Journal of Egyptian History 8 (�0�5) ��5–�80
brill.com/jeh
Die Reihenfolge der kuschitischen Könige
Michael Bányai
Oberursel 61440, Germany
[email protected]
Mit Kommentaren von Anke I. Blöbaum, Gerard Broekman, Karl JansenWinkeln, Claus Jurman, Dan´el Kahn, Angelika Lohwasser und Hans Neumann
Vorbemerkung (Angelika Lohwasser)
Nach dem Erscheinen des Artikels „Ein Vorschlag zur Chronologie der 25. Dynastie
in Ägypten“ von Michael Bányai in JEgH 6 (2013): 46–129 entstand die Idee, die dort
vorgebrachte Hypothese der Umkehrung der Herrscherreihenfolge in der 25. Dyn.
in einer Expertenrunde zu diskutieren. Zu diesem Anlass trafen sich am 16.05.2014
Michael Bányai, Gerard Broekman, Dan´el Kahn, Karl Jansen-Winkeln, Claus Jurman,
Hans Neumann, László Török sowie Meike Becker, Anke Ilona Blöbaum und Angelika
Lohwasser in Münster bei der Diskussionsrunde „Die Chronologie der 25. Dynastie im
alten Ägypten“.1 Nach der Vorstellung der Thesen durch Bányai und der Reaktionen auf
bestimmte Argumente bzw. Vorstellung von einschlägigen Quellen durch die geladenen
Referenten eröffneten wir eine Podiumsdiskussion, die zuletzt auch für das anwesende
Auditorium geöffnet wurde.2
In den abschließenden Gesprächen wurde die Idee geboren, dass Bányai eine
Überarbeitung seines Artikels unter Einbeziehung der Stellungnahmen verfasst und
diese zur Kommentierung nochmals den Referenten zukommen lässt. Die jeweiligen Kommentare sind—mit Namenskürzeln gekennzeichnet—direkt nach dem
1 Die Diskussionsrunde wurde dank der Förderung durch das Exzellenzcluster „Religion
und Politik“ am Institut für Ägyptologie und Koptologie der Westfälischen WilhelmsUniversität Münster veranstaltet. Kontakt: Anke I. Blöbaum: blobaum@uni-muenster
.de; Gerard Broekman:
[email protected]; Karl Jansen-Winkeln: karl.jansen-winkeln@fu
-berlin.de; Claus Jurman:
[email protected]; Dan´el Kahn: Danelka@netvision
.net.il; Angelika Lohwasser:
[email protected]; Hans Neumann: neumannh@uni
-muenster.de.
2 Von der gesamten Veranstaltung wurde eine Audioaufnahme gemacht, die danach allen
Referenten und insbesondere Michael Bányai zur Verfügung gestellt wurde.
© koninklijke brill nv, leiden, ���5 | doi �0.��63/�874�665-��3400�3
116
Bányai
betreffenden Absatz eingefügt worden bzw., sofern es sich um Literaturergänzungen
handelt, in den Fußnoten beigefügt worden.3
Mit dem erneuten Aufgreifen des Problems der Herrscherreihenfolge von Schabako
und Schebitko und den Kommentaren zu den einzelnen Argumenten hoffen wir, die
Diskussion auch in einem weiteren Rahmen anzustoßen.
Keywords
25. Dynastie – Chronologie – Schabako – Schebitko
Der Ursprung eines Problems:4 die Überlieferung
Unsere Schwierigkeit, die Reihenfolge der kuschitischen Pharaonen zu bestimmen, vor allem bezogen auf Schabako und Schebitko, geht auf die Unfähigkeit
der antiken historischen Geschichtsschreiber zurück, zwischen den beiden zu
unterscheiden.
Seit Herodot, der den Namen Sabacos (Hdt. II 137) stellvertretend für sämtliche kuschitische Könige nutzt, zieht sich dieses Versäumnis durch das Werk
von Diodor Siculus, der mittlerweile allerdings von der Existenz von vier
kuschitischen Herrschern zu berichten weiß (Buch I 44.6), mit Referenz auf
Herodot uns aber nur den Namen desselben, Sabaco, überliefert. Diese historische Unschärfe muss ursächlich nicht unbedingt auf Herodot persönlich
zurückgeführt werden. Sie könnte u.U. bereits durch die damnatio memoriae,
die seit Psammetich II. über den kuschitischen Pharaonen lastete, ausgelöst
worden sein.5
3 Gerard Broekman (GB), Dan´el Kahn (DK), Karl Jansen-Winkeln (KJW), Claus Jurman (CJ),
Hans Neumann (HN), Anke I. Blöbaum (AIB), Angelika Lohwasser (AL) und Michael Bányai
(Autor). Dank an Meike Becker und Karin Fitzenreiter für die in diesem Fall besonders
mühevolle Redaktion von Artikel und Kommentaren!
4 Ich möchte an dieser Stelle die Pionierarbeit von J. Baker und J.-Fr. Brunet erwähnen. Diese
ist mir zur Zeit der Veröffentlichung nur in Form einer Korrespondenz bekannt gewesen. Wie
ich nachträglich erfahre, hat J.-Fr. Brunet seine Ideen 2005 veröffentlicht: „The XXIInd and
XXVth Dynasties Apis Burial Conundrum“.
5 Die systematische damnatio memoriae der kuschitischen Dynastie zur Zeit Psammetichs II.
ist vielfach attestiert und in der Fachliteratur erkannt. Siehe dazu z.B. FHN 1, 286.
HN: vgl. dazu (mit Literatur) jetzt Baker und Mattila, in: PNA 3 II, 1180b.
DK: Against the damnatio memoriae in the days of Psammetichus see: Koch, “Usurpation and
the Erasure of Names.”
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
117
Man könnte daher annehmen, dass die in Manetho überlieferten zwei
Pharaonen namens Sabacôn und Sebichōs nicht nur zufällig ähnlich klingen,
sondern auf eine mündliche Erinnerung zurückgehen, die den lautlichen
Unterschied zwischen den Pharaonen Schabako und Schebitko nicht mehr
erkannte.
CJ: Es ist in diesem Zusammenhang vielleicht von Interesse, dass
die Manethonische Überlieferung für die 3. Dynastie ein ähnliches
Phänomen zeigt: nicht nur wurde der Name von Djoser mit dem seines
Nachfolgers Djoser-Teti verwechselt, auch Djoser-Teti selbst scheint bei
Africanus zweifach vertreten zu sein, einmal als Τόσορθρος, ein andermal
als Τύρεις (< über die hieratische Verschreibung Trj < Ttj). Siehe detailliert hierzu Gundacker, „The Chronology of the IIIrd and IVth Dynasties“,
100–04.
Der Vorschlag von Jansen-Winkeln,6 das im Namen des ersten kuschitischen
Königs in den Versionen des Africanus und Eusebius erhaltene ô als ein lautliches Überbleibsel des im Namen Schabakos von den zeitgenössischen assyrischen Quellen (Rassam-Zylinder) wiedergegebenen langen –u, Ša-ba-ku-u, zu
behandeln, kann nicht gänzlich überzeugen.7
HN: zur Stelle vgl. jetzt auch Kessler, in: PNA 3 II, 1228b der Personenname
geht auf ein Alef aus, was durchaus eine Dehnung des vorhergehenden
Vokals anzeigen könnte bzw. nicht ausschließen muss. Zum Verhältnis
der u-Schreibungen zu einem anzunehmenden /o/ in der akkadischen
Überlieferung vgl. Westenholz, „The Phoneme /o/ in Akkadian“.
CJ: Die Annahme, dass auslautendes û in der assyrischen Keilschrift
immer griechischem ω entsprechen muss, ist ganz sicher nicht zutreffend.
Vgl. z.B. PꜢ-dj-smꜢ-tꜢ.wj = Πετεμοστοῦς = Pa-aṭ-mu-us-tu-u (Osing, Die
Nominalbildung des Ägyptischen II, 420).
6 Jansen-Winkeln in der Expertenrunde in Münster, 2014.
7 S. dazu auch Luckenbill, Ancient records of Assyria and Babylonia II, 295 und Smith, Die
Keilschrifttexte Assurbanipals, 12. Die assyrische Wiedergabe des Namens Schebitkos (Tang-i
Var) enthält hingegen kein langes –u (Šá-pa-ta-ku-⌈u’). Man kann, anhand einiger sowohl in
assyrischen Texten wie in späteren griechischen vorkommenden Namen, wie Nikû>>Nechaô,
Nathû>>Natõ, Pir´u>>Pharaō, die phonetische Umwandlungsregel ableiten, wonach assyrisch langes u (û) in ägyptischen Namen im Griechischen systematisch als Ω widergegeben
wird.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
118
Bányai
KJW: Die im Ägypischen als ŠꜢbꜢkꜢ/Šbk und ŠꜢbꜢtꜢkꜢ/Šbtk wiedergegebenen nubischen Namen der Könige „Schabako“ und „Schebitko“ entsprechen im Akkadischen Šabakû (in den Assurbanipalannalen, s. Onasch,
Die assyrischen Eroberungen Ägyptens I, 122–23, 155; II, 127) bzw. Šapataku’
(in der Inschrift von Tang i-Var, s. Frame, „The Inscription of Sargon II“,
36/40 [Z. 20]); das ist unstrittig.
Manetho gibt die Namen der beiden Vorgänger des Taharka als
Σαβακων und dessen Sohn Σεβιχως. Herodot (II, 137) und Diodor (I, 65)
erwähnen namentlich nur einen König Σαβακων. In zwei Glossen zu
Hieronymus’ lateinischer Version der griechischen Chronik des Eusebios
wird gesagt, dass Taharka (Tarachus) seinen Vorgänger tötete und dann
selbst regierte. Dieser Vorgänger heißt dort Sebio(nem) bzw. Sebicho
(s. Depuydt, „Glosses to Jerome’s Eusebios“, 33–34).
Die griechische Form Σαβακω(ν) ist eine lautlich perfekte Entsprechung der zeitgenössischen akkadischen Wiedergabe des Namens des
ŠꜢbꜢkꜢ durch Šabakû:
Die Entsprechung von akkadisch š mit griechischem σ in ägyptisch überlieferten Personennamen ist regulär, vgl. etwa Reamašeša—Ραμ(εσ)σης;
Amurṭeše—Αμορταιος/Αμονορταισις; Šuta (Stẖ)—Σηθ; Puṭubešti—
Πετουβαστις; etc.
Zur gleichfalls regulären Entsprechung von akkadischem auslautendem langen ū bzw. û mit griech. ω vgl. NꜢj-n-tꜢ-ḥwt (Leontopolis) = akkad.
Naṭḫū (Assurbanipalannalen) = griech. Ναθω (Hdt. II,165); Ḥr-tꜢ-bꜢt
(Name) = akkad. Hartibū = griech. Αρτιβως; NkꜢw (Name) = akkad. Nikū =
griech. Νεκως/Νεχαω; pr-ꜤꜢ (Pharao) = akkad. Pir´ū = griech. Φαραω, etc.
Von den beiden bei Manetho überlieferten Namen der ersten beiden
Könige der 25. Dynastie entspricht mithin der erste, Σαβακων, ohne
jeden Zweifel dem ŠꜢbꜢkꜢ der ägyptischen Quellen. Schon Herodot,
nur ca. zwei Jahrhunderte nach den Assurbanipalannalen, nennt den
Namen in genau derselben Form. Der Name des Schebitko ist dagegen in
der Überlieferung lautlichen Veränderungen unterzogen worden (vgl.
dazu auch Lloyd, Herodotus Book II, 100), die in Ermangelung von
Zwischenstufen und Vergleichsmaterial zur Wiedergabe nubischer
Namen im Griechischen nicht im Einzelnen rekonstruiert werden können. Man kann sich aber leicht vorstellen, dass t + k, sollten sie (z.B. durch
Synkopierung) in Kontaktstellung geraten sein, durch griechisches χ wiedergegeben werden konnte. In jedem Fall entsprechen sich von den
jeweils im Akkadischen und Griechischen überlieferten beiden Namen
Šabakû (= ŠꜢbꜢkꜢ) und Σαβακω(ν) zu 100 %, und bei Šapataku’ ist eine
Entwicklung zu Σεβιχω(ς) leicht möglich. Die Identität von Σαβακων mit
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
119
Schabako wird auch dadurch erhärtet, dass er bei Herodot und Diodor als
großer Bauherr und berühmter König als einziger namentlich genannt
wird (und auch viel später noch in Erinnerung blieb, vgl. Leclant,
„Schabaka“, 504). Das passt zu Schabako, der auch zeitgenössisch viel
besser bezeugt ist, aber in keiner Weise zu Schebitko.
Es ist daher völlig unzweifelhaft, dass mit Σαβακων nur Schabako und
mit Σεβιχως nur Schebitko gemeint sein kann. Von einer „Unfähigkeit der
antiken historischen Geschichtsschreiber . . . zwischen den beiden zu
unterscheiden“ kann keine Rede sein (und auf die anderen wilden
Spekulationen über Königsnamen lohnt sich nicht einzugehen). Will
man die These von der Reihenfolge Schebitko—Schabako aufrechterhalten, bleibt nur die Möglichkeit, Manetho zu emendieren. Es ist aber ganz
unwahrscheinlich, dass sich Manetho geirrt haben sollte: Nach Herodot
fallen die „Äthiopier“ unter Schabako in Ägypten ein, nach Manetho hat
Schabako den Bokchoris gefangen und getötet, auch hier ist also Schabako
derjenige, der (Unter)Ägypten erobert. Manetho kannte nachweislich
Herodot, er hat sogar eine (nicht erhaltene) Schrift „Gegen Herodot“ verfasst (Verbrugghe und Wickersham, Berossos and Manetho, 100–01). Er
hätte sicher die Gelegenheit genutzt, Herodot zu korrigieren, wäre
Schebitko in Wahrheit derjenige gewesen, der Ägypten eroberte und
Bokchoris tötete.
DK: There is no factual written evidence of the conquest of Lower Egypt
by Shabaka. What exists are stelae from the Delta dated to Shabaka’s reign
(Meeks, “Les donations aux temples dans l’Égypte du Ier millénaire avant
J.-C.,” 672–73), the mentioning by Manetho of the capturing of Bocchoris
by Sabakon and burning him alive, and the stelae at the Serapeum of the
Apis burial of year 6 of Bocchoris, which are associated by scholars with
the stela year 2 of Shabaka. These have been dealt with extensively by
Bányai.
Autor: Die Logik hinter dem linguistischen Argument von KJW ist nachvollziehbar. Sehr wichtig scheint mir jedoch in diesem Zusammenhang
die Notiz von HN zu sein, der nicht ausschließen möchte, dass ku-u´ im
Namen Šapataku’, auch ein langes û notieren kann. Es bedeutete dann,
dass beide Namen, Schebitko wie auch Schabako, in einem langen û
endeten und daher beide mit griech. ω geendet haben müssen. Diese
Schreibung entspräche derjenigen beider Namen im Sothisbuch, womit
sie statt der Versionen des Africanus und Eusebius als die Korrekte ausgewiesen wäre.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
120
Bányai
Ganz allgemein könnte man sich allerdings fragen, warum die
Schreibung der Name der mit Sargon II. korrespondierenden Pharaonen
so sehr von einem guten Umschreibungsstandard abweicht: Šilkanni
oder Šilḫeni für Osorkon, Pir´u missverstanden als Personennamen und
Šapataku’ für Shebitko. Die assyrische Schreibung des Namens Šapataku’
in Tang-i Var unterscheidet sich z.B. von dem Namen Schabakos (Šabakû)
in mehr Punkten als man erwarten würde: pa statt ba, wie auch ku’
statt kû.
Man sollte die Schreibungen Šilkanni/Šilḫeni oder Šapataku’ mit
Vorsicht genießen, vor allem dann, wenn diese auf die Schriftpraxis einer
ägyptischen Kanzlei zurückgehen sollten, die offenbar den Titel Pir´u z.B.
als ägyptische Glosse zum akkadischen šar beifügte.8
Ich vermute daher, dass man anhand der Königsnamen in der Epitome
überhaupt keine Entscheidung herbeiführen kann.
Ganz anders verhält es sich mit der Zahlenüberlieferung bei Manetho,
Herodot oder Diodor. Man darf, vor allem, wenn man sich linguistisch in
Widersprüche verstrickt, Letztere nicht aus der Diskussion ausblenden.
Die Gesamtlänge der Dynastie kann ausnahmslos anhand aller Quellen
nicht mehr als maximal 50–51 Jahre betragen (wenn man Herodot (2.137–
141 und 2.147) oder Diodor (Buch I 44.6 + I 66.1), für die Periode zugrunde
legt, in welcher „etwa vier Äthiopier regierten“). Gleichgültig, ob man
annimmt, die Auswahl berücksichtigt Piye als vierten Pharao (aus meiner Sicht wahrscheinlicher) oder Tanutamun, ist diese Zeitlänge vollkommen inkompatibel mit der Schabako-Schebitko Reihenfolge.
Der Verweis auf Manethos „Gegen Herodot“ ist wenig hilfreich, zumal
dessen Inhalt vollkommen unbekannt ist. Offenbar hat—worauf der
Titel hinweist—Manetho Widerspruch zu Herodots Historien angemeldet. Worauf sich dieser bezog, ist freilich unbekannt. Man könnte lediglich mutmaßen, dass Diodors Abweichung vom Bericht Herodots in der
8 Yariri von Karkemiš führte Anfang des 8. Jahrhunderts nachweislich keine ägyptisch sprachige Korrespondenz, unterhielt dennoch gleichzeitig Kontakte nach Ägypten. (Bryce, The
World of Neo-Hittite Kingdoms, 95) Der erste ägyptische Schreiber in Ninive, ein gewisser ṢilliAššur, ist erst 692 belegt (Radner, „After Eltekeh“, 472).
Die Schreibung pa- statt ba- in Šapataku’ könnte u.U. auf einen nichtassyrischen
Kanzleibrauch hinweisen. Das akkadische Zeichen PA wurde nach der altakkadischen Zeit mit
dem Lautwert bá- nur in Randgebieten verwendet (u.a. Allalakh und hethitisches Reich) nicht
in Assyrien oder Babylonien selbst (von Soden und Röllig, Das Akkadische Syllabar 1, 39).
Der Name Pir´u dürfte als ägyptische Glosse zum assyrischen šar nach Art der kanaanitischen (und ägyptischen) Glossen in der Amarna-Korrespondenz geschrieben worden sein.
Daher das Missverständnis (NAME) pir´u šar KURMuṣuri (Izre´el, „The Amarna Glosses“, 104).
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
121
Darstellung der 25. Dynastie auf Manetho zurückgeht. Diodor I 4.6 weiß
im Gegensatz zu Herodot von vier kuschitischen Königen zu berichten,
nennt allerdings weiterhin als einzigen den uns aus Herodot bekannten
Namen. Wenn also Diodor mit Bezug auf Manethos „Gegen Herodot“ uns
den Namen Schebitkos dennoch verschweigt, dann führt dies zur legitimen Annahme, dass die Historiographie der Spätperiode zwar von mehreren kuschitischen Königen wusste, sie aber nicht mehr zuverlässig
namentlich auseinander halten konnte.
Die Deutung von Jansen-Winkeln verlangt, das im Buch von Sôthis in den beiden Namen Sabacôn und Sebecôn überlieferte ô argumentativ zu ignorieren
oder im zweiten Fall als sekundär zu behandeln.9 Umgekehrt kann man auch
sämtliche Vokallaute in der manethonischen Überlieferung dieser Namen als
arbiträr behandeln. Sie würden auf keine orale Überlieferung zurückgehen,
sondern auf eine schriftliche. Die ägyptische Schriftform der Namen liefert
keinen Anhaltspunkt für ihre genaue Vokalisierung. Die Unterbrechung der
oralen Überlieferungskette könnte man u.U. auf die zur Zeit Psammetichs II.
auftretende damnatio memoriae der Kuschiten zurückführen und für die arbiträre spätere Vokalisierung stehen.
DK: In the Assyrian inscription there are four vowels in the name
Shabataku. In the Greek names of Sabacon and Sebichos there are only
three vowels. So it is clear that one of the Greek name renderings is corrupt. Since Sabacon is a perfect transliteration of Shabako, it seems more
plausible that the Greek sources got the name of Shabataku wrong, and
not that they got both names wrong.
CJ: Ich würde die velaren Endungen <kꜢ> und <ḳ> (> /k/ und /ḳ/ bzw.
[k] und [kw]?) in kuschitischen Eigennamen keinesfalls miteinander
gleichsetzen. Nur <ḳ> entspricht meroitischem -qo! Deshalb findet sich
auch keine Schreibung von Schabako oder Schebitko mit <ḳ>! Vgl. generell Rilly und de Voogt, The Meroitic Language and Writing System, 7–10;
135. Wenn man davon ausgeht, dass sich die beiden ersten Namen in der
Manethonischen Überlieferung der 25. Dynastie jeweils von „Schabako“
ableiten, erübrigte es sich, über eventuelle Fehlerquellen zu spekulieren. Falls man der unterschiedlichen Ausprägung der beiden Namen
große Bedeutung beimessen möchte, wäre zu erwägen, ob sich Σεβιχῶς
nicht vom Horusnamen Schabakos, Sb(Ꜣ)ḳ-tꜢ.wj herleiten könnte. Die
9 Waddell, Manetho, 247.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
122
Bányai
Wiedergabe von /ḳ/ durch griechisches χ wäre zwar nicht regelhaft (normalerweise ägypt. /ḳ/ > griech. κ), doch findet sich bei genuin griechischen Personennamen häufig die Gleichung griech. χ > hierogl./dem.
ḳ od. ḳ(h)w.
DK: I find the suggestion of CJ unconvincing. Is there any other case
where a Horus name is used for a king? If so, why was the Horus name
used for only one and not for both kings?
Wie bereits erwähnt, ist es durchaus möglich, dass man zur Zeit Herodots
bereits nicht mehr gut zwischen Schabako und Schebitko unterscheiden
konnte, u.a. auch wegen der unter Psammetich II. an den kuschitischen
Pharaonen ausgeübten systematischen damnatio memoriae.
Waddell macht auf die in der Epitome regelmäßig benutzte Methode
aufmerksam, Könige desselben Namens durch Erfinden kleiner künstlicher Namensunterschiede auseinanderzuhalten.10 Wie z.B. die sonst durch
nichts zu rechtfertigende Nennung eines Phius und eines Phiops (Pepi I.
und Pepi II.), oder eines Methusuphis und Menthesuphis, (Nmtj-m-sꜢ=f I.
und Nmtj-m-sꜢ=f II.). In all diesen Fällen handelt es sich um eine absichtlich
unterschiedliche Vokalisierung, der keine wirkliche phonetische Grundlage
zugrunde liegt. Die Leipziger Weltchronik nennt die beiden Könige gleich.
Sie zählt einen Sebegchos und einen anderen Sebegchos hintereinander
auf. Zudem scheint die Vokalisierung des Namens (n.B. kein Sabacôn/os!)
willkürlich.11
Man könnte sich vorstellen, dass Manetho nur auf eine zur Zeit Psammetichs II. verstümmelte Vorlage zurückgreifen konnte, in der, wie so häufig,
das Zeichen –tꜢ im Namen Schebitkos ausradiert wurde. In diesem Fall hätte
Manetho keinen Unterschied zwischen den Namen der ersten zwei Kuschiten
feststellen können. In der Epitome hätte man, zur Unterscheidung zwischen
beiden Pharaonen, die von Waddell erkannte Methode benutzen können.
