2005 Book SchweißtechnischeFertigungsver
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2005 Book SchweißtechnischeFertigungsver
Schweißtechnische Fertigungsverfahren 2
Ulrich Dilthey
Schweißtechnische
Fertigungsverfahren 2
Verhalten der Werkstoffe beim Schweißen
^ Springer
Professor Dr.-Ing. Ulrich Dilthey
RWTH Aachen
FB 4
Institut Schweißtechnik und Fügetechnik
Pontstraße 49
52062 Aachen
[email protected]
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch be-
rechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der
Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jeder-
mann benutzt werden dürften.
Sollte in diesem Werk direkt oder indirekt auf Gesetze, Vorschriften oder Richtlinien (z.B. DIN, VDI,
VDE) Bezug genommen oder aus ihnen zitiert worden sein, so kann der Verlag keine Gewähr für die
Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität übernehmen. Es empfiehlt sich, gegebenenfalls für die ei-
genen Arbeiten die vollständigen Vorschriften oder Richtlinien in der jeweils gültigen Fassung hinzu-
zuziehen.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Dipl.-Ing. Klaus Woeste für die tat-
kräftige Unterstützung bei der Überarbeitung dieses Bandes, aber auch den
Institutsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, die bei der Abfassung des Ma-
nuskriptes und der Erstellung der Bilder, Skizzen und Diagramme beteiligt
waren.
4 Schweißeigenspannungen..................................................... 59
4.1 Definition von Eigenspannungen ........................................ 59
4.2 Entstehung von Schweißeigenspannungen .............................. 62
4.3 Auswirkungen von Schweißeigenspannungen .......................... 72
4.4 Maßnahmen zur Verringerung von Eigenspannungen in
Schweißnähten ............................................................. 75
4.4.1 Minimierung von Schweißeigenspannungen.................... 75
4.4.2 Abbau vorhandener Schweißeigenspannungen ................. 76
4.5 Methoden zur Messung von Eigenspannungen ......................... 78
Literatur............................................................................. 341
Sachverzeichnis..................................................................... 359
1 Schweißbarkeit von metallischen Werkstoffen
Bild 1-1. Definition der Schweißbarkeit durch die äußeren Faktoren Schweißeig-
nung, Schweißsicherheit und Schweißmöglichkeit [1-1].
2 1 Schweißbarkeit von metallischen Werkstoffen
1.2 Schweißeignung
Tabelle 1-1. Einfluss einiger Legierungselemente auf die Eigenschaft von Stählen.
C Si Mn P S O Cr Ni Al
Zugfestigkeit + + + + (-) + + + +
Härte + + + + + + +
Kerbschlagzähigkeit - - + - - - (-) ++
Heißbrüchigkeit -- ++
Warmfestigkeit + (+) (+) (-) + +
-400°C
kritische Abkühlge-
- - - - -
schwindigkeit
1.3 Schweißsicherheit
1.4 Schweißmöglichkeit
2.1 Einleitung
2.2.1 Zustandsschaubilder
In der Technik werden Metalle eingesetzt, die aus einer Komponente (rei-
ne Metalle) oder aus zwei und mehr Komponenten (Legierungen) beste-
hen.
Der Zustand eines reinen Metalls kann durch die Zustandsgrößen Tem-
peratur T, Druck p und Konzentration c beschrieben werden, wobei T und
p als unabhängige Variablen vorgegeben sind. In einem Zustandsschaubild
lassen sich dann die auftretenden Phasen (fest, flüssig, dampfförmig) in
Abhängigkeit von Druck und Temperatur darstellen (Bild 2-1). Gebiete in
10 2 Umwandlung unlegierter und niedriglegierter Stähle
Bild 2-2. Binäres System mit vollständiger Löslichkeit im flüssigen und im festen
Zustand und Temperaturverlauf während der Abkühlung [2-2].
Das im Bild 2-2 abgebildete binäre System besteht aus zwei Komponen-
ten A und B, die sich sowohl in der flüssigen als auch in der festen Phase
in jeder beliebigen Konzentration mischen lassen. Des weiteren ist nur eine
12 2 Umwandlung unlegierter und niedriglegierter Stähle
Hebelgesetz:
mK · a = m S · b
mit
mK + mS = mges = 100%
und
a = C 0 – C2
b = C 3 – C0
Bild 2-3. Schematische Darstellung des Hebelgesetzes zur Ermittlung der Anteile
von Schmelze ms, und α-Mischkristall mk [2-2].
S ĺ A + B (T = Te = konst.).
2.2 Erstarrung und Umwandlungen von Metallen im Gleichgewicht 13
Se ĺ Į + ȕ (T = Te = konst.).
S + Į ĺ ȕ (T = Tp = konst.).
Bild 2-7. Binäre Systeme mit kongruent schmelzenden intermediären Phasen (V)
[2-2].
a) schmaler Existenzbereich der intermediären Verbindung (V=AmBn);
b) intermediäre Phase γ mit großem Existenzbereich.
16 2 Umwandlung unlegierter und niedriglegierter Stähle
2.3 Eisen-Kohlenstoff-Zustandsschaubild
Das Umwandlungsverhalten kohlenstoffhaltigen Eisens im Gleichge-
wichtszustand wird durch das stabile Zustandsschaubild Eisen - Graphit
(Fe-C) beschrieben. Neben dem stabilen System Fe-C, das für eine gleich-
18 2 Umwandlung unlegierter und niedriglegierter Stähle
Tabelle 2-1. Eckpunkte der Zustandsfelder mit den zugehörigen Temperaturen und
Kohlenstoffgehalten für das metastabile System [2-3], [2-4], vgl. hierzu Bild 2-10.
A 0 0 1536 1536
B 0,51 0,53 1493 1493
C 4,3 4,3 1147 1147
D 6,69 6,69 §1330 1252
E 2,06 2,14 1147 1147
F 6,69 6,69 1147 1147
G 0 0 911 911
H 0,1 0,09 1493 1493
I 0,16 0,16 1493 1493
K 6,69 6,69 723 727
M §0 768
N 0 0 1392 1392
O 0,47 768
P 0,02 0,034 723 727
S 0,8 0,76 723 727
aus Primäraustenit und Ledeburit werden als untereutektisch, die mit mehr
als 4,3 Massen-% aus Primärzementit und Ledeburit als übereutektisch
bezeichnet.
Erstarrt eine Legierung mit weniger als 0,51 Massen-% Kohlenstoff, so
bildet sich unterhalb der Soliduslinie A-B ein į-Mischkristall (į-Ferrit).
Entsprechend der peritektischen Umwandlung bei 1493°C zerfallen
Schmelze (0,51 % C) und į-Ferrit (0,10 % C) zu einem Ȗ-Mischkristall
(Austenit).
Die Umwandlung des Ȗ-Mischkristalls vollzieht sich bei tieferen Tem-
peraturen. Aus dem Ȗ-Eisen mit C-Gehalten unter 0,8 % (untereutektoide
Legierungen) scheidet sich mit sinkender Temperatur ein kohlenstoffarmes
Į-Eisen (voreutektoider Ferrit) und feinlamellares Eutektoid (Perlit), be-
stehend aus Į-Mischkristallen und Zementit, aus. Bei Kohlenstoffgehalten
über 0,8 % (übereutektoide Legierungen) bilden sich aus dem Austenit
Sekundärzementit und Perlit. Unterhalb von 723°C erfolgt wegen sinken-
der Kohlenstofflöslichkeit die Ausscheidung von Tertiärzementit aus dem
Į-Eisen.
Wichtigster Unterschied der drei genannten Phasen ist ihre Gitterstruk-
tur (Bild 2-12). Während die Į- und į-Phase ein kubisch-raum-zentriertes
(krz) Gitter aufweisen, liegt die Ȗ-Phase als kubisch-flächenzentriertes
(kfz) Gitter vor.
Aus den Gitterstrukturen resultieren auch die unterschiedlichen Löslich-
keiten der Mischkristalle für Kohlenstoff. Kohlenstoff wird bei den drei
oben genannten Phasen interstitiell gelöst, d. h. Kohlenstoff findet zwi-
schen den Eisenatomen Platz. Diese Art von Mischkristallen wird daher
auch Einlagerungsmischkristall genannt.
Bild 2-13. Aufspaltung der eutektoiden Linie zu einem dreiphasigen Gebiet durch
Zugabe eines weiteren Legierungselementes.
2.4 Umwandlungsschaubilder und Gefüge 23
Die im Bild 2-14 gestrichelt eingetragene Linie trennt das Gebiet des
homogenen von dem des inhomogenen Austenits. Ein inhomogener
Austenit ist ein austenitischer Mischkristall, der sich direkt nach der voll-
ständigen Umwandlung aus Ferrit und Zementit gebildet hat. Ferrit (Į-
Eisen) kann nur sehr geringe Kohlenstoffanteile lösen (max. 0,02 %), Ze-
mentit dagegen 6,67 % Kohlenstoff. Beide Phasen zerfallen jedoch zu
Austenit, so dass aus der ferritischen Phase ein kohlenstoffarmer und aus
der Zementitphase ein kohlenstoffreicher austenitischer Mischkristall ent-
steht. Dieser Mischkristall wird folglich als inhomogener Austenit be-
zeichnet. Bei hinreichend langen Glühzeiten, bzw. bei genügend hohen
Temperaturen, werden durch Diffusion die Konzentrationsunterschiede des
C-Gehaltes ausgeglichen, es entsteht der homogene Austenit.
Im Gebiet des homogenen Austenits sind Linien gleicher Korngröße
eingezeichnet (nach ASTM, bzw. L in ȝm). Durch erhöhte Austenitisie-
rungstemperaturen und verlängerte Haltezeiten entstehen grundsätzlich
gröbere Austenitkörner als bei niedrigeren Temperaturen (Bild 2-14).
2.4.2.1 Ferrit
Der Gefügebestandteil Ferrit (Į-Eisen) entsteht durch eine diffusionskon-
trollierte Umwandlung des Austenits. Ferrit tritt sehr häufig in Kombinati-
on mit dem Gefügebestandteil Perlit auf und wird auch wegen der diffusi-
onsgesteuerten Umwandlung beider Gefüge der Perlitstufe zugerechnet.
Im Bild 2-17 ist das rein ferritische Gefüge einer kohlenstoffarmen Legie-
rung abgebildet.
Aufgrund der sehr geringen Kohlenstofflöslichkeit ist das ferritische Gefü-
ge sehr weich, zeichnet sich aber gleichzeitig durch seine hohe Zähigkeit
(Duktilität) aus. Neben dem im Bild 2-17 aufgeführten ferritischen Gefüge
erfolgt eine weitere metallographische Unterscheidung des Ferrits in den
massiven Ferrit, Umklapp-Ferrit und den Widmannstättenschen Ferrit.
Widmannstättenscher Ferrit entsteht sehr häufig entlang der Schmelzlinie
Bild 2-18. Widmannstättenscher Ferrit [-6] und Darstellung der Bildung aus ei-
nem Austenitkorn [2-7].
2.4.2.2 Perlit
Das eutektoide Gefüge Perlit ist eine feinstreifig lamellare Anordnung von
Ferrit und Zementit (Bild 2-19).
Die Perlitgefüge werden nach ihrem Lamellenabstand in die Perlitarten
− groblamellarer Perlit,
− feinlamellarer Perlit,
− feinstlamellarer Perlit (Sorbit) und
− rosettenförmiger Perlit (Troostit)
unterteilt.
Bild 2-19. Anordnung des lamellaren Perlit aus Ferrit- (hell) und Zementitzeilen
(dunkel).
2.4.2.3 Bainit
Im Gegensatz zu den diffusionsgesteuerten Prozessen der Ferrit- und Per-
litbildung entsteht das bainitische Gefüge aus einer massiven Umwand-
lung. Bedingt durch eine erhöhte Abkühlgeschwindigkeit ist die Diffusion
von Eisen und anderen Legierungselementen unterbunden, lediglich Koh-
lenstoffatome können in eingeschränktem Maße noch Platzwechselvor-
gänge durchführen.
Bainit wird häufig auch als Zwischenstufengefüge bezeichnet, was je-
doch eine vereinfachende Bezeichnung für dieses Gefüge ist, da Bainit
nach dem Entstehungsmechanismus in die drei Arten oberer Bainit, unterer
Bainit und kohlenstoffarmer Bainit unterteilt wird.
Durch diffusionsloses Umklappen von Austenit in ein verzerrtes Ferrit-
gitter und anschließendes Ausscheiden von Kohlenstoff als Zementit zwi-
schen (oberer Bainit) oder in den Ferritlanzetten (unterer Bainit) entstehen
die beiden wichtigsten Bainitarten. Direkt nach dem Umklappen der Fer-
ritplatten besitzen diese eine hohe Kohlenstoffkonzentration, die wesent-
lich oberhalb der Löslichkeit des Ferritgitters liegt. Aus dem oberen Bainit
30 2 Umwandlung unlegierter und niedriglegierter Stähle
kann bei noch ausreichend hoher Temperatur der Kohlenstoff als Zementit
durch Diffusion aus der Ferritnadel ausgeschieden werden (Bild 2-20a).
Für den unteren Bainit ist aufgrund niedrigerer Umwandlungstemperaturen
die Kohlenstoffdiffusion so stark eingeschränkt, dass die Karbide inner-
halb der Ferritnadel ausgeschieden werden müssen (Bild 2-20b).
Bild 2-20. Entstehungsmechanismus von oberem (a) und unterem (b) Bainit
(schematisch).
Oberer und unterer Bainit sind mit dem Lichtmikroskop nicht zu unter-
scheiden und liegen meist nebeneinander im Gefüge vor. Aus diesem
Grund schlägt Kawalla in [2-6] eine Einteilung in feinnadeligen, grobnade-
ligen und körnigen Bainit vor (Bild 2-21). Bainitisches Gefüge besitzt
zwar höhere Festigkeiten als ein ferritisch-perlitisches Gefüge, jedoch geht
dies zu Lasten der Zähigkeit. Ähnlich dem Perlit gilt auch für das bainiti-
sche Gefüge, dass ein feinnadeliges Gefüge bessere mechanische Eigen-
schaften aufweist als ein grobnadeliges oder grobkörniges Gefüge.
2.4.2.4 Martensit
Bei sehr schneller Abkühlung auf niedrige Temperaturen bildet sich Mar-
tensit. Dieses Gefüge entsteht durch diffusionsloses Umklappen des
Austenits. Der gesamte Kohlenstoff bleibt dabei zwangsgelöst. Charakte-
ristisch für das Härtungsgefüge Martensit ist seine Nadelstruktur (Bild
2-22).
Die beiden bedeutendsten Martensitarten sind der Lanzett- und der Plat-
tenmartensit. Die Entstehung ist im Wesentlichen vom Kohlenstoffgehalt
des Stahles abhängig (Bild 2-23). Da in der Schweißtechnik vorwiegend
untereutektoide Stähle verarbeitet werden, ist die Bildung von Lanzettmar-
tensit für die Schweißtechnik von primärer Bedeutung. Wie jedoch Bild
2.4 Umwandlungsschaubilder und Gefüge 31
Bild 2-23. Bildung von Lenzettmartensit (LM) und Plattenmartensit (PM) in Ab-
hängigkeit vom Kohlenstoffgehalt (RA = Restaustenit) [2-9].
2.4.3 Zeit-Temperatur-Umwandlungsschaubilder
Wie bereits aus den vorherigen Ausführungen hervorgeht, ist die Um-
wandlung von Austenit in Ferrit, Perlit, Bainit oder Martensit abhängig
von der Abkühlgeschwindigkeit. Die Beschreibung der Phasenänderungen
ist bei beschleunigter Abkühlung mit Hilfe des metastabilen Systems Ei-
sen-Eisenkarbid nicht mehr möglich.
Dies führte zu der Entwicklung von Umwandlungsschaubildern, in de-
nen die Kinetik der Umwandlung und Auflösung der Austenitphase be-
rücksichtigt wird. Diese Schaubilder sind unter dem Begriff der Zeit-
Temperatur-Umwandlungs- (ZTU-) Schaubilder bekannt. Analog zu den
Austenitisierungsschaubildern erfolgt eine Einteilung in isothermische und
kontinuierliche ZTU-Schaubilder.
a) b)
Bild 2-25 zeigt das isothermische ZTU-Schaubild des Stahles C45. Die
„nasenförmige“ Ausbildung der Umwandlungsgebiete des Ferrits, Perlits
und Bainits resultiert aus zwei gegenläufigen Effekten bei der Gefügeum-
wandlung, nämlich der Keimbildung und dem Keimwachstum. Der prinzi-
pielle Vorgang der diffusionsgesteuerten Umwandlung wird im Folgenden
schematisch anhand einer Umwandlung von Austenit zu Ferrit erklärt und
dargestellt (Bild 2-26).
Die geschwindigkeitsbestimmenden Schritte der diffusionsgesteuerten
Umwandlung sind erstens die Keimbildung und zweitens das Keimwachs-
tum durch Diffusionsvorgänge. Der erste grundlegende Schritt einer Gefü-
geumwandlung besteht in der Bildung neuer Keime. Die Bildung der Fer-
ritkeime wird bei niedrigen Temperaturen begünstigt (Bild 2-26, unteres
Teilbild), dagegen entstehen bei hohen Umwandlungstemperaturen erst
nach längeren Haltezeiten wenige neue Ferritkeime in einem Austenitkorn
(Bild 2-26, oben). Obwohl der Ferritkeim bei hohen Temperaturen (= hohe
Diffusionsgeschwindkeit) sehr schnell wachsen kann, müssen die wenigen
Ferritkeime relativ große Wege zurücklegen, bis das Austenitkorn voll-
ständig aufgezehrt ist, was entsprechend lange Zeiten erfordert.
Bild 2-26. Einfluss der Temperatur auf Keimbildung, Keimwachstum und Korn-
größe am Beispiel der Umwandlung von Austenit in Ferrit (schematisch).
Bild 2-30. Verzögerte Umwandlung in der Perlit- und Bainitstufe aufgrund einer
erhöhten Austenitisierungstemperatur.
Im unteren Teilbild ist der Anteil an gebildetem Martensit (M) und Bai-
nit (Zw) in Abhängigkeit von der Abkühlzeit aufgetragen. Bei höherer
Austenitisierungstemperatur ist der Beginn der Bainitbildung und damit
ein Abfall des Martensitanteiles zu deutlich längeren Zeiten verschoben.
Der maximal gebildete Bainitanteil erhöht sich von etwa 45 % auf 75 %.
Hieraus lässt sich die Problematik der Übertragbarkeit von ZTU-
Schaubildern auf die Ausbildung eines Gefüges in der Schweißnaht ablei-
ten. Da beim Schweißprozess eine sehr schnelle Austenitisierung bei Tem-
peraturen oberhalb 1000°C erfolgt, sind ZTU-Schaubilder mit Austeniti-
sierungstemperaturen wesentlich unter 1000°C und Haltezeiten von mehre-
ren Minuten für die Voraussage der entstehenden Gefüge unbrauchbar.
Dies führte zu der Entwicklung der sogenannten Schweiß-ZTU-
Schaubilder.
2.4.3.3 Schweiß-ZTU-Schaubilder
Schweiß-ZTU-Schaubilder ermöglichen Aussagen über das Umwand-
lungsverhalten und die Gefügeveränderungen von Stählen in der Wärme-
einflusszone beim Schneiden und Schweißen. Dabei gelten die Schaubilder
nur für die entsprechenden Austenitisierungsbedingungen mit hohen Spit-
zentemperaturen und kurzen Haltezeiten. Unter dem Einfluss der hohen
Spitzentemperaturen tritt eine Vergröberung der Austenitkörner auf. Auf-
grund der hohen Temperaturen wird die Anzahl der Keime für die Ȗ/Į-
Umwandlung gesenkt, und es kommt zu einer Umwandlungsverzögerung.
Im ZTU-Schaubild sind daher die Umwandlungsgebiete zu längeren Ab-
kühlzeiten und tieferen Temperaturen verschoben. Dies führt bei Anwen-
dung konventioneller ZTU-Schaubilder in der Schweißtechnik zu gravie-
renden Fehlern.
Schweiß-ZTU-Schaubilder werden genauso wie konventionelle, für die
Wärmebehandlung von Stählen bestimmte ZTU-Schaubilder gelesen. Bild
2-31 zeigt das Schweiß-ZTU-Schaubild des Stahls S 355 J2G3. Als Auste-
nitisierungstemperatur ist die Spitzentemperatur angegeben, die bei
SchweißZTU-Schaubildern oft zwischen 950°C und 1350°C liegt.
