Leseprobe Aus: Moser, Wunderbare Gute-Nacht-Geschichten, ISBN 978-3-407-82168-3 © 2016 Beltz & Gelberg in Der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel

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Leseprobe aus: Moser, Wunderbare Gute-Nacht-Geschichten, ISBN 978-3-407-82168-3

© 2016 Beltz & Gelberg in der Verlagsgruppe Beltz, Weinheim Basel


http://www.beltz.de/de/nc/verlagsgruppe-beltz/gesamtprogramm.html?isbn=978-3-407-82168-3
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Bolo, der Elefant

Als Bolo noch klein war,


wurde er in Afrika von
Tierfängern gefangen und
in einen Zoo irgendwo in einer Stadt im Norden gesperrt. Dort war
Bolo sehr unglücklich, weil er so allein war. Eines Tages vergaß der
Pfleger, die Tür zu Bolos Gehege abzuschließen. In einer regnerischen
Nacht gelang Bolo die Flucht. Er verließ die Stadt und wanderte aufs
Land hinaus. In einer Scheune übernachtete er. Am nächsten Morgen
fanden ihn dort die beiden Mäuse Albert und Iris, denen die Scheune
gehörte. Bolo war von dem kalten Regen und den Aufregungen der
Flucht krank geworden. Albert und Iris brachten ihn in ihr warmes
Bauernhaus, legten ihn ins Bett und pflegten ihn gesund. Bolo fühlte
sich sehr wohl bei den Mäusen. Sie spielten miteinander, und als dann
der Winter kam, brachten sie ihm Schlittschuhlaufen bei.
Die ganze Zeit über wurde der entlaufene Elefant von den Leuten
aus dem Zoo gesucht. Auch im Radio wurden regelmäßig Suchmel-
dungen durchgegeben. Als Albert und Iris diese Meldungen hörten,
ließen sie Bolo nicht mehr aus dem Haus. Sie wollten ihn nie mehr
hergeben und Bolo wollte auch für immer bei ihnen bleiben.
Einmal durchsuchten mehrere Gendarmen alle Häuser der Umge-
bung. Albert und Iris sahen sie kommen und steckten Bolo schnell ins
Bett. Sie deckten ihn gut zu und setzten ihm eine große Haube auf.
Den Gendarmen erzählten sie, dass das ihre kranke Großmutter sei.
Die Gendarmen wunderten sich zwar, dass so kleine Mäuse so eine
große, dicke Großmutter haben können, aber sie dachten dann, das
käme von der Krankheit, und zogen verlegen wieder ab.

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Der Frühling kam und dann der Sommer, und Bolo wurde größer.
Die Mäuse konnten sich ausrechnen, dass er spätestens in einem Jahr
nicht mehr in das Bauernhaus passen würde. Außerdem bekam der
Elefant in der warmen Jahreszeit schreckliches Heimweh nach Afrika.
Albert und Iris berieten sich und kamen schnell zu dem Entschluss,
mit Bolo nach Afrika zu ziehen. Sie verkauften ihre Felder und den
Bauernhof und kauften von dem Geld ein Auto mit einem geräumi-
gen Wohnwagen. Der war für Bolo. Kurz vor der Grenze zum Süden
verkleideten sie ihn wieder als Großmutter. Der Trick funktionierte
abermals.
Nach einer abenteuerlichen Fahrt und einer Schiffsreise erreichten
sie endlich Afrika. Albert und Iris hatten noch etwas Geld übrig. Sie
kauften sich eine Farm und lebten dort mit dem überglücklichen Bolo
viele, viele Jahre lang, ohne von irgendjemand behelligt zu werden.

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Zwei Elefanten im Winter

An einem Tag mitten im


Winter kamen einmal
zwei Elefanten in ein Land-
gasthaus. Es waren ein männlicher und ein weiblicher Elefant und sie
waren europäisch gekleidet. Die Landessprache konnten sie aber nicht
verstehen. Sie trompeteten höflich und machten durch Zeichen ver-
ständlich, dass sie ein Zimmer mieten wollten.
Die Wirtin, eine weiße Katze, gab den beiden Elefanten das größte
Zimmer, das sie hatte. Solche außergewöhnlichen Gäste hatte sie noch
nie gehabt!
Zu Mittag erschienen die beiden Elefanten im Speiseraum und
bestellten zwei riesige Portionen Spinat, die sie geschickt mit ihren
Rüsseln aßen. Dann verließen sie das Gasthaus und stapften durch
den Schnee auf einen Hügel, wo unter einem Baum eine Bank stand.
Sie setzten sich auf die Bank und schauten still in die verschneite
Landschaft. Selbst als es zu schneien anfing, blieben sie auf der Bank
sitzen und schauten vergnügt den fallenden Schneeflocken zu. Erst als
es Abend wurde, kamen sie in den Gasthof zurück. Sie aßen wieder
eine Menge Spinat (diesmal mit zehn Spiegeleiern) und verschwanden
anschließend auf ihr Zimmer. Am nächsten Tag wanderten die beiden
wieder auf den Hügel und saßen stundenlang auf der Bank im Schnee
und schauten in die Gegend. So machten sie es eine Woche lang, dann
reisten sie ab.
Die Wirtin schaute dem Autobus, in den sie gestiegen waren, lange
nach. Sehr angenehme Gäste waren das, dachte sie. Die beiden haben
gewiss das erste Mal in ihrem Leben Schnee gesehen, anders kann es

