CHRONIK
C
HRONIK
100 Jahre Radio in
Deutschland
1920erJahre
11.08.1919
Mit Inkrafttreten der Weimarer
Verfassung wird Deutschland zum
ersten Mal eine Republik mit demo
kratischer Struktur.
22.12.1920
Erste Rundfunkübertragung in
Deutschland. Die Funkstation Königs
Wusterhausen strahlt erstmals eine
Testsendung aus. Es handelt sich um
ein Weihnachtskonzert. Das Rund
funkhören ist zu dieser Zeit in
Deutschland durch Vorgaben der
Alliierten verboten.
22.05.1922
Die Deutsche Stunde, Gesellschaft
für Drahtlose Belehrung und Unter
haltung m.b.H., gründet sich in Berlin
als erste deutsche Sendegesellschaft.
01.09.1922
Der drahtlose »Wirtschaftsrund
spruch«, der erste reguläre Sprach
funkdienst in Deutschland, nimmt
seinen Betrieb auf. Er löst den bis
herigen funktelegrafischen Dienst
ab und ist ein Vorläufer des Deut
schen Rundfunks.
18.09.1922
Gründung der Deutschen Stunde
in Bayern als erste regionale
Sendegesellschaft.
1
Radiochronik
29.10.1923
Um 20 Uhr startet der offizielle
RundfunkSendebetrieb in Deutsch
land mit der Ausstrahlung der »Suite
für Violoncello« von Fritz Kreisler
über einen Sender des Reichspost
ministeriums, Organisator ist die
Deutsche Stunde. Erst am 10. Dezem
ber erfolgt die Gründung der Radio
Stunde AG, die im März 1924 in
FunkStunde AG umbenannt wird.
Formal arbeiten die Rundfunkanstal
ten als privatwirtschaftlich organi
sierte Unternehmen. Der Staat
besitzt die Anteilsmehrheit an den
Rundfunkanstalten. Die Rundfunk
gesetzgebung wird seinerzeit im
Regelfall auf dem Weg von Notver
ordnungen durchgesetzt.
10.04.1924
Gründung des ArbeiterRadioKlubs
Deutschland. Vereine dieser Art ent
stehen nun vermehrt aus der Arbeiter
kulturbewegung heraus und bieten
Hilfe für den Selbstbau von Radios, da
sich Arbeiter die teuren Geräte und
die Gebühren nicht leisten konnten.
07.12.1923
Gründung der Südwestdeutschen
Rundfunkdienst AG (SÜWRAG) als
dritter deutscher Rundfunksender.
Im Laufe des Jahres 1924 gründen
sich im deutschsprachigen Raum
die Ostmarkenrundfunk AG
(ORAG, Königsberg), die Nordische
Rundfunk AG (NORAG, Hamburg),
die Mitteldeutsche Rundfunk AG
(MIRAG, Leipzig), die Süddeutsche
Rundfunk AG (SÜRAG, Stuttgart),
die Schlesische Funk stunde AG
(Breslau), die Deutsche Welle GmbH
(Berlin), die Westdeutsche Funk
stunde AG (WEFAG, Münster) und
die österreichische RadioVerkehrs
Aktiengesellschaft (RAVAG, Wien).
13.07.1924
Die Hamburger Sendegesellschaft
überträgt eine Regatta auf der Alster.
Ab November beginnt die Westdeut
sche Sendegesellschaft mit ersten
LiveReportagen von Fußballspielen.
08.03.1924
Verordnung des Reichspräsidenten
zum Schutz des Funkverkehrs.
Schwarzhören, d.h. Radiohören ohne
Abgabe einer festgelegten Rundfunk
gebühr, wird unter Strafe gestellt.
03.06.1924
Der Reichsrundfunkverband spricht
sich in Berlin für die Einführung von
Reklame aus. Damit entspricht die
Vereinigung der regionalen Rund
funkgesellschaften einer wiederholt
vorgetragenen Forderung aus Wirt
schaftskreisen. 1925 werden bei
sämtlichen Rundfunkgesellschaften
Werbefunkprogramme eingeführt.
12.10.1924
Erste Erwähnung des Leipziger
Sinfonieorchesters, eines der welt
weit ältesten Rundfunkorchester
(heute MDRSinfonieorchester).
Während des Jahres 1924 und in den
Folgejahren bis 1930 gründen alle
Sendegesellschaften eigene Orches
ter und Chöre, die teils bis heute in
den ARDKlangkörpern fortleben.
24.10.1924
Die Südwestdeutsche Rundfunk
dienst AG (SÜWRAG) strahlt »Zauberei
auf dem Sender« von Hans Flesch aus.
Es gilt als das erste Originalhörspiel
in der deutschen Rundfunkgeschichte.
Da es nicht aufgezeichnet wurde,
ist heute nur noch das Manuskript
überliefert.
04.12. – 14.12.1924
Eröffnung der 1. Großen Deutschen
Funkausstellung in Berlin. Zehn Tage
lang präsentieren 268 Aussteller etwa
115.000 Besuchern ihre Erzeugnisse
in einer eigens für die Funkausstellung
errichteten Ausstellungshalle auf dem
Messegelände in Berlin.
04.04.1925
Der Weltrundfunkverein (International
Broadcasting Union / Union Inter
nationale de Radiophonie) wird zur
Regulierung der grenzüberschreiten
den Sendefrequenzen europäischer
Rundfunksender gegründet.
15.05.1925
In Berlin treten die Vorstandsmit
glieder von neun der zehn tätigen
privaten deutschen Rundfunkgesell
schaften zusammen und gründen
die ReichsRundfunkGesellschaft
(RRG). Sie soll die gemeinsamen
Interessen der regionalen Gesell
schaften wahrnehmen und hat ihren
Sitz in Berlin. Die konstituierende
Gesellschafterversammlung findet
am 26. / 27. Februar 1926 im »Haus
des Deutschtums« in Stuttgart statt.
Geschäftsführer werden Kurt Magnus
von der FunkStunde AG und Hein
rich Giesecke, Ministerialrat im Post
ministerium. Die eigentliche Chef
Position übernimmt Hans Bredow als
Vorsitzender des Verwaltungsrates.
1951 wird die Liquidation beschlossen.
24.12.1925
Die Zahl der Rundfunkteilnehmer in
Deutschland steigt auf eine Million.
18.04.1926
Erste FußballLänderspielübertra
gung im Rundfunk. Im Spiel gegen
die Niederlande siegt Deutschland
4:2 in Düsseldorf.
01.06.1926
Der bisherige Staatssekretär im
Reichspostministerium, Hans Bredow,
wird Rundfunkkommissar des Reichs
postministers.
24.07.1926
Die Drahtlose Dienst AG wird zentrale
Nachrichtenredaktion des Rundfunks.
03.09.1926
Mit der Eröffnung der 3. Großen
Deutschen Funkausstellung wird
nach über zweijähriger Bauzeit der
knapp 150 Meter hohe Funkturm,
das bis dato höchste Bauwerk
Berlins, eingeweiht.
25.04.1928
Erste regelmäßige Schulfunksen
dung der Westdeutschen Rundfunk AG.
Ausgestrahlt wurden anfangs drei
Sendungen pro Woche. Schwerpunk
te sind Musik, Französisch, Deutsch.
Im Laufe des Jahres strahlen auch
die Südwestdeutsche Rundfunk AG
und die Schlesische Funkstunde
Schulfunksendungen aus.
29.05.1929
Grundsteinlegung für das »Haus des
Rundfunks« in Berlin, das Hans Poel
zig eigens für den Rundfunk konzipiert
hat (Sitz der RRG und der FunkStunde
AG, heute genutzt durch den RBB).
Die Feierlichkeiten werden teilweise
auf Schallplatten aufgezeichnet und
gelten als erste deutsche Rundfunk
aufnahme.
30.06.1929
Als erstes gesellschaftseigenes
Funkhaus Deutschlands wird der
»Riemerschmidbau« in München fei
erlich eingeweiht. Das Gebäude ist
nach dem Architekten Richard Rie
merschmid benannt, ein Onkel des
Gründungsmitglieds der Deutschen
Stunde in Bayern, Robert Riemer
schmid. Es ist das erste eigens für die
Ansprüche des Funks errichtete
Gebäude.
27.07.1929
Das Lehrstück »Der Lindberghflug«
von Paul Hindemith, Kurt Weill (Musik)
und Bertolt Brecht (Libretto) wird im
Radio in einem Rahmen übertragen, der
die damals technischen Möglichkeiten
und Grenzen von Musik und Tonüber
tragungen ausschöpft.
26.08.1929
Mit der Inbetriebnahme des »Welt
rundfunkKurzwellensenders« der
Deutschen Reichspost in Zeesen bei
Berlin beginnt die regelmäßige Aus
strahlung von Auslandssendungen
des deutschen Rundfunks über
Kurzwelle. Der erste staatliche Kurz
wellensender Deutschlands wurde
am 1. April 1933 von den National
sozialisten übernommen und in »Deut
scher Kurzwellensender« umbenannt.
05.11.1929
Erstsendung der ältesten, als Ton
dokument vollständig erhaltenen
Hörspielproduktion in deutscher
Sprache. Friedrich Wolfs politisches
Stück »S.O.S. … rao rao … Foyn –
›Krassin‹ rettet ›Italia‹« handelt von
der Rettungsaktion einer verun
glückten Nordpolexpedition.
02.12.1929
Die Zahl der Rundfunkteilnehmer
in Deutschland überschreitet die
DreiMillionenGrenze.
Radiochronik
2
»Ich halte den
Rundfunk für das
allermodernste
und für das allerwichtigste Massenbeeinflussungsinstrument, das es
überhaupt gibt.«
Joseph Goebbels
1930erJahre
30.01.1933
Reichspräsident Paul von Hinden
burg ernennt Adolf Hitler zum
Reichskanzler. Mit der Macht im
Staat geht auch die Macht im Rund
funk an die Nationalsozialisten.
26.03.1931
Übertragung der weltweit ersten
UKWSendung. Um 14:00 Uhr wird
eine Reportage aus dem Technisch
Physikalischen Institut Jena auf
UKW über zwei Kilometer zum Studio
Jena übertragen. Von dort aus wird
sie über den Sender Leipzig
ausgestrahlt.
16.03.1933
Der »Reichsminister für Volksauf
klärung und Propaganda«, Joseph
Goebbels, übernimmt vom Reichs
innenminister die politischen,
personellen und Programmkom
petenzen. Sechs Tage später über
nimmt er vom Reichspostminister
auch die wirtschaftliche Überwa
chung des Rundfunks.
21.08.1931
Hans Bredow hält die Eröffnungs
ansprache zur 8. Großen Deutschen
Funkausstellung und Phonoschau in
Berlin. Er betont darin die gemein
schafts und öffentlichkeitsbildende
Funktion des Radios.
18.11.1932
Verstaatlichung des Rundfunks unter
der Regierung Papen. Die Neuord
nung verfolgt vor allem das Ziel,
jedes Privatkapital beim Rundfunk
auszuschalten bzw. den politischen
Einfluss der Reichsregierung auf das
Medium zu erhöhen. Die »Richtlinien
des Rundfunks«, die nun in Kraft
treten, besiegeln die Verstaatlichung
des Rundfunks. Die Geschäftsanteile
der Sendegesellschaften teilen sich
von nun an das Reich (51 Prozent)
und die Länder (49 Prozent).
3
Radiochronik
25.03.1933
Vor den Intendanten der Rundfunk
sender kündigt Reichspropaganda
minister Joseph Goebbels eine
»Säuberung« des Rundfunks an,
den er »für das allermodernste und
für das allerwichtigste Massen
beeinflussungsinstrument« hält.
11.04.1933
Austausch der Führungsspitze in den
Funkhäusern auf Basis des »Gesetzes
zur Wiederherstellung des Berufs
beamtentums«. Das Gesetz stellt
die formaljuristische Basis für die im
März 1933 einsetzenden »Säube
rungen« im Rundfunk dar. Rundfunk
mitarbeiterinnen und mitarbeiter,
die im Sinne der NSIdeologie
»nichtarischer« Abstammung sind
oder als politisch unzuverlässig gelten,
werden entlassen.
18.08.1933
Als Gemeinschaftsprodukt von 28
Radiofirmen kommt im Sommer 1933
der »Volksempfänger 301« auf den
Markt. Die Radioindustrie folgt damit
der Forderung der Nationalsozialisten
nach einem billig produzierten Emp
fangsgerät für breite Bevölkerungs
schichten. Die Zahl der Rundfunkteil
nehmer steigt von 4,2 Millionen
1933 auf 16 Millionen 1943.
01.11.1933
Gründung der Reichsrundfunkkammer
als eine von sieben Einzelkammern
der Reichskulturkammer. Der Organi
sation müssen künftig alle beim
Rundfunk Beschäftigten beitreten,
außer dem kaufmännischen und
technischen Personal. Nicht aufge
nommen werden im Sinne der NS
Ideologie missliebige Personen, für
die das Organisationsgebot einem
Berufsverbot gleichkommt.
01.04.1934
Die »gleichgeschalteten« deutschen
Rundfunkanstalten erhalten die ein
heitliche Bezeichnung »Reichssender«,
wie z.B. »Reichssender Köln«.
