Forum Psychoanal
https://doi.org/10.1007/s00451-020-00374-w
ORIGINALARBEIT
Wie kann Reden heilen? Zur Sprache in der
Psychotherapie
Christopher Marx · Cord Benecke · Antje Gumz
© Der/die Autor(en) 2020
Zusammenfassung Psychotherapie gilt traditionell als „talking cure“, als Heilverfahren also, das wesentlich über Sprache operiert. Unklar ist allerdings, was diese
Zuschreibung konkret bedeutet, insofern die therapeutische Wirkung von Sprache
unterschiedlich expliziert wurde. Vor diesem Hintergrund rekonstruiert diese Studie
zentrale Ansätze, die die „talking cure“ in Termini von 1. Katharsis, 2. Symbolisierung, 3. Metaphern, 4. verbalen Interventionen und 5. Narrativen beschreiben, und
diskutiert diese im Hinblick auf Befunde der Psychotherapieforschung. Im Resultat
ergibt sich ein komplexes Bild disparater theoretischer Zugriffe, die in der Grundannahme konvergieren, das therapeutische Potenzial von Sprache in ihrer Möglichkeit
zur Explikation beziehungsweise zur Modifikation pathologisch-maladaptiver Erlebens- und Erfahrungskonstellationen zu sehen. Die empirische Befundlage bezüglich
dieser Ansätze ist heterogen: Die meisten Typen verbaler Aktivität zeigen unklare
Assoziationen mit dem Behandlungserfolg. Konsistenter sind Zusammenhänge mit
Prozessvariablen, wobei spezifische Prozesse von unterschiedlichen verbalen Aktivitäten evoziert werden können (zum Beispiel Verstehen durch Übertragungsdeutungen, Selbstoffenbarungen, Metaphern oder Narrative). Weiterhin wurde gezeigt,
dass verbale Aktivität auch negative Effekte haben kann. Insgesamt legen diese
Befunde eine integrative Sicht auf die Sprache im Sinne eines Sets sprachinduzierter veränderungsrelevanter Prozesse nahe, deren heilsame Wirkung im Kontext
Dipl.-Psych. C. Marx () · Prof. Dr. med. A. Gumz
Fachbereich für Psychosomatik und Psychotherapie, Psychologische Hochschule Berlin, Am
Köllnischen Park 2, 10179 Berlin, Deutschland
E-Mail:
[email protected]
Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. C. Benecke
Institut für Psychologie, Universität Kassel, Holländische Str. 36, 34127 Kassel, Deutschland
Prof. Dr. med. A. Gumz
Institut und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitäts-Klinikum
Hamburg-Eppendorf, Martinistr. 52, 20246 Hamburg, Deutschland
K
C. Marx et al.
eines umfassenden Beziehungsgeschehens zu betrachten ist und dabei komplexen
Randbedingungen unterliegt, die zu präzisieren und systematisieren ein wichtiges
Desiderat der Psychotherapieforschung darstellt.
How can talking cure? On language in psychotherapy
Abstract Psychotherapy is traditionally considered as a talking cure, i.e. a healing
method that operates through language; however, the implications of this view are
unclear as the therapeutic effects of verbal processes have been spelled out in various
ways. Against this background the present study discusses central approaches to the
talking cure in terms of 1) catharsis, 2) symbolization, 3) metaphors, 4) verbal interventions and 5) narratives with reference to findings of psychotherapy research. As
a result, a complex pattern of disparate theoretical approaches arises which converge
in the basic assumption that the therapeutic potential of language is due to its ability
to explicate or modify pathological or maladaptive experiential constellations. Empirical findings regarding these approaches are heterogeneous: Most types of verbal
activity show equivocal associations with therapy outcome. More consistent findings
are reported regarding associations with process variables, which imply that specific
processes can be effectuated by different types of verbal activity (e.g. understanding
by transference interpretations, self-disclosure, metaphors, or narratives). Moreover,
it was demonstrated that most verbal activities can have detrimental effects. Altogether, empirical findings suggest an integrative view on the therapeutic effects
of language, i.e., that language contributes to effectuate therapeutic change due to
a set of basic processes that need to be considered within the framework of relational interaction and which depend on complex boundary conditions that need to
be clarified and systematized in subsequent psychotherapy research.
Psychotherapie als „talking cure“
Psychotherapie gilt traditionell als „talking cure“ (Breuer und Freud 1895, S. 50),
als Heilverfahren also, das über einen „Austausch von Worten“ (Freud 1916, S. 43)
operiert. Zwar hat sich diese Perspektive differenziert, etwa mit Blick auf den Befund, dass therapeutische Interaktionen maßgeblich von nonverbalen Faktoren geprägt werden (Benecke et al. 2005), beziehungsweise dass therapeutische Veränderungsprozesse als Resultat einer Vielzahl von Faktoren gelten müssen, die nicht
umstandslos als sprachliche Faktoren klassifizierbar sind (Tschacher et al. 2014).
Gleichwohl wird die Sprache nach wie vor als Leitmedium psychotherapeutischer
Praxis betrachtet (Marx et al. 2017), die in diesem Sinne auch in der zeitgenössischen
Forschung noch als „talk treatment“ (Wampold 2007, S. 863) oder „talk therapy“
(Woolfolk 2015, S. 2) charakterisiert wird. Fraglich bleibt, was diese Zuschreibung impliziert: Wie kann Reden („talking“) heilen („cure“)? Diese Frage wurde
unterschiedlich beantwortet, was eine integrative Spezifikation der therapeutischen
Effekte sprachlicher Prozesse erschwert.
Ziel der vorliegenden Studie ist es, sich im Rahmen eines narrativen Reviews
Aufschluss über die therapeutische Wirkung von Sprache – im Sinne des mani-
K
Wie kann Reden heilen? Zur Sprache in der Psychotherapie
festen Aspekts gesprochener Sprache – zu verschaffen, indem (a) zentrale Ansätze
der „talking cure“ rekonstruiert und diese (b) im Licht der Psychotherapieforschung
diskutiert werden. Im Fokus stehen fünf Zugriffsweisen auf die „talking cure“, die
heilsame Effekte sprachlicher Prozesse in Termini von 1. Katharsis, 2. Symbolisierung, 3. Metaphern, 4. verbalen Interventionen und 5. Narrativen beschreiben.
Katharsis
Der erste Ansatz beschreibt die „talking cure“ in Termini kathartischer Prozesse. Bezugspunkt ist dabei die Katharsislehre der Antike, in der Katharsis zunächst unspezifisch einen Prozess der Reinigung bezeichnete. Leitend für die weitere Rezeption
war die Tragödientheorie der aristotelischen Poetik (1997), in der Katharsis eine Reinigung von Affekten impliziert. Dieses Verständnis war für die psychotherapeutische
Aneignung des Konzepts prägend, erstmals in den Studien über Hysterie von Breuer
und Freud (1895), die die „talking cure“ (S. 50) im Sinne der „,kathartischen Methode‘“ zur Behandlung „hysterischer Phänomene“ (S. 23) explizieren. Ausgangspunkt
ist die Annahme, dass Hysterien durch psychische Traumata verursacht werden,
auf die nicht angemessen reagiert werden konnte, woraufhin die traumatische Erinnerung verdrängt, der mit ihr assoziierte Affektbetrag aber als „eingeklemmte[r]
Affekt“ (Breuer und Freud 1895, S. 40) erhalten bleibt und durch „Konversion“
in „körperliche Dauersymptome“ (S. 105) umgesetzt wird. Die „talking cure“ wird
dann als zweistufiger Prozess konstruiert: Im ersten Schritt geht es um eine verbale
Reproduktion des traumatischen Ereignisses, das „in möglichst ausführlicher Weise“ zu „voller Helligkeit zu erwecken“ ist (Breuer und Freud 1895, S. 30). Diese
Reproduktion allein reicht aber nicht aus: Im zweiten Schritt geht es darum, „den
begleitenden Affekt wachzurufen“, der vorher nicht abreagiert werden konnte, wobei entscheidend ist, den Affekt zu verbalisieren, ihm „Ablauf durch die Rede [zu]
gestatte[n]“ (Breuer und Freud 1895, S. 40), was zur kathartischen Reinigung und
letztlich zur Auflösung der hysterischen Symptomatik führt.
