Leopoldina 10 Ka Is
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NUNQUAM OTIOSUS.
LEOPOLDINA
AMTLICHES OKUAN
dl-'.i;
HERAUSGEGEBEN
UNTER MITWIRKUNG DER ADJUNCTEN, VON DEM PRESIDENTEN
DE, W. F. G. BEHN.
ZEHNTES HEFT.
DRESDEN, 1874.
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•
i- Die wissenschaftlichen Arbeiten über die
Beitrage zur Kasse der Akademie 17
MoUusken, Molluskoiden und Crustaceen
Veränderungen im Personalbestände der
im Jahre ifi73 , von Dr. Ed. v. Martens.
Akademie 18
Peter Andreas Hansen. ... 18
M \ N 92
Nekrolog
Eingegangene Schriften
Rosenbusch' Mikroskopische Physiographie
20
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Das Bernoullianum 32 • •
Nova, ieta
r*e' Die wissenschaftlichen Arbeiten über die
Nr. 5, 6. Mollusken. Molluskoidon und Crustaceen
Beiträge zur Kasse der Akademie ... 33 im Jahre 1873, von Dr. Ed. v. Martens.
der M. A. N. (Fortsetzung.) 106
Veränderungen im Personalbestände
Akademie 34 Der Internationale Geographische Congress
34 zu Paris 112
Bugo von Mohl. Nekrolog
40 112
Eingegangene Schriften Berichtigung
Die Verwüstungen der Phylloxera vastatrix Literarische Anzeige 112
in Frankreich 45 „
JNr-
._
1D>
Versammlung der Deutschen geologischen
Gesellschaft 45 Die Jahresbeiträge der Mitglieder . . .113
Versammlung der Deutschen anthropologi- Beiträge zur Kasse der Akademie . . .114
scheu Gesellschaft .46 Veränderungen im Personalbestände der
Akademie 114
Versammlung Deutscher Naturforscher und .
Internationaler Congress zur europäischen Die 1. Abhandl. des 37. Bandes d. Nova Acta 124
Gradmessung ._
64 Vergrößerung der Hefte der Leopoldina 124 .
A lpliabetisches Namenregister.
Seite. Söilo.
S.
NUNQIIAM ,:£mMÜ&- OTIOSUS
L E P
AMTLICHES ORGAN
L DINA
DER
KAISERLICH LEOPOLDINISCH -CAROLINISCHEN DEUTSCHEN
AKADEMIE DER NATURFORSCHER
HERAUSGEGEBEN UNTER MITWIRKUNG DER ADJUNCTEN VOM PRÄSIDENTEN
Dr. W. F. G. Behn.
Amtliche Mittheilungen.
„ 12. „ ,.
Prof. Dr. A. Winnecke in Strassburg, Eintrittsgeld und Ab-
,.
20. „ „ Med.-R. Dr. A. Goeschen in Berlin, Beitrag für 1874 . . 2 „
Dr. Behn.
Leop. X. 1
Veränderung im Personalbestande der Akademie.
Neu aufgenommenes Mitglied:
Nr. 2136. Am 12. Mai 1874: Herr Dr. Friedrich August Theodor Wiswecke, ord. Professor
der Astronomie und Direktor der Universitäts-Sternwarte zu Strassburg i. E. —
Fünfter Adjunktenkreis. — Fachsektion 1 für Mathematik und Astronomie und
ev. 2 für Physik und Meteorologie. —
Leiden erlegen. Mit ihm, der mütterlicherseits von dem berühmten Geschlechte Sehaeffer ab-
stammte, welches die Stadt Regensburg seit langer als einem Jahrhundert verherrlichte und unserer
einen der hervor-
Akademie angesehener Mitglieder gab. verlor die Wissenschaft
eine Reihe
1833 seine Berufung zum kgl. Kreis- und Stadtgerichtsarzte in Regensburg. In diesen ver-
schiedenen Stellungen eröffnete sich ihm ein Leben von unermüdlicher Thätigkeit. War die
ganze Familie, wie oben dargelegt wurde, eine vorwaltend ärztliche, so scheinen doch die Nach-
kommen des Jacob Christian Sehaeffer auch fast sämmtlich die Vorliebe für die Naturwissen-
schaften geerbt zu haben, und namentlich war es der Grossvater. Hofrath Dr. Ulrich Gottlieb
v. Sehaeffer ff 1829;, der. obgleich nicht selbst Schriftsteller, doch in dem begabten Enkel
diese Neigung weckte und beforderte. Herrich-Schaeffer widmete sich neben seinen umfang-
reichen Berufsgeschäften der Entomologie und speciell der Schmetterlingskunde und erreichte
*) Soweit der Akademie bekannt, siedelten zwei aus Querfort stammende Brüder vor der Mitte
des vorigen Jahrhunderts nach Regensburg über. Der berühmtere, Jacob Christian (geb. 31. Mai 171S,
gest. 5. Jan. 179o), als Pfarrer, der andere, Job. Gottlieb (gel). 1720), als Arzt. Beide waren Mitglieder
der Akademie. —
Jacob Christian Sehaeffer. der vor seiner Berufung nach Regensburg Hauslehrer daselbst
und dann Professor am Gymnasium in Altona gewesen war, hatte zwei Söhne, die beide Regensburger
Aerzte wurden: Jacob Christian Gottlieb (geb. d. 7. Januar 1752. gest. d. ö. April 1626) und Johann
Ulrich Göttlich (geb. 175;. gest. d. 14. Aug. 1829). Eine Tochter des Letzteren heirathete den Medkinal-
rath ür. med. Job. August Herrich igest. 1658), dessen zwei Söhne wiederum beide angesehene Regens-
burger Aerzte waren. Der ältere, unser Dr. Gottlieb August Herrich-Schaeffer, nahm den Namen Herrich-
Schaeffer an, wählend der jüngere. Dr. Carl Herrich (geb. d. 29. Jan. 1806, gest. d. 2. Jan. 1854). den
väterlichen Namen behielt. —
Auch der Sohn unseres Gottl. Aug. Herrich-Schaeffer, Dr. Gustav Herrich-
Schaeffer, ist wiederum Arzt und Vorstand des zool.-mineral. Vereins in Regensburg.
•3
darin auch als Schriftsteller einen Platz, der dein seines sehr produktiven Urgrossvaters gleich-
kam, wo nicht überragte. — War er auch für die Untersuchung zunächst auf die Umgebung
seiner Wohnorte angewiesen, so sammelte und verglich er doch von Anfang an alle europäi-
schen Schmetterlinge und legte die Resultate seines seltenen Fleisses in seinem Hauptwerke
der ..Systematischen Bearbeitung der Schmetterlinge von Europa" (Regensburg 1843 1855. —
gr. 4°. 6 Bde. mit 636 color. Kupfertafeln und 36 lith. Tai.) nieder. Um eine so ausgezeich-
verstand. Bald hatte er in seinem Fache einen solchen Ruf erlangt, dass die Fachgenossen,
und oft aus weiter Ferne, zu ihm nach Regensburg wanderten, und dass er auf seinen grösseren
wissenschaftlichen Reisen nach London, Paris, Montpellier überall mit Auszeichnung empfangen
wurde. — Die Ergebnisse seiner umfangreichen Arbeiten sind in zahlreichen grösseren und
v
kleineren Schriften i
niedergelegt.
*) Herrich-Schaeffer's Schriften sind ausser der oben bereits angeführten systemat. Beschreibung
der Schmetterlinge Europä's, soweit sie uns bekannt geworden sind, folgende:
Nomenciator Entomolqgicus. Regensburg 1835. 1840. 1. 11. 8°. Auseinandersetzung der
europäischen Arten der Gattung Nomada. "Germar, Zeitschrift. Entom. 1.
183'.). pp. 267— 288. Agenda —
entomologica. Regensb. Corresp ^Blatt, Jahrg: I. 1847. p. 81.— Preise von Insectensammlungen
in Paris.
Panzer. Deutschlands Insecten. fortgesetzt von Herrich-Schaeffer. 190 Hefte mit 3 Bdch. Bevis. und
Index. —
Regensburg 1708 18,44. <pt. 16.
1*
Aber noch Dach einer anderen Richtung war Herrich-Schaeffer thätig. Regens-
burg besass bereits seit dem Jahre 1789 in der von Dr. H. Hoppe, Duval und dem
Chevalier de gegründeten botanischen Gesellschaft den ersten Verein in Europa,
Bray
welcher der Pflanzenkunde ausschliesslich gewidmet war. Im Jahre 1846 wurde nun neben
demselben von Herrich-Schaeffer und Dr. Fr. Jos. .Schuch ein zweiter, der zoologisch-mine-
ralogische Verein ,
der Sammlungen und eine Bibliothek anlegte und das bekannte
gegründet ,
Oorrespondenzblatt herausgiebt.
—
Es ist nicht ganz klar warum man es nicht vorzog die , ,
botanische Gesellschaft zu einem Vereine für alle Zweige der Naturwissenschaft umzugestalten.
Wahrscheinlich waren es finanzielle und literarische Gründe (die botanische Gesellschaft besass
einen botanischen Garten und gab eine botanische Zeitschrift [seit 1818 die Flora] heraus),
und nicht etwa Rivalität, die auch später die Verschmelzung verhinderten, denn beide Gesell-
schaften standen lange unter der gemeinsamen Leitung unseres Herrich-Schaeffer, dem dadurcli
weiterer Einfluss, aber auch vermehrte Arbeit erwuchs. —
Allein Alles dies erschöpfte seine
Arbeitskraft noch nicht. Neben den und grossen Aufgaben seines Berufes
vielen die er mit ,
der grössten Genauigkeit erfüllte, und des von ihm gewählten Gebietes der Naturwissenschaften
fand Herrich-Schaeffer gleichwohl noch Zeit, sich um die städtischen Angelegenheiten zu küm-
mern und die Politik mit Interesse unbestechbarem Urtheil und warmem Vaterlandsgefühl zu
.
verfolgen. Dies Alles konnte ausser der ihm eigenen körperlichen und geistigen Arbeitskraft
und seltenen Gedächtnissgabe nur sein weises Zeit- und Maasshalten seine grosse Genügsam- ,
späten Herbst widmete der zart und schmächtig gebaute Mann, jeder Witterung trotzend
und
nicht selten mit Gefahr für seine später durch mehrfaches Kränkeln ziemlich angegriffene körper-
liche Constitution, die freien Nachmittage wissenschaftlichen Excursionen, indem er die ganze
für die Fauna so reiche Umgebung Regensburgs nach allen Richtungen hin mit bewunderungs-
Wanderungen durch Wald und Flur war Jahre hindurch der nächst der Donau in einem kühlen»
schattigen Bergeinschnitte gelegene Felsenkeller Tegernheim bei Regensburg und blieb diess auch
bis zu dem Augenblicke, der ihn für immer an das Lager fesseln sollte.
Staate geleisteten ausgezeichneten Dienste am 10. Nov. 1858 erhielt. Frei von Amtspflichten,
widmete sich der Verewigte nun um so mehr seiner wissenschaftlichen Thätigkeit, die sich nun
auch über die europäischen Schmetterlinge hinaus vorzugsweise den exotischen zuwandte.
,
wurde. Vom Staate wurde er durch die Ernennung zum kgl. Medicinalrathe aus-
gefeiert
Ernennung zu ihrem Ehrenbürger erfreut. Es war der
gezeichnet, von der Stadt Regensburg durch
Glanzpunkt seines Lebens, dem aber auch sehr bald die Abenddämmerung eines langwierigen
Leidens folgte, welches trotz der treuen Pflege, die ihm in dem letzten Jahre in dem Hause
seines Sohnes zu Theil wurde, nicht mein- gehoben werden konnte, Körper und Geist schwächte
und zum Tode führte.
war Mitglied der kgl. bayr. Akademie der Wissenschaften zu München,
Herrieh-Schaefler
langjähriger Direktor der kgl. bayr. botanischen Gesellschaft und Vorstand des zoologisch-minera-
logischen Vereins zu Regensburg bis zu seiner im September 1871 erfolgten Erkrankung. Seine
wissenschaftlichen Pläne hat der Verewigte nicht völlig auszuführen vermocht. Aus den Arbeiten
seiner letzten Jahre mit denExoten liegen noch sehr zahlreiche unvollendete Manuscripte und
Zeichnungen vor, welche der Vollendung durch kundige Hand warten. —
Eingegangene Schriften.
(1—31. December 1873.)
letzungen. (S.-A. Henke's Zeitschr. f. Staats- Böhmens, nebst Bemerk, üb. d. Sandsteine daselbst.
arzneikde.) 1860. 8". Senckenberg. naturforsch. Gesellsch. zu
— Beitr. z. Anat. u. Physiol. d. Lunge. Frankfurt a.M. Bericht. 1872— 1873. Frankf.
M. 1 Tat. Dresden 1861. 4". a. M. 1873. 8°.
(S.-A.)
— Heb. d. Regenerat. d. nuergestr.
Vorträge. Dr. J. C. Noll: Ueb. Kochlorine
kaniata N., ein bohrender Cirripede. - T. A. Ver-
Muskelgewebes. E. bist. -
krit. Enters. z.
krüzen: Heise nach Island i. J. 1872. S. A. —
theoret. Pathol. (Programm.) Lpzg. 1864. 4°. Scheidet: Ueb. d. Pfahlbauten u. deren Bewohner.
— Vorwort z. deutsch. Archiv f. klin. Dr. W. Kobelt: Aus d. Puglia petrosa. —
Dr. C. Koch: Beitr. /.. Kenntn. d. Arachnid. Nord-
Medicin.
—
I.
(S.-A.) 1865. 8°.
Afrikas. — Dr. J. Rein: Ueb. c. bemerkensw.
-
Beitr. /.. Lehre v. d. Trichinenkrankh. Gewächse a. d. Umgeb. v. Mogador. Ueb. d. —
(S.-A. a. d. Arch. f. klin. Med. I.) 1865. 8°. Vegetationsverhältu. d. Bernmdasiuselu, mit Nachtrag.
— Ueb. Staubinhalationskrankheiten d. Stoehr, Hans Adam. Allgem. Deutsches
Lunge. M. 2 Tat. (S.-A. a. d. Arch. f. klin. Yereinshandbueh. Statist. Repert. d. gelehrt.
Med. IL) 1866. 8». Gesellsch. d. deutschen Reiches Oesterreichs ,
Hydrograph. Mittheilungen. I. Jahrg. Nr. 25. Vereine Deutschlands. S.-A. Regensb. 1873. 8°.
Berlin 1873. 4". — Die landwirthschaftl. Vereine in den
— Nachrichten f. Seefahrer. IV. Jahrg. Staaten d. deutschen Reiches. S.-A. Regens-
Nr. 50—52. Berlin 1873. 4". burg 1873. 8«.
6
sonders interessanten Bände bilden den Anfang Braumüller, 186G) eine ähnliche Aufgabe mit
scher Briefwechsel noch weiter zu vervollstän- Auftrag ausgeführt und in der Redaktion das
digen bestimmt sind. Es wäre unpassend,— vorhandene Material mit Umsicht geordnet und
Briefwechsel geführt wird. geführt wurden, dem Werke aber ein chrono-
In dem Goethe'schen Nachlasse fanden sich logisch geordnetes Verzeichniss der gesammten
neun Umschläge uaturhistorisclien Correspondenz mit Nachweisen,
welche er eigenhändig als
vor.
von Goethe diktirten Entwürfe zu den Ant- Ferner schien es aber auch nicht thunlich,
war öffentlicht.
indess diese .Sammlung schwerlich. An
vielen Steilen regt sich die
Yermuthung dass .
*) F. Th. Bratranek. Beiträge zu einer Aesthe-
Es möge genügen, darauf auf-
Briefe fehlen. der Pflanzen-weit.
t.ik
Leipz. 1853. So.
**) Wagner stellt von den Briefen Goethe's an
merksam zu machen, dass der erste uns er-
Soemmermg einen vom 4. Jan. 1784 datirteu an die
haltene Brief von Sömmering an Goethe vom Spitze, und auch Bratranek stellt ihn dorthin.
Waren die Briefe indess chronologisch geordnet, so
26. Juni 1827 ist. während der Briefwechsel niuss er anders gelegen haben. S&oethe hatte von
sicher im Jahre 1784 und vielleicht schon Soemmering im'Jahre 17S4 einen Elephantensrhädel
geliehen und meldet darin seine Rückseildung. Der
früher begann. Goethe hat wohl eist später Brief ist wie auch Wagner in den
.
Berichtigungen
den Eutschluss gefasst, die naturwissenschaft- anerkennt. \om 4. Jan. 17K>. wie denn ja so leicht
im Anfange eines Jahres aus Versehen noch das
lichen Briefe gesondert zu sammeln, und wohl
vergangene gesetzt wird.
C. G. Garns Grüner und K. C. v. Leon- schliesslich in einem Verzeichnisse D nach den
hard haben
j
Der Herausgeber trug Bedenken, Briefen geschieht, hat der Herausgeber zu An-
gegeben.
alle diese nochmals drucken zu lassen. Da- fang jedes Briefwechsels die Stellen mitgetheilt,
nicht auf- in welchen sie von Goethe in andern Schriften
gegen sind die in jene Sammlungen
genommenen Briefe (zumal die jener Männer oder Briefen erwähnt werden. —
an Goethe), soweit sie sich vorfanden, nach- Manwird gestehen müssen, dass der Heraus-
bisher keinen
genügenden Aufschluss hatten. Man wird nicht erwarten, Goethe in diesem
Dahin gehört vor allen der Präsident unserer Briefwechsel anders zu finden, als er sich uns
Akademie Nees von Esenbeck.
,
Es werden in den bereits bekannten uud in seinen übrigen
28 Briefe von Goethe an Nees und 53 von Schriften bietet, aber vielleicht nirgends tritt
Nees an Goethe mitgetheilt, und es ist. damit das Bestreben ,
sich nach den verschiedensten
der Akademie, deren Mitglied Goethe seit dem schiedener hervor, als gerade hier. Man möge
26. Aug. 1818 war, und werden dazu dienen, dabei aber eingedenk sein dass Goethe als , ,
bach, Doebereiner, Gerstenberg und E. Meyer, leben, dem Streben und der Tbätigkeit entsagt
je 2 an Lenz, Schreibers und Zschokke, und haben. Dabei weist er denn aber mit Ent-
einzelne an eine ganze Reihe Naturforscher mit- schiedenheit die Darstellungsformen zurück, die
getheilt, von denen wir die Physiologen Jon. er als seiner Entwicklung nicht entsprechend
Müller und Purkinje und den Mineralogen erkannt hat. Als K. Naumann ihm im An-
K. Naumann erwähnen. — fange des Jahres 1826 seinen Grundriss der
Der Herausgeber hat diese Uebersicht sehr Crystallographie schickt und um dessen Prü-
„bezeichnen wollen. Ich bin auf Wort, Sprache Entscheidung ab. Noch Manches, was nicht
„und Bild im eigentlichsten Sinne angewiesen gleich zur Hand ist, wird nachfolgen.
„und völlig unfähig, durch Zeichen und Zahlen, Ueber so viel Unternommenes und Unvoll-
„mit welchen sich höchst begabte Geister leicht brachtes kann mich nur die späte Erfahrung
„verständigen, auf irgend eine Weise zu ope- trösten . dass ich mir selbst, wo nicht Andern
„riren." Und hieran reiht er dann die Mah- vorgearbeitet habe, um die bedeutenden Stufen,
am Ende nur den Meistern angehörten und den schätzen und mich anschliessen zu können.'"
deutschen Studirenden und den Liebhabern
immer unzugänglicher würden, diesen anzu-
nähern. —
Audi in diesen Briefen zeigt sich das
Dr. J. H. v. Mädler.
liebenswürdige Bedürfniss Goethe's, sich in der
nächsten Umgebung Derjenigen, an denen er Geschichte der Himmelskunde von der ältesten
theilninunt,behaglich Orientiren zu können- bis auf die neueste Zeit. Braunschweig.
Als Ernst Meyer, der es besonders gut ver- Westermann. 2 Bde. 1878. 8n Bd. 1.
.
stand, Goethe in passender Form das zu bieten, X u. 528. Bd. II. 590 p. Ursprünglich
was dieser wünschte, und dessen Briefe Jeder 17 Hefte. 1872—73 (rect. 74).
nomen. Auch umfassen alle diese Schriften die zur Wiedererweckung der Wissenschaften in
neueste Entwickelung der Astronomie nicht, Europa. Hier macht Mädler die Unterabthei-
und selbst Delambre's Werk geht nicht über lungen nach den einzelnen Völkern, die in jener
die ersten beiden Decennien des gegenwärtigen Zeit in keinem wesentlichen wissenschaftlichen
Jahrhunderts hinaus. Grant dagegen in seiner Verkehre mit. einander standen, und nimmt
History of physical astronomy ***) überschreitet nach einander die Astronomie
Chinesen, der
wohl die Grenze der eigentlich
der Hindus, der Babylonier, der alten Aegypter,
physischen
Astronomie bedeutend, aber doch nicht so weit. der Griechen, der Alexandrinischen Schule, der
dass wir in ihm eine Geschichte der gesammten Araber und der Perser durch, denen zum
Himmelskunde zu schöpfen hätten. — Schluss einige allgemeine Betrachtungen, zumal
I)iese zum Tlieil so umfangreichen Werke über Arbeiten Einzelner am Schluss der Periode
bildeten aber im Vereine mit vielen schätzbaren angefügt werden.
Monographien über einzelne Zeiträume oder Der zweite Abschnitt ( l. i>. 112 — 4961
specielle Theile der Himmelskunde und treff- umfassi r < Geschichte der Astronomie von der
lichen biographischen Schriften die Quellen, aus Wiedere weckung der Wissenschaften bis zur
denen Mädler schöpfte. neueren Zeit, die der Verfasser mit der Wirk-
Er bedauert indess, dass diese Quellen nicht samkeit William Herschel's
(c. 1780) beginnen
jusqu'ä l'etablissement de l'ecole d' Alexandra (l.ed. 1) die Vorcopernikanische Periode 112
1775). 2. ed. Paris. Debure. 1781. 4'. Hist. de — bis 146.
(p.
Leop. X
10
6) Newton und seine Zeit (p. 355 — 412), 1) die neue Ausgabe der
7) die Zeit der Gradinessimgen (p. 412 — 456), Tafeln (p. 351—60),
Alphousinischen
samkeit bis zum Schlüsse des 18. Jahr- Gruppe der Planetoiden zwischen
9) die
10) astronomische Controversen neuester Zeit 20) die Mondoberfläche (p. 511—18).
(p. 296—301), Der sechste Abschnitt endlich (II. 519
p,
11) das Problem der Seelänge (p. 301— 309), bis 54) bietet biographische und literarische
und Notizen. —
12) die neuesten Ermittelungen über die
Meteoriten (p. 309 13).
— Dieses weite Feld weiss der Verfasser, ohne
der wissenschaftlichen Haltung Eintrag zu thun,
Der vierte Abschnitt (II. p. 314—350) für jeden Gebildeten verständlich und anziehend
giebt einen Abriss einer Geschichte der Optik, zu machen. Er erreicht dies neben einer klaren
insbesondere in Beziehung auf Astronomie.
Darstellung hauptsächlich dadurch , dass er
Der fünfte
p. (II. bringt Er-
351—518) seine Geschichte der Himmelskunde so zu sagen
gänzungen und besondere Nachträge, nämlich: vermenschlicht. — Er giebt uns, wo es sich
11
nur thun lässt, über die Männer, welche mit Himmelskunde wenig genannt ward und wo ,
uns mit den Umständen, welche ihre Entwicke- wo zehn Jahre vorher der Yicekönig Principe
lung hemmten oder förderten, mit der Um- C'aramanico eine schöne Sternwarte errichtet
gebung, die auf sie einwirkte, mit ihrem häus- und Joseph Piazzi, einen Theatinermönch, zum
lichen Leben und «Sorgen mit ihrem Ringen,
, Director derselben ernannt hat. In seinem
sich die Hülfsmittel für eine wissenschaftliche Arbeitszimmer sehen wir den 55jährigen Astro-
Wirksamkeit zu schaffen ,
mit ihrem Kampfe nomen in ernstem Nachsinnen. Auf dem Tische
gegen die Vorurtheile ihrer Zeitgenossen und vor ihm liegen Sternkataloge , mit denen er
die politischen und religiösen Hindernisse und eifrig beschäftigt ist. Er hat eben eine un-
Wie Mädler verfährt, möge ein Beispiel und er hat beide in unmittelbarer Benutzung
erläutern. Nachdem er in dem Abschnitte bei den Beobachtungen die zur Anfertigung
,
über Herschel's und seiner Zeitgenossen Wirk- seines Fixsternkatalogs dienen sollen. „Das
samkeit dargestellt hat, wie ersterer mit seinem inuss genau untersucht werden. Noch heute
von ihm selbst gefertigten Tfüssigen Teleskop Abend, wenn der Himmel es begünstigt, will
am IS. März 1781 den bereits von Tobias ich alle in meinem Fernrohr bestimmbaren
Mayer und Anderen gesehenen, aber nicht er- Steine dieser Gegend aufzeichnen , und damit
kannten Uranus entdeckt hatte, beginnt er den fortfahren, der Dissens aufgehellt ist."
bis
war, die Entdeckung des ersten der die Lücke dieser Gegend und trägt alle übrigen in ihrer
zwischen Mars und Jupiter ausfüllenden Pla- Nähe sichtbaren in eine Zeichnung ein. Er
neten zu bringen wie folgt , : wiederholt dies am 2. Januar und findet einen
„So war der Donnerstag herbeigekommen, der kleinen Sterne am gestrigen Orte nicht
der als 1. Januar 1801 den denkwürdigen Zeit- wieder, sondern statt seiner einen ähnlichen
abschnitt bezeichnen sollte. Denkwürdig ganz an einem andern Orte. Da auch am 3. das-
besonders für Himmelskunde, wie wir bald selbe sich wiederholte, und weder der Ort vom
sehen werden. 1., noch der vom 2. Januar durch einen Stern
Wir laden unsere Leser nicht ein, mit uns bezeichnet war, sondern ein Ort, wo er früher
den Berg zu besteigen, auf dem die Sternwarte keinen gesehen so ahnte er gleich
,
dass er ,
Greenwich seit 1675 errichtet ist, und jetzt nicht wie anfangs vermutliet
,
einen Irrthunt ,
ihr fünfter Director Maskelyne seine lang- begangen, sondern ein ganz anderer Umstand
gewohnte Thätigkeit fortsetzt. Auch wollen hier vorhegen musste. Die Beobachtung am
wir sie nicht, durch die langen und fast öden 4. und die darauf
vorgenommene Untersuchung
Säle des Observatoire de Paris führen, wo dessen, was an diesen vier Abenden erhalten
Mechain Ordnung zu stiften und die Spuren worden, überzeugten ihn, dass er einen neuen
der Revolutionszeit vergessen zu machen be- Wandelstern gefunden habe.
müht ist. Wir fordern sie vielmehr auf, mit, Zuerst fiel Yernmthuug auf einen
seine
uns einen Ort zu besuchen, der bisher in der Kometen. Schweiflose Kometen, auch solche
12
mit schwacher Nebelhülle, waren bereits meh- meinen Planeten zuerst als solchen verkündigt
rere erschienen ; grössere ,
auch ausser dem haben." Als Entdecker übte er sein Recht
Meridian zu gebrauchende Instrumente besass der Namengebung und wählte den der alten
er damals nicht, und so meldete er brieflich Schutzgöttin Siciliens, Geres.
die gemachte Fntdeckung nach Paris und an Der polnische Astronom Poczobut ist Ver-
mehrere andere Orte, unter anderen auch an fasser des folgenden Distichons:
Bode nach Berlin. Er selbst beobachtete fieissig
fort bis zum 11. Februar, wo trübes Wetter Quae segetum eulmos doeuisti falce secare,
Falx dentata sacrum sit tibi stemma, Ceres;
eintrat, und bald darauf erkrankte er sehr
schwer, und es währte lange Zeit, bis er sich und in der That führt Ceres das Zeichen C ."
kräftig genug fühlte, wisder zu beobachten. Ausführliche Namen- und Sach - Register
Inzwischen aber culminirte die Himmelsgegend, erleichtern das Nachschlagen. Zu bedauern
wo der neue Wandelstern sich gezeigt ,
am bleibt es, dass der Verfasser bei seinen zahl-
hellen Tage, und ihm selbst war es also nicht reichen literarischen Nachweisungen nicht etwas
möglich, den Findling wieder aufzusuchen. Er mehr Gewicht auf sorgfältige bibliographische
beruhigte sich in der Erwartung, dass dies an Citate legte.Die Titel sind nicht immer genau,
anderen Orten geschehen sein werde. Trüge-
— Druckort und Jahr fehlen häufig, und Format,
rische Hoffnung !
—
Die Briefe Piazzi's mussten Ausgabe und Verleger sind nur selten an-
sieh auf den schwerfälligen, langsamen Posten gegeben : auch fehlt eine Inhaltsanzeige. Diese
jener Zeit Bahn brechen durch feindliche Heere, Mängel würde indess die Verlagshandlung,
die einander gegenüberstanden im erbitterten welche das Buch würdig ausstattete, bei einer
Kampfe. Einige gelangten gar nicht an ihre nöthig werdenden zweiten Annage abzustellen
Adresse, die übrigen so spät, dass die betref- im Stande sein.
auskomme, dass dagegen eine planetarische Male den Versuch gemacht, Alles das, was
Bahu den Oertern viel besser entspreche. Da überhaupt über die neuerdings für die Minera-
nun auch von einem kometenartigen Ansehen logie so wichtig gewordene mikroskopische
nichts gemeldet war. so war er der Meinung, Structur und Zusammensetzung der Mineralien
dass hier nicht einKomet, sondern der zwi- und Gesteine bekannt geworden ist, und sich
schen Mars und Jupiter längst vermuthete in sehr zahlreichen Abhandlungen und Einzel-
Planet beobachtet worden sei. Er schrieb werken zerstreut findet, zu sammeln und syste-
dieses an Piazzi, der nach einigen Zweifeln matisch zu verarbeiten. Er hat dabei der
der Meinung Bode's beitrat und erwiderte: Structur ,
sowohl der Mineralien als der Ge-
„Ich umarme Sie auf's Herzlichste, dass Sie steine, einen allgemein zusammenfassenden Ab-
1:
Gesteine insbesondere berücksichtigt. Im I. Ab- Hinsicht verdienen diese Einschlüsse bei den
schnitte seines so interessanten und erschöpfen- Lava- Arten alle Beachtung, indem sie beweisen,
den Werkes wird zuerst der Mikroskopie dass in dem geschmolzenen Magma, aus dessen
in ihrem ganzen Umfange in theoretischer wie Erstarrung das Lavagestein entsteht, Wasser-
praktischer Richtung volle Rechnung getragen, dampf vorhanden sei. Von weiterer grösster
so dass der Anfänger wie der Laie, der Geübte Wichtigkeit ist auch die Ermittelung der
wie der Fachmann zufriedengestellt wird. Der chemischen Beschaffenheit der Flüssigkeitsein-
neralien", und bespricht den Aufbau der Mehrzahl besteht aus Wasser oder aus einer
ihren natürlichen oder künstlich erzeugten sehr häufig des Schmelzflusses mechanisch in
tiefungen entstehen, welche ihrer Gestalt und starren , gewöhnlich als Einschlüsse von
sich
Lage nach ganz genau der Krystallreihe ent- glasiger Substanz darbieten, c) Einschlüsse
schlüsse zur Sprache, und geht Vfs. Ansicht raums unterbrochen ist. Als eine andere Art
hierüber dahin, dass eine jede Mineralsubstanz der Ausbildung mikroskopischer Individuen
unter den erforderlichen genetischen Beding- bezeichnet Verf. die der Körner form. Mit
ungen tauglich ist, liquide Einschlüsse, und den Mikrolithen stehen in enger Beziehung die
zwar selbst in reichlicher Anzahl, in sich auf- Kry stall iten; sie bezeichnen ein unter aus-
zunehmen ;
eine Ansicht ,
der man früher ent- nahmsweise)! Verhältnissen eintretendes Z wischen-
künstliehen Krystalle und den Verhältnissen Krystalle stattfindet. Als Varietäten gelten die
Beiner Bildung besteht gewöhnlich ein sehr sogenannten Globuliten, Margariten etc.
14
— Im III. Abschnitte erörtert Verf. in gleich vortritt; 4) mikrofelsitisch. die beiden letzteren
nen Mineralien", wobei er nicht nur einen Aggregate, welche die sogenannte kugelige
descriptiven, sondern auch einen diagnostischen und sphärolithische Structur der Gesteine zu
Zweck verfolgt. Bei den einzelnen Mineralien Wege bringen und nicht als gleichwerthig mit
— Gesteins-Bestandtheilen — hat er alle deren einzeln individualisirten Gemengtheilen
charakteristischen Momente hervorgehoben und betrachtet werden können. Aggregate central
mit anderen verglichen, um so eine mikrosko- gereihter Kügelchen heissen Globosphärite.
pische Kennzeichenlehre zu begründen; ohne und die Sphärolithe mit einer krystallinisch-
Zweifel eine verdienstvolle Arbeit, [n dieser radialen Structur heissen Belonosphärite.
Weise behandelt Verf. die Silikate, die Erd- Die Felsosphärite scheinen aus undeutlich
salze, Metallsalze, Metalloxyde und Metalloxyd- und unbestimmt entwickelter Felssubstanz mit
bydrate, Schwefelmetalle und Inflaniniabilien, häufig mehr oder weniger entschieden radialer,
Diamant. Kohlen etc. Der IV. Alischnitt bringt gewöhnlich aber concentrischer Anordnung der
„Allgemeines über die mikroskopische kleinsten Theilchen zu bestehen endlich be- ;
Structur der Gesteine", und hat hier stehen die G ran osphä rite aus einer felsi-
Verf. die Lagerung und Ausbildung der Be- tischen oder glasigen Grundmasse.
standtheile im Verhältniss zu einander fest- Der V. Abschnitt behandelt ..Besondere
gestellt. Und wie man im Grossen durch die mikroskopische Beschaffenheit der
Beobachtung der Lagerungs- und Struetur- einzelnen Gesteine". Bezüglich der Syste-
Beziehungen der Felsarten ,
der gegenseitigen matik sondern sich nach Verf. die Gesteine in
Durchsetzungen .
Unischliessungen Verschie-
. nicht klastische und klastische (deutero-
bungen zu genetischen Schlussfolgerungen ge- gene). Die erstere, weitaus vorwaltende Ab-
langt, so können dieselben auch aus den im theilung zerfällt in die einfachen und ge-
Mikroskop erblickten Erscheinungen ähnlicher mengten Gesteine. Die letzteren gruppiren
Art abgeleitet werden. Die drei grossen Mikro- sich je nach ihren allgemeinen Structurbezieh-
Gemengtheile sind :
3) ein Aggregat von solchen Bimsstein, l'erlit, l'echstein i
; 2) ohne Quarz,
Körnchen, Nadelchen, Härchen darstellend, mit oder ohne Plagioklas: Syenit, quarzfreier
zwischen denen kein oder fast kein Glas her- Orthoklasporphyr, Trachyt: 3) ohne Quarz, mit
15
Leacit mit Miascit. plan, mais qu'il taut dans chaque cas donne,
Nephelin (oder Foyait
i
: ,
Liebenerit — Orthoklasporphyr , Phonolith, le6 chercher avec beaucoup de peine dans les
Sanidim-Leucitgesteine. II. Plagioklas- grands ouvrages ou les traites speciaux qui s"y
(Hornblende —
Andesit; 2) mit Augit Piabas,
I
:
logique de leur determination ,
toutes les con-
hat für das Jahr 1874 folgende naturwissen- Depuis qu'il a ete etabli que les elements
schaftliche Preisangaben gestellt: principaux des cendres des vegetaux sont ne-
cessaires ä leur complet developpement, on s'est
Qnestion (('Astronomie. souvent demande s'il ne fallait pas aussi, sous
(l'rix: la Medaille d'or de l'Acadenue, d'une valeur ce rapport, attribuer un röle important aux
de 320 Conronues danoises.)
elements secondaires, et on a ete conduit ä en
en Astronomie de connaitre les nombres qui dispensables ä certaines plantes, en partie parce
ont servi de Läse aux anciennes recherches. que ces elements peuvent se rencontrer en
Comme ils n'ont pas ete rassembles suivant un proportion relativement plus grande dans les
16
cendres que dans le terraiu ou l'eau oü crois- Eigenschaften des Meeres, sowie mit den besten
sait la plante, ce qui indique que celle-ci les Fangapparaten versehen und von einem mit
a accumules dans ses en partie parce
tissus, der Handhabung dieser Werkzeuge wohlver-
que les essais de culture pratiques dans des trauten Gehülfen begleitet , wird er in den
terrains artificiels semblent vraiment etre favo- Stand gesetzt sein, auch Wünsche seiner Fach-
rables ii cette hypothese. Toutefois , comme genossen zu berücksichtigen, die sieh auf dieser
cette question n'a pas encore ete eelaircie avec Reise erfüllen Hessen.
tout le soin qu'elle merite, l'Academio propose
im prix de 400 Couronues pour le memoire
öutre im expose critique de ce qui a ete
qui, Die 5. Abhandlung des 36. Bandes
public jusqu'ici h ce sujet, renfermera des faits der Nova Acta:
nouveaux bases sur des essais personnels de
executes avec Dr. 0. Bütschli, Beiträge zur Kenntuiss der
culture soin, et pouvant con-
tribuer ä la resoudre. freilebenden Nematoden. 18 B. Text und
11 Tafeln Abbildungen. Pr. 4 Thlr.,
Die Antworten können in lateinischer, fran-
ist erschienen und durch die Verlagshandlung
zösischer, englischer, deutscher, schwedischer
von Fr. Frommann in Jena zu beziehen.
oder dänischer Sprache geschrieben sein. Die-
selben dürfen nicht, den Namen des Verfassers,
sondern nur einen Wahlspruch tragen und
Verlag von F. A. BROCKHAUS in Leipzig.
müssen von einem versiegelten, denselben Wahl-
spruch führenden Briefe begleitet sein, der den Soeben erschien :
bereits hat ein englisches Schilf, nach der Diese liier zum
Mal veröffentlichten tiriefe
ersten
und Rodriguez bestimmt, Europa von und an Goethe gewähren einen vollständigen,
Karguelen- Insel höchst interessanten Einblick in seine naturwissen-
verlassen. In der Nähe der letzteren auf Mauri- schaftliehe Thätigkeit während der letzten zwanzig
tius werden bekanntlich deutsche Astronomen Lebensjahre, sowie in seinen schriftlichen Verkehr
mit den gelehrten Zeitgenossen. Von dem Heraus-
beobachten. Eben dorthin wird sich im August geber wurde die Sammlung sorgfältig geordnet, mit
d. .1. Herr Prof. K. Moebius in Kiel begeben. übersichtlichen Registern versehen und durch einen
Essay über Goethe's naturwissenschaftliche Bedeu-
Er wird den Weg durch den Suez-Canal und tung eingeleitet. Ein dritter Theil der „Neuen Mit-
das rothe Meer nehmen. Mit erprobten In- theilimgen aus Goethe's Nachlasse" wird seine Korre-
spondenz mit Alexander und Wilhelm v. Humboldt
strumenten zur Untersuchung der physikalischen enthalten.
Abgosrhlosseu «ton 31. M.u 1374. Druck von K. Blöcumaan Sc Sohn in Dreddeu.
NUNQUAM ^DgmgCja. OTIOSUS
Amtliche Mittheiluiigeii.
Jahr 1873 und der dem Rechnungsführer ertheilten Decharge, derselben für das Jahr 1874
eine ausserordentliche Unterstützung von 300 Thalern bewilligt.
—
Juni 4. Von Herrn Prof. Dr. Gregor Kraus in Halle a. S., Eintrittsgeld ... 10 Thlr.
„ 6. „ „ Frhrn. v.Hohenbühel-Heufler in Hall, Beiträge für 1874 u. 75 4 „
Leop. X. 3
18
Juni 14. Von Herrn Dr. M. Bach zu Boppard, Beitrag für 1874 2 Thlr.
„19. „ „ Dr. Ed. Kuppel in Frankfurt a. M., desgl. für 1874 . . . 2 „
Dr. Behn.
No. 2137. Am 4. Juni 1874 Herr Dr. phil. Gregor Kraus, ord, Professor der Botanik und
Direktor des botanischen Gartens an der Universität zu Halle a. 8. — Elfter
Adjunktenkreis.
— Fachsektion 5 für Botanik.
No. 2138. Am 11. Juni 1874 Herr Dr. Wolfgang Sartorius Freiherr von Waltershausen, ord.
Professor der Mineralogie und Geologie zu Göttingen. Neunter Adjunktenkreis. —
Fachsektion 4 für Mineralogie und Geologie. —
Gestorbenes Mitglied :
Am 14. Juni 1874 in der Heilanstalt Hornheim hei Kiel Herr Dr. Georg August Pritzel,
Assistent bei der Kgl. Bibliothek und Archivar der Kgl. Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin. Aufgenommen den 1. Juni 1852, cogn. Jonas Dryander. —
Dr. Behn.
