This paper examines educational recommendations and teaching materials on anti-Semitism issued by... more This paper examines educational recommendations and teaching materials on anti-Semitism issued by international and national (Austrian) organizations. It finds that anti-Semitism is not treated as a political phenomenon, but at the level of the individual, as “a certain perception of Jews” that needs to be corrected by breaking down prejudices, debunking stereotypes, and showing a realistic picture of the diversity of Judaism. This paper disagrees, and points out that anti-Semitism – such as racism in general – can only be understood if its respective function for the various interest groups of society is recognized. To clarify this, Brian Ferguson's concept of Identerest is used. Identerest policy consists in creating a security dilemma, polarizing society and defining the interests of a collective in such a way that they coincide with the interests of the social elites. This is discussed using the example of the function that the Nazi anti-Semitic policy had for the destruction of democracy, the establishment of dictatorship and the preparation of the war of conquest. The analytic tool Identerest is also applied to other forms of racism. In order to fight racism, it is necessary for people of different "identities" to recognize to what extent these identities are constructed, what the function of these constructions is, what shared existential interests actually bind them together, and how identity constructions prevent them from acting together for common interests ---------------------------------------------------------------------------------------------------- Dieser Beitrag untersucht Unterrichtsempfehlungen und Unterrichtsmaterialien zum Thema Antisemitismus, herausgegeben von internationalen und nationalen Organisationen. Dabei wird festgestellt, dass Antisemitismus nicht politisch betrachtet wird, sondern auf der Ebene des Individuums, als eine bestimmte Wahrnehmung, die korrigiert werden soll, indem Vorurteile abgebaut, Stereotypen entlarvt werden und ein realitätsgerechtes Bild der Vielfältigkeit des Judentums gezeigt wird. Dem wird entgegengehalten, dass Antisemitismus – wie Rassismus überhaupt – nur verstanden werden kann, wenn seine jeweilige Funktion für die verschiedenen Interessensgruppen der Gesellschaft erkannt wird. Dazu wird Brian Fergusons Begriff des Identerest herangezogen. Identerest-Politik besteht darin, ein Sicherheitsdilemma zu schaffen, die Gesellschaft zu polarisieren und die Interessen eines Kollektivs so zu definieren, dass sie mit den Interessen der gesellschaftlichen Eliten zusammenfallen. Das wird unter anderem anhand der Funktion behandelt, die die nationalsozialistischen antisemitischen Politik für die Zerschlagung der Demokratie, die Errichtung der Diktatur und die Vorbereitung des Eroberungskriegs hatte. Das Analysewerkzeug Identerest wird auch auf andere Formen des Rassismus angewendet. Um Rassismus zu bekämpfen, ist es notwendig, dass Menschen unterschiedlicher „Identitäten“ erkennen, inwieweit diese Identitäten konstruiert sind, was die Funktion dieser Konstruktionen ist, welche gemeinsamen existenziellen Interessen sie eigentlich miteinander verbinden und wie Identitätskonstruktionen sie daran hindern, gemeinsam für gemeinsame Interessen einzutreten.
Ist der Mensch von Natur aus friedlich oder kriegerisch? Was ist "natürlich": Konkurrenz oder Zus... more Ist der Mensch von Natur aus friedlich oder kriegerisch? Was ist "natürlich": Konkurrenz oder Zusammenarbeit? Welche Gesellschaftsordnungen setzen sich durch? Sind Kriege Konflikte, die auch anders gelöst werden könnten, oder sind gewaltsame Kämpfe unausweichlich? Können Kriege abgeschafft werden? Wie müssten Gesellschaften organisiert sein, die ohne Krieg auskommen?
Biologische und kulturelle Evolution bringen beides hervor: Konkurrenz und Kooperation.
Das Menschenwesen ist von Natur aus weder friedlich noch kriegerisch. Es wird beherrscht von dem Drang, etwas zu bewirken.
In der kulturellen Evolution setzten sich nicht diejenigen Gemeinwesen durch, die den meisten Menschen das beste Leben ermöglichten, sondern diejenigen, die den Fortschritt der Arbeitsproduktivität am effektivsten gewährleisteten.
