Fatica_ilm1-2007000248
Fatica_ilm1-2007000248
Fatica_ilm1-2007000248
Dissertation
vorgelegt
der Fakultät für Maschinenbau
der Technischen Universität Ilmenau
von
Dipl.-Ing. Matthias Spickenreuther (FH)
geboren am 12.10.1976 in Weiden i. d. Opf.
Gutachter:
1. Herr Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. rer. nat. (TU Ilmenau)
Christian Knedlik
2. Herr Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Gerhard Linß (TU Ilmenau)
3. Herr. Prof. Dr.-Ing. Joachim W. Bergmann (Bauhaus Universität
Weimar)
urn:nbn:de:gbv:ilm1-2007000248
Für meine Frau Alexandra
i
Vorwort
Die vorliegende Arbeit entstand neben meiner Tätigkeit in der Ent-
wicklung von Dieseleinspritzdüsen bei der Siemens AG im Bereich
Siemens VDO Automotive in Regensburg. Die wissenschaftliche und
administrative Betreuung erfolgte durch den Fachbereich Maschinen-
bau der Technischen Universität Ilmenau.
Meinem Doktorvater Herrn Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. rer. nat.
Christian Knedlik vom Lehrstuhl für Werkstoffe der Elektrotech-
nik der Technischen Universität Ilmenau danke ich herzlich für die
Betreuung und Unterstützung meiner Arbeit, sowie für die Über-
nahme des Hauptreferats. Ganz besonderem Dank gilt Herrn Prof.
Dr.-Ing. Joachim W. Bergmann vom Lehrstuhl der experimentellen
Konstruktions- und Materialanalyse der Bauhaus Universität Wei-
mar für die intensiven und richtungweisenden Gespräche als auch für
die Übernahme des Koreferats. Ebenso danke ich Univ.-Prof. Dr.-Ing.
Gerhard Linß vom Lehrstuhl für Qualitätssicherung der Technischen
Universität Ilmenau für die Übernahme des Koreferats.
Siemens VDO sei für die Finanzierung der Experimente gedankt,
Herrn Dr.-Ing. Maximilian Kronberger für die Genehmigung zur
Durchführung der Dissertation, sowie Frau Dr.-Ing. Grit Krüger für
die fachliche Betreuung von Seiten Siemens VDO und für die Be-
reitstellung der Ressourcen zur Durchführung der Experimente. An
dieser Stelle dürfen die Kolleginnen und Kollegen der Dieselentwick-
lung nicht unerwähnt bleiben. Hierbei seien besonders die Herren
Alwin Perras und Michael Schüller für die Durchführung von Struk-
turanalysen, Herr Daniel Paul für die Durchführung der Lebensdau-
erberechnung und Herrn Klaus Lichtinger für den Aufbau und die
Inbetriebnahme der Resonanzprüfmaschine genannt.
Von großer Hilfe waren auch die anregenden Diskussionen mit Herrn
Rayk Thumser und Herrn Andreas Diemar von der MFPA Wei-
mar, sowie deren stete Hilfsbereitschaft. Ohne die Strukturanalysen
und die Berechnung der Spannungsintegrale von Herrn Diemar hätte
ein großer Teil der Ergebnisse nicht vollständig ausgewertet werden
ii
können.
Meinen Eltern danke ich für die Unterstützung während meiner ge-
samten Ausbildung.
Von Herzen möchte ich meiner Frau Alexandra für die entgegenge-
brachte Geduld bedanken. Ihr unermüdlicher Rückhalt und selbst-
loser Verzicht während der Entstehung dieser Arbeit haben diese erst
möglich gemacht.
Regensburg, den 02.12.2007
iii
Kurzfassung
Vorhandene Methoden und Richtlinien zur Berechnung der Dauerfe-
stigkeit einsatzgehärteter Dieseleinspritzdüsen liefern für sich alleine
gesehen keine zufriedenstellenden Ergebnisse.
In verschiedenen Versuchsreihen wurden die für die hier vorliegenden
Lastfälle relevanten Übertragungsfaktoren quantitativ ermittelt und
den selektiv den veröffentlichten Methoden und Richtlinien entnom-
menen Berechnungsvorschlägen gegenübergestellt. Besonderes Au-
genmerk lag dabei auf der Oberflächenfeingestalt, der Mittelspan-
nungsempfindlichkeit, der lokalen Härte und der absoluten Kerb-
größe.
Basierend auf den Übertragungsfaktoren wurde nach dem örtlich-
elastischen Konzept eine Berechnungsmethode vorgestellt. Die Über-
prüfung ihrer Anwendbarkeit anhand 11 unabhängiger Versuchsrei-
hen lieferte befriedigende Resultate, die nur vom Versuchsumfang
begrenzt werden.
Potentiale zur Steigerung der zulässigen Maximalbelastung wurden
in der Oberflächenbeschaffenheit, dem Einbringen lastinduzierter
Druckspannungen und für nadelhubgesteuerte Einspritzsysteme in
der Berücksichtigung der tatsächlichen Betriebsbelastung gefunden.
iv
Abstract
Published methods and guidelines for calculating the fatigue resistan-
ce of case hardened Diesel injection nozzels considered individually
provide no sufficient results.
The values of the transfer parameters relevant for the loading cases
at hand were determined by several test runs and compared to pu-
blished propositions focusing especially on surface finish, mean stress
influence, local hardness and notch size.
With this transfer parameters a calculating method basing on local
elastic stress was created. Scrutineering the applicability with the
help of 11 independent test runs, this method delivers satisfactory
results only being limited by the testing effort.
Potentialities for increasing the maximal allowable loading supply the
surface finish, load induced compressive stress and in case of need-
le lift controlled injection systems the consideration of the actual
service loads.
INHALTSVERZEICHNIS v
Inhaltsverzeichnis
Formelzeichen xvii
1 Einleitung 1
3 Zielsetzung 42
5 Experimentelle Untersuchungen 91
5.1 Versuchsprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
5.1.1 Bezugskerbgrundfestigkeit . . . . . . . . . . . 91
5.1.2 Mittelspannungseinfluss unter Innendruckbe-
lastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
5.1.3 Härteeinfluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
5.1.4 Oberflächeneinfluss . . . . . . . . . . . . . . . 94
INHALTSVERZEICHNIS vii
5.1.5 Größeneinfluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
5.1.6 Mittelspannungsempfindlichkeit von Rundpro-
ben unter Biegebelastung . . . . . . . . . . . . 96
5.1.7 Versuchsprogramm im Überblick . . . . . . . 99
5.2 Prüfstandsbeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . 101
5.2.1 Hochdruckimpulsprüfstand . . . . . . . . . . . 101
5.2.2 Resonanzprüfmaschine . . . . . . . . . . . . . 103
5.3 Versuchsergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
5.3.1 Dauerfestigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . 107
5.3.2 Zeitfestigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
5.3.3 Lebensdauern . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
5.4 Ermittlungsgenauigkeit der Festigkeitsverteilung . . . 114
5.4.1 Lageparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
5.4.2 Streuparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
5.5 Einfluss der Streuung der Kerbgrundbeanspruchung
auf die Dauerfestigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
5.6 Spannungsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
5.7 Fraktographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136
Literaturverzeichnis 215
Anhang 234
A Anhang 234
A.1 Zeichnungen und FE-Netze . . . . . . . . . . . . . . . 234
A.2 Versuchsergebnisse im Einzelnen . . . . . . . . . . . . 239
A.3 Funktionsprinzip der Dieseleinspritzung . . . . . . . . 255
A.3.1 Druckgesteuerte Systeme . . . . . . . . . . . . 255
A.3.2 Nadelhubgesteuerte Systeme . . . . . . . . . . 257
A.3.3 Vergleich der Betriebslasten . . . . . . . . . . 259
A.4 Berechnungsvorschläge aus der Literatur . . . . . . . 264
A.4.1 FVV Vorhaben Autofrettage III . . . . . . . . 264
A.4.2 FKM-Richtlinie . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
C Erklärung 277
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ix
Abbildungsverzeichnis
1 Größen zur Beschreibung eines idealisierten Schwing-
spiels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
2 Beanspruchungsbereiche im Haigh-Diagramm . . . . 6
3 Schematischer Aufbau einer Wöhlerlinie . . . . . . . 9
4 Stufenförmige Wöhlerlinie eines Einsatzstahls [NK99] 10
5 Stadien der Rissausbreitung . . . . . . . . . . . . . . 12
6 Schema einer Lebensdauerberechnung . . . . . . . . . 15
7 Schnitt durch eine P-Typ-Dieseleinspritzdüse . . . . . 48
8 Schnitt durch den Kuppenbereich einer P-Typ-
Dieseleinspritzdüse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
9 Wärmebehandlungsprozess der Dieseleinspritzdüsen . 49
10 Nicht aufgekohlte Bereiche der Düse . . . . . . . . . . 50
11 Schematische Darstellung aller mechanischen, auf eine
Düse wirkenden Lasten . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
12 Verlauf der lokalen Wechselfestigkeit über die lokale
Härte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
13 Dauerfestigkeitslinie im Haigh-Diagramm nach den
Vorschlägen von Goodman, Gerber und Haibach un-
ter Annahme identischer Wechsel- und Schwingfestig-
keitswerte [HW94] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
14 Verlauf der Mittel- (M ∗ ) und Eigenspannungsemp-
findlichkeit (m) über die Zugfestigkeit [Woh88] . . . . 61
15 Vergleich des Oberflächeneinflusses in Abhängigkeit
von der Rauigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
16 Definition des bezogenen Spannungsgefälles χ∗ am
Beispiel eines gekerbten Rundstabes . . . . . . . . . . 66
17 Vergleich der Berechnungsmethoden der spannungs-
mechanischen Stützziffer auf der Grundlage des bezo-
genen Spannungsgefälles . . . . . . . . . . . . . . . . 69
18 Schematischer Aufbau eines vielkristallinen Metall-
gefüges [KE82] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
19 Vergleich der Verteilungsfunktionen in Lastrichtung
bei linearer Achsenteilung . . . . . . . . . . . . . . . 86
x ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Tabellenverzeichnis
1 Vorschläge für die Ecklastspielzahl ND . . . . . . . . 8
2 Zur Übertragung notwendige Parameter und ihre for-
melmäßige Erfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
3 Richtlinien auf Basis von Nennspannungen . . . . . . 39
4 Stützziffern nst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
5 Ableitung des Weibullexponenten κ von der Festig-
keitsstreuung TL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
6 Versuchsprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
7 Mittlere Kerbgrunddauerfestigkeit, montagebedingte
Unterspannung und Streuspanne der Versuchsreihen . 108
8 Ergebnis der Spannungsanalyse des Basisdüsendesigns 132
9 Oberflächenbezogene Spannungsintegrale IA des Spickels134
10 Ergebnis der Spannungsanalyse der Rohrprobe . . . . 134
11 Oberflächenbezogene Spannungsintegrale IA der
Rohrprobe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
12 Ergebnis der Spannungsanalyse der Spritzlochver-
schneidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
13 Oberflächenbezogene Spannungsintegrale IA der
Spritzlochverschneidung . . . . . . . . . . . . . . . . 135
14 Parameter der einzelnen Ansätze unter Zugrundele-
gung der NH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
15 Bestimmtheitskoeffizient für die Goodman-Gerade in
Abhängigkeit von der zugrundegelegten Mittelspan-
nungsempfindlichkeit M . . . . . . . . . . . . . . . . 144
16 Parameter der einzelnen Ansätze unter Zugrundele-
gung der GEH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146
17 Vergleich der Wechselfestigkeit zwischen Rechnung
und Experiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
18 Vergleich der Wechselfestigkeit berechnet nach
Murakami mit den Versuchsergebnissen . . . . . . . 151
19 Messwerte des Kerbgrundes gemittelt aus jeweils fünf
Proben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152
TABELLENVERZEICHNIS xv
Formelzeichen
Lateinische Formelzeichen
p [bar] Innendruck
po [bar] Maximaldruck eines Lastspiels
pu [bar] Minimaldruck eines Lastspiels
P [−] Wahrscheinlichkeit
PA [−] Ausfallwahrscheinlichkeit
PA,c [−] charakterisitische Ausfallwahrscheinlichkeit
PA,i,o [−] obere Vertrauensintervallgrenze
PA,i,u [−] untere Vertrauensintervallgrenze
PA,z [−] zulässige Ausfallwahrscheinlichkeit
pe [bar] Einspritzdruck
Pf [−] Fehlerwahrscheinlichkeit
PSW T [N/mm2] Schadensparameter
pt [bar] Transferdruck
PÜ [−] Überlebenswahrscheinlichkeit
q [−] Kerbempfindlichkeitszahl
r [−] Anzahl der gebrochenen Proben
r [mm] Kerbradius
R [−] Spannungsverhältnis
R2 [−] Bestimmtheitsmaß
RL [−] Lastverhältnis
Rm [N/mm2] Zugfestigkeit
Rm,N,min [N/mm2] minimale Zugfestigkeit
Rp0,2 [N/mm2] Streckgrenze
Rσ [−] Spannungsverhältnis
Rt [µm] Rauhtiefe
Rz [µm] gemittelte Rauhtiefe
s [−] Faktor
s [−] Standardabweichung
S [N/mm2] Hauptspannung
s∆p [bar] Streuung der Kerbgrundfestigkeit
s (γL) [−] Standardabweichung der Ermittlungsgenauigkeit
sg [mm] Gleitschichtbreite
sL [E II) ] Standardabweichung
xx Formelzeichen
Griechische Formelzeichen
αk [−] Formzahl
βk [−] Kerbwirkungszahl
∆ (∆p) [bar] Änderung der ertragbaren Druckschwingbreite
∆L [E II) ] Lastschwingweite
∆L [E II) ] Streubereich des Mittelwertes der Dauerfestigkeit
∆p [bar] Druckschwingbreite
∆PA,i,o [−] obere Streubereichsgrenze der Ausfallwahr-
scheinlichkeit der Grundgesamtheit
∆PA,i,u [−] untere Streubereichsgrenze der Ausfallwahr-
scheinlichkeit der Grundgesamtheit
∆r [mm] Änderung des Verrundungsradiuses
∆sL [E II) ] Streubereich der Standardabweichung der
Dauerfestigkeit
∆σ [N/mm2] Spannungsschwingweite
∆ui,o [−] obere Streubereichsgrenze der standardisierten
Merkmalsgröße der Grundgesamtheit
∆ui,u [−] untere Streubereichsgrenze der standardisierten
Merkmalsgröße der Grundgesamtheit
η [−] Gütegrad
η [−] mittlerer Gütegrad
a [µm/m] absolute Dehnungsamplitude
γL [−] relative Ermittlungsgenauigkeit des Lageparameters
γs [−] relative Ermittlungsgenauigkeit des Streuparameters
κ [−] Weibullexponent
ρ [mm] Kerbradius
ρ∗ [mm] Ersatzstrukturlänge
ρF [mm] fiktiver Kerbradius
σ [N/mm2] Spannung
σ0 [N/mm2] Bezugspannung
σa [N/mm2] Spannungsamplitude, Spannungsausschlag
σa [N/mm2] mittlere, dauerfest ertragbare Spannungsamplitude
σa,i [N/mm2] mittlere, dauerfest ertragbare Spannungsamplitude
der Versuchsreihe i
xxii Formelzeichen
Indizes
0 Bezug
1, 2, 3 Hauptspannungsrichtungen
A Oberfläche
ax axial
F Kraft
i Zähler
j Zähler
L Last
p Druck
σ Spannung
v Vergleich
V Volumen
Abkürzungen
BEM Boundary-Element-Method
DMS Dehnmessstreifen
DF L Druckfließläppen
DIN Deutsche Industrienorm
DoE Design of Experiments, statistische Versuchsplanung
ECM elektro-chemischer Materialabtrag
F EM Finite-Element-Method
F KM Forschungskuratorium Maschinenbau
FV V Forschungsvereinigung Verbrennungsmotoren
GEH Gestaltänderungsenergiehypothese
GG Grundgesamtheit
HCF High Cycle Fatigue
IIW International Institute of Welding
LCF Low Cycle Fatigue
NH Normalspannungshypothese
OSH Oktaederschubspannungshypothese
P KW Personenkraftwagen
ppm parts per million
REM Rasterelektronenmikroskop
xxiv Formelzeichen
SH Schubspannungshypothese
SIH Schubspannungsintensitätshypothese
SP Stichprobe
SW L Synthetische Wöhlerlinien
T GL Technische Güte und Lieferbedingungen
V DI Verein deutscher Ingenieure
VE Versuchsende
V HCF Very High Cycle Fatigue
VR Versuchsreihe
1
1 Einleitung
Seit seiner Erfindung durch Rudolf Diesel (1858 bis 1913) wurde der
Dieselmotor wegen seiner Sparsamkeit hauptsächlich im Nutzfahr-
zeugbereich eingesetzt. Im PKW-Sektor spielte er wegen der geringen
Leistungsausbeute, der hohen Geräuschentwicklung und der starken
Rußemissionen eher eine untergeordnete Rolle. Erst in den letzten
15 Jahren hat die Beliebtheit des Selbstzünders auch bei PKW stark
zugenommen. Lag der Anteil der Dieselfahrzeuge in Europa am Neu-
wagenmarkt Anfang der 90er noch bei 20 %, so ist im Jahr 2005
bereits jeder zweite Neuwagen mit einem Dieselmotor ausgerüstet
[Feh]. Diese Entwicklung ist hauptsächlich auf die Einführung aufge-
ladener, direkteinspritzender Dieselmotoren zurückzuführen.
