Druckversion
Druckversion
Druckversion
1847 - 1921
Einführung
Adolf Hildebrand galt seit 1880 bis zum Ende des 1. Weltkriegs als der bedeutendste Bildhauer
Deutschlands, als der deutsche Gegenspieler zu dem 7 Jahre älteren Rodin, den er bewunderte,
aber zugleich mit Argumenten kritisierte, die an die Wurzeln jeglicher Kunstauffassung rührten.
Beide vertraten die Abschaffung des Zuviel an Gegenständlichem, auch an Psychologischem in
der plastischen Auftragskunst; beide zielten, als sie mühelose Meisterschaft erlangt hatten, auf
Form- und Gegenstandsreduktion, freilich auf sehr verschiedene Art. Denn Hildebrand kämpfte
für die klare, klassische und vollendete Formung eines Werkes, vor allem der menschlichen
Gestalt, die ihm - wie Goethe - das vornehmste Thema der Kunst war; eine Formung, in der das,
was dargestellt werden soll, ohne jedes überflüssige Detail voll anschaulich wird. Wo irgend
möglich, versuchte er die Einbindung eines plastischen Werks in eine grössere Ganzheit, was ihn
schliesslich zur künstlerisch und städtebaulich vollendeten Platzgestaltung führte. Rodins
Reduktion dagegen zielte, bei Absage an thematische Direktheit und Genauigkeit, auf den Torso,
das Nonfinito, das Suggerieren anstelle von eindeutiger Aussage, schliesslich zu Montagen von
Körperfragmenten. Gegen Rodins nur die Einzelwirkung bedenkenden subjektiven
Expressionismus stand Hildebrands objektiv durchdachte Gestaltung einer Ganzheit.
In Deutschland wurde Hildebrands Wirken stilbildend, nicht nur, aber vor allem für die Münchner
Skulptur und die Platzgestaltungen der Stadt. Das änderte sich, als die Wirren der Nachkriegszeit
und die grossen Umbrüche des 20. Jahrhunderts Rodins innovative künstlerische Versuche in
den Vordergrund treten liessen, Hildebrands Werk dagegen und sein Wille zum Schaffen
zeitloser Kunst in den Hintergrund rückten. Heute sieht man Anlass, sich auf seine Prinzipien neu
zu besinnen.
1
Leben und Arbeit
Geboren wurde Hildebrand in Marburg als fünftes von acht Kindern des Nationalökonomen Bruno
Hildebrand. Dieser hatte mit 14 Jahren seine Ausbildung selbst in die Hand genommen, war nach
dem Studium von Philosophie, Geschichte und Philologie mit 27 Jahren Professor für alte
Geschichte an der Universität Breslau geworden, wurde zwei Jahre später als Ordinarius für
Staatswissenschaften an die Universität Marburg berufen, war als Führer der Liberalen Partei,
dort von einem Hochverratsprozess bedroht, in die Schweiz geflohen, wurde Professor an der
T.U. Zürich, wo er ausser einer Leih- und Sparkasse auch das erste schweizerische
Eisenbahnunternehmen gründete und leitete, ebenso wie er es später von der Universität Jena
aus in Thüringen ins Werk setzte. In diesem Elternhaus wurde dem Sohn das Nachdenken und
das Diskutieren über Philosophie und die Grundprobleme jeder Tätigkeit zur
Selbstverständlichkeit.
Der Vater ließ seinen Sohn ebenso selbständig sich entwickeln, wie er es getan hatte. Adolf hat
das Wanderleben seiner Eltern von Marburg nach Bern, dann Zürich und zurück nach
Deutschland - Jena - in seinen Jugenderinnerungen geschildert. Sechzehnjährig begann er
eine anderthalbjährige Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg, die er jedoch
gelangweilt verliess, um sich in München selbständig weiterzubilden. Dort hatte er Ende 1866 ein
Vierteljahr lang einen Arbeitsplatz im Atelier des Münchner Bildhauers Caspar von Zumbusch,
der später Hofbildhauer in Wien wurde. Zumbusch - damals 36 Jahre alt - nahm ihn 1867 mit auf
eine Studienreise nach Italien.
In Italien
In Rom lernte Hildebrand den zehn Jahre älteren Maler Hans von Marées kennen und durch ihn
den sechs Jahre älteren Juristen und Philosophen Konrad Fiedler, mit dem ihn später eine enge
Freundschaft verband. Das Zusammentreffen dieser drei Männer war eine Sternstunde für die
Kunst. Der intensive Gedankenaustausch zwischen Ihnen führte den noch von keinem Vorurteil
belasteten Hildebrand zu jener wohlbegründeten Kunstauffassung, mit der er den formal
ausufernden Tendenzen seiner Zeit entgegentrat. Fortan bezeichnete er sich selbst als den
Schüler von Marées, "dem allein er seine künstlerischen Anschauungen verdanke". Die
Darstellungsregeln von Marées, die sich so genau wohl erst in diesem Dreiergespräch formten,
wurden zum Teil auch die von Hildebrand. Angeleitet von Marées war er überzeugt, von den
alten Meistern der Antike und der Renaissance mehr lernen zu können als von Zumbusch. So
blieb er nach dessen Abreise allein für anderhalb Jahre in Rom und bildete sich von nun an
weitgehend autodidaktisch in seinem Handwerk, vor allem dem Steinhauen, aus. Es folgte ein
von langer Krankheit unterbrochener, fast dreijähriger Aufenthalt in Berlin. In dieser Zeit war er
gelegentlich mit kleinen Aufträgen im Atelier von Siemering beschäftigt.
2
Fiedler, der Hildebrand anfangs unterstützte, und durch ihn zum
lebenslangen Mäzen von Marées wurde, gab ihm 1870 den
ersten Auftrag: ein Porträt und eine Figur nach eigener Wahl, die
heute als "Der trinkende Knabe" in der Nationalgalerie in Berlin
steht. Der Bronzeguss dieser Figur führte Hildebrand wieder
nach Italien: Venedig, Florenz und schliesslich Neapel zurück.
Dort fertigte er im Auftrag des ihm befreundeten Zoologen Anton
Dohrn, der soeben - 1873 - die Zoologische Station in Neapel ins
Leben gerufen hatte, den zeichnerischen Entwurf für die
Fassaden des neuen Instituts, später auch für den
Erweiterungsbau.
Damals veranlasste Hildebrand die Ausmalung des
Bibliotheksraumes der Station durch Marées. Als Gehilfe und
Mitarbeiter wirkte Hildebrand mit an diesen bedeutendsten
deutschen Fresken des 19. Jahrhunderts. Von Hildebrand
wurden ausser der gemalten, die Fresken rahmenden
architektonischen Gliederung des Raumes und dem Figurenfries
(Grisaille) unter der Decke auch die vor den gemalten Exedren
aufgestellten überlebensgrossen Gipsbüsten der berühmten
Antagonisten der menschlichen Entwicklungslehre Charles
Darwin und Ernst von Baer sowie der heute verlorene steinerne
Fries der Kaminumrahmung gearbeitet.
An diesem Werk hat Hildebrand nicht nur die Freskentechnik gelernt sondern auch die Lust am
Malen. Sie blieb ihm neben der Bildhauerei und dem Interesse an den künstlerischen Problemen
des Städtebaus und liess ihn nicht nur die eigenen Häuser sondern auch die von Freunden mit
teilweise noch erhaltenen Fresken versehen.