In der Nachfolge der Studien wurde das Katharsiskonzept modifiziert. Dabei
zeichnet sich eine Entkoppelung des Konzepts vom Störungsbild der Hysterie ab:
Kathartische Reinigung gilt mittlerweile als basaler therapeutischer Prozess und mithin als allgemeiner Wirkfaktor der Psychotherapie (Tschacher et al. 2014). Weiterhin
legen Forschungsbefunde Differenzierungen bezüglich der mit der Katharsistheorie
assoziierten sprachlichen Aktivitäten nahe, was im Folgenden mit Blick auf den
Aspekt der Selbstoffenbarung („disclosure“) sowie der Emotionsverbalisierung gezeigt wird.
Zunächst zur Selbstoffenbarung. In den Studien sieht die „talking cure“ im ersten Schritt vor, bislang verdrängte traumatische Erfahrungen zu rekapitulieren. Im
Kern geht es also um die Hypothese, dass das Aussprechen von bislang Nicht-Ausgesprochenem hilfreich ist. Die Effekte solcher Selbstoffenbarungsprozesse wurden
– abgelöst vom Kontext der Studien – in der Forschung kontrovers diskutiert (Farber 2003). Ausgangspunkt war der Befund, dass Selbstoffenbarungsprozesse einen
wesentlichen Anteil dessen ausmachen, was Patienten in Therapien sagen (Stiles
1995). Parallel zeigte sich aber auch, dass Patienten in Therapien vieles verschwei-
K
C. Marx et al.
gen (Farber 2003). Der Effekt solcher „(Non-)disclosure“-Prozesse ist umstritten:
Selbstoffenbarungen sind – erstens – mit dem Therapie-Outcome (also dem Behandlungserfolg, operationalisiert zum Beispiel als Reduktion belastender Symptome) in
der Regel nicht oder nur schwach assoziiert (Farber 2003). Gleichzeitig zeigen sich –
zweitens – positive Assoziationen mit Prozessvariablen: Selbstoffenbarungsprozesse
gehen zum Beispiel mit Gefühlen der Erleichterung, höheren Leveln von „experiencing“, Verstehensprozessen sowie einer besseren therapeutischen Beziehung einher
(Farber 2003). Verkompliziert wird die Befundlage – drittens – dadurch, dass verschiedene Studien auch negative Effekte berichten, insofern „Disclosure“-Prozesse
mit erhöhtem Stresserleben einhergehen (Stiles 1995) – was nahelegt, dass Selbstoffenbarungsprozesse für den Patienten mit Risiken verbunden sind. Diese Position
wurde insbesondere von Kelly (1998) vertreten, die argumentierte, dass die Zurückhaltung persönlicher Details in der Therapie vorteilhaft sein kann. In der Forschung
fand dieses Argument eher kritische Resonanz. Favorisiert wurde eine Deutungslinie, die zum Beispiel Stiles (1995) in seinem „fever model of self-disclosure“
formulierte. In diesem Modell gelten Selbstoffenbarungsprozesse als Mittel zum
Abbau subjektiver Belastung: Selbstoffenbarung verhalte sich zu Belastungserleben
wie Fieber zur körperlichen Infektion, „both an indicator of some underlying disturbance and part of a restorative process“ (Stiles 1995, S. 82). In diesem Sinne
wären Selbstoffenbarungen als Teilaspekt eines homöostatischen Systems zu betrachten: „Distress helps promote Disclosure and Disclosure helps relieve distress
and hence reduce the need to Disclose“ (Stiles 1995, S. 83). Diese Sichtweise könnte
erklären, weshalb hohe Level von Selbstoffenbarungen nur schwach mit dem Behandlungserfolg korreliert sind: Zwar treten „Disclosure“-Prozesse bei Patienten mit
hoher Belastung vermehrt auf – gleichzeitig profitieren diese aufgrund ihrer hohen
Belastung möglicherweise weniger von der Behandlung.
Ein ähnlicher Befund ergibt sich bezüglich der Emotionsverbalisierung, die in den
Studien den zweiten, die Katharsis induzierenden Schritt der „talking cure“ bildet.
Die Psychotherapieforschung legt verschiedene Differenzierungen dieses Mechanismus nahe. Erstens werden Emotionen nicht mehr als etwas betrachtet „that needs to
be gotten rid of cathartically“ (Greenberg 2012, S. 699), sondern als Erfahrungsaspekt, den es in der Therapie zu be- beziehungsweise verarbeiten gilt. Zweitens ist
der Aspekt der Verbalisierung von Emotionen lediglich ein Teilaspekt der „emotion
work“: Greenberg (2012) nennt die „expression“ als zweites von sechs emotionsbezogenen „principles of emotional change“ – hinzu kommen die Prinzipien der
„awareness“, „regulation“, „reflection“, „transformation“ und „corrective emotional experience“ (Greenberg 2012, S. 703 f.). Drittens ist nicht davon auszugehen,
dass Emotionsverbalisierungen regelhaft positive Effekte haben. Zwar berichten verschiedene Studien, dass ein höheres Maß des Ausdrucks emotionaler Erfahrungen
positiv mit dem Outcome assoziiert ist – andere Studien hingegen zeigen, dass
Emotionsverbalisierungen auch mit höherem Stresserleben einhergehen können, beziehungsweise dass die Unterdrückung des Ausdrucks von Emotionen adaptiv sein
kann (Greenberg 2012), was insgesamt nahelegt, dass positive Effekte von Emotionsverbalisierungen komplexen Randbedingungen unterliegen, die bislang nur in
Teilen verstanden worden sind.
K
Wie kann Reden heilen? Zur Sprache in der Psychotherapie
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Psychotherapieforschung zentrale
Intuitionen der Katharsislehre der Studien über Hysterie bestätigt, diese aber gleichzeitig modifiziert. Demnach sind kathartische Reinigungsprozesse – meist schlicht
als befreiende Entlastungserfahrung gedeutet – als grundlegender therapeutischer
Prozess im Sinne eines allgemeinen Wirkfaktors zu betrachten, der sich im Modus verschiedener verbaler Aktivitäten realisieren kann, zum Beispiel dadurch, dass
bislang unausgesprochene Erfahrungsinhalte offenbart oder auch Emotionen verbalisiert werden. Wichtig ist allerdings festzuhalten, dass diese verbalen Aktivitäten
nicht auf den Katharsiseffekt reduzierbar sind, sondern auch andere Prozesse anstoßen können – so wurden zum Beispiel Selbstoffenbarungsprozesse mit vertieftem
Experiencing und Verstehensprozessen assoziiert. Schließlich hat sich gezeigt, dass
die kathartischen Effekte der genannten verbalen Aktivitäten komplexen Randbedingungen unterliegen, deren Präzisierung weiterer Forschung bedarf.
Symbolisierung
Ein zweiter Ansatz beschreibt die „talking cure“ in symboltheoretischen Begriffen. Symbolisierung wird traditionell als Prozess der Repräsentation eines Y (das
Symbolisierte) durch ein X (das Symbol) gefasst (Eco 2015). Als Symbol kommen unterschiedliche Medien in Betracht – Sprache ebenso wie Bilder, Dinge oder
Handlungen. Innerhalb der Psychotherapie wurde der Symbolbegriff unterschiedlich
verwendet (Lorenzer 1970). Gemeinsam ist den therapeutischen Symboltheorien,
das Symbolisierte (Y) auf menschliche Erlebens- und Erfahrungskonstellationen zu
beziehen, die durch Symbole beziehungsweise Symbolisierungen ausgedrückt beziehungsweise verändert werden können. Der Fokus der folgenden Ausführungen
liegt auf dem Aspekt der Sprachsymbolik, der anhand zweier Modelle bei Gendlin
(1997) und Freud (1915) diskutiert wird.
Gendlins Symbolisierungsmodell wurzelt in seiner Theorie des Experiencing,
womit ein subjektiver Erfahrungsstrom bezeichnet wird, „the raw, present, ongoing
functioning (in us)“ (Gendlin 1997S. 11). Aufgabe der Therapie sei es, Patienten dabei zu helfen, mit diesem Erfahrungsstrom in Kontakt zu kommen, wobei
sie durch die „Focusing“-Methode unterstützt werden können. Bloße Fokussierung
reicht aber nicht aus – hinzu kommen muss eine Symbolisierung des Experiencing:
„Experiencing is not known, observed, or referred to, except as it is ,symbolized‘
in some way“ (Gendlin 1997, S. 238). Gemeint ist damit eine Verknüpfungsoperation – die Verknüpfung eines Erfahrungsaspekts (Experiencing) mit einem Symbol.