Dieses Brennverfahren erzielt deutliche Verbesserungen im Kraft-
stoffverbrauch, der spezifischen Leistung und im Emissionsverhal-
ten, so dass der Dieselmotor seine bis dahin nicht von der Hand zu
weisenden Nachteile gegenüber dem Ottomotor wettmachen konn-
te. Mittlerweile haben Dieselmotoren sogar Einzug in die automobile
Oberklasse gehalten.
Maßgebend für diese Entwicklung war die Optimierung des Verbren-
nungsprozesses. Von Seiten des Einspritzsystems wird diese durch
eine effektivere Strahlaufbreitung erreicht. Dazu sind sehr kleine
Spritzlöcher mit einem Durchmesser von nur 0,1 mm bis 0,2 mm not-
wendig. Um die notwendige Kraftstoffmenge in der gegebenen Zeit
dem Brennraum zuführen zu können, liegt der Einspritzdruck im Ver-
gleich zu Ottomotoren oder Vorkammerdieselmotoren deutlich höher.
So sind heute bei nadelhubgesteuerten Systemen Einspritzdrücke bis
1800 bar und bei druckgesteuerten Systemen Einspritzdrücke von
2100 bar Stand der Technik1.
Um die vom Gesetzgeber weiter verschärften Emissionsgrenzwerte
einhalten zu können, sind weitreichende Verbesserungen am Ver-
brennungsprozess und speziell am Einspritzsystem notwendig. Ein
Ansatzpunkt ist eine optimierte Strahlaufbreitung durch die weitere
1
Eine genaue Beschreibung der Systeme findet sich im Anhang.
2 1 Einleitung
mit:
σa = Spannungsausschlag, Spannungsamplitude
σm = Mittelspannung
Zur Beschreibung von Lastwechselvorgängen werden noch andere Pa-
rameter verwendet, die aus den bereits Genannten gebildet werden
können.
σo = Max [σ] = σm + σa = Oberspannung
σu = Min [σ] = σm – σa = Unterspannung
∆σ = σo - σu = Spannungsschwingweite
R = σu /σo = Spannungsverhältnis
2.1 Festigkeitsverhalten metallischer Werkstoffe unter zyklischer Belastung 5
Spannung
sa
Ds
so
sa
sm
su
Zeit
3
Siehe Kapitel 2.3.1 und 4.2.2.
6 2 Stand der Technik
RE
R = -oo R=0
R=1
-RE RE sm
• Kurzzeitfestigkeit,
• Zeitfestigkeit,
• Dauerfestigkeit.
Die Festigkeit ist ein statistischer Wert. Daher ist zur Quantifizierung
der Festigkeitswerte neben dem Mittelwert auch immer die Angabe
einer Streuung notwendig. Eine, für alle Verteilungen anwendbare
Beschreibung der Streuung, ist die in der Betriebsfestigkeitsberech-
2.1 Festigkeitsverhalten metallischer Werkstoffe unter zyklischer Belastung 9
L (PA = 90%)
TL = (2)
L (PA = 10%)
N (PA = 90%)
TN = (3)
N (PA = 10%)
log sA
k
Rm R = konst.
PÜ=10%
sD PÜ=50%
Kurz-
zeit- PÜ=90%
festig- Zeitfestigkeit Dauerfestigkeit
keit
3-4 6-7
ND log N
2.1.3 Versagenskriterien
• (technischer) Anriss,
• Anriss einer bestimmten Länge,
• Bruch.
5
Siehe Kapitel 2.4.3.
12 2 Stand der Technik
Last Bauteil
Belastung Belastbarkeit
Vergleichsspannungs - Gestaltfestigkeit
hypothese
Schadensakkumulation
Lebensdauer
Mittelspannungen
Im Vergleich zu mittelspannungsfreien Belastungen wird die Wöhler-
linie bei Versuchen mit Druckmittelspannungen zu höheren ertrag-
baren Spannungsamplituden, bei Versuchen mit Zugmittelspannun-
gen dagegen zu kleineren Spannungsampliuden hin verschoben. Die
Abhängigkeit der Spannungsamplitude σa von der Mittelspannung
σm ist dabei werkstoffspezifisch und wird als Mittelspannungseinfluss
bezeichnet [VDE85].
Prüffrequenz
Der Einfluss der Prüffrequenz auf die Schwingfestigkeit ist vielfach
untersucht worden [Hai71, SG75, SCH76b, Sch72, WSJS76]. Für
Werkstoffe aus Stahl kann der Einfluss im Bereich von 1 Hz ≤ f ≤
103 Hz vernachlässigt werden. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass
das Versagen durch Ermüdung und nicht durch Korrosion verursacht
wurde [Sä89] und dass sich die Probe nicht aufgrund innerer Reibung
übermäßig erwärmt [Hai89, Sch97, Kol97, Wel76].
Medium
Versuche im Vakuum zeigen, dass die Rissausbreitungsgeschwindig-
keit stark vom Umgebungsdruck abhängig ist. Die meisten metal-
lischen Werkstoffe haben daher bei genügend hohem Vakuum eine
ungefähr um eine Zehnerpotenz höhere Lebensdauer als bei einem
vergleichbaren Versuch in normaler Atmosphäre [Bro85, Sch97].
Auch bestimmte Flüssigkeiten können die Lebensdauer herabsetzen.
So erreichen Stahlproben in destilliertem Wasser oder aktiviertem Öl
geringere Lebensdauern als in Luft. Ursache für die Festigkeitsminde-
rung ist die Erniedrigung der Oberflächenenergie der Metalle durch
grenzflächenaktive Stoffe [LRK64]. Beim Vorhandensein oberflächen-
aggressiver Medien wirken sich auch Belastungspausen und Lasthal-
tezeiten schädigend aus [Sch97]. Werden die Versuche in korrosiven
Medien durchgeführt, ändert sich das Schwingfestigkeitsverhalten des
2.3 Einflussparameter auf die Lebensdauer 17
Geometrie
Die Dauerfestigkeit eines Bauteils wird neben dem Werkstoff in erster
Linie durch die Geometrie bestimmt. Dieser Einfluss lässt sich in
folgende Größen unterteilen:
2.4 Berechnungskonzepte
• Nennspannungskonzept,
• Strukturspannungskonzept,
• Kerbgrundkonzept,
• Örtliches Konzept,
• Rißfortschrittskonzept.
Die Konzepte lassen sich auch nach den Verformungen einteilen, die
durch die äußeren Lasten im Kerbgrund verursacht werden:
• Elastische Verformungen,
22 2 Stand der Technik
• Plastische Verformungen,
• (Stabile) Risse.
Nennspannungskonzept
Die kennzeichnenden Beanspruchungen sind Nennspannungen. Sie
sind in der Regel nach der elementaren Festigkeitslehre definiert. An
die Stelle von Nennspannungen können wegen der proportionalen
Verknüpfung auch Lastgrößen treten.
Ausgang für die Auslegung nach dem Nennspannungskonzept sind
in spannungskontrollierten Schwingfestigkeitsversuchen ermittelte
Wöhlerlinien. Diese werden entweder fallweise experimentell be-
stimmt oder anhand empirischer Daten abgeschätzt. Wichtig für die
Lebensdauerrechnung ist, dass die Bauteilwöhlerlinie auch analytisch
beschrieben wird. Bei der Abschätzung von Bauteilwöhlerlinien wer-
den bauteil- und belastungsbezogene Einflussgrößen durch geeigne-
te Übertragungsfaktoren berücksichtigt. Die betriebsfeste Auslegung
erfolgt über die lineare Schadensakkumulation nach Miner oder ei-
ne ihrer Varianten.
Das Nennspannungskonzept ist das heute am häufigsten verwendete
Verfahren der Betriebsfestigkeitsrechnung [See96]. Es kann auf eine
große Anzahl empirischer Datensätze zur Abschätzung von Eingangs-
und Übertragungsgrößen zurückgegriffen werden, welche jedoch an
bestimmte Geometrien und Belastungsarten gebunden sind.
Strukturspannungskonzept
Das Strukturspannungskonzept ist mit dem Nennspannungskonzept
eng verwandt. Es wurde für geschweißte Konstruktionen entwickelt,
2.4 Berechnungskonzepte 23
Örtliches Konzept
Das örtliche Konzept geht von Kennfunktionen und Kennwerten des
einachsigen zyklisch elastisch-plastisch beanspruchten Werkstoffes
aus. Für die Auslegung nach diesem Konzept werden in dehnungskon-
trollierten Schwingfestigkeitsversuchen ermittelte Dehnungswöhler-
linien sowie zyklisch stabilisierte Spannungs-Dehnungs-Kurven ver-
wendet. Auch diese Eingangsgrößen müssen für jeden Anwendungs-
fall experimentell ermittelt oder empirisch abgeschätzt werden. An-
schließend sind diese analytisch zu beschreiben. Somit werden die
Einflüsse des Werkstoffes, gegebenenfalls aber auch Fertigungs-,
Größen- oder Umgebungseinflüsse erfasst.
Beim örtlichen Konzept sind die kennzeichnenden Beanspruchungen
die örtlichen Spannungen und Dehnungen. Den Zusammenhang zwi-
schen äußeren Belastungen und örtlichen elastisch-plastischen Be-
anspruchungen stellen Last-Dehnungskurven her. Sie werden durch
numerische Verfahren berechnet oder durch Näherungsformeln, für
deren Anwendung ein elastischer Übertragungsfaktor bekannt sein
muss, abgeschätzt. Für vorgegebene Lastfolgen werden die örtli-
chen elastisch-plastischen Spannungs-Dehnungspfade berechnet. Die
dabei entstandenen geschlossenen Spannungs-Dehnungs-Hysteresen
werden hinsichtlich ihrer Schädigungswirkung bewertet. Als Ergeb-
nis erhält man Anrisslebensdauerlinien [See96].
Rissfortschrittskonzept
Für das Rissfortschrittskonzept sind experimentell zu ermittelnde
oder empirisch abzuschätzende Werkstoffkennwerte nötig, die das
Rissfortschrittsverhalten des Werkstoffes beschreiben. Die Kennwer-
te werden als Rissgeschwindigkeitsgesetze analytisch beschrieben. Sie
2.5 Mehrachsigkeit 25
erfassen somit die Einflüsse des Werkstoffes, aber auch der Umge-
bungsbedingungen.
Bei diesem Konzept sind die kennzeichnenden Beanspruchungs-
größen die aus der Bruchmechanik stammenden Spannungsinten-
sitätsfaktoren K. Sie hängen insbesondere von der Belastungshöhe
und der Risslänge ab. Für das zu untersuchende Bauteil müssen
die Anfangsrisslänge und der K-Faktor für die zu erwartende
Rissrichtung bekannt sein. Da die schädigende Wirkung der Risse
nur im geöffneten Zustand gegeben ist, werden Rissöffnungs- bzw.
Rissschließlasten bestimmt, mit denen dann effektive Spannungs-
intensitätsfaktoren berechnet werden. Vorgegebene Lastfolgen wer-
den - wie bei den übrigen Konzepten - über Zählverfahren in ein-
zelne Schwingspiele zerlegt und der Rissfortschritt schwingspielwei-
se von der Anfangs- bis zur kritischen Endrisslänge hin berechnet.
Als Ergebnis erhält man die Rissfortschrittslebensdauer des Bauteils
[See96].
2.5 Mehrachsigkeit
2.5.1 Normalspannungshypothese
σv = σS1 ≤ Rm (4)
2.5.2 Schubspannungshypothese
2.5.3 Gestaltänderungsenergiehypothese
1
σv = √ · (σS1 − σS2)2 + (σS2 − σS3)2 + (σS3 − σS1)2 ≤ Rm (6)
2
√
2 GEH
OSH
τokt = · σv (7)
3
2.5.4 Schubspannungsintensitätshypothese
⎛ ⎞1
π 2π 2
⎜ 1
τint =⎝ 2
τγϕ sinγ dγ dϕ⎟
⎠ (8)
4π γ=0 ϕ=0
Nach der NH und der SH ist die Angabe der kritischen Schnittebene
wegen der konstanten Hauptspannungsrichtungen explizit möglich.
Bei veränderlichen Hauptspannungsrichtungen gilt dies nicht ohne
weiteres [Zen88]. Für jeden Normalenvektor einer Spannung n und
dem Normalenvektor einer Schnittebene d kann ein skalarer Span-
nungswert angegeben werden, auf den die lineare Schadensakkumu-
lation nach Miner angewendet wird. Für jede Kombination von n
und d kann somit eine Schädigung errechnet werden. Die Kombina-
tion für die die Schädigung den Maximalwert erreicht, wird als kri-
tische Ebene bezeichnet [GD03]. Maßgebend für die Dauerfestigkeit
ist die größte, in einer Schnittebene auftretende effektive Vergleichs-
spannungsamplitude [Sim73].
Es gibt in der Literatur mehrere Berechnungsvorschläge, die Metho-
de der kritischen Schnittebene anzuwenden [McD73, TEM77, Nok81].
30 2 Stand der Technik
Auch für das auf der theoretischen Arbeit von Dang Van [Van73]
beruhende, gleichnamige Kriterium ist die Berechnung einer kriti-
schen Ebene notwendig. Es wurde zur dauerfesten Auslegung von
Bauteilen unter mehrachsiger, mittelspannungsbehafteter Belastung
entwickelt [BSM01, BVDP95]. Bei der Hypothese geht man davon
aus, dass ein Dauerbruch nur iniziiert wird, wenn sich lokal kein zy-
klisch stabilisierter Zustand einstellt. Daraus lässt sich das Kriterium
formelmässig angeben:
τa,max + a · pmax
σa = 1 a (10)
2 + 3
2.6.1 Treppenstufenverfahren
2.6.2 Probitverfahren
mit:
ri = Anzahl der Brüche auf Laststufe i
ni = Anzahl der Prüflinge auf Laststufe i
Die so gewonnen Zahlenpaare (Li; PA,i ) werden in ein Wahrschein-
lichkeitsnetz aufgetragen. Mit einer Ausgleichsgeraden durch die Ver-
suchsergebnisse erhält man Mittelwert und Streuung der getesteten
Proben [Rad95, Bux92].
Dieses Verfahren eignet sich besonders für Prüfaufbauten, auf denen
mehrere Probe gleichzeitig getestet werden können.
2.6.3 Abgrenzungsverfahren
2.6.4 arcsin-Verfahren
2.7 Übertragbarkeit
• technologischer,
• oberflächentechnischer,
• spannungsmechanischer und
• statistischer
geversuchen umgibt.