Noch im Jahre 1873 glückte Hildebrand mit Hilfe des Vaters der Kauf und die Einrichtung des
aufgelassenen Klosters San Francesco di Paola nahe der Porta Romana in Florenz. Hier wollten
er und Hans von Marées gemeinsam wirken. Zunächst lebte auch Conrad Fiedler mit ihnen
zusammen. Nach der Trennung von Marées und der Heirat mit Irene Schäuffelen blieb
Hildebrand für zwanzig Jahre in San Francesco. Er lebte zunächst von Porträt- und kleineren
Architektur- und Denkmalaufträgen und arbeitete ständig, meist ohne Auftrag, an frei erdachten
Aufgaben und Möglichkeiten bildhauerischer Gestaltung. Es entstanden dort 16 seiner
schönsten, nicht durchweg erhaltenen Einzelfiguren, 15 Reliefs, 84 Porträts, 3 Grabmale und
einige kleinere architektonische Arbeiten für Florentiner Freunde. An diesen Werken bildete sich
Hildebrand zur meisterlichen Beherrschung der Bildhauerei und ihrer künstlerischen Probleme
aus.
Die aus der Praxis gewonnenen Erfahrungen, die nach einer Wiederbegegnung mit Marées
(1885) bewusst einsetzende Auseinandersetzung mit dessen Gestaltungsregeln und die
Diskussion mit Fiedler führten zur Entstehung von Hildebrands heute wieder beachteter Schrift
"Das Problem der Form in der bildenden Kunst". Fiedler, einer der bedeutendsten Analytiker
von Kunstwerken und Künstlertätigkeit, hat die wechselnden Bewusstseinsbildungen und -formen
und die recht verschiedenen Weltaneignungen durchdacht, zu der unterschiedliche Tätigkeiten
die Menschen führen können. Er hat so als gleichberechtigt neben der wissenschaftlichen
Welterkenntnis die Leistung des bildenden Künstlers Schritt für Schritt dargelegt, wie sie - auf
Grund der besonderen, visuell erkennen wollenden Begabung aus unbestimmten
Wahrnehmungen der uns umdrängenden Wirklichkeit nach Klärung verlangend - zu
"Gesichtsvorstellungen" und schliesslich zu der körperlichen Aktion der Hand führt, welche diese
noch immer ungenauen Vorstellungsbilder zu sichtbarer Klarheit und - in immer entwickelteren
Ausdrucksmitteln - zum Reichtum der vielen Möglichkeiten künstlerischer Formung führt. Fiedler
veranlasste Hildebrand, die für das plastische Gestalten maßgeblichen speziellen Stufen der
Bewusstseinsbildung des Bildhauers darzulegen. Und Hildebrand zeigte in seiner Schrift - aus
Selbstbeobachtung - wie es von der Stufe der Gesichts- und Formvorstellungen zur
künstlerischen Form der Realisierung kommt und welche praktisch-künstlerischen Folgerungen
aus den wahrnehmungsphysiologischen und wahrnehmungspsychologischen Vorgängen für sein
3
Kunstmetier zu ziehen sind. Die Entstehung der Schrift wurde ständig begleitet von der
Erprobung der Erkenntnisse in der Praxis. Sie hat die Formung der von da an entstehenden
Skulpturen nochmals einigen Veränderungen unterworfen (Einzelfiguren und Reliefs).
In Deutschland
Den Anlass, aus der langjährigen Florentiner Isolierung herauszutreten, gab nicht nur die erste
Dalmatien- und Griechenlandreise sondern vor allem der grosse Wettbewerb für ein Denkmal
des Kaisers Wilhelm I in Berlin. Dieses sollte zugleich das Nationaldenkmal des seit 1871
geeinten deutschen Volkes werden. Hildebrand entwarf dafür in einjähriger Arbeit und unter
Beteiligung des jungen Architekten Emanuel la Roche ein Modell, das jedoch vom Kaiser
abgelehnt wurde. Es war sein erstes grösseres architektonisches Projekt und wie ein
vorweggenommenes Programm seines eigentlichen Arbeitsziels. Das Werk sollte ebenso
Hildebrands Ideal: einen den Besucher ganz umschliessenden, kuppelüberwölbten Zentralraum
verwirklichen, wie auch einen Bau schaffen, in dem Architektur und Skulptur eine Einheit bilden.
Die Skulptur sollte nicht nur als Schmuck figurieren, sondern der Architektur eine Sinnschicht
hinzufügen, die wiederum von der Architektur Rahmen und Bedeutungssteigerung erfährt.
Hildebrand hatte den Standort für das Denkmal nach stadtkünstlerischen Gesichtspunkten
festgelegt.
Von dieser Zeit an spielte bei allen seinen Planungen dies "künstlerische Weiterbilden einer
gegebenen Situation", wie er es nannte, eine wichtige Rolle. Immer hatte er, selbst bei der
Aufstellung von Einzelfiguren, ein grösseres, womöglich raumübergreifendes Ganzes im Blick.
Das unterschied ihn schon damals von den meisten Zeitgenossen und führte auch zu dauerhaft
anerkannten Lösungen.
Anlass dazu war der Abschluss der Arbeiten an der Erneuerung der städtischen Wasserleitung.
Seine Skizze wurde zur Ausführung bestimmt. Als Bedingung war an den Auftrag geknüpft, dass
Hildebrand mit zweitem Wohnsitz nach München übersiedelte.
Nun begann für den Vierzigjährigen der zweite grosse Lebensabschnitt mit zahlreichen, jedoch
nicht internationalen, Aufträgen und Ehrungen, darunter die Verleihung des erblichen Adels. Das
Werk des unermüdlich Tätigen war umfangreich. Neben vielen nicht zur Ausführung
gekommenen Projekten entstanden nach dem Wittelsbacher Brunnen noch 4 monumentale
Stadtbrunnen, 2 einfache Marktbrunnen, 6 Parkbrunnen für private Auftraggeber, auch einige
kleine Denkmalbrunnen; ferner 15 Denkmale sehr unterschiedlicher Ausmaße, davon 2
Reiterdenkmale; 38 Grabmale und zu den schon in der Florentiner Zeit gefertigten 84 plastischen
Porträts noch 166 (bisher bekannte) weitere. 1901 wurde Hildebrand zum Mitglied der von
Prinzregent Luitpold ins Leben gerufenen Monumentalbaukommission in München gewählt und
als oft maßgeblicher Ratgeber bei zahlreichen Bauvorhaben des Staates und der Stadt
herangezogen. Vor allem der kunstsinnige Kronprinz Rupprecht konsultierte ihn stets.
Er wurde nach Fiedlers frühem Tod der bevorzugte Freund und Briefpartner Hildebrands.
1906 wurde Hildebrand gebeten, die Leitung der Bildhauerklasse der Münchner
Kunstakademie zu übernehmen. Er nahm die Aufgabe an, um Schüler in der in Kapitel V seiner
Schrift dargelegten "meisterlichsten und wahrhaft künstlerischen Form" der Steinarbeit
auszubilden. Hildebrand erbat und erhielt eine Sonderregelung: er verzichtete auf das Gehalt,
bekam jedoch eine Summe für Steinmaterial, und die Akademie stellte ihm ein Steinatelier im
Akademiegebäude zur Verfügung. Er durfte sich seine Schüler aussuchen und hatte keine
4
festgelegte Anwesenheitspflicht. Nach einem leichten Schlaganfall, den er 1910 erlitt und in
dessen Folge er nicht mehr in Stein arbeiten konnte, gab er diesen Posten auf.
Die letzten Jahre seines Schaffens waren durch den ersten Weltkrieg vielfach beeinträchtigt.
Zwar musste der 67-jährige nicht mehr aktiv daran teilnehmen, doch verhinderte der Krieg die
Ausführung zahlreicher Entwürfe und steigerte die Arbeitskosten. Den grossen Umbrüchen der
Nachkriegszeit, den Kunstanschauungen der neuen Avantgarden, die die Kunst des ganzen 20.
