. Die einzelnen Belegstellen lassen sich in der Regel ohne weiteres durch Parallelen in 40-55 vermehren, etwa zum Gedanken von Jahwe als Schöpfer neben 44,24 auch 40,22; 42,5 und öfters. 70 Siehe die Liste oben. 230 zu den ‫ עבדי יהוה‬in Jes 40-53 für alle Stellen ein und denselben ‫עבד‬ annehmen. Man würde den David von 37,35 nur wegen des Singulars niemals mit dem Jesaja von 20,3 identifizieren. Der Kontext entscheidet, wer jeweils mit „mein Knecht“ gemeint ist. So ist offensichtlich in Jes 42 z.B. von zwei ‫ עבדי יהוה‬die Rede: Der eine, der „Licht“ ist und die Augen der Blinden öffnet (42,6-7), und der andere, der blind ist und selber Heilung braucht (42,19).71 Die ganze Redeweise Gottes, auch in Botenformeln72 und rhetorischen Fragen,73 erinnert an die Argumentation des Rabschake vor den Toren Jerusalems, nur mit dem Unterschied, daß die Rede des Rabschake von Jahwe durch die Tatsachen zunichte gemacht wurde und daß hier in Jes 40ff die Wahrheit zu hören ist. Der eine prahlt als Großkönig, der andere ist es wirklich. Die militärischen Möglichkeiten Jahwe Zebaoths (44,6; 45,13; 47,4; 48,2; 51,15; 54,5) übertreffen das „große Heer“ Sanheribs von 36,2 bei weitem. Er gebietet sogar dem Heer des Himmels (40,26; 45,12), er hat Kraft ohne Ende (40,26.28). Was die Argumentation der Kontrahenten betrifft, so kann man zwischen den Zielen der Argumentation und den einzelnen Argumenten unterscheiden. Sanheribs Ziele sind klar: Er will Zion nach Assur deportieren und damit seine angestrebte Weltbeherrschung noch mehr realisieren und stabilisieren (36,16-17; 37,11.24-25). Jerusalems freiwillige Kapitulation (36,16: ‫ֲעׂשּו־ִא ִּתי‬ ‫ )ְבָרָכה וְּצאוּ ֵאַלי‬würde ihm auf dem Weg zu diesem Ziel viel Zeit und Aufwand ersparen. Die Argumente wollen das erreichen. Im Falle Babels findet sich keine Argumentation. Es ist klar, daß es Zion als unterjochtes Volk halten will (47,6), da es sich als eine Herrin für ewig und ohne Konkurrenz ansieht (47,5.6.8). Babel argumentiert nicht, da es nicht angreift, sondern angegriffen wird: Jahwe hat als Kriegsherr die Initiative übernommen (42,13: ‫ְיהָוה ּכִַגּּבֹור יֵֵצא‬ ‫)ּכְִאיׁש ִמְלָחמֹות יִָעיר ִקְנָאה‬. Er greift Babel an. Wie Sanherib ein Heer nach 71 Ebenso kann man in 49,3 den Knecht „Israel“ als persönlichen Knecht (vgl. 44,5 zum mehrfachen Gebrauch des Namens „Israel“) von dem Volk Israel unterscheiden, an dem er eine Aufgabe hat (49,6). 72 Jahwe spricht in 37,6; 43,16; 45,14.18; 49,7.8.25; 50,1; 52,3.4; 56,1.4; 57,15; 65,8; 66,1.12. 73 Vgl. hierzu die Fragen, die von Jahwe, von Rabschake oder Israel u.a. an folgenden Stellen vorgebracht werden: ‫ ָמה‬36,4; 38,15.22; 39,3.4; 40,9.18; 41,22; 45,9.10.10; 52,5.7. ‫ מי‬36,20; 37,23; 40,12.13.14.18.25.26; 41,2.4.26; 42,19.19; 42,23 (‫ ;)מי בכם‬42,24; 43,9 (‫ ;)מי בהם יגיד זאת‬43,13; 44,7; 44,10; 45,21; 46,5; 48,14; 49,21.21; 50,1; 50,8.8.9.10; 51,12.19.19; 53,1; 54,15; 57,11; 60,8; 63,1; 66,8.8. ‫ ַעל־ִמי‬36,5; 37,23; 53,1.8; 57,4.4. 231 Jerusalem entsandte (36,2: ‫ ְּבֵחיל‬... ‫ַויְִּׁשַלח ֶמֶלְך־ַאּׁשּור ֶאת־ַרב־ָׁשֵקה ִמ ָּלִכיׁש ְירוָּׁשְַלָמה‬ ‫)ּכֵָבד‬, so sandte auch Jahwe nach Babel, um die Riegel des Gefängnisses Israels zu zerbrechen (43,14: ‫)ְלַמַעְנֶכם ִׁש ַּלְח ִּתי ָבֶבָלה ְוהֹוַרְד ִּתי ָבִריִחים ּכֻ ָּלם‬. Das Ziel Gottes ist also die Befreiung Israels, öfters stellvertretend „Zion“, „Jerusalem“ genannt, aus der Gefangenschaft in Babel und für viele damit auch im Heidentum. Der Sinn der babylonischen Gefangenschaft war eine Läuterung im Glutofen des Elends (48,10; vgl. 1,22.25). Wie Gott Babel so als Gerichtswerkzeug an Israel benutzt hat, so hatte er auch einen Plan mit Assurs Überflutung Judas (37,26-27; 10,5ff): Der gerettete Rest (vergleichbar mit dem Rest beim Läutern) sollte einen fruchtbaren Neuanfang erleben (37,31). Aber Jahwes Ziele sind nicht auf Israel beschränkt: Das Gericht an Assur und die Rettung Jerusalems sollte allen Völkern eine Erkenntnis der Größe Jahwes vermitteln (37,20). Ebenso sollte das Gericht an Babel und die Befreiung Jerusalems allen Völkern zur Gotteserkenntnis helfen (45,1-2.56.22-25). Die Ziele Gottes sind sowohl in Jes 1-39 als auch in 40-66 eine Rückgewinnung Israels und eine Bekehrung aller Völker. Man kann die Ziele knapp für unsere Kapitel so formulieren: Jes 36-39: Dadurch daß Jahwe Zion vor Assur errettet, weist er sich vor aller Welt als der einzig wahre Gott aus. Jes 40-55: Dadurch daß Jahwe seine Verheißung, Zion aus Babel zu erretten, erfüllt, weist er sich vor aller Welt als der einzig wahre Gott aus. Auf welchem Wege nun versuchen die Kontrahenten, ihre Ziele zu erreichen? Die Argumente Sanheribs bewegen sich im Sinne von Zuckerbrot und Peitsche zwischen Drohung und Verheißung. Die bedrohliche Seite unterstreicht: Ihr habt keinen, auf den ihr euch verlassen könnt, keiner kann euch aus meiner Hand retten. Ägypten kann es nicht, denn dieser geknickte Rohrstab (36,6: ‫)ַה ָּקֶנה ָהָרצץ‬ nützt überhaupt nichts, im Gegenteil verletzt er jeden, der sich auf ihn verläßt. Ägyptische Wagen und Pferde (36,8: ‫ ;סוִּסים‬36,9: ‫ַו ִּתְבַטח ְלָך ַעל־ִמְצַרִים‬ ‫ )ְלֶרֶכב וְּלָפָרִׁשים‬nützen ebenso nichts gegen das übermächtige multinational agierende assyrische Weltreich. Schon ein kleiner assyrischer Provinzregent könne Jerusalem erobern (36,8-9). Das Ägyptenargument ist dann nach dem ersten Teil der Rede (36,4-10) des Rabschake abgehakt. Im folgenden geht es gegen Hiskia und insbesondere