Im Bild 2-32 ist der Zusammenhang zwischen einem kontinuierlichen
ZTU-Schaubild und dem Eisen-Kohlenstoff-Gleichgewichtsschaubild dar-
gestellt. Für unendlich lange Abkühlzeiten gehen die Begrenzungslinien
der Zustandsfelder im ZTU-Schaubild in die Gleichgewichtslinien des
Eisen-Kohlenstoffdiagramms über. Auch aus dieser Darstellung wird deut-
lich, dass das Eisen-Kohlenstoff-Diagramm für eine unendlich langsame
Abkühlung ermittelt wurde.
3 Temperaturverteilung und Gefügeausbildung
in Schweißnähten
flusszone fällt kleiner aus. Dies ist noch extremer bei den energiereichen
Strahlschweißverfahren. Die Größe der Wärmeeinflusszone ist also bei
Schweißverfahren sehr stark von der Energiedichte der Wärmequelle und
der Ankopplung an das Werkstück abhängig.
Maßgeblich wird das Temperaturfeld durch Schweißparameter, Form
der Schweißnaht und Wärmeleitfähigkeit des Werkstoffes beeinflusst. Die
Wärmeausbreitung lässt sich für unlegierte und niedriglegierte Stähle mit
einem vereinfachten mathematischen Modell beschreiben, bei dem von
einer punktförmigen Wärmequelle ausgegangen wird, die sich mit
konstanter Geschwindigkeit auf der Oberfläche eines Mediums homogener
Eigenschaften bewegt.
Es werden die beiden vereinfachten Fälle der dreidimensionalen Wär-
meableitung bei sehr dicken Blechen und der zweidimensionalen Wärme-
ableitung bei dünnen bis mitteldicken Blechen unterschieden. Im Fall dün-
ner Bleche, die beim Schweißen im gesamten Querschnitt erwärmt
werden, erfolgt die Wärmeableitung nur parallel zur Blechoberfläche. Bei
dickeren Blechen kann die Wärmeableitung auch in Blechdickenrichtung
erfolgen.
Im Bild 3-2 ist die Ausbildung der Temperaturfelder für die zweidimen-
sionale Wärmeableitung bei unterschiedlichen Schweißparametern darge-
stellt [3-2]. Daraus geht hervor, dass mit zunehmender Schweißgeschwin-
digkeit und konstanter Leistung das Temperaturfeld schmaler wird, mit
höherer Leistung, aber konstanter Schweißgeschwindigkeit das Tempera-
turfeld breiter und länger wird und bei konstanter Streckenenergie, aber
proportional steigender Schweißgeschwindigkeit und Leistung, die Tempe-
raturfelder größer werden. Dabei bleibt allerdings festzuhalten, dass bei
konstanter Streckenenergie die Größe der durch die Isothermen einge-
schlossenen Felder etwa proportional zur Leistung oder Schweißge-
schwindigkeit steigt [3-3].
Aus der Größe der Isothermenfelder ist ersichtlich, dass eine unter Um-
ständen unerwünscht große Wärmeeinflusszone beim Schweißen mit ho-
hen Streckenenergien entstehen kann. Darüber hinaus beeinflussen die
Schweißparameter nicht nur die Größe der WEZ und des Isothermenfel-
des, sondern auch die Schweißnahtgeometrie und das Erstarrungsverhalten
des Schweißgutes.
46 3 Temperaturverteilung und Gefügeausbildung in Schweißnähten
Erstarrt eine Schmelze der Konzentration c0, so scheidet sich zuerst ein
Kristall mit der Konzentration c1 aus (Bild 3-3 a). Der erstarrte Kristall
scheidet also das Legierungselement B aus, das von der Schmelze aufge-
nommen werden muss. Da sich das Element B nicht sofort vollständig in
der Schmelze verteilen kann, ergibt sich folglich eine Konzentrationsüber-
höhung von B an der Phasengrenze fest- flüssig, wie sie im Bild 3-3 b dar-
gestellt ist. Die Ausscheidung von B direkt vor der Erstarrungsfront führt
aber zu einer Abnahme der Erstarrungstemperatur TLiqu der Schmelze. Der
reale Temperaturverlauf Treal in der Schmelze ist im Bild 3-3 c abgebildet.
Die Steigung von Treal entspricht dem Temperaturgradienten zwischen dem
festen und flüssigen Werkstoff. Bei einem flachen Verlauf des Tempera-
turgradienten liegt also in dem schraffierten Bereich vor der Erstarrungs-
front eine unterkühlte Schmelze vor. Diese Erscheinung wird als konstitu-
tionelle Unterkühlung bezeichnet (Bild 3-3 c). Da die Erstarrungs-
temperatur TLiqu der Schmelze in diesem Bereich unterschritten ist, kann
aufgrund der Unterkühlung in diesem Bereich eine spontane Keimbildung
einsetzen.
3.3 Erstarrung des Schweißgutes 49
kann beim Schweißen von relativ reinen Metallen der Übergang von zellu-
lärem zu dendritischem Wachstum der Kristallite in der Schweißnahtmitte
beobachtet werden.
Die Wachstumsrichtung der Kristallite wird von der Bewegung der
Wärmequelle bestimmt. Bei geringen Schweißgeschwindigkeiten bildet
sich ein ovales Schmelzbad aus, dessen Erstarrungsfront sich in Schweiß-
richtung fortbewegt (Bild 3-5 oben). Die Kristallite wachsen jedoch entge-
gengesetzt der maximalen Wärmeableitung, d. h. senkrecht zur Erstar-
rungsfront, so dass sich mit der Bewegung der Erstarrungsfront
gekrümmte Kristallite ausbilden müssen. Bei geringen Schweißgeschwin-
digkeiten wird aber nicht nur ein einzelnes Korn gebildet, das sich von der
Übergangszone bis zum Zentrum der Schweißnaht krümmt, sondern meh-
rere dentritische Körner, deren Achsen eine gebrochene Linie bilden und
deren Mantel senkrecht zum Isothermennetz liegt [3-8]. Dies wird damit
begründet, dass die strenge Ausrichtung des dendritischen Wachstums eine
Krümmung des Kornes nicht zulässt, um sich senkrecht zur Isothermen
auszurichten. Aus diesem Grund werden bei zu großen Abweichungen
zwischen Wachstumsrichtung des Kornes und der Senkrechten der Iso-
thermen andere, günstiger ausgerichtete Keime oder auch Nachbarkristalle
weiterwachsen. Mit steigender Schweißgeschwindigkeit wird das
Schweißbad in die Länge gezogen (Bild 3-5 unten). Es ist ein geradliniges
Wachstum der Kristallite zu beobachten.
geren Grundwerkstoffes (linke Seite) wird auch die Ausbildung des Pri-
märgefüges grobkörniger ausfallen, da die Erstarrung an den ungeschmol-
zenen Körnern des Grundwerkstoffes einsetzt und deren Grenzen auf die
Struktur des Primärgefüges übertragen werden. Dieses Erscheinungsbild
ist besonders gut bei umwandlungsfreien Werkstoffen zu beobachten.
Bild 3-6. Einfluss der Korngröße von Grundwerkstoff und Übergangszone auf das
Primärgefüge [3-8].
Bild 3-8. Gefügezonen in der WEZ von unlegierten und von niedriglegierten Stäh-
len und Zuordnung der einzelnen Bereiche zum metastabilen Eisen-Kohlen-
stoff-Diagramm am Beispiel eines unlegierten Stahles mit etwa 0,2 % Kohlen-
stoffgehalt [3-1].
Bei Temperaturen deutlich oberhalb Ac3 bildet sich aufgrund der hohen
Spitzentemperaturen ein sehr grobkörniges Gefüge. Dieser Bereich einer
WEZ wird in der einschlägigen Fachliteratur auch als Überhitzungs- oder
Grobkornzone bezeichnet. Häufig ist in diesem Bereich bei Stählen mit
geringen Kohlenstoffgehalten die Ausbildung eines Widmannstättschen
Gefüges zu beobachten.
3.4 Gefügezonen im wärmebeeinflussten Grundwerkstoff 55
Bild 4-1. Ursachen für die Entstehung von Eigenspannungen in einem Bauteil.
Bild 4-4. Volumenänderung eines Zylinders bei Abkühlung der Außenflächen und
der daraus resultierenden Eigenspannungsverteilungen.
64 4 Schweißeigenspannungen
Bild 4-5. Entstehung von Eigenspannungen durch Erwärmung des mittleren Sta-
bes (Dreistabmodell).
4.2 Entstehung von Schweißeigenspannungen 65
Bild 4-8 zeigt die Entstehung von Längsspannungen quer zur Schweiß-
naht in Analogie zum 3-Stäbe-Modell aus Bild 4-5. In diesem Bild werden
nur die Schrumpfspannungen berücksichtigt, d. h., es wird wieder von
umwandlungsfreien Werkstoffen ausgegangen.
Vor Beginn der Wärmeeinbringung durch den Schweißprozess ist die
Schweißfuge spannungsfrei (Schnitt A-A). An der Schweißstelle selbst
herrschen die höchsten Temperaturen im Schmelzbad (Schnitt B-B), das
Metall ist flüssig. Unmittelbar an dieser Stelle treten keine Spannungen
auf, da das geschmolzene Metall an der Schweißstelle keine Kräfte über-
tragen kann. Die nahtnahen Bereiche dehnen sich durch die Schweißwär-
me, werden aber von nahtferneren Bereichen gestützt. Die nahtnahen Be-
reiche geraten also unter Druck-, die nahtferneren Bereiche unter
Zugspannungen.
Im Schnitt C-C beginnt das bereits erstarrte Schweißgut zu schrumpfen,
wird aber nun von den nahtnahen Bereichen abgestützt, das Schweißgut
kommt unter Zug- die Nebennahtbereiche unter Druckspannungen. Im
Schnitt D-D ist die Temperatur wieder völlig ausgeglichen, es stellt sich
ein Eigenspannungszustand gemäß dem rechten unteren Teilbild ein.
4.2 Entstehung von Schweißeigenspannungen 67
Bild 4-8. Entstehung von Eigenspannungen durch das Erstarren einer Schweiß-
naht.
der WEZ noch eine Austenitisierung, so dass auch hier bei der Abküh-
lung ein umwandlungsfähiges Gefüge vorliegt. Die thermischen Deh-
nungen werden also bei Abkühlung der Schweißnaht (abhängig vom
Werkstoff) noch durch Dehnungen als Folge von Umwandlungen über-
lagert.
Bild 4-12. Einfluss der Werkstoffkombination auf den Verlauf der Eigenspannung
in einer Schweißnaht.
Das Ergebnis zeigt, dass mit steigender freier Einspannlänge a der bei-
den Bleche die auftretenden Eigenspannungen sinken. Die Ursachen hier-
für liegen darin begründet, dass bei wachsendem a eine größere elastische
Dehnung der beiden Bleche möglich ist. Die resultierende Spannung im
dargestellten Fall berechnet sich nach Hooke:
σ = E·ε
74 4 Schweißeigenspannungen
Bild 4-14. Vergleich der in einem Flachstahl nach einer Gasschweißung und einer
Lichtbogenschweißung entstandenen Eigenspannungen auf der Blechkante [4-3].
linear um ǻ ız
oben Zug- unten Druck-
eigenspannungen
Tabelle 4-2. Übersicht der z. Zt. existierenden Verfahren zum Messen von Eigen-
spannungen nach [4-9].
Ursachen Messverfahren
zerstörend zerstörungsfrei
vollständig teilweise
optische Verfahren
mechanisch-elektrisch sonstige
Ringnut Ring-
Zerlegen Bie-
optische Ver-
Nockensteg
magnetisch
Ausbohren
Ultraschall
Ring-Kern
Abdrehen
Bohrloch
Röntgen
gepfeil
fahren
fuge
thermische A A A A A A A A A
Vorgänge E E E E E E E E
mechanische A A A A A A
Vorgänge E E E E E E E
Oberflächen- A
bearbeitung E E E
A allgemeine Anwendung;
E Weiterentwicklung wünschenswert.
5 Schweißen von unlegierten und
niedrig-legierten Stählen
Al Aluminium 0,1
B Bor 0,0008
Bi Bismuth 0,1
Co Kobalt 0,1
Cr Chrom 0,3
Cu Kupfer 0,4
La Lanthanide (einzeln gewertet) 0,05
Mn Mangan 1,65
Mo Molybdän 0,08
Nb Niob 0,06
Ni Nickel 0,3
Pb Blei 0,4
Se Selen 0,1
Si Silicium 0,5
Te Tellur 0,1
Ti Titan 0,05
V Vanadium 0,1
W Wolfram 0,1
Zr Zirkon 0,05
Sonstige (mit Ausnahme von Kohlenstoff,
Phosphor, Schwefel, Stickstoff) jeweils 0,05
legierte Stähle
− Qualitätsstähle. Sie unterscheiden sich von den unlegierten Qualitäts-
stählen im Wesentlichen durch ihre höheren Gehalte an Legierungsele-
menten (Tabelle 5-1). Jedoch fallen in diese Gruppe zusätzlich die
schweißgeeigneten Feinkornbaustähle, Schienenstähle, Stähle für
Warm- oder kaltgewalzte Flacherzeugnisse und Dualphasenstähle (Ge-
füge aus Ferrit und 10 bis 35 % inselförmig eingelagertem Martensit).
− Edelstähle. Diese Stähle entsprechen in ihren Verarbeitungs- und
Gebrauchseigenschaften weitestgehend den unlegierten Edelstählen.
Wegen der erhöhten Gehalte an Legierungselementen sind die nichtros-
tenden, hitzebeständigen- und warmfesten Stähle, Wälzlagerstähle,
Werkzeugstähle und Stähle mit besonderen magnetischen Eigenschaften
zu dieser Gruppe zu zählen.
Die Bezeichnung der Stähle kann auf vielfältige Art und Weise erfolgen.
Im Folgenden sollen kurz die wichtigsten und einige neuere Kennzeich-
nungsarten erläutert werden.
13 CrMo 4-4
S 355 J2G3 C
bezeichnet. Der Buchstabe (S) gibt einen Hinweis auf die Verwendung des
Stahles. Dabei wird im Wesentlichen zwischen den folgenden Stählen un-
terschieden:
S = Stähle für den allgemeinen Stahlbau
P = Stähle für den Druckbehälterbau
L = Stähle für den Rohrleitungsbau
E = Maschinenbaustähle
B = Betonstähle
Die erste Zahl (355) benennt die Mindeststreckgrenze ReH des Stahles in
N/mm2. Darüber hinaus besteht die Bezeichnung des Stahles noch aus Zu-
satzsymbolen, die beispielsweise Auskunft über die Gütegruppen geben,
Tabelle 5-3.
5.2 Bezeichnung der Stähle 87
(G)X NNN AA
z. B. S 690 QL1
S 460 NH
P 460 NH
Eigenschaft
Hauptsymbole (G)X Anhang (AA) z. B. Zusatzsymbole z.B.
(NNN)
C: Besonders +H Besondere
B: Betonstähle ReH
kaltumformbar Härtbarkeit
E: Maschinenbaustähle ReH F: Schmiedegeeignet +Z15 Z-Güte >15%
+AR Aluminium-
G: Stahlguss (Option) G: Andere Güten (Option)
walzplattiert
L: Stähle für Rohr-
ReH H: Hohlprofile +Z Feuerverzinkt
leitungsbau
P: Stähle für Druck- +ZE Elektrolytisch
ReH J: KV = 27 J
behälter verzinkt
S: Stähle für den Stahl-
ReH K: KV = 40 J +TA Weichgeglüht
bau
L: Kaltzäh
(Feinkornstähle) +C Kaltverfestigt
KV = 60 J (Baustähle)
+Q Abgeschreckt
bzw. gehärtet
88 5 Schweißen von unlegierten und niedriglegierten Stählen
5.2 Bezeichnung der Stähle 89
90 5 Schweißen von unlegierten und niedriglegierten Stählen
Kohlenstoff
Silicium
Silicium ist neben Mangan und Aluminium wegen seiner hohen Affinität
zu Sauerstoff eines der wichtigsten Desoxidationsmittel. In unberuhigt
5.3 Einfluss der Legierungs- und Begleitelemente 91
Mangan
Phosphor
Schwefel
Chrom
Aluminium
Kupfer
Stickstoff
Molybdän
Nickel
Nickel verbessert die Durchhärtbarkeit und steigert die Festigkeit, ohne die
Dehnungswerte nennenswert zu verringern. Seine Fähigkeit, die Zähigkeit
94 5 Schweißen von unlegierten und niedriglegierten Stählen
Ende der 60er Jahre war es möglich, den Kohlenstoffgehalt zu senken und
hierdurch sowohl Zähigkeit als auch Schweißeignung des Werkstoffes zu
verbessern.
Bild 5-2. Einfluss der Ferritkorngröße d-1/2 in mm-1/2 auf die untere Streckgrenze
bei verschiedenen Temperaturen und Dehngeschwindigkeiten [5-15].
98 5 Schweißen von unlegierten und niedriglegierten Stählen
Liegt eine Eisenprobe als Einkristall vor, so bedeutet dies, dass alle ku-
bischen Elementarzellen mit ihren Flächen aneinander liegen und somit
eine einheitliche kristallographische Orientierung besitzen. Technische
Stähle sind jedoch polykristalline Werkstoffe, es liegt also eine regellose
Verteilung der Orientierungen der einzelnen Körner vor. Innerhalb eines
Kornes liegt aber nur eine kristallographische Orientierung der Elementar-
zellen vor, das Nachbarkorn besitzt eine andere Orientierung. An der
Grenzfläche dieser beiden Körner entsteht aufgrund der beiden unter-
schiedlichen Ausrichtungen der Kristalle eine Korngrenze. Durch Anlegen
einer Spannung (im Korn selber wirkt diese Spannung als Schubspannung)
setzt innerhalb eines Kornes eine Bewegung der Versetzungen ein. Die
Versetzungen können sich jedoch nur auf speziellen Ebenen (sogenannte
Gleitebenen) bewegen. Trifft die Versetzung auf eine Korngrenze, so stellt
diese ein Hindernis dar, da das benachbarte Korn und somit auch die
Gleitebene, auf der sich die Versetzung bewegen kann, eine andere kristal-
lographische Orientierung besitzt. Selbst durch eine Erhöhung der Schub-
spannung kann wegen der großen Orientierungsunterschiede in vielen Fäl-
len die Korngrenze durch die Versetzung nicht überwunden werden. Hier-
aus folgt, dass ein feinkörniges Gefüge, bedingt durch die überproportional
große Anzahl an Korngrenzen, sehr viele Versetzungen blockiert. Als Fol-
ge der Versetzungsblockierung ergeben sich ein Anstieg der Streckgrenze
und eine Erhöhung der Zugfestigkeit.
Dieser Einfluss auf die Fließspannung Rel wird durch die Hall-Petch-
Beziehung beschrieben:
Rel = σ i + K ⋅ 1 / d .
Bild 5-3. Errechnete Streckgrenzenerhöhung von Ferrit durch harte Teilchen mit
unterschiedlichen Volumenanteilen (schraffierter Bereich entspricht der Größe
von Ausscheidungen in Feinkornstählen) [5-18].
Alle drei Mechanismen zur Erhöhung der Streckgrenze finden bei der
Herstellung der Feinkornstähle Anwendung. Jedoch muss dabei berück-
sichtigt werden, dass lediglich durch eine Kornfeinung eine Verbesserung
der Zähigkeit bei gleichzeitiger Steigerung der Streckgrenze möglich ist.
Bild 5-4 verdeutlicht zusammenfassend die Auswirkungen der festig-
keitssteigernden Maßnahmen und deren Einfluss auf die Sprödbruchnei-
gung von Stählen. Ausscheidungshärtung, Mischkristall- und Kaltverfesti-
gung erhöhen zwar deutlich die Streckgrenze, jedoch wird die mikroskopi-
5.4 Schweißbare Feinkornstähle 101
In den Bildern 5-5a und 5-5b sind die Gefüge eines gewöhnlichen Bau-
stahles (S 355 J2G3) und das eines Feinkornbaustahles (P 460 NH) ver-
gleichend gegenübergestellt. Es wird deutlich, dass der mittlere Korn-
durchmesser im Anlieferungszustand und identischer Wärmebehandlung
(Normalglühung) bei dem Feinkornstahl wesentlich kleiner ist als bei nor-
malfestem Baustahl.
Tabelle 5-7. Einfluss der Streckgrenze von Feinkornstählen auf die spezifischen
Schweißnahtkosten bei der Konstruktion von Großkranen [5-23].
Stahlsorten Verhältnis
S235J2G3 :
S 235 J2G3 S 355 S 690 N S 885 N S 960 N
S 960 N
St 37-2 :
alte Norm St 37-2 St 52 STE 690 STE 885 STE 960
STE 960
Streckgrenze N/mm2 215 345 690 885 960 1:5
Blechdicke
erforderlich mm 50 31 14,4 11 10 5:1
(z.B.)