Jahrhunderts auf neue Wege führten, konnte er sich nicht mehr stellen. So verlor sein Werk das
Interesse der nächsten Generationen. Am Ende sagte der 70-jährige, bescheiden, als er eine der
frühesten der berühmten mittelalterlichen Christus-Johannesgruppen aus der Zeit um 1290 sah:
wenn er diese Art von Kunst gekannt und etwas in dieser Art gemacht hätte, wäre er ein grosser
Bildhauer geworden.
Auf Hildebrands gedankendichte Schrift "Das Problem der Form in der bildenden Kunst" wurde
schon im Kapitel über sein Leben hingewiesen. Dem Kunsthistoriker Heinrich Wölfflin, der die
Schrift genau las und der sie als "erfrischenden Regen auf dürres Erdreich", bezeichnete,
genügte ein einziger, lapidarer Satz, um ihren Inhalt zusammenzufassen: "Das Kunstwerk
muss augengerecht sein". Nach diesem Buch - so Wölfflin - seien viele seiner Hörer überzeugt,
dass sie für ihr Kunstverständnis eine neue Basis suchen müssten. Auch viele Bildhauer
stimmten zu. Die wichtigsten Gedanken daraus seien hier zur Schärfung des Blicks auf
Hildebrands künstlerische Ziele und entsprechend geformte Werke dargelegt.
Hildebrand hat nach der damals neuesten Wahrnehmungstheorie diejenigen
Wahrnehmungsvorgänge, die für Bildhauer und ihre besondere Aufgabe, das Werk augengerecht
zu machen, von Belang sind, ausführlich analysiert, unterstützt durch das ständige Gespräch mit
Fiedler. Er wies u.a. hin auf den Unterschied zwischen zwei Arten des optischen Erfassens eines
Gegenstandes: das aus der Nähe und das aus der Ferne. Die Dreidimensionalität eines Objektes
wird nur durch das Umschreiten und/oder durch das Abtasten der plastischen Einzelheiten aus
grosser Nähe erfasst. Auch unser Auge ist dann mit seinen Tasteigenschaften tätig.Der
Bildhauer, der die so ertasteten Einzelformen zu einer Gesamtformvorstellung verarbeiten muss,
hat noch anderes zu leisten als der Maler. Für diesen ist der Umriss entscheidend, wenn er
seinen dreidimensionalen Gegenstand augengerecht, wie für Fernsicht, machen will. Für den
Betrachter von Skulpturen, vor allem im öffentlichen Raum - wo sie nicht zum Umschreiten und
Bewundern als ästhetische Objekte aufgestellt sind - ist die Fernsicht die übliche. Hier arbeitet
das Auge anders: es sieht einen oder mehrere Gegenstände nicht völlig dreidimensional sondern
reliefhaft. In diesem reliefhaften Fernbild sind nur die für das Erkennen wesentlichen Züge einer
Figur, unter Wegfall von mancherlei nicht unbedingt notwendigen Details, wie zu einem Bild
zusammengeschlossen. Dieser Eigenart hat der Bildhauer gerecht zu werden. Er muss statt der
in der Nahsicht erfaßbaren, detailreichen, ja oft unübersichtlichen Daseinsform einer Figur die
plastische Wirkungsform von Denkmalen oder Reliefs auf Plätzen, in Parks, auch im privaten
Bereich und in Museen, finden und herstellen. Er muss alles vermeiden, was das Werk dem
Fernblick verunklärt. Er muss vermeiden, dass eine Vielfalt von Bewegungen, ausladenden
Gesten, verunklärenden Überschneidungen, auch unnötig Schatten werfenden Vor- oder
Rücksprüngen den Eindruck verwirrt. Kurz: die Umwandlung einer Daseinsform in eine
Wirkungsform ist die Aufgabe des Künstlers.
Die Wirkungsform ist reliefhaft, bildhaft: wenn der Bildhauer dieser wahrnehmungs-
physiologischen Tatsache unseres Sehapparats folgt, muss er manche plastischen Details seiner
Figuren entsprechend flacher machen. Wie sieht aber dieses Flachmachen bei der Komposition
einzelner Figuren aus? Manche zu sehr in den Raum vorstossende Rundung (Schulter, Gelenk)
muss flacher, manche Bewegung weniger ausladend gestaltet werden als ihre Daseinsform ist.
Auch wird das Flacherwerden dadurch erreicht, dass die Vorstellung während der Arbeit stets
einen gedachten, unsichtbaren Raumblock beachtet, dem sich die Figur einordnet und über
dessen Grenzen sie nirgends hinausragt. Dieser unsichtbare Raumblock kann vom Betrachter
dann sogar als der zur Figur gehörige Raum erlebt werden.
5
Für Hildebrand lag die künstlerische Bedeutung und eindrucksstarke Wirkung der von ihm genau
studierten alten griechischen und Renaissancebildwerke darin, dass das durch den begrenzten
Steinblock bedingte Verfahren - das von Michelangelo eindringlich in einem Sonett beschriebene
schichtweise Heraushauen der Figur aus dem Stein, als tauche sie aus einem ganz langsam
abgelassenen Wasser auf - durchweg eingehalten war. Er sah daher auch die Steinbildhauerei
(ohne Punktieren) als das vornehmste Verfahren für einen Bildhauer an. Es setzt die genaueste
Konzeption, die präzise Vorstellung von der Form des Werks, also die eigentliche künstlerische
und das heisst geistige Leistung voraus. Erst danach kann der Künstler mit den Händen diese
ständig visuell ihm vorschwebende Arbeit ausführen. Ein Kapitel von Hildebrands Schrift ist allein
der Steinarbeit gewidmet. Dies alles lehren zu können, war der einzige Grund für die Annahme
der Professur in München. Die Kunstkritik spottete über die "Reliefauffassung": eine
flachgemachte Rundfigur sei soviel wie hölzernes Eisen. Spätere Voreingenommenheit wies bei
manchem seiner Werke fast nur auf das reliefhaft Gestaltete, z.B. im Wittelsbacher und im
Straßburger Brunnen. Man sah in ihnen nur eine Erfüllung von Hildebrands eigenen
theoretischen Forderungen und übersah die plastische Wucht und Fülle der zwar in der
Gesamtkomposition für Fernsicht angelegten, aus der Nähe aber kraftvoll und rundplastisch
geformten Einzelgruppen, ebenso wie die stets in den Raum ausgreifende und ihn gestaltende
Komposition seiner städtebaulich wohlüberlegten Brunnen-, Denkmal- und Platzanlagen.
Der heutige Leser kann, mehr als 100 Jahre nach Erscheinen der Schrift, die besondere Leistung
Hildebrands erkennen. Sie besteht - ausser in dem schon Angedeuteten - darin, dass seine an
Fiedler orientierte Analyse des künstlerischen Schaffensprozesses die geistleibliche
Vielschichtigkeit jeglicher und also auch der künstlerischen Tätigkeit zeigt. Diese erweist sich als
ein stufenweiser Aufbau aus organisch bedingten, psychologischen und geistigen Prozessen, die
erst die Umsetzung und die vom Künstler zu leistende Neuformung optischer Eindrücke zum
Kunstwerk ermöglicht. Er hat, freilich ohne es so genau zu formulieren wie wir es heute mit
anders ausgerichtetem Denken können, erstmals den festen Ort und die differenzierte
Verankerung der "Kunst" in einer Seinsordnung aufgewiesen, in der Naturgesetzlichkeiten
unsere seelische und geistige Tätigkeit steuern. Kunst und künstlerische Tätigkeit galt Hildebrand
nie als Luxus sondern als ein dem Menschen eingeborenes Bedürfnis. Er hat gezeigt, dass ihr
Ort in der menschlichen Natur fassbar ist.
