Wanderlust Welterbesteig: Auszeit in der Wachau
Von Johanna Uhrmann, Erwin Uhrmann und Waltraut Haas
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Über dieses E-Book
Malerische Weinterrassen und alte Lesehöfe, bizarre Felsformationen und blühende Marillengärten, alte Burgen und tiefe Wälder, nostalgische Filmorte und gesellige Heurigen: Die Wachau zählt zu den schönsten Landschaften der Welt. Am besten lässt es sich zu Fuß in dieses Paradies eintauchen. Der Welterbesteig Wachau führt in 14 Etappen auf 180 Kilometern durch das Weltkulturerbe.
Johanna und Erwin Uhrmann geben Einblicke in die abwechslungsreiche Geschichte der Region, führen durch die vielfältige Natur, besuchen idyllische Orte und entdecken so manches verborgene Geheimnis.
Mit Etappen-Karten, ausführlichen Routenbeschreibungen und zahlreichen praktischen Tipps
Ähnlich wie Wanderlust Welterbesteig
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Buchvorschau
Wanderlust Welterbesteig - Johanna Uhrmann
»Die Wachau ist mein zweites Zuhause«
Grußwort von Waltraut Haas
Waltraut Haas im Gespräch über ihre ersten Erinnerungen an die Wachau und eine Rolle, die ihr Leben prägt.
Haben Sie einen Lieblingsort in der Wachau?
Es gibt viele Orte in der Wachau, die ich mit schönen Erlebnissen verbinde. Mit meinem Mann bin ich gerne zur Anlegestelle der Rollfähre in Weißenkirchen spaziert. Dort sind wir auf einem Bankerl gesessen. Eine Zeit lang haben auch die Kapitäne der Ausflugsschiffe gewusst, dass ich gerne dort sitze. Sie haben das Schiff kurz angehalten, gehupt, und ich hab gewunken. Und dann haben die Gäste am Schiff mir zurückgewunken.
Und eine liebste Jahreszeit?
Eigentlich ist es immer schön in der Wachau, aber die Zeit, in der die Marillenbäume blühen, gefällt mir besonders.
Durch die Rolle des Mariandl sind Sie zu einer Symbolfigur für die Wachau geworden …
Die Menschen haben mich immer aufgehalten auf der Straße, haben gesagt: »Unser Mariandl ist wieder da!«
Hat Sie das gefreut?
Natürlich. Einmal ist mir etwas Witziges passiert. Ein Autobus hat angehalten, die Tür ging auf, und jemand hat gefragt: »Wir möchten gern wissen, wo das Mariandl wohnt.« Und dann hab ich gesagt: »Da, gleich da drüben.« In dem Moment wurde ich schon erkannt: »Jessas na, da ist es ja! Das Mariandl ist wieder da!«
Waltraut Haas
Ist das nicht auch anstrengend?
Nein, das ist ja mein Job. Ich hab aber nie an Job gedacht, sondern gewusst, dass die Menschen sich freuen, dass sie nicht nur den Filmstar, sondern auch den Menschen persönlich kennenlernen können. Im Gegenteil, ich hab mich dann hingesetzt, oder wir sind ins Gasthaus gegangen, und ich hab noch einen Kaffee getrunken und, wenn es ein Bus voller Leute war, eine Stunde lang Autogramme geschrieben.
Sie haben in der Rolle des Mariandl die Wachau kennengelernt. Mit dem Film Der Hofrat Geiger haben Sie ganz jung Ihren Durchbruch erlebt. Wie erinnern Sie sich an die Dreharbeiten?
Das waren ganz andere Zeiten. Ich hab, während wir in der Wachau drehten, beim Thiery in Dürnstein gewohnt und mir ein Zimmer mit Maria Andergast geteilt, die im Film die Mutter vom Mariandl, also von mir, war. Paul Hörbiger, der im Film den Hofrat spielt, hat gerne Witze gemacht und provoziert, das hat sich herumgesprochen bis zu den russischen Soldaten. Eines Nachts um 1 Uhr sind sie dann vor unserer Zimmertür gestanden, und Maria Andergast hat einen derartigen Wirbel geschlagen, dass alle Leute zusammengelaufen sind und die Soldaten unfreundlich wurden. Ich wusste, wo der Produzent wohnt, bin im Nachthemd zu ihm gerannt und hab gesagt: »Die Mirli habens’ verhaftet.« Und er hat gesagt: »Des möchte ich mal sehen.« Er hat von der Polizei einen Schrieb gehabt, dass wir vom Film sind und unter ihrem Schutz stehen. Als wir zurückgekommen sind, ist Maria Andergast schon bei ihnen im Jeep gesessen, aber die Sache ist noch gut ausgegangen.