Nahtform x-60° x-60° x-60° x-60° x-60°
Nahtquer-
mm2 870 370 100 60 50 17:1
schnitt
Nahtmasse
(Dichte g/m 6838 2908 786 472 393 17:1
7,86g/cm3)
Schweißdraht-
mm SG2 SG3 NiMoCr X90 X96
Dmr. 1,2
Preis für
Verhältnis 1 1 2,4 3,2 3,3 1:3,3
Schweißdraht
Preis für Stahl-
Verhältnis 1 1,2 1,9 2,3 2,4 1:2,4
sorte
Preis für
Verhältnis 5,3 2,3 1,5 1,16 1 5,3:1
Schweißgut
Spezif.
Schweißnaht- Verhältnis 12 5,1 1,8 1,18 1 12:1
kosten
Kostenverhält-
nis inklusive
Grundwerkstoff 5:1
Berechnungs- Schweißverfahren MAG, Abschmelzleistung 3kg, Schweißdraht/h, Lohn- und
grundlage: Maschinenkosten 30 EUR/h,
spezifische Schweißnahtkosten = Schweißzusatzwerkstoffe + Schweißen, Be-
rechnungsgrundlage: ızul = ı / 1,5.
Bild 5-7. Einfluss der Streckenenergie auf die Austenitkorngröße in der WEZ
beim Schweißen des Baustahles S 355 J2G3 [5-24].
feinende Wirkung der Vanadinausscheidungen fällt geringer aus als die der
Titan- und Niobausscheidungen [5-16].
Beim Schweißen der mikrolegierten Feinkornstähle sind Streckenener-
gie und Abkühlzeit so zu begrenzen, dass es nicht zu einer Auflösung der
Feinstausscheidungen kommt, da dies zu einer Beeinträchtigung der Zä-
higkeitseigenschaften der Schweißverbindung durch extreme Grobkornbil-
dung entlang der Schmelzlinie führt [5-27], [5-28]. Im Grobkornbereich
des Grundwerkstoffes werden beim Schweißen Temperaturen von weit
mehr als 1200°C erreicht. Untersuchungen an realen und schweißsimulier-
ten Proben zeigten, dass die Austenitkorngröße von 15 ȝm (Korngrößen-
klasse 9 nach SEP 1510-61) im Anlieferungszustand auf 120 ȝm (Korn-
größenklasse 3) nach der schweißsimulierenden Behandlung zunahm
[5-29], [5-30]. Durch die nachfolgende Rückumwandlung des Austenits
entsteht nicht das erwünschte Gefüge mit weichen Komponenten des Fer-
rits, sondern oft das wenig zähe Gefüge des oberen Bainits [5-31]. Um
diesen unerwünschten Effekt zu minimieren, muss beim Schweißen von
Feinkornstählen ein besonderes Augenmerk auf die richtige Wahl der Stre-
ckenenergie gelegt werden.
In der Praxis ist es nun wichtig, die Abkühlzeit t 8/5 in den kritischen Be-
reichen der Schweißnaht aufgrund bekannter Randbedingungen vorhersa-
gen zu können. So wurde empirisch eine Formel zur Beschreibung der t 8/5-
Zeit entwickelt, die eine Berechnung der Abkühlzeit der Schweißraupe
erlaubt. Die einzigen Randbedingungen zur Berechnungsgrundlage sind,
dass die Abkühlung des geschweißten Bleches an ruhender Luft erfolgt
und sowohl die Umwandlungswärmen als auch der Wärmeaustausch mit
der Umgebung unberücksichtigt bleiben. Da also Näherungsweise die
Wärmeableitung nur über das Blech erfolgt, sind zwei unterschiedliche
Fälle des Wärmetransports zu unterscheiden: die zweidimensionale und
die dreidimensionale Wärmeableitung durch das Blech. Im Fall dünner
Bleche kann der Wärmetransport nur in Blechlängsrichtung und Blechbrei-
te erfolgen, woraus der Begriff der zweidimensionalen Wärmeableitung
resultiert. Bleche, die dickwandiger ausgelegt sind, erlauben noch einen
zusätzlichen Wärmefluss in Blechdickenrichtung (dreidimensionale Wär-
meableitung).
110 5 Schweißen von unlegierten und niedriglegierten Stählen
Die Gleichung zur Berechnung der t8/5-Zeit wurde von Rosenthal und
Rykalin aus der allgemeinen Differentialgleichung der Wärmeleitung in
festen Körpern unter der Annahme einer sich bewegenden, punktförmigen
Wärmequelle, entwickelt [5-32], [5-33].
Die allgemein gültige Gleichung zur Berechnung der Abkühlzeit t815
bei dreidimensionaler Wärmeeinbringung lautet
η ⎛ 1 1 ⎞
t8 / 5 = ⋅ ⎜⎜ − ⎟⎟. (5.1)
2π ⋅ λ ⎝ 500 − T0 800 − T0 ⎠
Folgende Kurzbezeichnungen wurden in Gleichung (5.1) verwendet:
Ș thermischer Wirkungsgrad des Schweißverfahrens,
Ȝ Wärmeleitzahl des Stahles,
U Lichtbogenspannung,
I Schweißstrom,
v Schweißgeschwindigkeit,
T0 Arbeitstemperatur.
⎛ 1 1 ⎞
t8 / 5 = K3 ⋅ E ⎜⎜ − ⎟⎟. (5.2)
⎝ 500 − T0 800 − T0 ⎠
Für die zweidimensionale Wärmeableitung müssen zusätzlich die Ein-
flussgrößen Werkstückdicke d in cm, Dichte ȡ in g/cm3 und die spezifische
Wärmekapazität c in J / (g * K) berücksichtigt werden, so dass die Glei-
chung für die t8/5-Zeit lautet:
η2 ⎛U ⋅ I ⎞ 1
2 ⎡⎛ 1
2
⎞ ⎛ 1 ⎞
2⎤
t8 / 5 = ⎜ ⎟ ⎢⎜⎜ ⎟⎟ − ⎜⎜ ⎟⎟ ⎥. (5.3)
4π ⋅ λ ⋅ ρ ⋅ c ⎝ ν ⎠ d 2 ⎢⎣⎝ 500 − T0 ⎠ ⎝ 800 − T0 ⎠ ⎥⎦
E2 ⎡⎛ 1
2
⎞ ⎛ 1 ⎞ ⎤
2
t8 / 5 = K2 2 ⎢⎜⎜ ⎟⎟ − ⎜⎜ ⎟⎟ ⎥. (5.4)
d ⎢⎣⎝ 500 − T0 ⎠ ⎝ 800 − T0 ⎠ ⎥⎦
Jedoch stellte sich bei experimenteller Überprüfung der Gleichungen
heraus, dass bei niedriglegierten Stählen die für die Wärmeableitung maß-
gebenden Kennwerte nicht unabhängig von der Temperatur sind [5-34].
Folglich sind die Proportionalitätsfaktoren K2 und K3 von der Vorwärm-
oder Arbeitstemperatur abhängig. Unter der Verwendung der Messergeb-
nisse wurden die Proportionalitätsfaktoren neu bestimmt und entsprechen
nun für zwei- bzw. dreidimensionale Wärmeableitung den Gleichungen:
K 2 = 0,043 − 4,3 ⋅ 10 −5 ⋅ T0 , (5.5)
K 3 = 0,67 − 5 ⋅ 10 −4 ⋅ T0 . (5.6)
Des Weiteren sind zusätzliche Einflussgrößen auf die Abkühlzeit t8/5
ermittelt worden. Hierzu gehören der relative thermische Wirkungsgrad
des Schweißverfahrens Ș′ und ein Nahtfaktor für zwei- und dreidimensio-
nale Wärmeableitung F2 und F3. Die relativen thermischen Wirkungsgrade
für die üblichen Lichtbogenverfahren sind im Bild 5-10 und die Nahtfakto-
ren in Tabelle 5-8 aufgeführt. Dabei bleibt zu berücksichtigen, dass der
relative Wirkungsgrad nur den Quotienten eines bestimmten Verfahrens
im Verhältnis zum UP-Verfahren darstellt.
Nahtart Nahtfaktor
zweidimensionale dreidimensionale
Wärmeableitung F2 Wärmeableitung F3
Auftragsraupe 1 1
⎛ ⎞ ⎛ ⎞
( )
t8 / 5 = 0,67 − 5 ⋅ 10 − 4 T0 η '⋅E ⎜⎜
1
⎟⎟ − ⎜⎜
1
⎟⎟ F3 . (5.8)
⎝ 500 − T0 ⎠ ⎝ 800 − T0 ⎠
Bild 5-11 zeigt in zwei Diagrammen den Übergang von zwei- zu dreidi-
mensionaler Wärmeleitung. Oberhalb der abgebildeten Kurven liegt drei-
dimensionale, unterhalb zweidimensionale Wärmeableitung vor.
Aus den Bildern ist ersichtlich, dass bei zweidimensionaler Wär-
meableitung mit zunehmender Blechdicke und konstanter Streckenenergie
die t8/5-Zeit abnimmt, wohingegen die t8/5-Zeit unabhängig von der Blech-
dicke ist, wenn dreidimensionale Wärmeableitung vorliegt. Beim Über-
5.4 Schweißbare Feinkornstähle 113
0,043 − 4,3 ⋅ 10 −5 T0 ⎛ 1 1 ⎞
dü = η '⋅E ⎜⎜ + ⎟⎟ . (5.9)
0,67 − 5 ⋅ 10 −4 T0 ⎝ 500 − T0 800 − T0 ⎠
Bild 5-12. Übergangsdicke dü als Funktion der Streckenenergie und der Arbeits-
temperatur für das UP-Schweißen [5-36].
Verlaufen die Geraden der Abkühlzeit t8/5 horizontal, so ist das der Bereich
der dreidimensionalen Wärmeableitung, wohingegen eine zweidimensio-
nale Wärmeableitung bei diagonalem Verlauf der t 8/5-Geraden vorliegt. Im
Knickpunkt der beiden t8/5-Geraden liegt der Übergangsbereich von zwei-
zu dreidimensionaler Wärmeableitung vor. Wird der schraffierte Bereich
durch die Wahl einer zu niedrigen Streckenenergie unterschritten, so be-
steht eine erhöhte Rissgefahr (z. B. Bildung zu großer Anteile von Marten-
sit, d. h. Kaltrissgefahr). Eine Überschreitung der Streckenenergien hat
eine Zähigkeitsbeeinträchtigung zur Folge, die aus einer unzulässigen
Grobkornbildung resultieren kann.
Im angeführten Beispiel ergibt sich aus den vorgegebenen Randbedin-
gungen eine zulässige Streckenenergie von 13 bis 16 kJ/cm für das MAG-
Schweißen.
(Bild 5-16 enthält Skalen für das UP- und MSG-Schweißen, richtige
Skala beachten.)
Mit dem ermittelten Bereich der Streckenenergie kann abschließend aus
Bild 5-17 die Schweißgeschwindigkeit bestimmt werden. Mit Hilfe von
Kurve (300 A, 29 V) ergibt sich ein zulässiger Bereich der Schweißge-
schwindigkeit von 33 bis 42 cm/min. In diesem Geschwindigkeitsbereich
wird für die gegebene Schweißaufgabe einschließlich der gegebenen
Randbedingungen die vorgeschriebene Abkühlbedingung zur Erreichung
eines optimalen Gefüges eingehalten.
Bild 5-16. Zulässiger Bereich der Streckenenergie bei UP- und beim MAG-
Schweißen von Stumpfnähten als Funktion der Blechdicke für Feinkornstahl
[5-37]
5.4.6.1 Heißrisse
Bei mikrolegierten Feinkornstählen mit verminderten Kohlenstoffgehalt
können beide Arten der Heißrissbildung, der Erstarrungs- und der Wieder-
aufschmelzungsriss, entstehen. Hauptverursacher der Heißrissbildung sind
Schwefel, Phosphor und Kohlenstoff, wobei Schwefel bei der Heißrissbil-
dung die größte Bedeutung zukommt. Heißrissmindernd wirkt sich Man-
gan aus, da es Schwefel als Mangansulfid mit der Zusammensetzung MnS
bindet, was die Rissbildung durch Schwefel senkt.
In Schweißnähten mit hohem Aufmischungsgrad können Mikrolegie-
rungselemente, z. B. Niob, in das Schweißgut gelangen und dort durch
Bildung niedrigschmelzender Eutektika kleine Heißrisse verursachen [5-
17]. Die Erstarrungsrissbildung ist jedoch nur bei sehr hohen Gehalten an
Niob beobachtet worden. Generell ist die Erstarrungsrissbildung bei Näh-
ten mit geringen Aufmischungsgraden kein Problem, vorausgesetzt, dass
keine zu hohe Schweißgeschwindigkeit gewählt wird [5-17].
Wiederaufschmelzungsrisse werden bei hochfesten Feinkornstählen in-
folge ihres sehr geringen Schwefelgehaltes selten beobachtet, jedoch be-
günstigen Mangan und hohe Kohlenstoffgehalte den Wiederaufschmel-
zungsriss [5-17]. Mikro-Heißrisse können entstehen, wenn Schwefel in der
Form von Sulfo-Karbiden (Ti4C2S2) oder Sulfo-Nitriden (z. B. durch Niob)
im Stahl gebunden wird. Mikro-Heißrisse können anschließend die Aus-
gangspunkte für Kaltrisse oder Terrassenbrüche sein.
5.4.6.2 Kaltrisse
Eines der größten Probleme bei der schweißtechnischen Verarbeitung von
hochfesten Feinkornstählen stellt der Kaltriss dar. Unter einer kritischen
Kombination aus Härtegefüge, Eigenspannungen und Wasserstoff können
Kaltrisse entstehen. Diese drei Größen sind nicht isoliert zu betrachten, da
sie untereinander über verschiedene Wechselwirkungen miteinander ver-
knüpft sind (Bild 5-19).
122 5 Schweißen von unlegierten und niedriglegierten Stählen
In einer weiteren Formel werden von den gleichen Autoren die chemische
Zusammensetzung durch das Kohlenstoffäquivalent CET, die Blechdicke t
in mm, der Wasserstoffgehalt des Schweißgutes HD in cm3 H2/100 g
Schweißgut und die Streckenenergie Q in kJ/cm zusammengefasst, so dass
eine Mindestvorwärmtemperatur zur Vermeidung von Kaltrissen berechnet
werden kann:
T = 700 CET + 160 tanh (t/35) + 62 * HD0,35 + (53 * CET - 32) Q - 330
in °C.
Die Gleichung von Uwer und Höhne ist die z. Zt. umfassendste zur
Vermeidung von Kaltrissen, aber nur eingeschränkt gültig und noch nicht
vollständig auf alle Anwendungsfälle übertragbar. Jedoch laufen Bestre-
bungen, diese Formel an praxisnahen Schweißungen zu überprüfen und zu
erweitern, so dass hier in Zukunft eventuell eine Möglichkeit besteht, eine
Vorwärmtemperatur zur Vermeidung von Kaltrissen rechnerisch in befrie-
digendem Umfang vorhersagen zu können.
5.4.6.3 Terrassenbrüche
Die mechanischen Eigenschaften eines gewalzten Bleches sind nicht
isotrop, d. h., die mechanischen Kennwerte unterscheiden sich in Blech-
124 5 Schweißen von unlegierten und niedriglegierten Stählen
5.5.1 Schweißeignung
5.6.1 Schweißeignung
Für die unlegierten Qualitäts- und Edelstähle reicht zur Beurteilung der
Schweißeignung im Allgemeinen die Betrachtung des Kohlenstoffgehaltes
aus. Bis zu einem C-Gehalt von 0,22 % lassen sich die Werkstoffe mit
allen Schmelzschweißverfahren ohne Einschränkungen verarbeiten. Bei
höheren C-Gehalten der Stähle steigt die Härte des sich bei schneller Ab-
kühlung bildenden Martensits und damit die Kaltrissgefahr, so dass ent-
sprechend vorgewärmt werden muss.
Bei den niedriglegierten Werkstoffqualitäten reicht die Angabe des
Kohlenstoffgehaltes zur Beurteilung der Schweißeignung dagegen nicht
mehr aus, da auch andere Legierungselemente, wie Mangan, Chrom, Ni-
ckel, Molybdän und Vanadium, die kritische Abkühlungsgeschwindigkeit
130 5 Schweißen von unlegierten und niedriglegierten Stählen
herabsetzen und somit die Aufhärtbarkeit fördern. Aus diesem Grund wird
in der Praxis auf empirisch ermittelte Formeln zurückgegriffen, mit denen
sich der Einfluss der wichtigsten Stahllegierungselemente auf die
Schweißeignung abschätzen lässt. Die wohl bekannteste dieser Formeln
für das sogenannte IIW-Kohlenstoffäquivalent (CE) lautet (siehe auch Bild
5-20)
Die Grenze für die Schweißbarkeit von Bauteilen ohne besondere Maß-
nahmen wird im Allgemeinen bei CE § 0,45 angegeben. Bis zu einem
Wert von CE § 0,6 kann bei geeigneter Zusatzwerkstoffwahl bzw. unter
Beachtung einer korrekten Wärmeführung die Schmelzschweißeignung
gegeben sein, darüber hinaus sind jedoch meist nur noch Pressschweißver-
fahren, wie Kaltpressschweißen, Reibschweißen oder Abbrennstumpf-
schweißen, zum Fügen von Bauteilen aus Einsatz- und Vergütungsstählen
einsetzbar. Für die Verwendung des Kohlenstoffäquivalentes sind jedoch
folgende Einschränkungen zu beachten:
− Es kann lediglich eine Abschätzung der erwarteten Härtesteigerungen
erfolgen.
− Die Stahlherstellung und das entstandene Gefüge müssen mitberück-
sichtigt werden.
− Die Analysengrenzen sollten den folgenden Geltungsbereich nicht über-
schreiten: % C 0,5; % Mn 1,0; % Cr 1,0; % Ni 3,5; % Mo 0,6.
− Die Randbedingungen, wie Werkstückdicke bzw. Temperaturen des
Werkstückes usw., sind ebenso wichtig.
− Die Gasgehalte im Werkstoff, insbesondere an Stickstoff und Wasser-
stoff, können für Kaltrissigkeit zusätzlich verantwortlich sein.
5.6.2.1 Einsatzstähle
Vor dem Einsatzhärten können alle unlegierten und niedriglegierten
Einsatzstähle schweißtechnisch verarbeitet werden, danach verbietet sich
jedoch zumindest das Schmelzschweißen, weil infolge der aufgekohlten
Randschicht (C-Gehalt bis 0,8 %) Härterisse unvermeidbar wären. Falls
dennoch im einsatzgehärteten Zustand geschweißt werden soll, muss die
Randschicht im Fügebereich sorgsam entfernt werden, um eine unzulässi-
ge Kohlenstoffaufnahme des Schweißgutes zu vermeiden. Legierte Quali-
täten, z. B. 16 MnCr 5, sind als Vorsichtsmaßnahme grundsätzlich vorzu-
wärmen. Die Höhe der Vorwärmung richtet sich dabei nach der Aufhär-
tungsneigung (Kohlenstoffäquivalent), der Streckenenergie beim Schwei-
ßen und den Wärmeableitungsbedingungen. Ähnliches gilt im übrigen
auch für Nitrier- und Borierstähle. Grundsätzlich gilt, dass die schweiß-
technische Verarbeitung am besten vor der Oberflächenhärtung erfolgen
sollte.
5.6.2.2 Vergütungsstähle
Im Gegensatz zu den Einsatzstählen werden die unlegierten und die nied-
riglegierten vergüteten Stähle im wärmebehandelten Zustand (Abschreck-
härten in Wasser oder Öl bzw. an Luft sowie Anlassglühbehandlung) ge-
schweißt. Dabei können insbesondere beim Schmelzschweißen die erzeug-
ten Festigkeits- und Zähigkeitseigenschaften der Grundwerkstoffe durch
den Temperatur-Zeit-Zyklus in erheblichem Maße verändert werden. Auch
durch Vorwärmen der Fügeteile – bei allen Vergütungsstählen erforder-
lich, da sie in der Regel über 0,22 % C (außer C22) enthalten- sind Härte-
spitzen im Grobkornbereich der Wärmeeinflusszone nicht zu verhindern,
da Karbide und Nitride in Lösung gehen, wodurch bei der Rückumwand-
lung ein hoher martensitischer Gefügeanteil mit entsprechend verspannten
Kristallgittern entsteht. Auch in den anderen Bereichen der Schweißver-
bindung mit nur teilweise vollständiger Austenitisierung ist eine Härtestei-
gerung zu erwarten. Ein Abfall der Festigkeitswerte („Härtesack“) ist da-
gegen in den Grundwerkstoffbereichen zu beobachten, die beim Schwei-
ßen nochmals angelassen werden (Temperaturen A1). Der Grund liegt in
der zusätzlichen Ausscheidung bzw. Koagulation der Karbide.
