Dissertation
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Dissertation
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ISBN 978-3-921823-72-9
© 2016 Lehrstuhl Betonbau der Technischen Universität Dortmund – Fakultät Architektur und
Bauingenieurwesen
Alle Rechte vorbehalten
Vorwort des Herausgebers
Aus zyklischen Einwirkungen auf Bauteile und Tragwerke, beispielsweise infolge von
Verkehrslasten, Wind- und Wellenbelastungen, kann Versagen infolge Materialermüdung
deutlich unterhalb ihrer statischen Festigkeit lange nach der Herstellung und
Inbetriebnahme resultieren. Die damit im Zusammenhang stehenden Fragestellungen sind
derzeit von großer Aktualität, da z.B. bestehende ältere Stahlbeton- und
Spannbetonbrücken oder neuartige Konstruktionen wie Windenergieanlagen für extrem
große Lastwechselzahlen beurteilt bzw. ausgelegt werden müssen. So können bei Brücken
während einer Nutzungsdauer von 100 Jahren bis zu 108 und bei Windenergieanlagen in 25
Jahren bis zu 109 Lastwechsel auftreten. Bei den Beton- und Spannstählen wird im
Rahmen der Konformitätsprüfungen lediglich für 2x106 Lastwechsel eine ertragbare
Schwingbreite freischwingend ermittelt und als Dauerermüdungsfestigkeit angegeben. Für
den Nachweis gegen Ermüdung von Bauteilen und Tragwerken werden allerdings
Bemessungswöhlerlinien für den einbetonierten Zustand benötigt, für die jedoch aufgrund
des sehr hohen experimentellen Aufwands bei ihrer Bestimmung bisher nur einige wenige
Versuchsergebnisse im Bereich sehr hoher Lastwechselzahlen bis 108 vorliegen. Daher
wurden sie für die derzeit gültigen Betonbaunormen in diesem Bereich eher hypothetisch
festgelegt.
Speziell für die älteren bestehenden Spannbetonbrücken, mit Baujahr bis etwa 1980,
ergeben sich Fragen im Hinblick auf eine ausreichende Ermüdungsfestigkeit, da sie
entsprechend dem seinerzeitigen Stand der Technik nicht auf Ermüdung nachgewiesen
wurden. Man ging anfangs bei den Spannbetonbrücken unter normalen
Nutzungsbedingungen vom ungerissenen Zustand I aus, bei dem die ermüdungswirksamen
Spannungsschwingbreiten im Stahl vernachlässigbar klein sind. Wie die Erfahrungen mit
diesen Bauwerken jedoch zeigten, stellte sich diese Annahme in zahlreichen Fällen als
Trugschluss heraus. Gleichzeitig ist der Schwerverkehr nach Anzahl und Gesamtgewicht
der LKWs sehr stark angestiegen und wird nach allen derzeitigen Prognosen auch künftig
weiterhin ansteigen, was mit einer signifikanten Zunahme der ermüdungswirksamen
Beanspruchungen einhergeht. Daher sind verbesserte Grundlagenkenntnisse der
Ermüdungsfestigkeit von Betonstahl und Spannstahl besonders im Dauerfestigkeitsbereich
sowohl von großem praktischen als auch wirtschaftlichen Interesse.
Hier setzt die Arbeit von Herrn Heeke an. Den Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen
Abhandlung bilden sehr umfangreiche eigene experimentelle Untersuchungen zur
Materialermüdung von Betonstahl und Spannstahl, sowohl freischwingend als auch im
einbetonierten Zustand, unter sehr hohen Lastwechselzahlen. Dabei wurde erstmals von
ihm der Bereich bis zu 108 Lastwechseln für den einbetonierten Spannstahl experimentell
untersucht. Hier bestand eine wesentliche Aufgabe darin, diese besonders aufwändigen
Versuche mit einbetoniertem Spannstahl mit dem Ziel einer möglichst hohen Prüffrequenz
zu optimieren. Bei diesen Versuchen hat er sowohl einen historischen Spannstahl, der aus
einem Abbruchbauwerk aus den 1950er Jahren gewonnen wurde, als auch einen
gleichartigen Spannstahl aus heutiger Produktion untersucht.
Desweitern hat Herr Heeke auf Basis der gewonnenen zunehmend umfangreicheren
Versuchsdaten mit mathematisch statistischen Methoden ein Prognoseverfahren zur
Abschätzung der Lebensdauer von vorgespannten Versuchsbalken für beliebige
Spannungsschwingbreiten entwickelt. Damit können diese sehr aufwändigen Versuche
besser geplant und hinsichtlich ihrer Ergebnisse innerhalb des prognostizierten Streubands
beurteilt werden. Als Indikator für den Schädigungsprozess benutzt er dabei die
gemessene Rissbreite im Beton, die sich dafür als sehr geeignet erwiesen hat. Es ist
denkbar, dieses Verfahren in Verbindung mit einem Monitoring bei bestehenden
Bauwerken einzusetzen.
Herr Heeke hat mit seinen Untersuchungen sehr wertvolle Erkenntnisse und unmittelbar
praktisch verwertbare Grundlagen für die Bemessung von Neubauten gegen Ermüdung
sowie für die Bewertung bestehender älterer Tragwerke hinsichtlich eines Versagens durch
Materialermüdung gewonnen.
Februar 2016
Untersuchungen zur Ermüdungsfestigkeit
von Betonstahl und Spannstahl
im Zeit- und Dauerfestigkeitsbereich
mit sehr hohen Lastwechselzahlen
Dissertation
vorgelegt von
Prüfungskommission:
Vorsitzende: Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Jeanette Orlowsky
1. Gutachter: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Reinhard Maurer
2. Gutachter: Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Dr.-Ing. E. h. Konrad Zilch
3. Gutachter: PD Dr. -Ing. Klaus Block
Dortmund 2016
I
Die Ermüdung von Baukonstruktionen stellt ein komplexes Themenfeld dar, welches in der heutigen
Zeit immer mehr in den Fokus rückt. Oftmals können die Erkenntnisse aus Materialversuchen nicht auf
die Gesamtsysteme unserer Bauwerke übertragen werden, da hier zahlreiche Einflussfaktoren
aufeinander treffen.
Ermüdungsversuche sind meist sehr zeitintensiv und dadurch auch kostenintensiv, wodurch oftmals
detaillierte Erkenntnisse aus Großversuchen fehlen.
Die Tatsache, dass bei den Spannstahlermüdungsversuchen dieser Arbeit die reine Versuchslaufzeit im
Prüfstand der neun Großversuche bei etwa 360 Tagen und die aller freischwingend untersuchten
Spannstahlproben bei etwa 117 Tagen lag, macht den enormen Zeitaufwand deutlich. Die Zeit der
Herstellung, des Ein- und Ausbaus sowie die nachträgliche Analyse des Materials bzw. der
Versuchskörper sind darin noch nicht enthalten.
An dieser Stelle danke ich meinem Betreuer Prof. Dr.-Ing. Reinhard Maurer für das mir
entgegengebrachte Vertrauen, die Bereitschaft zur Diskussion, die wertvollen Ratschläge und die
vielen Freiheiten, die er mir bei der Durchführung meiner forscherischen Tätigkeiten zugestanden hat.
Prof. Dr.-Ing. habil. Dr.-Ing. E.h. Konrad Zilch und PD Dr.-Ing. Klaus Block möchte ich für die Übernahme
der Koreferate danken, da ich ihr Fachwissen und ihre Arbeiten sehr zu schätzen weiß.
Frau Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Jeanette Orlowsky danke ich ganz herzlich für den Vorsitz der
Prüfungskommission.
Dank gilt auch meinen Kolleginnen und Kollegen am Lehrstuhl Betonbau sowie am Institut für
Bauforschung für die gute Zusammenarbeit, die Unterstützung und die zahlreichen freundschaftlichen
Gespräche. Weiter danke ich den Kolleginnen und Kollegen vom ‚Fachgebiet Werkstoffprüftechnik‘ der
Fakultät Maschinenbau und des Lehrstuhls ‚Werkstoffe des Bauwesens‘ für den Zugang zur
Labortechnik der Metallographie und Mikroskopie.
Besonders möchte ich mich bei Dipl.-Ing. Christoph Rempe für seine unerschöpflichen Ideen und Hilfen
bei der Umsetzung großer Versuchsaufbauten danken. Die Hertzsche Pressung wird mir immer in
Erinnerung bleiben. Dr.-Ing. Friedrich Dreier danke ich für die zahlreichen guten Gespräche, für seine
kritisch hinterfragende Art und dass er mich in vielen Dingen an seinem Wissen hat teilhaben lassen.
Ebenso danke ich M. Sc. Nadja Kutscher, die mich während ihres Studiums als Hilfskraft bei der
Durchführung zahlreicher Versuche immer sehr zuverlässig und tatkräftig unterstützt hat.
Ein großer Dank gilt meinen Eltern und der gesamten Familie, die mich immer in meinen Zielen
unterstützt haben.
Nicht zuletzt danke ich besonders meiner Frau Verena und meiner Tochter Lina für die aufgebrachte
Geduld, das Verständnis und den nötigen Rückhalt, um meine Ziele zu erreichen.
II
III
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung................................................................................................................................. 1
1.1 Ausgangslage ...................................................................................................................... 1
1.2 Ziele und Aufbau der Arbeit ............................................................................................... 1
1.3 Abgrenzung ........................................................................................................................ 2
2 Ermüdung ................................................................................................................................ 5
2.1 Phänomen Materialermüdung ........................................................................................... 5
2.1.1 Ablauf des Ermüdungsprozesses im Material .................................................................... 5
2.2 Beschleunigende Einflussfaktoren auf den Ermüdungsprozess......................................... 8
2.2.1 Einflussfaktoren aus Herstellung, Transport, Lagerung und Einbau .................................. 8
2.2.2 Reibermüdung / Reibkorrosion .......................................................................................... 9
2.2.3 Einfluss der Spannungsniveaus ........................................................................................ 12
2.2.4 Einfluss der Belastungsfrequenz ...................................................................................... 13
2.3 Dauerschwingversuch ...................................................................................................... 14
2.3.1 Begriffe und Bezeichnungen ............................................................................................ 14
2.3.2 Beanspruchungsbereiche ................................................................................................. 16
2.3.3 Darstellung der Wöhlerlinien ........................................................................................... 16
2.4 Zeitfestigkeitsschaubild .................................................................................................... 17
2.4.1 Wöhlerlinie / SN-Kurve ..................................................................................................... 17
2.4.2 Gaßnerlinie ....................................................................................................................... 18
2.4.3 Modifizierte Form des Dauerfestigkeitsbereichs nach Haibach ...................................... 19
2.5 Dauerfestigkeitsschaubilder ............................................................................................. 19
2.5.1 Smith Diagramm (Dauerfestigkeitsschaubild) .................................................................. 20
2.5.2 Goodman Diagramm (Dauerfestigkeitsschaubild) ........................................................... 20
2.5.3 Haigh Diagramm (Dauerfestigkeitsschaubild) .................................................................. 21
2.6 Interaktives Verfahren ..................................................................................................... 21
2.7 Zusammenfassung ............................................................................................................ 23
3 Historischer Rückblick ............................................................................................................ 25
3.1 Zeitliche Entwicklung der Ermüdungsnachweise ............................................................. 26
3.2 Dokumentierte Ermüdungsversuche mit Betonstahl....................................................... 30
3.2.1 Betonstahl – Vergleich mit der heutigen char. Wöhlerlinie ............................................. 39
3.3 Dokumentierte Ermüdungsversuche mit Spannstahl ...................................................... 41
3.3.1 Spannstahl - freischwingend ............................................................................................ 42
3.3.2 Spannstahl - sofortiger Verbund ...................................................................................... 43
3.3.3 Spannstahl - nachträglicher Verbund ............................................................................... 45
3.3.4 Spannstahl - Vergleich mit den heutigen charakteristischen Wöhlerlinien ..................... 52
3.4 Zusammenfassung ............................................................................................................ 54
4 Versuche zur Betonstahlermüdung ........................................................................................ 55
4.1 Material ............................................................................................................................ 55
4.2 Prüfkörper und Versuchsstand ......................................................................................... 55
4.3 Durchführung der Versuche ............................................................................................. 56
4.3.1 Quasi-statische Zugversuche ............................................................................................ 57
4.3.2 Dauerschwingversuche .................................................................................................... 58
4.4 Auswertung der Ermüdungsversuche .............................................................................. 58
4.4.1 Versuche im nicht einbetonierten Zustand ...................................................................... 58
IV
Zeichenerläuterung
Griechische Buchstaben
Unterspannung
Wechselfestigkeit (mit = 0) - größte dauernd ertragbare Spannungsamplitude
Δ Spannungsschwingbreite
Δ Spannungsschwingbreite des Dauerermüdungswiderstandes
Δ Spannungsschwingbreite des niederzyklischen Widerstandes
% p-Quantil einer Spannungsschwingbreite Δ
VII
Δ Spannstahldifferenzspannung
∗
Δ Spannungsschwingbreite für Lastzyklen der char. Ermüdungsfestigkeitskurve
Bestimmter Mittelwert einer Stichprobe einer Spannungsschwingbreite
Standardabweichung einer Stichprobe einer Spannungsschwingbreite
Verbundspannung des Betonstahls
,ä äquivalenter Durchmesser
Lateinische Großbuchstaben
Lateinische Kleinbuchstaben
Abkürzungen
Verwendete Software
Adobe Photoshop CS4
Allplan, Nemetschek Allplan GmbH
Citavi
HBM Messsoftware
Helicon Focus
Microsoft Excel
Microsoft Word
Microsoft Visual Basic for Applications
ZEN 2012, Carl Zeiss Microscopy GmbH
ZWAX, RIB Software AG
1
1 Einleitung
1.1 Ausgangslage
In der heutigen Zeit steht neben dem wirtschaftlichen Neubau ebenso der Erhalt der bestehenden
Bauwerke im Vordergrund. Die Anforderungen an Bauwerke sind über die Jahre immer komplexer und
anspruchsvoller geworden. So sollen diese sowohl dauerhaft und robust als auch wirtschaftlich,
anpassungsfähig und ästhetisch sein.
Zudem sind die Einwirkungen auf die heutigen Bauwerke immer umfangreicher und komplexer
geworden.
Eine spezielle Einwirkungsart ist die häufige zyklische Belastung der Tragwerke, wodurch es zur
Ermüdung von Materialien im Gesamtsystem kommen kann.
Diese Auswirkungen dieser Einwirkungsart werden in dieser Arbeit behandelt.
Eine häufig wiederholt zyklische Belastung kann bei einer Vielzahl von Bauwerken, wie Offshore-
Bauwerken, Windkraftanlagen, Türmen, Hochhäusern, Brücken, Lärmschutzwänden an
Hochgeschwindigkeitsstrecken der Bahn oder in Bauteilen, welche durch Maschinen zyklisch belastet
werden, auftreten. So können heutzutage in der Lebensdauer eines Bauwerks im Extremfall bis zu 109
Lastwechsel auftreten.
Parallel kam es in den vergangen Jahrzehnten in Deutschland zu einem starken Wachstum des
Schwerverkehrs auf den Straßen, was die Anzahl der Fahrzeuge und deren Gesamtgewicht betrifft.
Dieser Effekt führte dazu, dass neben den höheren Belastungen auch die Anzahl der Lastschwingspiele
stark angestiegen ist. Daher sind auch solche Brückenbauwerke inzwischen während ihrer
Lebensdauer 107 bis 108 Lastwechseln mit zum Teil nur kleinen Schwingbreiten ausgesetzt.
Speziell beim Spannbeton im nachträglichen Verbund im Stahlhüllrohr besteht Forschungsbedarf, um
das Verhalten unter niedrigen Schwingbreiten und sehr hohen Lastwechseln zu verifizieren, da hierzu
abgesicherte Forschungsergebnisse fehlen.
Das Fehlen entsprechender Versuchsergebnisse begründet sich dadurch, dass diese Großversuche oft
extrem lange Versuchsdauern mit sich bringen. Somit sind diese sehr zeit- und kostenintensiv. Ein
solcher Versuch läuft in der Regel mehrere Wochen, zum Teil Monate, bis Ergebnisse vorliegen.
Ziel der Arbeit ist es, speziell für den Spannstahl im nachträglichen Verbund im Stahlhüllrohr die
vorhandenen Erkenntnisse über die Ermüdung durch eigene Großversuche und Materialversuche zu
ergänzen. Bei den Großversuchen liegt ein besonderer Fokus auf den Beanspruchungen durch sehr
kleine Spannungsschwingbreiten in Verbindung mit sehr extrem hohen Lastwechselzahlen im
Spannstahl, da hier die Ansätze der europäischen Normen experimentell nicht umfassend abgesichert
sind. Aktuell laufen zu diesem Thema ebenfalls Untersuchungen an der TU Braunschweig [31].
In der eigenen Arbeit wird zudem versucht, den Versuchsstand sowie den Versuchsträger zu
optimieren, um die Großversuche mit einer höheren Prüffrequenz durchführen zu können ohne dabei
2
Im Kapitel 2 wird einleitend das Phänomen der Materialermüdung mit seinen beeinflussenden
Faktoren und den gebräuchlichen Darstellungsformen in Zeit- und Dauerfestigkeitsschaubildern für
Materialien und Gesamtsysteme erläutert. Weiter erfolgt eine kurze Erläuterung des „interaktiven
Verfahrens“, nach dem hier durchgeführte Versuche durchgeführt und ausgewertet werden.
Danach erfolgt in Kapitel 3 ein Überblick über die historische Entwicklung der Ermüdungsnachweise.
Wesentliche Forschungsarbeiten zu Ermüdungsversuchen an Betonstahl sowie Spannstahl der letzten
Jahrzehnte werden diskutiert und mit den für die Bemessung gültigen charakteristischen Wöhlerlinien
der DIN EN 1992 (+NA) [19–22] verglichen. Recherchierte Versuchsdaten werden in einer
aufbereiteten Datenbank als Anlage A1 angefügt.
Anschließend erfolgt in Kapitel 4 ein kurzer Vergleich von eigenen Ermüdungsversuchen mit
Betonstahl im einbetonierten und nicht einbetonierten Zustand, um die Unterschiede darzulegen. In
Anlehnung an interaktive Verfahren erfolgen zum Teil die weiteren Versuchsdurchführungen und
Versuchsauswertungen.
Kapitel 5 enthält eine Beschreibung und Analyse der eigenen umfangreichen Ermüdungsversuche mit
„altem“ (1957) und „neuem“ Spannstahl im nicht einbetonierten Zustand (freischwingend) sowie im
einbetonierten Zustand in Großversuchen. Bei den Großversuchen, mit den Abmessungen
4,5m x 1m x 0,3m, kommen Spannlitzen im gekrümmten Stahlhüllrohr im nachträglichen Verbund zum
Einsatz. Einzelne Drahtbrüche im laufenden Versuch werden durch Körperschallmessungen
identifiziert.
Im Anschluss daran wird in Kapitel 6 der Schädigungsprozess der durchgeführten Großversuche über
eine physikalisch-mechanisch basierte Beziehung für die Rissweitenzunahme beschrieben und
nachvollzogen. Durch die so kalibrierte Funktion werden dann auf der Datenbasis der bereits
durchgeführten Versuche bzw. des laufenden Versuchs Simulationsrechnungen durchgeführt, um
beispielsweise für Versuche mit anderen Schwingbreiten den theoretischen Schädigungsprozess zu
prognostizieren.
Damit lassen sich Versuche gleichen Typs simulieren oder während eines laufenden Versuchs sein
weiterer Verlauf prognostizieren.
1.3 Abgrenzung
Die Ermüdung ist ein sehr komplexes und weit reichendes Thema. Eine Vielzahl von Faktoren auf der
Widerstands- sowie Einwirkungsseite beeinflussen maßgeblich das Ermüdungsverhalten. Einflüsse auf
der Einwirkungsseite werden in dieser Arbeit nicht behandelt. Im Vordergrund steht die
Ermüdungsfestigkeit. Im Spannbetonbau gibt es unterschiedliche Arten der Vorspannung. Im Fokus
dieser Arbeit steht ausschließlich die des Spannstahls im gekrümmten Stahlhüllrohr mit
3
2 Ermüdung
2.1 Phänomen Materialermüdung
Werden Materialien eines Bauteils einer schwingenden Beanspruchung unterzogen, kann diese auch
deutlich unterhalb der statischen Materialfestigkeit zu einem Versagen führen. Dieses Phänomen wird
als Materialermüdung bezeichnet. Oftmals handelt es sich hierbei um einen langsam fortschreitenden
Prozess im Materialgefüge. Wird dies nicht erkannt, kann es im schlimmsten Fall eine Gefahr für
Mensch und Umwelt zur Folge haben. Ebenso ist der daraus entstehende wirtschaftliche Schaden in
den meisten Fällen nicht unbedeutend. Daher ist es bei der Bemessung häufig zyklisch beanspruchter
Bauteile notwendig, die wechselnde Beanspruchung während der angesetzten Lebensdauer des
Bauteils ausreichend genau zu kennen.
Auf der Materialseite findet sich eine Vielzahl prozessauslösender Faktoren. Diese können schon bei
der Herstellung durch Walzprozesse, mikroskopisch kleiner Einschlüsse von Fremdmetallen oder
Eigenspannungen im Material entstehen. Ebenso sind Kleinstschädigungen, die während der Lagerung,
des Transports und des Einbaus entstehen können, denkbar. Im eingebauten Zustand spielen
letztendlich neben der Belastung die Umwelt- und mechanischen Einflüsse eine entscheidende Rolle.
Durch die heutige, wirtschaftlich optimierte Bemessung von Tragwerken und Bauteilen kommt es oft
zu einer hohen Ausnutzung des Materials. Daher ist es umso wichtiger, ermüdungsbeanspruchte
Materialien sorgfältig herzustellen und zu verarbeiten, um die Dauerhaftigkeit während der
planmäßigen Nutzungsphase zu garantieren.
Ursprung des Ermüdungsprozesses bei Stahl ist im Allgemeinen eine submikroskopische Schadstelle
im Material, an der es durch plastische Verformungen zu irreversiblen Abgleitungen infolge von
Versetzungsbewegungen kommt. Bei diesen Ausgangspunkten handelt es sich um Formkerben durch
Walzprozesse, Poren bzw. Einschlüssen im Material, mechanische Beschädigungen oder auch
chemische Veränderungen wie Korrosionsnarben. An diesen örtlichen Spannungsspitzen bilden sich in
Richtung der maximalen Schubspannung Ermüdungsgleitbänder, welche somit üblicherweise in einem
Winkel von 45° zur einwirkenden Hauptnormalspannung auftreten. Die Gleitbänder äußern sich durch
Extrusionen oder Intrusionen in der Oberfläche (Bild 2-1 a). Verschiebt sich ein Gleitband innerhalb
einer Intrusion soweit, dass die Korngröße überschritten wird, entsteht daraus ein wachstumsfähiger
Mikroriss (Bild 2-1 b).
Der mikroskopisch feine Riss wächst mit anhaltender zyklischer Belastung weiter und geht in einen
makroskopischen Riss über. In diesem Stadium entwickelt sich der makroskopische Riss senkrecht zur
zyklisch wirkenden Hauptzugspannung σ. Hat der Riss eine entsprechende Fläche des Materials
getrennt, kommt es letztendlich zu einem Gewaltbruch der Restquerschnittsfläche des Stahls. Typisch
für einen Ermüdungsbruch sind erkennbare Rastlinien bzw. Schwingungsstreifen, welche sich während
des Rissfortschritts im Material einstellen und sich oftmals radial von der Schadstelle aus ausbreiten.
Die Risslänge im Material wächst unter der zyklischen Belastung bis zum Versagen exponentiell an (Bild
2-2).
Bild 2-2: Wachstumsphasen eines Ermüdungsrisses (Neu gezeichnet nach Taylor [84], RILEM [82])
Bild 2-3 zeigt die Vergrößerung der Bruchfläche eines 3mm dicken Drahtes aus einer 7-drähtigen
Spannstahllitze. Es ist deutlich, rechts unten im Bild, die typische Ermüdungsbruchfläche zu erkennen.
Im Laufe der zyklischen Beanspruchung ist diese radial vom Rissentstehungspunkt angewachsen.
Durch das Fortschreiten des Risses reduziert sich die Restfläche des Materials, bis es zu einem
Überschreiten der maximal aufnehmbaren Zugspannungen kommt und der Gewaltbruch eintritt.
Bild 2-3: Bruchfläche eines 3mm dicken Spannstahldrahtes einer 7-drähtigen Litze
Da der Beton- und Spannstahl immer im Verbund mit dem Beton wirkt, wird im Folgenden kurz auf das
abweichende Ermüdungsverhalten des Betons eingegangen.
Der Ermüdungsprozess im Beton verhält sich aufgrund des inhomogenen Materialgefüges etwas
anders als bei Stahl. Hier können sich die Ausgangspunkte der Ermüdungsrisse an unterschiedlichen
Stellen befinden. Mikrorisse, welche durch die Erstarrung des Zements entstehen, können wie auch
Luftporen, schlechter Verbund zwischen Zement und Gesteinskörung oder Fehlstellen im Beton
(schlecht verdichtet, unzureichend abgebundener Zement, Kiesnester, etc.) als Ausgangspunkte
dienen. Die Erhärtung des Zementleims beruht auf dem Hydratationsprozess des Zements. Die
7
⇒
A
Δ Δ Δ
Δ Δ Δ
Zugschwellbeanspruchung
⇒
B
Δ Δ Δ
Δ Δ Δ
Wechselbeanspruchung
⇒
C
Δ Δ Δ
Übersteigt diese Zugspannung auf der Mikroebene die ertragbare Zugfestigkeit des Betons, führt
dieses zu einer Rissentwicklung im Zementstein parallel zur einwirkenden Kraft. Unterliegt der Beton
einer Zugschwellbeanspruchung, so führt dieses im Zementstein zu einem Risswachstum orthogonal
zur Zugkraft(Bild 2-4 B).
Werden die Druck- und Zugschwellbelastung nun zu einer Wechselbeanspruchung überlagert, so führt
dieses zu einer Schädigung parallel und orthogonal zur Lastachse und somit zu einer wesentlich
stärkeren Baustoffermüdung (Bild 2-4 C).
Somit hängt die Ermüdungsfestigkeit des Betons von der Zugfestigkeit der Zementsteinmatrix und der
Haftzugfestigkeit zwischen Zuschlagskorn und Matrix ab.
Der Begriff Ermüdung bezeichnet eine fortschreitende, irreversible Schädigung in der mikroskopischen
Struktur eines Materials. Die durch eine zyklische äußere Belastung hervorgerufenen
Spannungsänderungen führen zu einem Schädigungswachstum im Material bis zum endgültigen
Versagen.
Zusätzliche Einflussfaktoren führen zu einer Beschleunigung des Ermüdungsprozesses. Im Gegensatz
zur reinen Materialermüdung kommt es speziell in Systemen durch das Zusammenwirken mehrerer
Komponenten in der Regel zu einer Reduzierung der Schwingfestigkeit. Oftmals entstehen in Systemen
konstruktionsbedingt weitere Kraftkomponenten, welche sich ebenfalls negativ auswirken. Im Bild 2-5
sind zentrale Einflussfaktoren aufgeführt und anschließend beschrieben. Durch Überschneidungen in
einigen Bereichen (z.B. Material- und Konstruktionseigenspannungen) werden gewisse Punkte
zusammengefasst.
Bild 2-5: Einflussfaktoren auf die Ermüdungsfestigkeit von Beton- und Spannstahl (neu gezeichnet und ergänzt
nach Läpple [56])
Grundsätzlich können bereits von der Herstellung des einzelnen Baustoffs (Betonstahl oder
Spannstahl) bis hin zur Prüfung oder dem Einbau in ein Bauwerk einige Faktoren die
Ermüdungsfestigkeit des Materials beeinflussen.
So kann die chemische Zusammensetzung des Metalls, bei gleichem Baustoff, je nach Hersteller oder
Herstellungsregion, leicht variieren. Beispielsweise ist bei Betonstahl bekannt, dass es durch die
Zugabe von Schrottanteilen bei der Herstellung zu mikroskopischen Einschlüssen von Fremdmetallen
9
kommen kann. Gerade in der heutigen Zeit wird aufgrund von Rohstoffknappheit ein gewisser Anteil
an Stahlschrott der Produktion beigemischt. Diese Anteile können zu Gefügestörungen des kristallinen
Gitters führen. Dadurch wird die statische Festigkeit des Materials zwar nicht direkt beeinflusst, die
Ermüdungsfestigkeit kann allerdings abnehmen. Infolge einer zyklischen Belastung kommt es an einer
solchen Stelle zu einer Rissinitiierung, welche anschließend den Ausgangspunkt eines
Ermüdungsbruchs darstellt.
Ebenso können durch den Herstellungsprozess an der Oberfläche Eigenspannungen entstehen, welche
durch ungleichmäßig verteilte und bleibende Formänderungen hervorgerufen werden. Diese
entstehen üblicherweise durch das Walzen oder Aufprägen einer Rippung bei der Herstellung und
verbleiben im Material. Bei Spannlitzen sind, durch das maschinelle Schlagen der einzelnen Drähte im
Herstellungsprozess, ebenso ungleichmäßige Spannungen in der späteren Litze denkbar.
Unter einer zusätzlichen äußeren zyklischen Lastspannung überlagert sich diese mit den
Eigenspannungen und es kann durch Überschreiten der Fließspannung des Materials zu einer
Schädigung führen. Durch das duktile Materialverhalten von Beton- und Spannstahl ist, bedingt durch
ein zyklisches Überschreiten der Fließgrenze, oftmals auch ein Abbau der vorhandenen
Oberflächeneigenspannung durch örtliches Plastifizieren möglich.
Die durch die Herstellung beschriebenen Faktoren äußern sich zudem in einem Größeneinfluss des
Bauteiles. Mit zunehmendem Durchmesser eines Bewehrungsstabes beispielsweise steigt mit
zunehmendem Umfang somit auch statistisch die Wahrscheinlichkeit von oberflächennahen
Fehlstellen. Somit haben Stähle mit einem kleineren Durchmesser tendenziell eine höhere
Schwingfestigkeit als Stähle mit großen Durchmessern [56].
Mikroskopisch feine Oberflächenschäden können Auslöser eines Ermüdungsanrisses sein. So werden
Spannlitzen nach der Herstellung in Hüllrohre eingeschoben. Bei diesem Vorgang kann es schon zu
einer Schädigung durch Reibung mit dem Blechhüllrohr oder einem anderen bereits eingeschobenen
Spannstahl kommen. Weitere Schädigungen, bei Lagerung, Transport und Einbau, bis zur endgültigen
Lage im Bauwerk, sind denkbar.
Bei der Reibermüdung wird durch Materialkontakt zu einem Reibpartner die Entstehung eines
Initialrisses durch eine zusätzliche mechanische Materialbeanspruchung beschleunigt. Dadurch
verkürzen sich drastisch die Phase der Rissentstehung und somit auch die Lebensdauer des Materials.
Einen Einfluss auf die Entstehungsgeschwindigkeit des Initialrisses hat hier die Materialeigenschaft und
Oberflächenbeschaffenheit des Reibpartners sowie dessen Anpressdruck.
Gerade bei Spannlitzen, welche an Umlenkstellen durch Querpressungen beansprucht werden, hat
dieser Effekt einen großen Einfluss auf die Ermüdungsfestigkeit des Systems. Voraussetzung ist in
vielen Systemen allerdings die vorherige Überschreitung des Dekompressionsniveaus in Verbindung
mit einer Rissbildung, da es andernfalls zu keinen nennenswerten Relativverschiebungen und
Spannungsschwingbreiten kommt.
Unter sehr großen Spannungsschwingbreiten ist der Versagenseinfluss aus einer Reibbeanspruchung,
im Vergleich zum Einfluss der im Material einwirkenden Spannung, trotz großem Schlupf deutlich
geringer. Hier kommt es allein durch die vorherrschende Spannungsschwingbreite zu einem schnellen
Versagen. Bei kleinen Spannungsschwingbreiten wird der Reibermüdungseinfluss deutlich größer. Die
ohne Reibpartner eigentlich lange Phase bis zur ersten Anrissbildung wird plötzlich extrem verkürzt.
Daher ist es fraglich, ob unter dem Einfluss der Reibermüdung eine echte Dauerfestigkeit zu finden ist.
Die Reibkorrosion beschreibt analog zur Reibermüdung einen Verschleißmechanismus im
Kontaktbereich beider Reibpartner und wird somit oftmals als Synonym zur Reibermüdung genannt.
An dieser Stelle kommt es durch physikalische und chemische Wechselwirkung schließlich zu Stoff- und
Formänderungen. Die Größe des Verschleißes ist sowohl von der Struktur als auch vom
Beanspruchungskollektiv abhängig. Partikel reagieren zu oxydischen Abriebprodukten wodurch es zur
Bezeichnung der Reibkorrosion kommt.
10
„Reibung und Verschleiß sind keine Materialeigenschaften und können nicht durch einfache
Werkstoffkenndaten (wie etwa Härte oder Elastizitätsmodul) gekennzeichnet werden. Reibung und
Verschleiß sind "Systemeigenschaften". Sie erfordern stets die Analyse und Berücksichtigung der
vielfältigen Parameter und Einflussgrößen des betreffenden tribologischen Systems.“ [16, S.8]
Der zentrale Begriff der Tribologie (griechisch tribein: reiben) beschreibt die Wissenschaft der
Reibungslehre und beschäftigt sich mit der Reibung, Schmierung und dem Verschleiß sich
gegeneinander bewegender Teile.
Oberflächenzerrüttung
An der Kontaktfläche beider Reibpartner kommt es durch zyklische Beanspruchung aus einer
gegenseitigen Relativverschiebung zu ständig wechselnden Zug- und Druckspannungen im Bereich der
Grenzschichten. Diese wechselnden mechanischen Spannungen führen letztendlich an der
Kontaktoberfläche zu einer Ermüdung und Rissbildung im Material. Partikel werden herausgelöst,
Löcher und Unebenheiten entstehen. Diese wachsen im Weiteren zu einer größeren Schadstelle im
Mikrogefüge an.
Trifft ein härteres Material unter einer Relativverschiebung auf ein weicheres Material, kann es auf der
Mikroebene zu Verschleißprozessen in Form von Mikropflügen, Mikrospanen, Mikrobrechen oder
Mikroermüden kommen (Bild 2-7). Diese Einzelprozesse können sich ebenfalls überlagern.
Das Mikropflügen tritt ein, wenn sich das weichere Material durch ein abrasiv wirkendes Teilchen stark
plastisch verformt und es zu einer Furchenbildung kommt. Bei dem Prozess des Mikrospanens wird
durch das härtere Teilchen ein Mikrospan aus dem weicheren Material herausgetrennt.
11
Bild 2-7: Schädigungen (Neu gezeichnet nach Zum Gahr [101], Czichos [16])
Ein Mikrobrechen tritt ein, wenn es bei spröden Materialien oberhalb der kritischen Belastung erst zu
einer Mikrorissbildung und im Weiteren zu Materialausbrüchen kommt.
Die Mikroermüdung erfolgt bei einem wiederholten Prozess des Mikropflügens, indem das Material an
der Oberfläche durch mehrfaches Verformen zu den Furchungsrändern ermüdet und kann auch als
Teilprozess der Oberflächenzerrüttung angesehen werden.
Bei der Adhäsion kommt es auf atomarer Ebene an der Kontaktstelle zweier metallischer Reibpartner
zu einer Kaltverschweißung. Diese entsteht durch lokal sehr hohe Pressungen. Durch die vorhandene
Relativverschiebung beider Reibpartner zueinander kommt es im Laufe der Zeit zu einem einseitigen
Herausreißen des verschweißten Bereichs, wodurch diese Materialbestandteile auf den anderen
Partner übergehen. Diese zuvor kaltverschweißten Partikel können deutlich härter ausfallen als das
zuvor vorhandene Grundmaterial. Durch anhaltende zyklische Relativschiebungen führt dieses nun
zusätzlich zu einer Abrasion, die die Schädigung stärker fortschreiten lässt.
Durch eine tribochemische Reaktion verändert sich die Eigenschaft der Grenzschicht zwischen beiden
Reibpartnern. Bei metallischen Reibpartnern entstehen in der Regel Oxidationsprodukte. Durch diese
Partikel steigt der Verschleiß stark an und es kommt in der Metalloberfläche zu Gitterfehlern und
Änderungen der Festigkeitseigenschaften an den Oberflächen beider Reibpartner. An der Kontaktstelle
beider Reibpartner entsteht eine Oxidinsel, an denen die mechanisch auftretenden Spannungen nur
schlecht durch plastische Verformungen abgebaut werden können. Neben dem gebildeten
Oxidationsprodukt kommt es zu einem spröden Ausbrechen von Teilchen, welche den
Verschleißprozess (z.B. durch zusätzliche Abrasion) zusätzlich beschleunigen. Es ist ebenfalls möglich,
dass durch das gebildete Oxidationsprodukt zwischen beiden Reibpartnern der Verschleißprozess
infolge eine stark schädigenden Adhäsion vermindert wird.
12
Die Höhe des vorherrschenden Spannungsniveaus hat einen Einfluss auf die Ermüdungsfestigkeit des
Stahls. Mit steigender Zugmittelspannung reduziert sich, bei gleicher Spannungsschwingbreite, die
dauernd ertragbare Spannungsamplitude. Vereinfacht lässt sich dieses Verhalten bei Stahl dadurch
erklären, dass es durch eine höhere Mittelspannung auch zu höheren Spannungen in den Gleitebenen
(Bild 2-1 a) kommt. Dieses führt zu einer schnelleren Risskeimbildung, verbunden mit einem stärkeren
Risswachstum. Der Effekt ist bei Stählen mit einer hohen Werkstofffestigkeit (Spannstahl)
ausgeprägter als bei Stählen einer geringeren Festigkeit (Betonstahl). Zudem unterliegen spröde
Werkstoffe einer höheren Mittelspannungsempfindlichkeit als Werkstoffe mit einem duktilen
Materialverhalten. Duktilen Materialien ist es möglich, durch lokales Plastifizieren Spannungsspitzen
umzulagern und abzubauen.
Demzufolge haben übliche Spannstähle zwar eine höhere Mittelspannungsempfindlichkeit (M≈0,5)
gegenüber Betonstählen (M≈0,1), dieses hat aber durch das duktile Materialverhalten beider Stähle
für die betrachteten Anwendungen, im Gegensatz zum spröden Werkstoff Beton, einen
untergeordneten Einfluss auf die Ermüdungstragfähigkeit.
Stärker ist der Einfluss eines höheren Spannungsniveaus bei Spannstählen im gekrümmten,
eingebauten Zustand. Spannstahl unterliegt durch die Vorspannkraft einer sehr großen Querpressung
an den Umlenkstellen. Die Querpressung hat einen entscheidenden Einfluss auf die
Ermüdungstragfähigkeit und verstärkt den Effekt der Reibermüdung. Betonstahl ist von diesem Effekt
in der Praxis aufgrund seiner schlaffen Verlegung üblicherweise nicht betroffen.
Funk [42], [43] hat zum Einfluss der Querpressung bereits 1966 Ermüdungsversuche an
Flachstahlproben aus gewalztem Bandmaterial der Güte CK 35 V durchgeführt und festgestellt, dass
mit einer zunehmenden Querpressung die Ermüdungstragfähigkeit stark abnimmt (Bild 2-8). Später
zeigte Cordes [12] in seinen Versuchen den negativen Einfluss der Querpressung auf die
Ermüdungstragfähigkeit an vergüteten Spannstählen ø12,2mm (St 1420/1570), kaltgezogenen
Spannstählen ø7mm (St 1420/1570) (Bild 2-9, rechts) und 7-drähtigen Litzen mit einem Durchmesser
von ø15,3mm (St 1570/1770) (Bild 2-9, links).
„Einfluß der Flächenpressung auf die Schädigung „Einfluß des Schlupfes auf die Schädigung der
der Dauerhaltbarkeit von Flachproben aus CK 35 V Dauerhaltbarkeit von Flachproben aus CK 35 V
durch Reibkorrosion, Schlupf = 10µm = const.“ [42, durch Reibkorrosion (Flächenpressung = 5 kp/mm²
S.76] = const.)“ [42, S.79]
Bild 2-8: Versuchsergebnisse von Funk [42]
13
„Wöhlerlinie für die Spannstahllitze ø 15,3 mm“ [12, „Wöhlerlinien für den kaltgezogenen Spannstahl
S.78] ø7 mm“ [12, S.77]
Bild 2-9: Versuchsergebnisse von Cordes[12, S.78]
Daher ist es ratsam, in Ermüdungsversuchen die Prüffrequenz nicht zu hoch zu wählen. Die
Prüfnormen für Betonstahl (DIN EN ISO 15630-1 [23]) und Spannstahl (DIN EN ISO 15630-3 [24])
begrenzen die einwirkende Belastungsfrequenz im axialen Dauerschwingversuch. So soll die
Belastungsfrequenz für Bewehrungsstäbe ohne Verbund (freischwingend) zwischen 1Hz und 200Hz
liegen. Spanndraht bzw. Spannstäbe ohne Verbund (freischwingend) sollen eine Prüffrequenz von
120Hz sowie Spannlitzen eine von 20Hz nicht überschreiten.
2.3 Dauerschwingversuch
2.3.1 Begriffe und Bezeichnungen
Allgemeine Begriffe, Bezeichnungen und Formelzeichen werden in der DIN 50100: Feb. 1978 [17]
definiert und geregelt. Dieses grundlegende Regelwerk führt allerdings auch zu Diskussionsbedarf. Da
diese Norm seit inzwischen 35 Jahren Gültigkeit hat, führte dieses im Laufe der Zeit dazu, dass andere,
neuere Normen entsprechend gleiche Formelzeichen mit anderen Bedeutungen einführten, ohne sich
auf traditionell begründete oder international gültige Abkürzungen zu berufen [45]. Nachfolgend zwei
Zitate:
„Diese ältere Norm entspricht jedoch in vielen Punkten nicht mehr dem heutigen Stand von Forschung
und Anwendung. Den Vorgaben der Norm wird daher nur teilweise gefolgt. Die grundlegenden Begriffe
und Bezeichnungen werden in der genannten Norm ausgehend von der Spannungs-Wöhler-Linie
gebracht. Sie sind auf die Dehnungs-Wöhler-Linie sowie auf Problemstellungen der Betriebsfestigkeit
oder des Rißfortschritts (Bruchmechanik) sinngemäß übertragbar.“ [79, S.15]
„Leider ist aber im technischen Sprachgebrauch eine stete Tendenz zur Verwässerung einmal
getroffener Begriffsbestimmungen zu vermerken. Für die anzuwendenden Formelzeichen ist eine
mehr als unbefriedigende Situation zu verzeichnen. Derzeitige Festlegungen erlauben weder eine
eindeutige Formelsprache, noch kommen sie heutigen Belangen der Textverarbeitung oder der
Rechneranwendung entgegen.“ [45, S.17]
Zur Erläuterung der grundsätzlichen Begriffe wird nun im Folgenden die DIN 50100 [17] herangezogen.
