493 Physik12 Ohneloesung

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Franz-Miltenberger-Gymnasium, Bad Brückenau

Physik 12
von Stefan Bruckmoser, Version: 2016_03_28

Inhaltsverzeichnis
1 Photonen ........................................... 1
1.1 Klassische Energieübertragung ............................................ 1
1.2 Photoeffekt ................................................................ 2
1.3 Impuls des Photons ...................................................... 11
1.4 Abi mit Lösung ........................................................... 14

2 Quantenobjekte ................................. 30
2.1 Begriff: Quantenobjekt ................................................. 30
2.2 Beugung an Kristallen, Debye-Scherrer-Ringe ......................... 34
2.3 Das Verhalten von Quantenobjekten ................................... 35
2.4 Heisenbergsche Unschärferelation ...................................... 38
2.5 Abi mit Lösung ........................................................... 40

3 Elektron im Potentialtopf ....................... 47


3.1 Unendlich hoher Potentialtopf ........................................... 47
3.2 Mehrelektronensysteme ................................................. 53
3.3 Endlich hoher Potentialtopf ............................................. 55
3.4 Abi mit Lösung ........................................................... 59

4 Atome ............................................ 64
4.1 Das Wasserstoffatom: Wellenfunktionen .............................. 64
4.2 Energieniveaus im Wasserstoffatom .................................... 66
4.3 Atome mit mehr Elektronen, Periodensystem .......................... 68
4.4 Stabilität von voll besetzten Orbitalen ................................. 75
4.5 Abi mit Lösung ........................................................... 76

5 Anwendungen ..................................... 89
5.1 Franck-Hertz-Versuch (1913) .......................................... 89
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5.2 Röntgenröhre ................................................... 95


5.3 Laser ............................................................ 98
5.4 Abi mit Lösung ................................................ 101

6 Struktur der Materie .......................... 116


6.1 Streuexperimente ....................................................... 116
6.2 Streuversuch von Rutherford (1913) .................................. 118
6.3 Standardmodell: Teilchen .............................................. 119
6.4 Standardmodell: Wechselwirkungen ................................... 122
6.5 Erhaltungssätze ......................................................... 123

7 Atomkerne ...................................... 129


7.1 Bezeichnungen ........................................................... 129
7.2 Kernkraft ............................................................... 130
7.3 Bindungsenergie ......................................................... 131
7.4 Potentialtopf-Modell des Kerns ........................................ 135
7.5 Instabilitäten im Atomkern ............................................ 138

8 Radioaktivität .................................. 141


8.1 Zerfalls- bzw. Strahlungsarten ....................................... 141
8.2 Zerfallsreihen, Nuklidkarte ............................................ 145
8.3 Nachweis radioaktiver Strahlung ...................................... 147
8.4 Strahlungsbelastung aus der Umwelt .................................. 153
8.5 Strahlenschutz .......................................................... 156

9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung ........ 158


9.1 Zerfallsgesetz .......................................................... 158
9.2 C14-Methode; Altersbestimmung ..................................... 166
9.3 Tochter-Mutter-Verhältnis; Uran-Blei-Methode .................... 168
9.4 Abi mit Lösung .......................................................... 171

10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen ..... 181


10.1 Q-Wert einer Reaktion ............................................... 181
10.2 Übungen ................................................................ 182
10.3 Abi mit Lösung ......................................................... 191

11 Kernenergie ................................... 211


11.1 Kernspaltungsreaktor .................................................. 211
11.2 Kernfusion ............................................................. 216

12 Neutronen ..................................... 220


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1 Photonen

1.1 Klassische Energieübertragung


Energie-Übertragung im klassischen Modell elektromagnetischer Wellen

Der Energiegehalt (Bestrahlungsstärke, Inten-


sität) einer elektromagnetischen Welle ist nur
abhängig von der Amplitude der Welle, nicht
von der Frequenz (genauer ist der Energiege-
halt proportional zum Amplitudenquadrat).

Der Betrag der auf einen Körper übertragenen


Energie ist zusätzlich abhängig von der Be-
strahlungsdauer Δt (je länger die Bestrahlung
dauert, desto mehr Energie wird übertragen)
und von der Größe der Bestrahlten Fläche A.

Aufgabe 1.1: Versuche von Meyer und Gerlach (1914)

Eine Lampe mit einer Leistungsabgabe von 20mW beleuchtet Staubpartikel mit
Durchmesser 0,2μm in 20,0m Entfernung. Wie lange dauert es, bis ein Staubkorn ge-
nug Energie aufgenommen hat, damit ein Elektron mit einer Bindungsenergie von 4eV
aus dem Metall ausgelöst werden kann? (Originalzahlen nicht gefunden)

Kapitel 1 Photonen Seite 1


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1.2 Photoeffekt
Von Photoeffekt spricht man, wenn durch Bestrahlung mit Licht (elektro-
magnetischen Wellen) aus einer Oberfläche Elektronen ausgelöst werden.

Photoeffekt, qualitativ:

Wir bestrahlen eine Vakuumphotozelle


(siehe Bild) mit Licht aus verschiedenen
Lichtquellen. Durch eine sehr empfindliche
Strommessung lässt sich feststellen, ob
Elektronen aus der Metallschicht ausge-
löst werden und auf die Ringanode prallen,
also ob ein Photoeffekt eintritt. Den so
entstehenden Strom nennt man Photost-
rom.

Aufgabe 1.2:

Zum Versuchsaufbau oben.

a) Weshalb muss man die Anordnung in ein evakuiertes Gehäuse einbauen?

b) Weshalb ist die Anode als Ring ausgeführt, und nicht einfach als Platte?

Versuchsergebnisse:

Nicht jede Bestrahlung erzeugt einen Photoeffekt. Nur mit ganz bestimmten Licht-
quellen lässt sich ein Photoeffekt auslösen. Die wesentlichen Ergebnisse sind:

➔ Nur Licht ab einer bestimmten Grenzfrequenz f G oder darüber


kann Elektronen aus der Metalloberfläche auslösen.

Wenn die Frequenz zu klein ist, dann lassen sich auch mit beliebig großer Bestrah-
lungsintensität (Beleuchtungsstärke; Amplitude der Welle) keine Elektronen auslösen.
Wenn die Frequenz aber groß genug ist, dann führt eine Steigerung der Bestrahlungs-
intensität zu einem höheren Photostrom.

➔ Der Effekt tritt sofort ohne Zeitverzögerung ein.

D.h. sobald das Licht auf der Metalloberfläche ankommt werden sofort die ersten
Elektronen ausgelöst.

Kapitel 1 Photonen Seite 2


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Der Versuchsausgang steht im Widerspruch zur klassischen Theorie:

 Die von der EM-Welle übertragene Energie hat offensichtlich ir-


gendwie mit der Frequenz zu tun, sie sollte aber nur von der Amplitude
(Intensität) abhängen.

Nach der klassischen Theorie sollte Licht jeder Frequenz Elektronen auslösen können.
Bei kleinerer Intensität sollte es nur länger dauern bis die ersten Elektronen ausge-
löst werden, mit der Frequenz sollte es gar nichts zu tun haben.

 Nach der klassischen Theorie müsste es mindestens einige Sekunden


dauern, bis ein Elektron genug Energie aufgenommen hat um aus dem
Metall zu entkommen. Der Effekt tritt aber ohne Zeitverzögerung ein.

Der hauptsächliche Grund für die klassisch notwendige Zeit ist die geringe bestrahlte
Fläche bei einem Elektron.

Aufgelöst werden die Widersprüche durch die

Quantenmechanische Modellvorstellung von Licht (vereinfacht):

Licht ist eine elektromagnetische Welle. Eine elektromagnetische Welle der Fre-
quenz f kann bei Wechselwirkung nur Energiepakete der Größe

E=h⋅ f

mit dem Planckschen Wirkungsquantum h (Naturkonstante, siehe Formelsammlung)


austauschen. Ein solches Energiepaket nennt man ein Photon.

Eine Wechselwirkung tritt an keinem Ort mit Sicherheit ein, sondern immer nur mit
einer bestimmten Wahrscheinlichkeit. Die Wahrscheinlichkeit ist dabei umso größer,
je größer die Amplitude der Welle ist. Insbesondere ist die Wechselwirkungs-Wahr-
scheinlichkeit größer Null, wenn die Amplitude größer Null ist.

Auflösung der Widersprüche beim Photoeffekt:

➔ Wenn die Frequenz der elektromagnetischen Welle kleiner als die


Grenzfrequenz ist, dann ist ein Energiepaket wegen E = h ∙ f zu klein
um einem Elektron genug Energie zum Verlassen des Metalls zuzufüh-
ren. D.h. kein Photoeffekt.

➔ Sobald Licht auf die Metalloberfläche trifft, ist die Amplitude der
EM-Welle am Ort eines Elektrons größer als Null. Deshalb ist dann

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auch die Wahrscheinlichkeit für eine Wechselwirkung größer als


Null, d.h. eine Wechselwirkung kann stattfinden und ein Elektron
kann ausgelöst werden, ohne Zeitverzögerung.

Begriff: Auslösearbeit (Austrittsarbeit)

Um ein Elektron aus dem Metall auszulösen, muss man eine gewisse vom Metall abhän-
gige Mindestenergie zuführen. Man muss also an dem Elektron Arbeit gegen die anzie -
henden Kräfte der Atomrümpfe im Metallgitter verrichten, die Auslösearbeit. Zwi-
schen Auslösearbeit und Grenzfrequenz beim Photoeffekt gilt der Zusammenhang:

W A= E=E Ph=h⋅f G

Bei verschiedenen Metallen ist natürlich die Auslösearbeit und damit auch die Grenz-
frequenz verschieden groß (Tabelle siehe Formelsammlung).

Masse eines Photons:

Das Photon besitzt keine Ruhemasse ( m0=0 ), allerdings lässt sich dem Photon
trotzdem eine Masse zuordnen.

E h⋅f
E=m⋅c 2 ⇒ m= = 2 oder mit c=⋅ f
c2 c

h⋅f h⋅f h
m= = =
c⋅c c⋅⋅ f c⋅

Impuls eines Photons:

h h
p=m⋅v=m⋅c= ⋅c=
c⋅ 

h
Photon: E Ph=h⋅ f p=

Bemerkung:

Alles was wir früher über elektromagnetische Wellen gelernt haben bleibt weiterhin
richtig. Wir haben das Modell nur durch Einschränkungen beim Wechselwirkungspro-
zess ergänzt. Sie müssen sich eine EM-Welle weiterhin so vorstellen, wie bisher.

 Sobald Sie sich das Licht als Strom aus kleinen Kügelchen vorstellen,
bekommen sie sehr schnell logische Probleme. Es gibt keine kleinen Kü-
gelchen im Licht.

Kapitel 1 Photonen Seite 4


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Wenn mit der EM-Welle eine Wechselwirkung stattfindet, dann verän-


dert sich natürlich die Welle. Es geht irgendwas weg, oder es kommt was
dazu.

Photoeffekt, quantitativ:

Um den Photoeffekt quantitativ auszuwerten, müssen wir die Frequenz (oder die Wel-
lenlänge) der einfallenden Strahlung, und die kinetische Energie der Photoelektronen
messen. Die kinetische Energie der Elektronen messen wir mit der Gegenfeldmethode.
D.h. wir bremsen die Elektronen durch ein elektrisches Feld ab und steigern die Feld-
stärke so lange, bis die Elektronen das Feld nicht mehr durchqueren können.

Dazu legen wir zwischen Metallschicht (Photokathode)


und Ringanode eine Gegenspannung an, die mit einem Volt-
meter gemessen wird. An der Stelle 1 oder 2 schließen wir
ein Amperemeter an. Jetzt regeln wir die Spannung so
lange hoch, bis kein Photostrom mehr fließt. Bei diesem
Wert für die Spannung wird die kinetische Energie der
Photoelektronen vollständig in elektrische Energie umge-
wandelt. Dann ist

E kin= E el =U⋅q=U⋅e

Die Energie eines Photons, das ein Elektron ausgelöst hat, wird in der Regel größer
sein als die Auslösearbeit. Die überschüssige Energie wird in kinetische Energie des
Photoelektrons umgewandelt. Damit gilt:

E Ph=W A E kin /−W A


E kin = E Ph −W A
E kin =h⋅ f −W A

Einstein-Gleichung: E kin=h⋅ f −W A

Wir betrachten die kinetische Energie der Photoelektro-


nen als Funktion der Frequenz des eingestrahlten Lichts.
Das ist eine lineare Funktion ( y = m ∙ x + t ), und der
Graph ist eine Gerade mit y-Achsenabschnitt −W A und
Steigung h (Steigungsdreieck). Mit diesem Wissen kann
man aus einem experimentell gewonnenen f-E-Diagramm
leicht Auslösearbeit (Austrittsarbeit), Grenzfrequenz
und plancksches Wirkungsquantum h bestimmen.

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Aufgabe 1.3:

Bei der Messung muss man ganz genau wis-


sen, wann der Photostrom Null wird. Der Photostrom
wird in der Schaltung bei 1 oder 2 gemessen.

Wenn man aber Spannung und Stromstärke im Photost-


romkreis gleichzeitig messen will ist zwingend eine der
beiden Messungen mit einem Fehler behaftet. Da der
Photostrom sehr klein ist, muss die Strommessung so
genau wie möglich sein, darf also nicht fehlerbehaftet
sein.

An welcher Stelle des Stromkreises muss man das


Amperemeter anschließen? Begründe deine Antwort.

Aufgabe 1.4:

Im Versuch erhält man für das f-E-Diagramm Messpunkte, die


auf einer Geraden liegen. Die tatsächlich vorkommenden Mess-
werte liegen aber nicht auf der ganzen Geraden.

Auf welchem Teil der Geraden erhält man Messpunkte und auf
welchem Teil der Gerade erhält man keine Messpunkte? Be-
gründe deine Antwort.

Aufgabe 1.5:

a) Ein Metall hat eine Auslösearbeit von 2,1eV. Bestimme die Grenzfrequenz für den
Photoeffekt und die dazugehörige Grenzwellenlänge. Wann tritt ein Photoeffekt auf,
bei kleinerer oder bei größerer Wellenlänge?

b) An einer Metalloberfläche ist die Grenzwellenlänge für den Photoeffekt 405nm.


Bestimme Grenzfrequenz und Austrittsarbeit des Metalls.

Kapitel 1 Photonen Seite 6


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Aufgabe 1.6:

Dies ist die Standardaufgabe zum Photoeffekt. Aus einer Gegebenen


Messreihe soll Auslösearbeit (Austrittsarbeit), Grenzfrequenz und Plancksches Wir-
kungsquantum bestimmt werden. Wir gehen also bei dieser Aufgabe davon aus, dass
wir den Zahlenwert für das Plancksche Wirkungsquantum noch gar nicht wissen.

a) Bei einem Versuch wird die ki- f in 10 14 Hz 7,1 8,2 9,4


netische Energie der Photoelek-
tronen in Abhängigkeit der Fre- E kin in 10−18 J 0,06 0,12 0,23
quenz des eingestrahlten Lichts
gemessen.

Fertige ein f-E-Diagramm an (mit E der kinetischen Energie der Photoelektronen)


und bestimme mit Hilfe des Diagramms Auslösearbeit, Grenzfrequenz und Planck-
sches Wirkungsquantum.

b) Bei einem Versuch wird die  in nm 320 290 240


Gegenspannung beim Erliegen des
Photostroms in Abhängigkeit von U in V 0,29 0,74 1,5
der Wellenlänge des eingestrahl-
ten Lichts gemessen.

Fertige ein f-E-Diagramm für diesen Versuch an (mit E der kinetischen Energie der
Photoelektronen) und bestimme mit Hilfe des Diagramms Austrittsarbeit, Grenzfre-
quenz und Plancksches Wirkungsquantum.

c) Bei einem Versuch wird die ki- f in 10 14 Hz 15 17


netische Energie der Photoelek-
tronen in Abhängigkeit der Fre- E kin in 10−18 J 0,30 0,44
quenz des eingestrahlten Lichts
gemessen. Dabei werden nur zwei
Messwerte aufgenommen.

Bestimme aus den Messwerten Auslösearbeit, Plancksches Wirkungsquantum und


Grenzfrequenz, und zwar rein rechnerisch ohne ein Diagramm zu Hilfe zu nehmen.

Kapitel 1 Photonen Seite 7


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d) Bei einem Versuch wird die  in nm 420


Gegenspannung beim Zusammen- 370
brechen des Photostroms in Ab-
hängigkeit der Wellenlänge des U in V 1,5 2,0
eingestrahlten Lichts gemessen.
Dabei werden nur zwei Messwer-
te aufgenommen.

Bestimme aus den Messwerten Austrittsarbeit, Plancksches Wirkungsquantum und


Grenzfrequenz, und zwar rein rechnerisch ohne ein Diagramm zu Hilfe zu nehmen.

Aufgabe 1.7: Einfacher Nachweis des Photoeffekts

Eine negativ aufgeladene Zinkplatte auf einem Elektroskop


wird mit Licht aus verschiedenen Lichtquellen bestrahlt.

a) Bestrahlt man die negativ geladene Zinkplatte mit einer


Quecksilberdampflampe, dann geht der Zeigerausschlag des
Elektroskops sehr schnell auf Null zurück. Bestrahlt man die
negativ geladene Zinkplatte jedoch mit einem leistungsstarken
Tageslichtprojektor, dann lässt sich keine Auswirkung auf den
Zeigerausschlag des Elektroskops beobachten. Erkläre die un-
terschiedlichen Reaktionen der Anordnung auf verschiedene Lichtquellen.

b) Wenn man die Zinkplatte zu Versuchsbeginn positiv auflädt, dann lässt sich auch
bei Bestrahlung mit einer Quecksilberdampflampe keine Reaktion des Zeigeraus-
schlags beobachten. Weshalb?

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Aufgabe 1.8: Photozelle mit Saugspannung

Will man einen möglichst großen Photostrom, dann


darf man die Photoelektronen nicht bremsen, son-
dern man muss sie zur Ringanode hin beschleuni-
gen. Die Ringanode muss also an den Pluspol der
Spannungsquelle angeschlossen werden (Saugspan-
nung; siehe Bild).

Eine Kalium-
Photozelle
(Auslösearbeit
2,25 eV) wird mit Licht der Wellenlänge 250 nm
bestrahlt. Auf die Photokathode fällt dabei eine
Lichtleistung von 1,2 W. Beim langsamen hochre-
geln der Saugspannung ergibt sich für den gemes-
senen Photostrom das nebenstehend gezeigte Dia-
gramm mit einer Sättigungsstromstärke Is.

a) Erkläre, weshalb bei zunehmender Saugspannung der Photostrom größer wird und
weshalb der Photostrom die Sättigungsstromstärke nicht übersteigen kann.

b) Im Versuch wird eine Sättigungsstromstärke von 40 mA gemessen. Wie viel Pro-


zent der auf die Photokathode treffenden Photonen lösen ein Photoelektron aus.
Rechnung!

c) Skizziere in das U-I-Diagramm oben den Verlauf des gemessenen Photostroms,


wenn die Bestrahlungsintensität bei sonst gleichen Versuchsbedingungen gesteigert
wird und begründe die Veränderung des Diagramms.

Kapitel 1 Photonen Seite 9


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Aufgabe 1.9: Photozelle als Spannungsquelle

Eine Photozelle kann auch als Span-


nungsquelle dienen, z.B. um unter definierten
Bedingungen ein Spannungsnormal als Ver-
gleichswert zu liefern.

Ausgelöste Photoelektronen treffen auf die


Ringanode, wodurch sich die Ringanode negativ
und die Photokathode positiv aufladen → zwi -
schen Photokathode und Ringanode entsteht eine Spannung. Sobald diese Spannung
eine bestimmte Größe erreicht können keine Elektronen mehr die Ringanode erreichen
und die Spannung bleibt konstant. Die Photokathode besteht aus Barium (Auslösear-
beit 2,52 eV) und wird mit Licht der Wellenlänge 300 nm bestrahlt.

a) Bestimme die Größe der Spannung, die sich zwischen Photokathode und Ringanode
einstellt.

b) Weshalb wird die Ringanode im Versuch auf der Seite


des Lichteinfalls durch eine Licht-undurchlässige Lack-
schicht vor Lichteinfall geschützt.

c) Wie könnte man allein durch die Wahl des Anodenma-


terials bei den gegebenen Bedingungen – ohne Lackschicht
auf der Anode – verhindern, dass aus der Ringanode Pho-
toelektronen ausgelöst werden.

Kapitel 1 Photonen Seite 10


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Aufgabe 1.10: Abi 1977; Versuch von Hallwachs

Hallwachs belichtete eine mit einem empfindlichen


Goldblatt-Elektroskop verbundene Metallplatte mit UV-Licht. Er
beobachtete eine sofort einsetzende Abstoßung der beiden Gold-
Blättchen bis zu einer maximalen Auslenkung, die sich auch bei wei-
terer Bestrahlung mit dem gleichen Licht nicht mehr änderte.

a) Erklären Sie den Versuchsausgang auf den Grundlage der quan-


tenmechanischen Modellvortstellung des Lichts.

b) Was ändert sich am Ablauf des obigen Versuchs und was bleibt
gleich, wenn man die Lichtintensität – in „normalen“ bzw. „üblichen“
Bereichen – variiert?

Im Versuch wird eine Metallplatte aus Kalium (Auslösearbeit 2,25 eV) mit monochro-
matischem Licht der Wellenlänge 250 nm beleuchtet. Die Kalium-Schicht befindet
sich im Vakuum.

c) Zwischen der Kalium-Schicht und dem geerdeten Gehäuse des Goldblatt-Elektro-


skops baut sich im Versuch eine Spannung auf. Berechne die Größe dieser Spannung.
(Kontrolle: 2,7 V)

1.3 Impuls des Photons


Bei Wechselwirkung mit Photonen gelten so wie immer die bekannten Erhaltungssätze,
Impuls- und Energieerhaltung.

Aufgabe 1.11:

Ein ruhendes Wasserstoffatom (H1) fällt vom ersten angeregten Zustand in den
Grundzustand und emittiert dabei ein Photon der Energie 10,2eV.

a) Bestimme den Impuls des Photons.

b) Bestimme Impuls und Geschwindigkeit des Wasserstoffatoms nach der Emission


des Photons (Atommassen siehe Formelsammlung S.51).

c) Die beim Zurückfallen in den Grundzustand freiwerdende Energie teilt sich also
auf. Einen Teil der Energie nimmt das Photon mit, den anderen Teil nimmt das Atom
als kinetische Energie mit. Bestimme jeweils die prozentualen Anteile der beiden
Energien an der insgesamt freiwerdenden Energie.

Kapitel 1 Photonen Seite 11


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Aufgabe 1.12:

Ein ruhendes Quecksilberatom (Hg201) wird von einem Photon der Ener-
gie 4,9eV aus dem Grundzustand in einen energetisch höheren Zustand angeregt.

a) Bestimme den Impuls des Photons.

b) Bestimme Impuls, Geschwindigkeit und kinetische Energie des Quecksilberatoms


nach der Anregung.

Impulsübertrag bei Reflexion und Absorption:

Wird eine Photon von einer Platte absorbiert (z.B. schwarze Platte) existiert das Pho -
ton nach dem Stoß nicht mehr und der gesamte Impuls wird auf die Platte übertragen.

p= p '
p Ph= p ' Platte

Wenn das Photon reflektiert wird ist


sein Impuls nachher genau so groß wie
vorher, nur dass der Impuls jetzt ne-
gatives Vorzeichen hat (andere Rich-
tung). Deshalb wird auf die Platte der
doppelte Impuls des Photons übertra-
gen.

p= p '
p Ph = p' Ph p ' Platte
p Ph=− p Ph p ' Platte
p ' Platte=2⋅p Ph

Kapitel 1 Photonen Seite 12


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Aufgabe 1.13:

Auf eine Platte der Masse 10g fällt eine Lichtleistung von 5,0W ein. Wir
gehen von senkrechtem Lichteinfall aus.

a) Bestimme den gesamten Impuls aller Photonen, die innerhalb einer Sekunde auf die
Platte treffen.

b) Bestimme für den Fall, dass alle Photonen absorbiert werden, den Impulsübertrag
auf die Platte innerhalb einer Sekunde und die Geschwindigkeit der Platte nach einer
Sekunde. Bestimme mit diesen Werten die mittlere Beschleunigung und damit die
Größe der durch die Beleuchtung auf die Platte wirkenden Kraft.

c) Wie b) für den Fall vollständiger Reflexion.

Kapitel 1 Photonen Seite 13


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1.4 Abi mit Lösung


Aufgabe 1.14: Abi 2009, Elektrostatische Aufladung von Satelliten

Seit dem Jahr 2000 umkreisen vier so genannte CLUSTER-Satelliten die Erde und
messen u.a. die Ionen- und die Elektronendichte des Weltraumplasmas. Bei diesen
Messungen stört die elektrostatische Aufladung des Satelliten durch das Sonnen-
licht.

a) Bei einem Laborversuch wird ein zunächst ungeladenes


Stück der Satelliten-Außenhaut unter Weltraumbedingungen
mit UV-Licht der Wellenlänge 200 nm bestrahlt. Dabei lädt
sich der Kondensator in der nebenstehend skizzierten Ver-
suchsanordnung auf eine Spannung von 1,1 V auf. Mit welchen
Vorzeichen laden sich die beiden Platten auf? Begründung!
Berechnen Sie die Austrittsarbeit der Satelliten-Außenhaut.

(Kontrolle: Austrittsarbeit 5,1 eV)

b) Das von der


Sonne abge-
strahlte Licht
besitzt näherungsweise die nebenstehende
Frequenz-Verteilung. Begründen Sie mit
Hilfe des Diagramms, dass nur ein sehr
kleiner Teil der Strahlungsintensität zur
Ablösung von Photoelektronen beiträgt.

c) Gehen Sie im Folgenden davon aus, dass


die für den Photoeffekt relevanten Photo-
nen eine einheitliche Wellenlänge von 200 nm besitzen und dass 1,0% der solaren Be-
strahlungsstärke (S = 1,36 kW/m²) auf diese Photonen zurückzuführen ist. Wie viele
dieser Photonen treffen pro Sekunde auf 4,0 m² der Satellitenfläche, die senkrecht
zur Bestrahlungsrichtung orientiert sein soll?

(Kontrolle: N Ph=5,5⋅1019 )

d) Nur eines von 1,6⋅105 Photonen aus Teilaufgabe 1d löst aus der Satellitenober-
fläche ein Photoelektron aus. Berechnen Sie die daraus resultierende Photo-Strom-
stärke, die hier als konstant angenommen wird.

Kapitel 1 Photonen Seite 14


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Aufgabe 1.15: Abi 2004; Photoeffekt; gekürzt

1888 bestrahlte W. Hallwachs eine geladene, auf einem Elektroskop sit-


zende Metallplatte mit UV-Licht. Die Ladung des Elektroskops worde dabei durch eine
einfache Zeigermechanik nachgewiesen.

a) Beschreiben Sie Versuche und deren Ausgänge, woraus sich folgern lässt, dass bei
Lichteinstrahlung nur negative Ladungsträger aus Metallen austreten. Dabei könne
Sie die Metallplatte gezielt negativ oder positiv aufladen.

Bei der skizzierten


Vakuumphotozelle
zeigt das extrem
hochohmige Voltmeter
nach dem Einschalten
der Beleuchtung die
im Diagramm dargestellte zeitlich abhängige Spannung.

b) Erklären Sie, wie der dargestellte Spannungsverlauf zustande kommt.

c) Wie verändern sich U 0 und die Anfangssteigung der t-U-Kurve, wenn man im
Versuch bei gleich bleibender Wellenlänge die Intensität der Bestrahlung erhöht?
Begründen Sie kurz ihre Antwort.

d) Berechnen Sie U 0 für eine Kupferplatte (Austrittsarbeit 4,84 eV), die mit mo-
mochromatischem UV-Licht der Wellenlänge λ = 40,0 nm bestrahlt wird.

Kapitel 1 Photonen Seite 15


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Aufgabe 1.16: Abi 1998; Photonenimpuls

Eine Platte der Fläche A = 4,0 cm² wird von einer praktisch punktförmi-
gen Lichtquelle bestrahlt, die Licht der Wellenlänge λ = 0,59 µm emittiert und die
sich im Abstand a = 1,0 m vor der Platte befindet. Die isotrop in den Raum abgestrahl -
te Leistung beträgt P = 20 W. Es darf angenommen werden, dass die Lichtstrahlen
senkrecht auf die Platte auftreffen, wobei 80% der auftreffenden Strahlung reflek-
tiert und 20% absorbiert werden.

a) Wie viele Photonen treffen pro Sekunde auf die Platte?

(Kontrolle: N =1,9⋅1015 )

b) Wie groß ist der vom Licht pro Sekunde auf die Platte übertragene Impuls?

c) Begründen Sie ohne erneute Rechnung, in welchem Maße sich die ausgeübte Kraft
ändert, wenn das Absorptionsverhalten der Platte und die Leistung der Lichtquelle
gleich bleiben, aber

i) der Abstand a von 1,0m auf 3,0m erhöht wird bzw.

ii) die Wellenlänge des verwendeten Lichts halbiert wird.

Kapitel 1 Photonen Seite 16


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Aufgabe 1.17: Abi 1998

Zur Untersuchung des Photoef-


fekts wird an einer Vakuum-Photozelle eine
Messreihe aufgenommen und graphisch dar-
gestellt (siehe Abb.). Dabei ist f die Fre-
quenz des monochromatischen Lichts und Ek
die maximale kinetische Energie der Photo-
elektronen.

a) Skizzieren Sie einen geeigneten Versuchsaufbau und beschreiben Sie kurz die
Durchführung der Messung.

b) Interpretieren Sie das Versuchsergebnis auf der Grundlage des Photonenmodells.

c) Übertragen Sie die Graphik unter Wahl eines geeigneten Maßstabs auf ihr Lö-
sungsblatt und ermitteln Sie dann graphisch die Werte der beiden für das Kathoden-
material der Photozelle charakteristischen Größen.

d) Berechnen Sie die maximale Geschwindigkeit der Elektronen, die von Photonen der
Frequenz f =6,9⋅10 14 Hz ausgelöst werden.

e) Nun wird mit einer Photozelle gearbeitet, deren Kathodenmaterial die Leitungs-
elektronen stärker bindet; tragen Sie in die Abbildung von Teilaufgabe c) einen Gra-
phen ein, der zu dieser Messreihe gehören kann, und begründen Sie ihre Zeichnung.

Kapitel 1 Photonen Seite 17


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Aufgabe 1.18: Abi 1999

Mit einem Glasprisma wird das Licht


einer Quecksilberdampflampe spek-
tral zerlegt. Durch das Spektrum
wird eine Vakuumfotozelle bewegt,
die mit einem Kondensator verbunden
ist (siehe Abbildung).

a) Fällt das Licht einer Quecksilberspektrallinie auf die Fotozelle, so wird der Kon-
densator auf eine bestimmte Spannung aufgeladen. Erklären Sie ausführlich das Zu-
standekommen der Spannung.

Die Austrittsarbeit des Kathodenmaterials der Fotozelle beträgt 1,68 eV. Bei einer
Spektrallinie des Quecksilberlihts im sichtbaren Bereich wird am Kondensator die
Spannung U = 1165 mV gemessen.

b) Berechnen Sie die entsprechende Wellenlänge λ.

c) Berechnen Sie die größte Wellenlänge die mit dieser Fotozelle messbar ist. Wel-
che Farbe hat dieses Licht?

d) Beschreiben Sie, wie mit Hilfe eines optischen Gitters nicht-monochromatisches


Licht spektral zerlegt und die Wellenlänge einer Spektrallinie ohne Fotozelle gemes-
sen werden kann. Ergänzen Sie Ihre Ausführungen durch eine beschriftete Skizze
des Versuchsaufbaus und geben Sie die für die Wellenlängenbestimmung erforderli-
chen Beziehungen an.

Kapitel 1 Photonen Seite 18


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Aufgabe 1.19: Abi 2000

Aus dem kontinuierlichen Spektrum einer Kohlebogenlampe wird Licht der


Wellenlänge λ ausgefiltert. Dies trifft auf die Cäsium-Kathode einer Vakuumphotozel-
le und löst Elektronen aus. Die maximale kinetische Energie der PHotoelektronen soll
mit Hilfe einer geeigneten Messanordnung bestimmt werden.

a) Erstellen Sie eine Schaltskizze und erläutern Sie kurz das Messverfahren.

Das Messergebnis liefert für die Elektronen eine maximale kinetische Energie von
0,33 eV.

b) Bestimmen Sie die Wellenlänge λ.

c) Kann der Abstand der Lichtquelle von der Photozelle so gewählt werden, dass die
kinetische Energie eines Photoelektrons auf die Hälfte sinkt? Begründen Sie ihre
Antwort.

Kapitel 1 Photonen Seite 19


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Aufgabe 1.20: Abi 2001

Mikroskopisch kleine Kupferpartikel werden zwischen die horizontal gela-


gerten Platten eines Kondensators (Plattenabstand d) eingebracht und mit hinrei-
chend kurzwelligem UV-Licht bestrahlt. Durch geeignete Einstellung der Kondensa-
torspannung U können einzelne Teilchen zum Schweben gebracht werden.

a) Warum führt die Bestrahlung mit UV-Licht zu einer Aufladung der Kupferpartikel,
nicht jedoch die Bestrahlung mit rotem Licht? Argumentieren Sie mit Energiebe-
trachtungen.

b) Erläutern Sie, wie es zu einem Schwebezustand einzelner Partikel kommen kann.


Warum lässt sich dieser Schwebezustand nur bei einer bestimmten Polung des Kon-
densators beobachten?

Im Folgenden soll ein Teilchen der Masse m = 3,2 pg in einem Kondensator mit Plat-
tenabstand d = 3,85 mm betrachtet werden. Schon nach kurzer Beleuchtung mit UV-
Strahlung der Wellenlänge λ = 240 nm tritt der Schwebezustand bei U1 = 750 V ein.
Wird die UV-Beleuchtung jetzt unterbrochen, bleibt der Schwebezustand des Kup-
ferpartikels längere Zeit erhalten.

c) Zeigen Sie, dass die Ladung Q1 des Teilchens eine Elementarladung ist.

d) Setzt nun die UV-Bestrahlung des Metallteilchens wieder ein, wird der Gleichge-
wichtszustand bald wieder gestört, lässt sich aber durch entsprechende Veränderung
der Kondensatorspannung auf U2 von Neuem einstellen. Dieses Vorgehen wird mehr-
fach wiederholt (U3, ...). Bestimmen Sie die Spannungen U2 und U3. Begründen Sie
ihre Angaben.

Kapitel 1 Photonen Seite 20


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Aufgabe 1.21: Abi 2002; Lichtelektrischer Effekt

a) Erklären Sie, auf welche Weise sich zwischen Kathode und Anode ei-
ner Vakuum-Fotozelle, deren Kathode mit monochromatischem Licht der Wellenlänge
λ⩽λG bestrahlt wird, eine bestimmte Spannung U aufbaut. Gehen Sie dabei auch
auf die Bedeutung der Grenzwellenlänge ein.

Im Folgenden wird mit einer Vakuum-Fotozelle mit einer Grenzwellenlänge von 551 nm
gearbeitet.

b) Berechnen Sie die Austrittsarbeit W der Kathode. (Kontrolle: W = 2,25 eV)

Die Fotozelle befinde sich an Bord eines Satelliten außerhalb der Erdatmosphäre und
werde mit Sonnenlicht bestrahlt, das vorher ein Quarzprisma durchlaufen hat. Quarz
ist im UV-Bereich nur für λ ≥ 250 nm durchlässig.

c) Erklären Sie, weshalb unter diesen Bedingungen die Spannung an der Fotozelle ei -
nen gewissen Höchstwert Umax nicht überschreitet.

Die Fotozelle soll dazu dienen, bei Bedarf ein Spannungsnormal reproduzieren zu kön-
nen. Zu diesem Zweck wird die Anordnung so eingestellt, dass die Zelle nur mit Licht
der Wellenlänge 382 nm bestrahlt wird.

d) Berechnen Sie die zu dieser Wellenlänge gehörende Fotospannung UL.

e) Wie wirkt es sich auf die Fotospannung UL aus, wenn die Intensität des auf die
Fotokathode treffenden Lichts der Wellenlänge von oben (382 nm) Schwankungen un -
terliegt? Begründen Sie ihre Antwort.

Kapitel 1 Photonen Seite 21


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Aufgabe 1.22: Abi 2003; Photoeffekt

Man bestrahlt die Photokathode einer Vakuumphotozelle nacheinander


mit drei ausgewählten Linien des Heliumspektrums (siehe Tabelle unten).

a) Erläutern Sie anhand einer Skizze, wie man mit einem geeigneten Versuch die maxi-
male kinetische Energie von Photoelektronen bestimmen kann.

In der Tabelle ist der Zusammenhang zwi- λ in nm 668 492 403


schen Wellenlänge bzw. Frequenz des einge-
strahlten Lichts und der gemessenen maxi- f in 1014 Hz 4,5 6,1 7,5
malen kinetischen Energie der Photoelektro-
nen angegeben. E k , max in eV 0,81 1,48 2,03

b) Tragen Sie in einem geeigneten Koordinatensystem die maximale kinetische Ener-


gie der Photoelektronen über der Frequenz f auf. Bestimmen Sie die Steigung und
Achsenabschnitt der Geraden und interpretieren Sie diese Werte physikalisch.

c) Zeigen Sie, dass sich die untersuchte Photozelle zum Nachweis eines Teils des in -
fraroten Spektralbereichs eignet.

Kapitel 1 Photonen Seite 22


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Aufgabe 1.23: Abi 2004; Photoeffekt

Der geplante Teilchenbeschleuniger TESLA soll mit gepulsten Elektronen-


paketen arbeiten. Diese werden erzeugt, indem man im Vakuum eine Photokathode aus
Cäsium-Tellurid mit kurzen Laserpulsen bestrahlt. Die Grenzwellenlänge dieser Photo-
kathode wird mit 260 nm angegeben.

a) Berechnen Sie die Mindestenergie, die die Photonen des Laserpulses haben müs-
sen, um Photoelektronen auslösen zu können. (Kontrolle: 4,77 eV)

b) Berechnen Sie die maximale Austrittsgeschwindigkeit der Photoelektronen, wenn


man Strahlung der Wellenlänge 255 nm benutzt.

c) Um Photoelektronen mit vernachlässigbarer Austrittsgeschwindigkeit zu erhalten,


bestrahlt man die Kathode mit Laserpulsen der Wellenlänge 260 nm. Ein solcher La-
serpuls erzeugt dabei ein Elektronenpaket der Ladung 1,0 nAs. Berechnen Sie die
Energie eines solchen Laserpulses unter der Annahme, dass nur 2,0% der Laserphoto-
nen Elektronen auslösen.

d) Alternativ wird ein Laserimpuls gleicher Energie wie in Teilaufgabe c), aber kürze -
rer Wellenlänge verwendet. Der Auslöseanteil wird wieder mit 2,0% angenommen. Er-
läutern Sie, wie sich die Zahl der ausgelösten Photoelektronen ändert.

Kapitel 1 Photonen Seite 23


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Aufgabe 1.24: Abi 2005

Eine Vakuumphotozelle wird mit monochromatischem


Licht der Wellenlänge 436 nm bestrahlt. In Abhän-
gigkeit von einer zwischen Kathode und der Ringano-
de liegenden Spannung U wird der Photostrom I ge-
messen. Dabei wird die U-I-Kennlinie im Bild aufge-
nommen.

a) Erstellen Sie eine beschriftete Skzizze einer


Versuchsanordnung, mit der die U-I-Kennlinie einer
Vakuumphotozelle aufgenommen werden kann.

b) Erklären Sie, warum auch bei der Spannung U = 0 V schon eine Stromstärke Io ge -
messen wird. Erläutern Sie, warum der Strom die so genannte Sättigungsstromstärke
Is (Im Diagramm Is = 70 nA) trotz zunehmender Spannung nicht übersteigt.

c) Um jeglichen Stromfluss zu unterdrücken, ist eine umgekehrt gerichtete Gegen-


spannung von Ug = -0,90 V gerade ausreichend. Bestimmen Sie die Austrittsarbeit für
die Elektronen und geben Sie das Kathodenmaterial an.

Die gesamte auf die Photozelle fallende Lichtleistung beträgt 1,0 W.

d) Berechnen Sie die Anzahl der pro Sekunde auf die Photozelle fallenden Photonen.
(Kontrolle: 2,2⋅10 18 )

e) Nicht jedes Photon aus Teilaufgabe d) kann ein Elektron auslösen. Ermitteln Sie
mit dem Wert für die Sättigngsstromstärke Is die Anzahl der ausgelösten Elektro-
nen pro Sekunde und geben Sie an, welcher Anteil der einfallenden Photonen Photo-
elektronen auslöst.

Kapitel 1 Photonen Seite 24


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Aufgabe 1.25: Abi 2006; Photoeffekt

a) Beschreiben Sie einen einfachen Versuch mit einem Elektroskop als


Nachweisgerät, mit dem sich der Photoeffekt beobachten lässt.

b) Geben Sie zwei Beobachtungen beim Photoeffekt an, die im Widerspruch zur klas-
sischen Lichtwellentheorie stehen. Erklären Sie die von Ihnen genannten Beobachtun-
gen unter Verwendung der Einstein'schen Deutung des Photoeffekts.

Vakuumphotozellen basieren auf dem Photoeffekt. Bei Bestrahlung mit geeignetem


monochromatischem Licht ist eine Vakuumphotozelle eine Spannungsquelle.

c) Geben Sie die Beziehung für den Zusammenhang zwischen der Spannung der Pho-
tozelle und der Frequenz des eingestrahlten Lichts an.

d) Grünes Licht der Frequenz f =5,38⋅1014 Hz soll durch eine Vakuumphotozelle


nachgewiesen werden. Zur Verfügung stehen Photozellen mit folgenden Kathodenma-
terialien: Cäsium, Gold, Kalium, Platin und Rubidium. Welche Eigenschaft muss das Ka-
thodenmaterial haben um dafür geeignet zu sein.

e) Bei Verwendung von speziellen Legierungen erreicht man bei Photozellen Ablösear-
beiten von 1,0 eV. In welchem Bereich liegen die Geschwindigkeiten von Photoelektro-
nen, die durch sichtbares Licht (400 nm bis 800 nm) in solchen Photozellen ausgelöst
werden?

Kapitel 1 Photonen Seite 25


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Aufgabe 1.26: Abi 2007 Photoelektrischer Effekt

Eine Vakuumphotozelle wird nacheinander mit


Licht unterschiedlicher Wellenlänge λ be-
strahlt. Mit einem Voltmeter wird festge-
stellt, dass sich zwischen Kathode und Anode
jeweils eine andere Spannung U einstellt.

a) Erklären Sie, warum sich die Spannung U


aufbaut. Begründen Sie, dass für die Energie
Eph der Photonen der Zusammenhang
E Ph=e⋅U + W A gilt, wobei WA die Austrittsarbeit des Kathodenmaterials ist.

b) Für die verschiedenen Wellenlängen des Lichts


λ in nm 447 492 502 ergeben Sie die Spannungen in der nebenstehenden
Tabelle. Ermitteln Sie unter Verwendung aller Ver-
Uin mV 635 390 339 suchsdaten die Plancksche Konstante.

Aufgabe 1.27: Abi 2008; Wellenlängenbestimmung mit Photozelle

Eine Photozelle mit einer Cäsium-Kathode (Austrittsarbeit 1,94 eV) soll zur Bestim-
mung der Wellenlänge λ von monochromatischem Licht verwendet werden.

a) Beschreiben Sie den Aufbau und den Ablauf eines Versuchs, bei dem eine Span-
nung U gemessen wird, die Rückschlüsse auf die Wellenlänge des auftreffenden
Lichts zulässt. Zeigen Sie, dass für die Wellenlänge folgender Zusammenhang gilt:

h⋅c
λ=
W A + e⋅U

b) Bestimmen Sie die Wellenlänge des Lichts, wenn U = 1,0 V ist. Welche Farbe hat
dieses Licht?

c) Schätzen Sie ab, wie lange es nach klassischer Vorstellung mindestens dauern wür-
de, bis ein Elektron aus dem Kathodenmaterial herausgelöst wird. Nehmen Sie dazu
an, dass auf die 1,0 cm² große Kathode Licht der Leistung 15 µW trifft und die Atome
der Kathode einen Radius von 0,1 nm haben.

Kapitel 1 Photonen Seite 26


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Aufgabe 1.28: Abi 2009; Interferenz und Photoeffekt

Ein schmales Lichtbündel aus einer Quecksil-


berdampflampe strahlt auf ein Gitter mit 640
Strichen pro Millimeter. Das entstehende
Spektrum wird mit einem Detektor untersucht,
der auf einer Kreislinie bewegt werden kann.

a) Unter dem Winkel α = 16,2° fällt das Licht


des Maximums 1. Ordnung einer bestimmten
Spektrallinie auf den Detektor. Berechnen Sie
die Wellenlänge λ der bei diesem Winkel auf-
tretenden Linie. (Kontrolle: λ = 436 nm)

b) Bis zu welcher Ordnung sind Spektrallinien der in Teilaufgabe a) ermittelten Wel-


lenlänge zu erwarten?

Als Detektor wird eine Vakuumphotozelle verwendet, die an ein Spannungsmessgerät


mit sehr hohem Innenwiderstand angeschlossen ist. Wenn die Photozelle mit dem
Licht einer Spektrallinie beleuchtet wird, stellt sich eine bestimmte Spannung U ein.

c) Erklären Sie, warum für die Spannung U der Zusammenhang e∙U = h∙f - WA gilt.
Dabei ist h die Planck-Konstante, f die Frequenz des Lichts und WA die Austrittsar -
beit des Kathodenmaterials.

d) Die Intensität der Linie zweiter Ordnung ist deutlich geringer als diejenige der Li-
nie erster Ordnung. Geben Sie mit Begründung an, ob sich dies grundsätzlich auf die
Spannung an der Photozelle auswirkt.

e) Der Aufbau kann prinzipiell zur Bestimmung sowohl von h als auch von WA (der
Austrittsarbeit) dienen. Beschreiben Sie, wie man aus den Werten für den Winkel α,
unter dem das Maximum 1. Ordnung auftritt, und U für verschiedene Spektrallinien
die gesuchten Größen erhält.

Kapitel 1 Photonen Seite 27


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Aufgabe 1.29: Abi 2011; Fotoeffekt

Mit Hilfe einer Fotozelle wurde bei einem Expe-


riment auf Grundlage dreier Messpunkte das
nebenstehende Diagramm erstelle.

a) Beschreiben Sie den prinzipiellen Aufbau


und die Durchführung eines Versuchs, bei dem
sich ein solches Diagramm ergibt.

b) Ermitteln Sie jeweils unter Verwendung des


Diagramms die Grenzwellenlänge, die Planck-
Konstante sowie die Austrittsarbeit. Aus wel-
chem Material könnte folglich die Kathoden-
schicht bestehen?

c) Beschreiben Sie den Graphen, der sich bei einer Fotozelle mit größerer Grenzwel-
lenlänge ergeben würde. Begründen Sie ihre Aussagen.

d) Erläutern Sie zwei experimentelle Befunde des Fotoeffekts, die sich mit der klas-
sischen Wellentheorie des Lichts nicht erklären lassen.

Kapitel 1 Photonen Seite 28


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Aufgabe 1.30: G8 Abi 2011; Der Photoeffekt

Ende des 19. Jahrhunderts untersuchten Heinrich Hertz und Wilhelm


Hallwachs erstmals systematisch den Photoeffekt, bei dem durch Bestrahlung mit
Licht Elektronen aus Metalloberflächen herausgelöst werden.

a) Skizzieren Sie eine Versuchanordnung, bei der mit Hilfe einer Vakuumphotozelle
die maximale kinetische Energie Ek von Photoelektronen in Abhängigkeit von der
Lichtfrequenz gemessen werden kann, und beschreiben Sie die Versuchsdurchfüh-
rung.

