Großhandel
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Ein stummer Riese Bei „Handel“ denken die meisten an Einzelhandel, an Namen wie
Aldi, Kaufland, Otto, Real oder Karstadt. Während der Einzelhandel auf der „größten
Bühne der Welt“ stattfindet ist der Großhandel für viele überhaupt nicht „sichtbar“, er
bleibt quasi im Dunkeln. Und tatsächlich sagen den meisten Deutschen Namen wie
Alliance Healthcare, Baywa, Cordes & Graefe, Saint-Gobain oder Sonepar herzlich wenig.
Dabei handelt es sich immerhin um wichtige Akteure des Großhandels, um Top-Player
seiner Teilbranchen...
Der deutsche Groß- und Außenhandel zählt zu den größten und bedeutendsten Branchen
der Wirtschaft – mit beeindruckenden Zahlen:
Der Großhandel als Bindeglied Der Groß- und Außenhandel ist das Bindeglied
zwischen den verschiedenen Vertriebsstufen: Zu seinen Abnehmern zählen die
Unternehmen des Einzelhandels, des Handwerks, des Gastgewerbes, regionale
Großhändler sowie industrielle oder sonstige gewerbliche Betriebe. Als Mittler zwischen
Erzeugern und Einzelhändlern, Großabnehmern und sonstigen Gewerbetreibenden
übernimmt der Großhandel zahlreiche Funktionen, so u.a. Sortimentsbildung,
Distribution, Lagerhaltung, Transport und Beratung.
Der Großhandel ist eine sehr stark verästelte und verschiedenartige Branche. Der
Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung e.V. (BGA) unterscheidet drei
Hauptwirtschaftszweige:
Internationalisierung: Das Thema spielt Rolle im Groß- und Außenhandel seit jeher
eine große Rolle. Dies liegt zum einen in der Natur der Sache denn bestimmte
Teilbranchen wie Stahl und Maschinen sind grundsätzlich stark exportorientiert. Im Zuge
der Globalisierung der Märkte haben zudem deutsche Unternehmen ihren Aktionsradius
Zug um Zug ausgedehnt und das Auslandgeschäft intensiviert. Konzerne wie Metro oder
BayWa erlösen mittlerweile den Großteil ihrer Umsätze außerhalb von Deutschland. So
erzielt beispielsweise Metro C & C 84 Prozent seiner Umsätze im Ausland. Gleichzeitig
haben weltweit agierende ausländische Konzerne in Deutschland immer stärker Fuß
gefasst, so z.B. im Pharmabereich oder im Baustoffhandel.
Der Großhandel mit Nahrungsmitteln ... ist gemessen um Umsatz die größte
Teilbranche. Die rund 250.000 Beschäftigten bewegten 2015 ein Umsatzvolumen von
mehr als 190 Milliarden Euro. Die wichtigsten Vertriebsformen sind Abholgroßhandel,
Food Service und der „klassische“ Zustellgroßhandel.
Der Cash & Carry Großhandel (Abholgroßhandel) ... hat als Stammkunden
Gastronomen, Hoteliers und Gewerbetreibende. Auf dem C & C-Markt gibt es eine sehr
starke Konzentrationsentwicklung - die vier Großen Metro C & C, Transgourmet, Edeka C
& C und Intergast konzentrieren über 95 Prozent des gesamten Umsatzes auf sich. Die
Blütezeit von Cash & Carry in Deutschland ist schon lange vorbei, die Entwicklung
stagniert. Wesentliche Gründe dafür sind u.a. die starke Preiskonkurrenz durch die
Lebensmittel-Discounter, Fachmärkte und SB-Warenhäuser sowie die Ausdehnung der
Ladenöffnungszeiten im Einzelhandel. Cash & Carry gilt hierzulande mittlerweile als
schwieriges Geschäft.
Abhol-/Zustellgroßhandel
Kennzeichnend für den Zustell-GH sind zentrale Großlager, die für Kunden in der Regel
nicht begehbar sind. Aus diesen Lägern werden Großverbraucher auf Bestellung mit
eigenen, speziellen Kühlfahrzeugen in ihren Betrieb beliefert. Im Unterschied zum
Abholgroßhandel betreibt der Zustell-Großhandel sein Geschäft indem er seinen
Abnehmern die Waren anliefert.
Der Food-Service ... , die Belieferung der Großkunden, gewinnt immer mehr an
Bedeutung. Das Segment Food Service wächst in dem Maße, wie die Umsätze in den C &
C-Märkten schrumpfen. Alle Konkurrenten versuchen durch neue Konzepte (u.a. Frische,
spezielle Serviceangebote) und den Ausbau der Lieferdienste neue Wachstumsfelder zu
erschließen. Der Wettbewerb um Großkunden aus Gastronomie und Hotellerie verschärft
sich. Besonders offensiv geben sich dabei Transgourmet und Chefs Culinar. Metro hat
ebenfalls stark in den Food Service investiert und ein neues Zustellkonzept entwickelt.
Anfang 2016 hat die Metro den Lebensmittellieferanten Rungis express übernommen um
damit das Belieferungsgeschäft gezielt auszubauen (metrogroup, PM vom 12.2.2016).
Landesbezirksfachbereich Handel NRW
Der Stahlgroßhandel ... hängt sehr stark vom jeweils aktuellen Stahlbedarf ab.