Haben Sie damals die Wachau als Kulturlandschaft wahrgenommen?
Die Dreharbeiten waren natürlich anstrengend, doch wir verbrachten viel Zeit in der Wachau. Ich wollte unbedingt einmal zur Burg in Dürnstein hinauf. Damals waren die Wege aber noch nicht so ausgebaut wie jetzt. Ich bin am späten Nachmittag losgegangen, über Stock und Stein. Oben war es so schön. Es gab kein Bankerl, also hab ich mich auf einen Steinblock gesetzt, vor mich hin geträumt, und auf einmal hab ich gespürt, oje, jetzt wird’s finster, um Gottes willen, wie komm ich jetzt denn wieder runter? Zurückgehen konnte ich nicht, da hätte ich mir etwas gebrochen im Finsteren, also bin ich sitzen geblieben. Inzwischen bin ich denen unten schon abgegangen, und sie haben mich zu suchen begonnen. Nach einiger Zeit hab ich jemanden rufen gehört. Eine ganze Partie ist heraufgekommen. Man hat mir dann gesagt, dass ich so etwas nie wieder tun soll.
Der Hofrat Geiger war einer der erfolgreichsten Filme der Nachkriegszeit. Wie haben Sie diesen Erfolg erlebt?
Überall waren Premieren und Vorstellungen, zu denen wir kommen und ein paar Worte sagen mussten. Der Moser und ich, wir waren die sogenannten Lieblinge.
Haben Sie beide sich gut verstanden?
Der Moser hat gesagt: »Also du bist für mich die Hasi, und ich bin für dich der Hansi.« Er hat mich oft besucht und bei uns zu Hause gegessen. »A gutes Papperl« wollte er von meiner Mutter. Ihre Suppe hat ihm besonders geschmeckt. Ich hab ja nicht nur einen, sondern gleich mehrere Filme mit ihm gemacht. Er war damals ein absoluter Topstar, aber für mich war er ein zweiter Papa. Nicht nur während der Dreharbeiten, sondern auch dann im weiteren Leben. Meinen Vater hatte ich ja verloren, als ich ein kleines Kind war.
Es gibt Orte, an denen erinnert man sich besonders gern an die Goldenen Jahre der Wachaufilme, wie zum Beispiel im Hotel Mariandl …
Das Hotel Mariandl der Familie Eibl ist sozusagen meine zweite Station in der Wachau. Ich hab dort jetzt mein eigenes Zimmer, die Waltraut-Haas-Suite. Wenn ich in der Nähe bin, wohne ich immer bei ihnen.
Kommen Sie oft in die Wachau?
Natürlich, immer wieder. Jetzt komme ich vor allem dann, wenn mein Sohn Marcus hier ist. Er ist der Intendant der Wachaufestspiele. Wenn er inszenierte, hab ich schon öfter eine Rolle übernommen. Die Wachau ist zu einer zweiten Heimat für mich geworden. Weil die Menschen so nett sind. Ich bin ihr Mariandl geblieben – bis heute.
Der Paradiesgarten Europas
Durch die schönste Kulturlandschaft entlang der Donau
180 Kilometer, 14 Etappen, 14 Orte, eine mehr als 1000 Jahre alte Kulturlandschaft voller Naturschätze und hinter jeder Kurve ein Panoramablick. Der Welterbesteig ist die schönste Möglichkeit, die Königin der europäischen Kulturlandschaften kennenzulernen: die Wachau. Die Schätze des weltberühmten Donautals offenbaren sich in den Weinterrassen mit ihren Trockensteinmauern, bei der Begegnung mit Smaragdeidechsen, beim Erkunden von Burgruinen und beim Wandern auf alten Wegen zu Kirchen, Schlössern und Klöstern, auf den Spuren der steinzeitlichen Nomaden, der Römer und der ersten Siedler, und selbstverständlich bei den Heurigen.
