Handbuch Erweiterte Ankerplattenbemessung
Handbuch Erweiterte Ankerplattenbemessung
Handbuch Erweiterte Ankerplattenbemessung
HINTERGRUNDWISSEN
ZUR ERWEITERTEN
ANKERPLATTEN-
BEMESSUNG
PROFIS Engineering Suite
INHALT
1 Einführung .............................................................................................................................................. 3
2.1.2 Netzkonvergenz........................................................................................................................ 13
2.3.2 Verformungssteifigkeit............................................................................................................... 17
2.6 Berücksichtigung von Eurocode sowie nationalen Anhängen bei der Bemessung ............................................. 20
2.7 Einsatz von CBFEM für die Bemessung seismischer Lasten .................................................................................. 21
4.2 Vollständige Verbindungsbemessung – flexible Auswahl von Dübeln, Ankerplatte, Schweißnaht, Steifen und
Beton ........................................................................................................................................................................................ 35
5 Vorschlag zur ingenieurtechnischen Beurteilung, ob die Ankerplatte „annähernd biegesteif“ ist ........ 36
Haftungsausschluss ..................................................................................................................................... 41
Abbildungen ................................................................................................................................................. 43
Tabelle ......................................................................................................................................................... 44
Quellenverweise ........................................................................................................................................... 45
Jedes Bauwerk muss über ein Fundament mit dem Baugrund verbunden sein. Diese Fundamente bestehen
in den meisten Fällen aus Beton. Damit das Betonfundament die Lasten aufnehmen kann, die auf das
Bauwerk einwirken, muss eine Verbindung zwischen dem Baustahl (Träger, Säulen usw.) und dem
Betonfundament hergestellt werden. Eine Lösung, auf die sehr häufig zurückgegriffen wird, sind
Ankerplatten. Diese sind am Baustahl angeschweißt und werden mittels Dübeln im Fundament verankert.
Alle betroffenen Bestandteile dieser Verbindung müssen für die zu erwartenden Lasten ausgelegt sein.
Bei der Bemessung von Stahlbauten bevorzugen Ingenieure und Techniker stabförmige Bauteile. An vielen
Stellen der Konstruktion wird die Balkentheorie jedoch außer Kraft gesetzt, beispielsweise an der
Ankerplatte, an Verankerungspunkten oder Schweißverbindungen. Diese Stellen erfordern aus
baustatischer Sicht besondere Aufmerksamkeit. Ihr nicht‐lineares Verhalten muss bei der Planung
unbedingt berücksichtigt werden, z. B. das Streckverhalten des Platten‐/Profilmaterials, der Ankerplatte
bzw. des Betons oder eine einseitige Krafteinwirkung auf Dübel und Schweißnähte.
Die Bemessung von Ankerplatten und Dübeln liegt in dem Bereich, an dem sich die Leitlinien für die
Bemessung Stahlbauten, Dübeln und Beton überschneiden. Die Bemessungsannahmen für Verbindung als
Ganzes dürfen sich nicht widersprechen. Das Hauptbeispiel für Stahl‐Beton‐Verbindungen ist das
angenommene Verhalten der Ankerplatte. In Bauvorschriften wie EN 1993‐1‐8 [1] und in der technischen
Literatur sind verschiedene Ansätze für technische Lösungen zu finden. Ihnen gemeinsam ist, dass Werte
für häufig verwendete Formen tragender Bauteile und einfache Lasteinwirkungen abgeleitet werden.
Diesem Ansatz liegt die Komponentenmethode zugrunde.
Das vorliegende Dokument soll dem Leser als Orientierungshilfe dienen und zusätzliche Informationen zur
erweiterten Ankerplattenbemessung mit Hilti PROFIS Engineering zur Verfügung stellen.
Wie sich Stahl‐Beton‐Verbindungen in der Praxis verhalten, lässt sich nicht mit einfachen
Balkengleichungen berechnen. Die Komponentenmethode schlüsselt die Verbindung zu einem System
zusammenwirkender Bestandteile (Komponenten) auf. Für jede Verankerungsmethode wird ein Modell
erstellt, mit dessen Hilfe die Kräfte und Belastungen bestimmt werden, die auf die jeweilige Komponente
einwirken (siehe Abbildung).
Der Beton wird mithilfe von Druckfedern modelliert. Für die Dübelmodellierung werden Zugfedern
herangezogen, und der Stahl ist mit Schalenelementen definiert. Die mechanischen Eigenschaften der
einzelnen Komponenten sind definiert durch EN 1992 für Beton und EN 1993 für Stahl. Die technischen
Daten von Hilti sind das Ergebnis von Dübel‐Labortests.
Die Widerstandsfähigkeit der einzelnen Komponenten wird separat geprüft. Dazu werden die
dazugehörigen Gleichungen aus der Bauvorschrift herangezogen (nähere Angaben hierzu im weiteren
Verlauf dieses Dokuments).
In PROFIS Engineering wird das tatsächliche Verhalten der Ankerplatte mit der komponentenbasierten
Finite‐Elemente‐Methode (CBFEM) simuliert. Diese zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:
‐ Einfach und schnell genug für den regulären Praxiseinsatz. Der Zeitbedarf für die Ermittlung der
Ergebnisse ist vergleichbar mit dem der zurzeit gängigen Methoden und Tools.
‐ Umfänglich genug, damit Statiker klare Aussagen treffen können über das Verhalten der
Verbindung, die Spannungs‐und Dehnungsbeanspruchung, die Reserven einzelner Komponenten
sowie die allgemeine Sicherheit und Zuverlässigkeit.
Die CBFEM übernimmt die bewährtesten und nützlichsten Bestandteile der Komponentenmethode. Die
Komponentenmethode bleibt bei der Analyse der Spannungsbeanspruchung einzelner Komponenten zu
Technisches Hintergrundwissen zur erweiterten Ankerplattenbemessung, V1 2019 Seite 4 von 46
allgemein. Deshalb wird für die Modellierung und die Analyse die Finite‐Elemente‐Methode
herangezogen. Dabei wird die Verbindung in mehrere Hauptkomponenten aufgeteilt: Profil, Steifen,
Schweißnähte, Platte, Beton und Dübel.
Die Methode wurde einem Prüfverfahren unterzogen, bei dem Referenzfälle sowohl numerisch als auch
experimentell untersucht werden (siehe Quellenangabe [2]).
Die in Leitlinien wie ETAG/EN/ACI genannten Annahmen zu biegesteifen Ankerplatten sind in der Regel
nicht das Erste, woran Ingenieure denken. Dabei gelten die genannten Dübelbemessungsleitlinien nur für
annähernd biegesteife Ankerplatten.