Das in Teilaufgabe 1.a) beschriebene


Experiment wird mit einem speziellen
Laser durchgeführt, bei dem verschie-
dene Lichtfrequenzen im sichtbaren Be-
reich eingestellt werden können.

b) Erklären Sie mit Hilfe der Lichtquantenhypothese, warum bei den beiden größten
Wellenlängen im Experiment kein Photoeffekt auftritt.

c) Zeichnen Sie ein f-Ekmax-Diagramm und erklären Sie die physikalische Bedeutung
der Schnittpunkte der durch die Messpunkte bestimmten Ausgleichsgeraden mit den
beiden Achsen. (Skalierung: 1 eV entspricht 5 cm)

d) Ermittle mit Hilfe des Diagramms aus Teilaufgabe 1.c) die Planck-Konstante h.

e) Bei Bestrahlung mit dem grünen Laserlicht (λ = 523 nm) trifft eine Lichtleistung
von 2,0 mW auf die Photokathode. Berechnen Sie dei Photostromstärke unter der
Annahme, dass nur 0,010% der Photonen Elektronen auslösen.

Kapitel 1 Photonen Seite 29


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2 Quantenobjekte
Beim Experimentieren mit Mikroteilchen wie Elektronen, Protonen oder Neutronen
fällt auf, dass diese sich nicht wie kleine Kugeln sondern ganz ähnlich wie EM-Wellen
verhalten. Teilchen mit solchem Verhalten nennt man Quantenobjekte. Die Energie-
und Impulsgleichung bleibt dabei wie für EM-Wellen erhalten.

2.1 Begriff: Quantenobjekt


Ein Quantenobjekt lässt sich durch eine Welle ( Wellenfunktion Ψ ) beschreiben. Die
Parameter der Welle haben dabei folgende Bedeutung.

➔ Amplitude: Das Betrags-Quadrat der


Amplitude ∣∣2 gibt die Wahr-
scheinlichkeits-Dichte ("Teilchen-
Dichte") an diesem Ort an.

Das Teilchen befindet sich teilweise an dem


einen Ort, teilweise an anderen Orten. Bei ei-
nem Elektron ist das Amplitudenquadrat mit
e (Elementarladung) multipliziert die La-
dungsdichte der Wellenfunktion (des Elek-
trons) an diesem Ort.

➔ Die Wellenlänge hängt mit dem Impuls des Teilchens zusammen.

h Überlege: Weshalb bedeutet diese


p=
 Gleichung, dass es keine Elektron
De-Broglie-Beziehung (De-Broglie-Wellenlänge) ohne kinetische Energie geben kann?

➔ Frequenz: Aus der Frequenz der Welle ergibt sich die Energie des
Teilchens (Gesamtenergie, also E pot E kin , ohne Ruheenergie).

E=h⋅ f

Grundsätzlich besteht die ganze Materie aus Quantenobjekten. Allerdings treten die
Wellenphänomene umso deutlicher in Erscheinung, je kleiner die Körper sind. Bei gro-
ßen Körpern wie Gewehrkugeln lassen sich Wellenphänomene nicht beobachten, unter
anderem weil die Wellenlänge zu klein ist. Selbst Atome sind dafür noch sehr groß, al-
lerdings sind Doppelspaltversuche auch mit Atomen bereits gelungen.

Kapitel 2 Quantenobjekte Seite 30


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Wellenlänge und Energie

Eine kleine Wellenlänge führt wegen


h zu einem großen Impuls und
p=
λ
deshalb zu einer großen kinetischen Energie. Man geht im Normalfall davon aus, dass
dies auch zu einer großen Gesamtenergie führt. Umgekehrt besitzt ein Elektron mit
einer großen Wellenlänge eine kleine Energie.

Kleine Wellenlänge hat große Energie.

Große Wellenlänge hat kleine Energie.

Aufgabe 2.31:

Das Bild zeigt Wellenfunktionen verschiedener


Elektronen.

Welches der Elektronen hat die größte Energie,


welches hat die kleinste?

Welches Elektron hat die größte Frequenz, wel-


ches hat die kleinste?

Welches Elektron hat den größten Impuls, wel-


ches hat den kleinsten?

Der quantenmechanische Mess-Prozess

Die Wellenfunktionen selbst lassen sich nicht beobachten. Um irgendwelche Beobach-


tungen oder Messungen machen zu können, müssen wir unser Quantenobjekt zur
Wechselwirkung mit unserer Messapparatur bringen. Wenn das zu messende Elektron
nämlich unsere Messapparatur beeinflusst, so dass wir irgendwas ablesen können,
dann beeinflusst die Messapparatur automatisch auch das Elektron (Newton III,
Wechselwirkungsprinzip).

Durch die Wechselwirkung mit unserer Messapparatur verändert sich deshalb die
Wellenfunktion des Elektrons. Die Wellenfunktion die vorher da war, ist nach der
Messung nicht mehr da, statt dessen gibt es jetzt eine andere Wellenfunktion. Das
bedeutet, die vorherige Wellenfunktion steht z.B. auch für ein folgendes Experiment
nicht mehr zur Verfügung, die vorherige Wellenfunktion gibt's nicht mehr.

Kapitel 2 Quantenobjekte Seite 31


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Beispiel: Ortsmessung

Will man wissen, wo sich ein Elektron befindet, dann muss man
eine erhebliche Wechselwirkung mit Molekülen in der Nebel-
kammer, auf einem photographischen Film oder mit irgendei-
nem Detektor provozieren. Die Wellenfunktion verändert sich
dabei in einem Ausmaß, dass sie nicht wiederzuerkennen ist.
Man sagt:"Die Wellenfunktion kollabiert."

Wahrscheinlichkeits-Interpretation

Das vorhergehende wirft die Frage auf, wie die Ortsmessung


mit der Wellenfunktion in Zusammenhang steht. Messen wir
den Aufenthaltsort des Elektrons bei x 1 , bei x 2 oder bei
x3 ?

Die Erfahrung zeigt, dass das Amplitudenquadrat ∣∣2 der


Wellenfunktion die Wahrscheinlichkeit dafür angibt, das Teil-
chen an diesem Ort zu messen.

Man bezeichnet deshalb das Amplitudenquadrat der Wellenfunktion ∣∣2 auch als
Wahrscheinlichkeitsdichte oder Aufenthaltswahrscheinlichkeit.

 Die Bezeichnung ist allerdings irreführend, weil sich das Elektron ja


gleichzeitig an verschiedenen Orten aufhält. Das Elektron ist teilweise
bei x 1 und teilweise bei x 2 und an anderen Orten.

Identifikation geladener Teilchen

Bei Beugungsversuchen mit Elektronen möchte man sicher sein, dass die beobachteten
Erscheinungen auch wirklich von den Elektronen herrühren und nicht von Licht oder
EM-Wellen erzeugt werden. Dazu kann man einen Magneten in die Nähe des Beugungs-
bildes bringen. Wir das Beugungsbild entsprechend der Lenzschen Regel abgelenkt,
kann es sich nicht um einen Lichteffekt handeln, da Licht von Magnetfeldern nicht
abgelenkt wird.

Mit einem Magneten kann man nachweisen, dass ein Beugungsbild von elektronischen
Wellenfunktionen erzeugt wird.

Kapitel 2 Quantenobjekte Seite 32


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Schluss-Bemerkung: Unser Buch bietet eine andere (vereinfachte) Sicht-


weise und Beschreibung von Quantenobjekten. Sie können sich in allen
schriftlichen Prüfungssituationen natürlich auch auf den Standpunkt
unseres Buches zurückziehen.
Aufgabe 2.32:

Elektronen mit vernachlässigbarer Anfangsgeschwindigkeit werden durch eine Be-


schleunigungsspannung von 300V beschleunigt.

a) Bestimme die Wellenlänge der beschleunigten Elektronen.

b) Mit den Elektronen wird ein Doppelspalt-Versuch gemacht. Der Abstand von Spalt
zu Schirm beträgt 20cm. Damit man das Maximum erster Ordnung vom Hauptmaxi-
mum unterscheiden kann müssen die beiden Maxima auf dem Schirm einen Abstand
von mindestens 0,1mm haben. Wie muss dafür der Spaltabstand d beschaffen sein.

Aufgabe 2.33:

Für relativistische Rechnungen mit Elektronen-Wellenlängen benutzt man geschickter


weise die relativistische Energie-Impuls-Beziehung.

a) Berechne die Wellenlänge von Elektronen mit einer kinetischen Energie von 5keV.

b) Wie groß ist die kinetische Energie von Elektronen mit einer Wellenlänge von 1pm?

Aufgabe 2.34:

Elektronen werden mit 800V beschleu-


nigt und auf einen Doppelspalt mit
Spaltabstand 1,0μm geschossen. Im Ab-
stand l = 80cm hinter dem Doppelspalt
befindet sich der Beobachtungsschirm.

a) Berechne den Abstand des Maximums


erster Ordnung vom Hauptmaximum auf
dem Schirm.

b) Skizziere den Intensitätsverlauf der


auf dem Schirm auftreffenden Elektro-
nenstrahlung, also ein x-I-Diagramm.

c) Wie kann man nachweisen, dass das Beugungsbild auf dem Schirm von Elektronen
erzeugt wird und nicht etwa von Lichtwellen, die im Verlauf des Versuchs entstehen?

Kapitel 2 Quantenobjekte Seite 33


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2.2 Beugung an Kristallen, Debye-Scherrer-Ringe


Elektronen treffen auf einen Kristall. Der Elek-
tronenstrahl muss aber nicht an der obersten
Kristallebene (Gitterebene) reflektiert werden,
sonder kann auch an einer Ebene darunter re-
flektiert werden. Dadurch entsteht ein Lauf-
wegunterschied, der vom Winkel Alpha unter
dem die Elektronen auf den Kristall treffen ab-
hängig ist.

Dadurch kommt es für bestimmte Winkella-


gen des Kristalls zu Verstärkung und für an-
dere Winkel zu Auslöschung.

In der Beugungsröhre schickt man die Elek-


tronen auf eine polykristalline Probe, also
eine Probe die aus vielen sehr kleinen Kristal-
len besteht (Pulver), die völlig wirr durchein-
ander liegen.

In einer solchen polykristallinen Probe kommen


Kristalle in allen möglichen Winkellagen vor, es
gibt also zu jedem denkbaren Winkel viele Kris-
talle, die in diesem Winkel liegen. Deshalb
taucht im Beugungsbild jede mögliche Verstär-
kung und jede mögliche Auslöschung auf. Die
Elektronen können allerdings nicht nur nach
oben und unten abgelenkt werden, sondern auch
nach links und rechts oder in alle anderen Richtungen.

Auf dem Schirm erscheinen die Maxima und Minima deshalb


als Kreise verschiedener Helligkeit.

Im praktischen Versuch wird das Bild sehr verschwommen


bzw. unscharf sein, da die Elektronen auch mehrmals an ver-
schiedenen Kristallen reflektiert werden können und es an-
dere schwerwiegende Störeffekte gibt.

Kapitel 2 Quantenobjekte Seite 34


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2.3 Das Verhalten von Quantenobjekten


Ein Quantenobjekt ist kein kleines Kügelchen. Sobald sie sich ein Elektron wie eine
kleine Kugel vorstellen bekommen sie logische Probleme. Wir müssen uns die Teilchen
tatsächlich als Wellen (Wellenfunktionen) vorstellen.

Einzelne Elektronen am Doppelspalt

Wir schicken ein einzelnes Elektron gegen einen


Doppelspalt, hinter dem sich ein Schirm mit ei-
nem photographischen Film befindet.

Die Elektronen-Welle dringt durch den Spalt und


kann hinter dem Spalt interferieren, so dass sich
das gezeichnete Amplitudenquadrat auf dem
Schirm ergibt. Je größer das Amplitudenquadrat,
desto größer die Wahrscheinlichkeit für eine
Messung an diesem Punkt. Das Elektron verur-
sacht also irgendwo auf dem Schirm einen
schwarzen Punkt (dicker Punkt), wahrscheinlich (aber nicht sicher) an einer Stelle, an
der das Amplitudenquadrat groß ist.

Das nächste Elektron genauso. Der nächste


schwarze Punkt wird wahrscheinlich (aber nicht
sicher) woanders sein, da ja auch andere Punkte
eine große Aufenthaltswahrscheinlichkeit besit-
zen.

Wenn man
den Ver-
such sehr
oft durch-
führt, dann
bekommt man sicher viele Treffer dort, wo das
Amplitudenquadrat groß ist, und nur wenig Tref-
fer dort, wo das Amplitudenquadrat klein ist. So
entsteht das bekannte Interferenzbild.

Den Versuch kann man nicht nur mit einzelnen Elektronen durchführen. Ganz genau so
geht's mit einzelnen Photonen oder irgendwelchen anderen Teilchen.

Kapitel 2 Quantenobjekte Seite 35


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Die Darstellung links zeigt, wie das Er-


gebnis eines gelungenen Versuchs unge-
fähr aussieht. (Reale Aufnahmen finden
sie zuhauf im Internet).

Falsche Frage: Durch welchen der beiden Spalte geht das Elektron

Eine beliebte Frage ist, ob das Elektron durch den oberen oder den unteren Spalt
geht. Die Frage ist unsinnig, weil das Elektron (also die elektronische Welle) ja durch
beide Spalte gehen muss, sonst könnte es ja hinter dem Spalt nicht interferieren und
es würde kein Beugungsbild entstehen.

Komischer Versuch

Will man feststellen, durch welchen Spalt das


Elektron geflogen ist (obwohl die Frage keinen
Sinn ergibt), baut man einen Detektor an einen
der Spalte. Diejenigen Elektronen, die am unte-
ren Spalt detektiert werden, treten dann natür-
lich mit dem Detektor in Wechselwirkung und es
entsteht eine völlig neue Wellenfunktion mit ei-
ner anderen Trefferwahrscheinlichkeit auf dem
Schirm.

Man würde jetzt vielleicht erwarten, dass die nicht detektierten Elektronen trotz-
dem durch beide Spalte gehen und unser Interferenzbild wenigstens teilweise und
schwach sichtbar ist. Tatsächlich verhalten sich die nicht detektierten Elektronen
aber genauso, als ob sie nur durch den oberen Spalt gehen und man erhält bloß die
Überlagerung der beiden Einzelspaltbilder.

 Die nicht detektierten Elektronen werden also anscheinend beein-


flusst, ohne dass eine Wechselwirkung stattfindet.

Das ist nicht die einzige Situation, in der so was passiert. Hier wird das allerdings
nicht vertieft. Bei Interesse finden Sie im Internet viel zu diesem Thema (Suchbe-
griffe: Verschränkte Zustände, Quantenmechanik, Beobachter, Doppelspaltexperi-
ment, EPR-Paradoxon, ...).

Kapitel 2 Quantenobjekte Seite 36


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Determinismus

Determinismus heißt, dass völlig identische Ausgangsbedingungen zu iden-


tischen Ergebnissen führen. Dies scheint in der Quantenmechanik auf den ersten
Blick nicht so zu sein, da eine Ortsmessung nicht mit Sicherheit sondern nur mit einer
bestimmten Wahrscheinlichkeit (Amplitudenquadrat) eintritt. Das bedeutet, dass bei
mehrmaligem Experiment mit identischen Ausgangsbedingungen verschiedene Ergeb-
nisse eintreten. Das liegt aber nur daran, dass wir bei unseren Überlegungen die Wel -
lenfunktion der Experimentieranordnung und der ganzen Umgebung nicht mit einbe-
ziehen.

Nach den Regeln der Quantenmechanik bildet das Elektron welches wir untersuchen
zusammen mit den Elektronen in der Umgebung eine gemeinsame Wellenfunktion, die
wiederum in Wechselwirkung steht mit der restlichen Umgebung. Diese Sichtweise in
Strenge durchgeführt würde zu einem völlig deterministischen System aus Gleichun-
gen und Wellenfunktionen führen, ist aber nicht durchführbar, weil zu kompliziert.
Die Einschränkung auf die Betrachtung nur des zu untersuchenden Elektrons führt zu
den Wahrscheinlichkeitsaussagen und auch zum Problem mit dem überraschenden
Versuchsausgang oben.

Es sind viele Versuche erdacht worden um zu zeigen, dass die quantenmechanische


Beschreibung von Systemen falsch oder unvollständig ist. Jeder dieser Versuche hat
die Quantenmechanik jedoch nur bestätigt, anstatt sie zu widerlegen.

Kapitel 2 Quantenobjekte Seite 37


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2.4 Heisenbergsche Unschärferelation


Wir betrachten ein einzelnes Teilchen, also dessen Wellen-
funktion am Beispiel der sich nach oben bewegenden Welle
rechts. Will man die Position des Teilchens - also die x-Koor-
dinate - auf der Höhe der letzten eingezeichneten Wellen-
front messen, wird man bei Wiederholung des Versuchs mit
identischer Wellenfunktion verschiedene Messwerte erhal-
ten. Die Wahrscheinlichkeit für die verschiedenen Messwer-
te gibt das Amplitudenquadrat der Wellenfunktion ∣∣2 .

Im gezeichneten Beispiel wird der Mittelwert der Ortsmes-


sungen x = 0 sein. Die mittlere Abweichung (genauer die Standardabweichung σ; siehe
Mathematikunterricht) der Messwerte nennt man die Unschärfe der Ortsmessung in
x-Richtung Δx. Diese Unschärfe resultiert nicht aus einer Ungenauigkeit unserer
Messapparatur, die Unschärfe ist eine Eigenschaft der Wellenfunktion selbst.

Genau dasselbe passiert, wenn man die Geschwindigkeit ei-


nes Teilchens in der Höhe der letzten Wellenfront messen
will. Die Ausbreitungsrichtung der Welle ist ja an jedem
Punkt ein bisschen anders. Man erhält also eine Unschärfe
 v x für die x-Komponente der Geschwindigkeit. Man be-
nutzt zum Rechnen allerdings nicht die Geschwindigkeits-
Unschärfe sondern die Impulsunschärfe  px . Im Rahmen
des mathematischen Modells der Quantenmechanik kann man
nachweisen, dass jede beliebige Wellenfunktion eine gewisse
Mindestunschärfe in Ort und Impuls besitzt. Und zwar:

h
 x⋅ p x 
4⋅
Heisenbergsche Unschärferelation

Diese Unschärfe (Unbestimmtheit) hat auch nichts damit zu tun, dass die Messung
das System beeinflusst, wie manchmal geschrieben wird. Die Unschärferelation ist
eine Eigenschaft der Wellenfunktionen selbst.

 Die Heisenbergsche Unschärferelation liefert immer nur einen Min-


destwert für das Produkt Δx ∙ Δp ! Der Wert kann für eine konkrete
Wellenfunktion auch viel größer sein.

Kapitel 2 Quantenobjekte Seite 38


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Aufgabe 2.35: Beugung durch Unschärfe

Wir schicken Licht der Wellenlänge 750nm auf einen einfachen


Spalt der Breite 1μm. 2m hinter dem Spalt befindet sich ein
Schirm. Wie wir wissen wird das Licht am Spalt gebeugt und
wir erhalten auf dem Schirm einen breiten Streifen. Ziel ist es
die Breite des Streifens abzuschätzen.

a) Bestimme den Impuls der Photonen im Licht.

b) Durch den Spalt wird die Ortsunschärfe auf der Höhe des
Spalts auf ca. 0,5μm eingeschränkt. Bestimme die daraus resul-
tierende Impulsunschärfe in x-Richtung.

c) Bestimme mit Hilfe von b) und der Heisenbergschen Unschärferelation die mittlere
Breite des Beugungsbildes auf dem Schirm.

d) Zeichne die in c) berechnete Breite in die Intensitätsverteilung im Bild oben ein.

Aufgabe 2.36:

In einer Elektronenstrahlröhre werden Elektronen mit 800V beschleunigt und bewe-


gen sich durch ein Loch in der Anode mit 0,2mm Durchmesser.

Schätze mit Hilfe der Heisenbergschen Unschärferelation die minimale Aufweitung


des Elektronenstrahls auf einer Länge von 20cm ab. D.h. berechne den minimalen
Durchmesser des Strahls nach einem Laufweg von 20cm.

Aufgabe 2.37:

Ein Neutron ist in einem Atomkern mit Durchmesser 10fm gebunden. Schätzen sie mit
Hilfe der Heisenbergschen Unschärferelation den minimalen Impuls und damit die mi-
nimale kinetische Energie des gebundenen Neutrons ab. Wie groß muss dann die po-
tentielle Energie des Neutrons sein?

Kapitel 2 Quantenobjekte Seite 39


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2.5 Abi mit Lösung


Aufgabe 2.38: Abi 2004 ; Lichtgitter

Die Beugung von Photonen beim Durchgang durch Materiegitter wurde im letzten
Jahrhundert genau untersucht. Erst im Jahr 2001 gelang der Nachweis des umge-
kehrten Phänomens, der Beugung von Elektronen an einem "Lichtgitter", das durch ge-
pulste Laser erzeugt wird.

Im skizzierten Versuchsaufbau
erzeugen zwei sich überlagern-
de, gegenläufige Laserstrahlen
(λ = 532 nm) ein "Lichtgitter"
mit hoher Photonendichte. Ein
Strahl von Elektronen mit der
kinetischen Energie E = 380 eV
trifft senkrecht auf die Laser-
strahlen.

Mit einem beweglichen Elektronendetektor im Ab-


stand a = 24 cm kann das entstehende Interferenz-
muster abgetastet werden. Dabei erhält man neben-
stehendes Diagramm.

a) Berechnen Sie die de-Broglie-Wellenlänge der


Elektronen und bestimmen Sie mit Hilfe des Dia-
gramms die Gitterkonstante des "Lichtgitters".

b) Erläutern Sie unter Berücksichtigung der Laserwellenlänge, wie man sich die Ent-
stehung des "Lichtgitters" vorstellen kann.

Während der Pulsdauer Δt = 10 ns beträgt die von jedem der beiden Laser abge-
strahlte Leistung 3,1 MW. Die Laserstrahlen überlagern sich in einem zylindrischen
Raumbereich mit Durchmesser d = 125 µm.

c) Berechnen Sie, wie viele Photonen von einem Laser während der Pulsdauer emit-
tiert werden. (Kontrolle: N =8,3⋅10 16 )

d) Berechnen Sie die Länge eines Laserpulses von 10ns Dauer und damit die Photonen-
dichte in Photonen pro Kubikmetern, die von den beiden Lasern bei der Überlagerung
erzeugt wird.

Kapitel 2 Quantenobjekte Seite 40


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Aufgabe 2.39: Abi 1999

Elektronen treffen mit einheitlicher Geschwindigkeit senkrecht auf einen


Doppelspalt. Auf einem Schirm dahinter entsteht ein Interferenzmuster, dessen Ma-
xima 1. Ordnung den Abstand 10 µm voneinander haben. Der Abstand Doppelspalt-
Schirm beträgt a = 0,48 m und der Mittenabstand der Spaltöffnungen b = 2,5 µm.

a) Berechnen Sie an Hand einer beschrifteten Skizze die Wellenlänge λ, die den
Elektronen in diesem Versuch zugeordnet werden kann. (Kontrolle: λ = 26 pm)

Die verwendeten Elektronen wurden durch die Spannung U = 2,2 kV beschleunigt.

b) Berechnen Sie nicht-relativistisch die de-Broglie-Wellenlänge unter Verwendung


der Beschleunigungsspannung U.

c) Nun wird die Beschleunigungsspannung vergrößert. Geben Sie qualitativ die Verän-
derung des Streifenmusters an.

Die Versuchsdurchführung wird so abgeändert, dass sich immer nur ein Elektron auf
dem Weg zwischen Quelle und Schirm befindet.

d) Beschreiben Sie mit Hilfe von Skizzen, wie das Interferenzmuster im Laufe der
Zeit entsteht.

Aufgabe 2.40: Abi 2001

Elektronen mit einheitlicher Geschwindigkeit v treffen auf einen Doppelspalt. Dahin-


ter registriert man in genügend großem Abstand auf einem Beobachtungsschirm, der
parallel zur Doppelspaltebene steht, ein äquidistantes Streifenmuster.

a) Zeigen Sie, dass für den Abstand Δd zweier benachbarter Maxima die Beziehung

a⋅λ
Δ d=
b

gilt, wenn a den Abstand der beiden Spaltmitten und λ die de-Broglie-Wellenlänge der
Elektronen bezeichnet. Hinweis: Verwenden Sie die Kleinwinkelnäherung!

b) Welchen Abstand haben die beiden Spaltmitten des Doppelspalts, wenn Elektronen
mit der Geschwindigkeit v = 29 Mm/s au dem 0,80 m entfernten Schirm ein Interfe-
renzmuster mit Δd = 10 µm erzeugen? Nichtrelativistische Rechnung!

Kapitel 2 Quantenobjekte Seite 41


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Aufgabe 2.41: Abi 2003; Experimente mit bewegten Elektronen

In Anlehnung an den Doppelspaltversuch von Jönsson soll der Wellencha-


rakter bewegter Elektronen experimentell nachgewiesen werden. Es steht ein Doppel-
spalt zur Verfügung, dessen Spaltmitten den Abstand 3,5 µm haben.

a) Die Interferenzfigur wird in einer Nachweisebene betrachtet, die 40 cm vom Dop-


pelspalt entfernt ist. Durch optische Vergrößerung sind die Interferenzstreifen noch
gut erkennbar, wenn das Maximum 2. Ordnung in der Nachweisebene einen Abstand
von 6,5 µm vom zentralen Maximum hat. Welche De-Broglie-Wellenlänge haben in die-
sem Fall die Elektronen des verwendeten Elektronenstrahls? (Kontrolle: λ = 28 pm)

In der Bildröhre eines Fernsehgerätes werden Elektronen mit ca. 25 kV beschleunigt.


Der Elektronenstrahl wird durch Lochblenden gebündelt, deren Durchmesser in der
Größenordnung 1 mm liegt.

c) Erklären Sie, warum dabei keine störenden Beugungserscheinungen auftreten. Ar-


gumentieren Sie ohne Rechnung.

d) Beim Abbremsen der Elektronen am Bildschirm entsteht Röntgenstrahlung. Warum


kann man - im Hinblick auf die jeweils auftretenden Energieumwandlungen - die Er-
zeugung der Röntgenbremsstrahlung grob vereinfacht als "Umkehrung des Photoef-
fekts" auffassen? <- Das können Sie erst beantworten, wenn wir Röntgenröhren im
Unterricht gemacht haben.

e) Warum kann man mit einem Strichgitter, wie man es zur spektralen Zerlegung
sichtbaren Lichts verwendet, kein Röntgenspektrum erzeugen? Was wäre nötig, um
die Wellennatur von Röntgenstrahlung im Interferenzversuch nachzuweisen?

Kapitel 2 Quantenobjekte Seite 42


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Aufgabe 2.42: Abi 2006; Materiewellen bei Fullerenen

Fullerene sind Moleküle, die in ihrer


Struktur einem Fußball gleichen und aus
jeweils 60 Kohlenstoffatomen bestehen.
Durch das Erhitzen einer Fullerenprobe
wird ein Fullerenstrahl erzeugt, der Mole-
küle unterschiedlicher Geschwindigkeiten
enthält (vgl. nebenstehende Abb. mit idea-
lisierter Messkurve).

a) Berechnen Sie näherungsweise die de-


Broglie-Wellenlänge eines Fullerens, wel-
ches die Geschwindigkeit besitzt, die am häufigsten auftritt. (Nehmen Sie an, dass es
sich ausschließlich um C12-Atome handelt.) (Kontrolle: λ ≈ 2,6 pm)

Ein gebündelter Strahl aus Fullerenen


trifft auf ein Gitter mit dem Spaltmitten-
abstand b = 100 nm. In einer Entfernung
von a = 1,25 m hinter dem Gitter befindet
sich ein Detektor, der die auftreffenden
Moleküle registriert. Dabei ergibt sich nä-
herungsweise der nebenstehende Kurven-
verlauf für die Zählrate in Abhängigkeit
vom Ort.

b) Erläutern Sie die Graphik. Berechnen


Sie mit ihrer Hilfe die Wellenlänge der
Materiewelle und zeigen Sie, dass deren Größenordnung mit der Theorie von de Bro-
glie übereinstimmt.

c) Geben Sie aufgrund der experimentellen Gegebenheiten eine Begründung dafür an,
dass die registrierte Zählrate bei den Minima nicht Null beträgt.

Aufgabe 2.43: Abi 2010; Materiewellen

Bei einem Doppelspaltversuch treffen beschleunigte Elektronen mit der Materiewel-


lenlänge λ = 30 pm auf einen Doppelspalt mit dem Spaltmittenabstand b = 6,2 µm.

a) Berechnen Sie für die Wellenlänge λ nichtrelativistisch die Geschwindigkeit v der

Kapitel 2 Quantenobjekte Seite 43


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Elektronen und die erforderliche Beschleunigungsspannung, welche die zu


Anfang ruhenden Elektronen durchlaufen müssen, damit sie diese Ge-
schwindigkeit erreichen. (Kontrolle: v ≈ 2400 km/s)

b) Der Abstand zwischen Schirm und Doppelspalt beträgt l = 1,00 m. Berechnen Sie
den Abstand x zwischen dem 0. und 1. Interferenzmaximum.

Die Impulsunschärfe Δpx senkrecht zur Flugrichtung lässt sich mithilfe der Unschär-
ferelation Δx∙Δpx ≈ h abschätzen. Legen Sie als Ortsunschärfe Δx den Spaltmit-
tenabstand b zugrunde.

c) Berechnen Sie die Impulsunschärfe Δpx und die dazugehörige Gechwindigkeits-


komponente Δvx senkrecht zur Flugrichtung der Elektronen. (Kontrolle: Δvx ≈ 120
m/s)

d) Um die Konsequenzen der Unschärferelation für den Fall des Doppelspalts zu ver-
anschaulichen, soll nun ein klassisches Teilchen betrachtet werden, das am Doppel-
spalt die in Teilaufgabe c) berechnete Geschwindigkeitskomponente Δvx besitzt. Be-
rechnen Sie den Abstand eines Teilchens ohne eine solche Geschwindigkeitskompo-
nente auf dem Schirm und vergleichen Sie mit den Abmessungen des Interferenzmus-
ters.

e) Der Interferenzversuch wird mit so wenigen Elektronen durchgeführt, dass die


Auftreffpunkte der einzelnen Teilchen auf dem Schirm nachweisbar sind. Dabei wird
der Doppelspalt dam Elektronenstrahl so kurz ausgesetzt, dass praktisch alle verwen -
deten Elektronen gleichzeitig durch den Doppelspalt treten. Beschreiben Sie anhand
einer Skizze das zu erwartende Schirmbild.

f) Nun wird der Versuch so durchgeführt, dass zwar die gleiche Elektronenzahl wie
in Teilaufgabe e) auf dem Schirm auftrifft, allerdings über einen deutlich längeren
Zeitraum verteilt, dass sich im Bereich des Doppelspalts stets nur ein Elektron befin-
det. Beschreiben Sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der Entstehung des zu
erwartenden Schirmbilds im Vergleich zu Teilaufgabe e). Erläutern Sie, ob und ggf.
wie sich die Schirmbilder nach Abschluss der beiden Versuche unterscheiden. Wel-
chen Einfluss hat die Wechselwirkung der Elektronen untereinander auf das Schirm-
bild?

g) Man kann ein ähnliches Schirmbild wie in Teilaufgabe e) auch mit Licht erzeugen.
Welche Bedingungen muss das dabei verwendete Licht erfüllen?

Kapitel 2 Quantenobjekte Seite 44


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Aufgabe 2.44: Abi 2013; Doppelspaltexperiment mit Heliumatomen

Anfang des 20. Jahrhunderts postulierte der Physiker de Broglie auf-


grund theoretischer Überlegungen, dass auch Materieteilchen eine Wellenlänge zuge-
ordnet werden kann.

a) Folgern Sie mit Hilfe der Masse-Energie-Beziehung E = m·c² , dass ein Photon
den Impuls p = h/λ besitzt. Führen Sie anschließend eine Analogiebetrachtung zwi-
schen Photonen und Materieteilchen durch, aus der sich die Festlegung der so genann-
ten De-Broglie-Wellenlänge ergibt.

Im Jahr 1991 wurde ein Doppelspaltexperiment mit Heliumatomen durchgeführt, das


die Theorie von de Broglie auch für Atome bestätigt. Gehen Sie im Weiteren davon
aus, dass sich im Experiment He4-Atome der Masse 4,002603 u mit einer Ge-
schwindigkeit von v = 970 m/s auf einen Doppelspalt zubewegen.

b) Berechnen Sie die nach den Überlegungen von de Broglie zu erwartende Wellenlän-
ge λ der He4-Atome.

Hinter dem Doppelspalt, der den


Spaltmittenabstand d = 8 μm
besitzt, ist im Abstand a = 64
cm ein Detektorschirm parallel
zur Doppelspaltebene montiert.
Auf dem Detektorschirm zeigt
sich ein typisches Interferenz-
muster. Das nebenstehende Dia-
gramm stellt die Anzahl der in
einer gewissen Zeit auf dem De-
tektorschirm registrierten Heli-
umatome in Abhängigkeit vom
Ort x relativ zum Maximum 0.
Ordnung dar.

c) Bestätigen Sie rechnerisch unter Verwendung des Diagramms die De-Broglie-Wel-


lenlänge der He4-Atome aus Teilaufgabe b). Veranschaulichen Sie alle in Ihrer Rech-
nung verwendeten Größen in einer übersichtlichen Skizze.

d) Für die Durchführung des beschriebenen Experiments ist eine weitgehend einheit -
liche Geschwindigkeit der He4-Atome wichtig. Begründen Sie diese Forderung und
erläutern Sie eine analoge Versuchsbedingung für einen Doppelspaltversuch mit Licht.

Kapitel 2 Quantenobjekte Seite 45


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e) In einer Abwandlung des oben beschriebenen Doppelspaltversuchs wird


die Teilchenzahl so stark reduziert, dass die He4-Atome auf dem Detek-
torschirm einzeln und nacheinander registriert werden können. Der Ver-
suchsaufbau selbst bleibt unverändert. Nehmen Sie zu jeder der folgenden Aussagen
begründet Stellung:
i) Der Auftreffort eines Atoms auf dem Detektorschirm lässt sich nicht konkret
vorhersagen.
ii) Jedes registrierte Atom hat genau einen der beiden Spalte passiert.
iii) Über die Verteilung der Auftrefforte auf dem Detektorschirm, die sich nach
vielen Stunden zeigt, lässt sich keine Aussage machen.

Kapitel 2 Quantenobjekte Seite 46


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3 Elektron im Potentialtopf
Energie: Ein Elektron wird durch eine Wellenfunktion beschrieben. Für Wellenfunkti-
onen schreibt man gerne Ψ oder φ. Zu jeder Wellenfunktion gehört eine bestimmte
Energie E des Elektrons, die sich im allgemeinen aus potentieller und kinetischer
Energie zusammensetzt.
Zustand: Besitzt das Elektron die Wellenfunktion k mit der Energie Ek dann
sagt man:"Das Elektron befindet sich im Zustand k mit der Energie Ek ." Bei ge-
bundenen Elektronen sind nur ganz bestimmte (diskrete) Werte für die Energie
möglich und keine dazwischen (Erinnere: 9te Klasse, diskrete Energieniveaus von
Atomen).
Grundzustand: Der Zustand mit der
kleinstmöglichen Energie heißt der
Grundzustand. Die Zustände mit
höherer Energie heißen angeregte
Zustände, also erster angeregter
Zustand für den Zustand mit der
zweitkleinsten Energie.
Übergang: Wenn das Elektron vom
Zustand k in den Zustand m über-
geht, gibt es die Energie  E=E k −E m ab, bzw. muss diese Energie aufnehmen.
Häufig wird die Energie in Form von Photonen mit der Energie E = h ∙ f umge-
setzt.

3.1 Unendlich hoher Potentialtopf


Unser Potentialtopf habe die Länge l. In-
nerhalb des Potentialtopfes ist die poten-
tielle Energie gleich Null. Außerhalb des
Topfes ist die potentielle Energie unend-
lich groß, deshalb kann sich das Elektron
unmöglich außerhalb des Topfes aufhalten.
Die Wellenfunktion muss deshalb außer-
halb des Topfes gleich Null sein. Wie die
Wellenfunktionen innerhalb des Topfes
aussehen überlegen wir uns anschaulich.

➔ Die gesuchten Wellenfunktionen sind sinusförmige, stehende Wellen.

Kapitel 3 Elektron im Potentialtopf Seite 47


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➔ Da die Wellenfunktion außerhalb des unendlich hohen Potential-


topfes bis zum Rand Topfes Null ist, muss die Wellenfunktion am
Rand des Potentialtopfes jeweils eine Nullstelle haben (Stetigkeit
der Wellenfunktion).

Die einfachste solche stehende Welle ist


die im Bild gezeichnete. Im Lauf der Rech-
nung werden wir erkennen, dass dies der
Grundzustand ist. Das Elektron hat im
Topf die potentielle Energie Null, besitzt
also nur kinetische Energie. Wir berechnen
Wellenlänge und Energie:
2 2
h h
 1 2
l=  =2⋅l ⇒ E= E kin= ⋅m⋅v = ⋅
2 2
1 m ⋅v
=
p 2
=

=
2⋅l
= 2
h2   
=
h2
2 2 2 m 2⋅m 2⋅m 2⋅m 4⋅l ⋅2⋅m 8⋅m⋅l 2

h2
Grundzustand:  1=2⋅l E 1=
8⋅m⋅l 2

Die nächstmögliche Wellenfunktion ist im


Bild gezeichnet. Für diese gilt:

l=  =l
1 2 m⋅v 2 m2⋅v 2
E=E kin= ⋅m⋅v = =
2 2 2⋅m
2
h

=
p 2
=

l
=
h2
2⋅m 2⋅m 2⋅m⋅l 2

h2
Erster angeregter Zustand:  2=l E 2=
2⋅m⋅l 2

Bei der k-ten Wellenfunktion passen k Stück halbe Sinuswellen in den Potentialtopf.
2 2
h⋅k h
λ
l=k⋅ k → λ k =
2⋅l 1
⇒ E k =E kin= ⋅m⋅v 2=
2
m⋅v m ⋅v
=
2 2
=
p 2
= =
2⋅l
=
( ) ( )
h2⋅k 2
λk
2 k 2 2 2m 2⋅m 2⋅m 2⋅m 8⋅m⋅l 2

Kapitel 3 Elektron im Potentialtopf Seite 48


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k-ter Zustand im unendlich hohen Potentialtopf:

2⋅l
l=k⋅λ → λk =
2 k

h2
Ek = 2
⋅k 2
8⋅m⋅l

Dabei ist k = 1; 2; 3; ... D.h. k darf nicht Null sein

Der Zustand mit k = 1 ist der Grundzustand.

Beachte: Der dritte Zustand (mit k = 3 ) ist der zweite angeregte Zustand. Der vier-
te Zustand (mit k = 4 ) ist der dritte angeregte Zustand, usw..

Wenn man die Wellenfunktion quadriert erhält man die Wahrscheinlichkeitsdichte


der Wellenfunktion in Abhängigkeit von x.

An den Knotenpunkten der stehenden Wellen sind die Aufenthaltswahrscheinlichkei-


ten jeweils Null. Beim Zeichnen achten Sie darauf, dass solche Graphen keine Ecken
haben sondern rund sind.

Kapitel 3 Elektron im Potentialtopf Seite 49


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Bemerkungen:

➔ Im Grundzustand ist die kinetische Energie größer als Null. D.h. das
Elektron kann nicht in Ruhe sein, das ist quantenmechanisch unmöglich.

➔ Je kleiner die Wellenlänge, desto größer ist die Energie des Teilchens.

➔ Das wir die potentielle Energie im Innern des Topfes gleich Null ge-
setzt haben ist keine Einschränkung. Bei einer potentiellen Energie
kann man sich ja immer einen beliebigen Vergleichspunkt wählen.

Modell:

Der unendlich hohe Potentialtopf ist zwar nur ein Modell,


das in der Natur gar nicht vorkommt. In der Physik be-
nutzen wir aber gern solche Modelle, weil sie sehr leicht
logisch zu untersuchen sind. Die Erkenntnisse kann man
dann nutzen, um wenigstens näherungsweise Aussagen
über tatsächlich existierende Systeme die dem Potential-
topf ähnlich sind machen zu können. Dem Potentialtopf ähnlich ist näherungsweise je-
des anziehende Potential, deshalb ist der Potentialtopf so allgemein.

Kapitel 3 Elektron im Potentialtopf Seite 50


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Aufgabe 3.45:

Ein Elektron befindet sich in einem Potentialtopf mit einer Länge von
0,8nm.

a) Bestimme die Energien des Grundzustands und der ersten zwei angeregten Zustän -
de und zeichne damit ein maßstabsgetreues Energieniveauschema für die ersten drei
Zustände.

b) Zeichne alle möglichen Übergänge bei denen ein Photon emittiert wird in das Ener -
gieniveauschema oben ein und bestimme die dazugehörigen Energien der Photonen.
Welche der Photonen liegen im sichtbaren Spektrum?

c) Durch den Potentialtopf wird die Ortsunschärfe des Elektrons stark eingeengt. Be-
stimme mit Hilfe der Heisenbergschen Unschärferelation das kleinstmögliche Impuls-
quadrat des Elektrons und damit seine kleinstmögliche Energie. Vergleiche mit der
Energie des Grundzustands und begründe ob das Ergebnis plausibel ist.

Diskrete Energiewerte, Linienspektren:

Die Tatsache, dass gebundene Elektronen nur ganz bestimmte Energieniveaus anneh-
men können ist die Ursache dafür, dass Systeme mit gebundenen Elektronen - z.B.
auch Atome oder Moleküle - nur Photonen mit ganz bestimmten Energiewerten -
also auch mit ganz bestimmten Wellenlängen - emittieren oder absorbieren können.
Dies führt zur Entstehung der charakteristischen Linienspektren im Gegensatz zu
kontinuierlichen Spektren. Buch S.44 und S.45 unbedingt nachlesen)

Kapitel 3 Elektron im Potentialtopf Seite 51


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Aufgabe 3.46:

a) Skizziere einen Versuchsaufbau zur Aufnahme des Emissionsspektrums


eines Leuchtenden Gases.

b) Eine meiner Lieblingsfragen: Ein Absorptionsspektrum entsteht dadurch, dass man


Licht aus einem kontinuierlichen Spektrum, in dem alle Wellenlängen vorkommen,
durch ein Gas schickt. Genau die Wellenlängen, welche das Gas emittieren kann, kann
es auch absorbieren. Diese Wellenlängen fehlen dann im Spektrum und sind im ,konti -
nuierlichen Spektrum als schwarze Striche sichtbar. Es ist aber so, dass die von den
Photonen angeregten Elektronen sehr schnell (Δt ≈ 10ns) wieder in den Grundzustand
zurückfallen und dabei wieder Photonen von genau der Wellenlänge emittieren, von
der sie angeregt wurden.

Weshalb fehlt dieses Licht dann trotzdem im Spektrum?

c) Auch eine meiner Lieblingsfragen: Eisen-Atome erzeugen ein charakteristisches Li-


nienspektrum mit den Wellenlängen 431nm, 438nm, 468nm und 527nm im sichtbaren
Bereich. Ein glühender Eisendraht erzeugt aber nicht diese Linien.

Weshalb ist das so?

Der glühende Draht erzeugt ein kontinuierliches Spektrum. Was lässt sich daraus für
die möglichen Zustände der Elektronen im Eisendraht folgern?

Aufgabe 3.47:

Ein Elektron im Potentialtopf emittiert Photonen der Wellenlänge 492,3nm. Diese


Photonen entstehen durch den Übergang vom zweiten angeregten Zustand in den ers-
ten angeregten Zustand.

Berechne die Länge l des Potentialtopfes.

Kapitel 3 Elektron im Potentialtopf Seite 52


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3.2 Mehrelektronensysteme
Spin:

Wir haben schon gesehen, dass ein Elektron nicht ohne kinetische Energie sein kann.
Das Elektron kann also nicht still stehen, das ist eine Quantenmechanische Unmög-
lichkeit (schon wegen der Unschärferelation). Ein Elektron kann außerdem auch nicht
ohne Drehimpuls existieren, d.h. jedes Elektron muss sich gewissermaßen um sich
selbst drehen. Man sagt, das Elektron besitzt einen Spin (genauso wie Protonen oder
Neutronen). Bezüglich einer beliebig gewählten Blickrichtung kann sich das Elektron
eher im Uhrzeigersinn drehen oder eher gegen den Uhrzeigersinn. Das Elektron kann
also nur genau zwei verschiedene Spin-Zustände annehmen. Spin up (  ) oder Spin
down (  ). Bei den Systemen die wir betrachten werden die beiden verschiedenen
Wellenfunktionen, die sich nur durch ihren Spin unterscheiden, immer dieselbe Ener-
gie besitzen.

Pauli-Prinzip:

In einem System mit mehreren Elektronen kann jede mögliche Wellenfunktion nur von
einem einzigen Elektron besetzt werden (das gilt auch für Systeme mit mehreren
Protonen oder für Systeme mit mehreren Neutronen). Die Wellenfunktionen, die wir
im Potentialtopf gefunden haben, waren aber noch nicht vollständig, es fehlt der Spin.
Von jeder dieser Wellenfunktionen gibt es also zwei Typen, eine mit Spin up und eine
mit Spin down. D.h. jeder energetische Zustand kann von zwei Elektronen besetzt
werden. Im Grundzustand mit mehreren Elektronen werden die energetischen Zustän-
de einfach von unten nach oben aufgefüllt, bis alle Elektronen einen Platz haben.

Aufgabe 3.48:

Berechne die Energie des Grundzustands und des ersten angeregten Zustands für ei-
nen Potentialtopf der Länge 0,5nm der mit 6 Elektronen besetzt ist. Welche Wellen-
länge haben die zu diesem Übergang gehörenden Photonen? Wo im EM-Spektrum lässt
sich diese Strahlung einordnen?

Kapitel 3 Elektron im Potentialtopf Seite 53


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Aufgabe 3.49: Arbeiten mit der Energieformel

a) Ein Potentialtopf der Länge 1,8 nm ist mit 10 Elektronen im Grundzu-


stand besetzt. Berechne die Anregungsenergie vom Grundzustand in den ersten ange-
regten Zustand.

b) Ein mit 18 Elektronen besetzter Potentialtopf emittiert beim Übergang vom ers-
ten angeregten Zustand in den Grundzustand ein Photon der Energie 1,8eV. Bestimme
die Länge des Potentialtopfs.

c) Ein mit 12 Elektronen besetzter Potentialtopf emittiert beim Übergang vom ers-
ten angeregten Zustand in den Grundzustand Licht der Wellenlänge 420 nm. Bestim-
me die Länge des Potentialtopfes.

d) Ein mit einem einzigen Elektron besetzter Potentialtopf emittiert beim Übergang
vom zweiten angeregten Zustand in den Grundzustand Photonen der Wellenlänge
180nm. Bestimme die Länge des Potentialtopfs.

e) Ein mit 15 Elektronen besetzter Potentialtopf emittiert beim Übergang vom


Grundzustand in den ersten angeregten Zustand Photonen der Wellenlänge 630 nm.
Bestimme die Länge des Potentialtopfs.

Kapitel 3 Elektron im Potentialtopf Seite 54


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3.3 Endlich hoher Potentialtopf


Bei einem endlich hohen Potentialtopf, der ein
realistischeres Modell für tatsächlich existie-
rende Systeme ist, legt man meist das Nullni-
veau der potentiellen Energie außerhalb des
Topfes. Das hat den Vorteil, dass gebundene
Zustände immer eine negative Energie besitzen,
und freie Zustände eine positive. D.h. in der
klassischen Vorstellung können Teilchen mit ei-
ner negativen Gesamtenergie den Potentialtopf
nicht verlassen. Die potentielle Energie im Innern des Topfes nennt man auch die Tie -
fe des Potentialtopfes.

Aufgabe 3.50:

Ein Teilchen mit einer kinetischen Energie von 4eV befindet sich in einem Potential-
topf mit einer Tiefe von 10eV.

a) Bestimme die Energie (Gesamtenergie) des Teilchens.

b) Weshalb ist das Teilchen im Potentialtopf gebunden?

c) Wie viel Energie müsste man dem Teilchen zuführen um es aus dem Potentialtopf
rauszukriegen.

Kapitel 3 Elektron im Potentialtopf Seite 55


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Wellenfunktionen im endlich hohen Potentialtopf

Tatsächlich in der Natur vor-


kommende Funktionen sind im-
mer rund, die Natur kennt
keine Ecken oder Kanten.