15
Bild 2-11: Spannungs-Zeit-Schaubild im Dauerschwingversuch (neu gez. nach DIN 50100 [17])
In der Darstellung (Bild 2-11) sind die wesentlichen Grundbegriffe eines einstufigen
Dauerschwingversuchs beschrieben. Ein Schwingspiel definiert sich in erster Linie aus mindestens zwei
bekannten Spannungsgrößen, aus denen sich die übrigen fünf bestimmen lassen, da alle im Bezug
zueinander stehen.
Die Oberspannung definiert die größte Spannung und die Unterspannung die kleinste Spannung
im Schwingspiel. Die Spannungsdifferenz aus Ober- und Unterspannung ergibt ein Schwingspiel mit
der Schwingbreite Δ . Die Amplitude ist definiert als halbe Schwingbreite und führt somit,
ausgehend von der Mittelspannung, zum Erreichen der Ober- und Unterspannung. Das
Spannungsverhältnis definiert sich nach DIN 50100 [17] mit dem Zeichen und beschreibt den
Beanspruchungsbereich im Dauerschwingversuch. Es sei darauf hingewiesen, dass in der heutigen Zeit
das Spannungsverhältnis entgegengesetzt der Norm mit beschrieben wird. Daher wird diese
Schreibweise im Folgenden übernommen.
= + = +Δ (2.1)
= − = −Δ (2.2)
( + )
= (2.3)
2
( − )
= (2.4)
2
Δ = − (2.5)
R= (2.6)
16
2.3.2 Beanspruchungsbereiche
Ausgehend von dem Spannungsverhältnis oder der Mittelspannung im Zusammenhang mit der
Spannungsschwingbreite können verschiedene Beanspruchungsbereiche definiert werden. Diese
unterteilen sich im Groben in einen Druckschwellbereich, einen Wechselbereich und in einen
Zugschwellbereich. Im Feineren werden in den einzelnen Bereichen entsprechende Grenzbereiche
unterschieden ( = 0 , = 0 bzw. = 0 ). Diese lassen sich durch das Spannungsverhältnis
zwischen Ober- und Unterspannung beschreiben. Liegt das Spannungsverhältnis im Bereich von 0 <
< 1, so handelt es sich um eine Zugschwellbeanspruchung. Im Bereich von −∞ < < 0 liegt eine
Wechselbeanspruchung vor und im Bereich von 1 > > ∞ handelt es sich um einen
Druckschwellbereich. Dieses ist im Bild 2-12 vereinfacht dargestellt. Spezielle Bereiche zeichnen sich
mit den Spannungsverhältnissen = ∞ und = 0 ab, bei denen die Ober- bzw. Unterspannung bei
null liegt. Bei betragsmäßig gleichem Größenverhältnis der Ober- und Unterspannung liegt das
Spannungsverhältnis bei = −1.
Bild 2-13: Bereiche der Schwingbeanspruchung (gez. nach DIN 50100 [17])
Darstellung im direkten Vergleich zweier Diagramme, wenn die logarithmisch dargestellte Abszisse in
den jeweiligen Diagrammen in unterschiedlichen Maßstäben aufgetragen ist.
Haibach äußert sich in seinem Buch folgendermaßen: „In den letzten Jahren hat sich mehr und mehr
eine Auftragung der Wöhlerlinien im doppellogarithmischen Netz durchgesetzt, wohl nicht zuletzt im
Hinblick auf praktische Vorteile, die sich dabei aus der Möglichkeit einer geradlinigen Annäherung der
Zeitfestigkeitslinie entsprechend der Basquin’schen Gleichung und ganz allgemein aus den
Eigenschaften eines logarithmischen Beanspruchungsmaßstabs auch auf die Ordinate ergeben. Um an
der Zeitfestigkeitslinie eine befriedigende Ablesegenauigkeit zu erreichen, empfiehlt es sich, zu dem
logarithmischen Abszissen-Maßstab der Schwingspielzahlen für die Ordinate einen logarithmischen
Beanspruchungsmaßstab mit zwei- bis vierfach größerer Dekadenlänge zu wählen.“ [45]
Es zeigt sich, dass es im Bereich der Darstellung von Wöhlerlinien keine einheitliche Vorgehensweise
gibt und jede für sich Vor- und Nachteile mit sich bringt.
Neben der üblichen Angabe der Spannungsschwingbreite Δ auf der Ordinate existieren ebenso
Diagramme, in denen an dieser Stelle die Spannungsamplitude oder auch eine normierte
Darstellung der Spannungen zu finden ist. Diese Normierung der Spannung erfolgt im Allgemeinen auf
den Knickpunkt zur Dauerfestigkeit oder auf die Zugfestigkeit des Materials.
2.4 Zeitfestigkeitsschaubild
Wöhlerkurven beschreiben für ein Material die Anzahl der ertragbaren Lastwechsel (N) unter einer
bestimmten Spannungsschwingbreite (S). Daher wird auch die Bezeichnung SN-Kurve verwendet.
Diese werden aus experimentellen Untersuchungen am Material gewonnen. In einigen Fällen
beschreiben diese Kurven auch das Verhalten eines Gesamtsystems unter einer zyklischen
Beanspruchung.
Die Wöhler-Linie gliedert sich in drei wesentliche Bereiche. Diese beschreiben die Bereiche der
statischen Materialfestigkeit, der Zeitfestigkeit und der Dauerfestigkeit (Bild 2-14). Die Wöhler-Linie
wird in der Regel S-förmig oder als trilineare Näherungsgerade beschrieben.
Die statische Festigkeit grenzt die Wöhlerlinie nach oben hin ab, da ein Material keine größeren
Spannungen ertragen kann, als es die eigene Materialzugfestigkeit zulässt. Im Bereich von etwa N=102-
104 Schwingspielen geht bei üblichen Betonstählen die Kurzzeitfestigkeit über in den
Zeitfestigkeitsbereich.
Bild 2-14: Zusammenhänge und Bereichsdefinition einen Stahls unter Schwellbeanspruchung (Haibach [45])
18
Die Spanne dieses Übergangsbereichs richtet sich bei Stahl nach dem Materialverhalten des Werkstoffs
zwischen Fließgrenze und Erreichen der Zugfestigkeit, da in dieser Spannungsgröße plastische
Materialverformungen zusätzlich Einfluss nehmen können.
Anschließend geht die Wöhlerlinie über in den Bereich der Zeitfestigkeit, in dem es bei einer
entsprechenden Anzahl zyklischer Belastungen zu einem Ermüdungsversagen kommt. Je geringer die
Spannungsamplitude ausfällt, desto größer sind die ertragbaren Lastwechsel. Ab einer gewissen Größe
der Spannungsamplitude geht die Zeitfestigkeit schließlich in die technische Dauerfestigkeit über.
Diese besagt, dass ein Material unterhalb dieses Grenzwertes einer Spannungsamplitude eine
zyklische Beanspruchung unendlich oft ertragen kann ohne zu brechen.
Der Bereich der Dauerfestigkeit wird seit langem stark diskutiert, da es sich hier um einen horizontalen
Ast der Wöhlerlinie handelt. Oftmals wird, nicht zuletzt wegen der langen Versuchsdauern, der Bereich
nach Erreichen von ca. 106 - 107 Lastwechseln als technische Dauerfestigkeit des Materials bezeichnet
und der Versuch abgebrochen.
Wöhlerlinien sind ein gutes Mittel, um die Lebensdauer eines Werkstoffs unter einwirkenden
Spannungsschwingbreiten in den Bereichen der Zeit- und Dauerfestigkeit abzuschätzen bzw.
nachzuweisen. Eine vollständige Wöhlerlinie erstreckt sich von der Zugfestigkeit (Kurzzeitfestigkeit)
über den Bereich der Zeitfestigkeit bis hin zur Dauerfestigkeit. Der Bereich der Kurzzeitfestigkeit ist für
die Werkstoffnachweise im Bauwesen durch Wöhlerlinien weniger von Bedeutung. Das Material
befindet sich dort im Bereich der Formdehngrenze. Die zugehörigen Spannungen liegen, im Hinblick
auf die gewünschte rechnerische Lebensdauer des Materials in einem Bauwerks, in der Regel weit über
dem rechnerisch einwirkenden Spannungsniveau.
Um eine Wöhlerlinie für einen entsprechenden Werkstoff zu erstellen, wird bei gleichbleibender
Unter- oder Mittelspannung eine Vielzahl von Versuchen mit jeweils unterschiedlichen
Spannungsschwingbreiten durchgeführt. Die Belastung erfolgt sinusförmig und endet mit dem
Ermüdungsbruch der Probe oder bei Erreichen einer definierten Schwingspielgrenze.
Werden Gesamtsysteme oder Bauteile mit unterschiedlichen Werkstoffen getestet, wird auch von
Bauteil-Wöhlerlinie gesprochen.
2.4.2 Gaßnerlinie
Die Gaßnerlinie stellt eine zur Wöhlerlinie analoge Linie dar (Bild 2-15).
Muss ein Bauteil die maximale Last im Betrieb nicht so häufig ertragen, so kann eine betriebsfeste
Bauteilauslegung erfolgen. Dieses Verfahren geht auf Ernst Gaßner zurück und ergibt eine
Lebensdauerlinie des Bauteils.
Zur Ermittlung der Gaßnerlinie werden die Proben im Versuch Beanspruchungen auf Basis eines
Normkollektives unterworfen, die der realen Belastung entsprechen. Üblicherweise wird der
Maximalwert eines Kollektivs als Größe für die Darstellung verwendet.
Somit erträgt eine Probe in der Gaßnerlinie immer mehr Lastwechsel als eine Probe gleicher
Schwingbreite in der Wöhlerlinie, da durch das Normkollektiv auch ein großer Anteil an kleineren
Schwingbreiten mit geringerer Schädigung einwirkt.
Wird ein Lastkollektiv mit annähernd gleich großen Spannungsdifferenzen zur Ermittlung der
Gaßnerlinie verwendet, so gleicht sich diese der Wöhlerlinie an.
Ist eine passende Gaßnerlinie bekannt, kann der direkte Vergleich mit dem aktuellen
Spannungskollektiv die Schadensakkumulationsrechnung ersetzen.
Bild 2-16: Fiktive Fortsetzung der Wöhlerlinie zur Berücksichtigung des Dauerfestigkeitsabfalls (aus [45])
2.5 Dauerfestigkeitsschaubilder
Schaubilder von Smith und Haigh findet man hauptsächlich im Stahlbau. Im Betonbau und speziell für
Werkstoffe mit einer ausgeprägten Mittelspannungsabhängigkeit (wie Beton) werden häufig
Goodman Diagramme verwendet.
Eine große Bedeutung kann dem Dauerfestigkeitsschaubild nach Smith vor allem in der früheren Zeit
in Deutschland zugeschrieben werden. Zu dieser Zeit war es für den Maschinenbau und die
Werkstoffprüfung von großer Wichtigkeit. Es hat gegenüber anderen Schaubildern den großen Vorteil,
dass dem Schaubild der zeitliche Spannungsverlauf direkt zugeordnet werden kann. Dargestellt wird
im Smithdiagramm auf der Abszisse die Mittelspannung und im gleichen Maßstab auf der Ordinate
die Unterspannung und Oberspannung als zugehörige Grenzlinien. Aus dem Diagramm lässt sich
zu einer Mittelspannung die zugehörige, dauerhaft ertragbare Unter- und Oberspannung bzw. die
daraus resultierende Schwingbreite eines Werkstoffs ermitteln.
Bild 2-17: links: Dauerfestigkeitsschaubild nach Smith für Normalspannungen und duktile Werkst. [56, S.267];
rechts: gebräuchliche, vereinfachte Darstellung durch approximierte Grenzlinien
Der wesentliche Unterschied im Goodman Diagramm zum Diagramm von Smith liegt in den
aufgetragenen Werten. In dieser Darstellung werden auf der Ordinate die ertragbaren
Oberspannungen über den auf der Abszisse liegenden Unterspannungen abgebildet. Diese Art
der Darstellung ist im Allgemeinen auch als Spannungshäuschen bekannt und wird im Betonbau
üblicherweise für die Angabe der Ermüdungsfestigkeit von Beton verwendet.
Bild 2-18: Goodman Diagramm aus den Anfängen des 20. Jh. (links) und übliche heutige Darstellung (rechts)
21
Durch das interaktive Verfahren nach Block/Dreier [8; 9] können experimentelle Untersuchungen
unter einer zyklischen Beanspruchung mit vergleichbar geringem Aufwand und hohem
Informationsgewinn durchgeführt werden.
Im Unterschied zu üblichen Verfahren erfolgt die Prüfung und Auswertung mit unterschiedlichen
Schwingbreiten. Im Gegensatz zu anderen Verfahren erfolgt die Auswertung der statistischen
Verteilung im Dauerschwingfestigkeitsbereich durch vertikal betrachtete Schnitte (Bild 2-21), da
ansonsten die Quantilfunktionen nur schwer erfasst werden können (Bild 2-20).
Bild 2-20: Verteilungsdichten der Logarithmen Bild 2-21: Verteilungsdichten der Schwingbreite
der Schwingspielzahl in unterschied- in vertikalen Schnitten - „interaktives
lichen horizontalen Schnitten (neu Verfahren“ (neu gezeichnet nach [63])
gezeichnet nach [63])
22
Bild 2-22: Verlauf und die Bereiche der Wöhlerlinie (neu gezeichnet nach [62])
Dadurch kann eine vollständige Funktion (Gleichung (2-7)) des Ermüdungswiderstandes bestimmt
werden (Bild 2-22), wodurch die charakteristischen Widerstände zuverlässig bestimmt werden
können.
Dem interaktiven Verfahren liegt folgende Funktion für die Beschreibung der Wöhlerlinie zu Grunde:
( )
= +( − )∙ (2-7)
Δ = − (2-8)
Anschließend werden mit der gewonnenen Mittelwertfunktion die Quantilwerte nach Gleichung (2-9)
bestimmt, welche auf einer Normalverteilung basieren.
23
% = ± ∙ (2-9)
Die Quantilwerte werden nun von einer Anzahl nloc (loc = local) lokal nebeneinander liegenden
Versuchsergebnissen bestimmt, wobei nloc von der Streuung der einzelnen Ergebnisse abhängt. Nach
Block/Dreier [8] werden bei einer Verteilungen mit einem Variationskoeffizient bis etwa 12% durch
nloc=3 bereits zufriedenstellende Ergebnisse erzielt. Bei größeren Streuungen der Versuchswerte ist es
angebracht nloc zu vergrößern, z.B. nloc=5. Anschließend erhält man den berechneten 5%-Quantilwert
der nloc Versuchswerte zur ermittelten Mittelwertfunktion der Ermüdungsfestigkeit.
Der benötige Ouantilfaktor kn beruht auf einer zugrunde gelegten Normalverteilung. Dieser wird
bestimmt durch die Anzahl aller Proben n, dem Vertrauensniveau (1-α) sowie dem p-Quantilwert.
Für übliche Bauteile wird im Bauwesen zur Bestimmung des 5%-Quantil des Bauteilwiderstandes ein
Vertrauensniveau von 90% zugrunde gelegt. In Abhängigkeit der Sicherheitsrelevanz des Bauteils kann
das Vertrauensniveau im Einzelfall auch höher oder niedriger ausfallen.
Mit wachsender Anzahl der Versuchsproben reduziert sich der kn-Wert. Dadurch rücken die
berechneten 5%-Quantilwerte mit steigender Versuchsanzahl näher an die Mittelwertfunktion,
wodurch auch das Streuband genauer wird. Die kn-Werte können zum entsprechenden p-Quantilwert
und geforderten Vertrauensniveau Tafelwerken (z.B. [72]) entnommen werden. Ein Auszug zu kn-
Werten ist in der Anlage A2, Tabelle A 2-7 zu finden.
Anschließend erfolgt eine zweite iterative, rechnergestützte Regressionsanalyse zu den berechneten
Quantilwerten, um die zugehörige Quantilfunktion daraus zu gewinnen.
2.7 Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird das Phänomen der Materialermüdung, im Wesentlichen für Beton- und
Spannstahl, grundlegend erläutert. Es wird beschrieben, dass viele Einflussfaktoren von der Produktion
bis zur Prüfung- bzw. dem Einbau eines Materials den Ermüdungsprozess frühzeitig auslösen und
beschleunigen können.
Weiter wird der Begriff des Dauerschwingversuchs erläutert und die hiermit im Zusammenhang
stehenden Begrifflichkeiten und mögliche Belastungsformen.
Im Anschluss werden Darstellungsformen, der aus Dauerschwingversuchen stammenden Ergebnisse,
vorgestellt. Diese können sich in Zeitfestigkeitskurven wie Wöhlerlinien (bzw. SN-Kurven) oder auch
Dauerfestigkeitsschaubildern (Goodman-, Smith-, Haigh-Diagramme) präsentieren.
Die Existenz einer echten Dauerfestigkeit wird heutzutage als nicht gesichert angesehen.
Abschließend erfolgt eine Vorstellung des „interaktiven Verfahrens“, welches in den durchgeführten
Versuchen angewandt wird.
24
25
3 Historischer Rückblick
Allgemeines
Dieses Kapitel befasst sich mit der historischen Entwicklung der Nachweise gegen Ermüdung und den
Forschungsarbeiten speziell hinsichtlich der Materialermüdung von Betonstahl und Spannstahl.
Der erste Abschnitt umfasst einen groben Überblick über die zeitliche Entwicklung der
Ermüdungsnachweise seit 1904. Im Fokus steht dabei ausschließlich der rechnerische Nachweis gegen
Material- oder Bauteilermüdung, um aufzuzeigen, seit wann und in welcher Form dieser in die
Normung Einzug gehalten hat und wie er berücksichtigt wurde.
Im zweiten Abschnitt erfolgt ein historischer Rückblick über einige wesentliche Material- und
Bauteilermüdungsversuche der letzten Jahrzehnte. Zum einen bietet dieser einen Einblick in die Art
und Weise der Versuchsdurchführung sowie der dabei untersuchten Materialien, zum anderen werden
die seinerzeitigen Ergebnisse den heutigen charakteristischen Wöhlerlinien gegenübergestellt.
Hierdurch kann eine Einschätzung der Ermüdungsfestigkeit der damals verwendeten Materialien im
Hinblick auf die aktuell gültigen charakteristischen Wöhlerlinien erfolgen. Diese Recherche wurde im
Rahmen eines Forschungsprojekts der BASt [65] mit dem Titel „Nachrechnung von Betonbrücken zur
Bewertung der Tragfähigkeit bestehender Bauwerke“ (FE 15.0490/2010/FRB) durchgeführt und wird
im Folgenden weitergehend betrieben.
Differenziert behandelt werden müssen dabei zum einen die Ermüdungsversuche mit Betonstahl und
zum anderen diejenigen mit Spannstahl. Bei beiden Materialien wird zwischen dem reinen
Materialversuch und dem Versuch im eingebauten Zustand an einem Gesamtsystem, in der Regel
Stahlbeton- oder Spannbetonträger, unterschieden, da im Gesamtsystem weitere maßgebliche
Einflussparameter wirksam sein können. Durch diese können die Material- und Systemwöhlerlinien
stark beeinflusst werden.
Oftmals wird in den einzelnen Arbeiten ein spezieller Einflussparameter untersucht und nicht das
Ermüdungsverhalten im Gesamtsystem. Daher ist ein direkter Vergleich der Versuchsergebnisse
untereinander nicht immer möglich, da in den jeweiligen Untersuchungen nicht immer die gleichen
Randbedingungen vorherrschten.
Bis 1953 wurden für eine häufige, wiederkehrende zyklische Beanspruchung in den gültigen Normen
und Richtlinien für den Betonbau keine Nachweise gefordert. Im Folgenden wird ein kurzer Überblick
über die zeitliche Entwicklung der Bemessung gegen Bauteilermüdung ab 1953 gegeben.
1972 DIN 1045 „Beton- und Stahlbetonbau, Bemessung und Ausführung“ erschien vollständig
und grundlegend überarbeitet.
Hier bestand die Forderung für Betonstähle die Stahlspannungen unter Gebrauchslasten
bei nicht vorwiegend ruhender Belastung zu beschränken. Zudem mussten solche
Betonstähle einen Eignungsnachweis erbringen. Die Schwingbreite der Stahlspannung
durfte beispielsweise bei einem BSt 42/50 (III) unter Gebrauchslast bei einem geraden
Stab 1800kp/cm² (180MPa) nicht überschreiten. Zudem durfte auch ein vereinfachter
Nachweis geführt werden, indem nachgewiesen wird, dass der durch häufige
Lastwechsel verursachte Momentenanteil (ΔM) bei geraden Stäben 75% des
Größtmomentes nicht überschreitet. Diese Norm wurde 1978 aktualisiert, enthielt
hinsichtlich der Ermüdung allerdings keine relevanten Änderungen.
1977 Es erfolgte ein Änderungsbescheid für die allgemeinen bauaufsichtliche Zulassungen der
Spannverfahren als Sofortmaßnahme infolge des 1976 aufgetretenen Schadensfalls an
der Spannbetonbrücke „Hochstraße Prinzenallee“ in Düsseldorf. Hier war es in einer
Koppelfuge zu Ermüdungsbrüchen einiger Spannstähle gekommen. Wie sich zeigte, lag
eine wesentliche Ursache in der bislang rechnerisch nicht berücksichtigten
ungleichmäßigen Erwärmung durch Sonneneinstrahlung (linearer Temperaturunter-
schied ∆TM). Dieses führte zu einem Aufreißen der Koppelfugenbereiche, wodurch es zu
einem starken Ansteigen der Schwingbreite in der Bewehrung und Spanngliedkopplung
kam. Durch diesen Änderungsbescheid der abZ musste ein Dauerschwingfestigkeits-
nachweis für die Spanngliedkopplung der Spannverfahren erbracht werden.
1979 Es erschien die neu überarbeitete DIN 4227 „Spannbeton“ in der die zuvor festgelegten
Nachweise und Regelungen des Änderungsbescheides von 1977 einflossen. Der
allgemeine rechnerische Nachweis der Schwingbreite für Betonstahl und Spannstahl
war hiernach noch nicht erforderlich. Lediglich Endverankerungs- und
27
1981 Es erschien eine Neuausgabe der DIN 1075 „Betonbrücken – Bemessung und
Ausführung“. Nach dieser Norm waren Nachweise für Stahlbetonbauteile unter nicht
vorwiegend ruhenden Beanspruchungen zu führen, bei denen die Differenz aus
Grenzschnittgrößen der Verkehrsregellasten mehr als 25% der absolut größten
Schnittgröße des Lastfall H betrug. Die aus diesen Grenzschnittgrößen ermittelte
Spannungsschwingbreite im Betonstahl musste den zulässigen Werten der seinerzeit
gültigen DIN 1045 gegenüber gestellt werden.
1988 Die letzten Ausgaben der DIN 1045 „Beton- und Stahlbetonbau“ und DIN 4227
„Spannbeton“ erschienen ohne wesentlichen Änderungen hinsichtlich der Ermüdung
2001 Aufgrund des schwierigen und langwierigen Unterfangens ein europäisches Regelwerk
für den Betonbau (Eurocode 2) einzuführen (ursprünglich bereits für Anfang der 1990er
Jahre geplant), erfolgte 2001 die Zusammenfassung der DIN 1045 für Stahlbeton und
DIN 4227 für Spannbeton zu der gemeinsamen Norm DIN 1045-1 „Beton, Stahlbeton
und Spannbeton“ auf Basis des Model Code 90 und Eurocode 2, um dem Stand der
Technik gerecht zu werden.
In dieser Übergangsnorm wurde neben dem vereinfachten Nachweis der
Dauerschwingfestigkeit sowie dem Nachweis der schädigungsäquivalenten
Schwingbreite auch erstmals ein expliziter Betriebsfestigkeitsnachweis aufgeführt.
In diesem musste auf der Grundlage einer linearen
Schädigungsakkumulationshypothese nachgewiesen werden, dass die
Schädigungssumme DEd≤1 ist. Hierzu wurden für Beton- und Spannstahl erstmals
Parameter der Wöhlerlinie für die Bemessung explizit vorgegeben.
2003 Zeitgleich entstanden parallel auf Grundlage der europäischen Vornormen die DIN
Fachberichte speziell für Brückenbauwerke (z.B. DIN FB 102 für Betonbrücken).
2008 Eine überarbeitete Ausgabe der DIN 1045 erschien, welche bereits in großen Teilen der
deutschen Version des wenige Jahre später eingeführten Eurocode 2 entsprach.
Hinsichtlich der Ermüdung erfolgte im Wesentlichen eine Korrektur der
charakteristischen Wöhlerlinien für Betonstahl. Bis auf den Spannungsexponent k2 für
gerade Spannglieder im nachträglichen Verbund, wodurch der zweite Ast steiler
anzusetzen war, änderten sich die Parameter für den Spannstahl nicht. Entscheidender
war allerdings die Tatsache, dass die angegebenen Werte den eingebauten Zustand der
Spannstähle beschreiben.
2012 Seit Mitte 2012 gilt der Eurocode 2 alleine für die Bemessung und Konstruktion von
Stahlbeton- und Spannbetontragwerken.
Die nationale Anwendung erfolgt dabei immer in Verbindung mit dem zugehörigen
nationalen Anhang.
28
Da in den Jahren zuvor bereits viele Nachweise und Nachweisformate des Eurocode 2
im Bereich der Ermüdung Bestandteil der DIN 1045-1 bzw. des DIN FB 102 gewesen
waren, ergaben sich hierdurch keine wesentlichen Änderungen.
Ein neu aufgenommener Punkt im deutschen nationalen Anhang entstand allerdings bei
den Parametern der Ermüdungsfestigkeitskurve für Spannstahl. Die Spannstähle
werden nun in 2 Klassen eingeteilt. Die dort angegebenen höheren Werte für
Spannstähle der Klasse 1 sind durch eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung
nachzuweisen.
Der Hintergrund ist, dass heute einige Spannstähle die Anforderungen des Eurocode 2
nicht erfüllen.
Bis 1953 waren also in den Regelwerken für die Bemessung im Betonbau keine Nachweise gegen
Ermüdung enthalten.
Grundsätzlich sind zwei Arten von Nachweisformen für die Ermüdungsfestigkeit zu unterscheiden. Zum
einen die Konformitätsnachweise der Hersteller, bei denen die Anforderungen an das Material
überprüft werden, indem diese i.d.R. freischwingend bis 2∙106 Lastwechsel eine bestimmte
Schwingbreite ∆σ ertragen müssen und zum anderen die Ermüdungsnachweise zur Bemessung von
Tragwerken. Hier erfolgt der Nachweis über charakteristische Wöhlerlinien, wie sie in den heutigen
Normen zu finden sind.
Es zeigt sich, dass die Betrachtung der Ermüdung erst ab 1953 wirklich Einzug in die Normen gehalten
hat, indem für die verwendeten Spannstähle und Verankerungen, basierend auf der parallel
eingeführten Prüfnorm DIN 50100, durch nachgewiesene Dauerschwingversuche (bis N=2∙106) im
Sinne eines Konformitätsnachweises die Anforderungen an das Material nachgewiesen werden
mussten. Rechnerische Ermüdungsnachweise für Spannbetonbrücken erfolgten nicht, da man vom
ungerissenen Zustand I unter Gebrauchslast ausging. Dies änderte sich erst durch den Schadensfall an
der „Hochstraße Prinzenallee“ (1976), als in der Folge Nachweise einer ausreichenden
Ermüdungsfestigkeit für die Kopplungsfuge geführt werden mussten. Diese Forderung war auf die
Koppelfugenbereiche begrenzt und erstreckte sich nicht über die übrigen Bereiche der
Brückenüberbauten. Der rechnerische Nachweis erfolgte bis 2001 nur über die Begrenzung der
Spannungen auf die Dauerschwingfestigkeit. Erst seit 2001 bzw. 2003 ist mit DIN 1045-1 bzw.
DIN Fachbericht 102 ein dreistufiger Nachweis gegen Ermüdung zu führen und zwar ganz allgemein in
allen Nachweisschnitten.
29
Aktuelle Wöhlerlinien für die Bemessung nach DIN EN 1992-1-1 (+NA) und DIN EN 1992-2 (+NA)
In Wesentlichen ändern sich die Parameter der Wöhlerlinie in Abhängigkeit von Bauweise,
konstruktiver Durchbildung, verwendeten Materialien sowie ggf. möglicher Einwirkungen aus
korrosiven Umgebungsbedingungen. Wie bereits im vorherigen Kapitel beschrieben, können speziell
letztere die Ermüdungsfestigkeit deutlich absenken.
Tabelle 3-1: Parameter der Ermüdungsfestigkeitskurven (Wöhlerlinien) für Betonstahl, Tabelle 6.3DE [20; 22]
Mit dem deutschen nationalen Anhang DIN EN 1992-1-1/NA [20] für den Hochbau und
DIN EN 1992-2/NA [22] für den Brückenbau wurden für die Spannstähle, die nicht explizit andere
Wöhlerlinien für den eingebauten Zustand durch Zulassungen aufweisen, 2 Klassen eingeführt (Tabelle
3-2). Alle Werte gelten für den eingebauten Zustand. Um die höheren Werte der Klasse 1 anwenden
zu dürfen, ist diese Eignung durch die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) des zu
verwendenden Spannstahls nachzuweisen. Andernfalls ist die Klasse 2 anzuwenden.
Tabelle 3-2: Parameter der Ermüdungsfestigkeitskurven (Wöhlerlinien) für Spannstahl, Tabelle 6.4DE [20; 22]
30
Wascheidt (1965)
Bereits 1965 wurden von Wascheidt [96] Versuche an glatten Rundstählen und Rippenstählen
durchgeführt. Er untersuchte Betonstähle unterschiedlicher Herstellung mit einem Durchmesser von
16mm, welcher damals in Deutschland als üblicher Mittelwert von verwendeten Rippenstählen galt
(Bild 3-2). Diese hatten einen üblichen Abmessungsbereich von d=6-26mm. Zur Bestimmung des
Dickeneinflusses erfolgten von Wascheidt zusätzlich Versuche mit Stählen d=26mm. Die Untersuchung
aller Proben erfolgte sowohl im freischwingenden als auch im einbetonierten Zustand. Während die
Versuche meist gleichbleibend mit einer Unterspannung von = 60 angesetzt wurden, erfolgte
eine stetige Veränderung der Oberspannung. Um einen möglichen Einfluss aus der Unterspannung
festzustellen, wurden in einigen Versuchen auch diese verändert. Als Dauerschwingfestigkeit wurde
die Schwingbreite zugrunde gelegt, die bei 2∙106 Lastwechseln noch ertragen wurde.
Zum Vergleich erfolgten weitere Versuche, bei denen die Stäbe in 80x80x130mm³ große Betonprismen
eingebettet wurden und die Kraftübertragung direkt über den Stab und nicht über den Beton erfolgte.
In diesen Versuchen wurde die Prüffrequenz auf 13,8Hz (830/min) erhöht.
31
Zudem wurden Balken mit einer Länge von 1,8m und einem eingebauten Längsbewehrungsstahl
untersucht. Die Belastung erfolgte durch zwei Einzellasten unter einer Prüffrequenz von
10,7Hz (640/min).
In den nachfolgenden Diagrammen sind die so aufgebrachten Schwingbreiten mit den zugehörigen
ertragenen Lastwechseln aus den beschriebenen Versuchen eingetragen. Die Ergebnisse der Versuche
im einbetonierten und nicht einbetonierten Zustand mit glattem Rundstahl aus Betonstahl I und
Betonstahl II sind Bild 3-5 zu entnehmen. Die Versuchsergebnisse der gerippten Betonstähle (BSt III,
BSt IV) im nicht einbetonierten Zustand sind dem Bild 3-6, die im einbetonierten Zustand dem Bild 3-7
zu entnehmen. Hierbei wird deutlich, dass nahezu alle gebrochenen Proben von 1965 oberhalb der
heutigen charakteristischen Wöhlerlinie nach DIN EN 1992-2/NA [22] liegen.
Bild 3-4: Versuchskörper von Wascheidt [96, S.32] für grade einbetonierte Stäbe
Bild 3-5: Versuchsergebnisse Wascheidt [96], glatter Betonrundstahl ø16mm, BSt I u. BSt II
32
Bild 3-6: Versuchsergebnisse Wascheidt [96], gerippter Betonstahl, nicht einbetonierter Zustand
Rußwurm et al. [59] führten 1968 Dauerschwingversuche an sogenanntem „KARIstahl“ durch. Hierbei
handelte es sich um kaltgewalzten Betonrippstahl, welcher bei den Proben einen jeweiligen
Durchmesser von 4, 6, 8, 10 und 12mm hatte. Als Dauerschwingfestigkeit wurde die Schwingbreite
zugrunde gelegt, die bei 2∙106 Lastwechseln noch ertragen wurde. Der Stahl erfüllt die damaligen
Güteanforderungen an den Betonstahl IVb.
Die freischwingenden Versuche wurden mithilfe eines Hochfrequenzpulsator unter einer Prüffrequenz
von ca. 110Hz und einer Oberspannung von 0,8 ⋅ = 445 durchgeführt.
Im einbetonierten Zustand wurden Stäbe mit der Oberspannung des 0,8-fachen Wertes der für
Stahl III garantierten Streckgrenze ( = 338 ) und 3 weitere Stäbe mit einer Oberspannung σo
des 0,8-fachen Wertes der tatsächlichen Streckgrenze ( = 480 ) belastet. Durch Bleche wurden
in den geraden Bereichen des Betonstahls Risse vordefiniert (Bild 3-8). In den 9 verwendeten Proben
ist während der Versuche nur eine Probe aufgrund von Ermüdung gebrochen. Daher wurde für diese
Versuchsreihe keine Wöhlerkurve gezeichnet. Die Abkrümmung der Stäbe betrug 15 ⋅ .
Die Versuchsergebnisse sind in die nachfolgenden Diagramme aufgetragen. Im Bild 3-9 sind die
freischwingend durchgeführten Versuchsergebnisse des KARI-Stahls IVb dargestellt.
Bild 3-9: Versuchsergebnisse Rußwurm et al. [59], KARI-Stahl IVb, nicht einbetonierter Zustand
Bild 3-10: Versuchsergebnisse Rußwurm et al. [59], KARI-Stahl IVb, mit Abkrümmung, einbetonierter Zustand
Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre führten Tilly und Moss [87], [68], [89], [88]
Dauerschwingversuche an Betonstählen durch. Es handelte sich bei den untersuchten Proben um tor-
dierte, warmgewalzte und kaltverformte Betonstähle mit einer garantierten charakteristischen
Streckgrenze von 460 MPa (Bild 3-11). Bei den verschiedenen Typen handelte es sich um
kaltverformten Torstahl (Typ A) und kaltverformten „Square-twisted“ Stahl (Typ B).
Es zeigt sich jedoch, dass auch die Versuchsergebnisse der Proben mit Durchmesser 32 und 40mm
oberhalb der heutigen charakteristischen Wöhlerlinie liegen. Für größere Durchmesser (øs≥28mm)
muss nach DIN EN 1992-2/NA [22] der Knickpunkt Δ auf 145 MPa abgesenkt werden (Bild 3-14).
Bild 3-13: Versuchsergebnisse von Tilly [88], freischwingend getesteter Betonstahl 16mm, mit nachträglich
ergänzter char. Wöhlerlinie nach DIN EN 1992—2/NA [22]
Bild 3-14: Versuchsergebnisse von Tilly [88], freischwingend getesteter Betonstahl 32mm und 40mm, mit
nachträglich ergänzter char. Wöhlerlinie nach DIN EN 1992—2/NA [22]
35
Die Versuche wurden in hydraulischen Pulsatoren mit einer Prüffrequenz von 6Hz als
Einstufenversuche durchgeführt. Alle Proben, die eine Lastwechselzahl von mindestens 2∙106
erreichten, wurden als Durchläufer angesehen. Mit Ausnahme einer Vergleichsserie wurden alle
Versuche mit einer konstanten Oberspannung von 80% der 0,2%-Dehngrenze ( = 0,8 ⋅ 490 =
392 ) angesetzt.
Die Betonstähle hatten eine Länge von 700mm und einen Durchmesser von 20mm. Um die Einflüsse
von Länge und Durchmesser der Stähle auf deren Ermüdungsfestigkeit zu untersuchen, wurden zu
Vergleichszwecken an zwei Serien die Maße variiert (10mm mit 500mm Länge sowie 30mm mit
970mm Länge).
Anhand der Versuchsergebnisse ließ sich erkennen, dass die auf einer konstanten Oberspannung ( =
392 ) basierenden Versuche im Vergleich zu denen mit konstanter Unterspannung ( = 10 )
durchgeführten keine nennenswerten Unterschiede im Bereich der Zeitfestigkeit aufweisen. Im
Dauerfestigkeitsbereich hingegen reduzierte sich bei den 20mm Betonstählen die Ermüdungsfestigkeit
unter der konstanten Oberspannung hingegen um ca. 20%.
Auch zeigte sich bei diesen Versuchen, dass kleinere Durchmesser eine höhere Ermüdungsfestigkeit
aufweisen als größere Durchmesser. Im Nachfolgenden sind die Versuchswerte getrennt für
Betonstahl IIIa (Bild 3-17) und Betonstahl IIIb (Bild 3-16) aufgetragen und der heutigen
charakteristischen Wöhlerlinie als Grundlage für die Bemessung nach DIN EN 1992-2/NA [22]
gegenübergestellt.
Auch wenn für Stähle mit einem Durchmesser von 30mm eine herabgesetzte charakteristischen
Wöhlerlinie anzusetzen ist (Δ = 145 ), wurden die Versuchswerte aufgrund ihrer geringen
Anzahl mit in das Diagramm (Bild 3-16) aufgenommen.
In beiden Fällen zeigt sich, dass die getesteten Proben von 1980/81 deutlich über der heutigen
charakteristischen Wöhlerlinie liegen.
Bild 3-16: Versuchsergebnisse Canteli et al. [11], Betonstahl III b, nicht einbetonierter Zustand
36
Bild 3-17: Versuchsergebnisse Canteli et al. [11], Betonstahl III a, nicht einbetonierter Zustand
Rehm
Im Rahmen von Konformitätsprüfungen wurden in den letzten Jahren an der „Prüfstelle für
Betonstahl“ in München umfangreiche Dauerschwingversuche an BSt 500 S (ø10mm bis ø40mm) und
Ringmaterial WR/KR (ø8mm bis ø16mm) durchgeführt. Um herauszufinden, in welchem Maße sich die
Rippengeometrie, Überwalzungen, Narben oder Risse bzw. mechanischen Beschädigungen auf die
Lebensdauer des Prüfkörpers auswirken, werden in einem ausführlichen Beitrag von Rehm zahlreiche
Bruchflächen einer genaueren Überprüfung unterzogen.
In allen Versuchen betrug die Oberspannung einheitlich 300 MPa. Die Steckgrenze lag zwischen 525
und 560 MPa, die Zugfestigkeit zwischen 650 und 690 MPa.
Im Bild 3-18 sind die Versuchsergebnisse aus mehreren Testreihen aus den Jahren 2005 bis 2007 für
ein Ringmaterial BSt 500 WR mit Durchmessern von 10-16mm aufgetragen. Zudem wurde in das
Diagramm die heutige charakteristischen Wöhlerlinie nach DIN EN 1992-2/NA [22] maßstäblich einge-
tragen, da die Ergebnisse nicht tabellarisch als Zahlenwerte vorlagen. Auch hier liegen alle
Versuchswerte oberhalb der heutigen charakteristischen Wöhlerlinie. Auffallend ist der extrem große
Steubereich.
Im Bild 3-19 und Bild 3-20 sind ausgewählte Proben dargestellt, deren Fokus speziell auf den
bruchauslösenden Parametern lag und zu denen die Schwingbreiten und Lastwechsel dem Bericht
entnommen werden konnten. Auch hier ist ein früheres Versagen von Betonstählen mit größerem
Durchmesser zu erkennen. Nach DIN EN 1992-2/NA [22] ist ab einem Bewehrungsdurchmesser von
ø≥28mm der Knickpunkt ΔσRsk daher auf 145 MPa abzusenken (Bild 3-20). Mit Ausnahme einiger Werte
vom Durchmesser 25mm liegen die ausgewählten Proben über bzw. knapp auf der charakteristischen
Wöhlerlinie nach DIN EN 1992-2/NA [22]
Bild 3-18: Versuchsergebnisse von Rehm et al. [80], BSt 500 WR im nicht einbetoniertem Zustand, mit
nachträglich eingezeichneter charakteristischen Wöhlerlinie nach DIN EN 1992-2/NA [22]
37
Bild 3-19: Versuchsergebnisse Rehm et al. [80], BSt 500 S, < ø28mm, nicht einbetonierter Zustand
Bild 3-20: Versuchsergebnisse Rehm et al. [80], BSt 500 S, ≥ ø28mm, nicht einbetonierter Zustand
Im Heft 525 [48] des DAfStb sind im Beitrag von Zilch et al. zu Abschnitt 10.8 zahlreiche Versuchser-
gebnisse dargestellt (Bild 3-21). Bei diesen Versuchen wurden Proben von 1203 Betonstabstählen
(ø6≤ds≤ø28mm) und 518 Betonstählen aus Ringmaterial (ø6≤ds≤ø14mm) untersucht. Bei den
Betonstabstählen handelte es sich um die Güten BSt 420 (III) und BSt 500 (IV). Im Heft 525 [48] heißt
es, dass die Charakteristika des BSt 500 auch auf den BSt 420 übertragen werden können.
Um die Lage der Probenbrüche mit den heutigen Anforderungen vergleichen zu können, wurde im
Diagramm ebenfalls nachträglich die charakteristische Wöhlerlinie nach DIN EN 1992-2/NA [22]
ergänzt. Zusätzlich wurde die „alte“ charakteristische Wöhlerlinie von DIN FB 102 [28], Ausgabe 2003
mit dem Knickpunkt bei ΔσRsk = 195MPa dargestellt.