19.11.1936
Das London Philharmonic Orchestra
spielt in Ludwigshafen am Rhein.
Mit dem Magnetophon, einem neuen
Gerät zur Tonaufzeichnung, erfolgt
die Aufnahme der »Sinfonie EsDur
Nr. 39« von Wolfgang Amadeus Mozart,
die als Meilenstein in der Geschichte
der Aufzeichnungstechnik gilt.
»Was sind das für Menschen,
für Ungeheuer, die des
Mordens nie satt werden,
denen jedes Elend, das sie
den Juden zufügten, immer
nur ein Anreiz war, sie in
noch [...] erbarmungsloseres
Elend zu stürzen?«
Thomas Mann in seiner BBC-Rundfunkansprache zur Massenvernichtung der Juden
19.03.1937
Reichspropagandaminister Joseph
Goebbels gibt die Neuorganisation
der Führung des deutschen Rund
funks bekannt: Heinrich Glasmeier,
bisheriger Intendant des Reichs
senders Köln, wird Reichsintendant
und zugleich Generaldirektor der
ReichsRundfunkGesellschaft.
Die Entscheidungsbefugnisse liegen
nun in einer Hand.
31.08.1939
SSMänner täuschen einen polnischen
Überfall auf den deutschen Rund
funksender Gleiwitz vor. Am Tag darauf
beschwört Hitler mit den Worten
»Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückge
schossen. Und von jetzt ab wird
Bombe mit Bombe vergolten« den
völkerrechtswidrigen Angriff auf
Polen als »notwendige Konsequenz«.
Der Zweite Weltkrieg beginnt.
01.09.1939
Die »Verordnung über außerordent
liche Rundfunkmaßnahmen« tritt in
Kraft. Danach ist der Empfang aus
ländischer Rundfunksender, selbst
von verbündeten Staaten wie Italien,
verboten. Wer aus dem Programm
von Auslandssendern gewonnene
Informationen verbreitet, muss mit
der Todesstrafe rechnen.
20.09.1939
Durch einen Erlass wird im Deut
schen Reich die Beschlagnahme
der Rundfunkempfänger von Jüdin
nen und Juden angeordnet.
1940erJahre
09.06.1940
Einführung des einheitlichen »Reichs
programms« des »Großdeutschen
Rundfunks« im Rahmen der Gleich
schaltung.
28.07.1940
Das HochfrequenzMagnetophon von
HansJoachim von Braunmühl und
Walter Weber wird patentiert. Es er
möglicht die Optimierung von Ton
bandaufnahmen bis hin zu ersten
StereoVersuchsaufnahmen und eta
bliert die Bandtechnologie im Rund
funk für ein halbes Jahrhundert.
24.12.1940
Unter dem Titel »Deutsche Weihnacht
1940 – 90 Millionen feiern gemein
sam – 40 Mikrophone verbinden Front
und Heimat« wird die erste Weih
nachtsringsendung ausgestrahlt, eine
propagandistische Radiosendung
während des Zweiten Weltkriegs.
Erfinder und Moderator der Sendung
ist Werner Plücker.
01.06.1941
Deutsche Rundfunkzeitschriften
stellen ihr Erscheinen ein. Die Kriegs
wirtschaft erfordere, so die von
den GauPresseämtern vorgegebene
Begründung, die »stärkste Konzent
ration der Kräfte« und die Notwendig
keit, »Menschen und Material
für andere kriegswichtige Zwecke
freizumachen«.
27.09.1942
Aus dem USExil wendet sich der
Literaturnobelpreisträger Thomas
Mann an die deutsche Bevölkerung
mit einer Rundfunkansprache, die
die BBC überträgt. Mit den Worten
»Nach den Informationen der polni
schen ExilRegierung sind alles in al
lem bereits 700.000 Juden von der
Gestapo ermordet oder zu Tode ge
quält worden [...] Wisst ihr Deut
schen das? Und wie findet ihr es?«
klagt er die systematische Massen
vernichtung der Jüdinnen und Juden
durch Giftgas an und ruft in seiner
Rede die deutschen Hörer zum Boy
kott auf.
18.02.1943
Der Rundfunk überträgt die Rede
des Reichspropagandaministers
Goebbels aus dem Berliner Sport
palast. Darin ruft er zum »Totalen
Krieg« auf.
21.03.1944
Auf allen Sendern werden rund um
die Uhr stündlich Luftlagemeldungen
gesendet.
30.01.1945
Adolf Hitler hält in Berlin seine letzte
Rundfunkansprache an das deutsche
Volk. Darin ruft er zum Widerstand
gegen die alliierten Streitkräfte auf und
verspricht den »Endsieg« durch den
Einsatz kriegsentscheidender
»Wunderwaffen«.
Radiochronik
4
01.05.1945
Um 22:30 Uhr wird die erste Rund
funkmeldung von Hitlers Tod am
30. April 1945 verbreitet.
02.05.1945
Die Sowjets übernehmen um 9:35 Uhr
das Haus des Rundfunks in Berlin.
Major Popow befiehlt die sofortige
Instandsetzung und Wiederinbetrieb
nahme des Funkhauses.
04.05.1945
Radio Hamburg, »ein Sender der Alli
ierten Militärregierung«, nimmt noch
vor der Kapitulation der Wehrmacht
seinen Sendebetrieb auf. Kurz
zuvor haben britische Truppen das
Hamburger Funkhaus besetzt.
08.05. – 09.05.1945
Das Oberkommando der Wehrmacht
(OKW) unterzeichnet (eigentlich am
9. Mai 1945 um 0:16 Uhr) in Anwe
senheit der bevollmächtigten alliierten
Generäle die bedingungslose Kapitu
lation aller deutschen Streitkräfte.
08.05.1945
Die USamerikanische Militärregie
rung verbietet deutsche Rundfunk
sendungen.
08.05.1945
Rundfunkansprachen der drei alliier
ten Staatschefs Harry S. Truman,
Winston Churchill und Charles
de Gaulle zur Kapitulation der Deut
schen. In Europa ist der Zweite
Weltkrieg beendet.
5
Radiochronik
09.05.1945
Der Sender Flensburg strahlt den
letzten Wehrmachtsbericht aus.
Der letzte unter deutschem Einfluss
stehende Sender verbreitet noch
bis zum 13. Mai 1945 nationalsozia
listische Propaganda.
12.05.1945
Die (west)alliierten »Bestimmungen
über die Nachrichtenkontrolle«
verbieten Deutschen jegliche
publizistische Tätigkeit, so auch
den »Betrieb [...] von Rundfunk
und Fernsehstationen«.
12.05.1945
Radio München nimmt als Sender der
amerikanischen Militärregierung
seinen Betrieb auf. »Chief of section«
wird am 15. Juni der Deutschland
experte Field Horine. Gesendet wird
aus einem amerikanischen Übertra
gungswagen über den unversehrten
Großsender in Ismaning.
13.05.1945
Mit der Ansage »Hier spricht Berlin«
meldet sich der sowjetische Besat
zungssender über den Sender Tegel.
Die Sendungen kommen zunächst
aus einem Übertragungswagen, aber
schon wenige Tage später aus dem
Haus des Rundfunks, das zwar in der
britischen Zone liegt, aber von den
Sowjets beschlagnahmt und zum Sitz
des Berliner Rundfunks gemacht
worden ist.
18.05.1945
Das erste öffentliche Rundfunkkon
zert der Nachkriegszeit findet im
Großen Sendesaal im Haus des
Rundfunks in der Berliner Masuren
allee statt. Das RundfunkSinfonie
orchester Berlin spielt Ludwig van
Beethovens 9. Sinfonie unter der
Leitung von Leopold Ludwig.
03.06.1945
Aus einem Studiowagen der US
Armee in Stuttgart meldet sich der
Besatzungssender: »Hier ist Radio
Stuttgart, ein Sender der Militär
regierung. Wir senden täglich
von 11:30 Uhr bis 14:00 Uhr und
von 18:30 Uhr bis 22:00 Uhr auf
der Wellenlänge 523 Meter.« In den
ersten vier Wochen übernimmt Radio
Stuttgart überwiegend das deutsche
Programm des alliierten Militärsenders
Radio Luxemburg.
04.06.1945
Radio Frankfurt nimmt als Sender
der amerikanischen Militärregierung
seinen regulären Programmbetrieb
auf. Gesendet wird aus den alten,
provisorischen Studios des Reichs
senders Frankfurt in Bad Nauheim.
10.06.1945
Mit einem mobilen Sender in München
startet der USamerikanische Solda
tensender, American Forces Network
(AFN), mit den Worten »Good morning!
This is AFN Munich, the voice of the
7th Army!«. Auch in Frankfurt am
Main, Berlin und anderen deutschen
Städten werden AFNStationen
gegründet.
30.06.1945
Das im Mai gegründete Tanzorchester
von Radio Hamburg tritt erstmals
öffentlich in einer LiveSendung auf.
Es firmiert heute als NDR Bigband
und war das erste seiner Art nach
dem Krieg.
05.07.1945
Mit »Hypnose« von Josef Pelz von
Felinau wird das erste Hörspiel nach
dem Krieg im deutschen Rundfunk
ausgestrahlt.
01.09.1945
Der Mitteldeutsche Rundfunk nimmt
seinen Sendebetrieb mit einem Voll
programm über den 100 KWSender
LeipzigWiederau auf. Zu Beginn
wird das Programm vom Sender Berlin
übernommen.
22.09.1945
Der Nordwestdeutsche Rundfunk
(NWDR) wird in Hamburg der Rund
funksender für die gesamte britische
Besatzungszone. Das vormalige
Radio Hamburg wird in NWDR umbe
nannt. Am 26. September beginnt das
Funkhaus Köln als Filiale des NWDR
mit der Ausstrahlung eines eigen
ständigen Programms.
14.10.1945
Radio Koblenz nimmt den regelmäßi
gen Sendebetrieb wieder auf. Ende
März 1946 übernimmt der Südwest
funk den Sender.
01.11.1945
Das Sinfonieorchester des NWDR
tritt erstmals öffentlich auf. Es
firmiert heute als NDR Elbphilharmonie
Orchester. Bis Ende 1946 gründen
sich nahezu alle Vorläufer der heutigen
RundfunkKlangkörper neu.
07.12.1945
Der Landessender Dresden beginnt
als Zweigstelle des Mitteldeutschen
Rundfunks mit der Ausstrahlung eines
Eigenprogramms.
21.12.1945
In der Sowjetischen Besatzungszone
wird das gesamte Rundfunkwesen
der Deutschen Zentralverwaltung
für Volksbildung unterstellt, Prä
sident wird Paul Wandel. Es werden
außerdem mehrere neue Landes
sender in Schwerin, Dresden, Halle
und Weimar in Betrieb genommen.
23.12.1945
Am vierten Adventssonntag 1945 ist
Radio Bremen zum ersten Mal offiziell
zu hören. Der amerikanische Sergeant
Edward E. Harriman hat zuvor eine Villa
an der Schwachhauser Heerstraße
beschlagnahmt und in ein Funkhaus
umbauen lassen, da das alte Bremer
Funkhaus 1944 zerstört wurde.
07.02.1946
Gegründet von der USamerikani
schen Militärregierung, nimmt der
Drahtfunk im amerikanischen Sektor
(DIAS) seinen Sendbetrieb auf. Ab
September 1946 sendet DIAS unter
dem Namen Rundfunk im amerikani
schen Sektor (RIAS).
17.03.1946
Mit Radio Saarbrücken nimmt in der
französischen Besatzungszone ein
weiterer Sender den Betrieb auf.
31.03.1946
Um 6:45 Uhr nimmt der Südwestfunk
mit einem eigenen Programm den
Sendebetrieb in BadenBaden für die
gesamte französische Zone auf.
Noch am selben Tag wird der Sender
Koblenz angeschlossen und auch
der Sender Saarbrücken übernimmt
ab sofort das Programm aus Baden
Baden. Der SWF steht unter franzö
sischer Aufsicht.
01.04.1946
Die erste Ausgabe der Rundfunkpro
grammzeitschrift in der SBZ erscheint
unter dem Titel »Der Rundfunk«.
03.06.1946
Der Mitteldeutsche Rundfunk, Sender
Leipzig, startet in der SBZ mit der Aus
strahlung eines eigenen Programms.
08.06.1946
Der NWDR nimmt eine Zweigstelle in
Berlin in Betrieb, die das Programm
des Senders zunächst per Drahtfunk
verbreitet.
28.06.1946
Gründung der Internationalen Orga
nisation für Rundfunk (Organisation
Internationale de Radiodiffusion, OIR,
ab 1959: Organisation Internationale
de Radiodiffusion et de Télévision,
OIRT) in Brüssel als Dachverband der
Rundfunksender Mittel und Osteu
ropas. Die in der OIR zusammenge
schlossenen Sender werden 1992 in
die 1950 gegründete und bis heute
bestehende Europäische Rundfunk
union (EBU / UER) eingegliedert.
Radiochronik
6
15.08.1946
Aus dem Rundfunkreferat bei der
Deutschen Zentralverwaltung für
Volksbildung wird die »General
intendanz der Rundfunksender der
sowjetischen Besatzungszone«.
Hauptaufgabe ist, die Landessender
weiter auf und auszubauen. General
intendant ist Hans Mahle.
