Ich vermute keine besondere Grammatik dahinter – was nicht heißt, dass es nicht von Wissenderen derart erklärbar ist –, sondern einfach nur künstlerische Freiheit des Reimes wegen. Der Blick über die folgenden Beispiele soll kurz ein paar Varianten aufzeigen, in denen bestimmte Reime erst durch das "zurechtbiegen" bestimmter Worte möglich wurden.
Beispiel 1: aus
Erich Mühsams Der Revoluzzer
(...)
Doch die Revoluzzer schritten
Mitten in der Straßen Mitten,
Wo er sonsten unverdrutzt
Alle Gaslaternen putzt.
(...)
Allein in dieser einen Strophe des Gedichtes kommt schon sehr viel zusammen.
Zum einen ist es ein ähnlicher Vorfall, wie im Beispielgedicht des Fragestellers, indem auf schritten Mitten gereimt wird. Dies kann freilich dem alten Dativ zugeordnet werden, wie es von chirlu beschrieben ist, das kann aber auch einzig des Reimes wegen derart angebracht worden sein.
Zum anderen kommt eine alte Version von unverdrossen in Form des unverdrutzt dazu, die meiner Meinung nach sowohl des interessanten Wohlklangs des Wortes selbst dort steht als auch erneut dem Reim auf putzt dienen soll. Hierbei bin ich mir aber deutlich unsicherer.
On top of that gibt es, damit der Vers in das gewünschte Versmaß passt, eine gekürzte Version von "ansonsten", welches in seiner Gänze nicht gut klingen und auch nicht passen würde. Sonsten passt aber sehr gut an diesen Platz, folglich wurde es gewählt.
Beispiel 2:
Erich Mühsam, Es stand ein Mann am Siegestor
Es stand ein Mann am Siegestor,
der an ein Weib sein Herz verlor.
Schaut sich nach ihr die Augen aus,
in Händen einen Blumenstrauß.
Zwar ist dies nichts Besunderes.
Ich aber – ich bewunder es.
Hier soll bewunder es gereimt werden, was selbst schon eigentlich eher ein "bewundere es" hätte sein müssen, das mit Besonderes nicht funktioniert. Deshalb wurde in diesem Falle der Vokal gegen einen sehr ähnlich klingenden, das O, getauscht.
Beispiel 3: aus
Wilhelm Buschs Die Selbstkritik hat viel für sich ...
(...)
Auch schnapp' ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern Kritiküssen;
(...)
Kritiküssen ist ein falscher Plural von Kritiker, welches keinen expliziten Plural besitzt. Ohne diese stilistische Änderung ist der Reim auf diesen Bissen aber nicht möglich, also wurde ein reimsicherer Plural eingefügt.
Zudem würde ich hier Wilhelm Busch mit einem Augenzwinkern im Hinblick auf seine eigenen Kritiker andichten wollen, durch geschickte Verballhornung ihrer Berufsbezeichnung ihnen einen kleinen Gruß in Form eines schelmischen Kusses zukommen zu lassen.
Aus eigener Erfahrung beim Gedichteschreiben bin ich nicht der Überzeugung, dass hinter jedem Wort und hinter jeder Wortform irgendein großer Gedanke stehen muss, was mitnichten heißen soll, dass das irgendwie auszuschließen ist. Oftmals hat man aber einen Reim im Kopf, der irgendwie nicht will, und dann fällt einem ein Wort ein, welches vielleicht mit leichtem Verformen doch irgendwie in den Reim hineinpasst, und dann nimmt man das.