Deshalb sind die Wellenfunk-


tionen im realistischen endlich
hohen Potentialtopf auch rund
und insbesondere außerhalb
des Topfes nicht gleich Null.
D.h. dass auch die Aufent-
haltswahrscheinlichkeit eines
gebundenen Teilchens außer-
halb des Potentialtopfes nicht
gleich Null ist. Das ist sehr merkwürdig, weil nämlich

 das Teilchen gar nicht genug Energie hat, um den Potentialtopf zu ver-
lassen. Allein die potentielle Energie des Teilchens wäre außerhalb des
Topfes schon größer als die gesamte Energie, die das Teilchen über-
haupt besitzt. Im klassischen physikalischen Modell ist so etwas völlig
unmöglich. Das wäre so als würde ein Tischtennisball, der auf dem Bo-
den liegt, plötzlich auf dem Tisch auftauchen.

Kapitel 3 Elektron im Potentialtopf Seite 56


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Tunneleffekt

Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, dass man das gebundene


Teilchen außerhalb des Potentialtopfes beobachten kann.

Die Wahrscheinlichkeit für das Tunneln eines Teilchens durch eine Potentialbarriere
ist dabei umso größer,

➔ je kleiner das Teilchen


ist

➔ je größer die Energie


des Teilchens ist

➔ je schmaler die Poten-


tialbarriere ist.

 Wenn die Energie des


Teilchens größer als
die Höhe der Potenti-
albarriere ist, kann
man nicht mehr von
Tunneln sprechen!

Kapitel 3 Elektron im Potentialtopf Seite 57


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Schlussbemerkung: Wellenfunktionen

Jeder Punkt der Welle hat eine momentane Auslenkung. Die maximale
Auslenkung der Punkte der Welle heißt die Amplitude der Welle an diesem Punkt. Die
Auslenkung der Punkte der Wellenfunktion hat keine geometrische Bedeutung. Die
Auslenkung ist einfach eine Eigenschaft der Welle, die zu jeder Zeit an allen Punkte
der Welle verschieden sein kann.

Die Auslenkung der Wellenfunk-


tion eines Teilchens hat außer-
dem zwei Dimensionen, wodurch
sie schwer darzustellen ist. Das
Bild rechts ist der Versuch einer
solchen Darstellung für eine ein-
dimensionale Wellenfunktion wie
wir sie im Potentialtopf ange-
nommen haben.

Kapitel 3 Elektron im Potentialtopf Seite 58


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3.4 Abi mit Lösung


Aufgabe 3.51: Abitur 2012

In einem Potentialtopf der Länge 1,44nm befinden sich 12 Elektronen.

a) Begründen Sie anschaulich und ohne Rechnung, warum ein im Potentialtopf einge-
sperrtes Elektron grundsätzlich nur diskrete Energien annehmen kann. Erläutern Sie,
warum seine kinetische Energie im Grundzustand nicht Null sein kann.

b) Im Inneren des Topfes gilt E pot =0 ; für die n-te Wellenlänge eines Elektrons im
2⋅l
n-ten Quantenzustand ist  n=  n=1 ; 2 ; 3 ; ... bekannt.
n

h2
Leiten Sie damit den Term E n= E n , kin= 2
⋅n 2 für die Energie des Elektrons im n-
8 ml
ten Quantenzustand her.

Mit  n wird die Wellenfunktion eines Elektrons und mit ∣ n∣ die zugehörige
2

Wahrscheinlichkeitsdichte des n-ten Quantenzustands bezeichnet.

c) Geben Sie die Quantenzahlen n an, für welche die Wahrscheinlichkeitsdichte


∣ n∣ in der Mitte des Potentialtopfes gleich Null ist.
2

Im Absorptionsspektrum des Topfes findet man experimentell bei der Wellenlänge


500nm eine Linie, die dem Übergang vom Grundzustand des Moleküls in den ersten an-
geregten Zustand entspricht.

d) Begründen Sie, warum im Grundzustand des Topfes die Energieniveaus von E1


bis E 6 besetzt sind.

e) Berechnen Sie mit Hilfe des Potentialtopfmodells die Wellenlänge der Absorpti-
onslinie. Um wie viel Prozent weicht dieser berechnete Wert vom experimentell be-
stimmten Wert ab?

f) In Wirklichkeit ist der Potentialtopf nur endlich hoch. Skizzieren Sie für einen sol-
chen Potentialtopf die Wahrscheinlichkeitsdichte eines Elektrons im Quantenzustand
n = 2 und erläutern Sie den wesentlichen Unterschied bezüglich des Elektronenver-
haltens zum unendlich hohen Potentialtopf.

Kapitel 3 Elektron im Potentialtopf Seite 59


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Aufgabe 3.52:Abi 2000; eindimensionaler Potentialtopf

In dem organischen Molekül β-Carotin können sich 22 Elektronen prak-


tisch frei entlang einer Kohhlenwasserstoffkette bewegen, das Molekül aber nicht
verlassen. Das Verhalten dieser Elektronen kann näherungsweise durch das quanten-
mechanische Modell des eindimensionalen Potentialtopfs der Länge a beschrieben
werden.

a) Leiten Sie einen Ausdruck für die möglichen Energien eines Elektrons in einem sol -
chen Potentialtopf her und erklären Sie den Begriff Nullpunktsenergie.

h2 2
(Kontrolle: E n= 2
⋅n )
8⋅m e⋅a

b) Beschreiben Sie mit einer Skizze den Verlauf der Aufenthaltswahrscheinlichkeit


eines Elektrons im Zustand n = 2.

c) Im Grundzustand sind die tiefsten der in Teilaufgabe 2a berechneten Energieni-


veaus mit jeweils zwei Elektronen besetzt. Im Absorbtionsspektrum von β-Carotin
findet man eine Linie mit der Wellenlänge λ = 451 nm. Diese Linie entspricht dem
Übergang vom Grundzustand des Moleküls in den ersten angeregten Zustand. Berech-
nen Sie die Länge der Kohlenwasserstoffkette.

Kapitel 3 Elektron im Potentialtopf Seite 60


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Aufgabe 3.53: Abi 2008; Leuchtstoffe

Leuchtstoffröhren sind Niederdruck-Gasentladungslampen, häufig mit


Quecksilberdampf als Füllgas. Ihr Funktionsmechanismus entspricht einer Elektro-
nenstrahlröhre, die mit wenig Quecksilberdampf gefüllt ist. Im Betrieb emittieren
die Quecksilberatome u.a. Ultraviolettstrahlung.

a) Erklären Sie kurz, wie es zur Entstehung dieser Strahlung kommt.

b) In der Beschichtung von Leuchtstoffröhren befinden sich Moleküle, die die UV-
Strahlung der Quecksilberatome in sichtbares Licht umwandeln. Die Anregungszu-
stände eines solchen Leuchtstoffmoleküls können näherungsweise durch das Modell
eines eindimensionalen Potentialtopfs beschrieben werden.

b) Erläutern Sie die Modellvorstellung eines Elektrons im unendlich tiefen, eindimen-


sionalen Potentialtopf und zeigen Sie, dass sich in diesem Modell die Energiestufen
durch die Beziehung

h2 2
E n= 2
⋅n
8⋅m e⋅L

beschreiben lassen, wobei L die Länge des Potentialtopfs ist.

Ultraviolettstrahlung mit der Wellenlänge 253 nm soll das Leuchtstoffmolekül vom


Grundzustand in den zweiten angeregten Zustand bringen.

c) Bestätigen Sie, dass der Potentialtopf 0,783 nm lang sein muss.

d) Zeichnen Sie für das Leuchtstoffmolekül ein Energieniveauschema (Energie in eV)


bis zum 2. Anregungszustand und zeigen Sie, dass eine Umwandlung in sichtbares
Licht möglich ist.

Kapitel 3 Elektron im Potentialtopf Seite 61


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Aufgabe 3.54: Abi 2001

Bei einem Teilchen der Masse m, das sich nur eindimensional in einem Be-
reich der Länge l kröftefrei bewegen kann, beobachtet man eine Quantisierung der
Energie.

a) Berechnen Sie die möglichen Wellenlängen der zugeordneten de-Broglie Wellen


und zeigen Sie, dass nur die Energiestufen

h2 2
E n= 2
⋅n ; n∈ℕ möglich sind.
8⋅m⋅l

Elektromagnetische Strahlung mit einem kontinuierlichen Spektrum trifft auf Eine-


lektronensysteme der beschriebenen Art. Man beobachtet im Spektrum des durchge-
lassenen Lichts Absorptionslinien, deren langwelligste bei λ = 1,0 µm liegt.

b) Drücken Sie für ein Elektron die Energiedifferenz zwischen dem ersten angereg-
ten Zustand und dem Grundzustand aus und berechnen Sie die Länge l.

Aufgabe 3.55: Abi 2007; Eindimensionaler Potentialtopf

Das Zustandekommen von diskreten Energieniveaus (charakterisiert durch die Quan-


tenzahl n) für ein in der Atomhülle gebundenes Elektron kann am Modell des eindi-
mensionalen, unendlich hohen Potenzialtopfs veranschaulicht werden. Hier soll sich
das Elektron in einem Potenzialtopf der Länge l = 0,14 nm kräftefrei bewegen.

a) Zeige, dass für den Impuls des Elektrons im Potentialtopf nach de Broglie gilt:

h
p n= ⋅n ; (n∈ℕ)
2⋅l

b) Berechnen Sie damit den kleinstmöglichen Energiewert des Elektrons im Potenzial-


topf und erläutern Sie, inwiefern das Ergebnis einen Widerspruch zur klassischen
Physik darstellt.

c) Bestimmen Sie die Werte der Quantenzahl n, bei denen von einer nichtrelativisti-
schen Bewegung des Elektrons im Potenzialtopf der angegebenen Länge ausgegangen
werden darf.

Kapitel 3 Elektron im Potentialtopf Seite 62


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Aufgabe 3.56: G8 Muster-Abi 2010; Wellenfunktionen

Im Diagramm ist der Verlauf eines eindimensionalen, endlich tie-


fen Potentialtopfs skizziert; darunter sind die Wellenfunktionen
des Grundzustands und der ersten drei angeregten Zustände für
ein gebundenes Elektron gezeichnet.

a) Begründen Sie, dass die Funktionen Фe und Фf keine Wel-


lenfunktionen eines gebundenen Elektrons sein können.

b) Die Werte der Wellenfunktionen ψa bis ψd sind am Rand


und außerhalb des Potentialtopfs nicht Null. Was bedeutet das
für das betreffende Elektron? Inwiefern unterscheidet sich
hier das quantenmechanische Weltbild von unserer klassischen
Vorstellung?

c) Nun wird das Potential so verändert, dass der Potentialtopf


tiefer ist. Wie verändern sich dadurch die Werte der Wellen-
funktionen außerhalb des Potentialtopfes? Begründen Sie ihre
Antwort!

d) Sortieren Sie die Wellenfunktionen ψa bis ψd nach der zugehörigen Energie.


Begründen Sie die Wahl ihrer Reihenfolge.

e) Das Elektron befinde sich in dem Zustand, der durch ψa beschrieben wird. Kenn-
zeichne in der Zeichnung die Stellen zwischen -r und r, an denen die Wahrschein-
lichkeit, das Elektron anzutreffen, am größten bzw. am kleinsten ist. Begründe!

Kapitel 3 Elektron im Potentialtopf Seite 63


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4 Atome
Wenn wir von Atomphysik sprechen, meinen wir die Physik der Atomhülle, also das
Verhalten der Elektronen in der Atomhülle. Die Physik des Verhaltens der Protonen
und Neutronen im Kern bezeichnet man als Kernphysik.

4.1 Das Wasserstoffatom: Wellenfunktionen


Im einfachsten Atom überhaupt (ein Proton und ein Elektron) gibt es für jedes Ener-
gieniveau des Elektrons mehrere Wellenfunktionen (man spricht von k-facher Entar-
tung, wenn es zu einem Energieniveau k verschiedene Wellenfunktionen gibt), die man
durch sogenannte Quantenzahlen charakterisiert.

Orbital

Die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons ∣∣2 an den verschiedenen Punk-


ten im Raum bezeichnet man als Orbital. Sie lässt sich graphisch darstellen (Beispiele
siehe Buch S.65). Verschiedene Wellenfunktionen haben verschiedene Orbitale.

Hauptquantenzahl, n = 1; 2; 3; ...

Das Energieniveau des Elektrons ist nur von der Hauptquantenzahl abhängig. Je grö-
ßer das n, desto weiter ist das Elektron vom Atomkern
entfernt. Man sagt deshalb auch:"Das Elektron befindet
sich auf der n-ten Schale." Die Schalen werden auch mit
Großbuchstaben bezeichnet.

Banhdrehimpulsquantenzahl (Nebenquantenzahl), l = 0; 1; ... ;(n-1)

Die Wellenfunktion dreht sich um den


Atomkern. Wie stark diese Drehung
ist, gibt die Bahndrehimpulsquanten-
zahl an. Sie beeinflusst am stärksten
die geometrische Gestalt des Orbi-
tals, deshalb benennt man die Orbita-
le nach ihrer Nebenquantenzahl mit
Kleinbuchstaben. Genauere Form: siehe Buch S. 63 und S.66 (die Bilder der s-Orbitale
auf S.63 sind aber leider falsch!). An den Bildern erkennt man, dass die Gestalt der
Orbitale auch stark von der Hauptquantenzahl n abhängt.

Kapitel 4 Atome Seite 64


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Grundsätzlich gilt: Je größer die Hauptquantenzahl n,

1) desto größer ist die räumliche Ausdehnung der Orbitale. D.h. das Elek-
tron hält sich bei größerem n auch weiter weg vom Kern auf.

2) desto mehr strukturelle Details haben die Orbitale.

Das Bild zeigt grob die ungefähre Ge-


stalt der ersten drei s-Orbitale. Je
größer die Hauptquantenzahl n, desto
mehr Kugelschalen besitzt das Orbi-
tal. Beachte, dass das 3s-Orbital die
Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines
einzelnen Elektrons zeigt, nicht von
mehreren Elektronen. Direkt am Kern
ist die Aufenthaltswahrscheinlichkeit
übrigens immer groß, auch für höhere
Hauptquantenzahlen.

Magnetquantenzahl, m = -l; ... ; -1; 0; 1; ... ; l

Gibt die Orientierung des Orbitals im Raum an, also in welche Richtung die Keule des
p-Orbitals zeigt. Die Kugel eines s-Orbitals kann man nicht verschieden ausrichten, es
hier also auch keine verschiedenen Magnetquantenzahlen, sondern nur m = 0.

Spinquantenzahl, s = -½; +½

Bei jeder der bisher beschriebenen Wellenfunktionen hat das Elektron noch die Mög-
lichkeiten Spin up (  ; s = +½ ) oder Spin down (  ; s = -½ ).

Mögliche Zustände

Ohne Berücksichtigung des Spins gibt es dann mit der Bezeichnung (n;l;m) folgende
möglichen Zustände.

(1;0;0)

(2;0;0) ; (2;1;-1) ; (2;1;0) ; (2;1;1)

(3;0;0) ; (3;1;-1) ; (3;1;0) ; (3;1;1) ; (3;2;-2) ; (3;2;-1) ; (3;2;0) ; (3;2;1) ; (3;2;2)

und so weiter.

Kapitel 4 Atome Seite 65


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Die mögli-
chen Zustän-
de kann man
auch in einem Baumdia-
gramm (siehe Buch S.68)
oder - was ich am über-
sichtlichsten finde in ei-
nem Kästchendiagramm
darstellen. Hier be-
kommt jede neue Schale ein neues Orbital und jedes neue Orbital hat zwei Kästchen
mehr als das vorherige Orbital. In einem Mehrelektronensystem kann dann jedes
Kästchen mit zwei Elektronen gefüllt werden (Spin up oder Spin down).

Man kann zeigen, dass es für jedes Energieniveau, also für jedes n ohne Berücksichti-
gung des Spins n 2 verschiedene Zustände und mit Berücksichtigung des Spins
2⋅n2 verschiedene Zustände gibt.

n=1: 2⋅12=2 verschiedene Zustände in der ersten Schale (K-Schale)


n=2: 2⋅22=8 Zust. in der L-Schale ; n=3: 2⋅32=18 Zust. in der M-Schale, usw.

4.2 Energieniveaus im Wasserstoffatom


Die Energie einer elektronischen Wellenfunktion ist nur abhängig von der Hauptquan -
tenzahl n. Alle Elektronen auf einer bestimmten Schale haben also dieselbe Energie.
Legt man das Nullniveau der potentiellen Energie ins Unendliche (wie üblich) gilt für
die Energie eines Elektrons mit Hauptquantenzahl n die Gleichung:

1
E n=−R H⋅h⋅c⋅ 2
; mit RH der Rydbergkonstante
n

Die Energie besteht aus potentieller Energie (negativ) und kinetischer Energie (posi-
tiv). Die Gesamtenergie ist negativ, da es sich um gebundene Zustände handelt.

➔ Erinnerung: Die Bindungsenergie ist die Größe der Energie, die man ei-
nem Elektron zuführen muss, um es aus dem Atom zu befreien. Weil
dabei ein Ion entsteht, also ein Atom ionisiert wird nennt man diese
Energie auch Ionisierungsenergie.
 Legt man das Nullniveau der potentiellen Energie ins Unendliche - so
wie üblich - , dann ist die Bindungsenergie (Ionisierungsenergie) gleich
dem Betrag der Energie des Elektrons im Grundzustand.

Kapitel 4 Atome Seite 66


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Begriff: Ionisierungsenergie

Erste Ionisierungsenergie -> Die Energie, welche notwendig ist, um ein


Elektron aus dem Atom zu entfernen

Zweite Ionisierungsenergie -> Die Energie, welche notwendig ist, um ein zweites
Elektron aus einem bereits ionisierten Atom zu entfernen

Aufgabe 4.57:

a) Bestimme für das Elektron im Wasserstoffatom die Energie auf den Schalen K, L
und M und trage sie maßstabsgetreu in ein Energieniveauschema ein. Trage zusätzlich
die Grenzenergie für ein freies Elektron (n = ∞) ein.

b) Photonen, die durch zurückfallen auf die K-Schale aus einer höheren Schale ent-
stehen, bilden im Linienspektrum des Wasserstoffs die sogenannte Lyman-Serie. Be-
rechne die Wellenlänge für den Übergang von L nach K und begründe damit, dass die
gesamte Lyman-Serie nicht im sichtbaren Bereich liegt.

c) Photonen, die durch zurückfallen auf die M-Schale aus einer höheren Schale (nicht
aus einem ungebundenen Zustand) entstehen, bilden im Linienspektrum die sogenannte
Paschen-Serie. Berechne die Wellenlänge für den Übergang eines freien Elektrons
ohne kinetische Energie auf die M-Schale und begründe damit, dass die gesamte Pa-
schen-Serie nicht im sichtbaren Bereich liegt.

d) Können Wasserstoffatome im Grundzustand durch Wechselwirkung zum einen mit


Photonen, zum anderen mit Elektronen jeweils der Energie 11 eV zur Emission von
Strahlung angeregt werden? Begründe deine Antwort und berechne gegebenenfalls
die Wellenlänge der emittierten Strahlung.

Kapitel 4 Atome Seite 67


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4.3 Atome mit mehr Elektronen, Periodensystem


Bei Atomen mit mehr Elektronen entsteht unter anderem folgendes neue
Problem.

 Jedes Elektron ist nicht nur dem Kernpotential sonder dem elektri-
schen Potential der anderen Elektronen ausgesetzt, von magnetischen
Wechselwirkungen ganz abgesehen.

Wenn man also die Wellenfunktion des letzten Elektrons bestimmen will, muss man
das von den wirren Wellenfunktionen der anderen Elektronen erzeugte Potential ken-
nen. Die Wellenfunktionen der anderen Elektronen kann man aber erst bestimmen,
wenn man das von der Wellenfunktion des letzten Elektrons erzeugte Potential kennt.
Die Katze beißt sich in den Schwanz. Man hat also keine andere Wahl, als sich eine
Methode zu überlegen, wie man die Wellenfunktion aller Elektronen unter Berücksich-
tigung ihrer gegenseitigen Wechselwirkung in einem einzigen Rechenverfahren gleich-
zeitig rauskriegt.
 Zum Glück sind die Wellenfunktionen der Elektronen größerer Atome
den Wasserstoff-Wellenfunktionen ähnlich genug, so dass wir die vom
Wasserstoff bekannten Quantenzahlen (n;l;m) benutzen können um die
Wellenfunktionen zu charakterisieren.
 Die Energie hängt jetzt aber nicht mehr nur von der Hauptquantenzahl
n sondern auch noch stark von der Bahndrehimpulsquantenzahl (Ne-
benquantenzahl) l ab.
 Zum Glück gibt es ein einfaches Schema für die Reihenfolge in der die
Orbitale mit Elektronen besetzt werden.
Es werden die Zustände entlang jeder Diagonalen immer von
rechts oben nach links unten besetzt. Die Diagonalen von oben
nach unten.

Jedes Orbital wird zuerst vollständig besetzt, bevor das


nächste angefangen wird.

Innerhalb der Orbitale werden zuerst die einzelnen Magnet-


quantenzahlen mit jeweils einem Elektron besetzt bevor dann
überall noch ein zweites (mit dem anderen Spin) dazukommt.

Kapitel 4 Atome Seite 68


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Ich mach die ersten Paar vor, dann kapiert man's besser.

 Es gibt leider ein Paar Elemente, die diesem schönen, einfachen Sche-
ma nicht folgen. Es weicht aber immer nur eins oder höchstens zwei
Elektronen vom Schema ab. Deshalb bekommt man mit dem Schema
trotzdem eine sehr gute Näherung für die Elektronenkonfiguration.
 Die bösen Elemente sind die Nummern: 24, 29, 41 — 47, 57, 64, 78,
79, 89 — 93. Das sind nur 18 von insgesamt 94 Stück.

Wir tun im weiteren einfach so, als gäb's diese separatistischen Abweichler nicht.

Hauptgruppe

Die Elemente, die zuletzt ein s- oder p-Orbital besetzt haben, sind Hauptgruppenele-
mente. Diejenigen mit der selben Konfiguration auf den äußersten s- und p-Orbitalen
haben ähnliche chemische Eigenschaften und bilden eine Hauptgruppe.

Die Hauptgruppen werden mit römischen Ziffern nummeriert. Die Nummer gibt die
Anzahl der Elektronen auf der äußersten Schale (größte Hauptquantenzahl n) an.

Nebengruppe

Die Elemente, die zuletzt ein d-Orbital besetzt haben,


nennt man Nebengruppenelemente. Das erste Nebengrup-
penelement ist die Nummer 21.

Kapitel 4 Atome Seite 69


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Lanthanoide

Die Elemente, die zu-


letzt ein f-Orbital besetzt haben,
heißen Lanthanoide oder Actinoide.
Das erste brave Lanthanoid ist die
Nummer 58, Cerium. (Nummer 57,
Lanthan ist leider ein Abweichler).

Die wenigen natürlichen Actinoide


sind mit Ausnahme vom Plutonium
allesamt Abweichler.

Periode

Die Nummer der Periode (arabische Ziffern) gibt die Nummer der äußersten besetz-
ten Schale an.

Beispiele:

Gemeint sind immer nur Hauptgruppenelemente.

a) Das Element mit mit 6 Elektronen auf der äußersten dritten Schale ist in der 3. Pe -
riode und in der VI. Hauptgruppe und besitzt die Elektronenkonfiguration

1s2 2s 2 2p6 3s 2 3p 4 bzw. [Ne ]3s2 3p4

b) Das Element mit 4 Elektronen auf der äußersten zweiten Schale ist in der 2. Perio-
de und in der IV. Hauptgruppe und besitzt die Elektronenkonfiguration

1s2 2s 2 2p2 bzw. [ He]2s 2 2p 2

c) Das Element mit 2 Elektronen auf der äußersten vierten Schale ist in der 4. Perio -
de und in der 2. Hauptgruppe und besitzt die Elektronenkonfiguration

1s2 2s 2 2p6 3s 2 3p6 4s 2 bzw. [ Ar ] 4s2

Kapitel 4 Atome Seite 70


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Aufgabe 4.58:

Bestimme mit dem Besetzungsschema oben die Hauptgruppe und die Peri-
ode folgender Elemente:

Nummer 16 (Schwefel); Nummer 37 (Rubidium); Nummer 52 (Tellur); Nummer 86


(Radon)

Damit's schneller geht, ein paar Besetzungsschemata.

Kapitel 4 Atome Seite 71


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Aufgabe 4.59:

Beim Auffüllen eines Orbitals (z.B. eines p-Orbitals mit drei verschiedenen Magnet-
quantenzahlen) werden zuerst die verschiedenen Magnetquantenzahlen nur einfach
besetzt. Erst wenn alle Magnetquantenzahlen einfach besetzt sind, kommt in jedes
noch ein zweites Elektron mit anderem Spin.

Gib eine anschauliche Begründung, weshalb zwei Elektronen mit verschiedenen Ma-
gnetquantenzahlen eine niedrigere Energie haben als mit derselben Magnetquanten-
zahl.

Kapitel 4 Atome Seite 72


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Aufgabe 4.60:

Ordne mit Hilfe von Formelsammlung S.50 die Spektren den richtigen
Elementen zu.

Aufgabe 4.61:

Ein System mit einem Elektron liefert im Spektrum die Wellenlängen 364nm, 695nm
und 765nm.

a) Bestimme die Energiedifferenzen für die dazugehörigen Übergänge.

b) Zeichne mit Hilfe von a) ein skaliertes und beschriftetes Energieniveauschema für
dieses System.

Aufgabe 4.62:

Photonen im sichtbaren Spektrum haben Energien zwi-


schen 1,6eV und 3,2eV. Ein System mit einem Elektron
habe den Grundzustand mit Energie Null und zwei ange-
regte Zustände. Alle drei hier möglichen Übergänge
führen zu Photonen im sichtbaren Spektrum.

Gib die Energien der beiden angeregten Zustände an.


Begründe deine Antwort.

Kapitel 4 Atome Seite 73


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Das Besetzungsschema oben kann man auch benut-


zen, um ein qualitatives Energieniveauschema für
die einzelnen Elektronen in einem Atom anzugeben.
Im Bild ist noch der Übergang vom ersten angeregten in den
Grundzustand eingezeichnet.

Aufgabe 4.63:

Das Element mit der Ordnungszahl 11 heißt Natrium. Bei den angeregten Zuständen
gehen wir davon aus, dass immer nur das oberste Elektron seinen Zustand wechselt.
Die anderen Elektronen verbleiben in ihren Zuständen.

a) Fertige ein qualitatives Energieniveauschema inklusive der ersten drei angeregten


Zustände für die Elektronen im Natrium-Atom an.

Der Übergang von ersten angeregten Zustand in den Grundzustand erzeugt Photonen
der Wellenlänge 589nm (gelb Farbe von Na-Dampflampen), der vom zweiten angereg-
ten Zustand in den ersten angeregten Zustand Photonen der Wellenlänge 1140nm. Im
Grundzustand hat das äußerste Elektron eine Bindungsenergie von 5,1eV.

b) Berechne die Energien der ersten beiden angeregten Zustände.

Kapitel 4 Atome Seite 74


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4.4 Stabilität von voll besetzten Orbitalen


Voll besetzte Orbitale sind stabiler als nur teilweise
besetzte. Besonders stabil sind die Elektronenhüllen
von Atomen, die als letztes ein p-Orbital voll besetzt
haben. Diese Elemente nennt man Edelgase.

Das Bild zeigt den Verlauf der Ionisierungsenergie (die


Energie, die man braucht, um dem Atom ein Elektron zu
entreißen) in Abhängigkeit der Ordnungszahl. Die Ele-
mente welche zuletzt ein Orbital voll besetzt haben,
haben im Vergleich zu ihren Nachbarn besonders hohe
Ionisierungsenergien, da ihre Elektronenhüllen beson-
ders stabil sind. Am Diagramm erkennt man auch, dass
der Effekt mit zunehmender Ordnungszahl abnimmt.

Aufgabe 4.64:

Am Diagramm erkennt man, dass die Elemente mit den


Ordnungszahlen 2, 4, 10, 12 und 18 im Vergleich zu
ihren Nachbarn höhere Ionisierungsenergien besitzen.

a) Gib die Bezeichnung der Elemente an und gib die


Elektronenkonfiguration auf der jeweils äußersten
Schale an. Welche Orbitale auf der äußersten Schale
sind jeweils voll besetzt?

b) Begründe, weshalb die Ionisierungsenergie mit zu-


nehmender Ordnungszahl tendenziell kleiner wird.

Kapitel 4 Atome Seite 75


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4.5 Abi mit Lösung


Aufgabe 4.65: Abi 1998; Quantenhafte Emission und Absorption von Energie

Durchstrahlt man Na-Dampf, dessen Atome sich im Grundzustand befinden, mit Glüh-
licht, so stellt man im Spektrum es durchgelassenen Lichtes eine dunkle Linie fest.
Die zugehörige Wellenlänge ergibt sich zu ca. 590 nm.

a) Erklären Sie das Zustandekommen dieser dunklen Linie und zeigen Sie, dass die
zugehörige Anregungsenergie 2,1 eV beträgt.

Die Anregung der Na-Atome, die stets vom Grundzustand aus erfolgt, werden nun
durch Beschuss mit Elektronen durchgeführt. Erreicht die maximale kinetische Ener-
gie der Elektronen 3,2 eV, so treten im zugehörigen Emissionsspektrum neben der Li-
nie mit der Wellenlänge 590 nm erstmals weitere Linien auf.

b) Zeichne auf der Grundlage der bisherigen Informationen ein Energieniveauschema


und berechne die größte im Emissionsspektrum zu erwartende Wellenlänge.

Kapitel 4 Atome Seite 76


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Aufgabe 4.66: Abi 2006; Argon-Ionen-Laser

Angeregte Argon-Ionen-Zustände werden zum Erzeugen von Laserlicht


verwendet.

a) Welche Geschwindigkeit müssen Elektronen mindestens haben, um ein Argon-Atom


zu ionisieren, wenn dafür eine Energie von 16,0 eV notwendig ist?

Das Laserlicht entsteht beim Übergang der Argon-Ionen vom Zustand 4p in den Zu-
stand 4s (siehe Bild). Um das obere Laserniveau 4p zu erreichen, ist zusätzlich zur
Ionisierung noch eine Anregung des Ions durch einen Elektronenstoß erforderlich.

b) Ein Elektron der Geschwindigkeit 4,2⋅106 m/s verliert


bei der Ionisation von Argon-Atomen 30% seiner Geschwin-
digkeit. Untersuchen Sie durch Rechnung, ob dieses Elek-
tron anschießend noch in der Lage dazu ist, ein Argon-Ion in
das obere Laserniveau 4p anzuregen.

c) Berechnen Sie die Wellenlänge des Laserlichts.

d) Vom unteren Laserniveau 4s fallen die angeregten Argon-


Ionen in kürzester Zeit wieder in den Grundzustand Ar +
zurück. Hierbei wird ungenutzte Energie frei. Welcher Wir-
kungsgrad ergibt sich hiermit höchstens für den Laser? Die
Anfängliche Ionisierungsarbeit soll unberücksichtigt blei-
ben.

e) Geben Sie eine mögliche Ursache dafür an, dass der Wirkungsgrad in Wirklichkeit
unter dem in Teilaufgabe d errechneten Wert liegt.

Kapitel 4 Atome Seite 77


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Aufgabe 4.67: Abi 1999

Das Linienspektrum eines


Atoms steht in engem Zu-
sammenhang mit dessen
Energiestufen-Schema. Das
erste Bild zeigt Emissions-
linien einer bestimmten
Serie des Wasserstoff-
Spektrums, das zweite Bild
zeigt einen Ausschnitt aus dem Energiestufen-Schema des
Wasserstoffatoms.

a) Welcher Übergang im Energiestufen-Schema führt zur Emission der Linie mit der
Wellennlänge 1,875 µm?

b) Erklären Sie qualitativ das Zustandekommen der übrigen Linien dieser Serie.

c) Bestätigen Sie durch Rechnung, dass die Wellenlänge der kurzwelligen Seriengren-
ze dieser Serie 0,82 µm beträgt.

Ein positiv geladenes Wasserstoff-Ion fängt ein freies Elektron mit geringer kineti-
scher Energie (kleiner 0,1 eV) ein, wobei ein Photon mit λ = 800 nm entsteht.

d) Ermitteln Sie durch Rechnung und Vergleich mit den Bildern oben, auf welchem
Energieniveau sich das Elektron unmittelbar nach dem Einfang durch das Wasser-
stoff-Ion befindet. (Kontrolle: n = 3)

e) Berechnen Sie die Geschwindigkeit des Elektrons vor dem Einfang.

Kapitel 4 Atome Seite 78


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Aufgabe 4.68: Abi 2001

Mit einfachen atomphysikalischen Modellen lässt sich eine Reihe von Ex-
perimenten erklären:

a) In die Flamme eines Bunsenbrenners wird Kochsalz gebracht. Warum färbt sie
sich dabei intensiv gelb?

b) Das Licht einer Natriumdampflampe fällt auf einen Schirm. Bringt man eine mit
Kochsalz beschickte Bunsenbrennerflamme in den Strahlengang, so erscheint ein
deutlich sichtbarer Schatten der Flamme. Erklären Sie diesen Sachverhalt.

c) Beschreiben Sie, was zu beobachten ist, wenn ein schmales Lichtbündel einer Na-
triumdampflampe auf einen mit Natriumdampf gefüllten Glaskolben trifft.

d) Erklären Sie, weshalb der in c) beschrieben Effekt nicht eintritt, wenn man das
Lichtbündel der Natriumdampflampe auf ein Gefäß mit einer Kochsalzlösung (NaCl)
richtet.

e) Nun durchsetzt das Licht einer Kohlebogenlampe mit kontinuierlichem Spektrum


den mit Natriumdampf gefüllten Glaskolben und wird anschließend mittels eines opti-
schen Gitters spektral zerlegt. Beschreiben und erklären Sie das entstehende Spek-
trum.

Kapitel 4 Atome Seite 79


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Aufgabe 4.69: Abi 2002

Elektronen mit der kinetischen Energie 10,0 eV treffen auf ein Gas aus
Wasserstoffatomen, die sich zum größten Teil im Grundzustand, zum kleinen Teil im
ersten angeregten Zustand befinden.

a) Weisen Sie nach, dass die Wasserstoffatome im Grundzustand von den Elektronen
nicht angeregt werden können.

b) Zeigen Sie, dass die Wasserstoffatome im ersten angeregten Zustand von den
Elektronen in jeden beliebigen höheren Zustand angeregt und auch ionisiert werden
können.

c) Geben Sie ein mögliches Verfahren an, um die kinetische Energie der Elektronen
zu messen, nachdem sie durch das Wasserstoffgas geflogen sind.

d) Erklären Sie, wie die drei Werte 10,0 eV, 8,1 eV und 7,5 eV im Energiespektrum
dieser Elektronen zustande kommen.

Ein Wasserstoffatom kann ein zusätzliches Elektron an sich binden, so dass ein nega-
tiv geladenes Hˉ-Ion entsteht. Bei diesem Vorgang wird ein Photon emittiert. Im
Grundzustand des Hˉ-Ions ist das überzählige Elektron mit 0,75 eV an das Wasser-
stoffatom gebunden.

e) Erklären Sie, weshalb das bei der Bildung von Hˉ-Ionen im Grundzustand auftre-
tende Emissionsspektrum kontinuierlich mit einer langwelligen Grenze λg ist, und be-
rechnen Sie λg.

Durch Photonenabsorbtion können die Hˉ-Ionen wieder in Wasserstoffatome und


freie Elektronen zerlegt werden. Dabei zeigt die Absorption elektromagnetischer
Strahlung durch die Ionen bei λ = 850 nm ein Maximum.

f) Berechnen Sie die kinetische Energie des frei gesetzten Elektrons, wenn ein Hˉ-
Ion im Grundzustand elektromagnetische Strahlung der Wellenlänge 850 nm absor-
biert.

Kapitel 4 Atome Seite 80


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Aufgabe 4.70: Abi 2004

Im Folgenden soll die Anregung von Neon-Atomen durch Elektronenstöße


betrachtet werden. Hierbei wird bevorzugt die Energie 18,9 eV aus dem Grundzu-
stand heraus absorbiert.

a) Zeigen Sie, dass die Strahlung beim Übergang des so angeregten Neonatoms in
den Grundzustand nicht im sichtbaren Bereich liegt.

b) Tatsächlich fällt das angeregte Neoatom zunächst in einen Zwischenzustand, wo-


bei orangefarbenes Licht der Wellenlänge 585 nm emittiert wird. Berechnen Sie die
Energie dieses Zwischenzustands bezüglich des Grundzustands.

c) Nun durchlaufen zunächst ruhende Elektronen in einer mit Neongas gefüllten Röh-
re zwischen zwei Elektroden die Spannung U = 40 V. Man kann zwei schmale orange-
farbene leuchtende Bereiche beobachten. Erklären Sie das Zustandekommen dieser
Bereiche und geben Sie ihre ungefähre Lage zwischen den Elektroden an. Welchen
Einfluss hat eine Erhöhung der Beschleunigungsspannung? Begründen Sie ihre Ant-
wort.

Atome können auch durch Photonen angeregt werden.

d) Beschreiben Sie einen Versuch, mit dem sich die Anregung von Atomen durch Pho-
tonen demonstrieren lässt. Fertigen Sie dazu eine beschriftete Skizze an und be-
schreiben Sie die Durchführung und die Beobachtung.

Kapitel 4 Atome Seite 81


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Aufgabe 4.71: Abi 2005; Spektren von He

Das Edelgas Helium wurde 1868 durch seine Fraunhofer-Linien im Sonnen-


spektrum entdeckt und erst 1895 in Erdgasquellen auf der Erde gefunden.

a) Zum Spektrum von atomarem Helium (He) gehört u.a. eine Linie mit der Wellenlän-
ge 588 nm. Berechnen Sie die zugehörige Photonenenergie.

Daneben lassen sich aber auch andere Linien nachweisen, die von einfach ionisiertem
Helium ( He +−Ionen ) stammen. Ein solches Ion ist ein Einelektronensystem wie das
H-Atom. Der Wert der Bindungsenergie des Elektrons auf der n-ten Energiestufe be-
rechnet sich durch:

Z 2⋅R⋅h⋅c
E n=−
n2

Dabei ist R die Rydbergkonstante und Z die Ordnungszahl. Gehen Sie zunächst davon
aus, dass die Rydbergkonstante des Wasserstoffatoms und des Helium-Ions gleich
groß sind.

b) Berechnen Sie die Ionisierungsenergie von He + , das sich im Grundzustand be-


findet. (Kontrolle: 54,4 eV)

c) Zeigen Sie, dass die 2., 4. und 6. Energiestufe des Helium-Ions mit den ersten drei
Stufen des H-Atoms übereinstimmen.

d) Die Hα-Linie hat die größte Wellennlänge in der Balmerserie des Wasserstoff-
atoms. Welcher Übergang im Helium-Ion führt zur Emission einer Strahlung mit die-
ser Wellenlänge? Begründen Sie ihre Antwort.

e) Tatsächlich ist die Rydbergkonstante des Helium-Ions geringfügig größer als die
des H-Atoms. Was folgt daraus für die Wellenlänge der Helium-Ion-Linie aus Teilauf-
gabe d) im Vergleich zur Hα-Linie?

Kapitel 4 Atome Seite 82


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Aufgabe 4.72: Abi 2008; Der Atomaufbau

Vor 100 Jahren haben Johannes Rydberg und Walter Ritz die Serienfor-
mel des Wasserstoffatoms aufgestellt:

1 1 1
(
λ =R H⋅ n 2 − n2
1 2
) ; mit n2 > n1 und R H der Rydbergkonstante

a) Zeigen Sie, dass man bei geeigneter Wahl des Energienullpunkts aus der Serien-
1
formel die n-te Energiestufe E n= RH⋅h⋅c⋅ 1− 2
n ( )
des Wasserstoffatoms erhält.

b) Berechnen Sie die Energiewerte der drei niedrigsten Energieniveaus und die Ioni-
sierungsenergie des Wasserstoffatoms.

Im sichtbaren Bereich des Lichts (380 nm bis 750 nm) sind nur Linien der Balmer-
Serie ( n 1=2 ) zu beobachten.

c) Bestimmen Sie rechnerisch, zwischen welchen Wrten die Wellenlängen der Linien
der Balmer-Serie liegen.

d) Zeigen Sie, dass alle Linien der Lyman-Serie ( n 1=1 ) im ultravioletten Bereich
des Lichts liegen.

Kapitel 4 Atome Seite 83


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Aufgabe 4.73: Abi 2008; Aufbau des Periodensystems

Einen Hinweis auf den Aufbau der Atom-


hülle mit mehreren Elektronen gibt die so
genannte erste Ionisierungsenergie E i ,1
in Abhängigkeit von der Ordnungszahl Z
(siehe nebenstehende Abb.). Dabei handelt
es sich um die Energie, die man aufwenden
muss, um von einem Atom im Grundzustand
ein Elektron zu entfernen.

a) Erläutern Sie, welche Hinweise das Dia-


gramm über den Aufbau der Elektronen-
hülle gibt. Gehen Sie dabei auf die lokalen
Maxima (Z = 2 und Z = 10) und die darauf
folgenden Minima des Diagramms ein.

b) Die zweite Ionisierungsenergie ist die Energie, die man aufwenden muss, um dem
einfach positiv geladenen Ion im Grundzustand ein weiteres Elektron zu entreißen. Be-
schreiben Sie (für Z > 1) qualitativ den Verlauf dieser zweiten Ionisierungsenergie im
Vergleich zur ersten.

Kapitel 4 Atome Seite 84


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Aufgabe 4.74: Abi 2008; Anregung von Natriumatomen

Das Licht einer Glühbirne soll durch ein optisches Gitter spektral zerlegt
und auf einen Schirm projiziert werden.

a) Schildern Sie an Hand einer Skizze den Versuchsaufbau zur Erzeugung eines Git-
terspektrums.

Nun durchquert das Licht vor seiner Zerlegung ein mit Natriumdampf gefülltes Glas-
gefäß, wobei sich die Natriumatome im Grundzustand befinden. Ein Natriumatom gibt
beim Übergang vom ersten angeregten Zustand in den Grundzustand ein Photon mit
der Wellenlänge 589 nm ab.

b) Vergleichen Sie das ursprüngliche Spektrum des Glühlampenlichts mit dem Spek-
trum nach Durchqueren des Natriumdampfs und erklären Sie das Zustandekommen
des Unterschieds.

Trifft ein Elektron mit der kinetischen Energie 3,0 eV auf ein Natriumatom im Grund-
zustand, so kann es das Natriumatom anregen.

c) Berechnen Sie unter der Vereinfachenden Annahme, dass das ruhende Natrium-
atom keinen Rückstoß erhält, die Geschwindigkeit des Elektrons nach dem Stoß für
den Fall, dass sich das Natriumatom nach dem Stoß im ersten angeregten Zustand be-
findet. Erläutern Sie ihren Ansatz.

Kapitel 4 Atome Seite 85


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Aufgabe 4.75: Abi 2010; Sonnenspektrum

Im Jahre 1814 entdeckte Joseph Fraunhofer im Sonnenspektrum dunkle


Linien. Diese Linien entstehen durch Absorption von Licht bestimmter Wellenlängen.

a) Erläutern Sie dieses Phänomen anhand eines Demonstrationsversuchs.

In der ne-
benstehen-
den Abbil-
dung ist die
Lage einiger
Fraunhofer'scher Linien in einem linearen Maßstab dargestellt. Fraunhofer hat die
wichtigsten Linien mit Großbuchstaben gekennzeichnet.

b) Bestimmen Sie aus der Abbildung die Wellenlänge für die B-Linie. In welchem
Farbbereich liegt sie?

c) Die B-Linie findet man bei der Untersuchung des Sonnenlichts auf der Erdoberflä-
che, nicht aber in der Raumstation ISS. Geben Sie hierfür einen möglichen Grund an.

Man findet im Sonnenspektrum auch dunkle Linien, die der Balmerserie des Wasser-
stoffs zuzuordnen sind.

d) Berechnen Sie die zwei Wellenlängen der Balmerserie, die zum energieärmsten
Licht dieser Serie gehören, und ordnen Sie diese den entsprechenden Fraunhoferlini-
en in der Abbildung zu.

e) Welche Aussage können Sie aufgrund der Existenz der Balmer-Absorptionslinien


über die Wasserstoffatome auf der Sonnenoberfläche treffen?

Kapitel 4 Atome Seite 86


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Aufgabe 4.76: Abi 2011 G9; Anregung von Atomen

13,6 eV
a) Berechnen Sie mit Hilfe der Formel E n=− die ersten fünf
n2
Energiestufen des Wasserstoffatoms und zeichnen Sie damit maßstabsgetreu das
Energieniveauschema.

Im Folgenden wird atomares Wasserstoffgas betrachtet, das neben Atomen im


Grundzustand einen erheblichen Anteil an Atomen, die sich im ersten angeregten Zu-
stand (n = 2) befinden, enthält. Das Gas wird mit Elektronen der Energie 2,70 eV be -
schossen, wobei angenommen wird, dass jedes Atom höchstens eine Wechselwirkung
erfährt.

b) Welche Energieniveaus können die Atome durch die Stöße mit den Elektronen er -
reichen?

Die derart angeregten Atome emittieren kurz darauf ihre Energie als Strahlung.

c) Geben Sie alle möglichen Übergänge des Emissionsspektrums an, zeichnen Sie die-
se in das Energieniveauschema aus Teilaufgabe a) ein und berechnen Sie die Energie-
werte der emittierten Photonen. Ordnen Sie die Photonen den jeweiligen Spektralbe -
reichen zu.

d) Beschreiben Sie anhand einer beschrifteten Skizze eine Versuchsanordnung, mit


deren Hilfe die im sichtbaren Bereich der Strahlung auftretenden Wellenlängen be-
stimmt werden können. Berechnen Sie diese Wellenlängen.

Im Spektrum eines Sterns beobachtet man u.a. die so genannte Hβ-Linie, eine Absop-
tionslinie des Wasserstoffs mit λ = 486 nm.

e) Erklären Sie kurz, wie ein Absorptionsspektrum prinzipiell entsteht.

f) Erläutern Siekurz, welche Bedingung erfüllt sein muss, damit die oben genannte Li -
nie als Absorptionslinie auftreten kann.

Aufgabe 4.77: G8 Muster-Abi 2010; Spektren

Für die Identifikation der chemischen Zusammensetzung unterschiedlicher Objekte


werden seit über 150 Jahren Absorbtions- und Emissionsspektren verwendet. Jedes
Element und jedes Molekül hat sein charakteristisches Spektrum, an dem es eindeutig
identifiziert werden kann. In der Abbildung ist ein Ausschnitt aus dem Spektrum von

Kapitel 4 Atome Seite 87


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atomarem Wasserstoff skizziert.

a) Beschreiben Sie ein Experiment, mit dem man den Teil des Spektrums eines Gases
darstellen kann, der im Bereich des sichtbaren Lichts liegt. Wie kann durch geeignete
Messungen die Wellenlänge einer Spektrallinie bestimmt werden?

Für die Energiewerte En der einzelnen Energieniveaus eines Wasserstoffatoms gilt:

1
E n=−13,6⋅ mit n=1,2,3,4,5,. ..
n2

b) Berechnen Sie die Energiewerte der fünf niedrigsten Niveaus und geben Sie die
Ionisierungsenergie an. Zeichnen Sie damit ein Energieniveauschema.

c) Die nebenstehenden Bilder zeigen


Querschnitte durch die Orbitale zu den
drei niedrigsten Energieniveaus. Die Dich-
te der Punkte (Grad der Schwärzung) ist
ein Maß dür das Betragsquadrat der Wel-
lenfunktion am jeweiligen Ort. Ordnen Sie
jedem dieser Bilder das entsprechende
Energieniveau zu. Geben Sie eine kurze Be-
gründung für ihre Entscheidung an.

d) Ein Elektron der kinetischen Energie 2,7 eV trifft auf ein Wasserstoffatom im
ersten angeregten Zustand. Welche Übergänge in einen Zustand höherer Anregung
können dabei auftreten? Zeichnen Sie diese Übergänge in das bei Teilaufgabe b) ge-
zeichnete Energieniveauschema ein.

e) Beurteilen Sie, welche der in Teilaufgabe d) ermittelten Übergänge möglich sind,


wenn das angeregte Wasserstoffatom von einem Photon der Energie 2,7 EV und
nicht von einem Elektron getroffen wird.

f) Zeigen Sie, dass ein angeregtes Wasserstoffatom, das sich im Zustand n = 3 be-
findet, sichtbares Licht beliebiger Wellenlänge absorbieren kann.

Kapitel 4 Atome Seite 88


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5 Anwendungen

5.1 Franck-Hertz-Versuch (1913)


Der Versuch dient dem Nachweis der ausschließlich diskreten Energie-Niveaus in Ato-
men und deren quantitativer Messung.