15.09.1946
Ein Erlass der französischen Besat
zungsmacht trennt den Sender Saar
brücken vom Südwestfunk ab und
macht ihn damit selbstständig.
30.09. – 01.10.1946
Erstmals schließen sich die Radio
stationen aller vier Besatzungs
zonen in Deutschland zu einem ge
meinsamen Programm zusammen.
Anlass ist die Urteilsverkündung
im Nürnberger Hauptkriegsverbrecher
prozess.
25.11. – 26.11.1946
Auf Aufforderung der Rundfunkkom
mission beim Alliierten Kontrollrat
findet in Berlin eine erste Konferenz
von Vertretern der Rundfunkstationen
aller vier Besatzungszonen statt.
Erörtert werden hauptsächlich ur
heberrechtliche Fragen, die sich aus
der praktischen Arbeit ergeben
haben.
11.12.1946
Erstmaliges Erscheinen der Rund
funkprogrammZeitschrift »Hör Zu!«
in Hamburg.
7
Radiochronik
09.03.1947
Der NWDR sendet »Was wäre, wenn …
Ein Rückblick auf die Zukunft der
Welt«. Das Werk von Axel Eggebrecht
gilt als das erste deutschsprachige
Radiofeature.
01.10.1947
Der NWDR richtet in Hamburg eine
Abteilung »Erforschung der Hörer
meinung« ein, welche die in den USA
erprobten Methoden zur Ermittlung
der öffentlichen Meinung im Sende
gebiet des NWDR einsetzen soll.
21.11.1947
Mit einem Befehl des amerikani
schen Militärgouverneurs General
Lucius D. Clay wird das jahrelang um
strittene Verhältnis zwischen Post
und Rundfunk zugunsten des Rund
funks geklärt. Die Post soll künftig
nur noch im Auftrag der jeweiligen
Landesregierung die Gebühren ein
ziehen, Kabelverbindungen zur Ver
fügung stellen und einen Entstörungs
dienst unterhalten. Da die britische
Besatzungsmacht die amerikanische
Position unterstützt, setzt sich damit
in Westdeutschland bis zum Fern
sehurteil 1961 eine klare Trennung
von Post und Rundfunk durch, und
die weitere Entwicklung von Hörfunk
und Fernsehen liegt nahezu voll
ständig in der Hand der Besatzungs
sender bzw. Rundfunkanstalten.
30.12.1947
Der NWDR wird im Großen Sendesaal
des Hamburger Funkhauses feierlich
in deutsche Hände übergeben.
31.12.1947
Unmittelbar vor dem Ende der franzö
sischen Besatzungsregierung im
Saarland erlässt der Militärgouver
neur Gilbert Grandval eine Verord
nung über die Organisation des
Saarländischen Rundfunks, die den
Sender Saarbrücken unter die Kon
trolle eines paritätisch mit Deutschen
und Franzosen besetzten Verwal
tungsrats stellt, aber den französi
schen Einfluss gleichwohl wahrt.
Die Leitung der Sendegesellschaft
liegt wie schon zuvor bei einem Ge
neraldirektor, der bis 1955 immer
ein Franzose ist.
22.05.1948
Der Nordwestdeutsche Rundfunk
(NWDR) strahlt erstmals die »Funk
bilder aus Niedersachsen« aus.
Die Sendung gilt als ältestes Radio
magazin Deutschlands und nennt
sich in einer Neuauflage aktuell
»Funkbilder der Tag«.
24.06.1948 – 12.05.1949
Fast ein Jahr lang ist die Blockade aller
Zufahrtswege nach WestBerlin durch
die Sowjetunion TopThema in den
Sendungen der westdeutschen Rund
funkstationen. Der RIAS Berlin und
der NWDR verlängern ihr Programm
bis weit über Mitternacht hinaus und
bringen fast stündlich rund um die
Uhr Nachrichten. Der NWDR sendet
zweimal täglich die aktuelle Übersicht
»Berlin am Mikrofon«. Wegen der
häufigen Stromsperren in WestBerlin
verbreiten zu Lautsprecherwagen
umgebaute Militärautos der Ameri
kaner die vom Rundfunk produzier
ten Nachrichten. Der RIAS entwickelt
sich zum wichtigsten Kommunika
tionsmittel in der abgeschnittenen
Stadt.
Durch Suchmeldungen im
Hörfunk werden von 1948 bis 1963
mehr als 7.000 Personen gefunden,
die seit dem Zweiten Weltkrieg
vermisst werden.
25.06. – 15.09.1948
Die 4. Europäische Wellenkonferenz
in Kopenhagen gesteht den deut
schen Westzonen, die durch die Alli
ierten auf der Konferenz vertreten
sind, nur wenige nichtexklusive MW
und LWFrequenzen zu. Die Sender
der amerikanischen, britischen und
französischen Zone setzen daher in
der Folgezeit auf einen raschen Aus
bau des UKWRundfunks, um die
Defizite im MWBereich zu kompen
sieren und den Aufbau zweiter
Hörfunkprogramme zu ermöglichen.
13.09.1948
Der RIAS Berlin richtet in seinem
Hörfunkprogramm einen Suchdienst
für Personen ein, die seit den Tagen
des Krieges vermisst werden. In den
darauffolgenden 15 Jahren werden
2.292 Sendungen ausgestrahlt und
fast 100.000 Meldungen durch
gegeben. Mehr als 7.000 Personen
werden auf diese Weise gefunden.
01.10.1948
Das vom Bayerischen Landtag am
29. Juli einstimmig verabschiedete
»Gesetz über die Errichtung und die
Aufgaben einer Anstalt des öffent
lichen Rechts ›Der Bayerische Rund
funk‹« tritt in Kraft. Damit ist in
Bayern die Grundlage für den Über
gang vom Besatzungssender Radio
München zum öffentlichrechtlichen
BR geschaffen.
01.10.1948
Das vom hessischen Landtag am
22. September verabschiedete Ge
setz über den Hessischen Rundfunk
wird am 2. Oktober verkündet und
tritt rückwirkend zum Monatsbeginn
in Kraft. Damit ist in Hessen die Grund
lage für den Übergang vom Besat
zungssender Radio Frankfurt zum
öffentlichrechtlichen HR geschaffen.
03.10.1948
In OstBerlin geht der Deutschland
sender in Betrieb.
30.10.1948
Mit einer Verordnung der französi
schen Militärregierung erhält der
SWF erstmals eine Rechtsgrundlage.
Sie hebt die Kontrolle durch das
französische Oberkommando zwar
nicht auf, erklärt den Sender aber
zu einer Anstalt des öffentlichen
Rechts mit dem Recht auf Selbstver
waltung und mit den gemeinnützigen
Anstalten zuerkannten Vorrechten.
22.11.1948
Das von der Bremer Bürgerschaft
am 18. November verabschiedete
»Gesetz über die Gründung und die
Aufgaben einer Anstalt des öffent
lichen Rechts ›Radio Bremen‹« wird
verkündet, tritt aber vorerst nicht
in Kraft, da die amerikanische Besat
zungsmacht die vorgesehene Wahl der
Rundfunkratsmitglieder durch die
Deputation für Kunst und Wissen
schaft nicht akzeptiert.
10.12.1948
Einführung des »Nachtstudios« bei
Radio München, die Leitung hat Ger
hard Szczesny. Die Kultursendung
soll neben Einblicken in die großen
Werke der Vergangenheit eine Dis
kussionsbasis für alle geistigen Fra
gen bieten. Alle Möglichkeiten, vom
Gespräch über die Interpretation bis
zur Hörspielform, werden dafür
verwendet
25.12.1948
Beim RIAS Berlin startet das Funk
kabarett »Günter Neumann und seine
Insulaner«, das sich zu einer bald
sehr populären Sendung entwickelt
und bis 1964 im Programm bleibt.
25.01.1949
Der Militärgouverneur von Bayern
übergibt Radio München an den
Intendanten des BR und den Vor
sitzenden des Rundfunkrats.
Damit ist der BR ab sofort eine un
abhängige und gemeinnützige
Anstalt des öffentlichen Rechts.
28.01.1949
Der Direktor der amerikanischen
Militärregierung für Hessen, Francis E.
Sheehan, übergibt im Großen Sende
saal des Frankfurter Rundfunks die
Lizenzurkunde an den HRIntendan
ten Eberhard Beckmann und beendet
damit die Ära des Besatzungssenders
Radio Frankfurt.
28.02.1949
In MünchenFreimann geht der erste
UKWSender Europas in Betrieb. Be
treiber ist der Bayerische Rundfunk.
05.04.1949
Radio Bremen wird in deutsche Hände
übergeben.
01.05.1949
Der Deutschlandsender startet in
der Sowjetischen Besatzungszone
(SBZ) mit der Sendung eines für
Westdeutschland bestimmten Pro
gramms über Langwelle.
Radiochronik
8
23.05. – 24.05.1949
Das Grundgesetz für die Bundesre
publik Deutschland wird verkündet.
Dadurch wird aus den drei Westzonen
die Bundesrepublik Deutschland.
Einen Tag später, am 24.05., tritt das
Grundgesetz in Kraft.
22.07.1949
Radio Stuttgart geht in deutsche
Hände über und wird in Süddeut
scher Rundfunk (SDR) umbenannt.
07.09.1949
Erste Rundfunkübertragung aus
dem Bundestag. Der NWDR sendet
die konstituierende Sitzung des
im August gewählten Bundestages
aus dem Bundeshaus in Bonn.
17.09.1949
Mit der Folge »Hesselbachs Ihrn Haus
schlüssel« startet die bald sehr popu
läre Hörfunkserie »Die Familie Hessel
bach« im Hessischen Rundfunk.
21.09.1949
Das Gesetz Nr. 5 der Alliierten Hohen
Kommission über die Presse, den
Rundfunk, die Berichterstattung und
die Unterhaltungsstätten tritt in Kraft.
Damit entfällt die Kontrolle und Zensur
der Presse in der Bundesrepublik.
07.10.1949
Gründung der Deutschen Demokrati
schen Republik.
9
Radiochronik
1950erJahre
12.02.1950
Die Europäische Rundfunkunion wird
von 23 westeuropäischen Rundfunk
anstalten im englischen Torquay ge
gründet. Diesem auch unter der eng
lischen Abkürzung EBU bekannten
Verband öffentlichrechtlicher
Rundfunkveranstalter tritt die ARD
am 17. April 1952 bei. 1954 gründet
die EBU in Genf die Einrichtung Euro
vision zur Durchführung gemeinsamer
Programmübertragungen. Die be
kannteste Eurovisionssendung ist
der »Eurovision Song Contest«, der
1956 als »Grand Prix Eurovision de
la Chanson« startete.
30.04.1950
Im Hörfunk des NWDR wird »Zwi
schen Rhein und Weser« aus der Taufe
gehoben. Das Informationsmagazin
läuft bis 2017 – rund 67 Jahre lang –
im NWDR bzw. später im WDR.
09.06. – 10.06.1950
Gründung der »Arbeitsgemeinschaft
der öffentlichrechtlichen Rundfunk
anstalten der Bundesrepublik
Deutschland« (die Initialen »ARD«
werden erst 1954 eingeführt) durch
NWDR, BR, HR, RB, SDR und SWF
auf der Bremer Tagung der Rund
funkanstalten.
04.07.1950
Erste Sendung von Radio Free Europe
(RFE) für die Länder hinter dem
»Eisernen Vorhang«. Der Sender wird
vom Nationalkomitee für ein freies
Europa gegründet und hat seinen
Sitz in München. 1953 geht die RFE
Schwesterstation Radio Liberty (RL)
auf Sendung.
05.08.1950
Die »Arbeitsgemeinschaft der öffent
lichrechtlichen Rundfunkanstalten
der Bundesrepublik Deutschland«
konstituiert sich in München.
18.08. – 27.08.1950
Die erste Funkausstellung in Deutsch
land nach dem Zweiten Weltkrieg
findet in Düsseldorf statt.
19.04.1951
Ein Hörspiel rüttelt die Radiohörer
auf. Der NWDR sendet Günter Eichs
»Träume«, fünf alptraumhafte Ge
schichten aus fünf Kontinenten.
Obwohl die Presse überwiegend
negativ reagiert, gilt Eichs Werk bald
als Auftakt einer neuen Blütezeit
des Hörspiels.
11.05.1951
Aufnahme des Deutschen Demokra
tischen Rundfunks in die Organisation
Internationale de Radiodiffusion
(OIR).
06.01.1952
Erster »Internationaler Frühschoppen«
mit Werner Höfer im Radio. Die Dis
kussionsrunde mit Journalisten aus
verschiedenen Ländern läuft zu
nächst im NWDR, später im WDR.
Ab 30. August 1953 wird der »Inter
nationale Frühschoppen« zusätzlich
im Fernsehen ausgestrahlt.
09.03.1952
Zum ersten Mal wird der Hörspiel
preis der Kriegsblinden verliehen.
Preisträger ist Erwin Wickert.
01.05.1952
Der zwischen den Ländern Baden,
WürttembergHohenzollern und
RheinlandPfalz geschlossene Staats
vertrag über den Südwestfunk tritt
in Kraft. Der SWF, der bislang noch
nach einer Verordnung der französi
schen Besatzungsmacht arbeitete,
erhält damit eine deutsche Rechts
grundlage.