Dabei ist Gendlins Symbolbegriff breit gefasst: Symbol ist alles, was dazu dienen
kann „to express, delineate, explicate, represent, conceptualize ... the felt meaning“
(Gendlin 1997, S. 108). Insgesamt führen Symbolisierungen über den durch Aufmerksamkeitsfokussierung hergestellten Kontakt zum Experiencing hinaus, indem
sie subjektive Erfahrungsprozesse in verschiedenerlei Weisen explizieren und hierdurch eine Grundlage für die weitere therapeutische Arbeit schaffen. Diesen Prozess
bezeichnet Gendlin auch als „carrying forward“, wobei er von einer fortlaufenden
Dialektik von Experiencing- und Symbolisierungsprozessen ausgeht.
K
C. Marx et al.
Ein zweites Symbolisierungsmodell lässt sich ausgehend von Freuds Begriffspaar der Sachvorstellung und Wortvorstellung entwickeln. Beide Begriffe bezeichnen Typen mentaler Repräsentationen von Wahrnehmungsphänomenen (Lorenzer
1983). Wortvorstellungen stammen „wesentlich von akustischen Wahrnehmungen“
ab (Freud 1923, S. 283), sind also Repräsentationen gehörter Sprache, die in ihrer Summe den Sprachapparat ausmachen. Den Begriff der Sachvorstellung bezieht Freud auf „Sachbesetzungen der Objekte“ (Freud 1915, S. 160) und lokalisiert diese im Unbewussten. Lorenzer deutet Sachvorstellungen als „Niederschläge
von Lebenspraxis“ (Lorenzer 1983, S. 16), „keine Sach-, sondern Situationsrepräsentanzen, ... Spuren abgelaufener Interaktionen“, „geronnene Interaktionsformeln“
beziehungsweise Repräsentationen von „Interaktionserfahrungen“, die gleichsam
„dynamische Entwürfe, ... virulente Faktoren zukünftiger Lebenspraxis bilden“ (Lorenzer 1983, S. 17). In diesem Sinne präfiguriert der Begriff der Sachvorstellung das
Konzept der Selbst- und Objektrepräsentanzen (Blatt et al. 1997).
Die Implikationen des Begriffspaars ergeben sich mit Blick auf die Studie von
Freud (1915) über Das Unbewußte, in der es zur Differenzierung bewusster und
unbewusster Vorstellungen herangezogen wird: „[D]ie bewußte Vorstellung umfaßt
die Sachvorstellung plus der zugehörigen Wortvorstellung, die unbewußte ist die
Sachvorstellung allein“ (Freud 1915, S. 160). Hier geht es also wiederum um eine Verknüpfungsoperation: Sachvorstellungen allein sind unbewusst – erst durch
Verknüpfung mit einer Wortvorstellung können sie (vor-)bewusst werden. In den
Aphasiestudien (Freud 1891) wurde diese Verknüpfung explizit als symbolische
Beziehung gefasst, das heißt, wenn Wort- und Sachvorstellung verknüpft werden,
ist die Wortvorstellung (X) die symbolische Repräsentation der Sachvorstellung (Y;
Lorenzer 1983). Dies assoziiert Freud (1915) mit der Herbeiführung einer „höhere[n]
psychische[n] Organisation“ (S. 160), das heißt der Progression vom Unbewussten
zum Vorbewussten beziehungsweise vom Primärprozess zum Sekundärprozess. Diese Lesart hat Implikationen für das Konzept der Verdrängung und die Deutungstechnik: Wenn (Vor-)Bewusstheit von der Verknüpfung von Wort- und Sachvorstellung
abhängt, kann als operatives Ziel von Verdrängungsprozessen eben diese Verknüpfung gelten, das heißt, dass Verdrängung entweder verhindert, dass eine Verknüpfung
von Wort- und Sachvorstellung zustande kommt, oder aber sie durchtrennt eine bereits bestehende Verknüpfung. Analog lässt sich die Deutungstechnik präzisieren:
Wenn Deutungen dazu dienen, unbewusste Phänomene bewusst zu machen, kann
dies dadurch erfolgen, dass Verknüpfungen von Wort- und Sachvorstellungen hergestellt beziehungsweise durchtrennte Verknüpfungen wiederhergestellt werden. Vor
diesem Hintergrund lässt sich ein globales Modell des psychoanalytischen Prozesses
in Termini wort- und sachvorstellungsbezogener Symbolisierungsprozesse skizzieren. In diesem gelten Sachvorstellungen (sensu Selbst- und Objektrepräsentanzen)
als Prägungsfaktor menschlichen Erlebens und Verhaltens. Psychopathologie wäre erklärbar als maladaptive Konfiguration von Sachvorstellungen, die jedoch unbewusst (unsymbolisiert) beziehungsweise verdrängt (desymbolisiert) sind – und
pathologisch wirksam bleiben. Zentrales Ziel des therapeutischen Prozesses wäre
dann, der Unverfügbarkeit pathologisch wirksamer Sachvorstellungen durch deren
Bewusstmachung entgegenzuarbeiten, was impliziert, zum Beispiel durch Deutungen Verknüpfungen zwischen spezifischen Sachvorstellungen und adäquaten Wort-
K
Wie kann Reden heilen? Zur Sprache in der Psychotherapie
vorstellungen (wieder-)herzustellen und somit für un- beziehungsweise desymbolisierte Sachvorstellungen eine angemessene Sprache zu finden (Lorenzer 1983).
Im Vergleich der Modelle von Gendlin und Freud zeigen sich zunächst zwei
Gemeinsamkeiten: Beide Modelle formulieren globale Konzepte therapeutischer
Veränderungsprozesse unter dem Aspekt der Symbolisierung und fassen diese in
Termini symbolischer Verknüpfungsoperationen, in deren Vollzug spezifische Erlebens- und Erfahrungsaspekte mit Sprache verknüpft werden. Markant sind aber auch
die Unterschiede. Der erste Unterschied betrifft die Erfahrungskonstrukte: Gendlins Experiencing-Begriff ist definiert als globaler Erfahrungsstrom, wohingegen
Freuds Erfahrungsbegriff spezifischer als Kristallisation von Interaktionserfahrungen in Form von Selbst- und Objektrepräsentanzen gefasst ist (Lorenzer 1983).
Zweitens unterscheiden sich die Modelle hinsichtlich ihrer Annahmen zum Zugriff
auf die Erfahrungskonstrukte: Gendlin definiert Experiencing als etwas Bewusstes,
Freud hingegen lokalisiert die Sachvorstellungen im Unbewussten, das heißt, ein
Zugriff ist ohne Symbolisierung nicht möglich. Der dritte Unterschied besteht hinsichtlich des Symbolbegriffs: Gendlins Modell operiert mit einem breit gefassten
Symbolbegriff, der neben Sprachsymbolen auch andere Symboltypen einschließt.
Freuds Modell ist demgegenüber – zumindest in seinem ursprünglichen Zuschnitt –
expliziter auf sprachsymbolische Prozesse fokussiert (Lorenzer 1983).
Empirisch ergibt sich bezüglich beider Modelle ein gemischter Befund. Die in
beiden Modellen implizierten Erfahrungskonstrukte können als gut validiert gelten.
Gendlins Konzept des Experiencing wird als Maß der Involviertheit des Patienten
in den therapeutischen Prozess interpretiert und wurde mit niedrigerer Symptombelastung bei Therapieende assoziiert (Pascual-Leone und Yeryomenko 2017). Ein
ähnlicher Befund ergibt sich bezüglich des Konzepts der Sachvorstellung, insofern verschiedene Studien eine höhere Qualität von Objektrepräsentanzen mit einem
besseren Behandlungserfolg assoziieren (Blatt et al. 1997). Kaum Evidenz gibt es
demgegenüber für die in beiden Modellen implizierten sprachlichen Symbolisierungsprozesse. Zwar gibt es Studien, die eine positive Assoziation zwischen der
Focusing-Technik und dem Experiencing-Level (McMullin 1972) beziehungsweise
der Inzidenz psychodynamischer Interventionstechniken und dem „object relations
functioning“ (Mullin et al. 2018) nahelegen. Damit sind die in den Modellen postulierten Prozesshypothesen – also dass Symbole mit Sprache verknüpft werden und
diese Verknüpfung das Experiencing erhöht beziehungsweise Unbewusstes bewusst
macht – allerdings bestenfalls indirekt belegt.
