Abschlussbericht Rotary
Abschlussbericht Rotary
Abschlussbericht Rotary
Abschlussbericht
Auslandssemester Christoph
Hintermüller
Die Woche ab dem 21.12.2016 -2-
Die Woche ab dem 21.12.2016 -3-
Nach dem der Dezember an der UCLA komplett frei ist, habe ich mir rund zwei Wochen
Ruhe gegönnt, um mich „mental“ auf Weihnachten vorzubereiten. So ging es am 24.12. dann
auch direkt in den Weihnachtsgottesdienst der FCCLA1. Mein Professor hatte mich
eingeladen. Gottesdienst ist eigentlich die falsche Bezeichnung. Es war eher eine
Veranstaltung in der das Singen von Weihnachtsliedern die oberste Priorität hatte. Selten habe
ich eine Gemeinde so enthusiastisch singen gesehen. Den Beginn machte der Choral „O come
all ye faithfull“ besser bekannt als „Adeste Fidelis“. Der Chor der FCCLA glänzte mit
brillanten Überchören. Teilweise von dem legendären englischen Komponisten Willckos. Im
Verlauf des Gottesdienstes, wurde eine Kerzenflamme durch die ganze Kirche weitergereicht
und es entstand ein wahres Kerzenmeer. Dazu wurden alle (und zwar wirklich alle) Lichter
gelöscht. Lediglich die Orgel blieb spektakulär angestrahlt. Die Kerzen wurden wie bei einer
Prozession erhoben und anschließend erklang „Silence Night“, uns bekannt als „Stille Nacht“.
Das war schon ein kleines Gänsehauterlebnis. Der feierliche Gottesdienst endete mit dem
majestätischen Choral „Joy to the world“ und dem anschließenden Orgelnachspiel (Bach Es
Dur Präludium und Fuge). Eine sehr interessante Erfahrung. Am selben Abend erfuhr ich,
dass mir die große Ehre zu Teil werden sollte, am „Presidents Day“ für die National Guide of
Organists ein Orgelkonzert in Santa Monica zu spielen. Das ist wirklich eine besondere Ehre,
zum einen weil der 20. Februar für die Amerikaner ein besonderer Feiertag ist, zum anderen
weil diese Veranstaltung des Chapter Los Angeles hoch angesehen ist. An diesem Tag finden
verschiedene Konzerte in Kirchen in Santa Monica statt. Im Mittelpunkt standen diesmal
Komponisten aus Los Angeles.
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First Congregational Church of Los Angeles
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World“, einem Restaurant des Stratosphere Hotel, welches am höchsten Punkt des Turmes
beherbergt ist, bekamen wir eine grandiose 360 Grad Sicht über Nevada. Das Restaurant ist
auf einer fahrbaren Plattform, die sich im Kreis dreht.
Abends stand eine Hypnoseshow von Justin Tranz in Los Angeles auf dem
Programm. Justin ist einer der Las Vegas Headliner der letzten Dekade
und zählt zu meinen Lehrern. Er verwendet grandiose und ausgefeilte
Techniken, mit denen ich bereits große Erfolge in meinen Shows erzielen
konnte.
Am selben Tag gelang es mir, Kontakt zu Tom Mueller zu knüpfen. Tom ist „Assistant
Professor of Church Music” and University Organist der Concordia University Irvine. Er lud
mich auch gleich ein, einen kleinen Vortrag zur Lage der Kirchenmusik in Deutschland und
die Unterschiede im Vergleich zu Amerika zu halten.
Leider ereignete sich am selben Abend auch ein sehr unschönes Ereignis. Mein Portemonnaie
wurde mir gestohlen, Inklusive Kreditkarte, Bankkarte, Personalausweis und Führerschein.
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Glücklicherweise bewahrte ich meinen Reisepass anderweitig auf. Aber es ist trotzdem ein
unschönes Gefühl, plötzlich ohne Zugriff auf sein Geld da zu stehen. Glücklicherweise hat
Barclaycard, mein Kreditkartenanbieter, meinen Account gesperrt, noch bevor ich den
Diebstahl bemerkte. Ein Glück, denn eine unbekannte Person hatte versucht rund 1000$ an
diverse Firmen zu überweisen. Es war auf alle Fälle spannend zu sehen, wie diese Geschichte
weiter ging, und wann ich wieder Zugriff auf mein Geld haben würde.
Während des ganzen Tages wunderte ich mich schon, warum es zu so langen Staus auf dem
Wilshire Boulevard kam. Auf meinem Rückweg entdeckte ich das komplett abgesperrtes
Hilton Hotel. Dies irritierte mich, da die Oscarverleihungen doch erst im Februar stattfinden.
Nach einer kurzen Recherche stellte ich fest, dass es sich um die Verleihung der Golden
Globes handelte. Ich will mir nicht vorstellen wie die Lage „eskaliert“ wenn die
Oscarverleihungen stattfinden.
Einen Tag später sollte ein weiterer Kindheitstraum in Erfüllung gehen. Ich durfte eine Nacht
an der legendären Walt Disney Concert Hall Orgel verbringen und das Instrument austesten.
Philip Smith, langjähriger Präsident des Los Angeles Chapter, ist an dieser großartigen Orgel
der Chef-Kurator. Er führte mich durch die gesamte Disney Hall, inklusive Ausblick von den
Dächern! Faszinierend kann ich dazu nur sagen. Downtown bei Nacht ist ein Anblick, den
man so schnell nicht vergisst. Abschließend durfte ich mich auf der Orgel verewigen. Ich
hatte im Zwischenbericht ja schon erwähnt, es gibt mehre Wände auf denen sich alle
Organisten, die an dieser Orgel gespielt haben, verewigen. Eine sehr große Ehre für mich. So
viele Deutsche sind dort noch nicht zu finden.
Kein Tag war im Vorfeld so umstritten, wie Freitag der 20.01.2017. Die Amtseinführung des
neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, fand statt. Trump
hatte so ziemlich alle Kanäle genutzt, um maximale Aufmerksamkeit zu bekommen. Vor
allem Twitter förderte sehr interessante Dinge zu Tage. Viele Amerikaner scherzten schon,
dass sein Twitter Profil unterhaltsamer sei, als jeder Kinofilm. Zurecht: So verwechselte
Trump nur wenige Tage vor seiner Amtseinführung seine Tochter auf Twitter mit einer
englischen Schauspielerin. Einziges Problem: Diese hatte Trumps Wahl massiv kritisiert. Die
Medien nahmen diese Vorlage natürlich dankend an und lästerten „Hoffentlich twittert er
nicht versehentlich die Atomcodes“. Tatsächlich dürfte keine Amtsanführung zuvor die
Menschen so polarisiert haben. Normalerweise reißen sich die Stars darum bei diesem Anlass
aufzutreten, diesmal jedoch war alles anders. Jede Woche hagelte es neue Absagen.
Skandalträchtig ging es dabei durchaus um Elton John zu. Trumps Team veröffentlichte eine
Meldung wonach Elton John für die Veranstaltung zugesagt hatte, leider wusste dieser davon
nichts und sein Management dementierte sofort und erteilte eine Absage. Manchmal fragt
man sich doch wirklich wer mehr Unwahrheiten verbreitet „Die Lügenpresse“ oder Donald
Trump? Die kommenden Tage dürften auf alle Fälle spannend werden. Trotzdem möchte ich
noch mal auf die Amtseinführung zurückkommen. Ein weiterer Skandal bahnte sich durch
den Mormon Tabernacle Choir an. Dieser singt seit vielen Jahren zu den Amtseinführungen
der Präsidenten. Bisher war es allerdings auch noch nicht vorgekommen, dass die
Kirchenführung der Mormonen ein klares Wahlverbot für einen Präsidentschaftskandidaten
an ihre Mitglieder ausgesprochen hatte, so wie es bei Trump der Fall war. Die Mormonen
stellten sogar einen Gegenkandidaten auf. Nun sollte aber eben jener Chor, dessen
Arbeitgeber eine ganz klarere Linie gegen Trump eingenommen hatte, bei der
Amtseinführung singen? Darüber waren einige Chormitglieder so empört, dass sie ihren
Ausstieg verkündeten. Eine sehr konsequente Geste. Auch wenn die Mormonen-Führung nun
argumentierte: „Wir singen nicht für den Präsidenten, sondern für das Land“.