in letzter Konsequenz gegen Jahwe und das Vertrauen auf ihn. Hiskia könne sie nicht retten (36,14), darum sollen sie gar nicht auf ihn hören (36,16): Hiskias Hoffnungsmacherei mit dem Verweis auf Jahwe führe zur Täuschung der 232 daran Glaubenden und lasse sie als Betrogene zurück (36,14). Hörten sie weiter auf Hiskia, müßten sie Kot essen und Urin trinken (36,12). Auch Jahwe wolle und könne sie nicht retten (36,18): Er selbst habe Sanherib beauftragt, das Land Juda zu verderben (36,10). Er sei auch kein besonderer Gott gegenüber den Götzen der Völker und nicht mächtiger als diese (36,18-30). Keine anderen Götter konnten ihre Länder vor der Hand des Königs von Assur retten. Jahwe würde das auch nicht schaffen (20). Die verheißungsvolle Seite sagt den in Jerusalem eingeschlossenen Judäern das Ende ihrer Qualen zu: Das Herauskommen zum König von Assyrien und das Anerkennen seiner Königsherrschaft ist ein Segen(sbund) mit ihm (36,16): Jeder ißt dann von seinem eigenen Weinstock und seinem Feigenbaum (vgl. Micha 4,1-4). Jeder trinkt Wasser aus seinem Brunnen. Die Rede geht sogar so weit, die geplante Deportation als einen Einzug in ein neues Ersatz-Verheißungsland darzustellen: Ein Land „wie euer Land“ mit Korn, Wein, Brot und Weinbergen (36,17). Dies stellt natürlich einen Angriff auf die göttliche Landverheißung dar und wird von Gott als „Toben gegen Jahwe“ gewertet (37,28). Sanherib beabsichtigt, das aus seiner Sicht rebellische Volk der Juden im Völkergemisch des Assurreiches aufgehen zu lassen. Sowohl in Jes 7 (7,6) als auch in 36-37 stehen damit Bündniszusagen Gottes in Gefahr, so daß er um seines Knechtes David willen (37,35) eingreift. Die Argumente Jahwes in Jes 40ff zur Erreichung seiner Ziele kann man über weite Strecken, bis hin zu wörtlichen Übereinstimmungen, parallel zu denen von Sanherib lesen, mit dem Unterschied, daß in Jes 40ff die verheißungsvolle Seite überwiegt und die bedrohliche untergeordnet ist, natürlich in starkem Kontrast zu Sanherib. Wie Sanherib „Jerusalem“ auffordert, zu ihm aus Jerusalem herauszukommen (36,16: ‫)וְּצאוּ ֵאַלי‬, so fordert Jahwe Jerusalem auf, zu ihm aus Babel herauszukommen (48,20: ‫ ;ְצאוּ ִמָּבֶבל ִּבְרחוּ ִמּכְַׂשִּדים‬52,11:ּ‫סּורוּ סּורוּ ְצאו‬ :‫ ;ִמ ָּׁשם ָטֵמא ַאל־ ִּתָּגעוּ ְצאוּ ִמּתוֹכָּה ִהָּברוּ נְֹׂשֵאי ּכְֵלי ְיהָוה‬vgl. auch 55,12 und 49,9). Besonders Kap. 54-55 sprechen von einem Bund, der in diesem Zusammenhang angeboten wird (54,10; 55,3), aber dazu müssen die Israeliten auf ihn hören (55,2-3) und kommen (55,1). Daß dieses Kommen mit einem Herauskommen in Verbindung steht, sagt der Vers 55,12. Wie Sanherib mit dem Herauskommen das Wasserangebot verbindet, so auch Jahwe mit seinem Angebot des Zu-Ihm-Kommens und des sich anschließenden Exodus nach Hause. 55,1-2 bieten ähnliche Güter (‫ ָלָּמה ִתְׁשְקלּו־כֶֶסף‬:‫ יִַין ְוָחָלב‬... ‫ְלכוּ ַלַּמִים‬ :‫ ָׁשמוַֹע ֵאַלי ְוִאְכלּו־טֹוב ְוִתְתַעַּנג ַּבֶּדֶׁשן נְַפְׁשֶכם‬... ‫ )ְּבלֹוא־ֶלֶחם‬wie 37,16-17 ( ּ‫ִאְכלו‬ :‫ ֶאֶרץ ָּדָגן ְוִתירוֹׁש ֶאֶרץ ֶלֶחם וְּכָרִמים‬... :‫)ִאיׁש־גְַּפנוֹ ְוִאיׁש ְּתֵאָנתוֹ וְּׁשתוּ ִאיׁש ֵמי־בֹורֹו‬. Die 233 Verheißung vom Wasser, Essen und Trinken, Nicht-Dürsten und NichtHungern ist sehr häufig in Jes 40ff: 40,11; 41,18; 43,19-20; 44,3; 49,10; 65,13ff.21ff und öfters. Wenn Sanherib Juda in ein neues Pseudo-Verheißungsland führen will, so geht die Bewegung von Jes 40-66 mit ihrer Betonung des Zion oder der Stadt Jerusalem und dem heiligen Berg Gottes natürlich in die entgegengesetzte Richtung: Zion ist auserwählt, einzigartig. An ihm entscheidet sich das Geschick der Völker, und ihr Reichtum strömt zu ihm (60,11-12). Wenn Zion als Verkündigerin angesprochen ihren Platz auf dem hohen Berg einnimmt (40,9; vgl. 2,1-5), so muß sie natürlich zuerst aus Babel herausgegangen sein, aber dann hat sie ihren Bestimmungsort erreicht, von dem aus sie den in 36,1 eroberten Städten Judas die befreiende Botschaft vom Herannahen des rettenden Königs Jahwe bringen kann (40,9-11). Als Heimgekehrte wird Zion ihre Bestimmung in Gottes Heilsplan erfüllen können (Jes 54; 60-62; 65-66). Um Zion für diese hohe Berufung aus Babel und dem Heidentum (vgl. den Auftrag zur Reinigung in 52,11) herauszuführen, hat Jahwe Werkzeuge bereit: Einmal benutzt Gott Cyrus (44,28; 45,1), aber zum andern hat er auch den ‫ עבד יהוה‬von 42,1ff; 49,1ff; 50,4ff; 52,13ff, den man um seiner Aufgabe willen den Erlöser-Knecht nennen kann (42,6-7; 49,6-9; 53,8-12). Während Cyrus für die politisch-äußerliche Befreiung „gut“ ist, ist das Heil durch den Erlöser-Knecht umfassender. Er ist sozusagen eines der besten Argumente für Israel, sich zu Jahwe führen zu lassen. Denn auch der Erlöser-Knecht hat Teil an dem „Herausführen“ (49,9) und „Heimführen“ Israels zu Gott (49,9-10.6), aber seine Aufgabe geht darüber hinaus: Jahwe gewinnt durch ihn die Völker für sich zurück (49,6; 42,6). Von daher ist die Befreiung aus der Gefangenschaft im Finstern (49,6; 42,6-7) nicht nur eine Befreiung aus dem geographischen Babel oder geographischen Gefängnissen darin, sondern eine Befreiung aus symbolischen Gefängnisssen und der Finsternis des Heidentums, sozusagen ein geistlicher Auszug aus den Gefängnissen Babels. Wenn der Erlöser-Knecht gerade in bezug auf die Heiden „Licht der Heiden“ genannt wird (42,6; 49,6), so wird deutlich, daß es hier wirklich um eine geistliche Finsternis oder Blindheit geht, von der dieser Erlöser-Knecht heilen muß (42,7). Indem also Jahwe bildlich gesprochen Babel eingeschlossen hat, es als Kriegsmann belagert (42,13; 43,14), gibt er nicht nur den gefangenen Israeliten eine Einladung, herauszukommen und zu ihm „überzulaufen“, sondern dieses Angebot gilt genauso den „Entronnenen der Heiden“ (45,20), die sich sammeln und zu Jahwe als einzigem Gott kommen sollen (45,22). Die Ägypter gehören mit zu den Überläufern (45,14). 