Indem er mit Fiedler darauf wies, dass die seinsmässige Grundlage für alle Gattungen der Kunst
die gleiche ist, war nun auf neuer Bewusstseinsebene der jahrhundertelange, nicht nur
theoretische Streit um den Vorrang der Künste gegenstandslos geworden. Sie alle
erwachsen aus Formvorstellungen, die sich aus unseren Erfahrungen mit der Natur in und ausser
uns bilden und vom Künstler zu einer neuen Ganzheit geeinigt werden, ehe er mit der jeweils
seinem Metier entsprechenden Verwirklichung beginnt. In solcher Einordnung der Kunst in
menschlich organische Lebensvorgänge bedeutete die Einbeziehung der Aufnahmefähigkeit des
Betrachters in den Gestaltungsvorgang (zwecks "Augengerechtigkeit") gleichfalls Neuland. Sie
führte damals in der Tat zu einer Kunst, die sich auf grössere Einfachheit und tektonisches
Denken besann. Diese wahrnehmungspsychologische Seite seiner Theorie kann heute als der
erste, nicht unwichtige Schritt gesehen werden, hin zu jenen Künstlergruppen, die mit der
Interaktion zwischen Werk und Betrachter sogar ein monochromes Bild eines Künstlers als
Vehikel einer gesteigerten Sensibilität für die Beziehung sieht, die es selbst mit Wand, Boden und
Licht aufnimmt und von deren Beschaffenheit es beeinflusst ist; die andererseits den Betrachter
je nach dessen Beschaffenheit oder Situation in sich verändernde Beziehung zum Werk eines
Künstlers setzt. Auf eben dieser Beziehung zu ihrer Umgebung beruhte die Qualität und
Einmaligkeit der Schöpfungen Hildebrands, was vielleicht heute ein sensibilisiertes Publikum neu
zu sehen und zu verstehen lernt.
6
Einzelfiguren
Florentiner Zeit
Die Formung dieser und aller späteren Figuren ging von drei Prämissen aus, von den
Forderungen, die Hildebrand in den Diskussionen mit den Freunden Fiedler und Marées vor den
Kunstwerken Roms als unabdingbare Voraussetzungen für die Vollkommenheit eines
Kunstwerks erkannt hatte.
1.) galten die von Marées in diesen Gesprächen gefundenen Gestaltungsregeln für den Aufbau
eines Bildes oder Reliefs auch für die allseits klare plastische Darstellung des ruhigen wie des
bewegten Körpers und seiner Ponderationsprobleme. Letztere konnten die Freunde auch anhand
von Leonardos Anweisungen und aufschlussreichen Skizzen in seinem Malereitraktat studieren.
Dieser wurde damals durch einen weiteren Freund, den Maler Ludwig in Rom, erstmals ins
Deutsche übersetzt und mit ihnen besprochen.
7
In den späteren, Seelisches stärker veranschaulichenden Darstellungen Musizierender, ist es das
Aufsteigen der Töne aus dem Inneren und ihr Erklingenlassen im Instrument. Beispiele sind der
Genius Hohenlohe, die Gitarristin des Joachim-Denkmals, der Marsyas, die Cellospielerin auf
dem Grab eines Freundes. Zu Recht wurde Hildebrand von dem Enkel Wolfgang Braunfels als
Künstler der Stille bezeichnet.
8
Reliefs
Aus der Florentiner Zeit Hildebrands sind 25 weitgehend unbekannte mehrfigurige Reliefs
erhalten. Sie befinden sich zum Teil noch im Florentiner Haus. Aus der Münchner Zeit, in der er
zu seinem Bedauern nie einen grösseren Reliefauftrag erhielt, haben sich 12 erhalten. Sie sind in
architektonische Denkmal- oder Grabmalaufträge eingebunden. Auch die frühen Reliefs
bezeugen, wie seine frühesten Einzelfiguren, eine vollkommene Beherrschung dieser
Kunstgattung. Auch in ihnen ist sichtbar befolgt, was Hildebrand aus dem Studium alter Kunst
und aus den von Marées durchdachten und von seinem Schüler Pidoll überlieferten Regeln
lernte. Diese Regeln sind bei Esche-Braunfels nachzulesen.
Hildebrand hat von Anfang an auf sehr eigenständige Weise Marées´ Lehren ins Plastische
umgesetzt und im Relief vollkommener gearbeitet, als die meisten Zeitgenossen. Vor allem hat er
auch die Regel eingehalten, dass die Rahmenebene von keiner Figur nach vorn hin durchstossen
werden darf, dass vielmehr der Raum und alle Bewegung in ihm sich von vorn nach dem
Hintergund hin entwickeln muss.
Sehr schnell beherrschte Hildebrand auch alle Arten und Feinheiten der Reliefausarbeitung, vom
Hoch- bis zum Basrelief. Dabei boten ihm seine zahlreich ausgeführten Porträtreliefs - von der
angelehnten Büste über die Dreiviertelseitenansicht wiederum bis zum Basrelief - ein lehrreiches
Übungsfeld (Porträts).
Wie Marées´ Bilder aus der gemeinsamen Zeit zeigen die Florentiner Reliefs oft und gerne
Paarbeziehungen, gelegentlich sogar zwischen Tier und Mensch (Ledarelief; Marmor, Dresden).
Im Gegensatz zu der viel strengeren Tektonik Marées´scher Kompositionen zeichnen sie sich
durch die Musikalität der kompositionellen Linienführung aus. Einen Höhepunkt seiner
Reliefkunst und der durchdachten Komposition bildet das Amazonentriptychon (1887/88
München, Neue Pinakothek und Köln,Wallraf-Richartz-Museum). Es entstand nach einer
Griechenlandreise Hildebrands, die in ihm den Wunsch nach "bewegteren mehrfigurigen Sachen
mit Pferden" erweckte.
9
Es gibt kein anderes figürliches Werk
Hildebrands, für das so viele Entwurfsskizzen
entstanden. Sie weisen ihn auch als souverären
Zeichner aus. Von der Brüggen (Seite 153)
nennt 19 Blatt, beidseitig mit Versuchen
versehen. In ihnen versucht Hildebrand
diejenige Lösung zu finden, die erstens die
Komposition der Bogenschützen mit jener der
im Höhepunkt der Jagdlust dahineilenden
Amazonen zu einem harmonischen Ganzen
vereinigt und die zweitens die Bewegungen und
Überschneidungen der Figuren sucht, die
Raumtiefe suggerieren und doch möglichst
wenige Tiefenschichten des Reliefblocks
beanspruchen.
10
Porträts
Hildebrand zählte zu den besten Porträtisten seiner Zeit. Von ihm stammen 250 eigenhändige
Porträts, 84 davon sind Porträtreliefs. Bedeutende Forscher (Helmholtz, Pettenkofer, Boveri),
Erfinder (Siemens), Industrielle (Duisberg), Fürsten (Kaiser Wilhelm II, Bismarck, Angehörige des
Hauses Wittelsbach), Künstler und Musiker (Brahms, Clara Schumann, Cosima Wagner, Joseph
Joachim) und viele andere liessen sich von Hildebrand porträtieren. Sein Schüler und Mitarbeiter
Erwin Kurz schilderte die Reliefkunst Hildebrands anhand von zwei Porträtreliefs: "Unglaublich ist
Hildebrands Vollendung im Relief... Am Bronzerelief des Prinzregenten ist das Unbegreifliche,
wie in dem Profil das ganze Face drinliegt. Man liest alle Modellierung vom Ohr ab bis zur Nase,
die ganz im Hintergrund verschwindet, während das Nasenloch tiefer als der Hintergrund liegt.