10
11
Waddell, Manetho, 69, N. 1.
Baker macht mich nachträglich auf die „Leipziger Weltchronik“ aufmerksam. Diese
ist zwar eine relativ späte Kompilation, laut Burgess („Another Look at the NewlyDiscovered ‘Leipzig World Chronicle’ “, 16) jedoch vorchristlichen Ursprungs. Dort wird
ein „Sebenchos“ und ein „anderer Sebenchos“ aufgezählt. Bei Popko, „Ammeris/Marrhos/
Moiris“, 101, die gleichen Namen gelesen als: Sebegchos/ein anderer Sebegchos. Damit ist
in der Weltchronik die Auffassung vertreten, dass die manethonische Quelle von zwei
gleichnamigen kuschitischen Herrschern spricht.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
123
CJ: Vermutlich sollte man die Namensüberlieferung von der Überlieferung der Herrscherzahlen trennen. Manetho oder einem seiner
Vorläufer könnte die Information vorgelegen haben, dass in der 25.
Dynastie insgesamt drei Herrscher regierten. Die Überlieferung der konkreten Herrschernamen enthielt vielleicht jedoch nur Namen zweier
Individuen, einer hiervon allerdings in einer leicht unterschiedlichen
Dublette.
Autor: Dies ist eine der Möglichkeiten. Eine andere Möglichkeit wäre, dass
Manethos Original die scheinbare Namensidentität von Schabako und
Schebitko (nach dem wie auch immer erklärten Verlust des Zeichens -tꜢ,
siehe dazu den Vorschlag von GB) durch die zusätzliche Angabe der
Thronnamen kompensierte. Auf die eventuelle zusätzliche Angabe von
Thronnamen in Manethos Originalvorlage könnte die Tatsache hinweisen, dass die Epitome gelegentlich statt Eigennamen Thronnamen der
Pharaonen angibt.
Als die Epitome, eine völlig abgespeckte Version von Manethos Werk,
zwischen Thronnamen und Eigennamen eine Entscheidung traf, musste
man in den wenigen Fällen einer tatsächlichen oder vermeintlichen
Namenswiederholung eine künstliche unterschiedliche Ausprägung solcher Namen einführen. Dennoch dürfte bekannt geblieben sein, wie die
Leipziger Weltchronik zeigt, dass es sich nicht um einen tatsächlichen
Namensunterschied handelte. Diodor zeigt mit seinem Hinweis auf (fast)
vier kuschitische Herrscher, dass mit der bemerkenswerten Ausnahme
bezüglich der Namensschreibung die nachherodotsche Überlieferung
ziemlich akkurat war.
Andererseits verdient auch die Anregung von Broekman hier erwähnt zu werden. Demnach könnte u.U. der regelmäßig auf -n endende Name des ersten
kuschitischen Pharaos durch eine Missdeutung des Zeichens –tꜢ als ein
Zeichen für -n entstanden sein.12
Dies kann eine alternative Erklärung für das in sämtlichen Vorlagen
Manethos im Namen Schebitkos verlorengegangene –tꜢ bieten.
GB: I would stress that I qualified my suggestion as just speculation.
Nevertheless, as the cases of a Greek ending-n in personal names of
Egyptian origin are comparatively few, I consider it not absolutely
impossible that the tꜢ-sign in Shebitku, when being transcribed from the
12
GB in der Expertenrunde in Münster, 2014.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
124
Bányai
Egyptian abnormal hieratic or demotic spelling into Greek, erroneously
was taken to be the n-sign.
On the other hand it seems more likely that Manetho applied two versions (Σαβάκων/Σεβιχώς) of a single royal name to two independent kings
(Shabako and Shebitku).
CJ: Die zuletzt von GB genannte Auffassung halte auch ich für ein durchaus vorstellbares Szenario.
Meiner eigenen Meinung nach lässt sich aus dem Werk Manethos keine
Auskunft über die Reihenfolge Schabako—Schebitko ableiten.
Weder die assyrischen oder biblischen zeitgenössischen Quellen können
uns helfen, dieses Problem zu klären. Die Erwähnung Schabakos im RassamZylinder Assurbanipals bietet keine chronologisch auswertbare Aussage.
Keine nachweisbare kuschitische Herrschaft in Unterägypten vor 707/706
Es ist unbestritten, dass die Beibehaltung der inzwischen traditionellen
Reihenfolge Schabako-Schebitko zur Annahme einer kuschitischen Präsenz
bzw. Herrschaft in Unterägypten vor dem ersten offiziellen Kontakt zwischen kuschitischen und assyrischen Herrschern dokumentiert in der Tang-i
Var Inschrift Sargons II. 707/706, zwingt. Schabako, der dem darin erwähnten Schebitko vorausgegangen sein soll, ist in Unterägypten etwas besser
dokumentiert.
CJ: Tatsächlich halten sich die unterägyptischen Belege auch für Schabako
in Grenzen, wie ein Blick in Jansen-Winkelns Denkmälersammlung
(Inschriften der Spätzeit III, 1–3; 28–29) deutlich macht.
DK: In the Book of Isaiah chapter 20, a prophecy against both Egypt and
Kush is evoked on the occasion of the campaign of the Tartan of Sargon
against Ashdod, dated to 715 or 712/711. Thus, the involvement of Kush
seems to predate 706 BCE.
Autor: Das Argument lässt die von mir ebenfalls vor 706 angesetzte
Tätigkeit des Piye außer Acht.
Jedenfalls ist die Jesaja-Stelle kein Beweis für eine kuschitische Präsenz
in Unterägypten zu diesem Zeitpunkt. Ganz im Gegenteil. Jes. 20 gehört
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
125
zeitlich in den historischen Zusammenhang, gebildet von Jes. 18–19 und
Jes. 30. Der Hintergrund dieser Gruppe von Wahrsagungen ist die Bildung
einer Allianz Judas mit Ägypten und Kusch (712/711)—ein Vorgriff auf die
einzige bedeutende Kampagne Sargons in der Region, als Juda Mitglied
einer antiassyrischen Koalition war. Sowohl Jes. 19 wie Jes. 30 reflektieren
ein zentral geführtes Unterägypten, eine Situation, die diese Koalition
712/711 in den assyrischen Annalen von derjenigen von 701 deutlich unterscheidet. Es kann allerdings mehrere Sondierungen Jerusalems zwecks
einer Allianz mit Ägypten schon vor der Absetzung von Azuri von
Aschdod (also vor 713) und später von Jamani (ab 713) gegeben haben.
Jes. 19 lässt durch die Auswahl: Zoan/Tanis und (vor allem!) Noph/
Memphis noch keine kuschitische Präsenz in Unterägypten erkennen.
Zu diesem Zeitpunkt hinterlässt jedoch—nach herkömmlicher Reihung
der kuschitischen Könige—Schabako Monumente in Memphis.
Jes. 30 zählt erneut Zoan/Tanis (das unter den Kuschiten seine
Bedeutung einbüßte) und Hanes/Herakleopolis magna als die zwei Ziele
der Boten aus Judäa auf.
Die Erwähnung von Tanis als einziger Stadt von Bedeutung in
Unterägypten führt uns ein geeintes Unterägypten vor. Laut Sargons II.
Annalen des Jahres 711: „(zu) Pir´u, dem König des Landes Muṣri, einem
Fürsten, der ihnen nicht half, brachten sie ihr Geschenk und baten ihn
wiederholt um Unterstützung“ war Unterägypten tatsächlich in dieser
Periode unter einem König, fälschlich Pir´u genannt, geeint. Die
Bedeutung von Tanis als Herrschaftszentrum im Nildelta geht noch auf
Osorkon IV. zurück.13
Die Erwähnung von Hanes/Herakleopolis magna ist sogar von noch
größerer historischer Relevanz und weist auf die Zeit zwischen der
Invasion Piyes und der Kontrollübernahme der Kuschiten im Delta hin
(nach herkömmlicher Chronologie wäre dies die Beseitigung Bokchoris
13
Da er 715 von Pir´u abgelöst wird, dürfte ab 715 in Tanis ein neuer Pharao geherrscht haben,
höchstwahrscheinlich Tefnacht. Osorkon IV. wird mit höchster Wahrscheinlichkeit auf
zwei Reliefs aus dem Tempel von Mut in Tanis dargestellt (Brandl, „Eine archaisierende
Königsfigur der späten Libyerzeit“; Dodson, „The Coming of the Kushites and the Identity
of Osorkon IV“). Eine alternative und noch plausiblere Möglichkeit, anstatt eine Ablösung
Osorkons IV. in Tanis anzunehmen, wäre, dass Jes. 30 kurz vor der Erscheinung des „Pir´u“
entstanden ist. Da Tefnacht eine saitische Dynastie gründete und in Tanis nicht bezeugt
ist, ist es schwer zu erklären, wieso man nach seiner Machtergreifung Boten nach Tanis
statt nach Sais schicken sollte.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
126
Bányai
durch Schabako—nach der geänderten Reihenfolge der kuschitischen
Könige das 3. Regierungsjahr von Schebitko). Es ist eine weitverbreitete
Überzeugung, die sich teilweise mit dem bisherigen Befund begründen
lässt, dass sich Piye nach dem Sieg über die von Tefnacht angeführte
Koalition aus Unterägypten zurückzog, während sich Mittelägypten mit
dem wichtigsten Verbündeten Piyes, Peftjauawybast in Herakleopolis
magna, politisch Piye (und damit auch Oberägypten und Theben)
anschloss.14
Damit hätte eine Gesandtschaft aus Jerusalem, mit der Absicht ein
antiassyrisches Bündnis mit Ägyptern und Kusch zu schließen, nur während eines kurzen Zeitintervalls zugleich Tanis und Herakleopolis magna
aufsuchen können:15
14
15
Die Wortwahl von Peftjauawybast: „Die Unterwelt trägt mich davon und ich bin in
Dunkelheit untergetaucht, worüber (auch) das Licht scheint. Ich fand keinen Freund am
Tage der Not, der mir beistehen würde am Tag der Schlacht. Aber Du o mächtiger König,
Du hast die Dunkelheit von mir entfernt.“ (FHN 1, 86) liefert den wichtigen Hinweis, dass
Piye, als ihn der erste Hilferuf aus Herakleopolis ereilte, von Peftjauawybast noch nicht als
Souzerän anerkannt wurde, sondern zunächst nur als mächtiger potentieller Verbündeter
angesehen wurde. Die Änderung der Position Piyes gegenüber Peftjauawybast dürfte erst
nach dessen Siegeszug eingetreten sein. Vermutlich zwei Töchter von Peftjauawybast sind
auf den Stelen Cairo JdÉ 45348 und Cairo TN 11/9/21/4 (Daressy, „Stèle du roi Pefnifdubast“
und „Fragments Héracléopolitains“, 138–39) gegen Ende seiner Regierungszeit (beide
bezeugt in seinem 10. Jahr) in Theben als Sängerinnen des Amun bezeugt. Sie waren
daher im Umkreis von Amenirdis I. tätig.
Kahn, „A Problem of Pedubasts?“, 33 bezieht die gleiche Passage auf die Gesandten des
Pharaos, die bloß bis Hanes/Herakleopolis magna kommen konnten.
Ich glaube, dass der Kontext von Jes. 30 eher auf die Gesandtschaft aus Jerusalem hinweist:
Weh den trotzigen Söhnen—Spruch des Herrn—, die einen Plan ausführen, der nicht
von mir ist, und ein Bündnis schließen, das nicht nach meinem Sinn ist; sie häufen
Sünde auf Sünde. Sie machen sich auf den Weg nach Ägypten, ohne meinen Mund zu
befragen. Sie suchen beim Pharao Zuflucht und Schutz und flüchten in den Schatten
Ägyptens. Doch der Schutz des Pharao bringt euch nur Schande, die Flucht in den
Schatten Ägyptens bringt euch nur Schmach. Wenn auch Israels Fürsten nach Zoan
gingen und seine Boten nach Hanes: Sie werden doch alle enttäuscht von dem Volk,
das nichts nützt, das niemand Nutzen und Hilfe verschafft, sondern nur Schande und
Schmach bringt. (Einheitsübersetzung).
Der Text würde sonst einen merkwürdigen Schlenker von den Gesandten Hiskijas zu den
Gesandten des Pharaos machen.
Nichtsdestoweniger ordnet sich die von Kahn präferierte Lesung ebenfalls der gleichen
politischen Interpretation unter: Der Pharao von Unterägypten kontrolliert das Land nur
noch bis Herakleopolis, wie zwischen der ersten Eroberung durch Piye und der zweiten
kuschitischen Eroberung, die ihnen erlaubte, auch Unterägypten direkt zu kontrollieren.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
127
– als Tanis noch die Machtzentrale Unterägyptens unter Osorkon IV.
(Šilkanni) darstellte, ehe er von Pir´u 715 abgelöst wurde16
– vor der definitiven Eroberung Ägyptens (je nach chronologischem
Ansatz handelte es sich dabei um die Regierungen von Schabako oder
Schebitko).
Vor allem letzteres Datum lässt Herakleopolis für eine aus Jerusalem
anreisende Gesandtschaft mit der Absicht, die Kuschiten zu kontaktieren, bedeutungslos werden. Nach diesem Datum sind Vertreter des
Königs von Kusch in Unterägypten selbst anzutreffen.
Unter den Bedingungen der herkömmlichen Chronologie gibt es keine
Erklärung für das Aufsuchen von Herakleopolis magna durch die
Botschafter Hiskijas kurz vor 712/711.
Eine wesentlich frühere Zusammenarbeit zwischen Jerusalem und
Ägypten ist undenkbar. Vor dem Fall Samarias war Ägypten eher den
Gegnern Jerusalems zugeneigt—während Juda sich mit Assyrien verbündet hatte. Erst unter der Regierungszeit Sargons II. ist dieses Bündnis
infolge der von ihm angeordneten Massendeportation der israelitischen
Bevölkerung unpopulär geworden.17
Die Schlussfolgerung aus Jes. 30 und Jes. 19 ist, dass sich die kuschitische Präsenz im Norden auf das Herrschaftsgebiet von Herakleopolis
16
17
Jes. 19, reflektiert wahrscheinlich ein noch früheres Stadium der politischen Kontakte
Jerusalems mit Ägypten. Herakleopolis stellt keine nennenswerte Größe dar und eine
politische Spaltung Ägyptens wird angekündigt. Zumal keiner dieser Kontakte wesentlich vor 712/711 stattgefunden haben kann, muss man beide Ereignisse möglichst kurz hintereinander, z.B. 716 und 715, datieren, als laut den assyrischen Annalen ein neuer Pharao
Šilkanni/Osorkon IV. verdrängte.
Jes. 14, der über den Herrscher höhnt, der „seine Gefangenen nicht nach Hause entließ“,
bezieht sich trotz der Einordnung des Textes unter die frühen Prophezeiungen Jesajas
nicht auf den Tod von Tiglat-Pileser III. sondern auf den Tod von Sargon II. Tatsächlich
sind die Umstände von Sargons II. Tod in der Schlacht, wonach seine Leiche nicht wiedergefunden und nicht bestattet werden konnte, dieselben, die Jes. 14 eloquent beschreibt.
(Tadmor, Landsberger, und Parpola, „The Sin of Sargon“, 3–22).
Ebenso ist der sarkastische Hinweis Jes. 14 auf das mythische Thronen Athtars (CTA 6,
i, 48–65) auf dem „Berg der (Götter)Versammlung, auf der höchsten Höhe des Berges
Zaphon“ als eine Reaktion auf den von Sargon II. veranlassten Kupferabbau am heiligen Berg Ba´il-sapuna 713/712 zu betrachten (Fuchs, Die Inschriften Sargons II., 325).
Die Aufregung seiner Zeitgenossen über diesen Frevel Sargons dürfte sogar Jesaja nicht
entgangen sein. Zumal keine der antiassyrischen Schriften Jesajas auf die Vorgänger
Sargons II. bezogen werden kann, ist ein Parteienwechsel Jerusalems vor 720 bei Jesaja
nicht erkennbar. Sämtliche bei Jesaja bezeugten Kontakte mit Ägypten müssen daher
nach diesem Zeitpunkt angesetzt werden.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
128
Bányai
beschränkte, als die Allianz, die 712/711 den Assyrern entgegentreten
sollte, vorbereitet wurde.
Die Entsendung von Boten aus Juda nach Hanes/Herakleopolis magna
nicht lange vor 711, diente daher dem Kontakt mit den Kuschiten, die dort
stationiert waren, ebenso wie die gleichzeitige Entsendung derselben
Boten nach Zoan/Tanis dem Kontakt mit Osorkon IV., dem Herrscher
über Unterägypten/Muṣri, diente.
Obwohl sich Jes. 19 und 30 und die assyrischen Referenzen 716/715/711
gemäß der herkömmlichen Chronologie mit der Periode Schabakos dekken müssten, lassen sie sich nicht im Geringsten mit der unter Schabako
in Unterägypten existierenden Situation vereinbaren. Erstere Quellen
zeigen ein einheitliches Unterägypten unter der Herrschaft eines Pharaos
namens Šilkani, bzw. später (mangels einer besseren Bezeichnung) der
Herrschaft eines Pir´u. Schabako dürfte dagegen, wenn wir akzeptieren,
dass er Bokchoris in seinem 2. Regierungsjahr beseitigte, seine
Marionetten bereits in Sais (Ammeris der Äthiopier) und in Memphis
eingesetzt haben.18
Es ist zudem nicht gut vorstellbar, dass Schabako nach Beseitigung von
Bokchoris ganz Unterägypten noch unter dem Befehl eines libyschen
Oberherrschers (sprich Pharao von Unterägypten) belassen haben soll.
Tatsächlich unterscheiden auch die assyrischen Quellen die zumindest bis 711 in Unterägypten herrschende Situation von derjenigen von
701, für welches Jahr eine Myriade unterägyptischer Lokalherrscher verzeichnet wird.
Allerdings ist die Präsenz kuschitischer Könige in Unterägypten mit einem
Schlag durch die bekannte Aussage Sargons II. in Frage gestellt: „Der König von
Meluḫḫa, welcher im . . . Land von Uriṣṣu (Oberägypten), einem unzugänglichen
Ort, einen Weg . . . (wohnte)“.19 Mangels Alternativen ist diese Bezeichnung
18
19
Bokchoris hat mit Sicherheit außer der Herrschaft über Sais auch die Herrschaft über
Memphis von Tefnacht I. geerbt. Denn auf der Großen Siegesstele von Piye trägt Tefnacht
u.a. den Titel Sem Priester von Ptah. Damit war zu dieser Zeit die Kontrolle über Memphis
verbunden. Auf zwei Uschebtis, die sich früher in Berlin befunden haben, 5829 und 7997,
wird Bokchoris „Hohepriester von Memphis“ genannt. (El-Sharkawy, „A New List of the
High-Priests of Ptah at Memphis“, 78).
Will man Schabako nicht als denjenigen identifizieren, der Bokchoris lebendig verbrannt haben soll, sondern schreibt man diese Tat Schebitko zu, sieht man sich wesentlich größeren Problemen gegenüber gestellt. Dann müssten sich Šilkani und Pir´u ihre
Alleinherrschaft mit Tefnacht und Bokchoris geteilt haben.
Fuchs, Die Inschriften Sargons II., 451.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
129
mit Andreas Fuchs als Verschreibung des Begriffs PꜢ-tꜢ-rsy, d.h. Oberägypten
(in späteren assyrischen Texten Paturisu) zu erklären.20 Will man sich gegen
diese Aussage dennoch für eine Präsenz, also Herrschaft der Kuschiten
in Unterägypten vor 707–706, entscheiden, bräuchte man dafür stärkere
Argumente als bloß die Präferenz für die traditionelle Herrscherreihenfolge.21
DK: The equation of the emended GN(?) Uriṣṣu with Paturisi fails on linguistic grounds.
The alleged identification of māt Uriṣṣu with Paturisu:
Fuchs restored the location of the king of Meluḫḫa in ll. 109–111 in
Prunkinschrift, room X on the basis of a parallel, equally destroyed
inscription from room VII as follows (Fuchs, Die Inschriften Sargons II.,
221, 348, 469):
X:10,1: Šar māt (KUR) Me-luḫ-[ḫa]
X:10,2: sa i-na qé-re[b { x x (x) māt(kur) Ú}]-[ri]?!-iṣ/z-ṣ/zu a-sar la 'aa-ri ú-ru-uḫ
VII,7,11: [ -re]b LU[M] [x] [x] māt(kur) Ú -[ ]
The identification of māt Uriṣṣu with Paturisi is difficult on several grounds:
1. In X:10,2 only iṣ/z-ṣ/zu remains of the location, while in VII,7,11
only Ú remains.
2. The reconstruction of the sign [ri]?! is questionable. The remains
of the upper right hand of the sign are very small and can correspond to many signs.
3. The duplicated ṣ/z in Uriṣṣu does not correspond to the writing of
Paturisu with a single s.
4. Fuchs reconstructs in the missing space six signs. In the rest of the
inscription he reconstructs in the missing space between two and
five signs maximum (see line X:10,5).
5. The emendation Uriṣṣu is based on the alleged combination of
two Egyptian words: w “district” (Wb. I, 243: 1–7) and rsı̓ “south.”
Their combination is rarely attested for the designation of Upper
Egypt.
6. While Egypt is described as a “land far away,” “Uriṣṣu,” which is its
geographical continuation, is described as a land to which the
access is difficult and the way to it is [unpathable . . .].
It would thus be wise not to emend the missing toponym as Urișșu and
equate it with Upper Egypt.
20
21
Fuchs, Die Inschriften Sargons II., 451.
HN: Vgl. dazu auch Fuchs, Die Annalen des Jahres 711 v. Chr., 128f.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
130
Bányai
GB: From the Tang-i Var inscription and Sargon’s inscriptions in Khorsabad
it appears that Iamani “fled to the region of the land of Meluhha” about
712–711. That means that at that time the Kushites had not yet conquered
Lower-Egypt (Thus also HN in the Münster discussion). However there is
not any reason to assume that they did not conquer Lower-Egypt before
707–706 as argued by Bányai.
KJW: „Urissu“ ist keine Wiedergabe von pꜢ-tꜢ-rsy, sondern von Ꜥ-rsj (in der
gleichen Bedeutung, s. Wb. I, 157: 19). Im Übrigen sticht das Argument
nicht: Auch wenn der nubische König in Oberägypten residiert, kann er
durchaus in Unterägypten als Oberherr anerkannt sein.
Autor: Es ist das bekannte Problem der Übertragung von Länder- bzw. geographischen Namen in Fremdsprachen. Derselbe linguistische Einwand
wird z.B. gegen die Gleichsetzung von Aḫḫijawa mit dem mykenischen
Griechenland vorgebracht. In solchen Fällen spielt selbst für Linguisten
das Argument der geopolitischen Alternativlosigkeit eine wesentliche
Rolle. Man kann trotz nach Meinung von DK vorhandener linguistischer
Probleme keine ernsthaften Alternativen in Unterägypten aufbieten.
Aufgrund der fortwährenden Erweiterung und Editierung der assyrischen Annalen macht es keinen Sinn, zum Vergleich Epitheta hineinzuziehen, die fast ein Jahrzehnt vorher zum Bestand dieser Annalen
geworden waren.