234 Wie Sanherib seine Weltherrschaft durch die Eroberung und Deportation Jerusalems festigen und weiter verfolgen will, so hat Jahwe geschworen, daß sich alle Knie ihm beugen und alle Zungen ihm als dem König den Treueeid schwören müssen (45,23-24). Es ist also eine „Belagerung“ bis zum letzten Mann. Damit kommen wir zur bedrohlichen Seite der Argumente Gottes in Jes 40ff. Wenn Sanherib feststellt, daß die Jerusalemer keinen haben, der sie aus seiner Hand erretten kann (‫הציל‬: 36,14.15.18.19.20; 37,12), so betont auch Jahwe zum Teil mit denselben Worten, daß er allein Gott ist und daß niemand aus seiner Hand oder Gewalt retten könne: ‫ציל‬ ִּ‫ַּגם־ִמיֹּום ֲאִני הּוא ְוֵאין ִמָּיִדי ַמ‬ ‫( ֶאְפַעל וִּמי יְִׁשיֶבָּנה‬43,13). Weil Gott Israel dahingegeben hatte (42,24-25), war niemand da, der es retten konnte (42,22: ‫ציל‬ ִּ‫)ָהיוּ ָלַבז ְוֵאין ַמ‬. Es lag nicht daran, daß Jahwe etwa keine Kraft zum Retten gehabt hätte (50,2: ‫ְוִאם־ֵאין־ִּבי‬ ‫ציל‬ ִּ‫)כַֹח ְלַה‬. Wenn Sanherib feststellt, daß die Götter der Völker diese nicht retten konnten (36,18; 37,12), und Hiskia betet, daß diese nur Menschenwerk von Holz oder Stein waren (37,19), so entspricht dies genau den Aussagen in Kap. 44: Wer zu einem von Menschen gemachten Götzen um Errettung betet (44,17: ‫ציֵלִני ִּכי ֵאִלי ָא ָּתה‬ ִּ‫)ַה‬, der ist dem Betrug (‫ ;ֶׁשֶקר‬vgl. 36,14ff) verfallen und kann sein Leben nicht erretten (44,20: ֹ‫ציל ֶאת־נְַפׁשו‬ ִּ‫לא־ַי‬ ֹ ‫)ְו‬. So versichert Gott auch der Tochter Babel, daß ihre okkulten Helfershelfer wie Spreu vom Feuer verbrannt werden und ihr Leben nicht aus der Hand (Gewalt) der Flamme retten können (47,14: ‫ִהֵּנה ָהיוּ ְכַקׁש ֵאׁש ְׂשָרָפַתם‬ ‫ציל וּ ֶאת־נְַפ ָׁשם ִמַּיד ֶלָהָבה‬ ִּ‫לא־ַי‬ ֹ ). Das sollte auch Israel eine Warnung sein, endgültig zu erkennen, daß auch seine vielen Götzen es nicht retten können (57,13: ‫ציֻלְך ִקּבוַּציְִך‬ ִּ‫)ְּבזֲַעֵקְך ַי‬. Mit einem Wort kann man sagen, daß sowohl Sanherib in 36-37 als auch Jahwe in 40-66 ihre überlegene Gewalt (Hand) darstellen, aus der niemand erretten kann, insbesondere nicht die Götzen. Der Rechenfehler Sanheribs war aber, daß er Jahwe als hilflosen Götzen eingestuft hat. Das wurde durch die Ereignisse gründlich korrigiert. Nun kann Jahwe sich in 40ff hinstellen und darauf verweisen, daß er die „früheren Prophezeiungen“ erfüllt hat und jetzt seine neuen Pläne bekanntmacht und ebenso gewiß erfüllen wird. Wenn Sanherib Ägypten als einen geknickten Rohrstab einstuft, den er problemlos erledigen kann (36,6), so ist bei der Vorgehensweise Jahwes in 40ff aber ein starker Kontrast spürbar: Sein erwählter Erlöser-Knecht wird, geleitet vom Geist Gottes, Menschen, die wie ein geknicktes Rohr sind, nicht zerbrechen (42,3: ‫לא יְִׁשּבֹור‬ ֹ ‫)ָקֶנה ָרצּוץ‬, die wie ein glimmender Docht sind, nicht auslöschen. Das heißt doch wohl vom Kontext her, daß er den 235 Schwachen nicht nur nicht den Todesstoß geben, sondern ihre Lebenskraft neu zur Flamme entfachen wird; daß seine Tora und sein Recht, worauf die ganze Menschheit wartet (42,1-4), davon geprägt ist, daß er weiß, wie man einen Müden mit dem Wort Gottes aufrichtet (50,4); daß er die Blinden nicht nur nicht als unwert vernichtet, sondern ihnen als ihr „Licht“ das Augenlicht wiedergibt. Man kann sich vorstellen, daß die von diesem Erlöser-Knecht durchgesetzte Tora zu einem Gottesfrieden auf der ganzen Welt führt (42,4; 2,3). Das Ausgehen des Gottesrechtes in 2,3 und in 42,1 mag in beiden Fällen von Jerusalem aus gedacht sein, in 42,1 ist der Ort aber nicht explizit genannt. Während Sanherib, wie gesagt, mit Ägypten kurzen Prozeß machen und sich auch noch dessen rühmen will (36,6; 37,25), ordnet Gott Ägypten zwar in 43,3 den Interessen Israels unter, aber in der engen Parallele von 45,14-15 kommt es zur Bekehrung und damit Rettung (45,22) der Ägypter (vgl. Jes 19,23-25). Auch die Wagen und Pferde Ägyptens, die Sanherib als nicht hilfreich abtut (36,8-9), tauchen in 40ff wieder (ohne Nennung Ägyptens) auf, wobei die Sprache sowohl an 42,3 als auch an den Durchzug durchs Schilfmeer erinnert: :‫כה ָאַמר ְיהָוה ַהנּוֵֹתן ַּבָּים ָּדֶרְך וְּבַמִים ַעִּזים ְנִתיָבה‬ ֹּ 43,16 :‫ ַהּמוִֹציא ֶרֶכב־ָוסּוס ַחִיל ְוִעזּּוז יְַחָּדו יְִׁש ְּכבוּ ַּבל־ָיקּומוּ ָּדֲעכוּ ּכִַּפְׁש ָּתה ָכבּו‬43,17 Sanherib rühmt sich zwar großspurig, die Flüsse Ägyptens ausgetrocknet zu haben (37,25), womit er eine Parallele zum Schilfmeerereignis setzt, aber diese Kraft ist nur angemaßt und reicht nicht an die Fähigkeit dessen heran, der dies geschichtlich unter Beweis gestellt hat (42,15; 43,16-17; 44,27). Wenn Sanherib auf die früheren Siege der Könige von Assur weltweit verweist (37,11), so erinnert er damit an die früheren „Großtaten“ Assurs und will damit einen Eindruck in der Gegenwart erreichen: Es sei nutzlos, sich Assur zu widersetzen. Wenn nun Jahwe, der in Jes 40ff an Taten der Heilsgeschichte erinnert, an „frühere“ Prophezeiungen, die eingetroffen sind, so will er damit auch die Zuhörer beeindrucken, sie gewinnen und davon überzeugen, daß