Bereits die Linienspektren atomarer Gase (erzeugt durch Gasentladungsröhren, Gas-


entladungslampen) kann man als Nachweis diskreter Anregungsenergien von Atomen
betrachten. Die besondere Leistung des Franck-Hertz-Versuchs besteht darin die
kleinstmögliche Anregungsenergie zu bestimmen, und dies ausschließlich mit Hilfe von
Strom- und Spannungsmessungen zu bewerkstelligen. Mit verbesserten Experimen-
tieranordnungen lassen sich auch die folgenden Anregungsenergien von unten nach
oben messen.

Der Versuch

Die Röhre muss geheizt werden, da-


mit das Quecksilber (Hg) in der Röh-
re verdampft. Im Versuch werden von
der Glühkathode ausgehende Elektro-
nen in Richtung Anodengitter be-
schleunigt. Diejenigen Elektronen, die
nach dem durchqueren des Anoden-
gitters genug Energie haben um die
kleine Bremsspannung (ca. 1V) zu
überwinden, gelangen auf die Auffan-
gelektrode, wo sie mit Hilfe einer
Strommessung nachgewiesen werden können.

Ergebnis

Im Versuch erhöht man von Null ausgehend die


Beschleunigungsspannung und misst die Strom-
stärke an der Auffangelektrode in Abhängigkeit
der Beschleunigungsspannung. Bis zu einer Be-
schleunigungsspannung von ca. 1V ist die Strom-
stärke Null. Dann steigt die Stromstärke mit stei-
gender Beschleunigungsspannung an. Bei 4,9V

Kapitel 5 Anwendungen Seite 89


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bricht die Stromstärke plötzlich ein, und beginnt ein Volt später wieder
anzusteigen (dieses eine Volt ist die Bremsspannung). Anschließend pas-
siert im Abstand von jeweils 4,9V immer wieder dasselbe.

Deutung des Versuchsausgangs

➔ Zu Anfang ist die Stromstärke Null, weil kein Elektron genug Energie
besitzt um die kleine Bremsspannung zu überwinden. Erst wenn die Be-
schleunigungsspannung größer als die Bremsspannung ist, haben die
Elektronen genug Energie um die die Auffangelektrode zu erreichen.

➔ Dann steigt die Stromstärke an, weil immer mehr Elektronen von der
Elektronenwolke der Glühkathode zum Anodengitter hin beschleunigt
werden. Die Elektronen können zwar mit den Quecksilber-Atomen zu-
sammenstoßen, es finden aber nur elastische Stöße statt, bei denen
keine kinetische Energie verloren geht. Die Elektronen werden zwi-
schen den Quecksilber-Atomen hin und her reflektiert ohne Energie
zu verlieren.

➔ Bei einer Beschleunigungsspannung von 4,9V haben die Elektronen ge-


nug Energie, um die Atome in den ersten angeregten Zustand anzuhe-
ben. Dabei verlieren die Elektronen kinetische Energie und haben dann
nicht mehr genug Energie, um die Bremsspannung zu überwinden. Erst
wenn man die Beschleunigungsspannung um ein weiteres Volt erhöht,
können die Elektronen ein Atom anregen und danach trotzdem wieder
die Auffangelektrode erreichen, wodurch die Stromstärke wieder
steigt. Und so weiter und so fort.

Wechselwirkung von Elektronen mit Atomen

Zum tieferen Verständnis der Vorgänge in einer Franck-Hertz-Röhre muss man die
verschiedenen Möglichkeiten der Wechselwirkung eines Elektrons mit einem Atom
kennen. Deshalb hier eine Aufzählung der drei für uns wichtigen Möglichkeiten.

➔ Elastischer Stoß

Ein Stoß heißt elastisch, wenn bei dem Stoß gar keine kinetische Energie in andere
Energieformen umgewandelt wird. Solche Stöße sind bei Elementarteilchen sehr häu-
fig, denn wenn zum Beispiel zwei freie Elektronen „zusammenstoßen“ gibt es gar keine
Möglichkeit der Energieumwandlung. Stößt ein Elektron elastisch mit einem Atom zu-
sammen, dann ändert das Elektron seine Richtung, verliert aber kaum kinetische Ener-
gie. Die Bewegung des Atoms wird sich nur sehr wenig verändern, weil beim Stoß eines

Kapitel 5 Anwendungen Seite 90


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sehr kleine Teilchens mit einem viel Größeren „im Vergleich Ruhenden“
kaum kinetische Energie auf das große Teilchen übertragen wird (vgl.
Flummi an die Wand). Das Elektron hat also nach dem elastischen Stoß
„genau“ so viel Energie wie vorher.

➔ Anregung

Wenn das Elektron ausreichend viel Energie besitzt, kann es ein Atom in einen der
diskreten angeregten Zustände anheben. Das viel schwerere Atom wird wieder kaum
kinetische Energie erhalten. Die Richtung des Elektrons wird sich also ändern und sei-
ne Energie wird „genau“ um den Betrag der Anregungsenergie des Atoms kleiner wer-
den.

➔ Ionisierung

Wenn das Elektron ausreichend viel Energie besitzt, kann es ein Hüllenelektron aus
dem Atom herauslösen. Da sich Impuls und Energie nach dem Stoß auf d r e i Stoß -
partner verteilen gibt es bei diesem Vorgang keine Einschränkung für die Verteilung
der Energie auf die drei Teilchen. Die Energie des stoßenden Elektrons wird also min-
destens um den Betrag der Ionisierungsenergie des Atoms kleiner werden, es kann
aber auch mehr Energie an die anderen beiden Stoßpartner abgeben, bis hin zu seiner
gesamten kinetischen Energie.

Aufgabe 5.78: Wozu die Bremsspan-


nung?

Wir vereinfachen den Versuchsaufbau und


messen die Stromstärke direkt am Ano-
dengitter. Bei 4,9V haben die Elektronen
genug Energie, um ein Quecksilber-Atom
anzuregen.

a) An welchem Ort in der Röhre können die


Elektronen Quecksilber-Atome anregen?

b) Weshalb werden bei einer Beschleunigungsspannung von 4,9V oder 4,901V nur sehr
wenige Elektronen ein Atom anregen?

c) Was machen die Elektronen, nachdem sie ein Atom angeregt haben?

Kapitel 5 Anwendungen Seite 91


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Aufgabe 5.79: Wozu die Bremsspannung?

Wir verbessern den Versuchsaufbau der Aufgabe oben


ein wenig, und lassen jetzt nur die Bremsspannung weg.

a) Ein Elektron habe gerade genug Energie, um kurz vor


dem Anodengitter ein Atom anzuregen. Das Elektron ver-
liert seine ganze kinetische Energie, wird aber danach
wieder in Richtung Anodengitter beschleunigt. Weshalb
kann es trotzdem die Auffangelektrode erreichen, obwohl
es doch vom positiv geladenen Anodengitter angezogen werden sollte.

b) An welcher Stelle der Apparatur müsste ein Elektron ein Atom anregen, damit die
Wahrscheinlichkeit dafür, dass es die Auffangelektrode erreicht, tatsächlich kleiner
wird?

Aufgabe 5.80:

Die Röhre rechts ist mit einem Gas gefüllt, des-


sen Atome eine erste Anregungsenergie von
3eV und eine zweite Anregungsenergie von 5eV
besitzen.

a) Bei einer Beschleunigungsspannung von 3V entsteht eine Leucht-Erscheinung in der


Röhre. Wodurch entsteht diese Leucht-Erscheinung und an welcher Stelle der Röhre
entsteht sie?

b) Anschließend wird die Beschleunigungsspannung auf 4V gesteigert. Wo (x-Koordina-


te) in der Röhre ist jetzt die Leucht-Erscheinung?

c) Weshalb ist die Leuchterscheinung kein schmaler Strich, sondern ein ver-
schmierter breiter Streifen wie im Bild rechts? Welche Farbe hat der Strei-
fen (Farbe ist im Bild falsch)?

d) Bei einer Beschleunigungsspannung von 8V gibt es zwei Leucht-Streifen. An


welchen Positionen (x-Koordinate) befinden sich die Leuchtstreifen. Wir ge-
hen davon aus, dass keine Atome in den zweiten angeregten Zustand angeho-
ben werden.

e) Das keine Atome in den zweiten angeregten Zustand angehoben werden liegt auch
daran, dass die Dichte der Atome in Röhre relativ "hoch" ist. Weshalb erreicht man
durch eine Verringerung der Dichte, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Anregung in

Kapitel 5 Anwendungen Seite 92


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den zweiten angeregten Zustand größer wird? Was passiert dann mit den
leuchtenden Streifen, die durch den ersten angeregten Zustand hervor-
gerufen werden?

f) Wenn man es schafft, dass die Atome teilweise auch in den zweiten angeregten Zu-
stand angehoben werden, wird von der Röhre Licht dreier verschiedener Wellenlängen
emittiert. Zeige mit Hilfe von Energie-Überlegungen, dass für die drei Wellenlängen
1 1 1
die Beziehung    =  gilt.
1 2 3

g) Um die Wellenlänge des dann emittierten UV-Lichts zu messen, benutzt man eine
Vakuumphotozelle deren Kathode eine bekannte Austrittsarbeit hat und misst die
Gegenspannung bis zum Zusammenbrechen des Photostroms. Bestimmen Sie eine Glei-
chung zur Berechnung der Wellenlänge in Abhängigkeit von Austrittsarbeit und Ge-
genspannung.

Schlussbemerkung:

Bei den meisten Versuchs-Apparaturen


bricht die Stromstärke nicht bei 4,9V zum
ersten mal ein, sondern erst später bei ca.
7V. Die darauffolgenden Einbrüche sind aber
immer im Abstand von 4,9V.

Die Ursache für das verspätete Ansteigen


und Einbrechen des Stroms sind Kontakt-
spannungen in der Apparatur. Solche Kon-
taktspannungen bilden sich immer dann aus,
wenn sich zwei verschiedene Metalle mit un-
terschiedlichen Austrittsarbeiten berühren.
Es wandern dann einige Elektronen von dem
Metall mit der niedrigeren Austrittsarbeit in
das Metall mit der höheren Austrittsarbeit -> Ladungsverschiebung -> elektrisches
Feld -> Spannung.

Außerdem fließt bei ganz kleinen Beschleunigungsspannungen gar kein Strom. Erst
wenn die Beschleunigungsspannung größer ist, als die Kontaktspannung werden Elek-
tronen beschleunigt und erst wenn sie genug kinetische Energie haben um die Bremss-
pannung zu überwinden kann ein Strom gemessen werden. Bei vielen real aufgenomme-
nen Messkurven, die Sie im Internet finden ist dieser Effekt nicht zu sehen, das liegt
aber an Störeffekten und unvermeidlichen Messfehlern.

Kapitel 5 Anwendungen Seite 93


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Aufgabe 5.81:

Das Bild zeigt das U-I-Diagramm einer Franck-Hertz-


Röhre.

Bestimme die Anregungsenergie der Atome in der Füllung der Röh-


re. Bestimme die Wellenlänge der entstehenden EM-Strahlung. In
welchem Wellenlängenbereich liegt diese Strahlung?

Franck-Hertz-Röhre ohne Füllung

Wenn sich in der Franck-Hertz-Röhre gar kein Füllgas befindet spricht man von einer
Elektronenröhre. Eine solche Röhre ohne Füllung verhält sich natürlich anders als eine
Franck-Hertz-Röhre.

Mit ansteigender Be-


schleunigungsspannung
steigt der Strom einer
solchen Röhre an, al-
lerdings nur bis zu ei-
ner gewissen Sätti-
gungsstromstärke.
Diese Sättigungs-
stromstärke ist erreicht, wenn alle von der Glühkathode bereitgestellten Elektronen
von der Beschleunigungsspannung in Richtung Anode gezogen werden. Bei einer kleine-
ren Beschleunigungsspannung werden die Elektronen aus der Elektronenwolke um die
Glühkathode nur teilweise in Richtung Anode gezogen.

Damit man einen Franck-Hertz-Versuch durchführen kann, muss man immer deutlich
unterhalb der Sättigungsstromstärke bleiben. Wieso?

Aufgabe 5.82:

Außer durch Elektronen, wie in der Franck-Hertz-Röhre, können Atome auch noch
durch Photonen angeregt werden. Welche grundsätzlichen Unterschiede bestehen
zwischen der Anregung durch Elektronen und der Anregung durch Photonen?

Kapitel 5 Anwendungen Seite 94


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5.2 Röntgenröhre
dient zum erzeugen von Röntgenstrahlen (Wellenlänge: nm bis pm; Energie: keV bis
MeV).

Aufbau:

Elektronen werden an der Glühkathode erzeugt und


durch die Beschleunigungsspannung Richtung Anode
beschleunigt, wo sie dann mit sehr hoher Geschwin-
digkeit auftreffen. Die verwendeten Beschleuni-
gungsspannungen liegen üblicherweise zwischen 10kV
und 150kV, können aber auch weit darüber sein.

Kontinuierliches Spektrum (Bremsstrahlung)

Die sehr schnellen Elektronen treffen auf die Metallanode und werden von den Atom -
rümpfen und den Elektronen im Metall sehr stark abgebremst, also beschleunigt. Be-
schleunigte Ladungen erzeugen EM-Wellen. Wegen der sehr starken Beschleunigung
entstehen Photonen sehr hoher Energie.

Die größtmögliche Energie besitzt ein solches Photon, wenn das einzelne Photon die
gesamte kinetische Energie des Elektrons aufnimmt.

Energie-Umwandlung: Eel  Ekin  EPh . Für die maximale Energie eines Röntgen-
photons (Röntgenquants) ergibt sich:

U B⋅e
E Ph , max=E el ⇒ h⋅ f max=U B⋅e ⇒ f max=
h

Die Röntgenphotonen haben also eine maximale Frequenz und deshalb eine minimale
Wellenlänge:

c c U ⋅e c⋅h
c=⋅ f ⇒ f= ⇒ = B ⇒ min =
 min h U B⋅e

Die Formeln sind so leicht auszurechnen, dass man die meiner Meinung nach nicht aus-
wendig lernen muss. Was man aber wissen muss, ist das

Röntgenstrahlung besitzt eine maximale Frequenz f G und eine minimale Wellen-


länge  G , die sich aus der Beschleunigungsspannung ergibt.

Kapitel 5 Anwendungen Seite 95


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Trägt man die Intensität


der Strahlung gegen die
Frequenz oder gegen die
Wellenlänge auf, erhält man ein soge-
nanntes Röntgenspektrum. Solche Spektren haben ungefähr die im Bild gezeigte Ge-
stalt. Die Darstellung in Abhängigkeit von der Wellenlänge ist die gebräuchlichere.
Bemerkung: Röntgenröhren haben übrigens einen extrem kleinen Wirkungsgrad (deut-
lich kleiner als 1%). Der Großteil der Energie der Elektronen wird in innere Energie
der Metallanode umgewandelt, weshalb die meist gekühlt werden muss.
Charakteristisches Spektrum (diskretes Spektrum)

Beim Auftreffen der hoch energetischen


Elektronen auf das Metallgitter der Anode
kann ein Elektron auch ein Elektron aus
der K-Schale eines Atomrumpfes heraus-
schlagen. Das Elektron des Atoms muss
auch nicht ganz herausgeschlagen werden, es kann auch auf eine höhere nicht voll be -
setzte Schale gehoben werden.

Die so entstandene Lücke in der K-Schale kann von einem


Elektron aus der L-Schale oder aus der M-Schale aufgefüllt
werden. Die dabei freiwerdende Energie wird in Form eines
Röntgenphotons abgegeben. Dadurch entsteht wieder eine
Lücke, z.B. in der L-Schale. Das auf die Anode treffende
Elektron hätte aber auch gleich ein Elektron aus der L-
Schale herausschlagen können. Die so entstehende Strah-
lung besitzt ein diskretes Spektrum und ist charakteristisch
für das Metall der Anode. Atomrümpfe von Kupfer erzeugen andere Wellenlängen als
Atomrümpfe von Molybdän.

Die Strahlung, die durch Zurückfallen eines Elektrons in die L-Schale entsteht be-
zeichnet man dementsprechend mit L oder L , je nachdem ob des Elektron aus
der nächsthöheren oder der übernächsten Schale gekommen ist. Für die Energien der
zu den Übergängen gehörenden Photonen gilt:

E  K    E  K    E  K    E  L    E  L 

Für die Frequenzen gilt die Ungleichung in der selben Reihenfolge, für die Wellenlän -
gen genau umgekehrt.

Kapitel 5 Anwendungen Seite 96


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Aufgabe 5.83:

a) Bestimme die Grenzwellenlänge einer Röntgenröhre, die mit einer Be-


schleunigungsspannung von 40kV betrieben wird.

b) Bei einer anderen Röntgenröhre liegt die Grenzwellenlänge bei 2pm. Berechne die
Spannung, mit der diese Röntgenröhre betrieben wird.

Aufgabe 5.84:

Das Bild zeigt das Röntgenspektrum einer Röntgenröhre deren


Anoden-Material Atomrümpfe mit einer voll besetzten L- und
M-Schale hat. Im Bild sichtbar sind die Linien
K  ; K  und L  .

a) Beschrifte die drei Linien.

b) Skizziere in dasselbe Bild das sich ergebende Spektrum, wenn dieselbe Röhre mit
einer wesentlich höheren Spannung betrieben wird und das Spektrum einer Röhre, die
mit derselben Spannung betrieben wird, aber ein anderes Anoden-Material hat.

c) Berechne die Energie der K  und K  -Photonen.

(Zwischenergebnis: 19,7keV; 24,8keV)

d) Begründe weshalb bei einer Beschleunigungsspannung von 24,8kV immer noch keine
K  -Linie im Spektrum sichtbar ist.

e) Gib alle Metalle an, bei denen die K  -Linie wenigstens theoretisch entstehen
kann, sobald die beschleunigten Elektronen gerade die Energie der Photonen in der
K  -Linie haben. Benutze das PSE.

f) Die K α ; K β und L α -Linien haben mit energeti-


schen Zuständen eines Atomrumpfes zu tun, dem ein
Elektron fehlt, das also einen unbesetzten Elektro-
nenzustand auf einer der inneren Schalen hat. Im
Bild ist die Position des unbesetzten Elektronenzu-
stands jeweils durch einen größeren roten Kreis mar-
kiert. Zu welcher Linie gehören die durch Pfeile mar-
kierten Übergänge? Beschrifte die Pfeile. Folgere
hieraus eine Beziehung zwischen den Energien der
Übergänge E (K β ) , E ( K α ) und E ( Lα ) .

Kapitel 5 Anwendungen Seite 97


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5.3 Laser
Laser steht für (L)ight (A)mplification by (s)timulated (E)mission of
(R)adiation. Der Prozess der stimulierten Emission ist der Schlüssel für den Laser,
dazu aber erst später.

Resonator

Das spezielle Laser-Licht wird im Innern des Resonators erzeugt und

➔ das Licht bleibt im Resonator eingesperrt.

Der einfachste Resonator besteht aus zwei parallelen


Spiegeln deren Abstand ein ganzes Vielfaches der halben
Wellenlänge des Laserlichts ist.

Dadurch kann das Laser-Licht zwischen den Spiegeln eine


stehende Welle ausbilden, d.h. beim Laser-Licht kommt es
zu konstruktiver Interferenz, was bedeutet, dass das Laserlicht zwischen den Spie-
geln hin und her reflektiert wird. Für alle anderen Wellenlängen kommt es teilweise
zu destruktiver Interferenz, d.h. die anderen Wellenlängen löschen sich zwischen den
Spiegeln teilweise aus. Die Energie in den anderen Wellenlängen muss aber irgendwo
hin, was nur dadurch geschehen kann, dass sie durch die Spiegel gehen und den Reso-
nator verlassen.

Auch die Lichtstrahlen mit der richtigen Wellenlänge, de-


ren Richtung aber von der Senkrechten zu den Spiegeln
abweicht verlassen den Resonator recht schnell.

➔ Im Resonator bleibt also nur Licht mit genau der Laser-Wellenlänge


und mit genau der Ausbreitungsrichtung senkrecht zu den Spiegeln.

Einschub: Zwei Energie-Niveaus und ein Photon

Ein Elektron besitze die zwei Energie-Niveaus E1 und E2 . Eine Wechselwirkung mit
diesen beiden Niveaus kann nur geschehen, wenn das Photon genau in die Energie-Lü-
cke passt.

Absorption

Wenn sich das Elektron auf E1 befindet, dann kann das Elektron ein
Photon absorbieren und auf das Niveau E2 wechseln.

Kapitel 5 Anwendungen Seite 98


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Spontane Emission

Wenn sich das Elektron auf E2 befindet, kann das Elektron


auf E1 zurückfallen und dabei ein Photon emittieren (Bild links).

Meist geschieht die spontane Emission sehr schnell (ca. 10−8 s ). Es gibt
aber auch angeregte Energie-Niveaus, die sich recht lange halten (ca. 1ms). Ein sol-
ches brauchen wir für den Laser.

Stimulierte Emission

Wenn sich das Elektron auf E2 befindet kann es von einem Photon ge-
troffen werden und von diesem Photon zum Übergang auf E1 stimuliert
werden, wodurch ein neues Photon entsteht (Bild rechts). Auch das kann
nur geschehen, wenn das erste Photon genau in die Energie-Lücke passt.

Der Vorgang der stimulierten Emission ist deshalb so interessant, weil

➔ dabei ein neues Photon entsteht, das eine exakte quantenmechanische


Kopie des ersten Photons ist. Es hat also exakt dieselbe Wellenlänge,
exakt dieselbe Ausbreitungsrichtung und auch die gleiche Phasenlage.

Die gleiche Phasenlage bedeutet, dass die beiden Photo-


nen an jedem Punkt des Raums exakt gleichphasig schwin-
gen. Deshalb kann man auch mit Lasern so gut Interfe-
renz-Versuche machen.

Verstärkung

Zwischen den Spiegeln des Resonators befindet sich ein Medium mit zwei solchen
Energie-Niveaus. Erwünscht ist die stimulierte Emission, denn die spontane Emission
erfolgt ja mit beliebiger Richtung und Phasenlage. Außerdem müssen mehr Photonen
durch stimulierte Emission erzeugt werden, als durch Absorption (und eventuell an-
schließende spontane Emission) verloren gehen, sonst erreichen wir ja keine Verstär -
kung. Die Wahrscheinlichkeit für Absorption ist umso kleiner, je weniger Elektronen
sich auf E1 befinden, und die Wahrscheinlichkeit für stimulierte Emission ist umso
größer, je mehr Elektronen sich auf E2 befinden.

➔ Es müssen sich also mehr Elektronen auf E2 befin-


den, als sich auf E1 befinden (Besetzungsinversion).

Kapitel 5 Anwendungen Seite 99


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Das erreicht man nur, wenn

1) man ständig von außen Energie zuführt (pumpen), um die Elektronen im-
mer wieder auf E2 anzuheben, und wenn

2) das Energie-Niveau E2 eine hohe mittlere


Lebensdauer hat (ca. 1ms) und wenn

3) das Energie-Niveau E1 eine möglichst kurze


mittlere Lebensdauer hat, um dafür zu sorgen,
dass sich möglichst wenige Elektronen auf E1
befinden, damit die Absorptions-Wahrschein-
lichkeit möglichst klein ist. Dafür darf natürlich E1 nicht der Grundzustand sein.

Wenn man das alles geschafft hat, dann hat man im Innern des Resonators eine sehr
hohe Dichte von Photonen, die alle genau dieselbe Wellenlänge und genau dieselbe
Richtung haben, und unter denen es große Familien gibt, deren Mitglieder alle diesel-
be Phasenlage haben.

Den Resonator baut man aus einem Spiegel, der


100% reflektiert und einen Spiegel, der nur
99% reflektiert und das restliche Prozent
durchlässt (metallbedampftes Glas), dann kann
man auf einer Seite einen kleinen Teil des
Lichts entnehmen, fertig ist der Laser.

Eigenschaften des Laser-Lichts:

monochromatisch; sehr geringe Divergenz (keine Strahlaufweitung); große Photonen-


Familien mit exakt gleicher Phasenlage

Schlussbemerkung: Viele Laser haben keine ebenen Spiegel, sondern gekrümmte. Sol-
che Laser haben dann natürlich eine größere Strahlaufweitung. Laser gibt es in al-
len Wellenlängen (Mikrowellen bis Röntgenstrahlen), allen Farben (Farbstofflaser)
und mit beliebigen Leistungen (mW bis MW). Für sehr hohe Leistungen allerdings
nur gepulst. Auch die Laser im CD-Laufwerk oder im Laserpointer sind echte Laser
mit dem Funktionsprinzip oben. Das k aus dem Resonator von ganz oben ist für klei-
ne Halbleiter-Laser ein paar Tausend und für große Laser mit kleinen Wellenlängen
ein paar Millionen.

Kapitel 5 Anwendungen Seite 100


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5.4 Abi mit Lösung


Aufgabe 5.85: Abi 1999; Ionisierende Wirkung von Röntgenstrahlung

Richtet man die Röntgen-


strahlung einer 35kV-Röhre
zwischen die Platten eines mit
Luft gefüllten Kondensators,
an dem die Spannung U an-
liegt, so erhält man den skiz-
zierten Zusammenhang zwischen U und dem Kondensator-
strom I.

a) Erläutern Sie, warum die Kurve ab einer bestimmten


Spannung nahezu horizontal verläuft. Wie viele Elektronen-Ion-Paare werden zwi-
schen den Kondensatorplatten pro Sekunde erzeugt?

b) Fügen Sie in das U-I-Diagramm qualitativ die Kennlinie bei einer höheren Heiz-
spannung der Röntgenröhre ein. Kennzeichnen Sie die Linien und begründen Sie den
unterschiedlichen Verlauf bei hohen Spannungswerten.

Kapitel 5 Anwendungen Seite 101


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Aufgabe 5.86: Abi 2003; Elektronenstoß

Eine Quelle Q emittiert einen Strahl von Elektro-


nen. Diese treten mit der einheitlichen Geschwindigkeit
v =3,75⋅106 m/s in einen Behälter ein, wo sie mit stark ver-
0
dünntem Helium-Gas wechselwirken können. Mit Hilfe eines Ge-
schwindigkeitsfilters G und eines Detektors D wird das Ge-
schwindigkeitsspektrum der Elektronen untersucht, die unten
aus dem Behälter austreten.

a) Erklären Sie anhand einer beschrifteten Skizze die Wir-


kungsweise eines Geschwindigkeitsfilters. Leiten Sie eine Beziehung her, mit der aus
Messgrößen die Geschwindigkeit der Elektronen bestimmt werden kann, die den Filter
passieren.

Das Geschwindigkeitsspektrum weist bei den Geschwindigkeiten v 0 =3,75⋅106 m/ s


und v 1=2,58⋅10 m/ s diskrete Maxima auf. Für v < v 2=2,33⋅10 m/s erscheint ein
6 6

Kontinuum.

b) Erklären Sie, wie unterschiedliche Wechselwirkungen der Elektronen mit dem He-
liumgas zu den Geschwindigkeiten v 0, v 1 und v 2 führen.

Das Heliumatom hat angeregte Zustände mit 22,8 eV und mit 23,6 eV oberhalb der
Energie des Grundzustandes.

c) Berechnen Sie die aus den Messergebnissen für die Geschwindigkeitsverteilung


der Elektronen folgenden zusätzlichen Energiestufen eines Heliumatoms in Elektro-
nenvolt und zeichnen Sie ein quantitatives Energieschema mit allen bisher bekannten
Zustandsenergien.

d) Das Heliumgas sendet Licht aus, unter anderem eine diskrete Linie mit der Wel-
lenlänge 492 nm. Welchem Übergang entspricht diese Linie im Energieschema von
Teilaufgabe 2c?

e) Warum ist es sehr unwahrscheinlich, dass bei diesem Versuch ein Elektron mehr-
mals Energie an ein Heliumatom abgibt?

Kapitel 5 Anwendungen Seite 102


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Aufgabe 5.87: Abi 2005; Anregungsenergien von Neon

Zur experimentellen Bestimmung der Energie-


stufen von Neon wird ein Franck-Hertz-Rohr mit Neongas
verwendet. Zum Nachweis der aus dem Stroßraum kom-
menden Strahlung dient eine gemäß der Gegenfeldeme-
thode geschaltete Vakuumphotozelle.

Die Beschleunigungsspannung Ub am Franck-Hertz-


Rohr wird, von Null Volt beginnend, langsam erhöht, wobei
die Gegenspannung an der Photozelle zunächst U g =0V
beträgt. Erst bei U b=16,6 V am Franck-Hertz-Rohr
setzt abrupt ein Photostrom I Ph in der Vakuumphoto-
zelle ein. Bei diesem Wert von U b am Franck-Hertz-Rohr wird durch Hochregeln
der Gegenspannung an der Vakuumphotozelle auf U g =10,9 V erreicht, dass der
Photostrom gerade Null wird.

Kontaktspannungen am Franck-Hertz-Rohr sollen nicht berücksichtigt werden, wir tun


also so als ob es die nicht gäbe.

a) Welche Energie haben die aus dem Stroßraum des Franck-Hertz-Rohrs austreten-
den Photonen? Bestimme die Austrittsarbeit des Kathodenmaterials der Photozelle.

Im Folgenden bleibt die Gegenspannung an der Photozelle U g =10,9 V unverändert.


Steigert man nun die Beschleunigungsspannung am Franck-Hertz-Rohr weiter, so ist
zunächst kein Photostrom zu registrieren. Erst ab einer Beschleunigungsspannung von
U b=18,5 V am Franck-Hertz-Rohr setzt in der Vakuumphotozelle der Photostrom
plötzlich wieder ein. Gleichzeitig ist ein rötliches Leuchten des Neongases unmittel-
bar vor dem Gitter zu beobachten.

b) Erklären Sie den Zusammenhang zwischen dem Einsetzen des Photostroms bei
U b=18,5 V und dem Auftreten des roten Leuchtens. Zeichnen Sie hierfür mit den
bisherigen Daten ein Energieschema für Neon, tragen Sie die relevanten Übergänge
ein und berechnen Sie die Wellenlänge des roten Neonlichts.

c) Erhöht man die Bechleunigungsspannung an der Franck-Hertz-Rhöre weiter, so


verschiebt sich die rote Lauchtschicht in Richtung Kathode K. Bei U b=35,1 V ent-
steht unmittelbar vor dem Gitter eine weitere Leuchtschicht gleicher Farbe. Erklären
Sie das Zustandekommen dieser zweiten Leuchtschicht, wenn davon ausgegangen
wird, dass Anregungen von Neonatomen ausschließlich aus dem Grundzustand erfolgen
und das Gas hinreichend stark verdünnt ist.

Kapitel 5 Anwendungen Seite 103


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Aufgabe 5.88: Abi 2007; Leuchtstoffröhren

Eine Leuchtstoffröhre zeichnet sich gegenüber einer Glühlampe durch


eine höhere Nutzungsdauer aus und spart 80% der Energie bei gleicher Lichtausbeu-
te. Der prinzipielle Aufbau einer Leuchtstoffröhre ist ähnlich einem Franck-Hertz-
Rohr, bloß ohne Gegenspannung.

a) Eine 100-W-Glühlampe kostet 1,50 €, eine Leuchtstoffröhre mit gleicher Lichtleis-


tung 10 €. Nach welcher Betriebszeit haben sich die höheren Anschaffungskosten
amortisiert, wenn für 1 kWh elektrische Energie 15 Cent zu bezahlen sind?

Für das Zünden einer Leuchtstoffröhre reicht die übliche Netzspannung nicht aus.
Der Zündvorgang wird durch einen internen Schalter ausgelöst und kann mit einem
Versuch zur Selbstinduktion veranschaulicht werden.

Wie in der Abbildung skizziert, werden eine Glimmlam-


pe (Zündspannung ca. 100 V) und eine Spule mit sehr
großer Induktivität L und einem ohmschen Widerstand
von 280 Ω über einen Schalter S an eine Stromquelle
mit 20 V Spannung angeschlossen.

b) Begründen Sie, warum die Glimmlampe nicht zündet,


wenn der Schalter S geschlossen wird. Skizzieren Sie
den zeitlichen Verlauf der Stromstärke in der Spule
und berechnen Sie die maximale Stromstärke.

Die Glimmlampe leuchtet beim Öffnen des Schalters S kurz auf.

c) Erklären Sie, wie die Zündspannung erreicht wird.

Der größte Teil des entstehenden Lichts in der Leuchtstoffröhre, in der sich haupt-
sächlich Quecksilberdampf bei sehr geringem Druck befindet, ist für unser Auge un-
sichtbar. Es handelt sich um Lichtquanten der Energie 4,9 eV. Um das UV-Licht in
sichtbares Licht umzuwandeln, ist die Röhre innen mit einem speziellen Leuchtstoff
beschichtet.

d) Erklären Sie, wie es in der Röhre zur Emission von Lichtquanten der Energie 4,9eV
kommt und berechnen Sie die zugehörige Wellenlänge des Lichts.

e) Erläutern Sie an Hand eines fiktiven Energieniveauschemas für die Leuchtstoff-


moleküle, wie der Leuchtstoff das UV-Licht in sichtbares Licht umwandeln kann und
erklären Sie, weshalb man Infrarotlicht auf diese Weise nicht in sichtbares Licht um -

Kapitel 5 Anwendungen Seite 104


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wandeln kann.

Das Spektrum einer Leuchtstoffröhre, die hauptsächlich Licht im Bereich


zwischen 400 nm und 620nm emittiert, soll nun mit einem optischen Gitter betrachtet
werden. Der Schirm steht dabei 2,50m hinter dem Gitter.

f) Wie viele Spalte (Striche) pro mm muss ein optisches Gitter mindestens haben,
damit das Interferenzspektrum 1. Ordnung auf dem Schirm mindestens eine Breite
von 20cm hat? (Die Kleinwinkelnäherung soll hier angewendet werden.)

Aufgabe 5.89: Abi 1998; Röntgenspektrum, modifiziert

Die Abbildung zeigt die bei einer bestimmten Betriebs-


spannung gemessene spektrale Intensitätsverteilung der
Strahlung einer Röntgenröhre mit einer Molybdän-Anode.

a) Ermitteln Sie die zugehörige Betriebsspannung.

b) Im Bild sichtbar sind die Kα- und die Kβ-Linie. Welche


ist die Kα- und welche ist die Kβ-Linie? Begründen Sie
ihre Antwort und bestimmen Sie mit Hilfe der im Dia-
gramm gegebenen Daten die Wellenlänge der Lα-Linie.

Dieselbe Röntgenröhre werde nun mit einer Spannung von


18 kV betrieben.

c) Entscheiden Sie, ob bei dieser Betriebsspannung im Emissionsspektrum die Kα-Li-


nie des Anodenmaterials auftritt, und geben Sie eine Begründung.

d) Berechnen Sie relativistisch die Geschwindigkeit der Elektronen beim Auftreffen


auf die Anode.

Kapitel 5 Anwendungen Seite 105


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Aufgabe 5.90: Abi 1999; Röntgenstrahlung und PSE, modifiziert

Moseley untersuchte die Frequenz der Kα-Linie in Abhängigkeit von der


Ordnungszahl des Anodenmaterials.

a) Erläutern Sie, wie die Kα-Linie zustande kommt.

b) Zeichnen Sie mit Hilfe der gegebenen Werte Z 13 20 30


ein ( Z −1)−√ f −Diagramm . Beachten Sie, daß
das Diagramm aufgrund eines physikalischen f in 1016 Hz 36 89 207

Gesetzes welches wir nicht kennen durch den Ursprung gehen muss. Bestimmen Sie
mit Hilfe ihres Diagramms die Ordnungszahl eines Elements, dessen Kα-Linie die Wel-
lenlänge 155 pm hat.

c) Bestimmen Sie mit Hilfe ihres Diagramms eine Formel für √ f in Abhängigkeit
von (Z-1) und damit schließlich eine Formel für f in Abhängigkeit von (Z-1). Das ist das
Gesetz von Moseley.

Kapitel 5 Anwendungen Seite 106


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Aufgabe 5.91: Abi 2000

Die nebenstehende Abbildung zeigt das Spektrum


der Strahlung einer Röntgenröhre. Δn ist die Anzahl
der im Zeitintervall Δt nachgewiesenen Röntgen-
quanten der Wellenlänge λ.

a) Skizzieren Sie den prinzipiellen Aufbau und die


Beschaltung einer Röntgenröhre.

b) Erklären Sie kurz, auf welche Weise das kontinu-


ierliche Röntgenspektrum zustande kommt.

c) Entnehmen Sie der Abbildung die Grenzwellenlänge und berechnen Sie daraus die
Spannung, mit der die Röhre bei der Aufnahme des Spektrums betrieben wurde.

Im Diagramm sind auch zwei K-Linien des charakteristischen Röntgenspektrums er-


kennbar.

d) Erklären Sie allgemein die Entstehung der K-Linien des charakteristischen Rönt-
genspektrums.

Das Gesetz von Moseley gibt einen Zusammenhang zwischen der Wellenlänge der Kα-
Linie λ und der Ordnungszahl des Anodenmaterials Z.

1 3
= ⋅R⋅( Z−1 )2
λ 4

Dabei ist R die Rydbergkonstante des Anodenmaterials, welche für alle Elemente
etwa gleich groß ist.

e) Begründen sie welche der Linien im Spektrum die Kα-Linie ist und bestimmen Sie
das Element, aus dem die Anode der Röntgenröhre besteht.

Kapitel 5 Anwendungen Seite 107


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Aufgabe 5.92: Abi 1998

Ein Hauptmerkmal der Atome


besteht darin, dass sie diskrete Energieni-
veaus besitzen, die für eine Atomsorte
charakteristisch sind. Der Versuch von
Franck und Hertz ist eines der Schlüssel-
experimente für die Anregung zu "Quan-
tensprüngen".

a) Erläutern Sie in Bezug auf obige Schaltskizze die Wirkungsweise der drei Schal-
tungsabschnitte mit den Spannungen UH, UB und UG.

b) Skizzieren und interpretieren Sie das für den Franck-Hertz-Versuch charakteris -


tische Spannungs-Stromstärke-Diagramm.

c) Die Interpretation des Franck-Hertz-Versuchs wird durch die Beobachtung bestä-


tigt, dass aus der mit Quecksilberdampf gefüllten Röhre Strahlung mit der Wellen-
länge λ = 254 nm emittiert wird. Erklären Sie das Zustandekommen dieser Strahlung.
Berechnen Sie dazu auch die der Wellenlänge entsprechende Quantenenergie in eV.

Kapitel 5 Anwendungen Seite 108


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Aufgabe 5.93: Abi 2006; Franck-Hertz-Versuch

Im Jahr 1925 wurden die deutschen Physiker James Franck und Gustav
Hertz für ihre experimentellen Forschungen auf dem Gebiet der Atomphysik mit dem
Nobelpreis ausgezeichnet.

a) Skizzieren Sie den Versuchsaufbau (inkl. Messgeräte) zum Elektronenstoß-Ver-


such im Franck-Hertz-Rohr, beschriften Sie die wesentlichen Teile und beschreiben
Sie knapp die Versuchsdurchführung.

b) Fertigen Sie eine Skizze des charakteristischen U-I-Diagramms an. Zeichnen Sie
darin auch den ungefähren Verlauf der Kennlinie ein, die man erwarten würde, wenn
zwischen Elektronen und Quecksilberatomen nur elastische Stöße auftreten könnten.
Begründen Sie den unterschiedlichen Kurvenverlauf.

c) Bei Zimmertemperatur ist in der Röhre Quecksilber in flüssigem Zustand zu se-


hen. Erklären Sie kurz, warum zur Aufnahme der Messkurve die Röhre beheizt wer-
den muss.

d) Nach Anregung der Quecksilberatome auf ein Niveau von 4,9 eV über dem Grund-
zustand geht die Mehrzahl direkt wieder in den Grundzustand über. Berechnen Sie
die Wellenlänge der damit verbundenen Strahlung. Wie heißt der dazugehörige Wel-
lenlängenbereich.

Kapitel 5 Anwendungen Seite 109


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Aufgabe 5.94: Abi 2007; Röntgenstrahlung

Wilhelm Conrad Röntgen entdeckte im Jahr 1895 eine neue Art von
Strahlen, die er zunächst als X-Strahlen bezeichnete. Heute spielt Röntgenstrahlung
eine wichtige Rolle in Medizin und Technik.

a) Fertigen Sie eine beschriftete Skizze einer Röntgenröhre inklusive der elektri-
schen Schaltung an. Beschreiben Sie, wozu die verwendeten Stromquellen dienen.

An einer Röntgenröhre wird eine Beschleunigungsspannung von 40 kV gelegt.

b) Beschreiben Sie kurz, wie der kontinuierliche Teil des Röntgenspektrums ent-
steht, und berechnen Sie dessen Grenzwellenlänge.

c) Das charakteristische Spektrum zeigt auch die Kα-Linie. Erklären Sie das Zustan-
dekommen dieser Linie.

d) Bei den nebenstehenden Abbildungen kann es sich nicht um Emissionsspektren ei -


ner Röntgenröhre handeln. Begründen Sie dies jeweils knapp.

Kapitel 5 Anwendungen Seite 110


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Aufgabe 5.95: Abi 2009; Franck-Hertz-Versuch

Der dänische Physiker Niels Bohr, ein Schüler Rutherfords, entwickelte


ein Modell, in dem Atome nur ganz bestimmte Energiebeträge aufnehmen und dadurch
zur Aussendung elektromagnetischer Strahlung mit charakteristischen Wellenlängen
angeregt werden können. Dies wurde im Jahr 1913 von J. Franck und G. Hertz experi-
mentell bestätigt.

a) Fertigen Sie eine beschriftete Skizze vom Aufbau des Franck-Hertz-Versuchs an


und erläutern Sie kurz die Vorgehensweise bei diesem Experiment.

Inzwischen gibt es auch Franck-Hertz-Röhren, die


mit dem Edelgas Neon gefüllt sind. Für eine solche
Röhre liefert die Aufzeichnung einer Messung das
nebenstehende Schirmbild. Der Abstand zweier
aufeinanderfolgender Maxima auf der Rechts-
wertachse im Diagramm entspricht einer Energie-
differenz von 18,3 eV.

b) Welche Messgrößen werden auf den beiden


Achsen angetragen? Erklären Sie das Zustandekommen des Kurvenverlaufs.

c) Man erwartet, dass die angeregten Gasatome beim Übergang in den Grundzustand
elektromagnetische Strahlung aussenden. Geben Sie die Energie eines solchen Pho-
tons an und berechnen Sie die Wellenlänge dieser Strahlung. Geben Sie den zugehöri-
gen Bereich des elektromagnetischen Spektrums an.

Neben der Strahlung der berechneten Wellenlänge sendet das angeregte Gas beim
Übergang in den Grundzustand rotes Licht der Wellenlänge 729 nm und zusätzlich
Strahlung einer weiteren Wellenlänge aus.

d) Beschreiben Sie allgemein ein Verfahren, um die Wellenlänge von sichtbarem Licht
zu bestimmen.

e) Skizzieren Sie ein vereinfachtes Termschema des verwendeten Gases mit den not-
wendigen Energieniveaus. Erklären Sie damit die Entstehung des roten Lichts und der
zusätzlich auftretenden Strahlung. Berechnen Sie die Energie Eph eines Photons die-
ser Strahlung.

f) Neben der Ermittlung des Planck'schen Wirkungsquantums h über den Photoeffekt


oder aus dem Franck-Hertz-Versuch lässt sich h auch aus dem Spektrum einer Rönt-
genröhre bestimmen. Erläutern Sie dies.

Kapitel 5 Anwendungen Seite 111


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Aufgabe 5.96: G8 Abi 2011; Franck-Hertz-Versuch

Im Jahre 1913 führten die Physiker James Franck und Gustav Hertz ei-
nen Versuch zur Anregung von Quecksilberatomen durch Elektronenstöße durch.

a) Fertigen Sie eine beschriftete Skizze des Franck-Hertz-Experiments en.

b) Das nebenstehende Diagramm wurde bei ei-


ner Durchführung des Experiments aufgezeich-
net. Erklären Sie das Auftreten des ersten re-
lativen Minimums der Stromstärke (bei der
Spannung U1).

c) Berechnen Sie mit Hilfe des Diagramms die


Geschwindigkeit, die ein Elektron mindestens
haben muss, um ein Quecksilberatom anregen zu
können.

Die angeregten Quecksilberatome geben beim Übergang in den Grundzustand ihre An-
regungsenergie in Form von Photonen ab.

d) Berechnen Sie die Wellenlänge der emittierten Strahlung und geben Sie deren
Spektralbereich an.

e) Atome können sowohl durch Stöße mit Elektronen als auch durch Photonen ange-
regt werden. Geben Sie zwei wesentliche Unterschiede dieser beiden Anregungsmög-
lichkeiten an.

Aufgabe 5.97: Abi 2012; Messinstrumente des Marsrovers

Das Messinstrument "ChemCam" besteht aus einem Laser und einem Spektrometer.
Der Laser sendet Lichtpulse der Dauer 5,0 ns mit der Wellenlänge 1067 nm aus, die
jeweils eine Energie von 30 mJ transportieren.

a) Berechnen Sie die Leistung eines Lichtpulses sowie die Anzahl der mit diesem Puls
ausgesendeten Photonen.

Trifft ein solcher Lichtpuls auf einen Fels, so verdampfen Teile des Gesteins schlag-
artig. Dadurch wird das Ausgangsmaterial in seine Atome bzw. deren Ionen zerlegt.
Die Atome bzw. Ionen liegen dabei in einem angeregten Zustand vor und senden ein
für die Probe charakteristisches Licht aus, dessen Spektrallinien mit einem Spektro-

Kapitel 5 Anwendungen Seite 112


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meter registriert werden. Im Folgenden wird das Spektrum von Wasser-


stoff untersucht, da dessen Auftreten auf das Vorhandensein von Was-
ser auf dem Mars hinweisen könnte.

b) Berechnen Sie die ersten fünf Energieniveaus von Wasserstoff und zeichnen Sie
mit diesen ein Energieniveauschema.

c) Berechnen Sie mit den Ergebnissen von Teilaufgabe 2.b) die Wellenlängen der
drei langwelligsten sichtbaren Spektrallinien von Wasserstoff und zeichnen Sie die
drei zugehörigen Energieübergänge in das Energieniveauschema von Teilaufgabe 2.b)
ein.

Außer mit der "ChemCam" kann "Curiosity" die Beschaffenheit des Marsgesteins auch
mit Hilfe röntgenspektroskopischer Methoden untersuchen.

d) Fertigen Sie eine beschriftete Skizze einer Röntgenröhre inklusive der elektri-
schen Schaltung an.

e) In den nebenste-
henden Abbildungen
handelt es sich jeweils
um Emissionsspektren
von Röntgenröhren.
Begründen Sie zu je-
der Abbildung kurz,
welche Veränderung
im experimentellen
Aufbau den Wechsel von der hellblauen zur dunkelblauen Kurve bewirkt hat.

1 3
f) Mit dem Gesetz von Moseley = ⋅R H⋅( Z −1 )2 lässt sich aus der Röntgenwel-
λα 4
lenlänge λ α der Kα-Linie näherungsweise die Ordnungszahl Z des Anodenmateri-
als ermitteln ( R H ist die Rydbergkonstante für das Wasserstoffatom). Bestimmen
Sie das Anodenmaterial für λ α=0,152 nm .

g) Bei "Curiosity" soll das zu untersuchende Gestein mit Alpha-Teilchen beschossen


werden. Dabei wird Röntgenstrahlung vom Gestein emittiert, die Rückschlüsse auf die
darin enthaltenen Elemente erlaubt. Erklären Sie die Vorgänge im Gestein.

Kapitel 5 Anwendungen Seite 113


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Aufgabe 5.98: Abi 2013; Der Fotoeffekt, technische Nutzung

a) Geben Sie zwei Beobachtungen beim Fotoeffekt an, die mit der klassi-
schen Wellentheorie des Lichts nicht erklärbar sind.

In einem Versuchsaufbau, der in nebenstehender Abbil-


dung dargestellt ist, werden durch die Bestrahlung der
Silizium-Kathode einer Vakuum-Fotozelle mit UV-Licht
der Wellenlänge 302 nm Elektronen freigesetzt.