03.06.1952
Die britische Militärpolizei verhängt
eine Blockade gegen das Haus des
Rundfunks in der Masurenallee.
Das erste Funkhaus des DDRSenders
Berliner Rundfunk befindet sich im
britischen Sektor im Westteil Berlins.
14.08.1952
Das Staatliche Rundfunkkomitee der
DDR wird als zentrales Leitungsorgan
des Rundfunks der DDR gegründet.
14.09.1952
Im Zuge der Auflösung der Länder in
der DDR und der Schaffung der Be
zirke werden der Berliner Rundfunk
und der Mitteldeutsche Rundfunk
sowie die ihnen zugeordneten Landes
sender aufgelöst und die Regional
programme in der DDR eingestellt.
14.09.1952
Der Deutsche Demokratische Rund
funk beginnt im neu erbauten Funk
haus in der Nalepastraße in Berlin
mit der Ausstrahlung von drei Hör
funkprogrammen: Berlin I, II und III.
21.09.1952
Erste FußballKonferenzschaltung
im Hörfunk. Vom Hamburger NWDR
Funkhaus aus wird erstmals der
LiveEinsatz von sechs Reportern
koordiniert. Die Konferenzschaltung
ist so erfolgreich, dass sie ab März
1953 bundesweit von allen Hörfunk
sendern ausgestrahlt wird. Beim
Start der FußballBundesliga im
Jahr 1963 ist die Schalte längst
institutionalisiert.
02.12.1952
Mit Unterzeichnung der Stiftungs
urkunde durch die ARDIntendanten
wird das Lautarchiv des deutschen
Rundfunks, die spätere Stiftung
Deutsches Rundfunkarchiv, errichtet.
Das DRA ist die erste ARDGemein
schaftseinrichtung.
27.03.1953
Die ARDAnstalten beschließen einen
Vertrag über ein gemeinschaftliches
Kurzwellenprogramm für das außer
europäische Ausland unter dem
Namen »Deutsche Welle«. Sendestart
ist der 3. Mai 1953.
17.08.1953
15 Bezirksstudios des Deutschen
Demokratischen Rundfunks beginnen
mit der Ausstrahlung eigener Rund
funkprogramme.
11.09.1953
Unter dem Titel »Schlagerlotterie«
startet die DDRHörfunkHitparade,
die spätere »Schlagerrevue«. Die
Hörfunksendung, die jahrzehntelang
auf Radio DDR I läuft, gilt als längste
in Folge gesendete RundfunkHit
parade der Welt.
05.10.1953
Beginn des »Betthupferl«, der täg
lichen »GuteNachtGeschichte für
Kinder«, im Hörfunk des Bayerischen
Rundfunks. Die Sendung ist noch
heute auf Bayern 2 im Programm.
21.11.1953
Der Sender Freies Berlin (SFB)
wird als Landesrundfunkanstalt
des Landes Berlin gegründet.
10.05.1954
Die mit der Abwicklung der Funkwer
bung betrauten Tochtergesellschaften
der ARDAnstalten schließen sich zur
Wahrnehmung gemeinsamer Inter
essen zur Arbeitsgemeinschaft
Rundfunkwerbung (ARW) zusammen,
dem Vorläufer der späteren ARD
Werbung.
25.05.1954
Das Gesetz über den »Westdeut
schen Rundfunk Köln« wird verab
schiedet, mit dem NordrheinWest
falen seine eigene Landesrund
funkanstalt, den WDR, gründet.
01.06.1954
Der Sender Freies Berlin nimmt seinen
Sendebetrieb auf.
Radiochronik
10
16.02.1955
Hamburg, Niedersachsen und
SchleswigHolstein gründen per
Staatsvertrag den Norddeutschen
Rundfunk (NDR).
01.01.1956
Die Teilung des NWDR ist vollzogen.
NDR und WDR beginnen mit der
Ausstrahlung eigener Hörfunk
programme.
19.10.1958
Radio DDR II wird in der DDR einge
richtet. Zeitgleich wird das bereits
seit 1953 bestehende Radio DDR in
Radio DDR I umbenannt.
01.04.1955
Der französischsprachige kommer
zielle Rundfunkanbieter Europe 1
sendet vom Saarland aus nach
Frankreich. Auch nach Angliederung
des Saarlands an die Bundesrepublik
darf er seinen Sendebetrieb weiter
führen und bleibt bis 1983 der ein
zige private Rundfunksender auf
deutschem Boden.
09.08.1956
Das Institut für Rundfunktechnik
wird gegründet. Das IRT ist eine Ge
meinschaftseinrichtung von ARD,
ZDF, Deutschlandradio, ORF und SRG /
SSR zur wissenschaftlichen For
schung und Entwicklung auf rund
funktechnischem Gebiet.
11.05.1959
Der neue Sender Rostock des Rund
funks der DDR beginnt mit der Aus
strahlung eines eigenen Programms
aus dem Rostocker Funkhaus.
19.06.1955
Beim Bayerischen Rundfunk startet
die erste Autofahrersendung
»Nimm's Gas weg« mit Fritz Benscher,
die 1959 in »Gute Fahrt« umbenannt
wird.
12.07.1955
Der Süddeutsche Rundfunk Stuttgart
startet mit dem »RadioEssay« eine
Sendereihe, die ein neues Genre
begründet. Der Schriftsteller Alfred
Andersch ent wickelte das Konzept
für die Kultursendung.
11.11.1955
Start der Hamburger Schulfunkreihe
»Neues aus Waldhagen«. Die zwi
schen 1955 und 1985 ausgestrahlte
Sendereihe ist eine der bekanntesten
ProgrammMarken in der Geschichte
des NDR.
11
Radiochronik
17.08.1956
Sendebeginn des DDRPropaganda
senders Deutscher Freiheitssender
904 (DFS 904), dessen Programm
sich an Hörerinnen und Hörer in der
Bundesrepublik wendet.
15.07.1957
Radio Luxembourg startet ein
Versuchsprogramm in deutscher
Sprache (ab 1966: RTL).
02.01.1958
In der DDR tritt die 60 / 40Regelung
in Kraft. Hiernach muss das Musik
programm bei öffentlichen Veran
staltungen zu mindestens 60 Prozent
von Künstlern aus den sozialistischen
Ländern stammen. Auch im Radio
findet diese Regelung Anwendung.
06.04.1958
Radio Luxembourg strahlt die erste
Hitparade im deutschsprachigen
Programm aus. Präsentator ist
Camillo Felgen.
20.05.1959
Radio Berlin International (RBI) geht
als Auslandsrundfunk der DDR auf
Sendung.
01.07.1959
Die ARD startet ein gemeinsames
Hörfunknachtprogramm: »Musik bis
zum frühen Morgen«. Es soll ein Ge
gengewicht zu den Nachtsendungen
des Rundfunks der DDR bilden.
»Es geht darum,
zu verstehen, was
unbegreiflich ist.
Und daraus zu lernen.«
Axel Eggebrecht, für den NDR im Gerichtssaal
beim Auschwitz-Prozess, der 1963 in Frankfurt
am Main begann
1960erJahre
02.07.1960
Der HR gibt im Hörfunk laufend
alle wichtigen Verkehrshinweise der
Polizei an Autofahrer durch.
01.10.1960
Der Deutsche Soldatensender 935
geht auf Sendung. Er wird als Ge
heimsender von der DDR betrieben
und richtet sich speziell an Bundes
wehrsoldaten.
29.11.1960
Der Auslandsrundfunk Deutsche
Welle (DW) und der Deutschlandfunk
(DLF) werden als Bundesrundfunk
anstalten gegründet.
13.08.1961
Hörfunk und Fernsehen in West und
Ostdeutschland berichten über den
Bau der Berliner Mauer. Allein der
Sender Freies Berlin liefert in der
Woche bis zum 19. August rund 70
Sondersendungen und Berichte.
21.10.1961
Erste Sendung für »Gastarbeiter«
im Hörfunk der ARD: Der SR bietet in
italienischer Sprache wöchentlich
eine »Mezz’ora Italiana«.
01.01.1962
Der Deutschlandfunk in Köln nimmt
seine Sendetätigkeit auf. Der Radio
sender richtet sich an deutsch
sprachige Hörer im Ausland und ins
besondere an DDRBürgerinnen
und Bürger.
21.02.1962
Der Kinderfunk des Bayerischen
Rundfunks sendet die erste Folge
der Hörspielserie »Meister Eder und
sein Pumuckl« von Ellis Kaut. Die
Reihe erlangt ab 1982 auch als Fern
sehserie große Bekanntheit.
01.08.1962
Die Deutsche Welle (DW) baut ihr
fremdsprachiges Programmangebot
zu einem Weltprogramm aus.
01.09.1962
Der 1961 ausgehandelte »Stock
holmer Wellenplan« für die UKW
Frequenzen in Westeuropa tritt in
Kraft. Der Plan, dessen Ziel eine
Verbesserung der Empfangsmöglich
keiten ist, zwingt die Rundfunkan
stalten dazu, ihre Hörerinnen
und Hörer nahezu überall an neue
Frequenzen zu gewöhnen.
01.01.1963
Innerhalb der Hauptabteilung für
Dramaturgie des DDRRundfunks
wird die Abteilung Feature gebildet,
um den künstlerisch spezifischen
Produktions und Redaktionsbereich
abzudecken.
24.01.1963
Der RIAS Berlin und der NDR beginnen
mit der Ausstrahlung ihrer sehr popu
lären, abend füllenden RadioQuiz
Show »Allein gegen alle«, moderiert
von Hans Rosenthal. Da später fünf
weitere ARDAnstalten als Koprodu
zenten hinzukommen, ist die Sen
dung bis 1977 fast bundesweit zu
hören.
02.08.1963
Die erste offizielle Stereosendung im
Rundfunk der DDR wird im Funkhaus
Nalepa straße vor Pressevertretern
vorgeführt.
30.08.1963
Zur Eröffnung der 23. Großen Deut
schen Funkausstellung 1963 in Berlin
beginnt der Hörfunk der ARD offiziell
mit der Einführung der Stereofonie
in seinen UKWProgrammen. Ab 1968
betreiben alle Sender mindestens ein
UKWStereoprogramm.
20.12.1963
In Frankfurt am Main beginnt der
AuschwitzProzess. Hörfunk und
Fernsehen der ARD berichten kon
tinuierlich vom Prozessverlauf. Für
den NDR ist Axel Eggebrecht im
Gerichtssaal, der bis zur Urteilsver
kündung 1965 in rund 100 Sendun
gen und Berichten umfassend
informiert.
01.01.1964
In der Bundesrepublik wird das
Gerichtsverfassungsgesetz (GVG)
modifiziert. Seither gilt, dass die
Anfertigung von Fernseh und
Hörfunkaufnahmen während einer
laufenden Gerichtsverhandlung
verboten ist.
Radiochronik
12
01.01.1964
Radio DDR II geht mit einem neu pro
filierten Programm speziell für Kultur
und Bildung auf Sendung.
24.01.1964
Die Hauptversammlung der ARD
verabschiedet Grundsätze für die
Werbung im Hörfunk.
29.06.1964
Das Jugendstudio DT 64 erhält in der
DDR nach den erfolgreichen Über
tragungen vom Deutschlandtreffen
der Jugend in OstBerlin einen
festen Sendeplatz beim Berliner
Rundfunk.
01.11.1964
Als Reaktion auf die wachsende
Anzahl sogenannter Gastarbeiter in
der Bundesrepublik richten die ARD
Rundfunkanstalten im Hörfunk ein
gemeinsames Ausländerprogramm
ein. Die Sendungen für Türken, Italie
ner, Spanier und Griechen sind täg
lich bei allen Landesrundfunk
anstalten zu hören.
07.03.1965
Hans Rosenthal lädt beim RIAS erst
mals zum musikalischen Ratespiel
»Klingendes Sonntagsrätsel« ein.
Die Sendung läuft bis heute unter
anderer Moderation als »Sonntags
rätsel« im Programm von Deutsch
landfunk Kultur.
04.10.1965
Mit der Sendung »Hallo Twen«
kommt auf der Europawelle Saar
BeatMusik ins Programm. Die bis
13
Radiochronik
1973 fortgeführte Sendung wird für
junge Hörerinnen und Hörer bald
zum Kult.
01.01.1966
Seit 1964 wurden mehr als eine Mil
lion Stereoempfangsgeräte in der
Bundesrepublik verkauft. Die Rund
funkanstalten bauen ihr Angebot an
Stereosendungen kontinuierlich aus.
11.04.1966
Im Programm des Saarländischen
Rundfunks kommt Ludwig Harigs
Hörspiel »Das Fußballspiel« zur Erst
sendung. Es ist das erste Hörspiel,
das auf eine Stereoproduktion hin
geschrieben wurde.
18.04.1966
Theodor W. Adorno hält im Hessi
schen Rundfunk den Radiovortrag
»Erziehung nach Auschwitz«. Der
Text gilt als bedeutsamer pädago
gischer Klassiker.