Es ist nicht definiert, wann eine Ankerplatte als biegesteif eingestuft werden kann.
Die derzeit vorhandene Bemessungssoftware berechnet die Lastverteilung auf den Dübeln. Die Annahmen
hinter den Berechnungen sind jedoch nicht nachvollziehbar. Es gibt Eingangswerte und Ergebnisse – wie
letztere zustande kommen, bleibt aber unklar.
‐ Verkürzung des inneren Hebelarms: Bei Ankerplatten, die nicht als biegesteif betrachtet werden
können, verkürzt sich der innere Hebelarm zwischen resultierender Zug‐ und resultierender
Druckkraft durch die Verformung der Ankerplatte. Das Kompressionszentrum unter der
Ankerplatte, also die Druckzone die als Aufstand dient, verschiebt sich durch die Verformung der
dünnen Platte weiter in die Mitte, was eine Verkürzung des inneren Hebelarms mit sich bringt.
Durch diese Verkürzung, bei gleichbleibendem Moment, erhöhen sich die einwirkenden Kräfte auf
den Dübel, welche somit stärker belastet werden.
‐ Unterschiedliche Lastverteilung auf Dübelgruppen: Wenn bei nicht biegesteifen Ankerplatten die
der Abstand zwischen Profil und Befestigungselementen nicht gleich ist, wirken auch
unterschiedliche Lasten auf die einzelnen Dübel ein. Wenn beispielsweise eine nicht biegesteife
Ankerplatte in einer Dübelgruppe mit 3x3 Dübel befestigt ist, werden die mittleren Dübel (durch
die Verformung der Ankerplatte) wesentlich stärker belastet als die äußeren.
‐ GZG‐Überlegungen: Bei Kragträgern mit einer nicht biegesteifen Ankerplatte kommt es unter
Lasteinwirkung zu einer größeren Verschiebung, weil sich die Ankerplatte stärker verzieht.
Je nach Belastung und Geometrie können einzelne oder mehrere dieser Effekte zum Tragen kommen und
die Dübel anders als erwartet beanspruchen. Wie unterschiedlich die einwirkenden Kräfte bei einer
biegesteifen und einer nicht biegesteifen Ankerplatte sind, geht aus dem nächsten Beispiel hervor.
In diesem Beispiel bewirken der verkürzte Hebelarm und die Abstützkräfte höhere Dübellasten. Die
Ergebnisse sind nicht theoretischer Natur, sondern lassen sich auch bei Praxisversuchen beobachten.
Abbildung 8. Ankerplattenbemessung – Methoden für die Berechnung der Lastverteilung auf die Dübel
1.3.1 Biegesteif
Wenn Sie sich in PROFIS Anchor und PROFIS Engineering für die Berechnung biegesteifer Ankerplatten
entscheiden, leitet die Software von der aufgebrachten Last ab, welche Kraft auf die einzelnen
Befestigungselemente einwirkt. Den Optionen für die biegesteife Bemessung sind gemäß den aktuellen
Dübelbemessungsleitlinien ( [3], [4], [5], [6], [7] und [8]) folgende Annahmen zugrunde gelegt:
In Schritt 1 (siehe 1 in Abbildung 10) geht die starre Methode bei der Berechnung der resultierenden
Dübellasten und Betonspannungen von einer biegesteifen Ankerplatte aus. Anschließend (siehe 2 in
Abbildung 10) wandelt die Software die Ergebnisse in Lastvektoren um und wendet diese auf die
Ankerplatte an. Daraus ergeben sich die auf die Platte einwirkenden Kraftmomente. Aus diesen
Plattenmomenten berechnet sie dann unter Berücksichtigung der Streckgrenze der Ankerplatte (siehe 3
in Abbildung 10) die Plattendicke.
Zum Schluss muss der Anwender nachprüfen, ob die Annahme einer biegesteifen Ankerplatte zutreffend
war (siehe 4 in Abbildung 10). Leider wird dieser Schritt nicht immer richtig ausgeführt.
Ankerplatten können in der Praxis biegesteif oder biegeweich sein. In den Dübelbemessungsleitlinien wird
jedoch eine biegesteife Ankerplatte vorausgesetzt.
In der nächsten Abbildung sind zwei Grenzbeispiele eine Ankerplatte ohne Verformung (biegesteif) und
eine mit Verformung (biegeweich) zu sehen. Was eine biegesteife Ankerplatte genau ist, ist derzeit jedoch
nicht eindeutig definiert.
Abbildung 11. Ein Vergleich zwischen biegesteifer und nicht‐biegesteifer Ankerplatte als Beispiel
In der Realität wirken sich die geometrischen und mechanischen Eigenschaften der Komponenten (Profil,
Schweißnähte, Steifen, Platte, Dübel, Beton) auf die Lastverteilung aus.
In den nachfolgenden Abschnitten wird erläutert, wie die Dübelbemessung unter Annahme einer
biegeweichen Ankerplatte entsprechend der Komponentenmethode alle Bemessungsaspekte der
Verbindung berücksichtigt.
Darüber hinaus prüft PROFIS in der Bemessung wie nahe der spezifizierte Fußpunkt der Theorie
Biegesteifigkeit kommt und unterstützt somit den Anwender bei Bedarf/ Wunsch diesen den Richtlinien
entsprechend anzupassen oder so zu bemessen.
ANKERPLATTE: CBFEM-KOMPONENTEN
FEM ist ein allgemeines Verfahren, das auch für baustatische Zwecke angewendet wird. FEM scheint ideal
für die Modellierung von Anschlüssen jeglicher Form geeignet zu sein (Virdi, 1999 [9]).
Eine elastisch‐plastische Analyse ist erforderlich, da sich der verbaute Stahl in der Regel streckt. Tatsächlich
haben die Ergebnisse der linearen Analyse für die Anschlussbemessung keinerlei Aussagekraft, wenn hohe
Belastungen vorliegen.
Mithilfe von FEM‐Modellen wird das Verhalten einer Verbindung erforscht. Hierfür kommen meist
räumliche Elemente und messtechnisch aufgenommene Werkstoffeigenschaften zum Einsatz.
Abbildung 12. FEM‐Modell einer Verbindung aus einem Forschungsprojekt. Platten und Dübel werden mithilfe von 3D‐Elementen
dargestellt.
Die Befestigungselemente (Dübel und Schweißnähte) sind aus Sicht des Analysemodells die schwierigsten
Komponenten. Die Modellierung solcher Elemente in allgemeinen FEM‐Programmen ist schwierig, da
diese nicht die erforderlichen Eigenschaften einbringen können. Um diesen Mangel zu beheben, mussten
spezielle FEM‐Komponenten entwickelt werden, die die Schweißnähte und Dübel modellieren.