Ein fast identischer Fall ereignete sich in der Episcopal Cathedral in Washington D.C. Auch
der dortige Kathedralchor singt seit Jahrzehnten bei Amtseinführungen. Jedoch hatte diesmal
eine große Anzahl von Mitgliedern angekündigt, diese Veranstaltung zu boykottieren. Dieser
Protest schaukelte sich soweit hoch, dass der Erzbischof sich einschaltete und den Chor quasi
„zwang“, zu singen.
Man merkte deutlich, diese Amtseinführung stand unter keinem guten Stern. Übrigens: In Los
Angeles gingen rund eine halbe Millionen Menschen auf die Straße, um gegen die Wahl
Trumps zu demonstrieren und protestieren.
Was vor der Amtseinführung von Trump schon begonnen hatte, setzte sich danach nahtlos
fort.
Zunächst postete Trump ein Bild mit Menschenmassen vor dem Monument in Washington
D.C. Leider handelte es sich hierbei um ein Bild von Barak Obamas Einführung. Aber da
kann man sich ja auch schon mal vertun. Sieht doch alles gleich aus....
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Jedoch sollte diese Aktion in Trumps erstem Skandal enden. Trump ließ verkünden, dass bei
seiner Amtseinführung die meisten Teilnehmer anwesend gewesen wären, die es jemals bei
einer Amtseinführung gab. Dies wiederlegen Medienbilder jedoch klar. Kein Wunder dass
Trump darauf in seiner ersten Pressekonferenz angesprochen wurde. Anstatt zu antworten
„faltete“ er den Reporter zusammen und gab zu verstehen, dass er der „Lügenpresse“ keine
Antworten geben werde. Die Behauptung: Das Bild der Presse sei viele Stunden vor Beginn
aufgenommen worden, da wäre es noch nicht voll gewesen. Eine gewagte Aussage in der
ersten Pressekonferenz. Ich persönlich habe den Eindruck Trump provoziert es förmlich, dass
die Medien schlecht über ihn schreiben, weil er dadurch mit seinen „Lügenpresse-Parolen“
noch mehr Aufmerksamkeit bekommt. Ich glaube es brechen schwere Zeiten für Trump und
seinen Pressesprecher an. Letzterer zeigte sich in der ersten Pressekonferenz genau so
aggressiv wie sein Chef.
Spannenderweise ruderte eben jener Pressesprecher von den Aussagen des ersten Skandals
zurück und bezeichnete die Aussage, dass Trumps Amtseinführung so viele Menschen
teilgenommen haben wie noch nie zuvor, als korrekt. Jedoch würde diese Aussage die Medien
Internet und TV mit einbeziehen, schließlich konnte man die Amtseinführung online
verfolgen. Diese Möglichkeiten gab es früher noch nicht, entsprechend habe Trump die
meisten Zuschauer überhaupt gehabt. Eins muss ich an dieser Stelle festhalten: billige
Ausreden und Floskeln werden wir wohl noch öfter zu hören bekommen.
Trump legte in seiner ersten Woche so richtig los. Dekrete über Dekrete. Zugegeben dies ist
für jeden US Präsidenten, der sein Amt antritt, völlig normal. Jedoch sorgte direkt das Dekret
zum Mauerbau an der Grenze zu Mexico für den nächsten Skandal. Trump hatte angekündigt,
die USA strecke das Geld vor (also der Steuerzahler der ja eigentlich laut Trump entlastet
werden sollte), und hole es sich von Mexico wieder. Die Ankündigung erfolgte natürlich, wie
nicht anders zu erwarten, über Twitter. Mexico, das von dieser Idee scheinbar nichts wusste,
dementierte diese Aussage umgehend und kündigte an, nicht zahlen zu wollen. Dies
veranlasste Trump jedoch Mexicos Präsidenten über Twitter scharf anzugreifen. Dieser
wiederum reagierte und sagte ein Treffen mit Trump ab. So leid es mir tut, aber ich finde
dieses Verhalten des US-Präsidenten unfassbar feige. Wie kann man denn als Vertreter des
mächtigsten Landes der Welt ein Skandal nach dem anderen über Twitter lostreten? Trumps
Berater täten gut daran, ihm seinen Twitter Account dauerhaft zu sperren.
Das nächste Dekret dürfte noch imposanter sein. Trump hatte angeordnet, dass Bürger aus
sieben muslimischen Ländern nicht mehr in die USA einreisen dürfen. Darüber hinaus ist
Flüchtlingen die Einreise für 120 Tage verboten und syrische Flüchtlinge dürfen vorläufig gar
nicht mehr einreisen. Mit diesem Erlass brachte Trump auch eigene Parteianhänger gegen
sich auf. Tagelang wurde diskutiert. Mittlerweile gibt es einige Gerichtsurteile die den Erlass
in Teilen als ungültig erklären. Der Bundesstaat Washington hat in Kooperation mit Amazon
eine Klage vor dem Bundesgericht in Seattle eingereicht. Eine erfolgreiche Klage hätte
zufolge, das der ganze Erlass in Amerika ungültig werden würde. Scheinbar stellen sich auch
Top US Diplomaten gegen den Erlass und haben dem Präsidenten ein Protestschreiben
überreicht. Trumps Sprecher Sean Spicer kommentierte dieses Schreiben mit „Sie sollen
entweder mitmachen oder sie können gehen“. Ja, die Meinungsfreiheit wird im Weißen Haus
neuerdings wohl groß geschrieben...
An etlichen Großflughäfen in den USA gab es in den letzten Tagen massive Proteste.
An dieser Stelle muss ich allerdings noch zwei „Fun Facts“ erwähnen. Trumps erster
Staatsbesucher war die Premierministerin von England, Theresa May. Leider unterschlug das
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Weiße Haus den Buchstaben h“ im Vornamen. Teresa (ohne h) May ist allerdings eine
Pornodarstellerin aus England.
Trump soll im Herbst nun selbst nach London reisen um u.a. die Queen zu treffen.
Mittlerweile gibt es eine sehr umfangreiche Petition, die dazu auffordert Trump nicht zur
Queen vorzulassen. Die Engländer schätzen sein rüpelhaftes Verhalten nicht und wollen dies
der Queen nicht zumuten. Eben very british die Engländer!
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Die Woche ab dem 01.02.2017
Nun war er da, mein letzter Monat in Los Angeles. Das ist schon ein komisches Gefühl, wenn
man weiß, dass die Tage an diesem Ort „gezählt“ sind. Eigentlich hatte ich mir ja
vorgenommen die letzten Wochen in Kalifornien hauptsächlich mit Reisen und
Besichtigungen zu verbringen. Daraus wurde dann leider doch nichts. Der Presidents Day
stand kurz bevor und mittlerweile verbrachte ich Tage und Nächte in der SM FUMC.
Schließlich musste dieses Konzert perfekt werden. Ich habe schon viele Konzerte und
Auftritte in der ganzen Welt gespielt und kenne Anspannung und Nervosität, aber so
angespannt wie vor diesem Konzert war ich, glaube ich, noch nie. Das mag mit Sicherheit
daran liegen, dass diesem Konzert zwei wichtige Funktionen zu Teil wurden. Zum einen
würde es darüber entscheiden, was für einen Ruf ich mir hier in Los Angeles erarbeiten kann.
Zum anderen sollten im Publikum lauter hochangesehene Kirchenmusiker und
Konzertorganisten sitzen. Da darf man schon ein bisschen Nervös sein. Entsprechend lautete
die Diverse: viel üben.
Abbildung 7-Spieltisch
Am 12.02. fand ein besonderes Konzert in der FCCLA statt. Zum 150-jährigen Bestehen der
Kirche, nahmen die letzten „Artist in Residence“ Organisten am Spieltisch Platz: David
Goode, Fred Swann, Jaebon Hwang und mein Professor Christoph Bull. Was für ein
fantastisches Konzert! Die Kirche war überfüllt. Es ist tatsächlich nicht gelogen, wenn ich
sage, dass der Verkehr rund um die Kirche zusammenbrach. Parkplätze waren Mangelware.