05.05.1966
Im Hörfunk des Hessischen Rund
funk startet das »Funkkolleg« als
neues Bildungsangebot. Das »Funk
kolleg« soll zunächst Lehrer im Fach
Gesellschaftslehre aus und fort
bilden sowie Radiohörern ohne Abitur
den Zugang zur Universität
ermöglichen.
30.09.1966
Der Drahtfunk in WestBerlin wird
endgültig abgeschaltet. In West
deutschland wurde der Drahtfunk
bereits am 30. Juni 1963 eingestellt.
07.06.1967
Durch eine Gesetzesänderung wird
im Saarland privater Rundfunk zu
gelassen.
02.12.1967
Hanns Dieter Hüsch moderiert die
erste Ausgabe der »Unterhaltung am
Wochenende« auf WDR 1. Die Sen
dung bringt bis heute (auf WDR 5)
Glanzstücke von Kleinkunstbühnen
und Kabarettkneipen ins Radio.
03.02.1968
Die HörspielFamilienserie »Neu
mann – 2 x klingeln« startet auf
Radio DDR I.
15.03.1968
Das Bundesverwaltungsgericht
urteilt über das Gebührenrecht.
Es spricht den Bundesländern
die Kompetenz zur Regelung der
Rundfunkgebühren zu.
04.09.1968
Der Ministerrat der DDR beschließt
die Teilung des Staatlichen Rund
funkkomitees in das Staatliche Ko
mitee für Fernsehen und das Staat
liche Komitee für Rundfunk.
03.10.1969
Der Fernsehturm am Alexanderplatz
in OstBerlin wird mit 368 Metern
als zweithöchstes Bauwerk Europas
in Betrieb genommen. Über den
Fernsehturm wird das Programm des
Deutschen Fernsehfunks abgestrahlt
und das der Radiosender der DDR.
1970erJahre
01.01.1970
Die Rundfunkgebühren in der Bundes
republik werden zum ersten Mal seit
1924 erhöht: auf 2,50 DM für den
Hörfunk und 6,00 DM für das Fern
sehen. Mittlerweile gibt es in über
70 Prozent aller Haushalte ein Fern
sehgerät, ein Radio in 87 Prozent
aller Haushalte.
22.03.1971
In Berlin wird das VoxHaus in der
Potsdamer Straße wegen Baufällig
keit und seiner Lage im Nahbereich
der Mauer gesprengt. In dem Gebäude
nahm 1923 die erste Rundfunkgesell
schaft in Deutschland ihren regel
mäßigen Sendebetrieb auf.
01.04.1971
Der Bayerische Rundfunk startet als
drittes Hörfunkprogramm (Bayern 3)
die erste Servicewelle im bundes
deutschen Hörfunk. So entsteht ein
neuer Typ Radioprogramm, der drei
Elemente verbindet: populäre Musik,
regelmäßige Nachrichten sowie Ver
kehrsmeldungen und lebensprakti
sche Tipps. Im Verlauf der 1970er
Jahre starten dann mit hr3, SWF3
oder Südfunk 3 weitere Service und
Popwellen.
27.07.1971
Das Bundesverfassungsgericht ent
scheidet in seinem Zweiten Rund
funkurteil, dass die Mehrwertbe
steuerung der Rundfunkgebühren,
die das Mehrwertsteuergesetz des
Bundes von 1967 vorsah, verfas
sungswidrig ist. Das Land Hessen
und fast alle ARDAnstalten hatten
sich an das Gericht gewandt.
15.11.1971
Der Deutschlandsender und die Berli
ner Welle werden vom Staatlichen
Komitee für Rundfunk in der DDR zu
sammengefasst und senden nun unter
dem Namen »Stimme der DDR«.
04.04.1972
Im Hörfunk des WDR läuft erstmals
die Sendung »ZeitZeichen«. Täglich
werden bis heute im Radioprogramm
des WDR in einem 15Minuten
Format Geschichten zur Geschichte
erzählt.
01.07.1972
Der Deutsche Soldatensender 935
(DDR) stellt seinen Betrieb ein. Hinter
grund sind die sogenannte Entspan
nungspolitik und die anstehenden
Verhandlungen zum Grundlagenver
trag zwischen der Bundesrepublik
und der DDR.
30.05.1973
Der SFB sendet das Feature »Glocken
in Europa« von Peter Leonhard Braun.
Der weltweit ausgestrahlte Klassiker
gilt als stilistischer Wegweiser und
Meilenstein der Radiogeschichte.
01.07.1973
Aufgrund eines Volksentscheids, ini
tiiert vom Volksbegehren Rundfunk
freiheit, wird die bayerische Verfas
sung nur einen Monat später am
01.08.1973 um einen Artikel 111a
ergänzt. Dieser schreibt für Hörfunk
und Fernsehen im Freistaat eine öf
fentlichrechtliche Trägerschaft vor
und begrenzt die Sitze von Staats
und Parteiangehörigen im Rund
funkrat auf ein Drittel. Damit wird
auf Bestrebungen der CSU reagiert,
den Rundfunk in Bayern stärker an
die Staatsmacht zu binden und eine
Privatisierung zu ermöglichen.
03.09.1973
Auf der Internationalen Funkausstel
lung in Berlin wird erstmals die Kunst
kopfstereofonie vorgeführt. Durch
die spezielle Aufnahmetechnik mit
einer Kopfnachbildung soll ein natür
licher Höreindruck erzeugt werden.
01.01.1974
Die Jugendsendung »Zündfunk« geht
auf Sendung. Das Szenemagazin ist
bis heute auf Bayern 2 täglich im
Programm.
01.06.1974
Die Landesrundfunkanstalten der ARD
führen als unhörbare Kennung die
AutofahrerRundfunkInformation,
kurz ARI, ein, die bis März 2005 im
Regelbetrieb ist.
Radiochronik
14
07.10.1974
Die Sendung »KlassikPopet cetera«
startet im Deutschlandfunk. Einmal
wöchentlich stellen prominente Gast
moderatorinnen und moderatoren
ihre persönliche Lieblingsmusik vor.
Die Sendung ist bis heute im Pro
gramm des DLF zu hören.
05.12.1974
»Hallo ÜWagen« startet im Hörfunk
des WDR. Die Sendung, in der zu
einem vom Publikum vorgeschlagenen
Thema vor Ort mit den Menschen
diskutiert wird, bleibt 36 Jahre im
Programm.
12.12.1974
Lothar Loewe wird als erster ARD
Korrespondent in der DDR akkredi
tiert. Die offizielle Eröffnung des
ARDStudios OstBerlin mit TV
Korrespondent Lothar Loewe und
seinem Hörfunkkollegen Wolfgang
Nette erfolgt am 10. April 1975.
02.07.1975
Die Kommission zur Ermittlung des
Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten
(KEF) konstituiert sich. Die KEF richtet
Arbeitsgruppen für die vier Prüfungs
bereiche Einnahmen, Personalkosten,
Ausgaben im Programmbereich sowie
Investitionen und Kredite ein.
21.11.1975
Der »Genfer Wellenplan« wird von Ver
tretern Europas, Afrikas, Asiens und
Ozeaniens unterzeichnet. In dem
Regelwerk wird der Betrieb der Rund
funksender im Lang und Mittel
15
Radiochronik
wellenbereich festgelegt. Dies wurde
notwendig, da es durch die vielen
Sender zu zunehmenden gegenseiti
gen Störungen kam. Der Wellenplan
tritt am 23. November 1978 in Kraft.
01.01.1976
Die Gebühreneinzugszentrale der
öffentlichrechtlichen Rundfunk
anstalten (GEZ) nimmt in Köln ihre
Arbeit auf.
10.01. – 13.02.1977
Eine weltweite Funkverwaltungs
konferenz in Genf schafft die
Voraus setzungen für den Start des
Satellitenrundfunks in Europa.
04.03.1977
Zum ersten Mal wird der Hörspiel
preis der DDR vergeben. Bis 1991 wird
die Auszeichnung jährlich in vier
Kategorien verliehen. Zu den ersten
Preisträgern gehört der Schriftstel
ler Helmut Bez.
04.06.1977
Der von Kernkraftgegnern im Elsass
betriebene Piratensender Radio Verte
Fessenheim beginnt mit seinen
Sendungen. Nach der Legalisierung
durch Frankreich 1981 nennt sich
der Sender Radio Dreyeckland und
sendet im Dreiländereck Schweiz,
Frankreich, Deutschland.
11.05.1978
Die Ministerpräsidenten der Bundes
länder beschließen, dass in Berlin,
München, Ludwigshafen / Mannheim
und einer noch zu benennenden
Stadt in NordrheinWestfalen Kabel
pilotprojekte realisiert werden sollen.
1980erJahre
29.04.1980
Unterzeichnung des deutschfran
zösischen Abkommens über die
technischindustrielle Zusammen
arbeit auf dem Gebiet von Rundfunk
Satelliten. Geplant ist der Bau zweier
Versuchssatelliten, die den Direkt
empfang von Rundfunkprogrammen
aus dem Weltraum ermöglichen
sollen. Der deutsche Satellit TVSat
wird eine Kapazität von zwei Fern
seh und mehreren Hörfunkkanälen
haben.
20.08.1980
Die UdSSR setzt Störsender ein, um
die Übertragung des russischen
Programms der Deutschen Welle zu
verhindern. Vertreter der Bundes
republik bringen die Störungen im
November auf dem Madrider KSZE
Folgetreffen als Verletzung der
Schlussakte von Helsinki zur Sprache.
20.08.1980
Nach langen Auseinandersetzungen
um den Fortbestand des NDR wird in
Kiel der neue Staatsvertrag über den
Norddeutschen Rundfunk zwischen
den Ländern Niedersachsen, Schles
wigHolstein und Hamburg unter
zeichnet.
04.10.1980
Als erste ARDAnstalt verbreitet
der BR ein Hörfunkprogramm mit aus
schließlich klassischer Musik, den
Spartenkanal Bayern 4 Klassik. Im
Oktober 1985 wird das Klassikange
bot ein Vollprogramm.
02.01.1981
Der NDR beginnt mit der Ausstrahlung
getrennter Landesprogramme der
Funkhäuser in Kiel, Hamburg und
Hannover gemäß der Auflage des
einen Tag zuvor in Kraft getretenen
neuen Staatsvertrags.
16.06.1981
Das Bundesverfassungsgericht ur
teilt im »FRAGStreit«: In dem von
der Freien Rundfunk AG ausgelösten
Verfahren erklärten die Verfas
sungsrichter mehrere Bestimmungen
im saarländischen Rundfunkgesetz
für verfassungswidrig und stellten
klar, dass der Gesetzgeber den Zu
gang zur Veranstaltung privater
Rundfunkprogramme zu regeln hat.
Das Urteil gilt als Grundlage für die
duale Rundfunkordnung. In der Folge
werden auch von den anderen Bun
desländern Gesetze zur Veranstal
tung privaten Rundfunks (Landes
mediengesetze) geschaffen, die sich
an den Vorgaben des FRAGUrteils
ausrichten.
30.07.1983
Als erste Rundfunkanstalt der Welt
überträgt der Bayerische Rundfunk
eine Opernaufführung live und digital
über einen Satelliten: Richard
Wagners »Götterdämmerung« aus
dem Bayreuther Festspielhaus.
01.01.1984
Mit dem Start des Kabelpilotprojekts
Ludwigshafen strahlt die dort ange
siedelte Anstalt für Kabelkommuni
kation erstmals auch Rundfunkpro
gramme privater Programmanbieter
aus. Die Programmgesellschaft für
Kabel und Satellitenrundfunk, ab
1995 unter dem Namen Sat.1 bekannt,
gehört zu den neuen Programman
bietern. Der 1. Januar 1984 gilt daher
als Start des privaten Rundfunks in
Deutschland.
01.01.1984
Der erste Offene Kanal in Deutsch
land startet im Rahmen des Kabel
pilotprojekts Ludwigshafen. Idee der
nichtkommer ziellen, werbefreien,
lokalen oder regionalen Radio oder
Fernsehangebote ist, den Bürgerinnen
und Bürgern den freien und gleich
berechtigten Zugang zu diesen
elektronischen Medien zu ermögli
chen und so Meinungsvielfalt und
Medienkompetenz zu fördern.
23.05.1984
Als erstes Landesparlament ver
abschiedet der Niedersächsische
Landtag ein Rundfunkgesetz zur
Regelung des privaten Rundfunks.
07.03.1986
Das als »Sonderstudio« zum Deutsch
landtreffen ost und westdeutscher
Jugendlicher in OstBerlin 1964 ge
gründete Programm »DT 64« wird ein
eigenständiger Jugendsender des
Rundfunks der DDR.
30.04.1986
Das erste landesweite Privatradio
RheinlandPfalz Rundfunk (RPR)
startet mit vier Programmen, die zu
unterschiedlichen Zeiten senden.
Radio SchleswigHolstein nimmt am
1. Juli 1986 sein Programm als erster
landesweiter privater Radiosender
mit einem 24Stundenprogramm auf.
04.11.1986
Das Bundesverfassungsgericht er
klärt einige Bestimmungen des
niedersächsischen Landesmedien
gesetzes für verfassungswidrig und
weist den öffentlichrechtlichen
Rundfunkanstalten die Grundversor
gung zu (»Niedersachsenurteil«).