Bei Verbindungen ist die geometrisch nicht‐lineare Analyse nur erforderlich, wenn die Platten sehr dünn
sind. Die Schlankheit der Platte kann per Eigenwertanalyse (Beulung) festgestellt werden. Die geometrisch
nicht‐lineare Analyse ist in der Software nicht implementiert.
Das ideal‐plastische oder ideal‐elastische Modell mit Kaltverfestigung und die tatsächliche Spannungs‐
Dehnungs‐Kurve sind die Diagramme, die am häufigsten für die Modellierung von Baustahl mit finiten
Elementen eingesetzt werden.
In Hilti PROFIS Engineering werden Platten aus elastisch‐plastischem Werkstoff mit abfallendem
nominellem Fließplateau nach EN 1993‐1‐5 [10] (Anhang C, Teil C.6) modelliert. Dem Werkstoffverhalten
wird die Fließbedingung nach von Mises zugrunde gelegt. Diese geht davon aus, dass sich der Werkstoff
bis zum Erreichen der Streckgrenze fy elastisch verhält.
Die Grenzzustandsbedingung der Tragfähigkeit für nicht beulungsanfällige Abschnitte reicht an den
Grenzwert für die Hauptmembrandehnung heran. Es wird ein Wert von 5 % empfohlen (EN 1993‐1‐5 [10],
Anhang C, Teil C.8, Anmerkung 1).
Der Grenzwert für plastische Spannung ist oft ein Diskussionsthema. Dabei ist die Bruchlast kaum vom
Grenzwert für die plastische Spannung betroffen, wenn mit dem ideal‐plastischen Modell gearbeitet wird,
[11].
2.1.1 Plattenmodell
Falls Platten in baulichen Verbindungen mit der Finite‐Elemente‐Analyse (FEA) modelliert werden, werden
Schalenelemente empfohlen. Dafür werden viereckige Schalenelemente mit Eckknoten angewendet. Für
jeden Knoten werden sechs Freiheitsgrade vorgegeben: drei Verschiebungen (u , u , u ) und drei
Rotationen (φ , φ , φ ).
2.1.2 Netzkonvergenz
Bei der Generierung eines Netzes für das Verbindungsmodell sind mehrere Kriterien zu berücksichtigen.
So sollten Anwender, die komplizierte Geometrien erstellen, stets eine Sensitivitätsanalyse mit
Netzdiskretisierung in Betracht ziehen. In der Regel verkürzt ein gröberes Netz die Berechnungszeit – die
Ergebnisse sind jedoch weniger genau. Engmaschigere Netze müssen länger berechnet werden, liefern
dafür aber präzisere Ergebnisse.
Alle Platten in einer Stahl‐Beton‐Verbindung werden auf gleiche Weise unterteilt. Die Größe des
generierten finiten Elements ist begrenzt (zwischen 10 und 50 mm, Min./Max.‐Werte können vom
Anwender in den erweiterten Einstellungen geändert werden). Die Netze auf Flanschen und Stegen sind
unabhängig voneinander. Auf das große Profilmaß werden standardmäßig acht finite Elemente gelegt
(siehe nachfolgende Abbildung). Der Anwender kann die Standardwerte in den erweiterten Einstellungen
anpassen, [11].
Abbildung 14. Netz auf Profil und Ankerplatte. Für das Verhältnis zwischen Steg und Flansch gelten Abhängigkeiten.
Das Verhältnis zwischen Profilnetz und Plattennetz ist wie folgt definiert:
öß 2∙
Im nachfolgenden Beispiel ist zu sehen, wie sich bei einer auf Beton verankerten Ankerplatte die Netzweite
auf die Spannungsverteilung auswirkt. Aus der Abbildung geht hervor, dass ein Biegemoment auf die Platte
einwirkt. Über den Plattenquerschnitt verteilen sich zwischen 8 und 40 finite Elemente (wodurch das
größere Plattenmaß mit einem Faktor zwischen 16 und 80 geteilt wird). Anschließend werden die
Ergebnisse verglichen. Es wird empfohlen, die Länge der Ankerplatte in 16 Elemente zu unterteilen (rote
Hervorhebung im Diagramm), da kleinere Elemente die Berechnung nur verlangsamen, nicht aber zu
einem genaueren Ergebnis führen. Wie dicht das Netz für die jeweilige Anwendung sein soll, muss der
Anwender festlegen.
Abbildung 16. Einfluss der Netzweite auf die Spannungsverteilung auf der Ankerplatte
2.2 Dübel
Die Werkstoffeigenschaften von Dübeln werden im Rahmen der Produktbewertung von Hilti experimentell
untersucht. Die Steifigkeit des Dübels ist ein produktspezifisches Merkmal, das je nach gewähltem Produkt,
Belastungsart, Durchmesser, Werkstoff und Setztiefe unterschiedlich ausfällt.
Das in diesem Dokument vorgestellte CBFEM‐Modell eignet sich für Anwendungen, in denen eine
Ankerplatte auf Beton verankert wird. Befindet sich zwischen Platte und Beton ein Mörtelbett, wird von
einer Abstandsmontage gesprochen. Der Mörtel muss mindestens so belastbar (Druckfestigkeit) sein wie
der Betonuntergrund.
Es wird davon ausgegangen, dass der Mörtel die Druckspannung aufnimmt, wenn Zugspannung in die
Dübel eingeleitet wird. Die interne Lastverteilung wird mit einem Finite‐Elemente‐Modell bestimmt.
PROFIS Anwender müssen in diesem Fall angeben, dass wegen einem Mörtelbett eine Abstandsmontage
erforderlich ist.
Ist der Mörtel weniger druckfest als der Beton, geht PROFIS konservativ davon aus, dass der Mörtel keine
Druckkräfte in den Beton einleiten kann.
Die von PROFIS Engineering berechneten Widerstandswerte berücksichtigen eine aufgrund des Hebelarms
erhöhte Querlast. Siehe nachfolgendes Rechenbeispiel.
Abbildung 20: Beispiel für die Scherfestigkeit eines Hilti Stahldübels mit Hebelarm
2.3.1 Bemessungsmodell
Für die Zwecke der CBFEM ist es praktisch, das Betonfundament zu 2D‐Kontaktelementen zu vereinfachen.
Die Verbindung zwischen Beton und Ankerplatte muss nur Druckkräften widerstehen. Die Druckkräfte
werden über das Winkler‐Pasternak‐Modell für Untergrund übertragen. Dieses Modell stellt
Verformungen des Betonfundaments dar. Die Zugkraft zwischen der Ankerplatte und dem
Betonfundament wird von den Dübeln aufgenommen, [11].
