04 Schraubenverbindungen VDI 2230

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ÜBUNG

MASCHINENELEMENTE

Schraubenverbindungen:
Tragfähigkeitsnachweis nach VDI 2230

Stephan Voigt, M.Eng.

Hochschule Anhalt
Anhalt University of Applied Sciences
Übung Maschinenelemente Schraubenverbindungen: Tragfähigkeitsnachweis nach VDI 2230

Agenda

1. Grundlagen der Berechnung

1.1 Geltungsbereich

1.2 Modellbildung

1.3 Geometrische Größen

1.4 Begleitendes Berechnungsbeispiel

2. Kraft- und Verformungsanalyse

2.1 Statische Betriebskraft, Kraftverhältnis

2.2 Dynamische Betriebskraft

2.3 Statische oder dynamische Querkraft

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Agenda

3. Berechnungsgrößen

3.1 Nachgiebigkeiten

3.2 Krafteinleitungsfaktor

3.3 Vorspannkraftänderungen

4. Montage von Schraubenverbindungen

4.1 Montagevorspannkraft

4.2 Streuung der Montagevorspannkraft, Anziehfaktor

5. Festigkeitsnachweis

5.1 Montagebeanspruchung

5.2 Festigkeitsnachweis

6. Grobdimensionierung

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1. Grundlagen der Berechnung


1.1 Geltungsbereich der VDI 2230

 Stahlschrauben mit Flankenwinkel 𝛼𝛼 = 60°

 Hochbeanspruchte und hochfeste Schraubenverbindungen


 Festigkeitsklassen 8.8 bis 12.9

 Belastung

• statisch oder dynamische Axialkraft (parallel zur Schraubenachse)

• Biegemomente und Querkräfte (nicht Inhalt der Veranstaltung)

• Keine stoßartigen oder stochastischen Belastungen

• Kein Korrosions- und nur bedingter Temperatureinfluss

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1.2 Modellbildung

 Modell für Schraube und Bauteile (verspannte Platten, Flansche): Elastische Federn

 Aus Festdrehen der Mutter (DSV) oder Festdrehen der Schraube in ein Gewinde (ESV) resultiert
die Vorspannkraft 𝐹𝐹V

 Schraube ohne äußere Kraft bereits belastet


 Vorgespannte Schraubenverbindung

 Schraube: elastische Dehnung

 Flansche: elastische Stauchung

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 Verspannungsschaubild einer Schraubenverbindung

• Darstellung der Schraubendehnung und Flanschstauchung in einem Kraft-Verformungs-Diagramm

• Verformungen ausschließlich im elastischen Bereich (Hookesche Geraden)

𝑓𝑓S 𝑓𝑓P 𝑓𝑓S 𝑓𝑓P

𝐹𝐹V = 𝑐𝑐S ⋅ 𝑓𝑓S = 𝑐𝑐P ⋅ 𝑓𝑓P

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 Nicht vorgespannte Schraubenverbindungen

• Schraube ist unbelastet, d.h. nicht fest in ein Gewinde gedreht (z.B. Mutter)

• Vorkommen eher selten

• Beispiel: Spannschloss

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1.3 Geometrische Größen

 Gewinde- und Querschnittsgrößen

𝑑𝑑S … Bezugsgröße für Festigkeitsberechnungen

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 Konstruktionsmaße
für Verbindungen mit
Sechskantschrauben:
Schrauben, Scheiben und
Muttern,

Maße in mm

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 Konstruktionsmaße
für Verbindungen mit
Sechskantschrauben:
Bohrungen, Senkungen und
Werkzeuge

Maße in mm

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 Konstruktionsmaße
für Verbindungen mit
Zylinderschrauben

Maße in mm

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 Konstruktionsmaße
für Verbindungen mit
Senkschrauben:
Senkschrauben, Senkungen für
Zylinder- und Senkschrauben

Maße in mm

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1.4 Begleitendes Berechnungsbeispiel

 Hydraulikzylinder mit verschraubtem Kolben

• Der Hydraulikzylinder ist Teil einer Presse mit 300 Arbeitstakten


pro Stunde. Der Innendruck beträgt maximal

𝑝𝑝max = 5,5 N ⋅ mm−2

• Bei Entlastung der Schraube soll eine Restklemmkraft von


𝐹𝐹KR min = 103 N
wirken, um die Dichtfunktion sicherzustellen.

• Kolbenwerkstoff: 16MnCr5

• Kolbenstange: C45

• Oberflächenrauheiten: 𝑅𝑅Z = 16 µm

• Reibungszahl im Gewinde: 𝜇𝜇G = 0,1 𝐿𝐿g = 60 mm 𝐷𝐷St = 25 mm

• Anziehen mit anzeigendem Drehmomentenschlüssel 𝐿𝐿 = 55 mm 𝐷𝐷Z = 80 mm

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2. Kraft- und Verformungsanalyse


2.1 Statische Betriebskraft, Kraftverhältnis

 Annahme: Die Betriebskräfte wirken zunächst an den Außenflächen der verspannten Teile.

 Zugbelastung

• Durch eine Zugkraft 𝐹𝐹A wird die Schraube um 𝑓𝑓A weiter gedehnt und die Stauchung der Platten wird um 𝑓𝑓A
verringert.

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• Verspannungsschaubild bei Zuglast

𝐹𝐹S = 𝐹𝐹V + 𝐹𝐹SA

𝐹𝐹SA = 𝐹𝐹A − 𝐹𝐹PA

𝐹𝐹KR = 𝐹𝐹V − 𝐹𝐹PA

𝐹𝐹S … Gesamtschraubenkraft
𝐹𝐹SA … Schraubenzusatzkraft (infolge 𝐹𝐹A )
𝐹𝐹PA … Plattenentlastungskraft
𝐹𝐹KR … Restklemmkraft

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 Druckbelastung

• Durch eine Druckkraft 𝐹𝐹A wird die Schraube um 𝑓𝑓A entspannt und die Stauchung der Platten wird um 𝑓𝑓A
vergrößert.

• Es gelten dieselben Zusammenhänge wie bei Zugbelastung, nur dass nun 𝐹𝐹A und deren Anteile 𝐹𝐹SA und 𝐹𝐹PA
negativ eingehen.

𝐹𝐹S = 𝐹𝐹V − 𝐹𝐹SA

𝐹𝐹SA = 𝐹𝐹A − 𝐹𝐹PA

𝐹𝐹KR = 𝐹𝐹V + 𝐹𝐹PA

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 Kraftverhältnis

• Es gilt nun zu ermitteln, welcher Anteil der Betriebskraft 𝐹𝐹A auf die Schraube
und welcher auf die Platten entfällt, d.h. gesucht sind 𝐹𝐹SA und 𝐹𝐹PA .

• Dazu wird das Kraftverhältnis 𝛷𝛷K definiert:


𝐹𝐹SA
ΦK =
𝐹𝐹A

• Die Anstiege der Geraden im Verspannungsschaubild sind die Steifigkeiten von Schraube bzw. Platten und
damit der Kehrwert deren Nachgiebigkeiten 𝛿𝛿 = 1/𝑐𝑐. Es gilt also:

𝐹𝐹A = 𝐹𝐹SA + 𝐹𝐹PA


1 1 1 1
𝐹𝐹SA = ⋅ 𝑓𝑓A 𝐹𝐹PA = ⋅ 𝑓𝑓 ⇒ 𝐹𝐹A = + ⋅ 𝑓𝑓A
𝛿𝛿S 𝛿𝛿P A 𝛿𝛿S 𝛿𝛿P

• Und damit: 1
𝐹𝐹SA ⋅ 𝑓𝑓 1 𝛿𝛿S ⋅ 𝛿𝛿P 𝛿𝛿P
𝛿𝛿S A
𝛷𝛷K = = = ⋅ =
𝐹𝐹A 1 1
+ ⋅ 𝑓𝑓A 𝛿𝛿S 𝛿𝛿S + 𝛿𝛿P 𝛿𝛿S + 𝛿𝛿P
𝛿𝛿S 𝛿𝛿P