Bild 3-21: Versuchsergebnisse aus Heft 525 [48], Versuche an Betonstabstahl ds<28mm und Betonstahl in
Ringen mit nachträglich ergänzter charakteristischen Wöhlerlinie nach DIN EN 1992-2/NA [22]
38
Vogel/Fehlmann (2008-2012)
Bei den aus den abgebrochenen Brücken gewonnenen Proben handelte es sich um Betonstahl der
Sorte BOX (Brückenbaujahr 1952) mit den Durchmessern ø12mm und ø16mm sowie Torstahl 40
(Brückenbaujahr 1955) mit dem Durchmesser ø10mm. Diese wurden freischwingend untersucht.
Die Versuche wurden parallel in zwei Prüfmaschinen mit einer Prüffrequenz von jeweils 6Hz
durchgeführt. Die Unterspannung betrug in allen Versuchen σu=50MPa. Die Probenlänge betrug bei
allen Stäben ca. 1m.
Durch die Versuche konnte festgestellt werden, dass bei den alten Stahlsorten die Streuung größer ist
als bei den neuen. Vogel et al. vermuten, dass diese hauptsächlich auf Korrosionsnarben und sonstigen
Kerben (durch Ein- bzw. Ausbau) zurückzuführen ist. Von Vogel/Fehlmann wird darauf hingewiesen,
dass bei einigen Stäben Brüche auch noch zwischen 2∙106 und 3∙106 Spannungswechseln aufgetreten
sind.
Bild 3-23: Resultate Vogel et. al [39] im Vergleich Bild 3-24: Resultate Vogel et. al [39] und Canteli et
mit nachträglich eingezeichneter char. al. [11] im Vergleich mit nachträglich
Wöhlerlinie nach DIN EN 1992-2/NA eingezeichneter char. Wöhlerlinie nach
[22] DIN EN 1992-2/NA [22]
39
Vogel et al. stellten durch ihre Untersuchungen fest, dass die Wöhlerlinie der Schweizer Norm SIA 262
auf der sicheren Seite liegt. Bei Vorhandensein eines Betonstahls mit einer bezüglich Ermüdung
„gutmütigen“ Rippengeometrie (z.B. Glattstahl oder Torstahl) sind die Werte der Schweizer Norm eher
konservativ. Da die Versuchsdaten der einzelnen Versuche dem Bericht nicht entnommen werden
konnten, wurde in die Diagramme von Vogel et al. nachträglich die char. Wöhlerlinie nach
DIN EN 1992-2/NA [22] maßstäblich eingetragen (Bild 3-23, Bild 3-24).
Bild 3-23 zeigt die Ergebnisse von Vogel et al. der untersuchten Stäbe. Im Bild 3-24 sind zusätzlich die
im vorherigen Abschnitt aufgeführten Ergebnisse von Canteli et al. mit angegeben. Im Bezug zur
heutigen charakteristischen Wöhlerlinie nach DIN EN 1992-2/NA [22] zeigt sich in den Diagrammen,
dass sowohl die Versuchswerte der alten Bewehrungsstähle von 1952 und 1955 sowie die der neuen
von 2008 oberhalb der char. Wöhlerlinie liegen.
Bereits Vogel et al. [39] stellten in ihren Untersuchungen (siehe auch Kapitel 3.2) bei dem
abschließenden Vergleich von Betonstahlproben aus dem Jahre 1952/55 sowie 2008 fest, dass im
Hinblick auf die Ermüdungsfestigkeit die Qualität der untersuchten älteren Betonstähle keinesfalls
schlechter ist als die einer heutige Produktion.
Die Versuchsergebnisse einiger älteren Proben werden im nachfolgenden Bild 3-25 mit denen von
neueren Proben verglichen und der heutigen char. Wöhlerlinie nach DIN EN 1992-2/NA [22] gegen-
übergestellt.
Es handelt sich um die zuvor beschriebenen Proben von Wascheidt et al. (1965), Rußwurm et al. (1968),
Canteli et al. (1980/81) sowie eigenen Versuchsergebnissen von Betonstählen aus dem Jahr 2008
(Maurer et al.). Es muss beim Betrachten des Diagramms berücksichtigt werden, dass es sich bei der
Gesamtheit der aufgetragenen Proben oft um unterschiedliche Typen von Betonstählen aus
unterschiedlichen Grundgesamtheiten handelt. Wie zu erkennen ist, wurde eine Vielzahl von
Versuchen nach Erreichen oder Überschreiten der oftmals üblichen Grenze von 2∙106 Schwingspielen
(definierte Dauerschwingfestigkeitsgrenze nach DIN 50100) ohne Probenbruch abgebrochen.
Beim chronologischen Vergleich der Ergebnisse von Rußwurm (1968), Canteli (1980) und Maurer
(2008) zeigt sich tendenziell eine geringere Ermüdungsfestigkeit im unteren Bereich des Streubandes
bei den neuen Betonstählen gegenüber den älteren.
Bild 3-25: Ergebnisvergleich Wascheidt et al. [96], Rußwurm et al. [59], Canteli et al. [11] und Maurer et al. [64]
40
Bei Hinzunahme der aus dem Jahr 1965 stammenden Versuchswerte von Wascheidt ist allerdings zu
erkennen, dass teilweise auch die älteren Versuchsergebnisse im unteren Streubereich der
Gesamtdarstellung zu liegen kommen. Daraus kann nicht eindeutig festgestellt werden, dass ältere
Betonstähle gegenüber neuen generell eine höhere Ermüdungsfestigkeit aufweisen.
Es scheint so, als würden die aufgetragen Versuchswerte der einzelnen Wissenschaftler erheblichen
Streuungen unterliegen. Hier darf man sich im Gesamteindruck nicht fehlleiten lassen, da es sich in der
Gesamtheit zum Teil um unterschiedliche Betonstahltypen (z.B. in der Walzung) handelt.
Die vergleichbar geringe Streuung der eigenen Versuchswerte basiert auf der Verwendung von
Betonstählen eines einzigen Herstellers.
Wie die durchgeführten experimentellen Untersuchungen in [96], [59], [11], [80], [64] und [39] gezeigt
haben, besteht beim Betonstahl kein signifikanter Einfluss der unterschiedlichen Art der
Materialprüfung. Somit weichen die Ergebnisse im einbetonierten Zustand nur geringfügig von den
Ergebnissen im freischwingend getesteten Zustand ab.
Der Grund hierfür liegt vermutlich in der eingeprägten Rippung des Betonstahls sowie der Bauweise.
Im Gegensatz zum Spannstahl wird der Betonstahl im Bauteil nicht umgelenkt (keine Querpressung),
vorgespannt oder ist sonstigen stark einwirkenden Reibeffekten ausgesetzt. Somit werden die Kerben
aus aufgewalzten Rippen in erster Linie der Ausgangspunkt für Ermüdungsanrisse, auch im
einbetonierten Zustand, sein.
Beim Spannstahl hingegen sind es im einbetonierten Zustand üblicherweise zusätzliche Effekte aus
Reibung, welche die Ermüdungstragfähigkeit im Gegensatz zum freischwingend getesteten Spannstahl
deutlich herabsetzten.
Wascheidt stellte in seinen Untersuchungen ebenfalls fest, dass die bezogene Rippenfläche einen
Einfluss auf die Dauerschwingfestigkeit eines Bewehrungsstabes hat. Da die in Deutschland damals
geltende „Vorläufige Richtlinie für Quergerippte Betonformstähle“ [97] einen Mindestwert von 0,065
vorschreibt, konnte Wascheidt folgenden Schluss ziehen: „Die Dauerschwingfestigkeitswerte von
geraden in Dehnkörper einbetonierten Rippenstählen, die den Richtlinien…“ [97] „.. entsprechen,
liegen genau so hoch wie die der nicht einbetonierten Stähle“.
Grundsätzlich lässt sich anhand von Bild 3-25 und den übrigen Forschungsergebnissen aus diesem
Kapitel feststellen, dass die Ermüdungsfestigkeiten der hier dargestellten Betonstahlproben oberhalb
der heutigen charakteristischen Wöhlerlinie nach DIN EN 1992-2/NA [22] liegen.
41
Wie auch bei Magnel wurde die Belastung stufenweise gesteigert. Bei konstant gehaltener Unterlast
wurden die Schwingspiele mit mehreren Millionen Lastwechseln aufgebracht, bis der Träger durch
eine Folge von Ermüdungsbrüchen einzelner Spanndrähte endgültig aufgrund von Ermüdung versagte.
Mit dem Einsetzen der Untersuchungen zu zyklisch belasteten Bauteilen begannen dann etwa 1951 in
Lüttich Abeles et al. [4] eine Reihe von teilweise vorgespannten Spannbettträgern unter zyklischen
Einwirkungen, bis in die 1970er Jahre, zu untersuchen. Sie berichten in diesem Zeitraum von etwa 50
untersuchten Spannbetonträgern [6].
Im Rahmen der durchgeführten Recherchen stellte sich heraus, dass in dem Zeitraum von 1950 bis
etwa 1980 nur vereinzelt Versuche an Spannbetonträgern mit nachträglichem Verbund durchgeführt
worden sind. Untersuchungen an freischwingend geprüftem Spannstahl sowie Spannbettträgern unter
zyklischer Belastung sind dagegen vielfach zu finden.
Versuche an Spannstahl im sofortigen Verbund wurden ab etwa 1955 vorwiegend in den USA
durchgeführt.
Untersuchungen mit zyklischen Beanspruchungen an Spannstahl im nachträglichen Verbund sind im
Wesentlichen erst seit etwa Anfang der 1980er Jahre bis heute von Cordes et al. (1984) [14], Müller
(1985) [70], Ringon et al. (1985) [81], Oertle et al. (1987) [74], Koch (1988) [53], Wollmann et al.
(1988) [98], Bökamp (1991) [10], Voß et al. (1993) [91], Abel et al. (1996) [2] und Eskola (1996) [36]
durchgeführt und veröffentlicht worden.
Zusätzlich wurden an der TU Dortmund seit 2009 eigene Untersuchungen an alten und neuen
Spannstählen durchgeführt, welche in dieser Arbeit dokumentiert sind.
42
Da die charakteristischen Wöhlerlinien als Grundlage für die Bemessung in DIN EN 1992-2 für
einbetonierte Spannstähle angegeben sind, ist ein direkter Vergleich mit freischwingend ermittelten
Ermüdungsfestigkeiten nicht sinnvoll. Freischwingend geprüfter Spannstahl liefert im Allgemeinen
signifikant höhere Ermüdungsfestigkeiten als Versuche an einbetoniertem Spannstahl.
Freischwingende Versuche werden in erster Linie im Rahmen von Konformitätsnachweisen für die
Materialeigenschaften von Spannstahl durchgeführt.
Lediglich zur Orientierung ist daher die eingezeichnete charakteristischen Wöhlerlinie nach
DIN EN 1992-2/NA [22] für eingebaute Spannstähle der Klasse 1 sowie Klasse 2 im sofortigen Verbund
den freischwingend ermittelten Versuchsergebnissen gegenübergestellt. Auffallend sind die extrem
großen Streuungen. Die Wöhlerlinie der Klasse 1 ist heutzutage für Spannstähle mit entsprechendem
Eignungsnachweis vorgesehen. Die abgesenkte Linie der Klasse 2 deckt die übrigen Spannstähle ab. Es
zeigt sich deutlich, dass die freischwingend bestimmten Versuchswerte bis auf ganz wenige
Ausnahmen oberhalb der charakteristischen Wöhlerlinie für die Klasse 1 liegen.
43
Hierzu wurden die jeweils berechneten zugehörigen Regressionsgeraden betrachtet. Overman et al.
stellten fest, dass unterhalb von 26 ksi (~179MPa) die Ermüdungsfestigkeit von Spannstahl im
einbetonierten Zustand geringer ist als die von freischwingend getestetem Spannstahl.
Weiter stellten sie durch die Auswertung der Versuchsergebnisse fest, dass bei den einbetonierten
Spannstählen im sofortigen Verbund nichts auf eine vorhandene Dauerfestigkeit hinweist [76, S.49].
Es zeichnet sich kein Spannungsbereich als Dauerfestigkeitsbereich ab, unterhalb dessen keine
Ermüdungsbrüche auftreten.
Die Träger mit einer geraden Spanngliedführung enthielten 16 Litzen mit einem Querschnitt von 0,5“
und einer Güte von 270ksi (1862Mpa). Ein weiterer Träger wurde mit den gleichen Litzen ausgestattet,
von denen 10 Litzen gerade verliefen und 4 Litzen umgelenkt wurden. Die restlichen drei Träger
enthielten jeweils 22 Litzen mit einem Querschnitt von 7/16“ und einer Güte von 250ksi (1724Mpa).
Auch bei diesen Trägern wurden 12 Litzen gerade geführt und 10 Litzen umgelenkt.
44
Die Träger wurden unter einer zyklischen Prüflast in Einstufenversuchen mit konstanter Schwingbreite
und einer Prüffrequenz von 2,5 Hz und 3 Hz getestet. Die Versuche wurden mehrfach gestoppt um
statische Belastungstests durchzuführen.
Overman et al. konnten keine wirkliche Dauerfestigkeit feststellen. Nach Ansicht von Overman et al.
scheint es so, als seien Schwingbreiten unter 5ksi (~35MPa) vernachlässigbar [76, S.336]. Weiter
stellten sie fest, dass sich eine eng liegende, nicht vorgespannte Betonstahlbewehrung günstig auf das
Ermüdungsverhalten des Trägers auswirkt. Bei den 11 getesteten Trägern konnten zudem keine
signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Lebensdauer zwischen den verschiedenen Typen
festgestellt werden [76, S.337].
In ihren Forschungsempfehlungen [76, S.339] weisen sie bereits auf die Notwendigkeit hin, dass die
Ermüdungsfestigkeit bei Spanngliedern im Verbund weitergehend untersucht werden sollte. Andere
Untersuchungen aus der damaligen Zeit zeigten bereits, dass Bauteile mit Spannstahl im
nachträglichen Verbund deutlich geringere Ermüdungsfestigkeiten aufweisen als Bauteile mit
Spannstahl im sofortigen Verbund.
Speziell unter geringen Spannungsschwingbreiten und extrem hohen Lastwechseln sollte nach [76,
S.339] freischwingender Spannstahl und einbetonierter Spannstahl untersucht und verglichen werden,
um eine Dauerfestigkeit von Spannbetonträgern zu bestimmen. Dies sollte insbesondere unter der
Erkenntnis erfolgen, dass die Ermüdungsfestigkeit im einbetonierten Zustand geringer ausfällt (siehe
auch Bild 3-30), im nachträglichen Verbund gegenüber dem sofortigen Verbund nochmals reduziert
wird und bei den Versuchen keine wirkliche Dauerfestigkeit für Bauteile mit Spannstahl im sofortigen
Verbund festgestellt werden konnte.
Bökamp (1991)
Muller und Dux [69] führten Anfang der 90er Jahre zyklisch belastete Versuche mit Spannbettbalken
durch. Sie stellten 15 Balken mit gerader Spanngliedführung sowie 22 Balken mit einer umgelenkten
Spanngliedführung im sofortigen Verbund her. Verwendet wurden Spannstähle mit 7,9mm (Bild 3-33)
und 12,7mm (Bild 3-34) Durchmesser. Die Lagen der Umlenkpunkte, durch die eine Umlenkpressung
entsteht, wurde in den Versuchen ebenfalls variiert, um einen Einfluss feststellen zu können. Die
Versuche wurden mit einer Prüffrequenz von 5 Hz durchgeführt.
45
Muller et al. stellten eine deutlich geringere Ermüdungsfestigkeit bei umgelenkter Spanngliedführung
fest. An den Umlenkstellen der Spannstähle im sofortigen Verbund ist es in den meisten Fällen zu
einem Ermüdungsbruch mit dem Einfluss aus der Reibkorrosion bzw. Reibdauerbeanspruchung
gekommen.
Bild 3-33: Versuchsträger von Muller et al. [69] Bild 3-34: Versuchsträger von Muller et al. [69]
mit Spannstählen ø7,9mm mit Spannstählen ø12,7mm
Müller (1985)
Müller [70] beschäftigte sich an der TU München, ebenso wie Cordes und Lapp-Emden [14] in Aachen,
mit verschiedenen Spannstahlsorten und führte freischwingende sowie Balkenversuche mit
einbetonierten Spanngliedern durch, zum Teil mit gleichem Spannstahl (Bild 3-36).
In den Untersuchungen [70] wurden Bündelspannglieder aus drei Litzen St 1570/1770 ø 15,3 mm,
Bündelspannglieder aus drei glatten, vergüteten Drähten St 1420/1570, ø 12,2 mm und Einzelspann-
glieder aus geripptem Gewindestahl St 1080/1230, ø 26,5 mm verwendet.
Die Lastschwingbreite wurde in den Versuchen mit jedem Drahtbruch angepasst. Hierzu wurde die
untere Lastgrenze der einwirkenden Maschinenkraft konstant bei 20kN gehalten und die obere
Kraftgrenze nach jedem Drahtbruch reduziert.
Die Prüffrequenz der kraftgeregelten Versuche lag bei 4Hz. Als Abbruchkriterium der Versuche wurde
der Zeitpunkt gewählt, zudem die Hälfte der Drähte gebrochen war.
Neben den Großversuchen führten sie weitere Versuche an freischwingendem Spannstahl desselben
Materials durch.
In ihren Versuchen stellten sie fest, dass die Dauerschwingfestigkeit freischwingend getesteter
Spannstähle deutlich höher liegt als bei eingebauten Spannstählen in einem Balken. Begründet haben
sie dieses durch die Reibung zwischen den Spanndrähten und dem Hüllrohr sowie der Litzendrähte
jeweils untereinander. In Kunststoffhüllrohren war dieser Effekt nicht so stark feststellbar, da hier der
wesentliche Effekt der Hüllrohrreibung (Metall-Metall) durch das Kunststoffmaterial (Metall-
Kunststoff) nicht gegeben war.
Oertle et al. [74] führten an der ETH Zürich, im Anschluss an Rigon et al. [81], Anfang 1985
weiterführende Untersuchungen an 4 Balken (Bild 3-39) unter zyklischer Beanspruchung durch. 2
Balken enthielten 16 Paralleldrähte mit einem Durchmesser von 7mm und die zwei übrigen 0,6“ Litzen.
Auch in diesen Versuchen wurde die schlaffe Bewehrung im Träger gering gehalten, um eine möglichst
genaue Schwingbreite zu bekommen. Eine Rissvorgabe erfolgte in den Großversuchen nicht. Alle
Versuchsbalken waren baugleich und entsprachen in Balkenform und Abmessung denen von Rigon et
al. [81]. Auch hier kamen Stahl- und Kunststoffhüllrohre zum Einsatz. Die Prüffrequenz betrug 5Hz und
es erfolgte nach jedem registrierten Drahtbruch eine Anpassung der einwirkenden Maschinenkraft,
um das Spannungsniveau im Spannstahl nahezu konstant zu halten. Im Gegensatz zu Rigon et al. [81]
erfolgte auch eine Anpassung der unteren Maschinenkraft. Die Spannungsschwingbreiten lagen
oberhalb von 100MPa.
Bild 3-39: Versuchsträger von Oertle et al. [74] Bild 3-40: Kleinkörperversuche, Oertle et al. [74]
Neben den Balkenversuchen wurden auch zahlreiche Kleinkörperversuche (Bild 3-40) mit denselben
Paralleldrähten und Litzen unter einer zyklischen Last untersucht. Hier lag die Belastungsfrequenz in
den Versuchen bei 8Hz und die Spannungsschwingbreite zwischen 150 MPa und 250 MPa. Die
Durchführung erfolgte, analog zu den Großversuchen, mit konstant bleibenden Spannungsniveaus.
Koch (1988)
Koch [53] führte 1988 einen Dauerschwingversuch an einem mit 14 Spanndrähten ø 7mm
(St 1470/1670) vorgespannten, 8m langen Balken durch. Zusätzlich waren in der Zugzone 6
Betonstähle mit einem Durchmesser von 14mm eingebaut (Bild 3-41, Bild 3-42, Bild 3-43).
Die zyklische Belastung erfolgte durch zwei Einzellasten, welche mit einer Prüffrequenz von etwa
2,2 Hz aufgebracht wurden.
48
Eine exakte Aussage zur einwirkenden Schwingbreite im Spannstahl ist nicht möglich, da in dem
Versuch das Dekompressionsniveau während der Lastzyklen durchfahren wurde. Dazu kam, dass die
Zugzone mit 6ø14 sowie der Stegbereich mit weiteren 6ø10 recht viel schlaffe Bewehrung aufwies.
Rechnerisch lag die Schwingbreite im Spannstahl bei 89MPa. Ober- und Unterlast wurden als feste
Größe angesetzt. Nachdem der Versuchsträger 5∙106 Lastwechsel ohne äußere Schädigung erreicht
hatte, wurde dieser im Anschluss statisch bis zum Bruch belastet. Nach Versuchsende wurden die
Spanndrähte näher untersucht. Es zeigte sich, dass drei Spanndrähte deutliche Anrisse durch eine
ermüdungsbedingte Reibkorrosion zeigten.
Bild 3-42: Trägerlängsschnitt von Koch [53] Bild 3-43: Trägerquerschnitt von Koch [53]
Bökamp (1991)
Als schlaffe Bewehrung wurden in der Zugzone 2ø12 vorgesehen, welche im Versuch nicht durchtrennt
wurden. Eine Rissvorgabe erfolgte in den Versuchen nicht.
Die Dauerschwingfestigkeit wurde bei Erreichen von 2∙106 Lastspielen definiert, das Versuchsende bei
5∙106. Die Belastung erfolgte durch eine auf den Versuchsbalken zyklisch einwirkende Einzellast. Zur
zyklischen Beanspruchung erfolgte in Wechselwirkung eine künstliche Bewitterung. Die niedrigste
Spannungsschwingbreite im Spannstahl betrug bei in zwei Trägern 120 MPa.
Unter gleichbleibender Ober- und Unterspannung wurden die Versuche oberhalb des jeweiligen
Dekompressionsniveaus durchgeführt.
Bökamp stellte fest, dass die künstliche Bewitterung bei gleicher Spannungsschwingbreite zu zeitlich
später erfolgenden Ermüdungsbrüchen führt [10, S.135], wodurch er die Prüfung unter trockener
Bedingung als maßgeblich ansah.
Bei der Spannungsschwingbreite von 120 MPa wurden erst nach Überschreiten der 2∙106 Lastwechsel
vereinzelt Brüche festgestellt, welche allerdings bis zum Versuchsabbruch bei 5∙106 nicht zu einem
vollständigen Ermüdungsversagen des ganzen Trägers führten.
Voß (1993)
Mitte der 1990er Jahre führte Abel [2] zusammen mit Cordes und Hegger [3] an der RWTH Aachen
Versuche an 11 vorgespannten Plattenbalken durch. Ziel war in erster Linie, den Einfluss der
Hüllrohrart (Kunststoff / Bandstahl) auf die Reibermüdung und Dauerhaftigkeit zu untersuchen. Die
Versuchsträger (Bild 3-50) entsprachen vom Aufbau her denen von Bökamp [10] und sollten
weiterführende Ergebnisse liefern. In 4 dieser Versuchskörper befanden sich kaltgezogene Drähte aus
St 1470/1670 mit einem Durchmesser von 7mm. 3 Balken enthielten 9 Drähte in einem Stahlhüllrohr
und ein Balken 11 Drähte in einem Kunststoffhüllrohr. In den übrigen Versuchskörpern wurden jeweils
drei 7-drähtige Litzen mit einem Durchmesser von 0,6“ in einem Kunststoffhüllrohr verwendet. Als
schlaffe Bewehrung wurden auch hier 2ø12 eingebaut.
Eskola (1996)
1996 wurden an der ETH Zürich durch Eskola [36] 4 Versuche an Plattenbalken durchgeführt. In diesen
Versuchsträgern wurden lediglich die Hüllrohrmaterialien durch Stahl und Kunststoff variiert.
Als Spannglied wurden VSL Mehrlitzenspannglieder verwendet. Das im unteren Teil der Balken
gekrümmt geführte Hauptspannglied bestand aus 19 Litzen mit einem jeweiligen Litzendurchmesser
von 0,6“ (Bild 3-52). Im oberen Teil des Balkens lagen 2 zusätzliche Spannglieder mit jeweils 4 Litzen
und ebenfalls einem Durchmesser von 0,6“.
Abel [3] verglich in seiner Arbeit von 1996 recherchierte Versuche mit der damals gültigen
charakteristischen Wöhlerlinie aus dem EC2 (Okt. 1995) [37] und Model Code 90 [66]. Er unterschied
in seinen Diagrammen zwischen Hüllrohren aus Bandstahl und Kunststoff, da diese in seiner Arbeit von
vorrangigem Interesse waren. Er konnte zeigen, dass die recherchierten Versuchsergebnisse fast
ausnahmslos über den damals gültigen charakteristischen Wöhlerlinien für Spannstähle in Kunststoff-
und Stahlhüllrohren lagen.
In den nachfolgenden Diagrammen sind die Ergebnisse von einigen der zuvor beschriebenen
Forschungsarbeiten aus Kapitel 3.3.2 und 3.3.3 den charakteristischen Wöhlerlinien nach
DIN EN 1992-2/NA [22] gegenübergestellt. Analog zu den Auswertungen von Abel [2] zeigt sich, dass
für gerade Spannglieder im sofortigen Verbund (Bild 3-53) und Spannstähle im nachträglichen Verbund
mit Stahlhüllrohren (Bild 3-54) die Versuchswerte fast ausnahmslos oberhalb der aktuell gültigen
charakteristischen Wöhlerlinien liegen.
Bild 3-53: Vergleich der Versuchsergebnisse (sofortiger Verbund – Spannbettträger) mit der charakteristischen
Wöhlerlinie nach DIN EN 1992-2/NA [22], Model Code 2010 [67]
Es ist jedoch festzustellen, dass speziell im Bereich sehr geringer Spannungsschwingbreiten (<120MPa)
keine verwertbaren Ergebnisse vorliegen. Oftmals war dieses in den Arbeiten auch nicht im
vordergründigen Interesse. Vielmehr waren es meist die Einflussfaktoren oder verschiedene
Materialien, welche im Fokus standen.
Bild 3-54: Vergleich der Versuchsergebnisse (nachträglicher Verbund, gekrümmte Stahlhüllrohre) mit der
charakteristischen Wöhlerlinie nach DIN EN 1992-2/NA [22], Model Code 2010 [67] und Vorschlag
Abel [2]
Werden beispielsweise nur die Versuchswerte von Bökamp [10] und Abel [2] zugrunde gelegt (siehe
auch Bild 3-49), so ist hieraus noch kein Abknicken der Wöhlerlinie hin zu einer Dauerfestigkeit
erkennbar. Es könnte genauso gut im gesamten Diagramm auch nur eine Gerade mit einer Steigung,
ohne einen Übergang zu einer Dauerfestigkeit, eingezeichnet werden.
Auch Overman et al. [76] zweifelten 1985 bereits durch den Vergleich zwischen freischwingenden und
einbetonierten Spannstählen im sofortigen Verbund die Existenz einer Dauerfestigkeit im
einbetonierten Zustand an, da diese aus den ihnen vorliegenden Versuchsergebnissen nicht erkennbar
ist (siehe auch Kap. 3.3.2).
Somit erscheint eine Diskussion hinsichtlich der Steigung des zweiten Astes (k2), ohne weitere
Versuchsergebnisse in diesem Bereich, rein hypothetisch und spekulativ.
In vielen älteren Arbeiten fällt auf, dass i.d.R. die Definition der Dauerschwingfestigkeit bei 2∙106 liegt
und der jeweilige Versuch nach Erreichen oder Überschreiten abgebrochen wurde. Einige Arbeiten
erweiterten diese Abbruchgrenze des Versuchs auf 5∙106.
Wie bereits Voß [91] 1993 anmerkte, fehlen Erkenntnisse im Bereich extrem hoher Lastwechselzahlen
bis 108 mit entsprechend kleinen Schwingbreiten.
Daher bedarf dieser Bereich, trotz sehr langer Versuchslaufzeiten, einer Untersuchung durch
Großversuche, um eine realitätsnahe Aussage zu diesem Bereich treffen zu können.
Oft treten bei heutigen Ingenieurbauwerken (Brücken, Offshorebauwerke, Windkraftanlagen etc.)
sehr hohe Lastwechselzahlen im Bereich bis 108 und mehr auf.
Von daher ist es von großem Interesse, einen Großversuch ohne Ermüdungsbruch unterhalb dieser
Lastwechselzahlen nicht vorzeitig zu stoppen.
54
3.4 Zusammenfassung
Im ersten Abschnitt dieses Kapitels wurde die historische Entwicklung der Bemessung gegen
Materialermüdung für Beton- und Spannstahl aufgezeigt. Es zeigte sich, dass erst ab Mitte der 1950er
Jahre der Nachweis einer angemessenen Ermüdungsfestigkeit als Materialeigenschaft des
Spannstahls, im Rahmen der Zulassungsprüfung für Spannstähle im Dauerschwingversuch, gefordert
wurde. Hierbei musste die Spannungsschwingbreite bestimmt werden, bei welcher der Spannstahl
N=2∙106 Lastwechsel noch ertragen konnte.
Ein rechnerischer Nachweis im Rahmen der Bemessung von Spannbetonbauwerken unter nicht
vorwiegend ruhender Belastung wurde zu der Zeit allerdings noch nicht gefordert. Dieser ist erst Ende
der 1970er Jahre durch Spannungsbegrenzungen auf die Dauerschwingfestigkeit hinzugekommen, da
zu dieser Zeit durch einen Schadensfall die Koppelfugenproblematik erkannt wurde. Erst ab 2001
wurde mit der DIN 1045-1 bzw. ab 2003 mit dem DIN Fachbericht 102 ein 3 stufiger expliziter Nachweis
eingeführt.
Für die Betonstähle zeigte sich, dass die heutigen charakteristischen Wöhlerlinien auch für den
Nachweis älterer Stabstähle herangezogen und diese damit abgedeckt werden können. Dabei ist
festzustellen, dass die meisten Versuche mit Schwingbreiten größer Δ , also im
Zeitfestigkeitsbereich, durchgeführt wurden.
Abschließend konnte festgestellt werden, dass speziell bei den Spannstählen im einbetonierten
Zustand (Großversuch) entsprechende Versuchsergebnisse für niedrige Schwingbreiten und extrem
hohe Lastwechselzahlen fehlen. Hier lagen die gefundenen Versuchsergebnisse fast ausschließlich
oberhalb einer Schwingbreite von 100 MPa. Begründet ist dieses sicher durch die sehr langen
Versuchszeiten und den damit verbundenen Kosten.
Auch scheint sich an der historisch bedingten Dauerschwingfestigkeitsgrenze von 2∙106 in den letzten
60 Jahren zumindest im Rahmen der Konformitätsprüfungen nichts geändert zu haben, sodass
Versuche oft nach Überschreiten dieser Grenze abgebrochen werden. Der Verlauf der
charakteristischen Wöhlerlinie kann daher beispielsweise für gekrümmte Spannglieder im
Stahlhüllrohr (nachträglicher Verbund) unterhalb von 100 MPa nur hypothetisch angenommen
werden.
Dieses ist angesichts der sehr hohen Lastwechselzahlen im Bereich von 107 bis 108 und mehr, denen
heutzutage Ingenieurbauwerke ausgesetzt sind, sehr unbefriedigend. Daher sind dringend weitere
Untersuchungen zur Absicherung des Verlaufs der Wöhlerlinie in diesen Lastwechselbereichen
erforderlich.
55
4.1 Material
Bei dem für die Ermüdungsversuche verwendeten Betonstahl handelte es sich um einen üblichen
B500 B mit einem Durchmesser von 20mm eines Herstellers. Die Materialproben wurden aus einer
Grundgesamtheit einer Kaliberstandzeit gewählt. Hierbei trugen zur Streuung nicht nur zufällige
Einflüsse, sondern auch die zwischen den Chargen abweichenden messbaren Faktoren, wie die
chemische Zusammensetzung des Stahls sowie die durch den Walzverschleiß abhängige Geometrie
und Oberflächenstruktur der Rippung, bei. Die Entnahme der Betonstahlproben erfolgte letztendlich
aus fünf Chargen. Die chemische Zusammensetzung des Betonstahlmaterials kann der Tabelle A 2-3 in
der Anlage A2 entnommen werden.
Für die freischwingend getesteten Betonstähle wurden aus jeder der fünf Chargen fünf Materialproben
für die Dauerschwingversuche sowie jeweils eine Probe für den quasi-statischen Zugversuch
entnommen.
Aus vier Chargen konnten jeweils fünf Materialproben für die Dauerschwingversuche im
einbetonierten Zustand gewonnen werden.
Die Durchführung aller Versuche erfolgte in einer Viersäulen-Prüfmaschine mit einer maximalen
statischen Prüfkraft von ±630kN und einer maximalen dynamischen Prüfkraft von ±504kN.
Die nichteinbetonierten Betonstähle wurden in Anlehnung an die DIN EN ISO 15630-1 [23] mit einer
unbehandelten freien Länge von 14∙ds=280mm hergestellt (Bild 4-1). Um eine gleichmäßige
Krafteinleitung in den Bewehrungsstahl durch die Einspannung der Maschine zu gewährleisten,
wurden die Enden der Probe mit Stahlrohren verstärkt. Diese Rohre waren zudem länger als die
eigentliche Klemmlänge der Maschine, so dass im möglichen Ermüdungsbruchbereich keine
Querspannungen auftreten konnten.
Die Betonstähle im einbetonierten Zustand wurden so konzipiert, dass die relativen Verschiebungen
im Verbundbereich infolge wiederholten Be- und Entlastungen aktiviert werden konnten. Hierzu
wurden die Enden der Betonstahlproben jeweils zentrisch in hierfür angefertigte Stahlrohre mit einem
Durchmesser von 139,7mm und einer Wandstärke von t=4mm einbetoniert (Bild 4-2).
Der Spalt zwischen den beiden Rohren, welcher den Riss simuliert, betrug 4mm. Durch diesen Abstand
konnte sichergestellt werden, dass die abgetragenen Betonpartikel den Riss nicht verschließen. Das
war wichtig, damit der Betonstahl die volle Kraftschwingbreite aus der äußeren Belastung aufnehmen
musste. An den Enden der Stahlrohre wurden die Kräfte durch eine gelenkig an einen Zugstab
angeschlossene, passgenaue Stahlplatte gleichmäßig eingeleitet. Dadurch verhielt sich das gesamte
Prüfsystem im eingebauten Zustand wie ein Pendelstab.
56
Bild 4-1: Versuchsaufbau der nicht Bild 4-2: Versuchsaufbau der einbetonierten
einbetonierten Betonstahlprobe [64] Betonstahlprobe [64]
In dieser Weise wurden vier Versuchsreihen mit jeweils fünf Prüfkörpern hergestellt. Um ebenfalls den
Einfluss der Betonfestigkeit zu überprüfen, erfolgte die Herstellung jeder Reihe in eigener Betongüte.
Da sich bei dem ersten Probekörper unter einer hohen Schwingbreite zeigte, dass die gewählte
Verbundlänge von 10∙ds=200mm nicht ausreicht, wurde zur Verbesserung der Krafteinleitung aus dem
Beton in den Betonstahl an den Enden der Betonstahlproben zusätzliche Endanker aufgeschweißt.
Hierdurch ließ sich das unverschiebliche Verhalten eines Bewehrungsstabes in der Mitte zwischen zwei
Rissen simulieren.
Üblicherweise werden axiale Dauerschwingversuche nach DIN EN ISO 15630—1 [23] mit einer kon-
stanten Oberspannung σo (hier: 300MPa) geprüft. Dieses Vorgehen hat allerdings entscheidende
Nachteile. Durch die Begrenzung der oberen Spannung kann die Wöhlerlinie im Zeitfestigkeitsbereich
physikalisch nicht vollständig erfasst werden. Somit werden die Widerstände oberhalb dieser
Oberspannung nicht erfasst.
Weiter entspricht diese Art der Prüfung nicht der üblichen, ermüdungswirksamen Beanspruchung in
einem realen Bauteil. Hier liegt in der Regel durch eine ständige, vorwiegend ruhende Beanspruchung
eine konstante Unterlast (z.B. durch Eigengewicht) vor. Eine nichtruhende, zyklische Beanspruchung
(z.B. durch Fahrzeuge, Maschinen, etc.) erzeugt dann üblicherweise eine additive Last.
Aus diesen Gründen wurde in den eigenen Untersuchungen mit einer konstanten Unterlast geprüft.
Gemäß DIN EN 1992/NA [20; 22] sowie altem DIN FB 102 [29] beträgt die char. Schwingbreite
∆σRsk=175MPa. Ausgehend von der Oberspannung 300MPa, erhält man so die einwirkende Unterlast
FU mit einer konstanten Unterspannung σu=125Mpa (300–175=125).
57
Die in den fünf Versuchen bestimmten Messwerte der Zugproben können der Tabelle A 2-2 der
Anlage A2 entnommen werden. Aus den so ermittelten Versuchswerten lassen sich über eine
statistische Auswertung die 5% und 95%-Quantilwerte nach Gleichung (4-1) bestimmen.
% = ̅± ⋅ (4-1)
Dieses geschieht durch Addition bzw. Subtraktion der mit dem kn-Wert multiplizierten
Standardabweichung der gemessenen Werte. Der kn-Wert berücksichtigt die Anzahl der
auszuwertenden Versuchswerte innerhalb der Stichprobe, den zu berechnenden p-Quantilwert sowie
das Vertrauensniveau (1-α) und kann Tafelwerken (z.B. [72]) entnommen werden. In der Tabelle A 2-7
der Anlage A2 ist ein Auszug entsprechender kn-Werte zu finden. Im vorliegenden Fall ergibt sich für
ein Vertrauensniveau von 90% und einem 5%-Quantilwert der kn-Wert der fünf Proben zu 3,4. Die
Standardabweichung zum Mittelwert ̅ wird durch die Formel (4-2) berechnet.
Die Mittel- und 5%/95%-Quantilwerte der Betonstahlproben sind in der Tabelle 4-1 angegeben.
∑ 1( ̅ − )
= (4-2)
( − 1)
58
4.3.2 Dauerschwingversuche
In den Dauerschwingversuchen wurde, wie zuvor erläutert, eine konstante Unterspannung σu=125Mpa
durch eine konstante Unterlast FU auf die Betonstahlproben aufgebracht. Das grundsätzliche Vorgehen
war bei den einbetonierten und nicht einbetonierten Materialproben identisch.
Der übliche Belastungsablauf ist im Bild 4-4 grafisch dargestellt. Unter einer Dauermessung erfolgte in
einem ersten Schritt das Aufbringen der Mittellast FM. Hierbei befand sich die Maschine in einem
kraftgeregelten Zustand. Dieser Vorgang endete innerhalb von 3 Sekunden und es folgten darauf die
ersten 10 Lastwechsel unter einer Prüffrequenz von 0,1Hz und einem sinusförmigen Kraftverlauf.
Nach Ablauf dieser Zyklen wurde die Dauermessung gestoppt und es folgte eine periodische Messung
unter der gewünschten Prüffrequenz. Diese lag bei allen zyklischen Versuchen, abhängig von der Größe
der vorgesehenen Schwingbreite, zwischen 8 und 20Hz. Die Messintervalle wurden ebenso abhängig
von dieser Größe gewählt und lagen zwischen 60 Sekunden und 1200 Sekunden.
Die in jedem Versuch unterschiedlichen Oberlasten FO wurden in den jeweiligen Versuchen nach dem
Konzept des interaktiven Verfahrens [8; 9] aufgebracht, um gleichmäßige Ergebnisse entlang der
Wöhlerlinie zu erhalten.
Die Auswertung der Versuchsergebnisse erfolgte parallel zu den Versuchen nach dem interaktiven
Verfahren [8; 9], um frühzeitig aussagekräftige Ergebnisse zu gewinnen (siehe auch Kapitel 2.6).
Bild 4-6: Versuchsergebnisse des freischwingend untersuchten Betonstahls mit ermitteltem Streuband der
Widerstandsfunktion (halblogarithmischer Maßstab)
Die angegebene Bemessungsgrenzfunktion basiert auf den Werten der 5%-Quantilfunktion, dividiert
durch den Materialsicherheitsfaktor , = 1,15. Um dieses Ergebnis mit der charakteristischen
Wöhlerlinie der gültigen DIN EN 1992-1-1/NA [19; 20] bzw. DIN EN 1992-2/NA [21; 22] vergleichen zu
können, wird das Diagramm in einem doppeltlogarithmischen Maßstab dargestellt (Bild 4-7). Der
charakteristische Ermüdungswiderstand wird auch hier nach oben durch die charakteristische
Streckgrenze begrenzt. Ausgehend von dieser Grenze und dem Schnittpunkt mit der 5%-Quantil-
funktion wird eine Gerade als Tangente an die 5%-Quantilfunktion gelegt. Hieraus ergibt sich für den
Zeitfestigkeitsbereich die auf den Versuchswerten basierende Steigung k1. Ab dem Schnittpunkt mit
dem charakteristischen 5%-Quantilwert der Dauerschwingfestigkeit wird die Steigung nach dem
Ansatz von Haibach [45] mit k2 = 2∙k1 - 1 hypothetisch fortgeführt, um Schädigungen unterhalb der
Dauerschwingfestigkeit zu erfassen. Diese treten dann auf, wenn zuvor oberhalb der Dauerschwing-
festigkeitsgrenze des Materials ermüdungswirksame Beanspruchungen, die zu einer Vorschädigung
führen, aufgetreten sind. Nach Auswertung der Versuchsdaten ergeben sich für die freischwingend
geprüften Betonstähle somit die gerundeten Steigungsfaktoren k1=3,6 und k2=6,3.
61
Bild 4-10: Versuchsergebnisse des im einbetonierten Zustand untersuchten Betonstahls mit ermitteltem
Streuband der Widerstandsfunktion (halblogarithmischer Maßstab)
Bild 4-10 zeigt die aus den Versuchswerten iterativ berechnete Mittelwertfunktion, die berechneten
5%-Quantilwerte und die daraus iterativ berechneten Quantilfunktionen. Analog zu den
freischwingend getesteten Betonstählen wurden auch hier die einzelnen Funktionen nach oben durch
die untere Streckgrenze (ReL) begrenzt.
