Facebook Transkript
Facebook Transkript
Facebook Transkript
Die Moderatorin der Sendung „Aktuell“ diskutiert mit Joachim Seebald und Maria Göppes zum Thema „Sollen Kinder
Facebook benutzen oder nicht?“.
M = Moderatorin
S = Joachim Seebald
G = Maria Göppes
M: Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Sendung von „Aktuell“.
Diesmal geht es um die Frage, in wie weit Kinder und Jugendliche Facebook benutzen sollten oder nicht.
Wir haben dazu Herrn Joachim Seebald eingeladen. Er ist Englischlehrer an der Realschule in Freiburg und Frau
Maria Göppes, Erzieherin für Sonderpädagogik in Bonn. Herr Seebald, immer mehr Kinder und Jugendliche
nutzen dieses soziale Netzwerk … Sie benutzen Facebook auch in Ihrem Unterricht. Warum?
S: Nun, das kann ich Ihnen sagen, ich finde Facebook ein super Kommunikationsmedium, mit dem man nicht nur
mit anderen Menschen kommunizieren kann, sondern auch unglaublich tolle Übungen im Englischunterricht
einsetzen kann.
G: Nein, ganz entschieden nicht. (0) Ich habe festgestellt, dass die Schüler in diesem Alter den pädagogischen
Wert von Facebook nicht entdecken können und eine Übung nicht als Übung betrachten, sondern als
Gelegenheit vom Unterricht wegzubleiben, (23) so wie sie es auch am Nachmittag nach der Schule tun
würden. Der Unterricht sollte sich zwar am Leben der Schüler orientieren, aber er sollte sich von den anderen
Alltagsaktivitäten unterscheiden.
S: Also, meine Schüler haben in der Klasse immer viel Spaß damit und nehmen sehr aktiv am Unterricht teil. Sie
haben Freunde in der ganzen Welt gewonnen und der Austausch in Englisch ist ein großer Gewinn für alle.
Diese Freundschaften können unter Umständen auch nach der Schule, vielleicht ein ganzes Leben lang halten.
(24) Die Kinder und Jugendlichen sind keinen Gefahren ausgesetzt, das kontrolliere ich als Lehrer.
M: Wie machen Sie das denn? Es gibt nämlich schon Fälle, wo auf einmal Kinder und Jugendliche von anderen
Gleichaltrigen bedroht oder erpresst werden. Man kann schnell unbekannte Menschen als Freunde in seinem
Profil akzeptieren und es verbergen sich Kriminelle dahinter. (25)
S: Also, das ist mir schon klar. Deshalb habe ich auch die Schülerprofile selber erstellt und die Codes dazu behalte
ich natürlich für mich. Nach Ende des Schuljahres werden die Profile gelöscht. Will dann jemand den einen oder
anderen Freund in seinen Freundeskreis aufnehmen, muss er das alleine tun. In der Regel arbeiten wir aber mit
anderen Schulen zusammen und das hat bis jetzt sehr gut funktioniert.
G: Ich finde, man sollte in der Schule andere Medien benutzen, die man nicht im Alltag der Schüler wiederfindet.
Facebook hat fast jedes Kind und benutzt es auch zu Hause. Man sollte in den Schulen eine kommunikativere
Methode anwenden, damit die Schüler ein Gruppengefühl entwickeln und sozialer werden. Das Internet
verleitet den Schüler dazu, stundenlang auf einem Stuhl zu sitzen und sich nicht zu bewegen. Das schadet der
Gesundheit (26) und die Freunde, die er angeblich hat, sind auch nur fiktiv.
S: Denken Sie, dass die Schüler nicht wissen, dass sie stundenlang vor dem Bildschirm eines Computers sitzen?
Der bietet in unserer Zeit einfach mehr Unterhaltung. (27) Flackernde Bilder, tolle Farbkombinationen, Videos,
Gespräche und eine Teilnahme am Leben der anderen. Ist doch toll.
M: Naja, da haben Sie schon recht, aber Letzteres macht mir persönlich Angst. Warum muss man z. B. bei Facebook
über sein Leben sprechen? Das finde ich zu persönlich. Mich würde es nicht interessieren, was andere machen
und ich würde schon gar nicht wollen, dass Andere alles über mein Leben wissen, geschweige denn Bilder von
mir ins Netz stellen.
G: Ich finde es selbst sehr erschreckend, wie leicht man überhaupt an solche Anbieter des sozialen Netzwerkes
kommen kann. Normalerweise sollte eine Anmeldung bei Minderjährigen nur unter der Kontrolle der Eltern
erfolgen.
S: Wenn man Angst hat, dass ein Kind negativ durch Facebook beeinflusst werden könnte, müsste man ja auch im
wirklichen Leben Angst davor haben … und nicht nur im Internet. Facebook ist ein modernes
Kommunikationsmittel, das vor allem den Dialog und die Interaktion fördert. Daran geht kein Weg vorbei.
G: Aber ich frage mich, wie fördernd die Gespräche sind. Durch das Posten, ob ich morgen ins Kino gehe oder ob
ich mich zurzeit verliebt habe, entsteht – meiner Meinung nach – kein vernünftiger Dialog, der den Geist des
Kindes fördert. (28) Ich glaube auch nicht, dass das Kind dadurch im Schreiben gestärkt wird.
S: Vielleicht nicht in seiner Muttersprache, aber in einer anderen Sprache ist die Faszination dann so groß,
dass man erste Erfolge sieht und sich freut. Wie oft, haben meine Schüler gesagt, Herr Seebald, mein
Gesprächspartner im Internet hat mir zu meinen Englischkenntnissen gratuliert und das sehe ich als einen
Riesenerfolg an.
M: Den didaktischen Wert kann ich nicht beurteilen, ich stimme aber Herrn Seebald zu. Was mich allerdings
beunruhigt, ist, wie schnell sich Minderjährige ohne die Zustimmung der Eltern in solchen Netzwerken
anmelden können. (29)
S: Deshalb passen wir ja sehr auf. Die Schulen und der Unterricht müssen sich den neuen Medien anpassen,
aber sie müssen ebenso die Kinder davor schützen. Das machen wir, indem wir als Lehrer auf alle Gefahren
achten. Außerdem benutzen wir das Medium ja nicht ständig, sondern nur einmal in der Woche und das für 10
Minuten. (30)
G: Ich will Herrn Seebald nur auf die psychischen und körperlichen Folgen aufmerksam machen. Sich zu lange mit
Facebook zu beschäftigen ist gesundheitsschädlich. Die Kinder sind in einer virtuellen Welt, sie glauben, dass
sie in der Schule in einer ähnlichen Dimension leben und sie können Emotionen nicht so ausdrücken, wie sie es
sonst tun würden.
M: Man wird das soziale Netzwerk Facebook wohl in seiner Dimension akzeptieren müssen. Argumente dafür oder
dagegen wird es immer geben. Es spielt aber eher eine Rolle, wie man damit umgeht.
M: Verehrte Gäste, ich bedanke mich für das nette Gespräch. Liebe Zuschauer, unsere Sendezeit ist um. Wir sehen
uns morgen zur gewohnten Zeit. Schönen Abend!