er als der einzig wahre Gott auch allein retten und siegen kann. Das Ende Sanheribs und seiner Armee läßt sich mit dem Kampf vom Tag Jahwes in Jes 66 vergleichen: In 37,36 läßt Gott die 185000 Mann seiner Armee durch den ausgehenden Engel Jahwes (‫ )ַויֵֵּצא ַמְלַאְך ְיהָוה‬sterben und am Morgen, da konnte man lauter Leichname sehen (:‫)ְוִהֵּנה ֻכ ָּלם ְּפָגִרים ֵמִתים‬. In 66,16 sind die von Jahwes Schwert Getöteten viele (ֹ‫ִּכי ָבֵאׁש ְיהָוה ִנְׁשָּפט וְּבַחְרּבו‬ :‫) ֶאת־ ָּכל־ ָּב ָׂשר ְוַר ּב וּ ַח ְל ֵלי ְיהָוה‬, und in 66,24 geht man hinaus, um ihre Leichname anzusehen (‫)ְויְָצאוּ ְוָראוּ ְּבִפְגֵרי ָהֲאנִָׁשים ַהּפְֹׁשִעים ִּבי‬. Auch bei Sanherib 236 heißt es, daß er „mit dem Schwert“ getötet wurde (37,38: ‫)ַבֶחֶרב‬, welches indirekt durch Jahwe geschah (37,7). Es kann sein, daß diese parallelen Formulierungen zeigen sollen, daß der Tag Jahwes am Ende (Jes 66) genau so gewiß einen Sieg Jahwes bringen wird, wie Israel das bei dem Gericht über den „Großkönig“ Sanherib erlebt hat. Die früheren erfüllten Weissagungen machen die neuen umso gewisser. Jes 38 hat mit seiner Thematik von einer tödlich bedrohlichen Krankheit in Verbindung mit Sünde, Vergebung und Heilung einige Parallelen zu Jes 53. Wenn Hiskia als Sohn Davids auf dem Thron sterbenskrank wurde (38,1: ‫)ַּביִָּמים ָהֵהם ָחָלה ִחְזִקָּיהוּ ָלמּות‬, kann man davon ausgehen, daß ganz Juda den Atem angehalten hat. Denn mit dem Tod des regierenden Monarchen und der Thronbesteigung eines anderen konnten sich die Zeiten ändern, ob erwünscht oder nicht. Ähnlich wichtig ist die „Schwachheit / Krankheit“74 des Erlöserknechtes, des Mannes der Schmerzen, mit Krankheit/Schwachheit vertraut (53,3: ‫אבֹות ִוידוַּע חִֹלי‬ ֹ ‫)ִאיׁש ַמְכ‬: Er war zwar verachtet, aber doch von vielen beachtet, wenn auch mit Entsetzen (52,14; 53,3). Hiskias Krankheit hing in irgendeiner Form auch mit seiner Sünde zusammen, denn er erlebte die Heilung als mit Vergebung verbunden (38,17: ‫) ִּכי ִהְׁשַלְכ ָּת ַאֲחֵרי ֵגְוָך ָּכל־ֲחָטָאי‬. Außerdem taucht in diesem Zusammenhang die Formulierung „zum Frieden“ (38,17: ‫ )ְלָׁשלֹום‬auf. Der ErlöserKnecht aber hat nicht aufgrund einer Sünde gelitten, sondern weil er unsere Krankheit trug (53,4: ‫)ֳחָלֵינוּ הּוא נָָׂשא‬. Die Züchtigung lag zu unserem Frieden auf ihm (53,5: ‫)מוַּסר ְׁשלוֵֹמנוּ ָעָליו‬, durch seine Verletzung ist uns Heilung geworden (53,5: ּ‫)וַּבֲחֻבָרתוֹ ִנְרָּפא־ָלנו‬. Während Hiskia also auch um seiner Sünden willen litt oder zumindest das neu geschenkte Leben als gleichzeitige neu geschenkte Vergebung und Trost empfand, litt der ErlöserKnecht für andere, trug „Schwachheit/Krankheit“ zur Heilung für die sprechenden „Wir“. Gerade wenn man bedenkt, daß der Gedanke der Krankheit und der Heilung in ganz zentralen Zusammenhängen des Jesajabuches vorkommt und immer wieder auch in Verbindung mit Sünde, Vergebung75 und Bekehrung, ist die Verbindung von Krankheit und Heilung, Sünde und Vergebung mit dem Erlöser-Knecht umso auffälliger: :‫ראׁש ָלֳחִלי ְוָכל־ֵלָבב ַּדָּוי‬ ֹ ‫ ַעל ֶמה ֻתּכוּ עֹוד ּתוִֹסיפוּ ָסָרה ָּכל־‬1,5-6 74 Das hebräische Wort ‫ חִֹלי‬bedeutet Krankheit, Leiden, Schwachheit (durch Leiden oder Krankheit). Es wird nicht scharf zwischen „Krankheit“ oder „geschwächtem Zustand“ (etwa von Menschen verursacht: 53,7ff) unterschieden. 75 Siehe zu Sünde und Vergebung folgende Stellen in Jes 40ff: 40,2; 42,24; 43,24.25.27; 44,22; 53,12. 237 ‫תם ֶּפַצע ְוַחּבּוָרה וַּמ ָּכה ְטִרָּיה‬ ֹ ‫ראׁש ֵאין־ּבוֹ ְמ‬ ֹ ‫ִמ ַּכף־ֶרֶגל ְוַעד־‬ ‫לא ֻרּכְָכה ַּב ָּׁשֶמן‬ ֹ ‫לא ֻחָּבׁשוּ ְו‬ ֹ ‫לא־ֹזרוּ ְו‬ ֹ ֹ‫ֶּפן־ִיְרֶאה ְבֵעיָניו וְּבָאְזָניו יְִׁשָמע וְּלָבבוֹ יִָבין ָוָׁשב ְוָרָפא לו‬ 6,10 ‫ נַָגף ְיהָוה ֶאת־ִמְצַרִים נָֹגף ְוָרפֹוא‬19,22 ‫ְוָׁשבוּ ַעד־ְיהָוה ְוֶנְע ַּתר ָלֶהם ּוְרָפָאם‬ :‫ וַּבל־ֹיאַמר ָׁשֵכן ָחִליִתי ָהָעם ַהיֵֹּׁשב ָּבּה נְֻׂשא ָעֹון‬33,24 Man könnte auf die Idee kommen, daß Israel in Kap. 1 zwar von der Fußsohle bis zum Scheitel krank ist, aber durch diesen Knecht (53,8) Heilung bekommt; daß die Umkehr zur Heilung zwar für eine Weile dem Volk verwehrt war (6,9-10), aber durch die Fürbitte und das Sühneleiden (53,12) dieses Erlöser-Knechtes schließlich doch das Heil von 6,13 erlebt; ja, daß auch die Ägypter als zerbrochener Rohrstab (36,6) von dem, der das Heil bis an das Ende der Erde, auch bis nach Ägypten, ist (49,6), der das geknickte Rohr nicht zerbricht (42,3), geheilt werden (19,22), weil er die Heiden besprengt und auch ihre Sünden getragen hat (52,15; 53,12). Könnte es sein, daß die Querlinien76 von Jes 53 zu 38 hin andeuten, daß es eine Beziehung zwischen beiden Kapiteln gibt, eine Beziehung der Ähnlichkeit (beide Male geht es um Krankheit, Sünde, Tod, und zwar in Zusammenhang mit einem für Israel wichtigen Mann), aber auch des Kontrastes (der eine wird geheilt, der andere schafft die Heilung). Könnte es sein, daß auch der todkranke Hiskia Vergebung und Heilung von diesem Erlöser-Knecht empfangen hat, daß auch Hiskia sich in die sprechenden „Wir“ einreiht, wie auch Jesaja (6,7)? Ist die „glühende Kohle“ vom Altar, an dem ja eigentlich im normalen Gottesdienst auch Opferblut fließt, ist diese glühende Kohle vom Altar als Mittel der Sühnung der Sünden Jesajas ein visionärer Typus auf das, was derselbe Prophet hier in die Worte faßt, daß er um unserer Sünde wegen zerschlagen wurde (53,5)? Die Thematik Krankheit / Gesundheit Israels kommt auch in 57,10.18-19 zur Sprache, ebenso mit der Hoffnung auf Heilung und Frieden. Bei der Krankheit Israels steht in 6,9-10 der Heilung eine Sache im Wege, das ist die „Blindheit“ und „Taubheit“ im Verstockungsgericht. Beides wird aber in Jes 40-66 mehrfach angesprochen: Blindheit (42,7.16.18.19.19.19; 43,8; 56,10; 59,10) und Taubheit (42,18; 43,8). 