Um für den charakteristischen Ermüdungswiderstand die Steigung k1 im Zeitfestigkeitsbereich zu
bestimmen, wird bei diesen Versuchen ebenfalls, ausgehend vom Schnittpunkt der charakteristischen
Streckgrenze mit der 5%-Quantilfunktion, die Tangente an diese Quantilfunktion angelegt. Ab dem
Schnittpunkt der Tangente mit der charakteristischen Dauerschwingfestigkeitsgrenze wird, wie auch
bei den freischwingend untersuchten Betonstählen, die Steigung k2 nach dem Ansatz von Haibach [45]
weitergeführt. Es ergeben sich die gerundeten Steigungen k1=4,1 und k2=7,2.
Im direkten Vergleich der Streubänder zeigt sich für die einbetonierten und nicht einbetonierten
Betonstähle, dass die Ermüdungsfestigkeit im Bereich der Dauerschwingfestigkeit bei den
einbetonierten Proben höhen liegt (Bild 4-12).
Die Mittelwertfunktion liegt in diesem Bereich um ca. 14% und die 5%-Quantilfunktion um ca. 13%
höher. Ebenso führt die im Zeitfestigkeitsbereich verlaufende flachere Steigung des einbetonierten
Betonstahls bereits zu einer Erhöhung der Ermüdungstragfähigkeit im Gegensatz zu den
freischwingend untersuchten Betonstählen.
Begründet werden kann dieses Verhalten vermutlich dadurch, dass sich durch die zyklische Belastung
des Systems ein Zustand zwischen Beton und Betonstahl einstellt, in dem die Kräfte gleichmäßig
übertragen werden. Somit kommt es zu einer gleichmäßigeren Spannungsverteilung im Betonstahl.
Positiv wirkt sich vermutlich auch der kurze, verbundfreie Rissbereich im einbetonierten Zustand aus.
Während beim freischwingend untersuchten Betonstahl in der gesamten Probenlänge nahezu
gleichbleibende Spannungen vorherrschen, liegen vergleichbar hohe Spannungen (unter gleicher
äußerer Belastung) im einbetonierten Betonstahl nur in einem kurzen Bereich des Risses vor. Dort
überträgt der Betonstahl alleine die einwirkenden Kräfte. Somit ist, im Gegensatz zur gesamten freien
Länge des nicht einbetonierten Betonstahls, die Wahrscheinlichkeit einer zum Ermüdungsriss
benötigten Initialkerbe in diesem Bereich des einbetonierten Zustands geringer.
Bild 4-12 zeigt zusätzlich die nach DIN EN 1992+NA [20] [22] anzusetzende charakteristischen
Wöhlerlinie. Beide Streubänder liegen oberhalb dieser Linie. Damit liegt die Normkurve, bezogen auf
die untersuchten Proben eines bestimmten Herstellers, auf der sicheren Seite.
Bild 4-12: Vergleich der Ermüdungsfestigkeiten des freischw. und einbetoniert untersuchten Betonstahls
64
Allgemeines zu Teilsicherheitsbeiwerten
Die rechnerische Ermittlung der Teilsicherheitsbeiwerte erfolgt im Allgemeinen gemäß DIN EN 1990
[18] durch die Zuverlässigkeitstheorie erster Ordnung (FORM – First Order Reliability Method). Die
praktische Anwendung von FORM liefert im konstruktiven Ingenieurbau Ergebnisse in Abhängigkeit
der Streuung der Basisvariablen.
Der Nachweis zur Einhaltung der geforderten Sicherheit erfolgt über den Vergleich von
Bemessungswerten der Beanspruchung Ed und des Widerstandes Rd (Bild 4-13). Diese werden durch
stochastisch voneinander unabhängige Normalverteilungen beschrieben, welche jeweils durch den
Mittelwert und die Standardabweichung charakterisiert sind.
Charakteristische Werte werden über eine Unter- und Überschreitungswahrscheinlichkeit als
Quantilwerte definiert.
Bild 4-13: Zuverlässigkeitsverfahren nach DIN EN 1990 (aus: [61] bzw. [9])
Die Entkopplung der Einwirkungs- und Widerstandsseite erfolgt durch die Wichtungsfaktoren und
. Durch diese wird der jeweilige Anteil beider Seiten an der Versagenswahrscheinlichkeit
beschrieben. Für die Bestimmung der Teilsicherheitsbeiwerte werden in den Eurocodes die Werte
= 0,7 und = 0,8 angesetzt. Für die Definition der erforderlichen Zuverlässigkeit von
Tragwerken wird, abhängig von der Bemessungssituation, ein Zielwert für den Zuverlässigkeitsindex
festgelegt. Dieser liegt nach DIN EN 1990 [18] für den Nachweis der Ermüdung zwischen 1,5 und 3,8.
In den weiteren Betrachtungen wird der höchste Zuverlässigkeitsindex von 3,8 angesetzt.
+ = ≤ = − (4-5)
Über die Verteilungsfunktion der Normalverteilung ergibt sich mit den Werten = 0,8 und = 3,8
der Bemessungswert als 0,118%-Quantilwert.
Aus dieser Bedingung kann der Bemessungswert einer Stichprobe mit einer Anzahl von Werten
errechnet werden. Hierzu benötigte Quantilfaktoren können Tafelwerken [72] entnommen bzw.
daraus generiert werden. Somit ergibt sich der Teilsicherheitsbeiwert einer Stichprobe mit
Werten auf Grundlage einer Normalverteilung nach Formel (4-6) und kann in Abhängigkeit zum
Variationskoeffizienten ( ) angegeben werden.
− , % − , % 1− , %
= = = = (4-6)
− , . % − , . % 1− , . %
65
Wird eine logarithmische Normalverteilung zu Grunde gelegt, ergibt sich für die Formel (4-7).
, %
⋅
= = = , . % , % (4-7)
, . %
Bild 4-14: Zusammenhang zwischen Variations- Bild 4-15: Zusammenhang zwischen Variations-
koeffizient und Teilsicherheitsbeiwert koeffizient und Teilsicherheitsbeiwert
für unterschiedliche Anzahlen n an Ver- für unterschiedliche Anzahlen n an Ver-
suchswerten einer Stichprobe suchswerten einer Stichprobe
(normalverteilt) (lognormalverteilt)
Die so ermittelten Teilsicherheitsbeiwerte erreichen durch ihre Größe nahezu alleine bereits den
in der Norm verankerten Wert von = ⋅ = 1,15 für den einbetonierten Zustand, welcher die
Unsicherheiten aus den Streuungen der Baustoffeigenschaften ( ) und die Modellunsicherheiten bei
den Bauwerkswiderständen ( ) abdeckt. Dadurch beträgt hier der Teilsicherheitsbeiwert ≈ 1,0.
Aus den Versuchen ist ebenfalls ersichtlich, dass die charakteristische 5%-Quantilgrenze im
Dauerschwingfestigkeitsbereich im einbetonierten Zustand höher liegt als im nicht einbetonierten
Zustand. Wird dieser Aspekt bei der Bestimmung des Teilsicherheitsbeiwertes speziell bei den hier
durchgeführten Versuchen berücksichtig, kann abgeschätzt werden. Nach DIN EN 1992-2/NA [21;
22] ergibt sich Δ zu:
Δ 175
Δ = = = 152 (4-8)
1,15
Für den einbetonierten Zustand wurde in den Versuchen Δ , . = 195 und , . = 1,16
ermittelt. Aus der Beziehung zur Gleichung (4-8) ergibt sich durch Umformen nun .
Δ , . Δ , . 195
Δ = → = = = 1,10 (4-9)
, . ⋅ , . ⋅Δ 1,16 ⋅ 152
Damit verbleibt für die Modellunsicherheit bei den Bauwerkswiderständen ein Teilsicherheitsbeiwert
von = 1,10.
Es ist zu erwarten, dass Betonstähle anderer Hersteller, Chargen oder Durchmesser aufgrund der
anfangs genannten Unterschiede und Einflussfaktoren andere Ergebnisse liefern werden.
4.6 Zusammenfassung
Untersucht wurden aus einer Grundgesamtheit eines Betonstahls B500 fünf Materialproben im quasi-
statischen Zugversuch, 25 Proben im nicht einbetonierten Zustand sowie 20 Proben im einbetonierten
Zustand.
Aus diesen Proben wurden zwei vollständige, charakteristische Wöhlerlinien für den einbetonierten
und nicht einbetonierten Zustand aufgebaut. Bei den einbetonierten Proben wurde die Betongüte des
verwendeten Betons variiert, um dessen Einfluss zu bestimmen. Bei zu niedrigen Betongüten kommt
es zu einem Ermüdungsversagen des Verbundes zwischen Beton und Betonstahl durch die einwirkende
zyklische Belastung.
Zu erkennen ist, dass es bei der Betrachtung eines Systems (einbetonierter Zustand), im Gegensatz
zum reinen Materialversuch (nicht einbetoniert), Unterschiede in den Versuchsergebnissen der
Ermüdungsfestigkeit gibt. Diese Systemeinflüsse wirken sich im vorliegenden Fall positiv durch das
Zusammenspiel der Materialien Beton und Betonstahl aus.
Der Vergleich beider gewonnenen Streubänder der Ermüdungsfestigkeit zeigt, dass die im
einbetonierten Zustand untersuchten Proben im Bereich der Dauerschwingfestigkeit eine um ca. 13%
höhere charakteristische Ermüdungstragfähigkeit der 5%-Quantilfunktion für den nicht einbetonierten
Zustand aufweisen.
Alle gewonnenen Versuchswerte liegen oberhalb der nach DIN EN 1992-1-1/NA [19; 20] bzw. DIN EN
1992-2/NA [21; 22] angegebenen charakteristischen Wöhlerlinie.
Der Teilsicherheitsbeiwert , = 1,15 ist nahezu in voller Größe für die Abdeckung der
Unsicherheiten aus der Streuung erforderlich, so dass kein nennenswerter Anteil für die Abdeckung
der Modellunsicherheiten verbleibt.
Bei Anwendung der Vorgehensweise auf Betonstähle anderer Hersteller sind abweichende Ergebnisse
zu erwarten.
67
Untersucht wird in diesem Kapitel ein alter Spannstahl von 1957, entnommen aus einem
Abbruchbauwerk, und dem gegenübergestellt ein vergleichbarer Spannstahl (Material und Geometrie)
aus heutiger Produktion. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Ermüdungseigenschaften beider
Materialien sowie den Systemeigenschaften im einbetonierten Zustand. Hierzu wurden die
Spannstähle freischwingend und im einbetonierten Zustand untersucht.
Im Rahmen des Abbruchs von alten Spannbetonbrücken besteht die Möglichkeit, „alte“
Spannstahlproben für Ermüdungsversuche zu gewinnen. Konkret ergab sich die Möglichkeit beim
Abbruch der Autobahnbrücke BW 67, Bhf. Westhofen, an der BAB A1 bei Hagen, südlich von Dortmund
(Bild 5-1).
Um die Vergleichbarkeit mit den „alten“ Litzen sicherzustellen, wurden bei den „neuen“ Litzen
ebenfalls 3/8“ Litzen mit jeweils 7 Drähten und einer gleichwertigen Spannstahlgüte St 1570/1770
gewählt. Beide Spannstahllitzen bestanden somit jeweils aus 7 Drähten und konnten, wie die
nachfolgenden Untersuchungen zeigen, eindeutig in die Spannstahlgüte St1570/1770 eingestuft
werden. Die Querschnittsfläche beider Litzen betrug jeweils 52mm².
Bei den „neuen“ Spannstahllitzen wurde sichergestellt, dass diese von einem Coil und somit aus einer
Charge und Schmelze stammen, um für die Versuche bezüglich des Materials die gleichen
Ausgangsbedingungen zu erzielen.
Im Brückenbauwerk aus dem Jahr 1957 waren seinerzeit 3 verschiedene Spannstahlsorten zur
Anwendung gekommen. Zu diesem Bauwerk lagen Pläne und statische Berechnungen aus der Bauzeit
vor. Diese ermöglichten eine Identifizierung der verwendeten Spannverfahren. Es war ersichtlich, dass
im Bauwerk für die Längsvorspannung das System Baur Leonhardt und für die Quervorspannung
LEOBA Spannglieder eingesetzt worden waren.
68
Bei den entnommenen Spannlitzen handelt es sich um 3/8“ Litzen, deren Querschnitt aus 7 Drähten
besteht. Der Durchmesser der einzelnen Drähte beträgt ca. 3,05 mm. Hieraus ergeben sich der
Nenndurchmesser der Litzen zu 9,3 mm und der Nennquerschnitt zu 0,52 cm².
Zur ersten Einstufung des verwendeten Spannstahls wurden an 3 Proben mit einer Länge von 62 cm
Zugversuche durch die Fachfirma für Litzenspannsysteme durchgeführt (Tabelle 5-1). Die Brüche
erfolgten bei allen Proben im Bereich der freien Länge. Unter der Annahme, dass es sich bei der
vorliegenden Litze um die Güte St 1570/1770 entsprechend heutiger Bezeichnung handelt, konnte
unter Verwendung der genannten Verankerungselemente ein mittlerer Wirkungsgrad von 99,4 % der
rechnerischen Zugfestigkeit erreicht werden. Später erfolgte im Rahmen von eigenen
Materialuntersuchungen ebenfalls die Bestimmung der Materialeigenschaften an der TU Dortmund.
Tabelle 5-1: Zugversuche der Fachfirma an den entnommenen Spannstahlproben (Ap = 0,52cm²)
Die aus dem Bauwerk entnommenen Spannlitzen wurden zur genaueren Analyse und Begutachtung
an der TU Dortmund nebeneinander ausgebreitet und einzeln untersucht (Bild 5-4).
a) Materialbeschädigung b) Abriebspuren
Die verwendeten Litzen stammten alle von einem Coil und somit aus einer Produktion und einer
Schmelze. Visuell waren keine etwaigen Vorschädigungen an den Spannstahllitzen erkennbar. Neben
der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung des Spannstahls wurde ebenfalls das Herstellerzertifikat
mitgeliefert. Aus den Angaben des Herstellerzertifikates konnten die Daten der chemischen Analyse
der Schmelze des Spannstahls entnommen werden. Diese sind der nachfolgenden Tabelle 5-2 zu
entnehmen.
C Mn Si P S N
(Kohlenstoff) (Mangan) (Silicium) (Phosphor) (Schwefel) (Stickstoff)
[%] [%] [%] [%] [%] [%]
0,826 0,671 0,220 0,012 0,012 0,003
Nach der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung (abZ) des Spannstahls entspricht dieser hinsichtlich
des Nachweises gegen Ermüdung einem Spannstahl der Klasse 1. ΔσRsk wird bei diesem Spannstahl, für
gekrümmte Spannglieder in Stahlhüllrohren im nachträglichen Verbund, mit 120 N/mm² bei N*=106
Zyklen für den eingebauten Zustand angegeben. Die zugehörigen Spannungsexponenten werden mit
k1=3 und k2=7 angegeben.
Für gerade Spannlitzen im sofortigen Verbund sowie Einzellitzen in Kunststoffhüllrohren im
nachträglichen Verbund kann lt. abZ für den eingebauten Zustand ΔσRsk = 185 N/mm² bei N*=106 Zyklen
angesetzt werden. Spannungsexponenten sind hierbei mit k1=5 und k2=9 anzusetzen.
Die in den Versuchen verwendeten Materialproben des „alten“ und „neuen“ Spannstahls werden in
den weiteren Diagrammen und Tabellen oft durch Kurzbezeichnungen angegeben. Die
Aufschlüsselung dieser Bezeichnung wird hier kurz erläutert und enthält in der Regel drei durch einen
Bindestrich getrennte Teile (z.B. „SPN-D-06“):
Somit wäre beispielsweise „SPN-D-06“ die sechste Probe im Dauerschwingversuch des „neuen“
Spannstahls. Bei den Großversuchen entspricht die Versuchskörperbezeichnung TR dem „alten“
Spannstahl und die Bezeichnung SB dem „neuen“ Spannstahl.
72
Prüfkörper
Zusätzlich ergab sich durch den Überstand die Möglichkeit, über eine Klemmhalterung Messtechnik in
Form von induktiven Wegaufnehmern anzubringen. Die aus Stahl bestehenden Ankerröhrchen wurden
von innen zusätzlich mit einem Gewindeschnitt versehen, um die Kraftübertragung in den Kleber zu
begünstigen. Die Krafteinleitung sollte in erster Linie durch Formschluss zwischen dem
Gewindeschnitt, Kleber und der in sich gewundenen Litze erfolgen. Deformationen und vorzeitige
Ermüdungsbrüche des Spannstahls im Klemmbereich konnten somit vermieden werden.
Bild 5-10: Prinzipskizze der eingespannten Spannstahlprobe mit schematisch dargestellten Spannbacken
73
Die Spannstahlproben wurden aus den „alten“ und „neuen“ Litzensträngen herausgetrennt. Um einem
Aufspleißen der Spannlitze beim Durchtrennen der Litze entgegenzuwirken, wurden die Bereiche
unmittelbar vor und hinter der Trennstelle zuvor mit Draht fixiert.
Anschließend wurden die Litzenstücke, zur Vorbereitung auf den folgenden Klebevorgang, an den
Enden gesäubert und entfettet.
Eine eigens für den Klebevorgang hergestellte Zentriervorrichtung (Bild 5-12) half die
Spannlitzenproben während der Aushärtephase des Klebers zentrisch in dem Ankerröhrchen zu halten.
Dieses ist wichtig, um später im Versuch eine zentrische Krafteinleitung zu gewährleisten. Andernfalls
kommt es zu einer unerwünschten, ungleichmäßigen Belastung im Material. Pro Klebevorgang
konnten 5 Proben hergestellt werden. Zuerst erfolgte eine exakte Ausrichtung der Spannstähle
innerhalb der Zentriervorrichtung und Ankerröhrchen. Anschließend wurde der chemische
2-Komponentenklebstoff vollständig in die Ankerröhrchen injiziert.
Bild 5-12: Zentriervorrichtung mit Spannlitzen und Ankerröhrchen vor dem Verkleben
Bild 5-13 zeigt exemplarisch einen Spannstahlprobekörper nach dem Aushärten des Klebers im
Gesamten sowie im Bereich des Ankerröhrchens. Es ist gut zu erkennen, dass die Spannstahllitze
zentrisch im Ankerröhrchen eingebettet ist und vollständig vom Kleber umschlossen wird.
74
Versuchsstand
Bild 5-14: 3D-Modell aus CAD Planungsphase (links u. Mitte) und daraus umgesetzter Versuchsstand (rechts)
75
Die Messlänge betrug 140mm und richtete sich nach der Schlaglänge der Spannlitze. Somit wurde die
Dehnung eines Drahtes innerhalb der Litze exakt erfasst. Der Elastizitätsmodul wird nach
DIN EN ISO 15630-3 [24] durch nachstehende Formel (5-1) bestimmt. Die Ermittlung erfolgt im
linearelastischen Bereich zwischen 5% und 70% der gemessenen Höchstkraft im Zugversuch und
wird auf die Netto-Querschnittsfläche der Spannstahlprobe bezogen.
0,7 ∙ − 0,05 ∙
= (5-1)
∙( , ∙ − , ∙ )
Ebenso ist es erstaunlich, dass die einzelnen Zugproben des „alten“ Spannstahls kaum streuen. Diese
wurden willkürlich aus unterschiedlichen Bereichen entnommen. Aufgrund der langen Verweildauer
im eingebauten Zustand und der zum Teil vorgefundenen, unverpressten Bereiche, wäre eine größere
Abweichung der Werte untereinander eher zu erwarten gewesen.
Der „neue“ Spannstahl hingegen liegt, im Vergleich mit seiner allgemeinen bauaufsichtlichen
Zulassung, am oberen Rand des zulässigen Streubereichs.
Auf Basis der gemessenen Versuchswerte kann der „neue“ Spannstahl auch in die Güteklasse
St 1660/1860 eingruppiert werden.
Wertung
Die Streuung der einzelnen Versuchswerte einer Spannstahlsorte fiel bei den statischen Zugversuchen
sehr gering aus. Nach Auswertung der im Zugversuch bestimmten Messgrößen zeigte sich, dass sich
der „alte“ und „neue“ Spannstahl in die Güteklasse St 1570/1770 eingruppieren lassen und übliche
Werte aufweisen. Die Festigkeit des neuen Spannstahls erfüllt auch die Anforderungen eines
St 1660/1860.
77
Nach der damals gültigen „Vorläufigen Richtlinie für die Prüfung bei Zulassungen und Abnahmen“ (Okt.
1954) [1] sollten Dauerschwingversuche nach DIN 50100 [17] so durchgeführt werden, „dass das
Dauerfestigkeits-Schaubild nach Smith für Oberspannungen zwischen der zul. Beanspruchung nach DIN
4227 und der 0,2-Grenze mit ausreichender Genauigkeit festgelegt werden kann“ [1, S.742–743].
Eine Ermüdungsbeanspruchung tritt erst auf, wenn es zu einer Rissbildung im Beton kommt bzw. dieser
durch die vorhandene Spannkraft nicht mehr überdrückt wird. Aus diesem Grund erfolgte die leichte
Reduzierung von der in Gleichung (5-2) zulässigen Spannung auf die angesetzte Unterspannung ( ),
wobei von größeren Spannkraftverlusten infolge Reibung, Kriechen und Schwinden des Betons und
Relaxation des Spannstahls einmal abgesehen wurde.
Jeder Versuch startet mit einer Dauermessung bei kontinuierlicher Aufzeichnung der Messdaten.
Der allgemeine Versuchsablauf ist im Bild 5-19 exemplarisch abgebildet.
78
Hierzu wurde innerhalb von 3 Sekunden die mittlere Kraft ( ) angefahren. Anschließend erfolgten 10
Lastwechsel mit einer Belastungsgeschwindigkeit von 1 Lastwechsel in 10 Sekunden (0,1 Hz).
Nach erfolgten Lastwechseln wurde die Dauermessung gestoppt und es begann eine periodische
Messung unter der gewünschten Prüffrequenz. Die Prüffrequenz wurde in Anlehnung an
DIN EN ISO 15630-3 [24] für die Litzen auf maximal 20 Hz begrenzt, um Temperatureinflüsse aus
Reibung der einzelnen Litzendrähte untereinander auszuschließen. Eine relevante Erwärmung konnte
im Nachhinein während der Versuche nicht festgestellt werden.
Das Messintervall zwischen den einzelnen Messaufzeichnungen wurde in Abhängigkeit von der
Kraftamplitude ( ) gewählt. Lag die daraus resultierende Spannungsschwingbreite eher im oberen
Spannungsschwingbereich der Zeitfestigkeit, so wurde ein kurzes Intervall von 30 Sekunden gewählt.
Der Hintergrund der kurzen Messintervalle lag darin, den jeweils ersten und gegebenenfalls die
folgenden Drahtbrüche in der 7-drähtigen Litze zu erkennen. Der einzelne Versuch wurde daher nicht
nach dem ersten Drahtbruch gestoppt. Da eine Dauermessung zu einer unerwünschten Datenflut
geführt hätte, der erste Drahtbruch allerdings registriert werden sollte, erfolgte die periodische
Messung mit kurzen Messintervallen auf Basis der genannten Abstufung. Somit konnten die einzelnen
Litzendrahtbrüche mit einer sehr guten Genauigkeit, bezogen auf die Gesamtlaufleistung unter der
entsprechenden Schwingbreite, identifiziert werden.
Nach Überschreiten von 107 Schwingspielen ohne Drahtbrüche wurde der jeweilige Versuch
abgebrochen und die Spannstahlprobe in einem zweiten Versuch mit einer höheren
Spannungsschwingbreite erneut zyklisch belastet.
Versagten diese Proben im Streuband der übrigen Versuche, so konnte davon ausgegangen werden,
dass im vorherigen Versuch der Spannstahl keine Schädigung durch das einwirkende Belastungsniveau
erlitten hatte und als echter Durchläufer gewertet werden konnte.
79
Untersucht wurden unter einer zyklischen Beanspruchung insgesamt 27 „alte“ Spannstahlproben des
abgebrochenen Brückenbauwerks aus dem Jahre 1957. Das Vorgehen der Durchführung und
Auswertung basierte auf dem interaktiven Verfahren (siehe Kapitel 2.6). Die Vorgehensweise des
Verfahrens wurde im Kapitel 4 der unter zyklischer Belastung untersuchten Betonstähle erläutert.
Bild 5-20 zeigt die untersuchten „alten“ Spannstahlproben nach erfolgtem Versuch. Die
Ermüdungsbrüche in den Drähten traten in den einzelnen Proben innerhalb der freien Länge der
Spannlitzen auf und lagen mehr als 2∙d von der Einspannung entfernt. Üblicherweise erfolgte die
zyklische Belastung bis zum vollständigen Versagen aller Drähte. Das führte ab einer entsprechenden
Spannungsüberschreitung in den verbleibenden Drähten zu einem Gewaltbruch.
Die aufgebrachten Spannungsschwingbreiten lagen zwischen 260MPa und 850MPa und gingen von
einer Unterspannung σu=900MPa aus.
Aufgezeichnet wurden die Schwingspiele zum ersten Drahtbruch sowie die Schwingspiele beim
vollständigen Versagen der Spannlitze. Unter hohen Spannungsschwingbreiten führte der erste
Ermüdungsbruch eines Drahtes meistens direkt zu einem vollständigen Versagen der restlichen sechs
Drähte.
Bei niedrigen Schwingbreiten zeigte sich, dass die verbleibenden Drähte nach dem ersten Bruch eines
Drahtes noch einer Vielzahl von Lastwechsel standhielten. Wie Gleichung (5-3) zeigt, ist das Fortführen
eines Versuches nach spätestens dem dritten Drahtbruch unter den aufgebrachten Schwingbreiten
nicht mehr möglich, da in den verbleibenden vier Drähten bereits unter der kleinsten aufgebrachten
Spannungsschwingbreite (260MPa) die maximal aufnehmbare Zugspannung im Restquerschnitt
überschritten ist.
7
(900 + 260 )⋅ = 2030 > 1808 = (5-3)
4
Daher wurde bei der Auswertung dieser Versuche der erste Drahtbruch als Versagenspunkt definiert.
Um den geringen Unterschied in der Auswertung des ersten Drahtbruchs und des vollständigen
Versagens der Litze darzulegen, wurden zur Verdeutlichung die aus den Versuchsdaten gewonnenen
Streubänder in Bild 5-21 übereinandergelegt.
Da lediglich vereinzelte Versuche der einwirkenden Belastung geringfügig länger standhielten,
veränderte sich die Mittelwertfunktion nur unwesentlich. Das führte zu einem Nachrücken der
5%-Quantilfunktion. Die Neigung beider Funktionen änderte sich im vorliegenden Fall nur
unwesentlich. Für die weiteren Auswertungen wurde daher das auf der sicheren Seite liegende
Streuband des ersten Drahtbruchs betrachtet.
80
Bild 5-21: Vergleich der Streubänder des 1. Drahtbruchs einer Litze und des vollständigen Litzenversagens
Bild 5-22 zeigt die Versuchsergebnisse zum ersten Drahtbruch des „alten“ Spannstahls. Weiter sind die
durch eine Regressionsanalyse iterativ bestimmte Mittelwertfunktion, die daraus berechneten
5%-Quantilwerte und die wiederum daraus iterativ gewonnene 5%-Quantilfunktion abgebildet. Aus
den Versuchsergebnissen ergab sich so das zugehörige Streuband der Widerstandsfunktion. Auf der
Ordinate wurden die Funktionen nach oben hin durch die in den Zugversuchen gemessene 0,2%
Dehngrenze des Spannstahls, sowie den zugehörigen 5% Quantilwert, begrenzt.
Bild 5-22: Versuchsergebnisse zum ersten Drahtbruch des „alten“ Spannstahls mit dem daraus gewonnenen
Streuband der Widerstandsfunktion (halblogarithmischer Maßstab)
81
Fünf der Versuche überschritten die Grenzschwingspielzahl und wurden in einem zweiten Versuch
unter einer höheren Schwingbreite erneut geprüft. Diese Versuche liefen ausnahmslos in das
Streuband der übrigen Versuche, so dass deren vorheriger Versuch als echter Durchläufer gewertet
werden konnte.
Im Bereich der Dauerschwingfestigkeit kam es zum Teil unter ähnlichen Spannungsschwingbreiten zu
starken Differenzen in der Schwingspielzahl. Dieses Verhalten zeigt sich auch in den Ergebnissen
einiger anderer Forschungsarbeiten (siehe Kapitel 3.3.1).
Unter der vorhandenen Querpressung zwischen den einzelnen Drähten ist eine
Reibdauerbeanspruchung durch Oberflächenunebenheiten oder anhaftende Fremdpartikel während
der zyklischen Beanspruchung denkbar. Somit kann es in einzelnen Litzen zu einer früheren
Anrissbildung und damit schnellerem Versagen kommen. Unter dem Einwirken kleinerer
Schwingbreiten macht sich dieses Verhalten dann durch stark variierende Schwingspiele im Bereich
der Dauerschwingfestigkeit bemerkbar.
Um die aus den Versuchsdaten gewonnenen Steigungen im Zeit- und Dauerfestigkeitsbereich nach
dem Ansatz von Haibach [45] abzubilden und der charakteristischen Wöhlerlinie nach DIN EN 1992-1-
1/NA [22] bzw. DIN EN 1992-2/NA [20] vergleichend gegenüber zu stellen, wurde das Diagramm im
doppeltlogarithmischen Maßstab dargestellt (Bild 5-23). Da diese Normen lediglich Wöhlerlinien für
den einbetonierten Zustand angeben, wurde hier für den Vergleich die Wöhlerlinie für gerade
Spannlitzen im sofortigen Verbund (bzw. im nachträglichen Verbund im Kunststoffhüllrohr) der Klasse
1 gewählt. Bei diesen wird bei 1.Mio Schwingspiele der Knickpunkt der Spannungsschwingbreite ΔσRsk
am höchsten angesetzt. Es ergaben sich durch die Auswertung der 5%-Quantilfunktion die
charakteristische Dauerschwingfestigkeitsgrenze des „alten“ Spannstahls zu 243MPa sowie die
Steigungen k1=2,6 und k2=4,2.
Die Ergebnisse liegen im Vergleich zur Normkurve des gerade geführten Spannstahls im einbetonierten
Zustand deutlich oberhalb dieser Werte.
Bild 5-23: Versuchsergebnisse zum ersten Drahtbruch des „alten“ Spannstahls mit dem daraus gewonnenen
Streuband der Widerstandsfunktion (doppellogarithmischer Maßstab)
82
Die insgesamt 29 zyklisch beanspruchten Proben des Spannstahls einer „neuen“ Produktion wurden
nach dem interaktive Verfahren (siehe auch Kapitel 2.6) untersucht und ausgewertet. Bild 5-24 zeigt
die „neuen“ Spannstahlproben nach Versuchsdurchführung.
Wie bei den „alten“ Spannstahlproben traten auch hier die Ermüdungsbrüche der Drähte innerhalb
der freien Länge der Spannlitzen auf. Da auch in diesen Versuchen die zyklische Belastung bis zum
vollständigen Versagen aller Drähte durchgeführt wurde, kam es auch hier ab Überschreiten einer
entsprechenden Spannung zu einem Gewaltbruch der verbleibenden Drähte.
Die Spannungsschwingbreiten in dieser Versuchsserie lagen zwischen 260MPa und 1050MPa. Um die
Vergleichbarkeit zur Versuchsserie der „alten“ Spannstähle herzustellen, wurde die Unterspannung
mit σu=900MPa angesetzt.
In zwei Proben (SPN-D-01, SPN-D-08) löste sich direkt unter der ersten zyklischen Belastung der
Verbund zwischen Spannstahl und Kleber im Ankerröhrchen, so dass keine weitere Untersuchung
möglich war (siehe Bild 5-24).
Die Versuchsergebnisse wiesen im Bereich der Dauerschwingfestigkeit eine ungewöhnlich hohe
Streuung auf, wodurch die statistische Auswertung der Ergebnisse erschwert wurde.
Nachdem die ersten unerwarteten Ergebnisse auftraten, erfolgten eine Überprüfung des
Maschinenregelsystems, der Messtechnik sowie eine Kontrolle der Proben auf eventuelle
Beschädigungen an der Materialoberfläche. Keine dieser überprüften Möglichkeiten als Ursache führte
zu einer Erklärung des Phänomens. Ebenso zeigte ein Vergleich im Verhalten der zyklischen
Systemsteifigkeit, dass der Verlauf zweier in der Schwingspielzahl stark abweichender
Versuchsergebnisse nahezu identisch war (Bild 5-25).
Die Probe SPN-D-06 versagte nach ca. 5,3Mio. Schwingspielen, während die Probe SPN-D-06 bereits
nach ca. 92.000 Schwingspielen dem ersten Drahtbruch unterlag. Beide Proben wiesen ein
grundsätzlich gleiches Verhalten auf. Zwei Proben, die auf einem Niveau der Spannungsschwingbreiten
die Grenzschwingspielzahl überschritten, erreichten im Zweitversuch das Streuband und konnten
somit als echter Durchläufer gewertet werden.
Da dieses Verhalten eher zufällig auftrat und auch nicht einzelnen Teilstücken des Coils oder einer Serie
eines Klebevorgangs der Ankerröhrchen zugeordnet werden konnte, erfolgten zur Ursachenforschung
zusätzliche Materialuntersuchungen. Diese sind Kapitel 5.2.4 näher beschrieben.
Im Bild 5-26 wurden die Versuchsergebnisse des „neuen“ Spannstahls zum erfolgten ersten
Drahtbruch dargestellt. Wie bereits anhand der Ergebnisse des „alten“ Spannstahls erläutert, änderten
sich auch hier die Ergebnisse bei Betrachtung bis zum vollständigen Litzenversagen nur geringfügig.
Daher wurden diese hier nicht weiter betrachtet.
Bild 5-26: Versuchsergebnisse zum ersten Drahtbruch des „neuen“ Spannstahls mit dem daraus gewonnenen
Streuband der Widerstandsfunktion (halblogarithmischer Maßstab)
Fünf der Proben überschritten die angesetzte Grenzschwingspielzahl und wurden in einem zweiten
Versuch auf einem höheren Niveau erneut getestet. Diese Versuche liefen im Zweitversuch bis in das
Streuband der übrigen Versuche, wodurch der jeweilige Erstversuch als echter Durchläufer gewertet
werden konnte. Ebenso gab es Proben, die unter geringen Spannungsschwingbreiten im Bereich der
angesetzten Grenzschwingspielzahl brachen. Es gab auch Proben, die sich unter relativ hohen
Spannungsschwingbreiten der angesetzten Grenzschwingspielzahl stark näherten.
Aus den Versuchsergebnissen konnte die Steigung im Bereich der Zeit- und Dauerschwingfestigkeit
nach dem Ansatz von Haibach [45] bestimmt werden. Die gewonnenen Steigungen k1=3,4 und k2=5,7
sowie die charakteristische 5%-Quantil Dauerschwingfestigkeitsgrenze von 255MPa des „neuen“
Spannstahls wurden ebenfalls zum Vergleich mit der Wöhlerlinie der Norm für gerade Litzen
gegenübergestellt (Bild 5-27).
Auch diese Ergebnisse lagen im Vergleich zur Normkurve für einbetonierten Spannstahl über deren
normgemäßen Werten.
84
Bild 5-27: Versuchsergebnisse zum ersten Drahtbruch des „neuen“ Spannstahls mit dem daraus gewonnenen
Streuband der Widerstandsfunktion (doppellogarithmischer Maßstab)
Im Vergleich der durch die Versuche gewonnenen Streubänder des „alten“ und „neuen“ Spannstahls
weist der „neue“ Spannstahl einen etwas höheren Ermüdungswiderstand auf (Bild 5-28).
Im Bereich der Zeitfestigkeit führt dieser Unterschied zu größeren Schwingspielzahlen unter gleicher
Spannungsschwingbreite.
Aufgrund der im Vergleich zum „alten“ Spannstahl relativ starken Streuung des „neuen“ Spannstahls
im Bereich der Dauerschwingfestigkeit kommt es zwar zu einem starken Anheben der
Mittelwertfunktion, allerdings nur zu einer geringfügig höher liegenden 5%-Quantilfunktion. Die
ausgewerteten Steigungen weisen im Zeitfestigkeitsbereich vergleichbare Größen auf.
Im Vergleich zum „alten“ Spannstahl streute der „neue“ Spannstahl mit seinen Versuchsergebnissen
im Bereich der Dauerfestigkeit deutlich stärker. Grundsätzlich ist es nicht ungewöhnlich, dass die eine
oder andere Probe deutlich länger einer einwirkenden Schwingbreite standhält oder gar frühzeitig
versagt. Ungewöhnlich in diesen Versuchen erscheint hingegen die Häufigkeit, in der dies bei den
getesteten Proben des „neuen“ Spannstahls unter kleinen Schwingbreiten vorkam.
Für ein solches Verhalten kann es verschiedene Gründe geben, die oft im Versuchsstand, in der
Probenherstellung oder im Material der Probe zu finden sind.
Um einen möglichen Defekt in der Mess- oder gar Regeltechnik der Maschine auszuschließen, wurde
noch während der laufenden Versuchsserie die Prüfmaschine samt Messtechnik untersucht. Da in den
Messaufzeichnungen bereits durchgeführter Proben keine Auffälligkeiten hinsichtlich der
einwirkenden Kraft oder dem zugehörigen Maschinenweg zu erkennen war, bestand weiter die
Überlegung einer eventuellen Verstimmung zwischen Maschine und aufzeichnender Messtechnik.
Daher wurde die regelnde Kraftmessdose der Maschine anhand einer zweiten Kraftmessdose
hinsichtlich Auffälligkeiten oder Abweichungen überprüft. Hier konnte keine Fehlfunktion festgestellt
werden. Ebenso standen die zusätzlich angeschlossenen externen Wegaufnehmer im Einklang zum
Maschinenweg.
Es kam die Frage auf, ob es Unterschiede in der Herstellung der Probekörper gab. In der Regel wurden
immer fünf Probekörper gleichzeitig geklebt. Die Art und Weise der Probenherstellung des „neuen“
Spannstahls hatte sich gegenüber der des „alten“ Spannstahls in keiner Weise geändert.
Ankerröhrchen, Klebstoff sowie die Vorgehensweise vom Heraustrennen aus dem Litzenstrang bis hin
zum Einkleben waren identisch. Es wurde ebenso festgestellt, dass auffällige Proben meist aus
unterschiedlichen Klebevorgängen abstammten. Daher konnte auch hier für das streuende Verhalten
keine Begründung gefunden werden.
Bei dem „alten“ Spannstahl zeigten sich gelegentlich kleine Korrosionsnarben, welche als
Bruchauslöser identifiziert werden konnten (z.B. Probe SP-D-04-O1).
Auffällig war, dass es nicht wenige Proben gab, bei denen fünf bis sechs der sieben Drähte
Ermüdungsbruchflächen aufwiesen (z.B. SP-D-24 oder SPN-D-09). Dieses galt für beide Spannstahl-
serien und war unabhängig von der Größe der einwirkenden Schwingbreite.
86
Bei diesen ergab es sich, dass nach dem Ermüdungsbruch der ersten zwei Drähte die Restlichen
schlagartig durch Überlastung brachen. Solche Gewaltbruchstellen entstanden dann meist an den
bereits durch Materialermüdung angerissenen Querschnitten und konnten als ‚vorzeitiger
Gewaltbruch mit Ermüdungsbeginn‘ gekennzeichnet werden. Reine Gewaltbrüche zeichneten sich
durch die typische, kreisförmige Einschnürung des Stahls aus. Eine Erklärung für die Streuung der
Versuchsergebnisse (z.B. durch Schadstellen) konnte auf diesem Wege jedoch nicht gefunden werden.
Bild 5-30: Mikroskopaufnahme der geschliffenen Bild 5-32: Mikroskopaufnahme der geschliffenen
„alten“ Spannstahlprobe (1000 µm) „neuen“ Spannstahlprobe (1000 µm)
Bild 5-31: Mikroskopaufnahme der geschliffenen Bild 5-33: Mikroskopaufnahme der geschliffenen
„alten“ Spannstahlprobe (50 µm) „neuen“ Spannstahlprobe (50 µm)
87
Anhand der Schliffe konnten leichte Unterschiede in der Randstruktur beider Spannstähle festgestellt
werden. Bild 5-30 bis Bild 5-33 zeigen Mikroskopaufnahmen des „alten“ und „neuen“ Spannstahls. Der
„alte“ Spannstahl von 1957 zeigte im Randbereich eine etwas ausgeprägtere Zunderschicht sowie zum
Teil anhaftende Oberflächenrückstände. Die anhaftenden Rückstände an der Oberfläche können auf
den zuvor eingebauten Zustand der Litzen zurückgeführt werden und sind nicht von vorrangiger
Bedeutung. Zunder ist ein Oxidationsprodukt aus dem Herstellungsprozess. Er bildet sich unter hohen
Temperaturen durch Einwirken von Sauerstoff oder anderen Gasen an der Oberfläche eines Metalls
und zeigt sich im Allgemeinen als grauschwarze Schicht auf der Oberfläche des Materials. Die weniger
ausgeprägte Zunderschicht des „neuen“ Spannstahls kann vermutlich durch die in den letzten knapp
60 Jahren verbesserten und weiterentwickelten Prozessen in der Spannstahlherstellung erklärt
werden.
Der „neue“ Spannstahl hingegen weist kaum Zunder auf. Größere Einschlüsse durch Fremdmetalle
oder Fehlstellen waren in beiden Proben anhand der Schliffe nicht zu erkennen. Eine Erklärung der
Versuchsstreuung konnte anhand dieser Schliffe nicht gefunden werden.
In einem zweiten Vorgang wurden die Oberflächen angeätzt. Dadurch konnten die Rand- und
Oberflächenstrukturen des Metallgefüges sichtbar gemacht werden. Der „alte“ Spannstahl zeigte eine
annähernd gleichmäßige Beschaffenheit in den angeätzen Flächen. Der „neue“ Spannstahl hingegen
wies an vereinzelten Stellen einiger Drähte im Randbereich entkohlte Stellen auf. Diese sind durch
weiß-gräuliche Bereiche erkennbar. Bild 5-34 und Bild 5-35 zeigen den „alten“, Bild 5-36 und Bild 5-37
den „neuen“ Spannstahl. Auf den Bildern des „alten“ Spannstahls ist im rechten Teil des Bildes der
Randbereich eines Drahtes und dessen Gefügestruktur zu erkennen. Auf diese Weise zeigten sich die
gesamten Randbereiche der Litze im angeätzten Querschliff. Auf den Bildern des „neuen“ Spannstahls
sind im oberen und unteren Bildbereich zwei benachbarte Drähte zu erkennen.