Verbesserungen der mechanisch-technologischen Eigenschaften der
Schweißverbindung sind im Allgemeinen nur durch eine Wärmenachbe-
handlung möglich, die dem Vergüten der Grundwerkstoffe entspricht.
132 5 Schweißen von unlegierten und niedriglegierten Stählen
5.7.1 Einsatzgebiete
5.7.2 Schweißeignung
5.8.1 Schweißeignung
Die gute Schweißeignung von Behältern und Apparaten aus den beruhigt
vergossenen, unlegierten und normalisierten Stählen wie dem P 355 GH
und von Rohrsystemen beispielsweise aus dem warmgewalztem P 235 GH
ergibt sich vor allem aufgrund des hohen Reinheitsgrades und der verrin-
5.8 Kesselbleche und warmfeste Baustähle 135
Wegen der Gefahr für Härterissbildung ist bei größeren Blechdicken auch
beim Schweißen z. B. der Stähle P 295 GH und 15 Mo 3 eine blechdicken-
136 5 Schweißen von unlegierten und niedriglegierten Stählen
6.1 Einteilung
6.2 Grundwerkstoffe
von einem krz-Gitter in ein kfz-Gitter beobachtet werden, so dass ein um-
wandlungsfreier ferritischer Stahl vorliegt. Das wichtigste Legierungsele-
ment für korrosionsbeständige Stähle ist Chrom, da ab Chromkonzentrati-
onen über 12 % ein Stahl korrosionsbeständig ist. Im Folgenden werden
die wichtigsten Legierungselemente aufgeführt und ihre Auswirkungen auf
den Stahl kurz beschrieben:
Chrom (Ferritbildner)
Kohlenstoff (Austenitbildner)
Mangan (Austenitbildner)
Molybdän (Ferritbildner)
Nickel (Austenitbildner)
Niob (Ferritbildner)
Niob bindet Kohlenstoff in Form von Karbiden und reduziert somit die
interkristalline Korrosion in Chrom- und Chrom-Nickel-Stählen.
Silicium (Ferritbildner)
Silicium verbessert die Zunder- und bei höheren Si-Gehalten die Korrosi-
onsbeständigkeit in einigen hochkonzentrierten Säuren.
Stickstoff (Austenitbildner)
Titan bindet Kohlenstoff in Form von Karbiden und senkt somit die Nei-
gung zur interkristallinen Korrosion und hat zusätzlich eine kornfeinende
Wirkung.
Vanadium (Ferritbildner)
ckenen, heißen Gas angeführt, wie dies bei der Verzunderung der Metalle
der Fall ist. Neben Gasen können aber auch Säuren, Basen und Salze eine
chemische Korrosion bei Metallen verursachen.
Bei der Korrosion der Metalle besitzt die elektrochemische Reaktion die
weitaus größere Bedeutung. Wie der Name schon sagt, findet hierbei eine
elektrochemische Reaktion statt, d. h. für die Zersetzung des Metalls muss
ein Elektronenstrom fließen. Damit ein elektrolytischer Werkstoffabtrag
erfolgen kann, muss ein geschlossener Stromkreis vorliegen. Der Trans-
port der Ladungen erfolgt über einen leitenden Elektrolyten, der in den
meisten Fällen eine wässrige Lösung ist.
Die Auflösung des Metalls (Me) erfolgt unter Abgabe von Elektronen
gemäß folgender Reaktion:
Me ĺ0Hn+ + n * e-.
Men+ + n * e- ĺ Me.
Bild 6-5. Halbzelle des unedlen Metalls Zink mit dem (a) Beginn der Reaktion
beim Eintauchen der Zinkelektrode, iA > iK, und dem (b) Gleichgewichtszustand
(iA = iK) und dem Gleichgewichtspotential [5-22].
6.3 Korrosion an nichtrostenden Stählen 149
Bild 6-6. Halbzelle des edleren Metalls Kupfer mit dem (a) Beginn der Reaktion
beim Eintauchen der Zinkelektrode, iA < iK und dem (b)Gleichgewichtszustand
(iA = iK) und dem Gleichgewichtspotential [5-22].
Bei dem unedleren Zink ist zu Beginn der Reaktion der anodische Teil-
strom iA größer, so dass Zink in Lösung geht und die Zinkelektrode ein
negatives Potential erhält. Die gelösten Zn++ lagern sich als Folge elektro-
statischer Kräfte an der Elektrodenoberfläche an, was jedoch zu einer
Schwächung des anodischen Teilstromes iA, bei gleichzeitiger Verstärkung
des kathodischen Teilstromes iK führt.
Mit der Zeit stellt sich ein Gleichgewicht zwischen beiden Teilströmen
ein, so dass sich aufgrund der Spannungsdifferenz zwischen negativ gela-
dener Zinkelektrode und positiv geladenem Elektrolyten ein Gleichge-
wichtspotential ausbildet.
Das edlere Metall, in diesem Fall Kupfer, weist aufgrund des zu Beginn
der Reaktion größeren kathodischen Teilstroms iK im Gleichgewichtszu-
stand eine positive Ladung auf (Bild 6-6). Um jedoch die kathodische Teil-
reaktion zu starten, müssen in dem Elektrolyten Cu++-Ionen gelöst sein,
damit die kathodische Abscheidung des Kupfers überhaupt erfolgen kann.
Werden nun die beiden Halbzellen aus den Bildern 6-5 und 6-6 betrach-
tet, so kann festgestellt werden, dass das Gleichgewichtspotential des Kup-
fers positiver ist als das des Zinks.
Werden nun beide Halbzellen miteinander leitend verbunden, so ist ein
Stromfluss messbar, wobei Zink in Lösung geht und Kupfer abgeschieden
wird. Der Vorgang der anodischen Auflösung und der kathodischen Ab-
scheidung von Metallen ist im Bild 6-7 anhand eines galvanischen Ele-
mentes dargestellt.
Das Gleichgewichtspotential von Zink und Kupfer ist jedoch aus den in
den Bildern 6-5 und 6-6 dargestellten Versuchsanordnungen nicht mess-
bar. Nach Bild 6-7 kann das Gleichgewichtspotential nur als Differenz
zwischen zwei unterschiedlichen Elektrodenmaterialien gemessen werden.
Aus diesem Grund wurde eine Standardelektrode definiert, deren Gleich-
150 6 Hochlegierte Stähle
Element Normalpotential V
Mg - 2,4
Ti - 1,75
Al - 1,66
Zn - 0,76
Cr - 0,71
Fe - 0,44
Ni - 0,23
H 0
Cu + 0,34
Ag + 0,8
Au + 1,42
6.3 Korrosion an nichtrostenden Stählen 151
Aus Tabelle 6-2 ist ersichtlich, dass unedle Metalle ein negatives Poten-
tial gegenüber der Wasserstoffelektrode besitzen, edle Metalle hingegen
ein positives.
Damit ist es möglich, die Auflösung des Metalls in einer anodischen
Teilstromkurve, die allerdings nicht direkt gemessen werden kann, darzu-
stellen (Bild 6-8). Die Auflösung des Metalls erfolgt um so schneller, je
höher die anodische Teilstromdichte ist.
An der Kathode kann die sogenannte Wasserstoffkorrosion ablaufen,
gemäß der Reaktion
2 H+ + 2e- ĺ 2H ĺ H2
Bild 6-8. Anodische Teilstromkurve eines unedlen Metalls (Fe) und eines edlen
Metalls (Cu) mit dem entsprechenden Anodenpotentialen [5-22].
Abhängig von ihrem pH-Wert ergeben sich die im Bild 6-9 abgebildeten
kathodischen Teilstromkurven für die Wasserstoffkorrosion.
Bild 6-10. Summenstromkurve und Teilstromkurven für ein unedles Metall (Kur-
ve 1) und ein edles Metall (Kurve 2) und der zugehörigen Ruhepotentiale UR1, UR2
bei der Wasserstoffkorrosion [5-22].
Bild 6-11 zeigt die Auswirkung eines Lokalelementes auf die Korrosions-
vorgänge in einem Stahlblech schematisch. Als Elektrolyt dient ein Was-
sertropfen.
6.3 Korrosion an nichtrostenden Stählen 153
Bild 6-11. Sauerstoffkorrosion von Eisen und Stahl aufgrund der Ausbildung ei-
nes Lokalelementes [5-11].
4Fe + O2 + 2H20 ĺ 4 Fe
++ +++ -
+ 40H .
+++ -
Fe -Ionen und OH -Ionen verbinden sich zum wasserunlöslichen
Fe(OH)3, welches unter Wasserabspaltung zum bekannten Erscheinungs-
bild des rötlichen Rostes an unlegierten und niedriglegierten Stählen führt.
Im Bild 6-12 sind die kathodischen Teilstromkurven für die Sauerstoff-
korrosion abgebildet. Die Verläufe der kathodischen Teilstromkurven der
terkristallinen Korrosion der Fall ist (sie zählen auch zur Gruppe der Kor-
rosionsarten ohne mechanische Belastung), oder in die Korrosionsarten mit
und ohne mechanische Belastung eingeteilt. Im Folgenden werden die
wichtigsten Erscheinungsformen der Korrosion in Ursache, Auswirkung
und Vermeidung, speziell im Hinblick auf das Schweißen, eingehender
erklärt. Bild 6-13 gibt eine Übersicht über die relevantesten Korrosionsar-
ten.
Die geringe Löslichkeit für Kohlenstoff ist beim Ferrit mit der krz-
Gitterstruktur, beim Austenit jedoch mit der hohen Affinität des Chroms
zum Kohlenstoff zu begründen. Wie aus Bild 6-14 hervorgeht, nimmt die
Kohlenstofflöslichkeit bei Temperaturen über 900°C deutlich zu, jedoch
sinkt sie auch unterhalb dieser Temperaturschwelle stark ab. Durch das
Verweilen in einem kritischen Temperaturbereich (z. B. durch einen
Schweißvorgang) können sich aus den kohlenstoffübersättigten Chrom-
und Chrom-Nickel-Stählen Chromkarbide der Zusammensetzung Cr23C6
auf den Korngrenzen ausscheiden.
Im Anlieferungszustand ist ein austenitischer Stahl nicht IK-anfällig, da
er oberhalb 1000°C lösungsgeglüht und anschließend in Wasser abge-
schreckt wurde. Bei hohen Temperaturen wird der Kohlenstoff vom auste-
nitischen Gitter vollständig gelöst (vergleiche hierzu Bild 6-14). Durch die
folgende schnelle Wasserabkühlung erfolgt eine Zwangslösung des Koh-
lenstoffes im Austenit, es liegen keine Chromkarbidausscheidungen vor.
Eine Erwärmung des Stahles im kritischen Bereich zwischen 400°C und
900°C kann nun Diffusionsvorgänge auslösen, die nach einer Inkubations-
zeit zur Ausscheidung von Chromkarbiden führen. Die Chromkarbidaus-
scheidungen werden bevorzugt auf den Korngrenzen erfolgen, da hier
energetisch günstige Bedingungen für Keimbildung und Keimwachstum
der Ausscheidungen vorhanden sind. Sind im austenitischen Stahl Ferritan-
teile (į-Ferrit) vorhanden, so beginnt die Ausscheidung der Karbide zuerst
an den Ferrit-Austenit-Korngrenzen. Dies ist im Wesentlichen auf die hö-
6.3 Korrosion an nichtrostenden Stählen 157
Bild 6-15. Verlauf des Chromgehalts entlang der Korngrenze während einer
Wärmebehandlung eines austenitischen Stahles [2-7].
1 homogener Ausgangszustand; 2 Beginn der Karbidbildung;
3 Beginn des Cr-Konzentrationsausgleiches;
4 Wiedererreichung der Resistenzgrenze.
158 6 Hochlegierte Stähle
Stabilisierung
Bild 6-17. Kornzerfallsschaubilder (a) eines unstabilisierten und (b) eines stabili-
sierten austenitischen Stahles.
Bild 6-18. Einfluss des Kohlenstoffgehaltes auf den Kornzerfall eines unstabili-
sierten austenitischen Stahles.
Spalte mit wässrigen Medien, in denen elementares Chlor gelöst ist, oder
mit hypochloridhaltigen Reinigungsmitteln (OCI-) unbedingt zu vermei-
den. Des Weiteren soll schon ein Kontakt mit chloridhaltigen Kunststoffen
zu Korrosionserscheinungen geführt haben.
Der Vorgang der Lochkorrosion, auch Lochfraß genannt, läuft bei nicht-
rostenden Stählen nach einem sehr ähnlichen Muster ab (Bild 6-21).
6.3.3.4 Kontaktkorrosion
Die Gefahr der Kontaktkorrosion besteht beim Verbinden zweier Metalle
mit unterschiedlichen freien Korrosionspotentialen. Unter Anwesenheit
eines Korrosionsmediums wird ein Lokal- oder Korrosionselement gebil-
det. Die hochlegierten korrosionsbeständigen Stähle sind recht unempfind-
lich gegen Kontaktkorrosion, da sie ein sehr hohes freies Korrosionspoten-
tial besitzen. Die oftmals angefertigten Schweißverbindungen zwischen
einem Baustahl und einem korrosionsbeständigen Stahl (Schwarz-Weiß-
Verbindung) stellen kaum eine Korrosionsgefahr für den hochlegierten
Werkstoff dar, jedoch ist mit Kontaktkorrosion beim unlegierten Baustahl
zu rechnen. Bei Schwarz-Weiß-Verbindungen ist ein Verschweißen eines
korrosionsbeständigen Stahles großer Oberfläche mit einem Baustahl klei-
ner Oberfläche unbedingt zu vermeiden, da die fließenden Ströme je Flä-
cheneinheit bei der kleinen Anodenfläche des unedleren Baustahles sehr
groß werden. Die hohe anodische Teilstromdichte führt zu einer beschleu-
nigten Metallauflösung.
Nach [6-15] kann Kontaktkorrosion an einem korrosionsbeständigen
Stahl mit geringer Lochfraßbeständigkeit auftreten, wenn dieser mit einem
zweiten, sehr lochfraßbeständigen Stahl, Titan oder Nickel verbunden wird
und ein Einsatz in kritischen chloridhaltigen Medien vorgesehen ist, so
dass hier mit verstärktem Lochfraß zu rechnen ist.
6.4.1.1 Karbidausscheidung
Die Ausscheidung von Karbiden stellt beim Schweißen der ferritischen
Chromstähle eines der größten Probleme dar. Mehr noch als bei den auste-
nitischen Stählen resultiert hieraus die Gefahr der interkristallinen Korro-
6.4 Ausscheidungen und versprödende Phasen 167
6.4.1.2 Grobkornbildung
Genauso wie die beschleunigte Chromkarbidausscheidung ist die extrem
schnelle Kornvergröberung auf den hohen Diffusionskoeffizienten in ferri-
tischen Stählen zurückzuführen. Bild 6-24 zeigt vergleichend die unter-
schiedlichen Korngrößen eines austenitischen und eines ferritischen Stah-
les nach einer Wärmebehandlung.
Als Abhilfe kommt bei umwandlungsfreien rein ferritischen Chromstäh-
len zwar eine Verformung mit anschließendem Glühen zur Neubildung des
Gefüges (Rekristallisation) oder eine Warmumformung in Frage, was je-
doch in den meisten Fällen technisch nicht möglich ist.
Bild 6-24. Kornwachstum eines ferritischen und eines austenitischen Stahles als
Funktion der Temperatur [6-18].
6.4.1.3 475°-Versprödung
Die 475°-Versprödung ist beim langzeitigen Glühen von Stählen mit ferri-
tischem Gefüge oder mit Anteilen an ferritischem Gefüge zu beobachten.
Sie tritt also auch bei ferritisch-austenitischen Duplex-Stählen und meta-
stabilen Austeniten mit Anteilen an į-Ferrit auf. Die 475°-Versprödung
6.4 Ausscheidungen und versprödende Phasen 169
6.4.1.4 σ-Phase
Die σ-Phasen-Versprödung resultiert aus der Bildung einer intermetalli-
schen Phase der Zusammensetzung 48 % Eisen und 52 % Chrom. Für ei-
nen ferritischen Stahl mit 18 % Chrom liegt die Bildungsdauer während
einer Glühung um 550°C bei etwa 103 h bis 104 h. Mit steigenden Chrom-
170 6 Hochlegierte Stähle
6.4.2.1 Karbidausscheidung
Unstabilisierte austenitische Stähle neigen ebenso wie die unstabilisierten
ferritischen Stähle zur Chromkarbidausscheidung auf den Korngrenzen.
Allerdings sind bei den austenitischen nichtrostenden Stählen längere
Glühzeiten zur Ausscheidungsbildung notwendig. Die Chromkarbidaus-
scheidung erfolgt in einem Temperaturintervall von 450°C bis 870°C, wo-
bei die größte Ausscheidungsgeschwindigkeit zwischen 600°C und 700°C
zu verzeichnen ist [6-21]. Besonders durch höhere Siliciumgehalte können
Seigerungen im Schweißgut auftreten, die zu einem beschleunigten Korn-
zerfall führen [6-22].
Bei stickstofflegierten ferritisch-austenitischen Stählen (Duplex-
Stählen) wurde festgestellt, dass sich schon nach zweiminütiger Glühung
bei 800°C Cr2N auf den Ferrit-Austenit-Korngrenzen ausscheidet und nur
geringe Mengen des Karbids M23C6 gebildet werden. In einem Tempera-
turbereich von 300°C bis 1000°C konnte selbst bei Glühzeiten von
30 Stunden keine IK-Anfälligkeit bei diesen Stählen nachgewiesen wer-
den. Dagegen zeigen stickstoffarme Duplex-Stähle ein beschleunigtes
Ausscheiden der Chromkarbide, so dass bei derartigen Stählen mit einer
erhöhten IK-Anfälligkeit gerechnet werden muss.
6.4.2.2 σ-Phase
Die in austenitischen Stählen und Schweißgütern entstehende σ-Phase
weist die gleiche stöchiometrische Zusammensetzung auf wie in den ferri-
tischen Chromstählen (siehe Abschnitt 6.4.1.4). Da die metastabilen auste-
nitischen Werkstoffe immer gewisse Anteile an į-Ferrit (um 10 %) besit-
zen, wandelt aufgrund der begünstigten Diffusion erst der ferritische Ge-
6.4 Ausscheidungen und versprödende Phasen 171
6.5.1 Schaeffler-Diagramm
ckel, hingegen Mangan nur die Hälfte der Wirkung des Nickels. Ähnliche
Faktoren konnte Schaeffler für die ferritbildenden Elemente Si, Mo und
Nb feststellen. Aus diesen Gleichungen und den Ergebnissen der Gefüge-
untersuchungen ergab sich das heute immer noch häufig genutzte
Schaeffler-Diagramm (Bild 6-27).
Bild 6-28. Schaeffler-Diagramm mit dem Grenzlinien für die Gefährdung des
Schweißgutes durch Kornwachstum, Kaltrissanfälligkeit, σ-Versprödung bei
Wärmebehandlung und Heißrissanfälligkeit [6-29].
Aus den Grenzlinien nach Bystram ergibt sich nun ein kleiner,
s-förmiger Bereich in der Mitte des Schaeffler-Diagrammes, in dem die
entstehenden Mischgefüge aus Austenit, Martensit und Ferrit ein, in Bezug
auf Risse und Versprödungen unempfindliches Schweißgut ergeben. Die
eingezeichneten Grenzlinien nach Bystram sind jedoch nur als ungefähre
Hinweise zu verstehen. So bleibt bei der Betrachtung dieser Grenzlinien
völlig unberücksichtigt, dass z. B. Molybdän die σ-Phasen-Versprödung
beschleunigt, dass bei identischer Lage im Schaeffler-Diagramm das
Schweißgut einer RB-Elektrode wesentlich heißrissunempfindlicher ist, als
das einer Rutilelektrode oder dass ein niobstabilisiertes Schweißgut heiß-
rissanfälliger ist als ein unstabilisiertes mit weniger als 0,03 % Kohlen-
stoff.
Auch Schaeffler wies schon in seinen Veröffentlichungen darauf hin,
dass die Begrenzungsgebiete der Gefüge nicht als scharfe Trennstriche zu
betrachten sind, sondern mit Streuungen behaftet sind, was insbesondere
für die Angaben der Ferritgehalte zutrifft.