Wenige Wochen nach dem herben Verluste, von dem die Akademie durch Maedler's
Tod betroffen wurde, hat dieselbe das Hinscheiden eines anderen ihrer verdienstvollen Mitglieder,
und wiederum eines hervorragenden deutschen Astronomen und Mathematikers, zu beklagen. —
Peter Andreas Hansen wurde am 8. December 1795 zu Tondern im Herzogthum
Schleswig geboren. Nachdem er in der Volksschule seiner Vaterstadt hinreichende Elementar-
bildung erhalten hatte, gaben ihn seine Eltern nach Altona zu einem Uhrmacher in die Lehre,
und er kehrte nach Beendigung seiner Lehrzeit nach Tondern zurück, um dort die Uhrmacher-
kunst auszuüben. Damit schien ihm sein Lebensweg fest vorgezeichnet; allein es sollte anders
kommen. Hansen von frühauf Neigung zu ernsterer wissenschaftlicher Beschäftigung
hatte
gezeigt. Er widmete sich ganz im Stillen neben seinem Geschäfte und so weit seine Hülfs-
mittel reichten, dem Studium der Mathematik. Dies blieb indess unbeachtet, bis ihn einst der
Zufall mit dem Physikus des Amtes Toudern, dem Dr. med. Dirks, zusammenführte ,
ein Um-
stand der für sein ganzes Leben entscheidend wurde.
,
Als sich nämlich eines Tages Hansen
bei Dirks eingefunden hatte um die Reinigung einer Hausuhr vorzunehmen überraschte ilm
, ,
dieser, wie er in das Lesen der „Anfangsgründe der mathematischen Wissenschaften" von
Christian Wolf vertieft war. Der Arzt heb dem jungen Uhrmacher auf die Bejahung seiner
Frage, ob er denn für Mathematik Interesse habe, das Buch zu fernerem Studium, und nach-
dem er sich überzeugt hatte, dass der junge Mann wirkliches Verständniss zeigte, liess er es
nach Möglichkeit zu fördern. Später gab Dr. Dirks Veranlassung, dass es seinem Günstlinge,.
19
dessen grosse Talente unverkennbar waren, möglich wurde, sich nach Kopenhagen zu begeben,
um dort unter Leitung des Mathematikers Bugge sich ganz und ausschliesslich den mathema-
tischen Wissenschaften zu widmen. Der Schüler übertraf bald seinen Lehrer und fand bereits
im Jahre 1821 Altona bei der unter Leitung Schuhmacher's begonnenen
in
Gradmessung von
Holstein und Lauenburg als Gehülfe Beschäftigung. Seine spätere glänzende Laufbahn dankt
Hansen nächst seinem unermüdlichen Fleisse und seiner Hingebung für die Wissenschaft be-
sonders dem väterlichen Wohlwollen Schuhmacher's, der sicherlich bei seinem weitreichenden
Einfluss auf alle einschlägigen Personalverhältnisse der ehrenvollen Berufung Hansen's im Jahre
1825 zur Uebernahme der Leitung der Sternwarte Seeberg bei Gotha nicht fernstand.
Seeberg, von Herzog Ernst H. von Sachsen-Gotha-Altenburg im letzten Viertel des
verflossenen Jahrhunderts gegründet, war bereits 1798 der Versammlungsort eines astronomi-
schen Congresses und hat unter seinen ausgezeichneten Direktoren v. Zach, v. Lindenau, Nicolai,
Euke und zuletzt Hansen Bedeutendes für die Förderung der Astronomie geleistet.
— Auf
Hansen's Veranlassung wurde 1859 eine neue Sternwarte in der Stadt Gotha erbaut, deren
Leitung er bis zu seinem Tode seine ganze wissenschaftliche Kraft und Thätigkeit widmete. —
Hansen's wissenschaftliche Arbeiten beschäftigen sich vorzugsweise mit den Problemen
der physischen Astronomie und mit den Berechnungen tler Störungen der Planetenbahnen. Sie
erforderten vorzugsweise theoretische Untersuchungen, und diese wurden mit besonderer Rück-
sicht auf die von ihm projectirten neuen Mondtafeln unternommen. Diese sollten, nach der
Absicht des Verfassers, zugleich die Frage endgiltig entscheiden: ob das Newton' sehe Gesetz
vollständig ausreichend sei,Alles zu erklären, oder ob ausser ihm noch ein Agens wirksam
sei? Zur Entscheidung einer solchen Frage eignete sich kern Weltkörper besser, als der Mond,
denn bei keinem andern lassen sich so kleine Abweichungen erkennen, als hier. Mehr als
zwanzig Jahre hat Hansen diesem Werke (Tables de la lune, construites d'apres le principe
Newtonien de la Gravitation universelle. Londres 1857. 4°.)gewidmet, und wer einen näheren
Einblick davon nimmt, wird sich sagen müssen, dass nur die unermüdlichste Beharrlichkeit
damit überhaupt zu Ende kommen konnte. —
Hansen war ein sehr produktiver Schriftsteller. Seine zahlreichen, in den Scientific
grösstentheils in den Memoiren der astronomischen Gesellschaft zu London und den Abhand-
lungen der kgl. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig veröffentlichten Schriften
können wir noch durch untenstehende*) aus seinen letzten Lebensjahren ergänzen. —
*) Darlegung tler theoretischen Berechnung der in den Mondtafeln angewandten Störungen.
I. Abhandl. Leipzig 1862—64. gr. 8".
u. II.
Relationen emestheils zwischen Summen und Differenzen und anderntheils zwischen Integralen
und Differentialen. Leipzig 1865. gr. 8°.
Geodätische Lntersuchungen. Leipzig 1865. gr. 8 Ü .
Bestimmung des Längenunterschiedes zwischen den Sternwarten zu Gotha und Leipzig, unter
seiner Mitwirkung ausgeführt von Dr. Auwers und Prof. Bruhns im April des Jahres 1865. (M. 1 Taf.)
Leipzig 1866. gr. 8°.
Von der Methode der kleinsten Quadrate im Allgemeinen und ihrer Anwendung auf die Geo-
däsie. Leipzig 1867. gr. 8".
Tafeln der Egeria mit Zugrundelegung der in den Abhandlungen der k. sächs. Ges. der Wiss.
in Leipzig veröffentlichten Störungen dieses Planeten. Leipzig 1867. gr. 8°.
Fortgesetzte geodätische Untersuchungen, bestehend in zehn Supplementen zur Abhandlung von
der Methode der kleinsten Quadrate im Allgemeinen und ilirer Anwendung auf die Geodäsie. Leipzig
1868. gr. 8".
3*
20
Hansen war (wie bereits aus seiner im Jahre 1870 veröffentlichten Schrift hervorgeht)
einer der Hauptbeförderer der Expeditionen, welche fast von allen civilisirten Staaten zur Be-
obachtung des in diesem Jahre stattfindenden Vorüberganges der Venus vor der Sonnenscheibe
in Aussicht genommen* sind, und er war Mitglied der Commission, welche die zu diesem Zwecke
Eingegangene Schriften.
(1—31. December 1873.)
tized soft iron, and of galvanic coOs. in their action salt spring. G. Gore: On some properties of
on external small maguets. auhydrous liquefied ammonia.
— W. Kowa-
— th levsky: On the osteol. of the Hyopotamidae.
—
List of members for 1872 (30 Nov.). H. N. Ou the anat. and histol. of the
Moseley:
London 1872. 4°. land-planarians of Ceylon. A. Des — Cloizeaux:
— — 145. On amblygonite and montebrasite. — Hub. Airy:
Proceedings. Vol. XXI, Nr. 139 On leaf-arrangement. — Thorpe and Young:
London 1872/3. 8°. Ou the combined action of heat aud pressure upon
AI. Rattray: On the physiol. changes induced the paraffins. —
J. Spiller of On new sources
in the hurn. econoiny by chauge of climate. — ethyl-
and methyl- aniline. —
:
A. v. Wille möes-
Arth Ransome: On the median, conditions of Sunm: On a new genus of amphipod crustaceans.
the respir. movements in man. W. H. L. — — C. Tomlinson: On supersaturated saline So-
Russell: On linear differential equatioris.A. — lutions. — J. Jago: On visible direction. — J. D.
W. Hofmann: Synthesis of aromatic monamines. Macdonald: On the distribution of the inverte-
Entwickelung eines neuen veränderten Verfahrens zur Ausgleichung eines Dreiecknetzes mit ,
besonderer Betrachtung des Falles, in welchem gewisse Winkel vorausbestimnite Werthe bekommen sollen.
Leipzig 1869. gr. 8°.
Supplement zu der Geodätische Untersuchungen benannten Abhandlung, die Eeduction der
Winkel eines sphäroidischen Dreiecks betreffend. Leipzig 18G9. gr. 8°.
Bestimmimg der Sonnenparallaxe durch Venusvorübergänge vor der Sonuenscheibe. Mit besond.
Berücksichtigung des im Jahre 1874 eintreffenden Vorüberganges. M. 2 Planigloben. Leipz. 1870. gr. 8°.
Untersuchung des Weges eines Lichtstrahles durch eine behebige Anzahl von brechenden sphäri-
schen Oberflächen. Leipzig 1871. gr. 8°.
Von der Bestimmung der Theilungsfehler eines gradlinigen Maassstabes. Leipzig 1874. gr. 8°.
brata in relation to evolution. E. J. Routh: —
—
— Optisch - akustische Versuche. Die
On the motion ot' a body about a tixed point.
E. A. Schäfer: On the structure of striped mus- spectrale u. stroboskopische Untersuch, tönender
—Sir B. B r o d e On the synthesis Körper. Prag 1873. 8°.
cnlar tibre.
of marsh-gas etc. —
i
— Beiträge z.
Doppler'scben Theorie d.
ammonia. — Gladstone and Triwe: On an air- Ton- u. durch
baüery.
— Sir W. Fair bairn Ou the durahility :
Farbenänderung Bewegung.
and preservatiou Prag 1874. 8°.
ships, and on riveted
of iron
— F. Galton: On meteorol. statistics in Ulrich, Prof. Dr. Axel Sigfrid. Pathol.
joints.
determining the best course for a ship. 0. Rey- — u. Therap. d. muskulären
Rückgratsver-
nolds: Ou the condensation of a mixt, of air and M. 3 Taf. Bremen 1874. 8°.
steam upon cold surfaces. —
Stearn and Lee: krümmnngen.
On the effect of pressure on the spectra of gases. Physikal.-medicin. Societät in Erlangen.
— Lieut. Säle:
—
On the electrical resistance of Sitzungsberichte.5. Heft. Nov. 1872 Aug.
—
seleuiiun. H. Nicholson: Ou the errant anne-
lides of the older palaeozoic rocks. Maj. Ross:
— 1873. Erlangen 1873. 8°.
On Jeypoorite.
—
C. Meldrum: Ou a connexion
Prof. Wintrich: Experimentalstud. üb. ;Re-
—
betw. rainfall and suu spot periodicity. Ste- — souanzbeweg.
Zur Kenntn.
d. Membranen. Prof. Ehlers:
Fauna v. Nowaja Semlja. —
wart and Tait: On the heating of a disk by d. Ueb.
— e.fossile Annilide d. Solenhof. Scliiefers. — Unters,
rapid rotation iu vacuo. W. Shauks: Ou the
extension of the numerical value of n. B. — Ward an A'orticella nebulifera v. Ed. Everts. — Prof.
Hilger: Leb. d. ehem. Bestandtheile d. Reptilien-
Richardson:
— On muscular
Pode and Laukester: On
irritability öfter sy- eies. — Ueb. d. Bedeut. des ..Roth" für den Wein-
stenac death. the
bau. — Ueb. Seleusäure u. selensaure Salze (Arbeit
development of Bacteria in
organic iufusious. d. Hrn. Dr. v. Gerichten). Ueb. abnorme
Brunton andFayrer: On the poison of Naja tri-
pudians and other indian venomous suakes. C. — Harnbestandtheile n. d. Genüsse d. Spargelspröss-
— Ueb. e. Titaneisen v. abnormer Zusammen-
H. Jones: On the effects of exercise on the tem-
—
J. Wharton: On the
linge.
setzung.
—
Ueb. quantitative Bestimm, v. Jod im
perature and circulation.
— Harne —
Prof. v. Gorup: Ueb. Brenzkatechin
currents of the Dardanelles and Bosphorus. De i. d. Beerensafte von Ampelopsis hederacca. —
la Rue, Stewart and Loewy: Ou a tendency
— Chem. Unters, d. Blutes b. linealer Leukämie. —
observed iu suu spots. Parker: On the struc-
— Chem. Unters, des Seeale cornutum. Prof. —
ture ofthe skull in the pig. (Sus scrofa).
On Standards of length. —
Clarke:
Gr. Williams: On
Klein: Ueb. Flächen dritter Ordnung. Prof. —
Bäum ler Referat üb. cL Cholera-Unters d. Herren
emeralds and beryls.
:
thologie.
— A. J. Jäckel: Die bayr. Chiroptern.
Acta. Ser. III. Vol. VIII. Fase. 2. Upsala.
— Die Fische Bayerns. —
Dr. Th. Erhard: Bei- 1873. 4°.
träge zur Thiergeographie. Dr. Herrich- — M. Falk: On the Integration of partial diffe-
Sehäffer: Ueb. d. auf d.
Flügelrippen gegründ.
rential aquations of the n"> order. L. A. Forss- —
System d. Schmetterl. —
Dr. Besnard: Bericht man: Des relations de l'aurore boreale et d. per-
üb. d. wissenschaftl. Leistungen im Gebiete d. Mi- tm'bations magnet. av. les pheiiomenes meteorolog.
neralogie während d. J. 1851.
— desgl. üb. die J.
— C. J. Sundevall: Om Rudbecks Fogelbok. —
1852 — 55. —
Altes u. Neues z. Lehre üb. d. S. Henschen: Etudes
genre Peperomia. s. 1.
—
organische Art (Species).
— H. v. d. Mühle: G. Dillner: Traite d. calcul geometr. superieur, I.
Monographie d. europ. Sylvien. (4 Tai.) Observatoire de l'Universite d'Upsal.
Mach, Prof. Ernst. Die Geschichte u. d. Bulletin meteorologique mensuel. Vol. IV.
Wurzel des Satzes v. d. Erhaltung d. Arbeit. Nr. 1—12. Vol. V. Nr. 1—6. Upsala
Prag 1872. 8°. 1872/73. 4".
— Zur Theorie d. Gehörorgans. 2. S.-A. Finsch, 0. und P. Conrad. Ueb. e. Vogel-
Prag 1872. 8°. sammlung aus Ostasien. S.-A. Wien 1873. 8°.
9>>
—
giques. Dr. Desguin: Communic. sur I'appa-
Berlin 1873. 4°.
rition du cholera ä Anvers et srl. marche de la
maladie.
— Desgl. H. Jahrg. Nr. 1 u. 2. Berl.
1874. 4°.
Naturhist. Verein preuss. Rheinlande
d.
u. Westphalens. Verhandlungen (nebst Cor-
— Nachrichten f. Seefahrer. IV. Jahrg.
29. Jahrg. Hälfte Nr. 53 Titel u. Inhaltsverz. d. vierten Jahrg.
resp.-Bl. u. 2. ;
Sitz.-Ber.).
u. 30. 1. Hälfte. Bonn 1872 u. 1873. 8". Berlin 1873. 4°.
Jahrg.
29. 2. Hälfte. Prof. Hosius: Beitr.
-— Desgl. V. Jahrg. Nr. 1—5. Berl.
Jahrg.
z. Keuntn. d. alluvialen Bildungen d.
diluvialen u. 1874. 4°.
Ebene des Münsterschen Beckens. Prof. Dr. E. —
Verein zur Beförd. d. Gartenbaues in d.
Taschenberg: Die dem Wein- u. Obstbau schädl.
Insecten. —
Dr. M. T. Löhr: Zusammenstell, d. K. Preuss. Staaten. Monatsschr. 16. Jahrg.
phanerogam. Pflanzen a. d. Grafschaft Meisenheim Nr. 12 (Dec). —
Berliu 1873. 8°.
n. früheren Aufnahmen.
30. Jahrg. 1. Hälfte. Dr. I). Brauns:
— Desgl. 17. Jahrg. Nr. 1 (Jan.). Berl.
Der obere Jura im Westen der Weser. Dr. Fr. — 1874. S°.
Umber: Schädelmessungen. Frhr. v. S pje s sen —
Tageblatt der 46. Versamml. deutscher
:
zina: Das Wesen d. Krystalle. Dr. H. Las- — Dr. R. Sachsse: Ueb. einige
peyres: Hygropholit, ein neues Mineral in der
—
Cupressineen.
stickstoff halt. Verbind, d. Milchzuckers. —
Dr. W.
Pinitgruppe. M. e. Tab. Dr. J. Hirschwald:
0. Focke": Ueb. d. Vermehr, d. Weiden. Dr. —
Grundzüge e. mech. Theorie d. Krystallisations-
gesetze.
—
Dr. Franz Ullik: Ueb. zwei Mineralien
Jul.
auf
Schröder:
d. Pflanzen.
D. Einwirk. d. schwefligen Säure
aus Krain (weisses Silikat u. rogenartiges Sphäro-
siderit).
—A. Sehr auf: Ueber Weissbleierz. Goeppert, Prof. Dr. H. R. Ueb. d. Folgen
— Verhandlungen. Jahrg.1873. Nr.ll— 13. äusserer Verletz, d. Bäume etc. M. 56 Holzschn.
Wien 1873. 4°. u. einem Atlas m. 10 Taf. in fol. Breslau
Dr. Stur: Braunkohlenvorkommnisse in dem 1873. 8°.
Trachytgebirge a. d. oberen Maros in Siebenbürgen. Verein f. Deutsche Nordpolfahrt in Bremen.
— E. bemerkensw. Ablagertuig im Hangenden der
— Sitzungsberichte nebst Anlagen. 33. Versamml.
K. M. Paul: Ueb. einige
Congerienschichten.
neuere Braunkohlenaufschlüsse in Croatien. Joh. — vom 20. Dec. 1873. Bremen 1873. 8°.
Kadavy: Eine Höhle im Berg Mnich b. Rosen- Kgl. Gesellsch. d.Wissensch. zu Göttingen.
berg in Ungarn. Abhandlungen. XVIII. Bd. 1873. 8 Taf. u.
Anthropolog. Gesellsch. in Wien. Mit- 1 Karte. Göttingen 1873. 4°.
theilungen. Bd. III. Nr. 7—10. Nebst Tit.
Physikal. Classe. K. F. IL Marx: Zur
u. Inhaltsverz. Wien 1873. 8°. Erbin, d. ärztl. Wirksamk. Hermann Conring's. —
Stud. med. Luschau: Ein neanderthaloider Zur Beurtheil. d. Arztes Chr. F. Paulini. Kaspar
—
—
Prof. Dr. Pel. v. Strobel: Hofmann, ein deutscher Kämpfer f. d. Humanismus
—
Ungar-Schädel.
DieTerremare. Berichtigung. —
Prof. Frd. Müller:
in d. Medizin. C. Claus: Zur Kenntn. d. Baues
u. d. Entwickl. v. Branchipüs stagnalis u. Apus
Einheit u. Mehrheit d. Ursprunges d. menschl.
Sprachen.
—
Dr. A. Weisbach: Die Schädelform cancriformis.
d. Türken. —Prof. Dr. J. Woldrich: Bericht
Mathemat. Classe. E. Schering: Ha-
milton-Jacobische Theorie für Kräfte, deren Maass
üb. d. Durchführ, der „urgeschichtl. Ausstellung"
d. anthrop. Ges. in Wien. —
Dr. M. Muth: Ueb. v. d. Beweg, d. Körpers abhängt.
K^l Preuss. Akad. d. Wies, zu Berlin. —Ueb. d. Farbe des Wassers. (S.-A.
Monatsbericht. November 1873. Berlin 1873. 8°. aus Pogg. A. 115.) 1861. 8°.
Weber: Untersuch, üb. d. indische Schachspiel. —Ueb. d.Elektricitätsleitung durch Kohle
— Peters: Ueb. neue Saurier aus Centralamenka,
Mexico u. Australien. Du Bois-Reymond: — u. durch Metalloxyde. (S.
- A. aus Pogg. A.)
1860. 8°.
Nachtrag! Bemerk, üb. aperiod. Beweg, gedämpfter
Magnete. —
R ess Ueb. d. Spiel der Elekro- — Ueb. Wasserstoffentwickl. an d. Anode.
phormaschienen u. d.
i :
•oppelinfluenz. 1 o ve — D :
Andes im Vergl. m.
landschaftl. Charakter
Hochgeb. Europas u. Asiens.
d.
Prof. Dr. Zittel: — d.
— Ueb. d. elektromotor. Kraft d. Gas-
Die Vesuv-Eruption v. 26. April 1S72. batterie u. die voltaische Polarisation. (S.-A.
Geinitz, Prof. Dr. H. B. Mitth. a. d. a. P. A.) Oct. 1867. 8°.
Kgl. Mineralog. Museum in Dresden f. d. J.
— Elektrisches Vibrations -
Chronoskop.
1872 u. 73. Dresden 1874. 4". 1 Taf. (S.-A. a. P. A. 135.) Juli 1868. 8".
Do ve'sRepertorium der Physik, Bd. VIII, 1. —Ueb. d. Messung des inneren Wider-
Berlin 1849. 8°. (Dr. W. Beetz: Die Fort- standes voltaischer Ketten nach der Compen-
schritte des Galvanismusi.d.Jahrenl837 — 1847.) sationsmethode. (S.-A. a. P. A. 142.) 8°.
suche. (S.-A.) —
Ueb. d. Einwirk. d. Elektri-
Bemerk,
Zersetzungskraft
üb.
und Uebergangswiderstand.
Volta'sche Polarisation,
cität auf Flüssigkeitsstrahlen. (S.-A.) Säule —
mit constantem Strom f. therapeutische Zwecke.
(S.-A. aus Pogg. A.)
—
8°.
(S.-A.)
— 8».
Ueb. d. elektromagnet. Wirkg. Volta-
scher Ströme verschied. Quellen. 1 Taf. (S.-A.
— Leitfaden der Physik. 4. venu. Aufl.
Berlin 1872. gr. 8°.
aus Pogg. A. 102.) 1857. 8°.
— — Das Ohm 'sehe Gesetz mit Beispielen
Einige Bemerk, üb. d. elektromotorische
Gesetz. (S.-A. aus Pogg. A. 104.) 1858. 8°.
seiner Anwend. in d. Telegraphie. (S.-A.) 4°.
spSsobu spisoväni
Ottokarem Lorenzem v dile
doby kräle Otakara IL
dC-jin
and II w. 16 Taf.) —
Ch. H. Davis: A scientif.
„Deutsche Gesch. im
13. u. 14. Jahrh." —
Prof. Dr. Boficky: Ueb. d.
:
H. Scudder: On the Carboniferous Myriapods, of the arrangement of leaves in plants. (M. 1 Taf.)
Pholcus. 1 Taf. —
B. G. Wilder: Intermembral
Homologies. (Contin.)
The Americ. Journ. of Science and Arts.
— desgl. Vol. XV. Part. I ti^.11.
(Bog.
Nr. 30.
New-Haven 1873.
Vol. V. Juni
8°.
1873. Tit. u. Index.
Leop. X
26
with those of Eastern North America". C. A. — ment of the families of mollusks. Prof. Jo .—
Iustruct. for observations of Thunder
Young: Note on the use of a diffraction "grating"
as a Substitute for the train of prisms in a Solar'
Henry:
Storms. — Circulair relative to Heights. Direc- —
—
0. C. Marsh: Not. of new tertiary tions for construetiug Lightning-Rods. Guerics —
Spectroscope.
Mannuals — Scientif. Intelligence. relative to Tornadoes.
—
Prof. S. F. Baird: Me-
(contin.).
— moranda of raquiry relative to the food fishes of
desgl. Nr. 31, Vol. VI. Juli 1873.
the U. S. —
Questions relative to the food fishes
New-Haven 1873. 8°. of the U. S.
"William S. Sullivaut": a biographical notice.
— James D. Dana: On some res. of the earth's
— Kais. Akad. d. Wiss. in Wien. Anzeiger.
C. S. Seilack:
eontract. from cooling. Pt. II. XI. Jahrg. 1874. Nr. 1—3. Wien 1874. 8°.
Photography of South. Star-Clusters. B. Silli- —
man: Meteoric Iron l'ound near Shingle Springs, Gesellschaft in
Eldorado Co., Calif.
— Albert 11. Lees: Contrib. Kgl. bayr. botanische
to Mineralogy. A. — W. Chase: Indian mounds Regensburg. Repertorium d. period. botan.
Stearns: Descr. of a new genus and two new Rhizoms von Corallorhiza u. Epipogon. J. Sachs: —
species of Nudibranchiate mollusks
fr. the Coast of Ueb Wachsthum u. Geotropismus aufrechter Stengel.
Calif. —
Descr. of new Marine mollusks fr. the
—
— F. Schultz: Beitr. z. Flora d. Pfalz. Dritter
West Coast of N. America. (1 Taf.) G. David- Nachtrag.
—
E. Strassburger: Sind die Coniferen
Eichlers
son The Abrasions of the continental shores of gymnosperm oder nicht? (Antwort auf
N. W.
:
ein wahrhaft nutzbringendes mikroskopisches lernen gesucht, somit bald nach der Erfindung
Studium der Gesteine erst dann möglich, wenn des zusammengesetzten Mikroskops. Die ausser-
man eine mikroskopische Diagnose derjenigen ordentliche Wichtigkeit der morphologischen
Mineralien geschaffen hat, welche gesteins- Eigenschal ten für die makroskopische Be-
bildend auftreten, und hatte Verf. insbesondere stimmung der Mineralien verringert sieh in
bei Abfassung seiner so lehrreichen Arbeit den höchst missliebiger Weise bei der Untersuchung
Zweck im Auge, dem jüngeren Mineralogen derselben unter dem Mikroskope. Nur iu ver-
einen Leitfaden iu die Hand zu geben, mit einzelten Fällen, nämlich bei den krystallini-
dessen Hülfe er sich rascher auf dem Gebiete schen Interpositionen, erblickt mau unter dem
der mineralogischen Mikroskopie heiniisch Mikroskope Krystallkörper sonst hat man es
;
machen könnte. Der allgemeine Theil nur mit Krystalldnrchsehnitten zu thun. Bei
dieses Buches macht mit den -Methoden mikro- mikroskopischen Messungen von linearen Di-
skopischer Forschungen uns bekannt ;
der mensionen bedient man sich des Ocular-
ein klares und mikrometers, so wie auch hie und da der-
specielle gibt möglichst
genaues Bild der für die Petrographie der selbe zu Winkelmessungen verwerthet werden
]: ry s t. a1 1 i n i s c b e ii Gesteine wichtigen Species. kann. Zu den äusseren Anomalien der Krystall-
Höchst verdienstvoll erscheint auch Verfs. er- bildung in der Gestalt unter dem Mikroskope
schöpfende Literatur-Angabe vor jedem gehören jene Störungen, die während der kry-
Capitel sowie seine umfassende
,
Zusammen- stalhnischen Erstarrung selbst sich entwickelten,
stellung derselben am Schlüsse des Werkes, und die, welche derselben nachfolgten, bedingt
gleich werthvoll für den Fachmann wie für durch später eintretende äussere Verhältnisse
den Studirenden. — Der allgemeine Theil von Druck und Temperatur. Zu der Gruppe
enthält Definition, die historische
die von Störungen der krystallinischen Regel-
in
Einleitung und die Herstellung des mässigkeit gehören in erster Reihe die in
Beobachtungsm at erials. Nach Verf. stellt vulkanischen Gesteinen gar nicht seltenen Zer-
sich die
mikroskopische Physiographie der brechungen von Krystallen und damit verbun-
gesteinsbildenden Mineralien die Aufgabe, die dene Verschiebung ihrer Theile zu einander.
Kennzeichen anzugeben, vermittelst welcher Bei den Discontinuitäten der Krystall-, resj}.
man die genannten Mineralien im Dünnschliffe Miueralsubstanz unterscheidet Verf. zwischen
bei durchfallendem Lichte unter dem Mikro- Discontinuitäten im strengeren Sinne und eigent-
skope ihrer Species nach bestimmen kann. lichen Interpositionen. Zu den ersteren rechnet
Sie selbst zerfällt in zwei Theile: einen all- Verf. jene Hohlräume in den Mineralien, welche
gemeinen, worin die Methoden untersucht man Luft- und Gasporen nennt; zu letzteren
werden, nach welchen man die drei grossen jene Räume der Mineralien, die von fremder
4*
28
Mineralsubstanz festen oder flüssigen Aggregat- geneigt, sind. 5) Dasselbe Blättchen zeigt
zustandes unterbrochen werden. Hierher ge- zwischen parallelen Xicols die Complementär-
hört eine Reihe von Erscheinungen ; so haben farbe mit in gleicher Weise bei Horizoutal-
die Interpositionen bei starrem Aggregatzu- drehung wechselnder Intensität. 6) Diese
stande z. B. eine wesentliche polygonale, auf Farbenerscheinungen beruhen auf Interferenz
Eine weitere häufige Beobachtung unter dem verschiedener Substanzen verschiedene Farben
Mikroskopie ist auch die Zwillingsbildung, und zeigen ;
— b) bei einer und derselben Substanz
werden den pyrogenen Gesteinen oft auch
in hängen von der Lage des Schnitts ab, weil
sie
schaften" heben wir die wichtigsten Sätze und gleicher Schnittlage hängen sie von der
über die optischen Erscheinungen in doppelt Dicke des Blättchens und der Lage seiner
brechenden Mineralblättchen hervor, sie heissen :
Schwingungsebenen zum optischen Hauptschnitt
1) Doppeltbrechende Blättchen verhalten sich des Polarisator ab. — Bei stauroskopischer
zwischen gekreuzten Nicols oder andern Polari- Beobachtung charakterisiren sich nach Verf.
brechende, d. h. sie bleiben bei einer ganzen Weise: 1) Ist das untersuchte Blättchen amorph
Horizontaldrehung dunkel, wenn sie senkrecht oder regulär, so wird das Kreuz unverändert
zu einer optischen Axe
geschnitten sind, mögen an seiner Stelle bleiben; möge die Lage des
sie optisch einaxig oder zweiaxig sein. 2) Sind Blättchens sein, welche sio wolle. 2) Ist das
sie nicht senkrecht zu einer optischen Axe ge- Mineralfragment quadratisch oder hexagonal
schnitten, so zeigen sie im Allgemeinen zwischen und die normirte Kante parallel oder senkrecht
und gekreuzten Xicols Farbenerschei- zur Hauptaxe, so ist das Kreuz unverändert
parallelen
nungen. 3) Bei parallelen Micols sind sie hell beim Nullpunkt ;
im zweiten Falle ändert auch
und bei gekreuzten dunkel, sobald eine Elasti- eine Drehung des Krystallträgers nichts an der
zitätsaxe in ihnen mit dem optischen Haupt- Interferenzfigur. Ist das Blättchen nicht in
schnitte des Polarisators zusammenfällt, was bei genannter Weise normirt, so rnuss man den
einer vollen Horizontaldrehung des Blättchens Krystallträger um einen bestimmten Winkel
vier Mal eintritt. 4)
gekreuzten Bilden bei drehen, damit die Interferenzfigur in der nor-
Nicols die Elastizitätsaxen in der Fläche des malen Stellung scharf auftrete. Sobald dieses
Blättchens irgend welche Winkel mit dem der Fall ist, hat man Parallelismus zwischen
optischen Hauptschnitte des Polarisator, so ist der Schwingungsebene des Polarisator und der
das Gesichtsfeld farbig. Und zwar wechselt Hauptaxe oder einer zu ihr senkrechten Rich-
die Farbe bei einer Horizontaldrehung des tung im Krystallblättchen, denn das ist die
Blättchens der Intensität nach, nicht der Art Lage der Elastizitätsaxen in optisch eiuaxigen
nach. Das Maximum der Intensität tritt ein, Körpern. Demnach steht dann das Kreuz auf
wenn die Elastizitätsaxen des Blättchens um jeder Pyramidenfläche parallel der Höhenlinie
45° zu den optischen Hauptschnitten der Xicols oder rechtwinklig zu der Mittelkante, auf jeder
29
zitätsaxen mit den krystaUographischen zu- die Interferenzfigur der eingeschobenen Calcit-
sammenfallen, so erklärt es sich von selbst, platte bleibt unverändert bei einer vollen Dreh-
dass Einstellung auf den Nullpunkt das
bei ung des untersuchten Blättchens in seiner
Kreuz unverändert in seiner Lage bleiben muss, eigenen Horizontalebene isotrop, la) Die
sobald irgend eine Kante der untersuchten Durchschnitte sind nicht geradlinig polygonal
Lamelle ,
die einer krystaUographischen Axe umgrenzt und zeigen keinerlei geradlinige An-
parallel ist, nach den eingravirten Strichen deutungen einer krystallinischen Structur
normirt wurde. Hat die Kante nicht diese amorph, lb) Die Durchschnitte sind gerad-
Lage, so muss man zum Wiederherstellen der linig polygonal, zeigen Spaltungslinien oder
sie
4) Im klinorhombischen System füllt nur noch sind in allen Lagen zwischen gekreuzten Nicols
(he Orthodiagonale mit einer Elastizitätsaxe dunkel; die Calcit-Interferenzfigur zeigt Stö-
desAnalysator ist. — Die Besprechung der dieses nicht mehr der Fall klinorhom-
„Chemischen Eigenschaften" in Kürze bisch zweiaxig; 2 e) für keine Axe ist dieses
macht den Schluss des allgemeinen Theiles. — mehr der Fall triklinisch optisch
Den speciellen Theil seines Werkes be- zweiaxig. II. Verschiedene Theile der Sub-
ginnt Verf. mit einer „Einleitung", welcher stanz verhalten sich optisch verschieden ; bei
"
die „Classification der Mineralien und der keiner Horizontallage zwischen
gekreuzten
„Optische Schlüssel zu den Mineralien" nach- Nicols wird der ganze Durchschnitt dunkel,
folgen. Verf. hat auch zur bequemeren Ueber- und die optisch verschiedenen Theile setzen nicht
optisches Verhalten oder, wenn verschiedenes, pern beginnend, dann der Minerahen des regu-
so sind die optisch verschiedenen Stellen gerad- lären, quadratischen, hexagonalen, rhombischen,
Den Schluss dieses so werthvollen Werkes sind, solche Beobachtungen erstaunlich erschwert.
machen ein „Namen-Register", „Berichtigungen" Wenn man daher, um Kunde über sie zu er-
und ein „Verzeichniss der Abbildungen auf den halten, auf ältere Berichterstatter, sogar noch
10 Tafeln", durch welche der Werth mikro- auf die zurückgehen muss ,
welche sie bei der
Verf. nur solches Material als Object zu den das jetzt möglich ist, so wird man die Nach-
Zeichnungen gewühlt hat, welches unschwer richten eines Mannes der einen noch in der
,
für Jeden zu beschaffen ist, damit der Lernende alten Wildheit lebenden Stamm genauer zu
an selbstangefertigten Präparaten nach Anlei- beobachten Veranlassung hatte, gewiss mit
tung wie Druck sind der bekannten Stuttgarter des nördlichen Australiens gelebt, beauftragt,
Firma bei entsprechendem Preise würd die Hirten und Heerden gegen die Ein-
ihre
wird das hier angeführte, der Akademie, Genügendes erwarten konnte. Dass man auf
tigt hat,
durch Hrn. Dr. B. Schomburgk in Adelaide eine wissenschaftliche Ordnung des Stoßes und
zugegangene Werkchen ohne Zweifel willkommen eine dem entsprechende Darstellung nicht rech-
heissen; denn es ist ja hinreichend bekannt, wie nen kann, von selbst klar; allein es erregt
ist
wenig zuverlässige Berichte über dieselbe jetzt gerechtes Bedenken, wenn der Verfasser mit
uns zukommen, da diejenigen Australier, welche einer Charakterschilderung der betreffenden
zerstreut unter den europäischen Hirten leben, Australier beginnt, wonach er sie auf das
ihren nationalen Zusammenhang und ihre ur- Aeusserste boshaft, verrät herisch , hinterlistig,
sprünglichen Eigentümlichkeiten ganz auf- lügenhaft darstellt, kurz sie mit so dunklen
ben haben, diejenigen aber, welche das Farben schildert, wie es nur möglich ist, und
nicht gethan haben und noch in der alten ihnen höchstens drei Tugenden zuschreibt:
Wildheit und den alten Verhältnissen fortleben, Gastfreiheit, Ehrfurcht vor dem Alter und
sich vor den Europäern tief in die Wildnisse Liebe für die Kinder. Es ist freilich nicht
haupt selten Gelegenheit bildet, sie zu be- die ganze Abneigung und die, man möchte
obachten, zumal da ihre Unstetheit und das sagen, fast unvertilglichen Vorurtheile zu er-
Umherziehen ,
au das sie nun einmal gewöhnt keunen, mit denen die europäischen Australier
31
die in der angestammten Rohheit hartnäckig sind, enthält, während im dritten die haupt-
verharrenden, alle höhere Bildung energisch sächlichsten Thiere und Pflanzen, die Waffen
den Beweis die Freundlichkeit und Zuvorkommen- Dieyerie handelt und freilich wenig mehr als
heit, ja die Zartheit, mit welcher die Bewohner ein ausführliches Vocabular enthält aber den- ,
des unteren Cooperthals den unglücklichen, nach noch einer der wichtigsten Abschnitte des Werk-
Burke's und Willi' s Tode zurückgebliebenen chens ist, das wir Denjenigen, welche sich für
und dem Hungertode nahen King bei sich auf- ethnographische Untersuchungen interessiren,
nahmen, mit dem Notlügen versahen und so um so mehr empfehlen, da es wohl nur selten
haben mag, so müssen wir ihm doch für seine gypse, le calcaire et la dolomie, ä des tempera-
tures et des pressions differentes, et dans le
Mittheilungen aufrichtig Dank wissen ;
seine
cas de la presence simultanee du sei marin et,
Berichte sind in der That überaus interessant,
d'autres sels solubles tres repandus dans la
zuverlässiger und gründlicher als die andern,
nature.
die mit viel grösseren Ansprüchen auftreten,
und sie sind um so gründlicher, da es ihm in II. On demande des recherches exactes
ist, sich mit der von den betreffenden Stammen de l'eau chargee d'acide carbonique pour la
silice et les Silicates naturels les plus communs,
gesprochenen Sprache bekannt zu machen. Eine
wissenschaftliche Ordnung des Einzelnen ist ä des temperatures et des pressions differentes,
Leute, Traditionen, Eintheilung in Stämme und HI. Soumettre ä une nouvelle etude la
Familien, Ernährung, das zweite eine Sammlung structure des reins des mammiferes, speciale-
von allerhand t-igenthümlichen Sitten und Ge- nient en ce qui concerne revetement epithelial
le
bräuchen, die dem Verfasser auffallend erschienen dans les differentes parties des tubes renaux.
32
IV. II parait resuiter des travaux recents wird, verdoppelt werden kann. — Das Verlags-
que paptones de differentes matieres albu-
les recht der gekrönten Abhandlung fällt der Ge-
minoides sont des nielanges de substances en sellschaft anheim. —
partie dejä connues et en partie encore in-
connues. On demande im
exaruen critique de
ces travaux, couiplete par des recherches per- Das Bernoullianum,
sonnelles sur la meine question. eine Anstaltfür Physik, Chemie und Astro-
V. Determiner exactement ,
en unites de nomie an der Universität zu Basel, wurde am
Weber, la resistance d'une colonne de mercure 2. Juni d. J. eingeweiht. Bei dieser Gelegen-
de un metre de longueur et de im millimetre heit veröffentlichten die Prof. Eduard Hagen-
carre de section, ä 0°. Toutes les mesures bach und Julius Piccard eine Festschrift (Basel.
relatives ä eette determination devront etre C. Schultze. 1874. 4°. 22 u. 35 p. o. d. TA
communiquees d'une maniere aussi couiplete que die uns zwar keine näheren Nachrichten über
possible. die Entstellung, Einrichtung und Bestimmung
VI. Faire mieux connaitre, par des ex- der Anstalt, aber vom Ersterem Aphorismen :
periences soignees ,
le rapport entre les deux zur Molekularphysik, und von Letzterem Mit- :
espeees d'unites electriques, unites electro- theilungen aus dem chemischen Laboratorium
magnetiques et unites eleetro-statiques. Toutes der Universität Basel: Ueber das Chrysin und
les mesures relatives k cette determination seine Derivate und über das Tectochrysin so ,
devront etre communiquees d'une maniere aussi wie von H. Hagenbach: über zwei andere
AbgeschU-saeu den 30. Juni 1374. Druck von E. Blochmann & Sohn in Dresden.
NUNQUAM J£$mffl*ri* OTIOSUS.
—Beiträge
Hugo von Mohl f.
Schriften. — Die Verwüstungen der Phylloxera vastatrix in Frankreich.
— Eingegangene
Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft.
—
Versammlung der Deutschen
anthropologischen Gesellschaft.
—
Versammlung Deutscher Naturforscher. Anzeige.
—
Amtliche Mittlieilimgen.
für 1874 2 „
— „
Dr. Behn.
5
Leop. X.
34
No. 2139. Am 27. Juli 1874 Herr Dr. phil. Karl Heinrich Ritter von Scherzer, Ksl. Kgl.
Hofrath und General-Consul für Oesterreich-Ungarn in Smyrna. Zur Zeit im —
Auslande. —
Fachsektion 8 für Anthropologie, Ethnologie und Geographie.
Dr. Behn.
