Stark Im Beruf Stark in Der Digitalen Kommunikation Data
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www.starkimberuf.de
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
Christine Lambrecht
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
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Inhalt
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„Wir konnten jetzt
1 noch einmal neue
Wege beschreiten“
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weisen. Einige Teilnehmerinnen hat sich durchgesetzt“, bestätigt
konnten eine Arbeit aufnehmen Petry und erklärt ihr Vorgehen: „Wir
oder ins Praktikum starten. Bis checken technische Ausstattung
Oktober 2020 konnte die Kontakt und Vorwissen jeder Teilnehmerin
stelle 30 neue Teilnehmerinnen und geben individuelle Einweisun
gewinnen, was fast der Anzahl des gen. Dazu haben wir Leitfäden in
Vorjahres entspricht. „Dieses Jahr verschiedenen Sprachen erstellt,
waren wir natürlich besonders aktiv vereinzelt verleihen wir auch Note
und haben Institutionen sowie Fa books.“ Die Frauen seien „positiv
milienzentren direkt angesprochen. aufgeregt“, so Petry, und arbeiteten
Aber auch unsere Frauen waren sich gut ein. „So können wir unsere
aktiv und haben im Freundes- und Inhalte vermitteln und die Frauen
Bekanntenkreis nachgefragt. Außer beraten, während sie gleichzeitig
dem ist ein Presseartikel veröffent dabei ihre digitalen Kenntnisse
licht worden, wodurch auch noch aufbauen und festigen.“ Wenn die
Anfragen kamen.“ Sibylle Petry hat Corona-Pandemie vorbei ist, will
vieles dazugelernt seit Beginn der die „Stark im Beruf“-Kontaktstelle
Pandemie und ist zufrieden mit hybrid weiterarbeiten und gleicher
der Arbeit des BANG-Projekts. „Wir maßen analog wie digital mit den
sind sehr gut vernetzt im Ort und Teilnehmerinnen kommunizieren.
konnten jetzt durch die Corona-Zeit Sibylle Petry ist überzeugt: „Das ist
noch einmal neue Wege beschrei gelebte Praxis. Digitale Kompeten
ten. Auch in dieser Zeit ist es eine zen ermöglichen gesellschaftliche
schöne Aufgabe, mit dieser Ziel Beteiligung.“
gruppe zu arbeiten. Der Bedarf ist
da und wir dürfen die Frauen jetzt
nicht alleinlassen.“
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Infos zum Projekt
Internetadresse: https://bang-startercenter.de/stellenangebote/
stark-im-beruf-coaching
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„Corona-Regeln verun
2 sichern unsere Teilneh-
merinnen nicht mehr“
Team auf keinen Fall. „Wir haben gemerkt haben, dass die Begleitung,
die Zeit ab Mitte März ganz stark für das Stärken, das Empowern – auch
konzeptionelle Arbeit und die Wei wenn alles gerade ein bisschen
terentwicklung des Projekts genutzt. schwieriger ist – der Schlüssel zum
Die Entwicklung neuer Methoden, erfolgreichen Handeln sind. Gleich
Materialien, Workshoppläne oder zeitig spiegelt ein positives Beispiel
Akquisestrategien hat uns inhaltlich natürlich auch in die Gruppe zu
super vorangebracht. Das merken rück. Für alle Teilnehmerinnen ist es
wir jetzt ganz stark, wo es wieder motivierend, wenn eine ehemalige
losgeht.“ Und das wird auch am Teilnehmerin über ihre erfolgreiche
Erfolg des vom ESF geförderten Vermittlung spricht.“
Projekts sichtbar: Eine alleinerzie
hende dreifache Mutter aus Ghana Das Projekt hat im Corona-Jahr
konnte im Sommer erfolgreich 2020 keine Abbrüche verzeichnet.
ihre Umschulung zur Hauswirt Ab Juli 2020 konnten in Kiel, Flens
schafterin beginnen. Außerdem burg und Lübeck wieder Präsenz
schaffte es eine Frau aus dem Irak, termine stattfinden. Majra Nissen
eine Qualifizierung zur Hilfskraft war froh über die Entwicklung. „Die
in der Altenpflege zu starten. Majra Frauen haben sich sehr gefreut,
Nissen ist stolz auf die Frauen. „Das wieder zu uns zu kommen und eine
sind zwei Beispiele, bei denen wir Struktur in der Woche zu haben.