So macht es gar keinen Sinn, die von Fuchs (Die Annalen des Jahres 711
v. Chr., 29) in Zusammenhang mit dem Jahr 715/714 ergänzte Bezeichnung
Ägyptens als ein fern ab liegendes Land: „Šilkani König von Ägypten, welcher [fern ab liegt], die Angst vor Assur, etc.“ als Antithese zur Bezeichnung
von U[r]iṣṣu als bloß schwer erreichbar (etwa 10 Jahre später) heranzuziehen. Eine undatierte Inschrift Sargons von Nimrud protokolliert z.B.:
„Unterwerfer des Landes Juda, welches fern ab liegt.“ (Winkler, Die
Keilschrifttexte Sargons I, 168–73, Fuchs, Die Inschriften Sargons II., 315).22
Soll man auf dieser Basis die Position von U[r]iṣṣu im Verhältnis zu Juda
beurteilen? Man kann zwar nicht behaupten, dass die königlichen
Annalen regelmäßig jährlich aufgefrischt wurden. Ihr Wachstum ist
22
Nach mancher Deutung soll es sich hierbei nicht um Juda sondern um Jaudi/Sam´al
handeln. Ohne in dieser Angelegenheit Position zu beziehen, reicht es aus darauf hinzuweisen, dass dies eine noch drastischere Relativierung dieses Epithetons in zu unterschiedlichen Zeiten entstandenen Annalen-Einträgen bedeutet.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
131
jedoch anlassbedingt mit den Jahren zu beobachten. Neuere Einträge
hatten keinen Grund, auf früher benutzte Epitheta Bezug zu nehmen.
Es ist nicht akzeptabel, dass man für eine kuschitische Präsenz vor
707/706 in Unterägypten stets ex silentio argumentiert. Bei dem ersten
ausdrücklichen Beweis dafür kann man natürlich auch trotz Schweigens
anderer Quellen dafür argumentieren. Bis dahin bleibt eine solche
Argumentation gefährlich spekulativ.
Die Autorität des kuschitischen Königs im Norden wird entweder wie unter
Sanherib durch die Präsenz seiner Truppen bei Elteqeh deutlich vorgeführt:
„die Könige von Muṣri und die Bogenschützen, die Kriegswagen und Pferde
des Königs von Meluḫḫa“.23 Oder später zur Zeit Asarhaddons, gleichzeitig dem Höhepunkt der kuschitischen Macht, erhält der kuschitische König
die formelle assyrische Anerkennung, ersichtlich am Titel eines šar Muṣur
u Kūsi.24 Es gibt daher in der Bezeichnung Sargons II. nicht den geringsten
Anhaltspunkt, dass Schebitko für ihn als Herrscher von Muṣri gelten konnte,
ob de jure oder de facto.
DK: In his inscriptions, Shebitku designates himself as legitimate ruler
of Upper and Lower Egypt, as do his predecessors and successors. The
separation between the kingdoms of Egypt and Kush in Assyrian sources
is later, and is based on historical (the loss of Egypt by the Kushite rulers)
and ideological grounds.
Autor: Das Argument dient der sauberen Trennung zwischen einem
Pir´u, stets bezeichnet als König von Muṣri, und den ersten kuschitischen
Königen, die von den Assyrern stets nur Könige von Meluḫḫa, an der
Seite von Königen von Muṣri (701), genannt werden. Manche Kollegen
sprechen den assyrischen Quellen die Fähigkeit ab, zwischen den autochthonen Königen von Ägypten und den kuschitischen Königen zu
unterscheiden. Kann man jedoch Pir´u mit keinem kuschitischen König
identifizieren, dann fehlt jeder ausdrückliche Hinweis zu kuschitischen
Königen in assyrischen Quellen bis 707–706.
23
24
HN: Man sollte sagen, dass es sich hier um eine Passage aus dem 3. Feldzug des Sanherib
handelt.
Einen Überblick über die Variation der Titel der kuschitischen Könige in den assyrischen
Quellen bietet Spalinger, „Esarhaddon and Egypt“, 322 ff.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
132
Bányai
Man kann nicht pauschal von Schebitko als Herrscher über
Unterägypten (Muṣri) reden, bloß weil er von einem unbekannten
Zeitpunkt an diesen Titel führte. Sein erstes und einziges datiertes
Denkmal (NLR 33) stammt aus seinem 3. Regierungsjahr. Was bis dahin
gewesen ist, steht unter einem großen Fragezeichen.
Bereits Jürgen von Beckerath („Die Nilstandsinschrift“) erkannte in
dieser Inschrift Schebitkos, dass jener erst in seinem 3. Regierungsjahr
aus Nubien nach Ägypten gekommen sei, wo er sich förmlich als König
von Ägypten krönen ließ. Dieser Standpunkt wird auch von Török und
Donald Redford übernommen.25 Jansen-Winkeln und Kahn legen sich
trotz der eindeutigen Terminologie der Inschrift nicht fest, aber behaupten, dass die Inschrift die erste Erscheinung Schebitkos in Ägypten
markiert.26
Der Gedanke, dass Schabako bis zu diesem Zeitpunkt die Herrschaft in
Ägypten gehabt hätte, ist bereits mit Erfolg von Jansen-Winkeln („Third
Intermediate Period“, 258–59) widerlegt worden: „Had Shabaka been
ruler of Egypt in the year 707/706 and Shebitku his ‘viceroy’ in Nubia, one
would definitely expect that the opening of diplomatic relations with
Assur as well as the capture and extradition of Yamani would have been
part of Shabaka’s responsibility. Sargon can also be expected to have
named the regent of Egypt and senior king, rather than the distant viceroy
Shebitku.“. Welcher kuschitische König herrschte dann in (Unter)
Ägypten vor dem 3. Jahr von Schebitko?
Wenn gemäß Kahn („The Inscription of Sargon II at Tang-i Var“, 18) der
Tod von Schabako und die Thronbesteigung Schebitkos 707/706 stattgefunden haben sollten, kann dieser ebenfalls laut Kahn erst 705/704 erstmal nach Ägypten bzw. Theben gekommen sein. Zu diesem Zeitpunkt
25
26
FHN 1, 129: „In 17, (d.h.: NLR 33; NLR = Nile Level Records) Shebitqo’s enthronement in the
great Amûn Temple in Thebes is presented in close and determining connection with the
inundation“. Redford, From Slave to Pharaoh, 93: „If the Karnak quay graffito number 33
actually refers to Shebitku’s coronation in his third year.“.
Jansen-Winkeln, „Third Intermediate Period“, 259: „The formulation of his Nile level
record (no. 33) also supports the idea that Shebitku only came to Egypt in his year 3.“.
Kahn, „The Inscription of Sargon II at Tang-i Var“, 7, n. 36: „Furthermore, Shabatka arrived at Thebes for the first time at the end of his third regnal year (I smw 5 = late October)“.
Kahn, „A Problem of Pedubasts?“, 32: „In 707/6 Shabatka ascended the throne and
immediately extradited Iamani, the rebel king, to Sargon and renewed peaceful diplomatic relations with Assyria. He arrived in 703 in Thebes for the first time, probably stayed
there until 701 BC, when he went with his army and with the delta kings and their sons.“.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
133
war Sargon II. entweder bereits tot, bzw. die Tang-i Var Inschrift, worin
U[r]iṣṣu als dessen Wohnsitz angegeben wird, bereits ein paar Jahre alt.
Nehmen wir mit Kahn (in diesem Artikel) an, dass U[r]iṣṣu u.U. nicht
außerhalb von Unterägypten lag, ist die Frage berechtigt, ob Sargon II.
Wahrsagerfähigkeiten besaß, die ihm erlaubten, 707/706 eine Situation,
die ebenso laut Kahn erst nach 705/704 eintreten konnte, vorauszusehen? Darauf kann es nur drei alternative Erklärungen geben:
– Die Chronologie von Kahn ist vollkommen korrekt, aber U[r]iṣṣu
befindet sich (zwei Jahre vor Ankunft Schebitkos in Theben)
sogar weiter südlich von Theben als bisher angenommen. Vor dem
3. Regierungsjahr Schebitkos gibt es dann keine Kuschiten in
Unterägypten.27
– Die Chronologie von Kahn ist leicht korrekturbedürftig (die hergebrachte Reihenfolge der kuschitischen Könige ist dennoch richtig)
und das Datum der Thronbesteigung Schebitkos muss bloß
weiter in die Vergangenheit gerückt werden (709/708), um sie
in Einklang mit Tang-i Var und der Ersterscheinung Schebitkos
in Theben/Oberägypten (U[r]iṣṣu) zu bringen. Damit wächst
die Regierungszeit Schebitkos inflationär an (vielleicht 21 Jahre
oder mehr). Die Art der kuschitischen Herrschaft vor dem 3.
Regierungsjahr Schebitkos ist dann vor allem in Unterägypten
ungeklärt, zumal der Träger des ägyptischen Königstitels unbekannt bleibt.28
– Die Reihenfolge der kuschitischen Könige ist falsch. Schebitko
beginnt 709/708 oder früher zu regieren, allerdings mit dem
angenehmen Nebeneffekt, dass seine Regierungsjahre mit den
Angaben der Quellen in Einklang bleiben. U[r]iṣṣu bleibt wie
erwartet Oberägypten und Tang-i Var reflektiert die Situation bei
der Ankunft Schebitkos in Theben, bevor er mit assyrischem
27
28
Wenn man aufmerksam liest, hält sich Kahn, „The Inscription of Sargon II at Tang-i Var“,
7, N. 36, angesichts NLR 33 vollkommen offen bezüglich dessen, was vor 705/704 geschah.
„Theoretically, it is possible that the imperialistic Kushite activity in the Levant started
immediately after Sargon’s death in Abu (approximately August) 705 BC. Taharqa could
have already been summoned by Shabatka to the Delta in late 705 BC or early 704 BC“.
Angesichts dessen kann man nicht gleichzeitig für ein U[r]iṣṣu in Unterägypten und eine
Regentschaft Schebitkos, die erst 707/706 einsetzt, argumentieren.
Gegen eine Koregenz zwischen Schabako und Schebitku (in dieser Reihenfolge) mit
unterschiedlichen Argumenten Kahn, „The Royal Succession in the 25th Dynasty“, 160
und Jansen-Winkeln, „Third Intermediate Period“, 259.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
134
Bányai
Einverständnis seinen Weg zur Eroberung Ägyptens in den Norden
fortsetzen konnte. Jamani wäre sozusagen ein „good-will“ Geschenk
für Sargon II., um das Vorrücken der Kuschiten in Unterägypten
dem gefährlichen assyrischen Nachbarn schmackhaft zu machen.
Vor dem 3. Regierungsjahr Schebitkos gibt es dann keine Kuschiten
in Unterägypten. Piye übt demnach nach seinem Siegeszug bloß
eine nominelle Herrschaft über Unterägypten aus. Da darf jeder
die ihm genehme Alternative auswählen.29
Dies kann allerdings nicht an einem Mangel von offiziellen Kontakten zwischen Assyrien und Herrschern in der Zeit vor 707–706 liegen. Bezeugt ist die
Aufnahme von Beziehungen durch einen Šilkani, König von Muṣri (– 716), und
einem Pir´u, König von Muṣri (– 715).30
DK: It must be mentioned that the exact dating in the inscriptions of
Sargon were being changed on ideological grounds. It is thus not clear
that the tributes dated to 716 and 715 respectively are different events.
Autor: Der Eintrag über die „Tributsendung“ von Šilkani wird in
den Annalen für das Jahr 716 belegt. Pir´u wird mit einer ähnlichen
„Tributsendung“ hingegen für 715 vermerkt und später noch einmal in
Zusammenhang mit Ereignissen um etwa 711 erneut erwähnt. Es besteht
allerdings eine Unsicherheit von einem Jahr in der Datierung dieser
Ereignisse in den Annalen, was u.U. die Annahme von Hayim Tadmor
(„The Campaigns of Sargon II of Assur“) erlauben würde, dass sich die
Annaleneinträge für 716 und für 715 auf dasselbe Ereignis beziehen könnten. Demnach wären Šilkani und Pir´u ein und dieselbe Person gewesen.
Demnach wäre, mal angenommen, die Verwechslung des Titels Pir´u
mit einem Eigennamen zwangsläufig erst später von den Assyrern
bemerkt worden. Nach gleicher Deutung hätte der Name Šilkani in späteren assyrischen Texten, nach 716/715, den von Pir´u verdrängen müssen.
Es ist allerdings genau das Gegenteil eingetreten. Der Name Pir´u
bleibt in den späteren Einträgen des Jahres 712/711 bestehen, was die
Hypothese Tadmors widerlegt.
29
30
Da man davon ausgehen sollte, dass eine Krönung in Napata zu den ersten Handlungen
eines kuschitischen Königs gehören sollte, ist das Übergehen Thebens bis in dessen 3.
Regierungsjahr bei gleichzeitiger Präsenz in Unterägypten nicht vorstellbar.
Für Šilkani, König von Muṣri: Fuchs, Die Annalen des Jahres 711 v. Chr., 28, 57: III.e Ass. 8–11.
Für Pir´u, König von Muṣri: Fuchs, Die Inschriften Sargons II., 424.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
135
Daher ist es vernünftig, mit Fuchs zwei separate Kontakte mit zwei
unterschiedlichen Herrschern anzunehmen: mit dem Pharao Šilkani 716
und einem namentlich nicht identifizierten Pir´u 715 (Fuchs, Die Annalen
des Jahres 711 v. Chr., 130–31).
Der als Eigenname missverstandene Titel Pir´u wäre meiner Meinung
nach lediglich eine ägyptische Glosse im akkadischen Brief des noch zu
identifizierenden Pharaos gewesen, der sein Geschenk von 12 Pferden an
Sargon II. 715 begleitete. Da die Glosse dem akkadischen šar voranging,
konnten die Assyrer die Glosse als den Eigennamen des Korrespondenten
missverstehen.
In keiner assyrischen Inschrift wird ein eindeutig identifizierbarer kuschitischer Pharao ausschließlich König von Muṣri genannt. Zudem verbietet sich
eine Identifizierung des Pir´u, König von Muṣri, mit Schabako, zumal Sargon
ausdrücklich behauptet, vor 707–706 nie von einem kuschitischen König kontaktiert worden zu sein.31
Eine Reihe heute verlorener Reliefs aus dem Palast Sargons II. in Khorsabad
wurde gemeinhin als eine Darstellung kuschitischer Truppen an der Grenze
zu Gaza vor 707–706 (die Ereignisse sind in Tang-i Var und den verwandten
Inschriften erwähnt) interpretiert (Abb. 1).32
Diese Ansicht, die ausschließlich auf der anscheinend negroiden
Haarpracht der dargestellten Krieger beruht, muss überprüft werden. Wir
haben ebenfalls zeitgenössische assyrische Darstellungen, z.B. in Form eines
Abb. 1
31
32
Khorsabad Relief (aus: Botta und Flandin, Monument
de Ninive II, pl. 88).
Fuchs, Die Inschriften Sargons II., 451.
Botta und Flandin, Monument de Ninive II, pl. 88.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
136
Bányai
Reliefs Assurbanipals (EA 124928) mit der Darstellung der Belagerung einer
ägyptischen Stadt, die unzweifelhaft kuschitische Krieger zeigt (Abb. 2).
Wie man feststellen kann, sehen die Kuschiten hier vollkommen anders
aus. Sie entsprechen dem, was wir in ägyptischen Darstellungen gemeinhin als
Kuschiten (u.a. Kopf Federschmuck) zu erkennen gewöhnt sind.33
Die kuschitische Eroberung startete aus Obernubien. Man sollte daher
erwarten, dass das Erscheinungsbild dieser angeblichen Kuschiten im Relief
Sargons II. dem entsprach, was in den ägyptischen Darstellungen des Neuen
Reiches als Unterscheidungsmerkmal zwischen den unternubischen Vasallen
(die sowohl, was ihre Kleidung oder Haartracht anging, den Ägyptern gleich
dargestellt wurden) und den (wohl) obernubischen Vasallen gilt (die noch
in ihrer Stammestracht erscheinen); unverändert auch zu derjenigen in dem
Relief Assurbanipals. Gleichgültig, was man in den Reliefs Sargons II. erkennen will, können die dargestellten fremden Soldaten keine Obernubier sein,
also stricto sensu keine Kuschiten.
DK: One has to remember the size of the Ashurbanipal relief and that it
has been made by a different artist. It is not clear which Egyptian towns
are depicted in the reliefs and in the adjacent reliefs (only drawings
survive).
Autor: Wenn die deutlichen Trachtunterschiede (bei Assurbanipal die
bekannte Haartracht mit Haarschleife und Feder und die unterschiedliche Bekleidung) zwischen den zweifellos als Nubiern zu erkennenden
Gefangenen bei Assurbanipal und den fragwürdigen nubischen Kämpfer
bei Sargon nur künstlerische Subjektivität wären, dann würde sich eine
Diskussion, ob in Sargons bzw. Assurbanipals Reliefs Nubier dargestellt
wurden, erübrigen.
Auf dieselbe Haartracht, die man in der assyrischen Reliefdarstellung erkennen konnte, lässt John Gardner Wilkinsons Kopie der Schlachtendarstellungen
im Tempel von Gebel Barkal schließen (Abb. 3),34 somit besitzen wir eine
deutliche einheimische Beschreibung des Aussehens der Kuschiten der 25.
Dynastie.35 Die hier erkennbaren Haarschleifen sind im Relief Assurbanipals
33
34
35
Spalinger, „Notes on the Military in Egypt“, 55.
Wilkinson, Mss XI, 56, Griffith Institute (Spalinger, „Notes on the Military in Egypt“, 48,
fig. 3).
Man könnte als einzige Darstellung der ausgehenden 25. Dynastie noch das Relief der
Prinzessin Amenirdis heranziehen. Andere Darstellungen kuschitischer Personen zeigen
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
Abb. 2
137
Assurbanipal Relief (Ausschnitt)
(aus: Barnett, Sculptures from the north palace of Ashurbanipal, pl. XXXVI, Slab 17).
ebenfalls sichtbar36 und dienen in letzterem Relief eindeutig zur Befestigung
des Federnschmucks.37 Die Federn selbst dürften der Aufmerksamkeit des
Kopisten des Reliefs von Gebel Barkal entgangen sein, zumal die Haarschleifen
alleine für sich genommen vollkommen sinnlos wären.
Einzig an der Haartracht könnte man die ägyptischen und unternubischen
Soldaten auch im Grab des Mesehti nicht auseinanderhalten.38 Bekanntlich
36
37
38
diese entweder in ägyptischer Tracht oder z.B. im Fall Pekartrors mit Duftkegeln auf dem
Haupt, was vermutlich das Tragen einer Federverzierung verhinderte.
Besser erkennbar in den online einsehbaren Fotos des British Museum, siehe dort unter
Inv.-Nr. EA 124928.
Die Kopie von Bankes beseitigt allerdings die bei Wilkinson (The Egyptians) noch sichtbaren Haarschleifen zur Befestigung der Federzier.
Beide Gruppen ähneln sich in ihrer Haartracht. Auf ägyptischer Seite geht dies auf das
Tragen „nubischer“ Perücken zurück. Vgl. Fletcher, „Ancient Egyptian Wigs & Hairstyles“,
3. Für eine Abbildung der Soldaten aus dem Grab Mesehtis s.a. Saleh und Sourouzian, Die
Hauptwerke im Ägyptischen Museum Kairo, Abb. 72–73.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
138
Bányai
Abb. 3
Gebel Barkal Relief (aus:
Spalinger, „Notes on the
Military in Egypt“, 48).
trugen die Ägypter häufig die sogenannte nubische Perücke. Nubische Perücken
gehören tatsächlich zur Standardausstattung des ägyptischen Militärs seit der
2. Zwischenzeit bis in die Perserzeit hinein. So kann Herodot z.B. die Ägypter
in der Armee von Xerxes noch folgendermaßen beschreiben: Diese „trugen auf
dem Kopf Helme aus Flechtwerk“.39
DK: One cannot compare helmets from any kind with wigs. It is inconceivable that warriors on the battlefield would fight with a wig.
Autor: Das ist eine subjektive Meinung. Ich kann hier auf eine bereits
recht breite Literatur zum Thema verweisen.40 Herodot scheint auch
etwas anderes auszusagen.
39
40
Herodot, Buch 7, 89.
Für eine der ältesten Quellen zum Gebrauch der Perücke im ägyptischen Militär:
s. Aldred, „Hair Styles and History“, 144–45.
El-Khadragy, „Some Significant Features in the Decoration of the Chapel of Iti-ibi-iqer“,
110: „Some soldiers wear shoulder-length wigs, while it is not clear whether the others
have close-cropped hairs or wear short wigs.“. Der Autor beschreibt hier die Darstellung
ägyptischer Soldaten in einer Schlachtenszene in einem Grab der Ersten Zwischenzeit.
Die schützende Wirkung von Perücken im ägyptischen Militär wird in Kanawati und Abd
El-Raziq, The Teti Cemetery at Saqqara VII, 69, beschrieben. Die ersten erhaltenen ägyptischen Perücken gehören in die 11. Dynastie. Man kann vermuten, dass erst ab dieser Zeit
sich deren Gebrauch vermutlich unter nubischem Einfluss in Ägypten im Militär definitiv
durchgesetzt hat.
Fletcher, „Ancient Egyptian Wigs & Hairstyles“. 3: „the most interesting example was
found in the mass grave of the king’s soldiers, one of whom was found to have supplemented his own hair with short curled extensions of false hair. Since his burial seems to
have been hastily carried out following battle, this cannot be explained as a post-mortem
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
139
Die wahrscheinlichste Deutung der Beschreibung in Herodot 7:89 ist die einer
Perücke als Kopfschutz der ägyptischen Truppe. Obwohl während des Neuen
Reiches erste Metallhelme als Truppenausstattung Einzug halten, haben diese
die Nutzung von Perücken als billigen Kopfschutz offensichtlich nicht beseitigt.
Zum Beweis dessen könnte z.B. die Tatsache dienen, dass in der Darstellung
der Kadesch-Schlacht lediglich zwei Kommandeure der Wagentruppe einen
Helm trugen.41 Die Szene des Verprügelns der hethitischen Späher durch das
ägyptische Militär zeigt letztere, wie sie angesichts der anstrengenden Aufgabe
und des unnötigen Schutzes das, was offensichtlich nubische Perücken waren,
abgelegt haben.42
Papyrus EA 74100 zeigt den Kampf eberzahnhelmtragender mykenischer
Söldner an der Seite perückentragender ägyptischer Fußsoldaten (nubische
Perücken!) gegen Libyer während der Amarnazeit (Abb. 4).43
Abb. 4
Darstellung von Seite an Seite kämpfender
ägyptischer und mykenischer Soldaten gefunden in Amarna.
Papyrus EA 74100 (aus: Schofield und Parkinson, „Of helmets
and heretics“, 161–62. Mit freundlicher Genehmigung von Prof.
Parkinson.)
41
42
43
feature and must have been worn in life, supporting the theory that hair was the soldier’s
only protection prior to the introduction of helmets.“. Die Autorin kommentiert an
dieser Stelle das Aussehen eines der Soldaten gefunden in den Massengräbern aus der
Zeit Mentuhoteps II. Tassie, „Ancient Egyptian Wigs“, 1145 schreibt über die Perücke des
nubischen Kriegers Maiherperi, der unter Thutmosis IV. gedient habe, folgendes: „This wig
is still tightly attached to the head of the „Nubian“ warrior and official Maiherpri . . . The
tresses are arranged in a consistent and even style similar to 1970s Afro hair style.“.