Ich hatte Glück und konnte auf einer der Emporen Platz nehmen, von der man
ausgezeichneten Sicht auf die Musizierenden hatte.
Fred Swann eröffnete das Konzert. Fred ist einer der wenigen Amerikaner die auch in
Deutschland recht bekannt sind. Viele Jahre lang war er Vorsitzender der Guide of Organists,
konzertierte in der ganzen Welt und hatte neben der Organistentätigkeit in der FCCLA die
Stelle in der berühmten Chrystal Cathedral inne.
Als letzter Organist nahm mein Professor Christoph Bull am Spieltisch platzt. Er spielte ein
reines Bachprogramm. Ich glaube ich erwähnte es schon einmal in meinem Zwischenbericht:
Mich haben vor meinem Auslandssemester viele Kollegen fast schon hochnäsig angesprochen
mit „Du gehst nach Amerika? Können die überhaupt Bach spielen?“. Ja die Amerikaner
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Fußschalter oberhalb der Pedale
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können Bach spielen, sogar richtig gut. Ich habe hier deutlich interessantere Interpretation
alsin Deutschland gehört.
Interessant ist hier auch die Einstellung zu Registration in Bezug auf Bach. Im Gegensatz zu
Europa hört man hier die interessantesten Registerkombinationen und zahlreiche Wechsel. Ich
habe hier von sehr vielen Studenten gehört, dass die Professoren im Unterricht die klassischen
Registrierungen lehren. Jedoch immer mit dem Passus: „Was du nach dem Examen machst,
ist deine Sache“. Eine sehr interessante Einstellung, die daraus resultiert, das Bach in seiner
damaligen Zeit selbst ein Revolutionär an der Orgel war. Wir wissen, dass er mehrfach für
sein Orgelspiel abgemahnt wurde, weil es zu kunstvoll war. Ferner wissen wir, dass Bach
damals neue Registerkombinationen erprobt hat. Würde Bach, wenn er heute leben würde,
nicht auch mit den Orgeln experimentieren und versuchen alle Möglichkeit auszuschöpfen?
Mit Sicherheit! Ich weiß, dass viele Leute anderer Meinung sind, aber ich vertrete da eher die
amerikanische Ansicht, dass es durchaus erlaubt ist und sein muss mit Bach zu
experimentieren.
Mein Lieblingsbeispiel ist Cameron Carpenter. Über ihn kann man denken was man will,
auch über seinen Musikgeschmack. Dieser spricht mich auch nicht immer an, gerade seine
neue Elektro Orgel gefällt mir nicht mal ansatzweise. Aber, und zwar ein großes aber, die
Technik eines Cameron Carpenter muss man erst einmal besitzen. Was die meisten Leute, die
Camerons Stil anprangern, nicht wissen ist, dass er auch perfekt und völlig normal Bach,
Buxtehude und Co. spielen kann. Cameron erwähnte einmal in einem Interview, dass ihn
sowas aber nicht auslaste und er daher immer neue Herausforderungen suche. Völlig in
Ordnung in meinen Augen. Worauf ich aber hinaus möchte: Von Cameron existiert eine
hervorragende Aufnahme, in der er Bachs große Toccata in F-Dur im Konzerthaus in Sydney
interpretiert. Perfekt gespielt! Jedoch verwendet er für diese 12 Minuten Komposition
hunderte von Setzten. Ich persönlich finde, dass diese Umregistrierungen perfekt eingesetzt
sind.
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Diese Woche stand natürlich auch ganz im Zeichen des Übens. Der Presidents Day rückte
näher. Entsprechen musste ich meine Performance optimieren. Ich bin eigentlich nie vor
Konzerten oder Auftritten nervös, dafür stehe ich einfach zu oft auf der Bühne. Aber wenn
man weiß, dass man von „vorne spielt“ und dass das Publikum mit Orgelprofessoren und
renommierten Musikern voll besetzt sein wird, dann kann man schon mal ein wenig
angespannt sein.
Ein interessantes Thema war auch das Wetter in Kalifornien. Wer die Medien aufmerksam
verfolgte, wusste, dass Kalifornien zu dieser Zeit von den schlimmsten Regenfällen seit 10
Jahren heimgesucht wurde. Egal mit wem man sich hier unterhielt, alle Leute sagten, dass sie
so ein Wetter nie erlebt hätten. Straßen und Stadt sind einfach nicht für viel Regen ausgelegt.
Auf meinem Weg zur Universität wurde ich von zwei Autos „geduscht“, vielen Dank dafür!
Eine Kanalisation bzw. ein Ablaufsystem wie man es aus Europa kennt, gibt es hier nicht.
Entsprechen flossen riesige Ströme bergabwärts.
Am 20.02. fand dann das lang ersehnte Konzert zum Presidents Day statt. 8 Konzerte in vier
Kirchen und ein unheimlich spannendes Programm. In der katholischen Kirche „Corpus
Christi“ war ich selbst dabei und hörte mir die beiden Kollegen an, die ein bravouröses
Programm gestalten. Für das Konzert war gefordert, jeweils einen lebenden amerikanischen
Komponisten (bevorzugt aus Kalifornien) zu spielen. In der Tat waren auch alle Komponisten
da, alle außer meinem. Ema Lou Diemer hatte leider andere Termine. Das war natürlich
schade, trotzdem verfehlte die Komposition nicht ihre Wirkung. Mein zweites Werk war eine
Orgeltranskription des kanadischen Filmmusikkomponisten Howard Shore. Shore gilt als
einer der renommiertesten Komponisten seines Faches. Über 70 Auszeichnung, darunter 3
Oscars konnte er gewinnen. Ich spielte seine berühmteste Komposition „Herr der Ringe“. Ein
wunderbares Werk mit dem man die Vielfalt der Orgel darstellen kann. In den letzten Jahren
habe ich rund 10 Filmmusiktitel für Orgel umgeschrieben. Das bedeutet nicht, das ich mir
einen zweistimmigen Klaviersatz kaufe und den auf der Orgel spiele. Nein ich reduziere
tatsächlich die Orchesterpartituren für Orgel herunter. Das ist viel Arbeit. Aber Filmmusik
klingt, wenn man es richtigmacht, auf der Orgel unglaublich gut. Zu meiner großen Freude,
fanden dies auch die Zuhörer so.Das große Finale des Konzertes bildeten Dudley Bucks
„Concervaraition on the Star Spangeld Banner“. Buck selbst hatte einige Jahre in Deutschland
bei Johann Gottlieb Schneider studiert. Schneider war Schüler von Christian Kittel und Kittel
wiederum war einer der letzten Studenten von Bach. Entsprechend verfügt Buck über eine
sehr fundierte Ausbildung und seine Fuge, mit der die Variationen schließen, ist grandios. Am
Ende der Fuge findet sich eine sehr expressive Choralharmonisierung. Das ganze Werk
verfehlte seine Wirkung nicht und die Zuhörer waren sehr beeindruckt. Nach dem Konzert
habe ich mich noch mit vielen Besuchern unterhalten, die meine abwechslungsreiche
Programmauswahl ausdrücklich lobten, und sich sehr begeistert über Bucks Komposition
äußerten. Buck ist zwar Effektmusik, aber sehr anspruchsvolle Effektmusik! Zu meiner
großen Freude zeigte sich auch Prof. Cherry Rhodes begeistert von meiner Buck
Interpretation. Dieses Werk hatte ich mit Ihr im Oktober zu erarbeiten begonnen. Vier
Orgelstunden, die mich sehr weitergebracht haben.
Nach meinem Konzert spielte noch Christoph Bull, der viele Jahre lang in der First Methodist
Church of Santa Monica Organist war. Auch Christoph trumpfte mit einem sehr
abwechslungsreichen Programm auf und spielte ausschließlich eigene Kompositionen.
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Darunter eine Komposition in der er deutsche Volkslieder geschickt verarbeitete und eine
Beethoven Improvisation, die nun aber ausgeschrieben vorlag. Ein grandioses Programm.