Beim Siemens ist es gerade umgekehrt, hier liegt die Nase so hoch wie das Ohr und alles ist
durch die Silhouette gegeben. Bei jedem neuen Relief findet Hildebrand eine neue
Behandlungsart, entsprechend dem Vorwurf." Charakteristisch ist auch, dass Hildebrand das
Reliefporträt zwar konventionell, nach klassizistischem Vorbild, meist mit kurzem Halsabschnitt
abschloss, diesen aber nie wie mit der Guillotine geschnitten, sondern einfühlsam, dem
Gesamtcharakter des jeweiligen Porträts entsprechend, formte. Alle diese, auch an den
Porträtbüsten zu entdeckenden Feinheiten der Erfindung und Modellierung sind nur vor dem
Original wahrzunehmen; das Foto kann sie nicht wiedergeben.
Seit seiner Nürnberger Lehrzeit gaben Porträts ihm Anlass zur Konfrontation seiner Formideale
und Formgedanken mit der Natur. Von Anfang an bedachte er bei ihrer Gestaltung auch den Ort
ihrer Aufstellung. Entsprechend formte er den Büstenabschnitt. Er erfand passende Sockel, die
stets anders, aber immer schlicht und zuweilen mit feinen Verzierungen gebildet waren.
11
Bei Grab- und Denkmalaufträgen ergriff er stets
die Gelegenheit, das Porträt zum Brennpunkt
eines seine Wirkung steigernden
architektonischen Rahmens zu machen. Auch
hier wiederholte sich seine Erfindungsgabe nie.
Bei der Aufstellung eines Porträts im
Familienkreis oder der Einfügung in einen
schmalen Wandpfosten sorgte er dafür, dass die
Würde des Bildnisses als Dokument gelebten
Lebens und gestaltender Kunst durch einen je
eigenen Rahmen aus der ungeschützten und
ungestalteten Umgebung herausgehoben wurde.
(Altersporträt Irene Hildebrand 1911). Das
geschah durch unterschiedliche Rahmen- oder
Tondoform des Steins oder Tons, die dem
Hochrelief oder der Dreiviertelansicht oder dem
Profil eine eigene Sphäre schufen.
Brunnen
Neben den frühen Einzelfiguren und dem "Problem der Form" hat nichts Hildebrand solchen Ruf
eingetragen, wie seine 5 grossen Stadtbrunnen. Der Wittelsbacher Brunnen (1890-95) "der
Festeingang zur Stadt München" (Wölfflin), "eine einzigartige Verbindung von Architektur,
Landschaft, Wasserflut und Städtebau...eine Anlage, die nur in Rom ihresgleichen hat" (Hohoff)
und der
Hubertusbrunnentempel (1895-
1919) sind seine beiden Hauptwerke.
Sie befinden sich in München. Die
Straßburger Brunnenanlage (1897 -
1902) mit der Figur des Flussgotts
über den Kaskaden und den reizvollen
seitlichen Puttengruppen, ist nach
ihrem Stifter Reinhard benannt und
befindet sich heute auch in München.
Für Worms entstand der
Siegfriedbrunnen (1895 - 1914). Der
Kölner Rheinbrunnen (1911- 1922) ist
vom Krieg zerstört.
12
Hildebrands Bedeutung als
Brunnenschöpfer erwuchs aus seiner
Begabung, Form und Grösse der Figuren
und das reiche Wasserspiel aus den
Gegebenheiten des öfter selbstgewählten
Standorts zu entwickeln. Dieser war ihm
Ausgangspunkt oder mitwirkender
Hintergrund, der einbezogen und zu
gesteigerter Wirkung gebracht werden
konnte. So geschah es beim
zweigeschossigen Wittelsbacher Brunnen
am Ende des alten Stadtwalls vor einem
eben erst entstehenden Platz. So war es
auch bei dem gleichfalls zweigeschossigen
Straßburger Brunnen auf dem leeren
grossen Platz vor dem Theater und
beim Wormser Brunnen, der mitten in der Stadt zwischen dem romanischen Dom und einem
neoromanischen Stadthaus steht. Sein Wasser fliesst aus dem vom Drachentöter gekrönten
Brunnenhäuschen (in romanisierendem Stil) in einen ersten Ring, dann über sieben schmale
Kaskadenstufen in einen zweiten, grösseren Ring und von ihm in ein tieferliegendes Becken, in
das man über sieben mal drei Stufen hinabsteigen konnte.
13
Von den 5 Monumentalbrunnen stehen nur der Wittelsbacher und der Wormser noch am alten
Ort. Letzterer ist durch ein nicht geplantes, einengendes Gitter und moderne
Nachkriegsarchitektur beeinträchtigt, ersterer durch die teilweise Zerstörung und Ergänzung der
grossen männlichen Figur auf dem Wasserpferd. Der Straßburger Brunnen wurde nach dem
ersten Weltkrieg von der Franzosen abgetragen, konnte aber - allerdings ohne die schöne
Balustrade des grossen Beckens und ohne den monumentalen archtektonischen Hintergrund,
der die Überlebensgrösse der Flussgottfigur erforderte - auf einer Münchner Isarinsel wieder
aufgebaut werden. Den Hubertusbrunnen liess Hitler von seinem Platz entfernen. Er steht heute,
dem Nymphenburger Schloss gegenüber, am Ende des Nymphenburger Kanals, weitab von
seinem ursprünglichen Standort (an der Kulturmeile Münchens). Mancherlei nicht zur Ausführung
gelangte Entwürfe für Brunnen sind erhalten. Von den 6 teilweise sehr originellen Parkbrunnen
für private Auftraggeber, existieren nur noch Reste. 2 einfache Marktbrunnen (in Jena und
Bergisch-Gladbach) zeigen, wie Hildebrand auch für die Bedürfnisse kleiner Städte, in denen die
Bürger ihr Wasser noch am Marktbrunnen holten, die rechte Form, die rechte Grösse und die
rechte Stelle zu finden wusste. (Alle Brunnen genau behandelt von Tamara Hufschmidt).
Hildebrand hat 15 Denkmale entworfen, darunter 2 Reiterdenkmale. Mit Ausnahme von dreien,
die durch den Ausbruch des ersten Weltkriegs nicht mehr zustande kamen, wurden alle unter
seiner Aufsicht ausgeführt. Von seinen 38 nachweisbaren Grabmalen sind nur 8 nicht erhalten,
doch kennen wir 4 von diesen durch Abbildung , Modell oder Zeichnungen. Hildebrands
Denkmale ebenso wie seine Grabmale mit ihrer verwandten Absicht, einen Ort der Erinnerung zu
schaffen, sind bestimmt durch seine Vorliebe für eine mit der landschaftlichen Umgebung
verbundene oder in sie eingegliederte Gestaltung.
14
Da Hildebrand monumentale Denkmalstatuen inmitten von verkehrsumbrausten Plätzen
widersinnig erschienen, trat er oftmals für sinnvollere Stellen an Platzrändern und ruhigen Orten
ein. Er fertigte dafür und auch für Wanddenkmale Entwürfe. Während des 1. Weltkriegs dazu
aufgefordert, machte er bemerkenswerte Vorschläge für Gefallenenmale an Orten der
mörderischen Schlachten des ersten Weltkriegs.
Vor allem die Grabaufträge zwangen ihn zur Auseinandersetzung mit den vielen verschiedenen
Grab- und Denkmalformen, die er in Städten und auf Friedhöfen vorfand. Schliesslich gestaltete
und variierte er die von ihm bevorzugten Formen immer einfacher und freier: die lebens- und
überlebensgrosse Porträtherme, die Stele, das Wandgrab, dann die an die Wand gelehnte kleine
Säulenhalle, das gewölbte, auch mit Kuppel versehene Mausoleum. Er verband endlich alle diese
Formen mit der platzgestaltenden Exedraanlage mit Bänken, ja sogar mit kleinen
Brunnenbecken, die auch inmitten andersartiger Umgebung einen eigenen kleinen Bezirk zu
sinnendem Gedenken und Gesprächen ausgrenzt. Sein Oeuvre zählt 12 solcher Exedraanlagen,
darunter als erste das Otto Ludwig-Denkmal, dann das Brahmsdenkmal im Park des Herzogs von
Meiningen, das feine Schillerdenkmal im Nürnberger Stadtpark, das Siemensdenkmal.