Andere Parameter sind für alle Versuche konstant, so dass ihr ein-
mal ermittelter Einfluss ohne weitere Berücksichtigung mitübertra-
gen werden kann. Dazu zählen Schwankungen des Werkstoffes sowie
dessen Zustände, wie Gefüge, Stoffreinheit, Legierungszusammenset-
zung und Wärmebehandlung. Diese sind in engen Grenzen vorge-
schrieben, wodurch es gerechtfertigt erscheint, von einem konstanten
Einfluss auszugehen. Die Einhaltung der Toleranzgrenzen wird bei
der Fertigung überprüft.
Dagegen kann der Einfluss der in Tabelle 2 aufgeführten Parameter
nicht vernachlässigt werden. Die zweite Spalte beinhaltet die for-
melmäßig Berücksichtigung der Parameter bei der Berechnung.
Mittelspannungen Mittelspannungsempfindlichkeit
Oberflächenzustand Oberflächenfaktor
inhomogene
lokale Dauerfestigkeit
Materialeigenschaften
10
Siehe Kapitel A.4.1 im Anhang.
42 3 Zielsetzung
3 Zielsetzung
11
Diese wurden in Kapitel 2.4 diskutiert.
43
Ziel der Arbeit ist es, herauszufinden, wie gut mit den in der Literatur
angegebenen Berechnungs- und Abschätzverfahren die Dauerfestig-
keit des komplexen Bauteils Einspritzdüse, dessen Geometrie und
Belastungsform mit den in den Methoden zugrundeliegenden Unter-
suchungen verwendeten Laborproben in keiner Weise übereinstimmt,
vorherbestimmt werden kann. Dazu soll aus der Vielzahl der Ein-
flussfaktoren auf die Dauerfestigkeit diejenigen, die zur Beschreibung
dieses Problems notwendig scheinen, herausgegriffen, deren Einfluss
quantitativ erfasst und anschließend mit den in der Literatur angege-
benen Werten und anderen Versuchsergebnissen verglichen werden.
Aus dem gegebenen Lastfall und den Besonderheiten des Bauteils
ergibt sich ein besonderer Focus auf folgende Einflussgrößen:
• Oberflächenbeschaffenheit,
• Einfluss der absoluten Bauteilgröße,
• Mehrachsigkeit und
• Festigkeitsverteilung.
13
Die Beschreibung der Wärmebehandlung ist in Kapitel 4.1.2 zu finden.
46 4 Berechnungsansatz und dazugehörige Übertragungsfaktoren
4.1.2 Probenfertigung
Dichtfläche
Hochdruckbohrung
Spickel
Kessel
Düsenschulter
Düsenkörper
Nadelführungsbohrung
Düsennadel
Kuppenbereich
Dichtsitz
Düsennadel
Düsenkörper
Spritzloch
Verschneidungskante Sackloch
I Aufkohlen
II Härten
Temperatur [ °C ]
III Tiefkühlen
I IV Anlassen
II
IV
III Zeit [ min ]
4.1.3 Lasten
Zwar ist für pu = 0 bar das Lastverhältnis RL noch Null, aber das
Spannungsverhältnis Rσ von Null verschieden.
Der Kuppenbereich der Einspritzdüse (Abbildung 8) wird eben-
falls mit dem Innendruck beaufschlagt. Statische Montagekräfte
sind dort jedoch nicht anzutreffen. Aber auch hier kommt zur In-
nendruckbelastung eine zweite Lastart hinzu. Der Dichtsitz mit
meist 2 mm Durchmesser auf dem 60◦-Kegel im Kuppenbereich
bildet das Gegenlager der Düsennadel. Von der Nadel nicht nur
während des Schließens aufgebrachte Axialkräfte, werden dort flächig
in den Düsenkörper geleitet. Das sich dadurch ausbildende Span-
nungsfeld führt an den Spritzlocheinlaufkanten ebenfalls zu Span-
nungsüberhöhungen, so dass dieser Bereich sowohl hinsichtlich In-
nendrucks als auch hinsichtlich Nadelkräfte als Kerbe anzusehen ist.
Die Nadelkraft ist ebenfalls dynamisch, aber nicht proportional zum
Innendruck. Systembedingt können sich höchstens synchrone Lastan-
teile ergeben.
Abbildung 11 zeigt alle mechanischen, auf eine Einspritzdüse einwir-
kende Lastarten. Dazu kommen im Motorbetrieb noch thermische
Lasten, die nicht Gegenstand dieser Arbeit sind.
Lax
Lax
Lp Fax
σzdW = a · HV + b (13)
σzdW = 1, 27 · HV + 72 (15)
Für andere Stähle finden sich in der Literatur keine Angaben über
die Parameter a und b. Sie müssen für den verwendeten Werkstoff
erst ermittelt werden. Aber selbst bei identischem Werkstoff ist die
Übertragbarkeit wegen der unterschiedlichen Einflüsse aus dem tech-
nologischen Grösseneinfluss nur im Einzelfall gegeben [Hai89].
54 4 Berechnungsansatz und dazugehörige Übertragungsfaktoren
(HV + 120)
σzdW, A = 1, 43 · √ 1 (17)
areaA 6
(HV + 120)
σzdW, V = 1, 56 · √ 1 (18)
areaV 6
√ π
areaA, V = · KG2A, V (19)
4
16
Siehe auch Kapitel 2.3.1.
4.2 Formelmäßige Berücksichtigung der Parameter 55
1200
Velten
lokale Wechselfestigkeit szdW [N/mm²]
1000 Murakami
Lang
800
600
400
200
Randhärte
des 18CrNi8
0
200 300 400 500 600 700 800
lokale Härte [HV]
Indirekte Abhängigkeit der mit Hilfe aus der in der Literatur ange-
gebenen Methoden berechnete Dauerfestigkeit ergeben sich über die
Abschätzung der Zugfestigkeit Rm der Randschicht aus der Härte.
Für die Berechnung einiger Übertragungsparameter17 ist die Kennt-
nis der lokalen Zugfestigkeit Rm notwendig.
In der FKM Richtlinie [HHS+02] wird folgender Zusammenhang vor-
geschlagen:
Rm = 3, 3 · HV (22)
Rm = 3, 29 · HV − 47 (23)
Rm = 4, 02 · HV − 347 (24)
4.2.2 Mittelspannungseinfluss
Da der Druck stets nur Werte größer oder gleich Null annehmen
kann, lassen sich durch Innendruckbelastungen nur Lastverhältnisse
17
Siehe Oberflächeneinfluss, spannungsmechanische Stützziffer und Mittelspannungsempfind-
lichkeit.
4.2 Formelmäßige Berücksichtigung der Parameter 57
Lu pu
RL = = =0 (25)
Lo po
mit: Lu = 0
σu
Rσ = =0 (26)
σo
mit: σu = 0
Die sich dadurch ergebende Mittelspannung σm verringert die ertrag-
bare Amplitude σa im Vergleich zur wechselnden Belastung.
Rm
Mm = 0, 35 · · 10−3 − 0, 10 (33)
N/mm2
Murakami
HV
Mm = exp(0, 0693 · + 0, 157) − 1 (34)
1000
4.2.3 Eigenspannungseinfluss
σa(σe = 0) − σa(σe = 0)
Me = (35)
σe
4.2.4 Oberflächeneinfluss
σw (rauh)
FO = (38)
σw (idealglatt)
In der DIN 3990 [DIN87] wird die Ermittlung aus der gemittelten
Rauhtiefe Rz (nach DIN 4768 [DIN90b]) vorgeschlagen.
FO = 1 (41)
4.2 Formelmäßige Berücksichtigung der Parameter 63
Für Normalspannung:
⎛ ⎞
RZ 2 · Rm ⎠
FO = 1 − aR, σ · log · log ⎝ (42)
µm Rm, N, min
Für Schubspannung:
⎛ ⎞
RZ 2 · Rm ⎠
FO = 1 − fW, τ · aR, σ · log · log ⎝ (43)
µm Rm, N, min
Für Stahl gilt: aR, σ = 0, 22, Rm, N, min = 400 N/mm2 und fW, τ =
0, 577.
Die formelmäßigen Zusammenhänge des Oberflächenfaktors wurden
für Nennspannungskonzepte entwickelt, in denen von einer homoge-
nen Festigkeitsverteilung ausgegangen wird.
Für randschichtgehärtete Bauteile ist diese Randbedingung nicht ge-
geben. Es stellt sich daher die Frage, welches Rm zur Berechnung
herangezogen werden muss. Nach dem Kerbgrundspannungskonzept
müsste für Rm eine Abschätzung nach Gleichung 22 bis 24 erfol-
gen. Nach dem Nennspannungskonzept müsste der Wert für Rm des
blindgehärteten Werkstoffes aus Werkstoffdatenblättern entnommen
werden. Die Autoren von Gleichung 40 bis 43 machen hierzu keine
Angaben.
Durch eine grobe Umrechnung von Rz in Rt lassen sich die Kur-
ven von FO nach den unterschiedlichen Berechnungsvorschlägen in
einen Graphen eintragen. Abbildung 15 macht den Einfluss der Be-
rechnungsmethode auf den rechnerischen Abminderungsfaktor deut-
lich. Neben den Kurven, denen die Zugfestigkeit des blindgehärteten
Werkstoffes (im Mittel 1350 N/mm2 nach DIN 10084) zugrunde
liegt, sind auch die Kurven für ein Rm von 2475 N/mm2, das nach
dem Vorschlag der FKM-Richtlinie abgeschätzt wurde, eingetragen.
Auch für Oberflächenrauigkeiten kleiner 10 µm können sich die Ein-
flussfaktoren FO um bis zu 10 % unterscheiden.
64 4 Berechnungsansatz und dazugehörige Übertragungsfaktoren
1,2
1
Oberflächenfaktor FO
0,8
0,6
DIN 3990
0
1 10 100
Rauhtiefe Rz [µm]
σmax
αk = (44)
σnenn
αk
nsm = (45)
βk
σD,k
nsm = (47)
σD
∂σ(x) 1
χ∗ = · (48)
∂x σmax
s
smax
snenn
s(x)
x
1/c*
für Stahlguss:
0,65
nsm = 1 + 0, 33 · χ∗ (58)
für Grauguss:
0,68
nsm = 1 + 0, 30 · χ∗ (59)
mit:
q = Kerbempfindlichkeitszahl
4.2 Formelmäßige Berücksichtigung der Parameter 69
3,5
spannungsmechanische Stützziffer nsm
FKM Richtlinie
3 Bruder / Schön
Petersen
2,5 Heywood
SWL 1981
2 Schütz
1,5
1
0,01 0,1 1 10 100
-1
bezogenes Spannungsgefälle c* [mm ]
σ(x, y, z)
g(x, y, z) = (69)
σ max
mit:
σ(x, y, z) = σi (70)
Die Multiplikation lässt sich nun durch Integration über das gesamte
Volumen lösen.
1 σmax κ
PA, V (σmax) = 1 − exp − g (x, y, z)κ dV (72)
V0 σ0 V
4.2 Formelmäßige Berücksichtigung der Parameter 73
IV = g (x, y, z)κ dV (76)
V
• gleiche Oberflächentopografie,
• homogene Festigkeitsverteilungen,
• einheitliches Spannungsverhältnis R = -1 und
• gleicher Versagensort (Oberfläche bzw. Volumen).
σ
nst σ0 Beschreibung
1
A2 κ S1
A1 S2 Beide Bauteile ungekerbt
⎛ κ ⎞ κ1
g (x, y, z ) dA
⎜A2 ⎟ σmax1 Beide Bauteile gekerbt,
⎝ κ ⎠
g (x, y, z ) dA σmax2
Bruchausgangsort ist Oberfläche A
A1
⎛ ⎞1
g(x, y, z)κ dA κ
⎜A2 ⎟ S1 Bauteil 1 ungekerbt, Bauteil 2 gekerbt,
⎝ A1 ⎠ σmax2
Bruchausgangsort ist Oberfläche A
⎛ ⎞1
g(x, y, z)κ dV κ
⎜V2 ⎟ σmax1 Beide Bauteile gekerbt,
⎝ g(x, y, z)κ dV ⎠ σmax2
V1
Bruchausgangsort ist Volumen V
1
IA , 0 κ
nst = (80)
IA
Verteilung Weibullexponent κ
1.34
Weibullverteilung κ= log(TL )
1.91
Logitverteilung κ= log(TL )
1.3151
Logarithmische Normalverteilung κ= log(TL )
2
nst = L
−νσ (82)
χ∗
1+ 88,3mm2
mit:
νσ = 0,2 - 0,0001 · Rm /MPa
ντ = 1,5 · νσ
L = wirksame Länge, Strecke des Querschnitts mit größter Bela-
stung.
4.2.7 Mehrachsigkeit
stem immer ortsfest bleibt. Dadurch vereinfacht sich die Angabe ei-
ner Vergleichsspannung σv erheblich, da auf Vergleichsspannungshy-
pothesen aus der statischen Festigkeitslehre zurückgegriffen werden
kann [Lö99].
Die Anwendung der Normalspannungshypothese, der Schubspan-
nungshypothese und der Gestaltänderungsenergiehypothese für die
Berechnung ist damit gerechtfertigt [GD03]. Berücksichtigt man noch
die Tatsache, dass Brüche nur senkrecht zu Hauptnormalspannungen
auftreten20, scheint die Schubspannungshypothese das Versagensver-
halten werkstoffphysikalisch nicht richtig beschreiben zu können.
Die Randschicht verliert durch das Einsatzhärten in großem Umfang
ihre plastischen Eigenschaften und verhält sich daher wie ein spröder
Werkstoff [Nak86]. Nach der vorherrschenden Meinung [Lö99, Feh86,
Wel76, GD03, Zen88, HHS+ 02] würde es damit genügen, eine Ver-
gleichsspannung nach der NH zu bilden. Um den Einfluss der beiden
anderen Hauptspannungen nicht zu vernachlässigen, wird zusätzlich
noch die Vergleichsspannung nach der GEH mit in die Untersuchung
eingebunden.
Die Vergleichsspannung nach der NH und der GEH wurden zunächst
nur für statische Belastungen entwickelt. Diese wurden später auch
auf schwingende Belastungen übertragen, um Versuchsergebnisse
miteinander vergleichen zu können. Dieses Vorgehen ist als rein
phänomenologisch zu werten, bei dem auf die Rissbildungsme-
chanismen nicht näher eingegangen wird [Zen88]. Nach [Lö99] ist
es möglich, für rein wechselnde, phasengleiche mehrachsige Bean-
spruchungen die Vergleichsspannung der statischen Festigkeit auf
die Schwingbeanspruchung zu übertragen. Da der Innendruck alle
Hauptnormalspannungen proportional beeinflusst, gilt diese Über-
tragung auch für mittelspannungsbehaftete Belastungen.
Allerdings muss auf einige Besonderheiten näher eingegangen wer-
den. Der Versagensort ist die durch den Innendruck am höchsten
belastete Stelle21. Die Vergleichsspannung wird daher immer für ex-
20
Näheres siehe Kapitel 5.7.
21
Siehe Kapitel 5.7.
78 4 Berechnungsansatz und dazugehörige Übertragungsfaktoren
σv = Kt,p,v · Lp + σu (84)
mit i = 1, 2, 3
Die Berechnung der Vergleichsspannung nach der GEH erfolgt nach:
1
σ GEH
= √ · (σx − σy )2 + (σy − σz )2 + (σz − σx)2
2
+6 · (τxy
2 + τ2 + τ2 )
yz zx (86)
4.3.1 Versuchskonzept
ri
PA,i = (88)
ni
Nur Durchläufer:
u = f (PA ) (91)
L = L + u · sL (92)
mit:
L = ertragbare Last- bzw. Spannungsamplitude für die Aus-
fallwahrscheinlichkeit PA
L = ertragbare Last- bzw. Spannungsamplitude für PA = 50 %
u = standardisierte Merkmalsvariable (Quantil)
sL = Standardabweichung in Lastrichtung
82 4 Berechnungsansatz und dazugehörige Übertragungsfaktoren
mit:
log L = Logarithmus der ertragbaren Last- bzw. Spannungs-
amplitude für die Ausfallwahrscheinlichkeit PA
log L = Logarithmus der ertragbaren Last- bzw. Spannungs-
amplitude für die charakteristische Ausfallwahr-
scheinlichkeit PA,c (uc = 0)
slog L = Standardabweichung in Lastrichtung der logarithmi-
schen Merkmalsgröße
In der Literatur werden einige Vorschläge für das Verteilungsmodell
des Schwingfestigkeitsverhaltens gemacht [BVDL04, Bux92, Den78]:
• Logitverteilung,
• Zweiparametrige Weibullverteilung,
• Logarithmische Normalverteilung,
√
• arcsin P -Transformation.