Brand, The Monuments of Seti I, 25 untersucht die verschiedenen Haarstile der Perücken
der Mitglieder der ägyptischen Armee unter Sethos I. und zieht aus deren unterschiedlichen Längen Schlussfolgerungen bezüglich des Ranges ihrer Träger im Militär.
Am Leichtesten immer noch in Rosellini, I monumenti dell’Egitto e della Nubia 4,
Pl. LXXXVII, LXXXVIII, XCVI, zu konsultieren. Lediglich zwei ägyptische Offiziere tragen
einen Helm.
Rosellini, I monumenti dell’Egitto e della Nubia 4, Pl. CII.
Schofield und Parkinson, „Of helmets and heretics“, 161–62.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
140
Bányai
DK: 1. The Evidence from the Amarna papyrus EA 74100, dating 800 years
earlier is irrelevant for the discussion.
2. There is no reason that the coiffure of the Egyptian soldiers on the
reliefs should be identified as “Perücken.” The idea that soldiers would
wear “Nubian” or other wigs on the battlefield, only to avoid their identification as Kushite warriors, is forced.
Autor: Ich habe selbst den gelegentlichen Gebrauch von Helmen beobachtet. Worum es geht, ist die Behauptung, dass der Gebrauch von
Helmen in Ägypten bis in die Perserzeit immer noch sehr eingeschränkt
war (offenbar auf die Offiziersränge beschränkt), wie von Herodot 7, 89
beschrieben.
Unter diesen Umständen erscheint es recht gewagt, die in den Reliefs Sargons II.
bei Khorsabad dargestellten Krieger allein aufgrund ihrer Haartracht als
Kuschiten zu bezeichnen. Die Bekleidung der vorgeblichen Kuschiten wirkt
zudem verdächtig unkuschitisch.
DK: The warriors on the walls of Gabutunnu and in the field battle holding spears have the same armament as in the Jebel Barkal reliefs. The
facial traits of beardless face with wide nose, voluminous lips, and curled
hair are African traits. These depictions were regarded Nubian by the
excavators and subsequent scholars. Various explanations were given to
explain why in the Egyptian army Nubian soldiers were depicted. There
is no reason to force an Egyptian ethnicity on these depictions. See: Kahn,
“The Inscription of Sargon II,” 12.
Autor: Ich vertrete keine eigene Überzeugung bezüglich des Inhalts
von Eugène Flandins Kopie (Abb. 1), daher spekuliere ich in Wirklichkeit
nicht über ihren genauen Inhalt. Ich habe bloß alternative Sichtweisen,
die man zu berücksichtigen hat, aufgezählt. Ich weise hier auf die
Schwäche der Methode hin, von Flandins Künstlerkopie auf das verlorene Relief Schlüsse zu ziehen.
Es ist wichtig angesichts möglicher Tradierungsfehler, zwischen
Sekundär- und Primärquellen zu unterscheiden. Es ist ein Muss, bevor
man vermutete physiognomische Eigenschaften der dargestellten
Personen zur Diskussion stellt, zuerst die absolute Detailgenauigkeit der
Künstlerkopie Flandins sicherzustellen.
Ebenso sollte der erste Schritt vor der Identifizierung von Kuschiten
im Relief Sargons II. sein, diese mit Darstellungen zu vergleichen, in
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
141
denen diese Identifikation bereits absolut gesichert sind (wie z.B. in
Assurbanipals Relief). Die Bewaffnung ist keineswegs auf besondere
Weise typisch für die Kuschiten. Sie ist zeittypisch.
Demnach fehlt in den reichhaltigen assyrischen Quellen jeglicher Hinweis
einer Begegnung der Assyrer mit Kuschiten entlang der gemeinsamen Grenze
vor 707–706.
Die Präsenz kuschitischer Händler am Hof Tiglat-Pilesers (NWL 9) bezeugt
weder politische Kontakte auf hohem Niveau mit den kuschitischen Königen
noch deren Anwesenheit in Unterägypten.
DK: Contra this assertion see Kahn, “The Inscription of Sargon II,” 16–18.
Hinweise auf die Richtigkeit der traditionellen Reihenfolge
Schabako-Schebitko
Zumeist werden Schlüsse gezogen auf der Grundlage der Stele Kawa V,
Ich kam von Ta-Sety zusammen mit den königlichen Brüdern, die seine
Majestät von dort bringen ließ, damit ich bei ihm sein konnte, denn er
liebte mich mehr als seine (anderen) Brüder und all seine Kinder. Ich
wurde ihnen von seiner Majestät vorgezogen, damit das Herz aller patLeute mir diente und Liebe zu mir bei allen Leuten war. Ich empfing die
Krone in Memphis, nachdem der Falke zum Himmel geflogen war . . .44
kombiniert mit der Stele Kawa IV,
Als seine Majestät ein Rekrut, ein Bruder des Königs und ein Beliebter in
Ta-Sety war, kam er nordwärts segelnd nach Theben, zusammen mit den
anderen Rekruten, nach denen der König Schebitko—gerechtfertigt—
nach Ta-Sety schicken ließ, damit er bei ihm sei, weil er ihn mehr als seine
anderen Brüder liebte. Er passierte dabei unterwegs diesen Bezirk des
Amun von Gematon (Kawa), sodass er den Boden vor dem Doppeltor der
Tempelanlage küssen möge zusammen mit der Armee seiner Majestät,
die an seiner Seite nach Norden segelte.45
44
45
FHN 1, 153.
FHN 1, 138–39.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
142
Bányai
die auf die Identität zwischen dem mit Schebitko gleichzusetzenden Pharao,
der Taharqo aus Ta-Sety holen ließ, und demjenigen, nach dessen Tod sich
Taharqo in Memphis krönen ließ, hinweisen. Dies würde vordergründig
bedeuten, dass man die Regierung Schabakos nicht zwischen Schebitko und
Taharqo einfügen könnte.
Kawa V verzichtet jedoch hartnäckig darauf, sowohl den Namen des Pharaos,
der Taharqo nach Ägypten holen ließ, wie auch denjenigen des Pharaos, auf
dessen Tod seine Krönung in Memphis erfolgte, mitzuteilen. Die Gültigkeit der
Schlussfolgerung, beide namentlich nicht erwähnten Pharaonen miteinander
zu identifizieren, hängt davon ab, ob es sich bei der Zitatstelle in der Kawa
Stele V tatsächlich um eine Komposition aus einem Guss und um eine lückenlose Darstellung handelt.
Man könnte z.B. die Ansicht vertreten, dass beide auf einen Vorgängertext,
eine Art Apologie des Taharqo, zurückgehen. Dies könnte man mit den leichten
Abweichungen der biographischen Stellen in Kawa IV und V begründen. Die
Existenz eines solchen Textes könnte angesichts der Glossen des Hieronymus
am Rande der verlorenen Chronik von Eusebius vermutet werden: „Dieser
(Taharqo) führte eine Armee heraus aus Nubien, tötete Sebio und regierte
die Ägypter (an dessen Stelle) selbst“.46 Dies wäre eine politische Situation,
die vergleichbar mit derjenigen ist, die zur Zeit Ḫattušilis III. zur Schöpfung
seiner bekannten Apologie führte. Würde man an dieser Stelle von Exzerpten
sprechen, dann wäre eine zeitliche Kontinuität im Diskurs des Taharqo keine
zwingende Notwendigkeit.
Dies heißt, dass in dem Urtext, aus dem beide Stelen kurze Auszüge
machen—z.B. Taharqos Gelübdeszene vor dem ruinierten Gematon und wohl
auch zahlreiche andere Szenen aus dem Leben von Taharqo—dem angekündigten Tod des ungenannten Vorgängers vorausgingen. Eine gute Chance
daher, dass dieser Pharao gar nicht mehr derselbe war, der ihn noch als einen
jungen Mann nach Ägypten geholt hatte.
KJW: Auf der Stele „IV“ (Z. 7–9) aus Kawa wird gesagt, dass Taharka mit
anderen Jünglingen nach Theben kam, nachdem der König Schebitku
zu ihnen nach Nubien geschickt hatte, damit er (Taharka) mit ihm
(Schebitku) sei, denn er liebte ihn mehr als alle seine Brüder.
Auf Stele „V“ (Z. 13–14) heißt es (in der 1. Person), Taharka sei aus
Nubien gekommen inmitten der Königsbrüder, die seine Majestät dort
ausgehoben hatte, damit er (Taharka) bei ihm (dem König) sei, denn er
liebte ihn mehr als alle seine Brüder und alle seine Kinder.
46
Depuydt, „Glosses to Jerome’s Eusebios“, 33–34.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
143
Es ist ganz eindeutig von derselben Episode die Rede, auch wenn auf
Kawa V der König nicht namentlich genannt wird. Kawa V fährt fort, dass
Taharka vom König über alle anderen erhoben wurde und bei allen Leuten
beliebt war. Schon im nächsten Satz heißt es dann: „Ich empfing die
Krone in Memphis, nachdem der Falke zum Himmel aufgestiegen war.“.
Es ist also zunächst eindeutig vom König Schebitku die Rede, und
dann folgt im nächsten Satz eine Königsbezeichnung („Falke“), die sich,
falls die Inschrift nicht alle Regeln semantischer Kohärenz missachten
sollte, nur auf denselben König beziehen kann und nicht etwa auf einen
späteren, der selbst noch mindestens 14 volle Jahre regiert hat. Es ergibt
sich daraus klar, dass Taharka der Nachfolger Schebitkus war.
AL: M.E. verfolgen die beiden Stelen unterschiedliche Zwecke. Eine
Variante war für die Verlautbarung an verschiedenen Stellen des Reiches
gedacht; dies ist der Text, der auf Kawa V sowie auf den Stelen von Tanis
und Koptos zu finden ist. Es handelt sich dabei um eine Proklamation,
die im gesamten Herrschaftsgebiet erfahren werden sollte. In keiner
der parallel verfassten Stelen ist der Name des verstorbenen Pharaos
genannt. Über die Gründe kann man spekulieren, aber man wird es
letztendlich nicht wissen, für einen „Zufall beim Exzerpieren“ halte ich
es jedenfalls nicht. Denkbar wäre die Anpassung an die Normen ägyptischer Proklamation, die namentlich in der Regel nur den amtierenden
Pharao, aber keine Vorgänger erwähnen. Selbst zur Legitimation der
Herrschaft wird in Ägypten in der Regel der Vorgänger nicht namentlich
erwähnt (Siehe zur Legitimation unter Berufung auf die Amtsvorgänger
in der Spätzeit Blöbaum, „Denn ich bin ein König, der die Maat liebt“,
131–39. Auch sonst ist der Name eines Vorgängers nur im Ausnahmefall
genannt). Im Gegensatz dazu steht die nubische Tradition, die durchaus
Vorgänger namentlich nennt, so z.B. auf der Inthronisationsstele des
Aspelta (wenn auch ausgehackt) und in der Inschrift des Irike-Amanote
(Inthronisationsstele des Aspelta Z. 19, FHN 1, 240; Inschrift Irike-Amanote
Z. 4, FHN 2, 401). Auf jeden Fall sollen die dort geschilderten Ereignisse
überregional bekannt gemacht werden.
Einen anderen Hintergrund hat aber Kawa IV. Diese Stele hat nur eine
lokale Reichweite und reiht sich in die Gruppe der anderen Kawa-Stelen
(außer Kawa V, die keinen Bezug zum Ort Kawa hat) ein. Der Text ist
nicht aus der Vorlage der Stele Kawa V exzerpiert, sondern als Narrative
zur Errichtung des Tempels von Kawa gedacht. Gleichwohl stimmen aber
die beiden zitierten Stellen soweit überein, dass das gleiche Ereignis
geschildert wird, nämlich dass Taharqo unter den königlichen Brüdern in
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
144
Bányai
Nubien war und der König Schebitko ihn in den Norden holen ließ—einmal in einer „nubischen Variante“ für die lokale Darstellung und in einer
„ägyptischen Variante“ für den Zweck einer Proklamation in Ägypten und
Nubien.
Autor: Es ist ziemlich offenbar, dass Stelen von Taharqo, wie z.B. Kawa
III oder VI durch Zusammenfassung älterer Quellen unterschiedlicher Natur entstanden sind (so z.B. Verwaltungsunterlagen, welche die
Stiftungen Taharqos über die Jahre festhielten). Anzunehmen, dass er für
seine Stelen auch aus anderen Quellen, wie z.B. einer eigenen offiziellen Apologie, Inschriften seiner Vorfahren (Alara), usw. schöpft, ist daher
nicht abwegig.
Es ist jedoch zu erwarten, dass man sich für die Entstehung von Kawa
IV und V auch ein anderes Szenario vorstellen kann, wie z.B., dass jeder
dieser Texte aus einem einzigen Guss ohne Verwendung gemeinsamer
Quellen entstanden ist. Dagegen sprechen, meiner Meinung nach, die
textlichen Parallelen zwischen Kawa IV und V.
GB: Not subscribing Bányai’s rather speculative argumentation concerning the stelae Kawa IV and Kawa V being excerpts of one single original
text, I think the text of Kawa V, taken in combination with Kawa IV, can
be explained in two different ways.
On Kawa IV, lines 7–8, it says that Taharqa, being a young man, came
from Ta-Sety north to Thebes to join King Shebitku. On Kawa V, lines
13–14, Taharqa, speaking about the same event, does not mention
Shebitku’s name but instead refers to him as “His Majesty.”
Then the text continues (line 15): “I received the crown in Memphis
after the falcon flew to heaven.”
At first sight the falcon that flew to heaven, mentioned in line 15, seems
to be identical with “His Majesty” referred to directly before in lines 13–14.
However it is clear that in line 15 a subsequent stage of the narrative
starts, and it is quite possible that Taharqa’s direct predecessor was
Shabako, designated here as “the falcon that flew to heaven” in order to
distinguish him from “His Majesty,” referred to in the preceding stage of
the narrative, which had taken place many years before.
This seems to be a valid explanation, as Kawa V does not present a
continuous historical account of Taharqa’s life, but it records a number of
separate events occurring at as many stages of his life. (Cf. Gozzoli,
“Kawa V and Taharqo’s byꜢwt,” 247).
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
145
As both explanations of Kawa V are defensible I consider the evidence
from the stela inconclusive with regard to the order of succession
Shabako—Shebitku.
It should be noticed however that, if Shebitku preceded Shabako,
whose reign then started in 704, the purpose of Shebitku for summoning
Taharqa to accompany him to the North Land cannot possibly be to aid
the Levant opposition against Sennacherib of Assyria in 701 BCE. As
Shebitku was in 712 in Upper-Egypt, the purpose of going north with an
army might have been the submission of Lower Egypt. In Kawa V it says
that Taharqa “went with His Majesty to the North Land (TꜢ-mḥw),” not to
a foreign country like Palestine, but just to Lower Egypt!
From this the text of Kawa V seems to fit the reversed sequence of
Shabako and Shebitku rather than the conventional order.
Autor: Ich möchte hier auf die Aussage Taharqos „denn er liebte mich mehr
als . . . all seine Kinder“ eingehen. Wenn Taharqo direkt auf Schebitko,
die Position vertreten von KJW, gefolgt wäre, wäre man in Schwierigkeiten,
die hier vorausgesetzten (mit Sicherheit männlichen) Kinder Schebitkos
nachzuweisen. Wir kennen namentlich gar keine Nachkommen
Schebitkos, seien sie männlich oder weiblich.
Nimmt man hingegen die Anregung von AL auf, dass Schabako kein
leiblicher Bruder von Amenirdis gewesen sei (mein ursprünglicher
Standpunkt), weil eine solche Bezeichnung in der Regel nicht wortwörtlich gemeint sei, wäre es eine Selbstverständlichkeit, die Aussage der
Epitome, wonach der zweite Pharao der 25. Dynastie der Sohn seines
Vorgängers gewesen sei, auf Schabako zu beziehen. Solche Angaben der
Epitome haben sich in der Regel als recht zuverlässig erwiesen.
Damit würde Schabako automatisch in die Rolle des von Kawa V nichtgenannten Sohnes von Schebitko rücken, dem Taharqo nach eigener
Behauptung vorgezogen wurde. Damit wäre der tiefere propagandistische Sinn der Behauptung Taharqos, (zunächst) den Kindern von
Schebitko vorgezogen worden zu sein, erschlossen.
Ein simpler Test, ob ein widersprüchlicher Text wie Kawa V von uns
die richtige Deutung erhalten hat oder nicht, wäre festzustellen, wie
historische Angaben unabhängiger Quellen darin eingefügt werden können. In dieser Absicht habe ich Kawa V, in der Annahme, dass sich hinter
den zwei namenlosen Pharaonen der Stele zwei unterschiedliche
Identitäten verstecken, schematisch mit der (in Kawa V naturgemäß fehlenden) Angabe des Hieronymus ergänzt:
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
146
Bányai
–
ein ungenannter Pharao (Schebitko) ruft Taharqo zu sich und
zieht ihn seinen ungenannten Kindern vor (anschließend historischer Wechsel zu Schabako).
– ein darauffolgender Konflikt, der sich bloß aus der Notiz des
Hieronymus ableiten lässt, mit Schabako, dem Kind des ungenannten Schebitko, wird von Kawa V aus nachvollziehbaren
Gründen ausgeblendet.
– nach dem Tod eines ungenannten Pharaos (Schabako) wird
Taharqo dann endlich zum König in Memphis gekrönt.
Die Behauptung, Kawa V würde sich nicht mit der umgekehrten
Reihenfolge der äthiopischen Könige in Einklang bringen lassen, ist aus
dieser Perspektive ein Fehlschluss. Vielmehr ermöglicht sie erst eine
hypothetische Einordnung der Hieronymus Notiz.
In dem Fall, in dem wir beide anonyme Pharaonen mit Schebitko identifizierten, ist es hingegen logisch nicht erklärbar, wie Taharqo aus seiner
angeblichen Bevorzugung durch Schebitko Legitimität für die Thronfolge
erlangen sollte, wenn er (laut Hieronymus) denselben ermordet haben
sollte.
Die Angst, durch das vollständige Verschweigen des Namens seiner Vorgänger
zu einem Missverständnis beizutragen, dürfte bei der Komposition von Kawa V
kaum eine Rolle gespielt haben. Kawa V, unbestritten im 6. Jahr Taharqos entstanden, ist erst im 10. Jahr von Taharqo durch Kawa IV ergänzt worden.47 Dass
wir also in Kawa IV den Namen Schebitkos überhaupt erfahren, ist reiner
Zufall. Die Schöpfer von Kawa V sind daher von der Vertrautheit der Leser mit
dem historischen Stoff ausgegangen und haben sich keine Gedanken gemacht,
dass der zeitgenössische Leser—anders als wir heute—die verschiedenen
Vorgänger Taharqos, auf die im Text angespielt wird, nicht selbständig identifizieren könnte.
47
Kawa IV, obwohl ebenso wie Kawa V in das 6. Jahr Taharqos datiert, ist eine retroaktive
Kommemoration des im 6. Jahr ergangenen Befehls zum Wiederaufbau (Zeilen 13–16
und 20) des Tempels von Gematon, allerdings aus der zeitlichen Perspektive seines 10.
Regierungsjahrs. Die laut Kawa IV daraufhin von der Armee und entsandten Arbeitstrupps
verrichteten Arbeiten entsprechen dem, was man in Kawa III, VI und VII als Ereignisse
der Jahre 7 bis 10 von Taharqo identifizieren kann. Der Bauablauf und die Datierung werden in Leclant und Yoyotte, „Notes d’histoire et de civilisation éthiopiennes“, 21, mit Anm.
3 behandelt.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
147
CJ: Auch ich bin mittlerweile der Meinung, dass die narrative Stringenz
bei Kawa IV und V zugunsten einer anlassbezogenen Motivauswahl hintenangestellt wurde. Dass dies zwangsläufig eine gemeinsame, ausführlichere Vorlage impliziert, wage ich jedoch zu bezweifeln. Die Aussagen
in den beiden Stelen würden der Abfolge Schebitko—Schabako dennoch nicht widersprechen, da zwischen den in Kawa V geschilderten
Ereignissen eine zeitliche Lücke besteht. Zwar ist die Gleichsetzung von
ḥm=f in Z. 13 und bjk in Z. 14 für den unvoreingenommenen Leser naheliegend, doch scheint es nicht auf die historische Unmissverständlichkeit
angekommen zu sein, andernfalls hätte man wie später in Kawa IV einen
konkreten Königsnamen eingesetzt.
Kann man hier nur lediglich auf die mangelnde Aussagekraft des Textes von
Kawa V für die Bestimmung einer direkten Abfolge Schebitko-Taharqo verweisen, so sieht man dank der Tang-i Var Inschrift die unhaltbaren chronologischen Konsequenzen der ursprünglich auf Kawa V begründeten Annahme,
dass Taharqo gleich nach Schebitko den Thron bestieg. Nimmt man die
Thronbesteigung Schebitkos zwei Jahre vor seiner ersten Kontaktaufnahme
mit Sargon II. an, also 709/708, müsste man auf eine mindestens 20-jährige
Regierungszeit Schebitkos schließen.
Hinweise auf die Richtigkeit der umgekehrten Reihenfolge
Schebitko-Schabako
Im Allgemeinen spricht für eine Verringerung der Ausdehnung der kuschitischen Periode, die nur dank dieser Umkehrung möglich wird, auch die u.a.
von Broekman festgestellte fast vollständige Überbrückung der Periode von
7 Mitgliedern der Familie Takeloths III. und Osorkon III.48 Am dramatischsten trifft dieses Problem Schepenupet I., die bei Beibehaltung der jetzigen
Chronologie 90–100 Jahre alt geworden sein dürfte. Die Relativierung des
sichtbar gewordenen Problems ist falsch, denn die Tatsache, dass wir diese
Feststellung an Mitgliedern der genannten Familie machen dürfen, ist lediglich mit der Tatsache zu begründen, dass fast nur über Mitglieder dieser
Familie ausreichend Informationen vorliegen, die uns erlauben, sie vor und
während der kuschitischen Dynastie zu verfolgen. Einen weiteren wilden
biographischen Sprung belegt er an Sopdetemhaawt, Tochter des Königs
48
Broekman, „Takeloth III and the End of the 23rd Dynasty“, 93.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
148
Bányai
Peftjauawybast und Enkelin von Rudamun.49 Auf dieser Grundlage schließt
Broekman auf die Notwendigkeit einer niedrigeren Datierung Takeloths III.
um etwa 15–20 Jahre.50
GB: The information about Sopdetemhaawt was kindly given to me
by John Taylor in e-mail correspondence in January 2014. It should
be noticed, however, that KJW considers the case of Sopdetemhaawt
not a generation-jump (e-mail correspondence in May 2014). Though
this does not detract from the fact that the funerary equipment of
Takeloth III’s descendants appears (on stylistic grounds) to be later in
date than one would expect if Takeloth reigned in the middle of the
eighth century BCE.
Erwähnen sollte man auch das auffällige Fehlen von Einträgen für die
Regierungszeit Schebitkos im thebanischen Archiv des Pedubast, das mit acht
Papyri die Regierungszeit von Schabako und Taharqo abdeckt.51 Es ist schwer
zu erklären, wieso eine etwa 20-jährige dokumentarische Lücke innerhalb
des Archivs einer Privatperson klaffen sollte. Dasselbe gilt für die Papyri über
Zahlungen in die thebanische Schatzkammer von Herischef.52
CJ: Dieses Argument ist angesichts der äußerst spärlichen Beleglage meiner Meinung nach nicht aussagekräftig.