Die meisten Kriege sind nicht Konflikte, die entweder so oder so, entweder friedlich oder gewaltsam gelöst werden können: Menschliche Gemeinwesen können auf Grund ihrer inneren Struktur territorial oder expansiv sein. Konflikte zwischen territorialen Gemeinwesen sind endlich und lösbar. Bei expansiven Gemeinwesen ist Krieg Resultat ihrer inneren Struktur.
Die Abschaffung des Krieges kann nicht gelingen ohne Vereinbarungen über die Struktur der Gemeinwesen.
Eine nicht expansive Gesellschaft hört auf, Überschüsse zu produzieren um noch mehr Überschüsse zu produzieren sondern nutzt den Fortschritt, um immer mehr Menschen für Tätigkeiten der sozialen Fürsorge für einander freizusetzen. Keine Gesellschaft des Verzichts, sondern eine wahre Luxusgesellschaft.
This paper examines educational recommendations and teaching materials on anti-Semitism issued by... more This paper examines educational recommendations and teaching materials on anti-Semitism issued by international and national (Austrian) organizations. It finds that anti-Semitism is not treated as a political phenomenon, but at the level of the individual, as “a certain perception of Jews” that needs to be corrected by breaking down prejudices, debunking stereotypes, and showing a realistic picture of the diversity of Judaism. This paper disagrees, and points out that anti-Semitism – such as racism in general – can only be understood if its respective function for the various interest groups of society is recognized. To clarify this, Brian Ferguson's concept of Identerest is used. Identerest policy consists in creating a security dilemma, polarizing society and defining the interests of a collective in such a way that they coincide with the interests of the social elites. This is discussed using the example of the function that the Nazi anti-Semitic policy had for the destruction of democracy, the establishment of dictatorship and the preparation of the war of conquest. The analytic tool Identerest is also applied to other forms of racism. In order to fight racism, it is necessary for people of different "identities" to recognize to what extent these identities are constructed, what the function of these constructions is, what shared existential interests actually bind them together, and how identity constructions prevent them from acting together for common interests ---------------------------------------------------------------------------------------------------- Dieser Beitrag untersucht Unterrichtsempfehlungen und Unterrichtsmaterialien zum Thema Antisemitismus, herausgegeben von internationalen und nationalen Organisationen. Dabei wird festgestellt, dass Antisemitismus nicht politisch betrachtet wird, sondern auf der Ebene des Individuums, als eine bestimmte Wahrnehmung, die korrigiert werden soll, indem Vorurteile abgebaut, Stereotypen entlarvt werden und ein realitätsgerechtes Bild der Vielfältigkeit des Judentums gezeigt wird. Dem wird entgegengehalten, dass Antisemitismus – wie Rassismus überhaupt – nur verstanden werden kann, wenn seine jeweilige Funktion für die verschiedenen Interessensgruppen der Gesellschaft erkannt wird. Dazu wird Brian Fergusons Begriff des Identerest herangezogen. Identerest-Politik besteht darin, ein Sicherheitsdilemma zu schaffen, die Gesellschaft zu polarisieren und die Interessen eines Kollektivs so zu definieren, dass sie mit den Interessen der gesellschaftlichen Eliten zusammenfallen. Das wird unter anderem anhand der Funktion behandelt, die die nationalsozialistischen antisemitischen Politik für die Zerschlagung der Demokratie, die Errichtung der Diktatur und die Vorbereitung des Eroberungskriegs hatte. Das Analysewerkzeug Identerest wird auch auf andere Formen des Rassismus angewendet. Um Rassismus zu bekämpfen, ist es notwendig, dass Menschen unterschiedlicher „Identitäten“ erkennen, inwieweit diese Identitäten konstruiert sind, was die Funktion dieser Konstruktionen ist, welche gemeinsamen existenziellen Interessen sie eigentlich miteinander verbinden und wie Identitätskonstruktionen sie daran hindern, gemeinsam für gemeinsame Interessen einzutreten.