Logitverteilung
Für eine vorgegebene Ausfallwahrscheinlichkeit PA berechnet sich die
standardisierte Merkmalsvariable u nach der Logitverteilung aus:
√
3 PA
u= · ln (94)
π 1 − PA
1
PA = π (95)
1 + e− 3 ·u
√
PA,c = 50 % (96)
Weibullverteilung
Die zu einer vorgegebenen Ausfallwahrscheinlichkeit PA gehörigen,
standardisierte Merkmalsvariable u nach der zweiparametrigen Wei-
bullverteilung erhält man aus:
⎛ ⎞
1
u = log ⎝ln ⎠ (97)
(1 − PA )
u
PA = 1 − e−10 (98)
Lognormalverteilung
Die zu einer Ausfallwahrscheinlichkeit PA gehörige, standardisierte
Merkmalsvariable einer Normalverteilung - die Log-Normalverteilung
ist nur eine Sonderform der Normalverteilung - lässt sich analytisch
nicht explizit in einer Formel angeben. Zwar besitzt die Normalvertei-
lung eine analytisch angebbare Dichtefunktion, jedoch keine analyti-
sche angebbare Verteilungsfunktion [BB01]. Die Verteilungsfunktion
ist nur für einen speziellen Fall von Mittelwert µ und Streuung σ,
nämlich der Standardnormalverteilung mit µ = 0 und σ = 1, und
auch nur für x > µ vertafelt (z. B. in [BB01]). Durch die Symmetrie
der Normalverteilung zum Mittelwert, können auch die fehlenden
Werte für x < µ ermittelt werden.
Für PA > 50 % können die Werte direkt aus der Tabelle entnommen
werden.
Für PA < 50 % gilt:
PA = 1 - PA, T abelle
u = - uT abelle
Entsprechend kann auch die zu einer bestimmten standardisierten
Merkmalsvariablen u gehörige Ausfallwahrscheinlichkeit PA aus die-
ser Tabelle ermittelt werden.
Die charakteristische Ausfallwahrscheinlichkeit beträgt:
PA,c = 50 % (100)
√
Arcsin P − Transformation
Für eine vorgegebene Ausfallwahrscheinlichkeit PA lässt sich die stan-
dardisierte Merkmalsvariable u durch eine trigonometrische Trans-
formation angeben:
√
u = arcsin PA (101)
4.3 Auswahl der Ermittlungsmethode 85
PA = sin2 u (102)
PA,c = 0 % (103)
√
Die Besonderheit der arcsin P -Transformation im Vergleich zu den
zuvor genannten Verteilungen liegt darin, dass es sich um ein beid-
seitig geschlossenes Verteilungsmodell handelt, d. h. zu den Aus-
fallwahrscheinlichkeiten PA = 0 % und PA = 100 % können finite
Grenzen der Last L angegeben werden. Bei Verwendung dieses Ver-
teilungsmodells existiert eine echte Dauerfestigkeitsgrenze, unter der
die Ausfallwahrscheinlichkeit tatsächlich Null ist. Ob diese Grenze
technisch tatsächlich vorhanden ist, muss jedoch in Frage gestellt
werden24.
Um die Unterschiede der einzelnen Verteilungsfunktionen zu veran-
schaulichen, werden exemplarisch Lage- und Streuparameter jeder
Funktion durch zwei Punkte P1 (p = 2300 bar, PA = 10 %) und P2
(p = 2700 bar, PA = 90 %) bestimmt und die so festgelegten Gra-
phen zusammen in ein Diagramm dargestellt.
Für den bereits mit einer geringen Anzahl an Prüflingen erfassba-
ren Bereich der Ausfallwahrscheinlichkeiten von 10 %≤ PA ≤ 90 %,
liegen √die symmetrischen25 Verteilungen Logit, Lognormal und die
arcsin P -Transformation dicht nebeneinander (Abbildung 19). Le-
diglich die unsymmetrische Weibullverteilung weicht um bis zu 45
bar oder 1,8 % in Richtung höherer Drücke von den drei anderen ab.
24
Siehe Kapitel 6.3.3.
25
Die Symmetrie gilt nur für das direkt zugrunde liegende Merkmal, dass hier logarithmisch
geteilt ist.
86 4 Berechnungsansatz und dazugehörige Übertragungsfaktoren
1,0
0,9
Weibull
0,8 Logit
Lognormal
Ausfallwahrscheinlichkeit [-]
0,7 arcsin P
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0,0
2200 2300 2400 2500 2600 2700 2800
Prüfdruck [bar]
100
Weibull
10-1
Logit
Lognormal
Ausfallwahrscheinlichkeit [-]
10-2 arcsin P
10-3
10-4
10-5
10-6
10-7
1000 1500 2000 2500 3000
Prüfdruck [bar]
Der Dauerbruch des Bauteilquerschnitts tritt dann ein, wenn die Be-
lastung an dieser Stelle gleich der Belastbarkeit ist. Für eine reine
Wechselbelastung lässt sich diese Bedingung formulieren durch:
σD − Mm · σu
σa (RL = 0) = (105)
1 + Mm
σw ∼ HV (110)
90 4 Berechnungsansatz und dazugehörige Übertragungsfaktoren
5 Experimentelle Untersuchungen
5.1 Versuchsprogramm
5.1.1 Bezugskerbgrundfestigkeit
5.1.3 Härteeinfluss
5.1.4 Oberflächeneinfluss
5.1.5 Größeneinfluss
29
Siehe Kapitel 5.2.1.
30
Vergleiche Abbildung 70 im Anhang.
98 5 Experimentelle Untersuchungen
1. RL = 0
2. RL = 0,5
3. RL = 0,7
Zur
Anzahl Gesamtanzahl
Versuchsbezeichnung Berechnung
Laststufen Prüflinge von
1 Basisdüsendesign 5 70 σw
2 Mittelspannungseinfluss 1 2 17 M, σw
3 Mittelspannungseinfluss 2 2 17 M, σw
4 Mittelspannungseinfluss 3 2 20 M, σw
5 Mittelspannungseinfluss 4 1 10 M, σw
7 Oberflächeneinfluss 2 20 FO
10 Werkstofffestigkeit (R = 0) 2 18 M
11 Werkstofffestigkeit (R = 0,5) 2 14 M
12 Werkstofffestigkeit (R = 0,7) 2 13 M
Tabelle 6: Versuchsprogramm
31
Siehe Kapitel 6.2.1.
32
Siehe Tabelle 36, 52 und 53.
5.2 Prüfstandsbeschreibung 101
5.2 Prüfstandsbeschreibung
Lo
Last L
Lu
0
Zeit
5.2.1 Hochdruckimpulsprüfstand
6 2 3 1 4
5 1. Prüfling
2. Adapter
3. Düsenspannmutter
4. Temperatursensor
5. Prüfleiste
6. Drucksensor
7. Anschlüsse für maximal
10 Prüflinge
8. Druckversorgung von
Prüfstand p(t)
7
8
5.2.2 Resonanzprüfmaschine
mit Mb = 1
4 ·F·a
Die Spannung im Kerbgrund lässt sich nach der klassischen Balken-
theorie aus dem, von der Form und dem Prüfquerschnittsdurchmes-
ser d der Probe abhängigen Widerstandsmoment Wb, dessen Wert
Tabellenbüchern wie [IRH97] entnommen werden kann, abschätzen.
Mb (t)
σ(t) = (113)
Wb
5.2 Prüfstandsbeschreibung 105
mit:
π
Wb = · d3 (114)
32
σ = 1, 96 mm−2 · F (115)
σ = 1, 85 mm−2 · F (116)
σ = 1, 74 mm−2 · F (117)
a
F(t)
S S
E
Mb(t)
K
S S
E Prüfkrafteinleitung
F(t) S Spannstelle
K Kerbgrund
5.3 Versuchsergebnisse
5.3.1 Dauerfestigkeiten
5.3.2 Zeitfestigkeit
log(L1) − log(L2)
k= =6
log(N 2 ) − log(N 1)
mit:
1
10
10 log (Nij )
j=1
N i = 10
und i = 1, 2
Die Streuung in Lastspielzahlrichtung TN erhält man aus der Stan-
dardabweichung der logarithmischen Lebensdauer.
1 10 2
slog,i = log(Nij ) − log(N i )
10 j=1
TN = 102,42·slog = 2, 06
1500
Spannungsamplitude saGEH [N/mm²]
1000
950
900
850
800 11 PA=90 %
750
11 PA=50 %
700
650 9 PA=10 %
600
550
500
103 104 105 106 107
Lastspielzahl
5.3.3 Lebensdauern
99,9
99,5
99
r = 91
98
95
Wahrscheinlichkeit P [%]
90
80
70
60
50
40
30
20
10
5
2
1
0,5
0,1
104 105 106 NG 107
Lastspielzahl
mit:
X = B(n,p)-verteilte Zufallsvariable
n = 151 (Anzahl der Durchläufer)
p = 0,02 (Fehlerwahrscheinlichkeit Pf )
Es ist somit sehr wahrscheinlich, dass aufgrund der festgelegten
Grenzlastspielzahl die Dauerfestigkeit der einen oder anderen Ver-
suchsreihe überschätzt wurde. Um die Auswirkungen auf die Aus-
sagen dieser Arbeit zu überprüfen, werden die Bruchlastspielzahlen
näher untersucht.
Trennt man diese nach Auftreten bei Innendruckversuchen und Auf-
treten bei Resonanzprüfungen, so zeigen sich deutliche Unterschiede
in den erzielten Lebensdauern. Die statistische Auswertung getrennt
37
Dazugehörige Nullhypothese: Ein bis 5 Millionen Lastwechsel nicht ausgefallener Prüfling
”
fällt nicht mehr aus und wird als Durchläufer gezählt.“
5.3 Versuchsergebnisse 113
38
n = 42
114 5 Experimentelle Untersuchungen
100
90 n = 42
80 Pf = 5 %
P(X>k) = 1- SP(X=k) [%]
70
60
50
0
k
40
30
20
10
0
0 1 2 3 4 5
Anzahl der fälschlicherweise als Durchläufer gewerteten Proben k (Ni > NG)
Als Ergebnis einer Versuchsreihe erhält man den Lage- und den
Streuparameter der Dauerfestigkeitsverteilung der getesteten Pro-
ben. Eine Versuchsreihe kann im Sinne der Stochastik als Stichprobe
aus der Grundgesamtheit aller Bauteile angesehen werden. Zur Un-
terscheidung der Ergebnisparameter einer Versuchsreihe von denen
der Grundgesamtheit, werden sie im Exponenten mit SP (Stichpro-
5.4 Ermittlungsgenauigkeit der Festigkeitsverteilung 115
L
GG ∼
=L
SP
(120)
sGG ∼ SP
L = sL (121)
Die Gleichheit beider Ausdrücke ist nur für den Fall gegeben, dass
der Stichprobenumfang n dem Umfang der Grundgesamtheit N ent-
spricht. Im allgemeinen gilt aber n N.
Für eine aussagekräftige Bewertung der Versuchsergebnisse ist die
Kenntnis der möglichen Abweichung der Grundgesamtheit von der
Stichprobe erforderlich.
Formelmäßig lässt sich dies durch folgende Gleichungen ausdrücken:
GG SP
L =L ± ∆L (122)
L = sL ± ∆sL
sGG SP
(123)
In Anwendung auf diesen Fall tritt mit dem oben definierten Ereig-
nis, das Eintreten des Merkmals Bruch, an die Stelle der Auftretens-
wahrscheinlichkeit P in Gleichung 124 die Ausfallwahrscheinlichkeit
PA nach Kapitel 4.3.1.
⎛ ⎞
n⎠ k
P (X = k) = ⎝ PA (1 − PA )n−k (125)
k
ermittelt. Dieser Wert wird auch als Schätzwert für die Grundgesamt-
heit verwendet (Punktschätzung).
GG SP
PA,i = PA,i (126)
GG SP
Tatsächlich wird PA,i um einen bestimmten Betrag von PA,i ver-
schieden sein. Dieser Betrag lässt sich durch ein Vertrauensintervall
eingrenzen. Die Größe diese Vertrauensintervalls hängt wiederum von
GG
der Wahrscheinlichkeit ab, mit der PA,i in diesem Intervall liegen
soll. Üblicherweise wird dafür in der induktiven Statistik das 95%-
Vertrauensintervall in Anlehnung an das Signifikanzniveau bei Hy-
pothesentests verwendet [Eng87].
PA,i,u ≤ PA,i
GG
≤ PA,i,o (127)
mit:
PA,i,u = untere Intervallgrenze
PA,i,o = obere Intervallgrenze
Für große Stichprobenumfänge (n·PA ·(1−PA ) > 9) kann, ausgehend
SP
von der im Experiment ermittelten Ausfallwahrscheinlichkeit PA,i ,
das Vertrauensintervall näherungsweise durch die Ungleichung 128
angegeben werden [Eng87, DM87]:
SP
PA,i − ∆PA,i,u ≤ PA,i
GG
≤ PA,i
SP
+ ∆PA,i,o (128)
SP SP
P
A,i (1 − SP )
PA,i P
A,i (1 − PA,i
SP )
SP
PA,i −z ≤ GG
PA,i ≤ SP
PA,i +z
n n
mit:
GG
∆PA,i,u = unterer Streubereich von PA,i
GG
∆PA,i,o = oberer Streubereich von PA,i
n = Stichprobenumfang
z = 1,96 für 95%-Vertrauensintervall
118 5 Experimentelle Untersuchungen
Für einen Stichprobenumfang von nur 10 Proben wird die oben ge-
nannte Voraussetzung nicht erfüllt. Eine analytische Bestimmung der
Intervallgrenzen ist somit nicht möglich. Die numerische Ermittlung,
die für kleinere Stichprobenumfänge notwendig ist, liefert dafür die
exakten Grenzen des Intervalls. PA,i,u erhält man durch Iteration
von Gleichung 129 bzw. PA,i,o durch die Iteration von Gleichung 130
[Eng87].
Untere Intervallgrenze:
SP
n·PA,i
P (X ≤ n · SP
PA,i ) = b(PA,i,u, X) = 0, 025 (129)
X=0
Obere Intervallgrenze:
n
P (X ≥ n · SP
PA,i ) = b(PA,i,o , X) = 0, 025 (130)
SP
X=n·PA,i
Lmax − Lmin
γL = (131)
L
sL,max − sL,min
γs = (132)
sL
5.4 Ermittlungsgenauigkeit der Festigkeitsverteilung 119
0,9
0,8
PA Grundgesamtheit
0,7
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1
PA Stichprobe
mit:
γL = relative Ermittlungsgenauigkeit des Lageparameters
γs = relative Ermittlungsgenauigkeit des Streuparameters
Lmax = obere Streugrenze des Lageparameters
Lmin = untere Streugrenze des Lageparameters
L = experimentell ermittelter Wert des Lageparameters
sL,max = obere Streugrenze des Streuparameters
sL,min = untere Streugrenze des Streuparameters
sL = experimentell ermittelter Wert des Streuparameters
Die Gleichungen 122 und 123 können dann folgendermaßen umge-
schrieben werden:
GG SP γL
L =L · 1± (133)
2
γs
sGG SP
L = sL · 1± (134)
2
120 5 Experimentelle Untersuchungen
Die Werte für γL und γs , die sich aus den Vertrauensintervallen der
einzelnen Lasthorizonte ergeben, hängen von der Verteilungsfunktion
ab, die man zugrundelegt. Nach Kapitel 4.3.3 ist im Bereich 10 % ≤
PA ≤ 90 % der Unterschied zwischen den vier untersuchten Vertei-
lungsfunktionen sehr gering. Daher wird an dieser Stelle die Ablei-
tung von γL und γs aus dem Streubereich der Ausfallwahrscheinlich-
keiten exemplarisch nur für die Logitverteilung durchgeführt. Diese
Verteilung bietet sich an, da diese symmetrisch zum Mittelwert ist
und die Überführung der Ausfallwahrscheinlichkeit PA in die stan-
dardisierte Merkmalsgröße u durch den genannten mathematischen
Zusammenhang rechnerunterstützt leicht möglich ist. Dies verein-
facht die analytische Berechnung von γL und γs .