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Vor allem die starke Verunsicherung funktioniert auch auf Smartphones.“
durch Corona, die teilweise sehr Das gesamte Gruppenangebot läuft
beengten Wohnverhältnisse und online, Einzelberatungen können
die ungesicherte Kinderbetreuung gegebenenfalls unter Beachtung der
waren eine große Belastung.“ Unter Hygienebestimmungen persönlich
Einhaltung von Hygiene- und stattfinden.
Abstandsregeln konnte auch der
Workshop wieder stattfinden. „Bei Für die Zukunft hat sich die Kon
den Teilnehmerinnen und bei uns taktstelle „Stark im Beruf“ vorge
hat sich eine ‚neue Normalität‘ be nommen, weiterhin neben analogen
merkbar gemacht, die es uns ermög auch digitale Angebote zu machen,
licht, wieder einen Fokus auf die be denn sie werden gut angenommen.
ruflichen Ziele der Frauen zu legen. „Unter den Hygieneregeln, die für
Corona-Regeln verunsichern unsere Präsenztermine gelten, konnten
Teilnehmerinnen nicht mehr.“ deutlich weniger Frauen dabei sein.
Digital können sogar diejenigen
Digital und analog – flexibel auf teilnehmen, die wegen der Kinder
Bedürfnisse reagieren betreuung gar nicht hätten kom
men können“, erklärt Nissen. „Durch
Seit Dezember 2020 bewährt sich das Einbeziehen digitaler Tools in
diese neue Routine erst recht, denn unsere Arbeit können wir flexibler
die dritte Welle der Pandemie hat auf die unterschiedlichen Bedarfe
zum erneuten Lockdown geführt. reagieren.“
Die Umstellung auf digitales Arbei
ten war dieses Mal einfacher als
noch im März 2020. Die Mitarbei
terinnen der Kontaktstelle haben
viel Zeit investiert, um alle Teil
nehmerinnen fit zu machen in der
Anwendung der digitalen Tools. Ihre
digitalen Kenntnisse werden immer
besser – Kenntnisse, die ihnen unter
Umständen auch später beruflich
nutzen können. „Das klappt total
gut“, freut sich Majra Nissen. „Mit
einem Zoom-Account haben alle
Teilnehmerinnen Zugang, denn das
Frauennetzwerk zur Arbeitssituation e. V. in Kiel
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Infos zum Projekt
Internetadresse: https://frauennetzwerk-sh.de/projekte/stark-im-
beruf.html
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„Kanäle variieren, um
3 viele Wege der Ansprache
zu nutzen“
Kommunikation auf vielen Wegen erklärt haben wir vieles dann über
Grundsätzlich hatten fast alle Frau Messengerdienste. Analphabetinnen
en zumindest Zugriff auf ein Smart konnten wir per Sprachnachricht
phone oder einen Laptop mit Inter oder über Fotos erreichen.“
netverbindung. Doch damit waren
nicht alle Schwierigkeiten aus der Praktische Lebenshilfe im Lockdown
Welt geschafft: Das Smartphone ge
hört vielleicht dem Ehemann oder Die Vermittlung von Kenntnissen
einem der Kinder, die es in Zeiten war auf diese Weise möglich, aber
von Homeschooling und Kontakt das reichte nicht immer. Wichtig
beschränkung selber regelmäßig waren auch andere Hilfen, die Czer
nutzen mussten. Bei Bedarf hat das ny und ihre Kolleginnen den Kurs
CBZ-Bildungszentrum Endgerä teilnehmerinnen anbieten konnten.