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nicht sein. Ich hoffe, sie kommen nächstes Jahr wieder. Dann werde
ich ihnen zeigen, dass man mit dem Schnee noch mehr machen kann,
als ihn bloß anzuschauen! Ich werde ihnen unseren großen Pferde-
schlitten leihen, mit dem können sie dann den Hügel hinuntersausen,
das wird ihnen sicher Spaß machen …

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Das Blockhaus

Aline, die Maus, hatte schon im


Oktober gehört, dass ihr guter alter
Freund, der Dachs Norbert, jetzt in
einem Haus irgendwo in den Bergen
lebte. Aline hatte Norbert lange nicht mehr gesehen. In den letzten
Wochen, seit Schnee gefallen war, hatte sie öfter an ihn denken müs-
sen. An seine angenehm brummende Stimme, an sein wohltuend
warmherziges Wesen und an seine große Büchersammlung, aus der er
ihr oft vorgelesen hatte. In Norberts Haus in den Bergen ist es jetzt
sicher hell und warm und gemütlich, dachte die Maus, und ihre Höhle
kam ihr gleich eng und stickig vor.
Am nächsten Tag fasste sie einen Entschluss: Ich werde zu Norbert ge-
hen! Ich weiß zwar nicht, wo dieses Haus genau steht, aber so schwer
kann es nicht zu finden sein.
Aline zog ihre warmen Mäusestiefel an und einen dicken Wollman-
tel und wanderte los. Immer höher stieg sie durch den tiefen Schnee
den Berg hinauf. Beinahe hätte sie das Haus des Dachses nicht gefun-
den! Der Abend dämmerte schon und Aline kämpfte sich immer noch
durch den finsteren Hochwald. Da setzte auch noch dichtes Schnee-
treiben ein. Doch der kleinen Maus war nicht bange. Wenn ich das
Dachshaus heute nicht mehr finde, grabe ich mir ein tiefes Loch in
den Schnee, dachte sie. So kann ich nicht erfrieren …
Aber dann fand sie doch endlich aus dem Wald heraus und sah vor
sich, auf einem kahlen Abhang, das Haus des Dachses stehen! Es war
ein Blockhaus. Gelbes, warmes Licht schien durch die Fenster und aus
dem hohen Schornstein wehte eine lange Rauchfahne im Wind.

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Aline nahm ihre letzten Kräfte zusammen und lief auf das Block-
haus zu. Natürlich freute sich der Dachs riesig über ihr Kommen. Und
sie verbrachten einen wunderschönen, gemütlichen Winter in dem
einsamen Blockhaus …

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Begegnung im Schnee

Der Kater Maurizius wollte


das erste Mal in seinem Le-
ben einen Skiurlaub machen.
Er kaufte sich ein Paar Ski und fuhr in einen beliebten Wintersportort
in den Bergen. In einem kleinen Hotel war gerade noch ein Zimmer
frei.
Kater Maurizius hatte sich das Skifahren spielend leicht vorgestellt.
Als er dann aber vor dem steilen Abhang stand, bekam er ein mulmi-
ges Gefühl im Magen. Der Kater nahm seinen ganzen Mut zusammen
und fuhr los. Weit kam er nicht. Ein dickes Walross stand plötzlich
mitten auf der Piste und Maurizius konnte nicht mehr ausweichen.
Die beiden prallten zusammen, der Kater verlor dabei seine Skier und
die Skistöcke, dann sausten die beiden in rasender Fahrt den Berg hin-
unter. Maurizius klammerte sich fest an das Walross. Von weitem sah
es aus, als ob er auf einem Schlitten oder Schlauchboot kauerte. Wei-
ter unten kam das Walross von der Piste ab, schlitterte durch einen
jungen Nadelwald und fiel mitsamt dem Kater in einen Gebirgssee.
Maurizius stieß einen lauten Schrei aus, dann war er auch schon ver-
sunken. Das Walross tauchte ihm sofort nach und zog ihn aus dem
Wasser. Leute von der Bergrettung hatten den Unfall beobachtet und
waren schnell zur Stelle. Aber dem Walross ging es ganz prächtig, es
grunzte vor Vergnügen. Die Rutschpartie und das kalte Bad hatten
ihm offenbar großen Spaß gemacht. Auch Kater Maurizius hatte sich
nicht wehgetan. Er hatte nur einen großen Schreck gekriegt und sah
in seinem nassen Fell recht kläglich aus. Die Leute von der Rettung
hüllten ihn in warme Decken und brachten ihn auf dem schnellsten

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