2.3.2 Verformungssteifigkeit
Die Steifigkeit des Betonfundaments lässt sich in Hinblick auf die Bemessung als Säulenauflager als
elastische Hemisphäre prognostizieren. Ein Winkler‐Pasternak‐Modell für Untergrund vereinfacht die
Berechnung von Fundamenten. Für die Berechnung der Steifigkeit des Untergrundes sind das
Elastizitätsmodul des Betons und die effektive Höhe des Untergrundes erforderlich, [11]:
Wobei gilt:
Für die Formel sind SI‐Einheiten erforderlich. Das Ergebnis wird in N/m3 angegeben.
2.4 Schweißnähte
Das erste Schweißmodell beschreibt eine starre Verbindung, die durch Zusammenschlüsse der Netze
angeschlossener Platten entsteht. Die Verbindung gilt als Multi‐Point‐Constraint (MPC), also voneinander
abhängige FE‐Knoten eines Plattenrandes, die in Bezug zu einer anderen Platte gesetzt werden. Die FE‐
Knoten sind nicht direkt miteinander verbunden. Dieser Ansatz hat den Vorteil, dass der Anwender
unterschiedlich weit gefasste Netze verbinden kann. Die Abhängigkeit ermöglicht das Modellieren einer
entlang der Mitte der verbunden Platten verlaufenden Oberfläche einschließlich Versatz, der die
tatsächliche Plattenstärke berücksichtigt. Diese Verbindungsart wird für durchgeschweißte Stumpfnähte
verwendet, [11].
Die Lastverteilung in der Schweißverbindung ergibt sich aus dem MPC. Es wird also berechnet, welche
Spannungen unter der Naht auftreten. Dies ist wichtig in Zusammenhang mit der Spannungsverteilung
unter der Schweißnaht und für die Modellierung von T‐Stummeln. Dieses Modell respektiert die Steifigkeit
der Schweißnaht nicht und setzt die Spannungsverteilung konservativ an. Von den Spannungsspitzen am
Ende der Plattenkanten, in Ecken und Rundungen hängt ab, wie stark die Schweißverbindung über die
gesamte Länge ist. Das Verhalten der Schweißverbindung wird mit einem überarbeiteten
Schweißverbindungsmodell dargestellt. Zwischen den Platten wird ein spezielles elastoplastisches
Element eingefügt. Das Element berücksichtigt die Breite, die Lage und den Verlauf der Schweißnaht. Der
äquivalente Schweiß‐Volumenkörper mit den dazugehörigen Schweißverbindungsabmessungen wird
eingefügt. Es erfolgt die nicht‐lineare Werkstoffanalyse. Es wird das elastoplastische Verhalten des
äquivalenten Schweiß‐Volumenkörpers berücksichtigt. [11].
PROFIS Engineering prüft die Verbindungskonstruktion. Terrassenbrüche haben mit der Baustahlsorte zu
tun. Je nach Schweißverbindung ist möglicherweise für die beteiligten Komponenten (Profil, Platte und
Steifen) ein höherer Z‐Wert erforderlich.
Technisches Hintergrundwissen zur erweiterten Ankerplattenbemessung, V1 2019 Seite 18 von 46
Der von PROFIS Engineering vorgegebene Z‐Wert für Stahl beugt einem Terrassenbruch vor.
Der Anwender kann neben dem Z‐Wert weitere Angaben machen, die den Baustahl definieren,
beispielsweise die Streckgrenze und Zugfestigkeit des Hauptstahlteils. Um die Merkmale des Stahls
vollständig zu definieren, wären weitere Informationen erforderlich, siehe nächste Abbildung.
Abbildung 22. Stahlsortenbezeichnung gemäß EN 10025 (2004) Quelle: The right choice of steel [13]
Die Querlast der Ankerplatte wird, wie in EN 1992‐4, Abschnitt 6.2.2.3 festgelegt, auf die Dübel
übertragen.
Wenn alle nachfolgenden Bedingungen erfüllt sind, wird von einer Befestigung ohne Hebelarm
ausgegangen.
a) Das Anbauteil ist aus Stahl und ist über eine Länge von 0.5 mit dem Befestigungselement
verbunden.
b) Unter dem Anbauteil befindet sich Ausgleichsmörtel. Das Mörtelbett hat mindestens die gleichen
Abmessungen wie das Anbauteil, wurde als Zwischenschicht auf rauen Beton aufgebracht und hat
eine Dicke von mindestens 0.5 . Die Mörtelschicht muss die gleiche Festigkeit wie der
Beton darunter haben, mindestens jedoch 30 N/mm2.
Wenn die genannten Voraussetzungen nicht gegeben sind, wird davon ausgegangen, dass eine Querlast
mit Hebelarm auf die Befestigung einwirkt. Der untersuchte Punkt der angewendeten Querlast mit
Hebelarm befindet sich mittig auf der Platte.
2.6 Berücksichtigung von Eurocode sowie nationalen Anhängen bei der Bemessung
Die nationalen Anhänge von Eurocode 3 und 2 regeln die für die erweiterte Ankerplattenbemessung
erforderlichen Standardwerte , , und den Betonfaktor .
In den meisten europäischen Ländern geben nationale Anhänge Ingenieuren die Sicherheitsbeiwerte für
die Bemessung vor. Die Standardwerte in Profis Engineering stimmen mit den Werten aus den nationalen
Anhängen überein.
Der Anwender kann diese Werte jedoch in den erweiterten Einstellungen bearbeiten (siehe Abbildung
unten).
Bei der Bemessung von Stahlgebäuden, die seismischen Lasten standhalten müssen, muss eines der
folgenden Ableitverhalten eingeplant werden:
Sollen erdbebentypische Lastkombinationen untersucht werden, muss in PROFIS Engineering die Lastart
„Seismisch" aktiviert werden.
Welcher q‐Wert anzusetzen ist, muss der Anwender außerhalb von PROFIS ermitteln. Der Anwender muss
je nach q‐Wert und den Werten aus Tabelle 1 die Bemessung für elastische Bauteile oder die
Kapazitätsbemessung auswählen.
Die in diesem Dokument beschriebene CBFEM‐Bemessung ist auf Konzept A) anwendbar. Die Belastbarkeit
der Bauteile und Verbindungen muss gemäß EN 1993 ohne weitere Anforderungen (Abschnitt 6.1.2 (4)
EN 1998‐1) bewertet werden.
Der Einsatz von CBFEM für die Bemessung seismischer Lasten wurde von Hilti geprüft und bewertet, [14].