Nun lief also meine letzte Woche in Los Angeles, in der ich einfach mal „frei“ machte. Dies
hatte zufolge, dass ich mir endlich einmal das Getty Center anschauen konnte, welches zwar
direkt neben meiner Wohnung lag, ich aber bisher noch nicht besichtigen konnte. Das Getty
Center liegt auf der Spitze eines Berges und man hat einen Atemberaubenden Blick über Los
Angeles. Erst hier wird einem klar, wie groß Los Angeles eigentlich ist.
In den kommenden Tagen stand ein straffes Reiseprogramm für mich an. Meinen letzten
Monat wollte ich nutzen um Land und Leute noch besser kennen zu lernen. Nach dem ich zu
sehr vielen Kirchenmusikern, mit interessanten Instrumenten, Kontakt aufgenommen hatte,
sollte mich meine Reise nach Orlando, West Palm Beach, Fort Lauderdale, Miami, Chicago,
Boston, New York, Atlanta City und natürlich, zum Abschluss, noch einmal nach Las Vegas
führen. Das war zwar wirklich ein sehr voller Reiseplan für 25 Tage, aber wann bekommt
man diese Chance schon wieder?
Jetzt muss ich aber noch eine Sache aus der „Plauderkiste“ berichten. Währen meines
Aufenthaltes in Venice Beach, bin ich in einem Hostel abgestiegen. Ich mag Hosteles die ein
wenig „verwitterter“ sind ganz gerne. Man trifft viele interessante Leute und es ergeben sich
sehr unterhaltsame und zumeist produktive Gespräche. Wie ich in meinem ersten Bericht
erwähnte, ist man als deutscher hier in der Region recht hoch angesehen. Ich trage ja in der
Regel einen schwarzen Anzug. Entsprechend habe ich mich auch abends im schwarzen
Anzug in den Aufenthaltsraum gesetzte und an meinem neuen Buch zum Thema „Stress frei“
geschrieben. Ein Projekt was ich schon seit einiger Zeit vollenden wollte. Wie dem auch sei,
wenn man so gekleidet in einem Hostel sitzt, mit Laptop in der Hand und um einen herum alle
beim Kiffen (was ja jetzt in Kalifornien legal ist) und rauchen sind, fällt man auf. Zugegeben,
das war beabsichtigt. Und es ergaben sich wirklich sehr spannende Gespräche. So kam ich mit
einen Psychologie Studenten in Kontakt der seine Master Arbeit zum Thema Stress-Burnout
schriebt. Was ein Zufall! Wir haben uns fast zwei Stunden unterhalten. Das war sehr
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interessant. Witzigerweise war eine Reisegruppe, die dort saß, aus Deutschland. Nach einem
kurzen Gespräch erfuhr ich, dass die Leute aus Worms stammen. Also quasi Nachbarn meines
Wohnortes Mainz. Die Welt ist doch manchmal wirklich klein.
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Nun war er also da, der letzte Tag in Los Angeles. Mittlerweile waren alle Sachen gepackt
und viele Kartons, und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, ich hatte ein Haufen Kartons, mit
Orgelnoten nach Deutschland geschickt. Es gab hier reichlich spannende Orgel- und
Chormusik zu entdecken. Nun saß ich am Flughafen und wartete auf meinen Flieger nach
Orlando. Für die kommenden Tage stand Florida auf dem Programm. Dies gab mir Zeit, mein
Auslandssemester ein wenig Revue passieren zu lassen. Ich habe viele spannende Menschen
kennen gelernt, unheimlich viel gelernt und tolle Dinge erleben dürfen. Ein wenig wehmütig
und mit einem traurigen Auge schaute ich jetzt also schon zurück.
Morgens hatte Christoph Bull noch zu einem letzten Meeting für die ganze Abteilung
geladen: Alexandertechnik. Wie ich bereits mehrfach erwähnte, Musiker-Gesundheit wird
hier recht großgeschrieben und ist für die Zukunft hilfreich.
Ich möchte die Chance doch nutzen und auf meinen Klavierunterricht eingehen. Da meine
ursprüngliche Lehrerin April nach Frankreich gegangen ist, musste ich Ende Dezember die
Lehrerin wechseln und landete bei Stephanie. Stephanie ist außerdem studierte Sängerin und
schreibt viel Musik für Chöre. Das kam mir natürlich sehr entgegen. Aber sie gehört der
„alten Schule“ an. Entsprechend bestand jede Stunde Unterricht aus 30 Minuten Technik.
Tonleitern rauf und runter üben, sowie technische Übung mit einem Buch von Hannon. Das
dürfte vor allem meine deutschen Lehrer sehr freuen ;) Meine Technik soll nämlich
„miserabel“, „nicht existent“ bzw. „typisch nach Kirchenmusiker klingen“ um einen meiner
Lehrer zu zitieren ;-)
Wie dem auch sei, fand ich den Unterricht verblüffend, weil wir nicht nur Klavier spielen
geübt haben, sondern auch Prozesse wie den Gang zum Klavier, verneigen vor dem Publikum
und die richtige Ausstrahlung während man am Klavier sitzt. Eine spannende Sache, denn
solche Dinge werden in Deutschland gar nicht gelehrt. Aber die richtige Grundeinstellung
kann ein Konzert auch sehr erleichtern. Das habe ich auch beim Presidents Day bemerkt.
Nachdem in den letzten Tagen noch einmal viel Organisatorisches für die kommenden drei
Wochen anlag, dürfte nun der entspannteste Teil meiner Reise kommen. Ich würde viele Orte
sehen, viele Instrumente spielen.
An dieser Stelle noch einmal einen ganz großen Dank an Prof. Dr. Christoph Bull ohne den
mein Auslandssemester in Los Angeles nicht möglich gewesen wäre. Was haben wir alles
organisiert, geplant, über den Haufen geworfen und neu organisiert. Letztendlich hat doch
alles geklappt, trotz enormen Umwegen und Aufwand. Wer weiß, vielleicht gelingt es uns ja,
eine Kooperation mit beiden Hochschulen anzustreben. Es gibt viele Musiker in Amerika, die
gerne einmal nach Deutschland gehen würden. Ich behaupte auch, dass es für viele Deutsche
Musiker von Vorteil wäre, einige Zeit in Amerika zu verbringen.
Orlando - 15 -
Orlando
Der erste Trip meiner großen Reise führte mich nach Florida, genau genommen nach
Orlando. Orlando ist ein überschaubares Städtchen mit grade einmal 238.000 Einwohnern.
Das entspricht etwa der Einwohnerzahl von Halle a.d. Saale, die damit auf Platz 31 der
deutschen Großstädte liegt. In den USA reicht es nur für Platz 79.
Trotz dieser geringen Einwohnerzahl ist Orlando DIE Touristenstadt Amerikas und
verzeichnet jährlich rund 62 Millionen Besucher aus aller Welt.
Dies liegt vor allem an den vielen Freizeitparks wie Disney World, Seaworld und einigen
anderen. Ansonsten ist Orlando recht unspektakulär. Die Innenstadt ist im Vergleich zu
Miami oder anderen amerikanischen Großstädten ein wenig enttäuschend.
Generell ist Orlando eigentlich ein großer Sumpf... Tümpel und Teiche soweit das Auge
reicht. Schlangen und Krokodile gehören in Orlando zur Tagesordnung.
Mir persönlich machte das „tropische“ Wetter zur schaffen. Ich mag zwar Wärme, aber, wenn
man die ganze Zeit ein drückendes Klima hat, ist dies nicht schön.
West Palm Beach - 16 -
Einen Tag später ging es schon weiter nach West Palm Beach. Die Entscheidung, den Bus zu
nehmen und nicht zu fliegen, war eine gute Wahl. So konnte ich einige inspirierende
Eindrücke der Landschaft in Florida gewinnen.
Ziel in West Palm Beach war das Kravis Center in der Innenstadt. Das Kravis Center hatte im
vergangenen Jahr eine komplett neue Orgel angeschafft, für 1,5 Millionen Dollar. Allerdings
ist diese Orgel komplett elektronisch. Kein Wunder, dass ich dieses Instrument einmal
ausprobieren musste. Es gilt als größte Digitalorgel in den Staaten. Hersteller ist die legendäre
Firma Marshall.