(Mitgl. d. Ak. seit d. 10. Juli 1832, cogn. Christian Wollt', zum Adjunkten ernannt d. 25. Jan. 1867)
(geb. 4. Jan.1766, gest. 14. Aug. 1845), ein Enkel des berühmten Staatsgelehrten Joh. Jak.
Moser, begann seine Laufbahn als Professor an der Carlsschule, der er auch seine Ausbildung
verdankte, und ward dann württembergischer Regierungsrath später Staat srath, Regierungs-
.
Präsident in Ellwangen war eine Zeit lang mit dem Ministerium des Innern und des Cultus
,
Secretär der Kammer Die Mutter, eine Schwester des Tübinger Professors
der Standesherren.
der Medicin und Kanzlers Antenrieth, war eine Frau von seltenen Gaben des Geistes und des
Herzens, ebenso ausgezeichnet als erfahrene, pflichttreue Hausfrau, als geeignet, in der Gesell-
schaft eine Rolle zu spielen. —
Dieser Ehe entsprossen fünf Söhne, von denen vier (der fünfte
iand nach eben vollendetem Universitätsstüdium einen frühen Tod) in den verschiedensten
Stellungen auf dem Gebiete des wissenschaftlichen und Staatslebens sich hohe Anerkennung
erwarben. ***)
Hugo war der vierte der Brüder und der besondere Liebling seines Vaters.
Die häusliche Erziehung war einfach, sorgfältig, streng geordnet, aber liebevoll.
Während der vielbeschäftigte Vater sorgsam das Lernen der Kinder überwachte, fiel die sitt-
licheErziehung vorwiegend der Mutter zu die sich derselben mit ebenso seltener Begabung,
—
,
bekommen, und er baute nun mit Hülfe eines Handwerkers eine Elektrisirmaschine. Da die
Loupen, welche er zur Untersuchung seiner Pflanzen und Mineralien brauchte, ihm nicht ge-
nügten, versuchte er, zu schleifen und bessere Mikroskope zu verfertigen.
sich selbst Gläser
Dabei erkannte er denn wieder die Nothwendigkeit mathematischer und optischer Studien als
Hülfsmittel für Bestrebungen und widmete sich nun der Mathe-
seine naturwissenschaftlichen
matik und den verwandten Wissenschaften mit solchem Eifer, dass er sich noch als Gymnasiast
Euler's Optik völlig zu eigen machte. —
Diese Neigung, sein mechanisches Talent für seine wissenschaftlichen Studien zu ver-
werthen und auf immer neuen Wegen zu vervollkommnen, beliielt Mohl während seines ganzen
Lebens. In seiner Wohnung befanden sich eine Drechselbank und zahlreiche andere praktische
Hülfsmittel und Geräthschaften.„Ich habe meinen Lebensberuf verfehlt, ich hätte Optiker
werden sollen," konnte man ihn im Scherze sagen hören.
oft —
Die mikroskopische Präpara-
tion beschäftigte ihn anhaltend, und sauberere mikroskopische Präparate als die seinigen dürften
schlug er einen ähnlichen Weg ein. Er beschäftigte sich ernstlichst mit den neueren Sprachen,
selbstmit den minder allgemein bekannten wie dem Holländischen und den Skandinavischen
, ;
und wenn ein Werk in einer von ihm nicht genügend beherrschten Sprache für ihn Bedeutung
gewann, so nahm er sofort seine Sprachstudien wieder auf,
um es im Originale lesen zu können.
seinem 19. Lebensjahre, im Herbste 1823, bezog Hugo Mohl die Universität
In
Tübingen, an welcher er seine ganze Studienzeit verbrachte. Er wählte das Studium der
Medicin und betrieb deren sämmtliche Disciplinen auf das Eifrigste und Gründlichste. Nach
fünfjährigem Aufenthalte auf der schwäbischen Hochschule, welcher im August 1828 mit einem
sollte eine mehrjährige Reise die
glänzenden Staats- und Doctorexamen abgeschlossen wurde,
erworbene Ausbildung vervollständigen. Es war des Vaters Meinimg und Wunsch, dass Hugo
Mohl bei der der bleibe; allein der Sohn dachte anders,
praktischen Medicin, speciell Chirurgie,
und der Vater Hess mit melu- Verwunderung als Widerstreben" seinen Liebling
„eigentlich
Hugo begab nach München, und gleich hier wurde der junge Gelehrte
sich zuerst
gewähren.
durch den Verkelir mit bedeutenden gleichstrebenden Männern, wie Schrank, v, Martius,
Zuccarini, Steinheil, und jedenfalls weit mehr noch durch das für die damalige Zeit reiche,
ihm zur Bearbeitung dargebotene Material derart gefesselt, dass aus dem Besuch ein mehr-
öftere und längere Alpenreisen unterbrochener Aufenthalt wurde.
jähriger, allerdings durch
Auch seine technischen und namentlich die optischen Neigungen fanden hier Nahrung.
—
Mohl hatte bereits als Student in Tübingen eine Preisfrage über den Bau und das
Winden der Banken und Schlingpflanzen beantwortet, die indess den Preis nicht erhielt. Es
waren zwei Antworten eingelaufen, die die beurtheilende medicinische Fakultät beide für gleich
hielt, und das Loos entschied für seinen Mitbewerber
Palm. Beide Arbeiten
belohnungswerth
sind 1827 gedruckt worden, und das Urtheil der Botaniker giebt der Mohl'schen Arbeit den
5*
36
Vorzug. Auch die Doktordissertation Molil's war botanischen Inhalts, über die Poren des
Pflanzenzellgewebes. Indess die Epoche machenden Arbeiten begannen erst in München und ,
diese, die Palmenanatomie, die Anatomie des Farnstammes und der Cycadeen, erwarben dem
Verfasser so schnell Anerkennung, dass er bereits im Jahre 1831 zum ersten Adjunkten des
Kais, botanischen Gartens in St. Petersburg ernannt wurde. Mohl trat diese Stellung jedoch
nicht an,wegen der an ihn fast gleichzeitig ergangenen Berufung zum Professor der Physiologie an
der damaligen Akademie zu Bern, welchem Rufe er 1832 folgte. 1834 an die neubegründete —
Berner Universität übergegangen, kehrte er schon im Frühlinge 1835, nach Schübler's Hin-
scheiden, als Professor der Botanik an die heimathliche Hochschule zurück. —
Bis an sein Ende, 37 Jahre lang, blieb nun Mohl in dieser Stellung, manche glän-
zende Laufbahn ausschlagend, allein den Interessen der Universität und seinen wissenschaft-
lichen Arbeiten, hauptsächlich auf dem Gebiete der Pflanzen-Anatomie und Physiologie, lebend,
die seinen Namen bald zu einem der gefeiertsten unter den Botanikern machten und seine
Aufnahme in fast alle Akademien und naturwissenschaftliche Gesellschaften veranlassten.
— Nur Ferienreisen, für welche
gern er
Schweiz, besonders und den die Italien
wendiges längeres Verweilen in milderem Klima führten ihn von Zeit zu Zeit aus Tübingen
fort. Mohl litt nämlich seit 1843 mehrfach an hartnäckigen katarrhalischen Afl'ectionen, zu
denen sich später zum Theil bedenkliche Erkrankungen, z. B. Pleuritis und nach einem Ruhr-
anfall ein Leberleiden gesellte, aber im Ganzen erfreute er sich einer kräftigen Gesundheit und
geistiger Frische.Seit Anfang Mai 1871 fiel den Tübinger Collegen eine ungewöhnliche Zurück-
gezogenheit und Vorsichtigkeit des nach wie vor rüstigen Mannes auf. Mohl selbst schrieb
darüber unterm 20. April 1871 „Vor vollen zwei Monaten erkrankte ich an der damals hier
:
„verbreiteten Grippe, wurde, da ich mich anfangs nicht schonte, recidiv und kam nun in einen
„sehr üblen Zustand, der mich zu jeder Arbeit unfähig machte und es, namentlich bei dem
„ungünstigen Wetter, sehr zweifelhaft liess, wie bald ich auf eine Wiedergenesung hoffen dürfe.
„Nun habe ich zwar an einigen warmen Tagen einen kurzen Spaziergang gemacht, allein ich
„bin gänzlich ausser Stande bei dem immer noch wechselnden Wetter eine Reise zu machen.
,
„Wäre die Witterung besser gewesen, so hätte ich ein warmes Bad in milder Gegend auf-
gesucht, allein ich fürchtete, mehr zu verderben, als gut zu machen. Ich habe einen ähn-
lichen Anfall schon einmal durchgemacht, wo ich alsdann gegen die Mitte Mai nach Venedig
„ging und in der dortigen weichen warmen Luft mich schnell erholte.
,
Ich will nun da ich ,
„einen Alpenübergang jetzt noch nicht zu unternehmen wage, noch einige Wochen zuwarten,
„Temperaturwechsel, dass ich selbst iu meinem geheizten Zimmer im Ueberzieher dasitze. Ich
„trage sonst meine 66 Jahre ziemlich leicht, aber ich habe diesmal gleich im Anfange meines
„Unwohlseins die Erfahrung gemacht, dass ich vorsichtiger sein muss, als ich früher war."
Nach anderen Angaben hatte zu diesem deprimirten Zustande auch ein an und für sich leichter
Schwindelanfall beigetragen dessen Folgen nicht sofort, verschwinden wollten und in ihm die
,
Besorgniss erweckten ,
derselbe möchte der Vorbote eines schlimmeren ap>oplektischen Anfalles
sein. Nach Jahr und Tag waren Unbehaglichkeit und Besorgniss auch ohne Reise verschwunden.
Am Abend des ersten Ostertages verkehrte Mohl, wie seit Jahren, munter in der „Post". Am
Morgen des zweiten Ostertages, des 1. April 1872, fand ihn die Haushälterin im Bette wie
37
ruhig schlafend, aher schon als Leiche. Er muss bald nach dem Schlafengehen sanft und
ahnungslos entschlummert sein.
Mohl suchte und liebte ein still abgeschlossenes Leben. Schon als Knabe hatte er in
Bern berichten über seine Zurückgezogenheit und die Gleichförmigkeit seiner täglichen Gewohn-
heiten. Kein Wunder, dass er bei dieser Neigung zur Einsamkeit unverheirathet blieb. Ge-
seihgen Verkehr ausser seinen regelmässigen Erholungsstunden mied er in späteren Jahren
immer mehr. In Kreisen aber, die ihm zusagten, trat an Stelle des abgeschlossenen, ernsten
Gelehrten der heitere, anregende und anmuthige Gesellschafter, der geistvolle, vielbelesene, all-
seitig unterrichtete Erzähler,der die Unterhaltung bald in die Hand nahm und beherrschte,
Wissenschaftliche Fragen blieben
dabei nicht unberührt. Von Fachgenossen, die ihm nicht
bereits nahe befreundet waren, sich ausfragen zu lassen, liebte er nicht, und ihnen wurde nur
ausnalimsweise ein eingehendes Gespräch über Gegenstände seiner Hauptwissenschaft zu Theil.
— Mohl war ein Mann von strenger Rechtlichkeit und Wahrheitsliebe, von seltener Gewissen-
haftigkeit; wahr und aufrichtig gegen Andere, frei von jeder Eitelkeit, ein abgesagter Feind
alles dessen, was mit dieser Sinnesart und dem eigenen einfachen Wesen nicht übereinstimmte.
wehr oder schneidendem Spotte entgegen. Kein Wunder daher, dass er Manchen unbequem
werden konnte, dass er vielleicht auch manchmal aus Irrthum über Thatsachen und Motive
unverdient geisselte oder verletzte, dass er, wie jede bedeutende und kräftige Natur, Feinde
hatte. Mohl liess sich sehr ungern in seiner stillen, wissenschaftlichen Thätigkeit stören und
von politischem Parteitreiben möglichst fern, aber er war doch ein zu guter Deutscher,
hielt sich
„unseren Studirenden ist bereits ein grosser Theil fort, und es werden wohl die Vorlesungen
„ein schleuniges Ende nehmen. Wenn in ganz Deutschland die Erbitterung über die Insolenz
„der Franzosen so gross ist, wie bei uns, und ich hoffe, dass sie nirgends kleiner ist, so ist
„mir nicht bange dafür, dass sich die Leute gut schlagen werden." Und unterm 20. Oct. 1870:
„In welcher Aufregung wir hier im Anfange des Krieges lebten, können Sie sich nicht denken.
„Wie nahe wir dem Kriegsschauplatze sind, zeigten uns noch in der letzten Zeit die Kanonen
„von Strassburg ,
die wir auf allen unsern Bergen hörten. Jetzt wird wohl auf's Neue eine
„ungeheure Aufregung und Agitation entstehen, da die Wahl einer neuen Ständeversammlung
„bevorsteht, welche über den Anschluss an den Nordbund zu berathen haben wird, und in
„welche natürlicherweise jede Partei ihre Candidaten schicken will. Das sind traurige Aus-
sichten für das beginnende Wintersemester unserer Universität, doch was will das Alles heissen
„im Verhältnisse zur Hoffnung auf eine Neugestaltung Deutschlands?"
38
Mohl war Autodidact von der Knabenzeit ab; weder von Schiibler, der zur Zeit seiner
Universitätsstudien zu Tübingen die Botanik vertrat, noch von einem anderen seiner Lehrer ist
ein maassgebender Einfluss auf ihn bekannt geworden. Die sogenannte naturphilosophische
Richtung, welche in München während seinesdortigen Aufenthalts blühte und die meisten
Altersgenossen dort dauernd beeinflusste, Hess ihn unberührt. Mancherlei Anregung mag er
empfangen haben durch den Iü-eismedizinalrath AI. v. Fröhlich, den Monographen der Gentianeii
und Hieracien, mit welchem er sich schon als Gymnasiast bei Ferienbesuchen in Ellwangen
befreundete, später in München von Zuccarini und Steinheil. Dieser drei Männer gedachte
Mohl stets mit besonderer Vorliebe und blieb bis zu ihrem Ende in freundschaftlichen Bezieh-
ungen zu ihnen. Aus späterer Zeit ist Amici zu nennen, für welchen er eine besondere Ver-
ehrung hegte, der er zuletzt in den ihm gewidmeten Nachrufe (Botan. Zeitung, 1863) Aus-
druck gab. —
Gegenstand seiner besonderen und thatkräftigen »Sorgfalt waren die Interessen der
Tübinger Universität. Die Gründung der dortigen naturwissenschaftlichen Fakultät war wesent-
lich sein Werk, wobei er von der Ansicht ausging, dass die naturwissenschaftlichen Lehrstühle
nur dann vollkommen tüchtig besetzt werden könnten, wenn sie ihre Vertretung in einer eigenen
Fakultät haben.
Wie der Universität, deren Zierde er war, widmete H. v. Mohl auch unserer Akademie
eine warme Theilnahme. Im Anfange des Jahres 1867 zum Adjunkten ernannt, schrieb er
bald darauf: „Die Ernennung zum Adjunkten der Akademie weiss ich um so höher zu schätzen,
„als diese Akademie, wie kaum ein zweites Institut, ihre Bedeutung nur der eigenen Kraft und
„der freiwilligen wissenschaftlichen Thätigkeit der deutschen Gelehrten zu danken hat, und doch
„in ihrem Wettstreite mit manchen anderen Akademien, denen unendlich reichere Mittel zu
„Gebote stehen, eine der ehrenvollsten Stellen einnimmt. Desto mehr werde auch ich es für
„meine Pflicht erachten, in der vermag, das Meinige zum weiteren
neuen Stellung, so weit ich es
u
„Gedeihen der Akademie beizutragen. Dieses Versprechen hat er redlich gehalten, als nach
dem Tode des Präsidenten Carus die Streitigkeiten in der Akademie ausbrachen, und er leistete
seine Hülfe um so bereitwilliger, da sich seine biedere Natur durch den Versuch der Gegner,
ihn durch Schmeicheleien zu gewinnen, tief verletzt fühlte. —
Mohl's Lehrthätigkeit erstreckte sich an der Berner Akademie auf die Physiologie des
Menschen und die Botanik. In Tübingen blieb er auf letzterem Gebiete und las lange Jahre
im Sommer allgemeine Botanik, im Winter Anatomie und Physiologie der Gewächse, daneben
früher zeitweise medicinische, ökonomische Botanik, Kryptogamen, manchmal hielt er auch einen
mikroskopischen Uebungscurs. Ueber die Collegien dehnte er seine Lehrthätigkeit nicht aus ;
junge Leute zu eigenen Arbeiten anzuleiten oder auch nur direct anzuregen, also Schüler heran-
zuziehen, vermied er nicht nur, sondern verweigerte es auf's Bestimmteste; mehr wohl aus
persönlicher Abneigung gegen die daraus resultirende Bindung und Verpflichtung, als aus dem
anderen denkbaren, mehr pädagogischeu Motiv, dass wirklich begabte Naturen sich oft voll-
kommener entwickeln auf dem Wege, den sie selbst suchen, als auf jenem, den ein Meister
ihnen zeigt oder anweist. —
Mohl's literarische Thätigkeit war eine sehr fruchtbare und umfangreiche. Sie
hatte aber manches Eigenthümliche. Mohl hat eigentlich nur ein kleines selbständiges Buch
geschrieben : die „ Mikrographie oder Anleitung zur Kenntniss und zum Gebrauche des Mikro-
skops. Tüb., J. F. Fues, 1846. 8°. u Die weitaus überwiegende Mehrzahl seiner bahnbrechenden
39
bald die Vermehrungsmethode, zumal aber den histologischen Bau und die Funktionen der
Pflanzen betreffende, gründliche Untersuchungen, wozu ihn seine Kunde und sein Talent als
Mikroskopiker ,
dem wie kaum einem zweiten die Technik und Handhabung des Instrumentes
geläufig war, besonders befälligte.
Dabei war Mohl nicht eigentlich ein Entdecker. Seine Hauptaufgabe war es, un-
genügend bekannte Thatsachen ebenso sehr mit mustergültiger Sorgfalt zu beobachten, wie mit
Schärfe und Umsicht zu beurtheilen und dadurch definitiv festzustellen. Zugleich war aber
Mohl ein tüchtiger Pflanzenkenner, ein Systematiker, dem auch in pflanzengeographischer Be-
ziehung die verschiedenen Reisen und Sammlungen zu Gute kamen.
Von den Arbeiten seiner Vorgänger blieb bei seinen Untersuchungen keine irgend
bedeutende, die er sich zu verschaffen vermochte, unbeachtet und unbenutzt. Seine Bibliothek,
auf die er grossartige Mittel verwendete, war seine Freude und sein Stolz; er war unermüd-
lich, sie zu vervollständigen, und wenige Privatbibliotheken
konnten sich mit ihr messen. —
Seine Schriften finden sich weniger vollständig in Pritzel's Thesaurus, genauer in den
Scientific Papers (die bis 1862 deren 78 aufzählen) zusammengestellt, und eine bis zu seinem
Tode reichende Uebersicht giebt Prof. Ahles in dem oben citirten Nekrologe in den Württemb.
Mitgliede erwählte. Die Regierungen von Württemberg, Bayern und Schweden ehrten ihn
durch Decorationen. Bereits im Jahre 1829 stellte „In Memoriam Hugonis Mohl" sein ihm
im Jahre 1868 vorangegangener Freund und Lehrer, v. Martins, den Namen Mohlana auf,
der einer Phytolacca-Art gegeben wurde, und ebenso belegte Unger im Jahre 1845 ein fossiles
Holz mit dem Namen Mohlites.
Der verklärte Meister hat uns , sagt Ahles am Schlüsse seines Nekrologs ,
ein reiches
geistiges Vermächtniss in seinen Schriften hinterlassen. Wohl wird die Wissenschaft in ihrem
steten Fortschritt zu neuen Entdeckungen führen, es werden sich aus neuen Thatsachen neue
Ansichten, neue Lehren entwickeln, doch der gewaltige Fortschritt, den die Botanik durch ihn
Eingegangene Schriften.
(1—28. Februar 1873.)
stand d. Blutstroms nach Unterbindung d. Pfortader. Dr. Chr. Fr. Lütken: Bidr. til kundsk. om
—
Dr. Kronid Slavjanski; Die Arterne af Slaegten Cyamus Latr. eller Hvallusene.
(14 Holzscnn.)
regressiven Verander, d. Epithelialzellen
i. d. serösen
—
H. G. Zeuthen: Almindelige Egen-
Hülle d. Kanincheneies. (1 Tat.) Dr. N. At'o- — (4 Taf.)
skaber ved Systemer af plane Kurver. (5 Taf.) —
nassiew: Welcher Bcstandth. d. Erstickungsblutes Jul. Thomsen: Thermochemiske Undersegelser.
vermag den diffundirbaren Sauerstoff ZU binden?
— P. C. V. Hansen: En Saetning om den
Ei h a r d
1 i e d e W
ann m
Ueb. d. ellipt. Polari-
: Eulerske Faktor svarende til Ditferentialligningen
sation d. Lichtes u. ihre Bezieh, z. d. Oberflachen- dv
—
F. Zöllner: Ueb. d. Zu-
M+ N , hvor = M
og N ere algebraiske Funk-
farben d. Körper.
sammenhang Sternschnuppen u. Kometen.
v.
— tioner af x og y.
Ueb. d. durch strömendes Wasser erzeugten electr.
Ströme. —
0. Schlömilch: Ueb. bedingt-conver- Hydrograph. Bureau d. kais. Admiralität.
irende Reihen. —
Dr. J.Michel: Zur nah. Kenntu. Hydrograph. Mittheil. II. Jahrg. Nr. 3—4.
„. Blut- u. Lymphbahnen d. Dura mater cerebralis.
I Berlin 1874. 4°.
— L. Gerlach: Ueb. d. Bestimmung d.
—
(1 Tat.)
Minerale d. Blutserums Füllung.durch dir. — Nachrichten f. Seefahrer. V. Jahrg.
0. Bruhns: Mitth. IIb. d. Ernüttl. d. Coordinaten Nr. 6—9. Berlin 1874. 4°.
Pleissenborg u. verschied. Tbürme in Bezug
(1
auf
die Leipz. steinwarte, ii. üb. d. Construction eines
Möhl, Dr. H. Ueb. d. mineral. Constitution
— Mittheil. d. landw. Inst, d. Univ. Halle. Kgl. preuss. Akad. d.Wissensch. in Berlin.
Jahrg. 1865. M. 1 Taf. u. 3 Hschn. Berlin Monatsschrift. Decembsr 1873. M. Tit. u.
1865. gr. 8°. Ind. — Berlin 1873. 8°.
spontanee.
—
Let'clmre: Rapp. s. 1. döcum. relät. — Verhandlungen. Jahrg. 1873. Nr. 14
aus renseignem, par des agents consul. d.
fournis
out ac-
bis 18, mit Titel u. Register. Wien 1873. 4". —
1.
Belg. s. 1. situat. Banit. des pays oü ils
credites; princip'alem. en ce qui cohcerne le cholera. Jickeli, Carl F. Studien üb. d. Conchylien
— Desguin: Suite d. 1. communic. sur l'appai'it. des Rothen Meeres. >M. 1 Taf.) S.-A. 1874.
du cbolera ä Anvers et s. 1. uianlie d. I. maladie.
Leop. X
42
Kais. Akad. d. Wissensch. in Wien. An- Bonnewyn, H. Discours sur les reactions
zeiger. XL Jahrg. 1874. Nr. 4—6. Wien chimiques de la Picrotoxine dans la biere.
1874. 8°. Extr. d. Bullet, de l'Acad. roy. d. med. VIII,
3 me ser. No. 2.) Bruxelles 1874. 8°.
Geyler, Dr. H. Th. Ueb. d. Gefässbündel-
verlauf in d. Laubblattregionen der Coniferen.
Königl. sächs. Polytechnische Schule in
(M. 6 Taf.) S.-A. a. d. Jahrb. f. wiss. Bot. Dresden. Programm f.d. Sommersemester 1874.
VI. 1867. 8°.
— Zur Kenntniss d. Sphacelarieen. (M.
Kgl. preuss. Akad. d. Wiss. zu Berlin.
Monatsbericht. Januar 1874. Berlin 1874. 8°.
3 Taf.) S.-A. a, d. Jahrb. f. wiss. Bot. IV.
Cur t ins: Ueb. griech. Inschriften aus Kyzikos-
1865. 8°. — Stenzler u. Weber: Ueb. Nilakantha's Rössel-
u. z. Verwandlung d. an-
Meyer, Dr. Adolf Bernh. TJebers. der von gewendeten Maasse in metrisches Maass. Kiel
petrefacten.
— Kl. palaoutolog.-geolog. Mitth.
—
W. Gintl: Das Ozon u. seine hygieinische Bedeu-
(1—30. April 1874.) — A. I! Harlaiher: Die i'eberschwemmung
tung.
in Böhmen Ende Mai 1872. (3 Taf.)
— v. Leon-
Hydrograph. Bureau d. Kais. Admiralität.
hardi: C. Nägeli üb. d. gesellsehaffl. Entstehen
Hydrograph. Mittheilungen. H. Jahrg. Nr. 7
— —
bis 8. —
Berlin 1874. 4°.
neuer Species. E. Mach: Physika! Notizen.
Resultate einer Untersuch, z. Geschichte d. Physik.
— Nachrichten f. Seefahrer. V. Jahrg.
— A. Vogl: Untersuch, üb. d. Bau u. d. mikro-
Nr. 13—17. — Berlin 1874. 4°. chemische Verhalten d. wichtigst. Farbehölzer d.
Handels. —
Verzeichn. der von Dr. G. Laube in
Deutsche Seewarte in Hamburg. VI. Jahres- Grönland gesamm. Pflanzen. —
J. A. Walter:
Bulletin. Annee 1874. HI Ser. Tome VIII. Sociedad Mexicana de Historia Natural.
No. 2. Bruxelles 1874. 8°. La Naturalezza. Periodico cientifico. Entrega
—Memoires des coueours et des savants 12. 19—39. Mexico 1870 — 73. 4°.
etrangers. Tome Vin. l r fasc. Bruxelles
U. S. Geological Survey of the Territories.
1874. 40.
(Department of the Interior.)
Cousot: Etüde sur la tievre typhoide. — Report in 5 volumes.
Kgl. bayr. Akad. d. Wiss. zu München. Vol. I. Fossil vertebrales. Parti.
Abhandlungen. Bd. IV X. München 1766
— J. Leidy: Contributious to the extinet
bis 1776. 4°. vertebrale Fauna of the Western Terri-
— Denkschriften. Bd. IX. 1823 — 24. ib. tories. M. 37 Taf. Washington 1873. 4°.
Vol.V. Parti.
Zoology andBotany.
1825. 4°.
— Abhandlungen d. math.-phys. Cl. Bd. I,
Dr. C.Thomas: Synopsis of the Acri-
didae of North America. Wash. 1873. 4».
1829—30; Bd. III, 2, 1841, u. Bd. V, 3,
1850. 4°.
— Miscellaueous Publications. No. 1 u. 2.
the Chief Signal-Offieer fco the Secretary ihren neuesten Entdeckungen u. Fortschritten
of War for the" y. 1872. Washington 1873. 8°. i. J. 1873. S.-A. Regensburg 1874. 8°.
American Journal of Science and Arts Offenbacher Verein f. Naturkunde. XIII.
by Dana and Silliman. Vol. VI. No. 32 36. — u. XIV. Bericht. Offenbach 1873. 8°.
for
Report, compris. the city of Philadelphia Möhl, Dr. Heinr. Die südwestlichen Aus-
the year 1872. Philadelphia 1873. 8°. läufer des Vogelsgebirges. S.-A. Offenbach
Verein zur Beförderung des Gartenbaues Collection in 8°. Bruxelles 1874. 8°.
Monatsschrift. KommeUere:
—De
in den K. Preuss. Staaten. Dr. la deformation des
Berlin 1874. 8°. globules rouges dn saug.
1
i'7'.
Jahrg. Nr. 4. (April.)
45
Die Verwüstungen der Phylloxera gegend von Cognac gezeigt. In Folge dieses
Berichtes bat die Franz. Nationalversammlung
vastatrix in Frankreich.
in ihrer Sitzung vom 22. Juli eine
Dem an die Mitglieder der Nationalver- Belohnung
von 300,000 Frcs. zu Gunsten
sammlung vertheilten Berichte Herrn Granet's Desjenigen
votirt, der ein wirksames Mittel gegen die
lassen sich die Ergebnisse der Unter-
zufolge
suchung, welche die mit der Prüfung des Ge-
Phylloxera ausfindig macht. — A. A. Z.
Erzeugniss heuer nicht die Hälfte einer ge- Freitag, den 11. Sept., früh 9 Uhr
wöhnlichen Ernte erreichen. Das Departement Hauptversammlung in dem Hörsaale des Kgl.
des Herault ist sehr ernstlich ergriffen. Die Zwingers (der Sophieukirche gegenüber). Nach
Departements der Ardeche und der Rhone- der Eröffnung der Versammlung durch den
mündungen, die viel früher befallenen, haben Geschäftsführer und der Wahl eines Vorsitzenden
auch jetzt noch schwer davon zu leiden, Das folgen geschäftliche Verhandlungen und wissen-
Departement des Vax wo die Krankheit sich
, schaftliche Vorträge.
im Jahre 1870 in den beiden Arrondissements Um 1 Uhr Frühstück bei Fiebiger oder
Toulou und Brignoles verbreitete, sieht seit dem in dem Belvedere der Brührschen Terrasse.
letzten Jahre sein drittes Arroudissement, das Um 2 Uhr Nachm. Dampfschifffahrt (vom Elb-
von Draguignan, nun ebenfalls heimgesucht. quai der Altstädter Seite) zum Waldschlösschen.
Im Departement der Nieder-Pyrenäen ist eine Besichtigung der neuen städtischen Wasser-
gewisse Anzahl Cantone ziemlich stark befallen ;
werke unter Leitung des Herrn Ingenieur Sal-
ebenso zeigt sich nachgerade das Uebel auf bach. Abends gesellige Zusammenkunft oder
einigen Punkten der Isere und des Rhone. gemeinschaftliches Abendessen.
—
Auch in Corsica ist das schreckliebe Insect Sonnabend, den 12. Sept., früh 9 Un-
zum Vorschein gekommen. Der Präsident der wissenschaftliche Vorträge im dtzungslokale.
Ackerbau-Gesellschaft der Gironde ist in der Hierauf Besichtigung der Sammlungen. Um
Antwort, die er auf die Fragen der Commission 2 Uhr Abfahrt vom Böhmischen Bahnhofe nach
ertheilte, der Ansicht, dass sich die Phylloxera Pirna, geognostisehe Excursion nach Liebethal
bereits in
sechzig Gemeinden des Departements zur Besichtigung der neuen Aufschlüsse im
verbreitet habe. im Departement der Nieder- oberen Quader und Bakulitenmergel. (Rückfahrt
Chärente scheint das Uebel eine ziemlich grosse von Pirna Abends 9 Uhr 2ü Min.)
Ausdehnung zu gewinnen, besonders im Arron- Sonntag, den 13. Sept., Vorm. 9 Uhr
dissement Saiutes. Die Charente ist bis jetzt 20 Min. Abfahrt vom Böhmischen Bahnhofe
noch ziemlich wenig ergriffen indessen hat sich ;
nach Potschappel zur Excursion in den Plauen-
die Phylloxera im letzten Jahre in der Um- sehen Grund. ^Rückfahrt von Plauen 12 Uhr
46
25 Min.), ev. beliebige andere Ausflüge in die den Geschäftsführer, Erstattung des Jahres-
Sächsische Schweiz etc. berichtes durch den Generalsecretär und eine
wird, dem Beschlüsse der Gesellschaft in der breitung brachycephalischer Schädel in Deutsch-
land in vorgeschichtlicher und geschichtlicher
vierten allgemeinen Versammlung zu Wiesbaden
am 16. Sept. v. J. gemäss, vom 14. bis 17. Zeit, und des Hrn. Major Schuster: über
1874 zu Dresden stattfinden. Zum Ge- die frühereu Bewohner der jetzigen sächsischen
Sept.
Lande vor ihrer Berührung mit den Römern.
Versammlung wurde Herr
schäftsführer dieser
Hofrath Prof. Dr. Geinitz in Dresden
— Um 1 Uhr gemeinschaftliches
Mittagsessen
(Lüttichaustr. Nr. Vorsitzender
in dem Kgl. Belvedere der Brühl'schen Terrasse
27) erwählt; ;
der Gesellschaft ist Herr Prof. Dr. Fraas Nachmittags Besuch desAlterthums-Museums,
in Stuttgart, und Genera lsecretär Herr des Rietschel-Museums und des zoologisohen
Dr. v. Frantzius in Heidelberg. Aus Gartens. — Abends nach 7 Uhr: gesellige
dem Programm Abendunterhalt ung in der grossen Wirthschaft
ergiebt sich Folgendes :
lung, das mineralogische und das naturhisto- für die sechste Generalversammlung vorgenom-
rische Museum
(sämmtlich im Zwinger) geöffnet, men. Nach einer Pause folgen Vorträge über
so wie auch die anderen Kgl.
Sammlungen in Werkstätten der Steinzeit (Berichterstatter vor-
den dazu festgesetzten Besuchsstunden den Mit- behalten), über Gräber der Steinzeit in Deutsch-
und ihren land von Herrn Dr. Klopfleisch, und über
gliedern Angehörigen gegen Vor-
zeigung der Mitgliedskarten zugänglich sind. die megalithischen Monumente in Deutschland
Abends von 7 Uhr an freie Zusammenkunft (Berichterstatter gleichfalls vorbehalten). Um
im weissen Saale von Helbig's Restauration, 1 l
Uhr: gemeinschaftliches Mittagsessen
/ä in
Montag, den 14. Sept., 9 Uhr Vm., Neustadt-Dresden. Von 3 —6 Uhr Besuch
erste Sitzung im Hörsaale des südlichen der Antikenkabinets der Porzellansammlung
Zwinger- ,
pavillons (bei der Sophienkirche). Nach Eröff- und der Kgl. Bibliothek im Japanischen Palais.
nung der V ersammlung durch den Vorsitzenden Abends 6 Uhr dritte Sitzung: Bericht
der Gesellschaft, Begrüssung derselben durch und Discussion über die Broncezeit in Deutsch-
land. Vortrag des Herrn Dr. Wibel über die gemeinen Sitzung Vorträge zu halten, ist nach
ehemische Analyse, und des Herrn Dr. Linden- den §§ 3 und 4 der Statuten nur der Schrift-
schmit über die Herkunft der Bronce. Später steller im naturwissenschaftlichen und ärztlichen
freie Zusammenkunft in Helbig's Restauration. Fache ;
eine Inauguraldissertation allein berech-
Reg.-R. Prof. Dr. Löwig, und zum zweiten 6. Mineralogie, Geologie und Paläontologie :
12. Kriegsheilkuude : Generalarzt Dr. Protz. Mittwoch, den 23. Sept.: Von 8 — 1
13. Ophthalmologie: Prof. Dr. Förster. Uhr Sektions-Sitzungen. Mittagsessen nach
14. Ohrenheilkunde: Prof. Dr. Voltolini. Belieben. Abends Fest von Seiten der Stadt
und durch
ist soeben erschienen die Verlags-
Die Tagesordnung der Versammlung ist
buchhandlung von Fr. Fr omni an n in Jena
festgesetzt wie folgt :
zu beziehen. — Derselbe enthält ausser
Uhr Sektions-Sitzungen. Mittagstafel in den 2 llt Bog. Text u. 4 Taf. Abbild. Ldpr. 20 Ngr.
verschiedenen Gasthäusern und Restaurants. Herrmann Engelhar dt: Die Tertiärflora von
3)
Abends 7 Uhr Festconcert. Göhren. 5^4 Bog. Text u. 6 Taf. Abbild.
Sonntag, den Sept.: a) Festfahrt,
2 0.
Ldpr. 1 Thlr. 6 Ngr.
nach Fiu-stenstem Abfahrt um 7 Uhr Morgens Moehl: Die Basalte und Phonolithe
4) Dr. H.
; ;
Nummern zum
wird beiZusendung der einzelnen
Preise von 1 Thlr. 18 Ngr. von
Uhr -
Abgeschlossen, den 31. Juli 1874. Druck \on E. Blochmann & Sohn rn Dresden.
m
NUNQUAM ^DmMLfii^ OTIOSUS.
V
'.1
H
LEOPOLDINA AMTLICHES ORGAN
DER
KAISERLICH LEOPOLDINISCH- CAROLINISCHEN DEUTSCHEN
AKADEMIE DER NATURFORSCHER
HERAUSGEGEBEN DNTER MITWIRKUNG DER ADJUNCTEN VOM PRÄSIDENTEN
Dr. W. F. G. Beim.
Inhalt: Amtliche Mittheilungen: Beiträge zur Kasse der Akademie. Veränderungen im Per-
—
sonalbestände der Akademie. —
Sonstiges: Eingegangene Schriften. Bruhns. Der Vorüber- —
gang der Venus vor der Sonnenscheibe am 8 9. Dec. 1874.
—
Conferenz zur Gradmessung
Amtliche Mittheilungeii.
Dr. Behn.
7
Leop. X.
50
No. 2140. Am 20. August. 1874 Herr Dr. phil. Hermann Karsten, Professor der Mathe-
matik und Mineralogie an der Universität und Direktor der Navigationsschule zu
Rostock. —
Zehnter Adjunktenkreis. —
Fachsektion 1 für Mathematik und Astro-
nomie und 4 für Mineralogie und Geologie.
No. 2141. Am 30. August 1874 Herr Dr. phil. Ernst Friedrich Wilhelm Klinkerfuess, Pro-
fessor der Astronomie und Direktor der Sternwarte an der Universität zu Göt-
tingen.
— Neunter Adjunktenkreis. — Fachsektion 1 für Mathematik und Astro-
nomie.
Dr. Betin.
Eingegangene Schriften.
(1—31. Mai 1874.)
Käfer der Ostseeprov. Russl. Dorpat 1874. 8°. Deutsche Gesellschaft für Anthropologie.
Bericht üb. d. IV. Versammlung zu Wiesbaden.
K. K. Sternwarte zu Wien. Meteorolog. 1873. Braunschweig 1874. 4°.
Beobachtungen im Jahre 1869. Sep.-Abdr. a.
d. Ann. d. Wien. Sternw. 3. Folge. XXI. Bd.)
'
Spitzmäuse.
—
Eug. de-la-Rue: Sur un cas de -
Bulletin. Vol. I -XVIII. Geneve 1853
germination des spores des Sarpolegniees. De — -1873. 8°.
Chaudoir: Materiaux pour servir ä l'etude des
Feroniens. —M. Avenarius: Ueb. innere latente —
Cours de legislation constitutionelle
Wärme. — 0. de Bourmeister-Radoszkowsky : donne par James Fazy. Geneve 1873. 8".
Supplement indispensable ä Particle publie par M.
Meyer, Dr. Adolf Bernh. Ueb. d. Papageien-
Gerstaecker, en i369, sur quelques genres d'hyme-
— I'r. Kaleniczeuko: Encore quelques gattung Eclectus. S.-A. Frankf. a. M. 1874.8°.
nopteres.
mots sur la Dapkne Sophia. — —
Ueb. neue u. ungenügend bekannte Vögel
Offenbacher Verein für Naturkunde. I. u. von Neu-Guinea u. d. Inseln der Geelvinksbai.
IV. Bericht. Offenbach 1860. 1863. 8«. S.-A. s. 1. Febr. 1874. 8°.
Anzeiger. Nr. X-XII. Wien 1874. 8°. Museum Godeffroy. Catalog 1U. Ham-
Institut Imperial des Mines. OnilCAHIE burg 1866. 8».
— Verzeichn.
(2 Taf.)
4 Taf.)—
gebirge. (1 Tat.) R^
E. v. Majsisovics: Faunengebiete u.
nov. Ursache d. sog. Luftwurzeln v.
sp. als
Laur. canariens. L. (Sep. Num. d. bot. Zeitung
Faciesgebilde d. Trias-Periode in d. Ost-Alpen.
Mineralogische Mitth eilungen E. S. : 32. Jahrg. Nr. 21). Halle 1874. 4». —
Dana: Ueb. Datolith. v.
Zepharovich: Ueb.
e. von Ckyn in Böhmen. Kais. Akad. W. zu Wien. Sitzgsber.
d.
— Feldspath-Metamorphose
C. Doeller: Trachyte Siebeubürgischen Erz-
d. 66. Bd. Jahrg. 1872. 1. Abth. 1-5. IL Abth.
gebirges.
-
E. Kalkowsky: Mikroskop. Unter- 1 — 5. III. Abth. 1—5.
such, von Felsiten u. Pechsteinen Sachsens. — —
G. Tschermak: 67. Bd. Jahrg. 1873. I. Abth. 1—5.
Ludwigit. ein neues Mineral a.
d. Banate. -- C. W
C. Fuchs: Ber. üb. d. vul- IL Abth. 1 — 5. -- Wien.
gr. 8°.
kanischen Ereignisse d. J. 1R73. — E. Doli: Neue
Pseudomorphosen. — Notizen. Istit. Veneto di Scienze ed Arti. Atti.
statistiche e cliniche. — Gherardo Freschi: Dell' misura dei Tempo. — Luigi Bellardi: J. Mol-
adattamento delle bigattiere al governo razionale luschi dei terreni terziarii dei Piemonte e della
dei bachi da seta. (c. 1 tav.) —
G. Zanardini: Liguria. P.I. Cephalopoda, Pteropoda, Heteropoda.
d. esp. indo-archipelagiques
des genres lutjanus et Australian Lignite. —
aprion. — List of Members 1873. 8°.