Zur Veranschaulichung des Einflusses des Vertrauensbereiches auf die
Auswertung der Versuchsergebnisse, ist in Abbildung 29 die Festig-
keitsgerade mit der Streuung der Versuchsreihe mit dem Basisdüsen-
design, normiert auf die mittlere Dauerfestigkeit basierend auf der
Logitverteilung, sowie die Grenzen des 95%-Intervalls aus Abbildung
28 bei logarithmischer Merkmalsteilung graphisch dargestellt.
Die Ermittlung der Dauerfestigkeitsverteilung einer Versuchsreihe
in dieser Arbeit erfolgte überwiegend durch zwei Lasthorizonte re-
präsentiert durch die beiden Punkte P1 (L1;PA,1 ) und P2 (L2;PA,2 ).
Dementsprechend wird im Folgenden die Ermittlungsgenauigkeit
auch für Versuchsreihen mit zwei Lasthorizonten abgeleitet. Die Ver-
teilung der Dauerfestigkeit im Wahrscheinlichkeitsnetz der Logit-
verteilung bildet eine Gerade. Diese wird durch die beiden Punk-
te P1 (L1;u1) und P2 (L2;u2) bestimmt, wobei ui nach Gleichung 95
aus PA,i gebildet wurde. Auch die Extremwerte der standardisierten
Merkmalsgröße u lassen sich von dieser Gleichung ableiten.
√
3 PA,i,o
ui,o = · ln (135)
π 1 − PA,i,o
√
3 PA,i,u
ui,u = · ln (136)
π 1 − PA,i,u
5.4 Ermittlungsgenauigkeit der Festigkeitsverteilung 121
mit: i = 1, 2
1,010
auf Mittelwert bezogene Dauerfestigkeit
1,005
log(L)/log(L)
1,000
0,995
0,990
-2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5
standardisierte Merkmalsgröße u
5.4.1 Lageparameter
L2 − L1
L = L1 − u1 · (139)
u2 − u1
122 5 Experimentelle Untersuchungen
Last L
L2
Lmax
L
Du2,u Du2,o
Lmin
L1
Du1,u Du1,o
u1 0 u2
standardisierte Merkmalsgröße u
−∞ ≤ γL ≤ +∞ (143)
Fall 4 ist als Sonderfall anzusehen, der leider zugleich den größten
Teil an Kombinationen von PA,1 und PA,2 einnimmt. Bei einer der-
artigen Konstellation der sich ergebenden Ausfallwahrscheinlichkei-
ten kann die mittlere Dauerfestigkeit und damit γL innerhalb des
95%-Vertrauensintervalls aufgrund der Überlappung beider Vertrau-
ensbereiche theoretisch jeden beliebigen Wert annehmen. Für diesen
Bereich kann daher keine Ermittlungsgenauigkeit angegeben werden.
Gegen die Verwendung eines Versuchsergebnisses der Zusammenset-
zung von Fall 4 für eine Auswertung spricht grundsätzlich nichts. Zu
124 5 Experimentelle Untersuchungen
beachten ist dann, dass sich durch die statistische Streuung der Ver-
suchsergebnisse sogar eine Umkehr des Trends ergibt, der zu einer
negativen Steigung und damit das gesamte Modell der Festigkeits-
verteilung ad absurdum führt.
In Abbildung 31 ist γL für einen Stichprobenumfang von n = 10,
dem Verhältnis von sL /L = 0,11 (Ergebnis der Versuchsreihe des
Basisidüsendesigns bei linearer Merkmalsteilung; Kapitel 5.3) und
allen möglichen Kombinationen von PA,1 und PA,2 eingetragen. Nur
vier Kombinationen führen bei einem Stichprobenumfang von 10 und
einem Konfidenzniveau von 95 % immer zu einem sinnvollen Wert
der mittleren Dauerfestigkeit (Fälle 1 bis 3). Die Ermittlungsgenau-
igkeit liegt dann zwischen 19 % und 76 %. Erwartungsgemäß sinkt
γL je weiter die beiden Punkte P1 und P2 auseinander liegen. Für den
in den Versuchen angestrebten Bereich von 10 % ≤ PA,1 ≤ 20 % und
80 % ≤ PA,2 ≤ 90 % liegt der Wert von γL in der Größenordnung
von 20 %.
1
Genauigkeit gL des Lageparameters
0,9
0,8
0,7
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0
90%
80%
10%
70%
20%
30%
60%
40%
50%
50%
40%
60%
30%
70%
20%
80%
90%
10%
5.4.2 Streuparameter
Last L smax
s
smin
L2
Du2,u Du2,o
L1
Du1,u Du1,o
u1 0 u2
standardisierte Merkmalsgröße u
L2 − L1
sL = (144)
u2 − u1
u2 − u1
γs = (145)
(u2 − ∆u2u) − (u1 + ∆u1o)
u2 − u1
−
(u2 + ∆u2o) − (u1 − ∆u1u)
20
10
-5
-10
90%
80%
70%
10%
20%
60%
30%
50%
40%
40%
50%
30%
60%
20%
70%
80%
PA der unteren Laststufe 10% PA der oberen Laststufe
2 · σa(σu)
∆p = (146)
Kt,p
Die Prüflingsgeometrie selbst wirkt sich auf die Formzahl Kt,p und
auch auf die Unterspannungen σu im Kerbgrund aus. Die zur Ver-
schraubung der Prüflinge notwendigen Bauteile wirken sich auf die
axiale Vorspannung Lax und damit ebenfalls auf die Unterspannungs-
pannung σu aus.
Die Streuung der Montagebedingungen wie Anzugsdrehmoment, Ge-
windereibung oder Spannmuttersteifigkeit, lassen sich zur Streuung
der Axialkraft zusammenfassen. Aus den die Geometrie des Spickels
bestimmenden Faktoren lassen sich mit Methoden der statistischen
Versuchsplanung (DoE) nur diejenigen herausfiltern, die signifikan-
ten Einfluss auf die ertragbaren Spannungen haben. Die quantita-
tive Ermittlung der Einflüsse der Kerbgrundbeanspruchung auf die
Druckschwingbreite reduziert sich dadurch auf sechs Parameter:
1. Axialkraft,
2. Kesselform,
3. Abstand Kerbgrund zur Einleitungsstelle von Lax,
4. Größe der Hochdruckbohrung,
5. Kesselgröße und
6. Verrundungsradius.
2,5
Einzeleinflüsse
Standardabweichung sDp / Dp [%]
2
Akkumulation der
Einflüsse
1,5
zur Einleitungsstelle
Abstand Kerbgrund
Hochdruckbohrung
Verrundungsradius
1
Kesselgröße
Kesselform
Größe der
Axialkraft
0,5
Toleranzparameter
41
Basisdüsendesign nach Kapitel 5.3.
130 5 Experimentelle Untersuchungen
5.6 Spannungsanalyse
• linear-elastisches Werkstoffverhalten,
• Diskretisierungsmodell des Volumens: Solid92,
• Diskretisierungsmodell der Bauteilverbindungen: Conta174
und Targe170,
• Elastizitätsmodul E = 210.000 N/mm2 und
• Querkontraktionszahl ν = 0,3.
Die Aufbringung der Axialkraft Lax erfolgt als Flächenlast über die
Dichtfläche und die Auflagefläche der Düsenschulter (siehe Abbil-
dung 11). Die Innendruckbelastung Lp wird auf alle Innenflächen
ausgenommen der Nadelführung aufgeprägt. Zwischen Nadel und Na-
delführung bildet sich aufgrund des geringen Spaltmaßes von ca. 1
µm ein starkes Druckggefälle bis hinab zu wenigen bar aus. Dieser
Tatsache wurde mit einer Druckänderung nach einem Potenzgesetz
entlang der Nadelführung Rechnung getragen.
Die größten Spannungen aus der Druckbelastung treten an der Ver-
schneidung zwischen Hochdruckbohrung und Hochdruckkessel auf
(siehe Abbildung 37). Auch die Axialbelastung führt dort zu einer
lokalen Kerbstelle.
Selbst an der Oberfläche bildet sich aufgrund der senkrecht zu ihr
5.6 Spannungsanalyse 131
NH
GEH
Spannung
Ds 1
c* = × = 2,4 mm -1
max{s } 0,41mm
Vergleichsspannungshypothese Kt,p σu χ∗
NH 4 242 N/mm2 2,4 mm−1
GEH 5 240 N/mm2 2,4 mm−1
Druckbelastung
Axialkraftbelastung
s = Kt , p p + su
.
Vergleichspannung
s = Kt , ax Fax
.
su
Druck / Axialkraft
ist das zuvor beschriebene Vorgehen in diesem Fall auch für die Ver-
gleichsspannung nach der GEH möglich, auch wenn es nicht dem
Sinn des von Mises Kriteriums entspricht.
Dabei muss allerdings auf eine Besonderheit der Vergleichsspan-
nungshypothese eingegangen werden. Per Definition lässt die GEH
nur positive Werte für die Vergleichsspannung zu. Für einige Düsen-
geometrien treten aber während eines Lastspiels sowohl Zug- als
auch Druckspannungen auf. Der Betrag einer Vergleichsspannung
erhält daher ein negatives Vorzeichen, sobald für den Lastfall in einer
Hauptspannungsrichtung Druckspannungen dominant sind.
Die Berechnung des Oberflächenspannungsintegrals IA wurde mit
dem FE-Programm ABAQUS durchgeführt, wobei auf die in
[DTB04] vorgeschlagene Methode zurückgegriffen wurde. Für die
Vernetzung des Spickels und der Spritzlochverschneidung kamen qua-
dratische Tetraederelemente C3D10M und für die Rohrprobe qua-
dratische axialsymmetrische Elemente CAX8 zum Einsatz. Die FE-
Netze sind in den Abbildungen 54 bis 56 im Anhang dargestellt.
134 5 Experimentelle Untersuchungen
44
Die Werte von Kt,p für die Rohrprobe mussten aus Datenschutzgründen auf eine Stelle
gerundet werden.
5.6 Spannungsanalyse 135
Vergleichsspannungshypothese Kt,p σu χ∗
NH 0,63 MP a/N 0 N/mm2 0,3 mm−1
GEH 0,61 MP a/N 0 N/mm2 0,4 mm−1
5.7 Fraktographie
Aus der Vielzahl der während der Tests gebrochenen Proben wurden
immer wieder einige Exemplare entnommen und deren Bruchfläche
geöffnet. In der anschließenden licht- und rasterelektronenmikrosko-
pischen Analyse zeigte sich immer das selbe Bruchbild.
Der Riss startet an der Verschneidung der Hochdruckbohrung mit
dem Kessel an der Bauteiloberfläche. Nach der FE-Analse ist dort
auch der Bereich mit den höchsten Belastungen. Von dort setzt sich
der Riss als transkristalliner Schwingbruch entlang der Symmetrie-
ebene, in der auch die höchste Hauptnormalspannung herrscht, fort
(siehe Abbildung 37), erfasst den gesamten Spickelquerschnitt und
tritt an der Dichtfläche an die Oberfläche. Auf der gegenüberliegen-
den Seite der Hochdruckbohrung bildet sich meist nach dem Durch-
trennen des Spickelquerschnitts ein Sekundärriss, der sich ebenfalls
bis zur Oberfläche fortsetzt. Der Riss ist dann deutlich an der Man-
telfläche des Düsenbundes zu sehen.
Anhand der Schwingstreifen, die eine mittlere Breite von 2 µm auf-
weisen, und einer Querschnittslänge von ca. 20 mm, lässt sich der
Anteil der Rissfortschrittsphase am Versagen der Probe auf 104 Last-
wechsel schätzen.
REM-Aufnahme FEM-Analyse
Hochdruckbohrung Hochdruckbohrung
Nadelführung Nadelführung
Rißbegin
am höchsten
Hochdruckkessel
belastete Stelle
Hochdruckkessel
σa = f (σm ) (148)
1400
Spannungsamplitude sa [N/mm²]
1200
NH
1000 GEH
R=0
800
600
400
200
0
0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800
Mittelspannung sm [N/mm²]
8
(σa,i − σ̂a,i)2
R2 = 1 − i=1
(149)
8 2
(σa,i − σ a,i )
i=1
mit:
σa,i = mittlere, dauerfest ertragbare Spannungsamplitude der
Versuchsreihe i
σ̂a,i = nach der zugrundegelegten Formel berechneter Wert der
Spannungsamplitude (σ̂a,i = f (σm,i ))
σ a,i = Mittelwert der mittleren, dauerfest ertragbaren Span-
nungsamplitude der Versuchsreihe i
140 6 Diskussion der Ergebnisse
1400
R=0
1200
Spannungsamplitude sa [N/mm²]
1000
800
600
Goodman
400 Gerber
Haibach
R = 0,5
Smith, Watson, Topper
200
Bergmann
Versuchsergebnisse
0
0 200 400 600 800 1000 1200 1400
Mittelspannung sm [N/mm²]
750HV
M = exp(0, 0693 · + 0, 157) − 1 = 0, 232
1000
800HV
Mmax = exp(0, 0693 · + 0, 157) − 1 = 0, 237
1000
700HV
Mmin = exp(0, 0693 · + 0, 157) − 1 = 0, 228
1000
lichkeit hat, wäre auch noch die Möglichkeit denkbar, dass die Mittel-
spannungsempfindlichkeit für sehr große Zugfestigkeiten doch nicht
mehr weiter anwächst. In einem Entwicklungsprozess für Serien-
bauteile sollte daher der Mittelspannungseinfluss des Konstruktions-
werkstoffes dann experimentell nachgewiesen werden, um verlässliche
Aussagen treffen zu können.
Abschließend seien zum Vergleich noch die Werte der Mittelspan-
nungseinflussansätze genannt, die sich ergeben, wenn die Kerbgrund-
spannungen nach der GEH gebildet werden.
σN H
a (reduzierte Härte) 555 N/mm2
= = 0, 92 (150)
σN
a
H (Standardhärte) 600 N/mm2
σ GEH
a (reduzierte Härte) 674 N/mm2
= = 0, 92 (151)
σ GEH
a (Standardhärte) 730 N/mm2
NH
σD (HV ) = 0, 39 · HV + 675 (152)
GEH
σD (HV ) = 0, 48 · HV + 800 (153)
1400
lokale Wechselfestigkeit szdW [N/mm²]
1200
1000
800
600
Velten
400 Murakami
Lang
200 Versuchsdaten NH
Versuchsdaten GEH
0
500 550 600 650 700 750 800
lokale Härte [HV]
NH NH
σD (Rechnung) / σzdW (Versuch) Velten Lang Murakami
Standardhärte 0,73 0,54 1,00
reduzierte Härte 0,78 0,53 0,87
GEH GEH
σD (Rechnung) / σzdW (Versuch) Velten Lang Murakami
Standardhärte 0,61 0,45 0,84
reduzierte Härte 0,65 0,44 0,73
45
Für den Ansatz nach Velten wurden die Werte für a und b des 20MoCrS4 aus [Vel84]
verwendet.