Das Einweihungskonzert wurde von niemand geringerem als Cameron Carpenter gespielt.
Dieser war maßgeblich an der Gestaltung der Orgel mitbeteiligt und dies hört man auch sehr
deutlich. Erst einmal möchte ich sagen, dass ich Cameron sehr schätze. Jedoch mag ich den
Sound seiner neuen „Touring Organ“ nicht. Eben jener Sound findet sich in der Marshall
Orgel wieder. Es sind eigentlich nur Orchesterstimmen vorhanden. Klassische Literatur wie
Bach und Buxtehude lassen sich gar nicht auf diesem Instrument interpretieren. Der Sound
ist, wie für Marshall Orgeln üblich, relativ dumpf und hart. Die Samples überzeugen mich
nicht. Ständig hat man das Gefühl, das man eine elektronische Orgel hört. Dies sollte
eigentlich nicht so sein.
Marshall hat für mich, ebenso wie Rodgers, in den letzten Jahren massiv nachgelassen.
Samplesysteme wie Hauptwerk laufen beiden den Rang ab. Hauptwerk Samples klingen
deutlich realistischer und sind viel schwerer zu unterscheiden vom Originalklang einer Orgel.
Trotzdem eine interessante Erfahrung an dieser Orgel zu spielen. Ich erfuhr übrigens, das ich
erst der vierte oder fünfte Organist war, der diese 1,5 Millionen Dollar Orgel bespielen durfte.
Witzigerweise dachte der Security Dienst, der mich an die Orgel ließ, ich würde mich wohl
für ein Konzert einspielen, weshalb ich ein Privattaxi zum Hotel bekam. Das nenne ich
Luxus.
Fort Lauderdale - 17 -
Fort Lauderdale
Von West Palm Beach ging es einen Tag später direkt nach Fort Lauderdale weiter. Fort
Lauderdale liegt ca. 2 Stunden Zugfahrt von West Palm Beach entfernt und ist eine
wunderschöne Stadt.
Hauptziel meiner wenigen Stunden Aufenthalt war die Coral Ridge Church. Da ich aber
relativ früh ankam, führte mich mein erster Weg erst einmal in ein gutes Steak Restaurant,
welches sich reinzufällig direkt neben der Bushaltestelle befand.
Ich muss durchaus ein wenig komisch ausgesehen haben, beladen mit Rucksack und Koffer,
aber im Anzug. Das hatte den netten Nebeneffekt zur Folge, dass sich alle möglichen
Angestellten mit mir unterhalten haben. Spätestens wenn man den magischen Satz „Ich
komme aus Deutschland“ sagt, freuen sich alle. Ich kann mir dieses Phänomen bis heute nicht
erklären. Normalerweise gehen wir ja eher davon aus, dass die Amerikaner über Deutsche
Witze machen und uns ein wenig belächeln. Dieses Gefühl hatte ich, egal wo ich hinkam, gar
nicht.
Nach dem ich eine ausgezeichnete Mahlzeit zu mir genommen hatte, frage die Kellnerin ob
sie sich setzten dürfte und wir haben ein unterhaltsames Gespräch geführt. Ihre beste Freundin
hat wohl vor einigen Jahren in Deutschland
studiert. Szenen die man in einem deutschen Lokal
nie erleben würde. Ich fand das allerdings toll.
Ich persönlich habe, wie im Zwischenbericht schon erwähnt, eine eigene Meinung zu Rufatti
Orgeln die nicht besonders gut ausfällt. Rufatti baut groß, laut und viel zu grell. Aber diese
Orgel überraschte mich wirklich. Keine kreischenden Mixturen oder Zungen, stattdessen eine
fulminante Grundbasis, die es ohne weiteres ermöglicht Bach und Co. zu spielen.
Mit rund 7000 Pfeifen und 117 Ranks, war die Rufatti Orgel, die größte europäische Orgel die
in Amerika gebaut wurde (zumindest in der damaligen Zeit). Im Jahre 2004 wurde die Orgel
um einige Digitalregister von der Firma Walcker erweitert. Diese elektronischen Register
passen sich perfekt an die Orgel an, und sind kaum herauszuhören.
Danach ging es direkt nach Miami weiter. Allerdings nur für eine Nacht, da am nächsten Tag
der Flieger nach Chicago ging.
Chicago
Manchmal gibt es Zufälle die gibt es gar nicht. Nachdem ich am nächsten Tag in Chicago
angekommen war, entschied ich mich, einer ehemaligen Mitschülerin eine Whats App
Nachricht zu schreiben. Sie ist Flugbegleiterin bei der Lufthansa und tourt noch mehr durch
die Weltgeschichte als ich.
So begaben wir uns auf die Reise in die 103. Etage des Willis Towers. Über einen Fahrstuhl
legt man diese Strecke in rund 45 Sekunden! zurück. Die Fahrstühle zählen zu den schnellsten
der Welt. An guten Tagen kann man von dieser 103. Etage rund 80 km weit in vier
verschiedene Bundesstaaten blicken, nämlich
nach Wisconsin, Michigan, Indiana und
natürlich Illinois So viel Glück hatten wir zwar
nicht, trotzdem lag uns Chicago „zu Füßen“.
Auch wenn man es seiner Orgel in dem First United Churf of Ork Park nicht auf den ersten
Blick ansieht, verbirgt sich dahinter ein sehr klangkräftiges Instrument. Um genau zu sein
eine Casavant Orgel von 1983.
Was hatten wir bisher? Einen Skandal um seine älteste Tochter deren Modekollektion von
einer Kaufhauskette aufgrund schlechter Verkaufszahlen verbannt wurde. Trump interveniert
mit seinem Präsidenten-Twitter-Account und die Aktie stürzt um rund 18 Prozent ab. Ein
klarer ethischer Verstoß den Trump dort begangenen hat. Zumal er vor seiner Amtszeit
ausdrücklich verkündet hat seine Position als Präsident nicht für sein Imperium zu nutzen.
Man muss bedenken das sich sogar der Vorsitzender der Ethikkommission des Parlaments zu
Wort gemeldet und Trump scharf kritisiert hat. Wohlgemerkt ein Republikaner.
Auch Trumps (damaliges) Kabinett war durch und durch sonderbar. Ein Arbeitsminister der
sowohl von Demokraten als Republikanern abgelehnt wurde, weil er jahrelang illegal eine
Haushälterin beschäftigte. Dann wäre da noch der große Skandal um einen Vertrauten von
Trump, der schon vor der Ernennung des Präsidenten Kontakte zu Russland gesucht hatte.
Dies ist klar untersagt, bis der Präsident ernannt wird. Ach ja, und dann natürlich noch Mike
Pence. Ein sonderbarer Zeitgenosse. Im Wahlkampf kritisierte er massiv Clinton und forderte
sogar eine Inhaftierung, weil Sie ihren privaten Mail-Account für Regierungsmails nutzte.
Nun hat sich herausgestellt, dass er, als er noch Senator war, das Gleiche getan hat. Man kann
eigentlich nur noch den Kopf schütteln.
Den Vogel schießt allerdings eine weitere Trump Mitarbeiterin ab, die vor laufender Kamera
ein einen Terrorakt erfindet, um das erste Einreisedekret zu rechtfertigen. Dies ist inzwischen
als „Bowling-Green-Massaker" bekannt. Nach einem massiven „Shitstorm“ hieß es dann,
dass es so nie gemeint war. Übrigens war es auch jene Mitarbeiterin die kurz nach dem
Skandal um Trumps älteste Tochter, in einem Interview vor laufender Kamera forderte man
solle Ivankas Kollektion kaufen.
Als wenn das nicht schon alles traurig genug wäre, so tauchten Berichte darüber auf, dass
Trumps ständige Reisen zu seinem Domizil in Florida den Steuerzahler ein Vermögen kosten.
Ebenso die Sicherheitskosten für seine Söhne die im Dienste des Trump Imperiums nach
Südamerika reisten, natürlich komplett abgesichert durch den Secret Service.