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• Es folgt also:

− Schraubenzusatzkraft

𝐹𝐹SA = 𝛷𝛷K ⋅ 𝐹𝐹A

− Plattenentlastungskraft

𝐹𝐹PA = (1 − 𝛷𝛷K ) ⋅ 𝐹𝐹A = 𝐹𝐹A − 𝐹𝐹SA

• Verwendet man anstelle der Nachgiebigkeiten 𝛿𝛿 die Steifigkeiten (bzw. Federkennraten) 𝑐𝑐, so lässt sich das
Kraftverhältnis darstellen als

1
𝛷𝛷K = 𝑐𝑐P
1+
𝑐𝑐S

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• Mit Kenntnis des Kraftverhältnisses 𝛷𝛷K und damit der Aufteilung der Betriebslast 𝐹𝐹A lassen sich die maximale
Schraubenkraft 𝐹𝐹S und die Restklemmkraft 𝐹𝐹KR ermitteln:

𝐹𝐹S = 𝐹𝐹V + 𝛷𝛷K ⋅ 𝐹𝐹A 𝐹𝐹KR = 𝐹𝐹V − 1 − 𝛷𝛷K ⋅ 𝐹𝐹A

• Damit gelten bei Zugbelastung folgende (Grenz-)Bedingungen:


Schraube reißt!
− Einhaltung der zulässigen Schraubenkraft
𝐹𝐹S,zul

𝐹𝐹S ≤ 𝐹𝐹S zul

− Einhaltung der minimalen Restklemmkraft


(z.B. bei Verwendung einer Dichtung)
𝐹𝐹KR,min

𝐹𝐹KR ≥ 𝐹𝐹KR min


Verbindung
undicht!

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 Vergleich Dehn- und Starrschraube


Gleiche Vorspannkraft
Gleiche Betriebskraft
Gleiche Platten

Starrschraube „weiche“ Dehnschraube

• Die Schraubenzusatzkraft 𝐹𝐹SA ist bei Dehnschrauben geringer

• Weitere Möglichkeit der Reduzierung von 𝐹𝐹SA : steife Platten


Aber: Restklemmkraft beachten!

• Zuordnung Schadensfall: Starrschraube  Reißen; Dehnschraube  Undichtigkeit

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2.2 Dynamische Betriebskraft

 Grundlegendes
F anstelle sigma
• Betriebskraft schwankt zwischen Oberlast 𝐹𝐹Ao und
Unterlast 𝐹𝐹Au

− Mittellast 𝐹𝐹Ao + 𝐹𝐹Au


𝐹𝐹Am =
2

− Lastamplitude 𝐹𝐹Ao − 𝐹𝐹Au


𝐹𝐹Aa =
2

 Schraubenzusatzkraft schwankt zwischen 𝐹𝐹SAu und 𝐹𝐹SAo


(Zusammenhang zwischen Betriebslast und Schraubenzusatzkraft wie bei statischer Last über Kraftverhältnis)

− Mittlere Schraubenzusatzkraft
𝐹𝐹Ao + 𝐹𝐹Au
𝐹𝐹SAm = 𝛷𝛷K ⋅ 𝐹𝐹Am = 𝛷𝛷K ⋅
2

− Amplitude der Schraubenzusatzkraft 𝐹𝐹Ao − 𝐹𝐹Au


𝐹𝐹SAa = 𝛷𝛷K ⋅ 𝐹𝐹Aa = 𝛷𝛷K ⋅
2

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 Betriebskraft im Zugschwellbereich

• Betriebskraft schwankt zwischen 𝐹𝐹Ao > 0 und 𝐹𝐹Au = 0

Mittlere Schraubenkraft

𝐹𝐹Sm = 𝐹𝐹V + 𝐹𝐹SAm

• Schraubenzusatzkraft schwankt zwischen 𝐹𝐹SAo > 0 und 𝐹𝐹SAu = 0

• Klemmkraft schwankt zwischen 𝐹𝐹V und 𝐹𝐹KR

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 Betriebskraft im Druckschwellbereich

• Betriebskraft schwankt zwischen 𝐹𝐹Ao = 0 und 𝐹𝐹Au < 0

• Schraubenzusatzkraft schwankt zwischen 𝐹𝐹SAo = 0 und 𝐹𝐹SAu < 0

• Klemmkraft schwankt zwischen 𝐹𝐹KRmax und 𝐹𝐹V

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 Betriebskraft im Wechselbereich

• Betriebskraft schwankt zwischen 𝐹𝐹Ao > 0 und 𝐹𝐹Au < 0 mit 𝐹𝐹Am = 0

Mittlere
Schraubenzusatzkraft

𝐹𝐹SAm = 0
Mittlere
Schraubenkraft
𝐹𝐹Sm 𝐹𝐹Sm = 𝐹𝐹V

• Schraubenzusatzkraft schwankt zwischen 𝐹𝐹SAo > 0 und 𝐹𝐹SAu < 0

• Klemmkraft schwankt zwischen 𝐹𝐹KRmax und 𝐹𝐹KRmin

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 Berechnungsbeispiel: Hydraulikzylinder

• Lastfall: schwellende Betriebslast

𝐹𝐹Sm

𝐿𝐿g = 60 mm 𝐷𝐷St = 25 mm

𝐿𝐿 = 55 mm 𝐷𝐷Z = 80 mm

𝜋𝜋
𝐹𝐹Ao = 𝑝𝑝max ⋅ 𝐴𝐴wirk = 𝑝𝑝max ⋅ ⋅ 𝐷𝐷Z2 − 𝐷𝐷St
2
= 24,9 kN
4

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2.3 Statische oder dynamische Querkraft

 Kraftübertragung durch Reibschluss

• Anwendungsbeispiele

• Die Vorspannung der Schrauben muss so groß sein, dass die in der Trennfuge wirkende Reibkraft größer als die
zu übertragende Querkraft ist.

𝐹𝐹R = 𝜇𝜇Tr ⋅ 𝐹𝐹V > 𝐹𝐹Q 𝜇𝜇Tr … Haftreibung in der Trennfuge

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• Es wirken keine Kräfte in Schraubenlängsrichtung, d.h. keine Betriebskräfte

 statische Schraubenbelastung 𝐹𝐹A = 0

 Vorspannkraft entspricht Restklemmkraft 𝐹𝐹V = 𝐹𝐹KR

• Aus der Forderung 𝐹𝐹R = 𝜇𝜇Tr ⋅ 𝐹𝐹V > 𝐹𝐹Q folgt:

𝑧𝑧 … Anzahl der Schrauben


𝐹𝐹Q ⋅ 𝑆𝑆H min
𝐹𝐹V = 𝐹𝐹KR =
𝜇𝜇Tr ⋅ 𝑧𝑧
𝑆𝑆H min … Mindestsicherheit

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 Kraftübertragung durch Formschluss

• Alternativ zum Reibschluss kann eine Querkraft auch über Formschlusselemente übertragen werden.