Scienze di Torino. Me-
Reale Acca^l. d.
langem Nachdenken die Regel fand, dass sich Sonne dreimal entfernter als den Mond sein ;
die Quadrate der Umlaufszeiten der Himmels- Plinius erhöht die Zahl auf 12. weil die Um-
das Jahr, zwölfmal
körper wie die Kuben ihrer Entfernungen ver- laufszeit der Sonne, d. h.
halten,waren damit die unbekannten Grössen grösser war, als die Umlaufszeit des Mondes
in unserem Sonnensystem fast auf die Hälfte oder der Monat. Aristarch war der erste, der.
reducirt, denn sobald man das Verhältniss der von einer richtigen mathematischen Voraussetz-
Umlaufszeiten erforscht, war auch das Verhält- ung ausgehend, die Parallaxe zu bestimmen
niss der Entfernungen gegeben. Durch die suchte. Zur Zeit des ersten und letzten Vier-
Beobachtungen der alten Astronomen kannte tels des Mondes, wo genau zur
derselbe also
man die Umlaufszeit aller Planeten mit grosser Hälfte beleuchtet ist, muss der Winkel am
Sicherheit; nach der Kepler'schen Regel Hessen Monde ein rechter sein, und wenn es möglich
sich die Entfernungen berechnen sobald man wäre, den Winkel an der Erde zu bestimmen,
eine Entfernung kannte. Zu
,
von der Sonne. Von ihrer Bestimmung hängt und sobald die Entfernung des Mondes von
nicht nur die der Grösse der Sonne, sondern der Erde bekannt, daraus auch die Entfernung
auch die der Grösse sämmtlicher Planeten ab, der Sonne berechnen. Aristarch leitete nun
weil unsere Instrumente uns nur die Durch- aus seinen Beobachtungen ab, dass im ersten
messer in Winkeln geben und zu der absoluten und letzten Viertel der Winkel an der Sonne
Grösse die absolute Entfernung bekannt sein 3° sei, und in einem solchen Dreiecke zwischen
muss. Aber aus dieser einen Entfernung lassen Sonne ,
Mond und Erde findet sich die Ent-
dieser auch die Geschwindigkeit des Lichtes des Erdschattens bei Mondfinsternissen zu 39'
bekannt. Zum Verständniss des Folgenden und leitete daraus die Sonnenparallaxe zu 3'
schicken wir hier noch die Definition eines ab. Daraus folgt nahe dasselbe Resultat, wie
häufig zu verwendenden Wortes voraus: Der aus der Betrachtung von Aristarch, und die
körper aus gesehen, der Halbmesser der Erde fernung der Sonne von der Erde zu 1200 Erd-
erscheint, heisst in der Astronomie die Parall- hai hmesser, also beiläufig zu 1 Million geo-
axe, und zwardie Sonnenparallaxe, wenn der graphischer Meilen, eine Entfernung, die auch
Winkel, unter welchem der Erdhalbmesser ge- Ptolemäus (^140 n. Chr.), der berühmte Ver-
sehen wird, auf der Sonne ist, sieht man den fasser des astronomischen Lehrbuchs aus dem
Erdhalbmesser von der Venus, dem Mars oder Alterthum „Abnagest", annahm, und die im
dem Monde, wird er die Venus-, Mars- oder Mittelalter bis zu Kepler's Zeiten beibehalten
Mondparallaxe genannt. Die Mathematik lehrt, wurde. Kepler vergrösserte die Entfernung
dass mit der Parallaxe auch die Entfernung um das Dreifache, indem er die Sonnenparall-
bekannt ist, sobald die zu Grunde gelegte Basis axe zu 1' annahm ;
der Jesuit P. Riccioli, die
reich ihrer Speculation. Pythagoras lässt die Noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts war
54
man in der Kenntniss über die Entfernung der vorübergeht, in welcher Stellung sie der Erde
Erde von der Sonne nicht weiter gekommen. sehr nahe ist, aus der Dauer der Zeit, welche
opposition dieEntfernung dieses Planeten von scheibe verschiedene Orte ein, und die Ver-
benachbartsn Sternen an verschiedenen Punkten schiebung ist eine um so grössere, je weiter
unserer Erde zu messen. Als daher der fran- die Beobachtungsorte auf der Erde von ein-
zösische Akademiker Richer zu wissenschaft- ander entfernt sind. Der Merkur eignet sich
lichen Beobachtungen nach Cayenne geschickt aber zu solchen Beobachtungen nicht, denn bei
wurde, beobachtete er dort gleichzeitig mit dem Merkur findet, wenn selbiger vor der
Picard und Römer in Europa den Mars. Aehn- Sonnenscheibe vorübergeht eine sehr geringe ,
licheBeobachtungen stellten an Cassini in Paris, Verschiebung für die verschiedenen Orte auf
Flamsteed und Bradley in London , Lacaille der Erde statt, weil bei der unteren Conjune-
am Cap der guten Hoffnung u. s. w., und der tion des Merkur derselbe von der Erde noch
Werth der Sonnenparallaxe fand sich, der da- 3
/5
mal so weit als die Sonne und daher die
maligen Genauigkeit der Beobachtungen eut- Merkurparallaxe nur 1 -/3inal so gross als die
sprechend, zwischen 9" und 12", Werthe, Sonuenparallaxe ist, die Verschiebung des Mer-
welche um den vierten Theil ihres Betrages kur auf der Sonnenscheibe aber nur die Diffe-
von einander abwichen. renz der Parallaxen beträgt. Durch eine solche
der Erde von der Sonne. Als Halley — schiedene Orte auf der Erde zu beschreiben
im Jahre 1715 auf der Insel St. Helena einen scheint, von verschiedener Länge und die Zeit-
Vorübergang des Merkur über der Sonnen- dauer, in welcher der Planet die Sehne durch-
scheibe beobachtete, kam er auf den Gedanken, läuft, ist von verschiedener Grösse. Wie gross
dass ,
wenn die Venus vor der Sonnenscheibe die Differenz der Zeitdauer sein kann, lätst
55
vorüberzugehen, beträgt etwa 8 Stunden. der Erde aus gesehen, wieder in denselben
3) Die Vorübergänge der Venus vor Knotenpunkt kommt nach 583 Tagen 22 Stunden
der Sonnenscheibe kommen nicht oft oder nahe 1% Jahren, und fünf solcher Venus-
vor. —
Leider sind die Vorübergänge der umläufe sind fast 8 Jahre. Wenn die Zwischen-
Venus vor der Sonnenscheibe sehr selten. Da zeit genau 1% Jahre wäre, würden sich die
sind, hat man vor Anwendung des Fernrohrs holen, leider aber sind fünf synodische Umläufe
mit dem Blendglase nie den Vorübergang der um 1 1
j-j Tage von 8 Jahren verschieden und ,
Venus vor der Sonnenscheibe beobachten können. nur dadurch dass die Venus nicht genau im
,
Als Kepler für die Bewegung der Himmels- Knoten zu stehen braucht, ist nach einem ersten
die eine, dass die Venus und die Sonne die- 6.3, 2004 Juni 7.9, 2012 Juni 5.6, 2117 De-
selbe Länge am Himmel haben, und die zweite, cember 10.6, 2125 December 8.2. 2247 Juni
dass ihre Differenz in der Breite nicht sehr 10.6, 2255 Juni 8.2.
verschieden sein darf, oder mit einem Worte, 4) Wie oft sind die Venusvorüber-
die Venus muss von der Erde gesehen
.
, sehr gänge schon zur Best immung der Ent-
nahe in der Richtung der Sonne stehen. Die fernung der Erde von der Sonne be-
Sonne bewegt sieh in einer Bahn . welche wir nutzt? —
Schon oben ist gesagt, dass Halley
die Ekliptik nennen, und die Venus in einer zuerst auf die Methode der Parallaxenbestim-
Bahn, welche gegen die Ekliptik um 3° 23' mung durch den Vorübergang der Venus auf-
geneigt ist ;
daher kommt es ,
dass die Venus merksam machte. Die nächsten Vorübergänge,
in den meisten Fällen Conjunction bei ihrer welche stattfanden, waren die vom Jahre 1761
mit der Sonne über oder unter der Sonne vor- und 1769, und die Astronomen des vorigen
übergeht ;
nur in dem Falle findet ein Vorüber- Jahrhunderts waren thätig, das Phänomen an
gang statt, wenn die Venus den Punkten ihrer recht vielen Orten beobachten zu lassen, zumal
56
Europa's Beobachter nach den wichtigen, selbst Wiener Astronom P. Hell war von Dänemark
äusserst entlegenen Punkten. So ging von eng- nach Wardoehust bei Hammerfest geschickt ;
lischer Seite Maskelyne nach St. Helena, Mason England sandte die Astronomen Bayley und
und Dixon wollten nach Sumatra, blieben aber Dixon nach Hammerfest und dem Nordcap;
am Cap der guten Hoffnung, weil ihre Abreise schwedische Astronomen besetzten Pello und
sich verzögert hatte. Die französische Akademie Cajaneborg; die St. Petersburger Akademie
schickte Piegre nach der Insel Rodriguez; Le- schickte die Genfer Astronomen Maillet und
gentil, der nach Pondichery wollte, befand sich Pictet nach Punoi und Oumba, Rumowsky ging
auf einem Schiffe, das die Engländer während nach Kola in Sibirien, andere Astronomen nach
des Krieges wegnahmen, so dass er zur Zeit Orsk. Orenburg, Gurief und Jakutzk. Frank-
des Vorüberganges nicht an seinem Ziele ein- reich und Spanien entsendeten Astronomen nach
treffen konnte. Da der Vorübergang der Venus Californien, die Londoner Akademie nach der
1769 wieder in Pondichery sichtbar war, ging Hudsonsbai, und der Hauptzweck, welchen Ca-
er, sobald er frei wurde, dorthin und fasste pitain Cook bei seiner ersten Weltumsegelung
den Entschluss, volle acht Jahre zu warten. verfolgte,war der, auf einer günstig gelegenen
„Aber es war," erzählt Arago, „als sollte sich Insel der Südsee die kürzeste Dauer des Vor-
die Grösse des Opfers das jener Akademiker
, übergangs der Venus vor der Sonnenscheibe zu
gebracht hatte, auf das Vollständigste zeigen :
beobachten; diese Beobachtung glückte ihm auf
eine kleine Wolke verhüllte die Sonne gerade der Insel Otaheiti. Encke hat die Beobach-
zu der Zeit, wo die Beobachtung angestellt tungen von 50 Stationen in Europa, 6 in Asien,
werden sollte." 17 in Amerika 1 in Polynesien zusammen-
,
sorgte für Beobachter in Stockholm, Upsala, nach einer Verbesserung von P. Hell' s Original-
Tornea, Cajaneborg. Hernösaud, Lund, Lands- beobachtungen , die derselbe, um eine bessere
Der Venusdurchgang vom Jahre 1769 war lionen,aber Sie geben diesem Aufwände erst
günstiger; selbiger war in Europa sichtbar, seinewahre Anerkennung". Der schönste Lohn,
obwohl die Sonne beim Eintritt der Venus be- den Encke von seiner Arbeit erhielt, war der,
reits dem Horizonte nahe war. Da das Phä- dass sein Resultat fast vier Jahrzehnte hindurch
nomen in den Juni fiel, so konnte man in der als das zuverlässigste anerkannt wurde.
57
Astronom Newcomb 8". 81; aus den Beobach- giebt die Differenz der beiden Be-
tungen des Mars in den Jahren 1832 und obachtungen die Parallaxe, multiplicirt mit dem
1862 um die Zeit der grösstmöglichen Factor oder Coefficienten.
Opposition ergiebt sich
8". 85 aus der von Foucault bestimmten Ge-
Wenn die günstigsten Orte für den gegenwär-
;
eine Trübung, dann eine schwarze Linie, resp. von der Sonne mit der eingetretenen oder dem
ein schwarzer Fleck der um so grösser und
,
Austritt nahen Venus, ein Bild zu erhalten,
undeutlicher wird, je schlechter das Fernrohr und wenn man diese Bilder sehr rasch hinter
ist. In guten Fernröhren erscheint die schwarze einander, z. B. von Secunde zu Secunde, her-
Linie sehr scharf, und es hat sich aus einer stellt, lässt sich aus den Bildern, welche mit
grossen Anzahl von Experimenten herausgestellt, dem Mikroskop ausgemessen werden können,
dass das deutliche Erscheinen der schwarzen und der Zeit der Aufnahme die Zeit des Con-
Linie, resp. das Reissen derselben, mit dem tacts genau berechnen.
wahren Ein- und Austritt zusammenfällt. Man Andere Instrumente zu feinen astronomi-
hat, um
zu diesem Resultate zu gelangen, die schen Messungen sind die von dem Astronomen
Erscheinung des Vorübergangs der Venus vor Bouguer erfundenen und von dem Optiker Fraun-
der durch Apparate künstlich
Sonnenscheibe hofer zuerst in vorzüglicher Art ausgeführten
beigestellt und daran das Phänomen der Con- Heliometer. Es sind dies Instrumente, bei
tacte sorgfältig untersucht und studirt. denen das Objectiv in der Mitte durchschnitten
Da diese Erscheinung von Irradiation, Re- ist und womit man ,
wenn man die beiden
flexion der Sonnenstrahlen am Rande der Venus, Hälften des Objectivs gegen einander bewegt,
der Unvollkommenheit der Fernrohre, vielleicht Doppelbilder erhält und diese zur Berührung
auch von deren Grösse abhängt, ist es eine bringen kann. Das Instrument hat seinen
Hauptbedingung, dass auf den zusammengehö- Namen davon bekommen, dass man mit ihm
rigen Stationen gleichgrosse und gleichgute zuerst den Durchmesser der Sonne maass, in-
Fernrohre zu den Beobachtungen genommen dem man beide Objectivhälften so weit ausein-
werden. Seit hundert Jahren sind glücklicher- anderschraubte . dass die beiden Sonnenbilder,
weise in der Optik grosse Fortschritte gemacht, welche man sah ,
sich genau berührten.
und können jetzt die Fernröhre viel vollkom- Das Heliometer und der photographische
mener hergestellt werden. Daher ist mit grosser
Apparat können nun ganz besonders auch an-
Zuversicht zn erwarten, dass die Contactbeob- gewandt werden, während der ganzen Dauer
achtungen diesmal eine viel grössere Genauig- des Vorüberganges Resultate zu erhalten. Es
keit haben werden, als im vorigen Jahrhundert. lässt sich z. B. leicht berechnen, wie viel der
Wenn man, sobald die sichtbare Venus- Mittelpunkt der Sonnenscheibe genau in der
scheibe vor die Sonnenscheibe eingetreten oder Mitte zwischen dem Eintritt und Austritt auf
kurz vor ihrem Austritt an der Sonnenscheibe zwei Orten ,
welche die Gestirne am Horizont
ist, den Einschnitt , welchen die Venusscheibe haben, verschoben wird; die grösste Differenz
am Rande macht, genau misst und eine Anzahl beträgt etwa 47 Bogensecunden, mehr als den
solcher Einschnitte zu verschiedenen Zeiten be- fünffachen Betrag der Parallaxe. Wenn nun
obachtet ,
so ist leicht zu begreifen , dass aus während des Vorüberganges der Venus vor der
diesen Einschnitten die Zeit des Contacts be- Sonn^nscheibe sowohl mit dem Heliometer un-
rechnet und die Contactbeobachtungeu auf diese unterbrochene Messungen, als auch mit photo-
Weise vermehrt werden können. graphischen Apparaten Aufnahmen gemacht
Eine Methode, um von dem Staude der werden, welche man später ausmisst so ist ,
ist die photographische Aufnahme. Dadurch spective in jeder Aufnahme ein Werth enthalten
nämlich, dass man einen photographischen Ap- ist. welcher eine filcichung giebt ,
in der die
59
Parallaxe, inultiplicirt mit verschiedenen Coeffi- Oceans, z. B. den Aleuten, auf den Sandwich-
cieaten oder Factoren, vorkommt. Nicht minder Inseln ,
den
Marquesas-Inseln den Paumota ,
lungen, die Methode der Distanzmessungen, die dem südlich gelegenen Neu-Guinea, Australien
Methode der Messung der Positionswinkel, und und Neuseeland oder in dem nördlich gelegenen
wenn an einem Orte die Beobachtung der Con- Japan und Sibirien, in China und Indien, über-
tacte vielleicht durch Trübung wahrend der haupt im ganzen östlichen Asien das Phänomen
Ein- und Austritte nicht gelingen sollte, können in die Tagesstunden des 9. December fällt.
doch während des über vier Stunden dauernden Wenden wir uns noch weiter westlich, so er-
Vorübergaugs die andern Methoden angewendet blickt man im westlichen Asien, in Mittel- und
werden. Ost-Afrika, im östlichen und südlichen Russland,
So gegenwärtig von den Expedi-
viel als in der Türkei ,
Griechenland und im südlichen
tionen der verschiedenen Nationen bekannt ist, Italien die Venus vor der Sonnenscheibe, wenn
wird von allen die Methode der Contactbeob- die Sonne am 9. December früh aufgeht, aber
achtungen, resp. der Verweilungen ausgeführt. sie steht am Rande, dem Austritt nahe, und
Von den Amerikanern, Deutschen, Engländern versehwindet bald nach Sonnenaufgang. Iu der
Franzosen Holländern
,
Portugiesen Russen
, ,
Südsee sieht man theils den Eintritt, theils den
wird auch die photographische Methode in An- Austritt, theils Ein- und Austritt, und der
wendung gebracht. Die heliometrischen Mes- allerdings unzugängliche Theil unserer Erde,
sungen dagegen werden, so viel bekannt ist, auf welchem zu jener Zeit die Sonne nicht
nur von den Deutscheu, Holländern und Russen untergeht, sieht auch den ganzen Vorübergang.
in Ausführung kommen. Ein Beobachter, der in 244° östlicher Länge
7) Wo ist im DlScember dieses Jahres (immer von Ferro gerechnet) und 35° nörd-
der Vor über gang der Venus vor der sich befindet, sieht den Eintritt
licher Breite
Sonnenscheibe sichtbar? Nach unserer — des ersten Randes der Venus (äusserer Eintritt)
Zeit fällt die Erscheinung in die Nacht zwi- gerade bei Sonnenuntergang, und zwar 10 Min.
schen dem 8. und 9. December, sie fängt
1
I3 S 11 See. früher, als ein Beobachter im Mittel-
Uhr an und da auch während der ganzen
,
punkt der Erde ,
dagegen ein Beobachter in
Dauer von über Wer Stunden die Sonne nicht 57° östlicher Länge von Ferro und 39° süd-
über unsern Horizont
kommt, sehen wir und licher Breite den Eintritt um 10 Min. 43 See.
dieBewohner des westlichen Europa's nichts später. Die Differenz der Eintritte ist daher
von dem Phänomen. Ebenso wenig ist die an diesen beiden Orten nahe 21 Minuten. Noch
Erscheinung in Amerika sichtbar, weil dort grösser ist die Differenz des Eintritts des
auch Nacht ist. Erst auf den Inseln des stillen zweiten Randes der Venus i innerer Eintritt),
8*
(Hl
nämlich fast 25 Minuten, wozu aber die Be- Gegenden auszurüsten, wo das Phänomen beob-
obachter in 234° östlicher Länge und 40° nörd- achtet werden kann. In fast allen gelehrten
Die Austritte sind nun um dieselbe Grösse ver- bereits im Jahre 1868 erklärten sich einzelne
schieden für Beobachter in 66° östlicher Länge Regierungen den Astronomen die nöthigen
bereit,
und 62° nördlicher Breite und in 262° -öst- Mittel zu gewähren. So wurden der Pariser
licher Länge und 64° südlicher Breite, sowie Akademie damals schon alle nöthigen Hilfs-
um fast 21 Minuten für Beobachter in 50« mittel zugesagt, aus England, Amerika, Russ-
östlicher Länge und 59° nördlicher Breite und land, Holland, Deutschland und neuerdings
in 241" Länge und Gl^ südl. Breite.
östl. auch aus Italien und Portugal hören wir, dass
Von einigen bekannten Orten mögen hier die Regierungen Astronomen aussenden. Die
die Orts-Zeiten des äussern Eintritts und Aus- englische Commission. an deren Spitze der Direc-
tritts aufgeführt werden. Nur der Eintritt ist tor der Greenwicher Sternwarte G. B. Airy, ,
sichtbar in Owahu um 3 U. 5 M.. in Honolulu steht, entschied sich schon 1868, fünf Stationen
um 3 ü. 5 M,. in Tahiti um 3 U. 42 M. zu besetzen, da zur Erlangung des Resultates
Eintritt und Austritt sind sichtbar u. a. in die Beobachtungen mehrerer Stationen eombi-
folgenden Orten und dauert das ganze Phänomen : nirt werden müssen und vorausgesetzt werden
Vormittags Nachmittags kann, dass an einigen Stationen möglicherweise
in Sydney Dec. 9 von 11 U. 52 M. bis 4 ü. 25 M.
ungünstiges Wetter ist. Sie hat sich entschieden
in Melbourne HÜ.28M. „ 4 U.OM.
für eine Station auf den Sandwich-Inseln, für
in Yokohama 11 U. IM. .. 3U.50M.
in 9 ü. 50M. 2 U. 38 M. eine Station auf der Insel Rodriguez, eine auf
Shanghai „
in Nertschinsk 9 U. 41 M. ,. 2 U. 32 M. Neuseeland (in Christehurclfl und eine oder zwei
in Peking 9 U. 30 M. ,. 2 U. 1 9 M. Stationen (davon die eine als Nebenstation (auf
in irkmzk SU.41M. ., 1U.32M. den Kerguelen 49 l ji° südlicher Breite und
(in
Vormittags
in Madras 7 ü. 12 M. „11 U. 53 M. ungefähr 88° östlicher Lauge von Ferro) und
in Bombay 6Ü. 42 M. „I1U.25M. endlich noch für eine Station in Aegypten.
auf den Kerguelen 6 U. 32 M. 10 U. 59 M.
.. Ausserdem hat Lord Lindsay, ein grosser För-
Der äussere Austritt ist sichtbar in Oren- derer der Astronomie, die Absicht nach Mauri-
49 M., in iiflis um 9 U. 36 M., in Suez um für acht Stationen und zwar auf den Sandwich-
8 U. 46 M., in Alexandria um 8 U. 36 M., Inseln, auf den Chatham-Tnseln (Warekauri), in
am Cap der guten Hoffnung um 7 U. 40 M. Australien in Bluff Harbour und in Hobart-
Vormittags. Die ganze Dauer des Vorüber- town den Kerguelen, (in Three- Island-
. nu*
8) Die Vorbereitungen zur Beob- land und in Sibirien das Phänomen sichtbar
achtung des Venusdur chgangs im ist . besetzen die russischen Astronomen nahe
Jahre 1874. —
Selbstverständlich haben 30 Stationen in Odessa , icolajew ,
Jalta,
schon seit mehreren Jahren die Astronomen Kbarkow, Kertsch, Tiflis, Eriwan, Nakritsche-
auf dieses Phänomen aufmerksam gemacht und wan, Kasan, Fort Uralsk, Krasnowodsk, Aschura-
sich au die Regierungen gewandt, um selbige deh, Orenburg, Fort Petrowski, Taschkent,
zu veranlassen ,
Expeditionen nach denjenigen Omsk . Kiakhta ,
Tschita . Nertschinsk . Fort
«1
Possiet, Wladiwostok. Hanka, Nakhodka, Haba- zum ersten Male in die Reihe der Staaten,
rowska, Busse, endlich noch in Ostasien Jeddo welche wissenschaftliche Expeditionen ausrüsten.
und Peking und in Afrika Theben. Die Wir gehen daher etwas ausführlicher auf die
Franzosen haben sich entschieden für Yoko- deutschen Vorbereitungen ein.
hama und Peking mit Stationen zweiter Klasse 9) Die Vorarbeiten der deutschen
wahrscheinlich in Tientsin und Saigon, für die Astronomen. — Es war im Jahre 1869,
Insel Neu- Amsterdam oder St. Paul und in als in der königlichen Gesellschaft der Wissen-
den neuseeländischen Gewässern für die Camp- schaften in Leipzig und fast gleichzeitig in der
und Numea.
bell-Inseln Die Indianer werden königlichen Akademie in Berlin, Astronomen
eine Station in Indien besetzen, die Holländer den Antrag stellten, die Regierungen zur Ver-
ausser Batavia eine auf der Insel Reunion, die mittelung der Aussendung deutscher Expe-
Portugiesen rüsten eine Expedition nach Macao ditionen zur Beobachtung des
Venusdurchganges
in China aus , die Deutschen haben gewählt : aufzufordern. Die Leipziger Gesellschaft stellte
Tschifü (China), die Kerguelen, die Auckland- einen dahin gehenden Antrag an das königlich
Inseln. Mauritius und Ispahan (Persien). Dazu sächsische Ministerium des Cultus und dieses
kommt noch , dass die Sternwarten in Asien, richtete den damaligen Bundesrath
an des
Australien und Afrika selbstverständlich die Norddeutschen Bundes das Gesuch für , die
umfangreichsten Beobachtungen anstellen wer- Beobachtung des Yenusdurchganges Sorge zu
den und also jedes Land das Seinige thut. um tragen. Der Bundesrath erkannte die hohe
die Wissenschaft mit neuen Resultaten zu be- Bedeutung dieser Erscheinung an und ersuchte
reichein. die Bundesregierungen Gelehrte in
Vorschlag
Die englische Regierung hat zur Beför- zu bringen, um selbige mit gemeinschaftlicher
derung der Expeditionen Kriegsschiffe zur Ver- Ausarbeitung eines Programms und Kosten-
fügung gestellt, und Lord Lindsay geht mit anschlags für die Beobachtungen zu beauf-
einem eigenen Schiffe nach Mauritius und wird tragen. Vom 25. — 29. October 1869 erfüllten
sich zugleich das grosse Verdienst erwerben, die Commissare, bestehend aus den Directoren
mit einer grossen Anzahl Chronometer die Zeit- der Sternwarten Geheimrath Hansen in Gotha,
und Aden zu be-
differenz zwischen Mauritius Geheimrath Argelander in Bonn , Professor
stimmen. Das englische Parlament hat zur Bruhns in Leipzig, Professor Winnecke jetzt
Anschaffung von Instrumenten und zur Aus- in Strassburg i/E., Professor Förster in Berlin,
rüstung eine namhafte*Summe bewilligt. Die G. Rümker in Hamburg, dem Akademiker Prof.
russische Regierung hat ein Gleiches gethan Auwers in Berlin und dem Vorsteher der
und die russischen 'Sternwarten sind bei den Grossh. Mecklenburgischen Landesvermessung
Expeditionen fast alle betheiligt und haben die Geheimrath Paschen in Schwerin, den Auftrag
Instrumente theils aus ihren Dispositionsfonds, und legten ein Programm und einen Kosten-
theils aus ihren Vorräthen bewilligt. Den anschlag dem Bundesrath vor. Nach Her-
Amerikanern stehen ebenfalls die Schiffe der stellung des deutschen Reiches traten für
Marine zur Verfügung und der Congress hat Bayern noch Professor Seidel in München und
eiue ausreichende Summe zur Ausrüstung der für Baden Professor Schönfeld in Mannheim
Expeditionen ausgesetzt. Die Mehrzahl der alsCommissionsmitglieder hinzu und eine zweite
Expeditionen benutzt die Schiffe der Handels- Couferenz wurde vom 20. 28. Mai 1871 abge-—
marine, die Dampfer, welche den Verkehr halten. Nachdem das Reichskanzleramt des
Europas mit den anderen Welttheilen unter- deutschen Reiches zu Vorarbeiten eine Summe
halten. Das deutsche Reich tritt als solches bewilligt hatte, wurde ausser in einigen Special-
62
Sande Bakhuyzen und Lord Lindsay etc. theil- und wo nur einzelne Schiffe längere Zeit zu-
nahmen. gebracht haben, bieten in Bezug auf Heiterkeit
Bis zum Jahre 1873 hatte die Commission des Himmels günstige Verhältnisse. Als dritte
ein Bureau,bestehend aus den Herren Hansen, Station ist Mauritius bestimmt, welches ziem-
Auwers und Winnecke, gebildet, im Jahre 1873 lich günstige meteorologische Verhältnisse auf-
dagegen wurde die schliessliche Ausrüstung weist. Da für die photographischen Aufnah-
einem Executiv-Ausschuss bestehend aus den
,
men Persien noch günstiger gelegen ist als
Herren Auwers, Bruhns und Rümker, über- Mauritius, wurde beschlossen, Mauritius nur
tragen. Von den von der Commission gefor- für Heliometerbeobachtungen beizubehalten und
derten Mitteln wurden im Reichsetat von 1873 eine photographische Station nach einem
nur
und 1874 zusammen 140,000 Thaler mit der persischen Orte zu verlegen, wozu Ispahan
grössten Liberalität bewilligt. bestimmt wurde, weil die dortigen sehr gün-
Die deutsche Commission richtete ihr Haupt- stigen Witterungsverhältnisse das Gelingen der
augenmerk auf die Methode der Distanzmes- Beobachtungen versprechen.
sungen durch das Heliometer und bezeichnete Für die Expedition nach den Kerguelen
als die günstigsten Orte zu diesem Zwecke hat die kaiserliche Admiralität die Glattdeck-
Stationen in China, Japan und im südlichen corvette , .Gazelle" zur Verfügung gestellt,
Ocean. Als von den russischen Astromen be- welche zu diesem Zwecke in Kiel ausgerüstet
kannt wurde ,
dass selbige auch in Sibirien wurde und bereits am 21. Juni abgesegelt ist.
oder Japan Heliometerbeobachtungen anzustellen Zur Unterstützung der chinesischen Expedition
beabsichtigten, wurde die japanesische Station in Tschifu hat ferner die kaiserliche Admirali-
aufgegeben und nach ausführlichen Berichten tät das Kriegsschiff ., Arkona" bestimmt und
über die klimatischen Verhältnisse der Ostküste geht die Expedition Postdampfer am 20.
mit
China's Tschifu als derjenige Ort ausgewählt, August von Southaniptou ab. Die Expedition
welcher bei seiner günstigen Lage für die nach Mauritius begiebt sich dorthin per Post-
Beobachtung auch grosse Wahrscheinlichkeit dampfer am 27. September von Marseille, die
auf heiteres Wetter verspricht und noch drei nach den Auckland-Inseln mit Postdampier bis
südlich gelegene Stationen ausgesucht. Die Melbourne, wo ein Schiff zur Weiterbeförder-
Kerguelen sowie die benachbarten Heart-Inseln ung gechartert werden soll, die Instrumente
^Macdonald-Inseln) und die Auckland-Inseln er- sind am 20. Juli von London abgegangen; die
lauben die günstigsten Beobachtungen; zwischen photographische Expedition schlägt im Sep-
den Kerguelen und den Macdonald -Inseln ist tember den Landweg über Russland nach
anderen Instituten geliehen, theils neu auge- kalien in sehr reicher Auswahl mit ,
so dass
schafft. Die Heliometer, vollständig gleich während der Zeit
Vorüberganges eine des
grosse und Fraunhofer sehe, gehören verschie- grosse Anzahl von Aufnahmen gemacht werden
denen deutschen Sternwarten und haben Fern- können.
röhre vom m Brennweite und 76 ram Jede
l Oeffnung Expedition erhält ein transportables
und mit ihnen sollen die mikrometrischen Observatorium, bestehend aus zwei eisernen
Messungen ausgeführt werden. Die Fernröhre Drehthürrnen und einem dazwischen befindlichen
zur Beobachtung der Contacte sind Befractoren Meridianzimmer, ferner ein Observatorium für
von 2 m Brennweite und 118°"" Oeffnung aus die photogra2ihischen Aufnahmen, eine Dunkel-
der Werkstatt von Fraunhofer und aus mehre- kammer, und da auf den Kerguelen und Auck-
ren Instituten bereitwilligst zur Verfügung land-Inseln keine Gebäude existiren, ist für die
gestellt; dazu kommen kleinere Fernröhre, alle Expeditionen nach diesen Stationen auch für
von Fraunhofer, welche theils zur Justirung hölzerne Wohnhäuser gesorgt. Es ist ferner
der grösseren Listrumente theils auch zu,
Bedacht genommen auf die nöthigen Bedürfnisse
Contactbeobachtungen und zu Ortsbestimmun- der Beobachter, auf Ecpiipirung, um in den
gen gebraucht werden sollen. Die pboto- verschiedenen Klimateu existiren zu können.
graphischen Feinröhre und Apparate sind aus Als Personal für die Beobachtungen wurde
der optischen Werkstatt von Steinheil in beschlossen, für jede vollständige Station zwei
rn
München. Zwei Fernröhre haben je 2 1
/2
Astronomen zwei im Photographireu geübte
,
Breitweite und circa 160 mm Oeffnung, die Beobachter, zwei Gehilfen (einen für die Astro-
beiden andern nach neuen Principien gebauten nomen , einen für die Photographen) ,
mit-
je 2 m Breitweite und circa 110 mm Oeffnung. zugeben. Es wurde dahin gestrebt, dass unter
Zur Ermittelung der geographischen Lage den photographischen Beobachtern ein Fach-
der Beobachtungsstationen werden kleine Meri- photograph sei ,
unter den Gehilfen ein
Passagen- und Universalinstrumente bekannt Die Expedition nach den Kerguelen besteht
sind, mitgenommen, sie sind theils dargeliehen, aus den Herren Dr. Böigen (Vorsteher des k.
:
pendel, eine Anzahl Boxchronometer und noch warte), Dr. Studer (Docent aus Bern), Bobsin
andere Uhren mit, die theils bei den Beobach- (Kammerphotograph aus Schwerin) . Krille
tungen zur Zeitbestimmung, theils zur Er- (Mechaniker aus Schwerin). — Für die Auck-
mittelung der Liingendifferenzen dienen. Von land-Expedition sind abgegangen die Herren:
anderen kleinen Instrumenten nennen wir nur Dr. Seeliger (Observator der Sternwarte in
noch Reflexionskreise, Sextanten ,
terrestrische Bonn), Dr. Schur (Observator der Sternwarte
und Marinefernröhre. An
meteorologischen in Strassburg i. E.) ,
der Docent Krone und
Instrumenten erhält jede Station zwei Queck- Dr. Wolfram (Photographen aus Dresden),
silberbarometer und je nach Bedürfniss 6 10 — Leyser ^Mechaniker aus Leipzig) und Krone
Um — Nach Tschifu gehen die
Thermometer. etwaige Reparaturen an jun. aus Dresden.
den Instrumenten ausführen zu können, ist Herren: Dr. Valentiner (z. Z. Observator der
auch für das nöthige Werkzeug gesorgt. Für Sternwarte in Leiden), Dr. Adolf aus Elber-
die photographischen Apparate gehen selbst- feld ,
Dr. Reimann aus Ratibor ,
stud. Deich-
verständlich ^ämmtlicbe photographisihe Chemi- müller aus Leipzig (als Mechaniker) und die
64
Herreu Kardätz und Eschke als Photographen. Expedition nach Mauritius 6 Monate, je andert-
— Nach Mauritius sind bestimmt die Herren: halb Monate für Hin- und Rückreise, 3 Mo-
Dr. Low (Astronom im geodätischen Institut nate für den Aufenthalt; für die Expedition
in Berlin), Dr. Pechüle (Observator der Stern- nach Persien 5 Monate, je1 Monat für Hin-
warte in Hamburg) , Heidorn aus Göttingen und Rückreise und 3 Monate für den Aufent-
und Mechaniker Dödter aus Strassburg. Für halt. Damit alle Beobachter ihrer Aufgabe
die photographische Expedition geht nach Per- gewachsen sind, damit ferner die Instrumente
sien als Astronom Dr. Peters (Observator der was von ihnen verlangt wird, haben
leisten,
Sternwarte in Kiel), Dr. Fritsch (Docent aus verschiedene Commissionsmitglieder die. Beob-
3 Monate gerechnet werden. Für die treten,um unter Benutzung des Protokolls der
je
Wiener Conferenz und seitdem eingegangener
chinesische Expedition istangenommen 7 Mo-
Anträge das Programm der Berathungsgegen-
nate und zwar je 2 Monate für Hin- und stände und eine Tagesordnung zusammen-
Rückreise, 3 Monate für Aufenhalt; für die zustellen. —
Abgeschlossen den 31. August 1874. Druck *on B. Blochnianu & Sohn in Dresden.
NÜNQÜAM JHKs, OTIOSÜS
Amtliche Mittlieilungeii.
Sept. 10. Von Herrn Prof. Dr. Ferd. Colin in Breslau, Beitrag für 1874 2 Thlr. — Sgr.
12. „ „ Prof. Dr. Senft in Eisenach, Beiträge für 1872, 73
und 74 6 „
— „
„ 19. ,, „ Dr. AI. Kogenhofer in Wien, Beitrag für 1875 . . 2 ,,
— ,,
Dr. Behn.
Leop. X.
66
No. 2142. Am 16. Septbr. 1874 Herr Dr. med. et phil. Eduard Karl von Martens, ao. Professor
der phil. Fakultät und Custos am zoologischen Museum der Universität zu Berlin.
— Fünfzehnter Adjunktenkreis. —
Fachsektion 6 für Zoologie und Anatomie.
(iestorliene Mitglieder:
Am 21. August 1874 zu Erlangen: Herr Dr. med. Johann Michael Leupoldt, ordentl. Pro-
fessor der Medicin an der Universität zu Erlangen. — Aufgenommen den 8. August
1843; cogn. Langermann.
Am 30. August 1871 zu Konstantinopel: Herr Dr. jur. Carl Eduard Hammerschmidt (Ab-
dullah-Bey), Professor an der medieinischen Schule zu Konstantinopel. — Auf-
genommen den 3. August 1833; cogn. Roesel II.
Am 21. September 1874 zu Canon bei Caen: Herr Leonce Elie de Beaumont, Professor der
Geologie an der Ecole des mines Ingenieur en chef der Bergwerke, beständiger
,
Srkretär der französischen Akademie der Wissenschaften und Präsident der geo-
wurde am 28. Mai 1807 zu Orbe im Canton Waadt als der Sohn eines protestantischen Geist-
lichen geboren. Seine Schulbildung empfing er seit dem Jahre 1818 auf dem Gymnasium zu
Biel (Canton Bern), setzte seine Studien auf der Akademie zu Lausanne und der Universität
zu Zürich fort, und ging dann nach Deutschland, um auf den Universitäten zu Heidelberg und
München Medicin zu studiren. An letzterem Orte empfing er 1830 den Doctorgrad. Seine
früh entwickelte Zuneigung zu den Naturwissenschaften fand an allen diesen Orten Nahrung.
aber in Mimchen doch erst die Richtung, welche während seines ganzen Lebens die vorwaltende
blieb. — Spix der Begleiter von Martius auf der ergebnissreichen Reise nach Brasilien, war
,
im Jahre 1826 gestorben, ohne die gemachten zoologischen Sammlungen vollständig beschrieben
zu haben. Agassiz übernahm noch als Student die Herausgabe des Fischwerkes (Selecta genera
et spec. piscium in pnr Bras. et curavit B. de Spix.
quos it.
collegit ping. J. Digessit de-
*) Die Aussicht der Akademie, von einem Agassiz sehr nahestehenden Manne eine eingehende
Darstellung seiner Entwickelung und europäischen Thätigkeit zu erhalten, ist nicht in Erfüllung gegangen.
und die Leopohlina kann daher nur einen aus dem Vergleiche zahlreicher Quellen zusammengestellten
Abriss der grossartigen Wirksamkeit ihres verstorbenen Mitgliedes bringen. Die aufgezählten Schriften
sind keineswegs vollzählig: in den Scientific Papers und in Carus und Engelmann's Bibliotheca zoologica
sind deren ungleich mein-, dieselben indess der Lage der Sache muh immer noch nicht vollständig auf-
geführt.
—
67
geschehen war, konnte nur durch die Benutzung der Sammlungen aller Länder und die Hülfe
der angesehensten Gelehrten zu Stande kommen, welche Agassiz bereitwillig zu Gebote gestellt
wurden. —
Dies Epoche machende Werk führte den Verfasser nach zwei Richtungen weiter.
Einmal zur Naturgeschichte der Süsswasserfische Mittele uropa's (Hist. nat. des poissons d'eau
douce de l'Europe centrale. Neufchatel 1839 —
42. 2 livr. Roy.-Fol. av. 41 pl.), zu deren
Bearbeitung er bereits bei seinem Aufenthalte in München manche Vorarbeit gemacht hatte,
und wozu er C. Vogt's Mitwirkung gewann (der darin die Embryologie des Salniones gab), die
indess unvollendet geblieben ist, und sodann zur Bearbeitung anderer urweltlicher Thierreste,
namentlich der Echinodermen. — Für diese umfangreiche Arbeit, welche ausser dem leider
Desor und G. Valentin an Agassiz au welcher Letztere im vierten Hefte eine Anatomie des
—
,
welche Männer, wie Hugi und Charpentier, die jetzige und frühere Gletscherwelt zu ergründen
suchten, lebhaften Antheil nehmen lassen. Agassiz beschloss 1840, mit seinen Freunden selbst-
ständige Untersuchungen anzustellen, und liess, von dem König von Preussen, der damals noch
Beherrscher von Neufchatel war, unterstützt, auf dem Unteraargletscher, demselben, auf welchem
auch Hugi seine Forschungen angestellt, hatte, eine Hütte bauen, die unter dem Namen des
9*
68
Hotel des Neufchatelais berühmt geworden ist. — Die Ergebnisse dieser später auch in Amerika
Hier sind aber noch zwei umfangreiche Werke zu erwähnen, deren Vorarbeiten und
theilweise Ausführung in diese Periode fallen: der Nomeuclator zoologicus, Fasel XII. Solo- —
duri 1842 — 47. 4°, und die später durch die Roy. Society von H. E. Strickland und nach
dessen Tode von W. U. Jardine herausgegebene Bibliographia zoologiae et geologiae. London
1848—54. 4 Bde. 8°. —
Im Jahre 1846 ging Agassiz, gleichfalls von der kgl. Preussischen Regierung unter-
stützt, nach Nordamerika und erhielt dort bald eine ihm völlig zusagende Stellung in einer
Professur für Zoologie und Geologie an der Lawrence scientific Schoolin New Cambridge bei
Boston. — Seinem neuen Adoptivvaterlande blieb Agassiz selbst dann treu als die Franzö- ,
sische Regierung ihn unter den glänzendsten Bedingungen nach Paris zu ziehen wünschte.