Insgesamt ist festzuhalten, dass Gendlin und Freud theoretische Globalmodelle
des therapeutischen Prozesses unter dem Aspekt der Symbolisierung formulieren, die
gefasst wird als Verknüpfung von Erlebens- und Erfahrungsaspekten mit Sprache
und als heilsam gilt, weil sie unspezifisch verfügbare (Gendlin) beziehungsweise
unbewusste (Freud) Erfahrungskonstellationen expliziert beziehungsweise modifiziert. In diesem Sinne bilden beide Modelle einen zentralen Referenzpunkt für das
Verständnis von Symbolisierungsprozessen, deren empirische Validität allerdings
schwer beurteilbar ist.
K
C. Marx et al.
Metaphern
Der dritte Ansatz beschreibt die „talking cure“ in Termini metaphorischer Sprache.
Referenz ist dabei die Poetik des Aristoteles (1997), die Metaphern als Übertragungen eines bestimmten Aspekts (Xi) der Bedeutung eines Wortes (X) auf ein anderes
Wort (Y) definiert. Über weite Strecken der Rezeptionsgeschichte galten Metaphern
als sprachliches Phänomen. Spätestens im 20. Jahrhundert zeichnet sich eine Umdeutung metaphorischer Prozesse ab. Einflussreich war hierbei die Konzeptuelle
Metapherntheorie von Lakoff und Johnson (2014), die Metaphorisierung als kognitive Kompetenz mit welterschließender Funktion beschreibt. Kern dieser Kompetenz
sei es, eine Entität (Y: „target domain“) in Termini einer anderen Entität (X: „source
domain“) zu betrachten, was erreicht werde durch Projekten von Attributen (Xi)
von X auf Y. Typischerweise ist die „target domain“ abstrakt, die „source domain“
hingegen konkret. Deshalb ist Metaphorisierung sinnstiftend: Eine abstraktes Y in
Termini eines konkreten X zu sehen, familiarisiert das Y, macht es plastischer und
handhabbarer. Voraussetzung ist allerdings, dass X und Y gemeinsame Attribute
aufweisen – ansonsten funktioniert die konzeptuelle Metapher nicht. Dafür ein Beispiel: In Lakoffs klassischer Metapher „love is a journey“ ist „journey“ die „source
domain“ (X), von der aus Attribute auf die „target domain“ „love“ (Y) projiziert
werden. Dies macht Sinn, weil beide Konzepte gemeinsame Attribute haben (zum
Beispiel „Verlauf der Reise“ versus „Verlauf der Beziehung“) – das heißt, die konzeptuelle Metapher eröffnet eine spezifische Perspektive darauf, was „love“ „ist“.
Die konzeptuelle Metapher „love is a table“ funktioniert demgegenüber nicht, weil
beide Domains keine plausiblen Attribute miteinander teilen. Die Metapher „love
is war“ macht wiederum Sinn – eröffnet aber eine andere Perspektive darauf, was
„love“ „ist“. Diese Überlegungen implizieren zweierlei: Erstens, dass Verknüpfungen von „source“ und „target“ in Metaphern nicht absolut, sondern variabel sind –
allerdings nicht beliebig. Zweitens, dass konzeptuelle Metaphern nicht nur Perspektiven eröffnen, sondern gleichzeitig verschließen: Wer seine intimen Beziehungen
anhand der „War“-Metapher strukturiert, wird es schwierig finden, positive Aspekte
solcher Beziehungen zu sehen.
In psychotherapeutischen Kontexten wurden die therapeutischen Potenziale metaphorischer Sprache breit diskutiert. Anknüpfungspunkt sind die kommunikativen
Möglichkeiten, die Metaphern eröffnen. Fainsilber und Ortony (1987) formulierten
hierzu drei Hypothesen: Metaphern können Phänomene beziehungsweise Erlebensweisen ausdrücken, die nicht buchstäblich ausgedrückt werden können („inexpressibility hypothesis“) – und dies in verdichteter Form („compactness hypothesis“)
beziehungsweise auf lebendige Weise („vividness hypothesis“). Klinische Studien
unterstreichen diese Hypothesen, indem sie zeigen, dass Metaphern zentrale Themen
der Psychotherapie, der Symptomatik des Patienten beziehungsweise von Selbst- und
Objektrepräsentanzen zum Ausdruck bringen.
Jenseits der Frage, was Metaphern mitteilen, wurde untersucht, wie in Therapien
mit Metaphern gearbeitet wird. Im Vordergrund stehen zwei Prozesse – die Explikation und die Modifikation von Metaphern (Buchholz 2007). Die Explikation dient der
Analyse von Metaphern, die von Patienten in die Therapie eingebracht werden, um
zu verstehen, was damit gemeint ist. Dies kann über unterschiedliche Interventionen
K
Wie kann Reden heilen? Zur Sprache in der Psychotherapie
erfolgen, zum Beispiel Wiederholung, Paraphrase oder Klarifikationen. Ein Beispiel
für die Explikation einer Metapher geben Bayne und Thompson (2000): Hier formuliert ein Patient die Metapher „my life is groundhog day“, wobei er Bezug auf
den gleichnamigen Film mit Bill Murray nimmt, in dem dieser in einer Zeitschleife
gefangen ist und immer wieder denselben Tag durchlebt. Der Therapeut fragt nach:
„The same thing every day?“ – und setzt damit zu einer Explikation der Metapher
an. Die Modifikation von Metaphern kommt bei pathologischen Metaphern zur Anwendung (Buchholz 2007). Das operative Ziel solcher Metaphernarbeit lässt sich
in Termini der Konzeptuellen Metapherntheorie präzisieren: Wenn die Verknüpfung
von „source“ und „target“ nicht absolut ist, kann ein „target“ seine Projektionen von
verschiedenen „sources“ empfangen. Damit eröffnet sich die Perspektive, in Therapien im Fall maladaptiver Quelle-Ziel-Verknüpfungen auf eine Veränderung dieser
Verknüpfung hinzuarbeiten, das heißt, jeweils „target domains“ mit neuen (adaptiveren) „source domains“ zu assoziieren. Ein Beispiel für diese Praxis bieten Levitt
et al. (2000), die zeigen, wie im Verlauf der Therapie einer Patientin mit Depressionen die Frequenz der belastungsassoziierten („burden“) Metaphern (zum Beispiel
„my heart feels heavy“) abnahm, wohingegen die Zahl der entlastungsassoziierten
(„unburdening“) Metaphern (zum Beispiel „the pressure has lifted“) zunahm.
Bezüglich der Effekte therapeutischer Metaphernarbeit ist die Befundlage in vielen Hinsichten unklar. Einige Studien berichten positive Assoziationen zwischen Metapherngebrauch und Prozessvariablen. So zeigte sich zum Beispiel, dass Patienten
Redephasen von Therapeuten mit (vs. ohne) Metaphern beziehungsweise Sitzungen
mit (vs. ohne) intentionalem Metapherngebrauch durch Therapeuten als hilfreicher
bewerten (McMullen 2008). Insbesondere scheinen Metaphern Problemlösungsprozesse („problem-setting and -solving“) zu erleichtern und Verstehensprozesse („insight“) zu begünstigen (McMullen 2008). Viele Detailfragen der Metaphernarbeit
sind aber umstritten. Kontrovers diskutiert wurde die Frage, ob unkonventionelle
(„novel“) Metaphern in der Therapie hilfreicher sind als konventionelle („frozen“)
Metaphern: Einige Studien erbrachten Evidenz für diese Position, andere hingegen nicht (McMullen 2008). Wichtiger als die Originalität der Metapher scheint zu
sein, ob Metaphern für den Patienten signifikant sind – und dies können durchaus
auch konventionelle Metaphern sein, die Kernthemen eines Patienten beziehungsweise der Therapie zum Ausdruck bringen (McMullen 2008). Umstritten ist auch,
inwiefern Metapherngebrauch mit Experiencing-Prozessen assoziiert ist: Einzelne
Studien assoziierten metaphorische Sprache mit erhöhten Experiencing-Leveln (Gelo und Mergenthaler 2012), andere Studien fanden einen negativen Zusammenhang
(Stuart 1997). Zur Deutung der negativen Assoziationen wurde vorgeschlagen, dass
Metaphern auch zu Abwehrzwecken gebraucht werden können, was nahelegt, dass
Metapherngebrauch nicht notwendigerweise mit einem produktiven therapeutischen
Prozess assoziiert sein muss.