Danach ist privatwirtschaftlich or
ganisierter Rundfunk auch mit einem
geringeren Grundstandard an Vielfalt
zulässig, solange die Grundversor
gung durch den öffentlichrechtlichen
Rundfunk gesichert ist.
04.06.1987
Das Bundesverfassungsgericht er
klärt Teile des badenwürttembergi
schen Mediengesetzes für verfas
sungswidrig, insbesondere das Ver
bot regionaler und lokaler Sendungen
von SDR und SWF.
01.07.1987
Der auf der internationalen Funkver
waltungskonferenz 1984 in Genf er
arbeitete neue Wellenplan für den
UKWHörfunk tritt in Kraft. Er regelt
die Verteilung im Frequenzbereich
zwischen 87,5 und 108 MHz und er
möglicht in der Bundesrepublik zu
sätzlich zu den bereits vorhandenen
UKWNetzen zwei weitere flächen
deckende Sendernetze für jedes
Bundesland. Die Frequenzen im Be
reich zwischen 104 bis 108 MHz
stehen erst ab 1996 zur Verfügung.
Radiochronik
16
01.10.1987
Die Sendung »Ohrenbär« startet im
Hörfunk des Senders Freies Berlin.
Die Gutenachtgeschichten für vier
bis achtjährige Kinder werden von
renommierten Schriftstellern speziell
für das Radio geschrieben.
21.11.1987
Der deutsche Rundfunksatellit TV
Sat wird mit der Trägerrakete Ariane
ins All geschossen. Da sich einer
der Sonnengeneratoren zur Strom
versorgung nicht entfalten lässt,
kann der Satellit nie in Betrieb ge
nommen werden.
01.12.1987
Der Staatsvertrag zur Neuordnung
des Rundfunkwesens tritt in Kraft.
Der Vertrag ist im April nach rund vier
jährigen Verhandlungen von den Re
gierungschefs der elf Bundesländer
in Bonn unterzeichnet worden. Er re
gelt das Nebeneinander von öffent
lichrechtlichem und privatem Rund
funk im Rahmen des dualen Rundfunk
systems.
01.04.1988
Die ARD führt eine neue Technik
für die Verkehrsmeldungen ein, das
Radio Data System (RDS).
16.08. – 18.08.1988
Die Geiselnahme von Gladbeck fordert
drei Todesopfer. Das Drama sorgt
durch die Rolle der Journalisten,
welche in Radio und Fernsehen Live
Interviews mit den Geiselnehmern
führen, für eine bis heute anhaltende
17
Radiochronik
Diskussion über Verantwortung und
Ethik in der Berichterstattung der
Medien.
16.02.1989
Durch das Inkrafttreten des Bremi
schen Landesmediengesetzes wird
in Bremen, als letztem Bundesland,
die Zulassung privater Rundfunk
veranstalter geregelt.
06.06.1989
Der deutsche Fernmeldesatellit (DFS)
Kopernikus 1 wird erfolgreich ge
startet. In der Nacht zum 9. August
glückt auch der Start des Rundfunk
satelliten TVSat 2. Über Kopernikus
beginnt am 25. August die digitale
Ausstrahlung von Hörfunkprogram
men der ARD.
04.11.1989
Der Radiosender Stimme der DDR
startet das »ÖkoMagazin«, das zur
offenen Diskussion der Umwelt
Problematik in der DDR anregen soll.
09.11.1989
Die Öffnung der innerdeutschen
Grenze in der Nacht vom 9. auf den
10. November ist Thema zahlreicher
Sondersendungen in Hörfunk und
Fernsehen. Der Hörfunk des SFB
versorgt die anderen ARDAnstalten
ununterbrochen mit Berichten von
den Ereignissen an der Grenze.
1990erJahre
05.02.1990
Die Volkskammer der DDR beschließt
die Einführung von Meinungs,
Informations und Medienfreiheit in
der DDR und die Einführung eines
Medienkontrollrates.
12.02.1990
Der Hörfunksender Stimme der DDR
trägt wieder den Namen »Deutsch
landsender«.
13.02.1990
Der auf Beschluss der Volkskammer
der DDR gebildete Medienkontrollrat
konstituiert sich in Berlin. Ihm ge
hören 23 Repräsentanten der Parteien
und Gruppierungen des sogenann
ten Runden Tisches, der Volkskam
merfraktionen, von Kirchen sowie
der Regierung an.
12.03.1990
Mit der Amtseinführung von Patricio
Aylwin als demokratisch gewählter
Präsident wird das ChileProgramm
von Radio Berlin International (RBI)
beendet. Als Reaktion auf den Militär
putsch gegen Salvador Allende am
11. September 1973 war es von Seiten
der DDR als eine besondere Form der
Rundfunksolidarität ins Leben geru
fen worden. Es konnte weltweit über
Kurzwelle empfangen werden.
06.05.1990
Als erster Landessender des DDR
Hörfunks nimmt Antenne Branden
burg den Sendebetrieb auf. Er geht
aus den ehemaligen Bezirkssendern
Potsdam, Cottbus und Frankfurt (Oder)
von Radio DDR hervor.
02.10.1990
Der Auslandssender der DDR, Radio
Berlin International, stellt nach 35
Jahren seine Sendetätigkeit ein. Ab
Mitternacht wird auf den Frequenzen
das Programm der Deutschen Welle
ausgestrahlt.
16.06.1990
Der Hörfunksender DS Kultur wird
durch die Fusion von Deutschland
sender und Radio DDR II gebildet und
nimmt seine Sendetätigkeit auf.
03.10.1990
Am Tag der Deutschen Einheit tritt
Artikel 36 des Einigungsvertrages in
Kraft. Demnach werden Hörfunk und
Fernsehen in den neuen Bundeslän
dern bis zum 31. Dezember 1991 als
Einrichtung aufgelöst und dann nach
föderalem Prinzip umstrukturiert
und neu errichtet.
28.06.1990
Kulturschaffende und Bürger Berlins
demonstrieren für den Erhalt von
Hörfunk und Fernsehen der DDR.
Die Proteste gegen die Abwicklung
haben keinen Erfolg.
01.07.1990
Als Zwischenstufe zwischen dem
zentralistischen DDRRundfunk und
dem föderalen System der Länder
anstalten geht Radio Mecklenburg
Vorpommern mit zwei Programmen
auf Sendung. Noch bevor es das
»neue« Bundesland Mecklenburg
Vorpommern gibt, hat es sein Radio.
13.09.1990
Die Volkskammer der DDR beschließt
das Gesetz zur Überleitung des
Rundfunks in die Gesetzgebungszu
ständigkeit der neuen Bundesländer
(Rundfunküberleitungsgesetz).
28.09.1990
Die DDRHörspielserie »Familie Findig«
läuft zum letzten Mal im Berliner
Rundfunk. Die Serie um die Radio
familie Findig lief seit 1958.
15.10.1990
Rudolf Mühlfenzl wird zum Rund
funkbeauftragten für die neuen
Bundesländer bestimmt. Seine Auf
gabe ist die Auflösung des bisherigen
DDRRundfunks.
01.01.1991
SDR und SWF starten ihre gemeinsam
produzierten Hörfunkprogramme S2
Kultur und S4 BadenWürttemberg.
05.02.1991
Das Bundesverfassungsgericht be
urteilt in seiner Sechsten Rundfunk
entscheidung das WDRGesetz von
1985 und das nordrheinwestfälische
Landesrundfunkgesetz von 1988 als
im wesentlichen verfassungskon
form. Die Antragssteller hatten eine
darin »festgeschriebene Übermacht
des öffentlichrechtlichen Rund
funks« über die privaten Sender be
anstandet. In seinem Urteil präzisiert
das Gericht die Ausprägungen von
Rundfunkfreiheit früherer Urteile
und weitet die Bestands und Ent
wicklungsgarantie für den öffent
lichrechtlichen Rundfunk zu einer
an den dynamischen Rundfunkbe
griff ausgerichteten Entwicklungs
garantie aus.
06.05.1991
Als erster reiner Informations und
Nachrichtenkanal im deutschen
Hörfunk geht B5 aktuell vom Bayeri
schen Rundfunk auf Sendung. Weite
re Landesrundfunkanstalten folgen
mit ähnlichen Angeboten: 1992
MDR Info, 1995 InfoRadio von ORB
und SFB, 1998 NDR Info, 2004 hrinfo.
Die Infowellen bieten engmaschig
Nachrichten im 15 oder 20
MinutenTakt.
30.05.1991
Die Ministerpräsidenten von Sachsen,
SachsenAnhalt und Thüringen unter
zeichnen den Staatsvertrag zur Grün
dung des Mitteldeutschen Rundfunks.
Sendestart des MDR ist am 1. Januar
1992.
31.07.1991
Die Deutsche Welle und das sowjeti
sche Post und Fernmeldeministerium
unterzeichnen einen Vertrag, nach
dem die DW drei in der Republik
Russland stehende frühere Störsen
der nutzen kann.
Radiochronik
18
25.09.1991
Der Landtag Brandenburg verab
schiedet das Gesetz über den
öffentlichrechtlichen Rundfunk
Brandenburg. Im Dezember 1991
wird der Rundfunk Brandenburg
in »Ostdeutscher Rundfunk Bran
denburg« umbenannt. Sendestart
des ORB ist am 1. Januar 1992.
27.11.1991
ARD und ZDF einigen sich auf eine
Zwischenlösung für die Weiterführung
des Hörfunkprogramms DS Kultur:
Unter gemeinsamer Verantwortung
soll DS Kultur vorläufig auf den mo
mentan genutzten Frequenzen
weitersenden.
17.12. – 18.12.1991
Unterzeichnung des neuen NDR
Staatsvertrages, wodurch der NDR
mit MecklenburgVorpommern zu
einer VierLänderAnstalt wird.
31.12.1991
DT 64 darf weiter senden. Der MDR
erklärt sich bereit, die Jugendwelle in
Mitteldeutschland bis zum 30. Juni
1992 weiterzuführen. Vorausgegan
gen waren zahlreiche Demonstratio
nen für den Erhalt des Senders auf
dem Gebiet der ehemaligen DDR.
31.12.1991
Alle Rundfunksender der ehemaligen
DDR sowie der Deutsche Fernseh
funk (DFF) stellen ihren Betrieb ein.
01.01.1992
Die neuen Anstalten Ostdeutscher
Rundfunk Brandenburg (ORB) und
19
Radiochronik
Mitteldeutscher Rundfunk (MDR)
gehen mit eigenen Fernseh und
Hörfunkprogrammen auf Sendung.
01.01.1992
Der Staatsvertrag über den Rund
funk im vereinten Deutschland, den
die Ministerpräsidenten der Länder
am 31. August 1991 unterzeichnet
hatten, tritt in Kraft. Der Staatsver
trag gibt dem dualen Rundfunk eine
bundesweite Rahmenordnung und
umfasst sechs Einzelstaatsverträge:
Rundfunkstaatsvertrag, ARDStaats
vertrag, ZDFStaatsvertrag, Rund
funkgebührenstaatsvertrag, Rund
funkfinanzierungsstaatsvertrag und
BildschirmtextStaatsvertrag.
01.01.1992
MecklenburgVorpommern ist vierter
Partner im NDRVerbund. Nach Ab
schalten des DFF sind im Bundes
land das Dritte Fernsehprogramm
des NDR, die Hörfunkwellen und ein
Landesprogramm für Mecklenburg
Vorpommern zu empfangen.
01.01.1992
MDR und ORB werden als Mitglieder
in die ARD aufgenommen.
01.02.1993
Die Rundfunkarchive der ehemaligen
DDR werden zu Beginn des Jahres
1994 als »Standort Berlin« dem Deut
schen Rundfunkarchiv (DRA) angeglie
dert. Das DRA hat die Archive bereits
1992 und 1993 treuhänderisch ver
waltet. Im Herbst 2000 zieht der Berli
ner Standort des DRA in einen Archiv
Neubau beim ORB in Potsdam um.
01.03.1993
Die HörfunkJugendwelle Fritz des
ORB geht auf Sendung. Konzipiert
für die junge Hörerschaft ab 14 Jah
ren, mit hohem Musikanteil und jun
gen Moderatoren, folgen im Verlauf
der 1990erJahre mit NJoyRadio
(1994), Eins Live (1995), DASDING
(1997) und hrXXL (1998) weitere
Jugendwellen der ARD. Auch zahl
reiche kommerzielle Hörfunkanbieter
richten sich mit Angeboten an die
junge Zielgruppe.
01.07.1993
Die Deutsche Welle übernimmt die
EuropaAbteilung des Deutschland
funks und führt dessen Sendungen
in elf europäischen Fremdsprachen
vorerst unverändert fort.
31.12.1993
Der RIAS Berlin, der Deutschland
funk und der vorübergehend von ARD
und ZDF weitergeführte ehemalige
DDRSender DS Kultur stellen in
der Silvesternacht 1993 ihren Pro
grammbetrieb ein. Alle drei gehen
zum 1. Januar 1994 im Deutschland
radio auf.
01.01.1994
Sendebeginn des Deutschlandradios.
Die neue Körperschaft des öffent
lichen Rechts, die gemeinsam von
ARD und ZDF getragen wird, bietet
zwei bundesweit verbreitete werbe
freie Programme mit den Schwer
punkten Kultur und Information an.