—
Seine Ihätigkeit erstreckte sich nunmehr auf ein weiteres Feld, als er bisher bearbeitet
hatte. Seine Anregung hat das Studium der Naturwissenschaften in Amerika mächtig gehoben.
Behörden wie Private kamen seinen Wünschen bereitwillig entgegen und bewilligten ihm die
Hülfsmittel zu den grossartigen, von ihm begründeten Sammlungen und den vielleicht noch
grossartigeren Reisen.
—
In der That scheint es Agassiz ganz vortrefflich verstanden zu haben,
nicht nur ein thatkräftiges Interesse für die Naturwissenschaften bei seinen neuen Landsleuten
zu wecken, sondern auch für seinen wissenschaftlichen Standpunkt die höchste Achtung zu
gewinnen, und mau erzählt davon manche ergötzliche Anekdote. Als Agassiz eine wissenschaft-
liche Reise benutzte, um das Interesse an der Naturforschung zu beleben, und in den Städten,
durch die sein Weg ihn führte, enthusiastisch aufgenommene Vorlesungen hielt, wurde von einer
abseits liegenden Stadt die Bitte an ihn gerichtet, auch dorthin zu kommen und Vorlesungen
zu halten. Agassiz lehnte das Gesuch ab, da es seinen wissenschaftlichen Zwecken hinderlich
war. Als nun aber jedes Bedenken durch die Versicherimg zu beseitigen
der Abgesandte
wlaubte, er werde ein sehr grosses Auditorium haben und viel Geld verdienen, empfing er von.
die verblüffende Antwort: er könne seine Zeit nicht vergeuden, um Geld zu gewinnen
Agassiz
(I cannot waste my time to make money).
Wir könuen die amerikanischen Arbeiten von Agassiz nicht einzeln ver-
zahlreichen
folgen und heben nur einige Hauptgegenstände hervor. Nachdem er Nordamerika nach vielen
Richtungen, besonders mit Bezugnahme auf die dortige Fischläuna durchforscht hatte, wandte
er seine Aufmerksamkeit auch auf die entlegeneren Theile Amerika's. Der Kaufmann Nathanael
Thayer in Boston bot ihm die Mittel, im Jahre 1865 in Begleitung seiner Familie und einer
Anzahl von Gelehrten und Künstlern eine Reise nach Südamerika und besonders nach Brasilien
und dem Amazonenstrome zu unternehmen. —
Ueberall wurde er ehrenvoll empfangen und
bereitwilligst unterstützt. Seine Reisebeschreibung (A. Jouruey in Brazil, Boston 1866) soll
neben verschiedenen Uebersetzungen (z. B. ins Franz. par F. Vogel: Paris 1869, gr. 8. av.
54 grav. sur bois et 5 cartes) in 2 Jahren 6 Auflagen erlebt haben und die reichen wissen-
schaftlichen Ergebnisse erschienen 1870 unter dem Titel: Scientific results of a journey in
69
Brazil by Louis Agassiz and liis Companions, wobei die Geologie und physikalische Geographie
von Prof. Fr. Hartt bearbeitet sind.
Im Jahre 1871 unternahm Agassiz wiederum in zahlreicher Begleitung eine weitere
grosse Reise nach dem südlichen atlantischen und dem stillen Ocean, bei der Tiefenunter-
Eingegangene Schriften.
(1—15. Juni 1874.)
^
:
G. :
fin.)
— H. &. HepcKiÄ: #aypCKiä Myospalax Laxm.
Naturw. Ver. f.
Steyermark. Mittheil.
Brauts) naui caMocTOHreÄiaiä bhjtl:
Jahrg. 1873.
— Graz 1873. 8°.
(Siphneus
Myospalax Dybowskii. (3 Taf.) B. Ciqio6iniit'BCKifr: —
Prettner: Klimat. Vertheil. d. Wärme ija:sBiiTiii äapostmta y BaäMyroBoä
cochm. (Pinus
J.
Kärnten.
in K. Friesach: Einwirk. — u.
Strobus L.) (1 Taf.) —
H. Trautschold: Notiz
Niederschläge
e. gleickförm. dichten rechtwiukel. Parallelepipeds üb. Elasniotheriuni sibiricum G. Fischer. V. —
auf e. materiell. Punkt. Bestimm, d. absolut. Entfern. Mo|tschoulsky Enumerat. d. nouv. especes de
:
d. Himmelskörper. —
Berechn: des Venusdurchg. coleopteres.
—
Geogr. Ortsbestimm. u.
v. 8. Dec. 74. (4 Taf.)
*) Wie so oft weichen die Angaben über Todesort und Todestag von einander ab, als Todes-
tag werden der 14. und der 15. Pecbr. 1873 und als Todesort New- York und New-Cambridge angegeben.
7(1
v. het vorstenhuis van Madoera. de Clercq: — Sitzgsber. Nr. 2. Prag 1874. 8°.
Het Pela der Amboneezen.
Kgl. Dansk. Vidensk. Selsk. Oversigt ov.
— Notulen. X. 1872. Nr. Dl. 4. u. Dl. XI. i. Aar.
det forhandl. 1873. Nr. 2. (Apr.— Juni.)
1873. Nr. Batav. 1873.
1. 8°. Kjobenbavn 1873. 8°.
— Alphabet. Kaarten. Lijst v. Batav. F. Schiern: Om Oprindelsen
— til Sagnet om
1873. 8°. de guldgravende Myrer. (1 Tat'.) Jap. Steen-
strup: Om hos
Gjaellegitteret eller Gjaellebarderne
Naturforsch. Gesellsch. in Zürich. Viertel- Brugden (Selachus maxim. Gunn.) 1 Tat'. L. —
jahrsschrift. 17. Jahrg. Hft. 1 4. Zürich — Lorenz: Kviksolvets elektriske Ledningsmodstand
—
i absolut M aal. J. Lange: Bidr. til Synonymiken
1872. 8°.
for nogle kritiske Arter fra Danmarks og Nabo-
Staatsbibliothek zu landenes floraer. (2 Taf,) —
F. Johnstrup: Om
Kgl. bayr. Hof- u.
kullagene paa t'aeroerne samt Analyser af de i Dan-
München. Catalogus codicum latin. bibliothecae
mark og de niiiil. Bilande forekomm. kul. (1 Tat'.) —
reg. monac. T. II. P. I. u. T. I. P. in. ('. I!:i rfoed: Om Arabin.
Gason, Sam. The Die.yerie Tribe of Austr. Leitgeb, Dr. II. Untersuch, üb. d. Leber-
Adelaide 1874. 8<>.
moose. I. Hft. Blasia pusilla. M. 5 Taf. Jena
Aborig.
1874. 4°.
Senckenb. naturf. Gesellsch. zu Frankfurt
a. M. Abhandl. IX. Bd. 1. u. 2 Hft, Frank- Ständiger Ausschuss bayr. Aerzte. Sitz.-
Protokolle d. bayr. acht Aerztekammern i. J.
furt a. M. 1873. 4°.
1873. München 1874. gr. 8U .
medicale. —
Borlee: Contusion et commotion cere- 1874. 8°.
brales. —
Depaire: Communicat. s. l'emploi de
l'essence de t.erebinthine comme antidote du phos- Verein z. Beförd. d. Gartenb. i. d. preuss.
phore.
—
Cesse: Transfusion du sang. Staaten. Monatsschrift, 17. Jahrg. Juuihft.
Berl. 1874. 8°.
Juni bis 15. Juli 1874.) Hydrogr. Bureau d. kais. Admir. Hydr.
(Vom 15.
Mitth. IL Jahrg. Nr. 14—15. Berl. 1874. 4°.
d. Wiss. zu Wien.
1874.
Kais. Akad.
Nr. 13 u. 14.
Anzeiger
Wien 1874. 8°.
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Berl. 1874. 4».
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Vol. I. Bog 38 — 47. Boston Chromat, dans les cristaux ä un axe avec la hindere
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and Cambrigde 1848. —
Vol. IV. Bog. 32—57
convergente.
m. Tit. u. Ind. Cambr. 1860. Vol. VIII. Bog. — Istit. Veneto di Scienze, Lettere ed Arti.
—
64 85 m. Tit. u. Ind. Cambr. 1868—73. 8».
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—
:
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73
the St.t
T
—
Ling. Dentit ol Gaeotis. '1 Tat'.)
— — A. Stoletow: Not. üb. d. Magnetisirungsfunc-
—
.
Ling. Dentit. in Physa. (1 Taf.) Od Prophyson, tionen verschied. Eisenkörper. V. Mot s choulsky : —
Ariolimax, Helix lychnuchus and oth. spec. (- Tat'.) Enumerat. d. nouv. especes coleopt. 13<" article. —
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Geography of, and Distrib. J.
Weinberg: Ueb. e. Deviation d. Anti-Passats.
Pnysic.
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J. 1 Karte u. 1 Tat.)
1
»«Script, of a Spec. of Cervus. (1 Taf.)
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son: The Upper Coal MeasuresWest of theAllegh. Naturw. Verein Lotos in Prag. Naturw.
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— --
Valley.
—63. 8°. — Desgl. XXIV. Jahrg. Jan.—Juli.
California. Pyralidae fr. N. Engl. Alb. R.
Leeds: Spectroscopic Examinat. of Silicates. — Prag 1874. 8°.
Behandl. —
Eduard Weyr: Ueb. algebraische Ungar. Karpathen-Vereiu zu Kesmärk.
Baumcurven. — Jahrbuch. I. Jahrg. 1874. Kassa 1874. 8°-
— Sitzgsber. Juli— Dec. 1872. Prag 1873. 8°. J. Hradszky: d. Urspr. d. Namen „Kar-
Ueb.
—
pathen" u. Allgem. Umriss d. Bienen-
„Tatra".
Von Herrn Apotheker Geheeb zucht i. d. Central-Karp. K. Kolbenheyer: —
in Geisa:
Z. Ge.«ch. d. Tatra-Forschungen. Verz. d. v. mir —
d. J. 1872/73 trig. u. barom. gemess. Punkte i.
Angström, Forteckning och beskrifn.
Job.. i.
öfver mossor. samlade af Prof. Anderson etc. d. hohen Tatrar u. ihrer Umgeb. -- C. Wünschen-
dorfer: Bereisg. d. Centralkarp. — W. Rowland:
1851—53. (S.-A. a. d. Ofversgt. af K. Vet. Aus der Arva. — W. A. Scherfei: Das Süsswasser
Akad. Förhandl. 1872. Nr. 4 u. 1873. Nr. 5.) d. Bades Schmecks. —
II. Payer: Bibliotheca car-
Soc. pathica.
—
imp. d. naturalistes de Moscou.
Bullet. Anne 1873. Nr. 4. Moskau 1874. 8°. Kais. Akad. d. Wiss. zu Wien. Anzeiger.
Th. Bredichin: Nr. 18—20. Wien 1874. 8°.
spectroscop. du Observat.
Soleil faites pend.l'ete et l'automne de 1S73. ,4
Taf.)
Leop. X 10
74
I/apparition spontanee et le semis repete du Ste- Pflanze. — Oemler u. Fuchs: Ueb. Erträge der
monitis oblonga Fries. —
Correspond. de Broussonet n. Petersen's Syst. angelegt. Wiesen. N. Las- —
av. A. v. Humboldt s. l'hist. nat. des canaries. — kowsky: Keimung d. Kürbissamen.
W. F r o u d e Sur un pendule ä tres-longue periode.
—
:
Bericht über die allgemeine Versamm- diese humussauren Salze üben eine lösende
Kraft auf Mineralien aus. Die geringste
lung der deutschen geologischen fte-
Kraft besitzen die ulminsauren Salze, sie kön-
sellschaft am 11., 12. und 13. Sept. 1874
nen nur Carbonate lösen; stärker wirken
in Dresden
die huininsaureu Salze, sie lösen Carbonate
von dem Vorsitzenden und Phosphate: am stärksten sich
zeigen
Dr. H. v. Decken. die namentlich das quell-
quellsauren Salze,
Wirkt. Geh. Rath und Oberberghauptmann a. D.
saure Ammoniak, sie lösen Carbonate, Phos-
zu Bonn.
phate. Sulfate, einfache Silikate und Fluoride.
Wissenschaftliche Vorträge: am 11. Septbr.
Alle gelösten Salze bleiben aber nur so
1. ProfessorSenft aus Eisenach, über den lange in Lösung ,
als die humussauren Al-
Einfluss der Humussubstanzen auf die Lösbar- kalien sich noch nicht in kohlensaure
keit und Umwandlung der Mineralien. Salze umgewandelt haben; ist dieses letztere
Das letzte Product der Verwesung aller der Fall, dann scheiden sich alle in Lösung
abgestorbenen Organismenreste nennt man Hu- befindlichen Salze je nach dem Grade ihrer
mussubstanz. Diese eigentümliche Sub- Löslichkeit in kohlensäurehaltigem Wasser aus
stanz entsteht bei stickstofffreien Orga- und zwar stets in kry stallinischen Gestal-
nismenresten durch den Einfluss der in den- ten. Interessant ist das Verhalten der in hu-
selben enthaltenen Alkalien (Kali oder Natron) musssauren Lösungen befindlichen Schwer-
oder der Kalkerde, bei stickstoffhaltigen metallsalze gegen Arsennickel, Arsenkobalt,
Organismenresten der in Gährung gera- Arseneisen. Schwefeleisen und Schwefelblei.
thenen und Ammoniak entwickelnden Stick- Diese Erze wirken stets reducirend
stoflsubstanz auf die Zellenmasse der Organis- auf die in Lösung befindlichen Schwer-
men. Die auf diese Weise entstehenden Humus- metallsalze, so dass die Metalle dieser letz-
substanzen sind demnach stets humussaure teren sich umjene Erze herum regulinisch
Alkalien und zeigen sich je nach dem Grade absetzen. Diese letzte Eigenschaft deutet ab-
ihrer Entwickelung als ulmin-, hu in in-. solut auf eineu galvanischen Process hin, wie
quell- und quells atzsaure Alkalien, am auch schon die Darstellung von reinen Kupfer-
meisten als ammoniakhaltige Salze. Alle krystallen, deren mehrere vorgelegt wurden,
75
in einem galvanischen Elemente (v. Meidinger) zeichneten Beobachtungen des Redners aus der
2. Dr. K. A. Los sen aus Berlin, über bald dieselbe durchbricht. Da, wo er aus dem
einen gangförmigen Ausläufer der Ramberg- normalen Granit austritt, ist er von der Be-
Granitraasse im Harze. schaffenheit feinkörnigen unentwickelten
eines
Rambergs als eine nach ihrem ganzen geologi- nern granitporphyrartig . indem die Grund-
schen Verhalten entschieden eruptive Bildung masse nicht ganz dicht erscheint, an den Saal-
charakterisirt , die keilförmig nicht als feste bändern beiderseitig ein überaus dichter so-
Masse, sondern als ein gleichviel wie immer genannter Hol nsteinporphyr. Da, wo an der
beschaffenes Magma in die umgebenden Sedi- blauen Klippe und unter den Gewitterklippen
mentschichten hineingedrängt , dieselben unter zwischen Thale und Treseburg die Gangspalte
häufigen lokalen Zerreissungen, Aufstauchungen, sich etwas weiter als gewöhnlich aufgethan
Zertrümmerungen im Grossen und Ganzen über hat, kehrt im Innern die Ausbildung zur nor-
sich her, auseinander und zur Seite geschoben malen Granitstructur zurück, die Saalbänder
habe ,
der Art ,
dass sie sich Raum geschafft, bleiben jedoch Porphyr. Zugleich treten an
ohne einen wesentlichen Bruchtheil des bereits dieser Stelle, wo Diabaslager in den Horn-
vor Einwirkung aufgerichteten und in
ihrer felsen neben dem Gang auftreten neben dpn ,
werden, dass es gelang, trotz der bedeuten- muthung aus, der später von Streng analysirte
den, z. Th. 4000 Meter weit von der Granit- Quarzporphyr von Altenbrak könne Bezieh-
grenze ab sich erstreckenden Contactmetamor- ungen zu den daselbst auftretenden Gesteinen
phose die einzelnen Schichtenglieder in ihrem haben. Thatsächlich bildet der Porphyr von
mein oder weniger veränderten Zustande:
-
als Altenbrak -Ludwigshütte nur einen sehr aus-
Kalkhornfels, Grauwackenhornfels, Schieferhorn- gezeichneten durch das Bodethal entblössten
,
fels , Quarzit , ja auch die antegranitischen Theil dieses Ganges. Wichtig ist ferner, dass
Eruptivgesteine als Diabashornfels wieder zu ausgezeichnete Flaserporphy re unter
erkennen. Von dem also charakterisirten den porphyrischen Ganggesteinen vorkommen,
Massengranit mit stets deutlich granitischer die als Porphy r-Facies des Granites
Structur läuft nach den kartographisch ver- von dem eehten Porphyr, der von Tuffen
9«
iß
schen Porphyroide. Diese scheinen vielmehr reihe einzufügenden Gebirgsgliedes wurde bis
im Fichtelgebirge, Thüringer Wald und an der auf 1500 Fuss ermittelt. Es liegen aber be-
Lenne, sowie an den Bruchhauser Steinen als reits Anzeichen vor, dass dasselbe an manchen
Contactmetamorphosen an flasrigen oder nicht Stellen bis zu 2000 Fuss und darüber an-
Hasrigen Porphyren vorzukommen, die wohl schwellen kann, damit, den gesammten nord-
am richtigsten für Apophysen in der Tiefe deutschen Planer, d. i. das Turon und Ceno-
ruhender Granite zu halten sind. man zusammen an Mächtigkeit übertrifft. Unter
den niederen Organismen dieses neuen Niveaus
zeichnet sich an einzelnen Lokalitäten durch
Am 12. September. ausserordentliche Häufigkeit der Individuen eine
3. Professor Dr. Möhl
aus Cassel legt eine grosse Kiesei-Foranünifere der Gattung Haplo-
Sammlung von 30 Dünnschliffen typischer phragiuium aus. Unter den Bivalven erreicht
Basalte vor, welche auf seine Veranlassung die Gattung Iuoceramus hier durch Glosse und
von dem Mechaniker Fuess in
ange- Berlin Schönheit der Arten den Höhepunkt ihrer Ent-
fertigt wird. Die von Zirkel getroffene Classi- wicklung und ist deshalb die wichtigste. Es
fikatiou der Basalte liegt dabei zu Grunde, findet sich z. B. Iuoceramus digitatus, J. car-
welche indessen noch erweitert worden ist. Es dissoides, J. involutus. Gasteropoden sind
weiden durchgegangen: Glasige und porphy- zahlreichvorhanden, sie bedürfen noch des
risch-glasige Basalte, welche als Hyalonieiau näheren Vergleichs. Von Cephalopoden finden
und Tachylit vorzugsweise als Auswürflinge im sich : Ammonites margae, Am. Hernensis, Am.
Tuff auftreten ,
denen im
Allgemeinen die Westfalicus und andere. Die Gattung Turri-
eigentlichen Basalte gegenüber gestellt werden. lites, welche hier ihr kurzes Dasein endet, wird
Diese zerfallen in Magma-Basalte, Feldspath- noch durch o Arten vertreten: Turrilites pli-
Liasalte und Glimmer-Basalte, welche in viele kannten Cephalopoden findet sich auf der von
Unterabteilungen gebracht sind, ganz beson- Miller unter der Bezeichnung Actinocamax v( u . -
gewählt, doch sind auch andere Lokalitäten streckung beobachtet. Es liegen aber An-
aus der Rhön, dem Vogelsberge, dem Wester- zeichen vor ,
dass dieselbe eine weite Verbrei-
walde, der Wetterau, den Rheingegendeu und tung besitzt, in den subliercynischen Hügeln
Westfalen herbeigezogen. auftritt, sich in den Alpen wiederfindet, in
4. Professor Schlüter aus Bonn spricht Frankreich und England vorhanden ist und
über eine Schichteufolge in dem Kreidebecken endlich auch ausserhalb Europa, in Südafrika,
77
in Texas und Californien u. s. w. wieder zu kleinen Gebirgsgruppe von Shantung vom 20.
erkennen sein wird. bis zum 40. Breitegrade ausdehnen. China,
Ferner legte Redner einen neuen Crinoiden bei einer Grösse von 70,000 Q. -Meilen, besteht,
vor. Bisher waren nur drei Crinoiden bekannt, zum bei weiten grössten Theile aus
Gebirgsland,
welche unmittelbar mit der Unterseite des Kel- nur 1
ls bis 1
I<)
ist von Ebenen eingenommen,
ches aufgewachsen sind: Cotylodenna aus dem dem scharfen, un-
deren Hauptcharakter in
Lias, Cyathidium aus dem Faxoekalk und vermittelten Abs chnitt gegen das Gebirgs-
Holopus lebend. Als vierte Form schliefst land besteht, in dem Vorstufen und Hügel-
sich die vorgelegte an , welche den eocänen ketten fehlen. Eine dieser Ebenen an den
Mergeln vou Spilecco Monteccio maggiore
bei grossen Flüssen Yangtsze Kiang und Hwang-ho,
entstammt, die auf der oberen südalpinen Kreide, deren Mündungsland sie bildet, nimmt eine
der Scaglia aufliegen. Fläche von 7000 Q. -Meilen ein, die kleinere
5. Dr. Mietzsch aus Zwickau legt ein davon getrennte von 1000 Q.-Meilen. Das
Stück Holz vor, welches in einer der Zwickauer südliche Gebirgsland hat eine buchtenreiche
Steinkohlengruben zur Zimmerung gedient hat Küste, während die Küste der grossen Ebene
und zum Theil scheinbar in eine der Pechkohle in geraden, wenig gebogenen Linien verläuft.
ähnliche Substanz umgewandelt ist. Dieses An der Küste des Gebirgslandes fehlt das Vor-
Holz nach Versicherung der betreffenden
soll land, nur eine Schlammbank zieht sich im
Bergbeamten in wenigen Jahren diese Verände- Niveau des Hochwassers an derselben fort.
rung erlitten haben. Redner hat eine weitere Diese Erscheinung steht mit einer langsamen,
Untersuchung der Substanz nicht eher vor- aber lang dauernden Senkung dieser Küste in
nehmen wollen ,
bevor die gegenwärtige Ver- Verbindung, welche in der Richtung von Nord
sammlung das Stück würde in Augenschein gegen Süd zunimmt. Das Gebirgsland ist von
genommen haben und behält sich eine weitere Parallelketten in der Richtung von S.-W. gegen
Mittheilung darüber nach beendeter Unter- N.-0. gebildet: diejenige, welche die Küste au
Kohle stattgefunden haben, durch genaue Profile gegenwärtig S Meilen davon entfernt. Damit.
dieser Art, ihre Erläuterung finden würden. hängt auch die Aenderung der Flussläufe zu-
6. Freiherr von Richthofen bemerkt, sammen welche bis auf einen Zeitraum von
,
dass er einen Atlas von 44 Blättern zu seinen 4000 Jahren bekannt ist. Der Yangtsze Kiang
Mittheilungen über China vorbereite, der eben mündete in einen grossen See, ans dem drei
deshalb eine längere Zeit bis zu seinem Er- Ausflüsse gegen S., S.-O. und N.-O. gingen.
scheinen in Anspruch nehmen werde. Er wolle Das dazwischen liegende Land wurde durch
daher, anknüpfend an seinen vorjährigen Vor- das Salzwasser der Fluth unfruchtbar gemacht,
trag in der Versammlung zu Wiesbaden, eine daher durch Dämme abgeschlossen , um das
kurze, übersichtliche Darstellung der grossen befruchtende Süsswasser des Flusses zu be-
Ebenen geben, welche sich im N.-Ü. von nutzen und so der Flusslauf verändert. Der
China, au der Ostküste zu beiden Seiten der Hwang-ho (gelbe Fluss) hat das grösste Mün-
78
dungsgebiet, die Entfernung der Mündungs- Stufe treten gewundene Kalksteinschichten auf,
stellenbeträgt nicht weniger als 60 Meilen unter denen das Silur lagert, oder sie ziehen
und wenn der vor 4000 Jahren stattgefuudene in einer einfachen
Biegung in die Tiefe.
Zustand berücksichtigt wird, 90 Meilen. Seit Schliesslich wurde noch die Bruchlinie erwähnt,
1S56 ist die Mündungsstelle, welche 600 Jahre au der der östliche Kwen-lun mit einer Höhe
lang auf der Südseite der trennenden Sebirgs- von 6000 Fuss unmittelbar gegen die Ebene
gruppe von Shantung gelegen hatte, auf deren abfällt.
Nordseite verlegt. In älteren Zeiten sind ähn- Der Redner giebt noch Kenntniss von den
liche Veränderungen mehrfach
vorgekommen ersten in kürzester Zeit erlangten Erfolgen
und jedesmal von den furchtbarsten Ueber- des Reisenden Dr. Lenz, der im Auftrage der
schwemmungen begleitet gewesen, bei denen Afrikanischen Gesellschaft nach dem Gabun
Hunderttausende von Menschen das Leben ver- gegangen ist und auf der Insel Eloi und an
loren haben. der Mündung des Muni Versteinerungen ent-
Das Gebirgsland von China ist seenlos, da- deckt hat, welche jurassischen Alters zu
her um so auffallender ein See an der süd- sein scheinen.
lichen Krümmung des Yangtsze-Kiang in der 7. Kammerrath Grotri an aus Braunschweig
kleineren Ebene. Redner sah denselben zuerst legte Stücke von Hornfels aus dem Abräume
bei niedrigem Wasserstande im Februar, nur eines neuen Steinbruches am Ziegenrücken im
einzelne Arme schlängelten sich durch das Ockerthale vor, welche die Form von sechs-
Sumpf land, während derselbe im October bei seitigen Säulen besitzen. Dieselben sind aus
20 Fuss Wassertiefe darüber hinwegsegelte. gewöhnlichen prismatisch abgesonderten Stücken
Das scharfe Abschneiden des Gebirgslandes hervorgegangen, von denen parallele Kluft-
erleidet nur zwei Ausnahmen. Die vom Red- flächen die scharfen Kanten entfernt haben.
ner nach Tatung genannten Schichten bilden 8. Professor vom Rath aus Bonn legte
zungeuförmige Terrassen von 80 bis 120 Fuss neue Mineralvorkommnisse vor
Truggestal- :
Höhe unfruchtbaren Landes, zwischen denen ten von Quarz auf Kalkspath und
fruchtbare Ebenen liegen. Jene bestehen aus Pseudo morp hosen von Serpentin nach
Konglomeratschichten mit grobsandigem Binde- Olivin vom Monzoniberge in Tyrol. Die
mittel, welche mit 10 bis 20 Grad von dem Herrn A. Frenzel aufge-
ersteren, welche von
Gebirge abwärts fallen. Das Material ist den funden wurden, stammen von Schneeberg. Auf
nächst anstehenden Silurgesteinen entnommen. einerälteren Quarzbildung der gewöhnlichen
!:ie sind während eines Stillstandes der Hebung Art ruhen neuere Quarzkrystalle, welche die
gebildet, ihre Höhe bezeichnet den damaligen Form des ersten stumpfen Kalkspathrhomboeders
Meeresstrand. Die andere Ausnahme betrifft ge- nachahmen. Es sind Gruppen von je drei
wundene Devonschichten an der Küste. Individuen, welche in gesetzmässiger Lage (eine
An der Grenze des Gebirgslandes in der Hauptrhomboederfläche des Quarzes parallel
Provinz Yangtsze treten zwei Plateaustufen einer Fläche des ersten stumpfen Rhomboeders
übereinander aus nahe horizontalen Schichten des Kalkspaths) auf einem ganz umschlossenen
gebildet auf. Die obere Stufe besteht aus den kleinen Kalkspathrhomboeder — '/s R- ruhen.
das Carbon bedeckenden Schichten, die untere Diese Krystalle sind den bekannten Reichen-
aus der productiven Kohleniormation von etwa steiner Quarzkrystallgruppen zu vergleichen. —
600 Fuss Mächtigkeit, in der ein Anthracit- Die neuen Oliviu-Pseudomorphosen bieten eine
fiötz von 30 Fuss Stärke den Hauptreichthum andere Flächencombination dar als die be-
des Landes bildet. Am Fusse der unteren rühmten Krystalle von Snarum , geben aber
79
diesen an Schönheit Nichts nach. Das gehende Charakteristik besonders dann nicht
Vorkommen liegt auf der Pesmeda-Alp Süd- ,
entbehren können, wenn es sich um die Kennt-
seite des Monzoni und gehört der Contactzone niss und Bezeichnung der der Land- und Forst -
zwischen dem Eruptivgesteine des Monzoni wii'thsehaft zu Grunde liegenden Gesteins- und
und dem Kalksteine an. Bodenbildungen handelt. Die Durchlässigkeit
9. Professor Orth aus Berlin legte eine und Undurchlässigkeit des Bodens wird durch
die Zahl der capillarischen Räume bedingt und
Körnungsscala vor. Die einzelnen Proben sind
durch mechanische Sonderung mittelst Decan- das feine nur mit wenig Thon gemengte Quarz-
tiren je nach der Geschwindigkeit im Wasser mehl gehört nicht selten zu den ungünstigsten
und Absieben der gröberen Gemengtheile durch Bodengrundlagen.
Rundlochsiebe gewonnen. Die Abstufung ist 10. Dr. Böttger aus Frankfurt a. M. legt
Volumengewicht des Quarzes wenig differirt, von Fritsch angegeben worden ist. Dieses
heben, dass die Wissenschaft sich bestimmter dazwischen mittlerer Lias nachzuweisen wäre.
Bezeichnungen bedient und die Ausdrücke: Die neu aufgefundenen Petrefacten, insbeson-
Erbsenkorn-, Rapskorn-, Mohnkorngrösse u.s. w. dere die Ammonitenreste beseitigen die haupt-
sind schon deshalb nicht genügend, weil bei sächlich auf Grund der Lagerungsverhältnisse
der Veränderlichkeit der Pflanzen diese Körner an dem oberliassischen Charakter der genann-
selbst keine bestimmte Grössen darstellen. ten Ablagerung erhobenen Zweifel.
Von besonderer Bedeutung ist die Beachtung 12. Dr. L. Meyn aus Uetersen spricht
der feineren Proben unter 0.1, besonders unter über die Bildung der Imatrasteine. Die regel-
0.05 Millimeter Durchmesser, welche ungeach- mässigen Gestalten derselben und der schwe-
tet vorwiegenden Quarzgehaltes sehr dischen Mariekor haben früher die mannich-
häufig mit Thon verwechselt werden, wenn faltigsten Erklärungen gefunden, bis man
auch nur sehr wenig eigentlicher Thon schliesslich dazu kam, sie als Concretionen im
(Alumen Silicat) beigemengt ist. Das feine Glacialmergel zu betrachten. Diese Erklärung
Quarzmehl wird nicht selten auch als sehr wurde jedoch neuerdings von Kjerulff bestritt
feiner Sand bezeichnet, wozu jedoch der be- ten. welcher zu der Vorstellung von Rollstei-
deutende Quarzgehalt nicht berechtigt und für nen zurückkehrte , bis Sars eine Reihe von
das praktische Leben entsteht dadurch eine Imatrasteinen fand, in welchen ein Glacial-
Ungenauigkeit der Ausdrucksweise, welche viel- petrefact enthalten war. Nun kam Kjerulff
fach verwirrend gewirkt hat. Für viele der zu der Erklärung, dass die Concentration der
wichtigsten Fragen der Landescultur sind diese Kalksubstanz bei allen den Imatrasteinen,
welche keine Petrefacten enthalten, schon in
Unterscheidungen und Bezeichnungen von nicht
geringer Bedeutung. Man wird eine sehr ein- dem Meere selbst während der Niederschlag-
80
bildung entstand und zwar durch verwesende dass oft durch Störungen der Lagerung jüngere
Thierstoffe, deren kohlensaures Ammoniak den Schichten desselben damit in Berührung ge-
Kalk aus dem Gypsgehalt des Meerwassers an bracht worden sind.
dieser Stelle fällte. Für diese Erklärung kann 14. Dr. v. La sau lx aus Bonn zeigt ein von
Redner hier eine ganze Reihe von Beweis- ihm construirtes — schon anderweit beschrie-
stücken aus der heutigen Marschbildung vor- benes — Seismometer vor und erläutert des-
legen ,
welche er theilweise aus dem Meeres- sen Anwendung.
grunde selbst hervorgezogen hat. Es sind zu-
nächst Imatrasteine, welche ohne organischen Wegen der nächstjährigen Versammlung
Inhalt genau die von Parrot gezeichneten Ge- der deutschen geologischen Gesellschaft wird
stalten wiederholen, dann solche, welche wie auf den Antrag des Oberbergrath Gümbel be-
zufällig ein Cardium oder eine andere Muschel schlossen, dass dieselbe in München und zwar
nicht umschlossen, sondern nur mit sich ver- gegen Mitte des Monats August gehalten
die
festigt haben. Noch merkwürdiger erscheint werden soll. Die Bestimmung der Tage blieb
es, dass sie sich um den mittleren Theil der der Bestimmung des Vorstandes anheim ge-
bekannten Pseudogaylussite der Marsch ange- geben, um eine Collision mit der Versamm-
setzt haben und dass fast jeder Pseudogay- lung der Schweizer Geologen zu vermeiden.
lussit in seinen durchbrochenen Flächen den Am 13. September machte ein Theil der
Ansatz zu einem Imatrasteine enthält. End- Gesellschaft eine Excursion in das Sächsische
lich liegt eine ganze Reihe von Imatrasteinen Quadergebirge, während ein anderer Theil und
vor, an denen scheinbar vollständige Gaylus- namentlich die Preuss. Landesgeologen unter
sitehaften oder mit den Spitzen hervorragen. Theilnahme des Oberbergrath Gümbel und
Diese Erscheinung ist bereits über viele Qua- des Professor Credner über die Arbeiten der
dratmeilen verbreitet aufgefunden worden, vom Landesuntersuchung verhandelten. Ein kurzer
südlichen Holstein bis zum mittleren Schles- Bericht über diese Verhandlungen wird vor-
Feststellung durch die Chemiker entgegen- fast aufgegebenen und unerwartet wohlbehalten
sieht. und mit wichtigen Entdeckungen heimkehren-
13. Professor K. v. Fritsch aus Halle den Oesterreichischen Nordpolfahrer überall
berichtet über ein Profil unterhalb der Schmicke begrüsst worden sind hat bei der Rückkehr
,
rothliegenden getrennt sind. Redner hebt fer- Graf Wilczek und Dr. Kepes den Zusammen-
ner hervor, dass am Thüringer Walde keines- hang des neuentdeckten Franz-Joseph-Landes
wegs immer die ältesten Schichten des Roth- mit dem vermutheten Nordpolar-Contineut näher
sonalbestände der Akademie. Sonstiges: Die fünfte allgemeine Versammlung der Deutschen
Anthropologischen Gesellschaft.
—
Die 47. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte.
— v. Martens, Die wissenschaftlichen Arbeiten über die Mollusken, Molluskoiden und Crusta-
ceen im Jahre 1873.
Amtliche Mitteilungen.
Majestät der König Karl von Württemberg hat zum Zeichen Seiner
Se. fortdauernden
Theilnahnie an den Bestrebungen der Akademie beim Empfange ihrer neuesten Schriften der-
selben unterm 5. October 1874 für ihre Zwecke einen Beitrag von 220 fl. Rh. verabfolgen
lassen. —
Se. Königliche Hoheit der Grossherzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Strelitz
hat bei gleichem Anlasse und zu gleichem Zwecke unterm 13. October 1874 der Akademie
Se. Durchlaucht der regierende Fürst Adolph ron Schaumburg-Lippe hat bei gleichem
Anlasse und zu demselben Zwecke der Akademie unterm 23. October 1874 hundert Reichs-
mark übersenden lassen. —
Octbr. 13. Von Herrn Prof. Dr. C. Arendts in München, Eintrittsgeld und
Beitrag für 1874 12 Thlr. — Sgr.
,, 22. ,, „ Dr. E. Hampe in Blankenburg, Eintrittsgeld ... 10 „
— ,,
Dr. Behn.
No. 2143. Am 13. October 1874 Herr Dr. phil. Carl Arendts, Prof. einer, der kgl. Bayerischen
No. 2145. Am 23. October 1874 Herr Dr. sc. nat. Gustav Carl Laube, ord. öff. Professor
der Mineralogie Geologie und Paläontologie an der Deutschen technischen Hoch-
—
,
*) A. A. Z. v. 25. Sept. 1874. Beil. mala hier gewirkt und schon so viel zur För-
83
derung der jungen Wisseuachaft gethan haben. er u. A. auch vor Kurzem in Finnland vor-
Es folgte dann der erste Vortrag, in welchem genommen , stellte es Virchow zwar als mög-
Major Schuster (Dresden) über die frühesten lich, aber sehr unwahrscheinlich hin, dass
Bewohner der sächsischen Lande, d. h. des Europa einst gewesen sei, dass also
finnisch
vom Queis bis zur Elster und vom Kamme des ehemals in Russland, ferner von der Weichsel
Erzgebirges bis zur norddeutschen Tiefebene bis zur Oder und Elbe, ja bis zu den Pyre-
reichenden Gebiets, vor ihrer Berührung mit näen, wie von den Basken angenommen, fin-
den Römern sprach. Besonders eingehend be- nische Völkerschaften gewohnt haben, die dann
handelte der Redner die von ihm vielfach durch Arier unterjocht worden seien. Unter
untersuchten ,,
Heidenschanzen ü Sachsens. Es den Slaven wie unter den Deutschen
, ,
finden
sind dies Erdwälle, die fcheils Ring-, theils sich Dolichocephalen und Brachycephalen es ;
Yorwälle bilden, und nicht von den Ureinwoh- fragt, sich aber, ob letztere finnischen oder
nern, sondern von Einwanderern errichtet zu anderen Ursprungs sind. Redner erörterte
sein scheinen . welche schon Weizen ,
Roggen schliesslich die Uebergangsformen ,
die er zwi-
und Gerste kannten. Noch älter müssen die schen beiden aufgefunden, und
Schädelarten
hin und wieder aufgefundenen sog. Steinwälle wies auf die Bestrebungen der deutschen An-
sein, wahrscheinlich die Opferstätten eines dem thropologen hin Deutschland in anthropolo-
,
Licht- und Feuercultus huldigenden Volkes. gische Kreise zu zerlegen, zu welchem Zwecke
Die in denselben zahlreich aufgefundenen Ge- u. A. auch überall Körpermessungen an der
rüthe der jüngeren Steinzeit beweisen, dass zu deutschen Schuljugend vorgenommen werden
dieser Zeit ein Jäger- und Fischervolk Sachsen sollen.
beschäftigung machten und, was ihre Thon- Vermögensstand 3610 fl. 17 kr.), über die
gefässe bekunden, ein sesshaftes Leben führten. Arbeiten der Conuuissionen , wie über die auf
Aus dieser Periode datiren eben die Erdwälle, Kosten der Gesellschaft ausgeführten Ausgrab-
durch welche sich die letzterwähnten Einwan- ungen Bericht erstattet. Es folgte dann ein
derer vielleicht gegen die umherschweifenden Vortrag Dr. Karl Andree's über die Sambaquies
.lägervölker schützen wollten. Ob aber jene oder Muschelhügelgräber in Brasilien, welche
Ackerbauer Kelten. Germanen oder Slaven ge- von K. Rath genauer untersucht worden sind.
wesen, kann bis heute noch nicht mit Sicher- Dieser Vortrag wird in einer der nächsten
heit bestimmt werden; es ist jedoch wahr- Nummern des Andree'schen „Globus u veröffent-
scheinlich, dass es Semnonen, also Slaven, licht werden. — In der Abendsitzung sprach
waren, die gleichzeitig mit Germanen im Lande Dr. Klopfleisch aus Jena über die Gräber der
wohnten und zeitweilige Angriffe von diesen Steinzeit in Deutschland und die in ihnen ent-
erfuhren. haltenen Thongefässe, bei denen er drei Typen
In Gegenwart, des Königs Albert sowie , unterschied: 1) die in Norddeutschland, wie
der Minister v. Friesen und v. Nostitz-Wall- auch in der Niederbretagne häufig vorkommen-
witz hielt Professor Dr. Virchow hierauf den den Erdhügel, in denen sich Gefässe aus einem
zweiten Vortrag über die Verbreitung braehy- ungeschlämmten Material vorfinden, deren
feinen,
cephaler Schädel in vorgeschichtlicher und ge- Verzierungen von eingedrückten Schnüren her-
schichtlicher Zeit in Deutschland. Nach den zurühren scheinen ; 2) die aus kleinen, durch
Ergebnissen vielfacher Schädehuessungen ,
die Lehm mit einander verbundenen Bruchsteinen
11*
84
hergestellten Gräber von ziemlicher Geräumig- höre, endlich einmal, und hoffentlich für immer,
keit, in denen sich Gefässe mit stark hervor- den namentlich in Frankreich immer wieder
tretenden Verzierungen befinden ,
welche zum auftauchenden „tertiären Menschen" begraben
Theile durch Finger- und Nägeleindrücke er- zu haben in der Sumpf luft der Tertiärperiode
;
zeugt scheinen, und 3) die Gräber mit Stein- könne kein so hochorgaiiisirtes Wesen wie der
wänden und Steindecken, in denen die Todten Mensch gelebt haben. Geh. Rath Prof. I)r,
in hockender Stellung bestattet wurden und , Schaaffhausen aus Bonn knüpfte sodann an
deren Thongefässe ein phantastisch-barockes den Virchow'schen Vortrag wieder an indem ,
Linienspiel zeigen. Hieran reihte sich ein Vor- er auf besondere Eigentümlichkeiten der
trag von Prof. Dr. Laube aus Prag über die Schädel bei den Lappen hinwies und bemerkte,
Erschliessung grosser Urnenfelder bei Dux und und des erfolgten Bildungsfortschrittes beim
Brüx mit Stein- und Bronzeresten: auch im Menschenschädel. Virchow entgegnete jedoch,
Eger-Gebiete, namentlich bei Saaz, zeigen sich dass gewichtige Gründe gegen die Annahme
viele Spuren einstiger Ansiedelungen, und unter sprächen, das Volk der Lappen habe in ältester
den betreffenden Funden giebt es eine grosse Zeit bis in's Herz Europa's hinein gewohnt;
Menge dolichocephaler Schädel. Dr. Laube insbesondere seien die Lappen kein Volk, dessen
schliesst aus dem ganzen Verhalte, dass die Alter bis in die Steinzeit hinaufreiche. Auch
Ueberreste von Einwanderern herrühren, die in Betreff des tertiären Menschen war Schaaff-
von Norden her dem Laufe der Flüsse in Böh- hausen anderer Ansicht , als Prof. Fraas ; er
men gefolgt sind und sich hier angesiedelt sprach sich vielmehr dahin aus, dass recht
haben ;
dass dies Germanen gewesen sind, wird wohl ein tertiärer Mensch existirt haben könne,
durch die deutschen Flussnamen „Elbe", „lser'
:
,
da ja die Luft, in der anthropoide Affen ge-
„Eger" etc. wahrscheinlich. Hierauf gab der lebt, auch dem Menschen völlig hätte genügen
Dresdner Oberbibliothekar, Hofrath Dr. Förste- müssen. Nach diesem Meinungsaustausch fand
mann der auf Veranlassung der kgl. Sachs.