Insgesamt zeigen sich in der Forschung Evidenzen für den produktiven Effekt
therapeutischer Metaphernarbeit. Im Vordergrund steht dabei zunächst das kommunikative Potenzial von Metaphern, komplexe Erfahrungskonstellationen kompakt
und lebendig zu versprachlichen, was vor allem mit Verstehens- und Problemlösungsprozessen assoziiert wurde. Weiterhin eröffnet Metaphernarbeit Perspektiven
für Veränderungsprozesse, etwa die Korrektur maladaptiver Selbst- oder Krankheits-
K
C. Marx et al.
konzepte, die sich in Metaphern ausdrücken. Festzuhalten ist schließlich der Befund,
dass Metaphern auch der Abwehr dienen können, was zeigt, dass das produktive Potenzial der Metaphernarbeit spezifischen Randbedingungen unterliegt, die weiter zu
erforschen sind.
Verbale Interventionen
Der vierte Ansatz beschreibt die „talking cure“ in Termini verbaler Interventionen. In den Fokus rücken damit sprachliche Techniken, die in Therapien als strategisch einsetzbare Werkzeuge dienen, um bestimmte Effekte zu erzielen. Die meisten Therapieschulen definieren solche Techniken – die Psychoanalyse etwa Deutung,
Konfrontation und Klarifikation, die Verhaltenstherapie positive Selbstverbalisierung
oder „prompting“, die Systemische Therapie das zirkuläre Fragen oder die Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie das „focusing“ (Gumz et al. 2017). Diese
verbalen Techniken synoptisch zu integrieren, ist schwierig: Zwar liegen theoretische Systematisierungsversuche vor, diese zeigen allerdings erhebliche definitorische Unschärfen (Gumz et al. 2014), was eine präzise Operationalisierung verbaler
Techniken erschwert. Folglich existiert in der Forschung eine Vielzahl disparater Erhebungsinstrumente, die identische Konstrukte unterschiedlich definieren, verschiedene Aspekte verbaler Techniken akzentuieren und psychometrischen Gütekriterien
zum Teil unzureichend gerecht werden (Gumz et al. 2015). Dies trägt zur Heterogenität der Befundlage bei, was eine Evaluation der Effektivität verbaler Techniken
verkompliziert. Dies sei im Folgenden exemplarisch anhand der Technik der Übertragungsdeutung illustriert.
Die Übertragungsdeutung gilt als eine zentrale Technik der Psychoanalyse.
Grundsätzlich ist sie ein Spezialfall der Deutung, das heißt die Anwendung der Deutungstechnik (formaler Aspekt) auf Übertragungsphänomene (inhaltlicher Aspekt;
Gumz et al. 2014). In der Forschung zeichnet sich die Tendenz ab, Überragungsdeutungen nicht mehr als einheitlichen Interventionstyp zu fassen, sondern als
Sammelbegriff für verschiedene übertragungsbezogene Interventionen. Oft ist von
„Übertragungsarbeit“ („transference work“) die Rede, die Høglend (2014) definiert
als „any therapist intervention that points out, refers to, wonders about, or explains
the patient’s experience of the therapist and the ongoing patient-therapist interaction“ (Høglend 2014, S. 1057). Die Befundlage zu Effekten von Übertragungsarbeit
ist komplex. Verschiedene Studien berichten, dass höhere Frequenzen von Übertragungsdeutungen mit besserem Outcome einhergehen, wohingegen andere Studien
negative Outcome-Assoziationen fanden (Brumberg und Gumz 2012). Dies legt
nahe, dass der Zusammenhang von Übertragungsarbeit und Outcome von Drittvariablen beeinflusst wird. Im Zentrum der Diskussion stehen der moderierende Effekt
der Objektbeziehungsqualität sowie der therapeutischen Allianz: Bezüglich der
Objektbeziehungsqualität deuten Befunde darauf hin, dass Patienten mit niedriger
Qualität der Objektbeziehungen beziehungsweise damit einhergehendem höheren
Maß an interpersonellen Problemen mehr von Übertragungsarbeit profitieren als
Patienten mit höherer Objektbeziehungsqualität (Høglend 2014). Dies unterstreicht
die Position der übertragungsfokussierten Psychotherapie, strukturschwachen Pati-
K
Wie kann Reden heilen? Zur Sprache in der Psychotherapie
enten mit Übertragungsdeutungen helfen zu können. Bezüglich der therapeutischen
Allianz wurde diskutiert, ob diese durch einen Fokus auf Übertragungsarbeit beeinträchtigt werden kann, etwa weil Patienten Übertragungsdeutungen als konfrontativ
erleben. Diesbezüglich ergab sich der differenzierende Befund, dass die Effekte
von Übertragungsdeutungen auf die Allianz von verschiedenen Bedingungen abhängen, etwa der Objektbeziehungsqualität des Patienten oder auch dem Status der
Allianz vor Gabe der Übertragungsdeutung (Brumberg und Gumz 2012). Weiterhin
werden die Effekte von Übertragungsarbeit von verschiedenen anderen Variablen
beeinflusst, zum Beispiel Charakteristika des Patienten (zum Beispiel Behandlungsmotivation, Symptomatik, Lebensqualität, Geschlecht), des Therapeuten (zum
Beispiel Gegenübertragung) sowie der Übertragungsdeutung selbst (zum Beispiel
Exaktheit der Deutung; Brumberg und Gumz 2012). Insgesamt ist die Befundlage also kompliziert, was die Formulierung evidenzbasierter Praxisempfehlungen
erschwert. Deutlich wird immerhin: Übertragungsdeutungen sind nicht an und für
sich nützlich oder schädlich – ihr Effekt hängt von spezifischen Randbedingungen
ab. Dies impliziert, dass Übertragungsarbeit nicht aus Prinzip, sondern mit Umsicht,
in Maßen und gezielt sowie mit Blick auf den Stand der Therapie sowie auf die spezifischen Umstände von Patient und Therapeut betrieben werden sollte (Brumberg
und Gumz 2012).
Was am Beispiel der Übertragungsdeutung gezeigt wurde, kann als repräsentativ
für die allgemeine Befundlage zu Effekten verbaler Interventionstechniken gelten.
Regelhaft sind die empirischen Evidenzen schwer interpretierbar – und folglich lässt
sich kaum ein Beispiel für eine Technik aufweisen, die in exakt definierter Form für
alle Patienten typischerweise positive Effekte aufweist (Barber et al. 2013). Gleichwohl resultiert aus der assoziierten Forschung ein wichtiger Befund: Bezüglich verbaler Techniken ist grundsätzlich kein linearer Haupteffekt zu erwarten – vielmehr
hängt ihre Wirksamkeit von einem komplexen Gefüge weiterer – zum Teil nichtsprachlicher – Faktoren ab, die näher zu bestimmen Aufgabe weiterer Forschung
sein wird.
Narrative
Der fünfte Ansatz beschreibt die „talking cure“ in narrativen Begriffen. Zu differenzieren sind dabei zwei Bezugsebenen: Auf der ersten Ebene bezieht sich der Begriff
des Narrativs auf die Konstruktion individueller Selbstkonzepte, das heißt, das Selbst
wird als Narrativ betrachtet und die Herausbildung des Selbst als narrativer Prozess
(Bruner 1990). Auf der zweiten Ebene bezieht sich der Begriff auf die lokale Ebene
kommunikativer Prozesse. Ausgangspunkt ist hier die anthropologische These vom
Menschen als „homo fabulans“, welche die Fähigkeit zur Narrativierung als evolutionär entwickelte kognitive Kompetenz interpretiert (Bruner 1990). In diesem Sinne
ist das Erzählen von Geschichten ein basaler Modus der Formatierung verbaler Interaktion, dessen Funktion darin besteht, Erfahrungsinhalte als linear-chronologisches
Narrativ zu strukturieren.