Chicago - 21 -
Da wären auch noch Trumps regelmäßige Aufenthalte beim Golfen. Im Wahlkampf hatte er
deutlich Obama kritisiert, er würde zu viel Golfen. O-Ton Trump: “Wenn ich Präsident bin,
habe ich keine Zeit zum Golfen“.
Bei so vielen Skandalen vergisst man fast die jüngste Tochter, die sich einer Gruppierung
Namens „Rich kids“ angeschlossen hat, die regelmäßig auf Instagram ihren
verschwenderischen Lebensstil zeigen. Scheinbar wurde ein Großteil dieser Gruppe für das
Weiße Haus akkreditiert, was den Steuerzahler aber nur die vergleichsweise geringe Summe
von ein paar Tausend Dollar gekostet hat.
Aber Trumps Lieblingssatz lautete zu allem „That‘s all fake news“. Trump vs. Medien dürfte
noch spannender werden. Sobald Trump etwas nicht passt heißt es „Fake News“. Dies ging
sogar soweit, dass Trump für ein Meeting kurzerhand alle unliebsamen Medien ausgeladen
hatte. Ein interessanter Fakt an dieser Stelle ist, dass George W. Bush Junior in das
Geschehen eingriff und klar sagte, dass die Medien nicht die Feinde Amerikas und der
Demokratie seien. Wer Busch kennt und weiß wie er mit den Medien zu seiner
Regierungszeit gehadert hat, realisiert, was diese Aussage bedeutet. Zumal sich Bush kein
einziges Mal unter Obama zu Wort gemeldet hat.
Mit Spannung wurde Trumps erste Rede vor dem Kongress erwartet. Ich persönlich war leicht
schockiert als ich hörte das Trump den Verteidigungsetat um rund 52 Milliarden Dollar
aufstocken will und stattdessen im Diplomatie Sektor massiv die Ausgaben kürzen wolle.
War es nicht Trump der im Wahlkampf gegen die Kriegseinsätze Obamas gewettert hatte?
Wozu will man dann den Etat um 52 Milliarden erhöhen, wenn man gegen Krieg ist? Fragen
über Fragen.
Den Vogel abgeschossen hat Trump allerdings mit der Behauptung Obama habe ihn im
Wahlkampf abhören lassen. Ein riesiger Skandal in den Medien war die Folge. Beweise blieb
er allerdings schuldig. Eine Woche später hieß es, das war, wie immer, alles ein
Missverständnis das Wort „abgehört“ hätte nur in Anführungsstrichen gestanden und wäre
nur eine Art Beispiel gewesen. Es sei nie um das Telefon gegangen.
Eines ist gewiss: Die nächsten 4 Jahre werden sehr spannend werden. Aber zurück zum
Bericht und nach Chicago.
Nächstes Jahr wird Michael Surrat erneut nach Deutschland reisen. Ich habe ihn direkt nach
Mainz eingeladen. Immerhin haben wir die schönste Orgellandschaft in Deutschland ;-)
Boston - 22 -
Boston
Am 06.03.2017 brach in aller Frühe nach Boston auf. Boston ist eine wichtige Stadt für die
Entwicklung des Orgelbaues in Amerika. Darüber hinaus waren die beiden von mir so sehr
geschätzten Komponisten und Organisten John Knowles Paine und Dudley Buck hier tätig.
Die eine Orgel ist eine relativ neue Fisk Orgel die im Jahre
2011 installiert wurde. Die Orgel hat einen
wunderschönen
und warmen
Klang und mit
ihren 55 Ranks Abbildung 16- Memorial Church
beschallt sie
die Kirche hervorragend. Ein kleiner Fun Fact am
Rande, die Frontpfeifen der Orgel sind mit einer
22 karätigen Gold Legierung bezogen. „Man
gönnt sich ja sonst nichts.“
den Veranstaltungen regelmäßig viele Studenten. So auch bei dieser. Dieser Club trifft sich
auch nur einmal im Monat. Auf jeden Fall war dies eine gute Gelegenheit viele Kontakte zu
knüpfen.
Am nächsten Tag führte mich meine Reise in die die „Church of Advent“. Die dortige
Kirchenmusikerin Katelyn Emerson ist nur wenige Monate älter als ich und wird in Amerika
als kommender „Superstar“ gefeiert. In den letzten Jahren hat Sie alle Preise gewonnen, die
man nur gewinnen kann.
Jene Church of Advent beherbergt eine wundervolle Skinner Orgel. Skinner hatte seine
Werkstatt nur wenige Kilometer von Boston entfernt. Entsprechend viele Orgeln von ihm
findet man in der Umgebung. Diese Orgel war sein Demonstrationsinstrument. Es heißt, beim
Aufbau hätte er die Prospektpfeifen mehrfach zurück in die Werkstatt bringen lassen um die
Intonation minimal zu korrigieren. Es sollte eine perfekte Orgel werden, und das ist sie auch.
1949 konzertierte sogar Albert Schweitzer auf diesem Instrument.
Mein letzter Tag in Boston sollte etwas ganz Besonderes werden. Ich hatte es geschafft, mit
Bryan Ashley in Kontakt zu treten, was nicht so einfach war. Bryan ist Organist der First
Church of Scientist (Mother Church). Eine Kirche die Gott in Kombination mit der
Wissenschaft in den Mittelpunkt stellt. In eben jener Mother Church, die rund 4.000 Leute
fasst, steht die größte Skinner Orgel die jemals gebaut wurde. Kein Wunder das ich an dieser
Orgel spielen musste. Die Orgel ist in einem perfekten Zustand und das Musizieren macht
unfassbar viel Spaß. Man kann aus einem reichen Fundus an orchestralen Registern schöpfen.
Umfangreiche Möglichkeiten, soweit das Auge reicht. In der Kirche kommt man sich relativ
klein vor. Die folgenden Bilder zeigen warum.
Direkt nebenan steht übrigens noch eine kleinere Orgel. Am Wochenende sind die 4.000
Plätze zwar belegt, aber unterhalb der Woche weicht man in diesen Raum aus.
Boston war definitiv eine spannende Zeit. Nun ging es weiter nach New York
Boston - 24 -
New York
New York, New York! Ja diese Stadt kannte ich schon flüchtig. Zumindest der Broadway war
mir bekannt. Allerdings finde ich diese Stadt zu hektisch. New York kommt niemals zur
Ruhe, im Gegensatz z.B. zu Las Vegas. Entsprechend finde ich einen Aufenthalt der länger
als sechs Tage dauert immer sehr anstrengend.
Organist in St. Ignatius Loyola ist Daniel Beckwith, der regelmäßig in Deutschland
konzertiert. Sein nächster Besuch wird ihn auch nach Mainz führen.
Das Empire State Building steht im Herzen New Yorks. Man bekommt einen hervorragenden
Überblick über die gesamte Stadt. In Richtung Norden lässt sich der riesige Central Park
erahnen, der hinter Hochhäusern leicht versteckt liegt. Richtung Süden sieht man das
kolossale Bankenviertel und das neue World Trade Center. Außerdem lässt sich am Horizont
die Freiheitsstatue erahnen.
Generell hat man den Eindruck, man schaue vom Empire State Building auf eine bunt
zusammen gepuzzelte Landschaft. Ein einheitlicher architektonischer Stil lässt sich nicht
ausmachen. Trotzdem wirkt New York rein optisch faszinierend. Dies bemerkt man vor
allem, wenn man von New Jersey aus auf die Skyline blickt!
Rund 2.300 Menschen kamen bei den Anschlägen ums Leben. Es ist kaum nachzuvollziehen
wie sich die Leute in den beiden Türmen gefühlt haben müssen als die Flugzeuge jeweils um
8:46 und 9:03 in die Türme krachten. Die Türme standen noch bis 9:59 bzw. 10:28. Es muss
ein unfassbar qualvoller Tod sein, wenn man weiß, dass man gleich sterben wird und nichts
dagegen tun kann. Sowas wünscht man niemanden. Rund 200 Personen sprangen damals aus
den brennden Türmen in den Tod um einer Verbrennung zu entgehen. Die Bilder und Videos
gingen um die Welt.