Bild 5-34: Mikroskopaufnahme der geätzten Bild 5-36: Mikroskopaufnahme der geätzten
„alten“ Spannstahlprobe (100 µm) „neuen“ Spannstahlprobe (100 µm)
Bild 5-35: Mikroskopaufnahme der geätzten Bild 5-37: Mikroskopaufnahme der geätzten
„alten“ Spannstahlprobe (50 µm) „neuen“ Spannstahlprobe (50 µm)
88
Hierbei wurde speziell eine Stelle der Litze mit einem entkohlten Bereich fokussiert. An diesen Drähten
sind deutlich einige helle Randbereiche zu erkennen. Diese zeigen sich auf dem oberen Draht stärker
als am unteren Draht. Solche Stellen waren vereinzelt und unregelmäßig an den Außenseiten des
„neuen“ Spannstahls zu finden.
Eine Randentkohlung entsteht üblicherweise, wenn der vorhandene Sauerstoff der Luft dem noch
glühenden Material im Randbereich den Kohlenstoff entzieht. Das äußert sich anschließend durch
einen höheren Anteil an Ferritbestandteilen. Das Gefüge zeichnet sich dann aufgrund einer geringeren
Ätzwirkung an diesen Stellen als hellere Flächen ab. Solche Bereiche weisen im Gegensatz zur
restlichen Materialfläche ein weicheres Materialgefüge auf.
Diese Tatsache kann eine mögliche Erklärung der zum Teil stark streuenden Versuchsergebnisse des
„neuen“ Spannstahls sein. Unter einer zyklischen Beanspruchung könnte es an einer solchen Stelle zu
lokalen Spannungsspitzen am Übergangsbereich zum härteren, kohlenstoffreicheren Material
kommen. Damit wäre eine frühzeitige Rissinitiierung an betroffenen Drähten denkbar. Da diese Stellen
zudem nur vereinzelt an Drähten der „neuen“ Litze feststellbar waren, wäre es ebenso denkbar, dass
gewisse Proben fast keine oder eine geringe, gleichmäßig verteilte Randentkohlung aufweisen. Bei
diesen würde es dann zu einer späteren Rissinitiierung kommen.
Die Betrachtung der Oberflächenstruktur beider Proben im Rasterelektronenmikroskop (REM) zeigte
keine Auffälligkeiten in der Gefügestruktur (Bild 5-38, Bild 5-39). Beide Stähle zeigten in ihrer
Beschaffenheit ein typisches Bild.
Bild 5-38: REM Bild des „alten“ Spannstahls Bild 5-39: REM Bild des „neuen“ Spannstahls
Bild 5-40: Härteeindrücke im Randbereich des Bild 5-41: Härteeindrücke im Randbereich des
„alten“ Spannstahls (HV 0.01) „neuen“ Spannstahls (HV 0.01)
Randbereich → Probeninnere
Prüfpunkt 1 2 3 4 5
"alter" Spannstahl 532 1) 619 601 619 566
"neuer" Spannstahl 601 619 643 585 603
1)
Härteeindruck war schlecht ausmessbarer
Tabelle 5-5: EDX Elementanalyse beider Spannstähle sowie Schmelzanalyse des „neuen“ Spannstahls
In der Tabelle ist ebenfalls die Schmelzanalyse des „neuen“ Spannstahls abgedruckt, welche bei der
Produktion durch den Hersteller erstellt wurde. Die Stückanalyse (hier die EDX Analyse) darf von der
Schmelzanalyse abweichen, da es durch unvermeidbare Seigerungen beim Erstarren des Materials zu
Konzentrationsunterschieden kommen kann.
Die einzelnen Elemente in einem Material können in höheren oder geringeren Konzentrationen
Auswirkungen auf die Materialeigenschaften haben. So erhöht beispielsweise ein höherer
Mangangehalt die Streckgrenze sowie Festigkeit des Materials. Der Phosphorgehalt erhöht die
Zugfestigkeit, Härte und Korrosionsbeständigkeit. Zugleich führt ein höherer Gehalt an Phosphor
allerdings ebenso zu einer Versprödung. Durch einen höheren Siliziumanteil kann die Festigkeit und
Verschleißfestigkeit gesteigert werden.
Qualitativ zeigt sich anhand beider EDX-Analysen, dass die Stähle hinsichtlich der analysierten
Elemente nahezu ähnlich zusammengesetzt sind und nur geringfügig voneinander abweichen. Daher
lassen sich auch die gewonnenen Spektren beider Probenanalysen (Bild 5-42, Bild 5-43) kaum
voneinander unterscheiden und wirken im ersten Augenschein identisch.
Anhand der vorliegenden Ergebnisse kann somit lediglich vermutet werden, dass im „alten“ Spannstahl
geringfügig mehr Silicium vorhanden ist als im „neuen“ Spannstahl.
Ein stichhaltiger Grund für die starke Streuung des „neuen“ Spannstahls im Bereich der
Dauerschwingfestigkeit konnte abschließend nicht gefunden werden.
Mögliche Ursachen, bedingt durch die Probenherstellung, Probenbeschaffenheit oder in der Mess- und
Regeltechnik, konnten nach Überprüfung ausgeschlossen werden.
Auch umfangreiche Material- und Metallanalysen zeigten lediglich die einzige Auffälligkeit, dass
vereinzelte Randbereiche des „neuen“ Spannstahls entkohlte Stellen aufweisen und damit weicher
sind. Dies verbleibt als einzige mögliche Erklärung für die Streuungen in den durchgeführten Versuchen
unter zyklischer Belastung.
91
Im Versuchskörper wurde das Hüllrohr aus Stahl mit einem Mindestradius von r=5m gekrümmt
eingebaut.
Der Versuchskörper wurde so konzipiert, dass die vorhandenen Spannungen im Spannstahl ziemlich
genau bestimmt werden konnten. Es ist problematisch, Dehnmessstreifen auf den Spannstählen zu
applizieren, ohne dass diese während des Spannvorgangs beschädigt werden. Zusätzliche
Schutzapplikationen aus Kunstharzen führen, neben dem auch vorhandenen Messkabel, wiederum zu
Änderungen in dem lokalen Verbundverhalten zwischen Spannstahl und Mörtel. Zusätzlich kann es zu
einer Beeinflussung der Versuchsergebnisse durch diese Applikationen kommen. Aus diesen Gründen
wurde auf Dehnmessstreifen auf den Spannstahllitzen verzichtet und nach einer einfachen,
alternativen Lösung gesucht.
Die erste Überlegung war, dass im Bereich des Risses im Beton keine zusätzliche Bewehrung mit
anderen Verbundeigenschaften vorhanden sein sollte, welche die Zugkräfte hätte anteilig aufnehmen
können. Somit kreuzten lediglich die Spannstahllitzen in Trägermitte die gerissene Zugzone. Dadurch
konnten Unsicherheiten bezüglich der im Spannstahl vorhandenen Schwingbreiten durch eine
zusätzlich vorhandene Betonstahlbewehrung ausgeschlossen werden.
Eine zweite Überlegung war, den inneren Hebelarm im Versuchsträger unter der zyklischen Last
nahezu konstant zu halten. Daher wurde eine kreisförmige Aussparung in Feldmitte vorgesehen,
welche ein wesentliches Merkmal der Versuchskörper war.
Im Gegensatz zu einem Vollquerschnitt bleibt dadurch der innere Hebelarm im gesamten
Beanspruchungsbereich nahezu konstant, sobald das Bauteil in den gerissenen Zustand übergegangen
ist. Bei einem Rechteckquerschnitt verändert sich der innere Hebelarm, wenn eine zyklischen Last im
Bereich des Zustand II aufgebracht wird. Dieses resultiert aus der sich verändernden Druckzonenhöhe
und Lage der Druckkraftresultierenden.
Dieses Verhalten tritt bei dem Querschnitt mit Aussparung nur dann auf, wenn der Querschnittsteil
unterhalb der Öffnung gerade aufreißt und der Riss nach oben wandert. Nach dem vollständigen
92
Der obere Teilquerschnitt wurde anhand der errechneten maximal auftretenden Spannungsverteilung
so dimensioniert, dass die zulässige Betondruckkraft nicht überschritten wurde. Ebenso sollte ein
Aufreißen des oberen Querschnittes vermieden werden.
Die Druckzone wurde in den ersten Versuchsträgern, mit dem „alten“ Spannstahl, noch als
durchlaufender Betonquerschnitt ausgeführt. Um in diesen Versuchen die Dehnungen am oberen
Teilquerschnitt zu messen, wurden am Beton sowie am mittig liegenden Betonstahl Dehnmessstreifen
angebracht. Über die Dehnungsverteilung konnten Rückschlüsse zur Lage der
Druckkraftresultierenden gewonnen werden.
Wie König/Danielewicz [54] zu entnehmen ist, besteht durchaus die Gefahr, dass es bei nicht
ausreichend dimensionierter Druckzone unter hohen Schwingbreiten zu Betonabplatzungen an der
Oberseite eines Trägers kommen kann. Um dem entgegenzuwirken, wurde der Druckbereich oberhalb
der Öffnung des Trägers stärker bewehrt und eng verbügelt.
Die vorab geführten Kontrollrechnungen ermöglichten es, die Schwingbreite so einzustellen, dass es
weder zu einem Schließen des Risses im unteren Querschnitt noch zu einem Aufreißen des oberen
93
Querschnitts kam. Somit lag die Spannungsschwingbreite immer eindeutig oberhalb des gekrümmten
Teils der Spannungs-Momenten-Kurve (Bild 5-44).
Später wurden bei der Durchführung der Versuche mit dem „neuen“ Spannstahl die Versuchsträger
noch einmal modifiziert und optimiert.
Hierzu wurde im Bereich der Druckzone anstelle des durchlaufenden Betons ein speziell hierfür
entwickeltes Stahldruckgelenk (siehe auch Kap. 5.3.2 und 5.3.4) hergestellt und eingebaut. Dadurch
war die Lage der Druckresultierenden ebenfalls eindeutig. Zudem ist das Gelenk so entwickelt worden,
dass es zu jedem Zeitpunkt durch eine Kraftmessdose (KMD) ersetzt werden kann. Somit musste die
KMD nicht während der gesamten Prüfdauer im Versuchskörper verbleiben und unnötig zyklische
Belastungen ertragen.
Die Abmessungen der Versuchsbalken betrugen l / h / b = 4,5 / 1,0 / 0,3 m. Die Enden der Balken
wurden zur Vereinfachung der Spanngliedverankerungen abgeschrägt.
Die Versuchsträger zur Untersuchung des „alten“ und „neuen“ Spannstahls sind nahezu identisch. Bei
den Trägern mit den „neuen“ Spannlitzen wurden leichte Verbesserungen durchgeführt. Hier wurde
später ein Stahlgelenk in der Druckzone des Versuchsträgers vorgesehen. Schlaffe Bewehrung,
Spanngliedführung und Betongüte waren identisch.
Spanngliedführung
Entsprechend den üblichen Verhältnissen bei älteren Spannbetonbrücken wurde zum Einbau der
Spannlitzen ein Hüllwellrohr aus Stahlblech verwendet. Eingebaut wurde ein Hüllrohr mit den
Abmessungen di/da=45/52mm und einer Blechstärke von 0,35mm. Das Spannglied wurde auf einer
Länge von 2m mit konstantem Krümmungsradius geführt, um die Einflüsse aus der Reibung zwischen
Spannlitze und Hüllrohr zu berücksichtigen. Der Radius des Kreisbogens betrug 5,0m und entsprach
dem damals üblichen Mindestkrümmungsradius. Dieser bildete somit für die Reibbeanspruchung
möglichst ungünstige Verhältnisse ab. In den übrigen Bereichen verlief das Spannglied gerade.
Bewehrungsführung
Im unteren Teil des Versuchsbalkens wurde keine durchlaufende Biegezugbewehrung aus Betonstahl
eingebaut. Damit wurde erreicht, dass außer den Spannlitzen keine weitere Bewehrung Zugkräfte
aufnahm, sobald der Querschnitt unterhalb der Öffnung gerissen war. Die untere Bewehrung wurde
daher lediglich bis zur Mitte geführt, zurückgebogen und verankert. Die Bereiche links und rechts der
94
Sollbruchstelle wurden verstärkt bewehrt, damit auch nach Rissbildung die lokal auftretenden
Umlenkkräfte des Spannstahls einwandfrei aufgenommen werden konnten.
Zusätzlich sind zwei Leerrohre in Trägerlängsrichtung einbetoniert worden. Diese liefen zentrisch
durch das Druckgelenk. Dadurch war es im ausgehärteten Zustand des Versuchsträgers möglich,
Gewindestangen durch das Gelenk zu ziehen, um diese dann an den Stirnseiten des Trägers zu
verspannen. Somit konnte das Gelenk, z.B. beim Transport oder Einbau, auch unplanmäßige Zugkräfte
aufnehmen. Ebenso konnten diese jederzeit wieder entfernt werden.
95
Auf die Funktionsweise des Stahlgelenks, speziell mit der Möglichkeit der Druckkraftmessung, wird im
Kapitel der Messtechnik weiter eingegangen.
In Bild 5-50 ist die Bewehrung aus Betonstahl und dem gekrümmten Spannglied abgebildet.
15 3 Bü Ø16/7,5
6 Bü Ø8/10
15 3 Bü Ø16/7,5
P P
Bü Ø8 11
4 Bü Ø8/15
9 2x 2Ø8 11 Bü Ø8
2 2x 3Ø20 2ø28 14
zur Messung
Sollbruchstelle
11,3°
3 1 2Ø16 12 10 3 2ø8
8 10 2Ø8 12 1
2x 2Ø12 Bü ø8
7 4 Bü Ø8/5 4 Bü Ø8/15 7 4 Bü Ø8/5
35 1 5
5 2Ø16 13 15 3
zur Transportsicherung 5 Bü Ø8/10
20 4,10 20
4,50
Bild 5-50: Bewehrung der Versuchsträger aus Betonstahl und Spannglied (hier Serie TR ohne Gelenk)
Herstellung
Das Herstellen der Schalung, der Bewehrungskörbe und des Betons für die Versuchskörper erfolgte in
der Betonwerkstatt der TU-Dortmund. Unmittelbar vor dem Betonieren erfolgte eine abschließende
Überprüfung der eingebauten Messtechnik bzw. des Gelenks sowie der exakten Lage und Führung des
Hüllwellrohrs. Die Versuchskörper wurden auf der Seite liegend hergestellt und der eingebrachte
Beton sorgfältig und vollständig verdichtet. Parallel wurden aus jeder gefüllten Betonbombe jeweils 3
Probewürfel hergestellt, um hierüber später eine Aussage zu der Festigkeit und der
Festigkeitsentwicklung des Betons gewinnen zu können.
Um die Einflüsse aus Kriechen und Schwinden auf die Verluste der Vorspannkraft gering zu halten,
wurden immer nur 2 Versuchsbalken hergestellt, da die einzelnen zyklischen Versuche sich zum Teil
über mehrere Wochen hinzogen.
Bild 5-51: Bewehrung und Spannglied Bild 5-52: Herstellung des Balkens
96
Materialkennwerte
Der gemessene E-Modul der Träger TR01-TR05 lag im Mittel bei 30.150 MPa und die Träger SB01-SB04
erreichten einen mittleren Wert von 32.940 MPa. Die gemessenen Daten sind ebenfalls in Tabelle A
3-11 bis Tabelle A 3-19 der Anlage A3.1.2 enthalten.
98
Mit Beginn der Versuchsreihe der „neuen„ Spannstähle (Serie SB) wurden der Versuchsstand, sowie
Versuchskörper, nochmals optimiert, um höhere Prüffrequenzen zu erzielen, da das Gesamtverhalten
des Versuchsstandes mit dem eingebauten Versuchskörper entscheidenden Einfluss auf die
Regeltechnik der Maschine hat.
Die Optimierung des Versuchsstandes erfolgt in erster Linie an den hochgehängten Auflagerpunkten
(Schaukeln).
Bild 5-60 zeigt den Versuchskörper SB01 im eingebauten und prüfbereiten Zustand.
Krafteinleitung
Die Pressenkraft wurde über einen Einleitungsbock in zwei einwirkende Lasten aufgeteilt. Die
Geometrie ergab sich aus den möglichen Randbedingungen. Die Lage der auf den Versuchsbalken
einwirkenden Kräfte lag vor und die Höhe des Bockes ergab sich aus der zu erwartenden Höhenlage
der Balkenoberkante sowie der höchstmöglichen Position des Querhauptes der Presse.
Zwischen Presse und Bock wurden zwei ballige Lastknöpfe nebeneinander eingebaut, um diesen Punkt
als Linienkippgelenk auszubilden.
Vom Bock ausgehend werden die Lasten auf den Versuchskörper über Rollenlager übertragen. Somit
ist eine Kippung um die Rollenachse möglich und es können keine nennenswerten Horizontalkräfte
übertragen werden. Die Rolle wurde aus einem Vergütungsstahl 42CrMo4 gefertigt und lief zwischen
zwei gehärteten Stahlplatten, welche wiederum in Lastverteilungsplatten aus Stahl eingebettet
wurden. Um die Hertzsche Pressung und zugehörige Deformationen im Hinblick auf den
Rollwiderstand möglichst gering zu halten, wurde ein großer Rollendurchmesser gewählt.
Auflagerkonstruktion
Die ankommende Last aus dem Träger wurde über eine Halbrolle an die Auflagerkonstruktionen
abgegeben und über eine Schaukelkonstruktion mittels Gewindestangen (M36) bis über die
Trägeroberkante an einen Querträger hochgehängt. Somit war die Lagerung am Fußpunkt des Trägers,
bedingt durch den sehr großen Schaukelradius, horizontal sehr leicht verschieblich und dadurch
zwängungsfrei. Das Bestreben einer Schaukel, sich unter einer Horizontalauslenkung entlang der
Kreisbahn ebenfalls nach oben bewegen zu wollen, wurde durch diesen sehr großen Radius ebenfalls
vernachlässigbar klein gehalten.
Vom Querträger aus wurde die Last über Kraftmessdosen wieder in die Druckstützen der
Auflagerkonstruktion geleitet. Die KMDn bildeten zugleich mit ihren balligen Lastknöpfen die
Rotationsachse der Schaukelkonstruktion.
In den späteren Versuchen der Serie SB wurde jeweils um die Gewindestangen der Hängekonstruktion
ein Druckrohr gestülpt, um diese zwischen Lagerbalken und Querbalken vorspannen zu können. Somit
konnte der Auflagerpunkt noch steifer ausgebildet werden, ohne an Funktionalität zu verlieren.
Zusätzlich wurden dadurch ermüdungswirksame Belastungen in den Gewindestangen nahezu
eliminiert.
Sekundäre Halterungen
Da das Gesamtsystem, bedingt durch die verschiebliche Auflagerung sowie die Krafteinleitung über
Rollen, grundsätzlich als kinematisch anzusehen ist, wurden zur horizontalen Halterung der
Versuchskörper Gewindestangen angebracht (siehe auch Bild 5-60). Diese hatten ihren gelenkigen
Festpunkt an der Auflagerkonstruktion und wurden im Bereich der Aussparung des Versuchskörpers
je Auflagerseite untereinander gekoppelt. Diese Stangen befanden sich während der gesamten
Versuche in einem lockeren Zustand. Sie waren so eingebaut, dass sie sich bei einer Verformung des
jeweiligen Trägers durch Rissbildung sogar geringfügig weiter entspannten.
Weiter wurden im Bereich der Lasteinleitung vertikale Gewindestangen vorgesehen. Diese koppelten
den Lasteinleitungsbock über eine Stahlplatte und ein Elastomerlager an die Unterseite der
Versuchsträger. Auch diese Gewindestangen waren nur händisch festgezogen und nicht angespannt.
Grundsätzlich stemmt sich der Versuchsträger, bedingt durch die innere Vorspannung, gegen die
einwirkende Maschinenkraft. Bei einem Drahtbruch kommt es allerdings zu einem schlagartigen
Steifigkeitsverlust und somit einem Nachgeben des Versuchsträgers. Durch die geringfügige Kopplung
der Trägerunterseite mit der Maschine ist die Regeltechnik schneller und besser in der Lage, auch bei
großen, abrupten Steifigkeitsverlusten, die einwirkende Kraft nach zu regeln ohne dadurch negativ
beeinflusst zu werden.
Zusätzlich bietet diese Vorrichtung den Vorteil, dass der Träger im Falle eines Totalversagens an der
Maschine hängen bleibt und nicht herabfällt.
Auch diese Halterung erwies sich im Nachhinein beim Trägereinbau als zusätzliche Hilfe, da hierüber
der Träger zur Ausrichtung leicht angehoben werden konnte.
Durch die zum Teil über mehrere Wochen andauernden Ermüdungsversuche wurde die Messung in
periodischen Abständen durchgeführt und die Daten vom Messrechner gespeichert. Diese Messung
erfasste alle am Versuch installierten Verformungs- und Kraftsensoren.
Um während der Messpausen zwischen zwei periodischen Messungen ebenso die Anzahl von
auftretenden Drahtbrüchen zu identifizieren und diesen exakte Schwingspielzahlen zuordnen zu
können, wurde ein weiteres, getriggertes Messsystem parallel installiert. Dieses bestand aus einem
Mikrofon und einem Beschleunigungsaufnehmer und zeichnete bei Überschreiten eines Grenzwertes
des Messsignals letzteres auf. Näheres hierzu ist im Abschnitt 5.3.5 beschrieben.
Kraftmessung
Zwischen der Presse und dem Krafteinleitungsbock wurde über eine Kraftmessdose die einwirkende
Maschinenkraft gemessen. Zudem erfolgte über diese KMD die Regelung der Kraftsteuerung im
Regelkreis des Versuchsstands.
Zur Überprüfung der in die Versuchskörper eingeleiteten Kräfte sind an beiden Auflagerpunkten durch
jeweils zwei Kraftmessdosen die Auflagerkräfte gemessen worden (Bild 5-63).
Verformungsmessung
Die Druckzone der Versuchsträger wurde in den ersten Versuchsträgern der Serie TR, bei der Prüfung
der „alten“ Spannstähle, mit Dehnungsmesstechnik bestückt. Diese dienten zur Bestimmung der
genauen Lage der Druckkraftresultierenden. In der darauf folgenden Versuchsserie SB mit den „neuen“
Spannstählen wurde die Druckzone durch ein in der Höhenlage definiertes Stahlgelenk modifiziert,
welches jederzeit durch eine Kraftmessdose getauscht werden konnte. Dadurch war die genaue Lage
der Druckkraftresultierenden bekannt.
Es zeigte sich zudem bei der Durchführung, dass die Regeltechnik der Maschine durch diese
Maßnahme deutlich stabiler arbeiten konnte, so dass dadurch höhere Prüffrequenzen möglich waren.
102
Betondehnung
Stahldehnung
Bild 5-64: Dehnungsmessung an der Unterseite
Zur Ermittlung der Stahldehnungen im Bereich der Druckzone
der Betondruckzone wurden an zwei zentrisch
eingebauten Bewehrungsstählen mit einem
Durchmesser von 30mm Dehnmessstreifen
aufgeklebt (Bild 5-65). Hierzu wurden die
Stähle auf einer kurzen Länge auf einer
Drehbank abgedreht. Dadurch wurde ein
exakter Durchmesser zur Bestimmung des
E-Moduls und eine entsprechende Grundfläche
zum Aufbringen des Messstreifens geschaffen.
Vor dem Einbau der Bewehrungsstähle erfolgte
in einer gesonderten Versuchseinrichtung die
Kalibrierung der aufgeklebten DMS. Bild 5-65: DMS auf Betonstahl
Durch das Stahlgelenk konnten die Versuchsträger weiter verbessert werden. Somit war die Lage der
Druckresultierende eindeutig und brauchte nicht zusätzlich durch DMS bestimmt werden.
Dieses Stahlgelenk (Bild 5-66) wurde so konstruiert, dass es problemlos zu jedem Zeitpunkt durch eine
zuvor exakt kalibrierte Kraftmessdose (KMD) ausgetauscht werden konnte, um die Druckkräfte zu
messen (Bild 5-67). Somit muss die KMD nicht während des gesamten zyklischen Belastungsversuchs
in den Versuchsträgern verbleiben und wird keinem unnötigen Verschleiß unterzogen. Alle
Einzelbauteile des Stahlgelenks wurden planparallel gefräst und in diesem Zustand exakt einbetoniert.
Im eingebauten Zustand war es nun möglich, die KMD von der Trägeroberseite in das Gelenk
einzulassen (Bild 5-68 (2)). Auf einer Plattenseite erfolgte die Zentrierung der KMD durch eine dort
eingefräste Nut, in die das Achsialgelenklager der KMD exakt eingelassen werden konnte.
Bild 5-66: Druckzone mit Stahlgelenk Bild 5-67: Druckzone mit Kraftmessdose
103
Die Zentrierung des gegenüberliegenden balligen Druckbolzens der KMD wurde beim Einbau durch
eine zusätzliche Zentrierschablone gewährleistet. Dieser Druckbolzen war mit einem Feingewinde
versehen und konnte über eine speziell angefertigte Mutter aus der KMD herausgedreht werden.
Somit war es möglich, durch Drehen der Mutter die Druckkraft vom Stahlgelenk in die KMD zu
übertragen. Nachdem das erfolgt war, ließen sich die nun drucklosen Stahlgelenke, durch seitliches
herausführen aus ihren Nuten, entfernen (Bild 5-68 (3)).
Zur Messung der Rissweite wurden in der Versuchsserie TR induktive Wegaufnehmer verwendet. Um
dem mechanischen Verschleiß der Messtechnik auch hier entgegenzuwirken, wurden in der
nachfolgenden Versuchsserie der Träger SB die induktiven Wegaufnehmer durch sehr präzise Laser-
sensoren getauscht. Beide Systeme messen mit einer Genauigkeit von wenigen Tausendsteln Milli-
metern.
Diese dienten als sehr guter Indikatoren für erfolgte Drahtbrüche. Bei einem Drahtbruch kam es
üblicherweise zu einem sprungartigen Anstieg der Rissweite.
Der Laserstrahl trifft hierbei als kleiner Punkt auf die Messoberfläche und wird vom Empfänger
detektiert. Die Distanzberechnung erfolgt aus der sich so ergebenen Winkelbeziehung.
Zur Erfassung des Bruchzeitpunktes bzw. der Lastwechselzahl beim Bruch und zur Definition eines
eindeutigen Drahtbruchs wurden ein Mikrofon sowie ein Beschleunigungssensor an den Ankerkörpern
des Spanngliedes angebracht. Das Mikrofon diente zur Aufzeichnung des Körperschalls bei einem
Drahtbruch. Durch den Beschleunigungsaufnehmer wurde der Impuls des Drahtbruchs aufgezeichnet.
Es wurden redundant beide Systeme verwendet.
An einer Seite des Versuchskörpers wurde an der Spannankerbüchse das Mikrofon formschlüssig in
eine vorab hergestellte Gewindebohrung eingeschraubt (Bild 5-72). An der gegenüberliegenden
Ankerbüchse erfolgte auf gleiche Weise die Befestigung des Beschleunigungssensors (Bild 5-73).
Das hierzu verwendete Mikrofon wurde am Lehrstuhl Betonbau hergestellt. Hierzu wurde ein
Stahlkörper gefertigt. Dieser hohlgedrehte Stahlkörper hatte an der einen Seite zusätzlich ein
Außengewinde, um ihn an die Ankerbüchse anschrauben. In diesen Stahlzylinder wurde eine
Mikrofonkapsel blasenfrei eingeklebt. Zwischen Messrechner und Mikrofonkapsel wurden zusätzlich
ein Vorverstärker und ein Mischpult geschaltet. Durch das Mischpult konnten gewisse Störfrequenzen
minimiert werden.
Aufgrund der lang andauernden Versuche war es nicht sinnvoll, alle Messdaten kontinuierlich zu
speichern. Dieses hätte zu einer zu großen Datenmenge geführt. Aus diesem Grund erfolgte die
Datenaufzeichnung der Messtechnik in periodischen Abständen (Bild 5-71). Um nun zwischen zwei
periodischen Messungen, also in der Messpause, ebenfalls Drahtbrüche zu detektieren, wurden die
Mikrofonsignale mittels einer Triggerregelung aufgezeichnet.
Dabei wird bei Überschreiten eines vorab definierten Signalpegels des Mikrofons die Messung
ausgelöst und das auslösende Messsignal des Mikrofons sowie des Beschleunigungssensors
aufgezeichnet. Im Anschluss stoppt die Messung bis zum nächsten Ereignis. Bei jeder Aufzeichnung
wird ebenfalls die Zeit mit erfasst. Somit ist es möglich, nach einem erfolgten Drahtbruch, ausgehend
von der letzten periodischen Messung, die exakten Lastwechsel zum Bruchzeitpunkt über die
Beziehung in Gleichung (5-6) zu berechnen (siehe auch Bild 5-71).
ℎ + ( − )[ ]⋅ ü [ ] (5-6)
Weiter kann über diese Aufzeichnungsmethode auch die Anzahl der Drahtbrüche, innerhalb einer
Messpause der periodischen Messung, bestimmt werden.
Fehlmessungen, bedingt durch externe Störquellen (z.B. Lärm in der Versuchshalle), unterschieden
sich deutlich im Messsignal. Ebenso zeigten die Messdaten des Beschleunigungssensors bei einem
Drahtbruch üblicherweise ein ähnliches Spektrum im Messsignal, welches sich ansonsten bei
Fehlmessungen deutlich unterschied. Die Mikrofonaufzeichnung erwies sich letztendlich als guter
Indikator zur Erkennung einzelner Drahtbrüche.
Zur Verdeutlichung eines üblichen Drahtbruches sind die Aufzeichnungen des 3. Drahtbruchs vom
Versuchsträgers SB01 dargestellt. Es zeigt sich sowohl bei der Mikrofonaufzeichnung (Bild 5-74) als
auch bei der Aufzeichnung des Beschleunigungssensors (Bild 5-75) ein starker Ausschlag. Ebenso
weisen beide Aufzeichnungen im zeitlichen Verlauf ein übereinstimmendes Bild auf.
Bild 5-74: Messaufzeichnung des Mikrofons Bild 5-75: Messaufzeichnung des Beschleuni-
(3. Bruch, SB01) gungssensors (3. Bruch, SB01)
Beide Sensoren parallel zu nutzen erwies sich als sehr sinnvoll. Dadurch konnten die Aufzeichnungen
wesentlich besser interpretiert und eventuelle Fehlmessungen aussortiert werden. Üblicherweise
zeigten Fehlmessungen ein ganz anderes Signalspektrum. Es zeigten sich aber durchaus
Mikrofonaufzeichnungen, welche als Bruch hätten identifiziert werden können.
Den Beschleunigungssensor alleine zu nutzen hätte, ohne die zusätzliche Information aus der
Mikrofonaufzeichnung vorliegen zu haben, ebenfalls in einigen Situationen nicht zu einer eindeutigen
Interpretation des Signals geführt.
Besonders nachdem im jeweiligen Versuchsträger bereits einige Drahtbrüche erfolgt waren, beginnt
das Signal des Beschleunigungssensors zum Teil „unscharf“ zu werden. Dieses Verhalten zeigt sich
ebenfalls im Bild 5-77. Nur durch das Signal des Beschleunigungssensors wäre es in diesem Fall
schwierig zu beurteilen, ob ein, zwei oder eventuell sogar drei Drahtbrüche entstanden sind. Ebenso
könnte es sich auch um eine Fehlmessung handeln.
Beide Sensoren zusammen dienten als guter Indikator für die Anzahl der zwischen zwei regulären
Messperioden erfolgten Drahtbrüche und der dazugehörigen Bruchzeiten. Somit ließen sich daraus die
exakten Schwingspiele berechnen.
Die Vorgehensweise in der Versuchsdurchführung war bei den fünf Versuchen der Serie TR („alter“
Spannstahl) und den vier Versuchen der Serie SB („neuer“ Spannstahl) grundsätzlich identisch. Anfangs
wurden nach Einbau des jeweiligen Versuchskörpers die beiden Betonstahleisen zur
Transportsicherung innerhalb der Aussparung herausgetrennt.
Die Spannungsschwingbreiten wurden jeweils erst unmittelbar vor jedem Versuch, unter Bezugnahme
der gewonnenen Erkenntnisse aus den vorherigen Versuchen, exakt festgelegt.
Als erstes erfolgte bei den Versuchsträgern eine Dauermessung, wobei alle Sensoren bis auf das
Mikrofon und der Beschleunigungsaufnehmer aufgezeichnet wurden (Bild 5-78). Durch die Maschine
wurde die Belastung auf dem Versuchsträger in Wegregelung gesteigert, bis sich der Initialriss
vollständig in Feldmitte unterhalb der Aussparung einstellte.
Anschließend wurde die Belastung wieder komplett zurückgenommen. Die Maschine wurde in
Kraftregelung umgestellt und es erfolgte in einer Zeitspanne von 60 Sekunden die Belastung bis zur
vorgesehenen oberen Versuchskraft des Dauerschwingversuchs. Weiter wurde in 5 Sekunden der
Mittelwert der Kraftschwingbreite angeregelt. Ausgehend von diesem Mittelwert wurden durch den
Sinusfunktionsgenerator der Regeltechnik die ersten 50 Lastwechsel mit der vorgesehenen Kraftam-
plitude aufgebracht um ein abgeschlossenes Rissbild zu erhalten. Die Belastungsfrequenz lag hier bei
0,1 Hz. Soweit nicht zusätzliche Messungen durchgeführt werden sollten, wurde anschließend die
Dauermessung gestoppt und in eine periodische Messung umgestellt (Bild 5-79). Die periodische und
getriggerte Messung startete nun parallel, sobald die Maschine die vorgesehene Prüffrequenz und
Kraftamplitude angeregelt hatte.
107
Die Prüffrequenz der ersten Versuchsträger (Serie TR, „alter“ Spannstahl) lag bei den Trägern TR01-
TR04 bei 1,5 Hz. Bei dem Versuchsträger TR05 konnte aufgrund der geringen Kraftamplitude die
Prüffrequenz auf 2,0 Hz gesteigert werden. Die reine Versuchsdauer in der Prüfmaschine lag bei diesen
Versuchen bei 184 Tagen.
Im Anschluss an diese Versuche konnten im Rahmen des SFB 823 weitere Versuche mit „neuem“
Spannstahl durchgeführt werden. Da bei dieser Versuchen (Serie SB, „neuer“ Spannstahl) in erster
Linie sehr geringe Schwingbreiten geplant waren, bestand das Bestreben, diese Serie mit höheren
Prüffrequenzen durchzuführen. Hierzu sind geringfügige Modifikationen durchgeführt worden (siehe
auch Kap. 5.3.2 und 5.3.3), ohne den Versuch hinsichtlich seiner Vergleichbarkeit zu verändern.
Die Prüffrequenz lag bei den Versuchsträgern SB01 bei 3 Hz, SB02 bei 6 Hz sowie SB03-SB04 bei 10 Hz.
Nun waren auch sehr hohe Lastwechselzahlen in halbwegs akzeptablen Zeiträumen möglich.
Die vorhandenen Vorspannkräfte der einzelnen Versuchsträger wurden nach den Versuchen durch die
gewonnenen Messdaten aus der Dauermessung zu Versuchsbeginn bestimmt.
Am Beispiel des Trägers TR04 wird im Folgenden gezeigt, wie die im Träger vorhandene Vorspannkraft
zu Versuchsbeginn ermittelt wird. Werte der übrigen Versuchsträger können den Tabellen der Anlage
A3.3.1 entnommen werden.
Wie zuvor beschrieben, wurden die ersten Belastungen mit der Maschine in Wegregelung
durchgeführt. Der Belastungsablauf kann im Bild 5-80 durch die blauen Pfeile ausgehend vom
Nullpunkt nachvollzogen werden. Zu Beginn wurde ein Initialriss durch Steigerung der äußeren
Belastung im Träger erzeugt. Am Beispiel des Trägers TR04 entstand dieser Riss bei einer äußeren
Maschinenkraft von 424 kN. Das entspricht einem Biegemoment von Mcr = 212 kNm.
Anschließend wurde der Versuchskörper wieder entlastet und in einem zweiten Schritt neu belastet.
Ab einer gewissen äußeren Belastung überschreiten die inneren Kräfte langsam die im Versuchskörper
vorhandene Vorspannkraft.
Durch einen zum Zeitpunkt der Dekompression bei den Versuchsträgern der Serie TR angenommenen
inneren Hebelarm von 81,5 cm, welcher später in der Serie SB durch das Stahlgelenk exakt war, und
dem im Materialversuch bestimmten E-Modul des „alten“ Spannstahls von EP,TR = 193.665 MPa, kann
die Vorspannkraft sowie die Vordehnung bestimmt werden.
0,114
, = = 0,140 (5-7)
0,815
0,140
, , = ∙ 10 = 2,78 ‰ (5-8)
260 ² ∙ 193.665
Die aus den Versuchen bestimmten Vorspannkräfte der Versuchsträger und die zugehörigen
Diagramme sind in der Anlage A3.3.1 und A3.3.2 abgedruckt.
Die Spannungsschwingbreiten wurden jeweils erst unmittelbar vor jedem Versuch, unter Bezugnahme
der gewonnenen Erkenntnisse aus den vorherigen Versuchen, exakt festgelegt.
Hierzu wurden vor Versuchsbeginn Querschnittsberechnungen nach Zustand II ohne Berücksichtigung
von Spannungsumlagerungen durchgeführt. Bei dieser Berechnung wurde ein linear-elastisches
Verhalten der Baustoffe zugrunde gelegt. Das Mitwirken des Betons auf Zug oder ein Verbundverlust
zwischen Stahl und Beton wurde nicht berücksichtigt.
Mit den zuvor gemessenen Materialkennwerten konnte dadurch der rechnerische innere Hebelarm
bestimmt werden. Daraus ließ sich dann die erforderliche maximale und minimale Maschinenkraft für
den jeweiligen zyklischen Versuch rückrechnen.
Die Spannungsschwingbreite wurde in allen Versuchen so gewählt, dass diese deutlich oberhalb des
Dekompressionsniveaus liegt und der Riss damit den unteren Querschnittsteil des Versuchsträgers
durchläuft. Ebenso wurde darauf geachtet, dass der oberer Druckzonenbereich der Träger auch unter
sehr hohen Schwingbreiten vollständig überdrückt bleibt. Somit liegt der Nulldurchgang innerhalb der
Aussparung.
Exemplarisch ergab sich für den Versuchsträger TR04 der innerer Hebelarm für die untere Spannung
zu zU=0,846m und für die obere Spannung zu zO=0, 850m.
Daraus ergeben sich die obere und untere Maschinenkraft sowie die Schwingbreite wie folgt:
Nach Durchführung der Versuche wurde über die gewonnenen Messdaten der in der Druckzone
angebrachten Betondehnmessstreifen (DMS) die Lage der Druckresultierenden bestimmt. Somit
konnte der zuvor rechnerisch ermittelte innere Hebelarm zusätzlich überprüft werden.
Nachfolgend wird exemplarisch gezeigt, wie anhand der Versuche der Randabstand a der
Druckkraftresultierenden F im Beton aus den Versuchsergebnissen ermittelt wurde. Hierzu wurde auf
die während des Versuchs gemessenen Dehnungen εo und εu im oberen Querschnitt des
Versuchsträgers zurückgegriffen (Bild 5-81).
109
ℎ ℎ +2∙
= ∙ = ∙
3 − 3 +
Bild 5-81: Bestimmung der Lage der Druckresultierenden aus den gemessenen Betondehnungen
Die am Betonrand gemessenen Dehnungen zur maximalen und minimalen Pressenkraft einer
Schwingung sind bekannt. In keinem Versuch wurden Betonrandspannung über εo = 0,4‰ gemessen.
Geht man nun von einem linearen Dehnungsverlauf zwischen dem oberen und unteren
Querschnittsrand aus, so kann man die Lage der Kraftresultierenden F im Beton unter der Annahme
einer linearen Spannungsverteilung rechnerisch ermitteln. Dabei wurden zwei Fälle unterschieden. Lag
im unteren Teil eine positive Dehnung (εu ≥ 0) vor, so wurde dieser Teil rechnerisch als gerissen
angesehen. Lag eine Stauchung (εu < 0) vor, in der Regel der übliche Fall, so war der Teilquerschnitt
vollständig überdrückt im Zustand I.
Im Folgenden sind hier wieder die Ergebnisse des Versuchsträgers TR04 exemplarisch dargestellt. Die
Werte der übrigen Versuchsträger können der Anlage A3.3.1 entnommen werde.
15 (−0,1884) + 2 ∙ (−0,0005)
, = ∙ = 5,01 (5-12)
3 (−0,1884) + (−0,0005)
15 (−0,2261)
, = ∙ = 4,93 (5-13)
3 (−0,2261) − (+0,0034)
Tabelle 5-7: Ermittlung der Spannstahlspannung Bild 5-82: Ermittlung des inneren Hebelarms z
Bei bekanntem Randabstand der Betondruckkraft kann aufgrund der festliegenden Spannstahllage
unter Berücksichtigung der Exzentrizität im Hüllrohr, der Lage der Druckbewehrung und der
Trägerhöhe der innere Hebelarm z bestimmt werden.
Die in der Tabelle 5-7 angegebenen Dehnungen sind die zur Ober- bzw. Unterlast gemessenen
Dehnungen einer frei gewählten Schwingung aus dem zyklischen Belastungsversuch des
Versuchsträgers TR04. Es wurde allerdings ein Zeitpunkt gewählt, zu dem noch keine Drähte gebrochen
waren. Daher kann die volle Spannstahlfläche von AP = 2,6 cm² angesetzt werden.
Aus den ermittelten Spannstahlspannungen σP kann nun auch durch Subtraktion die
Spannungsschwingbreite ΔσP ermittelt werden. Diese liegt mit einem Fehler von etwa 1,3% im Rahmen
der zuvor angesetzten Schwingbreite von ΔσP,cal = 150 MPa.