Passschraube Spannhülse Scherbuchse

• Die Auslegung erfolgt dann gegen Scherung:

𝐹𝐹Q
𝜏𝜏a = ≤ 𝜏𝜏a zul
𝐴𝐴

• Eine Kombination aus Form- und Reibschluss ist zu vermeiden

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3 Berechnungsgrößen
3.1 Nachgiebigkeiten

 Hookesches Gesetz:

𝜎𝜎 𝐹𝐹 ⋅ 𝑙𝑙 𝑓𝑓 1 𝑙𝑙
𝑓𝑓 = 𝜀𝜀 ⋅ 𝑙𝑙 = ⋅ 𝑙𝑙 = ⇒ = = 𝛿𝛿 =
𝐸𝐸 𝐸𝐸 ⋅ 𝐴𝐴 𝐹𝐹 𝑐𝑐 𝐸𝐸 ⋅ 𝐴𝐴

 Nachgiebigkeit 𝛿𝛿 ist Kehrwert der Dehnsteifigkeit

 E-Modul der Schraube: 𝐸𝐸S = 2,1 ⋅ 105 N ⋅ mm−2 1


𝐹𝐹 = ⋅ 𝑓𝑓
𝛿𝛿

 Gesucht

• Nachgiebigkeit der Schraube 𝛿𝛿S

• Nachgiebigkeit der verspannten Platten 𝛿𝛿P

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 Nachgiebigkeit der Schraube


 Reihenschaltung unterschiedlicher Steifigkeiten

𝛿𝛿S = 𝛿𝛿Kopf + 𝛿𝛿Schaft + 𝛿𝛿Dehnschaft + 𝛿𝛿freiesGewinde + 𝛿𝛿Gewindeeinschraubbereich

Abschnitte der Schraube / Feder


innerhalb der Klemmlänge 𝑙𝑙K

𝑙𝑙1
𝛿𝛿Schaft =
𝐸𝐸S ⋅ 𝐴𝐴N

𝑙𝑙2
𝛿𝛿Dehnschaft =
𝐸𝐸S ⋅ 𝐴𝐴T

𝑙𝑙3
𝛿𝛿freiesGewinde =
𝐸𝐸S ⋅ 𝐴𝐴3

𝜋𝜋 2 𝜋𝜋 2 𝜋𝜋 2
𝐴𝐴N = 𝑑𝑑 Nennquerschnitt 𝐴𝐴T = 𝑑𝑑 Taillenquerschnitt 𝐴𝐴3 = 𝑑𝑑 Kernquerschnitt
4 4 T 4 3
𝑑𝑑T ≈ 0,9 𝑑𝑑3
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• Auch die Bereiche außerhalb der Klemmlänge beeinflussen die Nachgiebigkeit der Schraube!
 Erfahrungswerte / Versuchswerte

− Kopf 0,5 ⋅ 𝑑𝑑 für Sechskantschrauben


𝑙𝑙Ko
𝛿𝛿Ko = 𝑙𝑙Ko = �
𝐸𝐸S ⋅ 𝐴𝐴N 0,4 ⋅ 𝑑𝑑 für Innensechskantschrauben

− Gewindeeinschraubbereich:

𝛿𝛿GM = 𝛿𝛿eingeschraubtesGewinde + 𝛿𝛿Mutter/Gewindebohrung = 𝛿𝛿G + 𝛿𝛿M

𝑙𝑙G
𝛿𝛿G = 𝑙𝑙G = 0,5 ⋅ 𝑑𝑑
𝐸𝐸S ⋅ 𝐴𝐴3

0,4 ⋅ 𝑑𝑑 für DSV 𝐸𝐸S für DSV


𝑙𝑙M
𝛿𝛿M = 𝑙𝑙M = � 𝐸𝐸M = �
𝐸𝐸M ⋅ 𝐴𝐴N 0,33 ⋅ 𝑑𝑑 für ESV 𝐸𝐸P für ESV

• Insgesamt

𝑙𝑙𝑖𝑖 1 𝑙𝑙K 𝑙𝑙1 𝑙𝑙2 𝑙𝑙3 𝑙𝑙G 𝑙𝑙M


𝛿𝛿S = � = ⋅ + + + + +
𝐸𝐸𝑖𝑖 ⋅ 𝐴𝐴𝑖𝑖 𝐸𝐸S 𝐴𝐴N 𝐴𝐴N 𝐴𝐴T 𝐴𝐴K 𝐴𝐴K 𝐸𝐸M ⋅ 𝐴𝐴N
𝑖𝑖

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 Berechnungsbeispiel: Hydraulikzylinder

• Wahl der Schraube:


ISO 4762 – M12 x 60 – 12.9  Erläuterung später!

• Geometrische Größen

𝐿𝐿g = 60 mm 𝐷𝐷St = 25 mm

𝐿𝐿 = 55 mm 𝐷𝐷Z = 80 mm

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• Nachgiebigkeit der Schraube

𝛿𝛿S = 𝛿𝛿Kopf + 𝛿𝛿Schaft + 𝛿𝛿freiesGewinde + 𝛿𝛿eingeschraubtesGewinde + 𝛿𝛿Gewindebohrung

0,4 ⋅ 𝑑𝑑
− Kopf 𝛿𝛿K =
𝐸𝐸S ⋅ 𝐴𝐴N

𝑙𝑙1
− Schaft 𝛿𝛿1 =
𝐸𝐸S ⋅ 𝐴𝐴N

𝑙𝑙Gew
− Freies Gewinde 𝛿𝛿3 =
𝐸𝐸S ⋅ 𝐴𝐴3

0,5 ⋅ 𝑑𝑑 0,33 ⋅ 𝑑𝑑
− Eingeschraubtes 𝛿𝛿GM = 𝛿𝛿G + 𝛿𝛿M = +
𝐸𝐸S ⋅ 𝐴𝐴3 𝐸𝐸S ⋅ 𝐴𝐴N
Gewinde + Gewinde-
bohrung

− Gesamte Schraube 𝛿𝛿S = 2,95 ⋅ 10−6 mm ⋅ N −1

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 Nachgiebigkeit der verspannten Platten

• Analog zur Schraube ist

𝑙𝑙k
𝛿𝛿P = 𝐸𝐸𝑃𝑃 E-Modul Plattenwerkstoff
𝐸𝐸P ⋅ 𝐴𝐴P

• Im folgenden ist

− 𝐷𝐷A Außendurchmesser der verspannten Platten bzgl. Trennfuge


𝐷𝐷A und 𝐷𝐷𝐷A
− 𝐷𝐷𝐷A Außendurchmesser der verspannten Platte bzgl. Grundköper einzeichnen!

− 𝑑𝑑w Außendurchmesser der Kopf- bzw. Mutterauflage ≈ 𝑠𝑠 (Schlüsselweite)

− 𝑑𝑑h Bohrungsdurchmesser nach DIN EN 20273

• Bei DSV: in der Regel 2 Platten

• Bei ESV: in der Regel 1 Platte

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• Einfacher Fall: verspannte Hülsen

𝜋𝜋
𝐴𝐴P = 𝐴𝐴H = ⋅ 𝐷𝐷A2 − 𝑑𝑑h2
4

− Nachgiebigkeit der Hülsen

4 ⋅ 𝑙𝑙K
𝛿𝛿P =
𝐸𝐸P ⋅ 𝜋𝜋 ⋅ 𝐷𝐷A2 − 𝑑𝑑h2

− Bei Hülsen aus unterschiedlichem Werkstoff

4 𝑙𝑙K1 𝑙𝑙K2
𝛿𝛿P = 𝛿𝛿1 + 𝛿𝛿2 = ⋅ +
𝜋𝜋 ⋅ 𝐷𝐷A2 − 𝑑𝑑h2 𝐸𝐸P1 𝐸𝐸P2

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• Allgemeiner Fall: Abmessungen der verspannten Teile sind wesentlich größer als die Kopfauflagefläche

 Druckspannungsverteilung bzw. Verformung besitzt Form eines Rotationsparaboloiden

 Definition eines Ersatz-Verformungskegels

− Es gilt

𝑧𝑧=𝑙𝑙K
d𝑧𝑧
𝛿𝛿P = �
𝐸𝐸 𝑧𝑧 ⋅ 𝐴𝐴(𝑧𝑧)
𝑧𝑧=0

− Spezialfall der Hülse folgt mit

2 𝜋𝜋
𝐸𝐸 = const und 𝐴𝐴 = const = ⋅ 𝑑𝑑w
4

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− Zu klären: Kann sich der Verspannungskegel voll ausbilden? Verbindungskoeffizient

1 für DSV
 Grenzdurchmesser 𝐷𝐷A,Gr = 𝑑𝑑w + 𝑤𝑤 ⋅ 𝑙𝑙K ⋅ tan 𝜑𝜑 𝑤𝑤 = �
2 für ESV
𝐷𝐷A ≥ 𝐷𝐷A,Gr 𝐷𝐷A < 𝐷𝐷A,Gr