Das nebenstehende
Diagramm zeigt den
durch das UV-Licht
verursachten Fotost-
rom I in Abhängig-
keit von der angelegten Gegenspannung UG.

b) Berechnen Sie mit Hilfe des Diagramms rechts


die Austrittsarbeit WA sowie die Grenzwellen-
länge von Silizium. (Kontrolle: WA = 3,6 eV)

c) Ergänzen Sie im Diagramm oben einen mögli-


chen Kurvenverlauf, wie er sich bei Erhöhung der Intensität des UV-Lichts ergeben
könnte, und begründen Sie diesen.

Eine technische Nutzung des Fotoeffekts ist


die Röntgen-Fotoelektronen-Spektroskopie.
Wird Silizium mit Röntgenstrahlung der Energie
1,25 keV bestrahlt, so werden durch den Foto-
effekt auch stark gebundene Elektronen des
2s- und 2p-Zustands der Atomhülle ausgelöst.
Die kinetische Energie dieser freigesetzten
Elektronen besitzt zwei spezifische Werte, die
im nebenstehenden Diagramm zu erkennen sind.

d) Geben Sie die Elektronenkonfiguration von Silizium an.

e) Berechnen Sie unter Verwendung des Diagramms die Energie, die zum Auslösen ei-
nes Elektrons aus dem 2s-Zustand von Silizium mindestens aufgebracht werden muss.

f) Erklären Sie, weshalb das Auslösen stark gebundener Elektronen auch die Emission
elektromagnetischer Strahlung zur Folge hat.

Kapitel 5 Anwendungen Seite 114


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Bei der Herstellung der Siliziumplatten für die Chipherstellung ist auf
hohe Reinheit zu achten, da Fremdatome auf der Oberfläche die physika-
lischen Eigenschaften der Platten verändern.

g) Erklären Sie, wie sich die Röntgen-Fotoelektronen-Spektroskopie bei der Produk-


tion der Siliziumplatten zur Qualitätskontrolle verwenden lässt.

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6 Struktur der Materie


Die Idee, dass sich Materie aus Atomen zusammensetzt, ist recht alt, war aber lange
Zeit nicht allgemein anerkannt. Erst um 1900 (ungefähr zeitgleich mit der Relativi-
tätstheorie) konnte sich die Vorstellung von Atomen in der Physik vollständig durch-
setzen. In den folgenden Jahrzehnten stieß die Forschung in immer kleiner werdende
Strukturen vor.

6.1 Streuexperimente
Erkenntnisse über den Aufbau und das Verhalten von Mikroteilchen gewinnt man da-
durch, dass man die Teilchen mit bereits bekannten Teilchen beschießt. Aus der Ana-
lyse des Verhaltens der Teilchen beim Stoß gewinnt man Informationen

➔ über Eigenschaften und innere Struktur der Mikroteilchen, über

➔ die Wechselwirkungen zwischen den Teilchen und über

➔ die Existenz von Teilchen, die bei solchen Stoßprozessen entstehen.

Da viele interessante Reaktionen nur mit Teilchen sehr hoher Energien stattfinden
und ehemals hypothetische Teilchen, die man im Experiment erzeugen wollte, sehr
hohe Ruhemassen besitzen wurden immer größere Teilchenbeschleuniger benötigt, die
Teilchen auf die entsprechend hohen Energien beschleunigen können. Vor der Exis-
tenz leistungsfähiger Teilchenbeschleuniger (ab ca. 1950) war die einzige Quelle für
Teilchen mit so hohen Energien die kosmische Strahlung, die allerdings von der Atmo-
sphäre absorbiert wird und mit der sich deshalb am besten in großer Höhe im Gebirge
experimentieren lässt. Bei Strukturuntersuchungen stößt man auf ein ganz ähnliches
Problem.

➔ Will man durch Streuexperimente die innere Struktur von Mikroteil-


chen aufklären, dann muss die Wellenlänge der Strahlung ,mit Hilfe
derer man untersucht, kleiner als die zu untersuchende Struktur sein.

Nach De Broglie (p = h/λ) muss eine Teilchenstrahlung mit sehr kleiner Wellenlänge
einen sehr hohen Impuls besitzen. Dafür muss das Teilchen eine große Masse oder
eine sehr hohe Geschwindigkeit also auch eine sehr hohe kinetische Energie haben.

Kapitel 6 Struktur der Materie Seite 116


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Aufgabe 6.99: Strukturuntersuchung

Atomkerne haben eine Größe im Bereich von ca. 0,01pm.

a) Berechne die De-Broglie-Wellenlänge von Elektronen mit einer kinetischen Energie


von 40keV und begründe, dass sich diese Elektronenstrahlung nicht zur Untersuchung
der Struktur von Atomkernen eignet.

b) Wie groß müsste die kinetische Energie von Elektronen sein, um damit sinnvoll die
innere Struktur von Atomen untersuchen zu können und den Atomkern zu finden?

c) Wie groß müsste die kinetische Energie von Elektronen sein, um damit die innere
Struktur von Protonen untersuchen zu können und die Quarks (ca. 10−18 m ) finden
zu können?

d) Zeige, dass Alphateilchen mit einer kinetischen Energie von 0,4GeV (Rutherford)
sich gut zur Untersuchung der Struktur von Atomkernen eignen.

Kapitel 6 Struktur der Materie Seite 117


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6.2 Streuversuch von Rutherford (1913)


Historische Situation:

Atomismus hat sich durchgesetzt; Elektron bekannt (negative Ladung, kleine Masse)
und als Bestandteil von Atomen identifiziert; Proton nur als spezielle Strahlung be-
kannt (nicht als Bestandteil von Atomen identifiziert); vom Neutron weiß man noch gar
nichts; Alphateilchen als sehr schwere (ca. 8000 mal so schwer wie ein Elektron) posi-
tiv geladene Teilchen bekannt, außerdem weiß man, dass die Alphateilchen sehr klein
sind und deshalb sehr viel massiver gebaut sind, als ein Atom.

Aufgabe 6.100: Rosinenkuchen

Um 1903 wurde von Thomson das sogenannte Rosinenkuchen-


modell für den Aufbau von Atomen vorgeschlagen. Die leichten,
negativ geladenen Elektronen schwimmen dabei gleichmäßig
verteilt in einem positiv geladenen Teig, so dass das ganze
Atom elektrisch neutral ist.

a) Erkläre, weshalb diese Vorstellung auf den ersten Blick sehr


viel plausibler ist, als unsere heutige Vorstellung mit einem
kleinen Kern in der Mitte, in dem die gesamte positive Ladung vereinigt ist.

b) Das Rosinenkuchenmodell ist einem anderen Modell, das wir heute noch benutzen
sehr ähnlich. Welchem?

Der Versuch

Rutherford beschießt eine sehr dünne Goldfolie (ca.


1000 Atomschichten) mit Alphateilchen. Um die
Goldfolie herum ist ein Film angebracht, so dass man
die Richtung in welche die Alphateilchen gestreut
werden ablesen kann. Ganze Anordnung befindet sich
in einem Vakuum.

Ergebnisse

1) Die allermeisten Alphateilchen durchdringen die Goldfolie ohne Ablenkung.

2) Wenige Alphateilchen werden leicht, noch weniger stark abgelenkt.

3) Ganz wenige Alphateilchen werden sogar von der Goldfolie reflektiert.

Kapitel 6 Struktur der Materie Seite 118


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Folgerungen

1) Der Großteil des Atom-Volumens muss so gut wie leer sein,


kann also keine erhebliche Masse enthalten.

2) Im Atom befindet sich ein sehr kleines Ding, welches den


Großteil der Masse des Atoms enthält.

Dies führt zum Rutherfordschen Atommodell mit einem massi-


ven, sehr kleinen, positiv geladenen Kern in der Mitte und einer
Hülle aus leichten, negativ geladenen Elektronen außen herum.

Aufgabe 6.101: Streuversuch von Rutherford

a) Weshalb können die Alphateilchen nicht an einem freien


Elektron gestreut worden sein. Das negativ geladene Elek-
tron kann ja auch eine Kraft auf die Alphateilchen ausüben.

b) Wie folgt aus den Versuchsergebnissen, dass der Großteil des Atoms keine erhebli-
che Masse enthält?

c) Wie folgt aus den Versuchsergebnissen, dass der massive Kern sehr klein sein
muss?

Das der Kern tatsächlich positiv geladen sein muss folgt erst, wenn man die Versuchs-
ergebnisse mathematisch analysiert, und mit der Coulomb-Kraft vergleicht.

6.3 Standardmodell: Teilchen


In der Zeit nach dem Rutherfordschen Streuversuch wurden die Bausteine der Atom-
kerne (Nukleonen) gefunden. Das positiv geladene, schwere Proton 1919 und das elek-
trisch neutrale, fast gleich schwere Neutron um 1930.

In den 1960er Jahren wurden Streuversuche mit


hochenergetischen Elektronen an Protonen durchge-
führt. Die Ergebnisse bestätigten die bereits beste-
hende Vermutung, dass die Nukleonen eine innere
Struktur besitzen, also keine Elementarteilchen sind.
Sie sind aus Quarks aufgebaut. Als Elementarteil-
chen gelten heute die Quarks, die Leptonen und die
Wechselwirkungsteilchen (Austauschteilchen).

Kapitel 6 Struktur der Materie Seite 119


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Quarks

Die Quarks sind die schweren Elementarteilchen. Die Masse der Teilchen
nimmt von Generation zu Generation stark zu.

1. Generation 2. Generation 3. Generation


Symbol u d c s t b
Name up down charm strange top bottom
Ladung 2 1 2 1 2 1
+ e − e + e − e + e − e
3 3 3 3 3 3

Leptonen

Die Leptonen sind die leichten Elementarteilchen. Die Masse der Neutrinos ist so
klein, dass man lange Zeit dachte sie hätten vielleicht gar keine Masse. Auch hier
nimmt die Masse von Generation zu Generation stark zu.

1. Generation 2. Generation 3. Generation


νe νμ ντ
Symbol e- μ- τ-
Name Elektron Elektron- Myon Myon-Neu- Tauon Tauon-
Neutrino trino Neutrino
Ladung −1 e 0 −1 e 0 −1 e 0

➔ Die Masse der Elementarteilchen nimmt von Generation zu Generation


bei beiden Teilchengruppen stark zu.

➔ Die Teilchen der 2. und 3. Generation sind alle nicht stabil. Sie zerfal-
len schrittweise in Teilchen der 1. Generation. Die uns umgebende Ma-
terie besteht also nur aus Teilchen der 1. Generation.

Teilchen der 2. Generation entstehen zum Beispiel durch die kosmische Strahlung in
der oberen Atmosphäre und gelangen auch bis zum Erdboden (z.B. Myonen).

➔ Zu jedem Teilchen gibt es ein Antiteilchen mit der selben Masse, also
auch derselben Ruheenergie, aber entgegengesetzter Ladung.

Für das Antiteilchen schreibt man einfach Quer ( u ; d ; ν e ) und sagt Anti-....
(Anti-Elektron-Neutrino). Für die Antiteilchen der geladenen Leptonen schreibt man

Kapitel 6 Struktur der Materie Seite 120


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allerdings e + ; μ + und τ + und das Antiteilchen vom Elektron heißt Po-


sitron.

➔ Trifft ein Teilchen sein Antiteilchen, dann vernichten sie sich gegen-
seitig (Paarvernichtung, Anihilation) und zerstrahlen zu Energie (EM-
Strahlung).

Man kann auch Teilchen-Antiteilchen-Paare aus EM-Strahlung erzeugen, wenn ein Pho-
ton genügend Energie für die Ruheenergien der beiden Teilchen besitzt. Es gibt je -
doch auch Prozesse bei denen ein Teilchen ohne sein Antiteilchen entsteht (Beta-Zer-
fall).

Aufgabe 6.102:

Im Coulomb-Feld eines Atoms kann ein Gamma-Quant ein


Elektron-Positron-Paar erzeugen und dabei vernichtet
werden. Berechne die Wellenlänge, die ein Gamma-Quant
haben muss, damit ein solcher Prozess energetisch mög-
lich ist.

➔ Quarks kommen niemals alleine vor, sondern bilden immer Teilchen aus
zwei oder drei Quarks. Solche Teilchen, die aus Quarks bestehen
nennt man

Hadronen

➔ Baryonen bestehen aus drei Quarks.

Neutron: udd; Proton: uud

➔ Mesonen bestehen aus zwei Quarks, jeweils einem Quark und einem
Anti-Quark, es müssen aber nicht die zusammengehörigen Quarks sein.

Beispiele für Mesonen wären das Pi-Meson π+ : d u oder das K-Meson K 0: s d .

Kapitel 6 Struktur der Materie Seite 121


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Größenordnungen: Auswendig

Atom Atomkern Proton Quark


10−10 m 10−14 m 10−15 m 10−18 m

6.4 Standardmodell: Wechselwirkungen


Es gibt die vier grundlegenden Wechselwirkungen Gravitation, elektromagnetische
Wechselwirkung, starke Kraft (starke Wechselwirkung) und schwache Kraft (schwa-
che Wechselwirkung). Wechselwirkungen werden durch den Austausch von Teilchen
beschrieben. Die Austauschteilchen gehören auch zu den Elementarteilchen.

Je schwerer die Austauschteilchen, desto kürzer ist die Reichweite der Kraft.

notwendige wirkt auf Austausch- Reichweite


Eigenschaft Teilchen
Gravitation Masse alle Teilchen ? unendlich
EM-Wechselw. elektr. Ladung geladene Teilchen; "virtuelle" unendlich
nicht auf Neutrinos Photonen
starke WW Farbladung Quarks Gluonen Protonendurch-
(schwer) messer
schwache WW Flavor alle Teilchen Vektorbosonen mehrere Quark-
(W- und Z-) durchmesser
(sehr schwer)

Alle Wechselwirkungen können Energie und Impuls übertragen. Die schwache Wech-
selwirkung hat jedoch eine Sonderstellung.

➔ Durch schwache Wechselwirkung können Teilchen umgewandelt wer-


den.

Das klassische Beispiel ist der Betazerfall. Außerdem kann die schwache Wechselwir-
kung keine gebundenen Zustände erzeugen, so wie das alle anderen drei Wechselwir-
kungen können. Durch Gravitation werden Planetensysteme und Galaxien zusammenge-
halten. Durch EM-Wechselwirkung wird die Elektronenhülle am Atom festgehalten.
Die starke Wechselwirkung hält die Quarks im Proton zusammen und sie hält auch die
Protonen und Neutronen im Atomkern zusammen.

Kapitel 6 Struktur der Materie Seite 122


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Farbladung

Von der Farbladung (starke Wechselwirkung) gibt es die drei Sorten Rot,
Grün und Blau und die dazugehörigen Anti-Farben Anti-Rot, Anti-Grün und Anti-Blau.
Jedes Hadron muss nach außen hin weiß sein. Die Baryonen enthalten alle die Farben
Rot, Grün und Blau, die Mesonen enthalten jeweils eine Farbe und die dazugehörige
Antifarbe. Z.B. Rot und Anti-Rot.

Restwechselwirkung, Kernkraft

Da die Protonen und Neutronen im Atomkern alle weiß sind, ist die starke Kraft zwi-
schen den Nukleonen viel schwächer als zwischen den drei Quarks in einem Proton
oder Neutron. Die Nukleonen sehen gewissermaßen nur einen Farbüberschuss der di-
rekt benachbarten Quarks. Es kommt die so genannte Restwechselwirkung zustande,
die den Atomkern zusammenhält, aber nur zwischen direkt benachbarten Nukleonen
wirkt.

6.5 Erhaltungssätze
Ob bestimmte Reaktionen möglich oder unmöglich sind, oder ob vielleicht ein Reakti -
onsprodukt übersehen wurde, lässt sich anhand der Erhaltungssätze überprüfen. Da-
bei dürfen Impuls- und Ebnergieerhaltung nicht übersehen werden.

Energieerhaltung

Zur Überprüfung der Energieerhaltung benutzt man in erster Linie die Ruheenergieen
der beteiligten Teilchen. Kinetische Energien oder Photonenenergien werden auf der
richtigen Seite (vorher oder nachher) addiert.

Impulserhaltung

Da der Impuls ein Vorzeichen hat, müssen die Bewegungsrichtungen berücksichtigt


werden.

Ladungserhaltung

Bei jeder Reaktion (Wechselwirkung) muss die elektrische Ladung vorher und nachher
gleich groß sein.

Leptonenzahlerhaltung

Alle Leptonen haben die Leptonenzahl 1, die Antileptonen haben die Leptonenzahl -1,

Kapitel 6 Struktur der Materie Seite 123


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alle anderen Teilchen haben die Leptonenzahl Null. Bei jeder Reaktion
muss die Leptonenzahl vorher und nachher gleich groß sein. D.h. wenn ein
Lepton entsteht, muss zusätzlich auch ein Anti-Lepton entstehen.

1 1
Alle Quarks haben die Baryonenzahl , alle Anti-Quarks die Baryonenzahl − ,
3 3
alle anderen Teilchen haben die Baryonenzahl Null. Eine Baryonenzahlerhaltung gibt
es wahrscheinlich nicht, allerdings ist noch kein Prozess beobachtet worden, der die
Baryonenzahl verändert. Wir können also nicht mit der Baryonenzahl argumentieren,
aber beim Ausgleichen von Reaktionsgleichungen darauf achten, dass sich die Baryo-
nenzahl nicht verändert.

Aufgabe 6.103: Abitur ????

Ein Elektron und ein Positron, beide in Ruhe, vernichten sich gegenseitig.

a) Weshalb ist es unmöglich, dass die beiden Teilchen in ein einziges Gamma-Quant
zerfallen?

Im Folgenden gehen wir davon aus, dass zwei Gamma-Quanten entstehen.

b) Machen Sie begründete Aussagen über die Richtungen und die Wellenlängen der
beiden Gammaquanten.

c) Berechnen Sie die Wellenlänge der beiden Gamma-Quanten.

Aufgabe 6.104:

Ein Schüler schreibt folgende Reaktionsgleichung für den Beta-Zerfall von Tritium
auf: 31 H → 32 He+ + e-

a) Weshalb ist das entstandene Helium positiv geladen?

b) Begründen Sie dass in der Reaktionsgleichung ein Teilchen fehlt. Von welcher Sor-
te muss das fehlende Teilchen sein wenn es rechts steht (wenn es links steht)?

Kapitel 6 Struktur der Materie Seite 124


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Aufgabe 6.105:

Als Merkhilfe und zur Veranschaulichung von Ele-


mentarteilchen und Wechselwirkungen wird gern das
Bild rechts benutzt.

a) Erklären Sie was die Anordnung der drei Wechsel-


wirkungen in Form von Stufen bedeutet.

b) Wo im Bild sind die stabilen, wo die instabilen


Teilchen?

c) Welche Elementarteilchen sind nicht im Bild ent-


halten?

d) Welche der Teilchen können Vektorbosonen, welche können Photonen und welche
können Gluonen austauschen?

e) Welche der Teilchen im Bild kommen als einzelne Teilchen vor, welche nicht?

Aufgabe 6.106: Positronium-Atom , Abi 2014 (Ausschnitt)

Ein Positronium-Atom - bestehend aus einem Elektron und einem Positron - besitzt
eine sehr kurze Lebensdauer. Von den nachfolgenden vier Zerfallsgleichungen be-
schreibt nur eine den Zerfall eines ruhenden Positronium-Atoms. Identifizieren Sie
diese, indem Sie drei Zerfallsgleichungen argumentativ ausschließen.

i) e + +e − → 2 n ii) e + +e − → 2 γ

iii) e + +e − → 2μ− iv) e + +e − → γ

Kapitel 6 Struktur der Materie Seite 125


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Aufgabe 6.107:

Alle genannten Reaktionen sind unmöglich. Gib jeweils einen Grund (wenn
möglich mehrere) an, weshalb die Reaktion unmöglich ist. Dabei gehen wir davon aus,
dass die Reaktionsedukte zu Anfang in Ruhe sind.

a) μ− → e − + νe

b) μ − → τ − + ν τ + νμ

c) uud + u u d → γ

d) uud + u u d → 2 udd

e) τ − → μ − + ν μ + e−

f) μ + + μ − → uud + udd

g) μ+ + μ− → e−

h) p + → n 0 + e+ + νe

i) τ− + τ+ → μ−

k) νe + p + → n 0 + e +

Kapitel 6 Struktur der Materie Seite 126


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Aufgabe 6.108:

Überprüfe bei den gegebenen Reaktionsgleichungen Ladung q, Leptonen-


zahl L und Baryonenzahl B jeweils der gesamten linken und rechten Seiten der Reakti-
onsgleichung.

 Beachte jedoch, dass es keinen Baryonenzahl-Erhaltungssatz gibt!

Sie finden hier Beispiele für Zerfallsgleichungen von Teilchen der 2. und 3. Generati-
on bzw. von aus solchen zusammengesetzten Teilchen. Was mit den Neutrinos der 2.
und 3. Generation passiert weiß ich nicht.

μ− → e − + ν e + νμ τ− → μ − + νμ + ν τ

q: ..... ..... q: ..... .....


a) b)
L: ..... ..... L: ..... .....

B: ..... ..... B: ..... .....

τ− → 2u d + d u + ντ uds → uud + u d

q: ..... ..... q: ..... .....


c) d)
L: ..... ..... L: ..... .....

B: ..... ..... B: ..... .....


ud → μ + νμ uud + u d → uds + s d

q: ..... ..... q: ..... .....


e) f)
L: ..... ..... L: ..... .....

B: ..... ..... B: ..... .....

Kapitel 6 Struktur der Materie Seite 127


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Aufgabe 6.109: G8 Abi 2011; Antimaterie

Zur Herstellung von Antiprotonen werden Protonen aus einem Teilchenbe-


schleuniger mit hoher Energie auf ein Target (z.B. Kupfer) geschossen. Dabei entste-
hen durch Kernreaktionen Proton-Antiproton-Paare. Protonen und Antiprotonen un-
terscheiden sich im Vorzeichen ihrer Ladungen, besitzen aber gleich Massen.

a) Stellen Sie unter Verwendung des Standardmodells der Elementarteilchen den


Aufbau von Protonen und Antiprotonen dar. Gehen Sie dabei auch auf die Ladungen
ein.

b) Berechnen Sie die relativistische Masse eines Antiprotons mit der kinetischen
Energie 7,5 GeV. Drücken Sie das Ergebnis als Vielfaches der Ruhemasse des Anti -
protons aus.

c) Bei einem Proton-Antiproton-Paar kann eine so genannte Paarvernichtung stattfin-


den, d.h. die Masse beider Teilchen wird vollständig in Energie umgewandelt, die in
Form von γ-Quanten abgestrahlt wird. Betrachten Sie den Spezialfall, dass die beiden
Teilchen vor der Zerstrahlung ruhen und zeigen Sie hierfür mit Hilfe einer Impulsbe-
trachtung, dass ein Zerstrahlen in ein einziges γ-Quant nicht möglich ist.

Kapitel 6 Struktur der Materie Seite 128


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7 Atomkerne

7.1 Bezeichnungen
Atomkerne bestehen aus Nukleonen (Kernbauteilchen), nämlich aus Protonen (uud) und
Neutronen (udd).
Kernladungszahl Z: Die Anzahl der Protonen im Kern. Sie legt fest, um welches che-
mische Element es sich handelt und wird deshalb auch Ordnungszahl genannt. Ein
vollständiges Atom besitzt genau soviel Elektronen in der Hülle, wie Protonen im
Kern, und ist damit elektrisch neutral.
Massenzahl A: Die Anzahl der Nukleonen insgesamt, also Protonen und Neutronen zu-
sammen.
Neutronenzahl N: Die Anzahl der Neutronen im Kern.

Damit gilt: A = Z + N

Nuklid: Ein bestimmter Atomkern mit bestimmtem Z und A. Die bekannten Nuklide
mit ihren Eigenschaften werden in einer Nuklidkarte (siehe Buch ganz hinten) dar-
gestellt.
Isotope: Die verschiedenen Atome eines Elements haben gleiche Kernladungszahl,
können aber verschiedene Neutronenzahl haben. Man nennt sie die verschiedenen
Isotope eines Elements.
Bezeichnung von Atomen:

Im Bild ist ein zweifach negativ geladenes


Kohlenstoffatom mit 8 Neutronen darge-
stellt. Das Atom hat also zwei Elektronen
zu viel, ist also kein Atom sondern ein Ion.
Der Platz rechts unten ist für die Chemi-
ker zur Beschreibung von Molekülen reser-
viert. Die Angabe der Kernladungszahl ist
wegen der Elementbezeichnung eigentlich überflüssig, man schreibt deshalb (für un-
geladene Atome) oft einfach "C14" oder "U235", wobei die Zahl die Massenzahl des
Isotops angibt.

Als Bezeichnung für Proton, Neutron und Elektron ergibt sich damit

p+ ;
1 1 0 -
1 0 n ; −1e

Kapitel 7 Atomkerne Seite 129


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7.2 Kernkraft
Die Kraft mit der sich Nukleonen gegenseitig anziehen wird Kernkraft ge-
nannt. Sie ist ein Rest der starken Wechselwirkung zwischen den Quarks, und macht
keinen Unterschied zwischen Neutronen und Protonen.

➔ Die Kernkraft ist wesentlich stärker als die Coulomb-Abstoßung zwi-


schen zwei Protonen.

➔ Die Kernkraft hat nur eine geringe Reichweite ( 10−15 m ) und wirkt
nur zwischen benachbarten Nukleonen.

➔ Im Gegensatz dazu wirkt die Coulomb-Abstoßung zwischen den Proto-


nen über beliebige Entfernungen und versucht den Kern auseinander zu
treiben.

Bei zunehmender Anzahl von Nukleonen im Kern be-


kommt das einzelne Nukleon immer mehr direkte
Nachbarn, wird also von mehr Nukleonen angezogen
und deshalb stärker festgehalten. D.h. die Bindungs-
energie eines Nukleons (die Energie, die man aufwen-
den müsste, um das Nukleon aus dem Kern zu entfer-
nen) wird größer.

Bei immer größer werdenden Kernen nimmt die An-


zahl der direkten Nachbarn eines Nukleons - also
auch die anziehende Kraft auf ein Nukleon - nicht
mehr zu, aber die gegenseitige Abstoßung der Pro-
tonen nimmt zu, weil es immer mehr Protonen gibt.
Deshalb wird das einzelne Nukleon jetzt nicht
mehr so stark festgehalten, und die Bindungsenergie des einzelnen Nukleons wird wie-
der kleiner. Schließlich ist die gegenseitige Abstoßung der Protonen so groß, dass der
Kern nicht mehr stabil ist und auseinanderbricht.

Sehr große Kerne haben deshalb prozentual mehr Neutronen als kleine Kerne, weil da-
durch der Abstand zwischen den Protonen vergrößert wird und so die gegenseitige
Abstoßung zwischen den Protonen kleiner wird.

Ein Kern kann aber auch nicht beliebig viele Neutronen haben, weil ein einzelnes Neu-
tron nicht stabil ist, also zerfällt. Die Neutronen im Kern brauchen die Protonen um
stabilisiert zu werden.

Kapitel 7 Atomkerne Seite 130


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7.3 Bindungsenergie
Da in der Natur nackte Atomkerne so gut wie nie vorkommen behandeln
wir in diesem Abschnitt vollständige Atome. Die Protonen und Neutronen im Kern hal-
ten sich gegenseitig fest. Elektronenhülle und Atomkern halten sich auch gegenseitig
fest. Wenn man also ein Atom in seine Einzelteile zerlegen wollte (Protonen, Neutro-
nen und Elektronen) müsste man Arbeit verrichten, also Energie aufwenden.

➔ Die Energie die man aufwenden müsste, um ein Atom in seine Bestand-
teile zu zerlegen, heißt Bindungsenergie des Atoms. Das ist genau die-
selbe Energie die frei wird, wenn sich aus den einzelnen Teilchen das
Atom bildet (was bei fast allen Atomen nur über viele Zwischenschrit-
te geschieht).

Massendefekt

Wenn die Teilchen frei sind haben sie mehr Energie,


als wenn sie in einem Atomkern gebunden sind. We-
gen E = m∙c² haben sie auch mehr Masse. Den Unter-
schied Δm bezeichnet man als Massendefekt.

Der Effekt tritt nicht nur bei Kernreaktionen, son-


dern auch bei chemischen Reaktionen ein. Allerdings ist die umgesetzte Energie bei
chemischen Reaktionen um das 100 000-fache kleiner als bei Kernreaktionen, weshalb
die Veränderung der Masse nicht messbar ist.

Wir stellen uns vor, dass wir ein Atom mit Kernladungszahl Z und Neutronenzahl N in
seine Bestandteile zerlegen. Der Unterschied zwischen Energie-Vorher und Energie-
Nachher ist dann die Bindungsenergie. Die beiden Energien erhalten wir mit Hilfe von
E = m∙ c².

E vorher =m Atom⋅c2
E nachher =Z⋅mP⋅c 2+ N⋅mN⋅c2 + Z⋅me⋅c 2=( Z⋅mP + N⋅mN + Z⋅me )⋅c 2

Bindungsenergie: E B=E nachher −E vorher =( Z⋅mP + N⋅mN + Z⋅me )⋅c 2−mAtom⋅c 2

E B=( Z⋅mP + N⋅mN + Z⋅me −m Atom )⋅c 2=


=Δ m⋅c 2
mit dem Massendefekt Δ m

 Wenn Sie schlecht ausklammern brauchen Sie ewig zum eintippen!

Kapitel 7 Atomkerne Seite 131


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Aufgabe 7.110: Massendefekt

a) Die Bindungsenergie eines C12-Atoms ist deutlich größer als die Bin-
dungsenergie von 3 He4-Atomen. Begründe mit Hilfe des Massendefekts, was von bei-
den die größere Masse hat.

b) Auch bei einer chemischen Verbrennung wird Energie frei. Was hat die kleinere
Masse, die Edukte oder die Produkte? Begründung! Weshalb ist der Unterschied der
Massen hier nicht messbar?

Aufgabe 7.111:

a) Berechne die Bindungsenergie von He4, Kr84 und U238.

b) Berechne für die drei Atome jeweils die Bindungsenergie pro Nukleon.

c) Erkläre mit Hilfe der Wechselwirkungen im Kern, weshalb die Bindungsenergie pro
Nukleon bei Kr84 größer ist als bei He4.

d) Erkläre mit Hilfe der Wechselwirkungen im Kern, weshalb die Bindungsenergie pro
Nukleon bei Kr84 größer ist als bei U238.

Kapitel 7 Atomkerne Seite 132


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➔ Will man die Stabilität


zweier Atome verglei-
chen, dann muss man die
Bindungsenergie pro Nukleon
vergleichen, und nicht die ab-
solute Bindungsenergie.

In Diagrammen trägt man die Bindungsener-


gie oft (aber nicht immer) ins Negative auf.
Das stabilste Nuklid ist Eisen Fe56. Nuklide
mit sehr wenigen oder sehr vielen Nukleonen haben eine kleinere Bindungsenergie pro
Nukleon.

Aufgabe 7.112:

Folgende Fragen
sollen mit Hilfe
des Diagramms
rechts bearbei-
tet werden.

Das Bild zeigt al-


lerdings die Bin-
dungsenergie der
Atomkerne, nicht
der Atome. Des-
halb bekommen
wir jetzt andere
Zahlen. Das soll
uns aber für die-
se Aufgabe nicht
stören.

a) Ein U238 Kern wird in zwei Kerne der Massenzahlen 150 und 88 gespalten. Bestim-
me die dabei freiwerdende Energie.

b) Zwei Kerne der Massenzahl 15 werden zu einem Kern der Massenzahl 30 fusioniert.
Bestimme die dabei freiwerdende Energie.

c) Begründe mit Hilfe des Diagramms, weshalb die Energieausbeute pro Nukleon bei
Kernfusionen tendenziell höher ist, als bei Kernspaltung.

Kapitel 7 Atomkerne Seite 133


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Der Verlauf der Bindungsenergie pro Nukleon


ermöglicht also zwei Möglichkeiten der Energiegewinnung,
entweder Fusion oder Spaltung. Dabei muss sich aber im-
mer alles in Richtung auf Fe56 hin bewegen.

Ein ausführlicheres Bindungsenergie-Diagramm müsste


etwas anders aussehen, als wir es bisher gezeichnet ha-
ben. Da es für jede Massenzahl mehrere, stabile Möglich-
keiten für die Anzahl der Protonen und Neutronen gibt,
gibt es für jede Massenzahl auch verschiedene mögliche
Bindungsenergien (Bild links).

Kapitel 7 Atomkerne Seite 134


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7.4 Potentialtopf-Modell des Kerns


Potentielle Energie der Neutronen

Für die folgenden Überlegungen picken wir uns


ein einzelnes Neutron des Atomkerns heraus
und betrachten dieses einzelne Neutron im Feld
des restlichen Atomkerns. Ziel ist, uns den
prinzipiellen Verlauf der potentiellen Energie des Neutrons in Abhängigkeit von x zu
überlegen.

Das Neutron wird niemals abgestoßen, sondern immer nur angezogen. Die anziehende
Kraft ist jedoch bei Entfernung vom Kern schnell gleich Null. Sobald das Neutron am
Rand des Kerns bei x = r ist, wird die anziehende Kraft sehr groß, und sogar noch
größer, wenn es in den Kern eindringt.

Aufgabe 7.113:

Nach der üblichen Konvention ist die potentielle


Energie des Neutrons im Unendlichen gleich
Null. Die geforderten Begründungen sollen mit
Hilfe des Begriffs der Arbeit (und der Kraft) gegeben werden.

a) Begründe, dass die potentielle Energie des Neutrons schon in geringer Entfernung
vom Kern genauso groß ist wie ganz weit weg (im Unendlichen). Wie groß?

b) Begründe, dass die potentielle Energie des Neutrons am Rand des Kerns (bei x = r)
negativ ist, beim Eindringen in den Kern noch kleiner wird, und sich im Innern des
Kerns - sobald das Neutron ringsum von Nukleonen umgeben ist - kaum mehr verän-
dert.

Die Potentielle Energie des Neutrons hat also ungefähr den im


Bild gezeigten Verlauf. Als Näherung benutzen wir eine Poten-
tialtopf, dessen Breite ungefähr der Durchmesser des Atom-
kerns ist.

Für die Neutronen im Potentialtopf sind nur diskrete Energie-Werte möglich, wobei
jeder Energie-Wert von zwei Neutronen besetzt werden kann, ein Neutron mit Spin
up und eins mit Spin down.

Kapitel 7 Atomkerne Seite 135


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Aufgabe 7.114:

Zu jedem energetischen Zustand eines


Neutrons im Atomkern gehört eine Wellenfunktion mit
einer Wellenlänge λ. Begründen Sie damit und mit der
de-Broglie-Beziehung, dass es keinen Zustand geben
kann, in dem die Energie des Neutrons gleich der po-
tentiellen Energie im Innern des Kerns ist (siehe Bild).

Potentielle Energie der Protonen

Für die Protonen im Kern erhalten wir ein


ganz ähnliches Potential, nur mit zwei Un-
terschieden, die aus der Coulomb-Absto-
ßung der Protonen resultieren.

➔ Der Potentialtopf der Protonen ist


nicht so tief wie der von den Neu-
tronen.

➔ Am Rand befindet sich ein Potenti-


alwall, in dem die potentielle Ener-
gie der Protonen positiv ist.

Aufgabe 7.115:

Im Unendlichen ist die potentielle Energie eines Protons


gleich Null.

a) Begründe, weshalb bei x = a die potentielle Energie ei-


nes Protons positiv ist.

b) Begründe mit Hilfe des Diagramms, dass bei x = b die Kernkraft und die Coulomb-
Abstoßung auf das Proton gleich groß sind.

c) Das Diagramm sagt, dass es einem Proton schwer fällt von x = r nach x = b zu wech-
seln. Weshalb ist das so?

d) Das Diagramm sagt: Sobald ein Proton bei x = b ist gleitet es auf der Außenseite
des Potentialwalls nach unten und hat das bestreben sich vom Kern zu entfernen.
Weshalb ist das so?

Kapitel 7 Atomkerne Seite 136


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Potentialtopf des gesamten Kerns

Um den ganzen Kern darstellen zu


können zeichnen wir in ein einziges
Bild die linke Hälfte des Neutronen-
Topfs und die rechte Hälfte des Pro-
tonen-Topfs. Dabei muss Ihnen be-
wusst sein, dass die Protonen nicht
auf die linke Seite des so entstande-
nen Topfs wechseln können und die
Neutronen nicht auf die rechte Seite.

Das Bild zeigt einen stabilen( siehe


später) Atomkern mit unbesetzten
Zuständen am oberen Rand des Po-
tentialtopfes.

Kapitel 7 Atomkerne Seite 137


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7.5 Instabilitäten im Atomkern


Jedes System versucht immer denjenigen Zustand
mit minimaler Energie einzunehmen. Legt man eine
Kugel in eine Schale, wird sie nach unten rollen, und
schließlich am untersten Punkt der Schale zur Ruhe kommen. Deshalb fallen Atome,
nachdem sie angeregt wurden wieder in den Grundzustand (den Zustand mit der nied-
rigsten Energie) zurück.

Gamma-Strahlung; Angeregte Zustände

Das Bild rechts zeigt einen Atomkern in einem ange-


regten Zustand. Genauer ist es ein Proton (es könnte
natürlich genauso gut ein Neutron sein) das sich in
einem angeregten Zustand befindet. Die beim Zu-
rückfallen freiwerdende Energie wird in Form eines
Photons von Kern abgegeben. Ein so entstandenes
Photon nennt man ein Gamma-Quant. Da es in jedem
Kern für die Protonen und Neutronen nur diskrete
Energieniveaus gibt, sind für die Gamma-Quanten
auch nur ganz bestimmte Energien möglich.

Gamma-Strahlung besitzt ein diskretes Spektrum (nur ganz bestimmte Wellenlän-


gen) und ist charakteristisch für den Atomkern.

Beta-Minus-Zerfall

➔ bei zu vielen Neutronen

Wenn die Energie des höchsten Neutrons größer ist, als


ein freier Platz bei den Protonen-Zuständen, kann sich ein
Neutron in ein Proton umwandeln und dann den freien Zu-
stand bei den Protonen besetzen. Das entstandene Elek-
tron verlässt den Kern sofort.

Die so entstandene Elektronenstrahlung nennt man Betas-


trahlung. Sie besitzt kein diskretes Spektrum, weil außer
dem Elektron auch noch ein Antineutrino entsteht und
sich die freiwerdende Energie fast beliebig auf Elektron
und Antineutrino aufteilen kann.

Kapitel 7 Atomkerne Seite 138


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Beta-Plus-Zerfall

➔ bei zu vielen Protonen

Das Gleiche kann passieren, wenn ein unbesetzter


Neutronenzustand energetisch günstiger ist, als der
höchste besetzte Protonenzustand. Bei der Umwand-
lung des Protons in ein Neutron entsteht ein Positron
und ein Neutrino.

Allerdings ist die Ruheenergie des Neutrons bereits


größer als die des Protons und zusätzlich muss noch
die Ruheenergie der völlig neu entstandenen Teilchen
zur Verfügung gestellt werden. Dafür muss die zur
Verfügung stehende Energiedifferenz ΔE ausrei-
chend groß sein.

 Beta-Plus-Zerfall ist relativ selten und kommt fast nur bei künstlich
erzeugten Kernen vor.

Aufgabe 7.116:

Berechne mit Hilfe der Ruheenergien von Proton, Neutron und Positron die für Beta-
Plus-Zerfall minimal notwendige Energiedifferenz zwischen höchstem besetzten Pro-
tonenzustand und freiem Neutronenzustand. Die Ruheenergie des Antineutrinos kann
vernachlässigt werden (<2,2eV).

Kapitel 7 Atomkerne Seite 139


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Alpha-Zerfall

➔ Bei sehr großen Atomkernen

Bei sehr großen Ker-


nen sind Neutronen-
und Protonenzustände
bis nahe an den Rand
des Potentialtopfs be-
setzt. Hier kann sich
aus zwei Neutronen
und zwei Protonen des
Kerns ein Alphateilchen bilden, das in der Lage ist durch den Potentialwall zu tunneln
und den Bereich der Coulomb-Abstoßung zu erreichen. Da es keine weiteren beteilig-
ten Teilchen gibt, hat auch die Alphastrahlung ganz bestimmte Energien.

➔ diskretes Spektrum bei Alpha-Strahlung

Aufgabe 7.117:

Begründe, dass bei sehr großen Atomkernen mit zunehmender Anzahl von Nukleonen
der Potentialtopf des Kern nicht mehr wesentlich tiefer wird, und sich deshalb bei
zunehmender Nukleonenzahl der Potentialtopf des Kerns immer näher bis zum Rand
hin füllt.

Kapitel 7 Atomkerne Seite 140


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8 Radioaktivität

8.1 Zerfalls- bzw. Strahlungsarten


γ-Zerfall

Beim γ-Zerfall geht der Atomkern von einem angeregten Zustand in einen energetisch
niedrigeren Zustand über und ein γ-Quant (EM-Strahlung, Gammastrahlung) wird
emittiert. Zerfallsgleichung: X ∗ → X + γ

Da der Atomkern nur bestimmte Zustände mit


bestimmten Energien annehmen kann sind auch
für die γ-Strahlung nur ganz bestimmte Ener-
giewerte möglich.

➔ Diskretes Spektrum (Linienspektrum)


bei Gammastrahlung

α-Zerfall

Beim Alpha-Zerfall emittiert der Atomkern ein Alphateilchen ( 42α 2+ = 42 He2+ ) . Der
entstehende Tochterkern hat dann zwei Protonen und zwei Neutronen weniger.

➔ Das entstehende Tochter-Atom hat zwei Elektronen zu viel, ist also


zweifach negativ geladen.

➔ Meistens entsteht der Tochterkern beim Alpha-Zerfall in einem ange-


regten Zustand. Der Tochterkern fällt dann durch einen oder mehrere
Gamma-Zerfälle in den Grundzustand.

➔ Da Mutterkern und Tochterkern


nur diskrete Energien annehmen
können entsteht beim Alpha-
Zerfall ein diskretes Spektrum.
Das liegt daran, dass es ...

 ... für die Verteilung einer frei-


werdenden Energie als kinetische Energie auf zwei Reaktionsprodukte
(Alpha-Teilchen und Tochterkern) aufgrund des Impulserhaltungs-
Satzes nur eine einzige Möglichkeit gibt.

Kapitel 8 Radioaktivität Seite 141


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β-Minus-Zerfall

Beim β-Minus-Zerfall zerfällt ein Neutron des Kerns in ein Proton, ein
Elektron (β-Strahlung) und ein Anti-Elektron-Neutrino. Auch ein freies Neutron zer-
fällt auf diese Weise (Halbwertszeit ca. 10min). Neutronen sind also nur stabil, wenn
sie in einem Atomkern gebunden sind.
1 1
0 n → 1 p + + e − + νe

➔ Das entstehende Tochter-Atom hat ein Elektron zu wenig, ist also ein-
fach positiv geladen.

➔ Die β-Strahlung besitzt kein diskretes


Spektrum, sondern ein kontinuierliches
Spektrum mit einer maximalen Energie -
wenn das Beta-Teilchen (Elektron) die
ganze frei werdende Energie erhält. Das
führte zur Vermutung, dass an dem Zer-
fall noch ein weiteres Teilchen beteiligt
ist, welches je nach Situation einen be-
liebig großen Teil der freiwerdenden Energie mit nimmt, das Anti-Elek-
tron-Neutrino (schwer nachzuweisen, weil kaum Wechselwirkung).

➔ Im Quark-Modell wandelt sich


ein down-Quark in ein up-Quark
um, wobei noch ein Elektron und
ein Anti-Elektron-Neutrino ent-
stehen.

β-Plus-Zerfall

Ein Proton des Kerns wandelt sich in ein Neutron um und es entsteht ein Positron ( β-
Plus-Strahlung) und ein Elektron-Neutrino.
1
1 p + → 10n + e + + νe

 Ein einzelnes Proton kann dass aber niemals tun, weil die Ruheenergie
eines Protons kleiner als die eines Neutrons ist, deshalb könnte man
die Reaktionsgleichung oben als falsch bezeichnen.

➔ Das Tochter-Atom hat ein Elektron zu viel, ist also einfach negativ ge-
laden.

Kapitel 8 Radioaktivität Seite 142


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➔ Das entstandene Positron wird in der Regel sehr schnell ein Elek-
tron treffen mit dem es zur Anihilation kommt, wobei nochmal
Energie frei wird.

➔ Beta-Plus-Zerfälle kommen in der Natur nicht vor. Es gibt sie nur bei
künstlich erzeugten Elementen (aus Kernreaktoren oder Teilchenbe-
schleunigern).

Ansonsten sind die Eigenschaf-


ten des Beta-Plus-Zerfalls die-
selben wie beim Beta-Minus-
Zerfall, insbesondere was das
Energiespektrum anbelangt.

 Bei vielen Alpha- oder Beta-Zerfällen entsteht ein Teil der Tochter-
Kerne in einem angeregten Zustand und emittiert in Folge Gamma-
Strahlung. Da der Gamma-Zerfall immer eine extrem kurze Halbwerts-
zeit hat lässt sich der Gamma-Zerfall fast nur als Folge von Alpha-
oder Beta-Zerfällen beobachten.

Andere Zerfallsarten

Instabile Nuklide können auch auf andere Arten Zerfallen - ein Kern kann zum Bei-
spiel in zwei große Bruchstücke zerfallen (spontane Spaltung; SF), einen C12-Kern
emittieren, ein Proton emittieren oder ein Neutron emittieren - die oben geschilder-
ten Zerfälle kommen aber in der Natur mit Abstand am häufigsten vor.

Elektronen-Einfang

Jeder Kern, der zu Beta-Plus-Zerfall in der Lage ist kann auch durch Elektronenein-
fang zerfallen (Epsilon-Zerfall; ε-Zerfall oder EC). Dabei fängt der Kern ein K-Elek-
tron der Hülle ein. Aus diesem Elektron und einem Proton des Kerns entsteht dann ein
Neutron und ein Neutrino. Die Kernumwandlung ist dieselbe wie beim Beta-Plus-Zer-
fall.

p + + e− → n0 + νe

Kapitel 8 Radioaktivität Seite 143


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Aufgabe 8.118:

Schreibe die Zerfallsgleichungen für die genannten instabilen Atome auf.


Beim Alpha-Zerfall entsteht das Tochter-Atom in einem angeregten Zustand und
geht durch Gamma-Zerfall in den Grundzustand über. Schreibe beim Alpha-Zerfall
beide Zerfallsgleichungen auf.

a) Alpha-Zerfall:
233 212 224
92 U ; 83 Bi ; 88 Ra

b) Beta-Minus-Zerfall:
108 165 14
47 Ag ; 66 Dy ; 6 C

Schreibe beim Beta-Plus-Zerfall zwei Reaktionsschritte. Im ersten Schritt nur den


Zerfall und im zweiten Schritt die Anihilation des Positrons.

c) Beta-Plus-Zerfall:
43 38 14
21 Sc ; 19 K ; 8 O

Aufgabe 8.119: Rechnen mit Massenzahlen und Ordnungszahlen

a) Das Nuklid Cf248 (Californium; Nr. 98) zerfällt durch Alpha- und Beta-Minus-Zer -
fälle schließlich in das stabile Nuklid Pb208. Wie viele Alpha- und wie viele Beta-Mi-
nus-Zerfälle sind dazu nötig?

b) Das Nuklid Bk247 (Berkelium; Nr. 97) zerfällt durch Alpha- und Beta-Minus-Zer-
fälle schließlich in das stabile Nuklid Pb207. Wie viele Alpha- und wie viele Beta-Mi-
nus-Zerfälle sind dazu nötig?

c) Das Nuklid Es253 (Einsteinium; Nr. 99) zerfällt durch Alpha- und Beta-Minus-Zer-
fälle schließlich in das stabile Nuklid Bi209. Wie viele Alpha- und wie viele Beta-Mi-
nus-Zerfälle sind dazu nötig?

d) Das Nuklid No251 (Nobelium; Nr. 102) zerfällt durch Alpha- und Beta-Minus-Zer-
fälle schließlich in das stabile Nuklid Pb207. Wie viele Alpha- und wie viele Beta-Mi-
nus-Zerfälle sind dazu nötig?

Und noch was mit Beta-Plus dabei:

e) Das Nuklid Fm245 (Fermium; Nr. 100) zerfällt durch Alpha-, Beta-Minus- und Be-
ta-Plus-Zerfälle schließlich in das stabile Nuklid Bi209. Daran sind zwei Beta-Plus-
Zerfälle beteiligt. Wie viele Alpha- und wie viele Beta-Minus-Zerfälle sind daran be-
teiligt?