Maßgeblich sind dabei vor allem Bau, Automobil und Maschinenbau. Der Bereich ist
zudem massiv von der internationalen Konjunkturentwicklung abhängig. Mit einigen Vor-,
aber auch erheblichen Nachteilen: Vor der Weltwirtschaftskrise erlebte der deutsche
Stahlhandel einen enormen Aufschwung, es gab jährlich zweistellige Umsatz-
Wachstumsraten. Entsprechend positiv war die Gewinnentwicklung. Die Umsätze der
Stahlhändler stiegen auf Rekordhöhen, dann folgte nach 2008 der Einbruch, die Preise im
Stahlgroßhandel fielen massiv. Die Branche erlebte eine lange Phase der Schwäche.
Zwischenzeitig hat sich die Stimmung in der Stahlbranche wieder aufgehellt. Im
Stahlgroßhandel dominieren einige große Konzerne. Meist handelt es sich um
diversifizierte, breit aufgestellte Unternehmen, die neben der Produktion weitere Sparten
betreiben. Die fünf größten sind: ThyssenKrupp Materials Services, Salzgitter
Mannesmann Stahlservice GmbH, Klöckner & Co. Deutschland GmbH, Carl Spaeter GmbH
und ArcelorMittal Distribution GmbH.
Der Pharmagroßhandel ... bildet das Bindeglied zwischen den rund 1.500
Pharmaherstellern und 20.000 Apotheken. In Deutschland läuft der größte Teil des
Arzneimittelvertriebs (noch) über die Großhändler, ein kleinerer Teil des Geschäfts wird
per Direktvertrieb der Pharmahersteller an die Apotheken abgewickelt. Insgesamt
kämpfen derzeit noch 12 pharmazeutische Großhändler auf dem hochkontrierten Markt,
der schon seit Jahren von fünf Großen dominiert wird: Phoenix, Noweda, Celesio, Alliance
Healthcare und Sanacorp. Die letzte Zeit war geprägt von spektakulären Übernahmen.
Aliance Boots hatte 2010 Anzag übernommen - und wurde dann 2014 selbst geschluckt,
von dem noch größeren amerikanischen Pharma-Großhändler Walgreens Co. Celesio,
lange Zeit ein fester Bestandteil im Haniel-Konzern, wurde 2014 von dem US-Konzern
McKesson gekauft.
Beim Großhandel mit Baustoffen ... geht es um den Handel mit Baustoffen,
Bedachungsartikeln, Holz und Dämmstoffen. Neben der reinen Belieferung werden
zunehmend auch umfangreiche Fachberatung und Betreuung der Bauunternehmen und
anderer Fachfirmen geboten. Es gibt immer noch zahlreiche kleine und mittlere
Unternehmen – doch die wenigen Großen der Branche geben mehr und mehr den Ton
angeben. Viele der mittelständischen Baustoffgroßhändler organisieren sich in
sogenannten Einkaufsverbänden. Die größten sind Eurobaustoff und Baustoffring. Die
führenden Konzerne und Genossenschaften sind BauKing AG, Baywa, Deutsche Raiffeisen
Warenzentrale GmbH, Saint Gobain Building Distribution Deutschland GmbH (SGBD) und
WeGo Systembaustoffe GmbH.
• Agravis = der Name setzt sich aus den beiden Teilen Ager (Acker) und Vis (Kraft,
Energie) zusammen.
• Lekkerland = stammt von den niederländischen Wort „lekker“ für süß, bzw.
genüsslich.
• Sanacorp = leitet sich ab von lt. „sana“ (gesund) und „corpus“ (Körper).
• Selgros = SELbstbedienungs-GROSsshandel.
Arbeiten im Großhandel
Die körperlich beschwerlichste Arbeit wird in den Lägern, bzw. Distributionszentren sowie
im Fuhrpark geleistet. Vorherrschende Themen sind hier der hohe Zeitdruck, die oft
ungenügende Qualität der Arbeitsplätze, daraus resultierenden gesundheitliche Risiken
und die unbefriedigende Bezahlung. Rund die Hälfte der Tätigkeiten konzentriert sich auf
die Bereiche Lager und Umschlag, die zweite große Beschäftigtengruppe arbeitet in den
Bereichen Transport und Verkehr. Insgesamt ist dies eine von Männern dominierte
Branche, Frauen stellen nur rund ein Drittel der Beschäftigten. Wichtige Tätigkeiten sind
hier: Kommissionier/-innen, Staplerfahrer/-innen und Kraftfahrer/-innen.
Viele Tätigkeiten in der Logistik sind mit Stehen, Bücken und schwerem Tragen
verbunden und weisen eine körperliche Gleichförmigkeit auf. Die Arbeitsabläufe in den
Lägern sind eng getaktet, die Arbeitsbedingungen ausgesprochen fordernd und körperlich
anstrengend. Diese Tätigkeiten sind oft nicht gut bezahlt.
Bei den Kraftfahrzeugführern sind die vorherrschenden Themen der ständige Termin- und
Zeitdruck, lange und meist familienunfreundliche Arbeitszeiten, das schlechte Image des
Berufs und die niedrigen Verdienste. Als Probleme werden immer wieder die hohen
körperlichen Anforderungen und die mangelnde ärztliche Versorgung am Arbeitsplatz
genannt.
Zu guter Letzt Die Trennungslinie zwischen Groß- und Einzelhandel verläuft nicht immer
scharf und eindeutig. Handelskonzerne wie Edeka, Metro oder Rewe vereinen sowohl
Groß- wie Einzelhandelsfunktionen unter ihrem Dach und verfügen darüber hinaus über
eine eigene Logistik (Läger, Fuhrpark), mit der sie ihren Einzelhandel beliefern. Andere
Einzelhandelsunternehmen, wie etwa Aldi oder Lidl verfügen über eigene Fuhrparks und
Läger, die innerhalb dieser Unternehmen Großhandelfunktion ausüben.