𝐷𝐷A,Gr
𝜑𝜑 Kegelwinkel
𝐷𝐷A

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− Nachgiebigkeit der verspannten Teile bei 𝐷𝐷A ≥ 𝐷𝐷A,Gr

− Nachgiebigkeit der verspannten Teile bei (𝑑𝑑w <) 𝐷𝐷A < 𝐷𝐷A,Gr

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− Für den Kegelwinkel 𝜑𝜑 gilt

ESV: tan 𝜑𝜑 = 0,348 + 0,013 ⋅ ln 𝛽𝛽L + 0,193 ⋅ ln 𝑦𝑦

𝛽𝛽L
DSV: tan 𝜑𝜑 = 0,362 + 0,032 ⋅ ln + 0,153 ⋅ ln 𝑦𝑦
2

𝑙𝑙K
𝛽𝛽L =
𝑑𝑑w

𝐷𝐷A′
𝑦𝑦 =
𝑑𝑑w

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− Im Falle (𝑑𝑑w <) 𝐷𝐷A < 𝐷𝐷A,Gr können Verformungskegel und Verformungshülse auch einzeln berechnet
werden:

− Zunächst Kegelhöhe 𝑙𝑙V

𝐷𝐷A − 𝑑𝑑w
𝑙𝑙V =
2 ⋅ tan 𝜑𝜑

− Höhe der Hülse 𝑙𝑙H

2 ⋅ 𝑙𝑙V
𝑙𝑙H = 𝑙𝑙K −
𝑤𝑤

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− Nachgiebigkeit des Verformungskegels

− Nachgiebigkeit der Verformungshülse

− Gesamtnachgiebigkeit

1 für DSV
𝑤𝑤 = �
2 für ESV

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− Werden Bauteile mit unterschiedlichen E-Moduli verspannt, so ist der gesamt Verformungskörper in
entsprechende Teil-Verformungskörper (Kegel und Hülsen) mit gleichem E-Modul zu zerlegen.

− Die Summe der Einzelklemmlängen ist die Gesamtklemmlänge:

∑𝑙𝑙𝑖𝑖 = 𝑙𝑙K

− Der Auflagedurchmesser 𝑑𝑑w ergibt sich aus den Teil-Verformungskegels der vorhergehenden
Abschnitte:

𝑗𝑗

𝑑𝑑w,j = 𝑑𝑑w + 2 ⋅ tan 𝜑𝜑 ⋅ � 𝑙𝑙i−1


𝑖𝑖=2

− Die Gesamtnachgiebigkeit ist dann die Summe aller Teilnachgiebigkeiten:

𝑗𝑗 𝑚𝑚
V H
𝛿𝛿P = � 𝛿𝛿Pi + � 𝛿𝛿Pi
𝑖𝑖=1 𝑖𝑖=𝑗𝑗+1

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− Zusammenfassung möglicher Verspannungen (idealisierte Zustände)

DSV ESV

𝐷𝐷A ≥ 𝐷𝐷A,Gr 𝐷𝐷A < 𝐷𝐷A,Gr 𝐷𝐷A ≥ 𝐷𝐷A,Gr 𝐷𝐷A < 𝐷𝐷A,Gr

1 für DSV
− Merke: Der Verbindungskoeffizient ist gerade nicht die Anzahl der Kegel! 𝑤𝑤 = �
2 für ESV

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 Berechnungsbeispiel: Hydraulikzylinder

• Wegen dem geringen Auflagedurchmesser 𝐷𝐷St in der Trennfuge kann


die Verbindung als DSV betrachtet werden.

• Dazu wird vereinfacht der mittlere Auflagedurchmesser verwendet:


Mit dem Durchmesser
𝑑𝑑w + 𝐷𝐷St der Kopfauflagefläche
𝑑𝑑wm = = 21,11 mm
2 𝑑𝑑w = 17,23 mm

• Zunächst ist die Gestalt des Verformungskörpers mithilfe des


Grenzdurchmessers 𝐷𝐷A,Gr zu ermitteln:
𝐿𝐿g = 60 mm 𝐷𝐷St = 25 mm

𝐷𝐷A,Gr = 𝑑𝑑w + 𝑤𝑤 ⋅ 𝑙𝑙K ⋅ tan 𝜑𝜑


𝐿𝐿 = 55 mm 𝐷𝐷Z = 80 mm

− Verbindungskoeffizient 𝑤𝑤 = 1 für DSV


𝑙𝑙K 𝐷𝐷A
− Kegelwinkel 𝜑𝜑 mit 𝛽𝛽L = = 1,99 und 𝑦𝑦 = = 3,79 𝐷𝐷A = 𝐷𝐷A′ = 𝐷𝐷Z
𝑑𝑑wm 𝑑𝑑wm

𝛽𝛽L
tan 𝜑𝜑 = 0,362 + 0,032 ⋅ ln + 0,153 ⋅ ln 𝑦𝑦 = 0,566
2

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• Es folgt: 𝐷𝐷A,Gr = 44,9 mm < 80 mm = 𝐷𝐷A

• Damit kann sich der Verformungskörper voll ausbilden und es liegen zwei rotationssymmetrische
Verformungskegel vor.

Virtuelle Trennfuge

• Mit 𝐸𝐸P = 2,1 ⋅ 103 N ⋅ mm−2 ergibt sich die Nachgiebigkeit des verspannten Teils zu

𝑑𝑑wm + 𝑑𝑑h ⋅ (𝑑𝑑wm + 𝑤𝑤 ⋅ 𝑙𝑙K ⋅ tan 𝜑𝜑 − 𝑑𝑑h )


2 ⋅ ln
𝑑𝑑wm − 𝑑𝑑h ⋅ (𝑑𝑑wm + 𝑤𝑤 ⋅ 𝑙𝑙K ⋅ tan 𝜑𝜑 + 𝑑𝑑h )
𝛿𝛿P = = 0,3546 ⋅ 10−6 mm ⋅ N −1
𝑤𝑤 ⋅ 𝐸𝐸P ⋅ 𝜋𝜋 ⋅ 𝑑𝑑h ⋅ tan 𝜑𝜑

𝐹𝐹SA 𝛿𝛿P
• Kraftverhältnis 𝛷𝛷K = = = 0,11 D.h. ca. 10% der Betriebskraft belasten die Schraube
𝐹𝐹A 𝛿𝛿S + 𝛿𝛿P

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3.3 Krafteinleitung

 Bislang wurde die Einleitung der axialen Betriebskraft 𝐹𝐹A direkt unter der Kopf- bzw. Mutterauflage angenommen.

 Entlastung der Platten und Belastung der Schraube über die gesamte Klemmlänge 𝑙𝑙K
 Krafteinleitungsfaktor

𝑛𝑛 = 1

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 In der Realität erfolgt die Krafteinleitung jedoch irgendwo zwischen Kopf- bzw. Mutterauflage und Trennfuge.

 Dann gilt für den Krafteinleitungsfaktor


𝐿𝐿A
𝑛𝑛 = <1
𝐿𝐿K

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 Man stelle sich nun das verspannte Bauteil in zwei Teilstücke A und B zerlegt
vor. Die Trennung erfolgt genau dort, wo die Betriebskraft 𝐹𝐹A angreift.

 Auf das Teil B wirkt nun 𝐹𝐹S = 𝐹𝐹V + 𝐹𝐹SA ,


während auf Teil A nur noch 𝐹𝐹KR = 𝐹𝐹V − 𝐹𝐹PA wirkt.

 D.h. die Schraubenzusatzkraft 𝐹𝐹SA wirkt auf die Schraube und auf Teil B  Schraube erscheint nachgiebiger.
Die Plattenentlastungskraft 𝐹𝐹PA wirkt nur auf Teil A (nicht auf das vollständige Bauteil)  Platten erscheinen steifer.