,
die Neuwahl des Präsidenten statt: dieselbe
Regierung an dem internationalen anthropolo- fiel auf Prof. Dr. Virchow. Zum Versamm-
gischen Congresse in Stockholm Antheil ge- lungsort für nächstes Jahr ward München be-
nommen hatte ,
ein klares und anziehendes stimmt, wohin Prof. Dr. Zittel eingeladen hatte.
Referat über die Verhandlungen desselben und In der letzten Sitzung, am 16., entwickelte,
sprach am Schlüsse dem anwesenden General- nachdem Geh. Rath Schaaffhausen die Frage
Sekretär des Congresses. Hrn. Dr. Hildebrand, über die ältesten Wohnsitze
der Lappländer
der sich namentlich der Deutschen auf die nochmals besprochen hatte, Dr. v. 1 bering aus
(Stuttgart), der inzwischen eingetroffene Präsi- und einen zur Ausführung von Zeichnungen
dent der Gesellschaft, die Bemerkung, dass es bestimmten Apparat vor. Darauf folgte ein
y.u den Hauptverdiensten jenes Congresses ge- Vortrag Dr. Wibel's aus Hamburg über die
85
chemische Analyse der Bronze. Der Redner die erste Periode der Eisenzeit. Ausserdem
behandelte die Bedeutung, Methode und Auf- meinte Virchow, dass die chronologischen Be-
gabe chemischer Forschungen behufs Feststel- stimmungen sich eng an die aufgefundenen
lung vorhistorischer Verhältnisse, und zeigte, Kunstproducte und
Industrieerzeugnisse an-
wie durch genauere qualitative und quantita- schliessen müssten, dass die vom Major Schuster
tive Analysen die Untersuchung der Bronzen besprochenen Erdwälle der Steinzeit angehörten
für die Anthropologie sehr wichtig werden und von Slaven herrührten die in Sachsen
,
Vortrag des Dr. Bornemann (Eisenach), der seien die bekannten Umen-Felder aber rühren
;
ein in der Nähe seines Wohnortes liegendes, nach seiner Ansicht nicht von Slaven, sondern
an vorgeschichtlichen Ueberresten besonders von Germanen her. Nach diesen Bemerkungen
reiches Feld genauer untersucht hatte. Es ist erfolgte der officielle Schluss der Versammlung
dies ein Thonfeld, in dem sich zahlreiche runde durch Prof. Fraas, und die Mitglieder begaben
Vertiefungen finden, die jetzt mit Ackererde sich hierauf nach der grossen Wirthschaft des
gefüllt sind. Auf dem Boden dieser Gruben Grossen Gartens, wohin sie von der General-
finden sieh stets Kohlen und viele Gefässe und direction der kgl. Sammlungen zu einem Mittags-
Gefässscherben , die Dr. Bomemann sorgfältig mahle geladen waren, welches unter dem Vor-
gesammelt hatte und in zahlreichen Proben, sitze des Ministers v. Friesen durch zahlreiche
Richter", lenkte.*) Nach diesem erfolgte die Ercheinungen. Die Untersuchungen dieser Ein-
Begrüssung der Versammlung durch den Ober- schlüsse und der Funde in Kalksteinhöhlen
präsidenten der Provinz Schlesien, Herrn Frei- haben Licht über die letzten Veränderungen
herru v.
Nordenflycht ,
dann von Seite der der Säugethierfauna und selbst des Menschen-
Stadt Breslau durch den Oberbürgermeister, geschlechts verbreitet. Die nähere Untersuch-
Herrn v. Forckenbeck, und von Seiten der ung der noch vorhandenen Gletscher hat ihre
Universität durch Herrn Prof. Dr. Heidenhaiu. ungleich grössere Ausdehnung in der Vorzeit
Hieran reihte sich zunächst ein Vortrag erwiesen und im Vereine mit schwimmenden
des Herrn Geheimraths v. Dechen (Bonn): Eismasseu das so weit verbreitete Vorkommen
„Ueber die Ziele, welche die Geologie gegen- der sog. erratischen Felsblöcke aufgeklärt. —
wärtig verfolgt". Von den Fortschritten aus- Die fortschreitende Untersuchung der iu den
gehend, welche die Geologie durch die wissen- Erdschichten abgelagerten Thier- und Pflanzen-
schaftlichen Leistungen eines Werner, Smith, reste hat, wie der Redner ausführlicher ent-
Brongiart und Cuvier gemacht habe, weist wickelt, bereits die wichtigsten Aufschlüsse ge-
Redner darauf hin, wie v. Hoff und Lyell die geben und verspricht noch viel mehr
gegenwärtigen Veränderungen der Erdober- Zwei Thatsachen von hervorragender Wich-
fläche benutzten, um frühere Vorgänge zu er- tigkeit für die Entwickelungsgeschichte der
klären und eine Einsicht in dieBedingungen Erde werden besonders hervorgehoben: „der
zu gewinnen, unter denen die Ablagerung von Zusammenhang zwischen den Formen der Erd-
Schichten in älteren Perioden stattgefunden oberfläche und den Gesteinsmassen, welche sie
hat. Am bedeutendsten sind die Inseln und zusammensetzen", und: „die Bewegungen, Ver-
Riffe bildendenKalkmassen, welche durch Po- änderungen der räumlichen Lage, deren Theile
lypen in den Tropen abgelagert werden. Aber den festen Ablagerungen von ihrer Bildung an
seitdem Ehrenberg auf die Rolle aufmerksam bis jetzt ausgesetzt gewesen sind". Der erste
gemacht, welche die mikroskopischen Organis- Umstand hat im Verein mit ihrem praktischen
men bei der Bildung der Erdschichten und des Nutzen der Anfertigung geologischer Karten
Meeresgrundes spielen, und letzterer bei den einen gewaltigen Aufschwung gegeben. Der
Kabellegungen praktische Bedeutung gewonnen zweite Gegenstand lässt uns Blicke in das sonst
hat, bieten die Tiefseeuntersuchungen und über- unzugängliche Innere unserer Erde thun und
die Bildung des, soweit bis jetzt bekannt, bietet Beweise für die mächtigen Erschütte-
haupt
flachwelligen Meeresgrundes und die Abände- rungen und grossartigen Zerstörungen, denen
rungen, die durch die Ablagerungen der
er die Erdrinde unterworfen gewesen ist. Die
Flüsse u. s. w. erleidet, ein reiches Feld für heutige Zeit bietet davon nur leise Nachkläuge
weitere Forschungen. Die fortgehenden Kohlen- in den kaum merkbaren Hebungen und Senk-
stoffablagerungen der Torfmoore und die an- ungen und den zwar auffallenderen aber im
scheinend jetzt abgeschlossenen in den in der Vergleiche mit der Vorzeit doch nur schwachen
vulkanischen Erscheinungen die jedoch die
,
betrachten wir ohne sichere Unterscheidung vier Reihen Die erste Reihe,
bringen liisst.
als erloschen. Sie reichen nicht über die Zeit welche mit dem
21. April 1868, einem Frei-
der kainozoischen Formationen hinaus. Ge- tage, begann, gerade in der Zeit, als Louise
steine, Zusammensetzung und Struk-
die nach Lateau ihr Noviziat bei dem dritten Orden des
tur den Laven analog sind finden sich aueh , hl. Franziskus von Assisi vollendet hatte, be-
in allen älteren Formationen. Ueber dieselben stand in dem Auftreten der sogenannten Stig-
hat in neuerer Zeit die mikroskopische Unter- mata. Stigmata nennt man blutende Stellen,
suchung genauere Aufschlüsse gegeben, die die die denen analog erscheinen, welche der Hei-
Meinungsverschiedenheiten über ihre eruptive land bei seinen Marterungen und seinem Tode
Natur zu beseitigen geeignet sind. Zum Schlüsse erfahren hat und welche die römische Kirche
gedenkt der Vortragende noch der ursprüng- als Mahnungen zur Erinnerung an diese Ereig-
lich nicht unserem Planeten angehörenden Me- nisse betrachtet. Es ist nicht zu übersehen,
teoriten. Sie sind Gegenstand immer ein- dass gerade der hl. Franziskus von Assisi diese
gehenderer Untersuchungen, aber haben uns Erscheinungen in hohem Masse an sich erlebt
noch keine nicht auch unserer Erdrinde an-
. hat; es wird dadurch leichter verständlich,
gehörende chemische Elemente kennen gelehrt. dass diese Stigmata gerade bei einer Novize
In den älteren Erdschichten haben sie sich des Franziskanerordens sich wiederholen. Am
bisher noch nicht mit Sicherheit nachweisen ersten Freitage zeigten sich in der linken Seite
lassen. —
In diesen Bestrebungen verfolgt die Blutungen; am nächsten Freitage kam der
Geologie, von den anderen Naturwissenschaften Fussrücken an die Reihe, dann die Hände und
Belehrung empfangend und sie ihnen wiederum endlich am 25. September die Stirne, an wel-
bietend, ihr Ziel Die Entwicklungsgeschichte
: cher sie Erscheinungen, wie von den Wir-
der äussersn festen Erdrinde zu erläutern, auf- kungen einer
Dornenkrone, darstellten. Zu
zuklären und festzustellen. — dieser Reihe von Erscheinungen sind nach und
Zu dem darauffolgenden Vortrage des Herrn nach drei andere hinzugekommen; zunächst
Prof. Dr. Rud. Virchow „Ueber Wunder" Ekstasen, die darin bestehen, dass Louise, ge-
bot die Geschichte der Louise Lateau die wöhnlich Freitags, in einen gegen die Anssen-
nächste Veranlassung, ein Vorgang, welcher welt. ganz unempfindlichen Zustand geräth.
nicht nur benachbarte Gebiete, sondern auch In diesem Znstande hat sie Visionen und wird
einen Theil unseres Vaterlandes, die Bewohner nur durch besondere geistliche Einwirkung
des unteren Rheinthaies, seit längerer Zeit noch in Verbindung mit der diesseitigen Welt
lebhaft bewegt. * erhalten. Eine dritte Erscheinung bildet eine
Louise Lateau wurde 1850 in dem vollständige Enthaltung des Schlafes und end-
kleinen Dorfe Bois d'Haine in der Diöcese lich soll sie seit dem 30. März 1871 Nichts
Tournay . im Wallonischen Gebiete Belgiens, genossen haben, als täglich eine Hostie und
geboren. Nachdem schon ihre Entwickelungs- nebenbei wöchentlich ein Paar Löffel Wasser,
jahre, in denen sie frühzeitig eine gewisse Nei- sich aber desungeachtet in dem blühendsten
erscheinungen bezeichnet. Sie haben sich von nicht möglich sein werde, die Sache im Hause
einfachen kleinen Anlangen an, sehr schnell zu der Familie zu heilen : er wolle sich nur mit
einem grossen Cyclus gesteigert , der sich in dem Falle beschäftigen, wenn es ihm gestattet
88
würde, die Kranke aus dem elterlichen Hause dasselbe damals mit lebhaftem Erstaunen ge^
zu nehmen. Dies wurde ihm verweigert und lesen ,
ohne sich jedoch darüber auszulassen.
Dr. Gönne verschwindet seitdem aus den Proto- Im gegenwärtigen Jahre habe indess Herr Dr.
kollen. Dafür erscheint der gelehrte Dr. Lefe- Rohling. Prof. der Exegese an der Akademie
geworden ist. Nun-
bvre, der seitdem Professor zu Münster, eine weitere Schrift herausgegeben
mehr wurde eine grosse Reihe von sehr merk- (Louise Lateau , die Stigmatisirte von Bois
allen Richtungen gemessen die umliegende , raler Mann schrieb dem Redner: Jedes Dorf,
Haut ist weder geröthet noch geschwollen. Die jeden Flecken, jedes Haus überschwemmt die
Blase öffnet sich bald mit einer länglichen ultramoutane Colportage am Rhein mit dem
Spalte ,
bald kreuzweise ,
bald mit einer drei- beiliegenden Schriftchen. Redner sei überdies
zipflichen Zertheilung und ergiesst eine klare porsönlich provocirt worden. Herr Prof. Roh-
durchsichtige Flüssigkeit, an der darunter ling habe die Güte gehabt ihm seine Schrift
,
liegenden Lederhaut lässt sich mit dem besten direkt zu übersenden und ihn aufzufordern,
gar nicht der grossen und weitläufigen Anna- „Verbreitung ein fortgesetztes Wunder war
lyse des Herrn Lefebvre bedurft, um jeden „und noch ist, darum auf! Ihr Häupter der
Arzt zu der Anerkennung zu veranlassen, dass „Weisheit (Das ist der Ruf, der an Sie alle
!
es nicht mit rechten Dingen zugehen könne, „ergeht.) Frisch die Sandalen unter die Füsse
das heisst, nicht nach dem gewöhnlichen Gange „geschnallt und fort nach Belgien und der
pathologischer und physiologischer Ereignisse. „Welt das Stücklein dieses „Pfaffentruges" auf-
Da der Redner über Blutungen geschrieben gedeckt! Gelingt Euch dies, so machen wir
hat, so ist er ein ganz besonderes Object der „uns anheischig, Euch die Reisespesen zu ver-
comporativen Aufmerksamkeit bei Lefebvre ge- güten.' Und die Germania hat neulich ge-
-
..leichten und bequemen Weg nach Bois d'Haine Wunders zuzugeben? Redner schliesst sich
..finden können." —
Er sei indess diesen Auf- dem Ausspruche eines vom Caplan Thraen aus
forderungen nicht, gefolgt, da er durch den Dingelstedt in Thüringen an ihn gerichteten
Vorgang mit Dr. Gönne belehrt sei. dass man Briefes an, dass der vorliegende Fall entweder
Ueberdies habe bereits ein anderer anerkannter einstimme. Wenn es eines Wunders bedürfe,
Gelehrter, Herr Prof. Schwann in Lüttich, um die Leiden Christi wieder in der Erinne-
einer ähnlichen Aufforderung entsprochen, habe rung des Volkes wachzurufen, so habe man
mit dem Bischöfe vou Tournay einer jener erwarten müssen, dass es in der strengsten
exstatischen Paroxysmen der Louise Lateau Weise jenen Ereignissen entspreche. Das sei
beigewohnt und sei nach Professor Rohling's mit den Erscheinungen an der Louise Lateau,
Angabe zu dem Ergebnisse gelangt: dass die wie sie von Prof. Lefevre beschrieben worden
Probe genüge und dass jeder Mann von Ehr- seien, mit der Blasenbildung und Blutung aus
lichkeit sich hier beugen müsse. Es sei zu der biosgelegten aber übrigens unverletzten
hoffen, dass Prof. Schwann die wissenschaft- Haut in keiner Weise der Fall. Nicht einmal
lichen Ergebnisse seiner Untersuchung ver- directe Löcher in der Haut, aus denen das
öffentlichen werde.*) Prof. Virchow verwahrt Blut hervordrang, seien vorhanden gewesen.
sich dagegen, dass er die religiöse Ueberzeugung Uebrigens constituirt die blosse Thatsache
irgend Jemandes anzutasten beabsichtige, wenn der Negation eines anerkannten Naturgesetzes
sie sich in den Grenzen des Privateigenthunis noch kein Wunder. Der Fortschritt der Wissen-
hält. Aber hier liege der Fall anders. Es schaft basirt darauf, dass Beobachtungen ge-
handle sich ausgesprochenermassen darum, ein macht werden, welche beweisen, dass das, was
vermeintliches die ganze Mensch-
Wunder, „das wir biliar als Gesetz betrachteten ,
ungültig
heit angehe", zu allgemeiner Anerkennung zu ist. Aber es giebt. auch in der Wissenschaft
gerufen, ein Zeugniss abzulegen, dass dieses Kirche zu Pisa auf das Gesetz der Pendel-
Wunder ein wahrhaftiges sei, der Frage nicht bewegung kam wenn behauptet wird dass
, ,
entziehen können : Wie weit ist ein Wunder Newton bei der Betrachtung eines fallenden
berechtigt anerkannt zu werden und welche Apfels das Gesetz der Gravitation vorgeahnt
Merkmale zwingen uns ,
die Existenz eines habe, wenn Göthe selber schreibt, wie er durch
12
Leop. X.
90
der That Wunder. Aber diese Wunder sind dann muss die Gewalt, welche den Einfluss
ganz andere, als das, was hier prätendirt wird. der Schwere hemmt, eine messbare sein. Jedes
Diese Wunder offenbaren das Gesetz, sie ne- hierarchische Wunder , schliesst Virchow seine
giren nur das falsche Gesetz, sie vernichten Rede, hat noch eine Eigenthümlichkeit : es ist
eine uniichtige Formel, aber sie erklären das tendenziös ; jedes wirkliche Naturereigniss ist
wahre Gesetz, das jede weitere wissenschaft- nicht tendenziös. In dieser Tendenz liegt der
liche Untersuchung bestätigt.
— Wo es mög- Werth des Wunders, nicht in der Erscheinung
lich gewesen ist, vermeintliche Wunder unter als solcher. Darin unterscheiden sich die Vor-
volle naturwissenschaftliche Controle zu stellen, gänge ,
um welche es sich hier handelt ,
von
haben sie sich als natürliche Vorgänge enthüllt. Allem . was der Naturforscher beobachtet.
Das in früherer Zeit so oft angerufene Wunder Wunder, wie die zu Bois d'Haine. sind keine
des Erscheinens von vermeintlichen Blutflecken Offenbarungen des Gesetzes, sondern Verdunke-
auf Hostien der Entdeckung besserer
ist seit lungen desselben.
Mikroskope kein Wunder mehr. Es hat sich In der zweiten allgemeinen Sitzung am
durch Anwendung derselben herausgestellt, dass 21. Septbr. fordert zunächst Herr v. Rieht -
es mikroskopische Organismen sind, eine Art hofen (Berlin) im Namen der geographischi-n
Schimmel, wodurch diese rothen Flecke ent- Section die Versammlung auf, die rückkehrenden
stehen. — Das Wunder von Bois d'Haine österreichischen Nordpolfahrer auf deutschem
steht nicht unter voller wissenschaftlicher Con- Boden zu begrüssen. Dem Antrage entspre-
trole. Die unter der Aufsicht der Hierarchie chend, wurde ein Glückwunschtelegramm an
vorgenommenen Untersuchungen treffen das dieselben abgesandt, welches zugleich das Be-
Wesen der Sache nicht. Es ist z. B. nicht dauern darüber aussprach, dass es der Ver-
untersucht, woher Louise Lateau bei 3 */ä jäh- sammlung nicht vergönnt sei, die Heimkehren-
rigem Fasten den Kohlenstoff nimmt, den sie den in Breslau persönlich zu begrüssen.
—
ausathmet, oder ob sie vielleicht gar athmete. Bei der darauffolgenden Wahl des nächstjäh-
oline Kohlensäure zu erzeugen, was ein noch rigen Versammlungsortes, wozu Einladungen
viel grösseres Wunder wäre, als die Stigmata. von den Städten Homburg a. d. H., Kissingen
— Wenn das Wunder von Bois d'Haine die und Graz vorlagen, erklärte sich die Versamm-
Annahme verlangt, dass für gewisse Personen, lung für Graz und erwählte auf Vorschlag
für eine gewisse Zeit oder einen gewissen Raum ihres Vorsitzenden zum ersten Geschäftsführer
die herrschenden Naturgesetze suspendirt seien. Herrn Prof. Dr. Rollet, und zum zweiten
so heisst das mit anderen Worten, die Bestän- Herrn Prot, von Pebal. Dann sprach Herr
digkeit und Ewigkeit der Gesetze negiren. Prof. Dr. C. Reclam (Leipzig; .über Aus-
-
Das mag das .,wahre Gesetz" im Sinne der führung der Leichenverbrennung' .
Hierarchie sein, im Sinne der Naturforschung Nach einer Darstellung der Motive, welche
ist es das nicht. Die Naturgesetze bestehen es wünschenswerth machen, statt des Begräb-
nicht, wie die Gesetze der Grammatik, aus nisses die Leichenverbrennung einzuführen, und
Regeln und Ausnahmen ;
sie können nicht, wie einer kurzen Geschichte der bisherigen Be-
die Staatsgesetze, gehalten oder nicht gehalten strebungen geht der Redner zu den Erfolge«
werden, sondern ewige Gesetze, welche
es sind Wenn der
des Siemens' sehen Apparates über.
immer gehalten werden müssen. Wohl kann Chemiker Prof. Gorini in Lodi thierischp
angenommen ist, in der Luft schwebe, aber allein keine der übrigen Bedingungen wird von
91
dem für Auge, Ohr und Nase widerlichen Ver- auch wieder beseitigen Hess, sobald der Apparat
fahren erfüllt. Wenn der verdienstvolle Pro- richtig functionirte. Dem entsprechend gab
fessor der pathologischen Anatomie zu Padua, der Schornstein weder durch abziehende Dämpfe,
Brunetti, auf einem von einem Ofen um- noch durch Rauch die stattfindende Verbren-
gelang es dagegen in einer Reihe von acht, nung selbst wurden bei 164 Pfund Gewicht
zwischen dem 2. Juni und 19. Septbr. d. J. noch nicht für 3 Reichsmark Kohlen zur Gas-
ausgeführten Verbrennungen, trotz der absicht- entwickelung verbraucht. Bei dem Pferde von
lich vorgenommenen Abänderungen im Ver- mehr als 400 Pfund Gewicht betrugen die
fahren oder in den Gegeilständen, welche ver- Kosten der Kohlen 4 Reichsmark. Die übrig
brannt wurden, in jedem Falle eine schnelle, bleibende Asche betrug ganzen Thieren
bei
vollständige , zugleich kein Gefühl verletzende 2 2/g Proc. beim Schweine, 3 Proc. beim Hammel
und billige Verbrennung zu
doch erreichen. und 5 Proc, beim Pferde. Es stimmt dies mit
Es wurden zuerst einzelne Thiertheile (bis zum Brunetti's Angaben überein, sowie mit der
Gewichte von 2 Centnern auf einmal) verbrannt, früher gemachten Mittheilung, dass ein Mann
später ganz unverletzte, eben erst, getödtete von 90 Pfund Körpergewicht l 3/4 Kilo Asche
Thiere vom Gewichte des kräftigen, ausgewach- zurücklasse. Herr Prof. Fleck hatte berechnet,
senen Mannes (160 Pfund) bis zum Gewichte dass das übrig bleibende „Häuflein Asche"
von mehr als 4 Centnern. Die Zeit der Ver- etwa 10 Proc. des Gesammtgewichtes betragen
brennung betrug bei ganzen oder zerlegten werde, dass der Leichnam vorher ausgetrocknet
Thieren bis zum Gewichte von 200 Pfunden werden müsse, um brennen zu können, und
1 — l 1
/« Stunde. In fast allen Fällen waren dassman den calcinirten Schädel zu zerschlagen
3
die Weichtheile nach etwa /i Stunden ver- genötliigt sein werde, aber keine einzige dieser
schwunden, und nur die am
längsten Wider- Voraussetzungen hat sich er wahrt.
stand leistenden Beckenknochen mit ihren Es hat sich herausgestellt, dass die an-
Weichtheilen, sowie in zwei Fällen die Leber, fangs zur Verbrennung benutzte weissglühende
verschuldeten grösseren Zeitaufwand. Die Voll- Luft nicht so vortheilhaft ist, wie die minder
Dagegen vermochte man willkürlich durch Ab- heit des gefallenen Schnee's. Nur die Gelenk-
12'
92
zwischen -f- 1000 und 1500'C. zu schwanken. Zunächst sind hier einige Arbeiten zu
-j-
Eigentlich müsste die Temperatur etwa 7000° nennen, welche die ersten Stadien der Ent-
betragen, sobald der Leichnam selber zu ver- wicklung zum Gegenstand haben und hierin
Wasserstoffes eine solche von 6963 e . Allein in einem längereu Aufsätze bestimmt als Re-
-j-
da einestheils Kohlensäure und Wasserdampt' sultat der von ihm im Winter 1871/72 zu
doch scheint auch die Angabe von Doville aus all den genannten zusammen eine obere
und Debrav, dass Temperaturen von -{-2500 Abtheilung des Thierreichs, Triploblastica,
— 3500° C. eintreten, für den zu vorliegendem im Gegensatz zu niedrigeren Thierkreisen, die es
Zwecke benutzten Apparat zu hoch gegriffen.
— nicht zu drei bestimmt unterscheidbaren Keim-
Redner beschreibt den Apparat vou Siemens, blättern bringen. Uebereinstimmend damit be-
M. Ganin 2
der mehrere praktische Abänderungen erhalten schreibt Prof. i nach Untersuchungen
und das Verfahren bei der Verbrennung au verschiedenen einheimischen Süsswasser-
hat,
ausführlich und erwähnte des günstigen Er- schnecken und -Muscheln drei primitive Keim-
einer zwei zuvor in Breslau in blätter, aus dem ersten entspringen nach ihm
folges Tage
einem ganz anders construirten, aber nach den- das Epithel der Haut einschliesslich des Man-
selben Prinzipien erbauten Apparate vorgenom- tels, das Segel, die Byssusdrüse die Kiemen ,
menen Verbrennung einer menschlichen Leiche. ^bei den Mollusken doch wesentlich Auswüchse
Er glaubt, dass für die facultative der Haut, entweder der äussern oder einer
Einführung
der Leichenbestattung durch Verbrennung, nach- durch Einstülpung nach innen gewandten),
dem vielleicht auch die Ganglien und das Epithel
alle Einwendungen und Widersprüche be-
seitigt sind, weder von Seite des Staates, noch
der Geschlechtsorgane ;
aus dem mittlem Herz,
von Seite der Kirche irgendwelche Hindernisse
Annais of Natural History, fourth series
')
entgegenstehen werden, und hebt nochmals vol. 81— 'J7 and 321—338.
XI. pp.
ihren Vortheil, zumal in grösseren Städten und -i
Beitrag zur Lehre von den embryonalen
auf Schlachtfeldern hervor. — Blättern bei den Mollusken. Warschauer UniTersi-
tatoberiehte 1873. Nu. 1. S. 115 — 171; ein ausführ-
(Fortsetzimg folgt.
>
S. 355.
93
Herzbeutel und Blutgefässe, die eigentliche Haut, auch die vermeintliche Chorda dorsalis an der
das Binde- und Muskelgewebe und die Serosa Bauchseite hege; er hat diese Orientirung in
des Darrnkanals; aus dem inneru nur das schematischen Zeichnungen der Hauptformen
cidien durch Knospung aus dem Pestabdomen zahlreichen Einwänden offen ist und gerade
der einfachen Ascidienform ,
welche zunächst durch die Entwicklungsgeschichte in keiner
aus der Larve entstanden, näher beobachtet, Weise unterstützt wird; wir können also jene
4
E. Morse ) die Larve einer nordamerikanischen Ausführung v. Bär's keineswegs als sine ab-
Cynthia beschrieben und abgebildet, und H. A. schliessende Widerlegung der von Kupfer und
Arsenjeffs 1872 in russischer Sprache ver- Kowalewsky angeregten Vergleichung der As-
öffentlichte Beobachtungen über die Bildung cidienlarven mit dem Wirbelthier-Typus aner-
des Mantels der Ascidia (Phallusia) intestinalis kennen, wie auch Dr. Nitsche in einer für
und mammillaris aus einer anfänglich homo- das grössere Publikum bestimmten sehr be-
genen, vom oberflächlichen Epithelium ausge- sonnenen Anzeige 7 ) betont. Es ist das eine
gangenen Schicht, in welche erst nachher Zellen Frage, bei deren Beurtheilung ihrer nahen Be-
aus der inneren Leibeshöhle einwandern, sind ziehung zur Descendenztheorie wegen sowohl
uns durch einen deutschen Auszug 5 ) zugäng- Anhänger als Gegner derselben oft unhewusst
licher geworden. In der Deutung der beobach- ihrer vorgefassten Meinung die Entscheidung
teten Thatsachen ist der Veteran der deutschen anheimgeben.
Forscher über Entwicklungsgeschichte, K. E. von Betreffs der Brachiopoden hat E. Morse,
Bär 6 ), mit
aller Anerkennung der Kowalewsky- welcher bekanntlich sie aus den Würmern ab-
schen Beobachtungen doch betreffs der Theorie zuleiten versucht, Nachträge zur Entwicklungs-
in die Reihe seiner Gegner getreten, indem er 5
geschichte der Terebratulina caput serpentis
jede Beziehung auf den* Wirbel thier-Typus ver- gegeben, welche hauptsächlich die Ovidukte
wirft, nach den Mollusken orientirt, bei
da, zum Gegenstand haben, und Ray Lankester hat
den Ascidien das Hauptganglion und damit in derschon oben angeführten Arbeit auch
Kowalewsky sich seitdem mit der Entwicklungs- mente als am meisten übereinstimmend mit der-
geschichte der im Mittelmeer lebenden Braehio- jenigen bei den Skorpionen und ist daher ge-
Terebratulina, beschäftigt hat und zu Resul- Klasse unter dem Namen Merostomata (weil
taten gekommen . welche einer Annäherung die Schenkelglieder der Füsse als Fressorgane
wicklungsgeschichte
— doch veröffentlichte Sammlung in der offenen See aufgefischter
A. Packard einige Angaben über die Keim-
S. Phyllosomen des Hamburger Museums stufen-
blätter 10 ), ebenso hielt Prof. Ed. van Beneden weise Umwandlungen verfolgt und wahrschein-
in der deutschen Naturforscher Sammlung zu lich gemacht ,
dass die von Milne-Edwards als
Wiesbaden am 19. Sept. einen Vortrag über Phyllosomes brevicaudes und laticaudes bezeich-
die ersten Stadien derselben, wovon das Tage- neten Formen Larvenzustände der Gattung Scyl-
blatt nur einen gar zu kurzen Auszug giebt — larus und der verwandten Thenus, Ibacus und
aber dafür eine eingehende Anatomie, mit be- Paribacus sind, während die ,,Ph. ordinaires"
sonderer Rücksicht auf das Gefäss- und Nerven- solche von Palinurus darstellen. C. Claus 14 )
ll hat eine genaue Schilderung der Entwicklung
system von Alph.Milne-Edwards ) ;
seine haupt-
sächlichsten Resultate sind, dass das Blutgefäss- der hauptsächlichsten Phyllopodengattungen ge-
system vollständiger ausgebildet ist als bei ir- geben, woraus unter Anderm hervorgeht, dass
gend einem andern Arthropoden, dass die haupt- bei Branchipus und Apus der Nauplius-Zustand
sächlichsten Ganglien und Nerven innerhalb in der That drei Fusspaare zeigt, bei Lim-
der Arterien liegen und somit unmittelbar vom nadia und Estheria aber das dritte nur durch
Blut bespült werden, dass das erste Fusspaar eine lange Borste angedeutet ist uud dass der
(als Mandibeln oder Palpen von verschiedenen bewegliche Augenstiel, die Gattung welcher
Autoren betrachtet) nicht vom Ganglion über Branchipus vor allen übrigen niedrigeren Crusta-
dem Schlünde, sondern vom Schlundring aus ceen so sehr auszeichnet, ursprünglich als un-
mit Nerven versorgt wird und daher nicht beweglicher Auswuchs der Seite des Kopfes
den Kieferfühlern der Spinnen homolog sein entsteht und erst später sich abgliedert.
kann; er betrachtet die Anordnung der Seg- Auch zur Entwicklungsgeschichte der Mol-
12 American Journal of Science by
) Silliman,
") Zeitschr. d. Kais. Gesellsch f. Nat. Anthropol. third series, vol. IV, und Annals of Natural History
u. Etlin. in Moskau. Band X. 1874. 4. (4) Band XII.
10
American Naturalist vol. VII. 13
) )
Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie.
") Annales des Sciences naturelles, rinquieme Band XXIII mit 4 Tafeln.
serie, Bd. XVII, mit 12 Tafeln, eine Uebersetzung ") Abhandlungen der Königl. Gesellschaft der
davon in Giebel's Zeitschrift für die gesammten Wissenschaften in Göttingen. Band XVIII, mit
Naturwissenschaften, Band VIII, S. 35 — 58. 8 Tafeln.
95
1 usk e n sind mehrere Beiträge geliefert worden, ist dem Verfasser nur dem Titel nach bekannt
so von P. Langerhaus 16 für die
) Gattungen geworden.
Acera, Doris und Aeolis, welche eine allge- Das Auge des Hummers ist von Edwin
meine Uebereinstimmung unter den Opistho- J. Newton 19 ) gründlich untersucht worden, er
branchiaten erkennen lassen aber mit einem ,
beschreibt einzeln die Hornhaut , die ausklei-
gewissen Spielraum in dem früheren oder spä- dende Membran, den Krystallkegel, das Nerven-
teren Auftreten der Nervenganglien und Ge- stäbchen, den spindelförmigen Körper, das Pig-
hörbläschen ;
hier schliessen sich auch einige ment, das Ganghon opticum, die linsenförmigen
Beobachtungen von Ray Lankester Über Aplysia, Körper des Augennerven und das nierenför-
Polycera und Aeolis an. W. Flemming i G
) hat mige Ganglion ;
wie Leydig und Schultze nimmt
ein eigenes Schriftchen „über die ersten Ent- er an, dass die Nervenstäbchen und Krystall-
wicklungserscheinungenamEi der Teichmuschel" kegel sowohl morphologisch als functionell mit
(Anodonta) geschrieben. den Stäbchen und Kegeln im Auge der Wirbel-
Von dem werdenden Organismus gehen wir thiere übereinstimmen ,
wobei das Ganglion
zu Vorgängen im erwachsenen über
einzelnen opticum ein theilweises Aecpuivalent der Netz-
und hierunter schliessen sich zunächst an das haut wäre, aber er lässt es unentschieden, wie
vorige Thema zwei Arbeiten französischer For- in Ermangelung einer Linse das Licht ge-
scher über den Hergang der B e fr u c h t u n g b e i brochen werde und ein Bild innerhalb des
Auges
den Schnecken an. Bekanntlich ist namentlich zu Stande komme. Newton führt eine Reihe
bei unsern gewöhnlichen Landschnecken, Helix von weniger als 59 Büchern und Auf-
nicht
und Limax, der Geschlechtsapparat ein sehr sätzen an, welche dieses Thema behandeln.
komplizirter, indem jedes Individuum zwar die Es ist schon lange bekannt, dass einzelne Indi-
Organe beider Geschlechter besitzt, aber doch viduen unseres Flusskrebses sich durch eine
eines zweiten Individuums bedarf, sowohl um auffällig blaue Färbung auszeichnen, andere
zu befruchten, als um befruchtet zu werden. schon während ihres Lebens roth sind. Diese
S. Perez 17 ) ist durch seine Untersuchungen zu Erscheinung hat G. Pouchet 20 näher unter- )
dem Resultat gekommen, dass die Befruchtung sucht zunächst konstatirt er, dass blaue Indi-
;
an der Stelle stattfindet,wo der Ausführungs- viduen auch unter den Hummern, den ge-
gang der Zwitterdrüse sich zum Uterus (auch wöhnlichen Garnelen (Palaemon) und in der
Oviduct genannt) erweitert und dass die ge- Gattung Branchipus vorkommen. Diese Farbe
stielteBlase nur für kurze Zeit als receptacu- wird nicht durch Fluorescenz hervorgebracht,
lum scminis dient, indem schon einige Stunden wie bei einigen Wirbelthieren, sondern durch
nach der Begattung ehi Theil ihres Inhalts ein eigenes Pigment, das ganz verschieden von
ausgetrieben wird, der Rest aber innerhalb dem rothen und gelben Pigment derselben Art
derselben sich bald zersetzt. Die Arbeit von ist; beim Flusskrebs und bei Branchipus findet
Emil Dubreuil 1S über denselben es sich in Form kleiner
) Gegenstand Körnchen, solider
welche der Verfasser „caerulins" nennt, in der
15
) Zeitschr. f. wissensch. Zool. Band XXII 1.
S. 171—180 mit 1 Tafel. Nähe der rothen Pigmentkörnchen, beim Hummer
la
Bonn 1873, nüt einer
) Tafel. befindet es sich aufgelöst in den oberflächlichen
") Memoires de la Societe Linneeune de Bor- Schichten der Schale, nahe bei und oberhalb
deaux 1873. mit einer Tafel. Ein Auszug in Ger-
vais' Journal de Zoologie. Bd. III.
Quarterly Journal of Microscopical Science.
1!
1874. ')
lfl
) fitudes physiologiques sur l'appareil geiie- Eondon, vol. X1I1, mit 2 Tafeln.
des rothen Pigments ; ähnlich bei Palaemon. t hiere n und den Tief se et liieren, zugewandt
dagegen bei Branchipus wieder in Körnchen. für beide hat das Jahr 1873 einige Beiträge
Die blaue Farbe wird durch verschiedene che- gebracht. Eine genauere Untersuchung einiger
mische Mittel in eine röthliche umgewandelt. in den Kalkhöhlen des schwäbischen Jura
Die rothe Färbung lebender Flusskrebse be- lebenden Schnecken und Asseln hat R. Wie-
ruht nur darauf, dass dJesen Individuen alles dersheim 22a ) gegeben; die Schnecke, welche
blaue Pigment fehlt, wird daher hier als Acya- allesPigments, selbst an der Stelle der Augen
nismus bezeichnet. Lebende Garnelen (Palae- ermangelt, wird als eigene Art, Hydrobia
mon) zeigen eine auffällige zeitweise Anpassung Quenstedti, betrachtet, ist aber nahe verwandt
an ihre Umgebung in der helleren oder dunk- mit der weiter verbreiteten H. vitrea Drap. ;
Meerthieren, derselbe und fettiger Natur zu höhle und in Brunnen lebe. Auch die
sein und das Leuchten wird durch verschieden- Forschungen nach dem Thierleben in der
artige Reize erregt , sowohl mechanische , wie Tiefe der grösseren Süsswasserseen wurden
Stoss und Reiben, als namentlich auch durch fortgesetzt sowohl von F. A. Forel 23 ) im
süsses Wasser durch Elektrizität und durch
, Genfersee, wo er mehrere Arten aus den
Wärme , bei Pholas sogar noch längere Zeit niedrigeren Ordnungen der Crustaceen in einer
nach dem Tode, bei Pyrosoma dann nicht mehr. Tiefe von über 30 Metern fand, als von dem
Bei Pholas befindet sich die leuchtende Materie leider unterdessen verstorbenen W. Stinipson
24
)
kugeliger Zellen, welche früher für Ovarien gen Mysis und Gammarus, also dieselben, welche
gehalten worden waren. Das Licht ist hell- Loven im Wenernsee gefunden. (Schhiss folgt.)
blau bei Pyrosoma giganteum, von Roth durch
Verhandlungen der physikalisch-medizinischen
--")
Orange und Grün zu Ultramarinblau sich än- Gesellschaft inWürzburg. Bd. IV. Taf. 6. Vgl.
dernd bei P. atlanticum. auch Fries in den württembergischen naturwissen-
Betreffs des Verkommens der Thiere hat schaftlichen Jahresheften 1874. S. 37 — 53.