Ist der Mensch von Natur aus friedlich oder kriegerisch? Was ist "natürlich": Konkurrenz oder Zus... more Ist der Mensch von Natur aus friedlich oder kriegerisch? Was ist "natürlich": Konkurrenz oder Zusammenarbeit? Welche Gesellschaftsordnungen setzen sich durch? Sind Kriege Konflikte, die auch anders gelöst werden könnten, oder sind gewaltsame Kämpfe unausweichlich? Können Kriege abgeschafft werden? Wie müssten Gesellschaften organisiert sein, die ohne Krieg auskommen?
Biologische und kulturelle Evolution bringen beides hervor: Konkurrenz und Kooperation.
Das Menschenwesen ist von Natur aus weder friedlich noch kriegerisch. Es wird beherrscht von dem Drang, etwas zu bewirken.
In der kulturellen Evolution setzten sich nicht diejenigen Gemeinwesen durch, die den meisten Menschen das beste Leben ermöglichten, sondern diejenigen, die den Fortschritt der Arbeitsproduktivität am effektivsten gewährleisteten.
Die meisten Kriege sind nicht Konflikte, die entweder so oder so, entweder friedlich oder gewaltsam gelöst werden können: Menschliche Gemeinwesen können auf Grund ihrer inneren Struktur territorial oder expansiv sein. Konflikte zwischen territorialen Gemeinwesen sind endlich und lösbar. Bei expansiven Gemeinwesen ist Krieg Resultat ihrer inneren Struktur.
Die Abschaffung des Krieges kann nicht gelingen ohne Vereinbarungen über die Struktur der Gemeinwesen.
Eine nicht expansive Gesellschaft hört auf, Überschüsse zu produzieren um noch mehr Überschüsse zu produzieren sondern nutzt den Fortschritt, um immer mehr Menschen für Tätigkeiten der sozialen Fürsorge für einander freizusetzen. Keine Gesellschaft des Verzichts, sondern eine wahre Luxusgesellschaft.
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Drafts by Martin Auer
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Dieser Beitrag untersucht Unterrichtsempfehlungen und Unterrichtsmaterialien zum Thema Antisemitismus, herausgegeben von internationalen und nationalen Organisationen. Dabei wird festgestellt, dass Antisemitismus nicht politisch betrachtet wird, sondern auf der Ebene des Individuums, als eine bestimmte Wahrnehmung, die korrigiert werden soll, indem Vorurteile abgebaut, Stereotypen entlarvt werden und ein realitätsgerechtes Bild der Vielfältigkeit des Judentums gezeigt wird. Dem wird entgegengehalten, dass Antisemitismus – wie Rassismus überhaupt – nur verstanden werden kann, wenn seine jeweilige Funktion für die verschiedenen Interessensgruppen der Gesellschaft erkannt wird. Dazu wird Brian Fergusons Begriff des Identerest herangezogen. Identerest-Politik besteht darin, ein Sicherheitsdilemma zu schaffen, die Gesellschaft zu polarisieren und die Interessen eines Kollektivs so zu definieren, dass sie mit den Interessen der gesellschaftlichen Eliten zusammenfallen. Das wird unter anderem anhand der Funktion behandelt, die die nationalsozialistischen antisemitischen Politik für die Zerschlagung der Demokratie, die Errichtung der Diktatur und die Vorbereitung des Eroberungskriegs hatte. Das Analysewerkzeug Identerest wird auch auf andere Formen des Rassismus angewendet. Um Rassismus zu bekämpfen, ist es notwendig, dass Menschen unterschiedlicher „Identitäten“ erkennen, inwieweit diese Identitäten konstruiert sind, was die Funktion dieser Konstruktionen ist, welche gemeinsamen existenziellen Interessen sie eigentlich miteinander verbinden und wie Identitätskonstruktionen sie daran hindern, gemeinsam für gemeinsame Interessen einzutreten.
Biologische und kulturelle Evolution bringen beides hervor: Konkurrenz und Kooperation.
Das Menschenwesen ist von Natur aus weder friedlich noch kriegerisch. Es wird beherrscht von dem Drang, etwas zu bewirken.
In der kulturellen Evolution setzten sich nicht diejenigen Gemeinwesen durch, die den meisten Menschen das beste Leben ermöglichten, sondern diejenigen, die den Fortschritt der Arbeitsproduktivität am effektivsten gewährleisteten.