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 Für die Nachgiebigkeiten der Teile A und B folgt also

𝐿𝐿A 𝐿𝐿B 𝐿𝐿K − 𝐿𝐿A


𝛿𝛿PA = ⋅ 𝛿𝛿 = 𝑛𝑛 ⋅ 𝛿𝛿P 𝛿𝛿PB = ⋅ 𝛿𝛿P = ⋅ 𝛿𝛿P = 1 − 𝑛𝑛 ⋅ 𝛿𝛿P
𝐿𝐿K P 𝐿𝐿K 𝐿𝐿K

 Für der Verformungen gilt

𝑓𝑓SA + 𝑓𝑓PB = 𝐹𝐹SA ⋅ 𝛿𝛿S + 𝛿𝛿PB 𝑓𝑓PA = 𝐹𝐹PA ⋅ 𝛿𝛿PA 𝐹𝐹PA


𝑓𝑓PB
= 𝐹𝐹SA ⋅ 𝛿𝛿S + 1 − 𝑛𝑛 ⋅ 𝛿𝛿P = 𝐹𝐹A − 𝐹𝐹SA ⋅ 𝑛𝑛 ⋅ 𝛿𝛿P 𝑓𝑓PA
𝑓𝑓SA

 Wegen 𝑓𝑓SA + 𝑓𝑓PB = 𝑓𝑓PA ist schließlich

𝛿𝛿P
𝐹𝐹SA ⋅ 𝛿𝛿S + 1 − 𝑛𝑛 ⋅ 𝛿𝛿P = 𝐹𝐹A − 𝐹𝐹SA ⋅ 𝑛𝑛 ⋅ 𝛿𝛿P ⇒ 𝐹𝐹SA = 𝑛𝑛 ⋅ ⋅ 𝐹𝐹
𝛿𝛿P + 𝛿𝛿S A

= 𝑛𝑛 ⋅ 𝛷𝛷K ⋅ 𝐹𝐹A = 𝛷𝛷n ⋅ 𝐹𝐹A

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 Zusammenfassung

• Greift die Betriebskraft 𝐹𝐹A nicht wie die Vorspannkraft 𝐹𝐹V direkt unter Kopf- bzw. Mutterauflage an, so
erscheinen die Schraube nachgiebiger und die Platten steifer, wodurch die Schraubenzusatzkraft reduziert
wird.

• Tatsächliches Kraftverhältnis: 𝛷𝛷n = 𝑛𝑛 ⋅ 𝛷𝛷K

• Beim theoretischen Idealfall erfolgt der


Kraftangriff direkt in der Trennfuge.

 unendlich steife Platten

 𝑛𝑛 = 0

 𝐹𝐹SA = 0

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 Die Ermittlung des Krafteinleitungsfaktors ist sehr aufwändig und kann mithilfe numerischer Berechnungen (z.B.
FEM) erfolgen.

 In der Praxis wird er häufig anhand von Referenzfällen abgeschätzt.

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 Neben der Verwendung von Dehnschrauben zur Reduzierung der Schraubenzusatzkraft 𝐹𝐹SA ist also auch die
konstruktive Gestaltung der Schraubenverbindung eine Stellschraube des Konstrukteurs, die Belastung der
Schraube zu minimieren.

 Bei unveränderlichem Ort der Krafteinleitung erhöht eine Hülse die


Klemmlänge und führt automatisch zu einer Verringerung des
Krafteinleitungsfaktors 𝑛𝑛.

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 Berechnungsbeispiel: Hydraulikzylinder

• Wegen der fugennahen Krafteinleitung wird ein günstiger Krafteinleitungsfaktor festgelegt.

• Mit

𝑛𝑛 = 0,3
folgt

𝛷𝛷n = 𝑛𝑛 ⋅ 𝛷𝛷K = 0,033

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3.4 Vorspannkraftänderungen

 Die Vorspannkraft 𝐹𝐹V einer Schraube kann sich gegenüber der Montagevorspannkraft 𝐹𝐹M durch folgende Ursachen
ändern:

• Anziehen weiterer Schrauben in der Umgebung

• Selbsttätiges Losdrehen

• Relaxation der Werkstoffe


Setzen:
• Setzen der Kontaktflächen
Verringerung der Vorspannung durch
• Temperaturänderungen Plastisches Einebnen der Oberflächenrauigkeiten

• Überlastung der Verbindung in den Auflageflächen

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 Vorspannkraftverlust durch Setzen

• Die Montagevorspannkraft 𝐹𝐹M wird durch die nach abgeschlossener Montage auftretenden Verformungen 𝑓𝑓Z
um den Betrag 𝐹𝐹Z verringert.

𝑓𝑓Z ist abhängig von


− 𝑓𝑓Z Setzbetrag
- Belastungsart
− 𝐹𝐹Z Vorspannkraftverlust durch Setzen - Oberfläche der Platten
- Anzahl der Trennfugen

• Aufgrund der Ähnlichkeit der Dreiecke gilt:

𝐹𝐹Z 𝑓𝑓Z 𝑓𝑓Z


= =
𝐹𝐹M 𝑓𝑓S + 𝑓𝑓P 𝛿𝛿S ⋅ 𝐹𝐹M + 𝛿𝛿P ⋅ 𝐹𝐹M

𝑓𝑓Z 𝑓𝑓Z ⋅ 𝛷𝛷K 𝑓𝑓Z ⋅ (1 − 𝛷𝛷K )


⇒ 𝐹𝐹Z = = =
𝛿𝛿S + 𝛿𝛿P 𝛿𝛿P 𝛿𝛿S

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• Ermittlung des Setzbetrages 𝑓𝑓Z

− Nach VDI 2230

− Tabelle gilt für verspannte Teile


aus Stahl und massive zylindrische
Verbindungen

− Näherungsweise gilt:

0,34
𝑙𝑙k
𝑓𝑓Z ≈ 3,29 ⋅ ⋅ 10−3 mm für Starrschrauben
𝑑𝑑

𝑓𝑓Z ≈ 3,16 ⋅ 𝑙𝑙k ⋅ 𝛿𝛿S ⋅ 𝐸𝐸S 0,17


⋅ 10−3 mm für Dehnschrauben

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 Temperaturbedingte Vorspannkraftänderung

• Für das thermische Ausdehnungsverhalten einer Schraubenverbindung gilt:

𝑙𝑙SMT = 𝑙𝑙PMT 𝑙𝑙SMT = 𝑙𝑙S + 𝑓𝑓ST + 𝑓𝑓SMT

𝑙𝑙PMT = 𝑙𝑙P + 𝑓𝑓PT − 𝑓𝑓PMT

Index S: Schraube
Index P: Platte
Index M: Montage
Index T: Temperatureinfluss

𝑙𝑙P − 𝑙𝑙S = 𝑓𝑓SM + 𝑓𝑓PM


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• Einsetzen und Umstellen liefert:

𝑙𝑙P − 𝑙𝑙S = 𝑓𝑓SM + 𝑓𝑓PM

𝑓𝑓ST + 𝑓𝑓PT = 𝑙𝑙P − 𝑙𝑙S + 𝑓𝑓PMT − 𝑓𝑓SMT = 𝑓𝑓SM + 𝑓𝑓PM + 𝑓𝑓PMT − 𝑓𝑓SMT

• Unter der Voraussetzung von temperaturunabhängigen Nachgiebigkeiten (d.h. insbesondere 𝐸𝐸(𝑇𝑇) = const)
folgt mit 𝑓𝑓 = 𝐹𝐹 ⋅ 𝛿𝛿 und 𝑓𝑓𝑇𝑇 = 𝛼𝛼 ⋅ 𝑙𝑙0 ⋅ Δ𝑇𝑇

𝐹𝐹MT ⋅ 𝛿𝛿S + 𝛿𝛿P = 𝐹𝐹M ⋅ 𝛿𝛿S + 𝛿𝛿P + 𝛼𝛼P ⋅ 𝑙𝑙PMT ⋅ Δ𝑇𝑇P − 𝛼𝛼S ⋅ 𝑙𝑙SMT ⋅ Δ𝑇𝑇S

• Wegen 𝑙𝑙PMT = 𝑙𝑙SMT = 𝑙𝑙K und unter der Annahme, dass sowohl Schraube als auch Platten der gleichen
Temperaturänderung ausgesetzt sind (Δ𝑇𝑇P = Δ𝑇𝑇S = Δ𝑇𝑇), ergibt sich für die Montagevorspannkraft unter
Temperatureinfluss:

𝐹𝐹M ⋅ 𝛿𝛿S + 𝛿𝛿P − 𝑙𝑙K ⋅ Δ𝑇𝑇 ⋅ (𝛼𝛼S − 𝛼𝛼P )


𝐹𝐹MT =
𝛿𝛿S + 𝛿𝛿P

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• Für die (Montage-)Vorspannkraftänderung infolge Temperatureinfluss folgt schließlich:

𝑙𝑙K ⋅ Δ𝑇𝑇 ⋅ (𝛼𝛼S − 𝛼𝛼P )


Δ𝐹𝐹M th = 𝐹𝐹M − 𝐹𝐹MT =
𝛿𝛿S + 𝛿𝛿P

• Sofort ersichtlich ist, dass Δ𝐹𝐹M > 0 für 𝛼𝛼S > 𝛼𝛼P  Vorspannkraftverlust

Δ𝐹𝐹M = 𝐹𝐹MRT − 𝐹𝐹MT

Ansatz über Ähnlichkeit der Dreiecke

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 Mindestmontagevorspannkraft

• Nach Ermittlung der Vorspannkraftänderungen kann die erforderliche Mindestmontagevorspannkraft unter


Annahme der größten Entlastung der Verbindung berechnet werden:

𝐹𝐹M min = 𝐹𝐹KR min + 1 − 𝛷𝛷n ⋅ 𝐹𝐹A + 𝐹𝐹Z + Δ𝐹𝐹M th

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• Bei der temperaturbedingten Vorspannkraftänderung sind folgende Fälle zu unterscheiden:

1) Die Schraubenbelastung 𝐹𝐹A tritt erst nach der (zumeist konstanten) Temperaturänderung ein.

 Δ𝐹𝐹M th wird als „statische“ Vorspannkraftänderung aufgefasst und fließt in die obige Formel ein.

𝐹𝐹M min = 𝐹𝐹KR min + 1 − 𝛷𝛷𝑛𝑛 ⋅ 𝐹𝐹A + 𝐹𝐹Z + Δ𝐹𝐹M th

2) Die Temperaturänderung tritt erst auf, nachdem die Schraubenbelastung 𝐹𝐹A bereits wirkt.

 Δ𝐹𝐹M th wird als (statische oder dynamische) Komponente der Betriebslast 𝐹𝐹A aufgefasst.
In diesem Fall gilt für die Berechnung der Mindestvorspannkraft:

Wenn Δ𝐹𝐹M th < 0, setze Δ𝐹𝐹M th = 0

D.h. eine Vorspannkrafterhöhung infolge Temperaturänderungen wird bei der Mindestmontage-


vorspannung nicht berücksichtigt, sofern diese Temperaturänderung erst eintritt, nachdem die
Schraube belastet ist.

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 Berechnungsbeispiel: Hydraulikzylinder

• Setzbetrag bei 𝑅𝑅Z = 16 µm:

𝑓𝑓Z = 8 ⋅ 10−3 mm

• Vorspannkraftverlust durch Setzen:

𝑓𝑓Z
𝐹𝐹Z = = 2,475 ⋅ 103 N
𝛿𝛿S + 𝛿𝛿P

• Mindestmontagevorspannkraft:

𝐹𝐹M min = 𝐹𝐹KR min + 1 − 𝛷𝛷𝑛𝑛 ⋅ 𝐹𝐹A + 𝐹𝐹Z

= 1 kN + 1 − 0,033 ⋅ 24,9 kN + 2,475 kN

= 27,6 kN

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4. Montage von Schraubenverbindungen


4.1 Anziehdrehmoment

 Das Anziehdrehmoment zur Erzeugung der (Montage-)Vorspannkraft 𝐹𝐹M setzt sich aus Gewindemoment und Kopf-
bzw. Mutterreibungsmoment zusammen:

𝑀𝑀A = 𝑀𝑀G + 𝑀𝑀R

 Gewindemoment für metrisches ISO-Gewinde mit 60° Flankenwinkel:

𝑑𝑑2 𝑑𝑑2 𝑃𝑃
𝑀𝑀G = 𝐹𝐹M ⋅ ⋅ tan 𝜑𝜑 + 𝜚𝜚′ = 𝐹𝐹M ⋅ ⋅ + 1,155 ⋅ 𝜇𝜇G
2 2 𝜋𝜋 ⋅ 𝑑𝑑2
Herleitung:
Siehe Vorlesungsskript
• Flankendurchmesser 𝑑𝑑2

• Steigungswinkel des Gewindes 𝜑𝜑 = 𝑃𝑃/(𝜋𝜋 ⋅ 𝑑𝑑2 ) mit Gewindesteigung 𝑃𝑃

• Reibungswinkel 𝜚𝜚 ′
𝜇𝜇G
• Reibungszahl im Gewinde 𝜇𝜇G tan 𝜚𝜚𝜚 =
cos(𝛼𝛼/2)
• Flankenwinkel 𝛼𝛼 = 60°

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 Kopf- bzw. Mutterreibungsmoment


𝐷𝐷Km
𝑀𝑀R = 𝜇𝜇K ⋅ 𝐹𝐹M ⋅
2

• Reibungszahl der Kopf- bzw. Mutterauflageflächen 𝜇𝜇K

𝑑𝑑w + 𝐷𝐷Ki
• Mittlerer Reibdurchmesser 𝐷𝐷Km = 𝐷𝐷Ki = max(𝐷𝐷a , 𝑑𝑑ha , 𝑑𝑑h , 𝑑𝑑a )
2

𝐷𝐷a ... Fasendurchmesser der Mutter


𝑑𝑑ha … Fasendurchmesser der verspannten Teile
𝑑𝑑a … Innendurchmesser der ebenen Kopfauflage

 Damit gilt für das Anziehmoment:

𝑑𝑑2 𝑃𝑃 𝐷𝐷Km 𝐷𝐷Km


𝑀𝑀A = 𝐹𝐹M ⋅ ⋅ + 1,155 ⋅ 𝜇𝜇G + ⋅ 𝜇𝜇K = 𝐹𝐹M ⋅ 0,16 ⋅ 𝑃𝑃 + 0,58 ⋅ 𝑑𝑑2 ⋅ 𝜇𝜇G + ⋅ 𝜇𝜇K
2 𝜋𝜋 ⋅ 𝑑𝑑2 𝑑𝑑2 2

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 Reibungszahl im Gewinde 𝜇𝜇G

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 Reibungszahl in der Kopf bzw. Mutterauflage 𝜇𝜇K

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4.2 Streuung der Montagevorspannkraft, Anziehfaktor

 In Abhängigkeit des Montageverfahrens und den vorhandenen Reibungsverhältnissen schwankt die


Montagevorspannkraft 𝐹𝐹M zwischen den Extremwerten 𝐹𝐹M max und 𝐹𝐹M min .