Wie Tabelle 5-8 zeigt, weichen die vorhandenen Schwingbreiten von den zuvor rechnerisch ermittelten
Schwingbreiten in der Serie TR nur geringfügig ab. Die gemessenen Dehnungen und Kräfte der
einzelnen Versuchsträger können der Anlage A3.3.1 entnommen werden.
In der Versuchsserie der „neuen“ Spannstähle (Serie SB) entfiel die Betondruckzone und damit auch
die aufwendigere Ermittlung des exakten inneren Hebelarms. Hier wurde nun ein Stahlgelenk
eingesetzt, wodurch ein exakter innerer Hebelarm von 81,5cm vorlag. Durch diese Konstruktion waren
nun auch höhere Prüffrequenzen möglich.
Entscheidend ist, dass beide Auflagerpunkte des Versuchsbalkens keine Horizontalkräfte aufnehmen
können. Der Träger lagert an diesen Stellen jeweils auf einer sehr leichtgängigen Schaukel mit einem
Radius von ca. 1,1m, welche die Auflagerkraft über vorgespannte Gewindestangen hochhängt.
Grundsätzlich besteht allerdings die Möglichkeit, dass durch eine Verkantung, ungewollte
Reibungskräfte im Versuchsstand oder durch Massenträgheitseffekte während der zyklischen
Belastung sich die Kräfte anders verteilen und dadurch die rechnerisch gewünschte Kraft in Feldmitte
nicht in voller Größe wirksam ist. Durch Kontrolle der Auflagerkräfte und Überprüfung der Druckkraft
in Feldmitte sollen diese Effekte ausgeschlossen werden.
111
In allen Versuchen konnte gezeigt werden, dass die einwirkende Maschinenkraft vollständig als
vertikale Auflagerreaktion vorhanden ist. Das ist ein eindeutiger Hinweis, dass keine Kräfte im
Gesamtsystem durch etwa Reibung im Versuchsstand verloren gehen.
In den folgenden Diagrammen sieht man exemplarisch hierzu eine Auswertung von Messdaten.
Vergleichend sind hier die auf das System einwirkende Maschinenkraft und die am Auflager
vorliegende Summe der Auflagerkräfte aufgetragen. Die Auflagerkraft ergibt sich aus der Summe der
einzelnen Messwerte der vier Kraftmessdosen im Auflagerbereich. Hier wurden je Auflagerseite, links
und rechts der installierten Schaukeln, Kraftmessdosen angebracht, welche während der gesamten
Prüfdauer Messungen durchführten.
Rechnerische Ermittlung:
untere Maschinenkraft:
0,815 ∙ 2
= 900 ∙ 260 ∙ = 381,4 (5-14)
1 ∙ 10
obere Maschinenkraft:
0,815 ∙ 2
= (900 + 60) ∙ 260 ∙ = 406,8 (5-15)
1 ∙ 10
Die daraus einwirkenden Kräfte in der Druck- und Zugzone des Versuchsträgers ergeben sich zu:
untere Druck-/Zugkraft:
260
= = 900 ∙ = 234,0 (5-16)
10
obere Druck-/Zugkraft:
260
= = 960 ∙ = 249,6 (5-17)
10
Alternativ lässt sich die Druckkraft auch in Abhängigkeit der aktuellen Maschinenkraft berechnen:
1
. = . = ∙ [ ] (5-18)
2 0,815
Bild 5-87 zeigt mit der gestrichelten Linie die rechnerisch ermittelte Druckkraft nach Formel (5-18) in
Feldmitte. Diese wird aus der gemessenen, einwirkenden Maschinenkraft bestimmt. Demgegenüber
gestellt ist die mit der KMD gemessene Druckkraft. In einem ersten Schritt wurde die für den Versuch
bestimmte untere Kraft (DU) kraftgeregelt angefahren. Nach Erreichen dieser Last wurde die obere
Kraft (DO) angefahren und im Weiteren die mittlere Kraft (DM). Anschließend erfolgte eine zyklische
Belastung des Versuchsträgers in Form von 10 Sinuswellen mit einer Belastungsgeschwindigkeit von
0,1Hz.
Es zeigte sich, dass das Rechnerische mit dem Gemessenen sehr gut übereinstimmt.
In einem weiteren Schritt wurden die Kräfte unter der Belastungsgeschwindigkeit von 10Hz gemessen
und den rechnerisch ermittelten gegenübergestellt. Auch hier erfolgte die Belastung des
Versuchsträgers kraftgeregelt. Bild 5-88 zeigt die Messaufzeichnung einer zehntel Sekunde.
113
Bild 5-87: statisch angefahrene Laststufen sowie Bild 5-88: rechnerische und gemessene Kraft bei
10Lastwechsel mit 0,1Hz einer Prüffrequenz von 10Hz
Auch hier ist eindeutig zu erkennen, dass die gemessenen Werten sehr gut mit den rechnerischen
Werten übereinstimmen.
Abschließend lässt sich sagen, dass sich bei den Versuchen die rechnerisch bestimmten Werte auch
tatsächlich im System bei einer Frequenz von 10Hz einstellen. Somit werden die rechnerisch
ermittelten Kräfte in keiner Weise durch Reibungseinflüsse im Versuchsstand oder etwa
Massenträgheitseffekte während des zyklischen Versuchs verfälscht.
Diese Stellen zeigten sich auffällig durch eine rostbraune Verfärbung und entstehen durch die dortige
tribochemische Reaktion bzw. Tribooxidation zwischen beiden Reibpartnern. Drahtbrüche infolge
Ermüdung waren in allen Spanngliedern lediglich im Bereich von ca. ±10cm des entstandenen
Bauteilrisses entfernt zu finden. Oft waren die Reibkorrosionsstellen der Ausgangspunkt für daraus
folgende Ermüdungsbrüche. Dieses ist in Bild 5-95 deutlich zu erkennen. Hier ist exemplarisch ein
Ermüdungsbruch dargestellt, welcher seinen Ausgangspunkt am Rand einer Kontaktstelle zum Hüllrohr
fand. Durch die Entspannung der zuvor vorgespannten Drähte kommt es durch den Bruch zu dem
deutlich sichtbaren Versatz der beiden Bruchflächen.
Ebenso fanden sich Ermüdungsbrüche, die nicht ihren Ausgangspunkt an einer solchen Stelle hatten.
Am Rand dieser Brüche waren meist Reibspuren der Drähte untereinander zu erkennen.
Zusätzlich entstandene Gewaltbrüche zeigten sich in der Regel durch die typische Einschnürung des
Materials im Bruchbereich des Drahtes. Diese kamen meist durch Überlastung der Drahtquerschnitte
zum Ende eines Versuchs zustande.
Weitere Aufnahmen entnommener Spannglieder der übrigen Versuchsträger sind in der Anlage A3.3.2
enthalten.
Diese Bilder zeigen deutlich, dass in einem Gesamtsystem zusätzliche Einflussfaktoren die
Ermüdungstragfähigkeit eines Materials beeinflussen. Sie sind daher ein klares Signal dafür, dass
Materialuntersuchungen allein nicht maßgebend sein können, um die Ermüdungstragfähigkeit eines
Gesamtsystem zu beurteilen.
116
Die Zunahme der Rissweite zeigte sich in den Versuchen als guter Indikator für erfolgte Drahtbrüche.
Δ ( )= ( ) − (0) (5-19)
Innerhalb der ersten Zyklen zeigt sich zunächst in den Versuchskurven ein deutliches Ansteigen der
Rissweite. Diese Zunahme erklärt sich durch den anfänglichen Verbundverlust unter der zyklischen
Beanspruchung nach erfolgtem Initialriss. Nach einer gewissen Anzahl von Lastwechseln stabilisiert
sich das System und die Rissweite wächst nur noch minimal weiter an. Erfolgt der erste Spanndraht-
bruch, so ist dieses durch eine deutlich erkennbare Zunahme in der Rissweite feststellbar. Dieser führt
jedoch nicht zu einem schlagartigen Tragverlust des Systems. Jeder weitere Drahtbruch folgt nun
ebenso als Sprung in der gemessenen Rissweite, wodurch ein treppenartiger Verlauf entsteht.
In einem ersten Bereich erfolgt die stabile Zunahme der Schädigung des Gesamtbauteils bis zum
Versagenspunkt ①. Dieser Punkt definiert den Übergang vom stabilen Risswachstum zu einem
instabilen Risswachstum.
In einem zweiten Bereich erfolgt nun, bedingt durch das instabile Fortschreiten der einzelnen Ermü-
dungsbrüche, ein rasantes Anwachsen der Rissbreite bis zum Erreichen des Übergangspunktes ②. Ab
hier wird das vollständige Versagen des Versuchsträgers eingeleitet und es kommt zu einem extrem
instabilen Wachstum. Es treten vermehrt Gewaltbrüche in den verbleibenden Spanndrähten auf, da in
diesen die aufnehmbaren Zugspannungen schlagartig überschritten werden.
In der Tabelle 5-9 sind die zugehörigen Lastwechsel der einzelnen Drahtbrüche der Versuchsträger
aufgetragen. Die Versuchsträger TR04 und TR05 wurden aufgrund der langen Versuchsdauern (TR05:
17 Wochen) nach einiger Zeit gestoppt. Dieses lag in der Serie TR an der geringen Prüffrequenz. Aus
diesem Grund sind hier nur wenige Drahtbrüche in den Ergebnissen vorhanden.
Durch die deutlich gesteigerte Prüffrequenz in der Serie SB konnten diese Versuchsträger, in
vertretbaren Zeiträumen, wesentlich mehr Lastwechsel ausgesetzt werden.
Die gemessenen Rissweitenänderungen aller Versuchsträger sind in der Anlage A3.3.2 enthalten.
117
Es stellt sich die Frage, welche Stelle als Versagenspunkt des Gesamtsystems anzusehen ist. Die in der
Literatur gefundenen Versuchsauswertungen definieren in der Regel den auf der sicheren Seite
liegenden Zeitpunkt des ersten Drahtbruches als Versagenspunkt. Es zeigt sich in den eigenen
Versuchen allerdings, dass die ersten Drahtbrüche noch nicht zum Versagen des Gesamtsystems
führen oder dieses dadurch entscheidend geschwächt wird.
In der Tabelle 5-10 sind die zuvor definierten Versagenspunkte ① und ② sowie der erste Drahtbruch
der untersuchten Versuchsträger aufgeführt. Durchschnittlich hat sich in den eigenen Versuchen nach
etwa 5,8 Drahtbrüchen der so definierte Versagenspunkt ① des Spannglieds auf Ermüdung
eingestellt.
Tabelle 5-9: Drahtbrüche der Versuchsträger des „alten“ (Serie TR) und „neuen“ (Serie SB) Spannstahls
Geht man auf der sicheren Seite liegend von 5 Drahtbrüchen aus, nach denen die anschließenden
Drahtbrüche zu einem instabilen Schädigungsfortschritt führen, entsprechen diese, bezogen auf die
gesamte Anzahl der Litzen (35 Drähte), gut 14% des Gesamtspannstahlquerschnitts.
118
Der Versagenspunkt ② stellte sich im Durchschni nach 12 Drahtbrüchen ein. Das entspricht gut 34%
des Gesamtspannstahlquerschnitts.
Es sei allerdings angemerkt, dass diese prozentualen Größen hier nur als sehr grobe
Durchschnittsrichtwerte angesehen werden können. Denn die Anzahl der Lastwechsel bis zum ersten
Drahtbruch oder bis zum Versagenspunkt ① hängt sehr stark von der im Spannstahl einwirkenden
Schwingbreite sowie der Lage der daraus resultierenden Drahtbrüche ab. Unter hohen Schwingbreiten
steigen die Schwingbreiten nach einem Drahtbruch in den verbleibenden Drähten stark an, so dass der
erste Versagenspunkt schon nach wenigen Drahtbrüchen erreicht wird. Bei geringerer Schwingbreite
dauert dieser Prozess hingegen länger an.
Ebenso treten die Drahtbrüche nicht nur in einem zweidimensionalen Querschnittsbereich des
Spanngliedes auf, sondern verteilen sich auch kurz vor und hinter dem sichtbaren Betonriss. Dadurch
können sich die Spannungen im günstigen Fall über den Verbund umlagern.
Wie aus der Tabelle 5-10 ersichtlich ist, zeigen Versuche mit gleichen oder ähnlichen Schwingbreiten
(z.B. TR01, TR03 u. SB01) die gleichen Tendenzen hinsichtlich des ersten Drahtbruchs sowie der so
definierten Versagenspunkte.
Im folgenden Bild 5-97 ist die Entwicklung der Rissweitenänderung der Versuchsträger zu erkennen.
Der Einfluss der einwirkenden Schwingbreite ΔσP auf die Lebensdauer und der damit verbundenen
Rissweitenzunahme eines Versuchsträgers ist deutlich zu erkennen. Die Versuchskurven in Bild 5-97
zeigen, dass Versuchsträger mit gleichen Schwingbreiten untereinander ein ähnliches
Ermüdungstragverhalten aufzeigen (TR01, TR03 und SB02). So verhalten sich die Versuchsträger TR01
und TR03 aus der Serie TR des „alten“ Spannstahls bei gleicher Schwingbreite nahezu ähnlich. Der
Unterschied in diesen zwei Versuchen lag in der im Versuchsträger TR01 aufgebrachten geringeren
Vorspannkraft. Das zeigt, dass eine leichte Änderung in der Vorspannkraft zwar in der Größe der
Rissweitenzunahme Δw erkennbar ist, sich das Ergebnis hinsichtlich der Ermüdungstragfähigkeit
allerdings nicht entscheidend ändert.
Genauso unterlag aus der Serie SB des „neuen“ Spannstahls der Versuchsträger SB02 einer
einwirkenden Schwingbreite von ΔσP=200MPa und wies ebenfalls ein vergleichbares Verhalten zu den
Trägern TR01 und TR02 auf. Auch dieser bildete nach ca. 1 Mio. Lastwechsel den ersten Drahtbruch,
konnte im Gegensatz zu den anderen beiden Trägern der einwirkenden ermüdungswirksamen
Schwingbreite allerdings länger standhalten. Dieses ist vermutlich auf den „neuen“ Spannstahl
zurückzuführen, da dieser altersbedingt weniger Vorschädigungen aufwies.
119
Die Versuchsträger TR05 und SB02 unterlagen einer vergleichbaren einwirkenden Schwingbreite von
ca. ΔσP =100MPa. Bei diesen Versuchen zeigte sich in den ersten knapp 9 Mio. Lastwechseln ein
weitgehend ähnliches Ermüdungstragverhalten des untersuchten Gesamtsystems durch entstehende
Drahtbrüche und der daraus resultierenden Rissweitenänderung.
Da der Versuch TR05 aus Zeitgründen nach 15 Mio. Lastwechseln gestoppt wurde, ist eine
abschließende Aussage nicht möglich. Es ist allerdings in diesem Fall zu erkennen, dass der
Versuchsträger TR05 mit dem „alten“ Spannstahl eine höhere Ermüdungssystemtragfähigkeit aufwies,
da bei vergleichbarer Lastwechselzahl von 15 Mio. im Versuchsträger SB02 bereits 14 Drähte
gebrochen waren.
In der Serie mit dem „alten“ sowie „neuen“ Spannstahl ist jeweils ein Versuch zu finden, welcher zeigt,
dass auch ein unerwartetes frühzeitiges Auftreten von Drahtbrüchen möglich ist.
Dieses Verhalten zeigen die Versuchsträger TR04 und SB04. Beide unterlagen verschiedenen
Schwingbreiten. Trotz des Eintretens frühzeitiger, erster Drahtbrüche in diesen Versuchskörpern,
stabilisierte sich der Versagensprozess nach einigen erfolgten Drahtbrüchen wieder. Damit zeigten die
Versuchskurven hinsichtlich der Rissweitenänderung wieder das Bestreben in den zu erwartenden
Lastwechselzahlenbereich hineinzulaufen.
Die zur sprunghaften Rissweitenänderung führenden einzelnen Drahtbrüche sind zur Visualisierung als
Wertepaare (ΔσP, N) im nachfolgenden, doppellogarithmischen Bild 5-98 eingetragen.
Bild 5-98: Drahtbrüche der Serie TR („alter“ Spannstahl) und SB („neuer“ Spannstahl)
Wie bereits im Bild 5-98 zu erkennen, ist eine gute Deckung der insgesamt 9 Versuchsergebnisse beider
Versuchsreihen untereinander zu erkennen. In diesem Bild wurden zur Unterscheidung die
Datenpunkte der Versuchsserie TR des „alten“ Spannstahls in schwarz gehalten, die der Serie SB des
„neuen“ Spannstahls in blau. Versuche mit ähnlichen Spannungsschwingbreiten liegen, deutlich zu
erkennen, in einem vergleichbaren Streubereich. Das zeigt, dass sich der über 55 Jahre ältere
Spannstahl im eingebauten Gesamtsystem eines Ermüdungsversuchs durchaus mit einem Spannstahl
einer heutigen Produktion vergleichen lässt.
Die Ergebnisse des ersten Drahtbruchs sowie des ersten Versagenspunktes sind im Bild 5-99 als
Wertepaare (∆σP,N) zusammen mit der charakteristischen Wöhlerlinie für gekrümmte Spannglieder im
Blechhüllrohren der Klasse 1 nach DIN EN 1992-1-1/NA [20] bzw. DIN EN 1992-2/NA [22] eingetragen.
120
Zudem wurden die charakteristischen Wöhlerlinien aus dem Model Code 1990, dem Model Code 2010
sowie dem Eurocode EN 1992 ergänzt. Aus den gewonnenen Versuchswerten des ersten Drahtbruchs
und des definierten ersten Versagenspunktes sind die zugehörigen Mittelwertregressionsgeraden
eingezeichnet. Diese weisen in ihrer Steigung tendenziell eine vergleichbare Größenordnung wie die
Steigung k1 nach gültiger deutscher Norm auf.
Die experimentell ermittelten Werte liegen im Bereich kleiner Schwingbreiten nicht mehr oberhalb
dieser normgemäßen charakteristischen Wöhlerlinie. In den eigenen Versuchen lag die niedrigste
Schwingbreite bei 60MPa. Der Knickpunkt bzw. das Abflachen der charakteristischen Wöhlerlinie, bei
einem charakteristischen Wert von ∆σP=120MPa, spiegelt sich in den Versuchen nicht wieder. Eine
echte Dauerschwingfestigkeit oder eine Tendenz zu einer Solchen konnte in den eigenen Versuchen
nicht festgestellt werden.
Aufgrund eines niedrig angesetzten Versuchs mit einer Spannungsschwingbreite von ∆σP=100MPa
schlug Abel [2] in seiner Arbeit bereits vor, den zweiten Steigungsast von k2=7 auf k2=5 abzumindern.
Sein Versuchsergebnis lag knapp oberhalb der Normwöhlerlinie. Durch seinen Vorschlag wollte er so
mehr Sicherheit gewinnen. Die drei Versuchsergebnisse von Abel [2] sowie weitere von Bökamp [10]
wurden im Bild 5-99 mit abgebildet.
Versuche mit kleineren Schwingbreiten unterhalb von ∆σP=100MPa konnten in der Literatur für
Spannstähle im nachträglichen Verbund in gekrümmten Stahlhüllrohren nicht gefunden werden.
Bild 5-99: Eigene Versuchsergebnisse sowie Ergebnisse von Abel [2] und Bökamp [10] im Vergleich mit den
charakteristischen Normkurven
Für den ersten Ast wird vorgeschlagen, die Steigung k1=3, wie sie in DIN EN 1992-1-1/NA bzw.
DIN EN 1992-2/NA sowie im Model Code 1990 angegeben ist, beizubehalten (siehe auch Bild 5-99).
Somit verläuft diese Steigung nahezu parallel zu den im Versuch gewonnenen Regressionsgeraden des
ersten Drahtbruchs und des ersten Versagenspunktes.
Ein flacherer Ansatz mit einer Steigung k1=5, wie nach EN 1992 oder Model Code 2010 ist nicht
notwendig. Dieses zeigten ebenfalls die im Kapitel 3.3.3 recherchierten Ergebnisse anderer Arbeiten.
Auf Grundlage der eigenen Versuche mit sehr hohen Lastwechselzahlen müsste k2 statt 7 eher in einem
Bereich zwischen 4 und 5 liegen. Wie sich zeigt, bietet der Vorschlag, den zweiten Steigungsast auf
k2=5 statt 7 zu setzten, gerade noch Sicherheit gegenüber den gewonnenen Versuchsergebnissen.
121
Daher wird vorerst vorgeschlagen, den zweiten Ast mit einer steileren Steigung von k2=5, analog zum
Ansatz von Haibach [45], anzusetzen und den normgemäßen Knickpunkt bei 1 Mio. Schwingspielen
und einer Spannungsschwingbreite von Δ =120MPa zu belassen.
Wie die Versuchsergebnisse mit Spannstahllitzen nahelegen, erscheint aufgrund der Versuchswerte
eine Anpassung der charakteristischen Wöhlerlinie für Spannstahl im nachträglichen Verbund im
gekrümmten Stahlhüllrohr im Bereich geringer Spannungsschwingbreiten erforderlich (k2=5 statt 7).
Aus der Tatsache, dass bei Spannlitzen im Stahlhüllrohr bislang nur wenige Ermüdungsschäden in den
bestehenden Bauwerken aufgetreten sind, müssen noch versteckte Reserven gegenüber den
normgemäßen Nachweisen vorhanden sein. Diese können auf der Einwirkungs- sowie auf der
Widerstandsseite liegen.
Auf der Widerstandsseite sind es sicher zwei wesentliche Faktoren. Durch die Bauweise ‚Spannbeton‘
liegt der Spannstahl häufig im ungerissenen und überdrückten Bereich und erfährt somit unter den
wirksamen Verkehrslasten keine ermüdungswirksamen Spannungsschwingbreiten. Dieses wäre erst
nach einer Rissbildung der Fall, sobald das Dekompressionsniveau auch infolge eines ausreichend
großen Grundmoments unter Berücksichtigung der Zwangsmomente aus Temperatur (Δ ) über-
schritten wird. So ein Fall wäre bei alten Bauwerken unter stark gestiegenen Verkehrslasten denkbar.
Weiter kann davon ausgegangen werden, dass der erste Drahtbruch eines Litzenbündels nicht zu
einem unmittelbaren Verlust der Tragfähigkeit eines Bauwerks führt. Dieses zeigte sich auch in den
eigenen Versuchen und wurde dort durch die Versagenspunkte ① und ② definiert. Im gesamten
Mittel mussten in den Versuchen ca. 14% der 35 Drähte brechen, bis dass der Versagenspunkt ①
erreicht wurde und es zu einem instabilen Versagensfortschritt kam. Unter kleinen Schwingbreiten ist
dieser prozentuale Wert tendenziell höher.
Ein nicht unwesentlicher Punkt ist vermutlich auch auf der Einwirkungsseite zu finden, da die bei der
Bemessung rechnerisch angesetzten Einwirkungen oft in Größe und Häufigkeit im späteren Bauwerk
nicht auftreten. Dies gilt nicht nur für die Verkehrslasten sondern beispielsweise auch für die
Zwangsschnittgrößen infolge von Temperatureinwirkungen Δ . Da der Zusammenhang zwischen den
Spannstahlspannungen und der Momentenbeanspruchung nichtlinear ist, spielt das Grundmoment
eine entscheidende Rolle.
Bild 5-100: Ermüdungsfestigkeitsabfall der freischwingend getesteten Spannstähle im Vergleich zur char.
Normkurve nach DIN EN 1992/NA bzw. der durch die eigenen Versuche modifizierten Kurve
Mittelt man beide Werte (-48% und -31%), so fällt die Ermüdungsfestigkeit im einbetonierten Zustand
um etwa 40% ab.
Dieses kann auf die zahlreichen zusätzlichen Einflussfaktoren im Gesamtsystem zurückgeführt werden.
Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um Reibeinflüsse sowie korrosive Prozesse, die im Gegensatz
zum freischwingend getesteten Materialversuch die Ermüdungstragfähigkeit des Gesamtsystems
negativ beeinflussen und damit stark herabsetzen. Bei den Einflüssen aus Reibung handelt es sich nicht
nur um die Reibung zwischen Spannstahl und Hüllwellrohr. Es zeigte sich in den Versuchen, dass
durchaus auch die Reibung der Drähte untereinander einen Einfluss mit sich bringt. Bei der
Betrachtung des bröseligen Verpressmörtels im Rissbereich (siehe auch Bild 5-93) ist hierdurch ebenso
ein gewisser Reibeinfluss vorstellbar.
5.4 Zusammenfassung
In diesem Kapitel wurden „alte“ Spannstahllitzen aus einem Abbruchbauwerk von 1957 und „neue“
Spannstahllitzen einer aktuellen Produktion im freischwingenden und einbetonierten Versuch geprüft
und untersucht. Im einbetonierten Zustand wurden diese im nachträglichen Verbund in einem
gekrümmten Stahlhüllrohr eines Versuchsträgers eingebaut. In der Oberflächenbeschaffenheit zeigten
sich bei dem „alten“ Spannstahl leichte, altersbedingte Unterschiede. Während die „neuen“ Litzen eine
annähernd gleichmäßige und nahezu glatte Oberfläche aufwiesen, zeigten die „alten“ Litzen an einigen
Stellen einen leichten Flugrostbefall sowie Verunreinigungen durch Zementschlämme. Litzen mit
mechanischen Beschädigungen wurden für die weiteren Versuche aussortiert.
In einem ersten Schritt wurden neben statischen Zugversuchen insgesamt 27 „alte“ Spannstahlproben
und 29 Spannstahlproben einer „neuen“ Produktion freischwingend unter einer zyklischen Belastung
untersucht und in Anlehnung an das interaktive Verfahren ausgewertet. Alle Versuche wurden mit
einer konstanten Unterspannung = 900 zum Versuchsstart angesetzt. Dieses entsprach etwa
den seinerzeit zulässigen Spannungen nach DIN 4227, welche beim Einbau der „alten“ Spannlitzen
gültig war.
Es zeigte sich, dass die „neuen“ Spannstahlproben speziell im Bereich der Dauerschwingfestigkeit
vergleichsweise große Streuungen in den Versuchsergebnissen aufwiesen. Um dieses Phänomen zu
ergründen, wurde der Versuchsstand überprüft und die Spannstähle näher metallografisch und
123
mikroskopisch untersucht. Eine stichfeste Erklärung konnte abschließend nicht gefunden werden. Die
einzige Auffälligkeit ergab sich in einer Metallanalyse. Hier wies der „neue“ Spannstahl im Randbereich
vereinzelt entkohlte Stellen auf. Durch einen höheren Ferritbestandteil in diesen Bereichen wäre das
Materialgefüge hier weicher und könnte als Unstetigkeitsstelle im Querschnitt als rissinitiierend
wirksam sein. Durch das vereinzelte Auftreten wäre dann die Streuung der Versuchsergebnisse
erklärbar.
Zur Absicherung dieser Vermutung sowie des exakten Grunds der Streuungen wären allerdings
weiterer Untersuchungen erforderlich.
Aufgrund der großen Streuung wies der „neue“ Spannstahl nach der Auswertung aller
Versuchsergebnisse im Gegensatz zum „alten“ Spannstahl eine nur geringfügig höhere 5%-
Quantilgrenze der Dauerschwingfestigkeit auf.
Im Bereich der Zeitfestigkeit zeigten beide Spannstähle tendenziell ähnliche Größen in der
ausgewerteten Steigung im doppeltlogarithmischen Maßstab.
Im gesamten Bild wies der „neue“ Spannstahl hinsichtlich des Ermüdungswiderstandes somit nur
geringfügig bessere Werte auf als der „alte“ Spannstahl von 1957.
Im Vergleich zur gültigen Normkurve nach DIN EN 1992-1-1/NA bzw. DIN EN 1992-2/NA, welche
allerdings nur Werte für den einbetonierten Zustand gerader Litzen angibt, lagen alle Versuchswerte
deutlich über diesen Werten.
Auch wenn Großversuche sehr zeit- und kostenintensiv sind, müssen aufgrund der gewonnenen
Ergebnisse in jedem Fall weitere Untersuchungen mit Spannstahl im nachträglichen Verbund in
gekrümmten Stahlhüllrohen unter niedrigen Spannungsschwingbreiten durchgeführt werden, um
diesen Bereich weiter abzusichern.
124
125
Der in den Versuchen gemessene Verlauf der Rissweitenänderung dient als guter Indikator für
Drahtbrüche und kann durch Berechnung der Rissweite abgebildet werden. Grundlage bietet hierzu
die Rissformel zur Ermittlung der Rissbreite eines Einzelrisses.
Die im vorherigen Kapitel beschriebenen Versuchskörper haben bei der rechnerischen Bestimmung
der Rissbreite den positiven Effekt, dass im gerissenen Zustand in der Zugzone nur der Spannstahl
vorhanden ist. Daher muss zur Dehnungsermittlung lediglich dieser und keine weitere Bewehrung mit
unterschiedlicher Verbundsteifigkeit herangezogen werden. Weiter kann, bedingt durch die
Geometrie der Versuchsträger, von einer Einzelrissbildung ausgegangen werden, wie es sich auch in
den Versuchen zeigte.
Die Rissöffnung entspricht genau dem Integral des Dehnungsunterschieds zwischen dem
betroffenen Spannstahl und der umgebenen Betonfaser/Mörtelfaser innerhalb der Verbundlänge des
Risses. In diesem Bereich werden die Zugspannungen aus dem ungestörten Gesamtquerschnitt in den
Stahl übertragen, bis diese letztendlich im Riss nur noch im Stahl vorhanden sind. Diese Länge umfasst
beide Seiten des Risses. Durch die Bestimmung der mittleren Dehnung und der Risseinzugslänge kann
daraus die Rissbreite ermittelt werden.
In einem zyklischen Belastungsversuch fallen durch die Ermüdung des Spannstahls im Laufe der Zeit
nach und nach vereinzelt Drähte aus. Da in den Versuchen die äußere Belastungsschwingbreite durch
die Kraftregelung der Maschine konstant gehalten wurde, stiegen mit jedem Drahtbruch die
Spannungen in den übrigen Spannstahldrähten an. Diese Querschnittsminderung findet in der
nachfolgenden Berechnung ihre Berücksichtigung.
= ∙ = ∙ (6-1)
2 4
∙4
= = 1,13 ∙ (6-2)
= ∙ = 1,13 ∙ ∙ (6-3)
Da der Umfang einer Litze bzw. eines Litzenbündelspanngliedes aus mehreren Kreissegmenten
zusammengesetzt ist und keiner reinen Kreisform entspricht, muss mit einem effektiv wirksamen
Umfang und Durchmesser gerechnet werden. Hierzu hat Trost [90] 1980 Untersuchungen
durchgeführt und gezeigt, dass es ausreichend ist „... den wirksamen Verbundumfang eines
Bündelspanngliedes mit der Formel = ∙ zu berechnen, wobei vereinfachend = 1,4
angenommen wird.“ [90, S.13]
,ä = 1,6 ∙ (6-5)
Wird ein einzelner Riss betrachtet, dann herrschen an den Enden der Lasteinleitungslängen wieder
die gleichen Dehnungen im Spannstahl und Beton/Mörtel (Bild 6-1 ‚Dehnungen‘). Unter der Annahme
einer konstanten Verbundspannung muss die im Spannstahl zusätzlich eingebrachte Spannung über
diese Lasteinleitungslänge bis zum ungestörten Bereich eingeleitet werden.
Der normativ angesetzte Wert der Verbundspannung bezieht sich auf die Verbundeigenschaften
von Betonrippenstahl. Das Verhältnis der Verbundfestigkeit von im Verbund liegenden Spanngliedern
zur Verbundfestigkeit von Betonrippenstahl im Beton wird näherungsweise durch den Faktor
modifiziert. Dieser Parameter wurde ebenfalls bereits von Trost [90] untersucht und kann heutzutage
nach DIN EN 1992-1-1 [19] für Litzen im nachträglichen Verbund und einer Betonfestigkeitsklasse
≤ C50/60 mit = 0,5 angesetzt werden.
Δ ∙ =ξ∙ ∙ ∙ (6-6)
folgt:
Δ ∙
= (6-7)
ξ∙ ∙
Das Verbundverhalten wird durch eine Vielzahl von Einflüssen bestimmt. Daher gibt es kein
allgemeingültiges Verbundgesetz, welches alle Randbedingungen gleichermaßen gut abdeckt. Die
Größe der Verbundspannung ist insbesondere von der Relativverschiebung zwischen Stahl und Beton
abhängig. Aus Versuchsauswertungen anderer Arbeiten kann vereinfachend das 1,8-fache des
Mittelwertes der zentrischen Betonzugfestigkeit als mittlere konstante Verbundspannung angesetzt
werden.
Werden diese Ansätze und der wirksame Verbundumfang in der Gleichung (6-7) berücksichtigt, ergibt
sich für die Lasteinzugslänge:
Δ ∙
= (6-8)
1,44 ∙ ∙ ∙
Bei Einzelrissen entspricht die Integrationslänge der doppelten Einleitungslänge (Bild 6-1
‚Dehnungen‘), wodurch sich für die Rissweite folgende Beziehung ergibt:
=2∙ ∙ − (6-9)
mit: − = , − ∙ , − − ∙
128
Δ
− = (1 − )∙Δ = (1 − )∙ (6-10)
Die Belastungsart und Belastungsdauer haben einen zeitlichen Einfluss auf die Verbundsteifigkeit.
Dieser Einfluss wird durch den Völligkeitsbeiwert geregelt. Wie Versuche zeigten, kann für
kurzzeitige Belastungen der Wert als gute Näherung zu 0,6 angesetzt werden. Durch eine zyklische
oder langandauernde Belastung nimmt die Verbundfestigkeit ab. Es kommt zu einem Verbundkriechen
bzw. Steifigkeitsabfall durch die zyklische Beanspruchung zwischen Spannstahl und Beton/Mörtel und
somit zu einer Vergrößerung der Rissbreite. Dieser Effekt nimmt im Laufe der Zeit ab und kann sich bei
langandauernden oder zyklischen Belastungen bis auf etwa kt=0,4 reduzieren. Das entspricht 2/3 der
Ausgangsgröße.
Durch Einsetzten der Gleichungen (6-10) und (6-8) in die Gleichung (6-9) errechnet sich für die
Versuchsträger die Rissbreite zu:
Δ ∙ Δ
=2∙ ∙ (1 − )∙ (6-11)
1,44 ∙ ∙ ∙
Δ ∙
= (1 − )∙ (6-12)
0,72 ∙ ∙ ∙ ∙
mit:
Δ : Spannstahldifferenzspannung Δ = , −
: Spannstahlfläche
Δ ( ) = ( ) − ( ) (6-13)
129
Bedingt durch Drahtbrüche und Verbundveränderungen müssen im Laufe der zyklischen Belastung
einige Parameter der Gleichung (6-12) modifiziert werden. Dies sind im speziellen die Parameter:
• Querschnittsfläche
• Spannstahldifferenzspannung Δ
• Völligkeitsbeiwert
Der Völligkeitsbeiwert nimmt mit zunehmender Schwingspielzahl ab. Dieser Verbundverlust ist kurz
nach Versuchsstart am größten und nähert sich dann schnell mit zunehmender Schwingspielzahl einem
Grenzwert an. Es zeigt sich, dass dieses Verhalten gut durch eine exponentielle Funktion beschrieben
werden kann. Zum Start nimmt diese Funktion den Völligkeitsbeiwert einer kurzzeitigen Belastung
( , ) an und nähert sich im weiteren Verlauf dem Völligkeitsbeiwert der langzeitigen Belastung ( , ).
Durch die im Parameter c einfließenden Einzelwerte < 1 und > 0 lässt sich das Verhalten des
Verbundverlustes modellieren.
( )= ( )∙
, + , − , ∙ (6-14)
mit: = ln( ) ⋅
Mit jedem Drahtbruch einer Litze reduziert sich die Querschnittsfläche . Da die Spannstahldifferenz-
spannungen Δ im direkten Zusammenhang zur Querschnittsfläche steht, kann diese zum Zeitpunkt
wie folgt daraus ermittelt werden:
( = 0)
Δ ( )= , ∙ − (6-15)
( )
Δ ( ) ∙ ( )
( ) = (1 − ( )) ∙ (6-16)
0,72 ∙ ∙ ∙ ∙ ( )
mit:
Durch die in Gleichung (6-16) angegebene Funktion können die Entwicklungen der in den Versuchen
gemessenen Rissweiten nachgerechnet werden.
Für die Berechnungen wurden die gemessenen Materialkennwerte verwendet, welche in der Anlage
zu finden sind. Da die zentrische Betonzugfestigkeit nicht für alle Versuchsträger vorlag, wurde diese
aus der gemessenen Würfeldruckfestigkeit der einzelnen Träger nach Gleichung (6-17) berechnet.
= 0,3 ⋅ ( ) (6-17)
Als vorhandene Ausgangsspannung im Spannglied infolge der Vorspannkraft wurde die aus dem
Dekompressionszustand gewonnene Spannstahlspannung angesetzt.
Allen Versuchen lag ein Völligkeitsbeiwert , = 0,6 und der konstante Wert = −0,002%
zugrunde, wodurch alle Berechnungen akzeptable Ergebnisse hervorbrachten.
Es zeigte sich, dass der Einfluss der Funktion des Völligkeitsbeiwerts (Gl. (6-14)) im Wesentlichen den
Verlauf im Anfangsbereich der Rissweitenentwicklung (bis ca. 2∙105) bestimmte.
Der Völligkeitsbeiwert , musste für die Träger TR01-TR03 stärker variiert werden. Bei den übrigen
Versuchsträgern fiel der Verbundverlust sehr gering aus, so dass bei diesen der Wert , = 0,59
angesetzt werden konnte. Eine eindeutige Begründung für das Verhalten der ersten drei Träger konnte
nicht gefunden werden. In den ersten zwei Trägern (TR01-TR02) könnte die etwas geringere
Vorspannkraft der Grund für das stärkere Risswachstum zu Versuchsbeginn gewesen sein. TR03 zeigte
in den Ergebnissen der Referenzprüfkörper zur Bestimmung der Druckfestigkeit und des E-Moduls
vereinzelt schlechtere Werte. Wäre im Bereich des Risses Beton mit einer geringeren Festigkeit
vorhanden, so könnte das ebenfalls zu einem anfänglich stärkeren Risswachstum führen.
Unter der Vorgabe der bekannten Bruchzeitpunkte bzw. Bruchschwingspielzahlen einzelner Drähte
sind die Rissentwicklungen der Versuchsträger nach Gleichung (6-16) nachgerechnet worden. Die
neben den festen Eingangsparametern verwendeten versuchsbezogenen Parameter sind in den
Diagrammen angegeben. Bild 6-4 bis Bild 6-8 zeigt die Versuche der Serie TR des „alten“ Spannstahls,
Bild 6-9 bis Bild 6-12 die der Serie SB des „neuen“ Spannstahls.
Es ist in nahezu allen Versuchen ersichtlich, dass die Nachrechnung der Rissweitenänderung gute
Übereinstimmung erzielt. Der Verlauf der Kurven kann dadurch gut nachgebildet werden.
In einigen Bereichen weicht die Berechnung von den gemessenen Werten ab. Da es sich bei der
hergeleiteten Formel um eine idealisierte Betrachtung handelt, sind gewisse Abweichungen durchaus
zu erwarten. Nach dem Ansatz der Formel müssten die einzelnen Brüche direkt in der Rissebene
auftreten und jeweils einen vergleichbaren Verbundverlust aufweisen. Dieses ist allerdings, wie es
auch die ausgebauten Spannlitzen zeigten, nicht der Fall. Dadurch, dass die Brüche nicht alle in der
Rissebene der Betons auftraten, haben Drähte mit entfernten Brüchen die Möglichkeit, sich im System
zumindest teilweise zurück zu verankern.
Bild 6-5: Nachrechnung im Vergleich zu den Bild 6-9: Nachrechnung im Vergleich zu den
Messwerten (TR-02, Δσp=455N/mm²) Messwerten (SB-01, Δσp=200N/mm²)
Bild 6-6: Nachrechnung im Vergleich zu den Bild 6-10: Nachrechnung im Vergleich zu den
Messwerten (TR-03, Δσp=200N/mm²) Messwerten (SB-02, Δσp=100N/mm²)
Bild 6-7: Nachrechnung im Vergleich zu den Bild 6-11: Nachrechnung im Vergleich zu den
Messwerten (TR-04, Δσp=150N/mm²) Messwerten (SB-03, Δσp=60N/mm²)
Bild 6-8: Nachrechnung im Vergleich zu den Bild 6-12: Nachrechnung im Vergleich zu den
Messwerten (TR-05, Δσp=98N/mm²) Messwerten (SB-04, Δσp=80N/mm²)
132
Durch eine prozentuale Gewichtung der einzelnen Drahtbrüche innerhalb der Formel kann der Einfluss
auf die Rissweitenzunahme modifiziert werden. Hierzu wird ein Gewichtungsfaktor eingeführt.
Wird diese Anpassung manuell vorgenommen, kann der Verlauf nahezu exakt nachgebildet werden.
Dieses zeigen exemplarisch das Bild 6-13 für den Versuch SB02 und das Bild 6-14 für den Versuch SB04.
In beiden Bildern ist neben den Versuchswerten der nach Gleichung (6-16) errechnete Verlauf
aufgetragen sowie ein modifizierter Verlauf. Die zur Modifikation der beiden Verläufe verwendeten
Faktoren sind in der Tabelle 6-1 angegeben.
Die Berechnung erfolgt analog zu den Gleichungen (6-15) und (6-16). Lediglich der Einfluss eines
Drahtbruchs des modifizierten Verlaufs findet bei der zum Zeitpunkt vorhandenen
Querschnittsfläche ( ) durch den Faktor eine gewichtende Berücksichtigung und kann
stattdessen in beiden Gleichungen als modifizierte Querschnittsfläche , ( ) nach Gleichung
(6-18) angesetzt werden.
, ( )= ( )⋅ (6-18)
Es ist zu erkennen, dass der Faktor in der Regel zwischen 0,25 und 1 liegt. Liegt unter 1, so
ist der Drahtbruch nicht direkt im Bereich des Risses im Beton aufgetreten. In diesem Fall liegt der
Bruch etwas von dem Betonriss entfernt. Liegt über 1 und unter 2, so kommt es bei einem
Drahtbruch zu einem stärkeren Verbundverlust. Dieses wäre denkbar, wenn der siebte Draht einer
Litze bricht. Somit könnte eine eventuell noch vorhandene Umschnürung der bereits gebrochenen
Drähte schlagartig entfallen, welche zuvor noch die Möglichkeit einer Rückverankerung der Zugkraft
in den Beton bot.