6.5.2 De-Long-Diagramm
De Long schlug eine Messmethode vor, bei der die Abreißkraft eines
definierten Permanentmagneten gemessen wird, um die ferromagnetischen
į-Ferritanteile zu bestimmen. Die Abreißkraft nimmt mit steigendem
į-Ferritanteil zu, da alle anderen Gefügebestandteile wie Ausscheidungen,
Austenit und ı-Phase paramagnetisch sind. Mit den heutigen Messmetho-
den ist es überaus schwierig, den Ferritanteil im Stahl zuverlässig und re-
produzierbar zu ermitteln. Aus diesem Grund führte De Long ein neues
Messverfahren zur Bestimmung des Ferrits ein, in dem der Ferritgehalt in
Ferritnummern (FN = Ferrite Number) angegeben wird. Eine Eichung des
Permanentmagneten erfolgt an einer Probe aus unlegiertem Stahl. Die Ab-
reißkraft des Magneten wird durch das Unterlegen von Kupferplättchen
unterschiedlicher Dicke variiert, so dass mit zunehmender Wanddicke der
Plättchen die Abreißkraft sinkt. Die gemessene Abreißkraft bei einem
Kupferplättchen mit der Dicke von 1,778 mm entspricht dabei einer Ferrit-
nummer von FN = 3, bei 1,194 mm einer Ferritnummer von 5, usw. Dabei
müssen die ermittelten Ferritnummern nicht mit den realen Ferritgehalten
in Prozent übereinstimmen (Bild 6-29). Detailliertere Hinweise zur Be-
stimmung der Ferritnummer und weitere Schrifttumsangaben zu diesem
Thema sind in [6-12] aufgeführt.
Bild 6-30. Gefahr der interkristallinen Korrosion durch den Einsatz von CO2-
Schutzgasen beim Schweißen eines stabilisierenden austenitischen Chrom-Nickel-
Stahles.
das Überangebot von Chrom zurückzuführen, was dazu führt, dass die
mittleren Abstände zwischen den Chrom- und den Kohlenstoffatomen
deutlich geringer sind als die zwischen den Niob- und den Kohlenstoff-
atomen. Die sehr kurzen Diffusionswege bewirken also eine erneute Aus-
scheidung von Chromkarbiden. Die Folge ist ein Kornzerfall entlang einer
sehr schmalen Linie der Schweißnaht. Der Vergleich mit einer „wie mit
dem Messer geschnittenen Linie“ führte zu dem Begriff der Messerlinien-
korrosion. Abhilfe schafft eine deutliche Überstabilisierung solcher Stähle
(Nb : C = 12 : 1) und die Absenkung des Kohlenstoffgehaltes auf unter
0,04 %.
Bei einer Überstabilisierung mit Niob ist ab Konzentrationen über 1 %
mit einer deutlichen Zunahme der Heißrissbildung zu rechnen. Die unsta-
bilisierten Zusatzwerkstoffe weisen also hinsichtlich der Heißrissneigung
bessere Eigenschaften auf. Zusätzlich ist der Werkstoffübergang ruhiger
und die Spritzerbildung wird erheblich reduziert.
Zusammenfassend ist die Schweißbarkeit von Bauteilen aus Chrom-
Nickel-Stählen durch geringes Wärmeeinbringen, schnelle Abkühlung
unter Vermeidung zu großer Eigenspannungen (Strichraupentechnik,
schweißgerechte Gestaltung) und die korrekte Zusatzwerkstoffwahl (Des-
oxidation, Kornfeinung, į-Ferrit) weitgehend problemlos.
6.5.3.6 Austenit-Ferrit-Verbindungen
(Schwarz-Weiß-Verbindungen)
Unter Austenit-Ferrit-Verbindungen werden Schweißverbindungen zwi-
schen hochlegierten nichtrostenden sowie unlegierten und niedriglegierten
Stählen verstanden.
In der Praxis werden diese Verbindungen auch Schwarz-Weiß-
Verbindungen genannt. Der Begriff leitet sich aus dem äußeren Erschei-
nungsbild der Werkstoffe ab. Während die hochlegierten, nichtrostenden
Stähle in der Regel im blanken, gebeizten Zustand geliefert werden und
ein silbergraues Aussehen haben, liegen die unlegierten und niedriglegier-
ten Stähle meistens mit einer Oberfläche vor, die mit einer dunklen Walz-
haut behaftet ist.
Das Anwendungsgebiet der Austenit-Ferrit-Verbindungen ist weitge-
hend mit dem der hochlegierten, nichtrostenden Stählen identisch, da über-
all dort auf unlegierte und niedriglegierte preisgünstigere Stähle zurückge-
griffen wird, wo deren Eigenschaften ausreichen.
Im Chemieapparatebau, in der Petrochemie und für Apparate, Behälter
und Rohrleitungen in der Nahrungsmittel- und pharmazeutischen Industrie
werden nichtrostende Stähle wegen ihrer besonderen Korrosions- und Hit-
zebeständigkeit eingesetzt. Für Konstruktionen, die mit den betreffenden
Produkten und Medien nicht in Berührung kommen, können dagegen in
186 6 Hochlegierte Stähle
Beanspruchungsgruppe I
Nichtrostende Stähle werden im Apparate-, Behälter- und Rohrleitungsbau
aufgrund ihrer besonderen Korrosionsbeständigkeit eingesetzt. In den Be-
reichen der Konstruktion, zu denen das korrosive Medium keinen Zugang
hat, können in den meisten Fällen unlegierte und niedriglegierte Stähle
eingesetzt werden, insbesondere dann, wenn Betriebstemperaturen T <
300°C vorliegen. Als Beispiele hierfür können Flanschringe, Halterungen
und Traggerüste genannt werden.
Beanspruchungsgruppe II
Bei Austenit-Ferrit-Verbindungen in Form von Stumpf- und Kehlnähten
können an das Schweißgut keine höheren Ansprüche hinsichtlich der Kor-
rosionsbeständigkeit gestellt werden, da der unlegierte bzw. niedriglegierte
188 6 Hochlegierte Stähle
Beanspruchungsgruppe III
In der chemischen und petrochemischen Industrie sowie bei Energieanla-
gen, wie z. B. Dampfkessel oder Gasturbinen, treten häufig Austenit-
Ferrit-Verbindungen auf, die bei Temperaturen T > 300 °C betrieben wer-
den. Diese Verbindungen sind dann der Beanspruchungsgruppe III zuzu-
ordnen.
Aus den Beanspruchungsgruppen ergeben sich folgende Anforderungen
an das Schweißgut:
Gruppe I
Das Schweißgut muss keine Anforderungen hinsichtlich der Korrosionsbe-
ständigkeit erfüllen, es muss eine ausreichende Zähigkeit besitzen und frei
von Rissen jeder Art sein. Die Streckgrenze des Schweißgutes braucht
nicht höher zu sein als die des nichtrostenden Werkstoffes. Unter Austenit-
Ferrit-Verbindungen der Gruppe I sollen nur solche Verbindungen ver-
standen werden, an denen keine Wärmebehandlung aufgrund der Werk-
stoffzusammensetzung sowie der Blechdicke durchgeführt wird.
Gruppe II
In der Beanspruchungsgruppe II muss das Schweißgut neben ausreichen-
der Zähigkeit und der Rissfreiheit (wie in der Gruppe I) auch noch eine
dem hochlegierten Planierungswerkstoff (walz- bzw. sprengplattiert) ver-
gleichbare Korrosionsbeständigkeit besitzen. Für die Beständigkeit gegen-
über Allgemeinem Korrosionsabtrag, Lochfraß, Spannungsrisskorrosion
und interkristalliner Korrosion ist die chemische Zusammensetzung des
Schweißgutes hinsichtlich der Gehalte an C, Ti, Nb und Cr wichtig. Dar-
über hinaus ist bei Mehrlagenschweißungen die Wärmeführung hinsicht-
lich der Arbeitstemperatur und der Zwischenlagentemperatur sowie eine
eventuelle Wärmenachbehandlung mit Verlust der IK-Korrosions-
beständigkeit zu beachten.
Gruppe III
Die Anforderungen an das Schweißgut der Austenit-Ferrit-Verbindungen
in Gruppe III sind ausreichend hohe Streckgrenzen und Warmfestigkeiten.
6.5 Schweißen von hochlegierten Stählen 189
Bild 6-34. Ermittlung der Lage des Schweißgutes (SG) unter Berücksichtigung
der Aufmischung der Grundwerkstoffe (GW 1, GW 2) und des Schweißzusatz-
werkstoffes (SZW).
Rp0,2 Rm A C Si Mn P S
2 2
N/mm N/mm % % % % % %
EN-GJL-300 300 § § § < 0,2 < 0,12
EN-GJS-400-15 250 400 15 § § § § §
EN-GJMW-400-15 200 380 12 § § § < 0,12 §
GS 38 190 380 25 0,15 0,47 0,35 0,045 0,054
EN – J L 1271
Position 3: hier ist die Graphitstruktur des Werkstoffes gemäß Tabelle 7-3
anzugeben:
202 7 Schweißen von Gusswerkstoffen auf Eisenbasis
Position 4: es ist eine einstellige Zahl gemäß Tabelle 7-4 anzugeben, die
das Hauptmerkmal des Gusseisenwerkstoffes symbolisiert.
Position 5: hier wird eine zweistellige Zahl eingesetzt, die den einzelnen
Werkstoff darstellt.
Position 6: hier wird eine einstellige Zahl gemäß Tabelle 7-5 eingesetzt,
die besondere Anforderungen für den einzelnen Werkstoff darstellt.
schen 0,4 % und 0,6 %. Wesentliche Nachteile der Legierung mit Phos-
phor sind eine zunehmende Porigkeit des Gussstückes oberhalb 1 % Phos-
phor und die Entstehung von Mikrolunkern. Durch Phosphor ist ein An-
wachsen der Graphitlamellen festzustellen. Des weiteren versprödet der
Werkstoff durch steigende Phosphorgehalte zusehends.
Schwefel. Die Schwefelgehalte der heute üblichen Gusswerkstoffe lie-
gen zwischen 0,04 % und 0,1 %. Grundsätzlich hat Schwefel nur nachtei-
lige Auswirkungen auf das Gusseisen. Hierzu zählen die begünstigte kar-
bidische Erstarrung des Gusses, die wiederum eine Erhöhung des
Schwindungsmaßes zur Folge hat (Rissgefahr). Die Bildung von Eisen-
und Mangansulfid wirkt korrosionsfördernd, und durch Schwefel wird die
Schmelze zähflüssiger.
7.4.1 Stahlguss
Bild 7-2. Mikrogefüge eines niedriglegierten Gussstahles aus Ferrit und Perlit
(normalisiert).
Kohlenstoffgehalt Vorwärmtemperatur
% °C
0,2 bis 0,3 100 bis 150
0,3 bis 0,45 140 bis 280
0,45 bis 0,8 270 bis 430
auch Bild 7-3) vor den Schweißarbeiten auf die Schweißeignung positiv
aus. In der Wärmeeinflusszone stellen sich beim Schweißen die gleichen
Gefügeänderungen ein, wie sie bei der Verarbeitung artähnlicher Walz-
und Schmiedestähle entstehen. Zur Erzielung optimaler Festigkeits-
und Zähigkeitseigenschaften sind entsprechende Wärmenachbehandlun-
gen (Vergüten, Normalglühen, Spannungsarmglühen) erforderlich. Ferti-
gungs-, Instandsetzungs- und Konstruktionsschweißungen werden meist
mit manuellen bzw. teilmechanisierten Schweißverfahren, z. T. aber auch
mit Hochleistungsfügeverfahren durchgeführt. Die eingesetzten Schweiß-
verfahren erstrecken sich über das Lichtbogenhand-, das WIG-, das MSG-
und das UP-Schweißen. Für besonders hohe Zähigkeitsanforderungen sind
beim Lichtbogenhandschweißen Stabelektroden mit basischer Umhüllung
zu empfehlen, für geringere Anforderungen werden aber auch rutilumhüll-
te Stabelektroden eingesetzt. Die Zusatzwerkstoffe sind, wie bei Stahl,
artgleich bzw. artähnlich, bei erschwerter Schweißeignung bzw. zur Ge-
währleistung besonderer Zähigkeitseigenschaften kommen auch artfremde
Materialien, in der Regel Nickel-Basis-Legierungen zum Einsatz.
Zur Beurteilung der Schweißeignung hochlegierter ferritischer bzw.
austenitischer Stahlgusssorten, die meist im Gusszustand bzw. nach einer
Glüh- und Abschreckbehandlung (Ausnahme: vergütbare Qualitäten)
schweißtechnisch verarbeitet werden, kann zur Beurteilung des Schweiß-
gutes das Schaeffler-Diagramm herangezogen werden. Wenn eine Korro-
sionsbeständigkeit der Gussstücke im späteren Einsatz verlangt wird, müs-
sen unstabilisierte Werkstoffe nach dem Schweißen entsprechend
nachbehandelt werden. Bei (ferritisch-) martensitischem Stahlguss ist ein
Anlassen oder Vergüten, bei austenitischem Stahlguss ein Lösungsglühen
und Abschrecken zur Einstellung der optimalen mechanischen Eigenschaf-
ten erforderlich. Insgesamt gelten auch hier für die Zusatzwerkstoffaus-
wahl und die Verarbeitung die gleichen Richtlinien und Hinweise wie für
die artgleichen gewalzten bzw. geschmiedeten hochlegierten Stahlwerk-
stoffe.
7.4.2 Temperguss
Bild 7-3. Einfluss der entkohlenden Glühung auf die Verteilung und die Ausbil-
dung der Gefüge in entkohlend geglühten Temperguss [7-10].
7.4.3.1.1 Gusseisenkaltschweißen
Die Fügestelle muss durch Schleifen, Meißeln, Bohren oder eventuell auch
durch Fugenhobeln sorgfältig präpariert werden. Brennschneiden ist we-
gen der Rissgefahr nicht möglich. Geschweißt wird entweder ohne Vor-
wärmen oder bei gleichbleibenden Arbeitstemperaturen von 200°C bis
300°C. Meist werden artfremde Zusatzwerkstoffe (austenitische CrNi-
bzw. Ni- oder Ni-Basis-Elektroden) bei manuellen Techniken (Stabelekt-
rode, MSG, WIG) und Anwendung der Mehrlagentechnik sowie geringer
Streckenenergie eingesetzt. Entstehende Spannungen werden durch Plasti-
fizieren des zähen und weichen Zusatzwerkstoffes teilweise aufgefangen.
214 7 Schweißen von Gusswerkstoffen auf Eisenbasis
7.4.3.1.2 Gusseisenwarmschweißen
Dabei wird unter Verwendung artgleicher Zusatzwerkstoffe mit wesentlich
höherer Erwärmung (600°C, örtlich bis zu 700°C) vorgegangen. Wegen
des dünnflüssigen Schmelzbades muss die Schweißstelle durch Formkoh-
letrennstücke seitlich begrenzt werden (Bild 7-8).
7.4.3.1.3 Steppnahtschweißen
Das Steppnahtschweißen wird ausführlich anhand von Beispielen in [7-13]
vorgestellt. Diese Schweißtechnik ist im Prinzip dem Gusseisenkalt-
schweißen zuzuordnen, da die Vorwärmtemperatur des Gussstückes um
250°C liegt. Das besondere am Steppnahtschweißen ist die Unterteilung
7.4 Einsatzgebiete und schweißtechnische Verarbeitung der Gusswerkstoffe 215
des Risses in kleinere Segmente mit Hilfe von Steppnähten. Die Vorge-
hensweise beim Steppnahtschweißen soll kurz anhand von Bild 7-9 erklärt
werden:
8.1.1 Einleitung
Auffällig bei Aluminium ist das Vorhandensein nur eines Oxides, wäh-
rend Stahl in verschiedenen Oxidationsstufen vorliegen kann. Al2O3
schmilzt erst bei sehr hohen Temperaturen und bildet sich auf der metal-
lisch blanken Aluminiumoberfläche bei Raumtemperatur selbständig in-
nerhalb kürzester Zeit wieder neu. Einerseits verbessert die recht dünne
218 8 Schweißen von Aluminiumwerkstoffen
Al Fe
Atommasse g/mol 26,9 55,84
Dichte 3 2,7 7,87
g/cm
Kristallgitter kfz krz
2 3
Elastizitätsmodul N/mm 71 * 10 210 * 103
Rp0,2 N/mm2 10 100
Rm N/mm2 50 200
spezifische Wärmekapazität J/(g * K) 0,88 0,53
Schmelzpunkt °C 660 1539
Wärmeleitfähigkeit W/(cm * K) 2,30 0,75
spezifischer elektrischer Widerstand ȝ P 28 bis 29 97
-6
Ausdehnungskoeffizient 1/K 24 * 10 12 * 10-6
Oxide Al2O3 FeO
Fe3O4
Fe2O3
Schmelzpunkt der Oxide °C 2050 1400
1600
(1455)
Bild 8-1 vergleicht die mechanischen Eigenschaften von Stahl mit de-
nen einiger Leichtmetalle. Wesentlichste Vorteile der Leichtmetalle ge-
genüber Stahl zeigen sich hier vor allem im rechten Teilbild. Gleiche Stei-
figkeit zugrunde gelegt, hat der Aluminiumträger zwar den 1,44fachen
Querschnitt des Stahlträgers, dafür aber nur etwa die halbe Masse. Alumi-
niumgerechte Konstruktionen weisen oft einen großen Trägerquerschnitt
auf, um hierdurch ein möglichst großes Flächenträgheitsmoment zu erzie-
len und die resultierende Durchbiegung zu reduzieren.
Mit Ausnahme des Reinstaluminiums werden fast ausschließlich legier-
te Aluminiumwerkstoffe technisch eingesetzt. Wichtigste Legierungsele-
mente sind Kupfer, Silicium, Magnesium, Zink und Mangan. In Spuren
8.1 Grundlegende Eigenschaften von Aluminium 219
8.1.3.2 Aushärtung
Eine der wichtigsten Eigenschaft des Aluminiums ist die Aushärtbarkeit
durch gezielte Zugabe von Legierungselementen. Bild 8-3 zeigt die wich-
tigsten Legierungselemente des Aluminiums und ihre möglichen Kom-
binationen. Hieraus resultiert eine grundsätzliche Einteilung der Alumini-
umwerkstoffe in aushärtbare und nicht aushärtbare Al-Legierungen.
222 8 Schweißen von Aluminiumwerkstoffen
Bild 8-3. Einteilung des Aluminiums in aushärtbare und nicht aushärtbare Werk-
stoffe.
1. Durch eine Glühung bei hohen Temperaturen werden die zur Aushär-
tung benötigten Legierungselemente im Aluminiumgitter vollständig ge-
8.1 Grundlegende Eigenschaften von Aluminium 223
löst. Nach hinreichend langer Glühbehandlung liegt nur noch ein ein-
phasiges Gefüge vor (Bild 8-4, Punkt L). Dieser Vorgang wird auch als
Lösungsglühen bezeichnet und ist durchaus mit dem Lösungsglühen von
Kohlenstoff in hochlegierten austenitischen Cr-Ni-Stählen zu verglei-
chen.
2. Durch schnelles Abkühlen des Aluminiums werden die gelösten Legie-
rungselemente im Al-Gitter eingefroren, d. h., beim Erreichen des Punk-
tes A im Bild 8-4 liegt ein an Legierungselementen übersättigter Misch-
kristall vor (Į). Bei sehr langsamer Abkühlung, d. h. gleichgewichts-
naher Abkühlung, müsste sich entsprechend dem binären System im
Bild 8-4 ein zweiphasiges Gefüge ausbilden (Į+ß). Infolge der sehr
schnellen Abkühlung ist die Bildung der zweiten Phase (ß) jedoch un-
terdrückt, so dass sich der Į-Mischkristall aufgrund seiner Übersätti-
gung im thermodynamischen Ungleichgewicht befindet. Nach [8-2] ist
beim Abschrecken des Werkstoffes auf eine beschleunigte Abkühlung
zwischen Lösungsglühtemperatur und 200°C zu achten, um eine vorzei-
tige Ausscheidung der gelösten Legierungselemente zu vermeiden.
3. Während einer Auslagerung des übersättigten Mischkristalls bei Raum-
temperatur oder auch bei erhöhter Temperatur (Punkt W) erfolgt die
Ausscheidung der zweiten Phase (ß); der Kristall ist durch die Aus-
scheidung bestrebt, das thermodynamische Gleichgewicht zur erreichen.