--") Fifth annual Report of the Peabody Aca-
sich die Aufmerksamkeit seit einer Reihe von
demy of Science. Jul. 1873.
Jahren namentlich zwei Kategorien, den Höhlen- 2S Archives des sciences naturelles de Geneve.
)
XLVIII. p. 67.
-») Atti della Reale Accademia, delle scienze M) Transactions of the Wisconsin Academy of
di Napoli, V. 1872. Auszüge in Quarterly Journal Sciences1870—72. S. 98—102: ein Auszug in
of Microscopical Science, second series. vol. XII. Annais and Magazine of natural history, fourth
und XIII. series, vol. XI. 1873. S. 320.
Abgeschlossen den 31. October 1874. Drnck von E. Bloi-Immnn & Snhu in Dresden.
NUNQUAM JbMmSs^ OTIOSÜS
Inhalt: Amtliche Mittheilungen: Die Jahresbeiträge der Mitglieder. — Beiträge zur Kasse der
Akademie. — Veränderaugen im Personalbestande der Akademie. — Sonstiges: Die Mitarbeiter
der Preussischen Geologischen Landesanstalt. — Die 47. Versammlung Deutscher Naturforscher
und Aerzte. (Fortsetz.) — E. Martens: Die wissenschaftlichen Arbeiten über die Mollusken,
v.
Molluskoiden und Crustaceen im Jahre 1673. (Fortsetzung.) — Der Internationale Geographische
Congress zu Paris.
— Berichtigung.
— Literarische Anzeige.
Amtliche Mittlieilimgen.
Leopoldina in den letzten Jahren fortgehend bezogen haben, ohne diese Beiträge abzulösen,
theils flii- das laufende Jahr, theils aber auch noch für frühere Jahre im Rückstande. Zur
Ordnung des Rechnungswesens erlaube ich mir, dieselben zu bitten, die rückständigen Beträge
mit je 2 Thlr. jährlich vor Ende des laufenden Jahres vermittelst Postanweisung an mich ein-
senden zu wollen.
Leop. X. 13
98
die bisher aus der königlichen Civilliste gewährte Unterstützung von 300 Thlrn. oder 900 Reichs-
mark jährlich auch für die Jahre 1875, 76 und 77 zusichern lassen. —
Novbr. 2. Von Herrn Prof. Dr. Herrn. Hoffmann in Giessen, Eintrittsgeld 10 Thlr. — Sgr.
,, 4. „ ,, Dr. phil. Carl Koch in Wiesbaden, Eintrittsgeld und
Beitrag für 1874 12 „ — „
„ 7. ,, ,, Ob. -Med. -R. Dr. Domrich in Meiningen, Beiträge für
1874 und 75 4
„ 7. ,, ,, Badearzt Dr. Luchs in Warmbrunn, Beitr. für 1874 2
9. „ „ Geh. Med.-R. Dr. Wedel in Jena, Beitr. für 1874 2
Dr. Behn.
No. 2147. Am 2. November 1874 Herr Dr. med. et phil. Heinrich Carl Hermann Hoffmann,
Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens zu Giessen. — Sechster
Adjunktenkreis.
— Fachsektion 5 für Botanik.
No. 2148. Am November 1874 Herr Dr. phil. Carl Jacob Wilhelm Koch, königlicher
4.
Die Mitarbeiter der Preussiscben der Herr Oberbergrath Professor Gümbel aus
grösstenteils unter Vorlegung der Arbeits- Ebenso liegt die Section Artern zwischen diesen
karten über ihre letztjährigen Arbeiten. Da beiden Gruppen, welche Dr. Kayser aus Berlin
es zu weit führen würde, in das Detail dieser fertiggestellt hat, und Section Wiehe S. 0. der
Vorträge einzugehen, so mögen die nachstehen- ersteren, welche Dr. Dam es vorlegt. Dr.
den wenigen Anführungen genügen, um das Speyer legt die vier Sectionen Querfurt, Schaf-
stetige Fortschreiten dieser grossartigen und städt, Bibra und Freiburg beinahe fertig vor,
ausgedehnten Arbeit zu zeigen. Es sei be- welche sich nördlich unmittelbar der bereits
merkt, dass bis jetzt 27 Sectionen in 5 Liefe- publicirten östlichen Thüringer Gruppe an-
westlich der Saale gegen die Mitte der Thü- fehlt wenig zu ihrer Vollendung. Dr. Kayser
ringer Mulde, und 1 mit 3 Sectionen nördlich und Bergrath von Groddeck legen die nörd-
von Halle. lich und östlich an die bereits publicirten Harz-
Dr. Kochvon Wiesbaden legt aus einem Sectionen anstossenden Sectionen Zellerfeld,
neuen Arbeitsgebiete, dem Taunus, eine Ueber- Riefensbeck, Osterode, Braunlage und Lauter-
sichtskarte im kleineren Maassstabe vor, um berg vor.
den Anschluss an das linksrheinische Gebiet Dr. Rolle und Bergverwalter Grebe ,
darzustellen. Die Sectionen Langenschwalbach, welche die Arbeiten in dem S. W.-Theile des
Platte, Eltviile, Wiesbaden gehen zunächst der Regierungsbezirks Trier fortsetzen, Dr. Moesta,
Vollendung entgegen, Königstein und Hochheim welcher bereits vorher Sectionen in Hessen voll-
werden folgen. endet hat, Prof. von Seebach, welcher an
Dr. Bücking von Bieber legt ebenfalls der Fortsetzung der westlichen Thüringer Gruppe
aus einem neuen Arbeitsgebiete, dem Spessart, arbeitet, Director Richter von Saalfeld, Prof.
die Section Bieber vor. Für das auf derselben Liebe von Gera, welche beide an der oberen
euLhalLeue bayerische Gebiet sagt Herr Ober- Saale, und Director E mm rieh
von Meiningen,
bergrath Günibel seine Hülfe mit dankens- welcher auf der Südseite des Thüringer Waldes
vverther Bereitwilligkeit zu. arbeitet, waren verhindert, der Versammlung
Prof. von Koenen aus Marburg berichtet beizuwohnen, und so schloss hiermit der Vormittag.
über die Arbeit in den Sectionen Vacha (Dorn- Am Nachmittage berichtet Oberbergrath
dorf') und Lengefeld, beide S. W. von Eisenach ;
Hauchecorne über die Aufnahmen im nord-
Dr. Borne mann sen. aus Eisenach ebenso deutschen Tieflande und die damit zu verbin-
über die Arbeit in der Section Wutha, welche dende Untersuchung der bodenwirthschaftlichen
S. an Eisenach anstösst ,
und welche seit Verhältnisse.
längerer Zeit von verschiedeneu Bearbeitern, Prof. Orth legt die Section Rüdersdorf
besonders von Prof. Beyrich, beinahe vollendet vor, welche vorher von Prof. Eck geologisch
jst, so dass hier in einem ebenfalls neuen Ar- bearbeitet, worden, mit den für die landwirth.
entgegenarbeitet. Dr. Bauer legt die Section Beieiche beider Sectionen sind Bohrungen zur
Langula zwischen den beiden Thüringer Gruppen, Ermittelung der Mächtigkeit, des Ackerbodens
und ebenso Prof. Schlüter von Bonn die und dessen Beschaffenheit gemacht und in die
tigkeit des Deckbodens entweder im Maximum ung bildete der Vortrag des Herrn Dr. von
und Minimum oder im Durchschnitt festzustellen. Richthofen (Berlin) über die Gebirgsprovinz
Prof. Orth findet, dass die Zeit für die Ab- Sz'-tshwau. Diese westlichste Provinz des mitt-
bohrung einer Section mit 3 Monaten zu hoch leren China ist zugleich die grösste der 18
angenommen sei. Dr. Lossen bestätigte nach chinesischen Provinzen ,
wenig kleiner als
seinen Untersuchungen in und um Berlin, dass Deutschland, mit ca. 35 Millionen Einwohnern
die einzelnen Bohrungen sehr unsichere Resul- und vielen grossen Städten ,
unter denen zwei
tate geben, da die Oberfläche des Lehmplateaus 7—800.000 Menschen enthalten. Weit östlich
schnittsfeststellung mit Prof. Berendt für rich- Flussgebiet des Yaug-tsze-kiang, eines der zahl-
tiger. Dr. Meyn schliesst sich ebenfalls dieser reichen, gewaltigen Flüsse, welche jenen Ge-
Ansicht mit der Bemerkung an, dass die Boh- birgszügen entquellen. Sz'-tshwan heisst das
eigenen Erfahrungen die richtige Feststellung bildet es ein von keiner Seite leicht zugäug-
der Tiefe des Untergrundes in sehr vielen Fällen liches Land. Selbst die Chinesen kannten es
durch einzelne Bohrungen für ganz unausführ- während zweier Jahrtausende, ehe sie den Ver-
bar. Nachdem Ersterer auf die Frage des such machten, es zu unterwerfen. Der Kaiser
Oberbergraths Hauche com e erklärt hat, dass Tsin-shi-hwang, der Erbauer der grossen Mauer
die bei der geologischen Kartirung beabsich- (255 — 210 v. Chr.), war es, dem dies gelang,
III]
indem er den Beherrscher der Man-tse, der stammen dem Thierreiche, es sind Seide, Honig
damaligen Bewohner, durch List verleitete, eine und verschiedene Wachsarten, unter denen das
gute Strasse anzulegen, auf der er mit seinem von einer Blattlaus abgesonderte weisse Wachs
Heere siegreich eindrang. Manche andere poli- (das mit 100
—
500 Thlrn. pr. Centner bezahlt
tische Katastrophen hat das Land seitdem er- wird) besondere Beachtung verdient. — Un-
duldet, das indess jetzt seit Jahrhunderten in gleich zahlreicher Erzeugnisse des
sind die
ruhiger Entwicklung lebt und von chinesischen Pflanzenreiches, von denen Thee, Opium (circa
Einwanderern aus den verschiedensten Pro- 130,000 Centner jährlich), Tabak, Zucker und
vinzen bewohnt wird. — Sz'-tshwan lässt sich Tung-Oel von dem Tungbaum (einer Elaeo-
,
in mancher Beziehung mit Böhmen vergleichen. eoccus-Art) gewonnen, die bedeutendsten sind.
Von ähnlicher Gestalt, nur mehr als dreimal Dagegen wird dort keine Baumwolle gebaut.
so gross, von Gebirgen umgürtet, die sich vier- Am wichtigsten sind aber vielleicht die Schätze
bis fünfmal höher aufthürmen und nach drei des Mineralreiches, nicht sowohl die metalli-
gehen , während sich nach der vierten (im und (im Südosten) Kupfer und Zink zur Aus-
Osten) eine grosse Ebene vorlagert , ähnlich, fuhr gewonnen werden, sondern vor Allem die
wie die norddeutsche Ebene vor Böhmen. Die Steinkohle. Man darf mit einiger Sicherheit,
Gebirgszüge bestehen aus vorsilurischen und behaupten, dass das ganze rothe Becken ein
silurischen Formationen. Der Kessel war früher einziges, vielleicht im Centrum für den Abbau
eine Meeresbucht ,
in der sich während der zu tief liegendes Steinkohlenfeld bildet. Die
langen Dauer der devonischen, Steinkohlen-, Kohle wird an zahlreichen Orten abgebaut und
permischen und Trias-Periode sandige und tho- auf den vielen schiffbaren Flüssen leicht nach
nige Sedimente bis zur Höhe von mehr als allen Theilen des Landes verfahren. Auch den
4 — 5000 Fuss ablagerten. Seit der Lias- Salzbedarf der Bevölkerung bietet der eigene
Periode ist dem Meere hervorgehoben.
es aus Boden. In Tiefen von 200—2000 Fuss sind
Der von Westen kommende und nach Osten Solquellen erbohrt, deren Salz durch Leucht-
ausströmende Yang-tsze-kiang fing nunmehr, gas, welches Bohrlöchern von 3000 Fuss Tiefe
nachdem er die östliche Gebirgsbarriere durch- entströmt, ausgesotten wird.
brochen und sich in dieselbe immer tiefer ein- Dieses gesegnete Land ,
in einem Klima
gebettet hatte, mit seinen Zuflüssen an auch , gelegen, welches unter günstigen Verhältnissen
die leicht zerstörbaren Sand- und Thonschichten drei Ernten im Jahre gestattet, wird von einer
des Beckens auszunagen und Thaler auszuhöhlen, Bevölkerung bewohnt, die sich vor vielen an-
die jetzt eine Tiefe* von 1500 2500 Fuss — deren Chinesen durch Ordnung, Reinlichkeit,
haben. Man kann die auf diese Weise ent- Wohlhabenheit und einen natürlichen Anstand
standene Hügellandschaft als das rothe Becken auszeichnet. Die Industrie und selbst der
bezeichnen, da sie im Gegensatz zu den älteren Kunstsinn sind hoch entwickelt. Die Haupt-
Randgebirgen (ähnlich, wie vielfach in Thü- stadt Tshing-tu-fu ,
die selbst 800,000 Ein-
ringen) aus Höhenzügen von rothein Sandstein wohner zählt, liegt in der einzigen erheblichen
und thonigen Schichten besteht, deren Kämme Fläche des ganzen Landes von etwa 110 Qu.-
noch den alten Grund des Beckens nach dem Meilen. Sie zählt 18 grössere Städte mit je
Zurücktreten des Meeres andeuten. — Dieses 50 — 210,000 Einwohnern, und die Bevölkerung
rothe Becken ist nun reich an Producten aller der ganzen Fläche ist auf 3,600,000 zu schä-
Art, der Sitz einer massenhaften Bevölkerung tzen, d. h. ca. 33,000 auf die Quadratmeile,
und hoher Cultur. Die besten Producte ent- eine Zahl, der kein anderer bewohnter Fleck
102
der Erde nahekommt. Dass bei solcher Volks- erwählt, um dazu die einleitenden Schritte zu
zahl sich die lebendigste Handelsbewegung ent- thun.*;
wickeln muss, versteht sich von selbst. Ein Alsdann beantragte Herr Prof. Walden-
labyrinthisches Netz von sorgfältig gepflasterten burg (Berlin) Namens der Section für innere
Saumwegen und Fusspfaden durchzieht das Medicin , dass die Zahl der dem Gebiete der
ganze Land, und auf ihnen, wie auf den zahl- Medicin zugehörigen Sectionen, welche bis zur
reichen schiffbaren Wasserstrassen, herrscht die Zersplitterung angewachsen künftig be- sei ,
regste Bewegung und der lebhafteste Waren- schränkt werden möge. Der Antrag wird—
verkehr. — Anders indess wird die Scene, statutengemäss der nächsten Versammlung in
wenn man sich von dem rothen Becken zu den Graz überwiesen. —
dasselbe umgebenden Gebirgszügen begiebt. Es folgte ein Vortrag des Herrn Professor
Diese Züge sind an vielen Stellen nicht, von Benedikt (Wien) „über Psychophysik der
Chinesen, sondern von unabhängigen oder tribut- Moral". Die allgemeinen Sitzungen der Natur-
pflichtigen Stämmen bewohnt, theils Nachkommen forscher-Versammlungen sind von jeher zum
früherer Bewohner des rothen Beckens," wie Austausche generalisirender Gedanken bestimmt
der Man-tse und der noch älteren Lolo, theils gewesen, die, als die erfreulichsten ßlütheu des
(wenigstens im Westen) von dem den Tibeta- Denkens und Forschens auf dem Gebiete der
nern verwandten Stamme der Sifan, die nur anorganischen und organischen Natur, geeignet
Moschus und zahlreiche Heilkräuter auszu- sind, unsere Weltanschauung zu modificiren.
führen haben. Die Bevölkerung wird spärlich, Damit eine Weltanschauung Gemeingut grös-
die Cultur verschwindet, die Gegend wird zur serer Massen werde, muss nothwendig eine ge-
Wildniss; hohe Gebirgswände thürmen sich wisse Summe oberster Erkenntuiss Gemeingut
eine hinter und über der andern auf, und an sein damit eine Weltanschauung populär werde,
;
den zu den Pässen führenden Strassen halten darf sie nicht blos auf die Erkenntnisswelt
in befestigten Plätzen stationirte Truppen die basirt sein, sie muss auch dem Temperamente
Umwohner in Ruhe und geben dem Wege der Gläubigen entsprechen uuü ffir moralisches
Sicherheit. — Der Redner schliesst mit einer und ästhetisches Sein ausfüllen, wobei sie im
Darstellung der Grundlagen, auf denen sich Lichte einer Offenbarung erscheinen. Das ist
die wunderbare Macht Chinas aufgebaut hat, bei jenen populären metaphysischen Systemen,
und dem Bedauern, dass bis jetzt so wenige welche als positive Religionen Eigenthum weiter
Kräfte sich der Erforschung des in fast, allen Kreise geworden sind, im höchsten Grade ge-
am 24. Sept. verlas zunächst Herr v. Richt- Glaubens die Moral ins Schwanken komme,
hof en ein Telegramm der Oesterreichischen
Nordpolfahrer, in welchem sie für die Begrüs-
Der Empfang am Morgen
*) gestaltete sich
sung danken (cf. p. 90) und ankündigen, dass des 25. zu einem hübschen Feste. Die beiden Ge-
sie am 25., früh 6 '/^ Uhr, jedoch ohne sich schäftsführer und zahlreiche noch nicht abgereiste
Naturforscher begriissten die Nordpolfahrer auf dem
länger aufhalten zu können, Breslau passiren
würden. Die Versammlung beschloss, den Vor- geschmückten Bahnhofe unter den Klängen des
Oesterreichischen Nationalliedes, erfrischten Officiere
wählend des Haltens des Zuges
beireisenden
und Mannschaft mit Speise und Trank und wech-
auf dem Bahnhofe einen festlichen Empfang selten herzliche Worte glückwünschender Anerken-
zu bereiten ,
und es wurde eine Commission nung und des Dankes.
[03
kann auf den ersten Anblick eine gewisse em- diesen rechnet der Vortragende auch die sog.
von der Weltanschauung unabhängig sei. auch die Moral keine Frucht der Offenbarung,
Pas Grundgesetz des menschlichen Strebens sondern ein Product unserer psycho-physikali-
ist Wahrung und Mehrung des physischen, schen Anlagen. Die Wissenschaft hat genug
geistigen, moralischen und ästhetischen Seins, gearbeitet, damit die Früchte der Moral auf
ein Streben,das durch Lust- und Unlustgefühle dem Boden der Erkenntniss reifen, sie brauchen
hervorgebracht wird, welche theils durch Vor- nicht erst von unberufenen Händen vom Himmel
gänge in unserem Organismus erzeugt werden, herabgeholt zu werden.
theils durch Eindrücke von aussen entstehen. Nach einer Pause sprach Herr Prof. F. Colin
Der Redner entwickelt nun (ähnlich, wie Spi- (Breslau) über „unsichtbare Feinde in der Luft".
noza für seinen Intellectus) ,
dass auf diesem Wie unser Erdball nur auf der Oberfläche einer
scheinbar ganz egoistischen Grunde bei rich- äusserst dünnen Rindenschicht ,
scheint auch
tiger Erkenntniss die moralischen Grund- von dem grenzenlosen Luftmeere nur die der
sätze erwachsen müssen, und zeigt ihren Ein- Erde zunächst aufliegende Schicht dem Leben
fluss auf die menschliche Gesellsehalt, das zugänglich zu sein und im Uebrigen den Namen
Gemeinwesen und den Staat. Er weist darauf eines todten und verödeten Oceans zu ver-
hin, dass diese Entwicklung in dem bereits dienen, den Homer dem Pontus gab. Aber
von den Vorfahren auf diesem Felde Errungenen, wir kennen das Luftmeer noch nicht genau
in der Sprache, der Nationalität und den Ge- genug, und je geringer unsere Kunde war,
setzen mächtige Hebel rinden müsse. — desto besser eignete es sich zum Tummelplatze
Die Tugend, sagt Redner, ist Ueberwindung der Phantasie. — Der Erste, der durch seine
auf dem Boden der Erkenntniss im Kampfe wissenschaftlichen Untersuchungen zu dem
mit dem Egoismus. Die Gesellschaft habe das Schlüsse kam, dass auch der Luftraum von
Tugendcapital der Gesammtheit der Individuen Leben erfüllt sein könne, war Leeuwenhoeck.
associirt, und diese Capital-Association stelle In der Mitte des September 1675 untersuchte
das Gesetz dar. Das Gesetz sei also nicht er, wie er in einem noch ungedruckten und
der Ausdruck physischen Zwanges und physi- in der Bibliothek zu Leyden aufbewahrten
scher Abw.ehr, sondern das höchste Pro- Briefe an Constantin von berichtet
Huyghens ,
duct unserer sittlichen Entwicklung. ihm vor einigen Tagen aufgefangenes Regen-
Die menschliche Gesellschaft habe auf diesem wasser mikroskopisch und fand darin eine
Wege grosse sittliche Fortschritte gemacht, grosse Zahl lebender Geschöpfe verschiedener
aber sie habe noch weitere zu machen. Zu Art ,
von denen er in Uebereinstimmung mit
104
Anaxagoras' Ansicht annehmen musste, dass wegen der steten Bewegung nicht mikrosko-
sie sich aus Keimen entwickelt hätten, die in pisch untersuchen, und sie vollständig zu ge-
der Luft vorhanden waren. Frisches Regen- winnen, ist Zunächst lag es, den
nicht leicht.
oder Schneewasser zeigte nämlich keine Thiere, Staub zu durchforschen, der sich aus der Luft
sie erschienen nach einigen Tagen und ver- ablagerte, und Ehrenberg ist durch diese Unter-
mehrten sich, zumal wenn das Himmelswasser suchung zu unerwarteten Ergebnissen gelangt,
auf gestossenen Pfeffer oder andere Pflanzen- indem er nachweisen konnte, dass sich zu ge-
stoffegegossen wurde, von Tag zu Tag in's wissen Zeiten Staub aus sehr fern liegenden
Ungeheure.
—
Die Kunde von dieser Entdeck- Gegenden (der sog. Passatstaub) dem uuserigen
ung erschien den Zeitgenossen märchenhaft. beimischt. — Aber wir wissen nicht, ob Alles.
Kein anderes der damaligen Mikroskope reichte was in der'Luit schwebt, sich im Staube nieder-
aus, diese nie früher gesehenen Geschöpfe sicht- schlägt, welcher nur durch den gröbsten Ab-
bar zu machen. Als aber der Präsident der satz gebildet zu werden scheint. Man suchte
London R. S., Robert Hooke , der Entdecker deshalb Mittel, den Luftinhalt vollständig zu
der Pflanzenzellen, am 16. Nov. 1677 erklärte, gewinnen
— Schröder und v. Dusch in Heidel-
hoeck'schen Geschöpfe gesehen habe, und die bildung, noch Gährung, noch Fäulniss eintritt,
Gesellschaft sieh von der Richtigkeit dieser wenn man den Hals der Flasche mit Baum-
Angabe überzeugt hatte, wurde ein Protokoll wolle verstopft. Sie schlössen daraus , dass
baren Welt im Wasser stand fest. Aber — der in der ungereinigten Luft wesen der darin
waren diese Geschöpfe wirklich aus der Lutt schwebenden Körper, die er beleuchtet, sichtbar
Noch heute fehlt es nicht an Ge- in einer mit filtrirter Luft gefüllten Röhre
gekommen '? ist,
lehrten, welche, ungeachtet der entgegenstehen- unsichtbar blieb. Schwierig blieb es indess,
den Ergebnisse der bedeutendsten Forscher, den an der Baumwolle hängenden festen Luft-
an die Entstehung der einfachsten Thiere und inhalt zu gewinnen. Da kam Pasteur auf den
Pflanzen durch sogenannte Urzeugung glauben. Gedanken statt der gewöhnlichen Baumwolle
,
Zwar weiss jetzt jede Hausfrau, dass sie das Schiessbaumwolle zu nehmen, die in Aether zu
Schimmeln ihrer eingemachten Früchte durch dem bekannten Collodium löslich, in letzterem
auf dieselbe Weise verhindern kann, wie da- musste. -— Einen anderen Weg schlugen Pouchet
durch die verschiedensten Speisen in Blech- und Maddox vermittelst des
sog. Aeroskops
büchsen conservirt werden, aber eine vollstän- ein. Sie treiben Luft durch einen Trichter
dige Gewissheit von der Existenz von Keimen gegen eine mit Glycerin klebrig gemachte Glas-
in der Luft können alle diese Versuche nicht platte, au der dann ein Theil des Luftiuhalts
gewähren. Die Keime müssen in der Luft selbst kleben bleibt. — Alle diese Methoden haben
nachgewiesen werden.
— Wir wissen durch indess den Nachtheil, dass mau sich dabei nicht
die sog. Sonnenstäubchen, dass die Luft von überzeugen kann, ob lebensfähige Substanzen
ausserordentlich kleinen Körperchen erfüllt ist, aus der Luft gewonnen sind. Der Redner, den
aber man kann sie in schwebendem Zustande diese Frage besonders interessirte. versuchte
105
es daher, die Luft zu waschen, indem er Luft dem Auge des Beobachters leicht entgeh <
n,
durch eine Nährlösung aspirirte, die die Ent- Aber wir wissen ,
dass sie über Dünggruln u
wickelung der etwa darin enthaltenen Keime und Cloaken massenhaft aufsteigen. Sie scheiinn
förderte, oder sie durch ein vorher ausgeglühtes sich indessmehr durch Wasser, als durch die
Filtruin von Glaswolle oder Asbestfaser trieb Luft zu verbreiten. —
Nach den gemacht* n
und das Filtruni dann in die Nährlösung legte. Erfahrungen, dass gefährliche Krankheiten
— Auf diesen verschiedenen Wegen, die ein häufig von dem Auftreten mikroskopischer
im Wesentlichen gleiches, nur nach Ort und Thiere und Pflanzen begleitet sind, und sich
Zeit wechselndes Ergebniss boten, haben wir zum Theil erweisen lässt, dass sie davon her-
nun eine ziemlieh vollständige Kunde von dem rühren , lag es nahe ,
auch die Verbreitungs-
Luftinhalte gewonnen. — Die meisten Sonnen- weise solcher verheerender epidemischer Krank-
stäubchen stammen aus dem Mineralreiche; heiten auf die Zerstreuung unsichtbarer Thier-
Frühling und Sommer Blumenstaub. d. h. Pollen- itwickeln, und auch die, welche sich etwa
körner, zumal von Nadelhölzern und Gräsern, entwickeln, dem Körper nicht wesentlich scha-
bisweilen so massenhaft, dass sie als sogenannter den, steht ausser Frage. Aber es ist bei dem
Schwefelregen niederfallen.
— Alle diese Dinge gegenwärtigen Standpunkte der Untersuchung
verunreinigen die Luft und sind der Gesund- ausserordentlich schwer, unter einer so grossen
heit mehr oder weniger nachtheilig.
— Aber Menge die vielleicht wenig zahlreichen zu er-
weit wichtiger weil beständiger und zahl-
, kennen, welche etwa schaden können. Las
reicher, als der Blüthenstaub, sind die in der Streben der Hygiene nach reiner Luft und
Luft enthaltenen Keime von Pilzen ,
Flechten gutem Wasser findet schon in den bisherigen
'
Schimmelpilzes, sowie Hefepilze, und häufig Halten wir an der Hoffnung, dass in nicht
fest
finden sich Samen von Brand- und Rostpilzen zu langer Zeit die Naturforscher den Aerzten
und Pilzkeime der Kartoffel- und Trauben- Mittel angeben können, um die unsichtbaren
krankheit. —
Schon dies genügt um zu be- Feinde, welche uns in Erde, Wasser und Luft,
weisen, dass die Luft beständig den Samen zu
,
gefährlicheren Erreger der Fäuluiss und an- ner verwahrt sich dagegen dass er für sein ,
derer Zersetzungen, die Bakterien, in der Luft eigenes Interesse spreche. Er entwickelt, wie
14
Leop. X.
106
Entwickelung der Menschheit so bedeutend er müsse den Mutb haben für seine Sache
,
geworden sei. — Diese Untersuchungen habe einzutreten und sich nicht hinter einem falschen
ähnliche Institute zu errichten. Ursprünglich sammlung der Naturforscher und Aerzte mit
habe er gehofft, sein Unternehmen durch ein freundlichen Abschiedsworten und Herr Prof.
damit verbundenes Aquarium unterhalten zu Zenker aus Erlangen lichtete zuletzt Worte
können; darin aber habe er sich getäuscht. — des Dankes an die Geschäftsführung, die Be-
Er habe auf andere Erwerbsquellen denken hörden der Stadt Breslau und die Vertreter
müssen und sei dazu geschritten, die etwa des Staates.
20 Arbeitstische seines Instituts den Euro-
mitRath und That beizustehen. Bis jetzt hätten son und Willemoes-Suhm 25) an Bord von
die preussische, baierische. badische, holländische,
Wichtigkeit; dieselbe wies auch in den grössten
italienische, russische und österreichische Re-
Tiefen, bis 3125 Faden, noch lebende Thiere,
gierung, sowie die Universitäten Strassburg namentlich Crustaceen, nach darunter das
,
Mason - (;
) entdeckt wurde. Es tritt also iu von Cirripeden, Cochlorine, beschrieben, welche
der lichtarrnen Tiefe der doppelte Fall ein, sich dadurch auszeichnet, dass sie tief in die
dass die Thiere entweder grosse Augen haben, Substanz von Schneckenschalen (Haliotis) sich
wie unsere Dämmerungsthiere, oder augenlos einbohrt und demgemäss durch verschiedene
sind, wie manche Höhlenthiere, d. h. der Ge- Eigentümlichkeiten sich auszeichnet der ganze :
sichtssinn theils mehr, theils gar nicht mehr Mantel ist mit Chitinstacheln besetzt und an
in Anspruch genommen wird. Auch über die seiner oberen Oeffnung befinden sich zwei
zone. Nicht zu vergessen sind auch die Re- geworden , welche eine Anzahl verschiedener
sultate der deutschen Untersuchungen in Nord- Arten, jede auf eine besondere Art von Walen
3a
und Ostsee auf S. M. Avisodampfer Ponnnerania. lebend, nachweist, während Dr. R. Kossmann )
welche zwar schon in den Jahren 1871 und in Heidelberg die Organisation von Peltogaster
1872 gemacht worden, deren Resultate aber und Sacculina näher untersuchte und ihre funda-
erst im folgenden Jahre durch die Professoren mentale Uebereinstimmung mit den Cirripedieu,
K. Möbius 2s )
und A. Metzger 2
'
1
)
veröffent- vorzugsweise den Lepadiden, bestätigte, so dass
lichtworden sind; die Keuntniss der Verbreitung sie als durch Parasitismus vereinfachte Formen
der einzelnen Arten wird hierdurch wesentlich derselben zu betrachten sind; die auf Hai-
vermehrt und es zeigt sich, dass unsere deutschen fischen festsitzende Anelasma bildet ein be-
Organisation, welche noch ein anderes Interesse doch auch zur Keuntniss der Organisation
als das systematische der mannigfaltigen Aus- überhaupt und der geographischen Verbrei-
prägung eines
Grundtj-pus darbieten; hierherge- tung bemerkenswerthe Beiträge liefern. Aus
hören z. B. die bohrenden und die schmarotzen- der Klasse der Crustaceen verdient hier
den Thiere. F. Noll s0) hat eine neue Gattung Erwähnung die Entdeckung einer zweiten Art
Annais and
von Nephrops dem japanischen Meer durch
in
-6) Magazine of natural history,
33
fourtli series, vol. XII. p. 59. Tapparone-Canesfroi ), indem man bis bis jetzt
27
) Report of the British Association for the nur Eine Art dieser Gattung und zwar in den
advancement of Science 1873. p. 111 116. —
31 Danske Yidenskabernes Selskabs
äs) Die wirbellosen Thiere der Ostsee von K.
) Kgl.
Möbius. Kiel 1«73. fol. Separatabdruck ans dem Skrifter, feinte räkke. Bd. X. mit 4 Tafeln.
offiziellen Bericht.
32
) Arbeiten aus dem zoologisch-zootomischen
m)
Physikalische und fatalistische Untersuchun-
Institut in Würzburg. Bd. II. 1872, S. 97—137.
gen in der Nordsee, von A. Metzger. Kiel 1873.
Taf. 5-7 und Band 111. 1873. S. 179-207. Taf.
10 und 11.
fol. Separatabdruck aus dem offiziellen Bericht.
M ) Berichte der Senkenbergischen naturforschen-
33 Memorie dell' Accademia reale delle scieuze
)
den Gesellschaft 1873, S. 50—53. di Torino, vol. XXVII, S. 327, mit einer Tutel.
14*
108
europäischen Meeren kannte, so dass sie nun Aus der Klasse der Brachiopoden ist
ein neues Beispiel analoger Formen zwischen eine ausführlichere Beschreibung der Weich-
dem nordatlantischen und nordpacilischen theile von Lingula durch Prof. Will. King 41 )
Faunengebiet Entdeckung
bildet, die eines zu nennen, mit besonderer Rücksicht auf
neuen Süsswasserkrebses in Neuseeland, paläontologische Formen und mit dem Vor-
Paranephrops durch Capt. Hütten 34 ),
setosus schlag einer neuen Hauptabtheilnng der Brachio-
die Auffindung einer im europäischen Kontinent poden in solche mit geschlossenem Darm, Clisten-
ziemlich verbreiteten Land-Assel, Ligidium agile, terata, die Gattungen Lingula und Diseina, und
auch in 35 die Arbeiten von Claus 36 solche mit einer Afteröffnung, Tretenterata, die
England ), )
podengattungen Apus, Lepidurus und Branchi- welche übrigens mit den früheren von Owen,
pus, wobei letzterer hervorhebt, wie betreffs Bronn und Huxley unter andern Benennungen
des Wohnortes die Phyllopoden in drei Kate- vorgeschlagenen wesentlich übereinstimmt.
gorien zerfallen : Bewohner seichter kleine]-, Von Bryozoen oder wie man jetzt lieber
zeitweise austrocknender Pfützen mit lehmigem sagt Polyzoeu ist ein Aufsatz von Reverend
Grund (Apus cancriformis Tbom. Hiucks 42 zu erwähnen, welcher seine
,
Branchipus stagna- )
lis, Estheria Dahalacensis), Bewohner bleiben- früheren Annahmen über die Knospung der
der pflanzenreicher stehender Gewässer (Lepi- Bryozoen in Bezug auf abweichende Ansichten
durus, Chirocephalus, und endlich der bewährten Forscher Dr. Smitt und Nitsche
Limnetis)
Bewohner von Salzlachen Ferner vertheidigt, und von demselben einige Bemer-
(Artemia).
Claus'Beobachtungen über einige Cypridinen )
3S kungen über den Embryo von Pedicellina, 43 )
und die auch von denen anderer Beobachter ab-
Brady'a Beschreibungen mariner Cope-
39 weichen ferner ein beschreibendes Verzeichniss
poden von der Westküste Irlands ). Endlich :
haben wir noch zu erwähnen, dass aus der der Gattungen und Arten
neuseeländischen
W. 44
vorherrschend nordischen Familie der Pycnogo- durch Fr. Button, ) von dem nur zu be-
welche bald den Crustaceen, bald den dauern, dass es nicht durch Abbildungen illu-
niden,
strirt ist.
Spinnen zugerechnet wird, eine ueue Gattuug
Rhopalorhynchus im Gebiet des indischen Die genauere Kenntniss der Landmol-
Oceans an den Andamaneninseln von Mason 40 )
lusken ist durch einige wichtige W erke
r
ge-
entdeckt worden ist.
fördert worden, welche zwar nur diejenigen
bestimmter einzelner Länder behandeln, aber
"*) Aunals and Magazine of nat. bist., fourth doch durch näheres Eingehen auf deren ana-
series. vol. XII. p. 402.
tomische Kennzeichen, namentlich die Mund-
«) Ebenda vol XI, p. 419 und XII. p. 75.
se theile und Geschlechtswerkzeuge, für die syste-
) Abhandlungen der Kgl. Gesellschaft der
Wissenschaften in Göttingen. Bd. XVI11. mit 8
Tafeln. ") Aunals and Magazine of nat. hist., fourth
3
Verhandlungen der K. K. zoologisch-bota-
') series. vol. XII. p. 1 — 17. pt. 2. vergl auch S.
werden ;
in erster Linie ist hier zu nennen Untersuchungen, aber dafür eine genaue und
die Fortsetzung des grösseren Werkes von nüchterne, auf eigene Beobachtung gegründete
Prof. Carl Semper über die Philippinischen, 15 ) Darstellung der Variationsbreite der einzelnen
sowie desjenigen von Fischer und Crosse über Arten mit sorgfältiger bildlicher Darstellung
die mexikanischen Landschneeken. 46 ) Semper derselben enthält; der erste, 1873 erschienene
hat seine Untersuchungen auch auf manche Theil behandelt, gerade die von Crosse und
andere Gattungen und Arten ,
als nur die Fischer noch nicht bearbeiteten gedeckelten
philippinischen ausgedehnt und giebt den
, ,
Landschnecken und die Süsswasserschnecken.