Nicht allein die Vielfalt der sorgfältig erdachten Formen der Grabmale beeindruckt. So einfach sie
sind, heben sie sich auf Friedhöfen doch aus den umgebenden Malen durch ihre maßvolle
Grösse und Proportionierung ab, auch durch eine stille Noblesse. Einige, zum Beispiel das
Grabmal des Forschers Abbé in Jena, zeigen, dass Hildebrand nicht nur die Kunst des
Figurenreliefs beherrschte, sondern auch die des architektonischen: die ästhetisch wirksame
differenzierte Schichtung einer Wandfläche. Die Grabkapelle für den berühmten Augenarzt
Herzog Carl Theodor in Bayern besteht in einem Anbau an den Chor der Tegernseer Kloster-,
damals Schlosskirche. Sie ist, bei allen dem Auftrag auferlegten Schwierigkeiten und trotz der
kompromissreichen Lösung, mit der würdigen Grabtumba für die Liegefigur des Herzogs ein
Beispiel für die stets bereitwillige Anpassung des Bildhauers an komplizierte Situationen. Auch
hier ging seine Sorgfalt bis zum zeichnerischen Entwerfen kleiner Ausstattungsstücke wie Altar
und Hostienkelch. Stets entwarf er für Grabmale auch die vorgesehenen Gitter.
15
Architektur
"Gewisse architektonische Neigungen von mir basieren auf den Eindrücken meiner Jugendzeit in
der Stadt Bern mit ihrer grossen architektonischen Schönheit und ihrem Situationsreiz."
(Hildebrands Jugenderinnerungen). "Ich gebe mich jetzt am meisten noch mit den ganzen Bauten
ab. Ein Palast, wie er gebaut, dekoriert, das Arrangement im Ganzen ... Ich sehe recht ein, dass
nur ein Maler oder Bildhauer Architekt sein kann ..." (Brieftagebuch der ersten Italienfahrt
5.1.1867).
"Ein ganz elementarer Trieb muss Hildebrand früh zur Baukunst hingetrieben haben. Ihre
Probleme ... liessen ihn nicht mehr los bis in die letzten Jahre... er musste sich mit ihnen
beschäftigen, weil es der Formtrieb seiner Natur so verlangte. Wo er von irgendeiner fruchtbaren
(architektonischen) Aufgabe hörte, beschäftigte er sich damit und als sein Einfluss wuchs,
versuchte er häufig ihn geltend zu machen und irgendeine Lösung durchzusetzen, in den meisten
Fällen vergebens." (W.Riezler im Nachruf auf Hildebrand 1921).
Julius Meier Graefe, berühmter Kunstschriftsteller, Veröffentlicher und Herausgeber der Werke
und Briefe von Marées, der Hildebrand in vielem kritisch gegenüberstand, formulierte lapidarer:
"Hildebrands Besitz ist der eines Baumeisters ..., eines bewundernswerten Baumeisters ... Der
Münchner Hubertustempel ist ein Juwel der Architektur ... Als man im Jahr 1898 Hildebrands
Entwurf für das Kaiserdenkmal (Leben) ablehnte, brachte man die Hauptstadt um die vielleicht
einzige Gelegenheit, eine würdige Monumentalarchitektur zu erhalten, die womöglich das
Schicksal Berlins in glücklichere Bahnen gelenkt hätte. Man sieht mit Recht einen Anschluss an
die alte Schinkeltradition. Der Anschluss wäre glücklicher gewesen als alle Versuche Messels,
der das Notwendige und Zündende in der Verbindung der Fläche mit der Plastik nur ahnte und
die Plastik indifferent behandelte."
Zwischen diesem Modell für das Kaiser Wilhelm-Denkmal und dem Hubertustempel liegt der
ganze Weg von Hildebrands Enttäuschungen auf einem Gebiet, für das er, bei aller natürlichen
Begabung, nicht fachmännisch ausgebildet war und auf dem man ihm darum keinen öffentlichen
Auftrag geben wollte. Zwar hatte ihm der Zoologe Dohrn, selbst ein kreativer Dilettant auf
architektonischem Gebiet, die Fassadengestaltung seiner zoologischen Station in Neapel
anvertraut, hatten einige Florentiner Bekannte kleine architektonische Aufträge erteilt. Aber auch
nach den so gut beurteilten Kaiserdenkmal-Entwürfen konnte Hildebrand nur noch seine zwei
eigenen Häuser und das des Dirigenten Levi in Partenkirchen und später kleinere
Mausoleumsprojekte nach seinen eigenen Vorstellungen ausführen. Hierher gehören die
Mausoleen für den Dirigenten Levi in Partenkirchen, für Wilding in Heidelberg, für Schnitzler in
Klink/Mecklenburg (zerstört), für Martius in Kiel und für den Herzog Carl Theodor in Bayern (alle
genauestenes untersucht von Peter Pinnau). In dem "Juwel" des Hubertusbrunnens schliesslich
konnte Hildebrand einen seiner Lieblingsgedanken: die vollkommene Vereinigung von
Architektur, Plastik, Stadtraum und Natur verwirklichen.
Aus der Zeit zwischen dem Kaiserdenkmal-Entwurf und dem Hubertusbrunnen sind zahlreiche
Zeichnungen und Pläne erhalten, die meist auf Grund von Wettbewerben entstanden waren. Es
sind u.a. Planungen für Berlin, darunter ein architektonisches Mozartdenkmal, für den
Bismarckturm auf der Rottmannshöhe bei Starnberg, für eine Kunsthalle an der Alster in
Hamburg, für einen Bibliotheksbau hinter seinem Wormses Siegfriedbrunnen und eine Reihe von
schönen Vorschlägen für einen Abschluss des Münchner Hofgarten-Tiefparterres nach Süden,
für die Schackgalerie und Erweiterungen für die Pinakotheken in München, Theaterpläne für
Stuttgart und München, für ein Wiener Theater und der Entwurf für ein Münchener Marées-
Museum, sogar ein wohldurchdachter Entwurf für ein Weltausstellungsgebäude und für
zweigeschossige Strassenanlagen von erstaunlich modernem Sinn für neue Entwicklungen.
Literatur
Heilmeyer Alexander: Adolf von Hildebrand (Werkverzeichnis mit 116 Tafeln und kurzem Vorwort
von Günther Jachmann) München 1922
Bäumler Alfred: Adolf von Hildebrand, Handzeichnungen (Mappe mit 36 Faksimiles und
Einführung) München 1923
Hildebrandt Hans in: Handbuch der Kunstwissenschaft, Die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts,
Potsdam 1924.
Nuzzi Cristina in: Katalog der Ausstellung Arnold Böcklin e la cultura artistica in Toscana
(Marées, Hildebrand, Klinger, Stauffer Bern, Welti), Fiesole 1980.
Esche-Braunfels Sigrid: Adolf von Hildebrand (Monographie des Gesamtwerks, 671 S., 1074
Abb., 1176 Anm.) München 1993. Hier ist weitere Literatur und ihr Inhalt angegeben und
charakterisiert, vor allem die wichtigen Monographien zu Einzelwerken Hildebrands und zu
Werkgruppen. Diese Monographien enthalten ausführliche Literaturverzeichnisse mit
weiterführenden Publikationen.