Tabelle 6-1: Modifikationsfaktoren zur Gewichtung der Drahtbrüche der Versuche SB02 und SB04
Bruch 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
SB02 0,75 0,50 0,50 1,00 1,00 0,25 1,00 1,00 1,00 1,00 2,00 1,75 1,00 1,75 2,00 1,00 1,00
SB04 0,50 0,50 0,75 0,75 0,50 1,00 1,00 1,00 1,00 2,00 2,00 1,00 1,00 2,00 1,50 2,00 2,00
Diesen Parameter als zusätzliche, vorausbestimmbare Variable in die Formel aufzunehmen ist nicht
möglich, da die exakte Lage des nächsten Drahtbruches in einem Spannglied mit mehreren Litzen
natürlich nicht vorhergesagt werden kann. Ohne diesen Faktor liegt die vorgestellte Berechnung daher
eher auf der sicheren Seite. Ebenso muss die Anzahl der Schwingspiele bei den einzelnen Drahtbrüchen
bekannt sein. Diese Formel dient daher eher dazu, die qualitativen Zusammenhänge zu verdeutlichen
und abzubilden.
133
Auf der Basis der gewonnenen Versuchsdaten und der entwickelten Formel zur Berechnung der
Rissweitenzunahme kann ein vergleichbarer Versuch simuliert werden. Hierzu wurde ein Programm
entwickelt, welches die vorliegenden Versuchsdaten statistisch analysiert, auswertet und in weiteren
Simulationsrechnungen verarbeitet. So kann eine Simulation mit einer gewünschten
Prognosewahrscheinlichkeit durchgeführt werden. Ebenso ist es möglich, die weitere Entwicklung
eines bereits laufenden Versuchs zu jedem beliebigen Zeitpunkt weiter voraus zu prognostizieren.
Die einzelnen Brüche der insgesamt 35 Drähte eines Versuchsträgers bilden durch die aktuell
vorherrschende Spannungsschwingbreite mit der zugehörigen Lastwechselzahl beim Bruch eine
gemeinsame Datenmenge, welche den Versagensprozess im Gesamtsystem beschreibt. Insgesamt
konnten so n=112 Datenpunkte anhand der Drahtbrüche aus allen Versuchen bestimmt werden.
Um das Ansteigen der Spannung in den verbleibenden Drähten nach einem Bruch zu berücksichtigen,
wird die Ausgangsschwingbreite Δ ( = 0) mit einem Verhältniswert multipliziert, welcher mit der
Variablen die Anzahl der gebrochenen Drähte beschreibt. Damit ergibt sich allgemein die
Schwingbreite in Abhängigkeit der gebrochenen Drähte zu:
35
Δ ()= ⋅Δ , (6-19)
35 −
Mit jedem weiteren Drahtbruch wächst der Verhältniswert 35/(35-i) überproportional an.
Δ = − (6-20)
Im Bild 6-15 ist der Zusammenhang zwischen den Gleichungen (6-19) und (6-20) grafisch dargestellt.
Durch Auftragen der so gewonnenen einzelnen Schwingspiele Δ mit der jeweils zugehörigen
Spannungsschwingbreite Δ ( ) ergibt sich im halblogarithmischen Maßstab aus allen durchgeführten
Großversuchen ein Streuband. Hierbei zeigt sich bereits eine Tendenz.
Als einfachste Grundlage zur statistischen Auswertung lässt sich diese Datenmenge durch eine lineare
Mittelwertregression, basierend auf der Summe der kleinsten Fehlerquadrate, beschreiben. Es zeigt
sich allerdings, dass diese im Bereich großer und speziell im Bereich der kleinen Schwingbreiten
134
zunehmend von der Datenmenge abweicht. Ebenso ist es nicht plausibel, dass danach Schwingbreiten
nahe Null bereits zu ersten Drahtbrüchen nach ca. 3,5 Mio. Schwingspielen führen würden.
Daher bietet sich eine Regression auf Basis einer Potenzfunktion an, welche gerade den Bereich sehr
kleiner Schwingbreiten deutlich besser beschreibt.
Die gesamte Datenmenge sowie die Mittelwertregressionsfunktionen, auf Basis einer linearen und
einer Potenzfunktion, sind in Bild 6-16 dargestellt. Auf der Basis der gewählten Regressionsfunktion
kann nun ein Prognoseintervall angegeben werden, in dessen Bereich die zu erwartenden Brüche
liegen. Vom Versuch SB01 wurden die aufgezeichneten Brüche 8-11 als ein Ereignis gewertet, da diese
vier Drahtbrüche einen nahezu identischen Bruchzeitpunkt aufweisen (siehe auch Versuchskurve in
der Anlage, Bild A 3-42). Die Anzahl dieser Brüche wurde allerdings weiter berücksichtigt.
Bild 6-16: Drahtbrüche der einzelnen Großversuche als Wertepaare Δσp(i), ΔNi mit Regressionsgeraden
Die Regressionsfunktion, auf Basis einer Potenzfunktion, kann in allgemeiner Form nach Gleichung
(6-21) für die insgesamt Versuchswerte beschrieben werden.
= ⋅ (6-21)
Diese nichtlineare Regressionsfunktion lässt sich durch den Logarithmus in eine Funktion mit einem
linearen Zusammenhang transformieren, wodurch die Parameter einfacher bestimmt werden können.
ln = ln + ⋅ ln (6-22)
= + ⋅ (6-23)
Nun lassen sich die Parameter und für die beobachteten Wertepaare nach der Methode der
kleinsten Fehlerquadrate als Koeffizienten einer linearen Funktion schätzen.
Die Versuchswerte und werden hierzu vorab ebenfalls auf logarithmische Werte transformiert.
u = ln und v = ln (6-24)
135
Somit ergeben sich für die Mittelwerte der Versuchswerte in und Richtung zu:
= ⋅ (∑ ) und = ⋅ (∑ ) (6-25)
= ( − ) (6-26)
= ( − ) (6-27)
= ( − )( − ) (6-28)
Im Weiteren können nun daraus die Parameter und der Regressionsfunktion bestimmt werden.
= (6-29)
= − ⋅ = − ⋅ (6-30)
Aus den gewonnenen Datenpunkten ergibt sich somit = 26,27 und = −2,654.
Mit diesen beiden Parametern kann nun auch die Streuung um die Regressionsfunktion angegeben
werden.
( , )= − ⋅ (6-31)
Durch den Freiheitsgrad = − 2 berechnet sich die Standardabweichung der Werte zur
Regressionsfunktion nach Gleichung (6-32).
1
= ⋅ ( , ) (6-32)
Die Konfidenzgrenzen für eine α%-ige Sicherheit ergeben sich unter der Verwendung des α-Quantils
der Student-Verteilung (t-Verteilung) mit dem Freiheitsgrad . Dieser „t-Wert“ kann Tafelwerken (z.B.
[75]) entnommen oder rechnergestützt ausgegeben werden (hier: , , = 1,982 für n=112).
Damit ergibt sich für eine vorgegebene Spannungsschwingbreite , unter der Annahme
normalverteilter Werte, mit einer Sicherheit von 90% die obere und untere Grenze des
Konfidenzintervalls nach Gleichung (6-33). Das Zutreffen normalverteilter Werte wird im Weiteren
noch bewiesen (Bild 6-18).
1 ( − )
, , ( ) / = + ⋅ ± , , ⋅ ⋅ + (6-33)
Durch geringfügiges Erweitern der Gleichung (6-33) unterhalb der Wurzel können ebenso die obere
und untere Grenze des Prognoseintervalls nach Gleichung (6-34) errechnet werden.
1 ( − )
, , ( ) / = + ⋅ ± , , ⋅ ⋅ 1+ + (6-34)
136
Bild 6-17: Regressionsfunktion mit Konfidenz- und Prognoseintervall auf Basis der Versuchswerte (n=112)
Wie bereits beschrieben, wurde bei der Bestimmung des Prognoseintervalls der rechnerisch
bestimmten Mittelwertfunktion normalverteilte Versuchswerte angenommen.
Zur Überprüfung, dass die Versuchswerte einer Normalverteilung folgen, wurden diese samt der
daraus zuvor gewonnenen Mittelwertfunktion standardisiert.
Bild 6-18: Häufigkeitsverteilung und Verteilungsfunktion aller Versuchswerte um die gewonnene (standardi-
sierte) Regressionsfunktion mit Verteilungsfunktion
Hierbei werden die Versuchsergebnisse um die Werte der Mittelwertfunktion verschoben. Die
Mittelwertfunktion ist somit in jedem Schnitt gleich Null. Es zeigt sich, dass die Streuung um die
Mittelwertfunktion, der aus den Versuchen gewonnenen insgesamt 112 Versuchswerte, einer
Normalverteilung folgt. Bild 6-18 zeigt die Häufigkeitsverteilung der Versuchsergebnisse sowie die
zugehörige Verteilungsfunktion der Summenhäufigkeit. Ebenso ist zum Vergleich die
137
Verteilungsfunktion einer Normalverteilung angegeben. Es ist deutlich zu erkennen, dass die gesamte
Datenbasis einer Normalverteilung folgt. Somit kann der gewählte Ansatz weiter verfolgt und
verwendet werden.
Die einzelnen Spannlitzendrähte des Spanngliedes unterliegen zum Versuchsbeginn einer für den
Versuch vorab angesetzten Spannungsschwingbreite Δ . Bricht ein erster Draht, so wächst die
Spannungsschwingbreite in den verbleibenden Drähten anteilmäßig an. Diese unterliegen dann bis
zum nächsten Drahtbruch einer gewissen zusätzlichen Anzahl an Lastzyklen Δ mit einer höheren
Spannungsschwingbreite Δ , usw. Somit steigt die Spannungsschwingbreite in den jeweils
verbleibenden ungebrochenen Drähten mit jedem auftretenden Drahtbruch weiter an. Im Laufe des
gesamten Versuchs wirkt daher auf die jeweiligen Drähte ohne Ermüdungsbruch ein
Spannungskollektiv unterschiedlicher Spannungsgrößen Δ mit zugehörigen Lastwechselzahlen Δ
(zwischen zwei Brüchen), bis auch sie einen Ermüdungsbruch erleiden.
Tabelle 6-2 zeigt für die ersten drei Brüche aller Versuchskörper die prozentualen Abweichung der
Spannungsschwingbreite zur rechnerisch bestimmten Mittewertregressionsfunktion. Die Größe von
100% würde in der Tabelle die exakte Lage eines Versuchsergebnisses auf der Regressionsfunktion
widerspiegeln. Kleinere Werte bedeuten, dass die Regressionskurve um die entsprechende
prozentuale Größe vor dem betrachteten Versuchsdatenpunkt liegt (Δ , < Δ , ). Bei größeren
Werten wiederum dahinter (Δ , > Δ , ).
Tabelle 6-2: prozentuale Abweichung der ersten Drahtbrüche von der MW-Regressionsfunktion
Bei Betrachtung der Drahtbrüche in der Datenmenge der Versuchsergebnisse fällt auf, dass jeweils der
erste Drahtbruch der Versuchsträger meist deutlich oberhalb/hinter der verwendeten
Mittelwertregressionsfunktion liegt (siehe auch Bild 6-19). Bereits ab dem zweiten Drahtbruch streuen
die Datenpunkte aller Versuche hingegen um diese Funktion.
138
Bild 6-19: Darstellung der Abweichung des ersten Drahtbruchs von der Mittelwertfunktion
Die Werte zeigen, dass bei der Simulationsrechnung einer ersten einwirkenden
Spannungsschwingbreite Δ ohne eine entsprechende Korrektur die Anzahl der Schwingspiele Δ
bis zum ersten Drahtbruch unterschätzt wird.
Die prozentuale Abweichung der Regressionskurve zum jeweils ersten Drahtbruch liegt etwa zwischen
50% und 70%. Diese sind zur Verdeutlichung ebenfalls im Bild 6-19 aufgetragen. Aus allen
Versuchsträgern ergibt sich ein gemittelter Wert von 64%.
In den weiteren Simulationsrechnungen wird bis zum erfolgten ersten Drahtbruch diese prozentuale
Größe als Korrekturwert der einwirkenden Schwingbreite Δ verwendet (6-35). Dadurch erfolgt
eine deutlich bessere Schätzung der zugehörigen Spannungsschwingspiele Δ .
Da sich der gemittelte Wert durch weitere neue Versuche ändern kann, wird dieser Korrekturwert
allgemein durch die hierzu eingeführte Variable ℎ , ausgedrückt.
Δ , =ℎ , ⋅Δ = 64% ⋅ Δ (6-35)
Δ = Δ (0,64 ⋅ Δ ) (6-36)
Δ = Δ (Δ ) für ≥ 1
139
Die aus den Daten bestimmten Funktionen und zugehörigen Verteilungen können nun für
Simulationsrechnungen herangezogen werden. Es wurde mit Excel VBA eine Programmroutine
entwickelt, mit der unter der Angabe gewisser Ausgangsparameter diese Simulationsrechnungen
durchgeführt werden können.
Es sei darauf hingewiesen, dass durch die vorliegende Datenmenge nur das Verhalten der vorgestellten
Versuchsträger wiedergegeben werden kann. Für eine Übertragung des Programms auf andere
Versuchsträger müssten deren Versuchsdaten eingelesen und analysiert werden. Ebenso kann,
bedingt durch ein anderes System, eine Anpassung der zu Grunde gelegten Rissweitenberechnung
vonnöten sein.
Das Ablaufdiagramm im Bild 6-22 zeigt schematisch den Algorithmus des gesamten Programms.
In einem ersten Schritt erfolgt die Eingabe der Ausgangsparameter. Hier wird zwischen Versuchs- und
Materialparametern unterschieden.
Bei den Versuchsparametern müssen die Ausgangsschwingbreite Δ ( = 0) , die im Betonriss
vorherrschende Vorspannung im Spannstahl zu Versuchsbeginn und die angesetzte
Unterspannung angegeben werden.
Die Materialparameter können den gemessenen oder auch den theoretischen Werten entsprechen.
Hier werden der E-Modul des Spannstahls ( ) und die Betondruckfestigkeit ( ) angegeben. Aus der
Betondruckfestigkeit wird rechnerisch die Betonzugfestigkeit ermittelt. Alternativ kann auch ein
gemessener Wert einer Betonzugfestigkeit angegeben werden. Weiter ist es möglich, den
Völligkeitsbeiwert zur Berücksichtigung des Verbundverlustes im Langzeitverhalten anzugeben.
Wie sich bereits bei der direkten Nachrechnung der Versuche unter Berücksichtigung der bekannten
Bruchzeitpunkte zeigte, kann hier allerdings für die meisten Versuche vereinfacht der Wert , =
0,59 angesetzt werden.
Nach der Eingabe der geforderten Parameter erfolgt ein erster Rechen- und Analyseprozess der vor-
handenen Daten nach den in Kapitel 6.2.1 und 6.2.2 beschriebenen Verfahren.
Mit steigender Anzahl an neuen Versuchsergebnissen werden die in diesem Prozess gewonnenen
Funktionen immer exakter. Die Prognoseintervallgrenzen für Δ in Abhängigkeit von Δ werden bei
der Bestimmung mit einer Sicherheit von 90% angegeben. Dieser Wert lässt sich allerdings bei Bedarf
anpassen. Liegt die Prognosefunktion mit zugehörigen Intervallgrenzen vor, startet der zweite
Rechenprozess. In diesem werden nun auf Basis der Daten Simulationen der Rissweitenzunahme
generiert. Wie sich zeigte, ist für eine Prognose eine maximale Anzahl ( ) von 500
Rissweitenverläufen als völlig ausreichend anzusehen. Dieser Wert kann ebenfalls bei Bedarf
angepasst werden. Bild 6-20 und Bild 6-21 zeigen den Unterschied zwischen 50 und 500
Simulationsrechnungen. Die Mittelwertprognose ändert sich hierbei kaum.
Bild 6-20: Simulation mit 50 Einzelsimulationen Bild 6-21: Simulation mit 500 Einzelsimulatione
140
Start
PARAMETEREINGABE
EINGABE
Versuchsparameter Materialparameter
Schwingbreite Δ , Betondruckfestigkeit
Unterspannung E-Modul Spannstahl
Vorspannung Völligkeitsbeiwert
Versuchsdaten
ℎ , = 0,64
(Faktor zur Berücksichtigung einer nicht vorhandenen Vorschädigung)
Simulieren von ,, 35 =0
Δ , = ⋅Δ ,
(Wichtungsfaktor auf Basis einer 35 − ℎ0, = 0,64
Normalverteilung zur
Berücksichtigung der Bruchlage)
ℎ0, =1
ja
Berechnung der Rissweite
,
(inkl. ,, ) < 35
ja
nein
= +1 = +1 <
nein
Ende
Bild 6-23: Häufigkeitsverteilung der ersten 15 Drahtbrüche eines Gesamtprozesses mit 500
Einzelsimulationen
Um dieses Verhalten abschließend zu prüfen, wurde in Bild 6-24 die Häufigkeitsverteilung aller dieser
simulierten Werte dargestellt. Dieses Bild enthält ebenfalls die sich daraus ergebende
Verteilungsfunktion sowie zum Vergleich die Verteilungsfunktion der ursprünglich realen
Versuchswerte. Es zeigt sich eine gute Deckung.
Anschließend werden analog die nächsten Rechenläufe bis zum letzten Simulationslauf
generiert. Aus allen Rissweitenverläufen lassen sich die Mittelwertprognose sowie die Min/Max
Grenzen bestimmen. Diese Verläufe zeigen dann eine Prognose des zu erwartenden Rissweiten-
verlaufs.
Die nachfolgenden Bilder zeigen exemplarisch Simulationsrechnungen, für einen Versuchsträger der
„alten“ Serie (TR03, Bild 6-25) und für einen der „neuen“ Serie (SB03; Bild 6-26), mit einer Prognose-
wahrscheinlichkeit von 90%. Die Simulationsrechnungen aller Versuchsträger können der Anlage A4
entnommen werden. Bei diesen Rechnungen wurden als Eingangsparameter die real gemessenen
Werte angesetzt, welche ebenfalls der Anlage A3.1.2/A3.3 zu den Ermüdungsversuchen entnommen
werden können. Insgesamt wurden bei diesen Simulationen 500 Einzelsimulationen durchgeführt.
Die im jeweiligen realen Versuch erhaltene Rissweitenzunahme ist ebenfalls mit in den Bildern
abgebildet. Es ist zu erkennen, dass diese deutlich im simulierten Prognoseband liegt. Das gilt ebenso
für die übrigen Simulationen der anderen Versuchsträger. In den meisten Fällen folgen die
Versuchskurven nahezu der Mittelwertkurve der jeweiligen Simulationsrechnung. Einige Versuche
weichen in Teilbereichen von der simulierten Kurve ab, liegen aber noch im Prognosestreuband.
Diese Abweichungen sind aber nicht weiter verwunderlich. Selbst der Versuch SB04, welcher bereits
im Versuch durch ungewöhnlich frühe Drahtbrüche auffiel, liegt gerade noch im simulierten
Streuband, wie es das Bild 6-27 zeigt.
143
Durch die Programmroutine sind nun auch Simulationen unter anderen Ausgangsschwingbreiten
möglich. Im nachfolgenden Bild 6-28 ist beispielsweise der Versagensverlauf zu einer Schwingbreite
von Δ ,( ) = 40 durchgeführt worden.
In der Simulationsrechnung zeigt sich, dass im Mittel nach 8 ⋅ 10 Lastwechseln erste
Ermüdungsbrüche zu erwarten wären.
Da in den durchgeführten Versuchen die kleinste Ausgangsschwingbreite bei Δ ,( ) = 60 lag,
kann diese Simulation nur als Extrapolation auf der Basis der vorhandenen Versuchsergebnisse
verstanden werden. Um verlässlichere Simulationen für so kleine Spannungsschwingbreiten
durchführen zu können, müssten durch zusätzliche Versuche weitere Ergebnisse in diesem Bereich
gewonnen werden, welche die Datenbasis ergänzen.
Durch das vorgestellte Programm zur Simulation der Rissweitenzunahme infolge auftretender
Drahtbrüche ist es ebenso möglich, einen noch laufenden Versuch weiter in seinem
Versagensverhalten zu simulieren.
Der grundsätzliche Simulationsprozess ist in Bild 6-31 abgebildet und basiert auf dem zuvor
vorgestellten Programmablauf (Bild 6-22). Es werden zusätzliche Informationen wie die bis dahin
gelaufenen Schwingspiele . , die bereits vorhandene Rissweitenzunahme Δ . seit Versuchsstart
und die Anzahl der eventuell aufgetretenen Drahtbrüche benötigt. Diese Informationen lassen sich
leicht einem laufenden Versuch entnehmen.
Bild 6-29 zeigt die Prognosesimulation des Versuchsträgers SB04 nach bereits abgelaufenen . =
5.700.000 Schwingspielen, einer bereits erfolgten Rissweitenzunahme Δ . = 0,312 und bis zu
diesem Zeitpunkt insgesamt 7 erfolgten Drahtbrüchen. Der sich später ergebende reale
Versuchsverlauf ist ebenfalls im Bild abgebildet.
Bild 6-30 zeigt die Prognose des selben Versuchs nach abgelaufenen . = 10.600.000
Schwingspielen und 8 Drahtbrüchen, wodurch die Prognosegrenzen noch näher aneinander rücken.
Bild 6-29: Prognosesimulation des noch laufenden Versuchs SB04 nach 5,7 Mio. Schwingspielen, 7 Brüchen
Bild 6-30: Prognosesimulation des noch laufenden Versuchs SB04 nach 10,6 Mio. Schwingspielen, 8 Brüchen
145
Start
PARAMETEREINGABE
Versuchsparameter Versuchsinformationen
EINGABE
Versuchsdaten
=0 ja nein =
=0
ℎ0, = 0,64 ℎ0, = 1,0
Simulieren von ,, 35
Δ , = ⋅Δ ,
(Wichtungsfaktor auf Basis einer 35 −
Normalverteilung zur
Berücksichtigung der Bruchlage)
ℎ0, =1 =0 =
ℎ0, = 0,64 ℎ0, = 1,0
ja
Berechnung der Rissweite
, ja nein
(inkl. ,, und Δ .)
< 35 =0
ja
nein
= +1 = +1 <
nein
Ende
Es zeigt sich, dass die Prognose den weiteren Verlauf des Versuchsträgers gut abbildet, obwohl sich
der Versuchsträger im gesamten Ermüdungsverlauf im Vergleich zu den übrigen Versuchen hinsichtlich
seiner Drahtbrüche ungewöhnlich verhielt.
Die Prognose ab diesem Startpunkt (Bild 6-29) zeigt im Gegensatz zur allgemeinen Prognosesimulation
des Versuchs SB04 (Bild 6-27) deutlich bessere Ergebnisse. Das liegt an der einfließenden
Vorinformation aus dem laufenden Versuch.
Somit ist es durch das Simulationsprogramm möglich, das Verhalten zu einem beliebigen Zeitpunkt
eines Versuchs weiter zu prognostizieren, um so die Restlebensdauer eines Versuchsträgers
abzuschätzen.
6.3 Zusammenfassung
In diesem Kapitel konnte gezeigt werden, dass die Zunahme der gemessenen Rissweite im
Versuchsträger, hervorgerufen durch den Schädigungsprozess infolge auftretender Drahtbrüche unter
zyklischer Beanspruchung, durch physikalisch-mechanische Beziehungen nachgerechnet werden kann.
Hierzu wurde eine Formel aufgestellt, welche diese Rissweitenzunahme vereinfacht beschreibt.
Weiter konnte gezeigt werden, dass mit dieser Formel die neun durchgeführten Versuche der „alten“
und „neuen“ Serie unter der Vorgabe der bekannten Anzahl von Drahtbrüchen mit jeweils
zugehörigem Bruchzeitpunkt gut nachgerechnet werden konnten.
Anschließend erfolgte aus den zuvor gewonnenen Beziehungen die Vorstellung eines entwickelten und
programmierten Simulationsprozesses, durch den vorhandene oder neue Versuche gleichen Typs
unter einer beliebigen Schwingbreite und geänderten Materialparametern nachgerechnet oder
prognostiziert werden können.
In dieser Simulation werden in einem ersten Prozess die Bruchdaten der durchgeführten Versuche
analysiert und ausgewertet, um daraus eine Regressionsfunktion mit einem zugehörigen
Prognoseintervall zu gewinnen.
Mit diesen neu generierten Informationen wurden in einem zweiten Prozess mehrere hundert
Versagensprozesse durch simulierte Drahtbrüche, basierend auf der statistischen Verteilung der realen
Datenmenge und einer gewünschten α-Sicherheit (i.d.R. 90%), durchgeführt. Aus diesen so simulierten
Versagenskurven konnte abschließend eine Mittelwertkurve sowie die minimale und maximale Grenze
erstellt werden.
In einem zweiten Schritt wurde dann ein modifiziertes Simulationsprogramm vorgestellt, durch
welches auch die weitere Prognose während des laufenden Versuchs abgebildete werden kann.
In beiden Fällen konnten im Vergleich zu den vorliegenden Versuchskurven gute Deckungen und
Prognosen abgebildet werden.
147
Nachdem das erste Kapitel die Ausgangslage und Ziele dieser Arbeit erläuterte, wurde im Kapitel 2 das
Phänomen der Materialermüdung beschrieben. Speziell sind beschleunigende Einflussfaktoren wie
z.B. Reibermüdung/Reibkorrosion, welche häufig im Spannbeton vorkommen, angesprochen und
erläutert worden. Anschließend wurden Begrifflichkeiten und Darstellungsformen im Bereich der
Ermüdungsfestigkeit erläutert. Weiter erfolgte eine kurze Erläuterung des „interaktiven Verfahrens“.
Im folgenden Kapitel 3 stand die historische Entwicklung ausgehend vom letzten Jahrhundert
hinsichtlich der Betonstahl- und Spannstahlermüdung im Vordergrund. Die Entwicklung der
Ermüdungsnachweise in Deutschland sowie wesentliche Forschungsarbeiten mit Groß- und
Kleinversuchen zu diesem Thema waren hierbei von besonderem Interesse. Zugehörige
Versuchsergebnisse dieser Arbeiten sind als aufbereitete Datenbank im Anhang A1 aufgeführt.
Für Betonstähle zeigte sich, dass die heutigen charakteristischen Wöhlerlinien auch für den Nachweis
älterer Stabstähle herangezogen und diese damit abgedeckt werden können.
Es stellte sich heraus, dass speziell bei den Spannstählen im einbetonierten Zustand (Großversuch)
entsprechende Versuchsergebnisse für niedrige Schwingbreiten und extrem hohe Lastwechselzahlen
fehlen. Hier lagen die gefundenen Versuchsergebnisse fast ausschließlich oberhalb einer
Schwingbreite von 100 MPa. Begründet ist dieses sicher durch die sehr langen Versuchszeiten und den
damit verbundenen hohen Aufwand.
Auch schien sich an der historisch bedingten Dauerschwingfestigkeitsgrenze von 2∙106 in den letzten
60 Jahren nichts geändert zu haben, sodass es oft mit Erreichen dieser Grenze zu einem
Versuchsabbruch kam. Der Verlauf der charakteristischen Wöhlerlinie konnte bisher somit für
gekrümmte Spannglieder im Stahlhüllrohr (nachträglicher Verbund) unterhalb von 100 MPa nur
hypothetisch angenommen werden.
In einem ersten Schritt galt es neben statischen Zugversuchen insgesamt 27 „alte“ Spannstahlproben
und 29 Spannstahlproben einer „neuen“ Produktion freischwingend unter einer zyklischen Belastung
zu untersuchen und in Anlehnung an das interaktive Verfahren auszuwerten.
Es zeigte sich, dass die „neuen“ Spannstahlproben speziell im Bereich der Dauerschwingfestigkeit
relativ große Streuungen in den Versuchsergebnissen aufwiesen. Um dieses Phänomen zu ergründen,
wurde der Versuchsstand überprüft und die Spannstähle näher metallografisch und mikroskopisch
untersucht. Eine stichhaltige Erklärung konnte abschließend nicht gefunden werden. Die einzige
Auffälligkeit ergab sich in einer Metallanalyse. Hier wies der „neue“ Spannstahl im Randbereich
vereinzelt entkohlte Stellen auf. Durch einen höheren Ferritbestandteil in diesen Bereichen wäre das
Materialgefüge hier weicher und könnte als Unstetigkeitsstelle im Querschnitt als bruchauslösender
Punkt gelten.
Aufgrund der großen Streuung wies der „neue“ Spannstahl nach der Auswertung aller
Versuchsergebnisse im Gegensatz zum „alten“ Spannstahl eine nur geringfügig höhere 5%-
Quantilgrenze der Dauerschwingfestigkeit auf.
Im Bereich der Zeitfestigkeit zeigten beide Spannstähle tendenziell ähnliche Größen in der
ausgewerteten Steigung im doppeltlogarithmischen Maßstab.
Selbst unter der geringsten einwirkenden Schwingbreite von Δ = 60 war noch kein
eindeutiges Abknicken zu einer Dauerschwingfestigkeit erkennbar. Drahtbrüche traten noch vor
Erreichen der charakteristischen Wöhlerlinie nach DIN EN 1992-1-1/NA bzw. DIN EN 1992-2/NA auf.
Daher erfolgt der Vorschlag, den zweiten Steigungsast der Wöhlerlinie steiler zu wählen und diesen
vorerst mit k2= 5 anzusetzen. Für eine genaue Festlegung sind weitere Versuche erforderlich.
Abschließend zeigte sich im Kapitel 6, dass die Zunahme der gemessenen Rissweite im Versuchsträger,
hervorgerufen durch den Schädigungsprozess primär infolge auftretender Drahtbrüche unter
zyklischer Beanspruchung, durch physikalisch-mechanische Beziehungen abgebildet werden kann.
Die Versuche des „alten“ und „neuen“ Spannstahls konnten somit gut nachgerechnet werden.
Anschließend erfolgte aus den zuvor gewonnenen Beziehungen die Vorstellung eines entwickelten und
programmierten Simulationsprozesses, durch den vorhandene oder neue Versuche gleichen Typs
unter einer beliebigen Schwingbreite und geänderten Materialparametern nachgerechnet oder
prognostiziert werden können.
In dieser Simulation wurden in einem ersten Prozess die Bruchdaten der durchgeführten Versuche
analysiert und ausgewertet, um daraus eine Regressionsfunktion mit einem zugehörigen
Prognoseintervall zu gewinnen.
Mit diesen neu generierten Informationen konnten in einem zweiten Prozess mehrere hundert
Versagensprozesse durch simulierte Drahtbrüche, basierend auf der statistischen Verteilung der realen
Datenmenge und einem gewünschten Vertrauensniveau (i.d.R. 90%), durchgeführt werden. Aus
diesen so simulierten Versagenskurven ließen sich so abschließend eine Mittelwertkurve sowie die
minimale und maximale Grenze erstellen.
In einem zweiten Schritt erfolgte die Modifizierung des zuvor vorgestellten Simulationsprogramms,
mit dessen Hilfe der weitere Ablauf eines noch laufenden Versuchs abgebildet und prognostiziert
werden kann.
Schwingbreiten mit extrem hohen Lastwechselzahlen bis 108 zu gewinnen. Ein Abknicken der
Wöhlerlinie hin zu einer Dauerschwingfestigkeit konnte bislang nicht eindeutig festgestellt werden.
Weiterhin sollten Untersuchungen zur Übertragbarkeit der gewonnenen Ergebnisse auf andere
Spanngliedgrößen erfolgen.
Zudem ist es notwendig, in einem weiteren Schritt den Einfluss einer zusätzlichen schlaffen
Betonstahlbewehrung im Versuchskörper zu untersuchen.
Ebenso erforderlich ist es, die auf ein Bauwerk einwirkenden, real auftretenden Belastungen genauer
zu erfassen. In der vorliegenden Arbeit wurde ausschließlich die Widerstandsseite betrachtet.
150
151
8 Literaturverzeichnis
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die Prüfungen bei Zulassungen und Abnahmen, Oktober 1954", In: Betonkalender 1957, Berlin,
Ernst & Sohn, S. 736–748, (1957)
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Betriebsbedingungen", Schriftenreihe, 1. Auflage, IMB, Lehrstuhl und Institut für Massivbau,
RWTH Aachen, 4, (1996)
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Untersuchungen zur Reibermüdung von Spanngliedern bei teilweise vorgespannten Bauteilen
unter Betriebsbedingungen bei Verwendung von Kunststoffhüllrohren, Schlussbericht, DFG
Az.: Co 191/2-1, RWTH Aachen, (19. August 1996)
[4] Abeles, P. W.: "Static and Fatigue Tests on Partially Prestressed Concrete Constructions", ACI
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[6] Abeles, P. W., Brown, E. I., Hu, C. H.: "Fatigue Resistance of Under-Reinforced Prestressed
Beams Subjected to Different Stress Ranges - Miner's Hypothesis", ACI-Publication, SP41-11, S.
237–278, 1974
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Risslast und Bruchlast", Schweizerische Bauzeitung, Heft 15, S. 218–227, (Jg. 77) 1959
[8] Block, K., Dreier, F.: "Die Ermüdungsfestigkeit zuverlässig und kostengünstig ermitteln - Das
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[9] Block, K., Dreier, F.: "Das Ermüdungsverhalten von Dübelbefestigungen", Beuth Verlag,
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[10] Bökamp, H.: "Ein Beitrag zur Spannstahlermüdung unter Reibdauerbeanspruchung bei
teilweiser Vorspannung", Dissertation, RWTH Aachen, (1990)
[11] Canteli, A. F., Esslinger, V., Thürlimann, B.: "Ermüdungsfestigkeit von Bewehrungs- und
Spannstählen", Birkhäuser, Bericht / Institut für Baustatik und Konstruktion ETH Zürich, Nr.
8002-1, (1984)
[12] Cordes, H.: "Dauerhaftigkeit von Spanngliedern unter zyklischen Beanspruchungen", Deutscher
Ausschuss für Stahlbeton, Heft 370, (1986)
[13] Cordes, H., Hegger, J., Neuser, J. U.: "Untersuchungen zur Reibermüdung bei teilweise
vorgespannten Bauteilen", In: Eligehausen, R., Kordina, K., Schießl, P. (Hg.)", In: Bewehrte
Betonbauteile unter Betriebsbedingungen, Weinheim, Wiley-VCH, S. 322–335, (2000)
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157
ANLAGEN
Tabelle A 1-2: Betonstahl II, glatt (mit / ohne Kennzeichnung), ø16mm (Wascheidt [96])
Tabelle A 1-3: Rippen-Torstahl, BSt IVb, 16mm (Verwindegrad 6,5d), (fy=520 Mpa, ft=600 Mpa) (Wascheidt [96])
Tabelle A 1-4: Noreckstahl, BSt IIIb, ø16mm (Reckgrad 12,5%) (fy=520 Mpa, ft=559 Mpa) (Wascheidt [96])
Tabelle A 1-5: High-Bond-Stahl, BSt IIIa, ø16m (fy=414 Mpa, ft=634 Mpa) (Wascheidt [96])
Tabelle A 1-8: Hi-Bond-Stahl A, BSt IIIa, ø16mm (fy=476 Mpa, ft=771 Mpa) (Wascheidt [96])
Rußwurm/Martin [59]
Tabelle A 1-11: KARI Stahl, Stahl IV b, ø4mm, fy=560 MPa, ft=587 MPa (RUßWURM/MARTIN [59])
Tabelle A 1-12: KARI Stahl, Stahl IV b, ø8mm, fy=610 MPa, ft=656 MPa (RUßWURM/MARTIN [59])
Tabelle A 1-13: KARI Stahl, Stahl IV b, ø12mm, fy=591 MPa, ft=635 MPa (RUßWURM/MARTIN [59])
Canteli/Esslinger/Thürlimann [11]
Tabelle A 1-14: Betonstahl IIIb (Serie 1,2,5,6), ø20mm, fy=460 Mpa, ft=560 Mpa (Canteli et al. [11])
Tabelle A 1-15: Betonstahl IIIb (Serie 3), ø10mm, fy=460 Mpa, ft=560 Mpa (Canteli et al. [11])
Tabelle A 1-16: Betonstahl IIIb (Serie 4), ø30mm, fy=460 Mpa, ft=560 Mpa (Canteli et al. [11])
Tabelle A 1-17: Betonstahl IIIb (Serie 7), ø20mm, fy=460 Mpa, ft=480 Mpa (Canteli et al. [11])
Rehm [80]
Tabelle A 1-19: BSt 500 S, ø25mm, fy= 525-560 MPa, ft=650-690 MPa (Rehm [80])
Tabelle A 1-20: BSt 500 S, ø30/ø40mm, fy= 525-560 MPa, ft=650-690 MPa (Rehm [80])
Wascheidt [96]
Tabelle A 1-21: Rundstahl ø16mm (Verwindungsgrad 12d), (fy=497 Mpa, ft=649 Mpa)
Tabelle A 1-22: Betonstahl II ø16mm (ohne Kennzeichen auf Probe), (fy=374 Mpa, ft=579 Mpa)
Rußwurm/Martin [59]
Tabelle A 1-29: KARIStahl, Stahl IV b, mit Abkrümmung (15*d), (fy=591 Mpa, ft=635 Mpa)
A1.2 Spannstahl
A1.2.1 freischwingend durchgeführte Untersuchungen
Tabelle A 1-30: Nuwaysir (1956), Litzen 7/16 inch, Güte 250ksi (1724Mpa) (aus [78])
Tabelle A 1-31: Fisher and Viest (1961), Litzen 3/8 inch, Güte 250ksi (1724Mpa) [40]
Tabelle A 1-33: Storebaelt Bridge Tests (1979), Litzen 0,6 inch (aus [78])
Tabelle A 1-34: Müller and Zeller (1975), Litzen 1/2 inch, Güte 250ksi (1724Mpa) [71]
Tabelle A 1-35: Edwards and Picard (1972), Litzen 1/2 inch [30]
Tabelle A 1-36: Slutter and Ekberg (1959), Litzen 1/2 inch, Güte 250ksi (1724Mpa) [83]
Tabelle A 1-37: Frank and Hsu (1981), Litzen 0,6 inch [41]
Tabelle A 1-38: Warner and Hulsbos (1966), Litzen 7/16 inch, Güte 250ksi (1724Mpa) [94], [93], [92]
Tabelle A 1-39: Hilmes (1965), Litzen 7/16 inch, Güte 250ksi (1724Mpa) [52]
Tabelle A 1-40: Tide and VanHorn (1966), Litzen 1/2 inch, Güte 270ksi (1862Mpa) [86]
Tabelle A 1-41: Lane and Ekberg (1959), Litzen 7/16 inch, Güte 250ksi (1724Mpa) [55]
Probe Prüffreq. Fu *) Fo *) ΔσP Lastwechsel Text Probe Prüffreq. Fu *) Fo *) ΔσP Lastwechsel Text
[Hz] [kN] [kN] [MPa] [N] [Hz] [kN] [kN] [MPa] [N]
je 3x 7-drähtige Litzen 0,6", St1570/1770 je 11 Einzeldrähte ø7mm, St1470/1670
10 3 149 215 180 530.000 1. Br. 1 3 152 196 140 930.000 1. Br.
11 3 144 190 130 6.000.000 1. Br. 2 3 160 196 120 1.700.000 1. Br.
12 3 149 215 180 1.540.000 1. Br. 3 3 167 196 100 5.250.000 1. Br.
13 3 167 215 150 1.200.000 1. Br. 17 3 164 220 150 4.900.000 1. Br.
14 3 154 220 210 450.000 1. Br.
15 3 176 220 125 17.050.000 1. Br.
16 3 149 220 200 610.000 1. Br.
*)
Maschinenkräfte vor Inaktivierung der Betonstahlbewehrung angegeben - Trägergeometrie identisch
Tabelle A 1-43: Bökamp [10], 7-drähtige Litzen ø15,2mm, St1570/1770, je Probe 3 Litzen
Probe Prüffreq. Fu *) Fo *) ΔσP Lastwechsel Text Probe Prüffreq. Fu *) Fo *) ΔσP Lastwechsel Text
[Hz] [kN] [kN] [MPa] [N] [Hz] [kN] [kN] [MPa] [N]
1/I 2,8 175 210 120 2.100.000 1. Br. 1/III 2,8 160 225 190 500.000 1. Br.
2/I 2,8 175 210 120 2.200.000 1. Br. 2/III 2,8 160 225 190 400.000 1. Br.
3/I 2,8 168 210 140 1.100.000 1. Br. 3/III 2,8 160 225 190 400.000 1. Br.
1/II 2,8 168 210 140 1.300.000 1. Br.
2/II 2,8 160 210 160 700.000 1. Br.
3/II 2,8 160 210 180 700.000 1. Br.
*)
Maschinenkräfte angegeben - Trägergeometrie identisch
Tabelle A 1-44: Paralleldrähte 16x ø7mm, St 1470/1670, Stahlhüllrohr, Oertle et al. [73]
Probe σu σo ΔσP LW Periode Bruch Text Probe σu σo ΔσP LW Periode Bruch Text
[MPa] [MPa] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6] [MPa] [MPa] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6]
C1 1000 1100 100 0 - 2,0 - DL 950 1100 150 5,7 - 6,0 5,960 5. Br.
975 1100 125 2,0 - 3,0 2,960 1.+2. " " " 6,0 - 7,6 7,640 6. Br.
" " " 3,0 - 4,0 - k. Br. " " " 7,6 - 8,9 8,940 7. Br.
950 1100 150 4,0 - 5,4 5,380 3. Br. " " " 8,9 - 9,1 9,080 8. Br.
" " " 5,4 - 5,7 5,740 4. Br.
172
Tabelle A 1-45: 4x 7-drähtige Litzen 0,6“, St 1470/1670, Stahlhüllrohr, Oertle et al. [73]
Probe σu σo ΔσP Lastwechsel Bruch Text Probe σu σo ΔσP Lastwechsel Bruch Text
[MPa] [MPa] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6] [MPa] [MPa] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6]
C2 1060 1160 100 0 - 2,0 - DL " " 175 6,8 - 7,0 7,010 6.Br.
" 1185 125 2,0 - 4,0 - DL " " 175 7,0 - 7,1 7,140 7.Br.