Die Ausscheidungen haben eine Steigerung der Zugfestigkeit, Streck-
grenze und Härte zur Folge, ohne die Zähigkeitswerte erheblich zu ver-
ringern. Die Bewegung von Versetzungen wird durch Ausscheidungen
bzw. die dadurch erzeugten Spannungsfelder stark behindert, woraus die
Änderungen der oben genannten mechanischen Kennwerte resultieren.
Mit zunehmender Dichte und Feinheit der Ausscheidungen ist ein An-
stieg der mechanischen Kennwerte zu beobachten.
sind (Bild 8-5). Dabei muss die Struktur der Ausscheidung nicht mit der
Struktur der Matrix übereinstimmen. Aufgrund der größeren Grenzflä-
chenenergie (es ist zusätzlich eine Arbeit für die Bildung einer neuen
Oberfläche aufzubringen), ist die Keimbildungsarbeit bei teilkohärenten
Phasen größer als bei kohärenten Ausscheidungen.
Als letzte Stufe der Ausscheidungen bilden sich bei stark erhöhten
Temperaturen inkohärente Ausscheidungen. Bei diesem Ausscheidungstyp
weicht die Gitterstruktur vollständig von der Struktur der Grundmatrix ab
und erfordert folglich die größte Keimbildungsarbeit (Bild 8-5). Durch
thermische Aktivierung ist es auch möglich, dass bei Raumtemperatur ge-
bildete kohärente Ausscheidungen durch Diffusionsvorgänge in teilkohä-
rente und inkohärente Ausscheidungen umwandeln.
Die Ausscheidungsform hat einen entscheidenden Einfluss auf die me-
chanischen Eigenschaften. Die größte Gitterverspannung und somit die
höchsten Festigkeitswerte sind durch Ausscheidung kohärenter Teilchen
zu erzielen. Bei einer plastischen Verformung des Werkstoffes müssen
sich Versetzungslinien durch das Metallgitter bewegen, wobei die Aus-
scheidungen als Hindernisse fungieren (Bild 8-6). Die Versetzungen kön-
nen diese Hindernisse nur durch ein Schneiden (Kelly und Fine) oder Um-
gehen unter Zurücklassung eines Versetzungsringes (Orowan-Mechanis-
mus) überwinden. Die hierzu benötigte Spannung ist genau dann am
größten, wenn ein Schneiden der Teilchen mit der gleichen Wahrschein-
lichkeit geschieht, wie ein Umgehen, siehe auch Abschnitt 5.4.1.
8.1 Grundlegende Eigenschaften von Aluminium 225
Bis zum Beginn der Keimbildung ist aber eine gewisse Zeit erforderlich,
die auch als Inkubationszeit bezeichnet wird. Nach Bildung der ersten
Ausscheidungskeime ist ein deutlicher Festigkeitsanstieg des Al-Werk-
stoffes festzustellen.
Die Auslagerungstemperatur beeinflusst zusätzlich Höhe und Lage des
Festigkeitsmaximums. Prinzipiell gilt, dass mit steigenden Auslagerungs-
temperaturen das Festigkeitsmaximum zu geringeren Zeiten verschoben
ist, jedoch die erzielbare Festigkeit mit steigender Temperatur abnimmt.
Hieraus lässt sich ableiten, dass die höchsten Festigkeitswerte bei einer
Kaltaushärtung des Werkstoffes zu erzielen sind, jedoch ist das Maximum
der Festigkeit erst nach sehr langen Auslagerungszeiten zu erreichen. Im
Bild 8-8 ist dieser Sachverhalt nochmals anhand der aushärtbaren Al-
Legierung AlCuSiMn dargestellt. Es ist zu erkennen, dass selbst bei einer
Auslagerungstemperatur von 110°C das Maximum der Streckgrenze erst
nach über einem Jahr (10 4 h) erreicht wird, die erzielte Streckgrenzenerhö-
hung jedoch deutlich über der einer Aushärtung bei 260°C liegt.
Bild 8-8. Einfluss der Auslagerungstemperatur auf den zeitlichen Verlauf der
Aushärtung und erzielbare Festigkeitssteigerung einer AlCuSiMn-Legierung
[8-2].
Bild 8-9. Überblick über den Vorgang der Aushärtung von Aluminium [8-2].
8.1.3.3 Kaltverfestigung
Nicht aushärtbare Al-Werkstoffe besitzen in der Regel eine geringe Fes-
tigkeit. Aus diesem Grund wird zur Festigkeitssteigerung eine Kaltumfor-
mung des Werkstoffes vorgenommen (Kaltverfestigung). Dadurch wird
die Versetzungsdichte im Aluminium erhöht, was wiederum zu einem An-
stieg der Streckgrenze, Zugfestigkeit und Härte, aber auch zu einem Ver-
lust an Bruchdehnung und -einschnürung führt. Neben dem Umformgrad
ist das Verfestigungsverhalten von der chemischen Zusammensetzung,
dem Gefügezustand, der Umformgeschwindigkeit und der Umformtempe-
ratur abhängig.
Im Bild 8-10 ist die Auswirkung einer Kaltverformung auf die Festig-
keit von nicht aushärtbaren Al-Werkstoffen dargestellt. Deutlich erkennbar
ist auch der Einfluss der Legierungselemente auf die Festigkeitssteigerung.
Der Effekt der Festigkeitssteigerung durch Zugabe anderer Elemente wird
auch als Mischkristallverfestigung bezeichnet.
8.2 Schweißen von Aluminium 229
8.2.1 Einleitung
Bild 8-11. Isothermenfelder beim Schweißen von Stahl und von Aluminium.
Durch die große thermische Dehnung des Aluminiums und die relativ
große Wärmeeinflusszone kommt es bei paralleler Schweißspalteinstellung
zu einem starken Verzug der verschweißten Teile. Um diesen Verzug zu
minimieren, muss den Teilen vor dem Verschweißen ein entsprechender
Winkel vorgegeben werden. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass bei
Schrumpfungsbehinderung durch eine feste Einspannung der Bleche eine
erhöhte Rissgefahr besteht.
Bild 8-12. Härte- und Festigkeitsabfall in der WEZ einer kaltverfestigten Alumi-
niumlegierung.
Als Folge der hohen Affinität des Aluminiums zum Sauerstoff entsteht an
Luft sehr schnell eine dünne Oxidschicht auf der Werkstückoberfläche.
Das Oxid der Zusammensetzung Al2O3 bildet eine dichte, festhaftende,
elektrisch nicht leitende Schicht, die eine weitere, tiefergehende Oxidation
des Aluminiums verhindert. Der Schmelzpunkt des Oxids liegt bei rund
2050°C und weicht somit erheblich vom Schmelzpunkt der Aluminiumle-
gierungen ab, die in einem Temperaturbereich von 550°C bis 650°C
schmelzen. Beim Schweißen verhindert die Oxidschicht ein Zusammen-
8.2 Schweißen von Aluminium 233
745
TVorw = TS − ;
λ Al − Leg
Besonders groß ist die Gefahr der Porenbildung beim Verschweißen von
Reinaluminium [8-7]. Da Reinaluminium kein Schmelz- bzw. Erstarrungs-
intervall besitzt, besteht für die Poren keine Möglichkeit bis zur Schmelz-
badoberfläche aufzusteigen. Zusätzlich tritt eine Änderung des spezifi-
schen Volumens auf, was die Gefahr der Porenbildung weiter steigert. Die
wichtigste Maßnahme zur Vermeidung von Poren in Reinaluminium ist ei-
ne ausreichende Vorwärmung des Werkstoffes.
Des Weiteren ist zur Vermeidung von Poren grundsätzlich das Wasser-
stoffangebot in der Schmelze zu minimieren. Bild 8-17 zeigt die Wasser-
stoffquellen beim MSG-Schweißen von Aluminium.
Als wesentliche Wasserstoffquellen sind eine falsche Brenneranstellung
zum Werkstück und daraus resultierende Turbulenzen im Schutzgasstrom,
Turbulenzen durch Düsenansätze und wasserstoffhaltige Schweißzusatz-
werkstoffe zu nennen. Öle und Fette auf der Blechoberfläche erhöhen e-
benfalls den Wasserstoffgehalt im Schweißgut und somit die Porenhäufig-
keit. Eine oftmals nicht beachtete Wasserstoffquelle stellt das Schlauch-
paket beim Schutzgasschweißen dar. Die Luftfeuchtigkeit der Um-
gebungsluft kann aufgrund des großen H2O-Partialdruckunterschiedes sehr
leicht in das Schlauchpaket eindringen und von dort mit dem Schutzgas-
strom in den Lichtbogen transportiert werden. Die Aufspaltung des Was-
sers in seine atomaren Bestandteile im Lichtbogen führt zu zahlreichen Po-
ren im Aluminiumschweißgut.
8.2 Schweißen von Aluminium 237
den Werkstoff abgestimmt sein, gleiches gilt auch für die Abkühlge-
schwindigkeit (Abkühldauer).
Bild 9-2. Übersicht über die Wärmebehandlungen und Bereiche der Solltempera-
tur im Eisen-Kohlenstoff-Diagramm.
9.2.1 Grobkornglühen
Die gezielte Wärmebehandlung durch das Grobkornglühen ist besonders
für „schmierende“ Stähle mit Kohlenstoffgehalten unter 0,4 % von Interes-
242 9 Wärmebehandlung der Stähle
se. Unter dem „Schmieren“ wird bei der spanenden Bearbeitung das Zu-
setzen der Spanräume und Wegquetschen der Späne verstanden, so dass
das Werkstück eine erheblich verringerte Oberflächengüte aufweist. Die
entstehenden Späne brechen nicht kurz ab, sondern bilden lange Fäden, so
dass eine automatisierte Bearbeitung dieser Werkstoffe nicht möglich ist.
Zusätzlich leiden die Werkzeuge unter erhöhtem Verschleiß, und die Be-
arbeitungsgeschwindigkeit muss gesenkt werden.
Durch Grobkornglühen kann ein grobkörniges Gefüge eingestellt wer-
den, so dass bei der zerspanenden Bearbeitung ein kurzabbrechender Span
entsteht. Aus Bild 9-3 geht hervor, dass es zwei Möglichkeiten zur Erzie-
lung eines groben Gefüges gibt. Zum einen kann die Grobkornglühung bei
Temperaturen über A3 bei längeren Haltezeiten, oder zum anderen bei
Temperaturen weit über A3 bei kurzen Haltezeiten erfolgen. Die zweite
Möglichkeit zur Erzielung eines Grobkorngefüges ist vergleichbar mit der
Wärmebeeinflussung des Grundwerkstoffes durch den Schweißprozess.
Die entstehende WEZ wird entlang der Schmelzlinie sehr schnell auf hohe
Spitzentemperaturen erwärmt, so dass sich in diesem Bereich trotz kurzer
Haltezeiten die Grobkornzone ausbildet. Wie auch schon in den vorherigen
Abschnitten beschrieben, ist ein grobkörniges Gefüge in der Schweißtech-
nik unerwünscht.
Die Temperatur bei der Grobkornglühung ist werkstoffabhängig. So
neigen mikrolegierte Feinkornbaustähle aufgrund der Ausscheidungen an
den Korngrenzen erst ab 1200°C zu einer deutlichen Kornvergröberung.
Die Abkühlung sollte bei Baustählen mit geringen Kohlenstoffgehalten im
Allgemeinen so erfolgen, dass sich hierdurch möglichst viel grobkörniger
Perlit und nur geringe Anteile an Ferrit bilden.
9.2.2 Normalglühen
Der Vorgang des Normalglühens, auch oft als „Normalisieren“ bezeichnet,
dient der Einstellung eines feinkörnigen ferritisch-perlitischen Gefüges im
Stahl. Das entstehende Gefüge wird auch als „normal“ bezeichnet. Aus
Bild 9-4 geht hervor, dass die Temperaturen beim Normalisieren nur we-
nig über A3 liegen, in der Regel zwischen 30°C und 50°C. Zur Erzielung
eines kleinen Austenitkorns muss eine möglichst hohe Aufheizgeschwin-
digkeit gewählt werden. Die Haltedauer ist abhängig von der Blechdicke
(etwa 1 min je Millimeter Wanddicke) und so einzustellen, dass sich ein
homogener Austenit bildet; zu langes Halten auf Solltemperatur würde das
Austenitkorn vergröbern. Anschließend muss eine schnelle Abkühlung
erfolgen, um einen möglichst feinstreifigen Perlit und ein insgesamt sehr
feinkörniges, normalisiertes Gefüge zu erhalten. In der Regel ist ein Ab-
kühlen an ruhen der Luft ausreichend, bei größeren Wanddicken des Bau-
teiles kann eine Druckluftkühlung oder Wasserdusche erforderlich sein.
9.2.3 Härten
Beim Härten eines Stahles stellt die beschleunigte Abkühlung und die
damit verbundene Gefahr der Rissbildung, ausgelöst durch thermische
Spannungen, immer wieder ein Problem dar. Daher gibt es Verfahrensva-
rianten des Härtens, bei denen die thermischen Spannungen infolge gerin-
gerer Abkühlgeschwindigkeiten vermindert sind und trotzdem eine voll-
ständig martensitische Umwandlung stattfindet (Bild 9-6, Kurven 3 und 4).
Technisch wird dies erreicht, indem das Werkstück zuerst in Wasser abge-
schreckt, mit Erreichen einer bestimmten Temperatur dem Wasserbad
entnommen und in ein milderes Abkühlmedium, z. B. Öl, getaucht wird.
Durch längeres Halten bei erhöhter Temperatur werden auch Umwandlun-
gen in der Bainitstufe durchgeführt (Bild 9-6, Kurven 5 und 6).
9.2 Wärmebehandlung der Stähle vor und nach dem Schweißen 245
Beim Schweißen von Stählen ist im Prinzip der gleiche Vorgang in der
WEZ zu beobachten, wenn dickere Bleche bei niedrigen Temperaturen
geschweißt werden oder bei Elektronenstrahl- bzw. Laserstrahlschweißun-
gen mit ihren schmalen Wärmeeinflusszonen und extrem hohen Tempera-
turgradienten. In diesen Bereichen der Schweißnähte findet dann eine
vollständige Martensitumwandlung statt, die dem hier besprochenen Vor-
ganges des Härtens entspricht. Wie bereits im Abschnitt 5 eingehend er-
klärt, ist die vollständige martensitische Umwandlung in der WEZ beim
Schweißen unerwünscht, da durch das extrem harte martensitische Gefüge
Härterisse entstehen können.
9.2.4 Vergüten
Eine Härtung des Stahles ist mit einer drastischen Abnahme der Zähig-
keitswerte verbunden. Ursache hierfür ist das Entstehen des Martensits, der
zwar hohe Härten, aber verringerte Zähigkeitswerte aufweist. Verbunden
mit der gestiegenen Kaltrissgefahr können vollständig martensitische
246 9 Wärmebehandlung der Stähle
der Grobkornzone der WEZ liegt, so dass auch nach kurzzeitiger Erwär-
mung durch das Schweißen der nächsten Lage ein grobkörniger und sprö-
der Martensit in der WEZ vorliegt.
9.2.5 Spannungsarmglühen
Eines der großen Probleme der Schweißtechnik ist die Gefahr der Kaltriss-
bildung durch Wasserstoff beim Schweißen der unlegierten und niedrigle-
gierten Baustähle. Die Möglichkeiten, die dem Schweißer zur Vermeidung
dieser Risse zur Verfügung stehen, werden eingehender im Abschnitt
10.3.2.2 erläutert.
Eine Möglichkeit besteht in der Nachwärmung der Schweißnaht für ei-
nen von der Nahtdicke abhängigen Zeitraum. Diese Nachwärmung direkt
aus der Schweißwärme heraus wird auch als Wasserstoffarmglühung oder
„soaking“ bezeichnet. Die Glühtemperatur sollte dabei zwischen 250°C
und 350°C betragen und kann abhängig von der Blechdicke bis zu 16 h
dauern. Ziel des „soakens“ ist eine Begünstigung der Wasserstoffentga-
sung (Effusion) aus der Schweißnaht, so dass die Wasserstoffkonzentration
unter einen kritischen Wert sinkt und Kaltrisse vermieden werden können.
Bild 9-9 zeigt ein Diagramm, mit dessen Hilfe es möglich ist, Strecken-
energie, Vorwärmtemperatur und Art der Wärmenachbehandlung zu
bestimmen. Als Beispiel zur Verwendung dieses Diagramms soll hier ein
2
Naxtra 70 (Feinkornbaustahl mit einer Streckgrenze von 690 N/mm ) mit
einer Blechdicke von 20 mm verschweißt werden. Aus Bild 9-9 lassen sich
folgende Werte entnehmen:
− minimale Streckenenergie etwa 6,9 kJ/cm,
− maximale Streckenenergie rund 18 kJ/cm,
9.2 Wärmebehandlung der Stähle vor und nach dem Schweißen 249
9.2.7 Gusseisenwarmschweißen
Tabelle 9-1. Methoden und Ziele der Wärmebehandlung nach dem Schweißen
[3-1].
Art der Durchführung und Zweck
Wärmebehandlung
Spannungsarmglühen Glühen bei einer temperatur unterhalb des unteren Umwand-
lungspunktes A1, meistens zwischen 600 und 650°C, mit an-
schließendem langsamen Abkühlen zum Abbau innerer Span-
nungen; es erfolgt keine wesentliche Änderung der vorliegenden
Eigenschaften.
Normalglühen Erwärmen auf eine Temperatur nur wenig über dem oberen
(Normalisieren) Umwandlungspunkt A3 (bei übereutektoiden Stählen über dem
unteren Umwandlungspunkt A1) mit anschließendem Abkühlen
in ruhender Atmosphäre.
Härten Abkühlen von einer Temperatur oberhalb des Umwandlungs-
(Abschreckhärten) punktes A3 bzw. A1 mit solcher Geschwindigkeit, dass oberfläch-
lich oder durchgreifend eine erhebliche Härtesteigerung, in der
Regel durch Martensitbildung, eintritt.
Vergüten Wärmebehandlung zum Erzielen hoher Zähigkeit bei bestimmter
Zugfestigkeit durch Härten und anschließendes Anlassen (meis-
tens auf höhere Temperatur).
Lösungs- oder Rasches Abkühlen eines Bauteils. Auch das rasche Abkühlen
Abschreckglühen austenitischer Stähle von hohen Temperaturen (meist über
1000°C), um ein möglichst homogenes Gefüge hoher Zähigkeit
zu erziele, wird als „Abschreckglühen“ bezeichnet.
Anlassen Erwärmen nach vorangegangenem Härten, Kaltverformen oder
Schweißen auf eine Temperatur zwischen Raumtemperatur und
dem unteren Umwandlungspunkt A1; Halten bei dieser Tempera-
tur und nachfolgendes, zweckentsprechendes Abkühlen.
9.3 Wärmebehandlungen in Verbindung mit dem Schweißen 251
Viele Werkstoffe sind nur bedingt schweißbar, d. h., sie sind ohne beson-
dere Vorkehrungen nicht fehlerfrei durch ein Schweißverfahren zu verbin-
den. Einerseits führt die eingebrachte Wärme mit anschließender schneller
Abkühlung bei Baustählen oftmals zu Härterissen (Kaltrisse), andererseits
kann zu langsames Abkühlen beim Schweißen unstabilisierter austeniti-
scher Cr-Ni-Stähle zu Korrosionserscheinungen führen. Aus diesen beiden
Beispielen wird deutlich, dass die Art der Wärmeeinbringung den Werk-
stoff schädigen kann. Treten keine irreversiblen Schäden, z. B. Risse in der
Schweißnaht, auf, so ist es durchaus möglich, die gewünschten physikali-
schen und mechanischen Kennwerte durch eine Wärmebehandlung auch
bei weniger schweißgeeigneten Stählen sicherzustellen.
Bild 9-11 gibt einen Überblick über die Wärmebehandlungen in Ver-
bindung mit dem Schweißen. Die beiden Gruppen der Wärmebehandlun-
gen vor und nach dem Schweißen wurden schon im vorherigen Abschnitt
beschrieben, so dass nun eingehendere Erläuterungen zu den das Schwei-
ßen begleitenden Wärmebehandlungen folgen sollen.
Bild 9-14. Anstieg der Temperatur in der WEZ durch die Wärmeeinbringung des
Mehrlagenschweißens [9-4]
Bild 9-15. Schweißen mit Vorwärmung und Halten auf Arbeitstemperatur (iso-
thermes Schweißen) [9-4].
9.3.4 Stufenhärtungsschweißen
10.1 Einleitung
Entstehung wird in erster Linie durch die Wahl des falschen Verfahrens,
des falschen Schweißzusatzes, des falschen Gases, falscher Schweiß-
parameter, wie z. B. eines zu langem Lichtbogen beim MSG- und E-Hand-
schweißen, oder magnetischer Blaswirkung begünstigt.