Ein weiterer Bericht der mir in Erinnerung geblieben ist: Viele Feuerwehrleute setzten
entgegen der direkten Befehle ihre Rettungsmaßnahmen fort und versuchten so viele Leute
wie möglich aus den Türmen zu retten. Mancher von Ihnen verlor dabei sein Leben und
wurden beim Einsturz der Türme verschüttet. Viele Zeitungen bezeichneten Sie hinterher als
die Helden von 9/11 die in dieser ausweglosen Lage so viele Menschen wie möglich retten
wollten. Es grenzt nahezu an ein Wunder das sich rund 17.400 Menschen aus den beiden
Gebäuden retten konnten. Die komplexen Aufräumarbeiten zogen sich bis März 2002 in die
Länge, an ihnen waren etwa 40.000 Personen beteiligt.
Bis heute sind rund 10.000 Körperteile nicht identifiziert worden. Des Weiteren fehlen von
rund 1.100 Personen aus New York, die bei den Anschlägen getötet wurden, jegliche
Körperbestandteile.
An diesem Ort wurden zwei riesige Wasserbecken errichtet die den Namen „Reflecting
Absence“ Tragen. Sie zeigen die Grundrisse der beiden Türme. An den Rändern der Becken
sind die Namen der Opfer eingraviert. Wie ein großer Wasserfall fließt das Wasser aus dem
New York - 27 -
Becken in der Mitte in eine Art Tunnel ab und verliert sich im Nichts. Die amerikanische
Flagge gegenüber dem Denkmal wird für alle Zeiten auf Halbmast wehen.
Für mich war dies ein sehr bewegender Moment. Leider kann ich es nicht nachvollziehen das
von vielen Touristen diese Becken für Selfie-Schnappschüsse und begeisterndes Gaffen
genutzt werden. In meinen Augen steht man hier vor einem Massengrab, an dem ich es mehr
als unangebracht finde, Selfies zu machen und der Welt zu zeigen wie toll man ist, weil man
am Ground Zero stand.
New York ab dem 13.03.2017 - 28 -
Über dem Westeingang befinden sich darüber hinaus horizontale Hochdrucktrompeten wie im
Kölner Dom. Nur das diese hier schöner klingen.
Der nächste Tag in New York versprach viel Spannung. Es wurde eine Unwetterwarnung
ausgegeben die sich über die gesamte Nordküste erstreckte. Schulen sollten geschlossen
bleiben, Busse fuhren nicht und arbeiten sollte man auch möglichst sein lassen.
Was nach viel Panikmache klang, war absolut berechtigt. Bis zu 50 cm Neuschnee fiel in
wenigen Stunden. Mancherorts sogar rund 100 cm. Die Straßen waren fast schon gespenstisch
leer. Eine ganze Großstadt kam zum Erliegen. Sowas erlebt man nur selten.
Dies hatte leider auch zur Folge, dass ich mein Meeting mit dem Rotaryclub in New Jersey
ausfallen lassen musste. Aber ein Fortbewegen erschien bei diesen Schneemassen unmöglich.
Die kommenden zwei Tage sollten etwas ganz Besonderes werden. Am 15.3. nahm ich den
Zug und fuhr nach Princeton. Aus dem 2-Stunden-Trip wurden aufgrund des Schneechaos
leider fast vier Stunden. Aber egal, am Ende war ich da.
Manda ergänzte den Orgelkomplex noch um ein Fernwerk und - wie könnte es anders sein -
um spanische Hochdrucktrompeten, die es dem Spieler ermöglichen hervorragende obligate
Choralbegleitungen anzubieten.
Besonderes Aufmerksamkeit bedarf das Solo-Werk dieser Orgel. Ausgestattet mit reichlich
orchestralen Stimmen lassen sich wunderbare Effekte zaubern. Besonders die Tuba Mirabilis
überzeugt mit einem sehr strikten und expressiven Klang, der allerdings niemals erzwungen
und hart klingt. Eben wie ein wunderschön gespieltes Orchester-Instrument. Generell machen
die Zungen viel Freude beim Spielen.
Noch am selben Tag reiste ich nach Atlantic City weiter. Atlantic City gilt allgemein als Las
Vegas an der Nordküste. Tatsächlich gibt es hier sehr viele Casinos wie das Tropicarna,
Ceasar Palace und diverse andere Glücksspielanbieter. Trotz Legalisierung des Glücksspieles,
konnte Atlantic City aber nie an den Ruf von Vegas herankommen.
Hier sollte sich am 16.03.2017 ein Kindheitstraum erfüllen, der mich fast ein Jahr
Anstrengung gekostet hat.
Wenn Sie glauben, Sie hätten schon große Orgeln in meinem Bericht gesehen, vergessen Sie
alles was sie gelesen haben. Hier in Atlantic City steht die größte Orgel der Welt. Sieben
Manuale, 314 Register, 449 Ranks und 33.115 Pfeifen. Ich bin geneigt von einer „Monster
Orgel“ zu sprechen.
Bei einem Hurrikan 1944 wurde die Orgel jedoch schwer beschädigt. Man begann nach dem
zweiten Weltkrieg mit den Reparaturarbeiten.
Ein Wasserschaden machte weitere Werke unbespielbar und Asbest erschwerte den Zugang
zu einigen Divisionen. 1998 wurde angefangen Spenden für die Orgel zu sammeln und einige
Teile wurden für eine CD Aufnahme gerichtet. Trotzdem waren nur 91 Register und 131
Pfeifenreihen spielbar, war eine magere Bilanz ist.
New York ab dem 13.03.2017 - 30 -
2008 war die Orgel in einem denkbar schlechten Zustand. Viele Teilwerke funktionierten gar
nicht mehr. Das Kombinationssystem etwa funktionierte seit den 80er Jahren nicht mehr.
Allerdings laufen seitdem die Restaurierungsmaßnahmen mit Hochdruck. Rund 16 Millionen
Euro stehen aus Spenden zur Verfügung. 5 Orgelbauer und viele ehrenamtliche Freiwillige
beteiligen sich an dem Projekt.
Die größte Pfeife des bereits erwähnten 64’ ist über 20 Meter hoch. Ihre tiefsten Töne können
nicht gehört, sondern nur gefühlt werden.
Diaphone-Dulzian ist insgesamt eine Pfeifenreihe, die vom C3 bis zum g2 ausgebaut
ist. Aus dieser Pfeifenreihe werden durch Oktav- und Quintextensionen die
Register Diaphone-Dulzian in den Fußlagen 64′, 422/3′, 32′, 211/3′, 16′, 102/3′, 8′ und
4′ gewonnen. Durch die Kombination der Register zu 64′ und 422/3′ entsteht ein
akustisches 128′-Register (Wikipedia)
Diese Art von Musik scheint langsam auch in Europa wieder in die Mode zu kommen. Häufig
finden sich in Konzertprogrammen Improvisationen zu Stummfilmen.
Die Woche ab dem 18.03.2017 - 31 -
Aber zurück zu Westpoint. Westpoint ist „der“ Ausbildungsstützpunkt für das US Heer. Die
USMA (United States Military Academy) befindet sich am Ufer des Hudson Rivers. Wenn
man den Zug von New York nimmt, fährt man durch atemberaubende Landschaften.
Westpoint ist hochdekoriert. Wer hier eintritt, wird Top-Leistungen bringen und dem Militär
viele Jahre, wenn nicht sogar immer, die Treue halten. Das Motto der Akademie ist „Duty,
Honor, Country“ – „Pflicht, Ehre, Vaterland“
In der Regel bewerben sich jährlich in Westpoint rund 12.000 Menschen von den rund 1.500
angenommen werden. Voraussetzungen sind überdurchschnittlich gute Leistungen in der
Schule, persönliche Empfehlungen und ein „lupenreines“ Führungszeugnis. Für einen Eintritt
in Westpoint darf der Bewerber nicht verheiratet sein und auch nicht während der Ausbildung
heiraten.
An diesem Ort befindet sich nun eine der größten Orgeln der Welt. Teilweise völlig versteckt
in Nischen sind über 70% der Orgel nicht zu entdecken.