76 Vgl. 38,12 ‫ ְונְִגָלה‬mit 53,1 ‫ ;נְִגָלָתה‬38,11 ‫לא־ֶאְרֶאה יָּה‬ ֹ mit 53,4 ‫ ;ֻמ ֵּכה ֱאלִֹהים‬38,11 ‫ְּבֶאֶרץ‬ ‫ ַהַחִּיים‬mit 53,8 ‫ ;ֵמֶאֶרץ ַחִּיים‬38,12 ‫ דֹּוִרי‬mit 53,8 ֹ‫( דֹּורו‬auch wenn es in anderer Bedeutung gemeint sein sollte; vgl. Rachel Margalioth, o.c., S. 125); 38,17 ‫ִּכי‬ :‫ ִהְׁשַלכְ ָּת ַאֲחֵרי גְֵוךָ ָּכל־ֲחָטָאי‬mit 53,12 ‫ ;ְוהּוא ֵחְטא־ַרִּבים נָָׂשא‬38,13 ‫ּכֲָאִרי ֵּכן יְ ַׁשֵּבר ָּכל־ַעְצמוָֹתי‬ mit 53,10 ‫ ;ַויהָוה ָחֵפץ ַדּ ְּכאוֹ ֶהֱחִלי‬38,18 ‫ ָמֶות‬mit 53,9 ‫ ;ְּבמָֹתיו‬38,17 ‫ְוַא ָּתה ָחַׁשְק ָּת נְַפִׁשי‬ ‫ ִמ ַּׁשַחת ְּבִלי‬mit 53,10 ֹ‫ִאם־ ָּתִׂשים ָאָׁשם נְַפׁשו‬. 238 Bezeichnend ist, daß der Erlöser-Knecht nicht nur allgemein mit der Heilung verbunden wird (53,5), sondern auch speziell mit der Heilung der Blinden (42,7). Der letzte Erlöser-Gottesknechtsabschnitt zeigt in 53,5, woher dieser Knecht die Kraft von 42,7 hat, blinde Augen zu heilen: Es ist sein sühnendes, stellvertretendes Sterben. Weil das Thema Krankheit und Heilung im Jesajabuch mehr ist als nur eine Episode im Leben Hiskias, sondern das ganze Volk und alle Völker betrifft, glauben wir, daß Jes 38 tatsächlich über die wirkliche Heilung des todkranken Hiskia hinaus eine typische Bedeutung hat: Gott hat hier geschichtlich bewiesen, daß er eine unheilbare, tödliche Krankheit heilen kann. Genauso gewiß kann er den letzten, tödlichen Krankheitsschaden seines Volkes heilen, und zwar wird er dies durch den Erlöser-Knecht von Jes 40-66 tun. Der Dankpsalm Hiskias findet so auch mit der Aufforderung zum Singen und Spielen (38,20) sein Echo in den Liedern und Jubelrufen von 40-66 (z.B. 42,10 nach 42,6-7; 44,23 nach 44,22; 55,12-13). Daß Jes 39 mit seiner Babelperspektive innerhalb des Buchaufbaus zur Vorbereitung von Jes 40,1-52,12 enorm wichtig ist, wurde schon mehrfach betont. Aber es gibt da noch mehr zu beobachten. Die Bewegung der Kinder, die von Hiskia ausgehen (39,7: ‫ )וִּמָּבֶניָך ֲאֶׁשר יְֵצאוּ ִמְּמָך‬und die als Diener (‫ )ָסִריִסים‬nach Babel müssen, wird in Jes 40-66 umgedreht: Die Israeliten, die aus dem Wasser Judas ausgegangen sind (48,1:‫)וִּמֵּמי ְיהּוָדה יָָצאּו‬, werden in 48,20 aufgefordert, aus Babel auszuziehen und zu fliehen (ּ‫ְצאוּ ִמָּבֶבל ִּבְרחו‬ ‫)ִמּכְַׂשִּדים‬. Und in 56,3-4 sagt Jahwe, daß er den Verschnittenen (‫)ַל ָּסִריִסים‬ einen Platz in seinem Hause geben wird, sie gehören also nun (trotz Dt 23,2) zur Gemeinde Gottes dazu. Hat Hiskia seine Kinder noch nach Babel verloren, so läßt Jahwe in Jes 40-66 die Kinder Israel nach Israel strömen und in großer Zahl heimkehren (z.B. 49,18-23; 60,4; 66,12). Zion tritt an diesen Stellen wieder als Frau auf (wie in 37,22)77, und das Thema der Kindschaft von 37,3; 38,19-20 und 39,7 wird mit ihr verbunden (54,1ff; 60,21-22). Die Art, wie vom Emporheben der Augen Zions in 60,4 gesprochen wird, hat sprachliche Parallelen u.a. zu Jes 37,23 / 2 Kg 19,22: ‫ ְוַעל־ִמי ֲהִרימוָֹתה ּקֹול ַו ִּת ָּׂשא ָמרֹום ֵעיֶניָך ֶאל־ְקדוֹׁש יְִׂשָרֵאל‬37,23 ‫ ְׂשאּו־ָמרֹום ֵעיֵניֶכם ּוְראוּ ִמי־ָבָרא ֵאֶּלה‬40,26 ‫ ְׂשִאי־ָסִביב ֵעינַיְִך ּוְרִאי ּכֻ ָּלם ִנְקְּבצוּ ָבאּו־ָלְך‬49,18 ‫ְׂשאוּ ַל ָּׁשַמִים ֵעיֵניֶכם ְוַהִּביטוּ ֶאל־ָהָאֶרץ ִמ ַּתַחת‬ 51,6 ‫ְׂשִאי־ָסִביב ֵעינַיְִך ּוְרִאי ּכֻ ָּלם ִנְקְּבצוּ ָבאּו־ָלְך‬ 60,4 77 Vgl. das „Jungfrau, Tochter ...“ (‫ )ְּבתוַּלת ַּבת‬in Zusammenhang mit Zion (37,22/2 Kg 19,21), Sidon (Jes 23,12) und Babel (47,1). 239 Wenn Hiskia in Jes 37,3 / 2 Kg 19,3 sagt, daß die Not Jerusalems wie ein drohender Tod der Mutter über dem Gebären ist, weil die Kraft fehlt (ּ‫ִּכי ָבאו‬ ‫)ָבִנים ַעד־ַמְׁשֵּבר ְוכַֹח ַאִין ְלֵלָדה‬, so hat diese Situation in 66,8-9 ihren direkten Kontrast. Am Tag Jahwes ist es so, wie wenn Zion auf einen Tag ein ganzes Volk und Land gebiert. Kaum daß sie in Wehen kommt, hat sie ihre Kinder schon geboren (66,8). Der Kom-mentar Gottes dazu ist nur: „Sollte ich das Kind den Mutterschoß durch-brechen und nicht auch geboren werden lassen?“ (66,9: ‫לא אוִֹליד ֹיאַמר ְיהָוה‬ ֹ ‫)ַהֲאִני ַאְׁשִּביר ְו‬.78 Nicht nur die Kinder, auch die Schätze Hiskias mußten nach Babel: alles aus seinen Schatzkammern (39,2: ‫ ;ְוֵאת ָּכל־ֲאֶׁשר ִנְמָצא ְּבאְֹצרָֹתיו‬39,4: ‫;ְּבאוְֹצרָֹתי‬ 39,6: ‫)ְוִנ ָּׂשא ָּכל־ֲאֶׁשר ְּבֵביֶתָך ַוֲאֶׁשר ָאְצרוּ ֲאבֶֹתיָך ַעד־ַהיֹּום ַהֶּזה ָּבֶבל‬, das Silber und Gold (39,2: ‫)ֶאת־ַהּכֶֶסף ְוֶאת־ַהזָָּהב‬. Auch dieser Weg wird in Jes 40-66 umgedreht. Die nach Babel geschafften Güter werden aus den Schatzkammern Babels dem Gesalbten Jahwes Cyrus gegeben (45,3: ‫)ְונַָת ִּתי ְלָך אוְֹצרֹות חֶֹׁשְך‬. Darum können später die erwähnt werden, die bei ihrem Auszug aus Babel nichts Unreines anrühren sollen, weil sie die „Träger der Geräte Jahwes“ (‫נְֹׂשֵאי ּכְֵלי ְיהָוה‬ 52,11) sind. Das besondere Kapitel der Umkehrung des angedrohten Geschickes von Jes 39 ist Jes 60: Dort stehen die Tarsisschiffe bereit, um die Kinder Zions samt ihrem Silber und Gold aus der Ferne zu bringen (60,9: ‫ ;ְלָהִביא ָבנַיְִך ֵמָרחֹוק ּכְַסָּפם וְּזָהָבם ִא ָּתם ְלֵׁשם ְיהָוה‬vgl. 39,3 ‫ ;ֵמֶאֶרץ ְרחוָֹקה‬39,7: ‫;וִּמָּבֶניָך‬ 39,2: ‫)ֶאת־ַהּכֶֶסף ְוֶאת־ַהזָָּהב‬. In 60,17 verheißt Gott entsprechend, statt der Bronze Gold und statt des Eisens Silber zu bringen (‫ַּתַחת ַהנְּחֶֹׁשת ָאִביא זָָהב ְוַתַחת‬ ‫)ַהַּבְרֶזל ָאִביא כֶֶסף‬. Die Reichtümer der Völker werden nach Zion gebracht (60,11: ‫ ;ֵחיל גּוִֹים‬ebenso 60,5; 61,6). Auch der Messias in 61,1 paßt in dieses Bild: Trotz der Aussage in 39,7 gibt es noch von 55,3-5 herkommend eine messianische Hoffnung. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß Jes 36-39 weit davon entfernt sind, beziehungslos neben Jes 40-66 oder 1-35 zu stehen. Im Gegenteil sie sind der notwendige Abschluß von Jes 1-35, und sie sind gleichzeitig die notwendige Vorbereitung für Jes 40-66, ohne welche diese Kapitel „dehistorisiert“ in der Luft hingen. Jes 36-39 bieten die vorexilische heilsgeschichtliche Verwurzelung von Jes 40-66 in Israels Geschichte, so daß die Erfüllung dieser prophetischen Schau des Jesaja von Cyrus über den ErlöserKnecht bis zum neuen Himmel und der neuen Erde die Einzigartigkeit des Gottes Israels verewigt (Jes 42,8-9): :‫לא־ֶא ֵּתן וְּתִה ָּלִתי ַלְּפִסיִלים‬ ֹ ‫ֲאִני ְיהָוה הּוא ְׁשִמי וְּכבֹוִדי ְלַאֵחר‬ :‫שנֹות ִהֵּנה־ָבאוּ ַוֲחָדׁשֹות ֲאִני ַמִּגיד ְּבֶטֶרם ִּתְצַמְחָנה ַאְׁשִמיע ֶאְתֶכם‬ ֹׁ ‫ָהִרא‬ 78 Vgl. Margalioth (o.c., S. 149) zu den Formulierungen in Jes 37,3 und 66,9. 240 4.2 Die Kombination der Stellung von Jes 36-39 im Buch mit der Jesajapriorität und ihre Konsequenzen 4.2.1 Jes 36-39 schließt in den Kapiteln 36-37 passend Jes 1-35 ab und eröffnet in Jes 38-39 die Perspektive der Kapitel 40ff. Da das Buch insgesamt bei erkennbaren chronologischen Angaben der voranschreitenden Zeit nach angeordnet ist, fällt die Inversion von Jes 36-37 und 38-39 besonders auf: Jes 38-39 müssen zeitlich vor 36-37 liegen, sind aber im Jesaja- und Köni-gebuch danach angeordnet, weil sie innerhalb des Jesajabuches so in Kap. 39 die Babelperspektive eröffnen. 4.2.2 In Jes 36-37 und Jes 40-55 reden zwei Weltkönige, der eine angemaßt und blasphemisch, der andere als Schöpfer der Welt und Regent der Geschichte. Die besondere Disputationssprache von Jes 40-55 innerhalb des Jesajabuches erklärt sich aus dieser Ähnlichkeit mit Jes 36-37. Beide Reden wollen durch eine bestimmte Argumentation ihr Ziel erreichen: im einen Fall die Kapitulation Jerusalems mit anschließender Deportation in die Ferne, im anderen Fall das Herauskommen Jerusalems aus Babel und aus dem Heidentum zu Jahwe mit Rückkehr ins verheißene Land und ebenfalls die Bekehrung der Heidenwelt zum Gott Israels. Die Ähnlichkeit von Situation, Sprache und Thematik in beiden Textabschnitten (36-37 und 40-52) verbindet sie miteinander. Der gesamte Textzusammenhang von Jes 36-39 hat starke Beziehungen zu Jes 40-66. 4.2.3 Die Frage der literarischen Abhängigkeit von Jes 36-39 und 2 Kg 18,13-20,19 in einer Richtung ist nach Abwägen aller Beobachtungen im Textvergleich und in der Einarbeitung in das jeweilige Gesamtkorpus zugunsten der Jesajapriorität zu entscheiden. 4.2.4 Wenn aber das wahrscheinlich im Exil entstandene Königewerk den Text Jes 36-39 übernommen hat, so spricht die mitübernommene Inversion von 36-37 und 38-39 dafür, daß dadurch nicht nur ein erster historischer Beleg für die Existenz von Jes 36-39 gegeben ist, sondern auch für Jes 3639 in seinem Kontext mit Jes 40ff. 4.2.5 Zusätzlich spricht die Tatsache, daß der Verfasser des Königewerkes sich bemüht hat, mit alten Quellen zu arbeiten, dafür, daß er selbst den übernommenen Text Jes 36-39 für vorexilisch hielt. Die Fähigkeit eines im Exil lebenden Verfassers vorausgesetzt, zwischen einem ca. 20 oder 70-120 241 Jahre alten Manuskript zu unterscheiden, gehen wir von einer vorexilischen Existenz nicht nur von Jes 36-39, sondern auch ihres Kontextes Jes 40ff aus. 4.2.6 Wenn man aber die Existenz eines vorexilischen Schriftstückes anerkennt, das mindestens Jes 36-40ff enthalten hat und somit eine sich später erfüllende Prophetie der Exilierung Jerusalems nach Babel inklusive einer Rückführung, hat man eigentlich keinen weltanschaulichen Grund mehr, dem entsprechenden Propheten auch die übrigen Prophetien bis Jes 66 und des ganzen Buches nicht zuzutrauen. 4.2.7 Der Aufbau des Gesamtbuches mit seiner Positionierung von Jes 36-39 nach 1-35 und vor 40-66 spricht dafür, daß Jes 36-39 eher mit zum Fundament des Gesamten gehören, als daß sie spät in ein schon früher existierendes Großjesajabuch eingearbeitet worden seien. Die von uns angenommene exilische Bezeugung von Jes 36-40ff durch das Königewerk schließt u.E. darum auch ein vorexilisches Gesamtjesajabuch ein. 4.2.8 Von daher ließen sich auch die Berührungspunkte des Jeremia mit dem Jesajabuch als Hinweise auf ein schon zur Zeit des Jeremia vorliegendes Jesajabuch deuten.79 79 Jeremia scheint sich auf die Schultern Jesajas zu stellen, indem er auf ihn zu Anfang und Ende seines Buches Bezug nimmt. Die Berufungsvision in Jer 1 erinnert an Jes 6: Vergleiche ‫ ַויַַּּגע ַעל־ִּפי‬in Jes 6,7 und Jer 1,9 und das dreimalige ‫ ָואַֹמר‬des Propheten in seiner Vision jeweils in Jes 6,5.8.11 und Jer 1,6.11.13. Die Babelabschnitte in Jer 50-51 haben Bezüge zu den Babelabschnitten Jes 13-14 und 46-47. 242 LITERATURVERZEICHNIS Aalders, G. Ch. 1919. De Profeten des Ouden Verbonds. Kampen / Niederlande. ders., keine Jahresangabe. Cyrus in Jesaja 40-66. keine Ortsangabe. Abma, Richtsje. 1997. 