Eine weitere bizarre Dehnung weist ein in den Papyri dokumentierter
Rechtsstreit auf.53 Hier wird wegen einer ausstehenden Teilzahlung für einen
Sklaven, Ἰrt-r-tꜢy, verkauft im Jahr 7 (also nach herkömmlicher Chronologie
frühestens 715) des Schabako bis ins Jahr 6 von Taharqo ein Rechtsstreit
geführt. Ohne irgendein Ereignis für die dazwischenliegende Regierungszeit
49
50
51
52
53
Die Inschrift im inneren Sarg von Sopdetemhaawt hat paläographische Gemeinsamkeiten
mit derjenigen im inneren Sarg von Istemkheb, der Mutter des Montemhat. Man
könnte auf dieser Grundlage auf den Tod von Sopdetemhaawt während des frühen 7.
Jahrhunderts, wenn nicht gar näher der Mitte des gleichen Jahrhunderts schließen.
GB in der Expertenrunde in Münster, 2014.
Pedubast ist ein thebanischer Choachyt, zu dessen Archiv diese Dokumente, studiert von
Menu, „Cessions de services et engagements“, gehört haben.
Sie decken die Periode von Piye, Schabako und Taharqo ab. Es befinden sich keine Einträge
für die ziemlich lange Regierungszeit von Schebitko. Diese seltsame Erscheinung, die mit
dem allgemeinen Fehlen von Papyri, die auf Schebitko datiert sind, zusammenhängt,
bedarf einer zusätzlichen Erklärung.
Menu, „Cessions de services et engagements“.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
149
Schebitkos zu nennen, erstreckt sich der Rechtsstreit ohne Wechsel der
Protagonisten über etwa unglaubwürdige 31 Jahre. Absurd lange Prozesse
sind im Alten Orient zwar gut bekannt (z.B. der Rechtsstreit um das Erbe
des Hauses von Takil-ana-ilīšu).54 Sie rechtfertigen deren Länge jedoch
dadurch, dass innerhalb der prozessführenden Partei auch ein darin belegter
Generationswechsel stattfindet.
Die Omission Schebitkos im Kontext von Archiven, die die Periode zwischen seinem angeblichen Vorgänger und seinem angeblichen Nachfolger
abdecken, oder in ähnlichen Gerichtsakten, oder in der Statue (CG 42204)
des Hohepriesters des Amun Horemachet, kann man sicherlich durch das
Zusammenwirken von Zufällen zurückweisen. Auffällig bleibt, dass solche
Fälle ausschließlich die traditionelle Reihenfolge Schabako-Schebitko betreffen, während sie im Falle ihrer Umkehrung unbekannt sind.
GB: Though statue CG 42204 of Shabako’s son the High Priest of Amun
Horemakhet is only incidentally mooted by Bányai, the inscription
on this statue deserves special attention, as it is strongly suggestive of
Shebitku being Shabako’s predecessor.
On this statue Horemakhet is named “king’s son of Shabako mꜢꜤ-ḫrw,
who loves him, Sole Confidant of king Taharqa mꜢꜤ-ḫrw, Director of the
palace of the king of Upper and Lower Egypt Tanutamun, may he live for
ever.”
In this sequence of Kushite kings with whom Horemakhet had any
relation Shebitku is passed over. Kahn (“The Royal Succession in the 25th
Dynasty”) supposes that Horemakhet was born at the end of Shabako’s
reign, being too young to serve as a priest in Shebitku’s reign. In Kenneth
Kitchen’s view Horemakhet was installed by his father Shabako as High
Priest of Amun in Thebes (Kitchen, The Third Intermediate Period in
Egypt, 382), which is also the opinion of Aidan Dodson (Afterglow of
Empire, 156). Leo Depuydt (“Glosses to Jerome’s Eusebios,” 36) says in this
connection: “The absence of any mention of Shabataka between Shabaka
and Taharqa is intriguing.”
Horemakhet’s son Horkhebit succeeded his father in his capacity of
High Priest of Amun, and he occupied that post at the arrival of the Saïte
princess Nitocris in Thebes in 656 BCE. It may be assumed that he was of
age at the time of his installation in this high position, at least being
about the mid of his thirties. So he must have been born about 690 BCE
at the latest. His father Horemakhet, then, must have been born not later
54
Paulus, „‚Ein Richter wie Šamaš‘ “, 7–15.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
150
Bányai
than about 715. Consequently in the conventional chronology he was a
youngster of at least some ten years at the start of Shebitku’s reign in
707/706, and an adult of at least 25 years at the death of Shebitku in 690.
So it is not unlikely that he served in any function under this king.
But even if he did not, it is difficult to explain why he in the inscription
on his statue would pass over Shebitku, who undoubtedly was a member
of his family. The text gives a chronological sequence of kings who
reigned during his life, each of their names being accompanied by a reference to the relation that existed between the king mentioned and
Horemakhet. Not any good reason can be devised why Horemakhet on
this statue, placed in the temple of Amun, on which he proudly displays
his royal descent and his career at the royal court, would totally neglect
Shebitku, the successor of his father. Even if there had been any embarrassing incident at the Kushite royal court in which Shebitku was involved,
Horemakhet, he himself being a member of the royal family, would surely
not publicly hint to such event by omitting Shebitku’s name.
Therefore the coherent and uninterrupted enumeration of the royal
names in the inscription is strongly suggestive for an uninterrupted order
of succession Shabako—Taharqa—Tanutamun.
KJW: Wenn der Hohepriester Harmachis, der Sohn Schabakos, auf der
Statue CG 42204 sein gutes Verhältnis zum verstorbenen Taharka und
zum amtierenden König Tanutamun betont, den Nachfolger seines
Vaters, Schebitku, aber nicht erwähnt, könnte das damit zu tun haben,
dass Schebitku von Taharka beseitigt worden war (s. Depuydt, „Glosses to
Jerome’s Eusebios“) und eine Erwähnung daher peinlich gewesen wäre.
Eine bemerkenswerte Beobachtung von Broekman über die Entwicklung der
Bautechnologie der königlichen Pyramiden von el Kurru und Nuri,55 liefert
ein weiteres Argument für die umgekehrte Reihenfolge der Pharaonen. Die
Grabkammern der Pyramiden von Piye (Ku 17) und Schebitko (Ku 18) sind
mit jeweils einem Kraggewölbe gedeckt. Dagegen sind die Grabkammern der
Pyramiden von Schabako (Ku 15), Taharqo (Nuri 1) und alle darauffolgenden
Pyramiden in el Kurru und Nuri (darunter selbstverständlich auch die von
Tanutamun—Ku 16) als Tunnelstrukturen gebaut worden.
55
GB in der Expertenrunde in Münster, 2014, und unabhängig von ihm etwas später dieselbe
Beobachtung durch Payraudeau, „Retour sur la succession Shabaqo-Shabataqo“.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
151
GB: Accurately studying Dows Dunham’s drawings and description of the
pyramids of Piye, Shebitku and Shabako (Dunham, El Kurru, 64, 67, 55),
shows that there is a clear architectural development.
The substructure of Piye’s pyramid Ku 17 consists of a single burialchamber being an open-cut structure with a corbelled roof, accessible via
a doorway, above which the rock extends only part way to surface.
Pyramid Ku 18, belonging to Shebitku, has a substructure consisting of
a burial-chamber (chamber B) being an open-cut structure with a corbelled roof, just like Ku 17, and a front-room (chamber A), being a tunnelled structure with a half round vaulted roof, unlike Ku 17.
The substructure of Pyramid Ku 15, belonging to Shabako, is composed
of a burial-chamber (chamber B), being a tunnelled structure with a high
vaulted roof, unlike Ku 17 and Ku 18, and a front-room/corridor with a
sloping vaulted roof (chamber A), also being a tunnelled structure like
Ku 18 but unlike Ku 17.
The building of these pyramids might have been carried out as
follows:
With the pyramids of Piye (Ku 17) and Shebitku (Ku 18) first of all the
burial-chamber was cut out in the (smoothed) rock and next roofed
with a masonry corbel vault. This being done, the proper building of
the pyramid was started. After the pyramid was completed in whole or
in part, the stair was cut out.
At the end of the stair of Ku 17 (Piye) a doorway was cut out in the
rock, directly beneath the eastern face of the superstructure, giving
entrance into the burial chamber.
As to Shebitku’s pyramid (Ku 18), the stair was cut out down to a
depth which was roughly on a level with the floor of the burial-chamber. From that point, at approximately 6 meters east of the eastern wall
of the burial-chamber, a round-topped doorway and a level tunnel
with a half-round vaulted roof (Dunham’s chamber A) was cut out,
leading into the burial chamber.
From this working method Shabako’s architect might have hit upon
the idea of fully tunnelling the substructure of the pyramid of Shabako
(Ku 15), which would allow the building of the superstructure and the
cutting out of the substructure being done at the same time.
Suchlike course of things unmistakeably points to the sequence Ku 17
(Piye)—Ku 18 (Shebitku)—Ku 15 (Shabako), thus reflecting a logical progressive development of the building process of the Kushite pyramids,
providing a weighty argument for Shebitku being the predecessor of
Shabako.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
152
Bányai
DK: The geographical setting of the tombs in the El Kurru cemetery field
would suggest that the space between the pyramid of Piankhy (Ku. 17)
and the pyramid of Shabaka (Ku. 15) was not fit for building a pyramid.
Shebitku’s pyramid Ku 18 is at the back of the cemetery. If Shabaka’s
tomb was not yet occupied, Shebitku would most probably have chosen
the front line of burials continuing Piankhy’s tomb. Since this space was
occupied, and the location of the eventual burial of Tanutamun was on
lower grounds, Shebitku preferred a burial on higher grounds at the back.
The location to the left of Piankhy’s pyramid seems also not to have
been fit for burying, until eventually a ruler from the Meroitic period
built his pyramid there (Ku 1), whose roof collapsed (private comm.
Geoff Emberling), proving that the initial choice not to build there was
correct.
AL: Für die Position des Grabes des Schebitko „hinter“ der Linie der schon
bestehenden Gräber kann man noch zusätzlich anführen, dass (wenn
man von schlechtem Baugrund direkt neben Piye ausgeht) der nächste zu
bebauende Platz vor der bestehenden Gräberzeile von Schabako belegt
war und direkt daneben (nördlich) ein für einen Pyramidenbau relativ
steil abfallendes Gelände liegt (gut zu erkennen an den Höhenlinien im
Plan Dunhams). Dieses wurde zwar später von Tanwetamani als Baugrund
genutzt, von den Oberbauten ist jedoch nur die Umfassungsmauer an der
höhergelegenen südlichen Seite erhalten. So war tatsächlich die nächstbeste Position—nach der Anlage der Pyramide des Schabako—das
erhöhte Gebiet „hinter“ der Gräberlinie, nahe des Kerns des Friedhofes
bei den Ahnengräbern.
Autor: Vollkommen einverstanden. Ich sehe ebenfalls diese Position als
eine optimale Alternative für Schebitko nach Wegfall der Option, unmittelbar in der Nähe der Pyramide von Piye zu bauen. Wenn er allerdings
nach Schabako, nach herkömmlicher Chronologie, regiert haben soll,
wäre der später erst von Tanutamun benutzte Platz doch alternativlos
der Beste gewesen.
Die Entscheidung für die Tunnelbauweise ist nicht wegen statischer Vorzüge,
sondern ausschließlich aus zeitökonomischen Gründen getroffen worden.
Während der eine Bautrupp mit der Bohrung der Grabkammer im Gestein
beschäftigt war, konnte gleichzeitig eine zweite Truppe von Arbeitern die
Pyramide darüber errichten. Bei der früheren Bauweise musste erst die
Fertigstellung der Grabkammer abgewartet werden.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
153
AL: Nach Friedrich Hinkel („Die meroitischen Pyramiden“, 325–26)
handelt es sich um zwei getrennte Bauphasen: Die unterirdischen
Arbeiten für die Bestattungsanlage und nach deren Fertigstellung
die oberirdischen Arbeiten an Pyramide und Kapelle. Dies ist an den
Pyramiden von Nuri und Meroe nachzuweisen und für El Kurru ebenso
anzunehmen.
Autor: Hinkel liefert aus Sicht eines Architekten keine bautechnisch
oder archäologisch nachvollziehbaren Gründe für die Existenz zweier
getrennter Bauphasen, außer in dem Fall, in dem er sich auf solche
Grabbauten, die eine überwölbte Grabkammer besitzen, beziehen sollte.
Allerdings gibt Hinkel („The Royal Pyramids of Meroe“, 12) aus meiner
Sicht vollkommen korrekt die Einschätzung, dass die Suprastruktur (d.h.
die Pyramide) in der Regel jeweils vom Nachfolger des verstorbenen
Königs errichtet wurde.56 Da ich seine zeitliche Trennung zwischen dem
Bau der unterirdischen und der oberirdischen Anlage nicht akzeptiere,
muss der Gesamtbau des Grabes in die Pflicht des Thronfolgers fallen—
mit der bemerkenswerten Ausnahme des Grabs von Taharqo.
Im Allgemeinen sind die königlichen Begräbnisse der 3. Zwischenzeit
in ganz Ägypten—bis auf Taharqo—baulich wesentlich bescheidener als
zu früheren Zeiten. Dies kann nicht bloß auf wirtschaftlichen Niedergang
zurückgeführt werden, denn es gibt zur gleichen Zeit Privatgräber,57 die
wesentlich größer sind als gleichzeitige Königsgräber, sondern kann auf
eine Änderung der Sitten hinweisen. Es sieht offenbar so aus, dass man
während der 3. Zwischenzeit dazu überging, das Grab erst mit dem Tod
des Herrschers anzulegen. Was dann für die recht frugalen königlichen
Gräber der libyschen und kuschitischen Herrscher verantwortlich war,
die in der kurzen Zeitspanne von etwa 70 Tagen zwischen Tod und
Bestattung des Königs fertiggestellt werden mussten.
56
57
Ich muss andererseits zugeben, dass beide Schlussfolgerungen Hinkels, sowohl die falsche
wie die richtige, auf derselben architektonisch unhaltbaren Überzeugung beruhen, dass
die Pyramide, die sich bis an den Rand der die unterirdischen Grabkammer erschließenden Treppe erstreckte, erst nach Auffüllung des Treppenweges (nach Bestattung) errichtet werden konnte. Dies kann ich als Berufskollege nur verneinen.
Dazu zu rechnen ist das Grab des Harwa, Majordomus von Amenirdis I., also ein
Zeitgenosse von sowohl Schabako wie auch Schebitko. Dessen unterirdische Grabanlage
übertrifft diejenige der beiden Könige um ein Vielfaches. Dasselbe gilt für die Grabanlage
von Monthemhat zur Zeit Taharqos.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
154
Bányai
Diese Sitte scheint von Taharqo aufgegeben worden zu sein, der als
Usurpator nach Ausfall seines eigenen Sohnes als Thronerben, guten
Grund hatte anzunehmen, dass er von Tanutamun, dem Sohn des von
ihm beseitigten Schabako, kein würdiges Begräbnis erwarten konnte.
Seine in einem zweiten Schritt wesentlich erweiterte Pyramide verrät,
dass er sich als erster (und wohl einziger) Herrscher der 3. Zwischenzeit
damit schon lange zu Lebzeiten befasst hat. Deswegen geriet seine über
zahlreiche Jahre errichtete Pyramide auch zur größten nubischen
Pyramide überhaupt. Es ist allerdings naheliegend, dass im Normalfall
die Erbauer der Gräber das enge Zeitfenster von etwa 70 Tagen bis zur
Bestattung so vernünftig wie möglich ausnutzen mussten. Gleichzeitiges
ober- und unterirdisches Bauen konnte die Bauzeit halbieren. Es gibt keinen Anhaltspunkt, dass man in El Kurru nicht das Naheliegendste tat,
indem man gleichzeitig ober- und unterirdisch baute, sobald dies durch
die Entscheidung zur Aufgabe einer gewölbten Grabkammer und stattdessen Bau der Grabkammer in Tunnelbauweise möglich wurde.
Die Erwägung, dass Bedenken über die Friabilität des Deckengesteins an der
Baustelle Schebitkos zur Entscheidung zugunsten eines Kraggewölbes geführt
hätten, ist unbegründet. Eine Stelle, die solche Probleme aufgewiesen hätte,
wäre als ungeeignet für den Pyramidenbau verworfen worden. Die Gefahr,
dass dadurch die enorme Masse der Pyramide ins Rutschen kommen könnte,
hätte überwogen. Beweis dafür ist die Tatsache, dass nach Schebitko sich kein
weiterer kuschitischer Bauherr mehr für diese Bauweise entschied. Man sollte
davon ausgehen, dass die Baumeister der Pyramide von Schebitko nicht als
erste und letzte vor ein solches Problem gestellt wurden.
AL: Trotz der sehr plausiblen Argumentation von GB müssen auch andere
Elemente des Grabbaus in El Kurru herangezogen werden, die wiederum
für die ursprüngliche Reihenfolge sprechen. Die unterirdische Anlage
von Piye besteht aus nur einem Raum, der mit einem Gewölbe gedeckt
ist, direkt davor endet die Treppe. Das Grab von Schabako besteht genau
betrachtet ebenfalls nur aus einem Raum, der als Höhlung in den Stein
gehauen ist, der letzte Teil der direkt davor endenden Treppe ist jedoch
(anders als bei Piye) nicht frei liegend, sondern als Tunnel im Fels gestaltet.
Erst das Grab des Schebitko besteht tatsächlich aus zwei Räumen: einer
Vorkammer, die aus dem Fels gehauen ist, und der Grabkammer, die durch
ein gemauertes Gewölbe bedeckt ist. Warum man für die Grabkammer
wieder auf ein Gewölbe zurückgegriffen hat, kann neben bautechnischen Gründen (schlechte Gesteinsader) auch in der Einbringung eines
Bestattungsaufbaus liegen: Im Boden der Grabkammer sind Löcher für
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
155
zehn Pfosten vorhanden—ein Befund, der in El Kurru sonst nicht nochmals auftritt. Dunham (El Kurru, 67) hat einen Baldachin vermutet, es
kann sich aber auch um eine andere Konstruktion gehandelt haben, die
möglicherweise nur von oben in die Grabkammer zu stellen war.
Autor: Das Argument der schlechten Gesteinsader sticht meiner
Meinung nach nicht. Wenn man die Gräber von Schabako und Schebitko
vergleicht, stellt man fest, dass die Stärke der über der Grabkammer von
Schabako erhaltenen Deckenplatte aus Naturfels wesentlich größer ist,
als das was man sich am Grab Schebitkos im Idealfall vorstellen könnte
(würde man ihm die ursprüngliche Absicht unterstellen, ähnlich wie
Schabako gebaut haben zu wollen).
Dies liegt daran, dass man bei Schabako die Grabkammer von vornherein wesentlich tiefer angelegt hat. Eine möglichst dicke erhaltene
Decke bestehend aus dem Originalfelsen, war eine Voraussetzung für
die Solidität des Baus und dies konnte nur erreicht werden, indem
man die Grabkammer entsprechend tief darunter baute. Dazu musste
auch die dahin führende Treppenanlage entsprechend tiefer führen.
Die Grabkammer von Schebitko ist jedoch wesentlich weniger tief
unter der Felsoberkante angelegt, weil sie von vornherein ausgeschachtet
wurde. Daher brauchte man keine entsprechende Felsstärke über der
Grabkammer. Der Scheitelpunkt eines Gewölbes durfte bei dieser
Bauweise nämlich über die Felsfläche hinausragen. Dagegen spricht aus
statischer Sicht keine konstruktive Regel. Solange man sich an die antiquierte Baumethode hielt, konnte man zumindest an der Tiefe der auszuschachtenden Teile wertvolle Zeit sparen. Hätte man anfangs das Ziel
verfolgt, eine ähnliche Decke aus Naturfels über der Grabkammer zu
erhalten, wäre man bei Schebitko mit dem Bau ebenfalls tiefer gegangen.
Die Tiefe der Treppenanlage belegt jedoch das Fehlen einer solchen
Absicht von Anbeginn an.
Die Differenz zwischen der Bauweise der Pyramide Schabakos und
derjenigen Piyes und Schebitkos markiert einen technologischen
Durchbruch im Tunnelbau dank Einsatz fortgeschrittener neuer
Werkzeuge. Eine Entwicklung in diese Richtung beobachtet man bereits
an dem zunehmenden Anteil der im Tunnelbau errichteten Bauteile im
Vergleich zu dem der bloß ausgeschachteten Bereiche in der Pyramide
Schebitkos verglichen mit denen im Bau Piyes.58
58
Die Ausschachtung wurde von den Ägyptern seit ältesten Zeiten durch den Einsatz vollkommen anderer Methoden praktiziert.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
156
Bányai
Der ab 705 einsetzende Fortschritt in der Tunnelbauweise brachte eine
große Zeitersparnis gegenüber der früher bevorzugten Ausschachtung.
Daher markiert der Bau der Pyramide von Schabako den Durchbruch der
Tunnelbauweise, wo man diese zum Zeitgewinn für den Gesamtbau einsetzen konnte.
Dieser technologische Durchbruch lief etwa zeitgleich in Assyrien ab
(Nagub Tunnel Asarhaddons) und in Judäa (Schiloam Tunnel von
Hiskija). Seinen Ursprung hatte dieser eisenzeitliche Tunnelbau-Boom in
dem systematischen Einsatz eiserner Spitzhacken bei den ausgedehnten
Kanalbau-Projekten Sanheribs (s. Annalen Sanheribs: Luckenbill, The
Annals of Sennacherib, 98 und 126). Während der vorausgegangenen
Regierung Sargons II. wurden zu einem ähnlichen Zweck noch ausschließlich bronzene Spitzhacken benutzt.59 Als Ausgangspunkt dieses
Trends dürfte Assyrien gelten, wo sich in der Zeit Sargon II. nach Aussage
der assyrischen Archive infolge der erfolgreichen Feldzüge des Königs
enorme Reserven von Eisen angehäuft hatten, die ein Abzwacken des
Metalls durch den Thronfolger für profanere Zwecke erlaubte (Forbes,
Metallurgy in Antiquity, 447).
Eine technologische Entwicklung auf diesem Gebiet bei den Kuschiten
würde bei der herkömmlichen Betrachtung der kuschitischen Chronologie um ein Jahrzehnt derjenigen in den Nachbarländern vorausgehen, den Ländern wo sie allerdings mutmaßlich ihren Ursprung hatte.
Dies ist vollkommen auszuschließen, zumal die Schwelle, an der dieser
technologische Durchbruch im gesamten Orient erfolgte, exakt zwischen
den Regierungen Sargons II. und Sanheribs lag. Den Hinweis, dass es sich
dabei um keine unbegründete Annahme handelt, liefert die innerägyptisch zeitgleiche (jedoch im Vergleich mit dem Rest der Welt zeitversetzte) Entwicklung der Privatgräber von Harwa und Monthemhat.
Man steht als Vertreter der traditionellen Reihenfolge vor dem merkwürdigen
Phänomen, dass man sich zur Zeit Schebitkos für die Rückkehr zur wesentlich ungünstigeren Technologie im Pyramidenbau entschieden haben sollte,
obwohl sie zur Zeit seines Vorgängers Schabakos schon einmal aufgegeben
wurde.