Die CBFEM‐Methode vereint die in EN 1993‐1‐8 [1] genannten Vorteile der allgemeinen Finite‐Elemente‐
Methode (FEM) und der Komponentenmethode (CM). Die aus dem CBFEM‐Modell abgeleiteten
Spannungen und inneren Kräfte, werden bei der Prüfung aller Komponenten verwendet. Die einzelnen
Komponenten werden gemäß Eurocode EN 1993‐1‐8 [1] geprüft. Allgemein gilt, dass Stahlwerkstoffe
größer als 4 mm sein müssen, damit EN 1993‐1‐1 [15] bzw. EN 1993‐1‐8 [1] vollständig erfüllt wird.
PROFIS untersucht die Bemessung auf Ebene der Verbindung. Bemessungskritische Aspekte (z. B. Beulung)
werden bei der Überprüfung der Verbindung nicht untersucht, da PROFIS weitere Informationen über die
umgebende Konstruktion benötigen würde (nicht nur Informationen über den Knoten).
3.1 Dübelprüfverfahren
Der Anwender kann für die Dübelbemessung auf folgende europäische Bemessungsleitlinien
zurückgreifen:
Eurocode 2‐4.
ETAG 001, Anhang C.
EOTA TR029.
FIB Bemessungsbulletin 58.
Die Prüfungen erfolgen gemäß der vom Anwender ausgewählten Leitlinie für Stahl‐ bzw. Beton‐
Versagensarten.
Tabelle 3. Vorgeschriebene Nachweise für Kopfbefestigungen und nachträglich eingebaute Befestigungen unter Zuglast
3 Versagen durch , ,
Herausziehen , ,
4 Kombination , ,
, ,
Auszugversagen
und Betonversagen
5 Betonspaltversagen , ,
,
,
,
,
,
Wobei gilt:
, ,
Und:
– in Produkt‐ETA definiert
1 Stahlversagen
Dübel 1 1
2 Betonausbruch
Kopf‐ und
Hinterschnittanker 1 0.85
Technisches Hintergrundwissen zur erweiterten Ankerplattenbemessung, V1 2019 Seite 24 von 46
Alle sonstigen 0.85 0.75
3 Versagen durch
Herausziehen 1 0.85
4 Kombination
Auszugversagen 1 0.85
und Betonversagen
5 Betonspaltversagen
1 0.85
1 Stahlversagen
Dübel ohne 1 0.85
Hebelarm
2 Stahlversagen
Dübel, mit 1 0.85
Hebelarm
3 Betonausbruch auf
lastabgewandter
Seite
Kopf‐ und
1 0.85
Hinterschnittanker
0.85 0.75
Alle sonstigen
4
Betonkantenbruch 1 0.85
3.2 Ankerplatte
Die resultierende Vergleichsspannung (von‐Mises‐Spannung) und die plastische Dehnung von Platten
werden nach dem in Kapitel 2 definierten FEM‐Modell berechnet.
Spannung
Die von‐Mises‐Spannung wird außerdem für das Überprüfen der maximalen Beanspruchung im
Querschnitt angezeigt.
Dehnung
Mit den Kriterien für den Grenzzustand der Tragfähigkeit für plattenförmige Konstruktionselemente
werden die Hauptmembrandehnungen einem Dehnungsgrenzwert ( ) gegenübergestellt.
Wobei vom Anwender definiert wird. PROFIS Engineering bietet einen Standardwert an (entspr.
1993‐1‐5 [10], Anhang C, Teil C.8, Anmerkung 1 max. 5 %).
Der Ingenieur muss die maximalen Dehngrenzen überprüfen und feststellen, ob für bestimmte
Vertriebsgebiete landesspezifische Vorgaben für gelten. Die Angaben sind den nationalen Anhängen
von EN 1993‐1‐5 [10], Anhang C, Teil C. 8, Anmerkung 1 zu entnehmen.
Da die Plattenelemente in fünf Schichten aufgeteilt sind, wird das elastische/plastische Verhalten jeder
Schicht einzeln untersucht. Das Programm prüft die Spannung und die damit einhergehende plastische
Dehnung. Das Ergebnis der Berechnung gilt für die kritischste Prüfung der fünf Schichten.
Das begrenzende Kriterium ist – wie Eurocode EN 1993‐1‐5 [10], Anhang C, Teil C.8, Anmerkung 1 nahe
legt – eine Abweichung von 5 %. Trotz Anschlussbemessung muss weiterhin die Stahlbemessung für
kritische Querschnittsflächen (außerhalb von PROFIS Engineering) durchgeführt werden.
Die CBFEM‐Methode kann Stahlspannungen abbilden, die über der Streckgrenze liegen. Der Grund ist die
leichte Neigung (1%) des plastischen Teils des Spannungs‐Dehnungs‐Diagramms. Diese soll in der Analyse
die Stabilität der Interaktionsberechnung verbessern.
Für die praktische Bemessung ist dieser Umstand aber kein Problem. Bei höheren Lasten ergibt sich auch
eine höhere plastische Vergleichsspannung. Sobald der Grenzwert für die plastische Spannung
überschritten wird, versagt die Verbindung.
Ein Teil des Profils wird modelliert, um sicherzustellen, dass die Spannungsverteilung im Profil bekannt ist,
bevor sie auf die Schweißnähte übertragen wird. Der Anwender muss dennoch den Überbau prüfen, da
die Software keine Aussagen zum Beulen oder Gesamtstabilität trifft, sondern einen ausgewählten
Profilabschnitt auf Spannung und Dehnung untersucht.
Dehnung
Mit den Kriterien für den Grenzzustand der Tragfähigkeit für plattenförmige Konstruktionselemente
werden die Hauptmembrandehnungen einem Dehnungsgrenzwert ( ) gegenübergestellt.
Wobei vom Anwender definiert wird. PROFIS Engineering bietet einen Standardwert an (entspr.
1993‐1‐5 [10], Anhang C, Teil C.8, Anmerkung 1 max. 5 %).
Der Ingenieur muss die maximalen Dehngrenzen überprüfen und feststellen, ob für bestimmte Regionen
andere landesspezifische Vorgaben für gelten. Die Angaben sind den nationalen Anhängen von
EN 1993‐1‐5 [10], Anhang C, Teil C. 8, Anmerkung 1 zu entnehmen.
Spannung
Die von‐Mises‐Spannung ist auch für das Überprüfen der maximalen Beanspruchung im Querschnitt
angezeigt.
PROFIS Engineering und EN 1993‐1‐5 [10], Anhang C, Teil C.8, Anmerkung 1 lassen Spannungen zu, die
leicht höher sind als . Dies liegt in der nicht zu 100 % konstanten Festigkeitsgrenze von Stahl begründet.