 Das Verhältnis dieser beiden Werte ist der Anziehfaktor 𝛼𝛼A :

𝐹𝐹M max
𝛼𝛼A = >1
𝐹𝐹M min

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 Richtwerte für den Anziehfaktor

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 Berechnungsbeispiel: Hydraulikzylinder

• Anziehen mit anzeigendem Drehmomentenschlüssel

𝛼𝛼A ≈ 1,7

• Maximalmontagevorspannkraft

𝐹𝐹M max = 𝛼𝛼A ⋅ 𝐹𝐹M min = 46,9 kN

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5. Beanspruchungen und Festigkeitsnachweis


5.1 Montagebeanspruchung

 Zumeist wird die (Montage-)Vorspannkraft 𝐹𝐹M durch Drehen der Schraube relativ zur Mutter bzw. zum
Innengewinde aufgebracht.
 Zugspannung infolge Vorspannkraft und Torsionsspannung infolge Gewindemoment

2 2
𝜎𝜎vGEH = 𝜎𝜎red M = 𝜎𝜎M + 3 ⋅ 𝜏𝜏M

 Dabei ist 𝐹𝐹M und 𝑀𝑀G mit 𝜋𝜋 2 und 𝜋𝜋


𝜎𝜎M = 𝜏𝜏M = 𝐴𝐴0 = ⋅ 𝑑𝑑 𝑊𝑊p = ⋅ 𝑑𝑑03
𝐴𝐴0 𝑊𝑊p 4 0 16

 Für den relevanten Durchmesser 𝑑𝑑0 gilt:


𝑑𝑑min 𝑑𝑑min < 𝑑𝑑S schwächster Querschnitt im Schaft

𝑑𝑑0 = 𝑑𝑑S 𝑑𝑑𝑆𝑆 > 𝑑𝑑 schwächster Querschnitt im Gewinde

𝑑𝑑T 𝑑𝑑 𝑇𝑇 < 𝑑𝑑3 Taillenschraube


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 Die Montagebeanspruchung 𝜎𝜎red M darf nicht größer sein als 𝜎𝜎red M zul :

𝜎𝜎red M ≤ 𝜎𝜎red M zul = 𝜈𝜈 ⋅ 𝑅𝑅p0,2 min

• 𝑅𝑅p0,2 min … Mindeststreck- bzw. –dehngrenze des Schraubenwerkstoffes

• 𝜈𝜈 … Ausnutzungsgrad, in der Regel ist 𝜈𝜈 = 0,9

 Einsetzen von Zug- und Torsionsspannung in die Gleichung zur Berechnung der Vergleichsspannung 𝜎𝜎red M liefert
die zulässige Montagezugspannung:

𝜈𝜈 ⋅ 𝑅𝑅p0,2 min
𝜎𝜎M zul =
2
3 𝑑𝑑 𝑃𝑃
1+3⋅ ⋅ 2⋅ + 1,155 ⋅ 𝜇𝜇G min
2 𝑑𝑑0 𝜋𝜋 ⋅ 𝑑𝑑2

 Für Anziehverfahren ohne Torsionsbeanspruchung (z.B. thermisches Anziehen) gilt

𝜎𝜎red M ≤ 𝜎𝜎M zul = 𝜈𝜈 ⋅ 𝑅𝑅p0,2 min

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 Aus der zulässigen Montagezugspannung 𝜎𝜎M zul lässt sich die zulässige Montagevorspannkraft 𝐹𝐹M zul ermitteln:

𝐹𝐹M zul = 𝜎𝜎M zul ⋅ 𝐴𝐴0

𝜈𝜈 ⋅ 𝑅𝑅p0,2 min ⋅ 𝐴𝐴0


=
2
3 𝑑𝑑 𝑃𝑃
1+3⋅ ⋅ 2⋅ + 1,155 ⋅ 𝜇𝜇G min
2 𝑑𝑑0 𝜋𝜋 ⋅ 𝑑𝑑2

• Damit hängt die zulässige Montagevorspannkraft von folgenden Einflussgrößen ab:

− Schrauben- bzw. Gewindegeometrie (Steigung 𝑃𝑃, Flankendurchmesser 𝑑𝑑2 , relevanter Durchmesser 𝑑𝑑0 )

− Festigkeitskennwert des Schraubenwerkstoffes 𝑅𝑅p0,2 min

− Reibungszahl im Gewinde 𝜇𝜇G min

 Tabelliert in der VDI 2230  𝐹𝐹M Tab und 𝑀𝑀A Tab

(für Dehnschrauben mit 𝑑𝑑T = 0,9 ⋅ 𝑑𝑑3 )


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 Festigkeitsklassen

• Bei Festigkeitsklassen geringer als 8.8 kann die zulässige Montagevorspannkraft über folgende
Verhältnisgleichung ermittelt werden:

𝐹𝐹M Tab (∗.∗) 𝑅𝑅e (∗.∗)


=
𝐹𝐹M Tab (8.8) 𝑅𝑅p0,2 (8.8)

• Bei Nutzung der tabellierten Montagevorspannkraftwerte ist der Festigkeitsnachweis für den Montagezustand
erbracht.

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 Berechnungsbeispiel: Hydraulikzylinder

• Gewählte Schraube: ISO 4762 – M12 x 60 – 12.9

• Zulässige Montagevorspannkraft laut Tabelle bei 𝜇𝜇G = 0,1:

𝐹𝐹M zul 12.9 = 71 kN

𝐹𝐹M zul 10.9 = 61 kN

• Maximalmontagevorspannkraft

𝐹𝐹M max = 46,9 kN

 Wahl wird von 12.9 auf 10.9 korrigiert werden!

𝐹𝐹M max < 𝐹𝐹M zul 10.9

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5.2 Festigkeitsnachweis

 Statische Festigkeit bei Betriebsbeanspruchung

• Beim Nachweis der statischen Festigkeit einer Schraubenverbindung während des Betriebs existieren zwei
Berechnungswege:

1) Man betrachtet nur die größte Schraubenzusatzkraft und fordert:

𝛷𝛷n ⋅ 𝐹𝐹A max 𝐹𝐹SA max


= = 𝜎𝜎sa ≤ (1 − 𝜈𝜈) ⋅ 𝑅𝑅p0,2
𝐴𝐴0 𝐴𝐴0

− Hier ist 𝜎𝜎sa die sogenannte Spannungsdifferenz. Mit 𝜈𝜈 = 0,9 gilt: 𝜎𝜎sa ≤ 0,1 ⋅ 𝑅𝑅p0,2

− In der Regel ist 𝐹𝐹A max = 𝐹𝐹Ao , es sei denn, im Betrieb treten Stöße auf: 𝐹𝐹A max = 𝐾𝐾A dyn ⋅ 𝐹𝐹Ao

− Die Schraubenbelastung durch Vorspannung ist implizit enthalten, da als Festigkeit (rechte Seite der
Ungleichung) nur das (1 − 𝜈𝜈)-fache der Streck- bzw. Dehngrenze des Schraubenwerkstoffes eingeht.

− Temperaturbedingt Belastungen werden nicht berücksichtigt!

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2) Man betrachtet Vorspannung und größte Schraubenzusatzkraft und fordert:

𝜎𝜎red B = 𝜎𝜎z2max + 3 ⋅ 𝑘𝑘τ ⋅ 𝜏𝜏M 2 ≤ 𝑅𝑅p0,2

− Dabei ist 𝑘𝑘τ = 0,5 der Reduktionskoeffizent zur Berücksichtigung der sich im Betrieb abbauenden
Torsionsspannungen.

− Weiter ist
𝐹𝐹S max 𝐹𝐹M zul + 𝐹𝐹SA max − Δ𝐹𝐹M th
𝜎𝜎z max = =
𝐴𝐴0 𝐴𝐴0

mit dem relevanten Schraubenquerschnitt 𝐴𝐴0 die größtmögliche Schraubenzugspannung unter


Berücksichtigung von Montage, Betriebsbelastung und eventuellen Temperaturänderungen.

− Falls Δ𝐹𝐹M th > 0, dann ist Δ𝐹𝐹M th = 0 zu setzen, falls die Temperaturänderung erst nach dem
Einsetzen der Betriebslast 𝐹𝐹A eintritt.

− Man beachte den Unterschied zur Montagebeanspruchung: 𝜎𝜎red M = 2


𝜎𝜎M 2
+ 3 ⋅ 𝜏𝜏M ≤ 𝜈𝜈 ⋅ 𝑅𝑅p0,2

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 Schwingfestigkeit, Dauerhaltbarkeit

• Wird die Schraube dynamisch belastet, d.h. bei Lastwechselzahlen größer als 106, dann wird die Amplitude
1
𝐹𝐹Aa = ⋅ 𝐹𝐹Ao − 𝐹𝐹Au
2
der Betriebskraft 𝐹𝐹A = 𝐹𝐹Am ± 𝐹𝐹Aa schadensfrei ertragen, sofern gilt:

Φ ⋅ 𝐹𝐹Aa 𝐹𝐹SAa
𝜎𝜎a = = ≤ 𝜎𝜎A
𝐴𝐴3 𝐴𝐴3

• Dabei ist 𝜎𝜎A die Ausschlagsfestigkeit der Schraube.