Die Reihenfolge der Pyramiden von el Kurru, die idealerweise von Süden nach
Norden, beginnend mit der Pyramide von Piye, von seinen Nachfolgern hätte
59
Luckenbill, Ancient records of Assyria and Babylonia II, 75. Salmanassar III setzte ein
Jahrhundert zuvor noch bronzene und kupferne (!) Spitzhacken ein (Luckenbill, Ancient
records of Assyria and Babylonia I, 213).
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
Abb. 5
157
Pyramiden von el-Kurru
(aus: Török, The Kingdom of
Kush, fig. 3).
fortgesetzt werden sollen, ist eine weitere Illustration der Probleme, mit denen
die herkömmliche Chronologie beladen ist (Abb. 5). Auf Ku 17 (die Pyramide
von Piye) folgt eine leere Stelle, entstanden, weil sie wohl zur Bebauung ungeeignet schien. Gleich darauf folgen die Pyramiden von Schabako (Ku 15) und
Tanutamun (Ku 16). Das Fehlen der Pyramide von Taharqo an dieser Stelle
muss nicht erklärt werden, jedoch dasjenige der Pyramide von Schebitko, Ku
18, die abseits der Reihe an diametral entgegengesetzter Stelle gegenüber der
Pyramide von Piye entstand.60
Wenn Schebitko (als Nachfolger Schabakos) seine Pyramide an der zu
erwartenden Stelle hätte bauen wollen, so stand ihm diese Stelle noch frei, weil
sie von derjenigen von Tanutamun noch nicht verstellt war. Den Brauch, die
Pyramide des Nachfolgers an der Seite seines Vorgängers zu bauen, kann man
praktisch überall an den el Kurru Pyramiden beobachten, ausgenommen bei
Schebitko.
Ist jedoch Schebitko der unmittelbare Nachfolger von Piye, dann wäre er
der Pharao, dessen Bauleute mit der Problemstelle unmittelbar nördlich der
Pyramide von Piye zu kämpfen hatten. Als sie nach einiger Zeit offenbar
feststellten, dass diese Stelle nicht zu bebauen war, können sie sich entschieden haben, an vollkommen anderer Stelle ihr Glück zu versuchen. Eventuell
an der ersten untersuchten Stelle bei der Pyramide von Piye vorhandene Risse
60
Siehe dazu den Plan der Nekropole von el-Kurru (Abb. 5).
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
158
Bányai
hätten sich weiter nördlich ziehen können und auch einen zweiten Bauversuch
vereitelt. Der später in Nuri dokumentierten Brauch, wieder unter den Ahnen
seinen letzten Ruheplatz zu suchen und so gelegentlich aus der Reihe zu
tanzen, ist in dieser frühen Periode noch nicht belegt und dürfte eigentlich
auch in Nuri erst nach einer sorgfältigen Untersuchung so bestätigt werden.61
Die Bauleute seines Nachfolgers Schabako konnten unter dieser Hypothese
mit etwas mehr Glück wieder an die Pyramidenreihe, angefangen von Piye,
anknüpfen.
Andererseits ist die Reihenfolge der Pferdegräber in el Kurru ohne Bedeutung
für unsere Diskussion zur Reihenfolge der kuschitischen Könige. Lediglich die
zwei mittleren Pferdegrab-Reihen konnten von George A. Reisner anhand der
archäologischen Funde mit Sicherheit identifiziert werden, diejenigen von
Schabako und von Schebitko.62 Die Seitenreihen sind lediglich anhand der
eigenen Ansichten Reisners über diese strittige Reihenfolge bestimmt und
anhand der Tatsache, dass in el Kurru nur noch Piye und Tanutamun begraben
waren. Da in el Kurru keine Präferenz, die Pyramiden in eine ausschließliche
Richtung anlegen zu lassen, beobachtet werden kann, sind die Reihen der
Pferdegräber mit beiden zur Diskussion stehenden Reihenfolgen: SchabakoSchebitko, bzw. Schebitko-Schabako, kompatibel. Lediglich die bisher Piankhy,
bzw. Tanutamun zugeschriebenen Gräberreihen müssen ihre Bezeichnung
vertauschen.
Interessant scheint auch die von Frédéric Payraudeau aufgeworfene Frage,
warum Amenirdis I. die Selbstbezeichnung „Schwester eines Königs“ ausschließlich auf Monumenten, die unter Schabako datieren, trägt.63 Wäre
Schabako Schebitko vorausgegangen, gäbe es keinen nachvollziehbaren
Grund, warum sie unter Schebitko aufgehört hätte, diesen Titel zu tragen.64
61
62
63
64
Hinweis auf eine solche Deutungsmöglichkeit durch AL.
Reisner, „Discovery of the Tombs of the Egyptian XXVth Dynasty“, 252–53: „The second
row was dated by an inscribed amulet to Shabaka and the third by a large number of
similar amulets to Shabataka. Thus the first row is certainly to be dated to Piankhy and
the fourth to Tanutaman.“.
Payraudeau, „Retour sur la succession Shabaqo-Shabataqo“.
Ich muss in Zusammenhang mit den bisher unpublizierten Beweisen von Payraudeau
meinen Versuch, die bereits von Mariette (Karnak, 68) stammende Vermutung, dass
Amenirdis I. die Schwester von Schabako gewesen sei, zu widerlegen, etwas in Frage
stellen. Amenirdis I. ist, laut Payraudeau („Retour sur la succession Shabaqo-Shabataqo“,
118) in Zusammenhang mit Schabako in der Kapelle des Osiris-Nebânkh in Karnak-Nord
(wo nach einer Prüfung im Jahr 2013 der Name Nfr-kꜢ-RꜤ gelesen werden konnte) attestiert. Ebenso erscheint sie in Assoziation mit Schabako auf Blöcken der Kapelle des
Osiris von Koptos (Payraudeau, „Retour sur la succession Shabaqo-Shabataqo“, 118, mit
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
159
GB: According to AL the designation snt nzw, “King’s Sister,” does not
refer to a strict biological brother-sister relation, but it is a generic term
for certain female members of the royal family, which means that, without other sources, we cannot deduce a father-son relationship of Kashta
and Shabako from Amenirdis being a snt nzw of Neferkare (E-mail correspondence in July 2014).
AL: Allerdings gibt es einige Denkmäler, in denen Amenirdis I. als mꜢꜤ
ḫrw bezeichnet ist, und in denen nur die Selbstbezeichnung „Tochter des
Königs“, nicht aber „Schwester des Königs“ auftaucht (z.B. Statuette EA
46699 (Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit III, 277 (21); Osirisstatuette
Kopenhagen AEIN 72 (Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit III, 298–
99 (58)). Das Führen der Verwandtschaftsbezeichnungen folgt keinen
speziellen Regeln, siehe vor allem die Kapelle in Medinet Habu, in der
an einigen Stellen sowohl Tochter als auch Schwester des Königs genannt
sind, an anderen nur Tochter des Königs (gut zu überblicken in Koch, „Die
den Amun mit ihrer Stimme zufriedenstellen“, 140–43).
KJW: Die Gottesgemahlin Amenirdis I. ist unstrittig die Tochter des
Kaschta. Sie wird einmal als Schwester des Königs Schabako bezeichnet
(Mariette, Karnak, pl. 45, d; heute leider nicht mehr nachprüfbar), und
diese verwandtschaftliche Beziehung lässt sich inzwischen durch noch
unpublizierte Inschriften aus Karnak bestätigen (Payraudeau brieflich
an Bányai). Daraus folgt, dass Schabako auch ein Sohn des Kaschta war.
Schebitko, laut Manetho der Sohn des Schabako, war dagegen mit einer
Tochter des Piye, des Nachfolgers von Kaschta, verheiratet (Statue Kairo
JE 49157, s. Lefebvre, „Le grand prêtre d’Amon, Harmakhis“, 29). Daraus
ergibt sich natürlich kein schlüssiger Beweis, aber es deutet klar darauf
hin, dass Schabako eine Generation vor Schebitku anzusetzen ist, wie das
ja auch Manetho ausdrücklich sagt.
Autor: Würde man konsequent Könige nach deren Generationszugehörigkeit ordnen, müssten Eje und Haremhab (und vielleicht auch
noch Ramses I.) vor Tutanchamun regiert haben.
Bezug zu Guillou [Recherches sur le programme décoratif, 27–29]) und in der Inschrift im
Wadi Hammamat aus dem Jahr 12 des Königs. Eine Alternative bietet AL, die Bezeichnung
Königsschwester bzw. Königsbruder nicht wortwörtlich aufzufassen.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
160
Bányai
Übernimmt man den Standpunkt von AL, dass Amenirdis keine leibliche Schwester Schabakos gewesen wäre (den ich in der Zwischenzeit präferiere), dann wäre die Generationenfrage wiederum hinfällig.
Politische Kontakte zwischen Schabako und Sanherib?
Die Aussage Sargons II., wonach vor 707–706 weder er noch einer seiner
Vorgänger je von einem kuschitischen König kontaktiert worden sei, bietet den Ausgangspunkt jeder Diskussion der von Austen Layard entdeckten
Tonbullen mit dem Siegel Schabakos im Palast Sanheribs in Ninive. Unter den
von Layard gefundenen 500 Tonbullen im Raum LXI des Palasts Sanheribs
gehören nicht weniger als drei Siegel-Abdrücke Schabako: EA 84884, EA 84527,
BM 1881,0204.352.
HN: vgl. dazu Herbordt, Neuassyrische Glyptik des 8.–7. Jh. v. Chr., 120–
21 (mit dem Satz S. 121: „Ab dem Neuen Reich wurden Skarabäen mit
dem Namen des ägyptischen Königs in Massen produziert und von
Privatpersonen verwendet, so dass die Bedeutung des Siegelabdrucks in
Ninive nicht unbedingt offiziell sein muss.“ !!!)
Autor: Diese Feststellung stellt eine Vereinfachung des Befunds dar. Eine
etwas genauere Darstellung des Phänomens ist, dass ab dem Neuen Reich
reichlich zeitversetzt (!!!) besonders volkstümliche pharaonische Namen
in offenbar inoffizieller Verwendung auftauchen (so z.B. solche mit dem
Namen Thutmosis III.). Jedoch reduziert die Tatsache, dass die einzigen
zwei ägyptischen Siegelabdrücke, gefunden im Raum LXI des Palasts
Sanheribs (EA 84526), Schebitko (oder Piye) und Schabako in einem für
diese Pharaonen zweifellos zeitgenössischen Kontext nennen, diese verallgemeinernde Feststellung auf das notwendige Maß.
EA 84884 wird widersprüchlich von Layard als „affixed by the Egyptians to
public documents“, von Raphael Giveon hingegen als „jar-stopper“ und von
Suzanne Herbordt „auf einem Sackverschluss“ angebracht bezeichnet.65 Trotz
erkennbarer Fehler in der Diskussion dieser Bulla durch Giveon, ist eine
Zweckbestimmung der Bulla erst anhand eines vom British Museum angeforderten Fotos der Rückseite (das unter den Teilnehmern an dem Runden Tisch
65
Layard, Discoveries in the ruins of Nineveh and Babylon, 132. Giveon, Egyptian scarabs,
166–68. Herbordt, Neuassyrische Glyptik des 8.–7. Jh. v. Chr., 120–21.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
161
Abb. 6
Rückseite der Bulla EA 84527:
vollkommen ebene und glatte
Oberfläche der gegen den
versiegelten Gegenstand
gepressten Partien und
Schnurabdruck (© Trustees of
the British Museum, Museum
Nr. EA 84527).
anschließend zirkuliert wurde) möglich geworden. Das Foto beweist, dass
Herbordt vollkommen recht mit Ihrer Bezeichnung dieser einzelnen Bulle als
Sackverschluss hatte.
Nichtsdestoweniger muss man teilweise Layard Recht geben: EA 84527
(Abb. 6), welches vom British Museum als „Back shows mark, otherwise
smooth“ beschrieben wird, stellt sich bei näherem Hinsehen als ein tatsächliches Dokumenten-Siegel heraus, das an einem Papyrus angebracht war.
Obwohl es vom Museum weiterhin irrtümlich, in der Folge von Giveon als
„jar-stopper“ bezeichnet wird, gibt es zu dieser Zweckbestimmung keinen
Anhaltspunkt.
Mein auf dem Foto basierender Eindruck ist, dass die Rückseite von
EA 84527 den Abdruck von fein satiniertem Papyrus erhalten hat, zudem
scheint der Gegenstand, gegen den die Bulla gepresst wurde, eine vollkommen ebene Fläche geboten zu haben, typisch u.a. für die flache Faltung von
Papyrusverträgen.
Abgesehen von der optischen Untersuchung von EA 84527 durch Layard
spricht für die Zugehörigkeit dieses Funds zu einem Papyrusarchiv die
Tatsache, dass die Seitenwand des Raums, wo die Bulla zusammen mit über
500 anderen gefunden wurde, in Nischen aufgeteilt war, die offenbar zur
Aufbewahrung von Papyri vorgesehen waren.66
66
Siehe hierzu Veenhof, „Cuneiform Archives“, 2: „One of the archival rooms (no. 61) of
Sennacherib’s ‘palace without rival’ still contained many sealed bullae, but the papyri to
which they originally had been affixed, originating from Syria, Palestine and Egypt, had
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
162
Bányai
Hiermit liegt ein wichtiges Beweismittel für die Umkehrung der Reihenfolge
Schabako-Schebitko vor. Es liefert nämlich den Beweis einer Korrespondenz
zwischen Schabako und dem assyrischen Hof. Laut Sargon II. ist allerdings
Schebitko der erste König von Meluḫḫa, welcher überhaupt einem assyrischen
König schrieb. Nur die Umkehrung der Reihenfolge Schabako-Schebitko kann
den archäologischen Befund mit der Aussage Sargons II. in Einklang bringen.
AIB: Leider ist die Art der Verschlüsse EA 84527 und BM 1881,0204.352 nicht
mit vollständiger Sicherheit zu bestimmen, da die bisherigen Bearbeiter
keine Identifizierung bzw. ausreichende Informationen zur Bestimmung
anbieten. Insofern bleibt hier immer ein Spielraum zur Diskussion.
Die sicherlich korrekte Beobachtung, dass einige Bullae: darunter EA 84884 (ein
Beutelverschluss), bzw. einer der damit assoziierten assyrischen Beamtensiegel
(Knaufverschluss an einer Holzkiste) nicht unmittelbar an Dokumenten angebracht waren, könnte, mit dem Hinweis auf die in Assyrien recht häufige archivarische Aufbewahrung von (Ton)Dokumenten in Assoziation mit ihrer (Ton)
Hülle eine einfache Erklärung erhalten. Die Verpackungen: Beutel, Holzkiste,
können in Analogie damit in Zusammenhang mit der Papyruskorrespondenz
aufbewahrt worden sein.67
67
disintegrated.“. Mit Anm. 5: „A.H. Layard, Discoveries in Nineveh and Babylon (London,
1853), 153 f. 460 f., on room no. 61, with a wall provided with niches where the papyri most
probably were kept. G. Goossens, RA 46 (1952), 104. note 1, uses the term ‘chancellerie
araméenne’.“
Die Bezeichnung dieses Archivs durch Goossens als “aramäische Kanzlei” ebenso wie der
stetige Hinweis Veenhofs auf Papyri wird nachvollziehbar, wenn man berücksichtigt, dass
nicht nur die Korrespondenz Ägyptens mit Assyrien, sondern diejenige des gesamten
von Assyrien kontrollierten Westens (wobei noch Unklarheit über Zypern und Teile
Anatoliens herrscht), also der alphabetisch schreibenden Staaten, von diesen ausschließlich auf Papyrus abgewickelt wurde.
Das bevorzugte Schreibmedium in Zusammenhang mit der alphabetischen Schrift ist
der Papyrus. Der ägyptische Begriff für Tinte scheint etwa zeitgleich mit der Einführung
des semitischen Protoalphabets, also während des Ägyptischen Mittleren Reichs in
Palästina übernommen worden zu sein. Hierzu Quack, „Medien der Alltagskultur in
Ägypten“, 250.
HN: Hierzu und zum Folgenden s. Herbordt, Neuassyrische Glyptik des 8.–7. Jh. v. Chr., 120–
21: „Dieser Skarabäus ist dreimal auf Tonverschlüssen aus Ninive anzutreffen. In einem
Fall tritt er auf einem Sackverschluß zusammen mit dem Abdruck eines assyrischen
Siegels auf. Das assyrische Siegel ist wiederum alleine auf sechs weiteren Tonverschlüssen
aus dem Süd-Westpalast vorhanden, und zwar nicht nur auf Sackverschlüssen, sondern
auch auf Kasten- und Kistenverschlüssen.“.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
163
Besonders faszinierend bleibt nach wie vor die Bulla EA 84884, durch die
Verbindung eines Siegels von Schabako mit einem assyrischen Beamtensiegel
(Abb. 7). Dies erlaubt allerdings nur die Formulierung von Fragen, welche die
zukünftige Forschung beantworten könnte.
Das assyrische Stempelsiegel, dessen Abdruck sich auf Bulla Nr. 84884 an
der Seite des Siegels von Schabako befindet, kehrt unabhängig auf weiteren 6 Bullen wieder. Der Stempel ist kein königlicher, sondern ein BeamtenStempelsiegel (Abb. 8).68 Die Tatsache, dass sein Besitzer offenbar in Kontakt
mit Schabako treten konnte, erlaubt mir, ihn unter den niederen assyrischen
Provinzfürsten in Syrien-Palästina, also in relativer Nähe zu Ägypten, zu
vermuten.
Ein sehr ähnliches Siegel neo-assyrischen Typs, jedoch offenbar provinzialer Produktion (die Verarbeitung ist wesentlich gröber, dadurch ist auch
die Fähigkeit, wesentliche Details des assyrischen Prototyps wiederzugeben,
verlorengegangen) hat Ephraim Stern in unstratifiziertem Zusammenhang
in Dor (Abb. 9) ausgegraben.69 Die Ähnlichkeit mit dem assyrischen Siegel
auf EA 84884 ist auffällig, obwohl nach der vergleichenden Betrachtung der
Abb. 7
Der Siegelabdruck Schabakos (EA 84884) mit
assyrischem Begleitsiegel gefunden in Ninive
(aus: Layard, Discoveries in the ruins of
Nineveh and Babylon, 173).
68
69
Autor: Zeger (Siegel und Siegelabdrücke, 52–53) und Foster („Some Middle Kingdom
Sealing Types“, 132–33) haben auf die Verwendung von Kisten mit ähnlichen Pflockverschlüssen wie in der Rekonstruktion von Herbordt, in Ezbet Helmi und Mirgissa als
Massenprodukt hingewiesen. Laut Zeger ist „die Art der Truhen, die zum Beispiel in den
Gräbern von Tutanchamun oder von Yuya und Tuya gefunden wurden, [sind] mit ihren
kurzen knaufartigen Pflöcken nicht für solche Verschlüsse (wie in Ezbet Helmi gefunden)
geeignet.“. Eine verbindliche Aussage zum Zweck dieser Kisten ist leider nicht möglich.
Millard, „The Assyrian Royal Seal Type Again“.
Keel, Corpus der Stempelsiegel-Amulette aus Palästina/Israel, 462–63 DOR Nr. 3.; Keel und
Uehlinger, Göttinnen, Götter und Gottessymbole, Nr. 288c.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
164
Bányai
Abb. 8
Abb. 9
Siegelabdrücke des assyrischen Begleitsiegels.
(aus: Mitchell und Searight, Catalogue of
the Western Asiatic Seals in the British
Museum, 38).
Neo-Assyrisches Siegel aus Dor. (aus:
Keel, Corpus der Stempelsiegel-Amulette
aus Palästina/Israel, 462–63, DOR
Nr. 3—mit freundlicher Genehmigung von
Prof. Keel).
Siegel nun Deutungsänderungen notwendig sind. So ist die unerklärliche
ovale Aussparung oberhalb der Anbetungsszene im Abdruck von EA 84884
et al. durch das Siegel von Dor plausibel als ein Mondsymbol erklärt, welches
allerdings in den älteren assyrischen Siegeln zu tief eingeschnitten war, um
als solches gänzlich erkennbar zu werden. Umgekehrt müssen die bisher als
weiblich betrachteten Figuren auf dem Siegel von Dor durch die wesentlich
feinere Gravur der assyrischen Siegel als männlich umgedeutet werden. Position, Gestik, Proportion der dargestellten Figuren, die gesamte
Ikonographie der assyrischen Siegel sind allerdings mit derjenigen des provinziellen neo-assyrischen aus Dor vollkommen identisch.70
Wir müssen selbstverständlich von vornherein ausschließen, dass dieses genau eines der Siegel wäre, die auf den Bullae abgedrückt wurden. Es
70
Ich habe diesbezüglich den Kontakt zu Prof. Keel gesucht, der keinen grundsätzlichen
Einwand dagegen brachte.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
165
dürfte jedoch zu einem Siegelset desselben Besitzers gehört haben. Dies ist
möglicherweise eine provinziale Anfertigung gewesen, erzeugt nach der
Abtretung von Dor an Tyros im Jahre 676 v.u.Z.
HN: Dies auf der Grundlage einer Siegelähnlichkeit (nicht –identität!)
mit üblicher Ikonographie zu postulieren, erscheint mir reichlich gewagt.
Autor: Es handelt sich um ein für Palästina singuläres Siegel. Der Versuch
einer Imitation kann von der Proportion bis hin zur relativen Position
aller Bildelemente zueinander verfolgt werden. Es gibt bisher ein einziges neo-assyrisches Rollsiegel aus Netanya—das von Bel-ašarad—das
ikonographisch in die Nähe des Bildprogramms unseres Stempelsiegels
kommt: die gleiche Götterfigur, die allerdings auf einem knienden
Stier (?) steht, ihr gegenüber stehen zwei sie anbetende Figuren, in der
Mitte dazwischen ist ein Halbmond zu sehen (Tadmor und Tadmor, „The
Seal of Bel-ašaredu, Majordomo“, Pl. VI: 1,2).
Es ist zudem mehr als nur eine zufällige oberflächliche Ähnlichkeit
zwischen irgendeinem beliebigen Siegel in Dor und in Ninive. Die Pfade
ihrer Besitzer haben sich mit Sicherheit sowohl zeitlich wie auch regional
irgendwie überschnitten.
Der Besitzer des assyrischen Beamtensiegels in Ninive stand in
Verbindung mit Schabako: Dies legt nahe, dass er zumindest einmal nach
Palästina verschlagen wurde, wo ein solches Zusammentreffen stattfinden konnte. Die relativ kurze Periode, in der sich Dor unter assyrischer
Kontrolle befand, deckt sich andererseits mit der Periode Schabakos.
Dor ist—obwohl darüber wegen der schmalen Beweislage Uneinigkeit besteht—
wahrscheinlich Hauptstadt einer eigenständigen assyrischen Provinz gewesen.71
Die Fragestellung lautet: Wo wurde der Kontakt zwischen Schabako und
dem assyrischen Beamten hergestellt? Dies könnte, wie Kahn privat angeregt
hat, leicht mittels einer XRF- und petrographischen Untersuchung geklärt
werden.