Der Grund ist die leichte Neigung (1%) des plastischen Teils des Spannungs‐Dehnungs‐Diagramms.
Während dieser Phase steigt die Spannung geringfügig an.
PROFIS Engineering untersucht ähnlich wie bei den Ankerplatten und Profilen die Vergleichsspannung
(von‐Mises‐Spannung) und die plastische Dehnung der Steifen. Trotz dieser Prüfung muss weiterhin die
Stahlrahmenkonstruktion bemessen werden (einschließlich Beulprüfung der Steifen).
Dehnung
Mit den Kriterien für den Grenzzustand der Tragfähigkeit für plattenförmige Konstruktionselemente
werden die Hauptmembrandehnungen einem Dehnungsgrenzwert ( ) gegenübergestellt.
Wobei vom Anwender definiert wird. PROFIS Engineering bietet einen Standardwert an (entspr.
1993‐1‐5 [10], Anhang C, Teil C.8, Anmerkung 1 max. 5 %).
Der Ingenieur muss die maximalen Dehngrenzen prüfen und feststellen, ob für bestimmte
Vertriebsgebiete landesspezifische Vorgaben für gelten. Die Angaben sind den nationalen Anhängen
von EN 1993‐1‐5 [10], Anhang C, Teil C. 8, Anmerkung 1 zu entnehmen.
Spannung
Die von‐Mises‐Spannung ist auch für das Überprüfen der maximalen Beanspruchung im Querschnitt
angezeigt.
PROFIS Engineering und EN 1993‐1‐5 [10], Anhang C, Teil C.8, Anmerkung 1 lassen Spannungen zu, die
leicht höher sind als , da die Streckgrenze von Stahl nicht immer genau gleich ist. Während dieser Phase
steigt die Spannung geringfügig an (siehe auch Erklärung 3.2 Ankerplatte und 3.3 Profil)
3.5 Betonfundament
Die Belastbarkeit von Beton unter dreidimensionaler Druckbeanspruchung wird nach EN 1993‐1‐8 [1]
ermittelt. Zu diesem Zweck wird berechnet, wie tragfähig der Beton in der Verbindung unter der
wirksamen Querschnittsfläche der Ankerplatte sein muss. Die zu bemessende Tragfähigkeit der
Verbindung wird gemäß Abschnitt 6.2.5 von EN 1993‐1‐8 [1] und Abschnitt 6.7 in EN 1992‐1‐1
untersucht. Die Belastbarkeit und Schichtdicke des Mörtels wird mit dem Anschlusskoeffizienten β
berücksichtigt. Für eine gleichwertige oder höhere Mörtelqualität (im Vergleich zum Betonfundament)
wird ein Wert von β angesetzt. Für die wirksame Querschnittsfläche , unter der Ankerplatte wird
geschätzt, dass sie die Form des Säulenquerschnitts hat, dem noch ein Abstand hinzugerechnet wird.
Die wirksame Querschnittsfläche wird iterativ berechnet, bis sich die Differenz zwischen den zusätzlichen
Randabständen der aktuellen und der vorhergehenden Iteration | – | auf weniger als 1 mm reduziert
hat.
Die Betonfläche, die unter Druckbeanspruchung steht, wird der Finite‐Elemente‐Analyse (FEA)
entnommen. Diese druckbeanspruchte Fläche , ermöglicht, die Lage der Neutralachse zu
bestimmen.
Wobei gilt:
3.5.1 Netzsensitivität
Die Druckfestigkeit von Beton wird unabhängig vom Gitternetz der Ankerplatte durchgeführt. In den
nachfolgenden Abbildungen ist die Druckspannungsverteilung nach Eurocode dargestellt.
Zwei Lastfälle wurden untersucht: reine Druckeinwirkung mit 1.200 kN und Lastkombination aus 1.200 kN
Druckeinwirkung und 90 kNm Biegemoment.
Abbildung 31. Einfluss der Anzahl der Elemente auf die Belastbarkeitsprognose für Beton unter reiner Druckeinwirkung
Abbildung 32. Einfluss der Anzahl der Elemente auf die Belastbarkeitsprognose für Beton unter Druck‐ und
Biegemomenteinwirkung
Die Software bietet drei Schweißnaht‐Optionen an, für die jeweils Schweißmaterialien nach EN 1991‐1
[17] angeboten werden. Der Anwender kann die Verbindung zwischen dem Profil/den Steifen und der
Platte modellieren.
Wenn die Stahlteile nicht zusammengeschweißt werden, wird davon ausgegangen, dass zwischen ihnen
keine Lastübertragung stattfindet. Dementsprechend wird keine Schweißnaht modelliert – die
Schweißelemente haben keine gemeinsamen Knoten.
3.6.2 Kehlnähte
Alle Lasten werden über die Schweißnaht übertragen. Die Kehlnaht wird als Sonder‐Schweißelement
modelliert. Ihre Querschnittsfläche entspricht der Querschnittsfläche der Schweißnaht.
Tragfähigkeits‐Bemessungswert
Die plastische Dehnung in der Schweißnaht ist wie bei der Ankerplatte auf 5 % begrenzt (EN 1993‐1‐5 [10],
Abschnitt C, Teil C.8, Anmerkung 1). Die Spannung an der Kehlseite einer Kehlnaht wird gemäß EN 1993‐
1‐8 [1], Abschnitt 4.5.3 nach dem richtungsbezogenen Verfahren ermittelt. Spannungen werden auf
Grundlage der Spannungen im Schweißelement berechnet. Das Biegemoment um die Längsachse der
Schweißnaht wird nicht berücksichtigt.
, ⟘ 3 ⟘
, ⟘
,
, 0.9 /
Wobei gilt:
Alle für die Überprüfung erforderlichen Werte sind in Tabellen zusammengefasst. ist der
Beanspruchungsgrad des am stärksten beanspruchten Elements. Da für die Schweißnaht die plastische
Spannungsumverteilung maßgeblich ist, ist dieser Beanspruchungsgrad ausschlaggebend. gibt
Auskunft über den Beanspruchungsgrad entlang der Schweißnaht. Der Wert drückt das Verhältnis aus
zwischen der tatsächlichen Spannung an allen Elementen der Schweißnaht und dem
Bemessungswiderstand (für Spannung) über die vollständige Länge der Schweißnaht, [11].
3.6.3 Stumpfnähte
Bei Auswahl von Stumpfnähten geht die Software von durchgeschweißten Nähten aus.
Laut Eurocode 3‐1‐8, Abschnitt 4.7.1 wird die Bemessung von durchgeschweißten Stumpfnähten implizit
durch die Belastbarkeit des schwächsten Elements in der Verbindung verifiziert.