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Chronik Esra Nehemia Ester Hiob Psalmen Sprüche Prediger Hohelied Jesaja Jeremia Klagelieder Hesekiel Daniel Hosea Joel Amos Obadja Jona Micha Nahum 299 Hab. Zeph. Hag. Sach. Mal. Habakuk Zephanja Haggai Sacharja Maleachi Abkürzungen allgemeiner Art 1Q-a A // B AT, A.T. atl. Aufl. Bd., Bde. bes. cf. d.h. Diss. ed., edd. et al. f, ff H. Hg. Jhd. Kap., Kp., Kp LXX m.a.W. m.E. MT no. NT, N.T. o.a. o.c. OT. p., pp. sog. s. S. 300 Die große Jesajarolle “A” aus Qumran (Text) A ist parallel zu (Text) B Altes Testament alttestamentlich Auflage Band, Bände besonders confer das heisst Dissertation edidit, ediderunt; bei engl. Büchern: ed. = edition et alii, und andere folgende Heft Herausgeber Jahrhundert Kapitel Septuaginta mit anderen Worten meines Erachtens Masoretischer Text Numero, numero Neues Testament oder andere(s) opus citatum Old Testament, Oude Testament pagina, paginae, Seite, Seiten sogenannt siehe Seite, Seiten s,sq., sqq. suppl. s.v. TM u.a. u.E. V., VV. v.Chr. Verf. vol., vols. z.B. z.T. sequens, sequentes supplementum, supplement sub verbo Textus Masoreticus und andere(s), unter anderem unseres Erachtens Vers, Verse vor Christus Verfasser volume, volumes zum Beispiel zum Teil Abkürzungen von Kommentaren: AB ATD BAT BBC BKAT BWANT CBC FOTL HK HSAT IB ICC ITC KAT KEH LBBC LSB NCBC Anchor Bible Das Alte Testament Deutsch, edd. Herntrich und Weiser, Göttingen Die Botschaft des Alten Testaments, Stuttgart Broadman Bible Commentary, ed. Allen, Nashville Biblischer Kommentar Altes Testament, edd. Herrmann und Wolff, Neukirchen Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament, Stuttgart Cambridge Bible Commentary The Forms of the Old Testament Literature Handkommentar zum A.T., ed. Nowack, Göttingen Die Heilige Schrift des A.T., edd. Feldmann und Herkenne, Bonn Interpreter’s Bible International Critical Commentary International Theological Commentary Kommentar zum Alten Testament, ed. E. Sellin, Leipzig Kurzgefaßtes exegetisches Handbuch zum AT, begründet von Hitzig u.a., Leipzig Layman’s Bible Book Commentary, Nashville La Sainte Bible, edd. Pirot und Clamer, Paris New Century Bible Commentary, Grand Rapids 301 NICOT SAT TBC ThHB ZBK New International Commentary on the Old Testament Die Schriften des A.T.’s, ed. Gunkel, Göttingen Torch Bible Commentary, London Theologisch homiletisches Bibelwerk, ed. Lange, Bielefeld und Leipzig Zürcher Bibelkommentare Abkürzungen weiterer Bücher, Encyclopädien, Zeitschriften usw. ACEBT AJSL AnBib BLit BEvTSoc Bib BJRL BN BHS BS BTB BZ BZAW CBQ CTR Did ETL FRLANT GTJ HAR IBD Int JBL JR 302 Amsterdamse Cahiers voor Exegese en Bijbelse Theologie, Amsterdam, American Journal of Semitic Languages and Literatures Analecta Biblica. Investigationes scientificae in res biblicas, Rom Bibel und Liturgie, Klosterneuburg, Österreich Bulletin of the Evangelical Theological Society Biblica, Rom Bulletin of the John Rylands University Library of Manchester Biblische Notizen, München Biblia Hebraica Stuttgartensia Bibliotheca Sacra, Dallas Biblical Theology Bulletin, Rom Biblische Zeitschrift, Paderborn Beiheft zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft Catholic Biblical Quarterly, Washington, DC Criswell Theological Review, Dallas Didaskalia, Lissabon, Portugal Ephemerides Theologicae Lovanienses, Leuven Forschungen zur Religion und Literatur des A und NT, Göttingen Grace Theological Journal, Winona Lake IN Hebrew Annual Review, Ohio State University The Illustrated Bible Dictionary, Gladstone, M. <Hg.> et al Interpretation Journal of Biblical Literature Journal of Religion. JOTT JSOT Journal of Translation and Textlinguistics, Dallas Journal for the Study of the Old Testament, Sheffield KB Köhler/Baumgartner, Lexicon in Veteris Testamenti libros, Leiden: 1953 LS Louvain Studies, Leuven LÜ Luther-Übersetzung, Wien: 1972 (AT-Revision von 1964) MTZ Münchener Theologische Zeitschrift, St. Ottilien OTE Old Testament Essays, Pretoria OTS Oudtestamentische Studiën, Leiden REÜ Revidierte Elberfelder Übersetzung, Wuppertal: 1986 ResQ Restoration Quarterly, Abilene SchwTUm Schweizerische Theologische Umschau SJOT Scandinavian Journal of Old Testament, Oslo, Norwegen StTextsDesJud Studies on the texts of the desert of Judah SwJT Southwestern Journal of Theology, Fort Worth, TX TBT The Bible Today, Collegeville MN ThLZ Theologische Literaturzeitung, Leipzig ThR Theologische Rundschau, Tübingen VT Vetus Testamentum WMANT Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament ZAW Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft ZKT Zeitschrift für katholische Theologie, Innsbruck, Österreich ZTK Zeitschrift für Theologie und Kirche, Tübingen 303 AUTORENREGISTER Aalders, G. Ch. 40 Achtemeier, E. 53 Ackroyd, P. 53, 58-59, 60, 63-65, 67, 72, 87, 99, 121, 122, 224 Adams, L. 50-51 Albertz, R. 30, 117 Alexander, J. 34 Allis, O.T. 41-42, 213 Aner, K. 19 Auvray, P. 27 Barré, M. 163 Barr, J. 62, 93 Barstad, H. 213 Bartelt, A. 196 Barth, H. 29, 60, 69, 125 Barthélemy, D. 150, 153, 161, 170, 176, 181, 182, 183, 185, 186, 188 Barton, J. 85-86, 100, 101 Bastiaens, J. 51 Becker, J. 57, 92, 93, 95, 99 Begrich, J. 29, 163 Bentzen, A. 27 Berges, U. 54, 90-93, 96, 98, 99, 100, 198, 202, 204, 205 Beuken, W. 30, 71, 72, 79, 80, 93, 97, 98, 123 Bonnard, P. 28, 58, 99 Borowski, O. 127, 128 Boutflower, C. 27 Brownlee, W. 3, 56, 72, 87, 98 Bruce, F. 23 Brueggemann, W. 68, 69 Budde, K. 28 Bush, F. 25, 40 304 Butler, T. 28 Calderone, P. 219 Callaway, J. 56 Calvin, J. 5, 6, 8 Carlebach, J. 44 Carr, D. 82, 98 Caspari, C. 38 