Versuch einer systematischen Anordnung eines Eine benachbarte Fauna behandelt des Rele-
Theils der ungedeckelten Landschnecke ganz reuten Arbeit über die Binuenmollusken von
nach anatomischen Merkmalen, wobei er in ib auf reiche Sammlungen gestützt,
Venezuela, )
erster Linie als Familiencharakter das Vor- welche das Berliner Museum früher von C. F.
handensein oder Fehlen einer Schwanzdrüse Appun und Jul. Gollmer, in letzter Zeit von
am Fussende ,
dann für die Unterfamilien die Ad. Ernst aus Caracas und Puerto-Cabello er-
Längstheilung der Fusssohle, und erst, in zweiter halten hat; dem Material entsprechend, be-
Linie die Beschaffenheit des Kiefers und der schreibt sie allerdings hauptsächlich nur die
seitlichen Zungenzähne, nebst der Gestalt der Schalen ,
doch auch eine kleine Anzahl von
Niere und der mehr oder weniger complicirten Kiefern und Zungen und modifizirt demgemäss
Anhangsgebilde der Gesehlechtstheile benützt; die in der zweiten Ausgabe von Albers' Heü-
die philippinischen Arten werden alle aufgezählt, ceen gegebene Anordnung der amerikanischen
auch wenn nur ihre Schalen bekannt sind. Bulimus Arten. Beschreibung Um die längere
Crosse und Fischer's drittes Heft behandelt wohlbekannter Arten zu vermeiden und doch
hauptsächlich die früher mit den C\ lindrellen dem Leser das Erkennen derselben ohne Ver-
Abbildung aller aus dem betreffenden Faunen- derselben Gattung tabellarisch neben einander
gebiet bekannten Arten; der Hauptinhalt des zu stellen, nicht in Form der dichotomischen
zweiten Heftes, das die Gattung Helix betrifft sog. Schlüssel, welche bei der praktischen Be-
und 1872 erschien, ist mit besonderer Hervor- nutzung nur zu oft zweifelhaft lassen wenn ,
Journal de Conchyliogie für 1873 recapitulirt. nicht gut. erkennbar ist oder missverstanden
Hieran reihen wir gleich Herrn. Strebel's Be- wird . sondern in der Art ,
dass eine Anzahl
arbeitung der von demselben im Staate Vera- von Eigenschaften für alle Arten gleichmässig
rm/ gesammelten Land- und Süsswasser-Con- nebeneinander gestellt wurde, so dass man be-
durch einzelne Arten verfolgen und die Bestim- namentlich den inneren Bau der einzelnen Arten
mung durch einen Blick auf die andern Merk- eingehend beschreibt, das erste deutsche Werk
male kontroliren kann. Ebenfalls benachbarte dieser Art und bei der allgemeinen Verbreitung
Faunagebiete behandeln ein zoogeographischer der Mehrzahl der Arten auch für andere
Aufsatz von Th. Bland 49 ) über die Land- deutsche Länder als Leitfaden brauchbar; die
schnecken der Baharaa-Inseln (80 Arten , wo- darin enthaltenen zahlreichen anatomischen
von etwa l/t Pulmenata operculata) worin , Zeichnungeu lassen bedauern, dass sie vom
deren nähere Uebereinstimmung mit denen von Verfasser nicht in grösserem Maassstabe aus-
Cuba nachgewiesen wird, und Ad. Döriug's geführt wurden: für die Nacktschnecken sind
Bemerkungen über die Molluskenfauna der auch kolorirte Abbildungen der ganzen Thiere
50 worin neben einer vom Herausgeber beigefügt da es an solchen
argentinischen Republik, ] ,
allgemeinen Schilderung dieses für die Land- in deutschen Werken noch sehr fehlte.
schnecken nicht gerade sehr günstigen Gebietes Für
nähere Kenntniss der Verbreitung
ilie
die Succineen speziell und namentlich auch ein- der Land- und Süsswasser-Mollusken innerhalb
gehend anatomisch behandelt werden. Ana- Deutschland sind ferner noch von Interesse die
tomische, für die Systematik wichtige Notizen Bemerkungen von S. Clessin 65 '
über die beiden
über einzelne amerikanische Landschnecken unter sich nahe verwandten Helix ericetorum
haben auch der ebengenannte Bland in Ver- Müll, und obvia Zgl., deren gegenseitige Grenze
bindung mit W. G. Binney 51 ) zu veröffentlichen von Südwest nach Nordost längs des oberen
fortgefahren. Einige anatomische Bemerkungen Rheinthals, der Hier, dann über den bairischen
über fleischfressende Helix-Arten aus Neucale- Jura, das Fichtel-, Erz- und Biesengebirge ver-
donien hat P. Fischer 5
-) veröffentlicht, und laufend dargestellt wird und desselben Ver-
,
dem leider nun verstorbenen unermüdlichen fassers Bemerkungen über den Einfluss des
Ferd. Stoliczka 5: ''i verdanken wir eine treffliche Alpenklimas auf die Gewohnheiten einiger Mol-
Arbeit über die Heliceen der Insel Pulo Pinang luskenarten sowie des Referenten 57 ) Mitthei-
,
an der Küste von Malakka, ebenfalls mit ana- lungen über die bei Weinheim akklimatisirte,
tomischen Untersuchungen. Endlich haben wir wahrscheinlich mit fremden Beben eingeschleppte
noch aus dem eigenen Vaterland das hiuter- Clausula Itala und die weite Verbreitung der
lassene Werk des praktischen Arztes Dr. Bud. Helix Austriaca gegen Nordosten wo sie in ,
Lehmann in Stettin 54 ) zu nennen, das die diesem Jahre durch die Herren Krause bei
Mollusken der Provinz Pommern behandelt und Bromberg nachgewiesen wurde. Herrn. Seibert
in Eberbach am unteren Neckar hat die Mol-
werthe, auf eigene Beobachtung gestützte Zu- mann Adami 64 ); die ersteren ergeben manche
59
sammenstellung der Schalthiere des Bodensees ) Uebereinstimmung mit dem Alpengebiete in
gegeben, worin er hervorhebt, dass doch nur Arten, welche weiter südlich nicht mehr vor-
wegen, grossentheils in eigenthümlichen Abarten, den Monte Pellegrino bei Palermo hat derselbe
während die benachbarten kleineren, pflanzeii- Dr. Kobelt 05 anziehend beschrieben; über sar-
)
reicheren, stehenden Gewässer mehr Arten ent- dinische Schnecken hat A. Issel G(i ) einige An-
halten, einzelne aber auch in diesen, vielleicht gaben gemacht. Aus dem südöstlichen Europa
durch Zunahme der Torf bildung, im Ausgehen hat Dr. 0. v. Möllendorff, 67 ) jetzt in China, die
begriffen sind, so namentlich Valvata piscinahs. Schneckenfauua zweier Provinzen, die bis dahin
Was das übrige Europa anbelangt, so sind terra incognita waren, Bosniens und Serbiens,
die Süsswassermollusken Skandinaviens der die erstere nach eigenen Beobachtungen die ,
Gegenstand einer zweiten ausführlichen Be- letztere nach den Sammlungen des Prof. Pancic
arbeitung in schwedischer Sprache von C. Ag. in Belgrad, eingehend behandelt; beide gehören
Westerlund 00 ) geworden, in welcher freilich die noch nicht entschieden dem südeuropäischen
Unterscheidung der Arten etwas weit getrieben Gebiete an ,
sondern enthalten neben ziemlich
ist, so dass verschiedene anscheinend für Skandi- viel mitteleurojJäischen Arten noch eine Anzahl
navien eigenthümliche Formen aufgeführt wer- eigentümlicher oder mit, Siebenbürgen und dem
den. D. F. Heyneinann 01 hat die eigenthüm- ) südlichsten Ungarn gemeinschaftlicher wie über-
;
liche Xacktschnecke Irlands, Geomalacus, näher haupt in Südosteuropa , spielen die Clausilien
beschrieben und nachgewiesen, dass die von eine wichtige Rolle ;
die Süsswasser-Conchylien
mehreren französischen Malakozoologen in neue- sind die der unteren Donau überhaupt; in dem
ster Zeit beschriebenen angeblichen Arten gar südwestlichen Bosnien, dessen Gewässer durch
nicht dazu gehören. Aus verschiedenen con- die Narrenta dem adriatischen Meere zufliessen,
chyliologisch bis jetzt noch wenig untersuchten nähert, sich die Fauna, wie zu erwarten, ganz
Gegenden Italiens sind sowohl von Einheimi- der dalmatischen.
schen als Fremden einige Nachrichten über die Aus Transkaukasien hat Alb. Mousson S8 i
'>'>)
Schrillen für Geschickte des Bodensees und
seiner Umgehung, Heft IV. Lindau, gr. S. mit «>) Atti della Sucietä Veneto-Trentina di scienze
2 Tafeln. naturali, vol. II. fasc. 1.
60 Fauna moUuscorum «5
)
terrestrium et fluvia- ) Malakozoologische Blätter, Bd. XXI, S. 69.
tilium Sueciae, Norvegiae et Daniae. II Sötvatten 6C
J
Annah del Museo civico di storia naturale
mollusker. Stockholm 1870. 8". in Geuova, vol. IV.
67
«>) Malakozoologische Blätter. Bd. XXI. S. 25 Beiträge zur Fauua Bosniens, von 0. von
)
**) Atti della Societä Italiana, vol. XV, fasc. 4 (Serbien) in den Malakozoolog. Blättern. Bd. XXI,
und ö. S. 129—149, mit 1 Tafel.
6S Bd. XXI, 6s Journal de Conckyliologie,
) Malakozoologische Blätter, S. 7 j
vol. XXI, pp. 183
und 157. —230, mit 2 Tafeln.
112
Inhalt: Amtliche Mittheilungen: Die Jahresbeiträge der Mitglieder. — Beiträge zur Kasse der
Akademie. — Veränderungen im Personalbestande der Akademie.
— Sonstige Mittheilungen:
Die 47. Versammlung Deutseher Naturforscher und Aerzte. (Fortsetzung.!
— E. v. Martens:
Die wissenschaftlichen Arbeiten über die Mollusken, Molluskoiden und Oustaceen im Jahre 1873.
— Dr. Skofiz' Jubiläum. — Jubiläum der K. K. Geologischen Reichsanstalt zu Wien.
(Schluss.)
- Die Kgl. Akademie der Wissenschaften zu Brüssel: Denkmal für Quetelet — Die 1. Ab-
handlung tjes
Ü7. Bandes der Nova Acta.
— Vergrößerung der Hefte der Leopoldina.
Amtliche Mittlieilungeii.
erinnern, dass die Beiträge der Mitglieder pränumerando zu Anfang des Jahres lallig
und im
Laufe des Monats Januar zu entrichten sind. Zugleich aber ersuche ich diejenigen Herren
Leop. X. 15
114
cogn. Boehmer.
Am 9. December 1874 zu Dresden Herr Dr. med. Martin Wolfgang Rietschel, praktischer
Arzt zu Dresden. Aufgenommen den 25. Decbr. 1867 cogn. Hermes VII. ;
Dr. Beim.
warten der nördlichen und südlichen Halbkugel. Darstellung der Näherungswerthe von Ketten-
Die Berechnung hat, die neueren Bestimmungen brüchen durch solche Determinanten von spe-
cieller Form gewährt, welche
der Vortragende
Tageblatte nur ihrem Titel nach angegeben. Dr. Schröter (Breslau ) theilte einige Resul-
115
täte seiner Untersuchungen über cyclisch zu- Erwärmung Töne erzeugt werden, deren genauere
und Poinsot, ein Gypsmodell der Steiner'schen der Richtung der Untersuchungen der Corpus-
(römischen) Fläche vierter Ordnung und einige cularpbilosophie auf die Gestalt der Atome
von Enge] verfertigte Modelle der Flächen allein, statt auf ihre Bewegung. — Dr.
zweiter Ordnung (wie sie ähnlich von Joh. Börnst ein (Leipzig) schilderte Versuche über
Eigel Sohn zu Cöhi a. Rh. und von Gherardi, temporären Magnetismus , aus denen sich ein
ihre Methode und ihre Resultate mit dem Em- einer Stelle eine gewisse Geschwindigkeit nach
pirismus und dem Idealismus in gleicher Weise einer bestimmten Richtung besitzen, begründete
vereinbar sind. — Differentialgleichung benutzte.
— In der Sitz-
Anders- * den
Physikalische Sektion. Herr ung vom 23. Septbr. besprach derselbe
sohn (Breslau) hält, anknüpfend an P. Secchi's Foucault'schen Pendelversuch und das Wasser-
Werk : L'unite des forces phys., einen durch barometer (mit Demonstrationen). Hierauf —
hielt Dr. Dorn (Breslau) einen Vortrag über
Experimente erläuterten Vortrag über die kos-
mische Gravitations-Mechanik nach den Lehren die Herstellung vergleichbarer Quecksilber-
der Thermodynamik. — *Dr. Gl au (Berlin) Thermometer, mit besonderer Berücksichtigung
behandelt die Phasenveränderung des Lichtes der Variation des Nullpunktes. Der Vortra-
bei der Reflexion an Fuchsin. Dr. Sond- — gende hat gefunden, dass sich bei wiederholter
haus (Neisse) bespricht die Tonerzeuguug durch Bestimmung der Siedepunkt constant zeigt,
Wärme und zeigt Versuche, in denen in Röhren auch wenn der Nullpunkt sich geändert hat,
verschiedener Form durch Durchtreiben erhitzter vorausgesetzt, dass man das Instrument nicht
Luft in's Freie, durch Hineintreiben oder Ein- über den Siedepunkt hinaus erwärmte. Er
saugen einer Flamme oder auch durch partielle empfiehlt zur Berechnung der Thermometer
15*
1)6
entweder den jedesmaligen Nullpunkt mit dem Naphtiousäure erhielt er auch durch die Ein-
beobachteten Siedepunkte zu combiniren, oder wirkung von rauchender Schwefelsäure auf
zunächst die tiefste Lage des Nullpunktes zu Naphthylamin. In der Mutterlauge ist aber
benutzen und dann von den so erhaltenen eine zweite, löslichere und nicht krystallisations-
Temperaturen die Variation des Nullpunktes fähige, isomere Säure enthalten. Durch Re-
in Abzug zu bringen.
— Herr J. Pernet duktion der Nitronaphthalinschwefelsäure erhielt
Breslau; erörterte darauf die Construction der er eine weitere Isomere. —
Dr. H. Neu mann
Wild'schen Instrumente, die in Petersburg St. (Darmstadt) bespricht einen bei Veränderung
zur Messung des Luftdruckes angewendet wer- des Zinnobers durch Zinkstaub erhaltenen
den. Das Kupffer-Wild'sche Heber-Barometer Körper, der wechselnd durch Kochen mit Sal-
hat den Vorzug, dass es, ohne zu leiden, im petersäure weiss- und durch Alkalien schwarz-
gefüllten Zustande transportirt werden könne, gefärbt wird und mit dem Niederschlage über-
und dass es gestatte, den Einfluss der all- einstimmt, den geringe Mengen HvS in Lösungen
mälig in das Vadium eingedrungenen Luft zu von salpetersaurem Quecksilberoxyd erzeugen.
bestimmen und in Rechnung
bringen; zu Eine analoge Verbindung erliielt er auch vom
auch das Normal-Barometer, sowie das elek- Kupfer.
—
Apotheker Jul. Müller (Breslau)
„demonstriüiydas von ihm und Dr. Ebstein be-
trisch-selbstregistrirende Barometer leisten Vor
zügliches. Schliesslich erörterte Dr. Sond .( bachtefc r Vorkommen von Brenzkatechin im
haus die Methoden, flüssige Lamellen darzu- Harn eines Kindes.- — Prof. Landolt (Aachen)
stellen. Bei einzelnen, die in Rotation versetzt zeigte sogenannte umgekehrte Flammen, indem
wurden, liess sich der Einfluss der Centrifugal- er leicht Sauerstoff abgebende Substanzen in
kraft durch die Bildung farbiger Ringe nach- eine mit Leuchtgas angefüllte Glocke brachte.
weisen. — — Dr. Lunge (Southchieds) spricht über die
Sektion für Chemie und Pharmacie. Dr. neuesten Fortschritte in der Sodafabrikation,
F, v.Hey den (Dresden) macht Mittheilungen zumal in England (Darstellung der Schwefel-
Verwesung für lange Zeit verhindert, jeden die Leblawc'sche Methode und das Weldon'sche
Fäulnissgeruch zerstört und dazu von Aerzt.en Verfahren).
— Prof. Dr. Mitscher lieh
mit Erfolg verwandt ist. —
Dr. E. Schmidt (Münden) berichtet über die Ausführung der
(Halle) bestätigt das normale Auftreten des vollständigen Elemeutar-Analyse organischer
Acetons bei den Oxydationsprodukten des Iso- Körper durch eine Verbrennung vermittelst
lmtylalkohols, das er jedoch hauptsächlich dem rothen Quecksilberoxyds in einer Atmosphäre
Zerfallen der gebildeten Isobuttersäure in Aceton von Stickstoff oder Kohlensäuregas. Er reiht
t'O- und H2 zuschreibt, berichtet über Ketone daran später die Resultate seiner Beobachtungen
der Isobuttersäure, das Methylisopropylketon über den Verbrennungspunkt, d. h. die Tem-
und das Diisopropylketon, welche Hr. Münch peratur, bei der die Verbrennung der Körper
auf seine Veranlassung durch Destillation der in Sauerstoff zuerst deutlich erkennbar auftritt,
betreffenden Kalksalze darstellte, und theilt — Fabrikant Kral (Olmütz) knüpft hieran
über isomere Nitratoluylsäuren, über Azotoluyl- bei einemund demselben Baume, z. B. der
säuren und über eine zweite Cymalhülsesäure. Rothbuche, wesentlich von der Meereshöhe ab-
— Herr E. Nölting gibt Mittheilungen über hängig. Der Flächeninhalt der Buchenblätter
die von Prof. Meyer und dem Vortragenden ist inGebirgsgegenden drei- bis viermal ge-
dargestellte Brombenzolhülsesäure und deren ringer, als im Tieflaiide. Auch die Gesammt-
Derivate.— Hierauf gab Dr. Ü. Witt (Hardt) aschenmenge, insbesondere der Phosphorsäure-
Natur und Verwendbarkeit
eine Notiz über die gehalt und mithin der Düngerwerth der
einiger neuen Farbstoffe aus der Patentfarben- Streumaterialien nimmt mit der Meereshöhe
fabrik in Göttingen und über eine neue Me- ab, während dort dagegen die physikalische
thode zur Darstellung organischer Cyanüre. — Wirkung der Streudecke von höchster Bedeu-
R.Biedermann (Berlin) sprach sodann über tung
— Darauf sprach *Prof. Dr. Heiden
ist.
die Ersetzbarkeit der Amidagruppe durch (Pommritz) über mit Schweinen ausgeführte
Hydroxyl in Nitraminen.
— Apotheker M asch ke Futterausnutzungsversuche. Debatte.)
—* ( Prof.
sprach über Haeniotox) lin in Bezug auf die Dr. B retschnei der iSaarau) sprach über die
leichte Angreifbarkeit der Reagenzgläser durch Ernährung der Zuckerrübe unter Ausschluss
warmes Wasser und als aridimetrischer Indi- des Bodens. — *Dr. Grönland (Dahme) zeigte
cator. — * Assistent Landeck (Breslau) sprach ein Instrument vor zur Darstellung sehr feiner
über das Trisulsallyl. Herr Westphal Schnitte von krautartigen Pflanzentheileu (Mi-
zeigt eine Waage zur Bestimmung des Ge- krotom), sowie mit diesem Instrument erhaltene
wichtes flüssiger Körper, die durch geringe Präparate.
— * Prof. Dr. Alex. Müller
Abänderungen zur Controle der Gewichte bei Berlin) hält einen Vortrag über die städtische
Apothekenrevisionen und zur Bestimmung des Spüljauche als Nährst utflösung für Pflanzen-
specifischen Gewichts fester Körper benutzt kulturen. — *Prof. Dr. Heinrich (Bromberg
werden kann. — Dr. Franck bittet, die über das Vermögen der Pflanzen, den Boden
Mineralanalysen nicht zu vernachlässigen. (De- an Wasser zu erschöpfen. *Dr. Frank
batte.;
— Prof. Böttger (Frankfurt) giebt über Untersuchungen zur Kultur
(Stassfurtli)
Anleitung zur Untersuchung von Trinkwasser der Moore, mit besonderer Berücksichtigung
in Bezug auf seinen Gehalt an Ammoniak, der Rimpau'schen Dammkulturen. "Prof. —
salpetriger Säure und Salpetersäure durch ge- Dr. H. Schwarz (Gra,z) über die Phosphat-
eignete Reagenzien ;
loses Natriummetall bleibend düngerfabrik von Graz.
—
Zum Schluss machte
mit silberglänzender Oberfläche aufzubewahren, *Prof. Dr. Krocker (Proskau; Mittheilungen
Gold aus goldarraen Bädern wiederzugewinnen, über die Benutzung menschlicher Excremente
Eisen durch Mickelüberzüge gegen Rost zu zur Gasbeleuchtung. — Beide chemischen Sek-
schützen, und Nickelsalze eisenfrei zu erhalten. tionen machten am 22. eine Excursion nach
— Schliesslich zeigt Apotheker Maschke die Saarau.
Reaction der alkoholischeil Marinlösung auf Sektion für Mineralogie, Geologie und
kleine Mengen Thonerde.
— Paläontologie. Prof. Moehl (Cassel) sprach,
Sektion für Agrikulturchemie. Prof. Dr. unter Vorlage seiner Schrift : Die Basalte und
lungen über die Aufgaben und Erfolge des sammlung von 56 typischen Basalten von Fuess
forstlichen Versuchwesens, zumal in Bayern, in Berlin, über che Classification dieser Gesteine.
und ging dann auf den chemischen und physi- — Geh. Rath v. Dechen (Bonn) berichtet
kalischen Werth der Streudecke näher ein. über die von Prof. Zirkel ausgeführte mikro-
Dieselbe ist, abgesehen von anderen Faktoren, skopische Untersuchung des röthlich-violetten
118
Aachen, wonach Granat als ein wesentlicher schen Schichten gefundenen Kupfererze bei
Bestandtheil dieses Schiefers anzusehen ist. Ludwigsdorf, nördlich von Görlitz, und Kobalt-
Auch der Wetzschiefer von Recht besteht fast Nickel-Manganerze bei Rengersdorf aufmerk-
lediglich aus beinahe farblosem Granat nebst ssm. — Kammerherr Grotrian (Braunschweig)
Augit , Quarz und äusserst selten Eisenglanz- zeigt die bei Söllingen im Herzogthum Braun-
blüthe. Geh. Bergrath Dunker (Halle) schweig oberhalb des
Septarienthones gefun-
sprach über die in dem Bohrloche I zu Speren- denen Zähne, die denen des Tichorhinus ähn-
berg angestellten Temperaturbeobachtungen und lich, aber viel grösser sind. Ghmr. Roemer
die daraus über die Abhängigkeit der Tempe- glaubte, sje nach seiner Kunde von Rhinoceros-
ratur des Erdkörpers von der Tiefe abgeleitete resten in Deutschland und Russland dennoch
Formel. — *ür. Behrens (Kiel) legte der für Rh. tichorh. erklären zu müssen. — Dr.
Versammlung eine Anzahl von Mikrophotogra- v. Lasaulx (Bonn) bespricht das Vorkommen
phien vor, die theils verschiedene Punkte seiner eines neuen fossilen Harzes mit 85 Proc. C.
Schrift über die KrystaUiten (Kiel 1874) illu- (Siegburgit)in der Gegend von Siegburg bei
striren iphotographirte KrystaUiten von pykrin- Bonn, geht dann auf die Methoden der Erd-
saurem Ammoniak und von Brechweinstein), bebenmessung über und legt ein neues Seismo-
theils auf dem Wege
Photolithographie der meter vor. — Pastor Haupt (Lerchenborn)
einen Atlas der mikroskopischen Gesteinskunde spricht über die in der fossilienreichen Gegend
herstellen sollen (Obsidian, Bimstein, Perlit, bei Lerchenborn, wo er bereits über 1000 Species
Pechstein , Leucitophyr und Melaphyr , Vergr. habe bestimmen können ,
vorkommenden Ge-
50-400). — *Director Kör f er (Kattowitz) schiebe des Greptolithenkalkes. Die Lerchen-
legt die auf seine Veranlassung bei Stanczynow borner Funde gestatten ihm die von Roemer ,
unweit Olknoz in Polen ausgegrabenen Fulgu- in Heidenhain geschilderte Fauna dieses Ge-
riten vor, woran sich Mittheilungen des Prof. steines um 36 neue Species zu vermehren, die
Römer (Breslau) und Kammerrath Grotrian dadurch auf 89 Arten kommt. Dr. Möhl—
(Braunschweig) über Fulgurite knüpften.
— (Cassel) verbreitet sich über durch Basalt ver-
Mechanikus F u e s s (Berlin) legt 1 ) eine Schneide-, änderte Einschlüsse und über die Zusammen-
2) eine Schleifmaschine , 3 ) eine Vorrichtung setzung der Minette. — *Dr. Göppert
zur Herstellung planparalleler Platten, 4) einen (Breslau) spricht über Stigmarien und Sigillarien
I*räparirofen zur Anfertigung mikroskopischer und hierauf über die Bildung von Kohlen auf
Dünnschliffe und eine Suite der letzteren vor. nassem Wege.
— * Geh. Rath v. Brandt
Dr. v. Lasau 1 x empfiehlt, ganz besonders 1 (Petersburg) wiederholte seinen in der anthro-
und 4. — Am 22. Sept. zeigt Dr. Schuchardt pologischen Sektion gehaltenen Vortrag über
(Görlitz) ein neues, von Prof. Schrauff in Wien die diluviale Säugethierfauna des nördlichen,
Vesczelyit genanntes Mineral von der Grube namentlich russischen Asiens im Vergleich mit
Delhis bei Marawiza im Banat, das in blau- der von Europa. —
*Dr. Frank (Stassfurt)
grünen, krystallisirten Krusten dem Granatfels bespricht unter Vorlegung von Präparaten die
aufsitzt und 16 Proc. Wasser und 52 Proc. künstliche Darstellung von Kieserit und The-
Kupferoxyd enthält. Derselbe zeigt ferner das nardit. — *Dr. Th. Liebisch (Breslau) be-
von demselben Veczely in Bogsan-Eisenstein richtet über die von ihm in Schlesien in Form
entdeckte seltene Mineral Ludwigit, ein Ge- von Diluvialgeschieben aufgefundenen Dolomite
menge von borsaurer Magnesia mit Eisen- mit Fischresten (Astero lepis) und endlich ,
119
macht *Dr. 0. Feistmaut el Mittheilungen lich wie Berthold Stein dies von den Blättern
über die Lagerstätte der Psaronieu in dem von Aldrovanda nachgewiesen hat, zum Ein-
Rotliliegendeu Böhmens und über die Perutzer fangen von Wassert hierchen geeignet sind, und
Schichten der Kreideformation. beschreibt die dazu dienenden Bildungen beider
Sektion für Botanik und Pflanzenphysio- Pflanzen genauer. Dass dieselben, ähnlich wie
logie. *Prof. Hünefeld (Greifswald i hält die Blätter von Dionaea nach den Untersuch-
unter Vorzeigung von Proben einen Vortrag ungen von Darwin und Bardon-Sanderson, die
über die Methode der Erhaltung der Formen gefangenen Thiere auch verdauen, konnte er
und Farben von Pflanzen und verspricht eine bisher nicht nachweisen, erinnert aber an einen
eingehendere Schrift.
— Prof. Kny (Berlin) von Hooker vor Kurzem in Belfast gehaltenen
gab unter Vorlegung von Zeichnungen eine Vortrag über zahlreiche „fleischfressende"
Uebersicht der Eigenthümlichkeiten der Ent- Pflanzen. — *Prof. Dr. Güppert (Breslau)
wickelang der Farrenfamilie der Parkeriaceen, demonstrirt an einer aus dem botanischen
deren vollständige Darlegung in den Nov. Actis Garten geholten lebenden Pflanze die Beweg-
erfolgen wird.
—
Dr. Sorauer entwickelt die ungserscheinungen bei den Blättern der Dionaea
Ergebnisse jahrelanger Beobachtungen und muscipula.
—
Dr. Traube (Breslau) sprach
Mittheilung über eigenthümliche Verwachsung der Temperatur auf Bacttrium Termo Duj.
bei Fraxinus excelsior und grüne Färbung des Es erstarrt unter 5° C, bei 5V2 beginnt die
Holzes von Esche und Buche. — Prof. Just Vermehrung, 30 — 36° sind der Entwickelimg
(Carlsruhe) fand im Verein mit Herrn Waag, am günstigsten. Bei anhaltender Wärme von
dass höhere Temperaturen auf die Keimfähig- 40" verfällt B. T. in Wärmestarre. Ein 14-
keit der Samen von Trifolium pratense je nach stündiges ununterbrochenes Erwärmen auf 45°
der Dauer und dem Wassergehalte der Atmo- und ein 3stündiges auf 50° tödtet es in der
sphäre, wie des Samens, sehr verschieden Nährlösung. Beim Austrocknen widersteht es
wirken. Trockene Samen ertragen eine Tem- lange hohen wie niederen Temperaturen. Gegen
peratur bis 120° C, feuchte sterben in feuchter Salzsäure ist es empfindlicher ,
als gegen Am-
Atmosphäre bei 75° in einer Stunde, bei 50° moniak, Alkohol und Carbolsäure. Bei Tem-
C. binnen Bei 39° C. keimt
48 Stunden. peraturen von über 40°, wo B. T. wärmestarr
Erwärmte Samen keimen
Kleesame nicht mehr. war, fand sich in faulenden Flüssigkeiten häufig
immer langsamer und sterben leichter, wenn eine Bacillusform ,
die
ganz lebendig war. - —
sie schnell befeuchtet werden. — Prof. Dr. Prof. Dr. Hegelmai er (Tübingen) theilt seine
Körber (Breslau) entwickelt seine der Schwen- Untersuchungen mit über die Embryologie von
dener'schen Flechtentheorie entgegengesetzte Carum Bulbocastanum. Dr. Pinzger —
Ansicht, als deren Vertheidiger Prof. Kny (Reichenbach) bespricht einen eigenthümlichen
(Berlin) auftrat.
— Prof.Colin (Breslau; hat fossilen Coniferenstamm aus der Gegend des
gefunden, dass die Blasen von Utricularia, ähn- Zobten, von faserig asbestartiger Cohäsion, die
12(1
Querschnitte sehr erschwert. Auf Serpentin- über die ihm gelungene Zucht von Macropodus
der Oberfläche gefunden, scheint die Verkiese- (Liegnitz) gab eine Notiz über das Vorkommen
lnng neueren Datums.
—
Dr. Lohde (Leipzig) von Phalacrus caricis. — Dr. Joseph (Breslau)
sprach über einige neue parasitische Pilze sprach über die bei Affen, aber nur bei denen
(Lucidium pythioides, das Keimlinge von Le- der neuen Welt, vorkommende Verbindung der
Farrenprothallium, und Harposporium Anguil- dieser vielmehr ein Milchzahn sei, und dass die
breitung der Käfer und der Schmetterlinge auf bei Danzig gestrandeten Walfisches.
— Staats-
der Erde, und namentlich in Europa. Schmetter- rath Grube (Breslau) giebt Kunde von einem
linge bilden sehr grosse, weniger scharf be- Aufrufe der Deutschen Geographischen Gesell-
grenzte. Käfer bei weitem kleinere, beschränk- schaft zur Betheiligung an der in West-Afrika
die Mittelmeerländer, und beide wieder in zahl- — Dr. Low bringt die gemeinsame Bearbei-
reiche bestimmt abgegrenzte Faunen. — *
Appell.
-
tung eines neuen Nomenciator zoologicus in
teren und besprach den Einfluss der Verwand- Ausführungsgänge sich vereinigen und die er
lungsperiode und die Faktoren welche das für analog der prostata höherer Thiere hält.
— *Custos Rogenhofe
,
päisch-nordasiatischen Fauna bedingt haben. — Lebensweise der in den Hörnern des afrikani-
Geh. Kath v. Brandt (St. Petersburg) theilt schen Büffels lebenden Raupe, der Tinea va-
zum Belege, dass die frühere Ansicht vom Art- stella Zeller. — *Dr. Weitz (Breslau) berichtet
begriffe zu modificiren sei, indem derselbe sich über seine mikrophotographischen Arbeiten. —
theils in den verschiedenen Gruppen der Thier- *Dr. Benicke zeigt eine Reihe Glasmikro-
welt sehr verschieden zeige, theils durch un- photographien vor.
—
Dr. Joseph sprach
nütze Speciesmacherei unterhöhlt sei, in letz- über die Verkümmerung des Auges der Grotten-
terer Beziehung eine Anzahl Rückschläge aus thiere, besonders bei TroglocarisSchmidtii Dorm.,
für Species gehaltenen Varietäten zur Stamm- über das Geruchsvermögeu von Leptodirus
art bei Katzen, Ziegen, Tauben und Hühnern Hohenwartii Schmidt und legte eine Anzahl
mit. — *Minist.-Sekret. Türk (Wien) referirte von ihm gefundener in Grotten lebender Glieder-
121
Im Mittelmeere kennen wir 458 Schnecken, amerikanischen Affen, die er auch bei einer
237 Muscheln und 358 Annaliden ,
an den angeblich ausgestorbenen amerikanischen Men-
Oceanküsten 290 Annaliden. von denen 73 schenart gefunden hat. —
'Prof. Heidenhain
beiden Gebieten gemeinsam sind. 17 Anna- (Breslau) spricht über die mikroskopischen Ver-
liden und 20 Muscheln des Mittelmeeres kom- änderungen des Pancreas bei seiner Thätigkeit,
men auch im Eismeere vor. — Custos Rogen- sewie über den Einfluss des Nervensystems auf
hoi'er zeigte einige Lepidopterentafeln zum die Secretion dieser Drüse. — *Prof. Grün-
Novarawerke. — Prof. Zaddach (Königsberg) hagen (Königsberg) bespricht den Einfluss der
legte Exemplare von Gomphoccras (wahrschein- Temperatur auf den Dehnungszustand glatter
lich Gompb. niirum Barr.) und Phragmoceras und quergestreifter Muskulatur. — *Dr. Adam-
aus den silurischen Geschieben Preussens vor. kiew icz (Königsberg) bespricht physikalische
Erstere hat sechs durch Rinnen verbundene Verhältnisse des Muskels. —
Prof. Nawrocki
Oeffnungen der Wohnkammer. Der Vortra- (Warschau) hat bei Versuchen über Innervation
gende glaubt, dass die mit diesen und mit der Parotis gefunden, dass der Facialis der
Orthoceras verwandten Cephalopoden mit Wimper einzige Sekretionsnerv unter den Cerebralnerven
und Strudelorganen versehen waren, die dem sei, dass dagegen auch der Halssympathikus
Munde Nahrung zuführten und deshalb von Sekretionsfasern enthalte. Reflektorisch auf die
den Nautileen zu trennen seien. — Prof. Low Speichelsekretion wirkt der glossopharyngeus
zeigt Nyrphus coarctatus Schummel vor. Diese und der N. lingualis trigemini. —
Der auriculo-
Fliege kann den Namen nicht behalten, und temporalis enthält gefässerweiternde, der Hals-
es wird S. Schmnmelii vorgeschlageil.
— syjpjjathikus gefässverengernde Fasern.
—
*
gab Dr. Do
Schliesslich (Neapel) Beiträge hm
zur Kenntniss der Rhizocephalen. Die wissenschaftlichen Arbeiten über
Sektion für Anatomie und Physiologie. die Mollusken, Molluskoiden und
Prof. v. Wittich (Königsberg) berichtet über Crustaceen im Jahre 1873
Einspritzungen von indigoschwef. Natron in die von Prof.Dr.Ed.V.MiU'teilS in Berlin. M.A.N.
Luftröhre von Kaninchen, die die Behauptung
(Schluss.)
von Sikorski dass die Lunffenalveolen direkt
,
Die nordostafrikanischen Land- und Süss-
mit den Lymphgefässen communiciren zu be- ,
wasserschnecken sind der Gegenstand mehrerer
stätigen scheinen. Die Thiere ertragen selbst
kleineren Arbeiten Herr Carl Jickeli aus Her-
:
grosse Einspritzungen, wenn sie nur langsam mannstadt hat sowohl über die Erlebnisse und Er-
gemacht werden, sehr gut, der Farbstoff geht auf seiner denselben
in 10 — 15 Min. in den Harn über; rasch ge-
fahrungen hauptsächlich
gewidmeten Reise am rothen Meer und in den
tödtet, findet man nur geringe Mengen in der
Grenzländern Abyssiniens berichtet, '' ) als auch 1 1
lung über die Lähmungserscheinung bei ein- ™) Sitzungsberichte der Gesellschaft natur-
Leop. X. IG
122
Aden und an der abyssinischen Küste gesam- Catalog der neuseeländischen Meeres-Mollus-
melt hat, und über welche schon im vorher- ken 7S worunter viele neue Arten beschrieben,
),
72 Wein-
gehenden Jahre A. Morelet ) Einiges veröffent- aber leider nicht abgebildet. II. C.
licht hat das Hauptresultat ist eine neue
;
kauff 79 ) hat einen Catalog der im europäischen
Gattung, Francesia, von der man aber nur die Fauuengebiet lebenden Meeres-Conchylien ver-
Schale kennt und nicht einmal weiss, ob sie öffentlicht, der hauptsächlich als Leitfaden zur
zu den Land- oder Wasserschnecken gehört. Anordnung von Sammlungen bestimmt ist, hie-
Endlich hat Referent 73 ) eine Zusammenstellung für aber dadurch weniger geeignet ist, dass er
der Mollusken-Arten gegeben, welche Dr. G. nicht wenigstens diejenigen unter den zahl-
Schweinfurth von seiner berühmten Reise in's reichen Synonymen ,
welche noch gegenwärtig
Innere von Afrika mitgebracht hat, und unter in den Sammlungen häufig als Artbezeichnungen
welchen sich eine bis jetzt nur aus Westafrika kursireu, angiebt, und dass seine systematische
bekanut gewesene, Lanistes Libycus, findet. Anordnung merklich hinter dem gegenwärtigen
Noch haben wir zu erwähnen einer systemati- Standpunkt der Wissenschaft zurückbleibt;
schen Anordnung der den Sandwich-Inseln sehr zu loben ist dagegen die Angabe der
eigenthümlichen Achatmellen durch Gulick und horizontalen und vertikalen Verbreitung bei
74 Betreffs ersterer unterscheidet der
Edg. Smith, ) worin dieselben in mehrere jeder Art.
Gattungen getheilt werden. Verfasser sieben Zonen :
arktisch, boreal, ger-
Unter den Arbeiten über marino Mollus- manisch (Schottland, England, südliches Nor-
ken nehmen R. Bergh's Untersuchungen über die wegen, Schweden, Dänemark, Norddeutschland
schalenlosen Opisthobranchier eine hervorragende und Holland), celtisch, lusitanisch, mediterran
Stelle ein; derselbehat für Semper's Reisewerk mit 3 Unterabtheilungen und pontisch ;
in einer
wie früher einige andere Familien, so in diesem französischen Anzeige so ) dieses Werkes wird
Jahr die Phyllirhoiden 75 ) monographieenartig die Einführung einer germanischen Zone als
Museo
tanische". Übrigens wird durch diese sieben
™) Annali del civico di storia naturale
koordinirten Glieder die Uebersicht allerdings
di Genova, vol. IV, S. 521.
») Ebenda, S. 180—208, pl. 9.
,s
Verhandlungen der zoologisch-botanischen
)
«) Malakozoologische Blätter XXI, S. 37—46. Gesellschaft in Wien, Bd. XXIII, mit 4 Tafeln.
u ) Proceedings of the Zoological of
Society ") Smithsonien miscellaneous collections vol. X,
London. 1873, pp. 89—96. 1—446.
p.
™) Reisen im Archipel der Philippinen von Dr. '») Siehe Nr. 44.
,9
C. Semper. Zweiter Theil. Wissenschaft! Resul- Catalog der im europäischen Faunengebiet
)
etwas complizirt; wir würden vorziehen, die sondere eine synonymische Liste der dalmatischen
nord- und südeuropäische Meeresfauna einan- Meerconchylien, welche Klecak (Kleciach früher
der entgegenzusetzen, die erste in der Nord- sich schreibend) auf die Wiener Ausstellung
85 und ein anschaulicher Artikel Dr.
see, die letztere im Mittelmeer typisch ausge- geschickt )
während an den Westküsten Europa's Kobelt's über die italienischen Muschelmärkte 86 ).
prägt,
eine Mischung beider in verschiedenen Ver- Die Berichte der englischen Uüd deutschen
hältnissen stattfindet; dass derartige Einthei- Untersuchungsfahrten in Nordsee und Mittel-
lungen zuerst in England aufkamen, an dessen meer sind schon oben 87 ) angeführt. Das Grenz-
Südküste diese Mischung schon sehr merklich gebiet der europäischen Fauna behandelt eine
ist,hat von Anfang an jene zwei Hauptfaunen Arbeit von Rob. Wasten über mehrere, na-
weniger scharf hervorheben lassen. Die hoch- mentlich kleine Meerconchylien von Madeira 88 ),
nordische oder circumpolare lässt sich als eigene worin besonders ein grosser Reichthum von
Abtheilung festhalten, obwohl sie sich nahe an Arten der Gattung Rissoa, theilweise identisch
die nordeuropäische anschliesst und hauptsäch- mit europäischen, hervortritt. Kleinere Beiträge
lich in der reicheren Entwicklung einzelner zur Kenntniss der nordpacifischen Fauna haben
charakteristischen Gattungen beim Zurücktreten Rob. Stearns 89
)
betreffs Californiens ,
Dali 90 )
9
anderer unterscheidet; die politische ist ent- und P. Fischer ') betreffs der Aleuten ge-
schieden eine verarmte Mittelmeerfauna mit geben.
sehr wenigen älteren Ueberbleibseln, ganz ana- Als Einzelheiten von besonderem Interesse
der sind noch zu erwähnen Sauvage's Bemerkung
log wie die der Ostsee sich zu derjenigen
Nordsee verhält. Bemerkenswerth ist noch das über Bewegung und individuelle Variation der
Formen, eine kleine Strecke durch die Strasse zwischen Individuen zweier gut verschiedenen
Uebereinstimmung der circumpolaren Fauna marinorum molluscorum quae etc. Blasius Klee- ,
Schliesslich sei noch bemerkt, dass Deshayes Die Kgl. Akademie der Wissenschaften
in Paris in einer Eröffnungs- Vorlesung am Jar- zu Brüssel
din des plantes die Geschichte der Conchylio-
beabsichtigt, ihrem vieljährigen, hochverdienten
95 wozu dieser Altmeister
logie behandelt hat ),
Sekretär, Adolphe Quetelet, ein Denkmal zu
der gegenwärtigen Conchyliologen besonders und fordert auch die Institute und
errichten,
sein mag, da er die Entwicklung
befähigt Gelehrten, mit denen der Verstorbene in Ver-
dieser Wissenschaft seit Lamarck miterlebtund
bindung gestanden hat, sicherlich nicht ver-
namentlich früher sehr thätigen Antheil daran
gebens, zur Betheiligung an diesem Unter-
genommen hat. nehmen auf. —
Die Deutsche Akademie der Naturforscher
Herr Dl Alexander Skofiz M. A. N. ist gebeten, die Kunde von diesem Vorhaben
am
Januar 1875 den 25. Jahrgang möglichst zu verbreiten und erbietet sich,,
beginnt 1.
Die Leopoldina
Iiie K. K. Geologische Reichsanstalt Nummer ihre
beendet mit der vorliegenden
zu Wien erste Die Theilung der X Hefte in
Dekade.
begeht am 5. Januar 1875 in feierlicher Sitz- je 15 Nummern hat sich in mehrfacher Be-
ung das Fest ihres fünfundzwauzigjährigen ziehung unbequem erwiesen und es wird mit ,
Bestandes. Die Anstalt kann mit besonderer Beginn des XI. Heftes insofern eine Aenderung
(ienugthuung auf das Vierteljahrhundert ihrer eintreten, als jedes Heft künftig aus 24 Bogen
Wirksamkeit zurückblicken. Sie hat sich nicht oder Nummern bestehen wird. Falls es ge-
nur in wissenschaftlichen Kreisen eine ehren-
lingt, mit der im verflossenen
Jahre innegehal-
volle Stellung errungen sondern auch das
, tenen Publication von 2 Nummern oder Bogen
Glück gehabt ,
zu dem volkswirtschaftlichen monatlich (die indess nur einmal zu Ende des
Aufschwünge Oesterreichs wesentlich beizu- Monats versandt werden) fortzufahren, würden
tragen. Nicht nur die Naturforscher, sondern demnach Heft und Jahrgang künftig zusammen-
alle Strebenden werden ihr eine warme Theil- fallen. Der Preis des Heftes wird dem grös-
nahme und die besten Wünsche für ferneres serenUmfange gemäss von 1 Thlr. 8 Gr. auf 1
1673.
des cours scientitiques. Paris.
= 6 Rmk. zugehen. —
AbgeßchU'SBeu den 31. Dccember 1874. Druck toij E. Bluchmann & Sohn in Dresden.
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