Kapitel 8 Radioaktivität Seite 144


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f) Cm234 (Curium; Nr. 96) zerfällt durch Alpha-, Beta-Minus- und Beta-
Plus-Zerfälle schließlich in das stabile Nuklid Pb206. Daran sind vier Be-
ta-Plus-Zerfälle beteiligt. Wie viele Alpha- und wie viele Beta-Minus-Zer-
fälle sind daran beteiligt?

g) Das Nuklid Md246 (Mendelevium; Nr. 101) zerfällt durch Alpha-, Beta-Minus- und
Beta-Plus-Zerfälle schließlich in das stabile Nuklid Pb206. Daran sind zwei Beta-Plus-
Zerfälle beteiligt. Wie viele Alpha- und wie viele Beta-Minus-Zerfälle sind daran be-
teiligt?

8.2 Zerfallsreihen, Nuklidkarte


Tochterkerne aus radioaktiven Zerfällen sind oft selbst instabil und zerfallen auch
wieder. Auf diese Weise entsteht eine Zerfallsreihe. Bei Gamma- und Beta-Zerfall
ändert sich die Massenzahl A nicht, bei Alpha-Zerfall sinkt die Massenzahl jedes mal
um vier. Die Massenzahlen der Nuklide einer Zerfallsreihe unterscheiden sich deshalb
immer um ein Vielfaches von vier, deshalb lässt sich jedes instabile Nuklid genau einer
der vier Zerfallsreihen zuordnen (siehe FS).

Die instabilen Nuklide der Neptunium-Reihe kommen in der Natur nicht mehr vor, weil
die ganze Reihe eine zu kurze Halbwertszeit hat.

Zerfallsreihen lassen sich auch gut auf einer Nuklidkarte (siehe Buch) verfolgen.
Hierzu eine Aufgabe.

Aufgabe 8.120: mit Nuklidkarte aus dem Buch

Schreibe in einer Reihe alle Tochterkerne bis zum stabilen Endprodukt bei den gege-
benen Ausgangskernen auf.

a) Pa 225 b) Pa 221 c) Rn 224

Kapitel 8 Radioaktivität Seite 145


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Aufgabe 8.121:

Zu welcher der vier Zerfallsreihen gehört jeweils das beschriebene Nuk-


lid?

a) Ra227 ; Ra230 ; Th226 ; Th236 ; U239 ; U240

b) Ac224 ; Ac229 ; Ac230 ; Pa228 ; Pa235 ; Pa237

Aufgabe 8.122: mit der Nuklidkarte im Buch

Aus welchem Nuklid und durch welche Zerfallsart könnte das gegebene Nuklid durch
radioaktiven Zerfall entstanden sein?

a) Po210 ; At206 ; Ra210

b) Th228 ; Ac225 ; Bi211

Kapitel 8 Radioaktivität Seite 146


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8.3 Nachweis radioaktiver Strahlung


Eigenschaften radioaktiver Strahlung

➔ schwärzen fotografischer Schichten (Filme) bei allen drei Strahlenar-


ten

➔ Ionisierende Wirkung: Durch Zusammenstöße mit Atomen werden die


Atome ionisiert. Auch Gamma-Strahlung ist ionisierend jedoch nicht so
stark wie Alpha- oder Beta-Strahlung. Ein Alpha- oder Beta-Teilchen
kann viele Atome hintereinander ionisieren. Ein Gamma-Quant dagegen
kann nur ein einziges Atom ionisieren, das Gamma-Quant wird dabei
vernichtet.

➔ Durchdringungsvermögen: Die verschiedenen Strahlungsarten haben


stark unterschiedliches Durchdringungsvermögen (siehe Bild).

➔ Elektrische Ladung: Alpha- und Beta-Strahlung ist elektrisch geladen


und wird deshalb in E- und B-Feldern abgelenkt, Gammastrahlung
nicht.

Die Eigenschaften der Strahlungsarten können zum Nachweis benutzt werden.

Filmdosimeter

Eine fotografische Schicht (Film) wird in verschie-


denen Bereichen von verschiedenen Metallschichten
abgedeckt. Aus der Beobachtung welcher Bereich
des Films wie stark geschwärzt ist lassen sich Rück-
schlüsse auf die Strahlenbelastung ziehen. Die Me-
tallschichten werden auf den beiden Seiten versetzt
angebracht, dann kann man auch beurteilen, ob die
Strahlung den Körper durchquert hat.

Kapitel 8 Radioaktivität Seite 147


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Geiger-Müller-Zählrohr:

Im Ausgangszustand fließt
kein Strom, die Gesamte
anliegende Spannung fällt
am Rohr ab.

Ein Strahlungsteilchen
dringt durch das Fenster
ein und ionisiert ein Atom
der Gasfüllung. Das Kation
wird in Richtung der nega-
tiv geladenen Gehäusewand, das Elektron in Richtung der positiv geladenen Drahtano-
de beschleunigt.

Auf ihrem Weg ionisieren die beiden Teilchen andere Atome, die dann wieder andere
Atome ionisieren usw., es entsteht eine Ionen-Lawine und ein Stromfluss im Strom-
kreis.

Durch den Stromfluss steigt die am Widerstand R abfallende Spannung plötzlich an,
d.h. die Spannung am Rohr wird kleiner wodurch die Ionen-Bildung und der Stromfluss
wieder abbrechen. Wenn kein Strom mehr fließt, fällt am Widerstand R wieder keine
Spannung mehr ab.

Der Spannungsstoß am Widerstand kann zu einem Lautsprecher oder einem elektroni-


schen Zähler geleitet werden.

Während der Ionenlawine kann ein neu eingeleiteter Ionisierungsprozess durch ein
zweites Strahlungsteilchen nicht von dem ersten unterschieden werden. Während
dieser Zeit (Totzeit, ca. 0,1ms) ist das Zählrohr also unempfindlich.

➔ Auch ohne ersichtliche radioaktive Substanzen in der Nähe wird ein


Geiger-Müller-Zählrohr immer eine Zählrate (Nullrate) anzeigen. Dies
rührt von der natürlichen Radioaktivität in der Umgebung her (Ursa-
chen später).

➔ Mit einem Geiger-Müller-Zählrohr kann man Alpha-, Beta- und Gamma-


Strahlung nachweisen, da ja alle drei Strahlungsarten ionisierend sind.
Es gibt aber Zählrohre, die sich für Gamma-Strahlung nicht eignen.

 Mit einem Geiger-Müller-Zählrohr kann man die verschiedenen Strah-


lungsarten nicht unterscheiden.

Kapitel 8 Radioaktivität Seite 148


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Ionisationskammer und Proportionalzähler

Ionisationskammer und Proportionalzähler haben einen ähnlichen Aufbau


wie ein Geiger-Müller-Zählrohr. Sie werden jedoch mit kleineren Spannungen betrie-
ben, so dass die ionisierten Atome und die ausgelösten Elektronen keine weiteren
Atome ionisieren können. Ionen entstehen also ausschließlich durch die Strahlungs-
teilchen selbst. Gemessen wird der durch die Ionen und Elektronen erzeugte Strom
und dadurch indirekt die Strahlungsleistung.

Stabdosimeter

Ein Quarzfaden wird so an eiem dünnen Me-


talldraht befestigt, dass er durch mechani-
sche Spannung an den Draht gedrückt wird.
Wird der Draht aufgeladen, und damit auch
der Quarzfaden, dann stoßen sich beide ab und der Quarzfaden spreizt sich ab.

Vor der Benutzung muss das Stabdo-


simeter aufgeladen werden. Radioak-
tive Strahlung führt in der Kammer
mit dem Draht zur Ionisierung und
die Ionen entladen Draht und Quarz-
faden, wodurch der Ausschlag des
Fadens zurück geht.

Ein Blick in die Optik zeigt den Faden auf einer Skala, an der
man die gesamte Strahlenbelastung ablesen kann. Das Dosime-
ter ist so gut isoliert, dass es sich im Lauf einer Woche nur um
ca. 1% selbst entlädt. Die Geräte sind allerdings empfindlich
gegen Herunterfallen und lassen sich leicht durch Wiederauf-
laden manipulieren.

Nebelkammer

In der Nebelkammer befindet sich übersättigter Alko-


holdampf. Dringt ein Strahlungsteilchen ein, dann ioni-
siert es entlang seiner Flugbahn viele Atome. Die so
entstandenen Ionen bilden Kondensationskeime für
kleine Alkoholtröpfchen, eine Nebelspur entsteht.

 Gammastrahlung kann in der Nebelkammer nicht


nachgewiesen werden, weil ein Gamma-Quant

Kapitel 8 Radioaktivität Seite 149


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nur ein Atom ionisieren kann und deshalb nur ein kleines nicht
sichtbares Tröpfchen erzeugt aber keine Spur.

➔ Alpha-Strahlung ist sehr stark ionisie-


rend und erzeugt deshalb sehr dicke
aber relativ kurze Spuren bei denen nur
ganz bestimmte Längen vorkommen (dis-
kretes Spektrum bei Alpha-Strahlung).
Es gibt meist auch nur wenige verschie-
dene Längen.

➔ Betastrahlung erzeugt dünne aber län-


gere Spuren. Wegen des kontinuierlichen Spektrums der Betastrah-
lung, erzeugt diese Spuren aller möglichen verschiedenen Längen, bis
zu einer maximalen Länge.

Zusätzlich kann man noch ein Magnetfeld oder ein Elektrisches Feld anbringen, um die
Strahlungsarten anhand ihrer elektrischen Ladung besser unterscheiden zu können.

Unterscheidung der Strahlungsarten

➔ Gamma-Strahlung wird in elektrischen und magnetischen Feldern nicht


abgelenkt

➔ Alpha- und Beta-Strahlung wird in elektrischen und magnetischen Fel-


dern entsprechend ihrer Ladung abgelenkt.

Aufgabe 8.123:

Die Nebelkammer ist von einem in die


Zeichenebene hinein gerichteten Ma-
gnetfeld durchsetzt.

Um welche Strahlungsarten handelt es


sich jeweils? Begründung!

Im Buch S.127 ganz unten ist auch noch ein interessantes Experiment zur Unter-
scheidung der Strahlungsarten.

Kapitel 8 Radioaktivität Seite 150


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Aufgabe 8.124: Abi 2000

Ein Kombinationspräparat besteht aus den radioaktiven Elementen Cs137,


Sr90 und Am241. Das Präparat sendet Alpha-, Beta- und Gamma-Strahlung aus. Mit
einem Zählrohr wurde die Abhängigkeit der Zählrate bei zunehmender Entfernung un-
tersucht. Messreihe M1 wurde ohne Abschirmung durchgeführt, bei Messreihe M2
wurde ein Blatt Papier vor das Präparat gestellt. Für die Zählraten Z1 und Z2 ergaben
sich folgende Werte:

Abstand x in cm 1 2 3 4 5 10 20

M1: Zählrate Z1 in 1/s 133,1 64,6 38,4 22,2 16,4 5,3 2,4

M2: Zählrate Z2 in 1/s 125,4 57,2 34,9 20,0 16,5 5,2 2,5

Die Nullrate wurde im Versuchszeitraum zu Zo = 1,5 1/s gemessen.

a) Wie viele Impulse pro s sind bei M1 im Abstand 1 cm allein der Alpha-Strahlung zu-
zuordnen?

b) Ermitteln Sie, bis zu welchem Abstand sich Alpha-Teilchen bei diesem Versuch
nachweisen lassen. Erläutern Sie ihr Vorgehen.

c) Zeigen Sie durch Rechnung, dass die vom Präparat ausgehende - ohne Abschirmung
gemessene - Impulsrate für x ≥ 5 cm näherungsweise proportional zu (1/(4∙π∙x²)) ist
und erklären Sie die Proportionalität durch eine geometrische Überlegung.

Kapitel 8 Radioaktivität Seite 151


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Aufgabe 8.125: Abi 2002

Ein Po209-Präparat sendet Alpha-Teilchen einheitlicher Energie aus.

a) Beschreiben Sie einen Versuch, mit dem gezeigt werden kann, dass Po209 nur Al-
pha-Teilchen einheitlicher Energie, aber keine Beta-Strahlen aussendet.

Das Po209-Präparat befindet sich nun in einer


Ionisationskammer, die hinreichend dicht mit
einem leicht ionisierbaren Gas gefüllt ist. Der
Abstand der Gegenelektrode vom Präparat wird
ausgehend von d1 = 1,0 cm kontinuierlich bis zu
d2 = 6,0 cm vergrößert (siehe Skizze). Die an-
liegende Spannung wird jeweils so gewählt, dass
die Sättigungsstromstärke Is gerade erreicht
wird. D.h. es werden alle entstandenen Ionen zur Gegenelektrode gezogen, allerdings
ist die Spannung nicht so groß, dass die Ionen selbst wieder ionisieren könnten.

Für Is ergibt sich idealisiert der im nebenstehenden Gra-


phen skizzierte Verlauf.

b) Geben Sie eine qualitative Erklärung, wie es zu diesem


Kurvenverlauf der Sättigungsstromstärke kommt.

c) Ein Alpha-Teilchen erzeugt im Schnitt ca. 40 000 Io-


nenpaare pro cm. Zur Bildung eines Paares wird im Mittel die Energie 35 eV benötigt.
Berechnen Sie daraus unter Zuhilfenahme des Diagramms von Teilaufgabe b) die
Energie eines Alpha-Teilchens. (Kontrolle: 4,9 MeV)

Kapitel 8 Radioaktivität Seite 152


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8.4 Strahlungsbelastung aus der Umwelt


Jede ionisierende Strahlung ist biologisch wirksam. Dazu gehören neben
der radioaktiven Strahlung auch die Röntgenstrahlung und die kurzwellige UV-Strah-
lung. Gemessen wird die Strahlenbelastung mit zwei verschiedenen Größen.

Energiedosis, D:

Die Energiedosis gibt die aufgenommene Energie pro Kilogramm Körpergewicht an.

E J
D= ; [ D ] =1 =1 Gy (Gray)
m kg

Äquivalentdosis, H:

Die Energiedosis multipliziert man mit dem Qualitätsfaktor der Strahlung Q, um der
biologischen Wirksamkeit der verschiedenen Strahlungsarten Rechnung zu tragen.

J
H =D⋅Q ; [ H ] =1 =1 Sv (Sievert)
kg

➔ Um die Gefährdung durch eine Strahlungsbelastung für Menschen ein-


zuschätzen, braucht man also die Äquivalentdosis.

Qualitätsfaktoren von Röntgen-, Gamma- und Betastrahlung sind Q=1. Qualitätsfaktor


für Alpha-Strahlung ist Q=20. Alpha-Strahlung ist also wesentlich gefährlicher.

 Eine kurzzeitige Belastung von 4Sv ist in 50% der Fälle tödlich.

Qualitätsfaktor; biologische Wirksamkeit

Alpha-Strahlung ionisiert auf kurzen Strecken wesentlich mehr Atome als Beta- oder
Gamma-Strahlung. Deshalb ist die Alpha-Strahlung biologisch wirksamer und hat eine
geringere Reichweite, da das Alpha-Teilchen seine Energie schon auf kürzerem Weg
verbraucht. Die Reichweite der Strahlungsteilchen in Wasser (bzw. im menschlichen
Körper) ist stark abhängig von ihrer Energie. Typische Werte sind:

Alpha -> 50 µm ; Beta-Strahlung -> mm bis cm ; Gamma-Strahlung -> einige Meter

Ein Alpha-Zerfall im Innern des Körpers führt also zur Aufnahme der gesamten Zer-
fallsenergie; ein Beta-Zerfall im Innern zur teilweisen Aufnahme und die folgenden
Gamma-Zerfälle im Innern des Körpers nur zu geringer Energie-Aufnahme im Körper.
Ein Alpha-Teilchen gibt seine Energie außerdem auf einer kurzen Strecke ab, die nur

Kapitel 8 Radioaktivität Seite 153


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wenige Zellen lang ist. Deshalb ist eine ernste Schädigung der durchquer-
ten Zellen sehr wahrscheinlich. Von außen auf den Körper treffende Al-
pha-Strahlung ist dagegen nicht so gefährlich, da sie kaum die äußersten
bereits abgestorbenen Hautschichten durchquert.

Biologische Wirkung

Radioaktive Strahlung kann im Innern einer Zelle Atome oder Moleküle anregen, ioni-
sieren oder Atome innerhalb ihrer chemischen Bindung räumlich verschieben. Durch
diese Prozesse werden unerwünschte chemische Reaktionen ausgelöst und es bilden
sich freie Radikale, die ebenfalls chemische Reaktionen im Innern der Zelle auslösen.
Dabei werden Aminosäuren oder Enzyme beschädigt und die DNA verändert oder zer-
brochen.

Bei kurzzeitig hohen Belastungen kommt es zu:

➔ Veränderungen des Blutbildes (Blutarmut; Mangel an Blutkörperchen)

➔ Übelkeit, Schädigung oder sogar Zerstörung der Schleimhäute (z.B. im


Verdauungstrakt)

➔ vorübergehender oder dauerhafter Unfruchtbarkeit

➔ Haarausfall

➔ der Mangel an Blutkörperchen führt auch zu einem erhöhten Infekti-


onsrisiko

Auch nach langer Zeit ohne Symptome (z.B. 10 Jahre) kann es durch krankhaft verän-
derte Zellen zu Spätschäden kommen:

➔ Trübung der Augenlinse

➔ Krebserkrankungen (Leukämie, Lungenkrebs, Schilddrüsenkrebs)

➔ Unfruchtbarkeit

Kapitel 8 Radioaktivität Seite 154


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Natürliche Strahlenbelastung

➔ Radon

Durch Radioaktive Zerfälle (Thorium-Reihe, Uran-Radium-Reihe) entsteht in der Erd-


kruste Radon. Das gasförmige Radon tritt aus dem Erdboden aus und dringt auch in
Keller ein. Hohe Belastung deshalb in schlecht gelüfteten Kellern und Höhlen.

➔ Kalium 40

Kalium ist ein wichtiger Elektrolyt und wird vom menschlichen Körper benötigt. Das
natürliche Kalium besteht zu 0,01% aus dem radioaktiven Kalium 40.

➔ Radionuklide im Erdboden

➔ Kosmische Strahlung

Kosmische Strahlung ist selbst ionisierend und führt in der Atmosphäre zu Kernreak-
tionen, durch welche Radionuklide entstehen. Die Belastung ist stark von der Höhe
abhängig. Fliegendes Personal ist deshalb einer hohen Dosis ausgesetzt.

Künstliche Strahlenbelastung

➔ Medizinische Anwendungen, Röntgenuntersuchungen bilden mit Ab-


stand den größten Teil der künstlichen Strahlenbelastung

➔ Tabak ist mit Po210 und Pb210 belastet

➔ Kohleförderung und Verbrennung

Kohle enthält Uran, Thorium und Radon, die durch Verbrennung in die Umwelt gelan-
gen.

➔ Kernwaffenversuche und kerntechnische Anlagen

Über den ganzen Planeten gemittelt ist die Belastung vernachlässigbar klein. Erhebli -
che Belastungen treten natürlich in der Umgebung von schweren Unfällen auf.

Kapitel 8 Radioaktivität Seite 155


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8.5 Strahlenschutz
Die drei A, Abstand halten, Abschirmen (Bleiplatten) und Aufnahme (von
radioaktiven Substanzen) vermeiden. Außerdem muss die zeitliche Dauer der Strah-
lenexposition möglichst gering gehalten werden.

Abstand

Die Reichweite der Strahlungsteilchen in Luft ist stark von der Energie abhängig. Ty-
pische Werte sind:

Alpha -> dm ; Beta -> mehrere Meter ; Gamma -> praktisch unbegrenzt

Trotzdem hilft auch bei Gamma-Strahlung der Abstand, da sich die Gamma-Quanten
in größerem Abstand auf einen größeren Raum verteilen und man so weniger Treffer
abbekommt (1/r²-Gesetz). Wenn radioaktive Substanzen in die Umwelt gelangen (Re-
aktorunfälle) kann man immer noch Abstand zu überdurchschnittlich kontaminierten
Flächen halten.

Abschirmen

Alpha-Strahlen lassen sich durch dünne Papier- oder Kunststoff-Schichten abschir-


men. Zur Abschirmung von Beta-Strahlen braucht man schon mehrere Millimeter di-
cke Materialschichten (3mm Aluminium). Zur Abschirmung von Gamma-Strahlen be-
nutzt man dicke Blei-Platten (Gamma-Strahlen werden durch viel Masse abgeschirmt;
Blei -> hohe Dichte). Schutzanzüge schirmen also nur Alpha- und bestenfalls Beta-
Strahlung (bei ausreichender Materialdicke) ab.

Aufnahme vermeiden

Behälter mit radioaktiven Substanzen luftdicht verschließen. Schutzanzüge dienen


hauptsächlich zur Vermeidung der Aufnahme durch einatmen oder durch die Haut.

Zeitliche Dauer

Die Energiedosis ist direkt proportional zur Dauer der Einwirkung, Röntgenuntersu-
chungen also mit möglichst kurzer Belichtungszeit (und möglichst langwelliger Rönt-
genstrahlung).

Bemerkung: Eine über das Jahr verteilte gleichmäßige Belastung ist weniger gefähr-
lich, als dieselbe Energiedosis in einer kurzen Zeitspanne.

Kapitel 8 Radioaktivität Seite 156


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Aufgabe 8.126: Abi 2013 (Ausschnitt)

In Folge des Reaktorunfalls in Fukushima wurde Cäsium 137 - welches mit


einer Halbwertszeit von 30 Jahren in stabiles Barium 137 zerfällt - in die Umgebung
freigesetzt.

a) Geben Sie die Zerfallsgleichung für den Zerfall von Cs137 an.

b) Techniker, die nach dem Unfall Messungen in der Nähe des Kraftwerks vornah-
men, waren Alpha-, Beta- und Gamma-Strahlung ausgesetzt. Beurteilen Sie die Wirk-
samkeit der Schutzanzüge aus Kunststoff-Folie, die hierbei zum Einsatz kamen, in
Hinblick auf diese drei Strahlungsarten.

c) Geben Sie drei allgemeine Strahlenschutzmaßnahmen an und diskutieren Sie, inwie-


fern diese von den Technikern, die die Messungen am Kraftwerk vornahmen, eingehal-
ten werden konnten.

Im Dorf Iitate nahe Fukushima wurde nach dem Unfall pro Quadratmeter Bodenober-
fläche eine Cs137-Aktivität von 3,3 Millionen Zerfällen pro Sekunde gemessen. Die
Bewohner wurden daraufhin evakuiert.

d) Berechnen Sie die Äquivalentdosis, die eine Person der Masse 75 kg in einem Jahr
aufnehmen würde, falls sie pro Sekunde 3,3 Millionen Beta-Minus-Teilchen der mittle-
ren kinetischen Energie 190 keV absorbieren würde. Vergleichen Sie diese Dosis mit
einer natürlichen Strahlenbelastung von 2,4 mSv pro Jahr.

Kapitel 8 Radioaktivität Seite 157


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9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung

9.1 Zerfallsgesetz
Ob ein instabiler Kern in der nächsten Millisekunde zerfällt, lässt sich nicht mit Si -
cherheit vorhersagen, man kann nur eine Wahrscheinlichkeit dafür angeben. Die Zeit,
nach der der Kern mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,5 zerfallen ist, nennt man die
Halbwertszeit des Nuklids.

Halbwertszeit: T 1/ 2

Wenn zu Anfang sehr viele Kerne des Nuklids vorhanden sind, kann man davon ausge-
hen, dass nach der Halbwertszeit ziemlich genau die Hälfte zerfallen ist, nach einer
weiteren Halbwertszeit wieder die Hälfte der noch vorhandenen usw. (falls ein Kern
in der letzten Sekunde nicht zerfallen ist, beeinflusst das nicht die Wahrscheinlich -
keit dafür, dass er in der nächsten Sekunde zerfällt). Man kann also eine Tabelle an -
legen, die den Zeitlichen Verlauf der Anzahl der noch vorhandenen Kerne beschreibt.

Zeit, t 0 T 1/ 2 2⋅T 1/ 2 3⋅T 1 /2 4⋅T 1/ 2


noch vorhandene N 0⋅1 1 1 1 1
N 0⋅ N 0⋅ N 0⋅ N 0⋅
Kerne 2 4 8 16
t 0 1 2 3 4
T 1/2
0 1 2 3 4
1 1 1 1 1 1 1 1 1
1= () 2 2
= ()
2 4
= ()
2 8
=
2 () 16
=
2 ()
Für die Anzahl der noch vorhandenen Kerne in Abhängigkeit von der t ergibt sich da-
mit
t t t t ln2
1 1 − −
T 1/ 2
− ⋅ln2 − ⋅t
N (t)=N 0⋅
2 () T 1/2
= N 0⋅
2
t
T 1/2
=N 0⋅2 T 1/2
= N 0⋅( e )ln2
=N 0⋅e T 1/2
=N 0⋅e T 1/ 2

ln2
Für führt man die Abkürzung λ ein und erhält das Zerfallsgesetz:
T 1/2

ln2
noch vorhandene Kerne: N (t)=N 0⋅e−λ⋅t ; Zerfallskonstante: λ=
T 1/2

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 158


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Die Anzahl der Zerfälle pro Sekunde nennt man Aktivität A. Da jeder
Zerfall zu einem Strahlungsteilchen führt, kann man die Aktivität mit ei-
nem Geigerzähler messen. Weil die Anzahl der vorhandenen Kerne immer
kleiner wird, aber die Aktivität positiv ist, kommt ein Minus.

ΔN dN
A(t )=− → − =− Ṅ (t)=λ⋅N 0⋅e −λ⋅t =λ⋅N (t )
Δt dt

Aktivität: A(t)=λ⋅N (t)=λ⋅N 0⋅e−λ⋅t

und wegen A0=λ⋅N 0 ergibt sich

A( t)= A0⋅e−λ⋅t

[ A ] = 1 =1 Bq (Bequerel)
s

Aufgabe 9.127: U238

a) Wie viele Atome enthält 1,0mg U238?

b) Wie viele der Atome sind nach 5⋅109 a noch vorhanden?

c) Wie viel Prozent des U238 sind nach der in b) gegebenen Zeit zerfallen?

d) Berechne die Aktivität der Probe ganz zu Anfang (Die Aktivität zu einem späteren
Zeitpunkt lässt sich nur schwer berechnen, weil die Tochterkerne ebenfalls wieder
instabil sind).

Aufgabe 9.128:

Die Probe eines Nuklids hat eine Aktivität von 2,3 kBq, nach einer Woche nur noch
0,45 kBq. Berechne die Halbwertszeit des Nuklids unter der Annahme, dass der
Tochterkern stabil ist.

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 159


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Aufgabe 9.129:

Ein Geigerzähler hat eine Fensterfläche von 0,27cm² und misst in einem
Abstand von 20cm von der Probe 30 Impulse pro Sekunde.

Wie groß ist die gesamte Aktivität der Probe?

Aufgabe 9.130:

Zum Zeitpunkt Null enthält eine Probe 1,0g reines Jod 131, das mit einer Halbwerts-
zeit von 8,04d in das stabile Xenon 131 zerfällt. Die Atommasse von Jod 131 schätzen
wir auf 131.

a) Berechne die Aktivität des Präparats zum Zeitpunkt Null.

b) Berechne die Aktivität des Präparats nach 1,0 Jahren.

c) Wie alt ist die Probe, wenn sie nur noch eine Aktivität von 10Bq hat?

Aufgabe 9.131:

Eine Probe hat eine Aktivität von 500Bq. Bestimme die durchschnittliche Dauer zwi-
schen zwei Zerfällen.

Aufgabe 9.132:

Welche Halbwertszeit besitzt ein Radionuklid, das in 2000a zu 99% zerfallen ist?

Aufgabe 9.133: Zum geschickten Umgang mit Exponentialfunktionen

Gemessen wird die Aktivität einer Probe zu verschiedenen Zeitpunkten. Die Nullrate
ist bereits abgezogen. Die Messung zum Zeitpunkt t=0 hat der Lehrling verschlampt.

t in h 0 1 2
Impulsrate in 1/min 9535 8190

a) Wie hoch war die Impulsrate zum Zeitpunkt t=0 ?

b) Bestimme die Halbwertszeit des Präparats.

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 160


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Messung von Halbwertszeiten

➔ Bei relativ kurzen Halbwertszeiten misst man die Aktivität der


Probe zu verschiedenen Zeitpunkten und rechnet damit Halbwertszeit
aus.

 So einfach geht das nur, wenn der Tochterkern stabil ist, ansonsten
muss man die Folgezerfälle in die Rechnung mit einbeziehen.

Aufgabe 9.134:

a) Die Probe eines Nuklids hat zu Beginn der Messung eine gesamte Aktivität von 345
Bq. Exakt drei Tage später hat die Probe noch eine Aktivität von 182 Bq. Berechne die
Halbwertszeit des Nuklids.

b) Die Probe eines Nuklids hat zu Beginn der Messung eine gesamte Aktivität von
1,83 kBq. 420 min später beträgt die Aktivität noch 1,25 kBq. Berechne die Halb-
wertszeit des Nuklids.

Aufgabe 9.135:

a) Ein Probe enthält 3,5⋅1018 Atome eines instabilen Nuklids. Die Aktivität der Pro-
be beträgt 38 Bq. Berechne die Halbwertszeit in Jahren.

b) Eine Probe der Masse 1,4 g besteht zu 1,2% aus einem Radionuklid der Massenzahl
185 ( <- ungefähre Atommasse). Wir gehen davon aus, dass die gesamte Aktivität der
Probe von diesem Radionuklid erzeugt wird. Die Probe hat eine Aktivität von 124 Bq.
Bestimme die Halbwertszeit dieses Radionuklids in Jahren.

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 161


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Aufgabe 9.136: Aktivitäten von Mischungen

Wenn eine Probe mehrere verschiedene Radionuklide enthält, berechnet


man die Aktivität jedes einzelnen Nuklids und addiert anschließend die Aktivitäten.

a) Ein Thalliumprobe von 50 mg besteht zu 0,5% aus Tl206 (Halbwertszeit 4,2 min;
Atommasse ca. 206 u) und zu 1,2% aus Tl208 (Halbwertszeit 3,1 min, Atommasse ca.
208 u). Der Rest ist Tl203 und Tl205, beide stabil. Die beiden Radioisotope zerfallen
beide in stabile Bleiisotope, so dass es keine Folgezerfälle gibt. Bestimme die Aktivi -
tät der Probe.

b) Das Thalliumisotop Tl209 (Halbwertszeit 2,2 min; Atommasse ca. 209 u) zerfällt
zu Blei Pb209 (Halbwertszeit 3,25 h; Atommasse ca. 209 u) zerfällt zu Bismut Bi209.
Das Bismutisotop Bi209 ist stabil. Eine Probe aus 2,0 µg Tl209 beginnt zum Zeitpunkt
t = 0 zu zerfallen.

i) Wie hoch ist die Aktivität der Probe zum Zeitpunkt t = 0?

ii) Bestimme die Aktivität zum Zeitpunkt t = 8,8 min. Dabei kann davon ausge-
gangen werden, dass der Anteil des bereits zerfallenen Pb209 verschwindend
gering ist.

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 162


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Aufgabe 9.137: aus ISB

In einem Experiment wird die Aktivität A(t) eines radioaktiven Elements


in Abhängigkeit von der Zeit t bestimmt. In der folgenden Messreihe ist das um den
Nulleffekt bereinigte Verhältnis A(t)/A(0) angegeben.

t in s 0 80 160 240 320 400


A(t)/A(0) 1 0,71 0,46 0,32 0,23 0,16

a) Zeigen Sie allgemein, dass sich die Gesetzmäßigkeit A(t )=A(0)⋅e−λ⋅t auch in der
A(t)
Form ln ( )
A(0)
=−λ⋅t schreiben lässt.

b) Stellen Sie obige Messreihe in einer t-ln(A(t)/A(0))-Wertetabelle dar und ferti-


gen Sie damit ein t-ln(A(t)/A(0))-Diagramm an.

c) Erklären Sie die besondere Bedeutung der Zerfallskonstante λ in ihrem Dia-


gramm. Bestimmen Sie graphisch mit Hilfe ihres Diagramms die Zerfallskonstante λ
und berechnen Sie daraus die Halbwertszeit.

d) Berechnen Sie nach welcher Zeit die Aktivität auf 10% der Anfangsaktivität ge-
sunken ist.

e) Aus den bisherigen Ergebnissen soll ein t-N(t)-Diagramm angefertigt werden. Da-
bei ist N(t) die Anzahl der unzerfallenen Kerne zum Zeitpunkt t. Beschreiben Sie, wie
Sie vorgehen würden und welche weiteren Daten erforderlich wären.

Aufgabe 9.138: Aus Abi 2013

Nach dem Reaktorunfall in Fukushima wurde in einem Dorf in der Nähe eine Aktivität
von 3,3 MBq pro Quadratmeter Bodenfläche - ausgelöst durch in die Umwelt gelang -
tes Cs137 (Halbwertszeit 30 Jahre) - gemessen. Das Dorf wurde daraufhin evaku-
iert. Ab einer Cs137-Aktiviät von 4,0 kBq pro Quadratmeter Bodenfläche wird die
Wiederbesiedlung durch die Behörden erlaubt. Berechnen Sie, wie lange auf Grund
der Aktivitätsannahme durch den radioaktiven Zerfall bis zur Wiederbesiedlung ge-
wartet werden müsste.

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 163


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Aufgabe 9.139: Aus Abi 2014

In Wildschweinfleisch enthaltenes Cäsium 137 zerfällt mit einer Halb-


wertszeit von 30,2 a in den Grundzustand des stabilen Tochterkerns Ba137. Dabei
entsteht der Tochterkern in einem angeregten Zustand der durch Gamma-Zerfall in
den Grundzustand übergeht. Die gesamte beim Zerfall freiwerdende Energie beträgt
1,18MeV.

a) Erläutern Sie, weshalb bei einem Cs137-Zerfall im menschlichen Körper nicht die
gesamte freiwerdende Energie im Inneren des Körpers absorbiert wird.

Die biologische Halbwertszeit - die Zeit, die der Körper braucht, um die Hälfte des
aufgenommenen Cs137 wieder auszuscheiden - beträgt 110 Tage.

b) Erklären Sie unter Bezugnahme auf die Halbwertszeit des Zerfalls und die biologi-
sche Halbwertszeit, dass die Aktivität von aufgenommenem Cs137 im menschlichen
Körper im Laufe eines Jahres deutlich abnimmt.

Für den Verkauf von Wildschweinfleisch ist ein Grenzwert von 600Bq pro Kilogramm
vorgegeben, der nicht überschritten werden darf.

c) Berechnen Sie die Äquivalentdosis H, die eine Person der Masse 75 kg in einem
jahr aufnimmt, wenn sie einmalig 250 g Wildschweinfleisch verzehrt, das mit dem
Grenzwert belastet ist. Gehen Sie hierbei davon aus, dass im menschlichen Körper die
Hälfte der Energie Q pro Cs137-Zerfall absorbiert wird und die mittlere Aktivität
von Cs137 über einen Zeitraum von einem Jahr 40% der Anfangsaktivität beträgt.

d) Nach einer Meldung des Bundesamtes für Strahlenschutz wurden bei Stichproben
im Jahr 2012 vereinzelt Werte bis zu 9,8 kBq pro Kilogramm Wildschweinfleisch ge-
messen. Beurteilen Sie die Strahlenbelastung durch den Verzehr von unkontrolliertem
Wildschweinfleisch unter Berücksichtigung dieser Meldung, des Ergebnisses der Teil-
aufgabe c) und der mittleren Strahlenbelastung in Deutschland von 4,0 mSv pro Jahr.

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 164


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Aufgabe 9.140:

a) Gammastrahlung soll durch Bleiplatten abgeschirmt werden. Durch ein


13 mm dicke Bleiplatte gelangt noch die Hälfte der auf einer Seite eintretenden Gam-
maquanten. Wie viele solche Bleiplatten müsste man hintereinander legen, damit min-
destens 99% der auftreffenden Gammastrahlung abgeschirmt wird.

b) Die Abschirmung von Neutronen erfordert erhebliche Materalstärken. Eine 1,0 m


dicke Betonwand lässt nur noch 0,01% der auftreffenden Neutronen durch. Wie dick
ist eine Betonwand, die genau die Hälfte der Neutronen durchlässt?

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 165


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9.2 C14-Methode; Altersbestimmung


Der Anteil des Radioisotops C14 (Halbwertszeit 5730 a) in der Atmosphä-
re ist relativ gut konstant, und zwar aus folgendem Grund.

Mechanismus

In der oberen Atmosphäre prallen kosmische Strahlungsteilchen auf Atomkerne und


schlagen aus diesen Neutronen heraus (Spallation).

Diese Neutronen treffen auf Stickstoffkerne und führen zu folgender Reaktion:


14
N + 10 n → 14
7 6C + 11 H

Das C14 zerfällt durch Beta-Minus-Zerfall wieder zu Stickstoff.


14 14
6C → 7 N + + e −+ ν e

Durch ständige Neubildung und Zerfall stellt sich ein Gleichgewicht ein, dass zu ei-
nem konstanten Anteil an C14 in der Atmosphäre führt.

Lebende Organismen nehmen ständig direkt und indirekt Kohlenstoff aus der Atmo-
sphäre auf, weshalb sich im lebenden Organismus dasselbe Verhältnis von C14 zu C12
einstellt wie in der Atmosphäre. Sobald der Organismus stirbt, nimmt er kein neues
C14 mehr auf und der Anteil an C14 sinkt gemäß dem Zerfallsgesetz.

➔ Die C14-Methode eignet sich also nur für organisches Material und be-
stimmt immer die seit dem Tod vergangene Zeit. Man bestimmt also
den Zeitpunkt, an dem der Baum gefällt wurde, nicht den Zeitpunkt, an
dem das Haus damit gebaut wurde.
 Ist die verstrichene Zeit zu lange (länger als 50000a), dann sinkt der
C14-Anteil soweit ab, dass nicht mehr sinnvoll gemessen werden kann.
 Aktivitätsmessungen sind besonders störanfällig. Sobald die C14-Akti-
vität in den Bereich der Nullrate (natürliche Radioaktivität der Umge-
bung) fällt werden die Messungen extrem ungenau und sind nicht mehr
sinnvoll.
 Weil die Bildung und der Zerfall von C14 nichts mit dem sonstigen Koh-
lenstoff C12 zu tun hat, gilt die Zerfallsgleichung auch für Teilchen-
Verhältnisse, Massen oder Massenverhältnisse.

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 166


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N 14 N
( )( )
N 12
= 14 ⋅e−λ⋅t
N 12 0

m14 m
m14=m14,0⋅e−λ⋅t bzw.
( )( )
m12
= 14 ⋅e−λ⋅t
m12 0

 Weil der Anteil der C14-Atome an den Kohlenstoff-Atomen so klein


ist, kann man beim Rechnen auch einfach für die Masse der C12-Atome
einfach die Gesamtmasse der Kohlenstoffatome einsetzen. Genauso
bei der Teilchenzahl.
N 12≈ N C m12≈mC

N 14 N m14 m
( )( )
NC
= 14 ⋅e−λ⋅t
NC 0
und
( )( )
mC
= 14 ⋅e−λ⋅t
mC 0

Zur Bestimmung des Alters muss man die Gleichungen natürlich nach dem t auflösen.

Fehlerquellen bei der C14-Methode

Voraussetzung für die C14-Methode ist ein konstantes Verhältnis von C14 zu C12 in
der Atmosphäre. Alles, was in der Vergangenheit dieses Verhältnis verändert hat
führt zu Fehlern in dieser Altersbestimmungsmethode.

 Schwankungen in der Sonnenaktivität, Schwankungen im Erdmagnet-


feld oder nahe Supernova beeinflussen den Einfall kosmischer Strah-
lung und damit den C14 Gehalt der Atmosphäre.

 Die Verbrennung fossiler Brennstoffe (seit mehreren hundert Jahren)


trägt C12 ohne C14 in die Atmosphäre ein und verringert so das C14/
C12-Verhältnis.

 Kernwaffentests führten zu einem deutlich erhöhten C14-Anteil in der


Atmosphäre.

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 167


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Aufgabe 9.141:

In lebendem Holz findet man unter einer Billion stabiler C12-Atome je ein
instabiles C14-Atom (Halbwertszeit 5730a). Ein ausgegrabenes Holzstück, bei dem
der Kohlenstoffanteil die Masse 50g hat, zeigt eine Restaktivität von 480 Zerfällen
pro Minute.

a) Wie viele C14-Atome sind noch in diesem Holzstück enthalten?

b) Vor wie vielen Jahren starb das Holzstück ab.

Aufgabe 9.142:

Im atmosphärischen Gleichgewicht hat 1,0g Kohlenstoff eine Aktivität von 0,208Bq.


Bestimmen Sie das Alter einer Mumie, wenn bei der Mumie die Aktivität von 1,0g Koh-
lenstoff noch 0,135Bq beträgt.

9.3 Tochter-Mutter-Verhältnis; Uran-Blei-Methode


U238 zerfällt über mehrere Schritte in Pb206 ( T 1 / 2=4,5⋅10 a ) . Ausgehend von der
9

Vermutung, das bei der Bildung eines Gesteins kein Pb206 im Gestein enthalten war,
lässt sich aus dem Verhältnis von Pb206 zu U238 das Alter des Gesteins bestimmen.

N Pb
Geg: das Verhältnis der beiden Isotope von oben
NU

Ges: Alter des Gesteins t Lös:

N U =N U ,0⋅e−λ⋅t ; N Pb= N U ,0 −N U = N U ,0 −N U ,0⋅e−λ⋅t= N U ,0⋅( 1−e−λ⋅t )

N Pb N U ,0⋅( 1−e−λ⋅t ) 1−e−λ⋅t 1


= = −λ⋅t = −λ⋅t −1=e λ⋅t −1
NU N U ,0⋅e−λ⋅t
e e

N Pb
e λ⋅t= +1
NU

N Pb ln2
λ⋅t=ln ( NU
+1 ) und mit λ=
T 1 /2

N Pb T
t=ln ( NU )
+1 ⋅ 1 / 2
ln2

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 168


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Aufgabe 9.143: Abitur 1979

a) Die Halbwertszeit eines radioaktiven Präparats liegt in der Größenord-


nung von 10min. Beschreibe eine Methode inklusive Auswertung zur Bestimmung der
Halbwertszeit ausschließlich mit Hilfe von Aktivitätsmessungen.

b) Wenn die Halbwertszeit in der Größenordnung von 1000a liegt, muss man zur Be-
stimmung der Halbwertszeit anders vorgehen. Welche Messungen sind dann auszufüh-
ren und wie sind diese auszuwerten? Keine Einzelheiten der Versuchsanordnung!

c) U238 zerfällt zu Pb206 (Halbwertszeit 4,5 Mrd. Jahre). Bestimmen Sie das Mas-
senverhältnis von Blei und Uran, das sich in einer Gesteinsprobe nach einer Zeit von
1,2 Mrd. Jahren einstellt. (Zahlenwerte aus unserer Tabelle)

Aufgabe 9.144: Abi 2000

Bei Altersbestimmungen in der Geologie spielt die Kalium-Argon-Methode eine große


Rolle. Das Nuklid K40 zerfällt mit einer Halbwertszeit von 1,3 Mrd Jahren. 11% der
Zerfälle führen zu stabilem Ar40, der Rest zu stabilem Calcium. Aus geschmolzenem
Gestein entweicht das Edelgas Argon durch Diffusion, so dass eine heute untersuchte
Probe nur das seit der Erstarrung entstandene Ar40 enthält. Über das Mutter-Toch-
ter-Isotopenverhältnis lässt sich die verstrichene Zeit t seit der Erstarrung bestim -
men.

Benötigte Zahlenwerte entnehmen Sie der ausgeteilten Tabelle.

T 1/ 2 NA
a) Leiten Sie für diese Zeit t die Gleichung t=
ln 2 (
⋅ln 1+ )
0,11⋅N K
her. Dabei ist

T 1/ 2 die Halbwertszeit für den Zerfall von K40. N A ist die Anzahl der Ar40-
Atome in der Probe und N K die Anzahl der K40 Atome.

b) Aus dem Nördlinger Ries wird eine Gesteinsprobe genommen. Die Masse des Ar40
in der Probe wird zu 0,028 mg bestimmt. Die Messung der Aktivität des enthaltenen
K40 ergibt 7,7 kBq. Berechnen Sie N A und N K in der Probe. Vor wie vielen Jah-
ren erstarrte das Gestein?

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 169


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Aufgabe 9.145:

Eine Probe von ca. 1mg besteht aus einem Isotop der ungefähren Massen-
zahl 200. In einem Kalorimeter produziert die Probe eine Wärmeleistung von 4,7nW.
Die Probe hat eine Aktivität von 10,9kBq.

a) Schätzen Sie aus den gegebene Daten die Halbwertszeit der Probe ab.

b) Welche Energie (in MeV) wird etwa pro Zerfall frei?

Aufgabe 9.146:

Die Aktivität lebenden Holzes beträgt aufgrund seines C14-Gehalts 0,208Bq pro
Gramm Kohlenstoff.

a) Bestimmen Sie das Alter von Holz, das eine Aktivität von 6,5 Zerfällen pro Minute
je Gramm Kohlenstoff aufweist.

b) Eine 0,25g Kohlenstoffprobe aus dem Buch Jesaja (am Toten Meer gefunden)
weist eine Aktivität von 153 Zerfällen pro Stunde auf. Bestimme das Alter des Bibel-
textes.

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 170


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9.4 Abi mit Lösung


Aufgabe 9.147: Abi ????

1991 wurde in den Ötztaler Alpen eine mumifizierte Leiche (Ötzi) gefunden. Zur Al-
tersbestimmung wurde die C14-Methode eingesetzt.

a) Erklären Sie, weshalb C14 (Halbwertszeit 5730a) Beta-Minus-instabil ist und geben
Sie die Zerfallsgleichung an.

b) Die Aktivität der Ötzi-Probe betrug 58% der Aktivität eines lebenden Organismus
(pro Gramm Kohlenstoff). Berechnen Sie vor wie vielen Jahren Ötzi gestorben ist.

c) Andere Untersuchungsmethoden, die genauer arbeiten, ergeben ein Alter von


5300 Jahren. Ermitteln Sie die prozentuale Abweichung des Wertes aus b) von die-
sem genaueren Wert und geben Sie eine plausible Erklärung für das fehlerhafte Ar-
beiten der C14-Methode.

Aufgabe 9.148: Abi ????

Kalium 40 zerfällt mit einer Halbwertszeit von 1,3⋅109 a und ist in der Milch enthal-
ten. Der Rest des Kaliums ist Kalium 39 (stabil). 1kg Milch enthält insgesamt 1,5g Kali-
um. Die Milch hat eine Aktivität von 60Bq. Beim Rechnen schätzen wir die Atommas-
sen der beiden Kaliumisotope auf 39 bzw. 40u.

a) Wie viele K40-Atome sind in 1kg Milch enthalten? Welche Masse haben diese Ato-
me?

b) Zu wie viel Prozent besteht das Milch-Kalium aus K40?

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 171


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Aufgabe 9.149: Nach Abi 2014

Überall in der Raumluft findet sich ein Gemisch aus radioaktivem Radon
222 (Halbwertszeit 3,8 d) und seinen Zerfallsprodukten. In einem geschlossenen lee-
ren Kellerraum wird über einen längeren Zeitraum eine mittlere Rn222-Aktivität von
358 Bq pro Kubikmeter Raumluft festgestellt. Der Raum ist 4,0m lang, 3,0m breit und
2,5m hoch.

a) Berechnen Sie die Anzahl der Rn222-Atome, die in einem Kubikmeter des Keller-
raums vorhanden sind, und vergleichen Sie diese mit der Anzahl von 3⋅1025 Luft-
teilchen pro Kubikmeter.

b) Das Rn222-Gas dringt fortwährend durch die Wände und durch den Boden in den
Keller ein, so dass die Strahlenbelastung im Raum nicht zurückgeht. Nehmen Sie ver -
einfachend an, dass die Aktivität konstant 358 Bq pro Kubikmeter Raumluft beträgt
und im Laufe eines Tages keine Raumluft aus dem Keller entweicht. Berechnen Sie,
wie viel Gramm Rn222 pro Tag in den Kellerraum einströmen.