te zur Verfügung gestellt, um die Denn das Leben im Lockdown
Situation zu entlasten. „Außerdem zu meistern hat an sie besonders
haben wir die Kanäle variiert, um hohe Anforderungen gestellt: Meist
möglichst viele Wege der Ansprache geringe Sprachkenntnisse und be
zu nutzen“, erläutert Anett Czerny. engte Wohnverhältnisse haben ihre
„Unsere Aufgaben haben wir bei Situation verschärft und konnten
spielsweise per E-Mail verschickt, zusätzlich verunsichern. „In dieser
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Phase haben wir vermehrt ganz den. Unsere Teilnehmerinnen waren
alltagspraktische Hilfe geleistet und froh, dass wir ihnen Tipps gegeben
zum Beispiel Gesundheitspräventi haben zu Kosten und Preisen bis hin
on, Hausaufgabenunterstützung für zum Führen eines Haushaltsbuchs,
die Schulkinder oder Bewegungs damit sie ihr Budget im Blick behal
spiele für die Kleinen angeboten“, ten konnten.“ Insgesamt zieht Anett
erläutert Anett Czerny. Auch die Czerny ein positives Fazit: Auch
Tatsache, dass durch Schul- und wenn die Freude natürlich groß
Kitaschließungen die Kinder zu war, als im Sommer wieder Präsenz
Hause essen mussten, erforderte ein angebote möglich waren, so habe
Umplanen. „Plötzlich mussten viel die Betreuung gut funktioniert in
mehr Lebensmittel eingekauft wer der Zeit des ersten Lockdowns. Das
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Infos zum Projekt
Internetadresse: https://www.cbz-gruppe.de/standorte/zwickau/
CBZ-Bildungszentrum Zwickau
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„Technische Hürden
4 überwinden und
Ängste abbauen“
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Infos zum Projekt
Internetadresse: https://fka-ka.de/wp-content/uploads/2019/08/
Stark-im-Beruf-TN-2-DG.pdf
Freundeskreises Asyl Karlsruhe
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Digitale
5 Kommunikation –
Erfahrungen und Tipps
Anja Quast hatte schon immer ein großes Interesse an Technik. Deshalb hat
sie lange vor Beginn der Corona-Pandemie in ihrer Arbeit mit zugewanderten
Müttern im „Stark im Beruf“-Projekt immer wieder digitale Tools und Verfahren
angewendet. Die Pandemie gab schließlich den Anlass, die Umstellung auf
Online-Kurse in ihrem Unternehmen zu etablieren. Ihre Erfahrungen und ihr
Know-how hat Anja Quast bereits mehrfach mit den „Stark im Beruf“-Mitarbei-
terinnen und -Mitarbeitern der bundesweit 90 Kontaktstellen geteilt, um sie in
der digitalen Umsetzung zu unterstützen: Auf ihre Initiative hin finden Best-
Practice-Workshops und Schulungen im Rahmen des ESF-Bundesprogramms
„Stark im Beruf“ statt.
Frau Quast, Sie arbeiten seit 2016 in der „Stark im Beruf“-Kontaktstelle bei KIZ
Sinnova in München und haben von Beginn an digitale Tools in Ihrer Arbeit ein-
gesetzt. Warum?
Die Teilnehmerinnen im „Stark im Beruf“-Projekt bilden eine sehr hetero
gene Gruppe – von der wenig Deutsch sprechenden Mutter ohne Ausbildung
bis zur akademisch gebildeten und sich gut verständigenden Zuwanderin.
Ich kann auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Frauen im Online-
Unterricht viel besser eingehen und zum Beispiel Fördergruppen bilden
oder sie einzeln beraten. Die digitalen Endgeräte und Software-Tools sind
außerdem Mittel zum Zweck, um den Frauen von Anfang an digitale Er
fahrung zu vermitteln: Sie lernen den Umgang mit Smartphone, Tablet oder
Laptop, sie lernen, digital zu recherchieren, mit Übersetzungsprogrammen
Digitale Kommunikation – Erfahrungen und Tipps
und mit Cloud-Anwendungen wie zum Beispiel Dropbox oder Google Cloud
zu arbeiten. Zum Glück ist unser Projekt ausreichend mit Laptops ausgestat
tet – und Smartphones bringen die Frauen selber mit.
Wie haben Sie vor diesem Hintergrund auf die pandemiebedingten Kontakt
beschränkungen im Projekt reagiert?
Wir haben sofort umgeschaltet und virtuelle Klassenräume installiert. Tele
fonisch haben wir die Bedingungen abgesprochen und jede Teilnehmerin in
den technischen Umgang mit Videokonferenzprogrammen (z. B. Microsoft
Teams oder Zoom) eingewiesen. Je nach Temperament und Vorerfahrung
haben die Frauen sehr unterschiedlich reagiert. Es galt, am Anfang Zeit zu
investieren, damit diejenigen, die noch unsicher waren, ihre Hemmungen
überwinden konnten. Klar hat es zu Anfang noch etwas geruckelt, doch mit
den Coachings per Telefon hat der Umstieg gut geklappt.