6.1 Auswertung der Versuchsergebnisse 149
(HV + 120)
σzdW, A = 1, 80 · √ 1 (154)
areaA 6
NH NH
σD (Rechnung) / σzdW (Versuch) KG 5 µm KG 4, 5 µm
6.1.3 Oberflächeneinfluss
σN
a
H
(DF L) 797 N/mm2
= = 1, 33 (155)
σN
a
H (ECM) 600 N/mm2
σ GEH
a (DF L) 969 N/mm2
= = 1, 33 (156)
σ GEH
a (ECM) 730 N/mm2
152 6 Diskussion der Ergebnisse
NH
σD (ECM) 951 N/mm2
FO = N H = = 0, 776 (157)
σD (DF L) 1226 N/mm2
gemittelte Verrundungs-
Rauhtiefe Rt
Oberflächenprozess Rauhtiefe Rz radius [mm]
[µm]
[µm]
Mit keinem der in Kapitel 4.2.4 vorgestellten Ansätze kann die Fes-
tigkeitssteigerung alleine durch einen Oberflächenfaktor FO nach den
Gleichungen 39 bis 43, der die maximal ertragbare Wechselspan-
nungsamplitude σD nach Gleichung 109 beeinflusst, erklärt werden.
Nach Tabelle 20 wäre maximal mit einer Drucksteigerung um den
Faktor 1,15 zu rechnen.
47
Die Ableitung der Wechselfestigkeiten σD erfolgte nach Gleichung 108 aus den Versuchser-
gebnissen nach der NH. Nach der GEH würde sich ein Oberflächenfaktor von FO = 0,773 ergeben.
Der Unterschied ist vernachlässigbar.
6.1 Auswertung der Versuchsergebnisse 153
FO (DF L)
Berechnung nach Gl. FO (ECM) FO (DFL) FO (ECM )
DIN 3990 39 0,969 1 1,03
FKM, Rm = 2475 N/mm2 42 0,942 1 1,06
FKM, Rm = 1350 N/mm2 42 0,956 1 1,05
Siebel und Gaier, Rm = 2475 N/mm2 40 0,864 1 1,15
Siebel und Gaier, Rm = 1350 N/mm2 40 0,896 1 1,12
∂(∆p)
∆(∆p)
= ∂r · ∆r = 0, 081mm−1 · 0, 05mm = 4 · 10−3
∆p ∆p
FO (DF L) 1, 07
= = 1, 12
FO (ECM) 0, 96
FO (DF L) 1, 10
= = 1, 17
FO (ECM) 0, 94
FO (DF L) 1, 03
= = 1, 16
FO (ECM) 0, 89
FO (DF L) 1, 04
= = 1, 20 (158)
FO (ECM) 0, 87
Auch durch diese Methode lässt sich ein höherer, aber dennoch für
eine Erklärung der Festigkeitssteigerung nicht ausreichender Wert
eines Oberflächenfaktors angeben.
Neben der Rauigkeit können durch das Druckfließläppen auch ande-
re oberflächentechnische Parameter verändert werden. Schott stellt
in [Sch97] fest, dass sich durch hydroerrosives Schleifen eine weni-
ge hundertstel Millimeter dicke, verfestigte Randschicht ausbildet,
die eine Verbesserung des Dauerfestigkeitsverhaltens zur Folge ha-
ben soll. Notwendig für eine Verfestigung der Oberfläche wäre aber
ein auf die Oberfläche gerichteter Fluidstrom. Die Impulsänderung
der darin befindlichen Schleifpartikel könnte u. U. die erforderlichen
Druckspannungen einbringen. Bei der hier vorliegenden Geometrie
erfolgt jedoch die Zuströmung des Mediums tangential an den Kerb-
grund. Es ist daher nicht vorstellbar, dass durch das Verrunden eine
Verfestigung der Randschicht eintritt.
Auch wenn durch die spanende Bearbeitung des Druckfließläppens
in der oberflächennahen Randschicht eine Veränderung des Eigen-
spannungszustandes erfolgt, ist die Dicke dieser Randschicht durch
den geringen Materialabtrag derart gering, dass das gesamte Ei-
genspannungsfeld an der Kerbgeometrie dadurch nicht nennenswert
verändert wird.
Eine mögliche, durch den Aufkohlungsprozess eingebrachte Randoxi-
dation, die sich negativ auf das Schwingfestigkeitsverhalten auswirkt,
würde durch einen nachträglichen Schleifprozess entfernt werden.
Die Aufkohlung für die untersuchten Bauteile findet jedoch unter
156 6 Diskussion der Ergebnisse
6.1.4 Größeneinfluss
Ein Indiz für den Einfluss der absoluten Kerbgröße auf die ertrag-
bare Last liefert schon die Tatsache, dass die Spritzlochverschnei-
6.1 Auswertung der Versuchsergebnisse 157
1200
1000
800
600
400
NH
200
GEH
0
0,1 1 10 100
bezogenes Spannungsgefälle c*
2 3 -2 -1 -4 -3
10 - 10 10 - 10 10 - 10
Oberflächenintegral IA
Nach Gleichung 109 wirkt sich die Stützwirkung der Kerbgröße auf
die lokale Dauerwechselfestigkeit des Kerbgrundes σD aus. Diese er-
gibt sich für die drei Kerbfälle mit M = 0,4 nach Gleichung 108
zu:
NH GEH
Kerbfall σD σD
Spickel 970 1159
Spritzlochverschneidung 1381 1336
Rohrprobe 560 606
SpannungsmechanischerAnsatz
Alle in Abbildung 17 dargestellten Ansätze, den Größeneinfluss span-
nungsmechanisch zu erfassen, basieren auf dem bezogenen Span-
nungsgefälle χ∗ , dessen Einfluss von den Autoren stark unterschied-
lich eingeschätzt wird.
Wird der Größeneinfluss nur durch die spannungsmechanische
Stützwirkung bestimmt, so stellt sich der Zusammenhang zwischen
49
Siehe Abbildung 70 im Anhang.
50
Die alternative Verwendung von Gleichung 160 würde nur marginale Veränderungen mit sich
bringen.
6.1 Auswertung der Versuchsergebnisse 159
σD = σw · nsm (161)
σD
σw = = const. (162)
nsm
σD (Spickel)
σw = (163)
nsm (χ∗Spickel )
die NH. Dies hängt wiederum damit zusammen, dass die Nennlast
in diesem Fall nicht Innendruck ist. Der Spannungszustand an der
Kerbgrundoberfläche ist dadurch nur zweiachsig (σx = 0).
Vergleichsspannungs-
NH GEH
hypothese
Ansatz σw R2 σw R2
FKM-Richtlinie 1193 0,13 1426 -
Bruder / Schön 1154 0,43 1380 0,02
Petersen 1160 0,41 1386 0,01
Heywood 1248 0,00 1492 -
SWL 1981 788 0,81 942 0,00
Schütz 870 0,73 1039 -
Vergleichsspannungs-
NH GEH
hypothese
Ansatz σw R2 σw R2
FKM-Richtlinie 1178 0,68 1250 0,67
Bruder / Schön 1109 0,82 1186 0,80
Petersen 1116 0,81 1176 0,80
Heywood 1223 0,67 1308 0,67
SWL 1981 739 0,95 763 0,89
Schütz 770 0,96 785 0,86
nsm = 1 1226 0,67 1290 0,67
zu erklären.
So ist es nicht verwunderlich, dass die Übereinstimmung zwischen
Rechnung und Experiment nach der FKM-Richtlinie und Hey-
wood kaum besser ist, als wenn man die spannungsmechanische
Stützwirkung ganz vernachlässigt.
Obwohl die Stützwirkung nach Bruder/Schön und Petersen nur
geringfügig größer ausfällt, steigt der Bestimmtheitskoeffizient be-
reits über 0,8.
Eine akzeptable Übereinstimmung für die Auswertung nach der NH
ergibt sich erst nach den Synthetischen Wöhlerlinien von 1981 oder
Schütz, deren Formeln von keinen weiteren Übertragungsfaktoren
abhängen. Entsprechend der bereits gemachten Feststellung, dass die
Datenpunkte ausgewertet nach der GEH entgegen allen Ansätzen
konvex verlaufen, ist die erzielbare Übereinstimmung für die GEH
immer spürbar geringer als für die NH.
Obwohl sich herauskristallisiert, dass diese beiden Ansätze von allen
untersuchten eindeutig am besten geeignet sind, den Größeneinfluss
zu beschreiben, können sich Rechnung und Versuchsergebnis dennoch
um bis zu 35 % unterscheiden.
162 6 Diskussion der Ergebnisse
Spritzloch-
NH NH verschnei- Rohrprobe
σD (Rechnung) / σD (Versuch) Spickel
dung
Spritzloch-
GEH GEH verschnei- Rohrprobe
σD (Rechnung) / σD (Versuch) Spickel
dung
StatistischerAnsatz
Für die vorliegenden Lastfälle lässt sich der statistische Größenein-
fluss nach der Vorstellung des Fehlstellenmodells auf das Verhält-
nis des lastspezifischen Spannungsintegrals des betrachteten Bauteils
zum Spannungsintegral einer Bezugsprobe zurückführen. Die Werk-
stoffwechselfestigkeit σw kann dann - im Gegensatz zum spannungs-
mechanischen Ansatz - nicht absolut angegeben werden, sondern gilt
nur in Verbindung mit der Wechselfestigkeit der Bezugsprobe.
In der nachfolgenden Untersuchung soll der Kerbfall Spickel als Be-
zugsprobe dienen. Die Wechselfestigkeit σD der beiden anderen Kerb-
geometrien erhält man dann durch folgende Zusammenhänge:
⎛ ⎞1
IA (Spickel) ⎠ κ
σD (Spritzloch) = σD (Spickel) · ⎝ (164)
IA (Spritzloch)
⎛ ⎞1
IA (Spickel) ⎠ κ
σD (Rohrprobe) = σD (Spickel) · ⎝ (165)
IA (Rohrprobe)
6.1 Auswertung der Versuchsergebnisse 163
1
0,99
0,82
Bestimmtheitskoeffizient R²
0,8
0,78
0,6
0,4
NH
0,2
GEH
0
0 5 10 15 20 22 25 30 35 40 45 50
Weibullexponent k
Spritzloch-
NH NH
σD (Rechnung) / σD (Versuch) Rohrprobe verschneidung
κ = 15 1,03 0,99
κ = 22 1,20 0,90
κ = 30 1,31 0,85
Spritzloch-
GEH GEH
σD (Rechnung) / σD (Versuch) Rohrprobe verschneidung
κ = 15 1,09 1,23
κ = 22 1,27 1,11
κ = 30 1,40 1,05
Kombinierter Ansatz
Neben der Möglichkeit, die beiden Ansätze alternativ einzusetzen,
ist auch eine kombinierte Anwendung, wie von Liu und Zenner
[LZ91, LZ95] vorgeschlagen, denkbar. Die Berechnung der Kerb-
grundwechselfestigkeiten erfolgt dann nach:
Vergleichsspannungs-
NH GEH
hypothese
Ansatz κ R2 κ R2
FKM-Richtlinie 15 0,994 25 0,748
Bruder / Schön 24 0,960 38 0,504
Petersen 23 0,962 37 0,520
Heywood 15 0,999 22 0,779
SWL 1981 > 50 - > 50 -
Schütz > 50 - > 50 -
Vergleichsspan-
nungshypothese NH GEH
Ansatz σw κ R2 σw κ R2
FKM-Richtlinie 1171 15 0,998 1271 20 0,910
Bruder / Schön 1088 20 0,986 1179 30 0,838
Petersen 1099 20 0,987 1189 30 0,842
Heywood 1247 15 0,999 1352 20 0,920
SWL 1981 - > 50 - - > 50 -
Schütz - > 50 - - > 50 -
nur stat. Ansatz 1250 15 0,999 1494 22 0,824
Für alle Ansätze von nsm , die nur von einer geringen spannungsme-
chanischen Stützwirkung für die Lastfälle ausgehen (FKM-Richtlinie,
Heywood), ändert sich das Ergebnis im Vergleich zum rein statisti-
schen Größeneinfluss erwartungsgemäß kaum. Lediglich das Resultat
für die GEH lässt sich dadurch von 0,842 auf 0,910 bzw. 0,920 ver-
bessern.
Für die beiden spannungsmechanischen Ansätze, die für sich schon
eine annehmbare Übereinstimmung erzielen (SWL 1981, Schütz),
bringt dieses Verfahren keine Verbesserung mit sich. Der Größenein-
fluss wird bereits hauptsächlich spannungsmechanisch erfasst. Der
kleine Rest an Stützwirkung, der für das Fehlstellenmodell übrig
bleibt, würde zu Weibullexponenten führen, die weit über 50 und
damit außerhalb sinnvoller Werte liegen würden.
Die Übereinstimmung für die Ansätze nach Bruder/Schön und
Petersen verbessert sich zwar im Vergleich zu Tabelle 24, bleibt
aber hinter dem Ergebnis des statistischen Ansatzes zurück.
Angesichts der erzielten Ergebnisse muss festgestellt werden, dass
die Auswahl eines Ansatzes aus den drei Vorgestellten, welcher den
168 6 Diskussion der Ergebnisse
Schon Tabelle 7 macht deutlich, dass bei den Versuchen an den Werk-
stoffproben nahezu kein Einfluss von Mittelspannungen auf die er-
tragbaren Biegespannungsamplituden festgestellt werden konnte. Im
Bereich von 0 ≤ R ≤ 0,7 nimmt die mittlere Dauerfestigkeit nur um
5 % ab.
Die Absolutwerte dieser Versuchsreihen müssen jedoch kritisch be-
wertet werden. Trägt man die Ergebnisse zusammen mit denen der
Innendruckversuche in ein Haigh-Diagramm ein, so stellt man fest,
dass die Dauerfestigkeit der Biegeprüfung für R = 0 im Vergleich
zu den Dauerfestigkeiten der Impulsprüfung zu niedrig liegt. Dieses
unerwartete Ergebnis ist allem Anschein nach auf den Prüfaufbau
6.1 Auswertung der Versuchsergebnisse 169
55
Die mittlere Dauerfestigkeit der Versuchsreihe mit R = 0,7 wurde aus dem Ergebnis des Last-
niveaus mit Ausfällen und Durchläufern und der Streuung aus dem Versuch mit dem Basisdüsen-
design berechnet. Die höhere Laststufe mit der geringeren Ausfallrate blieb bei der Berechung
unberücksichtigt.
6.1 Auswertung der Versuchsergebnisse 171
56
Z. B. nach [UPF99].
172 6 Diskussion der Ergebnisse
1000
R=0
900
Spannungsamplitude saNH [N/mm²]
800
M = 0,40
700
M = 0,13 R = 0,7
600 M=0
300 Bauteilproben
1000
R=0 R = 0,5
M = 0,40
900
[N/mm²]
800
M = 0,13
700
GEH
600
500 () M=0
400 Werkstoffproben
300 Bauteilproben
σ a (V ariante i)
η= (169)
σa (Basisdesign)
mit i = 1, 2, ...11
Das Datenmaterial der 11 unabhängigen Versuchsreihen kann man
als Stichprobe aus der Grundgesamtheit aller innenhochdruckbela-
steten Bauteile aus einsatzgehärtetem 18CrNi8 ansehen. Zur Beur-
teilung der Methode können somit die statistischen Kennzahlen der
Gütegrade dieser Stichprobe herangezogen werden61.
Dazu werden die nach Gleichung 169 ermittelten Gütegrade η auf-
steigend geordnet und mit einer Ordnungszahl j versehen. Anschlie-
ßend wird nach dem Ansatz von Rossow [Ros64] jedem Wert eine
Wahrscheinlichkeit P zugeordnet.
3j − 1
P = (170)
3n + 1
η (P = 90%)
TA = (171)
η (P = 10%)
60
Nämlich die des Basisdüsendesigns.
61
Würden Vorhersage und Experiment exakt übereinstimmen, so würde sich für die statistische
Verteilung aller Gütegrade ein Erwartungswert von Eins und eine Standardabweichung von Null
ergeben. Abweichungen davon sind sowohl auf systematische wie auch zufällig bedingte Fehler
zurückzuführen.