3.7 Verformungen
PROFIS Engineering berechnet und präsentiert die Verformungen an jeder Verbindungsstelle – auch an
den Dübeln. Da die Dübel mit der Platte verbunden sind, ist die Verformung auf der Platte identisch mit
der Dehnung der Dübel.
Eine Verifizierung der Verformungen kann durch Einbezug von SLS‐Lasten und Überprüfung der
Verschiebungen erfolgen. Wenn ein Anwender die Verformungen unter der SLS‐Lastkombination nun
berechnen möchte, gilt es, die SLS‐Lastkombination in PROFIS Engineering einzugeben und diese
Verschiebungen zu überprüfen.
3.8 Detaillierung
Diese Optionen können vom Anwender nicht geändert werden. Die Mindestabstände gewährleisten, dass
der Hilti Dübel durch die Lasten nicht überbeansprucht wird. Dies deckt auch Beton‐Versagensarten ab
(z. B. Betonkantenbruch).
Die Standardwerte für die Mindestabstände sind konform mit EN 1993‐1‐8 [1], Tabelle 3.3.
Das Modul für die erweiterte Ankerplattenbemessung gibt dem Anwender die Möglichkeit, die passende
Bemessungsmethode auszuwählen.
Die Dübelbemessung unter Annahme einer biegesteifen Ankerplatte ist dank der Schnittstellen der
Bauplanungssoftware, der Benutzerfreundlichkeit und der vereinfachten Berechnungsmethode, schneller
abgeschlossen. Dafür muss sich die Ankerplatte auch tatsächlich biegesteif verhalten.
4.2 Vollständige Verbindungsbemessung – flexible Auswahl von Dübeln, Ankerplatte, Schweißnaht, Steifen
und Beton
a) Wirklichkeitsnah und streng nach Eurocode eine Ankerplatte mit nachgewiesener Biegesteifigkeit
planen. Bei dieser Vorgehensweise ist die Ankerplattenlösung frei von sämtlichen
Unwägbarkeiten. Es kann jedoch sein, dass eine im Vergleich zur Dübelverschiebung
vernachlässigbar kleine Ankerplattenverschiebung auftritt. Wird dagegen die erweiterte
Ankerplattenbemessung durchgerechnet, kommt es zu keiner Abweichung. Es kann jedoch sein,
dass eine unwirtschaftliche Ankerplattenstärke zustande kommt.
b) Wirklichkeitsnah eine optimierte Ankerplatte mit einer maximalen Steifigkeitsabweichung
(Einwirkungsabweichung auf die Dübel) von 10 % planen. Dieses Verfahren erlaubt dem
Anwender, mit ingenieurtechnischem Wissen und ausgiebigen Prüfungen die
Verbindungsbemessung zu verbessern. Der prüfende Ingenieur erhält einen umfassenden Bericht
mit Angaben zu allen Verbindungsaspekten.
c) wirklichkeitsnah eine nach der Einschätzung des Ingenieurs optimierte Ankerplatte planen.
Erstellen Sie mit nur einem Klick die vollständige Verbindungsbemessung. Schnelle Iterationen
ermitteln die am besten geeignete Lösung. Bei dieser Option sind die Dübelbemessungsformeln
nur unter Annahme einer biegesteifen Ankerplatte gültig.
Die biegesteife Ankerplatte ist ein theoretischer Ansatz. In der Praxis ist kein Bauteil absolut biegesteif –
wenn eine ausreichend große Kraft einwirkt, verformt sich jede Ankerplatte. „Annähernd biegesteife“
Ankerplatten verhalten sich in der Praxis ähnlich wie biegesteife Ankerplatten. Wenn das Verhalten sehr
ähnlich ist, können die Dübelbemessungsnormen nach Einschätzung des Ingenieurs angewendet werden.
Bislang wurde die tatsächliche Biegesteifigkeit der Ankerplatte nicht kontrolliert. Dies folgt jetzt nach
Abschluss der Berechnung (Abbildung 36. Vergleich biegesteife und wirklichkeitsnahe Ankerplatte). Die
nach der Elastizitätstheorie berechneten Dübellasten werden mit den Dübellasten verglichen, die sich
unter Berücksichtigung des Gleichgewichts einwirkender Größen und der Kompatibilitätsbedingungen
ergeben (realistische Annahmen zur Verschiebung unter Last vorausgesetzt, unter Berücksichtigung der
Spannungs‐Dehnungs‐Diagramme sowie unter Annahme einer biegesteifen Ankerplatte). Die Software
ermöglicht den Vergleich der Dübellasten aus beiden Methoden und zeigt so auf, wie groß die Differenz
zwischen Theorie (biegesteife Ankerplatte) und Praxis ist.
Abbildung 37. Zunehmende Dübellasten in einer flexiblen Ankerplatte, [18], zeigt experimentell ermittelte
Durchschnittsversagenslasten von Dübelgruppen ( , ) im Vergleich zur berechneten Bruchlast. Im
Versuch wurde die Elastizitätstheorie ( , ) als Funktion des am stärksten belasteten Dübels aus
der Gruppe berücksichtigt. Versuchsgrundlage waren nicht‐lineare Annahmen. Dem steht eine auf der
Elastizitätstheorie basierende Berechnung der stärksten Dübellast gegenüber. Die Versuche wurden mit
Gruppen zu vier und neun Dübeln durchgeführt. Diese wurden in ungerissenem Beton einaxialen und
biaxialen Biegemomenten ausgesetzt. Für die Versuche wurden eingegossene Kopfbolzen und
nachträglich montierte Dübel eingesetzt.
Anhand von Abbildung 37 lässt sich abschätzen, inwiefern eine Abweichung des am stärksten belasteten
Gruppendübels vom auf Grundlage der Elastizitätstheorie berechneten Wert sich auf die Tragfähigkeit der
Gesamtgruppe auswirkt. Im Vergleich zu den vorhandenen Versuchswerten und mit einer Lastabweichung
des am stärksten belasteten Gruppendübels von ca. 10 bis 15 % (zwischen den Annahmen einer
biegesteifen und einer realitätsgetreuen Ankerplatte) verhält sich die mittlere Bruchlast der Gruppe im
Der Vergleich der biegesteifen und der realitätsgetreuen Ankerplatte sowie die oben ausgeführten
Untersuchungen sollten dem Planungsingenieur zu einer Einschätzung der bestehenden
Ankerplattendicke verhelfen, die den geltenden Leitlinien nicht widerspricht.
Falls es weitere ingenieurtechnische Kriterien gibt, die für eine Überschreitung der vorgeschlagenen 10 %
sprechen, kann der Ingenieur nach eigenem Ermessen entscheiden.