Sollte der Ton der Bulla EA 84884 sich infolge einer solchen Untersuchung
als palästinensischer Herkunft herausstellen, würde dies mit Sicherheit auf
71
Eine Gesamtdarstellung bei Na´aman, „Was Dor the Capital of an Assyrian Province?“. Das
Jahr 676, als es an Tyros abgetreten wurde, stellt sicherlich die untere zeitliche Grenze für
eine unabhängige Korrespondenz zwischen Ninive und dem assyrischen Statthalter von
Dor dar.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
166
Bányai
ägyptische, bzw. kuschitische Geländegewinne in Palästina hinweisen. Solche
Grenzänderungen zwischen Assyrien und Ägypten sind mit der Regierungszeit
Sargons II., mit dem man die Periode von Schabako nach herkömmlicher
Chronologie verbindet, nicht denkbar. Der einzige Zusammenstoß Sargons mit
Ägypten erfolgte 720 nämlich weit südlich davon, während der Unterdrückung
des Aufstands von Hanunu von Gaza. Der ägyptische Einfluss z.Z. Sargons, bis
720, dürfte also nicht über Gaza hinaus gereicht haben.72
72
Nach der Chronologie Kahns („The Inscription of Sargon II at Tang-i Var“, 18), die vermutlich plausibelste konventionelle Chronologie der Periode seit dem Auftauchen der Tang-I
Var Inschrift, würde sich Schabako (in seinem 2. Regierungsjahr) erst 720 in Unterägypten
gegen Bokchoris durchsetzen. Da 720 dann zugleich das Jahr der (nota bene!) ägyptischen
Niederlage bei Raphia ist, wäre es fragwürdig, worauf sich seine Präsenz in Palästina
begründen soll.
Die einzige Schlacht dieser Kampagne Sargons II. wurde nach den historischen Texten
bei Raphia, südlich von Gaza geschlagen. Da sich ausweislich seiner Annalen kein weiterer Stadtstaat nördlich von Gaza der Revolte 720 angeschlossen habe, weder Aschkelon
noch Aschdod, kann die als Gabbutunu bezeichnete Stadt in den nun verlorenen Reliefs
des Palasts Sargons nicht mit dem biblisch überlieferten Gibbethon identifiziert werden.
Das zwischen Gaza und Gibbethon liegende Aschkelon, welches sich dieser Rebellion
nicht anschloss, muss ab 734, dank der Liste der unterworfenen levantinischen Herrscher
von Tiglat-pileser, als ein unabhängiger Staat unter einem eigenen Fürsten, Mitinti von
Aschkelon gelten.
DK: Sargon had to quell rebellions from Hamat in the north up to Gaza in the south in
720 BCE.
Stattdessen muss man eine, wie auf den Reliefs dargestellt, bloß durch einen Fluss (wohl
dem bekannten Bach von Ägypten) von Raphia getrennte Stadt annehmen. Dafür sprachen sich aus: Schmitt, „Gabbutunu“ (der ein entsprechendes römerzeitliches Toponym
in der Nähe von Raphia nachweisen konnte); Na´aman, Ancient Israel and Its Neighbours,
168; und Franklin, „A Room with a View“, 268–69.
Das ebenfalls auf den Reliefs dargestellte Amqaruna—identifiziert von el-Amin als
Ekron—muss nicht mit den Ereignissen von 720 assoziiert werden. Die Reliefs sind zwar
nach einem geographischen Ordnungsprinzip aufgebaut, spiegeln jedoch nicht unbedingt eine einzige bestimmte Kampagne Sargons wider. Mit Amqaruna assoziieren dieselben Reliefs jedoch keine ägyptischen Krieger.
Von Bedeutung ist auch, dass Gaza in den späteren Inschriften Sargons nach 720 nicht
mehr als feindlich bezeichnet wird. ND 2765 [HN: = SAA I, 110] zum Beispiel, ein Brief
geschrieben entweder 716 oder 715 („Tribut“ in Form von Pferden ist u.a. von Ägypten
erwähnt, was in den Annalen nur für die Jahre 716–715 bezeugt ist), erwähnt auch Tribut
aus Gaza. Während des Jamani Vorfalls, 712, dürfte es auch zu keiner Ausdehnung des
ägyptischen Einflusses gekommen sein. Dafür existieren keine Hinweise.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
167
Bis dahin kann ich daher die Rekonstruktion einer Grenzziehung zwischen
den Provinzen Dor und Aschkelon nur unter dem Vorbehalt einer späteren
Bestätigung vorschlagen.
Asarhaddons Fragen an Schamasch,73 vor seinem Feldzug von 679,
zum möglichen Ausgang eines Zusammenstoßes mit den Kuschiten bei
Aschkelon zeigen, dass diese Gegend südlich des Yarkon, 679, nicht mehr
unter assyrischer Kontrolle stand.74 Stattdessen wurde Aschkelon von
Asarhaddon als feindliches Gebiet, wo es bereits zum Zusammenstoß mit den
Kuschiten kommen könnte, betrachtet. Jaffa, das auf einer Eroberungsliste
Schabakos erscheint, gehörte laut Sanheribs Bericht des 3. Feldzugs (701)
zum Königreich von Aschkelon.75 Daran grenzte unmittelbar das Gebiet der
assyrischen Provinz Dor.
Der Verlust dieser Gebiete oberhalb des Yarkon an die Kuschiten dürfte
daher irgendwann vor 679 erfolgt sein. Weil die Annalen Sanheribs keine
Aussagen zu irgendwelchen Spannungen im Osten machen, dürfte der früheste Zeitpunkt für den Gebietsverlust in der Levante mit dem Jahr 689, mit dem
die Annalen Sanheribs abschließen, besser eingekreist sein.
HN: Vgl. aber Frahm, Reallexikon für Assyriologie XII, 18 „Für die politische
Geschichte der Jahre 688–681 stehen nur wenige Quellen zur Verfügung,
doch scheint es, als habe es während dieser Zeit keine auswärtige Macht
73
74
75
Starr, Queries to the Sungod, 94–101. Eph´al, „On Warfare and Military Control“, 98: „queries to Shamash, the oracle god, inquiring about the possibility to wage war against the
Egyptian army in the vicinity of Ashkelon, should also be connected to Esarhaddon’s
preparations for a campaign in Southern Philistia during the course of which the city of
Arzâ, near the Brook-of-Egypt (Nahal Musur) was captured.“.
Diese Datierung der Kampagne, die deutlich nur der Wiederherstellung der Grenze mit
Ägypten galt, wird von Kahn, „Taharqa, King of Kush and the Assyrians“, 110 und Eph´al,
„On Warfare and Military Control“, 98 unterstützt. Nach seiner Niederlage 673 in Ägypten
wurde Asarhaddon gezwungen, seine aufständischen Vasallen in Aschkelon und Tyros
erneut zu unterwerfen (Nahr el-Kelb). Seine Anfragen an Schamasch in Zusammenhang
mit Aschkelon erwähnen allerdings an keiner Stelle Tyros. Nach 673 (infolge der
Schenkung der Provinz Dor an Tyros) bildeten die Territorien von Tyros und Aschkelon
jedoch eine zusammenhängende Landmasse. Wären die Anfragen an Schamasch nach
673 statt 679 entstanden, bliebe zu erklären, warum Asarhaddon erst in Aschkelon mit
den Kuschiten rechnete. Es dürfte deswegen kein Zusammenhang der Götterbefragung
mit den Ereignissen nach 673 bestehen.
Sanherib: „In the course of my campaign, Beth-Dagon, Joppa, Banaibarka, Asuru, cities of
Sidika (of Ashkelon), who had not speedily bowed in submission at my feet, I besieged,
I conquered, I carried of their spoil.“ (Luckenbill, The Annals of Sennacherib, 31).
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
168
Bányai
gewagt, die von S.[anherib] etablierte pax assyriaca ernsthaft herauszufordern.“; d.h. von einem Gebietsverlust wissen wir nichts—er ist auch
nicht anzunehmen. Gegenteilige Annahmen bedürfen m.E. einer besseren Quellengrundlage.
Autor: Ich tue mich schwer, auch nur einen einzigen Fall in der assyrischen Geschichte zu nennen, in dem ein assyrischer Gebietsverlust, außer
retrospektiv, nachdem der assyrische König oder einer seiner Nachfolger
zurückgeschlagen hatte, in den assyrischen Annalen verzeichnet wurde.
Wozu denn auch? Sämtliche historischen Schautafel wurden aufgestellt
um die Siege des Königs zu zelebrieren und nicht um seine Niederlagen
zu kommemorieren.
Wir wissen dennoch indirekt darüber, weil Asarhaddon in seinen
Fragen an Schamasch Aschkelon wie ein Fremdgebiet behandelt, in dem
feindliche Truppenbewegungen unkontrolliert stattfinden können. Man
sollte auch fragen, warum Asarhaddon 679 eine Kampagne führen sollte,
die praktisch gesehen schon auf assyrischem Gebiet endete. Der einzige
erzielte Geländegewinn ist (wenn man von einer Grenzverschiebung
unter Sanherib keine Kenntnis nehmen will) Jurza/Arza unmittelbar auf
der anderen Seite der Grenze Assyriens mit Ägypten, wie diese seit
Sargon II. bestand. Solch ein bescheidenes Kriegsziel stellte normalerweise
keinen Grund dafür dar, dass ein assyrischer König selbst eine Kampagne
anführte. Das hätten, wenn es der einzige Zweck des Kriegszugs gewesen
wäre, seine örtlichen Statthalter alleine ausführen können.
Klare Zeichen für einen Abfall Aschkelons von Assyrien liefert übrigens
auch die Absetzung des bisherigen Königs von Aschkelon, Šarru-lu-darri
im Jahre 679 infolge des gleichen Feldzugs (Kahn „Taharqa, King of Kush
and the Assyrians“, 110, 120). Das sind Zeichen für vorausgegangene assyrische Gebietsverluste, die am ehesten zwischen 689 (das Ende der AnnalenEinträge Sanheribs) und 681 stattgefunden haben. Der beste Zeitpunkt,
solche assyrischen Gebietsverluste anzusetzen, wäre nach 689, als
Sanherib die Lust auf militärische Unternehmungen für den Rest seiner
Regierungszeit offenbar verloren hatte. Da Taharqo zwischen 689–684
sich kaum selbst (vor seiner ersten Erscheinung in Memphis, als er dort
gekrönt wurde) an den entsprechenden kuschitischen Unternehmungen
beteiligt haben dürfte, muss man da an seinen Vorgänger denken, je nach
chronologischem Ansatz: Schabako oder Schebitko.
Es gibt Hinweise auf Gebietsgewinne in der Levante zur Zeit Schabakos.
Obwohl man nicht von einer eins zu eins Umsetzbarkeit stereotyper Listen in
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
169
konkrete geographische Aussagen ausgehen kann, muss man betonen, dass das
Phänomen der stereotypen Eroberungslisten in der Regel häufig tatsächliche
Eroberungen begleitet.76 Ein Gedenkskarabäus Schabakos77 wie auch seine
in Luxor gefundenen Reste einer Fremdvölkerliste78 feiern einen „Triumph“
des Pharaos über die nördlichen Fremdländer (darunter Y-p-w/Jaffa, K-n-t-w/
Gat, Rw-tn/Lod). Auch der Siegeltext Schabakos in Ninive, wie er anhand von
E.A. Wallis Budge rekonstruiert werden kann, lautet sehr kriegerisch: „Ich habe
Dir gegeben [alle Fremdländer]“.79
AIB: Die Ergänzung der Inschrift erfolgte nach BM 1881,0204.352, das den
Abdruck vollständiger überliefert als die beiden anderen Verschlüsse:
ḏ( j).n=j n=k ḫꜢs.wt nb[wt . . .]. (Vgl. die Umzeichnung in der Datenbank
des British Museum:
http://www.britishmuseum.org/research/collection_online/collection_object_details.aspx?objectId=370455&partId=1&searchText=1881,02
04.352&page=1, 09.12.2014)
Derartige stereotyp vorkommenden Dedikationsformeln gehören seit
der 3. Dynastie zur Darstellung des Königs und sind in keiner Weise historisch ausdeutbar. Sie beziehen sich auf die göttlichen Gaben, auf die sich
das ägyptische Königtum gründet; in diesem Fall auf die Zuweisung des
76
77
78
79
Kitchen, „Egyptian New-Kingdom Topographical Lists“, 131. Z.B. die kürzeren Listen
Amenophis II. und Haremhabs, die lediglich Auszüge aus den längeren Listen Tuthmosis
III. darstellen.
„. . . Er hat diejenigen, die gegen ihn rebelliert haben sowohl im Süden als auch im Norden,
und in jedem Fremdland abgeschlachtet. Die Sand-Bewohner sind vor ihm schwach
geworden, fallen aus Angst vor ihm—sie kommen aus eigenem Antrieb als Gefangene
und jeder von ihnen hat seinen Genossen gefangen genommen . . .“ (Giveon, The impact
of Egypt on Canaan, 131).
Wenn man dieser stereotypen Liste Schabakos jeglichen Aussagewert abstreitet, dann
doch umso mehr der Eroberungsliste Taharqos. Auf einer Statuenbasis von Taharqo
(Cairo CG 770 = JE 2096 in Borchardt, Statuen und Statuetten, 81–82 §770) im Vorhof
des Mut-Tempels in Karnak werden aufgezählt: Sngr, Naharin, Hatti, Arzawa, Tunip und
Qadesch. Dasselbe könnte für die vage Auflistung Taharqos der Fnḫ.w, Šasu in Sanam
gelten. Andererseits sind kurzfristige kuschitische Geländegewinne in der Levante allzu
deutlich, so dass man solche Listen als hyperbolischen Hinweis auf tatsächliche Erfolge
bewerten muss.
AIB: Zur historischen Inschrift in Sanam, siehe nun die erstmalig vollständige Bearbeitung
und Übersetzung des Textes bei Pope, The Double Kingdom under Taharqo, 58–145.
Hinweis auf Budge in Ritner, The Libyan Anarchy, 499, N.2, kann aufgrund der fehlerhaften Quellenangabe nicht direkt geprüft werden.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
170
Bányai
Herrschaftsterritoriums. Vgl. hierzu Blöbaum, „Denn ich bin ein König, der
die Maat liebt“, 257–63.
Den faktischen Hintergrund der Ansprüche Schabakos in Asien belegt u.a. der
Vertrag über den Verkauf eines asiatischen Sklaven aus Gaza (Monthertais,
der Ḳḏwḏ80 des Nordens, d.h. Gaza) in dessen 10. Regierungsjahr (nach meiner
Rekonstruktion 689, das Jahr, in dem Sanherib am anderen Ende seines
Imperiums mit der Eroberung Babylons beschäftigt war).81 Ab diesem Jahr,
in dem auch der Verkauf des Sklaven aus Gaza erfolgte, ist eine sogenannte
kuschitische Eidesformel in zivilen Verträgen erstmals bezeugt: „So wie Amun
lebt und der Pharaoh lebt, so soll er gesund sein und soll Amun ihm den Sieg
verleihen.“.82 Sie belegt eine fortgesetzte militärische Tätigkeit der Kuschiten
zwischen dem 10. Jahr von Schabako und dem 3. Jahr von Taharqo im Norden.
Die Floskel bezüglich des Sieges wurde erst unter Schabako der Eidesformel
hinzugefügt. Zur Zeit Piyes gehörte sie nachweislich noch nicht dazu.83 Dies
ist auch die ungefähre Periode, in der Assyrien die Kontrolle über die Region
südlich des Yarkons verlor. Man kann sich kaum vorstellen, dass diese Devise
mehrere Jahrzehnte lang im Gebrauch gewesen sein konnte (auch durch die
Regierungszeit Schebitkos hindurch)—zumal sie höchstwahrscheinlich an
bestimmte historische Voraussetzungen gekoppelt war.84 Nach meiner eigenen chronologischen Rekonstruktion hätte diese Devise lediglich 3 Jahre lang
durchgängig als Eidesformel in kuschitischen zivilen Verträgen Gebrauch
gefunden.85 Sie könnte später natürlich anlassbedingt wieder aufgenommen
worden sein.
80
81
82
83
84
85
Ḳḏwḏ könnte durchaus eine alternative Schreibform des Namens Gaza sein, bei Herodot
II, 159 und III, 5, Kaditis genannt. Quaegebeur, „A propos de l’identification de la ,Kadytis‘ “,
266–68, erklärt das seit Ende des Neuen Reiches vorkommende Wort, Ḳḏwḏ, der gerne
auch als Name verwendet wurde, als eine Herkunftsbezeichnung „der von Gaza“.
P. Louvre E 3228 e. Menu, „Cessions de services et engagements“, 76–77.
Erste Attestierung in P. Louvre E 3228e aus dem Jahr 10 von Schabako und später in 3228b
aus Jahr 13 (dito) und 3228d aus dem Jahr 3 von Taharqo (laut meiner Rekonstruktion
identisch mit Jahr 13 von Schabako). Donker van Heel, „Papyrus Louvre E 7856 verso and
recto“, 80 §VI und N. 15–17; Menu, Recherches sur l’histoire juridique, 331–43.
Vleeming, „The sale of a slave in the time of pharaoh Py“, 10–11 und S.14–15, N. 48. Papyrus
Leiden1942/5.15 ll. 5–6.
Redford, Egypt, Canaan, and Israel, 353, N. 164, möchte gerne das Auftauchen dieser
Formel unter Schabako an die Schlacht von Eltekeh knüpfen, was allerdings, insbesondere unter den Folgen der Tang-i Var Inschrift, überhaupt nicht mehr möglich ist.
Der Zeitabstand würde bei Annahme einer Überlappung zwischen den Regierungszeiten
Schabakos und Taharqos 3 Jahre betragen, bei Verzicht auf eine solche Überlappung ca. 7
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
171
Die politische Geographie—sprich: die Teilung Palästinas zur Zeit
Schabakos und in der frühen Regierungszeit Taharqos—entspricht eher der
Situation der späteren Zeit Sanheribs und nicht, wie zu erwarten, derjenigen
zur Zeit Sargons II. Die Untersuchung der Bulla EA 84884 könnte sicherlich
mehr Klarheit in diese Angelegenheit bringen.
Damit ist—aus meiner Sicht—der Eindruck nicht abzuwehren, dass nicht
die Umkehrung der traditionellen Reihenfolge, sondern diese Reihenfolge selber eine Rechtfertigung nötig hätte.
GB: In my opinion the text on Horemakhet’s statue CG 42204 and the
evidence from the architectonic characteristics of the El Kurru pyramids,
together and complementary to each-other, unmistakably point to the
sequence Shebitku—Shabako, and consequently may be considered to
provide the decisive proof for that sequence. In addition we have the
arguments advanced by Bányai, and there is also other incidental evidence suggesting that the traditional sequence of kings is questionable.
Such are:
(i) Whereas Shepenupet I features together with Shebitku in the
chapel of Osiris Heqa-Djet in Karnak, there is at present no provable connection between her and Shabako, who more than once
is attested together with Amenirdis I. This suggests that
Shepenupet was not longer alive in Shabako’s reign;
(ii) From inscriptions on the small temple of Medinet Habu it
appears that the building of a new pylon that was begun during
the reign of Shabako, was completed under Taharqa, whereas not
any building activity of Shebitku is attested here;
(iii) In the conventional chronology Tanutamun outlived his father
Shabako by some 50 years;
(iv) The chronological arrangement of the Old Kingdom Royal
throne-names of the Kushite kings (put forward by CJ in the
Münster discussion): Snfr(w)-RꜤ (archaising later throne-name of
Piye, related to the 4th Dynasty), Ḏd-kꜢ(.w)-RꜤ (Shebitku, related
to the 5th Dynasty), Nfr-kꜢ-RꜤ (Shabako, related to the 6th
Dynasty);
(v) According to Kahn (“Tirhakah, King of Kush and Sennacherib,”
25 and n. 28) Piye and Shebitku were crowned in Thebes, as their
epithet ḫꜤ m wꜢs, “appearing in Thebes,” conveys, whereas that
epithet is not attested for Shabako, or other rulers of the dynasty;
Jahre, was ebenfalls vertretbar erscheint.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
172
Bányai
(vi) Finally we have the Nile Level Records (NLR) on the quay wall
of the temple of Amun at Karnak, from which information about
the sequence of Shabako and Shebitku may be deduced. As said
by Lauffray, “Les Abords Occidentaux,” 86, the most ancient texts
are found exactly in the central part of the wall, whereas those on
the lateral parts are posterior to Shabako. However NLR No. 33,
with a length of about seven meters, of Shebitku’s 3rd regnal year,
is prominently positioned in the central part, just above NLR
No. 30 of year 2 of Shabako, outreaching this text at both sides.
NLR No. 31 of Shabako—the year being illegible—was inscribed
close to the right edge of the wall, on a distance of about six
meters from No. 30, on a level with text No. 33 of Shebitku. If
Shabako would have preceded Shebitku the space above NLR
No. 30 would have been more than enough for having NLR No. 31
inscribed in it, just above No. 30, and to all probability Shabako
would have done so. However, on the assumption that Shebitku
preceded Shabako, the former already occupied that space,
which forced Shabako to have NLR No. 31 inscribed somewhere
to the right of Shebitku’s Nile text.
From all this I agree with Bányai that the demand of provability should
not be put on the theory of Shebitku being Shabako’s predecessor but
rather on the traditional theory of Shebitku being Shabako’s successor.
CJ: Auch ich muss zugeben, dass ich die Beweislast mittlerweile eher bei
den Befürwortern der Beibehaltung der traditionellen Reihenfolge sehe.
Die bislang vorgebrachten Argumente gegen den von Bányai erwogenen Neuansatz können ihn jedenfalls nicht unumstößlich widerlegen,
unbeschadet der Tatsache, dass sich viele Einzelargumente Bányais als
unhaltbar oder hochspekulativ herausgestellt haben. Generell habe ich
den Eindruck, dass die derzeit zur Verfügung stehende Beleglage nicht
ausreicht, um die Streitfrage endgültig zu klären.
Hinzuzufügen sind noch einige Beobachtungen zu den beiden Stiftungsstelen des Fürsten von Pharbaithos PꜢ-ṯnfj B aus der Regierungszeit
des Schebitko (MMA 65.45) und aus dem 2. Jahr des Schabako (Louvre E
10571). Einerseits fällt auf, dass sich die Stelen stilistisch und qualitativ
stark voneinander unterscheiden, wobei jene aus der Regierungszeit des
Schebitko nicht nur eine höhere Qualität besitzt, sondern sich auch
durch die große Sorgfalt bei archaisierenden Details auszeichnet. Diesen
Umstand chronologisch zu interpretieren ist angesichts der geringen
Zahl an vergleichbaren Stelen der Kuschitenzeit allerdings schwierig. Als
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
173
aussagekräftiger könnte sich jedoch erweisen, dass das Bildfeld der Stele
aus der Regierungszeit des Schebitko den König zusammen mit dem im
klassischen Ornat eines Libyerfürsten dargestellten PꜢ-ṯnfj B zeigt, das
Pendant auf der Pariser Stele aus der Regierungszeit des Schabako hingegen nur den König. Vergleicht man den Darstellungsmodus der beiden
Stelen mit dem Usus der Zeit der späteren 22. Dynastie einerseits und der
25. Dynastie ab Schabako andererseits, so stellt man fest, dass die
Kombination von Herrscher und Lokalfürst im 9. und 8. Jh. v. Chr. durchaus geläufig war, in der 25. Dynastie unter den Königen Schabako, Taharko
und Tanutamun jedoch nicht mehr vorkommt. Weiteres fällt an den beiden Stiftungsstelen des PꜢ-ṯnfj B auf, dass der Stammestitel des
Lokalregenten auf dem Stück im Louvre mit keinem Ethnikon mehr assoziiert ist, sich auf der Stele im Metropolitan Museum hingegen noch die
Ergänzung wr ꜤꜢ (n) Mš[wš . . .] findet (allerdings anscheinend nur innerhalb einer Filiationsangabe im unvollständig erhaltenen Haupttext). Vgl.
hierzu auch Moje, Herrschaftsräume und Herrschaftswissen ägyptischer
Lokalregenten, 72. Zugegebenermaßen ist dieser Befund für sich alleine
jedoch nicht besonders aussagekräftig, da man ebenso gut argumentieren könnte, die Titelkette jrj-pꜤꜢ.t ḥꜢtj-Ꜥ sꜢ-nswt (. . .) auf der SchebitkoStele stelle einen „Modernismus“ gegenüber dem „traditionelleren“ wr ꜤꜢ
ḥꜢwtj (. . .) dar. Wie schwierig hierbei das Argumentieren fällt, zeigt die
Titelkette des in der 26. Dynastie amtierenden Lokalregenten von
Pharbaithos PꜢ-dj-Ḫnsw, der auf der Stiftungsstele Louvre E 10572 als jrjpꜤ.t ḥꜢtj-Ꜥ wr ꜤꜢ ḥꜢwtj bezeichnet wird. Eine Darstellung des lokalen
Dynasten findet sich in dieser Zeit aber nicht mehr.