Die Orgel hat 303 Register, davon 177 Extensions und 130 transmittierende Register.
Der Spieltisch ist durch seine farbigen Register-Wippen sehr übersichtlich und es lässt sich
problemlos ein Chor von dort aus leiten (trotz der 4 Manuale).
Leider war ich ein wenig schockiert von dieser Orgel. Mehr als 80% sind defekt. Etliche
Werke funktionieren gar nicht, die Grundregister sind verstimmt und es macht überhaupt
keinen Spaß an dieser Orgel zu musizieren. Die Orgel verrottet regelrecht. Sehr schade, wäre
die Orgel in einem guten Zustand ließe sich hier sehr viel realisieren. Es gibt wohl auch Pläne
und Bestrebungen das Instrument zu renovieren, aber letzten Endes, ist alles eine
Kostenfrage.
Viele meiner ehemaligen Mitschüler aus meiner Abiturzeit sind mittlerweile weit verteilt in
der ganzen Welt. So auch Sarah. Sie hat vor einigen Monaten in Amerika geheiratet und lebt
in New York, um genau zu sein in der Gegend um Pearl River. Am besagten Tag wurde dort
noch der St. Patricks Day nachgefeiert.
Die Woche ab dem 18.03.2017 - 32 -
Zu diesem Anlass wird das gesamte Dorf in eine riesige Party Meile verwandelt. Das war ein
äußerst witziger Nachmittag. Man kann sich ja schließlich nicht nur Orgeln anschauen.
Nach diesem letzten Besuch ging es direkt zum Flughafen und damit weiter nach Wichita.
Eigentlich sollte mich meine letzte Station nach Las Vegas führen. Aber wie üblich kam mal
wieder alles anders als es geplant war.
Ich hatte bereits in den letzten Wochen angefangen mit diversen Universitäten Kontakt
aufzunehmen. Ich bin mehr als je zuvor davon überzeugt mein Master-Studium in Amerika zu
absolvieren. Entsprechend kam ich auch in Kontakt mit der Professorin Lynn Davis, die in
Wichtia unterrichtet.
Ihrer Einladung bin ich gefolgt und spontan nach Wichita geflogen. Eine gute Entscheidung
wie sich herausstellen sollte. Die State University of Wichita ist im Vergleich zu UCLA
winzig. Lynn zeigte mir zuerst den „Schatz“ der Universität. Eine große Marcusen Orgel die
im Konzertsaal der Universität steht. Diese Orgel lässt keine Wünsche offen. Ein machtvolles
und prachtvolles Instrument.
Abschließend ging ich mit ihr noch Essen. Es entwickelte sich ein spannendes Gespräch.
Lynn hat viele Jahre in Frankreich gelebt und ist mit der europäischen Orgelkultur bestens
vertraut. Sie vertritt viele gleiche Ansichten wie ich z.B., dass die deutschen Kirchenmusiker
durchaus über den Tellerrand schauen könnten und sollten.
Ihr selbst erklärtes Ziel ist es, die Orgel für alle Altersklassen von Zuhörern populär zu
machen. Sie will mit der Musik „Brücken bauen“. Ein Ziel, das ich genauso verfolge. Hierzu
Die Woche ab dem 18.03.2017 - 33 -
hat Lynn mehre Konzertreihen an der Marcusen Orgel initiiert. Diese wird von den Studenten
mittlerweile sehr gut angenommen. Die Konzerte werden übrigens alle auf gängigen
Plattformen wie YouTube, Facebook etc. online gestellt. Eine clevere Idee, grade um die
jungen Generationen zu erreichen.
Jedoch gab mir Herr Rando Bruns den grandiosen Tipp, mit Fulbright in Kontakt zu treten.
Fulbright ist ein Austauschdienst der deutsche Studenten nach Amerika und amerikanische
Studenten nach Deutschland schickt. Fulbright fördert zwar nur ein akademisches Jahr, aber
das ist ganz klar besser als kein akademisches Jahr. Sollte mir dort ein Stipendium gewährt
werden, muss ich nur noch die Finanzen für ein akademisches Jahr regeln und dann steht
meinem ehrgeizigen Vorhaben nichts mehr im Weg. Aber bis dahin ist es noch ein sehr langer
Weg und die Zeit rennt. Denn mein Bachelor endet im Sommersemester 2018 und danach
wollte ich nahtlos in Amerika weiter studieren.
Aber schauen wir was die Zukunft bringt. Nach dieser Begegnung bin ich nach wie vor
hochmotiviert mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Abschluss - 34 -
Abschluss
Nach diesem spontanen Zwischenstopp ging es am Morgen des 23.03.2017 weiter nach
Vegas. Hier sollte ich meine letzten 5 Stunden verbringen, eh ich in eine Condor Maschine
stieg und zurück nach Deutschland flog.
Das war ein sehr komisches Gefühl, urplötzlich lässt man alles, was man sich innerhalb eines
halben Jahres aufgebaut hat, hinter sich zurück.
Natürlich ist es schön wieder in Deutschland zu sein, aber ich muss es ehrlich sagen, Amerika
gefällt mir aus musikalischer Sicht um Längen besser.
Ich habe dort so viele Erfahrungen gemacht, so viele Menschen und unfassbar viele andere
Einstellungen kennen gelernt, als hier in Deutschland. Die kirchliche Landschaft ist dort für
Kirchenmusiker sehr attraktiv.
Ich bin sehr froh, dass ich diese einmalige Erfahrung machen konnte. Es war ein langer und
oft kein einfacher Weg. Mein größter Dank geht an den Rotary Club Mainz. Speziell an Herrn
Rando Bruns. Ohne seine Hilfe und Unterstützung, hätte ich wahrscheinlich kein Stipendium
erhalten und somit wäre mein Auslandssemester nicht möglich gewesen. Mein besonderer
Dank geht auch an Christoph Bull der mich im vergangen halben Jahr unterrichtet hat. Meiner
Meinung nach habe ich große Vorschritte erzielt.
Wenn mir dieses Auslandssemester eins klargemacht hat, dann, dass ich auf einen sehr guten
Weg bin und genau da weitermache, wo ich in Deutschland aufgehört habe. Ich möchte mit
meiner Musik Menschen verbinden und es gibt nichts Besseres, als mit der Musik
verschiedenster Komponisten in die verschiedensten Länder der Welt zu schauen.
Aktivitäten - 35 -
Aktivitäten
Craig Cramer
Family New York
Studium
Rotary
Reisen/Kultur/Land/Sonstiges
02.02.2017 Orgelstunde
06.02.2017 Chorprobe
08.02.2017 Orgelstunde
Orgelstunde
Chorprobe
12.02.2017 Jubiläumskonzert FCCLA
13.02.3017 Chorprobe
14.02.2017 Klavier
15.02.2017 Chorprobe
15.02.2017 Rotarayact
16.02.2017 Klavier
17.02.2017 Orgelstunde
Orgelstunde
20.02.2017 Orgelkonzert Presidentsday
22.02.2017 Chorprobe
Getty Center
25.02.2017 Hypnosetraining Justin Tranz
26.02.2017 Hypnosetraining Justin Tranz
27.02.2017 Alexander Technik
28.02.2017 Orlando
01.03.2017 West Palm Beach
02.03.2017 Fort Lauderdale/ Miami
03.03.2017 Chicago
04.03.2017 Treffen mit Patricia Stoll in Chicago
05.03.2017 Treffen mit Michael Surrat
06.03.2017 Boston
07.03.2017 Memorial Church, Havard University
Boston
Rotary Meeting
08.03.2017 Church of Advent
09.03.2017 Mother Church, Boston
10.03.2017 New York
11.03.2017 St. Ignatius Loyola
12.03.2017 Empire State Building
Ground Zero
13.03.2017 St. John de Divine
14.03.2017 Schneesturm
15.03.2017 Princeton University Chaple
16.03.2017 Boardwalk Organ
17.03.2017
18.03.2017 Westpoint
19.03.2017 Treffen mit Sarah Tüllmann
20.03.2017
21.03.2017 Stephen Tharp /FLug nach Wichita
22.03.2017 Wichita
23.03.2017 Rückflug von Las Vegas