Es gibt bei der Planung nicht‐biegesteifer Ankerplatten verschiedene Parameter (siehe Abschnitt 1.3) zu
berücksichtigen. Die nachfolgenden Parameter beeinflussen, ob eine Ankerplatte als „annähernd
biegesteif“ eingestuft werden kann.
5.1.1 Dübellasten
Wenn die Dübellasten in etwa mit den Ergebnissen aus der Berechnung der biegesteifen Ankerplatte
übereinstimmen, ist davon auszugehen, dass sich die Platte sehr ähnlich wie eine biegesteife Ankerplatte
verhält – die Platte kann dann als „annähernd biegesteif“ eingestuft werden.
Technisches Hintergrundwissen zur erweiterten Ankerplattenbemessung, V1 2019 Seite 38 von 46
Literaturquellen für die Entscheidungsfindung zu diesem Thema: Mallée/Burkhardt [19], Fichtner [20].
Die Dübellastergebnisse aus der Berechnung biegesteifer und biegeweicher Ankerplatten dienen dem
bemessenden Ingenieur bei seiner Einschätzung als zusätzliche Informationsquellen.
EN 1993‐1‐8 [1] legt fest, wie Spannungskräfte im Beton nach dem T‐Stummel‐Modell zu bewerten sind.
Dieses Modell ist auch auf nicht‐biegesteife Ankerplatten anwendbar. Es ist daher völlig ausreichend, die
Betonspannungen aus der FEM‐Berechnung der „annähernd biegesteifen“ Ankerplatte zu kontrollieren.
5.1.3 Verformung
Der Ingenieur und/oder der Eigentümer entscheiden, welche Verformungen im Grenzzustand der
Gebrauchstauglichkeit hinnehmbar sind.
Der Ingenieur muss von Fall zu Fall anhand der zuvor beschriebenen Informationen entscheiden, ob die
Ankerplatte als „annähernd biegesteif“ eingestuft werden kann. So wird sichergestellt, dass die
ingenieurtechnische Beurteilung mit dem Geltungsbereich der Dübelbemessungsleitlinien vereinbar ist.
Da keine Regel auf alle Anwendungsfälle anwendbar ist, gibt Hilti keine Empfehlung dazu ab, wie weit das
Ergebnis von der biegesteifen Ankerplatte abweichen darf.
Der Ingenieur entscheidet, welche Annahmen der Bemessung zugrunde gelegt werden sollten.
Einschränkungen in den Leitlinien für die Dübel‐ und die Baustahlbemessung schreiben die „annähernd
biegesteife“ Ankerplatte als sichere Lösung für die Dübelbemessung vor. Das Verhalten dieser Ankerplatte
ist aus ingenieurtechnischer Sicht dem Verhalten der in den Dübelbemessungsleitlinien als biegesteif
angenommenen Ankerplatte sehr ähnlich.
Erweiterte Ankerplattenbemessung:
[1] Technical Commitee CEN/TC 250, Eurocode 3: Design of steel structures ‐ Part 1‐8: Design of joints,
2009.
[2] Wald F.m Sabatka L., Bajer M., Barnat J., Gödrich L., Holomek J., Kabelac J., Kocha M., Kolaja D., Kral
P., Kurejkova M., Vild M., Benchmark cases for advanced design of structural steel connections,
Prague, September, 2016.
[3] Technical Commitee CEN/TC 250, FprEN 1992‐4 Design of concrete structures ‐ Part 4: Design of
Anchorage for use in concrete, 2015.
[4] European Organisation for Technical Approvals (EOTA), ETAG 001, Annex C: Design methods for
anchorages (3rd amendment), Brussels, 2010.
[5] European Organisation for Technical Approvals (EOTA), TR 029, Brussels: EOTA, 2010.
[6] American Concrete Institute Comitee, ACI 318‐11: Building code requirements for structural
concrete, 2011.
[7] American Concrete Institute Comitee, ACI 318‐14: Building code requirements for structural
concrete.
[8] American Concrete Intitute Comitee, ACI 318‐08: Building code requirements for structural
concrete, 2008.
[9] Numerical Simulation of Semi Rigid Connection by the Finite Element Method, Report of Working
Group 6 Numerical, Brussels Luxembourg, 1999.
[10] Technical Commitee CEN/TC 250, Eurocode 3: Design of steel structures ‐ Part 1‐5: Desing of steel
structures, 2006.
[12] Dvorkin E. N. and Bathe K. J., Mechanics Based Four Node Shell Element for General Nonlinear
Analysis, 1984.
[13] Oliver Hechler, Georges Axmann & Boris Donnay, The right choice of steel ‐ according to the
Eurocode, 2015.
[14] Hilti investigations and assessments for the use of CBFEM method under seismic loading, Schaan:
Not published, 2019.
[16] Technical Commitee CEN/TC 250, Eurocode 3: Design of steel structures ‐ Part 1‐6: Strength and
Stability of shell structures, 2009.
[17] Technical Commitee CEN/TC 250, Eurocode 1: Actions on structures ‐ Part 1‐1: General actions ‐
Densities, self‐weight, imposed loads for buildings, 2009.
[18] M. Fitz, J. Appl und O. Geibig, : Wirklichkeitsnahe und vollständige Bemessung von Ankerplatten
einschließlich der Befestigungsmittel – neue Bemessungssoftware auf Basis wirklichkeitsnaher
Annahmen, Stahlbau, 2018.
[19] R. Mallée und F. Burkhardt, Befestigung von Ankerplatten mit Dübeln, Beton‐ und Stahlbetonbau
94, Heft 12, S. 502‐511, Ernst & Sohn Verlag, 1999.
[21] American institute of steel construction, ANSI/AISC 360‐16: Specification for structural steel
buildings, 2010.
[22] American Institute of Steel Construction, Steel Design Guide: Base Palte and Anchor Rod Design,
2006.
Rechtliche Hinweise:
Dieses Handbuch und die darin enthaltenen Kapitel dienen nur zu Informationszwecken.
Die Hilti Aktiengesellschaft behält sich das Recht vor, die darin behandelten Inhalte jederzeit und ohne vorherige
Ankündigung zu ändern. Die Hilti Aktiengesellschaft und/oder jede andere Gesellschaft der Hilti Gruppe
übernimmt in Zusammenhang mit dem Inhalt dieses Handbuches keine Garantie-oder Haftungsverpflichtungen,
die über die in der jeweiligen Nutzungsvereinbarung ausdrücklich ausgeführten und angenommenen Regelungen
zum betreffenden Hilti Cloud Service hinausgehen
Hilti Aktiengesellschaft
9494 Schaan, Liechtenstein www.facebook.com/hiltigroup
P +423-234 2965 www.hilti.group