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den sind. Die Mütter sind ja durch Homeschooling und wegfallende Kinder
betreuung doppelt belastet und schätzen es sehr, dass wir mit den Zeiten
sehr flexibel sind und zum Beispiel auch Nachmittagsunterricht anbieten
können. Durch die wegfallende Fahrzeit ist es gerade auch für Mütter mit
mehreren Kindern leichter teilzunehmen. Diese Frauen haben ja unglaub
lich viele Termine und meist nur wenig Zeit für sich. Allen Teilnehmerin
nen war und ist es sehr wichtig, dass es weiterhin Kurse gibt, damit sie ihre
Kenntnisse verbessern können. Mindestens genauso schätzen sie es gerade
in dieser Zeit, weiterhin im Kontakt und im Gespräch zu bleiben und einen
virtuellen Raum für sich zu haben – als ein Anker, der Stabilität bietet.
Welche Tipps können Sie Projekten geben, die verstärkt auch nach der Pandemie
auf digitale Tools setzen wollen?
→ Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die individuelle technische Ein
weisung. Üben Sie mit den Teilnehmerinnen, arbeiten Sie mit Screen
shots und Übersetzungsprogrammen. Spannen Sie ältere Kinder ein, die
sprachlich und technisch weiterhelfen können. Diese Zeit lohnt sich!
→ Digitale Kurse bzw. digitaler Unterricht muss genauso gut vorberei
tet sein wie analoger Unterricht. Sorgen Sie für Abwechslung durch
unterschiedliche und interaktive Formate (Rituale, Musik, Videos usw.).
Bieten Sie Diskussionsrunden an und lassen Sie die Teilnehmerinnen
möglichst viel selber machen. Regen Sie immer wieder Gruppenarbeit
in Breakout-Sessions an. Und ganz wichtig: Pausen nicht vergessen.
→ Binden Sie Lernportale wie zum Beispiel den Sprachniveau-Test der
Deutschen Welle oder das VHS-Lernportal in Ihre Kurse mit ein.
→ Es ist völlig normal, wenn es anfangs etwas holpert!
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Zur Person
Anja Quast arbeitet seit 2016 bei der KIZ Sinnova Gesellschaft für
Soziale Innovationen gGmbH in München in der Kontaktstelle
„Stark im Beruf“. Als ausgebildete Druck- und Medientechnikerin
und geprüfter Business Coachin hat sie es sich seit 25 Jahren zur
Aufgabe gemacht, Menschen bei beruflichen Zielen zu befähigen
und zu fördern und ihren persönlichen Bildungsweg zu finden.
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Bildnachweise:
S. 3: Thomas Köhler, photothek
S. 6, 7, 9: „Stark im Beruf“-Kontaktstelle BANG StarterCenter in Paderborn
S. 10, 11: „Stark im Beruf“-Kontaktstelle Frauennetzwerk zur Arbeitssituation e. V.
in Kiel
S. 14, 15: „Stark im Beruf“-Kontaktstelle CBZ-Gruppe in Zwickau
S. 18, 19, 21: „Stark im Beruf“-Kontaktstelle Freundeskreis Asyl Karlsruhe e. V.
S. 23: Anja Quast
Impressum
Herausgeber:
Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Referat Öffentlichkeitsarbeit
11018 Berlin
www.bmfsfj.de
Bezugsstelle:
Publikationsversand der Bundesregierung
Postfach 48 10 09, 18132 Rostock
Tel.: 030 182722721
Fax: 030 18102722721
Gebärdentelefon: [email protected]
E-Mail: [email protected]
www.bmfsfj.de
Artikelnummer: 2BR311
Stand: Juli 2021, 1. Auflage
Redaktion und Gestaltung: neues handeln AG
Bildnachweis: siehe Seite 26
Druck: Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, 50679 Köln
* Für allgemeine Fragen an alle Ämter und Behörden steht Ihnen auch die einheitliche Behördenrufnummer 115 von Montag
bis Freitag zwischen 8 und 18 Uhr zur Verfügung. Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin,
Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen u. a. Weitere Informationen dazu finden Sie unter www.115.de.
Das Programm „Stark im Beruf – Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein“ wird durch das Bundesministerium für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend und den Europäischen Sozialfonds gefördert.
Ziel der Europäischen Union ist es, dass alle Menschen eine berufliche Perspektive erhalten. Der Europäische Sozialfonds
(ESF) verbessert die Beschäftigungschancen, unterstützt die Menschen durch Ausbildung und Qualifizierung und trägt zum
Abbau von Benachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt bei. Mehr zum ESF unter www.esf.de.
Zusammen.
Zukunft.
Europäische
Union
Gestalten.
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Engagement
Familie
Ältere Menschen
Gleichstellung