Eine Person im Kellerraum atmet mit der Raumluft das Edelgas Rn222 ein; dieses wird
fast vollständig wieder ausgeatmet. Das Zerfallsprodukt Polonium ist dagegen ein Me-
tall. Po218-Atome lagern Sich an Staubteilchen der Luft an und werden ebenso einge-
atmet. Po218 zerfällt mit einer Halbwertszeit von 3,1 min unter Emission eines Alpha-
Teilchens der kinetischen Energie 6,0 MeV.

c) Begründen Sie jeweils kurz:


ci) Trotz der wesentlich kürzeren Halbwertszeit ist die Aktivität von Po218 in der
Raumluft nicht größer als die von Rn222.
cii) Von eingeatmetem Po218 geht eine höhere Stahlenbelastung aus als von eingeat-
metem Rn222.
d) Alpha-Strahlung besitzt eine hohe biologische Wirksamkeit. Ein Alpha-Teilchen
des Po218-Zerfalls gibt beim Durchqueren des menschlichen Gewebes auf einer Stre-
cke der Länge 2,0 nm im Mittel die Energie 350eV ab. Berechnen sie die Reichweite
des Alpha-Teilchens und vergleichen Sie diese mit dem Durchmesser einer Zelle von
rund 20 µm.

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 172


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Aufgabe 9.150: Abi 2003; Altersbestimmung mit Tritium

Bei Bohrungen in Gletscher- bzw. Grönlandeis werden Eisproben aus


Schichten verschiedener Tiefe entnommen. Ihr Alter lässt sich mit Hilfe ihres Triti-
umgehalts bestimmen.

Das Nuklid Tritium H3 ist in der Atmosphäre auf Grund fehlender natürlicher Erzeu-
gungsprozesse fast nicht vorhanden. In den 60er Jahren wurde es jedoch durch
Kernwaffentests in höherem Maße freigesetzt. H3 ist radioaktiv (Halbwertszeit 12,3
Jahre) und geht durch Beta-Minus-Zerfall in das stabile Edelgasisotop He3 über.

Das Zerfallsprodukt kann das Eis nicht verlassen und reichert sich darin an. Daher
kann zur Altersbestimmung der Proben das Anzahlverhältnis von Mutter- und Toch-
terkernen des Tritiumzerfalls verwendet werden.

a) Gehen Sie zunächst davon aus, dass zum Zeitpunkt des Tritiumeinschlusses kein
He3 im Eis vorhanden war. Weisen Sie nach, dass dann für das Anzahlverhältnis k von
Mutter- zu Tochterkernen

1
k= λ⋅t
e −1

gilt, wobei λ die Zerfallskonstante für Tritium ist. Welches Alter ergibt sich für eine
Eisprobe, bei der k = 0,14 gemessen wird?

b) Ist das tatsächliche Alter der Probe größer oder kleiner als der berechnete
Wert, wenn die zum Zeitpunkt der Entstehung der Probe bestehende He3 Konzentra-
tion nicht vernachlässigbar ist? Begründen Sie ihre Antwort.

c) Nennen Sie zwei Gründe, warum die Tritiummethode zur Altersbestimmung von
Eisschichten, die deutlich älter als 60 Jahre sind, nicht geeignet ist.

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 173


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Aufgabe 9.151: Abi 1999

Am 15. Oktober 1997 startete die Raumsonde Cassini zum Saturn. Da So-
larzellen im sonnenfernen Weltraum nicht ausreichen, hat Cassini Plutonium zur Ener-
gieversorgung an Bord. Die α-Strahlung des verwendeten Isotops Pu238 dient als
Wärmequelle für Thermoelemente, die elektrische Energie erzeugen. Diese Strom-
quelle wird im Folgenden kurz als Isotopengenerator bezeichnet.

a) Geben Sie die Reaktionsgleichung für den α-Zerfall von Pu238 an.

Beim Start befanden sich 28,8 kg Pu238 an Bord von Cassini. Zu diesem Zeitpunkt lie-
ferte der Isotopengenerator eine elektrische Leistung von 888 W. Die Halbwertszeit
von Pu238 beträgt 87,7 Jahre.

b) Bestimmen Sie die Aktivität des mitgeführten Plutoniums beim Start der Sonde
Cassini. (Kontrolle: ca. 18 300 TBq)

c) Berechnen Sie den Wirkungsgrad η des Isotopengenerators, wenn beim α-Zerfall


eines Pu238-Kerns 5,59 MeV frei werden.

d) Welche elektrische Leistung kann der Isotopengenerator zum Zeitpunkt der An-
kunft der Sonde beim Saturn im Juli 2004 (6,75 Jahre nach dem Start) noch liefern,
wenn der Wirkungsgrad als unverändert angenommen wird?

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 174


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Aufgabe 9.152: Abi 2005; C14-Methode

Unter dem Einfluss kosmischer Strahlung entstehen in der Atmosphäre


schnelle Neutronen. Trifft ein solches Neutron auf einen Stickstoffkern N14, so
kommt es gelegentlich zur Kernumwandlung in das Kohlenstoffisotop C14.

a) Geben Sie die Reaktionsgleichung an.

C14 ist radioaktiv. Es zerfällt unter Aussendung eines Beta-Minus-Teilchens mit einer
Halbwertszeit von ca. 5700 Jahren.

b) Erläutern Sie die Entstehung des Beta-Minus-Teilchens und geben Sie die Zer-
fallsgleichung beim C14-Zerfall an. Die entstandenen Beta-Minus-Teilchen besitzen
keine einheitliche Energie. Skizzieren Sie das Energiespektrum der Beta-Minus-Teil-
chen und erklären Sie sein Zustandekommen.

In der Atmosphäre stellt sich zwischen dem radioaktiven und dem stabilen Kohlen-
stoff ein Gleichgewicht ein, so dass pro Gramm Kohlenstoff 15,3 Zerfälle pro Minute
stattfinden. In diesem Gleichgewichtsverhältnis findet man den radioaktiven Kohlen-
stoff auch in lebenden Organismen. Beim Absterben des Organismus hört jegliche
Aufnahme von Kohlenstoff auf und die Aktivität nimmt im Lauf der Zeit ab.

c) In einem alten Holzstück ist Kohlenstoff der Masse 50 g enthalten. Darin berägt
der C14-Anteil 4,4 billionstel Gramm. Berechnen Sie die Anzahl der darin enthaltenen
C14-Atome und damit die Aktivität pro 1 g Masse dieser Probe aus altem Holz. (Kon-
trolle: A = 0,015 Bq pro Gramm)

d) Schätzen Sie mit Hilfe der Halbwertszeit ab, ob diese Probe älter als 20 000 a
sein kann.

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 175


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Aufgabe 9.153: Abi 2004; Kernzerfall

Das gasförmige radioaktive Rn220 entsteht durch zwei aufeinander fol-


gende Zerfälle aus Th228.

a) Geben Sie die dabei entstehenden Zerfallsprodukte an.

Der Zerfall von Rn220 soll nun mit Hilfe


einer Ionisationskammer untersucht und
t in s 0 30 60 120 180
damit eine Gesetzmäßigkeit des radioak-
tiven Zerfalls festgestellt werden. Ein
I(t) in pA 30 21 14 6,6 3,0
Experiment ergibt die nebenstehende
Messtabelle für die Ionisationsstrom-
stärke in Abhängigkeit von der Zeit.

b) Zeichnen Sie zu der Messreihe ein Diagramm, in dem ln( I(t)/I(0) ) gegen t aufge -
tragen wird.

c) Begründen Sie, dass die Ionisationsstromstärke I(t) direkt proportional zur mo-
mentanen Teilchenzahl N(t) an noch nicht zerfallenen Rn220-Kernen ist.

Die sich ergebende Gerade in Teilaufgabe b) ist eine Konsequenz des Zerfallsgeset-
zes. Wegen der Proportionalität aus c) gilt ein Zerfallsgesetz für die Ionisationss-
tromstärke mit der Zerfallskonstante von Rn220.

d) Bestimmen Sie mit Hilfe des Diagramms aus b) die Zerfallskonstante und damit
die Halbwertszeit von Rn220.

e) Das zur Messung der Ionisationsstromstärke benutzte Messgerät zeigt praktisch


keinen Ausschlag mehr an, wenn die Stromstärke unter 1/64 der Anfangsstromstär-
ke I(0) sinkt. Berechnen Sie damit die bei diesem Experiment sinnvolle Gesamtdauer
in Minuten.

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 176


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Aufgabe 9.154: Abi 2009; Radiologische Untersuchung

Bei den Apollo-Missionen wurden von Astronauten einige Kilogramm Mond-


gestein zur Erde gebracht. Viele dieser Steine enthalten eine sehr kleine Menge des
radioaktiven Isotops Rb87. Dieses besitzt die Atommasse 86,909181 u und zerfällt
mit einer Halbwertszeit von 48,8 Mrd. Jahre in das stabile Strontium-Isotop Sr87.

a) Geben Sie die Reaktionsgleichung für diesen Zerfall an.

b) Berechnen Sie die gesamte Reaktionsenergie.

c) Die Mondgesteinsproben enthielten weniger als 100 µg Rb87. Berechnen Sie die
Aktivität einer Probe, die 100 µg Rb87 enthält. Begründen Sie, warum eine genaue Al-
tersbestimmung durch Aktivitätsmessung kaum möglich ist, wenn wie hier die Aktivi-
tät der Probe sehr gering ist.

Mithilfe eines Massenspektrometers kann man für eine Gesteinsprobe das Verhältnis
der Zahl N(Rb) der Rb87-Atome zur Zahl N(Sr) der Sr87-Atome bestimmen.

d) Erläutern Sie anhand einer geeigneten Skizze einen möglichen Aufbau und die
Funktionsweise eines Massenspektrometers.

Aufgrund des Zerfalls von Rb87 verändert sich das Verhältnis N(Rb) : N(Sr) mit der
Zeit.

e) Nehmen Sie zu-


nächst an, dass sich in
einer Gesteinsprobe
zum Zeitpunkt der
Entstehung 4,0⋅1017
Atome des Isotops
Rb87 und keine Atome des Isotops Sr87 befinden. Übertragen und vervollständigen
Sie die nebenstehende Tabelle.

f) Zeichnen Sie mithilfe der Daten aus Teilaufgabe e) ein Diagramm, in dem das Ver -
hältnis N(Rb) : N(Sr) gegen die Zeit t aufgetragen wird.

Bei einer Probe des Mondgesteins wurde für das Verhältnis N(Rb) : N(Sr) der Wert
0,19 gemessen.

g) Welcher Wert ergibt sich aus dem Diagramm von Teilaufgabe f) für das Alter des
Gesteins.

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 177


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Das Ergebnis aus Teilaufgabe g) ist deutlich zu groß (geeignete Methoden


führen zu 3,2 Mrd. Jahren), da nicht berücksichtigt wurde, dass zum
Zeitpunkt der Entstehung bereits Sr87 im Gestein vorhanden war.

h) Wie verändert sich der Verlauf des Diagramms aus Teilaufgabe f), wenn man dies
berücksichtigt? Erklären Sie, warum man damit ein geringeres Alter erhält, als in
Teilaufgabe g) ermittelt wurde.

Aufgabe 9.155: Abi 2011; Radiocarbon-Methode

In Luft ist neben dem stabilen Kohlenstoffisotop C12 auch das radioaktive Isotop C14
mit einem sehr geringen Anteil vorhanden. In der Atmosphäre wird für das Verhältnis
der Teilchenzahlen N(C14) : N(C12) der Wert 1,2⋅10−12 gemessen. Durch den
Stoffwechsel von Pflanzen und Tieren werden beide Nuklide in organische Moleküle
eingebaut, so dass sich in Organismen zu deren Lebzeiten das gleiche Mengenverhält-
nis wie in Luft einstellt.

Nach dem Absterben des Organismus findet kein Austausch von Kohlenstoff mit der
Umgebung mehr statt; das radioaktive Nuklid zerfällt und das Teilchenzahl-Verhält-
nis N(C14) : N(C12) nimmt ab. Auf dieser Tatsache beruht die Altersbestimmung ar-
chäologischer Fundstücke aus organischem Material.

a) Geben Sie die Zerfallsgleichung des Beta-Minus-Zerfalls von C14 und den zugrun -
de liegenden Vorgang im Kern an.

b) Die Beta-Minus-Strahlung weist ein kontinuierliches Energiespektrum auf, obwohl


die bei dem Zerfallsprozess frei werdende Gesamtenergie einen festen Betrag hat.
Klären Sie diesen scheinbaren Widerspruch auf.

c) Vor der dänischen Insel Seeland wurden mehrere versunkene Wikingerschiffe


entdeckt. In einem Stück Holz aus einem dieser Schiffe wurde das Teilchenzahl-Ver-
hältnis N(C14) : N(C12) zu 1,06⋅10−12 bestimmt. Berechnen Sie daraus das Alter
des Holzes.

d) Begründen Sie, warum sich die Radiocarbon-Methode nicht zur Bestimmung des
Erdalters eignet.

e) Nennen Sie eine wesentliche Annahme, auf der ie Verlässlichkeit der Altersbe-
stimmung mit der Radiocarbon-Methode beruht.

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 178


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Aufgabe 9.156: Abi 2008; Herstellung von Po210

Um Po210 (instabil; Halbwertszeit 138 Tage) künstlich zu erzeugen, setzt


man das stabile Isotop Bi209 für kurze Zeit Neutronenstrahlung aus. Es entsteht ein
Zwischenprodukt, das nach einem Beta-Minus-Zerfall mit einer Halbwertszeit von 5,0
Tagen zu Po210 wird. Die emittierten Elektronen haben dabei eine maximale Ge-
schwindigkeit von 0,95 c.

a) Geben Sie die Zerfallsgleichung für den obigen Beta-Minus-Zerfall an.

b) Skizzieren Sie qualitativ das Energiespektrum eines Beta-Minus-Strahlers und er -


klären Sie den wesentlichen Unterschied zum Energiespektrum eines Alpha-Strahlers.

c) Berechnen Sie die maximale kinetische Energie der emittierten Elektronen.

d) Welcher Anteil des erzeugten Zwischenprodukts ist 15 Tage nach dem Neutronen-
beschuss schon zerfallen?

e) In einer Skizze soll qua-


litativ die Po210-Konzen-
tration in einer Bi209-Pro-
be in Abhängigkeit von der
Zeit (in Tagen) nach dem
Neutronenbeschuss darge-
stellt werden. Wählen Sie
die geeignete Skizze und
begründen Sie ihre Wahl.

Aufgabe 9.157: Abi 2012; Altersbestimmung mit der C14-Methode

Wandmalereien, wie z.B. die Darstellung in der Chauvet-Höhle in Frankreich, gehören


zu den ältesten Kulturleistungen der Menschheit. Ihr Alter kann mit der sogenannten
C14-Methode, auch bekannt als Radiokohlenstoff- oder Radiokarbonmethode, be-

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 179


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stimmt werden.
Gegebene Atommassen: m(C14) = 14,0032420 u ; m(N14) =
14,0030744 u ; m(H1) = 1,0078252 u
Das Kohlenstoffisotop C14 entsteht, wenn ein Neutron der kosmischen Strahlung in
der Atomosphäre auf ein N14-Atom trifft.

a) Stellen Sie die Reaktionsgleichung auf und zeigen Sie, dass es sich um einen exo-
thermen Prozess handelt.

C14 ist radioaktiv und zerfällt mit einer Halbwertszeit von etwa 5730 a durch Beta-
Minus-Zerfall.

b) Geben Sie die Gleichung für den C14-Zerfall an. Erklären Sie, wie es möglich ist,
dass trotz des Zerfalls das Teilchenzahlverhältnis des instabilen C14-Isotops zum
stabilen C12-Isotop in der Atmosphäre konstant bleibt.

Solange Organismen leben, ist in ihnen das Teilchenzahlverhältnis der beiden genann-
ten Kohlenstoffisotope ebenfalls konstant. Danach sinkt der Anteil der C14-Atome
aufgrund des Beta-Minus-Zerfalls, was zur Altersbestimmung verwendet werden
kann. Einem Höhlenbildnis wird etwas Farbe entnommen und daraus auf chemischem
Weg eine Kohlenstoffprobe der Masse 10 mg gewonnen. Die Anzahl der C14-Atome
in der Probe ist 13 Millionen.

c) Weisen Sie rechnerisch nach, dass die Masse der C14-Atome einen verschwin-
dend geringen Anteil der Probe ausmacht.

d) Berechnen Sie die Aktivität der Probe und beurteilen Sie, ob sich eine Aktivitäts-
messung zur Altersbestimmung dieser Probe eignet, wenn das verwendete Zählrohr
eine Nullrate von 10 pro Minute misst.

e) Mit Hilfe eines Massenspektrographen wird festgestellt, dass die Anzahl der
C14-Atome in der Probe gegenüber einer Vergleichsprobe aus der Atmosphäre um
97,9% abgenommen hat. Ermitteln Sie daraus das Alter des Höhlenbildes.

f) Bei genauerer Untersuchung stellt sich heraus, dass der C14-Anteil am atmosphä-
rischen Kohlenstoff über einen langen Zeitraum nicht konstant war. Zur Zeit der
Felsmalerei waren mehr Neutronen in der kosmischen Strahlung vorhanden als heute.
Begründen Sie, ob das in Teilaufgabe 2.e) berechnete Alter des Höhlenbildes gerin-
ger oder höher als das tatsächliche Alter ist.

Kapitel 9 Zerfallsgesetz und Altersbestimmung Seite 180


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10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen


Dies ist ein reines Übungskapitel. Es geht um Energiebilanzen, Energieerhaltung und
Impulserhaltung. Beim Rechnen müssen sie ein bisschen geschickt sein, weil sie sonst
zu viel Zeit verschwenden. Vor der Übung aber zuerst noch ein neuer Begriff.

10.1 Q-Wert einer Reaktion


Atommassen lassen sich sehr genau messen. Deshalb berechnet man die bei Kernreak-
tionen umgesetzte Energie am genausten mit Hilfe der Masse-Energie-Äquivalenz.

E=m⋅c 2

Die freiwerdende Energie wird als kinetische Energie an die Reaktionsprodukte und
als Photonenenergie an Gamma-Quanten übertragen. Letztendlich geben diese ihre
Energie meist als Wärme an die Umgebung ab. Deshalb nennt man den Betrag der
freiwerdenden Energie den Q-Wert der Reaktion. Er ergibt sich zu:

Q=Δ E= E vorher−E nachher =m vorher⋅c 2−m nachher⋅c 2=( m vorher −m nachher )⋅c 2

Q=( mvorher−mnachher )⋅c 2

 Wenn hier was negatives raus kommt, dann ist die Reaktion entweder
energetisch nicht möglich oder es muss Energie investiert werden, um
die Reaktion ablaufen zu lassen (endotherme Reaktion).

➔ Eventuell an der Reaktion beteiligte Neutrinos berücksichtigen wir in


der Rechnung nicht. Die Ruheenergie der Neutrinos ist so klein, dass
sich das auf die Genauigkeit gar nicht auswirkt.

➔ Bei solchen Rechnungen benutzen wir grundsätzlich die Atommassen,


und nicht die Kernmassen. Die Bindungsenergie der inneren Elektronen
ist bei großen Atomen so groß (keV), dass sich ohne Berücksichtigung
der Elektronenhülle falsche Q-Werte oder sogar falsche Reaktions-
richtungen ergeben.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 181


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10.2 Übungen
Aufgabe 10.158:

Das Krypton-Isotop Kr85 ist instabil und zerfällt durch Beta-Minus-Zerfall.

Massen: m(Kr85) = 84,912530u ; m(Tochteratom) = 84,911792u

a) Schreibe die Reaktionsgleichung für den Zerfall auf.

b) Berechne die beim Zerfall freiwerdende Energie.

Im weiteren betrachten wir den Extremfall, dass das Krypton-Atom zu Anfang in


Ruhe war, und dass das entstandene Neutrino so gut wie keine Energie mitnimmt und
auch keine Gammaquanten entstehen. Die freigewordene Energie verteilt sich also als
kinetische Energie auf das Elektron und das entstandene Ion. Für die Masse des Ions
setzen wir näherungsweise die Atommasse ein.

c) Bestimme mit Hilfe der Impulserhaltung das Verhältnis der Geschwindigkeiten von
Elektron und Ion in Abhängigkeit der Massen der beiden.

d) Bestimme mit Hilfe von c) die Rückstoßenergie des Tochterions. Wie viel Prozent
der Energie macht diese Rückstoßenergie aus?

Aufgabe 10.159:

Berechne die freiwerdende Energie beim Beta-Plus-Zerfall von Phosphor30. Beachte,


dass ein negativ geladenes Ion entsteht, und also bei den Massen der Reaktionspro-
dukte noch eine Elektronenmasse berücksichtigt werden muss.

Das beim Zerfall entstehende Positron wird später durch Paarvernichtung mit einem
Elektron zerstrahlen. Berechne den Q-Wert einmal ohne Vernichtungsenergie und
einmal mit Vernichtungsenergie. Schreibe zuerst die Reaktionsgleichung auf.

Massen: m(P30) = 29,978313u ; m(Tochteratom) = 29,973770u

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 182


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Aufgabe 10.160:

Berechne die freiwerdende Energie beim Beta-Minus-Zerfall von Rheni-


um187. Schreibe zuerst die Reaktionsgleichung auf.

Massen: m(Re197) = 186,955751u ; m(Tochteratom) = 186,955748u

Aufgabe 10.161:

Polonium210 ist instabil und zerfällt durch Alpha-Zerfall.

a) Schreibe die Reaktionsgleichung auf und berechne die beim Zerfall freiwerdende
Energie.

b) Bestimme die Rückstoßenergie und Geschwindigkeit des Tochteratoms unter der


Annahme, dass das Polonium-Atom zu Anfang in Ruhe war.

Massen: m(Po210) = 209,982858u ; m(Tochteratom) = 205,974449u

Aufgabe 10.162:

Radon 222 entsteht durch Alphazerfall.

a) Geben Sie die Zerfallsgleichung bei der das Radon entsteht an.

b) Das beim Zerfall emittierte Alpha-Teilchen hat eine Energie von 4,78 MeV. Be-
stimme mit Hilfe dieses Zahlenwertes die Rückstoßenergie und damit den Rückstoßim-
puls des beim Zerfall entstehenden Rn-Atoms.

c) Zeigen Sie, dass die Zahlenwerte in b) dem Impulserhaltungssatz gehorchen. Ver-


suchen Sie eine klassische und eine relativistische Rechnung.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 183


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Aufgabe 10.163:

Eine mögliche Reaktionsgleichung für die Spaltung eines Urankerns lautet:


1
n + 235 100
Zr + 133 1
0 92U → 40 52Te + 3 0 n

Die beiden Neutronenreichen Spaltprodukte erreichen nach zwei bzw. drei anschlie-
ßenden Beta-Minus-Zerfällen stabile Endzustände:
100
Mo 2+ +2 e −+ 2 ν e + 133 3+ − 1
... → 42 55Cs +3 e +3 ν e +3 0 n

a) Berechne die bei Spaltung und anschließendem Zerfall freiwerdende Energie.

b) Wie viele Spaltungen sind pro Sekunde notwendig, um eine Wärmeleistung von
3,0GW zu erreichen?

c) Wie viel U235 (Masse) muss dann pro Tag gespalten werden? Wie viel auf 4% ange -
reichertes Uran verbraucht der Reaktor dann in einem Jahr?

Entnehme die notwendigen Massen der ausgeteilten Tabelle

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 184


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Aufgabe 10.164: aus ISB

Ein ruhendes Rn219-Atom zerfalle unter Aussendung eines Alpha-Teil-


chens. Seine Atommasse beträgt 219,0094748u, die Atommasse des Tochter-Atoms
ist 214,9994146u.

a) Geben Sie die Reaktionsgleichung an und berechnen Sie den Q-Wert der Reaktion.

Laut Nuklidtabelle beträgt die kinetische Energie der schnellsten von Rn219 emittier-
ten Alpha-Teilchen 6,82MeV. Bei der Emission dieser schnellsten Alpha-Teilchen tritt
keine Gamma-Strahlung auf.

b) Erklären Sie weshalb die schnellsten Alpha-Teilchen eine kleinere Energie als den
Q-Wert der Reaktion besitzen.

c) Berechnen Sie mit Hilfe der gegebenen Energie-Werte die Geschwindigkeiten aller
beim Alpha-Zerfall beteiligten Teilchen und bestätigen Sie damit rechnerisch die Gül-
tigkeit des Impulserhaltungssatzes für diese Reaktion.

Allgemein gilt bei jedem Alpha-Zerfall wegen des Impulserhaltungssatzes, dass ein
Alpha-Teilchen höchstens die kinetische Energie

mT
E kin ,max , α= ⋅Q mit mT der Masse des Tochterkerns
mT + mα

haben kann.

d) Bestätigen Sie mit Hilfe der Energie-Werte die Gültigkeit dieser Gesetzmäßigkeit
für den Alpha-Zerfall von Rn219.

e) Begründen Sie mit Hilfe obiger Gesetzmäßigkeit folgende Merkregel:

E kin ,max , α
Je leichter ein Alpha-Strahler, desto kleiner ist das Verhältnis
Q

f) Schätzen Sie eine untere Grenze für das Verhältnis aus e) für alle Nuklide der na -
türlichen Zerfallsreihen ab. Beschreiben Sie wie Sie dabei vorgehen.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 185


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Aufgabe 10.165:

Stößt ein Proton auf einen B11-Kern, dann kann es im Bor-Kern stecken-
bleiben und ein Neutron herausschlagen.

a) Stelle die Reaktionsgleichung auf und zeige, dass die Reaktion endotherm ist. Wie
hoch ist die für die Reaktion notwendige Aktivierungsenergie? Entnehme die notwen-
digen Massen der ausgeteilten Tabelle.

Kontrolle: Aktivierungsenergie 2,76 MeV

Im Folgenden betrachten wir eine solche Reaktion, die von einem Proton der kineti-
schen Energie 8,0 MeV - welches auf einen ruhenden B11-Kern stößt - ausgelöst wird.
Außerdem gehen wir davon aus, dass sich alle Stoßpartner vor und nach der Reaktion
auf derselben Gerade bewegen -> eindimensionales Problem.

b) Zeige, dass die Impulserhaltung bei der Reaktion erfüllt ist, wenn das entstandene
Kohlenstoffatom 1,97 MeV der überschüssigen Energie als kinetische Energie erhält.
In welche Richtungen bewegen sich die Reaktionsprodukte? Führen Sie eine nichtrela-
tivistische Rechnung durch!

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 186


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Berücksichtigung von Gamma-Quanten

Häufig entstehen Tochterkerne beim Beta- oder Alpha-Zerfall in einem


angeregten Zustand. Solche angeregten Zustände von Atomkernen fallen sehr
schnell - manchmal stufenweise - in den Grundzustand zurück. Will man die kineti-
schen Energien der Zerfallsprodukte ausrechnen, dann müssen die Energien der
Gamma-Quanten berücksichtigt werden, indem man sie vom Q-Wert der Reaktion
abzieht.

Aufgabe 10.166:

Beim Zerfall von Ra226 entstehen Alpha-Teilchen


verschiedener Energien. Zusätzlich entsteht Gamma-
strahlung mit einer Photonenenergie von 0,186MeV.

a) Geben Sie beide möglichen Zerfallsgleichungen


(einmal mit Gamma-Zerfall und einmal ohne) an und
bestimmen Sie den Q-Wert der Reaktion.

b) Bestimmen Sie die kinetische Energie des Alpha1-Teilchens einmal ohne Berück-
sichtigung der Rückstoßenergie des Tochteratoms und einmal mit Berücksichtigung
der Rückstoßenergie des Tochteratoms.

Benutzen Sie zum Rechnen die ausgeteilte Tabelle.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 187


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Aufgabe 10.167: Rotglut durch Zerfallswärme

Es soll berechnet werden wie lange es dauert, bis 1kg reines Polonium
durch seine eigene Zerfallswärme von Zimmertemperatur bis auf 800°C (helle Rot-
glut) erhitzt wird. Dazu sind ist ungefähr eine Wärmezufuhr (Energiezufuhr) von
320kJ notwendig. Dabei ist die an die Luft abgegebene Wärme bereits berücksich-
tigt. Das Polonium wird dabei schmelzen, weil die Schmelzpunkte von Polonium und Blei
(Tochter) beide unterhalb von 800°C liegen. Wir machen das Ganze deshalb mit Polo-
nium, weil hier die Tochterkerne stabil sind, wir also keine Energie aus Folgezerfällen
berücksichtigen müssen.

a) Berechne den Q-Wert vom Alpha-Zerfall von Po211 (Halbwertszeit 0,5s). Berech-
ne damit wie viele Kerne zerfallen müssen, um die 1kg-Probe bis zur hellen Rotglut zu
erhitzen. Berechne anschließend, wie viele Atome in der Probe sind und mit der Zer-
fallsgleichung wie lange es dauert, bis die entsprechende Anzahl von Zerfällen statt-
gefunden hat.

Das ist bisschen arg übel, deshalb probieren wir's noch mal mit Po210, das hat eine
viel längere Halbwertszeit.

b) Berechne den Q-Wert vom Alpha-Zerfall von Po210 (Halbwertszeit 138,4d). Be-
rechne die Aktivität von 1kg reinem Po210 und damit die Energie, die beim Zerfall in
der Probe in einer Sekunde frei wird. Wegen der relativ großen Halbwertszeit wird
sich die Aktivität im interessierenden Zeitintervall kaum ändern. Berechne ausgehend
von konstanter Aktivität, wie lange es dauert, bis die Probe von 0°C auf 800°C er-
wärmt wird. Zahlenwerte entnehmen Sie der ausgeteilten Tabelle.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 188


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Aufgabe 10.168:

Trifft ein Proton mit ausreichender kinetischer Energie auf einen ruhen-
den C14-Kern, so kann es vom C14-Kern absorbiert werden und dabei ein Bruchstück
aus dem Kern herausschlagen. Dabei entsteht ein C11-Kern, ein Alpha-Teilchen und
noch was.

a) Gib die Reaktionsgleichung für die beschriebene Reaktion an und beschreibe die
Umwandlung, die bei der Reaktion stattfindet.

b) Berechne den Q-Wert für diese Reaktion und zeige, dass die Reaktion endotherm
ist. Zahlenwerte aus ausgeteilter Tabelle. (Kontrolle: Q = - 2,77 MeV)

c) Begründe mit Hilfe von Impulserhaltung, dass ein Proton ,welches exakt die in b)
berechnete Energie besitzt, die Reaktion nicht auslösen kann.

d) Zeige, dass ein Proton mit einer kinetischen Energie von 3,7 MeV die Reaktion in
Übereinstimmung mit dem Impulserhaltungssatz auslösen kann, wenn man davon aus-
geht, dass das entstandene Alpha-Teilchen die gesamte überschüssige Energie trägt.

Aufgabe 10.169:

Trifft ein Neutron auf einen ruhenden Li7-Kern, kann es den Li-Kern durchschlagen
und dabei das Lithium-Atom in ein Helium-Atom und ein Reststück spalten. Das Neu-
tron verliert dabei lediglich einen Teil seiner Energie.

a) Stelle die Reaktionsgleichung auf.

b) Bestimme den Q-Wert der Reaktion und begründe, dass die Reaktion endotherm
ist. (Kontrolle: Q = - 2,47 MeV)

c) Begründe, weshalb ein Neutron mit exakt der in b) berechneten Energie die Reak -
tion aufgrund der Impulserhaltung nicht auslösen kann.

Im folgenden gehen wir davon aus, dass das die Energie des Neutrons größer als der
in b) berechnete Wert ist, und dass das entstandene Tritium-Atom die gesamte über-
schüssige Energie mit nimmt, d.h. auch das Neutron ist nach dem Stoß in Ruhe.

d) Ein wie Vielfaches der Neutronenenergie muss ein Tritium-Atom besitzen, wenn
Neutron und Tritium-Atom einen gleich großen Impuls besitzen? (Kontrolle: 0,33)

e) Bestimme mit Hilfe von d) die Mindest-Energie, die ein Neutron besitzen muss, um
die Reaktion auszulösen.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 189


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Aufgabe 10.170:

Wer noch mal das Ausrechnen von Q-Werten üben will, kann das hier ma-
chen. Zahlenwerte aus der ausgeteilten Tabelle.

Alpha-Zerfall: U233 (4,91MeV); Bi212 (6,22MeV); Ra224 (5,80MeV); At215


(8,17MeV); Ce142 (1,43MeV); Hf174 (2,55MeV)

Beta-Minus-Zerfall: Ag108 (1,64MeV); Dy165 (1,31MeV); C14 (0,157MeV); Tl207


(1,44MeV); W185 (0,429MeV); La138 (1,01MeV)

Beta-Plus-Zerfall: Sc43 (1,35MeV / 2,37MeV); K38 (4,92MeV / 5,94MeV); O14


(4,13MeV / 5,15MeV); P30 (3,22MeV / 4,25MeV); Ar35 (4,95MeV / 5,97MeV)

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 190


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10.3 Abi mit Lösung


Aufgabe 10.171: Aus Abi 2014

Rn222 gehört zur natürlichen Uran-Radium-Reihe und entsteht aus U238. Rn222 zer-
fällt durch Alpha-Zerfall in Po218. Der Tochterkern Po218 liegt nach dem Zerfall im
Grundzustand vor. Zahlenwerte aus ausgeteilter Tabelle.

a) Weisen Sie durch geeignete Rechnungen nach, das sich U238 nach vier Alpha- und
zwei Beta-Minus-Zerfällen in Rn222 umgewandelt hat.

b) Berechnen Sie den Q-Wert für den Zerfall des Rn222. (Kontrolle: 5,59 MeV)

Die kinetische Energie des Alpha-Teilchens beim Rn222-Zerfall beträgt 5,49 MeV.

c) Emittiert ein ruhender Rn222-Kern ein Alpha-Teilchen, so bewirkt dies einen


Rückstoß des entstandenen Po218-Kerns. Berechnen Sie aus den bisher bekannten
Energie-Werten die Geschwindigkeiten des emmitierten Alpha-Teilchens sowie des
Po218-Atoms und bestätigen Sie mithilfe der beiden Geschwindigkeitswerte den Im-
pulserhaltungssatz.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 191


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Aufgabe 10.172: Abitur 1976

a) Erläutern Sie den Beta-Plus-Zerfall im Potentialtopfmodell. Stellen Sie


die Zerfallsgleichung für den Beta-Plus-Zerfall und den folgenden Gamma-Zerfall von
Na22 (siehe Zerfallsschema unten rechts) auf.

b) Nebenstehende Skizze zeigt ein typisches Beta-Spek-


trum in vereinfachter Form. Beschreiben Sie anhand dieser
Skizze die Energieverteilung.

c) Weshalb lässt sich aus der Energieverteilung der Beta-


Strahlung folgern, dass ein drittes Teilchen am Zerfall be-
teiligt sein muss. Geben Sie die Eigenschaften des Neutrinos
an.

d) Berechne sie für den in a) beschriebenen Beta-Plus-Zerfall


von Na22 die maximale kinetische Energie der emittierten Po-
sitronen. Berücksichtigen Sie dabei, dass der entstehende
Tochterkern zunächst angeregt ist und unter Emission eines
Gamma-Quants der Energie 1,277MeV in den Grundzustand des
Tochterkerns übergeht.

Benutzen Sie zum Rechnen die ausgeteilte Tabelle.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 192


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Aufgabe 10.173: Abi 1980

Der Beta-Minus-Zerfall von Co60 ist im nebenste-


henden Termschema dargestellt.

Es treten zwei angeregte Zustände X1 und X2 des


Tochterkerns auf, die jeweils durch Gamma-
Strahlung in den nächsttieferen Zustand überge-
hen. Die maximale kinetische Energie der beiden
Beta-Strahlungen ist E1 = 0,312MeV und E2 =
1,485MeV.

Die Gamma2-Strahlung hat die Energie E = 1,333MeV, die Atommasse von Co60 ist
59,933813u.

a) Berechnen Sie aus den gegebenen Daten die Atommasse des Tochteratoms X.

b) Berechnen Sie die Wellenlänge der Gamma1-Strahlung.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 193


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Aufgabe 10.174: Abi 1998

Ein bedeutender Anteil der natürlichen terrestrischen Radioaktivität


rührt von Alpha-Zerfällen des Edelgases Radon her.

a) Vergleichen Sie die Begriffe Energiedosis und Äquivalentdosis und grenzen Sie die
beiden Größen gegeneinander ab.

b) Vergleichen Sie die biologische Wirksamkeit von Alpha-, Beta- und Gamma-Strah-
lung.

Radon dringt aus dem Untergrund durch Risse und Spalten im Fundament in Gebäude
ein. Ein Durchschnittswert für die Belastung mit Rn222 ist 60 Bq/m³.

c) Erläutern Sie, was diese Angabe bedeutet, und berechnen Sie mit Hilfe der Halb-
wertszeit (ausgeteilte Tabelle), wie viele Rn222-Kerne in einem Kubikmeter Raumluft
durchschnittlich enthalten sind.

Die Lunge eines Erwachsenen hat ein Fassungsvermögen von etwa 6,0 Litern Luft.

d) Berechnen Sie die Gesamtzahl von Rn222-Zerfällen in 6,0 Litern Luft im Laufe ei-
nes Jahres unter der Vorraussetzung, dass die angegebene Belastung von 60 Bq/m³
infolge kontinuierlicher Nachlieferung zeitlich konstant ist.

e) Welche Gesamtenergie in Joule hinterlassen die Alpha-Teilchen aus dem Rn222-


Zerfall im Laufe eines Jahres in der Lunge, wenn die kinetische Anfangsenergie eines
solchen Alpha-Teilchens 5,5 MeV beträgt?

f) Bestimme die Äquivalentdosis eines Erwachsenen mit 6,0-Liter-Lunge, wenn dieser


ein Gewicht von 80kg hat.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 194


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Aufgabe 10.175: Abi 1998; Kernreaktionen mit Neutronen

Die Neutronenmasse wird hier als unbekannt angenommen. Atommassen


werden als bekannt angenommen und dürfen der ausgeteilten Tabelle entnommen wer-
den.

Die Neutronenmasse lässt sich mit großer Präzision aus der Beobachtung des Einfangs
thermischer Neutronen durch Wasserstoff bestimmen.

n+ 11 H → 21 H + γ

Die kinetischen Energien und Impulse der Ausgangsteilchen sind zu vernachlässigen.


Die Energie des emittierten Photons wird zu 2,2231 MeV gemessen.

a) Begründen Sie, weshalb der Einfang langsamer Neutronen durch Atomkerne stets
von der Emission energiereicher Gammastrahlung begleitet wird.

b) Bestimmen Sie mit Hilfe des Impulserhaltungssatzes die Rückstoßenergie des


Deuteriumatoms. Nichtrelativistische Rechnung! (Kontrolle: E = 1,3 keV)

c) Berechnen Sie aus den bisher bekannten Zahlenwerten die Neutronenmasse, die
sich aus der Beobachtung der oben angegebenen Einfangreaktion ergibt.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 195


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Aufgabe 10.176: Abi 2002

Das Uranisotop U232 zerfällt nicht nur durch Alpha-Zerfall oder sponta-
ne Spaltung, sondern auch durch alleinige Emission eines Ne24-Teilchens. Man nennt
diesen Vorgang, der erstmals 1985 in Berkeley beobachtet wurde, "super-asymmetri-
sche Spaltung".

m(Ne24) = 23,993615 u; m(Pb208) = 207,97667 u; m(U232) = 232,037146 u

a) Geben Sie die Zerfallsgleichung für die "super-asymmetrische Spaltung" des


U232-Kerns an.

b) Berechnen Sie die dabei frei werdende Energie Q in MeV. (Kontrolle: 62,3 MeV)

c) U232 kann sich auch durch Alpha- und Beta-Minus-Zerfälle in das gleiche Endpro-
dukt Pb208 umwandeln. Wie viele Alpha- und wie viele Beta-Minus-Zerfälle sind hier-
zu notwendig? Erläutern Sie ohne Berechnung, warum dabei insgesamt deutlich weni-
ger Energie frei wird als bei der "super-asymmetrischen Spaltung".

d) Die Geschwindigkeiten der beiden Zerfallsprodukte eines vorher ruhenden U232-


Atoms bei der super-asymmetrischen Spaltung soll berechnet werden. Stellen Sie
dazu die entsprechenden Gleichungen auf, führen Sie aber keine Berechnungen durch.

e) Das emittierte Ne24 hat eine kinetische Energie von 55,9 MeV. Bestimmen Sie mit
Hilfe dieses Zahlenwertes die Impulse der beiden Reaktionsprodukte und zeigen Sie,
dass sie dem Impulserhaltungssatz gehorchen.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 196


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Aufgabe 10.177: Abi 2004; Kernspaltung

Eine zentrale energetische Größe der Kernphysik ist die Bindungsenergie.

a) Erläutern Sie den Aufbau eines Atomkerns. Welche Bedeutung hat dabei die Bin-
dungsenergie?

Bei der Kernspaltung von schweren Kernen wird Energie frei, da die Bindungsenergie
pro Nukleon bei den mittelschweren Spaltprodukten höher ist als beim Ausgangskern.

Ein U235-Kern wird durch ein Neutron gespalten. Die beiden Spaltprodukte sind in-
stabil und gehen nach jeweils drei Beta-Minus-Zerfällen in die stabilen Kerne Ce140
und Zr94 über. Außerdem entstehen bei der Spaltung freie Neutronen.

b) Welche instabilen Kerne entstehen unmittelbar nach der Spaltung und über welche
Zwischenkerne führen diese jeweils zu den stabilen Endprodukten?

c) Stellen Sie die Gleichung für die Gesamtreaktion in die stabilen Endprodukte auf
und berechnen Sie die dabei frei werdende Gesamtenergie. Notwendige Massen ent-
nehmen sie der im Unterricht ausgeteilten Tabelle. (Kontrolle: Q = 208,2 MeV)

d) Schätzen Sie rechnerisch ab, wie viele Millionen Kilogramm Heizöl man verbrennen
müsste, um den gleichen Energiebetrag zu erhalten, der als Folge der Spaltung von
1,0kg U235 insgesamt freigesetzt werden kann. (Heizwert von Heizöl: 42 MJ pro Ki-
logramm)

e) Wie das Unglück von Tschernobyl zeigte, darf das Gefährdungspotential, das von
Kernkraftwerken ausgehen kann, nicht unterschätzt werden. Erklären Sie kurz, war-
um Strahlung radioaktiver Stoffe für Menschen gefährlich sein kann, und erläutern
Sie, wie man sich vor ihr schützen sollte.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 197


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Aufgabe 10.178: Abi 2007; Titan

Beim Beta-Minus-Zerfall von Ti51 befinden sich die Tochterkerne unmit-


telbar nach dem Zerfall stets in einem von zwei Anregungszuständen, jedoch niemals
im Grundzustand. Die Beta-Minus-Energien sind maximal 2150 keV bzw. 1542 keV .

a) Geben Sie die Zerfallsgleichung an.

b) Skizzieren Sie ein geeignetes Energieniveauschema und erklären Sie damit, dass
beim Zerfall von Ti51 auch Gamma-Strahlung mit drei verschiedenen Quantenenergien
auftritt.

c) Die kleinste auftretende Gamma-Quantenenergie beträgt 320 keV. Berechnen Sie


die beiden anderen Gamma-Energien sowie die gesamte bei diesem Zerfall frei wer-
dende Energie Q. Ordnen Sie im Energieniveauschema von Teilaufgabe b) allen Über-
gängen ihre Energiebeträge zu.

Aufgabe 10.179: Abi 2007; Neptunium-Reihe

Das Astat-Nuklid At217 ist ein Alpha-Strahler aus der Neptunium-Zerfallsreihe.

a) Erläutern Sie, dass sich für die schweren Radionuklide genau vier Zerfallsreihen
aufstellen lassen und erklären Sie, warum sich At217 der Neptunium-Reihe zuordnen
lässt.

b) Begründen Sie, dass die Nuklide der Neptuniumreihe heute in der Natur praktisch
nicht mehr vorkommen.

c) At217 emittiert neben der Alpha-Strahlung auch Gamma-Strahlung der Energie


0,60 MeV. Obwohl die Alpha-Strahlung von At217 wesentlich energiereicher ist, als
die Gamma-Strahlung, kann man sich leichter vor ihr schützen. Nennen Sie die wich-
tigsten Schutzmaßnahmen vor Alpha-Strahlung.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 198


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d) Eine 7,4 mm dicke Bleilatte würde die Hälfte der Gamma-Quanten ab-
sorbieren. Wie viele solcher Bleiplatten müssten mindestens hintereinan-
der gestellt werden, damit mehr als 99% der Gamma-Quanten absorbiert
werden?

Natürliches Bismut besteht nur aus dem Isotop Bi209. Bis zum Jahr 2003 wurde es
für das stabile Endprodukt der Neptunium-Reihe gehalten. Das Institut d'Astrophysi-
que Spatiale in Orsay, Frankreich, stellte jedoch fest, dass Bi209 mit extrem großer
Halbwertszeit zu Thallium Tl205 zerfällt.

e) Geben Sie die Zerfallsgleichung von Bi209 an und berechnen Sie die beim Zerfall
freiwerdende Energie Q. (Kontrolle: Q = 3,14 MeV)

Um für eine Messung eine grobe Abschätzung der zu erwartenden Halbwertszeit von
Bi209 zu erhalten, wird das Diagramm unten betrachtet. Es zeigt für reine Alpha-
Strahler den gemessenen Zusammenhang zwischen der frei werdenden Energie Q und
der Zerfallskonstante λ. Theoretische Überlegungen liefern die im Diagramm einge-
zeichnete Kurve.

f) Schätzen Sie mit Hilfe der Kurve


ab, welche Halbwertszeit für Bi209
ungefähr zu erwarten wäre. Verglei-
chen Sie diese mit dem Alter des
Universums von ca. 14 Milliarden Jah-
ren.

Genauere Messungen ergeben eine


Halbwertszeit T 1/ 2=1,9⋅1019 a für
den Bi209-Zerfall.

g) Eine Bismutprobe hat die Masse m


= 4,0 g. Berechnen Sie die Aktivität dieser Probe und daraus die durchschnittiche
Zeitspanne zwischen zwei Zerfällen.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 199


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Aufgabe 10.180: Abi 2008; Mordfall Litvinenko

Anfang November 2006 kam das Ploniumisotop Po210 (Halbwertszeit 138


d) wegen eines spektalurären Mordfalls in die Schlagzeilen. Der Alpha-Strahler wurde
dem russischen Ex-Agenten Alexander Litvinenko ins Essen gemischt. Dies führte in-
nerhalb von drei Wochen zu dessen Tod.

a) Ordnen Sie Po210 einer natürlichen Zerfallsreihe zu und begründen Sie ihre Zu-
ordnung mit den Massenzahlen und den Zerfallsarten.

b) Geben Sie die Zerfallsgleichung von Po210 an und berechnen Sie die gesamte bei
diesem Zerfall frei werdende Energie Q. (Kontrolle: Q = 5,41 MeV)

c) Als maximale kinetische Energie der von Po210 emittierten Alpha-Teilchen wird in
der Nuklidkarte 5,30 MeV angegeben. Geben Sie eine mögliche Ursache für den Un-
terschied zu Q an.

