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Best Practice 2: Selbständigkeit, Aufwand, Gewinn

2020

gramm bis hin zur Finissage alles von den Studierenden selbst bestritten. Um das zu stemmen, war es wichtig, ›Feldforschung‹ zu betreiben. Im Atelier der Künstlerin bekamen die Studierenden einen ersten Eindruck ihrer Arbeiten und durch gemeinsame Museumsbesuche mit der Künstlerin konnten alle ein besseres Gespür dafür entwickeln, was ihr wichtig war und wie und warum sie ihre Schwerpunkte in ihren Werken setzte. Auf dieser Grundlage konnte dann ein Konzept für die Hängung und das Begleitprogramm während der Ausstellung entwickelt werden. Besonders schwierig war der Transport der Werke und aller Materialien über die Grenze, da der Ausstellungsraum in der Schweiz und nicht in Deutschland lag. Behördengänge und höhere Kosten wurden hier fällig, was schon zu Beginn des Projekts zu viel Skepsis und Aufwand sorgte. Der zeitliche Aufwand, der bis zur Vernissage entstand, war für alle Beteiligten extrem hoch. Sowohl die Studierenden investierten enorm viel in die Planung und Umsetzung, aber auch für die Lehrenden bedeutete das Projekt mehr Aufwand als ein ›typisches‹ Seminar, denn auch wenn einzelne Studierende das Projekt koordinierten, mussten doch alle Arbeitsgruppen immer wieder Rücksprache halten und häufig war auch die zusätzliche ›Absegnung‹ durch einen ›Vorgesetzten‹ nötig.

Best Practice 2: Selbständigkeit, Aufwand, Gewinn LISA BRAUN: In unserem Fall konnten Studierende selbstständig eine Ausstellung organisieren. Gemeinsam mit einer Kuratorin und der Künstlerin selbst wurde im Laufe eines Jahres das volle Programm von der Auswahl der Werke, der Drittmittelakquise, der Finanzierung, dem Transport mit Grenzübertritt, über eine Werbekampagne, dem Layout für Drucksachen, der Hängung der Gemälde, der Vernissage mit Catering und Performance, dem Begleitprogramm bis hin zur Finissage alles von den Studierenden selbst bestritten. Um das zu stemmen, war es wichtig, ›Feldforschung‹ zu betreiben. Im Atelier der Künstlerin bekamen die Studierenden einen ersten Eindruck ihrer Arbeiten und durch gemeinsame Museumsbesuche mit der Künstlerin konnten alle ein besseres Gespür dafür entwickeln, was ihr wichtig war und wie und warum sie ihre Schwerpunkte in ihren Werken setzte. Auf dieser Grundlage konnte dann ein Konzept für die Hängung und das Begleitprogramm während der Ausstellung entwickelt werden. Besonders schwierig war der Transport der Werke und aller Materialien über die Grenze, da der Ausstellungsraum in der Schweiz und nicht in Deutschland lag. Behördengänge und höhere Kosten wurden hier fällig, was schon zu Beginn des Projekts zu viel Skepsis und Aufwand sorgte. Der zeitliche Aufwand, der bis zur Vernissage entstand, war für alle Beteiligten extrem hoch. Sowohl die Studierenden investierten enorm viel in die Planung und Umsetzung, aber auch für die Lehrenden bedeutete das Projekt mehr Aufwand als ein ›typisches‹ Seminar, denn auch wenn einzelne Studierende das Projekt koordinierten, mussten doch alle Arbeitsgruppen immer wieder Rücksprache halten und häufig war auch die zusätzliche ›Absegnung‹ durch einen ›Vorgesetzten‹ nötig. THOMAS S. HOFFMEISTER: Wir haben zum Beispiel in den Gesundheitswissenschaften Projekte, bei denen es Fragestellungen gibt, die Versicherungen selber nicht erforschen, weil sich das wahrscheinlich nicht lohnen würde, sie aber letztlich doch ein Interesse haben, Fragen zu stellen. Dann nehmen sich Studierendengruppen dieser Fragen an und beginnen tatsächlich, dort forschendes Lernen zu praktizieren, also ein Forschungsprojekt daraus zu machen, was seminaristisch begleitet wird von den Lehrenden, aber letztlich sind es die Studierenden, die den Kontakt machen, die wissen wollen, was genau die Frage in dem Versicherungsunternehmen ist, die auch die Daten dann bekommen, die mit den Daten dann arbeiten und sie auswerten und hinterher ein Ergebnis erzielen. 184 Transfer in der Lehre Das ist ein Gewinn für die Versicherungen, weil sie auf diese Weise mehr Informationen erhalten über Strukturen von Patientengemeinschaften oder ähnliches. Sie haben ein Interesse daran. Gleichzeitig sind diese Analysen häufig für eine generelle Adressierung in den gesellschaftlichen Raum wertvoll in der Form, dass man mal bestimmte Mechanismen im Gesundheitssystem zahlenmäßig vorstellt, was auch ganz normale Bürgerinnen und Bürger interessiert. Auch die fragen sich ja manchmal, wie Versicherungen etwa mit Daten umgehen. Wir haben 2018 ein sehr, sehr schönes Projekt, »Eine Universität – ein Buch – eine Stadt« durchgeführt. »King Cotton« hieß das Buch, da geht es darum, was für einen Fußabdruck die Baumwolle im Kolonialismus hatte. In Bremen gibt’s ja eine Baumwollbörse; Bremen war der größte kontinentaleuropäische Hafen für Baumwolle. Und die Studierenden aus den Kulturwissenschaften haben daraus eine Aktion gemacht. Die haben diese ganzen Orte zusammengebunden und Führungen durchgeführt für die Gesellschaft, um das aufzuzeigen, was in der Historie in Bremen da eigentlich alles gemacht wurde. Das ist in der Gesellschaft angekommen, da sind mehrere Führungen gemacht worden, die, glaube ich, relativ gut besucht waren. Es gab also Leute, die sich dafür interessiert haben und dahingekommen sind, um diese Stationen abzuwandern und sich anzuhören, was in Bremen früher gelaufen ist.