− Nur 10 bis 25% der Dauerfestigkeit 𝜎𝜎D des glatten Probestabes mit gleicher Querschnittsfläche
(Kerbwirkung!)

− Größe von 𝐹𝐹Am (Mittellast der Betriebskraft) spielt für 𝜎𝜎A keine Rolle (kein Mittelspannungseinfluss)

− Größter Einflussfaktor ist die Art der Schraubenherstellung: schlussvergütet (SV) oder schlussgewalzt
(SG)

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• Smith-Diagramme von Schrauben, Ermittlung der Ausschlagsfestigkeit für 0,3 ≤ 𝐹𝐹Sm /𝐹𝐹0,2 min < 1

150
− Schlussvergütete Schrauben 𝜎𝜎A SV = 0,85 ⋅ + 45
𝑑𝑑
𝑑𝑑 in mm

𝐹𝐹Sm 𝐹𝐹SAo − 𝐹𝐹SAu


− Schlussgewalzte Schrauben 𝜎𝜎A SG = 2 − ⋅ 𝜎𝜎A SV 𝐹𝐹Sm = + 𝐹𝐹M zul
𝐹𝐹0,2 min 2

𝜎𝜎A
• Erforderliche dynamische Sicherheit 𝑆𝑆D = ≥ 1,2 … 1,5
𝜎𝜎a
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 Flächenpressung

• Sowohl während der Montage als auch im Betrieb darf die Flächenpressung zwischen

− Schraubenkopf / verspannte Platten

− Mutter / verspannte Platten

die zulässigen Werte nicht überschreiten, da sonst Kriechvorgänge einsetzen, die die Vorspannung verringern.

• Montagezustand:

𝐹𝐹M zul
𝑝𝑝M max = ≤ 𝑝𝑝G
𝐴𝐴p min

• Betriebszustand:

𝐹𝐹V max + 𝐹𝐹SA − Δ𝐹𝐹M th


𝑝𝑝B max = ≤ 𝑝𝑝G
𝐴𝐴p min

− Bei druckbelasteten Verbindungen mit 𝐹𝐹SA < 0 setze 𝐹𝐹SA = 0

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• Für die ebene Kreisringauflagefläche gilt:


𝐷𝐷Ki = max(𝐷𝐷a , 𝑑𝑑ha , 𝑑𝑑h , 𝑑𝑑a )

𝜋𝜋 2 2 𝐷𝐷a ... Fasendurchmesser der Mutter


𝐴𝐴p min = ⋅ 𝑑𝑑w − 𝐷𝐷Ki
4 𝑑𝑑ha … Fasendurchmesser der verspannten Teile
𝑑𝑑h … Bohrungsdurchmesser
𝑑𝑑a … Innendurchmesser der ebenen Kopfauflage
𝑑𝑑w … Außendurchmesser der ebene Kopfauflage

• Grenzflächenpressungen

𝑝𝑝G

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 Scherfestigkeit

• Betrifft Tragfähigkeit des Innengewindes der Mutter bzw. der Gewindebohrung

• Bei Verwendung genormter Mutter ist die Verbindung tragfähig, wenn die Festigkeitsklasse der Mutter
mindestens der der Schraube entspricht, bspw. Schraube 10.9 und Mutter 10.

• Beim Einschrauben in Gewindebohrungen relativ geringer Festigkeit, muss ein Abscheren des Muttergewindes
ausgeschlossen werden

 Mindesteinschraubtiefe 𝑚𝑚erf

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 Berechnungsbeispiel: Hydraulikzylinder

• Nachweis der statischen Festigkeit

− Mit 𝐹𝐹S max = 𝐹𝐹M zul + 𝛷𝛷n ⋅ 𝐹𝐹A max = 61, 8 kN folgt:

𝐹𝐹S max
𝜎𝜎z max = = 733 N ⋅ mm−2
𝐴𝐴S

− Die Torsionsbeanspruchung ergibt sich zu

𝑀𝑀G 55.260 Nmm


𝜏𝜏M = = 3
= 253,2 N ⋅ mm−2
𝑊𝑊p 218 mm 𝑑𝑑2 𝑃𝑃
𝑀𝑀G = 𝐹𝐹M ⋅ ⋅ + 1,155 ⋅ 𝜇𝜇G
2 𝜋𝜋 ⋅ 𝑑𝑑2

2
𝜋𝜋 𝜋𝜋 𝑑𝑑2 + 𝑑𝑑3
𝑊𝑊p = ⋅ 𝑑𝑑S2 = ⋅
16 16 2
− Damit ist

𝜎𝜎red B = 𝜎𝜎z2max + 3 ⋅ 𝑘𝑘τ ⋅ 𝜏𝜏M 2 = 766 N ⋅ mm−2 < 𝑅𝑅p02 = 940 N ⋅ mm−2

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Übung Maschinenelemente Schraubenverbindungen: Tragfähigkeitsnachweis nach VDI 2230

• Nachweis der Schwingfestigkeit

− Mit 𝐹𝐹SAa = 𝛷𝛷n ⋅ (𝐹𝐹Ao − 𝐹𝐹Au )/2 = 410 N folgt:

𝐹𝐹SAa
𝜎𝜎a = = 5,3 N ⋅ mm−2
𝐴𝐴3

− Die Dauerhaltbarkeit (schlussvergütet) ergibt sich zu

150
𝜎𝜎A = 0,85 ⋅ + 45 = 48,9 N ⋅ mm−2
𝑑𝑑

𝜋𝜋 2
− Dauerfest, da 𝜎𝜎a ≪ 𝜎𝜎A 𝐴𝐴3 = ⋅ 𝑑𝑑 = 76,2 mm2
4 3

𝜋𝜋
𝐴𝐴p min = 2
⋅ 𝑑𝑑w − 𝑑𝑑h2 = 90 mm2
• Nachweis der Flächenpressung im Montagezustand 4

𝐹𝐹M zul
𝑝𝑝M max = = 720 N ⋅ mm−2 ≤ 900 N ⋅ mm−2 = 𝑝𝑝G 𝑝𝑝𝐺𝐺 für vergüteten Stahl
𝐴𝐴p min

− Der Nachweis im Betriebszustand kann wegen 𝐹𝐹Z ≈ 2,5 kN ≫ 𝐹𝐹SAo ≈ 0,4 kN entfallen.

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Übung Maschinenelemente Schraubenverbindungen: Tragfähigkeitsnachweis nach VDI 2230

• Nachweis der Scherfestigkeit, Mindesteinschraubtiefe

− Mit 𝑃𝑃 = 1,75 mm ergibt sich eine Gewindefeinheit von

𝑑𝑑
= 6,86
𝑃𝑃

− Damit ist 𝑚𝑚erf = 0,9 ⋅ 𝑑𝑑 = 10,8 mm.

− Die vorhandene Einschraubtiefe ergibt sich zu:

𝑑𝑑 − 𝑑𝑑3
𝑚𝑚vorh = 𝑙𝑙𝑆𝑆 − 𝑙𝑙𝐾𝐾 − = 16,9 mm
2

− Damit gilt 𝑚𝑚vorh > 𝑚𝑚erf

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6. Grobdimensionierung

 Nach VDI 2230

 Berechnungsbeispiel: Hydraulikzylinder
Zeile
• 𝐹𝐹A max = 24,9 kN 1
2
 Zeile 11 3
4
5
• Dynamische und zentrisch 6
7
wirkende Axialkraft 8
9
10
 +1 Zeile 11
12
13
• Anziehen mit anzeigendem 14
15
Drehmomentenschlüssel 16
17
 +1 Zeile 18

• Gesamt: Zeile 13 mit


𝐹𝐹 = 63 kN
 M12 bei Festigkeitsklasse 12.9
 ISO 4762 – M12 x 60 – 12.9

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