Zur Zeit des Mordfalls war in einer Zeitschrift zu lesen: "Da die Zerfallsrate von Po-
lonium-210 sehr hoch ist, ist auch die Strahlenintensität sehr hoch. Um die tödliche
internistische Dosis zu erzeugen, sind gerade einmal ein 0,1 Millionstel eines Gramms
notwendig, eine Giftmenge von der Größe eines Stecknadelkopfes.(...) IN der Raum-
fahrt dient Polonium-210 als leichtgewichtige Wärmequelle. So kann ein Gramm Poloni-
um-210 etwa 140 Watt Wärmeleistung erzeugen."

d) Berechnen Sie die Aktivität einer Po210-Probe, welche eine Masse von 1,0 g be -
sitzt. (Kontrolle: A=1,7⋅1014 Bq )

e) Bei der Aufnahme von Po210 in den Körper ist bereits eine Aktivität von 15 MBq
tödlich. Zeigen sie, dass dies bei der im Text angegebenen Masse von "0,1 Millionstel
eines Gramms" der Fall ist.

f) Geben Sie einen Grund an, warum das Hantieren mit Po210 für die Mörder relativ
ungefährlich war.

g) Ein Kubikzentimeter Po210 hat eine Masse von 9,3 g. Überprüfen Sie damit die
Aussage des Zeitungsartikels bezüglich des Volumens der Giftmenge.

h) Verifizieren Sie die Zahlenangabe zur Wärmeleistung.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 200


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Aufgabe 10.181: Abi 2006; Strahlenbelastung durch Radon

Radon ist ein unsichtbares und geruchloses Edelgas, das sich im Innern
von Häusern konzentriert und zur natürlichen Strahlenbelastung des Menschen bei-
trägt. Entscheidend ist dabei das Radonisotop Rn222, das mit einer Halbwertszeit T
= 3,8 d zerfällt.

a) Geben Sie an, welcher Zerfallsreihe Rn222 angehört, und bestimmen Sie, nach wie
vielen Alpha- und Beta-Zerfällen Rn222 in das entsprechende stabile Bleiisotop über-
gegangen ist.

b) Rn222 geht selbst durch eine Alpha-Zerfall aus einem Mutterkern hervor. Stellen
Sie die Zerfallsgleichung für die Entstehung von Rn222 auf und berechnen Sie den
Rückstoßimpuls, den Rn222 bei dieser Kernreaktion erhält, wenn das dabei emittierte
Alpha-Teilchen eine kinetische Energie von 4,78 MeV hat.

c) In einer Wohnung ergibt sich pro Kubikmeter Raumluft aufgrund der Rn222-Kon -
zentration eine Aktivität von 50 Bq. Berechnen Sie, wie viele Rn222-Atome sich in ei-
nem Kubikmeter Raumluft befinden.

d) Stellen Sie dar, wie die erhöhte Radonkonzentration in Räumen, vor allem in Kel-
lerräumen, zustande kommt und erläutern Sie kurz, warum die Strahlenbelastung
durch Radon für den Menschen besonders gefährlich ist. Geben Sie eine einfache
Maßnahme an, wie man diese Strahlenbelastung verringern kann.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 201


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Aufgabe 10.182: Abi 2011; Radioaktive Leuchtfarbe

Vermengt man eine radioaktive mit einer fluoreszierenden Substanz, die


von der radioaktiven Strahlung zum Leuchten angeregt wird, erhält man so genannte
Leuchtfarbe. Bei Leuchtziffern von älteren Uhren wurde Zinksulfid durch das Isotop
Ra226 (Halbwertszeit 1600 Jahre) zum Leuchten angeregt, so dass sie auch im Dun-
keln abgelesen werden konnten.

a) Geben Sie die Zerfallsgleichung von Ra226 an und berechnen Sie die dabei frei
werdende Reaktionsenergie Q.

b) Begründn Sie, warum von einer unbeschädigten, luftdichten Uhr mit Ra226 in den
Leuchtziffern keine Alpha-Strahlung in die Umgebung austritt. Warum ist dies selbst
bei minimalen Gehäuseundichtigkeiten nicht mehr der Fall?

c) Das Ziffernblatt einer selbstleuchtenden Uhr enthält 1,0 µg Radium. Berechnen


Sie die Aktivität A des Radiums in dieser Uhr, wobei davon ausgegangen werden kann,
dass es sich ausschließlich um Ra226 handelt.

d) In Opas Schatztruhe findet sich eine 80 Jahre alte Uhr mit Leuchtziffern. Er be-
hauptet, die Uhr habe in seiner Jugend viel heller geleuchtet. Überprüfen Sie rechne-
risch, ob als Grund hierfür ein Abklingen der radioaktiven Strahlung in Frage kommt.

Aufgabe 10.183: G8 Muster-Abi 2010; Neutronen

Im Jahr 1930 bestrahlen Walther Bothe und sein Assistent Herbert Becker Berylli-
um mit Alphateilchen der Energie 4,5 MeV. Neben einem Restkern entstand dabei
eine damals noch unbekannte Art von Strahlung. Zwei Jahre später fand Chadwick
heraus, dass diese Strahlung aus elektrisch neutralen Teilchen besteht, die etwa die
gleiche Masse wie Protonen besitzt - den Neutronen.

a) Geben Sie die Reaktionsgleichung zu obigem Experiment an. Gehen Sie vereinfa-
chend davon aus, dass Beryllium ausschließlich aus dem Isotop Be9 besteht.

b) Zeigen Sie durch Berechnung der freiwerdenden Bindungsenergie, dass diese Re-
aktion prinzipiell möglich ist.

c) Wenn man Alpha-Teilchen verwendet, deren kinetische Energie erheblich kleiner


ist, dann tritt diese Reaktion nicht mehr auf, obwohl sie nach dem Energieerhaltungs-
satz immer noch ablaufen könnte. Warum ist das so?

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 202


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Wie alle Quantenobjekte besitzen auch Neutronen Welleneigenschaften


und sind deshalb für die Untersuchung einiger Eigenschaften von Fest-
körpern geeignet, zum Beispiel für die Analyse der Kristallstruktur. Die
Wellenlänge der verwendeten Neutronen muss dabei in der Größenordnung der Ab-
messung der zu untersuchenden Struktur liegen. Andernfalls erhält man keine ver-
wertbaren Ergebnisse.

d) Leiten Sie aus der Formel von de Broglie her, dass für nichtrelativistische Neutro-
nen folgender Zusammenhang zwischen der kinetischen Energie E und der Wellenlänge
λ gilt:

h2
E=
2⋅m⋅λ 2

e) Die kinetische Energie der in dem beschriebenen Versuch erzeugten Neutronen


liegt über 4,5 MeV. Zeigen Sie, dass diese Neutronen zu energiereich sind, um Struk-
turen von Atomgröße - also etwa 0,1 nm - untersuchen zu können.

f) Die Neutronen müssen daher vor ihrer Verwendung erheblich abgebremst werden.
Zur Verfügung stehen folgende drei Möglichkeiten:

1. Die Neutronen werden durch einige Bleiplatten geleitet.

2. Die Neutronen werden durch Wasser geleitet.

3. Die Neutronen werden durch ein starkes Magnetfeld geleitet.

Begründen Sie, welche der drei Varianten hierfür gut geeignet sind und welche nicht.

g) Von der Neutronenquelle bis zum Experimentierlabor legen die Neutronen einen
250 m langen Weg zurück. Freie Neutronen zerfallen mit einer Halbwertszeit von 11,7
Minuten. Begründen Sie, dass für die Strahlungsintensität bei Neutronen der Wellen-
länge 0,1 nm der Zerfall auf diesem Weg keine nennenswerte Rolle spielt.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 203


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Aufgabe 10.184: G8 Muster-Abi 2010; Atomkerne

Die "Energiegewin-
nung" aus Atom-
kernen ist durch
zwei verschiedene
Prozesse möglich -
durch Kernspal-
tung und durch
Kernfusion. Im ne-
benstehenden Dia-
gramm ist die
mittlere Bindungs-
energie pro Nukle-
on über die Nukle-
onenzahl angetra-
gen.

a) Erklären Sie
anhand dieses Dia-
gramms, warum
Energiegewinnung sowohl durch Kernspaltung als auch durch Kernfusion möglich ist.

b) Schätzen Sie mithilfe des Diagramms ab, wie viel Energie aus der Spaltung eines
Gramms U235 gwonnen werden kann. Gehen Sie vereinfachend davn aus, dass der
Urankern in zwei etwa gleich große Bruchstücke gespalten wird.

Bei dem Reaktorunfall von Tschernobyl wurden große Mengen radioaktiven Materials
freigesetzt und zum Teil durch den Wind auch nach Deutschland transportiert, wo sie
sich durch Regenfälle auf die Oberfläche niederschlugen. Zur radioaktiven Kontami-
nation trug unter anderem der Betastrahler Cs137 (Halbwertszeit: 30 a) bei.

c) Bei vielen Atomkernen, die "zu viele" Neutronen enthalten, wird dieses Missver-
hältnis durch einen Betazerfall korrigiert. Beschreiben Sie diesen Vorgang im Quark-
modell.

d) Beschreiben Sie die Wirkung von radioaktiver Strahlung auf die Zellen des
menschlichen Körpers. Gehen Sie dabei auch auf mögliche Spätfolgen ein.

e) Der Cs137-Kern zerfällt in einen stabilen Ba137-Kern, der aus 56 Protonen und 81
Neutronen besteht. Begründen Sie unter Verwendung eines Potentialmodells für

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 204


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Atomkerne, warum ein solcher Kern stabil sein kann, obwohl er immer
noch erheblich mehr Neutronen als Protonen enthält.

f) Geben Sie für jede der folgenden Aussagen an, ob sie richtig oder falsch ist und
begründen Sie jeweils kurz ihre Antwort.
(1) Eine einige Meter entfernte radioaktive Quelle, die nur Alpha-Strahlung abgibt,
ruft keine körperlichen Schäden hervor.
(2) Bei radioaktiv belasteten Lebensmitteln kann durch starkes Erhitzen die radio-
aktive Strahlung auf ein unbedenkliches Maß reduziert werden.
(3) Bei jedem radioaktiven Zerfall entsteht ein Neutrino.
(4) Radioaktivität hat an der Evolution einen maßgeblichen Beitrag.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 205


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Aufgabe 10.185: G8 Abi 2011; Kernfusion

Das Hauptziel der jahrzehntelangen Kernfusionsforschung ist der Bau ei-


nes Reaktors zur großtechnischen Stromerzeugung aus der bei Fusionsreaktionen
freiwerdenden Energie. Dabei spielt u.a. die Fusion von Deuterium H2 mit Tritium
H3 zu Helium He4 eine zentrale Rolle.

Zahlenwerte: m(H2) = 2,014102 u ; m(H3) = 3,016049 u ; m(He4) = 4,002603 u

a) Geben Sie die Reaktionsgleichung für den genannten Fusionsprozess an und be-
rechnen Sie die bei dieser Reaktion frei werdende Energie Q. (Kontrolle: 17,6 MeV)

b) Bei der Planung eines großen Fusionsreaktors mit einer elektrischen Leistung von
1000 MW wird ein Wirkungsgrad von 45% zugrunde gelegt. Berechnen Sie die Mas -
se von Deuterium und von Tritium, die im Dauerbetrieb innerhalb von 24 h zu Helium
fusioniert würden.

c) Im nebenstehenden
Diagramm ist der Betrag
der mittleren Bindungs-
energie pro Nukleon in
Abhängigkeit von der
Nukleonenzahl A darge-
stellt.

Erklären Sie mit Hilfe


des Diagramms, dass für
die Energiegewinnung
durch Kernfusion nur
leichte Elemente in Fra-
ge kommen. Welcher
weitere Prozess zur
Energiegewinnung ergibt
sich aus dem Diagramm?

Das hier zur Fusion benötigte Tritium ist ein Beta-Minus-Strahler mit einer Halb-
wertszeit von 12,3 a.

d) Beschreiben Sie die Eigenschaften dieser Strahlungsart.

e) Das im Reaktor verwendete Tritium wird nicht vollständig zu Helium fusioniert.


Daher muss das überschüssige Tritium sicher gelagert werden. Wie lange dauert es,

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 206


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bis davon 99% zerfallen sind?

f) Trotz großer technischer Schwierigkeiten halten manche Wissen-


schaftler an der Kernfusion zur Lösung der künftigen Energieversorgung fest. Neh-
men Sie hierzu kurz Stellung, indem Sie jeweils einen Vorteil und einen Nachteil die-
ser Technologie aufzeigen.

Aufgabe 10.186: G8 Abi 2011; Nuklearbatterien

In der Raumfahrt werden Nuklearbatterien eingesetzt, die ihre Energie aus dem Zer-
fall von Radioaktiven Isotopen gewinnen. Die dabei freigesetzte thermische Energie
wird in elektrische Energie umgewandelt. In den letzten Jahren wurden sehr kompak-
te Nuklearbatterien entwickelt; es wird erwogen, diese auch außerhalb der Raumfahrt
einzusetzen. Als Radioisotop wird Tritium H3 verwendet, das ein reiner Beta-Minus-
Strahler mit der Halbwertszeit 12,3 a und der Atommasse m(H3) = 3,016049 u ist.
Die Atommasse des stabilen Reaktionsprodukts beträgt 3,016029 u.

a) Geben Sie die Gleichung für den genannten Zerfall an und berechnen Sie die maxi-
male kinetische Energie der Beta-Minus-Teilchen.

b) Begründen Sie, weshalb nahezu alle Beta-Minus-Teilchen eine geringere Energie


als die in Teilaufgabe 2.a) berechnete besitzen.

Beim Prototyp einer Mini-Nuklearbatterie soll zum Zeitpunkt der Herstellung die Tri-
tium-Aktivität Ao = 96 TBq vorliegen.

c) Berechnen Sie die Masse des in der Batterie anfänglich vorhandenen Tritiums. Auf
welchen Prozentsatz der Anfangsaktivität sinkt die Aktivität innerhalb von 4,0 Jah-
ren?

d) Erläutern Sie, welche Schutzvorkehrungen in Hinblick auf die Beta-Minus-Strah-


lung getroffen werden müssten, wenn man eine Nuklearbatterie als Stromquelle für
ein Handy einsetzten würde.

e) Diskutieren Sie unter Einbeziehung der bisherigen Ergebnisse Vor- und Nachteile
eines möglichen Einsatzes von Nuklearbatterien anstelle von herkömmlichen Akkus
oder Batterien in verschiedenen Anwendungsbereichen. Beurteilen Sie insbesondere,
ob ein Einsatz in der Konsumelektronik sinnvoll wäre.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 207


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Aufgabe 10.187: Abi 2012; Radioisotopengenerator

Voraussichtlich ab August 2012 soll das Roboterfahrzeug "Curiosity" die


Marsoberfläche erkunden. Das Fahrzeug ist mit einem Radioisotopengenerator ausge-
stattet, der die beim Alpha-Zerfall des Isotops Pu238 entstehenden Wärmeleistung
nutzt und sie mit Hilfe von Thermoelementen des Wirkungsgrads 5,5% in elektri-
sche Leistung umwandelt. Die Halbwertszeit von Pu238 beträgt 87,7 a, die Atom-
masse 238,049560 u.

a) Stellen Sie die Gleichung für den Zerfall von Pu238 auf und berechnen Sie die
gesamte pro Zerfall freiwerdende Energie Q. Die Atommasse von He4 beträgt
4,002603 u, die des Zerfallsprodukts 234,040952 u. (Kontrolle: Q = 5,59 MeV)

b) Berechnen Sie die Wärmeleistung P, die in 1,0 g des Plutoniumisotops aufgrund


der Aktivität entsteht. (Kontrolle: P = 0,57 W)

c) Nach der 250 Tage dauernden Anreise zum Mars soll "Curiosity" dort ein Mars-
jahr (687 Tage) lang aktiv sein. Berechnen Sie, um wie viel Prozent die Aktivität des
Plutoniums während des Zeitraums vom Start auf der Erde bis zum Ende der Mission
gesunken ist.

Für den Betrieb des Marsrovers muss vom Zeitpunkt des Starts bis zum Ende der
Mission eine elektrische Leistung von rund 0,1 kW dauerhaft bereitgestellt werden.

d) Ermitteln Sie unter Berücksichtigung des Wirkungsgrads des Thermoelements die


Masse an Pu238, die zum Zeitpunkt des Starts im Isotopengenerator dafür einge-
baut sein muss.

d) Vor 40 Jah-
ren wurde im Ra-
dioisotopengene-
rator des sowje-
tischen Mondro-
vers "Lunochod"
der Alpha-Strahler Po210 verwendet. Beurteilen Sie, ob auch Po210 für den Mars -
rover als Energiequelle geeignet wäre.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 208


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Aufgabe 10.188: Abi 2013; Das radioaktive Eisenisotop Fe59

Das Eisenisotop Fe59 ist ein Beta-Minus-Strahler mit der Halbwertszeit


44,5 d, der in der Medizin zum Einsatz kommt.

Gegebene Atommassen: m(Fe59) = 58,934876 u ; m(Tochter) = 58,933195 u

a) Geben Sie für den Beta-Minus-Zerfall von Fe59 die Reaktionsgleichung an und
beschreiben Sie den Beta-Minus-Zerfall im Quark-Modell.

b) Weisen Sie nach, dass beim Beta-Minus-Zerfall eines Fe59-Kerns die Energie
1,57 MeV frei wird.

Wie die nebenstehende Skizze zeigt, ist die kineti-


sche Energie der beim Zerfall entstehenden Beta-
Minus-Teilchen kontinuierlich verteilt.

c) Erklären Sie, warum die Energieverteilung konti-


nuierlich ist.

Um eine medizinisch stichhaltige Aussage über den


Eisenmangel im Körper eines Patienten zu erhalten,
werden ihm in einem Getränk 0,12 ng des Isotops Fe59 verabreicht.

d) Zeigen Sie, dass das verabreichte Eisen Fe59 die Aktivität 0,37 MBq besitzt.

Bei extrem großem Eisenmangel wird der Körper des Patienten in der Folgezeit das
Eisenisotop fast vollständig aufnehmen, jedoch kaum etwas davon ausscheiden. Nach
15 Tagen erfolgt eine erneute Bestimmung der Fe59-Aktivität.

e) Berechnen Sie die zu erwartende Fe59-Aktivität, wenn in den 15 Tagen 10% der
ursprünglich verabreichten Menge Fe59 ausgeschieden wurden.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 209


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Aufgabe 10.189: Abi 2013; Reaktorkatastrophe in Fukushima

In den Folgemonaten nach dem schweren Unfall im japanischen Kern-


kraftwerk Fukushima wurde unter anderem das Cäsium-Isotop Cs137 in die Umge-
bung freigesetzt, das eine Halbwertszeit von 30 Jahren besitzt.

Atommassen: m(Cs137) = 136,907090 u ; m(Ba137) = 136,905827 u

a) Das Isotop Cs137 zerfällt in stabiles Barium Ba137. Geben Sie die Zerfallsglei-
chung an und berechnen Sie die bei einem Zerfall frei werdende Energie Q.

b) Erläutern Sie die Vorgänge im Atomkern beim Beta-Minus-Zerfall anhand einer


schematischen Darstellung einer Potentialtopfbesetzung des Kerns mit Protonen und
Neutronen.

➔ Hinweis: Der Bezug zu einem bestimmten Element ist nicht verlangt.

c) Techniker, die nach dem Unfall Messungen in der Nähe des Kraftwerks vornahmen,
waren Alpha-, Beta- und Gamma-Strahlung ausgesetzt. Beurteilen Sie die Wirksam-
keit der Schutzanzüge aus Kunststoff-Folie, die hierbei zum Einsatz kamen, in Hin-
blick auf diese drei Strahlungsarten.

d) Geben Sie drei allgemeine Strahlenschutzmaßnahmen an und diskutieren Sie, in-


wiefern diese von den Technikern, die die Messungen am Kraftwerk vornahmen, einge-
halten werden konnten.

Im Dorf Iitate nahe Fukushima wurde nach dem Unfall pro Quadratmeter Bodenober-
fläche eine Cs137-Aktivität von 3,3 MBq gemessen. Die Bewohner wurden daraufhin
evakuiert.

e) Berechnen Sie die Äquivalentdosis, die eine Person der Masse 75 kg in einem Jahr
aufnehmen würde, falls sie pro Sekunde 3,3 Millionen Beta-Minus-Teilchen der mittle-
ren kinetischen Energie 190 keV absorbieren würde. Vergleichen Sie diese Dosis mit
einer natürlichen Strahlenbelastung von 2,4 mSv pro Jahr.

f) Ab einer Cs137-Aktivität von 4,0 kBq pro Quadratmeter Bodenoberfläche wird


die Wiederbesiedlung von Itate durch die Behörden erlaubt. Berechnen Sie, wie lange
auf Grund der Aktivitätsabnahme durch den radioaktiven Zerfall bis zur Wiederbe-
siedlung gewartet werden müsste.

Kapitel 10 Energie und Impuls bei Kernreaktionen Seite 210


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11 Kernenergie
Kernspaltungsreaktoren werden gebaut zu Forschungszwecken - hauptsächlich um die
Neutronen zu erhalten - und als Leistungsreaktoren zur Energiegewinnung. Fusionsre-
aktoren sind über das experimentelle Stadium noch nicht hinaus. Bis Fusionsreaktoren
zur Energiegewinnung zur Verfügung stehen (wenn überhaupt) werden wahrscheinlich
noch mindestens mehrere Jahrzehnte vergehen. Interessante Suchbegriffe zu Ener-
gie sind auch TREC, DESERTEC, "clean power from the deserts", Erdwärme, Tiefen-
bohrung, Wärmesonde und Wärmepumpe, Energieeffizienz, Energieeinsparung.

11.1 Kernspaltungsreaktor
In jedem Kernreaktor werden schwere Atomkerne durch Neutronen gespalten. Die
dabei freiwerdende Energie wird in elektrische Energie umgewandelt.

Brennstoff

➔ Das einzige gut spaltbare Nuklid, dass in der Natur in erheblichen


Mengen vorkommt ist U235.

Natururan besteht hauptsächlich aus U238. Der Anteil an U235 ist nur 0,7% und
muss für den Leichtwasserreaktor auf 4% angereichert werden. Im Reaktor wird er
Anteil wieder auf 0,9% abgebrannt.

Die Nuklide Pu239 und Pu241 sind ebenfalls spaltbar und werden in jedem Kernreak-
tor unvermeidlich erzeugt (180kg bzw. 50kg pro Jahr) und auch wieder teilweise ge-
spalten, können allerdings bei der Wiederaufbereitung gewonnen werden. Ebenfalls
spaltbar ist das Nuklid U233 (sehr gut waffentauglich), es muss aber mit hohem Auf-
wand in speziellen Brutreaktoren künstlich erzeugt werden.

Spaltung, Kettenreaktion

Ein Neutron trifft auf einen U235-Kern und spaltet diesen, meistens im Verhältnis
zwei zu drei. Dabei werden durchschnittlich 2,3 Neutronen wieder freigesetzt.

Beispiel: 1
n + 235 147
Nd + 86 1
0 92U → 60 32 G e +3 0n

Die drei Neutronen der zweiten Generation spalten dann drei weitere Kerne, d.h. 9
Neutronen in der dritten Generation usw. --> Kettenreaktion. Pro Spaltung werden ca.
200MeV an Energie freigesetzt.

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Neutronenabsorber, Steuerung der Kettenreaktion

Jede Spaltung liefert 2,3 Neutronen, von denen im Regelbetrieb nur eines
für die nächste Spaltung benötigt wird, d.h. 1,3 Neutronen müssen weg. Der Großteil
der überschüssigen Neutronen wird von sowieso im Reaktor vorhandenen Kernen ab-
sorbiert oder verlässt den Reaktor. Die immer noch überschüssigen Neutronen müs-
sen von speziellen Materialien absorbiert werden.

➔ Gute Neutronenabsorber sind Bor, Cadmium und Silber

Steuerstäbe gibt es mit Bor oder mit Cadmium oder mit Cadmium und Silber. Sie wer-
den benutzt um schnell und präzise reagieren zu können. Zur groben Steuerung setzt
man dem Kühlwasser Borsäure zu, das ist viel billiger.

Wichtig für die Steuerung der Kettenreaktion ist, dass ein großer Teil der Neutronen
erst mit 10 bis 20 Sekunden Verzögerung von den Spaltprodukten emittiert wird.
Wäre dies nicht so, dann könnte man einen Kernreaktor unmöglich steuern.

Moderator, thermische Neutronen

Die U235-Kerne werden nur von relativ langsamen Neutronen (thermischen Neutro-
nen) gut gespalten. Die bei der Spaltung entstehenden Neutronen sind viel zu schnell
und müssen abgebremst werden (von 1,5MeV auf unter 0,1eV). Das geschieht durch
Stöße mit Atomkernen des Moderators.

Ein guter Moderator hat eine hohe Stoßwahrscheinlichkeit, einen kleinen Kern (da -
durch wird pro Stoß viel Energie übertragen) und eine geringe Neigung zum Absorbie-
ren von Neutronen.

➔ Gute Moderatoren sind Wasser (Wasserstoffkern, 18 Stöße notwen-


dig), schweres Wasser (Deuteriumkern, 25 Stöße notwendig) und Koh-
lenstoff (114 Stöße notwendig)

Wasser hat den Vorteil, dass man es gleichzeitig als Kühlmittel für den Reaktor (Ab -
transport der Energie) benutzen kann. Schweres Wasser wird in Nuklearantrieben
von U-Booten benutzt (Vorteil: kleinerer Platzbedarf des Reaktors) und in den kana-
dischen CANDU-Reaktoren (Vorteil: kanadisches Natururan muss zum Einsatz nicht
oder nur schwach angereichert werden).

MOX-Brennelemente

Durch Wiederaufbereitung oder in Brutreaktoren wurde spaltbares Plutonium gewon-


nen und durch nukleare Abrüstung ist viel Plutonium überflüssig geworden. Dieses Plu-

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tonium kann in Kernreaktoren eingesetzt werden und wird sogenannten


Mischoxid-Brennelementen (MOX) zugesetzt. Ein Nachteil dabei ist, dass
Pu239 und Pu241 auch durch schnelle Neutronen recht gut gespalten wer-
den, es ist also nicht unbedingt ein Moderator notwendig.

Nachwärme

Die Spaltprodukte enthalten für ihre Ordnungszahl zu viele Neutronen und sind des-
halb alle instabil (Beta-Minus-Zerfall). Durch diese Zerfälle wird sehr viel Energie
freigesetzt, die ungefähr 5% der Wärmeleistung des Reaktors ausmacht. Das heißt,
bei vollständig abgeschalteter Spaltung hat ein Reaktor mit 3GW Wärmeleistung im-
mer noch eine Restwärmeleistung von 150MW die den Reaktor ohne Kühlung zum
Schmelzen bringt (Kernschmelze, GAU).

 Der abgeschaltete Reaktor muss also unbedingt gekühlt werden

In einer solchen Kernschmelze kann es unter ungünstigen Bedingungen zum Wieder-


einsetzten der Kernspaltung kommen, besonders bei Verwendung von MOX-Brennele-
menten (Spaltung auch durch schnelle Neutronen).

Aufbau eines Druckwasserreaktors

Die Brennelemente B befinden sich im Reak-


tordruckbehälter RD. Dazwischen laufen die
Führungen für die Steuerstäbe SS. Das Kühl-
wasser wird in den Dampferzeuger DE gelei-
tet, kühlt dort ab und wird von der Primär-
kühlmittelpumpe PP wieder in den Reaktor
gedrückt. Der im Dampferzeuger gewonnene
Dampf wird in die Turbine TU geleitet, die den Generator GE antreibt. Im Kondensa -
tor KO wird der Dampf mit Flusswasser und Wasser aus dem Kühlturm wieder kon-
densiert und von der Sekundärkühlmittelpumpe SP wieder in den Dampferzeuger ein-
gebracht. Es gelangt kein Wasser von einem der drei Kühlmittelkreisläufe in einen be -
nachbarten, so dass der Sekundärkreislauf im Regelbetrieb nicht kontaminiert ist.

➔ Typische Daten eines deutschen Druckwasserreaktors

Primärkreislauf -> 300°C bei 150bar; Sekundärkreislauf -> 285°C bei 66bar; Wärme-
leistung 3,5GW; elektrische Leistung 1,3GW; Wirkungsgrad 34%; Brennstoff im Reak-
tor 100t; alte Brennelemente im Kühlbecken 200t; die große Brennstoffmenge im Re-
aktor ist die konstruktive Schwäche der Druckwasserreaktoren (Grund: Herunterfah-
ren-Austauschen-Hochfahren dauert mindestens zwei Wochen; einmal pro Jahr)

Kapitel 11 Kernenergie Seite 213


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Sicherheitsbarrieren

Die Stabförmigen Brennelemente


haben eine spezielle Hülle (Zirkaloy), welche
Spaltprodukte daran hindert in das Primärkühl-
system einzudringen. Der Reaktordruckbehälter
(Stahl; Wandstärke 25cm, 500t) befindet sich
in einem 2 bis 4m dicken Stahlbetonzylinder BZ
der radioaktive Strahlung zurückhalten soll
(Biologischer Schild) und im Störfall austreten-
des Kühlwasser auffängt. Den Boden dieses Zy-
linders nennt man den Sumpf. Stahlbetonzylin-
der und Dampferzeuger befinden sich im abge-
dichteten und unter Unterdruck stehenden Si-
cherheitsbehälter SB (Stahl; Wandstärke einige Zentimeter). Das ganze befindet
sich im Reaktorgebäude RG aus Stahlbeton. Die nicht ganz alten Reaktorgebäude sind
darauf ausgelegt, den Aufprall eines 20t schweren und 700km/h schnellen Jets aus-
zuhalten. Das bedeutet allerdings nicht, dass das Reaktorgebäude jeden möglichen
Flugzeugabsturz unbeschadet übersteht.

Zusätzlich zu diesen Sicherheitsbarrieren gibt es Rückhaltevorrichtungen für radio-


aktive Gase und Flüssigkeiten (Kühlwasser), die natürlich nicht unbegrenzte Aufnah-
mefähigkeiten besitzen.

Weitere Sicherheitskonzepte

➔ Entmaschung

Jedes Sicherheitssystem soll unabhängig vom Ausfall anderer Systeme funktionieren.


Zum Beispiel sind die Kühlmittelpumpen nicht auf den Strom des Hauptgenerators an-
gewiesen. Im Notfall wird der Strom von Dieselgeneratoren erzeugt.

➔ Redundanz

Jedes sicherheitsrelevante System ist mehrfach vorhanden. Zum Beispiel gibt es alle
Kühlmittelpumpen mehrfach.

➔ Diversität

Technisch unterschiedliche Systeme zum selben Zweck. Zum Beispiel können die Kühl-
mittelpumpen nicht nur von Dieselgeneratoren auf dem Gelände versorgt werden, son-
dern das AKW besitzt eine Vorzugsleitung zu einem nahegelegenen E-Werk von dem

Kapitel 11 Kernenergie Seite 214


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aus es im Notfall bevorzugt versorgt wird, d.h. im Notfall bekommt nie-


mand Strom außer dem AKW.

➔ Fail-Safe

Soweit möglich ist die Konstruktion so ausgelegt, dass die Anlage bei einem Störfall
automatisch in einen sicheren Zustand überführt wird. Zum Beispiel werden die Steu-
erstäbe vom selbst produzierten Strom oben gehalten und fallen bei einem Ausfall
der Anlage von selbst in den Reaktor, was zur Abschaltung der Spaltung führt.

Darüber hinaus hat der Druckwasserreaktor selbstregulierende Eigenschaften. Wenn


der Reaktor überhitzt und/oder sich Dampfblasen bilden sinkt die Neutronenausbeu-
te (schlechtere Moderation, höhere Absorbtion) und die Spaltungsrate geht zurück.

Vor- und Nachteile von AKWs


 Vorteile
Verfügbarkeit von Energie

Energie ohne CO2-Ausstoß

Energie zu niedrigen Preisen, solang die Kosten für die Endlagerung der Abfälle nicht
zu groß werden

...

 Nachteile

Problem der Endlagerung der Abfälle ist bislang ungelöst und auch nur schwer oder
vielleicht gar nicht lösbar (Lagerung müsste einige 10000 Jahre stabil sein)

Restrisiko für Unfälle lässt sich nicht auf Null reduzieren. Die Erfahrung zeigt, dass
bei der aktuellen Kraftwerksdichte weltweit etwa alle 25 Jahre ein schwerer Unfall
passiert.

...

Bemerkung

Alle auf Kraftwerke bezogenen Zahlenwerte in diesem Kapitel sind grob gerundet und
sollen nur die Größenordnung für typische deutsche AKW verdeutlichen.

Kapitel 11 Kernenergie Seite 215


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11.2 Kernfusion
Die Kernfusion ist die Energiequelle der Sonne und damit die Grundlage
für alles Leben auf der Erde. Voraussetzung für das Einsetzen der Kernfusion ist ho-
her Druck und hohe Temperatur.

Sonne

Fusionsprozesse fin-
den nur im Kern der
Sonne bei einem Druck
von 200 Mrd. bar und
einer Temperatur von
15 Mio. Kelvin statt.
Bei dieser Temperatur
liegt die Materie als Plasma vor, es gibt also keine Atome mehr, sondern nur noch
freie Protonen und Elektronen (allg. Kationen und Elektronen). Der hohe Druck führt
zu einer hohen Teilchendichte, was die Wahrscheinlichkeit für den Zusammenstoß
zweier Protonen erhöht.

Damit zwei Protonen fusionieren können, müssen sie sich bis auf ca. 1fm nahekommen,
weil erst bei dieser Entfernung die starke Wechselwirkung die Coulombabstoßung
überwiegt. Bei dieser Entfernung beträgt die potentielle Energie der beiden Protonen
1,44MeV. Die mittlere kinetische Energie der Protonen beträgt bei 15 Mio. Kelvin ca.
2keV. D.h. die Protonen können sich unmöglich ausreichend nahe kommen, die Sonne
kann gar nicht funktionieren.

Aufgabe 11.190:

Die mittlere kinetische Energie der Protonen im Son-


nenkern ist ca. 2keV. Einige wenige Protonen haben
auch 50keV, noch weniger sogar 100keV. Trotzdem
reicht die Energie der Protonen unmöglich aus, damit
sie sich auf den zur Fusion notwendigen Abstand von
1fm nähren können, weil die potentielle Energie der
beiden Protonen bei dieser Entfernung 1,44MeV be-
trägt.

Wie ist es dann trotzdem möglich, dass ein Proton in


den von der starken Wechselwirkung erzeugten Potentialtopf eines anderen Protons
eindringen kann?

Kapitel 11 Kernenergie Seite 216


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Fusionsreaktor

Zuerst muss man ein Plasma erzeugen und einschließen. Das Einschließen
geschieht durch Magnetfelder (Tokamak oder Stellarator). Da man im magnetischen
Einschluss keine hohen Drücke erzeugen kann (ca. 1bar) braucht man wesentlich höhe-
re Temperaturen als in der Sonne (ca. 150 Mio. Kelvin). Die mittlere kinetische Ener-
gie der Teilchen beträgt dann ca. 20keV. Das Aufheizen geschieht durch elektroma-
gnetische Induktion, durch Einstrahlen von Mikrowellen und noch andere Methoden.

Aussichtsreichster Kandidat für eine Reaktion im Fusionsreaktor ist die Deuterium-


Tritium-Fusion.

2
D + 31T → 4
1 2 He+ 10n + 17,6 MeV

Deuterium kommt in der Natur in ausreichender Menge vor. Tritium ist instabil (Halb-
wertszeit 12,3a) und kommt in der Natur nicht vor. Wenn man die Reaktorwand mit
Lithium auskleidet, kann der Reaktor aber sein Tritium selbst erbrüten.

6
Li + 10n → 4
3 2 He+ 31T + 4,8 MeV

Da der Reaktor aus jeder Fusion nur ein Neutron erzeugt müssen die Neutronen ver-
mehrt werden, um ausreichend Tritium erbrüten zu können. Dazu könnte man in die
Reaktorwand Beryllium einbringen.

9
4 Be + 10n → 2 42 He + 2 01n−1,57 MeV

Vor allem durch die extrem hohe Neutronendichte im Reaktor kommt es zu Kernreak-
tionen in der Reaktorwand, wodurch radioaktiver Abfall entsteht.
 Vorteile gegenüber Kernspaltungsreaktoren
Es fällt weniger radioaktiver Abfall an und vor allem ist der Abfall deutlich weniger
gefährlich. Eine Lagerung für 500 Jahre sollte genügen.

Ein außer Kontrolle geraten des Reaktors ist nicht vorstellbar, da es keine Kettenre-
aktion gibt, und die Bedingungen für die Fusion von außen mit Gewalt aufrechterhalten
werden müssen.
 Erzeugung und Einschluss des Plasmas sind gelungen, auch das auf-
rechterhalten der Fusion für mehrere Sekunden ist bereits gelungen
(z.B. 16MW für eine Sekunde am JET). Die technische Realisierbarkeit
eines Leistungskraftwerks ist aber noch ungeklärt.

Kapitel 11 Kernenergie Seite 217


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➔ Interessante Zahlen für die Sonne: mittlere Leistungsdichte im


Kern 18W / m3 ; Leistungsdichte im Zentrum des Kerns
140 W /m3 (Leistungsdichte eines Verbrennungsmotors
> 10 W /m ); Gesamtleistung 3,9⋅10 W ; auf der Erde ankommende
7 3 26

Leistung 1,8⋅1017 W ; weltweiter Gesamtenergiebedarf der Mensch-


heit ca. 1013 W ( Ich bin ein bisschen unsicher wegen der Zahlen;
ich hab schon mal wo gelesen das der Faktor 100 000 ist, bei mir ist er
aber nur ca. 10 000)

Aufgabe 11.191: Abi 1998

Ein U235-Kern kann sich spontan spalten, d.h. von sich aus auseinanderbrechen; das
ist eine Form des natürlichen radioaktiven Zerfalls. In einem Kernreaktor dagegen
wird die Spaltung von U235 "induziert", d.h. künstlich eingeleitet.

a) Wodurch werden im Kernreaktor U235-Spaltreaktionen induziert und wie kommt


es zu einer Kettenreaktion.

b) Wie muss prinzipiell in den Ablauf der Kettenreaktion steuernd eingegriffen wer-
den, damit reguläre Reaktorbetriebsbedingungen entstehen?

Eine induzierte Spaltung eines U235-Kerns kann z.B. als Spaltbruchstücke einen
Kr89- und einen Ba144-Kern liefern.

c) Stellen Sie die Reaktionsgleichung auf.

d) Berechnen Sie die bei dieser Spaltreaktion frei U235 7,4 Mev
werdende Energie näherungsweise aus den Werten
der mittleren Bindungsenergie pro Nukleon gemäß Ba144 8,1 MeV
nebenstehender Tabelle.
Kr89 8,4 MeV
e) Wie viele solche Spaltreaktionen müssen pro Se-
kunde stattfinden, um eine Leistung von 1,0 MW zu
erzielen?

Aufgabe 11.192: Abi 2010; Der natürliche Kernreaktor in Oklo

In einem Kilogramm natürlich vorkommenden Urans sind 7,1 g des Isotops U235
(Halbwertszeit 750 Mio. Jahre) enthalten, der Rest besteht im Wesentlichen aus
dem Isotop U238 (Halbwertszeit 4,5 Mrd. Jahre).

Kapitel 11 Kernenergie Seite 218


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a) Berechnen Sie die Aktivität von 1,0 kg natürlichen Urans.

b) Erläutern Sie, wie man die Halbwertszeit von langlebigen Isotopen ex-
perimentell ermitteln kann.

c) Geben Sie an, vor wie vielen Jahren es viermal so viel U235 wie heute gab.

d) Erklären Sie, warum der Anteil von U235 am gesamten Uranvorkommen damals
deutlich größer war als heute.

Vor zwei Milliarden Jahren lag der Anteil von U235 bei etwa 3,6%. Uran in diesem
Verhältnis ist kernreaktorfähig. Tatsächlich wird vermutet, dass in Oklo, einer afri-
kanischen Erzlagerstätte mit sehr großem Uranvorkommen, ein natürlicher Kernreak-
tor in Betrieb war. In Indiz dafür ist der erhöhte Anteil von Nd143 am natürlichen
Neodymvorkommen. Dies könnte durch Vorgänge entstanden sein, die im Folgenden
näher beleuchtet werden.

e) Trifft ein thermisches Neutron auf einen U235-Kern, können zum Beispiel ein
Ba143-Kern, ein weiterer Tochterkern und drei freie Neutronen entstehen. Geben Sie
die Reaktionsgleichung an.

f) Die Atommasse von Ba143 beträgt 142,92062 u, die des anderen Tochterkernuk-
lids 89,919524 u. Berechnen Sie daraus die bei der in Teilaufgabe e) betrachteten
Spaltreaktion frei werdende Energie.

g) Der Ba143-Kern zerfällt in mehreren Schritten in das stabile Isotop Nd143. Be -


gründen Sie, welche Zerfälle dabei auftreten können.

h) Pro gespaltenem U235-Kern werden insgesamt ca. 198 MeV frei. Dieser Wert liegt
deutlich über dem in Teilaufgabe f) ermittelten Wert. Woher stammt die restliche
Energie?

i) Vermutlich wurden in dem natürlichen Reaktor in Oklo über einen Zeitraum von
etwa 500 000 Jahren ca. fünf Tonnen U235 gespalten. Berechnen Sie daraus die
durchschnittliche Leistung des Reaktors und schätzen Sie ab, wie viele Menschen un-
serer zivilisierten Welt (täglicher Energiebedarf pro Person etwa 0,36 GJ) mit einem
Kraftwerk dieser Leistung versorgt werden könnten.

j) In die Uranlagerstätte konnte damals Wasser eindringen. Erläutern Sie kurz, war-
um dies für die Aufrechterhaltung des "Reaktorbetriebs" notwendig war.

Kapitel 11 Kernenergie Seite 219


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12 Neutronen
Entdeckung

1930 beschießen Bothe und Becker Beryllium mit Alpha-Strahlen. Dabei trat eine sehr
energiereiche Strahlung auf. Die Versuche zeigten, dass die Strahlung nicht elek-
trisch geladen war, und nicht aus Photonen (Gamma-Quanten) bestehen konnte, es
musste also ein neues Teilchen sein.

4
α 2+ + 94 Be → 12
2 C 2+ + 10 n
6

Erzeugung

Wenn man ganz viele Neutronen braucht, dann nimmt man sie aus einem Kernreaktor.
Für kleinere Mengen benutzt man als Neutronenquellen:

➔ einen Behälter mit Be9 und einem Alphastrahler wie z.B. Pu, Ra oder Po
(Reaktionsgleichung siehe oben)

➔ ein Nuklid, dass zur spontanen Kernspaltung neigt, z.B. Cf252

Aktivierung

Da Neutronen nicht von Atomkernen abgestoßen werden, neigen sie dazu Kernreaktio-
nen auszulösen. Dabei werden die reagierenden Mutterkerne oft instabil, also radio-
aktiv. Beispiele:

N16: Beta-Minus; 7,3s


16
O + 10 n → 16
8 7 N −+ 11 p +

Fe59: Beta-Minus; 45d


58
Fe + 10n → 59
26 26 Fe + γ

Ca45: Beta-Minus; 164d


44
Ca + 10n → 45
20 20 Ca + γ

Die Wahrscheinlichkeit dafür, ob die Neutronen eine bestimmte Reaktion auslösen ist
stark von der Geschwindigkeit der Neutronen abhängig. Die meisten Reaktionen gehen
fast nur mit langsamen Neutronen (thermischen Neutronen) gut.

➔ Schnelle Neutronen lösen nur mit geringer Wahrscheinlichkeit Kernre-


aktionen aus. Sie übertragen aber beim Stoß mit einem Kern Energie
und erzeugen so z.B. in Wasserstoffhaltigen Substanzen Rückstoßpro-
tonen.

Kapitel 12 Neutronen Seite 220


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Nachweis

Da Neutronen nicht geladen sind haben sie keine Wechselwirkung mit der
Elektronenhülle von Atomen. Man muss die Neutronen also zu Stößen mit Kernen ver-
anlassen bei denen ionisierende Teilchenstrahlung entsteht. Diese kann man dann in
der Nebelkammer oder im Geigerzähler nachweisen.

➔ Schnelle Neutronen

Für schnelle Neutronen gibt man zusätzlich Wasserstoff in den Geigerzähler (in der
Nebelkammer ist sowieso Wasserstoff am Alkohol gebunden). Die ionisierenden Rück-
stoßprotonen kann man dann registrieren.

➔ Langsame Neutronen

Langsame Neutronen haben eine hohe Wahrscheinlichkeit Kernreaktionen auszulösen.


Zum Beispiel:

1
n + 105 B → 7
0 3 Li 2 −+ 42α 2+

1
0 n + 32 He → 31 H −+ 11 p+

H 2−+ 42α2+ oder ganz extrem


1
n + 63 Li → 3
0 1

1
0 n + 235
92U gibt Spaltung

Im Geigerzähler gibt man der Füllung BF 3−Gas oder He3−Gas zu oder man klei-
det die Innenseite mit Bor, Lithium oder U235 aus. Die Reaktionsprodukte sind stark
ionisierend und können nachgewiesen werden. Am allerschönsten war das He3-Gas,
weil ungiftig und nicht radioaktiv, das ist aber aus.
 Wenn man den Zähler in eine stark Wasserstoffhaltige Hülle einpackt
(z.B. Kunststoff oder Paraffin) werden die schnellen Neutronen mode-
riert und können dann auch nachgewiesen werden.
Abschirmung

Ausreichend dicke Schichten können ganz alleine Neutro-


nen abschirmen (Halbwertsdicken: PE 6,3cm; Wasser
7cm; Normalbeton 7,5cm). Gute Abschirmung erreicht
man durch drei Schichten -> abbremsen(Wasserstoffhal-
tig, Kunststoff), einfangen (Cd oder B oder Li), Sekundär-
strahlung abschirmen (Pb).

Kapitel 12 Neutronen Seite 221


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Aufgabe 12.193: Abi 1999

Im Jahr 1940 entdeckte G. Seaborg beim Beschuss von U238 mit Deute-
rium-Kernen (Deuteronen) das Isotop Pu238. Bei der auftretenden Kernreaktion wer-
den zwei Neutronen emittiert. Das dabei entstehende Isotop zerfällt nach kurzer
Zeit zu Pu238.

a) Stelle die Reaktionsgleichung der Kernreaktion und des anschließenden Zerfalls


auf.

Das Auslösen der Kernreaktion gelang Seaborg erst, als er Deuteronen mit einer kine-
tischen Energie von mindestens 12,8 MeV verwendete.

b) Berechnen Sie die Mindestgeschwindigkeit der Deuteronen in nicht-relativisti-


scher Näherung und begründen Sie qualitativ, warum die kinetische Energie der ver-
wendeten Deuteronen einen gewissen Schwellwert überschreiten muss um die Reakti-
on zu ermöglichen. (Kontrolle: v = 35 Mm/s)

c) Um Deuteronen der erforderlichen kinetischen Energie von 12,8 MeV zu erzeugen,


kan z.B. ein Zyklotron verwendet werden. Mit welcher Scheitelspannung muss ein Zy-
klotron betrieben werden, damit die Deuteronen die erforderliche Energie nach 130
Umläufen erreicht haben?

Bei der eingangs beschriebenen Kernreaktion werden sogenannte schnelle Neutronen


erzeugt, die mit Hilfe eines geeigneten Geiger-Müller-Zählrohrs nachgewiesen wer-
den sollen.

d) Erklären Sie Aufbau und Funktionsweise eines Geiger-Müller-Zählrohrs anhand ei-


ner beschrifteten Skizze. Begründen Sie, warum ein solches Zählrohr nicht ohne wei-
teres zum Nachweis von Neutronen verwendbar ist.

e) Es gibt Geiger-Müller-Zählrohre mit spezieller Gasfüllung, mit denen langsame


Neutronen nachgewiesen werden können. Erläutern Sie, wie schnelle Neutronen prin-
zipiell abgebremst werden können.

Kapitel 12 Neutronen Seite 222


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Aufgabe 12.194: Abi 2001

Für die Behandlung bestimmter Gehirntumore werden derzeit Studien zu


Therapiemöglichkeiten mit Neutronen durchgeführt. Dabei wird dem Patienten ein
borhaltiges Medikament verabreicht, das sich bevorzugt in Tumorzellen anreichert.
Dann wird der Patient kontrolliert der Neutronenstrahlung eines Forschungsreaktors
ausgesetzt. Dabei fängt ein ruhender B10-Kern mit großer Wahrscheinlichkeit ein
thermisches Neutron ein und zerfällt dann sofort in einen stabilen Restkern, wobei
ein Alpha-Teilchen mit der kinetischen Energie 1,47 MeV und ein Gamma-Quant mit
der Energie 0,478 MeV emittiert werden.

Massen: m(B10) = 10,012937 u; m(?) = 7,016003

a) Geben Sie die Reaktionsgleichung an.

b) Berechnen Sie die kinetische Energie des entstandenen Restkerns. Die kinetische
Energie des Neutrons kann hierbei vernachlässigt werden.

c) Schnelle Neutronen werden nach dem Eintritt in den Körper zunächst moderiert.
Erläutern Sie diesen Vorgang.

Das bei der Reaktion entstandene Alpha-Teilchen verliert auf seinem Weg im Körper
etwa alle 0,2 nm durch Wechselwirkung mit Molekülen bzw. Atomen im Durchschnitt
40 eV seiner kinetischen Energie.

d) Schätzen Sie die Reichweite des Alpha-Teilchens ab. Zeigen Sie damit, dass die
zerstörerische Wirkung des Alpha-Teilchens auf die Tumorzelle beschränkt bleibt,
wenn die Aussendung des Alpha-Teilchens im Zentrum der Zelle mit dem Durchmesser
20 µm stattfindet.

Kapitel 12 Neutronen Seite 223

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