1035 1185 150 4,0 - 5,7 5,680 1.Br. " " 175 7,1 - 7,4 7,420 8.Br.
" " 150 5,7 - 6,0 - k.Br. " " 175 7,4 - 7,7 7,690 9.Br.
" 1210 175 6,0 - 6,3 6,310 2.Br. " " 175 7,7 - 7,9 7,940 10.Br.
" " 175 6,3 - 6,5 6,490 3.Br. " " 175 7,9 - 8,1 8,080 11.Br.
" " 175 6,5 - 6,6 6,640 4.Br. " " 175 8,1 - 8,3 8,280 12.+13.
" " 175 6,6 - 6,8 6,800 5.Br. " " 175 8,3 - 8,8 8,810 14.Br.
Tabelle A 1-46: Paralleldrähte 16x ø7mm, St 1470/1670, Kunststoffhüllrohr, Oertle et al. [73]
Probe σu σo ΔσP LW Periode Bruch Text Probe σu σo ΔσP LW Periode Bruch Text
[MPa] [MPa] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6] [MPa] [MPa] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6]
C3 925 1100 175 0 - 2,0 - DL 900 1150 250 6,2 - 6,5 6,470 4.Br.
" 1125 200 2,0 - 4,0 - DL " " 250 6,5 - 7,1 7,090 5.Br.
900 1125 225 4,0 - 4,7 4,720 1.Br. " " 250 7,1 - 8,0 - k.Br.
" " 225 4,7 - 5,1 5,080 2.Br. " 1175 275 8,0 - 8,2 8,180 6.Br.
" " 225 5,1 - 6,0 - k.Br. " " 275 8,2 - 8,5 8,480 7.Br.
" 1150 250 6,0 - 6,2 6,190 3.Br. " " 275 8,5 - 8,9 8,490 8.Br.
Tabelle A 1-47: 4x 7-drähtige Litzen 0,6“, St 1470/1670, Kunststoffhüllrohr, Oertle et al. [73]
Probe σu σo ΔσP LW Periode Bruch Text Probe σu σo ΔσP LW Periode Bruch Text
[MPa] [MPa] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6] [MPa] [MPa] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6]
C4 985 1160 175 0 - 2,0 - DL 975 1125 250 6,9 - 8,0 - k.Br.
" 1185 200 2,0 - 4,0 - DL " 1250 275 8,0 - 9,2 9,240 3.Br.
975 1200 225 4,0 - 4,5 4,510 1.Br. " " 275 9,2 - 9,4 9,440 4.Br.
" " 225 4,5 - 6,0 - k.Br. " " 275 9,4 - 9,8 9,810 5.Br.
" 1225 250 6,0 - 6,9 6,920 2.Br. " " 275 9,8 - 10,0 - k.Br.
Tabelle A 1-48: Litze ø15,2 mm, St1570/1770, Kunststoff-/ Plastikhüllrohr, Eskola [36]
Probe Prüffreq. Fu *) Fo *) ΔσP Lastwechsel Text Probe Prüffreq. Fu *) Fo *) ΔσP Lastwechsel Text
[Hz] [kN] [kN] [MPa] [N] [Hz] [kN] [kN] [MPa] [N]
Stahlhüllrohr Plastikhüllrohr
S200 0,45-0,7 960 1350 200 400.000 1.Br. P200 0,45-0,7 940 1350 200 780.000 1.Br.
S200- 0,45-0,7 940 1350 200 420.000 1.Br. P200- 0,45-0,7 940 1350 200 2.052.000 1.Br.
*)
Maschinenkräfte angegeben - Trägergeometrie identisch
Tabelle A 1-49: 7-drähtige Litzen 0,6", St1570/1770, je 4 Litzen übereinander, Hegger/Neuser [49]
Probe Prüffreq. σu σo ΔσP Lastwechsel Text Probe Prüffreq. σu σo ΔσP Lastwechsel Text
[Hz] [MPa] [MPa] [MPa] [N] [Hz] [MPa] [MPa] [MPa] [N]
21 3 - - 125 28.600.000 DL 22 3 - - 125 560.000 1.Br.
21a 3 - - 185 1.850.000 1.Br. 23 3 - - 125 730.000 1.Br.
Probe Prüffreq. σu σo ΔσP Lastwechsel Text Probe Prüffreq. σu σo ΔσP Lastwechsel Text
[Hz] [MPa] [MPa] [MPa] [N] [Hz] [MPa] [MPa] [MPa] [N]
gerippter Gewindestahl, St1080/1230, je 1x ø26,5 mm Litzen, St1570/1770, je 3x ø15,3 mm
1 k.A. 475 675 200 2.000.000 DL 8 k.A. 825 975 150 3.071.000 DL
450 750 300 76.000 1. Br. 775 975 200 634.000 1. Br.
2 k.A. 515 675 160 2.000.000 DL 9 k.A. 825 975 150 2.337.000 1.Br.
450 750 300 220.000 1. Br. 10 k.A. 825 975 150 1.829.000 1.Br.
3 k.A. 425 675 250 113.000 1. Br. vergütete Drähte, St1420/1570, je 3x ø12,2 mm
4 k.A. 425 675 200 417.000 1. Br. 5 k.A 465 865 200 2.099.800 1. Br.
6 k.A. 715 865 150 2.328.000 DL
665 865 200 4.265.000 DL
615 865 250 766.000 1. Br.
7 k.A. 690 865 175 1.141.000 1. Br.
173
Tabelle A 1-51: Paralleldrähte 16x ø7mm, fy=1520MPa, ft=1670MPa, Stahlhüllrohr, Rigon/Thürlimann [81]
Probe Fu Fo ΔσP,max*) LW Periode Bruch Text Probe Fu Fo ΔσP,max*) LW Periode Bruch Text
[kN] [kN] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6] [kN] [kN] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6]
A1 20 270 301 0 - 0,76 0,765 1.Br. A4 20 200 173 0 - 0,91 0,911 1.Br.
" 220 301 0,76 - 0,98 0,984 2.Br. " 192 173 0,91 - 1,02 1,016 2.Br.
" 212 301 0,98 - 1,08 1,079 3.Br. " 184 173 1,02 - 1,03 1,027 3.Br.
" 196 301 1,08 - 1,14 1,143 4./5. " 176 173 1,03 - 1,54 1,544 4.Br.
" 188 301 1,14 - 1,15 1,145 6.Br. " 168 173 1,54 - 2,18 2,184 5.Br.
" 168 301 1,15 - 1,17 1,173 7.Br. " 158 173 2,18 - 2,29 2,288 6./7.
" 156 301 1,17 - 1,20 1,204 8.Br. " 144 173 2,29 - 2,31 2,305 8.Br.
A2 20 160 76 0 - 1,58 1,580 1.Br. A5 20 160 78 0 - 4,00 - k. Br.
" 152 76 1,58 - 2,34 2,335 2.Br. " 190 153 4,00 - 4,49 4,491 1.Br.
" 144 76 2,34 - 2,40 2,401 3.Br. " 180 153 4,49 - 4,59 4,588 2./3.
" 135 76 2,40 - 4,40 - k. Br. " 154 153 4,59 - 4,82 4,818 4.Br.
20 144 97 4,40 - 6,37 - k. Br. " 144 153 4,82 - 6,93 6,927 5.Br.
20 160 161 6,37 - 7,53 7,529 4.Br. " 140 153 6,93 - 7,40 7,396 6.Br.
" 152 161 7,53 - 7,55 7,553 5.Br. " 136 153 7,40 - 7,75 7,747 7.Br.
" 140 161 7,55 - 7,82 7,795 6.Br. " 132 153 7,75 - 8,30 8,296 8.Br.
" 124 161 7,82 - 8,68 8,681 7.Br. A6 20 180 155 0 - 1,16 1,159 1.Br.
" 118 161 8,68 - 8,87 8,871 8.Br. " 168 155 1,16 - 1,25 1,249 2.Br.
A3 20 160 83 0 - 2,05 - k. Br. " 160 155 1,25 - 1,48 1,480 3.Br.
20 180 135 2,50 - 2,80 2,801 1.Br. " 140 155 1,48 - 1,77 1,773 4.Br.
" 170 135 2,80 - 3,87 3,831 2.Br. " 128 155 1,77 - 2,04 2,041 5.Br.
" 160 135 3,87 - 4,51 4,506 3.Br. " 118 155 2,04 - 2,54 - -
" 152 135 4,51 - 4,95 4,949 4.Br. " 80 155 2,54 - 4,60 - -
" 144 135 4,95 - 5,54 5,535 5.Br. " 118 155 4,60 - 5,24 5,240 6.Br.
" 136 135 5,54 - 6,31 6,312 6.Br. " 108 155 5,24 - 5,69 5,685 7.Br.
" 128 135 6,31 - 6,69 6,687 7.Br. " 100 155 5,69 - 7,01 7,009 8.Br.
*)
" 120 135 6,69 - 6,99 6,992 8.Br. Aus der maximalen Dehnung bestimmt
Tabelle A 1-52: Paralleldrähte 15x ø7mm, fy=1520MPa, ft=1670MPa, Stahlhüllrohr, Rigon/Thürlimann [81]
Probe Fu Fo ΔσP,max*) LW Periode Bruch Text Probe Fu Fo ΔσP,max*) LW Periode Bruch Text
[kN] [kN] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6] [kN] [kN] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6]
A8 20 220 124 0 - 1,25 1,425 1.Br. 20 168 124 1,77 - 2,19 2,190 5.Br.
" 210 124 1,25 - 1,37 1,374 2.Br. " 160 124 2,19 - 3,53 3,515 6.Br.
" 200 124 1,37 - 1,48 1,478 3.Br. " 154 124 3,53 - 3,94 - -
*)
" 178 124 1,48 - 1,77 1,770 4.Br. Aus der maximalen Dehnung bestimmt
Tabelle A 1-53: Paralleldrähte 16x ø7mm, fy=1520MPa, ft=1670MPa, Polyethylen, Rigon/Thürlimann [81]
Probe Fu Fo ΔσP,max*) LW Periode Bruch Text Probe Fu Fo ΔσP,max*) LW Periode Bruch Text
[kN] [kN] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6] [kN] [kN] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6]
A7 20 200 166 0 - 4,01 - k. Br. 20 172 255 5,74 - 5,81 5,831 5.Br.
20 220 255 4,01 - 5,42 5,422 1.Br. " 160 255 5,82 - 6,15 6,148 6.Br.
" 210 255 5,42 - 5,63 5,627 2.Br. " 148 255 6,15 - 6,26 6,264 7.Br.
" 196 255 5,63 - 5,67 5,673 3.Br. " 136 255 6,26 - 7,15 7,152 8.Br.
*)
" 180 255 5,67 - 5,74 5,737 4.Br. Aus der maximalen Dehnung bestimmt
Tabelle A 1-54: 4x 7-drähtige Litzen 0,6“, fy=1570MPa, ft=1760MPa, Polyethylen, Rigon/Thürlimann [81]
Probe Fu Fo ΔσP,max*) LW Periode Bruch Text Probe Fu Fo ΔσP,max*) LW Periode Bruch Text
[kN] [kN] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6] [kN] [kN] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6]
B7 20 200 104 0 - 3,83 3,830 1.Br. 20 168 104 5,61 - 6,29 6,286 6.Br.
" 192 104 3,83 - 4,17 4,165 2.Br. " 168 104 6,29 - 7,24 7,186 7.Br.
" 168 104 4,17 - 4,29 4,277 3.Br. " 162 104 7,24 - 9,18 - -
*)
" 180 104 4,29 - 5,45 5,440 4.Br. Aus der maximalen Dehnung bestimmt
" 174 104 5,45 - 5,61 5,605 5.Br.
174
Tabelle A 1-55: 4x 7-drähtige Litzen 0,6“, fy=1570MPa, ft=1760MPa, Stahlhüllrohr, Rigon/Thürlimann [81]
Probe Fu Fo ΔσP,max*) LW Periode Bruch Text Probe Fu Fo ΔσP,max*) LW Periode Bruch Text
[kN] [kN] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6] [kN] [kN] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6]
B1 20 220 237 0 - 0,22 0,223 1.Br. B4 20 170 94 0 - 1,44 1,440 1.Br.
" 216 237 0,22 - 0,24 0,243 2.Br. " 166 94 1,44 - 1,50 1,462 2.Br.
" 212 237 0,24 - 0,25 0,254 3.Br. " 162 94 1,40 - 1,58 1,576 3.Br.
" 208 237 0,25 - 0,26 0,260 4.Br. " 158 94 1,58 - 1,60 1,600 4.Br.
" 204 237 0,26 - 0,27 0,269 5.Br. " 152 94 1,60 - 3,85 2,734 5.Br.
" 200 237 0,27 - 0,30 0,300 6.Br. " " 94 " 3,713 6.Br.
" 196 237 0,30 - 0,36 0,357 7.Br. " 148 94 3,85 - 4,51 4,409 7.Br.
" 192 237 0,36 - 0,40 0,398 8.Br. " 144 94 4,51 - 5,19 5,025 8.Br.
" 188 237 0,40 - 0,59 0,588 9.Br. " 138 94 5,19 - 6,05 6,054 9.Br.
" 184 237 0,59 - 0,82 0,815 10.Br. " 134 94 6,05 - 6,15 6,152 10.Br.
" 180 237 0,82 - 0,86 0,858 11.Br. " 128 94 6,15 - 8,16 - k. Br.
" 176 237 0,86 - 0,93 0,929 12./13. " 142 k.A. 8,16 - 8,83 8,757 11.Br.
" 172 237 0,93 - 1,04 1,109 14.Br. " 140 " 8,83 - 9,53 9,377 12.Br.
" 168 237 1,04 - 1,11 " 138 " 9,53 - 9,78 9,565 13.Br.
B2 20 180 126 0 - 0,42 0,422 1.Br. " " " " 9,721 14.Br.
" 178 126 0,42 - 0,61 0,609 2.Br. B5 20 160 62 0 - 0,74 0,626 1.Br.
" 172 126 0,61 - 0,62 0,622 3./4. " 156 62 0,74 - 1,41 1,346 2.Br.
" 160 126 0,62 - 0,68 0,675 5.Br. " " 62 " 1,363 3.Br.
" 156 126 0,68 - 0,72 0,721 6.Br. " 150 62 1,41 - 1,50 1,493 4.Br.
" 150 126 0,72 - 0,76 0,758 7.Br. " 144 62 1,50 - 1,76 1,755 5.Br.
" 144 126 0,76 - 1,08 1,066 8.Br. " 138 62 1,76 - 2,07 1,995 6.Br.
" 138 126 1,08 - 1,39 1,386 9.Br. " 132 62 2,07 - 3,72 3,623 7.Br.
" 132 126 1,39 - 1,46 1,459 10.Br. " 126 62 3,72 - 4,09 4,086 8.Br.
" 126 126 1,46 - 2,10 2,101 11.Br. " 120 62 4,09 - 5,04 5,036 9.Br.
" 120 126 2,10 - 2,12 2,123 12.Br. " 114 62 5,04 - 5,66 5,125 10.Br.
" 114 126 2,12 - 2,31 2,314 13.Br. " " 62 " 5,575 11.Br.
" 108 126 2,31 - 2,37 2,367 14.Br. " 108 62 5,66 - 5,996 5,728 12.Br.
B3 20 160 53 0 - 0,20 - k. Br. " " 62 " 5,893 13.Br.
" 180 94 0,20 - 0,31 3,045 1.Br. " 100 62 5,996 - 6,24 6,240 14.Br.
" 176 94 0,31 - 0,34 3,385 2.Br. B6 20 160 62 0 - 3,43 3,430 1.Br.
" 172 94 0,34 - 0,46 4,602 3.Br. " 160 62 3,43 - 3,82 3,818 2.Br.
" 168 94 0,46 - 0,47 4,705 4.Br. " 156 62 3,82 - 4,10 3,904 3.Br.
" 160 94 0,47 - 0,52 5,145 5.Br. " " 62 " 4,011 4.Br.
" 156 94 0,52 - 0,54 5,406 6.Br. " 144 62 4,10 - 4,42 4,265 5.Br.
" 150 94 0,54 - 0,58 5,789 7.Br. " 140 62 4,42 - 4,74 4,646 6.Br.
" 144 94 0,58 - 0,60 6,013 8.Br. " " 62 " 4,662 7.Br.
" 138 94 0,60 - 0,62 6,193 9.Br. " 130 62 4,74 - 4,79 4,786 8.Br.
" 132 94 0,62 - 0,63 6,239 10.Br. " 124 62 4,79 - 5,05 5,004 9.Br.
" 126 94 0,63 - 0,638 6,286 11.Br. " 120 62 5,05 - 5,33 5,132 10.Br.
" 120 94 0,638 - 0,64 6,414 12.Br. " 116 62 5,33 - 5,77 5,774 11.Br.
" 114 94 0,64 - 0,649 6,485 13.Br. " 110 62 5,77 - 6,10 5,910 12.Br.
" 108 94 0,649 - 0,65 6,502 14.Br. " 104 62 6,10 - 6,43 6,170 13.Br.
*)
Aus der maximalen Dehnung bestimmt " 98 62 6,43 - 6,57 6,574 14.Br.
Tabelle A 1-56: Einzelspannglied glatt, St835/1030; je 1x ø26 mm, Voß et al. [91]
Probe Prüffreq. σu σo ΔσP Lastwechsel Text Probe Prüffreq. σu σo ΔσP Lastwechsel Text
[Hz] [MPa] [MPa] [MPa] [N] [Hz] [MPa] [MPa] [MPa] [N]
A1 1,2 480 610 130 2.000.000 DL A3 1,2 469 591 122 2.000.000 DL
A2 1,2 485 600 115 2.000.000 DL A4 *) 1,2 485 595 110 2.000.000 DL
*)
unverpresst
Probe Prüffreq. σu σo ΔσP Lastwechsel Text Probe Prüffreq. σu σo ΔσP Lastwechsel Text
[Hz] [MPa] [MPa] [MPa] [N] [Hz] [MPa] [MPa] [MPa] [N]
B1 1,2 716 850 134 1.300.000 1. Br. B3 1,2 660 820 160 2.000.000 DL
B2 1,2 705 827 122 2.000.000 DL B4 *) 1,2 702 826 124 2.000.000 DL
*)
unverpresst
175
Probe σu σo ΔσP LW Periode Bruch Text Probe σu σo ΔσP LW Periode Bruch Text
[MPa] [MPa] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6] [MPa] [MPa] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6]
Stahlhüllrohr Stahlhüllrohr (unverprsst)
39 1050 1250 200 0,0 - 1,4 1,40 1. 35 800 1000 200 0,0 - 2,0 - DL
1,4 - 1,8 1,80 2. 700 1000 300 2,0 - 2,1 2,10 1.
1,8 - 2,3 2,30 3. 2,1 - 2,5 2,50 2.
20 1150 1350 200 0,0 - 1,5 1,50 1. 2,5 - 2,8 2,80 3.
1,5 - 1,7 1,70 2. 32 800 1000 200 0,0 - 2,4 - DL
1,7 - 5,2 5,20 3. 700 1000 300 2,4 - 2,9 2,90 1.
24 1150 1350 200 0,0 - 1,5 1,50 1. 2,9 - 3,0 3,00 2.
1,5 - 4,5 4,50 2. 3,0 - 3,6 3,60 3.
4,5 - 4,9 4,90 3. 36 800 1000 200 0,0 - 2,5 - DL
25 1150 1350 200 0,0 - 1,6 1,60 1. 700 1000 300 2,5 - 3,9 3,90 1.
1,6 - 2,0 2,00 2. 3,9 - 4,0 4,00 2.
2,0 - 2,8 2,80 3. 4,0 - 4,3 4,30 3.
19 1150 1350 200 0,0 - 1,7 1,70 1. Kunststoffhüllrohr
1,7 - 2,4 2,40 2. 45 950 1250 300 0,0 - 1,9 1,90 1.
2,4 - 3,2 3,20 3. 1,9 - 4,9 4,90 2.
40 1050 1250 200 0,0 - 2,1 2,10 1. 4,9 - 5,6 5,60 3.
2,1 - 2,6 2,60 2. 44 950 1250 300 0,0 - 2,0 2,00 1.
2,6 - 5,0 5,00 3. 2,0 - 5,2 5,20 2.
47 1100 1250 150 0,0 - 2,2 2,20 1. 5,2 - 5,9 5,90 3.
2,2 - 3,1 3,10 2. 65 975 1250 275 0,0 - 2,3 2,30 1.
3,1 - 5,5 5,50 3. 2,3 - 2,7 2,70 2.
49 1100 1250 150 0,0 - 2,6 2,60 1. 2,7 - 5,5 5,50 3.
1100 1250 150 2,6 - 8,0 - k. Br. 34 975 1250 275 0,0 - 2,9 2,90 1.
1050 1250 200 8,0 - 10,0 - k. Br. 2,9 - 4,2 4,20 2.
1000 1250 250 10,0 - 10,7 10,70 2. 4,2 - 6,8 6,80 3.
51 1100 1250 150 0,0 - 4,0 4,00 1. 57 1000 1250 250 0,0 - 2,7 2,70 1.
1100 1250 150 4,0 - 6,0 - k. Br. 2,7 - 9,2 9,20 k. Br.
1075 1250 175 6,0 - 10,0 - k. Br. 61 1000 1250 250 0,0 - 8,5 8,50 DL
1050 1250 200 10,0 - 14,0 - k. Br. 8,5 - 10,4 10,40 DL
55 1125 1250 125 0,0 - 2,3 2,30 1. 59 1050 1250 200 0,0 - 4,0 4,00 DL
2,3 - 13,0 - k. Br. 1000 1250 250 4,0 - 7,0 7,00 DL
53 1125 1250 125 0,0 - 4,1 4,10 1. 950 1250 300 7,0 - 10,0 10,00 DL
4,1 - 9,9 9,90 2. 10,0 - 11,0 11,00 1.
63 1150 1250 100 0,0 - 4,0 - DL Kunststoffhüllrohr (unverprsst)
1100 1250 150 4,0 - 4,4 4,40 1. 30 800 1000 200 0,0 - 2,5 - DL
4,4 - 5,2 5,20 2. 800 1100 300 2,5 - 5,9 5,90 1.
5,2 - 10,6 10,60 3.
Probe σu σo ΔσP LW Periode Bruch Text Probe σu σo ΔσP LW Periode Bruch Text
[MPa] [MPa] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6] [MPa] [MPa] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6]
Stahlhüllrohr Kunststoffhüllrohr
3 1000 1250 250 0,0 - 1,3 1,30 Br. 23 850 1250 400 0,0 - 2,0 - DL
5 1000 1250 250 0,0 - 2,1 2,05 Br. 750 1250 500 2,0 - 4,2 4,20 Br.
10 1100 1300 200 0,0 - 1,4 1,40 Br. 15 850 1250 400 0,0 - 3,0 - DL
2 1050 1250 200 0,0 - 1,7 1,65 Br. 750 1250 500 3,0 - 7,2 7,20 Br.
1 1050 1250 200 0,0 - 1,7 1,70 Br. 14 950 1250 300 0,0 - 2,0 - DL
11 1050 1250 200 0,0 - 2,2 2,15 Br. 900 1250 350 2,0 - 5,0 - DL
41 1050 1250 200 0,0 - 2,3 2,30 Br. 850 1250 400 5,0 - 6,0 - DL
29 800 1000 200 0,0 - 2,5 2,50 Br. 800 1250 450 6,0 - 8,0 - DL
31 900 1100 200 0,0 - 4,8 4,75 Br. 750 1250 500 8,0 - 12,0 12,00 Br.
28 700 900 200 0,0 - 6,4 6,40 Br. 17 950 1250 300 0,0 - 3,0 - DL
8 1075 1250 175 0,0 - 2,1 2,05 Br. 850 1250 400 3,0 - 6,0 - DL
7 1125 1300 175 0,0 - 2,6 2,60 Br. 750 1250 500 6,0 - 13,2 13,20 Br.
4 1075 1250 175 0,0 - 3,6 3,60 Br. 12 1000 1250 250 0,0 - 3,0 - DL
9 1150 1300 150 0,0 - 4,2 4,15 Br. 950 1250 300 3,0 - 5,0 - DL
6 1150 1300 150 0,0 - 4,5 4,50 Br. 900 1250 350 5,0 - 8,0 - DL
18 *1 800 1000 200 0 - 4,0 - DL 850 1250 400 8,0 - 9,6 - DL
700 1000 300 4,0 - 6,0 - DL 800 1250 450 9,6 - 9,8 9,80 Br.
*1
600 1000 400 6,0 - 10,3 10,30 Br. unverpresst
176
Probe σu σo ΔσP LW Periode Bruch Text Probe σu σo ΔσP LW Periode Bruch Text
[MPa] [MPa] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6] [MPa] [MPa] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6]
43 1000 1200 200 0,0 - 0,9 0,90 1. 50 1050 1200 150 0,0 - 2,3 2,30 1.
0,9 - 1,3 1,30 2. 2,3 - 2,8 2,80 2.
1,3 - 1,4 1,40 3. 2,8 - 3,9 3,90 3.
21 1000 1200 200 0,0 - 1,1 1,10 1. 54 1075 1200 125 0,0 - 2,1 2,10 1.
1,1 - 1,4 1,40 2. 2,1 - 2,2 2,20 2.
1,4 - 2,1 2,10 3. 2,2 - 5,5 5,50 3.
42 1000 1200 200 0,0 - 1,3 1,30 1. 52 1075 1200 125 0,0 - 2,6 2,60 1.
1,3 - 1,4 1,40 2. 2,6 - 3,8 3,80 2.
1,4 - 1,7 1,70 3. 3,8 - 3,9 3,90 3.
46 1050 1200 150 0,0 - 1,5 1,50 1. 60 1100 1200 100 0,0 - 4,5 - DL
1,5 - 2,6 2,60 2. 1065 1200 135 4,5 - 5,6 5,60 1.
2,6 - 3,1 3,10 3. 5,6 - 6,3 6,30 2.
48 1050 1200 150 0,0 - 1,7 1,70 1. 6,3 - 8,5 8,50 3.
1,7 - 2,4 2,40 2.
2,4 - 2,5 2,50 3.
Probe σu σo ΔσP LW Periode Bruch Text Probe σu σo ΔσP LW Periode Bruch Text
[MPa] [MPa] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6] [MPa] [MPa] [MPa] [N∙10-6] [N∙10-6]
64 925 1200 275 0,0 - 5,7 5,70 1. 62 950 1200 250 0,0 - 7,4 7,70 1.
5,7 - 7,0 - k. Br. 7,4 - 7,6 7,60 2.
58 950 1200 250 0,0 - 5,5 5,50 1. 56 1000 1200 200 0,0 - 8,0 - DL
5,5 - 5,9 5,90 2. 8,0 - 9,4 9,40 1.
5,9 - 6,3 6,30 3. 9,4 - 12,3 12,30 2.
Probe Prüffreq. Fu *) Fo *) ΔσP Lastwechsel Text Probe Prüffreq. Fu *) Fo *) ΔσP Lastwechsel Text
[Hz] [kN] [kN] [MPa] [N] [Hz] [kN] [kN] [MPa] [N]
2 4 15,2 52,1 151,7 5.293.703 1. 4 2 5,38 63,2 310,3 519.799 1.
3 " 10,1 52,7 144,8 2.424.121 1. 5 " 2,67 63,4 289,6 318.958 1.
*)
Maschinenkräfte angegeben - Trägergeometrie identisch
Tabelle A 1-64: Litzen ø7,9mm, grade Litzenführung, John F. Muller/Peter F. Dux [69]
Tabelle A 1-65: Litzen ø7,9mm, umgelenkte Litzen, John F. Muller/Peter F. Dux [69]
Tabelle A 1-66: Litzen ø12,7mm, umgelenkte Litzen, John F. Muller/Peter F. Dux [69]
Tabelle A 1-67: Typ C: Litzen 1/2 inch, Güte 270ksi (1862Mpa), Typ A: Litzen 7/16 inch, Güte 250ksi (1724Mpa),
Overman et al. [76]
Probe Prüffreq. Fu *) Fo *) ΔσP Lastwechsel Text Probe Prüffreq. Fu *) Fo *) ΔσP Lastwechsel Text
[Hz] [kN] [kN] [MPa] [N] [Hz] [kN] [kN] [MPa] [N]
C16.1 2,5 - 3 205 329 301,3 580.000 Vers. A22.1 2,5 - 3 48,9 214 144,1 2.840.000 Vers.
C16.2 2,5 - 3 44,5 270 165,5 1.480.000 Vers. A22.2 2,5 - 3 57,8 214 141,3 5.000.000 Vers.
C16.3 2,5 - 3 151 285 338,5 910.000 Vers. A22.3 2,5 - 3 44,5 173 51,7 5.950.000 k. Br.
C16.4 2,5 - 3 44,5 369 191,7 1.910.000 Vers. C16.U 2,5 - 3 107 342 142,7 1.730.000 Vers.
C14.1 2,5 - 3 26,7 302 170,3 2.290.000 Vers. C16.C1 2,5 - 3 107 325 155,1 2.540.000 Vers.
C16.C2 2,5 - 3 89 271 80,7 9.430.000 Vers.
*)
Maschinenkräfte angegeben - Trägergeometrie identisch Vers.: "Versagen"
178
A2 Eigenen Betonstahluntersuchungen
A2.1 Angaben zur Baustoffeigenschaften
A2.1.1 Betonstahl
Die nachfolgenden Tabellen beinhalten Werte zu den freischwingend und im einbetonierten Zustand
untersuchten Betonstählen.
Charge C Si Mn P S Cu Cr Ni Mo Sn Al V Pb Zn N Cequ Nb
[%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [-] [%]
1 0,18 0,27 1,12 0,018 0,036 0,38 0,10 0,14 0,02 0,018 0,001 0,002 0,001 0,008 0,012 0,43 0,002
2 0,19 0,24 0,95 0,020 0,037 0,37 0,09 0,11 0,02 0,015 0,001 0,002 0,001 0,011 0,012 0,40 0,002
3 0,17 0,28 1,05 0,019 0,044 0,41 0,11 0,19 0,04 0,018 0,001 0,002 0,002 0,009 0,011 0,42 0,001
4 0,18 0,28 1,07 0,020 0,040 0,36 0,14 0,14 0,03 0,014 0,001 0,002 0,001 0,003 0,012 0,42 0,002
5 0,18 0,28 1,04 0,021 0,042 0,38 0,15 0,16 0,04 0,016 0,001 0,002 0,001 0,004 0,011 0,43 0,002
Tabelle A 2-6: Belastungen, Bruchschwingspiele und -lage des nicht einbetonierten Betonstahls
Die Werte basieren auf einer Normalverteilung, unbekanntem Mittelwert und unbekannter Varianz
A3 Eigenen Spannstahluntersuchungen
A3.1 Angaben zur Baustoffeigenschaften
A3.1.1 Spannstahl
Tabelle A 3-8: Spannstahleigenschaften ‚alter‘ Spannstahl (freischwingend und Träger Typ TR)
Tabelle A 3-9: Spannstahleigenschaften ‚neuer‘ Spannstahl (freischwingend und Träger Typ SB)
Bild A 3-3: Dehnungsverlauf der Spannstahlzug- Bild A 3-4: Dehnungsverlauf der Spannstahlzug-
proben des ‚alten‘ Spannstahls proben des ‚neuen ‘ Spannstahls
183
Spaltzug-/Biegezugfestigkeit
Von den Betonmischungen der Versuchskörper SB01 bis SB04 sind an weiteren Zylinderproben
zusätzlich Spaltzugversuche durchgeführt worden (Bild A 3-5). Zum Vergleich sind aus der Mischung
des Versuchsbalken SB03 drei Versuchskörper mit den Abmessungen 70/15/15cm hergestellt und
hinsichtlich der Biegezugfestigkeit getestet worden. Die umgerechnete zentrische Zugfestigkeit lag hier
bei 4,0 MPa. Die Zylinder derselben Mischung wiesen eine umgerechnete zentrische Zugfestigkeit von
3,6 MPa auf. Es zeigte sich, dass die ermittelten Zugfestigkeiten aus dem Zylinderspaltzugversuch um
etwa 10% von dem Biegezugversuch abwichen.
Tabelle A 3-12: Biegezugfestigkeit aus drei Proben einer Betonmischung des Versuchsträgers SB03
E-Modul
Der gemessene E-Modul wurde an Zylinderproben durchgeführt.
Festigkeitsentwicklung
Die Betonwürfel dienten zur Bestimmung der Festigkeitsentwicklung sowie der zum Versuch
vorhandenen Druckfestigkeit. Es lag eine dem Zement übliche Festigkeitsentwicklung vor. Der Beton
erreichte bereits nach 7 Tagen etwa 80-90% seiner Endfestigkeit.
Bild A 3-7: Betonfestigkeitsentwicklung der Träger Bild A 3-9: Betonfestigkeitsentwicklung der Träger
TR01-TR05 SB01-SB04
Bild A 3-8: Würfel- und Zylinderproben des Betons Bild A 3-10: Druckfestigkeitsprüfung am Würfel
Einpressmörtel
Tabelle A 3-18: Zusammensetzung und Eigenschaften des Einpressmörtels
Spannungsgrößen Bruchschwingspiele
Probe σu σo Δσ erster Drahtbruch Litzenversagen Bemerkung
[MPa] [MPa] [MPa] [MPa] [MPa]
SPN-D-01 900 1.750 850 - - 3)
SPN-D-02 900 1.350 450 153.821 186.458 -
SPN-D-03 900 1.250 350 - 10.000.298 GSchwZ
SPN-D-04 900 1.600 700 48.958 50.772 -
SPN-D-05 900 1.300 400 334.509 415.126 -
SPN-D-06 900 1.400 500 5.273.017 5.356.678 -
SPN-D-07 900 1.440 540 6.005.851 6.081.090 -
SPN-D-08 900 1.660 760 - - 3)
SPN-D-09 900 1.500 600 87.620 125.670 -
SPN-D-10 900 1.460 560 94.104 111.597 -
SPN-D-11 900 1.360 460 - 10.258.710 GSchwZ
SPN-D-12 900 1.900 1.000 - 2.340 2)
SPN-D-13 900 1.950 1.050 - 6.918 2)
SPN-D-14 900 1.700 800 - 37.182 2)
SPN-D-15 900 1.840 940 - 17.340 2)
SPN-D-16 900 1.420 520 102.160 185.043 -
SPN-D-17 900 1.380 480 - 11.019.149 GSchwZ
SPN-D-18 900 1.410 510 7.014.127 7.079.581 -
SPN-D-19 900 1.430 530 108.545 150.588 -
SPN-D-20 900 1.395 495 92.475 124.595 -
SPN-D-21 900 1.320 420 4.802.146 4.879.136 -
SPN-D-22 900 1.280 380 2.177.666 2.615.604 -
SPN-D-23 900 1.240 340 9.556.793 10.366.609 -
SPN-D-24 900 1.200 300 2.222.854 2.682.255 -
SPN-D-25 900 1.180 280 - 10.066.885 GSchwZ
SPN-D-26 900 1.190 290 - 10.200.010 GSchwZ
SPN-D-27 900 1.170 270 - - 4)
188
Spannungsgrößen Bruchschwingspiele
Probe σu σo Δσ erster Drahtbruch Litzenversagen Bemerkung
[MPa] [MPa] [MPa] [MPa] [MPa]
SP-D-01 900 1.750 850 6.465 6.465 -
SP-D-02 900 1.350 450 168.866 175.926 -
SP-D-03 900 1.250 350 291.811 385.067 -
SP-D-04 900 1.180 280 - 12.189.188 GSchwZ
SP-D-05 900 1.600 700 38.818 39.420 -
SP-D-06 900 1.300 400 364.032 414.281 -
SP-D-07 900 1.660 760 - 31.230 2)
SP-D-08 900 1.210 310 - 10.250.085 GSchwZ
SP-D-09 900 1.400 500 151.460 165.929 -
SP-D-10 900 1.500 600 50.077 61.537 -
SP-D-11 900 1.230 330 3.010.244 3.835.496 -
SP-D-12 900 1.240 340 - 12.286.561 GSchwZ
SP-D-13 900 1.270 370 470.466 650.923 -
SP-D-14 900 1.245 345 485.968 725.339 -
SP-D-15 900 1.220 320 8.804.191 9.187.819 -
SP-D-16 900 1.247 347 169.350 216.524 -
SP-D-17 900 1.320 420 97.728 101.599 -
SP-D-18 900 1.243 343 449.245 653.991 -
SP-D-19 900 1.225 325 - 10.446.369 GSchwZ
SP-D-20 900 1.235 335 738.323 1.023.773 -
SP-D-21 900 1.440 540 51.462 87.783 -
SP-D-22 900 1.720 820 - 15.566 2)
SP-D-23 900 1.760 860 - 11.427 2)
SP-D-24 900 1.560 660 - 60.167 2)
SP-D-25 900 1.195 295 553.989 934.548 -
SP-D-26 900 1.175 275 692.496 860.809 -
SP-D-27 900 1.160 260 - 10.114.496 GSchwZ
SP-D-04 1) 900 1.400 500 84.303 95.485 DL-Test
SP-D-08 1) 900 1.500 600 65.306 74.808 DL-Test
SP-D-12 1) 900 1.450 550 77.004 91.499 DL-Test
SP-D-19 1) 900 1.430 530 71.817 72.421 DL-Test
SP-D-27 1) 900 1.420 520 68.793 84.915 DL-Test
GSchwZ: Grenzscwingspielzahl erreicht, kein Probenbruch ; DL-Test: Durchläufter Test
1) zweite Belastung der zuvor nicht versagten Probe
2) Litzenversagen erfolgte unmittelbar nach dem ersten Drahtbruch
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Auf den nachfolgenden Seiten sind die wesentlichen Parameter zu den freischwingend getesteten
Spannstählen aufgeführt. Des Weiteren wurden die Bruchflächen der einzelnen, 3mm dicken Drähte
mikroskopisch fotografiert und dokumentiert. Zur Dokumentation und Nachbearbeitung der Bilder
wurde die Software Helicon Focus sowie ZEN verwendet. Die Bilder dienen zur Bestimmung der
Drahtbruchreihenfolge und jeweiligen Bruchursache.
Bei der Interpretation der Bilder ist zu beachten, dass die Proben vor der Aufnahme nicht extra
gereinigt wurden, um eventuelle Schadensursachen oder auch ungewollte, ermüdungsbruch-
auslösende Fremdkörper besser erkennen zu können. Daher dürfen einige Bruchflächen bei genauerer
Betrachtung nicht falsch interpretiert werden:
• Trotz einer sehr guten und allseitigen Beleuchtung der unter dem Mikroskop befindlichen
Probe konnten Schattenwurfbildungen auf der Oberfläche nicht vermieden werden. Daher
können in einigen Bildern schwarze Bereiche fälschlicherweise als Rissstrukturen in der
Bruchoberfläche verstanden werden. Dieser Effekt konnte gerade in der starken Reliefstruktur
der Restgewaltbruchflächen nicht vermieden werden. Risse innerhalb der Bruchflächen
konnten nicht festgestellt werden.
• Der im Versuch erzielte Bruch einzelner Drähte führte dazu, dass sich die auf der
Spannstahloberfläche zum Teil noch befindlichen Verunreinigungen als staubfeine Partikel auf
der Bruchfläche absetzten. Diese Verunreinigungen stammen aus feinen Resten des nach dem
Ausbau noch anhaftenden Verpressmörtels oder zum Teil auch aus leichtem Flugrost und sind
auf den Bilden hin und wieder als gelb/bräunliche Partikel zu erkennen. Hierbei handelt es sich
nicht um eingeschlossene Fremdbestandteile im Spannstahl.
• Hin und wieder sind wachsartige Strukturen zu erkennen (z.B. Bruchbild SP-D-07-O5). Hierbei
handelt es sich um Reste des Zweikomponentenklebers, mit dem die Spannlitzen in die
Verankerungsröhrchen eingeklebt wurden. Dieser Effekt trat auf, wenn die Brüche am Rand
der Klebung auftraten und der gebrochene Draht im weiteren zyklischen Versuch auf die
Klebefläche traf.
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Verwendet wurden zur rechnerischen Bestimmung die im Versuch ermittelten Materialkenngrößen (Abschnitt
A3.1) sowie die zum Versuchsbeginn bestimmte Vordehnung des Spannstahl (Tabelle A 3-22)
Probe Maschinenkraft Biegemoment rechnerischer innerer Hebelarm Spannstahlspannung
(ermittelt mit Programm) (rechnerisch)
FU FO MU MO zU zO Δz σU σO ΔσU
[kN] [kN] [kNm] [kNm] [m] [m] [m] [Mpa] [Mpa] [Mpa]
TR01 250 342 125 171 0,834 0,846 0,013 577 777 200
TR02 250 454 125 227 0,839 0,852 0,013 573 1.024 451
TR03 388 477 194 239 0,845 0,848 0,003 883 1.082 199
TR04 388 456 194 228 0,846 0,850 0,004 882 1.032 150
TR05 388 432 194 216 0,843 0,846 0,002 885 983 98
Bild A 3-11: TR01 - Risseinprägung / Last anfahren ①: 1. Versagenspunkt (VP) ②: 2. Versagenspunkt (VP)
Bild A 3-17: TR02 - Risseinprägung / Last anfahren ①: 1. Versagenspunkt (VP) ②: 2. Versagenspunkt (VP)
Bild A 3-23: TR03 - Risseinprägung / Last anfahren ①: 1. Versagenspunkt (VP) ②: 2. Versagenspunkt (VP)
Bild A 3-29: TR04 - Risseinprägung / Last anfahren ①: 1. Versagenspunkt (VP) ②: 2. Versagenspunkt (VP)
Bild A 3-35: TR05 - Risseinprägung / Last anfahren ①: 1. Versagenspunkt (VP) ②: 2. Versagenspunkt (VP)
Bild A 3-41: SB01 - Risseinprägung / Last anfahren ①: 1. Versagenspunkt (VP) ②: 2. Versagenspunkt (VP)
Bild A 3-47: SB02 - Risseinprägung / Last anfahren ①: 1. Versagenspunkt (VP) ②: 2. Versagenspunkt (VP)
Bild A 3-53: SB03 - Risseinprägung / Last anfahren ①: 1. Versagenspunkt (VP) ②: 2. Versagenspunkt (VP)
Bild A 3-59: SB04 - Risseinprägung / Last anfahren ①: 1. Versagenspunkt (VP) ②: 2. Versagenspunkt (VP)
A4 Durchgeführte Simulationsrechnungen
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