Esche-Braunfels Sigrid: Skulptur und Architektur des Wasserspiels; Die Brunnen Adolf von
Hildebrands, Deutscher Kunstverlag, München 2005
Adolf von Hildebrand: Gesammelte Schriften zur Kunst, bearbeitet und mit Einführung versehen
von Henning Bock. Wissenschaftliche Abhandlungen der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des
Landes Nordrhein Westfalen, Bd. 39, Köln und Opladen 1969, 2. Auflage 1988. Hier sind alle
Vorstufen, Fassungen und Ausgaben von "Das Problem der Form in der bildenden Kunst", sowie
nachträgliche Aufsätze Hildebrands und Konrad Fiedlers Bemerkungen dazu veröffentlicht, ferner
Hildebrands Jugenderinnerungen, sein Nachruf auf Marées und seine zahlreichen Aufsätze, mit
Ausnahme einiger früher Tagebuch- und Reisenotizen, die sich in Skizzenbüchern finden.
Dazu kritisch:
Bock Henning: Problematische Formtheorie. In Beiträge zur Theorie der Künste im 19.
Jahrhundert. Bd. 2. Frankfurt 1972.
Geissler Joachim: Die Kunsttheorien von Adolf Hildebrand, Wilhelm Truebner und Max
Liebermann. Ein Beitrag zur Geschichte der Kunstliteratur in Deutschland. Dissertation
Heidelberg 1963.
17
Neckenig Franz Josef: Das Problem der Form- und Inhaltsreduktion im künstlerischen Schaffen
und theoretischen Denken deutscher Plastiker und der Marées-Nachfolge. (Adolf von Hildebrand
und Artur Volkmann . Die historische Bedingtheit eines künstlerischen Phaenomens zwischen
1870 und 1910). Dissertation. Berlin 1982.
Ranfft Erich G.: Adolf von Hildebrands "Problem der Form" and his "Front" against Auguste
Rodin. Thesis, Queens University, Kingston, Ontario, Canada 1990.
Kehr Wolfgang: Adolf von Hildebrands Problem der Form. Ein Impuls für Kunstwissenschaft und
Kunstpädagogik. In: "Zwischen Welten. Adolf von Hildebrand, Person, Haus und Wirkung",
München 1998.
Andrea Pinotti e Fabrizio Scrivano: Il problema della Forma nell' arte figurativa, Kommentar zu
und Übersetzung von "Das Problem der Form...", Aesthetica Edizioni, Palermo 2001.
3.) Briefwechsel
Jachmann Günter (Herausgeber): Adolf von Hildebrands Briefwechsel mit Konrad Fiedler.
Dresden o. J. (1927).
Sattler Bernhard (Herausgeber): Adolf von Hildebrand und seine Welt. Briefe und Erinnerungen.
München 1962.
Kurz Isolde: Der Meister von San Francesco. Tübingen 1931 und andere Veröffentlichungen der
Autorin.
Curtius Ludwig: Deutsche und antike Welt. Kapitel V. Stuttgart 1958. (Curtius war Hauslehrer bei
Hildebrands Sohn).
Bauer Franz J.: Bürgerwege und Bürgerwelten. Schriften der historischen Kommission bei der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 43, Göttingen 1991. Familienbiographische
Untersuchungen zum deutschen Bürgertum im 19. Jahrhundert. (Behandelt die Familien Dohrn -
Hildebrand - Sattler. Über Adolf von Hildebrand S. 192-222.)
Kehr Wolfgang und Rebel Ernst: "Zwischen Welten. Adolf von Hildebrand, Person, Haus und
Wirkung", München 1998, anlässlich einer Foto-Ausstellung im Hildebrandhaus in München, mit
Beitrag von W. Rebel "Adolf von Hildebrand in München, Zeitgenössische Wahrnehmungen zu
Person und Haus".
Roeck Bernd: Florenz 1900. Die Suche nach Arkadien. München 2001. (In diesem Buch wird
Hildebrands menschliche und künstlerische Umgebung während der ersten, der florentiner
Schaffensperiode und seine Rolle in dieser Umwelt beschrieben.)
Brüggen-Rechberg Gabriele von der: Die Zeichnungen des Bildhauers Adolf von Hildebrand; eine
Studie über die figürlichen Darstellungen unter Ausschluss der Architekturzeichnungen.
München, Unikopie, 1980. Hochschulschrift: München, Univ.,Diss., 1980
Hass Angela: Adolf von Hildebrand: Das plastische Portrait. München, Prestel-Verlag, 1984
Pinnau Peter: Gruft, Mausoleum, Grabkapelle; Studien zur Sepulchrdalarchitektur des 19. und
des 20. Jahrhunderts mit besonderer Hinsicht auf Adolf von Hildebrand, München, Mäander-
Verlag, 1992, zugl.: Univ., Diss., 1987
18
Hufschmidt Tamara: Adolf von Hildebrand: Architektur und Plastik seiner Brunnen, München,
UNI-Druck, 1995, Miscellanea Bavarica Monacensia, Bd. 164, Neue Schriftenreihe des
Stadtarchivs München. Univ.,Diss., Bonn 1988
Kluxen Andrea M.: Plastisches Sehen, von Johann Gottfried Herder bis Adolf von Hildebrand. In:
Ästhetische Probleme der Plastik im 19. und 20. Jahrhundert / Andrea M. Kluxen (Hrsg.) -
Schriftenreihe der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg; 9), p- 23-45, 2001
Getsy David J.: Encountering the male nude at the origins of modern sculpture: Rodin, Leighton,
Hilodebrnad, and the negotiation of Physicality and temporality. In: The enduring instant: time and
the spectator in the visual arts; a section of the XXXth International Congress for the History of
Art, London / Antoinette Roesler-Friedenthal / Johannes Nathan (Ed./Hrsg.) - Berlin, 2003(2002),
P. 297-313
Bonnefoit Régine: Der "Spaziergang des Auges" im Bilde: Reflexionen zur Wahrnehmung von
Kunstwerken bei William Hogarth, Adolf von Hildebrand und Paul Klee. In: Geste II / Annelie
Lüttgens (Hrsg.) - Kritische Berichte; 32.2004, 4, P. 6-18, 2004
7.) Originaltext von "Das Problem der Form in der bildenden Kunst", dritte Auflage,
Straßburg 1901, Heitz & Mündel, hier im Anhang. Dazu Vorbemerkung von S.B.
Nachlass
Suchruf
Die Stiftung sammelt alle Nachrichten über Werke von Adolf von Hildebrand. Wie bitten unsere
Leser daher, uns eine e-mail oder auf anderm Wege eine Nachricht zu schicken, wenn sie
Hinweise auf Werke, insbesondere Figuren, Bozzetti, Zeichnungen, aber auch Briefe geben
können.
19
Summary
This website is dedicated to the sculptor Adolf von Hildebrand (1847-1921), who lived and worked
in Italy and Germany. From the 1880s to the end of World War I, he was considered the most
important German sculptor, a rival of Rodin, with whom he nevertheless shared an important aim:
the reduction of psychological and not strickly necessary detail. In contrast with Rodin, his elder
by seven years, whom he much admired, Hildebrand aspired towards the clear, classical and
perfected form, especially that of the human body, whereas his elder tended to opt for the torso,
the unfinished ("nonfinito"). Consequently, Hildebrand generally created not only the sculpture but
also paid a lot of attention to its framing in a private or urban context.
In 1867, Hildebrand went to Rome. There he met and befriended the painter Hans von Marées
and the art theorist Konrad Fiedler. The latter, stimulated by the company of his friends and
numerous discussions, searched for and found elements to substantiate the theoretical cognition
of the artist's creative power which he expounded in significant essays. He stimulated Hildebrand
to do the same, especially with regard to his own sculptural work. The result was Hildebrand's still
much discussed and valued book: "Das Problem der Form in der bildenden Kunst" (The problem
of Form in Painting and Sculpture). It primarily considers the physiological and psychological
genesis of the three-dimensional work of art according to the laws of the human eye. On the other
hand, the book represents a form of initiation for young sculptors and is founded on Hildebrand's
own experience of the creative process. "Das Kunstwerk muss augengerecht sein" (The work of
art has to do justice to the eye) was how the art historian Heinrich Woelfflin expressed the
essence of the book.