Eine nahezu vollständige Vermeidung von Schweißspritzern ist heute
durch die Anwendung der automatisierten Impulslichtbogen- oder Sprüh-
lichtbogentechnik beim MSG-Schweißen möglich.
Im Allgemeinen werden Schweißspritzer als unschädlich angesehen,
sollten jedoch aus Kostengründen -Nacharbeit der Werkstückoberfläche,
Beschädigung und Reinigung der Schutzgasdüse- vermieden werden,
Schweißspritzer können im Einzelfall die Nahtqualität mindern, wenn sie
zu örtlichen Gefüge- und Spannungsänderungen (z. B. Härtespitzen bei
Feinkornbaustählen) oder zu Eigenschaftsänderungen (z. B. Verminderung
der Korrosionsbeständigkeit bei Cr-Ni-Stählen) führen.
Die oben genannten negativen Auswirkungen durch Schweißspritzer
gelten auch für Zündstellen außerhalb der Naht, die durch ein Kontaktieren
der Elektrode mit der Werkstückoberfläche oder durch Lichtbogenüber-
schläge aufgrund eines unzureichend kontaktierten Masseanschlusses ent-
stehen. Durch Zündstellen außerhalb der Schweißnaht können hohe Auf-
härtungen verursacht werden, die insbesondere bei hochfesten Feinkorn-
baustählen Ausgangspunkte für Härterisse sein können. Eine Vermeidung
dieser Fehler ist nur durch die Beherrschung und korrekte Anwendung des
Schweißverfahrens möglich.
DIN EN ISO 5817 (früher DIN 8563) nennt die Mindestanforderungen
und Bewertungsgruppen zur Beurteilung der inneren und äußeren
Schweißnahtqualität [10-22]. Danach sind Schweißspritzer und Zündstel-
len außerhalb der Naht unzulässig, wenn Werkstoffschädigungen zu erwar-
ten sind. Sie müssen für die Bewertungsgruppen AS und BS (S = Stumpf-
naht) bzw. AK und BK (K = Kehlnaht) durch Schleifen entfernt werden.
10.3.1 Heißrisse
10.3.1.1 Erstarrungsrisse
Der Mechanismus der Erstarrungsrissbildung ist schematisch im Bild 10-8
wiedergegeben: Während der Erstarrung des Schweißgutes wird vor der
Kristallisationsfront eine Restschmelze hergeschoben, die sich mit Be-
gleitelementen stark angereichert hat und eine niedrigere Erstarrungstem-
peratur als die Dendriten aufweist. Gegen Ende des Erstarrungsvorganges
können Risse auftreten, weil die zwischen den Dendriten eingeschlossene
Restschmelze die auch bei diesen Temperaturen schon auftretenden
Schrumpfkräfte der Dendritenstruktur nicht aufnehmen kann.
Die Entstehung der niedrigschmelzenden Phase zwischen den Dendriten
soll mit Hilfe des Bildes 10-9 erläutert werden. Im einfachsten Fall eines
Zweistoffsystems A-B (binäres System) werden die Bedingungen einer
gleichgewichtsnahen und einer technischen Erstarrung dargestellt. Für die
technische Erstarrung soll die Annahme gelten, dass in der Schmelze vor
der Erstarrungsfront ein vollständiger Konzentrationsausgleich erfolgt, im
Kristall dagegen keine Diffusion stattfindet.
10.3 Werkstoffverursachte Schweißfehler 269
Der im Bild 10-12 c dargestellte Fall einer Schweißung ist ebenfalls un-
günstig, da hier beim Schweißen der zweiten Lage die Seigerungszone der
ersten Lagen aufgeschmolzen und ein bereits bestehender Riss sich in die
obere Lage fortsetzen wird.
10.3.1.2 Aufschmelzungsrisse
Während Erstarrungsrisse meist genau in Nahtmitte oder zwischen Dendri-
ten liegen und oft bis zur Nahtoberfläche reichen, können Aufschmel-
zungsrisse sowohl im Grundwerkstoff als auch in den unteren Lagen von
mehrlagig geschweißten Verbindungen im Bereich der Schmelzlinie auf-
treten.
Der Mechanismus solcher Aufschmelzungsrisse ist im Bild 10-13 dar-
gestellt. Während der Aufheizphase beim Schweißen wird nahe der
Schmelzlinie zum Grundwerkstoff eine Temperatur erreicht, bei der auf
den Korngrenzen liegende Ausscheidungen aufschmelzen und durch ther-
mische Ausdehnung und Kornwachstum die Kornflächen benetzen. Unter
der Einwirkung von Zugeigenspannungen in der Abkühlphase des
Schweißgutes reißt der Werkstoff entlang des entstandenen flüssigen
Korngrenzenfilmes auf.
Am Beispiel einer WIG-Schweißung eines hochlegierten vollausteniti-
schen Nickelbasiswerkstoffes zeigt sich der für diese Rissform typische
interkristalline Verlauf (Bild 10-14). Ursache dieses Mikrorisses war das
Aufschmelzen von angehäuften Titan- und Niobkarbiden auf den Korn-
grenzen, am typischen parallelen Verlauf der beiden Risskanten deutlich
zu identifizieren.
10.3 Werkstoffverursachte Schweißfehler 273
10.3.2 Kaltrisse
Während Heißrisse auf einen einheitlichen Entstehungsmechanismus,
nämlich das Vorhandensein schmelzflüssiger Phasen auf Korngrenzen
oder in interdendritischen Räumen, zurückgeführt werden können, werden
unter dem Begriff „Kaltriss“ Fehlerarten unterschiedlichster Entstehungs-
ursachen und Erscheinungsformen zusammengefasst.
Neben den in den folgenden Abschnitten aufgeführten vier Risstypen
− Aufhärtungsriss,
− wasserstoffbeeinflusster (wasserstoffreduzierter) Riss,
− Lamellenriss (Terrassenbruch) und
− Ausscheidungsriss (Unterplattierungsriss)
sind aus der Literatur weitere Kaltrissarten bekannt, die jedoch in der Pra-
xis von untergeordneter Bedeutung sind. Dazu zählen Sprödrisse, die in-
folge eines werkstoffbedingten Abfalls der Zähigkeit bei relativ hohen
Temperaturen entstehen, oder Alterungsrisse, deren Hauptursache die Aus-
scheidung versprödend wirkender Phasen ist.
10.3.2.1 Aufhärtungsrisse
Beim Schweißen legierter und niedriglegierter Stähle führen sehr hohe
Abkühlgeschwindigkeiten häufig zu einer martensitischen Ausbildung der
Wärmeeinflusszone (WEZ). Da das harte und spröde martensitische Gefü-
ge nur eine geringe Verformungsfähigkeit besitzt, können entstehende
Schweißeigenspannungen nicht mehr durch eine plastische Verformung
abgebaut werden. Die hierdurch gebildeten Aufhärtungsrisse verlaufen
transkristallin durch die WEZ und enden häufig im Grundwerkstoff. Sol-
che irreparablen, werkstoffverursachten Fehler werden oftmals durch Ker-
ben, die als Rissausgangspunkte dienen, verursacht. Im Bild 10-15 ist der
Aufhärtungsriss in der WEZ des Stahles C 45 abgebildet. Die Oberfläche
des frischen Bruches zeigt, im Gegensatz zu den bis zur Nahtoberfläche
reichende Heißrissen, keinen oxidischen Belag. Hieran ist zu erkennen,
dass Kaltrisse bei erheblich niedrigeren Temperaturen, in der Regel unter
MS-Temperatur, entstehen. Überkritische Härtewerte, charakteristisch für
diese verformungslose Werkstofftrennung, können durch die Begrenzung
des Kohlenstoffgehaltes auf maximal 0,22 % bzw. des Kohlenstoffäquiva-
lentes auf maximal 0,44 vermieden werden. Bei Kohlenstoffäquivalenten
über 0,44 oder bei dickwandigen Bauteilen muss auf eine ausreichende
Vorwärmtemperatur zur Verringerung der Abkühlgeschwindigkeit geach-
tet werden.
10.3 Werkstoffverursachte Schweißfehler 275
10.3.2.3 Terrassenbrüche
Bei vielen Schweißkonstruktionen ist eine Belastung senkrecht zur Walz-
richtung nicht zu vermeiden. Solche Beanspruchungsbedingungen können
unter Umständen zur Bildung von Terrassenbrüchen unterhalb der
Schweißverbindung führen, die parallel zur Blechoberfläche verlaufen.
Diese Fehlererscheinung, die ebenfalls zu den Kaltrissen gerechnet werden
muss, ist auch unter dem Begriff „Lamellenriss“ oder „lamellar tearing“
bekannt.
Ursache für die Entstehung des Terrassenbruches sind Inhomogenitäten
des Stahles. Bei der Stahlherstellung lässt sich eine Seigerungsbildung
beim Vergießen des Stahles nicht vermeiden. In den weiteren Produktions-
schritten werden diese Seigerungen durch die folgenden Umformprozesse
in Walzrichtung stark gestreckt. An Legierungselementen angereicherte
und verarmte Zonen liegen nun dicht nebeneinander vor. Die Konzentrati-
onsunterschiede zwischen den einzelnen Zonen beeinflussen das Umwand-
lungsverhalten in den einzelnen Bereichen, so dass in Zonen mit hohen
Gehalten an Legierungselementen ein anderes Gefüge entsteht als in legie-
rungselementarmen Zonen. Insbesondere die Legierungselemente Mangan
und Silicium erzeugen ein zeiliges Gefüge, weshalb in diesen Fällen auch
von der Mangan- bzw. Siliciumzeiligkeit gesprochen wird. Stählen wird
häufig Mangan zum Abbinden von Schwefel zulegiert, um die Entstehung
von Heißrissen zu vermeiden. Die Zeiligkeit führt dazu, dass der Werk-
stoff senkrecht zur Walzrichtung die schlechtesten mechanischen Eigen-
schaften aufweist, da die entstandenen Gefügezeilen unterschiedliche me-
chanische Kennwerte besitzen. Bei einer Zugbeanspruchung längs und
quer zur Walzrichtung können sich die Gefügezeilen gegenseitig stützen,
so dass sich eine mittlere Festigkeit einstellt.
10.3 Werkstoffverursachte Schweißfehler 283
10.3.2.4 Ausscheidungsrisse
Nach DIN 8524, Teil 3, entstehen Ausscheidungsrisse durch die Ausschei-
dung spröder Phasen während des Schweißens oder bei einer folgenden
Wärmebehandlung [10-2].
Dieser Kaltrisstyp trat in der Vergangenheit vor allem bei Verbindungs-
schweißungen und Plattierungen von Reaktordruckgefäßen aus wasserver-
güteten Feinkornbaustählen nach einer Spannungsarmglühbehandlung auf.
Die sogenannten Nebennaht- oder Unterplattierungsrisse, auch Relaxati-
onsrisse oder reheat cracking, stress relief cracking usw. genannten Fehler
verlaufen meist interkristallin und bilden sich in der Grobkornzone nahe
der Schmelzlinie in Gefügebereichen, in denen die Wärmeeinflusszone
10.3 Werkstoffverursachte Schweißfehler 285
zurückgeführt und dann verschweißt, so dass die Zündstelle mit den Po-
rennestern nachträglich überschweißt und wieder aufgeschmolzen wird.
10.3.3.2 Lunkerbildung
Als Ursachen für die Bildung von Lunkern im Schweißgut gelten ein gro-
ßes Schweißbadvolumen, eine dendritische, stark verzweigte Primärerstar-
rung sowie ein geringes Nachfließvermögen der Restschmelze, verbunden
mit hohen Schrumpfbeträgen des Schweißgutes. Diese Bedingungen wer-
290 10 Fehler und Schäden an Schweißverbindungen
10.4 Korrosion
Mit Korrosion wird die Zerstörung eines Werkstoffes durch den Ablauf
von chemischen bzw. elektrochemischen Wechselwirkungen zwischen
seiner inneren oder äußeren Oberfläche mit gasförmigen, flüssigen oder
festen Umgebungsmedien verstanden. Entscheidend für eine Bauteilschä-
digung sind das Ausmaß und die Geschwindigkeit einer inneren Werk-
stoffzerstörung, einer Legierungsreaktion an der Phasengrenzfläche Werk-
stoff-Medium oder eines bleibenden Gefügeschadens, besonders bei
zusätzlich wirkenden inneren und äußeren Spannungen.
Im Folgenden werden die Grundlagen der chemischen bzw. elektroche-
mischen Korrosion als bekannt vorausgesetzt, da sie bereits im Abschnitt 6
eingehender erläutert wurden. In diesem Abschnitt sollen lediglich die
durch den Schweißprozess hervorgerufenen Korrosionsarten beschrieben
und dabei nicht mehr das Hauptgewicht auf die Korrosion der nichtrosten-
den Stähle gelegt werden.
10.4.1.1. Kontaktkorrosion
Die Verschweißung zweier unterschiedlicher Werkstoffe mit erheblichen
Unterschieden ihrer chemischen Potentiale führt häufig zur sogenannten
Kontaktkorrosion. Bei dem Kontakt beider Werkstoffe entsteht an der Ver-
bindungsstelle ein galvanisches Element, und unter dem Einfluss eines
korrosiven Mediums wird das unedlere Metall bevorzugt aufgelöst. Diese
292 10 Fehler und Schäden an Schweißverbindungen
Art der Korrosion ist sehr gut bei Kontakten zwischen Zink und Kupfer zu
beobachten. Aber auch Reibschweißverbindungen zwischen Kupfer und
Aluminium sind durch Kontaktkorrosion gefährdet.
In der Praxis finden sich immer wieder Schadensfälle, die durch eine
Verwechslung von Schweißzusatzwerkstoffen verursacht wurden. Der
versehentliche Einsatz unlegierter Elektroden zum Verschweißen korrosi-
onsbeständiger Stähle für die Herstellung chemisch resistenter Apparate
kann unter der Einwirkung korrosiver Medien zum Herauslösen von Teilen
der Schweißnaht führen. In solchen Fällen kann eine Kontaktkorrosion nur
durch das Abdecken der Verbindungsstelle mit einer Schutzschicht unter-
bunden werden.
10.4.1.2 Spaltkorrosion
Häufig entstehen Spalte durch eine ungenügende Durchschweißung eines
I-Stoßes oder durch einseitiges Verschweißen einer Kehlnaht. Dringt in die
durch Konstruktion und Fertigung bedingten Spalten ein korrosives Medi-
um ein, führt dies zur sogenannten Spaltkorrosion. Diese Bauteilschädi-
gung entsteht durch eine Sauerstoffverarmung im Spalt, wodurch sich die
zur Passivierung nichtrostender Stähle notwendige Oxidschicht nicht oder
nur unvollständig bilden kann. Die Folge ist ein lokaler, intensiver Korro-
sionsangriff, der zum Bruch der Schweißnaht führen kann. Die Spaltkorro-
sion kann nur durch ein einwandfreies Durchschweißen der Wurzel mit
kerbfreien Nahtübergängen bzw. die Veränderung der Schweißkonstrukti-
on, z. B. spaltfreies Rohreinschweißen, vermieden werden.
11.1 Einleitung
11.2 Zugversuch
Bild 11-1. Beispiele für mögliche Abmessungen von Rund- und Flachzugproben
[11-4].
a)
b)
11.3 Dauerschwingversuch
von Probe zu Probe erhöht. Auf diese Weise kann bei gegebener Mittel-
spannung ım die Spannungsamplitude bestimmt werden, die von der Probe
„unendlich“ oft ertragen werden kann. Die Versuchsergebnisse werden in
Dauerfestigkeitsschaubildern nach Wöhler dargestellt (Bild 11-5). Die
obere Linie, die sogenannte Wöhler-Linie, gibt an, nach wie vielen Last-
spielen N der Bruch bei vorgegebenem Spannungsausschlag ıa eintritt.
Eine beginnende Werkstoffschädigung durch Anrisse wird durch die
Schadenslinie dargestellt. Unterhalb dieser Linie tritt keine Werkstoff-
schädigung auf.
Häufig wird das Wöhler-Schaubild auch in die Bereiche der Zeit- und
Dauerfestigkeit unterteilt (Bild 11-6). Als Zeitfestigkeit wird der Bereich
bezeichnet, in dem ein Bruch der Probe mit abnehmender Spannung bei
steigenden Lastspielzahlen erfolgt. Tritt kein Bruch mehr auf, so wird
dieser Bereich als Dauerschwingfestigkeit oder kurz Dauerfestigkeit
bezeichnet.
Bild 11-6. Bereiche der Zeitfestigkeit und der Dauerfestigkeit bei schwingender
Beanspruchung.
302 11 Prüfung von Schweißverbindungen
Bild 11-7. Anordnung der Stützrollen beim Biegeversuch und Bearbeitung und
Bezeichnung der Abmessungen der Biegeproben an Schweißnähten nach [11-25].
a Probendicke;
R Stützrollenradius;
d Biegedorndurchmesser;
b Probenbreite;
l freier Durchgang zwischen den Stützrollen;
Lt Probenlänge.
304 11 Prüfung von Schweißverbindungen
11.4.2 Kerbschlagbiegeversuch
sich der Steilabfall über einen gewissen Bereich erstreckt, kann der Über-
gangstemperatur kein eindeutiger Wert zugewiesen werden. Für die Über-
gangstemperatur sind drei gängige Definitionen festgelegt worden:
1. Die Übergangstemperatur wird als die Temperatur definiert, bei der nur
noch die Hälfte der Kerbschlagarbeit der Hochlage benötigt wird. Kurz-
schreibweise: T50% oder TAv-max/2.
2. Als Übergangstemperatur wird diejenige Temperatur definiert, bei der
die Kerbschlagarbeit einen bestimmten Wert erreicht. Für den Grund-
werkstoff wird die Übergangstemperatur häufig bei 27 J (T27J) und für
Schweißzusatzwerkstoffe bei 28 J oder 47 J (T28J,T47J) festgelegt.
3. Oftmals wird der Gleitbruchanteil als Kriterium für die Übergangstem-
peratur herangezogen. Beträgt der Gleitbruchanteil auf der Bruchfläche
50%, so kann dies als die Übergangstemperatur definiert werden (FATT
50: Fracture Appearence Transition Temperature).
Im Bild 11-9 sind die für die Prüfung der Kerbschlagzähigkeit von
Schweißverbindungen wichtigen Probenlagen dargestellt. Durch die Varia-
tion der Kerblage kann die Zähigkeit der einzelnen Schweißnahtbereiche,
wie WEZ, Schmelzlinie, Schweißgut und Grundwerkstoff, recht genau
306 11 Prüfung von Schweißverbindungen
Bild 11-10. Einfluss von Mangan, Nickel und Kohlenstoff auf die Av-T-Kurve.
11.5 Härteprüfung
Martens definierte 1912 die „Härte“ als „den Widerstand, den ein Körper
dem Eindringen eines härteren Prüfkörpers entgegensetzt“. Die Härte ist
jedoch keine physikalisch definierte Größe. Die Messmethoden zur Be-
stimmung der Härte sind also nur vergleichbar, wenn sie nach fest vorge-
schriebenen Versuchsbedingungen durchgeführt werden. Die Härteprüfung
liefert lediglich einen Kennwert, der sich in der Praxis der Werkstoffprü-
fung bewährt hat.
Die Härteprüfverfahren unterscheiden sich nach der Art der Lastauf-
bringung in dynamische und statische Verfahren. Statische Prüfverfahren
haben folgende Merkmale:
− stoßfreie Aufbringung der Prüflast,
− festgelegte Zeit für das Halten der Prüflast,
− hohe Genauigkeit und Reproduzierbarkeit der Messergebnisse und
− überwiegend stationärer Einsatz.
Die Bestimmung der Härte nach Brinell ist nach DIN EN ISO 6506-1
genormt und das älteste heute noch angewendete Verfahren [11-28]. Der
Eindringkörper ist entweder eine gehärtete Stahlkugel (HBS) oder eine
Hartmetallkugel (HBW). Die Kraft ist in einer Zeit von 2 s bis 8 s aufzu-
bringen und sollte für eine Zeitdauer von 10 s bis 15 s auf dem Prüfstück
lasten. Der Eindruckdurchmesser wird mit einem Mikroskop gemessen,
und die Härte ergibt sich dann aus der Formel
Makrobereich Kleinlastbereich
Prüfbedingung Prüfkraft F Prüfbedingung Prüfkraft F
N N
HV 0,2 1,961 HV 5 49,03
HV 0,3 2,942 HV 10 98,07
HV 0,5 4,903 HV 20 196,1
HV 1 9,807 HV 30 294,2
HV 2 19,61 HV 50 490,3
HV 3 29,42 HV 100 980,7
Die Vickers-Härte ist für große Prüfkräfte bis herab zu etwa 50 N unab-
hängig von der Prüflast. Für kleinere Prüflasten nimmt die plastische
Verformung der Prüfstelle ab, und die elastischen Anteile gewinnen immer
größere Bedeutung. Hieraus resultiert ein scheinbarer Härteanstieg für
kleinere Prüflasten, da das Verhältnis von plastischer zu elastischer Ver-
formung immer kleiner wird. Bei extrem kleinen Prüflasten, z. B. HV 0,3,
nähert sich die Länge des eingedrückten Quadrates den Abmessungen von
Gefügekörnern, so dass die Härtewerte letztendlich Einkristallhärtemes-
sungen sind, die von einer Härtemessung zur anderen stark schwanken.