Im Rahmen der Psychotherapieforschung lieferte die Narrationstheorie verschiedene Perspektiven für die therapeutische Praxis. Angeknüpft wird dabei zunächst am
K
C. Marx et al.
Aspekt des Selbstnarrativs, der eine Beschreibung von Psychopathologie im Sinne
maladaptiver narrativer Selbstkonstruktionsprozesse nahelegt. In diesem Sinne lassen sich für verschiedene Störungsbilder spezifische Aspekte narrativer Selbstkonstruktion nachweisen: Selbstnarrative depressiver Patienten beinhalten zum Beispiel
inhaltlich mehr negative Ereignisse, sind stärker von einem negativen Attributionsstil geprägt und weichen stärker von der linearen chronologischen Ordnung ab als
die Narrative einer nichtdepressiven Vergleichsgruppe (Habermas et al. 2008). Diese Befunde implizieren, auch therapeutische Praxis unter dem Aspekt narrativer
Prozesse zu betrachten: Wenn psychische Störungen als maladaptive Selbstnarrative interpretierbar sind, wird Psychotherapie zum Prozess der Veränderung solcher
Narrative.
Beforscht wurden weiterhin die Effekte narrativer Prozesse in der Psychotherapie.
Verschiedene Studien berichten, dass Patienten das Erzählen eigener Erfahrungen
in der Therapie als kathartisch empfinden, insofern es eine Möglichkeit biete, mit
schwierigen Themen in Kontakt zu treten und diese zu verarbeiten (Rennie 1994).
Weiterhin wurde das Erzählen der eigenen Geschichte als Möglichkeit beschrieben,
zu einem differenzierteren Verstehen bestimmter Erfahrungen zu gelangen beziehungsweise die eigene Biografie insgesamt neu zu fassen (Stiles et al. 1999). Gezeigt
wurde aber auch, dass narrative Prozesse im Dienst der Abwehr stehen können: So
berichten Patienten, dass sie das Geschichtenerzählen als Strategie benutzen, um sich
von belastenden Erfahrungen zu distanzieren (Gonçalves et al. 2017; Rennie 1994),
was nahelegt, dass narrative Prozesse nicht notwendigerweise mit einem produktiven
Behandlungsverlauf assoziiert sein müssen.
Weitere Befunde ergeben sich aus der Forschung zu narrativen Prozessen auf
Grundlage quantitativer Rating-Systeme. Einflussreich ist in diesem Zusammenhang
zunächst das „Narrative-emotion-process(N-EP)“-Modell (Angus et al. 2017), das
in seiner ersten Fassung drei Typen narrativer Sequenzen unterscheidet: Externale
Sequenzen, in denen Patienten äußere Ereignisse beschreiben, internale Sequenzen,
in denen innere Prozesse (zum Beispiel Gefühle) beschrieben werden, und reflexive
Sequenzen, in denen Patienten darüber reflektieren, was bestimmte Ereignisse für
sie bedeuten. Studien auf Grundlage des N-EP-Modells zeigen, dass Narrative von
Patienten über die Therapie hinweg spezifischer werden (Angus 2012). Zudem ergaben sich Unterschiede im narrativen Stil bei Patienten mit positivem vs. negativem
Outcome: Patienten mit positivem Outcome zeigen mehr reflexive Erzählsequenzen,
einen Anstieg der Frequenz reflexiver Sequenzen über die Therapie hinweg, einen
höheren Anteil von Wechseln zwischen internalen und reflexiven Sequenzen sowie
eine stärkere Neigung zum Emotionsausdruck und höheres emotionales Arousal
beim Erzählen autobiografischer Erinnerungen (Angus 2012). In der zweiten Fassung des N-EP wurde die Typologie narrativer Sequenzen durch eine Typologie
narrativer Emotionsmarker ersetzt: Problemmarker, die unter- sowie überregulierte
oder auch undifferenzierte narrative Prozesse beschreiben (zum Beispiel „empty storytelling“: inhaltlich und emotional leere Geschichte), Übergangsmarker, die durch
Prozesse vermehrter Reflexivität und vermehrtem Emotionsausdruck gekennzeichnet
sind (zum Beispiel „competing plotlines storytelling“: Auftauchen einer Alternative
zur alten, maladaptiven Geschichte), und Veränderungsmarker, die mit produktiven
narrativ-emotionalen Integrationsprozessen assoziiert sind (zum Beispiel „discovery
K
Wie kann Reden heilen? Zur Sprache in der Psychotherapie
storytelling“: Rekonzeptualisierung des Selbstverständnisses; (Angus et al. 2017).
Studien auf Grundlage des revidierten Systems zeigen, dass Patienten mit positivem
Outcome in ihren narrativen Prozessen weniger Problem- und mehr Veränderungsmarker zeigen und eine stärkere Neigung zum Wechsel von Problem- zu Veränderungsmarkern aufweisen, was ein höheres Maß an narrativer Flexibilität impliziert
(Angus et al. 2017).
Einen alternativen Ansatz spezifiziert das „Innovative-moments“-Modell (Gonçalves et al. 2017). Kern ist auch hier eine Systematik narrativer Prozesse, die unter
dem Aspekt „innovativer Momente“ (IM) entfaltet wird. Bezeichnet werden damit
Anomalien in narrativen Prozessen, etwa wenn eine selbstunsichere Patientin in der
Therapie davon erzählt, wie sie in einer schwierigen Situation eigene Bedürfnisse
durchsetzt. In solchen Anomalien zeigen sich Alternativen zu ansonsten dominanten
maladaptiven Erlebens- und Verhaltensmustern, die es in der Therapie aufzugreifen
und zu stärken gilt. Unterschieden werden sieben Typen innovativer Momente, die
zwei Basistypen zugeordnet werden: „low-level IM“, die eine Distanzierung von der
Problematik indizieren (zum Beispiel „reflection 1“: neues Verständnis eines Problems), und „high-level IM“, die Veränderungsprozesse anzeigen (zum Beispiel „reconceptualization“: metareflexive Wahrnehmung von Veränderungsprozessen). Befunde assoziierter Studien zeigen, dass die Zahl der IM bei Patienten mit positivem
Outcome höher ist als bei Patienten mit schlechtem Outcome, dass eine höhere
Zahl der IM Symptomverbesserungen in der folgenden Sitzung vorhersagt, und dass
High-level IM für die Initiierung therapeutischer Veränderungsprozesse bedeutsamer
sind als Low-level IM (Gonçalves et al. 2017). Ein zweiter Strang IM-assoziierter
Forschung untersucht die Effekte nichtgenutzter innovativer Momente. Zur Untersuchung solcher Prozesse wurde das Konzept des „Return-to-the-problem“(RPM)Markers entwickelt, der als Indikator für Therapieambivalenz gilt (Gonçalves et al.
2017). Verschiedene Studien belegen, dass Patienten mit gutem Outcome weniger
RPM als Patienten mit Patienten mit schlechtem Outcome zeigen, dass die Frequenz
von RPM-Markern im Zuge von Symptomverbesserungen sinkt, und dass eine Reduktion von RPM eine Symptomverbesserung in der folgenden Stunde vorhersagt
(Gonçalves et al. 2017).
Insgesamt offeriert die narrative Forschung eine spezifische Perspektive auf die
„talking cure“ in Termini des Geschichtenerzählens. Daraus ergibt sich einerseits
eine übergreifende Perspektive, die die Selbstkonstruktion als narrativen Prozess,
Psychopathologie als Resultat maladaptiver Selbstkonstruktion und Psychotherapie
als Veränderung pathologischer Selbstnarrative interpretiert. Andererseits arbeitet
die Forschung zu narrativen Prozessen auf lokaler Ebene die komplexen Modalitäten
der Expression, Reflexion und Integration problematischer Erfahrungen im Medium
narrativer Prozesse sowie deren Beitrag zu günstigen Behandlungsverläufen heraus
– akzentuiert dabei allerdings auch den Umstand, dass Geschichtenerzählen nicht
an und für sich produktiv sein muss, insofern es auch im Dienst defensiver Prozesse
stehen kann.