Fiedler was the first client to commission something from Hildebrand in 1870: his portrait and the
'Trinkender Knabe' (boy drinking, now in the Nationalgalerie Berlin). Three years later, Hildebrand
and Marées worked together on the "Zoologische Station" in Naples. In 1873, Hildebrand settled
in Florence, where he lived and worked for the next twenty years. He married there and produced
portraits (mainly commissioned), statues, reliefs and tombstones. He worked as an autodidact,
learning from the old masters.
In 1889, Hildebrand won the competition for a monumental fountain which was to be built in the
centre of Munich (Wittelsbacher Brunnen). He was commissioned to execute the work, provided
that he settled in Munich, which he did, without giving up his Florentine house. Seven years later
he was asked to take over the direction of the sculpture class at the Münchner Kunstakademie. In
his contract he stipulated that he would teach advanced students how to carve stone, which was
a skill he superbly mastered. He refused any form of salary except for the money to buy the
stones. A slight stroke put an end to his activity at the academy in 1910.
During his time in Florence, Hildebrand created a number of statues (Einzelfiguren) often in 3/4
life size. Later, in Munich, he made statues and reliefs only on commission, namely the ones for
fountains, but also for tombs in architectural settings. About 25 reliefs (Reliefs) from the
Florentine period remain, some of them in his Florentine house. They often represent couples,
sometimes human and animal groups (e.g. Leda).
Hildebrand was one of the best portraitists of his time. We owe him about 250 portraits (Porträts),
including 84 reliefs. The personalities who sat for him were great scientists or inventors, princes,
artists and musicians.
Except for early statues and the "Das Problem der Form..." treatise, his five monumental urban
fountains (Brunnen) were the achievements that sealed his fame. Moreover, he designed 15
monuments, which he always tried to harmoniously insert within the surrounding town or
landscape. The same can be said for the numerous tombs and mausoleums (Denkmale und
Grabmale) he conceived. Hildebrand's lifelong interest and gift for architecture and urban
ensembles determined many of his works, particularly the fountains and other monuments
(Architektur). He produced a considerable number of architectural projects, most of which
however, were never executed.
20
A small bibliography (Literatur) and a list of both the places where some of Hildebrand's
sculptures can be viewed as well as the museums which house his works (Standorte) are some
of the other features of this website.
Riassunto italiano
Questo sito è dedicato allo scultore Adolf von Hildebrand (1847-1921), che ha vissuto e lavorato
sia in Italia che in Germania. Fra il 1880 e la fine della prima guerra mondiale, Hildebrand era
considerato il più importante scultore tedescho del suo tempo. Ammiratore dell' opera di Auguste
Rodin, nato 7 anni prima di lui, Hildebrand si capì come un suo antagonista, sebbene i due
ebbero un obiettivo comune nel loro lavoro: la massima riduzione e l' eliminazione del superfluo
sia figurativo che psicologico. In differenza a Rodin, che tendeva verso il torso, il 'non finito',
Hildebrand cercava sempre la forma chiara, netta e classica, specialmente nelle figurazione del
corpo umano. Hildebrand dedicò la sua attenzione non sola alla scultura ma anche ai dintorni ed
al contesto privato ed urbano dell' opera.
Nel 1867, Hildebrand viaggiò a Roma e fece conoscenza del pittore Hans von Marées e del
Konrad Fiedler, uomo giuridico e filosofo. Innumerevoli discussioni tra di loro furono molto fertili
per Hildebrand. Stimolato dal Fiedler, iniziò ad occuparsi della teoria dell' arte, specialmente in
riguardo al suo lavoro di scultore. In questo proposito scrive il suo libro " Das Problem der Form
in der bildenden Kunst " (Il problema della forma nell' arte figurativa), un testo molto discusso ed
apprezzato ancora oggi. Il libro tratta ampiamente della genesi fisiologica e psicologica dell'
opera tridimensionale considerandone specialmente le leggi dell' occhio umano. "Das
Problem...." è una sorte di guida per giovani scultori che si fonde sulla propria esperienza nel
processo creativo. "Das Kunstwerk muss augengerecht sein" ('L'opera deve dare giustizia
all'occhio'), caratterizza l' essenza del libro lo storico d' arte Heinrich Woelfflin.
Il primo a commissionare un'opera di Hildebrand fu lo stesso Fiedler nel 1870, che lo incaricò di
creare un ritratto e la statuetta "Trinkender Knabe" ('ragazzo che beve'), che oggi si trova alla
Nationalgalerie Berlin . Tre anni dopo, Hildebrand e Marées lavorarono assieme alla stazione
zoologica di Napoli. Nel 1873, Hildebrand si stabilì a Firenze, qui si sposò. Rimase e lavorò a
Firenze per i venti anni successivi e si dedicò soprattutto a ritratti, statue, rilievi ed a monumenti
sepolcrali, usualmente in commissione. L' autodidatta Hildebrand si fece ispirare dai maestri del
passato.
Nel 1889, Hildebrand vinse il concorso per una fontana monumentale nel centro di Monaco di
Baviera e fu incaricato di eseguire l'opera. Condizione dell' incarico era di trasferire la propria
residenza nella capitale bavarese. Hildebrand accettò, mantenne peró la sua casa fiorentina.
Sette anni dopo, Hildebrand fu offerta la direzione della classe di scultura dell' accademia di
Monaco. Nel suo contratto, Hildebrand scrive di voler formare studenti esperti nella lavorazione
della pietra, arte da lui stesso eseguita alla perfezione. Hildebrand rifiutò ogni salario e accettò
solo il rimborso dei costi per la pietra. L' impegno accademico terminò nel 1910, dopo un leggero
colpo apoplettico.
Hildebrand era uno dei migliori ritrattista del suo tempo (Porträts). Ci ha lasciato ca. 250 ritratti,
85 rilievi inclusi. Le personalità ritrattate sono perlopiù famosi scienziati, inventori, nobili, artisti e
musicisti contemporanei.
21
Oltre alle statue del primo periodo e al suo libro "Das Problem der Form..." sono soprattutto le
sue cinque fontane monumentali (Brunnen) che fondano la fama dello scultore. Hildebrand ha
progettato 15 monumenti, cercando di inserirli in armonia con i dintorni urbani o paesaggistici. Lo
stesso vale per le numerose da lui concepite tombe e per i mausolei (Denkmale und Grabmale).
L' interesse dell' artista per l'architettura e per luoghi urbani determina molte sue opere,
soprattutto le fontane (Architektur). Hildebrand ci ha lasciato considerevoli progetti architettonici,
quasi mai realizzati.
Il sito è completato da una piccola bibliografia (Literatur) e da un elenco dei luoghi, dove è
possibile visitare opere di Hildebrand e dei musei che ospitano le sue sculture (Standorte).
Impressum
Die Stiftung fördert die Kenntnis von Leben und Werk des Bildhauers Adolf von Hildebrand. Der
Stiftungszweck ist als gemeinnützig (Förderung von Kunst und Kultur) anerkannt. Die Stiftung
kann daher Spendenquittungen ausstellen, die deren steuerliche Abzugsfähigkeit ermöglichen.
Das Konto der Stiftung wird von der Hypovereinsbank München, BLZ 700 202 70, geführt und hat
die Kto.Nr. 318 0343 163.
Freundliche Spender mögen bitte Name und Adresse vollständig auf der Überweisung
vermerken, damit eine Spendenquittung ausgestellt werden kann.
Für Fragen und Anregungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
22