Der Einstieg ist leicht
Der Welterbesteig macht es einfach. Je nachdem, wie viel Zeit man hat, kann man im Rahmen eines Tagesausflugs eine einzelne Etappe oder während eines Wanderurlaubs beliebig viele hintereinander gehen.
Jede Etappe beginnt oder endet in einem Ort mit Nächtigungs- und Versorgungsmöglichkeiten. Diese Orte sind in das öffentliche Verkehrsnetz eingebunden. Krems und Melk als Tore zur Wachau sind mit dem Zug erreichbar, Melk über die Westbahnstrecke, Krems über die Franz-Josefs-Bahn. Auf beiden Donauseiten verkehren regelmäßig Busse.
Fertig zum Aufbruch?
Der Welterbesteig eignet sich ebenso für Anfänger:innen und Spaziergänger:innen wie für Wanderprofis. Die längeren und steileren Etappen sind mit etwas Ausdauer und Trittsicherheit gut zu bewältigen. Erforderlich ist festes Schuhwerk, denn man wandert über verschiedene Terrains, vom breiten Waldweg bis zum felsigen, steilen Pfad. Ausreichend Wasser sollte auf jeden Fall immer mit dabei sein, da es keine Nachfüllmöglichkeiten entlang des Wegs gibt. Ebenso ist es sinnvoll, eine Jause mitzunehmen, denn nicht auf allen Etappen finden sich saisonal geöffnete Labestationen. Überdies sollten Regenschutz, saisonal passende Kleidung, ein Erste-Hilfe-Paket mit Blasenpflaster und Proteinriegel nicht im Rucksack fehlen. Wer in Gefahr gerät, erreicht unter der Nummer 140 den Bergnotruf.
Im Sommer kann man Badekleidung mitnehmen, da es neben Freibädern auch zahlreiche Donaustrände gibt. Beim Baden in der Donau sollte man unbedingt auf die Strömungen achtgeben.
So finden Sie ans Ziel
Der Welterbesteig ist durchgehend gut gekennzeichnet. Auf Kreuzungen sind die Etappen mittels gelber Wegtafeln ausgeschildert, entlang des Wegs findet sich auf Bäumen, Mauern und Felsen laufend das Welterbesteig-Logo (ein stilisiertes »W«). Dieses Buch bietet eine genaue Beschreibung der einzelnen Etappen. Bei den Informationsstellen des Donautourismus ist kostenloses Kartenmaterial erhältlich. Wer möchte, kann auf jeder Etappe einen Stempel sammeln – hat man alle 14, gibt es die goldene Wandernadel.
Los geht’s!
Jede Jahreszeit hat ihren eigenen Zauber, doch aufgrund von Witterung und Wegbeschaffenheit eignen sich Frühjahr, Sommer und Herbst am besten zum Wandern. Den Welterbesteig zu gehen bedeutet, fernab und doch mittendrin zu sein – Behaglichkeit und Abenteuer zugleich. Ein gemütliches Plätzchen beim Heurigen ist nie weit weg – Stress, Alltag und Lärm existieren hier nicht.
Auf dem Weg in die Wachauer Weinlandschaft
Etappe 1
Von Krems nach Dürnstein
Länge: 12,4 km • Dauer: 4:30 h • Auf-/Abstieg: 345/344 hm • Stempelstation: Weingut Mayer Resch, Steiner Kellergasse 40, 3504 Stein • Start: Hoher Markt, Krems
Es ist der ideale Anfang für einen Weitwanderweg. Von der belebten Kremser Innenstadt macht der Welterbesteig eine Panoramarunde mit Blick über die Dächer der Kulturhauptstadt Niederösterreichs mit all ihren Kunstschätzen. Durch die historische Altstadt von Stein und vorbei am mittelalterlichen Weiler Rothenhof gelangt man über den Winzerorten Unterloiben und Oberloiben tief in die Wachauer Weinlandschaft mit ihren artenreichen Oasen – den Trockenrasen des Naturschutzgebiets Höhereck.