Die meisten Kriege sind nicht Konflikte, die entweder so oder so, entweder friedlich oder gewaltsam gelöst werden können: Menschliche Gemeinwesen können auf Grund ihrer inneren Struktur territorial oder expansiv sein. Konflikte zwischen territorialen Gemeinwesen sind endlich und lösbar. Bei expansiven Gemeinwesen ist Krieg Resultat ihrer inneren Struktur.
Die Abschaffung des Krieges kann nicht gelingen ohne Vereinbarungen über die Struktur der Gemeinwesen.
Eine nicht expansive Gesellschaft hört auf, Überschüsse zu produzieren um noch mehr Überschüsse zu produzieren sondern nutzt den Fortschritt, um immer mehr Menschen für Tätigkeiten der sozialen Fürsorge für einander freizusetzen. Keine Gesellschaft des Verzichts, sondern eine wahre Luxusgesellschaft.
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Dieser Beitrag untersucht Unterrichtsempfehlungen und Unterrichtsmaterialien zum Thema Antisemitismus, herausgegeben von internationalen und nationalen Organisationen. Dabei wird festgestellt, dass Antisemitismus nicht politisch betrachtet wird, sondern auf der Ebene des Individuums, als eine bestimmte Wahrnehmung, die korrigiert werden soll, indem Vorurteile abgebaut, Stereotypen entlarvt werden und ein realitätsgerechtes Bild der Vielfältigkeit des Judentums gezeigt wird. Dem wird entgegengehalten, dass Antisemitismus – wie Rassismus überhaupt – nur verstanden werden kann, wenn seine jeweilige Funktion für die verschiedenen Interessensgruppen der Gesellschaft erkannt wird. Dazu wird Brian Fergusons Begriff des Identerest herangezogen. Identerest-Politik besteht darin, ein Sicherheitsdilemma zu schaffen, die Gesellschaft zu polarisieren und die Interessen eines Kollektivs so zu definieren, dass sie mit den Interessen der gesellschaftlichen Eliten zusammenfallen. Das wird unter anderem anhand der Funktion behandelt, die die nationalsozialistischen antisemitischen Politik für die Zerschlagung der Demokratie, die Errichtung der Diktatur und die Vorbereitung des Eroberungskriegs hatte. Das Analysewerkzeug Identerest wird auch auf andere Formen des Rassismus angewendet. Um Rassismus zu bekämpfen, ist es notwendig, dass Menschen unterschiedlicher „Identitäten“ erkennen, inwieweit diese Identitäten konstruiert sind, was die Funktion dieser Konstruktionen ist, welche gemeinsamen existenziellen Interessen sie eigentlich miteinander verbinden und wie Identitätskonstruktionen sie daran hindern, gemeinsam für gemeinsame Interessen einzutreten.
Biologische und kulturelle Evolution bringen beides hervor: Konkurrenz und Kooperation.
Das Menschenwesen ist von Natur aus weder friedlich noch kriegerisch. Es wird beherrscht von dem Drang, etwas zu bewirken.
In der kulturellen Evolution setzten sich nicht diejenigen Gemeinwesen durch, die den meisten Menschen das beste Leben ermöglichten, sondern diejenigen, die den Fortschritt der Arbeitsproduktivität am effektivsten gewährleisteten.
Die meisten Kriege sind nicht Konflikte, die entweder so oder so, entweder friedlich oder gewaltsam gelöst werden können: Menschliche Gemeinwesen können auf Grund ihrer inneren Struktur territorial oder expansiv sein. Konflikte zwischen territorialen Gemeinwesen sind endlich und lösbar. Bei expansiven Gemeinwesen ist Krieg Resultat ihrer inneren Struktur.
Die Abschaffung des Krieges kann nicht gelingen ohne Vereinbarungen über die Struktur der Gemeinwesen.
Eine nicht expansive Gesellschaft hört auf, Überschüsse zu produzieren um noch mehr Überschüsse zu produzieren sondern nutzt den Fortschritt, um immer mehr Menschen für Tätigkeiten der sozialen Fürsorge für einander freizusetzen. Keine Gesellschaft des Verzichts, sondern eine wahre Luxusgesellschaft.