K
C. Marx et al.
Resümee
In der Zusammenschau erweist sich die „talking cure“ als ebenso komplexes wie
heterogenes Phänomen. Heterogen ist zum einen die theoretische Konzeptualisierung der therapeutischen Wirkung von Sprache: Die „talking cure“ wird theoretisch
in Termini disparater Ansätze ausbuchstabiert, die ein breites Spektrum von – teils
spezifisch (zum Beispiel Emotionsverbalisierungen), teils breiter (zum Beispiel Narrative) gefassten – verbalen Aktivitäten in den Blick nehmen, den therapeutischen
Effekt dieser Aktivitäten in Relation zu einem breiten Spektrum von – wiederum
teils spezifisch (zum Beispiel Emotionen), teils breiter (zum Beispiel Experiencing)
gefassten – Erfahrungskonstrukten beschreiben und in diesem Zusammenhang unterschiedliche Veränderungsmechanismen postulieren. Im Überblick lässt sich als
gemeinsamer Nenner der verschiedenen Ansätze die Annahme festhalten, dass Sprache deshalb therapeutisch wirksam sein kann, weil sie in der Therapie eine zentrale
Möglichkeit zur Explikation beziehungsweise Modifikation pathologisch-maladaptiver Erlebens- und Erfahrungskonstellationen bietet. Dies allerdings kann Unterschiedliches bedeuten: Die „talking cure“ kann darin bestehen, dass Patienten durch
Emotionsverbalisierungen oder Selbstoffenbarungen kathartische Erleichterung erfahren; dass im Zuge der Therapie Symbolisierungen unklarer oder unbewusster
Erlebens- und Erfahrungskonstellationen erarbeitet werden; dass eine Metapher geprägt wird, die in verdichteter Form eine Erlebens- oder Erfahrungskonstellation
zum Ausdruck bringt, dass eine Therapeutin dem Patienten durch eine Deutung ein
Übertragungsmuster verfügbar macht, oder dass Patientin und Therapeut im Zuge
eines narrativen Prozesses ein negatives Selbstnarrativ korrigieren – und all diese
und weitere Prozesse können parallel ablaufen, sich ergänzen und überschneiden.
Heterogen ist zum anderen die empirische Befundlage bezüglich der „talking
cure“. Gleichwohl lassen sich drei Tendenzen der Forschung ausmachen:
Erstens ist die Assoziation verschiedener Typen verbaler Aktivität mit dem Outcome (das heißt dem Behandlungserfolg) regelhaft unklar: Oft wurden zwischen
verbalen Aktivitäten und Outcome keine oder nur schwache Assoziationen gefunden
(zum Beispiel bei Selbstoffenbarungsprozessen), oder aber die Assoziationen sind
widersprüchlich (zum Beispiel bei Übertragungsdeutungen). Insgesamt legt dieses
Befundmuster nahe, bezüglich der meisten verbalen Aktivitäten keinen Haupteffekt
auf das Outcome anzunehmen – was wiederum ein simplifizierendes technisches
Verständnis sprachlicher Vollzüge, demzufolge spezifische Typen verbaler Aktivität (X) regelhaft spezifische Effekte (Y) haben (Stiles 2017), differenziert. Auszugehen ist vielmehr vom Regelfall komplexer Zusammenhänge zwischen verbaler
Aktivität und Outcome, womit sich der Analysefokus auf die Randbedingungen
positiver Effekte verbaler Aktivität und mithin die moderierende und mediierende
Funktion von Drittvariablen verschiebt.
Konsistentere Befunde finden sich – zweitens – bei Assoziationen verbaler Aktivitäten mit Prozessvariablen. Auffallend ist, dass dieselben Prozessvariablen oft
mit unterschiedlichen verbalen Aktivitäten in Verbindung gebracht wurden – kathartische Erleichterung zum Beispiel mit Selbstoffenbarungen, Emotionsverbalisierungen und Narrativen; Verstehensprozesse mit Übertragungsdeutungen, Metaphern
und Narrativen, Experiencing mit Selbstoffenbarungen, Metaphern und Narrativen
K
Wie kann Reden heilen? Zur Sprache in der Psychotherapie
oder auch eine positive therapeutische Beziehung mit Selbstoffenbarungen, Emotionsverbalisierungen, Metaphern und Narrativen. Dieses Befundmuster impliziert,
dass bestimmte veränderungsrelevante Prozesse über unterschiedliche Typen verbaler Aktivität realisiert werden können, was die Notwendigkeit einer integrativen
Perspektive auf den Beitrag sprachlicher Aktivität im Kontext therapeutischer Veränderungsprozesse unterstreicht.
Drittens ist zu bedenken, dass bezüglich der meisten verbalen Aktivitäten auch
negative Effekte nachgewiesen wurden: Selbstoffenbarungen und Emotionsverbalisierungen können mit erhöhtem Stress einhergehen, ungünstig platzierte Übertragungsdeutungen die therapeutische Allianz beschädigen, Metaphern und Narrative
im Dienst von Abwehrprozessen stehen. Damit wird deutlich, dass Sprache in der
Therapie ein zweischneidiges Schwert ist, das nicht nur positive Prozesse in Gang
bringt, sondern auch Schaden anrichten kann.
Insgesamt zeigt sich mit Blick auf die Psychotherapieforschung, dass es keine
einfache Antwort auf die Frage gibt, wie „Reden“ in der Therapie „heilen“ kann.
Grundsätzlich legt die Empirie nahe, heilsame Effekte verbaler Aktivität in der
Psychotherapie als Teilaspekt eines komplexen Gefüges multipler miteinander interagierender Faktoren zu betrachten, die nur in Teilen manifest und grundsätzlich
im Kontext eines komplexen, von nonverbalen (Benecke et al. 2005) beziehungsweise vor- und unbewussten (Lorenzer 2002) Aspekten maßgeblich geprägten Beziehungsgeschehens zu betrachten und analysieren sind. Weiterhin ist anzunehmen,
dass Sprache – innerhalb dieses Beziehungsgeschehens – über ein Set basaler Prozesse operiert (zum Beispiel kathartische Erleichterung, Verstehen, Experiencing),
die über unterschiedliche Typen verbaler Aktivität induziert werden können – und
die zu systematisieren und in einem integrativen Modell zusammenzufassen ein
wichtiges Ziel der weiteren Forschung darstellt. Wichtig erscheint es diesbezüglich,
zunächst den theoretischen Zugriff auf die „talking cure“ zu präzisieren und insbesondere die Aspekte der verbalen Aktivität, der hierdurch adressierten Erlebens- und
Erfahrungskonstellationen sowie der beteiligten veränderungsassoziierten Prozesse
zu differenzieren (Marx et al. 2017). Auf dieser Grundlage erst können adäquate Definitionen und Operationalisierungen relevanter Konstrukte formuliert werden
(Gumz et al. 2015), die wiederum einen fokussierten, auf quantitative (Gumz et al.
2014) und auch qualitative (Buchholz und Kächele 2017; Georgaca und Avdi 2009)
Methoden gestützten Forschungsprozess ermöglichen, um somit letztlich zu einem
konkreteren Verständnis des spezifischen Beitrags der Sprache im Kontext therapeutischer Veränderungsprozesse zu gelangen.
Funding Open Access funding provided by Projekt DEAL.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in
jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen
vorgenommen wurden.
Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten
Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung
K
C. Marx et al.
nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des
Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.
Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/
licenses/by/4.0/deed.de.
Interessenkonflikt C. Marx, C. Benecke und A. Gumz geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Literatur
Angus LE (2012) Toward an integrative understanding of narrative and emotion processes in emotion-focused therapy of depression: implications for theory, research and practice. Psychother Res
22:367–380
Angus LE, Boritz T, Bryntwick E, Carpenter N, Macaulay C, Khattra J (2017) The narrative-emotion
process coding system 2.0: a multi-methodological approach to identifying and assessing narrativeemotion process markers in psychotherapy. Psychother Res 27:253–269
Aristoteles (1997) Poetik. Reclam, Stuttgart
Barber JP, Muran JC, McCarthy KS, Keefe RJ (2013) Research on psychodynamic therapies. In: Lambert MJ (Hrsg) Bergin and Garfield’s handbook of psychotherapy and behavior change, 6. Aufl. John
Wiley & Sons Inc., Hoboken, S 443–494
Bayne R, Thompson KL (2000) Counsellor response to clients’ metaphors: An evaluation and refinement
of Strong’s model. Couns Psychol Q 13:37–49
Benecke C, Peham D, Bänninger-Huber E (2005) Nonverbal relationship regulation in psychotherapy.