11.5 Härteprüfung 311
Bild 11-12. Härteprüfung nach Brinell (a) und nach Vickers (b).
Last wird in zwei Stufen aufgebracht. Der Diamantkegel wird mit einer
Prüfvorkraft von 98 N stoßfrei in die Probe gedrückt. Anschließend wird
das Messsystem auf die Nullmarke gesetzt und dann die für das entspre-
chende Verfahren vorgeschriebene Prüflast aufgebracht. Diese Prüflast
beträgt für das Verfahren A 490 N und für das Verfahren C 1373 N. In der
Regel kann die Prüflast von der Probe genommen werden, wenn der Zei-
ger der Messuhr zum Stillstand gekommen ist. Auf der Messuhr ist direkt
die Eindringtiefe des Diamanten in den Werkstoff bzw. die entsprechende
Härte abzulesen.
Das Verfahren Rockwell C wird bevorzugt für gehärtete Stähle in einem
Härtebereich von 20 HRC bis 70 HRC angewandt, mit der Härteprüfung
nach Rockwell A werden bevorzugt sehr harte Werkstoffe im Bereich von
60 HRA bis 88 HRA untersucht. Für Werkstoffe mittlerer und niedriger
Härte sind die Verfahren Rockwell B und F mit Stahlkugel geeignet.
Die besonderen Vorteile der Rockwell-Prüfung liegen in der Wirtschaft-
lichkeit des Verfahrens begründet. Es entfällt eine aufwendige Probenvor-
bereitung, und für die Härtebestimmung müssen keine Abdrücke ausge-
messen werden. Außerdem ist eine Automatisierung im Gegensatz zu
Verfahren mit optischer Eindruckmessung besser möglich.
Als nachteilig hat sich die Empfindlichkeit des Diamant-Eindring-
körpers herausgestellt. Eine Beschädigung der Diamantspitze ist fast nie
mit bloßem Auge zu erkennen und eine hierdurch hervorgerufene Fehl-
messung wird leicht übersehen.
Nach DIN 8528 wird die Schweißbarkeit eines Bauteiles durch die äußeren
Faktoren Schweißeignung, Fertigung und Konstruktion bestimmt. Die
Eigenschaften des Werkstoffes sind von ausschlaggebender Bedeutung für
die Schweißeignung und nur in geringem Maße bei der Fertigung und
Konstruktion zu berücksichtigen. Die Eignung eines Werkstoffes zum
Schweißen wird durch seine chemische Zusammensetzung sowie die
metallurgischen und physikalischen Eigenschaften bestimmt, siehe Ab-
schnitt 1. Neben den „konventionellen“ Verfahren, die zur Werkstoffprü-
fung häufig an den Grundwerkstoffen durchgeführt werden, wie Zugver-
such, Kerbschlagbiegeversuch oder Korrosionstests, wurden in der
Schweißtechnik Methoden entwickelt, um die Werkstoffe bezüglich ihrer
Rissanfälligkeit zu beurteilen.
11.6 Prüfung von Schweißverbindungen 313
11.6.1.1 Kaltrissprüfverfahren
Zur Prüfung der Kaltrissneigung von Schweißverbindungen wurden bis-
lang eine Reihe von Kaltrissprüfverfahren in verschiedenen Ländern
entwickelt. Eine einheitliche Normung der Kaltrisstests liegt bis heute
noch nicht vor, so dass für ein und denselben Kaltrisstest neben den Pro-
benabmessungen auch die Versuchbedingungen stark variieren können.
Eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse wird hierdurch in vielen Fällen
unmöglich.
Wie bereits im Abschnitt 10.3.2.2 erläutert, ist der Wasserstoffgehalt für
die Kaltrissbildung von großer Bedeutung. Bei vielen Kaltrisstests kann
der Wasserstoffgehalt im Werkstoff durch verzögerte oder beschleunigte
Abkühlung in großem Umfang variiert werden. Dies geschieht häufig
durch eine Erhöhung bzw. ein Senken von Streckenenergie und Vorwärm-
temperatur. Bei den gegebenen Schweißparametern Streckenenergie,
Vorwärmtemperatur und Wasserstoffgehalt kann dann die Kaltrissemp-
findlichkeit der Schweißverbindung beurteilt werden. Die Kaltrisstests
lassen sich in zwei Gruppen einteilen:
− Verfahren mit selbstbeanspruchender Probe und
− Verfahren mit fremdbeanspruchter Probe, d. h., die Probe kann mit einer
definierten Kraft belastet werden.
11.6.1.1.1 Implant-Test
Diese Prüfmethode wurde Anfang der sechziger Jahre vom Institute de
Soudure in Frankreich entwickelt und erfuhr danach weltweite Verbrei-
tung. Der Implant-Test wird in verschiedenen Varianten durchgeführt und
ist nicht genormt. Eine Vereinheitlichung des Prüfverfahrens wird ange-
strebt, es stehen zur Zeit jedoch nur eine IIW-Empfehlung und die DVS-
Richtlinie 1001 zur Verfügung [11-15].
Beim Implant-Test wird eine zylinderförmige Implant-Probe in die Boh-
rung einer Trägerplatte eingesetzt und mit dieser durch eine Auftragraupe
verschweißt (Bild 11-13). Die Implant-Probe hat einen Durchmesser von
6 mm oder 8 mm und besitzt am oberen eingeschweißten Ende einen etwa
314 11 Prüfung von Schweißverbindungen
Ein Ausreißen der Schweißnaht oder ein Riss im Schweißgut ist weder
für das Bruch- noch für das Risskriterium zulässig. Der Implant-Test
erlaubt lediglich Aussagen über das Kaltrissverhalten des Grundwerkstof-
fes in der WEZ. Wurde die Implant-Probe im Schweißgut der Auftrags-
raupe gerissen, so ist eine für den Stahl der Implant-Probe entsprechende
höherfeste Elektrode auszuwählen.
Für den Implant-Test können folgende Parameter verändert werden:
− Vorwärmtemperatur,
− Nachwärmtemperatur und Dauer der Wärmenachbehandlung,
− angelegte Implant-Spannung,
− Wasserstoffgehalt der verwendeten Elektrode und
− Streckenenergie,
11.6.1.1.2 Tekken-Test
Der selbstbeanspruchende Tekken-Test wurde für die Praxis entwickelt
und ist mit dem Lehigh-Test zu vergleichen. Lediglich in Japan wurde
dieser Test bis jetzt genormt.
Bei diesem Test werden zwei Bleche mit den im Bild 11-14a dargestell-
ten Nahtvorbereitungen in einer Einspannvorrichtung durch sogenannte
Ankernähte oder Halteraupen miteinander verbunden (Bild 11-14b). Am
häufigsten kommt beim Tekken-Test die Y-Naht zum Einsatz. Die Proben-
form simuliert die Verhältnisse beim Schweißen einer Wurzelraupe.
Nach einer Vorwärmung des ganzen Teststückes wird die eigentliche
Testnaht zwischen die Halteraupen geschweißt. Üblicherweise wird die
Testnaht mit Elektroden unter Standardbedingungen, 4 mm Elektroden-
durchmesser, I = 170 A, U = 28 V, v s = 15 cm/min, geschweißt, und ledig-
lich die Vorwärmtemperatur wird variiert. Nach einer Auslagerung von
48 h oder 78 h wird die Testnaht auf Risse untersucht. Die Rissuntersu-
chung kann an mehreren Querschliffen der Schweißnaht erfolgen. Die
entstandenen Risse werden durch eine Auslagerung unter oxidierender
Atmosphäre bei 350°C für 2 h bis 3 h an den Anlauffarben im Schliff
deutlich erkennbar. Des weiteren ist es möglich, die Testnaht zu brechen
und die angelaufenen Rissflächen auf die untersuchte Gesamtbruchfläche
zu beziehen.
316 11 Prüfung von Schweißverbindungen
Bild 11-14. Verschiedene Nahtvorbereitungen beim Tekken-Test (a) und Lage der
Ankernähte und der Testnaht (b).
11.6 Prüfung von Schweißverbindungen 317
11.6.1.2 Heißrissprüfverfahren
Bild 11-18. Varestraint-Test mit Verformung längs und quer zur Schweißnaht
[11-17].
320 11 Prüfung von Schweißverbindungen
11.6.2.1 Sichtprüfung
Zur Prüfung auf Fehlerfreiheit ist die Sichtprüfung das einfachste zerstö-
rungsfreie Prüfverfahren. Zweckmäßigerweise wird nach Entfernen von
Schlackenresten, Schweißspritzern und losem Zunder die Oberflächen der
einzelnen Schweißlagen mit dem bloßen Auge oder mit einer Lupe haupt-
sächlich im Wurzelbereich und an Übergängen zum Grundwerkstoff
betrachtet. Dabei ist besonders die Naht auf Risse, Bindefehler und Wur-
zelfehler sowie auf unzulässige Einbrandkerben, Nahtüberhöhungen und
unregelmäßige Nahtoberflächen zu untersuchen. Fehler im Inneren von
Rohren und an schwer zugänglichen Stellen können mit Endoskopen oder
Videoeinrichtungen betrachtet werden.
Die Grenzen des Verfahrens liegen in der Zugänglichkeit und Erkenn-
barkeit von Oberflächenfehlern, beeinflusst durch den Oberflächenzustand,
die Größe des zu betrachtenden Objektes, Umgebungseinflüsse wie Be-
leuchtung und Reflexionen, die Größe der oft nur wenige Mikrometer
breiten Rissspuren und die subjektive Beurteilung des Beobachters.
11.6.2.2 Farbeindringverfahren
Das Farbeindringverfahren ist ein preisgünstiges und einfaches Prüfverfah-
ren zur Untersuchung von Oberflächenrissen und nach DIN EN 571-1
genormt [11-19]. Das Prinzip ist im Bild 11-19 dargestellt.
11.6.3.1 Wirbelstromverfahren
Für den Einsatz eines rissbehafteten Bauteiles und auch zur Schadenser-
mittlung ist die Risstiefe oft von großer Bedeutung. Beim Wirbelstromver-
fahren wird die Messspule eines Tastspulensystems von einem Wechsel-
strom durchflossen. Weist die Oberfläche Fehler auf, so wird an fehlerbe-
hafteten Stellen die Wirbelstromverteilung gestört. Aus der Änderung der
Wirbelstromverteilung resultiert eine Änderung der Spulenimpedanz, die
wiederum ein Maß für die Tiefe des Fehlers ist.
Die nach dem Wirbelstromverfahren arbeitenden Geräte ermöglichen
den Nachweis und die Tiefenbestimmung von Rissen, die mit der Prüf-
oberfläche in Verbindung stehen, gleichgültig, ob die Fehler durch Ober-
flächenbearbeitung verschmiert oder beispielsweise durch einen dünnen
Überzug verdeckt werden. Es können Risstiefen bis 7 mm von der Prüf-
oberfläche aus gemessen werden. Die Mindestwanddicke liegt für NE-
Metalle bei 0,5 mm und für Stahl bei 0,1 mm. Die Fehlerauflösung hängt
322 11 Prüfung von Schweißverbindungen
11.6.3.3 Magnetpulverprüfung
Bei der Magnetpulverprüfung werden magnetische Streufelder durch die
Verteilung von Metallpulver auf der Werkstückoberfläche sichtbar. Das
Aufbringen der Pulver, Eisenspäne oder Fe3O4-Pulver, kann sowohl tro-
cken als auch nass geschehen. Beim nassen Verfahren werden Prüföle mit
Zusätzen von feinem Eisenpulver verwendet. Dem Öl zugemischte fluo-
reszierende Zusätze erleichtern die direkte Beobachtung der Risse unter
UV-Licht. An den Fehlstellen ändert sich die Dichte des Magnetfeldes. An
diesen Stellen sammeln sich die Eisenspäne an. Die Magnetpulverprüfung
mit einem Jochmagneten ist im Bild 11-20 dargestellt.
Für die Prüfung von Schweißnähten werden meist tragbare Geräte be-
nutzt, die sowohl mit Joch- als auch mit Durchflussmagnetisierung arbei-
ten. Das Magnetpulververfahren dient dem Nachweis von Rissen an der
Oberfläche oder in oberflächennahen Bereichen bei magnetisierbaren
11.6 Prüfung von Schweißverbindungen 323
Bild 11-21. Zerstörungsfreie Prüfung einer Schweißnaht mit Hilfe des Durchstrah-
lungsverfahrens.
Die Anforderungen an die Bildgüte hängen von Art und Größe der
nachzuweisenden Fehler im Zusammenhang mit dem Einsatzzweck des
Prüfstückes ab. Nach DIN EN 462 werden zwei Bildgüteklassen unter-
schieden:
− Bildgüteklasse 1 mit hoher Detailerkennbarkeit und
− Bildgüteklasse 2 mit normaler Detailerkennbarkeit.
11.6.4.2 Ultraschallverfahren
Zu einem der am häufigsten angewendeten Verfahren der zerstörungsfrei-
en Werkstoffprüfung hat sich in den letzten Jahren die Ultraschallprüfung
entwickelt. Zu den Vorteilen dieses Verfahrens gehören die geringen
Investitions- und Unterhaltskosten im Vergleich zum Röntgenverfahren,
eine leichte Handhabung des Gerätes und eine gute Tiefenortung der
Fehlerlage. Nachteilig ist, dass die Fehlerart durch eine indirekte Fehleran-
zeige nicht erkannt werden kann und dass zwischen Signalhöhe und Feh-
lergröße nur in günstigen Fällen eine Proportionalität zu erwarten ist.
Ferner werden die meisten Prüfungen von Hand durchgeführt und die
Ergebnisse von den Prüfern aufgezeichnet, was eine subjektive Beurtei-
lung und Registrierung bedeutet.
Die Prüfung eines Werkstückes auf Fehler kann nach zwei unterschied-
lichen Ultraschall-Verfahren durchgeführt werden. Zum einen kann mit
einem Sende- und einem Empfangskopf mit Hilfe der Durchschallungsme-
thode oder zum anderen mit einem Ultraschallprüfkopf mit integriertem
Sende- und Empfangskopf, dem sogenannten Impuls-Echo-Verfahren
gearbeitet werden. Für die Schweißtechnik ist das Impuls-Echo-Verfahren
das am häufigsten angewendete Verfahren. Über ein Ankoppelmedium,
meist Öle oder Pasten, wird vom Sender ein Schallimpuls in das Werk-
stück abgestrahlt. Trifft die Schallwelle auf einen Fehler und ist dieser
kleiner als der Schallstrahlquerschnitt, so wird ein Teil des Schalls vom
Fehler und der restliche Schallanteil von der Rückwand reflektiert (Bild
11-22).
Die Echowelle des Fehlers wird entsprechend ihrer Laufzeit zum Emp-
fänger angezeigt, nach entsprechend längerer Laufzeit trifft auch das
Rückwandecho ein. Die Laufzeit liefert dann bei bekannter Schallge-
schwindigkeit den Abstand des Fehlers von der Werkstückoberfläche bzw.
die Werkstückdicke (Rückwandecho).
Entsprechend kann eine Skala auf dem Anzeigebildschirm für bestimm-
te Schallgeschwindigkeiten auf den Fehlerabstand kalibriert werden. Die
Echohöhe hängt nur bedingt von der Fehlergröße ab und wird zusätzlich
durch die Lage und Form des Fehlers, die Ankopplungsbedingungen des
Ultraschallprüfkopfes und die Geräteeigenschaften beeinflusst.
Im Gegensatz zur Röntgendurchstrahlung ist ein Fehlernachweis nur
dann möglich, wenn die Fehlerebene senkrecht zur Einschallrichtung
verläuft. Liegen Einschallrichtung und Fehlerebene parallel, ist die ge-
ringste Schallschwächung bei der Durchschallungsmethode bzw. die
geringste Reflexion bei der Impuls-Echo-Methode zu erwarten. Aufgrund
der Nachweisbarkeit von Fehlern parallel und senkrecht zur Einstrahlungs-
richtung ergänzen sich das Röntgen- und das Ultraschallverfahren in
idealer Weise. Häufig wird daher der Nahtbereich zunächst mit Ultraschall
328 11 Prüfung von Schweißverbindungen
auf Fehler abgesucht und nach deren Ortung eine Röntgenaufnahme mit
einer Fehleridentifikation nach Form und Größe angefertigt.
Bild 11-22. Signale auf einem Oszilloskop bei der Detektion eines Fehlers mit
dem Impuls-Echo-Verfahren.
Der Prüfkörper sollte eine möglichst glatte Oberfläche haben, lose haften-
de Rost- und Zunderschichten sowie Schweißspritzer sind zu entfernen.
Als Ankopplungsmittel dient Wasser, Öl oder eine gallertartige Paste. Zur
besseren Fehlererkennung soll der Schall senkrecht zur größten Abmes-
sung des Fehlers auftreffen. Folgende Fehler sind nachweisbar: Schlacken-
11.6 Prüfung von Schweißverbindungen 329
11.6.4.3 Schallemissionsverfahren
Die Beanspruchung eines Werkstoffes durch äußere oder innere Kräfte ruft
mechanische Reaktionen im Werkstoffinnern hervor. Diese Reaktionen
äußern sich u. a. durch Körperschall unterschiedlicher Frequenz und
Intensität. Der akustisch oder elektronisch nachweisbare Körperschall, der
durch die Freisetzung elastischer Energie entsteht, wird als Schallemission
bezeichnet. Die Schallemissionsanalyse (SEA) versucht den Empfang und
die Deutung von Schallsignalen, die der Prüfkörper aussendet.
Vorteilhaft gegenüber anderen Prüfverfahren ist, dass die Schallemissi-
onsanalyse als integrales Verfahren einen weiten Bereich des Prüfkörpers
erfasst, d.h., das Verfahren ist von der Teilgeometrie und der Schweiß-
nahtstruktur weitgehend unabhängig. Fehler können im Augenblick ihrer
Entstehung registriert werden. Somit sind eine Korrektur der Schweißpa-
rameter und sofortige Ausbesserung der Fehler möglich. Das wesentliche
Problem liegt heute noch bei einer über das bloße Auffinden hinausgehen-
den Bewertung der Anzeigen. Genauere Aussagen über den Ort der
Schallquelle, seine Tiefenlage und die Charakteristik des Fehlers sind
derzeit noch nicht möglich. Ebenso schwierig ist es, Fehlergeräusche
während des Schweißens von Prozessgeräuschen zu trennen. Hier helfen
eventuell Frequenzanalysen weiter. Anwendungsgebiete der Schallemissi-
onsanalyse sind:
− Prozesskontrolle während des Schweißens,
− Prüfung von Druckbehältern und Rohrleitungen bei einer Innendruck-
prüfung,
− kontinuierliche Überwachung von Fehlerentstehung und Fehlerwachs-
tum,
− Leckageüberwachung und
− Auftreten von wasserstoffinduzierten verzögerten Rissen.
Baumann-Abdruck
Heyn-Verfahren
Tiefätzung
Hierbei wird die Probe längere Zeit einem Ätzmittel (bei Stahl meistens
ein Gemisch aus Salz- und Schwefelsäure) ausgesetzt. Dabei werden
Seigerungen stärker angegriffen als das Grundmaterial und dadurch sicht-
bar. Bei verformten Teilen wird hierbei der Faserverlauf und damit die Art
der Verformung deutlich. Ebenso werden feine Risse verbreitert und damit
sichtbar gemacht. Einschlüsse im Stahl treten deutlich hervor.
Elektronenmikroskopie
Rasterelektronenmikroskopie (REM)
Bild 11-26. Verteilung von einfallenden Elektronen und Bereiche der Entstehung
von Sekundär- und Rückstreuelektronen.
Transmissionselektronenmikroskopie (TEM)
Bild 11-29. EDX-Analysen und Darstellung der Analysestellen aus dem Gefüge
einer Magnesium-Schweißprobe
11.6 Prüfung von Schweißverbindungen 339
[5–50] DIN EN 10137: Blech und Breitflachstahl aus Baustählen mit höherer
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