6.2 Auswertung der Berechnung 175
log TA
sη,log = (172)
2, 56
Als Äquivalent dazu erhält man den linearen Wert der Standardab-
weichung s bei logarithmischer Merkmalsteilung aus:
Bereits wegen der großen Streubreite ist diese Methode für eine
brauchbare Bestimmung der Dauerfestigkeit ungenügend. Noch fa-
taler ist jedoch, dass die fehlende Erwartungstreue des Mittelwer-
tes jegliche zielgerichtete Vorhersage der mittleren Dauerfestigkeit
unmöglich macht. Tabelle 29 kann aber als Maßstab verwendet wer-
den um die Verbesserung der Vorhersagegenauigkeit zu bewerten.
Eine weitaus bessere Übereinstimmung zwischen Rechnung und Ver-
such sollte sich ergeben, wenn in die Bestimmung der Dauerfestigkeit
alle übertragungsrelevanten Faktoren mit eingehen. Die Ableitung
der Dauerfestigkeitswerte erfolgt dann aus der Aussage
Alle Düsenvarianten haben die selbe Kerbgrundfestigkeit 62.
62
Nämlich die des Basisdesigns.
176 6 Diskussion der Ergebnisse
99
98
95
90
Wahrscheinlichkeit P
80
70
60
50
40
30
20
10
5
2
1
0,90
0,90,92 0,96
0,94
0,96 1
0,981 h 1,2 1,4 1,6
Gütegrad h
Kerbgrundfestigkeit; abhängig
σw von Verteilungsfunktion und 6.1.2 Gl. 152 bzw. Gl. 153
Vergleichsspannungshypothese
NH GEH
η 0,955 0,973
sη,log 0,0302 0,0288
sη 0,0696 0,0672
TA 1,20 1,18
R2 0,985 0,961
gitverteilung dargestellt63.
99
98
95
90
Wahrscheinlichkeit P [%]
80
70
60
50
40
30
20
Datenpunkte GEH
10 Datenpunkte NH
5 Ausgleichsgerade GEH
Ausgleichsgerade NH
2
1
0,90,920,94h h 1
NH GEH
0,8 0,820,840,860,880,9 0,960,98 1,2
Gütegrad h
c1 · sSE c1 · sSE
1− √ ≤η ≤1+ √ (175)
n n
64
Mit i = a, m, o, u.
180 6 Diskussion der Ergebnisse
mit:
c1 = 1 − α2 - Fraktil der Standardnormalverteilung
sSE = Standardabweichung der Streueinflüsse
n = Stichprobenanzahl
α = Signifikanzniveau
Die Standardabweichung der beiden Streueinflüsse sSE erhält man
durch Addition der Varianzen beider Parameter. Diese Zusammen-
fassung ist nur möglich, wenn jeweils die relativen, auf den Mittelwert
bezogenen Merkmale verwendet werden.
0, 9 ≤ L ≤ 1, 1 (177)
x−x
u= (178)
s
0, 9 − 1 1, 1 − 1
s (γL) = = = 0, 051 (179)
u (P = 0, 025) u (P = 0, 975)
65
s (σi ) = s∆p
6.2 Auswertung der Berechnung 181
Zusammen mit Gleichung 182 ergeben sich daraus mit einem Stich-
probenumfang von n = 11 die Grenzen des 95 % - Vertrauensinter-
valls für den Mittelwert des Gütegrad η zu:
(n − 1) · s2SE (n − 1) · s2SE
≤ sη ≤
2
(182)
c2 c3
mit:
c2 = 1 − α2 - Fraktil der χ2 -Verteilung
α
c3 = 2
- Fraktil der χ2 -Verteilung
Daraus ergibt sich mit einem Stichprobenumfang von n = 11 die
Grenzen des 95 % - Vertrauensintervalls für die Standardabweichung
des Gütegrad sη zu:
NH GEH
η 0,971 1,022
sη,log 0,0359 0,0249
sη 0,0847 0,0607
TA 1,24 1,16
R2 0,959 0,976
NH GEH
η 0,970 1,001
sη,log 0,0359 0,0246
sη 0,0846 0,0588
TA 1,24 1,16
R2 0,959 0,970
η − sη · c1 ≤ η ≤ η + sη · c1 (187)
oder:
η = η ± ∆η (188)
mit:
∆η = sη · c1
Für Tabelle 33 ergibt sich damit der Wertebereich für die Gütegrade
um den Mittelwert ∆η und damit die Abweichung der rechnerischen
Dauerfestigkeit von der tatsächlichen mit einem Konfidenzniveau von
95 % wie folgt:
Vergleichs-
Verteilungs- spannungs-
η sη,log TA R2
funktion hypothese
σw = f (PA ) (191)
dass die Wahl einer Funktion einen entscheidenden Einfluss auf die
Auslegung eines Bauteils hat, da man sich meist auf geringere Aus-
fallwahrscheinlichkeiten beziehen muss. Die Auswertung der Versuch-
sergebnisse erfolgte in dieser Arbeit für alle vier Verteilungsfunktio-
nen.
Um herauszufinden, ob eine Funktion das Dauerfestigkeitsverhalten
signifikant besser beschreibt als eine andere, würde man üblicherweise
die Versuchsergebnisse in die Wahrscheinlichkeitsnetze der einzelnen
Funktionen eintragen und eine Entscheidung zugunsten der Funktion
treffen, die die Versuchsergebnisse am besten beschreibt, wobei sich
als Kennzahl z. B. das Bestimmtheitsmaß R2 anbieten würde. Da
für die meisten Versuchsreihen nur zwei Ergebnisse66 zur Verfügung
stehen, kann aber dieses Vorgehen hier nicht zielführend sein. Die
beiden Parameter einer jeden Verteilungsfunktion werden durch nur
zwei Ergebnisse immer eindeutig beschrieben (R2 = 1).
Es bleibt hier nur die Möglichkeit eine Entscheidung mithilfe der
Vorhersagegenauigkeit in Form des Gütegrades η zu fällen. Führt ei-
ne Verteilungsfunktion zu deutlich niedrigeren Streuungen der Güte-
grade, so kann mit dieser Funktion ein höhere Vorhersagegenauigkeit
erzielt werden.
Anhand des Datenmaterials von Tabelle 34 sieht man auf den ersten
Blick, dass sich die Standardabweichungen sη,log speziell für die GEH
unterscheiden. Entscheidend ist wiederum, ob die Unterschiede signi-
fikant sind.
Diese Fragestellung lässt sich abermals mithilfe von Hypothesentests
beantworten. Dazu werden die Varianzen als Quadrate der logarith-
mischen Standardabweichungen slog verglichen.
Eine Verteilungsfunktion I hat eine größere Vorhersagegenauigkeit
als die Funktion II, wenn gilt:
s2I
≤ c4 (193)
s2II
mit:
c4 = (1 − α) - Fraktil der F(nI - 1; nII - 1)-Verteilung
Die Quotienten der Varianzen können Tabelle 35 entnommen werden.
s2I Lognormal √
s2II
(NH) Logit (II) Weibull (II) arcsin p
(II)
s2I Lognormal √
s2II
(GEH) Logit (II) Weibull (II) arcsin p
(II)
5
Fraktil der F-Verteilung x (1-a)
0
0 0,05 0,1 0,15 0,2 0,25
Signifikanzniveau a
2
sN H
η,log 0, 03592
2 = = 2, 13 (194)
sGEH
η,log
0, 02462
192 6 Diskussion der Ergebnisse
und ist damit größer als das 85 %-Fraktil der F-Verteilung für jeweils
10 Freiheitsgrade [Pok94].
L
j= (196)
Lzulässig
L (PA = 50%) L
j= = (197)
L (PA = PA,z ) L (PA,z )
Streuspannen genannt.
In Tabelle 37 sind die vorgeschlagenen Richtwerte zusammengefasst.
69
Das Ergebnis vom Versuch mit σaN H = 636 N/mm2 bzw. σaGEH = 774 N/mm2 des Basis-
designs sowie der Werkstoffprobe mit R = 0,7 und σa = 487 N/mm2 lagen auch vorher schon
außerhalb.
6.3 Ableitung einer Bemessungsgrundlage 199
70
Siehe Abbildung 6.
6.3 Ableitung einer Bemessungsgrundlage 201
nicht zu erfassen.
Abhilfe bei der Fragestellung nach der richtigen Festigkeitsverteilung
können nur Untersuchungen im unteren Extrembereich der Ausfall-
wahrscheinlichkeit bringen. Diese werden aber wegen der genannten
schweren Zugänglichkeit bis auf unbestimmte Zeit ausbleiben.
Bis ein Nachweis oder wenigstens eine wissenschatfliche Begründung
für die Gültigkeit einer speziellen Funktion gegeben ist, bleibt dem
Konstrukteur bei der Auslegung von Bauteilen nur die Möglichkeit,
auf die wenigen veröffentlichten Erfahrungswerte zurückzugreifen. So
wird in [HTVB05] anhand von Feldausfällen zweier Bauteile die Er-
fahrung gemacht, dass die Logitverteilung zu einer im Sinne der
Konstruktionsvorgaben (zulässige Ausfallwahrscheinlichkeit) siche-
ren Auslegung führt, ohne dabei zu konservativ zu sein.
Die Auslegung nach der Weibullverteilung würde noch größere Si-
cherheitsreserven enthalten, die Lognormalverteilung hingegen ist als
unsicher anzusehen.
√
Die arcsin P -Transformation scheint nach den gemachten Erfah-
rungen für die Auslegung bei geringen zulässigen Ausfallwahrschein-
lichkeiten gänzlich ungeeignet zu sein. Eine Auslegung nach dieser
Funktion wäre um den Faktor 2 zu unsicher.
Mangels weiterführender Erfahrungswerte wird auch hier die Lo-
gitverteilung zur Beschreibung des Festigkeitsverhaltens hochdruck-
belasteter Dieseleinspritzdüsen vorgeschlagen, auch wenn es hierzu
abweichende Meinungen gibt. Da die, basierend auf der Annahme
einer Lognormalverteilung [BHS03] gemachten Felderfahrungen ei-
nes Einspritzanlagenherstellers der wissenschaftlichen Öffentlichkeit
nicht zugänglich sind, können daraus keine Erkenntnisse gewonnen
werden.
Die Sicherheitszahl j berechnet sich dann, bei Verwendung der Logit-
verteilung und einer Streuspanne von TL = 1,16 durch Einsetzen von
Gleichung 2 und 92 in Gleichung 197 abhängig von der Streuspanne
TL aus:
log(TL )
− 2,42 ·uz
j = 10 (198)
202 6 Diskussion der Ergebnisse
mit:
√ ⎛ ⎞
3 PA,z
uz = · ln ⎝ ⎠ (199)
π 1 − PA,z
1,8
1,6
1,4
Sicherheitszahl j
1,2
1,0
0,8
0,6
1,E-07 1,E-06 1,E-05 1,E-04 1,E-03 1,E-02 1,E-01 1,E+00
zulässige Ausfallwahrscheinlichkeit PA,z
• Gesamtzyklenzahl 3 · 106,
72
Eine Übersicht enthält z. B. [Ber88b].
6.4 Betriebsfeste Auslegung 205
1000
Lebensdauerlinie
Schwingbreite [%]
Wöhlerlinie
100
Standardlastfolge
10
1,E+03 1,E+04 1,E+05 1,E+06 1,E+07 1,E+08
Lastspielzahl
250
unendlich
225 240.000 km
480.000 km
Schwingbreite [%]
200
175
150
125
100
1,E-06 1,E-05 1,E-04 1,E-03 1,E-02 1,E-01 1,E+00
Ausfallwahrscheinlichkeit [-]
Literatur
[Ade01] Adenstedt, E.: Streuung der Schwingfestigkeit, Tech-
nische Universität Clausthal, Dissertation, 2001
[AZ03] Adenstedt, R. ; Zenner, H.: Streuung der Schwing-
festigkeit. Fulda : DVM Bericht 802; Betriebsfestigkeit -
Neue Entwicklungen bei der Lebensdauerberechnung von
Bauteilen, 2003
[Bä91] Bäumel, A.: Experimentelle und numerische Untersu-
chungen der Schwingfestigkeit randschichtgehärteter ei-
genspannungsbehafteter Bauteile, Technische Universität
Darmstadt, Dissertation, 1991
[Bar97] Bartsch, H.-J.: Taschenbuch mathematischer Formeln.
Leipzig : Fachbuchverlag, 1997
[Bau95] Bauer, H.: Kraftfahrtechnisches Taschenbuch. Bd. 22.
Auflage. Düsseldorf : VDI-Verlag, 1995
[BB01] Bamberg, G. ; Baur, F.: Statistik. Bd. 11. überarb.