Catastini, A. 191 Charpentier, E. 205 Cheyne, T. 27 Childs, B. 1, 21, 57, 61-62, 68, 75, 92, 93, 96, 99, 112, 113, 124, 172, 215 Clements, R. 27, 30, 53, 65, 66, 68, 86, 93, 97, 99, 113, 114, 121, 124, 132 Clifford, R. 81, 97 Cobb, W. 40, 214 Coetzee, J. 78, 99 Cohen, C. 128-129, 132, 154 Collins, C. 189 Collins, T. 225 Conrad, E. 29, 72-73, 81, 97, 99, 216, 217, 220 Cornill, C. 52, 54 Cramer, K. 29 Danell, G.A. 25 Delekat, L. 137 Delitzsch, Franz 27, 36-40, 53 Dennefeld, L. 28 Döderlein, J. 1, 10, 18-21 Drechsler, M. 38 Driver, G. 163 Driver, S.R. 107 Duhm, B. 1, 23-24, 26, 27, 28, 40, 47, 53 Dumbrell, W. 69, 96 Eaton, J. 29, 53, 65, 96 Eichhorn, J. 10,18, 20 Eichrodt, W. 27 Eissfeldt, O. 25, 108 Elliger, K. 28, 29, 136 Erlandsson, 198-201 Evans, C. 56, 72, 87, 98 Feldmann, F. 28, 44 Fischer, I. 86, 97 Fischer, J. 28, 44, 136, 185, 186, 187, 188, 189 Fohrer, G. 28, 29, 53, 57, 108, 125, 196 Franke, C. 88, 92, 97 Fritsch, C. 137 Fullerton, K. 108, 124, 127 Gamper, A. 30 Geisler, N. 10 Gesenius, A 17 Gesenius, W. 20-21, 63, 99, 102, 104, 105, 113, 118, 124, 155, 162, 165, 188, 191 Gitay, Y. 227 Glahn, L. 28 Gonçalves, F. 114, 124 Gosse, B. 196 Gottwald, N. 68 Gozzo, S. 44 Graffy, A. 30 Gray, B. 27 Gressmann, H. 29 Grotius, H. 5ff Groves, J. 224 Gunkel, H. 29 Hahn, H. 38 Hanson, P. 29 Haran, M. 205 Hardmeier, C. 1, 29, 117 Hardt, H. von der 10, 15-17 Harrison, R. 3, 4, 25, 27, 28, 40, 193 Hayes, J. 115, 124 Heßler, E. 72, 98, 99 Helfmeyer, F. 108 Hengstenberg, E. 18, 32-34, 36 Herbert, A. 27 Hermisson, H.-J. 30 Herodot 108 Hieronimus 4 Hill, W. 53 Hitzig, F. 105, 124 Holladay, W. 53 Holter, K. 84, 98 Honeycutt, R. 108 Honor, L. 110, 124 House, P. 197 Hubbard, D. 25 Irvine, S. 115, 124 Irwin, W. A. 125 Jepsen, A. 191 Jones, D. 53 Joüon, P. 147, 178, 184 Jüngling, H.-W. 44 Kaiser, O. 27, 28, 108, 166 Kaminka, A. 44 Kasher, A. 46 Kelley, P. 28 Kilian, R. 29 Kissane, E. 28 Kitchen, K. 129-131, 134 Klostermann, A. 40, 53 Knight, G. 28, 108 Köhler, L. 28 König, E. 25, 26, 28, 147, 150, 182 305 Konkel, A. 146 Kooij, A. 136-139, 149, 166 Koppe, J. 10, 18-19 Kruger, H. 90, 228 Kuan, J. 203 Kuenen, A. 105, 107, 124 Kugele, M. 49 Külling, S. 25, 33 Kutscher, E. 137 Laato, A. 116, 124, 128, 147 Lack, R. 30, 58, 98, 209 La Sor, W. 25, 40 Leclant, J. 131 Leene, H. 29 Leslie, E. 28 Liebreich, L. 54-55, 56, 58, 98 Lods, A. 107 Lowth, R. 19 Luc, A. 196 Luther, M. 5 Luzzatto, S. 38 Manahan, R. 42 Margalioth, R. 4, 45, 238, 239 Margaliouth, G. 53 Marti, K. 27 Matheus, F. 79, 92, 93, 96, 97, 99 McKenzie, J. 28, 53 McLaughlin, J. 84, 97 Meade, D. 108 Meinhold, J. 126-127 Melugin, R. 29, 30, 59, 67, 68, 81, 87, 88, 89, 99 Merendino, R. 30 Merrill, E. 30, 135, 193 Mettinger, T. 205 Millard, A. 131-133, 176 Miller, R. 46 Miscall, P. 81, 92, 95 306 Möller, H. 15ff, 41 Möller, W. 41 Morrow, F. 189 Morton, A. 49 Motyer, J. 82-83, 96, 97, 100, 124 Mowinckel, S. 29, 53, 107 Muilenburg, J. 28 Murtonen, A. 30 Nägelsbach, C. 37, 105 North, C. 28, 211 O’Connell, R. 84, 94, 98 O’Connor, M. 145 Oesterley, W. 107 O’Kane, M. 108 Olmstead, A. 109, 110, 124 Orelli, C. von 27 Orlinsky, H. 137, 164, 165, 169, 174, 175, 186 Oswalt, J. 72, 100, 101, 124, 204, 210 Ottley, R. 136 Parvish, S. 8 Paul, M. 94 Paulus, H. 16, 103, 104, 190 Payne, J. 42-43, 124 Pfeiffer, R. 52 Polan, G. 30, 205 Pope, M. 69, 98, 203 Postma, F. 51 Procksch, O. 27, 172 Radday, Y. 44, 47-51 Rendtorff, R. 67-68, 75, 92, 93, 98, 99, 117 Richards, K. 56 Roberts, J. 63, 96 Rowley, H. 111, 112, 124, 134, 211 Ruprecht, E. 117-118, 124 Sawyer, F. 126 Saydon, P. 107 Schedl, C. 58, 98 Schneider, D. 74-76 Schoors, A. 30 Schreiner, J. 53, 108 Schultz, R. 86 Scott, R. 27, 108 Seeligmann, I. 137 Seitz, C. 76-78, 80-81, 87, 92, 91, 92, 93, 94, 96, 97, 100, 113, 114, 119-122, 124, 171 Sheppard, G. 69, 80, 93, 98 Skinner, J. 27 Smart, J. 28 Smelik, K. 113, 118-119, 124 Smith, G. 27 Sommer, B. 89 Spinoza, B. 10-16, 31 Spykerboer, H. 59, 98 Stade, B. 105-108, 110-116, 119, 124, 126 Stansell, G. 88, 96-98, 201 Steck, O. 69, 93, 98 Steinmann, J. 28 Steuernagel, C. 107 Stier, R. 35 Stoll, C. 25, 41 Stuhlmueller, C. 30 Sweeney, M. 59, 68, 81, 87-89, 93, 97, 98 Tadmor, H. 129 Talstra, E. 51 Thiele, E. 134 Thomas, J. H. 42 Torrey, C. 28 Tov, E. 138-139 Vasholz, R. 42, 228 Vermeylen, J. 1, 29, 52, 53, 7879, 93, 96, 123, 124 Vincent, J. 4, 8, 18-20, 30 Vitringa, C. 5, 8-9, 15, 190 Vogt, E. 115 Volz, P. 26, 27, 28 Vriezen, T. 125 Wade, G. 27 Wallis, G. 108 Waltke, B.K. 145 Watts, J. 4, 70, 71, 86, 92, 95, 98, 150, 187, 188 Webb, B. 86, 92, 96 Webb, B.G. 80 Webster, E. 55 Westermann, C. 28, 30 Whitcomb, J. 42 Whybray, R. 28, 30, 67, 92, 96 Wiklander, B. 68, 98 Wildberger, H. 27, 54, 62-63, 99, 100, 124, 191 Wilke, F. 127 Williamson, H. 84, 93, 101, 122 Winckler, H. 108, 111 Wordsworth, W. 41 Youngblood, R. 124 Young, E. 28, 29, 41, 43, 124, 134, 161 Yoyotte, J. 131 Zenger, E. 44 Ziegler, J. 53, 136 Zimmerli, W. 125 Zvi, Ehud Ben 126 Zwet, H.A. van 51 Zwingli, H. 5 307 Eddy Lanz lebt mit seiner Frau in Pakistan. Sie haben sieben Kinder im Alter von 16 bis 29 Jahren. Er ist seit 28 Jahren als theologischer Lehrer tätig. Copyright © 2015 Eddy Lanz. Permission is granted to copy, distribute and/or modify this document under the terms of the GNU Free Documentation License, Version 1.3 or any later version published by the Free Software Foundation; with no Invariant Sections, no Front-Cover Texts, and no Back-Cover Texts.