Psychother Res 15:81–90
Blatt SJ, Auerbach JS, Levy KN (1997) Mental representations in personality development, psychopathology, and the therapeutic process. Rev Gen Psychol 1:351–374
Breuer J, Freud S (1895) Studien über Hysterie. Fischer, Frankfurt/Main (2007)
Brumberg J, Gumz A (2012) Was sind Übertragungsdeutungen und wie wirken sie? Eine systematische
Übersicht. Z Psychosom Med Psychother 58:219–235
Bruner J (1990) Acts of meaning. Harvard University Press, Cambridge und London
Buchholz MB (2007) Listening to words, seeing images: Metaphors of emotional movement. Int Forum
Psychoanal 16:164–176
Buchholz MB, Kächele H (2017) From turn-by-turn to larger chunks of talk: An exploratory study in psychotherapeutic micro-processes using conversation analysis. Res Psychother Psychopathol Process
Outcome 20:161–178
Eco U (2015) Zeichen: Einführung in einen Begriff und seine Geschichte. Suhrkamp, Frankfurt a.M.
(1977)
Fainsilber L, Ortony A (1987) Metaphorical uses of language in the expression of emotions. Metaphor
Symb Activity 2:239–250
Farber BA (2003) Patient self-disclosure: a review of the research. J Clin Psychol 59:589–600
Freud S (1891) Zur Auffassung der Aphasien. Fischer, Frankfurt a.M. (2001)
Freud S (1915) Das Unbewußte. In: Freud S (Hrsg) Psychologie des Unbewußten: Studienausgabe, Bd.
III. Fischer, Frankfurt. a.M., S 119–173 (2000)
Freud S (1916) Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse und Neue Folge: Studienausgabe Bd. I.
Fischer, Frankfurt a.M. (1916-17)
Freud S (1923) Das Ich und das Es. In: Freud S (Hrsg) SA III, S 273–330
Gelo OCG, Mergenthaler E (2012) Unconventional metaphors and emotional-cognitive regulation in a metacognitive interpersonal therapy. Psychother Res 22:159–175
Gendlin ET (1997) Experiencing and the creation of meaning. Northwestern University Press, Evanston
Georgaca E, Avdi E (2009) Evaluating the talking cure: The contribution of narrative, discourse, and conversation analysis to psychotherapy assessment. Qual Res Psychol 6:233–247
Gonçalves MM, Ribeiro AP, Mendes I, Alves D, Silva J, Rosa C, Braga C, Batista J, Fernández-Navarro P, Oliveira JT (2017) Three narrative-based coding systems: Innovative moments, ambivalence and
ambivalence resolution. Psychother Res 27:270–282
Greenberg LS (2012) Emotions, the great captains of our lives: Their role in the process of change in
psychotherapy. Am Psychol 67:697–707
Gumz A, Horstkotte JK, Kästner D (2014) Das Werkzeug des psychodynamischen Psychotherapeuten –
Verbale Interventionstypen aus theoretischer und aus der Praxis abgeleiteter Perspektive. Z Psychosom Med Psychother 60:219–237
K
Wie kann Reden heilen? Zur Sprache in der Psychotherapie
Gumz A, Neubauer K, Horstkotte JK, Geyer M, Löwe B, Murray AM, Kästner D (2017) A bottom-up
approach to assess verbal therapeutic techniques. Development of the Psychodynamic Interventions
List (PIL). PLoS ONE. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0182949
Gumz A, Treese B, Marx C, Strauss B, Wendt H (2015) Measuring verbal psychotherapeutic techniques—A systematic review of intervention characteristics and measures. Front Psychol. https://doi.
org/10.3389/fpsyg.2015.01705
Habermas T, Ott L-M, Schubert M, Schneider B, Pate A (2008) Stuck in the past: Negative bias, explanatory style, temporal order, and evaluative perspectives in life narratives of clinically depressed
individuals. Depress Anxiety 25:E121–E132
Høglend P (2014) Exploration of the patient-therapist relationship in psychotherapy. Am J Psychiatry
171:1056–1066
Kelly AE (1998) Clients’ secret keeping in outpatient therapy. J Couns Psychol 45:50–57
Lakoff G, Johnson M (2014) Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern. Carl
Auer, Heidelberg
Lorenzer A (1970) Kritik des psychoanalytischen Symbolbegriffs. Suhrkamp, Frankfurt a.M.
Lorenzer A (1983) Sprache, Lebenspraxis und szenisches Verstehen in der psychoanalytischen Therapie.
Psyche (Stuttg) 37:97–115
Lorenzer A (2002) Die Sprache, der Sinn, das Unbewußte. Klett-Cotta, Stuttgart
Marx C, Benecke C, Gumz A (2017) Talking cure models: A framework of analysis. Front Psychol. https://
doi.org/10.3389/fpsyg.2017.01589
McMullen LM (2008) Putting it in context: metaphor and psychotherapy. In: Gibbs RW (Hrsg) The Cambridge handbook of metaphor and thought. Cambridge University Press, New York, S 397–411
McMullin RE (1972) Effects of conselor focusing on client self-experiencing under low attitudinal conditions. J Couns Psychol 19:282–285
Mullin ASJ, Hilsenroth MJ, Gold J, Farber BJ (2018) Facets of object representation: process and outcome
over the course of psychodynamic psychotherapy. J Pers Assess 100:145–155
Pascual-Leone A, Yeryomenko N (2017) The client “experiencing” scale as a predictor of treatment outcomes: a meta-analysis on psychotherapy process. Psychother Res 27:653–665
Rennie DL (1994) Storytelling in psychotherapy: the client’s subjective experience. Psychother Theory
Res Pract Train 31:234–243
Stiles WB (1995) Disclosure as a speech act: Is it psychotherapeutic to disclose? In: Pennebaker JW (Hrsg)
Emotion, disclosure, & health. American Psychological Association, Washington, S 71–91
Stiles WB (2017) Finding the right words: symbolizing experience in practice and theory. Pers Cent Exp
Psychother 16:1–13
Stiles WB, Honos-Webb L, Lani JA (1999) Some functions of narrative in the assimilation of problematic
experiences. J Clin Psychol 55:1213–1226
Stuart JJ (1997) Novel figurative language and patient experiencing in psychodynamic therapy. Psychother
Res 7:219–237
Tschacher W, Junghan UM, Pfammatter M (2014) Towards a taxonomy of common factors in psychotherapy—Results of an expert study. Clin Psychol Psychother 21:82–96
Wampold BE (2007) Psychotherapy: the humanistic (and effective) treatment. Am Psychol 62:855–873
Woolfolk RL (2015) The value of psychotherapy: The talking cure in an age of clinical science. Guilford,
New York, London
Dipl.-Psych. Christopher Marx Jg. 1978, psychologischer Psychotherapeut in eigener Praxis, Dozent
an der Psychologischen Hochschule Berlin, der Berliner Akademie für Psychotherapie und der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Arbeitsschwerpunkte: Sprache in der Psychotherapie, psychoanalytische
Konzeptforschung, symbolische Heilpraktiken, therapeutische Allianz.
Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Cord Benecke psychologischer Psychotherapeut, Psychoanalytiker, Jg. 1965;
Professor für klinische Psychologie und Psychotherapie, Institut für Psychologie der Universität Kassel;
Forschungsschwerpunkte: klinische Emotionsforschung, Psychotherapieforschung.
Prof. Dr. med. Antje Gumz Fachärztin für psychosomatische Medizin und Psychotherapie (TP), Psychoanalytikerin, systemische Therapeutin (DGSF); Professorin für Psychosomatik und Psychotherapie,
Psychologische Hochschule Berlin; Forschungsschwerpunkte: Psychotherapie- und Ausbildungsforschung
(Spannungen und Krisen in der Therapiebeziehung, Messen interpersoneller Fähigkeiten von Therapeuten,
Sprache in der Psychotherapie, psychodynamische Interventionstechniken); Burn-out und psychogene Arbeitsstörungen; Prävention der Anorexia nervosa.
K