Auflage. München, Wien, Oldenburg : R. Oldenburg Ver-
lag, 2001
[Ber83] Bergmann, J. W.: Zur Betriebsfestigkeitsbemessung ge-
kerbter Bauteile auf der Grundlage der örtlichen Bean-
spruchung. Bd. 37. Darmstadt : Veröffentlichungen des
Institutes für Stahlbau und Werkstoffmechanik der TU
Darmstadt, 1983
[Ber88a] Bergmann, J. W.: Werkstoffdauerfestigkeit II: Ent-
wicklung und experimentelle Überprüfung eines Verfah-
rens zur Berechnung der Dauerfestigkeit druckmittelspan-
nungsbelasteter Bauteile. Frankfurt : Abschlußbericht des
FVV Vorhabens Nr. 345, 1988
[Ber88b] Bergmann, J. W.: Standardisierte Lastabläufe. In: Be-
triebsfestigkeit: Lastannahmen - Lebensdauernachweis -
216 LITERATUR
A Anhang
0,9
2
7
Æ
7°
14,3
7,1
4
Æ Æ Æ
10,9
15
43,3
Spickel:
Gemessene Randhärte im Kerbgrund: 753 HV
Gemessene Oberflächenrauigkeit im Kerbgrund: Rz = 1,75 µm
Rt = 2,46 µm
Spritzlochverschneidung:
Gemessene Randhärte im Kerbgrund: 689 HV
Gemessene Oberflächenrauigkeit im Kerbgrund: Rz = 1,30 µm
A.1 Zeichnungen und FE-Netze 235
1
2
1 3
3 1
Prüfling L1 L2 L3 L4 L5
σaN H = 509 σaN H = 572 σaN H = 636 σaN H = 700 σaN H = 806
σaGEH = 619 σaGEH = 697 σaGEH = 774 σaGEH = 851 σaGEH = 980
1 5,46E+5 5,20E+5 3,62E+4 1,60E+4 6,73E+3
2 VE VE VE 2,32E+4 9,99E+3
3 VE 2,19E+5 5,28E+4 1,73E+4 7,60E+3
4 VE VE 7,43E+5 1,28E+4 9,04E+3
5 VE 2,34E+5 VE 2,04E+4 4,33E+3
6 VE 4,00E+5 2,71E+6 2,92E+4 7,61E+3
7 VE VE VE 2,03E+4 1,24E+3
8 VE VE 5,71E+5 1,13E+4 1,08E+4
9 VE VE 9,87E+4 2,00E+4 1,08E+4
10 VE 1,80E+5 VE 2,68E+4 9,54E+3
11 - VE 2,66E+5 - -
12 - 1,66E+5 VE - -
13 - VE VE - -
14 - 2,94E+5 5,24E+4 - -
15 - VE VE - -
16 - VE 5,30E+4 - -
17 - VE VE - -
18 - 3,10E+5 VE - -
19 - 2,53E+5 VE - -
20 - VE VE - -
Prüfling L1 L2
σaN H = 720 σaN H = 792
σaGEH = 840 σaGEH = 924
1 VE 1,54E+5
2 VE 9,44E+4
3 VE 9,38E+4
4 VE 2,87E+6
5 VE VE
6 VE 1,40E+5
7 VE VE
8 VE 1,90+5
9 - VE
10 - VE
1000
950 4
900
Spannungsamplitude saGEH [N/mm²]
850
800 8
750
700
650
600
550
500
450
400
103 104 105 106 107
Lastspielzahl
Prüfling L1 L2
σaN H = 700 σaN H = 750
σaGEH = 812 σaGEH = 870
1 VE 2,84E+5
2 VE VE
3 VE VE
4 VE VE
5 VE VE
6 VE VE
7 VE VE
8 - 4,29E+6
9 - VE
10 - 2,37E+6
1000
950
900 7
Spannungsamplitude saGEH [N/mm²]
850
800
7
750
700
650
600
550
500
450
400
103 104 105 106 107
Lastspielzahl
Prüfling L1 L2
σaN H = 620 σaN H = 700
σaGEH = 760 σaGEH = 858
1 VE VE
2 VE 9,20E+4
3 VE 8,18E+4
4 VE 4,40E+4
5 VE 6,45E+4
6 VE 2,19E+5
7 VE VE
8 VE 1,15E+6
9 VE VE
10 VE VE
1000
950
900 4
Spannungsamplitude saGEH [N/mm²]
850
800 10
750
700
650
600
550
500
450
400
103 104 105 106 107
Lastspielzahl
Prüfling L1
σaN H = 445
σaGEH = 542
1 1,58E+5
2 VE
3 VE
4 VE
5 VE
6 VE
7 5,10E+4
8 1,04E+5
9 5,00E+4
10 VE
1000
950
900
Spannungsamplitude saGEH [N/mm²]
850
800
750
700
650
600
550 6
500
450
400
103 104 105 106 107
Lastspielzahl
Prüfling L1 L2
σaN H = 721 σaN H = 784
σaGEH = 877 σaGEH = 955
1 VE 1,60E+5
2 VE VE
3 VE 1,60E+5
4 VE VE
5 VE VE
6 VE 6,90E+4
7 VE VE
8 VE VE
9 VE 2,85E+5
10 VE VE
1000 6
950
900 10
Spannungsamplitude saGEH [N/mm²]
850
800
750
700
650
600
550
500
450
400
103 104 105 106 107
Lastspielzahl
Prüfling L1 L2
σaN H = 530 σaN H = 636
σaGEH = 645 σaGEH = 774
1 VE 4,68E+4
2 1,16E+5 8,51E+4
3 VE 6,23E+4
4 VE 1,12E+5
5 VE 1,04E+5
6 VE 8,87E+4
7 1,29E+5 1,74E+5
8 VE 7,00E+4
9 VE 1,89E+5
10 1,27E+5 1,32E+5
1000
950
900
Spannungsamplitude saGEH [N/mm²]
850
800
750
700
7
650
600
550
500
450
400
103 104 105 106 107
Lastspielzahl
Prüfling L1 L2
σaN H = 343 σaN H = 371
σaGEH = 383 σaGEH = 414
1 3,33E+5 5,20E+4
2 VE 6,03E+4
3 VE 5,57E+5
4 VE 3,90E+6
5 VE VE
6 VE VE
7 VE VE
8 - -
9 - -
10 - -
1000
950
900
850
Spannungsamplitude saGEH [N/mm²]
800
750
700
650
600
550
500
450
6
400
3
350
300
103 104 105 106 107
Lastspielzahl
Prüfling L1 L2 L3
σaN H = 894 σaN H = 983 σaN H = 1072
σaGEH = 864 σaGEH = 950 σaGEH = 1036
1 3,65E+6 2,32E+6 VE
2 VE 3,43E+5 1,90E+6
3 VE VE 1,74E6
4 VE 1,45E+6 2,81E+5
5 VE 1,74E+6 2,23E+5
6 VE 1,93E+5 3,84E+5
7 VE 1,85E+5 1,07E+6
8 VE VE 2,21E+6
9 VE - 4,73E+5
10 VE - 2,13E+6
1500
Spannungsamplitude saGEH [N/mm²]
1000 2
950
9
900
850
800
750
700
650
600
550
500
103 104 105 106 107
Lastspielzahl
Prüfling L1 L2
σaN H = 487 σaN H = 533
σaGEH = 487 σaGEH = 533
1 VE 4,00E+5
2 VE 6,75E+5
3 VE VE
4 4,90E+5 2,4E+6
5 VE VE
6 VE VE
7 1,79E+6 1,09E+6
8 1,84E+6 2,74E+6
9 7,25E+5 VE
10 - -
1000
950
900
Spannungsamplitude saGEH [N/mm²]
850
800
750
700
650
600
550 4
500 5
450
400
103 104 105 106 107
Lastspielzahl
Prüfling L1 L2
σaN H = 435 σaN H = 487
σaGEH = 435 σaGEH = 487
1 2,06E+6 VE
2 VE VE
3 VE 8,56E+5
4 VE VE
5 1,35E+5 1,47E+6
6 VE VE
7 VE 2,38E+5
8 - -
9 - -
10 - -
1000
950
900
Spannungsamplitude saGEH [N/mm²]
850
800
750
700
650
600
550
500 4
450 5
400
103 104 105 106 107
Lastspielzahl
Prüfling L1 L2
σaN H = 435 σaN H = 487
σaGEH = 435 σaGEH = 487
1 9,04E+4 VE
2 VE VE
3 VE VE
4 VE VE
5 VE VE
6 VE VE
7 VE -
8 - -
9 - -
10 - -
1000
950
900
Spannungsamplitude saGEH [N/mm²]
850
800
750
700
650
600
550
500 6
450 6
400
103 104 105 106 107
Lastspielzahl
NH GEH
Versuchsreihe σm σm σN
a
H
σ GEH
a
1 Basisdüsendesign 925 1072 600 730
2 Mittelspannungseinfluss 1 757 865 746 865
3 Mittelspannungseinfluss 2 498 674 836 978
4 Mittelspannungseinfluss 3 553 725 689 844
5 Mittelspannungseinfluss 4 1334 1581 457 556
NH σN H
σN H
σN
a
H σ a
a a
σN
a
H
VR Kt σu FO Rechnung Rechnung
Experiment Experiment Rechnung
Basisdesign Murakami
TL = 1,16 Tabelle 14
σ GEH σ GEH
σ GEH
a
σ GEH
a
a a
σ GEH
a
VR Kt σu FO Rechnung Rechnung
Experiment Experiment Rechnung
Basisdesign Murakami
TL = 1,16 Tabelle 16
99,9
99,5 r = 60
99
98
95
Wahrscheinlichkeit P [%]
90
80
70
60
50
40
30
20
10
5
2
1
0,5
0,1
104 105 106 NG 107
Lastspielzahl
99,9
99,5 r = 31
99
98
95
Wahrscheinlichkeit P [%]
90
80
70
60
50
40
30
20
10
5
2
1
0,5
0,1
104 105 106 NG 107
Lastspielzahl
800
750
700
650
lokale Härte [HV]
600
550
500
Spickel
450 Spritzlochverschneidung
400 Rohrprobe
350 Biegeprobe
300
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8
Abstand vom Kerbgrund [mm]
99
98
95
Ausfallwahrscheinlichkeit PA [%]
90
80 L4
70
60 L2
50
40
30 L3
20 L1
10
5
mittlere Dauerfestigkeit
2
1
600 L10% 650 700
L50% 750 800 850 L90% 900
Spannungsamplitude sa [N/mm²]
GEH
im Falle des Delphi Systems ist die Düsennadel Teil des Übersetzers
[RGG00]. Wird der Druck aus dem Übersetzer genommen, öffnet
sich die Düsennadel, da der Kraftstoffdruck in der Düse eine öffnen-
de Kraft bewirkt. Wird wieder Druck auf den Übersetzer gegeben,
so wird die Düsennadel geschlossen.
Beispielhaft wird die Funktion eines Common-Rail-Systems mit hy-
draulischem Übersetzter am Piezo-Common-Rail-System (PCR) von
SV erklärt. Der Schnitt durch einen solchen Injektor ist in Abbildung
72 dargestellt. Am Hochdruckanschluss (1) liegt der Systemdruck an.
Über die Hochdruckbohrung breitet sich der Systemdruck bis in die
Hochdruckkammer der Einspritzdüse (10) aus. Über die Zulaufdros-
sel liegt der Druck ebenfalls im Steuerraum an. Damit wirkt er auf
den Steuerkolben (8). Wird Spannung an den Piezo-Aktor (4) ge-
legt, so längt sich dieser und über den als Wegübersetzer dienenden
Hebel (5) wird mit dem Ventilkolben (6) das Servoventil (7) aus
seinem Sitz gedrückt. Nun strömt der Kraftstoff aus dem Steuer-
raum durch die Ablaufdrossel ab. Der abströmende Kraftstoff tritt
aus dem Leckageanschluss (2) aus. Da die Ablaufdrossel größer ist
als die Zulaufdrossel, sinkt der Druck im Steuerraum. Die Kraft des
Steuerkolbens (8) auf die Düsennadel (9) sinkt. Der Systemdruck in
der Hochdruckkammer der Düse (10) bewirkt eine die Düsennadel
(9) öffnende Kraft. Die Nadel öffnet sich und die Einspritzung be-
ginnt. Zum Beenden der Einspritzung wird die Spannung vom Piezo-
Aktor (4) genommen. Der Piezo-Aktor geht auf seine Ausgangslänge
zurück. Das Servoventil (7) wird geschlossen. Über die Zulaufdros-
sel baut sich wieder Druck im Steuerraum auf. Da der Steuerkolben
(8) einen größeren Durchmesser als die Düsennadel (9) hat, ist die
Kraft des Steuerkolbens auf die Düsennadel größer als umgekehrt
und die Nadel wird geschlossen. Trifft die Nadel auf den Dichtsitz ist
die Einspritzung beendet.
A.3 Funktionsprinzip der Dieseleinspritzung 259
1 Hochdruckanschluss
2 Leckageanschluss
3 Elektrische Ansteuerung
4 Piezo-Aktor
5 Hebel
6 Ventilkolben
7 Servoventil
8 Steuerkolben
9 Düsennadel
10 Hochdruckkammer, Düse
11 Spritzlöcher
2. Einspritzereignisse.
74
Nur indirekt über die Kalibration.
75
Bei manchen Konstruktionen kann der Druck zwischen den Einspritzereignissen eines Ar-
beitsspiels kurzzeitig gehalten werden und muss nicht vollständig abgebaut werden.
A.3 Funktionsprinzip der Dieseleinspritzung 261
nadelhubgesteuerte Systeme
druckgesteuerte Systeme
pe
Druck
pt
Zeit
druckgesteuerte Systeme
nadelhubgesteuerte Systeme
6 7 9 10
10 - 10 10 - 10
Rm = 4, 02 · HV − 347
= 4, 02 · 750 − 347
76
Hier wird zur besseren Nachvollziehbarkeit die Parameterindizierung der Richtlinie verwen-
det, auch wenn in der restlichen Arbeit für den selben Parameter andere Indices Verwendung
finden können.
77
Dieser Wert wurde in [Vel84] tatsächlich nur für den Einsatzstahl 20MoCrS4 ermittelt. In
[HHS+ 02] werden die Materialkennwerte des 20MoCrS4 auf den verwendeten Einsatzstahl über-
tragen.
A.4 Berechnungsvorschläge aus der Literatur 265
= 2668 N/mm2
Rm
M = 0, 35 · · 10−3 − 0, 10
MP a
= 0, 35 · 2668 · 10−3 − 0, 10
= 0, 83
Die Randschichthärtung wirkt sich nicht nur auf die lokale Härte
aus, es entstehen auch Druckspannungen in der Randschicht. Diese
werden einheitlich mit einem Wert von σe = -250 N/mm2 festgelegt.
Der Inhomogenität des Spannungszustandes wird durch die statisti-
sche Stützziffer nach Kapitel 4.2.6 Rechnung getragen. Da im vorlie-
genden Lastfall die Voraussetzungen von Gleichung 80 gegeben sind,
kann ein Größeneinflussfaktor nst gebildet werden.
1
IA,0 κ
nst = (200)
IA
266 A Anhang
1, 91
κ =
log (TL)
1, 91
=
log (1, 16)
= 30
1
59, 9 30
nN
st
H
=
0, 139
= 1, 22
1
58, 5 30
nGEH
st =
0, 062
= 1, 26
⎛ σe ⎞
1−M · Kerb
σw
σaKerb (RS = 0, σe, N H) = ⎝ ⎠ · σwKerb
1+M
2
1 − 0, 83 · −250N/mm
845N/mm2
= · 845N/mm2
1 + 0, 83
= 575 N/mm2
−250N/mm2
1 − 0, 83 · 873N/mm2
σaKerb (RS = 0, σe, GEH) = · 873N/mm2
1 + 0, 83
= 590 N/mm2
σN H
a (RL = 0) = 730 N/mm
2
σ GEH
a (RL = 0) = 867 N/mm2
268 A Anhang
Die Ursache dafür dürfte zum einen in der nicht hinreichend genau
erfassten Eingangsgröße für die dynamische Materialfestigkeit σzdW
nach Velten zu suchen sein. Es gibt keine Begründung dafür, dass
die Materialkennwerte a und b des 20MoCrS4 ohne Weiteres auf den
18CrNi8 übertragbar sind. Zum anderen trägt auch die unzureichen-
de Bestimmung der statischen Festigkeit Rm dazu bei, die zu einer
deutlichen Überschätzung des Mittelspannungseinflusses führt.
A.4.2 FKM-Richtlinie
78
Hier wird zur besseren Nachvollziehbarkeit die Parameterindizierung der Richtlinie verwen-
det, auch wenn in der restlichen Arbeit für den selben Parameter andere Indices Verwendung
finden können.
A.4 Berechnungsvorschläge aus der Literatur 269
σw,zd = fw,σ · Rm
= 0, 40 · 1350 N/mm2
= 540 N/mm2
Rm = 3, 3 · HV
= 3, 3 · 750HV
= 2475 N/mm2
Rm
4 − 0,5+ 2700N/mm
nσ = 1 + Gσ · mm · 10 2
2475N/mm2
− 0,5+ 2700N/mm
= 1 + 4 2, 4 · 10 2
= 1, 05
⎛ ⎞
Rz 2 · Rm ⎠
KR,σ = 1 − aR,σ · log · log ⎝
µm Rm,N,min
2 · 2475
= 1 − 0, 22 · log(1, 8) · log
400
= 0, 94
KV = 2, 0 (201)
A.4 Berechnungsvorschläge aus der Literatur 271
⎛ ⎛ ⎞⎞
1 ⎝ 1 ⎝ 1 1
KW K,σ1 = · 1+ · − 1⎠⎠ ·
nσ,1 Kf KR,σ KV · KS · KN L,E
1 1 1 1
= · 1+ · −1 ·
1, 05 2 0, 94 2, 0 · 1 · 1
= 0, 49
σW,zd
σW K,1 =
KW K,σ1
540 N/mm2
=
0, 49
= 1002 N/mm2
Rm
Mσ = aM · · 10−3 + bM
MP a
= 0, 35 · 2475 · 10−3 − 0, 10
= 0, 77
1+Mσ /3
1+Mσ − M3σ · σσWminK
KAK,σ1 =
1 + Mσ /3
1+0,77/3 240N/mm2
1+0,77 − 0,77
3 · 1102N/mm2
=
1 + 0, 77/3
= 0, 52
Mσ = 0, 35 · 1350 · 10−3 − 0, 10
= 0, 37
1+0,37/3 240N/mm2
1+0,37 − 0,37
3 · 1002N/mm2
KAK,σ1 =
1 + 0, 37/3
= 0, 71
σAK,1 = 0, 71 · 1 · 1102N/mm2
= 782N/mm2
min
σAK,1 (Rm = 1230 N/mm2; KV = 1, 5) = 539 N/mm2
max
σAK,1 (Rm = 1470 N/mm2; KV = 2, 5) = 1025 N/mm2
Die FKM-Richtlinie ist zwar universell gültig, aber für den konkre-
ten Fall (zumindest für randschichtverfestigte Bauteile) nicht einsetz-
bar. Nur wenn die Festigkeitskennwerte des verfestigten Werkstoffes
hinreichend bekannt sind, können damit sinnvolle Ergebnisse erzielt
werden. Die Abschätzung dieser Kennwerte aus dem blindgehärteten
Zustand ist mit zu großen Unsicherheiten behaftet und die aus dem
Einsatzgehärteten liefert kein zufriedenstellendes Ergebnis.
275
C Erklärung