8 Beizen Und Entrosten: Stoff

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8 Beizen und Entrosten


Beizprozesse sind in der metallverarbeitenden Industrie heute weit verbreitet. Beizver-
fahren werden nicht nur als Vorbehandlungverfahren, sondern intensiv auch als Form-
gebungsverfahren angewendet. Im folgenden Abschnitt wird Beizen als Vorbehand-
lungsprozeß bei der Verarbeitung von Metallen und Kunststoffen, nicht jedoch als Form-
gebungsverfahren behandelt.
Beizen dient vor allem der Entfernung von Rost oder anderer Oxidationsprodukte von
der Oberfläche oder zum Aktivieren der Oberfläche zur Vorbereitung der Haftung nach-
folgend aufgebrachter Schichten. In der Emailindustrie wird Beizen auch zur Schaffung
einer aktiven Oberfläche verwendet und als Abtragsbeize eingesetzt. In Tabelle 8-1 wird
ein Überblick über die zum Beizen von Metallen eingesetzten Systeme angegeben. Bei-
zen wird nicht nur in der metallverarbeitenden Industrie, sondern auch in einigen Fällen
in der kunststoffverarbeitenden Industrie eingesetzt.

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K.-P. Müller, Lehrbuch Oberflächentechnik


© Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden 1996
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8.1 Beizen von unlegiertem und legiertem Stahl


Zum Beizen von Eisen und legiertem Stahl werden saure Beizen eingesetzt. Die ein-
fachsten Beizmittel sind Mineralsäuren. Für unIegierten oder niedrig legierten Stahl sind
Salzsäure und Schwefelsäure die technisch überwiegend eingesetzten Produkte. Abwand-
lungen der Schwefelsäurebeize sind das Beizen mit Amidosulfonsäure und das Beizen
mit NaHS04. Beide Produkte sind Feststoftbeizen. Sie sind also gefahrloser zu transpor-
tieren und zu handhaben. Amidosulfonsäure wird vorwiegend zum Entsteinen und Ent-
rosten von Anlagenteilen eingesetzt, also dort, wo eine Beizsäure nur gelegentlich zur
Anwendung kommt, und wo man daher die leichte Handhabbarkeit bevorzugt. Na-
hydrogensulfat wird als Entrostungsbeize mit etwa 10% Einsatzkonzentration verwendet.
Diese Beize ist auch anwendbar, wenn Z.B. Stahl/A1uminium-Verbundwerkstoffe behan-
delt werden müssen. Man kann diese Feststoftbeize durch Zusatz von bis 2% NHtHF2
verstärken und damit oberflächlich auch das Aluminium beizen.
Tabelle 8-2: Saure Beizbäder für unlegierten Stahl
Beizmittel Gehalt (Gew.%) Beiztemperatur eC) Bemerkungen
Salzsäure H Cl 15 - 25 Raumtemperatur - 40 HCI-Dampfüber den Bä-
dern, Absaugung not-
wendig, Korrosion in den
Räumen
Schwefelsäure 5 - 30 50 - 85 HF-Zusatz bei Si-haltigem
H 2S04 Gußeisen
Phosphorsäure 15 - 20 60 - 85 Gefahr der Bildung
H3P04 passivierender Schichten
Beizen in Salzschmelzen:
Zur Entfernung von Zunder von säure- und zunderfestem Stahl wurden Salzschmelz-
beizen entwickelt. Bei "Natriumhydridverfahren" wird NaOH mit 0,3 bis 10% KOH und
0,3 bis 20% Na-Hydrid bei 380°C geschmolzen. Die Werkstücke werden 30 s bis 30 min.
darin behandelt und entzundert. Die Beize ist auch zum Behandeln von Nickel- und
Kupferwerkstoffen geeignet. Die Reaktion ist dabei eine Reduktion
8 NaH + 2 Fe304 = 8 NaOH + 6 Fe
Elektrolytisches Beizen wird unter Kapitel "Galvanik" behandelt. Beim Beizen von
Cr/Ni-Stählen mit Chromsäure/Schwefelsäure-Gemischen mit etwa 490 g H2S04 und
130 g cr03n bei etwa 70°C entstehen auf der Oberfläche farbige Schichten, die nach [8]
porös und gegenüber dem Werkstoff an Chrom angereichert sind. Die Schichten sind
transparent und bestehen aus etwa 5 nm großen Kriställchen eines Chromspinells, so daß
sie in der Röntgenfeinstrukturuntersuchung als quasi-amorph erscheint. Die Schicht ent-
hält chemisch gebundene OH-Gruppen. Die Schichtdicke wächst mit wachsender Beiz-
zeit. Da die Schichten tranparent sind, lassen sie Licht bis zum Basismetall hindurch.

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