22.02.1994
Das Bundesverfassungsgericht
erklärt in seinem Achten Rundfunk
urteil das bisherige Verfahren zur
Festsetzung der Rundfunkgebühr
wegen der Gefahr der politischen
Einflussnahme für teilweise verfas
sungswidrig. Dem Gesetzgeber wird
aufgegeben, das Verfahren zu ver
bessern und eine von Politik und
Rundfunk gleichermaßen unabhängi
ge Sachverständigenkommission
ein zurichten. Im Rahmen des Dritten
Rundfunkänderungsstaatsvertrags
von 1996 wird als Folge das bis heute
geltende dreistufige Verfahren
etabliert: 1. Bedarfsanmeldung der
Anstalten, 2. fachliche Überprüfung
durch die KEF, 3. Gebührenfestset
zung durch die Landesparlamente.
18.09.1994
SFB4 MultiKulti geht als erstes Pro
gramm mit explizit multikulturellem
Anspruch in Europa auf Sendung:
Neben Deutsch gibt es Angebote in
zwölf Fremdsprachen. Ab 1998 geht
das Programm in den Regelbetrieb.
Ende 2008 wird es eingestellt.
03.04.1995
Das Talk und Ratgeberformat
»Domian« ist erstmals auf Sendung
und wird zeitgleich auf dem Radio
sender 1Live sowie im Fernseh
programm des WDR ausgestrahlt.
Das erfolgreiche Format wird Ende
2016 eingestellt.
08.05.1995
Programmschwerpunkt zum 50. Jah
restag des Kriegsendes in Hörfunk
und Fernsehen der ARD. Der HR
produziert ein ganztägiges Hörspiel
unter dem Titel »Der Krieg ist zu
Ende«, das auch vom BR, NDR und
dem SWF gesendet wird.
21.07. – 22.07.1995
Auf einer internationalen Konferenz
in Wiesbaden wird ein Frequenzplan
für Digital Audio Broadcasting (DAB)
verabschiedet. Auf dessen Basis
kann in Europa das neue Hörfunk
verfahren eingeführt werden.
25.08.1995
Unter Beteiligung von SDR und SWF
beginnt in BadenWürttemberg das
erste deutsche DABPilotprojekt.
Weitere Projekte zur Erprobung des
digitalen terrestrischen Hörfunks,
teilweise unter Beteiligung von ARD
Anstalten und des Deutschland
radios, folgen in anderen Bundeslän
dern. Mit dem digitalen Radio DAB
werden auch neue, digital verbreitete
Hörfunkprogramme etabliert.
13.03.1996
Die Infowelle des BR, B5 aktuell,
ist als erstes deutsches Hörfunkpro
gramm live im Internet zu hören.
01.05.1996
»Kakadu«, die Kindersendung im
Deutschlandradio, wird erstmals
ausgestrahlt.
28.08.1996
Unter der Webadresse www.ard.de
startet die ARD eine eigene Home
page. Sie ermöglicht u.a. einen
direkten Zugang zu den Online
Angeboten der einzelnen Rundfunk
anstalten sowie zu den gemeinschaft
lichen Angeboten wie ARDaktuell
und Das Erste.
31.05.1997
Mit Unterzeichnung des Staatsver
trags gründen BadenWürttemberg
und RheinlandPfalz eine gemeinsa
me Rundfunkanstalt für ihre Länder,
den Südwestrundfunk (SWR). Der neue
Sender soll nach einer Übergangs
phase an die Stelle von SDR und SWF
treten. Erstmals fusionieren damit
zwei ARDAnstalten.
16.09.1997
Die ARD erweitert ab 1998 in Koope
ration mit dem Deutschlandradio ihr
Auslandskorrespondentennetz.
03.10.1997
Zwei neue HörfunkKulturprogramme
gehen auf Sendung: Radio 3 und
*radio kultur. Radio 3 ist eine gemein
same Klassikwelle von NDR, ORB und
SFB. *radio kultur, ein Gemeinschafts
programm von SFB und ORB, berichtet
über Politik und Kultur, sendet Hör
spiele, Features und Radiokunst.
31.12.1997
Die Deutsche Welle stellt zum Jahres
ende vier ihrer fremdsprachigen
Hörfunkprogramme für Westeuropa
ein. Die eingesparten Etatmittel
sollen für den Ausbau des Albanisch
Programms und für ein neues Bosni
sches Programm verwendet werden.
01.01.1998
Das Gesetz über den deutschen
Auslandsrundfunk, das sogenannte
DeutscheWelleGesetz, tritt in
Kraft. Es regelt die Arbeit des bun
deseigenen Auslandssenders und
die Möglichkeit zur Kooperation mit
anderen Rundfunkveranstaltern.
Radiochronik
20
05.01.1998
Als Zusatzangebote zu seinen vier
bestehenden Hörfunkprogrammen
startet der HR im Rahmen des DAB
Pilotprojekts Hessen sogenannte
DAB+Programme, darunter die
Jugendwelle hrXXL und das Wirt
schaftsradio hrskyline.
01.07.1998
DAB, digitales Radio, läuft im techni
schen Normalbetrieb. Nachdem die
neue Technik drei Jahre als Projekt
versuch erprobt wurde, sind ab Juli
die damaligen Wellen Bayern 2 Radio,
Bayern 4 Klassik, Bayern 3 und B5
aktuell mit DAB zu empfangen.
30.08.1998
Der WDR startet in Kooperation mit
dem SFB Funkhaus Europa, ein
zwölfstündiges Programm für in
NordrheinWestfalen lebende Aus
länder und am multikulturellen
Dialog interessierte Deutsche. Heute
firmiert das interkulturelle und inter
nationale Radionetzwerk unter
dem Namen »COSMO«, der Rund
funk BerlinBrandenburg beteiligt
sich als weiterer Partner.
01.03.1999
Das SRJugendradio 103.7 UNSER
DING geht on Air. Es kooperiert über
weite Strecken des Tages mit dem
Angebot des SWR (DASDING) und wird
im Saarland über UKW verbreitet.
26.03.1999
Der Deutsche Dienst der BBC stellt
nach 61 Jahren seine deutschspra
chigen Sendungen ein.
06.09.1999
Das Bundesverfassungsgericht
nimmt die Beschwerde einer Hotelbe
treiberin aus BadenWürttemberg
gegen die Rundfunkgebührenpflicht
nicht zur Entscheidung an und stellt
klar, dass die Gebührenpflicht »ohne
Rücksicht auf die Nutzungsgewohn
heiten der Empfänger« allein durch
das Bereithalten eines Empfangsge
räts begründet wird. Gebühren für
den öffentlichrecht lichen Rundfunk
müssen demnach auch dann gezahlt
werden, wenn der Rundfunkteilneh
mer nur Programme privater Veran
stalter empfangen will.
2000erJahre
11.06.2000
Mit dem Domradio des Erzbistums
Köln nimmt erstmals in Deutschland
ein Sender in offizieller Trägerschaft
eines Bistums den Betrieb auf. Die
Berichterstattung ist neben aktueller
Information geprägt von christlichen,
ethischen und sozialen Themen.
11.09.2001
Mit zahlreichen Sondersendungen
reagieren die Fernseh und Hörfunk
programme auf die Terroranschläge
in den USA. Die Berichterstattung
über das Ausmaß der Zerstörungen
in New York und Washington, D. C.,
sowie zu den Hintergründen stößt
auf großes Interesse.
16.04.2002
HR und BR, die Bayerische Landes
zentrale für neue Medien (BLM), die
Hessische Landesanstalt für Privaten
Rundfunk (LPR) und andere Instituti
onen gründen die Stiftung Zuhören.
Ihr Ziel ist es, das Zuhören von Kin
dern und Jugendlichen als Schlüssel
kompetenz für Kommunikation zu
fördern.
06.05.2002
Der MDR startet sein digitales Hör
funkprogramm MDR KLASSIK, an
fangs temporär angelegt, um die
Möglichkeiten digitaler Übertragung
(DAB) zu erproben. Das Angebot
versteht sich als modernes Klassik
programm.
21
Radiochronik
01.12.2002
Der Staatsvertrag über die Zusam
menführung von ORB und SFB zum
Rundfunk BerlinBrandenburg (RBB)
tritt in Kraft. Nach der Konstituie
rung der Aufsichtsgremien und der
Intendantenwahl tritt der RBB spä
testens am 1. Juni 2003 die Rechts
nachfolge von ORB und SFB an.
01.01.2003
Zum Jahresbeginn organisieren die
Landesrundfunkanstalten der ARD
ihre fremd und deutschsprachigen
Angebote für in Deutschland lebende
Ausländer neu. Seither sind diese
Angebote in multikulturellen Redak
tionen und als Schwerpunktsendun
gen in den Infowellen integriert,
ferner kooperieren einige Anstalten
weiter. Von 1964 bis Ende 2002 hat
ten der BR und der WDR im Auftrag
der ARD ein tägliches Angebot pro
duziert, das von fast allen Anstalten
übernommen wurde.
01.05.2003
Die neue Zweiländeranstalt Rund
funk BerlinBrandenburg (RBB) nimmt
mit Amtsantritt der Intendantin ihre
Arbeit auf. Die neue Rundfunkanstalt
mit Sitz in Potsdam und Berlin ist
damit auch Mitglied der ARD. Das
gemeinsame Programmangebot von
insgesamt acht Hörfunkprogrammen
und zwei Dritten Fernsehprogrammen
wird vorläufig weitergeführt.
04.11. – 07.11.2004
Die »ARD Hörspieltage« finden erst
mals statt. Das mehrtägige Hörspiel
Festival wird seit 2004 jährlich im
Herbst von ARD und Deutschland
radio, seit 2015 auch vom ORF und
dem SRF veranstaltet. Die »ARD Hör
spieltage« vermitteln einen Über
blick über die aktuelle Hörspielpro
duktion der öffentlichrechtlichen
Sender in Deutschland, Österreich
und der Schweiz.
01.04.2005
Die 8. Novelle des Rundfunkstaats
vertrags regelt die Erhöhung der
Rundfunkgebühren zum 1. April
2005 sowie eine Begrenzung der
Anzahl der Fernseh und Hörfunk
programme auf dem Stand April
2004. Die Zuständigkeit für die Be
freiung von der Gebührenpflicht
wechselt von den Sozialämtern auf
die Rundfunkanstalten bzw. die GEZ.
01.09.2005
Die Radioprogramme der ARD werden
im DVBSStandard (Digital Video
BroadcastingSatellit) ausgestrahlt
und können in besserer Übertragungs
qualität in ganz Europa empfangen
werden. Voraussetzung sind eine
digitaltaugliche Satellitenempfangs
anlage und ein digitaler Satelliten
receiver, der für Radio und Fern
sehempfang genutzt werden kann.
27.10.2005
Die UNESCO ruft den Welttag des
audiovisuellen Erbes aus, mit dem
Ziel, das Bewusstsein für die Bedeu
tung und Erhaltung von Ton, Film
und Videoaufnahmen als Teil
des Weltkulturerbes zu schärfen.
15.05. – 16.06.2006
Delegierte aus 120 Staaten erarbeiten
in Genf einen neuen Frequenzplan
für den digitalen terrestrischen
Rundfunk. Ausrichter ist die Interna
tional Telecommunication Union
(ITU), eine Unterorganisation der UNO.
01.01.2007
Seit Jahresbeginn wird für internet
fähige PC eine Rundfunkgebühr in
Höhe von 5,52 Euro monatlich fällig,
sofern nicht bereits ein Fernseh
oder Radiogerät angemeldet ist.
01.03.2007
Inkrafttreten des 9. Rundfunkände
rungsstaatsvertrages. Damit wird der
RStV um Vorschriften zu inhaltlichen
Anforderungen an Telemedien er
gänzt und umbenannt in »Staatsver
trag für Rundfunk und Telemedien«.
01.09.2007
Das RundfunkSinfonieorchester
Saarbrücken des SR und das Rund
funkorchester Kaiserslautern des
SWR verschmelzen ab der Saison
2007 / 2008 zu einem Klangkörper
und firmieren fortan unter dem
Namen »Deutsche Radio Philharmonie
Saarbrücken Kaiserslautern«. Eine
entsprechende Vereinbarung hatten
die Intendanten des SR und SWR
bereits am 4. März unterzeichnet.
16.01.2008
Mit der zeitgleichen bundesweiten
Ausstrahlung des WDRKrimis
»Der Emir« geht die neue Hörfunk
reihe »ARD Radio Tatort« auf Sen
dung. Seither senden alle ARD
Kultur und Wortprogramme unter
Radiochronik
22
diesem Reihentitel einmal im Monat
Kriminalhörspiele von deutschspra
chigen Autoren. Ähnlich wie beim
Fernseh»Tatort« stehen dabei re
gionale Ermittlerteams im Fokus.
13.05.2008
Die ARD Mediathek geht an den Start:
Das neue Onlineportal der ARD ver
netzt Audio und Videoangebote der
Landesrundfunkanstalten und bietet
den Nutzerinnen und Nutzern einen
schnellen und komfortablen Zugriff
auf Hörfunk und Fernsehbeiträge.