Mitten in Krems, am Hohen Markt, beginnt der Welterbesteig in historischem Ambiente gegenüber der Gozzoburg, einem der prominentesten mittelalterlichen Gebäude Österreichs. In einer Schleife führt der Weg hoch über die Stadt Krems. Zunächst geht es zur Piaristenkirche, die vom bekanntesten Künstler der Stadt, Martin Johann Schmidt, genannt Kremser Schmidt, ausgestattet worden ist. Seine Spuren finden sich in der gesamten Wachau. Vom Platz vor der Kirche hat man einen guten Blick auf die Stadt.
Über die Kremser Frauenbergstiege geht es hinunter zur Frauenberggasse, an deren Ende man rechts abbiegt, den Stadtgraben quert und der Alauntalstraße zur Kreuzbergstiege folgt. Entlang verwachsener Wände und an alten Villen und schönen Gärten vorbei geht es hoch über den Dächern der Stadt auf den Kreuzberg. Der Hausberg der Kremser:innen ist nicht nur ein beliebtes Ziel für Spaziergänge, sondern war in der Vergangenheit auch der Ort für Hinrichtungen – eine alte Bezeichnung ist Galgenberg. Am Ende der Stiege führt der Weg nach links zur Ried Kögl und damit in eine bezaubernde Weinlandschaft hoch über der Stadt. Von dort bietet sich einer der besten Ausblicke auf den Göttweiger Berg – seine geologische Bezeichnung »Inselberg« ist aus dieser Perspektive gut nachvollziehbar.
Aussicht auf Krems und Stift Göttweig
Über den Kögelweg geht es, vorbei an modernen Villen, in einer langen Schleife hinab bis zum Universitäts-Campus. Nun biegt man nach rechts wieder in die Alauntalstraße ein und folgt dieser, am Campus vorbei, wechselt die Straßenseite und biegt rechts in den Philosophensteig. Am Ende des Steigs quert man unterhalb der Steiner Weinrieden zum ersten Mal die Gleise der Wachaubahn. Durch das Wiedentor gelangt man zur urigen Steiner Kellergasse und rechts in die historische Altstadt. Beim Heurigen Mayer Resch befindet sich die Stempelstation und gegenüber das Steiner Rebentor (229 m) mit einem schönen Rast- und Aussichtsplatz. Unterhalb des Tors steht die Frauenbergkirche. Hoch oben in ihrem hohen Turm, dem »alten Michl«, wohnte noch bis 1970 ein Turmwächter.
Vom Rebentor geht man weiter die schöne Kellergasse entlang, bis schmale Stiegen zu den Gleisen der Wachaubahn hinabführen. Man quert die Reisperbachtalstraße und folgt direkt neben dem Bahntunnel dem unscheinbaren Weg hinauf zu den Überresten der alten Befestigungsanlage Stein, die sich im Privatbesitz befindet. Schon bald ist man inmitten der Ried Altenburg (227 m) und kann erneut einen umwerfenden Blick auf das Stift Göttweig genießen. Beim Altenburger Weinbergkreuz gibt es eine Rastmöglichkeit mit Blick auf die Steiner Weinlandschaft und den Braunsdorfer Berg mit der Donauwarte. Durch die Steiner Rieden und vorbei an alten Steinmauern, an denen im Frühjahr üppig die Blumen blühen, geht es bergauf weiter. Es lohnt sich der Blick zurück auf Krems und die Donaulandschaft mit der Mauterner Brücke.
Nach einer lang gezogenen Kurve geht es ein Stück bergab in den Förthofgraben (248 m), dann weiter auf den Pfaffenberg. Mit der gleichnamigen Ried Pfaffenberg (298 m) beginnt das Weinanbaugebiet der Wachau, genannt Vinea Wachau Nobilis Districtus. Entlang eines alten Weinwegs geht man ein Stück parallel zur Donau, mit grandiosem Ausblick auf den Strom. Die Hundsheimer Insel vor Mautern liegt wie ein grünes Schiff auf den leichten Wellen, die der stete Schiffs- und Bootsverkehr erzeugt.