Abkürzungen
AfP
BM
CG
CTA
EA
FHN
Archiv für Papyrusforschung und verwandte Gebiete
British Museum, London
Catalogue Général, Egyptian Museum, Cairo
A. Herdner. Corpus des tablettes en cunéiformes alphabétiques, découvertes à Ras Shamra-Ugarit de 1929 à 1939. Mission de Ras Shamra 10.
Paris: Geuthner, 1963.
Egyptian Antiquities, British Museum, London
T. Eide, T. Hägg, R.H. Pierce, und L. Török. Fontes Historiae Nubiorum.
Vol. 1: From the Eighth to the Mid-Fifth Century BC. Vol. 2: From
the Mid-Fifth to the First Century BC. Bergen: Klassisk Institutt,
Universitetet i Bergen, 1994 und 1996.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
174
Bányai
IOS
JACF
JE
JAEI
JCS
LdÄ
Israel Oriental Studies
Journal of the Ancient Chronology Forum
Journal d’Entrée, Egyptian Museum, Cairo
Journal of Ancient Egyptian Interconnections
Journal of Cuneiform Studies
E. Otto, W. Westendorf, und W. Helck, Hrsg. Lexikon der Ägyptologie.
7 Bd. Wiesbaden: Harrassowitz, 1975–1991.
Louvre Musée du Louvre, Paris
MMA
Metropolitan Museum of Art, New York
NWL
J.V. Kinnier Wilson. The Nimrud Wine Lists. A Study of Men and
Administration at the Assyrian Capital in the Eight Century, BC.
Cuneiform Texts from Nimrud 1. London: British Institute for the
Study of Iraq, 1972.
OMRO
Oudheidkundige Mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden
PNA 3 II H. Baker. The Prosopography of the Neo-Assyrian Empire. Volume 3,
Part II: Š-Z. The Neo-Assyrian Text Corpus Project. Helsinki: Helsinki
University Press, 2011.
SAA I
State Archives of Assyria I: S. Parpola. The Correspondence of
Sargon II. Part I: Letters from Assyria and the West. The NeoAssyrian Text Corpus Project. Helsinki: Helsinki University Press,
1987.
SAAB
State Archives of Assyria Bulletin
TN
Temporary Number, Egyptian Museum, Cairo
Wb
A. Erman und H. Grapow, Hrsg. Wörterbuch der ägyptischen Sprache.
7 Bd. Leipzig: J.C. Hinrichs, 1926–1963.
ZA
Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie
ZAR
Zeitschrift für Altorientalische und Biblische Rechtsgeschichte
ZDPV
Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins
Literaturverzeichnis
Aldred, C. „Hair Styles and History“. MMA Bulletin 15 (1957): 141–147.
Beckerath, J. von. „Die Nilstandsinschrift vom 3. Jahr Schebitkus am Kai von Karnak“.
GM 136 (1993): 7–9.
Blöbaum, A.I. „Denn ich bin ein König, der die Maat liebt“. Herrscherlegitimation im
spätzeitlichen Ägypten. Eine vergleichende Untersuchung der Phraseologie in den
offiziellen Königsinschriften vom Beginn der 25. Dynastie bis zum Ende der makedonischen Herrschaft. Aegyptiaca Monasteriensia 4. Aachen: Shaker, 2006.
Borchardt, L. Statuen und Statuetten von Königen und Privatleuten im Museum von
Kairo 1–1294. Band III, Nr. 654–950. Berlin: Reichsdruckerei, 1930.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
175
Botta, P.É. und E. Flandin. Monument de Ninive. Band 2: Architecture et sculpture. Paris:
Imprimerie nationale, 1849.
Brand, P. The Monuments of Seti I and Their Historical Significance: Epigraphic, Art
Historical and Historical Significance. PdÄ 16. Leiden/Boston/Köln: Brill, 2000.
Brandl, H. „Eine archaisierende Königsfigur der späten Libyerzeit“. In From Illahun
to Djeme. Papers Presented in Honour of Ulrich Luft, E. Bechtold, A. Gulyás, und
A. Hasznos, Hrsg., 11–23. BARIS 2311. Oxford: Archaeopress, 2011.
Broekman, G.P.F. „Takeloth III and the End of the 23rd Dynasty“. In The Libyan Period
in Egypt. Historical and Cultural Studies into the 21st–24th Dynasties: Proceedings of a
Conference at Leiden University, 25–27 October 2007, G.P.F. Broekman, R.J. Demarée,
und O.E. Kaper, Hrsg., 91–101. Leiden: Nederlands Instituut voor het Nabije Oosten;
Leuven: Peeters, 2009.
Brunet, J.-F. „The XXIInd and XXVth Dynasties Apis Burial Conundrum“. JACF 10 (2005):
26–34.
Bryce, T. The World of Neo-Hittite Kingdoms: A Political and Military History. Oxford/
New York: Oxford University Press, 2002.
Burgess, R.W. „Another Look at the Newly-Discovered ‘Leipzig World Chronicle’ “. AfP
58 (2012): 16–25.
Daressy, G. „Fragments Héracléopolitains“. ASAE 21 (1921): 138–144.
———. „Stèle du roi Pefnifdubast“. ASAE 17 (1917): 43–45.
Depuydt, L. „Glosses to Jerome’s Eusebios as a Source for Pharaonic History“. CdÉ 76
(2001): 30–47.
Dodson, A. Afterglow of Empire. Egypt from the Fall of the New Kingdom to the Saite
Renaissance. Cairo: AUC Press, 2012.
———. „The Coming of the Kushites and the Identity of Osorkon IV“. In Thebes in the
First Millennium BC, E. Pischikova, J. Budka, und K. Griffin, Hrsg., 3–12. Newcastle
upon Tyne, UK: Cambridge Scholars Publishing, 2014.
Donker van Heel, K. „Papyrus Louvre E 7856 verso and recto: Leasing Land in the Reign
of Taharka“. RdÉ 49 (1998): 91–102.
Dunham, D. The Royal Cemeteries of Kush. Vol. I: El Kurru. Cambridge, MA: Published
for the Museum of Fine Arts by Harvard University Press, 1950.
El-Khadragy, M. „Some Significant Features in the Decoration of the Chapel of
Iti-ibi-iqer at Asyut“. SAK 36 (2007): 105–135.
El-Sharkawy, B.S. „A New List of the High-Priests of Ptah at Memphis till the End of the
Ancient Egyptian History (332 BCE) (Part 2: From the Twenty-First Dynasty to the
Thirtieth Dynasty)“. Abgadiyat 4 (2009): 69–85.
Engel, E.-V. und V. Müller. „Verschlüsse der Frühzeit: Erstellung einer Typologie“. GM 178
(2000): 31–44.
Eph´al, I. „On Warfare and Military Control in the Ancient Near Eastern Empires: A
research outline“. In History, Historiography and Interpretation, H. Tadmor und
M. Weinfeld, Hrsg., 88–106. Jerusalem: Magnes Press, Hebrew University, 1983.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
176
Bányai
Fletcher, J. „Ancient Egyptian Wigs & Hairstyles“. The Ostracon: Journal of the Egyptian
Study Society 13/2 (2002): 2–8.
Forbes, R.J. Metallurgy in Antiquity: A Notebook for Archaeologists and Technologists.
Leiden: Brill, 1964.
Foster, A.L. „Some Middle Kingdom Sealing Types from the Harvard-Boston Expedition
to Mirgissa, 1931–1932“. CRIPEL 22 (2001): 129–136.
Frahm, E. Reallexikon für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie. Band XII.
Berlin/New York: DeGruyter, 2009–2011.
Frame, G. „The Inscription of Sargon II at Tang-i Var“. Or 68 (1999): 31–57.
Franklin, N. „A Room with a View: Images from Room V at Khorsabad. Samaria,
Nubians, the Brook of Egypt“. In Studies in the Archaeology of the Iron Age in Israel
and Jordan, A. Mazar, Hrsg., 257–277. Sheffield: Sheffield Academic Press, 2001.
Fuchs, A. Die Annalen des Jahres 711 v. Chr. State Archives of Assyria Studies 8. Helsinki:
Neo-Assyrian Text Corpus Project, 1998.
———. Die Inschriften Sargons II. aus Khorsabad. Göttingen: Cuvillier, 1994.
Giveon, R. Egyptian scarabs from Western Asia from the collections of the British Museum.
OBO, Series Archaeologica 3. Freiburg: Universitätsverlag; Göttingen: Vandenhoeck
& Ruprecht, 1985.
———. The impact of Egypt on Canaan: iconographical and related studies. OBO 20.
Freiburg: Universitätsverlag; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1978.
Goossens, G. „Introduction à l’Archivéconomie de l’Asie Antérieure“. RA 46 (1952):
98–107.
Gozzoli, R.B. „Kawa V and Taharqo’s byꜢwt: Some Aspects of Nubian Royal Ideology“.
JEA 95 (2009): 235–248.
Guillou, A. Recherches sur le programme décoratif des chapelles des divines adoratrices
de la XXVe dynastie à Thèbes: Étude de blocs éthiopiens remployés dans le temple
d’Osiris Coptite à Karnak. Mémoire inédit de l’École du Louvre, vol. 1, vol. 2, pl. 4bis.
(2009). Unveröffentlichte.
Gundacker, R. „The Chronology of the IIIrd and IVth Dynasties according to Manetho’s
Aegyptiaca“. In Towards a New History for the Egyptian Old Kingdom—Perspectives
on the Pyramid Age. Proceedings of the Conference at Harvard University, April 26th,
2012, P. Der Manuelian and T. Schneider, Hrsg., 76–199. HES 1. Leiden/Boston: Brill,
2015.
Herbordt, S. Neuassyrische Glyptik des 8.–7. Jh. v. Chr. unter besonderer Berücksichtigung
der Siegelungen auf Tafeln und Tonverschlüssen. SAAS I. Helsinki: Neo-Assyrian Text
Corpus Project, 1992.
Hinkel, F. „Die meroitischen Pyramiden: Formen, Kriterien und Bauweisen“. In
Meroitistische Forschungen 1980. Akten der 4. Internationalen Tagung für meroitistische Forschungen vom 24. bis 29. November 1980 in Berlin, F. Hintze, Hrsg., 310–331.
Meroitica 7. Berlin: Akademie-Verlag, 1984.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
177
———. „The Royal Pyramids of Meroe. Architecture, Construction and Reconstruction
of a Sacred Landscape“. Sudan & Nubia 4 (2000): 11–26.
Izre´el, S. „The Amarna Glosses: Who Wrote What for Whom? Some Sociolinguistic
Considerations“. IOS 15 (1995): 101–122.
Jansen-Winkeln, K. Inschriften der Spätzeit Teil III. Die 25. Dynastie. Wiesbaden:
Harrassowitz, 2009.
———. „Third Intermediate Period“. In Ancient Egyptian Chronology, E. Hornung,
R. Krauss, und D.A. Warburton, Hrsg., 234–265. HdO 83. Leiden/Boston: Brill, 2006.
Kahn, D. „The Inscription of Sargon II at Tang-i Var and the Chronology of Dynasty 25“.
Or 70 Fasc. 1 (2001): 1–18.
———. „A Problem of Pedubasts?“. Antiguo Oriente 4 (2006): 23–42.
———. „The Royal Succession in the 25th Dynasty“. MittSag 16 (2005): 143–163.
———. „Taharqa, King of Kush and the Assyrians“. JSSEA 31 (2004): 109–128.
———. „Tirhakah, King of Kush and Sennacherib“. JAEI 6.1 (2014): 29–41.
Kanawati, N. und M. Abd El-Raziq. The Teti Cemetery at Saqqara VII: The Tombs of
Shepsipuptah, Mereri (Merinebti, Hefi and Others). ACER 17. Warminster: Aris &
Phillips, 2001.
Keel, O. Corpus der Stempelsiegel-Amulette aus Palästina/Israel von den Anfängen bis
zur Perserzeit. Katalog Band II: Von Bahan bis Tel Eton. Mit Beiträgen von Daphne
Ben-Tor/Baruch Brandl/Robert Wenning. OBOSA 29. Freiburg: Universitätsverlag;
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2010.
Keel, O. und C. Uehlinger. Göttinnen, Götter und Gottessymbole. Neue Erkenntnisse zur
Religionsgeschichte Kanaans und Israels aufgrund bislang unerschlossener ikonographischer Quellen. Quaestiones Disputatae 134. Fribourg: Herder, 1992.
Kitchen K.A. „Egyptian New-Kingdom Topographical Lists: An Historical Resource
with ‘Literary’ Histories“. In Causing His Name to Live: Studies in Egyptian Epigraphy
and History in Memory of William J. Murnane, P. Brand und L. Cooper, Hrsg., 129–137.
CHANE 37. Leiden/Boston: Brill, 2009.
———. The Third Intermediate Period in Egypt (1100–650 BC). Warminster: Aris &
Phillips, 1972.
Koch, C. „Die den Amun mit ihrer Stimme zufriedenstellen“. Gottesgemahlinnen und
Musikerinnen im thebanischen Amunsstaat von der 22. Bis zur 26. Dynastie. Studien
zu den Ritualszenen altägyptischer Tempel 27. Dettelbach: J.H. Röll, 2012.
———. „Usurpation and the Erasure of Names during the Twenty-sixth Dynasty“. In
Thebes in the First Millenium BC, E. Pischikova, J. Budka, und K. Griffin, Hrsg., 397–
413. Newcastle upon Tyne, UK: Cambridge Scholars Publishing, 2014.
Lauffray J. „Les Abords Occidentaux du Premier Pylône de Karnak“. Kêmi 21 (1971):
77–144.
Layard, A.H. Discoveries in the Ruins of Nineveh and Babylon. London: John Murray, 1853.
Leclant, J. „Schabaka“. In LdÄ V, 499–513.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
178
Bányai
Leclant, J. und J. Yoyotte. „Notes d’histoire et de civilisation éthiopiennes“. BIFAO 51
(1952): 1–39.
Lloyd, A.B. Herodotus Book II. Commentary 99–182. EPRO 43. Leiden: Brill, 1988.
Luckenbill, D.D. Ancient Records of Assyria and Babylonia 1–2. New York: Greenwood
Press, 1926–1927.
———. The Annals of Sennacherib. OIP 2. Chicago: University of Chicago Press, 1924.
Mariette, A. Karnak. Étude topographique et archéologique avec un appendice comprenant les principaux textes hiéroglyphiques découverts ou recueillis pendant les fouilles
exécutées á Karnak. Leipzig: J.C. Hinrichs 1875.
Meeks, D. „Les donations aux temples dans l’Égypte du Ier millénaire avant J.-C“. In State
and Temple Economy in the Ancient Near East II. Proceedings of the International
Conference organized by the Katholieke Universiteit Leuven from the 10th to the 14th of
April 1978, E. Lipiński, Hrsg., 605–687. OLA 6. Leuven: Departement Oriëntalistiek,
1979.
Menu, B. „Cessions de services et engagements pour dette sous les rois kouchites et
saïtes“. RdÉ 36 (1985): 73–87.
———. Recherches sur l’histoire juridique, économique et sociale de l’ancienne Égypte II.
BdÉ 122. Le Caire: IFAO, 1998.
Millard, A.R. „The Assyrian Royal Seal Type Again“. Iraq 27 (1965): 12–16.
Moje, J. Herrschaftsräume und Herrschaftswissen ägyptischer Lokalregenten:
Soziokulturelle Interaktionen zur Machtkonsolidierung vom 8. bis zum 4. Jahrhundert
v. Chr. Topoi 21. Berlin: De Gruyter, 2014.
Na´aman, N. Ancient Israel and Its Neighbours: Interaction and Counteraction. Collected
Essays 1. Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 2005.
———. „Was Dor the Capital of an Assyrian Province?“ Tel Aviv 1 (2009): 95–109.
Onasch, H.-U. Die assyrischen Eroberungen Ägyptens. Teil 1: Kommentare und
Anmerkungen; Teil 2: Texte in Umschrift. ÄAT 27. Wiesbaden: Harrassowitz, 1994.
Osing, J. Die Nominalbildung des Ägyptischen. DAIK 3. Mainz am Rhein: Phillip von
Zabern, 1976.
Paulus, S. „ ‚Ein Richter wie Šamaš‘—Zur Rechtssprechung der Kassitenkönige“. ZAR 13
(2007): 1–22.
Payraudeau, F. „Retour sur la succession Shabaqo-Shabataqo“. Nehet 1 (2014): 115–127.
Pope, J. The Double Kingdom under Taharqo. Studies in the History of Kush and Egypt,
c. 690–664 BC. CHANE 69. Leiden/Boston: Brill, 2014.
Popko, L. „Ammeris/Marrhos/Moiris: Herodot, Manetho, P.Lips. Inv. 590 und Diodors
Neues Reich“. JEgH 4.1 (2011): 99–117.
Quaegebeur, J. „A propos de l’identification de la ,Kadytis‘ d’Hérodote avec la ville de
Gaza“. In Immigration and Emigration within the Ancient Near East. Festschrift E.
Lipiński, K. van Lerberghe und A. Schoors, Hrsg., 245–270. Leuven: Peeters 1995.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
Die Reihenfolge Der Kuschitischen Könige
179
Quack, J.F. „Medien der Alltagskultur in Ägypten und ihre Auswirkungen auf
Palästina“. In Medien im antiken Palästina: materielle Kommunikation und
Medialität als Thema der Palästinaarchäologie, Chr. Frevel, Hrsg., 237–268. FAT 2,
Reihe 10. Tübingen: Mohr Siebeck, 2005.
Radner, K. „After Eltekeh: Royal Hostages from Egypt at the Assyrian Court“. In Stories
of long ago. Festschrift für Michael D. Roaf, H. Baker, K. Kaniuth, und A. Otto, Hrsg.,
471–479. Münster: Ugarit-Verlag, 2012.
Redford, D.B. Egypt, Canaan, and Israel in Ancient Times. Princeton: Princeton
University Press, 1992.
———. From Slave to Pharaoh: The Black Experience of Ancient Egypt. Baltimore: Johns
Hopkins University Press, 2004.
Reisner, G.A. „Discovery of the Tombs of the Egyptian XXVth Dynasty at El-Kurruw in
Dongola Province“. Sudan Notes and Records 2 (1919): 237–254.
Rilly, C. und A. de Voogt. The Meroitic Language and Writing System: A Linguistic and
Philological Introduction. Cambridge/New York: Cambridge University Press, 2012.
Ritner, R.K. The Libyan Anarchy. Inscriptions from Egypt’s Third Intermediate Period.
WA 21. Atlanta: SBL, 2009.
Rosellini, I. I monumenti dell’Egitto e della Nubia. Band 4,1, Atlas: Monumenti storici.
Pisa: Capurro, 1832.
Saleh, M. und H. Sourouzian. Die Hauptwerke im Ägyptischen Museum Kairo. Offizieller
Katalog. Mainz am Rhein: Phillip von Zabern, 1986.
Schmitt, G. „Gabbutunu“. ZDPV 105 (1989): 56–69.
Schofield, L. und R.B. Parkinson. „Of helmets and heretics: a possible Egyptian representation of Mycenaean warriors on a papyrus from el-Amarna“. Annual of the
British School at Athens 89 (1994): 157–170.
Smith, S.A. Die Keilschrifttexte Assurbanipals. Königs von Assyrien (668–626 v. CHR.).
Leipzig: E. Pfeiffer, 1887.
Soden, W. von und W. Röllig. Das Akkadische Syllabar 1. AnOr 42, 1. Roma: Ed. Pontificio
Ist. Biblico, 1991.
Spalinger, A.J. „Esarhaddon and Egypt: An Analysis of the First Invasion of Egypt“. Or
43 (1974): 295–326.
———. „Notes on the Military in Egypt during the XXVth Dynasty“. JSSEA 11 (1981):
37–58.
Starr, I. Queries to the Sungod—Divination and Politics in Sargonid Assyria. SAA 4.
Helsinki: Helsinki University Press, 1990.
Tadmor, H. „The Campaigns of Sargon II of Assur: A Chronological-Historical Study
(Conclusion)“. JCS 12 (1958): 77–100.
Tadmor, H. und M. Tadmor. „The Seal of Bel-ašaredu, Majordomo“. Yediot 31 (1967).
68–79.
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180
180
Bányai
Tadmor, H., B. Landsberger, und S. Parpola. „The Sin of Sargon and Sennacherib’s Last
Will“. SAAB III/1 (1989): 3–51.
Tassie, G.J. „Ancient Egyptian Wigs“. In Egyptian Museum Collections Around the World,
Studies for the Centennial of the Egyptian Museum, Cairo, Vol. II, M.M. Eldamaty und
M. Trad, Hrsg., 1141–1153. Cairo: AUC Press, 2002.
Veenhof, K.R. „Cuneiform Archives“. In Cuneiform Archives and Libraries, Papers read
at the 30e Rencontre Assyriologique Internationale Leiden, 4–8 July 1983, K.R.Veenhof,
Hrsg., 1–36. PIHANS 57. Leiden: Nederlands Historisch-Archaeologisch Instituut te
İstanbul, 1986.
Verbrugghe, G.P. und J.M. Wickersham. Berossos and Manetho. Introduced and
Translated. Native Traditions in Ancient Mesopotamia and Egypt. Ann Arbor:
Universty of Michigan Press, 1996.
Vleeming, S.P. „The sale of a slave in the time of pharaoh Py“. OMRO 61 (1980): 1–17.
Waddell, W.G. Manetho. Reprint. Cambridge, MA: Harvard University Press, 2010.
Westenholz, A. „The Phoneme /o/ in Akkadian“. ZA 81 (1991): 10–19.
Wilkinson, J.G. The Egyptians in the time of the Pharaohs. London: Published for the
Crystal Palace Company by Bradbury and Evans, 1857.
Winkler, H. Die Keilschrifttexte Sargons. Band 1: Historisch-sachliche einleitung,
umschrift und übersetzung, wörterverzeichnis. Leipzig: E. Pfeiffer, 1889.
Zeger, U. Siegel und Siegelabdrücke aus Magazinen des thutmosidischen Palastbereiches
von Ezbet Helmi. Diplomarbeit, University of Vienna, 2009. http://othes.univie.
ac.at/4335/1/2009–03–23_0100147.pdf
Journal of Egyptian History 8 (2015) 115–180