01.09.2008
Mit Inkrafttreten des 10. Rundfunk
änderungsstaatsvertrages wird eine
neue Zulassungs und Aufsichts
kommission (ZAK) für die Programm
aufsicht und Lizenzierung von
kommerziellen Radio und Fernseh
sendern etabliert.
01.06.2009
Der 12. Rundfunkänderungsstaats
vertrag tritt in Kraft. Er trifft Fest
legungen zur Zulässigkeit und
Verweildauer öffentlichrechtlicher
Angebote im Internet. Davon ab
weichende Regelungen müssen
einen sogenannten Dreistufentest
durchlaufen.
12.07. – 12.09.2009
Unter dem Titel »ARD Radiofestival«
senden die Kulturwellen der neun
Landesrundfunkanstalten erstmals
(seither jährlich) während des Som
mers zwei Monate ein gemeinsames
KulturAbendprogramm mit Klassik
konzerten, Lesungen und Jazz.
23
Radiochronik
2010erJahre
18.01.2010
DRadio Wissen geht als drittes Hör
funkprogramm des Deutschland
radios auf Sendung. Das neue cross
mediale Angebot mit enger inter
aktiver OnlineAnbindung ist als
Wissensangebot für junge Erwach
sene konzipiert und wird ausschließ
lich digital verbreitet.
27.01.2010
»Hören, was dahintersteckt« – unter
diesem Slogan startet die ARDRadio
featureReihe, die bundesweit aus
gestrahlt wird. Renommierte Journa
listinnen und Journalisten recher
chieren zu sozialen und politischen
Themen.
01.08.2011
Als Weiterentwicklung des digitalen
Standards DAB – mit mehr Programm
kapazitäten und weiteren Zusatz
angeboten – startet ein deutschland
weites, einheitliches DAB+Netz.
01.01.2013
Das neue Finanzierungsmodell für den
öffentlichrechtlichen Rundfunk tritt
in Kraft: Anstelle der bisher geltenden
gerätebezogenen Rundfunkgebühr
wird infolge der geänderten Medien
nutzung der Rundfunkbeitrag pro
Haushalt eingeführt. Gesetzliche
Grundlage hierfür ist der 15. Rundfunk
änderungsstaatsvertrag.
25.03.2014
Regierungsvertreter und weitere
Politiker dürfen in den Aufsichts
gremien öffentlichrechtlicher Sender
zu maximal einem Drittel repräsen
tiert sein. Bis zu dieser Obergrenze
hätten sie keinen bestimmenden
Einfluss, stellt das Bundesverfas
sungsgericht im sogenannten ZDF
Urteil fest. Diese Obergrenze gilt
künftig für den gesamten öffentlich
rechtlichen Rundfunk. Die Begren
zung staatsnaher und staatlicher
Vertreter auf ein Drittel in den Gre
mien der öffentlichrechtlichen Rund
funkanstalten erfolgt über mehrere
Änderungen in den Rundfunkstaats
verträgen und den Rundfunkgesetzen
der Länder.
01.04.2015
Der Rundfunkbeitrag wird erstmals
in der Geschichte der Rundfunk
finanzierung gesenkt: Der monat
liche Beitrag für eine Wohnung be
trägt nun 17,50 Euro statt bisher
17,98 Euro. Die KEF hatte eine Redu
zierung um 73 Cent vorgeschlagen.
Die Umsetzung erfolgt im Rahmen
des 16. Rundfunkänderungs
staatsvertrags.
16.06.2015
ARD und Deutschlandradio verbrei
ten ihre Hörfunkprogramme jetzt
auch über radioplayer.de. Auf der
WebradioPlattform sind auch zahl
reiche kommerzielle Radioprogram
me zu finden. Webbasierte Platt
formen und SocialMediaKanäle
gewinnen zunehmend an Bedeutung
für die Verbreitung der Hörfunk
programme.
31.12.2015
Als letzter öffentlichrechtlicher
Sender schaltet Deutschlandradio
zum Jahresende seine verbliebenen
Mittelwellensender ab. Damit endet
in Deutschland die 95 Jahre währende
Ära der analogen Verbreitung ampli
tudenmodulierter Rundfunksignale.
15.03.2016
ARD, Deutschlandradio und weitere
europäische Radioveranstalter grün
den in Paris die Euro pä ische Digital
radio Allianz. Ziel ist es, die Verbrei
tung des digitalen Standards DAB+
über Landesgrenzen hinweg in Europa
weiter zu beschleunigen.
01.10.2016
Mit Inkrafttreten des 19. Rundfunk
änderungsstaatsvertrags erfolgt
die Beauftragung eines online
basierten Jugendangebots von ARD
und ZDF. Die Novelle enthält ferner
Neuregelungen zum Jugendmedien
schutz sowie Nachbesserungen beim
Rundfunkbeitragssystem.
01.10.2016
»Funk«, das neue OnlineMedien
angebot von ARD und ZDF, richtet sich
insbesondere an Jugendliche und
junge Erwachsene zwischen 14 und
29 Jahren. Die Formate finden direkt
auf YouTube, Facebook, Instagram und
weiteren OnlinePlattformen statt.
15.08.2017
Mit der App »Dlf Audiothek« ver
bessert Deutschlandradio die mobile
Nutzung seiner drei bundesweiten
Programme. Neben Livestreams sind
nahezu alle Audioinhalte der letzten
sechs Monate verfügbar.
08.11.2017
Die Streaming und PodcastPlatt
form »ARD Audiothek« startet und
bietet auf Abruf publizistische, fiktive
und künstler ische Wortinhalte aus
den Hörfunkwellen der ARD und des
Deutschlandradios. Verfügbar ist die
Audiothek in einer App oder in der
Webversion.
25.05.2018
Mit Inkrafttreten des 21. Rundfunk
änderungsstaatsvertrags erfolgt
eine Anpassung des Rundfunkstaats
vertrags an die Europäische Daten
schutzGrundverordnung (DSGVO).
02.07.2018
Unter dem Titel »Die junge Nacht der
ARD« geht ein gemeinsames Nacht
programm der Jugendwellen an den
Start.
18.07.2018
Im jahrelangen Streit über die Recht
mäßigkeit des Rundfunkbeitrags
spricht das Bundesverfassungsge
richt ein Urteil: Der Rundfunkbeitrag
ist verfassungsgemäß. Die Karlsruher
Richter widerrufen lediglich die Rege
lung für Zweitwohnungen; Inhaber
mehrerer Wohnungen müssen künftig
nur noch einen Beitrag zahlen.
01.05.2019
Die 22. Änderung der rundfunkrecht
lichen Staatsverträge regelt den Tele
medienauftrag der öffentlichrecht
lichen Anstalten neu: Ihre Angebote
im Netz dürfen nicht zu presseähnlich
sein und müssen den Fokus auf Be
wegtbild und Ton legen. Bei den In
halten und der Verweildauer im Netz
erhalten die öffentlichrechtlichen
Anstalten mehr Spielraum.
2020erJahre
22.03. – 04.05.2020
Bundesweiter Lockdown aufgrund
der CoronavirusPandemie: Der
Maßnahmenkatalog, u.a. Schließung
von Kitas, Schulen, Kultureinrichtun
gen und Geschäften sowie massive
Kontaktbeschränkungen, soll helfen,
die Verbreitung des Virus einzudäm
men. Die ARDSender bieten um
fangreiche Lern und Bildungsange
bote, teilweise in Kooperation mit
Kulturministerien der Länder. Die
Zahl an Lesungen, Klassikkonzerten
und Kulturberichten im Rundfunk wird
deutlich aufgestockt ebenso wie An
gebote für Religionsgemeinschaften
und Gottesdienstübertragungen. Mit
zahlreichen Sondersendungen infor
mieren die Landesrundfunkanstalten
auf allen Ausspielwegen über die
Pandemie. Nach knapp sieben Wochen
endet der erste strenge Lockdown
mit vorsichtigen Lockerungen.
31.07.2020
Das Institut für Rundfunktechnik
(IRT) in München wird zum Jahres
ende 2020 geschlossen. Die 14
öffentlichrecht lichen Gesellschaf
ter können sich auf kein tragfähiges
Modell zur Fortführung der For
schungseinrichtung verständigen,
nachdem einer der Gesellschafter
gekündigt hat.
Radiochronik
24
»Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
und privater Rundfunk sind der
freien individuellen und öffentlichen
Meinungsbildung sowie der Meinungsvielfalt verpflichtet.«
Aus der Präambel des Medienstaatsvertrages von 2020
07.11.2020
Der Medienstaatsvertrag, am
30. April von den Regierungschefs
aller Bundesländer unterzeichnet,
tritt in Kraft. Das Regelwerk ersetzt
den bisher geltenden Rundfunk
staatsvertrag von 1991, der inzwi
schen mehr als 20mal geändert
wurde, den aktuellen digitalen
Medienmarkt aber nicht mehr ad
äquat abbilden konnte. Der neue
Staatsvertrag regelt die Rechte und
Pflichten des öffentlichrechtlichen
Rundfunks und privater Medien in
Deutschland. Er bezieht Online
Streamingdienste und SocialMedia
Plattformen mit ein und setzt die
novellierte Richtlinie über audio
visuelle Mediendienste der EU um.
08.12.2020
Die vorgesehene Anhebung des Rund
funkbeitrags auf 18,36 Euro zum
1. Januar 2021 scheitert im Rati
fizierungsverfahren durch den Land
tag von SachsenAnhalt. Wegen
eines Koalitionsstreits wird der ent
sprechende Medienänderungsstaats
vertrag dort nicht zur Abstimmung
gebracht. Die öffentlichrechtlichen
Anstalten reichen am 11. Dezember
einen Antrag auf einstweilige Anord
nung und Verfassungsbeschwerde
beim Bundesverfassungsgericht in
Karlsruhe ein. Das Gericht lehnt die
Eilanträge von ARD, ZDF und Deutsch
landradio auf Erlass einer einstwei
ligen Anordnung zur Erhöhung des
Rundfunkbeitrags am 22. Dezember
ab. Damit bleibt der Rundfunkbeitrag
vorläufig bei 17,50 Euro.
25
Radiochronik
19.02. – 20.02.2021
Die Kultur und Informationsradios
der ARD und des Deutschlandfunks
beginnen mit der Ausstrahlung eines
12stündigen Dokumentarhörspiels
zum NSUProzess. »Saal 101« ist
benannt nach dem Gerichtssaal des
Oberlandesgerichts München, in
dem das Verfahren gegen den Natio
nalsozialistischen Untergrund (NSU)
von Mai 2013 bis Juli 2018 stattfand.
Das Hörspiel ist eine Produktion
von Bayerischem Rundfunk und
Deutschlandradio.
02.04.2021
Mit der Themenwelt »ARDKlassik«
präsentiert die ARD Mediathek ein
umfang reiches KlassikAngebot.
Aktuelle und Archivaufnahmen aller
Orchester und Chöre der Rundfunk
anstalten sowie ausgewählte Doku
mentationen und Wissensformate
sind hier gebündelt.
15.04.2021
Mit »Höllenfeuer« starten der BR
und der WDR eine Reihe interaktiver
»Tatort«HörspielFolgen, in denen
die Zuhörerinnen und Zuhörer per
Smartspeaker oder durch Klicks in
der Browservariante die Ermittlun
gen steuern können.
05.08.2021
Das Bundesverfassungsgericht setzt
die Erhöhung des Rundfunkbeitrags
auf 18,36 Euro vorläufig in Kraft. Das
Land SachsenAnhalt habe mit seiner
Blockade bei der Anhebung des Rund
funkbeitrags die im Grundgesetz
festgeschriebene Rundfunkfreiheit
verletzt, so das Gericht in seiner
Entscheidung vom 20. Juli.
Die entsprechende Verfassungs
beschwerde von ARD, ZDF und
Deutschlandradio hat damit Erfolg.
22.08.2022
Vorwürfe der Vorteilsannahme und
andere Anschuldigungen führen
zur fristlosen Entlassung der RBB
Intendantin Patricia Schlesinger.
Der Fall löst eine Debatte über Com
plianceRegeln im öffentlichrecht
lichen Rundfunk aus.
02.12.2022
Die Stiftung Deutsches Rundfunk
archiv wird 70 Jahre alt. Bereits am
1. Januar 1952 wurde das DRA als
»Lautarchiv« gegründet. Im Dezember
desselben Jahres wurde es in eine
Stiftung überführt. Das DRA ist damit
die älteste Gemeinschaftseinrichtung
der ARD.
Der Schwerpunkt der vorliegenden Chronik
liegt auf Ereignissen, nicht auf Entwick
lungen. Angesichts der Fülle wichtiger
Daten konnte zudem lediglich eine Aus
wahl aufgenommen werden.
Redaktion dieser Chronik:
Adrian Haus, Susanne Hennings,
Alexandra Luther, Jutta Weismüller (DRA)
Zweite, leicht überarbeitete PDFFassung,
Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv, 2023
www.dra.de
Originalfassung erschienen in:
100 Jahre Radio in Deutschland, Diemut
Roether, Hans Sarkowicz, Clemens Zim
mermann (Hrsg.), Zeitbilder, Bundeszent
rale für politische Bildung, Bonn 2022
www.bpb.de/shop
Projektleitung:
Benjamin Weiß (bpb), Götz Lachwitz (DRA)